PRIMS Full-text transcription (HTML)
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs - sachen überhaupt.
BREMEN: C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.
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Mit statistischen Uebersichten, Karten und Plänen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. NEW - YORK: bei William Radde, Broadway 322.
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. = = 2 fl 6 Xr.
Nro 56.
Montag, 23. October 1847.

Correspondenz.

Von meinen vielfachen Erlebnissen unter den natives dieses Landes Etwas zu schreiben, deren Detail auch ein größeres Publi - cum interessiren würde, muß ich verschieben bis nach Erhalt Jhrer Empfangsanzeige des Gegenwärtigen und mich heute beschränken, Jhnen zu sagen, daß Chicago seit 12 jährigem Entstehen nun mit 16,000 Einw. angefüllt, in Deutschland mit Unrecht nicht besser gekannt ist wie Milwaukie, das an einer Bucht liegend von der See aus einem wahren Bretterneste ähnlich sieht. Das übermäßige Zuströmen nach dem Wisconsinstaate mag wohl seinen Höhenpunkt erreicht haben, indem das Land dort zu theuer geworden und der Arbeitslohn (nebst Kost) sogar bis auf 8 und 6 Cents pr. Tag (? ) gesunken ist. Wanderungen von da nach Chicago, um von günstigern Verhältnissen Nutzen zu ziehen, sind deßhalb nichts Seltenes, da in hiesigem Umkreise noch der Acre zu 3 -- 5 Doll. gekauft werden kann, wobei schon etwas Ange - bautes. Ueberdem bietet die Gewißheit, daß der zum Mississippi gebaute Canal Ende d. J. fertig, sowie Anfang des künftigen mit der nach Galena (am gleichen Flusse) projectirten Eisenbahn begonnen wird, eine zu sichere Chance für künftige Steigerung des Grundbesitzes.

Jch werde es stets als einen Beweis sehr freundlichen An - denkens aufnehmen, wenn Sie auswandernde Landsleute an mich adressiren wollen, und sollen selbe sich gewiß zufrieden bezeugen über die Art und Weise, mit welcher Jhrer Empfehlung entgegen - gekommen wird. Jch rathe denselben zu logiren, wenn über:

Antwerpen, bei Hrn. Krug zum wilden Mannund bei Strecker, Klein und Stöck zu accordiren,

in Newyorkbei Hrn.Georg Schwarz in Washingtonstreet,
in BuffaloLaraur im Railroadhotel,
in ChicagoMeyer zum Wilh. Tell.

Aber nur nicht in Newyork direct hierher zu accordiren, sonst sind sie geprellt und gebunden; man bezahlt weit billiger:

Doll.- 50 C.pr.Dampfsch.v.Newyork bis Albanyin12St.
-5 ---Eisenbahn-Albany bis Buffalo (weg. Uebernachten)-42-
-2 ---Dampfsch.-Buffalo bis Chicago-6Tag.

Das Fahren pr. Canal von Albany bis Buffalo à 2 1 / 2 Doll. ist dem Anscheine nach billiger, allein man muß sich wäh - rend 8 Tage selbst beköstigen und über 50 P jedes weitere P mit 1 Cent extra bezahlen.

H. Tansor.

Literatur.

Schon früher besprachen und empfahlen wir die

Briefe eines unter dem Schutze des Mainzer Vereins nach Texas Ausgewanderten,

in denen uns höchst interessante Aufschlüsse über Teras und besonders über den Verein zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras gegeben wurden. Von diesen Briefen ist jetzt, im Verlage der Biedermann'schen Buchhandlung in Leipzig, das dritte Heft erschienen, aus dem wir mit inniger Freude ersehen, daß sich die Verhältnisse des Vereins immer besser gestalten. Der Verf., Hr. Alwin H. Sörgel, welcher auf kurze Zeit selbst Beamter des Vereins geworden ist, dessenungeachtet aber, wie sich von ihm nicht anders erwarten ließ, eine freie, offene Sprache führt, beschreibt uns die schwierige Stellung von Meusebach's, gegen welchen selbst von Seiten des Abgesandten des Vereins, Cappes, und von Hrn. Fischer, dem früheren Besitzer der Vereinsländereien, dergestalt intriguirt wurde, daß man es nur Meusebach's Festigkeit und seiner Liebe zum Unternehmen zu danken hat, daß er nicht die ganze Sache fallen ließ und davonging. Ueber den Aufstand eines Theils der Kolonisten in Neubraunfels hat die Allg. Ausw. Ztg. bereits berichtet; hier finden wir nun die Details desselben, und Prinz Carl von Solms = Braun - fels, der in seinem, in No. 55 dieses Blattes besprochenen Werke alle Amerikaner Feinde der Deutschen, Diebe, Betrüger, Mörder nennt, muß sich wahrlich schämen, wenn er in diesen Briefen liest, daß sich die Amerikaner in Neubraunfels dem Hrn. von Meuse - bach erboten, ihn mit ihrem Leben und ihren Büchsen beizustehen, wenn die aufgewiegelten deutschen Ansiedler sich nochmals bei - kommen lassen sollten, die Gesetze mit Füßen zu treten und die freien deutschen Jnstitutionen des Landes zu verhöhnen. So han -436delten die rohen amerikanischen Diebe , so erboten sie sich zum Schutze einer Kolonie, deren Hauptgründer, der Prinz von Solms = Braunfels, bei seiner Anwesenheit in Amerika den Sitten des Landes Hohn sprach und dann ein Werk in die Welt hinaus - schickte, durch welches er eine ganze Nation beschimpfen würde, wenn seine Worte nur Glauben fänden.

Ueber den von Deutschland nach Texas abgegangenen Na - turforscher = Verein schreibt der Verf.:

Jm Frühjahr kam der aus Deutschland mit vielem Geschrei abgezogene Naturforschende Verein hier an, sammelte eifrig Rechnungen, stopfte sich mit Speisen, setzte seine Köpfe in Spiritus, legte sich in Wolldecken ein, conservirte seine Hände und erforschte die Natur der Faulheit, womit er noch jetzt (30. Juni) beschäftigt ist. Rohrdorf trennte sich gleich Anfangs von der Gesellschaft. Er malte ein Panorama und einige Ansichten von Galveston, daß es eine wahre Freude ist. Könnten Sie sie doch sehen! Sie werden sie sehen. Rohrdorf und ich machen eine Reise durch Texas; er zeichnet und sticht das Land charakterisirende Bilder, und ich schreibe Tert dazu. Jch kenne Teras hinlänglich, um dem Unternehmen einigen Erfolg zu sichern. Die von Deutschen bewohnten Theile des Landes, welche vermöge ihrer geographischen und klimatischen Verhältnisse dazu geeignet sind, von Deutschen bewohnt zu werden, wollen wir besonders berücksichtigen. Die Reise, die Landschaften, die Städte, welche wir durchziehen, sollen geschildert und gebildert, das Leben und die Schicksale einzelner Farmer sollen erzählt, ein Bild von ihrer Wohnung und Lage gegeben werden. Nur Thatsachen wollen wir geben.

Des Verfassers bisherige getreue Berichte über Teras bürgen uns dafür, daß das von ihm projectirte Werk Gediegenes liefern wird, und wer Rohrdorfs Ansichten der sächsischen Schweiz, sein Panorama von Heidelberg ec. kennt, der ist gewiß versichert, daß die Jllustrationen sich dem Terte würdig anschließen werden.

R.

Die deutschen Auswanderungen. Eine poli - tisch = nationalöconomische Abhandlung von Dr. jur. Georg Grünewald. Frankfurt a. M. 1847. Herrm. Joh. Keßler.

Die immer mehr zunehmenden Auswanderungen aus Deutsch - land veranlassen den Verf. des vorliegenden Werkchens, sich mit der Beantwortung folgender drei Fragen zu beschäftigen: 1) Durch welche Gründe werden die deutschen Auswanderungen veranlaßt? 2) Welche sind ihre Wirkungen? und 3) welche Mittel können und sollen angewendet werden, um die etwaigen, nachtheiligen Wirkungen aufzuheben und in vortheilhafte zu verwandeln?

