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Das Mähriſche Tagblatt mit der illuſtr. Wochenbeilage Illuſtrirt. Sonntagsblatt erſcheint mit Ausnahme der Sonn - und Feiertage täglich. Ausgabe 2 Uhr Nachmittags im Adminiſtrations-Locale Niederring Nr. 41 neu ober den Fleiſchbänken.

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Mähriſches Tagblatt.

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Außerhalb Olmütz überneh - men Inſertions-Aufträge Heinrich Schalek, Annon - cen Exped. in Wien, I. Woll - zeile Nr. 11, Haasenstein & Vogler in Wien, Prag, Buda - peſt, Berlin, Frankfurt a. M. Hamburg, Baſel und Leipzig Alois Opellik, in Wien, Rad. Mosse in Wien, München u. Berlin M. Dukes, Wien I. Schulerſtraße 8. G. L. Daube u. Co. Frankfurt a. M. Adolf Steiner’s Annoncen bureau in Hamburg, ſowie ſämmtl. conc. Inſertions Bu - reans des In - u. Auslandes

Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt.

Nr. 299. Olmütz, Montag den 31. December 1888. 9. Jahrgang.

Pränumerations-Einladung!

Mit 1. Jänner 1889 beginnt der 10. Jahrgang des Mähriſchen Tagblattes. Wir laden unſere Freunde und Geſinnungsgenoſſen neuerdings zum Bezuge unſeres Blattes ein, indem wir verſichern, daß dasſelbe wie bisher in voller Treue die natio - nalen Intereſſen des deutſchen Volkes in Mäy - ren vertreten und mit Unerſchrockenheit gegen Jene ſtehen wird, welche unſer Volk und ſein gutes Recht bedrängen und bekämpfen. Als ein Organ der Deutſchen in Mähren wurde das Mähriſche Tagblatt gegründet, als ein ſolches hat es ſich während ſeines 9jährigen Beſtandes bewährt. Es ſtand in erſter Reihe, wo es galt, den nationalen Sinn unſeres Volkes zu wecken und es an ſeine Pflicht zu mahnen, und es ließ ſich durch kein Schlagwort des Tages von ſeinem Platze unter den Kämpfern für die deutſche Sache verdrängen. In erſter Reihe ſteht es und gedenkt dieſen Platz zu be - haupten, geſtärkt und geſtählt von dem Bewußtſein, daß es nicht den Zwecken Einzelner, ſondern dem ge - ſammten deutſchen Volke in Mähren diene. In dieſem Dienſte iſt es eingeſtanden für die Wah - rung der Eintracht und Einigkeit in unſeren Reihen. In dieſem Dienſte hat es aber auch dem ſteten Willen des Volkes offenen freimüthigen Ausdruck geliehen, und was in den Tiefen des Volks - lebens ſich regte, fand durch das Mähr. Tag - blatt den Weg zu den Führern und in die weiten Kreiſe der Bevölkerung. Das Mähriſche Tagblatt iſt auf dieſe Weiſe ein unabhängiges, aus freier Ueberzeugung der deutſchen Sache die - nendes Blatt geblieben und hat als ſolches die wiederholte Anerkennung der Führer und die freu - dige Zuſtimmung des Volkes errungen. Das darf uns ermuthigen an alle unſere Volksgenoſſen dieBitte zu richten, unſer Bemühen durch zahlreiches Abonnement zu unterſtützen und zu fördern. Uns wird dieſe Förderung eine Mahnung ſein im Kampfe nicht zu erlahmen, ſondern mit ganzer Kraft einzuſtehen für das Wachsthum und Ge - deihen unſeres Volksthums in Oeſterreich, unſerem geliebten Vaterlande.

Das Mähriſche Tagblatt bringt ſelbſtſtän - dige Leitartikel, in welchen die Tagesfragen frei und unerſchrocken beſprochen werden; es bringt Berichte und Correſpondenzen aus allen Theilen unſeres Landes, widmet den Provinz - und den localen Angelegenheiten eingehende Aufmerkſam - keit und iſt durch ſeine Verbindungen in die Lage verſetzt, ſeinen P. T. Leſern die neueſten Nach - richten zu bieten.

Um dem Wunſche unſerer P. T. Abonnen - ten zu entſprechen haben wir einen ausgebreiteten Nachrichten-Dienſt eingerichtet und machen wir beſonders auf unſere ausführlichen Telegramme über die wichtigſten politiſchen und ſocialen Vorgänge aufmerkſam. Dieſe Nachrichten ſind wir in der Lage unſeren Leſern in einzelnen Fällen ſogar 18 Stunden vor dem Eintreffen der Wiener Journale in Olmütz zu bieten und zeichnen ſich namentlich unſere Montagsblätter durch eine Fülle von darin gebrachten Nachrichten aus. Sollte es die poli - tiſche Lage mit ſich bringen, daß der Nachrichten-Dienſt eine weitere Ausdehnung erfahren ſoll, ſo wer - den wir nicht ſäumen, dies ſofort in’s Werk zu ſetzen.

Gewerbliche und landwirthſchaftliche Fragen erfahren im Mähriſchen Tagblatte eingehende Beſprechung. Wir werden überhaupt von nun an auch volkswirthſchaftliche Fragen, Eiſen -bahn -, Bank - und Verſicherungsweſen beſprechen und dießbezüglichen Beſchwerden Raum in unſerem Blatte leihen.

Unſere Correſpondenten haben ſich jederzeit als ſehr verläßlich und prompt erwieſen.

Für die Unterhaltung unſerer Leſer ſorgen wir durch Veröffentlichung eines ſpannenden Romanes und intereſſanter Feuilletons, unter welchem ſich zahlreiche Original-Arbeiten befinden.

Mit 1. Jänner 1889 beginnt im Mäh - riſchen Tagblatt ein hochintereſſanter Ori - ginal-Roman unter dem Titel:

Marion von Maria Romany,

auf welchen wir unſere P. T. Abonnenten be - ſonders aufmerkſam machen.

Unſere Unterhaltungsbeilage wird von Neu - jahr ab alle 14 Tage einen Bogen ſtark er - ſcheinen.

Die Redaction.

Die Pränumerationspreiſe betragen:

Für Olmütz:Für Auswärts:
Ganzjährig. fl. 10. Ganzjährig. fl. 14.
Halbjährig. fl. 5. Halbjährig. fl 7.
Vierteljährig fl. 2.50Vierteljährig fl 3.50
Monatlich. fl. .90

Unſere P. T. bisherigen Pränumeranten werden erſucht, das Abonnement eheſtens zu erneuern, damit in der Zuſtellung des Blattes keine Unterbrechung eintrete.

Feuilleton.

Das neue Jahr.

Wiederum iſt ein Jahr vorüber! Ein neuer Tropfen hinabgeſunken in das unermeßliche Sam - melbecken, das immer Zufluß erhält und nie voll wird, gleichwie die Quelle, aus der die Tropfen kommen, nie verſiegt. Zwei Unendlichkeiten: hier das uferloſe Meer der Vergangenheit, dort das undurchdringliche Nebelmeer der Zukunft, beide verbunden durch die ſchmale Meerenge der Gegen - wart, das iſt das Bild der Zeit. Denken wir uns die Zukunft über, die Vergangenheit unter uns, ſo haben wir zum Meſſen von Jahrhunderten und Jahrtauſenden eine Sanduhr, die nie geſtürzt zu werden braucht, weil der Vorrath oben ebenſo unerſchöpflich, als der Faſſungsraum unten un - begrenzt iſt.

Achtzehnhundert und achtundachtzigmal hat die Erde ihren Kreislauf um die Sonne vollendet, ſechsmalhundert, ſechsundachtzig tauſend ſechshun - dert und achtzigmal die Schalttage einge - rechnet hat ſie ihren Rundtanz um ſich ſelbſt vollzogen, ſeitdem nach chriſtlicher Zeitrechnung der erhabene Menſchenfreund von Nazareth das Licht der Welt erblickte. Der Meilenzeiger am Wege, auf dem die Menſchheit, einer millionen - köpfigen Karawane gleich, ihrem geheimnißvollen Mekka entgegenpilgert, trägt die Ziffer 1889. Wie viele Meilenzeiger ſie noch zu zählen haben wird, bis ſie das ferne Ziel erreicht: wer ver - mag es zu ſagen? Ja wird ſie es überhaupt erreichen? Wird ihr nicht vorher der Boden unter den Füßen weggezogen werden? Wird die Mutter Erde, an deren Brüſten wir ſaugen, ſo lange Kraft haben, ihr Nährwerk fortzuſetzen? Wird die Menſchheit ihr phyſiſches Daſein ſo lange friſten können, bis ihre Erziehung vollendet iſt? Müßige Fragen, die vielleicht erſt nach Hun - derttauſenden von Jahren actuelle Bedeutung be - kommen. Sehen wir zunächſt auf die kurze Spanne Zeit, die uns Einzelnen vergönnt iſt, an dem großen Culturwerk der Erziehung des Menſchen - geſchlechtes mitzuwirken. Thut nur Jeder, ſo weit das Maß ſeiner Kräfte reicht, ſeine Pflicht und Schuldigkeit, ſo braucht uns das Ende nicht zu kümmern. Zum Guten führt jedes redliche Stre - ben und das Scherflein der armen Witwe iſt auf dieſem Gebiete ſo werthvoll als der Gold - thaler des Reichen.

Ein neues Jahr von dreihundert und fünf - undſechzig Tagen liegt vor uns. Wie kurz iſt die - ſer Zeitraum im Vergleich mit den Rieſenjahren des Uranus, der mehr als vierundachtzig unſerer Jahre braucht, ehe er ſein eigenes Jahr vollendet hat! Ein Uranusbewohner, der in ſeiner Jüng - lingszeit des Jahres Anfang feiert, hat, wofern die dortigen Lebensbedingungen in Anſehung der Dauer den unſrigen gleichen, nur in den ſelten - ſten Fällen Ausſicht, des Jahres Ende zu erleben,denn ehe er noch um ein halbes Uranusjahr älter geworden, iſt er nach unſeren Begriffen ſchon ein dem Greiſenalter ſich nähernder Mann. Und nun gar die Bewohner des Neptun! der faſt einhundert und fünfundſechzig unſerer Jahre braucht, um ſeinen weiten Weg um die Sonne zurückzulegen. Ein Mädchen, das dort im Be - ginne des Jahres einen Ehebund ſchließt, hat keine Ausſicht, daß ſelbſt der langlebigſte ſeiner Enkel den Sylveſterabend desſelben Jahres ſehen wird. Höchſtens iſt dies einem oder dem anderen ſeiner Urenkel beſchieden.

Wie kurz iſt im Vergleich mit ſolchen Jahren ein Erdenjahr! Nun in den Augen der glücklichen Kindheit dehnt ſich das kleine Maß in ungeheure Weite. Für den, der über die Mittagshöhe des Lebens hinaus iſt, ſchrumpft es ſtufenweiſe zu - ſammen. Woher kommt das? Warum erblickt man überhaupt in der Jugend das Leben, wel - ches man noch vor ſich hat, ſo unabſehbar lang? Schopenhauer meint, weil man Platz haben müſſe für die grenzenloſen Hoffnungen, womit man es bevölkert und zu deren Verwirklichung ein Methuſalem zu jung ſtürbe; ſodann weil man zum Maßſtab desſelben die wenigen Jahre nehme, welche man ſchon hinter ſich hat, und deren Erinnerung ſtets ſtoffreich, folglich lang iſt, indem uns in der Jugend Vieles neu, daher be - deutend und intereſſant erſcheint. In reiferen Jahren dagegen kommt uns wenig mehr vor, was wirklich neu und überraſchend für uns iſt.

Die heutige Nummer enthält Bogen.

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1889.

= An jede kommende Stunde knüpft der Menſch neues Hoffen, friſches Wünſchen. Die Summe dieſes Hoffens und Wünſchens drängt er an den Wendepunkten der Zeit zuſammen, an denen ihm zugleich klar wird, was von dem Gehoff - ten und Gewünſchten ſich erfüllt, und welchen Wün - ſchen die Erfüllung verſagt war. Manche Erwartung, die das neue Jahr gebar, ſinkt mit dem ſcheiden - den Jahre ins Grab. Doch der Menſch verlernt das Hoffen nicht, und die Völker ſind wie die Individuen, ſie pflanzen immer von Neuem die Hoffnungsfahne auf. Sie iſt für ſie auch ein Zeichen der inneren Lebenskraft, die in einem Volke wohnt, ein Symptom unverwelklichen Lebens - triebes. Nur wer zu hoffen aufgehört, hat von der Zeit nichts mehr zu erwarten. Das deutſche Bolk in Oeſterreich gehört nicht zu Jenen, die ihr Hoffen aufgegeben. Zwar iſt es im verfloſſenen Jahre um manche Enttäuſchung reicher, um manches Hoffen ärmer geworden; allein es ver - ſank darob nicht in muthloſes Zagen, in ſtarre Willen - und Thatenloſigkeit. Was widriges Ge - ſchick, und ein Syſtem, das ſeinen politiſchen und nationalen Widerſachern dienlich iſt, ihm auch an Machtbeſitz zu entreißen bemüht war, hat nur dazu beigetragen, das Bewußtſein der eigenen Kraft und Bedeutung in ihm zu wecken, es auf - zurütteln aus langjähriger, gutmüthiger Unthätig - keit und es mit dem heißen, drangvollen Streben zu durchdringen, daß es ſeine Kraft geltend mache, und bewähre in mitten des Anſturmes feindlicher Gewalten. Dieſes erwachende und ſtetig wachſende nationale Bewußtſein, das ein mächtiger Factor geworden iſt in der Entwicklung des ſtaatlichen Lebens, überwiegt weit an Bedeutung den Rück - gang an äußerer Machtfülle, der unſerem Volke auch im verfloſſenen Jahre nicht erſpart blieb. Denn es hieße eigenſinnig die Augen ver - ſchließen, wollten wir dieſen Rückgang nicht merken, wollten wir nicht ſehen, wie von Oſt und Süd die brandenden Wogen des überſchäumenden ſlaviſchen Völkermeeres wild gegen die deutſchen Ufer anprallen und Stück für Stück abbröckeln. Schon ſind die wildfluthenden Gewäſſer tief in deutſches Land gedrungen, ſchon haben ſie den Grund, auf dem unſere feſten Burgen, die deut - ſchen Städte ſtehen, vielfach unterwühlt und wäl - zen nun ihre Wogen bis ins Herz des Reiches, bis an die Thore der Reichshauptſtadt, der ſtol - zen Vindobona. Wahrlich, es iſt kein freundliches Bild, das uns zum neuen Jahre da entgegen - lacht, und es wird nur noch häßlicher, wenn wir es unter dem Geſichtspuncte jener Gleichberechti - gung betrachten, in deren Namen man immer von Neuem das Slaventhum auf Koſten des Deutſchthums zu erheben bemüht iſt. Dem Bilde läßt ſich auch dann keine Lichtſeite abgewinnen, wenn wir es in die Beleuchtung[r]ücken, welcheder Friedensbund, der uns mit dem deutſchen Reiche eint, ausſtrahlt. Denn wie ſehr auch poli - tiſche Heuchelei die Augen verdrehen, und tſchechiſche Staatskunſt diplomatiſch ſchkau ſich winden mag, man weiß es allerorten und nicht am wenigſten dort, wo die Geſchicke der Völker heute entſchie - den werden, daß die im Augenblicke herrſchenden Parteien Oeſterreichs die deutſche Allianz miß - günſtigen Blickes betrachten, daß ihnen das köſt - lichſte Neujahrsgeſchenk die Nachricht wäre, dieſe Allianz ſei geſprengt, und der Bund zerriſſen, der Europas Frieden ſichert. Offen und laut wagt ſich ſolche Geſinnung nicht hervor; aber im inner - ſten Herzen da regt ſie ſich und wartet nur des Anlaſſes ſich zu offenbaren. Die Deutſchen in Oeſterreich ſind Freunde des Bündniſſes, weil ſie Freunde des deutſchen Volkes, Freunde des Frie - dens und des großen, neuerſtarkten deutſchen Rei - ches ſind, das mit ſeinem ſtarken Schwerte dieſen Frieden und damit auch Oeſterreich ſchützt und ſchirmt. Dieſe unſere Freundſchaft trat im ver - floſſenen Jahre deutlich zu Tage, als das deutſche Volk raſch nacheinander ſeine großen National - helden verlor, den 91jährigen erhabenen Gründer des Reiches und ſeinen edlen Sohn, jenen Fried - rich, der ein Held und Weiſer zugleich ſeinem Volke ein leuchtendes Vorbild war. Mit dem ge - ſammten deutſchen Volke betrauerten auch wir den Hingang der großen Kronenträger; mit ihm freuten wir uns, daß das deutſche Reich in Wil - helm II. einen kräftigen, friedliebenden Regen - ten fand.

