Sie wissen schon, daß, während Zurbano, Durando und Ayerbe die Truppen Cabrera's in Villarluengo und Pitarque angriffen, Espartero mit dem Hauptquartier eine Bewegung östlich nach dem Mas de las Matas machte. Seine Absicht war aber nicht eine bloße Diversion, wie es die weiteren Operationen seit dem 3 d. beweisen. Die Division des Generals Leon überschritt bald die Linie des Bergantes, besetzte Aguaviva, Ginebrosa und Belmonte, und rückte endlich am 8 gegen Monroyo vor. In dem Ort la Zerellera leisteten einige Bataillone unter Bosque einen kurzen Widerstand, wobei sie einigen Verlust an Gefangenen erlitten. Monroyo wurde besetzt, und am 9 Peñaroya angegriffen, welches die Straße östlich flankirt, und wo die Feinde eine ziemlich weitläufige Redoute anzulegen begonnen hatten. Aber die Christinischen Truppen hatten nur die Schwierigkeit des Terrains voller Höhen und Abgründe zu überwinden; sobald sie in der Nähe des Orts ankamen, verließen die Carlisten ihre Verschanzung mit einem 8Pfünder und mehreren andern Effecten. Nicht größeren Widerstand fand Ayerbe am 5 in Villarluengo, wo die Feinde sich ebenfalls zu verschanzen getrachtet hatten; am 8 oder 9 befand sich diese Division im Horcajo, zwischen Morella und Cantavieja. Die Christinos stehen also fast im Angesicht dieser zwei Plätze; ihr weiteres Vorrücken hängt von dem Falle Aliaga's ab, welcher durch das Schneewetter verzögert wird, aber diese Zwischenzeit dient dazu, die Wege herzustellen, Spitäler und Magazine anzulegen und die Communicationen zu versichern. O'Donnell stand am 10 bereits vor Aliaga. Die Division Hoyos schickt sich zu gleicher Zeit an, das Fort von Begis anzugreifen, welches die Militärstraße nach Teruel genirt. Der General Juan Van Halen, welcher in der Provinz Tarragona commandirt, hat Truppen abgesendet, um den Ausfluß des Ebro bei Amposta zu befreien, und die Carlisten aus dem einträglichen Besitz der Salinen zu vertreiben. Endlich ist der Brigadier Concha, von Espartero zu den Operationen gegen Cañete und Beteta bestimmt, hier angekommen, um von der Regierung die nöthigen Mittel dazu auszuwirken. So scheint es, daß bald die Offensive auf der ganzen Linie von den Gränzen der Provinz Madrid bis an das Meer von Valencia mit Nachdruck wird ergriffen werden. Von Seite der Carlisten sieht man nun umgekehrt keine Thätigkeit und keine Combination, obgleich noch immer viele Hartnäckigkeit; es fehlt ihnen offenbar die Leitung Cabrera's, welcher sich, fortwährend krank, in Mora de Ebro aufhält; kurz vor der Bewegung Espartero's ist dort ein Kriegsrath gehalten worden. Die letzten Gefechte, so wie ein anderes, welches am 4 oder 5 in Mora de Rubielos vorfiel, haben den Christinos über 500 Gefangene (den Ueberfall von Pitarque eingerechnet) verschafft, eben so viel verlor der Feind an Getödteten, und ein anderer Theil desertirt oder irrt zerstreut in den Gebirgen umher.
Mit jedem Tage erringen die Truppen der Königin in Aragonien Vortheile, die das Ende des unseligen Kampfes nothwendig beschleunigen müssen. – Ich deutete Ihnen vor geraumer Zeit einmal an, daß der Pariser Agent eines bekannten englischen Blattes verschiedene meiner an die Allg. Zeitung gerichteter Artikel bei hiesigen Personen, die ich hochzuschätzen Ursache habe, denuncirte. Vermuthlich weil diese Denunciationen nicht die beabsichtigte Wirkung hervorbrachten, unterblieben sie eine Zeit lang. Jetzt aber scheint ein hier eingetretener Personenwechsel jenem Agenten die schicklichste Gelegenheit zu seyn, seine Bemühungen zu erneuern, und in der That hat er (wer sollte es glauben?) meinen in der Allg. Zeitung vom 25 v. M. abgedruckten Artikel vom 14 März hieher denuncirt. Ich würde mich gehütet haben, diesen Umstand zur Sprache zu bringen, wenn nicht das M. Chronicle vom 3 d. die in meinem erwähnten Artikel vom 14 v. M. die hiesige englische Gesandtschaft betreffenden Angaben für „ Verleumdungen “erklärt hätte. *)*)We regret to perceive that in the same public prints which record the villainy and the tyrannical laws of the Moderados (?), it is boasted that English Diplomacy approves of these things, that it has quarrelled with the Spanish Liberals, and mocked the remonstrances of Arguelles. We do not believe one word of these calumnies, published in the Augsburgh Gasette. Freilich kann ich dem M. Chronicle eine ihm gebührende Antwort hier nicht ertheilen. Ihm ist die Sprache des Pöbels und der Gebrauch von Schimpfworten gestattet, wo ihm die Kraft der Ueberzeugung mangelt; seine Leser sind an diesen Ton gewöhnt. Unmöglich kann ich es aber mir gestatten, zu demselben hinabzusinken. Außerdem bin ich durch besondere Rücksichten (über deren nähere Beschaffenheit sich jener Agent bei eben den Personen, denen er mich denunciirt, erkundigen mag) gezwungen, gewisse Reticenzen zu beobachten. Verleumdung war es, als das M. Chronicle seinen Lesern versicherte, der Graf Toreno sey durch0946 eine Geldsumme bestochen worden, um den bekannten Quecksilbercontract abzuschließen – eine Verleumdung, die das M. Chronicle selbst eingestand, sobald es sich durch eine kostspielige Injurienklage bedroht sah. Wenn aber die Angabe, Lord Palmerston habe die spanische Regierung darüber beglückwünscht, daß sie mit Festigkeit und Mäßigung die Versuche der Ruhestörer vom 24 Febr. unterdrückt habe, für „ Verleumdung “gelten soll, so müßte man natürlich auf die Vermuthung gerathen, Lord Palmerston schäme sich, als ein Freund der öffentlichen Ruhe dargestellt worden zu seyn. Schwerlich darf man annehmen, daß Lord Palmerston wünsche, in Spanien die Pöbelherrschaft eingeführt zu sehen; wäre dieß aber wirklich das Glaubensbekenntniß des englischen Cabinets, so würde man es wenigstens dem edlen Lord zum Vorwurf machen können, daß er es durch so ungeschickte Organe und auf eine so plumpe Weise, wie im M. Chronicle geschieht, vor der ganzen Welt zur Schau tragen lasse. Das M. Chronicle nennt die achtungswerthesten Männer Spaniens profligates, weil sie sich nicht (dieß geht aus seinen Worten hervor) von England durch einen Handelsvertrag übervortheilen, und weil sie ihre Küsten durch bewaffnete Fahrzeuge gegen den Schleichhandel bewachen lassen wollen. Es bezeichnet geradezu die Spanier, welche die Unabhängigkeit ihres Vaterlandes lieben, als den brittischen Interessen feindlich gesinnt, und gibt dadurch auf sehr naive Weise die wahre Quelle seines Zorns an. Im Uebrigen bin ich veranlaßt worden, den Umstand, daß Lord Palmerston Hrn. Ferningham beauftragt habe, Hrn. Perez de Castro auf die angegebene Weise zu beglückwünschen, für einen Irrthum zu erklären, obgleich er mir von höchst achtungswerther Hand mitgetheilt worden war. Alles Uebrige in meinem Schreiben vom 14 v. M. bleibt der strengsten Wahrheit gemäß, und wenn das M. Chronicle den englischen Diplomaten den Rath gibt, sich nicht in die Parteihändel der Spanier zu mischen, so wird man gerade in meinem Artikel vom 14 v. M. finden, daß ich der hiesigen englischen Gesandtschaft meine volle Anerkennung widerfahren ließ, weil sie in der That jenes Verfahren beobachtete.
Gestern, am Ostermontag, gaben im Mansion-House die Municipalbehörden der City das übliche Oster-Festmahl. Von ministeriellen Beamten war Niemand dabei erschienen, als der Attorney - und der Solicitor-General, vom hohen Clerus die Bischöfe von London und Llandaff, vom diplomatischen Corps die Gesandten der argentinischen Republik und von Venezuela, dann Hr. Guizot. Letzterer übernahm es, für den vom Lordmayor ausgebrachten Toast auf die fremden Gesandten zu danken. Er äußerte in sehr gutem Englisch, unter allen Nationen der Welt wünsche keine aufrichtiger friedliche und freundschaftliche Verhältnisse mit England zu unterhalten und zu pflegen, als die französische, und er flehe den Himmel an, daß der nun fünfundzwanzigjährige Friede zwischen diesen beiden großen Völkern ihnen seine Segnungen noch ein halb Jahrhundert lang spenden möge.
O'Connell, der sich jetzt in Dublin befindet, entwickelt in Versammlungen und öffentlichen Sendschreiben eine rastlose Thätigkeit. Sein neuester Plan ist die Errichtung einer „ irischen Nationalassociation zur Erlangung vollständiger Gerechtigkeit für Irland oder der Auflösung der Union. “ Die Grundlagen des Vereins sollen seyn: „ 1) Ergebenheit und unwandelbare Treue gegen unsere allergnädigste und vielgeliebte Herrin, Königin Victoria, und ihre Erben und Nachfolger; 2) Enthaltung von aller Gewalt und jeder Handlung, welche den Gesetzen und Geboten des ewigen Gottes widerspräche; 3) als einzige Mittel ruhige, gesetzliche und verfassungsmäßige Vereinigung aller Classen, Secten und Glaubensmeinungen unter dem Schirme der öffentlichen Meinung und mit der Aussicht auf ein heilsames, gesetzliches Ziel; 4) Ausschließung alles Unterschieds wegen des confessionellen Glaubens und Herstellung vollkommener Gleichheit aller Christen von dem Gesetz und voller Gewissensfreiheit. Die Forderungen des Vereins sollen seyn: „ 1) daß die Kircheneinkünfte in Irland zur Unterstützung der Armen, zur Beförderung des Unterrichts und zu andern gemeinnützigen Zwecken verwendet werden; 2) Reform unserer verdorbenen und bigotten städtischen Corporationen, gleich der in England und Schottland ausgeführten; 3) Gleichheit des Wahlgesetzes mit dem englischen; 4) Vermehrung der Vertreter der irischen Grafschaften; 5) überhaupt Vermehrung der irischen Repräsentanten im Hause der Gemeinen in so hinlänglicher Zahl, daß Irland dieselbe parlamentarische Stellung wie England und Schottland erlange. “ Indessen soll, wie der (O'Connelln wegen seines Ministerialismus bekanntlich nicht wohlwollende) Spectator wissen will, der liberale Herzog v. Leinster die Einladung, an die Spitze dieses neuen Vereins zu treten, abgelehnt haben. O'Connells Reden in den Versammlungen sind außerdem besonders gegen Lord Stanley und dessen Bill zur „ Verbesserung der Wahlstimmen-Registrirung in Irland “gerichtet. Eine Anzahl liberaler irischer Parlamentsmitglieder, darunter Hr. Grattan, soll erklärt haben, aus dem Hause der Gemeinen austreten zu wollen, wenn diese auf völlige Vernichtung der irischen Wahlfreiheit abzweckende Tory-Maaßregel angenommen würde.
(M. Chronicle.) Eine gemischte englisch-französische Commission ist ernannt, um die mehrerwähnte Frage wegen Portendics zu untersuchen, und über die daraus erhobenen Ansprüche zu begutachten. Die englischen Commissarien sind Hr. H. L. Bulwer, Gesandtschaftssecretär in Paris, und Hr. Rotherby. Die Commission wird in Paris sitzen, und ihre Arbeiten sogleich beginnen.
(Sun.) Der Freundschafts - und Handelsvertrag zwischen Frankreich und Texas enthält die nicht unwichtige Stipulation, daß im Falle eines Krieges, in welchen der eine oder andere dieser Staaten mit einer dritten Macht verwickelt werden möchte, dieselben ihren Bürgern nicht gestatten dürfen, Caperbriefe gegen den befreundeten Staat zu nehmen, oder dessen Handel sonstwie zu belästigen, sondern daß beide gegen einander den Grundsatz befolgen: die Flagge deckt die Waare.
