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Nr. 6. Olmütz, Montag den 10. Jänner 1887. 8. Jahrgang.

Die Verſammlung der deutſchen Vertrauensmänner in Brünn.

Eine ſo ſtattliche Anzahl hervorragender Perſönlichkeiten der deutſchen Partei hatte Brünn wol ſchon ſeit Jahren nicht an einem Puncte vereinigt geſehen, wie jene, welche geſtern Vor - mittags im Sitzungsſaale des Brünner Gemeinde - Ausſchuſſes erſchienen war, um ihre Meinung abzugeben, über die Mittel und Wege, welche die deutſche Partei in Mähren wählen muß, um die herandrängende ſlaviſche Hochfluth zu bekämpfen, den Beſitzſtand der Deutſchen in Mähten zu wahren und es in einer Reſolution auszuſprechen, daß es als eine nationale und ſtaatliche Pflicht der Deutſchen in Mähren erſcheine in unge[b]rochener Einigkeit und in Verbindung mit allen ver - faſſungstreuen Vertheidigern des öſterreichiſchen Einheitsſtaates zum Schutze und zur Wiederher - ſtellung der von deſſen Ex[i]ſtenzbedingungen unzer - trennlichen berechtigten Stellung der Deutſchen in Oeſterreich auszuhatren.

Die Verſammlung nahm nicht nur dieſe Reſolution ſowie mehrere andere Reſolutionen, darunter auch eine ſolche, welche ſich auf den Exodus der Deutſchen Abgeordneten aus dem böhmiſchen Landtage bezieht, einhellig an, ſondern ſie votirte auch unter allgemeinem Jubel unſeren bewährten Führern einſtimmig das vollſte Vertrauen.

Die Abgeordneten Dr. Sturm, Dr. Promber und Dr. Weeber haben alle Urſache auf dieſes Botum mit gerechtem Stolze hinzuweiſen, bewies es ja doch, daß das deutſche Volk in Mähren trotz alledem und alledem, was in den letzten Wochen verlautete, hinter ſeinen Führern, die es in Jahrelangem heißen Kampfe zu ſo manchem glänzendeu Sieg geführt, in voller Einigkeit ſtehe und daß es keine Aenderung in der Führung der Partei wünſche, ſondern auch fernerhin ſich um die Führer ſchaaren und treu zu denſelben ſtehen wolle. Als Sprecher der Deutſch-Nationalen in der geſtrigen Vertrauensmänner-Verſammlung fungirte Abg. Wenzliczke. Er betonte, daß von deutſch-nationaler Seite bei keiner der in Nord - mähren abgehaltenen Verſammlungen Beſtrebungen zu Tage traten, um die Einigkeit der Deutſchen in Mähren zu ſtören und daß dies auch in Zu - kunft nicht der Fall ſein werde. Abg. Dr. Sturm war nach dieſer frei und offen abgegebenen Er - klärung auch in der Lage am Schluſſe der Ver - ſammlung conſtatiren zu können, daß dieſelbe ein Bild ungetrübter Einigkeit geboten habe.

So möge denn das deutſche Volk in Mähren nun wieder rüſtig fortarbeiten an ſeiner nationalen Ent - wicklung und Feſtigung und die Einigkeit aller Deutſchen in unſerem Lande als oberſtes Prin - zip hochhalten, mögen dieſelben der ſchärferen oder linderen Tonart angehören, die Führer aber mögen neugekräftigt durch das ih[ne]n ertheilte, ſo überaus glänzende Vertrauensvotum, ausharren in dem ſchweren Kampfe, den wir noch auszu - kämpfen haben. Der Mahnruf Dr. Sturm’s: Einer für Alle, Alle für Einen wird zuverſicht - lich in allen deutſchen Herzen einen lebhaften Widerhall finden. Nur wenn wir Alle einig ſind, kann uns der Sieg, der uns endlich doch werden muß, nicht entriſſen werden.

Ueber die Verſammlung ſelbſt, die einen überaus glänzenden Verlauf nahm, bringen wir nachſtehenden Bericht

Die Vertrauensmännerverſammlung der Deutſchen in Brünn.

(Original-Bericht des Währ. Tagblattes. )

Die Stadt Brünn hat im Lauſe der letzten Jahre ſo manche wichtige und hervorragende Ver - ſammlung in ihren Mauern beherbergt, aber die - jenige, welche heute im Saale der Gemeinde - vertretung im altehrwürdigen alten Landhauſe abgehalten wurde, iſt wohl die bedeutendſte von allen, galt es doch die Manifeſtation der Einig - keit aller Deutſchen in einem Kronlande in dem das ſtramme Zuſammengehen aller Vetreter unſeres Volkes wohl am allermeiſten wohlthut. In die - ſer Erkenntniß hatten ſich denn auch alle hervor - ragenden politiſchen Perſönlichkeiten der deutſch - mähriſchen Partei heute Vormittags hier ein[g]e - funden, um ihre Meinung darüber abzugeben, welche Mittel und Wege einzuſchlagen ſind, um der ſlaviſchen Hochfluth wirkſam entgegentreten zu können, um den Beſitzſtand der Deutſchen in Mähren nach wie vor zu wahren, und offen aus - zuſprechen, daß es abſolute Pflicht der Deutſchen im Lande ſei, in treuer Einigkeit mit allen ver - faſſungstreuen Vertheidigern des öſterreichiſchen Einheitsſtaates für die Wiedererlangung und Er - haltung der von den Exiſtenzbedingungen des Staates unzertren[n]lichen berechtigten Stellung der Deutſchen Oeſterreichs einzuſtehen. Schon die Sitzung des Central-Comités, welche vor der Vertrauensmännerverſammlung ſtattfand, war zahlreich beſucht und bot die Garantie für einen er[h]ebenden und würdigen Verlauf der großen Verſammlung. Zu dieſer hatten ſich unterdeſſen mehr als hundert Theilnehmer im Gemeindeaus - ſchußſitzungsſaale eingefunden, u. zw. außer vielen mähriſchen Reichsraths - und den deutſchen Land - tagsabgeordneten, auch die Bürgermeiſter faſt aller deutſchen Städte Mährens, darunter jene von Olmütz, Iglau, Znaim, Neutitſchein, Sternberg Schönberg ꝛc. ſowie die Obmänner zahlreicher deutſch-politiſcher Vereine und andere Vertrauens - männer aus Brünn und aus verſchiedenen Theilen des Landes. Unter den Anweſenden Reichsrathsabgeordneten befand ſich auch Ritter v. Chlumecky. Das Präſidium bildeten Dr. Sturm als Vorſitzender, Dr. Promber, Dr. Wee - ber als Stellvertreter, Dr. Popelak und Dr. Wenzliczke als Schriftführer. Nachdem Bürger - meiſter Winterholler die Verſammlung namens der Stadt Brünn begrüßt und zum Ausdrucke gebracht hatte, daß die Brünner Gemeinde die Be - rathungen mit lebhaften Sympathien begleite, da auch hier alle Deutſchen, wie allezeit treu zuſam - menhalten werden, theilte Dr. Sturm mit, daß die Abg. Dr. Beer und Neußer ihre Abwe - ſenheit durch Krankheit entſchuldigt haben und widmete dem geſtern verſtorbenen Pohrlitzer Bür - germeiſter Vogl einen ehrenden Nachruf. Die aus - gezeichnete Rede Dr. Sturms, welche nun folgte und in welcher er auf die Nothwendigkeit der Einig - keit aller Deutſchen hinwies und betonte daß er alle - zeit an der nationalen Bewegung anregend und för - dernd lebhaften Antheil genommen hat, wird mit ſtürmiſchem Beifall aufgenommen. BeſonderenBeifall fand jene Stelle, in welcher Dr. Sturm auf die außerordentlichen Verdienſte des Abg. Ritter v. Chlumecky, welcher von der Verſammlung durch Erheben von den Sitzen und Beifallsklatſchen ſtürmiſch acclamirt wurde, um die Erhaltung der deutſchen Majorität im mähriſchen Landtage hin - wies und jene, in welcher der Redner die Ver - dieuſte des Abg. Dr. Promber erwähnte.

Die Rede des Abg. Dr. Sturm.

Geehrte Herren! Liebe Freunde und Partei - genoſſen! Indem ich die große Freude habe, Sie, verehrte Parteigenoſſen, als Vertrauensmänner unſeres deutſchen Volkes in Mähren im Namen der Einberufer der heutigen Verſammlung, welche zugleich das Präſidium unſeres Central-Comité’s bilden, achtungsvollſt und herzlichſt zu begrüßen, muß ich Ihnen zunächſt wärmſtens danken für die Opferwilligkeit, mit welcher ſie unſerem Rufe trotz der Ungunſt der Jahreszeit aus allen Ge - genden des Landes ſo zahlreich gefolgt ſind.

Der Zweck unſerer Zuſammenkunft iſt keine Demonſtration und noch viel weniger eine Pro - vocation, ſondern die von Zeit zu Zeit wieder - kehrende ſchlichte und ernſte Beſprechung unſerer Parteiverhältniſſe und namentlich die Vorberathung der Frage, ob in nächſter Zeit ein deutſch-mähri - ſcher Parteitag abzuhalten wäre.

Schon im vorigen Jahre hatte ich die früher durch die allgemeinen Neuwahlen gehinderte Ab - haltung eines Parteitages gewünſcht und angeregt, doch war die kurze Sommerpauſe zwiſchen dem Schluſſe und Wiederbeginne der gegenwärtigen Reichsrathsſeſſion nicht geeignet zur eingehenden Vorbereitung und Verſtändigu[n]g.

Und ſo wurde dieſe Frage erſt wieder wäh - rend des erſten Abſchnittes der gegenwärtigen Landtagsverhandlungen unter den deutſchen Ab - geordneten der Linken erörtert und zunächſt die Einberufung einer Vertrauensmänner-Verſamm - lung in Ausſicht genommen.

Es kann uns gewiß nur mit ſtolzer und dankbarer Genugthuung erfüllen, daß wir auf Einladung des hochverdienten und hochverehrten Herrn Bürgermeiſters unſerer Landesbauptſtadt, welcher uns eben erſt ſo freundlich und herzlich begrüßte, heute in dem Saale tagen, welcher gegenwärtig den Berathungen unſerer wackeren deutſchen Brünner Gemeindevertretung gewidmet iſt und in alten Zeiten das Haus des mähriſchen Landtages war. (Bravo.)

Es iſt ein glänzendes Zeugniß für die Stel - lung, welche die Deutſchen in unſerem Heimat - lande und in deſſen Hauptſtadt trotz aller Fort - ſchritte der ſlaviſchen Hochfluth noch immer behaupten, daß die Vertrauensmänner unſeres Volkes im Brünner Rathhausſaale, im alten Landhauſe zuſammenkommen und berathen können.

Wird da nicht zur unfreiwilligen Huldigung jenes Hohnwort eines ſlaviſchen Abgeordneten, welcher uns jüngſt im Landtage zurief, in Brünn ſei jeder öffentliche Vertretungskörper ein deut - ſches Haus?

Und ſo möge dieſes befriedigende Bewußtſein unſerer bis nun behaupteten Stellung uns bei den heutigen Beſprechungen um ſo ſicherer zum gemeinſamen Ziele lenken, als uns mittlerweile ein unerwartetes und tief bedauerliches, wenn - gleich nothgedrungenes Ereigniß im böhmiſchen Landtage mehr als noch ſo flammende Reden und[2]überzeugende Darlegungen über allen Zweifelklar gemacht hat, wie nothwendig, ja unentbehrlich gerade im jetzigen Augenblicke die vollſtändige Einig - keit der Deutſchen in Mähren geworden iſt.

