Des Knaben Horn schweigt, die Glocken verklingen, die Toͤne sind gestillt, das Liederspiel ist geschlossen; die das wundersame Klingen gehoͤrt, treten zusammen und besprechen, was sie vernommen. Neu war es nicht, was sie geruͤhrt, alte verblichene Toͤne waren ihnen wie eine sympathetische Schrift in der Waͤrme wieder aufgefrischt; wie ein Strom milder Muttermilch waren ihnen diese Gesaͤnge in das fruͤhe Leben geflossen, und wie frisches, kuͤhles Bergwasser aus den Bruͤsten der Erde; spaͤter aber hatten sie sich selbst Gerstenwein gebraut, mit dem bittern Hopfen der Kritik gewuͤrzt, und vergaßen der fruͤheren Labung. Der grausame Laͤrm der Welt hatte diese singenden Stimmen fruͤhe schon niedergeschrieen, wie unarticulirte Traumaccente lebten sie gebrochen und unkenntlich nur noch im Wiederhall der Erinnerung; die, mit denen sie ehehin so vertraut gewesen, konnten sich kaum auf sie zuruͤckbesinnen, und gingen unter ihnen herum und kannten sie nicht, und thaten stolz und sproͤde gegen sie. Des Knaben Wort hat diese Verblendung geloͤst, der Vorhang ging in die Hoͤhe, der erste Jugend und die spaͤteren Alter von einander schied; der dunkele Raum dahinter ist beleuchtet, und die fabelhafte Zeit des Menschen erscheint mit den vielen bunten Gestalten erfuͤllt. Nicht alle haben dies Schauspiel im Guten aufgenommen, sie moͤchten lieber als halbjaͤhrige Kinder Spinnmaschinen, denn diesen Ammenkram getrieben haben:223 andere gute Seelen sind bey dieser Unschuld zur Kirche gewesen, und sind freudig und gestaͤrkt aus dem Tempel gegangen. Hinter dem frischen Kranze von Weinlaub am Eingange glaubten Viele jungen, raschen, bizelnden Wein und den Kroͤnungsochsen zu finden, als aber die innen geschmolzenes Zinn zur Handwaschung den Eintretenden scherzend boten, da sind sie zuruͤckgefallen, und mochten sich nicht noch einmal zu den Schwarzkuͤnstlern wagen. Zarte Wesen wohl auch haben sich geaͤrgert an manchen Vorstellungen; spotten endlich wollten Viele, haͤtte nicht ernsthaft der Herr in der Loge gesessen und Stillschweigen geboten dem laͤrmenden Haufen. Manche erfuͤllten sich dadurch mit ungeheucheltem Respect vor der trefflichen Erscheinung, andern wuͤrgte der Verdruß die Kehle ab, und sind sie nur einmal der verdammten Ehrfurcht aus dem Wege gegangen, so werdet ihr Wunder hoͤren, wie sie aufschreyen. Zu allen Diesen moͤchten wir ein Wort reden, nicht altklug und gelehrt, sondern einfaͤltiglich und bescheiden, wie's der innere Geist eingibt, um einiges Gute zu wirken bey den Guten, und allzu arge Prostitution in etwas zu verhindern bey denen, die man gemeinhin zu den Verkehrten zu rechnen pflegt.
Zuerst, welche Bewandniß es denn eigentlich um diese Dichterey habe? Wir glauben, Poesie sey eher gewesen, als die Kunst, die Begeisterung sey so vorangegangen und die Disciplin spaͤter gefolgt. Wir glauben ganz unumwunden an die Existenz einer eigenen Naturpoesie, die denen, die sie uͤben, wie im Traume anfliegt, die nicht gelernt und nicht erworben, auch nicht in der Schule erlangt wird, sondern gleich der ersten Liebe ist, die der Unwissendste in einem Augenblicke gleich ganz weiß und ohne alle Muͤhseligkeit gerade am besten dann uͤbt, wenn er am wenigsten Studien gemacht, und gradweise um so schlechter, je mehr er sie ergruͤndet hat. Wir achten die Kunst hoch, wie sich gebuͤhrt, nach der Natur aber ist staͤrkere Nachfrage. Und das wie billig; weil, waͤhrend wir uͤberall von Kunst umsponnen sind, Natur sich selten gemacht hat,224 wie erste Druckwerke und Jncunabeln jeder Art. Der erste Meister war keines andern Schuͤler, er war nicht dressirt, schoͤne Gefuͤhle in schoͤnen Formen von sich zu geben. Wie der Ambra nach der alten Sage im Gehirne des Wallfisches gerinnt, so wurden sie im Herzen wie von selber, und gingen mit dem Athem aus. Was Hauptsaͤchliches in der Vergangenheit auf Erden geworden, ist auf diese Weise meist hervorgetrieben, die Hoffnungen der Zukunft ruhen schon mehr auf unserm Geschicke, das als das Erbe vieler vergangenen Generationen allmaͤlig sich angehaͤuft. Alle Sprache hat sich erst im Munde des Volkes gefunden, und hat nach innen die Wurzeln in alle Tiefen des Menschen geschlagen; lange hernach sind die Gelehrten den Fasern nachgestiegen, und haben nach den Regeln der Markscheidekunst sie aufgenommen und in ihre Grammatiken eingetragen. Kein Witz wird nach dem Lineale gezogen, nicht einmal das Spinnrad wurde von seinem Erfinder muͤhsam nach dem Calcule aus den einzelnen Theilen zusammengeklebt. Jedes exemplarische Kunstwerk wird ausgetragen und gezeigt in der Verborgenheit des geistigen Fruchthalters, und dann an den Tag gelassen, wie die Natur ihre Thiere und Pflanzen von sich gelassen, ohne peinliche Anstrengung, die erst Folge des spaͤteren Fluches ist. Vor Allem aber, indem sich emsig des Menschen Thaͤtigkeit versucht, ist Poesie aus dem hoͤchsten Uebermuth des Lebens hervorgegangen; der Begeisterte hat im Rausche die Adern sich geoͤffnet, und blutet mit Lust die Dichtung aus den warmen Quellen; was sie treibt, ist daher auch mehr, als irgend anderswo jene geheime Wirkkraft des Lebens, fern von Ueberlegung abgewendet und keiner Zurechnung faͤhig und keiner aͤußerlichen Regel. Selbst des Menschen Ursprung ist in dieser Poesie und ihrer Liebe, und ihre Quellen brechen mit einander aus der Erde hervor. Am reichlichsten aber fließen diese Quellen in der Jugend der Voͤlker, wo mehr noch des wilden Blutes tobt, das in spaͤterer Sittsamkeit allmaͤlig nach abwaͤrts sich verwaͤssert, und nach aufwaͤrts sich alcoholisirt. Darum auch225 suchen wir das, was wir mit dem Namen Naturpoesie bezeichnet haben, fernab in den ersten Morgenstunden unter den Morgentraͤumen der Gattung der Nationen und der Jndividuen. Gediegene, toͤnende Metallnatur ist ihr Character, einfach, großartig, gemessen und wahr und recht die Form, weil die Zeit scharf accentuirt, die gesunde Natur aber nimmer irrt, und allem, was sie gestaltet, das rechte Gepraͤge gibt und die eigentliche Signatur. Wie das Feuer von Natur die Pyramidenform liebt, und das Wasser die Kugelform, und ohne vorhergegangene geometrische Construction beyde in ihre eigenthuͤmliche Gestalt sich fuͤgen, so nehmen auch die Affecte von selbst die specifische Formirung an, und in dem Kunstwerk ist durch dieselbe Nothwendigkeit, die es hervorgebracht, auch das Band zwischen Form und dem innwohnenden Geist geknuͤpft. Gesang und Tonfall und das Wort und Klanggewebe, was man sonst wohl, als der Poesie, aͤußerlich ansieht, ist ihr in Wahrheit hier innerlich eingeboren, oder die Poesie ist vielmehr ununterscheidbar mit ihnen verwachsen, wie Leib und Seele im organischen Leben. Wie sich die Zeiten haͤufen, vermehren sich auch die stehenden Typen dieses Naturgesangs; was massiv in großen Quadern die erste Zeit gebaut, das durchdringt der nimmer rastende Bildungstrieb, und meiselt es bis zum feinsten Spitzengewebe aus; und nun erst tritt die Moͤglichkeit einer innern Scheidung ein. Was vorher von innen mit der Begeisterung von selbst geworden, das kann jetzt von außen abgesehen werden; die Form kann gelernt werden aus den vielen schon bestehenden Exemplaren, und der abgezogene Geist wird hernach gelegentlich eingefuͤllt. Die neueste Zeit kann auch immer das treffendste Zeugniß fuͤr die Wirklichkeit dieser formlosen Begeisterung und der geistlosen Form geben. Haben wir nicht gesehen, wie klanglose Naturen gleich Seilern ihre Stricke auf allen Wegen ausgespannt, und im Spannen und Nachlassen ihrem poetischen Webstuhl die schaͤrfste Stimmung gegeben, und webend nun den schoͤnsten Damast zum haͤuslichen Gebrauch zugleich auch, wie das226 Schiffchen durch die verspannten Faͤden schwimmend auf - und niedereilte, lieblich hinein musiciren wollten in die Kunst von ihrem Stuhle aus einen ehlichen guten Morgen und was sonst, aber freylich weiter nichts, als ein hoͤlzernes Gelaͤchter hervorbrachten. Wie im manichaͤischen Systeme die boͤsen Geister menschliche Leiber, schoͤne Jungfrauen bauen, und sie als Fallen hinstellen auf die Erde, damit die Seelen im Lichtreich sie erblicken sollen, und in Liebe zu den reizenden Gestalten entzuͤndet zu ihnen niedersteigen, wo das lockende Fleisch dann uͤber ihnen zusammschlaͤgt und an den irdischen Leib sie fesselt; so hat diese Zeit Verskuͤnstler hervorgebracht, die in Worten die allerkuͤnstlichsten Formen auszugießen wissen, schoͤne Gefaͤße werth das Koͤstlichste zu fassen, sie stellen sie dann hin, wie die Kinder die Schuͤsseln zu Weihnachten, damit der Schutzengel mit der Bescheerung sie fuͤllen moͤge, aber der ist karg und ungnaͤdig, weil sie nicht zu beten wissen, und sonst kein Herz zu ihm haben. Die pfiffigsten Sprenkel wissen sie dem Geist zu legen, damit er sich in ihnen fangen moͤge, der aber zieht durch die Webe, wie eine feurige Erscheinung, und sie wundern sich groß, daß sie auch nie den Feuerdrachen in ihren Schlingen zappeln sehen. Die Classiker und die man ihnen gewoͤhnlich unter dem Namen Romantische entgegenzusetzen pflegt, haben in diesem Fache gleich emsig und unverdrossen gearbeitet. Jenen, mit ihren reichbesetzten Cabinetten von antiken Gipsabguͤssen, wuͤrde unbestritten der Vorrang gebuͤhren, wenn auf der andern Seite nicht wieder die Sonette so starke Uebermacht gaͤben. Die ganze Sprache haben diese Muͤnzwardeine abgeschaͤtzt und geaicht, jedes Wortes Werth und Geltung bestimmt, und alle Combinationen durchprobirt, in denen sich's zusammenfuͤgt und schickt, und alle Crystallisationen, in denen diese Elemente sich verbinden. Wie viel Raͤder die Maschine fodert, wie viel Zaͤhne das Rad, wie viel Stoͤcke das Getriebe, wie die Pfannen, in denen die Wellen gehen, zu gestalten seyen und die Einschnitte. Das alles ist aufs genaueste berechnet, und geschickte Arbeiter227 setzen nach der Vorschrift nun Werke zusammen, die den Pulsschlag des Herzens in Terzen theilen, und den Mondswechsel zeigen, und damit auch die Anfaͤlle des dichterischen Wahnsinns und das Datum des jedesmaligen Ausbruchs hinzufuͤgen, oder auch noch groͤßere Artisten lassen die Taube des Albertus magnus aus ihren Haͤnden auffliegen, die ißt und trinkt, und flattert und verdaut, und alle andern natuͤrlichen Verrichtungen uͤbt. Ein kostbares Kunststuͤck ist eine solche Uhr, fragt nur die Kuͤnstler. Aber vermag sie sich durch Besinnung fortzupflanzen? Hier kommt ihr Mechanism an Tag, und es wird offenbar, daß die Seele innen nur eine Stahlfeder oder ein Gewicht ist. Nicht aber, daß wir deswegen dieses ehrsame, poetische Gewerk wider die Gebuͤhr klein hielten, es soll alles seine Satzung haben und sein Recht, und alles, was tuͤchtig ist in seiner Art, so viel es werth ist, geehrt werden. An jeder Gegenwart haͤngt in zwey Schnuͤren Zukunft und Vergangenheit, alle Zeit ist nur ein Tag und nicht viele Tage, keine soll sich selbst anfangen fuͤr sich selbst, sondern was geworden ist, soll erkannt werden als Bestehendes, und nicht hingegeben der Vergessenheit, damit die Kraft nicht in fruchtlosen Wiederholungen sich verzehre. Alles Thun ist gebend nach vorwaͤrts, empfangend nach ruͤckwaͤrts. Das Eine in historischer Thaͤtigkeit, das Andere in historischer Anschauung. Eine lange Saͤulenreihe fuͤhrt in die Vergangenheit hinab. Zwischen den Saͤulen stehen die alten Bilder aufgerichtet, die Menge draͤngt gaffend am Eingange und mauert um den Tagelohn fort, die Meister nur haben den Plan, und weil sie erkennen, was ist und was war, darum koͤnnen sie gruͤnden und fertigen, was wird. Tadeln also das Studium fruͤherer Musterbilder waͤre Unverstand. Groͤßeren Apparates bedarf gegenwaͤrtig die Kunst, weil sie vielsilbig geworden ist und vielgliedrig, und wie Marienglas in viele buntfarbige Spiegelblaͤttchen aus einander geschiefert, und nicht mehr in großen Baͤnken geschichtet. Aber daß bloße Form[-]228schneiderey sich fuͤr die beste Poesie der Zeit geben will, und nicht einsehen, wie sie mit ihrer verdienstlichen Geschaͤftigkeit doch nur ein Exempelbuch fuͤr das kuͤnftige Genie zusammentraͤgt, das moͤchte befremden, wenn man das seltsame Spiel der optischen Taͤuschungen, die der Duͤnkel hervorbringt, nicht kennte. Nachdem vorher viel Tobens gewesen ist, daß das Genie gar keiner Form beduͤrfe und daherfahre wie Waldwasser, oder wie Feuer im brennenden Busche, sind diese mit Ketten und Banden herbeygelaufen, und haben den Wildfang eingefangen, und halten ihn nun in enger Haft. Mit tausend Stecknadeln haben sie den Prometheus an das Secirbrett angeheftet, und bieten weit und breit die Schuͤler auf, daß sie bey der Vivisection zugegen sind.
