PRIMS Full-text transcription (HTML)
0897
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 113.
22. April 1840.

Spanien.

In Folge der Anforderung des Herzogs de la Victoria, daß die Regierung den Brigadier Linage zum Marechal de Camp erheben solle, hat sich das Ministerium aufgelöst. Der Kriegsminister, der des Innern, und der Marineminister erklärten, daß sie es weder mit ihrem Ehrgefühl, noch mit den, als verantwortlichen Rathgebern der Krone ihnen obliegenden Pflichten vereinbaren könnten, einen Officier, der sich in offnen Widerstand gegen das von der Regierung aufgestellte politische System versetzt hatte, durch Ertheilung eines höheren Grades auszuzeichnen. Da sie aber darauf gefaßt seyn mußten, daß eine allerhöchste Person dem Verlangen des Herzogs willfahren werde, so reichten schon am 5 Abends jene drei Minister ihre Entlassung ein, welche in den Handen Ihrer Maj. der Königin-Regentin verblieb. Hr. Perez de Castro und der Justizminister bewiesen größere Nachgiebigkeit, und brachten vermuthlich ihre Privatgefühle der ihnen eingewurzelten Ueberzeugung zum Opfer, daß ihr Austritt aus dem Cabinette für den Staat von Verderben seyn werde. Es wurde gestern Abend ein Courier an Espartero zurückbefördert, um seine weiteren Bestimmungen über die Umgestaltung des Ministeriums einzuholen, und dem Brigadier Linage die Ernennung zum Marechal de Camp zu überbringen. Da nun aber die Majorität des Congresses vielleicht nicht geneigt seyn dürfte, den Nachfolgern der ausgetretenen Minister ihre Unterstützung zu gewähren, so liegt die Auflösung der Cortes in dem Reiche der Möglichkeit. Vorläufig hat der Congreß seine Sitzungen eingestellt, da Hr. Perez de Castro anzeigen ließ, daß die Minister verhindert wären, denselben beizuwohnen. Aus allem diesem ergibt sich, daß die bloße Weigerung, eine von dem Obergeneral vorgeschlagene Beförderung zu bewilligen, hinreichte, um ein Ministerium aufzulösen, und das Land in eine neue bedenkliche Krisis zu versetzen ein Umstand, der eine Bestätigung ist der in meinem Schreiben vom 13 v. M. ausgesprochenen Andeutung, daß die Institutionen, mit denen man den Thron Isabellens II umgeben hat, theils von der Regierung, theils von dem Obergeneral, theils auch von den constitutionellen Rigoristen selbst auf ziemlich willkürliche Weise gehandhabt werden. Die Exaltirten können ihre Freude über die neue Demüthigung, welcher der Herzog de la Victoria die verantwortlichen Rathgeber der Krone ausgesetzt hat, nicht laut genug zu erkennen geben. Gestern Mittag traf abermals ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs hier ein, wodurch natürlich die öffentliche Neugierde aufs höchste gespannt wurde. Er überbrachte jedoch nur die Nachricht, daß der Obrist Zurbano am 5 bei Pitarque das 7te und 8te aragonische Bataillon niedermachte, so daß nur etwa 100 Mann entkamen, und 419 in Gefangenschaft geriethen. Cabrera befindet sich, zuverlässigen Nachrichten zufolge, todtkrank in Mora de Ebro. Am 1 war auch Forcadell dort. Ein Theil der Truppen Espartero's bewegt sich nach jenem Punkte zu. Gestern Abend gegen 7 Uhr überreichte der englische Gesandte in feierlicher Audienz seine Beglaubigungsschreiben an Ihre Maj. die Königin-Regentin. Der Gesandte hielt dabei folgende Anrede: Indem ich die Ehre habe, Ew. Maj. das Schreiben Ihrer Maj. der Königin von England zu überreichen, welches mich als außerordentlichen Gesandten Ihrer Maj. bei Ihrer Maj. der Königin Isabelle II, Ew. Maj. erlauchten Tochter, beglaubigt, bin ich von meiner Monarchin insbesondere beauftragt, Ew. Maj. die Versicherungen von dem lebhaften Interesse zu erneuern, welches die Königin von England an dem Wohlergehen und dem Glück Ihrer katholischen Maj. und an dem Ew. Maj. nimmt, so wie auch den aufrichtigen Wunsch Ihrer Maj. auszusprechen, daß die Freundschafts - und Allianzverhältnisse, welche gegenwärtig glücklicherweise zwischen den Kronen von Großbritannien und Spanien bestehen, immer mehr befestigt werden mögen. Meine erhabene Monarchin hat mir auch befohlen, Ew. Maj. die sie beseelende glühende (ardiente) Hoffnung auszusprechen, daß die edlen Anstrengungen und hochherzigen Opfer des spanischen Volkes für die Rechte seiner rechtmäßigen Monarchin und für die verfassungsmäßige Freiheit durch einen vollständigen Triumph gekrönt werden, und die spanische Nation alsbald einer vollkommenen Ruhe und eines stets zunehmenden Wohlstandes genießen werde. Die Königin-Regentin erwiederte: Hr. Minister, ich habe Sie mit großem Vergnügen den Antheil darlegen hören, welchen Ihre erlauchte Monarchin an der Wohlfahrt der spanischen Nation nimmt, so wie auch ihre aufrichtigen Wünsche, die Bande der Freundschaft, die uns glücklicherweise vereinigen, zu befestigen. Ich meines Theils werde dazu beitragen, nicht bloß von eigener Neigung, sondern auch von Dankbarkeit geleitet. Um mir so edle Gesinnungen darzulegen, konnte Ihre Maj. die Königin Victoria unstreitig kein würdigeres Organ, als Sie, Hr. Minister, auswählen. Ich hege, so wie Ihre Maj. die Königin von England, die schmeichelhafte Hoffnung, alsbald die hochherzigen Anstrengungen des spanischen Volkes für den verfassungsmäßigen Thron meiner erlauchten Tochter durch den Sieg gekrönt zu sehen.

0898

Großbritannien.

Die Königin hielt gestern (14) Nachmittags im Buckinghampalast ein geheimes Conseil, und begab sich heute mit ihrem Gemahl, dem Prinzen Albert k. H., nach Windsorschloß, worauf die Herzogin von Kent ihre neue Privatwohnung auf dem Belgrave-Square bezog. Ueber einen Unfall, der den Erbprinzen Ernst von Sachsen-Coburg vor einiger Zeit auf einer Jagdpartie traf, meldet die Kentish Gazette berichtigend: Se. Hoh. ritt über das Gut des Grafen v. Cardigan, und schwang spielend eine große Hetzpeitsche am Riemen, der schwere Griff derselben traf ihn zufällig auf den Mund und schlug ihm zwei Vorderzähne ein.

Am 14 April wurde beiden Parlamentshäusern folgender Geheimerathsbefehl (Order in Council) d. d. 3 April vorgelegt: Nachdem Ihre Maj. das neuerliche injuriöse Verfahren gewisser Beamten des Kaisers von China gegen Beamte und Unterthanen Ihrer Maj. in Erwägung gezogen, und nachdem Ihre Maj. die Ordre gegeben hat, Genugthuung und Schadensersatz dafür von der chinesischen Regierung zu fordern; da es ferner sachdiensam ist, daß, zur Erlangung solcher Genugthuung und Entschädigung, Schiffe, Fahrzeuge und Waarenladungen, die dem Kaiser von China und seinen Unterthanen gehören, brittischerseits an - und in Verwahrung gehalten werden, um, falls die chinesische Regierung Genugthuung und Entschädigung verweigern sollte, die also detinirten und weiter zu detinirenden Schiffe und Ladungen zu confisciren und zu verkaufen, den Erlös daraus aber solchergestalt zu verwenden, wie Ihrer Maj. zu bestimmen gefallen mag: so geruht Ihre Maj. nach und mit dem Rathe Ihres geheimen Conseils zu befehlen, und es wird hiermit befohlen, daß die Befehlshaber von Ihrer Maj. Kriegsschiffen alle dem Kaiser von China, oder seinen Unterthanen oder andern in einem der Länder, Territorien oder Gebiete von China gehörigen Schiffe, Fahrzeuge und Güter anhalten und in Port führen, um in dem Falle, daß solche Entschädigung und Genugthuung, wie oben besagt, von der chinesischen Regierung verweigert worden seyn wird, dieselben zur Aburtheilung zu bringen vor einem der Admiralitätsgerichtshöfe in Ihrer Maj. Reichen. Zu diesem Ende habe Ihrer Maj. Advocate-General, in Gemeinschaft mit dem Admiralitäts-Advocaten, alsbald den Entwurf einer Commission vorzubereiten und Ihrer Maj. im Conseil vorzulegen, kraft deren der hohe Admiralitätshof von Großbritannien und die verschiedenen Admiralitätshöfe in andern Theilen der Reiche Ihrer Maj. ermächtigt werden, als Prisengerichte zu verfahren und über alle Confiscationen, Wegnahmen und Entgegenwegnahmen (of captures, seizures, prizes and reprisals) von Schiffen, Fahrzeugen und Gütern, die genommen sind oder werden genommen werden, nach dem Brauch der Admiralitätshöfe und den Gesetzen des Völkerrechts entscheidend zu erkennen, und alle solche Schiffe, Fahrzeuge und Güter, welche dem Kaiser von China, oder Unterthanen des Kaisers von China u. s. w. zugehören, als Prisen zu verurtheilen und zu adjudiciren. (Hier folgt noch eine Amplification im schwerfälligsten Curialstyl, die wir füglich weglassen können).

In der Unterhaussitzung am 15 April, deren Anfang uns zugekommen ist, ward eine Reihe von Motionen angezeigt, welche eine interessantere Fortsetzung der Parlamentssession nach Ostern versprechen, als der bisherige im Ganzen schläfrige Gang derselben vor Ostern erwarten ließ. Unter Anderm erklärte Hr. Villiers, daß er bei seinem Entschluß beharre, am 12 Mai die Frage wegen der Korngesetze wieder vor das Haus zu bringen. Hr. G. Palmer fragte die Minister, ob mit der Entschädigung, welche der Krieg gegen China bezwecken solle, eine Schadloshaltung der brittischen Kaufleute für das ihnen weggenommene und zerstörte Opium gemeint sey? Lord John Russell lehnte die Beantwortung dieser Frage ab. Hr. Palmer: Dann werde ich am 30 April dem Hause die Resolution vorschlagen, zu erklären, daß die mit der Beschlagnahme und Zerstörung des Opiums zusammenhängenden Transactionen nicht hinreichend sind, den Beginn eines Kriegs von Seite Englands gegen China zu rechtfertigen (Hört! und Beifallruf der Tories). Hr. M. Phillip fragte, wie es um die Negociirung eines Handelsvertrags mit Frankreich stehe. Lord J. Russell erwiederte, die Unterhandlungen seyen noch im Gang, und der englischerseits ernannte Commissär sey im Begriff, nach Paris abzureisen. Lord J. Russell gab, indem er die Vertagung des Hauses bis zum 29 April vorschlug, einige Erörterungen über den nach den Osterferien einzuhaltenden Geschäftsgang des Hauses. Lord Mahon: Bevor das Haus die Vertagung votirt, erlaub 'ich mir, in Abwesenheit des edeln Viscount, des Staatssecretärs des Auswärtigen, an dessen Collegen, den Hrn. Colonialminister, die Frage, ob Ihrer Maj. Regierung Weisungen gegeben hat, eine Blokade zu verhängen oder sonstige feindselige Operationen zu beginnen gegen das Königreich Neapel. Lord J. Russell: Die Regierung hat in Bezug auf das Schwefelmonopol dem brittischen Gesandten in Neapel bedeutet, falls er in einer gegebenen Frist von der neapolitanischen Regierung keine befriedigende Antwort erhalten sollte, werde sie unserm im Mittelmeer befehligenden Admiral die Ordre zugehen lassen, Schiffe, die unter neapolitanischer Flagge segeln, zu detiniren. Unsern neuesten Nachrichten aus Neapel zufolge war die vom brittischen Gesandten erhaltene Antwort der dortigen Regierung ganz ausweichend und unbefriedigend (entirely evasive and unsatisfactory). Ihrer Maj. Regierung steht nun mit dem Gesandten in Communication über die zu fassenden weitern Maaßregeln. Sir J. Graham: Ist wegen der Detinirung neapolitanischer Schiffe ein Geheimerathsbefehl angenommen worden? Lord J. Russel: Es ist nicht nöthig. (?) Sir J. Graham: Wie ich vernehme, hat die an Admiral Stopford ergangene Ordre zur Detinirung neapolitanischer Schiffe den Zweck, eine Entschädigung für die durch das Schwefelmonopol verletzten brittischen Kaufleute zu erlangen? Lord J. Russell: Die dem Admiral ertheilte Ordre lautet auf Detention neapolitanischer Schiffe; doch wenn, wie ich zuversichtlich glaube (as I trust) die neapolitanische Regierung sich zu einer befriedigenden Ausgleichung der Sache herbeiläßt, so werden die bis dahin weggenommenen Schiffe wieder freigegeben werden. Die Sitzung dauerte noch, als die Post abging.

Frankreich.

Einer telegraphischen Depesche aus Toulon vom 16 April und aus Algier vom 13 von dem Marschall Valée an den Kriegsminister zufolge waren die Herzoge von Orleans und Aumale am 13 um 4 Uhr früh daselbst eingetroffen.

Mehrere Journale melden, daß Hr. v. Sebastiani mit einer Mission bei Sr. Maj. dem König beider Sicilien beauftragt werden soll.

