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Die hiſtoriſch denkwürdige Stätte des Wiener Platzes Am Hof ſah geſtern eine Feier von hin - reißender Schönheit und Bedeutung. Das chriſtliche Wien mit dem Erzhauſe an der Spitze weihte ſich aufs Neue der Unbeflecktempfangenen, der Patronin des Kaiſerhauſes, deren Bild auf den Bannern der Regimenter ſteht. An dreißig Tauſende um - ſtanden geſtern die Marienſäule Am Hof; die Herrſcherfamilie, die Miniſter und Hofwürden - träger, die Biſchöfe und Aebte, die Bürgermeiſter und der Magiſtrat der Reichshauptſtadt, die theologiſche Fakultät, die buntbemützten Scharen der Studenten, und Tauſende von Handwerkern. Kaufleuten und Arbeitern, Bürgern und Bürgerinnen — unter Hunderten von Fahnen hatten ſie ſich als Vertreter der katholiſchen Haupt - ſtadt verſammelt, um das Kaiſerhaus, das Vater - land, die Stadt und ihr Volk der Königin der Königinnen wieder anzugeloben, ſo wie damals in der Schwedengefahr Kaiſer Ferdinand es am ſelben Platze getan hatte. Es war ein Anblick von unbeſchreiblicher Anziehungskraft, wie geſtern zwiſchen der zweiten und dritten Nachmittags - ſtunde ununterbrochen die Züge aus den ver - ſchiedenen Bezirken, muſterhaft geordnet, in den Platz einſtrömten, mit Blumenkränzen auf Bannern und Standarten, und Chöre ſingend, die der Wind ſchon von der Ferne melodiſch einhertrug. Es lag jene gewiſſe Spannung der Begeiſte - rung in der Menge, die immer in einem guten, ſtarken, rechtſchaffenen Volke wach wird, wenn ihrer Tauſende ohne Unterſchied des Standes unter einer erhabenen, ſchon von den Vätern heilig gehaltenen Idee ſich vereinigen. Brauſend wie ein Schlachtgebet ſtiegen die Geſänge zum Himmel, welche eine bosniſche Militärkapelle begleitete, als wolle ſie inmitten dieſer mächtigen Szenerie an die hiſtoriſche Aufgabe des katholiſchen Oeſterreich jenſeits der Save erinnern. Und als dann die herrliche Weihe vorüber war und dem Te Deum das Kaiſerlied folgte, von einem Chor von Dreißigtauſend geſungen, und als dann der Kaiſer in der Pforte erſchien, gefolgt von Erz - herzog Franz Ferdinand und Erzherzog Karl, ſo Gott will, den kommenden Trägern der Habs - burger Krone, begrüßt von den donnernden Jubelrufen der Tücher und Hüte ſchwenkenden Menge, da offenbarte ſich aufs neue mit überwältigender Stärke die Zuſammen - gehörigkeit zwiſchen Oeſterreich und Katholizismus. Denn in der geſtrigen Feier war Wien nur der Mandatar der Gefühle des geſamten katholiſchen Oeſterreich. Die Dynaſtie und das Volk ſind dem Leitſterne, der vor mehr als zweihundertfünfzig Jahren die Monarchie im Kampf gegen Schweden und Türken geführt, treu geblieben. Der Libera - lismus mag noch ſo ſehr verſuchen, das Staats - leben und die Volksſeele zu verfälſchen, Judentum und Loge und die Abfallsmark mögen noch ſo beharrlich an der Zerſtörung der katholiſchen Eigenart dieſes Reiches arbeiten, die Vertreter der Wiener weltlichen Fakultäten mögen zum Unter - ſchied an die Vergangenheit, in welcher jeder Doktorand dieſer Hochſchule ſich noch mit feierlichem Schwur zur Verteidigung der Immaculata bekannte, noch ſo gefliſſentlich von derartigen Allgemeinveranſtaltungen der Reichs - hauptſtadt ſich drücken — überall, wo das Herz des Volkes ſich äußern darf, dort wird Katholiſch und Oeſterreichiſch doch immerdar untrennbar ver - bunden ſein.
Mit der feierlichen Erinnerung an die Ver - gangenheit, in welcher für die Errettung aus ſchwerer Feindesgefahr die Marienſäule Am Hof geſetzt wurde, bekannte ſich geſtern Herrſcherhaus und Volk zu dem feſten Vertrauen, daß der glaubenstiefe Katholizismus auch hinfort die feſteſte Garantie des Beſtandes des öſterreichiſchen Kaiſertumes ſein wird. Wo wir uns von dieſer Bürgſchaft entfernt haben, dort müſſen wir ent - ſchloſſen zu ihr zurückkehren, und wo wir ſie noch ungeſchmälert beſitzen, dort gilt es, ſie zu ver - teidigen und auszubreiten. So verſtehen wir das Gelöbnis, das geſtern „ Am Hof “abgelegt worden iſt.