Wir retten uns aus diesen Jndustrie - und Spinnschulen, die wir unendlich hochschaͤtzen, zu denen wir aber keine Liebe tragen, gern in die freye, offne Natur, die in diesen Blaͤttern steht. Betaͤubt von dem Rasseln und Schnurren aller jener Stutz -, Floͤten - und Kukuksuhren, von dem Gepinker der Spiralen, dem bedaͤchtigen, langsamen, regulirenden Hin - und Herschritt der Pendel, dem innern Reiben und Gleiten der Zaͤhne thun uns die reinen, einfachen Fortschreitungen in diesen Gesaͤngen wieder wohl, wenn wir heraustreten aus der Werkstatt in das Leben. Wir sind nicht in Versuchung, diese Lieder fuͤr jene Naturpoesie zu erklaͤren, von der wir fruͤher gesprochen haben. Die fruͤheren Geschlechter haben diese in ihrer urspruͤnglichen Form meist mit ins Grab hinabgenommen, wie Alles, was ihnen lieb gewesen, Pferde, Weiber, Sclaven, Waffengeraͤthe. Noch findet man zerstreut in den Grabhuͤgeln goldne Bienen, Sporen, Siegelringe um die Gebeine her, aber die ganze Gestalt zerfaͤllt vor dem Licht in Staub zusammen. Nur einzelne Accente, die Grundaccorde leben von diesen alten Gesaͤngen, und wir behaupten, daß sie aus dieser Volkspoesie noch am lautesten ertoͤnen. Wie naͤmlich diese Poesie am meisten raͤumliche Verbreitung gewonnen hat, so hat sie auch zeitlich die meiste Tiefe erlangt, eine starke229 Pfahlwurzel hat sie senkrecht hinab in die Zeit gesenkt, waͤhrend die adeliche Poesie mehr horizontale Auslaͤufer an der Oberflaͤche um sich her verbreitet. Durch Tradition hat ein Theil des alten Metalles sich von Geschlecht zu Geschlecht vererbt. Die Gelehrten haben sich fruͤhe schon von der Pflege losgesagt; das Volk hat sie noch mit seinen andern alten Gebraͤuchen aufbewahrt. Jedes Jahrhundert hat freylich seine eigenthuͤmliche Zuthat beygemischt, aber aus derselben Quelle, aus der das Erste sie geschoͤpft, und wie guter, alter Wein darum nicht Namen und seine Natur verliert, weil Viele nach einander in langen Jahren mit Maß von ihm getrunken, und dann aus dem jedesmaligen Jahrgang ihn wieder aufgefuͤllt, so ist es auch um dies alte Oel beschaffen, das, wenn es gleich durch so viele Zeiten durchgeronnen, doch noch nicht von seinem milden Feuer verlassen ist. Das halten wir fuͤr das eine Element dieser Poesie, die fernste Quelle, aus der sie hervorgebrochen. Aber wie der Strom durch die Zeiten in seinem Bette hingeeilt, hat er auch zahllose Nebenstroͤme aufgenommen, deren jeder wieder aus eigner Quelle ausgegangen, und sie sind die andern Elemente in der Zusammensetzung des Ganzen. Denn nimmer ruht der Bildungstrieb, und uͤber alle Zeiten ist das Leben ausgebreitet. Ehe die geschlossene Schule gewesen, waren die Dichter in die Masse des Volkes aufgenommen, und nur die Organe seine Poesie; wie aber jene sich getrennt, da flogen noch immer die Lieder als gefluͤgelte Boten hin und zuruͤck, bis die Schule endlich sich allzu hoch verstieg, wo das Volk sie denn zwar groͤßtentheils aus dem Gesicht verlor, aber darum nicht den alten Gesang verstummen ließ, und wohl auch aus seinem Mittel ihn noch vermehrte. Das waren fromme Zeiten in der Malerey, aus denen zwar noch treffliche Denkmaͤler, das Aug erfreuend, uͤbrig geblieben sind, deren Bildner und Bildungszeit aber keine Kunstgeschichte zu nennen weiß, weil der Kuͤnstler sein Werk nicht zum praͤchtigen Gehaͤuse seines Namens machen mochte. Gerade in demselben Geiste und Sinne sind die230 meisten jener Volkslieder gedichtet; seit undenklichen Zeiten sind sie in Aller Munde, aber namen - und vaterlos wissen sie den nicht anzugeben, der sie zuerst articulirt; die Gewaͤhr ihres innern Lebens tragen sie in ihrer Vollendung, und beduͤrfen dazu nicht eines fremden Lebens, daß es ihnen Zeugniß gebe. Einmal hervorgegangen uͤberraschten sie durch ihre Volksmaͤßigkeit die Menge, daß die Nation in ihrer Gesammtheit sie adoptirte, und Vaterstelle bey ihnen vertreten wollte; aber eben dadurch muß es uns auch wahrscheinlich beduͤnken, daß sie meist Kinder der Liebe und einer augenblicklichen Begeisterung sind. Ohne Zweifel sind manche dieser Lieder von Geistern ausgeworfen worden, die nicht vorher und nicht hernach weiter mehr gedichtet haben. Einer der hellen, klaren, lichten Lebensmomente war ergriffen worden, und aus ihm sprang der blaue Blitzesfunken in einem Schlag hervor, und fernhin spruͤhte der ganze Umkreis im electrischen Lichte. Die ganze Menge fuͤhlte sich erregt, ohne viel zu fragen, woher ihr der Schlag gekommen sey. Viele sagen ausdruͤcklich, wie sie bey Weine und in froher Lust des Lebens geworden; die meisten der melancholischen sind so geradehin aus dem Herzen uͤbergetreten, wie die Thraͤne, wenn die Augen uͤbergehen, ausbricht und uͤberfließt, sie sind ein Schluchzen oft aus innerster Brust hervor, das der Weinende lieber zuruͤckhalten moͤchte; scherzhaft aber stillt Eines die Nachfrage um den Ursprung durch die Antwort, es habens drey Gaͤnse uͤber das Wasser gebracht. Beynahe alle mußten aufhoͤren, Privateigenthum zu seyn, ehe sie oͤffentliches Gut werden konnten, und an vielen auch hat die Gemeinde ohne allen Zweifel ihr Recht ausgeuͤbt, und sie mannichfaltig nach der herrschenden Temperatur und Stimmung umgebildet. Die Limpurger Chronik erzaͤhlt gar viel von den mancherley Liedern, die zu verschiednen Zeiten am Rhein und an der Lahn gesungen worden; wie die Musikweisen zugleich mit dem Jnhalt der Lieder haͤufig gewechselt, wie besonders die Gesaͤnge eines fraͤnkischen Bruders zu einer gewissen Zeit in Aller Mund gewesen seyn. Ein231 froͤhliges Brausen ging durch die guten, wohlfeilen Zeiten des dreyzehnten, vierzehnten und zum Theil des funfzehnten Jahrhunderts hindurch, nur dann und wann und oͤrtlich durch Pestilenz, Kriegsverheerung, Heuschreckenzuͤge, Hungersnoth und Judentodschlag unterbrochen. Als spaͤterhin die aͤußeren Verhaͤltnisse druͤckend wurden, und theuerer die Lust, und chronischer und weit maͤchtiger die Uebel, wurden die Choͤre immer duͤnner, weniger neues wurde hervorgebracht, des Alten viel vergessen, die guten Stimmen wurden weggefangen fuͤr die Hoͤfe, viel wuͤste, schwirrendes Getoͤne trat an die Stelle des metallnen Klingens, die Singvoͤgel zogen fort, und fette Ortolanenzuͤge lagen dafuͤr in den Buͤschen. Die meisten, eigentlichen Volkslieder stammen aus jener fruͤheren Zeit. Unsere Tage, die nur im politischen Enthusiasmus etwas Tuͤchtiges, allgemein Einschneidendes gewirkt, haben auch nur Einen tuͤchtigen Gassenhauer, den Marseiller Marsch, hervorgebracht, der die Franzosen zu Schlacht und Sieg begeisterte, waͤhrend die Deutschen ihr Freut euch des Lebens girrten, und damit aus der Ferne schon die Genußraserey begruͤßten, die bald an die Stelle der kurzen Anstrengung treten sollte. Mit den Kleidermoden drang auch die individuelle Poesie der hoͤheren Staͤnde zum Volk herab, und Opernarien, Moralien, Almanachslieder schwimmen im bunten Gemische durch einander, und es ist nichts nationelles und Characteristisches mehr im Volksgesange, außer jenen alten Ueberresten, zu unterscheiden.
