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Marburger Zeitung.

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Nr. 53 Dienstag, 15. Mai 1900 39. Jahrgang

Amerika und die Buren.

In den nächſten Tagen landet die außer - ordentliche Geſandtſchaft der Burenrepubliken in Newyork, um zu verſuchen, wenigſtens die Regierung und die Diplomatie der mächtigen nordamerikaniſchen Union für die Sache der Buren in deren Ver - zweiflungskampfe mit dem britiſchen Weltreiche zu gewinnen. Bei den maßgebenden Regierungen und Cabineten des europäiſchen Continents ſind die Ab - geſandten der Burenſtaaten mit dieſer ihrer Miſſion geſcheitert, d. h. es wurde ihnen von allen Seiten abgewinkt , ihre beabſichtigte Rundreiſe an den Reſidenzſtädten der Großmächte anzutreten, und ſo ſind denn ſie ſchließlich, den Staub Europas von ihren Füßen ſchüttelnd, über den atlantiſchen Ocean gezogen. Ganz ſicherlich harrt den Vertretern des Burenthums bei ihrem Erſcheinen auf dem fretheit - heitlichen Boden Amerikas eine glänzende und ſympathiſche Aufnahme, wie dies ſchon aus den Empfangsvorbereitungen in Newyork, Waſhington und anderen Städten erhellt. Der heldenmüthige Kampf des kleines Burenhäufleins gegen das über - mächtige England hat eben bewirkt, daſs die Gleich - giltigkeit, mit welcher die große Maſſe des ameri - kaniſchen Volkes anfangs ſolch ungleichem Ringen zuſah, ſich allmälich in lebhafte Sympathie für die Buren umwandelte, namentlich, da ſich hervorragende unabhängige Perſönlichkeiten der ja ſo gerechten Sache der ſüdafrikaniſchen Republikaner in Wort und Schrift kräftig annahmen. In zahlreichen Maſſenverſammlungen, die in den verſchiedenſten Städten der Union ſtattgefunden haben, ſind denn auch ſchon anerkannte Kundgebungen für die Buren öffentlich ins Werk geſetzt worden; und ſelbſt in den officiellen Kreiſen hat es nicht an Sympathie - demonſtrationen zu Gunſten der tapferen ſüd - afrikaniſchen Unabhängigkeitsſtreiter gefehlt. Aus der Mitte des Congreſſes zu Waſhington ſind der -artige burenfreundliche Kundgebungen wiederholt erfolgt, und letztere wiegen jedenfalls um ſo ſchwerer, als bekanntermaßen die Unionsregierung bislang in ihrer auswärtigen Politik auf die Erhaltung freund - ſchaftlichſter Beziehungen zu England Bedacht ge - nommen hat.

Aber gerade dieſe bisherige Hinneigung des Präſidenten Mac Kinley und ſeines Miniſteriums zu England läſst es einſtweilen als unſicher er - ſcheinen, ob die Burengeſandtſchaft in Amerika auf ihre politiſche Rechnung kommen wird, mag ſich gleich ihr ganzer Empfang im Lande des Sternen - banners noch ſo herzlich und noch ſo großartig ge - ſtalten. Auch Mac Kinley und ſeine Berather ſind gleich wie die europäiſchen Regierungen, ſoweit letztere überhaupt befähigt wären, ſich in den ſüd - afrikaniſchen Streit einzumiſchen, genöthigt, den realen Verhältniſſen in der Politik Rechnung zu tragen. Es mag ſein, daſs man in London eine kräftige diplomatiſche Initiative der Vereinigten Staaten von Nordamerika zur Beilegung des Buren - krieges weniger unangenehm empfinden würde, als ein gleiches Vorgehen von irgend einer europäiſchen Großmacht. Falls jedoch England auch dem be - freundeten und ſtammverwandten Amerika gegen - über eine Fürſprache zu Gunſten wenigſtens der bedingten ferneren Unabhängigkeit der Buren - republiken entſchieden zurückweiſen ſollte, ſo könnte dies unter Umſtänden leicht zu einem Conflict zwiſchen den beiden angelſächſiſchen Mächten führen, den aber Nordamerika in Hinblick auf ſeine der Seekraft Englands noch immer ganz erheblich unterlegene Marine wohl mehr zu ſcheuen hätte, als Groß - britannien. Mac Kinley und ſeine Miniſter werden daher zweifellos verſuchen, die Sendboten der Buren in aller Höflichkeit mit leeren Redensarten abzu - ſpeiſen und ſich zu nichts in der Sache des Buren - volkes zu verpflichten. Es iſt nur fraglich, wie weit die Regierung Mac Kinleys mit einer ſolchendiplomatiſchen Taktik bei der eigenen Nation an - geſichts des wachſenden Enthuſiasmus der Amerikaner für die Buren durchdringen wird, zumal ja in den Vereinigten Staaten die öffentliche Meinung den Gang der Staatspolitik weit entſchiedener zu be - einflußen pflegt, als dies bei uns in Europa der Fall iſt. Außerdem läſst ſich nicht leugnen, daſs die Burendeputation in dem Manifeſt, das ſie bei ihrer Abreiſe von Rotterdam an die Amerikaner erließ, eine helltönende Saite im politiſchen Gemüth der Yankees geſchickt anzuſchlagen wuſste. Denn in der bewegten Kundgebung wird darauf hinge - wieſen, daſs ja auch die Union, gleich den Buren - ſtaaten, eine Republik ſei, und es wird ferner daran erinnert, daſs die Amerikaner ſich ihre ſtaatliche Unabhängigkeit gegenüber demſelben England er - kämpft hätten, welches heute die ſtaatliche Freiheit der Buren bedrohe. Es iſt gar nicht ſo unmöglich, daſs dieſer Hinweis die Strömung im amerikaniſchen Volke, den bedrängten Buren irgend welche that - kräftige Hilfe zu bringen, derartig verſtärkt, daſs ſich die Kinley’ſche Regierung einem ſolchen ein - müthigen Willen des Volkes nicht länger zu wider - ſetzen vermag. Dann würde es an dem Cabinet von Waſhington ſein, geſchickt die richtige Linie in ſeiner Politik aufzufinden, auf welcher es den Buren ſeine Unterſtützung zu leihen vermag, ohne doch zugleich in ein verhängnisvolles Zerwürfnis mit dem Londoner Cabinet zu gerathen.

Politiſche Amſchau.

Inland.

Nach einer Meldung tſchechiſcher Blätter ſollte beim Bezirksgerichte Kojetein der Gendarm Skulinek deponieren. Obwohl die Verhandlung ausſchließlich tſchechiſch durchgeführt wurde, erklärte er, daſs es ihm nicht möglich ſei, ſeine Zeugen - ausſage in tſchechiſcher Sprache abzulegen, weil von

Der Transport der Verbannten.

(Aus Graf Leo Tolſtois Roman Auferſtehung .)

(Fortſetzung.)

Dann kamen mit den Reiſeſäcken und den Schwachen beladene Laſtwagen, auf deren einem hoch oben ein verhülltes Weib ſaß, das unaufhör - lich winſelte und ſchluchzte.

Der Zug war ſo lang, daſs, als die Vorderſten ſchon dem Geſichte entſchwunden waren, ſich erſt die Wagen mit den Säcken und den Schwachen in Be - wegung ſetzten. Als die Wagen ſich in Bewegung ſetzten, ſtieg Nechljudow in ſein Fuhrwerk, das auf ihn wartete, und befahl dem Kutſcher, die Abtheilung zu überholen, um auszuſchauen, ob nicht bekannte Sträflinge unter den Männern wären, und dann die Moslawa, wenn er ſie unter den Weibern ge - funden, zu fragen, ob ſie die ihr geſandten Sachen erhalten hätte. Es war ſehr heiß. Wind wehte nicht, und der von tauſend Füßen aufgewirbelte Staub ſtand die ganze Zeit hindurch über den Sträflingen, die ſich in der Mitte der Straße vorwärts bewegten. Die Sträflinge giengen ſchnell, und das nicht ſehr ſchnell trabende Droſchkenpferd, mit dem Nechljudow fuhr, überholte ſie nur langſam. Reihe auf Reihe zogen die unbekannten Weſen mit dem ſonderbaren und ſchrecklichen Ausſehen dahin, und bewegten ſich tauſend gleichmäßig beſchuhte und bekleidete Füße vorwärts, und wurden, gleichſam als Ermuthigung, die freien Hände geſchwenkt. Ihrer waren ſo viele, ſie waren ſo gleichmäßig geſtaltet, und ſie befanden ſich in ſo beſonderen, ſeltſamen Umſtänden, daſs esNechljudow ſchien, als wären das nicht Menſchen, ſondern eine Art beſonderer ſchrecklicher Weſen.

Wo immer der Zug vorüberkam, er lenkte überall mit Mitleid und Schrecken gemiſchte Aufmerkſamkeit auf ſich. Die Vorüberfahrenden lehnten ſich aus ihren Equipagen und begleiteten die Gefangenen, ſo lange ſie ſie ſehen konnten, mit den Augen. Die Fußgänger blieben ſtehen und ſchauten erſtaunt und bange auf das ſchreckliche Schauſpiel. Einige traten herzu und überreichten eine milde Gabe. Die milde Gabe wurde von den Escorteſoldaten in Empfang genommen. Einige giengen wie hypnotiſiert hinter dem Zuge her, blieben dann aber ſtehen und ver - folgten den Zug kopfſchüttelnd nur mit den Augen. Aus Gängen und Thorwegen liefen die Leute unter gegenſeitigen Zurufen heraus, lehnten ſich aus den Fenſtern und ſchauten unbeweglich und ſchweigend auf den ſchrecklichen Zug.

Die Hitze hatte noch zugenommen. Mauern und Steine athmeten gleichſam heiße Luft aus. Die Füße ſchienen auf dem glühenden Pflaſter zu verbrennen, und Nechljudow fühlte etwas wie eine Brandwunde, als er mit der bloßen Hand das lackierte Dach der Droſchke berührte.

