PRIMS Full-text transcription (HTML)
1345
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 169.
17 Juni 1840.

Spanien.

Ueber die nähere oder entferntere Abreise der Königin ist noch nichts entschieden, obgleich man sich in gewissen Cirkeln sagt, daß die Königin schon am Sonnabend oder Sonntag abreisen werde. Allgemein heißt es, daß im Fall der Abreise die Cortes auf 3 bis 4 Monate vertagt werden würden. Das Gesetz der Ayuntamientos ist votirt. Die Deputirtenkammer hat in der heutigen Sitzung mit einer Majorität von 83 gegen 11 Stimmen das von den Journalen so heftig bekämpfte Gesetz votirt. Die Kammer hat auch geglaubt, in einer der vorhergegangenen Sitzungen die strenge Maaßregel des Ministeriums gegen das Journal Revolution durch eine Indemnitätsbill sanctioniren zu müssen. Dieß geschah mit der großen Majorität von 92 gegen 9.

Ueber Balmaseda's Zug gehen nur unsichere Gerüchte. So heißt es, sein Hauptquartier sey in den letzten Tagen in den Bergen von Burgos und Soria gewesen, von wo er die Madrider Straße durch zahlreiche Streifzüge unsicher mache. Noch wird behauptet, er habe einen sichern Punkt im Gebirge, unweit Aranzo de Miel zu befestigen angefangen, und eine große Zahl Bauern sey zu den Arbeiten verwendet. Man erzählt wieder allerlei von niedergebrannten Dörfern, von verübten Grausamkeiten und Ermordungen u. s. w., alles Dinge, die obschon sehr möglich, gleichwohl der Bestätigung bedürfen. Die Bewegung des Vicekönigs von Navarra auf Logroño soll mit dem Anmarsche Zeubenos in Verbindung stehen, der nach Einigen mit 6000 Mann aus Aragonien aufgebrochen war. Bis zum 6 d. hatte noch nichts von einem vorgefallenen Treffen verlautet. Die Madrider Post, die zu Bayonne seit mehreren Tagen vergebens erwartet wurde, langte endlich am 9 wieder an. Am 4 hatte der Hof die Hauptstadt noch nicht verlassen, selbst der Tag der Abreise schien noch nicht festgesetzt. Alle Mitglieder des Ayuntamiento hatten ihre Entlassung eingereicht. Die Fonds waren bedeutend gesunken, mehrere Bankerotte wurden befürchtet.

(Moniteur.) Nachrichten aus Bayonne vom 8 Jun. bestätigen die Mittheilungen früherer telegraphischen Depeschen. Balmaseda hat sich mit 3000 Fußgängern und 400 Reitern in das Gebirg von Soria geworfen. General Ribera ist mit seiner Division von Pamplona ausgerückt. Die Truppen durchziehen in zwei Colonnen die Ufer des Ebro in der Richtung nach Miranda. Ein am 2 von Madrid abgegangener Cabinetscourier ist am 7 in Bayonne angekommen und hat gemeldet, daß die Factiosen die Heerstraße nicht mehr besetzt hielten. Die Umgebungen von Aranda werden von Banden durchzogen, die Alles, was ihnen in den Weg kommt, plündern und verheeren. Man nennt drei Dörfer, die sie verbrannt haben. Man erwartete am 5 zu Aranda den Brigadier Zurbano, der 5000 Mann unter seinen Befehlen haben soll.

Großbritannien.

Ein schreckliches, seit längerer Zeit in England unerhörtes Ereigniß hat sich so eben 6 Uhr Nachmittags hier zugetragen: ein Mordversuch auf die Königin und den Prinzen Albert. Beide, Ihre Maj. und Se. k. Hoh., machten diesen Nachmittag ihre gewöhnliche Spazierfahrt nach Constitution-Hill, als ein männliches Individuum an den Wagen springend zwei Pistolen rasch hintereinander auf sie abfeuerte. Die Schüsse fehlten, und der Thäter ward sogleich ergriffen. Prinz Albert befahl dem Kutscher weiterzufahren, als ob nichts vorgefallen wäre. Alle nähern Umstände des Ereignisses sind noch unbekannt, doch schreibt man die That allgemein einem jener unglücklichen Verrückten zu, die den Palast der Königin seit ihrer Thronbesteigung beständig belagert haben; an einen politischen Beweggrund denkt Niemand. Das einzig Bedenkliche bei der Sache wäre also der nachtheilige Einfluß, den der Schrecken auf die jetzige Lage der Königin gehabt haben könnte. Das Haus der Gemeinen hat sich nach den kurzen Pfingstferien heute zum erstenmal wieder versammelt: doch enthielten die vor Abgang der Post gepflogenen Verhandlungen nichts Bedeutendes.

Haus der Gemeinen. Sitzung vom 10 Jun. Auf eine Frage Hrn. Mackinnon's, ob die in dem neuen Handelsvertrag mit Frankreich beabsichtigte Herabsetzung des Zolls auf französische Weine auch eine ähnliche Zollherabsetzung für andere eingeführte Weine, namentlich spanische, portugiesische und Capweine zur Folge haben würde, antwortet Hr. Labouchere, daß er, wie bekannt, bei einer noch schwebenden Verhandlung1346 sich über keinen einzelnen Punkt derselben äußern dürfe, daß er aber jedenfalls das Abschließen eines Weinvertrags wie den einmal mit Portugal abgeschlossenen sogenannten Methuen-Tractat für sehr schlechte Politik halte, und daß es auch die Absicht der Regierung nicht seyn könne, einen solchen Vertrag anders als auf Bedingungen der Gegenseitigkeit zu gründen. Hr. W. Miles brachte hierauf seine Verführungsbill (Seductionsbill) zum zweiten Verlesen (bezweckend eine neue den verführten Mädchen größere Leichtigkeit zur Erlangung von Schadenersatz darbietende Gerichtseinrichtung, namentlich Uebertragung der Civiljurisdiction von den Gerichtshöfen zu einem summarischen Tribunal, bestehend nicht aus Geschwornen, sondern aus Magistratspersonen; jeder Mann, der vor diesem Tribunal durch zwei Zeugen überwiesen wäre, das Mädchen unter Eheversprechung verführt zu haben, sollte gehalten seyn, ihr eine Buße von 30 Pfd. zu entrichten. Uebrigens hat Hr. W. Miles country gentleman dabei insbesondere den Zustand der Taglöhnerclasse berücksichtigt). Der Attorney-General (Sir John Campbell) widersetzt sich dieser Bill wegen ihrer Mißlichkeit in der Anwendung, wiewohl er den Beweggründen des Verfassers Gerechtigkeit widerfahren läßt. Doch wird bei der Abstimmung das zweite Verlesen der Bill mit 57 gegen 56 Stimmen angenommen.

Frankreich.

Hr. Bouchotte, vormaliger Kriegsminister unter dem Convent ist am 8 Jun. in Metz in einem Alter von 83 Jahren gestorben. Er trat als Obrist in das Ministerium und als Obrist wieder aus, nachdem er mehr als 80 Generale ernannt hatte.

Hr. Lepoitevin, Pair von Frankreich, Ehrenpräsident des Pariser Gerichtshofs, ist am 10 Jun. in Paris in seinem 95sten Jahre gestorben.

In der Deputirtenkammersitzung vom 10 Jun., in welcher die Berathung über die Eisenbahnen begonnen wurde, sagte Hr. Galos: Ich bin erstaunt, daß diese Discussion, die sich alljährlich erneuert, bis jetzt kein neues Resultat, kein neues Licht gewährt hat. Nicht einmal die Erfahrung kommt uns zu Hülfe. Immer steht die Debatte da, wo sie war, als sie zum erstenmal der Kammer vorgelegt wurde. Dieselbe Ungewißheit, dieselben Meinungsschwankungen herrschen in der Darstellung der Beweggründe und in dem Berichte der Commission. Man fragt sich noch, ob Frankreich hinreichende Capitalien habe, um die Unternehmungen von Eisenbahnen Compagnien zu überlassen. Man ist über die Beziehungen zwischen der Verwaltung und der Privatindustrie noch nicht im Reinen, und doch sollten, so wie man einmal einige große Linien unternehmen will, alle präjudiciellen Fragen untersucht und gelöst seyn. Der Grundübelstand großer Arbeiten in Frankreich liegt in der Unzulänglichkeit der Capitalien; die Privatindustrie wird nie im Stande seyn, beträchtliche Linien zu unternehmen und auszuführen. Bei uns sind die Capitalien immobilisirt, an den Boden gebunden. Die Personen, die besitzen, besitzen wenig, und können nicht einen Theil ihrer Einkünfte in Unternehmungen wagen. In England gibt es große Besitzer, und diese können vereinigt große Summen schießen. Auch ist das in England herrschende Banksystem großen öffentlichen Arbeiten sehr günstig. Ebenso verhält es sich in Amerika. In Frankreich dagegen sind wir schon seit Jahrhunderten gewöhnt, alle Arbeiten von der Verwaltung gemacht zu sehen. Wenn die Regierung Compagnien zur Ausführung großer öffentlicher Arbeiten auffordert, so thut sie unter den geschilderten Umständen etwas Schlimmes und von der gewöhnlichen Norm Abweichendes. Wir sind noch nicht über das Princip selbst einig. Einige wollen die Eisenbahnen von dem Staate gebaut, andere glauben, nur Compagnien können sie mit Nutzen unternehmen. Die Wahrheit ist, daß uns die Capitalien fehlen und daß sich der Associationsgeist noch nicht hinreichend entwickelt hat, damit Compagnien für Arbeiten von solcher Wichtigkeit hinreichen könnten. Andrerseits hat die Regierung von den Compagnien nicht hinreichende Garantie gefordert, und ihnen allzu leichtsinnig einen Theil der Ausübung ihrer eigenen Macht überlassen. In England wird dabei weit mehr Vorsicht beobachtet. Die Compagnien müssen dort gleich anfangs ernstliche Bürgschaften vorlegen. Bei uns sind die Compagnien schlecht organisirt, haben unzureichende Statuten, und die Actionnäre sind nicht fest genug an die wirkliche Zahlung der von ihnen unterschriebenen Capitalien gebunden. Die Compagnie der Eisenbahn von Orleans hat z. B. nicht die Hälfte ihres Capitals zusammengebracht. Der Redner ist der Ansicht, daß man gefehlt habe, das Maximum des Tarifs mit 10 Cent. für den Kilometre und auf einen Reisenden zu erhöhen; man müsse den Compagnien freiere Hand in Fixirung ihrer Tarife lassen, die kleinlichen Förmlichkeiten, denen die Compagnien bisher unterworfen gewesen, und die unsäglichen Aufenthalt machten, vereinfachen. Uebrigens behalte er sich vor, bei der Discussion der Artikel sich über die verschiedenen Arten, wie man den Compagnien aufhelfen könne, zu erklären. Die Sitzung ward hierauf geschlossen.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 11 Jun. wurde die Debatte fortgesetzt. Die Hauptredner dieses Tags waren die HH. Duvergier de Hauranne, der Minister Jaubert und der Berichterstatter Gustav v. Beaumont. Wir müssen das Nähere darüber auf morgen verschieben, um für die am folgenden Tage abgegebene wichtige Erklärung des Hrn. Thiers Raum zu gewinnen.

〈…〉〈…〉Die Deputirtenkammer kam am 12 Jun., nachdem sie den Tag zuvor die allgemeine Erörterung über den Eisenbahnentwurf geschlossen hatte, an Erörterung des Art. 1, lautend: Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist ermächtigt, der Eisenbahncompagnie von Paris nach Orleans ein Zinsminimum von 3 Proc. und 1 Proc. Tilgung während 16 Jahren und 324 Tagen von dem Tag an, wo die Eisenbahn geendigt seyn, und in ihrer ganzen Ausdehnung befahren werden wird, zu garantiren. Es wurden drei Amendements dazu vorgelegt. Eines von Hrn. Luneau, lautend: Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist ermächtigt, der Compagnie der Eisenbahn von Paris nach Orleans im Namen des Staats eine Summe zu leihen, im Betrag von zwei Fünftheilen des durch die Statuten bestimmten Gesellschaftsfonds, nämlich 16 Millionen. Hr. Luneau hält die Zinsgarantie nur für eine Prämie zur Speculation und Agiotage. Hr. Duchatel spricht für den Commissionsantrag, und behauptet, daß der Beistand, wie ihn Hr. Luneau der Compagnie von Orleans geleistet wünsche, von ihr nicht angenommen werden würde. Dieß komme einer Verwerfung der Ausführung der Eisenbahn, oder wenigstens einer Vertagung auf das nächste Jahr gleich. Alle umgebenden Nationen errichten jetzt Eisenbahnen, nur Frankreich beschäftige sich nicht damit. Das fragliche Amendement stelle nicht die Existenz der Compagnie, sondern die Eisenbahnen selbst in Frage. (Bewegung.) In früherer Zeit habe zwar auch er (der Redner) Gefahr bei der Zinsgarantie gesehen, jetzt habe er sich aber vom Gegentheil überzeugt. Das von Hrn. Luneau aufgestellte Princip, daß man einer Unternehmung das, was man einer andern gewährt hätte, nicht versagen könnte, sey allzu absolut. Der Staat gewähre seinen Schutz mit Unterscheidung1347 je nach den Umständen, über die er Richter sey. Die Bedingungen der Vollziehung, die günstigen oder ungünstigen Chancen seyen ja nach den Oertlichkeiten sehr verschieden. Auch trete die Zinsengarantie erst nach der völligen Ausführung der Eisenbahnen in Kraft. Nun lasse sich nicht annehmen, daß sie nichts eintragen würden. Ihre Erträgnisse würden aber um eben so viel auch die von dem Staat übernommenen Verpflichtungen vermindern. Die Gefahr für den Staat sey sonach sehr gering. Hr. Thiers: Ich habe nach der Rede des Hrn. Duchatel nur wenig beizufügen. Ich bin immer Anhänger der Ausführung durch den Staat gewesen (Bewegung) und meine Meinung hat sich in dieser Hinsicht seit zehn Jahren nicht geändert. In diesem Fall hätte man aber 5 bis 600 Millionen von Ihnen verlangen müssen, und sicher hätte man dann die Klagen über ein Deficit vernommen. Ich glaube daher jetzt, daß man die Mitwirkung der Compagnien zulassen muß. Ruft man aber die Compagnien herbei, so muß man sie auch unterstützen und aufmuntern. Die beste Aufmunterung ist die Garantie der Zinsen. Darin liegt die Gewißheit für die Familienväter, die ihre Fonds einlegen, sie nicht zu verlieren. Ich sehe durchaus nichts Uebertriebenes darin. Die Maaßregel ist löblich, und es ist kein Grund vorhanden, sie zu verwerfen. (Bewegung.) Ich weiß, daß es örtliche Interessen gibt, die zum voraus ihren Entschluß gefaßt haben, Alles, was vorgeschlagen werden wird, als schlecht zu bezeichnen. Wir haben aber vor Allem nur das allgemeine Interesse zu Rathe zu ziehen. (Sehr gut!) (Abgang der Post.)

Hr. Lepeletier d'Aulnay hat die Verrichtungen als Mitglied der unter der Präsidentschaft des Hrn. v. Broglie zur Prüfung der Fragen über die Negersklaverei und die politische Constitution der Colonien niedergesetzten Commission nicht angenommen, und der König hat an dessen Stelle Hrn. Rossi, Pair von Frankreich, und Hrn. Regnard, Mitglied der Deputirtenkammer, berufen.