Wir haben gestern erwähnt, daß in der Pairskammersitzung vom 15 April der junge Graf Montalembert, einer der ersten Führer der katholischen Partei, der gegen die beiden letzten Ministerien sich mehr oder minder in der Opposition gehalten hatte, dem neuen Cabinette seine volle Zustimmung gegeben habe, gleich den Grafen d'Alton-Shee und Pontedulant. 0899Hr. v. Montalembert begann mit dem Ausdruck des Erstaunens, daß die parlamentarische Regierung so vielen Widerwillen in der Kammer finde. Es sey dieß im Grund nur die ganz gemäßigte, vernünftige Idee der Juliusrevolution, d. h. das Uebergewicht der legitimen Wünsche des Landes in legaler Weise ausgedrückt. Fast ohne Widerstand sey jenes Wort in die letzte Deputirtenkammer-Adresse aufgenommen worden, der eine große Zahl conservativer Boten beigestimmt habe. Selbst aber wenn dieses Wort unbekannte Schrecknisse einschlösse, würde es durch die Annahme von Seite der Pairskammer viel von seiner Kraft und vielleicht seine ganze Gefahr verlieren. Ein zweites Schreckbild sey der Zutritt der Linken und ihrer Journale. Er seinerseits glaube, man sollte sich über die Annäherung der Linken an die Regierung eher freuen, als sich beunruhigen, denn wenn er auch die Principien der Linken, mit Ausnahme ihrer Meinungen über die auswärtige Politik, keineswegs theile, so könne er doch nicht läugnen, daß die Stellung dieser Partei in Frankreich sowohl wegen der Zahl, als der Thätigkeit und Energie ihrer Mitglieder hohe Bedeutung habe; man könne daher nur wünschen, daß ihre jetzige der Regierung günstige Stimmung von Dauer seyn möge, denn jene Partei für immer auszuschließen, sie zu einer bleibenden Opposition zu zwingen, schiene ihm die unverständigste und gefährlichste Politik von der Welt, während ihre jetzige Anschließung gar viele Vorurtheile der Partei beschwichtigen werde. Welche Energie dagegen der jetzige Conseilpräsident der Unordnung und den Factionen gegenüber besitze, das habe er bei mehr als Einer Gelegenheit so schlagend bewiesen, daß sein damaliges Benehmen wohl auch eine gute Bürgschaft für die Zukunft biete. Oft höre ich sagen (fuhr der Redner fort), daß diese oder jene Partei schwächer werde. Kürzlich sagten die einen, die conservative Partei sey verschwunden; die andern discutirten über den Ursprung und Genealogie des linken Centrums. Noch andere fragten: wißt ihr, was aus den Doctrinären geworden ist? (Gelächter.) Ich weiß es nicht, und kümmere mich nicht darum; ich glaube auch nicht, daß das Land sich viel um das Schicksal dieser Parteien kümmere, denen es nur von ferne zusieht. Was aber bei all diesen Discussionen leidet, das ist die Größe und der legitime Einfluß Frankreichs. Ja bei diesen großen Fragen der allgemeinen Politik, die auftauchen und sich lösen inmitten der Gleichgültigkeit und des Hin - und Herredens einer Versammlung, die man ihrer Mission ungetreu glauben könnte, greift in der Welt ein Gedanke mehr und mehr um sich: der Gedanke, daß Frankreich im Sinken ist. Ich beschwöre Sie, ich beschwöre die Regierung, ich beschwöre die Männer, die mit der höchsten Gewalt bekleidet sind: lassen Sie diesen Gedanken nicht noch mehr Raum gewinnen, weder im Innern noch nach außen. Ich beschwöre Sie, über das geheiligte Unterpfand, das wir von unsern Vätern erhalten, über die Nationalgröße zu wachen, nicht zu dulden, daß unter der Repräsentativregierung, unter einer Regierung der Freiheit und der Nationalität, jenes Unterpfand weniger glänzend und kostbar erscheine, als unter der absoluten Monarchie. (Bewegung.) Ferne von mir ist der Gedanke ein berüchtigtes und ungerechtes Wort zu wiederholen, das auf eine andere Epoche unserer Geschichte angewendet worden, von der man sagte, sie sey im Koth stecken geblieben. Ich wiederhole dieses Wort nur, um es zu tadeln. Ich fürchte aber, daß die Nachwelt, wenn sie unsre endlosen Discussionen und ihre nichtigen Resultate sieht, von unsrer gegenwärtigen Geschichtsepoche sage, sie sey in der Leere stecken geblieben. (Bewegung.) Vielleicht hält man mir entgegen, diese Schwäche, diese Abnahme des Nationalgefühls und der Theilnahme an den großen Angelegenheiten Europa's komme daher, daß Frankreich im Jahre 1830 das Princip der Legitimität zerrissen, daß es eine Revolution vollbracht habe. Ich bekämpfe diese Behauptung. Zwar kann ich nicht sagen, wie der Hr. Präsident des Conseils, daß ich ein Kind der Juliusrevolution sey, daß ich ihr Alles, was ich bin, verdanke. Im Gegentheil bin ich, das Wenige, was ich bin, ohne sie und trotz ihr geworden. Aber nichts destoweniger bringe ich ihr eine feierliche und uneigennützige Huldigung; sie war eine große That, denn sie war ehrenwerth, wie der Hr. Präsident des Conseils gesagt, sie war ehrenwerth, denn sie war gemäßigt. Ich sage hiemit nicht, daß die Juliusrevolution ein Glück gewesen; aber sie war ein Act der Gerechtigkeit, und eine Gerechtigkeit bringt einer großen Nation niemals Unglück. (Zeichen der Beistimmung.) Am wenigsten aber kann man der Juliusrevolution Schuld geben, sie habe Frankreich geschwächt; und zum Beweis hiefür rufe ich Ihnen nur die Erinnerungen von 1830 zurück. Waren wir in den Tagen, die der Juliusrevolution folgten, nicht die überwiegende Macht in Europa? Die Politik, die ich meinem Lande wünsche, ist: jene Tage wiederzufinden ohne ihre Inconvenienzen. (Lebhafter Beifall.) Ich glaube, der Präsident des Conseils trägt das Gefühl jener Politik und jener Stellung in sich; ich glaube auch, er hat den Willen und die Macht, sie zu verwirklichen; daher stimme ich seinem Ministerium bei. Die Größe unsers Vaterlandes ... Der Redner konnte diese Phrase über wieder zu erringendes Uebergewicht nicht vollenden, da in demselben Augenblick einer der Pairs, Hr. v. Bessières, wie es hieß, vom Schlag gerührt, in Ohnmacht fiel, was sonst für ein schlimmes Omen gegolten hätte. Der Kanzler sagte: Graf Montalembert sieht, welches Unglück eben eingetreten. Will die Kammer fortfahren? Von allen Seiten: Nein! nein! auf morgen.

In der Rede des Hrn. Villemain in der Pairskammersitzung vom 16 April, deren Resultat wir gestern gemeldet, befindet sich folgende Stelle über die orientalische Frage. In was bestand fragte der Redner der angebliche Fehler der Politik des letzten Ministeriums? Das letzte Ministerium zeigte einen freundschaftlichen und aufrichtigen Widerstand einer Macht gegenüber, welche ihre Achtung für den Ruhm, der in den Erinnerungen einer großen Zeit des Kaiserreichs und in dem Mann liegt, der jene Zeit personificirt, öffentlich ausgesprochen hat. Dieser Mann (Marschall Soult), sage ich, übte mit aller Offenheit einen freundschaftlichen, friedlichen, militärischen Widerstand, durch welchen ein gewandtes, mächtiges Cabinet bewogen wurde, nochmals zu überlegen, bei gewissen Maaßregeln zu zaudern, so daß endlich Elemente der Versöhnung zwischen zwei mächtigen Cabinetten vorbereitet wurden. Wenn ein anderes Ministerium aus diesen Elementen der Versöhnung Nutzen zieht, so wünschen wir uns und dem Land Glück dazu. Nur soll man nicht das früher Geschehene verleumden und sich selbst rühmen, während man nur auf derselben Bahn beharrt.

Die Zahl der schwarzen Kugeln, welche sich bei der Abstimmung über die geheimen Fonds in der Urne der Pairskammer vorfanden, betrug nur 53, statt 59, wie uns gestern irrig mitgetheilt worden. Die Majorität war 87.

Es heißt, Graf Jaubert werde nächstens der Kammer einen Gesetzesentwurf zur Vollendung des Louvre vorlegen.

Die Nachrichten aus Algier in den Touloner und Marseiller Blättern gehen nicht weiter, als bis zum 4 April. Das Wetter war schlecht und die Atlaskette wieder mit Schnee bedeckt, was den Marsch nach Dellys hinderte, so daß derselbe wahrscheinlich bis zum Ende der großen Operationen gegen0900 Medeah, Miliana und Tekedemt ganz unterbleibt. Die Verbindung mit Scherschel fand nur zur See statt. Gerüchte gingen, daß dieser neubesetzte Punkt von den Kabylen angegriffen worden sey. In den Umgebungen von Algier zeigten die Araber sich wieder in gleicher Zahl und mit derselben Keckheit, wie früher; die Ermordungen waren an der Tagesordnung. Unter den letzten Opfern nennt man Hr. Boutin, ehemaligen Maire der Gemeinde Hussein Dey, dessen Leiche, von Wunden zerrissen, zwischen Duera und Tixeraim aufgefunden worden. Der Correspondent des Toulonnais, der alle diese Details mittheilt, sagt auch, Niemand hege in Algier große Erwartungen von den bevorstehenden Operationen, da bei der Taktik der Araber, vor einem vordringenden Feind zu fliehen und Alles im Stich zu lassen, aber plötzlich wieder umzukehren, sobald der Mangel an Lebensmitteln ihre Gegner zum Rückzug zwinge, mit einem Heere gar nichts auszurichten sey. Der Sémaphore will die Nachricht haben, daß Abd-el-Kader gegenwärtig vom Marabut Tidschini im Rücken bedroht und genöthigt worden sey, einen Theil seiner Truppen nach der Wüste zu schicken. Das vor einiger Zeit verbreitete Gerücht, als habe der Commandant der kleinen Insel Raschgun an der Mündung der Tafna die Republik proclamirt, hat sich als falsch erwiesen. Anlaß zu diesem Gerücht gab eine Meuterei, welche gegen den Commandanten jenes Eilandes ausbrach, aber unterdrückt wurde.

Zwei Drittheile der Pairskammer haben für die geheimen Fonds, nur ein Drittheil hat dagegen gestimmt. Dieß ist nur ein scheinbarer Triumph des Ministeriums. Die Majorität der Pairskammer hat mit ihrem Votum nicht erklärt, daß das Ministerium ihr Vertrauen besitze, sondern nur, daß man es vor der Hand dulden, daß man erst seine praktische Politik abwarten wolle, daß man zur Zeit den Muth nicht habe, oder nicht für gerathen halte, dem deutlich ausgesprochenen Willen des Landes entgegenzutreten. Die wenigsten Mitglieder der Majorität sind Freunde des Ministeriums. Im Gegentheil: sie fragen mißtrauisch, woher es komme, warum es da sey und wohin es wolle. Dagegen erklären sich 53 Mitglieder, ohne erst die Handlungen des Ministeriums abwarten zu wollen, für die Feinde seiner Herkunft, seiner Existenz und seiner Zukunft. Dieß ist die stärkste Opposition, die je ein Ministerium in diesem Hause erfahren hat. Nur wenige Persönlichkeiten sind als offene Anhänger der Minister und ihres Systems aufgetreten, aber diese Ausnahmen bezeichnen die Regel. Es sind dieß junge, unabhängige Männer von altem Adel und neuen Gesinnungen, Männer voll Kraft, die ohne Krücken gehen können. Einer von ihnen, der Graf d'Alton Shee, hat sogar von der Nothwendigkeit einer Reform der Pairskammer gesprochen. Man kann sich vorstellen, wie die naive Expectoration aufgenommen ward; es war als hätte man einem Podagristen auf den großen Zehen getreten. Auch suchte Hr. Villemain, der jedem Gegner des neuen Ministeriums zu Ohren spricht, die Kammer auf der Stelle zu beruhigen und sich durch diesen guten Dienst bei ihr in Gunst zu setzen. Die Kammer hörte aber nicht auf zu fühlen, daß Hr. d'Alton Shee den wundesten Fleck an ihrem Körper berührt habe. Im Publicum fängt man jetzt erst an, die ganze Summe von Talent und Geschicklichkeit, welche das Ministerium und insbesondere sein Chef während dieser Verhandlungen an den Tag gelegt, zu berechnen. Die Reden des Hrn. Thiers sind zu ganz andern Ohren gesprochen, als zu denen von Männern, deren Gesinnungen und Abstimmungen er zum voraus kannte, und die durch bessere Ueberzeugung zu bekehren ihm schwerlich in den Sinn gekommen ist. Den Angestellten der Deputirtenkammer erklärt er Vergessenheit und Vergebung des Vergangenen, aber auch Absetzung im Fall der Widerspänstigkeit dem Hof, daß er sein Amt mit dem der Krone schuldigen Respect zu verwalten wissen, aber auch Independenz der Gesinnung genug haben werde, um es niederzulegen, im Fall es nicht mehr mit Ehren zu bekleiden sey dem englischen Cabinet, daß die englisch-französische Allianz nur so lange bestehen könne, als sie mit der Ehre und den Interessen Frankreichs vereinbarlich sey der linken Seite, daß er Freunde, die mit ihm unter Einer Fahne gekämpft, nie verlassen werde dem Publicum, daß seine Politik eine nationale seyn werde, und daß die Gerüchte, als spielte er mit dem englischen Cabinet unter Einer Decke, elende Verleumdungen seyen den europäischen Mächten, daß er Geschicklichkeit genug haben werde, um die Interessen von Europa mit den nationalen Interessen von Frankreich in Einklang zu bringen. In dem, was er verschweigt, nicht minder als in dem, was er sagt, beweist er den höchsten Grad von Klugheit und Mäßigung. Die persönlichen Ausfälle des Hrn. Merilhou und die groben Inconsequenzen des Hrn. Villemain übergeht er mit Stillschweigen, ungeachtet es ihm ein Leichtes gewesen wäre, sie zu vernichten. Hr. Merilhou, der dem Hrn. Thiers die Inconsequenzen seines politischen Lebens nachweisen will, ist nämlich derselbe Hr. Merilhou, welcher zur Zeit der Restauration unter die heftigsten Carbonaris gehörte, derselbe, welcher unter Casimir Perrier unter der Linken saß. Hr. Villemain war bekanntlich vor dem 12 Mai 1839 einer der entschiedensten Liberalen in der Pairskammer. Jetzt ist dem Hrn. Merilhou eine Transaction zwischen der Linken und dem Centrum ein Gräuel, und Hr. Villemain, einer der Coalitionschefs, will von keinem parlamentarischen Gouvernement wissen. Ihm ist jetzt der Degen des Marschalls Soult, des Lieutenants Napoleons, Alles und Alles. Er allein soll nach Hrn. Villemain verhindert haben, daß Ibrahim nach der Schlacht von Nisib das taurische Gebirge nicht überstieg. Hr. Thiers wußte wohl, daß der Pascha von Aegypten nach dieser Schlacht dem Ibrahim Befehl gegeben, nicht weiter vorzurücken, und daß die Botschaft des Marschalls ihn keineswegs zu der von ihm bewiesenen Mäßigung bestimmte. Gleichwohl hatte Hr. Thiers den Tact, diese Thatsache nicht anzuführen, um den Marschall und den Hof nicht zu verletzen. Dagegen konnte Graf Jaubert sich nicht enthalten, den Hrn. Villemain durch ein Impromptu etwas lächerlich zu machen. Er sollte auf Ausfälle gegen die Coalition antworten, erklärte aber, daß er die Lösung dieser Aufgabe seinem Nachfolger auf der Tribune (Hrn. Villemain), einem der glänzendsten Redner der Kammer und einem der angesehensten Chefs der Coalition überlassen wolle. Hrn. Villemain konnte vor dem lauten Gelächter der gravitätischen Pairskammer lange nicht zum Wort kommen. Das Resultat dieser Verhandlungen ist indessen immerhin zu Gunsten des Ministeriums. Es hat sein moralisches Uebergewicht in der Pairskammer wie früher in der Deputirtenkammer behauptet, und zwar in einem so hohen Grade, daß das Journal des Débats Hrn. Thiers heute wider Willen eine Lobrede hält, und den Wunsch nicht unterdrücken kann, ihn wiederum unter die Seinigen zu zählen.

Italien.

Die Preußische Staatszeitung enthält folgendes Schreiben aus Neapel vom 27 März. Die Streitfrage mit England wegen des Schwefelmonopols beschäftigt fortwährend alle Gemüther. Man kann sich nicht verhehlen, daß sich die Regierung in einem schlimmen Dilemma befindet, indem ihr einerseits durch den Contract mit dem Hause Taix und Comp. die Hände gebunden sind, und andererseits die englische Regierung, gestützt auf den 5ten Artikel des Tractats von 1816,0901 ihr wahres oder vermeintliches Recht auf jede Weise geltend zu machen entschlossen ist. Dieser Artikel lautet: Die brittischen Unterthanen im Königreiche beider Sicilien haben die Befugniß, daselbst Etablissements und Waarenlager zu halten, und über ihr Vermögen, persönliches sowohl als jedweder andern Art, frei zu verfügen durch Kauf, Schenkung, Tausch, letztwillige Anordnung und in jeder andern Weise, ohne Anstand und Behinderung. Hierauf gründet Hr. Temple, im Auftrage seines Hofes, die Beschwerden, deren Abstellung die Regierung Ihrer Maj. nöthigenfalls mit bewaffneter Hand, nämlich durch eine Blokade der neapolitanischen Häfen, durchzusetzen bereit ist. Ich will hier nicht auf die Frage eingehen, ob der Contract mit Taix wirklich ein Bruch des Tractats mit England vom Jahre 1816 ist, wie englischerseits behauptet wird. Dafür und dagegen ließe sich Mancherlei vorbringen. Gewiß aber erleidet der englische Handel große Verluste, indem seit der Concedirung des Monopols durch den Minister des Innern, Cavaliere Sant-Angelo, im Sommer 1838 der Preis des Schwefels, dieses für die englischen Fabriken so nothwendigen Artikels, um mehr als das Doppelte gestiegen ist. Hr. Mac Gregor, der im vorigen Herbste als brittischer Handelscommissär und Bevollmächtigter hierher kam, um die seit langer Zeit schwebenden Unterhandlungen wegen eines neuen Handelstractats und einer Modification des sicilianischen Tarifs zum Abschlusse zu bringen, richtete sein Augenmerk vorzüglich auf das Schwefelmonopol, dessen Abschaffung er in seiner amtlichen Correspondenz mit Fürst Cassaro als conditio sine qua non jeder weitern Verhandlung schon damals, und bevor er noch Sicilien bereist hatte, aufstellte. Hr. Mac Gregor besuchte hierauf die Insel und sammelte in Palermo, Alcamo, Girgenti, Licata und in den Schwefeldistricten im Val di Noto die nöthigen Materialien, um den dem brittischen Handel aus dem Monopol erwachsenden Verlust mit Genauigkeit angeben zu können. Englische Kaufleute auf hiesigem Platze, welche Hrn. Mac Gregor bei dieser Arbeit an die Hand gingen, und deren Glaubwürdigkeit über jeden Zweifel erhaben ist, versicherten mich, daß bei dem Fortbestande des Monopols der Verlust der in dem Schwefelhandel verwendeten englischen Capitalien, welche sie auf 2 Millionen Pf. St. veranschlagen, unabwendbar sey; hiezu müsse man die bedeutenden Summen rechnen, welche von brittischen Kaufleuten zum Betrieb der Minen, auf Baulichkeiten, Maschinen etc. vor der Concedirung des Monopols verausgabt worden seyen, und die nun gleichfalls verloren gehen würden; endlich noch die Steigerung der Schwefelpreise, welche die englischen Manufacturen jährlich mit einer Mehrausgabe von 300,000 Pf. St. belaste. Früher habe man in allen sicilianischen Häfen englische Kauffahrer gefunden, deren Zahl im Durchschnitt jährlich an 600 betrug, während in den letzten anderthalb Jahren nicht 200 englische Schiffe daselbst erschienen seyen. Zu jeder Zeit hat Großbritannien seinen Handel kräftig geschützt, keine Verwaltung, gehöre sie den Tories oder den Whigs an, dürfte es wagen, gegründeten Klagen des englischen Handelsstandes Gehör, und, so weit es möglich, Abhülfe zu versagen. Man kann daher mit Sicherheit erwarten, daß Lord Palmerston nicht nachgeben werde. Um so mehr ist es zu beklagen, daß der König den redlichen und einsichtsvollen Rathschlägen des Fürsten Cassaro sein Ohr verschloß. Man wird es nicht zu feindseligen Demonstrationen von Seite Englands kommen lassen, trotz der Einschiffung von Truppen nach Sicilien und trotz der Befestigung einiger unserer Küstenpunkte. Unter vernünftigen Menschen kann hierüber kein Zweifel obwalten. Es wird dieser Sache also doch am Ende nur durch Nachgiebigkeit von unserer Seite ein Ende gemacht, und mit großen Opfern erkauft werden, was kurz vorher mit etwas mehr Mäßigung weit leichter hätte erreicht werden können. Uebrigens ist dieser unangenehme Handel noch nicht beigelegt, und das gestern hier umlaufende Gerücht, als habe ein Gesandter einer großen Macht seine Vermittelung mit Erfolg angeboten, vollkommen grundlos.

