PRIMS Full-text transcription (HTML)
1033
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 130.
9 Mai 1840.

Spanien.

Das Eco de Aragon enthält einen Bericht des Generals Van Halen über das gestern erwähnte Treffen in Catalonien. Dasselbe fiel am 25 April bei Peña Tamps vor. Gegen Van Halens Division kämpften 21 Carlistische Bataillone mit einer verhältnißmäßigen Reiterei unter Anführung Segarra's. Der Kampf dauerte acht Stunden. Van Halen schreibt sich den Sieg zu und versichert, der Verlust des Feindes sey bedeutend gewesen. Die Truppen der Königin beklagten den Verlust des Generals Aspiroz. Ein Carlistischer Deserteur erzählte, daß Segarra verwundet worden sey.

(Gazette de France.) Man schreibt uns aus Aragonien, daß die der Stadt Morella drohende Gefahr Cabrera veranlaßt habe, sich in Person dahin zu begeben. Er hat Mora am Ebro mit einigen Truppen verlassen und die Straße nach Morella eingeschlagen. Man versicherte sogar, daß er dort bereits angekommen sey und daß seine Gegenwart wie gewöhnlich unter den Truppen Vertrauen und Begeisterung erweckt habe.

Der neueste Phare des Pyrenées schreibt: Im Augenblick, wo wir unser Blatt unter die Presse geben, meldet man uns, daß die Rebellen, welche an der Gränze sich gezeigt hatten, ins Innere Navarra's eingedrungen sind, ohne bis jetzt den Widerstand gefunden zu haben, auf den man rechnen zu können glaubte. In der Umgegend von Estella soll die Insurrection eine ziemliche Ausdehnung gewonnen haben. Unter den Hauptanstiftern der Bewegung nennt man auch den ehemaligen Carlistischen General Sopelana.

Die letzten Nachrichten aus den baskischen Provinzen sind aus Tolosa vom 30 April datirt. Der Carlistische Spion Bicuna, ehemaliger Officier im Dienste des Prätendenten, war verhaftet worden. Wichtige Papiere wurden bei ihm gefunden, welche das Einverständniß der französischen Legitimisten mit den spanischen Flüchtlingen bei dem neuesten Aufstandsversuch völlig nachweisen. Die Legitimisten Frankreichs haben den Flüchtlingen zu diesem Zweck 30,000 Piaster zugeschickt. Die ehemaligen Carlistischen Generale Iturbe und Hero verfolgten die Anstifter der neuen Bewegung, Amalibia und Seroa, welche in der Richtung von Motrico flohen.

Großbritannien.

Die amtliche Gazette zeigt die Ernennung des Prinzen Albert k. Hoh. zum Obristen des 11ten leichten Dragonerregiments an.

Die von Hrn. Guizot veranstaltete Feier des St. Philippstages (1 Mai) ist sehr glänzend ausgefallen. Das Gesandtschaftshotel war prachtvoll beleuchtet. An dem Diner nahmen das ganze in London anwesende diplomatische Corps und fast sämmtliche Cabinetsminister Theil. Der Herzog v. Wellington saß mit den Whigministern friedlich am gastlichen Herd des doctrinären Botschafters.

Heute fand im auswärtigen Amte ein Cabinetsrath statt, welchem sämmtliche Cabinetsminister beiwohnten. Die Toryblätter zählen eine Reihe von Provincialstädten auf: Sheffield, Stockport, Troubridge, Gloucester, Preston, Huddersfield u. s. w., in welchen neuerlich torystische Versammlungen gehalten, und Adressen an Ihre Maj. um Entlassung der jetzigen Minister abgefaßt wurden.

Die Motion Hrn. Palmers gegen den Krieg mit China, welche man dadurch beseitigt glaubte, daß am 30 April, wo dieselbe auf der Tagesordnung stand, wegen nicht zureichender Zahl der anwesenden Mitglieder keine Sitzung gehalten werden konnte, soll, der M. Post zufolge, nun doch am 12 Mai gestellt werden.

Der Globe schreibt: Am 30 April begab sich eine Deputation der angesehensten Londoner Juden, darunter Baron Rothschild, Sir Moses Montefiore, D. Salomons, J. G. Henriquez, zu Lord Palmerston, um die Einschreitung der englischen Regierung zu Gunsten der verfolgten Juden in Syrien nachzusuchen. Hr. Henriquez führte das Wort. Er legte dem edeln Staatssecretär verschiedene von den Juden in Damaskus und auf Rhodus eingeschickte Actenstücke vor. Lord Palmerston erwiederte, nichts sey ihm angenehmer, als die Mitglieder der Deputation zu diesem Zwecke unterstützen zu können; kaum glaublich erscheine in unserer Zeit solche Unwissenheit und Barbarei. Es solle unverzüglich an Lord Ponsonby, den Botschafter in Konstantinopel, und an die Agenten der Regierung in Alexandria der Befehl abgehen, daß sie alle in ihrer Gewalt stehenden Mittel anwenden, um für die Zukunft solche Gräuelthaten gegen die Juden zu verhindern. Die Deputation war sehr erfreut über die Aufnahme, welche sie bei Sr. Herrlichkeit gefunden.

1034

General Horsford, einer der verdienstvollsten Veteranen der brittischen Armee, ist am 30 April, 73 Jahre alt, in Paris mit Tod abgegangen.

Am 30 April Abends, wo im Theater der Königin (dem italienischen Opernhaus) I Puritani gegeben wurden, kam es, wie es scheint in Folge einer kleinen Theatercabale, zu einer sehr stürmischen Scene. Aus einem Theile des Schauspielhauses, wo die Verschwornen saßen, erscholl auf einmal das lärmende Geschrei: Tamburini! wo ist Tamburini? Der jetzige Entrepreneur der Oper, der Sänger Lablache, hatte nämlich dieses bei dem Publicum beliebte, aber etwas theure Talent für die Saison anzuwerben verabsäumt; daher der Lärm. Hr. Laporte hielt im Verlaufe des Abends von den Brettern herab mehrere beschwichtigende Stegreifreden an das Publicum, die aber den Sturm nicht beschworen. Die Oper konnte nicht zu Ende gespielt, das Ballet gar nicht gegeben werden. Die Journale sind, als gebe es gerade nichts Wichtigeres zu verhandeln, voll von dieser welschen Oper-Emeute. Am 1 Mai beehrten die Königin und Prinz Albert die deutsche Oper zum erstenmale mit ihrem Besuch.

Frankreich.

Der Moniteur Parisien sagt, daß telegraphische Depeschen aus allen größern Departementstädten eingelaufen seyen mit der Meldung, daß das Namensfest des Königs dort allenthalben mit Zeichen der Freude und Anhänglichkeit begangen worden.

Der König machte in einer Antwort auf die Anrede des Grafen Jaubert, Ministers der öffentlichen Arbeiten, am 1 Mai die Bemerkung: Die öffentliche Wohlfahrt steigt im Verhältniß der Leichtigkeit der Transporte und der Schnelligkeit der Communicationen. Ich sehne mich, dem Publicum jene Eisenbahnlinien überliefert zu sehen, die wir mit solcher Ungeduld erwarten, und ich gestehe, daß es ein bedauernswerther Umstand für uns ist, darin unsern Nachbarn so weit nachzustehen, die bereits im Besitze der daraus entspringenden Vortheile sind; ich hoffe aber, daß unter Ihrer Verwaltung und mit Beihülfe Ihrer geschickten Mitarbeiter Frankreich in dieser Beziehung das Ausland in nichts mehr zu beneiden haben wird.

Mit der Gesundheit der Herzogin von Orleans geht es viel besser. Ihre k. Hoh. hatte Sonntag Nachts einige Stunden erquickenden Schlummers, und man hoffte sie in wenigen Tagen wieder ganz hergestellt zu sehen. Der Graf von Paris wurde am 1 Mai zum erstenmal seit seiner Wiederherstellung spatzieren gefahren.

Eine k. Ordonnanz vom 3 Mai ernennt Hrn. Jacquinot-Godard, Präsidenten des k. Gerichtshofs von Paris, zum Rath bei dem Cassationshof an die Stelle des verewigten Hrn. Tripier.

Hr. Dupont de l'Eure hat die ihm angebotene Stelle eines Raths am Cassationshofe ausgeschlagen, so sehr auch seine politischen Freunde in ihn drangen, dieselbe anzunehmen.

Die Gazette des Tribunaux meldet, daß der Präfect, Hr. Petit de Bantel, auf den sich die Aufmerksamkeit durch die blutigen Auftritte von Foix gerichtet hat, zu andern Verrichtungen abberufen sey.

Bei Anlaß der Zuweisung der letzten Bittschriften, welche die Versetzung der Asche Napoleons auf französischen Boden verlangten, an den Präsidenten des Conseils, bemerkte das Commerce, es hänge nur von Hrn. Thiers ab, die Asche des Kaisers zu erhalten, und es bedürfe hiezu nichts weiter, als daß man das Verlangen ganz einfach an die englische Regierung stelle. Das Capitole behauptet dasselbe. Sogar in England sagt dieses Bonapartistische Blatt fand der patriotische Wunsch Frankreichs edle Sympathien. Warum also wurde von der französischen Regierung nie eine Reclamation der Gebeine Napoleons an die Regierung Englands gestellt? Wenn wir gut unterrichtet sind, so sollte Hr. Emmanuel las Cases über diesen Gegenstand das Wort ergreifen, als die Kammer sich mit den hierauf bezüglichen Bittschriften beschäftigte. Hr. las Cases wollte erzählen, was Lord Melbourne (??) hierüber zu O'Connell äußerte. Ich widersetze mich nicht, sagte der Minister, einer Motion über diesen Gegenstand, aber ich könnte Ihnen dabei nur wiederholen, daß wir nie auf eine Eröffnung dieser Art von Seite der französischen Regierung zu antworten hatten. Wenn wirklich, wie wir glauben, Hr. las Cases Willens war, eine solche Erklärung auf der französischen Tribune zu machen, so können wir der Eile, mit welcher Hr. Thiers der Discussion ein Ende zu machen suchte, nur eine traurige Deutung geben.

Die Regierung läßt eine neue Auflage des Moniteur von 1793 an veranstalten.

Die Algierer Expeditionsarmee wird auch dießmal von einer Anzahl fremder Officiere, namentlich von Belgiern, begleitet. Den Mitgliedern der wissenschaftlichen Commission hat der Marschall Valée aber, man weiß nicht aus welchem Grunde, verboten, der Armee sich anzuschließen. Abd-El-Kader soll, heißt es in Briefen der französischen Blätter aus Algier vom 25 April, Willens seyn, den Engpaß Teniah auf dem Wege von Belida nach Medeah mit 20,000 Mann zu vertheidigen. Die Hadschuten sind wieder nach ihren Wohnsitzen zurückgekehrt, da die Besatzung von Scherschel bis jetzt noch keine Bewegung machte. Im Osten der Metidscha soll eine bedeutende Masse Araber sich versammelt haben, in der Absicht, die Lager und Landhäuser der Franzosen bei Algier anzugreifen, während die Armee nach Medeah und Miliana marschirt.

In einem englischen Magazin erschien vor einiger Zeit unter dem Titel: Nimrod in Frankreich, ein Aufsatz, in dem neben manchen andern Bemerkungen, die von Seite des Verfassers eben so viel Wohlwollen als Unbefangenheit bewiesen, auch die Ansicht geäußert wurde, die Franzosen seyen, genau betrachtet, so gute Royalisten als je zuvor. So sonderbar diese Behauptung auch auf den ersten Anblick klingen, so sehr sie auch im Widerspruch mit verschiedenen Phänomenen der neueren Geschichte Frankreichs erscheinen mag, so wahr ist es dennoch, daß die Franzosen sehr monarchisch gesinnt sind, und daß gar viele von ihnen eine vernünftige und glorreiche Alleinherrschaft den Schwankungen einer üppigen, unbändigen Freiheit vorziehen würden. Sie lieben es, sich und ihre Natur in einer bemerkbaren Persönlichkeit abgespiegelt zu beschauen, und weil Napoleon ihren lebendigsten Drang, wie ihre blendendsten Eigenschaften an sich in hellstem, vollsten Widerschein zeigte, ward der Kaiser ihr Ideal .... Auch gegenwärtig behält das Königthum, als gesellschaftliche Einrichtung, in den Augen des Volks seine Geltung nach wie vor, und das Königsfest bleibt immer ein großes Volksfest. Nachmittags schließen sich allenthalben die Läden, die ganze bürgerliche Welt fliegt aus, füllt den Garten der Tuilerien, wo an diesem Tage sich keine fashionable Seele blicken läßt, oder zerstreut sich in den Champs Elysées, um sich dort an den mancherlei Spektakeln zu ergötzen, bewundert den Gamin, der an einem Schlaraffenbaum (màt de cocagne) sich gebärdend wie ein Affe, und behend wie ein Eichhorn herumklettert, freut sich an den Lorbeern von Mazagran, die an drei oder vier verschiedenen Orten, unter Begleitung gräulicher Musik gepflükt werden, oder wiegt sich in einem Carroussel; außer der Barrière wird gespeist, und Abends1035 kommt man, Mann, Weib und Kind, wie man hinaus gegangen war, wieder zurück, um an Musik und Feuerwerk Aug 'und Ohr zu weiden. Daß unter diesem friedlichen und gewöhnlichen Volke, das da ein und aus zieht, einige auffallende Figuren zum Vorschein kommen, braucht man kaum zu versichern; keine Stadt ist reicher an originellen Menschengestalten, als Paris, und wer ins Kleine gehende Beobachtungsgabe mit übermäßiger Liebe zur Ausführlichkeit verbände, könnte eine bändereiche Geschichte derselben schreiben. Vor einer Bühne, wo die Heldenthat von Mazagran zur Aufführung kommt, sehen wir einen jungen Invaliden von höchstens dreißig Jahren, der offenbar selbst die Sonne Afrika's gesehen; die beiden Unterbeine hat eine feindliche Kugel abgelöst; zwei Krücken ersetzen die mangelnden Füße, das Ehrenkreuz blinkt auf der Brust in so frischem Glanze, als sey es gestern erst angeheftet worden, sein Auge ist noch so frisch und jugendlich, als hätte er zu neuen Kämpfen Lust, und der ganze Mann so stolz und muthig von Ansehen, als hätte das Schicksal, das ihn verstümmelt, in ihm das Gefühl seines Werths verdoppelt. Nicht weit davon, an einem Biertische, sehen wir einen geschwätzigen Graubart, ein bißchen Gascogner in Art und Sprache, der dem umstehenden Publicum auseinandersetzt, wie das Alles unter dem Kaiserreich viel schöner und festlicher gewesen sey. Prächtiger wohl, geschmackvoller aber schwerlich; der Geschmack war nicht die starke Seite jener starken Epoche. Von den allerdings etwas bescheidenen Herrlichkeiten des gestrigen Festes, von den neuen Fontainen, deren in weißen Schaum emporquellende Fluth durch die Strahlen einer glühenden Mittagssonne magisch verklärt war, von der Beleuchtung, die von den Tuilerien zwischen dicht belaubten Bäumen und Baumgruppen bis zum Triumphbogen hinauf lief, von der bunten Sternenwelt der Raketen und den übrigen Einzelheiten des Feuerwerks will ich nichts Näheres berichten; was schimmert und sich wiegt, mit leichter Grazie leuchtend sich emporhebt und in anmuthigem Fall verlischt, das muß man sehen, und kann es nicht in weitschweifiger Beschreibung kennen lernen. Das Ganze war ein Fest, welches das Volk sich selbst gab; wie viel Centigrade dabei der Barometer der dynastischen Begeisterung anzeigte, das zu bestimmen erlassen Sie mir gütigst.

