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Nr. 42. Olmütz, Montag, den 22. Februar 1886. 7. Jahrgang

Oeſterreichs Stellung in der Balkanfrage.

Als im Jahre 1878 der Friede zu Berlin geſchloſſen wurde, da verlangte Oeſterreich-Ungarn im Intereſſe ſeiner Machtſtellung, daß der Türkei eine letzte Möglichkeit belaſſen werde, ſich gegen einen etwaigen ruſſiſchen Angriff zu vertheidi[g]en wenn auch nur für eine gewiſſe Zeit. Dieſes Verlangen wurde von den leitenden Miniſtern Deutſchlands und Englands kräftig unterſtützt und die Folge dieſes vereinten Vorgehens war der Artikel 15 des Berliner Vertrages, welcher aber von der Pforte mit gewohnter Saumſeligkeit nicht ausgeführt wurde. Anſtatt an der Grenze Oſtrumeliens, das iſt am Balkan, die ihr ge - ſtatteten Befeſtigungen zu errichten, durch welche die Balkanſtraßen im Ernſtfalle mühelos hätten geſperrt und einem andringenden Feinde die größ - ten Schwierigkeiten bereitet werden können, that die Türkei einfach nichts. Dieſe Unterlaſſungs - ſünde rächte ſich ſehr bald, denn ſchon nach weni - gen Jahren hatte ſich in der europäiſchen Diplo - matie die Meinung feſtgeſetzt, daß die Pforte, nachdem ſie nunmehr den ri[c]htigen Zeitpunkt verſäumt, für die Anlage dieſer Balkanbefeſtigungen der Znſtimmung der Unterzeichner des Berliner Vertrages bedürfe, und Rußland gab ſich alle Mühe, dieſer Auffaſſung überall Eingang zu verſchaffen, denn durch dieſelbe wurde es ja zum Herrn über dieſen läſtigen Artikel 15. Es war alſo wenig Hoffnung dafür vorhanden, daß dieWaffe, welche die Berliner Vertragsmächte den Türken in die Hand gedrückt hatten, von dieſen jemals ernſtlich werde in Gebrauch geſetzt werden.

Vermuthlich war es dieſe Erwägung, welche unſer auswärtiges Amt beſtimmte, dem bulgariſch - oſt[ru]meliſchen Einigungsverſuche keinen ſonderlichen Wioerſtand entgegenzuſetzen. Wenn die Türkei, ſo mochte man in Wien denken, nicht mehr Nerv genug beſitzt, um ganz und voll auszunützen, was ihr, der damals gänzlich geſchlagenen und am Boden liegenden, zu Berlin erwirkt worden war, dann kann es auch nicht die Aufgabe einer anderen Macht ſein, eigenſinnig an dieſen Begünſtigungen feſtzuhalten. Ein Recht, das auszuüben der Be - rechtigte entweder nicht den Willen oder nicht die Macht beſitzt, ſtellt in der Politik keinen Werth dar und es mußten andere Mittel erſonnen wer - den, um zu erreichen, was durch den Berliner Vertrag nicht erreicht werden konnte. Den Balkan gegen den Willen des Fürſten von Bulgarien wider eine eventuell einrückende ruſſiſche Armee vertheidigen zu wollen, das erwies ſich nach den gemachten Erfahrungen als ein ausſichtsloſes Unternehmen; es lag mithin der Gedanke nahe, es mit dem Fürſten zu verſuchen und deſſen In - tereſſe an jenes der Pforte zu knüpfen. Unſere Diplomatie befreundete ſich demnach ziemlich raſch mit dem Abkommen zwiſchen der Pforte und dem Fürſten Alexander, ein Abkommen, welches be - kanntlich die Balkangrenze in die Hand des Fürſten legt und deſſen Treue und Geſchicklichkeit die Vertheidigung des Reſtes der europäiſcheu Türkei anvertraut.

Es läßt ſich gar nicht in Abrede ſtellen,daß dieſes Uebereinkommen aus zwei Geſichts - puncten bedenklich erſcheinen muß. Den einen Ge - ſichtspunct hat Graf Andraſſy dargelegt, als er im ungariſchen Reichstage die volle Realunion zwiſchen Bulgarien und Oſtrumelien verlangte und bekanntlich prophezeite, daß das Verhältniß der Perſonalunion, wie es beabſichtigt iſt, den Fürſten ſehr bald zum Rebellen wider ſich ſelbſt machen, das heißt, ihn zwingen werde, in ſeiner Eigen - ſchaft als Bulgarenfürſt Dinge zu unternehmen, welche er als Generalgouverneur von Oſtrumelien zu bekämpfen verpflichtet iſt. Die anderen Ein - wendungen drängen ſich von ſelbſt auf; ſie gelten zunächſt dem Curioſum, welches darin liegt, daß fortan ein chriſtlicher Fürſt mit vorwiegend chriſtlichen Truppen eine Aufgabe löſen ſoll, welche bis jetzt türkiſchen Feldherren und isla - mitiſchen Heeren obgelegen. Wenn es blutiger Ernſt wird und ruſſiſche Truppen über die Grenze gegen den Balcan anrücken, wird der Fürſt von Bulgarien wohl ſtark genug ſein, der öffent - lichen Meinung ſeines Landes, dem ſtürmiſchen Verlangen ſeines Volkes erfolgreichen Widerſtand zu leiſten, die von ihm ohne Zweifel nicht die Bekämpfung, ſondern die Unterſtützung Rußlands verlangen werden? Eine andere Schwierigkeit werden in dieſem Falle die türkiſchen Truppen ſein; es iſt nicht gut anzunehmen, daß dieſe ſtolzen Paſchas, dieſe ſtrenggläubigen anatoliſchen Soldaten willig unter dem Commando eines Chriſten kämpfen werden. Und wenn der andere Theil des Uebereinkommens praktiſch wird, wenn Rußland die Türkei in Aſien angreift, werden die bulgariſchen, die oſtrumeliſchen Bataillone ſich

Feuilleton.

Eine Erinnerung an Emanuel Schikaneder.

Er iſt unvergänglich geworden, wie die Mücke im Bernſtein, pflegte Börne zu ſagen, wenn er ſich des Sonderlings Schikaneder er - innerte.

Schikaneder war ein vielſeitiges Talent, ein begabter Schauſpieler, ein wirkſamer Theaterſchrift - ſteller (allerdings nur für ſeine Zeit und ſeine Bühnenverhältniſſe), ein ſpec[u]lativer, practiſcher Bühnenleiter, denn er kannte ſein Publicum und ſeine Schauſpieler vom Grunde aus. Als Principal , wie als Schauſpieler hatte er alle Verhältniſſe des wechſelvollen Lebens gründlich kennen gelernt, ſich auf der Schmiere wie am Hoftheater bewegt, heute den Hamlet mit be - ſonderem Erfolg in München und gleich darauf in ſeiner Poſſe: Die Fiaker in Wien einen biederen, humorvollen Roſſelenker mit gleichem Beifalle dargeſtellt.

Seine zahlreichen Stücke, die entweder auf die Thränendrüſen oder die Lachmuskeln des Pu - blicums zu wirken berechnet waren, gefielen außer - ordentlich, denn unſere biederen Großväter waren in den meiſten Fällen doch vollauf befriedigt, wenn ſie im Muſentempel gehörig weinen oder nach Herzensluſt lachen konnten.

Schikaneder hatte eine Zeit lang mit Noth und Elend gekämpft, dann hatte er im fürſtlichen Luxus geſchwelgt, bis er ſchließlich wieder in ärmliche Verhältniſſe gericth. Seine Tafeln waren einſt berühmt und gern beſucht, ſeine Equipagen waren prächtig, ſeine Maitreſſen anerkannte Schönheiten, die einen ſolchen fabelhaften Auf - wand entwickelten, daß ſelbſt die leichtlebigen Wiener ihre boshaften Bemerkungen darüber machten. Champagner, Auſtern und dergleichen durften bei keiner Mahlzeit auf ſeinem Tiſche fehlen.

Nach einem luculliſchen Mahle fühlte Schi - kaneder ſich erſt dann behaglich, wenn er in eine Sophaecke gelehnt über Politik ſprechen konnte, Ich ſag Ihnen, wir werden noch etwas erle - ben, ſo leitete er gewöhnlich ſeine politiſchen Betrachtungen ein, und hatte er einmal ein ge - duldiges, aufmerkſames Opfer gefunden, ſo war er im Stande, die ganze Nacht bis zum frühen Morgen über die bevorſtehende politiſche Neu - geſtaltung von Europa zu erzählen.

Die damalige Polizei liebte es jedoch nicht, wenn ſich die Oeſterreicher allzuviel mit der Po - litik beſchäftigten und gar oft wurde Schikaneder deshalb das Opfer eines guten oder ſchlechten Witzes, beſonders als ihm einmal angeblich amt - lich die Meldung zugeſtellt wurde, daß es der Polizei nunmehr gelungen ſei, in ihm ein höchſt gefährliches Mitglied des Jakobiner-Clubs zu ent - decken. Durch volle vierzehn Tage blieb der arme Theaterdirector unſichtbar.

Schikaneder war in Wien außerordentlich be - liebt. Wie aber jeder Menſch, ſelbſt der harmlo -ſeſte, ſeine Widerſacher hat, ſo erwuchs auch dem Freihaus-Theaterdirector ein erbitterter Gegner in der Perſon des Pächters und Vice-Directors der beiden Hoftheater Freiherrn von Braun. Dieſer ſuchte durch alle erdenklichen Cabalen es zu verhindern, daß Schikaneder die Bewilligung zum Baue eines Theaters auf der Wieden erhalte. Aber Kaiſer Franz, der den luſtigen Theater - menſchen ganz gern ſah, erledigte das Geſuch des petirenden Theaterdirectors in gnädigſter Weiſe. Das a. h. Reſcript vom 19. April 1800 lautete: Dem Schikaneder will Ich die Erbau - ung eines Theaters geſtatten, die Vorſtellung des Freiherrn von Braun aber iſt ohne Ertheilung eines Beſcheides ad acta zu legen.

Schikaneder liebte luſtige Geſellſchaft und mußte ſtets welche um ſich haben. Er vereinigte deshalb in ſeinem Hauſ[e]nicht nur die Reprä - ſentanten der beſten〈…〉〈…〉 ſe, ſondern auch eine große Anzahl von[Muſiker]n, Sängern, Schau - ſpielern, und faſt täglich nahm Mozart (den Schikaneder von Salzburg aus kannte) an dieſen Feſt-Abenden Theil.

Es iſt nicht meine Pflicht, hier eine bio - graphiſche Skizze von Schikaneder zu entwerfen ſondern ich will nur einige einzelne charakteri - ſtiſche Züge aus deſſen Leben mittheilen.

Emanuel Schikaneder war als der Sohn ſehr armer Eltern in Regensburg, und zwar im Jahre 1751 geboren. Er lernte die Violine ſpielen, zog dann mit einigen Muſikanten, bei denen er die Stelle eines Capellmeiſters verſah, von Dorf zu Dorf und[w]ar herzensfroh, wenn das Erträgniß ſeiner Kunſt die materiellen

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willig über’s Meer führen laſſen, um dort ihr Blut im Kampfe wider ihre Befreier aus türki - ſcher Herrſchaft zu vergießen?