Das Pferd klapperte in trägem Trabe gleich - mäßig mit den Hufen auf dem ſtaubigen und un - ebenen Pflaſter und ſchleppte ſich die Straßen ent - lang; der Kutſcher duſelte ununterbrochen; Nech - ljudow aber ſaß, ohne an etwas zu denken, und ſchaute gleichgiltig vor ſich hin. An einer Straßen - ecke, gegenüber der Einfahrt eines großen Hauſes, ſtand ein Volkshaufe und ein Escorteſoldat mit Gewehr. Nechljudow ließ den Kutſcher halten.

Was gibt es da? fragte er einen Hausknecht.

Ein Sträfling.

Nechljudow ſtieg aus der Droſchke und trat zu dem Menſchenhaufen. Auf den unebenen Steinen des am Trottoir ſchrägen Pflaſters lag mit dem Kopf tiefer als mit den Füßen ein breiter, nicht mehr junger Sträfling mit röthlichem Bart, rothem Geſicht und plattgedrückter Naſe, im grauen Ge - fängnisrock mit ebenſolchen Hoſen. Er lag auf dem Rücken, hatte die Sommerſproſſenbedeckten Hände mit den Handflächen nach unten geöffnet und ſchluchzte, indem er die hohe und mächtige Bruſt in langen Zwiſchenräumen einzog, und ſah den Himmel mit ſtehen gebliebenen blutunterlaufenen Augen an. Um ihn herum ſtanden ein finſterer Poliziſt, ein Brief - träger, ein Ladendiener, ein altes Weib mit einem Sonnenſchirm und ein kurzgeſchorener Knabe mit einem leeren Korbe.

Sind ſchwach geworden im Gefängnis, haben die Kraft verloren, und da führt man ſie nun in dieſe Höllenhitze , erhob der Ladendiener gegen jemand Vorwürfe, indem er ſich an den hinzutre - tenden Nechljudow wandte.

Der muſs gewiſs ſterben , ſagte das Weib mit dem Sonnenſchirm mit faſt weinerlicher Stimme.

Man muſs ihm das Hemd aufbinden , ſagte der Briefträger.

Der Poliziſt begann mit zitternden dicken Fingern ungeſchickt die Zwirnbänder an dem mus - kulöſen rothen Halſe loszulöſen. Er war ſichtlich erregt und beſtürzt, hielt es aber dennoch für nöthig, ſich an die Menge zu wenden.

2Marburger Zeitung Nr. 53, 15. Mai 1900

höherer Stelle ein Erlaſs an die Gendarmerie er - gangen ſei, bei Bezirksgerichtsverhandlungen in allen Fällen nur in deutſcher Sprache auszuſagen.

Die für Montag im Saale des Gaſthofes Poſch in Hörbing anberaumte Verſammlung, in der Pfarrer Dr. Schmidt aus Bielitz einen Vortrag über das Thema Was hat das deutſche Volk der Reformation zu verdanken? halten ſollte, wurde von der Behörde unterſagt. Die be - züglichen Maueranſchläge wurden von der Gendar - merie unter Aſſiſtenz der Gemeindewache entfernt.

In der geſtrigen Sitzung der öſter - reichiſchen Quotendeputation erklärten die Abgeordneten Kaiſer, Povſe und Forſcht, daſs ſie für die neue Quote, die ungerecht ſei, nicht ſtimmen könnten, da die Beſtimmung der Quote nach der Bevölkerungszahl mit 35: 65 hätte feſt - geſetzt werden müſſen. Bei der Abſtimmung wurde mit 8 gegen 8 Stimmen der Vorſchlag auf Feſt - ſetzung der bisherigen Quote von 34·4: 65 6 auf die Dauer von neuneinhalb Jahren ange - nommen. Dr. Menger beantragte eine Reſolution, damit eine gerechte Grundlage für die Beſtimmung der Quote gewonnen werde. Dieſe Reſolution die den Weg aller derartiger Reſolutionen gehen wird, iſt ſelbſtverſtändlich ein Schlag ins Waſſer, wir möchten wetten, daſs Dr. Menger ſelbſt an einen Erfolg hievon nicht glaubt. Die Hauptſache iſt: Schwab kann wieder Jahre feſt blechen.

Ausland.

Aus Korea gelangt nach Yokohama die Nach - richt von einem neuen ausgedehnten Landankaufe von ruſſiſcher Seite. Es ſoll ſich um einen Landſtrich bei Port-Tſchinnan an der Weſtküſte Koreas handeln.

Ueber die Urſachen der ſpaniſchen Unruhen wird den L. N. N. geſchrieben: Die klaffende Differenz zwiſchen den Ausgaben und den Einnahmen des Staates entſteht dadurch, daſs ein Heer von Schmarotzern und Inhabern von Sinecuren vom Marke des Landes zehrt und daſs die corrupte Beamtenſchaft von allen Summen, die der Staatscaſſe zufließen oder von ihr ausgezahlt werden, in aufſteigender und ab - ſteigender Linie jeder nach ſeinem Theile ſeinen Tribut und Zoll zu Gunſten ſeiner Privatcaſſe er - hebt. Der Kampf gegen dieſes Treiben iſt infolge der Vetternwirtſchaft, die keinen Mitſchuldigen der ſtrafenden Gerechtigkeit ausliefert, von vorneherein ausſichtslos. Während die Steuern ſteigen und die Landwirtſchaft darniederliegt, führt in Madrid ein Heer goldgeſtickter Generale und Admirale, die nie ein Bataillon oder ein Schiff geſehen haben, und eine Schar unbeſchäftigter Beamten ein Faulenzer - leben, und die Volksſchullehrer ſind neben ihrem mikroſkopiſchen Gehalt auf den Straßenbettel an - gewieſen. Daneben laſtet die Herrſchaft der Möncheund Pfaffen wie eine alles erdrückende Schutt - lawine auf dem unglücklichen Lande.

Der Petersburger Reichsrath hat am Montag die Berathungen über die ihm zugegangene Geſetzvorlage behufs Aufhebung der Depor - tation nach Sibirien eröffnet. Dieſe wichtige Reform iſt auf die Initiative des gegenwärtigen Czaren zurückzuführen, der während ſeiner Reiſe durch Sibirien Gelegenheit hatte, die Schreckniſſe der Deportation kennen zu lernen. Der Juſtizminiſter Murawiew hat dann in verhältnismäßig kurzer Zeit in Sibirien die liberale Juſtizordnung Alexanders II. eingeführt und den Plan zur Abſchaffung der Deportation nach Sibirien ausgearbeitet. Der neue Plan ſtrebt in ſeinen Hauptzügen die völlige Auf - hebung der Deportation und deren Erſetzung durch Strafanſtalten an. Zu dieſem Zwecke ſollen neue Strafanſtalten in Petersburg, Pſkow. Smolensk, Charkow, Kiew, Wilna, Simbirsk, Saratow und Twer eröffnet werden. Um aber auch das Recht der Dorfgemeinden zur Verſchickung ihrer Ange - hörigen zu beſchränken, fordert das neue Project von den Gemeinden die Erhaltung ſolcher Depor - tierter, welche bis jetzt der Regierung zukam. Wie groß die Zahl der Verſchickten nach Sibirien ſein muſs, erhellt daraus, daſs mit Ende des abge - laufenen Jahres in den Gouvernements Irkutsk und Jeniſſeisk allein 100.000 Verſchickte ſich be - fanden. An der Genehmigung des Planes durch den Petersburger Reichsrath iſt kaum zu zweifeln. Man faſst die Frage aber ganz falſch auf, wenn man ihr eine humanitäre Bedeutung beilegt. Sie iſt lediglich wirtſchaftlich und ſoll Sibirien von einer Landplage befreien.

Die Lage in Kamerun iſt nach privaten Mittheilungen von dort weit bedrohlicher, als dies in den officiöſen Nachrichten hierüber zu - gegeben wird. Die Erhebung der Eingeborenen im Norden Kameruns gegen die deutſche Herrſchaft ſoll ſogar auf bislang ganz friedfertige und harmloſe Stämme übergeſprungen ſein, ſo daſs es vielleicht außerordentlicher Anſtrengungen von deutſcher Seite bedürfen wird, den Aufſtand niederzuwerfen.

Tagesneuigkeiten.

(Die Vorgänge an der Wiener Univerſität.)

Der Univerſitätsrector Wilhelm Neumann legte ſeine Würde infolge der in den letzten Tagen ſtattgehabten Tamulte auf der Univerſität nieder. Mit der Führung des Rectorates wurde Prorector Wieſer betraut. Die officiöſe Wiener Abendpoſt bezeichnet als Demiſſionsgrund des Rectors Neumann, daſs dieſer die Ueberzeugung gewann, der Senat ſtimme nicht in allen Punkten mit der vom Rector veranlaſsten Durchführung ſeiner Beſchlüſſe überein. Selbſtverſtändlich wird der künftige Leiter der Rectoratsgeſchäfte die der ernſten Situation angemeſſenen Beſchlüſſe des akademiſchen Senates ſtricte ausführen, welcher in Uebereinſtimmung mitden Univerſitätsprofeſſoren an der Anſchauung feſthält, daſs die Erhaltung der freien Verfaſſung auch mit der Erhaltung der Univerſität und der akademiſchen Behörden ſtehe und falle.

(Bezirksrichter als Verleumder.)

Gegen den Bürgermeiſter von Frohnleiten und deſſen Schwiegerſohn, einem Volksſchullehrer im Orte, liefen ſeit einiger Zeit bei Behörden anonyme Anzeigen verleumderiſchen Inhaltes ein. Als Schreiber dieſer anonymen Briefe wurde ſchließlich der Bezirksrichter von Frohnleiten, Landesgerichtsrath Miſchitz er - mittelt, gegen welchen nun der Bürgermeiſter und der Lehrer einen Ehrenbeleidigungsproceſs führen. Miſchitz leugnet; es liegen aber die Gutachten hervorragender Wiener Sachverſtändiger vor, die auf das Beſtimmteſte deſſen Schrift erkennen. Die Verhandlung findet am 17. l. M. ſtatt.

