PRIMS Full-text transcription (HTML)
0977
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 123.
2 Mai 1840.

Spanien.

Den Fall von Aliaga kennen Sie bereits. Man versichert hier, Espartero rechne darauf, am Geburtstage der Königin-Regentin, also am 27 d. Morella einnehmen zu können, wodurch der Feldzug von Aragonien und Valencia beendigt seyn würde, da Cantavieja, das völlig eingeschlossen ist, kaum in Betracht kommt. Ihre Maj. die Königin-Regentin überschickte vor kurzem dem Herzog de la Victoria eine goldene mit kostbaren Edelsteinen besetzte Cigarrendose von sehr hohem Werthe als Geschenk. Diese Aufmerksamkeit soll nicht wenig dazu beigetragen haben, die gute Laune des Herzogs wieder herzustellen. In einem Schreiben aus Mequinenza vom 16 wird versichert, am 12 hätte die Carlistische Besatzung von Mora de Ebro große Unzufriedenheit gezeigt, und verlangt, daß Cabrera sich zeige. Um sie zu beruhigen, wäre eine Messe auf dem Platze vor Cabrera's Wohnung gelesen worden, der dieser selbst auf einem Balcon beigewohnt hätte. In Morella führt Garcia den Oberbefehl. Llangostera, als verdächtig, Unterhandlungen mit Espartero angeknüpft zu haben, befindet sich verhaftet in Benifasa; der Chef seines Generalstabs hat sich in Aguaviva zur Verfügung Espartero's gestellt. Die Regierung hat den Generalcapitän von Granada, Grafen Clonard, nach Madrid berufen; wie es scheint, wird er zum Kriegsminister oder doch zum Generalcapitän von Neucastilien ernannt werden. An seine Stelle wird der General Villalobos nach Granada gehen.

Großbritannien.

Der Globe schreibt: In Kreisen, wo man die Sache wissen kann, flüstert man, die Königin befinde sich in einem Zustande, der eine Thronfolge in der geraden Linie verspreche. Das Gerücht erhält eine Bekräftigung durch den Umstand, daß Ihre Maj. in letzter Zeit sich ihrer beiden Lieblingsübungen, des Reitens und des Tanzens, enthielt. Die Königin hat die Absicht, mit ihrem erlauchten Gemahl im Sommer dieses Jahrs die Insel Wight zu besuchen.

(M. Herald.) Die Königin und ihr Gefolge hatten am 21 April kaum die Ascot-Haide verlassen, als von dem Theile der Haide, welcher zwischen dem Hause des Hrn. Davis, Leibarztes Ihrer Maj., und dem großen Stande liegt, eine breite Rauchsäule emporstieg. In wenigen Secunden schlugen die Flammen aus, und ehe eine Viertelstunde verging, stand eine 20 bis 25 Acres große Strecke Haidekraut in hellem Brand. Bei dem ziemlich starken Westwind griff das Feuer rasch um sich, ohne daß die wenigen auf der Haide noch anwesenden Menschen ihm Einhalt thun konnten. Wie es auskam, weiß man nicht, vermuthet aber eine absichtliche Anzündung.

Der Angabe einiger Blätter, daß Lord Stuart de Decies zur römischen Kirche übergetreten sey, wird vom Globe auf das bestimmteste widersprochen.

Der Globe behauptet, die Torypartei stehe im Begriff ihre Oberleitung aus den Händen Sir R. Peels in die Lord Stanley's zu übertragen. Der Ton der Mäßigung und des Anstands, sagt das Journal, die glatten und fein überfirnißten Plausibilitäten, die gut gespielte Achtung vor der öffentlichen Meinung, die der kaltsinnige und vorsichtige Baronet nicht ohne Erfolg seiner Partei beizubringen bemüht war, sind jetzt dem bittern Geist eines wüthenden und unversöhnlichen Hasses gewichen, womit Lord Stanley, der Heißsporn der Opposition, die Freunde und Grundsätze seiner früheren Tage anzugreifen nicht müde wird. Die ganze jetzige Session hindurch fand Sir R. Peel sich gänzlich in den Hintergrund gestellt; die wirkliche Leitung der Opposition hatte der Held der Obstruction und sein treuer Achates und Mitüberläufer, der Cumberlander Baronet (Sir J. Graham), übernommen. Der Globe erinnert zunächst an die Motionen über China und über die Korngesetze, wobei der milde und billige Ton Sir R. Peels, im Gegensatze zu dem rücksichtslosen Verfahren Stanley's und Grahams, welche keck auf ihr Factionsziel, den Sturz des Ministeriums, hingearbeitet, das offene Mißfallen der Tories erregt habe, was noch in höherem Grad in der wichtigen Privilegiumsfrage der Fall gewesen, hinsichtlich deren Sir Robert eine unabhängige Stellung einzunehmen gewagt habe.

In den Papieren des Ostindien-Hauses, sagt der Morn. Herald, finde sich die der Compagnie von der Regierung gegebene Versicherung verzeichnet, daß dieselbe keinen Theil der Kosten der Expedition gegen China zu tragen habe. Am 24 April ward in einer öffentlichen Versammlung in der Freimaurer-Taberne, unter dem Vorsitze des hochtorystischen Grafen0978 v. Stanhope, eine Reihe von Resolutionen gegen den Opium-Krieg mit China, wiewohl nicht ohne einigen Widerspruch angenommen, und darauf gegründete Petitionen an beide Parlamentshäuser entworfen. Es war ein Vorspiel zu der im Hause der Gemeinen bevorstehenden Motion. Dem Globe zufolge war indeß das Meeting eine sehr unerhebliche Demonstration, indem, trotz der mehrere Tage hinter einander geschehenen öffentlichen Einladungen, kaum 300 Personen dabei erschienen seyen, und dieß großentheils Damen. Die dabei vorgeschobene Philanthropie und Christlichkeit bezeichnet das ministerielle Blatt als torystische Gleißnerei.

(United Service Journal.) Einem Gerücht zufolge, das wir jedoch nicht verbürgen können, wäre den in England stehenden Reserve-Compagnien (depot companies) der in Canada dienenden Regimenter die Ordre zugegangen, sich zur Einschiffung dahin bereit zu halten.

Der an den Hof von St. James neuernannte neapolitanische Gesandte, Se. Exc. Fürst Castelcicala, landete am 24 April, über Boulogne kommend, unter einer Salutation vom Hafencastell in Dover, und setzte sogleich seine Reise nach London fort.

(Courier.) Aus einer Quelle, die wir als zuverlässig betrachten dürfen, vernehmen wir folgende interessante Einzelheiten in Bezug auf die Vermittelung der französischen Regierung zwischen England und Neapel. Sobald Se. Exc. Hr. Guizot von dem eingetretenen Zerwürfniß Kunde erhielt, verfügte er sich aus eigenem Antrieb auf das auswärtige Amt, und bot Frankreichs Vermittelung zwischen dem König beider Sicilien und dem brittischen Cabinet an. Lord Palmerston soll diesen freundlichen Vorschlag in geziemender Stimmung (with becoming spirit) entgegengommen haben, und die Mittheilung der Sache nach Paris, fügt unser Berichterstatter hinzu, habe bei Hrn. Thiers und dessen Collegen den wärmsten Beifall gefunden. Doch wurde, wie wir zu glauben Grund haben, von Seite des französischen Ministeriums unter andern Bedingungen stipulirt, daß die ganze Unterhandlung in Bezug auf Neapel durch die französische Regierung allein geleitet werden solle; eben so hat sie die alsbaldige Einstellung der Feindseligkeiten verlangt. Die Dienstfertigkeit, womit Hr. Guizot in diesem Falle hervortrat, nimmt uns nicht Wunder. Seine Anhänglichkeit an England ist von der Art, daß er für dessen Wohlfahrt zu jedem Schritt bereit ist, der sich mit der Ehre und den Interessen Frankreichs verträgt, dessen Souverän er repräsentirt und dessen Vortheil zu wahren er vor Allem gehalten ist. Dem protestantischen Volke Großbritanniens kann es nur erfreulich seyn, zu wissen, daß Hr. Guizot Protestant ist der einzige französische Protestant, der seit den Tagen des großen Sully als Gesandter nach England gekommen. Und dieser ausgezeichnete Staatsmann genießt zugleich in ganz Europa den Ruf eines redlichen und aufrichtigen Mannes. Wir betrachten es als ein Glück für England wie für Frankreich, daß ein Guizot in dieser kritischen Zeit den König der Franzosen am Hofe von St. James vertritt, denn wenn irgend ein Staatsmann, so ist er es, der unser gutes Einvernehmen und unser Bündniß mit Frankreich durch gebührende Berücksichtigung der beiderseitigen Ehre, Rechte und Interessen wahren und befestigen kann.

Man liest in dem Handelsblatte Price Current: In den Dünen ist das Schiff Ann aus Dominica (Westindien) mit einer Fracht von 200 Tonnen Schwefel angekommen, welche ganz das Product dieser Insel ist. Wie wir hören, sind die dortigen Schwefelminen unerschöpflich, und können bei gehöriger Bearbeitung uns ganz unabhängig von fremder Zufuhr machen. Wir vernehmen ferner, daß unser westindischer Schwefel in den Vereinigten Staaten gesucht ist, daß bereits mehrere hundert Tonnen davon daselbst eingeführt wurden und Beifall fanden. Wozu daher all das Geschrei über das neapolitanische Monopol, da wir unsere eigenen zureichenden Hülfsquellen haben?

(Globe.) Die Handelsconferenzen zwischen England und Frankreich sind in Paris mit jeder Aussicht auf ein befriedigendes Resultat wieder aufgenommen. Dr. Bowring, der in Paris angelangt ist, soll, heißt es, daran Theil nehmen. In der That deutet Alles auf den Wunsch der beiden Regierungen, die freundlichen Verhältnisse zwischen Frankreich und England enger und enger zu knüpfen. (Galign. Messenger bemerkt dazu, Dr. Bowring habe bei den erwähnten Conferenzen durchaus nichts zu thun, sondern es sey rein zufällig, daß er in der Gesellschaft Hrn. Porters, eines der englischen Commissarien, nach Paris gereist.)

Der Graf v. Eglintoun hat die Absicht, in der dießjährigen Saison die Turnierspiele zu erneuern, die im vorigen Jahre beim hohen brittischen Adel so großen Beifall fanden. Der dazu ausgesuchte Platz ist der Park neben seinem Landsitze Norwood.

Am 18 April endete der Bildhauer Pitts in London, ein Verwandter des berühmten Meisters in derselben Kunst, Sir F. Chantrey, 60 Jahr alt, sein Leben durch Selbstmord, indem er sich mit Laudanum vergiftete. Er hatte mit einer Zeichnung zu dem Nelson-Monument concurrirt, die aber verworfen wurde; dieß und ein ähnliches neueres Mißgeschick hatte ihn in Schwermuth versenkt, welche zu dem unglücklichen Entschluß führte.

Von der Lady Morgan ist, nach einem langen schriftstellerischen Stillstand, ein neuer Roman: Woman and her Master (das Weib und ihr Herr) erschienen, der alle glänzenden Eigenschaften ihrer früheren Werke besitzen soll. Das Thema ist ein bei den englischen Schriftstellerinnen des Tags beliebtes; gesellschaftliche Emancipation der Frauen, wenn auch nicht ganz in dem französisch saint-simonistischen Sinne des Worts.

Frankreich.

In der Sitzung der Pairskammer am 27 April verlas der Herzog von Broglie die Trauerrede auf Hrn. v. Sacy. Hierauf setzte die Kammer die Erörterung des Entwurfs über gerichtliche Immobiliarverkäufe fort.

〈…〉〈…〉In der Deputirtenkammer kam am 27 April die Erörterung des Credits von 1,500,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben bei der Blokade von Buenos-Ayres zur Tagesordnung. Hr. Béchard erinnert an die Ursachen des Kriegs mit Buenos-Ayres. Die Forderungen der französischen Regierung hätten sich immer darauf beschränkt, für die Franzosen eine Gleichstellung mit den andern Fremden durchzusetzen. Die Engländer und Amerikaner genießen das Recht, für den Dienst in der Miliz nicht in Anspruch genommen zu werden. Sie können den Detailhandel ausüben. Die Franzosen seyen dieser Rechte beraubt, und mehrere derselben ermordet worden. Die Sache Frankreichs sey sonach eine gerechte; die Blokade sey aber seit 26 Monaten unwirksam geblieben. Man solle daher suchen, sie zum Ziele zu führen, um der Welt nicht länger das Schauspiel der Unmacht zu geben. Der Conseilpräsident fügt diesen Betrachtungen über die Gerechtigkeit der französischen Sache gegen Buenos-Ayres noch bei, daß die unerträglichste Forderung dieses Staats gewesen sey, die Franzosen, die sich in der Republik niedergelassen, nach einem dreijährigen Aufenthalte zu denationalisiren und sie dann allen Lasten des Landes zu unterwerfen. Man habe sogar diejenigen, die sich dessen0979 geweigert, gemartert und ins Gefängniß geworfen. Nach dem Völkerrechte sey eine solche Verfahrungsweise verwerflich; auch hätten die Consuln beständig gegen solche Gewaltthätigkeiten protestirt. Zu dieser ersten Ursache der Mißstimmung habe sich eine Frage der Nationalehre gesellt. Die Engländer und die Amerikaner hätten sich dieser unsinnigen Forderung entzogen, und die Franzosen hätten unmöglich mit ihren Rechten hinter diesen zurückbleiben können. So wie einmal die Blokade begonnen, hätten Riveira und General Lavalle eingesehen, daß der Augenblick für sie gekommen sey, gegen den Despoten von Buenos-Ayres die Offensive zu ergreifen. Es habe ihnen aber an Waffen und Geld gefehlt, und sie hätten geglaubt, sich an Frankreich wenden zu müssen. Der französische Generalconsul sey nach einer Anfrage bei seiner Regierung ermächtigt worden, ihnen Geldvorschüsse zu machen, die dann größer geworden seyen, als man vorausgesehen habe. Man habe anfangs bloß an einen Aufwand von 2 bis 300,000 Fr. gedacht. Die Ehre und die Würde Frankreichs seyen nun bei der Fortsetzung dieses Kriegs betheiligt, und nur die große Entfernung habe bisher Buenos-Ayres einer stärkern Repression entziehen können. Hr. Mermilliod spricht gegen das bisher befolgte System des Temporisirens, das man auch noch ferner beibehalten zu wollen scheine. Der Conseilpräsident scheine sich Illusionen über die Hülfsquellen und die vermeintliche Schwäche von Rosas zu machen. Man werde nach einem Aufwande von Millionen in diesem Kriege zum Rückzug genöthigt seyn, und die Verbündeten Frankreichs wie den französischen Namen preisgeben müssen. Es sey sonach dringend, nicht nur den verlangten Credit zu votiren, sondern auch größere Energie an den Tag zu legen und die Sache selbst mit noch weit größern Kosten zu Ende zu führen. Hr. Thiers: Die Regierung wird es nicht an Energie fehlen lassen, und sie ist mit der Lage der Dinge völlig bekannt. Es ist unrichtig, wenn man gesagt hat, die Regierung habe die Absicht, zu temporisiren. Eben so wenig ist wahr, daß sie die Handlungen ihrer Agenten desavouire. Man scheint eine Expedition zu verlangen: die Regierung hat bis jetzt das, was sie thun mußte, gethan; sie bedient sich der Heere des Landes, und der von ihr abgeschickten Streitkräfte. Sie hat dem Rosas Feinde geschaffen. Sollte später eine Expedition nöthig erachtet werden, so wird man nicht davor zurücktreten. Bis jetzt sind aber die Sachen noch nicht zu dem Punkte gediehen, daß man zu so extremen Mitteln schreiten müßte. Die Kammer stimmte hierauf über den vorliegenden Entwurf ab, und nahm ihn mit 260 weißen gegen 10 schwarze Kugeln an. Hierauf begann die Erörterung über den Gesetzesentwurf, das Salz betreffend.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 25 April kam unter mehreren Petitionen auch eine von dem Baron Lhulier von Vic Bigorre vor, die den alten Antrag erneuert, die irdischen Reste Napoleons und seines Sohnes unter der Vendomesäule niederzulegen, das Bild des Kaisers im Kreuz der Ehrenlegion herzustellen, und das Gesetz, welches die Mitglieder seiner Familie aus Frankreich verbannt, abzuschaffen. Die Kammer verwies diese Petition an den Conseilpräsidenten.

