PRIMS Full-text transcription (HTML)
1169
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 147.
26 Mai 1840.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Die letzten vor einigen Tagen (20 Mai) in Havre angekommenen Nummern des New-York Inquirer (bis zum 24 April) enthalten den Bericht einer abermaligen im Congreß vorgefallenen Prügelscene, die dießmal, sogar nach italienischer Weise, mit gezogenem Messer beendigt wurde. Der Vorfall ereignete sich am 21 April und ward veranlaßt durch die Beschuldigung des Globe, der Extract, den der, aus Whigs bestehende, Ausschuß von dem Ausgabenbericht des Schatzsecretärs gegeben, sey falsch. Während eines der Mitglieder des Ausschusses, Hr. Wyse, nach öffentlicher vergleichender Vorlesung beider Berichte noch einige Worte über die Falschheit der Beschuldigung an das Haus richtete, verließ Hr. Bynum (von Nord-Carolina), der wahrscheinlich Antheil an jenem Artikel im Globe gehabt, seinen Platz, um auf Hrn. Rice Garland (von Lousiana), ein anderes Mitglied des Ausschusses, loszugehen, und ihn auf unerhörte Weise mit den gemeinsten Schimpfwörtern zu überhäufen. Ein Schlag ist die Antwort, den der Angreifer nicht säumt zu erwiedern und so Schlag auf Schlag bis endlich Hr. Bynum sein Messer zieht; nur mit genauer Noth können ihn die Umstehenden abhalten, davon Gebrauch zu machen. Ein Ausschuß von 5 Männern (darunter nur 2 Whigs) ist zur Untersuchung der Sache niedergesetzt worden.

Südamerika.

Das Commerce will aus Montevideo vom 14 März die Nachricht erhalten haben, daß der Präsident Rosas dem französischen Admiral Dupotet durch Arana, Minister der auswärtigen Angelegenheiten der argentinischen Republik, und unter Vermittelung des englischen Consuls, Hrn. Mandeville, Friedensvorschläge gemacht habe. Rosas erkläre sich bereit, die in Buenos-Ayres ansässigen Franzosen zu entschädigen und sie künftighin auf gleichem Fuße zu behandeln, wie die Ausländer in Frankreich behandelt würden. Dagegen wolle Rosas nichts von einer Bezahlung der Kriegskosten hören, noch von der Forderung, den Franzosen dieselben Handelsvortheile einzuräumen, wie den begünstigtsten Nationen. Admiral Dupotet soll diese Vorschläge sogleich nach Frankreich gemeldet haben.

Spanien.

Ueber die Ausgabe von 2500 Millionen Realen in neuen Staatspapieren enthält die Madrider Zeitung, der Corresponsel (9 Mai), folgende Bemerkungen: Das Verderbliche einer solchen Maaßregel wird selbst von den Parteinehmern derselben zugestanden, und nur mit der Nothwendigkeit, und zwar zunächst mit den Bedürfnissen des Kriegs entschuldigt. Aber würde mit dem Krieg auch die Geldverlegenheit enden? Keineswegs: es gibt Nothwendigkeiten des Friedens wie des Kriegs. Und würde morgen Frieden geschlossen, so würde an demselben Tag das Heer von 200,000 Soldaten, sammt allen Officieren und Generalen, die Hand emporheben und rufen: wir gaben euch Freiheit, gebt uns Brod. Die Forderungen für das Heer betrugen 1817, drei Jahre nach dem Unabhängigkeitskriege, 350 Millionen; wie könnte 1841 unser Finanzsystem eine gleiche Summe aufbringen? Die neue Papierausgabe wird durchaus durch kein neues der Regierung von den Cortes zu Gebote gestelltes Unterpfand gewährleistet, sondern stützt sich einzig auf die schon bestehenden Auflagen und Steuern, welche die Regierung also auf künftige Jahre hinaus vorwegnehmen muß. Und wie stimmt das wieder mit der Verpflichtung, welche die Deputirten von ihren Constituenten erhalten haben, gerade die jetzt bestehenden Mißbräuche und Gebrechen dieses ganzen Auflagen - und Steuerwesens von Grund aus umzugestalten? In der That, der Beschluß, durch den die Cortes diese Maaßregel bewilligten, war zugleich ein Lossagungsact von aller Controle über die Finanzen der Nation und ein Abdankungsdecret unsrer constitutionellen Regierung.

Großbritannien.

Haus der Lords. Sitzung vom 18 Mai. (Fortsetzung.) Der Hauptinhalt der Rede, durch die Sir W. Somerville in der That auf bisher ungewohnte Weise den Fortgang der Lord Stanley'schen Bill aufzuhalten suchte, war kürzlich folgender: Ich kann nicht begreifen, wie ehrenwerthe Gentlemen, die in Irland wohnen und das Land kennen, eine Bill unterstützen mögen, die nicht nur keinen der alten Mißbräuche in dem Wahlsystem abschafft, sondern eine Menge neuer verderblicher Gewohnheiten einzuführen gemacht ist. Der wahre Grund des Betrugs und Meineids, der die Bill vorgibt abschaffen zu wollen, besteht darin, daß die Wahlgerechtsame jetzt nicht gehörig bestimmt sind; aber weit entfernt, eine solche Bestimmung zu versuchen, verrückt vielmehr die Bill das Verhältniß zwischen der Anzahl der Bevölkerung und der Anzahl der Wähler noch mehr, und macht es durch die Kosten des jährlichen Einschreibens und durch das den Richtern überlassene Untersuchungsrecht1170 den Unvermöglichern fast unmöglich ihr Recht auszuüben. Wie kann auch ein armer Häusler (cottager) jährlich 5 Pf. Einschreibungsgebühren zahlen? eine Summe, die allerdings für den Carlton Club nicht schwer aufzubringen ist. Und was den Einspruch der Richter betrifft, so würde bestimmt niemals ein 10Pf. -Wähler in Irland so lang es noch deren gäbe seine Stimme gebrauchen können, ohne vor die Assisen gefordert zu werden. Gewiß, die Folgen der Annahme der Bill auf die Bevölkerung Irlands würden die verderblichsten seyn: Herr und Pächter würden sich noch schärfer als jetzt von einander geschieden finden, und in Millionen Gemüthern würde sich ein Gefühl unglücklicher Bitterkeit und langnachwirkender Rachsucht festsetzen. Nach einigen andern Reden für und wider, in die sich auch ein persönlicher Streit zwischen Hrn. Grattan und Bateson (über den, Hrn. Gr. vorgeworfenen Mißbrauch der irischen Presse gegen die Bill) einmischt, nimmt Lord John Russel das Wort, um Sir W. Somerville's Antrag zu unterstützen. Ich bin schon oft in diesem Hause genöthigt gewesen, Motionen zu bekämpfen, die auf die Zerstörung der Reformbill und der durch sie gegebenen Wahlgerechtsame hinausliefen, aber von allen diesen versuchten Angriffen ist vorliegende Bill der furchtbarste. Auf diesem Wege fortgehend würden wir bald wieder dahinkommen, Jedermann, der auf Wahlgerechtsame Anspruch macht, für einen Feind des Staats zu erklären. Die Bill gibt vor, das bei den irischen Wahlen eingerissene Betrugssystem zu verbessern; warum hat der edle Lord seine Verbesserungen nicht lieber gegen das bei den englischen Wahlen herrschende Bestechungswesen, nicht bei den irischen lieber gegen die Mißbräuche der Einschüchterung und Unterdrückung gerichtet? Ich weiß nicht, ob der edle Lord darein willigen wollte, seine Bill auch auf England und Schottland angewandt zu sehen; will er nicht, so kann ihn Irland der entschiedenen Unbilligkeit und Ungerechtigkeit anklagen; will er aber, so muß ich die Bevölkerung der drei vereinigten Königreiche öffentlich vor dem in dieser Bill versuchten Angriffe auf ihre Wahlgerechtsame warnen. Uebrigens wiederhole ich dem Hause die Anzeige, daß der Solicitor General Irlands binnen kurzem eine neue irische Registrationsbill, abgefaßt nach denselben Grundsätzen, nach welchen die von mir vorgelegte englische Wahlregistrationsbill abgefaßt wurde*)Bekanntlich legte neulich Lord J. Russel, um der Stanley'schen Bill entgegenzuwirken, eine Bill vor, welche die Ausübung des Wahlrechts zu erleichtern beabsichtigt, während jene eine Erschwerung desselben herbeizuführen sucht., dem Hause vorlegen wird. Lord Stanley antwortete: So ungewöhnlich auch der das dritte Verlesen der Bill unterbrechende Antrag des sehr ehrenwerthen Sir W. Somerville gewesen seyn mag, so glaub 'ich doch, daß selbiger dabei seiner Ueberzeugung nach ehrlich zu Werk gegangen ist; wenigstens hat er nicht den Kunstgriff gebraucht, von der baldigen Einführung von Bills zu sprechen, an deren Abfassung noch kein Mensch gedacht hat. Was des gelehrten Mitglieds für Dublin persönliche Schmähungen gegen mich betrifft, so wird kein Gentleman hier im Hause erwarten, daß ich darauf antworten soll; ich begnüge mich nur die Hauptvorwürfe, die er und so auch der edle Lord-Staatssecretär für die Colonien dem Inhalte dieser Bill machen, zu beleuchten. Hinsichtlich des Vorwurfs, die Bill suche die Wahlgerechtsame zu beschränken, berufe ich mich auf die von Hrn. Fox Maule und Lord John Russel selbst eingeführte Bill über Regulirung des Wahlrechts in Schottland, die nicht weniger als 11 beschränkende Clauseln enthält. Ja, mein Plan den Betrag der zum Besitz des Wahlrechts nöthigen Summe auf 10 Pfd. festzusetzen, ward noch 1831 von diesem Hause von dem ehrenwerthen Mitgliede für Dublin selbst gebilligt. Kann man läugnen, daß die gegenwärtigen Wählerlisten mit fingirten Namen angefüllt sind? In Dublin stehen 18,000 Wähler statt 9000 auf den Listen; in der Grafschaft Dublin 4000 statt 2900; in der Grafschaft Longford 1400 statt 2900 etc. Dieser Mißbrauch wird so lang dauern, als keine Gewalt vorhanden ist, um die Verstorbenen aus dem Register zu streichen. In der Grafschaft Tipperary stimmte 1837 ein Mann, Namens Roger Mare, dessen Mörder 1834 deportirt worden war. Und in der That hat deßhalb Hr. O'Connell selbst 1832 die Einführung eines jährlichen Stimmensammelns vorgeschlagen. Dafür, daß ich in meiner Bill keine genauere Definition der Wahlgerechtsame gegeben, ist mir der edle Lord-Staatssecretär für die Colonien, indem er erklärte, die Gegenstände in den Bills z. B. müßten getrennt werden, selbst mit seinem Beispiel vorweggegangen. Für alle weitere Untersuchung über die Zweckmäßigkeit der einzelnen Vorschläge meiner Bill hoffe ich auf die Ausschußverhandlung des Hauses. Nach Beendigung dieser Rede schlägt Hr. O'Callaghan Vertagung der Verhandlung auf morgen vor; Lord John Russel dringt auf unmittelbaren Abschluß, Hr. O'Connell auf vorläufiges Anhören einer von ihm vorzutragenden Motion; doch stimmt das Haus mit einer Majorität von 19 Stimmen (262 gegen 281) für Vertagung der Debatte auf morgen. Unter der Majorität ist auch Lord Howick. Sitzung vom 19 (nach stenographischen Nachrichten). Die größte Zeit auch dieser Sitzung wird mit Verhandlung über Lord Stanley's Bill hingebracht, deren Ausgang bei Abgang des Couriers noch nicht entschieden war. Am Beginn der Sitzung erklärte Lord Palmerston, auf eine Frage des Hrn. Creswell, daß zwischen Frankreich und Buenos-Ayres seit Ankunft des Admirals Dupotet in Buenos-Ayres Friedensunterhandlungen angeknüpft sind, daß übrigens Frankreich in dieser Sache ganz für sich selbst und nicht auf fremdes Anstiften gehandelt hat. Im Haus der Lords, Sitzung vom 19, sagt der Marquis v. Westmeath, daß er, zur Berichtigung einer falschen Angabe in den Zeitungen, erklären müsse, die Antwort Lord Melbourne's auf seine Frage wegen Einschreiten Englands in der Geschichte der Juden von Damascus sey nicht verneinend, sondern bejahend gewesen. Lord Melbourne bestätigt dieß und fügt hinzu, daß hierauf bezügliche Instructionen an den englischen Consul in Damascus bereits abgegangen seyen.

In der fünften Jahreszusammenkunft des protestantischen Vereins (protestant association), gehalten in Exeter-Hall am 13 Mai unter Vorsitz des Grafen v. Winchilsea, wurde in mehrern heftigen Reden wiederholt darzuthun versucht, daß das einzige Mittel, England Frieden und Sicherheit zu verschaffen, die Aufhebung der katholischen Emancipationsbill sey. Wir theilen, um von dieser mit all ihrer biblischen Färbung ins Komische streifenden Zelosis eine Probe zu geben, folgenden Auszug aus der Rede des ehrenwerthen Hrn. Stowel mit. Ich verachte, rief der hochwürdige Herr, ich verachte alle Anspielungen und Spöttereien, die eine ungläubige und halbungläubige Presse auf mein Haupt häufen mag. Ich bin darauf vorbereitet, daß man mich einen Feuerbrandpfarrer, einen kirchlichen Mordbrenner schelte, aber ich werde fortfahren, die Sache der protestantischen Gewalt zu vertheidigen. Ithuriels Speer entdeckte den Satan am Ohr Eva's im Paradiese unter Gestalt einer Kröte

platt wie 'ne Kröte hart an Eva's Ohre
versucht' er mit satan'scher Kunst den innern
Sinn ihrer Seele zu beflecken ;

und eben so lauert die faule Kröte des .... Ansteckung athmend, am Ohr der englischen Kirche. Sind wir zu tadeln, wir, die1171 das Ungeheuer mit dem Speer der Wahrheit trafen, und es in seiner ganzen angebornen Scheußlichkeit ans Licht zogen?