Man spricht in Paris schon seit mehreren Tagen von einer bevorstehenden Revue der Nationalgarde. Das Siècle findet dafür einen sonderbaren Anlaß: Man versichert, der Kaiser Nikolaus werde dieser Revue beiwohnen. Die Anwesenheit des Kaisers Nikolaus in unsern Mauern wird viele Auslegungen veranlassen. (Andere Pariser Blätter wiederholen schon seit einigen Tagen diese Erfindung.)

Die Deputirtenkammer beschäftigt sich seit gestern mit den Eisenbahnen; es ist hauptsächlich die Frage von dem Tarif, d. h. von den durch die Reisenden zu zahlenden Gebühren. Die Unternehmer verlangen die Berechtigung, den Tarif über das Maaß hinaus zu erhöhen, welches sie bei Nachsuchung der Bestätigung der Regierung selbst angegeben hatten. Beim Beginn der Arbeiten verrechnete man sich überall über den Betrag des Kostenaufwands, und ohne Erhöhung der damals aufgestellten Tarife wird keine der Unternehmungen ohne Schaden wegkommen. Mehreren der gegen die vorgeschlagenen Erleichterungen der Unternehmer eingeschriebenen Redner wird wohl nicht ganz mit Unrecht der Vorwurf gemacht, sie seyen von Privatinteressen geleitet. Diesen Morgen fand eine Versammlung der Deputirten der linken Seite statt, um über die Frage zu verhandeln, ob man darauf bestehen solle, daß die Motion des Hrn. v. Remilly noch vor dem Schlusse der Session debattirt werde. Selbst die aufrichtigen Anhänger der Motion haben sich für Vertagung auf die nächste Session ausgesprochen, weil in diesem Augenblick, bei der gänzlichen Müdigkeit der Kammer, Hr. Thiers unter Beihülfe des Restes der 221 leicht eine Verwerfung zu Stande bringen könnte. Bei dieser Gelegenheit wurde vieles über die nichtgehaltenen Versprechungen des Hrn. Conseilpräsidenten gesprochen; es fielen auch mancherlei Vorwürfe gegen Hrn. Barrot wegen seines zu großen Vertrauens, und man bezeichnete die Versetzungen der Präfecten und Unterpräfecten als bloßes Gaukelspiel ohne Wirkung zu Gunsten der Grundsätze der linken Seite. Dieser Tage erwartet man den Bericht der Commission über jene Motion; wie ich Ihnen bereits schrieb, hat die Mehrheit der Commissarien den Vorschlag verworfen, mehrere Aemter mit dem des Deputirten unverträglich zu erklären. Dagegen soll sie zugeben, daß kein Deputirter, der nicht Beamter ist, während er Mitglied der Kammer bleibt, eine Stelle annehmen dürfe, und daß diejenigen, die bereits vor der Wahl ein Amt bekleideten, nur eine Beförderung nach Ordnung der Hierarchie erhalten können. Beinahe einstimmig werden die Deputirten die Aussetzung der Debatten bis zur nächsten Session verlangen oder bewilligen. Vor ein paar Tagen vereinigten sich 7 bis 800 Personen zu einem Mittagsessen an der Barrière du Montparnasse, in der Absicht, sich öffentlich zu Gunsten der von der radicalen Partei begehrten Wahlreform auszusprechen. Die HH. Laffitte, Arago und Garnier-Pagès waren eingeladen, beide erstere erschienen und präsidirten. Hr. Garnier-Pagès fand sich nicht ein. Diese Thatsache gibt zu mannichfaltigen Commentarien Veranlassung; einestheils nimmt die Linke den HH. Laffitte und Arago übel, durch ihre Assistenz sich zu dem extravaganten Ansinnen eines allgemeinen Wahlrechts zu bekennen, anderntheils sieht man die Handlung des Hrn. Garnier-Pagès als einen Beweis an, daß er sich von der radicalen Partei lossagt, und es künftig mit der dynastischen Linken halten will. Das ist auch wirklich die klügere Ansicht, da nach der Lage, worein Hr. Barrot sich gesetzt hat, für Hr. Garnier-Pagès alle Hoffnung obwaltet, als Chef dieser Partei anerkannt zu werden. Die gestern hier officiell bekannt gewordene Nachricht des Todes Sr. Maj. des Königs von Preußen hat bei denjenigen Franzosen großen Eindruck verursacht, welche noch immer glauben, der bisherige Kronprinz sey voll kriegerischer Entwürfe. Der unterrichtetere Theil hält aber dieses Gerücht für ungegründet, und zweifelt nicht an der Handhabung des Friedens.

Die vorgeblichen Bekenntnisse Eliçabide's sind, Gottlob! ohne Grund. Das Gerücht hatte so allgemeinen Glauben gefunden, daß es selbst in die hiesigen Zeitungen überging, und nun die Runde von ganz Frankreich macht. Es ist schwer zu begreifen, wie sich Jemand mit Erfindung von Lügen so empörender Art befassen mag.

Die Expeditionsarmee hat sich wieder in Bewegung gesetzt: die erste Division marschirte am 2 d. bei einem heftigen Samum oder Wüstenwind ab, von dem die arme Infanterie viel gelitten haben wird; am folgenden Tage folgte ihr die zweite, und am nämlichen Tage verließ der Marschall Valée mit seinem Generalstab Algier. Den Tag vorher war ein Dampfboot als außerordentlicher Courier von Frankreich gekommen; es hatte weder Reisende noch Briefe, sondern nur eine Depesche für den Marschall mitgebracht. Man behauptet, es sey der Befehl, den Abgang der Truppen aufzuschieben. Ist das begründet, so gab der Marschall nicht viel auf den ministeriellen Befehl. Freilich ist es nicht das erstemal, daß er so gehandelt hat. Gestern kam ein zweites Dampfschiff ebenfalls nur mit einer Depesche für den Marschall an. Alles, was man bis jetzt von den Operationen der Armee weiß, ist, daß sie am 4 Jun. die Chiffa überschritten. Was weiter geschehen seyn kann, ist uns Dank der außerordentlichen Zurückhaltung des Oberfeldherrn in Bezug auf Neuigkeiten noch unbekannt. Nur die Araber haben das Privilegium, Alles, was wir thun,1348 zu wissen, während wir von ihren bedeutendsten Handlungen und Bewegungen nichts erfahren. Hätte der Marschall die 250,000 Fr., die ihm als geheime Fonds überschickt wurden, statt 200,000 Fr. zurückzuschicken, ihrer wahren und nützlichen Bestimmung gemäß angewendet, so hätte er z. B. im November 1839 erfahren, daß in einer öffentlichen von Abd-El-Kader am 3 Jul. zu Taza gehaltenen Versammlung der Krieg gegen uns beschlossen wurde. Durch das Zurückschicken glaubte er in Frankreich eine hohe Idee von seiner Rechtlichkeit in der Verwaltung zu erwecken, hat aber dadurch bei verständigen Leuten nur einen neuen Beweis seiner völligen politischen Unfähigkeit gegeben. Trotz des Abgangs der Truppen haben sich in der Nähe von Algier jene Scenen von Raub und Mord noch nicht wiederholt, die während der Expedition nach Medeah vorfielen. Doch scheinen einige traurige Anzeigen neues Unglück dieser Art zu verkündigen. Die Cheraga, ein kleiner Stamm, der jenseits Sidi Ferrutsch 3-4 Meilen westlich von Algier sich festgesetzt hat, sind heimlich davon gegangen. Diese Auswanderungen verkündigen fast immer baldige Angriffe, da die Eingebornen nur in der Furcht, Opfer von Feindseligkeiten zu werden, deren Ausbruch ihnen bekannt ist, sich dazu entschließen.

Niederlande.

In der verflossenen Nacht ist in hiesiger Residenz die betrübende Nachricht von dem Tode des Königs von Preußen eingetroffen. Die zweite Kammer der Generalstaaten wollte gestern eine Sitzung halten. Da sich aber nur 26 Mitglieder eingefunden hatten, wurde dieselbe auf heute ausgesetzt. Wie man aus Gröningen erfährt, sind J. H. Bolt und E. Meter, Drucker und Redacteur des eingegangenen Dolmetschers der Freiheit beschuldigt: 1) dahin getrachtet zu haben, die Regierung in Mißachtung zu bringen, Mißtrauen gegen die Regierung und Unruhe und Unzufriedenheit im Volke zu erwecken; 2) das Verlangen nach einer Veränderung der Regierung zu erkennen gegeben zu haben; 3) dahin gestrebt zu haben, daß in Gröningen ein Aufstand ausbrechen, derselbe von Tausenden unterstützt und mit Brandlegung verbunden werde; 4) in der Wohnung des Meter sey eine Schrift gefunden worden, welche den Titel führt: Entwurf der Gesellschaft, genannt: die republicanische Gesellschaft. Diese Beschuldigungen erproben sich aus dem Gange der Untersuchung, und es möchte keiner Frage unterliegen, daß die Beschuldigten, welche die Strenge des Gesetzes schwer treffen wird, einen Umsturz der Regierung herbeizuführen suchten. Noch mehrere Personen sind in diesen Proceß verwickelt, ohne aber gefänglich eingezogen worden zu seyn.

Italien.

Fast täglich eilen Couriere von oder nach Neapel hier durch, und wir hören bei dieser Gelegenheit, daß sich die Hoffnung immer mehr zur Gewißheit gestaltet, bald alle Mißverhältnisse mit England ausgeglichen zu sehen, zumal da diese Macht sich über Erwartung mäßig in ihren Forderungen zeigt. Das Gerücht sagt, England bestehe zugleich auf Abschließung eines Handelscontracts, wozu sich die Regierung von Neapel auch geneigt zeigen soll, indessen wolle sie darüber erst unterhandeln, wenn die Flotte entfernt ist, damit aller Schein von Zwang hinwegfalle. Wie wir früher schon meldeten, hat der Malteserorden in der Lombardei, in dem Königreich beider Sicilien, und erst ganz kürzlich auch in Parma von den Regierungen dieser Länder als Ersatz für früher besessene Comthureien Entschädigungen und die Erlaubniß erlangt, neue Besitzungen für den Orden zu erwerben. Gleiche Vergünstigungen erwartet man nun auch von dem Herzog von Modena und dem König von Sardinien. Der bekannte Beförderer und Gönner der Kunst neuerer Zeit, Chef des großen Bankierhauses Torlonia, Herzog Alexander Torlonia, hat sich mit der Tochter des reichen Fürsten Don Apreno Colonna Doria del Caretto, Sforza, Visconti, Erb-Großconnetable des Königreichs Neapel, ersten Fürsten des päpstlichen Stuhls, Donna Teresa, verlobt.

Die Mittheilung der russischen Regierung an den römischen Hof hinsichtlich der Entfernung des Bischofs von Podlachien hat in Rom einige Verlegenheit erzeugt, indem die russische Legation in Rom seit längerer Zeit und zu wiederholtenmalen von dem Papste die Entfernung des Bischofs, zuletzt mit dem Beifügen, verlangt hatte, daß die russische Regierung sonst gezwungen wäre, aus eigener Machtvollkommenheit in dieser Sache zu handeln. Dieses Verlangen war immer erfolglos geblieben. Wenn es wahr ist, was mit Bestimmtheit behauptet wird, daß sich unter den Papieren des Bischofs von Podlachien Briefe des apostolischen Nuncius in .... befunden haben, durch welche ersterer aufgefordert werde, von dem eingeschlagenen Wege nicht abzuweichen, so dürfte dieß nur dazu beitragen, jene Verlegenheiten noch zu steigern. Die in Bourges gefangen gehaltene spanische Königsfamilie soll sich, nach in Rom eingetroffenen Briefen, in der dürftigsten Lage befinden. Die Gemahlin des Don Carlos soll schon ihre letzten Diamanten verkauft haben, um die nöthigsten Bedürfnisse bestreiten zu können, da man die Anerbietungen Frankreichs, die unter demüthigenden Bedingungen gemacht wurden, nicht annehmen, und lieber das in Blaye zu ihrer Aufnahme vorbereitete Gefängniß beziehen will.

Deutschland.

Den neuesten Nachrichten zufolge dürfte Se. Maj. der Kaiser Nikolaus zu einem kurzen Besuche in Darmstadt bereits angekommen seyn, vielleicht in diesem Augenblick jene Stadt schon wieder verlassen haben. Das heute erschienene Regierungsblatt bringt eine Bekanntmachung, die künftige Nichtannahme der k. sächsischen Sechstel - und Zwölftel-Thalerstücke bei Zahlungen an Zollvereinsgefällen betreffend, dann eine Bekanntmachung über die 13te Verloosung der 4procentigen mobilisirten Staatsschuld im Betrage vom 6 Millionen Gulden, welche Dienstag den 30 Jun. vorgenommen wird. Nebst Emil Devrient gibt dermal auch der bekannte Schauspieler Anschütz (vom Wiener Burgtheater) und dessen Tochter hier Gastrollen. Trotz der herrlichen Witterung und des aufgehobenen Abonnements war darum gestern unser Schauspielhaus gefüllt, wo Lessings Nathan mit großem Erfolge ohne alle Auslassung aufgeführt wurde, eine Dichtung, die manche Worte enthält, die ihr in unsern Tagen doppeltes Interesse geben.