Das Commerce sagt in Bezug auf diese Petition: Dieß sind edle und nationale Wünsche; die Kammer hat sich ihnen beigesellt. Wir kennen nichts Seltsameres, als jene Eindrängung des Bildnisses Heinrichs IV in die Insignie eines Ordens, der mehr als 150 Jahre nach seinem Tode von einem Manne ganz andern Geistes, ganz anderer Reinheit und Größe des Charakters, als der des Chefs der bourbonischen Dynastie gegründet wurde. Diese Armseligkeit war zu einer Zeit möglich, wo die französische Revolution nur als eine Episode der Regierung Ludwigs XVII erschien, und wo der von dem Volke gekrönte, von dem Papst gesalbte Sieger von Austerlitz nur der Marquis von Bonaparte, Generallieutenant der Heere Sr. Maj. Ludwigs XVIII genannt wurde. Zehen Jahre nach der Juliusrevolution aber, jetzt, wo die Statue des Kaisers wieder auf seiner Säule steht, läßt sich die Fortdauer dieses lächerlichen Anachronismus nicht begreifen. Was die irdischen Ueberreste Napoleons betrifft, so erinnern wir uns, daß vor einigen Tagen ein vertrautes Journal des Hrn. Thiers durchblicken ließ, daß der Conseilpräsident gesonnen sey, die Unterhandlungen um Zurückgabe jener glorreichen Reliquien zu eröffnen. Ohne Zweifel wollte die Kammer das Cabinet in dieser edlen Gesinnung bestärken. Wir wünschen ihr Glück dazu, und das heutige Votum ist eine Art von Anruf, den eine umfassende und lebendige Intelligenz unfehlbar auffassen würde, die einsieht, wie viel ein politisches System durch den Zauber populären Hochgefühls gewinnen könnte.

(Revue de Paris.) Die in der Schwefeldifferenz mit Neapel von England angenommene Vermittlung Frankreichs gereicht dem Cabinet zur Ehre. Sie beweist und bestätigt den Erfolg, welchen sich unser Botschafter in London zu verschaffen gewußt hat. Fürst Talleyrand und General Sebastiani hatten den Posten schwierig gemacht. Hr. Guizot war aber um so glücklicher in seiner Unternehmung, je mehr er bei seiner edlen Einfachheit und Würde beharrte. Er zeigte den Engländern das, was sie vor Allem anzieht, eine starke und wahre Originalität; man sah in England, daß man es hier mit einem außergewöhnlichen Manne zu thun hatte. Man erinnerte sich, daß dieß der zweite protestantische Botschafter war, den Frankreich nach England geschickt hatte; Sully war der erste. Sicher geschah es das erstemal, daß ein Botschafter Frankreichs bei einem politischen Gastmahl eine englische Rede hielt, wie kürzlich Hr. Guizot that. Das zwischen Hrn. Guizot und dem Conseilpräsidenten herrschende gute Einverständniß trägt nicht wenig zu den Vortheilen der Stellung des Hrn. Guizot bei. Es tritt nicht selten der Fall ein, daß Hr. Thiers Depeschen des Hrn. Guizot in das Conseil bringt, und die merkwürdigsten Stellen daraus vorliest.

Belgien.

Ein k. Beschluß vom 22 April widerruft den Beschluß vom 15 Jul. 1839, wodurch der in Nichtactivität gestellte General Vandersmissen den mit seiner Stellung verbundenen Gehalt bezog.

Vor dem Assisenhofe von Brabant wurden am 23 April die Debatten in Betreff der Unruhen von Gent beendigt. Es wurden 26 Fragen den Geschwornen gestellt. Nach einer zweistündigen Berathung wurde Sirjacobs mit einer Mehrheit von 7 gegen 5 Stimmen der Rebellion für schuldig erklärt, und hierauf zu einem Gefängniß von 3 Monaten und in die Kosten verurtheilt. Die übrigen Angeklagten wurden einstimmig freigesprochen.

Niederlande.

Se. k. H. der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar, der einen unbestimmten Urlaub erhielt, hat Utrecht verlassen, um sich nach Mannheim zu begeben, woselbst er vorläufig verweilen wird.

Die Regierung scheint fast selbst zu erwarten, daß das Budget abermals verworfen werden wird, denn Ersparungen sind wieder das Losungswort: man erwartet eine Anordnung Sr. Maj., wodurch eine bedeutende Anzahl Generale, Obristen, Obristlieutenants, Majore etc. namentlich auch die Provincial - und Platzcommandanten pensionirt oder auf Nichtactivitätssold gestellt werden sollen. 0980 Aus Indien sind wieder Nachrichten eingetroffen, die aus Surubaya bis zur Mitte Novembers laufen. Sie lauten im Allgemeinen günstig: auf der Westküste von Sumatra haben die zu Tapus und Sinkel befindlichen Atschinesen einen Angriff auf die niederländische Besitzung Baros versucht, sind aber durch die eifrige Mitwirkung der inländischen Bevölkerung mit großem Verlust zurückgeschlagen worden, und man hat Maaßregeln ergriffen, solche Angriffe in Zukunft zu verhindern. Dieser Vorfall hat wahrscheinlich den englischen Blättern Veranlassung gegeben, von neuen durch offene Gewalt bewerkstelligten Forderungen zu sprechen. Allein Baros ist schon seit einiger Zeit im Besitz der Niederländer, und wenn diese immer weiter um sich greifen, so sind sie ganz in demselben Falle, wie die Engländer, die auch mit oder ohne ihren Willen von einer Eroberung zur andern fortgerissen werden. Die unruhigen Bewegungen, die im nördlichen Theile von Macassar vorgefallen, scheinen ganz beseitigt, da Hr. Bousquet, Gouverneur von Macassar, seit der Zeit seinen Aufenthaltsort mit Urlaub verlassen hat, und zu Batavia angekommen ist. In Java sind die Verpachtungen, welche gewöhnlich im November vorgenommen werden, erneuert worden, und haben ziemlich dieselbe Summe, wie im Jahr vorher, eingebracht. Die Java'sche Bank wartet noch immer auf Silberzufuhr, um ihre Baarzahlungen wieder aufnehmen zu können.

Italien.

(Times.) Mit einem Brief aus Palermo erhielten wir eine gedruckte Proclamation, welche auf der Insel Sicilien seit zwei Monaten in zahlreichen Exemplaren verbreitet seyn soll. Sie ist nicht unterzeichnet, rührt aber von einer Partei her, welche mittelbar im Interesse des Prinzen von Capua handelt. Sie ruft die Sicilianer auf, das Beispiel der tapfern Belgier nachzuahmen und ein fremdes Joch abzuwerfen. Zugleich ist die Proclamation sehr freigebig mit ihren Versprechungen des von der brittischen Flotte zu erwartenden Beistands. Sie schließt mit Evvivas für die Unabhängigkeit Siciliens, die Constitution , König Karl und England. Wir wissen nicht, in wie weit die Sicilianer in diesem Sinne bearbeitet worden seyn mögen; indeß trifft die neapolitanische Regierung alle möglichen Anstalten, um einen etwanigen Empörungsversuch zu unterdrücken. Unsern Briefen zufolge standen in Sicilien nicht weniger als 70,000 (?!) Mann Truppen, wohl bewaffnet und equipirt. Messina allein hat eine Besatzung von 14,000 bis 16,000 Mann. Nach Briefen, die ein angesehenes Handelshaus der City erhalten, hat der König von Neapel in allen wesentlichen Punkten hinsichtlich des Schwefelcontracts nachgegeben, und von den noch beizulegenden secundären Fragen erwartete man keine ernstlichen Schwierigkeiten.

Mit dem Dampfboot der Levante ist uns folgendes Schreiben aus Malta vom 14 April zugekommen: Das französische Paketboot Scamandre ist am 8 hier eingelaufen; Hr. Crotch, brittischer Cabinetscourier befand sich an Bord. Er brachte dem Admiral Stopford Befehl, mit seinen Kriegsschiffen eine Demonstration an den Küsten Siciliens zu machen. Alle Schiffe trafen augenblicklich ihre Vorbereitungen zur Abfahrt, aber nur drei, der Bellerophon, die Dampffregatte Hydra und eine Brigg sind wirklich abgesegelt. Drei Linienschiffe liegen noch hier. Die officielle Bekanntmachung hinsichtlich des Bruchs zwischen England und Neapel lautet, wie folgt: An Se. Exc. den Generallieutenant Sir Henry Bouverie, Gouverneur von Malta. An Bord der Prinzessin Charlotte, den 10 April 1840. Ich habe von den Lordcommissären der Admiralität Befehl erhalten, mich mit dem Gesandten Ihrer Maj. am Hofe von Neapel in Communication zu setzen und mich bereit zu halten, auf dessen Aufforderung entweder selbst mit hinreichenden Streitkräften nach den Küsten von Neapel und Sicilien zu segeln oder Officiere hinzuschicken, um alle sicilianischen oder neapolitanischen Fahrzeuge in den dortigen Gewässern wegzunehmen und so lange zurückzuhalten, bis ich vom Gesandten Ihrer Maj. in Neapel Anzeige erhalten habe, daß die gerechten Reclamationen der brittischen Regierung hinsichtlich des Schwefelmonopols in Sicilien, das eine Verletzung des 1816 zwischen beiden Regierungen abgeschlossenen Vertrags ist, zugestanden worden sind. Da ich nun vom brittischen Gesandten in Neapel Nachricht erhalten, daß Se. Maj. der König beider Sicilien sich weigert diese Reclamationen anzuerkennen, so habe ich die Ehre Ew. Excellenz anzuzeigen, daß ich möglichst schnell mich in Verfassung setzen muß, die erhaltenen Befehle zu vollziehen; Ew. Exc. bitte ich, die Personen, welche diese Maaßregeln interessiren könnten, davon in Kenntniß zu setzen. (Unterz.) Robert Stopford, Admiral. Obwohl sonach der Krieg zwischen England und Neapel noch nicht ausgebrochen ist, sehen Sie doch, daß diese ersten Acte einen nahe bevorstehenden Bruch zwischen den beiden Ländern verkünden, denn die vom Admiral Stopford angezeigte Maaßregel, alle neapolitanischen Schiffe festzuhalten, muß auch die Wegnahme von englischen Schiffen durch die neapolitanische Marine zur Folge haben; dadurch wird der Admiral Stopford genöthigt, die neapolitanischen Kriegsschiffe anzugreifen. Hier hat man auf die vor Anker liegenden neapolitanischen Fahrzeuge noch kein Embargo gelegt, und der neapolitanische Consul hat seine Flagge noch nicht von seiner Wohnung abgenommen.

Das Dampfboot Vautour, welches am 19 mit Depeschen für den französischen Geschäftsträger nach Neapel geschickt worden, ist diesen Morgen wieder hier angekommen. Dieses Schiff hatte, wie es heißt, nach Neapel die Meldung gebracht, daß England die Vermittlung Frankreichs zu einer Versöhnung der beiden Parteien angenommen habe. Im Augenblick aber, als der Vautour am 22 April Neapel verließ, hatte die englische Dampffregatte Hydra bereits fünf neapolitanische Handelsschiffe an der Küste Siciliens weggenommen. Der Vautour brachte dringende Depeschen, welche durch Estafette nach Paris befördert wurden, während den Hauptinhalt bereits der Telegraph dorthin gemeldet hat. Das Dampfboot Aetna wird mit einer telegraphischen Depesche, die man heute von Paris erwartet, nach Neapel abgehen; es hat Kanonen à la Paixhans an Bord genommen. Das Linienschiff Ocean, auf welchem der Admiral Rosamel sich befindet und dessen Bestimmung gleichfalls Neapel ist, liegt noch auf unserer Rhede. Ein Handelsschreiben, welches der Vautour brachte, meldet, daß am 19 einige englische Schiffe an der sicilischen Küste erblickt wurden. Man zählte 3 Linienschiffe und 3 leichte Fahrzeuge. Die neapolitanische Regierung war im Begriff, ihre kleine, aus 10 Segeln bestehende Escadre von der Rhede absegeln zu lassen. Der Admiral hatte Befehl, sich nicht von den Küsten zu entfernen, um sich nöthigenfalls unter den Schutz der Landbatterien stellen zu können.