(Journal des Débats.) Die Nachricht von dem nahebevorstehenden Bruch zwischen England und dem Hof von Neapel hat in Malta lebhafte Aufregung verursacht. Am 6 April war das Dampfboot Scamander, welches in Civitávecchia die Depeschen des Hrn. Temple für den Admiral Stopford erhalten, noch nicht in Malta angekommen. Aber die seit einiger Zeit aus Sicilien erhaltenen Briefe ließen die bevorstehenden Feindseligkeiten mit den Engländern ahnen und drückten über die Stimmung des Volks auf jener Insel große Besorgniß aus. Die Conscription, die der König dort einführen wollte, hat auf die Sicilianer einen sehr üblen Eindruck gemacht. Es hieß auf Malta, der Admiral Stopford werde sich mit den Linienschiffen Bellerophon und Prinzessin Charlotte selbst nach Sicilien begeben. Die Schiffe Rainbow, Tyne und Jason waren von Vurla eingetroffen, um ihren Proviant zu erneuern; man hielt sie in Malta zurück, um nöthigenfalls die gegen Neapel zu verwendenden Streitkräfte zu verstärken.

In den letzten drei Tagen hat sich hier nichts Wesentliches ereignet, da, wie es allen Anschein hat, alle Unterhandlungen zwischen der Regierung und dem englischen Gesandten abgebrochen sind, und es demnach vor dem Eintreffen der Flotte, die laut telegraphischen Nachrichten bereits in der Nähe von Sicilien sichtbar war, zu keiner Entscheidung kommen kann. Man ist allgemein in der unangenehmsten Spannung, nicht wegen drohender Gefahr, die nicht besteht, wenn es auch zu einer Blokade kommen sollte, sondern in Folge der peinlichen Ungewißheit, worein man sich durch das vollständige Stillschweigen der Regierung versetzt sieht. Die Geschäfte sind geradezu unterbrochen, denn Niemand wagt es nach den Circularien der englischen und französischen Consuln mit neapolitanischen Schiffen Güter zu versenden. So weiß man auch nicht, wie man die gestern ergriffenen Maaßregel, den Eingang in den Hafen vermittelst Ketten und Balken zu verbarricadiren, deuten soll. Das Benehmen Englands in dieser Angelegenheit findet im Allgemeinen unter dem Handelsstand wenig Beifall; es wird als eine seiner unwürdige Gewaltthätigkeit betrachtet, auch ist es unserer Regierung nicht zu verargen, wenn sie nicht nachgibt, zumal die Frage wegen des Schwefelmonopols beseitigt, und dessen Abschaffung als beschlossen zu betrachten ist. England muß nun seinerseits seine überspannten Ansprüche auf Entschädigung aufgeben. Nachschrift. Man sagt diesen Abend, daß eilf Kriegsschiffe im Anzuge seyen.

Deutschland.

Gestern spät traf der Adjutant Sr. kaiserl. Hoh. des Herzogs Max von Leuchtenberg mit der Depesche aus St. Petersburg hier ein, daß die Herzogin am 9 April von einer Prinzessin glücklich entbunden ward. (Durch den Telegraphen war diese Nachricht in kürzester Zeit nach Berlin, und von da schon am 16 Abends hier angelangt. ) Das Eisenbahndirectorium macht dermal bei Eintritt der schönen Frühlingswitterung glänzende Geschäfte; gestern am Ostertage fuhren nach Maisach hin und zurück mehr als 1800 Personen, und heute soll der Zudrang noch stärker seyn. In verwichner Nacht starb hier nach längern Körperleiden im 56sten Jahre seines Alters der königl. General-Zolladministrator, Ritter des Verdienstordens vom heil. Michael, des k. k. österreich. Leopold-Ordens0902 etc. Thomas Knorr. Der Hintritt dieses Mannes wird in dem Maaße betrauert, als er seines geraden biedern Charakters wegen die allgemeinste Achtung genoß; die Regierung verliert in ihm einen ihrer tüchtigsten Geschäftsmänner, einen Beamten von umfassenden Kenntnissen und strenger Rechtlichkeit. Knorr wurde 1808 Salinenrath, 1823 Finanz-Ministerialrath, 1835 General-Zolladministrator, und war eben jetzt, wie viele behaupten, zu einem hohen Finanzposten ersehen. Er überlebte seinen Schwiegervater, den Geheimenrath v. Utzschneider, nur um 11 Wochen.

Sicherm Vernehmen nach haben Se. Maj. der König geruht, den Domcapitular Georg Anton Stahl, Dr. der Theologie und ordentlichen Professor an der hiesigen Universität, zum Bischof von Würzburg zu designiren. Diese frohe Nachricht wird in der ganzen Diöcese und auch außerhalb derselben mit der innigsten Freude begrüßt werden. (Fränk. Cour.)

Es kamen nun die Titel XXII bis XXVI über die Carnaldelicte zur Berathung. Auf Kunzers Antrag beschloß die Kammer die Berathung in geheimer Sitzung. Diese fünf Titel, welche die §§. 296 bis 336 umfassen, wurden nun gestern und heute in geheimer Sitzung berathen. Nach Beendigung derselben wurde heute die Sitzung wieder in eine öffentliche verwandelt, und sofort noch der XXVII Titel von Diebstahl (§. 337 bis 360 b) discutirt und mit wenigen Aenderungen angenommen. Das badische Strafedict von 1803 drohte auf den Diebstahl eine nach dem Werth des Gestohlenen wachsende festbestimmte Strafe. Der §. 338 des neuen Entwurfs macht nun nach der Diebstahlsgröße drei verschiedene (in einander übergreifende) Strafclassen, und überläßt in jeder Strafclasse die Ausmessung der Strafe den allgemeinen Straferhöhungs - und Strafminderungsgründen, wobei die Größe des Betrags nur als ein Moment mit in Rechnung kommt. Die erste Strafclasse Amtsgefängniß bis zwei Monat umfaßt die Diebstähle bis zu 25 fl., die zweite Gefängniß von vier Wochen bis 2 Jahren Arbeitshaus die Diebstähle von 25 bis 300 fl., und die dritte Classe Arbeitshaus bis 6 Jahre Zuchthaus die Diebstähle von mehr als 300 fl. Wurde zum Zweck der Entwendung noch eine weitere Beschädigung verübt, so wird ihr Betrag, sofern sie dem Thäter zum Vorsatz zuzurechnen ist, bei Bestimmung des Betrags des Diebstahls nach §. 341 mit in Rechnung gebracht. Sander verlangte die Streichung dieses Artikels. Bohm verlangte, daß die weitere Beschädigung bei Berechnung der Diebstahlssumme nicht in Anschlag gebracht, aber als ein concurrirendes Verbrechen besonders bestraft werde. Die Regierungscommissäre Duttlinger und Bekk vertheidigten dagegen den Commissionsentwurf, weil die Beschädigung zum Zwecke des Diebstahls, also ebenfalls aus Eigennutz geschehe. Der Commissionsantrag ward angenommen. Bei dem gefährlichen Diebstahl, der mit Waffen ausgeführt, oder wobei in bewohnte Gebäude etc. eingebrochen oder eingestiegen wird (§. 342), macht der Entwurf nach dem Betrag keine verschiedenen Strafclassen. Derselbe droht darauf Arbeitshaus (von sechs Monaten an) bis zu acht Jahren Zuchthaus. Der dritte gemeine Diebstahl ist ebenfalls ein ausgezeichneter und wird, sofern er 2 fl. nicht übersteigt, mit Kreisgefängniß, und bei höherem Betrag unbestimmt mit Arbeitshaus oder Zuchthaus bis zu sechs Jahren bestraft. Außerdem stellt der Entwurf noch erschwerende Umstände auf, welche einen Strafzusatz bis zu sechs Monat oder in gewissen Fällen bis zu 12 Monat begründen. Auf Speyrers Vorschlag wurden außer den im §. 346 besonders genannten überhaupt alle Diebstähle an Sachen, die ihrer Natur nach nicht verwahrt werden können, darunter aufgenommen. Nach §. 360 sollen Felddiebstähle, welche nicht 1 fl. übersteigen, das erste und zweitemal nur als Polizeifrevel bestraft werden. Kunzer trug auf Streichung dieser Bestimmung an, da die Felderzeugnisse gegen die so sehr überhand nehmenden Frevel besondern Schutz verdienen. Der Berichterstatter Bohm, so wie die Regierungscommissäre und Andere erklärten sich gegen diesen Vorschlag, da mit strengen Strafen hier nicht zu helfen sey. Man würde oft eine, im Uebrigen nicht gefährliche, bloße Lüsternheit als Diebstahl bestrafen müssen. Auf der andern Seite sey das gerichtliche Verfahren für so geringe Sachen zu weitläufig, und bei den bestehenden Formen desselben können die Frevler leichter ungestraft durchkommen, als wenn sie nur polizeilich vom Bürgermeister zu strafen seyen. Der Vorschlag wurde verworfen und aus den nämlichen Gründen auch Knapps Antrag, wenigstens die nächtlichen Feldfrevel in allen Fällen als Diebstähle zu bestrafen.

Die Statue Goethe's, von Marchesi, ein Geschenk der hiesigen Bürger Dr. Rüppell, Marquard Seufferheld und Heinrich Mylius in Mailand, ist nunmehr in der Vorhalle des Bibliothek-Gebäudes aufgestellt, und von obengenannten drei Bürgern der Bücher-Inspection für die Stadt übergeben worden. Der künstlerische Werth dieses Denkmals entspricht vollkommen dem Rufe des ausgezeichneten Künstlers, der es gefertigt hat. Es stellt unsern berühmten Landsmann, auf einem Sessel sitzend, in einer seinem Charakter entsprechenden, würdevollen und doch behaglichen Haltung dar, und zeichnet sich aus durch großartige Auffassung, Aehnlichkeit der Gesichtszüge und Vollendung in der Ausführung.

(Frankf. J.)

Der Großfürst befindet sich bei dem angenehmen Wechsel von wohlthätiger Ruhe und heiterer Geselligkeit im großherzoglichen Familienkreise recht behaglich, und bewegt sich sehr ungezwungen; er geht häufig in Civilkleidern in den Straßen unsrer Stadt, die im Augenblick voller Leben ist, und über deren freundlichen Charakter er sich schon öfters sehr günstig äußerte. Sein hiesiger Aufenthalt wird sich mit Abzug einer kurzen Abwesenheit von zwei bis drei Tagen andauernd auf zwei Monate, wenigstens auf sechs Wochen erstrecken. Erst im Herbst wird er Deutschland wieder verlassen und den übrigen Theil des Sommers theils an einigen befreundeten Höfen, namentlich im Haag und in einem unsrer Stadt benachbarten Bade zubringen. Seine Ostern, welche zwölf Tage später als die unsrigen fallen, wird er nicht in Haag oder Weimar, wie anfänglich beabsichtigt war, sondern hier feiern, und in Kürze wird deßhalb auf ausdrückliche Anordnung seines kaiserlichen Vaters eine griechische Capelle (im Schlosse oder Palais) hier eingerichtet werden. Die nöthige Ausstattung für diese Capelle ist von St. Petersburg schon in Frankfurt angekommen. Die beiden Fürstinnen, die Erbgroßherzogin und unsre Prinzessin Karl (Tochter des Prinzen Wilhelm von Preußen, Bruder Sr. Maj. des Königs) machen die Honneurs bei den geselligen Reunionen und Festen des Hofs, die alle im großherzoglichen Residenzschlosse stattfinden, da die Vergrößerung des Saales im großherzoglichen Palais nicht mehr vorgenommen werden konnte. Montag Nachmittag machten die Erbgroßherzogin, der Großfürst und die Prinzessin Marie in einer sechsspännigen Droschke eine Spazierfahrt in der Nähe der Stadt, und gestern Abend erschien der Gast mit der ganzen großherzoglichen Familie in der großen Loge im Theater, wo bei festlich beleuchtetem Hause Ferdinand Cortez mit allen jener früheren Pracht der Scenerie und mit jener meisterhaften Ausführung der großartigen Spontinischen Musik gegeben wurde, durch welche sich unsre Oper unter dem verstorbenen Großherzog einen europäischen Ruf erworben hatte. Am zweiten Osterfeiertage wird als eigentliche Festoper Nurmahal oder das Rosenfest in Kaschmir gegeben werden. Frau v. Brunnow, welche mit ihrer Familie eines der schönsten Privathäuser mit der Aussicht auf den Rhein bewohnt, gibt trotz der Abwesenheit ihres nun am Hofe von St. James accreditirten Gemahls zu Ehren des Thronfolgers einige glänzende Gesellschaften. Sie ist des Hrn. v. Brunnow zweite Gemahlin und eine geborne Schwedin. An Concerten am Charfreitag wird Haydn's Schöpfung vom Dilettantenverein aufgeführt Jagden, Opernvorstellungen0903 heute Abend Oberon und militärischen Schauspielen, für welche schon seit zwei Wochen auch die dritte Division Chevauxlegers, zu Butzbach in Oberhessen stationirt, hieher gezogen worden, wird in den nächsten Wochen kein Mangel bei uns seyn. Auch zwei Privattheater, ein französisches unter der Leitung des Prinzen Emil und ein deutsches, sind im großherzoglichen Schlosse eingerichtet, die wahrscheinlich auch jetzt wieder einigemal Vereinigungspunkte des Hofcirkels werden. Unsre Stadt hat in diesen Tagen bei Gelegenheit der fünfzigjährigen Dienstfeier des Generallieutenants Frhrn. v. Dalwigh einen Gouverneur erhalten eine militärische Ehrenwürde, welche nach langer Unterbrechung wieder mit Recht diesem verdienstvollen Officier übertragen wurde. Die Landstände haben ihre üblichen vierzehntägigen Ferien über die Feiertage angetreten; die Kammersitzungen werden aber wahrscheinlich bis zum nächsten Herbst überhaupt vertagt werden. Die sogenannten Kaiserzimmer im Residenzschlosse (sie führen seit dem Besuche des Kaisers Alexander noch den Namen) sind wieder für sicher erwartete hohe Besuche prachtvoll restaurirt worden. Den ersten Act kaiserlicher Freigebigkeit vollzog der Großfürst an der Kleinkinderschule, für deren eigenes Gebäude gestern der Grundstein gelegt wurde. Die Mutter unsrer Prinzessin Marie war die erste Beschützerin dieser segenreichen Anstalt.

Vorgestern Nachmittag 12 Uhr begab sich der Großfürst Thronfolger ganz unerwartet, ohne alle weitere diplomatische Förmlichkeit, zu Sr. k. Hoh. dem Großherzog, um in eigener Person von ihm das väterliche Jawort und den Segen für seine Verbindung mit dessen Prinzessin Tochter zu erbitten. Die Scene, welcher auch die Prinzessin Marie beiwohnte, soll von der rührendsten Art gewesen seyn. Die Prinzessin empfing später als erklärte Braut Sr. kais. Hoh. des Thronfolgers die Glückwünsche Ihrer hohen Geschwister und Verwandten, und saß während der Mittagstafel, welche in dem freundlich restaurirten und im schönsten Park gelegenen großh. Jagdschlosse Kranichstein abgehalten wurde, zum erstenmal neben ihrem kaiserlichen Verlobten.