Das ſind allerdings gewichtige Bedenken und nur die Annahme, daß es unſerem auswätigen Amte unmöglich geweſen iſt, eine beſſere Löſung der verwickelten Aufgabe zu finden, kann deſſen Verhalten erklärlich machen. Es gibt allerdings Leute, welche der Meinung ſind, man möge ſich nach den Symptomen der Schwäche, welche in den letzten Jahren an der Türkei wahrgenommen worden ſind, nicht mehr viel mit Sanirungsver - ſuchen plagen, da jedes Mittel, ob gut oder ſchlecht, doch nur zu dem unvermeidlichen Endergebniſſe führen müßte. Und es läßt ſich nicht verkennen, daß dieſe Meinung Vieles für ſich hat.

Politiſche Nachrichten.

(Parlamentariſches.)

Die Politik be - richtet, die Abſtimmung des Abgeordnetenhauſes vom 19. d. M. werde in den Kreiſen der Rechten als entſchiedener Erfolg der Regierung und als eclatante Satisfaction für den Handelsminiſter aufgefaßt, der angeſichts einer ſolchen ungewöhn - lich großen Majorität durchaus nicht Urſache habe, aus den Anwürfen der Linken die Conſe - quenz zu ziehen.

Narodni Liſty ſchreiben: Freiherr von Piuo könne nach der Abſtimmung vom 19. d. M. ſagen: Nicht die Vorlage hat mir, ſondern ich habe der Vorlage zum Siege verholfen, denn dieſe Abſtim - mung habe in erſter Linie die Bedeutung eines Ver - trauensvotums für den Miniſter, und darum hätte der Miniſter gut gethan, wenn er gewiſſermaßen in eigener Sache nicht ſelbſt mitgeſtimmt hätte. Es habe ſich nicht ſo ſehr um die Vorlage, als um den Miniſter gehandelt.

Nach der Meldung der Politik wird das Unfallverſicherungs-Geſetz noch vor der Budget - Debatte zur zweiten Leſung gelangen. Auch das Krankenverſicherungs-Geſetz dürfte noch vor Oſtern erledigt werden.

(Die Congoacte.)

Bei der erſten Le - ſung des Geſetzentwurfes über die Congo - acte hat der Herr Abgeordneter Neuwirth einen der wundeſten Puncte der öſterr. Finanz - verwaltung, die Förderung der aleatoriſchen Nei - gung der Bevölkerung berührt und zugleich an - gekündigt, daß der Deutſch-öſterreichiſche Club, ge - treu ſeinem Vorſatze, auch als Minorität die Be - ſeitigung von Uebelſtänden wenigſtens zu verſu - chen, den Antrag auf Erlaſſung eines Geſetzes einbringen werde, wonach die Verleihung des Rech - tes zur Ausgabe und zum Vertriebe von Inha - berpapieren mit Prämien (Loſen) der Competenz der Geſetzgebung zugewieſen wird.

Den Anhaltspunct für ſeine Auseinander - ſetzung bot dem Abgeordneten der Brünner Han - delskammer der mit der Congofrage in Zuſam - menhang ſtehende Plan 100 Millionen FrancsCongoloſe zu emittiren, eine Emiſſion, welche nach der Lage der Dinge darauf ſchließen läßt, daß hiebei wieder vornehmlich auf die officiell genährte Spielſucht der öſterr. -ung. Bevölkerung ſpeculirt wird. Haben wir, fragte der Redner mit ſchnei - digem Ernſte, haben wir darum die Poſtſparcaſ - ſen gegründet, damit der Sparpfennig des klei - nen Mannes nach dem Con[g]o geſchickt werde? Und von wem geſchickt werde? ... Ei nun, von wem andern, als der k. k. priv. Länderbank? Dieſer mit offenkundigen, und nicht offen - kundigen Privilegien ausgeſtatteten Länder - bank hat man die Emiſſion der Loſe für die gebildeten Claſſen (ſo nannte bekanntlich der Herr Finanzminiſter die Serbenloſe, weil ſie auf 100 Francs lauten) geſtattet, ihr wird natürlich der Herr Finanzminiſter auch die Emiſſion der Congoloſe übertragen, die nur auf 10 Francs lauten ſollen und deren Publicum zu characteri - ſiren Herr v. Dunajewski bisher noch keine Ge - legenheit hatte ... Und wie das Lotto an dem Abg. Neuwirth, ſo fand das andere Inſtrument zur Verbreitung chriſtlicher Cultur am Congo, der Schnaps an dem Abg. Dr. Sueß einen ſchar - fen Kritiker. Mit wohlthuender ſittlicher Ent - rüſtung geißelte er die Abſicht durch die Einfuhr von Spirit[u]oſen die Congo-Bevölkerung der Branntweinpeſt zu überantworten. Der humane Gelehrte fürchtet, daß die anzuwendende Art der Cultuvirung die Entvölkerung des Congo zur Folge haben werde. Die einheimiſche Bevölkerung wird von der Branntweinpeſt hingerafft werden und die weiße Race iſt nicht geeignet ſich in dem dortigen Klima zu erhalten. In dem vorliegen - den Vortrage, apoſtrophirt der Redner die euro - päiſchen Culturträger, wird uns das Chriſtenthum verſprochen mit Lotto und Branntwein; uns wäre das Chriſtenthum ohne Lotto und Branatwein lieber!

(Dr. Heinrich Friedjungs)

Deutſche Wochenſchrift conſtatirt den glänzenden Er - folg, welchen der Deutſchöſterreichiſche Club mit ſeinem Sprachengeſetz-Entwurf erzielt hat. Ihr eigenes Urtheil faßt ſie in die fol - genden Sätze zuſammen: Der Sprachenge - ſetzentwurf erweiſt ſich als ein Werk von ſelte - ner Klarheit, Beſtimmtheit und Ueberſichtlichkeit; er lieſt ſich wie wenige Geſetze; aus ſeiner gan - zen Faſſung tritt überzeugend eine Grundidee hervor, und es iſt durch Hinweglaſſung jedes überflüſſigen Wortes, durch ſorgſames Abwägen aller Wendungen ein Meiſterſtück der Geſetzestech - nik geleiſtet. Auch dem Urheber des Entwurfes dem Abg. R. v. Chlumecky widmet die Wochen - ſchrift Worte wärmſter Anerkennung. Ablehnend verhält ſie ſich nur bezüglich einer einzigen ihrer Anſicht nach das Geltungsgebiet der ſloveniſchen Sprache bedenklich fördernden Beſtimmung. Der Werth der ganzen Arbeit, beſonders nach ihrer techniſchen Seite hin, bleibt hiedurch gibt die Wochenſchrift zu unangetaſtet. Es iſt un -zweifelhaft, daß jede künftige Sprachengeſetzgebung in Oeſterreich auf dieſen geiſtvollen Entwurf zu - rückgreifen wird.

Locales und Provinzielles.

(Der Rothe Kreuzball.)

Wohlthun, indem man ſich vergnügt, für Andre ſorgen, indem man ſich ſelbſt unterhält, iſt zweifach angenehm. Dieſe doppelte Annehmlichkeit bot am Sonnabende der Rothe Kreuzball und die Olmützer Geſellſchaft hatte nicht unterlaſſen von derſelben zahlreich Gebrauch zu machen. Der ganz in Roth und Gold gekleidete Redoutenſaal hätte wohl noch reicheren Beſuch gefordert; allein Tänzer und Tänzerinnen behaupteten, der Beſuch ſei zahlreich genug und ein Mehr würde ſie an dem Ver - gnügen des Tanzes nur behindern. Dieſem gab man ſich auch mit ſeltener Luſt hin. Die Capelle des 93. Inft. -Regts. unter perſönlicher Leitung des Herrn Capellmeiſters Schubert ſpielte dazu die beſtrickendſten Weiſen und war uner - müdlich darin, die Tanzſtücke zu repetiren. Be - ſonderen Beifall fand unter denſelben ein dem Ballcomité gewidmeter Walzer eine Com - poſition des Herrn Lieutenants, Baron Wod - niansky, und eine vom Herrn Capellmeiſter Franz Schubert den Patroneſſen gewidmete Polka. Die Patroneſſen wurden am Saaleingange vom Ballcomité, an deſſen Spitze Herr Oberſt Baron Komers ſtand, begrüßt. Dieſer eröffnete um halb neun Uhr mit Frau Marie Schrötter, der Vicepräſidentin unſeres patriotiſchen Frauen - hilfsvereines den Ball, auf welchem das militä - riſche Element das entſchiedene Uebergewicht hatte Erſchienen waren der Herr Brigadier General - major Ritter v. Zambaur, die k. k. Oberſte und Regimentscommandanten, Ritter v. Neu - wirth, von Weeger, von Kleinſchmidt, Freiherr v. Komers, Ritter v. Kropatſchek, v. Mikeſič, die Herren Oberſtlieutenants von Jaittner, v. Gebauer, Herr Geniedirector Oberſtlieutenant v. Bauer, v. Hora, Gatter, Jüptner, Straub, v. Drobny, die Hrn. Majore Uhrich, Chizzola, Herr Oberſtabs - arzt Dr. Phillipp mit dem mil. -ärztlichen Corps, Herr Militär-Intendant Reſch, Herr Verpflegsverwalter Budinsky. Von Civil - Autoritäten bemerkten wir Herrn Bürgermeiſter Joſef v. Engel, Herrn Vice-Bürgermeiſter Wilh. Nather, Herrn Stattheltereirath Khade, Herrn Kreisg richtspräſidenten Dr. Schwetz, den Herrn Bezirkshauptmann Grafen Raſumofsky aus Sternberg, den hochw. Hrn. Canonicus Dr. Klug, mehrere Herren Gemeinderäthe und Stadtverordnete. Unter den Patroneſſen des Balles herrſchte die ſchwarze Robe vor. Hier glänzte vor Allem die Trägerin einer Balltoilette in Lila-Faille, deren Tablier und Taille mit koſtbaren Spitzen geſchmack -

Bedürfniſſe des Tages deckte. Die Liebe brachte ihn zum Theater. Er begegnete eines Tages einer herumziehenden Theatergeſellſchaft, verliebte ſich in die Tochter des Principals , ſagte ſeinen Muſikanten Lebewohl und wurde Heldendarſteller. Schikaneder, der bei den Frauen überhaupt ſehr großes Glück hatte, eroberte auch im Sturm das Herz der kleinen reizenden Schau - ſpielerin und nach wenigen Monden bereits prangten auf dem Theaterzettel die Namen Herr und Madame Schikaneder.

Der Directions-Schwiegerſohn wurde in kurzer Zeit Compagnon des theatraliſchen Unter - nehmens, und die erſte That, die er als neuer Leiter dieſes Thespiskarrens vollbrachte, war die Abſchaffung der Hauswurſtiade, die Aufhebung der ſogenannten Stegreif-Comödie.

