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Vorgeſtern war es gerade ein Jahr, ſeitdem das gewaltige Ringen zwiſchen Rußland, dem großen Slavenſtaate, und Japan, dem aufſtrebenden kleinen Reiche des Mikado, ſeinen donnernden Anfang nahm. Damals mußte die Kulturwelt wohl annehmen, daß das kleine Japan ſeine Kühnheit bald werde bitter büßen müſſen. Zu herausfordernd ſchien der Waffenappell des Mikado, nachdem ſelbſt ein Napoleon und ſpäter in der Krim, ſich faſt ganz Europa in einem Angriffskriege gegen Rußland verblutet hatte, ohne den Koloß in ſeinen Fundamenten erſchüttern zu können. Was alſo für Europa zu einer faſt unaus - denkbaren Vorſtellung geworden war, daß irgend ein Staat der Erde, ohne ſeine Exiſtenz aufs Spiel zu ſetzen, die ungeheure Macht Rußland bekriegen könnte, das ſollte das ferne kleine Japan wagen. Vergeblich ſuchte man in der Geſchichte nach einem Gleichnis, um das Seltſame und Merkwürdige, was ſich vorbereitete, hinſichtlich ſeiner phyſiſchen Durchführbarkeit zu prüfen; etwas phänomenales, noch nie dageweſenes ſtand im Begriffe ſich zu entwickeln, ein Krieg, der nur mit der völligen Zertrümmerung des exotiſchen Reiches enden mußte, weil Europa, ja die ganze Welt zu umgarnt und unterdrückt waren von der Legende der militäriſchen Größe und Macht, der Unbeſiegbarkeit Rußlands.
Als aber kaum achtundvierzig Stunden nach Überreichung der letzten japaniſchen Note der Mi - kado die Inſtrumente ſeiner Politik wechſelte und die Schiffsgeſchütze dröhnend den Beginn der Feind - ſeligkeiten kündeten, hatte die Diplomatie, hatte die Öffentlichkeit allen Grund, aufzuhorchen; denn das Unmögliche wurde zur Tat, das Unausdenkbare zum Geſchehnis. In kürzeſter Friſt waren zwei ruſſiſche Kreuzer in den Grund gebohrt, drei Panzerſchiffe waren ſehr ſchwer beſchädigt, derReſt der ruſſiſchen Flotte in Port Arthur blockiert, auf Korea japaniſche Truppen gelandet, alles Ereigniſſe, die auf Europa wie ein elektriſcher Schlag wirkten und die Konturen des gigantiſchen Kampfes erkennen ließen, der nun in Oſtaſien ent - brannt war. Aber ſo groß auch das Erſtaunen an - geſichts der japaniſchen Erfolge zur See war und man in Rußland ſelbſt den niederſchmetternden Eindruck der Kataſtrophe nachhaltig empfand, waren es doch in erſter Linie die ruſſiſchen Machtmittel zu Lande, welche die Furcht von der Schlagkraft Rußlands gezeitigt hatten. Die Armee aber ſtand, wie man in Petersburg behauptete, ſchlagfertig in der Mandſchurei. Von ihr erwartete man die Re - habilitierung des Mißgeſchickes zur See, von ihr erhoffte man, daß ſie in raſchen Schlägen den ver - meſſenen Aſiaten zur Raiſon bringen werde. Da erfolgte die erſte Landſchlacht am Jalu, die mit einer vernichtenden Niederlage der Ruſſen endete und für die nichtruſſiſche Welt die beſondere Be - deutung hatte, daß in der Schlacht mit einem Rucke die Kuliſſen verſchoben wurden, hinter denen Ruß - land ſein Geſpenſterweſen mit ſeiner militäriſchen Macht uud Größe trieb. Nun wurde es klar, daß Rußland gänzlich unvorbereitet den Krieg provoziert hatte und daß es erſt im Begriffe ſtand, ſeine Armee zu ſammeln und zu organiſieren. Und indem es daran ſchritt, dieſe Verſäumniſſe nachzuholen, mußte es auch notgedrungen alle Türen und Fenſter ſeiner inneren Verwaltung der Öffentlichkeit preisgeben.
Das Bild der Verwahrloſung, der Zerrüttung, ja der Fäulnis, das da zum Vorſchein kam, iſt noch in aller Erinnerung. Entrüſtung, aber auch innere Beſchämung, daß man ſich vor einem ſolchen Zerrbild der Macht, vor ſolcher Korruption faſt ein Jahrhundert hindurch mit Angſt und Furcht gequält hatte, erfüllte Eurropa. Am Kriegstheater aber ſchritt das Verhängnis weiter. Mit einemRieſenaufwand an Geld und Gut, hinweg über grenzenloſes Menſchenelen, ſetzte Rußland alle ſeine unermeßlichen Hilfsquellen ein, um das Geſchick zu ſeinen Gunſten zu wenden, den Sieg an ſeine Fahnen zu knüpfen. Aber umſonſt. Wie fluchbeladen blieb Rußland in allen ſeinen Unternehmungen den tapferen Japanern gegenüber im Nachteile, die in einer Reihe glänzender Siege das Phantom der ruſſiſchen Unbeſiegbarkeit gründlich zerſtörten. Noch liegt zwar Rußland militäriſch erſchöpft nicht zu Boden. Mit der äußerſten Anſtrengung verſucht es, das verlorene Schlachtenglück zu finden, das arg zerrüttete Weltpreſtige wieder aufzurichten; aber es ſcheint doch, als hätte der oſtaſiatiſche Krieg, der Kampf gegen Japan, bereits am längſten gedauert; denn der Donner und Blitz, der die ruſſiſche Armee vom Jalu bis zum Hunho zurückwarf, der die Flotte des Zaren in den Meeresgrund verſenkte, der das Bollwerk des Moskowitentums in Oſtaſien, Port Arthur, in Trümmer ſchoß, dieſer Donner hat im Schoße des geknechteten ruſſiſchen Volkes einen Widerhall gefunden, der dem Zarentum gefährlicher merden kanu, als die japaniſche Armee. Ein Krieg, entſetzlicher in ſeiner Abart als der männermordende der Schlachten, wälzt ſich als ungeheures Schrecknis vor den Toren Rußlands, nach Rache und Ver - geltung heiſchend für den Verluſt der Flotte und die ſchmählich erlittenen Niederlagen. Wie wird dieſer innere Krieg enden? So ſind Japans herr - liche Siege auf dem Wege, grundſtürzend in das Geſchick des ruſſiſchen Volkes, in das der geſitteten Menſchheit einzugreifen und der Welt eine Phy - ſiognomie zu geben, die wohl alle Kombinationen weit überholt, die man vor Ausbruch des Krieges an dieſen knüpfte. In Oſtaſien wird eine neue Welt entſtehen, in Europa eine alte, morſche untergehen; das iſt die Bilanz der einjährigen Dauer des noch unausgerungenen oſtaſiatiſchen Krieges.
35 (Nachdruck verboten)
„ Sie haben geurteilt, wie Menſchen zu urteilen vermochten “, ſagte er. Es waren die erſten Worte, die er ſprach und er brachte ſie nur langſam und mit Anſtrengung hervor, aber im Reden ward ſeine Bruſt freier, feſter fügte er hinzu: „ Der Schein war vollkommen gegen mich “.
„ Und der einzige Menſch, der dieſen Schein zu zerſtören vermochte, ſprach nicht “, bemerkte einer der anderen Herren.
„ Sie ſelbſt, Herr Pfarrer, wußten, wer der Mörder war und ſchwiegen. “
Jetzt erſt ward Hellborn totenbleich und zitterte. „ Auch das hat der Unglückliche bekannt? “ſtam - melte er.
„ Wir bewundern Ihren Heroismus, der Sie auch angeſichts eines ſo ſchmählichen Todes das Beichtgeheimnis wahren ließ. “
„ O nein, nein “, wehrte Hellborn. Da trat der Gefängnis-Geiſtliche, der mit den Herren vom Ge - richt gekommen war, an ihn heran und ſagte:
„ Sie haben getan nach den Worten der Schrift, mein Bruder: Sei getreu bis an den Tod, ſo will ich Dir die Krone des Lebens geben. “
Da ſchrie Hellborn auf.
„ Nein, nein, keine Krone, ich bin ein großer Sünder vor dem Herrn und nicht wert, am Altare ſeines Dienſtes zu walten. “
„ Das zu entſcheiden ſteht unſerem Oberen zu “,erwiderte der Prieſter ernſt, „ ich folge nur der mir zugegangenen Weiſung und führe Sie wieder in das Pfarrhaus, das bis jetzt noch von keinem Nachfolger in Ihrem Amte bezogen iſt. “
„ Ich gehorche und werde dort erwarten, was über mich beſtimmt wird “, erwiderte Hellborn.
Nach Erledigung der notwendigen Formali - täten war er frei wie die Luft, die ihn umgab, und doch in ſeinem Herzen feſt gebunden. Seine Seele ſchmachtete nach einer Erlöſung aus dem Banne der Sündenſchuld, die er als abtrünniger Prieſter auf ſich geladen hatte.
Wenige Stunden ſpäter kniete er in der St. Annenkapelle vor demſelben Beichtſtuhl, vor welchem ihm Colombier das erſchütternde Bekenntnis abgelegt hatte, und entlaſtete ſeine ſchwer bedrückte Bruſt in einer langen, ausführlichen Beichte.
Der Prieſter, der ſie vernahm, war beinahe ebenſo erſchüttert wie der Beichtende ſelbſt. Er ſprach ihn nicht los, ſondern forderte ihn auf, ſein Lebensgeſchick und ſeine Sünden wider die Würde des geweihten Prieſters ſeinen Vorgeſetzten zu offen - baren. Dann ſprach er zu ihm die Worte:
„ Baue auf die Barmherzigkeit Gottes, ſie iſt ſehr groß und hat ſich ſchon herrlich an Dir bewährt. Er wollte nicht Deinen Tod, ſondern daß Du lebeſt und ihm dieneſt. “
Hellborn ſetzte ſofort das Bekenntnis auf und ſandte es ab, dann aber rüſtete er ſich zu einem ſchweren Gange; er wollte Veronikas Grab beſuchen und die Verzeihung der armen Muttek erflehen, deren Tochter er in den Tod geführt. War auch jede wirkliche Schuld an dem Morde von ihmgenommen, er ſelbſt konnte ſich nicht von dem Vorwurfe frei machen, daß die Tote ein Opfer ſeiner Sünde geworden war.