In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer referirte der Generalsyndicus über die unter verschiedenen Benennungen, als Protestationen, Rechtsverwahrungen etc., eingegangenen Eingaben des Magistrats etc. zu Osnabrück, des Magistrats und der Stadtverordneten zu Emden (schon vom Junius v. J.), des Magistrats etc. zu Hameln, der Wahlcorporation Neuhaus-Osten und der Stadt Norden, und wurde insbesondere die erste Protestation wörtlich verlesen. Auf den Antrag des Generalsyndicus ward, in der Erwägung, daß in allen diesen Eingaben Grundsätze aufgestellt und Anträge gemacht worden, über welche die Kammer sich schon verschiedentlich ausgesprochen habe, und auf deren anderweite Erörterung hineinzugehen nutzlos erschiene, und daß einige dieser Eingaben, insofern sie an die Landesversammlung, an die sogenannte Ständeversammlung gerichtet worden, als hierher gehörig nicht betrachtet werden können, zur Tagesordnung überzugehen, die Eingaben aber dem königlichen Cabinet abschriftlich mitzutheilen, beschlossen. (Hannov. Ztg.)

Bekanntmachung. Nachdem beschlossen worden, die zu Leipzig bei Brockhaus erscheinenden Blätter für litterarische Unterhaltung im hiesigen Königreiche bis auf weiteres zu verbieten, so wird solches zur allgemeinen Nachachtung bekannt gemacht, und zwar unter der Verwarnung, daß die Nichtachtung dieses Verbots, außer der Confiscation, mit einer Geldbuße von 5 Rthlrn. wird belegt werden. Hannover, 13 April 1840. Königl. hannover'sches Ministerium des Innern. J. C. v. d. Wisch.

Preußen.

Wir beeilen uns, die erfreuliche Nachricht mitzutheilen, daß mit dem Bau einer Eisenbahn von Halle über Kassel nach Lippstadt auf Staatskosten, unter der obern Leitung der hohen Postverwaltung, nunmehr sofort begonnen werden, und diese Bahn in drei Jahren vollendet seyn soll. Die allerhöchste Genehmigung ist dazu ertheilt, und sind vorläufig 10 Millionen Thaler dazu bewilligt worden. Die Leitung des Baues ist unserem trefflichen Oberingenieur und Erbauer unserer Bahn, Major Grüson, übertragen worden, der daher bereits morgen von hier abreist, um sofort die Vorarbeiten zu beginnen. (Köln. Ztg.)

Ueber München werden Sie wohl bereits die Nachricht erhalten haben, daß die Herzogin von Leuchtenberg, Großfürstin Maria von Rußland, von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. Hier ist diese Nachricht vor zwei Tagen aus Warschau eingegangen, wohin sie durch den Telegraphen von St. Petersburg gemeldet worden war. Unser König ist durch die Geburt dieser Prinzessin Urgroßvater geworden und sieht dadurch seine Familienfreuden auf seltene Weise vermehrt. Die Kaiserin von Rußland wird nun wohl unmittelbar nach völliger Wiedergenesung ihrer Tochter die Reise nach Deutschland antreten. Wenn es sich auch nicht bestätigt, daß, wie kürzlich von der Leipziger Allgemeinen Zeitung gemeldet wurde, der Minister Frhr. v. Altenstein seine Entlassung nachgesucht, so ist es doch leider wahr, daß dieser verdiente Staatsmann seit einiger Zeit mehr kränkelt. Wer es zu würdigen weiß, welche Bedeutung für das Unterrichtswesen in Preußen die Persönlichkeit eines Mannes hat, der selbst eine hohe wissenschaftliche Illustration ist, der wird den Zeitpunkt, welcher ihn dieser Functionen enthebt, gewiß noch so fern als möglich wünschen. Von großem Interesse und von bedeutendem historischen Werth ist eine Aeußerung des Fürsten von Metternich über den Wiener Congreß, die hieher in einem Schreiben an Hrn. Varnhagen von Ense gelangt ist, welcher die Ehre hatte, Sr. Durchl. den kürzlich erschienenen Band seiner Denkwürdigkeiten, der jene Epoche umfaßt, zu übersenden. Man hofft, daß dieses Schreiben, dessen Mittheilung, als die eines interessanten Actenstücks, die höchsten Personen hier sich erbeten hatten, auch einem größern Kreise wird zugänglich gemacht werden dürfen.

Oesterreich.

Die in der Allg. Zeitung mitgetheilten Verhandlungen der badischen Kammern über die Strafgesetzgebung führen zu der Bemerkung, daß das österreichische, seit 1803 bestehende Strafgesetz im Vergleich mit dem neuesten badischen, sächsischen und fast allen übrigen des constitutionellen Deutschlands, bedeutend mildere Bestimmungen enthält. Während z. B. in Baden ein Alter von 12 Jahren für die Zurechnungsfähigkeit des Verbrechens angenommen ist, bestimmt das österreichische Gesetz das vollendete 14te Jahr und läßt bei zweifelhaftem Falle, ob diese Altersstufe erreicht ist, die gelindere Annahme eintreten, indem sodann die That nicht als Verbrechen, sondern nur als schwere Polizeiübertretung zugerechnet wird. Als Milderungsumstand ist sogar der Zeitraum vom 14ten bis zum zurückgelegten 20sten Lebensjahr bestimmt, wenn nicht ein besonders erschwerender Umstand bei der Zurechnung überwiegend ist. Die Todesstrafe kann daher über keinen Verbrecher verhängt werden, welcher bei Verübung eines todeswürdigen Verbrechens das 20ste Jahr noch nicht erreicht hatte. Im Punkte der Züchtigung bestimmt das sächsische Strafgesetz, daß sie schon in einem Alter von etwa0904 11 oder 12 Jahren und ohne Unterschied des Geschlechts mit Stockstreichen zu geschehen habe; das österreichische verfügt bloß die Züchtigung mit Ruthenstreichen bei beiden Geschlechtern bis zum zurückgelegten 18ten Jahre, und zwar immer mit Rücksicht auf die Gesundheitsumstände des Verbrechers. Bemerkenswerth und für künftige Verhandlungen über die Todesstrafe von Wichtigkeit ist der Umstand, daß von Abschaffung der Todesstrafe in Oesterreich, d. h. von 1784 bis 1803, in welchem Jahre sie für die gefährlichsten Fälle wieder eingeführt wurde, die Verbrechen nicht sich vermehrt haben. Dieß sagt der selige Kaiser ausdrücklich im Kundmachungspatent zum neuem Strafgesetzbuch d. d. 1803, mit dem Beisatze: daß die Wiedereinführung dieser Strafart auf den allgemeinen Charakter der Nation keinen Bezug habe, und Se. Maj. dessen ihm eigenthümliche Gutmüthigkeit, Folgsamkeit und Liebe zur Ordnung, die verdiente Gerechtigkeit mit Vergnügen und im Angesichte Europa's widerfahren lassen. Was sich aber dießfalls bei einem deutschen Volksstamme in der Erfahrung ergab, sollte sich das nicht auch von jedem andern voraussetzen lassen? Aus vorstehender Erklärung Kaisers Franz I geht zugleich hervor, daß die in Oesterreich gemachte Erfahrung den von Vermehrung der Verbrechen hergenommenen Grund, im Fall die Todesstrafe abgeschafft würde, völlig aufhebt. Die Behauptung, Johann Guttenberg sey ein Böhme und geborner Kuttenberger, hat in hiesigen Blättern ihre Widerlegung gefunden. Für Geschichtskundige, welche über diese abgeschlossene Thatsache mit sich im Reinen sind, war sie wohl nicht nöthig. Dagegen galt es darzuthun, daß man diese große Nationalsache an Deutschlands äußerster Gränze, wie überall im Lande, mit demselben lebhaften Interesse behandle; auch sollte es nicht zweifelhaft bleiben, welchen Standpunkt das Geschichtsstudium in Oesterreich gegenwärtig einnimmt. Die Vertheidiger von Guttenbergs böhmischer Abkunft beharren übrigens auf ihrer Behauptung, und lassen hoffen, daß sich ein zweiter Köhler finden werde, der die Ehrenrettung Johanns des Kuttenbergers übernimmt. Wir gewarten daher nichts Geringeres, als eine neue Buchdruckergeschichte vom böhmischen Standpunkte zu erhalten. Es soll übrigens nicht ungesagt bleiben, daß die Angaben der Kuttenberger Chronik sich noch bei etlichen böhmischen Schriftstellern finden, sey es, daß sie dieser vorangingen oder folgten; was wir nicht untersuchen wollen. Jedenfalls mußte es Sache der historischen Kritik seyn, zu prüfen, inwiefern man Zeugnissen trauen dürfe, die mit andern von erprobter Bewährung scharf contrastiren.

Die Stände beriethen sich in der Sitzung vom 6 d. über ein die Coordination der königl. Städte betreffendes Nuncium, nach welchem eine Reichsdeputation ernannt werden soll, um über die Coordinirung der innern Angelegenheiten und Verhältnisse der Städte, über den Einfluß der einzelnen Bürger in die städtischen Verhandlungen, in die Magistrats - und Landtagsdeputirtenwahl und die Instructionsertheilung zu berathen und zu bestimmen: in welcher Proportion die Städte beim Landtage Stimmen erhalten sollen. Darüber soll beim nächsten Landtag Bericht erstattet und verhandelt werden. Aus dem in Betreff der Donauregulirung in der Sitzung der Stände vom 2 d. verfaßten Nuncium geht hervor, daß dieselben sich von Sr. Maj. die Mittheilung der Plane und Daten zur Berathung erbeten hatten, worauf ihnen die königliche Resolution vom 4 Jan. d. J. den Bescheid ertheilte, daß die Ausführung der Regulirung gesetzlich der königlichen Statthalterei zustehe, und daß sie aufgefordert werden, wegen der dazu nöthigen Subsidien gesetzliche Verfügungen zu treffen. Demzufolge erachten sie es für nöthig, die Bitte um Mittheilung aller Plane, Zeichnungen und Entwürfe zu wiederholen. Die Magnatentafel erklärte sich in ihrem Renuncium vom 6 d. mit dieser Bitte zwar einverstanden, bemerkte jedoch, daß, da die Dauer des gegenwärtigen Landtags zu Berathungen über diesen Gegenstand kaum mehr die nöthige Zeit gewährt, so erachte sie es für zweckmäßiger, um Ernennung einer Reichsdeputation anzusuchen, welche nach genommener Einsicht in die Plane beim künftigen Landtag einen erschöpfenden Bericht zu erstatten hätte. Weil jedoch die Sicherstellung der Städte Pesth und Ofen vor Ueberschwemmungen jetzt schon die größte Bedachtnahme erheischt, so trage die Magnatentafel schon dermalen auf die Bittstellung an, daß Se. Maj. geruhen möge, die speciellen, beide Städte und ihre Umgegend betreffenden Plane noch diesem Landtage mitzutheilen, damit hierüber, abgesondert von der Gesammtregulirung, das Erforderliche ohne Aufschub könne veranstaltet werden.

Druckfehler.

In Nro. 109 der Allg. Zeitung soll es in dem Schreiben aus Wien, statt: der österreichische Botschafter, heißen: Botschaftssecretär.

0897

Geologische Briefe.

(Beschluß.)

Wir haben gesehen, daß sich die neue Theorie der Erdbildung eigentlich aus dem Studium der modernen vulcanischen Thätigkeit herausentwickelt hat. Umgekehrt hat die Ueberzeugung von der plutonischen Entstehung aller Erhebung des Landes auf die Begriffe von den Wirkungen der heutigen Vulcane und der mit ihnen ursachlich verknüpften Erdbeben verständigend zurückgewirkt. Erst seitdem sieht man sich im Stande, zahlreiche Erscheinungen zu würdigen, welche unter der absoluten Herrschaft des Neptunismus von der Skepsis häufig ignorirt worden waren. Es liegt offen zu Tag: abgesehen von den Auswürfen der noch thätigen Feuerschlünde, sind seit der Erinnerung des Menschengeschlechts bis auf den heutigen Tag an der Oberfläche der Erde durch die Wirkungen unterirdischer Kräfte vielfache Veränderungen vorgegangen, welche jene gewaltigen Convulsionen, wobei auf ungeheure Spalten Gebirge aufstiegen, im Kleinen wiederholen und in den charakteristischen Zügen völlig mit denselben übereinkommen: wellenförmige Bewegungen des Bodens oft ganzer Landstriche, lange, schmale Spalten, wobei häufig der eine Rand oder beide in die Höhe gestoßen werden, bleibende Hebungen und Senkungen der Küsten, neue Hügel auf dem Festland, neue Inseln in der See. Die überraschende Erscheinung, daß aus tiefem Meeresgrunde unter vulcanischen Zuckungen plötzlich Inseln emporgestiegen sind, hat sich bekanntlich seit den historischen Zeiten nicht sehr selten wiederholt. Dergleichen Fälle ereigneten sich in Europa besonders häufig im ägäischen Meer. Schon viele Mythen der Hellenen beziehen sich auf diesen Vorgang; nach ihren Traditionen wären Rhodos, Delos, Halonesus, Nea, Anaphe dergleichen dem Meer entstiegene Eilande, und seit den Berichten des Plinius, Plutarch, Pausanias ist dort fast jedes Jahrhundert mit dergleichen Ereignissen bezeichnet worden. Eine zweite durch Katastrophen der Art ausgezeichnete Stelle ist der Archipelagus der Azoren (im 17ten Jahrhundert, 1720, 1811). Noch im Jahr 1831 erhob sich, wie sich Jedermann erinnert, im Meere von Sicilien eine neue Insel, wurde aber bald wieder, sammt der hastig aufgepflanzten Flagge Großbritanniens, von den Wellen verschlungen. Letzterer, auch sonst beobachteter Umstand gibt der Vermuthung Raum, daß dieser Proceß sich in offener See noch weit öfter wiederholen mag, als man glaubt, weil er nicht immer Spuren zurückläßt. Am großartigsten seit Menschengedenken trat das Phänomen in der Inselkette der Aleuten auf: dort erhob sich im Jahr 1796 eine Insel und vergrößerte sich durch fortwährende Ausbrüche bis zum Jahr 1806; sie war mehrere tausend Fuß hoch, und sie zu umrudern brauchte Capitän Kotzebue sechs Stunden. Aber das merkwürdigste bekannte Ereigniß, dasjenige, welches wohl den deutlichsten Begriff gibt von der Macht und dem Charakter des alten Erdvulcanismus, ist das Emporsteigen des Vulcans von Jorullo in Mexico im Jahr 1759. In der Höhe von 2400 Fuß über dem Meer trieb sich auf einmal ein mehrere Quadratmeilen großer Landstrich 500 Fuß hoch wie eine Blase auf; die Blase barst und aus der Spalte stieg ein Vulcan auf, der, als ihn Humboldt bestieg, gegen 1600 Fuß über der Ebene hoch war.

Ebenso interessant und lehrreich sind die Veränderungen, welche in Folge von Erdbeben vor den Augen der Menschen mit dem Niveau vieler Punkte des Festlandes vorgegangen. Nicht nur werden einzelne Striche, namentlich an den Küsten, ein für allemal gehoben oder versenkt, und die Winkel verändert, welche ihre Flächen mit dem Horizont bildeten; man hat auch sichere Beobachtungen, daß mehrere Stellen durch das Spiel der unterirdischen Kräfte in Oscillation auf - und abwärts erhalten werden. Dieß gilt besonders von den Küsten, wo seit Jahrtausenden Cultur und Naturbeobachtung herrschen, von Unteritalien, und die Annahme, daß die Erscheinung nicht auf diese Localitäten beschränkt sey, wäre zum voraus zulässig, wenn sie auch nicht durch manche Andeutungen aus entlegenen Ländern unterstützt würde. Das interessanteste Beispiel, weil dabei ein Werk der Menschenhand den Maaßstab der Veränderung gibt, ist der Tempel des Jupiter Serapis bei Puzzuoli. Das Factum, daß die Marmorsäulen dieses Tempels 15 Fuß über dem Spiegel des Meeres in einer mehrere Fuß breiten Zone von Bohrmuscheln durchlöchert sind, läßt sich nach allen Umständen gar nicht anders erklären, als daraus, daß in den letzten 2000 Jahren dieser Punkt der Küste einmal beträchtlich gesunken und wieder emporgestiegen ist. Das auffallendste und für die Theorie wichtigste Beispiel einer unmittelbar beobachteten senkrechten Auftreibung des Landes in Folge von Erdbeben gehört den jüngsten Tagen und auch wieder der neuen Welt an. Im Jahr 1822 wurde bei einem heftigen, sehr weit verbreiteten Erdbeben in Chili der Granit der Küste gegen 20 geographische Meilen lang ganz regelmäßig etwa vier Fuß über das alte Meeresniveau erhoben. Bei dieser Gelegenheit bemerkte man an denselben Felswänden mehrere alte, parallel über einander liegende Uferlinien, deutlich durch anklebende Seemuscheln und Schlamm bezeichnet, zum augenscheinlichen Beweis, daß diese Küste schon mehrmals, und zwar immer ungefähr um ähnliche Größen, gehoben worden. An dieses wichtige Factum schließt sich aber unmittelbar eine ganze Classe von allgemein verbreiteten Erscheinungen an, auf die man erst in neuester Zeit aufmerksamer geworden ist, und die beweisen, daß in sehr neuer, aber vorhistorischer Zeit, oder doch vom Menschen nicht beobachtet, die bedeutendsten Veränderungen mit dem Detailniveau der Länder vorgegangen sind.