Am 18. Juni erſchien die Proclamation Kaiſer Wilhelm’s II. Der junge Kaiſer verſprach in derſelben an die durch ſeinen verſchiedenen Großvater geſchaffenen Bedingungen anknüpfen und ein Fürſt des Friedens ſein zu wollen, ſo lange dies mit der Ehre des deutſchen Namens nur irgend verträglich iſt. Inzwiſchen hatten ſich die deutſchen Herzöge und Könige in Berlin ver - ſammelt, um der feierlichen Eröffnung des Reichs - tages beizuwohnen. Dieſe erfolgte am 25. Juni. Da war eine Pracht und Herrlichkeit zu ſehen, wie man ſie ſeit den alten deutſchen Kaiſertagen zu Aachen, Worws und Regensburg nicht mehr ge - ſchen hat[t]e. Das Ausland hatte, ſo weit es feindlich iſt, von den Todesfällen im Hauſe Hohenzollern eine Lock[e]rung der Reichseinheit er - wartet. Jetzt aber erſchrak es, als es den ſtolzen Kaiſerjüngling mitten unter ſeinen Großen und Paladinen ſah.

Noch war die öffentliche Discuſſion über die Frage nicht abgeſchloſſen, ob Wilhelm II. es ernſt meine mit ſeinem Friedensprogramme, als der Kaiſer am 14. Juli von Kiel aus ſeine Nordlandsfahrten antrat, um Rußland, Schweden und Dänemark zu beſuchen um die dortigen Gewalthaber für die Erhaltung des Weltfriedens zu gewinnen. Auf ſeiner Rückreiſe hielt er ſich in Friedrichsruhe auf, für 24 Stunden ein Gaſt des Reichskanzlers, dem Wilhelm II, eine wo -möglich noch größere Verehrung entgegenbringt, als ſein kaiſerlicher Großvater. Im October er - folgten die Beſuche in Baden, Württemberg und Baiern, in Wien und Rom. Die Nordlands - fahrt ging zu den Verwandten, die Reiſe nach dem Süden aber galt den Freunden und Bundes - genoſſen. Feſter als jemals ſteht ſeither die Friedensliga, feſter als jemals auch unſer Ver - trauen, daß, was immer auch kommen möge, die phantaſtiſchen Pläne jener ſlaviſchen Politiker ſich verwirklichen könnten, die auf dem Nacken des deutſchen Volkes zur Höhe emporſteigen möchten. Inmitten des großen Weltgetriebes ſteht unſer Reich, und die Weltereigniſſe ſind mächti - ger, als die kleinlichen Mühen und Künſte, die man aufwendet, um unſeren Staat entgegen der großen Strömung nach Concentrirung aller ſchaffenden Kräfte in die ſumpfigen Gewäſſer des Rückſchrittes und der Spaltung zu leiten. Das iſt unſere Ueberzeugung heute wie immer. Man kann die föderaliſtiſchen Aſpirationen künſtlich züchten und mit Hilfe der tſchechiſchen und cleri - calen Heerhaufen eine Weile nach rückwärts ſteuern: allein auf die Dauer wird ſolcher Curs nicht eingehalten werden können. Mit dieſem un - erſchütterten Vertrauen zu unſerer eigenen, zur Kraft unſeres Volkes, begrüßen wir das neue Jahr. Möge es unſerem Vaterlande im treuen Bunde mit dem alten deutſchen Genoſſen auch den alten Glanz und das alte Glück bringen.

Erfreuliches aus Südtirol.

Vor uns liegt eine Correſpondenz, die einige erfreuliche Mittheilungen über die Entwicklung des deutſchen Elementes, in Südtirol enthält und von den Deutſchen, die ſich ſeit Jahren überall in unſerer Monarchie im Nord und Süd, Oſt und Weſt zurückgedrängt, ja nicht ſelten in ihrer nationalen Exiſtenz bedroht ſehen, ſicherlich mit Befriedigung geleſen werden wird. Im Gegen - ſatze zu den Verluſten, welche das deutſche Sprach - gebiet im ſüdlichen Tirol im Laufe der letzten Jahrhunderte erlitten hat das Suganer Thal, die Thäler oſtwärts von Roveredo, die deutſchen Orte im Süden des Caldnazzoſees, die Dörfer im Paneid (Piné) und einzelne Ortſchaften im Etſchthale ſüdwärts von Salurn ſind faſt ganz verwelſcht worden und nur noch ſpärliche Trüm - mer deutſchen Lebens vermag der Forſcher heute daſelbſt aufzufinden wird jedenfalls in den nächſten Jahrzehnten ein nicht unbeträchtliches Gebiet nomaniſcher Bevolkerung, das durch ſeine Spielwaaren - überhaupt Holzinduſtrie bekannte Grödner Thal oſtwärts von Waidbruck der deut - ſchen Zunge zufallen. Die Ortſchaften dieſes Tha - les, St. Ulrich mit Außer-St. -Jakob, Pufels mit Runpaditſch, Ueberwaſſer, St. Chriſtina mit Inner-St. -Jakob und Wolkenſtein, werden von ungefähr 3500 Bewohnern oſtladiniſchen Stam -

Gar Vieles bleibt daher unbeachtet und wird bald vergeſſen. Außerdem haben wir in dieſem Alter ſchon viele Illuſionen von uns geſtreift und ſind in der Abſchätzung ſo mancher wirklichen oder vermeintlichen menſchlichen Güter nüchterner geworden, ſo daß ſelbſt neue und erfreuliche Er - ſcheinungen nicht mehr in der ganzen früheren Machtfülle auf uns wirken. In Folge deſſen er - ſcheinen uns die Jahre, je älter wir werden, deſto inhaltsleerer, daher kürzer und immer kürzer.

Der Grund-Unterſchied zwiſchen Jugend und Alter und auch darin müſſen wir Schopen - hauer Recht geben bleibt immer, daß jene das Leben, dieſes den Tod vor ſich hat, daß alſo jene eine kurze Vergangenheit und lange Zukunft beſitzt: dieſes umgekehrt. Auch die Grundſtimmung der verſchiedenen Altersperioden iſt in Betracht zu ziehen. Die Heiterkeit und der Lebensmuth unſe - rer Jugend beruht zum Theil darauf, daß wir, bergauf gehend, den Tod nicht ſehen, weil er am Fuße der anderen Seite des Berges liegt. Haben wir aber den Gipfel überſchritten, dann werden wir den Tod, welchen wir bis dahin nur vom Hörenſagen kannten, wirklich anſichtig, wodurch, da zu derſelben Zeit die Lebenskraft zu ebben beginnt, auch der Lebensmuth ſinkt.

Selten iſt der Gedanke des Menſchen an die Zukunft ſo lebhaft als am Beginne eines neuen Jahres. Das Jahr iſt eben das wichtigſte der größeren Zeitmaße. Nach Jahren berechnen wir unſer Alter, nach Jahren rechnet die Ge -ſchichtsſchreibung, auf der Jahresrechnung beruhen eine Menge bürgerlicher Einrichtungen. Das Be - wußtſein dieſer Bedeutung macht den Jahresan - fang zu einem wichtigen Abſchnitt im Leben des Einzelnen, gleichwie im Leben der Geſellſchaft und des Staates. Wenn diejenigen, welche ſich über den Werth des Lebens Rechenſchaft geben, an dieſen Markſteinen der Zeit nicht gedanken - los, ſondern in einer gewiſſen felerlichen Stim - mung vorübergehen, ſo iſt das ganz natürlich.

Das Leben , ſagt Jean Paul, gleicht einem Buche, Thoren durchblättern es flüchtig, Weiſe leſen es mit Bedacht, weil ſie wiſſen, daß ſie es nur einmal leſen können. Halten wir dieſes Gleichniß feſt, ſo iſt der Jahres-Anfang ein neues Capitel, das wir beginnen. Wir haben um ſo mehr Grund, unſere Aufmerkſamkeit zu verdop - peln, als wir nicht wiſſen, ob dieſem Capitel noch andere Capitel folgen werden, ja ob es nicht für uns vielleicht gerade an einer recht intereſſanten Stelle unvollendet abbricht.

Ganz zutreffend iſt Jean Paul’s Gleichniß aber doch nicht. Bei einem guten Roman kann es allerdings geſchehen, daß wir uns für den Helden der Geſchichte lebhaft intereſſiren, daß ſeine Geſchicke uns faſt ſo nahe gehen wie eigene Erlebniſſe. Aber doch ſind wir dabei nur paſſive Zuſchauer, während wir im Roman unſeres Le - bens der Held ſelbſt ſind, der handelnd ſeine Geſchicke geſtaltet oder wenigſtens, da auch äußere, von uns unabhängige Umſtände in dieſelben ein -greifen, modificirt. Das neue Lebens-Capitel, das mit dem Jahreswechſel für uns beginnt, hat alſo ein ungleich höheres Intereſſe für uns, als ein gewöhnliches Roman-Capitel, das nur äſthe - tiſch auf uns wirkt. Der Kampf des Helden mit ſeinem Schickſal, er iſt unſer Kampf, ſeine Siege, ſeine Niederlagen, ſeine Erfolge, ſeine Enttäu - ſchungen, ſie ſind unſere Siege, unſere Nieder - lagen, unſere Erfolge, unſere Enttäuſchungen, ſeine Leiden und Freuden, ſie ſind unſere Leiden, unſere Freuden, ſein Glück, ſein Unglück, ſie ſind unſer Glück, unſer Unglück.

So läſtig die Sitte, unſeren Freunden und Bekannten zum Jahreswechſel Glück zu wün - ſchen, ſein mag, wenn es weiter nichts als eine leere Formalität iſt, ſo vernünftig iſt ſie, wenn unſere Wünſche ernſt gemeint ſind. Denn was liegt denn allen unſeren Wünſchen, Hoffnungen, Beſtrebungen, Beſorgniſſen für uns und Dieje - nigen, die uns theuer ſind, zu Grunde? Auch der Selbſtloſeſte, wenn er tiefere Blicke in ſein eigenes Ich gethan hat und der Wahrheit die Ehre geben will, wird antworten müſſen, es ſei der unſtillbare Durſt nach jenem idealen Gute, das wir vollſtändig und dauernd zwar nirgends verwirklicht ſehen, dem wir aber mit nimmer - müder Ausdauer fort und fort entgegenſtreben: das Glück.

Man mag die Sehnſucht nach dieſem Gut noch ſo ſehr bemänteln, man mag ſie als ſelbſt - üchtig verdammen: ſie läßt ſich weder durch ſo -

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mes bewohnt, die heute zu neun Zehnteln noch in der Familie die grödneriſche Mundart reden, jedoch durch den zunehmenden Fremdenverkehr und die immer ſtärker werdenden Handelsbezie - hungen genöthigt werden, das Deutſche gründlich zu erlernen und im ſchriftlichen und mündlichen Verkehre mit Touriſten, Behörden und kaufmän - niſchen Geſchäften auch zu gebrauchen.

In der Volksſchule zu St. Ulrich wird des - halb ſeit Jahren ſchon faſt ausſchließlich deutſch unterrichtet; der italieniſchen Sprache werden nur 2 3 Stunden wöchentlich gewidmet. In den Volksſchulen zu Pufels, Chriſtina und Wolken - ſtein empfangen die Kinder den Unterricht eben - falls faſt nur in deutſcher Sprache. Der Reli - gionsunterricht jedoch wird allen Kindern auch den deutſchen, nur in grödneriſcher Mundart oder in italieniſcher Sprache ertheilt, nicht von den Lehrern, die Freunde der deutſchen Sache ſind, ſondern von den Geiſtlichen, die, wie der Grz. Tagespoſt geſchrieben wird, der Verbreitung deutſcher Sprache und Sitte im Grödner Thale hindernd im Wege ſtehen. Trotzdem hat der Clerus auch in der Kirche den Deutſchen manche Zugeſtändniſſe machen müſſen: in dem Hauptorte St. Ulrich wird jetzt monatlich einmal deutſcher Gottesdienſt abgehalten; in Chriſtina und Wol - kenſtein predigt der Pfarrer wenigſtens an den hohen Feſten einmal in deutſcher Sprache. Mit der Zeit wird ſich die deutſche Sprache, in Folge der faſt ganz deutſchen Schulen, immer weiter im Grödner Thale ausbreiten und das alte Idiom, das trotz der vielfachen Verſuche und Bemühun - gen des nunmehr verſtorbenen Curators Vian zu einer Schriftſprache nicht erhoben werden konnte, immer weiter zurückdrängen, bis nach einigen Menſchenaltern die Grödner Mundart abgeſtor - ben ſein wird.