Ehe er ſeinen Vorſatz ausführen konnte, wurde er durch einen Beſuch überraſcht. Der Freiherr Edgar von Schönwalde trat bei ihm ein.
Edgar hatte einige Tage in Berlin zubringen müſſen, ehe es ihm gelungen war, die erbetene Audienz beim Könige zu erhalten; der Monarch hatte ihn huldvoll angehört und ihm verheißen, daß er ſehr genauen Bericht über den ihn im hohen Grade intereſſierenden Fall einfordern und wenn irgend möglich, Gnade walten laſſen wolle.
Mit dieſem Beſcheide war Edgar zurückgekehrt und hier hatte ihn die ſchier unglaublich klingende Nachricht empfangen, Hellborn ſei ſoeben freigelaſſen, weil ſeine Unſchuld entdeckt ſei durch das Geſtänd - nis, das der wahre Mörder, Colombier, in ſeiner Todesſtunde abgelegt hatte.
„ Colombier! “rief Edgar, als Klotilde ihm in der tiefſten Zerknirſchung dieſe Mitteilung machte, „ und niemand hatte den leiſeſten Verdacht auf dieſen Menſchen! “
„ Doch einer, Viktor “, ſagte Klotilde. „ Er ging nach England, um ihn zu einem Geſtändnis zu bewegen, und kam noch zur rechten Zeit, es noch von ſeinem ſterbenden Munde zu vernehmen. “
„ Eine ergreifende Fügung “, ſtammelte Edgar, „ hat Dir Viktor das geſchrieben? “
„ Ja “, ſagte Klotilde mit einem Seufzer.
„ Woher konnte Viktor das wiſſen? “
„ Darüber ſpricht er ſich nicht aus. Ach, Edgar, auch hier liegt ein Geheimnis, und es
Über die Handlungsweiſe des Führers der Cillier Pevaken, des Dr. Decko, und des deutſch - geborenen Pervakenführers v. Berks, welche der Regierung die Verlegung der Cillier windiſchen Gymnaſialparallelen nach Gaberje vorſchlugen, zu welchem Zwecke Dr. Decko bereits ſeine Wieſe in Gaberje der Regierung verkaufte, ſind, wie wir bereits erwähnten, mehrere Pervakenblätter ganz aus dem Häuschen geraten. Nur das Marburger deutſch geſchriebene windiſche Denunziantenblatt ſchweigt, es ſchweigt ſich über dieſe Vorkommniſſe ſo aus, wie z. B. über die ruſſiſchen Niederlagen zu Waſſer und zu Lande. Der Fall Decko iſt näm - lich auch eine Niederlage und zwar eine furchtbare Niederlage für das ganze Pervakentum, eine mora - liſche Hinrichtung jener politiſchen Klique, welche vorgibt, „ im Namen des ſloveniſchen Bolkes “zu ſprechen und die „ Forderungen des ſloveniſchen Volkes “zu vertreten. Ein ſolcher moraliſcher Bank - bruch, eine ſolche politiſche Hinrichtung muß von dem deutſch geſchriebenen Pervakenorgan freilich totgeſchwiegen werden. Vielleicht denkt es, wie es vom Vogel Strauß erzählt wird; wenn die „ Südſt. Pr. “ſchweigt, dann iſt wahrſcheinlich ein undurch - ſichtiges Netz über das Brodeln und Wallen im Pervakenlager gebreitet ... Die windiſch geſchrie - benen Pervakenblätter üben ſolche Rückſichten nicht; ſie, denen bisher Dr. Decko ein Heiliger war und von dem ſie ſtets mit dem größten Enthuſiasmus ſprachen, wenden ſich mit einem Schlage von ihrer bisherigen Volksrettergröße, dem Dr. Decko ab und in jeder Nummer begehen ſie an dem einſt ſo gefeierten Pervakenhäuptling — bildlich ge - ſprochen — das Verbrechen der ſchweren körper - lichen Beſchädigung, welche wohl mit einer dauernden „ Berufsunfähigkeit “des geſtürzten Per - vakenſohnes verbunden ſein dürfte. So ſchreibt der geſtrige „ Slov. Goſp. “, welcher ſeinerzeit, als über eine angeblich bevorſtehende Internierung des Dr. Decko in einer Irrenanſtalt berichtet wurde, ſeinen lieblichen Pervakenmund im Dienſte des Dr. Decko bedenklich ſtrapazierte und den Dr. Decko himmelhoch pries, über denſelben Dr. Decko nunmehr u. a. folgendes: „ Durch die Hand - lungsweiſe des Dr. Decko und des R. v. Berks wurde das Cillier ſloveniſche Gymnaſium in einen noch größeren Kot gezerrt als jener war, in welchem es ſich ohnehin ſchon befand. “ So lautet der Anfang des gegen Dr. Decko und Berks gerichteten Vernichtungsartikels des „ Slov. Goſp. “ Nun folgt eine Beſchreibung der ſchlechten ſanitären und ſittlichen Ver - hältniſſe in Gaberje — alſo eines ganz pervakiſchen Ortes, in welchem die pervakiſchen Volksbeglücker ja ſchrankenlos und nicht gehindert durch Deutſche, Proben ihres Könnens ablegen können. Und von dieſem pervakiſchen Orte ſagt der „ Goſp. “, daß dort trotz der unbedingten Herrſchaft der ſittlich bekanntlich ſehr — feinfühligen windiſchen
wirft ſeine Schatten über mein Leben. Durch Viktors Brief weht ein Ton — ein Ton, der wie Trennung klingt! “
„ Klotilde! “ Er kann und wird Dir ſein Wort nicht brechen, Viktor iſt ein Ehrenmann. “
„ Und eben, weil er dies iſt, ſcheint ihm, ſo will es mich bedünken, eine Trennung geboten. Da, da eben liegt das Geheimnis. “
„ Geheimnis und wieder Geheimnis “, ſagte Edgar unmutig, „ am Geheimnis gehen wir zu Grunde. “
Klotilde ergriff plötzlich krampfhaft ſeine beiden Hände. „ Nein, an der Schuld, Edgar, an der Schuld, die wir auf uns geladen; wir ſind falſche Zeugen gegen Hellborn geweſen, unſer Haß gegen ihn hat uns verblendet. Viktor dachte edler; um meiner Rachſucht willen hat er mich verworfen! “
Edgar fand nicht den Mut zu einem Troſt - worte; Klotilde kannte ja nicht den ganzen Umfang der Schuld, den ihr und ſein Großvater gegen Hellborn auf ſich geladen und deren Erbe er geworden war.
„ Klotilde, ich will zu Hellborn gehen “, ſagte er nach einer kurzen Pauſe.
„ Das wollteſt Du! “rief ſie lebhaft, „ o Edgar, das iſt das Richtige, Du haſt das erlöſende Wort geſprochen. Ich begleite Dich! “
Er ſchüttelte den Kopf. „ Nein, Klotilde ich muß allein gehen, was ich mit Hellborn zu ſprechen habe, darf außer ihm nur Gott hören[. “]
(Fortſetzung folgt.)
Agitationshochwürdigen 30 Paare im Konkubinate leben. Eine weitere ſittliche Gefahr für die Keuſchler - buben und Knechtekinder, die mit Bettelgeldern ins Gymnaſium geſandt werden, ſeien die vielen — Arbeiter, die in Gaberje wohnen. Beſonders die Arbeiter fürchtet der klerikale „ Goſpodar “außer - ordentlich; es iſt für dieſe zwar nicht ſehr ſchmeichel - haft, als eine hohe „ ſittliche Gefahr “für die dem gleichen Milieu entſproſſenen windiſchen „ Bettel - ſtudenten “geſchildert zu werden — aber der „ Goſpodar “braucht eben gegen die Wahl von Gaberje Argumente und wenn er keine findet, ſo wird er darum nicht verlegen. Es verſchlägt ihm auch nichts, daß die Arbeiter gewiß tauſendmal anſtändiger ſind als ſo manche Hetz-Hochwürden, welche durch Denunziationen und Ehrab - ſchneidereien und durch die Entfachung der gewiſſenloſeſten Hetze ſowie durch andere, genugſam bekannte Dinge zu einer wahren und wirklichen ſittlichen Gefahr geworden ſind! Noch ein Argument gegen Gaberje führt der „ Goſp. “an: Die Entfernung Gaberjes von Cilli, durch welche ſich ſo manche ſloveniſche Eltern ge - zwungen ſehen würden, ihre Kinder in das deutſche Cillier Gymnaſium zu ſchicken. Für die Kinder wäre dies freilich ein hoher Gewinn — aber der „ Goſpodar “wütet, wenn er daran denkt, daß ſlove - niſche Kinder in den deutſchen Kulturkreis eintreten und dann vielleicht die gewiſſenloſe Hetze hoch - und nichtswürdiger Pervakenführer erkennen würden. Zum Schluſſe ſagt der „ Goſpodar “, alle nüchtern denkenden Pervaken ſeien davon überzeugt, daß die windiſche Anſtalt im windiſchen Gaberje nicht ge - deihen könne und daß ihr dort der Ruin gewiß ſei. Nun, iſt denn der Pervakenführer Decko nicht auch ein nüchterner Pervake? Hat er nicht gerade durch den gewinnbringenden Verkauf ſeines Grundes an die Regierung bewieſen, daß er ſogar ein ſehr nüchterner Mann iſt und daß er das Beſtehen der windiſchen Anſtalt in einem windiſchen Orte gar wohl für möglich hält? Wenn der gefeierte und wirklich ſehr „ nüchterne “Pervakenhäuptling Dr. Decko die Sache für ganz gut erklärt und ihr ſogar durch den Verkauf ſeines Grundes ſeine Unterſtützung leiht, wer will ihm dann widerſprechen? Dafür, daß die anderen, unter - geordneten Pervakenhäupter bei Cilli keinen geeig - neten Grund beſitzen, den ſie der Regierung zu einem guten Preiſe zum Kaufe anbieten können, dafür kann doch der Dr. Decko nicht! Aber ſie haben eben keine geeigneten Geſchäftsobjekte bei Cilli und daher konzentriert ſich ihr Geſchrei wie jenes eigenſinniger Fratzen darauf, daß die windiſche Anſtalt in einer deutſchen Stadt ſein müſſe. Kein Deutſcher wird verlangen, daß man ſeine An - ſtalten in das windiſche Gebiet verlege; die Per - vaken aber, welche keine Gründe auf windiſchem Boden zum Verkaufen haben und um jeden Preis zu Hetzzwecken eine windiſche Organiſation in einer deutſchen Stadt ſehen wollen, ſchreien im Chorus: Die windiſche Anſtalt muß in der deutſchen Stadt bleiben — auf windiſchem Boden verdorrt ſie! Enthält dieſes Geſchrei nicht ein die Pervaken tief beſchämendes Ge - ſtändnis?