Als Wahrzeichen unſerer Einigkeit und als Stätte des freundlichen Meinungsaustauſches über die politiſche Lage und über die Fragen des Tages dienten uns die deutſchen Parteitage, welche in der Aera der Fundamental-Artikel durch die ver - dienſtliche Initiative unſerer zweiten Landeshaupt - ſtadt Olmütz entſtanden, mit Ausnahme der Wahl - jahre alljährlich in einer anderen Stadt des Lan - des abgehalten wurden bis auf den Wunſch dieſer Provinzialtage der große allgemeine deutſch-öſter - reichiſche Parteitag im November 1880, von Kopp, Schmeykal und meiner Wenigkeit einberufen einen denkwürdigen Abſchnitt bildete, gegen die zweite ſl[a]viſch-föderaliſtiſche Regierungs-Epoche ſeine Stimme erhob und die Solidarität aller Deutſchen in Oeſterreich neuerlich proclamirte.

Seitdem haben wir Deutſche in Mähren auch mit Rückſicht auf die frühen Herbſtſeſſionen des Reichsrathes und die für ſo große Verſammlun - gen kaum geeigneten Sommermonate an Stelle der Parteitage zur Beſprechung der politiſchen Lage nur Wanderverſammlungen abgehalten, welche der Brünner Deutſche Verein in dankenswerther Weiſe 1882 in Zwittau, 1883 in Olmütz und 1886 in Iglau veranſtaltete.

Die Einberufer der heutigen Verſammlung ſind zwar durch den ſiebenten deutſch-mähriſchen Parteitag ermächtigt worden, auch den nächſten Parteitag nach ihrem Ermeſſen einzuberufen, das Präſidium hat es jedoch vorgezogen, in Anbetracht der ſeither verfloſſenen langen Zeit vorher die Meinung der geehrten Vertrauensmänner zu ver - nehmen, welche im brieflichen Wege nur unzu - reichend eingeholt und conſtatirt werden könnte.

Geſtatten Sie mir nunmehr, verehrte Herren, daß ich die auf unſerer heutigen Tagesordnung ſtehende Beſprechung der Parteiverhältniſſe mit einem kurzen Rückblicke auf deren bisherige Ent - wickelung einleite. Es iſt wol ſelbſtverſtändlich, daß ich hiebei das Hauptgewicht auf die als Vorbedingung jeder lebensfähigen Partei unent - behrliche Einigkeit der Deutſchen legen muß, welche in Mähren das beſte Gedeihen zeigte.

Wenn auch innerhalb der dentſch-mähriſchen Verfaſſungspartei zur Zeit unſerer unbeſtrittenen parlamentariſchen Majorität mitunter ernſte Mei - nungsverſchiedenheiten auftauchten, ſo wurde doch durch die im Jahre 1871 zum erſtenmale zur Geltung gelangte ſtaviſch-föderaliſtiſche Strömung die vollſtändige Einigkeit der Deutſchen in Mähren hergeſtellt, welche nun durch mehr als 15 Jahre eine ernſte Störung nicht mehr erlitt.

Alle unſere jährlichen Parteitage und Wander - verſammlungen, ſowie alle unſere Landtags - und Reichsrathswahlen haben die ungetrübte Einigkeit und entſchieden nationale Haltung der Deutſchen in Mähren manifeſtirt, ohne jemals von der Thatſache beeinflußt zu werden, da unſere Abge - ordneten im Reichsrathe es aus parlamentariſch - tactiſchen Gründen auch früher wiederholt ange - zeigt gefunden hatten, ſich in zwei oder ſelbſt drei Parteifractionen zu theilen.

Insbeſondere bot uns der von beinahe 1000 bewährten Vertrauensmännern und Parteigenoſſen beſuchte ſiebente deutſch-mähriſche Parteitag in Brünn am 19. September 1880 eine glänzende Manifeſtation der Einigkeit der Deutſchen in Mähren, welche ſich ſchon damals in förmlicher Reſolution für die Solidarität und das einträch - tige Vorgehen aller Deutſchen, ſowie für die ent - ſchiedene Bekämpfung des gegenwärtigen Regie - rungsſyſtemes und für die Einberufung eines allgemeinen deutſch-öſterreichiſchen Parteitages ein - ſtimmig und in erhebender Begeiſterung aus - ſprachen. (Bravo.)

Und auf den einhelligen Wunſch des deutſch - öſterreichiſchen Parteitages wurde dieſe Solidarität und Eintracht auch parlamentariſch verwirklicht, indem die ſämmtlichen deutſchen und verfaſſungs - treuen Abgeordneten des Reichsrathes zur kräf - tigeren und erfolgreicheren Verfolgung ihrer nationalen und ſtaatlichen Aufgaben ſich zu einer einzigen großen parlamentariſchen Verbindung von beinahe 150 Mitgliedern vereinigten.

Als vollends die vorzeitige Auflöſung des verfaſſungstreuen böhmiſchen Landtages und deſſen neue tſchechiſch-feudale Majoritäl im Jahre 1883 die Gefahren der ſlaviſchen Oberherrſchaft in un - ſere nächſte Nähe rückte, da wurde die Ueberzeu -gung allgemein daß die Deutſchen in Mähren nur durch Ei[nig]keit und Bundesgenoſſenſchaft dem ſlaviſchen[An]ſturme Stand zu halten ver - möchten, und ich konnte nicht nur in meinen Wahlreden, ſondern auch in unſeren Wahlauf - rufen für den Landtag und für den Reichsrath ohne Widerſpruch und unter allgemeiner Zuſtim - mung der deutſchen Parteigenoſſen erklären, daß der Kampf für das deutſche Volk und für die Staatseinheit in Oeſterreich gar nicht getrennt werden kann und daß Deutſch-Nationale wie Centraliſten, wenn auch die Einen mehr aus na - tionalen und die Anderen mehr aus ſtaatlichen Motiven das gleiche Ziel anſtreben müſſen: die Vertheidigung der von der Sicherung der Staats - einheit unzertrennlichen Stellung der Deutſchen in Oeſterreich. (Stürmiſcher Beifall.)

Wörtlich hieß es in unſerm von beinahe vier - hundert bewährten deutſchen Vertrauensmännern und Parteigenoſſen aller Gegenden Mährens und aller nationalen Grade unterzeichneten und von allen unſeren Candidaten als Wahlprogramm an - genommenen Wahlaufrufe für die Reichsraths - wahlen im Jahre 1885: Jeder gute Deutſch - Nationale muß mit dem Centraliſten und jeder gute Centraliſt mit dem Deutſch-Nationalen Hand in Hand gehen, Schulter an Schulter kämpfen gegen den gemeinſamen Feind, ohne Bedingung und ohne Vorbehalt. (Bravo.)

Und ſo wurden auch die Reichsrathswahlen in Mähren in vollſtändiger Einigkeit der deut - ſchen Wählerſchaften mit gutem Erfolge vollzogen, und nur in zwei Städten eines deutſchen Wahl - bezirkes ſtellte die Minorität der Wähler gegen die Empfehlung der Vertrauensmänner einen be - ſonderen Candidaten auf.

Erſt ſeit der von keiner Seite gewünſchten und von beiden Seiten bedauerten Trennung der deutſch-liberalen Abgeordneten in zwei parlamen - tariſche Functionen gelangte auch in Mähren die Frage zur l[e]bafteren Erörterung, welche dieſer beiden Fractionen nach ihrer Richtung ihrem Programm und ihrer Benennung wohl beſſer geeignet ſei, die Forderungen des deutſchen Volkes zur Geltung zu bringen.

Vor Allem will mir ſcheinen, daß die par - lamentariſche Gruppirung der Abgeordneten allein für das Urtheil der Wähler über deren ent - ſprechende nationale und politiſche Haltung und für eine ähnliche Gruppirung der Wählerſchaften nicht maßgebend ſein ſollte, wie ſie bisher in Mähren auch niemals maßgebend war, denn ich ſelbſt gehörte im Reichsrathe durch Jahre einer anderen parlamentariſchen Gruppe an, als die große Mehrzahl meiner mähriſchen Collegen, und doch wurden unſere Parteiverhältniſſe in Mähren ſeit mehr als 15 Jahren von ſolchen parlamen - tariſchen Trennungen gar nicht mehr berührt. Aber ganz abgeſehen hievon, ſind die gegenwärti - gen Verhältniſſe in Oeſterreich, welche ſelbſt den deutſchen Abgeordneten zwingen, dem Staatsan - walte ſeinen Tribut zu zollen wohl betrübend und bedrohend genug, um uns klar zu machen, daß der Streit um das beſſere Deutſchthum ein unfruchtbarer bleibt, und daß nur die beiden parlamentariſchen Fractionen der deutſchen Abge - ordneten zuſammen und mit Heranziehung weiterer centraliſtiſcher Bundesgenoſſen im Stande ſein könnten, die Rechte der Deutſchen und die Staats - einheit erfolgreich zu ſchützen und zu ſichern. (Stürmiſcher Beifall.)

Dieſes geeinigte und gemeinſame Wirken beider deutſchen Parlaments-Fractionen und das hiezu unentbehrliche gegenſeitige freundliche Ver - halten ihrer Mitglieder iſt aber um ſo eher mög - lich, als die Programme der beiden Verbindun - gen gemeinſamen Urſprunges ſind und in allen actuellen, nationalen und ſtaatlichen Fragen über - einſtimmen. (Rufe: Richtig! So iſt es!)

Und in der That konnte auch in den meiſten Fällen von nationaler oder ſtaatlicher Wichtigkeit ein loyales gemeinſames Vorgehen erzielt werden, und ich habe dies jederzeit und insbeſondere auch in meiner Berichterſtattung über die politiſche Lage in der letzten Wanderverſammlung zu Iglau ausdrücklich anerkannt. Wenn ich die erfolgte parlamentariſche Trennung damals dennoch be - dauerte und auch heute bedauere, ſo liegt darin gewiß keine Verletzung, ſondern, wie ich ſchon bei anderer Gelegenheit öffentlich erklärte, vielmehr der Wunſch, mit den nun getrennten deutſch-na - tionalen Parteigenoſſen in engerer Verbindung zu wirken.

Denn nach vieljähriger parlamentariſcher Erfahrung muß ich es ſchon als ſchwierig bezeich - nen, eine größere Anzahl von deutſchen Politikern in gegebener, oft ſehr kurzer Zeit bei gemeinſamer Berathung zu wichtigeren Actionen zu einigen, und um wie viel ſchwieriger wird dieſe Aufgabe nach vorangegangenen abgeſonderten Berathun - gen und Beſchlußfaſſungen. Bisher hat noch jede ſolche parlamentariſche Abſonderung von deutſchen Parteigenoſſen in den wichtigſten Fragen zu Con - flicten und weiteren Trennungen geführt, welche jeden E[r]folg ausſchloſſen, oder aber zur endli - chen Umkehr und Wiedervereinigung. Das Bei - ſpiel der Polen, Tſchechen, Feudalen und Clericalen, welche trotz der fundamentalſten Gegenſätze ſich willenlos dem Commando des Executiv-Comités unterordnen, kann uns Deutſchen nicht vorge - halten werden.

Schon die Manifeſtation der eigenen beſon - deren Exiſtenz-Berechtigung führt bei ſelbſtſtändigen deutſchen Männern, zu Schwierigkeiten, und je ſchwieriger ſich die Deutſchen nicht nur in Mähren und in Oeſterreich einigen können, deſto bedenklicher erſcheint eben jedes, wenngleich nur formale Hinderniß dieſer Einigung.

Wenn deſſenungeachtet aus meiner Iglauer Rede die Verletzung einer weitergehenden natio - nalen Richtung herausgeleſen werden ſollte und ich muß auch dieſes perſöuliche Moment berühren, weil eine Perſon niemals das Hinderniß der Einigkeit ſein darf ſo mag dies wohl aus dem einmal ſchon entbrannten publiciſtiſchen Kampfe und auch daher zu erklären ſein, daß manches deutſch-nationale Organ, welches ſo freund - lich war, meine Rede ſehr ausführlich zu repro - duciren, eben jene Stellen überging, in welchen ich auf meine deutſch-nationale Vergangenheit hin - wies und die Verſicherung abgab, daß ich bis gegenwärtig niemals von meiner nationalen Rich - tung abgewichen bin und auch niemals abweichen werde. (Stürmiſcher Beifall.)

