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Nr. 72 Wien, Montag den 13. Februar 1911. XVIII. Jahrgang.

Kritiſche Lage in Ungarn. (Drahtbericht der Reichspoſt .)

Die Lage im ungariſchen Abgeordnetenhauſe wird täglich ernſter. Ein Ende der Bankdebatte, eine Er - ledigung der Bankvorlage iſt jetzt noch gar nicht ab - zuſehen. Geſchäftsordnungsmittel zur Beſchleunigung der Debatte ſtehen dem Präſidium nicht zur Verfügung, da ſeit den Neuwahlen wieder die alte Hausordnung in Wirkſamkeit iſt. Ende März läuft das Budget - proviſorium ab und es droht ein Exlex-Zuſtand. Im April ſollen die Rekrutenaushebungen ſtattfinden und es ſind noch keine Rekruten be[w]illigt. Es ſoll die Bedeckung für die militäriſchen Erforderniſſe beſorgt werden und es iſt gar keine Möglichkeit, zu einer ſolchen Vorſorge zu kommen. Kurz, der tote Punkt iſt da. Graf Khuen kann gegenwärtig nicht mehr weiter. Entweder er verſucht gewaltſam eine Geſchäftsordnungs - reform und man weiß nie, wie im ungariſchen Abgeordnetenhauſe ein ſolcher Verſuch endet oder er gibt ſich ganz der ſchleichenden Obſtruktion gefangen, die ſeine ganze große Regierungsmehrheit wertlos macht. Die jetzigen Zuſtände können vielleicht bis Oſtern noch fortgeſchleppt werden, länger aber ſchwerlich.

Die heutige Situation ähnelt ſehr jener unter dem Miniſterium Szell, das auch eine zahlreiche Mehrheit beſaß und trotzdem Schiffbruch litt. Die jetzige Oppoſition iſt ſich denn auch ihrer günſtigen Stellung wohl bewußt und hat deshalb auf jede ernſtere Oppoſition in den Delegationen verzichtet; ſie will es ſich nicht mit der Krone verderben und läßt deshalb die militäriſchen Vorlagen in den Delegationen ruhig paſſieren, ſie will aber das Miniſterium Khuen zu Falle bringen und vereinigt deshalb alle ihre An - griffe im Abgeordnetenhauſe.

Je weiter Graf Stefan Tisza als Führer der nationalen Arbeitspartei die Wahlreform verſchieben möchte, deſto näher rückt dieſe durch die Unmöglichkeit, unter den jetzigen parlamentariſchen Verhältniſſen zu einem Ruhepunkte zu gelangen. Die Fortdauer des Verfalles im Abgeordnetenhauſe ruft die Wahlreform wieder herbei.

Der innere Feind . Eine Anſprache des Prinzen Heinrich von Preußen.

Den Blättern zufolge hielt Prinz Heinrich von Preußen auf dem Kommers ehemaliger Angehöriger des[3]5 Infanterieregiments, deſſen Chef er iſt, eine Anſprache, in welcher er u. a. ſagte:

Das Erſcheinen der Teilnehmer iſt umſo erfreu - licher, als wir in einer überaus ernſten und ſchweren politiſchen Zeit leben. Trotz des vierzigjährigen Friedens erfreut ſich Deutſchland nach außen unverändert ſeiner von allen Seiten geachteten Machtſtellung. Sieht man ſo keinen Anlaß, einen äußeren Feind oder Neider Deutſchlands in aller Welt zu fürchten, ſo haben wir alle Veranlaſſung, um ſo wachſamer zu ſein und uns alte und junge Soldaten um den Kaiſer zu ſcharen im Kampf gegen den immer drohender werdenden inneren Feind.

Wir ſind weit entfernt, irgend jemandem ſeine politiſche Meinung zu verargen. Wo aber der Boden des Geſetzes verlaſſen wird, hat jeder die Pflicht, die Obrigkeit zu unterſtützen. Die feſteſte Stütze des Staates iſt und bleibt die Armee.

Dieſer Appell, vereint den Umſtürzlern entgegenzu - wirken, erregt großes Aufſehen.

Der junge Garibaldi kündigt eine Expedition nach Albanien an. Für das bevorſtehende Frühjahr.

Die republikaniſche Preſſe veröffentlicht einen pathetiſchen Aufruf des jungen Garibaldi an die Garibaldianer, ſich für einen Freiſcharenzugnach Albanien bereit zu halten. Albanien erſehne mit Hilfe der Garibaldianer die Befreiung vom türkiſchen Joche.

Das bevorſtehende Frühjahr, ſo ſchließt das Manifeſt, möge unſere prächtige Jugend im Zeichen des unbeſiegbaren roten Hemdes von neuem jenſeits der Adria finden, um die albaneſiſchen Brüder und das heilige Nationalitäten - prinzip zu verteidigen.

Eine Erklärung der italieniſchen Regierung.

Die Agenzia Stefani meldet: Die Nachricht, Italien werbe Freiwillige für Albanien an, iſt vollſtändig unbegründet. Uebrigens bleibt die italieniſche Regierung ihren internationalen Ver - pflichtungen treu, die ſie an jedem ähnlichen Verſuche gänzlich hindern würden.

Proteſte gegen die Krakauer Univerſitätsſkandale.

Geſtern fand hier eine von der konſervativen Partei einberufene Proteſtverſammlung gegen die jüdiſch-ſozialdemokratiſchen Univerſitätsſkandale ſtatt. Den Vorſitz führte der Präſident der Akademie der Wiſſenſchaften, Herrenhausmitglied Graf Stanislaus Tarnowki. In der Debatte wurde gegen die Ge - waltakte der jüdiſchen Studentenſchaft an der Univerſi - tät proteſtiert. Es wurden drei Reſolutionen ange - nommen, in denen die Verſammelten ihrer tiefſten Entrüſtung über die Gewalttaten an der Univerſi - tät Ausdruck geben, die eine empfindliche Beleidi - gung der polniſchen Nation und der katholiſchen Religion darſtellen. Die Ver - ſammlung proteſtierte ferner gegen die Tendenz nach Abtrennung der theologiſchen Fakultät von den Uni - verſitäten, worin die Haup[t]triebfeder der letzten Un - ruhen an der Univerſität erblickt werden müſſe, und erklärte, daß die traurigen Vorfälle an der jagelloni - ſchen Univerſität eines der Symptome des ſyſtematiſchen Kampfes gegen die katholiſche Religion und die polniſche Nation darſtellen, und for - derte alle nationalfühlenden Elemente zur energiſchen Verteidigung der nationalen Ideale auf. In einer anderen Reſolution wurde dem akademi - ſchen Senate der Univerſität die vollſte Unterſtützung aller konſervativen Kreiſe bei ſeinen Beſtrebungen zur Abwehr der Tendenzen der jüdiſchen Studentenſchaft zu - geſichert. Die Univerſitätsbehörden werden aufgefor - dert, alle Mittel zur Herbeiführung und Erhaltung der normalen Verhältniſſe an der Univerſität zu ergreifen.

Der Prager Kartellverband der katholiſchen deutſchen Studentenverbindungen hat an die Kra - kauer katholiſchen Kommilitonen ein Sympathietele - gramm abgeſendet, ſowie die Grazer Verbindungen Carolina und Traungau ſeiner regſten Teilnahme und Bewunderung verſichert.

Ankunft von 3000 galiziſchen Juden in Wien. Eine Maſſendeputation der jüdiſchen Brannt - weinſchenker.

Heute um 6 Uhr abends trifft mit der Nordbahn eine Maſſendeputation von 3000 jüdiſchen Schenkern aus Galizien unter Führung des Abg. Breiter in Wien ein. Sie wird am Diens - tag vom Handelsminiſter Dr. Weiskirchner und vom Miniſter für Galizien Ritter v. Zaleski empfangen werden. Eine fünfgliedrige Ab - ordnung begibt ſich Dienstag nachmittag unter Führung des Abg. Staud nach Ofen-Peſt, um dort beim Miniſterpräſidenten Bienerth vorzuſprechen. Es beſteht auch die Abſicht, beim Kaiſer um eine Audienz für die Deputation an - zuſuchen. Für die Unterbringung der Maſſendeputation iſt ſeitens zahlreicher jüdiſcher Wohltätigkeitsvereine in Wien vorgeſorgt worden.

In zwei Sonderzügen traten die Schänker darunter 70 - und 80jährige Greiſe ſowie mehr als 100 Frauen heute nacht von Lemberg aus die Reiſe nach Wien an.

In der großen Lemberger Stadtſynagoge hielt die Maſſendeputation eine Verſammlung ab, in der gegen dieEinſchränkungen des Propinationsrechtes und die damit zuſammenhängende Entziehung der Schankkonzeſſionen proteſtiert wurde. Es gelangte eine Reſolution zur Annahme, in welcher gefordert wird, daß ſämtlichen bisherigen Schänkern wenigſtens für Lebenszeit eine Konzeſſion erteilt werde und, falls ſich dies als undurchführbar erweiſen ſollte, ſo doch wenigſtens jene Schänker in erſter Reihe Berückſichtigung finden ſollen, welche zumindeſtens zehn Jahre im Beſitze der Proprinationsrechte geweſen ſind, während den übrigen betroffenen Schänkern im Wege einer ſtaatlichen Hilfe die Möglichkeit geboten werden ſoll, ſich eine neue Exiſtenz zu gründen.

Baron Albert Rothſchild. Die Teſtamentseröffnung.

Geſtern nachmittag ſchon wurde das Teſtament des verſtorbenen Baron Rothſchild von ſeinen Erben eröffnet. Das Teſtament beſtätigt die Vermutung, daß der dritte Sohn Louis zum Chef des Wiener Hauſes beſtimmt iſt. Er wird auch das den übrigen Erben zufallende Vermögen verwalten, das iſt das Vermögen ſeiner Geſchwiſter Dr. Alfons, Georg, Eugen und Valentine.

Zum Teſtamentsvollſtrecker wurde der Hof - und Gerichtsadvokat Dr. Stein ernannt. Für wohltätige, wiſſenſchaftliche und ähnliche öffentliche Zwecke ſollen im Teſtamente Beträge von zuſammen etwa zwölf Millionen beſtimmt ſein, die nach dem Willen des Verſtarbenen von ſeinen Erben durch Geſchenke an eine Anzahl von Inſtituten und Körper - ſchaften erhöht werden ſollen. Nach beiläufigen Be - rechnungen von über die Höhe des Nachlaſſes Unter - richteten würde der für Stiftungen und Legate aus - geſetzte Betrag um weniges mehr als ein Perzent des Geſamtnachlaſſes betragen.

Während das N. W. Abendbl. die dem Fiskus zufallende Erbſteuer auf etwa 20 Millionen berechnet hatte, rechnet die N. Fr. Pr. eine Erbſteuer in der Höhe von nur 8.75 Millionen heraus, zu der dann noch je 1 % Beiträge zum Schul - fonds und zum Wiener allgemeinen Verſorgungsfonds mit zuſammen 14 Millionen und 8·95% iger Beitrag (6 Millionen) zum Wiener Krankenanſtaltsfonds kämen. Das entſpräche einem Nachlaſſe von etwa 700 Millionen. Wie man ſieht, ſchätzt die dem Hauſe Rothſchild nahe - ſtehende Preſſe den Nachlaß des Verſtorbenen ſehr verſchieden ein, ein Grund mehr für die Steuerbehörden, mit äußerſter Genauigkeit, Umſicht und Energie ihres Amtes zu walten.