In der Sitzung der zweiten Kammer vom 5 Jun. führte die Tagesordnung zur Discussion des Berichts des Abg. Lauer über den Zolltarif. Der Abg. Lauer berichtet zunächst über einige Petitionen der Baumwollenspinnereien im Großherzogthum; sie seyen im Wesentlichen erledigt durch den Bericht über den Tarif, der den betreffenden Gegenstand im Sinn der Petenten behandle, nur daß letztere noch einen höhern Zoll wollten als die Commission. Völcker: Was die Anträge des Commissionsberichts selbst betrifft, so enthält er am Schlusse zwei Anträge: 1) Die Kammer möge dem provisorischen Gesetz vom 24 Oct. 1839, den Vereinszolltarif für die Jahre 1840, 41 und 42 betreffend, die Zustimmung ertheilen, und 2) die Erwartung aussprechen, daß der Eingangszoll auf ein - und zweidrähtiges Baumwollegarn in allmähliger Progression von 2 pr. Thlr. auf 4 pr. Thlr. p. Ctn.1349 erhöht und die hohe Regierung dahin wirken möge, daß noch während der jetzigen Tarifsperiode diese Maaßregel bezweckt werde. Der Abg. Völcker ergreift das Wort über Nr. 2, um den Commissionsantrag zu unterstützen, und zugleich zu bitten, man möge auch den Leinenspinnereien die gebührende Rücksicht schenken, diesem neuen im Aufblühen begriffenen Industriezweig, der ohne verhältnißmäßigen Schutz die Concurrenz mit den englischen Fabriken nicht aushalten könne. Auch Frankreich habe den Zoll auf Leinengarn sehr erhöht; dieser Staat hege die Meinung, gegen eine Ermäßigung des Viehzolls werde der deutsche Zollverein sich auch seinerseits zu Concessionen Frankreich gegenüber gern verstehen; man möge aber sich dadurch nicht verleiten lassen, die Interessen der Vereinsfabriken zu sehr zu benachtheiligen; was Frankreich anbiete, sey nicht so bedeutend, denn unser Vieh könne es doch nicht entbehren; der hohe Zoll schade nur ihm selbst, nicht uns. Knapp bringt einige, den Hanf betreffende Petitionen in Anregung, worauf Zentner als Berichterstatter darüber die Auskunft gibt, daß der Bericht fertig, aber noch nicht erstattet sey; bei Gelegenheit der Berichterstattung in der Kammer werde dieser Gegenstand näher zu erörtern seyn. Rettig unterstützt die Ansichten in Betreff der Leinenspinnereien und macht aufmerksam auf die Wichtigkeit der Hanfproduction. Sander bekämpft Völcker's Ansichten in Betreff des französischen Viehzolls; von Seite der Fabriken möge es für gleichgültig erachtet werden, ob er herabgesetzt werde, oder nicht; ein anderes Interesse aber habe die Landwirthschaft und diese verdiene keine geringere Berücksichtigung, als jene. Der Abg. Völcker irre sich, wenn er glaube, der hohe Viehzoll habe auf den Verbrauch keinen Einfluß, Paris z. B. brauche jetzt, mit 300,000 Einwohner mehr, weniger Vieh, als früher, wo der Viehzoll geringer gewesen sey. Nicht einverstanden sey er ferner mit den Ansichten über den Schutz inländischer Industrie, denn er sehe darin nur ein Hinderniß für eine allgemeine europäische Handelsfreiheit. Völcker entgegnet, daß gerade die fremden Staaten am weitesten von diesem System der Handelsfreiheit entfernt seyen, denn sie hätten zum Theil noch Prohibitivsystem, während der deutsche Zollverein nur mäßige Schutzzölle habe, die seine eigene Industrie gegen die Concurrenz der fremden Staaten kaum zu schützen vermögen. Er habe nie der Begünstigung der Fabriken auf Unkosten der Landwirthschaft das Wort gesprochen; im Gegentheil sey bekannt, daß die Landwirthschaft durch manche Fabriken sehr gehoben und gefördert werde. Aschbach will, daß die Frage wegen des Leinengarns erst bei Erledigung der einschlagenden Petitionen erörtert werde, und bedauert, im Berichte des Abg. Lauer gelesen zu haben, daß den Wünschen Badens auf dem Zollcongreß in Betreff dieses Punktes nicht willfahrt worden sey. Geheimer Referendär Regenauer zeigt, daß in Bezug auf den Commissionsbericht ein Mißverständniß unterlaufe. Knapp erklärt sich wie Völcker; der Viehhandel nach Frankreich sey nicht so hoch anzuschlagen; ein großer Theil des nach Frankreich gehenden Viehs gehöre nicht Baden selbst an, sondern andern Vereinsstaaten; man solle sich durch Concessionen Frankreichs in dieser Hinsicht nicht irre machen lassen, und namentlich das Interesse der badischen Weinproducenten nicht aus den Augen lassen. Martin unterstützt den Commissionsbericht und spricht über die Verhältnisse zu Frankreich und was der Verein, namentlich Baden, etwa von Concessionen und Verhandlungen mit diesen Staaten zu erwarten habe. Der Finanzminister v. Böckh: Wäre heute die Frage eines Zollvertrags mit Frankreich an der Tagesordnung, so würde ich auf eine geheime Sitzung antragen. Von Seite der Regierung erwarten Sie nicht, daß man über diesen Gegenstand sich hier äußere. Lauer erklärt sich über den Viehzoll wie Sander, dessen Ansichten von einer allgemeinen Handelsfreiheit übrigens durchaus unpraktisch seyen und vor der Hand noch auf lange hinaus ins Reich der Träume gehören würden, wie ein Blick auf die Handelssysteme der verschiedenen europäischen Staaten zeige. Das absolute Prohibitivsystem verliere allerdings täglich mehr an Terrain, aber die financiellen Verhältnisse der einzelnen Staaten erlaubten zur Zeit nicht, auf den Ertrag alles und jeden Zolls zu verzichten; jedenfalls sey das System der mäßigen Schutzzölle, wie der Zollverein es aufstelle, als ein großer Fortschritt dem Prohibitivsystem gegenüber zu betrachten. Nach dieser Discussion wird der erste Antrag der Commission angenommen.

(Beschluß folgt.)

Die Kaiserin von Rußland wird auf der Reise nach Ems nächsten Dienstag hier eintreffen und erst Donnerstag unsere Stadt wieder verlassen. Ihre Maj. reist im strengsten Incognito und Empfangsfeierlichkeiten werden also keine stattfinden; am russischen Hof werden aber bereits die Vorbereitungen zur Aufnahme der hohen Frau getroffen. Der Kurprinz-Mitregent von Hessen ist heute von Hanau hier eingetroffen und, wie man hört, auf der Taunuseisenbahn gefahren. Thalberg verweilt in unserer Stadt.

Preußen.

Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland und Ihre kais. Hoheiten der Großfürst-Thronfolger und die Großfürstin Olga sind nach Weimar abgereist. Se. k. Hoh. der Prinz Friedrich ist von Düsseldorf hier eingetroffen. Se. Durchl. der Herzog von Anhalt-Dessau ist nach Dessau abgereist. (Preuß. St. Z.)

Nachdem gestern in den Vormittagsstunden in der Hauptstadt dem tiefbetrauerten Monarchen mit königlichem Gepränge die letzten Ehren erwiesen worden waren, wurde die sterbliche Hülle Sr. hochseligen Maj. in der Stille der Nacht nach der letzten Ruhestätte, der Gruft im hiesigen Schloßgarten, geleitet. Bei einbrechender Dunkelheit schaarten sich zu beiden Seiten der Chaussée bis zum königlichen Schlosse die Einwohner Charlottenburgs und der Umgegend in dichten dunklen Massen, und erwarteten mit klopfendem Herzen den Augenblick, wo die entseelte Hülle des Vielgeliebten zum letztenmal von ihnen begrüßt werden sollte. Charlottenburg ist von des hochseligen Königs Maj. vor allen andern hochgeehrt worden. Es sind die schmerzlichen Erinnerungen des 19 Jul. und 7 Jun., von einem gemeinsamen Grabmal umschlossen, unsrer Liebe und unserm Gedächtniß vorzugsweise anvertraut worden! Bald nach Mitternacht nahte sich der stille Trauerzug, den Harrenden durch Fackelschein aus der Ferne verkündet. Derselbe bewegte sich durch die immer dichter gewordenen Massen, die ihn lautlos und unbedeckten Hauptes empfingen, bis zu dem Gitter des Schloßgartens, wo ein zahlreicher Männerchor, die Choräle Jesus, meine Zuversicht und Auferstehn, ja auferstehn anstimmten. Von hier ab hörten die Bezeugungen öffentlicher Theilnahme auf, indem, allerhöchster Bestimmung gemäß, der letzte Theil dieser nächtlichen Feier ohne die mindeste Störung von außen im engsten Kreise der königlichen Familie vollzogen werden sollte. (Preuß. St. Z.)

König Wilhelm III ruht nunmehr nicht in dem Invalidendome zu Potsdam, neben seinen erlauchten Vorfahren, sondern wie es seinem häuslichen prunklosen Leben entspricht neben der Königin Luise in dem einfachen Grabgewölbe unter stillen Trauerweiden im Schloßgarten1350 von Charlottenburg. Die Einbalsamirung seines Körpers hatte er sich verbeten; die Beisetzung erfolgte daher auch rascher nach dem Tode, als sonst bei so hohen Personen zu geschehen pflegt. Majestätisch war Morgens der Zug nach der Kirche, bei dem ein Kaiser, zwei Könige und viele andere Fürsten sich befanden, aber noch majestätischer Nachts der vom Mond beleuchtete Trauerzug nach Charlottenburg, dem wenigstens an dreißigtausend Menschen sich angeschlossen hatten, so daß die Straße, die eine halbe Meile lang durch den Thiergarten nach dem Schlosse dieser Nachbarstadt sich zieht, in der sonst so stillen Mitternachtsstunde voll Leben und Bewegung war. Der regierende König hatte sich bereits Nachmittags zur Ruhestätte seiner verewigten Mutter begeben, wo er und die Seinigen die irdischen Ueberreste des geliebten Vaters empfingen, und wie es bereits in der Kirche geschehen war, abermals in stillen Gebeten und thränenvollen Umarmungen ihren Schmerz aussprachen. Der einzige Trost, den der König in seinem Leide sich bisher gegönnt hat, besteht darin, daß er die treuesten Diener seines verewigten Vaters mit Belohnungen überhäuft. So hat er dem Oberhofmeister der Königin Luise, Freiherrn v. Schilden, der ein persönlicher Freund Friedrich Wilhelms III war und den Monarchen täglich schon des Morgens früh besuchte, während er sich von aller andern Gesellschaft, um dem König allein zu leben, ganz fern hielt, den großen schwarzen Adlerorden verliehen. Der Oberst v. Lindheim, vortragender Adjutant des Dahingeschiedenen, ist zum Generalmajor ernannt. Gegen andere persönliche Freunde seines Vaters, namentlich gegen den Minister Fürsten v. Witgenstein, den Minister Grafen v. Wylich und Lottum, und den Freiherrn Alex. v. Humboldt, hat sich Se. Maj. bereits, wie allgemein erzählt wird, in dankbarster Weise ausgesprochen. Humboldt ist, wie es heißt, zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften designirt, einer Stelle, die seit vielen Jahren unbesetzt ist. Der königlichen Gnadenbeweise gegen die allgemein verehrte Frau Fürstin v. Liegnitz ist bereits früher gedacht worden. Man vernimmt, daß die bedeutende Appanage, die ihr ausgesetzt worden, auf das vom König hinterlassene Privatvermögen dotirt sey. Gegenwärtig hält sich die Fürstin auf dem nahen Lustschloß Schönhausen auf, um sich von ihren großen Anstrengungen zu erholen. Die russische Kaiserfamilie ist über Weimar nach Ems abgereist. Der hier zum königlichen Leichenbegängniß eingetroffene König von Hannover ist in seinem Privathotel unter den Linden abgestiegen, wo auch die Königin von Hannover erwartet wird. Unser König und die Königin verweilen wiederum in Sanssouci.

Rußland.

Se. Maj. der Kaiser haben befohlen, daß der Erzbischof von Litthauen, Josephus, und dessen Nachfolger ihren Sitz in Wilna haben und hinfür den Titel Erzbischof von Litthauen und Archimandrit des Klosters der heiligen Dreieinigkeit in Wilna führen sollen. Der Bischof von Polotsk wird hinfür Bischof von Polotsk und Witepsk heißen. Der bisherige Redacteur des Litthauischen Boten Marzzinowskij, ist dieser Redaction enthoben und die genannte Zeitung unter die Leitung des Chefs des weißrussischen Lehrbezirks gestellt worden. (Petersb. Bl.)

Der heurige Feldzug der kaukasischen Bergvölker hat die Früchte langjähriger Anstrengungen der Russen vernichtet. Ihre ersten Angriffe waren, obschon mit Ungestüm ausgeführt, doch nicht auf so große Resultate berechnet, wie sie sich in der Folge wirklich herausgestellt haben. Die Nothwendigkeit, eine größere Macht, als die bis jetzt verwendete, an der tscherkessischen Küste zu entwickeln, hat Rußland zu nicht unbedeutenden Modificationen der frühern Anordnungen vermocht. Ich hatte Ihnen bereits unterm 2 Mai gemeldet, daß die in Kertsch und Sebastopol eingeschifften Truppen zurückgehalten wurden, weil sie zur Expedition als unzulänglich erschienen, andere Truppen aber nicht disponibel waren, da theils eine hinlängliche Macht in Odessa und Sebastopol wegen möglicher Ereignisse in Kleinasien concentrirt bleiben mußte, andererseits aber die Zusammenziehung eines Lagers von 50,000 Mann zwischen dem Pruth und dem Dniester von St. Petersburg angeordnet war. Ich schrieb Ihnen zugleich, daß man in dieser Hinsicht nähere Befehle abwarten wollte. Diese sind nun erfolgt. Die Zusammenziehung des erwähnten Lagers ist contremandirt worden und der größte Theil des fünften Corps, zu dessen Hauptquartier bereits Odessa bestimmt gewesen, ward nun nebst den früher bezeichneten Truppen nach der kaukasischen Küste beordert. Dagegen sollen andere Truppen, die zur Errichtung des Lagers bestimmt waren, sich in Odessa zusammenziehen. Von dem fünften Corps sind schon über 10,000 Mann eingeschifft, und wahrscheinlich in diesem Augenblick bereits nach Tscherkessien unter Segel. Nach dem von dem berufenen Kriegsconseil gefaßten Plane sollen die Operationen gegen die Kaukasier eben so wie im vorigen Jahre von drei verschiedenen Angriffspunkten begonnen werden, nämlich vom Kuban, von der Küste des schwarzen Meeres und von Mingrelien und Kachetien aus. Dieser concentrische Angriff wird inzwischen mit einer sehr bedeutenden Macht ausgeführt werden. Man behauptet, daß über 40,000 Mann im Ganzen dazu verwendet werden sollen. Die Mündung des Tuabs ist vorläufig als der Landungspunkt für die See-Expedition bestimmt, wo man auf einen verzweifelten Widerstand von Seite der Tscherkessen gefaßt ist. Nachrichten aus Konstantinopel melden, daß die Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft wieder Demarchen bei der Pforte gemacht, um die Bewilligung zur Herstellung eines Canals von Rassowa nach Kustendsche zu erwirken. Unsere Stadt würde durch die veränderte Richtung der Schifffahrt und des Handels unendlich viel verlieren, noch mehr aber die russische Niederlassung von Sulina, die einen großen Flor bereits versprach, durch die Herstellung der projectirten neuen Wasserstraße bald wieder verkommen müßte. Hier hegt man daher die Hoffnung, daß Rußland den Plan nicht zur Ausführung kommen lassen werde.

Nachrichten aus Odessa zufolge wird das ganze Corps des Generals Lüders 20,000 Mann stark nach den Ostküsten des schwarzen Meeres übergeschifft. Die Expedition soll sich in zwei Hälften theilen, von denen die eine an der tscherkessischen, die andere an der abchasischen Küste gelandet werden wird. Dieß wäre nun, wenn man die andern zu dem heurigen Feldzug gegen die Kaukasier bestimmten Truppen hinzurechnet, eine fast zu imposante Macht, deren Verpflegung auf unübersteigliche Hindernisse stoßen müßte. Man ist daher geneigt zu glauben, daß die Hälfte des Lüders'schen Corps nicht in Abchasien, sondern bei Poti landen, und dann nach den südlichen transkaukasischen Provinzen seine Richtung nehmen werde. In diesem Falle würde eine solche Maaßregel auf die Stellung der Russen in Mittel - und Kleinasien berechnet seyn, und sich wahrscheinlich auf die persischen oder türkisch-ägyptischen Wirren beziehen. Ich lasse die Stichhaltigkeit dieser Muthmaßung dahin gestellt, und verbürge Ihnen bloß den Umstand, daß auf jeden Fall für die Expeditionstruppen zwei verschiedene Landungspunkte bestimmt sind.

Oesterreich.