Kein Ministerium hat noch gleich bei seinem Entstehen bei den verschiedensten, zum Theil sich widersprechenden Tendenzen der europäischen Politik mehr Hoffnungen erweckt und gewissermaßen freudigere Bewegung veranlaßt, als das französische vom 1 März. Man wünschte sich in London Glück, daß in Frankreich ein Minister das Steuerruder ergriff, der im Angesicht der französischen Deputirtenkammer die Heiligkeit der von Frankreich hinsichtlich des Orients übernommenen Verbindlichkeiten anerkannt, und ohne Umschweife die Politik des Ministeriums Soult als eine obscure und inconsequente bezeichnet hatte. Man glaubte dem neuen Conseilpräsidenten die größten Rücksichten schuldig zu seyn, und suchte sich ihm so viel möglich zu nähern, ihm mit der größten Bereitwilligkeit entgegenzukommen, ja man scheute sich nicht das, was durch viele Anstrengungen zwischen den andern Mächten zu Stande gekommen war, rückgängig zu machen oder durch das schwankendste Benehmen in Frage zu stellen, um0947 Frankreich Gelegenheit zu verschaffen, mit den übrigen Hand in Hand zu gehen. Nicht nur hier, sondern auch in Rußland war der Eindruck des Regierungswechsels in Frankreich die Veranlassung zu Aussöhnungsversuchen. Wir sahen, wie Hr. v. Pahlen, sobald die Kunde dieses Ereignisses nach St. Petersburg kam, sich in Bewegung setzte, um seinen verlassenen Posten wieder einzunehmen, wir sahen wie der gereizte Ton, der bis dahin in den zwischen Paris und St. Petersburg gepflogenen Communicationen vorgeherrscht hatte, plötzlich einen mildern Charakter annahm, und sich endlich in eine so versöhnliche Stimmung auflöste, daß man sich beiderseits wegen unvordenklicher Beleidigungen entschuldigte, wie unter andern die Erläuterungen und übertriebenen Apologien des Tagsbefehls von Borodino uns noch vor wenigen Tagen in nicht geringes Erstaunen versetzten. Auch Preußen schien durch Thiers 'Ernennung zum Conseilpräsidenten eher angenehm als unangenehm berührt zu seyn, und wenn Oesterreich eine unverkennbare Gleichgültigkeit bei diesem Wechsel an den Tag legte, so frohlockte um so sorgloser in unmotivirter Freude die Pforte. Nicht minder ward das Ereigniß in Alexandrien gefeiert, und Mehemed Ali, der doch offenbar aus der Sprache des neuen französischen Premiers nicht die günstigen Deductionen für sich ziehen konnte, die ihm unter Soult erlaubt seyn mußten, begrüßte die neue Gestaltung der Dinge mit aufrichtig gemeinter oder berechneter Freude. Nur die 221 spieen Gift und Flamme gegen das „ parlamentarische “Ministerium und verschworen sich zu dessen Unterminirung, zu dessen Verderben. Es ist nicht meine Sache, die Mittel, deren sie sich zu diesem Zwecke bedienten, aufzuführen, noch eine Geschichte ihrer Bestrebungen zu liefern, jetzt wo sie zersprengt und völlig aus dem Felde geschlagen sind. Auch hier zeigte sich, wie verderblich der kleinliche Ehrgeiz einiger Wenigen wirkte, indem man eine kostbare Zeit mit Unterhandlungen verlor und den rechten Augenblick bereits versäumt hatte, als endlich dem Hrn. v. Molé das Portefeuille des Aeußern, dem Marschall Soult der Vorsitz im Ministerrath angetragen wurde. Man täuschte sich gewaltig, bis man nach dieser langen Transaction des Ehrgeizes das Ministerium Thiers als nicht reif zum Sturz erklärte und sich aufs Zuwarten verstand, bis der rechte Zeitpunkt gekommen wäre. Dieser aber war schon vorüber, und dürfte nicht leicht wieder kommen; die Anwartschaft der HH. Soult und Molé ist auf die Zukunft verwiesen, auf ein Ereigniß, dessen mögliches Eintreffen, was man auch darüber sagen mag, Hrn. Thiers gewiß nicht mit sonderlicher Unruhe erfüllen wird. Aber noch von einer andern Seite ward ein Versuch gegen Thiers gemacht: hier leitete Hr. Duchatel die Bewegungen und die drei Schreiben, die er an Hrn. Guizot richtete, um ihn zu bestimmen, seinen Posten in London aufzugeben und gegen das „ parlamentarische “Princip ins Feld zu rücken, wurden durch drei andere Briefe des Herzogs von Broglie an den neuen französischen Botschafter am Hofe zu St. James dermaßen neutralisirt, daß sich Hr. Guizot zu der bekannten Juste-Milieu-Erklärung veranlaßt fand, er wolle ruhig und aufmerksam dem neuen Gang der Dinge zusehen, und erst dann nach Paris eilen, wenn dieser Gang sich als verderblich für das constitutionelle Frankreich zeigen sollte. So trugen im Innern die Umstände zur Consolidation des Thiersschen Ministeriums ohne Zuthun des letztern bei. In den äußern Verhältnissen jedoch gewahrte man bald unter den Mächten eine gewaltige Oscillation, der eben sobald eine rasche Bewegung nach den früheren Positionen folgte. Man überzeugte sich, daß nicht die geringste Veranlassung zur Feier des 1 März vorhanden war; und wem noch jetzt darüber ein Zweifel bleibt, der recapitulire die am 14 April in der französischen Pairskammer von Hrn. Thiers gemachten Aeußerungen. Sie sind Kinder derselben Politik, die Soult im Widerspruche mit der früher zur Schau gestellten in den letzten Monaten seines Ministeriums befolgte, Palinodien französischer Staatsnoten aus demselben Zeitraum, gegen welche, wenn nicht mit gleichem Effect, doch gewiß mit gleichem Grund dieselbe berühmte Rede wiederholt werden dürfte, die so viel zum Sturze des letzten Ministeriums beigetragen hatte. Leise trat Thiers im Anfang auf und suchte die Meinung, die man von ihm hegte, zu bestärken. Man traute ihm halb und halb, wurde jedoch aufgescheucht durch eine wie wohlmeinende Belehrung klingende Aeußerung des Hrn. Thiers in der zweiten diplomatischen Communication, die er mit unserm Cabinette pflog. Hier suchte der französische Minister die Meinung geltend zu machen, daß die Wiedervereinigung Syriens mit dem osmanischen Reiche, weit entfernt, diesem neue Kraft zuzuführen, vielmehr die Pforte schwächen müßte. Man sah ein, daß auch Hr. Thiers eine ganz andere Idee als die übrigen Mächte mit dem Ausdrucke „ Integrität “verbinde, und glaubte, dieselbe Vorsicht gegen das neue Cabinet anwenden zu müssen, die man früher gegen das Soult'sche befolgte. So beurtheile ich den jetzigen Stand der Dinge und theile Ihnen zum Belege Folgendes mit. Seit der Ankunft Nuri Effendi's in London fanden mehrere Berathungen zwischen ihm, Lord Palmerston und den Repräsentanten von drei andern Großmächten statt. Guizot war nicht zugegen. In diesen Berathungen ward beschlossen, Syrien müsse der Pforte restituirt werden. Dagegen erklärte Hr. Thiers am 14 April in der Pairskammer: „ Frankreich wolle zwar das türkische Reich aufrecht halten; dieß sage aber keineswegs, daß man ihm die davon abgerissenen Glieder zurückgeben müsse. Frankreich habe Niemand ein Geheimniß aus dieser Gesinnung gemacht. “ Hier hielt sich der französische Minister offenbar nicht streng an die Wahrheit. Denn erstens hat nicht nur Frankreich zu einer gewissen Zeit allerdings ein Geheimniß daraus gemacht, weil es in dieser Hinsicht geschwiegen, wo es hätte reden sollen, ja noch vor sechs Wochen machte Hr. Thiers selbst ein Geheimniß aus der Uebereinstimmung seiner Gesinnungen mit der vorgeblich beharrlichen Gesinnung Frankreichs; dann aber hat Frankreich nicht die Aufrechthaltung des türkischen Reichs allein, sondern die Aufrechthaltung desselben in seiner Integrität ausgesprochen, mit welcher die zu Gunsten des Vicekönigs zu bewerkstelligende Adjudication einer großen Provinz, die durch Rebellion abgetrennt und deren Trennung nie sanctionirt worden, nicht zu vereinbaren ist. Auch mit der von Frankreich verbürgten Unabhängigkeit des türkischen Sultans verträgt sich die jetzige Sprache des Cabinets der Tuilerien nicht. Denn ein Ausfluß dieser Unabhängigkeit ist die ungehinderte Ausübung des dem Padischah zukommenden Rechts, seine Gouverneurs in den sämmtlichen Provinzen des Reichs nach eigener Wahl zu bestellen. Dieses Recht erstreckt sich sogar auf Aegypten, und jede Ausnahme, die in dieser Hinsicht festgestellt werden sollte, erscheint als eine dem Pascha, als eine Frankreich gemachte Concession.
(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Toulon, 22 April. Der Seepräfect an den Seeminister. Die Prinzen sind am 17 Mittags von Algier aufgebrochen. Sie sollten zu Duera übernachten, und sich alsdann nach Buffarik begeben, wo der Herzog von Orleans das Commando seiner Division übernehmen wird. Der Marschall ist am 18 nach Fonduck abgegangen. Er geleitet einen Convoi, und sollte am 21 in Algier zurück0948 seyn, und dann zu dem Kronprinzen stoßen, um die Operationen zu beginnen. Die Anwesenheit des Kronprinzen hat die Colonisten neu belebt. Die Armee hat ihn mit Enthusiasmus empfangen. Sie ist von dem heißesten Wunsche beseelt, unter seinen Augen zu kämpfen. Diese Details wurden mir von den HH. v. Bougainville und v. Lassaux mitgetheilt.
Wir haben bereits gestern aus der Sitzung der Deputirtenkammer vom 22 April gemeldet, daß hauptsächlich auf die Bemerkungen des Hrn. Garnier-Pagès die Kammer fast einstimmig den 3 1 / 2proc. Fonds, das heißt das System der Renten mit Zuwachs des Capitals, verworfen habe, und daß die Rentenconversion uur in 4 1 / 2proc. vor sich gehen solle, so daß der 2te Art. des Entwurfs nun lautet: „ Gleichwohl können die Besitzer fünfprocentiger Renteninscriptionen deren Conversion in neuen Inscriptionen 4 1 / 2procentiger Renten al pari verlangen. “ Hierauf ward der Art. 3, lautend: „ Die convertirten Renten werden fortwährend mit Inbegriff des Semesters, das auf die Vollbringung der Operation der Heimzahlung der fünfprocentigen Renten folgt, 5proc. Zinse genießen, “angenommen. Der 4te Art. lautet: „ Die Besitzer fünfprocentiger Renten sollen, zur Benützung der im Art. 2 ausgesprochenen Befugniß, eine Frist von drei Monaten haben, die von dem durch die k. Ordonnanz zu bestimmenden Tage ausgeht. Diejenigen, welche ihre Erklärung der Option vor Abfluß dieser Frist nicht eingereicht haben, bleiben der Heimzahlung unterworfen. “ Angenommen. Die Commission schlug, in einer neuen Redaction, zwei Artikel vor, welche die Nummern 5 und 6 annehmen sollten, und über die Art der Annahme in Betreff der rechtlich unbefähigten Rentenbesitzer, und solcher Renten, welche Majoraten zugewiesen sind, statuiren. Hr. Moreau (de la Seine) schlug darüber eine Redaction vor, die an die Commission zurückverwiesen wurde. Der Art. 5 der Commission, lautend: „ Die Heimzahlung der Rente, für welche die Conversion nicht verlangt würde, soll serienweise erfolgen. Sie soll für den Staat nur bis zur Concurrenz des Capitals der gezogenen Serien verbindlich seyn, “ward von Hrn. v. Lamartine lebhaft bekämpft. Er nannte die Bedingung, die man hier dem Rentner auflege, eine ungerechte, weil sie nicht gegenseitig sey; der Staat sage den Rentiers, ich werde euch zur Annahme der Heimzahlung zwingen, ihr werdet aber mich nicht zur Zahlung zwingen können. Der Redner bekämpft sodann den Entwurf im Ganzen, und behauptet, die Maaßregel der Conversion werde mehr als 240,000 Fr. auf jedes Departement nicht wieder zurückfließen lassen. Zum Schluß erinnert der Redner, daß die fünfprocentige Rente das consolidirte Drittel, der Nachlaß des kaiserlichen Ruhms und das Resultat der Opfer sey, die von dem französischen Patriotismus gebracht worden, um Frankreich von den Fremden zu befreien. Solche achtungswerthe Elemente sollte man nicht einer elenden Sparsamkeit opfern, um eines solchen Ergebnisses willen dürfe man nicht das Andenken an die schlechtesten Tage der französischen Revolution wieder auffrischen. Der 5te Art. ward dennoch nach einigen Bemerkungen des Finanzministers angenommen.
* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 23 April brachte Hr. Rivet von Seite der Commission in Betreff der Unmündigen und anderer rechtlich Unbefähigten den Antrag, daß die Erklärung der Option als ein bloßer Verwaltungsact angesehen und von jeder speciellen Ermächtigung, oder jeder andern gerichtlichen Förmlichkeit dispensirt werden solle. Dieser Antrag der Commission ward nach mehrfachen Einwendungen angenommen. Der Art. 6, lautend: „ Für alle, Majoraten zugewiesenen Renten ist den Titularien besagter Majorate dieselbe Befugniß zugestanden “ward ohne Discussion angenommen. Der Art. 7 lautend: „ Wenn eine fünfprocentige Rente mit einer Nutznießung belastet ist, und wenn ein Besitzer oder ein Nutznießer die Befugniß, die Conversion zu fordern, nicht benützt hätte, so soll dem Schatz gültigerweise freistehen, auf deren Risico und Gefahr über das Capital der Rente zu verfügen, wenn die Inscription zur Heimzahlung berufen wird. Wenn dieses Depot von dem Nutznießer herrührt, so soll dieser bis zur Wiederanlegung (remploi) nur auf die Zinsen Anspruch haben, welche die Casse gewöhnlich bezahlt. Rührt es von dem Rentenbesitzer her, so soll letzterer gehalten seyn, dem Nutznießer die Differenz zwischen dem Tarif der bezahlten Zinsen und der ursprünglichen Constituirung der Rente zu vergüten. Gleichwohl sollen Privatstipulationen, welche die Rechte eines Eigenthümers und eines Nutznießers anordnen, nicht angetastet werden. “ Hr. Teste macht einige Bemerkungen über die zwei letzten Paragraphen des Art., denen sich der Handelsminister anschließt. Der Art. ward hierauf angenommen, mit Vorbehalt einer Modification im vorletzten §, wo die Worte „ der ursprünglichen Constituirung der Rente “durch die Worte „ des 4 proc. “ersetzt wurden.
(Fortsetzung folgt.)
Der Moniteur publicirt eine k. Ordonnanz, welche die Bekanntmachung der präliminären am 8 April 1836 zwischen Frankreich und der Ostrepublik von Uruguay zu Montevideo abgeschlossenen Freundschafts -, Handels - und Schifffahrtsconvention vorschreibt.
(Univers.) Man versicherte gestern Abend an der Börse, die englische Regierung biete französischen Rhedern, die auf ihre Rechnung an dem Kriege gegen China Theil nehmen wollten, Caperbriefe an. Man setzte hinzu, daß sich schon einige reiche Capitalisten der Chaussée d'Antin verständigt hätten, eine Gesellschaft zu bilden, um den guten Willen, den uns bei diesem Anlaß das Ministerium des Lords Melbourne bezeugte, zu benützen.
Hr. Thiers hat den von seinem Vorgänger nach Persien abgeschickten Gesandten, Graf Sercey, zurückberufen; er hält diese Gesandtschaft für unnöthig wegen der wenigen Berührungen, die zwischen Frankreich und Persien bestehen. Diese Zurückberufung kann nicht umhin, beim französischen Handelsstande einen unangenehmen Eindruck zu machen, da der Handelsstand sich Vortheile von anzuknüpfenden Verbindungen zwischen beiden Ländern versprochen, und bereits mehrere Geschäfte mit dem hier gewesenen persischen Gesandten, Hussein Khan, eingeleitet worden waren, die nun vermuthlich zum Nachtheil der hiesigen Contrahenten in Nichts zerfallen. – In der gestrigen Sitzung der Kammer nöthigte eine Rede des Hrn. Garnier Pagès den Hr. Thiers, das Wort über die Rentenconversion zu nehmen: man wußte längst, daß derselbe nicht sehr für diese Maaßregel eingenommen ist; zum Ueberfluß hatte dieß von neuem die vorhergegangene Rede seines Bankiers, des Deputierten Fould, bewiesen, der stets für ihn die Geschäfte an der Börse besorgt. Die Rede des Hrn. Conseilpräsidenten war auf Schrauben gestellt und bestritt insbesondere, daß die jetzt etwa bestehende Opportunität fortdauern werde, vielmehr könnte sie leicht in Folge von Ereignissen im Orient gänzlich gestört werden. Indessen hat die Rede den disciplinirten Theil der Linken befriedigt, und hiernach läßt sich vermuthen, daß letztere mit dem Ministerium zum Vortheil des ursprünglichen Entwurfs stimmen werde, der demselben freie Hand über die Zeit und die Bedingnisse der Umwandlung läßt.