Bei Erwägung der Gründe, welche die Auswanderungen veranlassen, glaubt der Verf. aus der Persönlichkeit der bei weitem größeren Anzahl der Emigranten schließen zu dürfen, daß die Unmöglichkeit sich selbst zu ernähren und die Jhrigen zu versorgen, die Auswanderer forttreibe. Jst dieser Nothstand -- so folgert er weiter -- Folge von Uebervölkerung, so daß die Productions - fähigkeit des Vaterlandes zur Ernährung seiner Kinder nicht mehr ausreicht, so ist die Auswanderung eine Nothwendigkeit; ist er dagegen eine Folge bestehender Mißverhältnisse, so liegt in der Hebung dieser zugleich das Mittel, der Auswanderung Einhalt zu thun. Den Grund des zur Emigration treibenden Nothstandes sucht der Verf. darin, daß Deutschlands productive Kräfte der erforderlichen Entwickelung entbehren. Auch hat die im Jnnern vielfach gehemmte, nach außen nicht zureichend beschützte deutsche Manufactur = und Handels = Jndustrie noch lange nicht die Stufe erreicht, welche sie einzunehmen berechtigt ist, und man trifft inDeutschland sogar noch culturfähigen, aber noch von keinem Pfluge berührten Boden. Die ungünstige Stellung, welche Deutschlands Production im Verhältnisse zum Auslande einnimmt, erkennt der Verf. am deutlichsten aus dessen Handelsbilanzen: die Einfuhren nehmen zu, die Ausfuhren ab, und so muß Deutschland dem Aus - lande gegenüber in die Abhängigkeit eines Schuldners gerathen, wenn es nicht zur Zahlung seiner Jmporten neue Tauschwerthe hervorbringt. Seine innere Production reicht aber bei weitem nicht hin, den eigenen Verbrauch zu decken, und selbst die Pro - ducte des Ackerbaues werden, bei der stets sich vermehrenden Be - völkerung, bald nicht mehr als Tauschmittel für die aus der Fremde bezogenen Bedürfnisse benutzt werden können. Der Verf. will daher, daß denjenigen Productionsquellen, welche sich für ein stark bevölkertes Land vorzüglich eignen, nämlich der Handels = und Manufactur = Jndustrie, eine ganz besondere Beachtung gewidmet und Denjenigen, welche für ihren Lebensunterhalt hauptsächlich auf den Ertrag ihrer Händearbeit hingewiesen sind, Gelegenheit gegeben werde, ihr Arbeitscapital im Vaterlande entsprechend zu verwerthen.

Doch nicht materielle Gründe allein, auch geistige treiben den Auswanderer aus der Heimath fort, und zu diesen zählt der Verf. vorzüglich, daß, trotz der erkannten Wahrheit, daß Volk und Regierung nie getrennte Jnteressen haben können, und daß, wenn das Volk sich in einem Zustande geistigen und materiellen Wohlseins befindet, dadurch auch die Regierung stark wird, sowie das Volk durch eine kräftige Regierung gewinnt, -- daß dessen - ungeachtet noch für die Organe der, von den Staatsmännern nicht aprioristisch zu erkennenden Wünsche und Bedürfnisse des Volkes, noch Beschränkungen bestehen, welche, indem sie die un - abhängigeren, befähigteren Männer lange Zeit davon abhielten, dem gleich verwerflichen Radicalismus und Servilismus die Ver - tretung der öffentlichen Meinung zuwiesen und für den Deutschen, wenn er sich mit anderen, mit ihm auf gleicher Stufe der Cultur stehenden Nationen vergleicht, nur demüthigend sein müssen. Je lebhafter diese Mißverhältnisse empfunden wurden, desto mehr mußte der Zustand des Unbehagens sich vermehren, und die schein - bare Paradorie konnte dadurch ihre Erklärung finden, daß das gesteigerte Nationalgefühl, die größere Liebe zum Vaterlande dem Deutschen Veranlassung gegeben hat, sein Vaterland zu verlassen.

Endlich führt der Verf. auch das ansteckende Beispiel Anderer als Grund zum Ueberhandnehmen der Auswanderungen an, und geht dann zur Beantwortung der zweiten Frage über.

Die Wirkungen der Auswanderungen sieht der Vf. als vortheilhaft für das Vaterland an, wenn die Ausgewan - derten in Beziehung zur Heimath bleiben, oder wenn das Vater - land dadurch von Bewohnern befreit wird, welche wegen ihrer Unfähigkeit sich zu ernähren ihren Mitbürgern zur Last fallen und, als Unzufriedene, dem Staate gefährlich sind. Nachtheilig wirken die Auswanderungen dagegen in sofern, als sie der Heimath Geld und Arbeitskräfte entziehen, als sie dadurch, daß Faule und ganz Arme nicht auswandern, das Proletariat vermehren und durch den Mißmuth der Zurückbleibenden Unzufriedenheit in der Heimath erzeugen. Kleinere Gutsbesitzer werden nach und nach ganz ver - schwinden und dagegen wenige reiche Grundherren einer besitzlosen Masse gegenüberstehen.

Nachdem der Verf. somit die beiden ersten Fragen beant - wortet hat, wendet er sich der dritten, der aus ihnen hervorgehen - den und das Ziel seiner Untersuchung bildenden Hauptfrage zu, wie nämlich die nachtheiligen Wirkungen in vortheilhafte zu ver - wandeln seien, und hierzu findet er nur zwei Mittel anwendbar, entweder restrictive, durch welche die Ausführung des gefaßten Entschlusses verhindert oder in hohem Grade erschwert wird, oder437aber präservative, welche den Entschluß zur Auswanderung gar nicht aufkommen lassen. Gegen Mittel der ersten Art sich ent - schieden erklärend, entwickelt der Verf. auf eine gleich gründliche wie geistreiche Weise, worin die der letzteren Art zu bestehen haben und wie förderlich sie sind. Da es aber das Recht des Kritikers, Auszüge zu liefern, mißbrauchen heißen würde, wollten wir den Verf. auf seinem Forschungswege Schritt vor Schritt folgen, so müssen wir unsere Leser, der näheren Erposition wegen, auf die Abhandlung selbst verweisen, welche gewiß niemand unbe - friedigt aus den Händen legen, sondern mit uns in den Wunsch einstimmen wird, daß das kleine Werk die größtmöglichste Ver - breitung finden möge. --

Reise = Bericht desDr. Wislizenus. (Schluß.)

Nach 14 tägiger Abwesenheit von Cosihuiriachi bin ich endlich in meiner Felsenburg wieder eingetroffen. Und wo glauben Sie, daß ich die ganze Zeit über gewesen bin? Jch war mitten in der - wengrube unserer Feinde, in dem freundlichen, ritterlichen, patrioti - schen Chihuahua, wo man die treulosen Yankees im Rücken todt - schlägt, und wo jeder Lazaroni in Ermangelung wärmerer Kleidung, sich in den Mantel seiner Tugend hüllt. Hören Sie, wie ich mich dahin verirrt habe. Seit einiger Zeit schon hatte ich einige Privat - geschäfte in Chihuahua abzumachen, und deshalb um einen Paß nach - gesucht, 1 -- 2 Wochen dort zubringen zu dürfen. Wider Erwarten erhielt ich im Verlauf des vorigen Monats diese Erlaubniß gegen mein Ehrenwort, daß der Zweck meiner Reise durchaus kein politischer sei. Jnnerhalb zweier Tage erreichte ich Chihuahua. Da der Ort aber einmal ein ominöser für mich geworden ist, so erwartete ich kaum, von allen Unannehmlichkeiten befreit zu bleiben.