Auffuhr der Feind in eigner Mißgestalt

Nein, gewiß, wir verdienen keinen Tadel; und ich ein für allemal will meine Rüstung anschnallen und als Kreuzritter gegen Rom ausziehen. Hat doch die abtrünnige Kirche schon angefangen, ihre Ketzereien selbst dem Königthum einzuflüstern; und wir Protestanten, denen der kleine Finger unserer Königin lieber ist als den Katholiken ihr ganzer Körper, dürfen nicht dulden, daß sie von falschen Rathgebern auf Irrwege geleitet werde. O daß Sir Robert Peel, dieser temporisirende Conservative, der, wie er selbst sagt, die Uebel der Emancipationsbill wohl erkennt, aber Umstände halber sie seiner Ueberzeugung zum Trotz durchgehen lassen mußte, o daß dieser große Mann im Zenith seiner Macht so tief gefallen ist, so tief, daß er sich wohl nie wieder erheben wird! Was ihm und seiner auskünftesuchenden, schwächlichen Partei fehlt? Moralischer Muth! Muth! Muth! Hätt 'ich eine Stimme, die jeden Senator in St. Stephan erreichen könnte, ich wollte in ihre Ohren donnern: mehr Muth! mehr Muth! Hätte Sir Robert mehr Muth gehabt, so würde er die Bill nicht haben durchgehen lassen, und lieber der Märtyrer seiner Ueberzeugung geworden seyn. Durch dieses Martyrthum würde er sich einen Thron erbaut haben in den Herzen der christlichen Bevölkerung und seine Partei, anstatt seitdem, als wenn Gott sie für ihre Treulosigkeit züchtigen wollte, immer geschlagen worden zu seyn, würde in der Macht sitzen, und uns unsern verwirkten protestantischen Ruf schon lange wieder hergestellt haben. Die Leute, die jetzt in der Macht sitzen, sind halb römische Katholiken, halb Liberale, und in der That sind mir jene blinden Papisten noch immer lieber als diese kalten, berechnenden, glaubt-was-ihr-wollt-freigeistischen modernen Liberalen. (do-what-you-please latitudinarian liberals of modern times). Von jenseits des Canals hören wir einen lauten Ruf: Auflösung der Vereinigung, Repeal für Irland; und was wollen wir antworten? Repeal für England sey die Antwort; Repeal für Alt-England. (Lautes Hurrah und Beifallsrufen. ) Der ehrenwerthe Hr. M'Ghee in einer ähnlichen Rede nennt O'Connell einen papistischen van Amburgh, zu dessen Füßen sich der brittische Löwe brummend und mit dem Schwanze wedelnd schmiegen muß.

Ganz gegen den Gebrauch des Parlaments, wornach durch die Entscheidung für das zweite Verlesen eines Gesetzesvorschlags der Grundsatz der zu treffenden Anordnung anerkannt ist, wurde gestern Nacht der leitende Grundsatz von Lord Stanley's irischer Registrationsbill noch einmal debattirt. Sir W. Somerville schlug nämlich die gänzliche Verwerfung derselben unter der Form vor, daß man dieselbe in sechs Monaten (wo das Parlament nicht versammelt seyn wird) in den Ausschuß bringen solle; und Lord John Russell erklärte in einer glänzenden Rede den Entschluß der Regierung sich mit aller Macht der Bill zu widersetzen. Es wurden auch sonst von beiden Seiten eindringliche prägnante Reden gehalten, besonders eine von Lord Stanley selbst, der sich zum Erstaunen aller, trotz seiner großen Reizbarkeit, und trotz den bittern Schmähungen, welche vor Allem von O'Connell während des Recesses gegen ihn ausgegossen worden waren, mit der würdevollsten Mäßigung aussprach. Die ministerielle Seite mußte natürlich vielfach den Vorwurf hören, daß sie ein allgemein für schlecht anerkanntes System, welches zu zahllosen falschen Eiden und Betrügereien Anlaß gebe, deßwegen unter ihren Schutz nehme, weil es ihrer Partei nütze, und die Wahl von Anhängern befördere, welche ohne jene unberechtigten Stimmen gar nicht ins Parlament kommen würden. Dagegen ward von der andern Seite erwiedert, die Conservativen sähen mit unerschütterlicher Gleichmüthigkeit, wie in so vielen englischen Städten die Wähler durch Tractiren und Bestechung verführt würden, und dabei oft den falschen Eid schwüren, daß sie nicht bestochen worden, weil eben dieses schändliche System ihrer Partei nutze. Gegen Irland dagegen richteten sie alle ihren Eifer, weil sie die Repräsentation der Katholiken unterdrücken, und aufs neue die Herrschaft der Orangisten über dieselben erheben möchten. Lord John will besonders darum Stanley's Bill seine Zustimmung nicht geben, weil die Appellation über bestrittene Wahlen an die irischen Richter gewiesen werden soll, eben die, welche bereits eine Entscheidung gegeben haben, wodurch das Wahlrecht um ein Bedeutendes geschmälert worden, und welche Russel für so gänzlich dem Sinne der Reformbill entgegen hält, daß er erklärte, zu keiner Verbesserung des Registrationssystems seine Einwilligung geben zu wollen, welches nicht von einer Bestimmung gegen jenen richterlichen Ausspruch begleitet wäre. Nun weiß man aber, daß das Oberhaus ohne den äußersten Zwang nie in eine solche Clausel willigen würde, indem jener Ausspruch vielen katholischen Hintersassen ein Recht benimmt, welches sie so häufig gegen die Neigung ihrer Gutsherren gebrauchen. Wir hätten also hier abermals einen Zankapfel, wie die berüchtigte Appropriationsclausel. Es kam indessen gestern zu einer Abstimmung, bei welcher die Minister in einer Minorität von 19 blieben, 2 mehr als für das zweite Verlesen der Bill ebenfalls gegen sie entschieden hatten. Obgleich es nun bloß einem Vorschlag zur Vertagung der Debatte galt, so möchte ich die Abstimmung doch als eine Entscheidung für die Bill selbst betrachten, welche um so wichtiger seyn wird, da man nach einer Andeutung des Lord Howick diesen und die besondern Anhänger des Grafen Grey auf der Seite der Tories finden wird. Kommt es nun dazu, und geschieht es auch nur mit dem Vorbehalte, daß diese oder jene Clausel gestrichen oder verändert werde, so bleibt es doch ein unheilbarer Schlag für das Melbourne'sche Cabinet, dessen Hauptstärke immer darin lag, daß es bei seiner irischen Politik stets auf eine entschiedene Mehrheit rechnen konnte. Eben so groß ist der Schlag für die liberale Partei überhaupt, weil dieser Uebertritt der Grey'schen Section bei einer solchen Gelegenheit ohne Zweifel zu deren gänzlicher Ablösung von ihr führen wird. Wenn es nun auch O'Connelln gelingen sollte, Stanley durch die selbst der schwächsten Opposition zu Gebote stehenden Chicanen zu ermüden, bis er die Bill für diese Session fallen läßt, so ändert dieses doch an der Sache nichts; und es ist nicht abzusehen, wie dabei das Ministerium die Session zu überleben vermochte. Welche Wirkung alles dieses, nebst dem cavaliermäßigen Benehmen des Oberhauses in Bezug auf die irische Municipalitätsreform, bei den irischen Katholiken haben wird, muß die Zeit lehren. Nichts ist schwerer als in Betreff der öffentlichen Meinung in Irland eine wahrhafte Ansicht zu erlangen. Trotz allen Behauptungen, daß die ganze katholische Bevölkerung die Maaßregel als einen neuen Versuch gegen ihre Freiheit ansehe, und bereit sey, das Aeußerste dagegen zu wagen, scheinen die Tories ihrer Sache gewiß, und behaupten im Gegentheil, der gemeine Mann freue sich der Aussicht, dadurch aus der traurigen Lage erlöst zu werden, worin er sich jetzt zwischen dem Zwang des Priesters und dem Unwillen des Gutsherrn befinde. Ob nun zwar dieses sehr möglich, ja in vielen Fällen sogar wahrscheinlich ist, so läßt sich doch nichts Anderes als Unruhen, Verschwörungen, wo nicht gar Aufstände unter den dortigen Katholiken erwarten, wenn dieselben die alte Zeit zurückkehren sehen, wo die große Masse des Volkes von Feinden ihres Glaubens und ihres1172 Volksbewußtseyns vertreten wurde. Mögen die Tories, um eines augenblicklichen Parteitriumphes willen, das Vaterland nicht in eine so große Gefahr stürzen!

Frankreich.

Die gestern erwähnte Rede des Conseilpräsidenten über die Bank füllte fast die ganze Sitzung der Deputirtenkammer vom 20 Mai aus. Nach ihm sprach Hr. Garnier-Pagès nur noch wenige Worte, worauf die Kammer zur Abstimmung schritt. Ueber das beste Banksystem, sagte Hr. Thiers, sey man längst aufgeklärt. Möge man nun die gegenwärtige Organisation der französischen Bank bloß auf 25 Jahre oder auf drei Jahrhunderte verlängern, so könne man doch keine wesentliche Verbesserung einführen. Hr. Thiers ging in eine sehr ausführliche Schilderung der Einrichtung der Bank ein von ihrer Entstehung an. Ihr Capital, bei ihrer Gründung unter Napoleon, belief sich auf 30 Millionen; später wurde es auf 45 Millionen erhöht, und jede Concurrenz beseitigt. Im Jahr 1805 erlitt die Bank eine plötzliche Krise. Der damalige Finanzminister war Schuld daran. Er hatte der Bank für 6 Millionen Obligationen der Generaleinnehmer übergeben, während zugleich das in den Cassen der Generaleinnehmer befindliche baare Geld den Bankiers, welche die Finanzangelegenheiten des Staats besorgten, übergeben wurde. Als die Bank die Obligationen verwerthen wollte, fand sie die Cassen der Einnehmer leer und mußte nun gleichfalls ihre Zahlungen einstellen. Napoleon kam damals von Austerlitz, sehr zornig, daß inmitten seiner Siege die Bank zahlungsunfähig geworden, zurück. Er erhöhte hierauf ihr Capital auf 90 Millionen, und gab ihr die Organisation, welche sie seitdem unverändert beibehalten hat. Die Bank, fuhr Hr. Thiers fort, hat seitdem Frankreich unermeßliche Dienste geleistet, namentlich in den Jahren 1830 und 1831. Wenn man auch nicht sagen kann, daß die Bank allein damals Frankreich gerettet hat, so ist es doch sicher, daß sie mächtig zur seiner Rettung beigetragen. Es gab Tage, wo der Schatz ohne den Beistand der Bank seine laufenden Zahlungen nicht hätte leisten können. Sie gab ihm 130 Millionen, als ihm alle übrigen Cassen verschlossen waren. (Bewegung. ) Hr. Thiers suchte sodann alle gegen die Bankeinrichtung vorgebrachten Argumente ihrer Gegner, namentlich des Hrn. Garnier-Pagès, zu widerlegen. Die Bank discontirte im Jahr 1838 Papiere für den ungeheuern Betrag von 804 Millionen, wovon auf die dreißig Mitglieder des Bankcomite's 46 Millionen kamen; der ganze Rest von 758 Millionen traf die übrigen Kaufleute, Manufacturisten etc. Die Zahl der Unterschriften bei den zu discontirenden Papieren von drei auf zwei herabzusetzen, hält Hr. Thiers für unstatthaft. Denn Individuen, welche nur zwei Unterschriften aufbringen könnten, seyen natürlich weniger solid und zahlungsfähig, als die, welche eine Garantie von drei Unterschriften vorzulegen vermöchten. Ein weiterer Grund, daß die Bank bei dieser Forderung beharren müsse, sey die für sie vortheilhafte Existenz von Nebenbanken, welche mit zwei Unterschriften sich begnügen und dadurch der französischen Bank die Last des Untersuchens einer allzugroßen, zur Discontirung vorliegenden Masse von Papieren erleichtern. Den Termin des Disconto von drei auf vier Monate zu verlängern sey, meinte Hr. Thiers, nicht rathsam, weil Handel und Industrie sich längst an diesen Termin gewöhnt hätten, und ein plötzliches Herausreißen aus dieser Gewohnheit nur Verwirrung in den Geschäften zur Folge haben könnte. Die Festsetzung des Disconto-Betrags müsse dem Bankconseil überlassen bleiben, weil derselbe immer nach der Bewegung des Handels sich richte und daher nicht auf Jahre hinaus durch ein Gesetz bestimmt werden könne. Hr. Thiers stellte endlich noch interessante Vergleiche zwischen der französischen Bank und denen des Auslands an. (Wir werden aus diesem Theil seiner Rede einige Nachträge geben). Nach einigen kurzen Bemerkungen des Hrn. Garnier-Pagès nahm die Kammer den ersten Artikel des Gesetzesentwurfs an, mit dem Amendement der Commission, demzufolge das Privilegium der Bank bis zum 31 December 1867 verlängert bleibt.

〈…〉〈…〉Die Deputirtenkammer nahm in der Sitzung vom 21 Mai alle übrigen Artikel des Gesetzesentwurfs über die Bank unverändert an. Der Artikel 6 lautet: Die Comptoirs der Bank zur Discontirung können nur durch eine königliche Ordonnanz auf das Verlangen des Generalconseils der Bank eingesetzt oder unterdrückt werden. Hr. Leyval hatte statt dieses Artikels folgende Bestimmungen vorgeschlagen: In den Städten, wo es die Bedürfnisse des Handels erfordern, werden Discontirungscomptoirs errichtet. Ihre Einsetzung und Organisation wird durch königl. Ordonnanzen auf das Verlangen der Handelskammern regulirt. Dieses Amendement wurde vom Handelsminister, den HH. Lefebvre und Dufaure bekämpft und verworfen. Das gleiche Schicksal hatten alle übrigen Amendements. Bei der Abstimmung über den ganzen Entwurf ergaben sich 252 weiße und 58 schwarze Kugeln.

Am 17 Mai starb in Paris Hr. Brochant de Villiers, Generalinspector der Bergwerke, Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Bei seinem Begräbniß auf dem Kirchhof Père Lachaise hielten Hr. Brongniart, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, und Hr. Migneron, Inspector der Bergwerke, sehr ergreifende Reden, worin sie den großen Verdiensten des Verewigten ihre Huldigung darbrachten. Dieß ist der fünfte Verlust, den die Akademie seit vier Wochen erlitt.

Ein Journal sagt: Die Pairskammer hat zuweilen gewisse Oppositionsgelüste, und man dürfte sich nicht wundern, wenn sie den von der Deputirtenkammer angenommenen Entwurf der Rentenconversion verwürfe. Hr. Thiers soll ziemlich unbekümmert darüber seyn; er verbirgt seinen Freunden das Mittel nicht, das er anwenden würde, um die Kammer folgsamer zu machen: Sollten sich, sagte er, diese Herren allzu widerspänstig zeigen, so schlage ich dem Palais Bourbon die Ehrenherstellung des Marschalls Ney vor.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Toulon, 20 Mai. Teniah de Muzaïa, 13 Mai. Marschall Valée an den Kriegsminister. Der Col von Muzaïa ward gestern von der Armee nach einem glänzenden Treffen gegen die Gesammtmacht Abd-El-Kaders genommen. Die Armee baut die Straße, die nach Medeah führen soll. Unsere Verluste waren nicht sehr bedeutend. Die Prinzen befinden sich wohl.