Eine heute aus Neapel eingetroffene Handelsstaffete bringt die officielle Nachricht, daß die Repräsentanten der Großmächte an jenem Hof vereinigt dem König einige Vorschläge zur Ausgleichung mit England wegen des Schwefelmonopols vorgelegt hätten, welche mehr Anklang gefunden, als alle bisher vergeblich gemachten Versuche, und daß man große Hoffnung hege, eine Uebereinkunft sey nicht mehr fern. Die amtlichen Mittheilungen aus Cività Vecchia vom0981 22 d. melden, das französische Geschwader unter Admiral Rosamel sey auf hoher See gesehen worden, und habe der Richtung nach seinen Lauf gegen Neapel genommen. Die Blokade von Neapel hat schon am 17 d. begonnen; denn von diesem Tage an wurden bereits mehrere Schiffe, welche in der Bucht jener Stadt einlaufen wollten, von den englischen Kriegsschiffen zurückgewiesen. Das neapolitanische Dampfboot Maria Antonietta ist mit vielen Passagieren an Bord auf seiner Fahrt von Neapel in Cività Vecchia angelaufen. Es wurde bis dahin zweimal von den Engländern angehalten, welche es, nachdem sie es durchsucht, weiter fahren ließen. Zwei im Hafen von Cività Vecchia liegende neapolitanische Schiffe, auf Rechnung der französischen Regierung nach Algier befrachtet, waren zum Auslaufen fertig und hatten englische Pässe zur Reise dahin erhalten. Sonst will man nirgends mehr für neapolitanische Schiffe bei den Assecuranzcompagnien zeichnen.

Die aus Rußland eingetroffenen Mittheilungen hinsichtlich der katholischen Kirche in Rußland und Polen haben hier einen günstigen Eindruck hervorgebracht. *)Wir verweisen übrigens auf den heute unter Rußland gelieferten Artikel.Vielleicht hören wir in der nächsten Woche, wo ein Consistorium zusammen berufen wird, etwas Näheres über diese wichtige Angelegenheit. Man sagt, daß in demselben Consistorium auch die Angelegenheit der niederrheinischen Diöcesen zur Sprache kommen werde. Die Charwoche und das Osterfest sind vorüber. Sie wurden mit den hergebrachten Ceremonien gefeiert. Mehrere Functionen wurden in St. Peter, statt wie sonst in den engern Räumern des Vaticans abgehalten, was bei dem Zudrang der vielen Fremden auch dieses Jahr sehr zweckmäßig befunden wurde. Der heilige Vater, in seinem fast fünfundsiebzigsten Lebensjahr, verrichtete die ihm zukommenden Functionen selbst, wobei die kräftige Constitution, deren er sich erfreut, nicht wenig beiträgt, den Festen eine noch höhere Feierlichkeit zu geben, als sie an sich schon haben. Eine der großartigsten Ceremonien bleibt doch, wenn der Pontifex maximus, nach Beendigung der Messe am Hauptaltar in der St. Peterskirche, an welchem nur er die Messe celebriren darf, auf der großen Loggia über dem Eingang dieses Tempels erscheint und seinen Segen über die versammelte unzählige Menge austheilt Urbi et Orbi. In demselben Augenblick, wo Alles schweigend kniet, ertönen alle Glocken, vermischt mit dem Donner der Kanonen von der nahen Engelsburg. Das schönste Wetter begünstigte das Osterfest, welches am Abend durch die Beleuchtung der Kuppel, so wie der Façade und der Arcaden von St. Peter beschlossen wurde. Gestern Abend brannte zur Verherrlichung des Festes das Feuerwerk (la girandola) von der Engelsburg ab, hat aber, obgleich sehr reichhaltig, wenig Wirkung hervorgebracht. Die sonst so bewunderte Pünktlichkeit bei diesem Feuerwerk fehlte gänzlich, und so hat es, wie der Italiener sich ausdrückt, fiasco gemacht. Der heutige Jahrstag der Gründung Roms, nach dem römischen Kalender das 2589ste Jahr, wird durch manche frohe Gesellschaft gefeiert.

Deutschland.

Se. Maj. der König hat vermöge diesen Morgen bekannt gewordener allerhöchster Entschließung geruht, den bisherigen Präsidenten der Regierung von Oberbayern, Staatsrath Grafen v. Seinsheim zum Finanzminister zu ernennen. Ueber die Zeit der Abreise JJ. k. k. HH. des Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg von St. Petersburg ist bis heute nichts Gewisses.

Der k. Staatsrath und Regierungspräsident Graf v. Seinsheim, der heute zum Finanzminister ernannt worden, wird morgen bereits seine neue Stelle antreten. Wer sein Nachfolger bei der Regierung von Oberbayern seyn wird, ist noch nicht bekannt.

(Beschluß der Verhandlungen der ersten Kammer über das Bundesheerwesen.)

Der erste Präsident, Prinz Emil von Hessen, ergriff hierauf das Wort und äußerte unter Anderm: Zuvörderst erkläre ich mich mit der Absicht und dem Sinne, die dem Antrag zu Grunde liegen, mit dem Wunsche, daß die beabsichtigten Manöuvres des achten Armeecorps von Zeit zu Zeit wiederholt stattfinden, und daß dieses Beispiel von den andern zusammengesetzten Corps nachgeahmt werden möge, auf das vollkommenste einverstanden. Die Würde, Größe, Selbstständigkeit und Sicherung Deutschlands rechtfertigen diesen Wunsch auf das vollkommenste. Den Wunsch aber, daß die Kosten der gemeinschaftlichen Uebungen als Bundeslast betrachtet und bestritten werden möchten, halte ich dieß dem financiellen Interesse des Großherzogthums nicht entsprechend. Im ganzen Bundessysteme herrscht der Grundsatz vor: für Alle gleiche Rechte und gleiche Verbindlichkeiten. Wie wichtig dieser Grundsatz namentlich für die Mindermächtigen ist, und wie besorgt sie für dessen Erhaltung seyn müssen, unterliegt keinem Zweifel; er würde aber eine bedeutende Bresche erleiden, wenn der Fall eintreten sollte, daß die Staaten, welche geschlossene Armeecorps zum Bundesheere stellen, zu den Uebungskosten der zusammengesetzten Corps beizutragen hätten, und die Staaten dieser letztern nicht eine Reciprocität eintreten lassen wollten. Daß aber dieß eine höchst kostspielige Reciprocität werden würde, und so, durch die Erfüllung des vom Ausschusse gestellten Desideriums, mehr Lasten als Vortheile herbeigeführt würden, leuchtet von selbst ein. Weiter und vorzüglich kann ich dem letzten Theile des Ausschußantrags aus der Rücksicht nicht beitreten, weil derselbe mittelbar auf Hervorrufung eines Bundesbeschlusses hinaus geht, denn nur durch einen solchen könnte die gewünschte Bestimmung angeordnet werden. Sr. königl. Hoh. dem Großherzog aber Wünsche und Bitten vorzutragen, die sich irgend auf allgemeine Bundesangelegenheiten beziehen, halte ich für ungeeignet, weil darin ein Versuch der Einwirkung auf allerhöchstdessen Handlungsweise im Bunde liegt, eine Einwirkung, die den ständischen Wirkungskreis überschreitet. Wenn ich in einer Frage, wie die vorliegende, wo es sich um einen Wunsch handelt, dem die allgemeine Zustimmung zu Theil zu werden verdient, und dessen Sinn keine ungünstige Deutung zuläßt, mich auf den so eben von mir angeführten Grundsatz beziehe, so leitet mich hierin die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, Consequenzen zu vermeiden, die man unbezweifelt versuchen würde, aus diesem Vorgange für andere Fälle und in Fragen politischer Natur über ständische Einwirkung auf Bundesbeschlüsse abzuleiten. Ich wünsche übrigens so sehr, mich dem Antrage des Ausschusses anzuschließen, daß ich es mit Freuden thun werde, wenn er sich, worauf ich antrage, auf die zwei ersten Punkte beschränkt, nämlich darauf, daß die Uebungen des achten Corps von Zeit zu Zeit sich wiederholen, und daß eine solche Einrichtung auch bei dem neunten und zehnten Corps eingeführt werde.

Der Kanzler Dr. v. Linde: Bei Veranlassung der sogenannten hannover'schen Frage nicht nur, sondern auch bei der zur Sprache gebrachten Art der Bildung des achten Armeecorps und bei andern Gelegenheiten habe ich durch die Darlegung meiner Grundsätze mich wohl zureichend gegen den möglichen Zweifel über meine Betrachtungsweise des Verhältnisses einer0982 ständischen Kammer zu Angelegenheiten, die den deutschen Bund berühren, verwahrt. Um nun aber anzudeuten, warum ich, mit dem Ausschuß Alles, was vor mir über die Zuständigkeit der Kammern in Bundesangelegenheiten im Grundsatz ausgeführt wurde, vollkommen anerkennend, doch nicht der Ansicht bin, daß der Antrag dagegen verstoße, muß ich hervorheben, daß die Zusammenziehung eines Armeecorps in doppelter Weise veranlaßt werden kann, sowohl durch Anordnung des Bundes, als durch die der betreffenden Landesherren. Welcher von beiden Fällen hier vorlag, war nicht gesagt, wohl aber war in der Proposition des Kriegsministeriums der Zweck der Zusammenziehung hervorgehoben. Indem der Ausschuß, diesen Zweck als einen sehr erheblichen auffassend, eine allgemeinere Erstrebung desselben als den deutschen Interessen förderlich betrachtete und dieser hohen Kammer die Proposition machte, einen darauf bezüglichen Wunsch dem Großherzog vorzutragen, war er so weit entfernt, diese Proposition auf die Unterstellung einer Einwirkung auf einen Bundesbeschluß zu basiren, daß er nicht einmal des Mittels erwähnte, wodurch dem Wunsche Realität verschafft werden möchte und könnte, und dieses Mittel weder nothwendig ein Bundesbeschluß ist, noch auch in dieser Form supponirt wurde; der Ausschuß hat aber im Gegentheil ausdrücklich ziemlich bestimmt den Wunsch dahin ausgedrückt: die durch das Zusammenziehen der Armeecorps entstehenden Kosten möchten als eine Bundeslast betrachtet werden. Diese Betrachtungsweise ist gewiß am allerwenigsten geeignet, in der fraglichen Angelegenheit den Ständen mehr Mitwirkung zu reclamiren, als ihnen die Staatsregierung durch die Proposition selbst zugewiesen hat. Ob außerdem die öftere Zusammenziehung des achten und die ähnliche Uebung anderer gemischter Armeecorps durch Bundesbeschluß, oder durch Entschließung der allerhöchsten und höchsten Landesherren, in Vollzug gesetzt werden sollte, darüber hat der Ausschußbericht sich in seiner Proposition nicht ausgesprochen, weil er sich auf einen Wunsch beschränkte und die Art der Ausführung nicht zu bestimmen hatte. Verfassungsmäßig steht den Kammern, bezüglich von Bundesbeschlüssen, nur insoweit eine Mitwirkung zu, als es sich um die Mittel zur Erfüllung der Bundesverbindlichkeiten handelt. Daß nun, wenn der Bund die Zusammenziehung von Armeecorps anordet, die Stände unweigerlich die Mittel zu votiren haben, versteht sich von selbst, und ihr Wunsch, zu Verwilligungen der Mittel gemeinschaftlicher Uebungen des Bundesmilitärs öfter Veranlassung zu haben, kann schon darum nicht leicht als ein Versuch zur Competenzerweiterung dienen, und darum auch nicht wohl darauf gerichtet seyn. Aber eben deßwegen, weil es grundgesetzlich ausgesprochen ist, daß nur der deutsche Bund die auf das Militärwesen des Bundes Bezug habenden organischen Einrichtungen und die zur Sicherstellung seines Gebietes erforderlichen Vertheidigungsanstalten zu beschließen, und nicht nur den Betrag der gewöhnlichen, verfassungsmäßigen, sondern auch, in vorkommenden Fällen, die zur Ausführung besonderer in Hinsicht auf anerkannte Bundeszwecke gefaßter Beschlüsse erforderlichen außerordentlichen Ausgaben und die zur Bestreitung derselben zu leistenden Beiträge zu bestimmen habe etc., halte ich es nicht einmal für zulässig, mich auf eine Discussion über den zweiten angeregten Punkt, nämlich darüber einzulassen, ob es vortheilhaft für süddeutsche Staaten sey, wenn die in Frage stehenden Kosten als Bundeslast betrachtet werden; denn wenn, was ich nicht weiß, der Bund sie wirklich als solche betrachtet hat oder betrachten sollte, dann steht nicht den Kammern, sondern nur den Bundesgliedern, und durch sie dem Bunde die Bestimmung, wie die Kosten vertheilt, und den Ständen bloß Mitwirkung darüber zu, wie sie aufgebracht werden sollen.

Freiherr v. Gagern: Ich hatte mir vorgenommen, die Einwendung des Hrn. Frhrn. v. Arens, besonders in Beziehung auf die Competenz, hier nicht zu beantworten, weil es unstreitig zu weit führen würde. Nachdem aber nun drei Redner, und unter ihnen das hohe Präsidium, sich in demselben Sinne geäußert haben, so will ich nur einige ganz kurze Betrachtungen anfügen: 1) Ich weiß nicht, ob man der monarchischen Gewalt und Ansehen damit huldigt und nicht vielmehr schadet, wenn man sie für so unkräftig hält, daß sie dem Andringen der Stände nicht widerstehen können. Denn wenn ich selbst die Theorie der drei Gewalten einen Augenblick mir aneignete, wenn ich schon sonst diese Worte nicht gern gebrauche, so hängt auch bei dieser Theorie es gänzlich von der Staatsregierung ab, zu versagen, und mit ständischen Propositionen zu machen, was sie für gut findet. Denn offenbar wohnen der hohen Staatsregierung Kenntnisse bei, wäre es auch nur über Gesinnungen anderer Höfe, die den Ständen durchaus abgehen. 2) Ich zweifle sehr, ob man in den Zeitverhältnissen, worin wir leben, und bei dem neuen und unvollständigen Zustand unseres Staatsrechts wohl daran thut, es noch mehr zu zerstückeln und in eine logische Confusion zu bringen. Mein Bestreben wäre vielmehr ein ganz anderes, nämlich eine Harmonie zwischen allen Ansprüchen und Berechtigungen nach und nach herbeizuführen. 3) Wenn ich eben beweisen wollte, wie wenig sich ständische Sachen von denen des Bundes trennen lassen, so würde ich eben die Materie anführen, welche uns beschäftigt; und solche Gegenstände vervielfältigen sich. Nehmen Sie an, solche Anmuthungen gelangten von dem Bundestage an uns, und wir fänden darin eine arithmetische Disproportion, so würde man ganz aus denselben Gründen verweigern können, uns anzuhören, weil wir uns mit den Bundessachen nicht zu befassen hätten. Sie sehen also wohin das führt.

