PRIMS Full-text transcription (HTML)
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Offentlichkeit in Auswanderungs - sachen überhaupt.
Trimester.
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Mit statistischen Uebersichten, Karten und Plänen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. (Ostern bis Ende 1847.)
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. = = 2 fl 6 Xr.
Nro 36.
Montag, 7. Juni 1847.

Die deutschen Auswanderungen im neunzehnten Jahrhundert und deren Ursachen, so wie Entwickelung des Einflusses, welchen dieselben auf die Lage und Sitten der Bewohner Deutschlands gehabt haben, von Friedrich Müller, Königlich Hannoverschem Revierförster, Mitglied der Westfälischen Gesellschaft zur Verbreitung vaterländischer Cultur und Mitglied des historischen Vereins für Nieder = Sachsen.

Einleitung.

Aeltere Volks - Verhältnisse.

Der große Strom deutscher Völker, welcher im Laufe der neueren Zeit seine Richtung nach Nordamerika nimmt, liefert wieder den geschichtlichen Beweis, daß sowohl im Leben der Nationen, wie in dem einzelner Menschen, alles im Kreislaufe sich dreht, und kein Ereigniß auf die Bühne der Welt tritt, von dem nicht die Anklänge schon in dem Raume verflossener Jahrhunderte liegen.

So weit wir im Stande sind, unsere Blicke rückwärts zu leiten in die dunklen Wälder des alten Deutschlands, eben so oft schauen wir auf die großen Bewegungen, auf die Un - ruhen der Völker, auf das immerwährende Wogen und Drän - gen derselben, auf das Wandern und Ziehen einzelner Stämme, wie auf den unermeßlichen Strom ganzer Nationen, der un - aufhaltsam sich über ganze Reiche ergoß, und unter seinen aufgewühlten Wellen alles begrub, was sich ihm entgegensetzte. Die alten Throne erzitterten und brachen unter der Last einer andern, der Gothen und Vandalen, die Deutschland über - schwemmten; nach ihnen kamen die Hunnen, deren Erscheinen für ganz Europa das Signal einer allgemeinen und großen Völkerbewegung ward. Mehre Jahrhunderte hindurch währ -ten die schrecklichen Züge, denen sich die Slaven anreihten, um in Deutschland von dem Wohnsitze älterer Bewohner diese zu verdrängen und sich selbst darauf niederzulassen; mit Feuer und Schwerdt vertilgten die Ströme wilder Varbaren die hei - mischen Stämme, deren Loos Unterwerfung oder Tod war, und so bildeten sich nach und nach durch die deutschen Gauen die Reiche der Sachsen, Friesen, Thüringer und Bayern, das ganze weite Land einnehmend, von dem Gestade des deut - schen Meeres bis zu den höhenumkränzten Ufern der Ober - Donau; von den fruchtreichen Geländen des Rheins, bis zu den kalten Strecken der Sarmaten und Wenden. * )So zogen die alt = germanischen Völker, um zu erobern, aus der deutschen Heimath, sich andere Wohnsitze aufsuchend, und damals, in den älte - sten Zeiten der Völker = Wanderungen, war es der Westen und Süden, Jtalien, Gallien, Spanien, Afrika, selbst das nordische Jsland, wohin die großartigen Züge gingen.

Nicht lange bestand, was einmal der Völkerbewegung anheim gefallen war; tief im Gemüthe der deutschen Stämme ruhte die Sucht nach Wanderung, und die kühnen Angeln und Sachsen zogen nach Britannien, um dort zu siegen und Besitz zu erwerben, Reiche zu gründen und um für immer auf jener Jnsel sächsisches Blut zu lassen. Bald wälzten die Franken in unaufhörlichen Zügen wieder über den Rhein und mischten sich mit den Deutschen, nach langen Kriegen, vielen Kämpfen272und gräulichem Blutvergießen; mit ihnen zog aber auch der Glaube des Welterlösers in die deutschen Länder und begann neues Leben, neues Wirken nach und nach segensreich zu be - reiten und eine andere Volksbildung zu schaffen.

So haben die nordischen Wanderungen zwar eine allge - meine Erschütterung in Germanien hervorgebracht; so haben die fränkischen Einzüge den Christenglauben endlich als des Sieges Palme gestiftet; so sind neue Menschen, neue Rechte, Gewohnheiten, Sitten, Verfassungen, Gesetze, Sprachen und Staaten in Deutschland einheimisch geworden; so sind einzelne, früher unbekannte Völker durch Waffen, Geist und Handel die Lenker des Erdkreises geworden, deren Väter in den namenlosen Steppen am Ufer der Wolga vielleicht ihre Rosse tränkten.

Einige Jahrhunderte hindurch, nachdem das Staaten - wesen durch das Christenthum sich ausgebildet hatte, und die Kaiser aus sächsischen und fränkischen Geschlechtern die Häup - ter Deutschlands bildeten, fanden die Wanderungen eine Ab - leitung in den häufigen Zügen über die Alpen und gen Rom, die sich unter jedem Reichsoberhaupte erneuten und die mittel - alterliche Sucht nach Abenteuern, nach entfernten Ländern genoß in diesen Römerzügen wenigstens einige Befriedigung. Dann aber erscholl der Ruf um das verlorne Grab des Hei - lands von Stadt zu Stadt, von Burg zu Burg, von Gau zu Gau durch Deutschland und alles, Ritter und Prälaten, Pilger und Landleute, Krieger und Bürgersleute, ward ent - flammt, und eine großartige Wanderung der deutschen Völker durch die Kreuzzüge währte ein paar Jahrhunderte. Ganze Niederlassungen, Reiche sogar würden sich dort im gelobten Lande, im entfernten Theile Klein = Asiens, gebildet haben für die Dauer, wenn nicht der Sarazenen Schwerdter so sieg - reich gegen die Christen gewesen wären. * )Nach solchen großartigen Wanderungen in den Orient, wie vermochten es die Deutschen, lange Zeit ruhig zu sitzen? Neue Züge wurden nun in die Slavenländer unternommen, und Preußen, Litthauen und Siebenbürgen von deutschen Kämpfern und Auswanderern überschwemmt in langjähriger Ausdehnung, und noch finden sich in Cur = und Liefland unzählige adelige Geschlechter aus jenen Zeiten ritterlicher Kämpfe und deutscher Wanderungen, deren Namen ächt deutsch, und gleich mit denen vieler Niedersächfischer und Süddeutscher Edlen sind.

Lange Jahrhunderte darauf ward Deutschland von ähn - lichen Völkerwanderungen verschont, indem im Mittelalter zu viele innere Bewegung im Reiche jeden Trieb nach Außen unterdrückt hielt; dennoch würde vielleicht in der Folgezeit ein Drang nach irgend einer Ferne sich gebildet haben, wenn nicht ein ungeheurer Volkssturm sich über die Länder deutscher Zunge dadurch erhoben hätte, daß daß die Kirchen = Reformation das Land bis in seinen Angeln auf hundert Jahre erschüttert hätte. Diese allgemeine Bewegung der Geister entbrannte zu - letzt in einem dreißig Jahre langen, verheerenden Kriege, der alle Theile Deutschlands gegen einander trieb, seine Volks - stämme in unaufhörlicher Unruhe erhielt, und das ganze Reich derartig erschöpfte, daß ein Jahrhundert dazu gehörte, die verlornen Kräfte wieder zu sammeln.

Eine allgemeine Erschütterung Deutschlands erfolgte erst wieder durch den Einbruch der französischen Heere, und dann ein bis jetzt noch dauernder Frieden.