Außer dem Tode eines Gliedes der eigenen Herrscherfamilie konnte nichts einen tieferen, allgemeinern,1351 schmerzlicheren Eindruck auf die Bewohner Wiens, ja man darf sagen, der Monarchie machen, als die Nachricht vom Hinscheiden Friedrich Wilhelm III. Ein fester, treuer, bewährter Bundesgenosse in den Tagen gemeinsamer Gefahr und gemeinsamen Ruhmes; ein aufgeklärtes, maaßhaltendes, tugendhaftes Haupt im Areopage deutscher Fürsten; ein durch und durch ehrenhafter, rechtlicher, wohlwollender Mensch ein solcher ward der König von Preußen überall in Oesterreich erkannt und geachtet. Von diesen Eigenschaften hat die Schmeichelei keine hinzugefügt, kann Mißwollen keine hinwegläugnen. Die Bande der Einigkeit, die durch Uebereinstimmung der Gesinnungen und Grundsätze in Franz und Friedrich Wilhelm ihre Länder so innig umschlungen, wird keine Zeit lockern. Es ist tröstlich für die Zukunft Deutschlands, daß das Bündniß der verklärten Herrscher zugleich von den Gesinnungen der Völker gewährleistet wird.

Se. Maj. der Kaiser haben befohlen, daß fünf Wochen lang Hoftrauer, und zwar während der ersten drei Wochen die tiefe Trauer getragen werde. Auch bleiben heute Abend die beiden Hoftheater geschlossen. Ueberdieß hat Se. Maj. mittelst Handschreibens an den k. k. Hofkriegsrathspräsidenten anzuordnen geruht, daß das Husarenregiment König Friedrich Wilhelm diesen Namen für immerwährende Zeiten führe, und daß während der Zeit der Hoftrauer auf der Standarte dieses Regiments Flöre angebracht werden. Endlich will Se. Maj., daß dem jetzt regierenden König von Preußen die von seinem durchlauchtigsten Vater innegehabte Proprietärswürde übertragen werde. Zugleich hat Se. Maj., wie schon erwähnt, den Erzherzog Albrecht, erstgebornen Sohn des Erzherzogs Karl, beauftragt, sich nach Berlin zu begeben, um der Königsfamilie die Theilnahme des Kaiserhofes zu bezeugen, und Sr. Maj. dem jetzt regierenden Könige die üblichen Glückwünsche zu seiner Thronbesteigung zu überbringen. Se. kais. Hoh. der Erzherzog Albrecht hat in dieser Mission schon heute Mittag Wien verlassen; in seinem Gefolge befindet sich der Feldmarschall-Lieutenant und frühere Festungscommandant in Mainz, Frhr. Piret de Bihain. Man erinnert sich, daß zur Zeit des Todes Kaisers Franz der Prinz Wilhelm von Preußen in ähnlichem Auftrage von Berlin hieher gesendet worden war. I. Maj. die Frau Erzherzogin Marie Louise, Herzogin von Parma etc., ist schon vor vier Tagen in bestem Wohlseyn im Lustschlosse von Schönbrunn eingetroffen. Dem Vernehmen nach wird I. Maj. einige Wochen in Mitte der Kaiserfamilie verweilen, sich sodann nach Ischl begeben, dessen Wasser ihr schon einigemal die ersprießlichsten Dienste erwiesen, und von da nach ihren Staaten zurückkehren. Die französische Königsfamilie des ältern Zweiges Bourbon ist, Berichten aus Kirchberg zufolge, bereits wieder, und zwar ohne dießmal Wien zu berühren, daselbst angekommen, um den Sommer über dort zu verweilen; nur die Tochter der Frau Herzogin von Berry, Mademoiselle de Rosny, welche durch die Masernkrankheit in Mailand zurückgehalten wurde, wird in Kirchberg noch erwartet. Dem neuerdings in deutschen Zeitungen verbreiteten Gerücht: der Herzog von Bordeaux werde in kaiserl. russische Militärdienste treten, glaube ich auf das bestimmteste widersprechen zu dürfen. Die Frau Kurfürstin von Bayern, geborne Erzherzogin von Oesterreich Este, wird nun doch bis zum 20 d. dahier auf Besuch erwartet. Wie ich höre, werden auch die übrigen Höfe Italiens angegangen werden, sich der zwischen der hiesigen Regierung und der sardinischen abgeschlossenen Convention, den Schutz litterarischen Eigenthums betreffend, anzuschließen.

Graf Woyna, der kaiserlich österreichische Gesandte, am schwedischen Hofe ist bereits nach Kopenhagen abgereist, um wie früher gemeldet, dem Krönungsacte Sr. Maj. des Königs von Dänemark beizuwohnen und dann auf seinen Posten nach Stockholm zurückzukehren. Der kaiserlich österreichische Legationssecretär Freihr. v. Meysenburg ist zum kaiserlichen Botschaftsrath an die Stelle des als Geschäftsträger nach Hamburg bestimmten Hrn. Maximilian v. Kaisersfeld ernannt, der bisher in ersterer Eigenschaft bei der kaiserlich österreichischen Botschaft am russischen Hofe angestellt war. Se. Excellenz der Staats - und Conferenzminister Graf Kolowrat begibt sich gegen Ende dieses Monats auf seine Herrschaften in Böhmen und später von dort nach Ischl, welches in der dießjährigen Saison zahlreich besucht wird. Se. Excellenz der oberste Kanzler Graf Mittrowsky wird dem Vernehmen nach nächste Woche die Reise auf eine seiner Besitzungen in Mähren antreten. Es ist neuerdings von baldiger Rückkehr Sr. Durchl. des Fürsten Esterhazy nach London die Rede; den Herrn Bundespräsidialgesandten dagegen sollen, wie verlautet, Familienangelegenheiten noch einige Zeit hier zurückhalten. Während kürzlich mit Bestimmtheit gesagt wurde, Fürst Pückler-Muskau habe seine Besitzungen dem Prinzen von Coburg um die Summe von 1,600,000 Thaler überlassen, und werde noch längere Zeit hier verweilen, verlautet jetzt, daß dieser Kauf nicht zu Stande gekommen sey. Den Nachrichten zufolge, welche das Siebenbürger Wochenblatt unlängst mittheilte, hatte die Pest in Silistria und in allen Districten in Bulgarien seit 30 März gänzlich aufgehört gehabt, und es war, wie gewöhnlich nach Epidemien zu geschehen pflegt, seither eine bedeutende Verminderung in den Mortalitätsverhältnissen eingetreten.

Aus dem Saatzerkreis wird folgender beklagenswerther Vorfall gemeldet. Ein Oberlieutenant des daselbst stationirten Uhlanenregiments Coburg war kürzlich von einem Gemeinen desselben Regiments, der im letzten polnischen Aufstande eine Officierswürde begleitet haben soll, wegen angeblich beschimpfender Aeußerungen über Polen überhaupt zur Rede gestellt, und nach barscher Bejahung der deßhalb an ihn gestellten Frage aufs gröbste insultirt worden. Einer Antwort mit dem Säbel, zu welcher der Oberlieutenant alsogleich sich anschickte, kamen Freunde dieses Officiers zuvor. Der Schuldige wurde unverzüglich in Haft gebracht. Folgenden Tags sollte kriegsrechtliches Verhör und Spruch stattfinden, wobei der Insultirte erscheinen mußte. Als nun der Inquisit vorgeführt wurde, griff jener Officier in plötzlicher Aufwallung zum Säbel, und versetzte seinem Beleidiger durch einen Hieb über den Kopf eine tödtliche Wunde. Natürlich wurde er für diese sträfliche That zur Verantwortung gezogen, und ohne Zweifel wäre als gelindeste Strafe hiefür Cassation sein Loos geworden. Dieser neuen Schmach zu entgehen, machte der sonst gut prädicirte Officier durch einen Pistolenschuß seinem Leben ein Ende. Fast zu gleicher Zeit kam aus Amerika die Kunde von dem Ableben seines rühmlich bekannten Bruders, des Ingenieurs Ritter v. Gerstner.

Türkei.

Die Angelegenheit der Juden von Rhodus, welche bekanntlich des Raubes und Mordes eines Christenknaben beschuldigt werden, wird, wie man aus Konstantinopel berichtet, in dieser Hauptstadt und zwar in öffentlichen Sitzungen unter dem Vorsitze des Musteschars Rifat Bey verhandelt werden. Ein positiver Beweis für die schreckliche Beschuldigung scheint nicht vorzuliegen, und wird kaum erzielt werden können, obwohl vier Zeugnisse, darunter die der Consuln von Schweden und Neapel, bestätigen, daß nach1352 den über den Thatbestand abgegebenen Zeugenaussagen kein Zweifel bestehe, der Knabe sey im Judenquartier verschwunden. Der Kadi von Rhodus ist, von der Regierung berufen, bereits in Konstantinopel angekommen, und es wird eine eigene Untersuchungscommission ernannt werden. Das Resultat ist ohne Zweifel gleich Null.

Aegypten.

Schwerlich hat Mehemed Ali je sich beruhigter über seine Lage gefühlt als gerade in diesem Moment, wo ihm von Frankreich der Besitz aller Länder verbürgt zu werden scheint, die sich factisch in seiner Gewalt befinden. Denn Hr. Cochelet, der in Aegypten ein unbedingtes Vertrauen genießt, hat die unumwundene Erklärung gethan, daß Frankreichs Politik mit den von dem französischen Conseilpräsidenten in der Pairskammer gegebenen Aeußerungen vollkommen übereinstimme, daß jene Aeußerungen kein Dementi durch die That erhalten sollen, endlich daß Hr. Thiers die Macht des Vicekönigs mit Rücksicht auf die Beschaffenheit seines Landes für hinlänglich erachte, dem Uebelwollen anderer Mächte einen wirksamen Widerstand entgegenzusetzen, Mehemed Ali scheint bereit, auf seine Art die Dankbarkeit gegen Frankreich, das solchen Antheil an seinem Schicksal nimmt, an den Tag zu legen. Gewiß durfte der Augenblick zur Benutzung einer so dankbaren Stimmung von Seite Frankreichs nicht übersehen werden. Wirklich that Hr. Cochelet Schritte in diesem Sinn, die von dem Vicekönig nicht ungünstig aufgenommen wurden. Der nächste Gegenstand, nach welchem der französische Ehrgeiz strebt, ist die Beherrschung des Mittelmeers; er betrachtet dieß als einen französischen See und möchte gern jede überwiegende Macht aus demselben verdrängen. Die wichtigste Insel in den levantischen Gewässern ist unstreitig das glückliche Kreta der Alten, welches den Archipel, Kleinasien, die afrikanische und syrische Küste dominirt, die günstigste Lage besitzt, um von da aus in drei verschiedenen Richtungen weitere Eroberungen zu machen und auf sämmtliche Länder des Orients einen sehr ausgedehnten Einfluß zu üben. Ich kann Ihnen melden, daß die Besetzung dieser Insel durch die Franzosen in gewissen, festgesetzten Fällen in der letzten Zeit einen Gegenstand von interessanten Unterhandlungen zwischen dem Vicekönig und dem französischen Consul abgegeben hat. Es kam bei diesen Unterhandlungen nur darauf an, Mehemed Ali dahin zu bringen, daß ihm die eventuelle Besetzung Candia's durch die Franzosen sogar als ein Act der Freundschaft erscheinen müsse. Dieß glückte Hrn. Cochelet vollkommen, indem er dem Vicekönig die Ueberzeugung beibrachte, daß zwischen der Pforte und Lord Ponsonby ein ähnliches Uebereinkommen hinsichtlich der Besetzung Candia's durch die Engländer getroffen worden sey. Wie weit übrigens Hr. Cochelet in dieser Unterhandlung fortgeschritten ist, bis zu welchem Punkte Mehemed Ali und unter welchen Restrictionen er in den französischen Plan einzugehen für gut gefunden, bin ich nicht im Stande anzugeben; gewiß ist aber, daß Frankreich den Vorschlag gemacht und die Unterhandlungen mit dem Vicekönig eine für diesen Plan günstige Wendung genommen haben. Die Sache ist von hoher Wichtigkeit und verdient die größte Aufmerksamkeit. Die kriegerischen Vorbereitungen gehen hier in diesem Augenblick einen minder raschen Gang als früher, da das Augenmerk des Vicekönigs sich mehr auf die Wiederherstellung seiner erschöpften Cassen gerichtet hat. Obgleich nämlich die heurige Ernte noch unversehrt ist, wird ihr Ertrag schwerlich hinreichen zur Berichtigung der angehäuften Rückstände, zur Bestreitung der enormen Auslagen, denen man sich in letzter Zeit unterzogen hat. Daher die in alle Provinzen ergangenen Befehle, mit unnachsichtlicher Strenge die Steuern und Abgaben einzutreiben, die Ibrahim Pascha seinerseits, selbst in den jenseits des Euphrats und im taurischen Gebirg besetzten Districten, mit Härte vollzieht. Nach den Nachrichten, die aus Marasch hier eingegangen, scheint Ibrahim auf den Kopf und auf das Vermögen des überreichen Scheichs Abdurrhaman speculirt zu haben. Die Speculation mißlang aber, denn der Scheich erschien zwar in dem Hauptquartier, jedoch mit einem so zahlreichen Gefolge, daß Ibrahim es nicht für gerathen fand, seinen Plan zur Ausführung zu bringen. Ein anderer Versuch gegen denselben Scheich scheint deßhalb zu keinem gewünschten Resultat geführt zu haben, weil er ohne das größte Aufsehen, das man doch vermeiden wollte, nicht hätte vollzogen werden können.

1345

Das Gegenbild von dem Grafen von España.

Es gehört zu den eigenthümlichen Vorzügen der Allgemeinen Zeitung, daß in ihr die Ansichten von Männern sehr verschiedener politischer und religiöser Gesinnungen und Parteien sich aussprechen und die Thatsachen von mehr als Einem Standpunkte aus beleuchtet werden. Dieser Eigenthümlichkeit muß es zugeschrieben werden, wenn darin sogar Männer, wie der Graf de España oder vielmehr d'Espagne ihre Lobredner, oder wenigstens ihre Vertheidiger finden, wie das in der Beilage vom 12 April geschehen ist. Wir wollen solche Versuche nicht tadeln, sind jedoch der unmaßgeblichen Meinung, daß man der Sache der legitimen Monarchie keinen schlechtern Dienst erweisen könne, als wenn man solche unglückliche Versuche macht, die d'Espagnes als ihre Heiligen zu canonisiren. Aus diesem Grunde können wir nicht umhin, über diesen Mann und jenen Versuch auch ein Wort zu sagen. Ein Publicist, den wahrscheinlich Niemand illegitimer Gesinnungen beschuldigen wird, Pfeilschifter, sagte im Sommer 1838 mit Bezug auf den Canonisirten: Dem unglücklichen Prinzen (Don Carlos) war die Aufgabe gestellt, sein Vaterland vom Untergange zu retten; seitdem wir aber alle jene, die unter seinem Bruder das Land an den Rand des Abgrundes bringen halfen, sich um ihn gruppiren, die unfähigen Labandero und Aznarez in seinem Rathe, Moreno und Negri an der Spitze seiner Armeen sehen, und sogar die España und P. Cyrillus ihm zu Hülfe eilen, bezweifeln wir, was wir früher bloß dahingestellt seyn ließen, seinen Beruf, die große und edle Aufgabe zu lösen. *)Politische Studien. I Th. pag. 272.Die Ereignisse haben es seitdem selbst dem blindesten Anhänger des unglücklichen Prinzen, wie Hr. v. Pfeilschifter denselben, ich weiß nicht schonend oder zweideutig, bezeichnet, klar machen müssen, daß diese Zweifel wenigstens nicht ohne guten Grund waren.