Zwischen den eigentlich sogenannten Flötzen, als deren letztes Glied die Kreideformation erscheint, und den Aufschwemmungen der jetzigen Meere und Flüsse zeigt sich in vielen Landstrichen eine ganze Reihe von Schichten eingeschoben, welche man, zum Unterschied von den secundären Bildungen, die tertiären nennt. Sie umsäumen die Küsten oder den Fuß von Gebirgen, oder füllen Niederungen des Festlandes, die offenbar ehemals Seebecken waren. Es sind äußerst mannichfaltige Lager von Sand, Gerölle, Thon, Kalk, die sich in ihren mineralischen Verhältnissen meistens deutlich von den ältern, den secundären Bildungen, aber desto weniger von denen der Jetztzeit unterscheiden. Im Gegentheil gehen sie ohne allen deutlichen Abschnitt vollkommen in die neptunischen Schöpfungen des jüngsten Tages über. In ihrer ganzen Constitution ist nichts, was, im Sinne der Werner'schen Theorie, auf eine allgemeine letzte Katastrophe hindeutete, nach welcher der gegenwärtige Welttag angebrochen wäre. Auf dasselbe Resultat führt die Untersuchung der in jenen jungen Conglomeraten eingeschlossenen Thier - und Pflanzenreste. Während die Art ihrer Verbreitung darauf hinweist, daß zur Zeit ihrer Entstehung die Festländer noch weit mehr als jetzt von Binnenmeeren und Seearmen durchschnitten waren, beweisen die in ihnen begrabenen Organismen, daß damals bereits eine der gegenwärtigen sehr ähnliche Verfassung der ganzen lebenden Natur eingetreten war. In mineralischer0898 wie in organischer Bildung ist die tertiäre Periode der heutigen in dem Grade ähnlich, in dem sie sich von der frühern secundären unterscheidet. Der Hauptpunkt ist, wie wohl Jedermann weiß, daß selbst in den jüngsten secundären Flötzen bis jetzt nur sehr zweifelhafte Spuren von Säugethieren entdeckt worden sind, daß aber mit den tertiären so ziemlich alle jetzt lebenden Geschlechter derselben auftreten. Während ferner in jenen eine Menge Seethiere vorkommen, deren Geschlechter jetzt nirgends mehr gefunden werden, sind sämmtliche in den tertiären Conglomeraten enthaltene Conchylien von den heutigen nur der Art nach, specifisch verschieden, oder aber mit ihnen identisch. Letzteres Verhältniß zeigt sich nun aber in den verschiedenen Bänken aufs mannichfachste combinirt: in den einen kommen fast lauter Arten von Schalthieren vor, welche von den heutigen etwas abweichen, in andern sind alle von den jetzt im anstoßenden Meere lebenden nicht zu unterscheiden. Jene Bildungen wird man natürlich als die relativ ältesten, diese als die jüngsten in Anspruch zu nehmen haben; aber innerhalb dieser extremen Fälle kommen in den verschiedenen Schichten fast alle möglichen Verhältnisse zwischen ausgestorbenen und existirenden Muschelarten vor. Und was hier von den Bewohnern des Meeres gesagt ist, gilt ebenso von denen der süßen Gewässer und den Resten der Landthiere. Dieser Umstand, in Verbindung mit dem andern, daß diese verhältnißmäßig nothwendig so neuen Ablagerungen nicht, wie die ältern Formationen, in weiter, gleichförmiger Erstreckung, sondern nur strich - und stellenweise über die Erde verbreitet sind, macht gerade diese modernen Urkunden der Erdbildung für uns am verworrensten, und ihre jedesmalige Bedeutung und ihr relatives Alter häufig äußerst dunkel, und man muß sich in letzterer Beziehung oft genug mit einem wenig sagenden Comparativ begnügen.

Diese in allen ihren Verhältnissen oft noch so räthselhaften Niederschläge des Meers und der süßen Gewässer rühren sämmtlich aus Zeiten her, wo abgesehen von der allgemeinen Temperatur, alles auf Erden bereits ungefähr so seyn mußte wie jetzt. Aber auch diese Bildungen des gestrigen und vorgestrigen Welttages haben sichtbar die mannichfachsten Hebungen erfahren, deren geologisches Alter aus demselben Grunde, welcher die zeitliche Rangordnung dieser Formationen so verworren macht, meistens sehr dunkel ist, die aber offenbar ununterbrochen in unsere Gegenwart hereinverlaufen und ursächlich mit den oben angeführten Wirkungen der Erdbeben zusammenfallen. Es ist bereits bemerkt worden, daß manche tertiäre Conglomerate noch von den jüngsten eigentlichen Gebirgserhebungen mit betroffen sind. Schon in den Pyrenäen zeigen sich Spuren hievon; aber die Hauptkette der Alpen ist bestimmt erst in einer Zeit aufgestiegen, wo sich die der tertiären Periode angehörigen Massen in den benachbarten Meeren bereits theilweise oder ganz gebildet hatten: auf den Kämmen der Alpen und in ihren Hochthälern liegen auf den secundären mächtige tertiäre Bänke. Auf Sicilien zeigen sich Muschelbänke, in denen 95 Procent der Arten mit den noch jetzt im Mittelmeer lebenden völlig übereinkommen, 3000 Fuß über die See erhoben. Abgesehen von solchen localen und gewaltsamen Auftreibungen müssen in derselben, relativ so neuen Zeit durch die unterirdischen Kräfte noch weit ausgedehntere Veränderungen bewirkt worden seyn, aber Allem nach durch sanfte, allmähliche Hebung. Die Lagerungsverhältnisse der tertiären Gebilde auf den großen Niederungen von Norddeutschland, Polen und Rußland, im Donau - und Rheinthal, in den abgeschlossenen Becken Böhmens und Ungarns, so wie in allen Ländern unsers Welttheils, lassen keinen Zweifel, daß Europa fast nach seiner ganzen Erstreckung langsam emporgestiegen ist. Die mit Seemuscheln der neuesten Zeit erfüllten Sand - und Lehmlager, welche oft tief im Lande und in bedeutender Mächtigkeit vorkommen, hatten sich offenbar auf dem Grunde von Binnenseen, Golfen und Meerengen gebildet, welche damals tief in den Welttheil einschnitten, und zwar zu einer Zeit, wo das Meer ganz oder fast ganz dieselben Bewohner nährte wie jetzt. Durch ein allmähliches Emporrücken des Continents wurden jene Meeresarme, so wie der Küstensaum in Festland verwandelt, und durch diesen unmerklichen Hebungsproceß erhielt unser Welttheil seine letzte Ausbildung. Ja, eine äußerst merkwürdige Erscheinung zeigt, daß dieser Proceß, wenigstens auf einem Punkte, noch jetzt ununterbrochen im Gange ist, und beseitigt völlig den Versuch, als ursachliches Moment nicht die Hebung des Landes, sondern das allgemeine Sinken des Meeres anzunehmen, mit welch letzterm übrigens die Thatsachen vorweg nie in Uebereinstimmung zu bringen wären. Die alte Beobachtung nämlich, daß die schwedische Küste langsam emporsteigt oder die See sich davon zurückzieht, ist in neuester Zeit, besonders durch den Engländer Lyell, vollkommen bestätigt worden. Es ist ausgemacht, daß die Uferränder des Landes an der Ostsee und dem bothnischen Busen stetig, um wenige Fuße im Jahrhundert, aufgehoben werden, so daß nach und nach immer mehr Küsteninseln oder Scheeren mit dem Lande verschmelzen, die Canäle zwischen den vorhandenen Scheeren immer seichter werden und seewärts immer neue Klippen, welche früher beständig von der See bedeckt waren, zu Tage kommen. Aus einem Sinken des Meeresspiegels ist die Erscheinung keineswegs zu erklären; denn ungerechnet, daß in einer gegebenen Zeit die Veränderung des Niveau an einem Punkt merklich stärker ist als an einem andern, müßte ja in jener Voraussetzung die Erscheinung an der gegenüberliegenden deutschen Küste gleichmäßig beobachtet werden, was gar nicht der Fall ist. Bänke voll Muscheln, wie sie noch jetzt im baltischen Meere leben, liegen in Schweden oft tief im Lande in den verschiedensten Höhen über der See bis zu mehreren Hundert Fußen; ja es wurde dort eine Fischerhütte unter einem 64 Fuß mächtigen Mergellager ausgegraben.

Diese überraschende, ganz ungeahnte Erscheinung von Bänken, die, Schalthiere der heutigen benachbarten Meere enthaltend, mehr oder minder hoch über dem jetzigen Meeresspiegel liegen, wurde, als einmal die Aufmerksamkeit darauf gerichtet war, an den verschiedensten, von Europäern besuchten Küsten beobachtet. Sie wiederholt sich an vielen Küstenpunkten von England, Schottland, Irland, Frankreich, am Mittelmeer, am Hellespont, am rothen Meer, auf Timor, am Cap, auf St. Domingo, an der Küste von Nordamerika, an der Westküste von Südamerika u. s. w. Nicht selten sieht man die Seeufer in regelmäßigen Terrassen aufsteigen; jede der nur wenige Fuß übereinander liegenden Stufen stellt ein Stück des alten Meerbodens vor, und diese Hebungen müssen nothwendig in sehr neuer Zeit erfolgt seyn, weil auf den Treppenabsätzen gerollte Kiesel und Schalthiere liegen, wie sie jetzt noch das Meer am Fuß des Ufers ans Land spült.

Alle diese Thatsachen lassen sich entschieden nur dadurch erklären, daß einzelne Striche der Festländer in Absätzen, ruckweise über den Spiegel des Meeres erhoben worden. Es steht fest, wovon man vor L. v. Buchs, Brongniarts und Lyells Untersuchungen gar keine Ahnung hatte: sehr beträchtliche Stücke der jetzigen Inseln und Continente sind durch unterirdische Kräfte aus Meeresboden in Festland verwandelt worden, seit die Geschöpfe im Schooße der See nach Geschlechtern und Arten0899 gerade so ausgetheilt sind wie jetzt, seit das Land alle die Thiere trägt, welche durch warmes Blut und doppeltes Herz der Leiblichkeit des Menschen am nächsten stehen, und seit der Mensch selbst, nach dem ganzen Naturzusammenhang auf Erden, gelebt haben kann und wahrscheinlich gelebt hat. Alle diese jüngsten Hebungserscheinungen sind nun aber offenbar wesentlich von derselben Natur, wie jene ältern und ältesten Vorgänge, welche unser Verstand postulirt, um sich von der successiven Ausbildung der Erdrinde und der Gebirge Rechenschaft zu geben. Es ist deutlich, seit der letzten großartigen, durch das Aufsteigen ganzer Gebirgsketten bezeichneten Erschütterung waltet auf Erden im Großen der ewig rastlos und stetig wirkende Neptunismus, wie sichtbar jedesmal auch in früheren zahlreichen Perioden relativer Ruhe. Aber der andere, in seinen Aeußerungen ungleiche, in Paroxysmen wirkende Factor der Erdbildung ist keineswegs verschwunden; er hat sich nur ebbend zurückgezogen, greift aber dabei beständig leise, momentan auch rascher an die Oberfläche herauf. Während das Wasser den Boden der Meere aufhöht und die verticalen Contouren der Gebirge sänftigt, arbeiten auch die Kräfte der Tiefe beständig an Veränderung der horizontalen und verticalen Umrisse der Länder, meist unmerklich, nicht selten aber durch einen schnellern erschütternden Eingriff an ihre alte Macht der Schöpfung durch Zerstörung mahnend. Während an der Oberfläche in der Menschengeschichte ein Mährchen spielt, dessen Anfang vergessen und von dem kein Ende abzusehen ist, athmen tief unter den auf sie gethürmten Massen die Titanen und Giganten in gesundem Schlaf, und fahren nur zuweilen zusammen oder wenden sich gähnend um. Aber Niemand weiß zu sagen, ob sie sich nicht eines Tags mit neugestärkter Kraft in ihrer ganzen Höhe aufrichten werden.

Die Hauptgrundsätze der Erhebungstheorie, wie wir sie im Obigen einem großen Kreise von Lesern faßlich zu machen gesucht haben, sind jetzt so ziemlich von den Gebirgsforschern aller Länder anerkannt, und dienen überall als Leitfaden der Beobachtung. Mit diesen Ansichten wurde der so lange verläugneten sinnlichen Anschauung auf einmal Recht gegeben, und tausend Phänomene in der Erdrinde, welche die frühere Forschung als Räthsel liegen lassen, erklärten sich jetzt von selbst. Aber auf viele Geognosten und Dilettanten wirkte anfangs die schnelle Umkehr der Ideen, wie die Aufhebung des deutschen Reichs auf Staatsmänner und Fürsten. Die ruhige Schichtung ihrer Begriffe wurde dadurch aufs widrigste gewaltsam gestört und verschoben, und sie waren vorläufig sehr geneigt, das rasch aufgestiegene theoretische Gebirge für ein Phantom zu erklären. Goethe kann für den Repräsentanten dieser durch einen Sprung der Wissenschaft unangenehm überraschten Geister gelten; nicht selten spricht er scharf das lästige Gefühl eines ältern Mannes aus, der ein ganzes, wohlgeordnetes Fachwerk gewohnter Vorstellungen sich auf einmal durcheinander geworfen sieht:

Kaum wendet der edle Werner den Rücken,
Zerstört man das Poseidaonische Reich;
Wenn alle sich vor Hephästos bücken,
Ich kann es nicht sogleich.
Ich weiß nur in der Folge zu schätzen;
Schon hab 'ich manches Credo verpaßt,
Mir sind alle gleich verhaßt,
Neue Götter und Götzen.

Dem Unbefangenen empfahl sich die neue Theorie zum voraus dadurch, daß sie sich ganz auf Naturanalogien stützt, während der einseitige Neptunismus zu den willkürlichsten Hypothesen seine Zuflucht nehmen mußte. Er bedurfte wiederholter, ganz allgemeiner Convulsionen der Natur, verschiedener Einbrüche des Meers, ohne daß man zu sagen wüßte, woher die Fluth kam und wohin sie wieder ging, nur damit in jener Höhe der Glimmerschiefer, in dieser der Muschelkalk sich niederschlagen konnte. Dagegen die Lehre von der Entstehung alles Gebirgs und Festlands durch Auftreibung spinnt ihre Sätze unmittelbar aus der Geschichte der noch thätigen Vulcane heraus. Im System der allgemeinen Fluthen sollte ferner jedesmal alles Lebendige rings um die Erde vernichtet und sofort eine neue Schöpfung nach vielfach abgeändertem Plan ins Leben gerufen worden seyn. Aber die Erschütterung durch ein aufsteigendes Festland oder Gebirge mochte auch noch so gewaltig seyn, die ganze Erde konnte sie nicht so betreffen, daß alles organische Leben an ihrer Oberfläche zu Grunde ging. Die Geschlechter der Lebendigen konnten vom Anbeginn im Großen ruhig sich auseinanderwickeln, aussterben, und zugleich mit den Veränderungen der Erdfläche und ihrer klimatischen Verhältnisse sich selbst allmählich umgestalten. Wir haben es früher natürlich gefunden, daß auch bei allgemein Unterrichteten der neue geologische Lehrbegriff mehr oder weniger noch mit neptunistischen Traditionen versetzt ist, und dazu gehören ganz besonders die allgemeinen Erdrevolutionen und in deren Folge die jedesmalige gänzliche Vernichtung der organischen Welt. Es ist aber weniger begreiflich, wie sogar Schriftsteller die letztere ausschweifende Vorstellung neben der Erhebungstheorie, der sie ihren vollen Beifall schenken, festhalten mögen.

