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Geſtern wurde unter dem Vorſitze des Kaiſers ein Kronrath abgehalten, der nahezu zwei Stunden dauerte und mit der Vertagung der Kriſe endete. Beſeitigt iſt eben die Kriſe nicht, ſie kann nach den Oſterfeiertagen wieder aufleben, ſie kann auch im Sande verlaufen; für den Augenblick iſt ein Ausweg gefunden, ob er auch für ſpäter gilt, wird erſt die Zukunft lehren. Der Kaiſer hat die Demiſſion des Miniſteriums nicht angenommen, es verbleibt bis auf Weiteres in ſeiner bisherigen Zuſammen - ſetzung im Amte, wobei aber ſchon jetzt Verän - derungen in einzelnen Reſſorts in abſehbarer Zeit mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten ſind. Die Bildung einer feſten Regierungsmajorität iſt vor - läufig fallen gelaſſen worden, da ſich der liberale Großgrundbeſitz in der Sprachenverordnungsfrage freie Hand vorbehalten hat, die Jungezechen da - gegen auf der eheſten Publicirung der Verordnung beſtehen. Es wird dieſe Verordnung vorausſichtlich nach erfolgter Publicirung zur parlamentariſchen Behandlung gelangen, die liberaleu Großgrundbeſitzer werden bei dieſem Anlaſſe ihre nationalen Bedenken geltendmachen, die Verordnung ſelbſt jedoch dürfte im Hauſe eine Majorität von einigen Stimmen für die Indemnität ſinden. Nach Erledigung der Sprachenverordnungsangelegenheit könnte dann die heutige Majorität der Regierung von Fall zu Fall zu einer feſten gouvernementalen Mehrheit von über 240 Stimmen, beſtehend aus der ganzen Rechten — Polen, Ruthenen, Rumänen, Süd - ſlaven, ſämmtlichen czechiſchen Abgeordneten, Centrum, katholiſche Volkspartei — und dem liberalen Großgrundbeſitze werden, wenn — nicht wieder etwas dazwiſchen kommt.
Eine kleine Gewitterwolke zeigt ſich aber ſchon am Horizont. Geſtern hielten die Führer ſämmtlicher Gruppen der parlamentariſchen Rechten — wie oben genannt — eine Conferenz ab, in welcher die Bildung eines gemeinſamen Executiv - comités beſchloſſen, nach weiteren Nachrichten auch bereits gewählt wurde. Als erſter Zweck dieſes Comités wird die Vereitelung jedweden Verſuches zur Bildung einer liberalen Majoritätscombination bezeichnet. Die weitere Verſion, daß dieſes Comité gegen den Willen des Grafen Badeni erfolgt ſein ſoll, macht den Vorgang für das Cabinet umſo bedrohlicher. Die Majorität von Fall zu Fall iſt alſo thatſächlich vorhanden, das iſt richtig, es iſt ebenſo wahrſcheinlich, daß dieſe Majorität bei allen wichtigen Vorlagen, ja ſelbſt beim Ausgleiche nicht verſagen wird, aber ein ſolches Verſagen iſt bei der bekannten Unver - läßlichkeit der Polen und Czechen im Beſuche der Sitzungen immerhin möglich und nachträgliche Reparaturen von Beſchlüſſen haben auf alle Fälle ihr Mißliches, beſonders wenn ſie öfter vorkommen und kein Chlumecky mehr zur Hand iſt.
Die wichtigſte Stütze für das Cabinet iſt das unerſchütterte Vertrauen der Krone, es hat bei der fortbeſtehenden, unſicheren parlamentariſchen Lage dieſe Stütze um ſo nothwendiger. Dieſer Erwägung mag auch, wenigſtens theilweiſe, die vom antiſemitiſchen Montagsblatte mitgetheilte Abſicht der Krone entſpringen, das im Amte ver - bleibende Cabinet mit einer beſonderen Vertrauens - kundgebung auszuzeichnen. Die Kriſe iſt alſo bei - gelegt, aber keineswegs bleibend oder auf längere Zeit, ſondern eigentlich nur vertagt, vertagt bis auf Weiteres.
Die letzten Marinedebatten des deutſchen Reichstages boten ſoviel des Inter - eſſanten, daß es auch jetzt nicht unangebracht ſein dürfte, Einiges daraus hervorzuheben. Eine her - vorragende Rolle, allerdings nicht in gutem Sinne, ſpielt dabei wieder mit einigen anderen gleichgearteten Herren der vielgenannte Freiherr v. Stumm. Es iſt nur zu bedauern, daß ſolche Leute ſich unwiderſprochen intime Freunde des Kaiſers nennen dürfen. Die Anſichten dieſes Herrn ſind ſtets ſo paradox-excentriſch, ſein ganzes Auftreten, ſeine Sprache, faſt möchte ich ſagen, ſein Geſichtsausdruck, ſeine Haltung dabei ſo wirklich protzenhaft-provocirend, daß man zum Widerſpruch förmlich gereizt wird und ein wahres Vergnügen empfindet über die ſcharfen Hiebe, die ihm auch faſt jedes Mal ohne Erbarmen von allen Seiten zutheil werden. Recht ſchwierig wird die Stellung der Regierungsvertreter einem ſolchen Manne gegenüber. Man kann
Dem großen Meiſter Dr. Anton Bruckner iſt nun in dieſer Muſikſaiſon ein nicht minder großer Componiſt gefolgt, der in unſer lieben Vaterſtadt gelebt und gewirkt hat — Johannes Brahms. Sehr lange Zeit hindurch bezeichnete man dieſe beiden Größen auf dem Gebiete der abſoluten Muſik als individuelle Gegner und ſie waren es auch ſtets; man konnte den einen nicht nennen, ohne an den andern zu denken. So ſtreng waren die Gegenſätze, welche beide in ihrer Com - poſitionsweiſe entfalteten. Perſönlich kannten dieſe beiden edlen, beſcheidenen und gemüthlichen Männer keine Gegnerſchaft; wie es echten Künſtlernaturen ge - ziemt, ehrte und achtete einer den andern, ſchätzte jeder die Meiſterwerke ſeines Antipoden.
Brahms, der ſeinen Vornamen gerne mit der bibliſchen Bezeichnung „ Johannes “belegte, war ein Deutſcher, durch ſeine Geburt in Hamburg ein norddeutſcher Meiſter. Nicht wie Bruckner, der mit der Muttermilch die volksthümliche Muſik ſeines Landes, den oberöſterreichiſchen Ländler und den leichten Fluß der Wiener Volksweiſe in ſich eingeſogen hat, nährte ſich Brahms zuerſt an dem ſtrengen Satze und dem feſten Gefüge der claſſiſchen Tonkunſt, deren Urſprung in Bach liegt. Von dieſem Standpunkt muß der dahingeſchiedene Meiſter genommen werden. In ſeinem weiteren Studium wurde — wie bei allen Tongrößen — der allgewaltigſte Held deutſcher Claſſik, Beethoven, ſein Vorbild, und erſt ſpäter, als er in Wien ſtändigen Aufenthalt genommen, guckte gleichſam Schubert mit der Lieblichkeit ſeiner Melodien in ſeine Werke herein. Warum finden wir in ſeinen großen Symphonien, deren Brahms vier componirte, durchaus Sätze von thematiſcher Meiſterſchaft, die wir anſtaunen und be - wundern müſſen und zuweilen einzelne Nummern, be - ſonders im Scherzo, die von einer gewiſſen Anmuth und einem Liebreiz ſeiner Phantaſie Zeugniß geben. Seine Herrſchaft lag im Tonſatze, in der Entwicklung und dem Aufbau der Harmonie, in der thematiſchen Durchführung, alſo in der Theorie der Tonkunſt, und in claſſiſch edler Form — ganz nach conſervativemMuſter — führte er ſeine Themen durch. Als einer der bedeutendſten Meiſter des Contrapunktes beſaß er auch eine derartig hervorragende orcheſtrale Technik, daß gerade von dieſem Standpunkte die virtuoſe Be - handlung des Themas, wie wir ſie eben vor Kurzem im vierten Satze ſeiner 4. Symphonie (in E-moll) bewunderten, die Variationen über ein gegebenes Thema (in ſeinen mannigfachen Claviercompoſitionen) oder die Verſchlingung einzelner Motive, wie in ſeiner akademiſchen Feſtouverture die höchſte muſikaliſche Wiſſenſchaft be - kunden. Dem Effect, ſowohl in Anlage als orcheſtraler Durchführung war Brahms ſtets abhold; er iſt nie aus ſeiner Individualität herausgetreten, und er blieb immer derſelbe, der er von ſeinen noch in Deutſchland componirten und geſpielten Clavierwerken an war. Seine Phantaſie nahm ſelten den hohen Flug eines überſchäumenden Ideals, ſie war beherrſcht und be - zwungen durch die Kraft des Gedankens. Das größte Denkmal hat ſich Brahms unſtreitig geſetzt durch ſein „ Deutſches Requiem “für Soli, Chor und Orcheſter, welches — nicht melodiſch wie das von Verdi, nicht leidenſchaftlich verzehrend wie das von Berlioz, auch nicht tief innerlich ergreifend wie das von Mozart — groß angelegt und groß gehalten iſt in deutſchem litur - giſchem Geiſte, mit volksthümlicher Kraft und Hoheit. Gleich Bruckner hat ſich Meiſter Brahms auf das Gebiet der Oper nicht begeben, nicht weil ihm die Technik des Orcheſters und des Chores gefehlt hätte, ſondern weil ihm die dramatiſche Form der Muſik nicht zuſagte. Denn gerade in ſeinen Chorwerken, die bei einer guten Aufführung ſtets allgemeinen Anklang finden, zeigt er in der melodiſchen Behandlung und in der vocalen Stimmführung eine wahrhaſt ſeltene Meiſterſchaft. Darum konnte er ſich in der muſikaliſchen Bezwingung dichteriſcher Formen an die höchſten und ſchwierigſten Aufgaben machen, wie in der „ Stänie “, dem „ Schickſalslied “und dem „ Triumphlied “.
Dieſelbe Größe zeigte er auch in den zahlreichen Werken der intimen Kammermuſik, in denen oft auch die Erfindung mit der virtuoſen Durchführung gleichen Schritt hält und die zu jeder Zeit ſtehende Nummern des muſikaliſchen Repertoirs bilden werden. Seine be - deutende techniſche Erfahrung bezwang hier ganz hetero - gene Gegenſätze, wie Horn, Clarinette, Flöte mit Streich - orcheſter oder Clavier: ſein Sextett iſt eine Perledeutſcher Kammermuſik. Ebenſo herrorragend ſind ſeine Clavierwerke, ſein von den größten Virtuoſen geſpieltes Violinconcert und ſeine zahlloſen gediegenen Clavier - compoſitionen.
So trocken und ſtreng uns aber auch Meiſter Brahms in ſeinen großen Orcheſterwerken entgegentritt, ſo lieblich, fein empfunden und gemüthlich iſt er im einfachen Liede. Hier nimmt ſeine Tonmuſe ganz eine andere Geſtalt an, und hier — im Liede — hat er die größten, unbeſtrittenſten Erfolge. Seine herrlichen Lieder, voll von Grazie, Melodie und Schwung, wer - den bei allen Liederabenden, in allen Concertſälen in allen Theilen der Welt geſungen und wir erinnern nur an ſeine „ ſapphiſche Ode “, ſein vergebliches Ständchen “, ſein „ O verſenk’ “und ſein ergreifendes „ Minnelied “! Auch fremde nationale Rhythmen wußte er zu vertonen und in ſeine claſſiſche Form zu bezwingen; denn die „ ungariſchen Tänze “von Brahms bilden wohl ſtehende Nummern guter Hausmuſik. Als hätte er den Tod, der ihn von einem längeren qualvollen Leiden erlöſte, vorausgeahnt, ſchuf er noch als ſein letztes öffentliches opus — die vier „ ernſten Geſänge “für Baßſtimmen, die bei ihrer Aufführung im Concertſaale durch Meſchaert mit erſchütternder Tragik auf die Zuhörer wirkten.
Als Dirigent iſt Brahms — wenn er auch einige Jahre die Singacademie und die Geſellſchaft der Muſik - freunde leitete — nie beſonders hervorgetreten, wie überhaupt öfientliche Wirkſamkeit, auch öffentliche Hul - digungen, nicht in ſeinem Weſen lagen. Dagegen trat er in früheren Jahren als Virtuos auf ſeinem Leib - inſtrument, dem Claviere, auf, oft in der herrlichen Begleitung ſeiner eigenen Lieder, und auch hier war ſein Spiel, wie ſeine ganze Natur, groß, markig, ent - ſchieden ung gediegen.
Nun iſt auch Brahms, beglückt mit den höchſten weltlichen Auszeichnungen und den größten Erfolgen heimgegangen. Wer wird jetzt die Erbſchaft der großen Männer übernehmen, die der Boden unſerer Vater - ſtadt großgezogen und die die Liebe zu unſerem Wien genährt und geſtärkt hat? Wer war größer, Bruckner oder Brahms? fragt man vielleicht jetzt noch mehr als früher. Laſſen wir den Streit an der offenen Bahre des Künſtlers und begnügen wir uns mit der Ueber - zeugung: Er war groß!
zwar gewiß dem Monarchen das Recht nicht ver - ſagen, ſich auch außerhalb der profeſſionellen Rathgeber, der Miniſter, Raths zu erholen. Aber einerſeits erforderte es dann der elementarſte Takt von dieſen Rathgebern, ſich damit nicht in der Oeffentlichkeit zu brüſten, andererſeits aber auch, wenn dieſe Hinwirkungen doch gar zu oft und einſchneidend ſich bemerkbar machen, dann iſt es ſchwer, noch verantwortlicher Rath - geber zu ſein. Man kann es da ſehr begreiflich finden, daß Viceadmiral Holmann endlich auch einmal in recht ſcharfen Worten Herrn von Stumm zu Leibe ging. Allerdings wird er ſich dabei wohl ſelbſt die Leichenrede gehalten haben, denn inzwiſchen hat er ja bereits einen „ Erholungs “- Urlaub bekommen. Warum wird Herr v. Stumm nicht einmal ver - antwortlicher Rathgeber?
Was den An - und Abſichten der Stumm und Conſorten auf Staatsſtreiche und Aehnliches aber am Wirkſamſten entgegengetreten iſt, das war die wahrhaft imponirend wirkende Geſchloſſen - heit des Centrums in dieſer Frage. Von der großen, 100 Mann zählenden Partei, fehlte ohne Entſchuldigung nicht ein einziger, mit Entſchuldi - gung nur 5, und die anweſenden 95 Mitglieder ſtimmten ohne eine einzige Ausnahme gegen die Kreuzer. Als ſeinerzeit Dr. Lieber als Mit - glied der Marinecommiſſion mit Viceadmiral Hollmann und noch einem Mitglied derſelben Commiſſion nach Kiel reiſte, um die Flotten - einrichtungen durch den Augenſchein aufs Genaueſte kennen zu lernen, da hegte man wohl bei den Flottenſchwärmern die Hoffnung — vielleicht auch in Centrumskreiſen die Furcht — jetzt werde das Centrum bei den nächſten Forderungen ſich etwas gefügiger zeigen. Indeß hat dieſe Reiſe nur die Wirkung gehabt, daß in Folge des dort reichlich geſammelten Materials Commiſſions - berathungen aufs Gründlichſte geführt worden konnten. Uebrigens würde auch ein Eintreten Lieber’s für die Forderung die Bewilligung des - ſelben von Seiten des ganzen Centrums noch längſt nicht ohne Weiteres zur Folge gehabt haben; es war ſchon einmal der Fall, daß, obwohl Lieber eine Marineforderung der Regierung vertrat, doch die überwältigende Mehrheit der Partei dagegen - ſtimmte. Indeß jetzt war die Einigkeit lückenlos. Bei der Thatſache einer ſolchen Geſchloſſenheit einer ſo ſtarken Partei, bei der weiteren Thatſache ihres Anſehens bei den Wählern, die ſelbſt v. Bennigſen anerkennend hervorhob, da erſcheint der Verſuch eines Staatsſtreiches nicht ſehr verlockend. Das Centrum aber hat ſich hier wieder als echte Volkspartei erwieſen. Die Commercienräthe, Handelsherren und Schiffsbeſitzer der National - liberalen und Freiconſervativen haben gut für Marineforderungen ſtimmen, es liegt ja auf der Hand, welchen Nutzen ſie davon haben; die con - ſervativen Grafen und Barone brauchen ſich eben - falls nicht zu bedenken, jede Vermehrung der Land - und Seemacht ſchafft neue Officierſtellen für ihre neugebornen Söhne. Aber das Volk hat ſo ſchon übergenug zu tragen an Geld und Blut - ſteuer, es hat wahrlich keine Urſache, ſelbſt ſich neue Laſten dazu aufzulegen.
