Ein amerikanisches Geschwader von zwei Kriegsschiffen (von 60 und 38 Kanonen) und zwei Kriegsschaluppen, unter Befehl des Commodore Warrington, wird nach den chinesisch-indischen Meeren absegeln. (United service Gazette.)
In Texas sind mehrere merkwürdige Thierknochen, von einer Thierart größer als der Mammuth aufgefunden worden. (Atlas.)
Das Paketboot Stephen Whitney brachte Briefe und Blätter aus New-York bis zum 13 Mai. Der Advertiser sagt: „ Die amerikanischen Journale enthalten sehr wenig Interessantes für europäische Leser. Ihre Spalten füllt nur der Streit um die Präsidentschaft. Er wird sehr ernst werden. Die Gegner der gegenwärtigen Executivgewalt prophezeien die Niederlage Van Burens mit großer Sicherheit. Auf Seite der Regierung zeigen sich Spuren von Schwäche. So hat der Generalpostmeister, Amos Kendall, ein bedeutendes Mitglied des Cabinets, resignirt, und die Resignation des Staatssecretärs Forsyth wird mit andern Veränderungen als gewiß besprochen. Der Generalpostmeister gab Krankheit als Ursache seines Rücktritts an. Doch schreibt man ihm andere Gründe zu, die sich auf die Wahl beziehen sollen. “
Nach Nachrichten aus Montevideo bis zum 25 März haben die Ausgleichungsvorschläge des Admirals Dupotet die Einwohner von Montevideo so erbittert, daß der Admiral mehrere Tage lang nicht wagen durfte ans Land zu steigen. Rivera kam augenblicklich zu einer Unterredung mit ihm, kehrte aber, wie es schien, vollkommen befriedigt zu seinem Heer nach Uruguay zurück. Lavalle ist mit 4000 Reitern und 500 Mann Fußvolk gegen Santa Fe und Cordova losgebrochen, und hat seine Gegner zum Rückzug genöthigt. Man erwartet, daß die Provinz Entre Rios sich gegen Rosas erklären wird.
(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 3 Jun. Morella und dessen Schloß haben sich am 29 Mai den Truppen der Königin ergeben. Die ganze Besatzung ist kriegsgefangen.
Nach Briefen vom Cap der guten Hoffnung bis zum 7 April ist die Unternehmung der Boers gegen den Zulas-König Dingaan vollkommen geglückt. Das feindliche Heer ward fast ganz niedergehauen – ohne Verlust eines einzigen Mannes von Seite der Boers – und der König selber, als Flüchtling von dem siegreichen Anführer seiner Würde entsetzt. 36,000 Stück geraubtes Vieh fielen in die Hände der Sieger zurück, und der neuernannte König der Zulas, Panda, hat mit ihnen einen Freundschaftsvertrag abgeschlossen.
Die gestrigen Parlamentsverhandlungen waren von mannichfachem Interesse. Im Oberhaus kam die Bill über Vermehrung des Kanzleipersonals (Chancery bill) zur Sprache, und wurde, in Folge einiger Bemerkungen Lord Broughams, einem besondern Ausschuß überwiesen; im Unterhaus gab Lord Palmerston, auf eine Anfrage Hrn. Hume's, eine zwar sehr allgemeine, aber doch durch ihre ganze Haltung bezeichnende Erklärung über die Stellung Englands zu Frankreich, Rußland und den übrigen Mächten hinsichtlich der türkisch-ägyptischen Frage. – Die heutigen Verhandlungen im Oberhause betrafen die neapolitanische Angelegenheit, über die Lord Melbourne es noch nicht zeitgemäß fand, die von Lord Lyndhurst geforderten Papiere vorzulegen; im Unterhaus machte Hr. O'Brien eine Motion über Unterstützung der Auswanderer.
Haus der Gemeinen. Sitzung vom 1 Junius. Sergeant Talfourd und Hr. Easthope verschoben die beiden je von ihnen beantragten Bills, die eine über Verlagsrecht, die andere über Kirchensteuern auf künftige und überkünftige Woche. Lord J. Russell, auf eine tadelnde Bemerkung Sir Robert Peels über die unpassende Hast, mit der die Canadabill betrieben werde, verschiebt das dritte Lesen dieser Bill auf den 12 Jun. – Darauf erhebt sich Hr. Hume, um über den Stand der orientalischen Frage Aufklärung zu verlangen. „ Mir scheinen die ausgedehnten Rüstungen der brittischen Regierung mit den in der Thronrede enthaltenen Friedensäußerungen nicht im Einklang zu stehen, und ich glaube die ganze Lage der Dinge müsse dem Hause vorgelegt werden. Seit der Einreichung der Collectivnote der fünf Mächte ist eine wichtige Thatsache eingetreten, nämlich die Erklärung des Hrn. Thiers über das neue vom französischen Ministerium zu befolgende politische System in dieser Frage, im Gegensatz zu dem vom brittischen Ministerium befolgten. „ Die englische Regierung, “so ungefähr gab Hr. Thiers der Deputirtenkammer zu verstehen, hat sich von Frankreich getrennt, und sich mit unsern Feinden verbunden; sie handelt jetzt wie ein Theil Rußlands und befördert die Zwecke dieser ehrsüchtigen Macht. Sie unterhält, mit dem vermehrten Aufwand einer halben Million, eine große Flotte, die, anstatt auf den Frieden hinzuarbeiten, den russischen1282 Planen zu Gunsten arbeitet. “ *)Die Blätter bemerken, Hrn. Hume's Worte seyen wegen des Lärms im Hause nur schwer verstanden worden. So mag einige Ungenauigkeit im Wiedergeben obiger Stelle mit untergelaufen seyn, denn Hr. Thiers hat in den französischen Kammern sich nie so ausgedrückt.Ist es wahr, wie ich gehört habe, daß die französische Regierung England vor einem Monat anbot 10 Linienschiffe einzuziehen, falls England dasselbe thun wolle; ist das wahr, so erhellen daraus die friedlichen Gesinnungen Frankreichs aufs vollkommenste. In seiner Rede an die Pairskammer vom 14 April 1840 erklärte Hr. Thiers, daß Frankreich zwar der Meinung sey, die Unabhängigkeit der Pforte zu erhalten, aber damit nicht beabsichtige, ihr alle seit geraumer Zeit entrissenen Provinzen wiederzugeben, sondern vielmehr in dem Bestande eines, aus solchen Provinzen gebildeten mächtigen Vasallenreichs, wie das des Pascha von Aegypten, die beste Gewährleistung für die Sicherheit der Pforte sehe. – Der jetzige Streitpunkt zwischen England und Frankreich ist also folgender: der edle Lord Staatssecretär des Auswärtigen verlangt, der Divan solle mit Mehemed Ali keinen Frieden schließen, in welchem er Syrien aufgäbe; Frankreich dagegen will, daß Syrien an Mehemed Ali, als Vasallen der Pforte, falle, und erklärt, daß es ihn in der Besitznahme dieses Landes unterstützen werde. Unter derselben Bedingung hat sich auch Mehemed Ali bereit erklärt, die türkische Flotte herauszugeben. – Syrien dem Pascha zu entreißen, würde, behauptet man, England und Frankreich zusammen unmöglich seyn; wie kann also England allein so etwas unternehmen wollen? und warum verfolgt es also noch immer länger einen irrigen Weg, den es eingeschlagen, und der für England mit solchen schweren Ausgaben verknüpft ist? Ueber alle diese Fragen verlange ich eine Erklärung vom edlen Lord Staatssecretär des Auswärtigen. “ Lord Palmerston gab hierauf im Wesentlichen folgende Erklärung. „ Mein ehrenwerther Freund setzt mich dadurch, daß er mich über noch nicht abgeschlossene Unterhandlungen in eine öffentliche Discussion ziehen will, in eine schwierige Lage, und ich würde pflichtwidrig und dem öffentlichen Wohl zuwider handeln, wenn ich mich über die gestellten Fragen, so wie er es verlangt, auslassen wollte. Doch halte ich es andererseits für meine Schuldigkeit dem Hause zu versichern, daß fast jede Behauptung meines ehrenwerthen Freundes sowohl hinsichtlich der von England befolgten Politik, als der von Frankreich an England ergangenen Eröffnungen, als des Betragens des englischen Botschafters in Konstantinopel, als der Wünsche und Aufforderungen unsrer Regierung an die Pforte – auf den allerseltsamsten Mißverständnissen beruht. Nicht eine einzige seiner Behauptungen hat nur die entfernteste Aehnlichkeit mit den wirklich eingetretenen Thatsachen. Niemals hat Frankreich erklärt, daß es Aegypten gegen die Entreißung Syriens oder gegen eine andere Zwangsmaaßregel von Seiten Englands vertheidigen werde. Niemals – doch ich würde, da das Thor der Verneinung hart an das Thor der Versicherung stößt, mich durch Verneinung aller jener Angaben, von deren Wahrheit mein ehrenwerther Freund, wie ich glaube, völlig überzeugt ist, zu Erklärungen verführen lassen, die, wie gesagt, mir jetzt nicht gestattet sind. Die Vermehrung der Abgaben, für die mein ehrenwerther Freund in unserer orientalischen Politik einen Hauptgrund zu finden meint, ward durch ganz andere Dinge nothwendig gemacht, theils durch Maaßregeln, die er selber eifrig unterstützt (Verminderung der directen Steuern) theils durch den Ausfall im Postgeld, theils durch die Angelegenheiten in Canada und mit China. Nur ein sehr kleiner Theil unsrer vermehrten Ausgaben berührt die Seemacht, und davon noch ein kleinerer die schwebende orientalische Frage; die allgemeinen Gründe zu Vermehrung unserer Seemacht aber sind schon mehreremal in diesem Hause selbst besprochen und auf beiden Seiten des Hauses gebilligt worden. Weit entfernt, daß die Schlichtung der orientalischen Frage Frankreich oder England veranlassen könnte 10 Linienschiffe abzuschaffen (oder meint mein ehrenwerther Freund nur aus den asiatischen Gewässern zurückziehen?), würde sich, auch bei vollkommenem Einverständnisse beider Länder, unsere beiderseitige Seemacht wohl nicht um ein einziges Schiff vermindern; die vielen schwebenden Fragen in allen Theilen der Welt, der Stand der Seerüstungen aller übrigen Mächte würde es nicht zulassen. Besonders falsch aber scheint mir das Princip, von dem mein ehrenwerther Freund bei seinen Einwürfen ausgeht. Er meint, wenn man dem Hause bewiesen, daß ein französischer Minister – oder eine französische Regierung – über eine besondere Frage irgend eine besondere Meinung habe, so sey das hinreichend, um die englische Regierung zu verpflichten, jene Meinung anzunehmen, und der Politik Frankreichs in allen Punkten zu folgen. Gewiß, Niemand in dem Hause legt dem innigen Bündniß zwischen Frankreich und England einen höhern Werth bei, als ich; ich halte es für eben so vortheilhaft für das Interesse beider Länder, als förderlich für die Sicherung des europäischen Friedens. Immer, seitdem ich meine jetzige Stelle bekleide, ist es mein Streben gewesen, dieses Bündniß zu fördern, und bei manchen Gelegenheiten hab ich mich sogar dabei gegen eben das zu vertheidigen gehabt, was mein ehrenw. Freund heute im entgegengesetzten Sinne vorbringt, nämlich die englische Regierung von dem Wink einer fremden abhängig gemacht und die Politik Frankreichs, ob übereinstimmend ob nicht übereinstimmend mit den Interessen dieses Landes, befolgt zu haben. Bei allen diesen Gelegenheiten hab 'ich fortwährend erklärt, daß das Bündniß auf das Interesse beider Länder gegründet sey und so lange dauern würde, als es sich mit diesen in Einklang finde, daß aber Frankreich und England zu groß, zu mächtig und zu unabhängig seyen, und zu viele wichtige Interessen hätten, die jedwede Regierung verpflichtet wäre zu berücksichtigen, als daß sie sich beide durch ein Band zusammenkuppeln ließen, das, auch da wo die Interessen nicht zusammengingen, England zwingen würde, mit Frankreich, oder Frankreich mit England zu gehen. Man darf die Regierung Englands nicht auffordern, die Politik Frankreichs, Rußlands oder Oesterreichs oder irgend einer andern Macht, so weit sie von der Englands geschieden ist, anzunehmen: worauf es ankommt, ist zu zeigen, daß die Ansichten einer andern Macht für das Interesse Englands förderlich seyen. Ich läugne durchaus, daß die französische Regierung jemals eine Absicht ausgedrückt habe, gegen die andern vier Mächte die Waffen zu ergreifen. Es gibt mehrere Differenzpunkte hinsichtlich der orientalischen Frage zwischen Frankreich und England, aber keine die zum Krieg führen könnten. Ich denke die Verknüpfungen zwischen England und Frankreich sind stark genug, um die französische Regierung abzuhalten, sie leichthin zu brechen, und sich aufs andre Extrem zu werfen. Jedem der die großen Interessen Frankreichs betrachtet, muß es einleuchten, daß es, mit so vielen andern Fragen vor Augen, keinen Vortheil darin finden kann, sich zur Vertheidigung fremder Interessen in einen ritterlichen Kreuzzug einzulassen – einen Kreuzzug, den es weder mit seiner Nationalehre, noch auch mit seinen Verpflichtungen gegen die andern verbündeten Mächte in Einklang bringen könnte. Das ehrenwerthe Mitglied für Kilkenny, indem es sagt, daß ich die Verständigung zwischen Mehemed Ali und dem Sultan verhindert habe, thut der englischen Regierung die Ehre an vorauszusetzen, daß die im Julius1283 u Konstantinopel eingereichte Collectivnote ganz das Werk Englands sey; aber gewiß schreibt er uns damit einen für uns allerdings schmeichelhaften Einfluß über die andern Mächte zu, den wir in der That nicht haben. Es ist nicht nöthig zu erklären, woher diese Note eigentlich kam: der englische Gesandte trat dem Vorschlag bei, aber er rührte nicht von ihm her. Aber auch die französische Regierung hat diese Note nie verläugnet, noch auch je behauptet, sie sey nicht bindend. Fordert mich also mein ehrenwerther Freund auf zu erklären, was die Politik Englands hinsichtlich dieser Frage sey, so kann ich ihn nur auf die Thronrede verweisen, in welcher erklärt wurde, daß die Erhaltung der Unverletztheit und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs ein aller unserer Bemühungen würdiger Gegenstand sey. Dieser Meinung bin ich noch heute, und je mehr ich darüber nachdenke, um desto größere Genugthuung find' ich darin, diese Ansicht für die gesunde und richtige zu erkennen. Ich bin überzeugt, daß die Interessen unseres Landes die Erhaltung der Unabhängigkeit und Unverletztheit des osmanischen Reichs erfordern, und daß diese Interessen aufgeopfert werden müßten, wenn die Anordnungen, die mein ehrenwerther Freund wünscht, ausgeführt würden – Anordnungen, durch welche die Integrität des osmanischen Reichs in Folge der Abreißung einer der fruchtbarsten und reichsten Provinzen, mit einemmale zerstört und die Türkei zu einem bloßen Schatten und Namen gemacht werden würde. Wäre das, was mein ehrenwerther Freund Friede nennt und was in der That ein Preisgeben des Sultans an Mehemed Ali ist, wirklich durchgesetzt worden, so würde England, um die Folgen zu verhindern, die gewiß mein ehrenw. Freund auch zu verhindern wünscht, sich genöthigt gesehen haben, noch fortwährend eine bedeutende Seemacht im Mittelmeer zu halten, und würde also durch diesen sogenannten Frieden keines einzigen Gewinns des Friedens theilhaftig geworden seyn. Ich hoffe, daß wir mit Hülfe der andern Mächte eine Veranstaltung treffen können, um jene beiden Mächte (die Pforte und Aegypten) auf den Fuß eines wechselseitigen freundschaftlichen Verhältnisses zu setzen, so daß wir im Stande seyn werden, das Wiedereintreten jener unglücklichen Politik zu verhindern, die einst eine russische Armee nach Konstantinopel brachte: und ich fürchte, daß, wenn wir die Politik meines ehrenwerthen Freundes befolgen wollten, bald eine andere russische Armee an die Küsten des Bospors gebracht werden würde. (Hört, hört!) Ich kann nur sagen, daß wenn Verhandlungen von dieser Wichtigkeit und Schwierigkeit zwischen weit getrennten Mächten noch vor ihrem Abschluß zum Gegenstand öffentlicher Discussion gemacht werden, und wenn Mitglieder der Kammer, gleich meinem ehrenwerthen Freund, auf solche Weise nach offenbar ungegründeten und falschen Berichten handeln, dann das Amt, das ich zu bekleiden die Ehre habe, in eine äußerst schwierige Lage versetzt wird. Ich kann also den Erwartungen meines ehrenwerthen Freundes für jetzt nicht entsprechen und fürchte auch, bis diese Angelegenheit zu einem etwas abschlußähnlichern Ziele kommt, ihm die geforderten Erklärungen fortwährend verweigern zu müssen. Bloß auf Berichtigung einiger falschen Angaben meines ehrenw. Freundes hab 'ich mich gegenwärtig beschränken müssen, und ich hoffe, daß das Haus deßhalb nicht den andern von meinem ehrenw. Freunde eingebrachten Behauptungen, die ich nicht umständlich habe widerlegen können, die aber in allen wesentlichen Punkten eben so falsch sind, Glauben schenken wird. “– Hr. Hume fragt, ob Frankreich, wie es in der Thronrede gesagt ist, wirklich mit der brittischen Regierung in Einklang handle. Lord Palmerston antwortet, daß er die in jener Rede ausgedrückte Hoffnung, die türkisch-ägyptische Frage werde gleich der belgischen durch das Zusammenstimmen der fünf Mächte zu einem genügenden Schlusse kommen, auch jetzt nicht aufgebe. – Hr. Hume liest die in der Rede von Einmüthigkeit lautende Stelle vor, und behauptet, daß bis jetzt weder Einmüthigkeit noch Zusammenstimmung zwischen den fünf Mächten stattfinde. Die Frage wird dann fallen gelassen, und das Haus schickte sich an in Ausschuß zu treten über die Zölle-Bill.