Die französische Armee hat sonach den directen Weg nach Medeah eingeschlagen, wie die Besetzung von Hausch-Musaya sogleich vermuthen ließ. Das Journal des Débats begleitet die telegraphische Depesche mit einem Commentar, und erinnert, daß der Engpaß Teniah auf dem Stammgebiet Musaya dreimal schon von der französischen Armee überschritten worden: das erstemal vom Marschall Clauzel am 22 November 1830 mit einem Verlust von 200 Mann an Todten und Verwundeten, das zweitemal vom General Boyer, welcher der ausgehungerten Besatzung Lebensmittel zuführte; den dritten Zug unternahm General Berthezéne, dessen kleines Heer auf dem Rückwege sehr beträchtlichen Verlust erlitt. (Das Journal des Débats vergißt eine vierte Expedition, welche unter dem Marschall Clauzel im Jahre 1836 stattfand). Der Engpaß Teniah ist fünf Marschstunden von Hausch-Musaya und vier von Medeah entfernt. Seine Höhe über der Ebene beträgt1173 vierhundert Toisen. Er bildet einen Felsenweg drei - bis vierhundert Schritte lang, und an manchen Stellen so eng, daß kaum vier Mann neben einander marschiren können. Zur Linken ist dieser Weg von steilen, bewaldeten Felsen dominirt, zur Rechten senkt sich ein tiefer Abgrund. Der Engpaß kann demnach nur von vorn angegriffen werden. Zunächst bei diesem Passe wohnen nur Kabylenstämme, die eben so zahlreich als streitbar und fanatisch sind. Der Stamm Musaya stellt 1000 Fußgänger, hat aber keine Cavallerie; ihm zunächst wohnen die Beni-Salah und Summata, welche 2000 Fußgänger und 500 Reiter stellen. Gleich von Anfang der Occupation Algiers haben sich diese Stämme als glühende Franzosenfeinde bewährt. Das Journal des Débats bemerkt noch: Der Marschall Valée zeigt in seiner Depesche an, daß die Armee sich mit dem Bau der Straße beschäftigt, die sie nach Medeah führen soll. Hieraus darf man schließen, daß der Marschall auf dem Engpaß Stellung genommen und die Ankunft des Convoi abwartet. Wahrscheinlich wird er diese Zeit zum Bau eines befestigten Lagers auf dem Engpaß verwenden, um die Communication zwischen Algier und Medeah zu sichern. Diese Linie theilt ganz Algerien in zwei Theile; sie beschränkt Abd-el-Kader auf den Westen und hält die zwischen Belida und Medeah wohnenden Stämme im Zaume. Sie giebt uns Einfluß bis in das Dscherid, wohin sie auf dem kürzesten Wege führt.

Ein Bericht des Generals Galbois aus Constantine meldet die Details seines Zuges gegen die Araktas, dessen Ausgang unsere Algierer Correspondenz bereits mittheilte. Eine Deputation der vornehmsten Häuptlinge der Araktas verfügte sich zu dem General nach Constantine und bot ihm die Unterwerfung ihres Stammes an. Bei Dschischelli kam es zwischen der Besatzung und den Kabylen der Umgebung zu fortwährenden Scharmützeln.

Ueber die Ernennung des Marschalls Clauzel zum Gouverneur von Algier verlautet noch nichts Bestimmtes, aber das Gerücht ist noch allgemein verbreitet. Die Meinungen der Journale über Clauzel sind getheilt. Fast alle aber, mit Ausnahme des sehr zurückhaltenden Journal des Débats, verlangen wenigstens die Abberufung des Marschalls Valée, dessen Unfähigkeit immer offener hervortritt. Der Courrier français will von einem langen Schreiben des Herzogs von Orleans wissen, worin dieser zugestehe, daß viele Fehler begangen worden seyen. Der Prinz melde darin auch seine baldige Rückkehr. Der Feldzug, fährt der Courrier fort, an welchem der Herzog Theil nimmt, wird weder lang noch entscheidend seyn. Man hatte zwar im voraus angekündigt, der Herzog werde nur drei Wochen abwesend seyn; natürlich aber glaubte man, dieser Zeitraum werde hinreichen, ganz andere Resultate zu erzielen, als die bisherigen. Gewiß würde auch die Armee bedeutende Vortheile über die Araber erfochten haben, wäre das Commando der Expedition geschickteren Händen anvertraut worden. Nachdem der Marschall Valée im October des vergangenen Jahres sich trotz der erhaltenen Warnungen überfallen ließ, durfte er das Commando nicht wohl länger mehr behalten. Man hätte dasselbe schon damals einem andern Mann übertragen sollen, dessen Namen den Arabern bereits furchtbar war, und dessen lange Erfahrung den Soldaten volles Vertrauen einflößte. Das Commerce, welches bisher scharfe Opposition gegen das Ministerium machte, sagt: Die Ernennung Clauzels würde Hrn. Thiers Ehre machen und mehr von seinem guten Willen für die Colonie zeugen, als alle Reden. Der Marschall Clauzel ist ein ausgezeichneter Kriegsmann; Niemand bestreitet ihm diese Eigenschaft. Aber dieser Grund ist noch lange nicht der einzige, der die Ernennung Clauzels nach Algier wünschen läßt, um die schreienden Fehler des Marschalls Valée dort wieder gut zu machen. Der Marschall Clauzel ist von allen Gouverneurs derjenige, dessen Name die glänzendsten Erinnerungen in Afrika zurückgelassen hat. Er zeigte sich als beharrlichen Gegner der wachsenden Macht Abd-El-Kaders. Selbst sein Rückzug von Constantine hat, statt ihn zu schwächen, den Schrecken nur vermehrt, den er den Eingebornen einflößte; endlich betrachten ihn auch die Colonisten als den aufrichtigsten Vertheidiger unserer Herrschaft in Algerien, als den offenen, vollständigen Ausdruck eines Gedankens der Colonisation. Der National hingegen sagt: Wir wissen nicht, ob die traurigen Erfahrungen der Vergangenheit Hrn. Clauzel hinreichend aufgeklärt haben und ob Algier durch seine Ernennung viel gewinnen würde. So viel nur wissen wir, daß dieser Marschall bereits zweimal in Afrika commandirt hat, und daß dieser zweimalige Versuch keineswegs von der Art ist, der Nation großes Vertrauen einzuflößen. Wenn man das System der Versuche und des Herumtappens fortsetzen will, so bediene man sich hiezu doch wenigstens nicht mehr der abgenützten Männer.

Die französische Armee in Algier hat in den Scharmützeln mit den Arabern bekanntlich Beweise genug gegeben, daß sie ihres alten kriegerischen Rufs würdig ist. Die Correspondenzen der französischen Blätter erzählen aber zuweilen Episoden, die doch gar zu auffallend das Gepräge der Uebertreibung tragen. Als der bekannte Ben-Aissa erzählt ein Schreiben des Toulonnais mit einem Convoi in Begleitung von vier Chasseurs d'Afrique und eines Brigadier von Philippeville nach Constantine reiste, wurde er von 150 feindlichen Arabern überfallen. Ben-Aissa und seine arabischen Begleiter ergriffen die Flucht und meldeten nach Philippeville, daß der Brigadier ermordet worden sey. Dieser kam aber bald wohlbehalten in Philippeville wieder an. Er hatte mit seinen vier Mann die 150 Araber angegriffen, und war Sieger geblieben! (Es wäre sonach ein Kampf von einem gegen dreißig gewesen!) Der in Algier kürzlich gestorbene Obrist Miltgen hatte seine Todeswunde erhalten im Augenblick, als er einen Soldaten aus den Händen der Araber rettete.

Der gewandte Conseilpräsident hat gestern wieder durch ein wohlangebrachtes argumentum ad hominem die Deputirtenkammer zu einer Abstimmung nach seinem Wunsche gebracht. Dieses Argument war die Furcht, indem er behauptete, ganz Frankreich warte mit Aengstlichkeit auf die Entscheidung der Bankfrage. In der Wirklichkeit war diese Angabe aus der Luft gegriffen; denn, verschieden von den Hauptbanken in andern Ländern, hat die hiesige, obwohl Banque de France genannt, nur Interesse für Paris und einige wenige Städte, in denen sie Disconto-Comptoirs angelegt hat; an allen andern Orten sind sogar die von ihr emittirten Scheine beinahe unbekannt, und Reisende, denen dieser Umstand fremd ist, gerathen in die größte Verlegenheit. Ein von Neapel bei der hiesigen Gesandtschaft eingetroffener Courier hat für Hrn. Thiers sehr erfreuliche Nachrichten mitgebracht. Die neapolitanische Regierung hat sich gänzlich in seine Arme geworfen, sie soll sich mit einer andern ihr sehr befreundeten Macht beinahe überworfen haben, weil deren dortiger Gesandter die unbegränzte Hingebung an Frankreich mißrieth. Seit gestern ist die Rede von einem Diebstahl, begangen an dem Herzog von Sachsen-Coburg, Schwiegervater des Herzogs von Remours. Dem Vernehmen nach hatte derselbe seine Abreise auf heute festgesetzt, und zu diesem Ende bei seinem Bankier die zur Reise erforderlichen Gelder bezogen, die in der Nacht vom 19 auf den 20 aus seiner Wohnung im Palais royal verschwanden. 1174Den Anstrengungen der Polizeibehörden ist es noch nicht gelungen etwas über den Thäter in Erfahrung zu bringen; der Verdacht scheint bis jetzt einzig auf der Dienerschaft zu haften; ein Theil derselben besteht aus Personen, die mit dem Herzog hieher kamen; die andern sind seit längerer Zeit in jenem Palaste angestellt.

Niederlande.

Das Gesetz über Ministerverantwortlichkeit ist erschienen, ist aber nicht besser und nicht schlechter, als alle bisherigen Gesetze dieser Art. Die Vorsteher der ministeriellen Departements haben die Ausführung der allgemeinen Verordnungen und der königlichen Beschlüsse, und sie sind hiefür dem Gesetze gemäß verantwortlich , dieß ist der kurze Inhalt. Zu bemerken ist noch, daß dieser Gesetzesentwurf als eine der Veränderungen des Grundgesetzes betrachtet wird, welche an die Provincialstaaten gesendet, und dann erst an eine in gedoppelter Zahl versammelte Kammer der Generalstaaten gebracht werden soll. Für jetzt also ist dieser Gesetzesentwurf ein bloßes Versprechen ohne sonderlichen Werth; denn wenn derselbe auch angenommen wird, so kann ihn die erste Kammer verwerfen, und dann wäre die Sache schlimmer als vorher. Handelte es sich nicht um einen so ernsten Gegenstand, so möchte man zu der wirklich komischen Verlegenheit lachen, worein die sogenannte gemäßigte Partei durch diesen Gesetzesentwurf versetzt wird. Die ministerielle Verantwortlichkeit, und nichts als die ministerielle Verantwortlichkeit, dann, hieß es, werden wir für das Budget stimmen. Jetzt ist ein Gesetzesentwurf über dieselbe und zwar in aller Form Rechtens vorgelegt, und jetzt müssen sie sich selbst gestehen, daß sie eigentlich etwas ganz Anderes wollten, als man ihnen gegeben hat. Deßhalb mäkeln sie an den Worten des Entwurfs, was ohne alle Consequenz ist; denn da derselbe erst noch in zwei, ja eigentlich in drei Instanzen berathen werden muß, so kann der mangelhafte Ausdruck leicht verbessert werden. Allein was man wollte, ist immer noch nicht erreicht: Offenherzigkeit in den Finanzen und Bürgschaften, daß nicht dieselbe Verwirrung und Verschleuderung wiederkehre ... Nur dieß kann die wirklich gemäßigte Partei versöhnen, alles Andere kann nur den eigentlichen Feinden des Hauses Nassau, an denen es nie in Holland gefehlt hat, in die Hände arbeiten.

Die zweite Kammer der Generalstaaten versammelte sich gestern um 10 1 / 2 Uhr in öffentlicher Sitzung zur Discussion des Budgets für das zweite Halbjahr 1840. Gegenwärtig waren die Minister der Justiz, des Innern, des Auswärtigen und der Finanzen. Um 4 Uhr hatte die Kammer die Discussion noch nicht beendigt, und versammelte sich um 6 1 / 2 Uhr abermals. Die Abstimmung ergab (wie schon gestern kurz erwähnt), daß das Ausgabebudget mit 32 gegen 22, und das Einnahmebudget mit 33 gegen 21 Stimmen angenommen wurden. Eine so starke Minorität war wohl zu erwarten, da viele Mitglieder, was sie auch in ihrer gestrigen Rede wiederholt an den Tag legten, durchaus in den Zugeständnissen, welche die Regierung der Kammer gemacht, noch keine hinreichenden Garantien für eine bessere Zukunft, namentlich für eine Besserung des Finanzzustandes des Landes, erkennen wollten. Auch viele Mitglieder, welche für die Budgets stimmten, erklärten, daß sie es nur gethan, weil eine Verwerfung derselben noch größere Verwirrung herbeiführen würde; sie vertrauten indessen doch den im Namen des Königs der Kammer gemachten feierlichen Versprechungen. Selbst der interimistische Finanzminister, Hr. van Gennep, welcher die Vertheidigung der Budgets übernommen, wollte nicht läugnen, daß es mit unserm Finanzzustand sehr schwierig stehe; es sey indessen doch nicht so arg damit, als man behaupte, und noch gar manche Hülfsquellen besitze das Land. Bemerkenswerth ist, daß eines der Mitglieder, welche gegen die Budgets gestimmt, darauf aufmerksam machte, es sey das, bezüglich der ministeriellen Verantwortlichkeit, vorgelegte Gesetz deßhalb nicht so hoch anzuschlagen, weil noch in Frage stehe, ob es die erste Kammer annehmen werde. Die Budgets sind an die erste Kammer gesendet worden; die zweite Kammer wird nun zunächst die Veränderungen des Staatsgrundgesetzes in Berathung nehmen.

Deutschland.

JJ. MM. der König und die Königin, welche in allen Städten und Orten, die sie auf ihrer Reise berührten, mit den lautesten Aeußerungen enthusiastischer Volksliebe empfangen wurden, sind am 20 Abends in Aschaffenburg angekommen. Der k. bayerische Oberpostrath Göb begibt sich demnächst nach Frankfurt, um wie es heißt, mit der dortigen Generaldirection der fürstlich Thurn und Taxischen Posten über verschiedene Curseinrichtungen zu conferiren, die Bayern im Interesse des Publicums vorhat. Dahin gehören, wie ich vernehme, tägliche Eilwagenverbindungen zwischen Nürnberg und Stuttgart, behufs täglichen Anschlusses an die Eilwagen nach Leipzig, dann vermehrte Communicationen zwischen Frankfurt und Würzburg, ingleichen Anträge auf Hebung mancher Verzögerung der Postwagen zwischen Frankfurt und Würzburg etc.

Cornelius hat mit seinen Freunden und Gehülfen die Arbeiten in der Ludwigskirche wieder begonnen und gedenkt im Laufe des Sommers damit fertig zu werden. Inzwischen sind die architektonischen Glieder, welche die Gemälde einfassen, bunt bemalt worden, was der Kirche ein eigenthümliches Aussehen zu geben verspricht. Auch Heinrich Heß hat die Frescomalereien in der Basilica begonnen und Schnorr, der eben seinen letzten Carton für den Barbarossasaal in der neuen Residenz am Hofgarten, die Kaiserwahl Friedrichs I, beendigt, beginnt die Ausführung desselben mit enkaustischen Farben noch im Laufe des Monats. Cornelius wird sein großes Gemälde, Christi Höllenfahrt, eine der geistreichsten und schönsten Compositionen, welche die Kunst diesem Genius verdankt, für den Grafen A. Raczynski in Berlin, den Verfasser der Geschichte der neueren Kunst in Deutschland in Oel ausführen. Mit einiger Verwunderung haben unsre Künstler aus der Allg. Zeitung ersehen, daß man in Nürnberg die Methode, Milch mit Kalk vermischt als Farbenbindemittel zu brauchen, deren auch sie sich früher bedient, die sie aber als untauglich längst bei Seite gelegt, für eine neue werthvolle Erfindung hält.