Auch in dem von Oſtladinern bewohnten Enneberger Thale nimmt in neuerer Zeit die Kenntniß der deutſchen Sprache immer mehr zu; das Deutſche wird in den Schulen zum Theile recht eifrig betrieben, ſeit der Deutſche Schulverein ein Unterſtützung zugeſagt und gegeben hat. Die Geiſtlichkeit jedoch will auch in dieſem Thale nichts von der deutſchen Sprache wiſſen und ſucht das Italieniſche in Kirche und Schule zu begün - ſtigen. Aber auch hier werden die Verhält - niſſe, welche engen Anſchluß an das deutſche Sprachgebiet im Puſterthale erheiſchen, ſtärker ſein als der Wille des Clerus. So darf man gewiß die nicht unbegründete Hoffnung hegen, daß den Deutſchen im ſüdlichen Tirol für die ſtarken Verinſte in früheren Jahrhunderten in den nächſten Jahrzehnten ein nicht unanſehnlicher Erſatz zu Theil werden wird.

Politiſche Nachrichten.

= (Der Jahreswechſel)

bringt uns keine politiſche Veränderung. Die Deutſchen in Oeſter - reich werden wie bisher im Kampfe ſtehen gegen das Syſtem, das ſeit zehn Jahren von ihnen bekämpft wird. Die Erfolgloſigkeit der bisherigen Kämpfe hat uns nicht ermüdet; wir ſind vielmehr national erſtarkt, und es wird unſere Aufgabe im kommenden Jahre ſein auch dort, wo das nationale Bewußtſein noch ſchlummert, dasſelbe zu kräftig pulſirendem Leben zu wecken. Es darf keiner aus unſerem Volke bei Seite ſtehen und müſſig zuſehen; es müſſen alle Kräfte ſich regen und einträchtig zuſammenwirken zum gemeinſamen nationalen Zwecke.

(Noch nicht genug.)

Graf Taaffe darf ſeine Freude an den Tſchechen haben. Wenn er ſchon meint ſie zufriedengeſtellt zu haben, erheben ſie immer wieder neue Anſprüche. Sie wünſchen dem Grafen Taaffe zwar ein recht glückſeliges neues Jahr , aber ſie fordern für den wohlge - meinten Wunſch auch ihr Trinkgeld. Die Tſchechen ſollen nicht nur beim nächſten Pairsſchub nach Wunſch berückſichtigt, ſondern mehr noch als bis - her in der Diplomatie und beim Militär zu Rang und Anſehen befördert werden. Sie würden nicht aufhören, dieſes ihr Recht zu verlangen, meint das Organ des Herrn Dr. Rieger. Was meint wohl Graf Taaffe zu dem wachſenden Appelit ſeiner tſchechiſchen Freunde, die ja eben jetzt ſich gemeinſam mit den Slovenen anſchicken, durch ihre Wahlkreisgeometrie zwei Wahlbezirke in Kärnten, dieſem reindeutſchen Lande zu ergattern.

(Böhmiſcher Landtag.)

Der böhmiſche Landtag ſoll am 3. Jänner zuſammentreten und bis zum 20. Jänner tagen. Bei den geſtern vor - genommenen Erſatzwahlen blieb jene in Eger unentſchieden und wird heute die engere Wahl zwiſchen den liberalen Candidaten Dr. Zdenko Schücker und einem antiſemitiſchen Candidaten ſtattfinden, während in Schluckenau der Reichs - raths-Abgeordnete Julius Lippert in den Land - tag gewählt wurde.

(Unſere Donau-Flotille.)

Oeſterreich-Un - garn gedenkt ſeine maritimen Streitkräfte durch eine Kriegsflotille auf der Donau zu vervollſtän - digen, eine Maßregel, deren Bedeutung und Trag - weite man überall im Auslande zu würdigen wiſſen wird, wenn man erfährt, aus welchen Er - wägungen die bezügliche Entſchließung der öſter - reichiſchen Regierung hervorgegangen iſt.

Da die Beſtimmung des Berliner Vertra - ges, daß kein Kriegsſchiff die untere Donau be - fahren darf, von anderen Mächten nicht beachtet wird und beiſpielsweiſe Rumänien ein 1200 Tonnen faſſendes Kriegsſchiff und acht Monitors auf der unteren Donau unterhält, und außerdem die Möglichkeit ins Auge zu faſſen iſt, daß Ruß - land nach eafolgter Regulirung des EiſernenThores Kriegsſchiffe von gewiſſer Größe die Donau aufwärts ſenden könnte, ſo wird auch Oeſterreich eine Kriegsflotille auf der Donau er - richten. Die betreffenden Vorarbeiten haben be - reits begonnen. Den nächſten Delegationen ſoll eine Vorlage wegen Gewährung der erforderlichen Credite gemacht werden, und es unterliegt keinem Zweifel, daß derſelbe bewilligt werden wird.

Irgendwo Erregung oder Verſtimmung her - vorzurufen, iſt die Angelegenheit in keiner Weiſe angethan. Der Beſchluß der öſterreichiſchen Re - gierung iſt durch das Vorgehen der anderen Mächte vollkommen gerechtferligt und im Hinblick auf dieſen Vorgang die Errichtung einer Donauflotille für Oeſterreich-Ungarn geradezu geboten.

(Der öſterreichiſche Einfluß)

bei den klei - nen Balcanſtaaten begegnet immer mehr ruſſiſchen Wühlereien. Aus Bukareſt wird nämlich ein immer mächtigeres Anwachſen der ruſſiſchen Strömung in Rumänien ſignaliſirt. Bekanntlich hat die conſervative Partei bei den Wahlen die Majorität erlangt, dieſe Partei aber hält Rußland die Stange und macht ihren ganzen Einfluß in dieſer Richtung geltend. Der König wird ihrem Andrängen auf die Dauer nicht widerſtehen können und ein rein couſervatioes Cabinet berufen muſſen, da die Junimiſten keinen rechten Anhang beſitzen. Auch auf dem flachen Lande währt die panſlaviſtiſche Propaganda fort. Sogenannte Bilderhändler durchziehen wieder das ganze Land, beſchenken die Bauern mit Porträts des Czaren und verſprechen in ſeinem Namen eine neue Güterver - theilung kurz, wir ſtehen vor einer neuen ruſſi - ſchen Agitation, die in Rumänien ſich ebenſo mächtig regt, wie in Serbien, wo die Freunde der Königin gegen Oeſterreich thätig ſind. Ueber die Abſichten der Königin Natalie ſind allerlei Gerüchte verbreitet. Es heißt, daß ſie bald ihren Aufeuthalt in Yalta mit einem ſolchen in der Nähe Serbiens vertauſchen werde. Auch ſoll ſie ihre Schritte behufs Anfechtung der Eheſcheidung fortſetzen und ſich perſönlich an den öcumeniſchen Patriarchen wenden wollen. Be - kanntlich hat der Patriarch eine Einmiſchung ſchon ſeinerzeit abgelehnt, indem er ſich mit Rückſicht auf die Selbſtſtändigkeit der ſerbbiſchen Kirche und der Machtvollkommenheit des Metropoliten für incom - petent erklärte.

(Die Stöckerpartei gegen Bismarck.)

Im deutſchen Reiche erregen die Enthüllungen Auf - ſehen, die ein ehemaliger Genoſſe Stöckers, der frü - here Abgeordnete Cremer, über Stöcker und deſſen Partei macht, die er der Unwahrheit und Lüge be - bezichtigt. Dabei kömmt es zum Vorſchein, daß dieſe Partei nichts Geringeres plante, als den Sturz Bis - marcks. Sie betrachtete ſich, wie aus Aeußerungen ihrer Führer hervorgeht, bereits als Hrn. der Situa - tion beim Regierungs Antritte Kaiſer Wilhelm II., und einer der Führer der Chriſtlich-Konſervatioen fragte bei Gelegenheit: Was kümmern Sie ſich denn noch um Friedrichsruh? das thue ich längſt nicht mehr! Als ich darauf ganz beſcheiden bemerkte,

phiſtiſche Klügelei, noch durch frömmelnde Prü - derei hinwegraiſonniren. Der ganze Unterſchied beſteht darin, daß ſie je nach Character, Den - kungsart und ſittlichem Gehalt jenes Einzelnen, mehr oder weniger edler Natur iſt. Wäre der Glückſeligkeitstrieb nicht ſo Alles beherrſchend, wie käme es, daß der Verzweifelnde lieber dem Leben ſelbſt, als dem entſagt, was ihm zu ſei - nem Glück unerläßlich ſcheint?

Auch der ſittenſtrengſte, der edelſte Menſch braucht ſich ſeiner Sehnſucht nach Glück nicht zu ſchämen. Denn dieſes Verlangen iſt ein angebo - renes und unveräußerliches Erbſtück der Natur, ja ein Vorzug, den wir vor den Thieren voraus haben. Dieſe kommen ſchon zum Vollgenuß ihres Daſeins, wenn ſie das haben, was zur Befriedi - gung ihrer thieriſchen Triebe nothwendig iſt. Der Menſch hat Bedürfniſſe, die weit über die Noth des Augenblicks hinausgehen. Dem Thier kann behaglich zu Muthe ſein, glücklich fühlt ſich in einzelnen ſchönen Augenblicken ſeines Lebens nur der Menſch. Die Fähigkeit, uns glücklich zu füh - len, und uns Vorſtellungen von einem Zuſtand höchſter Glückſeligkeit, d. h. Glücks-Ideale zu bil - den, gehört nicht weniger zum Adelsbrief der Menſchen-Natur als die Fähigkeit, moraliſche Schmerzen zu empfinden.

Was wir unſeren Freunden am Jahres - Anfang wünſchen, ſind Bedingungen des äußeren Glückes, welche allerdings für das innere Glück nicht werthlos, aber doch nicht die Hauptſacheſind. Denn man kann ja geſund, reich, in ſeinen Unternehmungen von Fortuna begünſtigt, mit Anerkennung und Ehren überhäuft ſein und ſich doch nicht glücklich fühlen. Das Beſte, was wir unſeren Freunden wünſchen könnten, wäre eigent - lich: Möchteſt Du immer vernünftig ſein . Einen folchen Wunſch auszuſprechen, verſtößt freilich gegen die Regeln der Höflichkeit, aber etwas Beſſeres könnten wir Denen, deren Wohl und Wehe uns nahe geht, doch nicht wünſchen. Denn je vernünftiger wir die menſchlichen Dinge auffaſſen, deſto mehr werden wir des Lebens froh. Es kommt Alles darauf an, wie wir die Welt anſehen. Nicht ſie macht uns glücklich oder un - glücklich, ſondern wir machen ſie zu einer glück - lichen oder unglücklichen Welt. Der Böſe ſieht ſie böſe; ſchöne Seelen ſehen ſie ſchön. Wer an die Tugend glaubt, hat ſelbſt Tugend; wer keinen Gott glaubt, für den iſt kein Gott. Da wir nun gleichſam die Schöpfer unſerer moraliſchen Welt, eines Himmels oder einer Hölle ſind, ſo laſſet uns gute Schöpfer ſein. *)H. Zſchakke, Selbſtſchau.

Wer vernüftig denkt und vernünftig lebt, der wahrt ſich auch ein Gut, ohne welches alle Einſicht und alle Wiſſenſchaft der Welt uns nur wenig frommt: Lebensmuth und Lebensluſt; der wahrt ſich auch Empfindlichkeit, Begeiſterungs - und Genußfähigkeit für ſo manche ſchöne Seite des Lebens, für welche der durch den Mißbrauch der Denkkraft Blaſirte ebenſo leicht abſtirbt, alsder Schwelger in ſinnlichen Genüſſen. Gutzkow hat ganz Recht, wenn er ſagt: Die meiſten Menſchen, wenn ſie zur Erkenntniß gelangt ſind, daß ihre erſte Bildungszeit aus einem unreifen und allzu gläubigen Erfaſſen beſtand, glauben dann, die nüchterne Kritik, die ſich ihrer bemäch - tigt, wäre die wahre Höhe der Bildung. Im Gegentheil. Die wahre Bildung beſteht darin, von einer beſonnenen und ruhigeren E[rw]ägung der Menſchen und Dinge, die in einen gewiſſen Alter zur philoſophiſchen Nüchternheit und keitiſchen Anmaßung umzuſchlagen droht, zum idealen Blick der Jugend wieder zurückzukehren und ſo wieder zu lieben, zu haſſen, zu hoffen, zu ſchwärmen, Welt und Menſchen mit dem immer wachen Auge der Sehnſucht und Hingebungsbedürftigkeit zu betrachten, wie einſt.

Ja, nützen denn Glückwünſche etwas? kann man fragen. Wer weiß? antworte ich. Aber muß denn Alles nützen? Gibt es nicht viele Dinge, die erfreuen, ohne daß ſie nützen? Welchen greifbaren Nutzen hat für den Liebenden die Blume, die Bandſchleife, die Haarlocke, die ihm in ſchöner Stunde von der Geliebten darge - reicht worden? Und doch möchte er ſie gegen das werthvollſte Geſchenk von anderer Hand nicht vertauſchen. Und hätten Neujahrswünſche keinen anderen Zweck als den, unſeren Freun - den zu zeigen, daß wir an ſie denken, daß unſere Geſinnungen gegen ſie unverän - dert ſind, und daß wir auf die Fortdauer ihrer Freundſchaft Werth legen, ſo würde ſchon das

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erzählt Herr Cremer, daß ich den Fürſten Bismarck für die Leitung der deutſchen Politik vorläufig noch in höherem Maße verantwortlich erachte, als Herrn Hofprediger Stöcker, und auch die Verdienſte des Herrn Reichskanzlers um das deutſche Vaterland fogar noch über die des Herrn Stöcker ſtellte, er - wiederte mir jener Zukunftsminiſter: Ach was, ſelbſtſtändige Politik, das iſt die Hauptſache! Drohungen, der Regierung einmal zu zeigen, welche Oppoſition man ihr machen könne, wenn ſie die chriſtlich-ſocialen Führer und Forderungen nicht ein - gehender berückſichtige, fallen bei jeder Gelegenheit. In manchen untergeordneten Köpfen hat ſich auf Grund deſſen die Vorſtellung, daß der Fürſt Reichs - kanzler der eigentlich zu bekämpfende Gegner ſei, bereits ſo ſehr feſtgeſetzt, daß man von ihnen den Ausruf vernehmen kann: Wir jagen den Fürſten Biswarck, falls er es nicht anders macht! Wenn auch dieſe Dinge ſich bisher nicht vor dem großen Publicum abgeſpielt haben, ſo deutet doch Alles darauf hin, daß in allernächſter Zeit offenkundige Bethätigungen des gekennzeichneten Geiſtes erfolgen werden. So lange es ſich vermeiden ließ, habe ich allen Angriffen zum Trotz darüber geſchwiegen. Nach - dem aber längeres Vertuſchen unmöglich geworden, trage ich kein Bedenken mehr, es unumwunden aus - zuſprechen, daß die Berliner Bewegung unter der ausſchließlichen Führung des Herrn Stöcker dazu auserſehen iſt, ihre Spitze gegen den Fürſten Bis - marck zu richten.