Schikaneder begann nun ſelbſt Stücke zu ſchreiben. So entſtanden nach und nach Die Lyranten oder das luſtige Elend , wo er ſeine eigene traurige Jugendgeſchichte dramatiſirte, ferner das Regensburger Schiff , die Raubvögel , der Grandprofoß , wozu er die zur Handlung gehörige Muſik componirte. Die Truppe gewann an Anſehen, die Einkünfte der Geſellſchaft mehr - ten ſich mit jeder Vorſtellung und im Jahre 1783 finden wir bereits Schikaneder als Director des Stadttheaters zu Salzburg.

Welch praktiſcher Sinn in dem jungen Theater-Director wohnte, davon möge folgender Vorfall Zeugniß geben. Das damalige Publicum hatte einen gründlichen Widerwillen gegen Theater -ſtücke, in denen die Tugend unterlag oder wohl gar das Laſter triumphirend ſein Haupt erhob. So kam es auch, daß bei der Aufführung des ſechsactigen Trauerſpiels Agnes Bernauer der ganze Zorn der biederen Salzburger ſich auf den Vicedom concentrirte. Jedesmal wenn der Intri - gant, welcher dieſe Rolle zu ſpielen hatte, die unglückliche Baderstochter in den Donauſtrom werfen ließ, erhob ſich ein ſolcher Heidenlärm im Publicum, daß die Schlußſcenen ſelten zu Ende geſpielt werden konnten, da die Zuſchauer zumeiſt faule Aepfel, Eier, Zwiebelkränze ꝛc. gegen den Abgeſandten des hartherzigen Baiernherzogs ſchleuderten. Trotz dieſer Demonſtrationen war das Theater täglich ausverkauft und Schikaneder lachte ſich vergnügt in’s Fäuſtchen. Daß die Rolle des Vicedom, die ein Schauſpieler Namens Wallerſchenk ſpielte, nicht zu deſſen Lieblingspar - tien zählte, iſt leicht begreiflich, gänzlich verleidet wurde aber dem jungen Mimen ſeine weitere künſtleriſche Thätigkeit dadurch, daß es eines Abends nach einer ſolchen Vorſtellung von einem Theile des erbitterten Publicums geradezu in beſter Form durchgebläut wurde. Wallerſchenk erklärte nun ſeinem Principal entſchieden, daß er keine Luſt verſpüre, neuerdings in ähnliche Si - tuationen zu gerathen, die ihm ein derartiges Spielhonorar eintragen könnten und er for - derte kategoriſch die Abſetzung des Stückes vom Repertoire. Schikaneder wollte um keinen Preis die großen Caſſenerfolge ſich entgehen laſſen, da aber ein zweiter Darſteller für den unglücklichenVicedom nicht zu finden war, ſo arbeitete der praktiſche Theater-Director den Schluß des Trauer - ſpieles ganz einfach um. Auf dem nächſten Thea - zettel der Agnes Bernauerin ſtanden dann folgende Worte: Wir geben uns die Ehre anzu - zeigen, daß heute bei der Vorſtellung von Agnes Bernauerin nicht dieſe, ſondern der Vicedom von der Brücke hinab geworfen wird. Und ſo geſchah es auch in der That. Publicum, Direc - tor und Schauſpieler waren zufriedengeſtellt, denn das Stück erlebte noch ein Dutzend Aufführun - gen. In Salzburg lernte Schikaneder, wie ſchon oben erwähnt, Amadeus Mozart kennen, der für ihn (1780) die zweiactige Oper Zaide componirte.

Schikaneders Glücksſtern erbleichte wohl zu Zeiten, ſo als er mit großen Geldopfern in Preß - burg eine neue Ausſtattungs-Comödie arrangirte, in welcher nur Hühner, Enten und eine verliebte Gans vorkamen. Das Publicum lehnte dieſe Vorſtellung gänzlich ab und der Theater-Director war diesmal der gerupfte .

Wenige Jahre darauf, nachdem Schikaneder in Peſt, Regensburg, Augsburg und Nürnberg als Theater-Director mit Erfolg thätig geweſen, übernahm er die Leitung des kleinen Theaters im Wiener Freihauſe, und da waren es zumeiſt ſeine eigenen Stücke, welche zur Aufführung ge - langten: Er ſchrieb hier: Die beiden Antone , Der wohlthätige Derwiſch , Der redliche Land - mann , Uſching, tſching, tſching , Die Wald -

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voll arrangirt war. Unter der tanzenden weibli - chen Jugend, unter welcher auch einige Repräſen - tantinnen im Coſtüm erſchienen waren, ragte eine Sternberger Dame hervor, deren ſchöne Erſchei - nung durch ein kleidſames Coſtüm in Roth und Blau gehoben wurde. Neben ihr glänzte eine duftige, zarte Erſcheinung in Weiß mit prächtigen Waſſerblumen geſchmückt. Vergeſſen ſei auch nicht eine elegante Dame unſerer Bühne, deren weiße Brocattoilette zu den ſchönſten gehörte, die man auf dem Balle ſah. Und man ſah des Schönen ſo viel, daß das Auge ſich wohl daran ergötzen konnte, die Feder aber kaum im Stande iſt, es entſprechend zu ſchildern. Wozu auch! Die hellſte Faſchingssluſt herrſchte, und der Ertrag des Balles wird ein erheblicher ſein, und damit hat er allen Anforderungen entſprochen, die man an ihn ſtellen kann. Das Comité darf ſomit mit dem Balle als ſeinem Werke vollauf zufrieden ſein.

(Herr Dr. Auguſt Weeber)

theilt uns brieflich mit, daß er bei der Abſtimmung über das Eingehen in die Specialdebatte über die Prag-Duxer Bahnvorlage deßhalb nicht im Ab - geordnetenhauſe erſchien, weil er ſeit 14 Tagen bettlägerig iſt und der Arzt es ihm nicht geſtat - tete, daß er das Zimmer verlaſſe. In den Aus - ſchüſſen habe er ſtets gegen die Vorlage geſpro - chen und werde er, wenn ſein Unwohlſein keine Verſchlimmerung erfährt, zuverſichtlich morgen Dienſtag bei der Hauptabſtimmung über dieſen Gegenſtand anweſend ſein und gegen die Vor - lage ſeine Stimme abgeben.

(Sitzung des Stadtverordneten-Colle - giums.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuch des ſtädt. Regiſtraturleiters um graduale Vorrückung. Recurs des Mathias Fröhlich gegen eine gemeinderäthliche Conceſſionsverweige - rung zum Bierausſchank. Eingabe des Herrn Friedrich Tellaržik mit dem Verkaufsanbot ſeines Hauſes Nr. 20 neu 405 alt in Olmütz. Antrag auf Abänderung der Vollzugsvorſchriften über die Einhebung der Conſumabgabe in Betreff der als Kleinverſchleiß bezeichneten Menge der abgabepflichtigen Getränke (§ 4, a, b, c.) Geſuch des Herrn R. Nietſche um den ausſchließ - lichen Betrieb der electriſchen Beleuchtung durch 10 Jahre im erſten Stadtbezirk. Bericht der 3. Section über das Verhältniß der ſtädt. Spar - caſſa und der Pfandleihanſtalt zur Stadtgemeinde. Bericht des Abfindungscomités über die Ent - richtung der Conſumabgabe für den Hausbedarf im Bräuhauſe. Bericht der 3. Section über die Jahresrechnung der ſtädt. Pfandleihanſtalt pro 1885. Antrag der 1. Section über die Ver - pachtung des ſtädt. Zwingers. Bericht der 1. Section wegen Anſchaffung von Feuerlöſchrequi - ſiten für den ſtädt. Redoutenſaal. Bericht der 1. Section über Ankauf von Ringkrägen für die ſtädt. Sicherheitswache.

(Vom Beamtenverein.)

Geſtern Nach - mittags fand in der hieſigen Oberrealſchule die Local - und Conſortial-Verſammlung der Mitglie - dergruppe Olmütz des Beamtenvereins unter dem Vorſitze des Obmannes, Herrn Prof. Thanna - baur ſtatt. Repräſentirt waren 68 Stimmen. Dieſelbe nahm folgenden Verlauf. 1. Der Vor - ſitzende begrüßte die Anweſenden und erklärte mit Berufung auf § 26 der Statuten die Verhand - lungen für eröffnet. 2. Ein Telegramm der Cen - tralleitung wurde mit Beifall aufgenommen und die Abſendung eines Dankſchreibens beſchloſſen. 3. Zum Schriftführer wurde Herr Theodor Knaute, zu Protocoll-Verificatoren die Herren Hauptmann Mergl, Dr. Lewin und Offic. Peſchel ge - wählt. 4. Von der Leſung des Geſchäftsberichtes wurde Umgang genommen. 5. Der Obmann des Aufſichtsrathes, Herr Prof. Dr. Frieß, verlas den Bericht des Aufſichtsrathes und es wurde dem Geſammtvorſtande das Abſolutorium ertheilt und demſelben, insbeſondere aber dem Obmann und den übrigen Functionären der Dank aus - geſprochen. 6. Wurde beſchloſſen, am Reingewinne 5 Procent dem allgemeinen, 2 Procent dem ſpe - ciellen Reſervefonde zuzuwenden, eine 6percentige Dividende zu vertheilen und den Reſt auf Re - munerationen zu verwenden. 7. Erſtattete der Vorſitzende den Bericht über die Centralleitung, aus welchem hervorging, daß im Jahre 1885 5263 Verſicherungsanträge über Mill. Ca - pital, im ganzen 472 Verträge über 46 Mill. Capital abgeſchloſſen, und im ganzen Mill. Gulden an Verſicherungsbeträgen (darunter im Jahre 1885 allein 720.000 fl.) ausgezahlt wur - den. Für humanitäre Zwecke wurden im Jahre 1885 und zwar: an Witwen - und Waiſenunter - ſtützungen 7470 fl., an Curſtipendien 3920 fl., für Lehrmittelbeiträge ꝛc. 5340 fl., zuſammen 16.730 fl., ſeit dem Beſtande des Vereines 108.000 fl. ausgegeben. Für das Jahr 1886 ſind wieder beiläufig 4000 fl. für Curſtipendien präliminirt. 8. Die Feſtſtellung des Präliminars wurde dem Vorſtande überlaſſen, als Summe der aufzunehmenden Darlehen und Spareinlagen wurde die Hälfte der Antheilseinlagen beſtimmt; für gekündigte Antheilseinlagen wurde pro 1886 eine 5perc. für Spareinlagen, eine 3½perc. Ver - zinſung feſtgeſetzt. 9. Der Zinsfuß für außer - ordentliche Vorſchüſſe wurde mit 7 Proc. und 1 Proc. Abgabe für den Garantiefond, der Zinsfuß für ordentlichc Vorſchüſſe unter 300 fl. mit 7 Proc., über 300 fl. mit 6 Proc. feſtgeſetzt. Außerdem wurde der Vorſtand ermäch - tigt, bei ordentlichen Vorſchüſſen in höheren Be - trägen nach ſeinem Ermeſſen bis 5 Proc. herab - gehen zu können. 10. Gewählt wurden: a) in den Conſortialvorſtand als Mitglieder die Herren: Bürgerſchullehrer Blaſchke, Bürger - ſchul-Director Dörrich, Oberlehrer Manda, Kreisgerichts-Hilfsämter-Director Zwirner (wieder), Kreisgerichts-Adjunct Dr. Kurz(neu); als Erſatzmänner die Herren: Katechet P. Ollmann, Lehrer Schenk und Finanzcon - cipiſt Dr. Sirowy; in den Aufſichtsrath als Mitglieder die Herren: Prof. Dr. Frieß, Prof. Ed. Plöckinger (wieder); als Erſatz - männer die Herren: Lehrer Mayer und Lehrer Martinek. 11. Herr Scriptor W. Müller verlas die von ihm verfaßte Petition, behufs Er - langung höherer Activitätszulagen für Staats - beamte in Olmütz, welche einſtimmig angenom - men wurde. Nachdem noch dem Vorſtande, ſowie Herrn Dir. Thannabaur für die Ueberlaſſung des Sitzungsſaales der Dank ausgeſprochen wor - den war, wurde die Generalverſammlung ge - ſchloſſen.