Es ist die Absicht des Conseilpräsidenten, den Vorschlag des Hrn. Rémilly bis zu gelegenerer Zeit beruhen zu lassen. Diejenigen, welche bisher die Brode und die Fische der Schatzkammer unter sich getheilt haben, merken wohl, was er im Schilde führt und sind wüthend darüber. Es sind dieß dieselben Leute, die seit 1830, ja zum größten Theil schon seit den Zeiten der Restauration an den Brüsten des Budgets gelegen, wovon sie so übermäßig conservativ geworden sind. Eine eigentliche Purification des Staatsdienstes im Sinn des Liberalismus hat, wie man weiß, in Frankreich eigentlich gar nie statt gehabt. So hat sich im Lauf der verflossenen fünfundzwanzig Jahre eine Beamtenkaste gebildet, die das Eindringen jedes Mannes von Talent, Kraft, unabhängiger und zumal liberaler Gesinnung in den Staatsdienst als eine Usurpation zu betrachten sich gewöhnte. Das Budget war diesen Leuten der Staat, ihre Gehalte und Emolumente die allgemeine Wohlfahrt, die monatliche präcise Ausbezahlung desselben die öffentliche Ordnung. Bewegung, Unruhstiftung, Umsturz hieß ihnen alles, was sie in ihrer bequemen Existenz störte, und ihre Fleischtöpfe irgend einer Gefahr aussetzte. In die Kammer suchten sie zu kommen, weil sich hier die beste Gelegenheit für sie darbot, sich selbst und die Ihrigen in steter Erinnerung bei den Ministern zu erhalten, und sich ihnen angenehm zu machen. Eine fest zusammengekittete Coterie bildete sie hier, weil ihr Privatinteresse eines und dasselbe war. Jetzt ist dieses Allerheiligste in Gefahr; jetzt ist die furchtbare Linke im Anmarsch; jetzt treten diejenigen aus deren Mitte das Ministerium hervorgegangen ist, Leute, die an Unabhängigkeit der Gesinnung und Talent jene größtentheils weit überragen, in den Vordergrund, und nichts ist natürlicher, als daß das Ministerium die Aemter mit Leuten seiner Farbe besetzt haben will. Die Nothwendigkeit dieser Maaßregel thut sich mit jedem Tage mehr kund. Die Beamtenhierarchie ist fast aufgelöst. Wie die Beamten in der Kammer sich dem Ministerium gegenüberstellen, in der Hoffnung es zu stürzen, und das Eindringen der linken Seite in den Staatsdienst zu verhindern, so sucht in umgekehrter Ordnung jeder Präfect seinem Minister zu imponiren, als sey er ein Mann, mit welchem man zu transigiren habe. Die längere Fortdauer eines solchen Zustandes kann offenbar von dem Ministerium nicht geduldet werden. Soll es für längere Zeit Bestand und die erforderliche Kraft gewinnen, Bedeutendes zu leisten, so muß ihm in der Kammer eine entschiedene Majorität und im Staatsdienst ein gleichgesinntes und ergebenes Personal zu Gebot stehen. Das ist sonnenklar. Die Proposition Rémilly konnte allerdings zu diesem Ziel führen, vorausgesetzt, daß das Ministerium für die rechten Maaßregeln einer Majorität vollkommen gewiß wäre. Dieß scheint aber noch nicht der Fall zu seyn. Wenigstens scheint der Conseilpräsident zu glauben, daß sich die Sache in der nächsten Session weit besser in Ordnung bringen lassen würde. Dagegen schreien die conservativen Staatsbeamten: so bliebe also das Schwert des Damokles noch immer über ihrem Haupte hängen freilich wohl aber das Ministerium denkt, es sey so besser, als wenn das Schwert über seinem eigenen Haupte hinge.

Niederlande.

Das Amsterdam'sche Handelsblad enthält unter der Aufschrift, der gegenwärtige Augenblick einen langen Aufsatz über die Antworten der Regierung und die gegenwärtige Stellung der Kammern. Wir entheben aus demselben die interessantesten Stellen, da sie für die nächste Zukunft Hollands nicht ohne Bedeutung sind: Mit dem größten Interesse haben wir vernommen, daß die zweite Kammer der Generalstaaten ihren Gesinnungen getreu bleibt, und nicht gesinnt scheint, das Budget für 1840 anzunehmen. Wie kann sie auch anders? Dasselbe ist keineswegs wesentlich verändert. Man hat uns freilich versprochen, zugesagt, versichert, daß man für die Zukunft alles Mögliche thun werde. Aber il y a un terme à tout. Zehn Jahre lang hat die Kammer die Regierung auf die Folgen aufmerksam gemacht, und dennoch ist Jahr auf Jahr unser Zustand schlimmer geworden. Die Kammer hat den Versicherungen getraut, sie hat zehn Jahre lang ihre Ansicht dem allgemeinen Interesse, der Erhaltung der Einheit aufgeopfert, und ist an dem Leitband der Regierung gelaufen; somit scheint es uns doch, daß die Regierung, welche so viel Unterstützung und Mitwirkung genossen hat, nun auch den Anfang machen sollte, ihre Versprechungen zu erfüllen. Sie kann dieß um so eher thun, da die Forderungen der Kammer billig und gemäßigt sind, da sie mit allen möglichen Rücksichten zu Werke geht, und alle Uebertreibung von sich weist; solch eine Kammer ist nun doch in ihren schönsten Erwartungen getäuscht. Man ruft uns zu: bedenkt das Ende! Eben weil die Kammer das Ende bedenkt, wird sie das Budget verwerfen, und die Nation, die gleichfalls das Ende bedenkt, ruft ihr Beifall zu. Was heute noch möglich ist, ist es vielleicht morgen nicht mehr. Jetzt oder nimmer! ist das Wort; nicht länger mehr die Zukunft aufgeopfert. Gibt die Kammer jetzt nach1036 so ist das Glück unsers Vaterlandes auf lange Zeit vernichtet, und ohne heftige Stöße kann man nicht mehr erhalten, was man jetzt noch innerhalb der grundgesetzlichen Formen gewinnen kann.

Nicht minder entschieden drückt sich das Organ der radicalen Partei, der Arnhem'sche Courant aus: Die letzten Antworten der Regierung haben uns in der That erschreckt; so viel Zweifelmuth und Schwäche so naiv zur Schau gestellt! Wir haben die Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten mitgetheilt, damit jeder selbst urtheilen könne. Aber weder die Regierung, noch die Kammer scheint den Zustand des Landes zu kennen, sie sehen die Gefahren nicht, oder wagen nicht ihnen ins Angesicht zu blicken! In der That, das Regieren ist etwas mühseliger als man denkt, und wer leiten will, was er nicht leiten kann, nimmt eine schwere Verantwortlichkeit auf sich. Andere Hände werden erfordert, um das Schiff zu steuern zwischen den Klippen, unser Zustand wird mit jedem Tag gefährlicher, und wird endlich so verwirrt und heillos, daß Rettung selbst von kundiger Hand nicht mehr zu erwarten steht. Noch am Anfang dieses Jahrs konnten wir glauben, die Kammer werde einen energischen Schritt thun; jetzt können wir dieß nicht mehr. Aber es sind noch einige Männer von Kopf und Charakter in der Kammer, und an diese wenden wir uns: etwas muß geschehen, etwas das möglich ist und ein günstiges Resultat verspricht; dazu müssen sie die Hand bieten, und nicht mehr aus ängstlicher Scheu die Augen schließen vor den wirklichen Gefahren. Man spricht von entgegengesetzten Gesinnungen und Ansichten, von verschiedenen Parteien in Niederland sie bestehen; von falschen, feindseligen Absichten spricht man sie bestehen wahrscheinlich auch. Bereits erhebt sich vor manchem Auge am politischen Himmel ein schwarzer Punkt, der den Sturm des Bürgerzwists vorherverkündet. Wir sehen mehr als Einen. Ein Mittel ist übrig, das uns retten kann; weder die Regierung, noch die Kammer hat es genannt, wir thaten dieß, wir haben einen Compaß und ein Ziel, wir wissen wohin und wie; unsere Fahne directe Wahlen findet mit jedem Tag sich von zahlreichern Anhängern umgeben. Diese Fahne muß gehoben werden in der Kammer. Die Mehrheit will es freilich nicht. Aber bereits haben sich drei Mitglieder in den Abtheilungen dafür erklärt, mögen sie dieß jetzt in der öffentlichen Sitzung der Kammer thun; dann mag die Nation entscheiden.

Nachrichten aus dem Haag zufolge beharrt die Kammer auf ihren bisherigen Ansichten, wie dieß auch nicht anders zu erwarten war, namentlich auch was die Veränderungen im Grundgesetz betrifft, auf der ministeriellen Verantwortlichkeit, die, was den Augenblick anbelangt, mit der Finanzfrage in Eins zusammenfällt. Es scheinen auch in dieser letztern Beziehung entscheidende Schritte vorbereitet zu werden, wenigstens hat am 1 Mai die Centralabtheilung der Kammer eine lange Conferenz mit dem Minister der Finanzen gehabt, und sämmtliche Mitglieder des Amortisationssyndikats sind aufgerufen, einer allgemeinen Versammlung, die heute (4 Mai) zu Amsterdam stattfinden soll, beizuwohnen. Man hofft somit abermals, daß es zu einer gütlichen Ausgleichung kommen werde, die von der Mehrzahl des Volks und der Abgeordneten sehnlichst gewünscht wird. Durch Beschluß vom 27 April hat Se. Maj. der König, in Erwägung daß die noch bestehende Vertheilung des Reichs in große Militärcommandos nicht mehr streng nothwendig ist, die Stellen der großen Militärcommandanten aufgehoben. Dieß ist der Grund, weßhalb abermals eine große Anzahl höherer Officiere auf Nichtactivitätssold gesetzt oder pensionirt werden. Einer Publication des Staatscourants zufolge ist der holländischen Eisenbahngesellschaft zu Amsterdam unter noch näher zu bestimmenden Bedingungen die Concession verliehen, die von Amsterdam nach Haarlem jetzt schon führende Eisenbahn über Leyden, Haag und Delft nach Rotterdam zu verlängern.

Deutschland.

Dem Vernehmen nach werden Se. k. Hoh. der Großherzog von Baden nächsten Sonnabend unsre Stadt verlassen, und sich nach Besichtigung der Walhalla bei Regensburg und der Festungsbauten in Ingolstadt nach Karlsruhe zurückbegeben. Staatsrath v. Hörmann ist gestern nach Freysing zurückgekehrt, und wird, wie verlautet, erst Ende dieses Monats seinen Posten als Regierungspräsident für Oberbayern antreten. Enslen's Panoramen, die im Odeon aufgestellt sind, finden ungewöhnlichen Beifall.

Die Saison in den großen Städten geht zu Ende, dagegen beginnt sie in den Bädern. Die Industrie mit ihren Hoffnungen und Befürchtungen ist bereits allerorts in reger Thätigkeit. Auch bei uns ist dieß der Fall, um so mehr, da Kissingen unter den Bädern erster Classe rangirt. Daher denn nun die verschiedenartigsten Ansprüche, die einer organisch fortschreitenden Entwicklung nicht immer günstig sind. So vermehrt sich durch den Drang von außen die Zahl der neuen Wohnhäuser in einem Grade, daß ein Stillstand in dieser Beziehung von mehreren Seiten gewünscht wird. So hat die Frage nach einem Gasthof ersten Ranges schnell mehrere Concurrenten in Thätigkeit gesetzt, und wir wissen noch nicht, ob der Tüchtigste wird gewählt werden. Uebrigens thut uns ein eleganter Gasthof Noth. Erfreulich ist, was von Seite der königlichen Behörden geschieht. Dem prachtvollen Conversationssaal mit seinen Arkaden schließt sich nun der Curplatz würdig an, da die provisorischen Krugbaracken endlich aus ihm entfernt sind, so daß er nun bedeutend an Ausdehnung und Schönheit gewinnt. Auch die neue, durch den Baurath Schierlinger entworfene Brücke gewährt nun nach ihrer Vollendung einen schönen, harmonischen Anblick; die zwischen ihr und dem Conversationssaale begonnenen Gartenanlagen nahen sich ihrer Ausführung. Seit wenigen Tagen verbinden Vicinalstraßen die Dörfer Garitz und Reiterswiesen mit unserm Curort. Auf der Bodenlaube und im Cascadenthal hat die Industrie Etablissements gegründet, die den Curgästen sehr willkommen seyn werden. Noch erfreulicher sind die Fortschritte in den medicinischen Anstalten. Die Idee, mit dem Säuerling dem Marbrunnen eine Molkenanstalt und salzsaure Dampfbäder zu verbinden, wird in diesem Moment verwirklicht, und bereits werden in dieser Saison Brustkranke in Kissingen eben so sicher Linderung und Heilung finden, als beides seit einem Jahrhundert Unterleibskranke hier fanden. Die Gasbadanstalt erhält eine nothwendige Erweiterung, die im nächsten Jahr weiter geführt werden wird. Die Zahl der Privatbadhäuser vermehrt sich, und für den sichern und zweckmäßigern Transport des Badewassers in die einzelnen Häuser wird auch Sorge getragen, bis die vorgeschlagene allgemeine Leitung der Soole und des Pandurs ausgeführt werden kann. Manches geht zwar langsam, aber es geht doch. Das günstige Wetter hat uns schon mehrere Curgäste zugeführt; von hohen Gästen, die erwartet werden, nennen wir die Königin von Würtemberg.

Am 2 Mai starb dahier Abbé Mozin, 71 Jahre alt. (Schw. M.)