(Eine neue Encyclica.)

Der Papſt richtete unterm 25. d. an ſämmtliche Biſchöfe eine Ency - clica: bxeunte jam anno . Er dankt in der - ſelben Gott für die Tröſtungen, welche ihm durch die Jubelfeier geworden, und ſpricht dem Epis - copat wie den Katholiken ſeinen Dank für die Bekundung ihrer Zuneigung und Ergebenheit aus. Bei dieſem Anlaſſe habe die Vorſehung den Glauben und die Geſinnung der Völker wieder - belebt. Der Papſt erinnert daran, daß ſeine Hauptfürſorge immer auf die grund - ſätzlichen Puncte der chriſtlichen Lehre gerichtet geweſen. In dieſer Encyklica wolle er die Auf - merkſamkeit auf die Pflichten des chriſtlichen Lebens lenken; denn der Glaube ohne die chriſtlichen Tugenden und Werke ſei eitel. Leider weichen die Sitten unſerer Zeit von den evangeliſchen Prin - cipien ab. Die Tendenz des Jahrhunderts iſt auf die materiellen Intereſſen gerichtet, denen der Hochmuth, die ſchlechte Preſſe und das ſchlechte Theater, die Demoraliſirung der Künſte, das Betreten einer falſchen Bahn beim Unterrichte in den Schulen, die materialiſtiſchen und atheiſtiſchen Tendenzen, die Verdunkelung der wahren Rechts - begriffe, die Störung des Privatlebens wie des öffentlichen Lebens entſpringen. Auch Socialis - mus, Nihilismus und Communismus ſind Früchte dieſer auf die materiellen Bequemlichkeiten gerich - teten Tendenz. Das Heil liegt im Chriſtenthum: instaurare omnia in Christo. Der Papſt em - pfiehlt ſohin die allgemeine Wiederherſtellung des chriſtlichen Lebens, Demuth, Selbſtverleugnung,Ergebung und muthvolle Uebung der Tugenden. Er betont ſchließlich die beſondere Nothwendigkeit der Tugend für den Clerus und erfleht den Frieden für das Menſchengeſchlecht, damit Alles zur Ruhe und Ordnung zurückkehre.

(Wahlkampf in Frankreich.)

In Paris herrſcht Rathloſigkeit. Boulanger will, nachdem er ſich mit wechſelndem Glück als Abgeordneten - Candidat im Norden und Süden Frankreichs verſucht, nun auch im Herzen des Landes, in Paris ſelbſt, an die Gunſt der Wähler appelliren und d’rob Zähneklappern im republikaniſchen Lager. Es findet ſich kein ehrlicher Republikaner, ſelbſtbewußt genug, um dem Ex-General mit voller Siegeszuverſicht entgegentreten zu können und ſo weit ſind die verſchiedenen Fractionen der republikaniſchen Parteien auseinander gerückt, daß ſie keinen Patrioten finden, dem ſie ihr Mandat mit gleichem Vertrauen anbieten könnten. Als ob die Wahl Sadi Carnot’s zum Präſidenten der Republik die letzte That des republikaniſchen Solidaritäts-Bewußtſeins hätte ſein ſollen und als ob ſich die Energie des republikaniſchen Staats gedankens hiefür in unfruchtbaren Negationen erſchöpfen müßte! Und wenn zuerſt der Schrif - ſteller Vacquerie, dann aber der Senator Schoel - cher als der republikaniſche Gegencandidat Bou - langer’s genannt wurde, ſah es immer ſo aus, als wollte ſich Jemand in voller Rüſtung in den Abgrund ſtürzen, um Unheil vom Vaterlande ab - zuwehren, nicht aber als träte ein mannhafter Recke mit Schild und Speer dem frechen Uſur - pator entgegen, der des Landes Farben ſich wider - rechtlich anzueignen vermaß. Wie groß daher auch das Unbehagen der herrſchenden Partei ſein möchte, wenn ein thatſächlich bereits erfolgter Pariſer Wahlſieg Boulanger’s vorläge und welch ſchwerwiegende Folgen ſich auch aus ſolch einem Ereigniſſe ableiten ließen: beſchämender als ſolch ein eventueller Wahlſieg erſcheint für das repu - blikaniſche Frankreich der Schrecken, den ihm ſchon die Candidatur dieſes Mannes allein eingejagt.

(Neue Miniſter in Italien)

Anſtatt des zurückgetretenen Finanzminiſters Magliani wurde der gegenwärtige italieniſche Ackerbauminiſter Grimaldi zum Finanzminiſter der Senator Perazzi zum Miniſter des Schatzes und der Deputirte Micali zum Ackerbauminiſter ernannt. Der politiſche Character des Miniſteriums Crispi bleibt damit unberührt.

Locales und Provinzielles.

Olmütz im Jahre 1888.

Das Jahr 1888, das mit dem heutigen Tage ſeinen Schluß erreicht, war für die Stadt Olmütz in fortſchrittlicher Beziehung von größter Bedeutung. In dieſes Jahr fällt nämlich die Auflaſſung der Reichsveſte Olmütz.

Die Auflaſſung der Veſte Olmütz, welche

allein ſie nicht werthlos machen. Aber wie, wenn nun Glückwünſche, die aus dem Herzen kommen, dennoch wirkten? Wer kennt den Zuſammenhang der Erſcheinungen in der geiſtigen Welt? Warum ſollten Vorgänge in unſerem Innern, unſere Wünſche z. B. gleichviel ob ſie ausgeſprochen werden, oder nicht ganz unwirkſam bleiben, da doch alle Kräfte-Aeußerungen in der phyſiſchen Welt, als Urſachen Wirkungen zur Folge haben? Will man doch die Bemerkung gemacht haben, daß Frauen, welche in recht glücklicher Ehe leben, ſichtbar gedeihen und immer ſchöner werden; ſo daß es ſcheint, als ob die Atmoſphäre der Liebe, worin ſie leben, ſogar auf ihre leibliche Geſund - heit unmittelbaren Einfluß hätte. So könnten auch die lebhaften Wünſche, welche unſere Freunde für unſer Wohlergehen hegen, auf Wegen, die uns freilich noch verborgen ſind, zu dieſem Wohl - ergehen beitragen. Ich denke mir immer, Wünſche mit Sinn, gute Wünſche, von den wahrinnigen, wo man ſo denkt, ſie müßten Sterne herabziehen und die ganze Welt wäre doch eigentlich dazu ein - gerichtet, müßten auch was zuwege bringen können. Ich denke mir, ſie gehören ſo in die Harmonie der Dinge, daß ſie auch wirken. *)Die mit Gänſefüßchen eingeſchloſſene Stelle findet[ſi]ch in einem Briefe der geiſtvollen Rahel Lewin an ihren nachmaligen Gatten Varnhagen von Enſe.Ja man geht wohl kaum zu weit, wenn man zu behauptenwagt, daß kein Gedanke, den wir denken, kein Gefühl, das durch unſere Seele zieht, vollſtändig iſolirt bleibt und ſpurlos in ſich felbſt verſinkt. Wie ſolche Seelenthätigkeiten nicht entſtehen konn - ten ohne mittelbaren oder unmittelbaren äußeren Anſtoß, ſo müſſen auch ſie den Anſtoß auf ent - ſprechende Weiſe weitergeben, d. h. ſie müſſen wirken.

Alſo nicht ſo geringſchätzig von den Glück - wünſchen geſprochen! Vielleicht helfen ſie doch, wenn ſie die rechten.

Ihr, die ihr ſo glücklich ſeid, unter euren Bekannten einige wenige wahre und aufrichtige Freunde zu beſitzen, Freunde, von deren herzli - chem Wohlwollen ihr überzeugt ſein könnt, oh! haltet feſt an ihnen, ſchließet am Jahreswechſel einen neuen Bund mit ihnen, denn wahrlich, ohne Freundſchaft und Liebe wäre das Leben nicht werth, gelebt zu werden.

Ich ſchließe mit einer Mahnung des alten Seume:

  • Freund, hoffe nichts und fürchte nichts auf Erden
  • Mit Leidenſchaft, und Du wirſt glücklich werden,
  • So glücklich, als es Menſchen ſind.
  • Denn Glück unwandelbar und ungeſtöret,
  • Das ſelbſt der Neid mit ſtummer Achtung ehret,
  • Blüht hier für keines Menſchen Kind.
( Bohemia .)

von der hieſigen Bewohnerſchaft ſo lange heiß erſehnt wurde, bringt der Stadt endlich jene Vor - theile, deren ſich offene Städte erfreuen und wel - cher ſie durch Jahrhunderte nicht theilhaftig war. Der Entwicklung der Stadt Olmütz iſt nunmehr jede hemmende Feſſel benommen; ſie kann ſich heute als eine offene Stadt betrachten und ſich nach allen Richtungen hin ausdehnen.

Dankbaren Sinnes gedenkt die Bewohner - ſchaft unſerer Stadt des Kaiſers, deſſen Macht - wort ihr dieſe Wohlthat zutheil werden ließ.

Für eine zweite That ſchuldet unſere Stadt dem Kaiſer Dank, dafür nämlich, daß er einen Prinzen des kaiſ. Hauſes, Se. kaiſ. Hoheit den Herrn Erzherzog Eugen dem hier garniſoniren - den 100. Infanterie-Regimente zutheilte und da - mit nicht nur dieſem Truppenkörper, ſondern der ganzen Stadt einen Beweis ſeiner beſonderen Huld gab, für die die geſammte Bevölkerung dankbar iſt, die den liebenswürdigen Prinzen hoch - achtet.

Gleichzeitig mit der Auflaſſung der Feſtung Olmütz erfolgte jene des hieſigen Feſtungs-Com - mandos.

Ein Ereigniß von nicht minder großer Be - deutung war fur unſere Stadt die Auffindung einer ſehr ergiebigen Quelle nächſt Chwalkowitz, welche ein Waſſer von vorzüglicher Beſchaffenheit liefert. Die Waſſerfrage, welche die Stadt - gemeinde ſeit Jahrzehnten beſchäftigte, iſt hiedurch ihrer Löſung ſo nahe gerückt, daß ſchon im näch - ſten Frühjahre mit der Anlage des Waſſerwerkes wird begonnen werden können. Mit der Löſung der Waſſerfrage iſt auch jene der Canaliſirungs - frage verbunden und ſteht zu erwarten, daß ſowohl das Werk der Waſſerleitung wie jenes der Canaliſirung gleichzeitig zur Ausführung gelangen.

Die Erbauung eines Schlachthauſes wurde einem ſpäteren Zeitpuncte vorbehalten, während die Frage der Erbauung der Artillerie-Caſerne die Stadtgemeinde und das h. Militär-Aerar mehrfach beſchäftigt. Es ſcheint alle Ausſicht vor - handen zu ſein, daß dieſe Angelegenheit in einer für beide Theile erſprießlichen Weiſe erledigt wer - den wird.

Was die Erbauung des Juſtizge - bäudes anbelangt, ſo ſtand dieſe Angelegenheit ebenfalls wiederholt auf der Tagesordnung, war aber bis zum Jahresſchluſſe nicht in das Sta - dium der Erledigung getreten.

In erfreulicher Weiſe hat die Stadtgemeinde Olmütz die Frage der Beleuchtung des ſtädt. Theaters mit electriſchem Lichte gelöſt. Auf Grund eines mit der Firma M. & H. Paſſinger abgeſchloſſenen Vertrages hat letztere Firma die Beleuchtung des Theaters mit electri - ſchem Lichte übernommen und wurde die Inſtal - lirung der Beleuchtungsanlage, welche in beſter Weiſe functionirt, von der Firma Gülcher aus - geführt. Gleichzeitig wurden im Theater jene Vor - kehrungen getroffen, welche von Seite der hohen Statthalterei, in Bezug auf die Sicherheit des das Theater beſuchenden Publicums gefordert wurden.

Die Leitung der hieſigen Bühne wurde, nach - dem Dieector Weſten von derſelben zurückgetreten war, dem Director Carl Stick übertragen, welcher wegen Mangels an Verſtändniß und eines ent - ſprechenden Fundus die Olmützer Bühne auf ein ziemlich tiefes Niveau brachte.

Die vielfachen Auslagen, welche die Stadt - gemeinde Olmütz im abgelaufenen Jahre zu machen hatte und in nächſter Zeit zu machen haben wird, veranlaßten das Stadtverordneten-Collegium zur Deckung derſelben vom h. mähr. Landesausſchuße die Bewilligung zur Aufnahme eines größeren Darlehens einzuholen, welche derſelben auch mit Rückſicht darauf, daß dieſe Auslagen nur für gemeinnützige Zwecke verwendet werden ſollen, ertheilt wurde; ebenſo ertheilte der h. mähr. Landtag der Stadtgemeinde die Bewilligung zur Einhebung einer Mauthge - bühr auf der neuen Bahnhofftraße.

Die neue Bahnhofſtraße ſelbſt, deren Ausführung der Firma Aulegk und Zaple - tal übertragen wurde, wurde am 2. December l. J. durch Herrn Bürgermeiſter v. Engel in feierlicher Weiſe eröffnet und dem Verkehre über - geben. Dieſe Straßeneröffnung bildete einen Theil jener Feſtlichkeiten, welche die Stadtge - meinde Olmütz anläßlich des 40jährigen Regie - rungs-Jubiläums Sr. Majeſtät des Kaiſers ver - anſtaltete.

Fortſetzung in der Beilage.

[5]Beilage zu Nr. 299 des Mähr. Tagblattes vom 31. December.

Die Errichtung der Franz Joſef-Bahnhof - ſtraße hat die directe Verbindung der Stadt Olmütz mit dem Bahnhofe bewerkſtelligt und wurde dadurch einem längſt gefühlten Bedürfniſſe abgeholfen. Die Bevölkerung der Stadt Olmütz hat alle Urſache der Stadtvertretung für die Errichtung dieſer Straße dankbar zu ſein.