Denjenigen, welche der neptunistischen Ansicht ungern und zögernd entsagten, mißfiel an der neuen Lehre besonders das Stürmische, Gewaltsame; ganz unheimlich erschien ihnen das dämonische Aufsteigen der plutonischen Mächte aus der Tiefe, wodurch alles Gebirge im Grunde nichts ist als eine ungeheure Schädelstätte früherer unorganischer und organischer Bildungen.

Basalt, der schwarze Teufelsmohr,
Aus tiefster Hölle bricht hervor,
Zerspaltet Fels, Gestein und Erden,
Omega muß zum Alpha werden.
Und so wär 'denn die liebe Welt
Geognostisch auch auf den Kopf gestellt.

War denn aber, wenn man das ganze Relief der Erde von oben herab aus dem Wasser construirte, der Proceß nicht eben so gewaltsam, als wenn man dasselbe bald rascher, bald mählicher sich von unten emportreiben läßt? Im Gegentheil kommt durch den Begriff der Hebung viel mehr Einheit und Ruhe in das ganze Bild der Erdgeschichte. Das leise Werk der Mineralbildung aus Wasser, die Verdichtung der Erdrinde geht ja dabei von Uralters her bis auf den heutigen Tag ununterbrochen seinen ruhigen, gemessenen Gang, nur stellenweise dadurch gestört, daß Stücke oder Strecken des Gebildeten durch die untern Gewalten aus ihrem Lager aufgerüttelt, an Luft und Licht emporgehoben und eben dadurch zum Substrat neuer Schöpfungen des Wassers werden, so daß auch hier, wie sonst im Gang der Natur, Zerstörung als Mutter der Bildung auftritt.

Ja, wenn sich Elie de Beaumonts oben erwähnte Ideen über den Zusammenhang zwischen den Richtungen und dem relativen Alter der Gebirge bestätigten, so wäre dieß ein höchst bedeutsamer Wink aus den uns völlig unbekannten und unzugänglichen Tiefen der Erde: es ließe uns ahnen, daß auch in den großartigsten Gebilden der Erde wie in ihren kleinsten, im Auftreiben der Gebirge wie in den Durchgängen der Krystalle, das Gesetz der Symmetrie, der bestimmten Richtungen und Winkel herrscht. Auch denkt man dabei unwillkürlich an die bekannte, so merkwürdige Symmetrie in der Anordnung der Continente, an die vielen gegen Süden gekehrten Landspitzen, an all die Besonderheiten, die sich in den0900 Umrissen der Continente und der Vertheilung der die Küsten begleitenden Inseln so auffallend wiederholen, und welche, einmal aufmerksam gemacht, Jeder bemerkt, der eine sogenannte Weltkarte in Mercators Projection betrachtet. Die Geologie kann auf der Bahn, die sie in neuester Zeit so glänzend betreten, den schnellsten, fruchtbarsten Fortschritten entgegensehen; sie wird sich dabei allerdings ganz an die Oberflächenerscheinungen halten und bei ihrer Analyse nach der nächsten Ursache jener periodischen Zerreißungen und Auftreibungen der Erdrinde gar nicht fragen; aber auch die Kenntniß vom Leben der Erde selbst, namentlich die Lehren von der Erdwärme und dem Magnetismus, werden allermittelst vom regen wissenschaftlichen Trieb des Jahrhunderts gewiß rasch gefördert werden, und so wäre es gar nicht unmöglich, daß in früherer oder späterer Zeit die ganze, scheinbar so willkürliche und regellose Höckerbildung des Globus aus den Gesetzen des Erdlebens selbst entwickelt und die wirren Linien der Gebirge als Glieder einer großen symmetrischen Ausstrahlung aufgefaßt würden. Wenn Leopold v. Buch der Galilei der Geologie ist, so wäre Elie de Beaumont der Keppler derselben, der die von einem nach ihm kommenden Größern auszusprechenden umfassenden Gesetze ahnt, und man dürfte zuversichtlich dem geologischen Newton entgegensehen, der mit einem Wort den Punkt gibt, um den für Jahrhunderte tausend Begriffe wie Krystalle anschießen.

Wir haben bei Entwerfung dieses flüchtigen Abrisses der Theorien der Erdbildung, wie sie in diesem Jahrhundert geherrscht und noch herrschen, die organische Schöpfung fast ganz aus dem Spiel gelassen; wir fürchteten durch thierische Staffage das einfache Bild zu verwirren. Aber schon die Betrachtung, daß die Existenz von Festland die nächste Bedingung der Entwicklung alles höhern organischen Lebens war, zeigt den innigen Zusammenhang zwischen der allmählichen Ausbildung des Landes und den Evolutionen der Thierwelt. Diese könnten ein andermal geschildert werden, wenn vorliegende Skizze nicht ungünstig aufgenommen würde. Der Hauptpunkt dabei wäre eine Kritik der Vorstellungen vom Zusammenhang geologischer und historischer Zeit, das heißt vom ersten Auftreten des Menschen auf dem wechselvollen Schauplatz der Erde.

HH.

Die Juden in Damaskus.

Die Sache mit dem in Damascus plötzlich verschwundenen Pater Thomas macht in ganz Syrien einen gewaltigen Lärm, und hätte ohne die scharfe Polizei Ibrahims wahrscheinlich eine Volksbewegung gegen die Juden veranlaßt. Der Haß, der überall gegen sie genährt wird, sucht, wo er nur kann, zum Ausbruch zu kommen, und jede Gelegenheit ist gut dazu. Das was aus Damascus über den dortigen Vorfall berichtet wird, ist in der Kürze folgendes. Der Prior des Capucinerklosters in Damascus, mit Namen Thomas, verschwand plötzlich so ohne alle Spur, daß sich sogleich das Gerücht verbreitete, er sey ermordet worden und zwar von der Hand der Juden. Ein jüdischer Barbier, den man eine Affiche desselben Pater Thomas wegen des Verkaufs der Kleider eines im Kloster Verstorbenen hatte abreißen und darauf mit einem andern Siegel wieder anheften sehen, ward eingezogen. Da er über seine Handlung keine genügende Rechenschaft zu geben wußte, so gab man ihm gerade auf den Kopf schuld, er habe den Capuciner umgebracht. Um das Geständniß heraus zu pressen erhielt er 3 Tage hinter einander jeden Tag 1000 Karbatschenhiebe. Auf diese furchtbare Tortur machte er folgendes Geständniß: denselben Tag, wo der Pater Thomas verschwand, sey der Bediente des jüdischen Kaufmanns Hariri gegen 11 Uhr Abends zu ihm gekommen, und habe ihn unter dem Vorwand, sein Herr sey krank, in dessen Haus geführt. Dort angekommen habe er in einem hell erleuchteten Zimmer neun der reichsten jüdischen Kaufleute, darunter auch den unter europäischer Protection stehenden sehr reichen Juden Piccioni, versammelt gefunden; Hariri sey sogleich an ihn heran getreten und habe ihm gesagt, daß der Pater Thomas in seinem Hause sey und sterben müsse, und daß man ihn (den Barbier) habe kommen lassen, um ihm den Hals abzuschneiden. Dieß habe er zwar verweigert, sich aber erboten als Zeuge da zu bleiben. Hierauf sey er mit den übrigen neun Juden in ein anderes Zimmer gegangen, wo er den Pater Thomas auf einem Stuhl sitzend gefunden habe; sogleich sey man über ihn hergefallen, habe ihn zu Boden geworfen, und nachdem sein Körper in eine Lage gebracht worden, daß die Gurgel einer großen Schüssel zugedreht gewesen, habe einer der Juden dieselbe mit einem großen Rasirmesser durchschnitten, während andere mit der größten Sorgfalt das Blut in der Schüssel aufgefangen hätten. Späterhin sey sein Körper bei den Beinen aufgehängt und auf alle mögliche Weise gedrückt und gequetscht worden, um ihm den letzten Tropfen Blut auszupressen. Nachdem er sich gänzlich verblutet, habe man ihn in tausend kleine Stücke zerschnitten und diese in eine Cloake geworfen. Man zog nun den Bedienten des Hariri ein, und da er nach geringem Weigern dasselbe aussagte, wurden die neun Juden verhaftet. Einige Stockschläge erzwangen von ihnen ein mit der Aussage des Barbiers conformes Geständniß, worauf sie sammtlich zum Strange verurtheilt wurden. Einige wurden sogleich gehängt, andere aber, wie Hariri, hat man aufgespart, um von ihnen Aufklärungen über andere ihrer Religion hier eigenthümliche barbarische Gebräuche zu bekommen. Der Grund aber, warum sie den unglücklichen Pater umbrachten, soll folgender seyn: nicht nur in Syrien, sondern in der ganzen Levante ist überall der Glaube verbreitet, daß die Juden zur Bereitung des von ihnen zu Ostern zu genießenden sogenannten vollkommenen Brodes, (esch asim, wie es in Syrien heißt), das Blut eines Christen, namentlich eines Christenknaben bedürfen. Deßhalb suchen die Juden (so geht unterm Volk die Sage) vor Ostern einen solchen Knaben, vor allem einen recht rothbackigen, bei dem man viel Blut voraussetzt, zu fangen, schlachten ihn und backen mit seinem Blut ihr esch asim. In diesem Jahr aber sollen die Damascener Juden ein ganz vollkommenes Brod, ein esch asis, zur Celebration ihrer Mysterien haben essen wollen, und sich dazu das Blut eines recht eingefleischten Christen ausgesucht haben, das nach ihrer Ansicht nirgends reiner fließen könne, als in den Adern eines Capuciners. Aus diesem Grund habe man den Pater Thomas in das Schlachthaus gelockt und dort sein Blut vergossen. Ohne auf den Grund oder Ungrund dieses in der Levante allgemein verbreiteten Glaubens eingehen zu wollen, frägt sich in dem vorliegenden Falle nur, ob man von den oben erwähnten Geständnissen auf die wirkliche Vollbringung der That schließen dürfe, und da wird wohl ein jeder vorurtheilsfreie Mensch bedeutende Zweifel haben müssen. Nicht nur, daß der türkische Stock die magische Gewalt hat, alles herauszuprügeln, was man will, liegt auch in der Aussage des Barbiers eine handgreifliche Unwahrscheinlichkeit. Daß neun Fanatiker, die sich versammelt haben um einen in ihrer Gewalt befindlichen Menschen eines religiösen Zweckes wegen zu ermorden, was sie auf alle mögliche Weise geheim halten und verbergen mußten, noch einen zehnten nicht Eingeweihten herbeirufen, damit er den Mord vollbringe, den auch gewiß religiöse Cerimonien begleiteten, trägt das Gepräge der höchsten Unwahrscheinlichkeit, um so mehr als der heimliche0901 Charakter der Juden kein profanes Auge in das Heiligthum ihrer halb barbarischen Mysterien eindringen läßt. Daß die Juden es selbst eingestanden, beweist gar wenig, denn sie wußten sehr gut, daß man alle Torturen anwenden würde, um ihnen das Geständniß, das man von ihnen verlangte, abzupressen, sie machten es also lieber gleich nach der ersten Bastonnade. Wie dem auch seyn mag, die Sache macht hier und in ganz Syrien das größte Aufsehen, und da merkwürdigerweise ganz kürzlich auf der Insel Rhodos ein ganz ähnlicher Vorfall sich ereignete, indem dort den Juden die Ermordung eines griechischen Knaben, ebenfalls um sein Blut für ihr Osterbrod zu haben, Schuld gegeben ward und sie es ebenfalls vor dem dortigen türkischen Richter eingestanden, so ist man hier auf die weitere Untersuchung der Sache ungemein gespannt. Da diese vielleicht höchst merkwürdige Aufschlüsse über religiöse Mysterien der orientalischen Juden geben kann, so werde ich suchen mir das ganze Verhör zu verschaffen, um Ihnen dann das Wichtigste daraus mitzutheilen.

Das Amsterdamsche Handelsblad theilt im Auszug einen Brief des niederländischen Consuls in Beirut mit, worin es heißt: Die Juden zu Damascus werden beschuldigt, einen Capucinermönch daselbst ermordet zu haben, aber alle Nachforschungen haben zu keinerlei Resultat geführt. Inzwischen wurden die Häupter der vornehmsten jüdischen Familien in den Kerker geworfen, und die Haussuchungen sind bisher ganz erfolglos geblieben. Ein junger Israelit ist in der Nacht vom 18 auf den 19 Febr. unter den Stockstreichen erlegen, die man ihm deßhalb ertheilte, weil er bezeugt hatte, er habe den bewußten Capuciner in ein türkisches Haus hineingehen sehen. Alle verständigen Personen glauben, diese ganze Beschuldigung sey das Werk der Localregierung, die, um einen Vorwand zu haben, den Juden Geld abzupressen, selbst den bewußten Priester aus dem Wege räumte, um die Schuld davon auf die Juden zu laden.

Ungarn.