Freiherr v. Breidenstein: Ich muß noch Folgendes bemerken. Wenn das, was in dem Berichte des Ausschusses gesagt wurde, von der Kammer als wahr, bedeutsam und erwünschlich erkannt werden sollte, warum dürfte sie dann es nicht wagen, sich offen und frei über die Interessen des gemeinsamen deutschen Vaterlandes auszusprechen und selbst Anträge, welche deren Förderung bezwecken, an die Staatsregierung zu richten? Nähme sie Anstand, dieß zu thun, so würde sie, meines Erachtens, weit hinter der zweiten Kammer zurückstehen, welche sich bis jetzt noch nicht des Rechts entäußert hat, Angelegenheiten der Art zum Gegenstand ihrer Verhandlungen zu machen, und wenn man nun gar auf eine so harmlose Weise wie hier zu Werke geht, so wäre es ein demüthigendes Gefühl, keinen Anklang zu finden, und es würde mir daher sehr leid thun, wenn der Antrag des Ausschusses bei dieser hohen Kammer kein Gehör finden sollte. Bei der Abstimmung, welche ebenfalls gedruckt hier vorliegt, wurde die Frage: 1) Beschließt die Kammer, den außerordentlichen Credit von 30,000 fl. zu verwilligen? einstimmig bejaht; die Frage 2) beschließt die Kammer, dem von ihrem Ausschusse gestellten Antrage: der Staatsregierung zur geeigneten Berücksichtigung den Wunsch auszudrücken, daß das achte Armeecorps von Zeit zu Zeit wiederholt vereinigt, eine solche Einrichtung auch bei dem neunten und zehnten Armeecorps eingeführt, der vermehrte Aufwand aber, welcher durch den Ausmarsch der Truppen in einen andern Bundesstaat erwächst, als eine Bundeslast betrachtet und bestritten werden möge, beizutreten? mit neun gegen fünf Stimmen verneint; die Frage: 3) beschließt die Kammer, dem Antrag ihres Ausschusses dann beizutreten, wenn der auszudrückende Wunsch sich auf die zu wiederholende Vereinigung und Einübung des achten Armeecorps, und auf eine, bei dem0983 neunten und zehnten Armeecorps zu treffende, gleiche Einführung beschränkt, mit Hinweglassung desjenigen, was sich auf den vermehrten Aufwand als Bundeslast bezieht? einstimmig bejaht.

Auf Befehl des Cabinets Sr. Maj. wurden die Wahlmänner der Stadt Celle in Folge ihrer Nichtwahl am 11 März als resignirend erkannt und neue Urwahlen ausgeschrieben. Die Urwahlen fanden am 30 und 31 März statt. Alle sieben Wahlmänner wurden wieder gewählt. Heute war nun das Wahlcollegium zur Vornahme einer Deputirtenwahl versammelt, und da ein Magistratsmitglied fehlte, so mußten auch zwei Wahlmänner austreten. Nachdem dieß ordnungsmäßig erfolgt war, eröffnete der Hr. Bürgermeister Dr. Breden ein Rescript k. Landdrostei in Lüneburg, dahin lautend: Daß dem Wahlcollegio keineswegs das Recht zustehe, darüber gültig zu beschließen, ob eine Wahl vorgenommen werden solle oder nicht, und daß, zumal auf Seite der Wahlmänner die Annahme des auf sie gefallenen Mandats selbst redend, auch die Verpflichtung mit sich bringe, dasselbe zu vollziehen. Der Hr. Bürgermeister Dr. Breden fügte hinzu, daß die Gründe für die Vornahme einer Wahl inmittelst noch verstärkt seyen, indem bekanntlich das neue Grundgesetz in beiden Kammern der jetzigen Ständeversammlung mit aller Thätigkeit geprüft werde, und es wohl sehr zu wünschen sey, daß die Stadt Celle durch einen Deputirten daran Theil nehme, welchem es gefällig überlassen bliebe, nach Pflicht und Gewissen zu handeln und entweder pro oder contra zu stimmen. Die irrige Idee, und dafür halte er sie, daß die an sich von allen Seiten gewünschte Vereinigung zwischen Sr. Majestät und dem Lande auf einem andern wie dem jetzt vorliegenden Wege zu erreichen sey, trete doch immer klarer als solche hervor, und es lasse sich nach allen Umständen nicht mehr bezweifeln, daß eine Vereinigung jedenfalls zu Stande kommen werde; eine fortwährende Weigerung der Stadt, einen Deputirten zu wählen, könne ihr deßhalb überall nichts nützen, wohl aber bedeutend schaden, dieß sey seine Ueberzeugung, und darnach müsse er sprechen, er sey also natürlich zur Wahl bereit. Dieß waren die Worte des Hrn. Dirigenten. Hiernächst lehnten zwei Magistratsmitglieder, zwei Bürgerrepräsentanten und sämmtliche fünf Wahlmänner die Wahl eines Deputirten zu dieser Ständeversammlung unbedingt ab; ein Magistratsmitglied und ein Bürgerrepräsentant wollten zwar wählen, aber nur mit der Majorität des ganzen Wahlcollegiums. Der Hr. Bürgermeister Dr. Breden, der zur Wahl bereit war, wählte indeß nicht, somit ist die Wahl mit 11 gegen 1 abgelehnt. Von Seite der auf höhern Befehl abgesetzten ältern Wahlmänner wurde noch vor dem Wahltermin eine Verwahrung gegen die einseitige Absetzung dem wohllöblichen Magistrat übergeben. Gegen die Eingangs gedachte Andeutung k. Landdrostei verwahrten sich noch alle fünf Wahlmänner, indem sie, wie es auch in der Ordnung ist, gleiche Rechte mit den Bürgerrepräsentanten in Anspruch nehmen. Durch ein Rescript k. Landdrostei wurde es untersagt genaue Erörterungen zu Protokoll zu geben, deßhalb nahmen sowohl die Bürgerrepräsentanten wie die Wahlmänner Bezug auf ihre frühern am 11 März abgegebenen Erklärungen und Proteste. Ein Wahlmann erklärte, daß er es dadurch, daß er fast einstimmig wieder erwählt sey, für erwiesen halte, daß seine Committenten mit seiner frühern Handlungsweise zufrieden wären, und deßhalb lehne er um so mehr die Wahl ab. Das Resultat der vielfachen Bemühungen ist, daß ein Deputirter für die Stadt Celle wieder nicht gewählt ist.

Rußland.

Die Münchener pol. Ztg. sagt: Das Univers bringt nach einer Correspondenz aus Rom wichtige Nachrichten über die kirchlichen Verhältnisse Rußlands, von denen wir unsern Lesern im Auszuge das Wesentlichste mittheilen: Man erinnert sich, so schreibt das erwähnte französische Journal, in einigen deutschen Blättern vor kurzem gelesen zu haben, der heil. Vater habe von dem Kaiser einige werthvolle Geschenke zugesandt erhalten und angenommen, worin man einen Beweis der wohlwollenden beiderseitigen Gesinnungen zu erblicken meinte. Allerdings wurde, nachdem die Allocution des heil. Vaters vom 22 Nov. v. J. zu St. Petersburg bekannt geworden, diese Gelegenheit ergriffen, um das Gehässige der zur Aufhebung der Union getroffenen Maaßregeln auf die abgefallenen unirten Bischöfe zu wälzen, und in Folge dessen ward Hr. Krywzow beauftragt, dem heil. Vater zu bezeugen, wie sehr das Benehmen der abgefallenen Bischöfe von dem Willen der russischen Regierung unabhängig gewesen sey, während jedoch beigefügt wurde, daß gegenwärtig, da die Thatsache vollendet sey, man nicht mehr auf dieselbe zurückkommen könne. Diese Erklärung begleitete man mit einigen von dem Großfürsten-Thronfolger dem heil. Vater und dem Cardinal Tosti dargebotenen Erinnerungsgeschenken, um die katholische Welt zu überzeugen, daß die vollkommenste Harmonie zwischen dem Cabinet von St. Petersburg und dem römischen Hofe herrsche. So freundschaftlich aber dem Anscheine nach die Verhältnisse sich dadurch gestalteten, so weiß der römische Hof doch nur zu gut, was er von dem St. Petersburger Cabinet zu erwarten habe. Die letzten, oben angeführten Worte des Hrn. Krywzow beurkunden dieß nur allzudeutlich, so wie auch die Bemühung der russischen Regierung, diesem Manne zu Rom eine Stellung selbst für den Fall zu verschaffen, daß die Gesandtschaft daselbst sich veranlaßt sehen sollte, die Hauptstadt der katholischen Welt zu verlassen. Hr. Krywzow wurde nämlich zum Inspector der russischen Kunst-Eleven zu Rom mit einem Jahresgehalt von 30,000 Fr. ernannt. Das Univers theilt hierauf zur weitern Aufklärung über die zur Beschleunigung der Aufhebung der Union angewendeten Maaßregeln den Auszug eines Berichts des Ministers des Innern für das Jahr 1836 (datirt vom 30 April 1837) und inserirt in das officielle Journal des Ministeriums des Innern (S. 53, 67 N. 7 Jul. 1837) mit, worin es heißt, daß gemäß allerhöchstem Willen die Erziehungsanstalten der jungen griechischen Geistlichen der Direction der Commission der orthodoxen kirchlichen Schulen, und ebenso alle kirchlichen Angelegenheiten der griechisch-unirten Confession der Leitung des Vorstandes der heiligen Synode unterworfen worden seyen. Es werde dadurch am schnellsten eine dauerhafte Wiederherstellung der unirten Kirche in ihrer Reinheit, und in Uebereinstimmung mit dem Ritus und den Einrichtungen der orientalischen Kirche herbeigeführt werden. Uebrigens beabsichtige das unirte Kirchencollegium schon längst die Rückkehr zu dem alten Ritus, und ihre im Februar 1834 beifällig aufgenommenen Vorschläge seyen größtentheils schon in Ausführung gebracht worden. Man habe die unirten Kirchen mit liturgischen Büchern aus Moskau versehen, das Läuten während der Messe, die Seitenaltäre und die Orgeln abgeschafft. Nach diesem Documente folgt als Auszug aus einem Briefe aus Rußland vom September 1839 eine Namensliste von 33 unirten Priestern, die wegen ihrer Treue gegen die katholische Kirche mit Gefangenschaft, Verbannung, körperlichen Züchtigungen und selbst mit dem Tode bestraft wurden. Es ist dabei der Wunsch ausgesprochen, daß ihre Unterwürfigkeit und Treue für den heil. Stuhl und ihre gegenwärtige Lage0984 zur Kenntniß des heil. Vaters gelange. Wir theilen die Namen dieser muthigen Streiter Christi in der gegebenen Reihenfolge mit. 1) Der Pfarrer Siemaszko, der unglückliche Vater des abtrünnigen Bischofs. Er wurde zwar nicht deportirt, doch seiner Pfarrei entsetzt, wahrscheinlich aus Rücksicht für seinen unwürdigen Sohn, den er zu verabscheuen gezwungen ist. 2) Zabiello, Alexander, Vater einer zahlreichen Familie, verurtheilt, bei einem der abgefallenen Priester, Namens Dytecoshi zu dienen, einem schlechten und harten Manne, der ihn alle erdenkbaren Entbehrungen dulden läßt. 3) Plawski, der in ein schismatisches Kloster verbannt wurde, weil er die Glocken läuten ließ. 4) Czyz, Pfarrer zu Lepel, als Diener in ein schismatisches Kloster verbannt. 5) Sawaszkiewicz, Johann, mit derselben Strafe belegt. 6) Nikanowicz, Jakob, Dechant des Capitels zu Lepel, deportirt. 7) Pleszczynki, Stephan, Dechant zu Drysna, deportirt. 8) Makowiezki, Dechant zu Polozk, deportirt. 9) Ihnatowicz, Johann, Mitglied des Consistoriums zu Polozk, deportirt. 10) Tomkiewicz, Adam, Inspector des Seminars zu Polozk, deportirt. 12 bis 23) Korzan, Anton, Dowhialo, Anton, Zoski, Johann, Stratanowicz, Chruzki, Stulginski, Kozakiewiewicz, Murawski, Mancewicz, Nikanowicz, Mazkiewicz, Urbanowicz, sämmtlich deportirt. 24) Zabiello, Pfarrer zu Mscibow, Vater einer zahlreichen, nun verwaisten Familie. 25) Zabiello, Pfarrer zu Swislocz, Vater von acht, nun verwaisten Kindern; 26) der Pfarrer Johannes, Vater einer zahlreichen Familie; 27) der Pfarrer Michael, Vater einer zahlreichen, verwaist hinterlassenen Familie. 28) Baranowski, Alexander, Priester zu Bobry, im District Lida; in der Verbannung gestorben. 29) Plyszewski, Adam, Pfarrer zu Swirona, in der Verbannung gestorben. 30) Butkiewicz, Johann, Pfarrer zu Lobiady, District Lida, in der Verbannung gestorben. 31) Sosnowski, ebenfalls gestorben. 32) Wierzbizki, Michael, Pfarrer zu Dombrowa, gestorben. 33) Starzynski, Michael, Vicar der Pfarrei Sieciechow, zum Tode verurtheilt, weil er öffentlich und durch eine eigene Schrift gegen die Union mit dem Schisma protestirt hatte; seine Strafe wurde in 20 Jahre Zwangsarbeit in Sibirien verwandelt; er starb aber auf dem Wege dahin, erst 26 Jahre alt.

Oesterreich.

Wie hier verlautet, ist wegen einer Verlängerung des Reichstags bis jetzt von Seite des allerhöchsten Hofes noch keine Bestimmung ergangen. Man glaubt dessenungeachtet, daß eine solche Prolongation doch nur für einen kurzen Termin erfolgen wird. Da das Subsidienoffert der Reichsstände nicht nach der Basis des vorigen Landtags bemessen, sondern geringer gestellt ist, so zieht man in Zweifel, ob es wird angenommen werden; man behauptet sogar, daß die Nichtannahme bereits ausgesprochen sey. In Betreff des Recrutenofferts, das mit der Herabsetzung der Capitulationszeit des ungarischen Militärs auf acht Jahre verknüpft ist, soll von Seite des allerhöchsten Hofes die Bestimmung auf 10jährige Dienstzeit ergangen seyn. In einer der letzten Sitzungen der Magnatentafel wurde die Nothwendigkeit angeregt, den in öffentlichen Blättern über die ungarischen Angelegenheiten nicht jederzeit entsprechend erscheinenden Berichten anderwärtige Aufklärungen entgegenzusetzen ein Antrag, der allgemein Beifall fand. Der Herzog von Angoulême hat die beträchtlichen Herrschaften des verstorbenen Grafen Zichy-Ferraris käuflich an sich gebracht.