(Vom Club deutſcher Lehrer)

Samſtag Abends fand im Clublocale des Hotel Lauer die Monatsſitzung für Februar ſtatt. Nach Be - grüßung der Anweſenden gab der Vorſitzende, Herr Bürgerſchullehrer Föhner die Einläufe be - kannt, unter denen ſich auch der Jahresbericht des Männergeſangvereins befand. Diesbezüglich wurde beſchloſſen, den Männergeſangverein zu dem Ab - ſchluſſe ſeiner fünfundzwanzigjährigen Thätigkeit zu beglückwünſchen und ihm gleichzeitig den Dank für die dem Club jederzeit gewährte Unterſtützung auszuſprechen. Sodann wurde bezüglich des für die Bezirkslehrerconferenz zu bearbeitenden The - mas die Berathung eröffnet und zunächſt beſchloſ - ſen, an den k. k. Bezirksſchulrath ſeitens des Club das Anſuchen zu ſtellen er möge mit Rückſicht darauf, daß a) die Volksſchullehrer detaillierte Lehr - pläne auszuarbeiten haben, b) die Reviſion der Schü - lerbibliotheken vorgenommen werden muß, c) mehr - fache Supplierungen an den Olmützer Schulen gegen - wärtig nöthig ſind, von der Ausarbeitung eines Themas abſehen. Für den Fall, als dieſes An - ſuchen fruchtlos bliebe, werden dem ſtändigen Ausſchuſſe der Bezirkslehrerconferenz Vorſchläge zur Berückſichtigung erſtattet werden. Die Beſpre - chung über den Beginn des Schulunterrichtes in den unteren Claſſen der Volksſchule rief eine ſehr lebhafte Debatte hervor, deren Ende darin gipfelt, daß ein Referent (Herr Lehrer Weinharra) ge - wählt wurde, welchem die Aufgabe zufällt, in der nächſten Clubſitzung über die Angelegenheit und die eventuell zu unternehmenden Schritte Bericht zu erſtatten. Die Berathung über die Anordnung des Stoffes für den gemeinſamen Jahresbericht der ſtädtiſchen Volks - und Bürgerſchulen geſtal - tete ſich ebenfalls zu einer ſehr eingehenden. Schließ - lich wurde ausgeſprochen, daß falls der Be - zirksſchulrath im Einvernehmen mit den Leitern der Schule, einen Jahres-Bericht herausgebe, die Lehrkörper hievon gar nicht be - rührt würden und ſie daher auch keinerlei Verantwortlichkeit für die Anordnung des Stoffes und die Form treffen könne, weshalb Uebergang zur Tagesordnung angenommen wurde. Bezüg -

männer , Der dumme Gärtner und noch vieles Andere.

Am 12. Juni 1801 fand die feierliche Ueberſiedelung in das neue prächtige Theater an der Wien ſtatt. Kaum waren die letzten Geigen - ſtriche im alten Freihaus-Theater verklungen, als Alle, Sänger, Schauſpieler, Muſiker, Theater - freunde und Theaterarbeiter, an der Spitze der tanzende Schikaneder, den Einzug in das neue, hellerleuchtete Gebäude hielten.

Hier war es vor Allem die Zauberflöte , welche, in neuer würdiger Ausſtattung aufge - führt, die Caſſen des Theater-Directors füllte, denn ganz Wien, angelockt durch die herrlichen Weiſen des unſterblichen Meiſters, ſtrömte in den neuerbauten Muſentempel. Die irrige An - ſicht, daß Schikaneder das Libretto zu dieſer Oper geſchrieben habe, war lange im deutſchen Volke verbreitet. Schikaneder hat die herrliche, ſinnvolle Dichtung Gieſeckes allerdings verſtümmelt, indem er ohne jedes Verſtändniß für die Handlung mit dem Regieſtift planlos darin herumarbeitete das Textbuch zur Zauberflöte jedoch hat er nicht verfaßt.

Gieſecke, früher Schauſpieler unter der Direction Schikaneders, ſpäter Profeſſor der Mineralogie in Dublin, entlehnte den Stoff zu ſeinem Libretto dem intereſſanten Buche: Sethos. Histoire ou vie tirée des monumens anecdotes de l’ancienne Egypte. Traduite d’un manu - scripte gres (Amſterdam 1742), welches im Jahre 1777 zu Breslau in einer deutſchenUeberſetzung von Mathias Claudius erſchien. Schikaneder nahm es mit dem Autorrechte ſeines Mitgliedes nicht ſo genau, er ſetzte ruhig ſeinen Namen unter den Text, änderte willkürlich ganze Scenen, ohne den tiefen Sinn des Ganzen zu kennen, und ſo entſtand jenes verworrene Zeug, das heute noch dieſer herrlichen Oper anhaftet,

Gieſecke ſuchte allerdings ſeinen Director vor weiteren Verbeſſerungen des Textbuches ab - zuhalten, aber er hütete ſich wohlweislich, die damaligen Cenſur-Verhältniſſe in Oeſterreich kennend zu ſagen, woher er die Anregung zu ſeinem Libretto genommen habe.

Mit dem Reichthume des allgewaltigen Thea - ter-Tyrannen wuchs auch deſſen Verſchwendungs - ſucht und Arroganz. Hier ein Beiſpiel. Nach der erſten Aufführung der Zauberflöte , wobei Schikaneder den Papageno ſang, wurde er von allen Seiten wegen des herrlichen Werkes und der gelungenen Aufführung beglückwünſcht. Ohne ein Gegenwort des Dankes gab er den Gratu - lanten folgende claſſiſche Antwort: Ja, die Oper hat gefallen, aber ſie würde noch mehr gefallen haben, wenn mir Mozart nicht ſo viel daran verdorben hätte.

Schon nach einem Jahr trat Schikaneder von der Leitung des Theaters an der Wien zurück und überließ ſein Privilegium nebſt allen Anſprüchen ſeinem Compagnon Zitterbarth um die runde Summe von 100.000 Gulden und kaufte ein Landhaus in Nußdorf. Allein er hielt es im Privatleben nicht lange aus, es zog ihnbald wieder zur Werkſtatt ſeines einſtigen Schaffens. Von da ab blieb der Glücksſtern Schikaneders im Schwinden.

Eines ſei hier noch conſtatirt, Schikaneder hatte ein dankbares und patriotiſches Herz. Oft - mals gab er das Geld mit vollen Händen aus, um Noth und Elend zu ſtillen, und zahllos ſind die Beweiſe ſeiner Herzensgüte und Freigebig - keit. Im Auguſt 1796, nach dem Siege des Erzherzogs Karl über Jourdan ſpielte Schika - neder gerade eine ſeiner komiſchen Rollen, als die Siegesnachricht in Wien bekannt wurde. Sofort ließ er ſich das Extrablatt auf die Bühne bringen und ſetzte das Publicum von der ge - wonnenen Schlacht in Kenntniß. In dem Extra - blatte hieß es, 600 Franzoſen ſeien in den Rhein gejagt worden, Schikaneder fand jedoch dieſe Zahl zu klein und las 6000. Als das begeiſterte Publicum die nochmalige Leſung der Sieges - nachricht verlangte, waren es ſogar 60.000 Fran - zoſen, die in den Fluthen des Rheins ihren Tod fanden. Der Jubel wollte kein Ende nehmen. Endlich kam Schikaneder zu Worte und ſprach: Ich feierte heute meines Lebens ſchönſten Tag. Sollte ich in meiner Freude ein paar Nullen zu viel geleſen haben, verzeihen Sie mir’s! Eben meldet mir der Caſſier, die Einnahme des heutigen Tages betrage 756 fl., ich widme ſie ganz den verwundeten kaiſerlichen Soldaten. Auch ſpäter noch veranſtaltete er mehrere Wohl - thätigkeitsvorſtellungen, ſo eine zum Vortheile der durch den Feind verunglückten Tiroler, wo ſein

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lich eines gemeinſamen Vorgehens bei der Revi - ſion der in den Schülerbibliotheken enthaltenen Bücher wurden die nöthigen Beſchlüſſe gefaßt, ferner über Antrag des Ausſchuſſes der Central - leitung des deutſchmähriſchen Lehrerbundes die Wünſche bekannt gegeben, welche der Club hin - ſichtlich des Verbandsblattes: Freie deutſche Blätter für Erziehung und Unterricht hege. Auch die actuelle Wiedererlangung des Präſenta - tionsrechtes der Stadt Olmütz und die ſich hie - raus ergebenden Conſequenzen wurden einer reif - lichen Erwägung unterzogen. Ferner wurde ein Vergnügungs-Comité eingeſetzt, welches die Aufgabe hat, in der nächſten Clubſitzung Vor - ſchläge bezüglich eines Vergnügungsabends zu er - ſtatten, und der Ausſchuß beauftragt, weitere Schritte behufs Hebung der Geſelligkeit im Club zu berathen. Nachdem noch mehrere Anträge ihre Erledigung fanden, ſchloß der Vorſitzende die ſehr anregende und fruchtbringende Sitzung. Nach der - ſelben vereinigte eine zwangsloſe Unterhaltung, wechſelnd mit Declamation nnd Geſang, noch längere Zeit die Mitglieder. Galt es ja doch mit einem ſcheidenden Clubgenoſſen, Herrn Bürger - ſchullehrer Hans Korger, welcher im Laufe die - ſer Woche nach Müglitz abgeht, noch einige fröh - liche Augenblicke beiſammeu zu ſein. Herr Korger hat ſich während ſeines langjährigen Aufenthaltes in Olmütz die Sympathien ſeiner Amtsgenoſſen in großem Maße erworben; ſein Scheiden aus dem Verbande der Olmützer Schulen wurde des - halb lebhaft bedauert. Im Verlaufe des Abends ſprach der Obmann des Clubs, Herr Bürgerſchul - lehrer Föhner in warmen, herzlichen Worten dem ſcheidenden Collegen den innigſten Dank aus für die Bethätigung treuer Collegialität und kräf - tiger Unterſtützung der Clubintereſſen, gab ihm die beſten Wünſche für ſein neues Domicil mit zum Geleite und brachte ihm ein Proſit aus, in das alle Anweſenden bewegt einſtimmten. Herr Korger ſprach, ſichtlich gerührt, ſeinen Dank für die Ehrung aus und leerte ſein Glas auf das Blühen und Wachſen des Lehrerclub.

