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Der neueſte Sprachenvorſtoß der Jungczechen mit dem alten czechiſchen Spaſſe, die Deutſchen eben durch die „ Gleichberechtigung “in Böhmen rechtlos zu machen, ſie von allen Aemtern auszu - ſchließen und zur Auswanderung oder mit Gewalt und Zwang zur Aneignung der czechiſchen Sprache zu zwingen, iſt wieder einmal eingebracht worden, und zwar zur Abwechslung diesmal im Reichs - rathe. Die Dringlichkeit wurde abgelehnt und damit auch dieſer Antrag, der nur ein Umweg iſt, für das Verlangen, daß die Deutſchen in Böhmen czechiſch zu lernen gezwungen werden müſſen, weil czechiſch die Sprache des herrſchenden „ Staatsvolkes “in Böhmen wäre und darum Jeder - mann in Böhmen ſich auch dieſe czechiſche Staats - ſprache aneignen ſolle. Eine Ungerechtigkeit und Unbilligkeit wird Namens der Gerechtigkeit und des gleichen Rechtes begehrt. Es gibt nichts Widerlicheres, als dieſe Art Gleichmacherei, wie ſie da von den Czechen und den mit ihnen ver - bündeten Schwarzenbergen verlangt wird. Weil Böhmen ganz im deutſchen Culturgebiete liegt, iſt jeder gebildete Czeche genöthigt, deutſch zu lernen. Zum Troſte dafür ſoll nun jeder Deutſche, welcher im glorreichen Königreiche, auch in der deutſcheſten Ecke, eine Anſtellung haben will, auch czechiſch lernen müſſen. Es iſt nichts anderes, als wenn ein Einarmiger aus Gründen der Gleichberechtigung verlangen würde, daß ſich alle übrigen Menſchen je einen Arm abnehmen laſſen ſollen, damit ſie keinen Vorzug vor den Einarmigen haben, damit er und ſie, Alle gleichberechtigt ſeien. Es iſt kaum jemals irgendwo im Sprachenverkehre der Völker ein ſo toller Gedanke aufgetaucht, das Maß des Nothwendigen und Zweckmäßigen in ſolcher Weiſe zu Gunſten einer Liebhaberei zu überſchreiten.
Der Antrag Pacak wurde alſo nach einer umſtändlichen Debatte, an welcher auf deutſcher Seite die Abgeordneten Scharſchmid, Ruß, Schücker, Menger und Fournier theilnahmen und zutreffendeReden hielten, und alle die Gründe wiederholten, welche ſchon ſo oft wider dieſen Sprachenzwangs - eifer der Czechen angeführt wurden, abgelehnt. Graf Badeni gab abermals eine Erklärung ab, welche durchaus ausweichend ſich verhält und ſchwerlich von den Czechen als eine Zuſtimmung zu ihren Wünſchen aufgefaßt werden kann, obwohl der ſonſt ſtets unbefriedigte Dr. Herold ſagte, er betrachte die Worte des Miniſterpräſidenten als eine Zuſage, daß er die gerechte Forderung der Czechen erfüllen wolle, weil ſie ſowohl ſachlich begründet als auch den ſtaatlichen Intereſſen nicht widerſprechend ſei. Weder das Eine noch das Andere kann von der Einführung der inneren czechiſchen Amtsſprache behauptet werden.
Uebrigens wußten die Jungczechen ſehr wohl, daß ihr Antrag keinen Erfolg haben würde. Trotzdem brachten ſie ihn ein, weil ihn Vaſaty einbringen wollte. Man müßte ſich auch wirklich den Kopf darüber zerbrechen, warum die Czechen gerade jetzt dieſen Morgenſtern von einem Antrage, mit welchem ſie ſchon ſo oft auf die Deutſchen losgeſchlagen, eingebracht hatten. Es war jedoch ein öffentliches Geheimniß, warum dies die Jung - czechen thaten und Vaſaty hat es in ſeinem Grimme auch noch ausgeſprochen. Die Jungczechen wollten alſo den Radical-Nationalen den Wind aus den Segeln nehmen und darum ließen ſie Pacak einen Antrag einbringen und in einer ſo haltloſen Weiſe begründen, welche Scharſchmid, Menger und Fournier unbarmherzig an den Pranger der Leichtfertigkeit und ſelbſt der Lächerlich - keit geſtellt haben. Die Jungczechen holten ſich auf dieſe Weiſe eine Niederlage, welche ſie aller - dings vorausſahen, da ſie ja alsbald wiſſen konnten, daß die Polen gegen den Antrag ſtimmen würden, natürlich weil es dem Miniſterpräſidenten genehm war. Ihre Stellung haben die Jung - czechen durch dieſe Niederlage keineswegs verbeſſert und man könnte daraus den Schluß ziehen, daß es keineswegs eine geſchickte Taktik iſt, ſich dadurch, daß man den Nadicalen ſtets um eine Pferdelänge voraus zu ſein trachtet, Schlappen zuzuziehen. Außer den Polen hat diesmal auchdie katholiſche Volkspartei gegen die Dringlichkeit, geſtimmt, ſicherlich mit Rückſicht auf ihre Wähler bei denen das nationale Gewiſſen doch ſchon ſo weit erwacht iſt, daß die Clericalen nicht mehr ſo ohne Weiters ihren ſlaviſchen Helfershelfern zu Willen ſein können.
Bemerkenswerth bei dieſer Verhandlung war auch die Haltung des böhmiſchen Großgrund - beſitzes, in deſſen Namen Prinz und Dr. der czechiſchen Univerſität, Friedrich Schwarzenberg, ſprach. Es iſt aber nicht anzunehmen, daß Alles, was dieſer verwunderliche Liebhaber des Czechen - thums im Namen ſeiner Geſinnungsgenoſſen vor - brachte, auch auf deren Rechnung geſetzt werden und daß es ganz und gar als deren Meinung gelten kann. Ritter von Wiedersperg war beſtimmt, für den feudalen Großgrundbeſitz zu ſprechen und er hätte wahrſcheinlich eine andere Meinungs - ſchattirung zur Geltung gebracht, wie Schwarzen - berg, der ihn vertrat. Immerhin war das Ein - treten der Großgrundbeſitzer für den Antrag Pacak’s und für dieſe czechiſche Forderung ein auffallend heißes, welches uns den feudalen Groß - grundbeſitz in ſtarker Hinneigung zu dem einſt von ihm ſo ſtark zurückgewieſenen Jungczechen - thume zeigt. Dieſe feudale Liebesbezeugung wurde denn auch von dem Jungczechen Herold mit einer geſchämigen Bemerkung, daß trotzdem von einer Allianz der Jungczechen mit den Feudalen nicht geſprochen werden könne, mit einer öffentlichen Dankſagung ausgezeichnet. Auch aus dieſem Vor - gange iſt eine Lehre zu entnehmen. Die Jung - czechen ſind von der Meinung, daß ſie in völliger Iſolirtheit am Beſten wirken können, bereits ab - gekommen und ſie ſuchen Bundesgenoſſen und finden, daß auch der Großgrundbeſitz hiezu tauge. Es iſt ganz gut für eine parlamentariſche Partei, gegebenen Falles warme, verläßliche Freunde zu haben. Wenn nach dieſer Reichsrathsſitzung die deutſchböhmiſchen Abgeordneten, denen ſich auch einige außerböhmiſche deutſche Abgeordnete an - ſchloſſen, ihren Austritt aus der Vereinigten deutſchen Linken anzeigten, ſo haben ſie gerade in dieſer Sitzung Gelegenheit gehabt, zu ſehen,
(Nachdruck verboten.)
Von allen Geiſtern, welche die geſtirnten Regionen bevölkern, war Zorab der einzig unglückliche — der ſchöne Zorab mit der ſüßen Stimme und dem flie - genden Haar. Die Urſache ſeines Kummers war folgende:
Seit dem Anfang der Welt waren alle ſeine Brüder mit der Liebe eines hellen Zwillingsſternes geſegnet; nur ihm war keiner gegeben, nur er mußte ſeit Jahrtauſenden, einſam und verlaſſen, allein wohnen. Er hatte keine Gefährtin, die ihre Hand in die ſeine legte, ihre Stimme mit der ſeinen im Geſange einte, wenn der Abend über den Him - mel ſank.
Wenn Nachts ſüße Weiſen von den Wohnungen der Geiſter her erſchollen, von jenen ſtrahlenden Wohnungen her, die wir Erdenmenſchen Sterne nennen, war Zorab’s helles Zelt das einzige am Himmel, das ſtill war oder höchſtens durch ſeine Seufzer und Klagen erſchüttert wurde.
„ Horch! “pflegten ſie, mit Singen einhaltend, zu ſagen, „ hört dieſe Seufzer und Klagen! ’s iſt Zorab, der ſeine Verlaſſenheit beweint. “
Nun hatte Zorab ſeit langen Zeiten auf die Töchter der Erde geſchaut und ſie ſchön gefunden, und er wußte, daß wenn eine von ihnen ihn mehr lieben könnte, als alles Andere auf der Welt, ihr Geiſt nach ihrem Tode zu ihm hinaufſteigeu und ewig bei ihm bleiben würde. So wiegte er die ſchönſten Mädchen in Schlaf und ſprach im Traume zu ihnen. Aber ihre Geiſter waren ſo ſehr mit den irdiſchen Dingen beſchäftigt, daß ſie nicht Zeit hatten, ſein ſanftes Flüſtern zu beantworten, und manche ihn nicht einmal hörten.
Dann entdeckte er auch etwas ſonderbares, daß nämlich die Mädchen, welche ihm am beſten gefielen, welche die zarteſte Haut und die ſchönſten Augen hatten, die roheſten Seelen beſaßen, und daß die reinſten Herzen hinter dunkler Haut und unlieblichen Augen wohnten.
Dies gab ihm zu denken: er ſchloß, daß die Töchter der Menſchen Fallſtricken glichen, da ſie nicht das waren, was ſie zu ſein ſchienen. Doch er gab noch nicht alle Hoffnung auf, das Mädchen, welches er ſuchte, zu finden, ein Mädchen mit einem ſchönen Geſicht und einer dem Mondſtrahl gleichenden Seele, welches ihn mehr als ſich ſelbſt lieben würde. Oft glaubte er, ein ſolches gefunden zu haben, doch ſobald er ſie im Traume mit ſich zu beſchäftigen ſuchte, fand er für ſich keinen Raum. Sie war vollſtändig von dem Bilde eines irdiſchen Geliebten erfüllt.
Der ewigen Enttäuſchungen müde, wollte er das Suchen ganz aufgeben. Still und traurig ſaß er in ſeinem Sternenzelt. Doch plötzlich kam ihm ein neuer Gedanke: das Mädchen, welches er ſuchte, war nicht auf der Erde. Warum ſollte er nun nicht die allen Geiſtern gegebene Macht benutzen — die Macht zu wünſchen? — warum ſollte er nicht wünſchen, daß ein Mädchen geboren würde, welches ſeinem Verlangen entſpräche? Ueber welches er un - ausgeſetzt wachen und es lehren könnte, ihn mehr als ſich ſelbſt und alles auf der Welt zu lieben, und deſſen Geiſt, nachdem es geſtorben, zu ihm hinaufſteigen und bis in Ewigkeit bei ihm bleiben würde?