Jch kam Abends daselbst an, und hatte kaum mein Nachtquar - tier erreicht, als ich auch schon von einem halben Dutzend roher Poli - zeischlingel festgehalten wurde, weil ich in meiner fatalen republika - nischen Unwissenheit meinen kleinen Reisepack, der hauptsächlich Cactus und Mineralien enthielt, nicht zur Duane gebracht hatte. Nachdem meine Effecten gehörig durchsucht, und ich selbst in meinen Reisekleidern von Pontius zu Pilatus geschleppt worden war, trotz aller Schnüffe - lei aber nichts Verdächtiges entdeckt werden konnte, wurde ich endlich wieder in Freiheit gesetzt, um aus den Händen der Justiz in die der Gauner zu fallen. Denn denselben Abend noch wurde das Zim - mer, in welches ich meine Effecten bringen ließ, mittelst Einbruchs eröffnet, und eine Büchse, 2 Paar Pistolen und einige Kleidung daraus gestohlen. Alle Umstände sprechen dafür, daß Jemand, der bei der Untersuchung meiner Effecten gegenwärtig war, dabei bethei - ligt sein müsse, und bei jeder andern Polizei, wie bei der merikani - schen, würde dies hingereicht haben, den Thäter zu entdecken; aber die Göttin der Gerechtigkeit trägt hier zu Lande keine Binde, sie ist mit dem schwarzen Staar geboren. --

Diesen unfreundlichen Empfang vom ersten Abend abegerechnet, brachte ich die übrige Zeit meines Aufenthaltes in Chihuahua ziemlich ungestört zu. Jch vollendete meine geographischen Beobachtungen über Breite und Länge von Chihuahua (die erstere beträgt meiner vorläu - figen Berechnung nach 28° 34 / 46 / /, 6) und machte die nöthigen Vorbereitungen zu meiner Reise nach Californien, die ich allen Hin - dernissen zu Trotz noch nicht aufgegeben habe. Gegen Ende meines Aufenthalts in Chihuahua traf die erste Nachricht von der schimpflichen Niederlage der Mexikaner oberhalb El Paso, und von dem Einrücken der Amerikaner in jene Stadt ein. Die Nachricht ver - ursachte natürlich viel Aufregung, und ein allgemeiner Mob gegendie Fremden wurde befürchtet; doch blieb alles ruhig. Einige Be - trunkene waren freigebiger, wie seither, mit gringos (dem classischen Schimpfworte der Chihuahua = Patrioten gegen alle outside Barba - rians ); der nüchterne Theil der Bevölkerung aber ging mit langen Ge - sichtern umher, die mehr Bestürzung, denn Durst nach Rache verrie - then. Jhre kindische Prahlsucht schien endlich Reflectionen über ihre Hülflosigkeit Platz zu machen, und je länger ihre Gesichter, desto klarer wurden ihre Augen.

500 Mann amerikanische Truppen würden immer im Stande sein, Chihuahua zu nehmen, und 1000 mehr als hinreichend, es zu behaupten. Täglich erwartet man jetzt vom Ausrücken der Amerika - ner aus El Paso zu hören, und vor Ende dieses Monats noch hof - fen wir zuversichtlich Chihuahua von unsern Truppen besetzt, und unsere Gefangenschaft zu Ende zu sehen.

Der Januar ist verflossen und die amerikanischen Truppen stehen noch in El Paso. Von General Wool hören wir hin und wieder, daß er irgendwo gesehen, aber eben so schnell wieder verschwunden ist. Seinen beständigen Kreuzzügen zwischen den Staaten Chihuahua und Du - rango nach zu schließen, scheint er als Vogelscheuche zwischen beiden Staaten gebraucht zu werden. Sollte er je im Laufe dieses Jahres noch nach Chihuahua kommen, so werden wir ihm ein Fest = und Zweckessen geben, wobei nichts als Krebse und Schnecken servirt wer - den. Von Gen. Taylor haben wir blos ungenügende Nachrichten. Gen. Scott soll mit frischen Truppen gelandet sein. Santa Ana steht in San Luis Potosi, schreibt bombastische Proclamationen und verlangt vor allen Dingen Geld. Er selbst ist zum Präsident, Fa - rias zum Vicepräsident erwählt, aber Santa Ana schwört bei allen Heiligen, daß er blos sein Vaterland befreien und sich dann ins Privatleben zurückziehen wolle. Alles ist Farçe in unserem guten Mexiko, schreibt Simplicio. Farias ist kein Freund des Klerus, 1839 mußte er sein Vaterland deshalb verlassen, und ein Bruch zwischen dem Klerus und der Armee steht bevor. Der Congreß hat eine Anleihe von 15 Mill. auf Hypothek merikan. Kircheneigenthums bewilligt, aber der Klerus widersetzt sich hartnäckig und bedroht Jeder - mann, der direct oder indirect diese Maßregel ausführen hilft, mit dem Bann. Santa Ana dagegen hat dem Congreß ein Belobungs - schreiben dafür geschickt, weil es so allein möglich sei, den Krieg fort - zusetzen. Dieser Streit zwischen den beiden Harpyen, die von jeher Mexiko zerfleischt haben, wird vermuthlich den Frieden mit den Ver. Staaten beschleunigen.

Jm Staate Chihuahua herrscht in der letzten Zeit viel Aufregung. Da man eine Armee auf die Beine bringen wollte, so wurde eine gezwungene Anleihe von 50,000 Dollars ausgeschrieben, wovon der verarmte District Cosihuiriachi allein 1000 D. zu tragen hat. Da wider alle Erwartung die Amerikaner nicht von El Paso nach Chi - huahua kamen, so erholen sich die Chihuahuaner allmählig von ihrer ersten Bestürzung und beschlossen, da der Feind sie nicht in der Haupt - stadt anzugreifen wage, mit 2 -- 3000 Mann und einigen 20 Ka - nonen nach Paso zu marschiren und Neu = Mexiko wieder zu erobern. Mitten in dieser Aufregung brachte plötzlich ein Courier vom 5. d. die Nachricht nach Chihuahua, daß die Amerikaner am 1., 1000 Mann stark, Paso verlassen hätten und auf dem Marsche nach Chi - huahua begriffen seien. Der Kriegsplan wurde sofort abgeändert, und man beschloß den Feind in der Nähe von Chihuahua zu erwarten; ein Creek, Sacramento, gegen 15 Meilen nördlich von Chihuahua sollte das Thermopylä von Chihuahua werden. Soldaten und Geld wurden gepreßt, in allen Kirchen gegen die Barbaren gepredigt, gegen 20 Fremde nach dem Süden des Staats transportirt, einigen andern blutige Köpfe geschlagen ec. Unter den getroffenen Vertheidigungs - anstalten ist eine besonders originell. Um die Truppen von Chihuahua näm - lich vor den gefürchteten amerikanischen Büchsen zu schützen, soll jedermann438einen Sack mit Baumwolle, und zwar auf dem Rücken mit sich tragen. Einige behaupten, daß es ein verunglückter Jacksonismus ist, andere dagegen, daß der Gouverneur, der nicht bloß von der Schlacht bei New = Orleans, sondern auch von der neulichen Erfindung des Baum - wollenpulvers gehört hat, die Säcke mit verkapptem Pulver gefüllt und seine Tapfern so zwischen 2 Feuer zu bringen beabsichtige. Einige Compagnien sollen im Rücken der Armee mit brennender Lunte auf - gestellt werden, um die Truppen von hinten in Brand zu stecken, wenn sie sich weigern sollten, gegen das Feuer der Amerikaner zu marschiren. Büchsen vorn, Baumwolle hinten, -- Vorwärts marsch!

