PRIMS Full-text transcription (HTML)
0905
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 114.
23 April 1840

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Am 26 März ließ der Präsident der Vereinigten Staaten dem Senat wieder die Abschriften von drei Noten vorlegen, die zwischen dem amerikanischen Staatssekretär des Auswärtigen und dem brittischen Gesandten über die Gränzfrage gewechselt worden, jedoch von nur untergeordneter Wichtigkeit sind. Ein Krieg mit England wird von den Amerikanern als ziemlich wahrscheinlich betrachtet, und ihre Presse bespricht eine solche Eventualität mit großer Ruhe. (In England selbst scheint man weniger an eine solche Wahrscheinlichkeit zu glauben.) Die Baumwollenausfuhr, meint der New-York Herald vom 1 April (bis wohin die neuesten Nachrichten gehen), sey zwar ein gar wichtiger Zweig des amerikanischen Handels, indem er zwei Drittel der Gesammtausfuhr einen Werth von 60 Millionen Dollars bilde; auch sey es ganz richtig, daß das Gros dieser Ausfuhr nach England gehe; indeß diese Rücksicht verschwinde doch ganz im Vergleich mit den großen Interessen des Nordostens und aller amerikanischen Manufacturstaaten, denen ein solcher Krieg nur zu einem mächtigen Aufschwung gereichen könne. Am 30 März ging die Treasury-Notes-Bill mit großer Mehrheit im Congreß durch; nur 9 Repräsentanten stimmten dagegen.

Portugal.

Nachrichten in englischen Blättern aus Lissabon bis zum 6 April bestätigen nun die frühere Kunde, daß die Corteswahlen entschieden zu Gunsten der Minister von der Justemilieu-Partei ausfallen. Diese Nachricht hat in England befriedigt, und die portugiesischen Bons (S. den Börsenartikel) sind etwas gestiegen.

Spanien.

Das Ministerium hat sich auf eine Weise ergänzt, daß nicht nur der Austritt der abgegangenen Minister keineswegs fühlbar geworden, sondern auch die Möglichkeit vorhanden ist, das bisherige politische System weiter fortzuführen, und dabei auf die Unterstützung der Majorität des Congresses rechnen zu können. Dieses befriedigende Verhältniß ist größtentheils durch den richtigen Tact, mit welchem Ihre Maj. die Königin-Regentin selbst die eingetretenen Verwickelungen zu lösen verstand, herbeigeführt worden. Es handelte sich darum, entweder die höchste Leitung der Geschäfte in die Hände einer Partei zu legen, welche sich den wohlverstandenen Interessen der Krone, wie denen des Volks gleich feindlich gezeigt hat, und durch eine Auflösung der Cortes das Land den Erschütterungen neuer Wahlen auszusetzen, oder das mit so glücklichem Erfolg eingeschlagene System der Rückkehr zur Ordnung und der allgemeinen Aussöhnung aufrecht zu erhalten, ohne jedoch dem Oberfeldherrn begründete Veranlassung zum Widerspruch zu geben, und der Majorität des Congresses Mißtrauen gegen die in das neue Cabinet tretenden Personen einzuflößen. Letzteres ist glücklich erreicht worden. Die Königin-Regentin wußte bei den HH. Perez de Castro und Arrazola die Ansicht geltend zu machen, daß man das Verlangen des Herzogs de la Victoria, den Brigadier Linage zum Marechal de Camp erhoben zu sehen, nicht abschlagen dürfe, da diese Beförderung nur als eine Belohnung für dessen thätige und fast ausschließliche Mitwirkung bei der Abschließung der Uebereinkunft von Vergara zu betrachten sey. Das deßfallsige Decret wurde also dem Herzog ungesäumt zugeschickt. Um aber das Ministerium auf eine Weise zu ergänzen, die der Majorität des Congresses genehm seyn mußte, berief die Königin den Präsidenten desselben, Hrn. Isturiz, zu sich, und dieser, alle persönlichen Rücksichten bei Seite setzend, übernahm es, sich mit der Majorität darüber zu verständigen. Nach einigen Berathschlagungen mit derselben, denen auch der Justizminister beiwohnte, kam endlich vorgestern die neue Zusammensetzung des Cabinets zu Stande, und gestern erschienen die desfallsigen Decrete. Zum Minister des Innern ist Hr. Armendariz ernannt, derselbe Deputirte, welcher in der Sitzung vom 23 März ausrief, daß er keine andern Carlisten kenne, als die, welche noch die Waffen führten, und dadurch das Geschrei des Pöbels auf der öffentlichen Galerie erweckte. Hr. Armendariz ist ein unbescholtener und kenntnißreicher Mann, und wenn er gleich unter Calatrava die zweite Stelle im Ministerium des Innern bekleidete, so schloß er sich doch späterhin den Freunden eines gemäßigten Systems an. Der neue Finanzminister Santillan, Deputirter für Burgos, wird selbst von den Exaltirten als ein vollkommen rechtlicher und seinem Posten gewachsener Mann anerkannt. Der Marineminister Sotelo wurde von seinem Vorgänger Montes de Oca selbst als der fähigste in seinem Fache bezeichnet. Das Kriegsministerium0906 ist vorläufig dem Unterstaatssecretär Norzagaray übertragen worden, indem man den Herzog de la Victoria aufgefordert hat, den definitiven Minister zu bestimmen. Auf diese Weise stehen die Königin, die Minister, und die Majorität des Congresses im besten Einverständniß, und dem Herzog ist die Veranlassung, sich über Nichtberücksichtigung seiner Wünsche zu beklagen, genommen. Um desto aufgebrachter zeigen sich die Exaltirten. Im Senat erklärte gestern Hr. Perez de Castro, das in der Thronrede und in den Adressen beider Kammern aufgestellte Programm werde durch die neue Gestaltung des Ministeriums in nichts verändert werden; die Regierung werde vielmehr suchen, es in allen Theilen auszuführen. Dieselben Zusicherungen wurden heute dem Congreß ertheilt. Im Senate wurde gestern der Gesetzesentwurf wegen Errichtung eines Staatsraths von 49 Stimmen gegen 25 angenommen. Der General Ayerve nahm am 6 das Fort von Villarluengo in Aragonien ein. Espartero hatte sein Hauptquartier am 7 in Mas de las Matas, O'Donnell das seinige am 5 in Hinojosa. Am 4 hatte er die Stellung von Aliaga recognoscirt, und einen Ausfall, den die Besatzung machte, zurückgeschlagen; am 7 sollten die Batterien eröffnet werden. Der Brigadier D. Manuel de la Concha, der zum Generalcommandanten von Albacete, Cuenca und Guadalaxara ernannt ist, verlangt Verstärkung an Truppen.

Großbritannien.

Das Parlament ist nun bis Ende Aprils vertagt. Aus der gestern erwähnten Conversation über die Verhältnisse zu Neapel ist Einiges zur Ergänzung nachzutragen. Lord John Russell erklärte auf die Frage Lord Mahons: Nach unsern letzten Berichten aus Neapel hatte unser Gesandter, den ihm ertheilten Instructionen gemäß, der neapolitanischen Regierung eine Note eingehändigt, darauf aber eine ausweichende und unbefriedigende Antwort empfangen. Auf dieses hin communicirte der Gesandte mit dem Admiral Stopford, und der Erwägung des letztern ist es zur Zeit anheim gegeben, welche Maaßnahmen er für nöthig erachten mag, um die ihm zugefertigten Instructionen auszuführen. ( Lord Johns Antwort, bemerkt das M. Chronicle, ist für den Stand der Verhältnisse zwischen England und Neapel ganz entscheidend. Das Geschäft ist jetzt den Händen des Admirals übergeben, so daß wir factisch uns im Kriege mit Neapel befinden. ) Das hierauf von Lord Mahon angedeutete, von Hrn. Hume abgelesene Document war ein, der Autorität französischer Blätter zufolge, von dem brittischen Consul in Neapel, Hrn. Th. Galway, im Auftrage des ehrenwerthen W. Temple erlassenes Umlaufschreiben d. d. 2 April an die englischen Kaufleute im Königreich beider Sicilien, worin er diesen anzeigte, daß unter den gegebenen Umständen vermuthlich Repressalien gegen die unter neapolitanischer Flagge segelnden Fahrzeuge verhängt werden würden, und sie hiernach ihre Maaßregeln treffen möchten. Hr. Hume bezeichnete dabei Englands auswärtige Lage als sehr kritisch: Krieg mit China, die Nothwendigkeit, eine starke Flotte an den Küsten der Türkei zu unterhalten, ein sehr prekärer Stand der Dinge in Nordamerika, und nun auch Krieg mit Neapel. Da dürfe das Parlament keine vierzehntägigen Ferien machen. Das Schwefelmonopol bestehe nachgerade seit zwei Jahren, und die während dieser Zeit gepflogene diplomatische Correspondenz sollte dem Hause vorgelegt werden. Er wolle zwar nicht sagen, daß das Amt des Auswärtigen sich in dieser Sache eine tadelnswerthe Nachlässigkeit habe zu Schulden kommen lassen, jedenfalls aber sollte man nicht aus einander gehen, ehevor die bezüglichen Papiere vorgelegt seyen. Lord J. Russell gab zu, daß jenes Consularschreiben in Gemäßheit der dem Gesandten in Neapel von Ihrer Maj. Regierung ertheilten Instructionen ergangen sey, lehnte aber weitere Aufschlüsse über die Sache ab. Er erinnerte daran, daß im andern Parlamentshaus vor einiger Zeit eine Discussion über die Sache stattgefunden, worin Ihrer Maj. Regierung getadelt worden, noch keine Schritte in der Sache gethan zu haben. Hr. Hume möge nun, statt ebenfalls in unbestimmten Andeutungen zu tadeln, sich lieber entschließen, dem Hause sogleich eine Resolution vorzuschlagen, daß die Regierung in dieser Sache zu langsam oder zu eilig gehandelt habe. Auf die Frage Sir J. Grahams, ob hinsichtlich der Detinirung neapolitanischer Schiffe ein Geheimerathsbefehl beschlossen worden, erklärte Lord John, das sey nicht nöthig. In dem Falle mit China sey eine solche Ordre für nothwendig erachtet worden wegen der weiten Entfernung und der zu Communicationen erforderlichen Länge der Zeit, bei Neapel aber sey das nicht der Fall. Sir J. Graham entgegnete, es sey ihm etwas ganz Neues, daß, dem Völkerrecht gemäß, die Detention neapolitanischer Schiffe ohne einen Geheimerathsbefehl autorisirt werden könne, worauf schließlich Lord J. Russell äußerte, er wolle hier mit dem Hrn. Baronet in keine Discussion über Völkerrecht eingehen, lebe aber der zuversichtlichen Hoffnung, daß die neapolitanische Regierung entweder aus eigenem Antrieb oder auf den Rath Anderer sich zu einer befriedigenden Ausgleichung der Sache herbeilassen werde, wo dann alle detinirten Schiffe wieder freigegeben werden sollten, ohne vor einen englischen Admiralitätshof gebracht zu werden. Sir J. Inglis machte auf die große Noth aufmerksam, die im schottischen Hochland und auf den Inseln an der nördlichen Küste von Schottland herrscht. Die Nothleidenden, bemerkte er, wünschten in Masse nach den nordamerikanischen Colonien auszuwandern, aber es fehlten ihnen die Mittel dazu; er frage die Minister, ob sie in dieser Sache einen Plan in Bereitschaft hätten. Lord J. Russell versprach einen solchen nach Ostern vorzulegen. Die Pensionsbill für Lord Seaton wurde nach einer nochmaligen Opposition von Hrn. Hume, die von einem Theil der öffentlichen Presse mit nicht unerheblichen Gründen unterstützt worden, mit 77 gegen 17 Stimmen zum drittenmal gelesen und angenommen. Schließlich ward in dieser Sitzung die Freilassung aller der in der Stockdale'schen Sache in Haft Befindlichen ausgesprochen, mit Ausnahme Joseph Stockdale's selbst und seines Advocaten Howard, welche so lange in Newgate sitzen bleiben sollen, bis sie ein Zeichen der Reue gegeben, oder bis zum Schlusse der Session.

Graf Alexis Stroganoff ging am 15 Abends aus Ashburnham-House (dem russischen Gesandtschaftshotel) mit Depeschen nach Paris ab.

Director Schumann ist mit seiner Operngesellschaft am 15 April von Mainz per Dampfboot nach London abgegangen, wo am Ostermontag im Prinzen - (vormals St. James -) Theater die Vorstellungen beginnen. Außer den schon in England bekannten Opern Freischütz, Oberon und Fidelio , sollen auch Spohrs Jessonda und Faust , Webers Euryanthe , Kreutzers Nachtlager , Lortzings Czaar und Zimmermann , Marschners Templer und Jüdin u. s. w. aufgeführt werden. Von ausgezeichneten Mitgliedern werden bis jetzt bloß Mad. Fischer-Schwarzbeck, die HH. Schmetzer und Pöck genannt, für später aber sind Haitzinger, Staudigl, Wild, die Lutzer, Haßelt, Faßmann, Stöckl-Heinefetter u. a. zugesagt.