Es wird uns geſchrieben: Die Blätter ſind voll von Lobrednereien für den Verſtorbenen. Eigentlich weniger für ihn, als für ſein Haus, für ſeine Firma, für ſein Vermögen. Goethes peſſimiſtiſches Wort am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles , behält wieder einmal Recht. Baron Rothſchild war nicht nur der größte Kaufmann Oeſterreichs , der beſte Aſtronom und Schachſpieler, der unübertroffene Photograph und Sportsmann, der größte Kunſtfreund und Sammler, der unvergleichliche Wohltäter und Menſchenfreund, er war war auch der edelſt - und rechtlichſt denkende Menſch, den Oeſterreich beſeſſen, Patriot, kurz alles. Das De mortuis nil nisi bene wird mit über Rothſchilds alles gute überſetzt und praktiziert. Alles eilt an die Oeffent - lichkeit, um hier Erinnerungen an den Toten auszu - kramen, die deſſen Konterfei bis zur Unkenntlichkeit mit Licht und Lorbeer ausſtatten ſollen. Dieſe Ueberſchwänglichkeiten reizen zum Widerſpruche und rufen Erinnerungen wach, die uns die furchtbare Gefahr einer in einer einzigen Hand angeſammelten ungeheuren Geldmacht vor Augen führen. Nicht von den volkswirtſchaftlichen Verheerungen ſei hier die Rede. Aber wenn man ſich erinnert, wie der mächtige Wille des Geldmagnaten genügte, um den unbequemen Mann einer bequemen Frau bis hart an die Mauern des Irrenhauſes zu bringen, um einen der volkstümlichſten Künſtler der Monarchie, einen Girardi, der heute noch in unverwüſtlicher Jugend unter uns wirkt, im Handumdrehen irrenhausreif zu machen, wie der Bedrohte nur durch das Aufgebot der äußerſten Energie der ihm drohenden barbariſchen Vergewaltigung entgehen konnte und wie prompt endlich damals die Gutachten vorausſetzungsloſer mediziniſcher Kapazitäten dem verſuchten Attentate die Waffen lieferten und wie2Wien, Montag Reichspoſt 13. Februar 1911 Nr. 72die Behörden all dem zuſahen, als ginge ſie das nichts an, dann fällt in die goldtaumeligen Trauerhymnen doch ein recht ſchriller Mißton.

Kondolenzen.

Im Auftrage des Kaiſers hat Generaladjutant G. d. K. Graf Paar aus Ofen-Peſt folgendes Beileidstelegramm an Baron Alfons Rothſchild gerichtet:

Seine Majeſtät vernahmen mit Bedauern das Ableben des Freiherrn Albert, Euer Hochwohlgeboren heute zu Gott heimgegangenen Vaters und geruhen Herrn Baron und Ge - ſchwiſtern Allerhöchſt Ihrer wärmſten Teilnahme an dem Schmerze ob dieſes ſchweren Verluſtes huldvollſt zu verſichern. Im Allerhöchſten Auftrage: Graf Paar.

Von Erzherzog Franz Ferdinand langte folgende De - p[e]ſche an: Zu dem ſchweren Verluſte, den Sie erlitten, ſpreche ich Ihnen und Ihren Brüdern mein aufrichtigſtes Beileid aus. Erzherzog Franz. Außerdem kondolierten: Frau Erz - herzogin Maria Thereſia und Erzherzog Leopold Salvator, Prinz Franz Joſef von Braganza, Fürſt Montenuovo und Fürſtin Montenuovo, der Miniſter des Aeußern Graf Aehren - thal und Gräfin Aehrenthal, zahlreiche Mitglieder des Hoch - adels, der Diplomatie und der Geſellſchaft, Vertreter der Hoch - finanz, der Bankwelt und Induſtrie uſw.

Bluttat eines 12jährigen Armeniers.

Die 14jährige Lyzealſchülerin Ekaterina Romasz - kan, die Tochter eines armeniſchen Oberlehrers, wurde beim Rodeln von dem 12jährigen Leon Navardick, den ſie nicht auf ihren Rodelſchlitten aufſitzen laſſen wollte, durch Meſſerſtiche getötet.

Der Knabe, der ſeine Eltern bei den Armenier - metzeleien in Teheran verloren hatte, wurde vor einigen Monaten mit mehreren anderen Kindern von der armeniſchen Kultusgemeinde in Pflege genommen und bei den Eltern der ermordeten Schülerin untergebracht.

Konfiskation der Kronjuwelen der portugieſiſchen Königsfamilie. Der Schätzungswert 13 Millionen Franken.

Das Berliner Tageblatt meldet aus Liſſabon: Der Miniſter für öffentliche Arbeiten beſuchte das unter - irdiſche Gewölbe im Palaſte Neceſſidades, in dem die Kronjuwelen und der Privatſchmuck der entthronten portugieſiſchen Königsfamilie aufbewahrt werden. Man fand u. a. ein Tafelſervice von außer - ordentlicher Schönheit aus reinem Silber, im Ge - wichte von tauſend Kilogramm, Krone und Szepter aus maſſivem Golde mit wertvollen Steinen geziert. Daneben lagen Barren ungemünzten Goldes im Gewichte von 20 Kilogramm. Unter den Juwelen ragen durch beſonderen Wert und durch beſondere Schön - heit ein Diadem der Exkönigin Amalie hervor, ſowie ein Kollier, das ihr ihr Vater, der Graf von Paris, ſeinerzeit ſchenkte. Das Kollier wird auf eine Million Franken Wert ge - ſchätzt.

Der geſamte Inhalt der Schatzkammer wurde auf dreizehn Millionen Franken bewertet. Der Finanzminiſter erklärte, daß jene Kronjuwelen, die ſich als Privatbeſitz der königlichen Familie er weiſen, wieder zurückgegeben werden ſollen. Alles übrige wird als Staatsgut be - trachtet und im Nationalmuſeum aufbewahrt werden.

Die türkiſchen Truppentransporte nach dem Yemen.

An Bord des ruſſiſchen Dampfers Zaritza gingen zwei weitere Bataillone nach Hodeida ab.

Der Norddeutſche Lloyd verkaufte auch den Dampfer Heidelberg an die türkiſche Regierung. Be - kanntlich ſind erſt vor kurzem zwei Schiffe des Nord - deutſchen Lloyd in den Beſitz der türkiſchen Regierung übergegangen. Die verkauften Schiffe werden unter Auſſicht türkiſcher Offiziere hier entſprechend adaptiert werden.

Havarie eines türkiſchen Kanonenbootes.

Infolge ſchwerer Beſchädigung durch einen vorbei - fahrenden engliſchen Dampfer ſtrandete das Kanonenboot Mermeris , welches ſich auf der Fahrt nach dem unlängſt durch einen engliſchen Kreuzer bombardierten, an der osmaniſchen Küſte ge - legenen Orte Dubay bei Fao befand.

Das Marineminiſterium kam mit der engliſchen Botſchaft überein, daß das Kanonenboot auf Koſten des Eigentümers des ſchul - digen Dampfers zur Reparatur nach Bombay geſchleppt werde.

Volkszählungsergebniſſe.

Zirl bei Innsbruck. 2854 Perſonen (+ 1200).

Algund. 2697 Perſonen (+ 2053).

Ampezzo. 3397 Einwohner (+ 309).

Levico. 6367 und 200 Mann Militär; der Zuwachs beträgt 5 %.

Lavis. 3625 Einwohner. Zuwachs von 9 %.

Karwin. 16.801 Einwohner gegen 14.326 vor zehn Jahren.

Peterswalde. Während 1900 von 5599 Einwohnern 3952 Polen und nur ein Viertel Tſchechen gezählt wurden, ſind jetzt von 7315 Einwohnern 5340 Tſchechen und nur 1308 Polen.

Drei Bandenkämpfe an einem Tage. Türkiſche Truppen gegen Albaneſen und Bulgaren.

Die türkiſchen Blockhäuſer von Bera und Guſſinje ſind von ſtarken Scharen flüchtiger Arnauten angegriffen worden. Während des Kampfes wurden acht Arnauten getötet und mehrere Soldaten verwundet. Die Arnauten flüchteten wieder auf montenegriniſches Gebiet.

Bei Pepitſch (Bezirk Dſchumai Bala) kam es zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen der türkiſchen Grenz - wache und einer bulgariſchen Bande, in deſſen Verlaufe vier Bulgaren getötet und einer verwundet, ein Soldat getötet und zwei verwundet wurden.

Am See bei Jenidſche Wardar hat zwiſchen einer Truppenabteilung und einer unbekannten Bande ein Kampf ſtattgefunden, in welchem drei Komitadſchi gefallen ſind und einer verwundet wurde. Auf Seiten der Truppe wurde ein Mann ge - tötet und einer verwundet.

Der Gefechtswert der Vliſſinger Befeſtigungen.

Das Blatt Vaderland veröffentlicht einen Artikel des früheren Generalmajors der indiſchen Armee, Ger - lach, in welchem dieſer ausführt:

Wir ſollten keine Furcht haben vor der Landung einer feindlichen Armee. Zu unſerer Küſtenverteidigung ſind keine koſtſpieligen Forts notwendig, ſondern nur gute Eiſenbahnverbindungen, damit wir unverzüglich Infanterie, Artillerie und Maſchinengewehrabteilungen in genügender Stärke zur Verfügung haben. Die Forts würden durch ſchwere Schiffsartillerie binnen kurzer Zeit außer Gefecht geſetzt werden.

Die Peſt in Oſtaſien. Ruſſiſch-offiziöſe Beſchönigungen. Aus - breitung der Seuche gegen Weſten.

Die Peſt ſcheint aus Oſtaſien ihren Weg längs der ſibiriſchen Bahnſtrecke gegen Weſten zu nehmen. Obzwar die amtlichen ruſſiſchen Berichte behaupten, es ſei ſeit einem Monat kein Peſtfall mehr auf der Eiſen - bahn vorgekommen, melden Privatberichte, daß bereits in Aſtrachan zahlreiche Fälle von Lungenpeſt beobachtet wurden. Aſchene in Weſtſibirien ſoll vollſtändig aus - geſtorben ſein. Nachſtehend die eingetroffenen Mel - dungen:

Ein ruſſiſcher Bericht.

Geſtern ſind 18 Perſonen, darunter eine Ruſſin, an der Peſt geſtorben.

Innerhalb der Eiſenbahnzone der ſüdmandſchuriſchen Bahn ſind ſeit dem Auftreten der Epidemie 180 Todes - fälle an Peſt vorgekommen. Auf der oſtchineſiſchen Bahn nehmen die Expreß - und Poſtzüge Chineſen nicht auf. Die Wagen der anderen Züge verlaſſen das Bahn - gebiet nicht und werden vor der Aufnahme von Paſſa - gieren desinfiziert. In Charbin und in den Nachbar - ſtationen, ebenſo auch auf der Südlinie werden Chineſen in die dritte und vierte Wagenklaſſe nicht mehr aufgenommen, in die anderen Klaſſen nur nach Vornahme der Desinfektion und der ärztlichen Unter - ſuchung. Im Bahnhofe von Mandſchurija müſſen ſich die Chineſen, welche nach Transbaikalien reiſen, einer dreitägigen ärztlichen Beobachtung unterziehen. Während des letzten Monats iſt kein Peſtfall auf den Eiſenbahn - zügen vorgekommen.

Infolge einer peſtverdächtigen Er - krankung in der Nähe der ruſſiſchen Grenze hat der General-Gouverneur des Amur - gebietes die Abſperrung der Grenze durch Truppen angeordnet.

Peſtfälle in Aſtrachan.

Der Lokalanzeiger meldet aus St. Peters - burg: Im Gouvernement Aſtrachan wurde an 22 Obſervationspunkten Peſtfälle konſtatiert, darunter einige Lungenpeſtfälle. Nachrichten aus der Umgebung von Blagoweſchtſchensk zu - folge wurden auch dort einige Peſtfälle konſtatiert. Die Grenzſperre wurde angeordnet. Der Handel zwiſchen Charbin und Wladiwoſtok wurde gänzlich eingeſtellt. Die chineſiſchen Behörden wieſen 300 Chineſen aus Huantſcheng aus.

Im Vereine mit den Tſchunguſen der Umgebung plündern Japaner das geſamte Gebiet. Korea wurde durch einen Militärkordon abgeſchloſſen.