In der Beilage Nro. 84 zur Allg. Zeitung vom 24 März befindet sich, mit der Ueberschrift Ungarn , ein Schreiben des Hrn. F. Pulszky aus Preßburg vom 8 März, das einige Bemerkungen erfordert. Hr. Pulszky ist ein sehr junger Mann. Dieß soll nicht etwa als Entschuldigung gesagt seyn, wenn er entscheidend über die sonst so gediegene Allg. Zeitung und die Ungarn betreffenden Artikel in derselben sich vernehmen läßt, sondern als Beweis, wie sehr in diesem Jahrhundert Weisheit und Wahrheit auf seiner Seite seyn muß. Es ist daher sehr anmaßend von einem reiferen Manne, Bemerkungen über das zu wagen, was ein junger, der nach ungarischer Gewohnheit mit dem achtzehnten Jahr schon ausstudirt hat, dem Publicum zu eröffnen die Güte hatte. Zuvörderst muß für die Mehrzahl der Leser der Allg. Zeitung bemerkt werden, daß Hr. Ablegat Pulszky (wahrscheinlich Pulsky, aber weil s = sch im Ungarischen ist, ward wohl das slavische s in ß verwandelt) kein Magyare, sondern ein Slowak ist. Nach ihm sollen kühne Gelehrte die wichtige Entdeckung gemacht haben, die March und die Leitha seyen nicht die Gränzflüsse der europäischen Civilisation. Diese Entdeckung haben sie aber leider nicht gemacht, sondern sie bleibt künftigen Zeiten hoffentlich aufbehalten. Zur europäischen Civilisation jenseits dieser Flüsse kann in Ungarn nur Einzelnes gerechnet werden, wie in jedem Lande ohne geordnete Gerichtspflege, ohne Polizei, ohne vollkommene Sicherheit, ohne ordentliche Straßen u. s. w. nicht anders seyn kann. Zu diesem Einzelnen gehören zum Theil eben jene Städte, welche Hr. Pulszky als Gegner der ungarischen Nationalität darstellen möchte, dann eine große Zahl der ersten Familien des Landes, und endlich einige aus den mindern. Wer letzteres für ungerecht hält, gebe sich die Mühe, die Restaurationen und Congregationen zu bereisen. Findet er da Spuren europäischer Civilisation in der Art, wie die ungeheure Mehrzahl des niedern Adels die wenigen Civilisirten fast überall übertäubt, so muß er seine Ansichten und Begriffe über Civilisation nicht diesseits jener Flüsse, sondern bei Wallachen und Bulgaren geschöpft haben, die freilich auch in Europa wohnen. Dann läßt Hr. Pulszky sich über die Männer, welche Ungarn in der Allg. Zeitung besprachen, mit dem Urtheil vernehmen: geistreich und oberflächlich, scharfsinnig und falsch, wohlmeinend und unbegründet. Da aber diese harten Aussprüche durch nichts begründet erscheinen, so kann ihm, unter herzlichem Bedauern, nur die Hälfte dieser Beinamen zurückgegeben werden. Ferner handelt er die pia desideria mit wenigen Zeilen ab, wahrscheinlich wegen der Ueberschrift, die er aus der alten schönen Perrückenzeit herschreibt. Leider haben die Großväter der jetzigen jugendlichen Gesetzgeber des genialen Raths derselben entbehren müssen! Sie waren der Perrückenansicht, daß reife Erfahrung, große Studien, Vorsicht, Ueberlegung, bei Abfassung oder Aenderung von Gesetzen erforderlich seyen und konnten sich, ihrer obscuren Zeit gemäß, nicht auf die Höhe der Ansicht schwingen, daß Erfahrung verdumme, Untersuchung verwirre, Studium von grandiosen Generalansichten ablenke, und daß einzig dem zu folgen sey, was die Vernunft eines Jeden im Moment der ersten Erfassung eingebe. Endlich wirft sich Hr. Pulszky auf den neuesten und über Ungarn schwächsten Berichterstatter der Allg. Zeitung. Dieser Reisende hat zu kurze Zeit in Ungarn verlebt, daß sein Urtheil eine Widerlegung nöthig machte. Er scheint übrigens einen Drang zu fühlen über jedes bereiste Land, kaum nachdem er es verlassen, etwas so Unbefangenes drucken zu lassen, als ob er es nie wieder besuchen wollte. Was übrigens Hr. Pulszky hier mit: c'est ainsi que l'on fait l'histoire! beweisen will, ist nicht zu errathen, da es wohl Niemand einfallen wird, solche Artikel zu einer Geschichte zu benützen. Nach seinem Eingang ist man begierig, die Aufschlüsse zu erfahren, welche der ungarische Gesetzgeber den Lesern der Allgemeinen Zeitung geben wird, um so mehr als er anführt, daß selbst die treffendsten und richtigsten Bemerkungen jener Correspondenten kaum über die äußerste Oberfläche der ungarischen Zustände dringen und keiner von allen die eigentliche Bedeutung der dortigen Bewegungen erfaßte, und man vernimmt: es sey der Kampf der ungarischen Nationalität mit dem Germanismus, den größtentheils die k. Freistädte vertreten, um den es sich in Ungarn handelt, und mit jenem slavisch-illyrischen Element, das aus seinem Mittelpunkt Kroatien weit hin nach Kärnthen und Krain, nach Dalmatien und Serbien, nach Bosnien und der Herzegowina, ja bis tief nach Albanien hinein wirkt. Dieß sind wirkliche Entdeckungen zu nennen. Geschieht dieser Kampf mit oder ohne Wissen der Regierung? Eine natürliche Frage. Ohne? Dann ist sie Hrn. Pulszky Dank schuldig für dessen Andeutung. Mit demselben? Was gewänne sie, das slavische Element, wie er es sonderbarer Weise benennt, nicht allein auf Kosten des magyarischen, sondern auch des deutschen zu verbreiten? Und der Germanismus? Ist es um diesen besser Wurzel in Ungarn fassen zu machen, daß sie dort die lateinische Sprache, die der Gesetze und ihrer Erläuterungen, der Studien und der feststehenden Begriffe beibehalten wissen wollte? Und endlich die Städte? Hat man ihnen denn schon mehr als Eine Stimme, ihnen allen zusammen, zugestehen wollen? Haben sie mehrere Stimmen schon zurückgewiesen und fest 49 verlangt? Dieß sind Fragen, die Hr. Pulszky, sie voraussetzend, beantworten hätte sollen, ehe er von einem Kampf dreier Nationalitäten dem Auslande vorerzählt. Es konnte den Correspondenten der Allgemeinen Zeitung nicht einfallen, ein specielles Bild der gesammten Rechts - und Administrationsverhältnisse und Zustände Ungarns ihren Lesern zu bieten; deßhalb muß der Vorwurf, daß von der Selbstregierung der Comitate nichts gesagt worden, wegfallen. Merkwürdig mag diese allerdings seyn, consequent ausgebildet wohl nur für Hr. Pulszky und seine Freunde, und gewiß wären jene Leser demselben sehr verpflichtet, wenn er ihnen dieses gründlich beweisen wollte. Die Correspondenten aber werden wohl zu bitten Ursache haben, sie nicht mit klingenden Phrasen abfertigen, sondern gehörig widerlegen zu wollen und zwar gründlicher noch als es mit den Artikeln vom November 1839 und Februar 1840 geschehen, denen übrigens der Schreiber dieses ganz fremd ist.

0902

[1460]

Unter Beziehung auf eine frühere Mittheilung kann die Unterzeichnete hiemit anzeigen, daß der Proceß wegen der angefochtenen Dotations-Abzüge (§. 10 b. Statuten) nunmehr durch rechtskräftige Entscheidung zu Gunsten der Unterzeichneten, unter Verurtheilung der Gegner in sämmtliche Kosten, vollends erledigt worden ist.

Stuttgart, den 15 April 1840.

Direction der allgemeinen Renten-Anstalt zu Stuttgart.

[1463]

Warnung.

Nachstehende 8 Stücke Coupons à 22 1 / 2 fl., pro 1 April 1840 zahlbar, von holländischen 4 1 / 2 Proc. Syndicats-Obligationen, als: Nr. 47, 9139, 13336, 34502, 66430, 78387, 94961, 98181 sind abhanden gekommen. Man warnt hiemit vor deren Ankauf, und ersucht diejenigen, welche allenfalls nähere Kenntniß hievon bekommen sollten, bei der Expedition der Allg. Zeitung gegen angemessene Belohnung gefälligst Anzeige zu machen.

[1588-90]

Stuttgart. (Neuchateler-Asphalt.)

Die Neuchateler-Gesellschaft sieht sich veranlaßt, das geehrte Publicum in Betreff ihrer Asphalterzeugnisse auf Folgendes aufmerksam zu machen:

Die Asphaltgrube von Travers im Fürstenthum Neuchatel ist die einzige, bis jetzt bekannte, mit der von Seyssel, welche den Bitumen haltenden Kalkstein liefert, aus dem sich unzerstörbarer Mastix gewinnen läßt.

Andere Gruben liefern nach den bisherigen Erfahrungen nur untergeordnete Qualitäten, welche in Beziehung auf die damit ausgeführten Arbeiten bei weitem kein befriedigendes Resultat versprechen. Die Eigenschaften des künstlichen Asphaltes, welcher hie und da bereitet wird, näher auseinanderzusetzen, erscheint als vollkommen überflüssig, denn das Publicum ist hinlänglich darüber belehrt, daß jenes Product nur höchst vergängliche Machwerke liefert, und trotz seines anscheinend wohlfeilen Preises, von diesem Gesichtspunkte betrachtet, weit theurer zu stehen kommt, als der ächte natürliche Asphalt. Indem nun die Neuchateler-Gesellschaft ihren als vorzüglich sich bewährten Asphalt zu geneigter Abnahme bestens empfiehlt, bemerkt sie zugleich, daß man sich deßhalb für Stuttgart und die Umgegend an das Handlungshaus G. A. Stimmel in Stuttgart wenden wolle, welches zugleich bereit seyn wird, über auszuführende Arbeiten jede erforderliche Auskunft zu geben.

[1447]

Bekanntmachung.

In der Depositencasse des unterfertigten Landgerichts befinden sich 17 fl. 12 kr., welche nach dem Depositenbuche 1815 / 17 für Fuhrlöhne von k. k. Naturalien, welche aus hier eingefrornen Schiffen im December 1799 nach Raiu geführt wurden, gehören.

Da die Eigenthümer dieses Depositums diesseits nicht bekannt sind, so werden hiermit alle diejenigen, welche auf das bemerkte Depositum einen Anspruch machen zu können glauben, aufgefordert, ihre Rechte hierauf binnen sechs Wochen, von heute an gerechnet, um so mehr anher geltend zu machen, als nach Umfluß dieses Termins obiger Betrag für herrnlos gehalten und dem königl. Fiscus ausgehändigt wird.

Neuburg, am 15 April 1840.

Königl. Landgericht Neuburg.

Ott.

[1441-42]

Edictal-Ladung.

Bei dem unterzeichneten k. Gericht ist auf Erlassung von Edictalien in Gemäßheit des Mandats vom 15 November 1779 angetragen worden, um das Leben oder den Tod der nachbenannten vier Abwesenden zu ermitteln, und die unter Nr. 5 gedachte Hypothek zur Cassation zu bringen.

Die Abwesenden sind nun folgende:

1) der Webergeselle Christian Gottlieb Temper aus Werdau, welcher seit seinem Weggange von da im Junius oder Julius 1819 über sein Leben oder Aufenthalt eine Nachricht von sich nicht gegeben hat. Sein Vermögen besteht in 139 Rthlrn. 18 gr., väterlichem und mütterlichem Erbtheile;

2) der Drechslergeselle Johann Ludwig Baditz von hier, welcher mit dem fürstl. reuß. pl. Contingent im Jahre 1810 als Gemeiner nach Spanien marschirte und seitdem verschollen ist. Sein hinterbliebenes Vermögen besteht jetzt in 221 Rthlr. 5 gr. 3 pf.;

3) der Tuchmachergeselle und Musketier bei dem vormaligen k. sächs. Infanterie-Regimente v. Rechten, Karl August Roth aus Werdau, welcher seit 1810 nichts von sich hören lassen. Derselbe hat 50 Rthl. angewiesene Kaufgelder bei seinem Bruder, Meister David Roth, hier zu fordern; so wie

4) der Tuchknappe Johann Friedrich Eckardt aus Werdau, welcher in einem k. preuß. Cuirassierregiment als Gemeiner sich befunden haben soll, und über dessen Leben seit der Leipziger Schlacht eine Nachricht nicht eingegangen ist. Er besitzt 62 Rthlr., mütterliches Erbtheil.

Auch haftet

5) auf dem in der hiesigen Neustadt gelegenen Wohnhause, welches gegenwärtig der Getreidehändler Melchior Roth besitzt, aus Johann Georg Leonhard Seydels Hauskaufe vom 28 October 1765 eine Hypothek wegen 51 Meißnische Gulden 17 gr. 6 pf., welche

a) Meister Balthasar Göldnern jun. mit 12 fl. 6 gr.;

b) Hrn. Gottfried Leonhard mit 16 fl.;

c) Hrn. Ludwig Anton Benedict Scharnwebern mit 3 fl. 14 gr.;

d) Meister Johann Georg Dixen mit 4 fl. 12 gr.;

e) Meister Michael Jänigen mit 1 fl. 13 gr. ; und

f) Meister Michael Ludwigen mit 13 fl. 14 gr. 6 pf., sämmtlich in Werdau, ut supra, angewiesen sind.

Gerichts wegen werden nun hiermit die vorgenannten Abwesenden und hypothekarischen Gläubiger oder deren Erben, so wie alle, die als Gläubiger oder aus sonst einem Rechtsgrunde Ansprüche auf das Vermögen der Abwesenden und auf die unter Nr. 5 a-f verzeichneten Summen zu haben glauben, öffentlich und peremtorisch vorgeladen, den 13 October 1840 zu rechter Gerichtszeit in Person oder durch gehörig legitimirte Bevollmächtigte an hiesiger Gerichtsstelle zu erscheinen, sich sowohl für ihre Person als auch zur Sache selbst hinlänglich zu legitimiren, und ihre Ansprüche unter der Verwarnung, daß außerdem die genannten Abwesenden für todt erklärt, die übrigen Interessenten aber für präcludirt und sowohl aller Ansprüche als auch der Rechtswohlthat der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand für verlustig werden geachtet werden, gehörig anzuzeigen und zu bescheinigen, darüber binnen 6 Wochen mit dem Contradictor rechtlich zu verfahren und zu beschließen, sodann aber den 24 November 1840 der Inrotulation der Acten zum Spruch Rechtens, und endlich den 29 December 1840 der Publication des gesprochenen Urtels, welches Mittags 12 Uhr für publicirt erachtet werden wird, sich zu versehen.

Auswärtige haben zu Annahme von Ladungen an dem Orte des Gerichts Bevollmächtigte bei 5 Rthlr. Strafe zu bestellen.

Werdau im Königreich Sachsen, den 10 April 1840.

Das königliche Gericht daselbst.

Ludwig Wolf, Justitiar.

vdt. Actuar Wilisch.

[1466-68]

Concurs Eröffnung.

Franz Xav. Stelzhammer'sches Vermögen.

Von dem Magistrat der k. k. lf. Stadt Braunau im Innkreise wird hiemit bekannt gemacht: es sey in die Eröffnung eines Concurses über das sämmtliche bewegliche und das im Lande ob der Enns gelegene unbewegliche Vermögen des Fr. Xaver Stelzhammer, b. Silberarbeiters in Braunau, gewilligt worden.

Daher wird Jedermann, welcher an den genannten Verschuldeten eine Forderung zu stellen berechtigt zu seyn glaubt, hiemit aufgefordert, bis 8 Mai d. J. die Anmeldung derselben in Gestalt einer förmlichen Klage wider den Hrn. Dr. Peitler als aufgestellten Concursmassevertreter bei diesem Magistrat um so gewisser einzureichen, und in demselben nicht nur die Richtigkeit seiner Forderung, sondern auch das Recht, kraft dessen er in diese oder jene Classe gesetzt zu werden begehrt, zu erweisen, widrigens nach Verfließung des bestimmten Termins Niemand mehr gehört werden, und diejenigen, die ihre Forderungen bis dahin nicht angemeldet haben, in Rücksicht des gesammten oben bezeichneten Vermögens ohne Ausnahme auch dann abgewiesen seyn sollen, wenn ihnen wirklich ein Compensationsrecht gebührte, oder wenn sie auch ein eigenes Gut von der Masse zu fordern hätten, oder wenn ihre Forderung auf ein liegendes Gut des Verschuldeten vorgemerkt wäre, so daß solche Gläubiger, wenn sie etwa in die Masse schuldig seyn sollten, die Schuld ungehindert des Compensations -, Eigenthums - oder Pfandrechts, das ihnen sonst zu Statten gekommen wäre, abzutragen verhalten werden würden.

Zugleich wird zur Wahl der Gläubigerausschüsse, dann des Masseverwalters und zur allenfälligen gütlichen Ausgleichung dieser Concurssache auf den 9 Mai d. J., um 9 Uhr Vormittags, eine Tagsatzung angeordnet, bei welcher die sämmtlichen Gläubiger zu erscheinen haben, widrigens die Ausbleibenden mit der Mehrheit für einverstanden erachtet werden würden.

Braunau, am 22 März 1840.

Eggmüller, Bürgermeister.

Haala, Synd.

[1440]

Bekanntmachung.

Der Reservist August Erdmann Weymann, geboren zu Berlin den 9 April 1811, und den 30 März 1834 von der 2ten Compagnie des 23sten Infanterie-Regiments zur Reserve entlassen, hat sich heimlich von hier entfernt, ohne der Landwehr-Behörde von seinem jetzigen Aufenthalte Kenntniß zu geben. Demselben wird daher hierdurch der Befehl ertheilt binnen drei Monaten, und spätestens bis zum 15 Julius d. J., hierher zurückzukehren, sich bei dem Commandeur des 20sten Landwehr-Regiments zu melden und über seine heimliche Entfernung sich zu rechtfertigen, widrigenfalls er als Deserteur verfolgt und das weiter Gesetzliche gegen ihn veranlaßt werden wird.

Berlin, den 8 April 1840.

Königl. Commando der 6ten Landwehr-Brigade.

0903

[1386]

BIBLIOTHEKONOMIE oder Lehre von der Anordnung, Bewahrung und Verwaltung der Bibliotheken.

Aus dem Französischen des L. A. Constantin.

Eleg. geb. Mit 6 lithographirten Tafeln. Preis 1 Thlr. 8 gr.

Wer eine Büchersammlung besitzt, diese in Ordnung zu haben, die Bücher gut zu erhalten wünscht, wer eine Bibliothek sammeln will, anlegen soll, zu verwalten beauftragt ist, mit Einem Worte: der Privatmann wie der Gelehrte, Besitzer von Leihbibliotheken wie Bibliothekare, Vorsteher von städtischen Büchersammlungen u. s. w. alle finden hier eine klare und einfache Belehrung über die zweckmäßigste Lösung ihrer Aufgabe.

[1231-33]

Bei J. G. Heubner, Buchhändler in Wien, am Bauernmarkt Nr. 590, ist so eben erschienen, und in allen Buchhandlungen zu haben:

Praktischer Cursus zum Unterrichte in der italienischen Sprache für Anfänger.

Eine praktische Grammatik, mit Interlinear-Uebersetzungsübungen, nach einer eigenen, ganz neuen, die Erlernung der Sprache besonders erleichternden Methode, gemeinfaßlich für Studirende und Nichtstudirte bearbeitet von A. J. Edl. v. Fornasari-Verce, k. k. Professor der italienischen Litteratur, Geschäftssprache und des Styls an der Universität, und an der Theresianischen Ritter-Akademie zu Wien.

Dritte durchaus umgearbeitete und vermehrte Auflage.

Preis 1 fl. 45 kr. C. -M. oder 1 Rthlr. 4 gGr.