Die Post weist nach, zur „ Warnung für die Landeigenthümer, “daß in der Sitzung vom 28 7 Minister und 25 Regierungsbeamte – also das ganze im Unterhaus gegenwärtige Administrationspersonal mit Ausnahme eines Einzigen – für die Motion des Hrn. Villiers stimmte. „ Kann – frägt die Post – nach einem solchen Zeugniß das Ministerium noch behaupten, daß es die Kornfrage auf neutralem und aufrichtigem Wege behandeln wolle? “
Die Adresse, welche der Anti-Korngesetzverein an das Volk von Großbritannien und Irland erlassen hat, lautet im Wesentlichen wie folgt: „ Landsleute! Eure Bitten um unbesteuertes Brod sind abermals von denen verworfen worden, die sich eure Vertreter nennen. Die Stimme der Gerechtigkeit ist noch nicht laut genug. Die Unterschriften von anderthalb Millionen Bittstellern sind nicht zahlreich genug. Die Verbündung der mittlern und der arbeitenden Classen ist noch nicht fest genug. Der Ruf muß durchdringender, die Wirkung kräftiger seyn, bevor das selbstische Interesse einer legislativen Majorität den Bedürfnissen einer Nation und den Anforderungen unabänderlicher Gerechtigkeit nachgibt. Das Votum des Unterhauses ist nur eine einstweilige Hinausschiebung, keine definitive Entscheidung. Der Schöpfer der Erde verordnete, als er sie mit Fruchtbarkeit begabte, daß der Mensch im Schweiße seines Angesichts sein Brod erwerben solle. Das Kornmonopol will dieses Resultat verhindern. Es verbietet dem Gewerbsfleißigen, die Nahrung zu empfangen, die er verdient hat, sobald sie auf ausländischem Boden gewachsen ist. Es verletzt sein Recht, von seiner Hände Arbeit zu leben. Es verletzt ein Gesetz Gottes und der Natur, und keine menschliche Macht hat die wirkliche Gewalt oder das moralische Recht, eine solche Verletzung fortbestehen zu lassen. Das Urtheil der Brodtaxe ist gefällt; diese schändliche Auflage muß erliegen unter dem allgemeinen Fluche des Volkes. Die äußerste Macht des Parlaments kann bloß ihren Todeskampf verlängern, sie kann so wenig, als der Sklavenhandel, das allgemeine Gefühl gerechten Abscheues überleben. Wie gegen jene, die vom Verkaufe ihrer Mitgeschöpfe sich bereicherten, so muß auch gegen die Elenden, die aus dem Verhungern ihrer Mitmenschen Vortheil ziehen, die moralische Kraft aufgeklärter Beharrlichkeit obsiegen. Das Unterhaus hat dem scheußlichsten der Monopole nur eine Galgenfrist erwirkt. Wie viel Unheil aber wird in dieser kurzen Frist angestiftet, wie viel Elend erduldet werden? Für jetzt hemmt das Unterhaus alle Hülfsquellen einer Bevölkerung, die dennoch in schnellem Vorschreiten begriffen ist. Auf dieser Insel vermehren täglich über tausend menschliche Wesen eine Bevölkerung, die bereits zahlreicher ist, als der Ackerbau ernähren und der Handel verwenden kann, wenn dem Verkehr mit den getreidebauenden Ländern nicht freier Lauf gelassen wird. Wenn die Brodtaxe nicht aufgehoben wird, so müssen diese zunehmenden Massen bis zu der Zahl zusammen gehungert werden, welche dem Vortheile der Monopolisten entspricht. So geschieht es thatsächlich, obgleich Niemand solches Thun deutlich anzuempfehlen wagt. Die Bevölkerung wird gehemmt durch den indirecten Kinder - und Menschenmord vermittelst unzureichender und ungesunder Nahrung. Das Unterhaus verlängert das scheußliche Werk, und vertröstet die Ueberlebenden auf die schreckliche und verzweifelte1284 Aussicht, ihren Lohn und ihre Nahrung im Verhältniß ihrer Zahl sich vermindern zu sehen. Dieß Alles gilt aber nur für jetzt, es kann nur für jetzt der Fall seyn. Wir wenden uns von der Legislatur, die unsere Petitionen mißachtet hat, zu euch, der Quelle ihrer Autorität, dem unwiderstehlichen Volke des großen Reichs. Wollt ihr diese übermüthige Beseitigung der Brodsteuerfrage dulden? Unser Bund wird sich nicht auflösen, noch in seiner Energie nachlassen, bevor die Brodtaxe abgeschafft ist. Durch alle gesetzlichen friedlichen und ehrenhaften Mittel – denn keine andern geziemen unserer gerechten Sache – werden wir agitiren, bis wir Gerechtigkeit erlangen. “
Graf Durham ist am 31 Mai mit seiner Familie nach dem Continent – über Dover, Antwerpen nach Karlsbad – abgereist.
Nach den Barometerbeobachtungen des Hrn. Dalton in Manchester ist seit 50 Jahren das Barometer während der Monate April und Mai nie so hoch gestiegen als dieß Jahr; und die mittlere Temperatur der beiden letztverflossenen Monate findet in dem Zeitraum seit 1793 nur zweimal, in dem April der Jahre 1798 und 1830, ihresgleichen.
Das Gerücht, man habe unter Courvoisiers Sachen ein blutbeflecktes Hemd gefunden, hat sich dahin berichtigt, daß der Polizei-Inspector Tedman schon bei einer früheren Untersuchung ein Vorhemd mit Blutflecken entdeckte, die jedoch, wie Courvoisier erklärte und auch der Wundarzt, Hr. Nursey, nach genauer Beobachtung für wahr befand, von einem Nasenbluten, das ihn vor mehreren Tagen befallen, herrührten. Der Angeklagte zeigt sich in seinem neuen Gefängniß fortwährend gefaßt und standhaft.
(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Toulon, 3 Jun. Der Seepräfect an den Seeminister. Am 7 griffen die Araber das Lager Ayn-Turco, westlich von Setif, an. Während des Angriffs fielen 400 Mann des 67sten Regiments unversehens in deren Rücken, während die Besatzung einen Ausfall machte. Die Araber wurden aufgerieben; sie ließen 400 ihrer Todten auf dem Platze. Wir hatten 17 Todte und 37 Verwundete. Am 15 war das Lager Gegenstand eines weitern ernsten Angriffs, der dem Feinde 200 Todte und uns einen einzigen Verwundeten kostete. General Galbois kam an demselben Tag in Ayn-Turco an. Am 22 versuchten gegen tausend Araber das Lager von Aruch zu überwältigen. Man fand am folgenden Morgen sieben Leichname in den Gräben. Ich habe diese Details von dem Seecommandanten von Algier unterm 30 Mai.
Der Kriegsminister hat von Oran einen Bericht erhalten, wornach am 13 Mai der General Gueheneuc, der die Division von Oran befehligte, die Araber unter dem Kalifa Bu-Hamedi, die zur Feier des Geburtstags des Propheten die Ernte der den Franzosen unterworfenen Stämme verbrennen wollten, mit bedeutendem Verlust zurückgeschlagen habe.
Ein anderer Bericht aus der Provinz Constantine meldet, daß am 22 April einige Bewohner von Dschischelli auf ihrem Rückweg von Beni Ahmed, wo sie Vieh gekauft hatten, von den Kabylen der Beni-Mussah und Uled-Meddini ausgeplündert wurden. Der Obristlieutenant Picouleau ließ das geraubte Vieh reclamiren und unternahm es, als das ihm verweigert wurde, sie zu züchtigen. Mit 500 Mann überfiel er das Dorf Beni-Mussah, verbrannte es und erschlug alle Männer, mußte sich aber vor den in Masse heranströmenden Kabylen der benachbarten Stämme zurückziehen. Mehrere Häuptlinge haben nun neuerdings um Frieden gebeten.
Der National urtheilt über den Bericht des Marschalls Valée: „ Nach aufmerksamer Durchlesung der ganzen Geschichte dieses Feldzugs beharren wir mehr als jemals dabei, Gerechtigkeit zu fordern im Namen aller Familien, deren Kinder durch die zaudernde und ungeschickte Taktik des Obergenerals geopfert wurden. Der Bericht bestätigt alle früher gemeldeten Details. Ohne Einsicht auf einander gefolgte Befehle und Gegenbefehle, Ignoranz über alle Bewegungen der Feinde, Suspension des Marsches, um sie zu beobachten, Rückkehr nach Scherschel, Zaudern vor dem Engpaß Muzaia, Vergessen der Verwundeten, Vernachlässigung der Cavallerie, unklug gewählte Bivouacs, das 17te leichte Reg. einem mörderischen Feuer ausgesetzt, die Cavallerie gezwungen zum Kampfe abzusteigen, die Division des Herzogs von Orleans bei der Rückkehr geschont – alle diese Thatsachen von zerschmetternder Schwere finden sich in dem Berichte Valée's selbst bestätigt. Die Regierung kann unmöglich, ohne ihre eigene Verantwortlichkeit zu compromittiren, dem Marschall seinen Posten noch länger lassen, sie muß dem Lande eine glänzende Genugthuung geben. “
Joseph Napoleon hat folgendes Schreiben an den Marschall Clauzel gerichtet, welches dieser dem Conseilpräsidenten mittheilte: „ London, 26 Mai. Mein lieber Marschall, ich habe Ihren Bericht in Betreff der dem Andenken des Kaisers zu erweisenden Ehren gelesen. Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt war, daß mir der Kaiser 1815 mehrere Millionen in Rescriptionen und Delegationen, die von der Civilliste herrührten, und Hrn. Perregaux, dienstthuendem Kammerherrn, Associé des Hauses Lafitte, vier Millionen in Gold den Tag vor seiner Abreise von Malmaison übergeben hatte. Nach der Ankunft in Rochefort, wo wir den Entschluß gefaßt, auf zwei verschiedenen Schiffen nach Amerika zu segeln, drückte er den Wunsch aus, ich möchte nicht früher unter Segel gehen, als bis ich erfahren, daß er der Wachsamkeit des englischen Geschwaders entkommen sey. Ich fragte ihn, welchen Gebrauch ich von den sechs Millionen Rescriptionen, die bei meinem Schwager, Hrn. Clary, niedergelegt waren, machen sollte. „ Ich hoffe, antwortete er mir, daß wir uns in Amerika wieder sehen werden; sollte aber vom Schicksal beschlossen seyn, daß wir uns erst in einer andern Welt wieder sehen, wohlan! mein Freund, so wirst du einen Gebrauch davon machen, wie du glauben wirst, daß ich ihn selbst machen würde, wenn ich mich an deiner und du dich an meiner Stelle befändest. “ Ueber die vier Millionen in Gold, deren Quittung er mir zeigte, hat er bei dem Hause Lafitte durch sein Testament verfügt. Die sechs Millionen in Papier entgingen der Wachsamkeit der Polizei. Durch Hrn. Clary und seinen treuen Secretär in einem Coffre wohl verwahrt und begraben, wurden sie mir in London 1832, bei meiner ersten Rückkehr von Amerika zurückgegeben. Ich habe über einen großen Theil dieser Effecten (die au porteur ausgestellt sind) den muthmaßlichen Absichten des Kaisers gemäß verfügt. Vier Millionen davon sind noch übrig. Mein Bruder Lucian erhielt von dem Kaiser unmittelbar zwei Millionen von seiner Civilliste. Von den vier Millionen, über welche ich verfügen kann, weise ich eine Million für die edlen Trümmer der kaiserlichen Garde, und eine Million statt derjenigen an, welche Ihre Commission als Zuschuß für den bereits verlangten Credit vorschlägt, überzeugt, daß Napoleon wie ich gefühlt, und so wie ich heute gehandelt haben würde, er, der sehr wohl wußte, daß das Gold in letzter Quelle der Schweiß der Armen und das Blut der Tapfern ist. Wenn wir uns in der andern Welt wieder sehen1285 sollen, so wird Napoleon den Gebrauch, den ich von seinem Vertrauen mache, billigen. Ich rechne auf Sie, mein lieber Marschall, daß Sie die hingebende Huldigung meiner Gefühle dem Lande, dessen Sympathien für den Mann, den ich am meisten geliebt, mich tief gerührt haben, auf angemessene Weise darbringen werden. Genehmigen Sie meine alte Freundschaft, Ihr ergebener Freund Joseph Napoleon. “
(Commerce.) In einem Augenblick, wo die Vorbereitungen zur Beisetzung der Asche Napoleons in Frankreich thätig betrieben werden, und die Frage des kaiserlichen Grabs die öffentliche Meinung so sehr beschäftigt, hat in gewissen Cirkeln die bestimmte Nachricht große Sensation gemacht, daß der König Ludwig Philipp sein Grab in der Capelle von Dreux habe bereiten lassen, wo bereits mehrere Mitglieder der Familie Orleans, unter andern die Herzogin von Würtemberg, ruhen. Die Stelle seines Grabs hat der König selbst bezeichnet.