Ein weiterer Aufſatz des „ Goſp. “richtet ſich gegen ſein bisheriges geſinnungsverwandtes Blatt, die „ Domovina “, welche die Verteidigung des Dr. Decko führt. Der „ Goſp. “wirft der „ Domovina “Lügen vor. (Dürfte das nicht gegenſeitig bei den Pervakenblättern der Fall ſein?) Schließlich wendet ſich der „ Goſp. “gegen die Vorwürfe der „ Domo - vina “, welche jammert, daß die Enthüllungen des „ Slovenec “von den deutſchen Zeitungen zur Ver - ſpottung der ſloveniſchen Nation (das iſt nicht wahr! Es ſollte heißen zur Brandmarkung der pervakiſchen Volksverhetzer!) verwendet werden. Die Schuld daran, meint der „ Goſp. “, trage der Dr. Decko, und außerdem — ſo ſchließt der „ Goſp. “— weiß es jeder Eingeweihte ganz gut, daß bis jetzt noch nicht alles der Öffentlichkeit preis - gegeben wurde! — Es ſind alſo noch weitere intereſſante Mitteilungen zu erwarten, wenn die Pervakenpreſſe es nicht vorziehen ſollte, die bei - ſpielloſe Fäulnis im Pervakenlager zugedeckt weiter wuchern zu laſſen! N. J.
Die deutſche Volksſchule iſt nicht ſo ſchlecht, wie ſie oft gemacht wird; trotz mancher Schattenſeiten hält ſie im großen und ganzen der Volksſchule aller anderen Kulturländer mindeſtensnoch die Wage. Das kann aber freilich das deutſche Volk nun und nimmermehr von der Pflicht ent - binden, ſein Augenmerk fort und fort auf die Hebung und Weiterentwicklung der Anſtalten zu richten, in denen 95 v. H. der Bevölkerung das geiſtige Rüſtzeug für den geiſtigen und wirtſchaft - lichen Kampf erhalten, den wir mit den anderen Kulturvölkern zu führen haben. Das deutſche Volk wird den Wettbewerb unter den Völkern des Erd - balls nur erfolgreich weiter führen können, wenn ſeine Volksmaſſen für die geiſtige und techniſche Arbeit immer mehr vervollkommnet werden, wenn ſie in unterrichtlicher und erziehlicher Hinſicht allen anderen voranſtehen. Auf keinen Fall darf ein Still - ſtand in der Volksbildung eintreten, denn Stillſtand iſt bekanntlich Rückſchritt. Es iſt daher ein gutes Zeichen, daß ſich die deutſchen Parlamente, daß ſich die pädagogiſche und politiſche Preſſe fort und fort ziemlich eingehend mit dem Volksſchulweſen beſchäf - tigen, daß ohne Scheu offenbare Mängel bloßgelegt werden, und daß auf deren Abſtellung eifrig hin - gearbeitet wird. Nun iſt jüngſt von maßgebender Stelle mit treffenden Worten auf einen ſehr wun - den Punkt im Volksſchulweſen hingewieſen worden, nämlich auf die Überfüllung der Schulklaſſen, auf die übermäßig hohe Zahl der Schulkinder, die einem Lehrer zum Unterricht und zur Erziehung anver - traut werden. Wie notwendig es iſt, hier Wandel zu ſchaffen, zeigt ein Artikel der „ Gartenlaube “, in dem der bekannte Berliner Volksſchullehrer H. Roſin zahlenmäßig nachweiſt, wie ſchlecht es in dieſer Hinſicht noch in manchen Gegenden unſeres Vater - landes beſtellt iſt. Es würde zu weit führen, hier alle die Beiſpiele anzuführen, die in dem „ Garten - laube “- Artikel zuſammengeſtellt ſind. Der Hinweis, daß in ſehr vielen Schulen auf einen Lehrer mehr als 200 Kinder, in manchen Schulen ſogar bis über 200 Kinder kommen, mag genügen. Soll die deutſche Volksſchule die hohen Aufgaben erfüllen, die ſie notwendigerweiſe zu erfüllen hat, dann muß die Staatsregierung ernſtlich an die Beſeitigung der hier geſchilderten Übelſtände herangehen.
meldet folgende ſerbiſche Nachricht: „ Belgrad, 5. Februar. Der König über - ſandte dem Biſchof Stroßmayer zu deſſen neunzigſtem Geburtstage ſeine Glückwünſche. “ Bekanntlich iſt Stroßmayer trotz ſeines nicht weniger als ſlaviſchen Namens der Führer der Kroaten, ihr anerkannter Herr, deſſen Macht die ſtaatliche Gewalt überragt. Bekanntlich erhielt er von dem Kaiſer von Öſter - reich, dem König von Kroatien ſeinerzeit wegen ſeiner antiöſterreichiſchen ruſſophilen K — ühnheit und ſpäter wegen eines anderen Deliktes einen energiſchen Rüffel. Und nun beglückwünſcht ihn der durch Mörder auf den Thron gelangte König, der Fürſt des verſeuchten Schweinelandes, ſozuſagen in Vertretung des heutigen Königs von Kroatien.
Der Durch - ſchlag des Karawankentunnels wird — wie Wiener Nachrichten melden — wenn nicht Hinderniſſe ein - treten, am 31. März d. J. erfolgen. Die Strecke Klagenfurt — Roſenbach wird bis 1. Oktober d. J. fertiggeſtellt. Die Eröffnung der Karawanken - und Wocheinerbahn dürfte im Frühſommer des Jahres 1906 vollzogen werden können.
Das Ge - geſchwornengericht des Departements Loire hat den Prieſter Maurice Alexander Jules Gouillon, ehe - mals Seelſorger in Laas und Bouzonvilleſous-Bois, wegen Sittlichkeitsverbrechen, begangen an neun Mädchen zwiſchen neun und dreizehn Jahren, zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.
Angenehme Per - ſpektive. Bewerber: „ Mein Gehalt iſt zwar augenblicklich noch klein. “... — Mutter der Braut: „ O, das ſchadet nichts; Sie werden ſich das Bier - trinken und Zigarrenrauchen abgewöhnen, nachher wirds ſchon reichen! “— — Vertrauen gegen Vertrauen. Nachbar (Weinhändler): „ Kann man bei Ihnen nicht einmal zugegen ſein, wenn Sie Wurſt machen, Meiſter? “— Schlächtermeiſter: „ Das können Sie; zuerſt müſſen Sie mich aber einmal zuſchauen laſſen, wenn Sie Wein machen. “— Angewandte Redensart. Wirt: „ Der Gaſt will nicht glauben, daß das Haſenbraten iſt? Haben Sie es ihm denn nicht ordentlich plauſibel gemacht? “— Kellner: „ O ja, aber es war alles für die Katz! “— — Genau. Herr: „ Kommen Sie in einer Stunde wieder! “— Bettler: „ Un - möglich! Ich bettle nur bis 5 Uhr, Überſtunden mache ich nicht! “— — Gemeinſamer Wunſch. A. (auf dem Heimwege vom Wirtshaus): „ Was haſt Du Dir gewünſcht, als eben die Sternſchnuppe3Nr. 19, 11. Februar 1905. Marburger Zeitungfiel? “— B.: „ Daß mei’ Alte ſchon ſchläft, wenn ich nach Hauſe komm’! “— A.: „ Ich anch! “— — Amerikaniſches Duell. Eulalia: „ Ihr Antrag ehrt mich ſehr! Aber ſagen Sie mal Herr Doktor, wieſo kommen Sie gerade auf die Idee, mich heiraten zu wollen? — Doktor (dumpf): „ Ich bin das Opfer eines amerikaniſchen Duells! “
Der nächſte Familienabend des Vereines zur Unterſtützung der deutſchen Volksſchule in Brunndorf findet Samstag, den 18. Februar im Gaſthauſe „ zum grünen Baum “ſtatt.
Sonntag, den 12. d. um halb 5 Uhr nachmittags findet in der Gemeindeſtube in Weitenſtein ein für jedermann zugänglicher evan - geliſcher Gottesdienſt ſtatt.
wird am Sonntag, den 19. d. im Gaſthauſe des Herrn Heinrich Schlauer abgehalten werden.
wurde verſchoben und findet am Samstag, den 4. März in den Gaſthausräumen des Herrn Hans Voldin, früher Rattey, ſtatt.
Dienstag, den 7. d. M. ſtarb in Dobreng nach kurzem Leiden der Grund - und Fuhr - werksbeſitzer, früher Gemeindevorſteher und Kirchen - probſt, Herr Joſef Tſcherne im 77. Lebensjahre und wurde geſtern unter zahlreicher Begleitung auf dem hieſigen Friedhofe zur ewigen Ruhe beſtattet. Die Erde ſei ihm leicht! Ehre ſeinem Andenken!
Am Mittwoch, den 15. d. findet in Herrn F. Zelzers Gaſthausräumen ein Jägerball ſtatt, deſſen allfälliges Reinerträgnis den beiden Schulen von St. Egydi gewidmet wird. Der gereimten mund - artlich gehaltenen Einladung entnehmen wir folgende Proben: „ D’rum hob’n mir St. Egydier Jager, mir von die Feſchen, — Dö ma holt no a Schneid hob’n, an Sinn und a Reſchen, — D’rum hob’n ma uns z’ſammg’mocht, wos ausz’ſpekulier’n, — Hob’ns a glei banand g’hobt, an Ball wer’n ma aranſchiern, — Und zwar an gemütlich’n, an luſtig’n, an ſteiriſch Tonz, — Und nit etwa ſo an nobl’n, ſo an herriſchen Pflonz. — — Mit’n Onlegen koane G’ſchicht’n moch’n, — Kemts wias dahoam ſeid’s banond, — Bei uns wird nur auf’s Herz g’ſchaut, — Auf’s Gmüat, nit auf’s Gwond. — B’ſunders d’ Weibsleut ſull’n mit die kurz’n Kittl kemm, — Nit mit die ſchleppenden Kladl, — Daß ma ban Tonzen a wos profitieren kon von die feſchen Wadl. “— Nach dem luſtigen, gemütlichen Tone, den die einladenden Jäger in der Einladung anſchlagen und nach der Beliebtheit zu ſchließen, welcher ſich die Jägergilde bei uns überall erfreut, dürfte der Beſuch des Jägerballes von St. Egydi ein ſtarker werden.