0907

Es ist erfreulich, daß die Geistlichkeit sowohl als die Torypartei im Ganzen zu dem weisen und patriotischen Entschlusse gekommen sind, die Angelegenheiten Canada's nicht zur Parteisache zu machen, sondern sich im Verein mit der Regierung redlich zur Schlichtung all der schwierigen Fragen zu vereinigen, von denen die künftige Ruhe jener Provinzen und deren fernere Verbindung mit dem Mutterlande abhangen. Der Erzbischof von Canterbury nebst mehreren anderen Bischöfen haben erklärt, sie wollten, um des Friedens willen, wegen ihrer Besitzthümer in Obercanada keinen Streit erheben; und wenn man nur die protestantische bischöfliche Kirche, neben der in Unter-Canada wenigstens als solche geltenden, als Staatskirche anerkennen wolle, so wollten sie in Bezug auf die reservirten Ländereien sich einer billigen Entscheidung unterwerfen. Der Erzbischof versprach deßwegen der Regierung einen Plan vorzuschlagen, welchen er unter allen Umständen für anwendbar halte. Peel sprach gestern Abend noch entgegenkommender. Er willigte in das zweite Verlesen der die neue Verfassung beider Provinzen bestimmenden Bill, und erkannte damit den Grundsatz der Vereinigung derselben an; obgleich er dabei beharrte, daß er manche üble Folgen daraus hervordrohen sehe. Da Lord J. Russell eingestand, daß die juristischen Kronbeamten in der von Ober-Canada zur Annahme geschickten Bill mehrere Punkte gefunden, wobei die dortige Legislatur ohne rechtliche Befugniß Parlamentsacten widerrufen habe, so rieth ihm Peel aufs freundschaftlichste, statt beim Parlament die Berechtigung für diese Einzelnheiten nachzusuchen, damit die Königin ihre Zustimmung zur ganzen Bill geben könne, lieber eine ganz neue Bill vorzuschlagen. Zu diesem zeigte sich der edle Lord auch nicht ungeneigt, und es steht demnach zu erwarten, daß das Parlament sich nicht auflösen wird, ohne daß es das große und gute Werk vollbracht hätte. Beide Parteien fühlen sich hierzu um so mehr aufgefordert, als es den Einwirkungen der verschiedenen Statthalter, welche seit der Rebellion jene Provinzen besucht hatten, besonders aber dem Hrn. v. Thompson, gelungen ist, die gährenden Gemüther zu beruhigen und zur Eintracht zu stimmen. Fast alle Zeitungen und Briefe, die man von dort erhält, drücken ihre Freude über die Beilegung des langen und bittern Streits um die geistlichen Güter aus; sie können kaum begreifen, wie eine Frage, die vor kurzem noch unauflöslich schien, so befriedigend geschlichtet werden konnte. Ja, so versöhnlich ist man geworden, daß mehrere der eifrigsten Loyalisten in Ober-Canada, welche selbst aufs tapferste gegen die Rebellen gekämpft, den Gouverneur um die Begnadigung und Zurückberufung aus der Deportation eines der Rädelsführer gebeten haben! Wer aber bei allem diesem den größten Triumph feiert, ist der so vielfach verkannte und mißhandelte Graf Durham. Statt im Parlamente gegen seine Verleumder, seine politischen Gegner wie seine falschen ministeriellen Freunde zu donnern, und durch elende Persönlichkeiten die kostbare Zeit zu verderben, legte er mit ruhiger Würde der Nation seinen Bericht vor einen Bericht, welchen anfangs Freunde wie Feinde mit fast mitleidigem Achselzucken als eine Reihe übereilter Beobachtungen und utopischer Träume betrachteten. Und siehe, fast jede einzelne Beobachtung hat sich bewährt gefunden. Wenn man auch dermalen noch den Muth nicht hat, alle brittischen Provinzen in Nordamerika mit einem Föderativband zu umschlingen, und so zu einem Staate vorzubereiten, welcher dereinst der großen Republik gegenüber unabhängig bestehen könnte, so werden doch die Canadas vereinigt und durch die friedliche Ueberflügelung der französischen Race angelsächsisch gemacht. Wie wichtig alles dieses auch in Bezug auf unseren Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten ist, läßt sich nicht verkennen. Ich meines Theils zweifle gar nicht, daß sobald die Canadas ihre neue Verfassung haben, und dort keine Unruhen mehr zu befürchten sind, so kommen die Yankees zum Vergleich; und vielleicht in weniger als Jahresfrist dürften wir die Freude erleben, die Hälfte unserer dort stehenden Truppen zurückziehen zu können. Wären wir doch auch so nahe an der Beruhigung Irlands! Hier will ein Marquis von Westmeath gefunden haben, daß auch bei der Einführung des neuen Armengesetzes die Papisten begünstigt worden, und sucht das Oberhaus zu einer Untersuchungscommission zu bewegen. Lord Stanley ist entschlossen, seine dort so verhaßte Bill weiter zu treiben, und hat den 6 Mai für den Ausschuß anberaumt. O'Connell tobt daher wieder wie besessen, und will den katholischen Theil der Nation mit Macht erheben, während Lord Melbourne sich bequemen muß, dem Lord Lyndhurst zu Gefallen, welcher noch immer krank ist, die weitern Berathungen über die irische Corporationsbill bis nach Ostern zu verschieben. Die Privilegienbill ist jedoch auch vom Unterhaus angenommen, und somit wenigstens dieser bedrohliche Streit geschlichtet.

Frankreich.

Ein Journal meldet, daß in Folge einer Versammlung des Admiralitätsconseils die in Paris sich aufhaltenden Seeofficiere den Befehl erhalten haben, unverzüglich nach Toulon abzureisen.

(Messager.) Die Commission der außerordentlichen und Zuschußcredite von Afrika hat am 17 den Bericht des Hrn. Ducos angehört. Er trägt auf die unverkürzte Annahme der verlangten Credite an, drückt aber zugleich den Wunsch aus, die Regierung möge sich in Zukunft an eine beschränkte Besetzung halten. Mehrere Mitglieder bekämpften die Anträge des Berichts; sie betrachten jede Entschließung einer Beschränkung unserer Herrschaft in Algerien für jetzt als unangemessen. Nur die weitern Ereignisse könnten, ihrer Ansicht nach, den in der Folge zu ergreifenden Entschluß bestimmen. Die Anhänger der beschränkten Besetzung unterstützten lebhaft die Anträge des Berichts; gleichwohl erklärten sie, daß sie sich der Modification einiger Stellen nicht widersetzen. Nach einer fünfstündigen Erörterung ward der Bericht mit 5 gegen 2 Stimmen angenommen. Auch die Zuckercommission hat sich am 17 versammelt. Sie hörte den Berichterstatter, Hrn. Bugeaud. Nach langer Berathschlagung beschloß sie, daß der auf den ausländischen Zucker gelegte Zoll, der anfangs auf 15 Fr. gesetzt war, auf 20 Fr. erhöht werden solle. Die früheren Beschlüsse der Commission wurden beibehalten: 1) Die den beiden Industrien, sowohl der einheimischen, als der Colonialindustrie durch das Gesetz vom 18 Jul. 1837 bestimmte gegenseitige Stellung; 2) der auf 70 Kilogrammen raffinirten Zuckers festgesetzte Rückzoll auf 100 Kilogrammen Rohzucker; 3) die Gleichheit des Zolls für beide Zucker ward selbst für die Zukunft verworfen. Der Bericht sollte am 18 auf dem Bureau des Präsidenten niedergelegt werden. Der Druck der den Bericht begleitenden Tabellen und Etats wird nicht gestatten, daß die Erörterung vor sieben oder acht Tagen beginne.

〈…〉〈…〉In der Sitzung der Deputirtenkammer am 18 April war die Tagesordnung an Entwickelung des Vorschlags der HH. v. Beaumont und Defitte zu Errichtung berathender Kammern und eines Generalconseils des Ackerbaues. Hr. Defitte bemerkte, daß diese von einer beträchtlichen Zahl von Generalconseils gewünscht würden, da die agricolen Comitien zu zahlreich0908 seyen, als daß es dem Ministerium möglich wäre, in fortlaufender Berührung mit denselben zu bleiben. Der Handelsminister erklärt, daß, so geneigt er auch sey, dem Ackerbau neue Aufmunterungen zu gewähren, er doch die Ansicht in Betreff des Nutzens der vorgeschlagenen Mittel nicht theile, und die seit mehreren Jahren von der Regierung eingeschlagene Bahn vorziehe. Nach weiterer Discussion zwischen den HH. Gauthier de Rumilly, Bugeaud, de la Bourdonnaye und Lamartine ward beschlossen, den Vorschlag in weitere Erwägung zu ziehen.

Den Sieg der Minister in der Pairskammersitzung vom 16 April hält das Journal des Débats für theuer erkauft. Dreiundfünfzig schwarze Kugeln, meint es, seyen eine bedeutende Minorität in einer Kammer, mit deren Klugheit und Mäßigung die völlige Verwerfung eines an und für sich so nothwendigen Gesetzes, wie das der geheimen Fonds, nicht wohl vereinbar wäre. Das Ministerium habe wohl, kaum einen solchen Widerstand von einer Kammer von Kranken, wie sie die Journale der Linken nannten, erwartet. Die Haltung der Pairs während dieser langen Debatte habe klar gezeigt, daß das Ministerium zwar die Mehrzahl der Stimmen, keineswegs aber die Sympathien der Kammer auf seiner Seite habe. Man erwartete (so schließt der Artikel) ein Resumé von dem Herzog v. Broglie. Der erlauchte Berichterstatter beschränkte sich aber auf die Aeußerung, daß er zwischen seinem Berichte und den Reden des Ministeriums nur Wortverschiedenheiten, nicht die geringste Sachverschiedenheit habe finden können. Wir nehmen diese Erklärung gern an, und wollen sie uns merken; wir wollen eben so wenig, wie der Herzog v. Broglie das Ministerium über bloße Worte chicaniren. Möge das Cabinet dem in dem Berichte des Herzogs v. Broglie enthaltenen so vernünftigen Programm getreu bleiben; dieß ist Alles, was wir für unsern Theil verlangen.

(Courrier français.) Die Annahme des Gesetzesentwurfs, die geheimen Fonds betreffend, war von Seite der Pairskammer durchaus kein Beweis des Vertrauens. Man tolerirt das Cabinet aus Unmacht, ihm zu schaden, und weil Gefahr dabei wäre, es zu stürzen. Die Kammer der Pairs duldet das Ministerium als eine Nothwendigkeit; nie aber hat ihr diese Resignation so viel gekostet. Die gesammte Pairie steht heutiges Tages in der Opposition; nur gibt es in derselben Opponenten zweierlei Art: die einen werfen schwarze, die andern weiße Kugeln in die Urne; letztere behalten sich die Freiheit der Epigramme und der Protestationen vor. In der Deputirtenkammer verwischt das Votum den Eindruck der Reden, denn dem Land liegt vor Allem an dem Votum; von diesem hängt die Regierung ab. In der Pairskammer ist das Gegentheil der Fall. Bekanntlich ist die Einregestrirung der Gesetze dort nur eine Sache der Form, und nicht auf das Votum darf man sehen, wenn man die Meinung der Majorität der Pairs kennen lernen will. Die Debatte über die geheimen Fonds zeugt von der feindseligen Stimmung der Pairie gegen das Ministerium; letzteres hat in der Pairskammer weder Gunst für seine Politik, noch Gerechtigkeit für seine Handlungen zu erwarten. Die conservative Partei in dieser Versammlung ist nicht weniger unversöhnlich, als in der Deputirtenkammer. Man muß sie beobachten, sie im Zaume halten und gelegentlich unterdrücken (!), denn man wird sie durch keine Concession entwaffnen. Meinungen können sich mildern, Interessen aber werden sich nie opfern. .. Unter den vorhergehenden Ministerien war die Pairie ein Werkzeug der Gewalt; jetzt wird sie eine Verlegenheit. Darf man sich da wundern, daß ihre Verfassung von der öffentlichen Meinung angegriffen, daß das Wort Reform in ihrem Saale laut wird, wie in dem der Deputirtenkammer? Das gegenwärtige Ministerium bringt weder die Wahlreform noch die Reform der Pairskammer; aber die Zukunft bleibt für beide Maaßregeln offen. Man erhält nur, was von Natur dauerhaft ist, und die Pairie wurde nicht für die Dauer constituirt.

Der Conseilpräsident hat auf die dringende Verwendung des Hrn. Dugabé den Personen, welche bei den letzten Emeuten der Arriège am meisten gelitten haben, eine Unterstützung von 25,000 Fr. bewilligt.

Das Capitole spricht von schlimmen Gerüchten, die über das Schicksal der nach Scherschel abgegangenen Expeditionscolonne in Paris verbreitet seyen; sie habe eine größere Niederlage erlitten als der Marschall Clauzel vor Constantine. Andere Journale wiederholen dieses Gerücht nach dem Capitole, vergessen aber, daß jene Expeditionscolonne schon seit Wochen von Scherschel wieder zurückgekehrt ist und in den Lagern bei Algier garnisonirt.

In der Pairskammer hat Graf Molé den Tact, Verstand und Anstand gehabt zu schweigen. Dafür ist Villemain aufgetreten, der einst dem Grafen Molé das ministerielle Leben sauer gemacht hatte. Es gibt nichts Bissigeres und Amüsanteres als diesen Hrn. Villemain, der eigentlich ohne alle Politik ist, aber seinen Geist, seinen Witz, seine Persönlichkeit zu Diensten aller Opposition hat, von der Linken wie von der Rechten, gestern gegen Molé, heute gegen Thiers, und immer aus denselben Motiven. Villemain und Cousin waren gegen Molé die intimsten Freunde; als Villemain Minister ward, verfolgte ihn Cousin, und diese Intimen haßten sich wie zwei Professoren, die über denselben Gegenstand Collegia lesen, grundgelehrte Männer vielleicht sind, und sich einer den andern beschuldigen das ABC nicht zu verstehen. Nun Cousin Minister ist, wird Villemain ihm Revanche geben. Sonderbar, daß diese Streitsucht niemals stärker war als bei den Ministern des öffentlichen Unterrichts. Wie Aktäon ward der arme, unschuldige, gar zu naive Don Alonzo darüber zerrissen; Villemain und Cousin bissen in die Seiten Salvandy's ein; heute werden wir den Hrn. Villemain dem Hrn. Cousin ins Fleisch hacken sehen. Von allen Miseren dieser miserablen Welt sind doch die gelehrten Miseren (man muß es leider gestehen) die miserabelsten, weil da die Eitelkeit der faulste Fleck der Menschlichkeit verwundbarer ist als irgendwo.