(Der ſparſame Moltke.)

Gelegentlich ſeiner letzten Anweſenheit in Berlin im Auguſt 1889 ernannte Kaiſer Franz Joſef bei der Verabſchiedung auf dem Bahnhofe den hochbetagten Feldmarſchall Moltke zum Oberſtinhaber eines öſterreichiſchen Infanterie-Regiments. Moltke war damals bereits recht ſchwerhörig und hatte den Kaiſer nicht ver - ſtanden. Er wandte ſich fragend an ſeinen Adjutanten, was der Kaiſer gemeint habe. Auf die Antwort, er habe ihm ein Regiment verliehen, erwiderte der Feldmarſchall: Die Uniform laſſ ich mir nicht mehr machen. Er hat eine ſolche denn auch nicht mehr gebraucht.

(Im Wahnſinne.)

In Caſtigliari hat ein Bauer in einem Anfalle von Geiſtesſtörung neun ſeiner Angehörigen getödtet und mehrere verletzt, dann das Vieh erſchlagen und den Stall in Brand geſteckt. Er wurde verhaftet.

(Die eigene Mutter ermordet.)

Die 78jährige Witwe Frau Alexander Papp in Berettyó - Ujfalu übertrug ihre Beſitzung auf ihren Sohn Johann und ſeine Frau, geborene Rebekka Valogh, bedang ſich aber freien Unterhalt bis an ihr Lebens - ende. Der Sohn hatte ſich von ſeiner Mutter 100 fl. ausgeliehen, und da er die Summe nicht zurückzahlen konnte, klagte ihn die Mutter. Haſs und Rachegefühle weckten nun in den Eheleuten den Plan, die Mutter aus dem Wege zu ſchaffen und ſie thaten dies, indem ſie die Greiſin auf - knüpften. Sie verſuchten dies ſo zu inſcenteren, daſs die That als Selbſtmord erſcheinen ſollte, doch wurden ſie durch ihren eigenen achtjährigen Sohn verrathen, der zu den Nachbarn lief und erzählte: Die Eltern haben die Großmutter auf - gehängt. Das verbrecheriſche Ehepaar wurde ver - haftet.

(Ein merkwürdiger Zufall bei einer Schulreviſion)

ereignete ſich, wie man dem Karlsbader Badeblatt ſchreibt, in dem zum Kreiſe Schlochau gehörigen Dorfe B. Der Herr Schulrath und der Herr Kreisſchulinſpector waren erſchienen, um genannte Schule einer Reviſion zu unterziehen. Doch wer beſchreibt ihr Erſtaunen, als ſie dieſelbe

Was ſteht ihr da herum? Iſt auch ſo heiß genug. Das ſteht uns nur im Wege.

Muſs ein Doctor beſcheinigen. Die Schwachen läſst man doch zurück. Sonſt kommt kaum einer lebend an , ſagte der Ladendiener, der augenſchein - lich mit ſeiner Kenntnis deſſen prahlte, was in der Ordnung war.

Der Poliziſt richtete ſich, nachdem er die Hemdenſchnüre aufgelöst, in die Höhe und ſchaute um ſich.

Geht auseinander, ſage ich. Iſt doch nicht eure Sache! Was ſteht ihr da zuſammen? ſagte er und wandte ſich, Beifall ſuchend, an Nechljudow, und da er in ſeinen Augen keinem Beifall begegnete, ſchaute er den Escorteſoldaten an.

Aber der Escorteſoldat ſtand auf der Seite, betrachtete ſeinen abgelaufenen Abſatz und war ganz gleichgiltig gegen die Verlegenheit des Poliziſten.

Die es angeht, die kümmern ſich nicht darum, Iſt denn das in der Ordnung, die Menſchen zutode zu quälen?

Sträfling iſt Sträfling, aber doch immer ein Menſch! hieß es in der Menge.

Legt ihm den Kopf höher und gebt ihm Waſſer , ſagte Nechljudow.

Sind ſchon nach Waſſer gegangen , ant - wortete der Poliziſt, faſste den Sträfling unter der Achſel und zog den Rumpf mit Mühe etwas höher.

Was iſt da für ein Auflauf? ertönte plötz - lich eine beſtimmte Befehlshaberſtimme, und zu dem Menſchenhaufen um den Arreſtanten trat mit ſchnellen Schritten ein Revieraufſeher in ungewöhn -lich ſauberem und glänzendem Kittel und noch glän - zenderen hohen Stiefeln. Auseinander gehen! Hier iſt nichts zu ſtehen! ſchrie er den Haufen an, da er noch nicht ſah, warum die Menge zuſammenge - laufen war.

Als er aber dicht herantrat und den ſterben - den Arreſtanten erblickte, machte er mit dem Kopf ein Zeichen der Beſtätigung, als ob er eben dasſelbe erwartet hätte und wandte ſich an den Poliziſten.

Wie iſt das gekommen?

Der Poliziſt erzählte, daſs der Zug marſchiert ſei und der Sträfling umgefallen wäre; der Escorte - oſſicier hätte dann befohlen, ihn zurückzulaſſen.

Alſo was? Muſs aufs Revierbureau. Droſchke!

Ein Hausknecht iſt hingelaufen , ſagte der Poliziſt und legte die Hand an den Mützenſchirm.

Der Landendiener begann etwas von der Hitze zu reden ...

Iſt das Deine Sache? Ah? Geh deiner Wege , ſagte der Revieraufſeher und ſah ihn ſo ſtrenge an, daſs der Ladendiener verſtummte.

Man muſs ihm Waſſer zu trinken geben , ſagte Nechljudow.

Der Nevieraufſeher ſah auch Nechljudow ſtrenge an, ſagte aber nichts. Als aber der Hausknecht in einem Kruge Waſſer brachte, befahl er dem Poliziſten, es dem Sträfling anzubieten. Der Poliziſt hob den herabgeſunkenen Kopf in die Höhe und verſuchte, das Waſſer in den Mund zu gießeu, aber der Sträfling nahm es nicht; das Waſſer floß heraus über denBart, benäſste die Jacke auf der Bruſt und das ſtaubige Hemd aus Hanfleinwand.

Gieß es über den Kopf! commandierte der Revieraufſeher, und der Poliziſt nahm die Pfann - kuchenmütze ab und goß das Waſſer über die röth - lichen krauſen Haare und den bloßen Schädel.

Die Augen des Sträflings öffneten ſich weiter, gleichſam in Schreck, aber ſeine Lage änderte ſich nicht. Ueber ſein Geſicht floſſen Schmutzbäche von Staub, aber der Mund ſchluchzte ebenſo gleichmäßig und der ganze Körper zitterte.

Wer iſt denn das? Nimm den! wandte ſich der Revieraufſeher an den Poliziſten und deutete auf Nechljudows Droſchkenkutſcher. Komm her! He, Du!

Veſetzt , ſagte der Kutſcher finſter, ohne die Augen aufzuheben.

Es iſt mein Kutſcher , ſagte Nechljudow, aber nehmen Sie ihn. Ich bezahle , ſagte er, ſich an den Kutſcher wendend.

Nun, was wartet ihr noch? ſchrie der Re - vieraufſeher. Angefaſst!

Der Poliziſt, der Hausknecht und der Soldat hoben den Sterbenden auf, trugen ihn zur Droſchke und ſetzten ihn auf den Sitzplatz. Aber er konnte ſich nicht ſelbſt halten: ſein Kopf ſank zurück und der ganze Körper rutſchte vom Sitz.

Leg ihn hin! commandierte der Revierbeamte.

Nicht nöthig, Euer Wohlgeboren, ich bringe ihn auch ſo hin , ſagte der Poliziſt, ſetzte ſich feſt neben dem Sterbenden auf den Sitz und umfieng ihn mit ſeinem ſtarken rechten Arm unter der Achſel.

(Schluſs folgt.)

3Nr. 53, 14. Mai 1900 Marburger Zeitung

geſchloſſen fanden. Der Hauptlehrer wurde erſt von ihnen durch Klopfen aus dem Schlafe geweckt und erſchien bald darauf in nothdürftiger Kleidung. Als er die hohen Herren gewahr wurde, ſtotterte er einige Worte der Entſchuldigung und begründete ſeinen Schulſchluſs dadurch, daſs ſeine Familie in der vergangenen Nacht von Zwillingen bereichert ſei. Die perſönliche Ueberzeugung ließ die Herren Reviſoren zu dem Schluſs kommen, daſs nichts zu ändern ſei, denn aus der Wiege lächelten ihnen ein paar junge Weltbürger entgegen. Es fand all - gemeine Gratulation ſtatt nnd es gieng jetzt zum zweiten Lehrer. Auch deſſen Claſſe iſt geſchloſſen und in demſelben Habit erſcheint der Unterlehrer und zitternd und zagend meldet er den Herren den Zu - wachs ſeiner Familie in der vergangenen Nacht an. Der Herr runzelt bedenklich die Stirne und fragt ironiſch doch nicht Zwillinge? Jawohl, Herr Schulrath, auch Zwillinge erwidert der in Aengſten ſchwebende Lehrer. Die Herren Reviſoren traten an die zweite Wiege und wieder lächelte ihnen dort ein frohvergnügtes Zwillingspaar entgegen. Nach wiederholtem Glückwunſche verließen die Herren die ſo reich geſegnete Stätte ihres Reviſionsbezirkes.

(Ein Mittel gegen Keuchhuſten.)