Am 5. d. entſtand infolge mangelhafter Heizung eines eiſernen Ofens in der Wohnung der Keuſchlerin Marie Notſch in Podvin, Gemeinde Plainsdorf, ein Schadenfeuer, welches das Wohnhaus der Notſch teilweiſe einäſcherte, wodurch dieſelbe einen Schaden von 516 K. erlitt.
Der „ Slov. Stajerc “, ein in Krain erſcheinendes Gegen - blatt des ſteiriſchen „ Stajerc “, brachte kürzlich einen Artikel, in dem der Gemeindevorſteher von St. Primon ob Saldenhofen, Herr Franz Kaſper, in der rüdeſten Weiſe angegriffen wurde. Die flegel - haften Bemerkungen, die er über den oben genannten Ehrenmann zu machen ſich erkühnte, ſpotten jed - weder Beſchreibung. Herr Kaſper iſt ein Mann, der ſeines Amtes ſtets nur zu Nutz und Frommen der ganzen Gemeinde waltete, was ihm auch kein einziger offener Gegner abſprechen kann. Daß er aber infolge - deſſen, weil er weder ins klerikale, noch ins per - vakiſche Horn blaſen will, einigen dortigen „ Größen “, die ſich beſonders anläßlich der letzten Gemeinde - ausſchußwahl hervorgetan haben, ſowie etlichen ſloveniſch-nationalen Schürern aus der Nachbar - gemeinde ſchon lange nicht mehr genehm iſt, wird durch das Erſcheinen obigen Artikels neuerdings bekräftigt. Dies ſei die vorläuſige Antwort auf den Schmähartikel. Sollte ſich aber der „ kühne Held “entpuppen, ſo wird man es keineswegs verabſäumen, ihm in begreiflicher Weiſe für die geleiſtete Kraft -probe die gebührende Zutat zu verabreichen, auf daß er nicht bald wieder die Luſt verſpüren werde, ein derartiges Bubenſtück aufzuführen.
In der eben abgehaltenen 56. Jahreshauptverſammlung dieſes Vereines wurden folgende Herren in den Ausſchuß berufen: Karl Teppei als Vorſtand; Ing. Fritz Wehrhan als Vorſtand-Stellvertreter, Richard Markhl als Sangwart; Karl Freyberger als Sang - wart-Stellvertreter; Max Rauſcher und Artur Charwat als Sangräte; Aug. Hofer als Schrift - wart; Leopold Wambrechtſamer als Säckelwart; Alfred Kaiſer als Notenwart; Mravlag und Eggers - dorfer als Rechnungsprüfer und Fritz Hoppe als Fahnenjunker. Im heurigen Jahre iſt der Beſuch des Wiener Schubertbundes zu gewärtigen; außer - dem wird in Cilli das 10. ſteiriſche Sängerbundes - feſt abgehalten, ſo daß der Vereinsausſchuß auch außer der gewohnten Tätigkeit eine ſchwierige, doch ehrenvolle Aufgabe zu löſen haben wird.
Der deutſche Turnverein Pettau er - nannte in jüngſter Zeit zwei ſeiner Turner, nämlich Dr. Raiz und Hermann Kerſche, zu Ehrenmit - gliedern. Anläßlich dieſer Ernennung veranſtaltete der Verein am 9. d. im Deutſchen Vereinshauſe einen Familienabend, welcher äußerſt zahlreich be - ſucht war und ein Bild echten deutſchen Zuſammen - haltens bot. Über den Verlauf dieſes wirklich ge - mütlichen und hiebei glänzenden Feſtes berichten wir in nächſter Nummer.
Wie wir bereits kurz mit - geteilt haben, verſtarb nach kurzem Leiden der Alt - bürgermeiſter Herr Dr. Franz Strafella im Alter von 87 Jahren. Der Lebenslauf des Ver - ſterbenen war ein wechſelvoller. In St. Marxen bei Pettau als der Sohn bemittelter Grundbeſitzers - leute geboren, ſtudierte er als Knabe und Jüngling mit emſigem Fleiß. Während der Gymnaſialzeit ſowohl als auch während ſeiner juridiſchen Studien hatte er durchwegs nur Zeugniſſe mit Auszeich - nungen aufzuweiſen. Als einer der gewiegteſten Juriſten eröffnete er ſeine Advokaturskanzlei in Pettau und hatte bald viele Klienten. Er genoß allſeitiges Vertrauen und als beſter Beweis dafür mag die Tatſache gelten, daß er in den Pettauer Gemeinderat gewählt wurde. Der Gemeinderat übertrug ihm den verantwortungsvollen Poſten des Bürgermeiſters und hatte damit wahrlich keinen Fehlgriff getan. Als Bürgermeiſter fungierte Dr. Strafella ununterbrochen 9 Jahre und zwar von 1867 bis 1876. In dieſen Jahren wurden in Pettau die ſtädtiſche Sparkaſſe (eines der zurzeit blühendſten Geldinſtitute Steiermarks), das Pettauer Gymnaſium, das Kranken - und Siechenhaus ins Leben gerufen, bezw. erbaut. Vieles geſchah auch auf dem Gebiete des Volksſchulweſens. — Schick - ſalsſchläge drängten den raſtlos arbeitenden, hoch - begabten Mann in den Hintergrund, doch erfreute er ſich einer ausgezeichneten Geſundheit. Einen klaren Beweis der allgemeinen Achtung des Ver - ſtorbenen gab das am 9. d. ſtattgefundene Leichen - begängnis desſelben. Prachtvolle Kränze deckten den Leichenwagen faſt völlig zu. Nach den Familien - angehörigen folgten dem Sarge der vollzählige Ge - meinderat mit Herrn Bürgermeiſter Ornig an der Spitze, die Vertreter faſt aller Beamtenkategorien, darunter Herr Bezirkshauptmann v. Underrain und Herr Bezirksrichter Dr. Glas. Den Kondukt führte Herr Probſt Fleck, welcher in ergreifenden Worten am offenen Grabe den Lebenslauf des Ver - blichenen ſchilderte. Der faſt vollzählige deutſche Männergeſangverein ſang ſodann das wundervolle Lied „ Ruhe ſanft “— und die Erde kollerte hinab auf einen Mann, der Pettau geliebt und für das - ſelbe vieles getan hat. Möge der Vielgeprüfte in Frieden ruhen!
hielt am 8. d. eine Sitzung ab. Vorſitzender Bürgermeiſter Ornig widmete vorerſt dem verſtorbenen Altbürger - meiſter Dr. Franz Strafella einen warmen Nach - ruf. Zur Kenntnis genommen wird u. a. eine Zu - ſchrift dse Propſtes und Stadtpfarrers, in der er dem Gemeinderate den Nachweis für die ordnungs - mäßige Verwendung der für die neue Orgel ge - ſammelten Beträge erbringt; ein Erlaß des Landes - ausſchuſſes über die Bewilligung der Branntwein - und Bierumlage pro 1904, 1905 und 1906; derErlaß des Reichskriegsminiſteriums, nach welchem über die Frage der Verlegung eines Artillerieregie - ments nach Pettan dermalen eine Entſcheidung nicht getroffen werden kann; der Tätigkeitsbericht der ſtädtiſchen Sicherheitswache und des Stadtamtes. Als Vertrauensmann für die Perſonaleinkommen - ſteuer-Schätzung wird Bürgermeiſter Ornig gewählt; in die Stellungskommiſſion die Gemeinderäte Steudte und Strohmaier, in die Militärtaxbemeſſung die Gemeinderäte Kratzer und Dr. Schöbinger. Der vom Stadtamte ausgearbeitete Geſetzentwurf, betreffend die 25jährige Befreiung von den Ge - meindeumlagen für Neu -, Zu - und Umbauten zu Wohnzwecken wird dem Landesausſchuſſe vorzulegen beſchloſſen. Die frei gewordene Dienſtvermittlungs - konzeſſion der Marie Stanitz wird der Marie Machacz verliehen. Das Anſuchen der Gemeinde Hölldorf um Bewilligung zur Abhaltung von ſechs Viehmärkten wird ablehnend beantwortet. Der Obmann des Geld - gebarungsausſchuſſes berichtet über die Prüfung des Rechnungsabſchluſſes pro 1903 und beantragt, dem rechnungslegenden Bürgermeiſter die Entlaſtung zu erteilen und dem Stadtbuchhalter die Anerkennung auszuſprechen. (Einſtimmig angenommen.) Da das Badehaus in ſtädtiſchen Beſitz übergegangen iſt, wird beſchloſſen, die den Mitgliedern des Bau - vereines gehörenden Badekarten noch bis 30. Sep - tember 1905 gelten zu laſſen. Den ſtädtiſchen Be - amten und ihren Familienmitgliedern wird für die Bäder eine 50prozentige Ermäßigung zugeſtanden. Wegen Herſtellung eines zweiten Fußweges in der Bahnallee und Verſetzung des Wächterhauſes Nr. 13 wird beſchloſſen, daß der Gemeinderat ſich zu einer Beitragsleiſtung für eine allfällige, durch Gleisvermehrung bedingte Brückenverbreiterung nicht verpflichten ſoll, da im Falle der Notwendigkeit eines fünften Gleiſes die Südbahn ſelbſt unbedingt für alle Koſten aufkommen müßte. Einer Grund - ablöſung im Preiſe von 1 K. für den Quadratmeter zur Herſtellung eines Fußweges von den Arbeiter - häuſern zur Südbahnwerkſtätte wird zugeſtimmt. Bewilligt werden ferner die Koſten für nachſtehende Uferſchutzherſtellungen ꝛc. an der Drau: 1. Ufer - ſchutz beim linken Brückenkopf mit Steinſockel und Eiſengeländer; 2. Durchführung der Straßenver - breiterung, jedoch auf Koſten des Bezirksausſchuſſes; 3. Herſtellung eines Stein - und Beton-Balkons an der Stelle, wo ſich die Kaimauer bricht; 4. Pilo - tage beim ehemaligen Rulz’ſchen Bade; 5. Her - ſtellung einer Zufahrtsſtraße zum Badehaus.