Von Hoffnung erfüllt, heftete er ſeine Blicke abermals auf die Erde. Die Töchter des Nordens waren ſchön mit ihren blauen Augen und blondem Haar. Aber ſie waren kalt — kalt wie der Schnee ihrer Winter. Zorab fröſtelte, als er ſie ſah, und er wandte ſeinen Blick ſchnell nach Oſten. Seine Augen ſchweiften ſorglos über die Töchter der Sonne, bis ſie an den Hindumädchen haften blieben. Er be - merkte mit Vergnügen ihre zarten Formen, ihre weichen rothen Lippen und kohlſchwarzen Zöpfe, und war von Entzücken erfüllt, wenn ſie ſchüchtern die Lider hoben und ihre träumeriſchen dunkeln Augen enthüllten. Nur ihre braune und von der Sonne Küſſen glühende Haut gefiel ihm nicht.
„ Sie ſoll ein Hindumädchen ſein, “dachte er,
wie ſich die Jungczechen, indem ſie ſich von den hinter ihnen ſtehenden Radicalen zu einem falſchen Schritte verleiten ließen, einer Niederlage aus - ſetzten, und daß die Jungczechen von der Loſung, wir brauchen den Großgrundbeſitz nicht, bereits ab - gekommen ſind und ſich ſeiner Mitwirkung und guten Dienſte keineswegs entſchlagen wollen.
Hohes Haus! Ich möchte dieſem Paragraphen ſowohl wie allen anderen, welche dieſes Geſetz enthält, mich nicht von einem engherzigen und kleinlichen Standpunkte gegenüberſtellen, ich möchte vor allem Anderen, entſprechend dem Votum, das ich in der Generaldebatte abgegeben habe, es vermeiden, den Anſchein zu erwecken, als ob ich in irgend einer Weiſe dazu beitragen wollte, um die geradezu deſparaten Heimatsverhältniſſe nicht einer Neuregelung zuzuführen; im Gegentheile, obwohl ich bedeutende materielle Intereſſen der Städte durch dieſes Geſetz tangirt ſehe (Abge - ordneter Dr. Funke: Verletzt!), ſogar verletzt ſehe, ſo möchte ich doch glauben, daß eine Sani - rung dieſer Anſprüche denkbar iſt, vor allem An - deren denkbar iſt — das erkläre ich anticipando — dadurch, daß die Wirkſamkeit des Geſetzes eine nicht allzu raſch eintretende iſt. Ich glaube aber auch, daß wenigſtens die ſtädtiſchen Ver - treter das Recht haben, ſich über dieſe Schwierig - keiten des Geſetzes hinwegzuſetzen in dem Be - wußtſein, daß dieſe Regelung unerläßlich iſt. Von dieſem Standpunkte aus will ich, obwohl der § 5, wie ſchon der unmittelbare Herr Vorredner hervorgehoben hat, ernſte Bedenken gegen ſich hat, doch nicht ſo weit gehen, daß ich dieſen Paragraphen zur Streichung empfehle, weil ich ebenfalls hohen Werth darauf lege, daß das, was man ſich gewöhnt hat — ich glaube, Stein war der Schöpfer dieſes Ausdruckes — adminiſtrative Ordnung der Bevölkerung zu nennen, in einem Staate vorhanden ſei.
Es iſt von größter Bedeutung, daß dieſe adminiſtrative Ordnung vor ſich gehe. Sie iſt durch das 1863er Geſetz zur gänzlichen Unord - nung geworden. Allein, man darf doch bei aller Hochſchätzung dieſes zunächſt theoretiſchen Stand - punktes nicht ſo weit gehen, daß man den Aus - ländern das Heimatsrecht in Oeſterreich allzu leicht macht. Ich bin der Letzte, der die Frei - zügigkeit nicht nur innerhalb der Provinzen, ſondern auch zwiſchen In - und Ausland irgend - wie gering ſchätzt. Es iſt, wenn ich nicht irre, ein Wort Roſcher’s, daß der Staat ſein Terri - torium nicht zu einem Gefängniſſe für ſeine Bürger machen dürfe, das heißt, der Staat muß einen Staatsbürger entlaſſen, wenn er nicht mehr im Staate bleiben will, vorausgeſetzt, daß er dergeſetzlichen Wehrpflicht und ſeinen ſonſtigen Ver - pflichtungen entſprochen hat. Anderſeits habe ich wohl den richtigen Standpunkt, wenn ich ſage, wir müſſen auch den anderen, der zu uns kommen will, aufnehmen, freilich mit einer gewiſſen Sich - tung und Siebung. Da meine ich, daß wir in der bedingungsloſen Gleichſtellung der In - und Ausländer, wie ſie § 5 vorſieht, denn doch zu weit gehen.
Wir erklären nämlich, daß Ausländer genau ſo wie Inländer, wenn ſie ſich zehn Jahre in der Gemeinde aufgehalten haben, den Anſpruch auf das Heimatsrecht erwerben. Das geht aus einem Geſichtspunkte zu weit.
Das iſt ja gewiß, daß es für den Staat nicht angenehm iſt, wenn ſich viele Ausländer lange Zeit hindurch als Ausländer in ſeinem Territorium aufhalten, und es iſt eine Incor - porirung der Ausländer in die inländiſche Be - völkerung von Bedeutung, die Aſſimilation noth - wendig.
Aber ſo weit darf man nicht gehen, daß man dieſes Recht den Ausländern unbedingt einräumt, ſondern ich glaube, daß eine Beſchränkung ein - treten muß, daß nämlich ein ſolches Recht den Ausländern nur dann eingeräumt werden ſoll, wenn das Ausland auch unſeren Staatsbürgern gegenüber ebenſo freundlich und connivent vor - geht, als wir es thun.
Ich meine alſo, daß wir gar keine über - mäßigen Schwierigkeiten machen ſollen, um die Ausländer, welche ſich bei uns wohl fühlen, auch zu wirklichen heimatberechtigten Staatsbürgern zu machen. Ich meine, daß der ausländiſche Staat nicht zögern ſoll, die Staatsbürger, welche ſich in ſeinem Territorium aus irgend einem Grunde nicht mehr heimiſch fühlen, zu entlaſſen, und ebenſo finde ich, daß, wenn Jemand durch ſeinen langjährigen Aufenthalt beweist, daß er ſich in unſerem Staate auch heimiſch fühlt, wir ihn auch aufnehmen ſollen.
Aber das Heimatrecht, das heißt vor allem Anderen der Anſpruch auf Unterſtützung im Falle der Verarmung, iſt doch immerhin ein ſo ſchwer - wiegendes Recht, daß ich glaube, wir dürfen es nicht ohneweiters hergeben. Wir ſollen zwar bei Aufnahmen keine unnatürlichen Schwierigkeiten machen, aber was mir recht iſt, muß dem anderen Staate auch billig ſein. Es muß auch der andere Staat unſere Bürger ebenſo behandeln, daß er ſagt: Wenn ihr euch in meinem Territorium wohl fühlt, natürlich wenn ihr euch correct benehmet und den Geſetzen gemäß euch verhaltet, ſo werde ich keine Schwierigkeit machen, euch in den ſtaatsbürgerlichen Verband aufzunehmen; wir werden aber euch das Heimatrecht nur dann gewähren, wenn unſere Staatsbürger, die ſich bei euch aufhalten und ihre wirthſchafliche Kraft auch euerem Staate zur Verfügung ſtellen, ebenſo behandelt werden, wie die anderen Staatsbürger.
Dieſe Dinge, meine Herren, haben Bedeutung. Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen aus dem Gerichtsbezirke Baden mittheile, daß in Baden3550 Perſonen wohnhaft und dort heimatberechtgt ſind, während dort 1700 Ausländer wohnen, welche natürlich noch nicht heimatberechtigt ſind. Die Frage iſt gar nicht ſo gleichgiltig; denn es ſind 50 Procent, ſo daß dort ebenſoviele Ausländer als in Baden heimatberechtigte Perſonen wohnen. Das iſt natürlich von bedeutendem Einfluſſe auf die Städte.
Ich glaube daher, daß man in dem Beſtreben nach adminiſtrativer Ordnung der Bevölkerung theoretiſch nicht zu weit gehen darf, ſondern nur dann die Heimatberechtigung, alſo den Anſpruch auf die Armenverſorgung verleihen ſoll, wenn auch der ausländiſche Staat in gleicher Weiſe unſeren Staatsbürgern gegenüber vorgeht.
Ich ſage dies hauptſächlich deshalb, weil der letzte Satz des § 5 eine gewiſſe Schranke zieht, indem er nämlich ſagt, daß dieſe Aufnahme erſt dann wirkſam iſt, wenn der betreffende Ausländer, der um das Heimatrecht wirbt, in Oeſterreich die Staatsbürgerſchaft erhalten hat, und es hat in - folge deſſen, theoretiſch geſprochen, Oeſterreich es in der Hand, ob es einen ſolchen Ausländer heimatberechtigt machen will oder nicht, indem es ihm die Staatsbürgerſchaft gewährt oder nicht.
Ich habe aber ſchon erklärt, daß dies für mich inſoferne keine ernſtliche Schranke bildet, als ich, wenigſtens theoretiſch, der Meinung bin, daß ein Ausländer, der ſich in Oeſterreich eine Reihe von Jahren aufhält, eine Art moraliſchen Anſpruch hat, in Oeſterreich als Staatsbürger aufgenommen zu werden, wenn er ſich nichts zu Schulden kommen läßt und wünſcht, in den öſter - reichiſchen Staatsbürgerverband aufgenommen zu werden. Ich bin ein Anhänger der vollen Frei - zügigkeit. Ich glaube, daß der öſterreichiſche Staat weder allzugroße Schwierigkeiten machen darf, einen Staatsbürger, der nicht mehr öſterreichiſcher Staatsbürger ſein will, zu entlaſſen, vorausgeſetzt, daß er ſeine Wehrpflicht erfüllt hat, und ebenſo - wenig einen anſtändigen Menſchen, der ſich nichts hat zu Schulden kommen laſſen und das öſterreichiſche Staatsbürgerrecht erwerben will, aufzunehmen.
Ich glaube alſo, daß man in dieſer Rückſicht nicht engherzig ſein darf. Wenn das aber der Fall iſt, dann darf die Heimatberechtigung, das heißt das Recht auf Armenverſorgung[erſt]dann erworben werden, wenn der andere Staat in gleicher Weiſe vorgeht, wie wir. Ich muß dieſe Anſicht umſomehr vertreten, als ich[zwa]r keine ziffermäßigen Daten über die anderen Bezirke meines Wahlbezirkes außer Baden geben kann, aber hinzufügen darf, daß ich einzelne Grenzbezirke vertrete, und zwar insbeſondere Bruck an der Leitha, Hainburg.
Es iſt eine feſtſtehende Erfahrung, daß gerade in dieſen Grenzbezirken ſich eine große Anzahl von Ausländern aufhält und es ſind das in der Regel ärmere Menſchen, ſo daß man nur ſolchen Perſonen dieſes Recht einräumen ſollte, welche Staaten angehören, die unſerem Staate gegenüber ebenſo liberal vorgehen als Oeſterreich.