(Beschluß.) Nach §. 631 wird der Richter, welcher wissentlich ohne genügenden Grund gegen Jemanden eine Untersuchung einleitet, von einer Geldstrafe von 25 bis 300 fl. und im zweiten Rückfall, oder wenn es aus Bosheit, Rachsucht oder Eigennutz geschah, von der Strafe der Dienstentlassung getroffen. Die §§. 632 bis 634 drohen noch höhere Strafe, wenn der Untersuchungsrichter wissentlich ohne genügenden Grund Jemanden verhaftet oder ungebührlich lang in Haft behält, oder wenn andere Beamte (z. B. Mitglieder der Gerichtshöfe, Medicinalreferenten etc.) durch Dienstnachlässigkeit eine ungebührliche Verlängerung der Haft verursachen. Geschah es aus Bosheit, Rachsucht oder Eigennutz, so treten die in den §§. 250 bis 252 gedrohten Strafen der Privatgefangenhaltung nebst Dienstentlassung oder Dienstentsetzung ein. Auch hier beantragten wieder Christ und Schaaff die Streichung dieser Artikel, da dadurch die Beamten eingeschüchtert würden, und das Merkmal ohne genügenden Grund ohnehin nicht sicher sey. Staatsrath Jolly: die bisherige Gesetzgebung habe schon ähnliche Bestimmungen1175 gehabt, und wenn Bosheit oder irgend ein unlauterer Beweggrund vorhanden war, so sey der darin gelegene Bruch des Diensteids bestraft worden. Es seyen zwar nur wenige Fälle vorgekommen. Man werde auch künftig wegen dieser Uebertretungen einen Beamten nicht leicht vor Gericht stellen. Wenn aber ein schreiender Fall vorkomme, so müsse man ein Mittel haben, den Diener ernstlicher als nur mit Disciplinarstrafen büßen zu lassen, und nach Umständen seine Entlassung zu bewirken. Welcker vertheidigt den Entwurf. Er findet zwar darin nur einen dürftigen Schutz für die persönliche Freiheit. Dringender sey es, sie durch Institutionen zu sichern. Allein immerhin dürfe man die persönliche Freiheit nicht so wegwerfend behandeln, daß man eine leichtfertige oder boshafte Verletzung derselben durch Beamte ungestraft lasse. Merk, Aschbach und Sander sprachen in gleichem Sinne. Der letztere verwies auf andere Gesetzgebungen, z. B. auf die bayerische, wo noch strengere Strafen gedroht seyen. Die urtheilenden Richter, selbst Staatsdiener, werden ohnehin die Beamten in Fällen der vorliegenden Artikel immer eher zu mild als zu hart behandeln. Die wissentlich falsche Beschuldigung werde ja auch an Privaten bestraft. Noch strafbarer sey sie aber bei Beamten, wenn sie wissentlich gegen einen Unschuldigen eine Untersuchung einleiten. Der Antrag auf Streichung dieser Artikel wurde mit allen Stimmen gegen zwei (Christ und Schaaff) verworfen. Nur in Bezug auf den §. 633, wornach es als ungebührliche Verlängerung der Haft gilt, wenn dem Verhafteten eine vom Obergericht erfolgte Freilassungsversagung nicht innerhalb 24 Stunden eröffnet wird u. dgl., wurde auch von Baumgärtner und Martin ausgeführt und von Staatsrath Jolly zugegeben, daß diese Vorschriften zu speciell seyen, man also den Artikel streichen und die Frage, wann eine rechtswidrige Verlängerung der Haft anzunehmen sey, überall dem Ermessen des Richters überlassen soll. Gleichwohl wurde auch der §. 633 unverändert angenommen.

Se. Durchl. der Herzog von Anhalt-Bernburg kam gestern aus Düsseldorf und der königl. preußische General der Cavallerie, Frhr. v. Borstell, zur Inspection der hier garnisonirenden k. preußischen Truppenabtheilungen, von Koblenz hier an. Die Bundesversammlung hielt in dieser Woche keine Sitzung.

Nach dem Courrier du Havre ist ein Agent, welcher sich mit der Weiterbeförderung von deutschen Auswanderern beschäftigte, mit einer Summe von 60,000 Franken durchgegangen. Dieses Geld gehörte unseren gutmüthigen Landsleuten, die sich nun in fremdem Lande in der furchtbarsten Noth befinden, und durch jenen Bösewicht an den Bettelstab gebracht worden sind. Sie können aus Mangel an Mitteln weder nach Amerika sich einschiffen, noch in die Heimath zurückkehren. (Münch. Z.)

Nach der erfolgten Ausschließung der hier lebenden Schriftsteller von der bevorstehenden Feier der Presse wird das Fest auch bei uns vermuthlich recht sehr den gewerblichen Charakter tragen, welcher ihm in Preußen zugewiesen worden ist, und vorzüglich durch den Aufwand der hiesigen Buchdruckerinnung, gehoben von den Beiträgen der Buchhändler, der Stadt etc. glänzen. Die Dauer unserer dermaligen Ständeversammlung wird sich gewiß bis zu Anfang Julius hinziehen. Unter den jüngst hier erschienenen Schriften kommen August Jägers Skizzen und Erinnerungen aus Algier und Algerien zu gelegener Zeit; sie führen das Leben und Treiben dort, welches der Verfasser als Mitglied der Fremdenlegion kennen lernte, lebendig vor Augen. Eine verdienstvolle, gelehrte Arbeit ist die bei Karl Tauchnitz hier vom Prof. Dr. Fleck besorgte Ausgabe der Vulgata mit Benutzung des ältesten bekannten, bestimmt dem sechsten Jahrhundert angehörenden, jetzt in Florenz befindlichen, amiatinischen Coder. Sie ist mit einer Descriptio et histor. Codicis Bibl. olim Amiatini cum disquisitione generali histor. et crit. de versione Latina vulgata ausgestattet, und empfiehlt sich zugleich als Handausgabe, daher sie auch aus diesem Grunde die Aufmerksamkeit der katholischen Welt verdient, ist aber auch im Allgemeinen für neutestament. Kritik von großer Wichtigkeit, indem die Benutzung jener alten Handschrift zu den interessantesten Rückschlüssen auf die derselben zu Grunde gelegenen, griech. Originale führt. Von Berlin vernehme ich aus guter Quelle, daß die Kaiserin von Rußland dort den 3 Jun. erwartet wird und der Kronprinz deßhalb seinen Besuch der Altmark, wo er am 31 in Stendal seyn, und Tags darauf die Landwehr inspiciren wird, abkürzt. Unter die hier auf kurze Zeit verweilenden interessanten Fremden gehört auch der amerikanische Consul Fr. List, der in den letzten Jahren seinen Aufenthalt in Paris gewählt hat.

Die Ständeversammlung ist bis zum 4 Jan. k. J. vertagt, zu welcher Zeit sodann zur Sprache kommen wird, ob und unter welchen Verhältnissen die hiesige Zollverbindung mit Hannover fortdauern werde. Der Entwurf des Strafgesetzbuchs ist angenommen und die öffentliche Bekanntmachung des Gesetzes wird nächstens erscheinen. Dieses schöne Werk gereicht dem Verfasser des Entwurfs (Geheimerrath v. Schleinitz) zur größten Ehre. (Nordd. Bl.)

Schweden.

Die sogenannte ministerielle Krise ist nunmehr einer Lösung nahe. Heute sind die Reichsstände auf morgen um 1 Uhr in den Reichssaal beschieden worden, um in einem sogenannten Plenum plenorum (gemeinschaftlicher Sitzung) die königliche Genehmigung der im Februar von den Ständen beschlossenen neuen Organisation des Staatsrathes entgegen zu nehmen. Sobald der König diese Sanction ertheilt hat, wird Staatsrath gehalten werden, um die Minister der verschiedenen Departements zu ernennen. Wie verlautet, wird dieses neue Ministerium folgendermaßen zusammengesetzt werden: Minister des Auswärtigen Freiherr Stjerneld, der es seit 1838 gewesen; Justizminister Graf Posse, welcher vor einigen Wochen zu diesem Amt ernannt wurde. Diese beiden sind die einzigen, welche Minister genannt werden, so wie schon seit 1809 die Inhaber dieser Stellen diesen Titel geführt haben. Kriegsminister, oder vielmehr berichterstattender Staatsrath für die Kriegsangelegenheiten, wird General Cederström seyn, welcher neulich von Schonen, wo er Generalbefehlshaber war, hieher berufen und zum Staatsrath ernannt worden. Das Portefeuille des Seewesens wird dem Admiral Lagerbjelke, welcher voriges Jahr Staatsrath wurde, das für Handel und Finanz dem jetzigen Landmarschall Frhrn. Palmstjerna übergeben werden, und statt seiner wird der Graf Degeer für den Rest des Reichstags den Landmarschallstab führen. Das Departement der kirchlichen Angelegenheiten und des öffentlichen Unterrichts wird, muthmaßlich, der bisherige einstweilige Hofkanzler Ihre empfangen, so wie das Cameraldepartement der Staatsrath Fåhräus. Die Debatten der Reichsstände über das Ausgabebudget werden noch immer fortgesetzt, und waren besonders vorigen Mittwoch in Bezug auf das Seewesen sehr lebhaft, weil die Opposition keine Linienschiffe mehr haben, sondern statt deren die Scheerenflotte und Fahrzeuge von kleineren Dimensionen vermehrt wissen wollte. Der wieder hier angelangte französische Gesandte, Graf Mornay, hatte gestern Audienz bei dem König und der Königin. Der durch die Ernennung Hrn. Wingårds zum Erzbischof erledigte Bischofsstuhl in Gothenburg ist jetzt mit dem bisherigen Dompropst zu Westeräs Dr. Bruhn besetzt worden. Eine starke Feuersbrunst verzehrte in der Nacht vom 12 auf den 13 d. einen großen Theil des beträchtlichsten hiesigen Buchdruckeretablissements, den HH. Norstedt gehörig. Unter1176 Anderm wurde das ganze Lager der sämmtlichen seit hundert Jahren fortgesetzten Annalen der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften ein Raub der Flammen.

Oesterreich.

Gestern fand in den herrlich geschmückten Localitäten des kaiserl. Hofgartens das alljährliche Blumenfest mit gewohnter Pracht statt. Neben dem höchsten Adel waren die Botschafter und Gesandten, wie üblich eingeladen. Nach dem Dejeuner begann der Tanz, an welchem mehrere Mitglieder des Kaiserhauses Theil nahmen. Se. Maj. der Kaiser schien äußerst gut gelaunt, man bemerkte ihn häufig in freundlichem Gespräche mit den Gesandten. Zwischen heute und morgen erfolgt der Ueberzug des kaiserlichen Hofes von hier nach dem Lustschlosse von Schönbrunn; auch Fürst Metternich wird in diesen Tagen seine Sommervilla am Rennwege dahier beziehen. Die Frau Herzogin von Anhalt-Köthen ist bereits wieder von hier nach Gräfenberg abgegangen. Aus Stockholm ist der zum Gesandten bei den Höfen von Karlsruhe und Darmstadt ernannte Graf Ugarte eingetroffen, und wird sich binnen kurzem auf seinen neuen Posten begeben.

Dieses Frühjahr ist in vielfacher Art merkwürdig, unter Anderm auch an seltenen Naturerscheinungen. So hatten wir unter andern am letzten April ein ziemlich starkes Erdbeben, begleitet von einem heftigen Sturme. Ein Vorbote dieses Naturereignisses zeigte sich schon am 26 April, wo man einen heftigen Stoß spürte. Am 30 Nachts bald nach 10 Uhr waren die Bebungen so stark, daß z. B. in dem Gränzorte Altendorf (zwischen Galizien und Ungarn) Schornsteine einstürzten und Glocken von selbst zu läuten anfingen. Risse in den Mauern, so wie an Ufern von Flüssen sind noch als Spuren zu sehen. Ein neuer Winter trat bald darauf ein, und die Karpathen schneiten noch einmal bis an ihren Fuß herab tief ein. Auch in den Ebenen und Thälern fiel am 1 Mai viel Schnee, worauf noch mehrere Nächte starkes Eis fror. Erst seit dem 7 ist es etwas milder; noch aber sprossen die Bäume kaum, und die Vegetation liegt noch im Schlummer. Alles dieß vermehrte sich noch durch die Trockenheit, denn ein scharfer Wind weht fortwährend, welcher alle Feuchtigkeit schnell entführt. Vorgestern endlich überzogen Gewitter mit starkem und dabei warmem Regen dieß Gebirgsland, und seitdem fängt es an aufzuleben. Die Saaten sind unter diesen Umständen sehr zurück, und der Frühjahrsanbau hat sich verzögert. Die Getreidepreise sind im Steigen, indem die Aussichten auf die heurige Ernte nicht sehr glänzend sind, obgleich fruchtbare Witterung noch Alles wieder gut machen kann. An Viehfutter tritt bereits Mangel ein, weil unsere kleinern Landwirthe auf keine Vorräthe halten, und vom Anfange des Mai's an gewöhnlich schon auf die Ernährung auf der Weide rechnen. Noch ist in Betreff des oben beschriebenen Erdbebens zu bemerken, daß es sich längs des Hauptstockes der Karpathen, die Tatra genannt, am stärksten zeigte, und daß gleichzeitig ein Gewitter mit Schneesturm über dasselbe zog, welches in der Kronstadt Menyard in den Kirchthurm einschlug und denselben, ohne zu zünden, zerschmetterte.

Persien.

Aus Semlin berichtet man, daß die bei Belgrad versammelten serbischen Volksmassen sich zum größten Theil wieder nach Haus begeben haben, auf die bestimmte Zusicherung des Fürsten, daß einige von dem Volk hart angeklagte Beamte bereits aus dem Staatsdienst entfernt seyen, eine weitere Entscheidung aber von Konstantinopel erwartet werden müsse; ferner, daß er nächstens das Land bereisen, das Volk besuchen, und den Regierungssitz wieder nach Kragujevatz verlegen werde. Als charakteristisches Zeichen der neuen Bewegung wird berichtet, daß das Volk zwei gerade auf dem Lande verweilende Mitglieder des Senats, den das Volk unter Anderm beschuldigt, den Fürsten eingeschränkt und der von der allgemein gewünschten Bereisung des Landes abgehalten zu haben, gebunden nach Belgrad schleppte, und sie dem Fürsten überlieferte, der sie natürlich alsbald wieder in Freiheit setzte.

1169

Victor Hugo's Strahlen und Schatten.