Geſtern tagte in Prad an der tiroliſch - ſchweizeriſchen Grenze eine gewaltige Proteſtver - ſammlung, die gegen die geplante Errichtung einer proteſtantiſchen Kirche in Sul - den Stellung nahm. Sprecher waren die Abge - ordneten Schraffl, Dr. Schöpfer und ein Kapazinerpater.
Die Verſammlung war von tauſend Perſonen beſucht, eine ganz außerordentliche Beteiligung nach Tiroler Verhältniſſen. Mit drei Muſikbanden waren die Bauern zur Verſamml[ung]gezogen gekommen.
Abg. Schraffl hielt folgende Rede:
Geehrte Verſammlung! Sie haben im ſon - nigen Vintſchgau heute noch zwei Dinge, um die Sie viele Länder beneiden und die Kaiſer - und Königreichen verſagt ſind: Die nationale Einheit und die Glaubenseinheit. Eine Sprache, eine Religion.
Einen dieſer Vorzüge, die Glaubenseinheit ſollten Sie in nächſter Zeit ſchon verlieren, ohne daß ein greifbarer Grund vorliegt, ohne Not - wendigkeit, ohne daß ſie ein gleichwertiges Aqui - valent erhalten, ohne daß man ihnen etwas Gleichwertiges bieken könnte, wenn man auch wollte. Nur den Juwel der Glaubenseinheit zu bewahren und dieſes Attentat auf ihren religiöſen Beſitzſtand abzuwehren, ſind wir hier verſammelt. Bekommen Sie proteſtantiſche Kirchen, ſo werden Sie auch proteſtantiſche Schulen, proteſtantiſche Paſtoren — die religiöſe Spaltung bekommen.
Der große Görres ſagt: „ Ein Volk mit gemiſchter Religion gleicht einem Fieberkranken, entweder ſind die Anhänger der verſchiedenen Re - ligionen religiös tätig, dann ſetzt es hitzigen Steit ab, oder ſie ſind indifferent, dann friert das religiöſe Leben ein. “ Beides können wir nicht wünſchen. Gegen beides wollen wir das Vintſchgau und das Land Tirol ſchützen; das iſt jedes Katholiken, jedes echten Tirolers heilige Pflicht. Fürſtbiſchof Simon ſagt in einem ſeiner Werke folgendes über die Glaubenseinheit:
„ Das Land Tirol hat durch beſonderen Schutz Gottes bis auf die Neuzeit die katholiſche Glaubenseinheit bewahrt. Das Volk von Tirol hat faſt durch neunzig Jahre mit dem Aufgebote aller Kräfte dafür gekämpft und der Landtag hat ſich dafür eingeſetzt in den Tagungen der Jahre 1781, 1791, 1795, 1861, 1863 und 1866. Auch die öſterreichiſchen Kaiſer haben Edikte herausgegeben, welche den Wünſchen des Volkes nach Glaubenseinheit entgegengekommen ſind. So 1834, 1837, 1859, 1861 und beſonders am 7. April 1866. Damals war das Toleranzpatent Kaiſer Joſefs II. vom 6. November 1781 und die Artikel 16 und 18 der deutſchen Bundesakte kein Hinder - nis und nichts ſchien dem Geſetze vom 7. April1866 entgegenzuſtehen. “— Soweit der Fürſt - biſchof. Wie ſich die Dinge ſeither entwickelt haben, iſt Ihnen bekannt.
Das Geſetz vom 7. April 1866 hat fol - genden Wortlaut: „ Eine Gemeinde Augsburger oder Helvetiſcher Konfeſſion, ſei es ſelbſtändig oder als Filiale, kann ſich innerhalb der Landes - grenzen der gefürſteten Grafſchaft Tirol mit dem Rechte der öffentlichen und unbeſchränkten Religionsübung nur dann bilden, wenn der be - treffende Magiſtrat und der Landtag damit einverſtanden ſind. “
Trotz dieſer klaren, unzweideutigen Be - ſtimmung, trotzdem der Landtag niemals ſeine Zuſtimmung zur Bildung einer proteſtantiſchen Religionsgemeinde in Tirol gegeben hat, trotzdem dieſe geſetzliche Beſtimmung heute noch zu Recht beſteht, trotzdem in den Rechtsverhältniſſen ſeit dem Jahre 1866 in Be - zug auf dieſe Frage keine Aenderung eingetreten iſt, trotzdem und alldem iſt die Glaubenseinheit Tirols durchbrochen, der Landtag auf die Seite geſchoben und die Bildung proteſtantiſcher Religionsgemeinden gegen den Proteſt des Land - tages bewilligt worden. Warum?