Ich glaube daher berechtigt zu ſein, im § 5
„ aber ſchöner als alle Hindumädchen, die je gelebt, mit einer weißeren Haut als die Blätter der weißeſten Blume. “
Und er ſah auf ſeinem Reisfeld eine Hindu - mutter ſtehen, umringt von ihren Kindern und flüſterte ihr ſeinen Wunſch ins Ohr .....
Und es wurde in dem Hindulande ein Kind geboren — ein ſonderbar weißes Kind von wunder - voller Schönheit, das niemals lachte oder weinte und ſeine dunkeln Augen immer von ſeiner Mutter weg zum Himmel richtete. Alles lief herbei, dies wunder - ſchöne Kind zu ſehen: ein Hindukind mit einer ſo weißen Haut, wie die Blätter der weißeſten Blume und ſo dunkeln Augen, wie die finſterſte Nacht.
Die Eltern, arme ehrliche Landleute, wußten nicht wie ſie das Kind nennen ſollten; „ ſolche Schönheit “meinten ſie, „ müſſe einen entſprechenden Namen haben, und endlich verfielen ſie auf Nuleeni.
Eines Tages fand Nuleeni’s Vater ſeine Frau, wie ſie mit traurigem und verwundertem Geſicht auf die Felder hinausſtarrte.
„ Das weiße Kind iſt nicht mein, “ſagte ſie, „ nie blickt es mir liebevoll ins Geſicht, wie die andern Kinder es thun, ſondern richtet ſeine Augen ſtets auf den leeren Himmel, es lächelt in die leere Luft, aber mich lächelt es nie an. Was mag es dort nur ſehen? Mir ſtreckt es nie ſeine kleinen Arme entgegen, wem denn ſonſt? Sie mögen von ſeiner wunderbaren Schönheit ſo viel ſprechen, wie ſie wollen, aber ich ſage Dir, ich hätte lieber einkleines braunes Kind, welches manchmal lachte und weinte, wie ein geſundes Kind, und als deſſen Mutter ich mich mehr fühlte, als dieſes Kindes, welches mein und doch nicht mein iſt.
Der Vater ſuchte ſie mit folgenden Worten zu beruhigen: „ Wer kann eines Kindes Weſen er - gründen? alle Kinder ſind nicht gleich. “
„ Es iſt mir, als wenn es ein fremdes Kind wäre, ſeine großen ſchwarzen Augen flößen mir Furcht ein “, antwortete ſie.
Aber er ſuchte ſie zu beſchwichtigen, indem er fortfuhr: Haben nicht alle unſere Kinder ſchwarze Augen? Du haſt wirklich ſonderbare Ideen; Du ſollteſt ſtolz darauf ſein, daß Gott dir ein ſo ſchönes Kind gegeben hat. Aber der Satz iſt wirklich wahr, daß Frauen nie dankbar ſind. “
Nuleeni’s Mutter war beſchämt und ſprach nicht mehr, that auch ſtets ihre Pflicht an dem Kinde und beklagte ſich nicht mehr über deſſen ſonderbares Weſen, aber der Kummer blieb in ihrem Herzen und zeigte ſich in ihrem traurigen Geſicht.
Tage, Wochen, Monate vergingen. Die kleine Nuleeni blühte wie eine Blume und blickte beſtändig nach dem Himmel. Ihre Brüder betrachteten ſie verwundert.
„ Mutter, wem lächelt denn unſ’re kleine Schweſter zu, wenn ſie nach dem Himmel blickt? “
„ Kinder, fragt mich nicht, denn ich weiß es nicht. “
Als Nuleeni älter wurde, trugen ſie ihre Brüder,ſtolz auf ihre ſchöne kleine Schweſter, mit ſich auf ihren Wanderungen durch die Wälder und lehrten ſie die Namen der Vögel, Pflanzen und Thiere ſprechen. Allmälig lernte ſie gehen, immer von ihren Brüdern umgeben, zwei vor, zwei hinter ſich und einen zu jeder Seite. Als ſie gehen konnte, lernte ſie auch laufen und bald überholte ſie ſie Alle, ihre Füße waren ſchneller und leichter als die des Rehes.
Als ihre Brüder nach vier Jahren herangewachſen waren, gingen ſie in die Wälder, drangen in die dichteſten Gebüſche, um gewiſſe Thiere wegen ihres werthvollen Pelzwerkes zu erlegen.
So führte Nuleeni ein ſtilles einſames Leben. Ihre Mutter beobachtete ſie, wenn ſie ſtundenlang neben einem großen Bambusgebüſch ſaß, ihre Hände im Schoß gefaltet und ein ſonderbares ſüßes Lächeln auf den Lippen. Selten die Dinge um ſich her beachtend, ſchien ſie immer in einem ſchönen Traum zu leben.
Es würde grauſam ſein, ſie aus einem ſo ſchönen Traum zu erwecken, dachte die Mutter. Langſam gingen die Jahre an Nuleeni vorüber, bis man ſie endlich erwachſen ſah und ſchöner als irgend ein Hindumädchen je geweſen war. Ihre Geſtalt war, gleich einer jungen Palme, ſchlank und voll träumeriſcher Grazie; ihr Geſicht wunderbar weiß und unſchuldig und ihre ſanften ſchwarzen Augen blickten ſchüchtern[u]nter den ſchweren Lidern hervor.
(Schluß folgt.)
nach den Worten „ einer öſterreichiſchen Gemeinde “folgenden Zuſatz zu beantragen (liest):
„ vorausgeſetzt, daß die Geſetzgebung des betreffenden Staates den öſterreichiſchen Staats - bürgern gegenüber in gleicher Weiſe vorgeht. “
Ich erlaube mir, dieſen Antrag dem hohen Hauſe zur Annahme zu empfehlen, obwohl ich im Klaren bin, daß in § 5 noch ein anderer Punkt vorkommt, der nicht geregelt iſt und durch dieſe Stiliſirung nicht getroffen wird, nämlich „ Perſonen, deren Staatsbürgerſchaft nicht nachweisbar iſt “. Dieſe habe ich außer Acht gelaſſen.
Ich glaube aber, daß trotz dieſer Unebenheit in der Stiliſirung der Gedanke ſelbſt berechtigt iſt. Ich beziehe mich nur auf Ausländer, und erlauben Sie mir, dem hohen Hauſe die Annahme des Antrages ergebenſt zu empfehlen. “
Der Antrag wurde mit 79 gegen 76 Stimmen abgelehnt.
Selbſt in maßgebenden Kreiſen*)Siehe die Beantwortung der Interpellation bezüglich des Salzburger Katholikentages. gibt man ſich keine Mühe mehr, die traurige Thatſache zu verſchleiern, daß gar manche große Hoffnung, die die Clericalen ſeit langer Zeit hegten, in der allernächſten Zukunft erfüllt wird. Das Beſtreben der Parteien, zuvor das nützliche Geſchäft und dann erſt das politiſche in Rückſicht zu ziehen, iſt eine hinreichende Erklärung für dieſe kommende politiſche Wandlung. Unſer Wunſch kann es nur ſein, die folgenſchwere Verkehrtheit der reactionären Staatsweisheit möge recht bald in unſerem Vater - lande zu empfindlichem Ausdrucke gelangen, damit wieder beſſere Verhältniſſe eintreten können, bevor es noch zu ſpät iſt. Wir machen uns darauf ge - faßt, es bald mehr denn einmal mit anſehen zu müſſen, wie gar manche Politiker, die ſich vor den Wahlen als Volksfreunde ausſpielten, das Erſtgeburtsrecht des Volkes für ein recht gut zu - bereitetes Linſengericht hingeben werden; wir er - warteten keine politiſchen Wunder, mögen die Trompetenſtöße der Parteipolitiker auch noch ſo kriegsluſtig und ſiegesgewiß ertönen. Die culturellen Aufgaben werden vor den partei - politiſchen und confeſſionellen Theorien zur Seite treten müſſen. Man wird mit kleinlichen Abfin - dungen arbeiten, viel von Rettung vor Strö - mungen ſprechen, die Familie, Eigenthum und Ordnung gefährden; im Uebrigen aber nur flicken und jedem freien politiſchen Athemzug die Kehle zuzuſchnüren trachten.
Etwas Morgendämmerung dürfte den poli - tiſchen Horizont dennoch erhellen. Die bisher politiſch Rechtloſen können nun aus ihren Reihen für die wahre Menſchlichkeit begeiſterte Männer hinſenden an den Ort des freien Wortes, und dieſe werden mit zündender Rede die Erlöſung aller Gekuechteten aus ihrer geiſtigen und wirth - ſchaftlichen Leibeigenſchaft vom Staate, der ein gleiches Recht für Alle verſpricht, verlangen. Die Herolde der Armen, der Unwiſſenden, der Unter - drückten, der Verachteten, ſie werden den Jammer aller Philiſter heraufbeſchwören und den Fluch der Intereſſenpolitiker auf ſich laden. Doch große Ideen, bekämpft und verſpottet, reifen in der Zeit ihrer Bedrängniß ſtets zur allgemeinen Noth - wendigkeit, zur Unüberwindlichkeit heran. Die Forderung, der ſocialreformatoriſchen Thätigkeit genügenden Raum und ausreichende Stütze zu gewähren, iſt ein Mahnruf, über den die Ge - meinheit nicht zu ſiegen vermag, iſt eine Idee, in deren Bann und Zeichen die Zukunft ſteht.
Am ſchwerwiegendſten fühlt die drückende Ungewißheit der jetzigen Lage unſere Schule, und ſie ſehnt deshalb mit innigem Verlangen jenen Zeitpunkt herbei, wo der Egoismus einzelner Geſellſchaftsſchichten von der vorgeſchrittenen Er - kenntniß des Rechtes und der Menſchlichkeit er - drückt wird, jene Zeit, in welcher nur ein kraft - volles Echo Thal und Höhen durchzieht: das auf - richtige ſocialpolitiſche Wohlwollen für das Volk.
Bis dahin werden ſich aber wahrſcheinlich noch Hekatomben parteipolitiſcher Albernheiten dem Culturgang entgegenſtellen, bis dahin werden noch Milliarden Worte der „ Schwärmer, Utopiſten und Volksaufwiegler “geſprochen und geſchrieben werden müſſen; aber kommen wird ſie, die Zeit, in der die großartigen Errungenſchaften der Civili - ſation zum Gemeingut Aller werden, jene Zeit, die das Bildungsmonopol aufhebt und denSchwächeren kein Ausbeutungsobject ſein läßt. Dem Blindekuhſviel mit den natürlichen Rechten des Individuums wie des Volkes muß und wird doch einmal ein Ende gemacht werden. Wir ſehen ja Männer der Politik, der Wiſſenſchaft und der Arbeit, ſelbſt Frauen vereint mit der Bildung des Jahrhunderts dieſe große Zeit vorbereiten. Auch die Volkslehrer dürfen keine Gelegenheit vorübergehen laſſen, dieſes Erlöſungswerk, das dem Volke zugute kommen ſoll, zu fördern. Wir müſſen zuſammen kämpfen, um eine Idee zur That werden zu laſſen, die jeder aufkeimenden Individualität den nöthigen Schutz, die nöthige Freiheit verbürgt, und dem Volke die geiſtige und withſchaftliche Regſamkeit nicht beſchneidet.