Jedes neu erscheinende Werk eines französischen Dichters von Namen und Ansehen hat hier zu Lande sicher auf Empfänglichkeit und vielfache Theilnahme zu rechnen; die entzündbare Natur des französischen Gemüths begeistert sich gern und leicht, und das Nationalgefühl des Volks freut sich innig und lebhaft an allem Vortrefflichen, was ein ausgezeichneter Mitbürger hervorbringt. Auf der andern Seite ist Vieles in dem Charakter und der Anschauungsweise des Franzosen nachsichtiger Beurtheilung oder wohlwollender Aufnahme neuer Dichterwerke entgegen: der Geist der Rüge und Verkleinerung, der in der neueren Zeit Frankreich heimgesucht, der durch den Cultus älterer Meister genährte Unglaube an die poetische Fähigkeit des heutigen Geschlechts, und das scharfe Augenmerk, das hier Jedermann auf die geringsten Vergehen in Styl und Technik hat das sind keineswegs Dinge, die geneigte Richter bilden. Jedermann begreift, daß auf diese Weise höchst widersprechende Urtheile entstehen müssen, und die Verschiedenheit der Meinungen in dem Maaße zunimmt, je gemischter die Natur eines Dichters ist, und je mehr Ursachen er zugleich dem Lobe und dem Tadel, sich auszusprechen, gibt. Dieß aber ist sicher bei keinem Autor des heutigen Frankreichs so sehr der Fall, als bei Victor Hugo; bei keinem tritt das Vortreffliche so glänzend, das Verwerfliche so grell hervor; bei keinem ist der dichterische Naturtrieb so glücklich, der Mangel an überwachendem Verstand dagegen so sichtbar, als bei ihm, und wie er selbst in dem Bau seiner Sätze eine übermäßige Vorliebe für die Antithese an den Tag legt, so ist seine ganze Erscheinung, als Dichter, in einer fortwährenden Antithese befangen. Die Sammlung von Oden und Elegien, die er vor kurzem herausgab, ist hievon ein abermaliges Beispiel: zwei Seelen wohnen in diesen Poesien, wie in allen Poesien Hugo's, und der Dämon der Uebertreibung kämpft noch immer mit dem Genius geläuterter Schönheit; doch scheint es mir, der Sieg wolle sich auf die Seite des besseren Gefühls neigen. Unnütze Verschwendung von Bildern, so wie unstatthafte Gleichnisse, Gewagtheiten des Ausdrucks, die eher wie Härte oder Geziertheit, als wie geniale Kühnheit aussehen, häufige Rückfälle in eine verbrauchte Manier, statt Gefühl oft kalter Witz, und schimmernde Paradoxen statt reifer Gedanken das sind allerdings namhafte Schäden dieses Buchs, und sie scheinen so tief in der innersten Natur des Verfassers zu wurzeln, daß man sie wohl für unheilbar erklären muß. Eine unartige, ungeeignete Bewegung mit der Hand, dem Auge, den Lippen geht zuletzt oft in eine krankhafte Zuckung über, und die Natur hält mit unbezwinglicher Zähigkeit an dem, was unsere Laune und Gewohnheit leichtsinnig geschaffen. So geht es auch im Reiche des Geistes und Gemüths: wir eignen uns dieß und jenes aus Nachahmungstrieb oder gefälligem Grunde an, und wenn die Zeit kommt, sich des so Erworbenen zu entäußern, hat sich das Uebel schon zu fest in die Fugen des Lebens eingerostet; der zu lang getragene Ring ist in des Fingers Fleisch gewachsen. Daß Victor Hugo, wie Viele behaupten, aus starrsinniger Hoffart an diesen Mängeln hafte, und jede Warnung der Kritik, als eine Stimme der Unvernunft oder des Neids verachtend, zurückweise, darf sehr bezweifelt werden. Eine Miene der Geringschätzung gegen die Aussprüche tadelnder Richter und des Vertrauens auf die Unfehlbarkeit seines Genie's mag er sich immerhin geben, aber in seinem Innern werden jene strengen Urtheile eine gerechtere Würdigung finden, und der kennt die Eitelkeit schlecht, der sie immer für taub und der Wahrheit unzugänglich hält; die Eitelkeit gedankenloser Menschen mag gewisse Bemerkungen gescheidterer Leute für Unsinn oder Bosheit in glücklichem Wahn erklären; sitzt sie aber in dem Busen begabter Männer, dann hat sie auch die Kenntniß des Richtigen und Falschen, weiß recht gut, wie gegründet eine Rüge ist; und sucht sie etwa sich zu täuschen, so flüstert das schelmische Gewissen ihr beständig zu: es ist dennoch so, es ist dennoch so!

Begegnen nun auch dem Leser der Strahlen und Schatten , wie unser Dichter seine neueste Sammlung nennt, von neuem die Mängel, denen sich Hugo einmal nicht entwinden kann, so erfreuen ihn in weit dichterer Masse alle die Vorzüge, die er in den Dämmerliedern und Herbstblättern gefunden. Victor Hugo ist ein meisterlicher Maler der regsamen Außenwelt; das sichtbare Labyrinth des Gewühls der Menschen und die bunten Verschlingungen der Natur können nicht anschaulicher, das Summen der Städte und der Flüsse Rauschen kann nicht hörbarer geschildert werden, als von ihm. Die Geschichte der Gegenwart strömt durch alle seine Verse, und des Stromes Wirbel und seine Katarakte, und die Felsen, die aus seiner Tiefe ragen, erscheinen abwechselnd vor unserm Auge. Vor Allem steht der Kaiser leuchtend da, wie seine Säule, wenn sie die Fluth der hellsten Sonne überfließt, doch auch finster im einsamen Gespräche mit dem Ocean, als ein gebeugter Held. Victor Hugo's Philosophie hat keinen weiten Gesichtskreis: er kommt, nicht aus Nachlässigkeit, wie Lamartine, sondern aus einer gewissen Ungelenkigkeit des Denkens stets zu denselben Ideen zurück, die er nun durch alle Adern der Schöpfung und des menschlichen Daseyns verfolgt, und in den mannichfachsten Erscheinungen verkörpert. Dieß gibt ihm hie und da zu ermüdenden Zusammenstellungen und geschmacklosen Vergleichungen, doch auch zu sinnigen Analogien und lieblichen Bildern Anlaß. Auch in seinen Strahlen und Schatten sind das Forum und die Kinderstube, der Ocean und das Dunkel des gesangreichen Waldes, dann etwas Liebe, weil die einmal kein irdischer Poet entbehren kann, wieder Stoff und Schauplatz; in der Auffassung dieser Dinge jedoch kann Referent nur einen Fortschritt sehen. Die Beziehungspunkte scheinen neuer, die Gedanken treffender, die Gefühle inniger als gewöhnlich; namentlich ist die Elegie Olympios Trauer ein Gebilde von feinerer Art, als vielleicht irgend eine seiner früheren Poesien; die feinsten Seelenregungen fließen hier in die schönste, zarteste Harmonie zusammen, in der selten nur ein allzu gespitzter Ausdruck mißtönend auffällt. Sonst ist, wie in den besten Erzeugnissen des Dichters, der Styl scharf geschliffen oder von ehernem Guß, voll nerviger Gedrungenheit, von einer Energie, die immerwährend Funken emporwirft, als wenn Hammer und Amboß in Berührung wären, Momente lang voll düsterer Majestät, öfter jedoch ein zwangloses Spiel mit heitern Dingen, das uns bedauern läßt, daß Victor Hugo statt in unseligen Schauerstücken nicht in der Sphäre des höheren Lustspiels seine scenischen Triumphe gesucht habe. Jetzt ist er vielleicht dazu verdorben, und im Tragischen doch nichts Rechtes geworden.

Reise von Madrid nach Bayonne.

Nichts kann überraschender seyn, als der Anblick der Gegenden, welche der Reisende, den sein1170 Weg von der Hauptstadt Spaniens über Burgos und durch die baskischen Provinzen nach Bayonne führt, zu durchwandern hat. In Spanien, dem Lande der Täuschungen und der Widersprüche, war er darauf gefaßt, Elend und Entvölkerung zu finden, wo ein sechsjähriger Bürgerkrieg hauste; er bestieg die Diligence in Madrid mit dem unangenehmen Vorgefühl, seine bewegliche Habe unterwegs den Freibeutern der Landstraße abtreten zu müssen, um wenigstens sein körperliches Daseyn erhalten zu können. Welche freudige Ueberraschung harrt seiner, wenn sich ihm, statt der erwarteten Unbilde, eine, wo die Natur es erlaubt, wohlangebaute Gegend, jede billige Anforderung befriedigende Gasthöfe, eine thätige, den Künsten des Friedens zurückgegebene Bevölkerung und aus der Asche stolz emporsteigende Prachtgebäude darbieten. Der Reisende hat die Wahl, entweder in dem Zeitraum von nur 48 Stunden von Madrid bis an die französische Gränze (Irun) zu eilen, und zu diesem Behuf die dreimal wöchentlich abgehende Mallepost zu nehmen, in welcher neben dem Courier drei Reisende Platz haben, oder, falls er einen weniger raschen Blick auf das Land zu werfen wünscht, sich für die Diligence oder für die sogenannten Caleseros zu entscheiden. Beide gehen ebenfalls dreimal wöchentlich von Madrid nach Bayonne, und von hier dorthin zurück, so daß seit Anfang dieses Monats eine tägliche Gelegenheit stattfindet. Ein Platz in dem Coupé der Diligence kostet von Madrid bis hier, alle Trinkgelder einbegriffen, 24 Piaster, wobei der Reisende jedoch nur 24 Pfund Gepäck frei hat. Die Preise für das, was unterwegs verzehrt wird, sind für Spanien nicht übertrieben; auch kann man durch den Conducteur Alles vermittelst einer runden Summe abmachen lassen, und selbst in den kleinsten Städtchen Castiliens (in Buitrago, Aranda) findet man silberne Gabel und Löffel und so vortreffliches Brod, wie in keinem andern Lande Europa's. Die Diligence ist mit acht Maulthieren bespannt, die häufig gewechselt werden und den Weg rasch zurücklegen. Um 10 Uhr Vormittags verläßt man Madrid, und schläft Abends einige Stunden in Buitrago; dann übersteigt man die Somosierra und erreicht am folgenden Abend Burgos, am dritten Vitoria, am vierten Astigarraga (zwischen Hernani und Oyarzun) und am fünften Vormittags Bayonne.

Die einzigen Spuren des überstandenen Kriegs, auf die man in Castilien stößt, bestehen in einigen sogenannten Forts, welche übrigens nichts Anderes sind, als mit Schießscharten versehene Häuser. Zwei Meilen vor Burgos kamen wir (Sonntags) durch ein Dorf, an dessen Eingang etwa 20 Soldaten schlagfertig aufgestellt waren, während die übrigen Truppen ihre Flinten zur Seite gesetzt hatten und in frohen Tänzen den Reizen der Dorfschönen huldigten. Ein zerlumpter Kerl stand unterdessen auf dem platten Dache der Kirche, um die Bewegungen einer Faction, deren Annäherung man befürchtete, zu beobachten.

Sobald man diesseits des Ebro die Provinz Alava betritt, erblickt man in den Feldern zahlreiche Arbeiter, an deren Woynas man die dem Frieden zurückgegebenen Carlistischen Krieger erkennt. Auch stößt man auf Paare von Bewaffneten, welche unter dem Namen von Miñonez de Alava ausgerüstet sind, um über die Sicherheit der Heerstraße zu wachen, mit deren Ausbesserung andere, die Spuren durchgemachter Feldzüge tragende Arbeiter beschäftigt sind. In Vitoria, wo sich lange Zeit hindurch das Hauptquartier einer ganzen Armee befand, besteht jetzt die Besatzung nur aus 2 Bataillonen und einiger Artillerie, und fast wünschen die Einwohner die Gräuel des Kriegs zurück, die ihnen zur ergiebigen Quelle des Wohlstandes geworden sind.

Beim Eintritt in die Provinz Guipuscoa stößt man auf die Trümmer verbrannter Häuser, um deren Besitz, als den Schlüssel der sich bei Ulibarri Gamboa eröffnenden Gebirgspässe, mehr als ein blutiger Kampf gefochten wurde. Man zeigte uns den Schutthaufen, wo nach dem Gefecht auf den Höhen von Arlaban eine Menge verwundeter Engländer in den Flammen umkam. Aber nur die äußern Gränzen von Guipuscoa sind mit diesen blutigen Spuren bezeichnet; das Innere gleicht einem Garten, auf dessen lieblichen Gefilden die Segnungen des Friedens Jahre lang geruht zu haben scheinen. Bei kaum anbrechendem Tage, unter herabströmendem Regen, fanden wir die Einwohner, Weiber wie Männer, an den Bergrücken vertheilt, die Früchte des Feldes einsammelnd und freundlich die Vorüberziehenden grüßend. Die Versuche einiger ausgewanderten Carlisten, mit bewaffneter Hand von Frankreich aus in Navarra und Guipuscoa aufs neue einzudringen, hatten die Behörde des Landes, die in Azpeitia residirende Provincialdeputation, veranlaßt, ein Corps von 400 Mann unter der Benennung von Miñones de Guipuscoa auszurüsten, die ein förmliches Treibjagen gegen die Eindringlinge anstellen. Sie sind aus den Tapfersten der aufgelösten Carlistischen Bataillone ausgesucht, tragen ihre alte Uniform und Waffen und flößen durch ihr wildes Ansehen den Reisenden, welche sie bis an die Gränze geleiten, einen Schrecken ein, der sich jedoch, sobald man ein Gespräch mit ihnen eröffnet, in die höchste Theilnahme und unbedingtes Zutrauen umwandelt. Jeder von ihnen erhält von der Provinz täglich 6 Realen und ein freiwilliges Geschenk von den Reisenden. Der unsere Bedeckung befehligende Chef, Don Hilarion, war Brigadier gewesen, und so berühmt durch seine Tapferkeit, daß, den Versicherungen seiner Untergebenen zufolge, zehn Mann es nicht wagen würden, es mit ihm allein aufzunehmen. Unfern von Vergara zeigte er mir die Stellungen, welche die gegenseitigen Truppen einnahmen, als die berühmte Umarmung stattfand, und in dem alterthümlichen Schlosse von Berueta den Balcon, von welchem herab Espartero die vorüberziehenden Krieger begrüßte. Während wir die Engpässe von Descarga, wo Zumalacarregui seinen ersten glänzenden Sieg erfocht, hinanfuhren, entwarf mir Hilarion ein höchst anziehendes Gemälde von dem Zustande des Landes, dessen sämmtliche Züge das Gepräge der Wahrheit trugen.

An verschiedenen Stellen des Weges, so wie in Mondragon, Villareal, Villafranca trafen wir kleinere Abtheilungen von Linientruppen unter dem Gewehr, und als wir in Tolosa ankamen, war so eben der mit den Waffen in der Hand zurückgekehrte Carlistenchef Vicaña erschossen worden. Zwei andere Carlistische Officiere, die mit ihm in Verbindung gestanden hatten, wurden unter einer Bedeckung von 12 Soldaten auf die Galeeren abgeführt; in ihren bleichen Zügen waren die Spuren der Todesangst, welche sie überstanden, deutlich zu lesen.