Ein etwas eigenthümliches Verhalten zeigten in den Debatten die Antiſemiten. Obwohl ihre Zahl wahrhaftig nicht allzu groß iſt, vermochten ſie doch nicht, noch dazu in einer Sache von ſolcher Bedeutung, eine einheitliche Abſtimmung zu Stande zu bringen: zwei ſtimmten mit dem Centrum gegen die Kreuzer, die Uebrigen ſtimmten für einen, Liebermann v. Sonnenberg und Förſter ſchienen nicht übel Luſt zu haben, noch ein Mehreres zu thun. Alſo wieder der alte Erbfehler der Uneinig - keit! Oder ſollten da vielleicht andere Gründe ge - wirkt haben? Die theilweiſe Ablehnung, um es bei den Wählern nicht zu verderben, die theilweiſe Zuſtimmung, um ſich „ nach Oben “einzuſchmeicheln? Man empfindet allerdings einige Verſuchung zu dieſer Annahme, wenn man in einem Wiener anti - ſemitiſchen Blatte lieſt, wie anläßlich der ja wahr - haft glänzenden Wahlſiege der Chriſtlich-Socialeu in Niederöſterreich über die Socialdemokraten der Verſuch gemacht wird, auch in Deutſchland die Antiſemiten als am beſten geeignet zum „ Zer - ſchmettern “der Socialdemokratie nach oben hin in empfehlende Erinnerung zu bringen. Wir möchten indes doch lieber den Artikel nicht der Partei, ſondern nur eifrigen, aber ungeſchickten Freunden zuſchreiben. Denn es wäre doch ſehr ſchlecht beſtellt um eine Partei, welche die Ver - doppelung und Verdreifachung ihrer Kraft und Thätigkeit (ſo d. Artikel) nicht ſo ſehr an ihren Principien und ihrer Thätigkeit, als vielmehr erſtvon einem „ Strahl kaiſerlicher Hnld “erwartete. Möchte doch die Reformpartei lieber mit kräftiger, feſter Stimme nach oben hin rufen: „ Was nicht widerſteht, das ſtützt auch nicht! “ Und dann, wenn ſie ſich noch einmal mit den Chriſtlich-Socialen Oeſterreichs in Vergleich bringen wollen, ſo, ſcheint es uns, müßten ſie ſich merken: Die Chriſtlich-Socialen ſind loyal und kaiſertreu bis ins Werk hinein, ſie revidiren ihre monar - chiſche Geſinnung niemals, wie die Liberalen das zu Zeiten androhen, ſie ſtimmen niemals für die Socialdemokraten, wie die Liberalen das zu Zeiten wirklich thun, aber gerade wegen ihrer Kaiſertreue treten ſie mit Kraft und Entſchiedenheit Regierungs - forderungen entgegen, die das Wohl des Volkes ſchädigen und niemals würden ſie dieſes irgend - wie verkürzen, um „ Oben “gut angeſchrieben zu ſein. Es iſt lebhaft zu wünſchen, daß auch in Deutſchland entſprechend den deutſchen Verhältniſſen der Antiſemitis - mus größere Fortſchritte mache; es iſt zu bedauern, daß durch dieſe Halbheiten die Zahl der Hinderniſſe unnöthigerweiſe noch ver - mehrt wird. Doch davon ein anderes Mal.
Eine ſtändige Behauptung der judenliberalen Blätter während der Cabinetskriſe war die, daß Graf Badeni den Eintritt der katholiſchen Volks - partei in die Regierungsmehrheit nicht wünſche, weiters, daß die Chriſtlich-Socialen den Eintritt in die gouvermentale Coalition ambitionirten. Das Eine iſt ſo wenig wahr wie das Andere. Ohne katholiſche Volkspartei gibt es unter den gegebenen Verhältniſſen keine ausreichende Majorität, da auf Grund der Sprachen - verordnung die Deutſchböhmen nicht mit den Jungezechen gehen können und werden, andererſeits, wie bereits erwähnt, die ganze Rechte, Jungczechen und katholiſche Volkspartei einge - ſchloſſen, ſolidariſch vorzugehen entſchloſſen iſt. Dies wird auch bei der morgen ſtattfindenden Präſidiumswahl bereits offen zu Tage treten.
Die Chriſtlichſocialen dagegen konnten, abge - ſehen von den nationalen, gewichtigen Bedenken, an einen Eintritt in die Regierungspartei gar nicht denken, weil ſie hinſichtlich der wichtigſten Regierungsvorlage, hinſichtlich des Ausgleiches, im entſchiedenen Gegenſatze zu den Vereinbarungen beider Regierungen, ſoweit ſie bekannt ſind, ſtehen, weil ſie unter einem gerechten Ausgleiche ganz etwas anderes meinen, als jene Vereinbarungen enthalten. Die Herren Schmöcke haben ſich da wieder einmal in den eigenen Sack gelogen; ein judenliberales Montagsblatt ſchießt alſo post festum den Vogel ab, indem es, entgegen den feſtſtehenden Thatſachen heute mit durchſchoſſenen Lettern meldet, „ es darf als vollkommen ausgeſchloſſen gelten, daß die katholiſche Volks - partei einen Beſtandtheil der Regierungs - partei bilden werde “. Ohne dieſe Partei würde die Regierungs „ mehrheit “, die liberalen Großgrundbeſitzer eingeſchloſſen, nur 210 Mann betragen, alſo eine Minderheit ſein. Addiren iſt die erſte und einfachſte der vier Spezies, wer das nicht kann, ſoll ſich nicht einmal mit dem Einmaleins der Politik befaſſen. Die katholiſche Volkspartei iſt alſo in der Regierungspartei, wie es ihr darin gefällt, das iſt allerdings ihre Sache, ebenſo wie ſie ſich als deutſche Katholiken mit den huſſitiſchen Jung - czechen zuſammenfinden.
An den verantwortlichen Redacteur der „ Reichspoſt “, Hermann Hikiſch in Wien, 8. Bez., Strozzigaſſe 41.
Hiemit fordere ich Sie unter Berufung auf § 19 des Preßgeſetzes auf, genau nach den Beſtimmungen desſelben, an derſelben Stelle, unter derſelben Ueberſchrift nachfolgende Berichtigung des in Nr. 74 der „ Reichspoſt “vom 1. April 1897 enthaltenen Artikels „ Schönerianer und Chriſtlich - Sociale “zu veröffentlichen:
1. Es iſt unwahr, daß im Landgemeindenwahlbezirk Plan-Tachau-Luditz von Seite der chriſtlich-ſocialen Wahl - männer ein privates Wahlcompromiß „ für die Durchbringung des Schönerianers Iro “abgeſchloſſen wurde. Wahr iſt viel - mehr, daß zu Gunſten meiner Wahl überhaupt kein Com - promiß abgeſchloſſen wurde.
2. Es iſt unwahr, daß ich irgend jemandem „ glatte brombeerbillige Verſprechungen in kirchenpolitiſcher und religiösſittlicher Hinſicht “gemacht habe. Wahr iſt vielmehr, daß ich in dieſer Beziehung gar keine Verſprechungen gemacht habe, ſondern auf das Verlangen nach ſolchen erklärte, daß ich meine und meiner Partei Grundſätze werletzen würde, wenn ich irgendwie gegen die Religion auftreten würde.
Wien, am 2. April 1897.
So viel Anſtand kann man auch von einem ehe - maligen Zuckerbäcker verlangen, daß er in ſeiner Correſpondenz und auf dem Couvert dem Namen desAdreſſaten das Wort „ Herr “beifügt. Uebrigens wiederholt Iro dasſelbe, was er bereits in der Nummer vom 30. März vorgebracht hat.
Der Reichstag nahm heute in dritter Leſung den Antrag des Centrums auf Aufhebung des Jeſuitengeſetzes in Verbindung mit den Anträgen der Conſervativen und der Freiſinnigen Vereinigung ohne Debatte an.
Eine Niederlage in den Colonien. Wie aus Liſſabon berichtet wird, melden officielle Depeſchen aus Bulama, eine Niederlage portugieſiſcher Truppen durch Eingeborene von Guinea. Die Portugieſen leiſteten durch acht Stunden Widerſtand. Drei Officiere und mehrere Soldaten wurden getödtet, die portugieſiſche Fahne gerettet. Vom Grünen Vor - gebirge und von Angola werden Verſtärkungen erwartet. Der Gouverneur von Senegal erhielt aus Bulama ein Telegramm mit der Meldung, daß die Aufſtändiſchen um Frieden baten.
Aus Konſtantinopel wird geſchrieben: Geſtern unternahmen die Botſchafter einen Collectivſchritt, damit der Poſten des Vali von Siwas nicht, wie verlautet, dem compromittirten Haſſan Paſcha, ſondern einem tadelloſen Functionär übertragen werde; ferner, damit der auf die Intervention der Botſchafter für den Kreis Hadſchin im Vilajet Adana ernannte chriſtliche Kaima - kam Ferid Bey ſeitens der Oberbehörden und Local - behörden die entſprechende Unterſtützung erlange. Trotz dieſes Schrittes der Botſchafter iſt der zum Vali von Siwas ernannte Haſſan Paſcha auf ſeinen Poſten ab - gereiſt. Die Botſchafter erwarten die Annullirung ſeiner Ernennung.
Die franzöſiſche Botſchaft ſandte für die Hinter - bliebenen der Opfer von Tokat 3000 Francs. Eine größere engliſche Hilfeleiſtung wird vorbereitet. Der Miniſter des Aeußeren theilte dem franzöſiſchen Bot - ſchafter mit, daß die nach Tokat entſandte außerordent - liche Unterſuchungscommiſſion ſich conſtituirt habe und unverzüglich 140 Muſelmanen und 4 Armenier ver - haften ließ.
Die von der Pforte dem armeniſchen Patriarchate gemachten modificirten Zugeſtändniſſe haben das erſtere nicht vollkommen befriedigt. Der gemiſchte Rath beſchloß geſtern, der Patriarch möge neue Schritte zur Er - langung eines klareren Erlaſſes unternehmen, welche heute erfolgen ſollen.
In der franzöſiſchen Kammer gab in Beant - wortung einer Interpellation der Miniſter des Aeußern, Hanotaux, die Erklärung ab, er habe ſofort nach dem Bekanntwerden der Ereigniſſe in Tokat Inſtruc - tionen ertheilt, in Folge deren der Sultan nach Tokat eine Unterſuchungscommiſſion entſendete. Da dieſe Maßregel für unzureichend gehalten wurde, wurden der Gouverneur und andere Functionäre abgeſetzt. Dieſe Maßnahmen haben einen wohlthätigen Einfluß auf die Bevölkerung ausgeübt. Bezüglich der Vorgänge in Scutarid’Albania bemerkt der Miniſter, daß ſich dortſelbſt bedauerliche Vorfälle ereigneten, daß aber dank der Intervention der Botſchafter in Conſtantin - opel dieſe Ereigniſſe bisher nicht jene traurigen Wir - kungen hatten, die man befürchten konnte.
Wir brachten vor einigen Tagen die Notiz, daß die Wahl des Abgeordneten Prälaten Treuinfels Gefahr läuft, anullirt zu werden. In der betreffenden Verificirungsabtheilung wurde nunmehr klargeſtellt, daß der Abt von Gries, auf deſſen Stimme es ankam, erſt nach dem Termin für die Einſendung der Stimmen, jedoch vor dem Publicationstermin geſtorben iſt; da aber die Eröffnung der Stimmzettel und die juriſtiſche Feſt - ſtellung des Wahlergebniſſes bereits an erſterem Termin ſtattfand und die Publication nunmehr eine irrelevante Form war, wurde von der Abtheilung die Wahl des Prälaten Treuinfels als rechtmäßig anerkannt. Wäre die Prüfung der Simmzettel erſt am Publicationstermin, wie von den Eingebern des Wahlproteſtes angenommen wurde, erfolgt, ſo würde dieſelbe ausſchlaggebende Thatſache gegen die Richtigkeit dieſer Wahl geſprochen haben.
Miſſion bei St. Rochus auf der Land - ſtraße. Unter rieſiger Betheiligung der katholiſchen Be - völkerung des 3. Bezirkes fand geſtern Nachmittags die feierliche Sacraments-Proceſſion ſtatt. An der Proceſſion betheiligten ſich der Maria Eiſenſtädter Wallfahrtsverein, der Katholiſche Geſellenverein (Abtheilung Landſtraße), der Katholiſche Arbeiterverein Landſtraße, der Katholiſche Jüng - lingsverein Simmering, der Katholiſche Schulverein mit den Pfarrgruppen St. Rochus und Sebaſtian, St. Peter und Paul in Erdberg, St. Othmar, Maria Geburt am Renn - weg. Sämmtliche genannten Vereine mit ihren Fahnen. Ferner waren der Chriſtlich-ſociale Arbeiterverein, der Ar - beiterverein „ Auſtria “, der St. Vincenzverein, der St. Al - binusverein, das Katholiſch ſociale Caſino Landſtraße, der Verein „ Urbanitas “, die Marianiſche Gewerbe-Congregation, die Marianiſche Jünglings-Congregation, die Marianiſche Jungfrauen-Congregation und der Kathol. Frauenwohlthätig - keits-Verein landſtraße durch zahlreiche Mitglieder vertreten,378 Wien, Dienſtag, Reichspoſt 6. April 1897ſodaß ſich die Proceſſion zu einer erhebenden Glaubens - kundgebung der katholiſchen Bevölkerung der Landſtraße ge - ſtaltete. Nach Rückkehr der Proceſſion in die Kirche wurde die Feier, welche der Herr Miſſionär P. Bonifaz Vordermaier mit einer ergreifenden Predigt eingeleitet hatte, mit der feierlichen Abbitte und einem muſikaliſchen Segen geſchloſſen.
— Die Volksmiſſion in Wien-Fünfhaus iſt glänzend ausgefallen. Das geräumige Gotteshaus war auch an Wochentagen bis auf den letzten Platz gefüllt. Mittwoch, den 21. d. M., war Kinderpredigt, zu welcher die Schüler und Schülerinnen der von Schulbrüdern, Barmherzigen Schweſtern in der Herklotzgaſſe und Schulſchweſtern in der Friesgaſſe geleiteten Schulen gefü[h]rt wurden. Während dieſer Miſſion wird auch die Erſtcommunion der Schullinder in beſonders feierlicher Art veranſtaltet.
— Biſchofsconferenz. Cardinal Fürſtprimas Claudius Vaßary hat die Biſchofsconferenz für Mitt - woch, den 7. d., Vormittags 10 Uhr, in das Ofener Pri - matialpalais einberufen. Nebſt mehreren internen Ange - legenheiten ſtehen diesmal auch die Fragen der Congrua und der Autonomie auf der Tage[ſ]ordnung. Insbeſondere ſoll der Zeitpunkt für die Einberufung des katholiſchen Landes - congreſſes und der für dieſen nothwendigen Wahlen feſtge - ſtellt werden.
Kathol. : Sixtus. — Griechen (25. März): Maria Verk. — Sonnenaufgang 5 Uhr 60 Minuten Morgens. — Sonnenuntergang 6 Uhr 36 Minuten Abends. — Mondesaufgang 6 Uhr 48 Min. Morgens. — Mondes - untergang 11 Uhr 40 Minuten Abends. — Tageslänge 13 Stunden 6 Minuten. — Nachtlänge 10 Stunden 54 Minuten.