Das merkwürdigste Ereigniß im Laufe der letzten Pairsdebatten war, daß der Herzog v. Broglie nicht, wie man allgemein erwartet hatte, den Inhalt seines Berichts vertheidigte. Ich habe in meinen Briefen vom 12 und 14 darauf hingewiesen, daß Jedermann in diesem Berichte den Beweis sah, daß das Cabinet mit dem Rest der 221 (den sogenannten Conservativen) einig gehe, und ein weniger liberales System zu befolgen beabsichtige, als es in der Deputirtenkammer angekündigt hatte. Die Deputirten der Linken zählten auf heftige Debatten zwischen dem Referenten und Hrn. Thiers, und fanden sich beinahe in Masse in jeder der drei Sitzungen der Pairskammer ein. Ihre Erwartung wurde gänzlich getäuscht; der Herzog v. Broglie sagte kein Wort zur Vertheidigung des Inhalts seines Berichtes, und bestätigte durch dieses Stillschweigen die Verneinungen des Hrn. Thiers; nach den Erklärungen mehrerer Deputirten hat er sogar in der Sitzung vom 14 selbst den Stellen der Rede des Hrn. Thiers, worin seinen Behauptungen indirect widersprochen wurde, seine Billigung zugenickt. Man glaubt allgemein, nach Vorlesung seines Berichts, und auf das Zureden des Hrn. Thiers, ihn doch nicht0909 mit der Linken zu verfeinden, habe er sich mit demselben dahin verständigt, daß keine öffentlichen Debatten über diese Punkte stattfinden sollten. Die Rolle, die der Herzog in diesem Vorgang spielt, wird weder von der Linken noch von den Conservativen gebilligt; man zweifelt sehr, daß sein Freund und Gebieter, Guizot, damit einverstanden sey. Dem sey nun wie ihm wolle, das Cabinet hat durch diese Hingebung des Herzogs v. Broglie bedeutend gewonnen, und steht jetzt noch fester als im Augenblick der Beendigung der Debatten in der Deputirtenkammer. Indessen fiel die Vertheidigung des Cabinets, welche Hr. Cousin am 15 unternahm, nicht zum besten aus; der Hr. Professor ist erst in der Schule zum Staatsmanne, er hat noch vieles von seinem Chef zu lernen. In der Deputirtenkammer wurden gestern die Debatten über die Rentenconversion aufgeschoben, weil die Minister, oder wenigstens ihr Hauptredner, in der Pairskammer beschäftigt waren. Hr. Bechard hat sich noch zu einem Vortrag für den Entwurf einschreiben lassen; er wird indessen diesen Entwurf nicht seinem ganzen Inhalt nach vertheidigen, sondern nur mit einigen Modificationen, die ihm sein Freund, der ehemalige Minister v. Vissèle, angegeben hat. Morgen wird die Kammer unter Anderm sich mit der von ihr verlangten Ermächtigung befassen, um den Deputirten Lestiboudois von Lille vor Gericht zu stellen. Ich habe bereits in einem meiner früheren Berichte Meldung von dieser Angelegenheit gethan, die viele Aehnlichkeit mit der des bekannten Emil de Girardin und Consorten in Betreff der Minen von Saint Berain haben soll. Nach den umlaufenden Gerüchten haben Hr. Lestiboudois und seine Genossen ein Kohlenbergwerk zu Barette, in der Umgegend von Lille, um 400,000 Fr. angekauft, aber in dem Vertrag 600,000 Fr. angegeben (während der Ankäufer sonst zur Ersparung der sogenannten Mutationsgebühren gewöhnlich einen geringeren Kaufpreis angibt); nachher brachten die Ankäufer dieses Kohlenbergwerk in eine Actiengesellschaft, unter Angabe eines Werths von 1,200,000 Fr. Um die Actien an den Mann zu bringen, behaupteten Hr. Lestiboudois und seine Freunde, eine Pariser Compagnie habe ihnen 2 Millionen für das Object geboten. Da eilten die benachbarten Franzosen und Belgier, die Actien an sich zu bringen. Jetzt soll sich entdeckt haben, daß das ganze Kohlenbergwerk ohne Werth ist, und die Inhaber der Actien fordern den hingegebenen Preis derselben im Wege einer Klage wegen qualificirten Betrugs (Escroqueriè) zurück, worauf peinliche Strafe steht. Unternehmungen solcher Art wurden vor einigen Jahren eine große Anzahl in Frankreich gemacht: viele Ausländer, besonders Deutsche, haben sich durch glänzende Prospectus verführen lassen, bedeutende Summen an solche Actien zu setzen. In diesem Augenblick ist die Rede von einer Klage wegen einer ähnlichen Angelegenheit, die der sogenannten Compagnie méridionale in Marseille (welche die Beleuchtung dieser Stadt durch eine neue Art von Gas beabsichtigte); merkwürdiger Weise wurden beinahe gar keine Actien in Marseille selbst gekauft; man verstand die Kunst, sie größtentheils, und zwar mit einer Prämie, auf dem Markte von Frankfurt a. M. unterzubringen; als Resultat, und im Widerspruch mit den Angaben des Prospectus, zeigt sich jetzt ihr gänzlicher Unwerth. Seitdem ist, wenigstens in Frankreich, das Publicum klüger geworden, und läßt sich auf solche Geschäfte nicht mehr ein.

Ein Handelsschiff hatte vor einigen Tagen aus Philippeville die Nachricht gebracht, daß der Scheikh-el-Arab in der Provinz Constantine ein Truppencorps Abd-El-Kaders angegriffen und ihm 500 Mann getödtet habe. Man wollte an diese Nachricht hier nicht recht glauben, aber die neuesten Briefe aus Algier vom 13 d. bestätigen dieselbe, indem sie darüber folgende Details bringen. Abd-El-Kader schickt, so oft er den Glaubenskrieg predigt, Truppen in den Süden der Provinz Constantine bis an die Gränze von Tunis, um dort Streiter zu recrutiren. Dieß gelang dem Emir, so lange Farhat-ben-Said unter den Stämmen des Blad-el-Dscherid die Würde des Scheikh-el-Arab bekleidete. Farhat wurde aber, weil er mit den Häuptlingen Abd-El-Kaders sich verbündet hatte, dieser Würde entsetzt und Bu-Asis-ben-Ganah an seine Stelle ernannt. Letzterer, obwohl ein Verwandter Achmets, suchte Gelegenheit, Frankreich seinen Diensteifer zu zeigen. Ben-Ganah hat seine Residenz in den Steppen, die an die Sahara gränzen; die dortigen Stämme sind ihm sehr zugethan. Als er erfahren, daß Bu-Asis, Khalifa Abd-El-Kaders, mit einem Infanteriebataillon, 800 irregulären Reitern und 2 Kanonen gegen Biskara im Anmarsch sey, um alle dortigen Stämme, welche Frankreichs Herrschaft anerkannt hatten, zum Aufstand zu bewegen, rückte er dem General des Emirs mit 4 bis 5000 Reitern entgegen. Ben-Ganah und Bu-Asis trafen bei Stelsus, westlich von Biskara und 80 Lieues südlich von Constantine, am 24 März auf einander; ein blutiges Treffen entspann sich, in welchem die Truppen Abd-El-Kaders aufs Haupt geschlagen wurden. Das reguläre Bataillon ist völlig vernichtet; 450 Infanteristen und 60 Reitern wurden die Köpfe abgeschlagen; 3 Fahnen, 2 Kanonen, 500 Flinten, das Gepäck und eine große Zahl Pferde fielen in die Hände Ben-Ganah's. General Galbois war nicht wenig erstaunt, als er eines Tags Boten des Scheikh-el-Arab vor seinem Palast sah mit zwei großen Säcken, welche 500 Paar Ohren enthielten. Die Boten hatten 80 Stunden Weges zurückgelegt, um dem General diese Trophäen nebst einem zerbrochenen Yatagan und einem Schreiben Ben-Ganah's zu überbringen, welches also lautete: Ich bin von den regulären Truppen Abd-El-Kaders angegriffen worden und habe die Hälfte meiner Leute und meiner Familie verloren, indem ich deine Feinde bekämpfte, aber, Allah sey gepriesen, ich habe gesiegt. Da die Köpfe all der getödteten Feinde zu schwer seyn würden, schicke ich dir ihre Ohren. (Hier folgen die Details des Kampfes.) Ich bitte dich, mir den Yatagan, den du mir gegeben, gegen einen andern auszutauschen, denn er ist ganz schartig und kann keinen Dienst mehr thun. So übrigens geziemt es einem getreuen Araber, die Waffen zurückzugeben, die man ihm zur Vertheidigung seines Landes anvertraut hat. Dieses Ereigniß hat in ganz Algerien lebhaften Eindruck gemacht. Es ist das erstemal, daß die Araber Abd-El-Kaders von unsern arabischen Alliirten ohne die Unterstützung der französischen Armee geschlagen worden sind. *)Man sieht aus obigen Details, daß der Moniteur sowohl, als das Journal des Débats, wie wir gleich vermuthet hatten, falsch berichtet waren. Das Treffen fiel nicht bei Setif vor, wie der Moniteur gesagt hatte, sondern gegen hundert Stunden weiter süd-östlich, und der Held war nicht Farbat, dem das Journal des Débats bei dieser Gelegenheit einen so prächtigen Artikel gewidmet hatte. Die Nachrichten aus Algier, welche das letzte Paketboot uns brachte, gehen bis zum 13 April. An diesem Tage hatten die Herzoge von Orleans und Aumale unter dem Donner der Geschütze aller auf der Rhede von Algier liegenden Kriegsschiffe ihren Einzug in der Stadt gehalten und ihr Absteigequartier im Palast des Gouverneurs genommen. In der Umgegend war nichts von Bedeutung vorgefallen.

Belgien.

So eben erhalten wir Briefe aus Brüssel vom 17 April, wonach das neue Cabinet auf folgende Weise zusammengesetzt0910 ist: Lebeau die auswärtigen Angelegenheiten mit der Präsidentschaft; Rogier, Inneres; Liedts, Justiz; Mercier, Handel und öffentliche Arbeiten; Dumon-Dumortier, Finanzen; Buzen, Krieg.

Niederlande.

Die Verbalprocesse der Berathungen in den einzelnen Abtheilungen der Kammer sind jetzt vertheilt und bekannt. Es ist unnütz, Ihnen Auszüge daraus zu liefern, da die Einzelheiten des Finanzwesens für das Ausland kein Interesse darbieten: es ist die alte Klage, daß die Regierung nicht offen zu Werke gehe, und daß in keinem Zweige des Staatshaushalts eine irgend erhebliche Ersparniß eingetreten sey, als im Kriegsdepartment. Der Ton und die Haltung dieser Bemerkungen läßt über die Verwerfung des Budgets, falls die Regierung es nicht noch wesentlich ändert, keinen Zweifel; bemerkenswerth aber ist, daß sich gleich jetzt wieder Stimmen geäußert haben, man solle vor dem Budget die Verfassung ändern. Hr. Warin hat in dieser Beziehung folgende Note eingereicht: Die zweite Kammer hat am 28 Dec. v. J. die nöthigen Gelder verwilligt, um die Regierung bis zum letzten Junius d. J. im Gang zu erhalten. Sie hat dieß gethan, um während der Zeit, die man auf die Revision des Grundgesetzes und die grundgesetzliche Befestigung der für nöthig erachteten Verbesserungen zu verwenden wünschte, keine Störung zu veranlassen. Man konnte nicht vermuthen, daß die billigen Erwartungen fast der ganzen Nation auf eine so harte Weise getäuscht werden würden, als es durch die k. Botschaft vom 28 Dec. und durch die fünf am 30 Dec. in die Kammer gebrachten Gesetzesentwürfe geschehen ist. Fünf Mitglieder der Kammer begriffen damals schon, daß alle weiteren Bemühungen, von der Regierung gute Vorschläge zu erhalten, fruchtlos seyn würden, und machten den Vorschlag, daß die Kammer in Gemäßheit des Art. 113 des Grundgesetzes über die aus ihrem eigenen Schooße hervorgegangenen Gesetzesentwürfe berathen solle. Doch die Geduld der Kammer war noch so groß, daß man die Berathung über den Vorschlag der fünf Mitglieder abbrach, und zur Behandlung der fünf nichts sagenden, durch die Regierung vorgelegten Gesetzesentwürfe überging, und Ansichten über die Verbesserung des Grundgesetzes aussprach, welche man von Seite der Regierung vorgeschlagen wünschte. Meiner Ansicht nach ist durch unsre Langmuth das Uebel nur ärger geworden, denn wenn ich das Gewebe der sieben jetzt vorgelegten Gesetzesentwürfe recht verstehe, soll durch die Annahme derselben die Alleinherrschaft, deren wirkliches Bestehen in unserm Vaterlande schon so viel Unglück angerichtet hat, zugleich befestigt werden. Heute sollen wir berathschlagen über das Budget, das, einmal zum Gesetz geworden, die unglückliche Lage der Sachen, worin wir uns befinden, wiederum bis ans Ende des Jahrs ausdehnen soll. Hierzu kann ich meine Zustimmung nicht geben. Ich trage darauf an, daß vor Allem die Revision des Grundgesetzes berathen werde. Dann wird man in den Abtheilungen sich aussprechen können, ob man wieder, wie im Januar, sich auf die Untersuchung der sieben Entwürfe und auf das Aussprechen von Wünschen beschränken, oder noch einen Schritt weiter gehen soll. Unterz. Warin. Das heißt mit andern Worten, die Kammer soll sich zur Constituante machen; es ist dieß derselbe Vorschlag, wie der von Corver Hoost und seinen Freunden, aber in härterer Form.

Italien.

Die Nachrichten aus Neapel lauten in den letzten Tagen zu widersprechend, als daß man etwas mit Gewißheit darüber berichten könnte. Nach einigen Mittheilungen soll die Schwefelfrage so gut als ins Reine gebracht seyn; andere, und diese wohl mit mehr Grund, melden, die Antwort der neapolitanischen Regierung auf die letzte Note des englischen Ministers, Hrn. Temple, sey endlich erfolgt, und in dem Sinn abgefaßt, daß man direct in London mit dem Cabinet die Sache abmachen werde, und daß von dorther eine Uebereinkunft zu erwarten sey. Wird Lord Palmerston damit zufrieden seyn, daß man seinen Bruder, den Repräsentanten von Großbritannien, welcher mit allen Vollmachten und Instructionen versehen ist, so zur Seite schiebt? Die Regierung fährt fort, ihre Anstalten zur Vertheidigung der Küsten zu treffen, und alles Militär ist auf den Kriegsfuß gestellt. Die englischen Familien in Neapel haben durch ihren Gesandten die Warnung bekommen, sich mit Abschließung von neuen Miethcontracten für den Sommer nicht zu übereilen. Viele von diesen Familien sind bereits hier eingetroffen, wie denn die Fremden in ganzen Schaaren zur heiligen Woche herbei strömen, wobei die zahlreichen Dampfboote, die fast täglich in Civitavecchia anlegen, nicht wenig beitragen. Unter den ausgezeichneten Fremden, die für den Augenblick hier sind, nennen wir den General Baron v. Appel, Generaladjutanten den verstorbenen Kaisers von Oesterreich, so wie den General Grafen v. Auersperg. Der General der Cavallerie, Graf v. Walmoden, ist von Sicilien hierdurch nach Mailand gereist. Aus Ancona vernimmt man, daß einer der päpstlichen Mauthsoldaten, der bei der kürzlich gemeldeten Verhaftung französischer Matrosen unziemliche Worte gegen Frankreich ausgestoßen haben soll, die als Nationalbeleidigung aufgenommen wurden, dafür von dem dortigen Delegaten zu 24stündigem Gefängniß verurtheilt wurde.

Deutschland.

Der neuernannte Bischof von Würzburg, Dr. Stahl, ist geboren im Jahre 1805 zu Stadtprozelten am Main und Sohn eines Schiffers. Hr. Stahl machte seine theologischen Studien theils in Aschaffenburg und Würzburg, theils zu Rom im deutschen Collegium, und trat in die Seelsorge als Caplan der St. Agatha-Pfarrei zu Aschaffenburg, woselbst er auch das Amt eines Religionslehrers am k. Gymnasium bekleidete, bis er einem höheren Rufe nach Würzburg folgte (Frk. Bl.)