Darum haben die Herausgeber des Wunderhorns die Buͤrgerkrone verdient um ihr Volk, daß sie retteten von dem Untergange, was sich noch retten ließ. Wie Bienenvaͤter haben sie durch Spruch und Klang und Gesang die Fliegenden um sich her gesammelt, eben in dem Augenblicke, wo sie verschwaͤrmen wollten, und haben eine Staͤtte fuͤr sie zubereitet, in der sie uͤberwintern koͤnnen. Wie die Jrrlichter um die verwesende Pflanze herflattern, so um die alten Burgen, die Dome und Kapellen, um die Bilder und das Epheugemaͤuer,232 der bleiche Schein der Sagen und Maͤhrchen in Liedern und Romanzen glimmend, matter und matter, wie die alten Formen mehr und mehr zerbroͤckeln. Emsig nagt die Zerstoͤrung fort, Saͤule nach Saͤule verschleppt die Betriebsamkeit von diesen Denkmalen, und baut sich niedliche Lusthaͤuser zur Erholung und Ergoͤtzlichkeit daraus. Unwillig muß der dunkle Geist, der uͤber die greisen Ruinen die Fluͤgel breitet, von dannen scheiden, weil sie ihm gewaltsam am Tage, wenn seine Kraft gebunden ist, Stuͤck vor Stuͤck entwenden, daß er selbst das alte Haus nicht mehr erkennt und die Heymath, in der er in seiner Herrlichkeit gewohnt. So Vieles hat die Geschichte untergehen lassen, zu so vielen Sprachen, Hieroglyphen, Keilschrift und vielen andern hat sie das Alphabet verloren. Diese alte Steinschrift wuͤrde auch bald unlesbar geworden seyn, wenn nicht der Geist, der hier gewacht und gesammelt hat, nicht auch fruͤher schon gewaltet haͤtte, und vorbereitend, was diese vollendet haben schon in fruͤherer Zeit, wo die Zerstoͤrung und Verwilderung noch nicht so groß gewesen, einen Theil dieser Monumente gerettet haͤtte. So sind denn in dieser Sammlung alle Denksteine und Jnschriften aufgestellt, Bilder und Fragmente und kuͤnstlich Schnitzwerk geordnet, blanke Ruͤstungen hangen an den Waͤnden vertheilt, Geraͤthe aus vielen Zeiten und Kleidertrachten und Waffen und Jnstrumente liegen da und dort herum; alles nicht so, wie es der Zufall gibt, umhergestreut, und die Raritaͤten massenweise aufgehaͤuft, sondern verstaͤndig und geistreich geordnet, daß ein Geist durch die Bilder zieht, und alle sich als die Glieder eines Leibes zusammenfuͤgen. Es ist der Geist der Nation, der auf dem Ganzen ruht.
Und weil diese Poesie mehr, als irgend eine andere, ein treuer Spiegel des Volkes ist, darum moͤgen wir auch in ihr wieder sein Wesen und seine Physionomie und die Lineamente seines Characters und seiner Art lesen und erkennen. Eben weil die neuere Zeit so nebelhaft und luͤftelnd geworden ist, darum ist auch ihr Gepraͤge so verwischt, die Glaͤtte und der233 Metallglanz weißt die Anspruͤche und reine Formen in den spielenden Reflexen ab: damit sie die Grundlage ihres Wesens einigermaßen doch begreife, muß sie sich selbst in den Formen groͤßerer Gebundenheit aufsuchen, wo sie noch schaͤrferen Schnitt gezeigt. Hat die Muschel ihre Perle hervorgebracht, dann mag sie selbst verwesen, ihr Kleinod bleibt zuruͤck im Perlmutterglanze liegend. Viele solcher Perlen sind hier in eine Schnur gereiht, ihr Bestes haben viele auf einander folgende Zeitalter dargebracht, indem sie voruͤbergegangen, ein bedeutender Ueberrest vom Leben und Dichten und Trachten der Nation ist hier aufbewahrt, und es moͤchte nicht schwer seyn, die allgemeinen Lineamente ihrer Persoͤnlichkeit aus diesen Elementen heraus zu zeichnen. Ein fluͤchtiger Entwurf zu dieser Zeichnung wird uns zugleich auch zur naͤhern Betrachtung der vorliegenden Blaͤtter uͤberfuͤhren.
Wie um den Anfang des Jahres die zwoͤlf Merktage liegen, in denen sich die Witterung fuͤr die zwoͤlf Monate entscheidet, so fallen in die Kindheit die Merktage fuͤr das Leben der Voͤlker und Jndividuen, in denen vorbedeutet wird, was kuͤnftig daraus werden soll. Da ist die Weihnacht der Nation, da muß ihr guter Stern uͤber der Wiege am Himmel stehen; dann kommen die Hirten und Weisen und bringen ihre Gaben, und das wackere Kind waͤchst auch zum wackeren Manne auf. Das Andenken dieser eignen Jugendfeyer erbleicht wohl jeder Generation in der Erinnerung, aber es wird jedesmal in ihrem Verhaͤltnisse zu den Folgenden wieder aufgefrischt, und so spiegelt sich die Jugend des Volkes immer von neuem wieder in diesen Beziehungen und ihre Poesie in den zarten Spielen, in denen sich die lebende Kinderwelt durch ihre Anschauung durchbewegt. Von dieser Seite muß man den Deutschen eine schoͤne froͤhliche Jugend zuerkennen, und wir fuͤhren zum Zeugniß fuͤr diese Aussage gleich zuerst die Kinderlieder im Anhange des Wunderhornes auf. Vom ersten einsilbigten Lallen der Poesie an, vom ersten Fluͤgelschlage der Phantasie noch in der Mutter Neste bis zur Zuruͤckbildung234 der gereiften Kraft in die erste Einfalt und Unschuld fruͤher Jugend in spielender Naivitaͤt, ist der ganze bunte Wechsel der ersten morgenrothen Lebensstunden hier dargestellt, und man kann sagen, daß lange noch nicht alles erschoͤpft ist, was die Nation in dieser Art besitzt. Alle die kleinen, spielenden Farbenlichter, die durch diese Zeit durchschießen, sind hier aufgehascht, und die verstolenen kindischen Blicke in das Leben abgelauscht, und wie sich die Welt in den kleinen Convexspiegel zusammenbricht, in treuem Bilde dargestellt. Nach bunten Farben nur verlangt das Kinderauge, nicht groß achtend Form und Gestalt und Zusammensetzung, an hellen, klingenden Toͤnen und Reimaccorden und einzelnen, lieblichsuͤßen Worten erfreut sich das Ohr, und begreift nicht tiefsinnigen Jnhalt des Gesanges. Jn diesem Geiste sind zunaͤchst die Wiegenlieder gedichtet, Schaͤfchen und Laͤmmchen, Steinchen und Beinchen, Gloͤckchen und Doͤckchen, Kindlein und Engelein, Gickelchen und Voͤgelchen ins Eya popeya geflochten, und in Toͤnen wie in suͤßer Muttermilch aufgeloͤst; waͤhrend andere beruhigende oder auch anprotzende Klaͤnge den weinenden Unmuth zu beschwichtigen dienen, und die Reiterslieder auf des Vaters Knie, die Trompeterstuͤckchen, beym Fahren und Kutschen, und zum in die Haͤnde patschen, durch schnellen, huͤpfenden Rhythmus vergnuͤgen wollen, und die Ammenuhr mit ihrem Glockenspiel in den froͤhlichen, muntern Scherz hineinsteigt. Wenn aber der Kreis der kindischen Thaͤtigkeit sich mehr erweitert, dann moͤchte das Kind auch selbst die fruͤher eingezogenen Laute wieder von sich geben, es versucht sich daher im Tonspiel, wie es fruͤher in Bewegungen sich versuchte, und so entsteht die zweyte Gattung dieser Lieder z. B. die jubelnde Feyer der Wiederkehr der schoͤnern Jahrszeit in freudigem Aufjauchzen der Fruͤhlingsumgang, der Sommerverkuͤndigung, des Sommertagsliedes, die Begruͤßung der Jahresfeste Havele Hahne, Sankt Niklas, Dreykoͤnigslied, Brunnenfeyer zu Johannis, Sternseherlied,235 Morgen - und Abendliedlein, die Liebe zu den Voͤgeln und was sich sonst mit leichtem Fluͤgel wiegt, in frohem Zuruf aufsingend im Weinschroͤterlied, Maykaͤfer schnurre, Hinkelchen, Klapperstorch, Goldvogel, Voͤglein auf der Wiege, Tuͤrkenmaͤnnchen, Turteltaͤubchen, der Vogelsaͤnger, Tannebaum, Sonnen - und Mondlieder. Daran schließt sich die dritte Gattung, in denen sich die lebendige Beweglichkeit des Alters in munterer, rascher Weise ausdruͤcken will, wohin das Kinderconcert gehoͤrt, Buzemann, Ringelreihe, Abzaͤhlen, Tanzliedchen, Kriegslieder. Dann folgen die Kinderschnurren, scherzhafte Predigten, der Kittel, was traͤgt die Gans, Einquartierung, Schustersbue, Bettelmanns Hochzeit, das Wappen von Amsterdam, Scherzlieder. Dann die Maͤhrchen, die grausamliche Geschichte von Huͤhnchen und Haͤhnchen, als ich ein armes Weib war, Petrus auf der Reise, das buckliche Maͤnnlein schon mit einem Stich auf die Romanze. Liebeslieder, auch davon etwas scherzhaft heruͤbergezogen, der Unterricht durch das Federspiel und den ABC-Schuͤtzen bestritten, kindliche Religiositaͤt in einfaͤltigem Taubensinn durch fromme Gebete ausgesprochen, oder in lieblich zarten Legenden in den zwey Hirten der Christnacht, ein Wahrheitslied, ein Weihnachtsgesang, Christkindleins-Wiegenlied spielend. Endlich Kindesabschied unter dem Grabstein hervor. Es ist kein großer Apparat, keine weit ausholende Anstalt in diesen Spruͤchen und Liedern zu bemerken, aus wenigen Brettchen, Baͤndern und Schnuͤren und Farben und Glitzerglas ist alles wie Nuͤrnberger Spielsachen zusammengesetzt, und jedesmal mit dem geringsten Aufwand die groͤßte Wirkung erreichend, lassen sie in einfaͤltiger Kuͤnstlichkeit den Mutterwitz des Volkes in vielen Formen spielen, und erfreuen selbst durch ihren kindischen Aberwitz. Wir wuͤßten nicht, daß irgend eine andere Nation einen solchen Reichthum von goldnen236 Spielpfennigen und solche Kinderlust und Jubel besaͤße, wie denn auch in jener kindischen Plastik Nuͤrnberg in der Mitte von Deutschland zur Metropole seit Jahrhunderten sich erhoben hat.