Erzherzog Heinrich Ferdinand iſt geſtern aus Wr. -Reuſtadt hier eingetroffen — Erzherzog Ludwig Victor iſt Sonntag Abends von hier nach Klagenfurt abgereiſt und trifft am 11. d. M. wieder in Wien ein. — Senats - präſident Graf Kuenburg iſt an einer gichtiſchen Knie - gelenksentzündung erkrankt und hütet ſeit einigen Tagen das Bett. — Der Präſident des türkiſchen Staatsrathes Tewfik Bey und der vormalige Profeſſor an der orientaliſchen Akademie Juſſuf Alidi Paſcha ſind vorgeſtern aus Paris hier eingetroffen. — Der franzöſiſche Generalconſul in Budapeſt Graf Turenne hat ſich vor - geſtern von hier auf ſeinen Poſten begeben. — Der franzöſiſche Geſandtſchaftsſekretär in Athen Olivier Taigny traf vorgeſtern aus Athen hier ein — Prinz Leopold von Bayern trifft heute Abends, aus München hier ein und begibt ſich Tags darauf zur Auerhahnjagd nach Eiſenerz in Steiermark.
Der Cardinal Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha wird am Grün - donnerſtag, den 15. d. M., in der Metropolitankirche zu St. Stefan an nachverzeichneten zwölf armen Bürgern aus der Bürgerverſorgungsanſtalt die Ceremonie der Fuß - waſchung vollziehen: Franz Zehethofer, Schuhmacher, 85 Jahre alt; Thomas Adam, Kleidermacher, 83 Jahre alt: Joſef Wachta, Schloſſer, Johann Heindl, Schuhmacher, je 82 Jahre; Karl Schickl, Kleidermacher, Jakob Pigl, Schuhmacher und Franz Wichtl, Kleidermacher, je 81 Jahre; Joſef Karauſchek, Kleidermacher, Johann Karbel, Drechsler und Johann Höfer, Schuhmacher, je 80 Jahre; Gottlieb Lieb, Kleidermacher und Peter Capitain, Bäcker, je 79 Jahre alt.
Der Juſtiz - miniſter hat den Miniſterialſecretär im Juſtizminiſterium Franz Emil Conte Smechia zum Landesgerichtsrathe beim Landesgerichte in Trieſt ernannt. — Der Juſtiz miniſter hat ernannt: zu Landesgerichtsräthen als Bezirks - gerichtsvorſteher unter Belaſſung in ihren Dienſtorten die Bezirksrichter; Johann Wildmann in Unhoſcht, Zdenko Hußa in Chotebor und Friedrich Stöger in Manetin; ferner zu Bezirksrichtern: den Bezirksgerichts - Adjuncten in Gablonz Franz Pransky für Ronsperg, den Gerichtsadjuncten in Piſek Wenzel Schwarz für Neugedein und die Bezirksgerichtsadjuncten: Mathias Weger in Melnik für Horazdowitz, Joſef Taud in Komotau für Platten, Anton Liebitzky in Dux für Wallern und Alexander Seifert in Tetſchen für Hart - manitz. — Der Juſtizminiſter hat den Staatsanwalts - Subſtituten in Teſchen Dr. Franz Ritter von Kolitſcher zum Staatsanwalte beim Kreisgerichte in Iglau ernannt. — Der Juſtizminiſter hat den Bezirksrichter in Wallern Eduard Marſch zum Rathsſecretär in Eger ernannt. — Der Ackerbauminiſter hat die Forſt - und Domainenverwalter Ferdinand Loibl in Lammerau und Ludwig Finke in Wien zu Forſtmeiſtern unter Belaſſung auf ihren Dienſt - poſten ernannt. — Der Kaiſer hat dem Landesſchulinſpector Chriſtian Schneller aus Anlaß der von demſelben er - betenen Verſetzung in den bleibenden Ruheſtand taxfrei den Titel und Charakter eines Hofrathes verliehen.
Bei der am 29. März an der Wiener Univerſität vorge - nommenen feierlichen Promotion wurde auch ein Prieſter, Herr Joſef Mayrhofer, welcher ſeit Jahren als Cooperator in Spitz a. d. Donau wirkt, zum Doctor der Rechte promovirt. Derſelbe hat ſeine juridiſchen Studien und die Rigoroſen ohne jede Unterbrechung des Seelſorgedienſtes beendet. Ein gewiß ſeltener Fall von Willenskraft.
Der berühmte Kanzelredner P. Heinrich Abel wird am 8., 9. und 10. d. M., jedesmal um 8 Uhr Abends, in der Hof - und Stadt - pfarrkirche zu St. Auguſtin Predigt halten, welche nur für die Männerwelt beſtimmt ſind. Das Thema der Predigten iſt « Ecce Homo ».
Der Strafrichter des zweiten Bezirkes, Gerichtsadjuct Dr. Phil. Bichal, iſt Sonntag den 4. d. M. um ½3 Uhr Nach - mittags im 37. Lebensjahre plötzlich geſtorben.
Dienſtag, den 6. April l. J., findet ½8 Uhr im „ Kaiſerhof “, 1. Bez., Reichsraths -ſtraße 19, ein Vortragsabend der Section für Social - Rechtswiſſenſchaften der Leo-Geſellſchaft ſtatt. Vortrags - Thema: „ Berechtigung und Grenzen des Termin-Ge - ſchäftes “. Referent Dr. V. Kienböck.
Wie wir bereits am Samſtag meldeten, iſt Meiſter Brahms geſtorben. Die Leiche des Tonkünſtlers iſt geſtern Abends im Trauerhauſe, Wieden, Karlsgaſſe Nr. 4, im Schlafzimmer des erſten Stockes, in dem der Künſtler geſtorben iſt, aufgebahrt worden. Schwarz gekleidet, ruht die Leiche in einem prachtvollen Metallſarge, den dreißig Girandolen und vier Kandelaber mit Wachs - kerzen umgeben. Das Gemach iſt durchwegs mit ſchwarzem Tuch verhängt und ein Baldachin ſpannt ſich über den Sarg. Auf rothem Kiſſen ruhen zu Häupten rechts die Orden und links die Bürgerkrone. In den Nachmittags - ſtunden wurde dem Künſtler die Todtenmaske abgenommen und ein Herr und eine Dame ſeines Bekanntenkreiſes haben ſein Antlitz in Kreide verewigt. Es ſind auch bereits die erſten Kränze, ſechs an der Zahl, eingetroffen, die am Sarge niedergelegt wurden. Ueber das Leichenbegängniß ſind noch keine definitiven Beſtimmungen getroffen. Die Parte, die von dem Ableben Kenntniß gibt, wird heute von der Geſellſchaft der Muſikfreunde ausgegeben; das ſteht feſt, daß die Leiche Brahms’ am Dienſtag den 6. d. M., Nachmittags um ½3 Uhr, vom Trauerhauſe, Carlsgaſſe 4, in die evange - liſche Kirche A. B. in der Dorotheergaſſe 18, durch die Be - ſtattungs-Unternehmung „ Concordia “überführt wird. In der Kirche werden nur mit Eintrittskarten verſehene Per - ſonen Zutritt haben. Die Einſegnung erfolgt um 3 Uhr. Der Männergeſangverein wird einen Trauerchoral ſingen. Die Parte wird über die Beerdigung noch keine Mittheilung enthalten. Die Stadt Wien hat nämlich dem Meiſter ſofort nach dem Bekanntwerden des Ablebens ein Ehrengrab im Tonkünſtlerbosquett am Centralfriedhofe bewilligt. Johannes Brahms ſoll aber bei Gelegenheit im Freundeskreiſe geäußert haben, er wünſche durch Feuer beſtattet zu werden. Nun hat ſich aber weder ein Teſtament, noch irgend welche ſchrift - liche Aufzeichnung gefunden, die über den Wunſch des Meiſters Aufſchluß geben könnte. Die Nachforſchungen über dieſe Angelegenheit ergaben kein Reſultat. Eine heute ausge - gebene Correſpondenz theilt mit: Zu einer impoſanten Trauerkundgebung, wie ſie Wien ſchon lange nicht geſehen hat. wird ſich die Leichenfeier Brahms’ geſtalten. Vor ¼3 Uhr werden ſich die Deputationen und Vereine vor der Carlskirche verſammeln. Der Trauerzug ſetzt ſich um ½3 Uhr in Bewegung und wird ſeinen Weg vom Trauerhauſe in der Carlsgaſſe über die Schwarzenbergbrücke und Lothringer - ſtraße bis zum Portal des Muſikvereins-Gebäudes nehmen. Daſelbſt erwartet der Singverein die Leiche und wird einen Trauerchoral anſtimmen. Im Namen der Geſellſchaft wird der Präſident des Muſikvereines, Freiherr v. Bezecny einen Kranz am Sarge niederlegen. Auch die Geſellſchaft der Muſikfreunde und der Singverein werden vor dem Gebäude den Sarg mit Kränzen ſchmücken. Hierauf bewegt ſich der Zug zur evangeliſchen Kirche A. C. in der Dorotheergaſſe. Sämmtliche Trauergäſte folgen dem Leichenwagen zu Fuße. Daſelbſt wird Pfarrer Dr. v. Zimmermann die Einſegnung vornehmen und hierauf der Wiener Männergeſangsverein einen Chor ſingen. Nach der Einſegnung nimmt der Trauer - zug ſeinen Weg zum Ehrengrabe auf dem Centralfriedhofe. Von der Verbrennung der Leiche wurde Abſtand genommen. Am Grabe wird der Präſi - dent des Tonkünſtler-Vereines Director Berger dem Ver - blichenen den Nachruf halten. Der Eintritt in die Kirche, Doro - theergaſſe, iſt nur mit Karten erlaubt, welche vom Wiener Singverein ausgegeben werden.
Mit Bezug auf den unter dieſer Spitzmarke am 2. April d. J. erſchienenen Bericht erhalten wir von dem Rechts - anwalt des dort genannten Stockfabrikanten Herrn Oswald Lindner nachſtehende Berichtigung: „ Es iſt unwahr, daß der Gatte der Frau Marie Dobler ſein ganzes Vermögen oder auch nur irgend einen Vermögenswert bei Herrn Oswald Lindner jemals hinterlegt habe, unwahr, daß derſelbe, als er am Tode lag, ſeiner Frau geſagt habe, ſie möge ſich nach ſeinem Tode an Lindner wenden, bei dem er ſein ganzes Vermögen hinterlegt habe, un - wahr iſt es endlich, daß unter dieſem bei Oswald Lindner angeblich hinterlegt geweſenen Geld auch ein Haupttrefferantheil ſich befunden habe. Wahr iſt viel - mehr, daß Frau Marie Dobler und deren Gatte von der Kirchengemeinſchaft „ Apoſtoliſche Gemeinde “, an deren Spitze Herr Oswald Lindner ſteht, ihrer Armuth wegen unterſtützt wurden; wahr iſt ferner, daß Frau Dobler, kurz bevor ihr Gatte ſtarb, einen Advocaten holte, damit der Sterbende ein Teſtament errichte; wahr iſt, daß dieſer dem Advocaten über deſſen Befragen nach ſeinem Vermögen und worüber er verfügen wolle, zur Antwort gab, er beſitze gar nichts, als die geringen Hab - ſeligkeiten in ſeiner Wohnung, worüber der Advocat die Ueberflüſſigkeit eines Teſtamentes erklärte und ſich entfernte. Achtungsvoll Dr. Marcell Hofmann.
Am 30. v. M. fand die 15. Generalverſammlung des Zweig - vereines der Gerichtsbezirke Währing, Hernals, Ottakring des Frauen-Hilfsvereines vom rothen Kreuz für Niederöſterreich ſtatt. In der vorgenommenen Neuwahl der Vereinsleitung wurden gewählt: Frau Fanni Meiſſner-Diemer, Frau Antonie Hülſenbeck, Frau Amalia Nawra - til, Frau Marie Wallner und Antonie Weinzierl. Der durch die Bemühungen des Vereines angeſammelte Fond, deſſen Verwendung zur Errichtung eines Spitals für 90 Mann im Kriegsfalle beſtimmt iſt, beträgt derzeit 17.999 fl. Als Vertreter der Stadt Wien war der Stadt - rath und Gemeinderath Dr. Roderich Krenn anweſend.
Geſtern Vormittags um 11 Uhr hat unter dem Vorſitz Sr. Majeſtät des Kaiſers in der Hof - burg ein Kronrath ſtattgefunden. An demſelben nahmen Ihre Excellenzen Miniſterpräſident Graf Badeni und ſämmtliche Miniſter ſeines Cabinets theil. Der Kronrath dauerte nahezu ſieben Viertelſtunden.
Die in der Währingerſtraße Nr. 26 wohnhafte Bertha Heiß ließ in einem Einſpänner in der Windmühlgaſſe eine rothlederne Brieftaſche mit95 fl. zurück. Der Kutſcher iſt verdächtig, das Geld ſich angeeignet zu haben. Er iſt jung, bartlos, mittelgroß, dick und hat volles Geſicht.
Der Mediciner Friedrich Wilſch erlegte ein Zwanzig - und ein Zehn-Hellerfalſificat, der Pferdewärter Franz Mikolaſch ein Zwanzig-Hellerfalſificat, die ſie jüngſt eingenommen haben.
Vor - geſtern Abends gegen 7 Uhr ſtieß beim Nordweſtbahn-Viaduct nächſt der Stromgaſſe eine Dampftramway mit dem vom 23jährigen Kutſcher Joſef Kornherr geführten Laſt - wagen zuſammen. Kornherr wurde vom Bocke geſchleudert und von ſeinem eigenen Wagen überfahren. Er erlitt einen complicirten Bruch des linken Oberſchenkels und mehrfache ſchwere Quetſchungen.
Samſtag den 3. April fand im dichtgefüllten Saale des Etabliſſements Wimberger eine große Sieges - feier des chriſtlichen Arbeiter Wahlcomités des 14. Be - zirkes ſtatt. Um 8 Uhr erſchien Herr Vice-Bürger - meiſter Dr. Carl Lueger in Begleitung des Abg. Sturm. Frau Bertha Schneider, die mit ihrem Gemahl erſchienen war, ſprach den Dank der Frauen an die Abgeordneten aus. Dr. Lueger, ſtürmiſch begrüßt, hielt eine launige Rede, da er ſeine Feſtrede, wie er bemerkte, dem hochw. Herrn Grafen Colloredo cedirte. Im Laufe ſeiner Rede verglich er die Frauen mit den Tauben und meinte, ſonſt freße der Adler die Tauben, dießmal aber haben die Tauben den Adler gefreßen. Hierauf hielt der hochw. Herr Graf Mels-Colloredo die Feſtrede. Sodann folgte der gemüthliche Theil. Um ½12 Uhr erſchien Abg. Axmann mit Gemahlin, ebenſo Profeſſor Schleſinger und richtete herzliche Worte an die Verſammlung. Um ½3 Uhr ſchloß das ſchöne Feſt.
Vorgeſtern Abends wurde auf dem Franzensringe bei der Kreuzung mit der Schottengaſſe der 66jährige Private Moriz Hahn von einem Fiaker über - fahren, wodurch er einen Bruch des rechten Unter - ſchenkels erlitt.
Der 30jährige Handlungsgehilfe Paul Franke, Leopoldſtadt, Weintraubengaſſe Nr. 5 wohnhaft, trank geſtern Abends ungefähr um 7 Uhr im Prater eine Giftlöſung. Gegen 1 Uhr Nachts ſank er bewußtlos auf einer Bank in der Nähe der Rotunde zuſammen. Den Grund des Selbſtmordverſuches weigert ſich Franke an - zugeben.
Geſtern Früh um 4 Uhr fuhr der Dampfer „ Kereskedes “der Donau-Dampfſchiffahrts - Geſellſchaft mit drei beladenen Schleppſchiffen, welche hinter dem Dampfer nebeneinander zuſammengekoppelt waren, ſtromabwärts. Bei der Durchfahrt unter der Stadelauerbrücke fuhr der an der linken Außenſeite befindliche Schlepper an den mittleren Brückenpfeiler an, wodurch er von den übrigen Schleppſchiffen losgeriſſen und gegen die Schiffmühlen ge - trieben wurde. Dort gerieth der Schlepper in die Schiff - mühle des Max Mallowan, die faſt vollſtändig demolirt wurde. Bei dieſer Gelegenheit gelang es zwei Sicherheits - wachmännern mit Unterſtützung zweier Müllergehilfen die auf dem Schlepper in Lebensgefahr befindliche Bemannung: den Steuermann Alois Jäger, deſſen Gattin und achtjährige Tochter, ſowie den Franz Hillek, Matroſen, in Sicherheit zu bringen. Das Schiff ſelbſt wurde dann wieder gegen die Mitte des Stromes getrieben, wo es unterhalb der Mühlen verſank. Der Schlepper war mit 16 Waggons Waaren beladen.