Der Schwäbische Merkur beginnt einen Artikel über Eisenbahnen mit den Worten: Wenn man in den Zeitungen von den vielen Eisenbahnen liest, welche1037 überall erbaut oder gar schon befahren werden, wenn man bedenkt, daß Baden, Bayern, Hessen, Nassau, Sachsen außerhalb Deutschland gelegener Länder gar nicht zu gedenken an diesem nützlichen und zeitsparenden Beförderungsmittel emsig arbeiten, daß Oesterreich uns hierin mit Riesenschritten vorauseilt, daß Preußen, welches sich früher lange zurückhielt, nun mit Ueberzeugung die Nothwendigkeit der Einführung dieser Bauten erkennt, so mag wohl der Wunsch eines würtembergischen Vaterlandsfreundes sehr verzeihlich erscheinen, daß von unsrer Regierung, welche in Maaßregeln für das Wohl ihrer Unterthanen gewiß nicht zurückbleibt, auch in dieser Beziehung jetzt, wo schon so viele Erfahrungen vorliegen, rasch und mit Energie an dieses Werk geschritten werden möge. Es dürfte darüber wohl nur Eine Stimme herrschen, daß die Regierung selbst den Bau unternehme, und daß sie allein zum Nutzen und Frommen des ganzen Landes das Unternehmen leite und verwalte. Obgleich der Einsender dieß von der Ergiebigkeit einer Eisenbahn in Würtemberg, wenn der Bahnenzug mit Umsicht gewählt wird, überzeugt ist, so kann hier doch nicht zur Frage kommen, ob die Eisenbahn die Zinsen des Anlagecapitals decke oder gar noch Ueberschuß gewähre; wurden ja in früheren Zeiten bei ähnlichen Staatsanlagen, bei den ersten Chausseen, bei Wasserleitungen, bei Brücken etc. auch keine solche Berechnungen gepflogen. Man schritt zur Ausführung solcher Werke, sobald man von deren Nothwendigkeit und Nützlichkeit, selbst für spätere Geschlechter überzeugt war; und wollen wir gegen unsre Nachbarn, gegen ganz Deutschland, ja gegen das übrige Europa nicht zurückbleiben, so muß auch bei uns an das Werk der Eisenbahnen gegriffen werden, da sie ein mächtiger Hebel der Industrie und bald als ein Bedürfniß des jetzigen gesellschaftlichen Zustandes zu betrachten sind. Die Errichtung der Eisenbahnen in unserm Vaterlande wurde bis jetzt dadurch verzögert, daß zu weit aussehende Plane damit verknüpft werden wollten, welche sehr wahrscheinlich schwer und nur in späteren Zeiten sich realisiren, und welche zuletzt wie die neueste Erfahrung lehrt gewiß nicht den Vortheil gewähren dürften, welchen man sich bis jetzt davon versprach. Möge daher unsre Regierung nicht länger zaudern, dieser wohlthätigen und nützlichen Anstalt auch die jetzige Generation theilhaftig werden zu lassen. Die Gefahr, dem Lande dadurch große Kosten aufzubürden, wird vermindert, wenn vorläufig nur mit einer Strecke der Anfang gemacht, und dafür ein solcher District gewählt wird, welcher den größten Personenverkehr und die größte Bevölkerung aufweist. Dieser District ist in unserm Lande unstreitig die Gegend von Stuttgart bis Heilbronn und eben deßwegen am besten dazu geeignet, daß zwischen diesen Städten eine Bahn als erster Versuch in unserm Lande errichtet werde. Der Personen - und Güterverkehr ist in diesem Theile unsers Vaterlandes bei weitem der größte; der Feldbau, welcher zur Belebung des Verkehrs so Vieles beiträgt, ist in dieser Gegend auf der höchsten Stufe, und die Bevölkerung im Neckarthale zwischen beiden genannten Städten, diese mit inbegriffen, darf wenigstens zu 100,000 Einwohnern angeschlagen werden, ohne daß die Einwohnerzahl derjenigen Städte und Marktflecken, welche in der Nähe liegen und wohl zu dem Bereich dieser Bahnlinie gehören, nur dabei gerechnet würde.

Berathung der zweite Kammer über das Strafgesetzbuch. Nach Verlesung und Genehmigung einiger rückständigen Redactionen wurde der Tit. XL von verursachten Ueberschwemmungen berathen. Wer vorsätzlich eine mit Gefahr für Leben oder mit Gefahr großer Eigenthumsbeschädigungen verbundene Ueberschwemmung dadurch verursacht, daß er Dämme oder Deiche beschädigt oder zerstört, oder Schleusen unbefugterweise öffnet, wird (nach §. 515) mit Arbeitshaus oder Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft. Werden dadurch bewohnte Gebäude in Wassernoth gesetzt, so soll nach §. 518 Zuchthaus nicht unter fünf Jahren eintreten. Nach einer langen Discussion wurde auf den Vorschlag des Staatsraths Jolly beschlossen, diese besondere Strafandrohung wegzulassen, und dafür im §. 515 unbeschränkt Zuchthaus (neben dem Arbeitshaus) zu drohen. Tit. XLI von andern Beschädigungen an Sachen. Der §. 519 droht für solche Beschädigungen, wenn sie aus Bosheit, Rachsucht oder Eigennutz geschehen, nach der Schadensgröße die nämlichen Strafen, wie sie bei der Unterschlagung und dem Betrug eintreten. Der §. 520 führt verschiedene Erschwerungsgründe auf, bei deren Daseyn nach §. 521 ein Strafzusatz bis zu sechs Monaten (oder wo die Beschädigung an dem Gottesdienst gewidmeten Sachen geschah, bis zu 12 Monaten) in der sonst verschuldeten Strafart zu erkennen ist. Es wurden vielerlei Vorschläge gemacht, die Zahl der Erschwerungsfälle zu vermehren, so daß v. Rotteck bemerkte, es würde, wenn man diese Vorschläge annehmen wollte, räthlicher seyn, die Fälle aufzuzählen, wo keine Erschwerung eintrete. Es wurde beschlossen, allgemein bei Beschädigungen an Gegenständen, die ihrer Natur nach nicht wohl verwahrt werden können, eine Erschwerung anzunehmen, womit die vielen einzelnen Vorschläge als unnöthig beseitigt wurden.

Der gestrige und vorgestrige Tag waren Tage des Jammers für unsere Stadt: eine Feuersbrunst verheerte in der kurzen Zeit von zwei Stunden zehn Häuser mit allen Zugehörden, worunter ungefähr eben so viel Scheunen etc. Am 2 Mai Nachmittags um 3 Uhr vernahm man den ersten Feuerlärm, und kaum waren die aufgeschreckten Bürger und Arbeiter zur Brandstätte geeilt, als schon in drei Gebäuden zu gleicher Zeit mächtige Flammen zu den Dächern sich herausdrängten. Ein stark wehender Nordostwind begünstigte die gemeinsamen Anstrengungen; wäre nur ein schwacher Südwestwind entstanden, läge jetzt vielleicht der größte Theil unserer Stadt in Asche! Unter den Gebäulichkeiten, welche ein Raub der Flammen wurden, ist namentlich das schöne Postgebäude zu bemerken, welches beinahe bis auf den Grund niederbrannte, sodann noch drei andere Gasthäuser: der Anker, der goldene Adler und der grüne Baum. Die übrigen Gebäude gehörten Privaten, und waren großentheils von Miethleuten bewohnt. Sämmtliche Briefe, Gelder und sonstige in dem Postbureau befindliche Papiere wurden in Sicherheit gebracht. Leider hat es an persönlichen Unglücksfällen nicht gefehlt: von den zur Hülfe hierher beorderten Pionieren, welche durch Einreißen der brennenden Gebäude den Flammen Einhalt thaten, sanken drei zwischen niederfallendes, in Gluth befindliches Gebälke; zwei von ihnen kamen mit leichten Quetsch - und Brandwunden davon, der dritte aber ist so stark beschädigt und verbrannt, daß die Aerzte an seinem Aufkommen zweifeln. Eben so vermißt man einen Zimmermann, welcher in die Gluthen gesunken seyn soll. Ferner ward einem Knaben durch einen herabfallenden Ziegel die Hirnschale zerschmettert, und mehrere Pferde und Schweine sind lebendig verbrannt. Während wir dieses schreiben, ist übrigens von den durch diesen Brand in Schaden versetzten Wirthschaftsinhabern schon alle Vorsorge getroffen, ihren Freunden und Gästen in anderweitigen Localen Gelegenheit zu geben, sie zu besuchen. (Karlsr. Z.)

Bei dem gegenwärtigen hiesigen Aufenthalte des Großfürsten-Thronfolgers ist es interessant einen Rückblick auf die früheren Familienverbindungen des russischen Kaiserhauses mit unserer Fürstenfamilie zu werfen. Wilhelmine, die vierte Tochter jener durch die strengreligiöse Erziehung ihrer Kinder vielgerühmten Landgräfin Henriette Karoline, Gemahlin des sogenannten Pirmasenser Ludwigs IX, welcher Friedrich der Große als letzten Tribut der Hochachtung ihres großen Charakters auf das ihr von ihm errichtete Grabmonument im hiesigen Schloßgarten die Worte graben ließ:1038 Ingenio vir, femina sexu, vermählte sich 1773 unter dem ihr von der griechischen Kirche ertheilten Namen Nathalie Alexiewna mit dem damaligen Großfürsten, nachherigen Kaiser Paul Petrowitsch, starb aber kinderlos schon im Jahre 1776. Ihr ältester Bruder, der verstorbene Großherzog Ludwig I, trat damals als Generalmajor in russische Dienste und brach an der Donau gegen die Türken seine Lorbeern. Ein prachtvolles von ihm erobertes Paschazelt brachte er später, als er als Generallieutenant aus jenen Diensten schied, nach Darmstadt, wo es noch im Zeughause aufbewahrt wird. Die Mutter der jetzigen Kaiserin von Rußland, die unvergeßliche Königin Louise von Preußen, war nach dem frühzeitigen Tode ihrer Mutter als Enkelin der Landgräfin Georg Wilhelm von Hessen am hiesigen Hofe erzogen worden. Der König Friedrich Wilhelm III von Preußen verlobte sich mit ihr als Kronprinz in Darmstadt am 24 April 1793. Die Gemahlin des Kaisers Alexander I von Rußland, eine Tochter des als Erbprinzen verstorbenen Karl Ludwigs von Baden und seiner Gemahlin Amalie, der dritten Schwester des verstorbenen Großherzogs Ludwig I von Hessen, war die ältere Schwester der letztverstorbenen Großherzogin Wilhelmine, der Mutter der Prinzessin Marie.

Preußen.

Einige Blätter haben berichtet, daß die Functionen der Generalinspectoren der vier preußischen Armeeabtheilungen in diesem Jahre nicht besetzt werden würden, doch hat sich dieß als ungegründet erwiesen, da durch eine königliche Cabinetsordre vom 22 April dem Kronprinzen die Generalinspection der zweiten Armeeabtheilung (das dritte Armeecorps in Brandenburg und das vierte in Sachsen umfassend), dem Prinzen Wilhelm (Sohn Sr. Maj.) die der dritten Armeeabtheilung (das fünfte Armeecorps in Schlesien und das sechste in Posen) und dem Prinzen Friedrich in Düsseldorf die der vierten Armeeabtheilung (das siebente Armeecorps in Westphalen und das achte in den Rheinlanden) übertragen worden. Die erste Armeeabtheilung (das erste Armeecorps in Preußen und das zweite in Pommern umfassend) ist nicht vergeben, wahrscheinlich weil die großen Revuen, die in diesem Jahre dort stattfinden, ohnedieß die Anwesenheit mehrerer königlichen Prinzen daselbst erheischen werden. Der König selbst hat seit einigen Jahren die Revuen in den entfernteren Provinzen, der größern Anstrengung wegen die damit verbunden ist, nicht mehr abgehalten. An die Stelle des vor kurzem in Rom verstorbenen Generals v. Lepel ist der Major v. Molière, der sich bereits in einem ähnlichen Verhältniß zu dem verstorbenen Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz befand, zum Adjutanten des wegen Kränklichkeit fortdauernd in Rom residirenden Prinzen Heinrich von Preußen ernannt worden. Hr. v. Molière wird nächstens die Reise nach Italien antreten. Der Kriegsminister General v. Rauch hat die Auszeichnung gehabt, vom Kaiser von Rußland zu seinem Jubiläum den Andreasorden in Diamanten zu erhalten eine Decoration, deren Werth auf 6000 Thaler geschätzt wird. Der russische Gesandte am hiesigen Hofe, Hr. v. Meyendorff, ist zum wirklichen Geheimenrath ernannt worden. Ob die Kaiserin, die noch in diesem Monat erwartet wird, auch schon vom Kaiser Nikolaus begleitet seyn werde, scheint wieder etwas zweifelhaft geworden zu seyn. Wahrscheinlich wird es auch dießmal wieder an unerwarteten kleinen Zwischenfällen und Ueberraschungen nicht fehlen. Gutzkows Drama Richard Savage, das für die hiesige Bühne etwas abgeändert ward, indem Savage wirklich der Sohn der vornehmen Mutter bleibt, und diese ihn am Ende anerkennt, ist vorgestern hier bei sehr vollem Hause in Anwesenheit des Hofes und mit Beifall aufgeführt worden. Der Bann, der bisher noch auf dem Schriftsteller des sogenannten jungen Deutschlands gelegen, ist hiernach als officiell aufgehoben zu betrachten.

Rußland.

Heute hier aus Odessa eingetroffene Nachrichten besagen, daß die Truppensendungen nach der tscherkessischen Küste noch immer fortdauern. Es waren in den letzten Tagen zwei Linienschiffe von je 80 Kanonen, der Chrysostomus und die Kaiserin Marie, in See gegangen und hatten die Richtung nach Sebastopol genommen. An Bord dieser beiden Linienschiffe befanden sich gegen 1500 Mann Landtruppen, die in Odessa eingeschifft worden waren, um die von Sebastopol nach Tscherkessien und Nordabchasien abgegangenen Truppen einigermaßen zu remplaciren, nach andern Briefen aber, um direct nach den tscherkessischen Küsten zu segeln. Alle russischen Forts auf der ausgedehnten Strecke von Dschah bis Gelindschik sollen bereits von den Kaukasiern eingenommen seyn. (?) Ueber das Schicksal des Forts Nikolaus war man in Sebastopol noch in Ungewißheit. Nach einigen Nachrichten wird es noch belagert, nach andern ist es bereits genommen. Eine bedeutende Anzahl polnischer Deserteurs, worunter viele Officiere, sollen in den Reihen der Tscherkessen kämpfen. Am 23 war in Odessa das Kriegsschiff Warschau angekommen, und hatte sogleich nach der Ankunft Anstalt getroffen, wieder abzusegeln.

Oesterreich.