Gehen wir aus dieser froͤhlichen Kinderwelt in das weite Leben uͤber, wie es in diesen Dichtungen widerscheint, dann kann es uns nicht uͤberraschen, dort, nur mit tieferm Ernst gezeichnet, alles das wiederzufinden, was wir in leichten Zuͤgen hier nur angelegt gesehen haben. Mit Gott soll all gut Ding beginnen; wir gehen daher auch in unserer weiteren Bearbeitung von den religioͤsen Gedichten aus. Es ist begreiflich, wie der reiche Schatz geistlicher Lieder, den unsere Sprache besitzt, hier nicht ausgelegt, nur durch einzelne ausgewaͤhlte repraͤsentirt werden konnte. Baldes Lobgesang auf die heilige Maria und Ewigkeit im ersten Bande, Procops Maria Geburt und Jnschrift, das wunderschoͤn, praͤchtige Maria Gnadenmutter zu Freyberg, das etwas steife Prager Kapuzinerlied im zweyten Bande, und besonders die zwanzig Lieder aus dem anmuthigen Blumenkranz aus dem Garten der Gemeinde Gottes im dritten. Jn feyerlicher Stille liegt die Seele betend vor dem Heiligthume, und wie es innen wetterleuchtet, findet sie in Andacht sich nun gehoben, und wie die Dunkel wieder bergend sich um das Geheimniß legen, sinkt sie wieder in sich selbst zuruͤck, und ringt mit sich und dem Drachen, damit sie des vollen Scheins der Gnade wuͤrdig werde, und nachdem sie ausgerungen, fliegt sie, Triumph dem Lamme singend, von dannen. Daran schließen sich unmittelbar die mystischen Gesaͤnge, das schoͤne Hallorenlied, Himmelfahrt in den alten strengen, einfachen Formen auf den Goldgrund gemahlt, der englische Gruß und die drey Schwestern, die Wurzel Jesse, mystische Arabeske, die Mutter, der Vogel Phoͤnix und Goldarbeiten auf dem Liebesbande. Die Legende wirft dann den Heiligenschein, der um das fromme Gemuͤth gebrannt, um die Geschichte, und die Eile der Zeit in237 Gott, und Augustin und der Engel erzaͤhlen die Vernichtung der Weltlichkeit in der Liebe zur Ewigkeit; in heiterer Landschaft ruht die altdeutsche heilige Familie im Kreis der Engel aus, ruͤhrend und gar herzlich klagt der Himmelsschaͤfer des Herrn Leiden am Oelberg, Pura und Dorothea schildern den Kampf des Christenthumes mit dem Heidenthume, dem alten Drachen, den auch der Ritter St. Georg bekaͤmpft, Ursula, Romanze aus jener seltsamen Odyssée, St. Meinrad die alten Kraniche des Jbycus uͤber der romantischen Clause des Heiligen schwebend, der Abschied von Maria im ersten, und die Legende von dem Grafen und der heiligen Catharina im zweyten Bande wunderschoͤn die Liebe zu den Heiligen und ihre Gegenliebe schildernd, das Lied vom Kloster Trebniz stotternd den gleichen Gegenstand ausdruͤckend, Faust des Lasters Hoͤllenfahrt, Suͤndenlust die Trostlosigkeit der Verdammniß, die Vorboten des juͤngsten Gerichtes, die drohenden Zeichen des Untergangs in dunkler Gluͤhschrift an die Wand hinschreibend, die Erloͤsung aber wieder troͤstend Zeugniß der goͤttlichen Erbarmung gebend. Und wie es denn der Geist der fruͤheren Zeit gewesen, auch Witz und Schutz hat dem Ernste des religioͤsen Sinnes keineswegs widerstanden, und komische Legenden schließen sich daher auch jenen an. Construction der Welt in diesem Sinne burleske Parodie der Schoͤpfungsgeschichte, Aussicht in die Ewigkeit und Neujerusalem, muntere, arglose Lache zum Himmel aufschlagend, Zucht bringt Frucht und Rosenkranz neckisches Bußlied, auch Abrahams St. Clara Tischpredigt gehoͤrt in diesen Orden. Spottend tritt der Witz im verwandelten Einsiedler hervor, und in der Klosterscheu und im Klosterleben ist eine harte Pein erklaͤrt sich entschiedne Oppostion gegen geistliche Jnstitution, veranlaßt durch die Reformation oder auch sie vorbedeutend.
Von der goͤttlichen Liebe wenden wir uns in ungezwungenem Uebergang zur irdischen, und es begegnet uns dort der lange Zug der Liebeslieder. Echte, aus Herzenstiefe langsam aufsteigende Empfindung, freudiges Aufquellen aller Bruͤnnlein in31 den dunkeln Gruͤnden, wechselnd mit suͤßer sanfter Wehmuth, ist in diesen Gesaͤngen anzutreffen. Der Falke schwingt sich mit seinem Liebchen himmelan; Liebesgunst zur Fastnachtszeit besungen; Liebesleichtsinn in den zwey Roͤselein; Annchen von Tharau, enger Liebesknoten gar treu dargestellt; der Wirthin Toͤchterlein herzlich Liebesgirren; Ringlein und Faͤhnlein, alter Minneruf; wenn ich ein Voͤglein waͤr, suͤßes Schmachten; die drey Rosen, scherzhaft wiederkehrend in dem Maͤgdlein am Brunnen, im dritten Bande; die zwey Episteln, gar zierliche Liebesbriefe, Velin mit goldnem Schnitt, muͤndlich im Gruß bestellt durch Freund Nachtigall im Wechselgesang und den Liebeswuͤnschen; Eigensinn; irrer Liebestrotz; Menschenweh, Liebespein; rother Rosenschnee, die Wirthschaft im Blumenhaus; schwarz, grau, blau Augenlicht kaͤmpfen am Brunnen; Espenzweiglein, Liebeserklaͤrung rund heraus; Gemmen da und dort zerstreut S. 124 im dritten Bande auch gesammelt. Des Maͤdchens Liebesklagen beginnen weinend den Reigen der schwermuͤthigen Canzonen; in dunkeln Toͤnen klagt der Schmerz durch Berge und tiefe tiefe Thal; mit dem Strome fließt die Thraͤne von der Bruͤcke zu Liebchens Garten hin; immerdar windet langsam sich das Rad in Muͤllers Abschied um sich selbst herum; der Adonisgarten von Veil und gruͤnem Klee trauert erfroren bey Sonnenschein; heimliche Liebe haͤrmt sich im Stillen ab; die drey Reiter ziehen zum Thore hinaus; und Lebewohl winkt traurig noch aus der Ferne; zum letztenmale leuchten die Sterne zur Abschiedsklage; der Ritter trinkt aus roͤmischem Glas der Geliebten den Todestrunk zu; um den Pfalzgrafen weinet die Braut gute Sieben. Neckend und schaͤckernd folgt diesen der bunte Zug der scherzhaften Liebeslieder. Parforce will das Maͤgdlein einen Freyer haben fuͤr funfzehn Pfennige; unheimliche Brautwerberey im bestaͤndigen Freyer; botanischer Fund in der Manschettenblume; gluͤckliche Liebe jauchzt im Trit zu; Liebes -32 necken im Waldvoͤgelein; Jungferntuͤcke in Mannsbild, und mein Vater hat gesagt; boͤser Schalk in den Brombeeren versteckt. Und vor Liebchens Fenster waͤlzt sich der Zug, und bringt Serenaden und Staͤndchen: Liegst du schon in sanfter Ruh; Wie schoͤn bluͤht uns der Mayen; Schlaf nur ein geliebtes Leben; Ach Schatz willst du schlafen gehen; Auf dieser Welt hab ich keine Freud; S'ist mir auch kein Nacht zu finster. Unerhoͤrte Liebe wird abgefuͤhrt; im Korbe wird der Abschied ihm gegeben; Spottlieder verfolgen die Beschenkten; der vorlaute Ritter wird auf den breiten Stein gebettet; Konrad der Schreiber im Korbe wird ausgezischt; spoͤttisch wird der Prahler im Weltende abgefangen; das naive Kammermaͤdchen construirt den Studiosus; trefflich schulgerecht; die Polizey auch hebt den nachtwandelnden Schaͤfer auf. Wer aber das Gluͤck hat, fuͤhrt die Braut nach Haus, es ertoͤnt der Brautreigen, die Gespielen weinen, lachend in weinendem Muthe troͤstet das Lied die traurig praͤchtige Braut; im Rosmarin siegt die Trauer; im Hochzeitlied Kayser Leopolds aber wird die Freude rauschende Lust. Jn hellen Haufen kommen die zierlichen Cupidolieder angezogen; in dem allerliebsten Dialog zwischen dem Amor und der Maye wird der Streit des Philanthropismus und Humanismus ausgefochten; weibliche Selbststaͤndigkeit pocht wohl auf ihre Freyheit, aber von dem guten Kerl bezwungen, gibt sie sich bald den Fesseln hin, und nachdem der Hymenaͤus ausgesungen, folgt die Gratulation in aller Form im Familiengemaͤhlde; der Ehestand bietet sein Joch; Hoffnung zum Kindersegen macht die Buͤrde zum Kurzweil; in der schnellen Entwicklung aber stehen Hauskrieg und Schlaͤge in den Aehren.
Was auf diese Weise Liebe gefuͤgt, das trennt wieder feindlich der Zwist, und haͤusliche Fehde schlaͤgt uns die Bruͤcke, uͤber die wir zum großen Welthader gelangen. Da schallen uns dann die Kriegsgesaͤnge aus dem Felde entgegen, der33 Butzemann geht trommelnd im Reich herum; in der Schlacht bey Leipzig und Gustav Adolphs Tod lebt das Andenken des Schwedenkrieges noch fort; in der Jungfrau Lille und der Stadt Frankfurt spielt blanker Soldatenwitz; die beyden schoͤnen Magdeburger Lieder sind ein Spiegel kraͤftigen altdeutschen Buͤrgermuthes; Georg von Fronsberg gibt sich selbst Zeugniß, wie er in seinem Leben sich gehalten, und mit freudigem Zuruf begruͤßen ihn die Lanzknechte. Dazwischen schreit die Rewelge in hohen schneidenden Toͤnen, von dunkeln Schlaͤgen der gedaͤmpften Trommel begleitet, auf; der arme Tambursgesell nimmt Abschied von den Cameraden; wehklagend erzaͤhlt der gute Schweizer, wie das Alphorn ihm den Tod angethan; die verlorne Feldwacht singt ihr heimlich Nachtlied; mit ausgesuchten, gut gesetzten Worten wird frommer Soldaten seligster Tod gepriesen; der Krieger Handwerk ruͤhmt der alte Lanzknecht im Soldatengluͤck; Liebesmanifest wird zwischendurch im galanten Kriegeslied getrommelt; Roͤßleins Art wird gepriesen im Reiterlied; in Freude thut der Marketenderin Herzchen floriren; "waͤr ich ein Knab geboren," seufzt das Maͤdel, weil die Mutter um den Reiter sie hart gescholten; aber der Trompetenstoß ruft, geschieden muß seyn, in zierlichem Trotte trabt der Reiter im Lustlager am Maͤdchen voruͤber; ein spoͤttisch Lebewohl bringen die Scheidenden sich im geh du nur hin; aber in Thraͤnen wird das Tuͤchlein gebadet, und Weh um Weh, Herz um Herz getauscht im Abschied fuͤr immer. Wieder wird der Landsturm aufgeboten in der gelehrten Republik im großen Kriegshymnus, und der Taumel ergreift selbst unvernuͤnftige Creaturen, Kuckuck und Nachtigall wettstreiten miteinander; sogar Wasser und Wein hadern; im Siegeslied aber wird das große Te Deum gesungen; es wird der Regenbogen ausgespannt, und die Taube bringt in den Friedensliedern das Zeichen der Versoͤhnung.