So haben sich also für dieses Land von jeher großartige Volksbewegungen und Wanderungen, in Zwischenräumen einiger Jahrhunderte stets gezeigt, woran seine Lage, die Mitte Europa's, der Geist der Nation, der Volks = Character die tiefliegende Veranlassung waren. So sehr Standhaftigkeit und Ausdauer, Treue und Vaterlandsliebe, Ruhe und Be - sonnenheit den deutschen Mann vor vielen andern auszeichnen, eben so sehr ist es auch nicht zu verkennen, daß ein Drang nach Abenteuern, ein Streben nach dem Fremden ihm inne wohnen, und selbst die immerwährenden Wanderungen der deutschen Handwerksburschen liefern hierzu den Beweis, in - dem bei anderen Nationen Aehnliches nicht vorkommt. * )Nur darin unterscheiden sich die neueren Auswanderungen sehr von denen der älteren Zeiten, daß der Deutsche aus den geringern Volksclassen jetzt meistens nur die Heimath verläßt, um in der demüthigen Gestalt als Ar - beiter, wohl gar als Bettler, der Knecht der Welt zu werden; wogegen in den frühern Jahrhunderten der Deutsche ruhmvoll mit dem Schwerdte in der Hand fortzog, als Held und Eroberer auftrat und durch seine Oberherrschaft den fremden Ländern deutsche Sitten und deutsches Wesen brachte. Nur die allerneuste Zeit sieht auch den Gelehrten, den jungen Handelsmann, den Künst - ler, den gebildeten Handwerker fortziehen, -- Stände, die ihre deutsche Eigen - thümlichkeit zu bewahren wissen werden, und so nimmt gerade jetzt in den 1840ger Jahren die deutsche Auswanderung einen edlern und höhern Cha - rakter an, und berechtigt auch für das Mutterland zu einstigen schönen Hoffnungen!

Die neueren Bustände.

Nach den Kämpfen mit Frankreich, wobei Deutschland wieder eine Völkerwanderung gesehen, indem die Stämme Asiens und der russischen Steppen seine Gauen durchzogen, lagerte sich endlich der Frieden über Stadt und Land, und die alte Ordnung des Reiches gestützt auf neue Grundlagen verhieß die langersehnte Volksruhe. Auf dem Congresse zu Wien befestigten die deutschen Herrscher ein neues Staatenband unter sich, und setzten unter andern fest, daß den Unterthanen der Bundesländer die Auswanderung er - laubt sei.

Hierbei hatten die Regierungen zunächst wohl nur die Wan - derungen von einem Bundeslande zum andern im Sinne, und dachten nicht der großen Folgen, welche sich hieraus, aus diesem Artikel der Wiener Congreß = Acte, entwickeln könnten. Die Menschen geben die Gesetze; in einer höheren Hand aber liegt die freie Entwicklung der Völker, und was der Augenblick mit Zweifel und Mißtrauen anschaut, ruht im Raume der Zukunft als die Nothwendigkeit zu einem großen geschichtlichen Ereignisse: so auch gab die Bundes = Acte die freie Wahl der Wanderung, nicht ahnend, daß dreißig Jahre nachher dadurch germanische Sitten und Gebräuche, deutsche Rechte und Gewohnheiten jenseits des atlantischen Weltmeers, am fernen Mississippi und Ohio, am Missouri und Hudson, in den Urwäldern Nordamerika's einheimisch werden sollten.

Nach dem Pariser Frieden aber bethätigte sich in Deutsch - land ein ganz anderer Volksgeist. Seit langen Jahren hatten die dortigen Landesregierungen schon für eine allgemeine Bildung die sorgfältigste Pflege geübt; durch vortreffliche Schulen gelangte der niedere Stand zu einer vernünftigen Anschauung der Dinge und zur klaren Einsicht, zum vorurtheilsfreien Denken; dem Bür - ger boten Gymnasien und Lyceen, Gewerbschulen und die mannich - faltigsten Anstalten die vielfachste Gelegenheit, sich die klarsten273Kenntnisse zu erwerben; den höheren Ständen öffneten Akademien und Universitäten die tiefsten Blicke in das unermeßliche Reich des Wissens und der Gelehrsamkeit, und so hatte sich über Deutsch - land eine Volksbildung ausgebreitet, in welcher dasselbe von keinem Lande übertroffen wird.

Alles aber, was derselben dienlich sein konnte, hatte sich auch dargeboten; war es auf der einen Seite der gute, klare Verstand -- nicht südlich sprudelnd und leicht, nicht nördlich kalt und stumpf -- der den Deutschen beseelt; so traten auf der andern der rege beste Wille und die trefflichsten Anleitungen der Landes - regierungen befördernd und helfend entgegen und scheuten die Opfer nicht, wohlwissend, daß Bildung und Einsicht die Erfüllung und Erkennung der Pflichten gegen die Bande des Staats mit zur Folge haben. Waren es ferner auf der einen Seite des Friedens Segnungen, die sich wohlthätig über Deutschland breiteten; so hatten auf der andern dieselben zum Gefolge einen Aufschwung im Handel und in den Gewerben, in den Wissenschaften und in den Erfindungen eine solche Höhe hervorgerufen, daß mit Leich - tigkeit Presse und Dampf die Producte des Geistes verbreiteten, und auf diese Weise sich Alles vereint, was dazu beitragen kann, ein gesundes Wissen mit klarer Einsicht zu paaren, und so die Volksbildung auf einen erhabenen Standpunkt zu bringen. Schrif - ten und Abbildungen, die sonst nur einen mühsamen Weg in die Studirstube einzelner Gelehrten fanden, oder in Prachtbänden auf Landgütern und Schlössern unbenutzt in verschlossenen Glas - schränken prangten, liest man jetzt in den Stuben der Handwerker und in den Häusern der Bauern, und so wird, befördert durch Wohlfeilheit und rasche Verbreitung, eine unendliche, eine namen - lose Masse von Wissen über das Volk gebracht. Was ehemals über Erfindungen und Entdeckungen, über Länder = und Völker - kunde, über die Wunder tropischer Gegenden, in fabelhaften Sagen und vergrößernden Erzählungen, sich meistens nur mündlich über - trug und oft die irrigsten Vorstellungen verbreitete, ruht jetzt durch Schnellpresse und Steindruck, in Schrift und Bild, in der Hand des einfachsten Mannes und gibt ihm Kunde von dem - jenigen, was er früher nicht einmal ahnete, wovon ihm jede Vorstellung fehlte, und läßt ihn einen Blick dorthin werfen, wo umrankt von Lignanen der Urwälder stolze Pracht des Bodens Reinheit und Frische bewahrt haben, unter den kräftigsten Ein - flüssen einer noch jugendlichen Riesennatur. Der einfache, deutsche Landwirth liest, staunt, prüft und wiegt gedankenvoll das Haupt, durchblitzt von aufdämmernden Lebensbildern einer sorgenfreiern Zukunft!

Mit dem Pariser Frieden entfesselten sich die Meere. Der vergebliche Kampf, den Frankreichs Kaiser mit Albion um die Herrschaft der See geführt, war dadurch beendigt, und die Poly - penarme, welche die britische Flotte um den Continent Curopas schlang, zogen sich nach und nach zurück; der Nebelschleier lichtete sich und jenseits des Oceans her strahlte das jungfräuliche Bild Nordamerika's, umwallt von seinem sternenbesäeten Banner, thronend auf Freiheit und Recht.

Während Deutschland in den Banden französischer Zwing - herrschaft lag, war über Amerikas Norden im reinsten Glanze die Morgenröthe einer schönen Zukunft aufgegangen, und staunend sah das mittlere Europa diesen Phönix emporsteigen, von dessen Dasein ihm die genaue Kunde gemangelt, indem jede Nachricht seewärts abgehalten worden war durch die Continentalsperre. Daß die Vereinigten Staaten mit Heldenmuth sich von England frei - gefochten, daß in jugendlicher Entwicklung diese weiten, uner - meßlichen Länder fröhlich aufgeblüht, dieses wußte man im deut - schen Volke; daß aber mit wahrem Riesenschwunge dort Häfen, Städte, Canäle, Chausseen, Landgüter und die Bodencultur einen solchen außerordentlichen Schwung genommen, wovon die Welt -geschichte bisher kein Beispiel gezeigt; daß Amerikas Handel durch alle Meere gehe, seine Flaggen an allen Küsten wehen, daß dort keine Abgaben und Steuern den freien, innern Verkehr hemmen, den Grund und Boden keine Lasten drücken und die Personen selbst vom Schatze frei seien; daß der Millionair dort, gleich dem Taglöhner, der reiche Kaufmann, wie der Farmer und Bieber - fänger nur als Bürger, ohne Vorzug und Vorrecht, gelte: -- dieses Alles erfuhr man erst im deutschen Volke, als die Kriege Europas im Jnnern beendigt waren, und die ersten Wünsche, die ersten Blicke flogen nach dem Lande hinüber, wo Washington's Muth für die Freiheit gekämpft, Franklin's Weisheit solche befestigt hatte.