Und nicht etwa, um mich ſelbſt zu loben oder loben zu hören denn die Feſthaltung und Geltendmachung der eigenen Ueberzeugung iſt ein - fach Pflicht und verdient gar kein Lob ſondern um auch jüngere Parteigenoſſen, welche mein öffentliches Wirken erſt ſeit kürzerer Zeit verfol - gen oder ſich der Vergangenheit nicht erinnern, im Intereſſe der großen deutſchen Sache zu be - ruhigen, und um ſo vielen gegen meine Perſon gerichteten Anwürſen zu begegnen, will ich vor Ihnen wie vor meinen Wählern Rechenſchaft geben und in wenigen Worten auf einige Mark - ſteine meiner nationalen Thätigkeit hinweiſen. Ich wähle hiezu namentlich die gewöhnlich als Probe der nationalen Geſinnung betrachtete Frage des Bündniſſes mit Deutſchland.

Mit dem Wunſche des engſten Anſchluſſes an Deutſchland betrat ich noch als Angehöriger des deutſchen Bundes im Jahre 1865 die parlamen - tariſche Laufbahn, und dieſen Wunſch durfte ich damals noch ohne Gefahr der Verdächtigung in mein Wahlprogramm aufnehmen. Aber auch nach Verdrängung Oeſterreichs aus der leitenden deut - ſchen Stellung war ich im Jahre 1869 in der Delegation unter den Erſten, welche im Intereſſe der Deutſchen und des Staates das Bündniß mit Deutſchland empfohlen haben, wofür ich in den Regierungsorganen der Bismärcker in der De - legation geſcholten wurde, bis endlich nach zehn Jahren das Bündniß zu Stande kam und ſeit - dem officiell als Grundlage unſerer äußeren Po - litik anerkannt iſt.

Ebenſo beſtrebte ich mich ſchon im J. 1870, die deutſch-nationale Richtung in der Verfaſſungs - partei zur parlamentariſchen Geltung zu bringen, und nahm an der allgemeinen nationalen Bewe - gung des Jahres 1871 hervorragenden Antheil.

Im Jahre 1879 war ich unter den weni - gen Parteigenoſſen, welche ſchon damals den An - trag des Grafen Wurmbrand wegen Feſthaltung der deutſchen Staatsſprache rückhaltslos unter - ſtützten, und vertrat im Jahre 1884 dieſen An - trag auch als Berichterſtatter der Minorität. In allen meinen Reden und Adreß-Entwürfen legte ich auf die Pflege und Befeſtigung des deutſchen Bündniſſes das größte Gewicht, und ſprach bei dem Bankette des Linzer Schulvereinstages im Jahre 1883 den Wunſch aus, dieſes Bündniß auf alle gemeinſamen Intereſſen beider Reiche ausgedehnt zu ſehen, wofür ich abermals die gröb - ſten Verdächtigungen der officiöſen Organe, aller - dings aber auch die Genugthuung erntete, dieſen[3]Satz in das Programm der deutſchen Fractionen unſeres Abgeordnetenhauſes aufnehmen zu können und gegenwärtig ſogar in den Regierungsblät - tern zu leſen.

Und ſelbſt in der letzten Seſſion der Dele - gationen wies ich bei Beſprechung des ſcheinbar nicht ſehr bundesfreundlichen Verhaltens des deut - ſchen Reiches in der bulgariſchen Frage darauf hin, daß dieſe Wahrnehmung für uns nicht etwa zu einer Lockerung, ſondern vielmehr zu einer feſteren und dauerhaften Grundlegung des dent - ſchen Bündniſſes den Anlaß geben ſollte. (Bravo.)

Wenn ich Ihnen dazu die Verſicherung er - neuere, daß ich auch heute an dem nationalen Grundſatze der deutſchen Führung in Oeſterreich feſthalte, und wenn ich mich darauf berufen darf, daß mir die deutſchnationale Wählerſchaft von Iglau der zweitgrößten und älteſten deutſchen Stadt des Landes ihr Vertrauen unverändert und in der für mich ehrenvollſten Weiſe auch ge - genwärtig bewahrte, ſo werden Sie einem Manne der in ſeiner mehr als zwanzigjährigen politi - ſchen Thätigkeit niemals etwas Anderes anſtrebte, als ſeinem deutſchen Volke und ſeinem öſterreichi - ſchen Vaterlande pflicht - und überzeugungstreu zu dienen, wohl nicht einen Abfall von der natio - nalen Richtung zumuthen, weil er an Sie kein anderes Anliegen hat, als die heiße und drin - gende Bitte einig zu ſein und zu bleiben! (Stür - miſcher, nicht enden wollender Beifall.)

Ja, Einigkeit thut uns noth, nicht nur un - ter uns, ſondern auch mit allen anderen Verthei - digern des Einheitsſtaates, die ja von uns die Verleugnung unſerer deutſchnationalen Geſinnung gar nicht verlangen, ſondern vielmehr bereit ſind, vom ſtaatlichen Geſichtspuncte, im Intereſſe der Staatseinheit mit uns für die berechtigte Stellung der Deutſchen in Oeſterreich einzuſtehen. (Bravo.)

Nur im Vereine mit dieſen Bundesgenoſſen, geſtützt auf die Exiſtenz-Bedingungen des Staates, können und werden wir für die Rechte unſeres deutſchen Volkes endlich den Sieg erringen.

Und erwägen Sie doch nur die Erfolge, welche wir Deutſche in Mähren durch die Bun - desgenoſſenſchaft des verfaſſungstreuen Großgrund - beſitzes ſchon zu verzeichnen haben.

Prüfen und würdigen Sie doch insbeſondere die Thätigkeit des von uns Allen hochverehrten Mannes, welcher als Führer des verfaſſungtreuen Großgrundbeſitzes uns die Mehrheit im Land - tage erhielt und die Anerkennung ſeiner großen Verdienſte um unſere gemeinſame Sache von den deutſchen Wählern der Landeshauptſtadt einſtimmig in den Reichsrath entſendet wurde. (Stürmiſche Zuſtimmung.)

Da wir die Freude haben, dieſen verehrten Parteigenoſſen heute in unſerer Mitte zu be - grüßen, ſo muß ich meinen ohnehin geringen An - lagen zur perſönlichen Ovatian noch Schranken ſetzen: allein Jedem von uns iſt es gewiß Be - dürfniß, in einer Verſammlung der Vertrauens - männer des deutſchen Volkes von Mähren dem Urheber und warmen Verfechter des Staats - ſprachengeſetzes, dem beredten Anwalte des Deut - ſchen Hauſes unſeren herzlichen und innigen Dank auszuſprechen. (Bravo.)

Dieſer hochverehrte Parteigenoſſe und Führer erklärte uns bei jeder Gelegenheit, kein Deutſch - Nationaler zu ſein, und doch hal er in richtiger Würdigung des deutſchen Volksſtammes in treuer bundesgenoſſenſchaftlicher Oppoſition mit uns für die Deutſchen ſchon mehr gethan, als Manchem von uns noch je zu thun beſchieden ſein möchte.

Und wenn wir gerade vom nationalen Standpuncte jeden Deutſchen und ſelbſt den clericalen Deutſchen gern als Mitſtreiter auf nationalem Gebiete begrüßen, wie ſollten wir uns der Verbindung mit Männern entziehen, welche auch politiſch zu unſeren liberalen Grundſätzen ſich bekennen und ſowohl durch ihre Stellung als durch ihre Anzahl die Wahrſcheinlichkeit des Er - folges für die deutſche Sache unendlich erhöhen.

Seit ich die Ehre habe, durch das Vertrauen meiner Geſinnungsgenoſſen im Vereine mit ebenſo thätigen als tüchtigen Collegen und namentlich mit unermüdlicher Unterſtützung und hingebender Aufopferung des um das deutſche Volk in Mähren ſo hochverdienten Herrn Dr. Adolf Promber zur Leitung unſerer Parteigeſchäfte berufen zu ſein und das reicht auch ſchon über ein Decennium zurück haben wir uns weder gegen Erwägun - gen und Verbeſſerungen der im Allgemeinen be -währten Partei Organiſation geſträubt, noch gegen weitergehende nationale Richtungen abwehrend verhalten, denn uns konnte ja überhaupt in der Vertretung der Rechte des deutſchen Volkes gar nicht leicht Jemand zu weit gehen, inſolange nur die unveräußerlichen Grundſätze der Freiheit und die unentbehrlichen Erforderniſſe des Einheits - ſtaates nicht beeinträchtigt wurden.

Es liegt mir auch nach ſo langen und viel - fachen Erfahrungen jede Empfindlichkeit vollſtändig ferne und niemals war ich im Stande, mich ge - gen ſelbſtſtändige Meinungen wohlmeinender, wenngleich weitergehender Parteigenoſſen zu irgend einer gereizten oder leidenſchaftlichen Stimmung emporzuſchwingen.

Es fällt mir gar nicht bei, mich für unent - behrlich zu halten, ſo lange aber meine Partei - genoſſen wünſchen, daß ich auf dieſem oft recht unbequemen Platze ausharre, muß ich darauf be - ſtehen, daß die Einigkeit der Deutſchen in Mähren er halten bleibe und nicht geſtört werde. (Stürmiſcher Beifall.)

Sollte endlich die gegenwärtige Parteileitung ungeachtet der entgegengeſetzten fünfzehnjährigen Erfahrungen jetzt ein Hinderniß der Einigkeit geworden ſein, dann werden wir gerne unſere Mandate zurücklegen, obwohl dieſelben uns und dem ganzen Centralcomité erſt im Jahre 1885 auf vier Jahre ertheilt wurden.

Wir verlangen nichts für uns, aber Alles für die deutſche Sache, und für dieſe große und heilige Sache verlangen wir unbedingt und vor - behaltlos Ihre unerſchütterte Einigkeit! (Bravo.)

Und wenn meine Stimme zu ſchwach ſein ſollte, um dem Rufe nach Einigkeit Gehör zu verſchaffen denn ich kann Ihnen eben nichts Neues mehr bieten, ſondern nur oft Geſagtes wiederholen dann bitte ich Sie nochmals, Ihre Blicke nach Böhmen zu richten, wo die Deutſchen durch eine alle bisherigen nationalen Kränkungen und Beeinträchtigungen[w]eit übertreffende und zudem die Staatseinheit neuerlich be ........ Sprachenverordnung zum äußerſten Widerſtande und durch die rückſichtsloſe Niederſtimmung ihrer Anträge zum Austritte aus dem Landtage ge - zwungen wurden.

In dieſer Stunde der Gefahr waren die deutſchen Abgeordneten in Böhmen unter ihrem bewährten langjährigen Führer Schmeykal voll - ſtändig einig, obwol dort früher weit größere Meinungsverſchiedenheiten zu Tage getreten waren, als jemals in Mähren.

Nicht etwa ausſchließlich vom nationalen, ſondern in erſten Linie vom ſtaatlichen Stand - puncte, als eine Conſequenz des ephemeren böh - miſchen Staatsrechtes, bekämpft das Manifeſt der deutſchen Abgeordneten die neueſte Sprachenver - ordnung und deren Auffaſſung durch die Landtags - Majorität, und erhofft den endlichen Sieg de[s]Deutſchen auch nur von ihrer Einigkeit, indem es mit den Worten ſchließt: Deutſche in Böhmen, ſeid einig und ſtark!