Der gesunde Menschenverstand hat in der gestrigen Sitzung durch die Annahme des Amendements von Garnier Pagès einen unerwarteten Triumph über Finanzminister und Börsenspieler erlebt, und das monströse System von fictivem Capital zu nominal niedrigen Zinsen hat hoffentlich den Todesstoß erhalten, freilich nur nachdem es Frankreich0949 seit 1816 mehr als 1200 Millionen gekostet hat. Wenn man die Rechtlichkeit der Reduction der Rente zugibt, die freilich mehr als zweifelhaft ist, so konnte man nichts Besseres thun, als einen Fonds von 4 1 / 2 Procent creiren, welcher diese große Operation ohne allen Stoß durchgehen machen wird, falls der Finanzminister den Muth hat, die ganze Masse von Renten auf einmal und ohne Serien aufzukündigen *)*)Indeß hat die Kammer sich für die Serien erklärt., indem er gewiß seyn kann, daß in diesem Augenblick Niemand sein Capital zurückverlangt. Wenn er aber seine Operation in Serien zerspaltet, so ist nicht vorauszusehen, was geschehen wird, indem die größte Wahrscheinlichkeit einer sehr beträchtlichen Handelskrisis vorhanden ist, wenn sich das Wetter nicht schnell ändert. Die letzte Ernte in Frankreich war sehr mittelmäßig, und die Besorgniß der Consumenten so wie die Speculation haben wie gewöhnlich das Uebel sehr vergrößert. Die Einfuhr von fremdem Korn beträgt in diesem Augenblick schon 30 Millionen Franken, und wird sich bis zur Ernte wahrscheinlich verdoppeln. Dieß wäre an sich ein hinlänglicher Grund zu einer kleinen Krisis, indem die Theurung des Brods die Consumtion der Fabricate im Innern vermindert und, da die Fabriken ohne Ruin nicht stillstehen können, die Ausfuhr derselben gewaltsam vermehrt, wie man in England im letzten Jahre gesehen hat. Aber wenn die gegenwärtige Trockenheit fortdauern sollte, so ist einer weit schlechtern Ernte entgegenzusehen, und die Handelskrisis würde in derselben Proportion zunehmen, der Preis des Geldes steigen und die Reduction der Rente unmöglich werden, sobald die 4 1 / 2procentigen unter Pari fielen. Einige Jahre, wie die gegenwärtigen, würden der Frage über Korngesetze bald ein Ende machen.
Die Gazette du Midi schreibt aus Neapel vom 14 April: „ Mit meinem letzten Schreiben meldete ich Ihnen den Abgang des englischen Dampfbootes, welches dem Admiral Stopford den Befehl nach Malta brachte, die Häfen von Palermo und Neapel unverzüglich zu blokiren. Tags darauf, am 8 April, glaubte der Gesandte von Sardinien, welcher bei dieser Sache eine merkwürdige Unparteilichkeit zeigte, seine Vermittlung anbieten zu müssen. Er brachte ein System gegenseitiger Concessionen in Vorschlag, dem zufolge der König den Schwefelcontract annulliren sollte, während England die Frage der Entschädigung, die es für seine Kaufleute in Anspruch nimmt, der Entscheidung einer dritten Macht überließe. Hr. Temple trat diesen Vorschlägen bei; der König aber, obwohl zu allen Opfern bereit, um den Frieden und das Wohl seines Volks zu sichern, war entschlossen, an seinen frühern Entscheidungen nichts zu ändern, so lange man diese Aenderung der Furcht vor den englischen Kriegsschiffen zuschreiben könnte. Die ihm vorgeschlagenen Bedingungen schienen ihm überdieß eben so hart als ungerecht. Am 9 wurden dieselben Vorstellungen erneuert, aber mit eben so wenig Erfolg. Am 11 schien gleichwohl eine Ausgleichung nahe; man glaubte so sehr daran, daß die Papiere von 99 auf 104 stiegen, und ein Dampfboot stand zur Abfahrt bereit, um den englischen Schiffen Gegenbefehl zu bringen. Am 12 traf ein englisches Dampfboot vor Malta ein, und ankerte außerhalb des Hafens vor Bajä. Neue Schritte, neue Versuche wurden gemacht, um den Entschluß des Königs wankend zu machen. Dieser hatte den Generalstatthalter von Sicilien und die Intendanten, welche die sieben Provinzen dieser Insel verwalten, um ihre Ansicht befragt; zuvor sollten sie die Meinungen der angesehensten Einwohner ihrer Districte darüber einholen. Ueberall lautete die Antwort gleich: „ Der Schwefelcontract ist unwiderruflich und heilig. “... In Folge dieser Erklärungen schrieb der König an den Gesandten von Sardinien, daß er ihm für die angebotene Vermittlung danke und ihn bitte, sich jedes weitern Schrittes zu Auflösung des Schwefelmonopols zu enthalten. “
(Commerce.) Obigen Details fügen wir, nach andern Briefen aus Neapel vom 14, bei, daß der König von Neapel den Vertrag mit dem Hause Taix und Comp. besonders deßhalb aufrecht erhalten will, weil man, im Falle der Annullirung desselben, jenem Hause eine Entschädigung geben müßte, welche dem Schatz zur Last fiele und den Ueberschuß der Einnahmen angreifen würde, welcher in die Casse des Königs fließt, der gar nicht geneigt ist, seine Ersparnisse vermindert zu sehen. Diese bekannte Neigung des Königs, Ersparnisse zurückzulegen, benützte der Abbé Caprioli, früherer Lehrer und gegenwärtiger Geheimsecretär des Königs, um gegen den Fürsten v. Cassaro, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der jetzt in Ungnade gefallen ist, zu intriguiren. “
Dem Vernehmen nach wird demnächst der regierende Großherzog von Baden über Stuttgart, wo er einige Tage verweilen dürfte, zum Besuche in unserer Stadt eintreffen. Man glaubt, daß Se. königl. Hoheit einige Zeit hier verweilen werde, um sämmtliche Merkwürdigkeiten in Augenschein zu nehmen. – Se. Durchl. der Herzog von Nassau befindet sich noch hier und empfing gestern den Besuch Sr. Maj. des Königs. – Man spricht seit gestern mit vieler Bestimmtheit von Besetzung mehrerer erledigten höheren Stellen, doch ist Officielles bis diesen Abend nichts bekannt geworden. Ueberhaupt cursiren in jüngster Zeit gar viele Gerüchte, Sagen und Lügen, und selbst Thatsachen werden nicht selten ganz entstellt vorgetragen, hier wie auswärts. – Der königl. Generalzolladministrationsrath und Bevollmächtigte bei dem Centralbureau in Berlin, Hr. Bever, ist vorgestern hier angekommen. – Wie man vernimmt, ist der Appellationsgerichtsassessor Freihr. v. Waldenfels an v. Harsdorf's Stelle zum Kreis - und Stadtgerichtsdirector in Bayreuth ernannt.
Bei Eröffnung der heutigen Sitzung der zweiten Kammer besteigt der Finanzminister v. Böckh die Rednerbühne, und übergibt einen Gesetzesentwurf, dessen erste Artikel lauten: Art. 1. Die Amortisationscasse wird ermächtigt, zu Erfüllung ihrer eigenen Verbindlichkeiten, namentlich zur Stückzahlung des Lotterieanlehens von 1820 und zur Berichtigung der Staatsbeiträge für die Zehntablösung, unter Aufsicht und Leitung des Finanzministeriums ein Capital von fünf Millionen Gulden aufzunehmen. Art. 2. Das Anlehen ist durch Verkauf von 100,000 Partialloosen, je zu 50 fl., zu machen, vom 1 Jan. 1841 an mit 3 1 / 2 Proc., in halbjährigen Raten zahlbar, zu verzinsen und innerhalb 25 Jahren zu tilgen. – Zur Begründung des Entwurfs führte der Minister an, daß die Amortisationscasse ihre Bedürfnisse, namentlich wegen der schon bestehenden Soll - und Haber'schen Staatsschuld und wegen der neu hinzugekommenen Zehntablösung, ohne ein Anlehen zu decken nicht im Stande sey. Als Art und Weise des Anlehens hat man ein Lotteriegeschäft, als das für solche Staatsanleihen entsprechendste und beste, gewählt und dabei noch festgesetzt, daß dasselbe im Wege der Concurrenz und der Publicität zu geschehen habe. Hierauf besteigt Ministerialrath Ziegler die Rednerbühne, und übergibt der Kammer einen Gesetzesentwurf über die Zehentablösung, wonach die Zehentschuldentilgungscasse berechtigt werden soll, die ihr zu Darleihen an Zehntpflichtige erforderlichen Capitalien von der Grundstocksverwaltung und, so weit deren Mittel zureichen, im Wege gesetzlicher0950 Staatsanleihen unmittelbar beizuschaffen; sowohl in dieser Hinsicht, als in Beziehung auf das Anleihen der bei ihr jeweils disponibeln Gelder, sollen ihr gleiche Befugnisse wie der Amortisationscasse zustehen, und dieselbe ermächtigt werden, Capitalien gegen 3 1 / 2procentige, auf Inhaber lautende Zehntschuldenscheine zu 500 fl. und 100 fl. aufzunehmen. Die Rückzahlung, welche spätestens 1845 beginnt, geschieht im Wege der Verloosung. (Oeffentl. Mitth.)
Die Deputirten der katholischen Bürgerschaft zu Posen, welche sich bekanntlich vor einiger Zeit nach Berlin begeben hatten, um sich in der erzbischöflichen Angelegenheit zu verwenden, sind zurückgekehrt, wie es heißt, sehr geschmeichelt durch die von hohen und höchstgestellten Personen ihnen zu Theil gewordene Höflichkeit. Bald nach ihrer Rückkehr ist ihnen auf ihr Immediatgesuch um Begnadigung des Erzbischofs von dem Minister des Innern auf Befehl des Königs Folgendes eröffnet worden: „ Daß Se. Maj. der König die Aufrichtigkeit der religiösen Beweggründe ihres Gesuches zwar gern anerkenne, jedoch über die Begnadigung des Erzbischofs erst alsdann zu beschließen im Stande seyn werde, wenn der Erzbischof selbst zuvor zu seiner dem König eidlich angelobten Pflicht zurückkehrt, und Allerhöchstdemselben und den Landesgesetzen den Gehorsam erweist, durch welchen der kirchlichen Verwaltung bis zum Jahr 1837 der Friede, dessen Wiederherstellung des Königs Maj. mit den Bittstellern lebhaft wünsche, erhalten worden ist. “ (Leipz. A. Z.)
Der Erzbischof von Posen hat sich, wie man vernimmt, neuerdings an Se. Maj. den König durch ein Schreiben gewandt, in welchem er um die Erlaubniß, in seine Diöcese zurückkehren zu dürfen, nachsucht, und die Versicherungen seiner unwandelbaren Unterthanentreue wiederholt. Es ist jedoch zu fürchten, daß auch dieses Schreiben keinen andern Erfolg haben werde, als frühere Documente dieser Art, da darin eben so wenig, als früher, die Zusage ertheilt wird, zu demjenigen friedlichen, weder die Rechte des Staats noch die irgend einer Confession beeinträchtigenden Verfahren, zurückzukehren, welches der Prälat bis zu den bedauerlichen Ereignissen des Jahres 1837 beobachtet, und ihm bis dahin die Achtung nicht bloß seiner Diöcesanen, sondern auch der Regierung und des Landes gesichert hatte. Daß der Monarch geneigt sey, lieber Wohlwollen als Strenge walten zu lassen, geht aus mancherlei Anzeichen und auch aus der Antwort hervor, die der kürzlich hier erschienenen Deputation katholischer Bürger von Posen ertheilt wurde; um so mehr war daher zu erwarten, daß auch der Hr. Erzbischof endlich einen Schritt thue, den das Wohl seiner eigenen Diöcese so dringend erheischt. – Leider hat es sich mit dem Befinden des Hrn. Ministers von Altenstein nicht gebessert, derselbe ist vielmehr seit einigen Tagen so leidend, daß seine Freunde nicht ohne Besorgnisse sind. – Professor Mädler, bekannt besonders durch die treffliche Mondkarte, die er im Vereine mit Hrn. Wilhelm Beer herausgegeben, hat einen Ruf als Professor der Astronomie nach Dorpat erhalten und angenommen. Rußland kann, wie man sieht, der Rekrutirnng durch deutsche Gelehrte noch nicht entbehren, wie gern es sich auch das Ansehen geben möchte, neben einer nationalen Litteratur auch schon eine nationale Wissenschaft zu besitzen. Selbst in litterarischer Beziehung sieht er sich heutzutage noch veranlaßt, an das deutsche Forum zu appelliren, und so hat denn auch der bekannte Schriftsteller, Hr. Staatsrath Gretsch, kürzlich hier in deutscher Sprache eine Broschüre drucken lassen, in welcher er die Angriffe zu widerlegen sucht, die sich gegen ihn, Bulgarin, Senkowskij und Polewoy in H. Königs litterarischen Bildern aus Rußland befinden.