Heute fand die bereits er - wähnte Vermählung des Fräulein Amalia Krapetz mit Herrn Joſef Medwed, Adjunkten der Süd - bahn und des Fräulein Roſa Krapetz mit Herrn Luis Trummer, Aſſiſtenten der Südbahn ſtatt. Zu dieſer Doppelhochzeit der beiden Schweſtern er - ſchienen als Trauzeugen für das erſtgenannte Paar Herr Karl Seydler, Stationschef in Marburg (für den Bräutigam) und Herr Franz Philipsky, Stationschef in Spielfeld; für das zweitgenannte Paar und zwar für den Bräutigam erſchien eben - falls Herr Stationschef Seydler als Trauzeuge, während als Trauzeuge für die Braut Herr Franz Trummer, Sodawaſſer-Fabrikant und Hausbeſitzer in Graz fungierte. — Am 21. d. findet wieder die Vermählung eines „ Südbahners “ſtatt. Am ge - nannten Tage erfolgt nämlich die Trauung des Fräulein Mathilde Zaff mit Herrn Oswald Arnuſch, Südbahnbeamten.
Am 7. Februar ſtarb hier der k. k. Steueramtskontrollor i. R. Herr Michael Tſchmelitſch im 80. Lebensjahre. — Geſtern früh ſtarb die Südbahnwerkführers-Witwe Frau Anna Sokol, geb. Peik, 78 Jahre alt. Das Leichenbegängnis findet Sonntag um halb 4 Uhr von der Bankalarigaſſe 2 auf den kirchl. Friedhof in Poberſch ſtatt.
Die am 8. d. abgehaltene Hauptverſammlung des Deutſchen Sprach - vereines war ſehr gut beſucht. Nachdem die Ver - handlungsſchrift des Vorjahres genehmigt worden war, gab der Sprechwart des Vereines Herr kaiſ. Rat Dr. A. Mally einen kurzen Überblick über die Tätigkeit des Geſamtvereines und dann des Marburger Zweigvereines, der in tiefempfundene und ſehr beherzigenswerte Worte über nationale Betätigung ausklang. Die von Herrn Stadtſchul - ratsſekretär Steiner vorgelegte Rechnung wurde richtig befunden und dankend zur Kenntnis genommen. Die Wahlen, welche durch Zuruf vorgenommen4Marburger Zeitung Nr. 19, 11. Februar 1905wurden, betrauten auch für das neue Vereinsjahr wieder die bisherige Vereinsleitung mit der Führung der geiſtigen und geſchäftlichen Angelegenheiten des Vereines. Nach kurzer Pauſe ergriff dann Herr Pfarrer Mahnert das Wort zu ſeinem Vortrag über Guſtav Frenßen und ſeinen „ Jörn Uhl “, der in lebensvoller und begeiſternder Weiſe ein Bild des Dichters, ſeiner geiſtigen Eigenart und ſeiner herrlichen Dichterwerke entwarf. Der Redner ſagte u. a.: Wer in dem Dichter einen Führer verehrt, der mag es ſchon oft bedauert haben, daß unſere Zeit ſo arm an großen Dichtern iſt. Wir können ſie nicht aus dem Boden ſtampfen, wir müſſen warten. Und wir haben nicht umſonſt ge - wartet. Vor vier Jahren ward uns ein Buch ge - ſchenkt, das bis auf den heutigen Tag wohl Hundert - tauſende geleſen haben; es iſt Guſtav Frenßens „ Jörn Uhl “. Als eines ſchlichten Tiſchlers Sohn im Dorfe Barlet in Suderditmarſchen geboren, be - ſuchte er die Dorfſchule und die Gymnaſien in Meldorf und in Huſum, um dann in Tübingen, Berlin und Kiel evangeliſche Theologie zu ſtudieren. Nach wohlbeſtandenen Prüfungen trat er ein Pfarr - amt in Gemme an, das er aber nach dem Erfolge des „ Jörn Uhl “aufgab, um ganz der Dichtkunſt zu leben. Er iſt alſo Holſteiner, ein Kind des Landes, das neben Schwaben wohl am reichſten an dichteriſchen Talenten iſt, das uns einen Matthias Claudius, Klaus Groth, Friedrich Hebbel, Theodor Storm, Detlev von Liliencron, Adolf Bartelt u. a. gegeben hat. Und er iſt ein echter Holſteiner, eckig, ſchwerfällig, langſam gereift, träumeriſch wie die Heide, tief wie das Meer. Und er liebt ſein ſchönes, ſtolzes Heimatland: ihm ſang er den „ Jörn Uhl “. Der große Erfolg dieſes Buches, das wohl an die 200 Auflagen erlebt hat, iſt nicht auf die Reklame zurückzuführen, ſondern in einer geſunden Auflehnung des deutſchen Volkes gegen den größten Teil der modernen Literaturzeugniſſe zu ſuchen. Gegenüber dem Dogma von der Zweckloſigkeit der Kunſt, das die Jüngſten an alten Altären predigten, ſah es Frenßen als des Dichters Aufgabe an, die Volks - ſeele zu erziehen. Drum wirkte auch ſein Buch, wie wenn friſche Seeluft durch eine rauchige Ma - troſenſchenke wehte. Es iſt ein Buch ſo voll ge - ſunder ſittlicher Kraft, daß es des Volkes ſittliche Kraft ſtärken, daß es erlöſend, befreiend wirken konnte auf alle die, die von den „ Erlöſungen “der modernen Dichtkunſt, z. B. eines Richard Dehmet, nur noch tiefer niedergedrückt worden waren. Das iſt der erſte Schlüſſel zu des Buches wunderbarem Erfolg. Der zweite liegt in dem deutſchen Charakter des Buches, in der wunderbaren Miſchung von Hei - matsliebe und großdeutſchem Empfinden, die hindurch - geht. Seine drei Bücher, „ Die Sandgräfin “, „ Die drei Getreuen “und „ Jörn Uhl “haben Holſtein als Schauplatz. Da dampft die blaugraue, fette Erde der Marſch im Morgenſtrahl, und der Kibitz fliegt mit lautem Schreien auf, ſobald der Pflug - ſchar ſilbern blinkendes Meſſer ihn aufſtört im reich - lichen Mahle. Da biegen ſich die ſchlanken Pappeln vor dem maſſigen Bauernhof im Weſtwind, und der Storch duckt ſich tiefer ins Neſt auf dem ſchmutzigen Strohdach, und es heult der Sturm und dumpf grollend wie ferner Donner tönt das Rauſchen der Nordſee an unſer Ohr. So ſind Frenſſens Bücher voll echter Heimatskunſt. Aber von der Heimat denkt er ans große deutſche Vater - land. Gern redet er vom Kriege 1870. „ Das Vaterland, Deutſchland reißt ſich aus aller Not! “ Wem wird nicht heiß ums Herz, wenn er die Schil - derung der Schlacht bei Gravelotte im „ Jörn Uhl “mit fliegendem Atem lieſt? Und im „ Jörn Uhl “ſah das deutſche Volk ſich ſelbſt verkörpert. Dieſer deutſche Bauernjunge mit dem grübelnden Geiſt, mit ſeiner Liebe zu den Sternen, fleißig, nüchtern, ſparſam, mit ſeinem Ringen und Kämpfen ums tägliche Brot, mit ſeiner Treue und Schlichtheit iſt ein Urbild des deutſchen Volkes in ſeiner Arbeit und in ſeiner Sehnſucht. Wie hat auch der Dichter gearbeitet! Redner wies die gewiſſenhafte Arbeit Frenßens nach an einzelnen Geſtalten aus der Fülle der Menſchen, die in ſeinen Büchern leben. Und ſeine Sprache? Sie iſt ſchwer, wie der fette Boden der Marſch, ſie iſt wuchtig, wie die Fauſt des deutſchen Bauern. Man muß ſich erſt hineinleſen und hineinleben. Dann aber gewinnt man dieſe Sprache lieb, die über alle Töne verfügt, die bald Märchen und Sagen raunt am Herdfeunr, bald wie Nachtigallſchmettern die erſte Liebe preiſt, bald von Männertrotz und wildem Haſſe zeugt. Darum ſollte jeder ihn leſen. Ein Dichter iſt ein Prieſter. Freuen wir uns, daß dieſer Prieſter der Kunſt ſo rein und ſo ſtolz und ſo ſtark iſt; daß uns in ihmein Kämpfer aufgeſtanden iſt mit blanken Waffen und tapferem Mut, ein Kämpfer gegen den Lügen - geiſt und die Hohlheit und Markloſigkeit unſerer Zeit, ein Kämpfer für den heiligen Geiſt der Arbeit und der Pflicht! Und lernen wir von ihm: alles in Taten deutlich zu machen und nicht in Worten, glücklich zu ſein, auch wenn wir zwiſchen Sorgen und Särgen hindurch müſſen. So darf er uns predigen, denn er predigt recht, er predigt in dem Sinne, wie es ſein Geiſtesverwandter Wilhelm Raabe vor fünfzig Jahren gefordert hat: „ O, ihr Dichter und Schriftſteller Deutſchlands, ſagt und ſchreibet nichts, euer Volk zu entmutigen. Scheltet, ſpottet, geißelt, aber hütet euch, jene ſchwächliche Reſignation, von welcher der nächſte Schritt zur Gleichgiltigkeit führt, zu befördern. Ihr habt die Gewohnheit, ihr Prediger und Vormünder des Volks, den Wegziehenden einen Bibelvers in das Geſang - buch des Heimatsdorfes zu ſchreiben; ſchreibet: „ Vergeſſe ich Dein, Deutſchland, großes Vaterland, ſo werde meiner Rechten vergeſſen! “ Der Spruch in aller Herzen, und — das Vaterland iſt ewig! “— Reicher Beifall lohnte den prächtigen Vortrag. Stürmiſche Anerkennung fanden die ſchönen Lieder des Viergeſanges der Herren Glaſer, Sartory, Waidacher und Ruß, und der Vortrag auf der Kniegeige des Herrn Bernkopf. Ein kräftig Heil dem wackeren Vereine und ſeinen Leitern und auf ſeinen neuen Jahresweg den Wunſch, daß er endlich jene allgemeine Würdigung und Teilnahme finde, die er als Hort völkiſcher Geſinnung und deutſchen Einheitsbewußtſeins ſo reich verdient.