Entſprechend dem Willen Sr. Majeſtät des Kaiſers den Tag der Feier ſeines vierzigjährigen Regierungs-Jubiläums durch Werke der Wohl - thätigkeit zu begehen, beſchloß die Sparcaſſa und Stadtgemeinde Olmütz einen Betrag von 24.000 fl. zur Errichtung einer Feriencolonie für arme und kränkliche Schulkinder zu errichten und am 2. De - cember die Armen der Stadt Olmütz unentgelt - lich zu beſpeiſen. Weiters ſollte eine kunſtgewerb - liche und geſchichtliche Ausſtellung im ſtädt. Re - doutenſaale veranſtaltel werden. Die Feriencolonie wurde in Paßek errichtet und liefert vortreffliche Reſultate. Die kunſtgewerbliche und geſchichtliche Ausſtellung des Kaiſer Franz-Joſefs-Gewerbe - muſeums, welche im ſtädt. Redoutenſaale veran - ſtaltet und von Herrn Profeſſor Nowak in treff - licher Weiſe inſcenirt wurde erfreute ſich der größten Anerkennung und eines recht zahlreichen Beſuches.

In würdigſter Weiſe beging auch die hie - ſige k. k. priv. Scharfſchützengeſellſchaft das Re - gierungs-Jubiläumsfeſt des Kaiſers, indem ſie ein Kaiſer-Schießen veranſtaltete, das von Herrn Bürgermeiſter v. Engel eröffnet wurde.

Aus Anlaß des vierzigjährigen Regierungs - Jubiläums des Kaiſers wurde von der Stadt - gemeinde Olmütz ein ſtatiſtiſches Jahrbuch her - ausgegeben, welches von dem k. k. Scriptor Herrn W. Müller verfaßt, allgemeinen Beifall erntete.

Das Vereinsleben war auch im Jahre 1888 ein ſehr reges. Der Olmützer Gewerbeverein veranſtaltete eine Reihe von Vorträgen und unter - nahm im Sommer eine Excurſion nach Wien zum Beſuche der dortigen Kaiſer Jubiläums-Ge - werbe-Ausſtellung. Dieſe Excurſion, welche ſehr zahlreiche Theilnehmer fand, war ungemein be - lehrend und brachte dem Olmützer Gewerbeverein reiche Ehren. Eine zweite Excurſion unternahm dieſer Verein Anfangs December zum Beſuche der Brünner Kaiſer Jubiläums-Gewerbe-Aus - ſtellung.

Die Olmützer freiw. Feuerwehr beging im abgelaufenen Jahre das Feſt ihrer vor zwanzig Jahren erfolgten Gründung, welcher in ſchlichter aber dennoch erhebender Weiſe gefeiert wurde.

Unſere beiden muſikaliſchen Vereine wett - eiferten auch im abgelaufenen Jahre, um auf dem Gebiete der Muſik Vorzügliches zu bieten. Die ſtädt. Muſikcapelle erhielt nach der Penſio - nirung des trefflichen Muſikveteranen Herrn Capell - meiſter Amenth einen Nachfolger in der Perſon des tüchtigen Muſikers Herrn Tſchauner,

Aus dem Jahre 1888 haben wir noch zu verzeichnen, den Tod des Domarchitecten Herrn Meretta, deſſen Hinſcheiden allgemein bedauert wurde, den Fortſchritt des Domhaues, die hüb - ſchen Neubauten im Beamtenheim , den Umguß der Maria Glocke bei Sct. Mauritz, die Pflege des Stadtparkes und die Anlage des neuen Stadtparkteiches.

(Kaiſerliche Spende.)

Der Kaiſer hat zum Schulerweiterungsbau in Moratitz eine Unter - ſtützung von 100 fl. bewilliget.

(Ernennungen.)

Der Kaiſer hat den Erz - prieſter, Bezirksdechant und Pfarrer bei St. Mag - dalena in Brünn, Franz Marſchowsky, zum Ehren - dechant des Kathedtal-Capitels in Brünn ernannt. Der Handelsminiſter ernannte den Poſtcom - miſſär Mathias Berka in Brünn zum Poſt-Se - cretär. Der Finanzminiſter hat den Rechnungs - revidenten im Rechnungsdepartement der Finanz - direction in Troppau, Ferdinand Franzky, zum Rechnungsrath und Vorſtand dieſes Rechnungs - departements ernannt.

(Ein Herzenszug Erzherzog Eugens.)

Einer der Bedienſteten Sr. kaiſ. Hoheit, des Erz - herzogs Eugen erkrankte jüngſt. Als der Erzher - zog am Sonnabende von ſeinem Ausfluge nach München hieher zurückkehrte, war ſein erſter Weg, noch ehe er ſich in ſeine Appartements begab, zu dem Kranken, dem er auch Bücher zur Lectüre während ſeiner Krankheit ſandte. Dieſer dankte gerührt dem kaiſerlichen Prinzen für ſeine Güte.

(Deutſches Caſino.)

Wie wir bereits mel - deten, findet morgen, den 1. Jänner 1889, um 4 Uhr Nachmittags im Deutſchen Caſino die Veräußerung der Zeitungen und Zeitſchriftenſtatt, welche für das Jahr 1889 abonnirt wor - den ſind. Die Mitglieder der Geſellſchaft werden zu lebhafter Betheiligung dazu geladen, und ins - beſondere auf die Bedeutung eines erhöhten ma - teriellen Erfolges für die Geſellſchaftszwecke auf - merkſam gemacht.

(Sylveſter-Liedertafel.)

Nachſtehend thei - len wir nochmals das Programm zu der heute Abends ſtattfindenden Liedertafel des Männerge - ſangvereins mit: 1. A. Lortzing, Ouverture zur Oper Der Waffenſchmied (Beiruter Orcheſter), 2. W. Jahn, Dem Rheingauer Wein oder Vier Religionen im Wein , Männerchor, 3. a) C. Kuntze, Die ſchöne Guſte , Männerquartett, b) Lengfellner, Das Schönſt , Männerquartett, 4. E. Aſcher, Tante Dibbern , Couplet-Marſch (Herr Glasmüller), 5. J. Koch von Langentreu, Am Grenzwall , Männerchor, 6. M. Durſt, Aus dem Hundertſten ins Tauſendſte oder Mu - ſikdirector Strieſer in Verzweiflung , 7. V. Neß - ler, Serenade aus dem Trompeter von Säkkin - gen , 8. Vincenz Schindler, Der Brautwerber , Männerquartett mit Clavier, Text von Eduard Hermann (Soloquartett Humort ), 9. a) Eduard Kremſer, Wenn Zweie ſich gut ſind , b) J. Koch v. Langentreu, Auf dem Fichtenkogel , Männerchöre, 10. Strebinger, Variationen über ein Steiriſches Lied für Trompete (Beiruter Orcheſter), 11. M. Teuſchel, Eine reiſende Con - certcapelle oder Verkannte Genies , (Auftre - ten der Concertcapelle aus Stinkenbrunn), 12. Solovortrag des Herrn Bäckermeſſer), 13. A. Schreiner, Larifari , humoriſtiſches Potpourri, Männerchor, 14. ’s Blasröhrle , (die Herren Schindelmayer und Beckermeſſer, 15. Kalliwoda, Das deutſche Lied .

(Die Sylveſter-Liedertafel des Geſang - vereines in Neu - und Greinergaſſe,)

welche geſtern im Saale zum ſchwarzen Bären in Neugaſſe ſtattfand, hatte einen ſehr hübſchen Er - folg. Sowohl die Geſammtvorträge wie die Ein - zelnvorträge und die Leiſtungen der Militärcapelle des 54. Inft. -Regts. fanden rauſchenden Beifall. Einen ausführlichen Bericht über dieſe Unterhal - tung bringen wir in unſerer nächſten Nummer.

(Geſangvereins-Concert.)

Das am 6. Jänner ſtattfindende Concert unſeres Männer - geſangsvereins wird erhöhtes Intereſſe dadurch gewinnen, daß bei der in dieſem Concerte zur Wiederaufführung gelangenden herrlichen Bruch - ſchen Compoſition Die Glocke neben Frl. Läu - fer, die als eine erſte Geſangskraft von uns ge - ſchätzt wird, drei neue Kräfte als Soliſten ein - treten. Es hat über Erſuchen der Vereinsteitung Frl. Dejonge, unſere treffliche Altiſtin für Frl. Korel den Altpart, Herr Janovsky aus Brünn den Baritonpart und Herr Victor Schwach den Tenorpart übernommen. Frl. Korel hatte ihre bereits zugeſagte Mitwirkung zurückgezogen, und es tritt mit Frl. Dejonge eine geſchulte Kraft in die Lücke ein und ermög - licht ſo in liebenswürdigſter Weiſe die Wieder - holung des Werkes.

(Für unſere Mühleninduſtrie.)

Unſere Mühlen-Induſtriellen wandten ſich jüngſt an die hieſige Handelskammer mit einer Petition um Einfluß - nahme der Kammer auf die Regelung der Tarife für Mühlenproducte. Wie nun aus Brünn gemeldet wird, beſchloß die dortige Handelskammer, das Han - delsminiſterium nochmals wegen einer Tarifreform für die Mühlen-Induſtrie anzugehen und hiebei die Errichtung einer Tarif-Abtheilung bei der Gewerbe - Inſpection und Herſtellung eines vollſtändig neuen einheitlichen Tarifſyſtems in Oeſterreich-Ungarn nach dem Muſter Deutſchlands mit Ausſchlußaller Refactien als beſonders wichtig und nothwendig hervorzu - heben.

(Verkauf von Branntwein in den Apotheken.)

Ueber Recurs der Apotheker hat das Finanzminiſterium den Steuerauftrag der Finanzlandesdirection aufgehoben und principiell entſchieden, daß die Apotheker Branntwein, Liqueur oder Cognae und andere gebrannte Flüſſigkeiten, die ſie zur Herſtellung von Heilmitteln verwen - den, ſteuerfrei beziehen können, doch wird eine ſtrenge Controle darüber geführt werden, daß mit dieſem Privilegium kein Mißbrauch gemacht werde.

(Ein tſchechiſches Handelskammermit - glied verurtheilt.)

Der tſchechiſche Handels - kammerrath Jungmann und Buchhalter Budik geriethen anläßlich eines Ausfluges per Zweirad mit Oberſt Sieberth, der an der Spitze einer Truppenabtheilung ritt, in einen Wortſtreit, wo -bei Jungmann Sieberth gröblich beleidigte. Die Staatsanwaltſchaft erhob gegen Beide die An - klage wegen Ehrenbeleidigung im Sinne des § 312 und wegen Uebertretung gegen die kör - perliche Sicherheit. Das Bezirksgericht fällte hin - ſichtlich Budik’s ein freiſprechendes Urtheil und verurtheilte Jungmann blos wegen der Ueber - tretung nach § 496 zu 10 fl. Strafe. Bei der ſamſtägigen Apellverhandlung, wobei der Znaimer Brigadier Cordier v. Löwenhaupt, der Platzcom - mandant v. Täpavica, Oberſt Sieberth, Baron Bamberg und Rittmeiſter v. Anthoine aus Pre - rau anweſend waren, wurden nach einer ſehr intereſſanten Verhandlung, bei welcher es ſowohl der Staatsanwalt als Oberſt Siebert an Aus - fällen gegen die erſte Inſtanz nicht mangeln ließen, Budik wegen Uebertretung nach § 431 zu 10 fl, und Jungmann wegen Uebertretung nach § 312 zu fünf Tagen ſtrengen Arreſts ver - urtheilt.

(Leichenbegängniß.)

Geſtern Nachmittags fand das Leichenbegängniß der am Freitag ver - ſtorbenen Frau Marie Illichmann ſtatt. Den Conducl führte der hochw. Domprobſt Dr. Hanel unter zahlreicher geiſtlicher Aſſiſtenz. Der Sarg war reich mit Kränzen geſchmückt und nebſt dem trauernden Gatten und den Angehörigen der Verſtorbenen gaben zahlreiche Freunde der Fa - milie, darunter Herr Bürgermeiſter von Engel, Herr Vicebürgermeiſter Nather, viele Gemeinde - räthe, Stadtverordnete und Officiere der Hinge - ſchiedenen das letzte Geleite.

( Svuj k svému .)

Man ſagt es uns bei jeder Gelegenheit, man ſchreibt und predigt es im ganzen Lande, die Slaven mögen bei Deut - ſchen nichts kaufen, ſondern nur bei Tſchechen, ſie mögen das Svuj k svému beherzigen. Doch ſiehe da, wenn die Herren Geld wollen, wiſſen ſie den Weg zu den Deutſchen zu finden, ja ſie verleugnen ſogar ihre theure Mutterſprache und bringen deutſche Gratulationen dem Deutſchen ins Haus, wie dies eben jetzt der hieſige böh - miſche Veteranenverein thut, der ſonſt, wenn er Deutſchen begegnet, immer ſein levo toč com - mandirt. Was ſagen unſere tſchechiſchen Hetz - blätter dazu?

(Todesfall.)

Vorgeſtern ſtarb hier der hieſ. Hausbeſitzer, Herr Sigmund Langer. Geſtern wurde folgende Parte ausgegeben: Bertha Langer geb. Kaufmann, gibt im eigenen wie im Namen ihrer ſämmtlichen Verwandten die tiefbetrübende Nachricht von dem Ableben ihres innigſtgeliebten unvergeßlichen Gatten, des Herrn Sigmund Langer, welcher nach langem Leiden, Samſtag den 29. December l. J., im 54. Lebensjahre ſanft verſchied. Die irdiſche Hülle des theueren Verblichenen wird Montag den 31. December, um 3 Uhr Nachmittags aus dem Trauerhauſe Franz Joſefsſtraße Nr. 42, gehoben und auf dem hieſigen israeliliſchen Friedhofe zur ewigen Ruhe beſtattet werden.

(Vom Verwaltungsgerichtshofe. Das Wahlrecht der Lehrerinnen.)