Türkei.

Ein Schreiben der M. Post aus Konstantinopel vom 1 April meint, die Einnahme eines russischen Forts durch die Tscherkessen könnte den Russen leicht als Vorwand dienen, bedeutende Streitkräfte zu einem andern Zweck auszurüsten. Die große Zahl der Transportschiffe, welche man in allen Häfen des schwarzen Meeres concentrirt halte, errege einigen Verdacht, daß die Plane der Russen weiter gingen.

0977

Die Ruinen von Mesaourat und Ankunft in Karthum.

(Fortsetzung.)

Die Ruinen von Mesaourat (jeder Vocal des Worts wird voll ausgesprochen) deren äußerste Umfangsmauern nach Cailliaud 185 Metres in der Breite, und 248 in der Länge messen, sind meiner Ueberzeugung nach die Ueberreste eines großen königlichen Lustschlosses, mit allem nöthigen Zubehör an Wohnungen, Höfen, Ställen u. s. w., denen noch zwei kleine, höchst zierliche Tempel (ganz in der Art wie bei uns eine Hofcapelle) angehängt waren, und welchen gewiß, in dem pittoresken, fruchtbaren Thal auch einst die umgebenden Gärten nicht fehlten. *)Cailliaud hält diese Ruinen für eine Erziehungsanstalt der Priester. Ich kann diese Meinung nicht theilen. Es ist zu viel Prunk und Spielerei in diesen Räumen. Alles zu fern von der ernsten Pracht priesterlicher Etablissements aus jenen Zeiten.Sämmtliche Gebäude ohne Ausnahme sind aus Quadern von mittlerer Größe aufgeführt, deren schön röthlichen Sandstein die nahen Berge lieferten; Alles ist zierlich, und auf die solideste Weise bearbeitet, aber nirgends bemerkt man weder die kolossalen Proportionen, noch die vollendete Kunst der alten Denkmäler Aegyptens, und es wird vielleicht passend seyn, hier gleich im voraus zu bemerken, daß alle Ruinen, die wir während unserer dießmaligen Expedition zu sehen bekamen, und von denen später weitläuftiger die Rede seyn wird, immer ganz einen und denselben Charakter trugen, welcher zwar einige Affinität mit den merkwürdigen Ueberresten bei Dschebel-Barkal, so wie zum Theil mit denen bei Meroe hat, jedoch auch eine decidirt verschiedene Nuance von ihnen zeigt. Diese besteht in der Mischung griechischen oder vielmehr römischen Styls mit dem bereits ganz corrumpirten ägyptischen, der in allen diesen, weit mehr eleganten, und nicht selten überladenen, als erhaben zu nennenden Gebäuden vorherrscht. Ich halte sie daher auch für neuer als jene Monumente, und kaum älter als höchstens aus gleicher Zeit mit den letzten Ptolemäern, wo nicht ganz aus der spätern römischen Epoche. Die oft ins Kleinliche gehende Ausschmückung, die offenbar aus griechischem Baustyl entnommenen Zierrathen neben den ägyptischen und mit diesen vermischt, die Abwesenheit aller kolossalen Massen und daraus hervorgehenden grandiosen Effecte zeugen sämmtlich für diese Meinung. Aber die weit sorgfältigere Rücksicht auf Bequemlichkeit und die viel größere Menge an einander stoßender Wohnzimmer, meistens von kleinerer Dimension als in den ägyptischen Denkmalen angetroffen wird, scheinen mir abermals das Wirken eines weiblichen Elements zu verrathen, und ich möchte daher der Vermuthung Raum geben, daß diese Gebäude sich aus den letzten Zeiten jener Königinnen herschreiben, die, wie schon bemerkt, Jahrhunderte lang unter demselben immer fortgesetzten Namen in Aethiopien herrschten, und in vielfachem kriegerischen und friedlichen Verkehr mit den Römern standen, so daß leicht Baumeister dieser Nation employirt worden seyn können, um den ägyptischen Styl hier, wie in ihrem Vaterlande den griechischen, zu verhunzen. Der Hypothese einiger Reisenden beipflichten zu wollen, welche schon bei den offenbar viel ältern Denkmälern von Merawi und Meroe als ganz unkritisch erscheint, nämlich: daß die Architekturüberreste Aethiopiens älter als die Aegyptens seyen, wäre hier eine vollständige Absurdität. In allen diesen Bauwerken sehen wir ohne Ausnahme nur eine untergeordnete Nachahmung, keineswegs einen untergeordneten Anfang. Die charakteristischen Zeichen dieser zwei verschiedenen Unvollkommenheiten sind aber zu sehr in die Augen springend, um sich darüber anders als absichtlich täuschen zu können, vorausgesetzt, daß man überhaupt eines gesunden Urtheils fähig sey.

Ich wiederhole jedoch, daß ich durchaus nicht bestreiten will, daß Cultur und selbst die Anfänge der Kunst aus diesen Gegenden im grauesten Alterthum nach Aegypten vorgerückt seyn mögen, und die Meinung, daß das flache, zum Theil erst später angeschwemmte Land Aegypten aus den Bergplainen Aethiopiens zuerst bevölkert worden sey, ist völlig naturgemäß, und folglich höchst wahrscheinlich ich behaupte nur, daß die noch jetzt existirenden alten Monumente Aethiopiens, welche uns bekannt sind, keineswegs aus jener Zeit herstammen, und sogar größtentheils weit jünger als die ägyptischen Alterthümer aus der letzten Periode der Pharaonen, ja zum Theil der Ptolemäer sind.

Es ist indeß immer schon interessant genug, sich den hiesigen Ruinen gegenüber zu überzeugen, daß in so großer Entfernung von der jetzt civilisirten Welt, vor wahrscheinlich nicht länger als fünfzehnhundert Jahren, hier Tausende von Quadratmeilen blühender Fluren, voll Städte, Tempel und Paläste existirten, wo jetzt nur eine auf ihrer Oberfläche gänzlich wasserlose, keine Frucht mehr tragende Wüste, mit äußerst wenigen Brunnen in ungeheuren Distanzen, sich ausdehnt, und daß zugleich eine vielfach verfeinerte Cultur des Geistes, mit einer immer noch weit höhern Stufe der Kunst (der Baukunst wenigstens), als wir selbst einnehmen, da herrschte, wo es in diesem Augenblick nur noch einige umherwandernde wilde Horden räuberischer Beduinen gibt.

Der Gedanke also, mich in einem ehemaligen Lustschloß der gebildeten und lebenslustigen Königin Candace zu befinden, die ich mir natürlich als eine ungemein schöne und graziöse Schwarzbraune vorstellte, gab der Besichtigung des vor mir liegenden Labyrinths von Gemächern, Treppen, Gängen, Höfen, Säulenhallen, Tempeln und Mauern ein doppeltes Interesse, was einigermaßen der Müdigkeit, welche das beschwerliche Durchirren derselben herbeiführte, und der dumpfen Hitze, die uns dazu nicht wenig belästigte, die Wage hielt. Auch gab ich mich, ich muß es gestehen, mehr dem egoistischen Genusse als dem Fleiße des Reisebeschreibers hin, da weder die Zeit, welche wir hier zu verweilen im Stande waren (denn unser mitgenommener Wasservorrath reichte kaum auf drei Tage) genügend war, noch meine Abspannung es möglich machte, mich mit detaillirten Messungen und genaueren Untersuchungen dieser Art zu beschäftigen, um einen correcten Plan des Ganzen aufzunehmen, was überdieß, wie ich glaube, durch Hrn. Linant, mit der ihm eigenthümlichen Treue, schon geschehen ist. Der Leser möge daher nachsichtig mit folgender kurzen Beschreibung fürlieb nehmen.

Es scheint, daß es mehrere Haupteingänge zu dem Complex der verschiedenen Gebäude gegeben hat, welche, alle von einer gemeinschaftlichen Mauer geschützt, den königlichen Palast in seinem ganzen Umfang bildeten, es ist aber jetzt schwer zu ermitteln, wo sich die eigentlichen Propyläen desselben befanden. Nach meinem Dafürhalten war der Haupteingang auf derjenigen der schmalen Seiten des großen länglichen Vierecks, welche gegen Nordost liegt. Hier zeigen sich, nach Durchschreitung eines nicht sehr breiten Hofes, auf beiden Seiten lange Reihen0978 von Gemächern, deren Mauerreste sechs Fuß dick sind (das Innere dieser Mauern mit rohen Steinstücken ausgefüllt) und durch welche ein stattlicher Säulengang hinführte. Die Säulenschäfte sind glatt, ohne Hieroglyphen noch Bildwerke, stehen auf einem Sockel, haben einen Fuß über dem Boden fünf Ellen Umfang, und eine Höhe von höchstens 16 bis 17 Fuß, inclusive des Gebälks des aus Blättern geformten kelchförmigen Capitäls. Nur wenige derselben stehen noch aufrecht, alle übrigen sind mehr oder weniger zertrümmert. An den beiden Enden der Colonnade scheinen Hallen gewesen zu seyn, und Nischen, wahrscheinlich mit Statuen geziert, diese geschlossen zu haben. Aus der östlichen der Hallen tritt man in einen, ehemals ohne Zweifel bedeckten Gang, zehn und einen halben Fuß breit und 231 Fuß lang, dessen Einfassungsmauern nur vier Fuß Dicke haben, und mit zugerundeten großen Werkstücken, von der Art, die man in Norddeutschland Eselsrücken nennt, belegt sind. Der Gang führt durch mehrere große Höfe, in deren einem noch eine einzelne hohe Säule von 12 1 / 2 Fuß Umfang steht. Dann leitet er neben den Grundmauern verschiedener Gebäude vorbei, durch eine verzierte Pforte in die hintere Colonnade eines, etwas erhöhter als der Rest stehenden Tempels, der ganz nach der gewöhnlichen Anordnung eines griechischen Pteripteron erbaut ist, jedoch ohne Opisthodomos noch Pronaos. Er bildet nur einen einzigen Saal (die cella), welche von vier Säulen innerhalb getragen, und auf allen vier Seiten durch Mauern geschlossen wird, die rund umher ein doppelter Porticus, zehn Säulen an der langen und sechs an der schmalen Seite, umgibt. Auf drei Seiten sind die Säulen glatt, auf der vierten östlichen aber wo sich eine breite und hohe offene Terrasse befindet, nach der, wie noch einige Spuren verrathen, eine prächtige Treppe, welche die ganze Breite der Terrasse einnahm, hinaufführte zeigen sich alle Säulen auf das reichste und zum Theil in sehr geschmackvoller Arbeit verziert, obgleich die Größe derselben auch hier nur um ein Weniges die früher von mir angeführten übersteigt, und überhaupt nur das Zierliche, nirgends das Imposante vorherrscht. Jede Säule ist verschieden decorirt, und hier stießen wir zuerst in den ganzen Ruinen auf ägyptische Hieroglyphen und Anaglyphen, gut ausgeführt, aber ohne Farben. Nur der unterste Stein der Säulen, deren jede aus vier Stücken bestand, war mit dergleichen Sculpturen decorirt. An einigen sah man die gewöhnliche Procession der ägyptischen Gottheiten mit ihren Attributen, denen eine Königin Opfer brachte, was mich fortwährend in meiner Hypothese bestärkte, daß das schöne Geschlecht hier de préférence gewaltet habe. Die Figuren an den vier mittelsten Säulen, dicht neben dem Haupteingang, waren voll zu drei Viertel herausgearbeitet, und bei sehr correcter Zeichnung mit viel Grazie behandelt, jedoch viel weichlicher gehalten als es der ernste reinägyptische Styl gestattet. Alle diese Darstellungen sind leider sehr verstümmelt. Im Innern des Tempels, wo, wie schon erwähnt, sich nur vier Säulen befinden, sind in jeder der beiden längeren Seitenwände zwei Fenster angebracht; auf der südlichen bemerkten wir zwischen diesen noch eine Nische, in der wahrscheinlich die hier verehrte Gottheit stand. Dem großen geschmückten Eingangsthore dieses Tempels gegenüber ist eine kleinere Ausgangsthüre, die durch den hintern Porticus nach einer nur fünf Fuß breiten Treppe führt, durch die man in einen Wirrwarr von Räumen gelangt, ohne Zweifel Privatwohnungen, deren Hauptmauer auf der Südseite in einen sehr großen, weit tiefer liegenden Hof abfällt, so daß sie hier wohl an 18 Fuß Höhe haben mag. In der Mitte des besagten Hofes deuten Grundlagen und einzeln umher liegende Fragmente auf das einstige Daseyn zweier Obelisken, und wahrscheinlich eines Kolosses zwischen ihnen. Nirgends konnte ich auf den Außenseiten der Mauern, noch im Innern der Gemächer, Spuren anderer Sculpturen, noch eines königlichen Ringes entdecken, nur zwei kleine sich sehr ähnliche, eingemeißelte Bilder grotesker Art fand ich auf, und den Anfang einer Inschrift, die sich auf der Hinterwand des Tempels befand. Der Rest derselben war verwischt, wogegen viele Wände desto mehr mit rohen Versuchen der Araber, oder vielleicht auch einzelner hierher versprengter neuägyptischer Soldaten verunreinigt waren. Mit größerem Vergnügen entdeckte ich später unter diesen Allotrien zwei lange Inschriften von HH. Linant und Cailliaud, den einzigen Europäern, die bis heute, den 25 April 1837, bis hierher vorgedrungen sind.

Sie lauten folgendermaßen: 1. L'an de Jesus 1822 Frédèric Cailliaud a visité ces ruines renommées, il y est venu mandé par la France. Favorisé par le prince Ismaël-Pacha, il a pénétré au de de Fazole par 10 dégrés de latilude, ou il a visité des peuples payens. 2. L'an de Jesus 1822 Louis Linant a visité ces ruines. Il y est venu mandé par l'Angleterre et il a pénétré jusqu'au royaume de Seunsar, grace aux conquêtes d'Ismaël-Pacha, général des armées de son père Mehemed-Ali, vice-roi d'Egypte.

Ich glaubte ein Recht zu haben, als der dritte Europäer, der Mesaourat besucht hat, einen Ehrenplatz zwischen diesen beiden Herren einzunehmen, und ließ, da ich nicht so hohe Mandanten als sie aufzuführen habe (denn mein Vaterland, weit entfernt, mir Aufträge zu geben, verweigerte mir sie sogar), nur die nachstehenden Worte durch meinen Dragoman einmeißeln: Im Jahr 1837 unserer christlichen Zeitrechnung hat ein deutscher Reisender ............ diese Ruinen besucht, gesandt durch seinen spiritus familiaris, und mit der Absicht, so weit vorzudringen, als es ihm Vergnügen machen wird.