In der heutigen Sitzung der ersten Kammer wurde ad §. 85 (betreffend die Composition zweiter Kammer) der Antrag erneuert, für die Residenzstadt Hannover zwei Deputirte zuzulassen (während der Entwurf nur einen gestattet), weil dieselbe nach dem Staatsgrundgesetz auch zwei gehabt und in Erwägung ihrer statistischen Verhältnisse im Vergleiche zu den kleinern Städten wohl billigen Anspruch darauf habe, endlich auch weil man gerade jetzt lieber versöhnende, als aufregende Maaßregeln nehmen müsse, und es sicherlich das Vertrauen im Lande bedeutend erhöhen werde, wenn gerade von hier aus der Antrag auf Zulassung jenes zweiten Deputirten erfolge. Obgleich entgegnet ward, daß die Stadt Hannover vor dem Staatsgrundgesetz auch nur durch Einen Deputirten vertreten, durch den Entwurf also nicht beeinträchtigt werde, daß auch andere große Städte nur einen Deputirten schickten, und daß man jene Reclamation als reine res domestica besser der zweiten Kammer überlasse, damit ein solcher Antrag von hier aus nicht etwa als eine politische Manifestation angesehen werde, so genehmigten doch 20 gegen 16 Stimmen den Antrag. Ad §. 106, die Mitwirkung der allgemeinen Ständeversammlung zu der Gesetzgebung betreffend, war laut Beschlusses erster Berathung die ständische Zustimmung generell in Anspruch genommen, so daß dieselbe0911 nicht auf die Gesetze wegen der Steuern, wegen directer Eingriffe in das Privateigenthum oder wegen Auflegung oder Erhöhung von Lasten und Leistungen der Unterthanen wie im Entwurfe es beabsichtigt worden zu beschränken sey. Dieser frühere Beschluß erlitt von einigen Seiten sehr lebhafte Anfechtung. Man wies aus der Geschichte unseres Landes nach, daß die Provincialstände, namentlich wenn man auf diese Zeit zurückgehen wolle auch die unter Georg I schon vorhandenen, ein Zustimmungsrecht nur hinsichtlich der Steuern, in Ansehung aller übrigen Gesetze aber lediglich das Recht der Zuratheziehung gehabt hätten. Selbst seit 1814 und nach dem Patente von 1819 sey es nicht anders gewesen; und habe der Landesherr seitdem auch kein Gesetz ohne die Einwilligung der Stände publicirt, so sey doch sein deßfallsiges Recht nur als einstweilen ruhend, nicht aber als aufgehoben zu betrachten gewesen. Mit dem Begriffe der Souveränetät und dem daraus entspringenden, allgemein anerkannten Princip der König ist die Quelle aller Gerichtsbarkeit (§. 9 des Entwurfs) könne ein Zustimmungsrecht der Stände zu allen Gesetzen in gehörige Harmonie nicht gebracht werden: allein es stelle sich auch als unzweckmäßig dar, indem es den Zusammenhang der Gesetze zerreiße, der Deutlichkeit schade, die Gründlichkeit nicht fördere, und eine rasche Gesetzgebung hemme, wovon die seit 1819 erlassenen Gesetze mehr als ein Beispiel aufwiesen. Man beantragte daher die Wiederherstellung des Entwurfs, weil er dem bisher Bestandenen und dem Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit sich am meisten nähere. Ohne weitere Debatte wurde dieser Antrag indeß von 20 gegen 16 Stimmen abgelehnt, und der frühere Beschluß somit erneuert.

(Hannov. Z.)

Rußland.

Aus glaubwürdiger Quelle haben wir in diesen Tagen neuere Nachrichten über die Perowsky'sche Expedition nach Chiwa erhalten, die alle dem widersprechen, was man in deutschen, französischen und englischen Zeitungen bis jetzt über das gänzliche Mißlingen dieser Unternehmung gemeldet hat. Es ist allerdings wahr, daß die russischen Truppen mit außerordentlichen Calamitäten zu kämpfen gehabt haben, indem die Kälte unter dem 48sten Breitengrade die ungewöhnliche Höhe von mehr als 30° (Cent.) erreichte, und der Schnee zwischen der Emba und Akbulak das Erdreich weit und breit mehrere Ellen hoch bedeckte; nichtsdestoweniger ist die Expedition keineswegs aufgegeben, und die Nachricht, daß General Perowsky mit den Trümmern seines Corps nach Orenburg zurückeile, gänzlich aus der Luft gegriffen. Freilich waren auf den Schneefeldern über 2000 Kamele gefallen, doch war Dank der Vorsorge des Commandirenden der Verlust an Leuten nur gering, und mit dem Eintritt einer günstigern Witterung sollte aufs neue aufgebrochen werden, um das sumpfige Terrain im Süden von Akbulak noch vor dem gänzlichen Aufthauen des gefrornen Bodens zu überschreiten, worauf sodann die Truppen mit keinen besondern Schwierigkeiten mehr zu kämpfen haben würden, da man den etwaigen feindlichen Widerstand eben nicht hoch anschlägt. Die Kälte hatte in den letzten Tagen des Januar und in der ersten Hälfte des Februar ihren Hochpunkt erreicht; doch war es mehr das ununterbrochene Schneegestöber und der scharfe, Alles durchdringende Wind, die ein weiteres Vordringen von Akbulak für den Augenblick unmöglich machten, und den General Perowsky bewogen, nach dem festen Lager an der Emba, etwa Einen Breitengrad, zurückzukehren, um hier, wo mehr Brennmaterial vorhanden ist, sowohl besseres Wetter als das Eintreffen neuer Lastthiere abzuwarten. Wahrscheinlich ist die Unternehmung in diesem Augenblick nicht fern mehr von ihrem Ziele, das um jeden Preis erreicht werden muß, wenn der moralische Einfluß Rußlands in diesem Theil des Orients nicht gänzlich paralysirt werden soll. Man will hier noch behaupten, daß der bekannte Schweizer, General Fähsi, der sich im Kampfe gegen die kaukasischen Bergvölker so viele Lorbeeren erworben, und der seither mit einem detaschirten Beobachtungscorps an der persischen Gränze stand, um die Bewegungen der Perser zu überwachen, die Weisung erhalten habe, nöthigenfalls vom Westen her zum General Perowsky zu stoßen, um mit ihm vereint zu operiren. Binnen kurzem dürfen wir demnach officielle Berichte über die Erfolge dieser Unternehmung erwarten.

Oesterreich.

Vorgestern fand in unserm deutschen Theater das Benefiz für die durch Ueberschwemmung verunglückten Bewohner Oberitaliens statt. Es ward Haydn's Schöpfung von mehr als 500 Sängern und Musikern ausgeführt. Henriette Karl leuchtete unter den erstern hervor. Das Haus war festlich decorirt und der Ertrag (ohne die besondern Spenden) überstieg 2000 Gulden Conventionsmünze, eine hier fast unerhörte Einnahme. Heute wird dieselbe Production zu demselben Zwecke wiederholt. Der Landtag in Preßburg dürfte nur auf sehr kurze Zeit verlängert, und jedenfalls noch im Monat Mai geschlossen werden. Hinsichtlich meiner letztgegebenen Nachricht wegen Einführung der Gewerbe - und Handelsfreiheit in Ungarn muß ich berichtigen, daß die Handelsfreiheit gewissermaßen einen Theil des von den Ständen angenommenen neuen Mercantilgesetzes ausmacht, und daß das die Aufhebung der Zünfte betreffende Gesetz sich wohl unter den Elaboraten des gegenwärtigen Landtags befindet. Die Bürger einiger Städte, über die vermuthete Annahme desselben von Seite der Stände beunruhigt, sandten Deputationen an Se. Maj. den Kaiser, aber bis jetzt ist darin von Seite des Landtags nichts entschieden, und die noch kurze Dauer desselben dürfte diese Angelegenheit für jetzt ganz abbrechen. Man bezweifelt auch, daß die von der Magnatentafel den Juden bewilligten Concessionen schon jetzt Gesetzeskraft erhalten werden. Der Verstorbene hat wegen seiner eigentlich doch nur harmlosen Briefe über Pesth in Ihrer Zeitung mancherlei Anfechtungen in hiesigen Blättern und neulich sogar in Ihrem Blatte (Beilage Nr. 99) erfahren. Diese Herren erwägen nicht, daß der Verstorbene in den paar Columnen der Allgemeinen Zeitung keine Beschreibung von Pesth oder Ungarn beabsichtigte, sondern bloß das flüchtig skizzirte, was ihm bei seiner Durchreise gerade in die Augen fiel. Geistreiches, Treffendes und Wahres finden wir in diesen Skizzen zur Genüge, und der scharfsichtige und launige Beobachter leuchtet überall hervor. Freilich konnte man ihm nicht zumuthen, daß er in der kurzen Zeit seines Hierseyns z. B. die ganze ungarische Litteratur hätte kennen lernen sollen. Das neue Gesetz über die ungarische Sprache verlangt ja nicht, daß ein Ausländer nach einem dreimonatlichen Aufenthalt im Lande der ungarischen Sprache kundig seyn müsse!

Se. Maj. der Kaiser befinden sich, nach einem neulich gehabten kleinen Krankheitsanfall, bereits wieder so wohl, daß sie sich den Staatsgeschäften in gewohnter Weise widmen können. Dagegen wird die heute stattfindende feierliche Auferstehungsprocession in der kaiserlichen Burg, nebst den auf morgen und übermorgen angesagten weitern kirchlichen Feierlichkeiten, wie namentlich das Toisonamt, der persönlichen0912 Anwesenheit des Kaisers doch noch entbehren müssen, da die Reconvalescenz noch einige Schonung räthlich macht. Die Fußwaschungscerimonie am Gründonnerstag versah Se. kais. Hoh. der Erzherzog Franz Karl an den hiezu aufgenommenen zwölf armen alten Männern im Namen Sr. Maj. des Kaisers; an den zwölf armen alten Weibern wurde die Cerimonie nicht vollzogen, weil Ihre kais. Hoh. die Frau Erzherzogin Sophie, welche hiebei Ihre Maj. die Kaiserin vertreten sollte, ebenfalls durch ein Unwohlseyn, welches zwar zu einer freudigen Hoffnung berechtigen soll, hieran verhindert wurde. Die Feier des auf morgen fallenden Geburtsfestes Sr. Maj. des Kaisers ist des Osterfestes wegen auf Dienstag den 21 verlegt worden. Die uniformirten Bürger werden durch Parade und feierlichen Gottesdienst diesen Tag in herkömmlicher Weise begehen, und zur Verherrlichung desselben wird im Rathssaal des Magistratsgebäudes das Bild des Kaisers feierlich aufgestellt werden. Man nimmt noch immer mit Bestimmtheit an, daß Se. Maj. der Kaiser den Schluß des ungarischen Landtags, welcher wohl gewiß in die erste Hälfte des Monats Mai fällt, in Person vollziehen wird. Gegen Ende dieses, oder zu Anfang künftigen Jahrs soll ein siebenbürgischer Landtag einberufen werden. Seit einigen Tagen circuliren hier Gerüchte von einem Vermählungsproject zwischen einem Prinzen des Kaiserhauses und einer ausländischen Königstochter.

0905

Die Expedition gegen Chiwa.

Die Breslauer Zeitung bringt folgendes neue Schreiben eines bei dem Expeditionsheere nach Chiwa befindlichen Officiers. Dasselbe ist aus Ak-Bulak vom 7 (19) Februar datirt und lautet: Seitdem ich dir schrieb, hat sich Manches geändert. Aus meinem frühern Briefe war zu ersehen, daß wir an der Emba einen befestigten Punkt hatten, wo wir unsere Verpflegungsmittel in der Art ersetzen konnten, um in das feindliche, in mancher Hinsicht räthselhafte Land mit einer, von allen Kriegszufällen unabhängigen, wenigstens zweimonatlichen Verproviantirung gelangen zu können. Im ersten Bericht erwähnte ich schon der Strenge des dießjährigen Winters. An der Emba wurde die Sache ernstlicher. Der ungewöhnlich kalte Winter und der tiefe Schnee, welcher mit einer fußdicken, undurchdringlichen Kruste bedeckt war, machte die Weide der Kamele unmöglich. Die armen Thiere sanken zu Hunderten, und bei unserm Abmarsch haben wir mit Schrecken die fürchterliche Schwäche dieser unserer einzigen Operationsbasis zu der bevorstehenden Unternehmung entdeckt. Einen ganzen Monat brauchten wir, um die 20 Meilen bis Ak-Bulak, wo unser letzter befestigter Punkt und unsere Lebensmittelniederlage war, zurückzulegen. Durch tiefen festgefrorenen Schnee, bei furchtbarem Gestöber mußte jede Colonne sich eine neue Bahn brechen, welche in einem Augenblick wieder verweht war. Nur die treffliche Verpflegung und die für diese Campagne ausgedachten, die geringsten Zufälle berechnenden Vorkehrungen haben unsere Truppen vor dem Untergang bewahrt. Von dem, was hier der Soldat zu leiden hat, kann man sich in Europa keinen Begriff machen, man kann nur die moralische und physische Kraft dieser Menschen bewundern. Die traurigen Ahnungen, welche schon an der Emba in manchen Köpfen keimten, gingen in Ak-Bulak leider nur zu sehr in Erfüllung. Ein Schnee, wie man ihn hier, nach der Aussage der ältesten Kirgisen, nie gesehen hat, bedeckte ellenhoch die vor uns liegende wasser - und nahrungslose Salzwüste. Eine Recognoscirung, welche nach dem Plateau von Ust-Jurt ausgeschickt war, kehrte mit Mühe zurück und überzeugte uns noch mehr von der Unmöglichkeit, weiter vorzudringen. Die Zahl der Kamele verringerte sich immer mehr und mehr, und die nothwendige Quantität von Lebensmitteln konnte nicht mehr fortgeschafft werden. Neunzig Meilen hatten wir noch durch die schreckliche Wildniß zu ziehen, um ein Land zu erreichen, welches im Frühjahr Ueberschwemmungen und Sümpfe unzugänglich machen. Unsere Lage war kritisch, und jede Zögerung, selbst im Fall der Rückkehr, konnte uns höchst verderblich werden. Nach reiflicher Ueberlegung entschloß sich endlich General Perowsky zum Wiedergewinn der Befestigungen an der Emba, wo noch ein hinreichender Vorrath von Lebensmitteln sich befinden mußte. Jetzt erst sehen wir klar die Größe der Gefahr, der wir entronnen sind. Noch einige Tagemärsche, und das Vorgehen wie die Rückkehr waren uns unmöglich, ja ein qualvoller Tod in der Wüste unser gemeinschaftliches Schicksal. Ein Zusammentreffen ungünstiger, hier unerhörter Umstände hat die Hindernisse und die Verzögerungen in einem Unternehmen erzeugt, welches sowohl durch den Muth, mit dem es begonnen, als durch die umsichtige und energische Art, mit der es in unglaublich kurzer Zeit ausgerüstet wurde, wohl ein schnelleres Gelingen verdient haben dürfte. Die Truppen sind von dem besten Geiste beseelt, die Pferde in vortrefflichem Zustand und ebenso das ganze Kriegsmaterial. Der einzige Stein des Anstoßes ist der Mangel der Weide für die Kamele. Die Soldaten haben durch diesen Winterfeldzug ihre Kraft bewährt, und es wird kaum glaublich erscheinen, daß in einem Winter, wo durch drei Monate die Kalte nach der mittlern Temperatur 18° R. betrug und sehr oft eine Höhe von 30-34° erreichte, welche manchmal von fürchterlichen Stürmen und Schneegestöber begleitet war, trotz den leichten Filzhüten und dem Mangel an Feuerungsmaterial nicht ein einziger Soldat erfroren ist. Jetzt sind es schon drei Wochen, daß das Thermometer nicht über 20° unter 0 steht, und vor ein paar Tagen hatten wir sogar 30, 28° Kälte; und dieß Alles findet statt unter dem 48sten Grade der Breite und am 19 Februar! Wir hoffen, daß der Zwischenact des spielenden Stücks nicht lange dauern wird, und wir, trotz allen vermuthlichen Mißdeutungen auswärtiger Blätter, das edle Ziel, unsere in Sklaverei schmachtenden Mitbrüder zu befreien und den Räubereien einer unmenschlichen, selbst in Asien berüchtigten Horde ein Ende zu machen, erreichen werden.