Die bis jetzt erfolgten Ministerernennungen sind Ihnen bekannt. Ich begnüge mich, einige Betrachtungen über die Stellung und Aussichten der theils schon ernannten, theils noch zu erwartenden neuen Minister mitzutheilen. Erstens muß es Jedermann auffallend erscheinen, da es doch jetzt die Bildung eines nagelneuen Cabinets und wie man behauptet, die endliche Annahme eines Systems gilt, daß die Ernennungen nur stückweise und nicht auf einmal erfolgen. Der wahre Grund hievon ist die Verlegenheit, worin man sich sieht, Präsidentenstühle und Gouverneursstellen genug auszufinden, um alle die Zurücktretenden gehörig zu versorgen, indem es schwerlich zu hoffen steht, daß die jetzigen Reichsstände ihnen irgend eine Nationalbelohnung für ihre Dienste votiren werden. „ Versorgung “und „ Pensionen “sind daher jetzt die Gegenstände der hochstrebendsten Ambitionen geworden, das Thema, um welches sich alle Gespräche in den vornehmen Cirkeln drehen, die Hebel der ganzen politischen Umwälzung unter dem Regierungspersonale. Es scheint gegen alle Vermuthung jetzt wiederum zweifelhaft, ob der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Frhr. v. Stjerneld, in seinem Amte fortfahren werde, indem seine zahlreichen Freunde im Constitutionsausschusse ihn schwerlich gegen eine Anklage vor dem Reichsgericht werden schützen können. Es gilt nämlich die Bürgschaft, die er im Namen der Ministercasse gezeichnet hat, für eine beträchtliche Anleihe, welche einer andern Casse zu gut gekommen ist, wobei dennoch die Schuld eigentlich seinen längst gestorbenen Vorgänger treffen sollte, dessen schon eingegangene Verbindung er nur erneuert haben soll. Während man officiell von dem blühenden Finanzzustande redet und schreibt, spricht man unter sich von einer geheimen Verschuldung der genannten (diplomatischen) Ministercasse von mehr als einer Million Rthlr. schwed. Banco oder nahe an 400,000 Rthlr. Hamb. Banco. Das Reichsgericht würde wahrscheinlich einiges Licht über diesen mißlichen Punkt werfen. Eine andere Anklage vor dem Reichsgericht, welche als gewiß betrachtet werden kann, ist diejenige, welche den Staatssecretär, der das bekannte Judenemancipationsdecret vom Jahr 1838 contrasignirt hatte, bedroht, nicht so sehr des materiellen Inhalts dieser Acte wegen, als vielmehr wegen ihrer vermeintlichen formellen Unconstitutionalität, indem eine legislative Maaßregel ohne Mitwirkung der Stände vorgenommen worden sey. Der betreffende Staatssecretär ist indessen schon längst auf einem Präsidentenstuhle in Sicherheit. Unter den Ex-Staatsräthen, welche noch zu versorgen sind, scheint die Placirung eines Grafen, mit neun Kindern und ohne Vermögen, besonders auf Schwierigkeiten zu stoßen, welche die vollständige Ergänzung des neuen Cabinets noch eine Zeit lang verzögern dürften. In einem Augenblick, wo alle nur aufzuspürenden Sinecuren schon so stark in Anspruch genommen sind, ist es nicht leicht, ein anständiges Unterkommen für eine solche Familie zu finden. – Was nun den Geist des neuen Ministeriums, so weit solches zum Vorschein gekommen, betrifft, so läßt sich dieser bis jetzt nur in einem einzigen Punkte mit einiger Wahrscheinlichkeit voraussehen. Zwei der neuernannten Minister, Posse und Führäus, beide von der Zolladministration ausgegangen, haben sich in diesem Verwaltungszweige als Anhänger der Handelsfreiheit und dem bisherigen Prohibitivwesen und übermäßigen Schutzzöllen abhold gezeigt. Der Vorschlag zu einer neuen Zolltaxe, an dessen Ausarbeitung beide thätigen Antheil genommen haben, ist auch in einer solchen liberaleren Richtung erschienen, und wird einer der ersten0951 Gegenstände seyn, welche sie bei dem Könige und bei den Reichsständen durchzusetzen haben werden. Die Fabrikherren in der Stadt Norrköping (dem eigentlichen Hauptsitze der schwedischen Tuchfabriken) sind darüber so allarmirt worden, daß sie schon eine Deputation an den König abgesandt haben, um die drohende Gefahr abzuwenden. Diese Deputation hatte vor einigen Tagen ihre Audienz. Die Antwort des Königs war in allgemeinen Ausdrücken, schien aber doch den Fabricanten mehr Hoffnung einzuflößen, als man erwartet hatte. Bleiben die Minister ihren früheren Ansichten treu, und gelingt es ihnen diese durchzusetzen, so dürfte eine solche Veränderung in dem schwedischen Handelssysteme nicht ohne Folge für deutsche Fabriken seyn, welche dann hier einen vortheilhafteren, ausgedehnteren und ehrenhafteren Markt finden würden, als ihnen bisher der Schleichhandel auf der Südküste Schwedens geöffnet hat. Da die persönlichen Gesinnungen des Königs der Handelsfreiheit bisher nichts weniger als günstig gewesen sind, so könnte die Ernennung jener beiden Minister in dieser Beziehung als eine Concession betrachtet werden, wäre nicht in der That der wahre Grund der Ernennung ein anderer, den ich schon oben zum Theil erklärt habe. Inzwischen bemüht man sich, die eingetretene Veränderung als ungeheuer darzustellen. Einige wollen schon aus dem Grafen Posse einen neuen Thiers machen, der den Satz „ le roi règne et ne gouverne pas “auch hier durchzusetzen suche, und die Svenska Minerva warnt bereits vor den Gefahren seiner vermeintlichen Omnipotenz. Was nun das erste betrifft, so würde allerdings der Graf in einem solchen Bestreben, wenn er es vorhätte, auf unbedingte Unterstützung von dem Aftonbladet und Dagligt Allehanda, den blinden Nachbetern der französischen Journalweisheit, rechnen können, welche sicherlich bereit wären, dafür allen sonstigen Gebrechen gegenüber durch die Finger zu sehen; allein um einen Thiers zu spielen, muß man Thiers 'Talente besitzen, und ohne hier Talente in Abrede zu stellen, die man vielleicht nur noch nicht Gelegenheit gehabt, kennen zu lernen, geht aus dem schon oben Angeführten hinlänglich hervor, daß die Stellung des Grafen, zumal als Staatsminister der Justiz, gar zu schwankend seyn muß, um eine solche Rolle zu übernehmen. Und was den Schrecken der Aristokraten in der Svenska Minerva anbelangt, ist es nicht unwahrscheinlich, daß er nur eine Kriegslist, eine simulirte Attake sey, um den Oppositionsgeist der liberalen Zeitungen zu Vertheidigung der neuen Minister aufzureizen, was denn auch nicht übel zu gelingen scheint. Indessen ist so viel gewiß, daß von den bis jetzt ernannten Ministern Graf Posse der einflußreichste ist, und daß er versucht hat in Bezug auf die noch bevorstehenden Ernennungen gewisse Bedingungen zu stellen, welche indeß mehr negativ, als positiv sind, mehr durch persönliche Aversionen, als durch Sympathien eingeflößt, wie denn z. B., daß der Ex-Staatsrath Frhr. v. Schulzenheim nicht beibehalten werde etc.
Privatmittheilungen aus Preßburg zufolge berieth die Magnatentafel am 10 d. den 4 und 5 §. des 3 Nunciums der Ständetafel in der obschwebenden Frage über die gemischten Ehen. Der Antrag des Judex Curiae zum 4ten §. : daß jene gemischten Ehen, welche bisher vor einem katholischen Priester, aber ohne dessen Einsegung geschlossen wurden, für gültig zu erklären seyen, ward von der Majorität der Magnaten und Bischöfe angenommen. Der 5te §., welcher den Gesetzvorschlag betrifft, daß die Trauung von einem protestantischen Seelsorger zu geschehen habe, falls bei einer gemischten Ehe der Bräutigam sich zur protestantischen Confession bekenne, erhielt gleichfalls durch Stimmenmehrheit Annahme. Die Grafen Erdödy und Viczay hatten jedoch erinnert, daß dieser Gesetzvorschlag dem Gesetze 26: 1791 gemäß wohl erst dann könne angenommen werden, wenn der Clerus erklärt habe, daß die Einsegnung des katholischen Priesters bei gemischten Ehen nicht unumgänglich nothwendig sey. Auf dieses hin äußerte der Primas, nicht eingesegnete Ehen seyen zwar nicht in kirchlicher Hinsicht, doch aber in politischer als gültig zu betrachten; übrigens schlage er vor, daß die Trauung bei gemischten Ehen durch einen protestantischen Seelsorger nur dann geschehen soll, wenn der katholische Theil und der katholische Priester erklärt haben werden, damit einverstanden zu seyn. Diesem Vorschlage pflichteten alle Bischöfe bei. – In der Reichstagssitzung vom 11 d. wurden drei Repräsentationen sammt den betreffenden Gesetzentwürfen Sr. Maj. dem Kaiser und Könige unterbreitet. Die 1ste betrifft das Urbarium, wegen dessen gebeten wird, den bei den Urbarialgesetzartikeln von 1832 36 seither zugesetzten Erweiterungen und Modificationen die allerhöchste Bestätigung zu verleihen. Die 2te enthält die gleiche Bitte für den über das Erbrecht der Unterthanen verfaßten Gesetzentwurf. In der 3ten auf den 2ten Punkt der königlichen Proposition wegen Verpflegung und Bequartirung des Militärs sich beziehend wird Se. Maj. um Ernennung einer Reichsdeputation gebeten, welche mit den Allerhöchst angeordneten Militär - und Aerarial-Individuen über gesetzliche Verpflegung und Bewohnung des Militärs Verträge einleiten und diese auf die Casernen in Hinsicht der Localitäten und der Erhaltung der Gebäude ausdehnen, ihre Meinung aber zunächst Se. kaiserl. Hoh. dem Erzherzog Reichspalatin unterbreiten soll, um sie sodann den Landesgerichtsbarkeiten mitzutheilen, damit den künftigen Landtagsdeputirten, für definitive Entscheidung dieses Gegenstandes, beim nächsten Landtag Instructionen ertheilt werden können.
Am 6 d. (25 März a. St.) wurde hier der Jahrestag des Ausbruchs der Revolution durch ein Tedeum in der Hauptkirche, dem auch II. MM. beizuwohnen geruhten, und Abends durch eine fast allgemeine Erleuchtung der Stadt, festlich begangen. Die Blätter machen darauf aufmerksam, daß von dem diplomatischen Corps die Repräsentanten von Rußland, Oesterreich und Preußen in der Kirche nicht zugegen waren; die Gesandten von England, Frankreich, Bayern, Belgien und Schweden hatten sich eingefunden. Einige Tage vorher war der Prinz der Niederlande nach Smyrna abgesegelt, und dagegen der Erzherzog Friederich von Oesterreich mit dem Admiral Bandiera im Piräeus eingetroffen. Dem hohen Gaste zu Ehren hat unser Hof, da die Fastenzeit keine andern Vergnügungen gestattet, mehrere Landpartien veranstaltet; zuletzt gestern nach Phyle. – Ueber den so vielbesprochenen Handelsvertrag mit der Pforte verlautet noch nichts Sicheres; es heißt, daß der König die von Hrn. Zographos dem Divan gemachten Zugeständnisse zu groß finde und Bedenken trage, den Tractat zu ratificiren. Auch erklärt sich die öffentliche Stimme entschieden dagegen, daß die hellenischen Unterthanen in der Türkei nicht, wie andere Nationen, unter der Gerichtsbarkeit ihrer Gesandtschaft stehen, sondern den türkischen Gerichten unterworfen seyn sollen; und man will die gerühmte Bereitwilligkeit des russischen Botschafters bei der Pforte, zur Vermittelung eines solchen Vertrages mitzuwirken, zum Theil etwas seltsam finden. Gewiß ist es den Griechen nicht zu verargen, wenn sie nicht Lust haben, die ersten zu seyn, welche die Unparteilichkeit und Humanität der neuen türkischen Institutionen an ihrer Haut erproben. Hr. Zographos hat auch noch die für Griechenland so wichtige Küstenschifffahrt geopfert, so daß die Annahme des Tractats auch unserer Handelsmarine empfindlichen Nachtheil zufügen würde. – Im Innern gibt es nichts Neues, als daß im Peloponnes viele Räuber ihr Unwesen treiben. Die erwarteten Modificationen in der Eintheilung und Verwaltung der Eparchien scheinen wieder verschoben worden zu seyn. Der Eindruck dieser Verzögerung auf die öffentliche Stimmung ist wenig günstig.
Der diplomatische Verkehr des brittischen und des russischen Generalconsuls mit Mehemed Al0952 erreichte in den letzten zehn Tagen eine Lebhaftigkeit, zuletzt einen Charakter von Bitterkeit, der besorgen läßt, daß das brittische sowohl als das russische Cabinet sich zu Gewaltschritten veranlaßt sehen dürften, um ihre Nationalehre in Aegypten zu retten. Hr. v. Medem, der mit Obrist Hodges im engsten Einverständniß handelt, und bei allen Conferenzen, die der brittische Generalconsul mit dem Pascha gepflogen, zugegen war, hat seine Sprache mehr als der englische innerhalb gewisser Schranken gehalten. Indessen äußert der Vicekönig eine berechnete Verachtung gegen alle europäischen Agenten, seitdem die letzten Mittheilungen aus Frankreich seinen Muth wieder angefacht haben. Hr. Thiers hat für gut gefunden, die von ihm kaum erst getadelte Politik seiner Vorgänger nun selbst bis aufs Aeußerste zu treiben; er räth Mehemed Ali ein Verfahren, das ihn unvermeidlich mit Europa in einen verderblichen Krieg verwickeln muß. Sollte der Vicekönig nicht fühlen, daß er Va banque spielt? Kann er nicht mit seiner Standhaftigkeit, mit seinem Trotz wenigstens minder anstößige Formen verbinden? Mehemed Ali hält dieß für überflüssig; er hat ja die „ mächtigste Nation “für sich! In einem etwas gebieterischen Ton wirft Obrist Hodges dem Pascha die Umtriebe in Albanien vor; er macht ihn auf das Gesetzwidrige seiner Werbungen in dieser osmanischen Provinz aufmerksam, bemerkt ihm, der wahre Verhalt der Sache könne nicht in Abrede gestellt werden, da das Gouvernement der jonischen Inseln nicht nur eine Menge von ägyptischen Emissären, welche auf der That ertappt wurden, festgenommen, sondern auch einige Corvetten, die albanische Recruten an Bord führten, aufgebracht habe, die sämmtlich die nöthigen Aufschlüsse über das Benehmen des Vicekönigs gegeben hätten. Mehemed Ali wirft einen verächtlichen Blick auf den brittischen Generalconsul, und erwiedert mit Hohnlächeln: „ es sey ihm nie eingefallen, aus seinen Werbungen in Albanien ein Geheimniß zu machen. Er selbst sey ein Albanese und kenne zu gut die Gesinnungen seiner Landsleute, um sich ein Gewissen aus seinem Verfahren zu machen. Er habe Niemand verführt oder zu verführen gesucht; mehr als 20,000 Mann stark sey sein albanesisches Corps; Hr. v. Hodges komme auf jeden Fall zu spät mit seinen Vorstellungen; wolle er 40,000 weitere Albanesen, so werde ihn England nicht hindern, überhaupt wisse er nicht, was sein Benehmen in Albanien das Cabinet von St. James interessiren könne. “ Obrist Hodges sagt dem Vicekönig in Auftrag seiner Regierung, den Officieren der osmanischen Flotte müsse kundgemacht werden, daß einem jeden die Wahl überlassen sey, in Aegypten zu bleiben oder nach Konstantinopel zurückzukehren, daß er, Hodges, Sorge tragen werde, die nöthigen Transportmittel zu ihrer Ueberschiffung herbeizuschaffen. Der Vicekönig gibt ihm keine Antwort darauf, sondern wendet sich rasch an einen seinen Vertrauten und gibt den Befehl, daß Jeder, der auch nur einen entfernten Versuch zur Rückkehr nach der Türkei machen sollte, sofort erschossen werde, und läßt durch den anwesenden Dragoman den Befehl in französischer Sprache wiederholen. Ein Glück für die fünfzig türkischen Matrosen, daß sie gerade den Tag vor dieser Scene gefangen wurden, als sie bereits auf einer Schaluppe im Begriffe waren, die hohe See zu gewinnen, um nach Konstantinopel zurückzukehren! Hätten sie mit der Ausführung ihres Versuches 24 Stunden gesäumt, so würde man sie ohne weiteres füsilirt haben; so kamen sie zwar übelzugerichtet von den Stockschlägen, mit denen sie gestraft wurden, aber doch wenigstens mit dem Leben davon. Die letzte Conferenz des englischen Consuls mit dem Vicekönig wurde in einem noch bitterern Tone geführt. Hr. Hodges schloß dieselbe mit einer energischen Darstellung der Gefahren, denen sich Mehemed Ali aussetze, wenn er auf der Bahn, die er betreten, fortfahren sollte. Er gab ihm auf eine geschickte Art zu verstehen, daß er sich doch am Ende in seinem übergreifenden Vorgehen isolirt und plötzlich ohne alle Stütze finden könnte; er möge nicht vergessen, daß er keine Rechtsansprüche auf die Stellung besitze, die er mit Ungestüm für sich verlange; übrigens werde er (Hodges) sein letztes Wort erst dann aussprechen, wenn die englische Escadre im Angesicht von Alexandria stehe. In diesem Augenblick soll Mehemed Ali seine Haltung verloren haben. Urtheilen Sie selbst, ob die Wendung, die seine Antwort nahm, nicht Besorgniß oder einige Befangenheit verräth. Der Vicekönig klagte nämlich, daß er von allen verkannt werde, von allen verrathen sey, und ging auf Chosrew Pascha über, gegen den er heftige Klagen erhob, insbesondere hinsichtlich seines Benehmens in der Angelegenheit eines Arrangements mit der Pforte ohne fremde Intervention etc. Den Tag darauf ward Hr. v. Cochelet zweimal zum Pascha berufen; in Folge dieser zweimaligen Unterredung wurden Tataren nach Kahira und Syrien expedirt.