Die Preßburger Zeitung vom 1 d. M. enthält die fünf königlichen Resolutionen und das k. Rescript, welche in der gemischten Reichstagssitzung vom 15 April verlesen wurden. Jene über den ersten Punkt der k. Proposition (die Recrutenstellung) lautet: Im Namen Sr. k. k. apostol. Majestät ... ist huldreich zu wissen zu geben: Se. Maj. geruhten das Offert von 38,000 Recruten, welches die Reichsstände in der am 4 April unterbreiteten Repräsentation vortrugen, als einen Beweis treuer Anhänglichkeit und zugleich der Bereitwilligkeit huldreich zu genehmigen, mit welcher die Reichsstände, dem löblichen Beispiele ihrer Vorfahren folgend, die allerhöchste Fürsorge für die Erhaltung der Stärke der ungarischen Regimenter anerkennen. Zugleich haben Se. Maj. befohlen, den Reichsständen rücksichtlich der übrigen Punkte derselben Repräsentation Folgendes zu eröffnen: Mit Vergnügen ersahen Se. Maj., daß die Reichsstände, dem steten Wunsche Allerhöchstdenselben gemäß, ein unwandelbares Vertrauen in den sorgfältig erhaltenen Frieden setzen und dieses auch für die Zukunft hegen, damit durch eine allseitige politische Ruhe das Wohl aller dem österreichischen Throne unterwürfigen Völker, folglich auch Ungarns, mit den dazu gehörigen Provinzen, herrlicher gedeihe und erblühe. Hinsichtlich der im Gesetzesentwurf erwähnten Vorbehalte und der achtjährigen Dienstzeit wünschen Se. Maj., daß die Reichsstände, welche durch dieses Offert einen edlen Beweis ihrer Fürsorge geben wollten, ihre Aufmerksamkeit auch darauf richten mögen, daß bei der nunmehr veränderten Art der Kriegführung auch zur Erlernung des Exercitiums mehr Zeit erforderlich ist als vormals, und daß die Kraft und der heroische Ruhm der ungarischen Regimenter ihren Grund auf dem vollkommenen Unterrichte habe; die Reichsstände mögen daher in Gemäßheit des 7ten Art. 1830 die Dienstzeit um zwei Jahre verlängern. Daß die Recruten durch das Loos bestimmt, daß die Bedingnisse und Vorbehalte im Einklang mit dem 7ten Art. 1830 auch mit Ausdehnung auf §. 13 beobachtet werden sollen, genehmigen Se. Maj. allerdnädigst. Da jedoch die Werbung laut 1sten Art. 1807 den k. Gerechtsamen anheimgestellt ist, so hat die Redaction das im 9ten §. darüber Angeführte wegzulassen, und da die schon Eingangs dieses §. erwähnte bestimmte und unabweisliche Entlassung am Ende desselben §. wiederholt wird, in Anbetracht der Bestrafung jener aber, die sich der Losung entziehen, der zehnjährige Dienst ganz unpassend wäre, so wünschen Se. Maj., daß der erwähnte Paragraph mit den sonst üblichen Worten geschlossen werde. Ueber die Punkte der Instruction1039 ergibt sich keine Bemerkung, und Se. Maj. werden verordnen, daß über die im 7ten Art. 1830 gestellten Recruten tabellarische Standesausweise bereitet und eben dieses auch bei den gegenwärtig zu stellenden, mit dem Ablaufe der Dienstzeit seines Orts beobachtet werde; somit ist die obenerwähnte Instruction demgemäß abzuändern. ... Resolution über die Contribution. Im Namen Sr. k. k. apostol. Maj. .. Je offenbarer die väterliche Fürsorge Sr. Maj. für das Wohl der Contribuenten hervorleuchtet, damit selbe die Lasten nicht nur tragen können, sondern diese ihnen auch durch Ertheilung allgemeiner Vortheile erleichtert werden, desto mehr werden die Reichsstände sich davon überzeugt halten, daß es vor Allem dem väterlichen Herzen Sr. Maj. gewiß sehr erwünscht gewesen wäre, wenn Allerhöchstdieselben das in der am 15 April unterbreiteten Repräsentation enthaltene Contributionsquantum bis zum nächsten Landtage hätten annehmbar finden können. Während jedoch der Contributionsfonds allseitig väterlich gepflegt wird, haben Se. Maj. auch zugleich darauf zu sehen, daß dem Zwecke entsprochen werde, zu welchem die Contribution im 8ten Art. 1715 bestimmt wurde. Demjenigen Theile dieses Gesetzes, worin das Militär für alle Fälle zu verpflegen vorgeschrieben ist, haben die Reichsstände durch das Offert von 38,000 Recruten ausgezeichnet Genüge geleistet. Se. Maj. erwartet somit, daß auch die Contribution verhältnißmäßig erhöht werde, wodurch die Reichsstände sowohl der allerhöchsten väterlichen Fürsorge und Se. Maj. allergnädigster Erwartung als auch dem löblichen Beispiele ihrer Vorfahren, die oft bei weit beengteren Umständen der Contribuenten die Mittel zur Aufrechthaltung der öffentlichen Sicherheit dennoch zu leisten bemüßigt waren, vollkommen entsprechen werden.

Die ungarischen Reichsstände haben in Folge der (obigen) allerhöchsten Resolutionen, hinsichtlich der Contribution und der Dienstzeit des ungarischen Militärs von zehn Jahren statt acht, der allerhöchsten Willensmeinung unverweilt und in der Art entsprochen, daß nun beide Gegenstände ganz derselben gemäß erledigt sind. Se. Maj. werden sich am 11 d. von hier nach Preßburg begeben, um den Landtag am 12 zu schließen, aber schon den darauf folgenden Tag wieder nach der Residenz zurückkehren. Bereits ist eine allerhöchste Resolution erflossen, welcher gemäß die Abolition der an die Gutsherrschaften von Seite der Unterthanen zu leistenden Naturaldienstbarkeiten gegen bestimmte Entschädigungen in Baarem, für alle Zeit festgesetzt ist. Wegen der Judenemancipation dürfte ehestens gleichfalls eine allerhöchste Resolution erfolgen.

Monat begann der Landtag sich wesentlich mit Maaßregeln zu beschäftigen, die nicht anders als segensreich für das Wohl des Landes wirken können, und suchte so die Zeit nachzuholen, die bis dahin größtentheils in unfruchtbaren Debatten verstrichen war. Bei vielen der neuerlichst angeregten Gegenstände hat die Opposition die Initiative ergriffen, eine Gerechtigkeit, die ihr mit Freuden zugestanden wird. Jede Maaßregel, die einen wahren, nicht bloß einen scheinbaren Fortschritt herbeiführt, ist eine mit Dank anzunehmende Wohlthat, woher sie auch komme; jede Hand, die Ungarn Gutes erweist, sey gesegnet! Wie unverdient und unbegründet man unsre Artikel auch gelästert hat, sie haben nie einen andern Zweck, als diesen Fortschritt gehabt. Wir haben daher auch die Recruten - und Contributionsfrage immer nur für secundäre Angelegenheiten gehalten, an deren endlicher gesetzlicher Lösung wir keinen Augenblick zweifeln konnten. Viel wichtiger waren und sind uns noch jene organischen Verbesserungen, von denen das Heil von Ungarns Zukunft abhängt. Seit einem Monat sind in dieser Hinsicht bedeutende Schritte geschehen: Wechselrecht, Eisenbahnen, Canalbauten, das Zunft - und Innungswesen, die sociale Stellung der Juden, die Ansprüche der freien Städte, die Ablösbarkeit der bäuerlichen Lasten, die Religionsverhältnisse, die systematische Ausarbeitung eines neuen Gesetzbuchs, die Amtsbefähigung der Unadeligen, und noch eine Menge Anträge von minderer Wichtigkeit sind in dieser letzten Zeit zur Sprache gekommen. Es gereicht uns zu großer Befriedigung, daß fast alle die hier angeführten Punkte schon in unsern, in diesen Blättern abgedruckten Aufsätzen in Betracht gezogen worden. Unsre Absicht ist auf diese Weise vollkommen gerechtfertigt, ohne daß wir nöthig haben, die Mühe selbst zu übernehmen. Was nun die fraglichen Gegenstände anlangt, so sind einige derselben nur erst in Anregung gebracht; andere erwarten als Gesetzesvorschläge die königliche Sanction, noch andere haben diese Sanction schon erhalten, und sind somit zu wirklichen Gesetzen erhoben. Manche dürften diese Sanction, nur vielleicht unter andern Modalitäten, noch vor dem Schlusse des Landtags erhalten, solche nämlich, bei denen die Regierung das Princip allerdings anerkennt und billigt, aber nur Schritt für Schritt zu gehen wünscht, während sie Sprünge von einem Extrem zum andern nicht zu gestatten geneigt ist. Nur wenige dürften als ganz unzulässig definitiv abgewiesen werden. Ein für das Wohl des Landes höchst wichtiges und vortheilhaftes Gesetz, das schon bei früheren Landtagen eifrig in Antrag gestellt worden, der Regierung aber bisher immer noch Bedenklichkeiten darbot, das Recht, daß der Bauer seine Frohnen und Zehnten im Wege freiwilliger Uebereinkunft mit seinem Grundherrn für immer ablösen dürfe erhielt dießmal die königliche Sanction, und ist am 30 April publicirt worden. Am folgenden Tage erschien ein königlicher Gnadenact, der alle wegen politischer Vergehen Verhafteten, deren Gesammtzahl, glaube ich, in sechs Personen besteht, auf freien Fuß setzt, und die etwa noch schwebenden Processe niederschlägt. Beide königliche Entschließungen erweckten die dankbarste Anerkennung. So naht sich dieser stürmevolle Landtag allmählich seinem Ende, nicht ohne vielfachen Nutzen, und verspricht in seinen Folgen segensreicher zu werden, als irgend ein früherer. Zum erstenmal hat die Presse seinen Gang dem öffentlichen Urtheil unterzogen, und es wird nicht geläugnet werden können, daß dieser Antheil der öffentlichen Meinung und der dadurch gewonnene Austausch der Ansichten einigermaßen in Anschlag zu bringen sey. Wir sehen das Land und die Regierung am Schlusse des Landtags viel inniger Hand in Hand gehen, als es im Beginn der Fall war; das Vertrauen ist nicht gesunken, es ist gestiegen. Dieses Vertrauen zu stärken und zu erhalten, ist die Pflicht jedes Gutgesinnten; wer es redlich mit dem allgemeinen Besten meint, wird zu diesem Ziele nach Kräften beitragen, und am nützlichsten durch eine ruhige, leidenschaftslose Analyse des thatsächlich Bestehenden, seiner Mängel und Gebrechen, der Aussichten und Hoffnungen, des Errungenen und noch zu Erringenden, der mißlungenen und der erreichten Bestrebungen auf dem Wege eines nicht übereilten, aber nie rastenden Fortschreitens. Wer darin böse Absicht, kleinliche Schmäh ucht, Servilität, blinde Abneigung gegen das Land, blinde Hinneigung für die Regierung erblicken will, mag billig seiner eigenen Ansicht überlassen bleiben; wir wollen ihn nicht bekehren, denn mit dem Unverstande kämpfen Götter selbst vergebens! für verständige Beobachter der Zeit und ihrer Ereignisse, die ja doch in und außer Ungarn die Mehrzahl bilden, bedarf das hier Ausgesprochene schwerlich einer Apologie.

Aegypten.

Die im Delta aufgestellten Truppen sind von neuem dislocirt worden. Das große Lager von Mohahd el Kdir wird aufgehoben, und nach Rosette oder in dessen nächste Umgegend verlegt. Vier aus Arabien gekommene Regimenter sind in Bulak für Rosette eingeschifft worden. Die hier vor zwei Monaten angekommene Artillerie von Tura hatte ihr Lager zuerst an der Pompejussäule, dann längs des Meeres1040 auf dem Wege zum Marabut aufgeschlagen, seit gestern ist es auf die entgegengesetzte Seite der Stadt nach Ramle, gegen Abukir zu, verlegt. Die Marine des Pascha's sollte am Marabut ausgeschifft werden, und dort in Station bleiben, aber seit drei Tagen ist Gegenbefehl gekommen, und sie verläßt die Schiffe nicht. Die Stimmung der türkischen Flotte, unter der eine dumpfe Gährung herrscht, und die einen plötzlichen Ausbruch befürchten läßt, ist der Grund hiervon. Das tägliche Exercieren auf dem Lande, ein strengerer Dienst als früher, die Entbehrung vieler Freiheiten, deren sich die türkischen Marinesoldaten in Konstantinopel zu erfreuen hatten, verbunden mit der Aussicht, ihre Heimath vielleicht niemals wiederzusehen, reizt die Stimmung der Flotte täglich mehr zur Unzufriedenheit. Daß Mehemed Ali sie dennoch in solchem Zustand erhalten kann, daß wenigstens keine Excesse öffentlich getrieben werden, ist wahrlich zu bewundern und beweist, wie genau er den türkischen Charakter kennt. Ein anderer weniger gewandter Mann als er hätte längst das Uebergewicht über sie verloren, längst schon wären Revolten entstanden, auf die man von gewisser Seite hoffte, als etwas, das nothwendig eintreffen müsse. Und in der That kann Niemand sagen, wohin das Zögern der europäischen Cabinette noch führen kann. Man glaubt hier, daß es im Plan derselben liege, durch diese anscheinende Unthätigkeit, nur unterbrochen durch diplomatische Drohungen, Mehemed Ali zur höchst möglichen Entfaltung seiner Macht, zu einer seine Länder völlig aussaugenden Anstrengung zu verleiten, damit er so sich selbst aufreibe, ohne daß es Europa etwas koste. Eine solche Berechnung hat viel für sich: der jetzige Status quo ist rein ruinirender Art, das Volk und das Land geht auf die Länge der Zeit darüber zu Grunde, und partielle Revolten werden in Folge desselben gewiß nicht ausbleiben; ob man aber Mehemed Ali damit den Hals breche, ist eine andere Frage, eben so wie man durch eine solche Erschöpfung des Landes das türkische Reich stärke, dem zu lieb die Diplomatie, wie sie es ja selbst sagt, alle diese verzweifelten Experimente macht. Mehemed Ali wird sich in dieser Krisis gar nicht um den Zustand des Landes bekümmern; so lange noch ein Mann zu bewaffnen, so lange noch ein Para im Lande zu nehmen ist, so lange wird er seine kriegerische Haltung beibehalten und, wie er oft sagte, das Land seinen Feinden nur als eine unbewohnbare Wüste hinterlassen. Welche unerwarteten Hülfsmittel überdieß ein außerordentlicher Kopf in kritischen Verhältnissen in sich selbst findet, um die plausibelsten Berechnungen seiner Feinde plötzlich zu Schanden zu machen, hat die Geschichte gar oft bewiesen, und auch die Mehemed Ali's ist nicht ohne Beispiele davon Wie sicher rechnete man nicht im vorigen Jahr auf seinen Untergang, und wie ist Alles anders gekommen, als die feinsten diplomatischen Köpfe es vorauszusehen glaubten! Aber es wird noch mancher Lectionen bedürfen, ehe man in den orientalischen Angelegenheiten anders sieht.