Bis die Erbitterung gegen jeden politiſchen Humbug ſich Eingang zur Allgemeinheit verſchafft und ein kraftvolles Echo in den Maſſen weckt, bis dorthin kann freilich noch gar manche frei - heitliche Errungenſchaft in die Brüche gehen. Ein Beiſpiel ſehen wir an Belgien. Wie ſchnell ging da das Niederreißen vor ſich, wie langſam erfolgt der neue Aufbau, beſonders auf dem Gebiete der Schule. In einem Schulblatte vom Jahre 1884 leſen wir über das ſchnelle Tempo der belgiſchen Reactionäre: „ Das neue Schulgeſetz war amtlich noch nicht veröffentlicht, als bereits begonnene Schulbauten eingeſtellt, Lehrer entlaſſen oder auf Wartegehalt geſetzt und andere Maßregeln in Ausſicht geſtellt wurden, die nichts weniger als die vom Miniſterium verheißene Mäßigung ver - riethen. Von den 59 Ortſchaften in der Provinz Antwerpen werden 6, wenn es hoch kommt, 8 ihre Staatsſchulen behalten, aus den übrigen Provinzen fehlen noch die Nachweiſe. Noch ſind die Liſten nicht geſchloſſen und ſchon ſind in der Provinz Antwerpen allein mehr als 200 Lehrer dem gewohnten Berufe entriſſen, darunter Fa - milienväter mit zahlreichen Kindern, oft ſchon in Lebensjahren, in denen es ſchwer oder ganz un - möglich iſt, einen anderen Lebensberuf zu finden; ſie Alle ſind mit Hohn vertrieben, einem troſt - loſen Elende überliefert, und das von Männern, die den Frieden predigen und das Wort Gottes im Munde führen. Und wer erſetzt die alten Schulen mit ihren bewährten Lehrkräften? Das neue Schulgeſetz ſtellt die Volksſchulen gänzlich unter die Leitung der Gemeinde, welche auch ihre Zahl und die Lehrer beſtimmt. Welch’ glän - zende Ausſicht für die Ordensgeiſtlichen aller Länder, denen anderweitig der Boden zu heiß wird! Hier iſt fortan ihr Eldorado,*)In Oeſterreich fühlen ſie ſich auch ganz wohl! D. R. hier werden ſie mit offenen Armen empfangen, kein Menſch fragt nach ihrer Qualification, niemand nach ihrer Herkunft, noch nach ihrem Vorleben. Das Volk ſoll und muß verdummt werden, wenn es das willenloſe Werkzeug in den Händen eines herrſchſüchtigen Clerus bleiben ſoll, und die Prieſter, ohne Vaterland und ohne Heimat, ge - wohnt, ſich blind den Befehlen ihrer Vorgeſetzten zu unterwerfen, ſie werden es ſchon dahinbringen, daß von den Errungenſchaften der Schule bald nichts übrig bleibt als traurige Ruinen. “
So äußert ſich ein belgiſcher Schulfreund in einem öſterreichiſchen Schulblatte.
Gehen wir in Oeſterreich nicht ähnlichen Zuſtänden entgegen? Der Salzburger Katholiken - tag, wie auch der Antifreimaurer-Congreß in Trient zwingen faſt, dieſe Frage zu bejahen. Die Geſellſchaft ſteht — das iſt gewiß — auf dem Wendepunkte zu einer ganz neuen politiſchen Situation. Doch wann wird ſich die politiſche Lage hinreichend geklärt haben?! Wollen wir hoffen, daß es recht bald der Fall ſein wird. Ein Jeder von uns jedoch, wie auch jeder andere frei - ſinnig Denkende hat die heilige Pflicht, ſein Scherflein beizutragen, daß ſich ein Umſchlag in der öffentlichen Meinung vollziehe und der Reaction recht bald das Lebenslicht ausgeblaſen werde.
Es iſt ſicher, daß der Umſchwung zu Gunſten des Fortſchrittes umſo eher eintreten wird, je mehr einzelne Hetzapoſtel dem Volke nur einen übermäßigen Aufwand von verſchiedenen Gefühlen zumuthen werden und dabei den geſunden Haus - verſtand des Volkes leer ausgehen laſſen. Das Volk muß dazu kommen, mit einemmale die tiefſte Beſchämung und Erbitterung über die nutzloſe Erniedrigung, die ihm eine einſeitige Parteipolitik gebracht, zu empfinden und einzuſehen. Dieſer Zeitpunkt iſt dann der Anfang vom Ende der Reaction, welche, mit einem Fußtritt bedacht,wieder für lange Zeit in der Verſenkung ver - ſchwinden wird, aus der ſie von Zeit zu Zeit auftaucht, um in der Tragikomödie des Völker - lebens ihre undankbare Rolle zu ſpielen. Doch für jetzt
„ Beim Jupiter; jetzt iſt es nicht mehr Zeit
Zu ſchlummern und — zu zaudern. “
Der Miniſter - präſident als Leiter des Miniſteriums des Innern hat den in dieſem Miniſterium in Verwendung ſtehenden Veterinär-Inſpector, Albert Miorini Edlen von Sebentenberg, zum Landesthierarzt bei der Statthalterei in Trieſt ernannt. Herr v. Miorini war ſeinerzeit bei der hieſigen Bezirkshauptmannſchaft als Bezirksthierarzt in Verwendung und war in den geſellſchaftlichen Kreiſen ſehr beliebt.
Die Eröffnung der Kochſchule der Section Baden des n. -ö. Volksbildungsvereines findet Sonntag den 15. November d. J., Vormittags halb 11 Uhr, im Kochlocale (Kinderſpital, Hildegardgaſſe) ſtatt. Alle Spender und Gönner des Vereines werden hiermit zu dieſem feierliche Acte freundlichſt eingeladen.
Nachdem die Antiſemiten im Wiener Gemeinderathe und im niederöſterreichiſchen Landtage unwiderruflich die Mehrheit beſitzen, möchten ſie auch auf die Ver - waltung der „ Wechſelſeitigen “entſprechenden Ein - fluß nehmen und bereiten eine lebhafte Agitation für die am 16. l. M. ſtattfindenden Wahlen in den Directionsausſchuß vor. Daran wäre nun natürlich nicht das Geringſte auszuſtellen; warum ſollen die Antiſemiten ſich um dieſe Anſtalt, welche gerade die bäuerliche Bevölkerung auf das Lebhafteſte intereſſirt, nicht bekümmern? Allein die Dinge liegen bei Weitem nicht ſo einfach, wenn man den Berichten einiger Wiener Blätter glauben darf, welche in dieſer Angelegenheit augenſcheinlich von der betheiligten Direction darüber informirt worden ſind, daß ſich in der ſtattfindenden Agitation Dinge ab - ſpielen, welche wohl ſtrafrechtlich nicht zu ver - folgen ſind, immerhin aber als unlautere Kampfes - mittel zu gelten haben. Nach dieſen Schilderungen beſitzt bei der „ Wechſelſeitigen “jeder von 2000 Gulden aufwärts Verſicherte das Stimmrecht, das ſich in Bezug auf die Zahl der Stimmen mit der wachſenden Höhe des Verſicherungsbetrages ſteigert und eine Maximalzahl von zehn Stimmen für einen einzelnen Verſicherten limitirt. Das Gros der bei der „ Wech ſelſeitigen Verſicherten “beſteht aus bäuerlichen Beſitzern, und in ſolchen Gemeinden, wo die einzelnen Verſicherten je bloß unter 2000 fl. verſichert ſind, übt der betreffende Bürgermeiſter laut der Statuten der Anſtalt im Namen der ganzen Gemeinde das Stimmrecht aus. Entſprechend dieſer ſtatutariſchen Beſtimmung, verſendet die Anſtalt ſeit Jahren an die Bürgermeiſter gedruckte „ Stimm - zettel “, welche die Liſte der für die Direction und den Ausſchuß vorgeſchlagenen Perſonen enthalten, und welche dann, von den Bürgermeiſtern unter - fertigt, der Anſtalt wieder eingeſendet werden. Den Stimmzetteln liegt ein gedrucktes Couvert zur Rück - ſendung derſelben an die Anſtalt bei, und die Stimm - zettel ſelbſt tragen oben die Bezeichnung: „ K. k. priv. Wechſelſeitige Brandſchaden-Verſicherungs-Anſtalt in Wien “. Nach ihrem Rückeinlaufe werden dieſe ge - wiſſermaßen officiellen Documente in Anweſenheit eines k. k. Notars ſcrutinirt, womit die Wahl in den Ausſchuß vollzogen erſcheint. Unter Führung der Herren Gregorig und Gemeinderath Karl Stehlik hat ſich nun ein „ Wahlausſchuß für die Vorſtands - wahlen der k. k. priv. Wechſelſeitigen Brandſchaden - Verſicherungs-Anſtalt in Wien “gebildet, und dieſer Wahlausſchuß verſendete an die Bürgermeiſter einen „ Stimmzettel “, der in faſt facſimilirter typographiſcher Ausſtattung und mit der Firmabezeichnung „ K. k. priv. Wechſelſeitige Brandſchaden-Verſicherungs-Anſtalt in Wien “einen Wahlvorſchlag enthält, der zu Directions - mitgliedern und deren Erſatzmännern die Herren Strobach, Dr. Lueger, Dr. Geßmann, Joſeph Schöffel, Leopold Steiner und Jacob Thoma, zu Ausſchuß - mitgliedern eine Reihe antiſemitiſcher Größen zweiter und dritter Ordnung namhaft macht. Eingeſendet wurde dieſer Wahlvorſchlag den Bürgermeiſtern in einem Couvert, das ebenfalls eine — frappante Aehnlichkeit mit den üblichen Original-Couverts der Geſellſchaft hat. In maßgebenden Kreiſen hatte man nun die Abſicht, dieſe ſo überaus gelungenen4Mittwoch Badener Zeitung 11. November 1896. Nr. 91Druckſorten der — Staatsanwaltſchaft zur Begut - achtung vorzulegen. Die Antiſemiten waren aber ſo ſchlau, dem „ Stimmzettel “auch noch ein gedrucktes Circulär beizulegen, in welchem ſie erzählen, was ſie wollen. Freilich legt auch die Anſtalt ſelbſt ihren Stimmzetteln ein ähnliches Circulär bei, das aber auf dem Lande kein Menſch mehr liest. Der alt - gewohnte Stimmzettel liegt ja bei — wozu alſo leſen? Man unterſchreibt, ſendet den Stimmzettel zurück und die Sache iſt abgethan. So calculirten wohl auch die Antiſemiten, und in der That liegen bereits einige ausgefüllte Stimmzettel der antiſemitiſchen Factur vor. Das Circulär ſelbſt enthält die üblichen Kraftworte der Antiſemiten, und es heißt in dem - ſelben, daß die bisherigen Directions - und Ausſchuß - mitglieder „ ſich um die Verwaltung der Anſtalt entweder gar nicht oder nur wenig gekümmert haben “. Das Comité habe ſolche Männer vorgeſchlagen, „ welche durch ihr ſtets bethätigtes, volksfreundliches Wirken in der Oeffentlichkeit und in den weiteſten Kreiſen bekannt, die feſte Bürgſchaft bieten, daß ſie die Intereſſen der Verſicherten zu jeder Zeit und in jeder Beziehung mit vollſtem Nachdruck vertreten werden “. Mit Rückſicht auf die Beſchuldigungen, welche das Circulär gegen die bisherige Leitung der Anſtalt ſchleudert, ſeien hier die Namen der gegen - wärtig fungirenden Directions-Mitglieder genannt. Es ſind die Herren: Obercurator Alexander Karl, Abt des Stiftes Melk, Herrenhausmitglied; Ober - curator-Stellvertreter Commercialrath Hermann Ger - hardus; Directions-Mitglieder: Graf Otto Abensperg - Traun, Herrenhausmitglied; Heinrich Freiherr von Doblhoff-Dier, Reichsraths-Abgeordneter und Guts - beſitzer; Adalbert Dungel, Abt des Stiftes Göttweig; Heinrich Freiherr Fellner von Feldegg; Ubald Koſterſitz, infulirter Propſt und Herrenhausmitglied; Conrad Kluger, General-Inſpector und General - Secretärs-Adjunct der Südbahn; Dr. Vincenz Richter, Gutsbeſitzer, und Adolph Freiherr von Seidler. Die Wahl des Directions-Ausſchuſſes, reſpective die Ein - ſendung der Stimmzettel, iſt auf den 16. d. M. feſtgeſetzt.