Die Auswanderungen, welche zwar in den beiden vorher - gehenden Jahrhunderten schon begonnen hatten, nahmen von nun an einen ganz andern Charakter an. Voll Hoffnung für eine neue, bessere Zukunft steuerten die Deutschen durch das Nordmeer, und den Canal, der Frankreich und England von einander trennt, der unermeßliche atlantische Ocean ward durchsegelt, um jenseits desselben das Land der aufblühenden Freiheit jubelnd zu begrüßen. Mit Wehmuth sahen wir die ersten Auswanderer unserer Zeit von dem deutschen, vaterländischen Boden scheiden und eine zweite Heimath suchen, die gastlich die Arme ausbreitet, die Kommen - den zu empfangen und dereinst reichlich zu ernähren. Man ahnte nicht, welche große Zukunft für spätere Zeiten dahinter verborgen liege!

Fassen wir die Auswanderungen selbst jetzt näher ins Auge, so weit solche den germanischen Boden betreffen.

(Fortsetzung folgt.)

Brasilien.

Die Augsburger Allgemeine Zeitung bringt folgende Nachrichten d. d. Rio de Janeiro, 12. Febr.: Seit der Mitte des vorigen Jahres sind bekanntlich sowohl einige europäische Kolonisations - Gesell - schaften durch ihre hiesigen Bevollmächtigten, als auch sich hier auf - haltende Privatpersonen, welche sich zu diesem Zweck mit brasilischen Grundbesitzern verbunden haben, äußerst thätig gewesen, für eine ge - regelte und umfassende deutsche Auswanderung nach diesem Lande etwas auszuwirken. Alle Bestrebungen, bei den Kammern in dieser Beziehung gewisse Garantien und Begünstigungen, namentlich große Landbewilli - gungen zu erlangen, sind jedoch auch während der letzten Session er - folglos geblieben; sogar das schon so lange vorbereitete Gesetz wegen der Staatsländereien und einer Landtare für nicht angebaute Lände - reien in Privathänden und über die allgemeinen Grundsätze der Kolo - nisation ist inzwischen noch nicht weiter gefördert worden. Auch ist wohl kaum zu hoffen, daß dieses Gesetz in der dießjährigen Session zum Abschluß und zur Ausführung kommen wird, es sei denn, daß der Visconde d'Abrantes den dazu erforderlichen Einfluß sich zu ver - schaffen weiß. Dessenungeachtet haben die vorgedachten Bestrebungen zum Zweck einer Beförderung deutscher Auswanderungen hieher nicht nachgelassen.

Man scheint nun nach den gemachten Erfahrungen die früher angenommene Grundlage für Kolonisationsplane, nämlich die unent - geltliche Anweisung größerer Landstrecken, aufgeben zu wollen, und bemüht sich statt dessen von der Regierung sich diejenige Unterstützung auszuwirken, welche sie nach der Verfassung schon jetzt zu gewähren befugt ist, um dann durch Kauf oder Pachtung sich die geeigneten Län - dereien zu verschaffen und nachträglich von den Kammern einige sonst noch erforderliche, ohne wesentliche Schwierigkeit zu bewilligende Con - cessionen nachzusuchen. Ueber andere dem Staatsrath eingerichtete Ko - lonisationsvorschläge und Anerbietungen ist das Nähere noch nicht be - kannt geworden. Dagegen sind in letzterer Zeit zwei ausführliche Plane der Art in gedruckten Exemplaren veröffentlicht worden.

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Der eine Plan (Affonsiada, Colonia Agricola e Industrial), von einem gewissen Racine in Verbindung mit einem Hrn. Car - valho ausgehend, wird allem Anscheine nach, weil er wenig Garan - tien, aber desto mehr Prätensionen darbietet, in sich selbst zerfallen. Sollten jedoch einige große brasilische Grundbesitzer diesen Plan benutzen wollen, um unter dieser Firma weiße Arbeiter für ihre Plantagen anzu - werben, und derselbe wirklich in Deutschland zum Vorschein kommen und dessen Ausführung versucht werden, so werden die deutschen Regierungen solchen Absichten gewiß gleich im Anfang kräftig entgegentreten, damit nicht das Elend, welches die Agenten des Dünkirchener Hauses Delrue in den beiden letzten Jahren für so vie le Hundertdeutsche Auswanderer herbeigeführt haben, sich wieder erneuere.

Der zweite erst ganz kürzlich bekannt gewordene Kololonisations - plan ist von zwei Deutschen ausgegangen, den HH. Kalkmann und Koeler, welche beide mit den brasilischen Verhältnissen seit längerer Zeit vertraut sind und die Bedingungen der deutschen Kolonisation gründlich kennen zu lernen gute Gelegenheit hatten. Ersterer nämlich hat im vorigen Jahr sämmtliche schon stehende deutsche Ansiedelungen in Brasilien besucht; letzterer ist bekanntlich der kaiserliche Jntendant über die neubegründete deutsche Kolonie Petropolis, in der Nähe von Rio de Janeiro. Die Grundzüge des Planes, wie dieselben in einem dem Kaiser vorgelegten Memorial entwickelt sind, bestehen im wesent - lichen in folgendem: Eine in Deutschland zu begründende Gesellschaft wird in geeigneten Localitäten von der Staatsregierung, oder von Privaten Ländereien kaufen oder in Erbpacht nehmen, diese Ländereien ausmessen lassen und in Parcellen von nicht weniger als 20,000 Quadrat = Braças in der Provinz Rio de Janeiro, und von nicht we - niger als 100,000 Braças in Rio Grande und andern Provinzen abtheilen, auch genaue Karten davon aufnehmen lassen und sie darnach in Deutschland und Brasilien zur Kolonisation wieder verkaufen oder verpachten. Sobald 100 oder mehrere Familien Ländereien in derselben Gegend haben wollen, wird die Gesellschaft sie sogleich nach dem Be - stimmungsort abreisen lassen und für guten und billigen Transport so wie für directe Beförderung gleich nach dem Bestimmungsort Sorge tragen. Während der drei ersten Monate nach ihrer Ankunft werden die Kolonisten freies Unterkommen in den zu diesem Zweck in der Kolonie von der Gesellschaft einzurichtenden Gebäuden finden und während dieser Zeit ihre eigene Wohnung herstellen können. Die Gesellschaft wird im Bezirke der Kolonie die nothwendigen Wege und Brücken herstellen, und hierdurch zugleich den angekommenen Arbeitern Be - schäftigung und Erwerb geben; sie wird ferner für Einrichtung von Kirchen, Schulen und Hospitälern, so wie für Anstellung von Geist - lichen, Lehrern und Aerzten Sorge tragen. Auch wird die Gesellschaft die Anschaffung der nöthigen Lebensmittel und Geräthschaften sich an - gelegen sein lassen, um solche zu billigen Preisen den Kolonisten über - lassen zu können, auch gemeinnützige Unternehmungen derselben durch Vorschüsse unterstützen. Von der Regierung werden vornehmlich fol - gende Begünstigungen erbeten: Vorzug bei dem Verkauf oder der Verpachtung unangebauter Staatsländereien; eine Prämie von 10 M. R. für jeden eingeführten Kolonisten, ohne Unterschied des Alters, als Ersatz für die theuere Ueberfahrt nach Brasilien statt nach Nord - amerika; einen jährlichen Beitrag von 800 M. R. für Anstellung eines Geistlichen für jede Gruppe von 100 bis 600 Familien, nach der Confession derselben entweder eines katholischen oder eines prote - stantischen; einen jährlichen Beitrag von 500 M. R. für die Schulen für jede Gruppe von 100 bis 300 Familien; während der ersten 4 Jahre einen jährlichen Beitrag von 800 M. R. für einen Arzt für jede Gruppe von 100 bis 600 Familien; eine Vergütung von 30 M. R. für jede angemessene Landabtheilung und für Herstellung der Wege und Brücken.