Bei dem häufigen Auftreten dieſer - ſtigen Kinderkrankheit, finden wir es für angezeigt, folgende Zeilen mitzutheilen: Eine der langwierigſten Kinderkrankheiten iſt der Keuchhuſten; ohne eigentlich gefährlich zu ſein, zählt er zu einem der bösartigſten, hartnäckigſten Uebel, die die armen Kleinen durchzumachen haben. Bis vor kurzem hat man kein Mittcl gekannt, die faſt regelmäßige Dauer des Keuchhuſtens 12 bis 14 Wochen abzu - brechen, als Luftveränderung und dieſe hat nicht immer den erwünſchten Erfolg erzielt. Durch Zufall hat man in Poris die Entdeckung gemacht, daſs Naphtalin im geſchmolzenen Zuſtande eine ungemein wohlthuende Wirkung auf die vom Keuchhuſten Befallenen, ja in den meiſten Fällen ſogar voll - ſtändige Heilung bervorbringt. Man nimmt 1 bis Deka Naphtalin und gibt auf einen mäßig er - wärmten Ofen immer nur ſo viel, als man zwiſchen zwei Fingerſpitzen faſſen kann; ein zu großes Quantum auf einmal auf die Ofenplatte geſtreut, würde ſich leicht entzünden. Es beginnt zu ſchmelzen, erfüllt das Zimmer mit Dämpfen, die den Huſten - anfall ſofort lindern, wenn nicht gänzlich beſeitigen. Wiederholt man dieſes Verfahren 1 2mal täglich, am beſten des morgens und abends, ſo kann der Huſten in einigen Tagen gründlich geheilt ſein.

(Eine telegraphiſche Trauung.)

Eine echt amerikaniſche Hochzeit hat, wie aus Newyork berichtet wird, jüngſt in Kanſas City und Mulhall ſtattgefunden. Da der Bräutigam unaufſchiebbarer Geſchäfte halber am Tage der Trauung in Waſhington ſein muſste, und die Braut nicht raſch genug in Kanſas City eintreffen konnte, wurde ein Arrangement mit der Telegraphen-Geſellſchaft getroffen, welche dem Paare eine directe Verbindung zur Verfügung ſtellte. Der Bräutigam, der Paſtor und zwei Zeugen befanden ſich an der einen, die Braut, von ihren Eltern und einer Schweſter begleitet, an der anderen Station. Sämmtliche im Geſetze vorgeſchriebenen Fragen und Antworten, ſowie die Anſprache, mit welcher der Paſtor das Paar verband, wurden per Draht übermittelt, an jedem Ende von dem auf - nehmenden Telegraphiſten verleſen, und das alles ſo glatt und exact, daſs die ganze Ceremonie knappe 20 Minuten in Anſpruch nahm.

(Eine Adelsfabrik)

iſt die neueſte Er - rungenſchaft findiger Ruſſen, die binnen kurzem vor den Schranken des Senats die gebürende Würdigung finden wird. Im Gouvernement Kutais iſt eine Anzahl Perſonen in Haft genommen worden, die ſich gegen anſtändige Zahlung zur Fälſchung von Adelsbriefen des imeritiſchen Zaren Salomo und der einſtigen Beherrſcher Mingreliens, der Fürſten David und Leo Dadiani, hergaben und dieſelbe ungeſtraft in ſehr großem Maßſtabe jahre - lang betrieben haben. Die Unterſuchung ſteht hier vor einem grandioſen Meineids -, Fälſchungs - und Beſtechungsproceſs, der ſehr charakteriſtiſche Streif - lichter auf das Beamtenthum in den ruſſiſchen Grenzmarken wirft und in einem ſolchen Umfange wohl noch nie vor ruſſiſchen Gerichten verhandelt worden iſt. Die Häupter dieſer Fälſcherbande, Aſchoſtria, Schelia, Burgawa und Zulaiskeri, alle Kaukaſier, befinden ſich gegenwärtig im Gefängnis zu Kutais, deſſen ganzes Gouvernement ſie mit ihren Vertretern bezogen hatten, die alle nach Leuten ſuchten, die für einen Adelsbrief Geld zahlen. Außerdem unterhielten ſie eine Filiale in Tiflis,die gleichfalls ſehr gut arbeitete, da bisher die Fälſchung von allein 285 Fürſtendiplomen feſt - geſtellt werden konnte, während die Zahl der ſon - ſtigen Adelsbrieſe Legion iſt. Dieſe Documente wurden von deren Inhaber in das Adelsarchiv von Kutais zur Eintragung in die Adelsbücher ein - geſandt, was gewiſſe beſtochene Beamte de[r]dortigen Kanzlei ſeit mehreren Jahren anſtandslos im Dienſte der Fälſcher gethan haben, bis plötzlich kürzlich der Wechſel des Vicegouverneurs das ganze Treiben dieſer Adelsfabrik aufdeckte. Dem neueingeſetzten Vicegouverneur fielen die vielen Radierungen in den Adelsbüchern auf, zudem beſtärkte ein aus dem Heroldsdepartement an ihn unbeſtätigt zurück - geſandtes Fürſtendiplom eines ſtadtbekannten Wucherers ſeinen Verdacht, der ſich bei einer tele - graphiſchen Anfrage in Petersburg beſtätigte, weil es ſich erwies, daſs der dem beſagten Fürſten - diplom beigelegte Brief des Vicegouverneurs, in welchem er das Heroldsdepartement darum erſuchte, das Diplom nicht ihm, ſondern dem Adelsarchiv beſtätigt zuzuſtelle[n], gefälſcht war. Nun erfolgte die Aufdeckung der grandioſen Fälſchungen, in denen viele Beamte verwickelt ſind, und die Uebergabe an die Procuratur. Der Monſtreproceſs, der 285 Per - ſonen ihres unrechtmäßigen Fürſtentitels entkleiden wird, dürfte zahlloſe Miſsbräuche in dem Ver - waltungsapparat der Provinz aufdecken.

(Eiſenbahn-Zuſammenſtoß.)

Auf der Baltimore-Ohio-Eiſenbahn ſtießen am Samstag im Tunnel bei Philadelphia zwei Güterzüge zuſammen, wobei ſieben Perſonen ums Leben kamen.

(Am Operationstiſche geſtorben.)

Der Profeſſor an der Prager Klinik, Wölfler, ſollte Samstag an einem 16jährigen Mädchen die Operation eines Halsabceſſes vornehmen, zu welchem Zwecke das Mädchen narkotiſiert werden muſste. Die Patientin ſtarb jedoch während der Narkoſe, noch ehe die Operation vorgenommen worden war.

(Strafe für Bigamie in England.)

Lord Ruſſell, der ſich im glücklichen Beſitze zweier legitimer Gattinnen befindet, von denen er die eine in England und die andere in Amerika geheiratet hat, wird in einigen Tagen in London erwartet, wo ſein Fall zur Verhandlung kommen ſoll. Man ſtreitet in - zwiſchen darüber, ob eine der beiden Ehen für ungiltig erklärt werden muſs oder ob Lord Ruſſell wegen Bigamie anzuklagen iſt. Der Oberrichter von Eng - land, Sir Killowen, wurde über den merkwürdigen Fall von einem wiſsbegierigen Reporter befragt. Welche Strafe erhält ein Mann, welcher zwei Frauen geheiratet hat? begehrte der Reporter zu wiſſen. Zwei Schwiegermütter! antwortete Sir Killowen ohne Beſinnen, und man ſah es ihm an, daſs er von der Härte dieſes Schickſals tief ergriffen war.

(Die Koſten des Krieges)

Im engliſchen Unterhauſe theilt der Staatsſecretär des Kriegsamtes mit, daſs die Kriegskoſten ſich bis jetzt auf 23,250.000 Pfund Sterling beziffern. Das ſind ungefähr 465 Millionen Mark. Der Staatsſecretär ſcheint aber in ſeiner Zuſammenſtellung der Kriegsausgaben einige Poſten vergeſſen oder abſichtlich überſehen zu haben, denn nach anderen Angaben betragen die Koſten 2 Milliarden Mark.

Eigen-Berichte.

(Hauptver - ſammlungen.)

Am 12. d. hielten die beiden Ortsgruppen des Deutſchen Schulvereines und die Südmarkortsgruppe ihre Hauptverſammlung ab. Herr Bürgermeiſter Schwarz eröffnete die Ver - ſammlungen mit der Begrüßung der Erſchienenen und erwähnte in kurzen Worten, daſs im abge - gelaufenen Jahre ſich die Verhältniſſe der Deutſchen, insbeſondere des ſteiriſchen Unterlandes, wieder nicht gebeſſert haben, daher ein zielbewuſstes völ - kiſches Wirken aller Deutſchen mehr denn je noth - wendig iſt. Herr Wirth erſtattete hierauf den Rechenſchaftsbericht über die beiden Ortsgruppen des Deutſchen Schulvereines. Aus demſelben war zu entnehmen der erfreuliche Zuwachs an Mit - gliedern bei der Frauen - und Mädchenortsgruppe von 22 auf 46 Mitgliedern, was den Bemühungen der Frau Jeſernig beſonders zu danken iſt. Beide Ortsgruppen ſind im verfloſſenen Vereins - jahre dem ſüdſteiriſchen Gaue beigetreten. Herr Mauritſch trug den Caſſabericht vor. Die Ein - nahmen waren bei der Herrenortsgruppe 21 fl., bei der Frauen - und Mädchenortsgruppe 47 fl., Herr Mauritſch begründete auch die geringe Mit - gliederzahl der Herrenortsgruppe, indem er auf die beträchtliche Zahl von Vereinen in Luttenberg hin - wies. Der Frau Jeſernig wird der Dank durch einHeil ausgedrückt. Nachdem Frau Notar Thurn erklären ließ, die Stelle einer Obfrau nicht mehr annehmen zu können, wurde die Wahl der Vereins - leitung bei der Frauen - und Mädchenortsgruppe vorgenommen; ſie hatte folgendes Ergebnis: Obfrau Frau v. Ducar, Stellvertreterin Frau Names - nig, Schriftführerin Frau Derniatſch, Stell - vertreterin Frau Hönigmann, Caſſierin Frau Jeſernig, Stellvertreterin Frau Duller. Bei der Männerortsgruppe: Obmann Herr Bürger - meiſter Schwarz, Stellvertreter Herr Thurn, Schriftführer Herr Wirth, Stellvertreter Herr Voller, Caſſier Herr Mauritſch, Stellvertreter Herr Hönigmann. Auf Antrag des Herrn Duller wird den Herren Schwarz und Mau - ritſch der beſondere Dank ausgedrückt. Den im ver - gangenen Jahre verſtorbenen Mitgliedern Frau Nowak und Herrn Steier hält Herr Schwarz einen Nachruf, worauf ſich die Anweſenden von den Sitzen erhoben. Als Vertreter für die Hauptver - ſammlung in Graz wird von beiden Ortsgruppen Herr Mauritſch gewählt. Herr Schwarz be - antragt, der Frau Notar Thurn in geeigneter Weiſe den Dank für die Leitung der Frauen - und Mädchenortsgruppe auszudrücken. Die Verſamm - lung der Südmarkortsgruppe leitete Herr Mau - ritſch. Gewählt wird als Obmann Herr Notar Thurn, als Schriftführer Herr Lehrer Voller, als Caſſier Herr Poſtmeiſter Mauritſch. Der Antrag der Hauptleitung auf Gründung eines Gaues, der die Ortsgruppen Luttenberg, Radkersburg, Mureck, Straß und Egydi umfaſſen ſoll, wird freudigſt begrüßt. Zur diesbezüglichen Vorbeſprechung in Radkersburg werden die Herren Thurn und Mauritſch gewählt. Unter den Anträgen iſt beſonders bemerkenswert der Antrag auf Einführung der Südmarkzünder. Herr Hönigmann erklärt ſich bereit, den Verkauf zu übernehmen. Zum Schluſſe richtete Herr Dr. Namesnig an die neue Leitung Worte der Aufmunterung zu eifriger Thätigkeit.