welcher vorige Woche beim Trainiren eines neuen Trabers vom Gig ſtürzte und von dieſem eine weite Strecke geſchleift wurde, wobei er ſich erhebliche Verletzungen am Kopfe zuzog, befindet ſich bereits auf dem Wege der Beſſerung.
Zweigverein Baden. Dieſer Verein hält, über Aufforderung des Hauptvereines Wien, Sonn - tag den 15. l. M., Abends 7 Uhr, in Held’s Gaſthaus, Waſſergaſſe, eine außergewöhnliche Ver - ſammlung ab, und verweiſen wir diesbezüglich auf die im Inſeratentheile veröffentlichte Kundmachung.
Sonntag den 15. No - vember, um 2¾ Uhr Nachmittags wird ſich die Fußballriege des Badener Obergymnaſiums mit dem engliſchen „ Vienna Cricket and Football-Club “im Fußball meſſen. Man darf auf dieſe intereſſante Uebung mit Recht geſpannt ſein.
Das erſte Sonntagsconcert dieſer allgemein bekannten und ob ihrer Tüchtigkeit beliebten Capelle fand Sonntag Abends im großen Saale des Hotels „ Stadt Wien “ſtatt. Der Anfang war nicht ſehr ermunternd, denn es hatten ſich nur etwa hundert Perſonen einge - funden, allein, wie das bei ſolchen Unternehmungen nun ſchon einmal iſt, ſie müſſen ſich in dem Winter - leben unſerer Stadt ſozuſagen erſt das Heimatsrecht erwerben, bevor ſie die Sympathien der großen Menge ſich erwerben können. Mit dem, was Herr Fuchs Sonntag dem Publicum an muſikaliſchen Genüſſen bot, kann auch der ſtrengere Kritiker wohl zufrieden ſein. Die Capelle ſpielt wacker, fleißig und mit Verſtändniß, man merkt es den einzelnen Gliedern an, daß ſie ſich unter dem Stabe eines tüchtigen Dirigenten als ein ganzer Körper fühlen und darum waren auch die Darbietungen der Capelle an ihrem De - butabende dieſer Saiſon allſeits zufriedenſtellende. Die wenigen Anweſenden unterhielten ſich ſo vortrefflich, daß das Concert lange über die feſtgeſetzte Stunde hinaus währte und zollten dem reichem Programme der Capelle wiederholteu und reichen Beifall. Hoffentlich gelingt dem Unternehmer ſchon der zweite Concertabend beſſer. Herrn Fuchs ſei aber für ſein Unternehmen, mit welchem er ſo angenehme Abwechslung in unſer todtes Winterleben bringt, auf alle Fälle beſtens gedankt.
Der 18jährige Gebäcksausträger Joſef Blam verſuchte ſich geſtern Dienstag, circa 7 Uhr früh, auf dem Bahndamm nächſt dem Erdzeiſelgraben, mittelſt eines Revolver - ſchuſſes in die Stirne zu tödten. Er wurde inſchwer verletztem Zuſtande durch die hieſige Rettungs - abtheilung in das Rath’ſche Spital transportirt. Das Motiv, welches den kaum 18jährigen jungen Mann, der mit einem Fuß hinkt, zum Selbſtmorde trieb, dürfte auf Lebensüberdruß zurückzuführen ſein.
Sonntag Früh gegen ſechs Uhr wurden die Bewohner des Hauſes Bahngaſſe 7 durch einen Schuß in nicht geringe Aufregung verſetzt. Der im Hauſe etablirte Bäcker - meiſter Löw eilte in die im erſten Stocke befindliche Wohnung der Frau Pick, um nach der Urſache der vernommenen Detonation zu forſchen, und erfuhr, daß ſich die Stieftochter der Frau Pick, Fräulein Bertha Rotter, mit einem ſechsläufigen geladenen Revolver einen Schuß in die linke Bruſtſeite beigebracht hatte. Der herbeigerufene Arzt, Dr. Koſak, welcher dem Mädchen die erſte Hilfe leiſtete, veranlaßte deſſen Transport durch die Rettungsabtheilung der freiwilligen Feuerwehr nach dem Rath’ſchen Kranken - hauſe, woſelbſt die Wunde eingehend unterſucht und nach dem Ausſpruche der Aerzte als eine leichte befunden wurde, nachdem die Extraction der Kugel, welche im Rücken der Lebensüberdrüſſigen ſitzt, verhältnißmäßig leicht zu bewerkſtelligen war. Das Motiv, welches das Mädchen zu ſeinem Entſchluſſe trieb, ſoll unglückliche Liebe ſein.
Bei dieſer am 7. l. M ſtatt - gefundenen erſten geſelligen Unterhaltung unſerer Beamtenſchaft hatten ſich nicht nur zahlreiche Ange - hörige dieſes Standes, ſondern auch Beſucher aus den übrigen Kreiſen der Bevölkerung eingefunden, ſo daß der volle Saal ein intereſſantes Bild darbot. Wir können vorweg ſagen, daß, wenn die nachfolgen - den Abende ſich einer ſolchen Animirtheit und eines ſo guten Beſuches, wie der erſte Abend des ſechsten (Vereins -) Jahres erfreuen ſollten, die rührigen Comitémitglieder (Arlet, Feſti, Kratky, v. Oelberg und Galliſſer) doch eine theilweiſe Entſchädigung für ihre Mühe finden werden. Die erſte Nummer des Programmes, die Ouverture zur Oper „ Wenn ich König wäre “von Adam, wurde von Herrn Eapellmeiſter Schweiger am Piano mit einer großen Präciſion vorgetragen und verſetzte die Zuhörer ſofort in die richtige Stimmung. Nachdem der Applaus verklungen war, betrat Herr Heinrich Freiheim, dieſer Liebling des Publicums, von dieſem lebhaft acclamirt, das Podium und trug mit der ihm eigenen Schneidig - keit einen Prolog „ Friedrich Schiller nachempfunden “vor, der ſtürmiſche Heiterkeit entfeſſelte. Der Vor - tragende nahm in demſelben ſämmtliche das Comité bildende Herren der Reihe nach vor, ſchilderte in launiger und humorvoller Weiſe die Sorgen, welche das Arrangement der Familienabende dieſen Aus - ſchußmitgliedern verurſacht, und ſchloß mit dem Wunſche einer fröhlichen und erfolgreichen Saiſon. Ferner hatten wir Gelegenheit, Frl. Kathe Schmid zu hören, welche Sängerin das „ Schlaflied “von Moriz Moszowski, ferner „ Die Poſt “von Franz Schubert unter großer Aufmerkſamkeit der Anweſen - den — was leider nicht immer zu ſagen iſt — zum Vortrag brachte. Das Organ der begabten jungen Dame hat an Wohlklang und Umfang zugenommen und ohne die geringſte merkbare Anſtrengung ver - mag ſie ſowohl in der Höhen - als Tiefenlage die Fortis zur Geltung zu bringen; auch der Anſatz iſt ſicher und rein. Dieſelben Eigenſchaften kamen in dem Franz Lachner’ſchen Liede „ Das Waldvöglein “, welches Frl. Schmid unter Begleitung der Herren Adolf Kratky (Waldhorn) und Schweiger (Clavier) in der zweiten Abtheilung vortrug, abermals zum richtigen Ausdruck. Viele bedauerten, daß keine weiteren Zugaben erfolgten, denn das Publicum iſt zuweilen etwas rückſichtlos. Was die Leiſtungen des genannten Waldhornbläſers betrifft, ſo gelangten ſie noch beſſer bei ſeinem erſten Vortrage „ In die Ferne “von C. Büchner zur Wahrnehmung und es wurde demſelben ſtürmiſcher Applaus zutheil. Ganz neu war hier das aus etwa zehn Herren und einer Dame zuſammengeſetzte Mandolinen-Orcheſter „ Ott “, welches mit ſeinen eigenartigen, insbeſondere aber italieniſchen Weiſen ſo gut gefiel, daß zahlreiche Wiederholungen verlangt wurden, welchem Begehren das Orcheſter nachkam. Sehr zu Gehör gingen die Pianis, welche trotz des Umfangs des Saales deutlich vernehmbar waren. Noch müſſen wir zweier Glanz - nummern, nämlich des humoriſtiſchen Vortrages des Schriftſtellers Herrn Benjamin Schier, ſowie des Herrn Sandtner gedenken, welch’ letzterer mit ſeinenCouplets den Abend abſchloß. Herr Schier, welchen viele Zuhörer aus ſeinen zahlreichen, für den Wiener Männer-Geſangverein u. ſ. w. geſchriebenen Gelegen - heitsſchwänken und wiederholt in Wien zur Auf - führung gebrachten Bühnenwerken, dann endlich aus den Humoriſtiken „ Der Vereinshumoriſt “kennen zu lernen Gelegenheit hatten, erzielte mit einer ganzen Serie launiger Vorträge, an welchen wir nur eine manchmal zu raſche Ausſprache bemängeln müſſen, eine außerordentliche Wirkung, ſo daß das Publicum nicht aus dem Lachen kam während wieder Herr Sandtner, der dem oftmaligen Verlangen des Publicums nach Fortſetzungen fügſam war, ſich durch ein hübſches Organ und deutliche Ausſprache ſeiner Couplets hervorthat. Nachdem die Reihe der Vorträge abgeſchloſſen war, begann, während inzwiſchen der mittlere Raum für die Tanzluſtigen freigemacht wurde, das Mandolinen-Orcheſter wiederholt zu ſpielen, wobei auch noch mehrere Chanſons zum Vortrage gelangten und endlich nach Mitternacht konnten ſich die vielen jungen Damen, unter welchen wir einige neue, ganz reizende Erſcheinungen bemerkten, der Tanzluſt hingeben. Sie hätten nur gewünſcht, daß eine größere Anzahl von flotten Tänzern vorhanden geweſen, damit eine Abwechslung in dieſes für ein „ gewiſſes Alter “ſo anziehende Vergnügen gekommen wäre. Erſt am ſpäten Morgen ſchloß dieſe erſte Verauſtaltung der Beamtenſchaft.