Bei den im heurigen Jahre abgehaltenen Wahlen in den Ge - meinde-Ausſchuß in Jägerndorf waren die Lehrerinnen Irene Hlawatſch und Marie Witke als Mitglieder des zweiten Wahlkörpers in die Wählerliſte eingetragen worden. In Folge eines gegen dieſe Eintragung erhobenen Einſpruchs ver - fügte die Bezirkshauptmannſchaft die Löſchung dieſer beiden Namen aus der Wählerliſte, weil das in der ſchleſiſchen Gemeindewahlordnung den definitiv angeſtellten Lehrern der in der Ge - meinde befindlichen Volks - und Bürgerſchulen ohne Rückſicht auf eine Steuerzahlung eingeräumte Wahlrecht nur Lehrperſonen männlichen Geſchlechts und nicht auch den Lehrerinnen zukomme. Gegen dieſe Entſcheidung wurde von den betreffenden Leh - rerinnen die Beſchwerde beim Verwaltungsgerichts - hof eingebracht. In derſelben wird geltend gemacht, daß der Ausdruck Lehrer im vorliegenden Falle als Gattungsname zu betrachten ſei, wie ja auch in den Schulgeſetzen faßt immer die Lehrperſonen beiderlei Geſchlechts unter die Bezeichnung Lehrer ſubſumirt werden. In der ſchleſiſchen Gemeindewahlordnung werden die Perſonen weiblichen Geſchlechts vom activen Wahlrechte principiell nicht ausgeſchloſſen, ſie unterliegen blos der einſchränkenden Beſtim - mung, daß ſie perſönlich an der Wahlurne nicht erſcheinen dürfen. Wenn nun die ſteuer - zahlenden Perſonen weiblichen Geſchlechtes be - züglich des activen Wahlrechtes den männ - lichen Steuerzahlern gleichgeſtellt find, ſo lange[6]daraus, daß das Geſetz nicht die Abſicht hat, dieſe Gleichſtellung bei den bevorzugten Wählern aufzuheben. Gegenüber dieſer Argumentation be - tont die Bezirkshauptmannſchaft in Jägerndorf, daß das Wahlrecht der Lehrer ſich als ein Pri - vilegium darſtelle, welches nach den allgemeinen Rechtsgrundſätzen ſtreng und einſchränkend aus - zulegen ſei. Unter Lehrern ſeien nur männliche Perſonen zu verſtehen und es gehe nicht an, die - ſem Worte durch Analogien, die man aus anderen Geſetzen herbeigeholt, eine andere Deutung zu geben. Der Verwaltungsgerichtshof erkannte auf Abweiſung der Beſchwerde, weil alle Ausnahms - beſtimmungen ſtrenge auszulegen ſind und bei einer ſolchen ſtrengen Auslegung die in Rede ſtehende geſetzliche Beſtimmung, welche nur von Lehrern ſpricht, auf Lehrerinnen nicht ausgedehnt werden kann, was übrigens auch dadurch erklärt wird, daß die ſchleſiſche Gemeindewahlordnung, welche den Frauen das paſſive Wahlrecht nicht zuerkennt, dieſe mit den männlichen Perſonen nicht gleichſtellt.

(Vom Olmützer Gewerbeverein.)

Wie wir bereits meldeten, veranſtaltet der Olmützer Gewerbeverein am 7. Jänner 1889 die 2. dies - jährige Monats-Verſammlung bei welcher Herr Adolf Pohl, von der königl, techniſchen Hochſchule in Berlin einen Vortrag über eine von ihm in Weſtphalen, in der Rheinprovinz und in Belgien unternommene Excurſion halten wird. Dieſer Vor - trag verſpricht äußerſt intereſſant zu werden. Herr Pohl wird u. A. das Etabliſſement Krupp in Eſſen ſchildern, deſſen Beſichtigung demſelben ausnahmsweiſe geſtattet wurde. Wir zweifeln nicht, daß der Beſuch dieſer Verſammlung ſchon aus dem angeführten Grunde ein ſehr guter ſein werde.

(Hochſchüler-Kränzchen.)

Auch heuer er - öffnet das Kränzchen der deutſchen Hochſchüler die Reihe der Faſchingsunterhaltungen unſerer Stadt. Das Kränzchen findet am Samſtag den 5. Jänner 1889 im Saale des deutſchen Caſino ſtatt, und iſt das Erträgniß dem Fonde zur Er - bauung des deutſchen Vereinshauſes gewidmet.

(Nachahmenswerth.)

Die Stiefelgeſellſchaft im Hotel Lauer hat beſchloſſen, von der gegen - ſeitigen ſchriftlichen Gratulation zum Jahreswechſel abzuſehen, den Baarbetrag der Auslagen jedoch, dem Deutſchen Schulverein zuzuwenden

(Unglücksfall.)

Freitag Nachmittags hat. ſich in der Nähe von Oppahof-Stettin auf der Nordbahn-Strecke Troppau-Schönbrunn ein ſehr bedauerlicher Unglücksfall ereignet, dem ein Menſchenleben zum Opfer gefallen iſt. Der 62 Jahre alte Paul Pawelek wollte gegen 2 Uhr Nachmittag mit ſeinem Gefährte die in Kil. 281·5 beim Wächterhauſe Nr. 196 befindliche Wegüberſetzung paſſiren. Pawelek fand den Zug - ſchranken geſchloſſen, er machte Lärm und war der Wächter, dem durch den dichten Nebel die Fernſicht benommen war, der Meinung, daß er die Schranken geſchloſſen habe, als das Fuhrwerk das Geleiſe paſſirte und dasſelbe zwiſchen den Schranken eingeſchloſſen ſei. Er öffnete daher nochmals, und nun erſt gelangte Pawelek mit ſeinem Geſpane auf den Bahnkörper, unglücklicher - weiſe in dem Momente, in welchem der Güter - eilzug 1259 in der Richtung gegen Troppau heranbrauſte. Pawelek wurde von der Maſchine erfaßt und getödtet, der Wagen zertrümmert, während das Pferd mit leichten Verletzungen davon kam.

(Eiſenbahunachricht.)

Am 1. Jänner 1889 werden die bisher von der Mähr. -Schleſ. Cen - tralbahn betriebenen k. k. Staatsbahn - Strecken Erbersdorf-Würbenthal und Kriegsdorf-Römerſtadt in den Betrieb der Staats-Eiſenbahn-Ver - waltung übergehen. Die beiden Linien Erbers - dorf-Würbenthal und Kriegsdorf-Römerſtadt wer - den der k. k. Eiſenbahn-Betriebs-Direction Krakau bezw. direct der k. k. Verkehrsleitung Mähr. - Schönberg unterſtellt. Zur unmittelbaren Leitung der drei Hauptdienſtzweige des localen Betriebs - dienſtes nämlich des Bahnerhaltungs - und Bahn - aufſichtsdienſtes des Verkehrs, ſowie des Zugs - förderungsdienſtes auf dieſen mit den übrigen Linien der der hierämtlichen Verwaltung unter - ſtehenden Eiſenbahnen nicht in directer Schienen - verbindung ſtehenden Strecken werden in Würben - thal und Römerſtadt k. k. Bahnbetriebsämter mit entſprechendem Wirkungskreiſe errichtet.

(Selbſtmord.)

Als das im Gaſthauſe zum ſchwarzen Adler in der Bäckergaſſe bedienſteteStubenmädchen geſtern Mittags in das Gaſt - zimmer Nr. 3 trat, um nachzuſehen, weshalb der daſelbſt einlogirte Reiſende ſo lange nicht auf - ſtehe, fand ſie den Paſſagier blutüberſtrömmt und mit einem Rrvolver in der Hand auf dem Bette liegend. Auf die hievon erſtattete Anzeige erſchien ſofort die aus Herren Stadtſecrrtär Kornauth und Stadtarzt Zaſtiera beſtehende Commiſſion an Ort und Stelle und wurde conſtatirt, daß der Paſſagier bereits vor ungefähr einer Stunde durch einen Revolverſchuß in die rechte Schläfe ſeinem Leben ein Ende gemacht habe. Der Selbſt - mörder wurde in die ſtädt. Todtenkammer über - führt, wo heute die polizeiliche Obduction ſtatt - findet, nachdem die Perſonenindität bisher nicht conſtatirt werden konnte.

(Ein guter Fang.)

Geſtern Vormittags gelung es der hieſigen Polizei, den wiederholt abgeſtraften Mürauer Dieb Joſef Hrbaček aus Vranowitz hierorts feſtzunehmen. Derſelbe verübte vor Kurzem in Geſellſchaft eines zweiten, eben - falls bereits dingfeſt gemachten Genoſſen den Dieb - ſtahl eines Auslagekaſtens des hieſigen Inſtru - mentenmachers Klatovský. Ebenſo verübte der - ſelbe mehrere Einbruchsdiebſtähle in der Umge - gend von Olmütz und beträgt der Schadenbe - trag aus den unterſchiedlichen Diebſtäblen meh - rere 100 Gulden. Doch wurde dei Hrbatſchek außer einer Diebstaſche und einem Sack nichts vorgefunden.

(Der Tod am Altare.)

Am Stefanitage wurde der Conſiſtorialrath und Pfarrer des Ruhe - ſtandes Herr P. Johann Schubert in Bärn wäh - rend des Hochamtes, welches er celebrirte, am Altare vom Schlage gerührt, ſo daß er plötzlich verſchied. Am 29. d. M. fand unter äußerſt zahl - reicher Theilnahme das Leichenbegängniß des ver - blichenen Herrn Prieſters ſtatt.

Vom Theater.

Goethes Fauſt.

Ein Stückwerk iſt Goethes Fauſt noch immer auf unſerer Bühne. Der ironiſche Satz des Dichters ſelbſt Gebt ihr ein Stück, ſo gebt es gleich in Stücken wird bei uns buchſtäblich ausgeführt, und die große Menſchheitstragödie wird uns in einzelnen Scenen bloß vorgeführt. Man läßt gleich zu Beginn den herrlichen Prolog im Himmel weg, der die großartige Wette des Weltenſchöpfers mit dem Teufel enthält und der Dichtung Weg und Ziel weiſt. Ein ungeheurer Flug durch die Welt wird unternommen, aber mit den Gretchenſcenen endet für uns das Drama, und die großen Räthſel des Dichters bleiben un - gelöſt. Die Provinzbühne iſt einfach außer Stande dieſe göttliche Dichtung zu verkörpern, ſie ſteht zu armſelig der Phantaſie des Dichters gegen - über, die ſelbſt auf großen Bühnen nicht voll - ſtändig ihre Verkörperung findet. Wir genießen das Goethe’ſche Wunderwerk noch immer vollkom - mener, wenn wir es andächtig leſen, als wenn es uns im Schimmer des Bühnenlichts entgegen - tritt. Da iſt es uns als tiefer Ausdruck menſch - lichen Ringens und menſchlichen Wehs das herz - erhebendſte Labſal. Da ziehen die Phantaſiege - bilde und Allegorieen rein und klar an unſerer Seele vorüber. Wenn unſere Bühnenleitung den Fauſt dennoch geſtern vorführte, ſo wollen wir ihr daraus keinen Vorwurf machen, obgleich die Leicht - fertigkeit, mit der man das Stück als Einwurfs - vorſtellung brachte Fauſt mußte die un - möglich gewordene Poſſe Poſtillon und Local - ſängerin erſetzen ernſten Tadel verdiente. Uns verſöhnt mit dem Vorgange die Thatſache, daß man den Fauſt am Sonntage gab und ſo auch einmal dem Sonntags-Publikum ſtatt des Sinnenkitzels der Operette geiſtige Koſt bot. Das Publikum, das freilich nicht allzu zahlreich war, lohnte den Verſuch durch rauſchenden Beifall für die Darſteller, unter denen ihm beſonders der ironiſche Mephiſto des Herrn Nadler gefiel. Er war zwar nicht immer der geiſtflammende Goethe’ſche Mephiſto, ſondern hie und da etwas Fratzenteufel; aber er arbeitete beſonders die Scene mit dem Schüler mit diaboliſcher Schärfe aus und brachte die Sarkasmen des Geiſtes der Verneinung klar und ſpitz. Den Fauſt ſpielte Herr Baſſen, der an dieſer Partie gänzlich ſchei - terte. Er berauſchte ſich zu ſehr an dem Klange der Goethe’ſchen Verſe und verfiel in ein ſingen - des Pathos, bei dem er unbarmherzig auf Sinnund Geiſt des Verſes vergaß. Auch fehlte der innere titaniſche Drang; in den Liebesſcenen ſah man förmlich das g[e]künſtelte Weſen des Lieb - habers. Von den zwei Seelen, die in Fauſt’s Bruſt wohnen, kam keine zum Vorſchein. Herr Baſſen, dem es übrigens an Beifall nicht fehlte, braucht deshalb nicht zu verzagen. An dem Fauſt haben ſchon größere Meiſter als er vergebens ihre Kraft verſucht. Einen vollen Erfolg erzielte da - gegen Frl. Metzl als Gretchen. Die unverfälſchte Naivetät des Gretchens der erſten Acte brachte ſie mit richtigen, einfachen Tönen zum Ausdruck und ihr Gebet an die mater dolorosa war die rührende Klage der Kinderſeele, die ſich in die Verzweiflung nicht zu finden vermag. Die tragiſchen Schluß - ſcenen hätten volleren Accent vertragen. Fräulein Metzl, deren Begabung geſtern wieder in ſchönem Lichte ſich zeigte, erhielt rauſchenden Beifall. Von den übrigen Darſtellern verdienen noch Herr Nerz für ſeinen temperamentvollen Valentin Herr Brazda, der den Schüler gut ſprach, Herr Donath, der den trockenen Schleicher Wagner ſſpielte, Frau Windhopp ( Hexe ) und Frau Neumann ( Martha ) lobende Erwähnung. Viel ließ die Kellerſcene zu wünſchen übrig. Auch hätten wir die Verwandlungen bei offener Scene dem zerſtreuenden Fallen des Zwiſchen - vorhangs, bei uns eigentlich des Hauptvorhanges vorgezogen.

Am Samstag ging Boieldieu’s Weiße Dame auf unſerer Bühne in Scene. Die ein - fach lieblichen Weiſen des franzöſiſchen Compo - niſten klingen noch immer angenehm ins Ohr und bringen gute Wirkung hervor, wenn die Aufführung nur halbwegs gut iſt. Um dieſe machten ſich Herr de Beer als Georges Browe, ſowie die Damen Kroneiſen ( Anna ) Dejonge ( Mar - garetha) Frl. Czermak (Jenny) u. Hr. Schweig - höfer (Dikſon) verdient. Die Genannten, unter ihnen beſonders Herr De Beer und Frl. De - jonge erhielten rauſchenden Beifall. Herr Stick (Gaveſton) distonirte dagegen recht empfindlich und verurſachte auch Stockungen im Dialog. Sollen wir auch von der Scenirung und Aus - ſtattung ſprechen? Das iſt das böſeſte Capitel der heurigen Saiſon. Die reichen Pächter, die 100000 fl. aufbringen, um das Schloß zu kau - fen, liefen den ganzen Abend im Hemd umher, als hätten ſie keinen Rock anzuziehen. Sie ſahen überhaupt wie die Badwaſchler aus. Der Be - ſuch unſeres Theaters iſt heuer ein ſo guter, daß die Direction wol einige anſtändige ſchottiſche Coſtume hätte beiſtellen können. Die Chöre ließen wenig zu wünſchen übrig, und das Orcheſter unter Herrn Capellmeiſter Machatſch hielt ſich ſehr brav.

Vom Tage.

(Zur Verlobung im Kaiſerhauſe.)