(Nach Mahren - berg.)

Gegen die in der Nr. 39 der Marburger Zeitung unter obiger Spitzmarke gemachten Vor - würfe der Waſchlappigkeit und nationalen Zwie - ſchlächtigkeit , die auf die deutſchen Lehrer des Mahrenberger Lehrervereines gerichtet waren, nahm die letzte in Hohenmauthen tagende Verſammlung des oben genannten Vereines entſchiedene Stellung und erklärten die Angegriffenen, wie folgt: Die deutſche Lehrerſchaft des Mahrenberger Lehrer - vereines ſteht nach wie vor treu zum deutſchen Volke und denkt nicht im geringſten daran, ihr völkiſches Fühlen in den Hintergrund zu ſtellen. Sie iſt ſich ihrer ſchweren Aufgabe an der Sprach - grenze voll bewuſst und will mit ihren beſten Kräften für die Hebung der ihr anvertrauten Schulen wirken. In eine weitere Zeitungspolemik läſst ſich der Verein nicht ein. Dieſe Entſchließung wurde vom Obmanne vorgetragen und begründet, worauf die anweſenden deutſchen Lehrer ein - ſtimmig ihre Zuſtimmung ausdrückten.

(Stellung.)

Das Ergebnis der am 9., 10. und 11. d. M. hier abgehaltenen Stellung iſt Folgendes: Von den 200 vorgeführten einheimiſchen Stellungspflichtigen aller drei Altersclaſſen wurden 46 und von den 250 vorgeführten fremden Stellungspflichtigen aller drei Claſſen 62 für tauglich befunden. Das Tauglich - keitspercent ſtellte ſich ſomit bei den Einheimiſchen auf 23, bei den Fremden auf 24·4.

(Zur Er - richtung einer Bezirkshauptmannſchaft.)

Wie verlautet, hat das k. k. Finanzminiſterium beim k. k. Juſtizminiſterium, das wegen der weiteren Be - laſſung der Steueramtsräume im k. k. Bezirksgerichte die Freimachung dieſer Localitäten verlangte, eine Friſt bis zum Juni des Jahres 1902 angeſtrebt. Während dieſer Zeit ſoll ein neues Amtsgebäude in Mürzzuſchlag errichtet werden und ſoll im Ein - verſtändniſſe mit dem k. k. Miniſterium des Innern dort auch die zu errichtende k. k. Bezirkshauptmann - ſchaft untergebracht werden. Es wird die neue Bezirks - hnuptmannſchaft nicht die Gerichtsbezirke Mürzzuſchlag und Maria-Zell, ſondern Mürzzuſchlag und Kindberg umfaſſen, während Maria-Zell der Bezirkshaupt - mannſchaft Bruck a. d. Mur einverleibt bleibt.

Aufruf an die geehrten Radfahrer und Radfahrerinnen der Steiermark.

Der Fahrradverkehr erfreut ſich in unſerem Lande von Jahr zu Jahr größerer Verbreitung. In demſelben Maße jedoch und als natürliche Folge dieſer Verbreitung entäußert ſich derſelbe ſeines4Marburger Zeitung Nr. 53. 15. Mai 1900früheren rein ſportlichen Charakters, und es tritt an deſſen Stelle ein gewiſſer freier Sport, mit welchem Ausdrucke wir die Verwendung des Fahr - rades für die mannigfachſten Zwecke zum Be - rufe und zum Vergnügen in allen Kreiſen ohne Unterſchied auf Geſchlecht und Alter bezeichnen möchten.

Wenn nun eine große Zahl derjenigen, welche ſich heute als Transports - oder Vergnügungs - mittels des Fahrrades bedienen, Radfahrvereinen nicht angehören können oder wollen, ſo findet dies in mancherlei Umſtänden ſeine Begründung, denn jeder Radfahrverein legt ſeinen Mitgliedern in mehr oder minderem Maße Verpflichtungen auf, die zu erfüllen eine große Zahl der Radfahrer und Rad - fahrerinnen entweder nicht in der Lage oder aber aus verſchiedenen Gründen nicht willens iſt.

Anders verhält es ſich jedoch, wenn es ſich darum handelt, dem Steiriſchen Radfahrer-Gau - verbande als Mitglied anzugehören.

Dieſer aus dem freien Beſchluſſe der hervor - ragendſten Radfahrvereine unſerer Mark hervor - gegangene Verband vertritt ſeit einer großen Reihe von Jahren die Intereſſen der heimiſchen Radfahrer in jeder Richtung und ſorgt unter Verwendung namhafter Geldbeträge in unſerer engeren Heimat für die Inſtandſetzung von Straßen und Wegen zur Benützung mittels des Fahrrades.

Die Bedingungen zur Aufnahme in den Ver - band ſind leichte und beſtehen bei demſelben keinerlei Verpflichtungen, wie ſolche bei den Vereinen üblich ſind, wie Beſuch von Clubabenden, Club -, beziehsw. Vereinsausfahrten, einheitliche Kleidung u. ſ. w.

Darum ſoll es jeder Radfahrer und jede Radfahrerin Steiermarks höheres Alter nicht ausgenommen als Ehren - ſache betrachten, nicht auf Koſten der dem Verbande angehörenden Rad - fahrer ſich der verbeſſerten Straßen und Wege zu erfreuen und die vom Ver - bande ſonſt unter ſo manchen materiellen und phy - ſiſchen Opfern errungenen Erleichterungen und Be - günſtigungen im Fahrradverkehre ſtill zufrieden für ſich in Anſpruch zu nehmen, ſondern durch Beitritt als Mitglied in den Gauverband ſein redlich Scherf - lein beiſteuern, um ſich hiedurch das jedenfalls be - ruhigende Gefühl der Vollberechtigung als Rad - fahrer Steiermarks zu erwerben.

Auskünfte ertheilt und Anmeldungen nimmt entgegen täglich von 9 bis 12 Uhr vormittags und von 4 bis 7 Uhr nachmittags die Leitung des Verbandes, Graz, Jakominigaſſe 26, ebenerdig links.

Einmalige Eintrittsgebür 2 Kronen, Jahres - beitrag 3 Kronen.

Gewerblicher Schutzverein für Steier - mark.

Unter ſehr zahlreicher Antheilnahme ins - beſondere auswärtiger Gewerbe - und Handel - treibenden fand geſtern vormittags die erſte Ver - ſammlung dieſes neuen Vereines ſtatt. Die Zwecke und Ziele dieſes Vereines ſind für die Gewerbe - und Handelswelt von eminenter Wichtigkeit, wes - halb es nicht genug bedauert werden kann, daſs ſpeciell die Marburger Geſchäftswelt in beſchämend geringer Anzahl vertreten war. Mit ewigem Klagen iſt nichts gethan, ein mannhaftes Eingreifen thut noth und deshalb gebürt jenen Männern, die die Initiative ergriffen haben, uneingeſchränktes Lob.

In einer markigen Anſprache begrüßte der Obmann des vorbereitenden Ausſchuſſes, Herr Bürgermeiſter Albert Stiger, die Anweſenden und insbeſondere Reichsrathsabgeordneten Dr. Wolffhardt und Girſtmayr, den Bürger - meiſter Herrn Nagy, den Landtagsabgeordneten Ornig, Herrn Dr. Mravlag aus Cilli, die Vertreter des Marburger Handelsgremiums, die Herren Platzer und Pfrimer und die Vertreter der Preſſe und ertheilte Herrn Dr. Mravlag das Wort.