Kein Chineſe wird durchgelaſſen. Merkwürdigerweiſe iſt bisher kein japaniſcher Arzt an Peſt geſtorben trotz der geradezu heroiſchen Arbeit dieſer Aerzte. Rußland wird die Amurflotte zur Unter - ſtützung im Peſtgebiete in Dienſt ſtellen.

Aſchene ausgeſtorben.

Laut Nachrichten aus Sibirien iſt Aſchene völlig ausgeſtorben. In Dumakreiſen werden die Mitteilungen über die Peſt als ungerecht fertigt optimiſtiſch bezeichnet.

Maßnahmen in Galizien.

Im Gemeinderate von Tarnow wurde eine Interpellation wegen Maßnahmen gegen die Ein - ſchleppung der Peſt nach Tarnow eingebracht. In Tarnow befindet ſich nämlich eine große Haarfabrik, die große Maſſen menſchlicher Haare aus China verarbeitet. Da dieſe Haare größtenteils von Leichen ſtammen, ſei die Gefahr der Ein - ſchleppung der Peſt ſehr groß. Der Gemeinderat be - ſchloß, ſich in dieſer Angelegenheit ſofort an die Be - zirkshauptmannſchaft zu wenden.

Hinrichtung von Aufſtändiſchen auf Haiti. Zwei Inſurgentengenerale ſtandrechtlich erſchoſſen.

Nach einem Telegramm aus Cap Haitien ſind General Chapuet, der Anführer der Aufſtändiſchen, welche Guanaminth einnahmen, und General Michael Codio, der die Aufſtändiſchen gegen Fort Liberté führte, von den Regierungstruppen gefangen genommen und auf der Stelle erſchoſſen worden.

Präſident Simon hatte heute eine Beſprechung mit den Mitgliedern des Konſularkorps, das bemüht iſt, den Streitigkeiten ein Ende zu machen. Der Präſident gab die Verſicherung ab, daß keine weiteren Hin - richtungen von Aufſtändiſchen mehr ſtattfinden ſollen. Amtlich wird die Revolution als beendet erklärt.

Weitere Erfolge der mexikaniſchen Inſurgenten.

Die Aufſtändiſchen haben die Stadt Mexcala (Mexiko) wieder eingenommen. Die in der Stadt befindlichen Regierungsvertreter ſind auf amerika - niſches Gebiet geflüchtet.

Tagesbericht.

* Kalender für Dienstag den 14. Februar 1911.

Katholiken: Valentin. Griechen (1. Februar). Sonnen - aufgang 7 Uhr 12 Minuten morgens. Sonnenuntergang 5 Uhr 17 Minuten abends. Mondesaufgang 6 Uhr 33 Minuten abends. Mondesuntergang 8 Uhr 5 Minuten morgens.

* Geſchichtskalender für Dienstag den 14. Februar.

869. Tod des hl. Cyrillus, Apoſtels der Slaven, zu Rom. 1468. Johannes Gensfleiſch von Sorgenloch, genannt zum Gutenberg, der Erfinder der Buchdruckerkunſt, in Mainz ge - ſtorben. 1488. Maximilian I. in Brügge (Niederlande) gefangen; nur gegen Verzichtleiſtung auf die Regentſchaft wurde er frei. 1779. Der engliſche Seefahrer James Cook auf Hawai von den Eingebornen ermordet. 1895. Die Japaner erſtürmen den chineſiſchen Kriegshaſen Wei-hei-wei und vernichten die Kriegsflotte der Chineſen.

* Verleihungen und Ernennungen.

Der Kaiſer hat ver - liehen: dem Vollſtreckungsdirektor des Landesgerichtes in Wien Anton Leixner taxfrei den Titel eines kaiſerlichen Rates und dem in den Ruheſtand verſetzten Grundbuchsführer des Landesgerichtes in Graz Jakob Pokorny den Titel eines Grundbuchsdirektors. Der Miniſter des Innern hat ernannt: die Miniſterialvize - ſekretäre Dr. Guido Freiherrn von Sommaruga und Dr. Georg Grafen Wodzicki von Granow zu Miniſterialſekretären und die Bezirkskommiſſäre Artur Freiherrn Daczicky von Heßlowa, Alexius Komers und Dr. Rudolf Ritter von Czyhlarz zu Miniſterialvizeſekretären im Miniſterium des Innern, den Statthaltereiſekretär Ludwig Freiherrn Czekelius von Roſenfeld zum Bezirks - hauptmanne und die Bezirkskommiſſäre Hubert Faber, Koloman Freiherrn von Liebenberg und Dr. Bruno Grafen zu Caſtell-Rüdenhauſen zu Statthalterei - ſekretären in Niederöſterreich, den Adjunkten des Allgemeinen Krankenhauſes in Wien Dr. Alfred Jungmann zum Primararzte zweiter Klaſſe ad personam und den Bezirks - kommiſſär Dr. Karl Baron zum Landesregierungsſekretär in Schleſien. Der Unterrichtsminiſter hat den Supplenten an der Rudniker Lehrerbildungsanſtalt Theophil Nieger zum Hauptlehrer an der Lehrerbildungsanſtalt in Alt-Sandez er - nannt, Der Handelsminiſter hat die Poſtkontrollore Anton Mlcoch und Joſef Kubis in Brünn 2 zu Oberpoſt - kontrolloren dortſelbſt ernannt.

* Der Kaiſer

nahm Sonntag um 8 Uhr vor - mittags die Meldungen der Generaladjutanten ent - gegen und begab ſich um 11 Uhr vormittags in die Schloßkapelle, wo Abt Kanter eine ſtille Meſſe zelebrierte. Im Oratorium der Kapelle wohnten auch die Erzherzoginnen Iſabella und Klothilde der Meſſe bei. Der Monarch wird Donnerstag die neuen Geheimen Räte, darunter den Präſidenten des Staatsrechnungshofes Wilhelm Thuroizy den Eid abnehmen und allgemeine Audienzen erteilen. Erzher - zogin Iſabella iſt geſtern nachmittags wieder nach Wien zurückgekehrt.

* Abreiſe Baron Bienerths nach Ofen - Peſt.

Miniſterpräſident Dr. Freiherr v. Bienerth hat ſich heute früh in Begleitung des Sektionsrates v. Ehrhart nach Ofen-Peſt begeben.

* Durchreiſe des Kronprinzen von Serbien.

Kronprinz Alexander von Serbien iſt geſtern vormittag aus Südfrankreich, wo er ſich durch mehrere Wochen zur Erholung nach ſchwerer Krankheit auf - gehalten hat, in Wien eingetroffen und um 6 Uhr3Nr. 72 Wien, Montag Reichspoſt 13. Februar 191150 Minuten abends mit dem Orientexpreßzug nach Belgrad weiter gereiſt. Er will eben zu Hauſe ſein, während König Peter in Italien weilt, da ſein Bruder Georg noch immer nicht verläßlicher geworden ſein ſoll.

* Die Aegyptenreiſe des Königs von Sachſen.

Aus Kartum, 12. d., wird uns tele - graphiert: König Friedrich Auguſt von Sachſen hat in Begleitung des Generalinſpektors Freiherrn v. Slatin den Ort Omdurman beſucht. Abends wird der König einen Jagdausflug antreten, der ihn den Weißen Nil aufwärts führen und fünf Wochen dauern wird.

* Das Befinden Kaiſer Wilhelms

iſt auch heute zufriedenſtellend. Der Monarch konnte das Bett bereits verlaſſen, muß ſich aber noch einige Tage Schonung auferlegen, weshalb der auf Mittwoch den 15. d. angeſetzt geweſene kleine Hofball nicht ſtattfinden wird. Der für heute angeſetzte Ball bei der öſterreichiſch-ungariſchen Botſchaft, an dem der Kaiſer hätte teilnehmen ſollen, iſt ebenfalls abgeſagt worden.

* Die Schweſter König Humberts erkrankt.

Aus Moncalieri, 12. d. wird uns gemeldet: Prinzeſſin Clotilde, die Schweſter des verblichenen Königs Humbert, iſt an Influenza erkrankt, zu der eine Lungenentzündung hinzutrat. Das heute früh ausgegebene Bulletin beſagt, daß die Kranke die letzte Nacht gut verbracht hat. Die Temperatur beträgt 37·8 Grad.

* Jubiläum.

Am Samstag den 18. d. M. feiert Herr Martin Eck ſein 50jähriges Jubiläum als In - haber der k. k. Lottokollektur, welche er ſeit 18. Februar 1861 in ein und demſelben Hauſe, I. Habsburgergaſſe Nr. 7, führt. Der Jubilar ſteht im 80. Lebensjahre.

* Die Beſtattung der Frau Mathilde Sieghart.

Geſtern vormittag wurde Frau Mathilde Sieghart, die Gattin des Gouverneurs der Bodenkreditanſtalt Geheimer Rat Dr. Rudolf Sieghart zu Grabe getragen. Um ½11 Uhr ſetzte ſich der Zug vom Trauerhauſe in der Berggaſſe in Bewegung. Eine genaue Aufzählung der Perſönlichkeiten, die erſchienen waren, um der Verſtorbenen die letzte Ehre zu erweiſen, iſt infolge der ungewöhnlichen Beteiligung nicht möglich. Unter anderen waren zu ſehen: Miniſterpräſident Freiherr v. Bienerth mit Gemahlin, Miniſterpräſident a. D. Dr. Freiherr v. Beck mit Gemahlin und Stiftsdame Freifrau v. Beck. die Miniſter Graf Stürgkh, Dr. Weiskirchner und Graf Wickenburg, Kabinettsdirektor Dr. Freiherr v. Schießl, der bayriſche Ge - ſandte Freiherr v. Tucher, der deutſche Botſchaftsrat Graf Waldburg, die Miniſter a. D. Dr. Ritter v. Wittek, Freiherr v. Glanz, Dr. Franz Klein und Dr. Ebenhoch, der Präſident des Oeſterreichiſchen Lloyd Dr. v. Derſchatta, die Gemahlin des Präſidenten des Reichsgerichtes Frau Dr. Joſef Unger, Freiherr v. Plener und Gemahlin, Gouverneur v. Popovits mit dem Geueralſekretär Hofrat Pranger, die Geheimen Räte: Dr. Freiherr v. Ruber, Sektionschef Dr. Ritter v. Roza, Stabsarzt Dr. Moritz Graf Vetter, Präſident Dr. Wilhelm Exner, Sektionschef Dr. Ewiklinski, Generalprokurotor a. D. Ritter v. Cramer, Generalprokurator Dr. R. v. Schrott und Sektions - chef Ritter v. Horowitz, dann Prinz Croy, die Reichsrats - abgeordneten Ritter v. Waſſilko und Profeſſor Redlich, der Präſident des Oberlandesgerichtes Dr. v. Vittorelli, Sektions - chef Dr. v. Globocnik, der Direktor der Nordbahn Sektionschef Dr. Freiherr v. Banhans, Sektionschef Freiherr v. Forſter, Sektionschef Dr. Freiherr v. Fries, der Präſident der D. D. G. Sektionschef Dr. R. v. Schonka, Polizeipräſident Brzeſowsky, Senatspräſident Baron Schenk, der Landmarſchallſtellvertreter in Böhmen Dr. Urban. Auf dem Döblinger Friedhofe wurde der Sarg in der Familiengruft beſtattet. Erzherzogin Marie Thereſe hat dem Gatten der Verſtorbenen durch den Oberſthofmeiſter Grafen Cavriani ihre wärmſte Teil - nahme ausdrücken laſſen, ebenſo Erzherzog Leopold Sal - vator durch den Kammervorſteher Prinzen Lobkowitz und Herzog Ernſt Auguſt v. Cumberland.

* Das 25 jährige Jubiläum des Vereines Niederwald .