Man ſchreibt der Corr. de l’Eſt aus Budapeſt: In hieſigen eingeweihten Kreiſen erzählt man mit Bezug auf die im Herrſcherhauſe ſoeben erfolgte Verlobung folgende Details: Der Kaiſer iſt aus ganzem Herzen einverſtanden mit der Wahl, die ſein jüngſtes Kind getroffen und hat auch als künftiger Schwiegerpapa ſein gutes, warmfühlen - des Herz walten laſſen. Für das junge Paar, deſſen Vermälung im Herbſte ſtattfinden ſoll, werden in der Hofburg Appartements zur ſtän - digen Wohnung hergerichtet; die Erzherzogin - Braut erhält aus dem Familienfonds eine Mit - gift von zwei Millionen Gulden, beziehungsweiſe eine Anweiſung auf hunderttauſend Gulden jähr - licher Bezüge aus der Privatchatouille; dem Erz - herzog-Bräutigam werden aus der nämlichen Kaſſe alljährlich zwanzigtauſend Gulden ausge - folgt Alles unbeſchadet der normalen Apa - nageverhältniſſe. Alle Berichte, die vom Hofe an die intimeren, dem Herrſcherhauſe näher ſtehenden Kreiſe hierher gelangten, wiſſen nicht genug zu erzählen über das Glück der lieblichen Braut und die Zärtlichkeit der Eltern.

(Die Todten des Jahres 1888 aus fürſtlichen Familien.)

Das Jahr 1888, an deſſen Ende wir ſtehen, wird in den Deutſchen für alle Zeit eine tief ſchmerzliche, eine wehmüthig-ernſte Erinnerung wachrufen. Alles, was es uns an be - deutſamen, an unglücklichen und folgenſchweren Ereig - niſſen gebracht, wird weit überragt durch den raſch aufeinander gefolgten Heimgang der zwei erſten deut - ſchen Kaiſer, des ehrwürdigen Begründers des neuen[7]deutſchen Reiches und ſeines heldenhaften edlen Soh - nes, in dem ſich alle Hoffnungen im ſchönſten Ideale und Beſtrebungen verkörpert fanden. Von Mitgliedern fürſtlicher Familien, die im abgelaufenen Jahre das Zeitliche geſegnet, nennen wir noch folgende: Prinz Ludwig von Baden, der im blühendſten Alter dahin geraffte Enkel des verewigten Kaiſers Wilhelm. Landgraf Friedrich Wilhelm von Heſſen, der im beſten Mannesalter am 24. October auf der Fahrt von Batavia nach Singapore auf nicht völlig aufge - klärte Weiſe ſeinen Tod fand; man vermuthet, daß er ſich in einem Anfalle von Geiſtesſtörung über Bord geſtürzt; die Nachforſchungen nach der Leiche blieben erfolglos. Prinz Alexander von Heſſen, der Vater des ehemaligen Fürſten Alexander von Bulgarien. Im franzöſiſch-italieniſch-öſterreichiſchen Kriege von 1859 hatte an der Spitze eines öſter - reichiſchen Truppenkörpers mit großer Auszeichnung gekämpft, wogegen ſeine Heeresleitung im Jahre 1866 als Commandirender des achten ſüddeutſchen Armee - corps eine unglückliche war. Künſte und Wiſſenſchaften fanden in ihm allzeit einen eifrigen Förderer. Sein außerordentlicher Wohlthätigkeitsſinn ſichert ihm außer - dem in weiteren Kreiſen ein bleibendes Andenken. Maximilian Joſef, Herzog in Baiern, der Vater der Kaiſerin von Oeſterreich, eines der volksthüm - lichſten Mitglieder des baieriſchen Königshauſes, ſchied in dem hohen Alter von 80 Jahren aus dem Leben. Prinz Eugen von Savoyen-Carignan, ein Fürſt aus der dieſen Namen ſührenden Seiten - linie des italieniſchen Königshauſes, der ſich um die Einigung und gedeihlichen Entwicklung Italiens als diplomatiſcher Unterhändler wie als Seemann nicht geringe Verdienſte erworben hat. Der verſtorbene König Victor Emanuel und Cavour ſchätzten ihn ſehr, König Humbert nicht minder. In Oeſter - reich ſtarb Fürſt Johann Adolf Schwarzenberg, in Frankreich General Leboeuf und fern von Frank - reich der franzöſiſche Marſchall Bazaine, der Beſiegte von Metz. An weiteren Todesfällen hervorragen - der Männer ſind im abgelaufenen Jahre zu ver - zeichnen: Der Tod des Hiſtorikers Georg Weber des Profeſſors Bamberger, des Malers Guſtav Gaul, der Schriftſteller Eugen Labiche, Michael Klapp, Guſtav Kühne, Theodor Storm, Hein - rich Reſchauer, Eduard Gaudinet, des Buch - händlers Coſſa und der Schauſpieler Bukowics und Meixner.

(Panik in einem Theater.)

Aus Berlin, 27. d. M. wird gemeldet: Im Berliner Theater gelangte heute zum erſten Male: Julius Cäſar zur Aufführung. Nachdem während der ganzen Vorſtellung bereits durch Ohnmachten einzelner Perſonen Unruhe geherrſcht hat, entſtand im An - fang des letzten Actes während der Zankſcene zwiſchen Brutus und Caſſius aus unaufgeklärter Urſache eine Panik. Eine Anzahl von Perſonen im Parket verließ raſch das Haus und Rufe: Es riecht brandig! wurden laut. Draußen an - gelangt, rief das Publicum:, Feuer! während im Saal trotz der Unruhe kein Feuerruf ertönte. Director Barnay ſtürzte im Coſtüme mit Panzer und Helm auf die Bühne und beſchwor das Pu - blicum, ſich zu beruhigen. Letzteres kehrte auch hierauf theilweiſe zurück; die Scene wurde wieder begonnen und wie das ganze Stück ohne weiteres Hinderniß beendet. Doch trat beim Schreckensruf des Caſſius, als Cäſars Geiſt erſchien, wieder Unruhe ein. Die ganze Panik entſtand, wie man glaubt, durch den Geruch des hinter der Scene für die Lagerlichter entzündeten denaturirten Spiritus.

(Weihnachten in Paris.)

Paris ver - brachte ſein Weihnachtsfeſt nicht in heiterer Laune, heißt es in einer Correſpondenz vom 25. d. M. Zunächſt regnete es geſtern Abends ohne Unter - brechung, ſo daß der lebhafte Straßenverkehr, der den Weihnachtsabend ſonſt auszeichnet, ſehr beeinträchtigt wurde; ſodann hat der Panama - Krach, der mit beſonderer Härte die kleinen Leute betroffen hat, die Freudigkeit der Feſtfeier ſehr getrübt, während die Lage der inneren Politik keineswegs verheißend iſt. Eine Hauptrolle beim Chriſtfeſte ſpielt jetzt der Chriſtbaum, der von Napoleon III. in Frankreich eingeführt worden iſt. Die Mitternachtsmeſſen werden unter der Republik noch ſtärker beſucht, als in früheren Zeiten; diesmal mußten die Pforten der meiſten Kirchen ſchon um 11 Uhr geſchloſſen werden. Aber nicht nur die Republik mit dem durch ſie nur um ſo ſchärfer hervorgerufenen Gegenſatze, ſon - dern auch die prächtige Ausſtattung der Gottes - häuſer und die gute Muſik locken die Zuſchauer und Zuhörer an. Der heutige erſte Weihnachts -tag war nicht ſo unfreundlich wie der Vorabend; der Himmel war zwar trüb, aber es regnete nicht. Die großen Boulevards waren ungemein belebt; dennoch machten die Neujahrsbuden keine guten Geſchäfte. Das Weinachtsfeſt, welches der Unter - ſtützungsverein für die Elſaß-Lothringer veranſtal - tete, war ſehr beſucht; die beiden Tannenbäume waren von den Familien Köchlin-Schwartz und Kiſtner geſendet worden. Jules Ferry nahm die Vertheilung der Gaben vor, die auf einen Werth von 50.000 Francs geſchätzt wurden.

(Ein zum Tode verurtheilter Raub - mörder)

Namens Horzan, der vor wenigen Tagen dem erſten Staatsanwalt Mazier in Na - tibor nach dem Leben trachtete, verweigert, wie oberſchleſiſche Blätter berichten, ſeit vier Tagen die Annahme der Nahrung. In Folge deſſen findet jetzt eine zwangsweiſe Ernährung des Ver - urtheilten ſtatt. Kreis-Phyſicus Dr. Heer begibt ſich zweimal des Tages nach der Zelle des Mör - ders, wo demſelben unter Beihilfe eines Aufſehers mittelſt einer Schraube das mit aller Kraft ge - ſchloſſen gehaltene Gebiß geöffnet wird, um dann Holzkeilchen zwiſchen dasſelbe zu zwängen. So - dann wird eine Röhre in den Magen eingeführt und durch dieſe unter Zuhilfenahme einer Spritze ein mit 25 Gramm Mehl abgekochter Liter Milch eingeflößt.

(Ein hypnotiſirter Dieb.)

Einer der ſelt - ſamſten Fälle hat ſich am 7. d. zu Nantes in Frankreich zugetragen. Ein gewiſſer Herr Pickmann gab im Renaiſſance-Theater eine hypnotiſche Vor - ſtellung und ſchläferte im Verlauf derſelben einen jungen Menſchen ein, welchem er den Auftrag gab, am nächſten Tage um drei Uhr bei einem in der Rue d’Erlon wohnenden Bürger eine Uhr zu ſtehlen. Am 8 December fühlte ſich der junge Menſch, ein Barbiergeſelle, um drei Uhr plötzlich unwohl, nahm ſeinen Hut und entfernte ſich raſchen Schrittes. Mit unbewußter Miene paſſierte er die verſchiedenen Straßen bis zur Rue d’Erlon, wo er in das zweite Stockwerk hinaufſtieg, in das Schlafzimmer eindrang und die Uhr nahm. In gleichem Schritt kehrte er dann zu ſeinem Lehrherrn zurück, wo ihn Pickmann erwartete, und übergab ihm die Uhr. Eine Volks - menge von mehreren tauſend Perſonen hatte an dem zu paſſierenden Wege Poſten gefaßt und die Sache machte großes Aufſehen unter der Bevölkerunng von Nantes.

(Eiffel-Thurm.)

Einen ſeltſamen Ausgang hatte die Arbeitseinſtellung am Eiffel-Thurme in Paris. Nachdem Eiffel die geforderte unmäßige Lohnerhöhung aufs entſchiedenſte verweigert und Anſtalten zur Anwerbung neuer Arbeiter getroffen hatte, kamen die alten raſch zur Beſinnung und erklärten ſich bereit, die Arbeit wieder aufzuneh - men, unter der alleinigen Bedingung, daß die beiden Arbeiter, die zum Ausſtande verlockt hat - ten, entlaſſen würden. Sie ſähen ein, ſo ſagten ſie, daß dieſe zwei ſie mißbraucht hätten, und wollten nun nicht mehr mit ihnen zuſammen arbeiten. Wie leicht begreiflich kam Eiffel dieſem Wunſche mit Vergnügen nach, und jetzt ſind die Arbeiten wieder in vollem Gange.

(Selbſtmord.)

Der mit Hinterlaſſung eines Deficites von circa acht Millionen Francs aus Paris flüchtig gewordene Wechſelagent Bex hat ſich in der Schweiz erſchoſſen.

(Von einer ſeltſamen Berufswahl)

wird ruſſiſchen Blättern aus Saratoff berichtet. Dort wurde dieſer Tage in das Gefängniß ein junger Menſch von ungefähr 16 Jahren abgeliefert, der von der Polizei als paßloſes Individum aufge - griffen wurde. Als nun der Delinquent mit Arreſtantenkleidern verſehen werden ſollte, ſtellte es ſich plötzlich heraus, daß man ein Mädchen mit abgeſchorenem Haar vor ſich hatte. Das Mädchen erklärte nun, daß es keine beſtimmte Beſchäftigung habe und ſich damit erhalten hätte, daß es in den Reſtaurationen Billard ſpielte. Familiennamen und Stand wollte das Mädchen auf keinen Fall nennen.

(Die neueſte Pariſer Mode)

ſoll wie die K. Z. ſich mittheilen läßt, darin beſtehen, daß die Damen als Schmuck keine Uhren tragen, die ſie auf ihren Brieftaſchen, Tanzkarten, den Arm - bändern, den Buſennadeln und im Haare an - bringen. Eine als ſehr chic bekannte Dame der Geſellſchaft trug jüngſt ſolche Uhren auf ihren Ballſchuhen. Die jungen Herren ſollen es ſich an jenem Abend zur ganz beſonderen Ehre an - gerechnet haben, wenn die Dame ihnen geſtattete, ſich zu überzeugen, wie viel Uhr es ſei.

(Solinger Klingen.)

Aus London, 22. d. Mts., wird geſchrieben: Nachdem in der jüngſten Zeit wiederholt im Unterhauſe noch von der Bevorzugung von Solinger Schwertern die Rede war, wird heute ein parlamentariſches Schrift - ſtück veröffentlicht, welches darüber Auskunft gibt. Es ſindet ſich darin ein Brief der Wilkinſon Sword Company an den Director für militä - riſche Lieferungen, laut deſſen die Kunſt der Schwertfegerei und der Schwertbajonnet-Erzeu - gung in England faſt ausgeſtorben ſei, ſo daß mit Ausnahme der wenigen, welche von der Firma Mole und obiger Firma ſelbſt hergeſtellt würden, der ganze Bedarf ſchon ſeit langer Zeit in Solingen gedeckt würde. Solingen beſitze that - ſächlich das Schwertmonopol. In Suakin wird natürlich die Schwertfrage gleichfalls beſprochen, nachdem im letzten Gefechte mehrere Hußaren - klingen knapp über dem Griffe abbrachen und viele ſich gebogen hatten.

Protokoll über die 51. Sitzung des Stadtverordneten - Collegiums der königl. Hauptſtadt Olmütz vom 4. December 1888 unter dem Vorſitze des Herrn Bürgermeiſters

Joſef von Engel,

in Gegenwart der Herren Stadtverordneten: Auſt, Dr. Bayer, Borrée, Brandhuber, Brud - niok, Buchberger, Domes, Hamburger, Hollaus, Hübl, Konečny, Lang, Läufer, Mader, Michel, Dr. Mick, Mžik, V. -B. Nather, Nietſche, Opila, Patloch, Primaveſi, Sachs, Dr. Schrötter, Dir. Thannabaur, Trenkler und Wlaka.

Entſchuldigt waren die Herren: Engliſch, und Lachnik.

Geſammtzahl: 28.

Das Protokoll über die Sitzung vom 26. November 1888 wurde vorgeleſen und beſtätigt.