Sobald die Regierung die eben erwähnten Bewilligungen zuge - sagt haben wird, wollen die Unternehmer sich sofort mit der Bildung der Gesellschaft beschäftigen, oder auch zuvor bei den Kammern nocheinige fernere Begünstigungen nachsuchen, nämlich: Naturalisation der Kolonisten sofort nach ihrer Ansiedelung. Unverzügliche Ausschiffung der Kolonisten und ihrer Effecten in dem der Kolonie nächstbelegenen Hafen unter Controle der Regierung -- Befeiungder Kolonisten vom Dienste der Nationalgarde auf zehn Jahre, und im Linienmilitär auf 20 Jahre. Befreiung von der Abgabe (Sisa) bei Verkauf und Verpachtung der Ländereien der Gesellschaft. Gestattung der Cabotage für die am Meere gelegenen Kolonieen zum Absatze ihrer Producte. Einführung der Civilehe und Rechtsgleichstellung beider Theile bei gemischten Ehen.

Nach Zeichnung von 200 Contos soll die Gesellschaft als gebildet angesehen werden. Die einzelnen Actien sollen nicht unter 500 M. R. betragen. Der Sitz der Gesellschaft soll in Rio de Janeiro sein. Jn die Direction wird ein Mitglied aufgenommen, welches die Regie - rung unter den wählbaren Actionärs dazu bestimmt, die Actieninhaber in Europa haben ebenfalls ein Mitglied der Direction abzuordnen, welches sie zu vertreten hat.

Wenn gleich der Major Koeler beim Kaiser nicht unbedeutenden Einfluß hat und mehrere brasilische Große sich für die Sache aus Privatrücksichten interessiren, so dürften doch die in diesem Kolonisations - plane beabsichtigten Concessionen von Seite der Regierung schwerlich ganz zu erlangen sein. Jm Staatsrathe sollen die Minister Cavalcanti und Visconde d'Olinda sich entschieden dagegen ausgesprochen haben, und dann hat das Memorial durch seine scharfe Polemik gegen die Sclaverei sich viele Gegner gemacht. Aber auch, wenn die beantragten Concessionen erlangt werden sollten, wird damit das Zustandekommen des Unternehmens noch nicht als gesichert anzusehen sein, denn bevor dasselbe bei den deutschen Regierungen und Capitalisten Anklang findet. scheint es durchaus nothwendig, daß die Gegenden, wo die deutschen Niederlassungen begründet werden sollen, zuvor ausgewählt und als geeignet anerkannt sind, und daß wegen der finanziellen Verwaltung genügende Garantien geboten werden, welche bis jetzt weder in dem Plane selbst vorliegen, noch auch durch die in Rio niederzusetzende Direction besonders in Aussicht gestellt werden.

Die Grundidee und wesentlichen Bestimmungen des Planes der HH. Kalkmann und Koeler, welche in der Hauptsache mit den schon früher öfters ausgesprochenen Ansichten über die Bedingungen einer erfolgreichen Kolonisation in Brasilien übereinstimmen, verdienen jeden - falls volle Anerkennung. Für die Ausführung der Sache selbst würde es aber gewiß von der größten Wichtigkeit sein, wenn ein solcher Plan, ehe er den brasilischen Kammern und den deutschen Regierungen und dem Publicum vorgelegt wird, schon vorgängig ein Comité respec - tabler Handlungsfirmen und sonstiger Privaten in einem deutschen Seeplatze und die Garantie vorläufiger entsprechender Geldeinzahlungen aufweisen würde.

Fragmente aus Briefen.

Nur wenige Stunden noch hatten wir den Genuß der reizenden Umgebungen Newyorks, als wir am 30. August unter Segel gin - gen; bald waren sie unseren Blicken entschwunden. Wir hatten fort - während bei heiterem Wetter starke Hitze, doch war die Seefahrt nicht so langweilig, als die von Europa nach Amerika. Wir passirten die Bermudas - Jnseln und segelten, Westindien vorüber, in das Caraibische Meer. Am 30. September sahen wir in einer Entfernung von un -275gefähr 15 deutschen Meilen die Gebirge von Südamerika, welche, 8 bis 10,000 Fuß über die Meeresfläche emporragend, ein prächtiges Schauspiel gewährten. La Guayra, der Hafen von Caracas, ist eine kleine und unansehnliche Stadt mit etwa 6000 Einwohnern. Schon von Weitem schimmerten uns die Zuckerplantagen und zerstreu - ten Negerhütten entgegen. Das Merkwürdigste in dieser Hafenstadt sind die großartigen Waarenlager und das Gewühl von Kaufleuten aller Nationen. Jn der Nähe bewohnen mehrere Deutsche, nament - lich Consuln, reizende, von Cacao = und Cocosnußbäumen beschattete Landhäuser. Am 2. October brach ich auf einem Maulthiere reitend, nach Caracas auf. Jch hoffte dieses Ziel vor Sonnenuntergang zu erreichen, kam aber erst um Mitternacht an; denn 8000 Fuß hoch zog sich der Weg empor. Obgleich vom schönsten Mondenschein be - günstigt, fürchtete ich doch nicht wenig, entweder von den nackten Be - wohnern der Waldhütten oder von den fürchterlich bellenden Hunden derselben überfallen zu werden. Auch die durch so ungewohnte Stö - rung der nächtlichen Stille aufgescheuchten, zahlreichen Affen jagten mir mit ihrem Geschrei und ihrer Voltigirkunst manchen Schrecken ein. Wie froh war ich daher, als ich vor dem mir bezeichneten Gasthof glücklich anlangte, und meine müden Glieder und geängstigte Phantasie zur Ruhe kommen lassen konnte. Bei Hrn. C .... fand ich folgen - den Morgens sehr freundliche Aufnahme; er räumte mir ein schönes Zimmer ein. Die Kost ist ausgezeichnet, ähnlich der Hamburger. Das Spanische, welches hier allgemein gesprochen und auch bei der Buch - führung zu Grunde gelegt wird, zu erlernen fällt mir sehr schwer. Unser Gesinde besteht aus einem schwarzen Hausknecht und einer ditto Köchin. Doch gibt es auch viele Halbschwarze, sogenannte Mulatten, hier, die sich aber schon zu den Weißen rechnen, gegen ihre schwar - zen Halbbrüder sehr feindselig sind und mehr zu den Creolen, den ganz Weißen, halten. Das Haus, welches ich bewohne, ist von herrlichen Baumgruppen umgeben und der daran stoßende Garten mit seinen duftenden Orangenwipfeln von Papageien, Kolibris und präch - tigen Schmetterlingen belebt. Hier herrscht ein ewiger Frühling und man schwelgt in den Reizen der Tropenwelt bei nur sehr mäßiger Hitze.

Gesetze und Verordnungen.

Das Staats = Ministerium des Königreichs Bayern hat am 13. Mai folgende Bekanntmachung erlassen:

Die bekannte von der Regierung der Verein. Staaten von Nord - amerika wegen der Beförderung von Einwanderern getroffene Verfügung hat allenthalben große Verlegenheiten und Mißstände her - vorgerufen; namentlich sind aber dadurch diejenigen deutschen Aus - wanderer in große Gefahr und Verluste gerathen, welche im Vertrauen auf ihre bereits abgeschlossenen Ueberfahrts = Contracte sich nach den Einschiffungshäfen begeben haben, woselbst aber ihre Ein - schiffung aus Rücksicht auf die erwähnte Verordnung entweder ver - zögert oder von den Schiffs = Rhedern gänzlich verweigert, oder nur gegen gesteigerte Ueberfahrtspreise zugelassen wurde. Dagegen haben andere Transportanten ein sehr anerkennenswerthes Zeug - niß eines redlichen und ehrenhaften Benehmens in dieser Angelegenheit dadurch abgelegt, daß sie sogleich erklärten, alle von ihnen eingegangenen Verpflichtungen ohne irgend eine Steigerung der Ueberfahrtspreise oder dergl. vollständig erfüllen zu wollen. Der Noth - stand der deutschen Auswanderer mußte augenblicklich die Aufmerksam - keit der Kön. bayerischen Regierung auf sich lenken und sie konnte auch über das hiebei einzuhaltende Verfahren nicht einen Augenblick in Zweifel sein, da die in Frage stehende Verfügung der Verein. Staaten = Regierung wohl den Schiffs = Rhedern und Eigenthümern größere Beschränkung als bisher auferlegt, nicht aber die Erfüllung ihrer Contracte unmöglich macht. Sie ist daher entschlossen, dieRechte ihrer Angehörigen auf das Entschiedenste zu wahren und auf eine genaue Erfüllung aller bereits rechtsgültig eingegangenen Contracte -- jedoch mit der nöthigen Rücksicht auf die Möglichkeit der Erfüllung in Bezug auf die Zeit derselben -- zu dringen. Zu diesem Ende ist dieselbe, vorbehaltlich der weiteren Verfolgung auf dem Rechts - wege entschlossen, allen denjenigen Transportanten sofort die Agentur = Befugniß für den ganzen Umfang des Königreichs zu entziehen, welche denjenigen Auswanderern, mit welchen sie rechtsgültige Ueberfahrtsverträge abgeschlossen haben, aus Anlaß der mehrerwähnten nordamerikanischen Verordnung entweder die Anerkennung dieser Contracte verweigern, oder von ihnen höhere Ueberfahrtspreise verlangen, oder überhaupt aus dem erwähnten An - lasse die Erfüllung einzelner contractmäßiger Verpflichtungen unter - lassen sollten. Dagegen soll, wie schon erwähnt, allerdings die ge - eignete Rücksicht darauf genommen werden, daß vielleicht in manchen Fällen die Einhaltung der contractmäßigen Ueberfahrtszeit aus Mangel an disponiblen Transportmitteln unmöglich wird, in welchen Fällen jedoch dem Transportanten die Entschädigung der Auswande - rer für den ihnen hierdurch zugehenden positiven Scha - den obliegt.

Der Zustand von Texas. (Wes. Ztg.)

Der Anschluß dieses Landes an die Ver. Staaten hat dem Lande selbst nicht so große Vortheile gebracht, als man wohl erwartete: man hoffte, die Prosperität werde sich schnell entwickeln, sieht sich aber in dieser Hoffnung getäuscht. Der Werth der Ländereien, der beste Maßstab für das Aufblühen einer Gegend, ist fast oder ganz so niedrig geblieben, wie er vor dem Anschlusse war. Der Anbau von Texas fordert eine Bevölkerung wie die der amerikanischen Sclavenstaaten; aber die Einwanderung aus diesen ist sehr gering. Die Pflanzer scheuen sich vor einem Lande, in welchem es in Folge der schlechten Commu - nicationsmittel so schwer fällt, die Producte an einen Markt wie Houston, geschweige wie Galveston zu bringen. Es ist kürzlich sehr zeitgemäß eine Gesellschaft zusammengetreten, welche die Verbindung zwischen Galveston und dem Trinity und dem Brazos flusse sowohl zu Wasser als zu Lande zu verbessern suchen wird. Galveston selbst hat seit zwei Jahren mehr an Größe als an Wohlstand zugenommen. Die starken Einfuhren vom Norden haben seit dem Anschlusse sich sehr vermindert, und mit ihnen der Verdienst des Kaufmanns und Hand - werkers.

Den deutschen Ansiedlern im Jnnern geht es jetzt leidlich, wenig - stens denen, welche am Milk and Commins-Creek wohnen. Auch in Castro und der Mainzer Kolonie soll jetzt mehr Zufriedenheit herrschen, obwohl den Leuten noch manches fehlen mag, um sich heimisch zu fühlen. Die Bewohner von Friedrichsburg (70 Meilen ober - halb Braunfels) und weiter hinauf am Llano und San Saba haben ohne Zweifel von den Jndianern viel zu leiden, welche nicht eher auf - hören zu stehlen und zu rauben, als bis sie entweder verdrängt oder ausgerottet sind. Hr. v. Meusebach war kürzlich, begleitet von etwa 50 Ansiedlern und einigen Jngenieurs, dahin aufgebrochen, um Plätze zu neuen Niederlassungen zu suchen und das Land zu vermessen. Nach Briefen aus Braunfels vom 9. März war man um ihn und seine Gefährten sehr besorgt, indem der Häuptling der Comantschis, mit welchem M. einen Streit hatte, ihm plötzlich nach dem San Saba nachgeeilt sein soll. Die Regierung ist durch den Krieg mit Mexiko verhindert, die Grenzler durch Militär vor den Jndianern genügend sicher zu stellen.

Friedrichsburg liegt noch im Grant; jeder dorthin ziehende Ansiedler erhält nur 10 Acker und ein Stadtloos; dessenungeachtet279soll sich die Stadt, wie Neubraunfels mächtig heben. Nur von einem bevorstehenden Mangel an Lebensmitteln befürchtet man neuerlich üble Folgen. Gutes Land und Waldung, woran es am Llano fehlt, gibt's hier im Ueberfluß.

Vermischte Nachrichten.

Von der holländischen Gränze, 8. Mai. Mehr denn 20,000 (? ) deutsche Auswanderer aus allen Gauen liegen in Rot - terdam, ohne daß sie von den Rhedern befördert werden können oder wollen. Obgleich die Preise von 46 auf 100 Gulden stiegen, wollen die Schiffscapitäne die Auswanderer doch nicht mehr mitnehmen. Hunderte, welche die Überfahrt bereits bezahlt und ihr Gepäck schon auf den Schiffen hatten, wurden mit ihrem ganzen Eigenthume wie - der ans Land gesetzt, so daß die Kaien mit Kisten und Kästen und alten Möbeln vollgepropft sind, dazwischen wandelt eine Menge abge - härmter, trauriger Gestalten, Weiber in auffallenden Trachten und Männer, die das Gepräge des innern Deutschlands tragen, dazwischen hört man in allen deutschen Mundarten klagen, jammern. Um die Noth noch zu vermehren, brachten die Dampfschiffe vor drei Tagen allein noch 1000 Emigranten (eins 600, ein anderes 400) an, wo - von ein großer Theil die Ueberfahrt bereits in der Heimath bezahlt, ein anderer gültige Contracte abgeschlossen hat. Alles eilt aus dem Jnnern Deutschlands jetzt nach Rotterdam, um vor dem verhängniß - vollen 31. Mai noch in Newyork einzutreffen. Doch alle diese Mühen sind vergebens, denn jetzt schon geht man in Newyork mit großer Strenge zu Werk, um nicht vom Pauperismus angefressen zu werden. Durch dieses Gesetz des amerikanischen Congresses sind alle Rechts - verhältnisse verschoben. Die Capitäne wollen die gegen die Rheder und Schiffsmäkler eingegangenen Verpflichtungen nicht erfüllen, letztere sind dadurch außer Stand, ihren Verbindlichkeiten den Auswanderern gegenüber nachzukommen, und so werden diese wiederum die einzigen sein, welche Verluste erleiden, wenn sich die deutschen Regierungen ihrer nicht annehmen. Die Gerichte in Holland werden unserer Ansicht nach die Rheder kaum verurtheilen, da sie durch äußere Verhält - nisse abgehalten werden, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Hoffent - lich hat es so das Gute daß der Menschenhandel in der Folge auf menschlichere Weise betrieben wird. Antwerpen und Rotterdam zeich - neten sich besonders durch schlechte Behandlung der Auswanderer aus, und alle Briefe der Emigranten hallten davon wieder.

Darmstadt, 22. Mai. Dem Vorgang einiger anderer Ge - meinden unseres Großherzogthums folgen nun auch die Bewohner des Dorfes Michelau, Kreises Büdingen, indem sie sämmtlich, nach der letzten Zählung 243 Seelen stark, nach Nordamerika auswandern. Zu dem Zwecke wollen sie den Gemeindeverband auflösen und das Gemeindewesen vertheilen. Dieß ist ihnen von der höchsten Staats - behörde unter der Bedingung gestattet worden, daß sie sich zur Ver - hütung leichtsinnigen Schuldenmachens, bis zur erfolgenden Auflösung des Gemeindeverbands mit allen rechtlichen Wirkungen unter Cu - ratel stellen, welche Bedingung von ihnen eingegangen worden ist. Hiesige öffentliche Blätter enthalten die Benachrichtigung darüber nebst Bezeichnung des gerichtlich bestellten Curators.