Und ebenſo hat der nationale Abgeordnete Profeſſor Knoll, welcher, wie ich die Trennung der deutſchen Abgeordneten in zwei Gruppen be - dauerte, ſeine Karlsbader Wähler zur Einigkeit gemahnt und erklärt: Eine mit Ueberlegung be - triebene nationale Politik, Eintracht, die offen bekannt und ehrlich gehalten wird, dann aber auch eine ſtramme Parteidis - ciplin das iſt’s, was uns noththut . (Bravo)

Der verdienſtvolle Obmann des Deutſchen Schulvereines endlich, der Abgeordnete Weit - lof, welcher die Gefahren der Trennung in dieſer Eigenſchaft gleichfalls empfindet, hat unlängſt im niederöſterreichiſchen Landtage geſagt: Wenn wir nicht einig bleiben, dann iſt unſer Schickſal be - ſiegelt. Wir hoffen aber, die Einigkeit zu erhalten, und werden Alle, die uns daran hindern, nieder - zuhalten wiſſen.

Wenn nun auch der verehrte Abgeordnete Plener bei Begründung ſeines Antrages wegen Aufhebung der Sprachenverordnungen im böh - miſchen Landtage die für uns erfreuliche Aeuße - rung machte, daß die Deutſchen in Böhmen nur dieſelbe Stellung verlangen, welche die Regierung den Deutſchen in Mähren einräumte, ſo wiſſen wir wohl, daß die Regierung und namentlich unſer geehrter Landsmann-Juſtizminiſter uns das gleiche ... zugedacht haben, wie den Deutſchen in Böhmen, und daß die Verwirklichung dieſer guten Abſicht nur durch Verhältniſſe aufgehalten wird, welche derzeit noch ſtärker ſind, als die Regierung.

Der Ausblick nach Böhmen muß uns viel - mehr die Gefahren klarlegen, welchen wir täglich die Spitze zu bieten haben und nur in ungebro - chener, ungetrübter Einigkeit aller Deutſchen und Verfaſſungstreuen mit Erfolg begegnen können.

Seien wir daher, verehrte Freunde, duld - ſam im Innern, ſtreiten wir nicht über das na - tionale Glaubensbekenntniß des Einzelnen, aber halten wir um ſo feſter zuſammen nach Außen, laſſen wir nicht ab von unſerer durch prüfungs - reiche Jahre bewahrten und bewährten Einigkeit, von unſeren gemeinſamen Zielen der Wiederge - winnung der berechtigten Stellung der Deutſchen und der Sicherung der Staatseinheit in Oeſter - reich, und weichen wir niemals von unſerm in allen Kämpfen als Wahlſpruch der Deutſchen in Mähren hochgehaltenen und angelobten Grundſatze:

Einer für Alle, Alle für Einen!

Nachdem ſich der Beifallsſturm gelegt hatte, den Dr. Sturms Rede entfeſſelte, begründete der Bürgermeiſter von Olmütz Herr Joſef v. Engel in glänzender Weiſe folgende

Reſolution:

Die am 4. Jänner 1887 in Brünn verſam - melten deutſchen Reichsraths - und Landtagsabgeord - neten der Städte, Handelskammern und Landgemein - den, Bürgermeiſter, Gemeindevertreter, Vereins-Ob - männer und Mitglieder des Landes-Wahl-Comités haben ſich als Vertrauensmänner der Deutſchen in Mähren zu nachſtehenden Beſchlüſſen geeignet:

1. Es erſcheint als nationale und ſtaatliche Pflicht der Deutſchen in Mähren, in ungebroche - ner Einigkeit, und in Verbindung mit allen ver - faſſungstreuen Vertheidigern des öſterreichiſchen Einheitsſtaates zum Schutze und zur Wiederher - ſtellung der von deſſen Exiſtenzbedingungen un - zertrennlichen berechtigten Stellung der Deutſchen in Oeſterreich auszuharren.

2. Der an das Prager Oberlandesgericht ergangene Sprachenerlaß des Leiters des Juſtiz - miniſteriums vom 23. September 1886 begrün - det eine weitere empfindliche Beeinträchtigung der Deutſchen in Oeſterreich, eine mit der Staatsein - heit und den beſtehenden Geſetzen nicht vereinbare Beſchränkung der inneren Dienſtſprache, und eine bedenkliche Gefährdung der Bedingungen einer un - befangenen und gründlichen Rechtspflege. Die Auf - hebung dieſes Erlaſſes iſt daher mit allen geſetz - lichen Mitteln anzuſtreben.

3. Die Verſammlung der deutſchen Ver - trauensmänner Mährens beklagt jene rückſichtslo - ſen Vorgänge, welche die Abgeordneten des deut - ſchen Volkes in Böhmen zum Verlaſſen des Land - tages zwangen und widmet dem entſchiedenen, einheitlichen und maßvollen Vorgehen dieſer wacke - ren Stammes - und Geſinnungsgenoſſen die wärm - ſten Sympathien.

4. Es wird den Einberufern der heutigen Verſammlung anheimgeſtellt, nach ihrem eigenen Ermeſſen den nächſten deutſch-mähriſchen Partei - tag im geeigneten Zeitpuncte einzuberufen.

Die Begründung des Herrn Bürgermeiſters v. Engel, insbeſondere jene der letzten Reſolution fand außerordentlichen Beifall. Bezüglich des Parteitages wies v. Engel darauf hin, daß jede ehrliche deutſche Meinung von der Parteileitung gehört werde, daß aber jeder Deutſchöſterreicher die Erkenntniß haben müſſe, daß wir neben der na - tionalen auch eine politiſche Aufgabe haben und daß die nationale Aufgabe nur durch die politiſche gelöſt werden könne, denn die nationalen ſind mit den ſtaatlichen Intereſſen der Deutſchen in Oeſterreich unlöslich verknüpft. Dr. Pollak aus Mähr. - Schönberg ſpricht den Wunſch aus, daß der deutſch-mähriſche Parteitag in ſpäterer Zeit ein - berufen werden möge, nämlich erſt dann, wenn man den Zeitpunct hiefür gekommen erachte. Abg. Dr. Wenzlicke ſagt, daß bei allen Verſamm - lungen, die in Nordmähren abgehalten wurden, das Moment der Einigkeit der Deut - ſchen in der Bekämpfung unſerer Widerſacher ſtärkſtens betont wurde. Die Einigkeit iſt von uns niegeſtört worden. Es wurde aber auch von Dr. Sturm betont, ſagt Abg. Dr. Wenzliczke, daß man Duld - ſamkeit walten laſſen möge. Er wünſche, daß letztere ſtets geübt werde. Abg. Auſpitz erklärt gegenüber einer Bemerkung, die Dr. Pollak gemacht hatte, daß die Tſchechen nicht durch die Betonung des nationalen Standpunctes allein, ſondern vielmehr dadurch zur Macht gelangten, daß ſie ſich ihren Führern unterordneten.

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Die von Herrn Bürgermeiſter v. Engel glän - zend begründete Reſolution wird ſodann unter dem Jubel der Verſammlung einhellig angenommen.

Rede des Abgeordneten Fux.

Dr. Fux (Neutitſchein) ſagte hierauf: Es ſei uns Jeder willkommen, der es ehrlich um das deutſche Volk in Mähren meint und draußen im Lande für ſein Volk arbeitet, denn die nationale Arbeit iſt es, die wir fordern. Wer dahin trachtet, in ſeinem Kreiſe Bildung und Wohlſtand der Deut - ſchen zu fördern, und ihr nationales Bewußtſein zu wecken, ſei uns als Mitſtreiter willkommen. Jemehr Poſten von unerſchrockenen nationalen Männern beſetzt ſind, um ſo ſicherer werden wir unſere Stellung behaupten. Es ſoll uns nicht trennen, daß nicht alle gleich entſchieden empfinden, nicht trennen, daß der Eine drängt zum Handeln, der Andere bedächtig zögert, nicht trennen, daß der Eine den deutſchen, der Andere den deutſch - öſterreichiſchen Club des Reichsrathes in ſein Herz geſchloſſen hat. Unſere Partei in Mähren ſoll damit nichts zu ſchaffen haben, ſie ſoll und muß im Lande ſein: eine Partei aller Deutſchen. Geſtatten Sie mir darum ein offenes Wort: deutſch ſein heißt nach meiner Meinung auch zorn - und neidlos fremdes älteres Verdienſt anerkennen, deutſch ſein heißt auch tren ſein! Wenn wir heute in Mähren uns mit Stolz deutſch fühlen und im nationalen Empfinden keinem Lande nachſtehen wollen, wem gebührt dafür unbeſtritten der Dank? Unſerer Parteilei - tung! Seit mehr als zwanzig Jahren ſind dieſe Männer in nationaler Arbeit thätig geweſen. Wer war es, der im Norden und Süden des Landes bei keiner Verſammlung, bei keinem Feſte fehlte, wenn es nationalem Dienſte galt, wer war es, dem vor Allem die nationale Erweckung des Bauernſtandes zu danken iſt? Es war unſer Promber! Unſere Parteiorganiſation iſt in allen Kronländern anerkannt und ſie hat ſich oft bewährt. Wem iſt dies zu danken? Wer hat auf allen Parteitagen bei allen Wahlen unſere Herzen mit zündenden Worten erfüllt? Es war unſer Sturm. Von Sieg zu Sieg hat er die Partei geführt, und wenn es noch heute gelungen iſt unſere Stellung im Landtage zu behaupten, es iſt ſein Werk, ſein Verdienſt. Gar oft mag manchem Parteigenoſſen im Lande das Vorgehen der Füh - rer und der Abgeordneten zaghaft und unverſtänd - lich erſcheinen und doch iſt es oft nicht möglich Allen und öffentlich die Beweggründe mitzutheilen da heißt es: vertrauen! Sehen Sie, ich bin entſchieden national, doch beſonnen und ruhig, vor Allem mehr Freund der Arbeit als der Rede, ich geſtehe, auch mir ſchien manches unverſtänd - lich, ſo lange ich noch nicht im Landtage war. Inzwiſchen habe ich die Schwierigkeiten kennen gelernt, mit welchen die Parteileitung zu rechnen hat, ich habe mich überzeugt, daß unſere Führer ſo gut und ſo entſchieden deutſch ſind, als ich und Einer von Ihnen meine Herren und habe volles Vertrauen zu denſelben gewonnen. Arbeiten Sie draußen im Lande unermüdlich und unerſchrocken für die nationale Sache; Niemand ſoll in ſeiner Empfindung beſchränkt oder getadelt werden, ver - bannen Sie unter ſich jeden Oſtracismus und wenn es gilt, folgen Sie der Fahne, die Sie ſelbſt alle geweiht und halten Sie zuſammen! Wäre das nicht ein Triumph unſerer Gegner, wenn die Deutſchen ſich ſelbſt ans Meſſer lieferten. Die Majorität im Landtage iſt von der größten po - litiſchen und wirthſchaftlichen Wichtigkeit für die Deutſchen in Mähren. Sehen Sie denn nicht an den Deutſchen in Böhmen, welches Schickſal uns bevorſtände! Hier handelt es ſich um unſeren Landtag, unſerer Organiſation, wie ſich Jemand zum Reichsrath ſtellt, ſei kein Hinderniß, vereint zu ſchlagen. Es mögen alle Parteigenoſſen im Lande überzeugt ſein, daß, wenn es der nationa - len Ehre und Exiſtenz gilt, die Abgeordneten in Mähren ebenſo entſchieden und ebenſo einig vor - gehen werden, als es die deutſchen Abgeordneten in Böhmen gethan haben. (Stürm. Beifall.)