Zu Beginn der Sitzung macht Herr Bür - germeiſter Joſef von Engel die Mittheilung, daß die hohe Beſtätigung ſeiner Wiederwahl bereits herabgelangt ſei und daß er demnach die Leitung der Geſchäfte wieder übernehme, mit dem feſten Vorſatze, dem ihm neuerlich übertragenen Ehren - amte nach beſten Kräften zu entſprechen. Das löbl. Stadtverordneten-Colleginm begrüßt dieſe Mittheilung mit dem lebhafteſten Beifalle.

Bevor hierauf zur Erledigung der Tages - ordnung überg[e]gangen wird, ſtellt Herr St. -V. Sachs die Anfrage, ob dem Herrn Bürgermeiſter bekannt ſei, daß die neue Fahrtaxe für Fiaker und Stellwagen, welche anläßlich der Eröffnung der neuen Bahnhofſtraße ins Leben treten ſollte, trotz der bereits erfolgten Eröffnung der eben erwähnten Straße, nicht gehandhabt wird und was diesbezüglich veranlaßt werden wird? Der Herr Bürgermeiſter beantwortet dieſe Anfrage dahin, daß ſämmtliche geſetzlichen Mittel zur Geltendmachung der neuen Fahrtaxe eingeleitet wurden, daß dieſe Taxe jedoch noch nicht in Rechtskraft erwachſen ſei.

Referent Herr GR. Dir. Thannabaur.

Nr. 226 p. Erlaß des hohen k. k. mähr. Statthalterei-Präſidiums mit dem allerhöchſten Danke Sr. Majeſtät des Kaiſers für die Kund - gebung anläßlich des Ablebens Sr. kgl. Hoheit des Herzogs Maximilian in Baiern. (Wird unter Erheben von den Sitzen zur Kenntniß ge - nommen.)

Nr. 2168 W. Erlaß des hohen k. k. mähr. Statthalterei-Präſidiums mit der Aller - höchſten Beſtätigung der hieſigen Bürgermeiſter - wahl. (Wird zur Kenntniß genommen.)

Nr. 13.919 p. Note der Direction des hieſigen Armen-Inſtitutes über einen erledigten Dr. Schrötter’ſchen Platz der Siechenhausſtiftung. (An die löbl. 2. Section.)

Nr. 13987 p. Wahl der Vertrauens - männer für die Zuerkennung der Ignatz Siegel - ſchen Ausſtattungsſtiftung. (Werden über Antrag des Herrn GR. Brandhuber nachſtehende Herren, uzw. : Herr Bürgermeiſter v. Engel, Herr V-B. Nather, Herr GR. Lang, Herr GR. Nietſche und Herr St. -V. Domes zu Vertrauensmännern per acclamationem gewählt.)

Referent Herr GR. Brandhubrr.

Nr. 2172 W. Geſuch des Stadtgärtners Herrn C. Pohl um erhöhte Bemeſſung des Holzes für die Gewächshäuſer. (1. Section.)

[8]

Referent Herr GR. Hübl.

ad Nr. 2015 W. Bericht der 3. Sec - tion über den Gemeindevoranſchlag für 1889. (1. Leſung.)

Referent Herr LGR. Buchberger.

ad Nr. 2047, 2065, 2066 W. Bericht der 3. Section über die Bewerbungsgeſuche um die ausgeſchriebene Stadtrathſtelle. (Nach Annahme des vom Herrn GR. Lang geſtellten Dringlich - keitsantrages werden die nachſtehenden Sections - anträge zum Beſchluße erhoben: 1. Von der der - maligen Beſetzung der Stadtrathſtelle iſt Umgang zu nehmen. 2. Bis zur ſeinerzeiligen Beſetzung beider Stadtrathſtellen iſt eine zweite Stadtſecre - tärsſtelle mit 1200 fl. Jahresgehalt nebſt zwei 10percentigen Quinquennalzulagen zu entrichten. 3. Der Concurs für dieſe Stadtſecretärsſtelle iſt mit dem Termine bis 15. Jänner 1889 in dem Mähr. Tagblatte , der Brünner Zeitung und der Neuen freien Preſſe auszuſchreiben und in den Concurs nachfolgende Bedingniſſe aufzunehmen, uzw. die Abſolvirung der rechts - und ſtaatswiſſenſchaftlichen Studien an einer k. k. Univerſität wie auch der Nachweis der ab - gelegten drei theoretiſchen Staatsprüfungen oder die Erlangung des juridiſchen Doctorgrades, ferner der Nachweis einer mindeſtens einjährigen practiſchen Verwendung im öffentlichen Dienſte oder im gleichzuſtellenden Privatdienſte, das Alter unter 40 Jahren und endlich der Nachweis der abgelegten practiſchen politiſchen Prüfung nach der kaiſ. Verordnung vom 10. October 1852 Nr. 262 R. -G.-Bl., welche Prüfung allenfalls auch nach Jahresfriſt nachgetragen werden kann: das erſte Jahr der Dienſtleiſtung iſt ein provi - ſoriſches; endlich haben die Bewerber ihre Sprach - kenntniſſe nachzuweiſen und haben die Bewerber deutſcher Nationalität den Vorzug.

Referent Herr St. V. Borreé.

ad Nr. 2028 W. Bericht der 3. Sec - tion über ein Geſuch um das Heimatrecht. (2. Leſung. (Wird dem Geſuchſteller Joſef Freiherr von Spiegelfeld das Heimatsrecht der kgl. Haupt - ſtadt Olmütz gegen Taxeuerlag verliehen.)

Referent Herr St. -V. Sachs.

ad Nr. 11971 p. Bericht der 3. Sec - tion über das Geſuch des Herrn Theodor Hug, um Zuſicherung der Aufnahme in den Gemein - deverband. (2. Leſung. Wird dem Geſuchſteller die Aufnahme in den Gemeindeverband zugeſichert.)

Schluß der Sitzung um Uhr Nachm.

Sprechſaal.

Spenden des Chriſtbaumes der ſtädt. Schuljngend und Kleinkinderbewahr - Anſtalt.

Grf. Belrupt 4 fl., J. S. 50 kr., V. Va - lenta 1 fl., S. Kögler 1 fl., J. Haas 2 fl., Dr. Wisnar 1 fl., Leopold Wolf 1 fl., Jakob Neiſl 1 fl., Wilhelm Felzmann 20 kr., Caſtle de Mollineux 1 fl., Brecher 30 kr., Libor Mikulaſch 1 fl., Ernſt Nechwatal 1 fl., Simon Schein 1 fl., Wilhelm Komarek 1 fl., Joh. Ott 1 fl., Joſef Frey 1 fl., Wilh. Mathes Schuhe, Stützel, Strümpfe, Groag 1 fl., J. Baderle und Sohn 1 fl., Clemens Ramert 12 Stück Kappen, Louiſe Ullmann 1 fl., Ludwig Freund 1 fl., Smolka 5 fl., Johann Engliſch 1 fl., Dr. Gams 1 fl., Fried. Loos 1 fl., Franz Kobliſchek 50 Stück Stritzel, Hay〈…〉〈…〉 k 1 fl., N. B. 50 kr., Schlimarzik, Huder, Hanak, Hellmann Zuckerwerk, Deutſch 5 Kilo Zuckerln, Lang Zuckerſtangen, Thereſia Heinrich ein Korb voll Strizel.

Oeffentlicher Dank.

Der Ortsſchulrath und Lehrkörper der Paulo - witzer Schule ſprechen den tiefgefühlteſten Dank für die vielen Liebesgaben aus, die hochherzige Gönner und Wohlthäter der hieſigen bedürftigen Schuljugend zukommen ließen, und durch welche am 2. December l. J. als dem Gedenkrage der 40 jährigen Regierungsfeier des Kaiſers eine ſehr ausreichende Betheilung armer Schül[e]r mit Kleidungsſtücken er - folgre und am Weihnachtsfeſte ein glanzvolles Chriſt - baumfeſt veranſtaltet werden konnte. Möge dieſes der hierortigen deutſchen Volksſchule ſo überaus reich bethätigte Wohlwollen auch fernechin erhalten bleiben!

Paulowitz, am 30. December 1888

Vom Büchertiſch.

( Armee-Album .) Von dieſem illuſtrirten Prachtwerke liegt uns das zweite Heft vor. Diesmal ſind es die höchſten Generale der Armee, die Feld - zeugmeiſter und Generale der Kavallerie, die uns in Bild und Wort vorgeführt werden. Auf neun Groß-Folio-Blättern, wovon jedes für ſich als präch - tiger Bildſchmuck gilt, ſinden wir je drei Bildniſſe, ſo daß nicht weniger als ſiebenundzwanzig der her - vorragendſten Truppenführer der öſterreichiſch-ungari - ſchen Armee in änßerſt gelungener lebensvoller Dar - ſtellung und frappanter Aehnlichkeit ſich unſerem Blicke präſentiren. Die übrigen zwanzig Blätter ent - halten kurzgefaßte Lebensſkizzen der Abgebildeten, welche aus der gewandten militäriſchen Feder des Majors Amon Ritter v. Treuenfeſt ſtammen und trotz prägnanter Kürze dennoch erſchöpfende Schilde - rungen der betreffenden Perſönlichkeiten bieten. So können wir dieſes zur Erinnerung an das vierzig - jährige Jubiläum Sr. Majeſtät unter der Ehren - Präſidentſchaft des Prinzen Egon von Thurn und Taxis von einer patriotiſchen Verlegerſchaft heraus - gegebene und von dem genannten Major v. Amon trefflich redigirte Prachtwerk auf das Angelegentlichſte empfehlen.

Telegramme.

(Orig. -Telegr. des Mähr. Tagbl. )

Der Senat hat das Budget unverändert angenommen, worauf Miniſterpräſi - dent Floquet das Decret in Betreff des Seſſions - ſchluſſes zur Verleſung brachte.

(Orig. -Telegr. des Mähr. Tagbl. )

Der Radical dementirt in aller Form das geſtern verdreitete Gerücht, daß Floquet für die Pariſer Wahl am 27. Januar ſeine Candidatur aufftelle.

(Orig. -Teleg. des Mähr. Tagbl. )

Die Skupſchtina wurde heute mittelſt eines Ukas eröffnet welchen Mi - niſterpräſident Chriſtic verlas. Zum Präſidenten wurde Tauſanovic, zum Vicepräſidenten Riſta Popovic, beide radical, mit immenſer Majorität gewählt. Die liberalen Candidaten erhielten 96 Stimmen, der Führer der radicalen Diſſidenten - gruppe, Koſtic, erhielt 3 Stimmen. Das Wahl - ergebniß hat allſeitig befriedigt. Es herrſcht überall Ruhe und Ordnung.

Orig. -Teleg. des M. Tagbl. )

Die Sobranje votirte geſtern in einer bis ſpät Abends dauernden Sitzung den Geſetzentwurf betreffend den Bau der Eiſenbahn Jamboli-Burgas und der die wichtigſten Punkte Nord - und Süd - Bulgariens mit Sofia verbindenden Abzweigungen.

(Origl. -Telegr. des Mähr. Tagbl. )

Nach den Dispoſitionen der Regierung tritt der Reichsrath am 25. Jänner wieder zuſammen und wird bis zu den Oſtern lagen. Eine nachöſterliche Seſſion iſt nicht in Ausſicht genommen.

(Orig. -Tel. d. M. Tagbl. )

Die Wehrcommiſſion des Herrenhauſes beabſichtigt heute ihre Arbeiten zu beenden und nach den unter den Commiſſionsmitgliedern be - ſtehenden Anſicht, wird die von den Tſchechen im Abgeordnetenhauſe durchgeſetzte Reſolution Ma - tuſch lautend, 1. daß das Maß der zu erbringenden Kenntniſſe bei den Reſerveoffiziersprüfungen auf das Nothwendigſte eingeſchränkt, 2. daß die Ein - jährigfreiwilligen unter Nachweis ausreichender Kenntniß der deutſchen Sprache die Offiziersprü - fung in der ihnen geläufigen Sprache ablegen können, abgelehnt werden. Die tſchechiſchen Feu - dalen beabſichtigen, falls die Wehrcommiſſion die Reſolution ablehnt, dieſelbe im Plerum aufzu - nehmen. Selbſt die Mitglieder der Metternich - gruppe, unbedingte Anhänger des Cabinets be - zeichnen die Haltung Welſersheim’s gegenüber der Reſolution Mattuſch bei den Verhandlungen im Abgeordnetenhauſe als zu entgegenkommend.

(Orig. -Telg. d. M. Tgb. )

Kronprinz Rudolf arbeilete eine Denk - ſchrift aus, enthaltend Vorſchläge über Abänderung des Exercier-Reglements der Infanterie. Im Kriegsminiſterium und im Generalſtabe werden die Vorſchläge des Kronprinzen berathen.

(Orig. -Tel. d. M. Tagbl. )

Unter den Perſonen, welche demnächſt ins Herrenhaus berufen werden ſollen, ſind auch Graf Bylandt, F. -Z.-M. Kuhn, Senatsreferent Hofrath Schneider und Handelskammerpräſident Bondy.

(Orig. -Tel. d. Mähr. Tagbl. )

Eine Berſammlung der Wählerſchaft von Haida, Zwickau, Bodenbach, Teſchen, Benſen und Niemes forderte den Abge - ordneten Knotz auf, der Vereinigten Deutſchen Linken beizutreten. Knotz erklärte, lieber das Mau - dat niederzulegen.

Verloſungen.

(Staatsloterie.) Bei der am 28. Dezember 1888 Abends 6 Uhr im Gebäude der Staats - ſchuldencaſſa abgehaltenen Ziehung der 8. gem. Militär-Wohlthätigkeitslotterie fiel der Haupt - treffer zu 100.000 fl. einh. Notenrente und faſt ſämmtliche Nebentreffer zu 1000 fl. und 500 fl. einh. Notenrente auf Loſe, welche von der Ab - theilung der k. k. Staatslotterie zur Ausgabe ge - langten und zwar wurde der Haupttreffer zu 100.000 fl. an die Collectur des Anton Hadek in Budin in Böhmen ausgegeben. Im Hinblicke auf die ſtarke Betheiligung des Publikums iſt das ſo wohlthätigen Zwecken gewidmete Reinerträgniß dieſer Lotterie zweifellos als ein glänzendes zu bezeichnen.

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Allen unſeren geſchätzten Mitar - beitern, ſowie den P. T. Freunden unſeres Blattes ſagen wir für die uns im verfloſſenen Jahre erwieſene Förde - derung unſeren herzlichſten Dank. Wir ſenden Ihnenunſere herzlichſten Wünſche und bitten ſie um ihre fernere Unter - ſtützung.

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Herausgeber und verantwortlicher Redacteur Wilhelm Seethaler. Druck von Joſet Groak in Olmütz.

About this transcription

TextNr. 299, 31.12.1888.
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 299, 31.12.1888. . Jakob RiemerCzernowitz1888. Mährisches Tagblatt

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IDS Mannheim

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:38Z
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