Die Rechtslage iſt dieſelbe — aber 1866 vor dem Kriege brauchte die Regierung die Tiroler und nachher glaubten die einander ablöſenden Re - gierungen die Wünſche der Tiroler der liberalen Hochflut opfern zu können. — Wir haben gegen Andersgläubige nichts, wir wollen aber nicht, daß der religiöſe Streit im Lande ſich immer weiter ausdehne. — Die „ Los von Rom “- Bewe - gung ſagt uns, was die proteſtantiſche Bewegung zu bedeuten hat. Wir ſind nicht intolerant, aber dieſer Proteſtantismus iſt heute aggreſſiv, ſtört uns den Glaubensfrieden, und wenn es das Volks - und Landeswohl gilt, wenn uns jemand das Haus anzünden will, dann hat unſere Gut - mütigkeit ein Ende, dann ſind wir zur Ab - wehr gezwungen. Wir greifen niemand an, ver - teidigen aber, was wir haben.
Die Deutſchen in Böhmen verteidigen ihren nationalen Beſitzſtand und wir in Tirol auch. Wir wehren uns dagegen, daß nach Deutſch - böhmen tſchechiſche Beamte kommen, daß italieniſche Beamte nach Bozen kommen, daß in Bozen[it]alieniſch amtiert wird. Das alles verurteilen wir ebenſo, wie die Deutſchfreiſinnigen aller Richtungen. Wir verſtehen daher nicht, wie dieſe Freiſinnigen dazu kommen, es uns zu verübeln, wenn wir katholiſche Tiroler dieſelben Grundſätze auch auf dem religiöſen Gebiete an - wenden und den religiöſen Beſitzſtand wahren und verhindern wollen, daß wir zu den nationalen Streitigkeiten im Lande auch einen religiöſen Streit mit proteſtantiſchen Paſtoren dazu be - kommen.
Katholiken und Proteſtanten beklagen es bitter, daß die deutſche Nation religiös geſpalten iſt. Was ſind die Deutſchen im Mittelalter ge - weſen? Und was wären ſie heute, wenn nicht der religiöſe Riß die Herzen der Deutſchen entzweien würde! In Tirol haben wir noch Frieden auf religiöſem Gebiete.
Wir haben noch mit Ausnahme von ein paar Orten des Kleinod der Glaubenseinheit. Eine Schande iſt es deshalb, wenn es Landeskinder gibt, die unter der Firma Deutſchtum die Wurzel deutſcher Kraft und deutſchen Volkstums durch die Zerſtörung der Glaubenseinheit antaſten wollen. Man ſagt, „ aus Rückſicht für den Fremdenverkehr “geſchehe es. Warum kommt der Fremde nach Tirol? Hohe Berge, blitzende
Gletſcher, ſchöne Gegenden, herrliche Luft, ge - ſundes Waſſer und der biedere, ſtreng religiöſe, kindlich treue Charakter des Tirolervolkes iſt es, was die Fremden zu uns herführt. Berge, Luft und Waſſer üben keine größere Anziehungskraft auf die Fremden aus, wenn wir proteſtantiſche Tempel an den Rand der Gletſcher ſtellen. Wenn wir aber den heutigen Volkscharakter nicht zu wahren verſtehen, wird das Land ſeine größte Anziehungskraft verlieren. Ein Teil der Fremden wird ausbleiben, ein anderer ſein Geld an der Grenze einnähen und das Land in mög - lichſt kurzer Zeit wieder verlaſſen und erſt dann wieder ruhig aufatmen, wenn er das letzte Tiroler - hotel ſamt ſeinen Tempeln weit hinter ſich hat; und diejenigen, die wirklich ein Bedürfnis nach religiöſen Uebungen haben und nicht Katholiken ſind, werden doch nicht kommen, ſondern die proteſtantiſche Schweiz vorziehen.
Ein edler Menſch achtet die Ueberzeugung anderer. Die Tiroler werden geſchätzt und geliebt wegen jener Eigenſchaften, die ihnen die Kraft gaben, den franzöſiſchen Eroberer zur Zeit ſeiner größten Macht zu beſiegen. Dieſe Eigenſchaft war ihr Gottesvertrauen und die Wurzel desſelben die Glaubenseinheit. Wer dieſe Wurzel zerſtört, der zerſtört, was der Fremde am Tiroler ſchätzt und ſucht; der ſchadet dem Fremdenverkehr.