Wesel, 27. Mai. Gestern waren wir Zeuge eines allerdings zu bedenklichen Betrachtungen führenden Zusammentreffens von Auswanderern auf dem Rheine, deren ein Theil abwärts nach Holland, zu weiteren Verschiffung nach England, von wo aus jetzt, wegen Mangels an holländischen Schiffen, solche nach Amerika bewirkt wird, der andere aber aufwärts nach Süddeutschland ging, wo sie hergekommen, und nunmehr in dem clendsten Zustande zurückwanderten. Die Ersteren waren mit hinlänglichen Mitteln versehen, den Letztern fehlten sie selbst zur Ueberfahrt. Auf diese Weise verliert Deutschlandseine contributionsfähigen Bürger, während die große Masse Unter - stützungsbedürftiger ihm verbleibt und durch den Abzug der Vermögen - den, wegen immer schwierigeren Erwerbsmangels, täglich wachsen muß.

Augsburg, den 30. Mai. Aus guter Quelle kann ich Jhnen mittheilen, daß die bayerische Regierung die Bremer Schifftsrheder, welche gegen bayerische Unterthanen contractbrüchig wurden, zur Er - füllung ihrer Verbindlichkeiten und zur Schadloshal - tung der hintergangenen Auswanderer auffordern wird. Sollten die Bremer sich jedoch weigern, so wird die Regie - rung sofort zu kräftigen Maßregeln gegen die Agenten auftreten, welche als Vermittler der Ueberfahrt wirkten, damit diese den Schadener - satz leisten und die Ueberschiffung besorgen. Zu letzterem Ansinnen ist die Regierung um so mehr bemächtigt, als die Agenten, wenig - stens einige von ihnen, sich für ihre Bemühung einen Gul - den pro Kopf vom Auswanderer zahlen ließen, also durch Empfang einer Provision auch selbstverständlich als haftend anzusehen sind.

Communistenauswanderung. Man schreibt aus Paris, 23. Mai: Der bekannte Communist Cabet schickt sich an, eine groß - artige Auswanderung nach Amerika zu organisiren. Er will eine Million Anhänger der communistischen Lehren vereinigen, mit ihnen nach Amerika überschiffen und dort in einem der äußersten Landstriche, wohin die Civilisation und die Verdorbenheit unserer Zeit noch nicht gedrungen sind , sein Jkarien gründen. Er versichert, schon über 100,000 Theilnehmer zu haben und bis zum nächsten Frühjahre ans Werk gehen zu können. Es fragt sich nun, ob eine Million Commu - nisten in Europa eristiren, und ob sie alle auswanderungslustig sind.

Das Dampfboot Sir Robert Peel sollte am 26. Mai 525 deutsche Auswanderer von Antwerpen nach Plymouth trans - portiren. Die Hafen = Commission schritt aber ein; 125 Emigranten mußten zurückbleiben, und die Kohlen, welche auf dem Oberdeck lagen, wurden an deren Stelle in den Schiffsraum gebracht.

Warnung. Die Hamburger Börsenhalle veröffentlicht die An - zeige einer Auswanderungsgesellschaft aus der Gegend von Osnabrück, datirt aus Liverpool, den 25. Mai, durch welche alle Auswanderungs - lustige dringend vor einem gewissen Lorenz Pirkin aus Ostercap - peln bei Osnabrück gewarnt werden, welcher schon Tausende unserer Landsleute betrogen und in die größte Verlegenheit gesetzt hat. Wir Unterzeichneten, heißt es, zahlten diesem Pirkin in Haarburg eine be - stimmte Summe Geldes, wofür wir (laut eines von ihm erhaltenen Scheines) freie Ueberfahrt und Beköstigung bis Newyork erhalten sollten. Wir waren an das Haus Harnalen & Comp. in Liverpool adressirt und fanden bei unserer Ankunft in Liverpool, daß das für uns ge - sandte Geld zur Fahrt nach Newyork nicht hinreichte und deshalb jede Person noch circa 4 Thlr. zulegen mußte. Außerdem sind wir nun schon fast acht Tage hier, wo wir uns für eigene Rechnung Quartier haben suchen müssen. Es ist, um es kurz zu sagen, für gar nichts gesorgt und müssen die armen Auswanderer hier die unangenehme Er - fahrung machen, daß sie von einem Menschen betrogen sind, von wel - chem sie ihre Auslagen nicht wieder erhalten können, weil er nichts hat. Wir werden außerdem bei einem königl. hannoverschen Amte Witt - lage = Hunteburg die nöthigen Schritte thun lassen, um den erwähnten Lorenz Pirkin sein Betrüger = Handwerk zu legen. Der kön. preuß. Consul zu Liverpool, Hr. O. Burchardt, bestätigt diese Dar - stellung in der Hauptsache und hält es für seine Pflicht, die deutschen Auswanderer besonders darauf aufmerksam zu machen, daß alle in Deutschland geschlossenen Contracte zur Beförderung von Auswanderern in Liverpool durchaus ungültig sind, und man bei dem herr - schenden förmlichen System, die Auswanderer zu schnellen, nur rathen kann, jeden andern Weg als den über England einzuschlagen.

Jntelligenzblatt zur Auswanderungszeitung Nro 36.

Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.

Bekanntmachung.

Note: [1]Die amerikanische Congreßacte vom 2. März d. J., welche jedem Passagier an Bord von Kauffahrteischiffen einen Raumgehalt von 14 Quadratfuß gesetzlich sichert, und zugleich für jede Bettstätte eine Länge von 6 Fuß auf1 1 / 2 Fuß Breite vorschreibt, während das bisherige Raum - verhältniß 2 Passagiere von 5 Tonnen Tragfähigkeit betrug, hat den zu Schiffsverträgen mit bayerischen Auswanderern befähigten Agenten ver - schiedener deutscher, holländischer und hiesiger Verschiffer in der letzten Zeit zu manchem ungegründeten Vorwand gedient. Einige benutzten nämlich jene Congreßacte, deren Verfügungen den frühern Raumgehalt für Passa - giere um etwa ein Viertheil vermindern, um Accorde, welche sie mit bayerischen Auswanderern für Abfahrten in den Monaten Mai, Junius und Julius zum Voraus geschlossen hatten, aus freier Willkür wieder auf - zuheben. Die Agenten des Hrn. Washington Finlay, Generalagenten der zwischen Havre und New = York fahrenden regelmäßigen Paketboote oder Post - schiffe, sind von diesem Vorwurf frei. Alle von seinen Agenten mit bayerischen Auswanderern bis in den Junius hinein geschlossenen Ueberfahrtsverträge werden von seinen hiesigen, mit der Einschiffung der Passagiere beauftragten Correspondenten vollzogen werden. Hr. Finlay darf sich die Erfüllung dieser Verbindlichkeit jedoch nicht zum Verdienst anrechnen. Kein französischer Gerichtshof würde ihn derselben entbunden haben. Der Passagier ist Frachtgut, dessen Beförderung der Verschiffer zu gewissen Be - dingungen übernahm, welche er zum voraus stipulirte. Das neue Gesetz unterbricht keineswegs die Zulassung der Auswanderer in den nordamerikanischen Häfen. Es vermindert bloß, und zwar aus Motiven der Humanität, wofür die amerikanische Regierung allen Dank verdient, die Tragfähigkeit der für ihren Transport erforderlichen Schiffe. Ein Verschiffer, der für 600 Auswanderer, die er für seine Rechnung zum voraus in Bayern engagirte, nach dem alten Gesetze bloß dreier Schiffe von 500 Tonnen bedurft hätte, wird nach dem neuen deren 4 nöthig haben, und folglich eines mehr befrachten müssen, nicht für Rechnung der Auswanderer sondern für seine eigene Rechnung. Das Fehl - schlagen seiner Speculation ist jedoch kein Grund der ihn von seinen Ver - bindlichkeiten gegen die kopfweise von ihm engagirten Auswanderer be - freien könnte.