(Plenarſitzung der Olmützer Handels - und Gewerbekammer.)

Die Tagesordnung für die am Dienſtag, den 2. März um 3 Uhr Nach - mittags ſtattfindende 276. ordentliche öffentliche Plenarſitzung der Handels - und Gewerbekammer in Olmütz iſt folgende: I. Bericht der Rechnungs - Reviſoren über die Jahresrechnung der Kammer und des Penſionsfondes pro 1885. II. Bericht über das Einlangen, beziehungsweiſe Erledigung wichtigerer laufender Geſchäftsſtücke. III. Eventuelle Dringlichkeits-Anträge der Herren Kammer-Mit - glieder. IV. Subventions-Ang[e]legenheiten: Geſuch um Erhöhung der Subvention für die gewerbliche Fortbilgungsſchule in Littau. Geſuch um Erhöhung der Subvention für die gewerbl. Fortbildungs - ſchule in Mähr. -Neuſtadt. Geſuch um Wiederbe - willigung der Subvention für die Webeſchule in Bärn. Geſuch um Wiedeebewilligung der Sub - vention für die Webeſchule in Frankſtadt. Antrag des Kammermitgliedes Herrn Brandhuber be -treffend eine anzuſtrebende Vertretung der Kammer in den Schulausſchüſſen und Curatorien der von ihr ſubventionirten Lehranſtalten. V. Entſendung eines Vertreters in das Curatorium des mähr. Gewerbe-Muſeums in Brünn. VI. Bericht des ſtändigen Ausſchuſſes über die miniſterielle Erle - digung der Eingabe der Kammer in Angelegen - heit der Beſchlüſſe der Eiſenbahn-Tarif-Enquete. VII. Bericht des ſtändigen Ausſchuſſes über den Antrag des Herrn Seichert betreffend die Be - fugniſſe der Handels-Reiſenden. VIII. Bericht des ſtändigen Ausſchuſſes über den Antrag des Kammermitgliedes Zweig über die Firmaführung durch Frauen. IX. Antrag des Kammermitgliedes R. v. Proskowetz betreffend eine anzuſtrebende Erweiterung des § 4 des Brandweinſteuergeſetzes. X Antrag des Kammermitgliedes Brieß auf Errichtung eines Schieds-Gerichtes bei der Ol - mützer Handels - und Gewerbekammer. XI. Be - antwortung des h. Handels-Miniſterial-Erlaſſes in Angelegenheit der Einführllung des Befähi - gungsnachweiſes für das Handelsgewerbe. XII. Bezirkshauptmannſchaft Sternberg betreffs ſelbſt - ſtändiger Beſteuerung des Stefanauer Eiſenwerkes. XIII. Handels - und Gewerbekammer in Linz um Ausſcheidung der Geſetzgebung über das Hau - ſierweſen aus den gemeinſamen Angelegenheiten beider Reichshälften. XIV. K. k. Statthalterei, Anfrage in Angelegenheit der Gewerbsbefugniſſe der Bäcker. XV. Geſuch betreffs Regelung des Confectionsgewerbes durch eine Ergänzung der Gewerbe-Ordnung.

(Olmützer Gewerbe-Verein.)

Heute, wie jeden Montag, ſind die Localitäten des Ge - werbe-Vereines Abends von 7 bis 9 Uhr geöffnet und liegen im Leſezimmer eine große Anzahl inſtructiver Fachzeitſchriften und Werke zur Be - nützung auf.

(Spiritus-Steuer-Rückvergütung bei Verbrauch zu induſtriellen Zwecken.)

Ueber Antrag des Kammermitgliedes Ritter v. Pros - kowetz veranſtaltete die Olmützer Handelskammer eine Enquete zur Berathung darüber, welcher Standpunct in der Frage der Steuer-Rückver - gütung für den zu induſtriellen Zwecken ver - brauchten Spiritus einzunehmen ſei. Bei dieſer Enquete, zu welcher die Herren: Director Linz, Apotheker Slabyhoudek, Fabriksbeſitzer Thonet und Zuckerfabriksbeſitzer May geladen und erſchienen waren, entſchied man ſich dahin, daß bei einzelnen Induſtrien (wie z. B. bei der Hutfabrikation) der verbrauchte Spiritus zu dem Werthe des Fabrikates nicht in einem ſolchen Verhältniſſe ſtehe, daß die Steuerrückvergütung zu beantragen ſei, daß jedoch bei wichtigen, großen Induſtrien, wie bei der Möbelinduſtrie die Steuer - freiheit des Spiritus als eines der wichtigſten Rohmaterialien von größter Bedeutung ſei und die Kammer demnach Schritte unternehmen ſoll, um eine Erweiterung der, im Branntweinſteuer - geſetze vorgeſehenen Steuerrückvergütungs-Begün - ſtigungen anzuſtreben und durchzuſetzen.

Singſpiel: Oeſterreichs treue Brüder oder: Die Scharfſchützen in Tirol mit großem financiellen Erfolge gegeben wurde.

Schikaneder betheiligte ſich an verſchiedenen Unternehmen, erbaute in Kumrowitz, einem Dorfe bei Brünn, eine grandioſe Arena, büßte jedoch überall ſein Geld ein. In dieſem Sommertheater führte er ein großes Spectakelſtück: Die Schwe - den vor Brünn auf, bei welchem nicht weniger als 300 Mann Militär, Cavallerie, ja ſelbſt Kanonen auſ die Bühne kamen. Das Publicum fand keinen Gefallen an dieſem kriegeriſchen Schau - ſpiete, und Schikaneder, der viele tauſend Gulden zuſetzte, verließ Brünn, um das beſcheidene Theater in Steyr zu übernehmen. Schon in Brünn ſtellten ſich bei dem einſt ſo luſtigen Theater-Director Spuren des Tiefſinns ein. Immer mehr umnach - tete ſich ſein Geiſt, er floh alle Menſchen und wenn die Klänge eines luſtigen Muſikſtückes er - tönten, ſo weinte er bitterlich, denn er glaubte ein Requiem zu hören. Zu Anfang des Jahres 1812 kebrte Schikaneder, deſſen Zuſtand bereits in ſtillen Wahnſinn übergegangen war, nach Wien zurück. Vom Morgen bis zum Abend , ſo berichtet Realis, ſaß er unbeweglich in ein Bettlaken verhüllt, welches ſeinen Kopf bedeckte. Erſchien ein Beſucher, ſo ſtreckte er den Kopf aus dem Bettlaken hervor, ſtarrte den Angekommenen an und fragte: Haben Sie Maria Thereſia und den Kaiſer Joſeph gekannt? Fiel die Ant -wort bejahend aus, ſo ſprach er einige verwirrte Worte, zog ſich aber ſchnell unter ſein Beitlaken zurück; wurde die Frage verneint, ſo erfolgte der Rückzug in größter Eile, von keinem Worte begleitet.

Der Theater-Director Friedrich Hensler veranſtaltete eine Wohlthätigkeitsvorſtellung für den armen Wahnſinnigen, wozu das Stück, welches deſſen Ruin veranlaßt hatte, Die Schwe - den vor Brünn gewählt wurde. Auch Graf Pálffy, der hochſinnige Cavalier, der nachträglich das Theater an der Wien leitete, verfügte, daß von jeder Aufführung der Zauberflöte 4 Per - cent der Bruttoeinnahme an Schikaneder aus - bezahlt werden ſollen. Nicht lange genoß Letz - terer dieſe Wohtthat, denn wenige Monate ſpäter erlöſte ihn der Tod von ſeiner geiſtigen Zerrüttung. Ein beſcheidenes Stüb - chen in der Alſervorſtadt, in dem ſogenannten Nerbaß’ſchen Hauſe Nr. 30 (heute Floriani - gaſſe 10), war Schikaneders letzter Aufenthalt. Hier ſchloß der einſt ſo bekannte Lebemann, der gewaltige Theater-Director, der Allerweltsfreund am 21. September 1812 ſeine Augen für immer.

Seine Stücke ſind vergeſſen ſeine luſtigen Lieder verklungen, nur auf dem Theaterzettel der Zauberflöte ſteht noch ſein Name, und da mit Unrecht. Er iſt uns erhalten geblieben wie die Mücke im Bernſtein .

(Vom Männer-Geſang-Vereine.)

Der Olmützer Männer-Geſangverein hat an ſein aus dem Verbande des Vereines ſcheidendes Mit - glied, Herrn Bürgerſchullehrer Johann Korger ein Schreiben gerichtet, worin ihm der Dank für ſein eifriges Wirken als Mitglied des Vereines ausgeſprochen und der Hoffnung Raum gegeben wird, er werde auch in Hinkunft ein Freund und Hüter des deutſchen Liedes bleiben. Ueber Er - mächtigung der Vereinsleitung überreichte der Vor ſtandſtellv. Herr Knaute dem Scheidenden dieſes Schreiben in der Verſammlung des Lehrerclubs mit einer kurzen Anſprache, worin er insbeſondere die eifrige Erfüllung der Vereinspflicht durch Herrn Korger hervorhob und das Bedauern ausſprach, daß die ungünſtigen Verhältniſſe des Faſchings leider die Abhaltung eines Vergnügungsabends nicht ermöglichen und dem Vereinsvorſtande nicht Gelegenheit geboten war, Herrn Korger wie üblich den Dank mündlich auszuſprechen. Der Scheidende ſprach für die ihn ehrende Aufmerkſamkeit den wärmſten Dank aus und erklärte, ſtets den Ol - mützer Männergeſangverein ehren und hochhalten zu wollen.

(Vom Schulverein.)

Die Ortsgruppe Olmütz und Umgebung des deutſchen Schul - vereins hat den Männergeſangverein um Unter - ſtützung eines in der Faſtenzeit für Zwecke des Schulvereins abzuhaltenden Concertes erſucht.

(Die Olmützer Handelskammer)

ent - ſendet zu der am 25. d. in Wien zuſammentreten - den Enquéte in Angelegenheit der Gründung eines Handelsmuſeums den Herrn Reichsrathsabgeord - neten Ritter v. Proskowetz als ihren Vertreter. In der Wiener Organiſations-Commiſſion für den in dieſem Jahre in Wien zuſammentre - tenden 2. iaternationalen Binnen-Schifffahrts - Congreß wird die Kammer durch Herrn v. Pros - kowetz und den Kammerſecretär M. Hoenig ver - treten ſein.