Wir tragen einige Bemerkungen des Hrn. Thiers aus der Sitzung der Deputirtenkammer vom 2 Jun. nach, in Bezug auf die Interpellationen, die Hr. Mauguin gemacht hatte. „ Frankreich, sagte Hr. Thiers, unterhalte in einigen seiner Colonien, namentlich in Cayenne, bewaffnete Negercompagnien, die, übrigens frei, eine festbestimmte Zeit von 15 Jahren zu dienen haben. Recruten dieser Art, keine Sklaven, seyen es gewesen, welche jenes von den Engländern bei Port Louis aufgebrachte Schiff fuhr, das übrigens kein Schiff des Staats, sondern Eigenthum eines Kaufmanns sey, der sich mit der Ueberfahrt dieser Neger beschäftigte. Uebrigens seyen die nöthigen Unterhandlungen deßhalb im Gange. Was das Schwefelmonopol betreffe, so könne er keineswegs die Meinung des Hrn. Mauguin theilen. Indem einer Gesellschaft das Recht gegeben werde, den Preis des Schwefels willkürlich zu bestimmen, sey der Handel beeinträchtigt. Man habe zwar vorgegeben, die Eigenthümer des Schwefels in Sicilien verkauften ihn der Gesellschaft, doch sey das nur eine scheinbare Freiheit, die immer den Preis in den Händen der Gesellschaft lasse, und daher könne er, ohne weiter in die Verhandlung einzugehen, nur die Politik seiner Vorgänger im Ministerium billigen, daß sie seit zwei Jahren schon auf der Aufhebung des Monopols bestanden. – Die Angelegenheit der Juden in Damaskus hält Hr. Thiers noch nicht klar genug, um darüber zu urtheilen. Wenigstens findet er noch keinen Grund, den französischen Agenten daselbst für schuldig zu erklären. „ Die Sache verhält sich so, sagt der Conseilpräsident: In Damaskus lebte ein Priester, Pater Thomas, der schon seit 32 Jahren ein Muster der Frömmigkeit und der Wohlthätigkeit in der Stadt war. Von allen Religionen geachtet und geliebt, unterstützte er die Armen, heilte die Kranken, und stand mit dem Orden, dem er angehörte, wie man im Orient sagt, unter Frankreichs Schutz. Plötzlich verschwindet dieser Unglückliche mit seinem Diener, der ihn gewöhnlich begleitete. Man suchte ihn lange; endlich vernimmt unser Consul durch eine Art Volksaufstand, daß man die Mörder des P. Thomas entdeckt zu haben glaubt, daß es Juden seyen. Gott bewahre mich, daß ich einer solchen Anklage die geringste Folge gebe! Ich erzähle nur, was geschehen ist. Der Consul eilt herbei, der Auflauf findet vor dem Kloster des Mönchs statt, man ist mittelst Leitern eingedrungen, man hat alles Mögliche gethan, sich zu versichern, daß der P. Thomas mit der Absicht, wieder zurückzukehren, aus seinem Kloster weggegangen ist, und daß er nur in Folge von Gewaltthätigkeiten habe sterben können. Ebenso hat man die Ueberzeugung gewonnen, daß man das Verbrechen nicht, um ihn zu berauben, begangen, denn seine kleine Habe war im Kloster. Ein solches Ereigniß hat ernstem Verdacht Raum gegeben. Eine Untersuchung wurde begonnen. Was that der Consul? Er erfüllte die Pflicht eines Consularagenten. Vor seine Gerichtsbarkeit konnte er die Sache nicht fordern, denn es handelte sich um einen Schützling Frankreichs gegen Einwohner des Landes. Er konnte nur Kläger seyn, nicht Richter, da es nicht Franzosen gegen Franzosen betraf. Nach allen Nachrichten, die ich erhalten, hat er sicher die schändlichen Martern nicht verlangt; ich sage nur, nach den Berichten, die ich erhalten. Soll ich dem österreichischen Consul mehr glauben als den französischen Nachrichten, besonders, da der Vorgesetzte des Consuls von Damaskus, der Generalconsul von Alexandria, Hr. Cochelet, sich zu Gunsten des Consuls in Damaskus ausspricht? Auf die einfache Versicherung des österreichischen Consuls beide Consuln opfern, war unmöglich. Ich mußte daher Hrn. Cochelet den Auftrag geben, einen fähigen und zuverlässigen Mann an Ort und Stelle zu schicken, um die Sache dort zu untersuchen und Documente zu erhalten, damit die Regierung sich unterrichten und dann urtheilen könne. Schon wird der ägyptische Commissär in Damaskus angekommen, seine Untersuchung muß schon sehr vorgeschritten seyn; ich hoffe in kurzem über diese wichtige und traurige Angelegenheit ein gerechtes und begründetes Urtheil fassen zu können! “ Graf de la Borde erwähnt, daß die jüdische Nation im Orient einer wohlverdienten Achtung genösse, und daß er wie Hr. v. Lamartine die herzlichste und offenste Gastfreundschaft in den bedeutendsten Familien derselben getroffen hätte. „ Ich wurde daher sehr schmerzlich bei der Nachricht bewegt, welch ein Loos eine achtungswerthe Familie, die ich in Damaskus kennen lernte, getroffen, und besonders von dem Verdacht, der nach dem Gerücht unsern Consul wegen der Theilnahme an den Martern derselben traf. Dieser Verdacht kann auf einem Franzosen und einem so achtungswürdigen Mann, wie der Consul, nicht lasten bleiben. Man muß daher das Geschehene genau untersuchen. “ Hr. Isembert spricht von der erklärten Schuld des Consuls. „ Auch ich, sagt Thiers, wollte ich leichtsinnig absprechen, könnte es thun; ich habe Documente in den Händen, die mir erlaubten, gegen die einen oder andern strenge Urtheile zu fällen. Doch ich achte meine Stellung als Minister, ich achte diese ernste Angelegenheit und wünsche, daß man auch seine Stellung als Deputirter achte und nicht leichtsinnig im Angesicht Frankreichs zweifelhafte Thatsachen gebe. “
Ueber die Aeußerung, die Hr. Thiers in derselben Sitzung in Betreff des englischen Consuls in Algier gegeben, urtheilt der National: „ Es wäre besser gewesen, wenn Hr. Thiers auf die Frage des Hrn. Mauguin gar nicht geantwortet hätte. Der Conseilpräsident sagte nämlich: „ Der brittische Consul blieb in Algerien auf demselben Fuße, auf dem er dem Dey gegenüber gewesen; nur die neu eingesetzten Consuln brauchen eine Anerkennungsacte. Es verhält sich mit den Consuln nicht wie mit den Gesandten; letztere sind politische, die andern sind nur Handelsagenten. “ Entweder hat sich Hr. Thiers über die Kammer lustig gemacht, oder eine unbegreifliche Ignoranz an den Tag gelegt. In der That sind alle auswärtigen Agenten gehalten, neue Beglaubigungsschreiben und ein neues Exequatur, nicht nur bei Einsetzung einer neuen Regierung in einem Lande, sondern in Monarchien selbst bei jedem Regierungswechsel zu empfangen. In dieser Hinsicht findet derselbe Fall bei den Consuln und den andern Gesandten statt. Selbst wenn der von Hrn. Thiers angegebene Unterschied zwischen politischen und Handelsagenten richtig ist, so findet er doch keine Anwendung auf den vorliegenden Fall; denn jeder nur etwas im Studium des Völkerrechts Bewanderte weiß, daß die Consulate der Levante als völlig verschieden von den gewöhnlichen1286 Consulaten angesehen werden, und daß alle Publicisten die Consulate der ganzen Levante als ihrem Wesen nach politische Posten betrachten. “
Die Deputirtenkammer endigte am 3 Junius die Erörterung über das Budget des öffentlichen Unterrichts, und begann noch die Erörterung über das Budget des Innern. Neben Bewilligung von 200,000 Fr. für Errichtung von salles d'asyle, die wir gestern erwähnt, bewilligte sie auch die Errichtung von zwei neuen k. Collegien zu Angoulème und la Rochelle. Aus Anlaß des 20sten Cap. „ Unterstützungen für Gelehrte und Litteratoren 243,800 Fr. “enthüllte Hr. Taschereau viele Mißbräuche, die sich bei Austheilung solcher Belohnungen eingeschlichen hätten. Bei Verhandlung des Budgets des Innern drückte in Betreff der k. Theater Hr. Auguis den Wunsch aus, daß sie künftig nicht mehr unter der Direction der Regierung, sondern unter einer Municipaldirection stehen sollten, und will einen Abzug von 200,00 Fr. an der im 16 Cap. bestimmten Summe von 1,087,000 Fr. Der Berichterstatter Hr. Ducos erklärt, daß die den Theatern bewilligten Unterstützungen auf Verträgen beruhen, die man nicht brechen könne. Die Unterstützungen seyen jetzt geringer als früher. Auch habe die Regierung gedacht, daß das italienische Theater die Unterstützung entbehren könne, und diese gestrichen.
Die Kammer fährt fort, im Galopp das Ausgabenbudget zu votiren, nur bei Gelegenheit des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten soll eine Pause eintreten, um die verschiedenen Gesetzesentwürfe über die den Eisenbahnunternehmungen durch den Staat zu leistenden Unterstützungen zu debatiren. Es kommen, wie gewöhnlich, allerlei für einzelne Minister nicht sehr ehrenvolle Punkte zur Sprache: z. B. über bedeutende Summen, die verschiedenen obscuren Litteraten ohne Dienstleistungen oder andere triftige Gründe hingegeben wurden; die Ankäufe verschiedener Zeitungen für Rechnung des Cabinets, welches jetzt außer dem Moniteur universel das Eigenthum des Moniteur parisien und des Messager besitzt; außerdem kaufte es noch um vieles Geld den Nouvelliste, der aus Mangel an Abonnenten auf dem Punkte stand, zu Grunde zu gehen, und den das Cabinet sodann eingehen ließ, so daß der Kaufpreis ganz vergeblich angewendet war. Die ehemaligen gemäßigten Oppositionsblätter stehen jetzt beinahe sämmtlich zur Verfügung des Cabinets, namentlich das Siècle, der Courrier français und der Temps, beide erstere wegen der Verbindungen, worin ihre Redactoren oder die sie leitenden Deputirten der Linken mit den Mitgliedern des Cabinets stehen, letzterer, dem Vernehmen nach, mit Hülfe der geheimen Fonds. Das Journal des Débats und die Presse sind Hofjournale, es bleiben für die gemäßigte Opposition nur das Commerce und das Capitole, dann für die äußerste Linke der National. Es ist die Rede von Bildung einiger Gesellschaften zur Herausgabe neuer Oppositionsblätter; unter andern beabsichtigt Hr. Lesseps, der ausgetretene Hauptredacteur des Commerce, die Gründung eines neuen ähnlichen Blattes. Wenn das Cabinet die Kammer auflöst, bevor die Zahl der wirklichen Oppositionsblätter sich vermehrt hat, so trägt deren Mangel sicher dazu bei, dem Ministerium seinen Sieg bei den Wahlen zu erleichtern. – Das Cabinet erwartet die Rückkehr der Herzoge von Orleans und von Aumale, um einen Entschluß in Betreff der Rückberufung des Marschalls Vallée zu fassen; der dieser Tage veröffentlichte Bericht dieses Oberbefehlshabers über den letzten Feldzug hat sich die Kritik sämmtlicher Oberofficiere zugezogen: alle machen Chorus gegen ihn, weil – sie sich persönlich oder ihre Freunde an seine Stelle sehnen. Aspiranten gibt es nicht weniger als neun, nämlich die Marschälle Clauzel und Molitor, dann die Generallieutenants Trezel, Graf Reille, Rulhières, Subervic, Berthezènne, Bugeaud und Cubières; alle lassen alle möglichen Intriguen spielen. – Die Negociationen über die neapolitanischen Angelegenheiten haben noch immer nicht begonnen; es circuliren hier folgende Nachrichten. Die letzten Instructionen des neapolitanischen Botschafters, wonach er vor Allem auf der vorläufigen Freigebung der durch die englische Marine nach Malta aufgebrachten Schiffe bestand, sollen vom Könige allein ausgegangen seyn, gegen die Ansichten des Staatsraths. Se. Maj. nimmt alle nachgesuchten Entlassungen hoher Staatsbeamten an; eine der letzten war die des Staatsrathssecretärs Capriola. Der König scheint die Partei Murat, unter andern auch den General Filangieri, zu den Geschäften berufen zu wollen, ein Umstand, der in Rom und andern Nachbarstaaten Besorgnisse verbreitet. Auch beginnt der König Mißtrauen gegen Hrn. Thiers zu fassen, weil er erfahren hat, daß sein Schwiegervater, Hr. Dosne, bei der Compagnie Taix interessirt ist, und Hr. Thiers stets darauf besteht, es gebühre dieser Compagnie eine Entschädigung von 2,500,000 Ducaten. Bei dem reizbaren Charakter des Königs ist eine Sinnesänderung leicht möglich, die das ganze Vermittelungsgeschäft zerstören könnte. Davon, daß die Unterhandlungen in Neapel stattfinden sollen, weiß man hier noch nichts, begreift aber das Interesse des Hrn. Thiers, mit allen Kräften gegen einen solchen Plan zu wirken. – Den im Budget des öffentlichen Unterrichts gebilligten Gehalt eines neuen Mitglieds des Conseil royal d'instruction publique hat Hr. Cousin für Hrn. Rossi bestimmt, der dadurch die fünfte salarirte Stelle erhält. Mehrere eingeborne Concurrenten behaupten, die verschiedenen aufeinander gefolgten Cabinette seyen in Hinsicht des berühmten Italieners mit Blindheit geschlagen, indem in allen seinen Arbeiten bereits jetzt die sonst verbotene Cumulirung mehrerer Stellen äußerst fühlbar sey.
In dem Streit zwischen der Regierung und der Kammer ergibt sich eine neue unerwartete Schwierigkeit. Der neue Entwurf zur Aufhebung des Syndikats fand keinen sonderlichen Beifall, theils wegen der noch immer nicht klaren Auseinandersetzung der Lage des Syndikats, theils und vornehmlich, weil in dem Gesetzesentwurf ein Anlehen von 10 Millionen eingeschoben ist. Darum will die Kammer denselben auf die Spätjahrsitzung verschieben, die Regierung aber, welche die gegenwärtige Sitzung der Generalstaaten nach Abfertigung der anhängigen Entwürfe über das Syndikat, das Strafgesetzbuch und das Grundgesetz schließen will, scheint die Absicht zu hegen, die Frage über das Syndikat jetzt zum Schluß zu bringen. Es scheint hier der alte Grund des Streits obzuwalten, nämlich die Vertuschung zahlreicher Unregelmäßigkeiten während der jetzt noch herrschenden Unklarheit in den Finanzen. – Wenn die Kammer die Entwürfe in Betreff der Revision des Grundgesetzes annimmt, so sieht man einer außerordentlichen Versammlung der Generalstaaten in gedoppelter Zahl während des Julius oder August entgegen. – Im Widerspruch mit der kürzlich gegebenen Nachricht über das Abbrechen der Unterhandlungen in Paris theilt jetzt der Avondbode einen Brief aus letzterer Stadt mit, worin nicht nur die Hoffnung ausgesprochen ist, daß es bald zu einem für beide Länder erwünschten Handelsvertrag kommen werde, sondern sogar behauptet wird, Hr. Rochussen, der am 20 Mai von Paris abgereist sey, habe bereits einen Vertragsentwurf nach dem Haag mitgenommen, um ihn dem Haager Hofe zur Gutheißung vorzulegen.
Französische Blätter schreiben aus Nizza vom 29 Mai: „ Paganini ist in Nizza am 27 Mai gestorben. Er hinterläßt ein ziemlich beträchtliches Vermögen seinem einzigen Sohne, einem jungen und hübschen Knaben von 14 Jahren. Sein Körper ward einbalsamirt, und soll in seine Vaterstadt, nach Genua, geschickt werden. “
Schon sieht man die Werkleute auf dem Guttenbergsplatze beschäftigt, die Estraden, Triumphbogen und Tribunen aufzuschlagen zu dem immer näher rückenden Feste; die Localblätter kündigen Vorbereitungen zur Illumination an, die einzelnen Festcommissionen sind unablässig thätig, besonders die Commission zur Unterbringung der Fremden, die Baucommission und die Musikcommission. Ueberall die regste Thätigkeit, überall die freudigste Theilnahme für die unsere Stadt so nahe berührende Angelegenheit. Daß sich zur Theilnahme an dem beim Jubiläum stattfindenden großen Musikfest viele hundert auswärtige Sänger und Sängerinnen betheiligen, haben die Zeitungen bereits gemeldet; ihre Einlogirung und Bewirthung wird theils von dem Festcomité, theils von den einzelnen Bewohnern bestritten, die gastfreundlich ihre Wohnungen dem Comité zur Verfügung gestellt haben. Weniger bekannt ist es, daß auch eine Anzahl Litteraten hierher kommt, unter ihnen einige der heutigen Renommeen, um Zeuge des seltenen Festes auf dem classischen Boden der großen Erfindung zu seyn. Sie sind förmlich dazu eingeladen, denn gerne räumt man hier den Repräsentanten der Litteratur und Kunst jene innigere Betheiligung ein, die man ihnen anderwärts versagen zu müssen glaubte.