0945Wenn man dem Streben zuschaut, welches jetzt überall Denkmale setzt, Jubiläen vorbereitet, und alte Burgen wiederherstellt, so sollte man beinahe glauben, der alte Janus habe sein vorwärts blickendes Antlitz eingebüßt, und vermöge nur im Rückblicke auf vergangene Zeiten sich zu überzeugen, daß er noch existire. Bei näherer Betrachtung aber findet man vielleicht, daß jenen Dingen allen gerade die Idee zu Grunde liege, eine gesicherte Zukunft durch Anknüpfen derselben an die Vergangenheit zu gründen, und das zur Linie zu verbinden, was seither sich nur in einzelnen Punkten darstellen wollte.
In der organischen Welt, ja in den Einzelnwesen kann man gewisse Zeiträume beobachten, wo alle guten und schlechten Säfte in Bewegung kommen, zu neuen Bildungen oder zu Abscessen sich sammeln, und durch ihr Aufgähren eine ungewöhnliche Unruhe erzeugen. Solch eine Epoche scheint die gegenwärtige in der politischen Welt zu seyn. Nicht als ob auch nur Eine Regierung einen Kampf herbeizuführen wünschte, oder die Nachbarn mit bedrohlichen Planen aufschreckte; im Gegentheil ist die Ueberzeugung nie lebendiger gewesen, daß vor Allem Friede und ruhige Entwicklung Allen eine Lebensbedingung sey. Ja, der Vorwurf, der Ehre und Würde des Volks oder der Krone zu viel zu vergeben, wird hie und da vernommen, das Gegentheil nie.
Der Grund dieser Bewegung muß demnach in den Massen, in der Gestaltung der socialen Verhältnisse liegen.
Daß in England der Fabricant wohlfeileren Taglohn wünscht, der Arbeiter in den Fabriken sein Brod nicht übertheuer bezahlen will, ist begreiflich; weniger begreiflich aber ist es, daß die Grundbesitzer den ganz einfachen Satz nicht verstehen wollen, daß wenn Alles in Folge freier Mitbewerbung wohlfeiler seyn wird, das geringere Pachtgeld, welches sie beziehen werden, denselben Werth wie früher das größere darstellen, und das gesammelte Capital mehr bedeuten wird, als seither. Es erscheint also hier ein Streit der hergebrachten Form mit den wahren Interessen, und die Entscheidung wird segensreich für Alle ausfallen, wenn Vernunft und Gerechtigkeit siegen werden, schrecklich für Alle, wenn die Verzweiflung das Vorenthaltene gewaltsam an sich reißen muß – die Normannen werden die Sachsen nicht zum zweitenmale besiegen.
Und Frankreich, jener Vorfechter der Ideen der Neuzeit, ist es nicht mit seinem Sperrsysteme, seinem Algerien, seinen stets wiederkehrenden Ministerwechseln in demselben unbehaglichen, ja in einem für Ruhe, Privatvermögen, politische Stellung ungesicherten Zustande, wenn wir bedenken, daß dieses Alles in Frage gestellt werden kann, so wie Ein Mann die Schuld der Natur bezahlen muß?
Wenn unter den Völkern deutscher Zunge sich die kirchlichen, constitutionellen und gewerblichen Fragen noch nicht zu socialen gesteigert haben, so ist dieses nur theilweise dem ruhigeren zuwartenden Charakter des Volks und dem Allen sich aufdringenden Bedürfnisse eines besonnenen Vorschreitens zuzuschreiben. Aber ein Anstoß von außen, wie der der Juliuswoche war, dürfte zwar auf ganz andere Weise als vor zehn Jahren, aber er dürfte dennoch Bewegungen herbeiführen, deren Tragweite kein menschlicher Verstand zu berechnen vermag. Holland, welches endlich über seine Finanzen ins Klare gelangen, Belgien, wo der natürliche Zug der Volksthümlichkeit und des Handelsinteresses gegen Deutschland endlich obsiegen muß; Dänemark mit den endlosen Verwicklungen einer trostlosen Schuldenmasse, eines Mißverhältnisses der Ansprüche an äußere Geltung mit den Kräften, der Bedürfnisse des Volks mit dem Formen der Regierung, des deutschen und des scandinavischen Princips in seinen Völkern; Schweden, welches mit Einem Schlage eingewurzelte Mißbräuche abschaffen und die gegen außen vorläufig nicht erforderte Kraft gegen innen kehren möchte – sie alle geben Zeugniß von der steigenden Macht der Massen, des Gesellschaftsgeistes, der materiellen Interessen, welche gar viele geistige erfordern und einhüllen. Sogar der Normalstaat der autokratischen Form sieht – eben wegen dieser – sehr Vieles lediglich durch die Persönlichkeit seines Herrschers bedingt, und die hohe Pforte, deren Daseyn nun eben so zärtlich erhalten wird, als es vor Jahrhunderten von allen Abendländern bekämpft werden mußte, – die hohe Pforte sogar sucht der unvermeidlichen Altersschwäche durch Institutionen zu Hülfe zu kommen, welche die Welt in ihre Hand gegeben haben würden, wenn sie sie in den Zeiten ihrer Jugendkraft den gegenüberstehenden Völkern hätte anbieten mögen.
Eben darin nun, daß die Persönlichkeit der Gewalthaber sich den dinglichen Interessen unterordnen, oder wenigstens nach denselben modificiren muß, in dem Massenhaften der Strebungen liegt das Bedeutende der oben angedeuteten Bewegungen. Der Drang, mit vereinten Kräften zu wirken, steigt im Verhältniß der täglich zunehmenden atomistischen, zersetzenden Tendenzen, und die Anwendung des Grundsatzes der Associationen auf ganze Gruppen von Staaten scheint nur der erste Anfang einer neuen Aera im öffentlichen Leben zu seyn, und bei fortdauerndem Frieden eine Fähigkeit zu unendlicher Fortbildung in sich zu tragen.
Der Ungeduld einer überzähligen, auf die Thaten der Väter neidischen Jugend stehen Anstalten und Anwendungen von Capitalien gegenüber, welche, indem sie auf langen Frieden rechnen, diesen zu bedingen scheinen, und die Masse von Nichtbesitzenden, welche bei jeder politischen Bewegung wie ein Gespenst aus dem Dunkel hervorzutreten pflegt, wird eben durch Vereine in organisirten Auswanderungen dem kranken Staatskörper nicht nur die bösen Säfte entziehen, sondern durch vermehrte Nachfrage nach Fabricaten neues Leben geben. Zu Gründung von Colonien aber ist der germanische Stamm vorzugsweise vor dem romanischen geeignet, und während deutsche Cultur von Leipzig bis an die Thore St. Petersburgs erobert, und Orenburg und Peter-Paulshafen deutsche Namen gegeben hat, wird sich in Australien schneller als früher in Nordamerika ein neues Volk germanischen Ursprungs und Wesens bilden. In dieser Weise wird eine zweite Völkerwanderung die alternden Völker verjüngen. Und wenn durch Verblendung und Halsstarrigkeit eine Lebensfrage in Europa auftauchen, und die so sehr gefürchtete, so ängstlich gemiedene Entscheidung herbeiführen wird, so wird Europa den übrigen Welttheilen dieselbe neue Lebenskraft zuführen, welche durch die Religionsverfolgungen Englands die Niederlande und Preußen einst blühend und mächtig gemacht haben. Das ist das Merkwürdige in unserer Zeit, daß die allgemeine Verkettung der Interessen und die allgemeine Verbreitung derselben Lebensweise die Uebersiedlung so sehr erleichtern, daß keine Regierung eine scharf gezeichnete Linie der Mäßigung zu überschreiten wagen darf, ohne der Gefahr sich auszusetzen, sich den größten, unwiederbringlichsten Schaden zuzufügen.
Die Bewegungen, welche wir überall bemerken, die Unruhe0946 mitten in dem tiefsten Frieden, scheinen demnach als Aeußerungen einer zum Selbstbewußtseyn und zur klaren Erkenntniß ihrer Interessen gesteigerten Existenz, als Strebungen zum Ausstoßen des Ungehörigen, zum Befreien vom Hindernden angesehen werden zu müssen. Wenn der Wink der Natur verstanden, unterstützt und benutzt werden wird, so kann ein gesellschaftlicher Zustand herbeigeführt werden, wie die Geschichte keinen kennt; wird er aber mißkannt, so werden die Geschicke auf eine großartigere Weise ihren Weg zu finden wissen, als irgend ein früheres Beispiel diese aufzuweisen vermag, denn in unsern Tagen ist Alles Macht – Wissenschaft und Muskelkraft, Geld und Credit, öffentliche Meinung und vollkommene Entschlagung aller Grundsätze und Rücksichten. Wenn kein Genius die Bewegung leitet, so kann auch die Scheidemünze den Werth de gewichtigsten Geldstückes darstellen. Wir glauben fest, daß der Geist Gottes stets über den Wassern schweben werde, glauben aber darum nicht, daß ein neues Chaos nöthig sey, um eine erneute Gestaltung der scheinbar der Vernichtung verfallenen Organismen herbeizuführen!
Geschildert von General Baron v. Rahdey.
II.
... Cabrera folgte der Gomez'schen Expedition, obwohl immer nur in einer secundären Stellung, wohin ihn Neid und Intrigue der andern Generale zurückgedrängt hatten. Ermüdet hierüber, verließ er endlich, von einiger Cavallerie begleitet, den weitern Zug der Expedition, und nahm seine Richtung heimwärts nach Aragon, wo während seiner Abwesenheit sehr viel Unheil über die Carlisten hereingebrochen war. Cantavieja fiel in die Gewalt der Christinos; Forcadell wurde von Borso de Carminati geschlagen, und jeder der einzelnen Chefs ergriff aufs neue das Leben der Parteigänger, aus welchem sie Cabrera früher zur Ordnung gebracht hatte. Cabrera erfuhr dieses Alles auf dem Marsche zur Heimath, und, wie gesagt, nur von weniger Cavallerie begleitet, welche Ladiosa – eigentlich Don Rodriguez Cano – befehligte, erreichte er glücklich die Gränze von Aragon. Hier beim Eintritt in dieß Königreich ward er von gewaltiger Uebermacht angefallen, seine Truppen gänzlich zerstreut; er selbst empfing zwei Schußwunden und fand seine Rettung nur in eiligster Flucht. (Nach eigenem Ausspruch, das erste und letzte Mal in seinem Leben.) Allein, nur geschützt von Ladiosa, seinem treuen Freunde, flüchtet er in die Wälder von Soria in Altcastilien; hier lagerten und betteten sich die verwundeten Krieger nur auf Schnee, oft der größten Gefahr des Gefangenwerdens dadurch ausgesetzt, daß das Blut ihrer Wunden den Feinden die Fährte gibt. Die Noth wuchs mit jeder Stunde; sie blieben ohne alle ärztliche Pflege, und ihre Lage wurde immer schlimmer; selbst die treue Stute Ladiosa's, auf deren Rücken Cabrera herumzieht, und welche durch ihr Wiehern die Flüchtlinge öfters zu verrathen drohte, mußte getödtet werden. So schleicht sich endlich Cabrera zu Fuß, am Arm seines treuen Führers, bei finsterer Nacht nach der nächsten Stadt, und klopft an die Thüre des Priesters des Orts, ohne denselben zu kennen oder zu wissen, wie er gesinnt sey, jedoch fest überzeugt, bei ihm mehr Mitleid zu begegnen als bei andern, denn dieser Ort, Almazan am Duero, ein sehr bedeutender Marktflecken in Altcastilien, war befestigt und hatte eine starke feindliche Besatzung. Der Priester hielt an seiner christlichen Pflicht, nahm beide auf, verbarg sie in seinem eigenen Hause, pflegte ihrer Wunden und behandelte besonders den schwerblessirten Cabrera wie seinen eigenen Bruder
Obgleich die Feinde die Spur der Flüchtlinge verloren hatten, so suchten sie solche dennoch allerorten und selbst in dem eigenen Hause des Predigers, doch niemals ahnend, daß gerade hier Cabrera, in der Mitte seiner Feinde, sich von seinen Wunden heilen lasse.
Nach einiger Zeit brach Ladiosa auf und eilte nach Niederaragon, wählte dort 50 Lanciers und kehrte nach Altcastilien zurück, um seinen General zu befreien. In der Nähe von Almazan angekommen, verbirgt Ladiosa seine Reiter, und nur von dem jungen Arnau begleitet, tritt er des Nachts verkleidet vor Cabrera's Schmerzenslager, dessen Wunden noch nicht genesen waren. Kaum hat jedoch unser Held die Freunde erkannt und umarmt, so erkundigt er sich nach dem Stand der Dinge in Aragon, und als er vernimmt, wie schlimm es dort aussehe, erhebt er sich mit Anstrengung auf seine Kniee, gelobt dem Himmel 300 Messen, springt auf und ruft: „ à caballo, marchar, à caballo! “ (Cabrera's Lieblingsausruf zur Thätigkeit.) Er vermummt sich als Geistlicher, drückt seinem Wohlthäter *)*)Don Manuel Maria Moron heißt der Ehrenmann. Er wurde von den Christinos gefangen genommen, in Ketten geschlossen und fürchterlich mißhandelt. Endlich sollte er erschossen werden. Cabrera bot Lösegeld und 200 Gefangene zu dessen Auswechslung, aber der Feind verweigerte es. Da bittet Cabrera das einzigemal in seinem Leben, den Feind, und so gelang es ihm, Moron gegen zwei höhere Chefs der Feinde auszuwechseln, welche Cabrera in der Schlacht mit eigenen Händen gefangen genommen hatte. Jetzt sind Moron und Cabrera unzertrennlich. Der noch junge und sehr gebildete Geistliche ist des Feldherrn Freund, Rathgeber und Seelsorger. die Hände und verläßt zur Stunde Almazan.