Das von Dr. Fux beantragte Vertrauens - votum lautet:

In Erwägung, daß die Parteileitung der Deutſchen in Mähren ſeit Jahren unermüdlich beſtrebt war, den nationalen Sinn zu wecken und die Wohlfahrt der Deutſchen in Mähren zu fördern, in Erwägung, daß dieſelbe unter den ſchwierigſten Verhätniſſen es durch Klug -heit und Feſtigkeit verſtanden hat die Majorität im mähr. Landtage und zugleich die Einigkeit der Deutſchen in Mähren zu erhalten ſpricht die Verſammlung der Vertrauensmänner der Deutſchen Mährens der Parteileitung, insbe - ſondere unſerem bewährten Führer Dr. Sturm für die ſelbſtloſe, unermüdliche und erfolgreiche Thätigkeit im Intereſſe des Deutſchthums und des Fortſchrittes die vollſte Anerkennung aus mit der Bitte auch in Hinkunft ihre volle Kraft dem Deutſchen Volke in Mäh - ren zu widmen. Die Reſolution wird ein - hellig, unter ſtürmiſchem Jubel aufgenommen.

Hierauf ergriff Abg. Dr. Promber das Wort, um auf die Ausführungen des Herrn Land - tagsabgeordneten Fux zu antworten.

Die Rede des Abgeordneten Dr Adolf Promber.

Nach der glänzenden Rede der Herrn Dr. Sturm, nach den trefflichen Ausführungen des Herrn Bürgermeiſters von Olmütz und meines Freundes und Collegen Dr. Fux wird es mir wohl ſchwer, Ihre Aufmerkſamkeit noch für einige Worte zu gewinnen, welche ich mir erlaube an Sie zu richten. Veranlaßt werde ich hiezu durch die außerordentlich ſchmeichelhafte Erwähnun des Collegen Fux, mit welcher er unſeres hochvgeehr - ten Führers und der Parteileitung gedachte.

Meine Herren, haben Sie Dank für die Zu - ſtimmung, welche Sie den Worten und dem An - trag des Collegen Fux zugewendet haben. Ihr Ver - trauen zu beſitzen iſt fürwahr ein reicher Lohn für die Arbeit, die unſer Führer und wir mit ihm geleiſtet haben. Dieſe Anerkennung iſt um ſo werthvoller, als ich mit Recht die heutige Ver - ſammlung eine illuſtre Verſammung nennen darf, welche ein Bild unſerer geſammten mähriſchen Verhältniſſe bietet, da hier die Vertrauens - männer des Landes vereinigt ſind, Reichsraths - und Landtagsabgeordnete, welche jahrelang Schulter an Schulter für die deutſche Sache mit uns kämpfen, welche am beſten wiſſen, wie oft man gezwungen iſt, ſeine Gefühle zu unterdrücken im Intereſſe des Ganzen ſich unterzuordnen. Die Bürgermeiſter und Vereinsobmänner aus Süd und Nord, Oſt und Weſt, welche ſtets treu zur deutſchen Sache gehalten haben, ſind erſchienen.

Meine Herren! Es wurde wiederholt der Deutſchen in Böhmen gedacht. Wenn ich früher über die Lage der Deutſchen in Böhmen nachdachte, mochte ich ſie vielleicht beneiden darum, daß ſie in geſchloſſenen Sprachgebieten nur deutſch-natio - nalen Gefühlen folgen dürfen. Dieſer Neid iſt längſt geſchwunden, heute möchte ich nicht mehr ein Deutſcher in Böhmen ſein, heute bin ich ein Deutſcher in Mähren, mögen die Verhältniſſe bei uns auch noch ſo traurig ſein, doch noch lieber.

Die deutſchen Nordmährer, deren Repräſen - tanten in nicht unbeträchtlicher Zahl erſchienen ſind, was ich mit Freuden begrüße, ſie mögen in gewiſſer Richtung ähnliche Verhältniſſe haben wie die Deutſchen in Nordböhmen, ſie ſind beneidens - werth, weil ſie in geſchloſſenen Sprachgebieten leben und ihren nationalen Gefühlen allein folgen können; aber ſie genießen auch Dank der Unter - ſtützung anderer Bundesgenoſſen die Vortheile, welche die Majorität der Landesvertretung ge - währt.

Die Vortheile die dieſe Deutſchen Nordmäh - rens gemeinſam mit uns genießen, legen ihnen aber erhöhte doppelte Pflichten auf. Sie dürfen nicht vergeſſen, daß es der rein deutſchen Bezirke in Nordmähren ſehr wenige gibt und daß wir die gemiſchten Bezirke im Intereſſe des Ganzen er - halten müſſen, wenn wir uns die Majorität wahren wollen.

Die Deutſchen in den gemiſchten Bezirken wiſſen viel zu erzählen von Drangſalirungen und Kämpfen, welche den Deutſchen in Nordmähren fremd ſind. (Bravo!)

Ich freue mich, daß ſo angeſehene Vertreter von Nordmähren hier erſchienen ſind und mit uns geſtimmt haben und damit documentirten, daß ſie volles Verſtändniß haben, für die Ver - hältniſſe der Deutſchen in Mähren.

Die Einigkeit, meine Herren, und nur dieſe allein kann uns den Erfolg verſchaffen und wenn von Dr. Pollak darauf verwieſen wurde, daß die Tſchechen Erfolge erzielten, indem ſie ihre Natio - nalität hervorkehrten, ſo ſage ich daß wirklicheErfolge von ihnen nur erzielt wurden dadurch, daß ſie ſich unbedingt ihren Führern unter - ordneten. Nie wären die Tſchechen zu der Stel - lung von heute gekommen, wenn ſie nicht unbe - dingt Disciplin zu halten verſtünden.

Die Einzelnen von ihnen, ſie mögen, wenn ſie zurück nach Böhmen kommen, noch ſo unzu - frieden ſein und noch ſo opponiren auf den Tabors, doch wenn ſie in Wien ſind, unterordnen ſie ſich unbedingt unter ihre Führer und nicht nur unter ihre Führer, die ihnen verwandt ſind durch Sprache und Abſtammung, ſondern auch unter die Feudalen, um ihren Einfluß zu bewahren. (Ganz richtig.)

Meine Herren! Nur unbedingte Unterord - nung kann uns zu Erfolgen führen (So iſt es) und in den Tagen der Gefahr zum Siege. (Bravo.)

Und wenn eine Mahnung ſeitens des Herrn Dr. Pollak an uns gerichtet wurde, ſo möchte ich dieſe Mahnung erwidern an die hochverehrten Vertreter von Nordmähren, welche, ich wiederhole es nochmals, ich gerne begrüße, Sie mögen auch die Verhältniſſe in den gemiſchten Bezirken be - rückſichtigen und denſelben Rechnung tragen.

Sie mögen bedenken, daß wir in Mähren durch die Erhaltung der Landtagsmajorität für das ganze Land und für die deutſche Sache Vieles erreichten und Manches verhüteten. (Stürmiſcher Beifall! Bravorufe.) Ich zweifle nicht, daß dieſe Einigkeit auch in Mähren zu erhalten ſein wird. Sie war d[a]und iſt da. (Lebhafrer Beifall.)

Es wird immer hingewieſen auf Wünſche aus Kreiſen, welche nicht mit uns einverſtanden wären. Warum erſchienen dieſe Herren nicht, warum haben ſie ihre Wünſche nicht gelteud ge - macht? (Bravo! Bravo!)

Hier iſt die Stätte, wo wir uns auseinander - geſetzt hätten. Und ich bin überzeugt, daß wenn nicht weſeutliche Hinderniſſe obwalten, es immer zu einer Auseinanderſetzung kommen wird.

Wir müſſen die Einigkeit hochhalten und in dieſem Sinne danke ich für das dem verdienten Führer und uns, die wir immer mit ihm kämpfen und einig ſind, ausgeſprochene Vertrauen.

In dieſer Vertrauenskundgebung liegt der Beweis, daß ſie einig ſein wollen und auch wir werden wieder gute Tage erleben.

Meinen Dank für das ausgeſprochene Ver - trauen. (Bravo! Bravo! Händeklatſchen, donnern - der Beifall.)

Abg. Dr. Sturm machte ſodann die Mit - theilung, daß ihm von Seite des Herrn Abg. Dr. Wenzliczke mehrere Reſolutionen übergeben wurden, welche ſich auf eine Verſchiebung des Zeitpunctes des Parteitages beziehen. Dieſe Re - ſolutionen werden berückſichtigt werden.

Abg. Dr. Weeber ſchließt ſich den von Dr. Promber ausgeſprochenen Danke für das der Partheileitung ertheilte Vertrauen an.

Abg. Dr. Weeber bringt der Verſamm - lung noch zur Kenntniß daß der Centralleitung ein Antrag von Seite des Mähr. -Oſtrauer deutſchen Verfaſſungs-Vereines, betreffend mehrere Fragen der Parteiorganiſation in Mähren zukam. Redner macht den Vorſchlag, daß dieſer Antrag dem Exe - cutivcomité zur weiteren Berathung mitgetheilt werde. (Angenommen.)

Zur Vorleſung gelangt etne Zuſchrift meh - rerer Gemeindevorſteher des Mähr. -Neuſtädter Bezirkes, in welcher dieſelben die Forderung zur Erhaltung der Einigkeit betonen.

Abg. Dr. Sturm ſchließt die Verſamm - lung, indem er ſagt, daß die Verſammlung das Bild ungetrübter Einigkeit geboten habe.

Er dankte nochmals für die außerordentliche Betheiligung und richtet an die Verſammelten die Bitte, dieſelben mögen in ihren Kreiſen dahin wirken, daß die Einigkeit in allen Orten wie hier allerzeit hochgehalten und gepflegt werde. (Stürmiſcher Beifall.) Damit endete die bedeut - ſame Verſammlung, welche ſich nicht nur zu großen Ovationen für die Parteileitung insbe - ſondere für den Führer der Deutſchen Dr. Sturm und den Führer des Großgrundbeſitzes R. v. Chlumecky geſtaltete, ſondern auch die Einigkeit aller Deutſchen bei Verfolgung der großen Ziele der Oppoſition in großartiger Weiſe manifeſtirt hatte.

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Locales und Provinzielles.

(Eine Bankettrede des Abgeordneten Ritter v. Chlumetzky.)

Bei dem nach Schluß der deutſchen Parteimännerverſammlung geſtern im mauriſchen Saale des Grand Hotel zu Brünn abgehaltenen Feſtbankette, bei welchem Bürgermeiſter Brantner von Znaim, Abgeordne - ter Dr. Sturm, Dr. Merores, Bürgermeiſter Joſef v. Engel Toaſte ausbrachten, ergriff Se. Exzellenz Abgeordneter Ritter v. Chlumetzky das Wort zu einer ganz bedeutenden Bankettrede.

In der Verſammlung habe er unterlaſſen zu ſprechen, weil er den nicht parlamen - tariſch thätigen Parteifreunden die Gelegenheit zur Meinungsäußerung hätte laſſen wollen, doch jetzt benütze er den Anlaß, ſeine Anſchauungen zum Ausdrucke zu bringen. Er begreife, daß be - ſonders die jüngere Generation, augeſichts der unerhörten Angriffe und der Verdrängung der Deutſchen aus einer Poſition nach der andern, jenes deutſchen Volkes, welches Oeſterreich geſchaf - fen und allein dauernd zu erhalten im Stande iſt, für die rückſichtsloſe Bethätigung der Natio - nalität eintritt. Doch müſſe auch dem politiſchen Gedanken Raum gegeben werden. Eine politiſche Idee muß aber auch die Macht haben, zum Aus - druck zu gelangen, deshalb begreife er nicht, daß man glaube, je weniger man ſei, deſto beſſer. Wir müſſen trachten, wo wir die Mehrheit haben, ſie zu erhalten und wo wir ſie nicht beſitzen, ſie zu erlangen. Dies ſei die Aufgabe der politiſchen Führer und wenn ſie dieſe vernachläſſigen, dann würden ſie nicht verdienen, Führer zu ſein. Bei uns Aelteren iſt die Sehnſucht nach Ruhe ſehr vorhanden, aber wir glauben, daß wir auf dem Platze, wohin wir geſtellt ſind, ausharren müſſen. Dazu ſei aber die Manifeſtation des Vertrauens ſeitens des Volkes nothwendig, wie ſie heute von ſeinen beſten Vertretern bethätigt wurde. In Mähren handle es ſich nicht um Principe und deshalb glaube er, daß die im kleinen K[r]eiſe vor - handene Differenz bald ſchwinden werde. Vor allem müſſe man ſich den Führern unterordnen und die Deutſchmährer können dies umſomehr als ſie insbeſonders in Dr. Sturm, ſowie in Dr. Promber und Dr. Weeber Führer beſitzen, um welche ſie jede Partei beneiden könne. Er bringt auf Dr. Sturm ein dreifaches Hoch aus, in welches die Verſammlung begeiſtert einſtimmt. Der Toaſt Se. Exzellenz des Abgeordneten Rit - ter v. Chlumetzky fand ſtürmiſchen, nicht enden - wollenden Beifall. Wir werden übrigens den Wortlaut dieſes Toaſtes noch nachtragen.