Derſelbe ſchilderte in anſchaulicher Weiſe das Treiben der Conſumvereine und beleuchtete das Be - ſtreben dieſer Hetzvereine, die Exiſtenz der deutſchen Handels - und Gewerbewelt zu untergraben, weshalb zur Abwehr die Gründung dieſes Vereines beſchloſſen und die Satzungen der Statthalterei zur Genehmigung unterbreitet wurden. Erſt nach zweimaliger Ab - änderung einzelner Punkte langte die Genehmigung dieſer Satzungen herab. Es wurde eine Liſte jener Geſchäftsleute verfaſst, die es nicht verſchmähen,den Conſumvereinen Waren zu liefen, damit die Mitglieder des Vereines vor denſelben gewarnt werden. Unter dieſen figuriert natürlich der ſattſam bekannte Mühlenbeſitzer Majdič, die Cillier Firma Traun, die Grazer Firma Lechner & Jungel, die Pettauer Firmen Schwab und Ott und auch die Marburger Firma Halbärths Nachfolger J. Perſtec, welch letztere an Conſumvereine Eiſen lieferte. Redner erwähnt einer Beſprechung mit Dr. Tautſcher, welcher nicht den Muth beſaſs offen zu ſagen, daſs er in wirtſchaftlicher Beziehung mit den Deutſchen gehen wolle und doch die Be - kanntmachung der heutigen Verſammlung im Slov. Narod veranlaſst habe. Eine Einſchränkung der Thätigkeit der Geiſtlichkeit in den Conſumvereinen durch den Biſchof ſei nicht zu erwarten, denn im Diöceſanblatte wurde kundgemacht, daſs die Geiſtlichkeit den Bauern mit gutem Rath an die Hand gehen könne. Worin der gute Rath beſteht, iſt ſattſam bekannt, er führt ſoweit, daſs, wie z. B. in Tüffer, ein Kaplan im Conſumvereine Fleiſch ausſchrotete. Redner beſpricht die Gebarung der Conſumvereine und die Uneigennützigkeit der dabei thätigen Geiſtlichen. In Mahrenberg wurden z. B. bei einem Umſatze von 24.000 fl. 1947 fl. 33 kr. Fracht - ſpeſen und 1101 fl. Löhne aufgerechnet und außerdem 524 fl. an Dividendenantheilen für den guten Rath eingeſteckt und entgegen den Satzungen Credite von 2974 fl. gewährt; es wäre daher Sache der politiſchen Behörden, ſich um die Gebarung dieſer Vereine zu bekümmern.

Nach Verleſung der Satzungen wird zur Wahl des ſtändigen Ausſchuſſes geſchritten und Herr Albert Stiger (Windiſch-Feiſtritz) zum Obmann und fol - gende Herren in den Ausſchuſs gewählt: Ferdinand Scherbaum und Karl Pirchan (Marburg), Schulfink und Schramke (Pettau), Elsbacher d. j. (Tüffer), Matheis (Rann), Ed. Supanz (Priſtova), A. Walland (Cilli) und Joſ. Schober (Mahrenberg).

Nachdem dem verdienſtvollen Obmanne, Herrn Stiger der Dank durch Erheben von den Sitzen ausgeſprochen und von letzterem ein Begrüßungs - telegramm des Landtagsabgeordneten Walz verleſen worden war, wird von mehreren Mitgliedern auf die Nothwendigkeit der Einführung des Befähigungsnach - weiſes hingewieſen, da jeder Unberufene eine gemiſchte Warenhandlung betreiben und dadurch den Kauf - mannsſtand ſchädigen könne.

Herr Schulfink kommt auf die flegelhaften Angriffe des Slov. Goſvodar zu ſprechen, welcher die Pettauer deutſchen Kaufleute unberechtigterweiſe verunglimpfe, ebenſo thut dies die Geiſtlichkeit nicht nur im privaten Leben, ſondern auch von der Kanzel herab.

Herr Supanz ſührt aus, daſs die Geiſtlich - keit in den Conſumvereinen nicht ein Mittel ſehe, um den Bauern zu nützen, ſondern, um ſelbe ganz in ihre Hand zu bekommen; jeder Staat ſei noch zugrunde gegangen, in welchem die Geiſtlichkeit die Oberhand erhielt. Redner führt einen Fall an, wo ein Kaplan nach dem Krache des von ihm ge gründeten Conſumvereines einfach verſchwand und anſtatt Concurs anzuſagen, den Ausſchuſsmitgliedern rieth, 7700 fl. auf ihre Namen bei der Sparcaſſe aufzunehmen, was ſie auch thaten und um ihr Geld kommen dürften, weil die noch vorhandenen Waren größtentheils verdorben ſind. Der Kaplan befindet ſich jetzt in Zellnitz a. D. und dürfte ohne Hindernis ſeitens des Biſchofs ſeine erſprießliche Thätigkeit fortzuſetzen in der Lage ſein. Dieſe Sorte von Geiſtlichen verdiente eher den Namen von Handelsgehilfen, wenn letzterer für ſie nicht zu gut wäre. Aber gerade nur bei den katholiſchen Geiſt - lichen kommen derartige Dinge vor, die von dem anſtändigen Theile der Geiſtlichkeit ſelbſt per - horresciert werden. Die Regierung ſelbſt thue nichts für den Kaufmannsſtand und auch die Umlage auf die Erwerbſteuer wurde im Landtage zu Un - gunſten der Kaufmannſchaft bemeſſen. Redner em - pfiehlt ein einiges Vorgehen, insbeſondere muſs man der Geiſtlichkeit ein kräftiges Hand weg gebieten, denn der Kaufmannsſtand ſei zu gut, um als Mittel für clericale Aſpirationen zu dienen.

Herr Ornig weist auf die ungünſtige Zu - ſammenſetzung des Landtages hin, in welchem der Handels - und Gewerbeſtand nicht genügend ver - treten iſt, weshalb für denſelben auch wenig ge - ſchehe; erſt jüngſt wurde mit der Bewilligung eines Betrages von 10.000 fl. für Handels - und Gewerbe - zwecke ein beſcheidener Anfang gemacht. Die Clericalen haben eine um 8% höhere Umlage auf die Erwerb - ſteuer des Handelsſtandes beantragt, doch ſei dieſer Antrag glücklicherweiſe nicht durchgedrungen.

Reichsrathsabgeordneter Dr. Wolffhardt betont, daſs nur ein wirtſchaftlich ſtarkes Volk in nationaler Beziehung gedeihen könne und dies ſei nur möglich, wenn man geſchloſſen vorgehe. Alle Unrichtig - keiten, die in den Conſumvereinen vorkommen, ſollten zur Kenntnis gebracht werden, um Abhilfe ſchaffen zu können, ſowohl er als auch die Abgeordneten Girſtmayr und Pommer würden gewiſs alles thun, um die Schädigung des Handels - und Gewerbe - ſtandes hintanzuhalten. (Bravo.)

Herr Schulfink führt einen Fall an, wo in Pettau eine ſloveniſche Firma die Lieferungen an Conſumvereine ablehnte, während deutſche Firmen die Lieferungen übernahmen.

Nachdem noch einige Angelegenheiten interner Natur beſprochen worden waren, ſchloſs der Obmann, Herr Albert Stiger, mit der Mahnung, ſtets einig und geſchloſſen vorzugehen, die Verſammlung.

Marburger Nachrichten.

((Todesfälle.)

Vorgeſtern ſtarb hier Frl. Juliana Scheleker im 56. Lebensjahre und wurde geſtern nachmittags auf dem Stadtfriedhofe zur ewigen Ruhe gebettet. Geſtern iſt in St. Leonhard W. B. Frau Johanna Fraß, geb. Edle von Schluetenberg, Landesgerichtsraths-Witwe, im 73. Lebensjahre geſtorben und wird morgen um 4 Uhr nachmittags am dortigen Friedhofe beſtattet werden.

(Ernennungen im Poſtverkehrs - dienſte.)

Die Poſt - und Telegraphendirection für Steiermark und Kärnten hat zu Poſtamtsprakti - kanten ernannt: Die abſolvierten Obergymnaſiaſten Johann Kmet, Leopold Oggertſchnigg, Bogumil Koſer, Anton Schwarz, den abſolvierten Oberreal - ſchüler Roman Dolecek, den abſolvierten Obergym - naſiaſten Richard Struckl, den geweſenen Südbahn - aſſiſtenten E. Praedica, die abſolvierten Lehramtscan - didaten Edwin Hauke und Joſef Krainz, den ab - ſolvierten Handelsakademiker Friedrich Walz, den abſolvierten Lehramtscandidaten Franz Kreiner, den abſolvierten Oenologen Max Fiſcherauer, den ab - ſolvierten Lehramtscandidaten Karl Unger und den abſolvierten Handelsakademiker Paul Marcic.