Wie die Nachricht vom Anmarsch unserer Truppen hier in Cosi - huiriachi aufgenommen wurde, läßt sich leicht denken; wiederholte Nachrichten bestätigten die ersten Gerüchte und ließen uns keinen Zweifel. Wir zählten bereits die Tage bis zu unserer Befreiung, ich schmeichelte mir selbst mit der Hoffnung einer Excursion nach dem Sacramento. Der nächste Posttag sollte uns nähere Nachrichten bringen, noch nie hatte ich ihn sehnlicher herbeigewünscht. Der Postreiter kam endlich, zwar später wie gewöhnlich, aber immer noch zu früh für unsere Hoffnungen, die mit einem Male wieder niedergeschlagen werden sollten. Am 14. dies. nämlich brachte ein anderer Courier die Nachricht nach Chihuahua, daß die Amerikaner noch ruhig in El Paso stehen, keine Anstalten machen, es zu verlassen, und daß alle früheren Gerüchte bloße Erfindungen und Lügen wären. Sollte dieß wirklich der Fall sein, so sind unsere Aussichten trüber wie je, wir haben dann wahr - scheinlich den Abschluß des Friedens hier abzuwarten. Ein Ausweg steht mir in diesem Falle noch offen, aber ein verzweifelter. El Paso ist blos gegen 300 Meilen von hier entfernt, und mit einem guten Pferde könnte ein Mann diese Strecke in 4 -- 5 Tagen zurücklegen. Aber die Gegend ist einerseits so von feindseligen Jndianern durch - streift, daß es schwer halten würde, einen Führer, selbst für vieles Geld zu bekommen; andererseits lauern allenthalben mexikanische Spione, alle Behörden haben Befehl, jedes verdächtig anscheinende Jndividuum sofort nach Chihuahua zu escortiren, und alle Personen, gleichviel ob Fremde oder Mexikaner, die man ohne speciellen Paß auf dem Wege nach El Paso erwischt, sollen einem neulich erlassenen Gesetz zufolge vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Unter solchen Umständen ganz allein 300 Meilen weit durch ein unbekanntes feindliches Land zu reisen, auf nichts, wie auf sein Pferd, seine Waffen und sein gutes Glück sich verlassend, Hunger und Durst, Kälte und Strapatzen aus - gesetzt, in stündlicher Gefahr vor Jndianern und Merikanern, verdient wohl einiger Ueberlegung. Seinen Scalp den Jndianern zu lassen, ist schon Manchem braven Mann begegnet; aber von den Mexikanern gefangen, vor ein Kriegsgericht gestellt, und als Spion erschossen oder gehängt zu werden, -- -- -- Herr führe uns nicht in Versuchung!

Die letzte Hiobspost hat sich glücklicher Weise nicht bestätigt. Die amerikanischen Truppen sind wirklich auf dem Marsche nach Chi - huahua begriffen, und trafen am 19. dies. bereits in Carvezal, bei - nahe die Hälfte des Weges, ein. Jhre Anzahl wird als 8 -- 900 Mann mit 6 Kanonen angegeben. Wir sind zu bekannt mit der mexikanischen Maxime, die Anzahl des Feindes vor der Schlacht um die Hälfte zu verringern, und nach der Schlacht sie zu verdoppeln, um diesem numerischen Berichte viel Glauben beizumessen. Aber selbst mit diesen geringen Streitkräften zweifle ich nicht, daß unsere Truppen durch ihre bessere Disciplin, fertigere Handhabung der Waffen und kalte Todesverachtung einen dreifach stärkeren Haufen von Merikanern in die Flucht schlagen werden. Die mexikanischen Truppen, aus einer kleinen Anzahl regulärer Soldaten, der Nationalgarde von Chihuahua, und wie wilde Thiere eingefangenen Rancheros bestehend, haben größ - tentheils Chihuahua schon verlassen. Sie haben einige Verstärkung von Durango erhalten, und die ganze Armee wird auf 3000 Mann mit 20 Kanonen angegeben.

Drei Punkte, sagt man, sind zur Vertheidigung ausgesucht: der erste am See Eucinillas, der zweite am Sacramento und der dritte ganz in der Nähe von Chihuahua. Wenn auf einem Punkte ge - schlagen, soll sich die Armee auf den andern zurückziehen und alle Officiere haben Befehl, jeden Gemeinen, der ohne Commando: Kehrt Euch! macht, sofort niederzustoßen; für die Officiere jedoch ist keine solche Vorsichtsmaßregel getroffen.

Vom Süden verlautet, daß Santa Ana mit seiner ganzen Armee nach Saltillo marschirt, wo sich General Wool gut verschanzt hat, während Gen. Taylor und Scott vereinigt auf Vera Cruz losgehen, um sich den Weg nach der Hauptstadt zu eröffnen. Dieser neue Operationsplan, wenn rasch ausgeführt, verspricht große Vortheile, und einige mexikanische Blätter fürchten, daß Santa Ana in eine Falle gegangen ist.

Hurrah für unsere Befreiungsarmee! Hurrah für die braven Freiwilligen von Missouri! Die Schlacht ist geschlagen, Chihuahua ist unser, und seit gestern Abend sind wir wieder hier eingetroffen. Jn banger Erwartung sahen wir hier in unserm Exil den Ausgang der Dinge entgegen, und kein ruhiger Schlaf kam mehr über unsere Augen. Mein sehnlichster Wunsch war, sobald zuverlässige Nachrichten ein - träfen, daß die Armee blos noch gegen 100 Meilen von uns stehe, in einem forcirten Marsche von Cosihuiriachi aus über die Gebirge zu gehen, um unsere Truppen noch vor der Schlacht zu erreichen. Unglücklicher Weise aber blieben wir diese ganze Zeit ohne sichere Mittheilungen; blos die verschiedenartigsten Gerüchte drangen zu uns, unter andern eines, daß die Amerikaner wegen eines in Neumeriko ausgebrochenen Aufstandes sich zurückgezogen und die Expedition auf - gegeben hätten. Mein Plan wurde somit vereitelt.

Am 2. dies. Monats endlich, also 2 Tage nach der Schlacht, brachte uns ein von Chihuahua gesandter Erpresser die verbürgte Nach - richt von dem glorreichen Siege unserer Truppen am Sacramento und von der Besitznahme Chihuahua's. Den nächsten Morgen ver - ließen wir das Städtchen, in welchem ich gegen sechs der langweilig - sten Monate meines Lebens zugebracht, und kamen gestern Abends hier an. War mir früherhin Chihuahua auf den ersten Anblick freund - lich erschienen, so fand ich es jetzt in der Aufregung der Freude reizend. Ein großer Theil der mexikanischen Bevölkerung hatte die Stadt ver - lassen, und diese hatte dadurch gewonnen; dagegen sah ich die kräftigen Figuren unserer Soldaten in den Straßen. Alte Freunde begrüßten mich, die Artillerie, eigne sowohl wie eroberte, war auf dem Plaza aufgepflanzt, und das sternbesäete Banner wehte von dem Regierungs - hause. Die alte Fonda, wo mich der Mob einst belagerte, und die seit 6 Monaten geschlossen war, hatte ihre Thore wieder geöffnet und war mit Fremden überfüllt. Officiere in Uniformen und Gemeine in zerrissenen Röcken durchkreuzten die Straßen, und die Schlacht war das allgemeine Tagesgespräch.

Jch hatte gehofft, Capt. Fischer's Artillerie = Compagnie hier zu treffen, erfuhr aber, daß sie noch in Santa Fe stehe; dagegen hatte ich die Freude, Lieutenant Kribben von der Artillerie hier zu finden, der mir alle Einzelnheiten der letzten Schlacht, an der er selbst wirk - samen und ehrenvollen Antheil gehabt, mittheilte. Jch unternehme nicht, Jhnen eine Schilderung dieser Schlacht zu geben, da Sie zu gleicher Zeit ausführliche und genaue Berichte darüber von Augen - zeugen erhalten werden; aber je mehr ich selbst von den nähern Um - ständen unterrichtet wurde, desto größer wurde meine Bewunderung.

Jch hatte nie gezweifelt, daß unsere Truppen eine weit über - legene Anzahl von Mexikanern besiegen, und daß sie im schlimmsten Falle sich eher würden in Stücke hauen lassen, als sich ergeben, aber ein so glänzender Sieg übertraf alle meine Erwartungen. Officiere und Gemeine haben wie alte Veteranen gefochten, und alle Umstände zusammengenommen, so erscheint mir diese Schlacht als die vorragendste, merkwürdigste und glücklichste in diesem ganzen Kriege. Jch fühlte439mich in diesem Augenblicke als ein Glied der kräftigen Republik, die diesen Welttheil beherrschen wird, und daß die Bürger des besondern Staats, dem ich angehöre, sich so ausgezeichnet, erhöhte meine Freude. Wer diese schlichten Truppen bloß nach ihrer Backwoods - Uniform, (die schwerlich die Musterung einer preußischen Parade bestehen könnte! ) beurtheilt, würde kaum die tapfern Soldaten von Sacramento in ihnen vermuthen; aber seht in ihre sonnverbrannten, entschlossenen Gesichter, und ihr werdet den Ausdruck der alten Garde in ihnen finden. Mit solchen Soldaten läßt sich die Welt erobern, warum nicht Mexiko?