(Vom Bunde der Deutſchen Nordmäh - rens .)

Die über Auftrag der Bundesleitung ver - faßte Flugſchrift Sechsunddreißig Fragen und Ant - worten über den Bund der Deutſchen Nordmährens zur Beherzigung für unſere Volksgenoſſen in Stadt und Land iſt nunmehr beendet und wird der Sonn - tagsnummer des M. Tagblatt , des Sternber - ger Volksblatt , des M. Grenzboten in Schön - berg , des Wochenblattes in M. -Trübau, des Wochenblattes in Neuti[t]ſchein, der Deutſchen Stimmen in Proßnitz beigelegt und auch außerdem in viele deutſche Orte verſendet werden.

(Tranung.)

Samſtag Nachmittag um halb 4 Uhr fand in der Garniſonskirche zu Maria Schnee die Trauung des k. k. Hanptmannes im 100 Inft. Regimente, Herrn Velimir Goikovic mit Fräulein Hunar ſtatt. Der hochw. Militär-Curat Dr. Hrbaty vollzog den Trauungsact. Zahlreiche Offi - ziere des 100. Infanterie-Regimentes wohnten der Ceremonie bei.

(Trauergottesdienſt.)

In der Pfarrkirche zu Neuſtift findet Freitag den 15. Jänner l. J. ein Requiem für den in der Neujahrsnacht ermordeten Commis, Herrn Emanuel Strava ſtatt. Der hochw. Pfarrer von Nenſtift wird dasſelbe unter geiſtlicher Aſſiſtenz celebriren.

(Leichenbegängniß.)

Vom Trauerhauſe, Sar - kandergaſſe Nr. 3 aus fand Samſtag Nachmittag 3 Uhr das Leichenbegängniſs des plötzlich verſtorbenen ſtädt. Kanzeliſten Herrn Stefan Wolfenſtein ſtatt. An dem Leichenbegängniſſe betheiligten ſich die ſtädt. Beamtenſchaft und Bekannte der Familie.

(Stadtverordneten-Collegium.)

Heute findet keine Sitzung des Stadtverordneten-Col - legiums ſtatt.

(Wilitäriſches.)

Der Kaiſer geruhte die Uebernahme des überzählig mit Wartegebühr be -urlaubten FZM. Franz Grafen Thun-Hohen - ſtein auf ſein Anſuchen in den wohlverdienten Ruheſtand anzuordnen.

(Der Landſturm uniformirt.)

Am 15. d. Mts. erſcheinen, wie wir bereits meldeten, die Durchführungs-Vorſchriften für den Landſturm, worin die Organiſation in weiten Umriſſen, die Beſtimmungen über die Beſetzung von Officiers - und Unterofficiers-Stellen, über die Ausrüſtung und ſo weiter präciſirt werden. Der Kaiſer genehmigte die einheitliche Adjuſtirung der geſammten Landwehr-Fuß - truppen nach dem Muſter der Landwehrſchützen mit hechtgrauer Blouſe. Die Adjuſtirung tritt ſucceſſive ein. Die Bezeichnung der Truppen als Landwehr - ſchützen und Landwehr-Infanterie bleibt vorläufig noch beſtehen, wird aber ebenfalls aufgehobeu.

(Die Jahresverſammlung des Sternberger National-Vereines.)

Am 16. d. M. findet im Saale der Schießſtätte zu Sternberg die Jahres - Verſammlung des National-Vereines deutſcher Bürger und Bauern für die politiſchen Bezirke Sternberg und Römerſtadt ſtatt, bei welcher der Reichsrathsabgeordnete Herr Dr. Knotz einen Vortrag über die politiſche Lage halten wird. Es iſt angeſichts der herrſchenden Zuſtände zu erwarten, daß die Theilnahme an dieſer Ver - ſammlung eine zahlreiche ſein wird.

(Vom Wilitär-Caſino.)

Prinz Carneval hielt am Samſtag in die prächtigen Räume des Militär - und wiſſenſchaftlichen Caſinos ſeinen Ein - zug. Ein äußerſt diſtinguirtes Publicum hatte ſich daſelbſt eingefunden, und da es auch an rei - zenden Tänzerinnen und flotten Tänzern nicht fehlte, ſo wurde bei den Klängen der Muſikcapelle des 54. Inft. -Rgts. dem Tanzvergnügen im reich - ſten Maße gehuldigt. Die hohe Generalität, die Herren Oberſte und Stabsofficiere der Garniſon wohnten dem Kränzchen bei Herr Oberſt Freiherr v. Komers machte die Honneurs. Das Arrange - ment dieſes Kränzchens muß als ein äußerſt ge - lungenes bezeichnet werden.

(Kränzchen des Paulowitzer Leſe - und Fortbildungs-Vereines.)

Das am Samſtag in den Localitäten des Hotel Spitz abgehaltene Tanzkränzchen des Paulowitzer Leſe - und Fortbil - dungsvereines war ſehr gut beſucht und verlief äußerſt aunimirt. Einen Bericht über dieſe in allen Detaills gelungene Unterhaltung werden wir noch nachtragen.

(Die erſte Wasken-Redoute)

hat geſtern ſtattgefunden. Anfänglich ſchien es, daß dieſelbe das Schickſal aller erſten Redouten ſeit vielen Jahren theilen werde, denn der Beſuch war bis gegen 10 Uhr ziemlich ſchwach. Dann aber füllten ſich die Räume des Saales ganz anſehnlich. Masken ſah man diesmal noch wenige. Bei den Klängen der Muſikcapelle unſeres Hausregimentes wurde bis zum hellen Morgen getanzt.

(Vom Theater.)

Eines der Erſtlingswerke Millöckers, ſeine Operette Gräfin Dubarry wurde geſtern und vorgeſtern auf unſerer Bühne zur Auf - führung gebracht. Das Sujet der Operette iſt, wie der Titel verräth der liederlichen Zeit des fünfzehn - ten Ludwig entnommen und behandelt eine vom Her - zog von Choiſeul eingefädelte Intrigue, deren Zweck darin beſteht, die allmächtige Maitreſſe Louis XIV. durch eine Nachfolgerin zu erſetzen. Als ſolche iſt Liſette, die Gattin des eingebildeten Friſeurs Leo - nard auserſehen. Der Zufall vereitelt jedoch die Abſicht, die Dubarry bleibt Siegerin und Choiſeul wird durch den Liebhaber der Dubarry, den Herzog D’Aiguillon erſetzt. Der Friſeur Leonard iſt die einzige komiſche Figur der Operette, deren vielfach der Jägerſprache entnommener Dialog ſtark wildelt und an die ſtärkſten, uns von Offenbach gebotenen Dinge reicht. Millöcker hat die Operette mit einer Fülle melodiöſer Muſik ausgeſtattet, ohne jedoch im Effecte ſeine ſpäteren Werke zu erreichen. Nament - lich mangeln wirkungsvolle große Enſembles. Das Ganze zerflattert in eine Anzahl leichter Arietten und Couplets, von welchen jene Liſettes mit dem Refrain Charmant im erſten Acte und Leonards Liebe fordert Studium ſehr hübſch erſonnen ſind. Dagegen iſt das Couplet des Oberſtjägermeiſters matt, und auch die Arien der Dubarry entbehren des prickelnden Characters, durch den die Operette wirken ſoll. Von den Enſemblenummern iſt das Quintett Alles iſt complett und das Finale des erſten Actes hervorzuheben, die friſche und heitere Wirkung erzielen. Dagegen iſt der Jägerchor ſchal und erinnert lebhaft an den Ausſpruch in der Prin - zeſſin von Trapezunt, daß Jäger in einer Operette keinen anderen Zweck haben, als einen Chor zu ſin -gen. Derſelbe bliebe beſſer weg, umſomehr, da die Operette ohnehin über die übliche Theaterzeit dauert. Daß die Operette hier überhaupt Erfolg hatte, dankt ſie in erſter Linie Herrn Bauer, der den Leonard brillant ſang und ſpielte. Seine Leiſtung allein verdient, daß man die Operette hört der Rath gilt natürlich nur für Erwachſene. Er iſt von quekſilberner Beweglichkeit und ſpricht und ſingt mit gleicher Vollendung. Das Geheimniß ſeiner Kunſt beſteht in der außerordentlichen Sorgfalt, mit der er jede Partie behandelt. Es iſt Alles fertig, und kein falſcher Zug ſtört die Geſammtwirkung. Das Publicum überſchüttete ihn mit Beifall. Auch die Herren Romani (Oberſtjägermeiſter) und Dworski (D’Aiquillon) waren[ vortrefflich]. Erſte - rer brachte ſogar das matte Conplet im zweiten Acte durch guten Vortrag zur Geltung und fand hiefür ſtürmiſchen Beifall. Herr Dworski glänzte durch guten Geſangsvortrag. Von den Damen ver - diente Frl. Stöger als Titelheldin durch ihre hübſche Erſcheinung wie ihren trefflichen Geſang nur in der Entreeſcene diſtonirte ſie einmal reich - lich den ihr geſpendeten Beifall. Ihre freigebig in die Enſembleſtellen eingeſtreuten hohen Töne waren von Effect. Frl. Delma ſuchte die ſtimmlichen Mängel, die ihr anhaften, möglichſt zu decken und brachte durch munteres Spiel die Liſette zur Gel - tung. Wir können uns dieſe Partie freilich noch weil reizvoller dargeſtellt denken, als Frl. Delma dieß that. In kleineren Partieen wirkten beſtens die Herren Straſchitz und Pleuß. Chöre und Orcheſter unter Herrn Capellmeiſter Andrene ließen nichts zu wänſchen übrig. Die Scenirung war eine ſorgfältige, wofür Herrn Director Müller volles Lob gebührt. Nur dagegen möchten wir Verwahrung einlegen, daß man die Gräfin Du - barry als komiſche Oper bezeichnet, wie dieß der Theaterzettel thut. Will man uns damit etwa glau - ben machen, daß unſere Bühnenleitung ſich zu beſſe - rer Pflege der Oper aufſchwingen wolle? Nur kein Humbug!!

(Theater-Repertoire.)

Montag 10. Kranke Familie , Dienſtag 11. Richelieu Benefice Knorr, Mittwoch 12 Ein deutſcher Krieger (auf Ver - langen), Donnerſtag 13 Rigoletto , Freitag 14. Gräfin Dubarry , Samſtag 15. Alfred’s Briefe Novität, Sonntag 16. Zigeunerbaron.

(Theaternachricht.)

Frl. Köchel eines der anmuthigſten Mitglieder unſerer Bühne wurde an das deutſche Theater in Buda-Peſt und für den Sommer an die Marienbader Bühue engagirt.

(Vom Carneval.)