Der Fremde ſucht in Tirol Haſpinger -, Speck - bacher -, Andreas Hofer-Geſtalten und nicht charakter - loſe Windfahnen, die den Glauben wie die Kleider wechſeln. Will der Nichtkatholik in Tirol ſeine An - dacht verrichten, ſo befindet er ſich hier in einem Tempel von ſolcher Erhabenheit, wie ihn Menſchen - hände nicht geſtalten können.
Was Tirol iſt und werden kann, wenn die Religionsſpaltung einreißt, wenn der Proteſtantis - mus von Etappe zu Etappe das Land durchſäuert, das hat man geſehen in der erſten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, wo auch das einſt ſo treue Tirol einen furchtbaren Bauernkrieg und ſeinen Abfall vom Landesfürſten zu verzeichnen hatte. Wenn ich mir das alles ganz ohne Vorein - genommenheit und ruhig vor Augen halte, ſo muß ich ſagen: Aus rechtlichen und geſetzlichen Gründen — aus religiöſen Motiven, aus Erwägungen der nationalen und der Wehr - kraft — aus Rückſichten auf das wohlverſtandene Intereſſe des Fremdenverkehrs — müſſen wir ganz entſchieden Stellung nehmen gegen den ge - planten Bau einer proteſtantiſch-anglikaniſchen Kirche in Sulden. Wir ſind für Bahn - und Straßenbauten, für jede Hebung und Förderung des Fremdenverkehres. Dieſer Kirchenbau iſt aber nichts als ein Zankapfel, ein Mittel, die Frem - den zu verſcheuchen und uns in den Augen der - ſelben herabzuſetzen. Darum proteſtieren wir feierlich dagegen und verlangen von der Regie - rung, daß ſie den Bau auf Grund des klaren Wortlautes des Geſetzes verhindere. (Donnernder Beifall.)
Der Enthuſiasmus, den dieſe Rede erweckt hatte, wurde durch die Ausführungen der beiden anderen Redner noch verſtärkt. Die Proteſtent - ſchließung gegen den Suldener Kirchenbau wurde ſodann einſtimmig angenommen. Die Konſerva - tiven waren zu der Verſammlung geladen worden, doch war nur der konſervative Klerus der Gegend erſchienen, unter dem die perſönliche Bekanntſchaft mit den chriſtlich-ſozialen Rednern ſichtlich manches Vorurteil zerſtreute.
Abgeordneter Doktor Kramar hielt geſtern in Tabor die angekündigte Rede, die folgende Idee ausdrückte: Er habe in ſeiner Jungbunzlauer Rede keine Drohung aus - ſprechen, ſondern nur die gegenwärtige Situation kennzeichnen wollen. Die Tſchechen müſſen ob - ſtruieren, um die Verfaſſung zu retten. Das ſollten auch die Deutſchen bedenken und die tſchechiſch - nationalen Forderungen gewähren, weil dann die Tſchechen mit ihnen an der Erweiterung der bür - gerlichen Freiheit und an dem Aufblühen des Parlamentartsmus arbeiten werden. — Wie man ſieht, haben die tſchechiſchen Rhetoriker ver - ſchiedene Melodien auf Lager. Nur iſt eine ſo falſch, wie die andere.
Die alldeutſche Preſſe bauſcht jetzt einen Privat - ſtreit, welchen das „ Deutſche Volksblatt “mit dem Landesrat Dr. Thomas ausſicht, zu einergroßen Affäre auf, macht daraus eine chriſtlich - ſoziale Skandalaffäre, ſpricht von „ chriſtlich-ſozialen Dieben “u. ſ. w. Nach der Darſtellung des ge - nannten Blattes ſoll angeblich Dr. Thomas — und zwar nach ſeiner Behauptung mit Dr. Luegers Zuſtimmung — von großen jüdiſchen Organiſationen Geld geſammelt haben, um damit jenes Blatt bekämpfen zu können. Die alldeutſche Preſſe macht nun, um ihren Zielen dienen zu können, aus Dr. Thomas ein „ hervorragendes chriſtlich-ſoziales Parteimitglied “. Indeſſen weiß jeder Menſch in Wien, daß Dr. Thomas niemals Chriſtlich-Sozialer, ſondern von jeher Deutſch - nationaler und ein Angehöriger der niederöſter - reichiſchen Richtergruppe war. Wir ſind ermächtigt zu konſtatieren, daß Dr. Lueger niemals mit Dr. Thomas in einer ähnlichen Angelegenheit etwas zu tun hatte. Es ſei übrigens beigefügt, daß auch Dr. Thomas die übrige Darſtellung als Erfindung bezeichnet.