Nicht die entfernteste Möglichkeit des Gelingens neuer Versuche, den Bürgerkrieg in jenen Provinzen zu entflammen, ist vorhanden; überall betrachten die Einwohner die zurückkehrenden Eindringlinge als ihre gefährlichsten Feinde, und erblicken in der wiederhergestellten Verbindung mit den übrigen Provinzen, in den zahlreichen Reisenden, welche täglich das Land durchziehen, in der ihnen zugesicherten Aufrechthaltung ihrer volksthümlichen Einrichtungen, das sicherste Mittel, den durch den Krieg erschütterten Wohlstand wiederherzustellen. Gelitten hat derselbe, jedoch weniger als man erwarten sollte. Während die übrigen Provinzen Spaniens die ganze Last des Kriegs und alle Uebel einer ungeordneten Verwaltung zu tragen hatten, blieben die Wohnsitze der Basken und Navarresen ein1171 den Truppen der Königin verschlossenes Heiligthum, und wenn mancher im Kampfe gefallen ist, so überrascht doch den Reisenden der Anblick einer zahlreichen, mannhaften und aufblühenden Bevölkerung. Mit Neid blickt der aus dem Innern des Landes herankommende Spanier auf den Wohlstand dieser Provinzen, die ihm die heilsame Lehre geben, daß treues Bewahren erprobter Einrichtungen und angestammter Sitte ein Volk gegen alle Stürme der Zeiten schützt, während die trügerischen Luftgebilde der modernen Weltverbesserer nur die Keime der Auflösung und Zerrüttung in sich tragen. Ueberall in Guipuscoa hörte ich die Einwohner noch von dem Könige reden, in Ausdrücken, welche die Achtung vor dem Unglück zu wiederholen verbietet.

Diesseits Tolosa werden die Gefühle des Reisenden durch den Unwillen getrübt, welchen der Anblick der Trümmer verbrannter Kirchen und Häuser in Urnieta, Andoain, Hernani erregt, ein sprechendes Denkmal, welches die englische Schutzmacht sich hier gesetzt hat. Die französische Regierung läßt die spanische Gränze auf eine Weise bewachen, welche den Reisenden im höchsten Grade lästig fällt; von Irun bis Bayonne wurde mir der Paß nicht weniger als fünfmal abgefordert, und hier selbst werden Personen, die man für Spanier hält, durch die Gendarmen auf offener Straße angehalten. Einige junge Leute aus Bayonne, denen es einfiel, mit der Kopfbedeckung einer rothen Woyna auszugehen, wurden sogleich verhaftet und erst nach strenger Untersuchung wieder entlassen. Dabei unterläßt jedoch die französische Gewinnsucht nicht, aus der Leichtgläubigkeit der Fremden Vortheil zu ziehen. In einem Laden bot man mir Lanzen und Säbel, die von Zumalacarregui und Andern herrühren sollten, zu hohen Preisen an, und endlich wurde sogar ein Pelzrock hervorgeholt, welchen, wie der Verkäufer sagte, der Prätendent bestellt, jedoch nicht abgeholt hatte. Uebrigens hat man alle Carlistischen Notabilitäten von hier nach dem nördlichen Frankreich geschickt, und nur im Innern der Citadelle wird der bekannte Navarrese Marichalar und ein anderes Mitglied der ersten Carlistischen Junta festgehalten, weil sie erneuerte Versuche gemacht hatten, in Navarra einzudringen. Ich traf beide diesen Morgen auf den Wällen der Citadelle, wo der Commandant selbst sie spazieren führte.

Lembke.

Die Resultate des Landtags in Ungarn.

Am 13 Mai ward in Preßburg im überfüllten Saale des Primatialpalastes den Gesetzen die königliche Sanction unter endlosem Jubel ertheilt. Wie gewaltig verschieden war das Ende dieses so oft verkannten Landtags von dem der früheren, wo gewöhnlich die Parteien im letzten Augenblicke sich schroff entgegenstehend, einander mit Vorwürfen überhäuften, wo man nur heftige Protestationen hörte, wo die Besiegten ihre Zahl durch die Heftigkeit ihrer Reden zu ersetzen suchten, und ihr letztes Wort das Land zu immer sich erneuernder Agitation aufrief! Von allem diesem sah man jetzt nichts; freudig strahlten alle Augen, denn Regierung und Land standen sich nicht mehr gegenüber, der Parteikampf hatte aufgehört. Dieses schöne Ende des stürmischen Landtags, dieses Vertrauen, das von allen Seiten sich entgegenkam, diese Zufriedenheit Aller, hat für Ungarn nicht bloß eine momentane Wichtigkeit, es ist zugleich eine Bürgschaft, daß in den nächsten drei Jahren die Agitation sich legt; denn der Landtag hat in Ungarn immer eine doppelte Bedeutung, und dieß ist es, worauf auswärtige Beobachter so wenig Rücksicht nehmen, und daher so leicht irre werden an seinem Gange; er ist in einigen Fragen der Ausdruck, in andern der Führer der öffentlichen Meinung, und der Impuls, den er gibt, verbreitet sich wie ein elektrischer Schlag bei der Nation. Bei einem Volk, das aus Jahrhunderte langem Schlaf erwacht, welches das Unbehagliche seiner, den Ideen und Bedürfnissen einer längst entschwundenen Zeit angepaßten Stellung fühlt, das die Erfahrungen der übrigen europäischen Völker nicht mitgemacht hat, das den Fortschritt wünscht, und den Weg nicht genau kennt, auf dem es ihm entgegen gehen soll, bleibt in Ermangelung der freien Presse nur die freie Discussion bei dem Landtag und den Municipalversammlungen übrig, um die Ideen zu wecken, auszutauschen, und ins Leben zu führen. Darum ist der Ton der Landtagsdebatten so heftig, denn die Stimme muß laut seyn, wenn sie hinausklingen soll aus dem Sitzungssaale und Widerhall finden in dem Herzen des Volkes darum dreht sich die Discussion so lange um Theorien, denn sind diese einmal als Grundlage festgestellt, so erhebt sich rasch darauf das Gebäude der Gesetze, und unvermuthet steht es fertig da zur Ueberraschung derer, die es stets vergessen, daß die Theorie zu der Ausführung in demselben Verhältnisse stehe, wie der Kopf zu der Hand. Dieß geschah auch bei diesem Landtag während heftig über Rede - und Wahlfreiheit, über Recrutenstellung und Contribution debattirt wurde, arbeiteten Deputationen emsig am Wechselrecht und an den Handelsgesetzen, an Feldpolizei und dem Erbrecht der Unterthanen, und als der Landtag sich seinem Ende nahte, fanden sich alle diese Gesetze fertig, scheinbar ein Werk der letzten Monate, während sie doch bald nach dem Anfang des Landtags iniziirt waren. Die Regierung aber förderte diesen Fortschritt, sie gab den meisten Gesetzesvorschlägen ihre Zustimmung, und machte durch ihren Gnadenact die Vorstellungen der Ständetafel verstummen. So wurden die Bande des Vertrauens gefestet, der stürmische Landtag nahm ein friedliches Ende, und fünfundfünfzig Gesetze, die hauptsächlich die Agriculturinteressen, die Belebung des Handels und der Industrie, und die festere Begründung der Nationalität bezwecken, sind die Frucht dieser schönen Eintracht.

Das wichtigste dieser Gesetze ist unstreitig der nachträgliche Urbarialartikel, und bei diesem der §. 10, der die Möglichkeit der Ablösung der bäuerlichen Lasten und Frohnen ausspricht. Schon lange ehe dieses Gesetz gebracht war, hatten sich einige Flecken freigekauft, und auch dadurch gezeigt, daß der Zustand der Unterthanen in Ungarn nicht stationär bleiben könne, daß auch diese Classe einer größern Freiheit fähig und würdig sey, daß auch die letzte Spur der Knechtschaft bei ihr verwischt werden müsse; doch waren diese Ortschaften endlosen Processen und Angriffen von Seite der Familien ihrer ehemaligen Grundherren ausgesetzt, und die Ablösung und der Freikauf einzelner Unterthanen war nicht im Gebrauch. Durch das gegenwärtige Gesetz wird nun jede solche Befreiung unumstößlich, dem Unterthan ist ein neuer Sporn zur Thätigkeit gegeben, er hat nun eine Hoffnung mehr, die ihn erheben kann, und der Grund ist gelegt zu einer neuen Classe von freien Landesbewohnern, von kleinen Besitzern, die, wie es das Beispiel anderer Länder zeigt, die beste Bürgschaft des ruhigen Fortschrittes und der gesetzlichen Ordnung sind. Lange zögerte die Regierung diese Maaßregel zu bewilligen, um der Aviticität nicht nahe zu treten, doch als sie sich endlich überzeugte, daß das Land fest darauf bestehe, stimmte auch sie bei, und erregte jenen Enthusiasmus, den ich früher erwähnte wir aber fühlten es, daß wir jenen Fluch von uns abwälzen, den unsere Vorfahren vor dreihundert Jahren auf das Land herabbeschworen, als sie 1547 es reuig anerkannten, das Unglück, das auf Ungarn laste, sey die gerechte Strafe Gottes wegen der Bedrückung des Bauern,1172 dessen Klage zum Himmel emporsteigt!*)Freilich war 1547 der Zustand der Bauern von dem jetzigen sehr verschieden, noch war kein Menschenalter vorbei, daß sie wegen ihrer Empörung unter Uladislaus aller ihrer Rechte beraubt wurden, die sie indessen nach und nach vermehrt, zurückerhielten. Dasselbe Gerechtigkeitsgefühl, das diesen Artikel dictirte, äußerte sich auch, als der Adel die Landtagskosten, die vor dem Jahr 1832 nur auf den Unadeligen lasteten, wieder ausschließlich auf sich nahm.

Mit dem Urbarialartikel steht in natürlicher Verbindung das Gesetz über das Erbrecht der Unterthanen, bei denen bis jetzt der verschiedenartigste Gebrauch herrschte, und Erstgeburtsrecht neben gleichmäßiger Theilung der Söhne, oder aller Kinder bestand: gleiche Theilung des Erworbenen unter allen Kindern, des Ererbten unter die Söhne, ist von nun an allgemeines Gesetz, und um die endlose Parzellirung des Bauerngrundes zu verhüten, ist die Auszahlung der betreffenden Theile verordnet. Im Interesse des Grundherrn sowohl als des Unterthans ist das Gesetz über die Feldpolizei zur Unterdrückung agrarischer Frevel. Wie in andern Ländern wird hier dem Zeugniß des Feldhüters, der durch den Comitatsbeamten absetzbar ist, halbe Beweiskraft gegeben, und zur Handhabung dieses ins Detail gehenden Gesetzes wurde die Zahl der Municipalbeamten vermehrt. Die Bestimmungen über Wasserregulirungen und Canäle sind besonders für den untern sumpfigeren Theil des Landes wichtig, wo oft der böse Wille oder die Unthätigkeit des Nachbarn dem industriösen Landwirth die Entwässerung seines Grundstücks unmöglich machte.

Neben diesen die Agriculturinteressen des Landes speciell betreffenden Artikeln steht im Interesse des Handels das Wechselrecht, in dem der veraltete historische Unterschied zwischen trocknen und förmlichen Wechseln, je nachdem sie am Orte der Ausstellung oder anderwärts zahlbar sind, aufgegeben, und der rationellere, den Forderungen der Wissenschaft entsprechendere Unterschied zwischen eigenen und trassirten Wechseln angenommen wurde, wodurch das ganze Werk an Klarheit und Präcision gewann. Die Wechselfähigkeit ist in Hinsicht trassirter Wechsel, mit Ausnahme der minderjährigen und der nicht handeltreibenden Frauenzimmer unbeschränkt, in Hinsicht der eigenen bloß auf Kaufleute, Fabricanten und Handwerker ausgedehnt. An acht Orten des Landes sollen Wechselgerichte erster Instanz, in Pesth ein Appellationsgericht errichtet werden, zu denen die Regierung die Richter ohne Rücksicht auf die Geburt ernennt. Die Bestimmungen des Gesetzes sind streng und präcis, was die Hoffnung hinlänglich begründet, daß sie zur Belebung des Credits viel beitragen werden; freilich fürchten viele, die Gerichtspraxis werde diese so nothwendige und heilsame Strenge zum Nachtheil des Nationalcredits mildern, doch wir bleiben in der Ueberzeugung, daß die Regierung, der das Land nach längerer Weigerung das Recht dieser Richter zu ernennen unbeschränkt ertheilte, und der es dadurch den Credit des Landes in die Hände gab, bei diesen Ernennungen keine anderen Zwecke zu erreichen streben werde, als eine gerechte und schnelle Justizpflege .... Als Fortschritt muß noch die Bestimmung des Wechselrechts bemerkt werden, daß die Pfändung (Execution) mittelst Compaß in Städten selbst gegen Edelleute durch den Stadtmagistrat geschehen soll, wodurch der erste Schritt gethan ist, um die Scheidewand zwischen Bürger und Adel niederzureißen, und Gleichheit vor dem Gesetz einzuführen. Bei den Handelsgesetzen schlugen die Comitate Handelsfreiheit vor, doch die Städte reclamirten so lange dawider, daß man in diesen den bestehenden beschränkenden Gebrauch beibehielt, in den Comitaten dagegen die Handelsfreiheit nicht beschränkte. **)Natürlich mit Ausnahme jener, die ihr 20stes Jahr nicht erreicht haben, der Geistlichen, des Militärs, der Sensale, Cridatare und der wegen betrügerischer Verbrechen Bestraften.

Neuseeland.