Die Unterofficiere des 100 Inf. Rgts. veranſtalten auch im heurigen Carneval einen Ball, der am 1. Februar l. J. im ſtädt. Redoutenſaale abgehalten werden wird. Das Comité wird beſtrebt ſein dieſen Ball ſo glänzend als möglich zu geſtalten. Die Ball naſik beſorgt die eigene Regiments-Capelle.

(Singprobe.)

Den P. T. Mitgliedern des Damenſingvereines diene zur Kenntniß, daß heute zur gewöhnlichen Stunde eine Singprobe abgehalten wird, bei welcher die Damen recht zahlreich erſcheinen mögen.

(Zum Raubmorde in der Neujahrs - nacht.)

Acht Tage des Harrens und Bangens ſind vorüber, ohne daß es gelungen iſt von dem Mörder Strawas eine Spur zu entdecken. Es iſt begreiflich, daß darüber große Aufregung in der Bevölkerung herrſcht, deren Vertrauen in die öffentliche Sicherheit erſt wieder gefeſtigt werden wird, wenn es gelingt des Mörders habhaft zu werden. An Gerüchten über denſelben und an allerlei fabulirenden Leuten fehlt es dabei nicht.

(Vom Wännergeſaagverein.)

Der Min - nergeſangverein hält morgen Dienſtag den 11. Jän - ner anläßlich der B[e]neficevorſtellung des Herrn Knorr, deſſen verdienſtliche Mitwirkung in der Wüſte noch gut erinnerlich iſt, keine Geſangsprobe ab, und es wird die nächſte Probe daher erſt Dienſtag den 19. Jänner ſtattfinden. Mittwoch Abends findet eine Sitzung der Vereinsleitung, Samſtag den 15. Abends die Jahresverſammlung ſtatt. Die Tages - ordnung der Letzteren werden wir ſpäter veröffentlichen.

(Der Schwurgerichtsproceß gegen die Deutſchen Stimmen aus Währen ).

Die in der letzten Schwurgerichtsſeſſion vertagte Ver - handlung gegen die Herren Ignaz Rottberger, Buchdrucker und Johann Keller, Redakteur der Deutſchen Stimmen aus Mähren wegen Vergehens gegen die Sicherheit der Ehre begangen durch die Preſſe wurde heute fortgeſetzt. Unſeren Leſern iſt der Sachverhalt dieſer Angelegenheit bekannt wir haben daher nur in Kürze zu wiederholen, daß[6]der Ankläger, Herr Joſef Hoch aus Hrubſchitz ſich durch einen in den Deutſchen Stimmen vom 28. Februar 1886 erſchienenen Artikel, betitelt Der Paſcha von Hrubſchitz in ſeiner Ehre ver - letzt erachtete, welcher Artikel ihm inkorrekte Er - hebung von Gemeinde - und Schulumlagen zum Vorwurfe machte. Bei der heutigen Verhandlung führte Herr L. -G.-R. Wozelka den Vorſitz. Als Beiſitzer fungirten die Herren L. -G.R. Wanitſchka und Gerichts-Adjunkt Lammel. Als Vertreter der Anklage erſcheint Herr Dr. Vrtal aus Proßnitz, als Vertheidiger Herr Dr. Eben. Bei Ausloſung der Geſchworenen ergibt ſich der intereſſante Zwiſchenfall, daß der ausgeloſte Geſchworene Herr Přecechtěl erklärt, er ſei noch nicht dreißig Jahre alt.

Uiber Antrag des Vertheidigers wird der Ausloſungsakt wiederholt und werden ausgeloſt die Geſchworenen Barnet, Sklenář, Nowař, Ja - rolim, Feit, Kluka, Merta Joſef, Merta Anton, Wawra, Flaſchar und Macenauer. Die Auge - klagten geben zu den fraglichen Artikel geleſen und in Druck befördert zu haben. Sie erklären den Inhalt des Artikels beweiſen zu können und haben ſich auch in der Unterſuchung bereits zum Wahrheitsbeweiſe erboten. Sie berufen ſich ins - beſondere auf eine im Pozor erſchienene Er - klärung des Vorſtehers Hoſchek und mehrerer Gemeinderäthe von Hrubſchitz, welche den Inhalt des incriminirten Artikels beſtätigt und auf die Acten des Landesausſchußes, welcher die Ange - legenheit zu unterſnchen gezwungen war und thatſächlich die unrechtmäßige Einhebung von Ge - meinde - und Schulumlagen conſtatirte, wodurch Hoch der Gemeinde Hrubſchitz eine große Schuldenlaſt aufbürdete. Nach Vernehmung der Angeklagten wurde zur Einvernahme der Zeugen geſchritten.

(Der Donau-Oder Canal.)

Eine Angele - genheit, die ganz Mähren aufs Tiefſte berührt, die des Donau-Oder-Canals kam Samſtag im Land - tage zur Sprache. Man erfuhr dabei aus dem Munde des in dieſer Sache ſeit Jahren thätigen Abgeordneten v[.]Proskowetz, der als Berichterſtatter fungirte, wie wenig dieſe Angelegenheit von Seite der Regierung geſördert werde. Das iſt umſo be - dauerlicher, als die mit dieſer Frage in Zuſammen - hang ſtehende Feage der Marchregulirung für Mäh - ren von höchſter Bedeutung iſt, weil dieſe Reguli - rung Landwirthſchaft und Handel, Gewerbe und Induſtrie in außerordentlicher Weiſe fördern, ein weiteres Zögern aber in dieſer Sache den Aufſchwung des Landes hemmt und erſchwert. Der Statthalter gab zwar ſchöne Verſprechungen, allein er konnte nicht einmal ſelbſt dafür einſtehen, ob das, was er verſprach, auf Erfüllung zu hoffen habe. Man hat eben viel zu viel damit zu thun, Polen, Tſchechen und Slovenen zufriedenzuſtellen. Den Bericht des Abgeordneten v. Proskowetz über dieſe Angelegen - heit werden wir morgen nachtragen.

(Bürgermeiſterwahl in Wüglitz.)

Wie man uns aus Müglitz berichtet, wurde daſelbſt am Sonnabend an Stelle des zurückgetretenen Bürgermeiſters Herrn Klug der bisherige Ge -meinderath, Herr Schwarz zum Bürgermeiſter gewählt.

(Theaternachrichten.)

In Berlin ging Freitag im Friedrich-Wilhelmſtädtſchen Theater unter der Dir. Fritſche die neue Operette Der Hofnarr in Scene. Die Aufführung wird ſehr gelobt und die Operette fand ſtürmiſchen Beifall. Unter den Darſtellern wird beſonders Frl. Jenny Stubel hervorgehoben, die in Geſang und Spiel bezaubernd geweſen ſein ſoll. Mit einem Tenoriſten, welchem ganz phänomenale Stimm-Mittel nachgerühmt werden, ſollen demnächſt auf unſerer Bühne Repriſen des Troubadour und der Jüdin ſtattfinden.

(Ein Raubmord in Linz)

Wie Olmütz am Neujahrstage, ſo wurde die Hauptſtadt Ober - öſterreichs Samſtag durch einen Raubmord in Aufregung verſetzt. Man meldet darüber aus Linz: Samſtag zwiſchen 9 und halb 10 Uhr Abends wurde hier die Tabaktrafikantin Hochſtätter in ihrer in der Fabriks - ſtraße, gegenüber der Pionierkaſerne gelegenen Trafik ermordet und beraubt (Siehe Telegramm.)

(Ueberfall.)

Nicht alle bedrohlichen Angriffe gelangen zur Kenntniß der Polizei. So iſt am 28. v. M., wie uns mitgetheilt wird, in der ſie - benten Abendſtunde der 10jährige Sohn der Frau Profeſſorswitwe K. am Blaſiusplatz von einem Manne angefallen worden, der den Knaben in die Seite ſtieß und ihm den Winterrock auszie - hen wollte; erſt auf die Hilferufe des Knaben entwich der Strolch.

(Vermißte Soldaten.)

Der Gefreite des 3. Inf. -Rgts. Mathias Sekanina aus Alt-Ranßnitz und der Patrouilleführer des 17. Feldjäger - Bataillons Johann Ambros aus Joslowitz kämpf - ten, und zwar Erſterer am 28. Juni 1866 im Gefechte bei Trautenau, Letzterer am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz gegen die Preußen und werden ſeither vermißt. Nachdem die Verſchollenen in der Liſte der Gefallenen nicht verzeichnet ſind, haben die Verwandten um das gerichtliche Verfahren zum Zwecke der Todeser - klärung der genannten Soldaten angeſucht.

(Vogelſchutz.)

Die andauernde Schneedecke lockt zahlreiche Vögel in die Nähe der Menſchen, damit ſie hier ihr Futter finden; es iſt alſo ein Gebot der Humanität, alle Arten von Speiſen - abfällen, insbeſondere Brot - und Semmelkrumen auf abſeits vom Wege liegende Plätze zu werfen. Wenig erfreulich iſt es aber, wenn die aus Noth hervorgerufene Annäherung der vielen harmtoſeu Vögel zu ihrem Verderben ausgenützt wird.

(Selbſtmordverſuch.)

In einer Cabine einer Bade-Anſtalt in der Wiener Leopoldſtadt, in welcher kurz vorher ein junger Mann, vorgeblich um ein Bad zu nehmen, getreten war, fielen Samſtag um die Mittagsſtunde plötzlich zwei Schüſſe. Die Be - dienſteten eilten ſogleich in die Cabine und fan - den den jungen Mann in ſeinem Blute bewußtlos auf. Derſelbe, ein Comptoiriſt Namens Sándor Böhm, 28 Jahre alt, hatte ſich aus einem Re - volver zwei Schüſſe in den Kopf gejagt. Functio - näre der freiwilligen Rettungs-Geſellſchaft leiſtetendem Verwundeten Hilfe und transportirten ihn dann in des Wiedner Krankenhaus. Böhm hat wegen eines unheilbaren Leidens die That aus - geführt. Die Verletzungen ſind lebensgefährlich

(Eine neue telefoniſche Sprechſtelle in Wien.)

Nach einem an die Wiener Poſtdirection ſoeben ergangenen Auftrage des Handelsminiſters Marquis de Baquehem ſoll bis zur bevorſtehen - den Wiederaufnahme der Parlamentsſitzungen im Poſt - und Telegrafenamte des Reichsrathsge - bäudes eine zunächſt nur zur telefoniſchen Cor - reſpondenz mit Brünn beſtimmte öffentliche Sprech - ſtelle eingerichtet werden.

(Handſchuhſprache.)

In Paris iſt gegen - wärtig eine neue Sprache en vogue, welche es Liebespaaren in Geſellſchaft geſtattet, ſich insge - heim miteinander zu verſtändigen. Eine Bejahung drückt man in der Weiſe aus, daß man den linken Handſchuh auf den rechten legt; will man Nein ſagen, faßt man beide Handſchuhe mit der linken Hand. Gleichgiltigkeit bezeichnet das Zuſammen - falten des linken Handſchuhes. Ein Stelldichein verabredet man, wenn man mit beiden Handſchuhen den eigenen linken Arm ſchlägt. Unwandelbare Liebe geſteht man, indem man die Hand - ſchuhe bedächtig in die Länge zieht. Die Stunde der Zuſammenkunft macht man be - kannt, indem man ſo lange die einzelnen Fin - ger dehnt, bis die Ziffer da iſt; den Zorn äußert man dadurch, daß man den linken Handſchuh ab - zieht und ihn an der Rechten anzulegen verſucht. Will man eine Warnung mittheilen oder droht Gefahr, ſo ſtreift man den Handſchuh ab und wendet ihn um.

(Auch Faſter.)