Unseren Landständen wurde gestern eine Vertagung derselben auf unbestimmte Zeit eröffnet; sie sollen wieder zusammen berufen werden, sobald der von der Staatsregierung im Julius v. J. vorgelegte, von der vereinigten Commission beider Kammern jetzt eifrig berathene Entwurf eines Strafgesetzbuchs den Kammern selbst zur Berathung übergeben werden kann. Dieser Zeitpunkt ist wahrscheinlich nicht sehr weit entfernt. Denn, wie die Commission selbst vermuthet, endigt sie schon in der nächsten Woche ihre Arbeit; und in sechs Wochen kann dann leicht der gemeinschaftliche Hauptbericht redigirt, gedruckt und an die Mitglieder der Kammern vertheilt seyn.
Dresden, 1 Jun. In der ersten Kammer erhob sich heute der Kammerherr Ziegler und Klipphausen, um sich von der Kammer Belehrung zu erbitten, ob die Redefreiheit von den Ministern so beeinträchtigt werden könne, wie es bei ihm in der Debatte über die hannover'sche Angelegenheit der Fall gewesen. Er sprach von Dictatur u. dgl. Der Minister v. Könneritz, auf dessen Anregung Ziegler zur Ordnung verwiesen worden, und der eben wieder gegenwärtig war, entschuldigte sich damit, daß er seinen Antrag an das Präsidium gebracht habe, was auch der Regierung freistehe. Es nahmen noch andere Mitglieder, wie Prinz Johann, Bürgermeister Wehner, an der Debatte Theil. Der erstere gab der Regierung Recht, Wehner war der entgegengesetzten Meinung. Der Kammererr (Rudolph) v. Waßdorf stellte den Antrag, die Sache nunmehr auf sich beruhen zu lassen, was denn auch, nachdem der Präsident einige beschwichtigende Worte geäußert, geschah. (Leipz. A. Z.)
Sicherm Vernehmen nach hat die (aus Mitgliedern beider Kammern bestehende) Commission, welche das Finanzcapitel der neuen Verfassung zu prüfen hatte, diese ihre Arbeit beendigt. Die neue Verfassung ist dadurch um einen großen Schritt weiter gerückt. Die Commissionsvorschläge werden von beiden Kammern ohne Zweifel angenommen werden. Zu den verschiedenen Protesten, die gegen die neue Verfassung bei der Ständeversammlung übergeben worden, gehört auch eine Protestation des Bischofs von Hildesheim als ersten katholischen Geistlichen des Königreichs; dieser Protest kündigt sich zwar fürs erste nur als ein „ eventueller “an, auf den Fall, daß die Interessen der katholischen Kirche in der dritten Berathung der neuen Verfassung nicht besser gewahrt werden würden als in der ersten und zweiten. Daß dieß nicht geschehen werde, läßt sich jetzt bereits unschwervorhersehen, und so werden auch diejenigen, die aus dem Sturze des Staatsgrundgesetzes von 1833 Hoffnungen für eine günstigere Stellung der katholischen Kirche sich machten oder sich machen ließen, darin eben so getäuscht seyn als es die Ostfriesen seyn werden, die aus der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes eine Wiederherstellung ihrer alt-ostfriesischen Verfassung hofften, und nun nachdem sie beinahe drei Jahre mit bloßen Versprechungen sich haben vertrösten lassen, es endlich durchgesetzt haben, daß wenigstens seit dem 29 v. M. die so lange verheißene Commission zusammengetreten ist (bestehend aus sieben von der Regierung dazu ernannten Mitgliedern und sieben Deputirten der ostfriesischen Provinciallandschaft), welche die Frage: inwieweit eine ganze oder theilweise Wiederherstellung jener ostfriesischen Verfassung möglich, zu berathen hat.
Der Corporation der Commercirenden in Altona ist von Kopenhagen aus ein Gutachten über die Fortsetzung der Bergedorfer Eisenbahn durch das Herzogthum Lauenburg abgefordert worden, und da man mecklenburgischerseits auch sehr thätig ist, so dürfte der Bau einer Bahn nach Berlin und Magdeburg nicht so lange aufgeschoben werden, als es noch vor kurzem den Anschein hatte. Nur in Hannover scheinen alle Vorschläge an dem Starrsinn der ersten Kammer zu scheitern.
Ein der neuesten preußischen Staatszeitung beigelegtes Extrablatt enthält folgendes Bulletin: „ Se. Maj. der König haben zwar in der vergangenen Nacht einige Stunden geschlafen, trotz dem haben sich aber die Kräfte nicht gehoben, vielmehr hat die Entkräftung auf eine sehr beunruhigende Weise zugenommen. Berlin, 4 Jun. 1840. (Gez. :) Dr. v. Wiebel. Dr. Schönlein. Dr. Grimm. “
Die Kaiserin von Rußland, obwohl auf den leidenden Zustand ihres Vaters vorbereitet, hat denselben doch nicht so erwartet, wie er sich gerade am Tage ihrer Ankunft zeigte. Der König war eben von einer Ohnmacht erwacht, in Folge deren sich überaus betrübende Gerüchte in der Stadt verbreitet hatten, als man ihm sagte, daß seine älteste und geliebteste Tochter angekommen sey. Um diese nicht durch den ersten Anblick allzusehr zu afficiren, ließ er sich, so schwach er in dem Augenblick auch war, doch ein wenig ankleiden, und so empfing er sie in ruhiger Haltung. Bald darauf versammelte der König alle seine Kinder um sich, und nahm Abschied von ihnen; dasselbe that er heute früh nochmals von seinen Söhnen insbesondere. Sie können sich denken, wie sehr die Nachricht von diesen schmerzlichen Scenen Alles hier ergriffen, und wie sehr man wünscht, daß die Stunde der Trennung für die Kinder des Königs wie für das Land noch lange hinausgeschoben seyn möge. Das Volk strömte gestern und heute zu Tausenden nach dem Palast, und verlangte zu wissen, wie sein väterlicher König sich befinde. Zum erstenmal wurde gestern auch ein Bulletin ausgegeben, in welchem gesagt wurde, daß Se. Majestät seit1288 14 Tagen an den Folgen der Grippe sehr leidend sey, und daß die Krankheits-Symptome stets bedenklicher würden. Bisher hatte der König selbst nicht zugeben wollen, daß man durch Veröffentlichung von Bulletins das Publicum beunruhige. Heute früh ist ein zweites erschienen, welches an allen öffentlichen Orten auslag, auch den Zeitungen beigelegt werden wird. (S. oben.) Die Kaiserin von Rußland hat bald, nachdem sie ihren Vater wiedergesehen, einen Courier an ihren Gemahl gesandt, und ihn, wie man vernimmt, auffordern lassen, ebenfalls nach Berlin zu kommen, da sie von dem schmerzlichen Wiedersehen ihres Vaters ungemein ergriffen ist. Vom König selbst hört man, daß er fortwährend mit gewohnter inniger Theilnahme Alles aufnimmt, was ein Zeugniß des treuen Verhältnisses zwischen ihm und dem Lande ist. So hat er den Lorbeerkranz, welchen ihm die Stadt Berlin am Tage der Grundsteinlegung des Friedrichs-Denkmals übersandte und der ihm von seiner treuen Pflegerin, der verehrten Fürstin von Liegnitz, auf dem Krankenbette gereicht wurde, mit rührender Anerkennung hingenommen, die sich mehreremal in den Worten: „ Sehr brav, sehr brav! “aussprach. Gleichwohl hatte Se. Majestät auch nicht zugeben wollen, daß man an demselben Tage und bei derselben Gelegenheit, wo Friedrich II gefeiert wurde, das dem regierenden König geltende „ Heil dir im Siegerkranz “anstimme, da er das öffentliche Fest, wie durch Ignorirung seiner Krankheit, so auch überhaupt ganz ungeschmälert dem Gefeierten lassen wollte.
Der Zustand des Königs hält uns auch noch heute in gleicher angstvoller Spannung. Der Volksandrang um das königliche Palais hat sich indessen in Folge ausgegebener Bulletins, welche an die Thür des Commandanturgebäudes angeschlagen sind, verloren. Ueber die Vorgänge seit gestern habe ich Ihnen Folgendes zu melden. Als Ihre Maj. die Kaiserin Nachmittag um halb 4 Uhr im Palais eintraf, befand sich ihr königlicher Vater so übel, daß sie denselben nicht sprechen konnte. Nach 6 Uhr Abends jedoch fand das Wiedersehen statt. Wie erschütternd es seyn mußte, läßt sich leichter begreifen als schildern. Ihre Maj. verweilte die Nacht im Palais, um jeden Augenblick zur Hand zu seyn. Um 4 Uhr Morgens trat wieder wie Tags zuvor eine starke Brustbeklemmung ein. Die Kaiserin und alle Kinder des Königs waren zugegen. Der Anfall ging vorüber. Um 10 Uhr Vormittags ließ sich Se. Maj. das heilige Abendmahl reichen. Seitdem ist kein entscheidender Moment eingetreten, die Entkräftung jedoch so groß, daß man das Leben des verehrten Monarchen nur noch nach Stunden zählt. Das Gerücht besagt, die Auflösung sey bereits erfolgt, werde aber verheimlicht. Den Zeitungen ist vielmehr diesen Vormittag angezeigt worden, daß sie von jetzt ab Bulletins erhalten sollen; die gestrige große Aufregung in der Stadt hat wohl diese Maaßregel unerläßlich gemacht. – Nachschrift. 6 1 / 2 Uhr. Noch hat sich in dem Zustande Sr. Maj. nichts entschieden. Diesen Abend um 9 Uhr erwartet man, daß der Kaiser von Rußland eintreffe.
Der General der Infanterie, von Rimsky-Korsakoff, ist am 25 d. M. im 87sten Jahre seines Alters mit Tod abgegangen. Seit dem Jahre 1830 war derselbe Mitglied des Reichsraths.
Die Krise geht hier rasch vor sich. Chosrew Pascha, der als Urheber oder als Werkzeug bei der Absetzung Halil Pascha's thätig war, ist nun selbst durch Halils Partei gestürzt, und somit das von Mahmud für das Wohl des Reiches und zum Besten seines Sohnes eingesetzte Triumvirat zu Grabe gegangen. Niemand weiß, wie das enden soll. Der bornirte Ferik Ahmed Fethi Pascha, der bisher dem Ministerium des Handels vorstand, ist an Chosrews Stelle berufen, und steht jetzt bei dem Sultan in der höchsten Gunst. Ahmed Fethi wird binnen kurzem die Hand der Hadidsche Sultane, Schwester des Sultans, erhalten. Der alte Chosrew Pascha kann schwerlich mehr zur Gewalt gelangen; er gilt für das Haupt der mächtigen russischen Partei, und es sollen in letzterer Zeit wichtige Entdeckungen hinsichtlich der auswärtigen Verbindungen des abgesetzten Großwessiers gemacht worden seyn, so daß man die Veranlassung zu seiner Abdankung weder in Aegypten noch in der Türkei, sondern lediglich in den oben angedeuteten Beziehungen zu suchen haben würde. Aber wer vermag in der allgemeinen Verwirrung Verleumdung von Wahrheit zu unterscheiden? Machte man doch vor ein paar Wochen auch dem abgesetzten Halil dieselben Verbindungen zum Vorwurfe! Die Gährung in den höchsten Kreisen des Staats ist zu heftig, als daß man irgend etwas mit Bestimmtheit unterscheiden könnte. Vielleicht erhalten wir bald einiges Licht über diese gänzliche Verrückung der Personalverhältnisse, die bis zum Augenblick in der hiesigen Administration bestanden und jetzt allmählich durch andere, für die Türkei vielleicht verderblichere ersetzt werden sollen.