34Jst Hader und Zwietracht einmal erst geschlichtet, dann treten Geselligkeit und alle Friedenskuͤnste in ihr Recht, es ordnet im Jnnern sich die Gesellschaft; darin will jeder sich versuchen, wozu Lust und innerer Beruf ihn treibt, und jede Schaar, in die sich die Masse geschieden hat, tritt in eignen Accorden in den Chor; denn in dem poetischen Staate, worin wir uns hier befinden, ist kein Mitglied stumm geblieben; wie in dem Regenbogen jeder fallende Tropfen in Farben gluͤht, so ist jede Stimme hier Gesang. Zu Berge fahren die Hirten, und von den Hoͤhen rinnen die Schaͤferlieder. Melancholisch zieht Lelio in der wuͤsten Heide durch die Mancha; die kluge Schaͤferin heißt den Koͤnig aus der Sonne gehen; zwey Tonnen Goldes und einen Perlenstrauß nimmt im wundersamen Liedlein, wie im Schlafe zusammengetraͤumt, der Edelmann nicht darum, daß der stolze Schaͤfer ihm nicht den Hut gezogen; trallernd aber zieht die Hirtin mit dem Ringelein an Neckars Ufer; des Schaͤferlebens Zierlichkeit feyert die Schallmey und Schaͤfers Tageszeiten; und hoch in den Luͤften kugeln die Engel, horchend dem Weyhnachtsliede, haufenweise vom Himmel herab. Dort ziehen die Jaͤger, froͤhliche Gesellen, in den Wald; die gruͤne Nacht aber hat eigene Gespenster, und ein seltsam unheimlich Wesen; und es zieht das Grauen durch das verwachsene Dickicht, und dringt in gebrochenen fremden Toͤnen durch. Da zieht der Jaͤger, mit drey Federn auf gruͤnem Hut, wie ein langer grauer Brockenschatten, bey Mondenschein uͤber Berg und tiefe Straße; aus gruͤnem Strauch springt die schwarzbraune Hexe ins dunkle Grab; seltsame Wirthschaft treibt die Mißheirath beym Katerbraten; der ernsthafte Jaͤger tauscht das schneeweise Haͤublein um den gruͤnen Kranz; Tod bringt der schwarze Todtenvogel Jener, weil sie nicht vertraut. Aber außen jagt der Jaͤger wohlgemuth in frischem freyem Muth; Jagdgluͤck fuͤhrt ihm Edelwildpret zu, den seltenen Kuckuck hat der Andere im Busch getroffen; in naͤchtlicher Jagd hat jener viele Liederweisen aufgetrieben, und in seiner35 Jagdtasche sie gesammelt. Nieder unter die Erde aber fahren die Knappen dahin, wo nimmer die Gespensterstunde ausschlaͤgt, wo die unterirdischen Pulse schlagen, aber nimmer das Leben aus dunkelem, traͤumendem Schlaf erwacht. Da pilgert der unterirdische Wandersmann zur Hofhaltung des Koͤnigs der Nacht, um seine Schaͤtze mit ihm zu theilen, und spricht in verbluͤmten Worten mit den Huͤtern; und die Hauer, nachdem sie gluͤcklich den Reichthum gewonnen, und das Silber aus der alten Wand gehauen, stimmen froͤhlich den Bergreihen an; auch die Liebe dringt in die dunkeln Schachte, und es bringt der Berggesell ihr ein zaͤrtlich Lied; aus der Tiefe noch sieht fromme Gottseligkeit zum Himmel auf, und preißt im Bergbau der Welt in Bergmanns Worten den Schoͤpfer im Erdenhaus. Auch die Bauern wollen nicht beym Feste fehlen; Don Juan klagt schwere Noth um seine Trutschel, und singt Sterbgesang; der wohlgezogene Knecht aber, ob er gleich ehrbar sein Wort vorbringt, wird von den adelichen tanzenden Elfen abgewiesen; hoͤlzerne Noth hat blanke Politur, und schweift allzusehr im Sprachpurism aus. Ein Haufen Zigeuner wandert in der Ferne; der rothe Hahn kraͤhet ungerechte Richter aus dem Suͤndenschlaf; und der Zigeunerkoͤnig muß das Feuer besprechen, daß es nicht mehr ferner wuͤthe; Vagabunden schweifen sorgenfrey; der arme Schwartenhals singt sein frisch Liedlein; beste Sorte Bettlerwirthschaft ist im schuͤrz dich Gretlein aufgethan; der arme Lump haͤlt uͤbeln Sermon dem alten Bettelvogt. Und waͤhrend so luftiges Gesindel sich umtreibt, wallfahrten Andaͤchtige betend ihre Straße; von Gefahr und Beschwerden der weiten Fahrt weiß der Pilgrim zu erzaͤhlen, und nimmt sie allzumal auf sich um Gotteswillen; entruͤstet klagt St. Jacobs Pilgerlied der Welschen Tuͤcke, und wie viel hundert Bruͤdern der boͤse Spitalmeister vergeben; ein boͤser Schalk aus den Cento Novelli hat in die Zwiesprache des Pilgers und der frommen Dame sich eingeschlichen. Lustige Studenten liegen auf der Straße, schlimme Leut sind36 die Studenten, klagt der Bauersmann; schußrichtig wird der Esel mit dem Gelde von den lockern Gesellen erwartet; das Kriegslied straft die Jungfrau uͤbel, weil sie das edle Studentenblut veracht; in der Schreibstunde aber wird mit boͤsen Listen der Bauer angefuͤhrt. Auch Raͤuber duͤrfen nicht dem bunten Gewimmel fehlen; die loͤbliche Gesellschaft Moselsar zieht im Terich zwischen Rhein und Mosel um, und vergnuͤgt sich daran, in einer Conversationssprache sich zu unterhalten; der bayerische Hiesel mit gruͤnem Hut und Schildhahnenfedern und Gemsbart mit Blut legt die zwoͤlf Jaͤger nieder; Stoͤrtebecher und Goͤdte Michel wollen den Hamburgern die Falle bereiten. Und tief im finstern Thale liegt einsam die Muͤhle, und dunkele Schrecken schleichen um sie her; Muͤllertuͤcke weiß vom Verrathe des Argen zu erzaͤhlen, der sein Weib den Moͤrdern verkauft, wie der Andere, um zweyhundert Naͤgel freveln Mord veruͤbt, will das Hasselocher Thal verrathen; die Mordwirthin, daß sie den eigenen Sohn erschlagen, verklagt das Lied; und wie die drey Diebe aus Morgenland der Wirthin Toͤchterlein zerlegen, gleich einem Wasserfisch; und wie der Tartarfuͤrstin Mord gerochen worden. Und was Eifersucht und Liebe irgend an Graͤulthaten hervorgebracht, das draͤngt sich zu diesen Schauergeschichten an. Jn Ulrich und Aennchen kehrt der alte Blaubart wieder; der eifersuͤchtige Knabe uͤbt gegen die Untreue blutig Recht; der Mordknecht dient dem Herren laͤsterlich, um seiner wunderschoͤnen Frauen wegen; uͤbel Buhlen bey gut Gewissen; uͤbel wird dem Bremberger gelohnt; und uͤbel Gastmahl von seinem Herren der edeln Frau bereitet; gegen ihre Kinder wuͤthet die Herzogin von Orlamuͤnde, weil sie Alberts Wort sehr mißverstanden; die Großmutter Schlangenkoͤchin hat Weh dem armen Kind bereitet; des Pfarrers Tochter von Taubenhain klagt ihre Schuld; hoͤllisch Recht ruft das Kindelein im hohlen Baume uͤber die Verbrecherin herauf, unerschoͤpfliche Gnade mag sie wohl in der Hoͤllenpein anru -37 fen, nachdem sie weltlich Recht gerichtet. Denn gegen jegliche Missethat ist der Arm der Gerechtigkeit gewaffnet; die Juden zu Passau hat sie dem Schwerdte hingegeben, weil sie das Sakrament entehrt; gar schlecht ist es Fritschen und dem alten Lindenschmidt gegen sie gelungen; auch des Maͤgdeleins treue Liebe mag im Lied vom Ringe nicht den armen Suͤnder retten; wie die von Nuͤrnberg den Schittensamen mit List gefangen, berichtet das alte fliegende Blatt; und wie uͤbel die von Ulm dem Hammen von Reystett mitgespielt; und wie die Dithmarscher den Wieben Peter aufs Haupt geschlagen, und sein Haupt dann auf das Rad; wo auch in Augsburg Nothzucht die Schuld gebuͤßt.
Vom Hochgerichte gehen wir zuruͤck, um uns in das emsige Summen buͤrgerlicher Geschaͤftigkeit zu versenken. Es rasseln und schlagen die Weber froͤhlich das Weberlied; Schmiedegesellen Gruß wird mit hoͤflichen Geberden und unumwundnen Worten abgethan; aus der Schmiede bricht Haͤmmergesang, wunderkuͤnstlich gesetzt; frisch Futter fuͤr Declamatoren, damit die Glocke einmal ausruht; der junge Zimmergesell baut dem Markgrafen sein Haus mit sechshundert Schaulaͤden hinaus; Kerbholz und Knotenstock, Pocket book fuͤr Handwerksgesellen zur Wanderschaft; Bruder Liederlich will im Rechenexempel mit dem Meister sich setzen; facit: hast du gelumpt, hast du gesoffen, die ganze Woche, Null fuͤr Null geht auf; Trotz den Meistern wird geboten im Gesellenauflag, und freye Gespraͤche werden gefuͤhrt; lockre Gesellen aber haben das schwerste Leiden erdacht. Abschied von Bremen, der wunderschoͤnen Stadt, nimmt pfeiffend der Schiffer; Hennecke Knecht will sich auf der See versuchen; der Fuhrmann schwenkt sein Huͤtel vor der Schoͤnen Haus; auf der Weinstraße zieht der stolze Schimmel; Bauerwirths Heimkehr entdeckt boͤsen Liebeshandel; durch den Schnee bricht mit Schellenklang die Schlittenfahrt. Von der Zinne ertoͤnen die Waͤchterlieder; schwere Wacht muß verstohlene Liebe huͤten; aber uͤbele38 Hut wird boͤs belohnt im Waͤchter huͤt dich bas; Gott gruͤß euch all ihr Herren singen Maͤdchen im weißen Nonnenschleyer, und heischen einen Pfennig und einen Heller fuͤr das Muttergottesbild; der frommen Magd wird ihr Gesetz ausgelegt; bey den Schleißen aber trollt lustig das Raͤdchen; das Spinnlied gibt dem Maͤgdlein gute Lehre, Himmelsmanna; spinn meine liebe Tochter, aber irdisch Brod.
Alle aber, wie sie in die Arbeit sich getheilt, so vereinigen sie sich in Scherz und Freude wieder. Willst du mit zu Weine gehen? singt der Fink im scharfen Weingesang, und freudig jauchzen alle Zechbruͤder Dieterlein, dem Koͤnig der Thoren, zu; auch dem lieben Buhlen Muskateller wird ein Staͤndchen gebracht; sogar Kraͤtzer aus dem Neckarthale findet warme Seelen, die mit ihm liebaͤugeln moͤgen; Maynbluͤmlein bla, wie wird vom boͤsen Wirth der arme Junge ausgezogen; Hum fauler Lenz findet beym Nachbar gut Gehaͤngniß; das dumme Bruͤderlein weiß sein aͤrmlich Gut gar trefflich anzulegen; lallend wollen die Gesellen dort ein Saufkloͤsterlein erbauen; Braunbier wird recensirt; die hochgelobte Buttermilch nach Verdienst gepriesen; und zum Martinsgaͤnslein hoͤflich eingeladen. Und es kommen lustige Musikanten herbey, und mischen gute Fugen ein; und Liebe wird auf Noten gesetzt; und die Liebesnoten abgetanzt im Truͤmmekentanz und Springel-langen Tanz; des Centauren Tanzlied trabt hurtig wie ein Roͤßlein daher; in der Braut von Bessa aber wollen die eisern Knechte den Schreiber mit Buchstaben, gezogen mit Schlaͤgen und großen Striemen, beschreiben. Gern laͤßt die Schnurre sich in munterer Gesellschaft finden; große, wunderbare Staatsactionen in Schnuͤtzelputz Haͤusel; concertirender Dialog, dem Meistbietenden angeschlagen; Raͤthsel um Raͤthsel eingetauscht; saͤuberlich Maͤgdlein im musikalischen Convivium gar zierlich gefaͤltelt; ein Maͤgdlein jung, die Lehre vom Gegensatz gut in Versen ausgedrechselt: die Kastanie, kunstgerechte botanische Beschreibung; Kuckuck hat39 sich zu todt gefallen; und die Nachtigall soll vicariren. Der Witz, mit etwas bitterer Zuthat geschaͤrft, wird Spott; und wie Wespen sumsen die Spottlieder in der lustigen Bruͤderschaft herum; in Taille douce wird gar uͤbel der Kleiderpracht des altfraͤnkischen Eleganten mitgespielt; selbst der alte Kriegsknecht laͤßt im neu Klaglied zu bittrer Modecontroverse im frommen Eifer sich bewegen; und grausamlich wird mit den Pflegern dieser Suͤndhaftigkeit in den Schneiderliedern umgesprungen. Es wird die Schnecke an die drey Schneider gehetzt; gar hoch versteigt sich Schneiders Phantasie im Meistergesang; in der Ehrensache wird dem Bock die Jnjurie schimpflich abgebeten; Rinaldo Rinaldini handhabt mit Schneiderskuͤnsten betend das teuflische Ungeziefer; das zarte Wesen boͤksend Wildpret zu Baknang; Geißenpantheon im Erbbegraͤbniß; Schneiders Durchgang durchs rothe Meer; neunmal neun und neunzig ersoffen in der Traufe: Wanderschaft im Taubenschlag. Anmuthig werden die satyrischen Pfeile mit Cupidos Pfeilen gemischt, und in den feindlichen Bruͤdern Don Geishaar und Don Mahlmehl, Tuchdieb und Weizendieb aneinander gehetzt; und das angefangene Thema im Habersacke fortgesetzt. Jm Abt Neithard, dem alten Schwanke, werden die Bauern mit Wein ohne ihr Zuthun zu Moͤnchen gesalbt; wo der Spielmann liegt begraben, weichet der Schwaben Spott; und bringt reiche Erndte in der schwaͤbischen Tafelrunde; auch vor den Schweizern wird im Schmaͤhlied der verhaßte Pfauenschwanz ausgebreitet; der Esel als Recensent im Wettstreit des Kuckucks und der Nachtigall; der krumme Peter will sich auch nicht saumselig finden lassen.