Die günstige Aufnahme, welche vorstehende, der Fähigkeit und Fassungskraft eines jeden Lernbegierigen besonders zusagende praktische Grammatik gleich bei ihrem ersten Erscheinen fand, steigerte sich durch die erfreulichen Erfolge, die sie bereits allenthalben beim öffentlichen und Privatgebrauche hervorgebracht, dergestalt, daß nun deren dritte Auflage schon nöthig wurde, was den besten Beweis liefert, welch 'entschiedener Vorzug die neue naturgemäßere, von dem erfahrnen sachkundigen Verfasser hier befolgte, anschauliche und gleich ins Leben führende praktische Darstellungsart über die sonst üblichen alsbald zu gewinnen vermochte.

In dieser Ausgabe sind zur Erzielung einer noch größern Erleichterung, Klarheit und Vollkommenheit durchgehends entsprechende Umarbeitungen mit vielfachen erläuternden Zusätzen vorgenommen worden; insbesondere aber zeichnet sich dieses Werk vor andern dadurch aus, daß die zahlreichen über jeden grammatischen Fall vorkommenden Beispiele und dahin einschlagenden eigenthümlichen Redensarten, so wie die nach jedem Hauptabschnitte eingeschalteten Uebersetzungs-Aufgaben, welche dießmal nach der nun ihrer größern Bequemlichkeit wegen so beliebten, und in der That sehr zweckfördernden Interlinear-Methode umgearbeitet erscheinen, möglichst dem praktischen Leben entnommen sind. Auch wurde dem Auszuge aus dem bei Erlernung der Sprachen so empfehlenswerthen, in seiner verbesserten Uebersetzung mit ungetheiltem Beifall aufgenommenen Orbis pictus (Welt in Bildern) von Comenius noch ein weiteres Verzeichnis vieler im Umgange oft gebrauchter Wörter, die in besagtem Auszuge nicht vorkommen, neu beigefügt, was somit in Verbindung mit den italienischen Conversations-Redensarten und Sprüchwörtern gewiß jedem Lernenden vielseitigen Stoff zur Gedächtnißübung und sonst gewünschten praktischen Ausbildung darbietet.

Die einstimmige Anerkennung, welche überhaupt dieses Lehrbuch hinsichtlich der sachgemäßen Ausführung und anziehenden praktischen Darstellungsform in den kritischen Zeitschriften (Jahrbücher der Litteratur; allgemeine Litteratur-Zeitung) bereits gefunden hat, enthebt uns jeder weitern Empfehlung.

Die Auflage zeichnet sich durch schönes Papier und neue Typen vortheilhaft aus.

[1343-45]

In meinem Verlage ist erschienen und durch alle Buchhandlungen des In - und Auslandes zu beziehen:

Römische Briefe von einem Florentiner. 1837-38.

Zwei Theile.

Gr. 12. Geh. 4 Thlr. 12 gr.

Der Verfasser schildert in diesem Werke in geschmackvoller, eben so belehrender als unterhaltender Darstellung das neue Rom in seinen öffentlichen Zuständen, wie sie in den Formen des Hofhalts und der Administration, in den Finanzen, dem Handel, der Industrie, dem Ackerbau, den Wohlthätigkeits - und Bildungsanstalten sich zeigen, in seinen geselligen Verhältnissen, seinen Festen und seiner äußern Erscheinung, in den Erzeugnissen der neuern Litteratur und Kunst. Das Werk wird für jeden, der Rom auf längere oder kürzere Zeit besucht, unentbehrlich seyn, da wir kein ähnliches in der Litteratur besitzen.

Leipzig, im März 1840.

F. A. Brockhaus.

[96]

Für Guts-u. Schäfereibesitzer, Herrschafts - u. Gutsverwalter.

Gründlicher Elementar-Unterricht in der rationellen Schäferei.

Von J. G. Elsner.

8. Preis 1 fl. 36 kr. oder 1 Rthlr.

Wie tief der Verfasser in seinen Gegenstand eindringt und mit welcher Klarheit er seine eigenen scharfsinnigen Auffassungen wieder zugeben weiß, davon legen die beiden von ihm über Schafzucht geschriebenen Werke: Erfahrungen in der höhern Schafzucht, und Das goldene Vließ das beste Zeugniß ab. In diesem neuesten Werkchen trägt er die praktische rationelle Schafzucht mit einer Klarheit vor, in der sie auch dem Laien verständlich ist, und es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß ein so gründlicher Elementar-Unterricht in dem betreffenden Fache kaum noch jemals gegeben seyn dürfte.

Besonders dürfte derselbe seiner Fassung, des Preises und Formates wegen für den Unterricht der Schäfer empfohlen werden, von denen keiner dieses Büchlein in seiner Tasche entbehren sollte, wie der nachfolgende Inhalt beweisen mag:

Inhalt: I. Die Vorbereitung des Schäfers zu seinem Beruf. II. Berufstreue und Stellung eines Schafmeisters. III. Die Einrichtung im Schafstalle. IV. Die Fütterung und Verpflegung der Schafe. a) Die Verpflegung im Sommer. Art und Benützung der Hutweiden. Die Abrichtung des Hundes. Fernere Regeln für den Weidegang. Von der Sommerstallfütterung. Vom Hürden im Freien. Hülfsmittel bei plötzlichen Krankheitsfällen. b) Die Verpflegung der Schafe im Winter. Ordnung im Schafstalle. Ordnung beim Füttern. Verschiedene Futterarten. Das Tränken der Schafe. Das Salzgeleck. V. Vom Bocken (Stähren) der Schafe und von der Lammung. Vom Bocken. Vom Lammen. VI. Von der Erkennung der Schafe. Nach ihrem Aussehen. Nach ihrem Alter. VII. Von den Krankheiten der Schafe. 1) Die Drehkrankheit. 2) Die Traber - oder Gnubberkrankheit und das Kreuzdrehen. 3) Die Raude oder Krätze. 4) Die Klauenseuche oder Krümpe. 5) Der Blutschlag oder das laufende Feuer, auch Staupe genannt. 6) Die Pocken oder Blattern. 7) Die Lämmerlähme. 8) Die Ruhr. 9) Der Husten und die Kacherie. 10) Die Egelkrankheit und die Fäule. VIII. Von der Aufbewahrung des Futters. 1) Das Heu. 2) Das Stroh und die Spreu. 3) Die Wurzelgewächse. IX. Von der Wollkenntniß. X. Von der Schwemme und Schur der Schafe. 1) Die Schwemme oder die Wäsche. 2) Die Schur. XI. Vom Vertrage (Contracte) des Schäfers. XII. Einige Anweisungen auf besondere Fälle. 1) Bescheidenes höfliches Betragen. 2) Benehmen bei vorkommenden plötzlichen Verlusten in der Heerde. 3.) 0904Verhalten bei eintretender Futternoth. 4) Der Schäfer soll ohne Erlaubniß keinen Fremden in den Schafstall lassen. 5) Wie er ein Schaf greifen und Wollmuster nehmen kann. 6) Er soll weder Schweine, Hühner, noch anderes Vieh im Schafstalle haben. 7) Wie er sich zu benehmen hat, wenn er Schafe von der Ferne her holen muß. 8) Was er thun soll, wenn den Schafen augenscheinliche Gefahr droht. 9) Erlernung und Anwendung des in diesem Buche Abgehandelten.

Stuttgart und Tübingen, im Januar 1840.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[1322-23]

Unter der Presse befindet sich und erscheint binnen kurzem:

John Bowring, Bericht an das englische Parlament über den deutschen Zoll-Verein. Aus dem Englischen übersetzt von Dr. Burk.

Alle Buchhandlungen nehmen Bestellungen an.

Berlin, im April 1840.

Wilh. Besser.

[1465]

Verkauf der Ziegelfabrik in Thiengen im Großherzogthum Baden.

Montag den 27 April d. J. wird die an der Straße von Basel nach Schaffhausen nächst Thiengen neu ganz von Stein erbaute Ziegelfabrik nebst den dazu gehörigen Wiesen, Ackerfeld, Thon, Stein - und Sandgruben, unter äußerst annehmbaren Bedingungen einer abermaligen öffentlichen Steigerung ausgesetzt.

Das Gebäude mißt 155 Schuh in der Länge, 52 Schuh in der Breite und 46 Schuh in der Höhe, kann auf jede Weise leicht vergrößert, und auch zu jedem beliebigen andern Fabrikgeschäfte sowohl vermöge seiner vortrefflichen Lage als inneren und äußeren Construction benützt werden.

Die dazu gehörige Wasserkraft beträgt mindestens 50-55 Pferdekraft, und tritt nie weder Wassermangel ein, noch ist wegen Frost oder Eisgang eine Unterbrechung zu befürchten.

Die Wiesen liegen am Gebäude, und die Aecker, Stein -, Sand - und Thongruben ganz in dessen Nähe.

Die Steigerung findet am obbesagten Tage, Vormittags 9 Uhr, in dem Gebäude selbst statt, und nähere Auskunft hierüber ertheilt auf Verlangen Franz Rutschmann in Thiengen.

[1444]

Verkauf oder Verpachtung. eines Landgutes.

Ein arrondirtes Landgut in einer der schönsten Gegenden Süddeutschlands, mit sechs Gebäuden, großen Gärten, Weinbergen, Hopfenplantage, Jagd, Fischerei, Schäferei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei und Essigfabrik, nebst eigener Schrotmühle und 125 Morgen besten Feldes ist besonderer Verhältnisse wegen um den zu seinem Ertrage höchst niedrigen Preis von 45,000 fl., in beliebigen Zielern zahlbar, zu kaufen oder auch zu pachten. Näheres sagt auf portofreie Anfragen Franz Wilhelm in Stuttgart, Hirschstraße Nr. 36.

[1438-39]

Verkauf einer Bierbrauerei.

Es ist in der Stadt Nürnberg eine sehr frequente, mit allen nöthigen Utensilien, dann Schiff und Geschirr versehene Bierbrauerei aus freier Hand zu verkaufen. Zu dieser Brauerei gehört ein in der schönsten Lage der Stadt situirtes Haus, dann ein sehr guter Felsenkeller, und hat sich dieselbe schon seit vielen Jahren einer sehr soliden Kundschaft zu erfreuen. Bemerkt wird, daß ein großer Theil des Kaufschillings gegen erste Hypothek auf den zu verkaufenden Realitäten liegen bleiben kann, und wollen sich Kauflustige unter der Chiffer W. G. in portofreien Briefen an die Expedition der Allgem. Zeitung wenden.

[839-41]

In der Walther'schen Hofbuchhandlung in Dresden sind so eben erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben:

Gesänge der Liebe.

Von Adolph Peters.

Kl. 8. Velinpapier geb. Preis 1 Rthlr. 12 gr.

Diese Sammlung, eine der schönsten und reichsten ihrer Art, spricht das ganze Liebesleben des Dichters mit glühender Begeisterung in einer wahrhaft vollendeten Sprache aus. Die Poesie strömt aus dem innersten Herzen und die innigsten zartesten Empfindungen des Beseligenden in der Liebe sprechen sich in jeder Strophe aus: Entzücken und Jubel, Kummer und Gram, Sturm und sinnende Ruhe, die Liebe des trunkenen Jünglings und die ernstere des gereiften Mannes treten abwechselnd in Liedern und Gesängen, Sonetten und Elegien an unser Herz, und ergreifen durch dieselben das verwandte Gemüth.

[1401]

Im Verlage der Matth. Rieger'schen Buchhandlung in Augsburg ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu haben:

Predigt-Magazin.

Herausgegeben von Franz Anton Heim, Prediger an der Domkirche in Augsburg.

Vierter Band, erste Abtheilung. gr. 8. 1 fl. 20 kr. oder 20 gGr.

Der erste bis dritte Band, jeder aus zwei Heften bestehend, kostet 2 fl. 40 kr. oder 1 Thlr. 16 gGr.

Wie der Inhalt zeigt, vermehren sich die Mitarbeiter aus allen Theilen Deutschlands mit jedem neuen Hefte, und zwar zum größern Theile Schriftsteller, die bereits im litterarischen Rufe stehen. Ueber den Werth des litterarischen Inhalts haben sich bereits alle Recensionen aufs lobendste ausgesprochen.

Augsburg, den 6 April 1840.

[1392-94]

Veräußerung der Franz Schwarz'schen Tuch - und Wollwaaren-Fabrik und Wohnhaus, nebst 3 Satz-Schaafwoll-Spinnmaschinen und anderer Fabrikseinrichtungen.

Vom Oberamte der vereinten Herrschaften Sokolnitz und Königsgarten wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß am 30 April l. J., um 9 Uhr Vormittags, die in die Franz Schwarz'sche Verlassenschaft gehörigen jurisdictienirten Brünner-Vorstadt St. Anna-Grund situirten, auf der Strassengasse gelegenen Häuser und Fabrik Nr. 25 u. 26 an Ort und Stelle werden meistbietend veräußert werden. Die gerichtliche Schätzung des Fabrikgebäudes ist 13,600 fl. C. M. und die des Wohnhauses 11,400 fl. C. M. Diese Häuser können nach Umständen getrennt oder zusammen verkauft werden. Jeder Kauflustige hat ein 10 Proc. Vadium des Schätzungswerthes, und im Erstehungsfalle eines Hauses 5000 fl. C. M.; der beiden Häuser aber 6000 fl. C. M. mit inclusive des Vadiums gleich zu erlegen.

Bemerkt wird, daß diese Häuser 1) 50 Klafter an der Straße, 2) 51 Klafter am hintern Kunstgraben Wasser, 3) mit dem Hofraume bei 1100 Quadrat-Klafter Grundfläche haben, 4) bieten die Locale des Fabrikgebäudes, welches am Kunstcanal (oder Mühlgraben genannt) liegt, und nach der neuen Art erbaut ist, dessen Hauptflanke zu beiden Seiten Fenster hat, den bedeutenden Raum von 318 1 / 2 Quadrat-Klafter Flächeninhalt.

Die übrigen sehr vortheilhaften Verkaufsbedingnisse können hieramts eingesehen werden. Sollten diese Realitäten am 30 April d. J. keine Käufer finden, so findet am 30 Mai l. J. abermals eine Licitation statt. Sokolnitz, am 31 März 1840.

[1412]

JOHANNES WILDBERGER, chirurgischer Instrumentenmacher zu Bamberg (Langgasse Nr. 165), empfiehlt sein vollständiges Lager anatomischer, chirurgischer und geburtshülflicher Instrumente und Bandagen, über deren Güte folgendes Zeugniß sich deutlich ausspricht:

Die unterzeichneten praktischen Aerzte, Wundärzte und Geburtshelfer bezeugen hierdurch, daß die von dem hiesigen chirurgischen Instrumentenmacher, Hrn. Johannes Wildberger, verfertigten anatomischen, chirurgischen und geburtshülflichen Instrumente in Bezug auf die Güte des Materials sowohl, als auf die Zweckmäßigkeit und Zierlichkeit der Verfertigung nichts zu wünschen übrig lassen, auch die Preise auf das billigste gestellt sind. Bamberg, den 26 November 1838.

Dr. A. R. Hesselbach, k. Prof. der Chirurgie und Oberwundarzt des allgem. Krankenhauses etc.

Dr. Funk, k. Assessor des med. Comite's, prakt. Arzt u. Chirurg.

Dr. Dotzauer, k. Assessor des med. Comite's, prakt. Arzt u. Chirurg.

Es wird stets sein eifrigstes Bestreben seyn, sich die Zufriedenheit der HH. Aerzte und Wundärzte, welche ihn mit Aufträgen beehren werden, in jeder Hinsicht zu erwerben; nur bittet er, jeder Bestellung entweder eine genaue Zeichnung oder den Titel etc. des Werkes, in welchem das Instrument, die Bandage oder Maschine beschrieben oder abgebildet ist, gefälligst beizufügen, und Briefe und Geld portofrei zu senden. Er hat einstweilen ein Preisverzeichniß der gewöhnlichsten Instrumente und Bandagen drucken lassen, welches auf Verlangen gratis abgegeben wird; sein vollständiger, systematischer Katalog erscheint im Laufe des Sommers 1840.

[1305-6]

Für deutsche Colonisten.

In der Nähe von Warschau, im Gouvernement Plozk, sind circa 8000 Morgen (Magdeburger) Feld, Wiesen und Wald an deutsche Colonisten mit Bewilligung der Regierung aus freier Hand zu verkaufen.

Die für die Ankäufer äußerst vortheilhaften Bedingungen sind auf portofreie Briefe von dem Unterzeichneten zu erfahren.

Sollten Kauflustige durch Abgeordnete das feilgebotene Areal besichtigen, und sich an Ort und Stelle von den näheren Umständen überzeugen wollen, so wird, im Falle sie die ihnen gemachten Mittheilungen nicht bestätigt finden, das Reisegeld erstattet.

Leipzig, den 3 April 1840.

Adv. F. A. Steche.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 113. 22. April 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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