Die südöstlich von China gelegenen Inselgruppen und ihre Colonisirung durch die Engländer.

Die zahlreichen Inseln, Felsen und Klippen, südöstlich der chinesischen Küsten bis hin gen Japan, zerfallen in fünf Gruppen: Pong hu oder Pescadores; Tai wan oder Formosa; Lieou kieou, bei den Engländern Lu tschu; Tschu san und die von den Japanern so genannten Mouin sima oder unbewohnten Inseln. Lange schon, bevor Europäer in diesen Gegenden sich niederließen, war nach dem Westen der Erde eine dunkle Kunde gedrungen von der großen Menge der Inseln und Klippen, die zerstreut lägen in in den Meeren südöstlich von China und Japan. Abulfeda berichtet, es seyen die unbewohnten Inseln dieser Gegenden unzählbar; die bewohnten beliefen sich auf siebzehnhundert. Marco Polo theilt uns eine Fischersage mit, nach welcher ihre Anzahl bis auf siebentausendvierhundertundvierzig steigen sollte,*)II Milione II 570, ed. Baldelli. die größtentheils bewohnt wären. Man finde hier, wird hinzugefügt, viele herrliche Specereien, und jeder Baum verbreite einen lieblichen Duft. Dieser überschwänglichen Fruchtbarkeit und ihres entzückenden Klima's wegen hatten auch die verschiedenen seefahrenden Nationen, Portugiesen, Spanier, Holländer und Engländer, seit der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts, ihr Augenmerk nicht minder auf diese Inselgruppen gerichtet, wie auf das benachbarte Uferland des Mittelreichs, und hier bald Factoreien bald Forts angelegt, welche als Stationen dienten für den gleich anfangs so wichtigen und ausgedehnten Handel mit dem östlichen Asien. Die europäischen Kaufherren mußten aber, von den Chinesen dazu gezwungen, in dem Laufe der zwei letzten Jahrhunderte alle diese Niederlassungen aufgeben, und es ward ihnen bloß in der südwestlichsten Kreishauptstadt Kuang tong, unter sehr beschränkenden Bedingungen, ein freier Zutritt gestattet. Es hat nun Europa in den letzten Jahrzehnten in allen Beziehungen und Richtungen, nach innen wie nach außen, unermeßliche Fortschritte gemacht; die ganze Weltstellung ward hiedurch vielfach verändert. Die Länder und zahlreichen Inseln Australiens wie der Südsee wurden und werden von europäisch civilisirten Völkern in Besitz genommen und angebaut;0906 es bildet sich hier ein neues, zahlreiches, intelligentes Geschlecht, welches von der Vorsehung dazu bestimmt scheint, einst dieselbe Rolle in Asien zu spielen, welche den Nordamerikanern in der neuen Welt zugetheilt ward. Die an edeln Metallen und Früchten aller Art so reichen Inseln des östlichen Archipelagus sind theilweise, wie Java, Bali und die Molucken, schon ganz unter der Botmäßigkeit der Europäer, und auch die andern, welche wie Sumatra, Borneo und Celebes bis jetzt ihre Freiheit erretteten, werden in der nächsten Zukunft der Herrschaft der Holländer oder Engländer, der zwei rivalisirenden, mit dem bittersten Hasse gegenseitig sich verfolgenden Mächte, in diesen Meeren sich fügen müssen. Die Bedeutung der südöstlich von China und Japan gelegenen Inseln und Inselgruppen steigt demnach mit jedem Jahr, und auch die Wallfischfänger, welche in diesen verhältnißmäßig noch wenig besuchten Breiten, wie an den Küsten Japans, gute Beute machen, werden immer zahlreicher in diesen Gegenden der Erde. China und Japan, bereits im Norden und Nordwesten von den europäischen Besitzungen umgeben, sollen nun auch in den nächsten Jahrzehnten im Süden und Südosten von der abendländischen Herrschaft umschlossen werden. Diese in Hochmuth und Aberwitz versunkenen Staaten scheinen aber hievon auch nicht die leiseste Ahnung zu haben. Während Alles um sie herum sich regt, bewegt und anders gestaltet, bleiben sie festgewurzelt stehen in der alten beschränkten Art und glauben so thörichterweise, weil sie nicht vorwärts schreiten, der Weltbewegung einen Hemmschuh anzulegen. Es wird aber die Zeit nicht lange auf sich warten lassen, wo man von Nord und Süd, von Ost und West über diese Exclusiven, im strengsten Sinne des Worts, herstürzen und die Widerstrebenden schonungslos erdrücken wird. Es will die Gottheit eine freie Bewegung, eine gegenseitig ungehinderte Verbindung der Menschen untereinander; deßhalb die Mannichfaltigkeit der Gaben des Geistes und der natürlichen Erzeugnisse der verschiedenen Erdgegenden. Es soll immer Einer des Andern bedürfen, es theile ein jeder seinen Ueberfluß mit dem darbenden Nachbar. Deßhalb werden alle diejenigen Staaten, welche es wagen diesem Naturgesetze in jeglicher Weise zu widerstreben und einen größern oder kleinern Theil der Menschheit ganz von seinen Brüdern entfernt zu halten: sie alle werden früher oder später zu Grunde gehen. Die gewaltsam zurückgehaltenen Wellen werden sich schäumend und brausend in das Meer der Weltgeschichte stürzen.

Das Reich Japan besteht aus drei großen Inseln, Nipon, Kiu siu und Sikok oder Sonnenaufgang, neun Provinzen und vier Reiche genannt, überdieß aus einer Menge kleiner Eilande und Felsen, deren Anzahl nach japanischen Angaben dreitausendachthundertundfünfzig beträgt. Es werden von diesen gewöhnlich aber nur zwölf, ihrer Wichtigkeit wegen, namentlich aufgeführt. Es gehören überdieß zu diesem Reiche noch mehrere auswärtige Besitzungen, die theils wirklich den Japanern unterworfen sind, wie der südlichste Theil von Jeso, die südlichsten Kurilen, Kunasiri (Kunaschir), Tschikotan, Jetorop und Urup, theils auch bloß von dem japanischen Stolze zu der Herrschaft der Dairi gerechnet werden. Es sind dieß die östlich von Nipon gelegenen Mo nin Inseln, der südliche Theil der Insel Tarakai oder Krafto, von den Japanern auch Kita oder das nördliche Jeso genannt, Tai wan und die Lieou kieou, welche letztere Inseln aber seit dem Jahr 1637, wo allen Fremden, Holländer und Chinesen allein ausgenommen, der Zutritt in Japan untersagt wurde, freiwillig aufgegeben wurden. Die ganze Inselgruppe der Lieou kieou und der größere Theil von Tai wan erkennt jetzt die Oberherrlichkeit der Chinesen. Die Mo nin sind bereits im Jahr 1828 von den Engländern, welche von den Sandwichsinseln dahin kamen, in Besitz genommen worden. Es befanden sich im Jahr 1834 sechsundzwanzig Engländer und Portugiesen daselbst, nebst mehreren Einwohnern der Sandwichsgruppe, deren Niederlassung, Port St. Georg oder Lloyd genannt, nach den Beobachtungen des englischen Seefahrers Beechey, 27° 6 '30' 'nördlicher Breite und 142° 16' östlicher Länge von Greenwich liegt. Die Wallfischfänger der benachbarten Meere, die früher gewöhnlich, wenn ihre günstige Jahreszeit vorüber war, nach einer Insel der Ladronen oder einer der zahlreichen Gruppen der Südsee gingen, segeln jetzt großentheils nach dem trefflichen Hafen St. Georg, wo sie Nahrungsmittel in Fülle und um sehr billigen Preis erhalten können. Diese jetzt mit Unrecht sogenannten unbewohnten Inseln werden bald ein wichtiger Punkt werden für den Fischfang, wie für die Marine Großbritanniens. Die bei dem Handel des östlichen Asiens betheiligten Kaufherren Englands wünschen überdieß schon seit langerer Zeit den Besitz der Lieou kieou und Formosas, um von hier aus ihren Verkehr mit China ungestörter betreiben, und bei einer passenden Gelegenheit vielleicht auch den Zutritt in Japan erzwingen zu können. Der Krieg zwischen England und China hat neuerdings die Aufmerksamkeit der Seefahrer anf diese herrlichen Inseln gelenkt, und wir zweifeln nicht, daß sie nächstens hier landen und im Namen der Königin der Meere davon Besitz nehmen werden. Eine Gruppe Tscheou schan oder Tschusan, fälschlich Tschunan genannt, hat ja der englische Courier schon ausdrücklich bezeichnet.

Die Eroberung Formosa's, wo Holländer und Engländer im siebzehnten Jahrhundert bekanntlich mehrere Factoreien und Castelle errichtet hatten, kam bereits zur Zeit, als Java unter der Herrschaft Großbritanniens stand, ernstlich zur Sprache. Gegen dieses fruchtbare Land werden wohl auch die ersten Unternehmungen der englischen Marine gerichtet seyn. Der Besitz Formosa's und der Pescadoren oder Fischerinseln, hieß es in der Eingabe an die ostindische Compagnie, von einem ihrer Beamten auf Java, der Besitz dieser Inselgruppen würde den ganzen Handel mit China in unsere Hände bringen. Haben wir uns einmal hier festgesetzt, so würden wir trotz aller Anstrengungen China's uns behaupten können, da Formosa, als Insel, vor allen feindlichen Versuchen leicht gesichert werden kann. Der Besitz dieser Insel ist uns um so wünschenswerther und wichtiger, als für China der Handel und Verkehr mit ihr unumgänglich nothwendig ist; denn zweien Provinzen dieses Reiches liefert sie den größten Theil ihrer Lebensmittel. Ueberdieß liegt sie nur dreißig Meilen entfernt von der Küste des Kreises Fo kien, von wo aus der ganze Handel China's mit den fremden Völkern, der mit den Europäern allein ausgenommen, so wie der größte Theil der Küstenschifffahrt dieses Reiches betrieben wird. Als Herren von Formosa würden wir daher, entweder unmittelbar oder mittelbar, auch einen großen Theil des Handels mit Japan, Korea, Tongking, Cochinchina, Siam und den Inseln des indischen Archipels in unsere Hände bekommen; und da die entschieden günstige Lage der Insel für den Handel mit China uns in den Stand setzen würde, unsere Waaren billiger verkaufen zu können, so würden wir folglich für dieselben einen größern Absatz uns eröffnen, und auf gleiche Weise um niedrigern Preis den Thee und alle andern, aus China bezogenen Waaren ankaufen können. Daß es keineswegs übertrieben sey, solche Hoffnungen für die Zukunft zu hegen, dieß zeigt schon das glückliche Resultat, welches der Handel der Holländer auf dieser Insel lieferte, wiewohl er durch ein strenges Monopol gelähmt war und im Ganzen nur eine Dauer von dreißig Jahren hatte. Denn gewiß gibt es auf der ganzen Welt keinen Ort, der denen, die ihn besitzen, ein so weites, so wichtiges Feld für Handelsunternehmungen eröffnete. Außerdem hat Formosa aber noch so viele andere Vorzüge, daß es kaum begreiflich ist, wie es kommen konnte, daß wir bisher noch nicht0907 unser Augenmerk hieher gerichtet haben. Als Insel ist es, so lange wir uns in der Herrschaft des Meeres behaupten, gegen alle Angriffe von außen geschützt. Ferner ist hier der Boden sehr fruchtbar und ergiebig, aber noch nicht gehörig cultivirt; die Bevölkerung, weit entfernt daß sie so übermäßig sey, wie in China, ist nicht einmal hinreichend zur Cultivirung des Bodens. Formosa wäre daher der schicklichste Ort für die Gründung einer englischen Colonie, welche, bei solchen günstigen Umständen, ohne Zweifel bald blühend werden und den Besitz der Insel auf ewige Zeiten uns sichern würde. Die Chinesen, welche in Batavia wohnen, versichern mich, daß eine geringe Anzahl europäischer Truppen mit leichter Mühe Formosa's sich bemächtigen könnte, und einer meinte sogar, dreitausend Mann wären hinreichend. Sicherlich aber wären nicht mehr als fünftausend Mann nöthig, um diese Eroberung zu bewerkstelligen und um sie selbst in den schwierigsten Zeiten gegen alle Angriffe von außen zu behaupten. Die Holländer unterhielten in Friedenszeiten hier nur einige hundert Soldaten; als sie später den Versuch machten, die Insel wiederum zu erobern, hatten sie deren nicht mehr als zwölfhundert. Ein so geringes Corps ward also damals zur Eroberung der Insel für hinlänglich erachtet! Seit dieser Zeit hat zwar der Reichthum und die Bevölkerung der Insel bedeutend zugenommen, in Betreff der intensiven Stärke derselben ist dieß aber sicherlich nicht der Fall.

Die Pescadores und Formosa bilden eigentlich nur eine einzige Gruppe, die in administrativer Beziehung von dem Kreise Fo kien abhängt. Von Pong hu aus, der größten Insel der Pescadores, welche dem ganzen, aus sechsunddreißig unfruchtbaren, sandigen Eilanden bestehenden Archipel den Namen gibt (23° 24 '48' 'nördl. Br., 1' 0 '' östl. Länge von Peking), sieht man fern am Horizont Formosa liegen; ja, es wird berichtet, daß man hier es selbst unterscheiden könne, wenn zu Tschu lo hien (23° 27 '36' 'nördl. Br., 44' 0 '' östl. Länge von Peking) auf Formosa der Rauch aufsteigt. Die Herren Formosa's werden deßhalb immer, wie dieß ehemals die Holländer gethan haben, sich bestreben, auch der Pong hu Meister zu werden. Die Holländer erbauten nämlich auf diesen Fischerinseln eine Festung, welche nach dem Verlust Formosa's freiwillig aufgegeben wurde. Der Ort ist heutigen Tags noch vorhanden, und heißt auf den chinesischen Karten Hong mao kieou tsching, d. h. die alte Stadt der Roth - oder Blondhaarigen, eine bekannte schimpfliche Benennung der Holländer, der Deutschen und Engländer im Reiche der Mitte. Diese Fischerinseln bilden übrigens einen Regierungsbezirk dritten Ranges, und auf der größten derselben befindet sich ein Fort mit einer starken Garnison versehen.