Nach den von dem unterzeichneten Consulate kürzlich gemachten Er - fahrungen scheint Hr. Finlay dagegen entschlossen zu sein, die erwähnte Congreßacte zu einer fernern Ausbildung seines Reserveschiffsystems zu benützen. Um diesen Versuch zu hintertreiben, glaubt das unterzeichnete Consulat seiner veröffentlichen Warnung vom 12. Junius vorigen Jahrs hier einige Worte beifügen zu müssen.

Es ist bekannt, daß die Agenten des Hrn. Finlay im Königreich Bayern zum Abschluß von Verträgen mit bayerischen Auswanderern bloß für die von hier nach New = York segelnden Paketboote oder Postschiffe befähigt sind. Diese Gunst stützt sich auf den regelmäßigen Abgang dieser Postschiffe, und auf die Garantien, welche die New = Yorker Rheder derselben den Auswanderern darbieten. Durch die erwähnte Con - greßaete ist der Raumgehalt der 16 Postschiffe, welche in ihren jährlichen 48 Reisen früher gegen 13,500 Zwischendeckspassagiere einnehmen konnten, auf ein Quantum von 10 bis 11,000 Köpfen vermindert worden, so daß mit vier Postschiffen monatlich nur noch 800 bis 900 Passagiere befördert werden können. Auf diese Zahl von Auswanderern sollten sich die Verträge des Hrn. Finlay im Königreich Bayern beschränken. Da jedoch auch die übrigen deutschen Bundesstaaten von seinen Agenten angefüllt sind, die ihm zusammen monatlich 2000 bis 2500 Auswanderer zuwenden können, so würde zur Beförderung derselben der Raumgehalt der Postschiffe in keinem Falle hinreichen.

Hr. Finlay benützt deßhalb seine gegenwärtige Stellung oder vielmehr sein Monopol (indem kein anderes hiesiges Haus neben ihm zur Errichtung von Agenturen in Bayern befähigt ist, während jedoch insgeheim und unter seinem Namen 4 bis 5 einzelne Fracht - Speculanten an der auf diese Weise von ihm gebildeten Coalition theilnehmen), er benützt ferner den Einfluß den ihm sein Titel Generalagent der Postschiffe bei den Auswanderern in Deutschland verschafft, um mit Hülfe der gezwun - genen Vorausabschlüsse, welche die Auswanderer, ehe sie ihre Heimath verlassen dürfen, unterworfen sind, an der künstlichen Steigerung der Ueberfahrtspreise, welche gänzlicher Mangel an Concurrenz für Havre am Sitze seiner Agenturen in Bayern ausschließend seiner Willkür preisgibt, auch gewöhnliche Amerikanische oder französische Kauffahrteischiffe theilnehmen zu lassen. Diese Schiffe, denen er seit vorigem Jahr den Pseudonamen Reserven der Postschiffe beilegte, gehörenkeineswegs zum Postschiffsdienst. Die meisten derselben sind Schiffe, welche mit Baumwolle beladen hier ankamen, und statt mit Ballast nach den Ver - einigten Staaten zurückzukehren, jede, auch die geringste Rückfracht, an Stückgütern oder Auswanderern annehmen. Sie sind zum Theil ebenso gut gebaut und eingerichtet als die Postschiffe; ihre Abfahrtsfrist -- die Haupt - sache für den Auswanderer -- ist jedoch auf keine Weise an die der Post - schiffe gebunden. Sie gehen in See, wenn der Frachtspeculant sie mit Auswanderern anfüllen konnte. Der Auswanderer, welcher für seine Ueber - fahrt mit einem solchen Reserveschiff denselben Preis bewilligte, als für ein Postschiff mit bestimmter Abfahrtsfrist, weil man ihm vorspiegelte, daß er mit ersterm ebenso schnell befördert werden würde, bemerkt seine Täuschung erst in Havre nach wochenlangem Warten, und nach den vielen Schwie - rigkeiten, mit welchen er zu kämpfen hatte, um für dieses Warten nothdürftig entschädigt zu werden.

Würden die Auswanderer nach den bestehenden Verordnungen nicht ge - nöthigt sein, in Deutschland sich zum voraus zu engagiren, so dürfte man sicher in den Seehäfen auf einen ungleich schwächern Andrang rechnen, denn es ist nicht in Abrede zu stellen, daß ein Hauptgrund dieses Andrangs bloß Folge der Nachahmung, und zum Theil in der Leichtigkeit zu suchen ist, mit welcher heutzutage die Auswanderung von den über ganz Deutschland verbreiteten etwa 150 Agenturen der verschiedenen Seehäfen, im Jnteresse dieser ihrer modernen Jndustrie, geleitet, und wodurch dieselbe einer wahren Völkerwanderung immer ähnlicher wird.

Würde sich folglich die Masse der hier ankommenden Auswanderer bloß auf die Zahl derer beschränken, welche auf geradewohl hierher kämen, so könnten auf den erwähnten Kauffahrteischiffen durchschnittlich zu ungefähr 100 Franken per Kopf (mit Jnbegriff der Fahrtkosten von Mainz hierher mit etwa 68 Gulden von Mainz nach New = York gleich) Platzverträge für die Fahrt nach New = York geschlossen werden. Jm verflossenen Februar, wo wegen des vorangangenen Winters keine zum voraus geschlossenen Con - tracte hier zu erfüllen waren, und wo die Zahl der auf gerathewohl hierher gekommenen Auswanderer keine 1000 überstieg, waren die Preise selbst auf 60 Franken per Kopf zurückgegangen.

Erst seit vier Wochen stiegen die Ueberfahrtspreise für Platzverträge mit solchen Kauffahrteischiffen auf das jetzige Maximum von 130 bis 150 Franken, oder mit Einschluß der Kosten der Reise von Mainz über Rotter - dam hierher auf 81 bis 90 Gulden. Der Grund dieser plötzlichen Steige - rung stand jedoch mit den Vorausabschlüssen in Deutschland in innigem Zu - sammenhang. Die Agenten des Hrn. Finlay hatten ein zu bedeutendes Quantum von Auswanderern zum voraus engagirt, und gleichzeitig war die Nachricht von der bevorstehenden Jnkrafttretung der Congreßacte vom 2. März hier bekannt geworden. Beide Umstände vereinigt, mußten die Frachtforde - rungen für amerikanische und französische Schiffe hier steigern, und die hiesigen Correspondenten des Hrn. Finlay (vier Theilhaber der erwähnten Fracht = Coalition), um dessen Contracte zu erfüllen, waren gezwungen, in diese Forderungen zu willigen.

Es ist anzunehmen, daß diese Verhältnisse sich in wenig Wochen ändern, und daß im Junius und Julius für Platzverträge mit Kauffahrteischiffen der Ueberfahrtspreis von hier nach New = York 120 bis 125 Franken nicht übersteigen wird, was gleich steht mit 77 bis79 1 / 2 Gulden für die ganze Reise von Mainz bis New = York.

Vorstehendes sind die Gründe, aus welchen das unterzeichnete Consulat Verträgen des Hrn. Finlay, welche derselbe ihm in den letzten Tagen durch seine hiesigen Correspondenten zur Erholung seines consularischen Bisum vorlegen ließ, und worin sich derselbe für Fahrten nach New = York mit Postschiffen in den Monaten Junius und Julius den übermäßigen Preis von 120 Gulden von Mainz bis New = York (abzüglich der Reisekosten von Mainz hierher gleich mit 210 Franken von hier nach New = York jedoch ohne Lebensmittel) für jede Person über 10 Jahren ausbedungen hatte, im Sinn der königlichen Verfügung vom 24. März 1840, als zu beschwerend für die Auswanderer, sein consularisches Bisum ver - weigerte. Hr. Finlay scheint sein Monopol augenscheinlich nur benützen zu wollen, um die wohlwollenden Absichten, welche die betreffenden deutschen Regierungen bei der Duldung von Agenturen im Herzen von Deutschland für Vorausabschlüsse mit deutschen Auswanderern im Auge haben, aus - schließend für sein Privatinteresse zu absorbiren. Dieser Versuch verdient bezeichnet zu werden, da Hr. Finlay sich mit keinem Consulate bisher noch über ein zeitgemäßes Preismaximum, als einzigen Damm gegen seine immer größer werdenden Ausprüche, verständigen wollte. Nichts könnte nach dem bereits erfolgten Effect der amerikanischen Congreßacte vom 2. März auf die hiesigen Frachtpreise diese neue künstliche Steigerung rechtfertigen, es wäre denn, daß Hr. Finlay auf die zuletzt kommenden Auswanderer den278eingebüßten Nutzen auf früher engagirte nachholen, oder in dem Preise von 120 Gulden ein Mittel finden wollte, seine excentrischen Agenturspesen von 16 Procent, (welche in diesem Preis, abzüglich der Kosten von Mainz hieher, allein für 15 Gulden!! zu Lasten des Auswanderers figuriren würden), in Vergleich zu dem vorjährigen Ueberfahrtspreis von 60 Gulden zu verdoppeln.