Hat aber die Lust ausgetobt, dann mag die Weisheit gute Staͤtte finden, und laͤßt in Gnomen und goldenen Spruͤchen und Parabeln sich vernehmen. Die Hasel gibt dem Maͤdchen gute Lehre; an den Himmel wird der Glaube verwiesen, wenn der Zweifel an menschlicher Klugheit40 verzagen will; die Wahrheit schreit Mord uͤber Mord, weil so uͤbel die Gelehrten sie mißhandeln; der arme Kruͤppel weiß die Vortheile einer schwachen Gesundheit auszulegen; die Diagnose des alten deutschen Uebels gibt Niklas Wohlgemuth; Leib und Seele hadern in der Vision an Grabes Rand; Uebersichtigkeit haͤlt mit wenig Haus; auch das Gluͤck findet seinen Spruch; der Abendsegen bettet die bewegte Seele in stille Ruh. Wenn aber die Weisheit im Uebernatuͤrlichen sich uͤberbietet, dann wird sie Zauberey, und auch davon duͤrfen Anklaͤnge dieser Poesie nicht fehlen. Der treffliche Albertus Magnus waffnet seine Kunst gegen die falsche Koͤnigin, die um Minne viele Buhlen schon verdorben, und all ihre Buhlerkunst muß an ihm verloren seyn; dreymal schwenkt der Boͤse die treulose Braut herum, damit zur Thuͤr hinaus, und dann reit du und der Teufel fort; erschrocken muß das Quartanfieber vor dem Zauberspruch entfliehen. Aber hinab zu Andacht, Liebe, Hader, Jubel, Schmerz und Weisheit sendet die Todtenglocke dumpfen Hall; die gebetenen Gaͤste stehen einer um den andern auf, je nachdem ein Wink der verschleyerten Gestalt sie abgerufen; sind sie Kinder der Freude gewesen, sollen sie nun Kinder des Todes werden, und an der Knochenbrust die Milch der Verwesung trinken. Steigt der Zug in bunte, hell aufsingende Farben gekleidet an jener Seite auf; so sinken an der andern die Trauerchoͤre verhuͤllt hinab; immer von neuem wird der Eimer mit Lebensgeist gefuͤllt und wieder ausgeleert; nicht zu loͤschen ist der[Durst] der bildenden Natur nach immer neuer Lebendigkeit. Steigen die Saͤfte, sinken die Saͤfte, es ist immer dasselbe große Leben, das sie treibt; auch der Tod ist daher absteigendes Leben, er hat seine Poesie und seine Lieder. Der Tod und das Maͤdchen im Blumengarten halten Liebesgespraͤch, und das Maͤdchen muß dem furchtbaren Liebhaber sich ergeben; im Traum wird der Welt Pracht und Herrlichkeit ausgelegt; der Todtentanz zum Kehraus aufgespielt; ach was hilft ein Bluͤmelein, sieben Klafter41 tief ist ein Bettchen schon bereitet; der Tod Blumist im Erndtelied: soll ich denn sterben, des Knaben Klage um fruͤhes Scheiden; Trutz dem Tod geboten von leichtem Blut; Todesahndung, wirre Phantasie, wehmuͤthig aus truͤbem Auge blickend; das andere Land, weite Aussicht aus dem engen Haus; Hans Sachsens Tod traumweise in Albrecht Duͤrers Manier. Dem Scheiden folgt die Todtenklage; aber nimmer moͤgen die Churfuͤrstin von Sachsen und die Pfalzgraͤfin die geliebten Todten verklagen; lebenssatt aber legt Philipp von Hessen das muͤde Haupt dahin.
Es neigt das reiche Spiel, das wir an uns voruͤbergehen sahen, zum Ende; wir werfen noch einen Blick auf die Buͤhne hin, auf der es spielt. So weit deutsche Zunge germanische Sprache spricht, sind diese Lieder heimisch, dem groͤßten Theile nach in der herrschenden Stammsprache gedichtet, aber keineswegs ausschließend irgend eine andere Mundart. Jener Stamm, der auf der großen europaͤischen Hoͤhe sich angesiedelt, hat eigenes Jdiom sich zugebildet, und wie alle Sprachen in den Gebirgen sich am treuesten aufbehalten, weil sie gleichsam ihre Wurzeln tief in die Felsenspalten hineingeschlagen; so hat auch dieser Dialect durch viele Jahrhunderte in urspruͤnglicher Einfalt und seinem Schallmeyenaccent sich bewahrt, waͤhrend die Ebene Sprachformen wie alle Formen leicht gewechselt. Reichlich hat dieß Volk zur großen Lese beygetragen, Milch und Butter, gelb wie Gold, Kraͤnze von Alpenblumen, Liebe und alles, was die Armuth geben kann. Dusle und Babeli, gar einfaͤltiger Liebeshandel; wers Lieben erdacht, Saͤngers Abschied von Feinsliebchen herzlich und treu; den Dritten thu ich nicht nennen, Wiederhall alten Gesanges von den Schweizerbergen; des Hirten Einsamkeit, lauter Ruf der Hirten von Alp zu Alp; Schweizerlied, musizirend in hellen Worten: Emmenthaler Kuͤhreihen, Liebsgefluͤster im Odenflug; Einquartirung, Bauernfluch zum Willkommen den hungrigen Gesellen; der Koͤnig aus Mayland, Bauernroman von Koͤnig und Koͤnigstoͤchterlein gespielt;42 Graf Friedrich, des blassen Todes Brautlied; die vier heiligen drey Koͤnige, des Herren Geburt in Lindenholz geschnitzt. Auch eine eigene Geschichte hat sich dieß Volk erkaͤmpft, und der Nachklang alten Heldenruhmes hat in den Schlachtliedern sich erhalten. Die Schlacht bey Murten erzaͤhlend, wie die Eidgenossen Schachzabel, das Koͤnigsspiel, gespielt; die Schlacht bey Sempach des Adels Niederlage und Winkelrieds That; Wilhelm Tell, das alte Lied; Schweizer Kriegsgebet, das neue Lied. Ein bayerisch Alplied schließt sich dem Zuge der Gesellen an; auch schoͤns Salzburger Maͤdl mit dem krausen Haͤrl gar wunderlich mit einem von den Liebesgoͤttern zusammengebracht; ein schwaͤbisch Tanzlied faͤhrt munter daher; aus dem Odenwalde singt der schoͤne Vogel von dem gruͤnen Baume Liebestrauer; geh nimm mich, juxt das oͤsterreichische Soldatenliebchen bey Schlambascher Wein; fern heruͤber toͤnt das schoͤne schlesische Gebirgshirtenlied.
Es hat in unsrer Betrachtung, was in einzelnen lyrischen Auswuͤrfen aus dem Gemuͤthe nach und nach hervorgebrochen, wie von selbst zu einem dramatisch epischen Ganzen sich gefuͤgt. Denn ein unsichtbares Band geht durch alle Dinge, und wie zwey Tropfen in der Beruͤhrung ineinander fließen, und das große Meer selbst allein aus so verbundenen Tropfen besteht, so vermag keiner in seinem besten Gefuͤhle sich loszusagen von dem großen architectonischen Plan, den der Bildner selbst gefaßt, und den die Gebilde darzustellen haben. Vernichtet Gemeines und Schlechtes, und von selbst fuͤgt das Gute sich zusammen, und die innere Ganzheit bricht in den getrennten Theilen durch. Die Nation selbst hat in diesen Gesaͤngen ihr Jnneres aufgethan; was in ihrer Geschichte in Zwist und Kampf und Krieg befangen erscheint, eben weil in ihr jener Scheidungsproceß des Hohen, Fremdartigen von der guten Masse besteht, das hat sich in der Poesie geklaͤrt, und nachdem die wilde suͤndige Materie ausgeworfen, steht sie hier sich selbst klar und verstaͤndlich da. Gemeinhin wird in dem gewoͤhnlichen43 Leben allein die Wahrheit, in der Poesie nur Schein und schoͤner Trug gesucht; gerade umgekehrt erscheint uns die gute Poesie untruͤglich, der gemeine Verlauf der Dinge aber das große Haus der Luͤge und der Taͤuschung. Hat je ein Auge nur, in das sich ein uͤberfließend Herz ergossen, uns betrogen? Vergehen nicht vor einer wahrhaften Begeisterung und einem warmen Gefuͤhle alle die Schlechtigkeiten fruͤherer Ueberlegung und kalter Kluͤgeley, bis mit zunehmender Erkaͤltung wieder die Nebel sich verdichtet haben? Jst eine wahre Empfindung je an sich selbst irre geworden? Nur weil die Quellen in der Menschenbrust nicht anhaltend fließen, sondern intermittirend hervorbrechen und wieder in sich selbst versiegen, darum kommt Wankelmuͤthigkeit und Unentschlossenheit ins Leben; mit der ruhigen Besinnung kehrt auch immer die Mensur zuruͤck und die Einsicht, die Umsicht und die Wahl, und selten waͤhlt der Mensch im nuͤchternen Muthe, wie Gott, das Beste; seltener aus innerer Verzagtheit das Schlechteste, meist ein neutrales Gemisch aus beydem, eben das Gewoͤhnliche. Es ist daher zu glauben, daß eine Nation nicht schlechter sey, als ihre Poesie; es wuͤrde betruͤbt um die Deutschen stehen, wenn sie nicht besser als ihre Geschichte waͤren; haben sie ihre eigene Herzenssprache dort geredet, so haben sie hier jeden fremden Patois sich aufdringen lassen muͤssen, und aus innerer Kleinmuͤthigkeit nach und nach ihre Muttersprache beynahe ganz vergessen. Die Jahre oder Jahrhunderte eines Volkes, in denen keine Begeisterung gewesen ist, werden in seiner wahrhaften, zugleich poetischen Geschichte nicht gezaͤhlt; schon lange aber drucken die Neudeutschen mit großer Geschaͤftigkeit solche Schmutzblaͤtter zu ihren Annalen, die jedesmal als Widerdruck aus der Presse kommen, daß dem Lesenden die Augen uͤbergehen. Wollen sie nicht, daß ihre Wirklichkeit ihre innere Poesie, und somit den Kern ihres Wesens vernichte, so muͤssen sie ihre zufaͤllige Aeußerlichkeit durch die bessere Natur Luͤgen strafen, damit sie vor der Geschichte ihre augenblickliche Abwesenheit rechtfertigen, wie andere Voͤlker es gethan haben. 44Freylich kann die Poesie nicht die Gewalt abtreiben, aber sie kann Macht aufbieten gegen Macht; es ist um keinen gethan im groͤßten Ungluͤck, der seine innere Resonanz sich ungekraͤnkt bewahrt; eine hoͤlzerne, klanglose Natur aber wird ewig als Knecht der Staͤrke dienen, weil es die Natur selbst so geordnet. Darum ist die Existenz einer so klangreichen, toͤnenden federkraͤftigen Poesie in der Mitte der Nation eine so troͤstliche Erscheinung, ihre innere Trefflichkeit zeugt fuͤr ihre Wahrhaftigkeit, und daß sie Volkspoesie geworden, beweist, daß diese Wahrheit nicht bloß individuell fuͤr die Dichter gelte, sondern in der ganzen Masse ein durchgehender Zug sich gefunden habe, der den Dichter und die Nation in eins geschmolzen. Wir koͤnnen durch sie ergaͤnzen, was in den Begebenheiten mangelhaft geblieben; und wenigstens eine Hoffnung ist uns geblieben. Auch gibt schon das Streben nach besserer Zukunft selbst in dieser Poesie sich zu erkennen dadurch, daß sie aus der Geschichte in den Romanzen so oft das Beste sich angeeignet. Der alte Hildebrant, der Tannhaͤuser, der Pfalzgraf am Rheine, Prinzenraub, der Graf im Pfluge, Stauffenberg, Oloff, Ladislaͤs Ermordung, Schlacht am Kremmerdamm, Schloß Orban, Burkhart Muͤnch, Zug nach Morea, Conradin, der Staar, alle bey Gott, die sich lieben, Edelkoͤnigs Kinder, Herzog Hans von Sagan, Graf Friedrich, Lenore, Thedel von Wallmoden, u.s.w., sind Reminiscenzen aus der theils fabelhaften, theils wirklichen Geschichte der Nation, und gleichsam wie kleine zusammengebrochene Abbilder der großen Erscheinung, die sich fruͤher vor uns gestaltete. Hier auch ist der Punct, wo die Volkslieder in die sogenannten Volksbuͤcher uͤbergehen, von denen wir an einem andern Orte gesprochen haben. Man hat die groͤßeren Romanzen, weil das Volk nicht Athem genug fuͤr so lange Gedichte hatte, in den Erzaͤhlungston uͤbersetzt, und in dieser Form haben sie jene Buͤcher aufgenommen.