für Privatbeamte, welch’ erſtere die politiſche Be - hörde zum Zwecke der ſtatiſtiſchen Erhebungen an die verſchiedenen Unternehmer verſendet hat, geht es trotz der behördlicherſeits erfolgten Mahnungen nur langſam vorwärts, und es werden die Säumigen dringend erſucht, nach erfolgter Ausfüllung dieſer Zählkarten letztere der Behörde ſofort zu übermitteln.
wurde am ver - floſſenen Mittwoch an einer abſeits gelegenen Stelle von der Straße, welche das reizende Prießnitzthal durchzieht, gemacht. Die Leſer werden ſich noch des vor mehr als drei Monaten erfolgten plötzlichen Verſchwindens der Frau Bürkler (Mödlhammer) ent - ſinnen, nach deren Verbleib umfaſſende Nach - forſchungen gepflogen wurden, die aber bis jetzt erfolglos geblieben waren. Nun hat man ihren Leichnam an der genannten Stelle gefunden; er hing an einem Baumaſte, nach vorne gebeugt und ſo niedrig, daß die Füße den Boden berührten. Neben der ſchon in Verweſung übergegangenen Leiche lag ein Sonnenſchirm. Geradezu auffällig iſt es, daß in einer Gegend, die von Erwachſenen, noch mehr aber von Kindern, die gerne im Dickicht umher - ſtöbern, ſehr ſtark beſucht wird, dieſes traurige Factum über ein Vierteljahr lang unentdeckt bleiben konnte.
Das war ein glücklicher Gedanke, den die hier beſtrenommirte Clavierlehrerin Frl. Pauline Bubenik am vergangenen Sonntag im Saale des R. Hausner, Hotel „ zum Schweizerhof “in Vöslau, realiſirte. Sie gab ein Concert, an welchem nicht ſie ſelbſt, ſondern ihre Schülerinnen, Mädchen aus den achtbarſten Familien Vöslaus, ſich produ - cirten. Selbſtverſtändlich hatte ſich daraufhin ein ſehr diſtinguirtes Publicum, in welchem auch vielfach die Honoratioren des Ortes vertreten waren, eingefunden. Auf einem mit Epheu und Guirlanden umkränzten Podium ſtanden zwei prachtvolle Böſendorferflügel; links, dem Podium nahe, ſaßen auf rothſammtenen Sitzen die weißgekleideten Schülerinnen, eine an - muthige Reihe von aufblühenden Schönheiten — vielleicht auch werdenden Künſtlerinnen; ſie ſaßen nach ihrem Können geordnet: von der Anfängerin Frl. Hollos bis hinauf zur claſſiſchen Virtuoſin Frl. Mizzi Herrmann — ſie Alle ſtellten die Stufen der Schule dar, welche Frl. Bubenik ihre Elevinnen mit ſicherer Hand und Gewiſſenhaftigkeit führt. Er - öffnet wurde das Concert mit Beethoven’s „ Egmont - Ouverture “für zwei Claviere, achthändig. Dieſe Pièce wurde von den Damen Valerie Bauer, Mizzi Herrmann, Toni Schaumann und Jetti Herz executirt und man erſtaunte über die tadelloſe Einheit des Zuſammenſpieles, die ohne den üblichen Dirigenten - ſtab die aufmerkſamen Zuhörer überraſchte. Reichlicher Applaus zeichnete die genannten jungen Damen aus, die zum erſtenmale vor einem vielköpfigen Pu - blicum ſpielten und mit glühenden Wangen dankten ſie beſcheiden für die ihnen zutheil gewordene Auszeichnung Hierauf producirte ſich die einjährige Schülerin Anna Schimanek; begleitet von der Lehrerin ſpielte ſie das Clavierſtück „ Tolle Streiche “von H. Schmitt. Das ſehr begabte Mädchen erfreute durch ihre Fortſchritte und wurde mit verdientem Beifalle ausgezeichnet. Hierauf folgte ein Menuett aus dem 11. Quintett, zu ſechs Händen, von L. Bacherini, ausgeführt von den Mädchen Roſa Breyer, Mizzi5Nr. 91. Mittwoch Badener Zeitung 11. November 1896. Breyer und Dora Bruno. Es war ein herziger An - blick, wie die drei Mädchen gedrängt an einem Claviere ſaßen und jedes in ſeiner Art mit den roſigen Fingerchen die Melodien und Harmonien aus den Taſten hervorlockten. Dieſe anmuthige, fehler - freie Production, wie auch die nächſtfolgende vierhändige Pièce „ Marcia “von C. M. von Weber (Dora Bruno und Irene Hollos) wurden mit lebhaftem Beifalle aufgenommen. Nach einer kurzen Pauſe bekam man die von Alberti arrangirte Fantaisie de l’opéra „ Figaro “de Mozart für zwei Claviere achthändig (Roſa Breyer, Mizzi Breyer, Dora Bruno und Mizzi Kainrath) zu hören. Mit dieſem vortrefflich geſpielten Tonſtück nahm das Concert einen durch - wegs künſtleriſchen Charakter an Hervorzuheben ſind: Die beiden Soloſpielerinnen Frl. Toni Schau - mann und Frl. Valerie Bauer. Erſtere ſpielte mit viel Talent und Geſchick B. Godard’s Mazurka, Letztere Heller-Schubert’s Paraphraſe über das Lied „ Die Forelle “mit techniſcher Vollendung und feinem Verſtändniß Den Schluß des Concertes bildete F. Mendelsſohn’s „ Concert für zwei Claviere “, 1. Clavier Original (Frl Mizzi Herrmann), 2. Clavier (Frl. Valerie Bauer). Mit geſpannter Aufmerkſamkeit lauſchte man dem bewundernswerthen Spiele des Frls. Herrmann, welches mit Gewandtheit und Sicherheit, feinem Anſchlag und muſikaliſchem Zart - ſinn ihren Part abſolvirte; ihr ebenbürtig zur Seite ſtand Frl. Bauer; beide Damen ernteten ſtürmiſchen Applaus. Hierauf wurde der Lehrerin, welche vom Publicum mit den lebhafteſten Acclamationen bedacht wurde, von Seite ihrer Schülerinnen ein prachtvolles Bouquet ſammt einem Ehrengeſchenke feierlich über - reicht. Der Abend war ſehr amüſant und es wäre zu wünſchen, wenn er im Laufe des Winters ähnliche Abende im Gefolge hätte E.
Am 6. l. M., um halb 8 Uhr Morgens, feuerte Herr Peter Jeck, Friſeur, aus einem Revolver zwei Schüſſe gegen ſeine Bruſt ab und fiel todt in die Arme ſeiner her - beigeſtürzten Gattin. Herr Jeck, der erſt ein Alter von 32 Jahre erreicht hatte, erfreute ſich ob ſeines ruhigen, beſcheidenen Auftretens allgemeiner Beliebt - heit und ſtand in gut rangirten Verhältniſſen. Die Gründe, welche ihn zum Selbſtmord getrieben, ſind unbekannt. — Wenige Stunden ſpäter entleibte ſich gleichfalls mittelſt eines Revolverſchuſſes der 36 jährige Hausbeſitzer und Hauer, Herr Joſef Haſenöhrl. Der - ſelbe verlor vor etwa einem Jahre ſeine lungenkranke Gattin durch den Tod, und kränkelte ſeit dieſer Zeit ſelbſt an Lungentuberculoſe. Am Donnerstag — dem Vortage ſeines freiwilligen Todes — ließ er ſich mit den heiligen Sacramenten verſehen. Er mag den tödtlichen Charakter ſeiner Krankheit erkannt haben und bereitete ſich daher ſelbſt ein ſchnelles Ende. Das Leichenbegängniß Beider fand Sonntag unter großer Betheiligung von Leidtragenden ſtatt; be - ſonders war es die freiwillige Feuerwehr, welche ſich aus allen weiten, umherliegenden Nachbarorten eingefunden hatte, um den Verblichenen die letzte Ehre zu erweiſen. — Sonntag den 8. l. M., um 9 Uhr Abends, ſtarb nach langem, ſchwerem Leiden Frau Maria Glanner, geborene Dürnberger, im 73. Lebensjahre. Das Leichenbegängniß fand Dienstag den 10. l. M, um halb 4 Uhr Nachmittags, ſtatt.
Die Niederlage, welche Dr. Haberl, der bisherige Landtagsabgeordnete des Wiener-Neuſtädter Stadtbezirkes, bei den letzten Landtagswahlen erlitt, hat zur Folge gehabt, daß Dr. Haberl ſeine Würde als Bürgermeiſter von Wiener-Neuſtadt zurücklegte. In einer vorigen Freitag ſtattgehabten Gemeinderathsſitzung wurde dieſer Ent - ſchluß den verſammelten Gemeindevertretern bekannt - gegeben, und zwar durch ein Schreiben des Bürger - meiſters, in welchem dieſer ſeinen Rücktritt damit begründete, daß die vollzogenen Wahlen dargethan haben, daß die Mehrzahl der Wähler mit ihrer politiſchen Geſinnung auf Seite der Antiliberalen ſtehe, daß er ſich ſomit im Widerſpruche mit dem größten Theile der Wählerſchaft befinde, und ſich daher, nachdem er an ſeiner Ueberzeugung nach wie vor feſthalte, ſeine Stelle als Bürgermeiſter und ſein Gemeinderathsmandat zurücklege. Dieſem Schritte folgten noch vierzehn Mitglieder der Gemeindever - tretung, ſo daß die Vornahme einer Reihe von Neu - wahlen nothwendig ſein wird. Trotz des Wider - ſpruches, welcher dieſem Schritte ſeitens der anti - liberalen Mitglieder des Gemeinderathes begegnet, kann er als nichts Anderes als die ehrlich gezogene Conſequenz aus dem Vorgefallenen angeſehen werden und Dr. Haberl und ſeinen Freunden gebührt für ihre ſtramme politiſche Haltung die rückhaltsloſeAnerkennung ſeitens aller überzeugten Geſinnungs - genoſſen.