Der Verein Niederwald , die Reprä - ſentanz der hieſigen reichsdeutſchen Kolonie, feierte geſtern das Feſt ſeines 25 jährigen Beſtehens. Der Verein war Gegenſtand herzlicher Ovationen und das Jubiläum bot den erwünſchten Anlaß, um dem in Wien hochangeſehenen Verein die Sympathie zu bezeugen. Die Feier wurde durch ein glänzend verlaufenes Feſt - mahl, das Mittag im Hotel Metropole ſtattfand, be - gangen. Zur Feier war in Vertretung des durch ein Unwohlſein verhinderten deutſchen Botſchafters von Tſchirſchky und Boegendorff der Botſchaftsrat Prinz Hatzfeld erſchienen. Außerdem waren anweſend: Bürgermeiſter Dr. Neumayer, der bayeriſche Ge - ſandte Freiherr von Tucher, der deutſche Militärattaché Major Graf Kageneck, Botſchaftsrat Graf Waldburg, der ſächſiſche Geheime Legationsrat v. Leipzig, der ſächſiſche Attaché Schimpff, Geheimer Hofrat Pieszczek, der deutſche Generalkonſul Freiherr v. Liebig, der deutſche Konſul Dr. v. Vivenot, dann als Ehrengäſte der Direktor der Volksoper Rainer Simons, Geheimſekretär Bruchhans, Geheimer Kanzlei - ſekretär Schmidt, der Obmann des Vereines der Bayern Bockhorni, der Präſident der Vereinigung deutſcher Offiziere des Beurlaubtenſtandes General - direktor Schade, Oberregiſſeur Gerboth u. v. a. Beim Mahle wurde eine Reihe von Trinkſprüchen gehalten. Vorſtandsmitglied Emil Friedl brachte einen mit ſtürmiſchem Beifalle aufgenommenen Toaſt auf die Stadt Wien das Wahrzeichen deutſcher Treue aus.

* Der letzte einer gefährlichen Diebsbande verhaftet.

Am 19. v. M. wurde vom Sicherheitsbureau ein unter der Führung des Leopold Hugl ſtehendes Diebskonſortium dem Landesgerichte eingeliefert. Die Mitglieder der Bande hatten eine ſehr anſehnliche Zahl von Auslageeinbrüchen beſonders im 1. und 2. Bezirke verübt. Am. 9. d. M. wurde nun der wiederholt ab - geſtrafte und von Wien abgeſchaffte 28jährige Kutſcher Joſef Soukal, welcher dieſer Diebsbande angehört hatte, in der Leopoldſtadt verhaftet. Soukal hatte nach der Feſtnahme ſeiner Komplizen auf eigene Fauſt die Dieb - ſtähle fortgeſetzt. Ihm fällt auch der Auslageeinbruchbei einem Kürſchner in der Praterſtraße zur Laſt, bei dem er Pelzwaren im Wirte von 2000 Kronen er - beutete. Soukal, der unter dem falſchen Namen Albin Hoffner in der Brigittenau wohnte, wurde dem Landes - gerichte eingeliefert.

* Ein Milchdieb verhaftet.

In der letzten Zeit wurden in den Morgenſtunden in einer großen Anzahl von Häuſern auf der Wieden volle Milchflaſchen, die auf den Gängen von der Milchfrau hingeſtellt worden waren, geſtohlen. Am 11. d. M. früh hielt ein Sicher - heitswachmann auf der Wieden einen Mann wegen Be - denklichkeit an. Man fand in ſeinem Beſitze zehn Milch - flaſchen, die er kurz zuvor in zwei Häuſern entwendet hatte. Er iſt der wegen Diebſtahles wiederholt ab - geſtrafte Hilfsarbeiter Joſef Stubenvoll und wurde dem Landesgerichte eingeliefert.

* Die Italienreiſe König Peters.

Mittwoch nachmittags trifft König Peter in Rom zum Beſuche des Königspaares ein. Bis an die öſterreichiſche Grenze wird ihm eine Spezialmiſſion entgegenfahren, in der ſich u. a. ein Generaladjutant ſowie ein Ordonnanz - offizier König Viktor Emanuels, ein Zeremonienmeiſter des italieniſchen Hofes ſowie der Korpskommandant von Verona befinden.

* Konzert im Militärkaſino.

Von den drei letzten Kon - zerten in den alten Räumen des Militärkaſinos fand am Samstag das erſte ſtatt, dem faſt das geſamte Wiener Offiziers - korps und viele Generale mit ihren Damen beiwohnten. Die erſte Vortragsnummer des reichen Programmes beſtritt das Orpheusquartett mit ernſten und heiteren Dar - bietungen, die beifällig aufgenommen wurden. Das aus den Chormitgliedern der Hofoper Schmatzer, Wagner und Stejskal und dem Konzertſänger Martinek gebildete Quartett erfreute durch den ſchönen Zuſammenklang der Nummern in ſeinen Vorträgen. Großes Aufſehen erregte das Auftreten einer vielverſprechenden Kunſtnovize Signorina Maria Gelcich, die ſich zur Koloraturtänzerin für die Oper ausbildet. Die ſchmiegſame und wohlgebildete Stimme und die Verinnerlichung des Ausdrucks, die die junge Künſtlerin in einer Arie aus Manon Lescaut und einer aus Madame Butterfly entfaltete, fanden ſo großen Beifall, daß Signorina Geleich noch eine Arie aus La Traviata zugeben mußte. Hierauf ſpielte der Pianiſt Oskar Dachs drei Klavier - ſtücke: Au printemps von Grieg und Feuerzauber aus der Walküre in der Bearbeitung von Braſſin. Der Solo - ſänger an der Hofoper Paul Kittel, ein vielverſprechender junger Heldentenor, erfreute durch ſeinen Vortrag dreier Arien aus Toska , der Afrikanerin und Manon . Ein Rieſen - erfolg erſang ſich Frau Hofrat Frieda von Vukovic, deren hohe Künſtlerſchaft ſchon lange anerkannt und kritiſch gewürdigt wurde. Von Ary von Leuwen auf der Flöte begleitet, trug ſie die beiden Lieder Die Spröde und Die Bekehrte von Brüll vor, dann das Lied Der Gärtner von Grädener und Arditus L’Elaſi . Der Jubel, mit dem ihr Geſang vom Auditorium aufgenommen wurde, zwang Frau von Vukovic zu immer neuen Zugaben. Humoriſtiſche Vorträge des Herrn Amon vom Deutſchen Volkstheater bildeten den Schluß der Vortrags - ordnung. Die Klavierbegleitungen führte Profeſſor Foll in ſeiner bekannten Meiſterhaftigkeit aus.

* Ein Taubſt[u]mmenkongreß in Wien.

Am 18. und 19. April wird in Wien der Vierte allgemeine öſter - reichiſche Taubſtummenlehrertag ſtattfinden. Für den Kongreß ſind bisher nachſtehende Vorträge angemeldet worden: Die Erziehung ſchwerhöriger Kinder in den erſten Lebensjahren. Referent Dr. Richard Im - hofer, Ohrenarzt in Prag. Die Anatomie des Ge - hörorgans. Referent Dr. Guſtav Alexander, Univerſitätsprofeſſor in Wien. Die Paſtorierung der Taubſtummen mit beſonderer Berückſichtigung der Großſtadt. Referent Mſgre. Alois Oberhummer, Wien. Die Stellung des Sprachformenunterrichtes im künſtlichen Lautſprachunterrichte. Referent Direk - tor Karl Baldrian, Wiener-Neuſtadt. Gewerbliche Fortbildungsſchulen für Taubſtumme. Referent Th. Perſchke, Wien. Die Fürſorge der Taub - ſtummenanſtalten für die aus der Schule entlaſſenen Zöglinge. Referent Joſef Friedl, Wien. Die Taubſtummenunterrichtsmethode in den Lehrer - und Lehrerinnen-Bildungsanſtalten. Referent Anton Druſchba, Wien.

* Betrug an Auswanderern.

Die niederöſterreichiſche Statthalterei erläßt folgende Bekanntmachung: Es ſoll ein gewiſſer Stanislaus Mankowski, früher in Seattle, Staat Waſhington (Vereinigte Staaten von Nordamerika), anſäſſig geweſen und angeblich Agent der Paterſon Land Company , die Abſicht haben, in nächſter Zeit behufs Werbung von Koloniſten für amerikaniſche Landgeſellſchaften, Europa, wahrſcheinlich auch Oeſterreich, zu be - ſuchen. Dem Manne wird vorgeworfen, einen gewiſſen Simon Dudek veranlaßt zu haben, ſein Grundſtück in Dabrowice, Bezirk Dabrowa, Galizien, zu veräußern, nach Amerika auszuwandern und dort mit dem Erlöſe aus ſeinem Grundſtücke ein, wie ſich ſpäter herausſtellte, zur Landwirtſchaft ungeeignetes Stück Land anzukaufen, wodurch Dudek bedeutenden Schaden erlitten habe. In ähnlicher Weiſe ſoll Mankowski auch in anderen Fällen vorgegangen ſein. Vor dem genannten Mankowski wird gewarnt.

* Der Aſſekuranzverein der Zuckerinduſtrie

hielt Sonntag in Prag ſeine Generalverſammlung ab, in der u. a. Julius v. Kniep und Dr. Richard von Skene in den Verwaltungsrat berufen wurden. Der Ueberſchuß aus der letzten Jahresgebarung beträgt 995.782 Kronen.

* Errichtung einer tſchechiſchen Agrarbank.

Das Projekt der tſchechiſchen Agrarbank wird nunmehr realiſiert. Der Venkov veröffentlicht eine von den Ab - geordneten Svehla, Zazworka, Udrzal und Dvorak gefertigte Aufforderung zur Zeichnung eines Aktienkapitales per zwei Millionen Kronen, das ſtatu - tariſch auf vier Millionen Kronen erhöht werden kann.

* Eine Kunſtmühle nidergebrannt.

Aus Bruck a. d. L., 12. d. M., wird uns gemeldet: Vor - geſtern gegen 3 Uhr früh brach aus bisher unbekannterUrſache in der hieſigen Kunſtmühle des Armeelieferanten und öſterreichiſchen Herrenhausmitgliedes Wetzler ein Feuer aus, welches die Mühle in kurzer Zeit voll - ſtändig einäſcherte. Der Schaden iſt beträchtlich, aber durch Verſicherung gedeckt.

* Der Kurs der Katholiſchen Frauenorganiſation für Niederöſterreich.

Unter überaus zahlreicher Beteiligung aus den Kreiſen der Ariſtokratie ſowie der Lehrenden und Lernenden fand vom 9 bis 11. Februar der von Mſgre. Prof. Dr. Waitz aus Brixen geleitete Kurs über Das vierte Gebot ſtatt. Der Redner ſprach am erſten Abend über die Erhabenheit der Einrichtung der Famile, wie ſie durch das vierte Gebot dar - geſtellt wird und über das Familienleben in ſeiner religiöſen, ſittlichen und wirtſchaftlichen Bedeutung. Am zweiten Abend rollte er als Einleitung ſeines Vortrages die Frage auf, ob man Liebe befehlen könne, gab dann eine glänzende Recht - fertigung der verſchiedenen Gebote der Liebe und ging ſchließ - lich zu den wichtigſten Detailfragen über die Pflichten der Eltern und der Kinder über, dabei mancherlei ſoziale Probleme unſerer Zeit in geiſtvoller Weiſe behandelnd. Das Thema des letzten Vortrages bildete das gegen - ſeitige Verhältnis des Uebernatürlichen und Natürlichen oder des Menſchlichen und Chriſtlichen in der Familie. In be - geiſterten Worten zeigte der Redner die Verklärung des vierten Gebotes durch das Chriſtentum, die Religion des Ueber - natürlichen. Nach Schluß der Vorträge dankte Frau Brentano im Namen der Präſidentin der niederöſterreichiſchen katholiſchen Frauenorganiſation Gräfin Walterskirchen, die am Kranken - lager ihres ſchwer leidenden Vaters im Süden weilt, dem Redner für ſeine glänzenden Ausführungen ſowie insbeſondere dafür, daß er trotz des Trauerfalles in ſeiner Familie zur Ab - haltung des Kurſes nach Wien gekommen war. Der nächſte Kurs findet am 22. und 23. März ſtatt. Es wird Univerſitäts - profeſſor Dr. Pilcz über Hygiene des weiblichen Nerven - lebens ſprechen.