Wir maßen uns nicht an, den berüchtigten Generalcapitän von Catalonien, den man öfter noch den Henker dieser beklagenswerthen Provinz nannte, genauer zu kennen als sein Vertheidiger; da uns aber gerade einige Beiträge zu einer Biographie dieses Gewissenhaften, wie sein Vertheidiger ihn nennt, in die Hände fallen, so wollen wir sie den Lesern der Allgemeinen Zeitung nicht vorenthalten. Die Rolle des Grafen de España während des Constitutionskrieges (1820-1823), sagt der Verfasser, konnte nicht zweifelhaft seyn, erzählt uns jedoch nicht, worin sie bestanden habe. Es ist Schade, daß Hr. v. Pfeilschifter, welcher in seinem Staatsmann (VI Bd.) den Grafen schon 1825 als einen Heuchler und Intriganten bezeichnet und sich dabei auf bestimmte Facta beruft, diese nicht näher angibt. Einige Aufschlüsse über die Rolle, welche der Graf damals spielte, finden sich indeß in dem höchst interessanten Werke, das der Marquis de Miraflores über die Ereignisse von 1820 bis 1823 herausgab. **)Essais historiques et politiques pour servir à l'histoire d'Espagne de 1840 à 1823. Trad. de l'esp. Paris, 1836.Hier lesen wir nach den Acten, welche im Archiv der Regentschaft von Urgel gefunden wurden: Unterm 28 Nov. 1822 meldete Don Carlos Espagne der Regentschaft (aus Verona), daß er die unterm 28 Oct. ihm übersandte Denkschrift, worin der Plan des französischen Cabinets widerlegt und seine verderblichen Folgen nachgewiesen waren, dem Kaiser Alexander überreicht, und daß dieser sie gelobt und gebilligt habe. Don Carlos Espagne sollicitirte hierauf bei der Regentschaft, in der Diplomatie angestellt zu werden, und da er dieß nicht erreichte, so machte er im Journal des Débats bekannt, er sey von der Regentschaft weder angestellt gewesen noch werde er jemals eine Anstellung von ihr annehmen; hierauf erklärte er sich für den Plan des französischen Ministeriums und erhielt von ihm das Commando über Navarra. Wie übrigens der Verfasser die Rolle, welche der General in dieser Zeit der Regierung seines Souveräns gegenüber überhaupt gespielt, mit seiner Theorie der Pflichten des Soldaten, die er weiterhin aufstellt, vereinigen und ausgleichen könne, ist für unsere Fassungskraft schwer zu begreifen.

Der Graf, fährt der Verfasser fort, zog sich auch den Haß aller Liberalen zu, die in ihm einen Tyrannen und Wütherich, blinden Häscher der blutigen Decretalien Ferdinands VII sahen. Er scheint darüber verwundert zu seyn, indem er sagt: Und doch lassen sich alle Handlungen des Grafen de España so einfach auf das einzige Princip zurückführen, ohne das jeder militärische Geist, jede Mannszucht unmöglich ist. Der Befehl des Souveräns ist das höchste Gesetz des Soldaten. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß ein zum Füsiliren eines Cameraden commandirter Soldat nicht erst untersuchen und entscheiden kann, ob das Gesetz gerecht sey und die Richter gerecht geurtheilt haben, obgleich auch er nicht blindlings über den Haufen zu schießen hat, wenn ein Officier, dessen Befehlen er sonst gehorchen muß, es zu commandiren auf den Einfall geriethe; allein der wirkliche Staatsrath Sr. katholischen Majestät, der Generalcapitän und Präsident des höchsten Gerichtshofes einer Provinz ist eben kein Soldat, sondern ein Mann, der seinem Souverän etwas Anderes schuldig ist, als den Henker zu machen. Wie man versichert, so befand sich der Advocat des Grafen d'Espagne selbst in den Umgebungen des Don Carlos. Wenn dieß der Fall war und man seine Theorie mit derjenigen zusammen hält, welche ein anderer Officier aus den Umgebungen des Prätendenten, der Baron de los Valles ***)***)Un chapitre de l'histoire de Charles V, par le baron de los Valles, aide-de-camp du Roi d'Espagne, brigadier dans ses armées etc. Paris. 1835. aussprach, so ist nicht zu verwundern, daß diejenigen, welche sich für den Prinzen im Interesse der rechtmäßigen Thronfolge erhoben, zuletzt bedenklich wurden und mit Madrid paciscirten; denn vor einer solchen Dschingis-Chanischen Moral-Rechtstheorie, wie diese beiden Herren aus so hoher Umgebung zu Markte bringen, muß jedem ehrlichen Manne bange werden.

Da der Verfasser des Artikels über die Ermordung des Grafen de España und der Baron de los Valles in ihren Ansichten so sehr zusammen stimmen, so glauben wir von beiden Notiz nehmen zu müssen. Unser Verfasser fährt fort: Man versteht, daß hier von der Hinrichtung des Generals Bessières die Rede ist, ein trauriges Ereigniß, über das ich mich nicht näher erklären kann, da es nicht an mir ist, als Ankläger königlicher Personen aufzutreten, selbst nicht nach ihrem Tode. Als 1827 Catalonien unruhig werden wollte, begab sich Ferdinand VII selbst nach Barcelona, und stellte den Grafen de España an die Spitze der unzufriedenen Provinz. Der Catalonier gehorcht nur dem, den er fürchtet; das wußte Graf de España; er packte sie mit grimmiger Faust, ließ die Köpfe der Rädelsführer abschlagen und schickte die übrigen auf Galeeren; da beugten sie und schmiegten sich, gehorchten ihm und es ward Ruhe. Ohne hier in1346 die Sache weiter einzugehen, sey uns vorläufig nur eine Bemerkung erlaubt. Zur Durchführung dieser wohlfeilen Regierungstheorie ist nur eine Kleinigkeit nothwendig, nämlich daß man immer stark genug sey, sie mit grimmiger Faust anzupacken; der beste Beleg für den endlichen Erfolg dieser vortrefflichen Theorie ist das Ende des gefeierten Helden dieser Theorie selbst.

Der Baron de los Valles sagt: Der Graf von España hat als Generalcapitän von Catalonien Ferdinand VII wesentliche Dienste geleistet, indem er die unsinnigen Entwürfe einiger Revolutionäre vereitelte. Ich rede nicht von seinem Benehmen bei der Insurrection des Bessières, und von den Vorwürfen, welche ihm ein großer Theil Royalisten bei der Hinrichtung dieses Generals, Vidals und seiner Cameraden machten, weil über diese ganze Sache ein undurchdringliches Geheimniß schwebt .... Ich habe die Frage nicht zu entscheiden, ein Royalist hat ein Ereigniß nicht zu beurtheilen, welches das Andenken eines Königs so sehr comprommittiren würde; ich überlasse das den Feinden des Königthums; ich begnüge mich zu sagen, ... daß der Graf von España nur auf des Königs Befehl gehandelt. Ich bin jedoch weit entfernt, die barbarischen Executionen, die in Barcelona und auf verschiedenen Punkten Cataloniens während des Aufenthalts des Monarchen in dieser Provinz stattgefunden haben, zu billigen.

Der Baron de los Valles mißbilligt doch wenigstens die barbarischen Executionen, worin unser Verfasser nichts weiter zu erblicken scheint als ein ganz ordinäres Mittel, Respect einzuflößen. Mit welcher Gewissenhaftigkeit übrigens der Graf in der Verwaltung der Provinz Catalonien zu Werke ging, selbst lange nachdem die seltsamen Insurrectionsversuche von 1827 unterdrückt waren, ersehen wir aus den Berichten seines Amtsnachfolgers, des Generals Llauder, welche uns in einer so eben erschienenen höchst interessanten Schrift*)Annalen des spanischen Bürgerkrieges. Aus dem Spanischen übersetzt von Albrecht Eggenberg. I Lieferung. Mainz, 1840. Wir halten dieß Werk für eine ungemein interessante Erscheinung, da es nicht bloß frei von allen Declamationen ist, sondern sogar sich jedes Urtheils über Menschen und Dinge enthält, und bloß Thatsachen und Actenstücke liefert. in die Hände fallen, und welche es uns möglich machen, die Meisterhand, womit der Graf Catalonien zügelte, wie sein Bewunderer sich ausdrückt, zu würdigen. Der General Llauder langt am 19 Dec. 1832 in Barcelona an, um den Grafen als Generalcapitän der Provinz abzulösen. Als der Mann mit der Meisterhand dem Amtsnachfolger seinen Besuch abstattet, muß er empfinden, welche Eindrücke seine Verwaltung zurück gelassen. Bekannt ist, berichtet der General Llauder, die Gewaltthätigkeit und Willkür, womit der Graf diese Provinz gouvernirte, und die Mißhandlungen und Ungesetzlichkeiten, womit er Tausende von Familien ins Elend und den größten Jammer brachte, indem er die Hinrichtungen vervielfältigte, und die Zuchthäuser vollstopfte, konnten nicht anders als einen lang verhaltenen tiefen Haß zur Folge haben, um am ersten Tage, wo die souveräne Gerechtigkeit und Gnade leuchten würde, loszubrechen. Der Graf ging, obgleich er mir Tags zuvor geschrieben hatte, daß er unpäßlich sey und noch nicht ausgehen könne, in diesem kritischen Momente über die Straße. Auf dem Wege zu mir vernahm er grobe Aeußerungen, die bei einer Volksmasse, welche beim Anblick des Urhebers ihrer Drangsale entrüstet war, nicht unterdrückt werden konnten. Diese Vorwürfe waren ihnen durch das erduldete Leiden entlockt, und man sagt, der eine hätte den Vater, andere den Gatten, Sohn oder Bruder, das in Proceßkosten oder durch den schmutzigen Geiz seiner Agenten verlorene Vermögen, ja einer sogar das Hemd zurück verlangt, das er verkaufen mußte, um die unglücklichen Opfer solcher Willkür im Kerker zu ernähren. In jeder andern weniger friedlich gesinnten Stadt als Barcelona würde die Gegenwart des Grafen einen unseligen Exceß veranlaßt haben; allein hier begnügte man sich mit dieser Demonstration. Die ungeheure Volksmasse, die mein Haus umgab und wiederholt in Acclamationen ausbrach, flößte dem Grafen große Furcht ein, und voll von einer außerordentlichen Kleinmüthigkeit, obgleich er keinen Grund mehr dazu hatte, da ich ihn durch meinen Adjutanten begleiten zu lassen versprach, wollte er doch vor Einbruch der Nacht das Haus nicht verlassen. Er bat mich, sich in die Citadelle zurückziehen zu dürfen, weil er sich nirgend anderswo für sicher hielt, obgleich die größte Ruhe herrschte. Er begab sich endlich in die Citadelle, und Morgens 5 Uhr ging er auf der Kriegsbrigg Mahonesa nach Majorca unter Segel. In einem andern Berichte sagt der neue Generalcapitän: Ich sammle alle Reclamationen, die mir von vielen Personen zukommen, welche ohne irgend eine gerichtliche Form verwiesen wurden, und in den Schooß ihrer Familien zurückkehren zu dürfen bitten. Der Graf de España verweigerte ihnen diese Erlaubniß unter dem Vorwande, daß diese Classe von Leuten in der Amnestie nicht mitbegriffen sey, und daß er gegründete Ursache gehabt habe, sie von ihrer Heimath entfernt zu halten. Da ich im Secretariat die Acten verlangte, war nichts vorhanden, und der Secretär sagte mir, es seyen keine geführt und die Decrete auf besondern Befehl des Generals ausgefertigt worden. So verwaltete, nach den amtlichen Berichten seines bekanntlich nicht gerade sehr sentimentalen Amtsnachfolgers, Graf de España die ihm anvertraute Provinz. Und in einem solchen Pascha sollen wir einen würdigen Kämpfer für Thron und Altar erkennen? Und die Gräuel, welche er verübte, wären weniger Gräuel, wenn er sie in allerhöchstem Auftrage verübt hätte? Und sie zu tadeln, stünde nur den Feinden des Königthums zu? Man könnte den Völkern, dünkt mich, keine bessere Anweisung, sich an die Feinde des Königthums zu wenden, geben, als durch eine solche Seïden-Theorie.

Portugal.

(Nach den Correspondenzen englischer Blätter.) Die Kammern haben sich bis jetzt nur mit Präliminarien, namentlich Untersuchungen über streitige Wahlen beschäftigt. Man hat dabei vielfache, von der Regierung angewandte Bestechungen nachgewiesen, doch ist die Oppositionspartei so wenig zahlreich, daß mit Ausnahme derer für Feira, alle übrigen Wahlen bestätigt worden sind. Der Marquis v. Saldanha hat vor seiner Abreise nach England auf seinen Platz im Senat aus denselben Gründen wie voriges Jahr Verzicht geleistet; deßgleichen haben die Cartisten Deputirten für Lissabon, die Ex-Minister des Kriegs und des Innern, die Obristen Loureiro und Albuquerque, so wie der Septembristische Deputirte für Guarda, Souza-Saraiva, aus verschiedenen Gründen die Senatorswürde abgelehnt. Die Deputirten sind gestern privatim zu Ernennung eines Präsidenten zusammengekommen; der ministerielle Candidat ist Joao de Pinto Souza Magalhaes. Zugleich ward in dieser Sitzung ein Brief des Marquis v. Saldanha vorgelesen, in welchem die Hoffnung ausgedrückt ist, daß die Streitigkeiten mit England in kurzem ausgeglichen werden würden. Die Nachricht von Unterwerfung der Räuberhäuplinge in Algarbien war voreilig; nur sehr wenige1347 haben sich bis jetzt in Unterhandlung mit der Regierung einlassen wollen.

Frankreich.

Lemerciers Leichenbegängniß.