Während man sich hier streitet, ob die Regierung die Souveränität von Neuseeland ansprechen müsse oder die Colonisation sich selbst überlassen solle, fallen in Neuseeland Ereignisse vor, welche die Minister bald nöthigen werden, einen Schritt zu thun, den die öffentliche Meinung offenbar verlangt, und der nur durch ihr Zandern schwierig geworden ist. Der Tory, das erste Schiff, das die neuseeländische Compagnie ausgeschickt hat um ihre Colonie zu gründen, ist auf der Küste angekommen, und Oberst Wakefield hat, nachdem er einen Theil der nördlichen Insel besucht hat, die Localität, auf welcher die künftige Hauptstadt Wellington gegründet werden soll, von den Eingebornen gekauft. Sie liegt in dem Sund, der die beiden Inseln trennt, und heißt Port Nicholson; sie wurde den 24 Sept. gekauft, und umfaßt die tiefe und sichere Bai, und alles Land, das vierzig englische Meilen von dem Fluß, der sich in die Bai ergießt, hinauf, und Meilen auf jeder Seite von der Küste hin erstreckt. Der Kauf wurde mit dem Chef Warepuri und seinem Stamm abgeschlossen, welcher die Sache in einer allgemeinen Versammlung debattirte; Wakefield bezahlte das Land in Waaren, und machte sich zur Pflicht mehr zu geben, als die Neuseeländer gewohnt sind von den Missionären und den Abenteurern zu erhalten, welche sich bis jetzt auf der nördlichen Insel angekauft haben. Es ist ohnehin das Interesse der Compagnie, besser zu bezahlen, damit sie die Wahl der Districte erhalte, wo sie sich ankaufen will, und um die Landspeculanten zu hindern das Land aufzukaufen, und sie so zu zwingen, mit ihnen, anstatt mit den Eingebornen direct zu unterhandeln. Die Eingebornen sind wie Kinder: sie haben, da ihre Zahl mehr und mehr abnimmt, bis jetzt keinen Werth auf das Land gelegt, von dem sie nur einen kleinen Theil anbauen, und an dem sie nie Mangel gelitten haben. Aber die Compagnie handelt so weit ehrlich an ihnen, daß sie bei jedem Kauf den Eingebornen den zehnten Theil des Landes vorbehält, und durch ihre Statuten sichert. Wenn es ein Mittel gibt die Race vor der Vernichtung, welche jedem barbarischen Stamm durch seine Berührung mit Europäern droht, zu retten, so ist es dieses, und es ist zu hoffen, daß die Neuseeländer, da sie von jeher ein ackerbauendes Volk waren, sich leichter an die neuen Verhältnisse gewöhnen, als die allgemeine Erfahrung in Amerika und Afrika bisher in ähnlichen Fällen gelehrt hat. Aber vor Allem wäre nöthig, daß England seine Souveränität über die Inseln erklärte, damit eine regelmäßige Justiz eingeführt würde, welche die Stämme gegen die Verführungen und die Gewaltthätigkeiten der europäischen Ansiedler schützte. Unter allen uncivilisirten Nationen sind sie die willigsten, sich leiten zu lassen, die, welche neue Bedürfnisse am ehesten sich angewöhnen, und die thätigsten in der Arbeit die sie unternehmen; aber es ist zu viel, sie der verderblichen Gesellschaft der Mannschaften der Wallfischfänger, dem Einfluß der aus Neuholland entflohenen Sträflinge, dem Betrug der Abenteurer und der Branntweinverkäufer, den Streitigkeiten zwischen den protestantischen und katholischen Missionen, und der doppelten englischen und französischen Colonisation zugleich auszusetzen. Port Nicholson scheint ein vortrefflicher Hafen zu seyn, groß, gegen alle Winde geschützt, mit einem sichern Eingang ohne Sandbank. Das Land ist ein reicher schwarzer Boden, der gegenwärtig mit Wald bis herab an das Ufer des Flusses bedeckt ist. Dieser ist schiffbar, so weit man ihn befahren hat, obgleich er am Ausfluß1173 beträchtliche Arbeiten verlangt, weil die Bäume, die in ihn gefallen sind, ein Wehr bilden, das die Umgegend unter Wasser setzt. Aber der Werth, den eine solche Localität durch das Zuströmen von Capital und Arbeit in kurzer Zeit erhalten kann, ist so groß, daß sich weit beträchtlichere Arbeiten bald bezahlt machten. Man sieht dieß in Port Philip, in Adelaide, in Lincoln, kurz in allen südaustralischen Stationen. In Port Lincoln am Golf von Spencer, wo man bis jetzt an der Küste hin im Innern nichts gefunden hat als eine sandige und steinige Wüste, schlägt dennoch der Bauplatz täglich im Preise auf, weil der Hafen vortrefflich ist, und die Colonisten schon darin das Emporium von Südaustralien voraussehen. Darin könnten sie sich freilich täuschen, aber es ist nicht zweifelhaft, daß ein Hafen wie Port Nicholson, umgeben von fruchtbaren Ländereien, und am Eingang des Sunds von Neuseeland, also auf der directen Straße zwischen Neuholland und Südamerika, in kurzer Zeit einen Werth erlangen werde, welcher die Verwendung der Capitalien reichlich bezahle, die erfordert werden, um ein wüstes Land urbar zu machen und die Etablissements zu gründen, welche für eine civilisirte Gesellschaft nöthig sind. Die große Masse war in England noch vor wenigen Jahren unwissend und gleichgültig über Colonialangelegenheiten, und man ließ sie friedlich in Händen der Bureaux des Colonialministers, welcher auch nicht viel davon wußte, und seine Unterstaatssecretäre walten ließ. Aber dieser Zustand hat sich sehr geändert, und man hat in der kürzlichen Versammlung im Mansionhouse, wo Beschlüsse über die neuseeländischen Angelegenheiten gefaßt wurden, sehen können, daß die Responsabilität der Colonialminister eine sehr ernstliche Sache wird.

Berichtigung.

Mai. In dem Blatte Nr. 137 der Allg. Zeitung ist ein (einem Bamberger Localblatt entnommener) Aufsatz über einen zu Frauenreuth, Landgerichts Tirschenreuth gegen die öffentliche Ordnung entstandener Exceß aufgenommen, welcher dahin zu erklären ist, daß die diesseitige Commandantschaft von diesem Excesse keine amtliche Kenntniß erhielt, und bei derselben Militär weder requirirt noch abgegeben wurde.

[1929-31]

Bekanntmachung.

Die Administration der bayerischen Hypotheken - und Wechselbank benachrichtigt hiermit die HH. Besitzer von Bankactien-Promessen, daß sie eine siebente Einzahlung auf den ersten Julius d. J., und zwar wie folgt, einzufordern beschlossen habe:

Die Besitzer von Promessen IIter Emission à 200 fl., wovon 9861 Stück in Umlauf sind, haben auf jede Promesse 100 fl. einzuzahlen, wogegen sie für je zwei solcher Promessen Eine Actie und Eine neue Promesse à 100 fl. erhalten.

Die Besitzer von Promessen I. Emission, wovon 278 Stück in Umlauf, und auf welche bereits 350 fl. eingezahlt sind, haben die noch fehlenden 150 fl. per Stück einzuzahlen, wogegen sie für jede solche Promesse Eine Actie erhalten.

Diese Einzahlungen sind bei den Bank-Cassen in München oder Augsburg am 1 Julius dieses Jahres zu leisten.

Für später, jedoch noch im Lauf des nämlichen Monats erfolgende

Einzahlungen werden 4 Procent für noch spätere aber 6 Procent

Verzugszinsen, vom 1 Julius

anfangend berechnet werden

Den Einzahlungen sind die Promessen nebst einem genauen Verzeichniß ihrer Nummern, und diesem Verzeichniß die Namen, auf welche die Actien und die neuen Promessen ausgestellt werden sollen, beizufügen.

Von den Bank-Cassen wird über jede Einlieferung von Promessen ein Haftschein ausgestellt werden, welcher den Termin zur Beziehung der Actien und neuen Promessen anzeigen wird.

München, den 14 Mai 1840.

Simon Freiherr v. Eichthal.

1174

[1914-16]

Verzeichniß der am 4 Mai 1840 laut aufgenommenem Notariats-Protokoll in der zweiten Verloosung der hochfürstl. Palffy 4 procentigen Anleihe per 2,475,000 fl. d. d. Malaczka 13 Junius 1838 herausgekommenen 42 Stück Partial-Obligationen à 1000 fl. als:

Nr. 218, 227, 365, 390, 510, 570, Nr. 835, 1073, 1299, 1308, 1514, Nr. 1558, 1568, 1744, 1748, 1944, Nr. 1967, 1986, 2038, 2257, 2361,

zahlbar am 1 Julius 1840,

Nr. 29, 36, 255, 504, 619, 850, Nr. 870, 1054, 1188, 1233, 1274, Nr. 1295, 1557, 1589, 1758, 1780, Nr. 1790, 1811, 2126, 2171, 2251,

zahlbar am 1 Januar 1841, welche an bemerkten Terminen bei dem Großhandlungshause Arnstein & Eskeles in Wien heimbezahlt werden.

[1765-67]

Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn.

Zehnter Actien-Beitrag.

Die HH. Actieninhaber der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn werden, in Gemäßheit des §. 5 des Statuts eingeladen, von dem Betrag ihrer Actienberechtigung den zehnten Beitrag mit 10 Proc. an die Bankierhäuser: Wilhelm Cleff in Düsseldorf, oder von der Heydt-Kersten & Söhne in Elberfeld bis zum 15 Julius dieses Jahres einzuzahlen, und dabei die über die vorherigen Beiträge erhaltene Quittung wieder vorzulegen, um darunter die jetzt zu ertheilende Quittung ebenfalls auszufertigen.

Düsseldorf, den 4 Mai 1840.

Die Direction: Quest. Dietze.

[1704-6]

Edictal-Ladung.

Jakob Hartmann, Steinmetzgesellenssohn aus München, welcher am 8 Februar 1807 als Kanonier bei der ersten leichten Compagnie der in Rußland gestandenen ersten Armeedivision zuging, am 24 November 1812 als vermißt in den Listen abgeschrieben wurde, wird schon seit dem Jahre 1812 vermißt. Derselbe oder dessen eheliche Descendenz wird daher aufgefordert, binnen sechzig Tagen von heute an, von seinem Leben und Aufenthalt Nachricht anher zu geben, widrigenfalls dessen noch in 424 fl. 10 1 / 2 kr. bestehendes Vermögen gegen Caution an seine nächsten Verwandten verabfolgt werden würde.

Den 28 April 1840.

Königl. bayer. Kreis - u. Stadtgericht München.

Graf v. Lerchenfeld, Dir. Hauck.

[1972]

Edictal-Ladung.

Nachdem die gänzliche Erledigung der Gantsache des Max Freihern v. Gumppenberg-Pöttmes durch die proponirten Ausgleichungen über die vorhandenen zwei Activposten in Aussicht gestellt ist, so wurde beschlossen, die hiebei betheiligten Creditoren zur Erklärungsabgabe über die Genehmigung dieser Propositionen, und zwar hinsichtlich:

a) des in 5000 fl. bestehenden Waldkaufschillings-Restes des Matth. Demmelmaier, wofür 3000 fl. angeboten und bereits erlegt sind, nachdem 2000 fl. für angebliche Vorauszahlungen abgezogen werden;

b) der in Haupt - und Nebensache gegen 36,000 fl. betragenden Forderungen an die Gantmasse des k. Geh. Rathes und Oberstsilberkämmerers Hrn. Joseph Matthias Grafen von Tauffkirchen, wofür ein Cessionspreis von 9000 fl. offerirt ist, auf Samstag den 27 Junius d. J., Vormittags 10 Uhr, hieher mit dem Anhange vorzuladen, daß die Ausbleibenden dem Beschlusse der Mehrheit der Erschienenen beistimmend erachtet werden.

Mit Rücksicht hierauf werden die Erben des Handelsmannes Moses Salomon Hechinger, genannt Blumenstetter, von Kleinnördlingen, k. bayer. Landgerichts Nördlingen, wegen Unbekanntschaft ihres dermaligen Aufenthaltes anmit öffentlich hieher vorgeladen.

Am 12 Mai 1840.

Königl. Kreis - und Stadtgericht München.

Graf v. Lerchenfeld, Dir. Mühlbaur.

[1965]

Erkenntniß.

Nachdem Beklagter in Sache des Gemeindevorstehers Michael Linhardt zu Grafenrheinfeld gegen den Maschinisten De Guise aus Marseille, Vertragserfüllung betreffend, bei der durch Verfügung vom 5 Februar h. J. auf den 7 d. M. anberaumten Schwörungstagfahrt nicht erschienen, sein Aufenthaltsort auch fortwährend unbekannt ist, wird das nachfolgende heute erlassene Erkenntniß in vim publicati bekannt gemacht:

1) es sey der dem Beklagten durch Bescheid vom 19 September v. J. auferlegte Haupteid für verweigert zu erachten, demgemäß

2) der Beklagte schuldig, gegen Empfangnahme des gekauften Hundes die Summe von 55 fl. mit Verzugszinsen zu 5 Proc., vom 27 Junius 1839 an zu bezahlen, und

3) sämmtliche Kosten dieses Rechtsstreites salva liquidatione et moderatione zu tragen, resp. zu erstatten.

Zugleich wird Beklagter anderweit vorgeladen, resp. aufgefordert, seine Rechte in der Executionsinstanz, insbesondere in Rücksicht auf die bei Gericht deponirte Cautionssumme persönlich oder durch einen gehörig Bevollmächtigten zu wahren, widrigenfalls auf Kosten der erwähnten Judicialmasse für ihn ein curator absentis aufgestellt und verpflichtet, und dessen Handlungen so angesehen werden würden, als seyen sie von ihm selbst vorgenommen.

Decret. Schweinfurt, den 13 Mai 1840.

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

Seuffert.

Brand.

[1991]

Beschluß.

Da der Handlungs-Commis Jakob Trapp, Schullehrerssohn von Geroldshofen, auf die von dem unterfertigten Gerichte am 7 Februar d. J. an ihn erlassene Edictal-Citation innerhalb des bestimmten Termines von zwei Monaten sich nicht dahier gemeldet hat, so wird hiemit das Testament der W. Weber'schen Wachstuchfabricantens-Eheleute von Haunstetten vom 27 Februar 1822 als von Jakob Trapp anerkannt betrachtet, und es soll sofort der Gesammtrücklaß des Valentin Weber unbedingt an dessen Ehefrau und nunmehrige Wittwe Barbara Weber bei dem Vorhandenseyn der in jener Edictal-Citation bezeichneten Voraussetzung hinausgegeben werden. Am 12 Mai 1840.

Königl. bayerisches Landgericht Göggingen.

Landrichter Reiber.

[1921-23]

Gant-Edict.

Gegen den abwesenden Friedrich Wilhelm Kammüller, Buchhändler in Kandern, haben wir Gant erkannt, und Tagfahrt zur Schuldenliquidation auf Mittwoch d n 3 Junius, 9 Uhr, in Kandern angeordnet.

Sämmtliche Gläubiger werden daher aufgefordert, ihre Ansprüche an den Falliten auf gedachten Tag unter gleichzeitiger Vorlage ihrer Beweisurkunden, oder Antretung des Beweises mit andern Beweismitteln mündlich oder schriftlich, persönlich oder durch gehörig Bevollmächtigte anzumelden und etwaige Vorzugsrechte zu bezeichnen und zu begründen, bei Vermeidung des Ausschlusses von der dermaligen Masse.

In der Tagfahrt sollen ferner über die Wahl eines Massepfleger - und Gläubiger-Ausschusses verhandelt, auch Borg - und Nachlaßvergleiche versucht werden, bezüglich auf welche Punkte mit Ausnahme eines etwa zu Stande kommenden Nachlaßvergleichs die ausbleibenden Gläubiger als der Mehrzahl der Erschienenen beitretend angesehen werden würden.

Am 2 Mai 1840.

Das großherz. bad. Bezirksamt Lörrach.

v. Reichlin-Meldegg.

[1993]

Bei Aug. Recknagel in Nürnberg ist so eben erschienen und daselbst, so wie in allen Buchhandlungen zu haben:

Bericht über die Molkenanstalt zu Streitberg bei Muggendorf. gr. 8. geh. 6 kr.

1175

[1577-78]

So eben hat die Presse verlassen und ist im Verlage bei Franz Wimmer Buchhändler in Wien, Dorotheergasse Nr. 1107, zu haben:

Historia vitae Sanctorum Thomae a Villanova, Thomae Aquinatis et Laurentii Justiniani in usum Cleri proposita ab Ignatio Feigerle, SS. Theologiae Doctore, caes. reg. Capellano aul. Theologiae past. in caes. reg. scientiarum Universitate Vindob. Professore p. o. etc. 8maj. 1839.

30 Bogen stark, ungeb. 2 fl., brosch. 2 fl. 6 kr. C. M.

Dieses Werk verdankt sein Entstehen den Conferenzreden, welche der Hr. Verf. als Spiritual-Director im hierortigen höhern Priesterbildungsinstitute zum heiligen Augustin vor einigen Jahren gehalten, und dem von mehreren Seiten ihm kundgegebenen Wunsche, daß dieselben im Druck erscheinen mögen.