Den Kranzüberſchuß von 10 K. habe ich einer armen Witwe übergeben, die dem Herrn A. K. beſten Dank ſagt. Chriſtof Futter, Bezirksvorſteher.
Immer näher rückt dieſer Feſtabend! Der Ver - gnügungsausſchuß des Vereines entwickelt eine fieberhafte Tätigkeit, um die verſchiedenen Einzeln - heiten, die dieſer tolle Abend bringen ſoll, klarzuſtellen und zu ordnen. Ganz beſondere Überraſchungen wird unſer Turnverein bringen. Was ſind die Dar - bietungen des Barnum & Bailey gegen die unſeres Turnvereines!! — Noch dieſer Tage trifft aus Hamburg aus Hagenbergs Menagerie der große Elefant ein, der an dieſem Abende in freier Dreſſur zur Vorführung gelangt und mit den Turnern das kaum möglichſte auf dem Gebiete der hohen Schule leiſten wird. Auf die Ausſchmückung des Saales in ulkiger Form wird beſondere Sorgfalt verlegt, ſo daß dem luſtigen Reiſebummler der Ab - ſchied von ſo manch lieber Station wirklich ſchwer gemacht wird. Wir wollen da nur das feucht fröh - liche Bierdorf „ München “mit dem uuvergeßlichen „ Hofbrauhauſe “nennen. Und wenn wir weiter unſere Schritte, den Rhein aufwärts, lenken, da wird uns die liebe „ Rheinſchenke “winken, mit dem goldigen Weine, der da echt und unverfälſcht kre - denzt wird. Allüberall wird frohes Leben herrſchen und im bunten Volksgetriebe wird erſt das Herz jedes jedes einzelnen Reiſegenoſſen ſich freudig erwärmen bei dem Anblick ſo huldſam dreinblickender Mädchengeſtalten. Das wird frohes Leben ſein, da wird ungetrübte Feſtesſtimmung herrſchen. Und Geſang und Muſikklang an allen Ecken und Enden. Soeben erfahren wir, daß auch eine Damenkapelle ſich zur Mitreiſe gemeldet hat, welche ihre fröhlichſten Weiſen ertönen laſſen wird. Der Vergnügungsausſchuß macht nochmals darauf aufmerkſam, daß die Wahl der Tracht oder des Reiſegewandes jedem einzelnen vollkommen frei ſteht und je ulkiger, je origineller ſie iſt, deſto willkom - mener wird ſie ſein, was ja leicht mit dem Auf - wande geringer Geldmittel geſchehen kann. Alle jene Perſonen, welche am Feſte teilzunehmen wün - ſchen, werden uochmals erſucht, ihre Adreſſen dem Obmanne des Feſtausſchuſſes Herrn Lehrer Franz Ruß oder deſſen Stellvertreter Herrn Stadtrats - beamten A. Waidacher bekannt zu geben.
Die Sektion Marburg des D. u. Ö. Alpenvereines hielt am 8. d. im Kaſino eine Sektionsverſammlung ab, bei welcher das Sektionsmitglied Herr Südbahningenieur Max Doleſchalek einen Vortrag über „ Eine führer - loſe Überſchreitung des Ortlers “hielt. Dieſe Hoch - tour hat Herr Doleſchalek mit ſeinem Freunde Herrn Rieben v. Riebenfeld im Sommer des vorigen Jahres ausgeführt. Die Beſteigung erfolgte nicht auf dem ſonſt von den Touriſten benützten Wege von der Südſeite des Ortlers aus, ſondern von der entgegengeſetzten Seite aus, auf welcher eine Beſteigung des Ortlers bisher nicht unternommenworden iſt. Die beiden genannten Herren waren daher die erſten, denen die Beſteigung des Ortlers von dieſer Seite aus gelungen iſt. Der Vortragende teilte mit, daß der Ortler vor hundert Jahren zum erſtenmale, und zwar zu militäriſchen Zwecken, beſtiegen wurde. Vor ungefähr 50 Jahren veran - laßte Erzherzog Johann eine ueuerliche Beſteigung des Ortlers aus Touriſtenkreiſen. Die erſte führer - loſe Beſteigung wurde vor beiläufig zwanzig Jahren ausgeführt. (Die „ Marburger Zeitung “veröffent - lichte vor einiger Zeit, wie erinnerlich ſein wird, die Geſchichte der erſten und ſpäteren Ortlerbeſtei - gungen, auf welche wir hiemit verweiſen. Die Schriftl.) Die Tour der Herren Doleſchalek und Rieben v. Riebenfeld iſt eine umſo hervorragendere touriſtiſche Leiſtung, als die Partie durch große Schneeſtürme und ſonſt unwirtliches Wetter erſchwert war. Den Abſtieg unternahmen die Touriſten nach St. Gertraud. Der überaus feſſelnde Vortrag mit der Schilderung einer Reihe von touriſtiſchen Ein - zelheiten bei der ſchwierigen und gefährlichen Klettertour wurde noch durch die Vorführung ſehr vieler meiſterhaft ausgeführter Projektionsbilder anſchaulich gemacht. Anſchließend daran entwarf Herr Ingenieur Doleſchalek auch eine Anzahl ſehr ſchöner Projektionsbilder aus verſchiedenen anderen Hochgebirgs - und Gletſcherpartien. Dem Vortrage folgte großer Beifall. Der Sektionsvorſtand Herr Dr. Schmiderer widmete auch dem verſtorbenen Hofrate Dr. Eduard Richter einen warmen Nach - ruf. Dr. Richter, ein großer Freund der Alpen - welt, ſei auch mit der Sektion Marburg des Alpenvereines in freundlichen Beziehungen geſtanden und habe ſtets ein großes Intereſſe für die Stadt Marburg und ihren Aufſchwung auf allen öffent - lichen Gebieten bekundet.
Aus Prager - hof wird nns unterm geſtrigen geſchrieben: Am 3. Feber ſtarb in Pragerhof Herr Simon Grundner (von uns bereits mitgeteilt. — Anm. d. Schriftl. ), Großgrundbeſitzer und Gaſtwirt, im 80. Lebensjahre, welcher dem Ortsarmenfonde in Unterpulsgau 500 K. zur Erweiterung des Verſorgungsheimes teſtierte. Der Verblichene gehörte ſeit dem Jahre 1867 dem Gemeindeausſchuſſe als erſter Gemeinderat an und verlieh ſeiner freiheitlichen und fortſchrittlichen Ge - ſinnung jederzeit kräftigen Ausdruck. Manche der Schöpfungen, die er ermöglichte, ſind Zeugnis ſeiner Mildtätigkeit, daher Ehre ſeinem Andenken.
Die Filiale Marburg der k. k. Landwirtſchaftsgeſellſchaft von Steiermark ver - anſtaltet auch in der nächſten Woche und zwar am 15. Februar l. J. um 1 Uhr nachmittags im Obſt - garten des Herrn Dr. Leonhard in Kartſchovin und am 16. im Obſtgarten des Herrn Reichsrats - abgeordneten Dr. Wolffhardt praktiſche Obſtbau - kurſe unter Leitung des Fachlehrers Herru Otto Brüders, bei welchen das Ausäſten, Beſchneiden, Reinigen und Düngen der Obſtbäume gezeigt wird. Hiezu werden alle Obſtbautreibenden höflichſt ein - geladen.
Wie bereits mitgeteilt wurde, findet heute der Benefizeabend der 1. naiven und munteren Liebhaberin Frl. Lili Fröhlich ſtatt. Zur Aufführung gelangt die höchſt amüſante Ge - ſangspoſſe „ Man lebt nur einmal “von Julius Horſt und Leo Stein, Muſik von verſchiedenen Komponiſten. Die Benefiziantin ſpielt die Rolle der Helene. Dem ungemein beliebten Mitgliede iſt ein volles Haus ſicher, da ſich für dieſen Abend im Publikum reges Intereſſe zeigt. Sonntag, den 12. d. nachmittags 3 Uhr wird bei ermäßigten Preiſen die neu einſtudierte und beliebte Operette „ Fatinitza “von Franz v. Suppé gegeben, abends halb 8 Uhr gelangt die luſtige Geſangspoſſe „ Man lebt nur einmal “zur erſten Wiederholung. Für Dienstag, den 14. d. wird die effektvolle Komödie aus dem Gymnaſiaſtenleben „ Traumulus “von Arno Holz und Oskar Jerſchke gegeben. Das feſſelnde und ſpannende Werk eines wirklichen Dichters erzielte bei der erſten Aufführung beifälligſte Aufnahme. Mittwoch, den 15. d. gelangt die beliebte Operette „ Die Millionenbraut “von Heinrich Berté zur Auf - führung. Seitens des Publikums fanden die bis - herigen Aufführungen dieſes melodiöſen Werkes durchſchlagendſten Erfolg. In Vorbereitung ſind: „ Charleys Tante “und „ Die ſieben Schwaben “.
Mit der arti - ſtiſchen Leitung des Kurtheaters in Gleichenberg (Sommer 1905) wurde der Oberregiſſeur der Grazer vereinigten Bühnen, Herr Emil Reiter, betraut. Das Enſemble wird aus Mitgliedern der Grazer Theater zuſammengeſtellt.