In einem der unzähligen Höfe des Palasts steht noch ein besonderer kleiner Tempel frei in der Mitte, vielleicht ein Typhonium, weil an den Thürpfosten sich gräuliche Schlangen in die Höhe winden. Neben ihnen befinden sich die Reste zweier stehenden Kolosse von sehr mittelmäßiger Arbeit, und gleich allem Uebrigen aus Sandstein. Marmor und Granit sahen wir nirgends angewandt. Auch dieser Tempel besteht nur aus einer Cella mit zwei umgeworfenen Säulen darin. Dem Eingang gegenüber steht ein einfacher Altar.

Andere Ruinen außer dem Bereich der Umfangsmauer sind bis dato, so viel ich weiß, nicht aufgefunden worden; denkt man sich aber das auch jetzt noch durch seine malerischen Formen reizende Thal in blühender Cultur, Ziergärten um das Schloß und Wälder auf den nahen Bergen, so muß es einen höchst wünschenswerthen Landaufenthalt abgegeben haben, wenn die junge Königin der Aethiopier irgend eine Privatursache hatte, die Freuden der Einsamkeit den geräuschvolleren ihrer Hauptstädte Dschebbel-Barkal (Napata) und Meroe vorzuziehen.

Nach Mittag setzten wir unsern Ritt nach den Tempeln von El-Auratep fort. Zwei Stunden lang blieben wir noch in den Bergen, dann öffnete sich eine ungeheure Plaine vor unsern Augen, wieder mit einzeln stehenden Bergen in der weitesten Ferne umgränzt, während ein schmal auslaufender Ast des eben verlassenen Gebirgs, sich allmählich abdachend, uns links zur Seite blieb. Diese Ebene war steriler, als die früher durchzogene, doch ebenfalls an einigen Orten durch kleine Haine und Baumgruppen der stachlichten Mimosen einigermaßen belebt. Nach vier Stunden scharfen Reitens erreichten wir das Ende des erwähnten Bergrückens, wo vier Tempel, stufenweis nach der Ebene hinabsteigend, erbaut sind ein Ort, der auf Hrn. Cadalvène's Karte (wie es scheint, nach der von Cailliaud copirt, da er selbst nicht hier war) Naga genannt wird. Die0979 uns begleitenden Araber kannten jedoch diesen Namen nicht. Schon tausend Schritte vor den Tempeln stießen wir auf einen, auf den Hinterfüßen hockenden Löwen aus rothem Stein, nur wenig vom Sande verschüttet und bis auf den abgeschlagenen Kopf ohne Verstümmlung. Wahrscheinlich liegen noch mehrere seiner Cameraden neben ihm vergraben; auch beginnen schon von hier aus die einzelnen Schutthaufen zerstörter Gebäude auf beiden Seiten des Wegs, so daß man annehmen darf, daß hier im Alterthum eine nicht unbedeutende Stadt gestanden haben muß.

Der erste, den höchsten Platz einnehmende Tempel, östlich von den andern gelegen, trägt auf seinen Quadern noch die Spuren eines ehemaligen Ueberzugs aus feinem und sehr festem Stuck. Seine innern Wände sind mit auf den freien Stein eingegrabenen Bildern und Hieroglyphen bedeckt, deren Gegenstände aber nur sehr undeutlich zu erkennen sind. Der Gott mit der Widdermaske (Ammon) kommt am häufigsten vor, hier aber opfert ihm ein König oder Feldherr, neben welchem auch ein halber Ring noch sichtbar war, den ich abzeichnete, da ich in Champollion und Wilkinson keinen ähnlichen auffinden konnte; leider ist mir aber das Blättchen mit der Skizze seitdem verloren gegangen. Dem Eingang gegenüber steht wie gewöhnlich ein ganz einfacher Altar in Form eines Würfels. Die Menge außerhalb aufgehäufter Trümmer deutet auf noch mehrere ansehnliche Gebäude in der Nähe, und ähnliche Steinhaufen ziehen sich gleich einer Straße weit nach der Plaine hinab.

Der zweite Tempel, ungefähr 200 Schritte von dem ersten abwärts gegen Westen gelegen, war von viel größerem Umfang, so wie auch von höherer Pracht und Zierlichkeit. Sechs aufeinanderstoßende Thore desselben nebst mehreren sie verbindenden Säulenschäften stehen noch aufrecht, alles gedrängt voll sehr elegant ausgeführter Sculpturen, doch überall ohne irgend eine Spur von Färbung. Ueber jedem der Thore sieht man die geflügelte Kugel mit Schlangen umgeben, und eine breite Auffahrt aus Westen hat fast alle ihre Sphinxe auf beiden Seiten erhalten, viele davon noch ganz unbeschädigt. Es sind dieselben dickwolligen Schafe (nicht Widder) wie die in Merawi, nur viel kleiner als jene, derengleichen in Aegypten nirgends angetroffen werden, und also wieder auf weibliches Regiment hindeuten.

Fünf - bis sechshundert Schritte weiter, in derselben nach Westen sich erstreckenden Linie, stößt man auf den dritten und kleinsten Tempel, der höchst wahrscheinlich weit neuer als die andern ist, und im verdorbensten römischen Styl widerlicher Ueberladung den völligen Verfall der Kunst verräth, obgleich auch er zum Theil mit ägyptischen Verzierungen, aber ohne Hieroglyphen und Bildwerke, ausgeschmückt ist, mehr den phantastischen Undingen in einer unserer älteren Gartenanlagen als einem den Göttern geweihten, religiösen Gebäude ähnlich.

Aus einer viel älteren Epoche und als der edelste von allen erscheint dagegen der nahe dabei liegende vierte Tempel, obgleich er an Größe den letztbeschriebenen kaum zur Hälfte übertrifft. Sein Eingang ist von Osten, wie bei dem ersten und dritten, denn nur der zweite hat ihn umgekehrt von Westen her. Dieser Eingang hat die Form der ägyptischen Pylonen, auf deren schmalen Seiten sich zwei Riesenschlangen um den Stiel einer kolossalen Blume in die Höhe winden, und in der Figur eines Gottes enden (Osiris, wie ich vermuthe), der den Nilschlüssel in der Hand trägt. Auf der linken breiten Vorderseite der Pylonen neben dem Thor sieht man das bekannte, sich fast auf jedem ägyptischen Monument wiederholende Bild des Riesen, gewöhnlich einen Herrscher in der Gestalt des siegenden Osiris darstellend, mit der einen Hand das Schwert erhebend und in der andern Gefangene am Schopf haltend. Hier aber übertrifft die Collection von Köpfen, die der Riese gepackt hat, an Quantität alle ägyptischen Darstellungen dieser Art, die ich je gesehen habe. Es gleicht dieß seltsame Gebilde völlig einem unserer Stammbäume in Form eines aufsteigenden Kandelabers, und enthält zuerst oben drei gigantische Häupter, die mit langen Hälsen einer aus dem andern emporwachsen, und von denen sich unförmlich lange Arme nach beiden Seiten horizontal ausstrecken; in den Zwischenräumen dieser sechs Arme aber finden noch fünfundzwanzig kleinere Köpfe Raum, und diese ganze Maschine hält der Riese an dem langen Haarbüschel des obersten Kolossalhauptes mit der linken Hand und schwingt in der rechten, statt des Schwertes, hier eine vernichtende Keule. Auf der rechten Seite des Thores (und dieß ist wiederum nur den äthiopischen Monumenten eigenthümlich) ist eine Riesin abgebildet, von gleicher Größe mit ihrem gegenüberstehenden Pendant, und auch in gleicher Stellung mit derselben ungeheuren Kopfsammlung in der Hand. Beide Darstellungen sind nicht ohne imposante Wirkung, verrathen aber dennoch ebenfalls nur den Verfall und nicht den rohen Anfang der Kunst, und alle Physiognomien sind weit entfernt von jenem bewunderungswürdig charakteristischen nationellen Ausdruck, den z. B. bei den ähnlichen Bildern in Theben und Ypsambul die Köpfe der Besiegten haben, so daß man aus den Zügen ihres Antlitzes noch heute fast mit Bestimmtheit ihr Vaterland errathen kann. Das Innere des Tempels war ganz leer an Sculpturen oder Hieroglyphen, und scheint nie fertig geworden zu seyn. Nur kahle, zerbröckelte Wände und hohe Steinhaufen boten sich hier dem Auge dar. Dagegen befanden sich auf sämmtlichen Außenwänden sorgsam ausgeführte und zum Theil wohlerhaltene riesige Gebilde. Besonders sind die Sculpturen auf der südlichen Seite im besten Zustand, und führen uns hier ganz dieselbe Procession von fünf Gottheiten, eine hinter der andern vor, die man im Typhonium zu Dschebel-Barkal abgebildet sieht. Abermals ist es aber eine Königin mit ihrer Gesellschaftsdame, die ihnen hier opfert. Auch die andern Wände scheinen mehrere weibliche Figuren mit den Göttern vermischt zu enthalten; sie sind aber zu undeutlich und verwischt, um sich genau davon überzeugen zu können. Der Tempel hatte, wie Nr. 2, oben eine weit ausgeladene Krönung nach altägyptischer Weise, von der jedoch nur noch einige Bruchstücke und, hier zum erstenmal, noch mit etwas Farbenspuren versehen, übrig sind. Gewaltsame Zerstörung durch Menschen ist bei allen diesen Monumenten klar ersichtlich, und einige eingegrabene Kreuze auf den Mauern lassen leider vermuthen, daß christlicher Fanatismus, auch bis hierher dringend, thätig fromm zum Ziel der Kunstvernichtung mitgewirkt habe.

Tödtliche Ermüdung, 35 Grad Hitze im Schatten des Tempels und ein brennender Kopfschmerz, von dem ich fast fortwährend geplagt wurde, dazu statt stärkender Nahrung nichts mehr als schwarzes Wasser aus den stinkenden Schläuchen und halb verschimmelter Zwieback müssen die Magerkeit dieser Beschreibung entschuldigen, wie die Unmöglichkeit, in der ich mich befand, allein wie ich war, hinreichende Copien von den merkwürdigsten der genannten Gegenstände zu nehmen. Ich wage zu behaupten, daß Wenige an meiner Stelle unter solchen Umständen mehr zu unternehmen im Stande gewesen seyn würden.

(Fortsetzung folgt.)

Die nordwestliche Durchfahrt.

Das Ausland urtheilt über den neulich gelieferten Bericht von Dease und Simpson: Die englischen Blätter haben die0980 Nachricht von der Unternehmung der beiden genannten Herren alsbald als die Entdeckung der nordwestlichen Durchfahrt ausposaunt, untersucht man aber den Bericht derselben genauer, so behaupten sie selbst nicht, daß sie die Durchfahrt bereits gefunden hätten, und es lassen sich auch in der That noch einige erhebliche Zweifel dagegen aufwerfen. Wir können unsern Lesern den Bericht nicht selbst mittheilen, denn er ist nicht nur etwas lang, sondern auch ohne Vergleichung mehrerer Karten, wobei aber die auf dem Continent bekannteste von Roß gar keine Dienste leistet*)Backs Karte ist die zuverlässigste, so weit sie überhaupt reicht; bei der von Roß ist um einen Grad der Breite gefehlt, wenigstens in der, welche der deutschen Uebersetzung angehängt ist, ob auch in der Originalkarte, können wir nicht entscheiden, da wir sie im Augenblick nicht zur Hand haben., so gut wie unverständlich. Die HH. Dease und Simpson fuhren am Ende Junius den Kupferminenfluß hinab und erreichten die See am 3 Julius; sie setzten sodann ihre Fahrt auf dem Polarmeer ostwärts fort, stießen unter 104° 15 'westl. L. (v. G.) auf die Mündung eines Flusses, doppelt so groß als der Kupferminenfluß, und hatten bald Gelegenheit, die etwas weit gehende Zuversichtlichkeit der Karte von Roß zu erfahren. Dieser hängt keck das Cap Felix (unter 98° westl. L. v. G. und fast 70° nördl. Br.) mit dem festen Lande zusammen, was Back und diejenigen, welche ihm folgten**)Dazu gehören namentlich die Redactoren des Journal of the geographical Society, s. Vol. VI. Part. I., weislich vermieden haben. Zu ihrem eigenen Erstaunen fanden sie bedeutend südwestwärts von dem Cap Felix eine Einfahrt, und eine starke Strömung führte sie durch eine Bay, die an beiden Eingängen etwa 10 (engl.) Meilen weit war, in der Mitte aber sich auf 3 Meilen verengerte. Sie kamen nun ostwärts hinaus über die Mündung des Großen-Fischflusses, und gelangten unter 94° 35 'westl. L. v. G. zu einem schroff vorspringenden Vorgebirge, das sie Cap Britannia nannten, und auf dem sie einen kegelförmigen Steinhaufen, 14 Fuß hoch, errichteten; sie legten in denselben eine versiegelte Flasche mit einer Nachricht über ihre Entdeckungen nieder. Wir können nicht umhin, hier eine Bemerkung anzuhängen. Es heißt in dem Bericht: nachdem wir die Scheidung Boothia's von dem amerikanischen Continent auf der Westseite des Großen-Fischflusses ausgemittelt, beschlossen wir, nicht abzustehen, bis wir auch dasselbe auf der Ostseite nachgewiesen hätten. Auf der Westseite des Großen-Fischflusses scheint man aber in den letzten Jahren keineswegs mehr einen Zusammenhang des neulich entdeckten Landes mit dem Continent vermuthet zu haben, denn außerdem, daß Commander Roß bis hieher vordrang, und auf der Karte seines Oheims zuversichtlich hier ein offenes Meer steht, so hatte auch schon Back am Ausflusse des Großen-Fischflusses (Thlew-ee-cho-dezeth) eine so starke Strömung des Meeres von Westen nach Osten gefunden, daß er nicht nur ein Offenseyn des Meeres gegen Westen als eine gewisse Sache annahm, sondern auch das Offenseyn des Meeres gegen Osten daraus schloß. Insofern ist die Entdeckung, daß das Meer zwischen dem Kupferminen - und Großen-Fischfluß nicht durch eine Landzunge gesperrt ist, keine neue Entdeckung, wiewohl die HH. Dease und Simpson zur genauen Bestimmung mancher Punkte Vieles beitrugen.