Die feier - liche Einweihung und Eröffnung des neuerbauten Volksſchulgebäudes findet Sonntag den 15. Novem - ber ſtatt. Programm: 8 Uhr 38 Minuten Früh: Empfang der auswärtigen Gäſte am Bahnhofe in Berndorf. 8 Uhr 45 Minuten Früh: Feierliches Hoch - amt in der Pfarrkirche, ſodann Auszug aus der Kirche zum neuen Schulhauſe. Einweihung des neuen Schulgebäudes durch den hochw. Herrn Pfarrer Joſef Einzinger. Anſprache des Obmannes des Ortsſchul - rathes, Herrn Ferdinand Harlles. Dank der Schul - jugend. Anſprache des Oberlehrers, Herrn Alois Rotter. Volkshymne. Beſichtigung des Gebäudes. ½ 1 Uhr Mittags: Feſtbankett in der Speiſeanſtalt der Berndorfer Metallwarenfabrik.
Allen Freunden des Richardshofes wird die Nachricht will - kommen ſein, daß die dort befindliche Reſtauration auch im Winter an Sonn - und Feiertagen geöffnet bleibt.
Der Mühl - und Sägewerksbeſitzer Herr Wenzel Tölk, Bruder des Gemeinderathes in Weikersdorf, Herrn Anton Tölk, Mitglied des Bezirksſtraßen-Ausſchuſſes und des Bezirksſchulrathes, iſt am 9. l. M. nach kurzem Leiden im 55. Lebensjahre geſtorben.
Im Schulbezirke Baden, N. -Oe., kommen folgende Lehrſtellen zur Beſetzung: Je eine Lehrer - oder Lehrerinſtelle an den dreiclaſſigen Volksſchulen in Alland und Schönau. Je eine Unterlehrer - oder Unterlehrerinſtelle an der ſechsclaſſigen Volksſchule in Weikersdorf und an den fünfclaſſigen Volksſchulen in Berndorf und Guntrams - dorf. Damit iſt der durch das Geſetz vom 2. Mai 1894 für die III., bezw. IV. und V. Kategorie feſt - geſetzte niederſte Jahresgehalt verbunden, inſoferne die Bewerber nicht ſchon höhere Bezüge in Nieder - Oeſterreich rechtmäßig erworben haben. Vorſchrifts - mäßig belegte, insbeſonders mit dem Reife - und Lehrbefähigungs-Zeugniſſe verſehene Geſuche ſind bis längſtens 26. November 1896 an die betreffenden Ortsſchulräthe zu richten.
Herrn Geheimrath Profeſſor Dr. M. von Pettenkofer iſt gelegentlich ſeiner Wieder - ernenuung auf weitere drei Jahre zum Präſidenten der Akademie der Wiſſenſchaften und zum General - conſervator der wiſſenſchaftlichen Sammlungen des bayeriſchen Staates vom Prinz-Regenten das Prädicat „ Excellenz “verliehen worden. Die Kunde hievon wird in den weiteſten Kreiſen gern vernommen werden, denn wer kennt Pettenkofer nicht? Wohl jede gute Hausfrau hat unzählige Male ſeinen Namen vor Augen gehabt, denn die in der ganzen Welt zu findenden Steinguttöpfchen mit dem Fleiſch-Extracte der Liebig’s Compagnie tragen bekanntlich den Vermerk, daß mit der Controle dieſes Extracts Herr Profeſſor M. von Pettenkofer in Gemeinſchaft mit Herrn Geheimrath Profeſſor Dr. Karl von Voit betraut iſt. Schon aus dieſem Anlaſſe erfreut ſich der vielverdiente Altmeiſter der Wiſſenſchaft neben der hohen Verehrung, die ihm in der Gelehrtenwelt gezollt wird, zugleich der edelſten Popularität im beſten Sinne des Wortes.
In der Ausſchuß - ſitzung am 5. November legt der Zahlmeiſter den Vorauſchlag für das Jahr 1897 vor und wird bei der Berathung hierüber der Vorgang beſchloſſen, nach welchem für das nächſte Jahr die unbedingt nothwendigen Abſtriche und Erſparungen vorzunehmen ſein werden, die Ausgaben des Vereines mit den vorausſichtlichen Einnahmen in Einklang zu bringen. Hiebei wird aber ganz beſonders darauf gerechnet, daß die Ortsgruppen in ihrer bisherigen eifrigen Thätigkeit nicht nur nicht erlahmen, ſondern trachten die Finanzlage des Vereines zu kräftigen, damit er auch in Hinkunft ſeine wichtigen Aufgaben erfüllen könne. Hierauf wird der Ortsgruppe Dittersbach bei Landskron für eine Sammlung und der Ortsgruppe Haida für das namhafte Ergebniß eines Concertes, ferner der Tiſchgeſellſchaft im Hotel „ zum goldenen Hirſchen “in Wr. -Neuſtadt für eine namhafte Spende, Herrn Karl Sax, Oberförſter in Fleyh für eine Sammlung, Herrn A. Jakſch in Lanenburg für eine Spende und endlich dem Fräulein Alice Wieſenburg in Wien und Herrn W. Graf in Reichenberg für Bücherſpenden der geziemende Dank ausgeſprochen. Die Dankſagung des Ortsſchulrathes Gonobitz für eine Schulbauſubvention und der Schulleitung inGörtſchach für eine Bücherſpende werden zur Kennt - niß genommen und Herr Ernſt Preißig in Freiberg aus Anlaß ſeines Rücktrittes für ſein langjähriges Wirken als Zahlmeiſter des Schul - und Kindergarten - ausſchuſſes in Freiberg, Dank und Anerkennung aus - geſprochen. Na[ch]Berathung von Angelegenheiten[d]er Schule in Wittuna und des Kindergartes in Sucken werden für Neuſchosna ein Beitrag zur Beſchaffung der Schulerforderniſſe, für Niedermühl Lernmittel und für arme Kinder in Trebnitz eine Unterſtützung bewilligt, ſchließlich Angelegenheiten der Vereins - anſtalten in Freiberg, Böhm. -Trübau, Grislawitz und Gottſchee berathen und der Erledigung zugeführt.
zeigen eine auf dem Gebiete der Techni[k]kaum mehr zu über - treffende Vollkommenheit. Erwähnen möchten wir den unter dem Bewegun[g]smechanismus angebrachten Schallfänger, der die früher ſo geräuſchvolle eiſerne Schneidermamſell zu ruhigſte[m], kaum hörbarem Gang zwingt und ſie dadur[ch]zum Lieb[l]ing jeder Familie macht. Eine weitere bei der Da[m]enwe[l]t beſonderen Anklang findende Neuerung iſt ein auf der Tiſchplatte angebrachtes umklappbares Nähkiſſen. Das Näh - maſchinen-Verſandthaus Louis Strauß, Wien, Mar - garethenſtraßr 12, ertheilt gerne jede diesbezügliche Auskunft.
wurde unwiderruflich auf den 20. Februar 1897 verlegt und wird der Haupt - treffer dieſer Lotterie von 75.000 Kronen mit 20% Abzug baar ausbezahlt.
des k. k. Kreisgerichtes Wr. -Neuſtadt im Monate October 1896. Fabian Meißler, 46 Jahre alt, Hausbeſorger in Weikersdorf bei Baden, wegen Veruntreuung freigeſprochen; Marie Panzenböck, 30 Jahre alt, Dienſtmagd in Steinapieſting, wegen Diebſtahl 5 Monate ſchweren Kerker; Joh. Pogatſch, 22 Jahre alt, Taglöhner in Lichtenwörth und Mathias Preiner, 25 Jahre alt, Taglöhner in Kaiſersdorf, wegen Diebſtahl 3 Monate, 6 Monate ſchweren Kerker; Franz Katzer, 24 Jahre alt, Schuh - macher, ohne Wohnort, wegen öffentlicher Gewalt - thätigkeit, 4 Monate ſchweren Kerker; Cire Stojka, 21 Jahre alt, Zigeunerin, wegen Diebſtahl 1 Monat ſchweren Kerker; Thereſe Haas, 23 Jahre alt, Küchenmagd in Scheiblingkirchen, wegen Diebſtahl 6 Wochen ſchweren Kerker; Guſtav Zweigl, 30 Jahre alt, Handelsagent in Wien, wegen Schändung, 5 Monate ſchweren Kerker; Joſef Sack, 25 Jahre alt, Taglöhner in Wien, wegen Diebſtahl, 2 Monate ſchweren Kerker; Peter Bauer, 36 Jahre alt, Tag - löhner, ohne Unterſtand, wegen Schändung, fünfzehn Monate ſchweren Kerker; Andreas Muravetz, 37 Jahre alt, Bahnarbeiter in Puchberg, wegen öffentlicher Gewaltthätigkeit 3 Monate ſchweren Kerker; Alois Klement, 48 Jahre alt, Greisler in Wr. -Neuſtadt, wegen Schändung 6 Monate ſchweren Kerker; Andreas Holzer, 57 Jahre alt, Wirthſchaftsbeſitzer in Beiſtein, wegen Uebertretung des Thierſeuchengeſetzes 10 fl. Geldſtrafe; Marie Bogner, 14 Jahre alt, Fabriks - arbeiterin in Enzesfeld, wegen Betrug 4 Monate Kerker; Franz Schöppl, 34 Jahre alt, Fabriksarbeiter in Lilienfeld, wegen öffentlicher Gewaltthätigkeit 6 Monate ſchweren Kerker; Oscar Negrelli, Ritter v. Mondelbe, 62 Jahre alt, Generalmajor in Ruhe - ſtand, wegen Schändung, freigeſprochen; Johann Heinrich, 40 Jahre alt, Knecht in Krumbach, wegen öffentlicher Gewaltthätigkeit 4 Monate ſchweren Kerker; Karl Schmoll, 49 Jahre alt, Schneider - meiſter in Wr-Neuſtadt, wegen Crida 1 Woche ſtrengen Arreſt; Alois Polansky, 18 Jahre alt, Fleiſchhauer in Sollenau, wegen Diebſtahl 3 Tage Arreſt; Raimund Brauner, 20 Jahre alt, Stall - burſche in Weikersdorf bei Baden, wegen Betrug 1 Monat Kerker; Adalbert Haniſch, 34 Jahre alt, Jagdadjunct in Eßlingen, wegen ſchwerer körperlicher Beſchädigung 6 Monate ſchweren Kerker; Anton Gruber, 47 Jahre alt, Wirthſchaftsbeſitzer in Burg, wegen Diebſtahl 1 Woche Arreſt; Marie Kronaus, 24 Jahre alt, Dienſtmagd in Wr. -Neuſtadt, wegen Diebſtahl 1 Monat ſchweren Kerker; Joſef Lang, 46 Jahre alt, Gaſtwirth in Wr. -Neuſtadt, wegen Crida, 6 Wochen ſtrengen Arreſt; Michael Winter, 19 Jahre alt, Bauernsſohn in Preinsfeld, wegen ſchwerer körperlicher Beſchädigung 3 Monate ſchweren Kerker; Adolf Spuller, 16 Jahre alt, Fleiſcher - lehrling in Gloggnitz, wegen Diebſtahl 6 Wochen ſchweren Kerker.
6Mittwoch Badener Zeitung 11. November 1896 Nr. 91.Mittwoch, 11. November, Susp. Nr. 8. Zum erſten Male[:]„ Das Modell. “ Operette in 3 Acten von Viktor Léon und Ludwig Held, Muſik von Fr. v. Suppé. Repertoire - und Caſſaſtück des Wiener Carltheaters.