(Eine ſtiefmütterlich behandelte Bahn - ſtrecke)

iſt die Staatsbahnſtrecke Olmütz-Trübau. Wir haben ſchon wiederholt darauf hingewieſen, daß die Verbindung von Olmütz nach Trübau reſp. Prag eine weit beſſere ſein könnte und daß die Fahrt von Olmütz nach Trübau in der Hälfte der Zeit zurückgelegt werden könnte welche jetzt dazu gefordert wird. Die Aufenthaltszeiten in den kleineren Stationen ſind viel zu langdauernd und könnten gekürzt werden. Es iſt dies im In - tereſſe des Publicums umſomehr geboten, als die Wagen und die Beheizungsweiſe derſelben keines - wegs modernen Anforderungen entſprechen. Die Heizung erfolgt noch immer durch Wärmeflaſchen, eine primitive Art der Beheizung die ſchon längſt abgeſchafft ſein ſollte und die ſelbſt auf kleineren Bahnen nicht mehr in Uebung iſt.

(Theater Comité.)

Heute Vormittags 11 Uhr fand eine Sitzung des jüngſt gewählten Theater-Comités ſtatt, in welchem über die letzten Eingaben des Herrn Theaterdirectors Müller verhandelt wurde. Wie wir hören, will ſich das Comité gegen die Auflaſſung der im §. 13 des Theaterpachtvertrages enthaltenen Verpflichtung ausſprechen.

(Theaterdirector Müller)

hat in der Freien ſchleſ. Preſſe einen beredten Anwalt ge - funden, indem das gedachte Blatt für ihn eifrigſt Propaganda macht und ihn als den geeignetſten Director des Troppauer Theaters empfiehlt. Wir haben dem gar nichts beizufügen und bemerken nur noch, daß das genannte Blatt am Schluße ſeiner Ausführungen ſagt, daß Herr Müller nur noch in der Winterſaiſon 1886 / 87 das Olmützer und Troppauer Theater führen werde voraus - geſetzt, daß er das letztere erhält und nach Ablauf des Olmützer Vertrages ausſchließ - lich die Troppauer Bühne leiten würde. Herr Müller wird, wie er in ſeiner Ein - gabe an die Olmützer Gemeindevertretung anführt in Olmütz bleiben und nach Troppau nur einen Subdirector entſenden. Ob die beiden Bühnen dadurch gewinnen würden, dieſe Frage zu er - örtern iſt Sache der betreffender Gemeindever - tretungen.

(Theaterbilanz.)

Man ſchreibt uns: Nicht in Olmütz, ſondern in Brünn ergaben die Ein - nahmen im Monat Jänner d. J. ein günſtiges Ergebniß. Nach der Brünner Zeitung zeigte dieſe Bilanz einen Ueberſchuß von mehr als 8000 fl. Beſſer als das halbe Mittel der Sub - vention ſcheint wahrlich die eigene Regie zu ſein. Mit etwas Muth läßt ſich ein gleicher Erfolg wie in Brünn auch hierorts erhoffen.

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(Veneſice-Vorſtellung.)

Die morgige Be - nefice-Vorſtellung des Frl. Anatour es geht Anzengrubers: Die Trutzige zum erſtenmale an unſerer Bühne in Scene wird voraus - ſichtlich ſehr ſtark beſucht ſein. Bemerken wollen wir noch, daß nur dieſe eine Aufführung des Stückes ſtattfindet.

(Theater.)

Die luſtige Poſſe Ant. Langer’s: Wo iſt denn’s Kind hat geſtern ſehr gefallen. Geſpielt wurde ſehr brav und machten ſich um die Aufführung die Damen Anatour und Urban und die Herren Auguſtin, Romani, Herzka und Bauer verdient. Letzterer erregte mit ſeinen vir - tuos geſungenen Wiener Liedern Senſation. Ein Quodlibet im 3. Acte gefiel außerordentlich. Die Direction ſollte die luſtige Poſſe, bei der man nicht aus dem Lachen kommt, gelegentlich einmal zur Wiederholung bringen.

(Abgeänderte Theatervorſtellung.)

Wegen Erkrankung des Herrn Küch geht heute ſtatt der Oper: Die weiße Dame , die Oper: Das Nachtlager in Granada in Scene.

(Dienſt-Jubiläum eines Olmützer Sicher - heitswachmannes.)

Morgen feiert der Sicher - heitswachmann Herr Adalbert Pelzarsky das Jubiläum der Vollſtreckung ſeiner 25jährigen Dienſtzeit. Pelzarsky iſt heute 62 Jahre alt, wurde zu Ripotiſch (Galizien) geboren und trat nach 12jähriger Dienſtzeit im Inf. -Regte. Nr. 12 im Februar 1861 in die Dienſte der Stadtge - meinde Olmütz.

(Die erſten Beilchen.)

Nachdem bereits ein Maikäfer und ein Schmetterling in unſerer Redaction ihre Aufwartung als Frühlingsboten gemacht haben, brachte man uns heute die erſten Veilchen, welche in der Umgebung von Olmütz im Freien gepflückt wurden.

(Ein beſtialilcher Lehrer.)

Man ſchreibt uns: Bei dem k. k. Bezirksgerichte Sternberg iſt die Unterſuchung anhängig gegen den 67 Jahre alten Lehrer der ſlaviſchen Gemeinde Bonjowitz, der an 20 30 Schulmäd[c]hen, meiſt 12 Jahre alt, unſittliche Attentate verübte.

(Feuerwerker-Kränzchen.)

In würdigſter Weiſe ſchloß ſich das Samſtag in den Saal-Lo - calitäten der bürgl Schießſtätte von der Kamerad - ſchaft der Feuerwerker der hieſigen Artillerie - Truppen veranſtaltete Tanzkränzchen ſeinen Vor - gängern an. Der mit Reiſigguirlanden und Wap - pen geſchmückte Saal bot den Beſuchern des Kränzchens eine prächtige Augenweide, und wurde dieſelbe noch erhöht durch die zahlreich erſchiene - nen reizenden Tänzerinnen. Die Muſikcapelle des100. Inft. -Regts., welche ihre beſtrickendſten Wei - ſen zum Tanze aufſpielte, wurde durch lauten Beifall gelohnt. Das Kränzchen beehrten mit ihrer Gegenwart der k. k. Oberſt und Commandant des 10. Corps-Art. -Regts. Herr v. Kropatſchek der k. k. Oberſtlieutenant und Commandant der ſchweren Batterie-Diviſion Nr. 20 Herr v. Drobny, der Commandant des 7. Feſtungs - Artillerie-Bataillons Major Kottek, Herr Ma - jor Schmid, Herr Bürgermeiſter Joſef v. Engel. Das Kränzchen, welches ſehr animirt ausfiel, machte dem Comité alle Ehre, und erntete dasſelbe die volle Anerkennung von Seite der Gäſte.

(Muſik-Kränzchen)

In den Saal-Locali - täten der bürgl. Schießſtätte veranſtalten die Mitglieder der Muſikcapelle des 54. Inf. -Rgts. Graf Thun-Hohenſtein, Donnerſtag den 25. Fe - bruar ein Tanzkränzchen, wobei die Muſikcapelle des 100. Inf. -Rgts. die Tanzmuſik beſorgt. Das Comité iſt bemüht, den Beſuchern des Kränzchens einen genußreichen Abend zu verſchaffen.

(Anterofficiers-Ball.)

Die Unterofficiere des 1. und 4. Bataillons des Inf. -Rgts. FML. Freiherr von Joelſon Nr. 93 veranſtalten Mittwoch den 3. März im Saale der bürgl. Schießſtätte einen Ball, zu welchem bereits von Seite des Comités alle Vorbereitungen getroffen werden, um denſelben zu einem glänzenden Unter - haltungsabend zu geſtalten. Die Ballmuſik wird von der eigenen Regiments-Muſik beſorgt werden.

(Großer Unglücksfall.)

Man ſchreibt uns: Ein Transport Mürauer Sträflinge des Ol - mützer k. k. Kreisgerichtes verunglückte dieſer Tage. Der Wagen der die Sträflinge zur Straf - anſtalt bringen ſollte, glitt auf dem hohen eisbe - deckten Berge über die Straſſe, welche der Schutz - wehren entbehrt haben muß, herab, und die Sträflinge, deren Hände geſchloſſen waren, ſowie der begleitende k. k. Gendarm rollten aus dem Wagen in die Tiefe und erlitten ſo ſchwere Ver - letzungen, daß einige der Beſchädigten denſelben erliegen dürften.

(Verpachtung des Troppauer Stadt - theaters.)

In der nächſten Gemeinderaths - Sitzung dürfte die Vergebung des Stadttheaters erfolgen. Die Zahl der Competenten beträgt 13 und ſind als ſolche aufgetreten: Herr Friedrich Dorn, derzeit Theaterdirector in Odeſſa; Herr Carl Ludwig Zwerenz, Leiter des ſtädt. Interims - theaters in Preßburg; Herr Emanuel Weſten, Director des Stadtthcaters in Laibach; Herr Carl Tiefel, Theaterdirector in Steyr; die HerrenAdolf Ranzenhofer, Schauſpieler und Regiſſeur des Theaters in der Joſefſtadt in Wien und Director des Mödlinger Theaters, und Carl Fröhlich, Privatier in Wien; Herr Alfred Ka - var, Director der Theater in Wiener-Nenſtadt und Oedenburg; Herr Ferdinand Arlt, Director des Stadttheaters in Klagenfurt; Herr Carl Stick, Director des Theaters in Iglau; Frau Ottilie Moſer, Directrice des Stadttheaters in Marien - bad; Herr Anton Freytag, Theaterdirector in Pilſen; Herr Robert Müller, Director des Stadttheaters in Olmütz; Herr Paul Meſtrozzi, Capellmeiſter des Joſefſtädter Theaters in Wien, und Herr Stanislaus Wolf, Director des Thea - ters in Czernowitz.

(Eine Deputation des Centralvereines der Maurermeiſter in Böhmen, Mähren und Schleſien)

unter Führung der Herren Franz Saller aus Prag und Walter aus Teplitz hat ſich dieſer Tage nach Wien begeber, um bei der Regierung, ſowie bei den maßgebenden Perſön - lichkeiten des Parlaments den Schutz des Maurer - gewerbes zu erbitten.

(Eine tſchechiſche Volksſchule in Zuaim.)

Der k. k. Landesſchulrath hat die Errichtung einer tſchechiſchen Volksſchule in Znaim beſchloſſen. An - geblich ſollen die Eltern von 45 Kindern (wor - unter 7 notoriſch deutſche) darum angeſucht haben und ſei der Beſchluß nach lebhaften Debatten ge - gen die Stimmen der deutſchen Mitglieder des Landesſchulrathes gefaßt worden.

(Eine Deputatton der Bürgerſchullehrer beim Anterrichtsminiſter.)