(Die Vollverſammlung der Bezirks - krankencaſſe Marburg),

welche am Sonn - tag in der Gambrinushalle ſtattfand, nahm fol - genden Verlauf. Nach Vorleſung des Protokolles der letzten Vollverſammlung wurde der Rechenſchafts - bericht für das Betriebsjahr 1899 erſtattet, welchem wir folgende Daten entnehmen: Am 31. December 1898 waren verſichert: 1680 männliche und 516 weibliche Arbeitnehmer, zuſammen 2196 Perſonen. Der höchſte Mitgliederſtand betrug 3014, der niedrigſte 2158 Perſonen, der durchſchnittliche Mit - gliederſtand belief ſich auf 2571 Perſonen. In dieſem Jahre hatten 864 Arbeitgeber ihre Hilfs - arbeiter zur Verſicherung angemeldet u. zw. wurden 7640 Perſonen angemeldet und 7606 Perſonen abgemeldet, zuſammen 15.246 Meldungen. Ein - nahmen: Verſicherungsbeiträge von freiwilligen Mitgliedern 268 fl. 8 kr., von verſicherungspflichtigen Arbeitnehmern 11.948 fl. 73 kr., von verſicherungs - pflichtigen Arbeitgebern 5973 fl. 62 kr., Zinſen der Poſtſparcaſſa 2 fl. 67 kr., Zinſen der Aus - hilfscaſſa 148 fl. 96 kr., Eintrittsgebüren 12 fl. 98 kr., Strafgelder 93 fl., an ſonſtigen Einnahmen 521 fl. 67 kr., an ſonſtigen Zinſen 41 fl. 40 kr. Ausgaben: An Krankengeld 8302 fl. 47 kr., an ärztlichem Honorar 3209 fl. 47 kr., an Medi - camenten 1691 fl. 72 kr., an Spitalverpflegskoſten 2220 fl. 57 kr., an Beerdigungsbeiträgen 304 fl., Verbandsbeitrag 106 fl. 15 kr., Verwaltungskoſten 2000 fl. 46 kr., an Abſchreibungen 207 fl. 75 kr., an ſonſtigen Ausgaben 13 fl. 13 kr., Zuwachs zum Reſervefond 955 fl. 39 kr. 82·74% der geſammten Jahresausgabe und zwar der Betrag von 15.728 fl. 23 kr. wurde auf Krankenunter - ſtützungen verwendet. Der Reſervefond hat ſich von 7467 fl. 10 kr. um den Betrag von 955 fl. 39 kr. auf die Summe von 8422 fl. 49 kr. vermehrt. Im Ganzen wurden 2553 Erkrankungen angemeldet und da der durchſchnittliche Mitgliederſtand 2571 Perſonen betrug, ſo entfallen auf jede Perſon 1·007 Erkrankungen. Ambulant wurden behandelt 1059 Perſonen, in häuslicher Pflege ſtanden 1267 Perſonen mit 16.601 ausbezahlten Krankentagen, in Spitalspflege ſtanden 181 Perſonen mit 2988 Krankentagen, Entbindungen fanden ſtatt in 46 Fällen mit 1262 ausbezahlten Krankentagen. Es entfielen ſomit von der geſammten Krankenunter - ſtützung auf je 1 Perſon a) des durchſchnittlichen Mitgliederſtandes 8·11 Krankentage oder 6 fl. 16 kr.,5Nr. 53, 15. Mai 1900 Marburger Zeitungb) der angemeldeten Erkrankungen 8·16 Kranken - tage oder 6 fl. 20 kr. Nach Erſtattung dieſes Berichtes gab der Ueberwachungsausſchuſs die Er - klärung ab, daſs er ſämmtliche Bücher revidiert, den Rechnungsabſchluſs einer Prüfung unterzogen und vollſte Ordnung und Uebereinſtimmung vor - gefunden habe, weshalb er die Entlaſtung, die auch ertheilt wurde, beantrage. Bei den nun folgenden Neuwahlen wurden in den Ueberwachungsausſchuſs folgende Herren gewählt: Seitens der Arbeitgeber Johann Latzko und Georg Lendler, ſeitens der Arbeitnehmer Rudolf Salzer, Alphons Dominig, Karl Kaſper und Franz Hnilizka; in den Schieds - gerichtsausſchuſs einſtimmig die Herren: Joſef Frangeſch, Leopold Kralik, Joſef Puchinger, Ignaz Roßmann und Oscar Schmid. Zu dem Punkte Freie Anträge ſtellte Herr Caſſearzt Dr. Terč das Verhältnis des Caſſenarztes zu den Mitgliedern und der Bezirkskrankencaſſe in ſehr zu - treffender Weiſe dar, wofür ihm ſeitens des Vor - ſtandes der Dank ausgeſprochen wurde. Herr Roßmann beſchwerte ſich darüber, er ſei vom Caſſenarzte als geſund erklärt und zur Arbeit ver - wieſen worden, während ihm dies in Wirklichkeit unmöglich war. Der Herr Caſſearzt entgegnete dahin, daſs, wenn der Beſchwerdeführer als geſund befunden worden iſt, die Krankheit vorüber geweſen ſei; wenn er ſich noch zu ſchwach befunden habe, habe der Arzt nicht das Recht, ihm Ruhetage zu geſtatten, da dies der Caſſaſtand nicht zulaſſe. Herr Plotſch dankt dem Caſſenarzte für deſſen Bemühungen während ſeiner achtwöchentlichen Krankheit. Herr Witzmann aus St. Lorenzen beſpricht die Simulationen unter den Arbeitern, worauf der Obmann Herr Leeb die Schwierigkeit der Controle in St. Lorenzen und Maria-Raſt beleuchtet. Herr Schmid beantragte, auch heuer dem Obmanne und dem Secretär für deren auf - opfernde Mühewaltung den Dank auszuſprechen und dem Caſſadiener eine Subvention zu bewilligen. Hiezu ergreift Herr Kohler das Wort und führt des Näheren aus, daſs den genannten Functionären die gleiche Subvention wie im Vorjahre zu be - willigen wäre; Herr Latzko beantragt für den Diener eine Erhöhung der Subvention um 10 fl., worauf die Anträge der Herren Schmid und Kohler mit dem Zuſatzantrage des Herrn Latzko ange - nommen, und die Sitzung nach Dankesworten des Obmannes an die Anweſenden geſchloſſen wird.

(Uebernahme der Caſino-Gaſtwirt - ſchaft.)

Mit heutigem Tage hat Herr F. X. Pürker die Caſino-Gaſtwirtſchaft übernommen und derart umgeſtaltet, daſs auch eine ſogenannte Schwemme ganz abgetheilt beſteht. Zum Aus - ſchanke gelangt Münchner Spatenbräu, Pilſner und Märzen-Bier. Küche und Keller Herrn Pürker’s ſind zu bekannt, als daſs ihrer beſondere Erwähnung gethan werden müſste.

(Promenadeconcert im Stadt - park.)

Morgen Mittwoch wird bei günſtiger Witterung von ½7 bis 8 Uhr abends im Stadt - parke ein Promenadeconcert der Südbahnwerk - ſtättenkapelle ſtattfinden. Sollte jedoch durch ſchlechtes Wetter die Abhaltung des Concertes unmöglich ge - macht werden, wird dasſelbe Donnerstag, den 17. d. M. abgehalten werden.

(Hotelverkauf.)

Wie wir hören, hat Herr Franz X. Pürker vom Herrn Sauer das Hotel zum Mohren käuflich erworben und dürfte dasſelbe in drei Monaten übernehmen.

(Marburger Schützenverein.)

Das zweite Kranzelſchießen vergangenen Sonntag war er - freulicherweiſe wiederum recht gut beſucht, und es wurden von 18 Schützen 700 Schüſſe abgegeben; Beſtgewinner war Herr Rudolf Straßmayr. Es ſind dem Vereine bereits 6 neue Jungſchützen bei - getreten, hoffentlich werden ihnen noch eine größere Anzahl folgen, damit der Schießſtand unſerer auf - blühenden Drauſtadt das werde, was er ſein ſoll, ein Herd der Geſelligkeit, Freundſchaft und Fröhlichkeit.

(Die Radfahr-Riege)

des Marburger Turnvereines unternimmt Sonntag, den 20. d. M., eine Ausfahrt nach Wurmberg über Frauſtauden. Abfahrt 2 Uhr vom Café Azzola. Deutſche Gäſte ſind herzlich willkommen.

(Bezirksvertretung Marburg.)

Die Wahlen für die Bezirksvertretung haben geſtern mit der Gruppe I Großgrundbeſitz begonnen und hatte die Wahl aus dieſer Gruppe folgendes Er - gebnis: Es wurden folgende Herren gewählt: Franz Baumgartner, Realitätenbeſitzer in Jaring, Paul Kamſcheg, Realitätenbeſitzer in Frauheim, Dr. med. Franz Kornfeld, Realitäten - qeſitzer in Marburg, Franz Neubauer, Realitäten -beſitzer in Zellnitz a. D., Alfred R. v. Roßmanit, Herrſchaftsbeſitzer in Rothwein, Dr. Johann Schmiderer, Realitätenbeſitzer in Marburg und Matthäus Wreßner, Realitätenbeſitzer in Zieregg mit je 164 Stimmen, Egon Ritter von Piſtor, Realitätenbeſitzer in St. Egydi und Auguſt Löſchnigg, Realitätenbeſitzer in St. Lorenzen ob Marburg mit je 163 Stimmen. Die Gewählten gehören alle der deutſchfortſchrittlichen Parter an. Die Betheiligung war eine lebhaftere als wie vor 3 Jahren. Damals wurden von 657 Wahlberechtigten 179 Stimmen abgegeben, was gleich 27·2% iſt. Heuer ſind in Folge der Grundſteuer-Erniedrigung nur 435 Wahlberechtigte. Von denſelben wurden 164 Stimmen abgegeben, was gleich 37·7% iſt. Bei der Wahl aus der Gruppe der Höchſtbeſteuerten der Induſtrie und des Handels wurden heute folgende Herren einhellig gewählt: Joſef D. Bancalari, Sparcaſſedirector, Realitätenbeſitzer in Marburg, Julius v. Gaſteiger, Fabriks - und Realitäten - beſitzer in Marburg. Anton Götz, Brauerei - und Realitätenbeſitzer in Marburg. Johann Grubitſch, Handelsmann und Realitätenbeſitzer in Marburg. Ignaz Halbärth, Fabriks - und Realitätenbeſitzer in Marburg. Roman Pachner, Realitätenbeſitzer in Marburg. Karl Pfrimer, k. k. Hofwein - lieferant und Realitätenbeſitzer in Marburg. Alois Quandeſt, Handelsmann und Hausbeſitzer in Marburg. Guſtav Scherbaum, Dampfmühlen - und Gutsbeſitzer in Marburg.

(Schülerabend.)

Am Samstag, dem 19. d. M. veranſtaltet die beſtbekannte Geſangslehrerin Frau Johanna Roſenſteiner im kleinen Caſino - ſaale einen Schülerabend, der zweifelsohne in weiteren Kreiſen großes Intereſſe erwecken dürfte.

(Neue Bauherſtellungen auf der Südbahn.)