Aus London wird telegraphirt: Nach einer bei Lloyds eingelaufenen Meldung aus Beirut iſt der Dampfer des öſterreichiſchen Lloyd „ Semiramis “fünf Meilen von Tripolis (Syrien) aufgefahren, iſt jedoch ſchon wieder losgekommen.
Mittwoch, den 7. d., feiert der Schriftſteller Guido Liſt ſein 25jähriges Schriftſteller - jubiläum im Saale des Hotels „ Engliſcher Hof “, Maria - hilferſtraße, bei welcher Gelegenheit Lift’s Dichtungen in Wort und Geſang zum Vortrage gebracht werden. Der Beginn dieſes Feſtes, zu dem Gäſte willkommen ſind, iſt auf 8 Uhr Abends feſtgeſetzt.
Zum Zwecke der Gründung eines Fachvereins fand Freitag Nachmittags im Saale zum „ Goldenen Luchſen “eine Ver - ſammlung der fahrenden Künſtler und Schauſteller ſtatt. Der Vorſitzende, Schauſteller Trocker, bezeichnete als Auf - gabe des projectirten Fachvereins die Wahrung der Standes - intereſſen mit Ausſchluß jeder Politik. Der Name des Ver - bandes ſoll — dem zugvogelartigen Leben der Mitglieder entſprechend — „ Schwalbe “lauten. Escamoteur Maxini verlas einen an die Berufsgenoſſen gerichteten Aufruf, worin folgende Forderungen, deren Vertretung ſich der neue Verein zur Aufgabe macht, aufgeſtellt werden: Verleihung der Conceſſion für immer bei jährlicher Steuer - entrichtung; Schutz gegen das Ueberhandnehmen aus - ländiſcher Concurrenz; Regelung der Vidirung der Conceſſion durch die Bezirkshauptmannſchaften; Erlaſſung einer Verordnung betreffend die Anweiſung von Pro - ductionsplätzen ſeitens der Ortsgemeinden; Regelung der jetzt beſtehenden Geſetze, betreffend die Productionen in den Gaſthauslocalen. An dieſe Vorſchläge knüpfte ſich eine leb - hafte Debatte. Schauſteller Zeynhard wünſchte die Elimi - nirung jenes Punktes, welcher die Bekämpfung der aus - ländiſchen Concurrenz zum Gegenſtande hat. Die Schau - ſteller und Künſtler ſeien reiſende Geſchäftsleute, und Nie - mand derſelben könne wiſſen, wohin ihn das Schickſal ver - ſchlägt; da ſei nun die Gefahr vorhanden, daß vom Aus - lande Reciprocität geübt wird. Schließlich wurde die Grün - dung des Vereines auf Baſis der vorgeſchlagenen Forde - rungen genehmigt. Ebenſo wurde die Herausgabe eines Fachblattes beſchloſſen und der Mitgliederbeitrag mit monat - lich 30 kr feſtgeſetzt.
Die vom Prager Landes - gerichte ſeit dem 22. Jänner d. J. ſteckbrieflich verfolgte 32jährige Köchin Marie Nemecek, iſt heute Früh auf der Wieden, Kleine Neugaſſe 16, ausgeforſcht und ver - haftet worden
Im Herbſt vorigen Jahres iſt in Bayern der frühere Bank -4Wien, Dienſtag, 6. April 1897 Reichspoſt 78beamte Auguſt Keller, 38 Jahre alt, verhaftet worden, der zum Nachtheile der Bodencreditanſtalt für Kleingrundbeſitzer in Budapeſt Coupons und Pfand - ſcheine im Werthe von circa 110.000 fl. gefälſcht hat. Er wurde nach Budapeſt gebracht. Seine mitſchuldige Gattin Marie, geborene Popp, 40 Jahre alt, konnte nicht ermittelt werden. Nun iſt erhoben worden, daß ſie vom 22. bis 29. December v. J. unter dem Namen Marie Popp in einem Hotel in Klagenfurt gewohnt hat und zu Anfang Februar d. J. in Budapeſt war. Sie nennt ſich auch Honoſſy, Killer und Hiller, iſt blond und hübſch, gegenwärtig kränklich, ſpricht ungariſch und deutſch und ändert beſtändig ihren Wohnort. Im Sommer hält ſie ſich in Badeorten auf. Den größten Theil der erſchwindelten Summe oder einen Depotſchein über dieſelbe dürfte ſie bei ſich haben. Sie hat angenehme Manieren und ein Mal an der rechten Wange. Das beſchädigte Geldinſtitut hat auf die Ausforſchung der Keller und die Einbringung der bei ihr befindlichen Werthe eine Belohnung von 1000 Kronen und 5% des gefundenen Gutes aus - ausgeſetzt.
Aus Nizza wird uns be - richtet: Dem polniſchen Grafen Chrapowicki wurde dieſer Tage auf dem Bahnhofe von Nizza ein Koffer ge - ſtohlen, der Pretioſen im Werthe von 150.000 Francs ent - halten haben ſoll.
Aus Paris wird berichtet: Hier erſchoß der Tapezierer Lamarre ſeine 17jährige Tochter in der Erbitterung über deren unmoraliſchen Lebenswandel. Nachdem er die Tochter er - ſchoſſen, jagte er ſich eine Kugel in den Kopf; da dieſelbe ihn nicht tödtete, durchſchnitt er ſich mit einem Raſirmeſſer die Kehle.
Vom 3. April wird aus Galizien gemeldet: Heute gab es in ganz Galizien großen Schneefall und empfindliche Kälte.
Im Dorfe Antonowka (Bezirk[Tr]umacz) bei Tarnopol wurden der reiche Landwirth Kohut und ſeine Familie Nachts ermordet und beraubt. Die Thäter ſind noch nicht entdeckt.
Am 4. April 1797 wurde über Aufforderung des Re - gierungs-Präſidenten Grafen Franz von Sauran der erſte freiwillige Landſturm gebildet; ſchon am 12. April 1797 haben ſich 40.000 Mann gemeldet; insbeſonders eifrig waren die Tiſchler, die 5 Bataillone mit 1500 Mann ſtellten. Studenten unter dem Commando des greiſen Directors Schmutzer bildeten ein eigenes Corps, ebenſo die Angehörigen des Handelsſtandes. Wien glich im April 1797 einem förmlichen Heerlager. Der Landſturm kam nicht zur Anwendung, ſondern nahm nur an dem Leichen - begängniß des am 30. April 1797 verſtorbenen Siegers von Aſpern Erzherzog Carl Theil. In den folgenden Franzoſenkriegen nahmen jedoch wie bekannt die Wiener Landſturmmänner lebhaften Antheil.
Geſtern Nachts entſtand in einem Gaſthauſe in der Siebenbrunnengaſſe Nr. 5a zwiſchen dem 28jährigen Buchbindergehilfen Max Friedl, Mitterſteig Nr. 25 wohnhaft, und mehreren Gäſten ein Raufhandel, bei welcher Gelegenheit Friedl vor die Thür geſetzt wurde. Er ſtürzte zu Boden und zog ſich einen Bruch des rechten Unterſchenkels zu.
In der Wechſelſtube des Rudolf Rentler, Kärntnerſtraße 51 erſchienen am 3. d. zwei elegant gekleidete Männer und erſuchten um Umwechs - lung einer italieniſchen Note zu fünfhundert Lire. Da aus der Mitte der Note ein Stückchen herausgeriſſen war, wurde die Umwechslung nicht vorgenommen und die beiden Herren entfernten ſich wieder. Die bezeichnete italieniſche Note dürfte eine falſche geweſen ſein. Am 13. v. M. wurden nämlich hier drei falſche Noten zu fünfhundert Lire in Verkehr gebracht. Die Perſonsbeſchreibung der Verſchleißer dieſer Noten paßt genau auf jene zwei Männer, welche in der Rentler’ſchen Wechſelſtube die italieniſche Note zu 500 Lire am 3. d. M. einwechſeln wollten.
Wie es nicht anders zu erwarten war, hat ſich der Wiener Thierſchutzverein in der geſtern ſtattge - fundenen Sitzung gegen den Taubenfang ausgeſprochen und beſchloſſen, eine Eingabe an die k. k. Polizeidirection zu richten. In derſelben wird darauf hingewieſen, daß das rückſichtsloſe, brutale, thierquäleriſche Einfangen der Tauben mit Netzen zur Zeit der Brut, das Hineinpferchen und - Preſſen der geſangenen Thiere in Säcken, bei den Wienern gerechten Unwillen hervorgerufen und daß auch die Blätter gegen dieſen thierquäleriſchen Taubenfang ihre Stimmen er - hoben haben. Der Wiener Thierſchutzverein weiſt auf die geſetzlichen Beſtimmungen hin, wonach Vögel zur Zeit der Brut nicht gefangen werden dürfen und der Transport von Vogelgattungen in dichtmaſchigen Säcken nicht geſtattet iſt. Der Wiener Thierſchutzverein iſt der Anſicht, daß wenn auf eine Verminderung der Tauben hingewirkt werden ſoll, der Taubenfang zu einer anderen Zeit und nicht in thier - quäleriſcher, öffentlich Aergerniß erregender Weiſe vorzu - nehmen iſt.
Am 23. v. M. wurde die Wohnung der Joſefa Pecha, Ottakring, Herbſt - ſtraße 38, erbrochen. Der thäter entwendete Wertheffecten in der Höhe von mehr als 100 fl. Geſtern iſt der 27jährige Ratencaſſier Joſef Broſik, Ottakring, Gaullachergaſſe 28 wohnhaft, wegen dringenden Verdachtes, dieſen Einbruchsdiebſtahl verübt zu haben, verhaftet worden. Broſik hat auch am 9. v. M. bei Frau Francisca Gödl, Ottakring, Wichtelgaſſe 7, einen Einbruch verübt und Effecten im Werthe von 50 fl. geſtohlen.
Dem Uhrmacher Joſef Lipach in Friedland wurden durch Einbruch 30 ſilberne und 7 goldene Uhren, 12 ſilberne und goldene Uhrketten, 95 goldene, ſilberne und Doubleringe, 74 goldene, ſilberne und Doublearmbänder, 100 Anhängſel, 5 Officiers - ketten, 30 Brochen ꝛc., 2000 fl. werth, geſtohlen.
Der 33jährige Stenograph Abraham Braksmayer, Neubaugaſſe 33 wohnhaft, wurde am 4. d. Früh todt im Bette aufgefunden. Braks -mayer trug ſeit zehn Jahren wegen eines Kehlkopfleidens eine Canüle. Dieſelbe dürfte ſich im Schlafe verrückt und verſchloſſen haben, ſo daß Braksmayer den Tod durch Er - ſticken gefunden hat. — Die 47jährige Samenhändlerin Anna Maninger, Margarethen, Kriehubergaſſe 19 wohnhaft, ſtürzte am 3. d. Abends auf der Matzleinsdorfer - ſtraße in Folge Herzſchlages zuſammen und ſtarb während des Transportes in die nahegelegene Wachſtube.
Im Keller der Buchbinder-Fabrik von J. und B. Herſon, Favoriten, Puchsbaumgaſſe 25, gerieth heute Vormittags eine bedeutende Menge Papierabfälle in Vrand. Die Feuerwehr hatte in Folge der ſtarken Rauch - entwicklung ſchwere Arbeit und konnte die Flammen bei Anwendung der Rauchhaube erſt nach längerer Zeit löſchen.
Der 28jährige Asphaltirer Carl Scheikel, Margarethen, Siebenbrunnengaſſe 39 wohnhaft, erlitt da - durch heute Früh in der Neubaugaſſe Brandwunden an der rechten Hand, daß beim Kochen von Asphalt die Flüſſigkeit überſtrömte. — Der 52jährige Straßenkehrer Joſef Jank, Lerchenfelderſtraße 10 wohnhaft, ſtürzte heute Vormittags auf der Fiſcherſtiege vom Schlage getroffen bewußtlos zu - ſammen.
Der 26 jährige vacirende Commis David Kaufmann, der geſtern aus Jägerndorf zugereiſt iſt, erſchien Nachts in der Centralſtation der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft und gab an, daß er im Coupée bei Wagram aus Noth die Köpfchen von zwei Packets Zündhölzchen in Benzin gelöst, getrunken habe. Er wurde ins Spital der Barmherzigen Brüder ge - bracht.
Ein Einſpännerkutſcher, der heute in trunkenem Zuſtande über den Hernalſergürtel fuhr, ſtürzte dadurch, daß er an der Ecke der Ottakringerſtraße an einen Hydranten anfuhr, vom Bocke, und erlitt außer Quetſchungen am rechten Ohre eine Loslöſung der rechten Ohrmuſchel und innere Verletzungen.
Heute Früh wurde vor dem neuen Rathhauſe cine circa 70 jährige Frau, anſcheinend Oebſtlerin, von einem Stellwagen überfahren, und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie bei Ankunft der Aerzte der Rettungsgeſellſchaft’ ſtarb. Der Sicherheitswach - rayonspoſten hat Namen und Nationale des Kutſchers notirt.
Unbeſtändig und kühl, mit zeitweiſen Niederſchlägen vorausſichtlich.
In Folge einer Anzeige des Schönerianers Doctor v. Mühlwerth in Krems wurde von der Staats - anwaltſchaft gegen die „ Reichspoſt “eine Anklage wegen Vergehens nach Art. VIII des Geſetzes vom 17. De - cember 1862 erhoben, weil die in der Nummer vom 30. December v. J. erſchienene Correſpondenz aus Waidhofen a. d. Thaya, enthaltend einen Bericht über die Gerichtsverhandlung des Pfarrers Döller contra Abg. Dötz, geeignet ſei, die öffentliche Meinung zu Ungunſten des Angeklagten zu beeinfluſſen.
Es hatte ſich deshalb der verantwortliche Re - dacteur Hikiſch vor einem Erkenntnißgerichte unter dem Vorſitze des Hofrathes R. v. Holzinger, Staatsanwalt Dr. Bobies, diesbezüglich zu ver - antworten. Derſelbe gab an, die incriminirte Notiz nur flüchtig durchgeleſen und nichts Ungeſetzliches in derſelben gefunden zu haben, da er anderenfalls einen derartigen Paſſus zweifellos eliminirt hätte. Die Abſicht, in irgend einer Weiſe die Oeffentlichkeit zu Ungunſten Abg. Dötz zu beeinfluſſen, ſei ihm vollſtändig ferne ge - legen und daher ein animus injuriandi nicht vorhanden. Ueber den Autor der beanſtändeten Correſpondenz ver - weigerte unſer verantwortliche Redacteur jede Auskunft.
Der Vertheidiger, Dr. Max Anton Löw con - ſtatirte, daß die Staatsanwaltſchaft ſich erſt in Folge der Dennciation des Dr. v. Mühlwerth be - wogen ſah, dieſe Klage zu erheben und zog daraus die Folgerung, daß, wenn der Staatsanwalt etwas über - ſieht, dasſelbe auch einem verantwortlichen Redacteur paſſiren könne.
Der Gerichtshof verurtheilte ſchließlich unſeren verantwortlichen Redacteur zu 50 fl. Geldſtrafe.
Morgen wird die Operette „ Die Göttin der Vernunft “zum Benefiz der Autoren zum 25. Male aufgeführt. Johann Strauß hat die Partitur ſowohl um eine Ouverture, als auch um einen Walzer (für Herrn Joſephi) im zweiten und um ein Marſchquartett (der Damen Dirkens und Kopacſi und der Herren Streitmann und Werner) im dritten Acte bereichert. — Als nächſte Novität wird die Geſangspoſſe „ Der Mann ohne Kopf “von Julius Horſt und E. Lunzer, Muſik von Heinrich Müller, vorbereitet.