Bei der feierlichen Grundsteinlegung zu dem Denkmal Friedrich des Großen verkündete der Minister v. Rochow die wegen des Monuments von Sr. Majestät erlassenen Befehle in nachstehender Weise: „ Der Wille Sr. Maj. des Königs, unseres Herrn, hat uns versammelt, um den Beginn der glorreichen Regierung Königs Friedrich II festlich zu feiern durch die Grundsteinlegung zu dem Denkmal, welches Se. Majestät seinem ruhmgekrönten Ahnherrn zu errichten beschlossen hat. Ich bin berufen, diesen, eines jeden Preußen Brust erhebenden Beschluß an hiesiger Stelle zu verkünden. Die Worte der deßhalb an den Staatsminister Grafen v. Alvensleben und mich erlassenen Ordre lauten also: „ „ Der Zeitpunkt, an welchem Friedrich der Zweite vor 100 Jahren den preußischen Thron bestieg, fordert das dankbare Andenken der Mitwelt und ein Denkmal für künftige Zeiten. Für letzteres habe Ich insofern gesorgt, als Ich die Anfertigung einer Reiterstatue befohlen, und den Platz am Anfange der Linden als denjenigen bestimmt habe, wo dieß Denkmal errichtet werden soll. Der künftige Grundstein wird die gewählte Stelle bezeichnen, und an derselben soll am 1 Jun. c. eine öffentliche Feier statt finden, bei welcher diese Ordre zu verkünden, und die stellvertretende Grundsteinlegung zu veranlassen ist. Berlin, den 26 Mai 1840. (gez.) Friedrich Wilhelm. An die Staatsminister v. Rochow und Grafen v. Alvensleben. ““ So lassen Sie uns denn dieses Fest beginnen mit begeisterter Erinnerung an das, was Preußen seinem Friedrich dankt, und mit dankerfülltem Herzen für den Ruhm und den reichen Segen unter Friedrich Wilhelms väterlichem Scepter, zugleich aber auch mit dem ernsten Willen, alle Zeit zu streben und zu wirken in dem Geiste, mit der Liebe und der Treue welche beide große Könige in unseren und unserer Väter Herzen geweckt und genährt haben. “ Hierauf sprach der General der Infanterie, Frhr. v. Müffling: „ Wenn der Beschluß unseres erhabenen Monarchen alle, die sich hier versammelt finden, in eine freudige Bewegung versetzt, und im ganzen Reich die lebhafteste Theilnahme erregen wird, so ist dieser allgemeine Anklang die Frucht der tiefbegründeten Dankbarkeit für die vielen Wohlthaten, welche aus der glorreichen Regierung des großen Königs auf uns übergegangen sind. Die Geschichte des abgelaufenen Jahrhunderts hat lehrreich überliefert: für uns, meine Waffengefährten, daß, wie auch bedrängt von übermächtigen Feinden, es für tapfere Soldaten keine Lage gebe, in welcher Treue, Gehorsam und muthige Ausdauer nicht zu einem ehrenvollen Ausgang führen; sie hat lehrreich überliefert den Dienern des Staats, welche nach den Gesetzen Recht zu sprechen, als auch denen, welche für das öffentliche und allgemeine Wohl zu sorgen haben: daß mit der Zunahme der Bildung aller Volksclassen die Veredlung unserer Sitten Hand in Hand geht, und daß dieß die tragenden Säulen eines wohlgeordneten Staatsgebäudes sind. Wie die Künste und Wissenschaften bei uns zur Blüthe gekommen, wie die Gewerbthätigkeit erweckt, beschützt und erweitert, wie der Pflug in fleißiger Hand selbst für den Hüttenbewohner zum lohnenden Geschäft geworden ist, das Alles weist unsere Geschichte, von der Thronbesteigung Friedrich des Großen bis zum heutigen Tage, nach. Waren diese Vorschritte bedeutend, Größeres noch hat sich aus den Folgen entwickelt. Vereinigt unter den Waffen in einer verhängnißvollen Zeit haben die verschiedenen Stände und Classen des preußischen Volkes sich kennen, sich achten lernen, und mit gereiftem Vertrauen stehen sie in Eintracht und Liebe geschaart um den Thron ihres angestammten Herrschers. In dieser würdigen Stellung weiß das preußische Volk die Segnungen des Friedens gebührend zu schätzen, und die Rechte anderer Völker zu ehren. Aber eben so gut kennt es auch seine heiligsten Pflichten, wenn es darauf ankommen sollte, die eigenen Rechte mit dem Schwert in der Hand zu vertheidigen. Wer die Waffen zu tragen fähig ist, würde es als ein Ehrenrecht verlangen, diesen Fahnen zu folgen, und denen, die es unternähmen, uns zu unterjochen, Tod und Verderben zu bringen. Der große König legte zu unserem besseren Zustand vor hundert Jahren den Grundstein, und so werde heute der Grundstein gelegt zu einer, an sein Andenken geknüpften, sich allmählich immer schöner entwickelnden Zeit. Das ist die Bedeutung dieses Festes. “
Zu dieser Säcularfeier hatte sich die königliche Akademie der Wissenschaften zu einem Festmahle vereinigt. Alexander v. Humboldt brachte den Toast für Se. Maj. den König aus, welchen er mit folgenden Worten einleitete: „ Die stille, einfache Feier, zu der wir uns hier versammelt haben, würde ihren eigenthümlichen Charakter verlieren, wenn ich es wagte, durch den Schmuck der Rede Gefühle zu beleben, die an diesem weltgeschichtlichen Tage sich dem Innern des Gemüths von selbst aufdrängen. Mir ist die Ehre zu Theil geworden, einige Worte an diese Versammlung zu richten. Diesen Vorzug verdanke ich der Zufälligkeit allein, dem alten Geschlechte anzugehören, welchem noch aus eigener jugendlicher Anschauung das Bild des großen Monarchen vor die Seele tritt. Seiner geistigen Kraft und aller Kraft kühn vertrauend, hat er gleich mächtig, so weit Gesittung und Weltverkehr die Menschheit empfänglich machten, auf die Herrscher, wie auf die Völker gewirkt. Er hat (um mich eines Ausdrucks des römischen Geschichtschreibers zu bedienen, der mit tief verhaltener Wehmuth alle Regungen des Staats - und Völkerlebens durchspähte), er hat die schroffen Gegensätze, „ die widerstrebenden Elemente der Herrschaft und Freiheit “mit einander zu versöhnen gewußt. Den köstlichsten Schatz dieser Freiheit, das ungehinderte Streben nach Wahrheit und Licht, hat er früh und vorzugsweise dem wissenschaftlichen Vereine anvertraut, dessen Glanz er, ein Weiser auf dem Throne, durch eigene Arbeiten und schützende Theilnahme erhöhte. Die Akademie, von Leibnitz gestiftet, von Friedrich dem Großen erneuert, blickt mit gleicher Rührung auf jene schon vom milderen Lichte der Ferne umflossene Zeit, wie auf das 19te Jahrhundert, wo die Huld eines theuren Monarchen, in allen Theilen des vergrößerten Reiches, für Begründung wissenschaftlicher Anstalten und die edlen Blüthen des Kunstlebens großartigst gesorgt hat. Daher ist es uns eine süße Pflicht, ein Bedürfniß des Gefühls, nicht der Sitte – an diesem festlichen Tage, zweien erhabenen Wohlthätern den Ausdruck der Bewunderung und des ehrfurchtsvollsten Dankes darzubringen. “– Den Toast für Se. königl. Hoh. den Kronprinzen leitete Hr. Böckh, als beständiger Secretär der Akademie ein. Hr. Encke, beständiger Secretär der Akademie, brachte einen Toast auf das Wohl der Akademie aus. Die Feier blieb dem Charakter treu, welchen der erste Sprecher gleich mit seinen ersten Worten bezeichnet hat. (Pr. St. Z.)
Unter den andern Festlichkeiten ragte das von den städtischen Behörden gegebene Diner im Jagor'schen Saale durch seinen Glanz hervor. Eine interessante Festgabe für die Gesellschaft war das lithographirte Facsimile der ersten Cabinetsordre Friedrichs II, wovon Exemplare unter die Anwesenden vertheilt wurden. Dieses Document, welches an den Propst Reimbeck gerichtet ist und die Zurückberufung des für seine Zeit so verdienstvollen1282 Philosophen Christian Wolf betrifft, läßt uns einen Blick in die hohe Sinnesart des großen Königs thun. Die Cabinetsordre, deren Original sich in der Berliner königlichen Bibliothek befindet, ist aus Charlottenburg vom 6 Jun. 1740 datirt und lautet folgendermaßen: „ Würdiger, besonders Lieber, Getreuer. Ihr habet nochmals an den Regierungsrath Wolf zu schreiben, ob er sich nunmehro nicht entschließen könne in meine Dienste zu gehen, und würde ich ihm alle raisonable Conditiones accordiren. Ich bin u. s. w. “ Höchst merkwürdig aber ist der bekannte Nachsatz von Friedrichs eigener Hand: „ Ich bitte Ihn, Sich um des Wolfen Mühe zu geben; ein Mensch, der die Wahrheit sucht, und sie liebt, muß unter aller menschlichen Gesellschaft werth gehalten werden, und glaube ich, daß Er eine Conquete im Lande der Wahrheit gemacht hat, wenn er den Wolf hierher persuadirt. Wenn der Wolf hier kommen wird, so hat es keine Schwierigkeit, denn Unsere Akademie muß nicht zur Parade, sondern zur Instruction seyn. Friedrich. “
(Fortsetzung.)
Den nächsten Tag, am 3 August, ward seit dem 23 v. M. unsern Truppen die erste Ruhe vergönnt, die der ebenfalls gänzlich erschöpfte Feind nicht zu stören wagte.
Bis hierher hatte die Festung bei den täglichen und stündlichen Gefechten, auf kaum eine halbe Stunde Entfernung, nur den schweigenden Zuschauer gemacht, wenn auch einzelne Kanonenschüsse oder weit hinaus geworfene Bomben vom Castillo herab ein Lebenszeichen gegeben hatten. Im Innern der Festung herrschte jedoch die höchste Regsamkeit, indem sich Alles darauf vorbereitete, den Feind würdig zu empfangen. Der General hatte unter der Elite seiner Armee die Besatzung, ungefähr 1000 Mann, selbst ausgewählt, von welchen vier Compagnien des 2ten Bataillons von Tortosa unter ihrem ersten Commandanten, Oberstlieutenant Salvador de Palacios, das Castillo besetzt hielten. – Don Manuel Salvador de Palacios ist ein junger schöner Mann, welcher sich in den wenigen Jahren dieses Krieges vom untersten Rang eines Soldaten (denn der Tod Ferdinands VII traf ihn als Unterofficier der königlichen Garde) durch ausgezeichnete persönliche Tapferkeit und militärische Kenntnisse schnell gehoben hatte, und in diesem Augenblick (März 1840) als General und Chef der Division von Tortosa, Cabrera's Garde genannt, vorsteht. *)Diese Division, niemals im Dienst als Garde bezeichnet, ward nur von den übrigen Truppen so genannt.Das Bataillon der sogenannten Guiden von Aragon, nebst den von den kampffähigen Einwohnern des Orts freiwillig gebildeten Bataillonen, waren mit der Vertheidigung der Stadt selbst beauftragt. – Die Citadelle und einige innere Werke waren mit schweren Geschützen gut besetzt und die wenigen leichtern Kanonen in den Thürmen aufgestellt, um die äußere Mauer und die tiefen Gräben zu flankiren, welche an der westlichen Seite am Fuße der Festung sich hinziehen. Zu eben angeführtem Zweck wurden einige der vielen, nach alter Art sich hoch über die Mauer erhebenden Thürme abgetragen und zur Aufstellung von Geschützen eingerichtet. 400 Artilleristen, unter Befehl des Obersten Luis Solér, eines theoretisch gebildeten Officiers, mit einer Anzahl tüchtiger Officiere und einigen Compagnien Sappeurs sorgten für den Dienst ihrer Waffen. Oberst Ramon O'Callaghan war Gouverneur, und der Mariscal de Campo, Graf v. Negri, welchen Cabrera mit dem Oberbefehl der Veste, des Castillo und nächsten Bereichs des Terrains bekleidet hatte, leitete das Ganze. Dem Grafen zur Seite stand ein junger Ingenieur, Capitän Juan Bessieres, in der Akademie dieser Truppe gut ausgebildet und persönlich sehr brav, damals einziger Officier seiner Waffe in dem Heer Cabrera's. Die Stadt selbst war in Bezirke abgetheilt worden, deren jeder durch die amphitheatralische Lage der Gebäude über einander und durch die von Osten nach Westen laufenden Straßen des Orts mit Etagenfeuer versehen ward, zu welchem Behuf die hintern Facen der Häuser crenellirt worden waren. Vier Stabsofficiere befehligten in diesen Abtheilungen, die durch enge Querstraßen, welche die parallellaufenden Häusermassen abtheilten, so bestimmt wurden, daß jeder Bezirk von Castillo ausging und an der Umfangsmauer die Basis fand.
Als ein Zeichen des vortrefflichen Geistes, welcher die Vertheidiger beseelte, verdient die gespannteste Erwartung genannt zu werden, mit welcher die Besatzung der Zeit und besonders dem Ort der Mauer, an welchen Bresche gelegt werden würde, entgegensah, und als endlich die Mauer der zweiten Abtheilung diese gefährliche Auszeichnung traf, wurde Ramon Morales, ein junger tüchtiger Cavallerie-Oberst, welcher hier befehligte, von seinen Mitbewerbern wahrhaft beneidet. Munition für Artillerie und Besatzung war genügend vorhanden, und Lebensmittel für die ganze Armee in großen Massen aufgehäuft worden. Während der langen Dauer der Belagerung fehlte es daher nie an Brod, Fleisch und Wein, besonders da die Communication mit der Bedeckungsarmee nie ganz unterbrochen worden ist. Auch trafen jede Nacht Munitionssendungen von Cantavieja ein.
Mehrere Bürgerhäuser waren zur Aufnahme der Verwundeten eingerichtet worden; doch leider mangelte es durchaus an geschickten Chirurgen. – Es ist eine Thatsache und keine Fabel, daß mehrere Amputationen mit der Holzaxt vollführt worden sind, und noch wandern heute einige lebendige Exemplare solcher ächt factiosischen Operationen auf ihren Krücken in den Straßen Morella's oder in den Invalidendepots in Benasal und San Mateo herum, hierunter auch ein ehrlicher Pommer, der bei Morella das Bein verlor.
Während die gegenseitigen Armeen außerhalb der Stadt in ununterbrochenen Gefechten, fast immer zum Vortheil der Carlisten, sich herumschlugen, verweilte Cabrera nur in den Ruhestunden des Nachts in Morella, um alle nöthigen Anordnungen zu treffen, und die Ausführung jeder einzelnen, wäre es auch die der geringfügigsten, zu untersuchen. Für Cabrera ist jede Sache gleich wichtig, und wenn es auch nur die Pflege und Wartung eines einzigen seiner muchachos (Jungens) betraf. Dieß ein abermaliger Grund, welcher die fast abgöttische Liebe des gemeinen Soldaten zu Cabrera erklärt. Cabrera fand nur Gelegenheit zu loben, fast niemals zu tadeln. Vor Allen gebührt, wie immer, den Einwohnern des Landes, so wie hier im speciellen Falle den Bürgern von Morella die höchste Anerkennung ihrer freiwillig dargebrachten Opfer.
Am 5 August Mittags versammelte Cabrera die Garnison Morella's, stellte ihr in kräftiger Rede die nahe bevorstehende Gefahr vor Augen, ermahnte Alle und Jeden, eingedenk und treu der Losung: „ Sieg oder Tod “zu bleiben, und schloß mit den Worten: schwört mir, „ wenn es seyn muß, mit mir, euch unter die Ruinen Morella's zu begraben. “ Alle beugten die Kniee, und zum Himmel stieg ihr mit Enthusiasmus gesprochener Eid: „ Wir schwören es! “ Es war dieß auch der Eid von Tausenden von Bürgern und Frauen Morella's, welche in buntem Gemisch unter einander, auf ihren Knieen liegend, die Soldaten umgaben und sich freiwillig dem Festmoment angeschlossen hatten. Sie gelobten, unaufgefordert,1283 dem General ewige Treue. Cabrera schwang seinen Säbel und rief: Viva la religion, viva el Rey! Im Chorus wiederholte sich dieser Ausruf. Einige Granaten, welche der Feind von dem entfernten San Pedro Martyr im weitesten Bogen schleuderte, zersprangen hoch in der Luft über der versammelten Menge.
Tags darauf vereinigte Cabrera alle seine Bataillone und Schwadronen, und stellte sich abermals dicht vor die feindliche Stellung, so die Gegner zum Kampf herausfordernd. Immer näher rückten unsere Infanterie-Guerillas und die aragonischen Schützen zu Pferd, deren Kugeln bis dicht vor der Ermita, wo Oraa mit seinem Generalstab hielt, aufschlugen. Der Feind wollte jedoch nicht heraus, und alles Provociren war umsonst; wie leblos blieben seine dichten Massen auf den sie deckenden jenseitigen Abhängen des Bergrückens, den sie besetzt hielten. (Wir übergehen hier mehrere Gefechte, die noch vor Beginn der eigentlichen Belagerungsoperationen stattfanden und in dem uns vorliegenden Manuscript umständlicher erzählt werden.)
Cabrera besetzte nunmehr mit den beiden Divisionen von Tortosa und Aragon die Muela de la Garumba, und stellte die castilianischen Bataillone und das Bataillon von Basilio zur Verbindung mit Morella und Forcadell auf. Forcadell stand jetzt östlich von der Festung in der Sierra de Beltrol, woselbst er eine concentrirte Aufstellung genommen hatte. Die Aufsteckung der „ bandera negra “deutete genugsam den Entschluß Cabrera's, zu siegen oder unterzugehen, an, auch hatte der General noch außerdem aufs strengste befohlen, daß weder von der Festung noch von den außerhalb kämpfenden Truppen feindliche Parlamentärs zugelassen oder gar Unterredungen angeknüpft werden sollten. Trotz diesem ausdrücklichen Befehle war es einem feindlichen Trompeter und einem Officier gelungen, am hellen Mittage bis ans Thor ganz nahe unter den Castillo vorzureiten, in der Absicht zu unterhandeln oder zu recognosciren. Der Befehl des Generals wurde hiebei, sey es aus böser Absicht, unzeitiger Schonung oder Unverstand, nicht sogleich erfüllt, weßhalb Cabrera, zeitig genug davon unterrichtet, selbst an Ort und Stelle eilte und sofort befahl Feuer zu geben. Beiden Feinden wurden die Pferde erschossen, sie selbst fanden ihr Heil nur in eiligster Flucht, indem sie sich in die nahen Schluchten warfen, um an Oraa den schlimmen Erfolg ihres Unternehmens zu rapportiren. Dieses Ereigniß belehrte den bejahrten, aber dennoch kräftigen Oraa wiederholt, was er von seinem Gegner zu erwarten habe.