Die Hauptfrage aber: haben sie den Streit über die nordwestliche Durchfahrt ganz gelöst, muß man bis jetzt noch mit Nein beantworten. Sie fuhren von dem oben genannten Punkt, dem Cap Britannia, unter 94° 35 'westl. L. v. G. noch weiter gegen Osten; es ist nicht genau angegeben ***)***)Es ist an einer Stelle gesagt: der äußerste Punkt, den sie erreicht hätten, sey unter 68° 28 '27' 'nördl. Br. und unter 97° 3' westl. L. gelegen gewesen. Dieß ist aber offenbar falsch, denn die Mündung des Großen-Fischflusses liegt unter 95° L. v. G., und über diesen Punkt sind sie hinaus nach Osten vorgerückt., wie weit, doch mag es in gerader, östlicher Richtung nicht viel über einen halben Grad betragen haben, so daß man ungefähr annehmen kann, sie seyen bis 94° westl. L. vorgerückt. Hier ist aber die Frage noch nicht gelöst, namentlich nicht nach der Karte von Roß, der zufolge der Isthmus, welcher die beiden Meere von einander trennen soll, zwischen 94° und 93°, ja ein zweiter Isthmus noch jenseits 93° westl. L. von Gr. liegt. Sie erstiegen an dem östlichsten Punkt, den sie erreichten, ein Vorgebirge, und sahen außer einigen Inseln nur in weiter Ferne gegen Nordosten Land; dabei ist bemerkt: unser Ueberblick des niedern Ufers des Festlandes erstreckte sich nur fünf Meilen weit in östlicher Richtung, worauf es sich bedeutend rechts (also südwärts) zu wenden schien. Wir konnten demnach nicht zweifeln, daß wir in dem großen Golf angelangt seyen, der nach der gleichförmigen Aussage der Eskimos viele Inseln enthält, und mit zahlreichen Einschnitten sich südwärts erstreckt, bis er sich auf 40 Meilen der Repulse - und Wagerbay nähert. Damit ist aber nicht gesagt, ob das Meer bis zur Fury - und Hecla-Straße frei ist, und hier, wenn irgendwo, muß der Ausgang sich finden. Die genannten Herren haben die Frage der Lösung um ein Gutes näher gebracht, aber ganz ist sie noch nicht gelöst. Die Untersuchung dieses Golfes war Capitän Backs Hauptauftrag gewesen, als er mit dem Schiff Terror nach der Hudsonsbay abging, aber bekanntlich hat er ihn nicht ausführen können. Die Rückreise der HH. Dease und Simpson kann uns hier trotz aller Mühseligkeiten derselben nicht wesentlich interessiren.

Deutsche und französische Poesie der Gegenwart.

Ein Artikel über die deutsche Litteratur in der Revue des deux Mondes von X. Marmier wurde in der Allg. Zeitung mehrfach besprochen. In einer neuern Nummer der genannten französischen Zeitschrift setzt nun Marmier seine Betrachtungen über die deutsche Litteratur fort, beurtheilt mehrere neuerschienene deutsche Schriften und kommt am Schluß seines Artikels auch auf das Buch der Lieder, herausgegeben von M. L. Stolle, zu reden. Darüber läßt er sich unter Anderm so vernehmen: Wir sprachen neulich von dem Verfall der deutschen Poesie. Wenn uns noch irgend Gewissensscrupel geblieben wären über die Härte unsers Urtheils, so würde ein Buch wie dieses hinreichen, sie zu zerstreuen. Es ist nämlich eine ganz neue Anthologie lyrischer Gedichte. Ich nehme an, daß der Herausgeber bei Abfassung dieser Sammlung die ausgezeichnetsten Namen und die vollendetsten Productionen gewählt habe. Aber in Wahrheit, indem ich sie von Anfang bis zu Ende durchlaufe, finde ich viele Poeten, aber wenig Poesie, eine Menge Verse und eine außerordentliche Ideenarmuth. Nehme ich einige Lieder von Heine aus, welche gleichsam das Portal dieses neuen poetischen Baues bilden, zwei oder drei kleine elegische Compositionen von Anastasius Grün, von Lenau, und noch ein Duzend da und dort zerstreuter, mit einem mehr oder weniger bekannten Namen unterzeichneter Gedichte, so könnten die Tausende von Strophen, welcher dieser sechshundert Seiten starke Band enthält, ganz gut verloren gehen, ohne die geringste Lücke in der Litteratur zu lassen. Auch muß man sagen, daß die in diese Sammlung aus auserlesenen Productionen aufgenommenen Stücke bei uns keine sehr hohe Stelle0981 einnehmen würden. Hr. v. Nimbtsch, oder, wenn man lieber will, Lenau, den die deutschen Journalisten so sehr gepriesen haben, wäre in Frankreich gewiß nur ein Dichter dritten Ranges, denn ich nehme zwischen ihm und Heine noch eine gewisse Distanz an, und bin litterarisch und poetisch fest überzeugt, daß die anmuthigste Ode oder ergreifendste Elegie von Heine nicht einmal einem der einfachsten Blätter von Lamartine oder Victor Hugo gleichkommt u. s. w. In diesem Tone fährt er noch weiter fort, und hält sich namentlich über die Lobpreisungen auf, welche der Herausgeber dem Dichter Julius Mosen spende, von welchem er ein kleines Lied: Frühlingsnacht, in zwar ganz wortgetreuer, aber prosaischer Uebersetzung gibt, damit die Deutschen, so eifersüchtig auf den Ausdruck ihrer Zeitwörter, die Schönheit ihrer Adjective und das Umfassende ihrer Phrasen (l'ampleur de leurs phrases) selbst ein wenig den Effect beurtheilen können, welchen eines ihrer Gedichte, wörtlich in unsere Sprache übertragen, macht. Für unsern Zweck genügt das Ausgehobene.

Die Weltlitteratur, von welcher seit Goethe vielfach gesprochen worden, scheint in einem vernünftigen und gemäßigten Sinn sich allerdings mehr und mehr realisiren zu wollen; die Empfänglichkeit, der Verkehr, das Verständniß, die anerkennende Gerechtigkeit, die Ideenmittheilung nehmen bei den gebildeten Nationen Europa's in Beziehung auf Litteratur immer mehr zu, und die temporären Verirrungen und Extravaganzen, welche dabei mit unterlaufen, werden doch immer durch bleibenden Gewinn überwogen. Selbst die Franzosen, welche von früherer Zeit her eine litterarische Suprematie in Anspruch zu nehmen gewohnt gewesen, lassen sich allmählich herbei, die litterarische und poetische Ebenbürtigkeit anderer Nationen, wenn auch mit Widerstreben und manchen Rückfällen in das alte, schmeichelnde Vorurtheil ihres Vorzugs, anzuerkennen. So sagte Edgar Quinet in seiner einleitenden Vorlesung über ausländische Litteratur in Lyon: Der Streit um den absoluten Vorzug einer Nation vor den andern wird uns nicht viel beschäftigen. Diese Frage, so gestellt, ist völlig unlösbar. Wer ist der Sieger: der deutsche, der englische, der italienische, der spanische Genius? Eine declamatorische Frage, die keine Antwort zuläßt. Auch Marmier selbst, der, wie Quinet in Lyon, so in Rennes als Lehrer der ausländischen Litteratur bei der faculté de lettres vor kurzem angestellt worden, der sich mit Eifer auf fremde Litteraturen, auf die deutsche namentlich und die skandinavische geworfen, und eine größere Schrift über Goethe geschrieben hat, auch Marmier sprach sich in der Rede, womit er seinen Cursus über ausländische Litteratur eröffnete, und die wir mit Interesse und Vergnügen lasen, in einem Sinn aus, welcher gerechte Anerkennung des Fremden erwarten ließ, obgleich sich darin auch Stellen finden, die ein starkes französisches Selbstgefühl verrathen, und die er vielleicht seinem Publicum schuldig zu seyn glaubte. Nur ein paar Stellen sey uns gestattet auszuheben: Von jener ersten Epoche der (modernen) Poesie an steht der Einfluß Frankreichs entschieden begründet fest, und wenn dann und wann ein anderer Einfluß dem seinigen das Gleichgewicht hält oder ihn aufwiegt, so erhebt es sich plötzlich wieder mit neuer Kraft und mit einer Autorität, die man nicht mehr anficht. Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert breitete sich die französische Poesie an allen (?) Höfen aus, erschütterte alle Geister (?); im siebenzehnten und achtzehnten herrschte sie über ganz Europa. Dann führt er einen Satz von Michelet an: Was Frankreich vor allen Völkern voraushat, das ist das sociale Genie mit seinen drei, dem Anschein nach widersprechenden Charakteren: der leichten Aneignung fremder Ideen; dem glühenden Eifer, Proselyten zu machen, vermöge dessen es seine Ideen auswärts verbreitet; der Organisationskraft, welche die einen wie die andern zusammenfaßt und zu einem Ganzen verarbeitet; daher muß jede Idee hier ihren Durchgang machen, um zur Befestigung und Popularität zu gelangen; hier ist das Capitolium, wo jeder Genius seine Weihe, jeder Ruhm seine Krone zu empfangen hat. In der Geschichte der modernen Litteratur nimmt Frankreich eine hohe Stelle ein. Durch seine Poesie, seine gelehrten Arbeiten, seine Kunsttheorien, seine kritischen Systeme wirkt es auf die umgebenden Nationen, regt sie auf, verführt, beherrscht und zwingt sie, ihm auf der neuen glorreich eröffneten Bahn zu folgen. Keine Litteratur hat so wie die unsrige an den beiden äußersten Punkten Europa's geherrscht; keine Sprache ist wie die unsrige die unentbehrliche Sprache aller ausländischen Höfe und Salons geworden. Und dieß, weil diese Sprache einen solchen Charakter der Schärfe, Bestimmtheit und Klarheit hat, daß sie alle Ideen, deren sie sich bemächtigt, sofort durchsichtiger, dem Verständniß zugänglicher macht. Doch, meine Herren, fährt Marmier fort, es wäre eine große Ungerechtigkeit, wenn wir uns nun in unsern Königspurpur hüllen und unser Auge gegen Alles, was sonst geleistet worden, verschließen wollten. Jede Nation hat, der Reihe nach, ihr großes Jahrhundert gehabt, dessen rasche Lichter von da und dort ausgingen, wie die Strahlen des Nordlichts. Ja, wir werden immer die Männer lieben, die durch ihre Werke unser Land verherrlicht haben; aber der Cultus, den wir ihnen schuldig sind, wäre nur ein falscher Götzendienst, wenn er uns abhielte anzuerkennen, was wir Andern schuldig sind. Spanien, Italien, England und selbst Holland haben zu verschiedenen Zeiten einen bedeutenden Einfluß auf uns geübt. Deutschland, das lange mit Nachahmungen im Hintergrund gestanden, ist plötzlich aus seiner Schlaftrunkenheit erwacht, wie die Jungfrau im Feenmährchen, die ein Jahrhundert lang im Walde geschlafen. Jetzt steht es da und spricht zu uns durch den Mund seiner Männer von Genie, und verlangt von uns, daß wir es studiren, wie es sonst uns studirt hat. Ferner sagt er: Das vergleichende Studium der Litteraturen ist sehr neu bei uns. Wir in Frankreich haben lange nicht gewußt, oder haben verkannt, was um uns her vorging. Diese Art von hochmüthiger Verachtung, oder, wenn man will, von Gleichgültigkeit, rührte von zwei Ursachen her u. s. w. Deutschland, das uns unter verschiedenen Gesichtspunkten durch das treffliche Buch der Frau v. Staël aufgeschlossen wurde, ist in neuern Zeiten von Männern, die es begriffen haben, studirt und beschrieben worden. Indeß ist diese fruchtbare Mine noch lange nicht erschöpft; man hat ihre zahlreichen Adern kaum erst gemessen.

Den hier durchscheinenden richtigen Ansichten und Gesinnungen scheint nun aber Marmier nicht überall treu zu bleiben, sey es, daß die nationale Eigenliebe ihn doch hin und wieder verblendet, oder daß es seinen absprechenden und allgemeinen Urtheilen häufig an der gehörigen Unterlage einer umfassenden und detaillirten Kenntniß der deutschen Litteratur fehlt. Zu den unbegründeten und vorlauten Urtheilen zählen wir auch das Obige über den dermaligen Verfall der deutschen Poesie, sammt dessen Motivirung.

Zwar könnten wir Marmier einfach entgegenhalten, daß er sich den Beweis seiner Behauptung gar zu leicht gemacht habe, daß er von unbegründeten Voraussetzungen ausgegangen sey, wenn er annahm, durch die Sammlung von Stolle sey die deutsche (lyrische) Poesie der Gegenwart repräsentirt. Erstens bietet der Name des Herausgebers, der sich unsers Wissens noch nicht als Dichter oder Aesthetiker bekannt gemacht hat, keine Gewähr dafür, daß er überall die beste Auswahl getroffen;0982 und wenn die Dichter zum Theil selbst die Auswahl machten, so konnten auch sie gar leicht über den Werth ihrer Productionen sich täuschen; besser hätte Marmier gethan, wenn er die deutschen Musenalmanache seinem Urtheil zu Grunde gelegt hätte; in diesen hätte er gefunden, was die Herausgeber, selbst Dichter, für das Beste unter dem Ertrag des Jahres erklärten. Sodann enthält das Buch von Stolle nur Gedichte von jüngern, seit Heine's Auftreten mehr oder weniger bekannt gewordenen Dichtern, und behält mehrere ausgezeichnete Dichter der Gegenwart einem frühere Zeiten befassenden Bande vor. Es finden sich darin, wenn wir uns recht erinnern (vor längerer Zeit durchblätterten wir flüchtig die Sammlung), keine Gedichte von Uhland, Schwab, Kerner, Eichendorf, von dem erst kürzlich verstorbenen Chamisso, noch auch von dem unerschöpflich fruchtbaren Rückert. Kann nun eine solche Anthologie ein treues Bild der jetzigen lyrischen Poesie in Deutschland heißen? Und wie soll man es sich erklären, daß Marmier, welcher wohl die meisten der darin fehlenden Namen kennt, sie so gänzlich ignorirt? Hiermit könnte man, wie gesagt, seine Behauptungen einfach zurückweisen, als auf unrichtigen, mangelhaften Voraussetzungen beruhend; aber es ist vielleicht nicht unpassend, auf dieselben doch etwas genauer einzugehen, zu untersuchen, ob und was Wahres daran sey, und sie, so weit wir sie unberechtigt und anmaßend finden, in ihre Gränzen zurückzuweisen.

(Fortsetzung folgt.)

Frankreich.