wird im Früh - herbſte zugleich mit den anderen Landtagen, wie verlautet, wieder zuſammentreten. Nun beabſichtigen die Alldeutſchen die deutſchen Parteien in eine Falle zu locken. Sie wollen, wie ihre Organe mit - teilen, der Plenarverſammlung der deutſchen Ab - geordneten im Herbſt die Aufſtellung folgender Bedingungen für das Aufgeben der Obſtruktion im Landtage empfehlen: 1. Einſtellen der tſchechiſchen Obſtruktion im Reichsrate; 2. Be - ſeitigung der erhöhten Qualifikationsbedingung für die Landesbeamten; 3. Beſetzung von drei Vier - teilen aller neuen Stellen mit Deutſchen, inſo - lange bis den tſchechiſchen Landesbeamten ebenſoviel deutſche Beamte gegenüberſtehen; 4. Berufung mehrerer Deutſcher auf Beamtenpoſten höheren Ranges in allen Zweigen des Landesdienſtes; 5. geſetzliche Sicherſtellung einer der Bevölkerungs - anzahl und der Steuerleiſtung der Deutſchen ent - ſprechenden Vertretung der Deutſchen im Landes - ausſchuſſe, in den Kommiſſionen des Landtages und in allen ſonſtigen vom Landtage beſchickten Landesanſtalten. — Es hat bereits die tſchechiſche Obſtruktion im Reichsrate bewieſen, wie ver - hängnisvoll es für die Obſtruierenden ſelber iſt, ſich für einen längeren Kampf durch beſtimmte Bedingungen zu binden. — Die Alldeutſchen hoffen auch gar nicht, daß die übrigen deutſchen Parteien ſich in dieſer Weiſe die Hände binden zu laſſen beabſichtigen, ſondern ſie wünſchen damit offenbar nur, ein Schlagwort gegen die deutſchen Parteien für eventuelle Neuwahlen zu erhalten.
herb und voll grimmigen Spottes gegen die Prager tſchechiſchen Nationaliſten, gibt der Prager „ Czas “ab. Das Blatt wendet ſich gegen den Plan der Prager Stadtgemeinde, ſieben Millionen für einen Repräſentationspalaſt aufzu - wenden und ſchreibt: „ Unſer eitles Paradieren und unſere Oberflächlichkeit tritt nirgends ſo kraß zutage, wie in der Prager Gemeindewirtſchaft. Die Finanzlage der Stadt iſt wahrhaft jammervoll; für die allerdringlichſten Lebensbedürfniſſe der Gemeinde iſt kein Geld vorhanden; wir haben kein Trinkwaſſer, keine Volksbäder, die hygieniſchen Vorkehrungen ſind überhaupt die allerletzte Sorge der Stadtväter; für die Prager Stadtverwaltung ſind irgend welche Bräuhausaktien wichtiger als alle Probleme einer Großkommune zuſammen - genommen. Dafür hat dieſe Stadtverwaltung ge - weckten Sinn für nationale Ehre und Repräſen - tationspflichten; die Stadtväter ſehen z. B., daß die Deutſchen auf dem Graben ein famos ein - gerichtetes Kaſino haben und ſtatt ſich zu ſagen, die Deutſchen haben Geld genug, ſie ſollen es hinauswerfen, wenn ſie wollen, wir aber haben wenig Geld und die patriotiſche Verpflichtung, zu ſparen und Sorge zu tragen, daß die Gemeinde - wirtſchaft der einzigen tſchechiſchen Großkommune muſterhaft ſei und den nationalen Wohlſtand kräftige, erklären ſie im Gegenteil: Wir kaufen einen noch teureren Platz und bauen dort ein noch teureres Wirtshaus auf und wenn’s ſelbſt ſieben Millionen koſten ſollte. Und wir werden dann wiſſen, wohin wir die Gemeinderäte von Paris, die Generäle aus Rußland und die Fuß - ballſpieler aus Kopenhagen führen können. Elber - feld hat den Ruf, die muſterhafteſte Armenpflege eingeführt zu haben. Edinburgh wird gelobt, daß es die ſauberſte Kanaliſation beſitze; Dresden hat ſeine Villenviertel, ſeine Häuſer in den Gärten; nach Prag aber werden die Leute wallfahrten, weil im Bädecker die Reklame ſtehen wird: Die Prager Gemeinde hat das teuerſte Wirts - haus in Europa. Darin liegt etwas Tſchechiſch - Altbäuerliches, das der Putzſucht Millionen opfert und die letzte Schindel am Dach einſchuldet. “
Um das Landtagsmandat von Nachod bewerben ſich vier Kandidaten und zwar: Der ſelbſtändige jungtſchechiſche Kandidat Bezirksobmann und Bürgermeiſter Cizek, der ſelbſtändige radikale Kandidat Ingenieur Reziak, der agrariſche Kandidat Johann Kotland und für die National-Sozialiſten der Redakteur Kovarovic, ein Anhänger des Ab - geordneten Klofač.