Nächſten Donnerſtag wird das Volksſtück mit Geſang in 5 Acten von C. Coſta „ Glücks - narren “zum erſten Male gegeben. Die Bertheilung der Rollen iſt folgende: Edi Fellmeier, Fabrikant, Herr Krug; Franz Wendl, Herr Balajthy; Anna, deſſen Frau, Fräulein Nieſe; Joſef Inpfler, Beamter, Herr Fröden; Fritz, deſſen Neffe, Herr Godai; Fanny Weiß, Schneidermamſell, Fräulein Horſt; Poldl, Lehrjung bei Wendl, Herr Natzler; Ziegler, Herr Kneidinger; Glanz, Meſſerſchmidt, Herr Dürer; Peter Stöckel, Schuhmacher, Herr Göſtl; Suſi, deſſen Frau, Frau Kneidinger; Frau Reſi, Frau Anatour - Bruck; Frau Liſi, Frau Millmann; Frau Fanni, Fräulein Hirſchhuber; Sali, Fräulein Meißner; Mimi, Fräulein Fenzella; Cilli, Fräulein Felder; Schackerl, Deutſchmeiſter, Herr Kreith; Ferdl, Pionnier, Herr Seitz; Liebſch, eine Hauſirerin, Fräulein Kieſewald; Ein armes Weib, Fräulein Jarsky; deren Mann, Herr Groß.
wird heute „ Das grobe Hemd “von C. Karlweis, ebenſo Mittwoch und Samſtag gegeben. — Dienſtag gelangt „ Die goldene Eva “von Fr. v. Schönthau und Koppel-Ellfeld zur Darſtellung. — Donnerſtag, den 8. d., geht als volks - thümliche Abendvorſtellung bei ermäßigten Preiſen „ Dasvierte Gebot “von L. Anzengruber mit den Herren Tyrolt und Martinelli als Vater und Sohn Schalanter in Scene. — Dienſtag, Donnerſtag und Samſtag finden Nachmittags 3 Uhr die erſten „ Urania “- Vorſtellungen bei ermäßigten Preiſen ſtatt. Der erläuternde Vortrag „ Ein Ausflug nach dem Monde “wird von Herrn O. Eppens geſprochen werden.
— Die zum Beſten der Errichtung einer Wiener „ Urania “ſtattfindenden „ Urania “- Vorſtellungen werden vorerſt bis Oſtern fortgeſetzt. Der populär-wiſſenſchaftliche Ausſtattungsvortrag „ Ein Ausflug nach dem Monde “, ſowie die nach Angabe hervorragender Aſtronomen von namhaften Decorationsmalern hergeſtellten Anſichten von Mondlandſchaften ſind für jeden Gebildeten feſſelnd, namentlich aber für die ſtudirende Jugend unge - mein belehrend; ſie gewähren einen Anſchauungsunter - richt, der auf aftronomiſch-meteorologiſchem Gebiete in ſo vollendeter Weiſe nicht bald wieder geboten werden dürfte. Um nun den Minderbemittelten den Beſuch dieſer „ Urania “- Vorſtellungen zu erleichtern, hat die Direction des Deutſchen Voltstheaters für die am 6., 8., 10. und 13. d. um 3 Uhr Nachmittags ſtattfindenden Vorſtellungen die bedeutend ermäßigten Preiſe der gewöhnlichen Nach - mittagsvorſtellungen angeſetzt und von der Einhebung einer Vorverkaufsgebühr Anſtand genommen.
In dieſer Woche tritt Herr Ferdinand Bonn noch dreimal auf. Morgen, Dienſtag, in „ Trilby “, Mittwoch in „ Die officielle Frau “und Freitag als „ Kean “. Am Donnerſtag wird „ Francillon “mit Frl. Nilaſſon vom Berliner Thalia-Theater zum erſten Male geſpielt. Am Samſtag beginnt Ermetti Zacconi in „ Spettri “(„ Geſpenſter “von H. Ibſen) ſein Gaſtſpiel. Heute hat der Verkauf der Karten für dieſen fünftägigen Gaſtſpielcyclus begonnen.
Heute, Montag, Abends ½8 Uhr, findet im großen Mufikvereinsſaal das erſte Concert (I. Cyclus, I. Abend) der Berliner Philharmoniker unter der Leitung Felix Wein - gartner’s ſtatt. Als Pietätsact für den dahinge - ſchiedenen Meiſter Johannes Brahms wird dasſelbe ſtatt mit der Freiſchütz-Ouverture mit Brahms Tra - giſcher Ouverture begonnen.
— Die Erzherzoge Eugen und Otto beſuchten geſtern die Vorſtellung des „ Biberpelz “, Diebscomödie von Gerhart Hauptmann.
Erzherzog Eugen hat die Jahres - Ausſtellung im Künſtlerhauſe geſtern neuerdings beſichtigt. Die Betheiligung des Publicums iſt eine ſehr rege, wofür die Ziffer der Beſucher, wie der Ankäufe ſpricht, bezüglich welcher gegen Schluß dieſer Woche eine weitere Liſte zur Veröffentlichung gelangen wird.
Gerhart Haupt - mann erobert langſam die deutſche Bühne, das kann man ſeit der Erſtaufführung am 3. d. M. behaupten, ohne ein Dementi befürchten zu müſſen. Man hat die „ verſunkene Glocke “als kein Stück erklärt, und geht doch hin, um ſich an der märchenhaften Schönheit der Dichtung zu berauſchen; man hat auch am Samſtag Leute gehört, daß „ Der Biberpelz “kein Stück ſei, daß er keine rechte Handlung und vor allem keinen Schluß habe, und doch wird man ſich am Ende der immer mächtiger aufdämmernden Ueberzeugung nicht verſchließen wollen und können, daß wir es endlich ein - mal wieder mit einem Dichter zu thun haben, und daß er uns die beſte Comödie gegeben hat, die ſeit dem „ Zerbrochenen Krug “in deutſchen Landen ge - ſchrieben worden iſt. Hauptmann’s Comödie erinnert auch in der Einfachheit ihres Apparates an das unver - gängliche Werk Kleiſt’s. In einem Dorfe bei Berlin kommen Diebereien vor; der Amtsvorſteher, der ſie verfolgen ſoll, wirft ſich jedoch auf die politiſch Ver - dächtigen, und behandelt die braven Bürger wie Ver - brecher, die Diebe als Muſterbilder der Rechtſchaffenheit. Das iſt alles. Aber es iſt mit einer ganz unnachahm - lichen Feinheit, mit einem Witz gemacht, daß man lange nach dem Schluſſe noch wie ein Gourmand nach einem Diner bei Lucull mit der Zunge ſchnalzt. Und es wurde überdies ausgezeichnet geſpielt. Beſonders Frau Schmittlein, die diebiſche Schiffersfrau, Herr Eppens, ihr Mann, und Herr Rüller, der junkerhafte Amtsvorſteher, ſind alles Lobes würdig. Die Aufnahme der Novität war zum Theile eine be - geiſterte; am Schluſſe regte ſich einige Oppoſition, welche jedoch unterlag.
In der franzöſiſchen Kammer fand der Miniſter Hanotaux bei der Beantwortung der Interpellation des Deputirten Gauthier über die Ereigniſſe im Oriente, daß der von ihm vor 14 Tagen entwickelte Plan, be - treffend die Autonomie Kretas in Ausführung begriffen ſei. Es ſei unrichtig, wenn man ſage, die Autonomie ſei von den Kretern nicht beifällig aufgenommen worden, da man die Meinung der Kreter nicht nach der Mei - nung der Aufſtändiſchen beurtheilen dürfe. Die europäiſchen Contingente hätten die Küſtenſtädte beſetzt. Wenn es nothwendig ſein ſollte, würden die Mächte neue Maßregeln zum Schutze der Küſtenſtädte treffen, Die Mächte verharren im Einvernehmen, ihre An - ſtrengungen auf die Verhinderung deſſen zu richten, daß die gegenwärtigen Ereigniſſe ſchwere Conſequenzen für den allgemeinen Frieden nach ſich ziehen Andererſeits verfolgen wir auf Kreta die Einführung der Autonomie durch neue Maßnahmen, die gegenwärtig unter den Mächten durch Vermittlung ihrer Botſchafter in Konſtantinopel den Gegenſtand von Berathungen bilden. Wir ſind der Anſicht, daß in dieſer doppelten Aufgabe, die Europa übernommen hat, die Zeit den Rathſchlägen der Weisheit und der Furcht, die Jeder - mann die Gefahr eines blutigen Conflictes einflößt, zu Hilfe kommen wird. “
578 Reichspoſt Wien, Dienſtag, 6. April 1897In den letzten Tagen war wiederholt Kriegsrath im Yildiz-Kiosk.
In einer am Samſtag abgehaltenen Beſprechung der Botſchafter wurde die Autonomie für Kreta und die Wahl eines Gouverneurs in Berathung gezogen.
Die Geſellſchaft des „ Rothen Halbmondes “ſtellte in ihrer geſtrigen Sitzung das vorhandene alte Material zur Verfügung der Armee. Die Activirung eines eigenen Dienſtes, für welchen 9330 Pfund verfügbar ſind, wurde vorläufig nicht beſchloſſen.
Nachſtehend die letzteingelangten Telegramme:
Das „ Journalde St. Petersbourg “ſchreibt: Die aggreſ - ſive provocirende Haltung, welche Griechenland mit bedauernswerther Hart - näckigkeit beobachtet, zwingt die Groß - mächte, ſehr gegen ihren Wunſch, zur Blockade des Golfes von Athen zu ſchreiten. Durch Be - laſſung der Truppen des Oberſten Vaſſos auf Kreta, legt die griechiſche Regierung ſchon ſeit einiger Zeit der Bevölkerung der Inſel alle Nachtheile auf, welche die Blockade zur Folge hat. Sie vereitelt die der Wiederherſtellung von friedlichen Zuſtänden gewidmete Aufgabe der Admirale und verhindert die Großmächte, die wahren Wünſche der Bewohner Kreta’s zu ermitteln, welche erſt nach dem Ausſcheiden eines jeglichen inter - eſſirten Druckes und Einfluſſes befragt werden können. Die Berichte der Admiräle und Conſuln bezeugen die vollſtändige Unmöglichkeit, gegenwärtig in unmittelbaren Verkehr mit der eigent - lichen kretenſiſchen Bevölkerung zu treten. Letztere wird durch die Aufſtändiſchen und deren Führer, inſoweit nicht die freiwilligen griechiſchen Officiere der Natur der Sache nach dem überwiegenden Einfluſſe der griechiſchen Truppenabtheilung unter - liegen, in Orten zurückgehalten, welche den europäiſchen Unterhändlern unzugänglich ſind. Die Handlungen des Oberſten Vaſſos ſind genügend bekannt. Iſt dieſer Officier doch ſo weit gegangen, that - ſächlich allen Großmächten den Krieg zu erklären. Aber nicht zuſrieden mit dieſer unbegreiflichen Haltung einer geiſtig ſo hervorragend begabten Nation, wie die griechiſche, gefallen ſich gewiſſe überſpannte, ge - wohnheitsmäßige Unruheſtifter, die Kriegs - erklärung gegen die Türkei für den 6. April oder den Tag des Beginnes der Blockade der griechiſchen Häfen in überſchwäng - licher Weiſe zu empfehlen. Wir weigern uns entſchieden, die Möglichkeit dieſer außerordent - lichen Thorheit zuzugeben; aber eintretenden Falles wäre Griechenland unzweifelhaft der Angreifer und allein verantwortlich für die Europa ſo hin - geworfene Kriegserklärung, welches die Aufrechthaltung des Friedens wünſcht und alle ſeine Anſtrengungen nach dieſem Ziele richtet. Es wäre Zeit, auf Illuſionen zu verzichten, die nur zu ſchmerzlichen Irrthümern führen könnten. Jede Macht, welche gegenwärtig die Initiative zu einem Angriffe ergreifen würde, müßte ſicherlich die ſchwerſten Folgen auf ſich nehmen. Wenn Griechenland um jeden Preis ſich in den Krieg ſtürzen wollte, könnte es augen - ſcheinlich auf Niemandes Unterſtützung zählen. Welches übrigens auch der Ausgang eines ſo provocirten Kampfes wäre, die Großmächte würden doch niemals zugeben, daß der Angreifer auch nur den geringſten Vortheildaraus zöge. Nachdem die Groß - mächte alle irgendwie möglichen Mittel erſchöpften, um Griechenland die Leiden zu erſparen, welche es ſich ſelbſt zugezogen hätte, würden ſie es weiter nicht nöthig haben, in Aufregung zu gerathen. Ihr voll - ſtändiges Einvernehmen bleibt un - veränderlich. Das iſt die ſicherſte Bürgſchaft für den endlichen Sieg der Principien der Ordnung, des Rechtes und der Billigkeit und das beſte Unter - pfand für die Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens, ſelbſt bei der Möglichkeit einer theilweiſen Beunruhigung durch Griechenland, welche die Mächte im Nothfalle zu unterdrücken wiſſen würden.
Die „ Agenzia Stefani “meldet aus Suda vom Heutigen: Sämmtliche Mächte ertheilten ihren Admirälen die Weiſung, zur friedlichen Blockade Athens zu ſchreiten. Die Admiräle erwägen die diesbezüglichen Modalitäten.
Die Agence Havas meldet aus Athen vom Heutigen, 9 Uhr Abends: Obwohl ge - nauere Nachrichten fehlen, wird die Blockade als unmittelbar bevorſtehend angeſehen. Die Erklärungen Hanotaux’ über die Aufnahme der Autonomie durch die Kreter rufen entrüſtete Proteſte der Blätter hervor. Für Dienſtag, den Tag des Nationalfeſtes wird ein großes Meeting vorbereitet, welches gegen das Vorgehen der Mächte einen Proteſt einlegen und der Regierung das Vertrauen aus - ſprechen ſoll.
Parlamentsunterſecreär Curzon hielt in Southpoſt eine Rede, in welcher er bei Be - ſprechung der Orientfrage ſagte: Die Kriegs - wolken am Horizonte vergrößern ſich, aber noch hoffen die Mächte, das Unheil abzuwenden. Die Integrität des ottomaniſchen Reiches müſſe als Theil des Völkerrechtes behandelt und Modificationen,die Ausſicht auf Erfolg hätten, von Europa gemein - ſam vorgenommen werden. Es könne Griechenland nicht erlaubt werden, ein Stück des ottomaniſchen Ge - bietes ohne Zuſtimmung der Mächte zu nehmen. Er bezweifle, daß Griechenland das Geld oder die Macht habe, Kreta zu beruhigen. Die neue Verfaſſung werde der Inſel zur richtigen Zeit gegeben werden. Zunächſt müſſe aber eine neue Regierungsautorität ge - ſchaffen und Kreta beruhigt werden. Der neue Gouver - neur werde Chriſt ſein und von den Mächten ernannt werden. Die Zurückziehung der türkiſchen Truppen werde logiſcher Weiſe eintreten, nachdem Kreta der Autorität des Sultans entzogen ſein werde. Die Auf - ſtändiſchen und die griechiſchen Trup - pen verzögerten durch ihre aggreſſive Haltung die Entfernung der türki - ſchen Truppen. Griechenland könne kein größeres Verbrechen begehen, als die Türkei anzugreifen. Es ſei die Pflicht Englands, bei dem europäi - ſchen Concerte zu verbleiben, das, von den Cabineten der Mächte gebildet, der größte Fort - ſchritt des Völkerrechtes und der Moral geweſen ſei, den das Jahrhundert geſehen.
Die Aufſtändiſchen von Akro - tiri baten die Admirale um die Ermächtigung, die Halb - inſel verlaſſen und ſich unter ihrem Schutze in das Innere begeben zu dürfen.
Admiral Canevaro ermächtigte die Aufſtändiſchen, mit ihren Familien und Hausthieren abzuziehen. Be - waffnete Baſchibozuks ſtellten ſich geſtern dem Abzuge der Aufſtändiſchen entgegen. Abtheilungen europäiſcher Truppen gehen an die Sudabai ab, um die Baſchibozuks zu entwaffnen.
Die Entwaffnung der Baſchibozuks hat heute Früh begonnen. Da die Baſchibozuks in der Ortſchaft Kalieni die Ablieferung der Waſſen verweigern, wird dieſe Ortſchaft von euro - päiſchen Truppen cernirt.