* Kundgebungen für die Errichtung einer zweiten tſchechiſchen Univerſität.

Geſtern, Sonn - tag, fanden in mehr als 20 Städten in Böhmen, Mähren und Schleſien tſchechiſche Verſammlungen zu - gunſten der Errichtung einer tſchechiſchen Univerſität in Mähren ſtatt. In der Prager Verſammlung ſprachen Bürgermeiſter Dr. Gros, der Rektor der tſchechiſchen Univerſität Profeſſor Janoſik und der Prorektor der tſchechiſchen Technik Prohaska, ſowie namens der tſchechiſchen Reichsratsabgeordneten Hofrat Celakowsky. In allen Verſammlungen wurde eine gleichlautende Reſolution angenommen. In Brünn ſprachen in der Verſammlung Landeshauptmannſtellvertreter Doktor Kaudela, der Rektor der tſchechiſchen techniſchen Hoch - ſchule Dr. Vladimir Novak ſowie die Vertreter der tſchechiſchen Mittelſchulprofeſſoren, Hochſchüler und Lehrer.

* Herr Elderſch, der Aemterkumulierer.

Das Brünner ſozialdemokratiſche Tagblatt Rovnoſt vom 4. Februar 1911 hat auf der Suche nach Aemterkumlierern einen vielgeplagten Mann entdeckt. Es iſt dies Herr Matthias Elderſch, ſozial - demokratiſcher Reichsratsabgeordneter, Landtagsabgeordneter, Gemeinderat der Stadt Brünn, Sekretär der Brünner Bezirks - krankenkaſſe, Mitglied des permanenten Sozialverſicherungs - ausſchuſſes, Mitglied der Staatsſchulden-Kontrollkommiſſion und Sekretär des Reichsverbandes der Krankenkaſſen. Das Blatt klagt, Herr Elderſch komme gar nicht dazu, ſeinen Ob - liegenheiten als Sekretär der Brünner Bezirkskrankenkaſſe nach - zukommen, beziehe aber trotz dem den Jahresgehalt von 5000 Kronen außer ſeinen ſonſtigen ziemlich be - deutenden Einnahmen. Jetzt hat das Wiener ſozialdemokratiſche Zentralorgan Gelegenheit, einen richtigen Aemterkumulierer aus der Nähe zu betrachten.

* Die Zuſtände auf der Stadtbahn.

Aus Leſerkreiſen ſchreibt man uns: Der Monatsbeginn hat einen wieder der Stadtbahn ganzen Jammer fühlen laſſen. Der ſoeben den Beamten dieſes Miniſteriums an - empfohlene kaufmänniſche Geiſt ſieht bei der Stadtbahn ſchön aus! Zwei Millionen Kronen Defizit ſind vorher - geſehen, und was tut die Stadtbahn dagegen? Sie ſetzt den Preis hinauf und die Qualität herunter, die Mo - natskarten wurden um vier Kronen im Preiſe erhöht und die Strecke ihrer Gültigkeit ganz bedeutend redu - ziert, ſo daß zum Beiſpiel eine Karte, die früher von Hütteldorf bis Heiligenſtadt gegolten hat, jetzt nur mehr von Hütteldorf bis zur Ferdinandsbrücke gilt. Wenn ein Kaufmann in ſeinem Geſchäft ſolche Praktiken übt, ſo leidet er Schiffbruch. Die neueſte Errungenſchaft der Stadtbahn iſt, daß ſchon ſeit einigen Wochen die Tafeln zur Anzeige der Fahrtrichtung nicht mehr funktionieren; das iſt um ſo ärgerlicher, als ſeit vorigem Jahr die Beleuchtung der Perrons weſentlich verſchlechtert wurde. Aber da heißt es: Ruhe iſt die erſte Bürgerpflicht ...

* Aeroplanbeſuch im belgiſchen Königspark.

Aus Brüſſel, 12. d., wird uns gemeldet: Geſtern erſchien über dem königlichen Schloſſe Laeken der Aviatiker Lanſer in Begleitung eines Paſſagiers, um - kreiſte wiederholt den Schloßpark und landete dann im Parke. Der Aviatiker überreichte der Königin einen Blumenſtrauß. Der König, welcher dem Flieger ſeine Freude über den Beſuch ausſprach, leerte mit Lanſer ein Glas Champagner. Kurz darauf ſtieg Lanſer mit ſeinem Paſſagier wieder auf und flog nach dem Flug - platze zurück.

* Die Wintereskader in Trieſt.

Aus Trieſt, 12. d., wird gemeldet: Heute vormittag iſt die aus den Schlachtſchiffen Erzherzog Franz Ferdinand , Kaiſer Karl und Erzherzog Ferdinand Max , dem Kreuzer Admiral Spaun und vier Hochſeetorpedoboote be - ſtehende Wintereskader hier eingetroffen. Statthalter Prinz von Hohenlohe ſtattete nachmittag an Bord des Admiralſchiffes einen Beſuch ab.

* Erhöhung der Garniſon von Meran.

Die Nachbargemeinde von Meran Untermais erhält im Laufe des heurigen Herbſtes eine aus zwei Batail - lonen Kaiſerjägern mit Stab beſtehende Garniſon, wodurch der Kurort Meran eine ſtändige Regimentsmuſik bekommt.

* Ein Vaterlandsverräter.

Aus Paris, 12. d., wird uns gemeldet: Das Kriegsgericht in Nancy4Wien, Montag Reichspoſt 13. Februar 1911 Nr. 72verurteilte den Soldaten Simon wegen Verkaufes eines wichtigen Geſchützteiles an Deutſchland zu zehn Jahren Zwangsarbeit.

* Vorleſungen unter polizeilichem Schutze.

Aus Moskau, 11. d. M., wird uns gemeldet: Die Vorleſungen an der hieſigen Univerſität wurden heute, teilweiſe unter polizeilichem Schutz, abgehalten. Die Studierenden des Polytechnikums in Kiew und der Univerſität in Charkow halten ſich von den Vor - leſungen fern.

* Mord und Selbſtmord eines Falſch - münzers.

Aus Paris, 12. d., wird uns gemeldet: Ein von der Polizei wegen Verausgabung falſcher Silbermünzen verfolgter Elektriker erſchoß einen rad - fahrenden Poliziſten und tötete ſich hierauf ſelbſt durch zwei Schüſſe.

* Schwediſche Trophäen.

Wie aus Stockholm ge - ſchrieben wird, iſt man zurzeit damit beſchäftigt, die reichhaltigen Trophäenſammlungen des ſchwediſchen Staates, die lange vernachläſſigt worden ſind, genau zu unterſuchen und in beſſeren Zuſtand zu bringen. Bei dieſen Unterſuchungen wurden manche hochintereſſante Funde gemacht, unter denen ſich die prachtvolle Reichs - flagge des Königs Sigismund, welche nach der Erobe - rung Warſchaus (1655) in die Hände des ſchwediſchen Königs Karl X. fiel, und die Flagge Johann Kaſimirs, die nach der Eroberung Krakaus (1655) in den Beſitz der Schweden kam, ſich befinden.

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Telegramme.

Brand eines Kaufhauſes in Brooklyn.

Der Lokalanzeiger meldet aus New-York: In der Nacht zum geſtrigen Sonntag iſt ein Kaufhaus in Brooklyn in Brand geraten. Hunderte von Frauen und Verkäufe - rinnen ſtürzten in wilder Haſt über die Treppen auf die Straße. Man muß erſt die Brandtrümmer unterſuchen, um feſtzuſtellen, ob Verluſte an Menſchen - leben zu beklagen ſind.

Vom Warenmarkte. Börſe für landwirtſchaftliche Produkte vom 13. Februar.

(Eigenbericht.) Die amerikaniſchen Getreidemärkte hatten Samstag in luſtloſer Stimmung und billiger gegen tags vorher geſchloſſen. Der dieswöchentliche Verkehr in Ofen - Peſt eröffnete in flauer Haltung und ließen Kurſe in Weizen um 5 Heller und in Roggen um 7 Heller nach. Hier ſprach demzufolge die Tendenz ſich ruhiger aus, es dürften aber nur Weizen und Roggen billiger erhältlich ſein.

Ofen-Peſt. (Kurſe um ½12 Uhr.) Weizen per April 11.47, per Mai . , per Oktober 10.86. Roggen per April 8.16, Hafer per April 8.66, Mais per Mai 5.77.

Wiener Effektenbörſe.

(Eigenbericht.) Trotz der bevorſtehenden Zinsfuß - ermäßigung der deutſchen Reichsbank hielt ſich die Spekulation an der heutigen Vorbörſe reſerviert auf das Unwohlſein des deutſchen Kaiſers und die Nachrichten über die Peſt. Lediglich nur auf einzelnen Gebieten gewann das Geſchäft eine größere Ausdehnung und galt die von Skodaaktien, welche von lokalen Meinungskäufen profitierten, ferner wieſen Karpathen-Petroleum - aktien, einzelne Zement - und Bauwerte Avancen auf. Die ruhige Haltung blieb bis zum Schluſſe aufrecht. Bei der Wochenverſorgung reportierten die Banken zu 5 bis 5⅛ %.

Es notierten: Kreditaktien 676.25 bis 676.75, Ungariſche Kreditbank 865.65 bis 868. , Bodenkredit 1340. bis 1343, Unionbank 638.50 bis 639.25, Länderbank 538.50 bis 539.25, Anglobank 327.50 bis 327.95, Bankverein 564.50 bis 565. , Ungariſche Hypothekenbank . bis . , Ungariſche Eskomptebank . , Niederöſterreichiſche Eskompte 783.50 bis 784.50, Böhm. Unionbank 292.25 bis . , Staatsbahn 746.25 bis 747.25, Lombarden 114. bis 114.50, Dampfſchiff . bis . , Tabakaktien 365.25 bis . , Türkenloſe 256.80 bis . , Alpine 783.75 bis 784.75, Rima-Muranyer 677.50 bis 674.75 Waffenfabrik 751. bis . , Prager Eiſen . bis . , Galiziſche Karpathen 824.50 bis 825.50, Mairente 93. , Oeſterreichiſche Kronenreate 92.95, Ungariſche Goldrente 111.45, Ungariſche Kronenrente 91.75, Ruſſen . bis . , Skoda 487. bis 492.75, Lloyd 597.25 bis 598.25, Poldihütte 395. bis . , Buſchtiehrader lit. B . bis . , Buſchtie - hrader lit. A . bis . , Allgemeine Elektriſche . bis . , Perlmooſer Zement 482. bis . , Wiener Baugeſell - ſchaft 253. bis . , Hutter u. Schrantz . bis . , Maſchinen . bis Allgemeine Baugeſellſchaft 354. bis 55.50, Orientbahnen . , Vereinigte Elektriſche . bis . Unionbau - Materialien 273.60, Südbahn prioritäten 270.50 bis 270. , Unionbaugeſellſchaft 263. bis . , Schodnika . bis . , Hirtenberger 1243. bis 1233½, Wienerberger Ziegel 860. bis . Salgo Kohlen bis . , Leykam-Joſefstaler . bis . , Kommerzialbank . bis . , Veitſcher Magneſit . bis . , Weſt - böhmiſche Kohlen . bis . , Auſtria Email . bis . , Allgemein . Depoſitenbank . bis . , Ungariſche Elektriſche . , bis . . Könighofer Zement . bis . , Golleſchauer Zement . .

Um 11 Uhr blieben: Oeſterreichiſche Kredit 676.50, Ungariſche Kredit 867.50, Anglobank 327.50, Bankverein 564.75, Unionban 638.75 Länderbank 539. , Staatsbahn 746.50, Lombarden, 114. Türkenloſe 256.75, Reichs - mark 117.36.

Kirchliches.

Homiletiſcher Kurs.