Die Beerdigung Lemerciers hat in einfacher aber würdiger Weise stattgehabt. Die Rede, welche Hr. v. Salvandy, als Director der französischen Akademie, an seinem Grabe hielt, ist rührend, und trägt den Charakter eines innigen, aufrichtigen Gefühls, eines freundschaftlichen, liebevollen Zurufs. Was uns darin besonders wohlgefallen, ist die unbefangene und gerechte Würdigung, welche der Redner den persönlichen Eigenschaften des Verstorbenen als Mensch im Allgemeinen, und seinen politischen Grundsätzen insbesondere angedeihen ließ. Nichts gleicht sich weniger als die politischen Gesinnungen des Verstorbenen und seines Grabredners, und es wäre Hrn. v. Salvandy leicht gewesen, diese Seite Lemerciers mindestens mit Stillschweigen zu übergehen. Statt dessen hat er vielmehr mit einer Offenheit, die ihm zur Ehre gereicht, und mit vielem Nachdruck die Beharrlichkeit hervorgehoben, mit welcher Lemercier während seines ganzen Lebens dem einmal ergriffenen politischen Glaubensbekenntniß treu geblieben ist. Den gelehrten Theil einer gewöhnlichen Leichenrede, die Hervorhebung der akademischen Eigenschaften des Todten dagegen überließ er dem gelehrten Körper selbst und dem Nachfolger des Betrauerten. Bekanntlich war Lemercier stets ein eifriger Republicaner, und hatte dieser Gesinnung selbst die schmeichelhafte und ihm theuer gewesene Freundschaft Napoleons geopfert. So lange Bonaparte erster Consul war, lebte Lemercier in seinem vertrautesten Umgange, als aber der Vorschlag gemacht wurde, dem ersten Consul die Kaiserkrone aufzusetzen, und als Napoleon, von Lemercier gedrängt, nicht nur nicht widersprach, sondern ihm mit etwas anticipirter Hoheit antwortete, verließ der republicanische Freund die Tuilerien, um sie nie wieder zu betreten; während der ganzen Dauer des Kaiserreichs gehörte Lemercier zu den politischen Gegnern Napoleons, und diesem Umstande wollen selbst Viele zuschreiben, daß er erst im Jahr 1810 den akademischen Sessel erhielt, wiewohl sein Agamemnon bereits im Jahr 1797 erschienen war. Während dreißig Jahre hat er seinen Platz in der Akademie bewahrt, von allen Mitgliedern derselben geehrt und geschätzt, seiner unerschütterlichen Rechtlichkeit und Ueberzeugungstreue wegen, mit welcher er jedwedes Erbieten von politischen Aemtern und Vortheilen ablehnte, um seiner aufgeklärten Anhänglichkeit und Liebe willen, mit welchen er der Litteratur und der Sprache pflegte. Diese doppelte Eigenschaft wird sein Grabstein in bündiger Kürze aussprechen in der von ihm selbst zwei Stunden vor seinem Tode gemachten Inschrift: Il fut homme de bien, et cultiva les lettres.

Italien.

Zu den bedeutenden Arbeiten, welche sich im Fache der ernsten Kunst hier vorbereiten, gehören die Compositionen des Malers Deger aus Düsseldorf, welcher mit andern Freunden und Kunstgenossen seit längerer Zeit den Auftrag erhalten hat, die Capelle auf dem Apollinarisberg mit religiösen Bildern auszuschmücken. Tief durchdrungen von der Größe der Aufgabe, und nach einem vorgängigen gründlichen Studium der ältesten und ältern christlichen Kunstwerke, namentlich der Florentiner Meister, hat der Künstler bereits etwas vor die Augen gestellt, was überall gerechte Anerkennung, häufig auch enthusiastische Bewunderung gefunden hat. Zu den vollendeten Compositionen gehört die Anbetung der Hirten, die Auferstehung aus der Kreuzigung. Sie sind sämmtlich in farbigen, mit unvergleichlicher Liebe gemachten Zeichnungen ausgeführt.

Der rühmlichst bekannte Bildhauer Emil Wolff aus Berlin hat seine Amazonengruppe in Marmor vollendet: ein Werk bedachten und erfolgreichen Fleißes. Die mitleidsvoll herbeigeeilte Kriegerin stützt ihre tödtlich verwundete Gefährtin. Der Künstler hat die Natur mit scharfen Blicken belauscht, und die Resultate seiner Forschungen auf eine geschmackvolle Weise wiedergegeben; der Ausdruck des verscheidenden Schmerzes und des liebreichen Mitleidens begegnen sich mit weiser Mäßigung. Der Marmorblock ist glücklich gewählt, und das treffliche Material vollendet die schöne Wirkung des Ganzen.

Man spricht von einer Herausgabe des etruskischen Museums des Vaticans, des sogenannten Gregorianum. Die Arbeit scheint Künstlern ausschließlich überlassen zu bleiben; Auswahl und Anordnung mag daher Vieles zu wünschen übrig lassen. Malerische Ansichten sollen genügen. Bei Sr. Heiligkeit hat das Interesse für die vaterländischen Alterthümer gänzlich nachgelassen; das für ägyptische Denkmäler absorbirt Alles. Man klagt sogar über die Unmasse etruskischer Alterthümer. Die Aussicht auf Ausgrabungen auf dem Forum in der Gegend der Basilica Julia verschwindet sonach für die nächste Zeit gänzlich.

Dr. Böhmer, Bibliothekar der Stadt Frankfurt, verweilt seit einigen Wochen bei uns, und benützt die vaticanischen Handschriftenschätze mit rastlosem Fleiß. Leider sieht er sich bei diesem seinem Unternehmen nichts weniger als gefördert. Die Strenge, mit der der Zugang zu der Vaticana bewacht wird, nimmt eher zu als ab. In den Sommermonaten ist einem jeden, selbst den einheimischen Gelehrten der Zutritt streng versagt. Die jährliche Benützung der Vaticana ist sonach auf ungefähr 300 Stunden beschränkt, indem im Ganzen nur hundert Arbeitstage gesetzlich angesetzt sind.

Schweiz.

(Zerwürfnisse zwischen dem reformirten Convent des Kantons Schaffhausen und seinem Dekan Th. Dr. Friedrich Hurter.) Ursprung und nächste Veranlassung derselben war folgendes, nach gerichtlicher Untersuchung als unstatthaft erwiesenes Gerücht: Dr. Hurter habe am Feste des heil. Josephs in der Kirche des Nonnenklosters St. Katharinen-Thal (wohin er mit seiner Frau und dem Hrn. Grafen v. Enzenberg einen kleinen Ausflug gemacht hatte das Kloster liegt auf dem linken Rheinufer, zwei Stunden oberhalb Schaffhausen im Kanton Thurgau, an der Landstraße nach Constanz) beim Eintritt sich mit Weihwasser besprengt, sich bekreuzigt und sey bei der Elevation anbetend auf die Kniee gefallen. Dieses Gerücht wurde benutzt, um in einem Zeitungsartikel hämische und den Charakter Dr. Hurters verdächtigende Fragen aufzuwerfen. Die Regierung ließ den Urheber des Gerüchts vernehmen, und da kam das Ganze darauf hinaus, was wenn man dem eben so biedern als geistvollen Mann auch nur die Befolgung der gewöhnlichsten Klugheitsmaaßregeln zutraut, nicht anders zu erwarten war daß jener gestand: er könne sich geirrt haben. Hiemit wäre die Sache völlig abgethan und beseitigt gewesen, wenn sich dieselbe nicht durch ein, freilich nicht ganz zufälliges Incidens anders gestaltet und einen bösartigen Charakter angenommen hätte.

Friedrich Hurter gehört im eigentlichsten Sinne zu den außerordentlichern Capacitäten, und muß sich deßhalb in jedem beschränkten Raume beengt fühlen, zudem besitzt er den wahren historischen Sinn; daher er, was die Wissenschaft betrifft, unmöglich1348 einseitig abgeschlossen in dem System des Faches bleiben kann, welches das seinige ist. Daher es ihm möglich wurde, die Satzungen, worauf die römische Hierarchie des Mittelalters gegründet ward, in ihrem tiefen Einwirken aufzufassen und jenen Wunderbau den die herrlichen Dome so würdig repräsentiren, welche aus den damaligen Zeiten in die unsrige hineinragen, wie die Geisterwelt in das Alltagsleben so anschaulich und lebendig in Innocenz's III Leben darzustellen, daß ihm dafür die verdientesten Huldigungen von den Gläubigen katholischer Confession zu Theil wurden. Sein Herz, dessen edeln Sinn er als Vater, Freund, Bürger und ganz vorzüglich als Amtsgenosse in den mannichfaltigsten Lebensverhältnissen zu bewähren hinlängliche Veranlassung fand, wurde dadurch gerade erweitert, und erschloß sich auch dem Theile der nachbarlichen Bevölkerung, welcher in neuern Zeiten vorzugsweise kirchlich und bürgerlich zu leiden hatte, durch die immer noch fortdauernden Angriffe derer, welche sich durch Lostrennung von der Kirche der Gemüther versichern wollen, um so ungestörter die Spoliation der Kirchen und geistlichen Corporationen durchsetzen zu können. Wenn Dr. Hurter allen denen, die zu seinen Nächsten gehören, mit That und Rath, Hülfe und Trost treu in allen Angelegenheiten beigestanden hatte wie denn seine immer gleiche, bewundernswürdige Bereitwilligkeit und Kraft, jedem beizustehen, der sich an ihn wandte, von Jedermann, vorzüglich aber von seinen Collegen, anerkannt wird so entzog er sich auch den andern Brüdern nicht. Er handelte hierin gerade so, wie in seinen wissenschaftlichen Bestrebungen, das heißt, nachdem er die reformirte Liturgie seiner vaterländischen Kirche vertheidigt und vor der Abolition gesichert nachdem er den Heidelbergischen Katechismus durch seine Kraft zu erhalten namhaft beigetragen nachdem er hiedurch für seine Kirche das Seine gethan, ließ er sein Meisterwerk gründlicher Forschung, Innocenz III, ausgehen. Während dieses geschah, verhielt er sich aber mit nichten unthätig für seine Kirche; er führte die Ordination der jungen Geistlichen nach einer wahrhaft evangelischen, von ihm entworfenen Liturgie ein, und arbeitete mit der größten Aufopferung an der Redaction des neuen Gesangbuchs, dessen Vollendung er 1839 in einer wahrhaft christlich-evangelischen Rede im Convent feierte. Dieß führt mich auf jenes unglückliche Incidens zurück.

Ehe die Sache jenes Gerüchts geprüft und das Resultat bekannt war, war aus Veranlassung laufender Geschäfte der Stadtconvent versammelt; in diesem nun fand sich die Mehrzahl der anwesenden meist jüngern Geistlichen bewogen, an ihren Dekan die Forderung zu richten: er möchte sie über jenes Gerücht beruhigen. Dr. Hurter erklärte jenes Gerücht für eine Lüge. Das im Verhältniß des jüngern Alters crescendo immer heftiger und anmaßlicher ausgedrückte Mißtrauen hatte ihn aber tief beleidigt, und er soll den Stadtconvent mit den hingeworfenen Worten aufgehoben haben: Nun, so kann man ja einen Generalconvent abhalten. Dieß war an einem Montag; in den nächstfolgenden Tagen wurde der Ungrund jenes Gerüchts gerichtlich beurkundet und das Resultat bekannt; allein in Hurters Brust stak der Pfeil, der giftige, den Mißtrauen voreilig von der Sehne geschnellt hatte. In seinem Namen wurde der Convent berufen; allein statt persönlich zu erscheinen und als Dekan zu präsidiren, schickte er seine motivirte Resignation von der Dekanatswürde schriftlich ein. Diejenigen, welche den Hergang jenes Stadtconvents nicht gekannt, waren betroffen, und ließen sich nun um so leichter von denen bereden, welche damals schon nur die Gelegenheit hastig ergriffen hatten, um einem lang verhaltenen Groll Luft zu machen. Sie drangen mit Majorität durch: man solle von Dr. Friedrich Hurter, dem Decan des Convents, dem Antistes der Kantonskirche, das schriftliche Zeugniß verlangen: er sey der protestantischen Kirche von Herzen zugethan. Somit stellte man ihn in die Reihe der Hochverräther, die fortamten, um desto eher den Ruin ihres Staats, ihrer Kirche herbeizuführen. Hurter verwies auf seine dreißigjährige Lehre, auf sein Leben, auf seine Amtsführung; er lud die Zweifelnden ein, in seine Kirche zum St. Johann zu kommen, ihn zu hören. Der aufs neue versammelte Convent nahm diese einzig mögliche Antwort nicht an; er wiederholte die Forderung. Er erklärte sich mündlich, wie das erstemal schriftlich. Der Convent ließ nicht ab; Hurter beantwortete das letzte Schreiben gar nicht mehr, das ihm einen Termin festgesetzt hatte, bei dessen Uebertretung die Sache dann der Regierung als Grund angegeben werden sollte, warum die jetzige Synode noch nicht (gewöhnlich am 1 Mai des Jahres) gehalten worden sey. Am 11 dieses Monats wurde ein Generalconvent gehalten und nach zehnstündigen Debatten, ob der Grund des Verzugs bloß im Allgemeinen angegeben oder die an Dr. Hurter gestellte Frage wörtlich aufgenommen und der Hergang und gegenwärtige Stand der Sache der Regierung mitgetheilt werden solle das letztere beschlossen, und zwar mit dreizehn Stimmen, während eilf für das erstere stimmten. Die Hurtern widerwärtige Partei ergriff diese Gelegenheit, von der Regierung, welche die Errichtung einer katholischen Kirche in Schaffhausen genehmigt hat, durch Sammlung von Unterschriften Garantien dafür zu verlangen, daß nie und nimmermehr Schaffhausen oder eine Gemeinde derselben die es noch nicht ist paritätisch werden könne, was nach der gegenwärtigen Constitution und einem auf tausend Jahre ausgedehnten Probabilitätscalcul wohl möglich wäre! Ein Mitglied des Ministeriums hat zwei irenische Schreiben an den Convent ergehen lassen, worin es seine tiefe Mißbilligung der vom Convent gegen seinen Dekan gethanen Schritte ausspricht. Das Motto, welches es in dem Vorworte dieser nunmehr gedruckten Schreiben anführt, bezeichnet so trefflich die Art jener Partei, daß wir es hier schließlich wiederholen:

Quae illaec res est? quid illi homines quaerunt apud aedes meas?

Quid volunt? quid introspectant?

Was gibt's? was schnuppert ihr um mein Haus herum?

Was wollt ihr denn? was sucht ihr zu erspähen?

Diese Schreiben des zweiten Geistlichen der Stadt, eines siebenzigjährigen Greises, sind unbeachtet geblieben von jenen dreizehn das charakterisirt sie und ihre Sache.

Südamerika.