1033

Das Cabinet griechischer Vasen in München.

Die Sammlungen für alte und neue Kunst, durch welche unsere Hauptstadt sich so vorzüglich auszeichnet, sind seit dem Anfang dieses Monats durch die Vollendung einer neuen sehr bedeutsamen vermehrt worden. Es ist nämlich die Einrichtung des Cabinets griechischer Vasen im Besitz Sr. Maj. des Königs eben jetzt vollendet und die vortreffliche Sammlung in ihrem schönen und sinnreich angeordneten Locale während der letzten Tage von Sr. Maj. dem König, von der königlichen Familie, und von ausgezeichneten Fremden und Einheimischen besucht worden.

Das Local ist ihr in dem Erdgeschoß des südlichen Flügels der Pinakothek angewiesen worden, da es zweckmäßig geachtet wurde, jene Werke der griechischen Kunstthätigkeit als Erzeugnisse der Graphik mit den Werken neuerer Malerei durch das Local näher zu vereinigen, welches, wie bekannt, auch noch die große und umfassende Sammlung der Handzeichnungen und der Kupferstiche in seine großen, herrlichen Räume aufgenommen hat.

Das Local für die Vasen bietet außer dem Vorsaal zwei große und sehr lichte Säle, und einen dritten rückwärtsliegenden von kleineren Dimensionen. Alle drei wurden in Rücksicht auf ihre Bestimmung nach dem Befehle Sr. Maj. des Königs durch Hrn. Geheimerath Leo v. Klenze, den Erbauer der Pinakothek, dem auch die Einrichtung und Aufstellung dieser Sammlung verdankt wird, ihrer Bestimmung gemäß nicht nur ganz im Styl der ächtgriechischen Ornamente und Arabesken ausgeschmückt, sondern auch, was ihnen schon allein einen höchst bedeutenden Werth und für den Freund der altgriechischen Kunst ein unschätzbares Interesse gibt, mit vollkommen treuen und genauen Copien jener Gemälde in reinem altgriechischem Styl verziert, welche in Grabgewölben zu Corneto entdeckt worden sind. Es erhöht aber die Freude über diesen wichtigen Erwerb, daß wir jene bedeutsamen Urkunden der ältesten griechischen Graphik in diesen, in Größe, Färbung, Styl und Umgebung bis zur Täuschung treuen Facsimile's vor uns und geordnet sehen, während sie an ihrem Fundort durch Wetter und Versäumniß schon jetzt fast ganz zerstört sind und in kurzem ganz verschwunden seyn werden. Noch lange, wenn dort ihre letzte Spur längst erloschen ist, werden sie hier durch die Sorgfalt eines kunstsinnigen Monarchen in ihrer erneuerten und frischen Neuheit für eine so Gott will lange Reihe von Zeitläufen verjüngt und gerettet erscheinen. Es sind in jenen Bildern Scenen dargestellt, welche sich auf die Todten und die Beerdigung beziehen: der Abgeschiedene auf dem Sterbebette, umgeben von den Seinigen; die Beerdigung, zu welcher aus einer nahen Sammlung, wie aus einem Magazin, von den Betheiligten die für das Grab bestimmten Vasen genommen werden, die Chöre, die Leichenspiele, und Anderes, was sich auf das Leben des Verstorbenen, seine Schicksale, seine Ehren und Beschäftigungen, oder auf die Götter bezieht, die er verehrt hat Alles in jenem festlichen, auch die Leichenfeier erheiternden Charakter, der den Alten eigenthümlich war. Die Färbung der Gestalten ist nach der monochromatischen Art so, daß die einzelnen Farben, z. B. das Mattroth der Gestalten, das Blau oder Gelb der Gewande gleichförmig aufgetragen und das Ganze gleichsam mit den verschiedenen Farben illuminirt ist. Auch haben diese Gemälde noch den besondern Werth, daß sie das Verhältniß der alten Keramographie oder Thonmalerei der Griechen zur Wandmalerei derselben deutlich machen. Die Eigenthümlichkeit der Thonmalerei war durch die rothe Farbe des gebrannten Geschirres und durch die Schwärze des Firnisses, dann durch die verhältnißmäßige Kleinheit der Gefäße und der Figuren, endlich durch die Form derselben und ihre Bestimmung gegeben, und wurde nach diesen Bedingungen als eine besondere Gattung ausgebildet. Im Uebrigen aber erscheint sie, was Erfindung, Anordnung und Styl anbelangt, mit der Wandmalerei hier ganz übereinstimmend, die, ihrerseits über größere Flächen und einen bedeutenderen Reichthum der Gestalten und Farben gebietend, in ihrer Weise sich reicher und freier entfalten konnte.

Man hat in neuerer Zeit öfter die Behauptung aufgestellt, daß die reichen und sinnvollen Gemälde auf griechischem Töpfergeschirr nicht von den Töpfern oder denjenigen, welche sie für die Töpfer wohl oft um geringen Lohn ausführten, erfunden, sondern nach Werken größerer Meister copirt und auf das Geschirr durch Nachahmung seyen übertragen worden. Führten Andere dagegen die ganz verschiedene Beschaffenheit der in Rom und Pompeji gefundenen alten Malereien an, so hieß es, diese seyen später und aus einer Zeit, wo die Keramographie längst aufgehört und die ursprünglich mit ihr übereinstimmende Wand - und Holzmalerei sich umgestaltet hatte. Nun haben wir aber hier durch eine seltene Gunst des Glücks in jenen offenbar von griechischen Künstlern ausgeschmückten Grabgrotten auf hetrurischem Gebiete Werke der Wandmalerei, welche mit den Werken der Thonmalerei, und sogar mit denjenigen, die ältere Style zeigen, gleichzeitig sind, und da sie, abgesehen von der Uebereinstimmung, in welcher sie durch Geist und Styl mit den keramographischen stehen, gleichwohl jene eben bezeichnete, und durch Ort wie durch Bestimmung gebotene Eigenthümlichkeit offenbaren, so fällt die alte und oft wiederholte Behauptung von der Uebertragung und Nachahmung größerer und selbstständiger Gemälde auf die Geschirre von selbst weg. Die Thonmalerei erscheint gleich der Wandmalerei als ein eigenthümlicher, selbstständiger und im Wesentlichen unter keinem andern Einfluß stehender Zweig der großen und mannichfachen griechischen Malerkunst, welcher das ihm durch Material, Form und Bestimmung des Geschirrs Gebotene als seine Eigenthümlichkeit für sich entfaltet, seine eigenen Motive und Mittel, darum aber auch seine besondern Muster und Meister gehabt hat, die übrigens nicht unterlassen haben auf vielen Gemälden ihren Namen beizusetzen mit der Angabe, daß sie dieselben gemalt, oder gemacht haben (έγϱαψεν, έύοοησεν). Auch diese neueröffnete Sammlung ist reich an solchen hier zum erstenmal genannten und zugleich durch ihre Werke beurkundeten Künstlernamen.

Blickt man von dieser bedeutsamen und festlichen Umgebung der schönen architektonischen Räume auf ihren Inhalt, so wird man mit Ueberraschung und Erstaunen den Reichthum, die Mannichfaltigkeit und die Schönheit der Geräthe, die hier vereinigt sind, und auf vielen die Bedeutsamkeit und den Umfang der Werke der griechischen Keramographie wahrnehmen, die hier dem Blick eine neuverjüngte ferne Kunstwelt des frühesten classischen Alterthums auf Einmal aufthun. Das erste Gefühl ist sogleich, daß man sich von der ganzen griechischen Kerameia, von allen Arten und Formen des griechischen Geschirres und Hausgeräthes in Thon umgeben sieht, nicht jenes1034 gemeinen, sondern des erlesenen, mit besonderer Sorgfalt bereiteten und mit sinniger Kunst geschmückten, wie es in den früheren Zeiten, ehe das Metall überwog, nicht nur für das Haus des Begüterten, sondern auch für den Dienst der Götter oder zur Ehrung bei Hochzeiten, bei Siegen in den öffentlichen Spielen, bei Beerdigungen, endlich als Freundesgabe gesucht und gebraucht wurde.

Gemäß dieser Allgemeinheit des alten Thongeschirres erscheint es bei einer so reichen Auswahl wie die vor uns liegende, in der mannichfachsten Größe, von den kolossalen Vasen an, die bei Canosa gefunden wurden, bis zu den kleinsten Bechern, Schalen und Krügen, und in dem vielfältigsten Wechsel der Formen, die Tassen, die Teller, die Schalen, die Krüge, Becher, Flaschen u. s. w., jedes in seiner Art geschmackvoll, schön, manche Gattungen, wie z. B. die Schalen (φιάλαι, paterae), von einem Reichthum und einer Schönheit der Formen, die in ihrer Vereinigung alles übertrifft, was bis jetzt der Art gesehen worden.

Bei weitem die größte Zahl dieser unvergleichlichen Sammlung kommt aus den reichen Fundgruben von Bulci; eine besondere, durch den classischen Werth mehrerer Hauptstücke ausgezeichnete Sammlung stammt aus Akragas (Girgenti) in Sicilien, andere sind aus dem Besitz der Gräfin Lipona, der Schwester Napoleons, erworben, die als Königin von Neapel das Schönste besaß, was dort zu erlangen war; andere sind aus Nola und Basilicata, nicht wenige der seltensten aus attischen Gräbern und einzelne von den griechischen Inseln, so daß sich auch in Rücksicht auf die Fundorte und die dadurch bedingten Gattungen und Stylarten dieser Schatz classischer Kunst als mit kluger Wahl und einem dieser Klugheit entsprechenden Glück gebildet darstellt. Gedenken aber müssen wir dabei, außer des Monarchen, dessen Alles umfassende Kunstliebe keine Gelegenheit vorüberließ auch auf diesem Gebiet sich einen unschätzbaren Besitz zu erwerben, der unverdrossenen Thätigkeit des Hrn. Generalsecretärs unserer Akademie der Künste, Martin Wagner in Rom, welcher die Restauration der aus den Nachgrabungen von Vulci erworbenen Gefäße mit einer Einsicht und Geduld geleitet hat, die allein im Stande waren, das, was sich bei jenem Vorrath in Zerrüttung fand (und das sind zum Theil die schönsten Exemplare), ohne Alterirung oder Fälschung allein aus den ächten und wiedervereinigten Bruchstücken herzustellen. Es sind dadurch dieser Sammlung kostbare Stücke zu Hunderten erhalten oder gewonnen worden.

Am zahlreichsten sind die Gefäße, auf welchen die Malerei noch ihren uralten hieratisch überlieferten Typus ungeändert oder in geringer Ermäßigung zeigt, vorzüglich die aus Vulci; und obwohl es mißlich ist, in Ermangelung bestimmter chronologischer Angaben, die Zeit ihres Ursprungs allein nach dem Styl zu bestimmen, so scheint doch aus diesem selbst offenbar, daß hinter ihm ein älterer nicht bestanden hat, und der Typus der griechischen Kunst, wie er hier sich darstellt, ist wohl derselbe gewesen, der den Homerischen und Hesiodischen Schilderungen von Kunstwerken zum Grunde liegt, und der an den ältesten historisch bekannten Werken, wie an dem Kasten des Kypselos, am Throne des amykläischen Apollo gesehen wurde. Es ist bekannt, daß derselbe bis zur 50sten Olympiade und den Zeiten des Solon unerschüttert geblieben ist, und die ältesten Gefäße dieser Sammlung, welche jenen hieratischen Typus in ursprünglicher Strenge zeigen, gehen offenbar über jene Zeit und in dieselbe zurück, so daß sie ein Alter von nahe an dritthalbtausend Jahren und darüber haben, vorausgesetzt, daß in einzelnen Fabriken diese altüberlieferten Formen nicht auch noch später, nach Erfindung der bessern, beibehalten wurden, was, wie bei den attischen Münzen gewiß, so bei der attischen ältesten Geschichte nicht unwahrscheinlich ist, z. B. bei jenen zahlreichen Vasen, deren Inschrift sagt, daß sie zu den Kampfpreisen von Athen gehören, von welchen diese Sammlung allein sechs schöne Exemplare besitzt. Zu ihrem hohen Alter kommt noch der Umstand, daß sie meist neu und ungebraucht, zum Theil unmittelbar aus der Fabrik in das Grab gekommen sind, und da ihr Material, dazu die treffliche Härtung im Feuer sie in jenen Orten der Sicherheit gegen alle Alterirung schützte, so ist es geschehen, daß nach einem Verlauf von 25 Jahrhunderten und darüber, seit ihrem Ursprung, sie noch so neu, glänzend und zierlich sind, als ob sie aus der Hand ihrer sinnreichen Urheber, der Altmeister der griechischen Keramographie, unmittelbar in die neue Sammlung übergegangen wären. Die Sicherheit ihres Alterthums aber, welche bei weniger Kundigen den Anblick dieser Neuheit verdächtigen könnte, ist durch die Vortrefflichkeit des Materials, durch ihre Leichtigkeit, durch den fast glockenhellen Klang, wenn man an sie schlägt, durch die ausnehmende Feinheit und Festigkeit des Firnisses, durch die bei aller Schlichtheit doch unverkennbare Sicherheit der Ausführung und die noch übrigen Reste des ächtantiken Tartaro auf eine Weise verbürgt, daß sie jeden Zweifel an ihrem Herkommen und hohen Alterthum ausschließen.

An sie reihen sich in beschränkterer Zahl, aber immer noch auch durch Menge bedeutend, die Werke der bewegteren, aber von der Schlichtheit und dem mehr geradlinichten Charakter der älteren Epoche noch nicht freien Kunst, welche offenbar jener Periode angehören, wo durch Zusammenfluß günstiger äußerer und innerer Schicksale im Jahrhundert zwischen Solon und Perikles die griechische Kunst aus dem hieratischen Styl sich in den vollendeten oder idealen Typus entwickelte, und auch in der Keramographie Werke hervorbrachte, die sich durch Großartigkeit der Erfindung und der Ausführung hervorthun. Dahin gehören vorzüglich mehrere agrigentinische Gefäße, wie jener eimerähnliche Krug, auf dessen gebogenem Deckel der Aufzug der olympischen Götter zum Kampfe gebildet ist, und ein durch wiederholte Herausgabe und Beschreibungen schon seit längerer Zeit als eines der bedeutendsten Werke dieser Classe berühmtes Gefäß. Ebenso das seltsame Gefäß, dessen vordere zwei Gestalten, stehend und mit einer Leyer, ein Mann und eine Frau, die Namen Alkaos und Sappho angeschrieben zeigen. Vorzüglich dieser Kunstperiode ist die Ueberzahl der schönsten und gefälligsten Schalen beizulegen, welche einen so hervorragenden Schmuck dieser Sammlung bilden.