In der franzöſiſchen Zeit - ſchrift La Nature erzählt, veranlaßt durch die Kunſthungerer Merlatti und Succi, Wilfred de Fouvielle die tragiſche Geſchichte des Korſen Vitorbt, der lieber Hungers ſterben, als auf dem Schaffot endigen wollte und ſein Ziel in weniger als 3 Wochen erreichte. Er erinnert auch an das beklagenswerthe Schickſal eines Bauernjungen, der in einen verlaſſenen Schacht geſtürzt war und dort 18 Tage lang aushalten mußte, ohne etwas Anderes, als ein wenig Waſſer zu genießen. Er wurde ſpäter gerettet und blieb am Leben. Hei - terer lieſt ſich eine Geſchichte, die Dr. Chéron in einem mediciniſchen Feuilleton des National der Vergangenheit entnimmt. Sie handelt von einem Prieſter, von dem in den Chroni - ques de Rayon die Rede iſt und der, wenn wir dieſer Quelle glauben wollen, im Jahre 1410 ſich 3 Jahre 8 Monate und 12 Tage lang ohne Unterbrechung jeglicher Nahrung enthielt. Gemäß der Sitte ſeiner Zeit bereitete er ſich aus einer Abkochung von Eidechſen, Vipern und Kröten, vermiſcht mit einer Brühe aus Fiſchgräten und Todtenſchädeln, ein Wunderelixir. Man wird be - greifen, daß ein Löffel voll von dieſer abſcheu - lichen Flüſſigkeit hinreichte, den Appetit auf längere Zeit hinaus vergehen zu laſſen. Er wird ſpäter durch den Papſt Engen V. nach Rom be -

Das Schloß im Grünen. (122.)

Alles ſcheußliche Verſtellung, verſicherte der Cantor gemüthlich, dieſe Leute glauben an nichts, nämlich an gar nichts, als nur an Eſſen, Trin - ken und dergleichen greifbare Dinge. Um ihre Bedürfniſſe zu erlangen, machen ſie ſich kein Ge - wiſſen daraus, zu ſtehlen, zu betrügen und zu heucheln. Hier im Dorfe ſind die Leute froh, daß ſie wieder fort ſind.

So wenig dieſer Aufſchluß auch dem Fräu - lein v. Dieſtorp gefiel, ſo fühlte ſie diesmal doch, daß etwas Wahres daran ſein könnte. Sie ſelbſt hatte die Ausführung des Befehls des Barons in die Hand genommen, den Zigeunern eine ge - wiſſe Quantität von Nahrungsmitteln zukommen zu laſſen, und dieſelben, natürlich ſehr gegen die eigentliche Abſicht ihres Couſins, überreichlich aus deſſen Küche und Keller verſehen, um ſie für ihre Bekehrungsverſuche empfänglicher zu machen. Und nun dieſe Undankbarkeit, dieſer Mißerfolg ihrer Bemühungen. Es war für ſie ein harter Schlag und ſchon der zweite an dieſem Tage. Sie ſchämte ſich, nach einem ſolchen Reſultate nach dem Schloſſe zurückzukehren, und ſprach daher noch im Schul - zenamte vor, um dieſe Rückkehr zu verſchieben und vielleicht dort ſich einigen Troſt zu holen. Aber der Schulze beſtätigte einfach die Angaben des Cantors und meinte:

An der Art, gnädiges Fräulein, iſt Hopfen und Malz verloren. Weßhalb ſie ſich, trotz aller Unterſtützungen, hier ſo ſchnell davon gemacht haben, das will ich Ihnen ſagen. Ich habe ſo ſtrenge Wache halten laſſen, daß ſie nichts ſtehlen konnten. Das hat ihnen nicht gefallen, denn ein geſtohlenes Stück eitel Brot ſchmeckt ihnen beſſer als geſchenkter Gänſebraten, und blos darum ſind ſie fort, verlaſſen Sie ſich darauf.

Von allen Seiten dieſe ſchlimmen Zeugniſſe über ihre Schützlinge. Es war nicht länger daran zu zweifeln, daß ſie von denſelben betrogen wor - den ſei; es war empörend.

Bei all dieſen Erörterungen war indeſſen die Zeit dahingegangen und es dämmerte bereits, als ſie das Dorf verließ und den Weg zum Schloſſe emporſtieg. Auf halber Höhe des Berges blieb ſie bei einer Wendung des Fußpfades plötz - lich erſtaunt und erſchreckt ſtehen. Nicht weit von ihr ſtand auf einen Vorſprunge die Geſtalt eines Mannes, welcher zwar theilweiſe vom Gebüſch verborgen wurde, aber doch ſichtbar genug blieb, um eine Aehnlichkeit erkennen zu laſſen, welche ſie mit dem größten Erſtaunen erfüllte.

Der Fremde blickte, halb von ihr abge - wandt, nach dem Dorfe hinunter, und ſein Profil zeichnete ſich deutlich am Hintergrunde des Him - mels ab, welcher vom Abglanz der untergehendenSonne noch ſo viel eines matten Scheines be - halten hatte, um die Umriſſe jenes Geſichts er - kennen zu laſſen.

Die Aehnlichkeit mit den Zügen des Barons war auffallend, aber noch auffallender die mit dem Grafen Pantowitſch, ihres Lieblings; ja, er war es; war er von Paris zurückgekehrt, um die Bewohner der Finſterburg zu überraſchen? Jeden - falls lag ein Räthſel zu Grunde, welches für ſie ein großes Intereſſe beſaß. Vorläufig verſuchte die Löſung desſelben ihr Ami, indem er den Fremden anbellte, der ſich überraſcht umdrehte Es war wirklich Niemand anders, als der Graf, der ſie mit einer gewiſſen Verwirrung, ja, mit Wildheit anſtarrte.

Das Fräulein bückte ſich nach ihrem bellen - den Hunde, um dieſen zu beſchwichtigen und ſo - dann näher zu treten, um den Grafen zu be - willkommnen. Als ſie ſich wieder aufrichtete, war indeſſen die Geſtalt verſchwunden, und ſie ſtrengte vergebens ihre Sehkraft an, noch etwas davon zu gewahren. Es ging ihr, wie mit den Zigeu - nern. Der Graf, den ſie auf dem Puncte ſtand anzureden, war allem Anſcheine nach in die Erde verſunken. Bei der zunehmenden Dunkelheit war das ſehr unheimlich und ein Grauen überrieſelte ſie, ſie wußte nicht, hatte ſie etwas Wirkliches oder ein Geſpenſt geſehen.

(Fortſetzung folgt.)

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rufen und unterzieht hier die ſchwelgeriſche Küche des Vaticans einer durchgreifenden Reforma - tion. Endlich gelingt es den fortgeſetzten In - triguen des Bedienten - und Hofperſonals, ihn zu entfernen, und er verläßt Rom gerade in dem Augenblick, als der heilige Vater ſich daran zu gewöhnen anfängt, nichts mehr zu eſſen. Wenn er bei ſeinem Biſchof zum Mittageſſen gebeten war, ſo ſetzte ſich der fromme Geiſtliche an den Tiſch und plauderte während der ganzen Mahl - zeit, ohne ſelbſt etwas zu ſich zu nehmen. Kam er alsdann wieder heim, ſo klagte er ſeiner Haushälterin über Magenſchmerzen, die ihm der Duft der an ſeiner Naſe vorübergetra - genen Gerichte verurſacht hätte. Wir überlaſſen ſo bemerkte der obengenannte Gelehrte hierzu der Legende das Wort, um das Ende des gottesfürchtigen Paters zu melden: Er war endlich ſo abgemagert, ſo ausgetrocknet und ein - geſchrumpft, daß, als er im Winter eines ſchönen Abends über den Kirchhof ging, um bei einem ſeiner Genoſſen in ſeiner Weiſe die Abendmahl - zeit einzunehmen, der heftige Sturm, der an die - ſen Plätzen gewöhnlich vorhanden iſt, ihn plötzlich aufhob, im Wirbel um ſeine eigene Achſe drehte und ihn davontrug. Möge der Himmel ſeine Nacheiferer Succi und Merlatti vor einem gleichen Schickſale bewahren!

(Brandcataſtrophe in Wadras.)

Aus Bombay wird über eine furchtbare Brandcataſtrophe, die ſich am 31. December in Madras bei einem Jahrmarkte ereignete und bei der mehr als 300 Menſchen ums Leben kamen, Folgendes gemeldet: Das Feuer brach an zwei Stellen zugleich aus, als der weite eingezäumte Platz, wo die Feſtlichkeiten ſtattfanden, dicht mit Menſchen gefüllt war. Die Buden, welche außerordentlich leicht gebaut waren, brannt[e]n wie Papier, und die weite Fläche bildete bald ein großes Flammenmeer. Eine grenzenloſePanique ergriff die Menge. Alles ſtürzte den Ein - gängen zu, die bald verſtopft waren. Zahlreiche Menſchen wurden erdrückt und zertreten, und noch mehr erſtickten in den mit Blitzesſchnelle um ſich greifenden Flammen. Das Feuer war in etwa einer Viertelſtunde ausgebrannt und nur der Boden noch bedeckt mit glimmender Aſche. Der Oberbefehlsha - ber General Arbuthnot war zur Zeit des Unglücks auf dem Jahrma[r]kte, ſtellte ſich ſogleich an die Spitze einer Abtheilung britiſcher Soldaten und begann mit ihnen die Rettungsarbeiten.

(Speiſezettel der Volksküche.)

Morgen Dienſtag: Reibgerſtelſuppe, Rindfleiſch, Erdäpfel - Sauce, Aepfelreis.

Telegramme.

(Orig. -Tel. d. Mähr - Tagbl. )

Miniſter Flourens empfing heute Vor - mittags die bulgariſchen Delegirten. Die Unterredung, welcher der Director der politiſchen Angelegenheiten im Miniſterium des Aeußern, Mr. Charmes, beiwohnte, dauerte eine Stunde Die Delegirten ſagten: Die bulgariſche Regie - rung wünſche den Frieden in Europa und habe deshalb auf die Candidatur des Fürſten Alexander verzichtet; allein könne man nicht zwiſchen dieſem und dem Prinzen von Mingrelien eine andere Combination ausfindig machen, und könnten nicht die an der Frage unbe - theiligten Mächte behilflich ſein, eine ſolche zu finden? Miniſter Flourens erwiederte, daß keine Macht, die Türkei ausgenommen, die Eignung hiezu beſitze. Frankreich habe keine beſondere Rolle in dieſer Frage zu ſpielen und könne nur jene Löſungen ermuthigen, welche am geeignetſten ſind, von dem Hauptintereſſenten an - genommen zu werden. Sein einziger Zweck iſt die Aufrechthaltung des Friedens. Die Dele -girten verabſchiedeten ſich hierauf in der verbind - lichſten Weiſe von dem Miniſter.

(Original-Telegramm des Mähr. Tagblattes.) Der Mörder der Tabakerafi - kantin Katharine Hochſtätter wurde noch geſtern, alsbald nach der That, in der Perſon des Unter - pioniers Andreas Schäffer eruirt. Der geraubte Betrag etwas über 4 Gulden, wurde bei ihm vorgefunden.

(Getreide-Preiſe)

in der königl. Hauptſtadt Olmütz am Wochenmarkt den 8. Jänner 1887. Weizen pr. Hectoliter 6.62, 7.18, 7.60, Korn 5.20, 5.63, 5.94, Gerſte 4.58, 5 43, 5.99, Hafer . , 2 96, . , Proſſo . , 5 20, . , Erbſen . , 7.60, . , Linſen . , 14.80, . , Wicken . , . , . , Hauf - ſamen . , . , . , Leinſamen . , 7.38, . , Mohn . , 19 43, . , Heu, 100 Kilo 3.80, 3. , 4. , Stroh, ein Schock . , . , . , Stroh, 100 Kilo 2.55,

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[Her]ausgeber und[verantwortlich]er Redacteur Wilhelm Seethaler. Druck von Joſef Groak in Olmütz.

About this transcription

TextNr. 6, 10.01.1887.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 6, 10.01.1887. . Jakob RiemerCzernowitz1887. Mährisches Tagblatt

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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