Tai wan war den Chinesen seit den frühesten Zeiten ihrer Geschichte unter mancherlei Namen bekannt; erst in dem 15ten Jahrhundert erhielt die Insel ihren jetzigen Namen, welcher eine von Hügeln umgebene Bucht bedeutet. Die ursprünglichen Einwohner der Insel gehören zur malayischen Race; ihre Sprache ist mit dem Tagala der benachbarten Philippinen innig verwandt. Das männliche Geschlecht ist von ungewöhnlicher Größe, stark von Leib und Gliedmaßen und schwarzbrauner Farbe. Die Frauen hingegen sind klein von Gestalt, stark und fett und braungelben Teints. Es ist dieß ein treu - und gutherzig Volk, sagen unsere holländischen Berichterstatter, nicht geneigt zum Rauben und Stehlen, aber unversöhnlichen Sinnes, wenn eine Fehde ausgebrochen ist. Die Köpfe, Arme und Beine der erschlagenen Feinde werden wie Kostbarkeiten aufbewahrt und zum Ruhme der Ahnen von Geschlecht auf Geschlecht vererbt. Man findet unter diesen Autochthonen eine Art Gottesverehrung und eine Menge religiöser Ceremonien, ähnlich denen auf den Inseln der Südsee und der Tongagruppe. Sie nennen ihr Land Pakkang oder Pakkande ein Wort ungewisser Bedeutung. Der Name Formosa, unter welchem, seit dem sechzehnten Jahrhundert, die ganze Gruppe in Europa bekannt ist, rührt von den Spaniern her. Als diese nämlich auf dem äußersten nördlichen Vorgebirge der Insel das Castell Ki long (25° 16 '48' 'nördl. Br. 9' 30 '' östl. Länge von Peking) erbauten, gaben sie der ganzen Gruppe, wegen der Fruchtbarkeit ihrer Auen und der Anmuth des Landes, den Namen Hermosa. Es erstreckt sich diese Insel vom 25° 16 'bis zum 21° 53' nördl. Br., und vom 120° 25 'bis wahrscheinlich zum 122° 40' östl. Länge von Greenwich. Wir sagen wahrscheinlich, denn das östliche Ende der Gruppe ist niemals von europäischen Seefahrern untersucht und aufgenommen worden, weßhalb die Gränze gen Osten noch unsicher ist und nur nach alten Karten, aus den Zeiten der Herrschaft der Holländer stammend, angegeben werden kann.

Die Insel wird vermittelst einer Gebirgskette, die sich in gerader Richtung von Norden nach Süden mitten durch das Land zieht, beinahe in zwei gleiche Theile getheilt, welche von den Chinesen das Land vor und hinter dem Gebirge, oder das östliche und westliche genannt werden. Obgleich die Chinesen schon seit dem Jahr 1683 sich hier festgesetzt haben, so konnten sie bis jetzt doch nicht des östlichen Theiles der Insel Meister werden. In den Gebirgen gen Osten, sagt der Schotte David Wright, welcher mehrere Jahre auf Formosa lebte, sind einige tausend selbstständige Herrschaften, die sich gegenseitig unaufhörlich bekriegen. Es ist dieß eine Folge der unglückseligen Klansregierung, welche allenthalben, wo sie stattfand und stattfindet auf Erden, unaufhörliche Fehden und Zerrüttungen zur Folge hatte. Hier in den Gebirgen und jenseits in der östlichen Ebene wohnen noch die Eingebornen in selbstständiger Weise unter mehreren angestammten oder durch Wahl bestimmten Fürsten, welche gegen die fremden Eindringlinge, die Chinesen, den bittersten Haß hegen. Obgleich sie unter sich, wie gesagt, in unaufhörlichen Fehden leben, so würden sich diese Fürsten doch sicherlich gern mit jeder auswärtigen Macht verbinden, um die Bewohner der Mitte von der Insel zu vertreiben. Die Chinesen theilen ihre Besitzungen auf Tai wan in fünf Regierungsbezirke dritten Ranges (Hien), die sämmtlich von Tai wan fu, der Hauptstadt der Insel, abhängen. Diese ist, wie von einem neuern Reisenden berichtet wird, in der regelmäßigen Weise chinesischer Städte auf dem Continent erbaut, sehr volkreich, und betreibt einen bedeutenden Handel mit den südöstlichen Kreisen des chinesischen Reichs. Die fünf Bezirke sind: Tschu lo, aus einer Stadt, aus 5 chinesischen und 33 Dörfern der Eingebornen bestehend; Tan tschup, mit einer Stadt, 72 Dörfern und 132 Maierhöfen; dann Ki long tschai im nördlichen Theile; Tschang hoa im Mittelpunkte, und Tong schan auf der Südspitze der Insel. Es befanden sich im 17ten Jahrhundert, auf den verschiedenen Seiten der Insel, mehrere vortreffliche Häfen, welche aber nach den neuesten Nachrichten gänzlich versandet und nur für kleinere Schiffe zugänglich sind. Diesem Uebelstande würde aber, wenn Formosa unter die Herrschaft Englands käme, alsbald abgeholfen werden können.

Diesseits und jenseits des an Gold und Silber reichen Gebirges, das aber niemals zu diesem Endzweck bearbeitet wurde, erstrecken sich blühende Thäler und fette, fruchtreiche Ebenen, wo alle Südfrüchte in üppiger Fülle glänzen: Orangen, Bananen, Melonen und Cocosnüsse. Man findet daselbst überdieß Pfirsiche, Aprikosen, Weintrauben, Feigen, Castanien und Granaten. Hier wird auch Tabak, Ingwer, Zucker, Weizen, Gerste und Reis in Masse gewonnen, und davon jährlich viele Schiffsladungen nach dem benachbarten, wenig fruchtbaren Kreis Fo kien verführt. Wie ehemals Sicilien die Kornkammer war für Rom, so ist es jetzt Tai wan für mehrere südliche Gegenden0908 des chinesischen Reichs. Es würde hier bald, wenn die Fruchtschiffe Formosa's ausblieben, der größte Mangel eintreten. Man findet auf Formosa im Ueberfluß Hühner, Enten, Gänse, Hirsche, wilde Schweine, Rehe, Hasen und eine besonders starke Gattung Buffalos, welche sehr schnell rennen und hiesigen Landes die Stelle der Pferde, welche bloß in den Gebirgen gefunden werden, vertreten. Seltener sind Tiger und Leoparden, dann ein anderes, einem Bären ähnliches Thier, Timey von den Eingebornen genannt, dessen Fell sehr theuer verkauft wird. Die chinesische Regierung weiß die Wichtigkeit dieser Besitzung in ihrem vollen Umfange zu würdigen; sie hat, um die Insel vor jedem fremden Ueberfall zu schützen, mehrere Festungen hier erbaut, von welchen Ngan ping tsching die vorzüglichste ist. In diesen Festungen liegen Garnisonen von zehn - bis zwölftausend Mann, die, aus Furcht es könnte mit der Zeit eine Meuterei unter ihnen entstehen, alle drei Jahre gewechselt werden.

(Beschluß folgt.)

Die Juden in Damascus.

Der Constitutionnel enthält über die zu Damascus vorgefallenen Ereignisse nachstehenden Artikel: Die schreckliche, gegen einige Israeliten von Damascus gerichteten Anklage hat mehrere ihrer Glaubensgenossen in Europa sehr aufgeregt. Hr. Ad. Cremieux (der bekannte Advocat) macht hierüber ein Schreiben (in der Gazette des Tribunaux) bekannt, worin er seine Verwunderung äußert, daß die Journale eine Verleumdung wiederholt haben, die ihren Ursprung in den Vorurtheilen des Mittelalters habe. Als wir die Thatsachen wieder erzählten, die bereits der Oeffentlichkeit angehörten, waren wir überzeugt, daß selbe, wenn sie auch wahr seyn sollten, in keiner Weise ungünstig auf die Israeliten, welche die aufgeklärten Staaten des Occidents bewohnen, zurückwirken könnten. Niemanden wird es heute in Frankreich beifallen, die Israeliten, unsere Mitbürger, für Handlungen verantwortlich zu machen, deren sich einige Juden im Orient schuldig gemacht haben dürften. Die Achtung, in welcher Männer stehen, deren ehrenvolles Leben vor aller Welt Augen liegt, kann dadurch nicht im mindesten gefährdet werden; und gerade deßhalb, weil wir nicht mehr im Mittelalter sind, haben wir in der Wiederholung jener Nachrichten nicht mehr Gefahr für die Israeliten gesehen, als wenn es sich von Christen handelte. Indem wir übrigens neben den Geständnissen, welche die Angeklagten gemacht haben sollten, auch die schrecklichen Details der Martern, die ihnen angethan wurden, mittheilten, hatten wir unsere Leser hinlänglich gegen Aussagen gewaffnet, die dem Schmerz entrissen worden. Hr. Cremieux stellt sogar die Wirklichkeit der Ereignisse in Zweifel; hiefür haben wir keinen andern Bürgen, als die Marseiller Blätter, die ihre Nachrichten aus dem Journal de Smyrne geschöpft haben, das möglicherweise in Irrthum geführt worden seyn konnte. Hr. Cremieux sagt in seinem oben erwähnten Schreiben: Ist diese traurige Erzählung eine Geschichte oder ein Mährchen? Da hiebei von der glücklichen Dazwischenkunft des französischen Consuls die Rede ist, hatte ich die Ehre, sogleich an den Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu schreiben, um anzufragen, ob irgend eine Depesche ihm diese fürchterliche Katastrophe gemeldet habe; man hat auf dem Ministerium weder von dem Consul, noch auf irgend einem andern Wege die mindeste Nachricht davon erhalten. (Dennoch ist nach unsern gestern mitgetheilten Briefen aus Alexandria der Proceß selbst außer Zweifel. ) Der Oberrabiner des israelitischen Consistoriums von Marseille, Hr. D. Cohen, glaubte ebenfalls gegen die Verbreitung jener Angaben protestiren zu müssen; er erhebt sich besonders gegen die Meinung: daß die Israeliten an den Ostern gewisser Jahre eines Menschenopfers bedürfen, um das Blut eines Christen unter die ungesäuerten Brode zu mischen. Nein! ruft Hr. Cohen aus, es ist nicht wahr, daß wir Mysterien haben, deren Feier Menschenopfer erheischt; nein! es ist nicht wahr, daß wir Christenblut gebrauchen, um unsere ungesäuerten Brode zu kneten. Und wie könnte dieß auch seyn! Wie kann man derlei Abgeschmacktheiten behaupten, da doch Allen, welche die Bibel gelesen haben, bekannt ist, daß das mosaische Gesetz im Gegentheil verbietet, keines Leibes Blut zu essen, weil des Leibes Leben in dem Blute ist (Levitic. Cap. XVII, V. 14); da die Beobachtung dieses Gebotes bei den Israeliten so weit getrieben wird, daß ihnen verboten ist, Wildpret zu essen, weil ihm das Blut nicht abgezapft worden ist, und daß, damit sie vom Fleische eines nicht unreinen Thieres essen dürfen, ihm alles Blut abgezapft worden seyn muß? Und bei solchen Vorschriften will man, daß wir Blut in das ungesäuerten Brod geben? Und welches Blut, großer Gott, Menschenblut! Christenblut! Welch 'abscheuliche Verleumdung! Aber diejenigen, welche eine solche Abgeschmacktheit ersonnen und verbreitet haben, scheinen vergessen zu haben, daß es, als Moses den Gebrauch des ungesäuerten Brodes anordnete, keine Christen gab; daß die Christen erst vierzehn Jahrhunderte später gekommen sind und daß sie mit den Ostern der Israeliten, die nur zum Andenken an den Auszug aus Aegypten gefeiert werden, nichts gemein haben können.

Wallis und der Schweizer-Bund.

Die Walliser Episode ist vorüber, die Einheit dieses Kantons gewährleistet, und der Tagsatzung ein schweres Stück Arbeit abgenommen. Zuverlässigen Berichten zufolge haben nämlich alle östlichen Zehnen sich der Verfassung vom 3 August unterworfen; es besteht somit nur noch eine Regierung des Kantons Wallis, und die Vertretung dieses Standes im Schooße der Tagsatzung wird ferner keine Schwierigkeiten mehr erfahren. Dem Sieger ist auch bei diesem Anlaß viel Lob zu Theil geworden, und die Unterlegenen, die den Schaden hatten, brauchten nach dem Sprüchwort für den Spott nicht zu sorgen. Im Interesse der Wahrheit erlaube ich mir mit wenigen Worten die Ereignisse, wie sie von Oberwallisern dargestellt werden, hier niederzulegen. Unter Vermittlung der Geistlichkeit hatte man sich wegen der Vorfälle in Evolenaz bereits verständigt, ein Waffenstillstand war geschlossen, als vor Ablauf desselben die Regierung in Sitten waffnen und am 31 März die unter Oberwalliser Botmäßigkeit stehende Gemeinde Nendaz besetzen ließ. Am 31 März herrschte unter den Oberwalliser Milizen durchgehends guter Wille und die Begierde, gegen den untern Theil geführt zu werden. Auf den 2 April war ein Angriff gegen Unterwallis beschlossen; bis zu diesem Zeitpunkt hoffte man nämlich numerisch stark genug zu seyn, um den Kampf aufnehmen zu dürfen. In der Zwischenzeit kam durch Courier die vorörtliche Depesche nach Siders, welche augenblickliche Niederlegung der Waffen gebot; die Zuschrift lautete an beide Regierungen gemeinschaftlich, diejenige in Sitten sowohl als diejenige in Siders, und der Courier versicherte, die eine Ausfertigung in Sitten abgegeben zu haben. Die Regierung in Siders, unter dem Präsidium des Grafen v. Curten, entsprach der vorörtlichen Aufforderung, und ermahnte die Ihrigen zu Niederlegung der Waffen; dieß indisponirte die Menge, und als bald die Nachricht kam, die Unterwalliser dringen dessen ungeachtet vorwärts, so schrie man über Verrath, erklärte die vorörtliche Depesche für ein fingirtes Schreiben und stürmte das Haus des Landshauptmanns, ermordete0909 seinen Bruder und nöthigte die Regierung zur Flucht. Die Bauern waren so aufgeregt, daß während des 1 Aprils kein sogenannter Herr sich sehen lassen durfte, da das Volk alle für Verräther hielt. Seiner Führer beraubt, war das Oberwallis eine leichte Beute der vorrückenden Unterwalliser. Von militärischer Auszeichnung kann dabei keine Rede seyn: es ist weder von der einen noch von der andern Seite Jemand umgekommen; einige Blessuren sind mehr der eigenen Unvorsichtigkeit als dem Feind zuzuschreiben. Daher es denn wahrhaft lächerlich ist, die Tapferkeit, den Heldenmuth und Gott weiß welche andern militärischen Eigenschaften, von diesem oder jenem zu rühmen.

Für den Kanton Wallis, welcher durch jede eidgenössische Intervention nur der Trennung entgegengeführt worden wäre, sind die Ereignisse vom 31 März, 1 und 2 April, der äußern Form ungeachtet, eher glückliche zu nennen, für die Schweiz im Allgemeinen halten wir dieselben für höchst betrübend. Alle Ihre bisherigen Correspondenznachrichten haben sich darauf beschränkt, die Ereignisse im Wallis unter dem Walliser Standpunkt darzustellen, und doch dürfte es nicht ohne Interesse seyn, dieselben auch vom allgemein schweizerischen Standpunkt aus zu betrachten. Bereits im Herbst des Jahres 1830 hat die schweizerische Tagsatzung (dießmal wie schon so oft ein französisches Echo) das Princip der Nichtintervention proclamirt: allen Kantonen sollten beliebige Veränderungen ihrer Verfassungen frei stehen; dem Bund wurde jede Einmischung in die Verfassungsangelegenheiten abgeschnitten. Mit der praktischen Anwendung dieses Princips nahm es die Tagsatzung indessen nicht genauer und ernstlicher als die französische Regierung; während letztere in Belgien intervenirte und Ancona besetzen ließ, intervenirte die Tagsatzung in den Jahren 1831 und 1832 in Neuenburg und Basel, besetzte im Jahr 1833 Schwyz und Basel; im Jahr 1835 ließ der Vorort gegen die freien Aemter des Kantons Aargau und im Jahr 1838 gegen Schwyz Truppen marschiren.