Dem Geſchäftsberichte der Südbahn für das Betriebsjahr 1900 entnehmen wir nach - ſtehende Daten, die wir bezüglich des Bau - programmes pro 1900 auf Grund von Mit - theilungen ergänzen, welche uns von gut informierter Seite zukommen. Die Bauherſtellungen auf den öſterreichiſchen Linien der Südbahn haben im Jahre 1899 die Summe von rund 3,310.000 K erfordert. Nach dem Bauprogramme für das Jahr 1900 werden für dieſe Zwecke im laufenden Jahre nicht weniger als 8,870.000 K, alſo um 5,560.000 K, d. i. um 167·97% mehr verwendet werden. Von obigen 8,870.000 K entfallen auf: Stationsbauten 5,550.000 K, Streckenbauten 3,280.000 K, kleinere Bauarbeiten 40.000 K. Es darf wohl angenommen werden, daſs bei Aufwendung ſolcher Summen eine ganze Reihe bisher fühlbarer Mängel in den Stations - und Magazinsräumen der Südbahn und damit in der Abwicklung des Verkehres gründlich behoben werden dürften. Nicht ohne Intereſſe ſind die weiters folgenden Einzeldaten zu obigen Ge - ſammtziffern. Unter den Stationsbauten ſind ins - beſondere Neubauten, Erweiterungen, Umbauten und Gleiſevermehrungen in den Stationen: Wien - Matzleinsdorf, Wr. -Neuſtadt, Bruck a. M., Graz, Marburg und Innsbruck inbegriffen und überdies ſind noch in nahezu fünfzig anderen Südbahn - ſtationen weitere, mehr oder minder umfangreiche Reconſtructionsarbeiten theils in Ausſicht genommen, theils bereits in Ausführung begriffen. Unter dieſen letzteren Arbeiten ſind die Anlegungen neuer Rangier - ſtationen, Weichenanlagen, Drehſcheiben, Rampen, Locomotivremiſen, Magazinsbauten ꝛc. verſtanden. Was die Streckenbauten betrifft, welche, wie oben erwähnt, einen Betrag von 3⅓ Millionen Kronen erfordern, ſo betreffen dieſelben hauptſächlich Sicher - heitsvorkehrungen, wie Lehnenverſicherungen, Schnee - ſchutzmittel, Wegſchranken, Streckenblockierungen und Verſtärkungen des Oberbaues ꝛc., ſollen aber auch zur Tragung der Koſten für den Ausbau des zweiten Gleiſes in verſchiedenen Strecken dienen. Betrachtet man die Ziffern, die hier in Frage kommen, ſo muſs man füglich dem Gedanken nahe treten, daſs bei fortdauernden Inveſtitionen von ſolchem Umfange die ſchmale Koſt erklärlich wird, auf welche die Actionäre der Südbahn derzeit geſetzt ſind. Anderſeits aber iſt es gewiſs zu begrüßen, daſs die Verwaltung dieſes Inſtitutes nun doch ernſtlich darangeht, den Wünſchen und Beſchwerden des reiſenden und verfrachtenden Publicums längs ihrer Linien nach Kräften entgegenzukommeu.

(Lehrerſtelle.)

An der zweiclaſſigen Volks - ſchule in Kulmberg, Poſt Friedau, kommt die Stelle eines Lehrers, reſpective einer Lehrerin mit den Bezügen nach der dritten Ortsclaſſe definitiv zu beſetzen. Geſuche ſind bis 10. Juni an den Orts - ſchulrath zu richten.

(Jubiläum der Stadt Pettau.)

Der Muſeumsverein in Pettau feiert im Jahre 1901 das Feſt des 1800jährigen Beſtehens der Stadt Pettau, beziehungsweiſe der Gründung der römiſchen Colonie Petovium. Der Gemeinderath der Stadt Pettau, der ſich an dieſer Feier betheiligen wird, nahm an den betreffenden Vorberathungen theil, die bereits am Samstag in der vom Muſeumsverein abgehaltenen Hauptverſammlung begannen.

(Aufgehobenes Einfuhrverbot.)

Das ungariſche Ackerbauminiſterium in Ofen-Peſt hat das Verbot der Einfuhr von Schweinen aus dem politiſchen Bezirke Luttenberg nach Ungarn aufgehoben.

(Wetterbericht)

der Centralanſtalt für Meteorologie vom 14. Mai. Ein Luftdruckminimum von 740-745 Millimeter lagert über Spanien, ein zweites über der Oſtſee, das Maximum von 775-770 Millimeter über dem Atlantiſchen Meere. Un - ruhiges kühles Wetter mit Niederſchlägen voraus - ſichtlich.

Eingeſendet.

Laut oberſtgerichtlicher Entſcheidung wurden mir die bisher bei meiner geſchiedenen Frau befindlich geweſenen beiden Kinder zugeſprochen. Da von letzterer Seite alle möglichen Schritte unter - nommen wurden, um den Aufenthaltsort geheim zu halten und die Herausgabe der Kinder zu vereiteln, habe ich das behördl. conceſſ. Privat-Detectiv - inſtitut des Herrn Joſef von Pelzel, Wien, I., Rauheinſteingaſſe 10, mit der Ausforſchung betraut, deſſen umſichtiger, vorzüglicher Dienſtleitung es zu danken iſt, daſs das angeſtrebte Ziel erreicht und die Rückſtellung der Kinder aus der Schweiz be - wirkt worden iſt. Für die an den Tag gelegte Umſicht und Energie ſei beſagtem Inſtitute, das jedermann beſtens empfohlen werden kann, auch an dieſer Stelle der Dank und die Anerkennung ausgeſprochen.

Vom Stadtverſchönerungsvereine erhalten wir folgende Zuſchrift: In Ihrem Blatte von Sams - tag, den 12. d. iſt der Wunſch ausgeſprochen, der Stadtverſchönerungsverein möge das Verſäumte nachholen und die Gewächſe mit Namen bezeichnen, was für die Jugend und das Alter belehrend wirkt. Der Verein hat bereits zweimal mit bedeutenden Koſten ſämmtliche Geſträuche und Bäume mit Tafeln verſehen, auf denen nicht allein der deutſche, ſondern auch der lateiniſche Name verzeichnet war. Aber was geſchah regelmäßig! Erſtens wurden faſt täglich die Tafeln verſteckt, ſo daſs man ſtets irre - geführt wurde und zweitens vergieng keine Woche, wo man nicht die Aufſchriften im Teich herum - ſchwimmen ſah oder aber aus verſchiedenen Gärten ſelbe wieder an uns gelangten. Es iſt daher be - greiflich, daſs man bei ſolchem Muthwillen der Jugend, die in den meiſten Fällen im Spiele iſt, die Luſt verliert, für dieſe Sache weitere Opfer zu bringen.

Letzte Nachrichten.

Der Krieg in Südafrika.

London, 12. Mai, 10 Uhr abends. Officiell wird gemeldet: Marſchall Roberts zog heute ohne Widerſtand in Kroonſtad ein und hat daſelbſt die britiſche Flagge gehiſst unter dem Jubel der wenigen engliſchen Einwohner. Präſident Steyn hat ſich geſtern geflüchtet, nachdem er ſich vergeblich bemüht hatte, die Burghers zum Widerſtand zu bewegen. Steyn hinterließ eine Proclamation, worin er erklärte, daſs nunmehr Lindley der Sitz der Regierung des Freiſtaates ſei.

〈…〉〈…〉
6Marburger Zeitung Nr. 53, 15. Mai 1900.

Marburger Marktbericht. Vom 5. bis 12. Mai 1900.

GattungPreiſe
vervon fl. kr.bis fl. kr.
Fleiſchwaren.
RindfleiſchKilo4468
Kalbfleiſch5464
Schaffleiſch4050
Schweinfleiſch5470
geräuchert7580
Fiſch7580
Schinken friſch5458
Schulter 5052
Victualien.
Kaiſerauszugmehl1617
Mundmehl1415
Semmelmehl1213
Weißpohlmehl1011
Schwarzpohlmehl89
Türkenmehl1011
Haidenmehl2024
HaidenbreinLiter1314
Hirſebrein1011
Gerſtbrein1213
WeizengriesKilo1517
Türkengries1113
Gerſte gerollte2[0]30
Reis1432
Erbſen2026
Linſen3036
Fiſolen1012
Erdäpfel3
Zwiebel1012
Knoblauch3032
Eier 9Stck.20
Käſe ſteiriſcherKilo1632
Butter1. 1.40
Milch friſcheLiter10
abgerahmt8
Rahm ſüß2028
ſauerer2832
SalzKilo12
Rindſchmalz1. 1 10
Schweinſchmalz72
Speck gehackt6870
friſch5456
geräuchert6064
Kerufette5557
Zwetſchken2528
Zucker4446
Kümme4042
WachholderbeerenKilo2427
Kren2025
Suppengrünes1613
Kraut ſaueres10
Rüben ſauere10
Kraut 100Kopf
Getreide.
Weizen 100Kilo8 308.70
Korn 6.807.20
Gerſte 6.607.
Hafer 6.357.25
Kukurtz 6 607.
Hirſeu 7.307.70
Haiden 8.158.53
Fiſolen
Geſlügel.
IndianStck.
Gans1.251.70
EntenPaar1.251.75
Backhühner7595
Brathühner
KapauneStck.
Obſt.
ÄpfelKilo
Birnen
Nüſſe
Diverſc.
Holz hart geſchw.Met.2.652 75
ungeſchw3.153.25
weich geſchw.2.202.40
ungeſchw.2.702.90
Holzkohle hartHktl.7075
weich7075
Steinkohle 100Kilo1.
SeifeKilo2032
Kerzen Unſchlitt4850
Stearin8084
Styria
Heu 100Kilo2. 2.30
Stroh Lager 2.402.70
Futter 1.451.60
Streu 1.351.55
BierLiter1820
Wein3267
Brantwein3085
〈…〉〈…〉
7Nr. 53, 15. Mai 1900. Marburger Zeitung
〈…〉〈…〉
8Marburger Zeitung Nr. 53, 15. Mai 1900
〈…〉〈…〉

Verantwortlicher Schriftleiter: Joſef Partiſch Herausgabe, Druck und Verlag von L. Kralik in Marburg.

About this transcription

TextNr. 53, 15.05.1900.
Author[unknown]
Extent8 images; 8637 tokens; 3603 types; 65828 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 53, 15.05.1900. . KralikMarburg1900. Marburger Zeitung

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IDS Mannheim

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:45Z
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