Den Reitern, welche ihren General mit Freudengeschrei empfangen wollen, ruft er mit aller Energie seines eisernen Willens zu: „ Schweigt! Nicht Worte, nur Thaten sollen unsere fernern Schritte bezeichnen! “
Sogleich nimmt er den Weg gen Aragon und, ohne zu ruhen, gelangt er nach Rubielos de Mora. Beide Orte sind wenigstens 25 deutsche Meilen von einander entfernt. Hier findet er die Reste seiner sonst so brillanten Division, jetzt fast nackend, meist ohne Waffen und, was das Schlimmste ist, ohne Disciplin. Die Soldaten schreien gegen ihre Officiere, und diese klagen jene an. Cabrera macht sie augenblicklich schweigen, übt einige Acte nothwendiger Strenge, verbannt Arevalo, den die Soldaten laut beschuldigten, er habe feigerweise Cantavieja aufgegeben, Serrador wird arretirt und Cabañero, reicher Gutsbesitzer von Albalate del Arzobispo, unweit des mittlern Ebro, erhält an dessen Stelle den Befehl in Niederaragon. Cabrera selbst wendet sich pfeilschnell nach Valencia, wirft sich am 18 Febr. 1837 bei Buñol, 8 Leguas westlich von der Hauptstadt, auf eine 3000 Mann starke feindliche Colonne, vernichtet solche, macht 2000 Gefangene, nimmt 3000 Gewehre und einen großen Transport Montirungen, armirt und kleidet seine Bataillone, wiederholt dasselbe Spiel den 29 März 1837 bei Burjasot, eine halbe Stunde vor Valencia, nimmt hierauf Chiva, Sueca u. a. Orte, und dieß Alles mit so rastloser Thätigkeit und in so kurzer Zeit, daß man in Madrid die erste Nachricht von Cabrera's Existenz (da man ihn längst todt geglaubt) durch den officiellen Bericht des Schlages bei Buñol empfängt.
Borso de Carminati, ein portugiesischer General im Dienste der Revolution, befehligte damals in Valencia; er eilt von Castillon de la Plana der bedrohten Hauptstadt zu Hülfe, begegnet Cabrera in den Ebenen von Torre Blanca und wird zurückgeschlagen; doch ein feindliches Bataillon, die Jäger von Oporto – meist Fremde, Deutsche und Franzosen, früher in Diensten des Dom Pedro – werfen sich in die Häuser des0947 Orts. Cabrera will denselben forciren, seine Infanterie muß aber weichen; da sprengt er, von seiner Hitze verleitet, an der Spitze seiner berittenen Ordonnanzen vorwärts und chargirt den Feind in den Straßen; doch zwei Kugeln, welche beide in seinen Schenkel fahren, werfen ihn nieder, und nur mit höchster Anstrengung wird er dem gewissen Tod entrissen; seine Soldaten, ihn todt wähnend, zerstreuen sich abermals, und unser Held, nur von einigen Wenigen begleitet, begibt sich nach la Cena, um seine Wunden zu heilen. Wegen Mangels eines guten Chirurgen konnten aber die steckengebliebenen Kugeln nicht herausgeschnitten werden. In diesem Zustande erfährt Cabrera, daß die Feinde, seine Abwesenheit benutzend, sich des wichtigen Punktes Villareal de los Infantes bemächtigt hätten. Mit äußerster Mühe und Anstrengung wird er aufs Pferd gehoben, überfällt mit seinen wenigen Ordonnanzen den Feind, verjagt denselben und kehrt beinahe hergestellt nach la Cena zurück, da durch die Bewegung des Pferdes sich die Kugeln von selbst vom Körper gelöst hatten.
In welchem Lichte erscheint Großbritannien den Staatsmännern und Gelehrten des Reiches der Mitte? Haben sie, wir wollen nicht sagen, einen richtigen Begriff, sondern auch nur die leiseste Ahnung von der Macht und der Ländermasse des brittischen Reichs, die wie ein demantener Gürtel die Erde umschlingt? Haben wohl die weisen Rathe Sr. Majestät, deren Regierung mit den stolzen Worten Tao kuang, Licht der Vernunft bezeichnet wird, die in beiden Beziehungen ihnen gleich furchtbaren, die schaffenden wie die zerstörenden Kräfte der europäischen Civilisation reiflich erwogen, als sie die Beherrscherin der Meere zu einem Kampfe herausforderten, bei welchem China in keinem Fall etwas gewinnen, wohl aber Alles, seine nationale Selbstständigkeit verlieren kann? Wissen sie, daß jetzt ein Krieg beginnt auf Leben und Tod, und stehen sie vielleicht gar gerüstet da, um dem eindringenden Feind mit überwiegender Gewalt entgegen zu treten? O nein! diese auf leeren Wortkram und ihre gehaltlose Wissenschaft stolzen Pedanten der östlichen Erde wahnen vielmehr, es würden alle Kaufherren des großen westlichen Oceans in der innersten Seele erzittern ob der hochfliegenden Erlasse des erhabenen Himmelssohnes, wodurch sie und die Erzeugnisse ihres Landes auf ewige Zeiten verbannt werden von dem heiligen Boden des Jao und Schun; sie würden alsbald zurücksegeln in ihre barbarische Heimath, von kraftloser Sehnsucht erfüllt nach den vollen Fleischtöpfen Aegyptens, nach den reichlichen Gewinnsten ehemaliger Zeiten, geflossen aus dem gnädig gestatteten Handelsverkehre mit den gesegneten Gauen der Blume der Mitte. Daß dieß keine leere Muthmaßung, sondern buchstäbliche Wahrheit ist, davon zeugt der ganze abenteuerliche Hochmuth der Chinesen, davon zeugt was sie selbst, in ihren neuesten officiellen Werken und Bekanntmachungen, über alle Europäer und namentlich über England und die Engländer berichten. Weit entfernt, daß die Söhne der Han – wie fälschlich behauptet wird, und zwar selbst in Calcutta, wo man doch besser unterrichtet seyn sollte und könnte – an der Spitze eines gewaltigen anti-englischen Bundes stünden, der sich von dem gelben Flusse bis zum Euphrat, von dem Altai bis zu den südlichsten Ausgängen des Himalayagebirges erstrecke, scheinen die großen Geister des Reiches der Mitte nicht einmal zu wissen, daß die gigantische Macht, welche sie jetzt zum Kampfe herausforderten, sobald es beliebt oder für nothwendig erachtet wird, ohne große Schwierigkeiten Streifzüge unternehmen könnte in die Kreise Jun nan und Sse tschuen, nach Bhutan und Tibet. Wir haben durch die Pekinger Staatszeitung, welche den Engländern in Canton regelmäßig zukommt, nichts von Truppenbewegungen vernommen an dem südwestlichen Gränzsaume des Reiches und es wurden daselbst, wie es einer weisen Vorsicht wohl geziemt hätte, keine Beobachtungsheere aufgestellt.
Wir lesen in dem officiellen Verzeichnisse der Länder welche der gegenwärtigen Dynastie einen Tribut dargebracht haben – und dieß geschah nach chinesischen Staatsmaximen von Seite Englands durch die Gesandtschaft des Lord Macartney – folgende denkwürdige Notiz:
„ Das Reich England ist ein Lehn von Holland. Die Kleider, so wie die Manieren im Essen und Trinken sind sich gleich bei den Einwohnern dieser beiden Reiche. England ist sehr reich. Die Mannsleute tragen viel Tuch und trinken Wein sehr gerne. Die unverheiratheten Frauenzimmer wollen eine schmale Taille haben, deßhalb schnüren sie sich; ihr Haar lassen sie in Locken über die Schultern herabhängen. Sie tragen enge Kleider und Unterröcke; wenn sie ausgehen, ziehen sie aber weitere Kleider an. Sie schnupfen Tabak aus Dosen von Gold und Pappendeckel. “ *) *)Die Tabakspflanze ist in China einheimisch. Die Chinesen haben lange vor der Entdeckung Amerika's Tabak geraucht; man hat aber niemals im Reiche der Mitte Tabak geschnupft. Deßhalb wird das Tabakschnupfen der Bewohner des großen westlichen Oceans als eine besondere Merkwürdigkeit hervorgehoben.
In den Denkwürdigkeiten der Reiche innerhalb des Meeres, nach der neuen Ausgabe vom Jahr 1793, heißt es:
„ England ist ein Reich, aus dreien Inseln bestehend, westlich von Schweden, Dänemark, Holland und Frankreich, welche vier Länder durch den nordwestlichen Ocean davon getrennt werden. Von Schweden nimmt das Meer eine östliche Richtung und umgibt Rußland; östlich von Rußland ist Sibirien. Den nördlichen Ocean kann man nicht umschiffen; er bleibt immer zugefroren und wird deßhalb Eismeer genannt. .... Das Reich England producirt Silber, allerlei Gattungen wollener Tücher, Kamelott, Glas und dergleichen Dinge. “
Dieß ist Alles, was Juen Juen, der nach seiner Weise sehr gelehrte Generalgouverneur von Kuang tong und Kuang si, in seinen im Laufe des Jahrs 1830 zu Canton erschienenen Denkwürdigkeiten der südlichen Lande, über Großbritannien zu berichten wußte. Und diese unwissenden, von sich und ihrer Macht berauschten Barbaren – auch sonst auf Erden steht nicht selten eine große äußerliche Cultur im engsten Bunde mit innerer Barbarei – sie sollten nun ganz Asien gegen Großbritannien aufgewiegelt haben! Es ist unglaublich. Es ist unmöglich! – Und das Opium, welches dem kaiserlichen Commissar ausgeliefert werden mußte, lag es denn nicht innerhalb des chinesischen Reiches? Schon seit einigen Jahrzehnten liegt die Opiumflotte, aus fünfundzwanzig bis dreißig Schiffen bestehend, bei einer Insel, Lin ting oder der einsame Nagel genannt (22° 6 'nördl. Br., 114° 1' 30 "östl. L. v. Gr.), vor Anker; ich selbst sah sie, als wir im Jahr 1830 in der Entfernung einiger englischen Meilen daran vorübersegelten – und diese von vier - bis fünfhundert Chinesen bewohnte Insel, deren Umfang auf drei bis vier deutsche Quadratmeilen sich belaufen mag, gehört doch wohl eben so gut zum Mittelreiche, wie White, wie Guernsey und Jersey zu England.
Es ist unverzeihlich, daß bis jetzt in keiner englischen Zeitung oder Flugschrift eine ausführliche Darlegung der im Ganzen so einfachen Streitpunkte zwischen Großbritannien und dem Mittelreiche gegeben wurde, in würdiger, historischer Haltung. 0948Und doch wäre dieß eine gar leichte Aufgabe, wozu man bloß des guten Willens bedarf und gesunden Menschenverstandes. Der Stoff, sich zu unterrichten, ist in Masse vorhanden. Abgesehen davon, daß die englisch-chinesischen Zeitungen in vielen Exemplaren nach dem Mutterlande gesendet werden, bringt auch das asiatische Journal regelmäßig die wichtigsten Urkunden und Nachrichten aus den indischen und chinesischen Blättern, wie aus der thätigen Presse des östlichen Archipelagus und Australiens. Ueberdieß wurden ja alle auf China bezüglichen Actenstücke, vom April 1814 bis zum November des Jahrs 1839, einen Folioband von vierhundertfünfzig Seiten umfassend, vor kurzem dem Parlamente vorgelegt.
Es kann nicht geläugnet werden, daß die Freigebung des chinesischen Handels von Seite Englands viel zur Beschleunigung der unvermeidlichen Krisis beigetragen hat; es würden, wenn das Privilegium der Compagnie beibehalten worden wäre, der friedliche Handel, wie die beinahe regelmäßig von Zeit zu Zeit erfolgenden Streitigkeiten noch einige Jahre sich hinausgezogen haben. Aber zu einem Bruche hätte es am Ende doch kommen müssen; der freigegebene Verkehr hat ihn nicht hervorgerufen, sondern bloß beschleunigt. Es ward dadurch der im Innern längst fortwuchernde Krankheitsstoff schnell ans Tageslicht gefördert. England, sagt der Globe mit Recht, hat sein Monopol aufgehoben, während China das seinige beibehielt. Der Handel zu Canton ward auf chinesischer Seite nachher wie vorher einzig und allein vermittelst der Sicherheitskaufleute, Pao hing, gemeinhin Hong genannt, fortgeführt. Es strömte der neue gährende Wein in großen Massen in die alten Schläuche, und siehe, sie platzten alsbald mit gewaltigem Geräusch.