Wir sind weit entfernt, Gewaltthaten, welche damals verübt worden sind, zu vertheidigen, wohl aber vertheidigen wir das Princip der Intervention für einen Staatenbund, wie die Schweiz, im vollsten Maaße das Gegentheil ist Unsinn. Was im Jahr 1830 niedergeschrieben, seither aber nie geübt worden war, scheint mit dem Jahr 1840ins Leben treten zu sollen. Im September 1839 erfolgte in Zürich eine gewaltsame Umgestaltung; der Bund nahm dieselbe stillschweigend an, obschon von einigen größeren Kantonen ernstliche Einsprache gemacht wurde; im December 1839 wird die Regierung des Kantons Tessin vertrieben, ein verfassungsmäßig bestehender großer Rath beiseite gesetzt und die Schweiz, obschon sie geschworen, die Verfassung Tessins und somit auch den aus derselben hervorgegangenen großen Rath zu gewährleisten, bestätigt die neue ungesetzliche Ordnung als ein fait accompli. Im Wallis gebietet die Tagsatzung den Landfrieden, eidgenössische Repräsentanten werden in das Land gesendet, große Kosten veranlaßt; man droht demjenigen, welcher die Vermittlung ablehnt oder den status quo verletzt, mit dem Ernst der Eidgenossenschaft; einige Wochen später wird der Landfriede gebrochen, der eine Theil überzieht den andern mit Waffengewalt, und der Bund nimmt das Geschehene wieder ruhig hin. Anfänglich will sich der Vorort noch ermannen; er verlangt vom Kanton Waadt Truppen. Dieser verweigert sie. Er schreibt die Tagsatzung aus, und Bern ermahnt die Stände, den Vorort davon abzubringen. Ein Mitglied der Regierung von Wallis dankt der Regierung von Waadt sogar in einem der Publicität übergebenen Schreiben für den Widerstand, den sie dem Vorort geleistet habe. So ist die Bundesbehörde und ihr Einfluß in der Schweiz zur Null herabgesunken. Es beginnt eine neue Aera in der Schweiz, in welcher die Parteien ungescheuter denn je ihr Wesen treiben können, da Niemand mehr über ihnen steht. Partei-Interessen finden zahlreiche Diener, die Gerechtigkeit keinen. Ein solcher Zustand innerer Auflösung kann auf die Dauer nicht halten; es muß um jeden Preis eine pensée immuable geschaffen werden, heiße sie Bundesrath, Directorium oder wie sie wolle.

Deutschland.

Seit fünfzig Jahren besteht bekanntlich in Regensburg eine k. botanische Gesellschaft, welche sich um die Pflege der Botanik wesentliche Verdienste erworben hat. Einer ihrer Stifter, der Professor und Sanitätsrath Dr. Hoppe, der Veteran der deutschen Botaniker, steht ihr seit vielen Jahren als Director vor. Die Gesellschaft hat vielfach auf die Förderung der Botanik eingewirkt, theils durch selbstständige Forschungen ihrer Mitglieder, theils durch die Verbreitung botanischer Kenntnisse, wofür sie ein zweckmäßes Organ in der von ihr seit vielen Jahren herausgegebenen und noch immer fortgesetzten botanischen Zeitung besitzt. Namentlich hat diese für die kritische Kenntniß der Flora von Süddeutschland ungemein viel geleistet. Heute beging diese Gesellschaft ein gedoppeltes Fest, indem sie das erste halbe Jahrhundert ihres Bestehens (sie ist 1790 gestiftet) und die Uebernahme ihres Protectorats von Seite Sr. k. Hoh. des Kronprinzen von Bayern feierte. Se. kön. Hoh. hat die Gnade gehabt, Ihr reges Interesse an der Botanik, welche Wissenschaft in so engem Zusammenhange mit der Landescultur steht, durch die Bestimmung eines Preises von einhundert Ducaten zu bethätigen für die beste Bearbeitung einer botanischen Statistik von Bayern oder von einem der natürlichen Hauptgebiete des Landes. Die Gesellschaft wird hierüber ein besonderes Programm veröffentlichen. Sie hat ferner in der heutigen Sitzung, wo der Hr. Hofrath Ritter v. Martius aus München das seit dem Tode des würdigen Grafen v. Bray erledigte Präsidium übernahm, beschlossen, zum Andenken des feierlichen Tags eine besondere Gelegenheitsschrift, Abhandlungen mehrerer Mitglieder enthaltend, herauszugeben, und überdieß die Bearbeitung eines Repertorium botanicum der letzten fünfzig Jahre von 1790 bis 1840durch eines ihrer Mitglieder besorgen zu lassen. Diese Schrift enthält eine besondere Bedeutung durch den Umstand, daß mit dem Stiftungsjahre der Gesellschaft eine neue Aera in der botanischen Wissenschaft beginnt, indem bekanntlich die Erscheinung des berühmten Systems von Jussieu, welches einen so wesentlichen Einfluß auf die Gestaltung der Botanik gehabt, und gewissenmaßen eine ihrer dermaligen Hauptrichtungen bestimmt hat, gerade in den Anfang jener Epoche fällt. Es ist in der That erfreulich zu sehen, wie eine ursprünglich mit äußerst geringen Privatmitteln gegründete Gesellschaft unter dem Schutze Karl Dalbergs und dann der hochherzigen Monarchen von Bayern sich nicht nur durch alle Stürme einer bewegten Zeit erhalten, sondern auch an innerer Stärke und an Einfluß auf die Wissenschaft immer mehr zugenommen hat. Von wenigen ähnlichen Gesellschaften dürfte sich Gleiches rühmen lassen. Auch von patriotischer Seite ist diese Erscheinung für uns Deutsche erfreulich. Sie beweist, daß der Geist der Associationen nicht bloß in der Sphäre des Handels und der Industrie immer mehr erstarkt, sondern daß wir Deutschen auch auf dem Felde der Wissenschaft mehr und mehr die Wahrheit des Satzes zu würdigen verstehen: vis unita fortior.

0910

[1198-1200]

Aufforderung zu Beiträgen zur Errichtung eines Denkmals für Johann v. Müller.

(Geboren zu Schaffhausen den 3 Januar 1752; gestorben zu Kassel den 29 Mai 1809.)

Volle dreißig Jahre sind bereits in den Schooß der Vergangenheit hinabgeeilt seit Johann v. Müllers Tode, ohne daß noch diesem unsterblichen Manne ein seiner würdiges Denkmal errichtet worden wäre. In den Zeitumständen ist die Ursache des Aufschubs dieser Erfüllung einer heiligen Pflicht gegen die Manen des großen Geschichtsschreibers zu suchen. Als er zu Kassel mit dem Tode rang wurde bei Aspern mit Verzweiflung gegen die Uebermacht des französischen Kolossen gerungen, und das Geräusch der Waffen übertäubte bald die Stimmen der Edlen, welche gleich nach des Verewigten Hinscheid für Errichtung eines Denkmals zu seiner Ehre sich aussprachen. Bald verlor selbst derjenige Reich und Krone, in dessen Dienst Müller die letzten, mühevollsten Jahre seines Lebens hingeopfert hatte. Hieronymus Napoleon vermochte es nicht mehr dem Befehle Folge zu geben, den er in dieser Beziehung im Junius 1809, aus dankbarer Anerkennung dessen, was der Verstorbene für ihn gewesen, erlassen hatte. So viel damals in ihren Kräften stand, that, im September desselben Jahres, die Regierung seiner Vaterstadt, um das Andenken ihres berühmten Mitbürgers zu ehren, indem sie den Ankauf der Bibliothek des vaterländischen Historiographen beschloß, um dieselbe der Stadtbibliothek einzuverleiben. Was eines Privatmanns beschränkte Kräfte vermögen, that Georg Müllers brüderliche Liebe durch Setzung eines Grabsteines auf dem Kassel'schen Friedhof, wo Johann v. Müllers Asche ruht, mit der einfachen Inschrift: Johann von Müller'n, dem Geschichtschreiber der Schweiz, setzte diesen Denkstein sein Bruder Georg.

Noch eine Reihe schwerer Jahre raste der Kriegssturm beinahe ununterbrochen, bis die in Rußlands Eisgefilden durch göttliche Gewalt gebrochene Kraft des Weltstürmers auf Leipzigs Ebenen vollends niedergeschmettert, und endlich im Jahre 1814 gänzlich vernichtet wurde. Vieles hatte der Krieg niedergetreten, und die ersten Jahre mußten auf Wiederherstellung des Nöthigen, auf Wiedereröffnung verlorener Quellen, auf den Wiederaufbau alles dessen verwendet werden, was die wilde Kriegsfurie zerstört hatte. Die Segnungen eines langen Friedens ergossen sich reichlich über die Völker, die erschöpften Kräfte kehrten wieder, und die Folgen davon waren jene Bewegungen, wodurch, vor zehn Jahren, das verjüngte Leben durch gewaltsame politische Umwälzungen gleichsam sein Daseyn bethätigen wollte. In unsern Tagen aber bewährt sich das wiedererstarkte Volksleben auf eine edlere, segensreichere Weise; überall beurkundet es sich durch eine bewunderungswürdige Thätigkeit in Eröffnung neuer Hülfsquellen des materiellen Wohlstandes. Gleichzeitig jedoch regt sich das Gefühl der Dankbarkeit gegen diejenigen, deren unsterbliche Geisteswerke das höhere Leben entwickelt und befördert haben, welches die unerschütterliche Grundlage des physischen Wohlseyns bilden muß. Daher ist unter dem Beifallsrufen ganz Deutschlands, ja ganz Europa's, Schillern zu Stuttgart ein Monument errichtet worden; daher jenes Standbild Guttenbergs zu Mainz; daher jene großen, wundervollen Schöpfungen, wodurch der edle deutsche König, Ludwig von Bayern, mit den großen Namen vergangener Zeiten sich selbst verewigt. Er war es, der durch Schadows Meisterhand Johann v. Müllers Büste in Marmor für sich ausführen ließ, ehe noch der Tod um des großen Geschichtschreibers Haupt den Strahlenkranz verklärten Ruhmes gewunden hatte!

Jetzt ist es an der Zeit, die heilige Schuld gegen den edlen Todten endlich abzutragen, ihm ein Denkmal zu errichten, würdig seiner Werke, entsprechend der Liebe und Bewunderung der Mit - und Nachwelt! Die Waffen schweigen; die politischen Leidenschaften sind, wenn nicht erloschen, doch durch eine glückliche Zusammenwirkung von Umständen gebannt; das Verlangen nach Entledigung dieser0911 Pflicht spricht sich überall und gleichzeitig aus; die Kräfte sind vorhanden, das Werk zu unternehmen und zu vollführen; es handelt sich jetzt nur darum, dieselben für diesen edlen Zweck in Anspruch zu nehmen.

Hiefür hat sich in Johann v. Müllers Vaterstadt ein Verein gebildet, welcher unter Mitwirkung der höchsten städtischen Behörden es über sich nehmen will, die Beiträge in Empfang zu nehmen, welche von nah und fern, aus der Schweiz, als dem engern Vaterlande Müllers, aus Deutschland, dem er von den Jünglingsjahren an bis an seinen Tod angehörte, und aus allen Ländern und Welttheilen, wo sein Name geehrt und bewundert wird, für Errichtung eines seiner würdigen, großartigen Denkmals eingehen werden. Mit unbedingtem Vertrauen wenden sich daher die Unterzeichneten an alle Verehrer Johann v. Müllers, an jene, die ihn noch persönlich zu kennen das Glück hatten, denen er in den verschiedensten Lagen des Lebens durch seine in kraftvoller Sprache ausgedrückten edlen Gesinnungen zum Troste, zur Stärkung und zur Erhebung diente, an das jüngere Geschlecht, das so sehr der Anschauung des lebendigen Bildes vergangener Zeiten bedarf, um nicht zu vergessen, daß es von gestern ist, an alle Edlen, denen es daran liegt, durch thätige Verehrung ausgezeichneter Männer der Vergangenheit den Sinn für das Gute, Schöne, Große zu wecken und zu wahren, wenden sie sich mit der Bitte, ihre Beiträge ihnen einzusenden, um es ihnen möglich zu machen, dem unsterblichen Historiographen durch Errichtung eines ehernen Standbildes in seiner Vaterstadt ein großartiges Denkmal zu setzen. Mit der gewissenhaftesten Sorgfalt werden die Unterzeichneten die eingehenden Summen verwahren und verwalten, bis sie sich durch den Betrag derselben in den Stand gesetzt sehen werden, zur Ausführung des Unternehmens zu schreiten, wovon sie seiner Zeit wiederum öffentliche Nachricht und Rechenschaft zu geben sich hiemit verpflichten. Die Beiträge ersuchen sie mit folgender Adresse zu versehen: An das Comité zur Errichtung eines Denkmals für Johann v. Müller, zu Schaffhausen in der Schweiz.

Die Mitglieder des Comité's:

Im Thurn, Präsident des kleinen Stadtraths.

Peyer, Archivar.

Keller, Stadtschreiber.

v. Meyenburg-Stockar, Präsid. des Gr. Raths.

Stierlin, Regierungsrath.

Bernhard Keller, Quästor des Comité's.

Schaffhausen, den 26 März 1840

Im Namen des Comité's:

Maurer-Constant, Prof. und Bibliothekar.

Invitation à contribuer à l'érection d'un monument en l'honneur de Jean de Muller.

( à Shaffhouse le 3 Janvier 1752; mort à Cassel le 29 Mai 1809.)

Trente ans se sont écoulés depuis la mort de Jean de Muller, sans qu'un monument digne de son nom immortel lui eût été érigé. Il faut chercher la cause de ce retard dans les circonstances du temps. Au moment même Muller luttait contre la mort, une autre lutte, la bataille d'Aspern eut lieu, et le bruit des armes couvrit les voix généreuses qui s'étaient élevées peu après sa mort pour l'érection d'un tel monument. Jérôme Napoléon perdit son royaume et sa couronne quelques années après le décès de Jean de Muller, qui avait consacré à son service les dernières et les plus pénibles années de sa vie; le roi fugitif ne put donc plus donner suite à l'ordre (qu'il avait fait publier au mois de Juin 1809) d'élever le monument dont la reconnaissance envers le défunt lui avait inspiré l'idée. Le gouvernement de la ville natale de Muller fit au mois de Septembre de la même année son possible pour honorer la mémoire de son grand concitoyen; il acheta la bibliothéque considérable de l'historiographe de la Suisse pour l'incorporer à la bibliothéque de ville. L'amour fraternel de son digne frère Georges s'est immortalisè par la pierre funéraire que ce dernier fit poser sur la tombe de son frère aîné au cimetière de Cassel, avec cette inscription simple et modeste: à Jean de Muller, l'historien de la Suisse. Son frère Georges posa cette pierre.