Ohne dem Urtheile sachverständiger Leser vorgreifen zu wollen, glaubt die Verlagshandlung vorläufig bemerken zu müssen, daß das angekündigte, in der Sprache der Kirche abgefaßte, und somit jedem katholischen Seelenhirten zugängliche Werk schon durch die sehr gut gewählte historische Basis für die eingewobenen, bald kürzern, bald längern, immer aber anziehenden, weil wahr und tief gedachten Reflexionen über die mannichfaltigsten Situationen im Priesterleben, dann durch den das Ganze durchdringenden, streng kirchlichen, vom Laxismus und Rigorismus gleich weit entfernten, ernsten und doch milden Geist allgemein sich empfehle und von der hochwürdigen Geistlichkeit als eine praktische Anleitung zur Lesung des Lebens heiliger Bischöfe und Priester, als ein Leitfaden zur Privaterbauung in den Stunden der Contemplation, als ein Lesebuch während der geistlichen Exercitien und wohl auch als ein Hülfsmittel bei Abfassung geistlicher Vorträge in den bischöflichen Clerical-Seminarien angesehen und benützt werden könnte.

Es möge auch nicht übersehen werden, daß Se. fürstlichen Gnaden, der hochwürdigste Hr. Fürsterzbischof der Wiener Erzdiöcese, Vincenz Eduard Milde, die Dedication dieses Werkes huldreichst anzunehmen geruht haben, und daß der reine Ertrag desselben dem hierortigen Priesterdeficienten - und Krankeninstitute gewidmet ist.

Vorräthig in Augsburg in der K. Kollmann'schen Buchhandlung.

[1346-48]

So eben erscheint in meinem Verlage und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Jenseits der Berge.

Von Ida Gräfin Hahn-Hahn.

Zwei Theile.

8. Geheftet. 3 Thaler. 12 gr.

Eine anziehende, mit Poesien und Erzählungen untermischte Beschreibung einer Reise der berühmten Verfasserin nach Italien.

Früher erschienen von derselben in meinem Verlage:

Gedichte. 1 Thlr. 12 gr. Neue Gedichte. 1 Thlr. 8 gr. Venetianische Nächte. 1 Thlr.

Leipzig, im März 1840.

F. A. Brockhaus.

[1856]

Von dem Prachtwerke:

Das pittoreske Oesterreich, oder Album der österreichischen Monarchie, mit Karten, Ansichten der Städte, Gegenden, Denkmale und Trachten in Farbenbildern ist erschienen:

Lieferung VI. Der Judenburger Kreis im Herzogthum Steyermark. Dargestellt von F. C. Weidmann. Mit einer topogr. Karte und Ansichten von Judenburg, Lietzen, Obdacher Alpenthal, Stift Admont, Schloß Röthelstein, Schloß Ströchau, Ruine Reifenstein und Trachten der Landleute. Nach den Originalzeichnungen des F. Loos.

Lieferung VII. Der Prachiner Kreis im Königreich Böhmen. Von A. A. Schmidl. Mit einer topogr. Karte und Ansichten von Pisek, Winterberg, Worlik, Schloß Strakonitz, Kirche in Prachotitz, Schloß Klingenberg, Ruine Raby und Volkstrachten nach den Originalzeichnungen des A. Trichtl.

Subscriptionspreis per Lieferung à 1 3 / 4 Thlr. oder 2 1 / 2 fl. Conv. Mze., einzelne Lieferungen à 2 Thlr. oder 3 fl. Conv. -Mze.

In allen Buch - und Kunsthandlungen wird Subscription angenommen, und sind daselbst ausführliche Prospecte unentgeltlich zu haben.

Wien, 2 Mai 1840.

H. F. Müller, Kunsthandlung.

[1963]

Für Gartenfreunde.

Steube, J. H., neues Lehrbuch der gesammten Gartenkunst, oder leichtfaßlicher, auf Erfahrung gegründeter Unterricht zum besten Gemüsebau, zur schönsten Blumenzucht und edelsten Obstcultur. 3te verb. Auflage, mit 2 Kupfern. 8. Nürnberg, Fr. Campe. 1 Rthlr. oder 1 fl. 45 kr.

Die reinsten Freuden gibt die Natur, den süßesten Genuß gewährt wohl der Besitz eines Gärtchens. Aber wie dieser richtig zu behandeln, das muß man wissen, um Nutzen und Vergnügen zu erzielen. Vorstehendes vortreffliches Werk lehrt dieß auf einfache, klare und zweckmäßige Weise, und wir können es den Liebhabern der Gartenkunst nicht warm genug empfehlen; aber auch erfahrne Gärtner dürften noch Vieles daraus lernen. Schönes Aeußeres und billiger Preis verdienen Anerkennung.

Friedrich Campe.

[1983]

Reise-Litteratur, im Verlage der Jos. Lindauer'schen Buchhandlung in München; zu erhalten in allen Buchhandlungen:

Schaden, A. v., Taschenbuch für Reisende durch

Bayerns u. Tyrols Hochlande, dann durch Berchtesgadens und Salzburgs Gefilde. Zweite, verbesserte Auflage, mit Karten und Ansichten. geb. 1 Rthlr. 16 gGr. oder 3 fl.

Schaden, A. v., neuestes Post - und Reisebuch durch

sämmtliche deutsche Länder, nach Mailand, Venedig, Amsterdam, Paris, London, Warschau, St. Petersburg etc., mit Karte. geb. 2 Rthlr. 16 gGr. oder 4 fl. 48 kr.

Gross, A. J., Handbuch für Reisende durch

alle Länder der österreichischen Monarchie, zweite verbess. Auflage, mit 1 Ansicht. geb. 2 Rthlr. 8 gGr. oder 4 fl. 12 kr.

Schaden, A. v., vollständiges Handbuch für Reisende durch

die gesammte Schweiz, mit Kupfern und Karte. geb. 2 Rthlr. 16 gGr. oder 4 fl. 48 kr.

Karte von Südbayern, Tyrol, dem lombard. venetian. Königreiche, Salzburg und dem Salzkammergute. In Kupfer gestochen von Seitz. Illum., auf Leinwand und in Etui, à 1 Rthlr. 8 gGr. oder 2 fl. 24 Kr.

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Für Guts - u. Schäfereibesitzer, Herrschafts - u. Gutsverwalter.

Gründlicher Elementar-Unterricht in der rationellen Schäferei.

Von J. G. Elsner.

8. Preis 1 fl. 36 kr. oder 1 Rthlr.

Wie tief der Verfasser in seinen Gegenstand eindringt und mit welcher Klarheit er seine eigenen scharfsinnigen Auffassungen wieder zugeben weiß, davon legen die beiden von ihm über Schafzucht geschriebenen Werke: Erfahrungen in der höhern Schafzucht, und Das goldene Vließ das beste Zeugniß ab. In diesem1176 neuesten Werkchen trägt er die praktische rationelle Schafzucht mit einer Klarheit vor, in der sie auch dem Laien verständlich ist, und es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß ein so gründlicher Elementar-Unterricht in dem betreffenden Fache kaum noch jemals gegeben seyn dürfte.

Besonders dürfte derselbe seiner Fassung, des Preises und Formates wegen für den Unterricht der Schäfer empfohlen werden, von denen keiner dieses Büchlein in seiner Tasche entbehren sollte, wie der nachfolgende Inhalt beweisen mag:

Inhalt: I. Die Vorbereitung des Schäfers zu seinem Beruf. II. Berufstreue und Stellung eines Schafmeisters. III. Die Einrichtung im Schafstalle. IV. Die Fütterung und Verpflegung der Schafe. a) Die Verpflegung im Sommer. Art und Benützung der Hurweiden. Die Abrichtung des Hundes. Fernere Regeln für den Weidegang. Von der Sommerstallfütterung. Vom Hürden im Freien. Hülfsmittel bei plötzlichen Krankheitsfällen. b) Die Verpflegung der Schafe im Winter. Ordnung im Schafstalle. Ordnung beim Füttern. Verschiedene Futterarten. Das Tränken der Schafe. Das Salzgeleck. V. Vom Bocken (Stähren) der Schafe und von der Lammung. Vom Bocken. Vom Lammen. VI. Von der Erkennung der Schafe. Nach ihrem Aussehen. Nach ihrem Alter. VII. Von den Krankheiten der Schafe. 1) Die Drehkrankheit. 2) Die Traber - oder Gnubberkrankheit und das Kreuzdrehen. 3) Die Raude oder Krätze. 4) Die Klauenseuche oder Krümpe. 5) Der Blutschlag oder das laufende Feuer, auch Staupe genannt. 6) Die Pocken oder Blattern. 7) Die Lämmerlähme. 8) Die Ruhr. 9) Der Husten und die Kachexie. 10) Die Egelkrankheit und die Fäule. VIII. Von der Aufbewahrung des Futters. 1) Das Heu. 2) Das Stroh und die Spreu. 3) Die Wurzelgewächse. IX. Von der Wollkenntniß. X. Von der Schwemme und der Schur der Schafe. 1) Die Schwemme oder die Wäsche. 2) Die Schur. XI. Vom Vertrage (Contracte) des Schäfers. XII. Einige Anweisungen auf besondere Fälle. 1) Bescheidenes höfliches Betragen. 2) Benehmen bei vorkommenden plötzlichen Verlusten in der Herde. 3) Verhalten bei eintretender Futternoth. 4) Der Schäfer soll ohne Erlaubniß keinen Fremden in den Schafstall lassen. 5) Wie er ein Schaf greifen und Wollmuster nehmen kann. 6) Er soll weder Schweine, Hühner, noch anderes Vieh im Schafstalle haben. 7) Wie er sich zu benehmen hat, wenn er Schafe von der Ferne her holen muß. 8) Was er thun soll, wenn den Schafen augenscheinliche Gefahr droht. 9) Erlernung und Anwendung des in diesem Buche Abgehandelten.

Stuttgart und Tübingen, im Januar 1840.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[1594-97]

Der Unterzeichnete hat die Ehre hiermit anzuzeigen, daß sein Gast - und Badhof in Baden in der Schweiz am ersten Mai eröffnet wird. Dieses ist das geräumigste Etablissement in diesen Bädern und am nächsten bei den Thermalquellen, was besonders für die Dampfbäder und Gaseinathmungen wichtig ist. Auf der äußersten Spitze gelegen, welche die Limmat umspült, bieten sich verschiedene Ansichten auf dieselbe, so wie auf den Lagernberg, den Hertenstein, den lebhaftesten Theil von Ennetbaden, den Verenaplatz und auf den eigenen Hofraum von 13,000 Quadratfuß dar, welcher mit Blumen, Schattenbäumen und einem Mineralbrunnen versehen und ebenfalls sehr belebt ist. Die Zimmer sind durchaus reparirt und neu möblirt. Die Preise sind die gleichen, wie anderwärts, und die Bedienung so eingerichtet, daß sowohl den höchsten Anforderungen als auch den einfachern Bedürfnissen entsprochen werden kann, indem Gelegenheit zu jeder schicklichen Einschränkung dargeboten ist.

Baden in der Schweiz, den 25 April 1840.

C. J. Suter, zum Stadhof.

[1917-18]

Für alle Aerzte und Chirurgen!

Im Verlage von Heinrich Hoff in Mannheim ist erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben:

DER PAPPVERBAND nach Seutin; seine Verfertigung, Wirkung und Anwendung im Allgemeinen, insbesondere aber bei Fracturen als das vorzüglichste, alle übrigen Verbände übertreffende Mittel, nebst einem geschichtlichen Ueberblicke des unverrückbaren Verbandes.

Von Karl Frech, praktischem Arzte in Baden-Baden.

Mit 3 Tafeln.

gr. 8. brosch. 1 Thlr. preuss. Cour. oder 1 fl. 45 kr.

Der unverrückbare Pappverband bei Knochenbrüchen in seiner jetzigen Gestalt nach Seutin ist eine so wichtige und überaus nützliche Erfindung im Gebiete der Chirurgie, dass er, bald auch in Deutschland sich Bahn brechend, die alte Methode des Schienenverbandes wohl gänzlich verdrängen wird.

Von Larrey schon begründet, von Seutin in Brüssel aber nach einem neuen Princip erfunden, vielfach verbessert und eigentlich ins Leben gerufen, von ihm so wie in verschiedenen Ländern schon seit mehreren Jahren mit dem glücklichsten, zum Theil wunderbaren Erfolge angewandt, ist der Sieg der neuen Methode über die alte längst schon entschieden und es ermangelt nur noch deren Einführung allgemein zu machen.

Die obige vortreffliche Abhandlung gibt ein vollständiges Bild dieses Verbandes, seine Entstehung, Verfertigung und Anwendung, nebst der wichtigsten gemachten Beobachtungen, so dass jeder ihn daraus kennen lernen und anwenden kann.

[1994]

Bei Wagner in Innsbruck ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Das Land Tyrol.

Mit einem Anhange:

Vorarlberg.

Ein Handbuch für Reisende.

3 Bände in größtem Duodez-Format auf schönem Papier.

I. Band: Nord-Tyrol. Enthält: Inn -, Lech - und Groß-Achenregion. 862 Seiten stark.

II. Band: Süd-Tyrol. Enthält: Etsch -, Drau -, Brenta - und Sarkaregion. 616 Seiten stark.

III. Band: Die vorzüglichsten Nebenthäler von Nord - und Südtyrol (alphabetisch geordnet), nebst Vorarlberg. 600 Seiten stark.

In Umschlag broschirt 6 fl. 24 kr. C. M.

[1873-75]

Flachsspinnmaschinen.

Da unsere Werkstätten für den Bau von Flachs - und Wergspinnmaschinen nebst allen Vorbereitungsmaschinen nach dem neuesten und besten englischen Spiralsystem eingerichtet, auch bereits mehrere gelungene Arbeiten in diesem Fache aus denselben hervorgegangen sind, so werden uns unsere englischen Mustermaschinen entbehrlich und wir wünschen anderweit darüber zu verfügen.

Sie bestehen aus:

2 Peterhechelmaschinen. Peter heckling machine.

3 Cylinderhechelmaschinen. Cylinder heckling machine.

1 Brechmaschine. Flax cutter.

1 Ersten Strecke. 1 Kopf 2 Band. First drawing. 1 head 2 Sl.

1 Zweiten Strecke. 2 Kopf 4 Band. Second drawing. 2 head 4 Sl.

1 Vorspinnmaschine. 6 Kopf 24 Spinden. Roving frame. 6 head 24 Sp.

1 detto 4 Kopf 16 Spinden. Roving frame. 4 head 16 Sp.

6 Feinspinnmaschinen, jede 192 Spinden in zwei Fronten, spinnen Nr. 50-200. Spinning frames.

nebst Gewichten, Utensilien und mehreren Hülfsmaschinen.

Auf diesen Maschinen ist, um sich von ihrer Tüchtigkeit zu überzeugen, bei uns einige Zeit gesponnen worden, und es liegen sowohl Proben von Garnen als auch von den daraus gewebten Zeugen zur Ansicht bereit.

Wir sind geneigt, sämmtliche Maschinen, nach Umständen im Ganzen oder im Einzelnen, abzulassen, und werden soliden Käufern, die sich an uns wenden, mit Vergnügen jede ihnen wünschenswerthe Auskunft geben.

Schloß Uebigau bei Dresden, im Mai 1840.

Die Direction der Maschinenbau-Anstalt.

[1932-35]

Verkaufs-Anzeige.

Sechs Stück große Wasserschnecken sind einzeln oder miteinander zu verkaufen bei der mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei in Augsburg.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15298 tokens; 5419 types; 107688 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 147. 26. Mai 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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ShelfmarkDWB 1996/32
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