wird verſchoben. Der von Oberſt Leutwein ſorg - fältig vorbereitete und kurz vor der Ankunft des Generalleutnants von Trotha begonnene neue Feldzug gegen die Herero hat eine unerwartete Wendung genommen. Trotha hält angeſichts der großen Streitmacht, die der Feind in der Gegend des Waterberges verſammelt hat, den Zeitpunkt für einen entſcheidenden Vorſtoß offenbar noch nicht für gekommen und hat infolgedeſſen den von Leutwein entworfenen Operationsplan umgeſtoßen. Oberſt Leutwein brach auf Wunſch Trothas von Owikokerero nach Okahandja auf, um dort ſeine Unterſtützung zur Verfügung zu ſtellen, beziehungs - weiſe in Windhuk die Geſchäfte des Gouvernements zu übernehmen. Zu entſcheidenden Schlägen gegen den Feind ſoll es nicht kommen, bis auch die neu eingetroffenen Truppen operationsfähig ſind. Die alten Truppen rücken in drei Abteilungen mög - lichſt nahe an den Feind heran, um ihn zu beobachten und ſein etwaiges Entweichen zu ver - hindern. Das Kommando über den zurückbleibenden Reſt, der als eine neue Abteilung formiert wird, übernimmt Major von Glaſenapp.
bei den Wahlen zu den Provinzialräten hat die Parteienverhältniſſe in dieſem Vertretungskörper ganz verändert. Die ſogenannten Anti-Revo - lutionäre (Proteſtantiſch-Konſervativen) und die Katholiken haben jetzt die Mehrheit in Süd - Holland, Limburg, Nordbrabant, Utrecht, Zee - land, Gelderland, während die Liberalen nur noch in den Provinzen Nord-Holland, Friesland und Groningen über die Mehrheit verfügen. Da die Provinzialſtaaten die Erſte Kammer zu wählen haben, ſo braucht das Miniſterium Kuijper nur die Erſte Kammer aufzulöſen, um ſich auch dort eine Mehrheit zu ſichern. Die Auf - löſung wird ſicher erfolgen, falls die zurzeit noch in ihrer Mehrheit liberale Erſte Kammer das von der Zweiten Kammer angenommene Geſetz über den höheren Unterricht ablehnen ſollte.
— ſo ſchreibt man uns aus Rom — gehen zwar einen wahren Schneckengang, aber ſie ruhen durchaus nicht. Wer alſo von einem ſogenannten Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen oder auch nur von einem Stillſtand derſelben reden will, befindet ſich auf einer durchaus falſchen Fährte. Die franzöſiſche Botſchaft beim Vatikan wird zwar durch einen noch verhältnismäßig ſehr jungen „ Chargé d’ affaire “geleitet, welcher nur den Titel eines dritten Botſchaftsſekretärs führt doch gehen die Geſchäfte und Verhandlungen fort, wie früher. Allwöchentlich erſcheint dieſer Diplomat beim päpſtlichen Staatsſekretär Kardinal Merry del Val, um ſich an dem allgemeinen diplo - matiſchen Empfange zu beteiligen. Und bei dieſen Empfängen hat er noch kein einziges Mal gefehlt. Merkwürdig iſt übrigens, daß man franzöſiſcherſeits dem Vatikan keine offizielle Mit - teilung davon gemacht hat, daß der bevoll - mächtigte Miniſter de Navenne nicht die Ver - tretung des Botſchafters Niſard übernehme. Am Tage ſeiner Abreiſe teilte der Botſchafter dem Kardinal-Staatsſekretär mit, daß „ in den nächſten Tagen “der gerade auf Urlaub befindliche Bot - ſchaftsrat de Navenne zu ſeiner Vertretung ein - treffen werde. Da der Entſchluß der franzöſiſchen Regierung, den Botſchaftsrat in Paris zu be - laſſen, dem Vatikan nicht amtlich mitgeteilt wurde, ſo nimmt man im päpſtlichen Staatsſekretariate noch heute „ offiziell “an, daß de Navenne jeden Tag die Geſchäfte übernehmen werde. Der jetzige Chargé d’ affaire, Herr de Courcel, iſt erſt anfangs der dreißiger Jahre und war bis vor kurzem in der Umgebung des Miniſters Delcaſſé beſchäftigt. Nach Beendigung des Konklaves kam er an die Botſchaft in Rom. Herr de Courcel, welcher durch die beſonderen Verhältniſſe mit einem Mal vom dritten und letzten Sekretär zum Chef der Botſchaft avanziert3140 Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904iſt, zieht ſich — das wird auf beiden Seiten an - erkannt — mit viel Geſchick und Takt aus der Aſſáre. Uebrigens glaubt man hier faſt allgemein, daß dieſer immerhin außergewöhnliche Zuſtand nicht lange mehr andauern wird und daß vielleicht früher als man glauben möchte, eine Aenderung friedlicher Art eintreten wird. Daß der bisherige Botſchafter Nicard nach Rom zurückkehrt, gilt da - bei als ausgeſchloſſen.