Mittwoch, den 17. d., nahm eine Deputation des Brünner Vereines Bürgerſchule , beſtehend aus dem Obmanne Herrn Schier, Obmann-Stellvertreter Herrn Czulik und Herrn Director Walter, bei dem Herrn Unterrichtsminiſter Dr. Paul Gautſch v. Fran - kenthurn Audienz. Die Deputation überreichte ein Promemoria des genannten Vereines, worin ge - beten wird: 1. um die geſetzliche Vertretung der Bürgerſchule in Orts - und Bezirksſchulrathe; 2. um die Regelung der Rechtsverhältniſſe der defi - nitiv angeſtellten Katecheten; 3. um die Errich - tung eines Curſes zur Heranbildung von Bür - gerſchullehrern. Der Miniſter empfing die Depu - tation aufs Freundlichſte, verſprach, ſich ſehr ein - gehend mit dem Inhatte des Promemoria zu be - faſſen, und verſicherte, daß es ihn freuen werde, wenn er die Wünſche des Vereines werde vollin - haltlich erfüllen können.

(Von der Handelskammer.)

Das ehe - malige Mitglied der hieſigen Handelskammer,

Im Bann des Schickſals. (50.)

Drüben, weit in der Ferne, zogen ſich die zahlloſen Bogen der berühmten Waſſerleitung hin, welche wie ein tauſendfüßiges Reptil ſich vom Gebirge bis zur Siebenhügelſtadt erſtreckte, weiter nach rechts aber begrenzten die ſaftiggrünen Maſſen des Albanergebirges die Erde, und helle Puncte, das Mauerwerk einzelner Landhäuſer und Villen, leuchteten wie hoffnungerweckende Sterne aus dem dunklen Laubwerk hervor, nach der lan - gen Fahrt durch das öde, traurige Geſtrüpp und verfallende Geſtein zu neuem Lebensgenuſſe ein - ladend.

Je näher ſie dem Gebirge kamen, deſto dünner, deſto ſpärlicher traten die Ruinen auf, die in der Nähe der Hauptſtadt faſt eine zuſam - menhängende, gewaltige Trümmermaſſe bildeten.

Die Landſchaft wurde friſcher, angenehmer, das düſtere graue Aloegeſtrüpp, welches zwiſchen dem verfallenen Mauerwerk wucherte, wurde ſeltener und an ſeine Stelle traten wilder, duften - der Glockenlack und blühende Reſeda, umſchwärmt von Tauſenden von Bienen.

Ein erfriſchendes Lüftchen wehte von den Bergen her und trug das Aroma der Orangen und Citronenblüthen bis zu dem alten römiſchen Lohnfuhrwerk, das der müde Gaul durch die Campagna dahinſchleppte.

Die Straße begann ſich jetzt allmählig auf - wärts zu winden und prächtige Olivenwälder, abwechſelnd mit Maulbeer -, Myrthen - und Lorber - bäumen durchſetzt zu durchſchneiden. Mächtige, ſtachelige Cacteen ſtreckten den Malern ihre ſchönen purpurfarbenen Blüthenkelche entgegen, als wünſchten ſie porträtirt zu werden, und hin und wieder begegnete ihnen ein mürriſch dreinſchaueu -der Mauleſeltreiber, das Thier mit Körben und Säcken ſchwer bepackt, Erzeugniſſe des Gebirges enthaltend, die nach Rom zum Verkauf gebracht werden ſollten.

Albano, dieſes draſtiſch gelegene, einſt ſo wohlhabende jetzt verarmte Städtchen, lag in der Nähe; zwiſchen den Bautrümmern des claſſiſchen Alterthums, den Ueberreſten des Pompejus und Domitian, der Sotonda und dem Grabmal der Horatier erhoben ſich die Sommerpaläſte römi - ſcher Großer, der Barberini und Corſini, der Familien, welche während der heißen Jahreszeit dem Staub und Geräuſch der Hauptſtadt entrinnen, um hier Gebirgsluft und Waldfrieden zu ge - nießen.

Von einer Anhöhe ſchaut Caſtell Gandolfo, die herrliche Sommerreſidenz des Papſtes, auf die Stadt und deren Umgebung hernieder, und dazwiſchen ſtreckt ſich die klare Fluth des Albaner - Sees dahin, wie ein mächtiger Spiegel, den eine unſichtbane Hand einer koketten Schönen vorhält.

Weinberge und Citronenhaine umſäumen ſeine Ufer, und an der Albano gegenüber liegen - den Seite flüſtern und rauſchen herrliche Kaſtanien - wälder, in denen die wegen ihrer Schönheit be - rühmten Frauen der Stadt luſtwandeln.

Endlich fuhr der Wagen durch die gut ge - bauten, regelmäßigen, aber ſchlecht gepflaſterten Straßen von Albano; an einem Hauſe, welches die Aufſchrift trug; Osteria e cucina Wirths - haus und Garküche hielt der Geſchirrführer und ſtieg bedächtig von ſeinem erhabenen Sitze herab.

Wir müſſen hier einige Zeit verweilen, mein Pferd bedarf der Ruhe, und des Futters, erklärte der Vetturino, indem er das Thier aus - zuſchirren begann.

Wie lange ſoll der Aufenthalt hier dauern? fragte Herbert’s Begleiter.

Wir müſſen erſt die größte Mittagsgluthvorüberlaſſen ehe wir wieder aufbrechen, verſetzte der Fuhrmann. Das Pferd hat ſchwer zu zie - hen und ermattet in der Hitze noch mehr, beſon - ders da wir keinen ebenen Weg wie in der Cam - pagna mehr haben, ſondern die Straße ſich durch das Gebirge ſchlängelt.

Darüber können vier Stunden vergehen, wandte ſich der junge Mann an Herbert, ich ſchlage deshalb vor, wir bezahlen hier unſeren Roſſelenker und wandern den ſchönen, waldigen Weg zu Fuß über Arinia nach Genzano, eine Strecke von höchſtens drei Stunden Entfernung.

Einverſtanden! rief Herbert, ſtieg noch einmal in den Wagen, um zu ſehen, ob nichts liegen geblieben ſei, und trat dann mit ſeinem Freunde in das Innere der Oſteria, um ſich mit einer Fogliette Wein für die weitere Wanderung zu ſtärken.

Der Weg von Albano nach Arinia iſt ſo herrlich, ſo poetiſch, als wäre er nur für Dichter und Denker geſchaffen. In der duftigen Däm - merung, die unter den dichten Laubkronen der Kaſtanien und Platanen herrſcht, wird die Phan - taſie angeregt und die Seele weich und lyriſch geſtimmt.

An einer Biegung des Weges, wo der Wald eine mit Abſicht gelaſſene Lichtung zeigte, blieben die beiden Wanderer überraſcht ſtehen; weit draußen in der Ferne erglänzte das Meer im Sonnen - ſchein, voll erhabener Ruhe, überwältigender Ma - jeſtät.

Noch eine kurze Strecke Weges, der Wald ward dünner und dünner und plötzlich lag das freundliche Städtchen Arinia mit ſeinen flachen, weißgetünchten Häuſern und der ſchönen Kuppel ſeines der Peterskirche in Rom freilich in viel kleineren Verhältniſſen nachgebildeten Gottes - hauſes vor den beiden jungen Deutſchen.

(Fortſetzung folgt.)

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Herr Seichert iſt geſtern hier eingetroffen, offen - bar um die angekündigte Action gegen ſeine Ausſchließung aus der Kammer zu eröffnen. Dieſe Action dürfte um ſo weniger Erfolg haben, als vor einiger Zeit von Seite einer tſchechiſchen Handelskammer, jener in Pilſen dasſelbe Vorg[e]- hen gegenüber einem deutſchen Mitgliede der dortigen Kammer, Herrn Cajetan Bayer geübt wurde. Dort lag der Fall jedoch mehr zu Gunſten des Ausgeſchloſſenen, weil derſelbe Theilhaber eines Bergwerksunternehmens war, während Herr Seichert weder ſelbſt ein Gewerbe betreibt, noch Theilhaber eines gewerblichen Unternehmens iſt. Wie correct das Handelskammerpräſidium vor - ging, erhellt am beſten daraus, daß der Naši - nec ſelbſt die ganze Angelegenheit ſeinen Leſern verſchweigt.

(Olmützer Creditbank.)

Die 20. ordent - liche General-Verſammlung der Olmützer Credit - bank findet Sonntag den 7. März l. J. um 10 Uhr Vormittags, im Caſino-Saale, Littauer - gaſſe ſtatt mit folgender Tages-Ordnung; 1. Bericht der Directoriums und Vorlage der Bilanz pro 1885. 2. Bericht der Aufſichtsrathes und Beſchlußfaſſung über deſſen Anträge. 3. Wahlen und zwar: a) Wahl an Stelle von fünf aus - ſcheidenden Mitgliedern des Directoriuss. b) Wahl des Aufſichtsrathes pro 1886. 4. Antrag auf Vertheilung des erzielten Gewinnes. 5. Antrag auf Abänderung der Statuten. 6. Eventuelle An - träge in Genoſſenſchaftsangelegenheiten. Anmer - kung: Es ſcheiden auf Grund § 10 Abſatz 3, nach Ablauf der Functionsdauer, aus die Herren: C. Auſt, Adolf Lachnik, Ferd. Mžik, Karl Rieger, M. Wödl.

(Sterblichkeits - und Krankheitsver - hältniſſe im Monate[J]änner 1886.)

Im Monate Jänner d J. ſind in Olmütz verſtorben 13 männl. 15 weibl. zuſ., 28 Perſonen; todtge - boren wurden 1 männl. 2 weibl., zuſ. 3 Kinder; unter den Verſtorbenen waren ledig 16, verehe - licht 6, verwitwet 5, zuſ. 28 Perſonen; dem Alter nach ſind verſtorben: von der Geburt bis zum 1. Lebensjahre 4 m. 3 w. zuſ. 7, vom 1. bis zum 6. Jahre 3 m., vom 6. bis zum 20 Jahre 1 w., vom 20 bis zum 40 Jahre 2 m. 2 w. zuſ. 4, vom 40. bis zum 65. Jahre 3 w. 3 m. zuſ. 6, vom 65. bis zum 76 Jahre 1 m. 6 w. zuſ. 7, im Ganzen 13 m. 15 w. gleich 28 Per - ſonen. Nach 4 größeren Altersgruppen geordnet ſind verſtorben: Von der Geburt bis zum 6. Jahre 7 m. 3 w. zuſ. Kinder, vom 6. bis zum 20. Jahre 1 w., vom 20. bis 50. Jahre 3 m. 3 w. vom 50. bis zum 76. Jahre 3 m. 3 w. zuſ. 11, im Ganzen 13 m. 15 w. gleich 28 Perſonen. Als Todesurſachen wurden bei den[V]erſtorbenen angeführt: 1. Lungenentzündung bei 2 m. [1]w. 3 Perſ., 2. Herzfehlerorgane bei 2 w. Perſonen, 3. Stimmritzenkrampf 1 m. Kind, 4. Pyämie bei 1 w. Perſ., 5. Altersſchwäche bei 1 m. 3 w. zuſ. 4 Perſ., 6. Lungentuberculoſe bei 4 m. 4 w zuſ. 8 Perſ., 7. Bräune bei 1 m. Kind, 8. Frai - ſen bei 1 m. 3 w. zuſ. 4 Kinder, 9. Darm - catarrh bei 1 m. Kind, 10. Gehirnhautentzün - dung bei 2 m. Perſ., 11. Schlagfluß bei 1 w. Perſon, im Ganzen 13 m. 15 w. gleich 28 Per - ſonen. Gemeldet wurden im Jänner 1886 von anſteckenden Krankheiten 1 Fall von Bauchtyphus bei einem achtjährigen Kinde und 1 Fall von Blattern bei einer zugereiſten Perſon, welche ſo - fort nach ihrer Ankunft in Olmütz erkrankte und in das Spital abgegeben werden mußte. Die Sterblichkeits - und Geſundheitsverhältniſſe geſtal - teten ſich demnach im Jänner 1886 befriedigend.