5Nr. 19, 11. Feber 1905. Marburger ZeitungIn der geſtrigen Sitzung des Abgeordnetenhauſes wütete der Schriftleiter des „ Slov. Narod “in Laibach, der Abg. Tavcar, wie ein Beſinnungsloſer gegen den Oberlandesgerichtspräſidenten in Graz, den Grafen Gleispach, gegen das Bezirksgericht in Pettau und gegen das Geſchworenengericht in Marburg. Der Grund davon iſt der, daß Tavcar hier einer Verhandlung wegen Ehrenbelei - gung entgegenſieht. Wir werden in der nächſten Nummer die Bockſprünge dieſes haßerfüllten Mannes beleuchten.
hielt am 6. Februar d. J. im Klubheim (Weilandits’ Gaſthaus) ſeine. 5. ordentliche Voll - verſammlung ab. Aus dem Tätigkeitsberichte des Obmannes Herrn Adolf Reiſp geht hervor, daß der Klub dem Steiriſchen Radfahrer-Gauverbande als Verbandsverein beigetreten iſt und als ſolcher auch am 18. Hauptgautage desſelben mitgewirkt hat. Am 16. Dezember v. J. fand eine Weihnachtsfeier ſtatt, welche einen erhebenden Verlauf nahm; zu dieſer Feier war auch unſer Bruderklub, der „ Marburger Radfahrerklub 1887 “in ſtattlicher Anzahl mit ſeinem Obmann Herrn Franz Neger erſchienen. Nach dem Berichte des Säckelwartes Joſef Schmiderer wurde über Antrag des Rechnungsprüfers Anton Solar demſelben der Dank und die Entlaſtung erteilt. Der zweite Fahrwart Anton Fabian erſtattete wegen Verhinderung des erſte Fahrwartes F. Kaufmann den Bericht, daß im abgelaufenen Klubjahre 15 Klubpartien gemacht wurden und der erſte Fahr - wart F. Kaufmann den Preis für die meiſten Klub - partien und Kilometer errang. In die Klubleitung wurden folgende Herren gewählt: Adolf Reiſp, Ob - mann; Robert Krauth, Obmann-Stellvertreter; Joſef Schmiderer, Säckelwart; Anton Fabian, Schriftwart; Moriz Dadieu, Zeugwart; Ferdinand Kaufmann, erſter Fahrwart; Anton Solar, zweiter Fahrwart; Nikolaus Horwath, Franz Wolf, Seb. Scherrer, Poldl Tramſchek (letzterer wurde auch zum Hornfuchs gewählt), Beiſitzer und Alois Tſchernoſchek und Kriſtian zu Rechnungsprüfern. Mit dem Danke für das Erſcheinen und der Bitte, die Sportskollegen mögen auch in dieſem Jahre die Intereſſen des Klubs vor Augen halten und dem Sporte huldigen, ſchloß der Obmann mit einem kräftigen All Heil um 12¼ Uhr nachts die Ver - ſammlung.
Wie uns mitgeteilt wird, wurde der Dr. Mohoritſch vom Friedauer Bezirksgerichte nach Mahrenberg verſetzt. Dr. Mohoritſch, ein bekannter ſloveniſcher Parteimann, wurde in der letzten Zeit ſehr oft genannt u. zw. wegen dem eigentümlichen Ende, welches ſein gegen den Rechtsanwalt Dr. Delpin in Friedau angeſtrengter Ehrenbeleidigungsprozeß fand. Dr. Delpin hatte dem Dr. Mohoritſch Parteilichkeit in ſeinem Richteramte vorgeworfen. Dr. Mohoritſch brachte die Klage ein. Vor der Verhandlung, als Dr. Delpin beiläufig 30 Punkte in das Beweisverfahren eingeſtellt hatte, zog Dr. Mohoritſch die Klage zurück. Dieſer Umſtand erregte natürlich ungemeines Aufſehen. Nunmehr iſt die Verſetzung des Dr. Mohoritſch nach Mahren - berg erfolgt. Sämtliche Deutſche des Gerichts - ſprengels Friedau ſowie auch die von der windiſchen Hetzpreſſe nicht parteimäßig prononzierten Slovenen werden darüber gewiß nicht ungehalten ſein. Im Markt Mahrenberg wird man darüber freilich anders denken.
der am vergangenen Dienstag ſtattfand, erfreute ſich eines zahlreichen Beſuches und der beſten Stimmung. Bei den Klängen der Muſikkapelle des Inf. -Reg. Khevenhüller drehten ſich die Paare unermüdlich im Kreiſe, während eine zweite Muſik in einem anderen Lokale die nicht tanzenden oder ausruhenden Gäſte unterhielt. Beſonders der Tanz - ſaal war außerordentlich hübſch geſchmückt. Außer vielen Geſchäftsleuten waren auch zahlreiche ſonſtige Gäſte und Freunde des beliebten Gaſthofbeſitzers erſchienen, von denen gar viele bis zum grauenden Morgen bei der Muſik, den trefflichen Getränken und Speiſen in fröhlichſter Laune die Räume beſetzt hielten.
Im Hotel „ Erzherzog Johann “übt Herr Oskar Hitſchmann ſeit einigen Tagen eine koſtenloſe Augenunterſuchung aus, die mit einem patentierten amerikaniſchen Apparate erfolgt. Der Apparat iſt verblüffend ein - fach und ſtellt in wenigen Augenblicken mit unüber - trefflicher Genauigkeit die Sehſtärke bezw. -Schwächedes Auges feſt. Durch dieſen Apparat wird es ermöglicht, für jedes Auge das paſſendſte Glas in wenigen Augenblicken zu finden.
Kapok oder Pflanzendaunen genannt, wird aus den Früchten des Kapokſtrauches, welcher in den Tropen (Java) wächſt, gewonnen. Kapok beſitzt eine übergroße Elaſtizität und bietet Roßhaaren und anderen Polſtermaterialien gegenüber bedeutende Vorteile. In erſter Linie iſt ſeine Reinlichkeit her - vorzuheben, denn Kapok iſt frei von jeglichem Schmutz und Staub (das läſtige Ausklopfen der Matratzen fällt gänzlich weg), ferner hält es Motten und ſonſtiges Ungeziefer fern, es iſt auch ein ſehr geſundes Polſtermaterial, ſo daß Kapokmatratzen in Krankenhäuſern und anderen Anſtalten allen anderen vorgezogen werden. Ein weiterer Vorteil iſt ſeine Billigkeit gegenüber den ſo teueren Roßhaarmatratzen. Weiterhin iſt zu erwähnen ſeine Haltbarkeit. Eine Kapokmatratze hält viele Jahre ohne umgearbeitet zu werden; legt man eine ſolche von Zeit zu Zeit an die Sonne, ſo geht ſie durch die Wärme der Sonnenſtrahlen hoch auseinander. Die Verwendungs - weiſe iſt noch eine ſehr vielſeitige, außer Matratzen wird Kapok auch zum Füttern von Betten, Kiſſen, Plumeaus uſw. verwendet. Kapok nimmt niemals Waſſer an, auch wenn es tagelang darin liegt. K. Weſiak, Tapezierer und Dekorateur.
Im Ankündi - gungsteile unſerer heutigen Nummer empfehlen die Herren Maſten & Ambros in Marburg ihre Mechaniker-Werkſtätte für Fahrräder, Automobile und Rähmaſchinen. Das Geſchäft befindet ſich Tegetthoffſtraße Nr. 44.
Der Grazer klerikale Rechts - anwalt Dr. Neſtor beläſtigte uns ſchon zu wieder - holtenmalen im Namen und Auftrage hochwürdiger Herren mit „ Berichtigungen “, die wir jedesmal un - beachtet ließen, weil ſie niemals dem Preßgeſetze entſprachen. Dies war auch der Fall bei einer Be - richtigung, welche uns Herr Dr. Neſtor im Auftrage des hieſ. Franziskaner-Guardians Herrn Heritſch ſandte. Dieſesmal brachte Herr Dr. Neſtor endlich einmal gegen den Schriftleiter der „ Marburger Zeitung “, Herrn Norbert Jahn, beim hieſigen Bezirksgerichte die Klage wegen Nichtaufnahme einer Berichtigung ein. (Es handelte ſich um die Notiz, welche das „ Lotteriewunder “in der Franziskanerkirche betraf.) Herr Dr. Bratkowitſch vertrat für Herrn Dr. Haas den Dr. Neſtor, bezw. den Herrn Guardian Heritſch. Die Staunen erregenden preßgeſetzlichen Ausführungen des genannten Konzipienten haben wir ſeinerzeit angedeutet. Herr Norbert Jahn war ohne Verteidiger erſchienen und verwies auf die Fehler und Gebrechen der Berichtigung, welche die Verweigerung der Aufnahme rechtfertigen. Sonder - barerweiſe verurteilte der Bezirksrichter Herr Dr. Stergar Herrn Norbert Jahn zur Aufnahme der Berichtigung und zu einer Strafe von 40 K., wovon ein hieſiges windiſches Blatt, welches allge - meine Preßfragen wohl anders als jedes anſtändige Blatt beurteilt, mit Vergnügen Kenntnis nahm. Der verurteilte Schriftleiter meldete gegen dieſes Urteil natürlich ſofort die Berufung an. Heute vor - mittags fand vor dem Berufungsgerichte unter dem Vorſitze des LGR. Morocutti die Berufungsverhandlung ſtatt. Mit dem Berufungs - werber war Herr Dr. Mravlag erſchienen, den Guardian Herrn Heritſch bezw. den Dr. Neſtor vertrat Herr Dr. Haas. Herr Dr. Mravlag legte die Gründe dar, aus denen das erſte Urteil ein Fehlurteil war und erſuchte um Freiſpruch. Herr Dr. Haas legte das Hauptgewicht auf die Erwä - gung, daß der „ Wunderglaube “geſchützt werden müſſe. Nach einer längeren Beratung erſchien der Gerichtshof und verkündete das Urteil, nach welchem das erſtrichterliche Urteil aufgehoben und Herr Norbert Jahn, freigeſprochen erſchien. Die Urteilsgründe ſtützten ſich auf die früher von dem angeklagten Schrift - leiter und auf die heute vom Herrn Dr. Mravlag angeführten Argumente. Der Fran - ziskaner-Guardian Heritſch hat ſämliche Koſten beider Verhandlungen zu tragen. — Der Freiſpruch war angeſichts der unglaublichen Mängel und Gebrechen der Berichtigung vorausſichtlich.