Am 11 besetzte und fortificirte der Feind mehrere vereinzelte Masias (Bauernhäuser von Stein aufgeführt) auf dem breiten Abhänge, la Querola genannt, welcher von der Eremita San Pedro Martyr ausläuft und in südöstlicher Richtung sich nahe bis an die Festung heranzieht; wie schon gesagt, ist dieß das einzige Terrain, welches die Aufstellung der Breschbatterien bei noch wirksamer Schußweite (3 bis 400 Schritt) zuläßt und die Geschütze verdeckt in die Batterien eingefahren werden können. Sollte dem Leser ein Plan von Morella vorliegen, so muß im Norden der Stadt dieser Höhenzug aufgesucht werden.
Zu den steten Gefechten der Bedeckungsarmee, in welchen die einzelnen um die Festung herumliegenden Gebäude, die oft 6 bis 8mal erstürmt und wieder aufgegeben, die Rolle kleiner detachirter Forts spielten, kamen noch die vielen Ausfälle der Besatzung, die bei jeder geeigneten Gelegenheit von den tapfern Tortosinern und den Guiden von Aragon gemacht wurden, wobei fast immer das Bajonett entschied, denn auch der Gegner hatte seine besten Regimenter zu dem Kampfe um Morella herbeigeführt.
Dem Meson de Beltran, nur einige hundert Schritte vom Fuße des westlichen steilen Abhanges von Morella entfernt, war die Hauptrolle zugefallen. Hier, auf der Straße nach dem zwei Stunden entfernten Städtchen Orcajo (auch Forcall genannt) lag das kleine Wirthshaus de Beltran, welches von einer feindlichen Colonne am 12 d. M. eingenommen, fortificirt und mit leichter Artillerie besetzt worden war. Es vertheidigte sich so gut, daß alle Anstrengungen der Belagerten sowohl als der Bedeckungstruppen sich hier brachen. – Es blieb auch während der ganzen Dauer der Belagerung im Besitz des Feindes und unterbrach die directe Verbindung der Festung mit der Muela de Garumba und Cantavieja; dieß ist der Grund seiner Wichtigkeit.
Am 13 August hatte der Feind den Bau seiner Bresche - und Mörserbatterie beendet, seine Geschütze auf die Bettungen geführt, und nachdem ein abermaliger Versuch zu Unterhandlungen noch unsanfter als am vorhergehenden Tage abgelaufen war, mit Anbruch des folgenden Tages (14 August) das Feuern begonnen. Die Courtine zwischen dem rechts liegenden Thurme von dem Thore San Miguel und dem sogenannten runden Thurme, welcher kurz vorher abgetragen und zur Aufstellung eines 12Pfünders eingerichtet worden, wenn man diese Verbindungsmauer so nennen darf, war zur Bresche auserlesen worden. Wegen der geringen Stärke der Mauer (nur 10 Fuß) und bei dem an sich schlechten, und durch die Zeit verwitterten Material, aus welchem dieselbe aufgeführt, würde die Bresche noch in kürzerer Zeit bewirkt worden seyn, wenn nicht das wohlgezielte und sehr präcise Feuer des Castillo ein feindliches Geschütz nach dem andern in der Breschbatterie (worin vier 24Pfünder, vier 18Pfünder standen) demontirt und die Schießscharten und Merlons der Batterie selbst demolirt hätte. Die feindlichen Artilleriemannschaften und Sappeurs versuchten es, wetteifernd mit dem Muthe ihrer Gegner, sogleich zu deren Ausbesserung zu schreiten, immer verjagt, wiederholten sie es fünf bis sechsmal, bis sie endlich nach allen vergeblichen Bemühungen mit großem Verluste gänzlich zurückgetrieben wurden, und ihre Arbeit bis zur nächsten Nacht aufschieben mußten. Mit eingetretener Dunkelheit begann auch für die Belagerten eine sehr gefährliche Arbeit an einem hoch aufgeführten Erd-Espaldon (Brustwehr, auch Epaulement) mit vorwärts gebrochenen und an die Ringmauer sich anlehnenden Flanken. Ein kleiner freier Platz zwischen der Mauer und den Häusern der Stadt, unmittelbar hinter der Bresche, begünstigte die Anlage dieses Werkes, welches genau die Form eines Abschnittes zu der innern Vertheidigung einer Bastion hatte, und auch deren Zweck erfüllte. Der schon früher erwähnte junge Ingenieurcapitän leitete den Bau, und seine persönliche Bravour nebst der öftern Gegenwart des Grafen Negri und der übrigen Oberbefehlshaber der Garnison beseelte und kräftigte die arbeitenden Sappeurs zu größter Anstrengung und Ausdauer. Dieses neu errichtete Werk lag gerade in der Schußlinie der feindlichen Batterie, bei beinahe geöffneter Bresche war es daher sehr schwer auszuführen. Nach 24 Stunden ununterbrochener Arbeit gefang es jedoch dasselbe zu vollenden; 20 Sappeurs und 37 Infanteristen waren hiebei als Opfer gefallen, aber das neue Erdwerk war von weit größerer Dauer und Widerstandsfähigkeit als die Mauer selbst. Es war unmöglich wegen der vortheilhaft gewählten Anlage in dasselbe Bresche zu legen; nur nach einem Kampfe mit blanker Waffe konnte es er[o]bert werden. In den in verschiedenen Richtungen rückwärts liegenden Häusern waren 2 bis 3 Etagen Schießscharten angebracht worden, so daß ein kreuzendes Feuer in allen Directionen auf den freien Zugang der Bresche gegeben werden konnte.
Der 14 August, an welchem dieser so nöthige Bau mit1284 bedeutendem Verlust aufgeführt worden war, sollte auch für die Vertheidiger des Castillo verhängnißvoll werden, da die geschleuderten feindlichen Bomben sämmtliche Magazine zerstörten, bei der Auffliegung einiger Munitionskarren 3 Officiere und 20 Artilleristen getödtet und schwer verwundet worden, und ein eiserner 18Pfünder zum fernern Gebrauch durchaus unbrauchbar wurde. – Am folgenden Tage war das feindliche Feuer noch verderblicher, und die Bresche gegen Abend mehr als 120 Fuß breit und vollkommen prakticabel.
Es mußte der Sturm in der nächsten Nacht mit Gewißheit erwartet werden, deßhalb wurde die Vertheidigung des Espaldor und der nahen Thürme den Grenadiercompagnien vom 2ten Bataillon Tortosa und der Jägercompagnie von den Guiden von Aragon anvertraut. Die Brustwehr dieses Erdwalls wurde durch friesische Reiter erhöht und in der Mitte des freien Platzes, dicht hinter der gefallenen Bresche, große Massen von unter einander geworfenen Balken, Brettern, Reißholz und Stroh gleich einem Verhaue aufgehäuft. – Jeder Stundenschlag des uralten, mehr als tausendjährigen Domthurms führte den entscheidenden Moment näher, und Alles erwartete in höchster Spannung, aber schweigend den letzten verhängnißvollen Glockenschlag.
(Ein zweiter Artikel folgt.)
Der Dublin Pilot veröffentlicht folgenden Brief O'Connells an Hrn. Barrett über die Stanley-Bill: „ Ich schreibe Euch, um Euch vor einem zu leichtgläubigen Anhören derer zu warnen, welche die Verwerfung der Scorpion-Bill (das ist der Name, den man in Irland der Stanley-Bill beigelegt) als etwas ganz Gewisses ansehen. Allerdings gibt es hier wie in Dublin eine Menge eitler Schlreiber, die das behaupten, aber ich behaupte, daß eine solche Verwerfung wenigstens sehr zweifelhaft ist. Kann mir Jemand irgend eine Periode in der irischen Geschichte nachweisen, wo die herrschende Partei in England zauderte, auf Irland einen Streich zu führen, sobald sie es in ihrer Macht hatte? Eine solche Gelegenheit ist noch nie verloren worden und wird nie verloren werden. Zwei vorwaltende Einflüsse gibt es jetzt, nämlich Nationalhaß gegen das irische Volk und böswillige Bigotterie, von denen unsere Feinde, und, was schlimmer ist, unsere falschen, falschen Freunde gegen uns angestachelt werden. Wir, die wir für das unterdrückte Irland kämpfen, sind von allen Seiten von Verrätherei umgeben, und es ist unmöglich den Ausgang eines Streites zu berechnen, in dem es die Feindseligkeit von ganzem Herzen meint, die Freundschaft aber hohl und frostig ist. Was mich betrifft, so hab 'ich nur Eine Hoffnung, die Hoffnung auf Irland und die Irländer. Das große Uebel, welches die Nationalgesellschaft aufzuheben sucht, ist die ungerechte Beschlagnahme der irischen Kircheneinkünfte von der Kirche der Minorität des irischen Volks; mit andern Worten, sie beabsichtigt Aufhebung der Zehntenlasten zur Erleichterung der Armensteuern. Das ist's, was das irische Volk gebieterisch verlangt. Aber zeigt nicht der glückliche Erfolg der Scorpion-Bill, daß wir auf Befreiung von der Zehntenlast nicht die mindeste Aussicht haben, ehe unsere eigene Gesetzgebung wieder hergestellt ist? In der That, ich erkenne – ohne daß ich abergläubisch bin – ein Werk der Vorsehung darin, daß Stanley dem irischen Volk klar wie der Tag beweisen sollte, es sey für uns, so lange das Parlament bleibt wie es jetzt ist, nicht die geringste Möglichkeit vorhanden, von dieser oder irgend einer andern Last befreit zu werden. Ich sage, daß mir dieß als ein Werk der Vorsehung erscheint, weil es dem irischen Volk entschieden befiehlt, sich entweder der Schmach ungerechten Drucks sklavisch zu fügen oder sich mit mir in der einzigen Maaßregel, die uns retten kann, zu verbinden, nämlich in einem gesetzmäßigen Zusammentreten zur Aufhebung der Vereinigung mit England. Wir sind geschmäht, verrathen, verachtet; der Finger des Hohns ist gegen uns ausgestreckt; wir werden behandelt wie Heloten und Leibeigene. Wo ist der Irländer, der sich ein Mann fühlt, und der einer so fürchterliche Krisis mit schweigender Apathie zusehen will? Es scheint außer Zweifel, daß die Corporationsreformbill im Hause der Lords so verstümmelt werden wird (wenn nicht ganz und gar verworfen) daß selbst, wenn sie wieder ins Haus der Gemeinen käme, sie nicht nur keiner Annahme werth seyn, sondern sogar noch schlimmer seyn wird als das gegenwärtige System. Gewiß, dieß steht in offenem gewaltsamen Widerspruch mit den Beweisen, die der Herzog von Wellington, von Shaw unterstützt, über diesen Gegenstand vorbrachte; aber was kümmert sich der Herzog darum? Versprechen oder kein Versprechen, der Herzog ist ein zu aufrichtiger Feind Irlands, als daß er deßhalb anstehen sollte uns ein Unrecht und eine neue Schmach anzuthun. Auf einen starken Zuwachs der Masse der Repealer kommt es jetzt nicht an; denn erstens können nur uns die nützlich seyn, die wie wir die Ueberzeugung haben daß diese Maaßregel jetzt auf gesetzmäßigem und verfassungsmäßigem Wege betrieben werden muß; und zweitens kennen die Tories Irland zu wenig, als daß sie, auch bei dem stärksten Anschwellen unsrer Reihen, die Erbitterung Irlands schon aufs Aeußerste getrieben zu haben glauben sollten. Ich will also, wie gesagt, nun versuchen wie weit das Volk von Irland constitutioneller Rechte, wie weit der Freiheit würdig ist: ich will ihm aufs neue die Gelegenheit geben, sich mit mir im Wiedereroberungskampf unsrer eignen Volksthümlichkeit zu verbinden, und mein Fehler wird es nicht seyn, wenn die gesetzgebende Macht Irlands nicht einmal wieder in College-green (– das ehemalige irische Parlamentshaus, jetzt die Bank in Dublin –) seine Sitzungen hält. Mögen die, in deren Seelen das Eisen gedrungen ist, und sie als Sklaven gebrandmarkt hat, sich feige unterwerfen: ich werde mich nimmermehr nachgiebig schmiegen; mein Kampf hat begonnen, und bloß im Tod oder im Repeal werd' ich ihn beendigen. Wer steht nun zu mir für Alt-Irland? “
In Brüssel wurde kürzlich von zwei – seitdem wegen anderer Vergehen gerichtlich verfolgten – englischen Gaunern, Namens Baring und Reynolds, an einem jungen Engländer, Sohn eines Londoner Bankiers, ein merkwürdiger Betrug verübt. Der junge Mann, der sich mit seinem Vater auf der Reise befand, gerieth zufällig in Bekanntschaft mit den beiden Spitzbuben, und ging eines Abends bei ihnen eine Cigarre zu rauchen. Kaum hatte er sie halb geraucht, als er die Besinnung verlor, und erst des andern Morgens, wo er sich in seinem Bette fand, wieder zu sich selber kam. Noch nachdenklich über diesen seltsamen Vorfall erhielt er einen Morgenbesuch des Hrn. Reynolds, der kam ihm die 3000 Franken, welche er gestern Abends im Kartenspiel an ihn verloren hätte, auszuzahlen. Der junge Mann ist darüber sehr verwundert, läßt sich aber doch zuletzt überreden, den Gewinn, von dem er nicht das Mindeste weiß, anzunehmen. Bald darauf aber stellt sich auch Hr. Baring bei ihm ein, und zwar nicht mit einem andern Gewinnste, sondern mit einer Forderung von 1000 Pfd., die er, Hr. Baring, gestern Abend von ihm gewonnen hätte. Nun widersetzt sich der Betrogne ernstlich, jener beruft sich auf seine Annahme der 3000 Franken, und die Sache kommt zuletzt vor den Vater des jungen Mannes. Und wie entscheidet dieser? Daß sein Sohn dadurch, daß er die 3000 Fr. angenommen, sich den beiden Gaunern in die Hände geliefert habe, und also die 1000 Pfd. bezahlen müsse.
Ueber das Meyer'sche Conversations-Lexikon.
Seit einigen Monaten erscheint im Verlage des bibliographischen Instituts zu Hildburghausen das Meyer'sche Conversations-Lexikon, welches nach seinen Ankündigungen das Doppelte der Artikelzahl des Pierer'schen Universal-Lexikons enthalten, an innerm Gehalt dasselbe übertreffen, höchst elegant ausgestattet und mit 500 schönen Stahlstichen illustrirt seyn will. Von diesen Anzeigen ließe sich nun das Vollkommenste erwarten; indessen ist gegen manche dieser Behauptungen ein bescheidener Zweifel zu erheben. Wir erlauben uns, mehreres in jener Ankündigung Behauptete näher zu beleuchten und auch Einiges in dem Vorworte zum ersten Hefte des Meyer'schen Werks über das Pierer'sche Universal-Lexikon Gesagte zu widerlegen, und halten hierzu gerade den gegenwärtigen Augenblick, wo wir die ersten 3 Hefte der seit fast 5 Jahren vorbereiteten, neuen, gänzlich umgearbeiteten, zweiten Auflage des Pierer'schen Universal-Lexikons dem Publicum übergeben, für geeignet.
Das Meyer'sche Conversations-Lexikon ist zunächst augenscheinlich eine Nachbildung des unsrigen, und folgt unserm Plan und unserm Artikelverzeichniß, dessen Anfertigung gerade das Mühseligste bei der Redaction war, Schritt für Schritt. Abgeschrieben, wie mehrere andere, hat uns Hr. Meyer, so weit wir nach einer nur flüchtigen Vergleichung beider Werke urtheilen können, nicht, aber benutzt vielfach. Unser Werk kann aber mit dem Meyer'schen auf keine Weise in Collision kommen, indem letzteres das Dreifache des unsrigen, nämlich während das unsre (25 Bände, à 30 Bogen) nur 18 Thlr. 18 gr. pr. Cour. zu stehen kommt, sechs und funfzig Thaler Conv. -Geld für 21 Bände, à 48 Bogen, kosten wird. Nur sehr Reiche oder großartige Anstalten werden sich entschließen, ein solches Capital für Ein Buch auszugeben. Die Käufer von einzelnen Heften aber, die sich von dem anscheinend geringen Preise von 5 1 / 3 gGr. pro Heft locken lassen, werden nur zu bald bemerken, daß dieser Betrag, 252 Mal gezahlt, doch zu 56 Thlrn. ansteigt.