Was die zukünftigen Bewegungen unserer Truppen sein werden, scheint bis jetzt niemand zu wissen. Man erwartet, bald von einer Schlacht bei Saltillo zu hören, wo General Taylor und Wool Santa Ana erwarten. Sollte der Krieg nicht bald beendigt sein, wozu mehr Aussicht vorhanden, wie je, so werden die Truppen von hier wahrscheinlich nach Durango marschiren. Jn diesem Falle werde ich mit ihnen gehen, und ihr Schicksal theilen.

Die Sloman'sche Expedition in Hamburg.

Bisher kamen nur wenige Fälle vor, welche dem Publicum als Beweise dienen konnten, daß die Allgemeine Auswanderungs - Zeitung durchaus selbstständig und ohne Rücksicht auf das Sonderin - teresse irgend eines bei ihr Betheiligten auftritt, jetzt aber liegt ein Fall vor, den wir, theils zum Zeugniß für unsere freie, durch keinen äußeren Einfluß bedingte Stellung, noch mehr aber deswegen hier nochmals berühren, weil derselbe dazu diente, unser Vertrauen auf einen Biedermann noch mehr als früher zu befestigen. -- Es war Pflicht der Allg. Ausw. Ztg. den, in No. 48. enthaltenen Brief gegen Herrn Rob. M. Sloman in Hamburg aus dem Leuchtthurm auf - zunehmen, um so mehr, da man annehmen mußte, daß doch we - nigstens einiger Grund zu den darin angeführten Beschuldigungen vorhanden sein werde, und sich nicht davon durch Berücksichtigung des Umstandes abhalten zu lassen, daß der Herausgeber der Allg. Ausw. Ztg. zugleich Agent des Angeschuldigten ist; eine noch viel angenehmere Pflicht war es uns aber; die glänzende Rechtfertigung des Hrn. Sloman zu veröffentlichen, in welcher dem Verf. dieses Briefes* )Wie wir erfahren, hat die Redaction des Leuchtthurm auf ge - richtliche Anforderung, den Verfasser des Briefes zu nennen, einen Namen genannt, unter welchem sich gar kein Passagier am Bord des Schiffes Wm. Money befand., Schlag auf Schlag, eine Lüge nach der andern nachge - wiesen wird. Wohl mag das Renomm é e des Herrn Sloman durch den böswilligen Angriff bei Einzelnen erschüttert worden sein; jetzt wird jedoch auch der letzte Schatten des Verdachts geschwunden und der vereitelte Angriff Grund zu noch festerem Vertrauen in die streng rechtliche Handlungsweise des mehrgenannten Herrn geworden sein.

Das gelbe Fieber in Neworleans. (Weser = Zeitung.)

Jch schreibe Jhnen während einer Epidemie, wie sie Newor - leans noch nicht erfahren hat. Vom Morgen bis zum Abend rum - peln die schwarzen Leichenwagen, oft ohne alle Begleitung, durch die Straßen, manchmal in Verbindung mit gedämpftem Trommelschlage, wenn Mitglieder der Miliz oder der Armee der Seuche erlegen sind, Es ist in der That unheimlich, durch die verödeten Gassen zu gehen, die noch vor wenig Wochen von lebhaftem Volksgewühle schwärmten. Fremde Ankömmlinge werden meistentheils zwischen dem sechsten undvierzehnten Tage ihres Aufenthalts vom Fieber befallen; sind si - schon länger in der Stadt anwesend, so können sie mehrere Wochen gesund bleiben, aber ihrem Schicksale entgehen sie nicht. Vorsich〈…〉〈…〉 und strenge Lebensweise helfen dagegen nichts; mitten in der Füll〈…〉〈…〉 der Gesundheit und Kraft fordert die Krankheit ihre Opfer. Ohne die geringsten Vorzeichen wird der Patient plötzlich von Kopfschmer - zen ergriffen, denen sich ein kaltes Frösteln durch alle Glieder zuge - sellt. Jn wenigen Minuten bricht dann das Fieber aus, die Haut wird heiß, der Puls schlägt 110 bis 120 Mal in einer Minute, man fühlt alle Glieder wie zerschlagen. Jn acht bis zehn Stunden modificirt sich das Fieber, die Haut wird feucht, das Kopfweh nimmt ab, der Puls geht bis auf 90 oder 100 herab, und verliert die bisherige Härte und Spannung; die Zunge ist leicht überzogen. Nach diesem Stadium, dem sogenannten Febrile , welches 30 bis 50 Stunden anhält, verschwindet das Fieber, und das ruhige oder passive Stadium der Krankheit tritt ein. Der Puls sinkt auf sein natürliches Tempo herab, die Absonderungen nehmen ab, die Aus - leerungen werden selten, aschfarbig und geruchlos, das Auge trübe und gelb, das Gesicht düster, ausdruckslos und zusammengefallen. Bei einigen Patienten wird die Haut dunkelroth oder bräunlich, bei andern zitronengelb. Meistens klagt der Kranke nicht, hat weder Durst noch Hunger und Uebelkeit. Dieser Zustand dauert zwei bis drei Tage, worauf ein anderer, der Collapsus oder die Krisis ein - tritt. Die Krankheit nimmt zu, der Puls fällt bis 60 oder 70, er ist voll, aber compressibel, die Haut bleibt feucht, aber nicht so warm. Der Patient spricht langsam, wird zusehends schwächer, läßt den Kopf zur Seite hängen und drückt sich in die Kissen. Wenn er sich jetzt nicht erholt, so wird er zusehends unruhiger, seufzt und ächzt, die Absonderungen hören auf, die Haut wird kalt, die Ge - sichtszüge schärfer, die Oberlippe dünn und zitternd, er wirft schwar - zes Vomitum aus und stirbt.

Diese Krankheit wüthet gegenwärtig schlimmer als je zuvor in dieser Stadt. Die Jahre 1841 und 1837, welche wegen ihrer Sterblichkeit berühmt waren und über 2000 Fieberkranke dahinraff - ten, stehen gegen 1847 zurück, und vor dem Winter ist auf Bes - serung nicht zu hoffen. Allgemeine Düsterheit und Angst beherrscht die Gemüther; alle Geschäfte stocken; nur wenige Fremde wagen sich in die Stadt, und von diesen müssen sieben unter zehn ihre Kühn - heit mit dem Leben büßen. Selbst zu flüchten wagt man nicht, aus Furcht die Krankheit mitzunehmen und dann draußen der Hülfe er - fahrner Aerzte zu entbehren. Natchez, Vixburg und andere Missi - sippistädte haben Quarantäne gegen uns eingeführt und jeder von hier kommende Passagier muß dort eine Gesundheitsprobe von 24 Stunden abhalten. Die mit fremden Schiffen hier ankommenden Passagiere mäht das Fieber bei Hunderten nieder.

Die Beerdigungen vom gelben Fieber zu Neworleans binnen 24 Stunden am 7. Sept. beliefen sich auf 105 -- ein trauriger Bericht. Eine Eigenthümlichkeit der Pest dieses Jahres ist es, daß sie selbst nicht der Eingebornen und der Acclimatisirten schont. Mehrere Aerzte, Creolen, sind davon befallen worden.

Briefe vom 12. schildern das gelbe Fieber in jener Stadt als im Abnehmen begriffen, was indessen hauptsächlich dem Umstande zugeschrieben wird, daß nur noch wenig Leute, welche von der Seuche befallen werden könnten, am Leben sind; die Gefährlichkeit und Hef - tigkeit der Krankheit selbst hat sich keineswegs vermindert.

Briefkasten.