Von den Werken einer in ihren Mitteln und Bewegungen vollkommen freien Kunst sind einige vortreffliche Gefäße aus attischen Gräbern, nämlich von jener Art, die einen weißen Gypsgrund und darauf sehr feine Zeichnung in schwarzen und rothen Linien haben, unter andern ein Lekythos mit dem Bild und dem Kahne des Charon, der den Todten übersetzt, also ein ursprünglich und durch seinen Inhalt für das Grab bestimmtes Gefäß, eines von jenen, für welche, wie uns Aristophanes lehrt, eine eigene Gattung von Malern, oder doch bestimmte einzelne Maler thätig waren. Denn in den Ekklesiazusen (v. 996), wo eine Alte einem Jüngling nachstellt, sagt dieser, er fürchte ihren Bräutigam, den Besten der Maler, der den Verstorbenen die Krüge male (〈…〉〈…〉), und wir haben demnach unter jenen neuattischen Gefäßen ein Denkmal der Kunst, welche durch Aristophanes bezeugt wird, wie in den oben erwähnten alten attischen Kampf - und Preisgefäßen sich solche erhalten haben, deren mit Angabe ihrer Bestimmung schon Pindarus (Nem. X, 33) gedenkt, wo er sagt, den Theäos1035 habe bei den Festen der Athenäer süßer Gesang gepriesen, und in dem von Feuer gehärteten Thon sey die Frucht des Oelbaums in das mannherrliche Volk von Argos gebracht worden, in den ganz bunten Umzäunungen der Gefäße, denn es wurden den Siegern in den athenäischen Spielen jene Krüge mit heiligem Oel als dem Preise ihres Siegs angefüllt.

Neben den attischen Gefäßen des freien Styls zeigen sich in beträchtlicher Zahl andere, aus den Gräbern von Canosa, von Basilikata und großgriechenländischen Städten gezogen, zum Theil von schöner, zum Theil von leichter und versäumter Arbeit, offenbar aus der letzten, den Römern schon nähern Periode, in welcher diese Art von Keramographie ganz erlosch. Wie aber die Menge des Gesteins, die Formen, die verschiedenen Arten des Styls diese Sammlung zu einer der ersten erheben, so behauptet sie diesen Rang auch durch die beträchtliche Zahl bedeutender, zum Theil höchst seltener und ganz eigenthümlicher mythischer und heroischer Darstellungen, mit welchen die merkwürdigeren Gefäße geschmückt sind, und welche zu beschreiben und zu erklären dem Katalog vorbehalten bleibt, dem wir wahrscheinlich auch von dieser Sammlung entgegen sehen dürfen. Zu wünschen ist, daß in ihm die Erklärung, vorzüglich der reicher ausgestatteten Gefäße, in einer Weise geführt werde, daß aus ihr nicht nur so weit es möglich ist die Bestimmung des Gefäßes, sondern auch gemäß derselben der Zusammenhang der einzelnen Vorstellungen und die Einheit, der eigentliche Sinn des Kunstwerks erkannt werde. Denn es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß vorzüglich den reicher geschmückten eine bestimmte Idee zum Grunde liegt, welche durch mythologische, allegorische und historische Figuren, Scenen und Verzierungen ausgedrückt wird.

Noch aber müssen wir Einiges über die Vorzüge der Anordnung und Aufstellung des Cabinets bemerken. Daß die zu den einzelnen Sammlungen, aus denen es besteht, gehörigen Werke nicht von einander getrennt sind, und man also vereinigt hat, was aus Vulci, aus Agrigent, aus Canosa stammt, ist für das Studium und für die an das Local der Fundorte sich knüpfenden Untersuchungen von Wichtigkeit und mit Dank anzuerkennen, ebenso, daß in der Mitte des ersten und zweiten Saales ein beträchtlicher Theil von Vasen auf marmornen Tafeln aufgestellt ist und von allen Seiten bequem kann betrachtet werden. Die Hauptmasse steht an den Wänden in schönen und vorn offenen Reposituren symmetrisch vertheilt, und um die herrlichen Schalen, deren Hauptbild gemeiniglich auf der untern, dem Blick entzogenen Fläche sich findet, der Betrachtung zugänglich zu machen, sind die Reposituren, auf welchen sie für die Betrachtung sehr zugänglich stehen, mit Spiegeln belegt, oder vielmehr sie bilden einen zusammenhängenden Spiegel, aus dem die untern Seiten der Schalen eben so deutlich zurückstrahlen, wie die obern dem unmittelbaren Anblick sichtbar sind. Im dritten Saale ist dieselbe Vorkehrung für die andern Gefäße angebracht, und die Spiegel bedecken den Hintergrund der Reposituren, so daß in ihnen die hintern Theile der Vasen vollkommen sichtbar sind. Diese so viel mir bekannt neue Vorrichtung gereicht dem Studium der hier aufgestellten Werke zu großem Vortheil und dem Anordner der Sammlung zu aller Ehre, indem sie zeigt, daß er, neben den durch die architectonischen Rücksichten gebotenen Forderungen der Symmetrie und der zweckmäßigen Vertheilung, auch die auf Belehrung und Untersuchung bezüglichen Wünsche, welche bei solchen Sammlungen oft umsonst erhoben werden, im voraus erwogen und zu befriedigen gesucht hat. Den Fußboden des hintern Saales schmückt eine große und schöne Mosaik, Helios, im Thierkreise stehend, unten am Boden die Erde als weibliche Gestalt ruhend und von den Genien der Jahreszeiten umgeben. Dieses bedeutende Werk ist auf den italienischen Gütern Sr. kais. H. des Herzogs von Leuchtenberg gefunden, und schon von seinem sel. Hrn. Vater der Sammlung Sr. Maj. als Geschenk überlassen worden. Auch einige seiner pompejanischen Gemälde von kleinerm Umfange sind in dem hintern Saale aufgestellt. Wir können aber unsern kurzen Bericht über dieses neue Institut, das die königliche Gesinnung und Kunstliebe unsers Monarchen der Betrachtung, dem Studium und der Bildung geöffnet hat, nicht schließen, ohne bei dieser Gelegenheit ihm den Dank nicht nur des bayerischen, sondern des ganzen deutschen Vaterlandes auszusprechen, für welches gerade bei der gegenwärtigen Lage unserer wissenschaftlichen und artistischen Bildung nicht ohne Bedeutung ist, daß die kostbare und nur bei einem weisen Gebrauche bedeutender Mittel durch hohe Einsicht und rege Neigung zu erzielende Sammlung einen so bedeutenden und überraschenden Zuwachs durch dieses Cabinet erhalten, das sich durch kluge Wahl, durch Reichthum und Wichtigkeit seiner Werke, durch Zweckmäßigkeit seiner Anordnung und durch die sinnvolle und belehrende Umgebung in einer Weise auszeichnet, daß es einen rühmlichen Platz nicht nur unter den bayerischen, sondern unter den deutschen Zierden verdient und ihn bald durch das dankbare Urtheil aller gebildeten Zeitgenossen zuerkannt erhalten wird.

Wissenschaftliches und Litterarisches aus Frankreich.

Augustin Thierry's Erzählungen aus der Merovingischen Zeit. Die zwei neuen Bände des berühmten Verfassers der Eroberung Englands durch die Normannen werden dem Geschichtsfreunde eine höchst willkommene Erscheinung seyn. Es ist als ob gewisse Gebiete der altfranzösischen Geschichte diesem interessanten Schriftsteller vorzugsweise angehörten, daß man von ihm Belehrung darüber erwarte, die er auch stets in der anziehendsten Form, in der anschaulichsten Schilderung ertheilt. Das gegenwärtige Werk zerfällt in zwei große Abtheilungen. Die erste, die Thierry bescheiden Considérations sur l'histoire de France nennt, enthält eine Arbeit hoher philosophischer und wissenschaftlicher Kritik der verschiedenen Historiker, welche die Geschichte Frankreichs bebaut haben. Es handelt sich hier nicht von einer bloßen oberflächlichen Skizze; diese erste Abtheilung ist selbst ein eigenes Buch, und begreift in nicht weniger als 300 Seiten und darüber die Ausführung der Ideen, die den Verfasser im Allgemeinen bei seinen historischen Studien geleitet haben, seine Ansichten über die Berührungsstellen, die zwischen der Geschichte und der socialen Politik bestehen und wie seine speciellen Merowingischen Erzählungen sich an die allgemeine Geschichte Frankreichs anreihen sollen. Ich habe, sagt er selbst in seiner Vorrede, die großen Systeme der Geschichte Frankreichs aufgefaßt und die Elemente unterschieden, aus denen sie gebildet sind. Ich habe den Zusammenhang nachgewiesen, der zwischen den einzelnen Systemen und den Epochen besteht, in welchen sie erstanden. Von Epoche zu Epoche habe ich die nationale und herrschende Idee sowohl als die Parteimeinungen über den Ursprung der französischen Gesellschaft und ihre Revolutionen aufgeführt. Mit Einem Wort, ich habe den Weg angedeutet und beschrieben, den die Theorie der französischen Geschichte durchlaufen, alle großen Richtungen, die man verfolgt oder wieder verlassen hat, den Punkt, zu welchem wir jetzt gelangt sind, und das Endziel, nach dem wir steuern.

Die besondern Merowingischen Erzählungen begreifen den1036 Zeitraum von der Hälfte des fünften bis zur Hälfte des sechsten Jahrhunderts und fahren da fort, wo Chateaubriand in seinen Martyrs und seinen Etudes historiques stehen geblieben ist. Der nämliche genaue historische Charakter, die Wahrheit der Angaben und die poetische Benutzung der Thatsachen, die man in den frühern Briefen Thierry's über die französische Geschichte wahrgenommen, finden sich in diesen Erzählungen wieder; es bedarf nicht mehr, um sie zu empfehlen, und ihr Verleger, Just Teissier, darf auf eine günstige und freudige Aufnahme rechnen.

Der dritte und vierte Theil des Werkes von Tocqueville über Amerika zeichnet sich vor den beiden ersten dadurch aus, daß sie mehr das positiv Gegebene anschauen und für die Zukunft Schlüsse daraus ziehen, statt sich, wie die beiden ersten Theile, in die Vergangenheit zu stellen, um die Gegenwart daraus zu erklären. Der Vergangenheit ist kein jetziger Franzose historischer Herr, weil ihm dazu die tiefern Studien des Philologen und Juristen abgehen, und er sich nicht von französischen Befangenheiten und Abstractionen über den Gang der Civilisation freizuhalten vermag. So ist Guizot gar zu abstract, spaltend und methodisirend, bald zerkrümelnd, bald gruppirend; er hat die deutschen Vorgänger, Eichhorn, Savigny und Andere gar zu sehr nach seinen politischen Gesinnungen und Interessen accommodirt. Thierry hat sich ein ganzes historisches Abstractum von römischen nie untergegangenen Municipalitäten, in allen ihren Formen, Würden und Institutionen des Kaiserthums lebendig fortbestehend herausgeklügelt, um die städtischen Institutionen des Mittelalters so viel zu romanisiren wie möglich, weil er dessen nöthig hatte, um den Kampf des tiers état gegen den Adel nach seiner Art zu combiniren. Michelet gilt nicht, denn er phantasirt leichtfertig und hyperpoetisch; dazu ist er noch an Gans und Hegel, und construirt von ihnen aus die Geschichte, aus deutschen unreifen Ideen in französische Grünigkeiten hinein. Tocqueville hat von Montesquieu Manches in sich, und mit tieferen historischen Studien wäre er gewiß weiter und höher gedrungen als alle Andern; er ist bescheidener und weniger ehrgeizig als Guizot, nicht malerisch beredt wie Thierry, aber weit originaler durch eigene Anschauung, und wenn auch nicht so scharf und dialektisch durchschauend wie der erste, doch freiern Flügelschlags und mehr sinnig in andere Gebiete des Denkens hinüberstreifend als die doctrinell formirten und markirten. Seine beiden letzten Bände sind voll Verstand, Scharfsinn, Einsicht, Wahrheit, ohne Pedanterie: es ist bei weitem das beste Buch, welches über Demokratie seit den großen demokratischen Revolutionen des Jahrhunderts geschrieben; es geht so viel wie möglich aus den absoluten Allgemeinheiten heraus in das lebendig Innere hinein mit Weltverstand und sondernder Auffassung. Da es aber ganz ohne Charlatanerie geschrieben ist, und die Charlatanerie zu Paris die Hauptfrais des Erfolgs eines Autors macht, so ist es eine große Frage ob es den verdienten Succeß haben wird. Höchst mittelmäßige Werke sind hier öfters durch gewaltsame Charlatanerie gehoben worden, wie Feuerinseln im Ocean; es ist freilich wahr, daß diese Vulcänlein auch wieder spurlos verschwunden sind wie sie donnernd geboren worden. Es ist Schade, daß Männer wie Tocqueville nicht die große Suada unsrer Advocaten besitzen, oder den weitfließenden Mund mancher Minister; daß sie mehr denken als sprechen und schreiben, überhaupt vielleicht auch ihnen die großen Passionen fehlen, welche durchaus nöthig sind zum öffentlichen Auftreten, und ohne die es keinen großen Redner und keinen großen Staatsmann gibt. In Ermangelung der großen Passionen haben wir hier zum öftern die kleinen Passionen, welche ebenfalls auf ihre Weise beredt machen, nur gehässig beredt, als ob die Welt ein Feld für Maulwürfe wäre, um sich in derselben, Saaten zerwühlend, zu agitiren.