Die Anmeldungen zu dem morgen beginnenden Homiletiſchen Kurſe ſind ſo überaus zahlreich erfolgt, daß es unmöglich iſt, wie es beabſichtigt war, den Kurs in einem reſervierten Hörſale der Univerſität abzuhalten. Es wird deshalb der Kurs morgen Dienstag im Feſtſaale des Geſellenvereinshauſes Wien, 6. Be - zirk, Gumperdorferſtraße 39, eröffnet.

Die Begrüßungsverſammlung findet heute abend im Johanneshof, Wien I. Johannesgaſſe 4. ſtatt.

Muſikaliſches Programm bei den Abend - andachten des Homiletiſchen Kurſes: Dienstag: Sängerbund Dreizehnlinden (Ehren - chormeiſter Ferdinand Habel): Ecce sacerdos magnus von Max Filke, O quam suavis est von Ignaz Mitterer, Pange lingua von Ferdinand Habel, O Chriſt, hie merk . Mitt - woch: Sängerknaben von St. Stefan (Domkapellmeiſter Auguſt Weirich): O salutaris h[o]stia von Biſchof, Pange lingua von Gottfried Preyer, Marienlied von Kaſpar Aiblinger. Donnerstag: Katholiſcher Jünglingsverein Mariahilf (Chordirektor Dom. J. Peterlini): Ave verum von Mozart, Pange lingua (achtſtimmig) von Michael Haller, Marienlied von Joſef Gruber. Die hochwürdigen Herren Teilnehmer des Kurſes, beſonders die Herren aus Wien, werden erſucht, zu den Abendandachten im Talar zu erſcheinen. Rochetten ſind in der Sakriſtei zu haben. Auch eine zahlreiche Teilnahme am Begrüßungsabend (I. Johanneshof, 7 Uhr abends) iſt erwünſcht.

Aus dem Gerichtsſaale.

Die Wahlſpeſen Dr. Lewiekis.

In Krakau wurde Samstag ein Prozeß zu Ende geführt, den RAbg. P. Stojalowski gegen die Hinterlaſſenſchaft des ſeinerzeit ermordeten Advokaten Dr. Lewicki an - geſtrengt hatte. Dr. Lewicki hatte bekanntlich die Studentin Borowska in ihrem Spionageprozeſſe verteidigt; die Borowska war dann ſpäter, als man Dr. Lewicki erſchoſſen auffand, der Ermordung ihres Rechtsfreundes angeklagt, jedoch, wie erinnerlich, freigeſprochen worden. P. Stojalowski klagte nach dem Tode Dr. Lewickis die Hinterlaſſenſchaft auf Rückzahlung von 3003 Kronen, die er für die Reichsratskandidatur des Dr. Lewicki im Jahre 1908 ausgegeben hatte. Dr. Lewicki, der auf das Programm der Chriſtlichſozialen kandidiert hatte, war damals in der Minderheit geblieben. Bezirkskommiſſär Bialkowski, ein Vertrauensmann der chriſtlichſozialen Partei erklärte als Zeuge, er wiſſe nicht, ob auch die nicht - gewählten Kandidaten zur Rückzahlung der Wahl - unkoſten verpflichtet waren, ſeiner Meinung nach oblag dieſe Verpflichtung gegenüber der Partei nur den Gewählten. Als Zeuge wurde auch RAbg. Szajer einvernommen. Das Gericht gab dem Klagebegehren teilweiſe Folge und verurteilte die im ganzen 13.000 Kronen betragende Hinter - laſſenſchaft des Dr. Lewicki zur Zahlung eines Betrages von 1900 Kronen an P. Stojalowski und zu zwei Dritteln der Gerichtskoſten. Der Kurator der Verlaſſenſchaft Doktor Klebkowski meldete die Berufung an.

Sportnachrichten.

Winterſport.

Semmeringer Winterſportkonkurrenzen. Die Gleitflugkonkurrenz. Rodelrennen auf dem Pinkenkogel. Damen-Skiabfahrts - lauf.

Das Hauptintereſſe des Tages galt der von der Gleitflug - ſektion des Oeſterreichiſchen Flugtechniſchen Vereines und des Oeſterreichiſchen Winterſportklubs auf der Meiereiwieſe des Südbahnhotels abgehaltenen Gleitflugkonkurrenz, welche weitaus beſſer gelang als im Vorjahre. Die heutigen Reſultate ſind geeignet, zur weiteren Förderung dieſes Sport - zweiges zu ermuntern. Die Beherrſchung dieſes motorloſen Fahrzeuges iſt jedenfalls eine gute Vorſchule für diejenigen, welche ſich in der Lenkung von Motorluftfahrzeugen ausbilden wollen. Dreimaliger Start war geſtattet. Entſcheidend war die Summe aller Flugdiſtanzen. Als ſolche gilt die kürzeſte auf der Terrainsoberfläche gemeſſenen Entfernung der letzten Berührung der Kufen mit der Gleitbahn bis zur nächſten Berührung mit der Schneefläche bei der Landung.

Skikonkurrenzen in Mürzzuſchlag. Das nordiſche Meeting um die Nanſen - medaille.

(Privat.)

Der Oeſterreichiſche Skiverein hat mit ſeinen heutigen Skiwettbewerben einen vollen ſportlichen Erfolg zu verzeichnen. Die Konkurrenz um die ſeinerzeit bei den nordiſchen Spielen in Mürzzuſchlag geſtiftete große Nanſen - medaille vereinigte eine Reihe erſtklaſſiger Teilnehmer am Start und die erzielten Zeiten ſind durchwegs gute. Die Reſultate in den Hauptevents waren folgende:

Seniorenlauf. R. Gerin (Oeſterreichiſcher Skiverein) in 20 Minuten 35 Sekunden 1., Ingenieur Werenſki[o]ld (Weiße Elf) in 20 Minuten 43 Sekunden 2., Franz Bernhofer in 20 Minuten 43·2 Sekunden 3. Neun ſtarteten.

Juniorenlauf. Ingenieur Ch. Graf (Oe. S. V.) in 15 Minuten 17·4 Sekunden 1., Martin (Graz) in 15 Minuten 33·4 Sekunden 2., Kappel (Graz) in 15 Minuten 54·4 Sekunden 3. Zweiundvierzig Starter.

Damenlauf um die Klubmeiſterſchaft. Fräulein Minna Pieh in 21 Minuten 25 Sekunden 1., Frau Lilli Stern in 22 Minuten 10 Sekunden 2., Fräulein Emmy Nadherny in 23 Minuten 27 Sekunden 3. Sechs Teilnehmer. Es lagen ſechs Nennungen vor, die Endergebniſſe waren: 1. Linienſchiffsleutnant Klobucar 39·5, 63 (weiteſter Flug des Tages), 40·5 Meter, zuſammen 143 Meter. 2. Ingenieur Woriſek 41·50, 35 50, 44 Meter, zuſammen 121 Meter.

Recht intereſſant verliefen auch die ſtark beſetzten Rodel - konkurrenzen auf dem Pinkenkogel. Die Ergebniſſe waren folgende:

Herrenrodeln um den Preis vom Pinken - kogel. 20 am Start. 1. Joſef Doleſchal (Mödling) 2: 58. 2. Ferdinand Pelthofer (Graz) 3: 03⅕.

Zweiſitzerrodeln. 1. A. und S. Gaßebner (Möd - ling) 3: 13. 2. Adametz Rabenſteiner 3: 18⅕. 3. Zerzina Pelthofer (Graz) 3: 18[]. 4. Wüſtinger v. Sedlitzky (Mödling) 3: 23⅕.

Schließlich brachte der heutige Sporttag noch den Damen - Skiabfahrtslauf um den Preis des Bgm. Joſef Dangl. Die Rennſtrecke, deren Ziel die Meiereiwieſe war, be - trug 600 Meter. Die Ergebniſſe waren: 1. Frau Reitzner. 2. Frl. Anny Beyer.

Eishockeywettſpiele.

Der Wiener Sportklub ſchlug geſtern auf dem Dornbacher Sportplatz Slovan mit 7: 4. Der Wiener Training-Eisklub trug in Ofen-Peſt ein Match gegen den Ofen-Peſter Eislaufverein aus und wurde mit 14: 0 geſchlagen. Den Wienern, deren Stützen Wachuda und Weiß waren, behagte der große Platz nicht. In der Eishockeymeiſterſchaft von Oeſterreich in Prag ſiegte geſtern in der Entſcheidung die Deutſche Eishockeygeſellſchaft über Ceska Sportovin Spole[c]noſt mit 4: 3.

Die Europameiſterſchaft im Kunſtlaufen. (Drahtbericht der Reichspoſt .)

Die Europameiſterſchaft im Kunſtlaufen kam heute unter ſportlicher Leitung des St. Petersburger Eislaufvereins zur Entſcheidung. Wie die Reichspoſt in ihrer Vorbeſprechung ausführte, brachte die Europameiſterſchaft einen glatten Sieg des Schweden Thoren, der zum erſten Male in dieſer Saiſon am Start erſchien, aber ein glänzendes Training hinter ſich hatte. Der Petersburger Ollow beſetzte den zweiten Platz vor Rittberger, der im Kürlaufen diesmal nicht auf der vollen Höhe ſeines Könnens ſtand. Die Bahnverhältniſſe waren gute, das Arrangement ließ nichts zu wünſchen übrig.

Die Ergebniſſe waren:

Thoren (Stockholm) 1., Ollow (St. Petersburg) 2., Rittberger (Berlin) 3., Szende (Ofen-Peſt) 4., Datlin (St. Petersburg) 5.

Im Damenlaufen ſiegte Fr. Eilers (Berlin). Das Paar - laufen gewann Frl. Eilers-Jacobſen.

Der Faſching 1911.

Ballkalender.

Montag den 13. Februar: Kränzchen der Kunſt - akademiker (Künſtlerhaus), Peſtalozzi-Picknick (Continental), Joſefſtädter Familien-Kränzchen (Grünes Tor), Ball des Wählervereines vom 9. Bezirk (Auge Gottes), Kränzchen des Meidlinger Frauenbundes (Dreherpark), Kränzchen der Hernalſer Knabenbeſchäftigungsanſtalt (Gſchwandner).

Margaretner Bürgerball.