Wie viel ward nicht seit der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts bis auf unsere Zeit über das Cultursystem des östlichen Asiens in allen Sprachen Europa's geschrieben und gedruckt! Wer mag aber diese umfang - und gehaltreichen Werke lesen? So viel auch wissenschaftliche Männer sich Mühe geben, die westliche Welt über China, über seine Verfassung, Religionen und Sitten aufzuklären; es war Alles vergebens. Der Chinese galt und gilt für einen ceremoniösen Alltagsmenschen, dessen bloßes Erscheinen die heiterste Gesellschaft zur Langweile umstimmt. Nur scherzend erwähnt man hier und da des himmlischen Reiches, und daß in einem seiner neuesten statistischen Werke Preußen ein Dorf in Rußland genannt werde, was, nebenbei gesagt, rein erfunden ist. *)*)Dieß lesen wir in dem Conversationslexikon der Gegenwart. Leipzig 1839. I. 1257. „ Ueber das Innere des Reichs wissen wir nur wenig. (!?) Das Sicherste bietet noch immer die 1818 zu Peking erschienene Reichsgeographie, die Neumann nach Europa gebracht und in der Preußen ein Dorf in Rußland genannt wird. “ Die einzige Notiz, die sich in den, Europäern bekannt gewordenen chinesischen Werken über Preußen vorfindet, ward in einer englischen Uebersetzung mitgetheilt, in der History of the Pirates who infested the chinese sea from 1807 to 1810. Translated by C. F. Neumann. London 1831. XXXVI. Und doch geben sich die englischen Blätter die Miene, als wären sie über die innern, wie über die äußern Verhältnisse des chinesischen Reichs vollkommen genau unterrichtet. Es sind nicht alle Leute so aufrichtig, wie unser Rückert, der offen ausspricht:
In den letzten Tagen hatte sich zwischen dem Constitutionnel und dem Journal des Débats, in Folge einer Aeußerung des Hrn. v. Villemain in der Pairskammer, ein langer Streit entsponnen: ob die Einstellung des Marsches der ägyptischen Armee das Resultat der Dazwischenkunft des französischen Abgesandten, Capitän Caillé, gewesen. Der ministerielle Constitutionnel hatte dieß verneint. Capitän Caillé hat sich nun selbst in den Streit gemischt. In einem Schreiben an das Journal des Débats versichert er, daß allerdings bloß auf seine energischen Vorstellungen hin Ibrahim seiner auf dem Marsche gegen Malatia befindlichen Armee Halt befohlen habe. Im Eingang erzählt Hr. Caillé, wie Mehemed Ali nach anfänglicher Weigerung ihm einen offenen Brief eingehändigt habe, welcher Ibrahim befahl, alle Feindseligkeiten einzustellen. Uebrigens erklärt Hr. Caillé nicht, warum er mit diesem Schreiben, das ihm am 17 Jun. übergeben worden, erst am 20 nach Alexandrette sich auf den Weg gemacht. Am 26 erfuhr der französische Officier in Aleppo den Sieg von Nisib. „ Falsche Nachrichten und Hindernisse des Bodens – fährt Hr. Caillé in seiner Erzählung fort – verzögerten meine Reise, so daß ich erst am 29 Jun. Abends, fünf Tage nach der Schlacht, bei Ibrahim eintraf. Ich war damals weit entfernt zu glauben (wie der Constitutionnel), daß der ägyptische Obergeneral keine Maaßregeln ergriffen habe, und keine Miene mache, den Taurus zu überschreiten, sondern ich kannte im Gegentheil Ibrahims officielle Versicherung, vorzurücken. Ich fand seine Armee drei Tagmärsche vom Schlachtfeld entfernt, auf dem Wege nach Kleinasien. Wenige Augenblicke nach meiner Ankunft im Lager wurde ich in das Zelt des Siegers von Nisib eingeführt. Die Conferenz dauerte fünf Stunden; trotz all' meiner Vorstellungen erlangte ich aber nicht, was ich mit dem Schreiben des Vicekönigs verlangen zu können mich berechtigt glaubte. Ibrahim sagte mir, daß er nach der Schlacht seine Armee in zwei Corps getheilt habe; das eine solle Koniah, das andere Malatia besetzen. Als ich auf die Befehle seines Vaters hin von ihm forderte, daß er jede Bewegung vorwärts suspendire, antwortete Ibrahim, er könne dieß nicht thun wegen der dreifachen Nothwendigkeit, seine Soldaten zu ernähren, seine Gränzen zu vertheidigen, und jeden neuen Versuch einer Invasion der Feinde durch Vernichtung der bei Koniah und Malatia stehenden türkischen Reservecorps zu hindern. Indessen willigte der Obergeneral doch ein, nicht in eigener Person nach Kleinasien vorzugehen. Er verzichtete auf die Besitznahme von Koniah, beharrte aber auf seinem Plan, Malatia zu besetzen und versicherte, daß ihn nichts in der Welt daran hindern werde. Die Besetzung irgend eines Theiles von Kleinasien war aber eine Gefahr, welcher zuvorzukommen mir meine Mission gebot. Tags darauf ersuchte ich, im Augenblick, wo die Armee sich in Marsch setzte, den Pascha um eine neue Audienz. Meine Vorstellungen wurden dießmal mit lebhafter Ungeduld angehört und die Erklärung gegeben, daß alle Bemühungen den Tags zuvor mitgetheilten Entschluß nicht ändern würden. Ich erinnerte hierauf Ibrahim, daß ich im Namen seines Vaters, im Namen einer Macht spreche, welcher Aegypten viel zu verdanken habe, und wiederholte meine frühern Vorstellungen. Dieß that Wirkung. Ich erhielt das Zugeständniß, daß der Taurus auf keinem Punkt überschritten werden sollte, und daß man sich mit der Besetzung von Marasch und Orsa begnügen werde, um die Bedürfnisse der Armee zu befriedigen und die Vertheidigung der Gränze zu sichern. Ibrahim willigte ein, einen Courier abzufertigen, um dem auf dem Marsche0949 nach Malatia befindlichen Corps den Haltbefehl zu überbringen. Er meldete diese mit mir getroffene Uebereinkunft seinem Vater in einem Briefe, der mir zur Besorgung übergeben wurde. “
Der Moniteur bringt eine Uebersetzung des Schreibens, welches Bu-Asis-ben-Ganah, Scheikh-el-Arab, an den General Galbois gerichtet hat und worin er die Details seines Sieges über Ben-Asus, Chalifa des Sohnes des Mahiddin (Abd-El-Kader) meldet. Aus diesem Bericht geht hervor, daß Abd-El-Kader bereits einen namhaften Theil der Bevölkerung des Landes Zab *)*)Zab heißt das Steppenland im Süden der Provinz Constantine, welches vom letzten Abhang der Kette des Auras an bis zur Sahara sich ausdehnt. Es ist die westliche Fortsetzung des Blad-el-Dscherid von Tunis. auf seiner Seite hatte, namentlich die Stämme der Ulad-Nail und Ulad-Deradschi. An die mächtigen Stämme der Zuana und der Ulad-Maadi hatte er Emissäre geschickt. Biscara, die einzige Stadt des Landes Zab, deren Bevölkerung 3 bis 4000 Seelen beträgt, war von Abd-El-Kaders Truppen besetzt worden. Ben-Ganah, dessen Familie unter den an die Sahara gränzenden Stämmen seit vielen Jahren schon großen Einfluß hat, sammelte seine zahlreichen Verwandten und die ihm untergebenen Stämme. Ben-Asus, welcher 450 reguläre Infanteristen, 800 Abd-El-Kader'sche Reiter und außerdem noch viele Beduinen des Landes Zab mit sich hatte, rückte ihm entgegen. Beide Gegner trafen bei Sselsus auf einander. Der Kampf, schreibt der Scheikh-el-Arab, war so lebhaft, daß der Pulverdampf die Sonne verfinsterte. Das Resultat desselben wurde bereits gemeldet. Das Journal des Débats begleitet diesen Bericht mit einem Commentar, worin es sich umständlich entschuldigt, daß es Ben-Ganah mit Farhat-ben-Said verwechselt habe.
Die sogenannten Patrioten in Serbien werden nicht müde, das Ansehen und die Würde ihres Vaterlandes mehr und mehr zu untergraben, und die mit so großen Opfern errungene, wenn auch bedingte innere Selbstständigkeit desselben vollends ganz zu opfern. Als einen neuen Beleg hierfür will ich bloß den Umstand anführen, daß genannte Partei in neuerer Zeit der Erblichkeit der serbischen Fürstenwürde in der Familie Milosch Odrenowitschs jede rechtliche und gesetzliche Begründung abzustreiten sich bemüht. In dem großherrlichen Erbfolge-Berat vom Jahr 1830 heißt es nämlich: daß die Pforte den Fürsten Milosch als Fürsten von Serbien anerkenne, und daß diese Würde in seiner Familie erblich auf den erstgebornen Sohn übergehen solle. Weil nun der erstgeborne Sohn des Fürsten Milosch, Prinz Milan, nach der Resignation seines Vaters gestorben, im Berat aber nicht ausdrücklich gesagt ist, daß der Thron sich auch vom Bruder auf den Bruder forterbe, so wird nun die Behauptung geltend gemacht, daß der jetzige Fürst nicht durch Erbrecht, sondern bloß durch den Willen der Pforte in Folge der Bitten des serbischen Volks zur Regierung berufen, jeder weitere Erbanspruch aber erloschen sey. Diese mit ausgesuchter Sophisterei herbeigezogene Deduction ist eben so gegen die Interessen Serbiens, als sie zum Vortheil der Pforte lautet, und man besorgt deßhalb allgemein, daß die Pforte derselben beitreten und sie sanctioniren würde. Nicht genug, daß jene Millionen, welche Serbien und Milosch persönlich für das Recht der Erblichkeit des Thrones zum Opfer gebracht haben, verloren wären, würden hiedurch der Zukunft des Landes im voraus eine Menge Nachtheile bereitet, die mit einem Wahlreich unvermeidlich sind, und worunter die Praxis, daß jeder Regent, wie jeder türkische Statthalter, die Zeit seiner Regierung als die Erntezeit betrachtend für seine und seiner Familie Bereicherung Sorge tragen wird, nicht als der unwesentlichste erscheint. Solche Rücksichten kennt aber die Parteileidenschaft nicht. – Fürst Michael hat, wie es scheint, seine anfängliche Abneigung gegen die ihm zur Seite gesetzten Räthe bemeistert und lebt jetzt in gutem Einverständnisse mit denselben. Ihrerseits haben sich diese mit dem Troste beruhigt, daß diese anfängliche Abneigung nur Eingabe der Anverwandten des Fürsten gewesen sey. Daß Fürst Michael von dem Sultan das Prädicat „ Durchlaucht “erhalten hat, ist schon früher berichtet worden; dadurch wurde er den Hospodaren der Moldau und Wallachei gleichgestellt, nicht aber durch die ihm verliehene Würde eines Muschirs, wie einige Zeitungen behaupteten. Fürst Michael steht vielmehr in dieser Beziehung als der erste und einzige Nicht-Türke da, dem diese Auszeichnung zu Theil wurde. – Der resignirte Fürst Milosch hat auf sein Ansuchen von der Pforte einen Ferman erhalten, wodurch ihm die Bewilligung zu Reisen ertheilt wird; nur nach Serbien und in die zunächst daran gränzenden Länder soll ihm nicht gestattet seyn sich zu begeben.
Nydeck, Brückenbau zu Bern in der Schweiz.
Es wird andurch den HH. Bauunternehmern zur Kenntniß gebracht, daß vom 6 April nächstkünftig hinweg ein Concurs vermittelst versiegelter Angebote zum Behuf der Ausführung dieser zunächst bei der Stadt Bern zu erbauenden Brücke eröffnet wird.
Die gänzlich aus Stein auszuführende Brücke wird bestehen:
1) aus einem großen kreisförmigen Bogen über die Aare von 156 Schweizerfuß (der Fuß zu drei franz. Decimetres) Spannung und 61 Fuß Pfeilhöhe, welcher auf zwei 20 Fuß hohen, im Flußbette gegründeten Pfeilern ruht.
Die Gesammthöhe des Brückenpflasters über dem niedrigen Wasserstande beträgt 81. 43 Fuß und die Breite des Bogens zwischen den beiden Stirnseiten 40 Fuß.
2) Aus zwei halbkreisförmigen Nebenbogen von 50 Fuß Durchmesser, welche auf Pfeiler von 17 bis 34 Fuß Höhe aufgesetzt sind, die Breite der Seitenbogen mißt 52 Fuß.
3) Aus Anfahrten von aufgeführter Erde mit Stützmauern, welche theilweise eine Höhe von 65 Fuß über dem Boden erreichen. Die Gesammtlänge der Brücke beträgt 426 Fuß, diejenige der Anfahrten 190 Fuß. Alle Grundmauern liegen auf dem Felsen. Die Eingaben zur Uebernahme dieses Baues sind bis den 14 Junius nächsthin nach Anleitung des Vorschriftenheftes der Direction der Rydeckbrücken-Gesellschaft zu übergeben.
Die Bauunternehmer, welche geneigt sind, diesen Bau auszuführen, können bei dem Unterzeichneten Einsicht der Plane, Devise und des Vorschriftenheftes nehmen; derselbe wird auch fernere Erläuterungen über dieses große Werk ertheilen.
Bern, den 23 März 1840.
Der dirigirende Ingenieur St. Wurstemberger.
Oeffentliche Vorladung.
Johann Henrich Meyer von Wallau, Sohn von Johann Henrich Meyer daselbst, geboren 1767, ist vor vielen Jahren in k. preuß. Militärdienste getreten, und hat seit 1803 keine Nachricht von sich gegeben. Da die Seitenverwandten desselben um Ueberlassung seines in 467 fl. bestehenden Vermögens gebeten haben, so ergeht an ihn, falls er noch lebt, oder an seine etwaigen Leibeserben hierdurch die Aufforderung, sich so gewiß innerhalb 6 Monaten von heute an dahier zu melden, als er sonst für todt erachtet und das Vermögen den hiesigen Verwandten gegen die gesetzliche Caution überlassen werden soll.
Biedenkopf, am 12 März 1840.
Großherzogl. hessisches Landgericht.
Dr. Schulz.
Dienstgesuch.
Ein verehelichter, jedoch kinderloser Mann von 37 Jahren, welcher als Patrimonialgerichtshalter II. Classe geprüft ist, 6 Jahre als Oberschreiber in einem königl. Rentamte diente, als Forstmann sowohl theoretisch als praktisch gebildet ist, und früher Eleve auf einem königl. Staatsgute war und jetzt selbst Oekonomiebesitzer ist, wünscht als Patrimonialgerichtshalter und Rentenverwalter eine Anstellung und würde auch die Aufsicht über Oekonomie und Forste übernehmen.
Im Besitz von Privatvermögen, ist derselbe im Stand, jede verlangt werdende Caution zu leisten und verzichtet auch desswegen auf einen Wittwengehalt für seine Frau. Die besten Zeugnisse über seine Dienstleistungen und Moralität, so wie dessfallsige Berufung auf anerkannte Auctoritäten stehen ihm zur Seite.
Anfragen mit C. S. bezeichnet besorgt die Expedition dieser Zeitung.
Neu erschienene Bücher der Dietrich'schen Buchhandlung in Göttingen, welche durch alle Buchhandlungen Deutschlands, Augsburg bei Matth. Rieger, zu haben sind:
Bachofen, J. J., de Romanorum judiciis civilibus, de legis actionibus, de formulis et de condictione. Dissertatio hist. dogmatica. gr. 8. à 1 Rthlr. 12 gGr.
Grimm, J., Weisthümer 2ter Theil. Mitherausgegeben von E. Dronke u. H. Beyer. gr. 8 à 3 Rthlr. 16 gGr.
(Für Geschichtsforscher, Juristen und Philologen von höchster Wichtigkeit. Thl. I. ist unter der Presse.)
Marx, K. F. H., zum Andenken an Johann Friedrich Blomenbach. Eine Gedächtnissrede, gehalten in d. Sitzung der königl. Societät der Wissenschaften den 8 Februar 1840. gr. 4. à 16 gGr.
Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, herausgeg. von Ewald, v. d. Gabelentz, Kosegarten, Lassen, Neumann, Rödiger, Rückert. Bd. III. Heft 2. gr. 8. à 20 gGr.
Langenbeck, C. J. M., Nosologie und Therapie der chirurgischen Krankheiten in Verbindung mit der Beschreibung der chirurgischen Operationen etc. Thl. V. Abth. 2. gr. 8. à 2 Rthlr.