Sollen wir aber das eigentlich Historische in dieser Poesie selbst wieder ins Auge nehmen, dann mag bey der Seltenheit45 und dem Untergange fruͤherer Sammlungen, nur wenig Fragmentarisches sich als Ausbeute der Untersuchung ergeben. Diese unadeliche Poesie hat keine Heraldik gehabt, und wenig auf die Fortsetzung eines regelmaͤßigen Stammbaums gehalten, und wir haben schon beruͤhrt, wie von dieser Seite eine fruͤhere Mahlerey in frommer Unbefangenheit und anspruchsloser Hingabe alles Ehrenbesitzes ihr ganz und vollkommen gleich gestanden. Viele dieser Gedichte sind ohne Zweifel nicht Jndividuen, sondern Familien; mit den fortlaufenden Generationen sind sie fortgewachsen. Wenn sie in einzelnen Gliedern abgestorben, dann haben sie in andern um so frischer sich erneut; so sind sie wie ein Polypenstamm durch die Zeiten fortgewachsen, und es haͤlt schwer, unter den vielen Verzweigungen zu entscheiden, welches der urspruͤngliche Mutterstamm gewesen ist. Gerade bey unserer Anschauungsweise ist es offenbar geworden, wie so viele einzelne Gattungen theils unverhaͤltnißmaͤßig schwach besetzt erscheinen, theils auch gar nicht vorhanden sind, entweder weil die einzelnen Denkmaͤler schon untergegangen, oder den Sammlern noch nicht vorgekommen sind. So sind viele verbindende Mittelglieder ausgefallen, und dadurch so manche Uebergaͤnge vernichtet worden, die in der Folge allmaͤliger Entwicklung die verschiednen Momente miteinander verbunden haben. So ist nur in einzelnen Ueberresten noch das Medium vorhanden, in dem diese Lieder mit dem Minnesang zusammenhiengen. Bedeutend fuͤr diesen Theil der Geschichte deutscher Lyrik ist ein Manuscript, das unter No. 343 auf 143 Folioblaͤttern, in gewoͤhnlicher Cursivschrift, auf Papier geschrieben, in der vaticanischen Bibliothek sich befindet. Diese Sammlung, die nach der Sprache und andern innerlichen Merkmalen zu urtheilen in die erste Zeit der Reformation faͤllt, enthaͤlt neun geistliche, und hundert und neunzig weltliche Lieder. Wir bemerken darunter viele, die auch in das Wunderhorn aufgenommen sind. Z.B. No. 35: Herzlich tuet mich erfreuen die froͤlich Summerzeit, im ersten Bande, S. 239; No. 1: Ach Gott mich thut verlangen, nach dem der46 jetzt gefangen, dem liebsten Fuͤrsten mein, B. I, S. 111; Nr. 85: Schwer lanckweyllig ist mir mein Zeit, seidt ich mich hab gescheiden, B. II, S. 115; No. 98: Ach Gott wie weh thut scheiden, aus Herzen Grund, so trab ich uͤber die Heiden, B. I, S. 206; No. 100: An Liebes Brust, nach Herz und Lust, lag da mit Armen umpfangen ein junger Knab; No. 109: Der Wuͤtzgauch hat sich zu todt gefallen, von einer holen Weiden, wer soll uns diesen Sommer lang, die Zeit und Weil vertreiben, B. III, S. 111; No. 110: Die Sonn die ist verblichen, der Mond ist ufgegangen, die Nacht die kommt geschlichen, B. I, S. 389; No. 121: Es wolt ein Jaͤger jagen, wolt jagen wilde Schwein, was begegnet ihm uff der Heiden, B. I, S. 139; No. 129: Es wonet Lieb bey Liebe, darzu groß Herzeleid, B. II, S. 243; No. 138: Jch ritt mit Lust durch einen Walt, do sangen die Voͤgelein jung und alt, B. I, S. 327; No. 143: Jch hoͤrt ein Fraͤulein klagen, fuͤrwahr ein weiblichs Bild, ihr Herz wollt ihr verzagen, B. I, S. 314; No. 150: Jch stundt an einem Morgen, gar heimlich an einem Ort, da hat ich mich verborgen, B. III, S. 44; No. 164: Mein Fleiß und Muͤe ich nie hab gespart, allzeit gewahrt den Herren mein, zum Besten sein, Georg von Fronsberg, B. II, S. 344; No. 186: Wo soll ich mich hinkeren, ich armes Bruederlein, wie soll ich mich ernaͤhren, B. II, S. 125; eine Variante davon No. 191: Wo soll ich mich hinkeren, ich armes Waldbruͤderlein. So ist auch noch bey andern das Thema variirt, so No. 35: Jch weiß mir ein Meidlein, gar huͤbsch und fein; in B. II, p. 37: Jch weiß mir ein Liedlein, huͤbsch und fein; No. 107: Dort außen auf jenem Berge, da stet ein Kasten Hakerlein; No. 122: Ein Fraͤulein zart, ganz schon von Art, mir Treue erzeigt, ist doch geneigt; und No. 184 Von edler Art, ein Fraͤulein zart, bist du ein Kron, der ich mich han ergeben; in naher Beruͤhrung mit dem Liede: Von hoher Art ein Fraͤulein zart B. I, S. 186; endlich No. 180; So wuͤnsch ich ihr ein gute Nacht, zue hunderttausend Stunden, wann ich ir Lieb verwandt mit kurze Weile, B. I, S. 110. Die uͤbrigen Lieder enthalten eine47 Menge Anklaͤnge aus dem alten Minnegesang, wie sich aus ihrer Vergleichung mit den bekannten Sammlungen, und insbesondere wieder mit den Manuscripten No. 313, der Mynne Kint, und No. 357 der vaticanischen Sammlungen ergibt; eine Untersuchung, die aber nicht dieses Ortes seyn kann. *)Wir koͤnnen uns nicht enthalten, einiges aus jener merkwuͤrdigen Handschrift beyzubringen, um urkundlich nachzuweisen, was zwey bis drey Jahrhunderte, die an jenen Dichtungen vorbey gegangen, uͤber sie vermocht. Die ersten Strophen des Gedichtes: der Graf und die Koͤnigstochter Wunderh. B. I, S. 265 lauten hier so:Khunt ich von Herzen Singen ein huͤbsche Tageweis Von Lieb und bitterm Schmerzen Nun merkhen uff mit Fleiß Wie es eines Kuniges Tochter ging Mit einem jungen Grafen Nun hoͤrdt huͤpsch Wunderding. An ihres Vatters Hofe Manch edler Ritter was Noch liebet sie den Graven Uff Erdt fuͤr alles daz Was Gott durch seine Weisheit erschuff Heimlich aus betruͤbtem Herzen Thett sie so manchen Rueff Herr Gott sendt mir das Gluͤckhe Das er mein Herz erkhen Loͤß mir auf Bandt und Strickhe Frau Venus edle mein Wie der Junkfrauen im Herzen was Also was auch dem Grafen Allzeit ohn Undlaß Keins doͤrffs dem andern offnen Was im im Herzen lag Jhr jeglichs thet sich hoffen Ein selden reichen Tags Der doch zur Lest mit Jamer kham Eines thet dem andern schreiben Und leyten hin ir Scham. Ein Tag der wardt gemelde Zu einem Brunnen kalt Der lag fer in dem Felde Vor einem gruͤnen Waldt Wer ehe kem zu des Brunnen Fluß Das solt des annde warten Also was ihr Beschluß Die Jungfrau thet sich zieren Jn einen Mantel weis Jr Brust thet in schnieren Vermachts mit ganzem Fleiß Auch sprach edel die Jungfrau schon Kein Mann soll mich auff preißen Dan eines Graffen Sun. Da sie kam zu dem Brunnen Sie funndt viel Freud und Lust Sie dacht ich hab gewunnen Mein Trauren ist verdust Aus aller Noth wher ich erlost O daß ich seh her reyten Mein Hoffnung und mein Trost. Zu Handt lief uß dem Walde Ein grimme Loͤwinn her Die Junckfrau gar balde Sie floh von dannen fer Und kam so fer demselben Tag Jrn Mantel ließ sie liegen Daraus kam Mort und Klag,u.s.w. Man vergleiche ebenso mit den Waͤchterliedern des Wunderhorns No. 106, S. 93 im Codex.Der Waechter ruefft an den Tag Wol an der Zymnen do er lagDie folgenden Zeilen aus der auf S. 48f. fortgesetzten Anmerkung werden entgegen der Vorlage hier an dieser Stelle wiedergegeben.2 Woll auf es mues geschieden seyn Und wo zwey Herzlieb bey einander sein Scheiden sie nit bald Es taget vast vor jhenem Wald. Nu lig guet Gesell und hab gemach Es ist vor wahr nit heller Tag Der Tag scheint durch die lichte Stern Der Waͤchter der Waͤchter betrug uns Beyde gern Das sag ich dir Die Mitternacht ist noch nicht herfuͤr. Die Nachtigall singt iren Ton Als sie vorlangst hat gethon Darbey spuͤrt man des Tages Schein Woll auf es mus geschieden sein Es taget vast Jch laß dir weder Rue noch Rast. Sie truͤckt ihn freundlich an ir Brust Sy lagen nach ires Hertzen Lust Mit weissen Armen umfangen schon Sie sprach schoͤner Buel gehab dich wolLaß dir wohl seyn Sie bot im ir rots Muͤndelein. Der guet Gesell freut sich der Wort Kher dich herumb mein hoͤchster Hort Du hast erfrewet das Hertze mein Verschwunden ist mir all mein Pein Zue dieser Frist Sieh du Herzallerliebster bist. Was zog er von den Hende sein Von Golt ein Fingerlein Sehe hin Buele wol zu der Letz Damit du dich deines Leids vergetz Zue dieser Zeit Damit schiet er wol truͤrig uͤber die Haid. Das Medlein schrie mit Layd ade Nun behuet dich Gott vor allem wee Du bist meins Herzens ein Edler Trost Gedenkh Herzlieb mein Ellens gros So ich verdolt Noch bin ich mie von Hertzen holdt. Von dem vielen Vortrefflichen, was dieser Codex sonst noch enthaͤlt, zeichnen wir noch No. 76 an, was uns gleich zuerst ins Auge faͤllt. –Jch weis mir ein Bluͤmlein bloe Von Himmel bloem Schein Es stehet in gruͤner Auwe Es heißt vergiß nit mein Jch kunde es nirgend finden Was mir verschwunden gar Vor Reif und kalten Winden Jst es nimmer da. – Jch weis mir ein Bluͤmlein weiseEs stehet in gruͤnem Riet Von Art so ist es kleine Nun hab mich lieb Es ist mir abgeneyt Wol in dem Hertzen mein Mein Lieb hat mich verschmeyt Jch kann nit froͤlich sein. Das Bluͤmlein das ich meine Das ist rosina rotJst Herzen Trost genennet Auf dierzer Heiden stet Sein Farb ist im verbluhen Der Wolgemuet Verloren hab ich mein Trost. Jch weis mir ein Bluemlein weise Steht mir im gruenen Gras Jst gewachsen mit gantzem Fleiße Es heißt nun gar Schabab Das Bluemlein must ich tragen Wol dissen Sommer lang Viel lieber wola ich haben Mein Bulen umbefanng Noch heuer gegen dissem Sommer Kumpt uns der lichte May Bringt uns das Bluemlein wider Braun, weis, gelb nach der Zeit So leut in mir nit wider Was ein iglichs Bluemlein bedeut. O du herzig Wolgemuet Wie erfreistu mich so wol Kein Bluemlein mir nie lieber wart Zun Eren ich dein beger Jch beger dein ewig zu bleiben Biss uff das Ende mein Halt mich in deiner WerdeHerzig Lieb vergiß nit mein. Mein Herz leidt groß Kummer Daz mein vergessen ist So hoff ich uff den Summer Wol uff des Meyes Frist Wan sich die Reiffen vergangen Und auch der kalte Schnee Von der allerliebsten werdt ich entpfangen Dets dem Klaffer im Hertzen whe. Der Reiff mit seinen Zeitten Verderbt vil Bluemlein zart Ghet umb die Klaffer schmeichlen Mit ungetreuwer Art Vil grosser Lieb uff Erden Die itzundt mues zerghen Was mir heuer nit mag werden Das wil ich ein ander Jar han. Hertzlieb du darffest nit denkhen Das ich von dir wil lon An dir wil ich nit wencken Bey dir khan ich nit seyn Was ich gern thet in Trewen Das schafft nein Ungewan Hertzlieb nu halt dich steete Wie fer ich doch von dir bin.