Ein zahlreiches, dinſtinguiertes Publikum hatte ſich bei dem Ballfeſt des 5. Wiener Gemeindebezirkes eingefunden, das am 9. d. in Weigls Katharinenfeſthalle ſtattfand. Der Ball nahm wieder dank der Bemühungen des BV. kaiſ. Rates Thomas Porzer einen glanzenden Verlauf. An der Stirnſeite des prächtig geſchmückten Saales war eine Kaiſerbüſte, von grünen Blattpflanzen umgeben, aufgeſtellt, während zur Linken vom Eingange ſich die Ehrentiſche befanden. Unter den Ehrengäſten bemerkte man: Bürgermeiſter Dr. Neumayer, Stadtrat Hallmann ſamt Frau Gemahlin, die Gemeinderäte kaiſerlicher Rat Nemetz, Aichhorn und Gohout, Abg. Regierungsrat Profeſſor Sturm, BV. kaiſerlicher Rat Thomas Porzer, BVSt. Frömel, Altvorſteher Schwarz, Pfarrer Mechtler, Pfarrer Dittrich, die Bezirksräte Genoſſenſchaftsvorſteher Wanderer ſamt Familie, Wegen - ſtein, Kalons, Martinik, Petz, Dentſcher, Kreſſe, Budil, Pawlik, Zorn, Leimer, Sto - kinger, Penz und Brandſtätter, das Offiziers - korps des 24. Landwehr-Infanterieregiment mit dem Regi - mentskommandanten an der Spitze, eine Vertretung des Scharfſchützenkorps, des Klubs Margaretner Bürgerſöhne mit Obmann Roik, die offizielle Vereinigung Margaretner Bürgerſöhne mit Obmann Schwarz jun., Schriftſteller Paul Hein, die Kafetiers Krampf famt Familie, Theisl und Schmelkal, Architekten Ramler und zahlreiche Armen - räte. Nach dem Erſcheinen des Bürgermeiſters hatte ſich das Jungdamen - und Jungherrenkomitee unter ſeinem Obmanne Emanuel Sturm und Obmannſtellvertretern Rudolf Schwarz und Hans Uhlmann unter der Leitung des Hofmimikers Fränzl zur Polonaiſe formiert, die von fol - genden Damen und Herren getanzt wurde: med. Gotthard Marcher Porzer, Schwarz Guſti Budil, Schnee - weiß Anna Budil, Kreſſe Mizzi Budil, Baumer Pawlik, Burkert Mizzi Marcher, Uhlmann Olmann, Peukert Hein, Dewanger Haudek, Carins Roſa Schneeweiß, Kremlitzka Carius, Leon Gillar Mizzi Swoboda, Gaiſer Anny Swoboda, Wagner Steffi Henfling, Karg Helene Henfling, Adolf Poſpiſchil Viweger, Waſtl Nelly Schall, Fenz Sterba, Böhm Kern, Czepinha Elſa Kunſchner, Pehn Mizzi Kun - ſchner, Karl Schießbühl Alma Thornton, Robert Schießbühl Netouchek, Heldenberger Schreiner, Hermann Staricha, Schillinger Jordan, Michl Burkert, Gollub Wiesner, Sandner Janetſchek, Schall Müller, Becker Nowak, Jordan Mizzi Kowarik, Franz Müller Zadrazil, Spacek Spetla, Stark Käſtner, Guſtav Müller Reindl, Berger Hamp, Netou - chek Riſa Kowarik, Dr. Kierer Guſti Blicher, Warnkönig Purek, Feiler Donbrovsky, Holler Mina Thornton, Swoboda Wenzl, Gäſteger Kopecky, Huemer Kafonek. Die Ballmuſik beſorgte die Kapelle des Infanterieregimentes Nr. 84 unter perſönlicher Leitung des Kapellmeiſters. Sehr hübſch und amüſant geſtaltete ſich die von dem bereits genannten Hof. mimiker Fränzl arrangierte Kotillonquadrille. Die Damen - ſpende beſtand in einer in Buchform gefaßten Tanzordnung mit einer in Metall get[r]iebenen Reliefauflage. Verdienſte um das Gelingen dieſes Balles haben ſich außer dem angeführten BV. kaiſerlicher Rat Porzer noch erworben beim Karten - verkauf der Schriftführer des katholiſchen Schulvereines der Ortsgruppe Margareten, ſowie Be - zirksrat Kreſſe beim Blumenverkauf. Es iſt zu erwarten, daß auch das Reinerträgnis, welches den Armen des 5. Be - zirkes zufließt, ein den Bemühungen der genannten Herren und der ganzen Bürgerſchaft entſprechend ſein wird.

Faſchingsveranſtaltung der Wiener Mittelſchul - profeſſoren.

Die in den letzten Jahren unter dem Titel Profeſſorenkränzchen in den Kreiſen der Wiener Geſellſchaft bekannt gewordene Faſchingsunterhaltung, deren Reinerträgnis dem Unterſtützungsfonds des Wohlfahrtsvereines der Wiener Mittelſchulprofeſſoren zufließt, ſindet diesmal am 25. d. im Kurſa[l]on ſtatt. Dem Tanze wird diesmal eine Akademie vorangehen, für welche hervorragende Kunſtkräfte gewonnen wurden, ſo daß auch die nicht mehr Terpſichoren huldigenden Beſucher des Feſtes auf ihre Rechnung kommen werden. Das Vortragsprogramm iſt ein ſehr gewähltes. Der Beginn iſt für 8 Uhr abends angeſetzt. Die Ballmuſik beſorgt die Kapelle Swoboda. Karten ſind im Vorverkaufe bei den Mitgliedern des Vorſtandes: Regierungsrat Direktor A. Rebhann, 8. Bezirk, Albertgaſſe 20; Direktor E. Sokoll, 15. Bezirk,5Nr. 72 Wien, Montag Reichspoſt 13. Februar 1911Henriettenplatz 6, und Profeſſor Karl Marek, 4. Bezirk, Trappelgaſſe 9, erhältlich.

Gemeindezeitung.

Bezirksvertretung Floridsdorf.

Die Bezirksvertretung Floridsdorf hielt geſtern unter dem Vorſitze des Bezirksvorſtehers Anderer eine Sitzung ab. Der Vorſitzende machte folgende Mitteilungen:

Der Stadtrat hat die zur Schaffung des an der Kreuzung der Aſpernerſtraße und Stadlauerſtraße in Hirſchſtetten projektierten Marktplatzes notwendigen Gründe erworben. Die von der Bezirksvertretung beſchloſſene Verbeſſerung der öffentlichen Beleuchtung auf der alten Kagraner Holz - brücke wurde dem Antrag der Bezirksvertretung gemäß durch - geführt. Ueber Antrag der Bezirksvertretung hat ſich der Magi - ſtrat mit der Donauregulierungskommiſſion als Eigentümerin der Kaiſer-Franz-Joſefbrücke wegen Beſtreuung der Brücke bei Glatteis ins Einvernehmen geſetzt und die Zuſicherung erhalten, daß von nun an der Beſtreuung der Brücke bei Glatteis ein erhöhtes Augenmerk zugewendet werden wird. Die Statt - halterei hat dem Rekurs der Vereinigten Kraftfutter - fabriken gegen die ſeitens des Magiſtrates über dieſe ver - hängte Geldſtrafe von 1000 Kronen wegen einer Reihe von Uebertretungen der die Anlage betreffenden gewerbepolizei - lichen Vorſchriften keine Folge gegeben. (Lebhafter Beifall und Bravorufe.) In dem vom Stadtrate genehmigten Kanal - bautenpräliminare pro 1911 wurden für den 21. Be - zirk nachſtehende Summen bewilligt: Für die Vergrößerung der maſchinellen Einrichtung des Hebewerkes in Stadlau im 21. Be - zirk 19.000 Kronen. Für den Kanalbau in der Brünner - ſtraße vom Vorkopf der Station der Dampfſtraßenbahn bis zur Orientierungsnummer 191 25.000 Kronen. Bau eines zwei - ten Sammelkanales und Ausgeſtaltung der Kanaliſierung im 21. Bezirk, erſte Baurate, 300.000 Kronen. Für die Kanali - ſierung der Straßen um die neue Infanteriekaſerne in Kagran 32.000 Kronen. Für den Kanalbau in der Immengaſſe und in der Gerichtsgaſſe 12.000 Kronen. Das Stadtbauamt zeigt an, daß mit der genehmigten Rekonſtruktion der Geh - wege auf der Kaiſer-Franz-Joſefsbrücke am 11. Februar be - gonnen wird. Gemäß dem Antrage der Bezirksvertretung wur - den die beantragten Beleuchtungsverbeſſerungen in der Ober - dorfſtraße bereits durchgeführt. Der Beſchluß der Bezirks - vertretung wegen Abtragung des Hauſes Schloßhofer - ſtraße 8a wurde vom Stadtrat angenommen und es wurde beſchloſſen, mit den Demolierungsarbeiten ſofort nach R[äu]mung des Hauſes zu beginnen. (Lebhafte Bravorufe.) Die Konſervenfabrik R. Wagner und Ig. Eisler hat, wie immer, auch heuer wieder Suppenkonſerven für die Aus - ſpeiſung armer Schulkinder im 21. Bezirk geſpendet. Die Be - zirksvertretung ſpricht für dieſe Spenden herzlichen Dank aus. Betreffend den Beſchluß der Bezirksvertretung wegen Er - richtung einer Wartehalle in der Station Leo - poldau der k. k. Nordbahn teilt der Magiſtrat mit, daß die Nordbahndirektion die Errichtung einer ſolchen in Ausſicht genommen und den hiezu erforderlichen Kredit bereits ange - ſprochen hat. Das Eiſenbahnminiſterium hat den Proteſt der Nordweſtbahn wegen der Niveaukreuzung bei der Aus - führung des Baues einer elektriſchen Linie im Zuge der Pragerſtraße abgewieſen und den Baukonſens erteilt. (Lebhafter Beifall und Händeklatſchen.) Der Bezirksvorſteher gibt nach Verleſung dieſer Mitteilung bekannt, mit welchen Schwierigkeiten der Magiſtrat in dieſer Frage zu kämpfen hatte. Aus der beiliegenden Zuſchrift der Magiſtratsabteilung 5 iſt zu entnehmen, daß dieſer Akt ſeitens des Magiſtrates 24 mal urgiert werden mußte. Der Bezirksvorſteher beantragt, dem Vorſtand der Magiſtratsabteilung Magiſtratsrat Dr. Friedrich Müller für ſeine Mühewaltung in dieſer Angelegenheit den Dank und die Anerkennung auszuſprechen. Dieſer Antrag des Bezirksvorſtehers wurde mit dem Zuſatzantrage des BR. Joſef Binder einſtimmig angenommen, durch vollinhaltliche Ver - öffentlichung der Zuſchrift der Bevölkerung zu zeigen, wie lange die Nordweſtbahn die Gemeindeverwaltung gehindert habe, die für die Entwicklung des Bezirksteiles ſo notwendige elektriſche Verbindung im Zuge der Pragerſtraße herzuſtellen. (Neuer - licher großer Beifall.) [De]m Beſchluß der Bezirksvertretung Alſergrund, betreffend die Ausführung von Bauten durch nicht - befugte Bauunternehmer, tritt die Bezirksvertretung Florids - dorf einſtimmig bei. Die Eheleute Andreas und Eleonore Kraft haben anläßlich der Feier ihrer goldenen Hochzeit den Betrag von 100 Kronen für die Armen des Bezirksteiles Groß - Jedlersdorf geſvendet. Die Bezirksvertretung ſpricht hiefür den Spendern den Dank aus.

BR. Direktor Johann Schulteis beantragt eine Re - ſolution, in welcher jenen Bürgern und jenen ſtädtiſchen Be - dienſteten, welche ſich anläßlich der letzten Volkszählung zur tſchechiſchen Umgangsſprache bekannten, die ſchärfſte Mißbilligung ausgeſprochen und verlangt wird, daß dieſen Bür - gern das ihnen ſeinerzeit verliehene Bürgerrecht aberkannt werde. Gleichzeitig wird in dieſer Reſolution gefordert, daß magiſtratiſche Koſtkinder von nun an nur deutſchen Eltern zur Erziehung übergeben werden und daß man alle derzeit in tſchechiſchen Familien untergebrachten Koſtkinder ſofort dieſen entziehe und deutſchen Pflegeeltern zuweiſe. Zu dieſem An - trage ſprechen BR. Schulteis und BV. Anderer, welche die einſtimmige Annahme des Antrages befürworteten. Bei der Abſtimmung wird der geſtellte Antrag unter lebhaftem Bei - fall und Händeklatſchen einſtimmig zum Beſchluß erhoben.

BR. Laurenz Krammer beantragt die Pflaſterung der Patriziſtraße und des Bismarckplatzes. (Ange - nommen.)

BR. Ernſt Gärtner beantragt die Beleuchtung der Nordmanngaſſe. (Angenommen.)

BR. Karl Schönbauer beantragt die Umbenennung der Straße Am Krautgarten in Hirſchſtetten. Der Be - zirksvorſteher weiſt dieſen Antrag dem Referenten Direktor Smital zur Berichterſtattung in der nächſten Bezirks - vertretungsſitzung zu.

BR. Ernſt Gärtner beantragt die Beleuchtung des Bismarckplatzes und der Patriziſtraße mit Grätzin. (Angenommen.)

Die Bezirksräte Brödl und Fuhrmann ſtellen den An - trag, die Bezirksvertretung möge die geeigneten Schritte unter - nehmen, daß die Station Breitenlee der k. k. Staats - eiſenbahn künftighin den Namen Kagran-Breitenlee führen möge. (Angenommen.)