Neu angekommene und im Examiner und der Post bekannt gemachte englische Briefe aus Buenos-Ayres und Montevideo enthalten aufklärende Berichte über den verwickelten Zustand der Parteien in jenem Theil Süd-Amerika's so wie Muthmaßungen über den Ausgang des Kampfs zwischen Lavalle und Rosas. Der Kampf zwischen Lavalle und Rosas dauert nun zwölf Jahre. Als nämlich zu Ende des Kriegs zwischen Brasilien und der Banda Oriental, im Jahre 1828, Lavalle, Anführer der Truppen von Buenos-Ayres in jenem Kriege, mit 300 Mann nach Buenos-Ayres zurückkehrte, verrieth er gleich nach der Landung durch mehrere wirkliche eigengenmächtige Schritte seine Absicht, sich auf gewaltsame Weise an die Spitze des Staats zu setzen. Der bisherige Gouverneur, Don Manuel Dorrego, ergriff demnach die Flucht, und begab sich in das Innere des Landes unter den Schutz des Miliz - oder Gauchosgenerals Rosas, Comandante de Campana. Dieser sammelte alsobald seine wilde Reiterei, und zog dem Lavalle entgegen, wurde aber bei Navarro, ungefähr 10 Stunden1349 von Buenos-Ayres, von seinem Gegner geschlagen. Don Manuel Dorrego selbst fiel in Lavalle's Hände, der ihn erschießen ließ. Doch dauerte die Macht des neuen Gouverneurs nicht lange. Rosas, der sich ins Innere des Landes gezogen hatte, ward von Tag zu Tag mächtiger, bis es ihm zuletzt gelang, Lavalle ganz zu vertreiben. Dieser flüchtete nach Monte video, wo er von nun an unter dem Namen eines Beschützers der Unionssache ein Vereinigungspunkt wurde für alle Verbannten und Unzufriedenen von Buenos-Ayres. Seit Anfang der Blokade endlich hat er sich mit Hülfe französischen Geldes (er empfängt von ihnen monatlich 2000 Dublonen), ein Heer von 3-4000 Mann gebildet, mit dem er jetzt in der Provinz Entre-Rios operirt. Er ist ein muthiger Mann und kecker Reitergeneral, aber durchaus kein Kopf für Staatsangelegenheiten, und so große Erwartungen die Franzosen auch von ihm hegen mögen, so glaub 'ich doch nicht, daß er im Stande seyn wird, Rosas aus dem Felde zu schlagen. Was diesen besonders stützt, ist sein geschickt angeknüpftes Verhältniß mit Santa-Fé, indem er dem Commandanten dieser Provinz, dafür, daß er die fürchterlichen Horden der berittenen Nordindianer jenseit des Gran Chaco mit seinen Gauchos im Schach hält, und dadurch den Einwohnern von Buenos-Ayres das Beweiden der Pampas möglich macht, einen jährlichen Tribut von 12,000 Dollars auszahlen läßt. Dieser Vertrag sichert dem Rosas sowohl die Anhänglichkeit des ganzen Viehzucht treibenden Theils der Bevölkerung von Buenos-Ayres, als auch die immer bereite Unterstützung des Commandanten von Santa-Fé, der sich nur durch Anbieten einer größern Geldsumme von seinem alten Verbündeten würde abwendig machen lassen. Uebrigens geschieht die Fortsetzung der Blokade von Seiten Frankreichs einzig im Interesse einiger französischen Agenten, die, weil sie selber dabei gewinnen, ihre Regierung mit übertriebenen Berichten von den Beschwerden, die man gegen Buenos-Ayres hätte, getäuscht haben. Dagegen beläuft sich das englische Eigenthum, dessen Verkehr durch diese Blokade gehemmt wird, wenigstens auf zwei Mill. Pfd. Sterl.; und mit Recht beklagen sich also die dabei betheiligten Kaufleute über den aufs neue eingetretnen Aufschub des vom Admiral Dupotet entworfnen Ausgleichungsplanes.

China.

(Nachträgliches aus den neuerlich angekommenen Blättern aus Canton und Bombay.) Eine Proclamation des Ta-u-te (oder Ping-pe-tau) Yih vom 3 März verkündet den (portugiesischen) Einwohnern von Macao, daß sie sich hinsichtlich der vom Kaiser verordneten Sperrung ihrer Thore und Aufhebung alles Handels und Verkehrs mit ihnen, zu der man wegen des Aufenthalts einiger Engländer unter ihnen genöthigt worden sey, keinen weitern unnöthigen Befürchtungen hingeben sollen, indem er, der Ta-u-te, deßhalb bereits an den Kaiser berichtet habe, und binnen kurzem ein Gegenedict erwarte. Alle Betrüger und Landstreicher, die falsche Gerüchte hierüber aussprengen (um dadurch die Portugiesen zum Aufgeben ihres Handels mit China zu überreden), verheißt er aufs strengste zu bestrafen. An jedem Ort, schließt das Edict, wo ich zur Ausübung meiner Amtspflichten hingegangen bin, hab 'ich geschworen und öffentlich verkündigt und über den Thoren des Orts aufhängen lassen meine Erklärung, daß, sollte ich je für Geld Recht und Unrecht umkehren, mir die Nachkommenschaft abgeschnitten werden möge; Himmel und Erde verhüte, daß ich darein willige, Schlimmes recht seyn zu lassen. Um so mehr ist Vorsicht nöthig in Macao, wo Fremde und Eingeborne gemischt sind. In Canton ließ die Regierung 30 bewaffnete Boote zur Bekämpfung des Opium-Schmuggelhandels ausrüsten, und daß derselbe trotz aller ergriffenen Maaßregeln von englischen Schiffen nach wie vor aufs eifrigste getrieben wird, darüber enthalten die englischen Blätter mannichfach bestätigende Angaben. So lief am 13 Jan. der bekannte Opium-Clipper, Lady Grant, mit einer Ladung für 100,000 Pfd. bei Tongku ein, um von hier aus bis an die Zähne bewaffnet zwischen den verschiedenen Inseln und Küsten herumzukreuzen und seine Waaren abzusetzen. Zugleich hoffen die englischen Matrosen bei dieser Unternehmung eine Anzahl chinesischer Haarschöpfe, aus denen sich gute Uhrbänder machen lassen, zu erbeuten.

Ein Geist der Unzufriedenheit und Empörung hat bei den Bewohnern der Hauptstadt beträchtlich überhand genommen, und zahlreiche ungesetzliche Verbindungen und Complotte sogar in dem Umkreise des Palastes entstehen lassen. Die Nachricht dieses Zustandes der Dinge kommt nicht aus der Feder eines Misanthropen, sondern vom Hofe selbst, und kann daher nicht als übertrieben betrachtet werden. Räubereien bei hellem Tage und Excesse jeder Art sind die unmittelbaren Folgen. Der Schluß, den wir daraus ziehen müssen, ist, daß die oberste Regierung entweder zu schwach ist, wirksamen Widerstand zu leisten, oder daß die Polizei mit den Verbrechern im Bunde steht. Nach vielem Nachsuchen sind fünf Individuen entdeckt worden, die sich eidlich verbunden hatten, indem sie ihren Mund beschmierten und sich ewige Treue schwuren. Obgleich keines andern Verbrechens schuldig, hat man sie doch dem Gericht zur Bestrafung übergeben, um mit ihnen nach dem Gesetz zu verfahren, das solches Betragen verbietet. Die kaiserlichen Gräber sind wieder, sehr zum Kummer der alten Jaouk-wang, verletzt worden. So wenig wir von dem himmlischen Hof wissen, scheint doch unter der dichten Bevölkerung viel Aufregung zu herrschen. Zu Mouk-den, der zweiten Hauptstadt, stehen die Angelegenheiten nicht besser. Die Aufläufe sind daselbst schlimmer als in Birmingham gewesen, doch die himmlische Gerechtigkeit ist summarisch. Die Verbrecher, ob Chartisten oder gewöhnliche Ruhestörer, werden ergriffen, und wenn das in einer bestimmten Zeit nicht geschehen kann, dann wehe den Richtern. Verhör, Urtheil und Execution sind in jenem Lande synonym. (Peking-Gazette.)

[22 4-16]

Concurs.

Von Seite der Pesther israelitischen Gemeinde wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß in dem mit Choralgesang bestehenden israelitischen Tempel zu Pesth die Stelle eines ersten Vorbeters zu besetzen sey. Diejenigen. welche sich dieserwegen bewerben wollen, müssen, außer jener zu diesem Amt erforderlichen Gesangsfertigkeit, sich auch über musikalische Kenntnisse, so wie mit glaubwürdigen Zeugnissen über ihren moralischen und religiösen Lebenswandel und über ihre Fähigkeit zum correcten Vortrage der üblichen hebräischen Gebete aller Art, wie auch deutscher Gebete, genügend ausweisen können, und einer Probe unterziehen. Mit diesem Amt ist nebst freier Wohnung ein jährlicher fixer Gehalt von sechshundert Gulden in Zwanziger-Münze verbunden. Die Zeit des Concurses ist auf den 22 Julius l. J. anberaumt. Bis dahin haben alle Bewerbslustigen in Pesth zur Probeleistung auf eigene Kosten einzutreffen, und1350 ihre schriftlichen Gesuche, mit obigen Ausweisen versehen, bei der Pesther israelitischen Gemeinde einzureichen. Es steht jedoch jedem Bewerber frei, zu dieser Probeleistung schon früher in Pesth zu erscheinen, oder seine Zeugnisse zur vorläufigen Prüfung portofrei zu übersenden.

[2076-78]

Edictal-Ladung.

Der k. bayer. Lottocollecteur Karl Sauer in Neu-Ulm hat den ehemaligen k. bayer. Oberlieutenant, nunmehr landesabwesenden Franz von Tausch, wegen zweier Darlehen, zu 500 fl., und 1000 Drachmen, resp. 748 Drachmen Rest hieran, dießorts belangt, und zu Gunsten seiner eingeklagten und bescheinigten Forderung die Beschlagnahme eines dem Beklagten als Legatar der Josephine Lenz aus der Kaufmann Joseph Anton Lenz'schen Verlassenschaft noch treffenden Betrages implorirt.

Dieser Beschlagnahme hat man stattgegeben, und daher sofort zur Justification die es Realarrestes eventuell zur Production der Original-Urkunden auf Samstag den 29 August d. J., Früh 10 Uhr, Tagsfahrt anberaumt, zu welcher Franz von Tausch, da sein gegenwärtiger Aufenthaltsort hierorts unbekannt ist, hiemit öffentlich und unter dem Rechtsnachtheile vorgeladen wird, daß im Falle seines Nichterscheinens oder Nichtantwortens auf die bis zum Commissionstage in dießgerichtlicher Registratur zur Einsicht vorliegende Klage der verhängte Realarrest für justificirt und die producirten Originalurkunden für anerkannt erachtet werden würden.

Den 12 Mai 1840.

Königl. Kreis - und Stadtgericht München.

Graf v. Lerchenfeld, Dir.

Ott.

[2327]

Erkenntniß.

Das k. Kreis - und Stadtgericht Memmingen erkennt in der Verschollenheitssache des Johann Georg Hornung von hier auf erstatteten Vortrag und nach collegialer Berathung zu Recht, daß Johann Georg Hornung, nachdem er auf die in öffentlichen Blättern geschehene Edictalladung nicht erschienen ist, nunmehr für verschollen zu erklären und dessen in 246 fl. 13 kr. 2 pf. bestehendes Vermögen an die nächsten Verwandten desselben gegen Caution zu verabfolgen sey.

Memmingen, am 5 Junius 1840.

Der k. Kreis - und Stadtgerichts-Director.

Leeb.

v. Hartlieb.

[2282-83]

Bekanntmachung.

Margaretha Schiener, ledige Bauerstochter von Treinreuth, und der vormalige Bauer Johann Mark von Pichlberg sammt dessen Ehefrau und zwei minderjährigen Kindern wollen nach Nordamerika auswandern, deßhalb werden alle diejenigen, welche an obige Personen Forderungen machen zu können vermeinen, aufgefordert, am Montag den 22 dieß ihre Ansprüche gegen obige Personen um so gewisser dahier anzumelden und nachzuweisen, außerdem das Vermögen obiger Personen ohne Berücksichtigung weiterer Forderungen an solche verabfolgt werden würde.

Eschenbach, den 1 Junius 1840.

Königliches Landgericht.

Pausch.

[2273-75]

Bekanntmachung.

Durch den Tod des bisherigen Kunstgärtners in Kissingen ist diese Function, welche mit einem jährlichen Gehaltsbezuge von 400 fl. rhn. verbunden, dabei aber widerruflicher Natur ist, in Erledigung gekommen.

Kunstgärtner, welche sich um jenen Posten bewerben wollen, werden daher hierdurch aufgefordert, ihre mit legalen Zeugnissen belegten Gesuche längstens binnen 4 Wochen bei der unterzeichneten Behörde einzureichen.

Neustadt a. S, den 3 Junius 1840.

Königl. Bau-Inspection.

Dollhafen.

[2222]

So eben ist bei G. Franz in München erschienen:

Deutsche Blätter für Litteratur und Leben.

Herausgegeben durch F. v. Elsholtz, A. v. Maltitz und F. Aug. v. Zu-Rhein.

Monat Mai 1840.

Inhalt: Litterarische Soirée v. Alex. v. Sternberg. Münchener Hundert und Eins v. E. F. Das wiedergefundene Kleid. Ein chinesisches Melodram, mitgetheilt v. C. F. Neumann. Warum haben wir Deutschen kein National-Lustspiel? v. Fr. v. P. Hocheder. Lyrische Halle. Die letzten Worte v. C. A. Tiedge. Der ächte Sänger des Maies von I. G. Beilhack. Das Wiener Chocolademädchen, (nach Liotards Gemälde), von Ernst v. Brunnow. Chronistisches. Litteratur - und Bücherschau. 1) Sendungen der Kurländischen Gesellschaft für Litteratur und Kunst. Mitau 1840. 2 ) Die Weltreiche zu Anfang des Jahres 1839. Eine Bilderreihe von F. de la Motte Fouqué. 3) Romanzen von Karl Ulmer. 4) Camoens, Trauerspiel in 5 Acten, von Wilhelm v. Chezy. Ueber Ouverturen Von Franz Grafen von Pocci. Denk - und Meldetafel.

Der Abonnementspreis dieser Zeitschrift ist:

In den k. k. österr. Staaten durch die k. k. Postämter bezogen, laut des Tarifs der k. k. österr. Polizei und Censur-Hofstelle: halbjährig zu 4 fl. 24 kr.

Bei den k. bayer. Postämtern halbjährig im I. Rayon 3 fl. 32 kr. im II. Rayon 3 fl. 39 kr. im III. Rayon 3 fl. 43 kr.

Auf dem Wege des Buchhandels bezogen Ganzjährig 7 fl. kr. halbjährig 3 fl. 30 kr. vierteljährig 1 fl. 45 kr.

[2105]

So eben ist erschienen, und kann bei allen Buchhandlungen darauf subscribirt werden:

J. Gierth, prakt. Zimmermann, Der Wiener Zimmermann, oder praktische und allgemein faßliche Unterweisung zur Ausmittelung der Dachlagen und zur Construction der Holzverbände im Allgemeinen und insbesondere zu Dachverbindungen.

Erste Abtheilung.

Mit einem Atlas von 10 lithogr. Tafeln in groß Folio.

Subscriptions-Preis 4 fl. C. -M. oder 2 Rthlr. 16 gGr.

Mit dem genannten Werke, dessen beide folgenden Abtheilungen ebenfalls bereits im Drucke sind, und der ersten in kürzester Zeit folgen werden, ist einem sehr fühlbaren Bedürfnisse für die Praxis der Zimmerwerkskunst abgeholfen worden, indem man, trotz der großen Anzahl sehr guter Lehrbücher der Baukunst, im Allgemeinen dennoch ein solches vermißte, das dem reinen Praktiker die Regeln seiner Kunst, für den jetzigen Standpunkt derselben, so dargestellt hätte, daß er sie unmittelbar in die Wirklichkeit hätte übertragen können. Namentlich ist die Lehre von den Dachausmitte ungen, der Gegenstand der vorliegenden Abtheilung, in solchem Umfange und so ausführlich und allgemein faßlich noch in keinem einzigen Lehrbuche enthalten. Die folgenden Hefte werden viele Beispiele ausgeführter künst icher Verbände enthalten.

Ludwig Försters artist. Anstalt in Wien.

Zu beziehen durch die Kollmann'sche Buchhandlung in Augsburg.

[2378]

Bei Adolf Frohberger in Leipzig ist erschienen:

Triumph der Heilkunst mit kaltem Wasser, oder Ruf an alle Menschen zum zweckmäßigen Gebrauch des kalten Wassers.

Mit einer Erklärung der Krankheitsursachen und Aufführung der sichersten Gegenmittel.