Die Unterhandlungen wegen der Entwaffnung der Baſchibozuks in Kalieni, welche der k. u. k Oberſt Guzek leitete, dauerten eine Stunde. Die Führer der Baſchibozuks verlangten einen diesbezüglichen Befehl des Gouverneurs und die An - weſenheit Edhem Paſchas. Oberſt Guzek hatte eben angeordnet, daß man mit den Hausdurchſuchungen beginnen ſolle, als Edhem Paſcha, welchen der öſter - reichiſch-ungariſche Conſul im Konak aufgeſucht hatte, und der über energiſches Drängen des Conſuls ſich zur Intervention entfchloß, in der Ortſchaft Kalieni eintraf, um die Entwaffnung zu leiten. Die von dem Truppen - cordon eingeſchloſſenen Baſchibozuks begannen ſodann in Ruhe die Waffen abzuliefern.
Die Entwaffnung der Baſchibozuks nimmt einen ruhigen Verlauf. Edhem Paſcha wurde für die Operation ver - antwortlich gemacht. 500 Gewehre ſollen morgen abge - liefert werden. Von Konſtantinopel kommende türkiſche Officiere landeten hier, um den Befehl über das von Kandia kommende türkiſche Bataillon zu übernehmen Ungeachtet des Befehles der Admirale weigern ſich die türkiſchen Behörden, drei gefangene Griechen von Akrotiri freizulaſſen. Die von Vaſſos gefangen ge - nommenen türkiſchen Soldaten weigerten ſich, das Lager zu verlaſſen. Dieſelben werden in Platania eingeſchifft und nach der Türkei gebracht werden.
Ein hieſiges italieniſches Blatt vermeldet, allerdings unverbürgt, daß bei den am Samſtag ſtattgefundenen Kämpfen ſowohl italieniſche, wie auch öſterreichiſch-ungariſche Soldaten eingegriffen haben, wobei von den letzteren 7 Mann verwundet und 3 Soldaten des Mannſchaftsſtandes und ein Ober - lieutenant getödtet worden ſind.
Auf dem Dampfer „ Cherſon “der freiwilligen Flotte, welcher in Sebaſtopol eine Feldbatterie an Bord genommen hatte, wurde hier ein Bataillon des 56. Shitomir’ſchen Regiments in der Stärke von 657 Mann, 15 Officieren und 20 Pferden eingeſchifft, worauf der Dampfer nach Kreta abging.
Ein heute erſchienenes königliches Decret verbietet die Beförderung von chiffrirten Telegrammen im Inland und ins Ausland. Bei Kandia dauern die Kämpfe fort.
Heute Nachmittags fand im Theater San Carlo ein Meeting zu Gunſten Kretas ſtatt. Die Ordnung wurde nirgends geſtört.
Die Agence Havas meldet aus Athen: „ Ein Telegramm aus Lariſſa beſagt, daß man trotz der peſſimiſtiſchen Vorherſagungen es als ſicher betrachtet, daß ſich morgen an der Grenze keinerlei Zwiſchenfall ereignen werde, und daß die Anweſenheit des griechiſchen Kronprinzen eine Bürgſchaft dafür biete. Es wurden namentlich für morgen ſtrengſte Befehle ertheilt, deren Befolgung außer Zweifel ſtehe. Indeſſen ergreifen die Türken außerordentliche Maßnahmen und verſtärken ihre Poſten. “
Einer Meldung aus Kreta zu Folge entſpann ſich vorgeſtern in Atſipopulos bei Rethymno ein Kampf, der neun Stunden dauerte, wobei die Türken mit beträchtlichen Verluſten zurückgeſchlagen wurden.
Die auf türkiſcher Seite immer noch beſtehende Beſorgniß vor griechiſchen Provocationen von Feindſeligkeiten an der Grenze am 6. April veranlaſſen tägliche Sitzungen des Kriegsrathes im Yildiz-Kiosk unter Theilnahme des Kriegsminiſters, des Marineminiſters, Ghazi Osman Paſchas und acht anderer Generale. Der Comman - dirende Edhem Paſcha erhielt die Weiſung, am 6. d. M. vertheidigungsbereit zu ſein und eingehende Befehle bezüglich ſeiner Haltung bei der Vertheidigung der Grenze. Es verlautet, daß eine Ver - ſtärkung der Grenztruppen durch weitere 40 Redif - bataillone des 2. Corps, welche zur Einübung mit dem Mauſergewehre mobil gemacht werden, ge - plant ſei.
Nach Conſularmeldungen iſt bei Guſinje ein türkiſch-montenegriniſcher Conflict entſtanden, welcher militäriſche Vorkehrungen von tür - kiſcher Seite veranlaßt.
„ Daily News “melden aus Saloniki vom 2. d.: Einem glaubhaften Berichte zu - folge fand bei Gazega in der Nähe von Kiponri ein Zuſammenſtoß zwiſchen 300 Auf - ſtändiſchen unter Takis und Türken ſtatt, be[i]welchem 38 Perſonen getödtet wurden. Zehn ver - wundete Türken wurden nach Grevena gebracht.
Wie die „ Morning Poſt “aus Conſtantinopel vom 3. d. meldet, entwarf der Miniſterrath eine an die griechiſche Regierung zu richtende Note, in welcher die Zurückziehung der griechiſchen Truppen von Kreta verlangt wird. Im Falle eines abſchlägigen Beſcheides träfe Griechenland die Verantwortlichkeit.
In der Thronrede, mit welcher König Humbert heute die Kammer eröffnete, lautet der der internationalen Lage gewidmete Paſſus wie folgt:
„ Gegenüber den Wirren in der Türkei trachte ich im Einklange mit den Mächten Maſſacres zwiſchen den ver - ſchiedenen Racen und den Bekennern verſchiedener Religionen zu verhindern und den Bevölkerungen die Wohlthaten der Civiliſation und der Juſtiz zu ſichern. Unſeren Allianzen getreu und glücklich über die herzliche Freundſchaft mit allen Mächten vereinigt meine Regierung ihr Beſtreben mit dem - jenigen des europäiſchen Concertes, deſſen Theil ſie bildet, wie dies die Pflichten einer loyalen Unterſtützung zur Auf - rechterhaltung des Friedens und die Sorge für die ita - lieniſchen Intereſſen empfehlen.
Dieſe Wohlthat des Friedens wird dem parlamente geſtatten, ſich dem Studium der Probleme zu widmen, die ſeit langer Zeit der Löſung harren. “
Nach einem Telegramm der „ Times “aus Waſhington arbeitet das Schatzamt die Ausführungsbeſtimmungen zu der Clauſel, betreffend die rückwirkende Kraft der Dingley-Bill aus. Alle erreichbaren Auskünfte laſſen die Zurückweiſung der Clauſel im Senate erwarten.
Die Pforte theilte den Botſchaften mit, daß die Commiſſion in Tokat 136 Mohammedaner und 4 Armenier wegen Betheili - gung an den letzten Vorfällen in Unterſuchungshaft ge - nommen habe.
In Alameda entſtanden wegen der Verzehrungsſteuer Unruhen. Es wurden zahlreiche Verhaſtungen vorgenommen.
Bei dem Kaiſerpaare fand geſtern Mittags eine größere Frühſtückstafel ſtatt, an welcher unter Anderen Fridtjof Nanſen, Reichskanzler Fürſt Hohenlohe, der ſchwediſch-norwegiſche Geſandte und Militärbevollmächtigte, Staatsſecretär Freiherr von Marſchall und Cultusminiſter Boſſe theilnehmen.
Erzherzog Ludwig Victor iſt zum Beſuche der Vereine vom Rothen Kreuze hier angekommen.
In Folge einer Fels - abrutſchung auf der Strecke Saalfelden - Leogang wurde heute Früh der Verkehr auf die Dauer von 10 Stunden geſtört. Der Perſonenverkehr wird durch Umſteigen aufrechterhalten und wird vor - ausſichtlich mit dem heutigen Zuge Nr. 103 wieder voll aufgenommen werden.
Die Zollcommiſſſon des Folkethings hat gegen die Stimmen zweier Mitglieder der Rechten, welche den Zollſchutz für die Induſtrie zu vermehren oder beizubehalten wünſchen, ſich dahin geeinigt, eine Reviſion vorzuſchlagen, welche die Rohſtoffe und Productionsmittel von Einfuhrzöllen befreit, beziehungsweiſe dieſe vermindert, den Zollſchutz für die großinduſtriellen Betriebe durchgängig um 15 bis 20% herabſetzt und den Zollſchutz für das Klein - gewerbe beibehält. Die fiscaliſch bedeutungsvollen Herabſetzungen würden durch Erhöhungen der Zollſätze auf Tabak, Spiritus und mehrere Luxusartikel gedeckt werden. Der Vorſchlag der Commiſſion würde jedoch eine Verminderung der Zolleinnahmen von 5½ Mil - lionen Kronen bedingen. Zur Deckung dieſes Aus -6Reichspoſt Wien, Dienſtag, 6. April 1897 78falles dürfte vor Allem eine Erhöhung der Brannt - weinſteuer in Betracht kommen.
Heute Mittags 12 Uhr begann vor dem Bezirksgerichte Hernals die Verhandlung der Ehrenbeleidigungsklage, welche der Abg. Mittermayer gegen ſeinen ehemaligen Gegencandidaten, den ſocialdemokratiſchen Führer Schuh - meier und den Neulerchenfelder Cafétier Joh. Keimel angeſtrengt hat. Bekanntlich hat „ Genoſſe “Schuhmeier den Abg. Mittermayer in einer Verſammlung beſchuldigt, einen Risconto, auf welchen ein Treffer gefallen ſei, gefälſcht, und eine Brieftaſche mit 12 fl. entwendet zu haben. Schuhmeier that auch in der Verſammlung den Ausſpruch, Mittermayer habe mit dem Aermel das Zuchthaus geſtreift.
Zu der heute vor dem Bezirksgerichte Hernals durch - geführten Verhandlung, welche Adjunct Dr. Gakſch leitete, war Mittermayer, deſſen Anwalt Dr. Rabenlechner, und Schuhmeier mit ſeinem Rechtsbeiſtand, Dr. Ornſtein, perſönlich erſchienen.
Bereits gegen Mittag hatten ſich vor dem Bezirks - gerichtsgebäude Hunderte von Menſchen eingefunden, zwiſchen denen es zu Reibungen kam, in Folge deſſen zwei Verhaftungen vorgenommen und der Platz von Polizei ge - räumt werden mußte. Das Auditorium war dicht beſetzt.
Zu Beginn der Verhandlung beantragte Dr. Orn - ſtein die Ausſcheidung der Klage gegen Keimel. Doctor Rabenlechner ſpricht ſich dagegen aus. Die Klage gegen Keimel wird ſchließlich dem Bezirtsgerichte Ottakring zugewieſen. Nach Verleſung der Anklageſchrift wird zur Ver - nehmung des Angeklagten geſchritten.
Schuhmeier will alle gegen Mittermaier ausgeſprochenen Verdächtigungen beweiſen. Er erzählt, daß es ihm erſt nach vielem Drängen gelungen ſei, vom Cafetier Keimel das Recht zur Einſichtnahme in die Briefe zu erlangen. Aus dieſen Briefen gehe die Wahrheit der Beſchuldigungen her - vor. Im Verlaufe ſeiner Vertheidigung wird der Angeklagte vom Richter mehrmals gerügt, unter anderem, als er prahleriſch ſeine Vorſtrafen erwähnte und hiebei den Richterſtand angriff. Der Cafetier Keimel gibt an, mit Mittermayer in einem Geſchäft bedienſtet geweſen zu ſein. Dort haben ſich die Vorfälle zugetragen und Dann habe Mittermayer die 3 Briefe an ihn geſchrieben, in welchen er die ihm zum Vorwurf gemachten Delicte zu - gibt. Hierauf bringt der Richter die Brie[f]e zur Verleſung. Mittermayer gibt die Echtheit derſelben zu, behauptet aber, dieſelben ſeien ihm abgepreßt worden.
Als er auf die nochmalige Frage die Brieſe als echt erkennt, erhebt ſich der Richter und verkündet, daß er infolge - deſſen den Act an die Staatsanwaltſchaft abtrete. Auf der Straße gab es noch erbitterte Auseinanderſetzungen zwiſchen Scialdemokraten und Antiſemiten, doch gelang es der Polizei, die vielhundertköpfige Menge zu beruhigen und im Schach zu halten.
Der letzte Tag des Eröffnungsmeetings brachte der Rennbahn einen Maſſenbeſuch. Die Rennen verlie en ohne Zwiſchenfall und brachten intereſſante Kämpfe insbeſonders das von 17 Pferden beſtrittene Princen-Nefte Handicap. Nachſtehend die Reſultate:
I. Internationales Handicap. 1800 Kronen, 2600 Meter. Morgenſtern und Ruzicka’s „ Viola Belle “in 4 Min. 8·6. Erſte vor „ Iva S. “und „ Molly Bawn “. 9 liefen. 5: 15; 25: 46, 75, 109. — II. Ver - geltungsrennen. 2000 Kronen, 2600 Meter. Clear’s „ Poldy M. “in 4 Min. 22·3. Erſter vor „ Adria “und „ Vöslauer I. “ Neun liefen. 5: 78; 25: 113, 45, 37. III. April-Rennen. 2000 Kronen, 2800 Meter. Morgenſtern und Ruzicka’s „ April Fool “in 4 Min. 21·7. Erſter vor „ Mariak “und „ Princetta “. Sechs liefen. 5: 16; 25: 56, 131. IV. Handicap für Dreijährige. 1800 Kronen, 2200 Meter. Geſt. Keudlhof’s „ Leo “in 4 Min. 13·6. Erſter vor „ Lincoln “und „ Tauſy “. Neun liefen. 5: 14; 25: 45, 58, 42. V. Oſterpreis. 2400 Kronen, 2800 Meter. W. Cruit’s „ Bellwood “in 4 Min. 16·3. Erſter vor „ Princetta “und „ Carl Baltic “. Fünf liefen. 5: 15; 25: 36, 41. VI. Princeß Nefta - Handicap. 1800 Kronen, 2500 Meter. L. Wanko’s „ Intendant “in 4 Min. 27·1. Erſter vor „ Schnipfer “und „ Janos “. Siebzehn liefen. 5: 35; 25: 93, 67, 75. VII. Troſt-Handicap. 1800 Kronen, 2600 Meter. S. Tupan’s „ Pietuſchok “in 4 Min. 16·3. Erſter vor „ Petersburg “und „ William M. Ewarts “. Zwölf liefen. 5: 43; 26: 66, 72. 136.
Man ſchreibt uns: Wenn die Ideen der chriſtlichen Socialreform zum Siege gelangen ſollen, ſo müſſen die Anhänger derſelben ſich zuſammenſchließen, ſich zu einer compacten Maſſe vereinigen. Eindringlicher denn je er - geht daher jetzt, wo die Wahlen vorüber — die gezeigt haben, daß auch in der Arbeiterſchaft die chriſtlich-ſociale Idee feſte Wurzeln gefaßt hat und nach Tauſenden von Anhängern zählt, die aber ohne jeden inneren Zuſammen - hang daſtehen — unſer Ruf an die chriſtliche Arbeiterſchaft: „ Auf zur Organiſation! “
Nur durch feſtes Zuſammenſchließen können wir unſere Forderungen mit Nachdruck vertreten.
Es iſt Ehrenpflicht eines jeden ſich chriſtlich nennenden Arbeiters, einer Vereinigung chriſtlich-ſocialer Arbeiter bei - zutreten.
Der chriſtlich-ſociale Arbeiterverein iſt eine ſolche Ver - einigung; es iſt jener Verein, der die Organiſation in Wien und in den Provinzen angebahnt hat.
Collegen! tretet dieſem Verein bei!