Wir sind nicht reich an litterarischen Neuigkeiten. Die Guèpes von Alphons Karr werden noch immer gelesen, und wir glauben, daß Verfasser und Verleger ein gutes Geschäft gemacht haben. Doch darf man sich darum nicht über den wahren Charakter dieses Pamphlets und seine moralische Bedeutung täuschen. Alphons Karr ist ein Mann von Geist und unbestreitbarem Witz; sein erster Ruf datirt von der Zeit, wo er in Gesellschaft von Janin, Delatouche, Gozlan an dem ersten und witzigsten Figaro arbeitete; Karr hat sogar innerlich etwas mehr als die gewöhnlichen geistreichen Redactoren der Spottblätter; er ist ein Mann von Herz, der zwar niemals politische Ueberzeugung, doch aber Empfänglichkeit für männliche Tugend und Ehre hatte. Leider sind diese Gaben wenig befruchtet worden. Nichts tödtet das ernstere Studium und die Zeugkraft des Geistes mehr als das unablässige Plänkeln in dem kleinen Krieg der kleinen Journale, das Witzmachen zu jeder Stunde und über jedes Ding, das ewige Verpuffen des geistigen Pulvers, das nur in gedrängter Masse nachhaltig wirken könnte, und an dessen lärmender Nichtigkeit man nach und nach unbeachtend vorübergeht. Der eigene Geist selbst erlangt auf diesem Wege keine Befriedigung, und was die öffentliche Anerkennung betrifft, reicht diese nicht weiter als die Furcht, die der Epigrammatiker durch seine augenblickliche Stellung einflößt. Man sagt, daß Karr mit seiner Stellung in der Gesellschaft und der Bedeutung, die man an seine Person knüpft, sehr unzufrieden ist, und beide unter seinem Verdienst findet. Von diesem Mißmuth zu dem Wunsche, sich durch eine Satyre zu rächen, ist nur ein Schritt; die meisten Satyren haben keine andere Geschichte; glücklich noch, wenn sie mit Geist und Laune den innerlichen Aerger zu verschleiern wissen, denn an dieser Blöße scheitert sonst alle ihre Wirkung. Bei Karr ist das Publicum über diese erste Frage ziemlich im Reinen; man liest seine Heftchen wie man ein Capitel des Charivari oder des Corsaire liest, und lobt sie oder läßt sie gleichgültig liegen, je nach dem Maaße des attischen Salzes, das sich darin vorfindet; leider ist es schwer, jeden Tag oder auch nur alle Monate in einem langen Gerede Verstand zu haben. Was aber der Schrift wie dem Verfasser in den Augen seiner Freunde und des Publicums entschieden geschadet hat, ist die unlautere Quelle, welcher man die Entstehung der Guèpes zuschreibt. Man hält sie für eine Eingebung Emil Girardins, der vielleicht selbst nur ein Mittelsmann eines höhern Impulses wäre; gewiß ist, daß diese saubere Familie, an Mann, Weib und übrigem Zubehör bisher weiß und blank, völlig unberührt von den Stichen der Wespen geblieben ist; oder hätte das Insect durch diesen Vorzug bloß seinen instinctiven Widerwillen gegen alle Fäulniß bezeugen wollen?

Schweden.

Sonnabends wurden durch den Hofkanzler die Entwürfe zu einer neuen Civil - und Criminalgesetzgebung den Reichsständen überreicht. Schon vor beinahe dreißig Jahren wurde zur Ausarbeitung dieser Entwürfe eine Commission niedergesetzt, welche das Civilgesetzbuch im Jahr 1826, das Criminalgesetzbuch einige Jahre später beendigte. Beide erschienen nach einander im Druck, und wurden so der öffentlichen Prüfung überliefert. Nachdem in der Folge die Rechtsfacultäten der beiden Universitäten und die Hofgerichte sehr eingreifende und zwar zum großen Theil verwerfende Bemerkungen darüber gemacht hatten, wurden die Entwürfe, von den gemachten Anmerkungen begleitet, beim vorigen Reichstage den Reichsständen übergeben, welche alsdann verlangten, daß die Regierung zum nächsten Reichstag eine gedrängte Darstellung des Planes und der Grundsätze der neuen Gesetzesentwürfe, so wie eine Vergleichung der darin enthaltenen wesentlichen Bestimmungen mit denen der alten noch bestehenden Gesetzgebung möchte ausarbeiten lassen. Diese Darstellung sollte den Reichsständen als Leitfaden dienen bei der spätern Prüfung, inwiefern die neuen Entwürfe dem alten schwedischen, besonders durch die Humanität des Strafcodex ausgezeichneten Gesetzbuch vorzuziehen wären. Eine neue Commission wurde von der Regierung mit dieser Arbeit beauftragt, welche jetzt so weit gediehen, daß das Tableau über die Civilgesetze vollendet ist, und die Beendigung eines ähnlichen Tableau's über die Criminalgesetze im Laufe des Reichstags erwartet wird. Jenen Berichten, nebst dem Gutachten des höchsten Gerichts über den Civilgesetzesentwurf, hat nun die Regierung den Reichsständen übergeben. Da die Regierung selbst die Entwürfe noch nicht geprüft, so hat der König sich dahin geäußert, auf diesem Reichstage keine Proposition, das Ganze der Gesetzesentwürfe betreffend, erledigen zu können; indessen behält der König sich vor, verschiedene Theile des Criminalentwurfes, die einen unbestrittenen Vorzug vor der alten Gesetzgebung haben, noch während dieses Reichstages einzeln zur Genehmigung vorzuschlagen. Schließlich wird die Vermuthung ausgedrückt, daß einer Proposition der Regierung, hinsichtlich des Ganzen der Entwürfe, bei nächstem Reichstage entgegenzusehen sey.

0984

[1587]

Kaltwasser-Heilanstalt in Liebenstein.

Die auf höchsten Befehl Sr. herzogl. Durchlaucht des Herzogs von Sachsen-Meiningen im Badeorte Liebenstein gegründete, von dem dortigen Mineralbade getrennt bestehende Kaltwasserheilanstalt wird am 15 Junius d. J. eröffnet werden. Indem wir dieses zur öffentlichen Kenntniß bringen, machen wir auf die reizenden Umgebungen Liebensteins, die sich eines allgemein verbreiteten Rufs erfreuen, so wie auf die glückliche Gestaltung der anliegenden Berge, die es gegen die unmittelbare Einwirkung der Nord - und Ostwinde schützen und ihm dadurch jene Milde des Klima's verleihen, die dem Kranken, dessen Cur häufigen Aufenthalt in freier Luft erfordert, so wohlthuend ist, aufmerksam, und bemerken, daß die Brunnen - und Badeapparate nicht nur sämmtlich von einer hinreichenden Menge stets fließenden, ungewöhnlich reinen und sehr kalten Granitwassers gespeist werden, sondern auch so zweckmäßig, vollständig, bequem und elegant eingerichtet sind, daß man in nichts den fortschreitenden Geist der Wassercuren vermissen wird. Für Wohnungen der Gäste ist sowohl in den sehr geräumigen und schön eingerichteten herzoglichen Curhäusern, als in den anstoßenden Privatgebäuden der Dorfbewohner in reichem Maaße und in jedem Bedürfnisse, dem höheren wie dem geringeren, entsprechender Weise Sorge getragen worden. Die Preise für die täglichen Bedürfnisse werden tarifmäßig fixirt und die ähnlicher Institute nicht übersteigen.

Kranke, welche die Kaltwasserheilanstalt in Liebenstein zu besuchen gedenken, bitten wir, sich möglichst einige Zeit vor ihrer Ankunft bei dem mit der ärztlichen Leitung der Anstalt beauftragten Dr. Martiny in Liebenstein anzumelden und eine genaue Darlegung ihrer Krankheitsumstände beifügen zu wollen. Meiningen, den 21 April 1840.

Herzogliche Bade-Direction.

[1622]

Bekanntmachung.

Nachdem die hohe k. k. ob der Ennsischen Landesregierung den im Sommer des Jahres 1839 von Hrn. Med. Dr. Tallavania provisorisch versehenen Posten eines k. k. Bezirksphysikus zu Hofgastein, mit welchem Posten zugleich die Verpflichtung zur ärztlichen Behandlung der die Badeanstalt zu Hofgastein besuchenden P. T. HH. Badegäste, sofern sie ärztliche Hülfe wünschen, verbunden ist, dem genannten Hrn. Doctor Tallavania definitiv verliehen hat, so erlaubt sich die Actiengesellschaft der Badeanstalt zu Hof diese Ernennung mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß Wohnungsbestellungen in frankirten Briefen, sowohl unter der Adresse des Hrn. k. k. Bezirksarztes Dr. Med. Innocenz Tallavania zu Hofgastein, als unter der Adresse: An die Actien-Gesellschaft der Badeanstalt zu Hofgastein, gemacht werden können.

Die Unternehmer, welche ihre Anstalt mit dem ersten Mai d. J. dem allgemeinen Gebrauche eröffnen, haben bereits für die Herstellung gesunder und geräumiger Wohnungslocalitäten gesorgt, und werden eifrigst bemüht seyn, durch billige und entsprechende Bedienung den Wünschen der P. T. HH. Badegäste zu genügen.

Ueber die den Wirkungen der Heilquelle bei dem unmittelbaren Gebrauche zu Wildbadgastein vollkommen gleich kommenden Kräfte des in verschlossenen Röhren nach Hof geleiteten und dortselbst mit einer Naturwärme von +31-33 Grad Réaumer ohne alle künstliche Erwärmung sowohl in die Bäder des zu Hofgastein befindlichen k. k. Militärspitals, als in die Privatbäder einfließenden Heilwassers, haben die wiederholten Untersuchungen der hohen k. k. Behörden sowohl als die mehrjährigen Erfahrungen der die Badeanstalt besuchenden P. T. HH. Badegäste die befriedigendsten Resultate geliefert.

Der Ausschuß der Actiengesellschaft der Badeanstalt zu Hofgastein.

[1583]

Katalog der Birett'schen Antiquariats-Buchhandlung in Augsburg.

Das XVI. Verzeichniss meines antiquar. Lagers hat die Presse verlassen. Ich glaube dasselbe mit Recht den Freunden der Litteratur und Liebhabern litter. Seltenheiten etc. um so mehr empfehlen zu dürfen, als es mir seit Jahren nicht, wie jetzt, geglückt ist, so viele ausgezeichnete Werke in einen Katalog vereinigen zu können. Die meisten Fächer sind wohl bedacht. Besonders findet sich darin eine für das Studium der Geschichte wichtige Sammlung der seltensten genealogischen Schriften. Eine Zierde des Katalogs bilden werthvolle deutsche Manuscripte, alte, besonders deutsche Drucke, Producte aus der altspanischen, altfranzösischen und holländischen Litteratur, alte Reisen, einige Kupferwerke und eine Anzahl litter. Curiositäten. Ausser dem gewöhnlichen Bedarf besitze ich nur einen kleinen Vorrath von Exemplaren dieses Katalogs. Ich bitte desshalb denselben recht bald entweder durch irgend eine Buch - oder Antiquariatshandlung, oder direct von mir zu verlangen. Briefe beliebe man gefälligst zu frankiren.

Augsburg, den 30 April 1840.

Birett'sche Antiquariats-Buchhandlung.

F. Butsch.

[1569-70]

Stelle-Gesuch.

Ein junger Kaufmann, welcher bereits schon in angesehenen Häusern zur Zufriedenheit seiner HH. Principale servirte, wünscht seine gegenwärtige Stelle zu verändern; da derselbe einige Sprachkenntnisse besitzt, wäre es ihm sehr angenehm, wo möglich in ein Geschäft zu kommen, wo er sich hierin mehr ausbilden nte, und würde sich auch gerne diesem zu lieb ein geringeres Salair gefallen lassen. Ueber strenge Solidität kann er sich auch genügend ausweisen. Gefällige Anträge beliebe man unter der Adresse B. Z. Nr. 1569-70 frankirt an die Expedition der Allg. Zeitung gelangen zu lassen.

[1559]

Privilegirte SCHNELLSCHREIBMASCHINEN vorerst für Doppelschrift von J. Näher, welche sich von Chabeaussière's Ambotrace entschieden vortheilhaft unterscheiden, sind nun bei F. Kauffmann in Ellwangen zu 9-13 fl. baar zu beziehen. (Prospect bei Sonnewald in Stuttgart.)

[1584-86]

Anzeige.

In Bezug auf die durch Hrn. Prof. Buschmann gemachte Verkaufsanzeige erlaubt sich der Unterzeichnete einem hohen Adel und verehrungswürdigen Publicum die ergebenste Anzeige zu machen, daß er das ausschließliche Privilegium zur Anfertigung von Holz-Mosaik-Fußböden u. a. m. käuflich an sich gebracht habe, und nun eingerichtet sey, daß er jeder billigen Anforderung vollkommen entsprechen zu können glaube.

Da diese Art Fußböden wegen ihrer Construction sowohl vorzüglich gut, als auch durch die Vortheile der Maschinen zur Verfertigung derselben, im Vergleiche mit andern, außerordentlich billig sind, so schmeichelt er sich, zahlreichen Bestellungen entgegen sehen zu dürfen.

Eine Auswahl von Mustertafeln verschiedener Größe stehen Jedermann in meiner Behausung zur Einsicht bereit.

München, den 22 April 1840.

Leonhard Glink, Tischler-Meister an der Herzogspital-Straße Nr. 9.

[1594-97]

Der Unterzeichnete hat die Ehre hiermit anzuzeigen, daß sein Gast - und Badhof in Baden in der Schweiz am ersten Mai eröffnet wird. Dieses ist das geräumigste Etablissement in diesen Bädern und am nächsten bei den Thermalquellen, was besonders für die Dampfbäder und Gaseinathmungen wichtig ist. Auf der äußersten Spitze gelegen, welche die Limmat umspült, bieten sich verschiedene Ansichten auf dieselbe, so wie auf den Lagernberg, den Hertenstein, den lebhaftesten Theil von Ennetbaden, den Verenaplatz und auf den eigenen Hofraum von 13,000 Quadratfuß dar, welcher mit Blumen, Schattenbäumen und einem Mineralbrunnen versehen und ebenfalls sehr belebt ist. Die Zimmer sind durchaus reparirt und neu möblirt. Die Preise sind die gleichen, wie anderwärts, und die Bedienung so eingerichtet, daß sowohl den höchsten Anforderungen als auch den einfachern Bedürfnissen entsprochen werden kann, indem Gelegenheit zu jeder schicklichen Einschränkung dargeboten ist.

Baden in der Schweiz, den 25 April 1840.

C. J. Suter, zum Badhof.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 123. 2. Mai 1840 . Augsburg1840.

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ShelfmarkDWB 1996/32
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