Hr. Meyer stellt nun ferner mehrere Behauptungen auf, wo die einfachste Berechnung die Unmöglichkeit zeigt, sie erfüllen zu können. Zunächst verspricht er in der Ankündigung über Eine Million Artikel (also mehr als noch einmal so viel Artikel, als unsere erste Auflage hat) geben zu wollen. Das Meyer'sche Lexikon enthält nun auf einer Seite (Columne) von 2 Spalten 134 Zeilen, und das ganze Werk wird, da es 1008 Bogen à 16 Seiten stark werden soll, 2,161,152 Zeilen enthalten; es kommen folglich auf den Artikel vielleicht einige Sylben mehr als 2 Zeilen! Die Unmöglichkeit, die versprochene Million Artikel geben zu können, zeigt aber auch noch außerdem die bisherige Bearbeitung. Bis jetzt sind nämlich vom Meyer'schen Lexikon 6 Hefte oder 24 Bogen erschienen, sie enthalten, sorgfältig gezählt, 6683 Artikel. Da nun 24 Bogen der 42ste Theil der versprochenen 1008 Bogen sind, so leuchtet ein, daß, wenn anders Hr. Meyer in der bisherigen Weise fortfährt, er nicht mehr als 280,000 Artikel in 21 Bändern liefern kann. Dieß beträgt aber wenig mehr als Ein Viertheil der versprochenen Million, und statt unsere erste Auflage an Artikelzahl um das Doppelte, wie er behauptet zu übertreffen, bleibt er in derselben noch hinter unserer ersten Auflage um fast die Hälfte zurück.
Um sein Versprechen zu erfüllen, muß er daher entweder seine Artikel so sehr beschränken, daß sie halb so kurz werden als die unsern, und dieß widerstreite seiner Angabe, daß er bei weitem ausführlicher werden will als wir, oder er muß in gleicher Weise, wie er jetzt begonnen, fortfahren. Da aber A-Aegae, bis wohin Hr. Meyer mit dem 24sten Bogen gekommen ist, nach der Analogie von vielleicht 50 der verschiedenartigsten Werke 1 / 7 des Buchstabens A und dieser 1 / 11 des ganzen Alphabets ist, Hr. Meyer also demnach bis jetzt etwa 1 / 77 seines Conversations-Lexikons vollendet hat, so wird auch dann, wenn er so fortfährt, wie er begonnen, er nur etwa 514,000 Artikel geben, aber um dieselben zu umfassen, wenigstens 39 1 / 2 Bände nöthig haben, die 105 Thlr. 8 gr. kosten würden. Wollte er aber die versprochenen 1,000,000 Artikel in gleicher Ausführlichkeit erzielen, so würden hierzu gegen 75 Bände, die 200 Thlr. kosten würden, nöthig seyn.
Läßt nun die gegebene Berechnung einige Zweifel an der Richtigkeit der übrigen Versprechungen entstehen, so bekommt diese Befürchtung durch das langsame Erscheinen der bisherigen Hefte seines Lexikons neues Gewicht. Anfänglich alle 14, später alle 8 Tage war ein Heft versprochen; das erste erschien im October 1839, bis jetzt (Anfang Mai) deren 6, also sind zu jedem Hefte fast 5 Wochen, oder mehr als einmal so viel Zeit nöthig gewesen, als verheißen war.
Die 500 versprochenen Stahlstiche, von denen 12 geliefert sind, sind zwar eine schöne, das Werk in der That zierende Zugabe, sie stellen aber meist Portraits, Gegenden etc. dar, und erläutern die einzelnen Artikel bis jetzt fast nicht, wogegen die 2500 Darstellungen zu unserm Werk, obschon wir sie nur auf 50 Steindrucktafeln in Folio geben, dieselben wirklich erklären und ergänzen. Größe der Abbildungen und Art der Behandlung sind überdieß bei den Stahlstichen des Meyer'schen Lexikons ganz dieselben wie bei Meyers Universum und bei seiner Galerie der Zeitgenossen, und man kann die Vermuthung nicht unterdrücken, daß dieselben einst Theile der genannten oder anderer Werke bilden, und spätere Tafeln des Meyer'schen Lexikons schon in diesen Werken dagewesen seyn werden, wie wir uns in der That erinnern, mehrere Stahlstiche des Meyer'schen Conversations-Lexikons in der Galerie der Zeitgenossen, in dem Universum, in der Prachtbibel oder in ähnlichen Werken gesehen zu haben.
Sollte Jemand vielleicht uns fragen, ob nicht das, was wir bei der Anlage des Meyer'schen Lexikons rügen, auch auf unser Werk angewendet werden könne, so diene ihm zur Nachricht, daß dieselben Grundlagen, welche wir so eben als Basen der Berechnung des Meyer'schen Lexikons anwendeten, genau die Resultate geben, auf welche wir unsere Versprechungen hinsichtlich der zweiten Auflage des Universal-Lexikons gründeten. Es ist hier nicht der Raum dazu, diese Berechnungen in Beziehung auf unser Lexikon zu geben, wer sie aber kennen zu lernen wünscht, findet sie ausführlich in dem Vorworte zur zweiten Auflage des Universal-Lexikons S. XLVI.
Mit gleicher Leichtigkeit, wie wir die eben gemachten Auseinandersetzungen gaben, können wir auch den Tadel widerlegen, welchen Hr. Meyer in seiner Vorrede gegen uns ausspricht.
Zunächst behauptet derselbe, daß wir durch Streben nach höchster Präcision die gefällig ansprechende Form gänzlich geopfert hätten, und daß die meisten Artikel, namentlich in den biographischen, topographischen, naturgeschichtlichen und philosophischen Fächern äußerst trocken und skizzenhaft ausgefallen wären. – Nur zu gut fühlen wir, daß wir in der ersten Auflage, bei der Heranbildung eines ganz neuen Werkes mit nur sparsamen Vorarbeiten, in manchen Beziehungen oft gefehlt haben, welche Fehler jedoch in der zweiten Auflage vermieden sind; aber diesen Tadel hätten wir nicht erwartet. Manche unwichtige Artikel sind nämlich mit Recht kurz, sehr kurz behandelt, aber gerade in den von Hrn. Meyer genannten Wissenschaften, als den allgemeiner ansprechenden, sind wir ausführlich, fast zu ausführlich gewesen, oder sind die mehrere Seiten, ja Bogen betragenden Artikel: Aristoteles, Colombo, Schiller und Goethe, London, Paris, Rom und Wien, Pferd, Wolf, Rebhuhn und Taube, Logik, Neu-Platoniker, Religionsphilosophie und Stoiker, und tausend und aber tausend Artikel etwa rhapsodisch zu nennen?
Ferner soll unsere erste Auflage vieles Veraltete, besonders in technischer Hinsicht enthalten. Dieß können wir nur in so weit zugeben, als die frühern Bände natürlich das seit ihrem Erscheinen erst Emporgetauchte nicht geben konnten, sonst aber sind schon damals die neuesten und besten Quellen benutzt worden.
Gänzlich unbegründet ist es auch, daß unsere erste Auflage jeder gelehrten Nachweisung (soll wohl heißen der Litteratur) entbehre; der Augenschein lehrt ja, daß schon in der ersten Auflage bei wichtigen Sachartikeln und bei Biographien die Litteratur stets beigefügt ist, bei der zweiten Auflage ist aber auf letztere doppelte Sorgfalt gewendet worden.
Kommt nun unser Universal-Lexikon dem Meyer'schen Conversations-Lexikon an der Zahl der Artikel in Wahrheit gleich, so übertrifft es die zweite Auflage an innerm Gehalt und Zweckmäßigkeit der Einrichtung bei weitem. Bei dieser zweiten Auflage sind nämlich zum Theil neue, bei frühern Encyklopädien noch nicht dagewesene Einrichtungen getroffen worden, die Hr. Meyer nicht kannte und daher sein Werk nicht nach denselben modeln konnte. Diese Verbesserungen, die wir in unserm Vorworte zur zweiten Auflage des Universal Lexikons Seite XXII ff. erläutert haben, sind nämlich Revision nach1286 wissenschaftlicher (nicht alphabetischer) Reihenfolge und ein nur dadurch möglich werdendes systematisch-logisches Inhaltsverzeichniß, vermöge dessen der Leser auch über Dinge, deren Namen er nicht weiß, aber wohl die Wissenschaft kennt, zu der sie gehören, Auskunft erhalten kann, Vorrichtungen bei Verweisungen, namentlich Paragraphirung der größern Artikel, durch die das Auffinden von verwiesenen Gegenständen unendlich erleichtert wird, Angabe der Betonung bei allen Artikeln und Beifügung der Aussprache bei den aus fremden Sprachen übertragenen, Behandlung der minder wichtigen Gegenstände mit noch größerer Concisität, ja mit mehr Lakonismus, als in der ersten Auflage, während die wichtigern ausführlich behandelt werden, kurz Anwendung aller nur erdenklicher Mittel, um das Universal-Lexikon so gemeinnützig als möglich zu machen.
Ueber die Artikel selbst erlauben wir uns kein Urtheil, das Publicum sey hier Schiedsrichter und entscheide, ob es dem dreimal theurern Meyer'schen Conversations-Lexikon mit seinen Bildern, ob es dem Universal-Lexikon mit seinen Zusätzen und Verbesserungen und mit 2500 gratis zu gebenden erklärenden Abbildungen in der ganz umgearbeiteten, eleganten zweiten Auflage den Vorzug gibt.
Altenburg, im Mai 1840.
Die Redaction des Universal-Lexikons.
H. A. Pierer.
Concurs.
Von Seite der Pesther israelitischen Gemeinde wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß in dem mit Choralgesang bestehenden israelitischen Tempel zu Pesth die Stelle eines ersten Vorbeters zu besetzen sey. – Diejenigen, welche sich dieserwegen bewerben wollen, müssen, außer jener zu diesem Amt erforderlichen Gesangsfertigkeit, sich auch über musikalische Kenntnisse, so wie mit glaubwürdigen Zeugnissen über ihren moralischen und religiösen Lebenswandel und über ihre Fähigkeit zum correcten Vortrage der üblichen hebräischen Gebete aller Art, wie auch deutscher Gebete, genügend ausweisen können, und einer Probe unterziehen. Mit diesem Amt ist nebst freier Wohnung ein jährlicher fixer Gehalt von sechshundert Gulden in Zwanziger-Münze verbunden. Die Zeit des Concurses ist auf den 22 Julius l. J. anberaumt. – Bis dahin haben alle Bewerbslustigen in Pesth zur Probeleistung auf eigene Kosten einzutreffen, und ihre schriftlichen Gesuche, mit obigen Ausweisen versehen, bei der Pesther israelitischen Gemeinde einzureichen. Es steht jedoch jedem Bewerber frei, zu dieser Probeleistung schon früher in Pesth zu erscheinen, oder seine Zeugnisse zur vorläufigen Prüfung portofrei zu übersenden.
Versammlung der deutschen Land - und Forstwirthe zu Brünn im September 1840.
Die vierte Versammlung der deutschen Land - und Forstwirthe findet zufolge huldreicher Bewilligung allerhöchst Sr. k. k. Majestät dieses Jahr in dem österreichischen Kaiserstaate, und zwar zu Brünn, in der Hauptstadt Mährens, in der Woche vom 20 bis 27 September statt, und wird die erste allgemeine Sitzung Montags den 21 September Morgens 9 Uhr beginnen. Der unterzeichnete Vorstand beehrt sich, die HH. Land - und Forstwirthe statutengemäß einzuladen, dieser Versammlung beizuwohnen und deren gemeinnützige Zwecke in jeder das Wissen über die verschiedenen Zweige der Land - und Forstwissenschaft förderlichen Weise kräftig unterstützen zu wollen.
Für diejenigen, welche bei den frühern Versammlungen in Dresden, Karlsruhe und Potsdam nicht beigewohnt, wird bemerkt, daß die Morgenstunden Vorträgen und Discussionen in allgemeinen und in Sections-Sitzungen gewidmet werden.
Die bezüglichen Verhandlungen werden wie gewöhnlich theils die Erörterung der für diesen Zweck öffentlich bekannt zu machenden Fragen, theils die von erfahrnen Land - und Forstwirthen in statutenmäßiger Weise zur Berathung in Antrag gestellten – theils die Besichtigung oder Prüfung der vorgeführten, vorgelegten oder eingesendeten Gegenstände (Beschauthiere, Producte, Maschinen, Geräthe, Werkzeuge, Modelle, Zeichnungen) – theils den Vortrag jener schriftlichen Verhandlungen und Aufsätze umfassen, welche für diese Gelegenheit vorbereitet und entweder dem Vorstande für den Vortrag eingesendet oder für diesen Behuf Seitens der HH. Verfasser vorbehalten werden.
Der beschränkten Zeit wegen wird ausdrücklich ersucht, die für die allgemeinen Versammlungen beabsichtigten Vorträge so einzurichten, daß dieselben in der Regel nicht die Dauer einer Viertelstunde überschreiten; da nur jenen Vorträgen von ganz besonderer Wichtig eit und allgemeinem Interesse die Zeitdauer von einer halben Stunde ausnahmsweise bewilligt werden könnte.
Um den Vorstand in die Lage zu setzen, von diesen schriftlichen Arbeiten im voraus die nöthige Kenntniß nehmen, und eine dießfällige Ordnung in der Reihenfolge des Vortrages treffen zu können, wolle es den HH. Verfassern gefällig seyn, eine Abschrift dieser Arbeiten längstens bis 1 September an den Vorstand einzusenden; in Hinsicht auf kleinere Aufsätze ist es gestattet, solche auch während der Versammlungstage bei dem Vorstande behufs des Vortrages anzumelden.
Indem eine Ausstellung von Hornvieh (am 22 September Nachmittags), von Schafen (am 24 September Nachmittags), von Wollvließen, Maschinen, Ackergeräthen, Modellen, Zeichnungen, landwirthschaftlichen und landwirthschaftlich-technischen Producten aller Art, so wie eine Prüfung von Obst -, Trauben - und Weingattungen beabsichtigt wird, so ergeht hiermit das höfliche Ansuchen an alle, welche einen oder mehrere dieser Zwecke wirksam fördern zu helfen geneigt sind, ihre dießfällige Absicht dem Versammlungsvorstande bis spätestens Ende Julius vorläufig gütig mittheilen zu wollen, damit nicht nur eine Uebersicht der einzusendenden Gegenstände im voraus gewonnen, sondern auch die entsprechenden Räume für deren Unterbringung besorgt, so wie die nöthigen Vorkehrungen zu ihrer zweckdienlichen Aufstellung und Einordnung bei Zeiten getroffen werden können.
Da eine Schafausstellung für die auswärtigen HH. Landwirthe von vorzüglichem Interesse seyn würde, so ergeht hiermit an jene HH. Schafzüchter, welche mit einer Partie edler Merinos an dieser Ausstellung Theil zu nehmen wünschen und für diesen Zweck noch keine Vorsorge getroffen, das höfliche Ersuchen, behufs dieser Ausstellung eine Partie in der Wolle den Sommer über gehen zu lassen, und versichert zu seyn, daß der sachkundige Blick der deutschen Landwirthe den wahren Werth dieser, wenn auch in 15 - bis 16monatlichen Vließen vorgestellten Thiere gebührend zu würdigen wissen wird. – Diejenigen HH. Schafzüchter aber, welche keine Schafpartie vorzustellen beabsichtigen, dennoch aber den Zustand ihrer ausgezeichneten Merinosheerden nachzuweisen wünschen, wollen auf die Einsendung von Wollvließen im Fettschweiß oder in gewaschenem Zustande geneigt Bedacht nehmen.