Donnerstag, 12. November, Abonn. Nr. 31: „ Der Pumpmajor. “
Freitag, 13. November, Abonnement Nr. 32, zum dritten Male; „ Renaiſſance “.
Samstag, 14. November, Susp. Nr. 9, zum Benefice für Frl. Guſti Brand: „ Mutter und Sohn. “ Schauſpiel in 5 Acten von Charlotte Birch-Pfeiffer.
Nächſten Samstag den 14. November findet das Benefice des Frl. Guſti Brand ſtatt, und da - mit iſt der Reigen der Beneficien eröffnet. Die all - gemein beliebte und verehrte Künſtlerin hat ſich hiezu Charlotte Birch-Pfeiffer’s effectvolles Schau - ſpiel „ Mutter und Sohn “gewählt. Bei der allge - meinen Beliebtheit, welche die treffliche Beneficiantin genießt, iſt an einem ausverkauften Hauſe nicht zu zweifeln. Die geſchätzte Beneficiantin hat ſich durch ihre gediegenen Leiſtungen als feſte Säule unſeres wackeren Enſembles erwieſen und dürfte der heutige Abend für ſie beſonders ehrend werden.
Wie wir vernehmen, gelangen ſchon in den nächſten Tagen die Rollen zu Grillparzer’s „ Sappho “zur Vertheilung. Für die Titelrolle iſt ein illuſtrer Gaſt in Ausſicht genommen. Die beſtimmte Zeit - angabe des Gaſtſpieles werden wir nächſtens be - zeichnen.
Shakeſpeare’s „ Macbeth “iſt auch zur Auf - führung geplant, die Direction wird das herrliche Werk ganz neu ausſtatten.
Heute, am Ausgabetag unſeres Blattes, findet die Première von Suppé’s „ Das Modell “ſtatt. Es iſt dies das letzte Werk des leider zu früh verſtor - benene Componiſten. Auch in dieſem Werke zeigt ſich der geniale Componiſt des „ Boccaccio “als Meiſter in Erfindung und herrlicher Inſtrumentirung. Im Wiener Carltheater wurde das prächtige Werk bisher über achtzigmal gegeben. Die Beſetzung haben wir ſchon neulich gemeldet. Für eine geſchmackvolle mise en scène bürgt der Name Alfred Schreiber.
Das einzige Ehrenzeugniß, welches auf der Berliner Gewerbe-Ausſtellung in Gruppe VIII (für Buchdruck und graphiſche Künſte) einem Modenblatt zuerkannt wurde, iſt dem im Verlage von John Henry Schwerin, Berlin W. 35, er - ſcheinenden Modenjournal „ Große Modenwelt “, mit bunter Fächervignette, zu Theil geworden, und die erſte November - nummer rechtfertigt das überaus ehrenvolle und auf genaueſter ſachlicher Prüfung beruhende Urtheil in vollſtem Umfange. Die drſt vor Kurzem auf der Intern. Moden-Ausſtellung zu Berlin verliehene goldene Medaille beweist, ebenſo wie dieſe neue Auszeichnung, welche führende Stellung die „ Große Moden - welt “, mit bunter Fächervignette, in der Moden-Fachliteratur jetzt einnimmt. Das zeigt ſich, wie in jeder einzelnen, ſo auch wieder in dieſer Nummer, in welcher die neuen Wintermoden eine wahrhaft künſtlerifche Geſtaltung in feſſelnden Mode-Genre - bildern, wie in den zahlreichen, reizenden Details gefunden haben; ferner bringt ſie ein farbenprächtiges, vielfigürliches Modentableau, einen großen, doppelſeitigen Schnittmuſter - bogen (mit jeder 14tägigen Nummer), eine große Extra - Handarbeiten-Beilage mit naturgroßen Aufzeichnungen, illu - ſtrirte Belletriftik mit Namen nur erſter Schriftſteller u. a. m., genug, um den Abonnementspreis von nur 75 kr. vierteljähr - lich vielfach wieder einzubringen. Abonnements auf die „ Große Modenwelt “bei der Hauptauslieferungsſtelle für Oeſterreich - Ungarn: Rudolf Lechner & Sohn, Wien I., Jaſomirgottſtraße 6, bei den Buchhandlungen, welche beide auch Graris-Probe - nummern liefern, ſowie bei allen Zeitungsverſchleißern und Poſtanſtalten.
Ein ſelbſtfahrender Eiſenbahnzug, ſowie allerlei aus Reſten und Abfällen des Haushaltes von den Kindern ſelbſt anzufertigendes Spielzeug macht unſeren lieben Kleinen die ſoeben zur Ausgabe gelangte Novembernummer des reizenden Kinder - und Familienblattes „ Kindergarderobe “mit der Beilage „ Für die Jugend “(Verlag von John Henry Schwerin, Berlin W. 35) ſo recht begehrenswerth. Die Mama greift natürlich ſofort zum Modentheil und Schuittmuſterbogen, denn jetzt gilt es, die Wintergarderobe der Kinder herzuſtellen, deren Selbſtanfertigung dieſes Journal lehrt. So erzielt „ Kinder - garderobe “— welches Blatt vor Kurzem, mit noch anderen Erzeugniſſen des John Henry Schwerin’ſchen Verlages, auf der Intern. Moden-Ausſtellung zu Berlin mit der goldenen Medaille und auf der Berliner Gewerbe-Ausſtellung mit dem einzigen, einem Modenverlage zuerkannten Ehrenzeuguiſſe aus - gezeichnet wurde — Erfparniſſe nach allen Richtungen hin, gegen welche der geringe Abonnementspreis von nur 45 kr. vierteljährlich gar nicht in Betracht kommt. Abonnements bei der Hauptauslieferungsſtelle für Oeſterreich-Ungarn: Rudolf Lechner & Sohn, Wien I., Jaſomirgottſtraße 6, bei den Buch - handlungen, weiche beide auch Gratis-Probenummern liefern, ſowie bei allen Zeitungsverſchleißern und Poſtanſtalten.
Die Stimmung der Börſe iſt in den letzten Tagen freund - licher geworden, aber die geſchäftlichen Umſätze, namentlich in Dividendenpapieren, laſſen noch immer ſo ziemlich Alles zu wünſchen übrig. Entſprechend der Haltung ſämmtlicher europä - iſcher Börſen, die im Hinblick auf die Präſidentſchaftswahl in den Vereinigten Staaten die ausgeſprochenſte Reſerve beob - achten, iſt auch die Wiener Börſe auf dem qui vive, und je ſchwächer ſich dieſe fühlt und geringer ihre Aufnahmsfähigkeit iſt, deſto wichtiger ſind für ſie die Ereigniſſe, die ſich auf den auswärtigen Märkten abſpielen. Nur wenn eine entſcheidende Wendung auswärts eintritt, darf man hoffen, daß der Bann, der auf der hieſigen Börſe laſtet, gebrochen werden wird. Immerhin iſt es ein Lichtpunkt in dem grauen Gemälde des Wiener Vörſenverkehres, daß auf dem Anlagemarkte eine ge - wiſſe Lebhaftigkeit zu verzeichnen iſt, und daß unſere guten fix verzinslichen Werthe ebenſo wie die erſtclaſſigen Ungariſchen Anlagepapiere fortgeſetzt in guter Nachfrage ſtehen. Renten, Prioritäten, Pfandbriefe und Lofe finden ſelbſt an Tagen Be - achtung, wo die Strömung der Börſe deprimirt iſt, und ſelbſt ein Anziehen des Zinsfußes vermag dem Abſatze der erwähn - ten Werthe keinen erheblichen Eintrag zu machen.
Weihnachten rückt heran, das ſchönſte und er - hebendſte Familienfeſt in unſerem Vaterlande.
Im Palaſte, wie in der Hütte, in der Stadt, wie im entfernteſten Dorfe erſtrahlt dann der Weih - nachtsbaum im hellen Lichterglanze und zaubert Freude in die Herzen der Kinder und Thränen der Rührung füllen die Augen der Eltern und Kindes - freunde.
Die Freude des Gebers iſt nicht geringer, als die der Beſchenkten, wenn er ſieht, daß die Gabe einem dankbaren Bedürftigen zutheil wird, was die armen, aber gut gearteten Kinder in unſeren Ge - birgsthälern doch gewiß ſind.
Dort iſt aber die Armuth ſo groß, daß die Leute ihren Kindern keine Weihnachtsfreude bereiten können, weil ſie ſelbſt an dem Nöthigſten Mangel leiden.
Die Touriſten, denen dieſe Trübſal bekannt iſt, haben ſich ſeit Jahren bemüht, wenigſtens zu Weih - nachten etwas Freude in die Hütten der armen Ge - birgler zu bringen.
Auch in dieſem Jahre hat uns die löbliche k. k. Bezirkshauptmannſchaft in Würdigung des edlen Zweckes die Bewilligung zu einer öffentlichen Samm - lung für die Betheilung armer und braver Schul - kinder in Klauſen-Leopoldsdorf ertheilt.
Wir bitten demnach edelſinnige Wohlthäter, Ge - ſchenke in Geld, Kleidern und dergleichen für unſere Weihnachtsbetheilung an unſeren Caſſier, Herrn Karl Karoly, Conditor, Baden, Renngaſſe 1, bis längſtens 20. December 1896 gelangen zu laſſen, da die Betheilung der nothdürftigen Kinder am 26. December l. J. im obgenannten Orte vorge - nommen wird.
Jede, ſelbſt die kleinſte Gabe, iſt willkommen und wird dankend öffentlich ausgewieſen werden.
Linz 69 85 20 62 8
Der Zweigverein Baden des Hilfsbeamten - Vereines „ Selbſthilfe “hält über Aufforderung des Hauptvereines Wien Sountag den 15. No - vember 1896, Abends 7 Uhr, in Held’s Gaſthaus, Waſſergaſſe, eine außergewöhnliche Verſammlung ab. Hiezu werden alle Mitglieder und auch Nicht - mitglieder des Vereines der Hilfs - und Privat - Beamtenſchaft eingeladen.
Tagesordnung:
Die vierte Rate der Gemeindeumlagen und Zinskreuzer pro 1896 ist bis längstens 15. November d. J. im städtischen Kammer - amte einzuzahlen.
Erfolgt die Zahlung nicht spätestens 14 Tage nach Ablauf dieser Frist, so tritt nach dem Gesetze die Verpflichtung zur Be - zahlung von Verzugszinsen ein.
Bezüglich der Rückstände aus früherer Zeit, welche nicht bis längstens 15. November d. J. bezahlt sind, wird ohneweiters gegen die Säumigen im Executionswege vorgegangen und bei Haus - und Grundbesitzern die grund - bücherliche Sicherstellung der Rückstände auf die betreffenden Realitäten und auf Ge - fahr und Kosten der Säumigen verfügt werden.
Vom Stadtvorstande Baden.
Josef Witzmann, Bürgermeister.
[Verantwortlich]er Redacteur: Auguſt Meiſter. — Herausgeber, Druck[u]nd Verlag Buchdruckerei Johann Wladarz, vorm. H. Haaſe, in Baden, Pfarrgaſſe[3]
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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