Gestern fand wieder die öffentliche Sitzung der fünf Akademien statt, und bot manches der Erwähnung vielleicht nicht Unwerthe dar. Es hatte sich ein gewählter Kreis von Zuhörern und Zuhörerinnen eingefunden; die Damen sind hier besondere Freundinnen der Wissenschaft, und erschrecken nicht vor einer Vorlesung über Nationalökonomie oder Zuckerpflanzung; sie machen sich in den Sälen des Collège de France bemerkbar, und würden, gäb 'es die Sitte zu, selbst den Lehrstuhl ohne Furcht besteigen. Die gestrige Feierlichkeit war im Grunde nichts als ein Schaugepränge, eine Parade, wie sie die Garnison der oder jener Stadt vor einem General oder Prinzen hält; die akademische Kunst und Wissenschaft Frankreichs stellte sich in ihren Incarnationen dem Publicum vor, und einige der Herren gaben durch Vorträge in Prosa oder Versen Proben ihrer Weisheit oder ihres Witzes. Der Präsident eröffnete die Sitzung mit einer kleinen Anrede, die allgemein unverstanden blieb; solche Einleitungsworte lauten ganz wie ein geheimnißvoller Priesterspruch, zur Einsegnung des da Kommenden über die Versammlung hingemurmelt. Unter den hierauf gehaltenen Vorträgen bemerkte man besonders den Bericht Blanqui's über das öffentliche Wirken Huskissons. Das Thema war sehr geeignet, um in anziehender Weise wissenswürdige Dinge ersten Gehalts mitzutheilen ein politisches Leben, das durch alle Wechsel und Strömungen einer bewegten Zeit hindurch stets mit Ruhm derselben Linie folgte, und eine Thätigkeit, die der freisinnigen Förderung jener materiellen Interessen zugewendet war, welche man heutzutage diesseits des Canals so lebhaft und doch zum Theil so fruchtlos bespricht, botensicher zu einem geistvollen Gemälde und zu pikanten Vergleichungen Stoff genug. Den tragischen Tod des Mannes wußte der Biograph mit so dramatischer Eindringlichkeit darzustellen, daß die aufmerksame Theilnahme der Zuhörer in leise Rührung überging. Viennet, der neulich schon in der Pairskammer das Treiben und die innersten Regungen der Parteien mit treffendem Spott schilderte, kleidete hier seine Satyre in sinnreiche, gefällige Fabeln ein. Die Fabel ist eine Gattung der Dichtkunst, zu der sich vor Allem die französische Sprache eignet; zu hoher Schwung bringt sie in die Gefahr leeren Pompes, und den derben, niedern Humor flieht sie aus Etikette. Die Fabel aber mit ihrem tändelnden Ernste, dem die Ironie so gut wie der Ausdruck sanfter Empfindung gestattet ist, mit ihrer einfachen Vertraulichkeit und faßlichen Philosophie liegt, wie die Epistel, diese poetische Plauderei, ganz in dem Bereich des französischen Idioms. Viennets Fabeln berührten die letzten Tollheiten und Intriguen der politischen Welt mit eleganter Bosheit; die Idee dieser Kleinigkeiten ist oft sehr artig, und die Form, wie überall bei den besseren Anhängern der classischen Schule, eben so gewandt als correct. Hier der etwaige Inhalt einer derselben, die man vorzüglich lustig fand. Die Affen sind im Streite darüber, ob die langschwänzigen oder die kurzschwänzigen von der Natur höher gestellt seyen, und daher regieren sollten; bald erhalten die einen, bald die andern die Oberhand, und der König nimmt bald die einen bald die andern zu Ministern, aber er wird am Ende gewahr, daß sie, einmal am Ruder, alle die nämlichen Grimassen machen. Er sprach sie mit liebenswürdiger Komik und fand vielen, heitern Beifall, selbst bei dem weiblichen Publicum, obgleich sein Aeußeres nicht bestechend und sein Gesicht gewöhnlich, folglich unbeschreiblich ist. Ein alter Herr mit unmäßig ausgebildetem Unterleibe,1037 dessen Namen ich mich nicht mehr entsinne, weil er so unbekannt ist, wie es Hr. Flourens vor seiner Erwählung war, gab ein Stück Jugurtha von Sallust in einer endlosen Reihe von französischen Versen zum Besten, declamirte und gesticulirte auf das entsetzlichste, und hatte kein Mitleid mit den anwesenden Dichtern, die gute Verse machen, keines mit den lieben Leuten, die deren weder machen noch lesen, keines selbst mit den schönen lieben Frauen, die ihre Taschentücher auf das geistreichste handhabten, damit die Symptome ihrer Langweile nicht gar zu verständlich würden. Was sonst in der Sitzung vorkam, war nicht possierlich, ausgezeichnet oder witzig genug, daß ich nicht darüber schweigen sollte.

Niederlande.

Parallele zwischen dem nautischen Zustand der Schelde und der Flüsse Hollands.

Die Schelde anbetreffend, beträgt ihre geringste Tiefe im Fahrwasser von Antwerpen bis ins Meer 30 bis 60 Fuß. Ueberall ist dieses Fahrwasser selbst zwischen den Sandbänken der Mündung für die größten Schiffe so tief, daß dieselben an dem Kai von Antwerpen anlegen; zwischen den Sandbänken der Scheldemündung sind die drei Fahrstraßen mit großen Tonnen bezeichnet. Diese letzteren, so wie die neue Einrichtung von der Administration der Pilotage gewährt dem Seemann die größte Sicherheit, nur ist die Abgabe dafür zu hoch, und es wäre zu wünschen, daß sie um zwei Drittel erniedrigt würde. Hollands Hauptflüsse sind dagegen zum Theil dergestalt versandet, daß die Eismassen und Hochgewässer, sich über die Dämme stürzend, seit 1421 siebenzig Hauptüberschwemmungen verursacht haben; jede solche Ueberschwemmung ganzer Landschaften mußte aber nothwendig die Anhäufung des Materials in den Flußbetten befördern, indem der durch die Seitenabflüsse geschwächte Strom nicht Kraft genug hatte, diese Materialien fortzuschwemmen. Unterhalb Gorckum liegt in der Meerwede, die Hauptfahrstraße vom Rhein nach Rotterdam und Dortrecht bildend, eine Sandbank (Giesendammsche droogte genannt), welche nicht mehr als sieben Fuß Tiefe im Fahrwasser gestattet. Die Meerwede ist bis Dortrecht sehr versandet, so wie die Noord und die Neue-Maas oberhalb und unterhalb Rotterdam. Von dieser Haupthandelsstadt können acht Fuß tief gehende Schiffe nicht direct in See gelangen. Wie diese Nachtheile sich abwenden ließen, wird in dem vierten Bande eines eben herausgekommenen Werkes zur Verbesserung des holländischen Wasserstaates zu entwickeln gesucht. Legt man wie bisher die Hände in den Schooß, so wird Holland nach Vollendung der Eisenbahn von Antwerpen bis Köln zusehen müssen, wie der Seehandel sich von Rotterdam, Schiedam und Dortrecht mehr und mehr ab -, und der Schelde, so wie den an Belgiens Canälen liegenden Städten zuwendet.

Türkei.

Der Sémaphore de Marseille schreibt aus Konstantinopel vom 7 April: Eine Colonie französischer Militärs ist hier auf der Durchreise nach Persien begriffen und wird unter der Führung des Grafen v. Damas unverzüglich nach Trapezunt absegeln. Man liebt in Persien die Franzosen, und dieß verdanken wir dem Grafen v. Sercey. Dieser Gesandte hat den Schah bewogen, auf seine Expedition nach Ispahan und Schiras zu verzichten und sucht ihn der englischen Regierung wieder nahe zu bringen, wodurch das gute Einvernehmen zwischen den beiden westlichen Mächten befestigt werden wird. Die Pforte hat einen französischen Officier, Hrn. Thévenin, nach Bagdad geschickt, um dort ein Armeecorps zu organisiren. Er hat Befehl, einige Tage in Diarbekir zu verweilen, um die dortigen - Waffen und Munitionsvorräthe zu untersuchen.

[1647]

Angelo Maria v. Vergani. *) *)Professor, Hof - und Leibzahnarzt Ihrer Maj. der Frau Erzherzogin Maria Louise, Herzogin von Parma, Ihrer k. k. Hoheiten der Erzherzoge Karl und Joseph Palatin, Ihrer königl. Hoheiten des regierenden Herzogs von Lucca und des Prinzen von Salerno. Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.

In diesen weitverbreiteten Blättern, wo dem Verdienste ausgezeichneter Männer so oft gerechte Würdigung widerfuhr, soll auch ein Mann, wie A. M. v. Vergani, nicht unerwähnt bleiben, welcher die Zahnheilkunde durch neue Methoden, mechanische Vorrichtungen1038 und chemische Präparate dergestalt erhob, daß seit jener Zeit eine neue Epoche dieser Kunst beginnt, und ihm das Verdienst zukommt, sie gewissermaßen zuerst nach Deutschland verpflanzt zu haben. In Bergamo geboren, besuchte er verschiedene Universitäten Italiens, und widmete sich unter den Zweigen der Heilkunde mit Vorliebe jenem Theile, welcher die Krankheiten des Mundes betrifft. Nach England reisend, hörte er in London die Vorlesungen des berühmten Ruspini, erwarb sich zu Edinburg die Freundschaft des Doctors Bell, und besuchte hierauf die berühmtesten Professoren und Operateurs der Universitäten Göttingen, Leyden und Kiel. Die bisherigen Methoden jedoch, welche mit der Zeit oft schlimmere Folgen erzeugten als das ursprüngliche Uebel war, genügten seinem prüfenden Geiste nicht, und bald betrat er, mit Beseitigung dieser Uebelstände, eine ganz neue Bahn. In Belgien und Holland machte Hr. v. Vergani seine ersten Operationen, wovon die Gazette royale della Hollande von 1806 eines Falles Erwähnung thut, wo die Oberzähne des Kranken wie an Fäden hingen, dessen Zahnfleisch in einem Zustande war, daß die ausgezeichnetsten Kunstverständigen eine Heilung für unmöglich hielten, und es Hrn. v. Vergani doch gelang, ein Gebiß anzubringen, welches die vollkommene Freiheit des Kauens gewährte. Rheinpreußen, Hannover, Dänemark und Schweden sahen gleiche Resultate seiner Kunst. In Dänemark wurde ihm in den ehrenvollsten Ausdrücken das Indigenat und der Titel eines Hofzahnarztes angeboten, wenn er sich niederlassen wollte. Er begab sich nach Würzburg, und der Großherzog Ferdinand ernannte ihn zu seinem Hof - und Leibzahnarzte. Im Jahre 1818 wurde er nach Wien berufen, um dem jungen Herzog von Reichstadt, welcher wegen organischer Fehler seines noch nicht ausgebildeten Gebisses heftige Schmerzen litt, Erleichterung zu verschaffen. Das überraschende Gelingen erwarb ihm die schmeichelhafteste Zufriedenheit der hohen Herrschaften, und einen solchen Ruf im Publicum, daß er sich in der Residenz niederzulassen veranlaßt fand. Zufolge proprio motu des höchstseligen Kaisers Franz I wurde dem Hrn. v. Vergani, ohne die sonst nöthigen Prüfungen und Bedingungen, sogleich die öffentliche Ausübung der Zahnheilkunde gestaltet. Die Akademien der Georgifole in Florenz, jene der Wissenschaften und Künste zu Pistoja und Rom wählten ihn zum correspondirenden Mitglied, und der berühmte Dr. Bell schrieb ihm aufs umständlichste, daß er nach genauer Prüfung seiner Verfahrungsarten, mechani chen Vorrichtungen und chemischen Präparaten, weder in England noch anderswo etwas gesehen habe, was einem so hohen Grade von Vollkommenheit in diesem Theile der Chirurgie nahe komme. Fortwährend noch in seiner langen Praxis ist Hr. v. Vergani bemüht, in gleichem Maaße fortzuschreiten, Neues zu erfinden, das Alte zu verbessern; so wurde ihm erst neuerlich auf ein von ihm bereitetes Elexier ein allerhöchstes Privilegium ertheilt. Die Wirkungen desselben sind geprüft, und haben sich ungemein wirksam gegen rinnende offene Mundschäden bewährt. Es verbessert den verdorbenen Athem, benimmt dem Munde den Tabaksgeruch, ist reinigend, zusammenziehend, das Zahnfleisch stärkend, und unter allen Mitteln das kräftigste wider den Scorbut. Wenn Vergani einerseits das ehrende Bewußtseyn fühlen muß, so viele Erfindungen zum Wohle der Menschen gemacht, sie in Ausübung gebracht, und überhaupt den Impuls zu Fortschritten gegeben zu haben, so eifert ihn in seinen vorgerücktern Jahren auch der Gedanke zu rastlosen Anstrengungen an, daß er nicht des ihm gebührenden Ruhmes durch jüngere Nachahmer beraubt werde, die das Erlernte für eigene Erfindung ausgeben, und das Nachgeahmte nicht immer in gehöriger Vollkommenheit zu Stande zu bringen vermögen. Mechaniker, mit großer Mühe von ihm unterrichtet, wurden durch Versprechung reicheren Gewinns aus den Werkstätten gelockt, ja wohl gar von dem Gedanken befangen, selbst Zahnärzte zu werden. Mögen diese Zeilen als gerechte Anerkennung der Verdienste des Hrn. v. Vergani gelten, und der kenntnißreiche bescheidene Mann rüstig viele Jahre in seiner wohlthätigen Kunst fortwirken!

[1740]

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Definitive Bewilligung zur Anlegung der Eisenbahn von Venedig nach Mailand.

Venedig, 30 April. Die Direction der Venedig-Mailänder Eisenbahngesellschaft beeilt sich allen bei der Unternehmung Betheiligten die erfreuliche Nachricht zu geben, daß Se. k. k. Majestät durch allerhöchsten Beschluß vom 7 l. M. der für die Erbauung der Eisenbahn von Venedig nach Mailand gegründeten Gesellschaft die definitive Zustimmung zur Ausführung dieses Werkes mit Inbegriff der steinernen Brücke über die Lagunen zu ertheilen geruht haben, und zwar nach den bestehenden Vorschriften des gegenwärtigen Concessionssystems *)*)Die bereits in Kraft stehenden Bestimmungen enthalten unter andern Dingen zu Gunsten der Gesellschaft a) das Recht der Expropriation von Eigenthum, das zur Ausführung des Werks unumgänglich nöthig gehalten wird, b) die Dauer des Privilegiums auf 50 Jahre., und mit Festsetzung eines Termins von 10 Jahren bis zur Beendigung der Arbeiten.

Auch haben Se. Maj. der Kaiser und König erlaubt, der Gesellschaft in Betreff der verlangten Dauer des Privilegiums für 99 Jahre zu erklären, daß die Staatsverwaltung geneigt seyn wird, solches in Erwägung zu ziehen, wenn einmal die Bahn beendigt und über den Ertrag der Unternehmung ein näheres Urtheil, gestützt auf die während eines dreijährigen Befahrens gemachte Erfahrung, gefällt werden kann.

Außerdem geruhte Se. Maj. der Gesellschaft auch die vorläufige Genehmigung der Seitenbahn von Treviglio nach Bergamo zu gewähren, jedoch mit der Bedingung, daß die Vereinigung der beiden Städte von Mailand und Bergamo nicht als Bewilligung zu einem ausschließlichen Vorrecht zu betrachten sey.

Dieß sind die vorzüglichen Bedingungen und Begünstigungen, enthalten im Allergnädigsten Beschlusse, und mitgetheilt durch ein huldvolles Decret der k. k. Regierung vom 30 April 1840. Numero 16561-861. Comm.

[1744-46]

Anzeige.