Beiträge: Correspondenz von H. T. in Chicago (Jllinois) , empfangen am 17. Oct. Es ist uns sehr angenehm, daß Sie die Ausw. Zeitung in so gutem Andenken hehalten wol - len; Jhre gef. Beiträge werden stets willkommen geheißen werden; nur bitten wir, statt ganzer Zeitungsblätter, nur Ausschnitte der betr. Stellen zu senden. Einlage nach München ist prompt besorgt. -- Correspondenz aus Friedrichsburg, durch Güte des Hrn. G. in F. wird im nächsten St. vollständig erscheinen; ähnliche Berichte nehmen wir in Zukunft um so dankbarer entgegen, je frischer dieselben uns zu =, und nicht gleichzeitig in andere Blät - ter übergehen.

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Fragmente aus Briefen.

Lieben Aeltern!

Es freut mich von Herzen, daß ich das Vergnügen habe von Jhnen zu hören, daß Sie noch alle gesund und wohl sind. Jch und meine Familie befinden uns noch alle im besten Wohlsein. Jch habe Jhren Brief den 9. August erhalten, habe gelesen, daß mein altes Vaterland in sehr traurigem Zustande ist. Das thut mir sehr leid. Wenn doch die Armen alle in unserem Lande wären, da brauchen sie keine Noth zu leiden: es sind im vorigen Jahre mehr wie 3 Mill. Maß* )Wir wissen nicht, ob der Briefschreiber damit das amerikanische, oder das in seiner alten Heimath übliche fast so große, als das fuldaische Gemäß meint. Weizen und türkischer Weizen von hier nach Jrland verkauft worden, allein nach Jrland! Jn diesem Jahre gab's wieder viel Weizen und er ist überaus gut. Feldfrüchte versprechen, wie immer, einen gesegneten Ertrag; bei uns wächst alles üppig hervor, denn der Boden ist nicht so ausgemergelt und undankbar, als bei Euch, und es gibt für Tausende Land in Hülle und Fülle. Aber das Heu ist nicht gut gerathen, weßhalb auch das Vieh zur Zeit sehr billig ist. Das Maß Weizen kostet 1 preuß. Thlr., Korn und türkischer Weizen jedes 1 / 2 Thaler. An Abzugswegen und Absatz für unsere landwirthschaftlichen Erzeugnisse -- denn diese sind gegenwärtig in hiesigen Gegenden die Hauptsache, und Gewerbe fehlen fast ganz und gar -- fehlt es uns durchaus nicht.

Lieber Vater und Mutter und alle Geschwister und Verwandte! wenn die Noth so groß ist bei Jhnen, dann bleiben Sie doch keinen Monat in Deutschland. Wir haben hier Nahrungsmittel genug zum Ueberschuß für die ganze Armuth, die in ganz Deutschland ist. Jch habe Tag und Nacht keine Ruhe gehabt, seit ich Jhren Brief bekommen habe. Wenn ich mit meiner Familie zu Tische sitze, gedenke ich an meinen alten guten Vater und Mutter und Geschwister, wie es ihnen gehen werde, vielleicht müßten sie bei ihrem hübschen Vermögen und nicht unbedeutendem Grundbesitz Hunger leiden!

Sie haben geschrieben, daß mein Bruder Balthasar Fröhlich und mein Schwager Trübel Lust hätten nach Amerika zu kommen; das macht mir sehr viel Vergnügen. Wenn es nur aber wahr wird! Schiebt Euer Vorhaben keine Minute auf. Jch will recht froh sein, wenn Deutsche hierher kommen; denn man wird hier ganz zum Eng - länder und Jhr seht aus meinen Briefen, daß man die schöne deutsche Sprache und Sitten hier ganz verlernt. Als ich vor zwei Jahren meine alte liebe Heimath und Euch besuchte, war ich der deutschen Sprache kaum mächtig und Jhr werdet bemerkt haben, daß ich mehr Engländer als Deutscher bin. Jch weiß das wohl; aber man hat hier auch fast gar keine Landsleute und ich würde heilfroh sein, wenn meine Angehörigen und andere Deutsche hierher kämen. Jch gehöre nicht zu denen, welche sich im Nachäffen fremdländischer Sitten und Gebräuche oder im Sprechen fremder Sprachen gefallen; aber hier zwingt mich die Noth dazu, denn in diesen himmlischen Gegenden hausen überall die Engländer und breiten sich immer weiter aus.

Die landwirthschaftlichen, ja alle andern Verhältnisse sind ganz anders als bei Euch. Meine Schwester Anne Christine Fröhlich braucht hier keinen Graskorb zu tragen. Es wird Euch gefallen bei uns. Verkauft alles, was Jhr habt, und bringt weiter nichts mit, als Betten und Kleidungsstücke, aber ja keine von Euern modischen Weiberkleidern, sonst lachen sie Euch aus. ** )Jn der zu Grimma erscheinenden Zeitschrift Ameise befinden sich seit Juli anziehende Artikel aus dem Werrathal und Lande Eisenach, die sogar Aufsehen erregt haben.Laßt Euch lange Kleider machen. Schwager! bringe Deine Musikinstrumente mit, es ist hier mit der Musik etwas zu machen; aber auch Noten vergiß nicht.

Bruder Balthasar! thue mir den Gefallen und verschaffe mir ein Recept für mein inniges Pferd, das sich verfangen hat. Die Krankheit ist in seine Füße getreten. Schicke mir dieses baldigst, denn es fehlt hier an Thier = und Menschenärzten. Ebenso fehlt es fast ganz an Bierbrauereien und Branntweinbrennereien. Wollte der Himmel, die letzteren würden hier nie angelegt! Wir trinken hier guten Aepfel - wein und Obstwein. Obst wird in Masse gebaut; dagegen ist der Kartoffelbau nicht bedeutend, denn es gibt des Getreides in Menge; aber von einer Krankheit der Kartoffeln, wie sie seit einigen Jahren Europa heimsucht, wissen wir hier gar nichts.

Mit meiner Frau, einer Angloamerikanerin, habe ich nun vier Kinder: zwei Knaben und zwei Mädchen. Sie sprechen immer von Euch und wollen später die Heimath ihres Vaters und ihrer Groß - ältern besuchen. Jch habe ihnen die deutsche Sprache beigebracht.

Wenn einige Freunde oder Bekannte Lust haben, mit meinem Bruder und Schwager hierher zu kommen, so schreibt mir's: ich will Arbeit und Unterkommen für sie schaffen. Arbeit gibt es hier jeder - zeit und es wird guter Arbeitslohn bezahlt. Schreibt so geschwind als möglich. Es wird die Niederlassung in diesen herrlichen Gegenden niemand bereuen: ein freies Land, ein fruchtbares Land, genug zu essen und zu trinken, gute Arbeit und guten Lohn. Wer keine Schuhe hat, kann barfuß gehen, denn es ist hier wärmer, als bei Euch; indeß geht niemand barfuß, wer es nicht der Wärme halber thut, denn die Leute können sich eher Schuhe kaufen, als bei Euch. An Handwerkern fehlt es, namentlich an Schneidern, Schuhmachern, Wagnern, Schlossern, Schreinern und an Bauhandwerkern. Kommt, kommt alle!

Grüßet alle guten Freunde, Grüße von mir und meiner Frau an Euch alle. Jch verbleibe Euer gehorsamer Sohn
Andreas Fröhlich. * )Schreiber dieses Briefes ist der Sohn des Gastwirths Fröhlich zu Kaiseroda im Werrathale, an der Straße von Salzungen gen Vacha gelegen. Er wanderte vor 12 Jahren als armer Fleischergesell aus, d. h. er hatte nur das Reisegeld bei sich. Er stand sich vor zwei Jahren, wo er einen Besuch in der Heimath abstattete und erst sein nicht unbedeutendes Erbtheil holte, bereits so gut, daß er 2 Pferde und einige Ochsen allein zum Betriebe seiner Landwirthschaft hielt und 80 Acker tragbares Land ec. besaß. Er schilderte damals dem Einsender dieses Briefes seine Lage mit den herrlichsten Farben und verspürte keine Sehnsucht zur Rückkehr nach Deutschland. Er wünschte nur deutsche Sprache und Gesittung in jene Gegenden.