Die Kammer verhandelte das Budget des Kriegsminiſteriums. Dep. Colajanni (Sozialiſt) ſagte, daß die Militärmacht dem allgemeinen Prinzip unter geordnet werden müſſe, welches die Politik des Staates leite, daß man das Vaterland um Träumereien willen nicht in Gefahr verſetzen, keinerlei Kundgebungen veranſtalten dürfe, welche zum Krieg führen könnten, und daß diejenigen, die ſolche Kundgebungen ins Werk ſetzen, ſeien ſie Republikaner oder Sozialiſten, ihr Vaterland ver - raten. Miniſterpräſident Giolitti erklärte: Ich ſchließe mich den Ausführungen des Deputierten Colajanni an. Die Regierung wird ſich von keiner Partei in irgendeiner Weiſe beeinfluſſen laſſen. Derjenige, der ſich in die Fragen der äußeren Politik mengen wollte zu den Zwecken, auf welche Colajanni hingewieſen hat, wird als Feind des Vaterlandes angeſehen werden. (Leb - hafter Beifall.) Das Eingreifen des Miniſters des Aeußern in die Debatte nach den Aus - führungen des ſozialiſtiſchen Deputierten Cola - janni wird als eine von der Regierung gerne wahrgenommene Gelegenheit bezeichnet, um den neuerdings wieder kräftiger hervortretenden anti - öſterreichiſchen Umtrieben unzweideutig entgegen - zutreten. Die große Mehrheit der Kammer applaudierte bei der mit ungewöhnlicher Energie abgegebenen Erklärung Tittonis von der angeb - lichen „ Begünſtigung einer gegen Oeſterreich ge - richteten Agitation “in ſpontaner Lebhaftigkeit.
Der Stadtrat hat nach einem Berichte des Stadt - rates Zatzka die Skizze für das Denkmal über dem Ehrengrabe des verſtorbenen Architekten Kamillo Sitte genehmigt. Der Stein weiſt ein Relief Kamillo Sittes auf und enthält als Auf - ſchrift die Worte: „ Kamillo Sitte, 17. April 1843 bis 16. November 1903. “ Der Stein iſt an beiden Seiten von je einer Laterne flankiert.
In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Landſtraße machte Bezirksvorſteher Abg. Spitaler die Mitteilung, daß nunmehr der langjährige Wunſch der Bevölkerung der Landſtraße nach Be - ſeitigung der Linienamtsgebäude in St. Marx und Erdberg in Erfüllung gehen wird. Nach einer ſeitens der Dikaſterialgebäudedirektion an die Bezirksvertretung gelangten Mitteilung wurde die Transaktion der ehemaligen Linienamtsrealität St. Marx nunmehr durchgeführt, ſo daß es möglich ſein wird, das Gebäude im Herbſt zu demolieren. Die Mitteilung wurde beifälligſt zur Kenntnis genommen.
Der Ge - meinderat hält in der nächſten Woche am Freitag den 24. d. M. eine Plenarſitzung ab. — Stadtratsſitzungen finden am Mittwoch, Donnerstag und Freitag um 10 Uhr vormittags ſtatt.
Der Ge - meinderat hat in den Gemeindeausſchuß für den Bau und Betrieb der ſtädtiſchen Elektrizitätswerke den GR. Wilhelm Eichhorn als Erſatzmann, in den Verwaltungsausſchuß der ſtädtiſchen Kaiſer Franz Joſeph-Jubiläums-Lebens - und Rentenver - ſicherungsanſtalt die GR. Wilhelm Aichhorn, Auguſt Drößler und K. M. Mayer als Stell - vertreter, in den Ausſchuß des Kaiſer Jubiläums - Theater-Vereines den GR. Karl Coſtenoble als Mitglied entſendet.
Katholiken: Alois v. G. — Griechen (6. Juni): Theodor Str. — Sonnenaufgang 4 Uhr 0 Minuten morgens. — Sonnenuntergang 8 Uhr 2 Minuten abends. — Mondesaufgang 1 Uhr 1 Minuten nachmittags. — Mondesuntergang 0 Uhr 15 Minuten morgens.