48Schon die Veraltung der Sprache macht eine vielfache Veraͤnderung im Laufe der Jahrhunderte nothwendig; die Uebersetzung eines beliebt gewordenen Gesangs in die mancherley Dialecte ist gleichfalls Ursache einer bestaͤndigen Veraͤnderung, die er, jedesmal sich anschmiegend dem Character des Jdioms49 erfahren mußte. Große, ganz nationell gewordene Dichtungen, die so lange sich behauptet, und sich so weit verbreitet hatten, daß sie jene zwiefache Umaͤnderung erfuhren, mußten auch an dem allgemeinen Wechsel des Geschmackes im Verlaufe langer Zeitraͤume Theil nehmen, wie wir selbst große architectonische Werke, deren Bau mehrere Jahrhundert gedauert, auch den Character der verschiednen aufeinander folgenden Zeiten in ihren verschiednen Constructionen darstellen sehen. Mehr noch hat die individuelle Willkuͤhr jener, die sie fortgepflanzt; auf sie eingewirkt. Jn manche, die selbst poetische Productionskraft besaßen, mochte schon Bestehendes eintreten als Ferment, und den innern Geist anregen, daß er das Aufgenommene wieder gab in einem zwar aͤhnlichen Charakter, aber erweitert und veraͤndert, und wohl auch gelaͤutert in der eigenen Natur. Andere Unberufene, indem sie eigene Schleimsaͤfte zugemischt,50 mußten in demselben Grade die Masse des umlaufenden Lebensbluts verwaͤssern, daß die Lieder verdarben in ihrem Munde. Wieder konnte in vielen Gemuͤthern sich jene Willkuͤhr dadurch aͤußern, daß sie sich darin gefielen, Entlegenes und Geschiedenes zu paaren, und entweder mechanisch getrennte Fragmente verschiedner Poesien in ein Ganzes zu verknuͤpfen, was eben so gut auch Vergeßlichkeit bewirken konnte; oder das in sich Aufgenommene selbststaͤndig ineinander zu verarbeiten, daß ein drittes mit beyden Verwandtes, aber doch fuͤr sich Bestehendes daraus hervorsprang. Rechnet man zu diesen Veraͤnderungen, die jene Lieder durch Zuthat erfuhren, noch jene andern, die ihnen durch theilweisen Ausfall dieses oder jenen Gliedes, durch allmaͤliges Verwittern in den Zeiten, durch stufenweißes Erbleichen im Gedaͤchtniß des Volkes bey zunehmender Unverstaͤndlichkeit widerfahren mußten, dann kann es uns nicht befremden, daß so viele in einem solchen verstuͤmmelten Zustande auf uns gekommen sind, daß sie in so vielfaͤltigen, sich kaum gleichsehenden Variationen umgehen, und daß so viel Schlechtes, besonders aus den neuen Zeiten, wo die freche Willkuͤhr der Jndividualitaͤt unleugbar in demselben Maße zugenommen, in dem die innere Poesie in der Masse bey geringerer Erregung gesunken, mit unterlaͤuft. Von der einfoͤrmigen Monotonie des Minnegesanges an, der von der schwach besaiteten Lyra in wenigen einfachen, aber tiefen Brust - und Herzenstoͤnen erklingend, die ersten Jahrhunderte mit klaren, reinen, frischen, kuͤhlen Liebeswellen traͤnkte, bis sie allmaͤlig erwachsend, nicht mehr an dem lieblichen Summen und Rieseln sich ergnuͤgen mochten, sondern tiefere und weitere Gefuͤhle suchten und groͤßere Farbenabstufung und Tonreichthum, durch jene Zeiten durch, wo der Gesang allmaͤlig immer tiefer in die Brust sich eingehuͤllt, dann in die Breite in den kuͤnstlichen, ceremonioͤsen sogenannten Meistergesang auseinanderfloß, und endlich aufbrennend nach oben in die neue hoͤhere Poesie, und abwaͤrts sich niederschlagend in das fade Phlegma gemeinen Handwerksburschenwitzes, durch alle diese Veraͤnderungen der deutschen Lyrik zieht sich zwar sichtbar eine Linie des Steigens und Fallens und vielfaͤltiger Beugungen durch; aber es ist unmoͤglich, diese Curve selbst, weil beynahe alle bestimmenden Puncte fehlen, geometrisch fuͤr die Wissenschaft zu construiren.
Eben darum aber, weil diese Poesie keine Historie hat, und darum auch nicht historisch behandelt werden kann, moͤchten wir die Herausgeber dieser Sammlung in Schutz nehmen gegen die Beschuldigung, daß sie zu wenig die historische Treue in der Anordnung und Behandlung des Buches geachtet haͤtten. Sie haben besonders im ersten Bande einzelne Gedichte51 eingelegt, andere mannigfaltig restaurirt, und durch Zusammenschieben fragmentarisch geschiedner Theile sie zu einem zusammenhaͤngenden Ganzen gefuͤgt, und sich also beynahe alle die Freyheiten genommen, die wir eben als stoͤrend die eigentliche Geschichte dieser Gattung angefuͤhrt. Die Heraugeber wollten nicht eine Chronik deutschen Volksgesanges geben, das wuͤrde bey dem unmaͤßigen Umfange dieser Gattung und bey dem vielen Schlechten, das sie aufgenommen, eine unerschwingliche und undankbare Unternehmung gewesen seyn; sie wollten vielmehr in Einen Brennpunct die, durch das Volk zerstreuten Strahlen sammeln, um im engsten Raume eingeschlossen, was uͤber die Weite unscheinbar auseinander gelaufen, der Anschauung vorzufuͤhren. Oft genug mußte der Fall eintreten, daß von guten Gedichten nur ein Haufen Truͤmmer sich erhalten hatte. Der Witz gefiel sich darin, diese Fragmente so zu ordnen, daß aus fremdartigen Gliedern verschiedner Gestaltungen doch ein Bild erwuchs, das nichts Widersprechendes in seiner Zusammensetzung zeigte. Ein solches Spiel, in der Plastik kaum auszufuͤhren, muß in der Poesie als ein Erlaubtes zugegeben werden. Oefter noch mußte einiges Gute Schlechtem oder Mittelmaͤßigem eingesprengt erscheinen, die Sammler pochten das Metall heraus, und man wuͤrde ihnen wenig Dank gewußt haben, wenn sie das taube Gestein mitgegeben haͤtten. Was aber die eingelegten Gedichte selbst betrifft, so kommt es dabey hauptsaͤchlich auf die Frage an, ob dabey der Geist des Volksmaͤßigen geehrt und getroffen worden, oder ob die Subjectivitaͤt der Dichter durchgeschlagen, und dadurch etwas Fremdartiges der reinen Masse zugemischt worden sey. Aber alles, und nur Hinzugedichtetes laufen so in einem Tone und Charakter fort, daß es schwer werden sollte, ohne anderweitige Nachweisung mit entscheidender Gewißheit anzugeben, wo das Eine aufhoͤrt, und das Andere anfaͤngt. Jn Sachen der Poesie ist es ein anderes als in den der Wissenschaft; der Geschichtschreiber muß mit Treue sammeln, was sich vorfindet, jede untergeschobene Thatsache ist eine Luͤge, uͤber die Rechenschaft von ihm gefodert werden kann. Jn der Kunst aber ist nur das Haͤßliche die Luͤge, ihre Werke sind an die Zeit gebunden nur fuͤr die Entstehung, keineswegs aber fuͤr die Anschauung; ihr koͤnnt alle Gedichte dieser Sammlung betrachten, als waͤren sie heute entstanden, oder vor Jahrhunderten, an ihrem Wesen wird nichts dadurch geaͤndert. Ein Werk, in ihrem Geist und Charakter vollendet, wird allein dadurch auch aufgenommen in ihre Genossenschaft; Fremdes aber und Gemeines, habe es auch durch viele Zeiten fortgewuchert, wird ausgestoßen und weggeworfen aus der Gemeinschaft. Wollte ein Meister uns52 den Dom von Coͤlln in seinem urspruͤnglichen Geist vollenden, vor der Betrachtung des Werkes wuͤrden die Jahrhunderte verschwinden, die zwischen seine Gruͤndung und Vollendung sich eingedraͤngt, der Bau wuͤrde dieser Art angehoͤren, und zusammt ihr auch wieder der alten Zeit. Bey einer neuen Auflage des Buches koͤnnten indessen die Herausgeber zur Beruhigung der Aengstlichen auch die Linien der Restauration angeben.
Den Nachruf, welchen einer der Herausgeber dem ersten Bande dieser Lieder mitgegeben, uͤberlassen wir den Lesern selbst zu wuͤrdigen, da uns unsere Liebe zur Sache ohnehin schon zu ziemlicher Ausfuͤhrlichkeit verleitet hat.
Universität Duisburg-Essen, Projekt Lyriktheorie (Dr. Rudolf Brandmeyer)Note: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-02-08T18:42:42Z Rudolf BrandmeyerNote: Herausgeber Christian ThomasNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2018-02-08T18:42:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
[Rezension zu] Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder gesammelt von L. A. v. Arnim u. C. Brentano..
I. Band 1806. 470 S. II. B. 1808. 548 S. u. III. B. 1808. 232 S. Mit Kupfern. Heidelberg bey Mohr und Zimmer. gr. 8. (10 fl. 30 kr.). Görres Joseph. 1. Mohr und ZimmerHeidelberg1809. Heidelbergische Jahrbücher der Literatur 2 und 3 (I,5 und II,9) pp. 222‒237 und 30‒52.
Fraktur
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