(Kundmachung betreffs Vornahme der Abraupung.)

Der Gemeinderath hat folgende Kundmachung erlaſſen: Auf Grund des Landes - geſetzes vom 30. April 1870 ergeht an alle Be - ſitzer von Grundſtücken die Aufforderung, die Abraupung der Bäume und Sträucher bis längſtens Ende März vorzunehmen. Die einge - ſammelten Raupen ſind ſogleich zu vertilgen. Desgleichen ſind die Maikäfer während der Flug - zeit täglich von den Bäumen abzuſchütteln und zu vertilgen. Im Falle der Säumigkeit wird die Abraupung und Maikäfer-Vertilgung auf Keſten der Säumigen unter gleichzeitiger Beſtrafung derſelben durchgeführt werden. Die von der Ge - meindecaſſa zu leiſtende Vergütung für Einſamm - lung von Maikäfern und Engerlingen beträgt für den Hektoliter 2 fl., beziehungsweiſe 10 fl. öſterr. Währ.

(Für Caſſenbeſitzer.)

Der Stecher einer eiſernen Caſſa wurde gefunden und bei der Polizeigeſchäftsleitung deponirt, wo ihn der Ver - luſtträger in Empfang nehmen kann.

(Ein falſches Gerücht.)

Das Prager Abendblatt ſchreibt: Die in den Blättern ent - haltene Meldung, daß ein Gendarm unweit Chrudim einen Borſtenviehhändler ermo[r]det und beraubt habe, iſt durchaus unbegründet und dürfte allenfalls aus Anlaß der erfolgten Einliefernng eines Landwehr-Infanteriſten an das Chrudimer Kreisgericht entſtanden ſein. Die Nachforſchung nach dem Urheber, beziehungsweiſe urſprünglichen Verbreiter dieſes falſchen Gerüchtes iſt eingeleitet.

(Das tſchechiſirte Wien.)

Im Hinblicke auf den Umſtand, daß tſchechiſche Gewerbetreibeude in Wien jüngſter Zeit den dortigen Genoſſen - ſchafts-Vorſtänden tſchechiſche Zuſchriften zukommen laſſen, welche von einzelnen der letzteren, als nicht in der in Wien landesüblichen deutſchen Sprache abgefaßt, nicht angenommen werden, erklärt Pokrok, Wien war und iſt nicht deutſch, es iſt die Stadt aller in Oeſterreich lebenden Nationen, und hoffentlich iſt die Zeit nicht mehr ferne, wo nicht nur die Vorſtände der Gewerbe-Genoſſenſchaften, ſondern auch noch ganz andere wichtigere Inſtanzen nichtdeutſche Schriftſtücke annehmen und erledigen werden, mit Einem Worte, wo auch in Wien ge - ſetzliche Gleichberechtigung und gegenſeitiger Anſtand unter den Nationen zur Geltung kommen werden.

(Vo[r]lage der Fabriks-Ordnungen.)

Den geſetzlichen Beſtimmungen entſprechend haben die meiſten der Brünner Weberei -, Spinnerei - oder Appreturen-Beſitzer, und zwar jeder einzeln und den Verhältniſſen in ſeiner Fabrik angepaßt, die Fabriks-Ordnung der Gewerbebehörde vorge - l[e]gt. Diejenigen Etabliſſements, welche bisher ihre Fabriks-Ordnung noch nicht zur Einſichtnahme und Beſtätigung überreicht haben, werden hiezu eheſtens aufgefordert werden. Auf Anordnung der Behörde muß auch in den Fabriken der Tarif für die Bezahlung der ſogenannten Vorarbeiten (Zurichten, Einziehen, Blattſtechen u. ſ. w.) durch Anſchlagen bekanntgegeben werden.

Vom Tage.

(Panik bei einem Begräbniſſe.)

Aus[R]om wird gemeldet:[D]as Begräbniß des Prin - zen Torlonia wurde auf entſetzliche Weiſe geſtört. Als nämlich der impoſante Leichenzug nächſt der Kirche der Santi Apoſtoli angelangt war, ent - ſtand plötzlich aus nicht zu ermittelnder Urſache in der Menge, welche den weiten Raum, Kopf an Kopf gedrängt, beſetzt hielt, eine furchtbare Panik. Nach allen Seiten hin ſtob die Menge auseinander, durchbrach das Spalier der Stadt - wachen und flüchtete in raſender Flucht, den Kreuzträger, die dem Zuge vorausgehednen Wai - ſenmädchen des Aſyls von Sant Onofroi nieder - rennend. Ueber die Niedergeſtürtzten ging die ſinn - los gewordene Menge hinweg, Rettung ſuchend vor einer Gefahr, die Niemand kannte. Die Wachen ſtürzten ſich mit gezücktem Säbel der Menge entgegen und machten dadurch die Ver - wirrung noch ärger. Von den Fenſtern der Häu - ſer und Paläſte wurde geſchrieen und mit - chern gewinkt, um die Maſſen zu beruhigen, doch ſelbſtverſtändlich mit umgekehrtem Erfolge, kurz, es war ein Schauſpiel, wie es aufregender nicht gedacht werden kann Nachdem der Platz endlich geräumt werden konnte, wurden die niedergetre - tenen Mädchen und Frauen, von denen die meiſten ſchwer verletzt waren und einige nur in tiefer Ohnmacht lagen, aufgehoben und in die nächſt - gelegenen Häuſer getragen. Die Erregung in der Stadt iſt ſelbſtverſtändlich eine furchtbare, zumal ja, wie oben geſagt, der Grund zur Panik abſo - lut Niemandem bekannt iſt.

(Ein gewiſſenhafter Defraudant.)

Präſi - dent: Die Summen, welche Sie mit ſeltenem Raffinement zu veruntreuen verſtanden, waren die Erſparniſſe armer Leute. Sie haben die Gel - der in leichtfertigſter Weiſe verpraßt! Ange - klagter: Ich vermochte nicht, das Geld lange in meinem Beſitze zu erhalten: es laſtete zu ſehr auf meinem Gewiſſen!

Sprechſaal

Geehrter Herr Redacteur!

Mit Bezug auf den in Ihrem ſamſtägigen Blatte enthaltenen Bericht über die Prerauer Blutfabel erſuche ich um nachſtehende Berichtigung:

Jenes Dienſtmädchen iſt nicht letzten Samſtag ſondern Sonntag, am 10. Jänner l. J, Nach - mittags in die Kirche gegangen und von dort auf ihren Dienſtplatz bei mir nicht mehr zurück - gekehrt! Die Anzeige von deren Entweichung und die Hinterlegung des Dienſtbuches beim hieſigen Gemeindeamte ſeitens meiner Frau erfolgte am 12. oder 13. Jänner. Ferner iſt Montag am 15. Februar nicht die Mutter des Dienſtmädchens ſondern die frühere Unterſtandgeberin der letzteren in das Geſchäftslocal meiner Frau gekommen und hat Bezahlung für ein dem Dienſtmädchen angeblich geliehenes Wintertuch verlangt, was ihr natürlich verweigert wurde.

Telegramme.

(Org. -Telg. d. Mähr. Tagbl. )

Der Deutſchöſterreichiſche Club wird die Vorgänge bei dem Znaimer Schwurgerichtshofe im Parlamente zur Sprache bringen. In parlamentariſchen Kreiſen verlautet, daß Graf Taaffe in der Dienſtagſitzung des Abgeordneten - hauſes in der Specialdebatte über die Dux-Boden - bacher Bahn das Wort ergreifen werde. Die Debatte wird noch größere Dimenſionen annehmen.

(Orig. -Telg. d. Mähr. Tagbl. )

Aus der Abſtimmung über die Dux - Bodenbacherbahn wird erzählt, daß ein fürſtlicher Abgeordneter (Fürſt Liechtenſtein) nach der Ab - ſtimmung geſagt haben ſoll: Ich hätte lieber ein faules Ei geſchluckt, wie dieſes Je das ich abgeben mußte .

(Orig. -Telegr. d. Mähn. Tagbl. )

Bei dem Einzug des Für - ſten Alexander hat ſich der ruſſiſche Conſul oſten - tativ ferngehalten und machte an dieſem Tage eine Landparthie. Die Agitation gegen die Con - vention dauert in ganz Rumelien fort.

(Orig. -Telegr. des Mähr. Tagblattes. )

Das Panzerſchiff Friedrich Carl iſt heute in der Suda-Bai eingetroffen.

(Orig. -Telegr. des Mähr. Tagdl. )

Das Bundesgericht hat die Beſchlüſſe der Regierung von Zürich wegen der Heilsarmee, welche die Verſammlungen derſelben verboten, aufgehoben, jedoch das Verbot des Be - ſuches der Verſammlungen durch Kinder unter 16 Jahren beſtätigt.

(Orig. -Telegr. des Mähr. Tagblattes. )

Die Vertreter der Mächte haben auf Initiative Englands vorgeſchlagen, daß Serbien von der Einbeziehung des Abſchluſſes eines Handelsvertrages in den Friedensvertrag abſtehe, wogegen die Mächte dahin wirken wer - den, daß in das Friedensprotokoll ein Paſſus aufgenommen werde, welcher beide Theile nach erfolgtem Friedensſchluſſe dazu verpflichtet, ſofort an den Abſchluß eines Handelsvertrages zu ſchreiten.

(Orig. -Te - legr. des Mähr. Tagbl. )

Der ruſſiſche Bot - ſchafter Nelidoff überreichte heute auf der Pforte eine Note, welche die bereits bekannten Einwen - dungen Rußslands gegen das türkiſch-bulgariſche Uebereinkommen beſtätigt und beſonders hervorhebt.

(Orig. -Telegr. des Mähr. Tagbl. )

Der Schatzſecretär gibt bekannt, daß dreiprocentige Staatsobligationen bis zum Betrage von 3 Millionen zur Amortiſirung gelangen. Die Minoritäts-Com - miſſion ſpricht ſich für die Silberprägung aus.

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Herausgeber und verantwortlicher Redacteur Wilhelm Seethaler. Druck von Joſef Groak in Olmütz.

About this transcription

TextNr. 42, 22.02.1886.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 42, 22.02.1886. . Jakob RiemerCzernowitz1886. Mährisches Tagblatt

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:38Z
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