K. K. priv. österreichisches Lloyd in Triest.

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II. Section Dampfschifffahrt-Gesellschaft:

Die Dampfschifffahrt-Gesellschaft des k. k. privilegirten österreichischen Lloyd bringt hiemit zur Kenntniß, daß ihre vierte General-Versammlung am 21 Mai d. J., Abends 6 Uhr, abgehalten werden wird.

Das betreffende Einladungs-Rundschreiben wurde bereits an die HH. Mitglieder erlassen, auf deren Namen die Actien eingeschrieben sind; diejenigen Herren aber, deren Actien auf den Ueberbringer lauten, können ein Exemplar in1039 Triest, im Bureau des Verwaltungsraths, und in Wien bei den General-Agenten der Gesellschaft, HH. M. H. Weikersheim und Comp. in Empfang nehmen, wenn sie ihren Anspruch darauf erweisen.

Triest, den 1 Mai 1840.

[1653-54]

Bad-Empfehlung.

Das in seinen eigenthümlichen Vorzügen längst bekannte Nordseebad auf der Insel Nordernei wird auch in diesem Jahre mit dem 1 Julius eröffnet, und am 15 September geschlossen werden.

Wegen der Logisbestellungen wolle man sich gefälligst an den Hrn. Amtsvogt Köpeke auf Nordernei wenden.

April 1840.

Das königliche Bade-Commissariat.

A. James Hay.

[1704-6]

Edictal-Ladung.

Jakob Hartmann, Steinmetzgesellenssohn aus München, welcher am 8 Februar 1807 als Kanonier bei der ersten leichten Compagnie der in Rußland gestandenen ersten Armeedivision zuging, am 24 November 1812 als vermißt in den Listen abgeschrieben wurde, wird schon seit dem Jahre 1812 vermißt. Derselbe oder dessen eheliche Descendenz wird daher aufgefordert, binnen sechzig Tagen von heute an von seinem Leben und Aufenthalt Nachricht ander zu geben, widrigenfalls dessen noch in 424 fl. 10 1 / 2 kr. bestehendes Vermögen gegen Caution an seine nächsten Verwandten verabfolgt werden würde.

Den 28 April 1840.

Königl. bayer. Kreis - u. Stadtgericht München.

Graf v. Lerchenfeld, Dir.

Hauck.

[1692-94]

Bekanntmachung, über Verkauf des Mineralwassers von Soden im herzogl. Nassauischen Amte Höchst.

Nach den bisherigen Erfahrungen, nach der Analyse des Herrn Professors Liebig in Gießen und nach der neuesten Schrift über Soden vom Hrn. Dr. Stiebel zu Frankfurt sind die großen Heilkräfte des Mineralwassers von Soden durch die neuen Fassungen der Quellen bedeutend erhöht worden.

Bestellungen dieses Mineralwassers wird der herzogliche Schultheiß Langhans in Soden schnell und pünktlich besorgen.

Der Preis dieses Mineralwassers beträgt 1) für 100 Stück ganze, neue Krüge 12 fl. kr. 2) für 100 Stück halbe, neue Krüge 8 fl. 30 kr. 3) für 100 Stück alte Krüge 5 fl. kr. 4) für einen einzeln ganzen neuen Krug 7 kr. 5) für einen einzeln halben neuen Krug 6 kr.

Höchst a. M., den 29 April 1840.

Herzogl. nassauisches Amt.

Schapper.

[1659-62]

Handbücher für Reisende.

Durch alle soliden Buchhandlungen sind folgende für Reisende höchst wichtige Werke zu beziehen: Handbook for Travellers in Northern Germany. Preis für England 3 Rthlr. 8 gr., herabgesetzt für Deutschland auf 2 Rthlr. 12 gr.

Southern Germany. Pr. f. Engl. 3 Rthlr. 4 gr. herabg. f. Deutschland auf 2 Rthlr. 6 gr.

Switzerland. Preis für England 3 Rthlr. 8 gr., herabg. f. Deutschland 2 Rthlr. 12 gr.

Denmark, Norway, Sweden and Russia. Preis 4 Rthlr. 5 gr.

Black & Armstrong, Hofbuchhändler in London.

[1678-80]

Hall, im k. würtemb. Jaxtkreis.

Verkauf eines Schlosses und Schloß-Guts.

Veranlaßt durch den jüngst erfolgten Tod meiner sel. Gattin habe ich mich entschlossen, meinen Wohnsitz zu ändern, und in Folge davon einen Theil meiner Realitäten zu veräußern.

Demgemäß biete ich auch mein Schloß und Schloßgut Hornek sammt Zugehörungen hiermit zum Kauf an.

Dieses Schloß, ehemals Residenz der Hoch - und Deutschmeister, liegt in dem gesegnetsten Theile des würtembergischen Unterlandes, auf einem Hügel über dem Städtchen Gundelsheim, Oberamts Neckarsulm.

An seinem Fuße zieht die von Heilbronn nach Heidelberg, Würzburg u. s. w. führende Hauptstraße vorbei, und ein üppiges Wiesenthal scheidet jene von dem schiffbaren Neckar, dessen linkes Ufer wieder von den herrlichsten Wiesen begränzt wird, über welche hinweg das Auge in dem Anblick eines sanft abgedachten, von Städten, Dörfern und Schlössern besäeten Gebirges, eine neue Weide findet.

Die Bauart des Schlosses huldigt dem neuern Geschmack; seine Solidität aber möchte man fast unübertrefflich nennen.

Es enthält nicht weniger als etliche 40 Zimmer und Cabinette, eine große Wagenremise, einen gewölbten Pferdestall und 3 große Keller.

Dabei fehlt es nicht an vielen gewölbten Gemächern, für Registraturen, Magazine und andere Zwecke tauglich.

Unter Dach sind große Speicher und von drei Treppen, welche in mehrerwähntem Schloß sind, ist eine massiv (s. g. Schneckentreppe).

In zwei Höfen befinden sich zwei fließende Brunnen und ein Thurm, welcher eine Thürmerwohnung, Glocken und eine vortreffliche Uhr hat verleiht dem Ganzen vollends ein äußerst imposantes Aussehen.

Umgeben ist das fragliche Schloß von einem, theils zum Vergnügen, theils zum Nutzen angelegten Graben, und seine Zugehörungen sind: 1) ein großes Bierbrauereigebäude mit Wohnungen für die Arbeiter, mit einer nach den neuesten Grundsätzen eingerichteten Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, wobei die gewölbten Gähr - und Wachskeller, der große Bierkeller und 2 große Gersten - und Malzböden kaum was zu wünschen übrig lassen.

Vorzüglich zur Bierfabrication geeignet ist das dabei befindliche Wasser, welches überall hin, wo man seiner bedarf, geleitet werden kann.

2) Gegenüber von diesem Gebäude wurde vor kurzer Zeit ein 450 Schuh langer Felsenkeller erbaut, zu welchem hinab eine 94 Tritte zählende Staffel führt.

3) Angebaut ist an diesen Keller eine gewölbte Stallung zu 18 Pferden, nebst Geschirr - und Futterkammer, auch Schlafgemach für die Dienerschaft.

4) In einem weitern neuerbauten Stall finden 50 Stücke Rindvieh Platz, und es enthält derselbe geräumige Futterböden.

5) Ein besonders stehendes Gebäude eignet sich zur Wohnung für einen etwaigen Verwalter und Domestiken.

Endlich aber umgibt 6) eine Fortsetzung des Schloßgrabens auch diese sämmtlichen Gebäude, und das Ganze ist durch Ein Portal schließbar.

An Grundstücken liegen theils unmittelbar um diese Gebäude herum, theils in deren Nähe, ungefähr 28 Morgen Baumgarten mit etwas Gehölz, 4 Morgen Hopfenland, 2 Morgen Weinberge und 7 Vrtl. Kleeacker, worunter der eigentliche, 4 Morgen große Schloßgarten sehr beachtenswerth ist.

Einsicht kann mit jedem Tage von diesen Objecten genommen werden; weitere Auskunft aber ertheile ich auf Verlangen nicht nur selbst, sondern auch durch das öffentliche Bureau des Hrn. Kammerrevisors Dibold in Stuttgart, so wie durch den Schloßgärtner Kroll auf dem Schlosse Hornek, indeß ich hier lediglich bemerke, daß ich nach Umständen auf eine Aufstreichs-Verhandlung verzichten und jedenfalls meine Bedingungen sehr billig stellen werde.

Hall, im k. würtemb. Jaxtkreise.

Kaufmann Eberhard Friedrich Sandel.

[1741-43]

Schwefelbad-Hechingen im Fürstenthum Hohenzollern-Hechingen.

Die Eröffnung des Bades findet am 17 Mai statt. Durch erweiterte Einrichtungen des damit in Verbindung stehenden Gasthofes, der Stallungen und Remisen, so wie durch billige und prompte Bedienung kann derselbe bei der neuerdings eingetretenen Selbstadministration sowohl den verehrlichen Curgästen, als allen respectiven Reisenden, bestens empfohlen werden. Bestellungen für Curgäste können gemacht werden bei dem Director der Anstalt

Hechingen, den 1 Mai 1840.

Medicinalrath Dr. Koller.

1040

[408]

In Unterzeichnetem ist so eben erschienen, versandt worden und in allen Buchhandlungen zu kaufen: Das zweite Heft der Deutschen Vierteljahrs-Schrift.

für 1840.

April - Junius.

Inhalt: Stimme eines Protestanten über den kirchlichen Streit. Die Veränderungen im Organismus der Arbeit und ihr Einfluß auf die socialen Zustände. Ueber die Aufgaben der Kunst im Bereiche des Protestantismus. Für unsere Vorprüfung und Vorbereitung zu den höhern Universitätsstudien. Baden-Baden und die Spielbank. Geschichte und Bedeutung des Nibelungenliedes. Die Conflicte der Interessen und Ansichten in Beziehung auf das Heimathwesen. Kurze Notizen.

Der Preis des Jahrgangs von 4 Heften ist 12 fl. oder 7 Rthlr. 8 gr.

Stuttgart und Tübingen, April 1840.

J. G. Cotta'scher Verlag.

[1687]

Conversations-Lexikon der Gegenwart.

Ein für sich bestehendes und in sich abgeschlossenes Werk, zugleich ein Supplement zur achten Auflage des Conversations-Lexikons, so wie zu jeder frühern, zu allen Nachdrucken und Nachbildungen desselben.

Einundzwanzigstes Heft, Bog. 41 - 50 des dritten Bandes, Michigan bis Muralt.

Jedes Heft auf Druckpapier 8 gr., auf Schreibpapier 12 gr., auf Velinpapier 18 gr.

Michigan Mieg (Arnold Friedr. v.). Miguet (François Auguste Alexis). Mikroskopische Entdeckungen. Militärwesen. Milman (Henry Hart). Milosch Obrenowitsch. Miltitz (Karl Borromäus Alexander Stephan v. Alexander v.). Milutinowits (Simeon). Ministerverantwortlichkeit, s. Verantwortlichkeit der Staatsdiener. Minckwitz (Johannes v.). Mionnet (Theodore Edmé). Missionswesen. Mitford (Maria Russel). Mitscherlich (Christoph Wilh. ) Mitscherlich (E.) Mochnacki (Maurycy). Mohl (Julius v.). Möhler (Joh. Adam). Mohnike (Gottlieb Christian Friedr. ) Moldau und Walachei. Moller (Georg). Möller (Jens). Moltke (Magnus, Graf von Adam, Graf von). Momiers. Mone (Franz Joseph). Montalivet (Camille, Graf von). Montebello (Lannes, Herzog von). Monteiro (Antonio Peregrino Maciel). Montenegriner. Mora (Don José Joaquin de). Morawski (Theodor Theophil). More (Hannah). Morgenstern (Leopold v.). Morier (James). Mörike (Ed.). Morlacchi (Francesco). Morpeth (Lord). Mortemart (Casimir Louis Victurnien de Rochechouart, Herzog von). Mosen (Julius). Mosengeil (Friedr.). Mouzinho de Albuquerque (Luiz da Silva). Mucker. Mühlenbruch (Christian Friedr.). Mühlenfels (Ludw. v.). Mühler (Heinr. Gottlob). Muelenaere (F. A., Graf v.). Müller (Johannes). Müller (Julius Eduard). Müller (Gebrüder). Münch (Ernst Hermann Joseph v.). München, in seiner neuen Gestaltung. Mundt (Theodor). Münzwesen. Muralt (Cemad v.).

Leipzig, im April 1840.

F. A. Brockhaus.

[1550]

Bei Friedrich Fleischer in Leipzig erschien so eben: Erklärendes Taschenwörterbuch über alle beim Eisenbahnen und Dampfmaschinen-Betriebe vorkommenden technischen Kunstausdrücke.

Mit Benutzung der besten englischen und französischen Werke verfaßt von Fr. Chr. Wieck.

kl. 8. 9 Bogen. 144 Seiten. 1839. eleg. cart. 15 gr.

In dem kleinen Raume eines Taschenbuches findet der für diese Gegenstände unserer Zeit sich interessirende Leser eine solche Masse von Belehrung und Nachweisung zusammengedrängt, daß er gewiß das Büchlein nur mit der größten Befriedigung aus der Hand legen wird.

[1638]

Bei Wesener in Paderborn ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben, Augsburg in der K. Kollmann'schen: Grundsätze der Hausthierzucht.

Dargestellt und erläutert von J. A. Bachmann, Inspector des königl. Hauptgestüts zu Trakehnen.

Sauber brosch. 8. 1840. 1 Rthlr. oder 1 fl. 48 kr. rhn.

Dieß ist eine von der Akademie zu Göttingen gekrönte Preisschrift. Die beste Empfehlung, welche die Anzeige eines so gemeinnützigen Werkes begleiten kann.

[1553]

In allen Buchhandlungen ist zu haben: Entwurf einer Verfassungs-Urkunde für das Königreich Hannover, wie solche der allgem. Ständeversammlung im März 1840 zur freien Berathung vorgelegt worden ist.

Gr. 8. geheftet. (4 1 / 2 Bogen.)

(Angehängt ist das Verzeichniß der auf die k. Generalcasse und auf die Landescasse fallenden Ausgaben.)

Helwing'sche Hofbuchhandlung in Hannover.

[1554]

Prachtwerk!

(Jetzt complet.)

Mythologische Galerie.

60 Blatt, in Kupfer gestochen von Franz Stöber.

112 S. Text deutsch, französisch und englisch von Dr. J. M. Jost.

Zweite Auflage. Gr. 4., sauber brosch.

(Pr. jedes Heftes 12 gGr., compl. 8 Rthlr.)

Ist jetzt vollständig erschienen und durch jede gute Buchhandlung zu beziehen.

Verlag von Karl J. Klemann in Berlin.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 14872 tokens; 5190 types; 105437 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 130. 9. Mai 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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Holding LibraryBibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
ShelfmarkDWB 1996/32
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