(Thl. I-V. 1s sind auf 8 Rthlr. herabgesetzt.)
Im Verlage der Buchner'schen Buchhandlung in Bayreuth ist so eben folgendes, allen Auswanderern nach Amerika gänzlich unentbehrliches, trefflich abgefaßtes Werk erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Neuestes vollständigstes Hand - und Reisebuch für Auswanderer aller Classen und jeden Standes nach den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika.
Eine gedrängte Schilderung des politisch-geographischen, sittlichen, wissenschaftlichen und commerciellen Zustandes der Union und der einzelnen Staaten; eine getreue und ausführliche Darstellung der Vor - und Nachtheile, welche die einzelnen Classen, Geschäftsbranchen und Stände, als: Landwirthe, Handwerker, Fabricanten, Kaufleute, Gelehrte, Künstler, Adel, Militär, Israeliten etc. daselbst zu erwarten haben, und ob dieselben ihr Fortkommen mit Sicherheit finden können. – Ferner nützliche und nöthige Vorschriften für Aus - und Einwanderer, Reiseregeln, Kosten der Ueberfahrt, die einzelnen Landungsplätze, Rathschläge, sich vor den so häufig vorkommenden Betrügereien, besonders beim Landankauf, zu bewahren, Rath beim Landankauf, so wie beim Ansiedeln, eine kleine englische Grammatik, so wie englische Gespräche und Redensarten.
Herausgegeben von Traugott Bromme.
25 Bogen. Preis geb. 1 Rthlr. oder 1 fl. 48 kr. rhn.
Höchst wichtige Anzeige für Schulen.
Im Verlage von F. G. C. Leuckart in Breslau ist erschienen:
Lesebuch für die obere Classe der katholischen Stadt - und Landschulen, herausgegeben von Felix Rendschmidt, Oberlehrer am königl. katholischen Schullehrer-Seminar in Breslau.
Mit Genehmigung eines hochw. fürstbischöfl. General-Vicariatamts.
500 Seiten. Partiepreis für Schulen bei Abnahme von wenigstens 12 Exemplaren 8 gGr. od. 36 kr. Ladenpreis 12 gGr. od. 54 kr.
Dieses Schulbuch gibt auf 500 Seiten: 1) Das Merkwürdigste aus der Weltgeschichte. 2) Lehre vom Menschen. 3) Geographie. 4) Naturlehre. 5) Naturgeschichte. 6) Einiges über Ackerbau. 7) Ueber Obstbaumzucht. 8) Gewerbe. 9) Sitten und Lebensregeln. 10) Gedichte und andere Lesestücke.
Der Hr. Verfasser war seit mehreren Jahren mit der Ausarbeitung dieses Lesebuchs eifrig beschäftigt und liefert nun durch dasselbe ein Unterrichts - und Bildungsmittel, wie es der gegenwärtige Standpunkt unserer Volksschulen erfordert. Seine vieljährige Thätigkeit als Lehrer zeigte ihm, was der Elementarschüler bedarf. Sehr gelungen ist die Zusammenstellung und Behandlung der im obigen Inhalt angeführten Gegenstände. Abhandlungen, welche sonst in Büchern der Jugend trocken vorkommen, wie Geographie, Seelen - und Naturlehre, sind hier durch eingestreute Beispiele, Erzählungen und Schilderungen anziehend gemacht. Die Darstellungsweise ist klar und deutlich und ganz für die Fassungskraft des Schülers geeignet. Der ungemein niedrige Preis, der reine Druck und das sehr dauerhafte Papier beweisen ferner, wie viel der Verleger zur Verbreitung des höchst gemeinnützigen Werkes beizutragen bemüht war.
Alle Buchhandlungen nehmen auf dieses jedem Schulmanne höchst interessante Werk Bestellungen an.
Von KONSTANTINOPEL und seine Umgebungen, malerisch und geschichtlich dargestellt.
Nach dem Englischen des Rob. Walsh, Caplan der brittischen Gesandtschaft zu Konstantiuopel, frei bearbeitet von Dr. A. Kaiser.
Mit 30 Stahlstichen nach Originalzeichnungen von Thomas Allom und einer Karte vom Bosporus und der Umgegend von Konstantinopel ist das 3te Heft erschienen, und das 4te erscheint in einigen Tagen.
Leipzig, im März 1840.
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Bei uns erschienen in groß Octav-Format:
7 Drames de Victor Hugo.
Lucrèce Borgia, Marie Tudor, Marion de Lorme, le Roi s'amuse à 12 gr. Hernani, Angelo. Ruy Blas à 8 gr.
Berlin.
Schlesinger'sche Buch - und Musikhandlung.
Bei Georg Wigand in Leipzig ist erschienen:
Thiers Geschichte der französischen Revolution.
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Bei Kirchheim, Schott & Thielmann in Mainz ist erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz zu haben, Augsburg in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung:
Kritische Geschichte der neugriechischen und der russischen Kirche, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Verfassung in der Form einer permanenten Synode.
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Bei dem gegenwärtigen Conflicte Rußlands mit dem heiligen Stuhle gehört diese Schrift zu den interessantesten Erscheinungen der Zeit. Sie entwickelt in gefälliger Form die Geschichte, die Glaubenslehre, die Verfassung und Zukunft beider Kirchen, der neugriechischen sowohl als der russischen, Alles nach den besten Quellen bearbeitet, und dient somit dazu, historische Verhältnisse aufzuhellen, die dem größern Publicum noch lange nicht so bekannt sind, als sie ihrer Wichtigkeit nach es zu seyn verdienten.
Bei Adolph Krabbe in Stuttgart ist so eben erschienen und zu haben in allen Buchhandlungen Deutschlands, der österr. Monarchie und der Schweiz:
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Eine Sammlung von Betrachtungen, Gebeten und erbauenden Beispielen zur Beförderung der andächtigen Verehrung der allerseligsten Jungfrau für jeden Tag des Mai - Monats.
Neu nach dem Französischen von Wilhelm Zoczek, Weltpriester, erstem Domprediger an der Metropolitankirche zu St. Stephan und Director der Kirche zu Unserm Herrn im Rathhause in Wien.
Mit 9 Holzstichen und Randzeichnungen. Velinpapier, eleg. brosch. 1 fl. 20 kr. od. 20 gr.
Ornithologisches Prachtwerk.
Von den Abbildungen der Vögel Europa's, herausgegeben von Susemihl & Sohn in Darmstadt, ist so eben die 3te und 4te Lieferung erschienen, und an diejenigen Buchhandlungen versandt worden, welche die Fortsetzung ausdrücklich von uns verlangt haben.
Der Text wird nunmehr unter der Leitung des berühmten Ornithologen Temminck von Dr. Schlegel, Conservator am Museum zu Leyden, bearbeitet. Als Mitarbeiter haben sich bis jetzt angeschlossen die HH. Brehm, Bruch und Küster d. J. – Die Herausgeber laden in einer Anzeige auf dem Umschlage der 3ten und 4ten Lieferung diejenigen Naturforscher, welche sich für dieses Unternehmen interessiren, ein, dasselbe durch Mittheilung ihrer neuesten wissenschaftlichen Erfahrungen zu unterstützen.
☞ Bestellungen auf dieses Werk können fortwährend bei allen soliden Buch - und Kunsthandlungen gemacht werden. Preis einer Lieferung in Octav 16 gr. oder 1 fl.; in Quart 22 gr. oder 1 fl. 25 kr.
Stuttgart, im April 1840.
P. Balz'sche Buchhandlung.
Zu dem im Jahre 1838 erschienen: PAPANORAMA der Donau von Linz bis Wien, gezeichnet in Vogelperspektive, erscheint die Section von Regensburg bis Linz noch in der ersten Hälfte dieses Jahres. Der Preis wird wie bei der ersten mit der Beschreibung 5 fl. im 20fl. -Fuß seyn. Wir verbinden mit diesem die Anzeige, daß die Fortsetzung dieses Panorama's sowohl den Strom auf - wie abwärts fortgesetzt wird, in Zeiträumen wie es die Schwierigkeit des Gegenstandes und die sich steigernde künstlerische Ausführung erfordert.
Wien, im April 1840.
Rohrmann & Schweigerd, k. k. Hofbuchhändler.
In meinem Verlage erscheint so eben und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Gedichte von Theodor Apel.
8. Geh. 1 Thlr.
Leipzig, im März 1840.
F. A. Brockhaus.
Molken-Curanstalt in Meran in Tyrol.
Es wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Molken-Curanstalt in Meran mit Mitte April wieder eröffnet wird. Für die Vorzüglichkeit der Molken sowohl aus Kuh - als aus Ziegenmilch bürgen die Gebirgskräuter, woraus Kühe und Ziegen ihre Nahrung erhalten; für fleißige und entsprechende Bereitung der Molken ist alle Vorsorge getroffen. – Wie wohlthätig das milde Klima und die äußerst gesunde Luft der reizenden Gegend von Meran auf die Heilung der Kranken und Stärkung der Schwachen wirkt, ist schon lange notorisch. Wer die Molken gebrauchen will, wolle sich gefälligst an den Gefertigten wenden. – Meran, am 12 April 1840.
Aloys Wenter, Tabak - und Stempelverleger.
Oelgemälde-Verkauf.
In einer Stadt im Kanton Waadt in der Schweiz befinden sich zum Verkauf circa 60 Oelgemälde encadrirt und gut conservirt, das größte von 4 Schub im Diameter und abwärts.
Es befinden sich darunter: Landschaften von Didai, Schütz, De la Croix, M. Carré, H. Roos, Roos de Tivoli und Theodor Roos, Schalch, Bacler-d'Abbe, Van der Velde, Vivaris und Idem; Portrait von Rembrand, von ihm selbst gemalt, Gustav Horn, Feldmarschall de Gustav Adolph dit von Vandyk; Gemälde von Vandyk, Netscher, Vanloo; ein schlafendes Kind in Lebensgröße von Guido Reni, Boiterin, Guercino, Ostade, Jali etc.
Sollte sich ein Liebhaber finden, der nähere Auskunft wünschte, darf er sich nur an C. D. poste restante à Vevey adressiren.
Kundmachung.
Die Bergbau-Gewerkschaft zu Schönstein in k. k. Schlesien gibt hiemit öffentlich kund, daß sie ein bis jetzt noch unbekanntes Fossil aufgefunden hat, welches als Farbmaterial einzig in seiner Art ist, und nicht nur das bis dato im Handel vorkommende Umbraun, sondern alle übrigen Erd - oder Fossil - Arten in Qualität weit übertrifft, und insbesondere die rühmlichen Eigenschaften besitzt, daß es 1) ganz rein und sandfrei, 2) beim ersten Anstrich jeden Grund deckt, und 3) sich sehr leicht selbst in Wasser auflöst.
Im rohen Zustande gibt dieses Fossil ein dunkles feuriges Braun, in einem geschlossenen Raum gebrannt ein schönes Rothbraun, und läßt sich auf jede Art mit Oel, Firniß, Leim, Alaun und Wasser versetzen und reiben, ohne seine eigenthümliche dunkle Farbe zu verlieren; selbst um ein feuriges Dunkelgrün zu erwecken, darf es im ungebrannten Zustande nur mit einer gleichen Quantität Berlinerblau versetzt werden. Durch einen Niederschlag mit Pottasche erhält man noch ein besonders reineres Braun.
Dieses neue Bergproduct eignet sich, wie es Versuche bereits beurkunden, besonders für Tapeten-Papier-Druckfabriken, alle Oel - und Zimmermaler, Wagen - und Lederlackirer, auch Lederfärbereien und gewiß noch für viele andere Zwecke, deren Versuche bis jetzt hier zu machen noch nicht möglich war.
Den Verschleiß dieses Fossils unter dem Namen: Neubraun haben wir vertragsmäßig einzig und ausschließend dem Handelshaus W. E. Hirsch & Sohn in Troppau überlassen, allwo jederzeit bedeutende Vorräthe dieses Farbestoffes vorhanden seyn werden, und wohin sich alle geehrten HH. Abnehmer zu wenden die Güte haben wollen.
Der Preis davon ist für den Netto-Centner incl. Faß loco Troppau 5 fl. C. M. pr. Compt., bei größerer Abnahme wird jedoch auch ein verhältnißmäßiger Rabatt bewilligt.
Die gefertigte Gewerkschaft empfiehlt ihr neues Bergwerksproduct zur geneigten Abnahme, und ladet schließlich noch zu gefälligen Versuchen ein, die Jedermann von der Wahrheit ihrer Aussage überzeugen werden.
Schönsteiner Bergbau-Gewerkschaft.
Die Eröffnung des Mineral - und Soolbades in Rosenheim findet am 15 Mai statt, und am 1 Junius darauf wird die neu begründete Molkenanstalt die ersten Ziegenmolken von den nahen, üppigen Alpen den sehr geehrten Curgästen darbieten. Die Preise der Wohnungen sind billigst gestellt, für Küche und Keller bestmöglich gesorgt. Die Badebeschreibung, bei Fleischmann in München um 12 kr. zu haben, setzt alles Wissenswerthe genau auseinander. Bestellungen bitte ich doch 14 Tage vorher franco an mich gelangen zu lassen. – Dem besondern Vertrauen empfiehlt die Badeanstalt.
Rosenheim, im April.
Dr. Halbreiter, prakt. Arzt u. Eigenthümer der Anstalt.
Empfehlung einer Maschinen-Fabrik.
Der Unterzeichnete, Besitzer der Maschinenfabrik und Gießerei in Höllstein, im bad. Bezirks-Amt Lörrach, empfiehlt hiemit den HH. Inhabern industrieller Etablissements, so wie dem übrigen verehrlichen Publicum unter Zusicherung vorzüglicher Arbeit, billiger Preise und prompter Bedienung die Erzeugnisse und Leistungen dieses seines zweckmäßig eingerichteten, bereits seit mehreren Jahren bestehenden Gewerbs, worunter neben allen in dieses Fach einschlagenden Artikeln namentlich verfertigt werden: Maschinen für Woll -, Baumwoll -, Floretseiden -, Hanf - und Flachsspinn - und Webereien; Maschinen für Indienne-Druckereien. Papier - und Runkelrübenzucker-Fabriken, so wie die zum Betrieb derselben nöthigen Wasserräder, Turbinen, Transmissionen etc.; ferners Feuerspritzen, hydraulische Pressen, Malzmühlen.
Durch vielfache Verbindungen in Frankreich und England ist er in Stand gesetzt, sich stets die Plane der neuesterfundenen Maschinen zu verschaffen.
Auch erlaubt er sich noch die HH. Architekten und Steinhauermeister auf seine voriges Jahr erfundene Steinhobelmaschine aufmerksam zu machen, über deren Nutzen er sich jedoch alles Lobes enthält, da bereits in einigen Blättern ohne sein Einwirken genugsam darüber gesprochen wurde. – Höllstein bei Lörrach, den 11 April 1840.
Louis Mérian.
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Fraktur
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