Beitrittsgebühr iſt 25 kr., Wochenbeitrag 7 kr. Dafür bekommt das Mitglied zweimal monatlich die chriſtlichſociale Arbeiterzeitung „ Freiheit “unentgeltlich zugeſandt und im Falle der Arbeitsloſigkeit wird dasſelbe unterſtützt. Der Verein beſitzt jetzt 30 Zahlſtellen. Dieſelben befinden ſich: 1. Bezirk: Schmidtutz’s Gaſthaus, Wipplingerſtaße 20. 3. Bezirk: Friedl’s Gaſthaus, Barichgaſſe 22. 4. Bezirk: Guggenberger’s Gaſthaus, Mayerhofgaſſe 18 5. Bezirk: Haitzl’s Gaſthaus, Franzensgaſſe 16 und Gaſthaus „ zum Steinbock “, Einſiedlerplatz, Ecke der Embelgaſſe. 6. Bezirk: Grabner’s Gaſthaus, Kaunitzgaſſe 7. 7. Bezirk: Sedel - mayer’s Gaſthaus, Neuſtiftgaſſe 53. 9. Bezirk: Germa - dinger’s Gaſthaus, Badgaſſe 29. 10. Bezirk: Malinger’s Gaſthaus Simmeringerſtraße 136. 11. Bezirk: Heyer’s Gaſthaus, Hauptſtraße Nr. 28, 12. Bezirk: Kubaczek’s Gaſthaus, Breitenfurterſtraße Nr. 30. 13. Bezirk: Franzl’s Gaſthaus, Anſchützgaſſe Nr. 38; Hnmper - ſtetter’s Gaſthaus, Breitenſeerſtraße 24, Magdlen’s Gaſthaus, Hietzingerſtraße 140; Hartwieger’s Gaſthaus, Penzingerſtraße Nr. 53 und Linzerſtraße 420. 15. Bezirk: Bußjäger’s Gaſthaus, Kranzgaſſe 7. 16. Bezirk: Saal zum „ goldenen Luchſen “, Neulerchenfelderſtraße 43. 17. Bezirk: Bartmann’s Gaſthaus, Geblergaſſe 83. 18. Bezirk: Gollwitzer’s Gaſt - haus, Hildebrandgaſſe 23; Eder’s Gaſthaus, Kreuzgaſſe 75 und Wolfinger’s Weinſchank, Salmannsdorf, Hameauſtraße. 19. Bezirk: Beibel’s Gaſthaus, Pantzergaſſe 16; Schöll’s Gaſthaus, Heiligenſtädterſtraße 79; Pohlhammer’s Gaſthaus, Grinzinger Allee 48; Fendrich’s Gaſthaus, Sieveringerſtraße Nr. 171; Fellinger’s Gaſthaus, Heiligenſtädterſtraße 295 und Kloſterneuburg, Stadtplatz, Leſehalle.
Einzahlungen und Mitglieder-Aufnahmen finden in der Zahlſtelle, 3. Bez., Montag, in allen übrigen Zahlſtellen Samſtag von 8 bis 10 Uhr Abends ſtatt.
Sonntag, den 11. d. M., Nachmittags 2 Uhr, Ver - ſammlung am Hundsthurm, 5. Bez., Gaſthaus „ zum Bären “. — Abends 6 Uhr: Eröffnung der Zahlſtelle in Kaiſers-Ebersdorf mit Vortrag.
Im La[u]fe dieſes Monats werden ferner nachfolgende Zahlſtellen errichtet: Im 2. Bez., in Meidring, Unter-Sanct Veit und Hernals.
Schrftliche Beitrittserklärungen ſind an den Schrift - führer des Vereines Herrn Joſef Mender, V / 2, Arbeitergaſſe Nr. 26, zu richten.
Anläßlich der am 3. Mai l. J. ſtattfindenden Wahlen in den Ausſchuß der Krankencaſſe und in das Schiedsgericht der Kleidermacher berief der Verband der chriſtlichen Kleider - machergehilfen und - Gehilfinnen eine Vertrauensmännerver - ſammlung in Schromm’s Reſtauration in Margarethen ein, die unter Vorſitz des Herrn Tobiſch heute ſtattgefunden hat. Herr Kruml widerlegte die von den ſocialdemo - kratiſchen Gehilfen ausgeſprengten Verleumdungen, daß die chriſtlich-ſociale Gehilfenſchaft mit den Meiſtern eines Sinnes ſind und empfahl in warmen Worten Wahrung der Inter - eſſen und Hebung der traurigen Lage bei der Gehilfenſchaft. Herr Hraby beſprach ſodann das Vorgehen der Juden bei den letzten Reichsrathswahlen, wo die Juden „ Kaiſer - treue “auf ihre Plakate ſchrieben und bei der engeren Wahl mit den Socialdemokratie ſtimmten. Er empfahl lebhafte Agitation für die kommende Wahlſchlacht auf gewerblichem Gebiete und ſchloß mit dem Wunſche, einen zweiten 9. -März-Erfolg zu erzielen. (Beifallsbezeugungen.)
Sodann referirte Herr Holaubek über die Vor - gänge bei der Krankencaſſe, woſelbſt, wie es die Gerichts - verhandlung bewies, thatſächlich „ türkiſche Wirthſchaft “herrſche. Redner nahm gegen den Anſchluß an den Verband der genoſſenſchaftlichen Krankencaſſen Stellung und betonte, daß der Hauptpunkt der Beſtrebungen der chriſtlich-ſocialen Gehilfenſchaft in der einheitlichen Organiſation der Kranken - caſſe auf berufsgenoſſenſchaftlicher Grundlage liege. Alle Angehörigen der Genoſſenſchaft, vom Meiſter bis zum Lehrlinge, haben dieſer Caſſe anzugehören. Behufs Auf - ſtellung von Candidaten für die Ausſchußwahl der Kranken - caſſe wurde ein Comité aus den Herren Loch. Tobiſch und Chmel gewählt. Referent Holaubek betonte, daß die traurige Lage, in der ſich die Gehilfenſchaft befindet, von der Regierung keineswegs verkannt werde, ſie aber andererſeits nicht im Stande ſei, irgend welche Linderung zu ſchaffen, ſolange die Meiſter und Gehilfen nicht einmüthig ihre Ziele ver - folgen und gleiche Forderungen ſtellen werden, daher iſt es nothwendig, ſich mit den Meiſtern zu verſtändigen. Es wird in vielen Punkten harte Kämpfe mit den Meiſtern geben, aber dieſe werden wohl mit Ueberzeugung, nicht bis „ aufs Meſſer “geführt. Durch die „ Stückmeiſterei “ſeien die Meiſter ſelbſt die Ausgebeuteten, und, um ſelbſt mit Weib und Kind nicht zu verhungern, müſſen ſie kleinere Löhne geben. Dieſem Uebelſtande könne nur die Einführung des Befähigungsnachweiſes vorbeugen, wobei auch die Frage des Minimallohnes zur Löſung kommen kann. Nachdem noch mehrere Redner in ähnlichem Sinne ge - ſprochen hatten, wurde die Verſammlung geſchloſſen.
x. Prag. (Böhmiſches Staatsrecht und parlamentariſche Verwahrungen.) Die üblichen „ Verwahrungen “des Jung - czechenclubs und des conſervativen Großgrundbeſitzes für das „ böhmiſche Staatsrecht “und gegen die beſtehende Ver - faſſung erfuhren diesmal im neugewählten Abgeordneten - hauſe dadurch eine Abwechslung, daß die czechiſch-ſocialiſti - ſchen Abgeordneten einen ſcharfen Proteſt gegen das „ Staatsrecht “einlegten. Dieſes paßt bekanntlich nicht mehr in den Rahmen der jetzigen politiſchen Verhältniſſe und iſt ein veraltetes Ständerecht, das aber die Jungczechen demokrati - ſiren und zu Gunſten der nationalpolitiſchen Oberherrſchaft der czecho-ſlaviſchen Majorität in Böhmen über das ge - ſammte Land, alſo auch über die 2¼ Millionen Deutſch - böhmen, die einmüthig dagegen Einſpruch erheben, nach magyariſchem Muſter verwerthen wollen. Das gegenwärtige Miniſterium Badeni ebnet dieſen „ ſtaatsrechtlichen “Be - ſtrebungen, wie die in Sicht ſtehende neue böhmiſche „ Sprachenverordnung “beweiſt, ſichtlich die Wege. Der An - fang iſt gemacht; die Vereinbarungen Badeni’s mit Jung - czechen und Adel ſind ſeit einem halben Jahre umſtändlich in das gewünſchte Geleiſe gebracht worden. Wir halten auch die jüngſte Miniſterkriſis für eine verhüllte Action in dieſem Intereſſe. Die politiſchen Conſequenzen hiervon dürften bitter werden in einem Lande, deſſen deutſche Minorität 2¼ Millionen Köpfe beträgt (mehr als Ober - öſterreich, Salzburg, Tirol Vorarlberg zuſammen Bewohner zählen), die induſtriefleißig faſt die Hälfte der Steuern tragen und die in 72 Gerichtsbezirken compakt zuſammen - wohnen, gegenüber den 3½ Millionen Czechoſlaven Böhmens, von denen Viele aus Erwerbsbedarf in Deutſchböhmen ihr Brot als zuwandernde Arbeiter ſuchen müſſen. Die czechiſch - ſocialiſtiſche Verwahrung im Parlamente, die bekanntlich gegen die „ Aysgrabung vergilbter hiſtoriſcher Privilegien und Cocumente “und gegen die Betretung „ ſtaats - rechtlicher Irrwege “proteſtirte, ſchießt mehrfach, namentlich mit der Abweiſung jedes beſtehenden Adels-Vorrechtes und mit dem Hohne gegen die „ bürgerlichen “Beſtrebungen, weit über das Ziel hinaus, hat aber inſofern Recht, daß die Betreibung der Aufrichtung eines czecho - ſlaviſchen Nationalſtaates Böhmen nach ungariſchem Muſter unter den gegebenen Verhältniſſen den nationalen Frieden zwiſchen Deutſchen und Czechen in Böhmen auf unabſehbare Zeit hinaus gänzlich in Frage ſtellen muß, wenn der czechiſche Plan gelingt. In der jungczechiſchen und altczechiſchen
Um 2 Uhr 45 Min. notiren:
Renten. | ||
Mai-Rente .... | 100.80 | 101. — |
Februar-Renten ... | 100.80 | 101. — |
Juli-Renten .... | 100.80 | 101. — |
October-Renten ... | 100.85 | 101.05 |
Oeſterr. Kronen-Rente. | 100.60 | 100.80 |
„ Gold-Rente .. | 122.70 | 122.90 |
Ungar. „ ... | 121.80 | 122. — |
„ Kronen-Rente. | 99 10 | 99.30 |
Deviſen. | ||
Amſterdam .... | 98.95 | 99.10 |
Deutſche Bankplätze. | 58.65 | 58.80 |
London ..... | 119.55 | 120. — |
Paris ...... | 47.55 | 47.62 |
Münz-Ducaten ... | 5.66 | 5.68 |
Rand-Ducaten ... | 5.65 | 5.67 |
Napoleons .... | 9.51 | 9.52 |
Valuten. | ||
Schweizer Plätze ... | 49.35 | 49.42 |
20 Markſtücke ... | 11.72 | 11.75 |
Souvereigns .... | 11.94 | 11.98 |
Türkiſche Gold-Lire .. | —. — | —. — |
Marknoten .... | 58.65 | 58.70 |
Italteniſche Noten .. | 45.10 | 45.20 |
Papier-Rubel. ... | 126.87 | 127.12 |
Loſe. | ||
1854er Loſe .... | 143.50 | 145. — |
1860er „ .... | 141. — | 142. — |
1860er Fünftel ... | 153.75 | 154.75 |
1864er Loſe ... | 198.50 | 199.50 |
Ungariſche Loſe ... | 152. — | 153. — |
Theiß-Loſe ..... | 139. — | 139.50 |
Donau-Regulirungs-Loſe | 126.75 | 127.75 |
Wr. Communal-Loſe. | 163. — | 163 50 |
Serben-Loſe .... | [3]4.60 | 35.60 |
Türken-Loſe .... | 41.90 | 42.40 |
Credit-Loſe .... | 199.50 | 200.50 |
Ung. Hypoth. ... | 122.50 | 123. — |
Bankactien. | Geld |
Anlo-öſterr. Bank .... | 150.75 |
Bankverein, Wiener .... | 248 50 |
Boden ........ | 433. — |
Credit ........ | 346. — |
Credit ungar. ... | 382 50 |
Depoſitenbank ... | 221. — |
Escomptebank ungar .. | 238.50 |
Länderbank .... | 225.75 |
Oeſterr. -ungar. Bank. | 937. — |
Unionbank .... | 279. — |
„ böhm ... | 130.50 |
II. ung. Hypothekenbank | 233.50 |
Verkehrsbank ... | 171.50 |
Actien von Induſtr. -Unternehm. | |
Alpine ...... | 79.60 |
Brüxer Kohle ... | 255. — |
Nordböhm. Kohle .. | 382. — |
Nordungar. „ .. | 193. — |
Weſtböhm. „ .. | 129. — |
Rima ...... | 229. — |
Roſſitzer ..... | 213. — |
Salgo ...... | 566. — |
Trifailer ..... | 156. — |
Kronſtadt ..... | 134. — |
Prager Eiſen ... | 638. — |
Tabakactien .... | 127. — |
Waffen öſterr. ... | 292. — |
Wiener Ziegel ... | 308. — |
Waggonleih .... | 119. — |
„ Peſter .. | 515. — |
Intern. Waggon .. | 485. — |
Anglobau ..... | 101. — |
Allgem. Bau .... | 88. — |
Union „ .... | 94. — |
Lieſinger ..... | 129. — |
Perlmooſer .... | 260. — |
Steyrermühl .... | 169. — |
Actien von Verkehrs-Unteruehm. | |
Böhm. -Nordbahn .. | 264. — |
„ Weſtbahn ... | —. — |
Buſchtiehrader ... | 1540. |
Dampfſchiff .... | 464. — |
Kaſchauer ..... | 191. — |
Localbahn ..... | 205.50 |
Lembg. -Czernowitz .. | 286.50 |
Lloyd ...... | 382. — |
Mähr. Grenzbahn .. | —. — |
Mähr. -ſchleſ. Central. | 13.25 |
Nordbahn ..... | 3375. |
Nordweſtbahn ... | 258.50 |
„ Lit. B.. | 261. — |
Pardubitzer .... | 213. — |
Prag Duxer .... | —. — |
Staatsbahn .... | 335.50 |
Südbahn ..... | 78.12 |
Tramway, Wiener .. | 439. — |
„ Neue Wiener | —. — |
Graz-Köflach .... | 264. — |
Nachbärſe. | |
Credit ...... | 346.25 |
Staatsbahn .... | 333.75 |
Lombarden .... | 77.25 |
Ung. Goldrente ... | 121.80 |
Zur coulantesten Besor - gung aller im Coursblatte notirten Effecten u. Valuten bestens empfohlen.
Wechselstube des Bankhauses Schelhammer & Schattera Gegründet 1832.
Wien, I., Stephansplatz Nr. 11. Parterre.
778 Wien, Dienſtag, Reichspoſt 6. April 1897Preſſe hat die an tiſtaatsrechtliche Erklärung der czechiſch - ſocialiſtiſchen Abgeordneten einen großen Sturm entfeſſelt. Ihr Heiligthum, das Staatsrecht, iſt von eigenen Stammes - genoſſen parlamentariſch als volksſchädliches Phantom be - handelt worden. Dagegen wogt nun auf dieſer Seite leiden - ſchaftliche Abweiſung. Die „ Politik “erklärt: „ Das Schrift - ſtück (die Verwahrung) conſtatirt, daß das böhmiſche Volk politiſch und national gedrückt iſt. Von wem? Doch in erſter Linie von den Deutſchen. Wodurch? Daß man uns unſere (!) Selbſtändigkeit und Unab - hängigkeit vorbehält, auf welche wir eben auf Grund unſeres (!) Staatsrechtes einen hiſtoriſchen Anſpruch haben. Der politiſche und nationale Druck würde aufhören, wenn man unſer (!) Selbſtbeſtimmungsrecht reactivirte. “ Freilich! Nach Activirung des neuen Staatsgebildes könnten die Czechen nach magyariſchem Muſter „ drücken “. Man beachte obige Faſſung. Auf die 2¼ Millionen Deutſch - böhmen wird darin garkeine Rückſicht genommen. Nur die 3½ Millioneu Czechen haben vermöge ihres (! ( „ Staatsrechtes “das „ Selbſtbeſtimmungsrecht “über ganz Böhmen. Der „ hiſtoriſche Anſpruch “wird nur auf die czechiſche „ Selbſtändigkeit und Unabhän - gigkeit “, auf ihre Herrſchaft über Geſammt-Böhmen gedeutet. Die 2¼ Millionen Deutſchböhmen ſind nach dieſer Auf - faſſung politiſche Nebenſache, ſie werden für Böhmen etwa wie politiſches Strandgut auf der Baſis jenes „ Staatsrechtes “behandelt, das heute in Böhmen zwar noch nicht realirt, das aber mit Hilfe Badeni’s, der Polen ꝛc. aufgebaut werden ſoll Die politiſchen Conſequenzen dieſer „ ſtaatsrechtlichen “Experimente für Deutſchböhmen ſcheint man ſich an maßgebender Stelle doch heute leichter vorzuſtellen, als ſie es bei der Durchführung ſein werden.