Die Bezirksräte Binder, Broſch und Molzer inter - pellieren den Bezirksvorſteher wegen eines Magiſtratsberichtes, betreffend die Einlöſung von Realitäten zur Eröffnung einer Verbindungsgaſſe zwiſchen der Jeneweingaſſe und der Wenhartgaſſe im Zuge der Gerſtlgaſſe. In dieſem Berichte wird die Einlöſung dieſer Realitäten mit der Moti - vierung abgelehnt, daß zu derſelben jeglicher Bedarf mangle. Nachdem nun die Bezirksvertretung die Eröffnung dieſer Gaſſe beſchloſſen und insbeſondere die Bezirksräte des Bezirksteiles Jedleſee ſich ſchon ſeit fünf Jahren um die Eröffnung dieſer Gaſſe bemühten, zeige dieſer Bericht, daß man dem Beſchluſſe der Bezirksvertretung in dieſer Frage gar[ kein] Gewicht b[ei]legte. Der Bezirksvorſteher erwidert, daß er in der nächſten Sitzung in dieſer Angelegenheit erſchöpfende Aufſchlüſſe geben wird.

Es wird ſodann zur Erledigung der Tagesordnung ge - ſchritten. Nach einem Berichte des Bezirksvorſteherſtellvertreters Schöpfleuthner wurden die Herren Johann Enhuber, Offiziant der k. k. Staatsbahnen, Kretzgaſſe 6, und Rudolf Neumann, Bürgerſchullehrer, Morſegaſſe 24, zu Armen - räten gewählt.

BR. Friedrich Schuhmaier berichtet über die Ab - änderung der Baulinien in der Mautner Markhof - gaſſe, ferner über jene in der verlängerten Schliemann - gaſſe, weiters über die Baulinienbeſtimmung für den Straßenbahnhof im 21. Bezirk und über ein Anſuchen um Ge - ſtattung der dreiſtöckigen Verbauung im Bezirksteile Kagran. Der Berichterſtatter empfahl die vom Stadtbauamte erſtatteten Vorſchläge mit geringfügigen Aenderungen zur Annahme und ſtellte nur im Gegenſatze zum Antrage des Stadtbauamtes, be - treffend die dreiſtöckige Verbauung, den Antrag, die Bezirks - vertretung möge ſich im Prinzipe für die drei - ſtöckige Verbauung in allen 20 Meter breiten Straßen ausſprechen. Der Antrag des Referenten wurde ſodann nach kurzer Debatte angenommen.

Bezirksvorſteherſtellvertreter Johann Schöpfleuthner berichtet ſodann über die zu erlaſſende Kundmachung, be - treffend die Verlängerung, beziehungsweiſe Erweiterung des Verbotes des Wanderhandels für Wien und be - antragt, die Bezirksvertretung möge ſich für die gänzliche Ab - ſchaffung des Hauſierhandels im Gemeindegebiete Wien ausſprechen. Sollte die gänzliche Abſchaffung nicht er - reicht werden können, ſo wäre unbedingt darauf zu dringen, daß der Wanderhandel mit Obſt, Zwiebel, Kartoffeln, Gemüſe, Geflügel, Honig und Blumen im Gemeindegebiete Wien gänz - lich verboten werde. Der Referentenantrag wurde ſodann ein - ſtimmig angenommen.

BR. Johann Schulteis referierte über die Benennung der um die neue Infanteriekaſerne projektierten Gaſſen und ſtellt den Antrag, dieſe Gaſſen nach Offizieren zu benennen, welche ſich in der Schlacht bei Aſpern hervor - ragende Verdienſte erwarben. Es ſind dies: Oberſt Jakob Frei -herr v. Lenk, FML. Ferdinand Freiherr v. Wintzingerode, Major Friedrich Freiherr v. Maurich und der GM. Leopold Freiherr v. Portner. Es wird demnach beantragt, dieſe Gaſſen wie folgt zu bennen: Lenkgaſſe, Wintzingerodeſtraße, Maurichgaſſe und Portnergaſſe. Derſelbe Bezirksrat beantragt die von der Steinbrechergaſſe zur Erzherzog-Karlſtraße führende neue Gaſſe Marbotgaſſe zu bennen, nach dem Führer der Markomannen, die das linke Donauufer gegen die Römer verteidigten. Die Anträge des Berichterſtatters wurden angenommen.

Damit war die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung er - ledigt.

Eingeſendet.

11. Folge.

Nachdruck verboten.

Der ſchwarze Peter.

Dann ſagte er: Es handelt ſich um die alte Ge -[ſ]chichte von den Napoleonbüſten. Sie ſchienen ſich geſtern[a]bend dafür zu intereſſieren, Herr Holmes, und daher[g]laubte ich, es würde Ihnen nicht unangenehm ſein, die Fortſetzung zu erfahren. Die Sache hat ſchon eine ernſtere Wendung genommen.

Wie weit hat ſie ſich denn entwickelt?

Bis zum Mord. Herr Harker, wollen Sie dieſen[H]erren den Vorgang genau erzählen?

Der Mann im Schlafrock wandte ſich uns zu. Er[w]ar gänzlich niedergeſchlagen.

Es iſt eine der eigentümlichſten Begebenheiten, [be]gann er, ich habe mich mein Lebtag damit beſchäftigt,[a]lle möglichen Neuheiten zu erfahren und journaliſtiſch[z]u verwerten, und jetzt, wo ſich bei mir ſelbſt ein auf -[ſe]henerregender Fall ereignet hat, bin ich nun derartig[ve]rwirrt, daß ich keinen Satz ordentlich zuſammen -[b]ringen kann. Wenn das in einem fremden Haus paſſiert wäre, würde ich im Abendblatt zwei Spalten darüber[ge]ebracht haben. Aber ſo bin ich ganz unfähig, erzähle die Sache anderen und muß untätig zuſehen, wie ſie ſie aus -[ſ]chlachten. Wenn Sie aber dieſe rätſelhafte Angelegenheit[a]ufklären, Herr Holmes ich kenne Ihren Namen [ſo]habe ich eine hinreichende Entſchädigung für meinen[Be]ericht.

Holmes ſetzte ſich und hörte zu.

Der ſpringende Punkt bei der ganzen Sache ſcheint[m]ir die Napoleonbüſte zu ſein, die ich vor etwa vier Monaten für dieſes Zimmer angeſchafft habe. Ich er - ſtand ſie für ein billiges Geld bei den Gebrüdern Har - ding, die zwei Häuſer von der Station High Street ihr Geſchäft haben. Meine journaliſtiſche Tätigkeit nötigt mich, vielfach die Nacht über aufzubleiben, und ich ſchreibe häufig bis zum frühen Morgen. Das war auch ver - gangene Nacht wieder der Fall. Ich ſaß wie gewöhnlichin meinem Sudierzimmer hinten im oberſten Stock; es mochte gegen drei Uhr ſein, da hörte ich von unten ein Geräuſch. Ich horchte auf, aber es regte ſich nichts weiter, und ich dachte daher, der Lärm wäre von außen ge - kommen. Doch kaum fünf Minuten ſpäter, Herr Holmes, drang ein ſchreckliches Geſchrei an mein Ohr das furchtbarſte, das ich je gehört habe. Es wird mir mein Leben lang in den Ohren gellen. Eine oder zwei Minuten ſaß ich, vom Schreck wie angenagelt, auf meinem Stuhl, dann ergriff ich den Ofenhaken und lief die Treppe hin - unter. Als ich in dieſes Zimmer hier trat, ſtand das Fenſter weit offen, und meine Büſte war verſchwunden. Wie ein Dieb ſich an einem ſolchen Ding vergreifen konnte, war mir unverſtändlich, denn es war ein ein - facher Gipsabguß ohne beſonderen Wert.

Wie Sie ſelbſt ſehen können, war nur ein Mann mit ſehr langen Beinen imſtande, durch einen Sprung durch das offene Fenſter die obere Treppenſtufe zu er - reichen. Als ich nun die Haustür öffnete und hinaus - trat, fiel ich in der Dunkelheit beinahe über eine Leiche. Ich lief zurück und holte ein Licht. Auf dem oberſten Treppenſtein lag ein Mann mit angezogenen Knien und weit geöffnetem Munde, er hatte eine klaffende Wunde am Hals und ſchwamm in ſeinem Blute ſein Bild wird mir noch im Traum erſcheinen. Ich gab ſchnell einen Notpfiff und muß dann in Ohnmacht gefallen ſein, denn ich kann mich auf nichts mehr beſinnen, bis ich die Schutz - leute erblickte, die mir zu Hilfe geeilt und über mich ge - beugt waren.

Und wer war der Ermordete? fragte Holmes.

Wir haben noch keine Zeit gehabt, ſeine Perſönlich - keit feſtzuſtellen, antwortete Leſtrade. Sie werden ihn in der Leichenhalle ſehen. Er iſt ein großer, kräftiger Mann mit ſonngebräuntem Geſicht und kann höchſtens dreißig Jahre alt ſein. Er iſt zwar ärmlich gekleidet, macht aber doch nicht den Eindruck, als ob er dem Ar - beiterſtand angehöre. Neben ihm in einer Blutlache lag ein ſchwediſches Meſſer mit Horngriff. Ob der Mord da - mit ausgeführt iſt, weiß ich nicht. Die Kleidungsſtückedes Toten zeigten keinen Namenszug, und in den Taſchen fanden wir weiter nichts als einen Apfel, einen Strick, einen Plan von London und eine Photographie .. Ich habe ſie hier.

Es war allem Anſchein nach eine Momentaufnahme. Sie ſtellte einen lebhaften, flinken Mann dar, mit affen - artigen Zügen und tieriſchen Augenbrauen, ſo daß die untere Geſichtspartie wie bei einem Pavian ausſah.

Und was iſt aus der Büſte geworden? fragte Holmes, nachdem er die Photographie genau betrachtet hatte.

Darüber haben wir erſt kurz vor Ihrer Ankunft Mitteilung bekommen. Sie iſt in dem Vorgarten eines unbewohnten Hauſes in der Campdonſtraße gefunden worden. Sie iſt in Stücke zerſchlagen. Ich will eben hin - gehen und ſie in Augenſchein nehmen. Wenn Sie mit - kommen wollen ?

Gewiß. Ich will mich nur erſt hier einen Augen - blick umſehen. Er unterſuchte das Fenſter und das Gärtchen. Der Kerl hat entweder außergewöhnlich lange Beine, oder iſt ein ausgezeichneter Springer, ſagte er. Vom Garten aus war es ſehr ſchwer, das Fenſter zu erreichen und zu öffnen. Der Rückweg war verhältnismäßig einfach. Wollen Sie auch mitkommen, Herr Harker, um die Ueberreſte der Büſte zu ſehen?

Der untröſtliche Journaliſt hatte ſich mittlerweile an den Schreibtiſch geſetzt.

Ich muß doch noch verſuchen, die Sache auszu - nützen, erwiderte er, wenn auch jedenfalls die erſten Ausgaben der Abendblätter ſchon ausführliche Berichte bringen werden. Es iſt eben mein gewohntes Pech! Wiſſen Sie noch, wie der Poſten in Doncaſter erſchoſſen wurde? Damals war ich der einzige Zeitungsmann am Tatort, und meine Zeitung die einzige, in der nichts über den Vorfall ſtand, weil ich auch zu erſchüttert war, um ſchreiben zu können. Und jetzt werde ich ſogar mit der Meldung eines Mordes, der vor meiner eigenen Haus - tür paſſiert iſt, zu ſpät herauskommen.

(Fortſetzung folgt.)

6Wien, Montag Reichspoſt 13. Februar 1911 Nr. 72
〈…〉〈…〉
7Nr. 72 Wien, Montag Reichspoſt 13. Februar 1911
〈…〉〈…〉
8Wien, Montag Reichspoſt 13. Februar 1911 Nr. 72
〈…〉〈…〉

Herausgeber Dr. F. Funder, Wien. Verantwortlicher Redakteur Heinrich Ambros, Wien. Druck Ambr. Opitz Nachfolger, Wien.

About this transcription

TextNr. 72, 13.02.1911.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Fraktur

LanguageGerman
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