Note: [2]

Der Verein zur Beförderung deutscher Auswanderer von Dr. Strecker, Klein & Stöck erpedirt folgende ausgezeichnete amerikanische Dreimasterschiffe erster Klasse:

1) Von Havre nach New-York:
Rosecoe,für 220 Passagiere ..am 10. u. 15. Juni.
New-Hampshire, 200 .. 1. u. 5. Juli,
Probus, 240 .. 10. u. 15. Juli.
2) Von Antwerpen nach New-York:
Anna Welsh,für 150 Passagiere ...am 10. u. 15. Juni.
Louvre, 150 ... 1. u. 5. Juli.

Preise der Passage und Güterfracht, so wie nähere Auskunft bei den Agenten des Vereins.

Grundstückverkauf! Grundstückverkauf!

Note: [3]Nahe bei Holzminden, in einer der reizendsten Gegenden des Weser thales, ist ein zu einer Fabrik, oder mehreren, passendes Grund - stück, bestehend aus großen Gebäuden, Gärten und Wiesen zu verkaufen. Das Wohnhaus von 113 Fuß Länge und 41 Fuß Breite ist gut ausgebaut. Durch die Wiesen fließt ein reines weiches Wasser, welches zu einer großen Leinewand = Bleiche benutzt wird, aber auch noch zu andern Geschäften, als Färberei, Gerberei u. dgl., gebraucht werden könnte. Das Land hat guten Boden. Brennmaterial ist billig und genug zu haben. Nähere Nachricht ertheilt das

Allgem. Auswanderungs = Bureauvon G. Fröbel in Rudolstadt.

Note: [4]

Heiraths = Gesuch.

Ein junger Mann von 26 Jahren, welcher mit einem nicht unange - nehmen Aeußeren einen streng moralisch religiösen Charakter und einiges Vermögen verbindet, mit der Landwirthschaft als gewerblichem Betrieb genau vertraut, beabsichtigt in Folge der letzteren, höchst prekären Zustände in einigen Monaten nach Amerika zu gehen, und würde ihm sehr erwünscht sein, vor seiner Abreise eine Bekanntschaft mit einer Dame oder auch Wittwe von mehreren Kindern, mit einem dabei disponiblen Vermögen von 500 bis 1000 Thalern, aus dem Land = oder anderem Stande, unter Voraussetzung gleicher Gefühle und gleichen Charakters, baldigst zu machen, um unter Grundlage eigner radicaler Kenntniß Amerikas die näheren Unterhandlungen und Bestimmungen einleiten zu können.

Die geehrten Damen belieben Jhre Mittheilungen, unter Versicherung strengster Discretion, bei beachtender Addresse: O. O. O. poste restante Chemnitz (Sachsen) gefälligst abgeben zu lassen.

Note: [5]Bei G. Reichardt erschien so eben:

Neueste Nachrichten aus Texas. Zugleich ein Hülferuf an den Mainzer Verein zum Schutze deutscher Ein - wanderer in Texas. Von A. H. Sörgel. 8. Geb. 6 Sgr.

Note: [6]

G. Froebel's Auswanderungs = Bureau in RUDOLSTADT

ist fortwährend bemüht, dem ehrenden Vertrauen, mit welchem seine Vermittelungen sowohl in der Nähe als in der Ferne lebhaft in Anspruch genommen werden, auf das Befriedigendste zu entsprechen. Zur Erledigung von Aufträgen jeder Art, namentlich Auskunfts - Ertheilungen, An = und Verkauf von Ländereien in den Vereinigten Staaten, Ansiedlungs = Verträge pr. Erb - pacht, Stelle = und Reisegesellschafts = Gesuche, Schiffs - Accorde ec. werden in den beliebtesten Häfen sowohl, als auch in Amerika, stets die nöthigen Verbindungen unterhalten und die neuesten Materialien gesammelt. Da es nur für die anerkannt solidesten Schiffs - Expeditionen thätig ist, so sind alle vorm Jahre von ihm beförderten Auswanderer nicht nur glücklich an ihren Bestimmungsorten angelangt, sondern, soweit die bisherigen Nachrichten reichen, auch mit Verpflegung und Behandlung während der Ueberfahrt sehr zufrieden gewesen.

Jm Jnteresse der Herren Transport = Unternehmer, der Eisenbahn = und Dampfschiffahrts = Directionen liegt es, diese Anstalt stets mit den neuesten, franko einzusendenden Notizen über Passagepreise und sonstige Bedingungen zu versorgen.

Auch sind die neuesten und besten Auswanderungsbücher, Dolmetscher, Karten u. dgl. daselbst immer vorräthig zu haben.

Note: [7]Bei G. Froebel in Rudolstadt ist erschienen und in allen Buch - handlungen zu haben:

Der Auswanderer. Stossseufzer beim Abschied vom Vaterlande. Ein Noth = und Hülfsbüchlein für Auswandernde und deren Freunde; nach den Papieren eines Ausgewanderten herausgegeben von Julius Eberwein. Preis: 6 Ngr. = = 21 Xr. rhn.

Briefkasten.

Beschwerde des Schullehrers Sch. in T. bei W. wegen unregelmäßigen Ent - pfanges unserer Zeitung. Wir erwiedern darauf, daß die im Buchhandel fest be - stellten Exemplare jeden Montag oder Dienstag per Postpacket in Leipzig eintreffen, und von unserm dortigen Commissionär promptest und ohne De - fecte weiter befördert werden. Nr. 22, nebst Karte, ist mit verdoppelter Sorg - falt expedirt worden und wir lassen uns daher, wenigstens hinsichtlich der Karte, keine Defectlieferung anmuthen. Die Schuld kann bloß an dem betreffenden Bücher - boten liegen, und Sie haben sich lediglich an die Eupelsche Sortimentsbuchhandlung, nicht an uns zu halten. Die fehlenden Nummern des Blattes selbst wollen wir übrigens gern ersetzen. -- Mehrere anonyme Zusendungen aus Bremen ec. können wir aus Grundsatz nicht verwenden. Wenigstens uns gegenüber muß das Visir offen sein, und wir vereinigen uns dann mit den Einsendern gern, zum Kampfe gegen Ungebühr, ohne die nöthige Discretion zu verletzen. -- Die Auswanderung und ihre Folgen und Armen = und Arbeitshäuser für deutsche Auswanderer in Amerika, von F. H. in A. b. H. Jhre gefällige Anfrage beantworten wir sehr gern mit Ja! , werden die eben erwähnten Mittheilungen dankbar benutzen, und bald über das Weitere mit Jhnen communiciren. Die Privat = Angelegenheit haben wir unserem Auswanderungsbureau übergeben.

Eingegangene Schriften: Etzler, die Auswanderung nach der Tro - penwelt. Ulm, H. Müllers Buchhandlung. -- Wolf, Siebenbürgen nach Land, Volk, Geschichte und Verfassungen. Reutlingen, B. G. Kurtz. -- Aufklärungen über die Auswanderung nach Siebenbürgen, herausgegeben von der Oberverwaltung des siebenbürgisch = sachsischen Vereins zur Hebung der Landwirthschaft. Tübingen, bei L. Fr. Fues. D. Red.

Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

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TextAllgemeine Auswanderungs-Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Auswanderungs-Zeitung Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. . Rudolstadt (Thüringen)1847.

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ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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