Rüge.

Da ich in No. 37 und 38 des, im Verlage von C. W. Leske in Darmstadt erscheinenden, von den Herren F. Haas, Dr. Künzel und Dr. H. Malten redigirten Blattes der deutsche Aus - wanderer. Centralblatt der deutschen Auswanderung und Kolonisirung , meine, im Verlage von C. A. Fahrmbacher in Augsburg erschienene kleine Broschüre: die Kolonie St. Maria in Pennsylvanien, N. = A., und die bedenklichen Aufnahmebedingungen in dieselbe, beleuchtet von George von Roß aus Nord = Amerika von Anfang bis Ende wörtlich abgedruckt finde, so sehe ich mich zu erklären ver - anlaßt, daß dieser Abdruck ohne mein oder des Herrn Fahrmbacher Wissen stattgefunden hat.

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Vermischte Nachrichten.

Der Brief eines höhern Officiers aus dem Hauptquartiere der amerikanischen Armee zu Tacubaya, Mexiko, (3 Meilen von der Hauptstadt) entwirft folgendes lebendiges Gemälde: Wir bewohnen hier einen Flügel des erzbischöflichen Palastes. Chapultepec, mit seinem prachtvollen Waldsaume ist vor uns, und wir überschauen die große Stadt, umgeben von ihren Seen und eingesenkt zwischen ihre Berge. Jch hatte nie eine Vorstellung von der Schönheit des Thales zu Mexiko, bis ich diese Stelle erreichte. Es in diesem Augen - blicke zu sehen, erleuchtet von dem sanften, hellen Monde, mit jeder Ortschaft Thurmspitze, Hütte und Bergeskuppel in seinen Silber - Seen reflectirt, übersteigt selbst die Beschreibungen, die wir davon lesen. Jn der Umgebung befinden sich auch einige staunenswerthe Werke der Kunst um uns her.

Der deutsche Liederkranz in Newyork (Präsident: Adv. Ludewig; Dirigent: Julius Hecht) hat die Verdienste des Hrn. Gevekoht um die Dampfschifffahrtsverbindung Deutschlands mit Amerika am Abend vor der letzten Abfahrt des Washington durch ein sinnreiches, patriotisches Ständchen gefeiert.

Zu Philadelphia trafen am 18. Sept. 230 Emigranten mit dem Packetschiffe Swatara von Liverpool ein, die in Folge von Wetter und widrigen Umständen sechs Monate (! ) auf der Reise zugebracht hatten. Während dieser Zeit kamen mehrere Todesfälle und 20 Geburten vor.

Hr. Gustav Dresel ist als Consul für Nassau zu Gal - veston vom Präsidenten der Ver. Staaten legitmirt worden.

Jn die Constitution des Staates Jllinois ist nachträglich ein Gesetz aufgenommen worden, wonach jeder bei einem Zweikampfe Betheiligte nicht nur von allen Aemtern ausgeschlossen, sondern auch nach Maßgabe der Schuld bestraft werden soll.

Dieser Tage reiste wieder ein neu ernannter englischer Kolo - nialbischof von London nach seinem fernen Posten ab: Dr. Tyrell, Bischof von Newcastle in Australien, begleitet von 4 Geist - lichen und 4 Candidaten des Predigtamtes. Diese neue Diöcese um - faßt die sieben nördlichen Grafschaften von Neu = Süd = Wales: North - umberland, Gloucester, Hunter, Durham, Brisbane, Bligh und Philipp, nebst unermeßlichen noch nicht besiedelten Weideland. Tyrells Sprengel erstreckt sich von Norden nach Süden über4 1 / 2 Breitegrade (26° bis 30° 30 /), von Osten nach Westen über 11 Längegrade (140 bis 150 / Greenw. ), mit andern Worten: er ist 500 engl. Meilen breit und 700 Meilen lang. Beinahe ein Drittel dieses weiten Flächenraumes von 120,000 engl. Meilen -- fast gleich Großbritannien und Jrland zusammen -- ist bereits von Kolonisten besetzt, deren man über 40,000 zählt. Bis jetzt aber wirkten da nur 7 Geistliche, wovon die nothwendige Folge, daß große Bezirke ganz ohne Seelsorge waren.

Zeitungen aus Herbart Town, Vandiemensland, mit dem Datum vom 24. Mai berichten, daß im dortigen Victoriatheater ein ungewöhnlich zahlreiches Meeting gehalten und eine Petition ans Parlament folgenden Jnhaltes beschlossen wurde: Die Deportation von Verbrechern nach Vandiemensland soll in Zukunft ganz aufhören; die englische Regierung möge dagegen auf Staatskosten 12,000 freie Auswanderer nach der Kolonie senden.

Laut bis zum 27. Juli reichenden Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung droht der Krieg mit den Kaffern heftiger als je zu entflammen; immer mehr organisiren sich die verschiedenen Stämme zum Angriff gegen die Ansiedler. Der Häuptling Kreili hat bereits seine Anhänger um sich versammelt, die Häuptlinge Span - dilla, Pato, Mapassa ein Gesammtbündniß der Kaffern vorgeschlagen. Jn Grahamstown ist alles in größter Bestürzung darüber.

Unter allen englischen Kolonieen jüngeren Ursprungs darf man den südaustralischen mit der Hauptstadt Adelaide die gedeih - lichste Zukunft und rasches Wachsthum versprechen. Sowohl der Be - trieb der Landwirthschaft als die Ausbeutung der Bergwerke ist in einem blühenden Zustande. Der Standard sagt, daß diese Kolonie in jeder Beziehung eine Ausnahme unter den englischen Kolonieen sei, indem sie, keiner Zuschüsse bedürfend, sich ganz aus eigenen Mitteln erhalte, daher stellten auch die Einwohner das Ansinnen auf Gewährung einer eigenen Verwaltung. Diese Nachrichten ziehen, wie sich denken läßt, Auswanderer in immer größerer Zahl nach dieser Kolonie, zu deren gedeihlichem Zustande wir uns um so mehr Glück wünschen wollen, da sich unter den dortigen Kolonisten viele Deutsche, namentlich Altlutheraner aus der Gegend von Zül - lichau befinden, die freier Religionsübung wegen unter Leitung des Predigers Kavel dahin auswanderten.

Nach einem Schreiben aus Washington, das von einem Manne herrührt, welcher gleichmäßig in den Geschäften wie in der Politik bewandert ist, sieht es mit den deutschen Handelsverhältnissen in den Verein. Staaten gegenwärtig sehr traurig aus; denn obschon fortwährend bedeutende Ladungen von Mehl, Fleisch, Tabak, Baum - wolle, Reis und andern Producten nach Deutschland gehen, so ver - mindert sich doch der Absatz der deutschen Jndustrie = Erzeugnisse mit jedem Tage mehr. Es ist dieß besonders in den Baumwollenwaaren fühlbar, welche sonst einen bedeutenden Einfuhrartikel bildeten, gegen - wärtig aber von den einheimischen und englischen Fabrikaten fast ganz vom Markte verdrängt sind. So ist, um nur ein Beispiel anzu - führen, die sächsische Strumpfwaare beiläufig auf 1 / 6 des früheren Ein - fuhrbetrages herabgesunken. Noch schlimmer sieht es mit den Leinen - waaren aus, deren Bedarf früher ganz aus Deutschland bezogen wurde, gegenwärtig aber von den Engländern gedeckt wird. Nur in Seiden - und Halbseidenzeugen findet sich noch einiger Absatz, der indeß der englischen, französischen und belgischen Concurrenz ebenfalls bald zum Opfer fallen wird Für Wollenwaaren, namentlich für Tücher mitt - lerer Qualität war eine Zeitlang ziemlich gute Aussicht vorhanden, aber die Belgier und Engländer haben auch hier die Deutschen nur zu bald überflügelt, da sie ihre Fabrikate wohlfeiler zu liefern vermögen, auch die Verhältnisse besser zu benutzen verstehen. Es ist wahrlich sehr traurig, daß wir Deutsche überall, wo es Etwas zu holen gibt, zu spät oder schief ankommen. (Mannh. J.)