Nebst einem Anhange, enthaltend:

Viele Beispiele vollkommen gelungener Wassercuren.

Von C. Zoczek.

8. Leipzig. In Umschlag geheftet 18 gr.

Das kalte Wasser, diese überreiche Spende des Himmels, ist zu allen Zeiten und unter allen Völkern als eines der ausgezeichnetsten Heilmittel gekannt, und in den verschiedensten Krankheiten des menschlichen Körpers mit dem glücklichsten Erfolge angewendet worden. Die Natur selbst hat aber auch den deutlichsten Fingerzeig dazu gegeben, indem sie alle ihre Schöpfungen Wachsthum, Nahrung und Gedeihen in demselben finden läßt, und es dem Menschen selbst zum einzig angemessenen1351 besten Getränke anweist. Zum Glück und Wohl von Tausenden war es unserer Zeit vorbehalten, durch sorgfältige wissenschaftliche Prüfungen diesem ältesten aller Heilmittel jene höhere Stellung anzuweisen, die es mit Recht durch seine wundervollen Wirkungen verdient. Stets läßt sich aber ein glücklicher Erfolg nur bei richtigem Gebrauch erwarten, und dazu eine verläßliche Anleitung zu geben, ist der Zweck vorstehenden Werkes. Der Verfasser desselben hat sich nach vieljährigen Erfahrungen über dessen wirksame Folgen in Leiden jeder Art entschlossen, es zum Gemeingut aller Menschen zu machen, und wir sind überzeugt, daß er sich den wärmsten Dank aller jener verdienen werde, die sich desselben bedienen.

Inhalt:

Einleitung. I. Ursachen, aus denen bisher das kalte Wasser nicht nach Verdienst gewürdigt und angewendet wurde: a) Unkenntniß, b) Vorurtheil, c) Eigennutz. II. Von den allgemeinsten und häufigsten Krankheiten: 1) Von der Krankheitsanlage; 2) von den schädlichen Einflüssen. III. Von den Eigenschaften und Wirkungen des Wassers auf Gesunde und Kranke überhaupt. IV. Von dem Gebrauch des kalten Wassers in Krankheiten: 1) In Entzündungen, deren Eintheilung und Aufzählung. 2) In Fiebern, deren Eintheilung und Aufzählung. 3) In regelwidrigen Aussonderungen. 4. In kachektischen Krankheiten. 5. In Nervenkrankheiten. Anhang: Das kalte Wasser als Schönheitsmittel. Beispiele glücklicher Wassercuren.

Dieses Werk ist zu haben: in Augsburg bei Himmer; Brünn bei Gastl und bei Seidel u. Comp. ; Grätz bei Ferstl; Lemberg bei Wild und Sohn und Millikowsky; Linz bei Fink; München bei Franz, bei Lindauer und in der litterar. artist. Anstalt; Nürnberg bei Stein; Pesth bei Hartleben; Prag bei Borrosch und André, bei Haase; Ollmütz bei Neugebauer; Regensburg bei Montag und Weiß; Stuttgart bei Köhler; Wien bei Gerold bei v. Mösle und Braumüller; in Triest bei Javanger; Innsbruck bei Wagner; Salzburg bei Mayer.

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Von Leuchs Schnell-Essigfabrication ist so eben die vierte sehr verbesserte Auflage erschienen, welche alle Arten der Essigbereitung, Essigfärbung und die ganze Fabrication nach verbesserten Methoden beschreibt.

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Ein allgemeines Auskunfts - und Anzeige-Blatt von Karlsbad und seinen Umgebungen, wovon wöchentlich zwei Nummern ausgegeben werden.

Dasselbe enthält: a) eine Uebersicht aller ältern und neuen Bade - und Trinkanstalten in Karlsbad, Marienbad, Teplitz und Franzensbad. Curtax-Ordnung und sonstige Einrichtungen. b) Numerische Angabe der Curgäste aus den österr. Badeorten (von 8 zu 8 Tagen) mit namentlicher Angabe der Notabilitäten unter den Curgästen in den böhmischen Bädern. c) Witterungsbeobachtungen. (Barometer - und Thermometerstand. ) d) Naturhistorische Aufsätze. e) Topographische Skizzen. f) Gedichte, Volkssagen, Anekdoten, welche Bezug auf diese Curorte haben. g) Danksagungen der Curgäste über wiedererhaltene Gesundheit. h) Kurze Biographien interessanter Curgäste und histor. Rückerinnerungen. i) Nachrichten über Tagsbegebenheiten, Feste, Theater, Bälle, Concerte. k) Correspondenz-Nachrichten aus andern Curorten. Ferner: l) ein Intelligenz-Blatt für Wohnungsvermieth -, Kauf - und Verkaufs-Anzeigen, Empfehlungen, Dienstgesuche u. s. w.

Auswärtigen P. T. Pränumeranten, welche dasselbe durch die Post beziehen, wird nebst dem Pränumerations-Betrag per 1 fl. C. -M. Porto - und Couvertgebühr berechnet.

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ITALIEN.

Beiträge zur Kenntniß dieses Landes.

Von Friedrich v. Raumer.

Zwei Theile.

Gr. 12. Geh. 4 Thlr.

In diesem Werke legt der berühmte Verfasser die Resultate seiner Beobachtungen über ein Land nieder, das er durch wiederholten Aufenthalt schon früher kannte, im Jahre 1839 aber unter den günstigsten Verhältnissen aufs neue besuchte.

Leipzig, im März 1840.

F. A. Brockhaus.

[2197]

Bei der Arnold'schen Buchhandlung in Dresden und Leipzig ist erschienen und in allen namhaften Buchhandlungen, in Augsburg und Lindau durch die Matth. Rieger'sche Buchhandlung zu haben:

H. W. v. Ehrenstein, Freddolinen.

Erinnerungen an Süddeutschland und Oberitalien.

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[2269-70]

So eben ist in unserm Verlage erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Kurze Geschichte der christlichen Kirche für alle Stände.

Von Heinrich Thiele, V. D. M.

gr. 8. 500 Seiten. brosch. 2 fl. 24 kr. od. 1 Thlr. 9 Gr.

Dieses Buch erfuhr sogleich nach Erscheinen ebenso einläßliche als günstige Beurtheilungen.

Die Schweiz. evangel. Kirchenzeitung Nr. 21, nennt das Buch ein Volksbuch im edelsten Sinne, gleich anziehend für alle Stände, 'und fügt bei: Seine Klarheit, Gemüthlichkeit und Wärme, seine milde und entschiedene christliche Auffassung und Beurtheilung der wichtigsten Ereignisse und der hervorragendsten Charaktere der Kirchengeschichte sichern ihm eine Stelle in der Bibliothek jeder christlichen Haushaltung.

Die Neue Kirchenzeitung für die reformirte Schweiz Nr. 20 sagt: Griffen große Männer in einer Zeit tief in das kirchliche Leben ein, so findet man ihre Lebensgedanken mit ihren eigenen Worten an sehr gewählter Stelle eingereiht. Dieser Ernst der Methode erfreute uns um so mehr, als wir denselben in ähnlichen Werken vermissen. Der Verfasser läßt äußerst lieblich, so weit das Neue Testament mit der Geschichte reicht, dessen hohe Einfalt walten und braucht dessen eigene Worte, ohne daß diese sehr von den eigenen abstächen. Es wäre also die biblische Einfachheit, ein gewisser epischer Ton, welcher das Ganze durchherrscht. Das Buch wird gewiß unter allen Ständen, Geistlichen, Lehrern, und allem Volk Segen stiften können.

Die Züricherische Schulzeitung Nr. 21 empfiehlt das Werk als Handbuch zum Unterricht für Lehrer, so wie als unterrichtendes Volksbuch, weil es die wahre Aufklärung befördere, den Ideenkreis des Ungelehrten erweitere, viele früher vermißte Kenntnisse in populärer Sprache und ächt evangelischem Geiste unter das Volk bringe, und dadurch zur Erhellung der Dunkelheit beitrage. Endlich hebt dieses Blatt auch noch die äußerst billige Preisbestimmung hervor.

Meyer & Zeller in Zürich.

[134]

In der Unterzeichneten sind erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden:

Geschichtchen für meine Söhne von A. v. Kotzebue.

Neue Auflage.

Gr. 8. In Umschlag brosch. Preis 2 fl. 24 kr. od. 1 Rthlr. 12 gr.

Inhalt: Der Tausendkünstler. Die Pomeranzenschalen und Melonenschalen. Der alte Oberrock und die alte Perrücke. Belohnte Theilnahme. Was geht es mich an? Der Großsprecher. Der Lügner. Die Reise nach Köln. Die wüste Insel. Die Gefahren der Einbildungskraft. Oswald und Gustchen.

Es mangelt zwar nicht an Erzählungen für Knaben, und die Verfasser derselben haben es herzlich gut gemeint; doch kennen wir nur wenige, die im Stande wären, die Einbildungskraft ihrer jungen Leser zu fesseln, und ohne diesen Zauber darf man sich keine Wirkung versprechen. Viele sind zu trocken, mit Moral überladen, die doch nur der Knabe selbst aus den Begebenheiten ableiten sollte. Die Lehre: meide diesen oder jenen Fehler! wird ihm elten vorschweben, wohl aber das Bild des Jünglings, der diesen oder jenen Fehler beging und dafür büßt. Nicht für Knaben allein, mehr noch für Jünglinge sind diese Erzählungen geschrieben.

Stuttgart und Tübingen.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

1352

[2208]

In Karl Gerolds Buchhandlung in Wien ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Rudolph v. Jenny's Handbuch für Reisende in dem österreichischen Kaiserstaate.

Durchaus umgearbeitete und vermehrte zweite Auflage von Adolf Schmidl.

Vier Bände in gr. 12.

Die besondern Titel dieser vier Bände sind:

Erster Band:

Reisehandbuch durch das Erzherzogthum Oesterreich mit Salzburg, Obersteiermark u. Tirol.

Wien, 1834. Broschirt 2 fl. 15 kr. C. -M.

Zweiter Band:

Reisehandbuch durch das Königreich Ungarn mit den Nebenländern und Dalmatien, nach Serbien, Bukarest und Konstantinopel.

Wien, 1835. Broschirt 2 fl. 45 kr. C. -M.

Dritter Band:

Reisehandbuch durch das Königreich Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien, die Bukowina und nach Jassy.

Wien, 1836. Broschirt 1 fl. 30 kr. C. -M.

Vierter Band:

Reisehandbuch durch das Herzogthum Steiermark, Illyrien, Venedig und die Lombardie.

Wien, 1836. Broschirt 1 fl. 30 kr. C. -M.

Alle vier Theile werden einzeln verkauft. Der Preis des Ganzen ist 8 fl. C. -M.

[2230-31]

In der Herder'schen Verlagshandlung in Freiburg ist erschienen und durch alle Buch - und Landkartenhandlungen zu beziehen:

Karte von Bayern mit den Gränzlanden in 24 Blättern.

Mit roth eingedruckten Straßen, Ortspositionen und Gränzen.

Entworfen und bearbeitet im Maaßstab 1 / 200'000 von Dr. J. E. Woerl.

Subscriptions-Preis 32 fl. 24 kr. oder 18 Thlr..

[1867-71]

Gasthof und Pension zum Raben in Zürich.

Unterzeichneter zeigt hiemit den resp. Reisenden an, daß in seinem schon längst durch ausgezeichnet schöne und vortheilhafte Lage bekannten Gasthof die Einrichtung getroffen, daß diejenigen Fremden, welche gesonnen sind, kürzere oder längere Zeit in Zürich sich aufzuhalten, in billigen Preisen en Pension logiren können, wozu sich ergebenst empfiehlt C. Gujer zum Raben.

[2305]

So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Die Hanswurstiade. Ein groteskkomisches Heldengedicht von Fr. Menk. 2te Aufl. Mit 1 col. Titelblatt und 6 Vignetten; in allegor. Umschlag eleg. brosch. Preis 10 gGr. od. 42 kr. rhn.

Dem Freund des Humors und Witzes wird in diesem ächt nationellen Gedicht ein würdiges Seitenstück zur Jobsiade geboten. In den rheinischen Landen, wo der Carneval sein buntes Wesen treibt, ward es so günstig aufgenommen, daß bereits eine 2te Auflage nöthig wurde. Leihbibliotheken und Lesecirkeln empfehlen wir es insbesondere, da sich mehr Unterhaltung darin findet, als in manchem dickleibigen Roman.

[2309]

Bei L. Fernbach jun. in Berlin ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen für 8 gr. zu haben:

Ueber den Ursprung der wider die Juden erhobenen Beschuldigung, bei der Feier ihres Osterfestes sich des Blutes zu bedienen, nebst vollständiger Darstellung des jüdischen Rituals in Beziehung auf den Genuß des Blutes. Historisch-kritischer Versuch von Dr. K. J. Borré.

Der Verfasser dieses Werkchens hat sich durch gründliche und vollständige Lösung eines religiösen und historischen Problems um die Sache der Aufklärung und Civilisation ein nicht genug zu lobendes Verdienst erworben; die Gewandtheit, womit er in den engen Raum weniger Bogen ein unermeßliches Material zu bemeistern gewußt hat, erregt wahrhafte Bewunderung, und es dürfte wohl wenige Flugschriften geben, worin eine so profunde Gelehrsamkeit mit so zierlicher Darstellung vereint wäre. Gelehrte vom Fache wie jeder Gebildete überhaupt werden dem Hrn. Verfasser Dank wissen, daß sie endlich über einen so bedenklichen vielfach besprochenen Gegenstand sich vollkommen au fait gesetzt sehen.

[2342]

Anerbieten.

Ein Provisions-Reisender, der die deutsche und französische Schweiz und Ober-Italien jährlich zwei - bis dreimal bereist, wünscht die Besorgung der Geschäfte einiger guten Häuser noch zu übernehmen. Briefe mit Nr. 2342 bezeichnet befördert die Expedition der Allg. Zeitung.

[2211-12]

Stelle-Gesuch.

Ein Schönfärber mit der Tibet und Garnfärberei aufs genaueste vertraut, welcher den ersten Fabriken in diesen Branchen vorstand und dem die besten Zeugnisse zur Seite stehen, sucht ein anderweitiges Unterkommen. Nähere Nachweisung ertheilt die Expedition der Allg. Ztg.

[295-98]

Großherzogl. Darmstädter Staats-Anlehen.

Die 13te Ziehung am 1 Julius enthält 1500 Gewinne, als: 50,000 fl., 10,000 fl., 5000 fl., 3000 fl., 6 à 1000 fl., 10 à 400 fl., 20 à 200 fl. etc. Hiezu sind Loose à 5 fl. 15 kr., und auf 5 Stück das sechste gratis direct zu beziehen bei I. & S. Friedberg, Bankiers in Frankfurt a. M.

[2249-51]

Bierbrauerei-Verkauf.

In der Nähe von Freiburg im Breisgau wird eine auf das vortheilhafteste und zweckmäßigste eingerichtete Bierbrauerei, die sich fortwährend eines bedeutenden Absatzes zu erfreuen hat, unter billigen Bedingungen zum Kauf angetragen. Allenfallsige Liebhaber hiezu wollen sich unter der Chiffre R. T. an die Expedition dieses Blattes wenden.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15305 tokens; 5298 types; 108901 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 169. 17. Juni 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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