wurde kürzlich der Leiter des windiſchen Konſumvereines von Freſen, Matthias Wiſiag, vom BezirksgerichteMahrenberg zu 14 Tagen Arreſt verurteilt. Dagegen brachte Wiſiag die Berufung ein, über welche von dem hieſigen Berufungsgerichte verhandelt wurde. Der Sachverhalt war folgender: Im Hoinig’ſchen Gaſthauſe in Freſen gab es kürzlich eine etwas lebhafte Auseinanderſetzung. Insbeſonders der Grundbeſitzer Woch und Antonia Lenz gerieten hart aneinander. Woch gab der Antonia Lenz einen diffamierenden Titel, der ſich auf die ſittlichen Qualitäten der Lenz bezieht und außerdem verſetzte er ihr einige Ohrfeigen. Der windiſch-klerikale „ Kon - ſnma “Matthias Wiſiag ſoll nun (ſloveniſch) eine abfällige Äußerung über die Schule in Freſen gemacht haben, welche die Antonia Lenz ſeinerzeit beſuchte. Über eine vom Oberlehrer der Schule des - wegen eingebrachte Klage wurde Wiſiag, wie oben bemerkt, zu 14 Tagen Arreſt verurteilt. Dagegen erhob Wiſiag, welcher leugnete, daß er die deutſche Schule in Freſen gemeint oder beleidigt habe, die Berufung an das Marburger Berufungs - gericht. Vom Mahrenberger Bezirksgerichte wurden mittlerweile die Zeugen neuerdings einvernommen und zwar von dem bekannten Dr. Mohoritſch, der von Friedau nach Mahrenberg verſetzt wurde. Die protokollierten Zeugenausſagen lauteten nun weſentlich anders als früher, ſie widerſprachen ſich. Auf Grund dieſer nunmehr anders lautenden Zeugenausſagen, welche den Angeklagten entlaſteten, ſah ſich das Berufungsgericht veranlaßt, den Ange - klagten freizuſprechen. Dagegen gab das Berufungs - gericht dem Antrage des öffentlichen Anklägers, welcher die Freſener Schule vertrat, auf Abtre - tung der Akten an die Staatsanwalt - ſchaft behufs Einleitung der Unterſuchung darüber, ob nicht falſche Zeugenausſagen vorliegen, Folge. Dieſe Angelegenheit dürfte alſo das Gericht noch weiter beſchäftigen.
Im Jahre 1900 wurden in der Schule zu Leskovec, Bezirk Pettau, mehrere Unterrichtsgegenſtände und zwar beiläufig 300 Blätter Zeichenpapier und mehrere Bücher aus einem verſperrten Gewahrſam im Geſamtwerte von K. 20.20 entwendet. Nach 5 Jahren ſchenkte der Beſitzersſohn Andreas Skok aus Gradiſche dem Schüler Anton Tagolovec ein Blatt Papier, von welchem feſtgeſtellt wurde, daß es von den geſtohlenen Blättern herrührt. Bei der hierauf vor - genommenen Durchſuchung von Skoks Koffer wurden noch mehrere der entwendeten Blätter Zeichenpapier vorgefunden. Skok befindet ſich nun unter der Anklage des Diebſtahles. Er leugnet dem genannten Schüler ein Blatt gegeben zu haben; betreffs der im Koffer gefundenen Papiere erklärt der Angeklagte, er wiſſe nicht, wie ſie da hinein - gekommen ſeien. Wegen Mangel an Beweisgründen wird Skok freigeſprochen.
Am 25. Dezember 1904 entſtand auf der Straße in Verovec zwiſchen dem Franz Lah, Beſitzersſohn und Franz Zamuda, beide aus Verovec, einerſeits und dem Martin Zagoršek und Ignaz Golob anderſeits eine Rauferei, bei welcher wieder das Meſſer die Haupt - rolle ſpielte. Hiebei erlitten Zagoršek und Golob je eine ſchwere Verletzung; Golob verlor überdies die Fähigkeit, ſeinen Beruf auszuüben. Nach den Ausſagen der Beſchädigten und der Täter durch - ſchnitt Franz Lah dem Zagoršek die Wange; be - züglich der Beſchädigung des Golob weiß letzterer ſelbſt nicht, welcher von den beiden der richtige Täter iſt, wogegen Franz Lah und Franz Zamuda die Schuld einer auf den anderen ſchieben. Da die Rauferei eine allgemeine war, iſt es anzunehmen, daß beide Meſſerhelden dem Golob die Verletzung beibrachten. Beide Angeklagte werden auch gemein - ſam zu je 4 Monaten Kerker verurteilt.
fand am 9. November v. J. in Windiſch-Radersdorf ſtatt. Das Nachſpiel fand vor dem Marburger Erkenntnis - gerichte ſtatt, vor welchem der 17 Jahre (!) alte, in Negauberg geborene und nach Negau (Bez. Ober - radkersburg) zuſtändige Keuſchlersſohn Franz Wreča in Windiſch-Radersdorf als Angeklagter ſteht. Der Sachverhalt iſt folgender: Am 9. No - vember v. J. befanden ſich Wreča, der ebenfalls 17jährige Keuſchlersſohn Johann Horvat und noch andere Burſchen anläßlich einer Hochzeitsfeier bei dem Beſitzer Peter Jautſchar in Windiſch - Radersdorf. Einer der Burſchen namens Anton Stütz nahm im Scherze dem Franz Wreča deſſen Tabakpfeife aus der Rocktaſche und gab ſie den anderen Burſchen, von denen ſie Rudolf Kementſchitſch dem Franz Wreča wieder zurückgab. Trotzdem forderte Wreča vom Horvat6Marburger Zeitung Nr. 19, 11. Februar 1905.noch immer ſeine Pfeife und als dieſer erwiderte, daß er die Pfeife nicht habe, verſetzte ihm Franz Wreča mit einem Holzprügel einen derart wuchtigen Schlag über den Kopf, daß Horvat in Ohnmacht fiel und aus der erhaltenen Wunde am Kopfe blutete. Nach dem ärztlichen Gutachten war die Verletzung des Johann Horvat eine an und für ſich ſchwere und mit einer Geſundheitsſtörung und Berufsunfähigkeit von mehr als 20 Tagen ver - bunden. Wreča iſt geſtändig, gibt jedoch an, er habe dem Horvat den Schlag verſetzt, weil dieſer ein Meſſer in der Hand gehabt habe. Dieſe Ver - antwortung erſcheint deshalb als unſtichhältig, weil keiner der Zeugen beim Horvat ein Meſſer ſah und weil Wreča ſelber nicht behaupten kann, daß Horvat ihn bedroht hätte und daß er alſo in Not - wehr gehandelt habe. Durch die Zeugenausſagen wird vielmehr feſtgeſtellt, daß Wreča dem Horvat ſchon früher einige Ohrfeigen verſetzt und ihn in roher Weiſe mißhandelt hat. Wreča hat ſich zugleich aber auch wegen eines zweiten Deliktes zu verant - worten. Mitte Oktober v. J. hat Wreča den 13jährigen Johann Horvat (einen Bruder des früher genannten), der bei Joſef Fekonja in Lukatz als Hirt bedienſtet iſt, aus Zorn darüber, daß Horvat angeblich das Vieh auf dem Felde ſeines (des Wrečas) Vaters geweidet hatte, zu Boden geworfen. Seit dieſer Zeit klagte Johann Horvat über Schmerzen im Bauche und wurde bei ihm am 15. November v. J. eine lokale Bauchfellentzündung feſtgeſtellt. Die Sachverſtändigen haben zwar erklärt, daß die Mißhandlung des Horvat zwar nicht un - bedingt die Urſache dieſer Erkrankung ſein müſſe, wohl aber erklärten ſie, daß ein derartiger Wurf an und für ſich immerhin eine innere Erkrankung zur Folge haben kann. Wreča, der ein viel ver - ſprechendes Mitglied des mladenisko društvo iſt, büßt dies (nämlich ſeine Taten) mit 6 Monaten ſchweren Kerker, verſchärft durch 1 Faſttag alle 14 Tage.
Am 26. No - vember 1904 gingen der Keuſchler Joſef Janže - kovič, Martin Toplak und Jakob Horvat aus Klappendorf und Kukova, Bezirk Pettau, zu - ſammen in den Jagdgrund des Franz Plohl in Gabernik auf die Haſenjagd mit Jagdgewehren be - waffnet. Toplak und Horvat jagten im Jagdgrundedes Franz Plohl mit deſſen Erlaubnis, wogegen Janžekovič in dem Jagdgrunde des Joh. Schegula jagte, ohne etwas zu erlegen, wodurch er ſich des verſuchten Diebſtahles ſchuldig machte. Die ge - nannten drei Jäger wurden vom beeideten Jagd - aufſeher Johann Wilčnik aus Kukova aufge - fordert, ſich mit Waffenpaß und Jagdkarte zu legi - timieren, und da ſie dies nicht tun konnten, nahm Wilčnik dem Martin Toplak das Gewehr weg. Hiebei widerſetzte ſich Joſef Janžekovič dem in Ausübung des Dienſtes ſtchenden beeideten Jagd - aufſeher in der Abſicht, deſſen Amtshandlung zu vereiteln, entriß ihm das abgenommene Gewehr, vergriff ſich an ihm und bedrohte ihn mit dem Meſſer. Der Angeklagte Janžekovič iſt geſtändig, dem Wilčnik das Gewehr entriſſen zu haben, leugnet aber die Bedrohung desſelben mit dem Meſſer. Janžekovič iſt bereits wegen Diebſtahles und ſchwerer Körperbeſchädigung vorbeſtraft und ſtammt aus dem klerikalſten Neſte des Pettauer Bezirkes. Janžekovič wird zu 3 Monaten ſchweren Kerker mit 1 Faſte wöchentlich und zum Verfalle des Gewehres verurteilt.
Wieder haben wir eine Vorſtellung zu ver - zeichnen, nach deren Beendigung man mit dem Gefühle faſt vollendeter Befriedigung von dannen ziehen konnte. „ Traumulus “, dieſes mit einem außerordentlichen Erfolg gekrönte Bühnenſtück fand bei uns eine würdige Wiedergabe und um ihr gerecht werden zu können, müſſen wir die Be - ſprechung dieſer Ausführung, da der Raum uns heute daran hindert, für die nächſte Nummer zurück - ſtellen. Auf das eine ſei aber ſchon heute hinge - wieſen: Der Interpret des Direktors Niemeyer, Herr Joſef Richter, kann ſich mit dieſer Rolle überall und mit Ehren ſehen laſſen. Er führte ſeinen „ Traumulus “aus der Dichterphantaſie ſo wirkungsvoll ins Leben ein, daß nur der reichſte Beifall ihm gegenüber am Platze war. — In der nächſten Nummer folgt eine eingehende Beſprechung dieſer Aufführung. N. J.
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Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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