Klagenfurt. (Hoher Gaſt. Verſammlung.) Am 5. d. wird unſerer Stadt die Ehre des Beſuches des Herrn Erz - herzogs Karl Ludwig zu Theil, welcher in der Hofburg ſein Abſteigequartier nehmen wird. Den Zweck bildet ein Beſuch des Zweigvereines vom „ Rothen Kreuze “. — Die bäuerliche Wirthſchafts-Genoſſenſchaft hält am 8. April im „ Sandwirt - Saale “ihre Gründungs - und erſte Generalverſammlung ab.
In einer in der verfloſſenen Woche vom Oeſterreichiſchen Inge - nieur und Architektenverein abgehaltenen außerordent - lichen Verſammlung hielt Architekt Hudetz einen Vortrag über die Neugeſtaltung des Stadttheiles am Theater an der Wien bis zum Stadtparke auf Grund ſeines neu verfaßten Projectes. Der Vortragende be - ſprach zunächſt die diesbezüglichen Pro[j]ecte des Stadt - bauamtes, der Enquete und des Architek enclubs, und wies auf die ſeiner Anſicht nach den drei Projecten anhaftenden Fehler hin. Der größte Fehler, den die vorgenannten drei Projecte gemeinſam haben, ſeien die geplanten zwei kleinen Bahnhöſe, welche in der Nähe der Akademieſtraße und Eliſabethbrücke zu ſtehen kämen. An Stelle dieſer Bahnhofanlage ſoll ein großer Bahnhof errichtet werden, welcher in die verlängerte Operngaſſe in der Nähe des Schikanederſteges verlegt werden kann. Der Vortragende erläuterte an der Hand von Plänen den Unterſchied zwiſchen dem ſtädtiſchen und ſeinem Projecte. Der Platz vor der Carlskirche ſei viel größer, als dies die Lage der Kirche bedinge, während nach dem Projecte des Architekten Hudetz die Kirche eingerahmt erſcheine, die perſpectiviſche und künſtleriſche Wirkung ſei in Folge deſſen auch viel großartiaer und von mehreren Rich - tungen genieße man den ſchönſten Ausblick auf die - ſelbe, er iſt viel ſchöner, die perſpectiviſche Wir -kung viel großartiger; als die vom Sterne aus auf die Peterskirche in Rom. Zum Schluſſe ſeiner Ausführungen veranſchaulichte der Vortragende die nach ſeinem Plane umgeſtaltete Umgebung der Karlskirche durch ſchön ausgeführte Bilder, welche mittelſt eines Skioptikons zur Darſtellung gelangten. An der ſich anſchließenden Discuſſion, an welcher Ober - baurath Neumann, Baurath Kaiſer, der Rector der techniſchen Hochſchule Profeſſor Prokop theilnahmen, wurden ſowohl die künſtleriſchen, als auch die prakti - ſchen Vorzüge des Hudetz’ſchen Projectes anerkannt und über Antrag des Rectors Prokop einſtimmig beſchloſſen, beim Eiſenbahnminiſter Schritte zu unternehmen zu Gunſten der Bahnhofanlage im Sinne des Projectes des Architekten Hudetz. Hierauf wurde die Verſammlung geſchloſſen.
Wir leſen in der „ Frankfurter Zeitung “: „ Eine luſtige Carnevals-Geſellſchaft in einer mähriſchen Stadt machte den Verſuch, ob die deutſche Reichspoſt in Frankfurt a. M. einen guten Spaß verſtehe und ob ſie darauf eingehen werde. Dieſe Vorausſetzung iſt nicht getäuſcht worden, denn das Frankfurter Poſtamt iſt auf den Spaß eingegangen und hat demſelben erſt die rechte Würze gegeben. Am 9. d. lief in Frankfurt eine öſter - reichiſche Correſpondenzkarte folgenden Inhalts ein: Herrn Johann Wolfgang v. Goethe. Geheimer Rath in Frankfurt a. M.! Biſenz-Piſek, 8. März 1827. Hochverehrter Herr! Für den Fall, als Sie noch unter den Lebenden weilen, würden wir Sie, hochverehrter Herr, recht höflich um Zuſendung eines Autogramms gebeten haben. Ergebenſt Die Redaction des Neuen Biſenzer Beobachters. Falls Herr Adreſſat inzwiſchen verſtorben, dann bitten wir die Karte retour.
Die Schüler Stephan’s im Frankfurter Poſtamte ſcheinen keinen Augenblick in Verlegenheit oder in Zweifel geweſen zu ſein, was mit dieſer Karte zu ge - ſchehen habe. Sie ſchickten ſie durch den Briefträger ins — Goethe-Haus am Hirſchgraben. Dort nahm der Bibliothekar des Goethe-Hauſes, Dr. Otto Heuer, die Karte in Empfang und erledigte ſie in ganz ernſthaſter, correcter Weiſe, indem er in altväteriſcher Schrift und Schreibart darauf den Vermerk ſetzte: „ Adreſſat im Jahre 1775 von hier nach Weimar verzogen. Dr. Heuer. Goethe-Haus. “ Dieſe Angabe des Dr. Heuer wurde auch von dem Briefträger Ruckat mit ſeiner Unterſchrift beſtätigt. Aber im Poſtamte ſcheint man der Meinung geweſen zu ſein, daß dieſe Auskunft für den Neuen Biſenzer Beobachter doch nicht aus - reichen werde, und um dieſes Organ in gar keinem Zweifel zu laſſen, wurde auf die Adreſſe mit großen, deutlichen Buchſtaben geſchrieben: „ Geſtorben. Retour! “ Mit dieſen amtlichen Marginalnoten verſehen, iſt die Correſpondenzkarte am 12. d. wieder im Poſtamte des Biſenz-Piſeker Bahnhofes eingelaufen und der Redaction des „ Neuen Biſenzer Beobachters “zugeſtellt worden. Derſelbe erſcheint jährlich nur einmal — als unge - drucktes Manuſcript und wird im Kreiſe einer Faſchings - geſellſchaft vorgeleſen, welche diesmal der Redaction ihres Organs für den werthvollen Beitrag zur Göthe - Literatur die vollſte Anerkennung zollte. “ (Wir können dieſem „ guten Spaß “beim beſten Willen keinen Ge - ſchmack abgewinnen. D. Red.)
Zucker (per 100 Kilo), Rohzucker 88 Grad R., promp, Frachtbaſis Auſſig 11.80 bis 11.85, ab Olmütz 10.85bis 10.95, ab Brünn-Wien 11.10 bis 11.20, pro Mai Frachtbaſis Auſſig 11.85 bis 11.90, ab Olmütz —. — bis —. —, ab Brünn-Wien —. — bis —. —, ruhig. Raffinade Ia prompt ab Wien 33. — bis 33.25, IIa prompt ab Wien 32.75 bis 33. —; Würfelzucker Ia prompt ab Wien 34. — bis 34.25, IIa prompt ab Wien 33.75 bis 34. —, Melis prompt ab Wien —. — bis —. —, ruhig. Würfelzucker Ia per März ab mähriſche Station tranſito 13.50 bis 14. —; Raffinade Großbrode —. — bis —. —; Raffinade Kleinbrode 13. — bis 13.50, ruhig. Piles Centri - fugal Ia prompt ab Trieſt tranſito 12.75 bis 13. 12·5, pro April-Auguſt ab Trieſt tranſito 13. — bis 13. 37·5, matt. — Fettwaaren (per 100 Kilo), Schweinfett, inländiſches incluſive Faß prompt I. Koſten ab Wien 54. — bis 55. —; Speck, weiß, excl. Packung prompt I. Koſten ab Wien 55. — bis 56. —, Unſchlitt, Ausſchnitt, prompt I. Koſten ab Wien 25. — bis 25.50, unver. — Spiritus (per 10.000 Ltr. %), prompt contingent ab Wien 16. — bis 16.10, per December contingentirt ab Wien —. — bis —. —, per März contingentirt ab Wien —. — bis —. —, per Mai - Auguſt contignirt ab Wien —. — bis —. —, unverändert. — Rüböl (per 100 Kilo), prompt ab Wien 33. — bis 34. —, ruhig. — Leinöl (per 100 Kilo), engliſches prompt ab Wien 27. — bis 27.50, ruhig. — Oelſaaten (per 100 Kilo), Kohlreps per Jänner-Februar ab Wien —. — bis —. —, per Auguſt-Sept. ab Wien 10.80 bis 10.90, unv. — Petroleum (per 100 Kilo), prompt, Kaukaſiſches, raffinirt, ohne Faß ab Trieſt tranſito 4.75 bis 5. —, Galiziſches stand white ab Wien 18.25 bis 18.50, waſſerhell 18.75 bis 19. —, Marke Gartenberg-Schreier 18.25 bis 18.50, Galiz. Kaiſeröl, Marke Skrzynski 19. — bis 19.25, Marke Wagenmann, waſſerhell 18 25 bis 18.50, Floridsdorfer, waſſerhell 18.25 bis 18.50, Pardubitzer white rose 18.25 bis 18.50, Oder - berger white Star Ia 18.50 bis 18.75, Amerikaniſches, Fiu - maner 22. — bis 22.25, Kaukaſiſches, Fiumaner 20.50 bis 20.75, Trieſtiner 3 Kronen 20.50 bis 20.75, Oſtrauer Fackel - Apollo 18.50 bis 18.75, Orſovaer, Mondmarke —. — bis —. —, Salon-Petroleum, Marke Lipinski 18.50 bis 18.75, Marke Fibich-Stawiarski —. — bis —. —; ruhig. — Colonialwaaren: Kaffee (per 100 Kilo), ſchwach, Santos ſuperior prompt ab Trieſt 63. — bis 78. —; Santos good average prompt ab Trieſt 58. — bis 63. —; Santos fair average prompt ab Trieſt 56. — bis 60. —; Santos regular prompt ab Trieſt 55. — bis 59. —; Santos ordinär prompt ab Trieſt 51. — bis 54. —; je nach Sorte: Ceylon highgrown prompt ab Trieſt 160. — bis 172. —; Ceylon lowgrown prompt ab Trieſt 145. — bis 155. —; Ceylon Perl prompt ab Trieſt 160. — bis 180. —; je nach Sorte: Portorico prompt ab Trieſt 118. — bis 128. —; Rio lavé, prompt ab Trieſt 83. — bis 95. —; Java gelb, mittel, prompt ab Trieſt 126. — bis 140. —; Menado, je nach Sorte, prompt ab Trieſt 160. — bis 190. —. — Gewürze (per 100 Kilo): ſtetig, Pfeffer: Singapoer ſchwarz prompt ab Trieſt 35. — bis 36. —; Singapore weiß prompt ab Trieſt 59. — bis 61. —; Pfeffer Penang prompt ab Trieſt 27. — bis 28. —; Piment prompt ab Trieſt 30. — bis 31. —; Caſſia lignea prompt ab Trieſt 50. — bis 51. —; Nelken: Zanzibar prompt ab Trieſt 28.50 bis 29.50; Ingwer: Cochin geſchält C. prompt ab Trieſt 54. — bis 60. —; Bengal naturel prompt ab Trieſt 22. — bis 23. —; Macisblüthe prompt ab Trieſt 220. — bis 240. —; Macis - nüſſe prompt ab Trieſt fl. 200. — bis fl. 280. —. —
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß wir im Correſpondenztheile auch Zuſchriften, die politiſch abweichende Meinungen von ihrem Standpunkte vertreten, ſoweit als möglich Platz einzuräumen haben. Jeder Leſer kann ſich dann ſein eigenes Urtheil nach den vorgebrachten Gründen bilden.
Verſicherungen aller Art bei der „ Unio catho - lica “, Wien, Bäckerſtraße 14. Vertreter in der Provinz geſucht.
Druck, Herausgabe und Verlag Ambr. Opitz, Wien. — Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien.
wurde nach dreitägiger Dauer Samſtag geſchloſſen. Im Vordergrunde der Berathungen ſtanden die Anträge bezüglich Errichtung einer ſämmt - liche Verſuchsſtationen umfaſſenden Organiſation der Reform des Verſuchsweſens, namentlich in der Richtung, daß für die Unterſuchungsmethoden eine einheitliche Baſis zu ſchaffen ſei Bezüglich der Organiſation des heimiſchen Verſuchsweſens gelangte folgende Reſolution vom Regierungsrathe Mach (San Michele) zur An - nahme: „ Die Entwicklung des landwirthſchaftlichen botaniſchen Verſuchsweſens „ reſpective der Samen - Controlſtationen und der landwirthſchaftlich chemiſchen Verſuchsſtationen ſoll den verſchiedenen Verhältniſſen der einzelnen Länder und Wirthſchaftsgebiete entſprechend eine freie bleiben. Eine Organiſation in dem Sinne, daß die Samen-Controlſtationen der einzelnen Länder als Filialen der Samen-Controlſtation in Wien untergeordnet werden, erſcheint nicht zweckmäßig, dagegen erſcheint es unbedingt nöthig, daß der Staat nur die Errichtung ſolcher landwirthſchaftlich chemiſcher und botaniſcher Verſuchsſtationen genehmigt und ſubventionirt, welche ſowohl hinſichtlich der Anforderungen, die an ihr Per - ſonal geſtellt werden, als auch hinſichtlich ihrer Ein - richtungen die volle Gewähr bieten, entſprechend und zum Nutzen der Landwirthſchaft ihres Gebiets arbeiten zu können. “ Lebhafte Zuſtimmung fand ein Antrag auf die Errichtung eines Verbandes. Zur Durchführung der nöthigen Vorarbeiten wurde ein Comité gewählt.
Das Handelsminiſterium hat die Bewilligung zur Vornahme techniſcher Vorarbeiten für den Bau von Schiffahrtscanälen zwiſchen Wien - Prerau-Oderberg-Krakau, Prerau-Pardubitz und Krakau - Sadowa-Wisznia-Brody mit einer Abzweigung von Sadowa-Wisznia nach Petrylow zum Anſchluſſe an den Dnieſter auf die Dauer eines Jahres ertheilt.
Der für die zweite Hälfte April vom Centralverband der Induſtriellen in Aus - ſicht genommene allgemeine Verbandstag wird darüber berathen, auf welche Weiſe eine Cooperation der europäiſchen Staaten zu dem Zwecke angebahnt werden könnte, um der von Amerika immer mehr drohenden wirtyſchaftlichen Gefahr zu begegnen. Die Haupt - ausfuhrartikel, welche von Oeſterreich nach den Ver - einigten Staaten gehen, ſind: Bier, Leinen -, Woll - und Baumwollwaaren, ſeidene Beſatzartikel, Glas und Porcellan, einzelne Artikel der chemiſchen Induſtrie, künſtliche Blumen, Ledergalanteriewaaren, Muſik - inſtrumente, Perlmutterknöpfe, Fächer. Das Ausmaß der von der neuen Tarifbill vorgeſchlagenen Zoll - erhöhungen ergibt ſich am deutlichſten aus einem Blick auf die davon erwartete Steigerung der Zolleinnahmen. Auf Grundlage der letztjährigen Handelsausweiſe läßt die Bill eine Mehreinnahme um 112 Millionen Dollars vorausſetzen, die ſich in der folgenden Weiſe vertheilen: Chemiſche Erzeugniſſe 3·5 Millionen Dollars, Porcellan - und Glaswaaren 4·3, Metalle 4, Holz 1·5, Zucker 21·75, Tabak 7, Ackerbauproducte 6·3, Spirituoſen, Weine und andere geiſtige Getränke 1·8, Jute, Flachs und Hanf 7·8, Wolle 17·5, Wollfabrikate 27, Seide 1·5, Holzpapiermaſſe und Papier 0·058, endlich in der Tarifgruppe: Diverſe, mehr um 6·5 Millionen Dollars.
Vom Wiener Landesgerichte wurde der über das