Die Einsendung von Maschinen, Geräthen, Werkzeugen, Modellen, Wollvließen, Producten aller Art u. s. w. wird vom 1 September an erbeten; in Bezug auf Feld - und Gartenfrüchte, Obst, Trauben u. dgl., bei welchen entweder ein späterer Zeitpunkt der Reife abzuwarten, oder welche bei früherer Einsendung dem Verderben ausgesetzt seyn könnten, hat die Einlieferung nebst den bezüglichen Verzeichnissen bis spätestens 20 September zu geschehen.
Alle HH. Theilnehmer an der Versammlung, welche hinsichtlich ihrer Wohnung im voraus sicher gestellt seyn wollen, belieben ihren Wunsch bis spätestens 15 August dem Vorstand anzuzeigen.
1287Von dem 16 September an wird in dem ebenerdigen Hörsaale der philosophischen Lehranstalt (in dem Minoriten-Klostergebäude) täglich Vormittags von 9-12, und Nachmittags von 4-8 Uhr das Aufnahms - und Ankunftsbureau der Versammlung eröffnet seyn, in welchem die anlangenden HH. Land - und Forstwirthe ihre Einschreibung in das Verzeichniß der Mitglieder der Versammlung gefällig vollziehen, und gegen den Erlag des statutenmäßigen Betrages (welcher zufolge eines bei der dritten Versammlung in Potsdam gefaßten Beschlusses in 4 Thalern oder 6 Gulden in k. k. Zwanzigern besteht) ihre Aufnahmskarte erheben, und die denselben wünschenswerthen nähern Nachweisungen einholen wollen.
Unter der Adresse: „ An den Vorstand der vierten Versammlung deutscher Land - und Forstwirthe in Brünn “werden Briefe und Sendungen aller Art, wenn möglich portofrei, erbeten.
Brünn, den 6 Mai 1840.
Der Vorstand der vierten Versammlung deutscher Land - und Forstwirthe.
Franz Graf v. Zierotin. Prof. Nestler.
Gesellschaft zur Ausfuhr innerösterr. Erzeugnisse.
Die unterzeichnete Direction bringt hiemit zur öffentlichen Kenntniß, daß ihr von der hohen k. k. allgemeinen Hofkammer die Begünstigung zu Theil wurde, unter Beobachtung besonderer Vorschriften, alle österreichischen Natur -, Gewerbs - und Kunsterzeugnisse, welche mit Anweisungs-Bolleten zur Amtshandlung an das hiesige löbliche k. k. Hauptzollamt für die Gesellschaft zur Ausfuhr innerösterreichischer Erzeugnisse hieher gelangen, dergestalt in ihre eigenen Magazine aufzunehmen, daß solche die österreichische Nationalität beibehalten, und daher ganz oder theilweise nach Bedarf gebührenfrei in das Zollgebiet zurückgebracht, oder nach dem lombardisch-venezianischen Königreich weiter befördert oder nach Verlauf des bis zu einem Jahr ausgedehnten, nach Umständen noch zu erweiternden Losungstermines zurückgesendet, oder endlich gegen Entrichtung des Ausfuhrzolles zum hiesigen Verbrauch verwendet oder in das Ausland versendet werden können. – Triest, den 18 April 1840.
Der Director: J. Walland.
Die Consultoren: M. Coen. J. Hagenauer.
Bei Quirin Haslinger, Buch -, Kunst - und Musikalienhändler in Wien, an der Landstraße Nr. 407, ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen Deutschlands, in Augsburg und Lindau durch die Matth. Rieger'sche Buchhandlung, zu beziehen:
Heinrich v. Osterdingen und das Nibelungenlied.
Ein Versuch, den Dichter und das Epos für Oesterreich zu vindiciren. Von Anton Ritter v. Spaun.
Mit einem Anhange:
Proben österreichischer Volksweisen im Rhythmus des Nibelungenliedes.
Gr. 8. 1840. Broschirt 1 fl. 21 kr. R. M. oder 18 gGr.
Inhalt. Einleitung. – Der Wartburgkrieg. – Betrachtungen über den Wartburgkrieg, historische Parallelen, Schlußfolgerungen. – Was wir sonst von Heinrich v. Osterdingen wissen. – Die Freien v. Osteringen oder Osterdingen. – Das Nibelungenlied. – Der Gesichtskreis des Dichters. – Die historischen Erinnerungen. – Das Verhältniß des Bischofs Piligrin von Passau zu dem Nibelungenliede. – Personen und Ortsnamen in Oesterreich. – Die Geographie des Nibelungenliedes. – Die Sprache des Nibelungenliedes. – Die österreichischen Volksweisen. – Welche Dichtungen aus dem Kreise der Heldensagen können noch dem Dichter des Nibelungenliedes zugeschrieben werden? – König Luarin, Piterolf und die Heldenklage. – Muthmaßlicher Lebenslauf des Dichters. – Schluß. – Anhang: Musikbeilage.
In einer Zeit, in welcher die verdienstlichsten sprachforschlichen Studien sich mit der bildenden Kunst vereinigen, um dem Nibelungenliede jene Bewunderung in stets ausgedehnterem Kreise zu verschaffen, welche „ dem größten Epos deutscher Zunge “gebührt, ist der obenangekündigte Versuch unstreitig ein Wort zu rechter Zeit.
Indem derselbe das Bereich bloß grammatischer Erörterungen mit gutem Fuge nur kurz berührt (weil er es nicht mit den Ursagen der Fabel, sondern mit dem Lied in seiner vollendeten epischen Form zu thun hat), begnügt sich der Verfasser, durch so scharfsichtige als bündige Schlußfolgerungen, angeknüpft an sichere geschichtliche Thatsachen, und dargeboten aus dem innern Wesen jenes herrlichen Gedichtes im Vergleiche mit der Weise des Volkes, dem er es zuwendet, den Nachweis hinzustellen, daß „ der berühmte Dichter ohne bisher bekanntem Liede, das seinen Ruhm rechtfertige, und „ das hohe Lied ohne bisher bekanntem Sänger, “dessen Name des Werkes würdig wäre, einander, und beide seinem theuern Vaterland angehören; dem Lande, dessen allzubescheidene Söhne, bis nun, zu schüchtern waren, nach dem Kranze solchen Ruhmes zu langen, „ den ihnen bereits Fremde darboten, “– und andere Fremde mit bei weitem minder triftigen Gründen bestritten haben.
Der von dem Verfasser eingeschlagene Weg, die Thatsachen, die er hier zuerst veröffentlicht, zusammenstellt, und in ihrem innern Zusammenhange erklärt, die ethnographischen Züge, mit welchen er sie verbindet, sind so interessant als neu. Die Darstellung selbst, so einfach und demnach so lebhaft durch das unverkennbare Streben nach Recht und Wahrheit, durch die wärmste Liebe zum Gegenstande, durch die innigste Anhänglichkeit an das große deutsche Vaterland und an sein edles Oesterreich, überzeugt, ohne blenden zu wollen, und scheint den hartnäckigsten Zweifler zu dem Bekenntnisse bewegen zu müssen, daß hier auf die redlichste und sachkundigste Weise geschichtliche Wahrheit dargeboten werde, so gewiß, als eine solche ohne strenge gerichtsordnungsmäßigen Behelf zu erheben möglich und anzunehmen zulässig seyn kann.
Diese Meinung begründet die Zuversicht der Verlagshandlung, dem Publicum mit diesem Werk eine Erscheinung zu bieten, welche nicht nur den Oesterreicher (obwohl dieser zumeist durch das Ergebniß sowohl, als auch durch eine Masse sonst nirgend hervorgehobenen geschichtlichen, genealogischen und topographischen Daten) sondern jeden gebildeten Deutschen lebhaft anregen, und die wichtige geschichtliche Frage, welche behandelt wird, einen mächtigen Schritt zur schlüßlichen Erledigung befriedigend näher rücken werde.
Für alle Aerzte und Chirurgen!
Im Verlage von Heinrich Hoff in Mannheim ist erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben:
DER PAPPVERBAND nach Seutin; seine Verfertigung, Wirkung und Anwendung im Allgemeinen, insbesondere aber bei Fracturen als das vorzüglichste, alle übrigen Verbände übertreffende Mittel, nebst einem geschichtlichen Ueberblicke des unverrückbaren Verbandes.
Von Karl Frech, praktischem Arzte in Baden-Baden.
Mit 3 Tafeln.
gr. 8. brosch. 1 Thlr. preuss. Cour. oder 1 fl. 45 kr.
Der unverrückbare Pappverband bei Knochenbrüchen in seiner jetzigen Gestalt nach Seutin ist eine so wichtige und überaus nützliche Erfindung im Gebiete der Chirurgie, dass er, bald auch in Deutschland sich Bahn brechend, die alte Methode des Schienenverbandes wohl gänzlich verdrängen wird.
Von Larrey schon begründet, von Seutin in Brüssel aber nach einem neuen Princip erfunden, vielfach verbessert und eigentlich ins Leben gerufen, von ihm so wie in verschiedenen Ländern schon seit mehreren Jahren mit dem glücklichsten, zum Theil wunderbaren Erfolge angewandt, ist der Sieg der neuen Methode über die alte längst schon entschieden und es ermangelt nur noch deren Einführung allgemein zu machen.
Die obige vortreffliche Abhandlung gibt ein vollständiges Bild dieses Verbandes, seine Entstehung, Verfertigung und Anwendung, nebst der wichtigsten gemachten Beobachtungen, so dass jeder ihn daraus kennen lernen und anwenden kann.
Bei Tendler & Schäfer in Wien ist in Commission erschienen und in allen Buchhandlungen des In - und Auslandes zu haben:
Christkatholische Erbauungs-Reden, zunächst für die studirende Jugend von Leander Knöpfer, Religionslehrer am k. k. Gymnasium des Benedictinerstiftes zu den Schotten in Wien.
Wien, 1840. Gr. 8. brosch. 1 Thlr.
Indem die Verlagshandlung hiemit das Werk eines in seinem bisherigen Wirken als Prediger, Seelsorger und Jugendlehrer, als geist - und gemüthvollen Darstellers bekannten und geachteten Hrn. Professors dem Publicum übergibt, so schmeichelt sie sich den Dank aller gebildeten Katholiken des In - und Auslandes zu verdienen. Es dürfte sich in unsern Tagen kaum ein Buch dieser Art finden, das so in das praktische Leben eingeht, und auf alle Verhältnisse des studirenden Jünglings so berechnet ist, wie es sich in diesen Erbauungsreden findet. Auch Erwachsene werden darin für Geist und Herz hinlängliche Nahrung finden, und die darin enthaltenen Betrachtungen über das Leiden des Erlösers und das heiligste Altarssacrament dürften für Jedermann zur Erbauung dienen. Es wurde daher an der äußern Ausstattung des Buches nichts verabsäumt.
Eröffnung des Mineralbades Bocklet bei Kissingen.
Die Eröffnung des bekannten Stahlbades Bocklet bei Kissingen erfolgt für die bevorstehende Badsaison am 15 Junius l. J.
In Beziehung auf die diesem Curorte in der jüngsten Zeit zu Theil gewordenen wesentlichen Verbesserungen, namentlich aber auf die neue höchst gelungene Fassung der dortigen Mineralquellen und die Errichtung von Gas -, Schlamm - u. Mutterlaugen-Bäder, so wie in Beziehung auf die vortrefflichen Heilkräfte und verschiedenartigen Wirkungen dieser Mineralquellen und Bäder, verweisen die Unterzeichneten hier nur auf die erst vor kurzem erschienene ausführliche Beschreibung dieses Curortes von dem Hrn. Brunnenarzte Dr Kirchgeßner, welche Schrift durch jede solide Buchhandlung, so wie direct auch von den Unterzeichneten bezogen werden kann.
Bestellungen wegen Logis für Curgäste bittet man mit Angabe der Ankunft am Curorte direct an die Unterzeichneten gelangen zu lassen. – Bad Bocklet, den 17 Mai 1840.
Gebrüder Bolzano, königl. Curpächter von Kissingen und Bocklet.
Gasthof und Pension zum Raben in Zürich.
Unterzeichneter zeigt hiemit den resp. Reisenden an, daß in seinem schon längst durch ausgezeichnet schöne und vortheilhafte Lage bekannten Gasthof die Einrichtung getroffen, daß diejenigen Fremden, welche gesonnen sind, kürzere oder längere Zeit in Zürich sich aufzuhalten, in billigen Preisen en Pension logiren können, wozu sich ergebenst empfiehlt C. Gujer zum Raben.
Handbücher für Reisende
Durch alle soliden Buchhandlungen sind folgende für Reisende höchst wichtige Werke zu beziehen:
Handbook for Travellers in Northern Germany. Preis für England 3 Rthlr. 8 gr., herabgesetzt für Deutschland auf 2 Rthlr. 12 gr.
– – Southern Germany. Pr. f. Engl. 3 Rthlr. 4 gr. herabg. f. Deutschland auf 2 Rthlr. 6 gr.
– – Switzerland. Preis für England 3 Rthlr. 8 gr., herabg. f. Deutschland 2 Rthlr. 12 gr.
– – Denmark, Norway, Sweden and Russia. Preis 4 Rthlr. 5 gr.
Black & Armstrong, Hofbuchhändler in London.
So eben ist erschienen und durch jede Buchhandlung zu bekommen:
Hülfsbuch beim Gebrauche der Bibel, enthaltend eine allgemeine Einleitung in die Bibel, und eine historische Einleitung in die einzelnen biblischen Bücher, mit vollständiger Angabe ihres Inhalts. Nebst einer kurzgefaßten biblischen Geographie und Alterthumskunde. Für Lehrer und gebildete Bibelfreunde. Mit einer Vorrede von Fr. G. Fd. Schläger, Senior Ministerii und Pastor Prim. in Hameln. Zum Besten einer Lehrerwittwen-Casse. Leipzig, bei A. Wienbrack. Gr. 8. Pr. 2 Rthlr. 6 gr.
Mit Beziehung auf die beachtenswerthe Vorrede des Hrn. Pastor Schläger sey hier nur bemerkt, daß der Verfasser außer seinen eignen gründlichen Forschungen die Arbeiten der ältern und neuern berühmtesten Exegeten mit Umsicht und richtigem Tacte zu Rathe gezogen hat, weßhalb das Werk den HH. Geistlichen und Schullehrern als ein höchst brauchbares zu empfehlen ist, und auch andern gebildeten Bibelfreunden, die nach tieferem Verständniß streben, mit entschiedenem Nutzen in die Hände gegeben werden kann.
Bei Aug. Schulz & Comp. in Breslau ist erschienen und durch solide Buchhandlungen zu beziehen:
Die Legitimität nach dem alten Testament von M. B. Friedenthal. 8. geh. netto 16 gr.
Bierbrauerei-Verkauf.
In der Nähe von Freiburg im Breisgau wird eine auf das vortheilhafteste und zweckmäßigste eingerichtete Bierbrauerei, die sich fortwährend eines bedeutenden Absatzes zu erfreuen hat, unter billigen Bedingungen zum Kauf angetragen. Allenfallsige Liebhaber hiezu wollen sich unter der Chiffre R. T. an die Expedition dieses Blattes wenden.
Stuttgart.
Gasthofs-Verkauf.
Um einen äußerst billigen Preis und unter nicht minder billigen Zahlungsbedingungen kann ein Gasthof ersten Rangs in einer der bedeutendsten Städte des Königreichs Bayern erkauft werden, weil der Eigenthümer desselben sich mit seinen – auf diesem Brodhause erworbenen – Mitteln zurückziehen und geräuschlos privatisiren will.
Das Nähere sagt Dibolds öffentliches Bureau Der Vorstand: Dibold, Kammerrevisor.
Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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