Die Passagiere des Washington haben gegen den Capi - tän, die Officiere und die ganze Schiffsmannschaft ihren wärmsten Dank öffentlich ausgesprochen und erklärt, daß dieser Dampfer die nothwendigsten Eigenschaften eines Seefahrzeuges: Schnelligkeit und Sicherheit, auf der letzten von Winden und Stürmen hart betroffenen Fahrt vollständig bewährt habe.

Gesunkener Bodenwerth in Galizien. Ein Maurer aus Böhmen, der soeben aus Galizien, wo er sich niederlassen will, in Prag ankam, hat 10 Meilen hinter Lemberg 26 Strich guten Bodens, und zwar 22 Str. Feld, 2 Str. Wiese und 2 Str. Hut - weide um 60 fl. C. M. angekauft. Da nun der Strich Korn in Lemberg mit 3 fl. 12 Xr. C. M. bezahlt wird, so kann der Käufer mit dem Erträgniß eines einzigen Jahres den Kaufschilling herein - bringen. Ein anderer kaufte dort ein ebenso großes Stück Land noch wohlfeiler, und verkaufte es sogleich um den doppelten Preis.

Der am 19. October wieder in See gegangene Washington hat folgende Passagiere am Bord: Hr. George Heinsohn und Frau nebst Bedienung aus Neuhaus; Hr. F. Victor und Frau nebst 4 Kindern und Bedienung, Hr. M. D. Boruck und Frl Levi aus Newyork; Frl. C. Hütterott, Hr. J. Dröge, Hr. T. Büttner, Hr. Engelbert Jken, Hr. H. v. Kapff und Hr. Chr. Schneider aus Bremen; Hr. Dr. C. Pal - medo und Consul A. Palmedo aus Berlin; Frl. Samson aus Lehe; Hr. Baron von Bendeleben Uckersmann aus Hamburg; Hr. C. Epping aus Charleston; Hr. Morales nebst Frau und Bedienung aus Matanzas.

Jntelligenzblatt zur Auswanderungszeitung Nro 56.

Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.

Note: [1]

Special -

[figure]

Agentur der Postschiffe zwischen LONDONUNDNEW - YORK. Concessionirt durch die betr. deutschen Regierungen.

Diese Linie besteht aus den folgenden 16 schnellsegelnden amerikanischen Postschiffen von 800 bis 1000 Tonnen Gehalt, nämlich: Independence, American Eagle, Prince Albert, Westminster, Sir Robert Peel, Margaret Evans, St. James, Northumberland, Gladiator, Toronto, Switzerland, Me - diator, Quebec, Victoria, Wellington und Hendrick Hudson, welche regel - mäßig den 6., 13., 24. in 28. eines jeden Monats im Jahr von London nach New = York absegeln.

Das Nähere ertheilt auf frankirte Briefe der Unterzeichnete

Note: [2]

Fürnach Auswanderer[figure]Südaustralien. Vorläusige Anzeige.

Kommendes Frühjahr werde ich mit einem großen schönen, in erster Classe stehenden, dreimastigen Bremer Schiffe nach Adelaide in Süd - Australien abgehen.

Da ich nun mit den Verhältnissen einer langen Seereise und den Be dürfnissen während derselben durch eigene Erfahrung hinlänglich bekannt bin, so wird es meine Hauptsorge sein, Passagieren die Ueberfahrt so angenehm als möglich zu machen und werde für hinlänglichen Raum und Bequemlichkeit gehörig sorgen.

Während meines mehrmaligen Aufenthalts in Süd = Australien habe ich es mir angelegen sein lassen, mich von den dortigen Verhältnissen des Landes, den Erzeugnissen des Bodens, der Beschaffenheit des Klima's und überhaupt mit allen Gegenständen, die dem Auswanderer von Nutzen sein können, auf das genaueste bekannt zu machen, und ersuche daher Auswanderungslustige, sich an mich zu wenden, da ich im Stande bin, einem Jeden die genügendste und sicherste Auskunft zu ertheilen; ebenfalls werde ich nach unserer glück - lichen Ankunft in Australien den Auswanderern zu ihrem Fortkommen, so viel es in meinen Kräften steht, gern behülflich sein.

Anfrage über Passage, Bedingungen der Ueberfahrt ec. sehe ich in fran - kirten Briefen oder versönlich in meiner Wohnung, Doventhorswall No. 29 E., entgegen. Auch das Allg. Auswanderungs = Bureau in Rudolstadt ertheilt nähere Auskunft und nimmt Passagier = Anmeldungen an.

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Note: [3]Nach Galveston in Texas wird in der ersten Hälfte des Novembers expedirt: das neue kupferfeste bremer Schiff Canopus, Capt. C. H. Buschmann.

Das hohe, geräumige, mit allen Bequemlichkeiten für Passagiere ansge - stattete Zwischendeck, wie die elegante Cajüte desselben kann ich zur Ueber - fahrt besonders empfehlen und ersuche Diejenigen, welche diese Gelegenheit benutzen wollen, sich baldigst bei meinen Herren Agenten, in Rudolstadt beim Allg. Auswanderungsbureau, oder bei mir zu melden, da bereits ein großer Theil der Plätze belegt ist.

Note: [4]Zu sehr billigen Preisen für die Ueberfahrt nach Newyork, Baltimore oder Neworleans pr. 1. und 15. November schließt Schiffscontracte ab das

Allg. Auswanderungs = Bureau in Rudolstadt.

Note: [5]

Bitte an Unternehmungslustige.

Mehrere Familien, welche sich beim Allg. Auswanderungs bureau in Rudolstadt zur kostenfreien Uebersiedelung nach Bermudas oder Port Natal gemeldet hatten, aber für jetzt nicht berücksichtigt werden konnten, wünschen baldmöglichst von andern Unternehmungslustigen engagirt zu wer - den. Dieselben sind nicht nur bereit, die Ueberfahrtskosten an ihrem Arbeits - lohne sich nach und nach abziehen zu lassen, sondern auch sich jeder nicht unbilligen oder drückenden andern Bedingung zu unterwerfen. Die eine dieser Familien ist außer mit der gewöhnlichen Feldarbeit, auch mit der Seidenzucht vertraut. Nähere Auskunft ertheilt die Exped. d. Zeitung.

Note: [6]

Für die Kunde Amerika's, insbesondere für Auswanderer ist soeben im Verlage der Buchner 'schen Buchhandlung in Bayreuth folgendes gediegene Werk in fünfter, durch - aus vermehrter Auflage erschienen und in allen Buch - handlungen zu haben:

Traugott Bromme's Hand = und Reisebuch für Auswanderer nach den Vereinigten Staaten von Nord = Amerika, Texas, Ober = und Unter = Canada, Neu - Braunschweig, Neu = Schottland, Santo Thomas in Guatemala und den Mosquitoküsten.

Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage. Mit einer Karte. 36 Bogen stark. Preis geb. 2 fl 24 fl oder 1 1 / 2 Rl.

Ferner sind daselbst erschienen:

Der kleine amerikanische Dollmetscher. Leichtfaßliche Anleitung für auswandernde Gewerbs = und Landleute, sich die nöthige Kenntniß der englischen Sprache anzueignen, um sich bei der Ankunft in Amerika verständlich machen zu können. 4 te Aufl. 5 Sgr. oder 18 Xr. rhl.

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Neise = Karte der Vereinigten Staaten von Nord = Amerika, Texas, Oregon, Mexiko ec. Mit besonderer Rücksicht auf Eisenbahnen, Kanäle, Staatsstrassen, Chausseen ec. Preis mit Futteral 12 Sgr. oder 42 Xr. rhl.

Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

About this transcription

TextAllgemeine Auswanderungs-Zeitung
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Extent8 images; 8070 tokens; 3110 types; 56027 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Auswanderungs-Zeitung Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. . Rudolstadt (Thüringen)1847.

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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