Les fureurs de la guerre ravagèrent l'Europe pendant plusieurs années encore, jusqu'à ce que les forces de l'insatiable conquérant, rompues dans les champs glacés de la Russie et abattues aux plaines de Leipsic, fussent entièrement anéanties en 1814. Il fallut beaucoup d'annèes pour rétablir ce que la guerre avait détruit, pour relever ce que l'orage avait renversé; il fallut avant tout penser au nécessaire. Les bénédictions d'une longue paix se répandirent sur toutes les nations, et l'influence de ce long repos se manifesta dans les bouleversemens politiques par lesquels, il y a dix ans, les nouvelles forces se firent jour, pour ainsi dire. Mais aujourd'hui la nouvelle vie se manifeste d'une manière plus noble et plus salutaire, en ce que partout une activité admirable se déploie pour améliorer l'existence matérielle. Cette activité cependant va heureusement de pair avec le besoin d'exprimer, par des monumens élevés en leur honneur, la reconnaissance envers ceux qui, en donnant un nouvel èlan à la vie spirituelle, furent les auteurs du bien-être matériel dont nous jouissons. C'est à ce sentiment qu'il faut attribuer l'enthousiasme avec lequel une statue fut érigée à Schiller, une autre à Gouttenberg, c'est à ce sentiment qu'il faut attribuer les grandes créations par lesquelles ce noble roi allemand, Louis de Bavière, immortalise son propre nom en élevant des monumens aux grands hommes des temps d'autrefois. C'est Lui qui a fait exécuter par la main du célèbre Schadow le buste en marbre de Jean de Muller, avant que la mort n'eût entouré la tète de l'illustre historien d'une auréole immortelle.

C'est à présent le moment de s'acquitter de la dette sacrée envers notre historien en lui élevant un monument digne de ses œuvres, digne de l'amour et de l'admiration de nos contemporains et de la postèrité. Le bruit des armes a cessé; les passions politiques sont, sinon éteintes, du moins réprimées par un heureux concours de circonstances; le désir de s'acquitter de cette dette sacrée se manifeste partout en même temps; les moyens pour l'exécuter abondent, il ne s'agit que de diriger les forces vers ce noble but.

C'est dans cette intention que, sous les auspices des magistrats de la ville natale de Jean de Muller, un comité s'y est formé, qui est prêt à se charger de l'exécution de ce projet, en recueillant les dons que lui enverront d'une main libérale les amis et les admirateurs de Muller, dont le nombre est grand tant en Suisse, sa patrie, qu'en Allemagne, à l'aquelle il consacra la majeure partie de sa vie, et dans tout le reste de l'Europe. Les soussignés s'adressent donc avec une confiance sans rèserve tant à ceux d'entre leurs contemporains qui eurent le bonheur de connaître Muller personnellement et d'apprendre de sa bouche les nobles sentimens et les principes élevés dont il était animé, qu'à la génération actuelle, qui aime à voir dans les écrits de Muller l'image vivante des âges passés afin de ne pas oublier qu'elle n'est que d'hier, à tous ceux enfin auxquels il tient à cœur de nourrir et de conserver le sentiment de ce qui est bon, grand et beau par le culte qu'ils rendent à la mèmoire des hommes illustres. Les soussignés les invitent à contribuer par leurs dons à l'erection d'une statue d'airain en l'honneur de Jean de Muller. Les soins les plus consciencieux présideront à la collecte et à l'administration des sommes qui rentreront jusqu'au moment celles-ci seront montées à une hauteur assez considérable pour permettre de songer à la réalisation du projet en question; et ce sera alors qu'ils auront l'honneur de rendre publiquement0912 compte de leur gestion. Les soussignés prient d'envoyer les dons sous l'adresse suivante: Au Comité pour l'érection d'un monument à Jean de Muller, à Schaffhouse en Suisse.

Les membres du comité:

Im Thourn, présid. du petit-conseil de ville.

Peyer, archiviste.

Keller, chancelier-de-ville.

De Meyenbourg-Stockar, présid. du grand-conseil.

Stierlin, membre du conseil exécutif.

Bernard Keller, quèteur du comité susdit.

Schaffhouse, ce 26 Mars 1840

Au nom du comité:

Maurer-Constant, prof. et biblioth.

[1464]

Verzeichniss der Vorlesungen an der k. Julius-Maximilians-Universität Würzburg für das Sommer-Semester 1840

Das Semester beginnt am 27 April 1840

I. Theologische Facultät.

Prof. Dr. Moritz: Fortsetzung der allgemeinen Geschichte der christlichen Religion und Kirche; Fortsetzung des gemeinen und bayerischen Kirchenrechts; Theorie des geistlichen Geschäftsstyls mit besonderer Rücksicht auf die Geschäfte des Pfarramts im Königreich Bayern. Domcapitular und Prof. Dr. Helm: Moraltheologie; Pastoraltheologie; Homiletik; Katechetik; Liturgik Prof. Dr. Reissmann: Biblisch-orientalische Philologie, als hebräische, chaldäische, syrische und arabische Sprache; Exegese der Bibel, als specielle Einleitung in die zwölf kleinen Propheten und Erklärung des Michæas und Zacharias. Domcapitular und Prof. Dr. Stahl: Generelle Dogmatik, als zweite Hälfte; Religionsphilosophie. Privatdocent Dr. Dux: Fortsetzung der Patrologie.

II. Juristische Facultät.

Hofrath und Prof. Dr. v. Link: Gemeines deutsches und bayer. Territorial-Staatsrecht. Prof. Dr. von der Pfordten: Pandekten; Examinatorium über römisches Recht. Prof. Dr. Albrecht: Gemeines und bayerisches Kirchenrecht der Katholiken und der Protestanten; die Abweichungen des bayerischen Civilprocesses von dem gemeinen deutschen; Civil - und Strafprocessprakticum aus dem Standpunkte des bayerischen Processrechtes. Prof. Dr. Edel: Gemeiner und bayerischer Criminalprocess. Prof. Dr. Müller: Gemeines deutsches Privatrecht; deutsche Rechtsalterthümer. Privatdocent Dr. Reidmeyer: Die summarischen Processe, einschlüssig des Concursprocesses nach gemeinem und bayerischem Rechte; Handels - und Wechselrecht. Privatdocent Dr. Held: Gemeines deutsches Privatrecht; gemeines deutsches Strafrecht; Repetitorium über deutsches Privatrecht, Kirchenrecht und Strafrecht.

III. Staatswirthschaftliche Facultät.

Prof. Dr. Geier: Landwirthschaftslehre; Forstwissenschaft; Bergbaukunde; Technologie. Prof. Dr. Edel: Polizeiwissenschaft und Polizeirecht, mit Rücksichtnahme auf die Gesetzgebung Bayerns. Prof. Dr. Debes: Encyklopädie, Methodologie und Litterärgeschichte der Cameralwissenschaften; Nationalökonomie; Finanzwissenschaft mit besonderer Rücksicht auf die bayerische Finanzgesetzgebung; Polizeiwissenschaft und Polizeirecht; Forstrecht.

IV. Medicinische Facultät.

Hofrath und Professor Dr. Heller: Botanik; medicinische Botanik; ökonomisch technische Botanik. Medicinalrath und Professor Dr. v. d'Outrepont: Geburtshülfliche Klinik in Verbindung mit Touchirübungen und einem Repetitorium und Examinatorium; geburtshülflichen Operationscursus. Hofrath und Prof. Dr. Textor: Augenkrankheiten; Instrumenten -, Operations - u. Verbandlehre; Leitung der Selbstübungen der Studirenden in den chirurgischen Operationen an Leichen; augenärztliche und chirurgische Klinik. Hofr. und Prof. Dr. Münz: Anatomie des Menschen; Zootomie; Leitung der Secirübungen an der anthropotomischen und zootomischen Anstalt; Repetitorium und Examinatorium über Anatomie des Menschen. Hofrath und Professor Dr. v. Marcus: Specielle Therapie als Schluss; die Krankheiten der Unterleibsorgane und die Geisteskrankheiten; Propädeutik der medicinischen Klinik; medicinische Klinik; syphilitische Klinik. Prof. Dr. Narr: Allgemeine Pathologie; allgemeine Therapie. Prof. Dr. Hensler: Besondere Physiologie des Menschen; besondere Psychologie. Medicinalrath und Prof. Dr. Schmidt: Staatsarzneikunde; Veterinär-Medicin. Prof. Dr. Rinecker: Kinderkrankheiten; Hautkrankheiten: Diagnostik mit Rücksicht auf kunstgemässes Krankenexamen; Polyklinik. Prof. honorarius Dr. Heine: Operationsübungen und physiologische Experimente mit dem Osteotom. Privatdocent Dr. Adelmann: Allgemeine Chirurgie: Augenheilkunde; ophtalmiatrische Polyklinik. Privatdocent Dr. Mohr: Die Krankheiten des Cerebro-Spinal-Systems; syphilitische Krankheiten. Anleitung zum Studium der Botanik überhaupt, und zur Erkenntniss der einheimischen officinellen Gewächse insbesondere.

V. Philosophische Facultät.

Professor Dr. Denzinger: Propädeutik des historischen Studiums; allgemeine alte Geschichte; allgemeine neuere Geschichte; Europäische Staatengeschichte. Prof. Dr. Fröhlich: Allgemeine Pädagogik und Didaktik; Geschichte der Erziehung; Encyklopädie und Methodologie der Gymnasial Studien; die Pflege der gesammten Kunst im Alterthume, im Mittelalter und in der neuern Zeit in ihrem nothwendigen Zusammenhange mit der Geschichte der Menschheit. Hofrath und Prof. Dr. Osann: Physik, den zweiten Theil; allgemeine Chemie, den zweiten Theil; analytische Chemie mit Stöchiometrie. Professor Dr. Leiblein: der allgemeinen Naturgeschichte zoologisch-botanischen Theil, Naturgeschichte der Wirbelthiere; Botanik, nach vorausgeschickter Organographie und Physiologie der Pflanzen; Demonstrationen der in der Flora von Würzburg vorkommenden Pflanzen mit praktischer Anleitung zum Bestimmen derselben auf Excursionen. Prof. Dr. Hoffmann: Moral - und Rechtsphilosophie mit Rücksicht auf die Darstellungen dieser beiden philosophischen Disciplinen der Kant'schen, Fichte'schen, Schelling'schen und Hegel'schen Schule. Prof. Dr. Rumpf: Allgemeine Naturgeschichte, den mineralogischen Theil derselben; Geognosie; pharmaceutische Waarenkunde. Professor Dr. v. Lasaulx: Griechische Litteraturgeschichte: Ciceronis disputationes Tusculanae. Prof. Dr. Mayr: Ebene und sphärische Trigonometrie und Theorie der Curven; Fortsetzung des Integral-Calculs; mathematisch-physikalische Geographie; Astronomie. Prof. Dr. Ludwig: Alte Geschichte, neuere Geschichte. Prof. Dr. Contzen: Geschichte der Litteratur; Geschichte Bayerns; Geschichte der Universitäten. Privatdocent Dr. Weidmann: Pindars olympische Gesänge; Geschichte der griechischen Litteratur. Privatdoc. Dr. Reuss: Geschichte der deutschen Litteratur; germanische Alterthumskunde.

Für die Benützung der Universitäts-Studirenden stehen offen: die Universitäts-Bibliothek; das Münzcabinet; das ästhetische Attribut; das antiquarische Museum; das technologische Cabinet; das physikalische Cabinet; die Sternwarte; das chemische Laboratorium mit der pharmaceutischen Sammlung; das zoologisch-botanische und das mineralogische Cabinet; der botanische Garten; die anthropotomische und zoolomische Sammlung und das chirurgische Instrumentarium.

In der Tonkunst, sowohl in der Instrumental - als Gesang Musik, erhalten die Studirenden in dem musikalischen Institute Unterricht. Höhere Zeichnungskunst lehrt Prof. Stöhr; Kupferstecherkunst Bitthäuser; Reitkunst Schmidt; Fechtkunst Bündgens.

[1202-4]

Offene Lehrerstelle.

Durch die Beförderung des Dr. phil. Listing zum Professor in Göttingen ist an der hiesigen höhern Gewerbschule die Stelle eines Lehrers der angewandten Mathematik, der Maschinenlehre und des Maschinenzeichnens erledigt deren Wiederbesetzung bis zur Eröffnung des nächsten Cursus im October d. J. gewünscht wird. Für den Unterricht in den bezeichneten Fächern ist, in Uebereinstimmung mit dem Lehrplane der Anstalt, die Kenntniß auch der höhern Theile der Mathematik erforderlich; sodann gründliche und praktisch erprobte Bekanntschaft mit den wichtigsten, besonders technischen Maschinen, um mit Hülfe der reichhaltigen Sammlungen des Instituts die hinlänglich vorbereiteten Schüler zu einer nicht bloß elementaren Kenntniß und Tüchtigkeit in der Maschinenlehre zu führen; und endlich ist Geläufigkeit im Entwerfen, Aufnehmen und Zeichnen von Maschinen unerläßlich.

In der angewandten Mathematik werden wöchentlich 3 Stunden, in der Maschinenlehre 5, und im Maschinenzeichnen 10 Unterrichtsstunden ertheilt. Mit dieser Lehrstelle wird, nach Anleitung der besondern Umstände, eine jährliche Besoldung von 600 bis 900 Rthlr. Cour. verbunden seyn.

Solche Männer vom Fach, welche nebst den genannten Kenntnissen und Fertigkeiten auch die übrigen Erfordernisse eines guten Lehrers im Allgemeinen besitzen und geneigt sind, sich um diese Stelle zu bewerben, werden ersucht, unter Einsendung der betreffenden Documente sich in postfreien Briefen baldgefälligst an die unterzeichnete Commission zu wenden.

Hannover, am 27 März 1840

Die Verwaltungs-Commission der Gewerbeschulen des Königreichs Hannover.

Kohlrausch.

[1486-87]

Anlehens-Gesuch.

60,000 fl. nach Würtemberg gegen gute Versicherung zu 3 1 / 2 Proc. verzinslich. Der Zins wird jährlich, halb - oder vierteljährlich bezahlt. Das Darlehen kann in dem Zeitraum von 6 Monaten in beliebigen Abschlags-Zahlungen gemacht werden. Es wird gebeten, gefällige Anträge, gesiegelt und bezeichnet M. G. an die Expedition der Allg. Zeitung franco zu übersenden.

[1432-33]

Offert.

In eine Material - und Farbwaaren-Handlung in Augsburg wird ein Lehrling, mit den nöthigen Vorkenntnissen versehen, gegen Vergütung der Kost und Logis in die Lehre gesucht.

Auskunft ertheilt die Expedition der Allgemeinen Zeitung.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15347 tokens; 5377 types; 108468 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 114. 23. April 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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ShelfmarkDWB 1996/32
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