Herr Erz - herzog Joſef Ferdinand iſt nach Laibach zurückgekehrt. — Kronprinz Konſtantin von Griechenland und Gemahlin ſind heute nach Deutſchland abgereiſt. — König Georg begibt ſich am 27. Juli nach Aix - lex-Bains. — Der Kaiſer hat den Feldmarſchall - leutnant Oskar Parmann, Stellvertreter des Ober - kommandanten der Landwehr, in ſeiner neuen Eigen - ſchaft als Geheimen Rat beeidigt.
Der Kaiſer hat dem Profeſſor an der Landesoberrealſchule in Znaim Reinhard Mildner tarfrei den Titel eines Schulrates verliehen. — Der Miniſterpräſident hat den Aſſiſtenten der k. k. allgemeinen Unter - ſuchungsanſtalt für Lebensmittel in Graz Karl Helle zum Adjunkten an der genannten Auſtalt ernannt.
Der Kaiſer hat heute vor - mittags allgemeine Audienzen erteilt. Es wurden unter Anderen empfangen: Die Geheimen Räte Alois Fürſt Schönburg, Sektionschef Hugo Freiherr v. Kutſchera, Anton Frhr. v. Ludwigſtorff, Erzbiſchof Georg Poſilovic und FZM. Ludwig Pavek, die Feld - marſchall-Leutnants Eduard Pucherna, Emanuel Edler v. Rehberger, Adolf v. Rummer, Friedrich Edler v. Jihn und Franz Czeyda, Konter-Admiral Leopold Ritter v. Jedina, Ober-Geſpan i. P. Milu - tin v. Kukuljevic, Landesgerichts-Präſident Karl Sommavilla, Oberbaurat Adolf Daninger, die Ober - Landesgerichtsräte Dr. Alois Feldner und Franz Ritter v. Koliſcher, Profeſſor an der deutſchen tech - niſchen Hochſchule Joſef Habermann, o. ö. Univerſi - täts-Profeſſor Dr. Emil v. Ottenthal, Reichsratsab - geordneter Dr. Eduard Wolffhardt, a. o. Univerſitäts - Profeſſor Maximilian Bittner, Bürgermeiſter von Wiener-Neuſtadt Kamman, ꝛc.
Morgen (Dienstag) werden am Geburtstage des Dichters, Krugerſtraße 8 und im Steebehauſe 18 um 11 Uhr bezw. 12 Uhr Gedenktafeln enthüllt.
Herr Franz Eich - felder, Verwalter der Baronin Grancey’ſchen Realitäten, Bevollmächtigter der Firma A. Müller & Th. Ruf in Wien wurde mit dem Kommandeurkreuz des Ordens der afrikaniſchen Befreiung von Liberia mit dem Sterne ausgezeichnet.
Unter großer Beteiligung aller Kreiſe der Reſidenz wurde geſtern die Leiche des Gouverneurs der Allgemeinen öſterreichiſchen Bodenkreditanſtalt Dr. Joſef Freiherr v, Bezecny zu Grabe getragen. Vom Hofe war Herr Erzherzog Rainer mit dem Oberſthofmeiſter General - major Grafen Roſenberg erſchienen. Außerdem waren zu ſehen: Der Erſte Oberſthofmeiſter G. d. K. Fürſt zu Liechtenſtein, Eiſenbahnminiſter Doktor Ritter v. Wittek, Unterrichtsminiſter Dr. R. v. Hartel, Statt - halter Graf Kielmansegg, der Präſident des Herren - hauſes Alfred Fürſt Windiſch-Graetz, Geheimer Rat Ignaz v. Plener ꝛc. Unter großer geiſtlicher Aſſiſtenz vollzog der Hof - und Burgpfarrer Biſchof Doktor Laurenz Mayer die feierliche Einſegnung der Leiche. Die Leiche wurde dann auf dem Hietzinger Friedhof beigeſetzt.
Am Sonntag den 26. Juni findet die Fahnenweihe des katholiſchen Schulvereines Pfarrgruppe „ Sankt Leopold “im 2. Bezirke ſtatt. Die Ortsgruppen dieſes Vereines werden eingeladen, ſich hieran mit Fahnen oder Standarten recht zahlreich zu be - teiligen. Um 7 Uhr früh: Feierlicher Empfang der Vereine und Teilnehmer im Feſtſaale des Hotel „ Bayriſcher Hof “, 2. Bez., Obere Augartenſtraße, Ecke Taborſtraße. Hierauf Rangierung des Feſt - zuges und Abmarſch zur Pfarrkirche „ St. Johann von Nepomuk “, Praterſtraße.
Un - ter dem Vorſitze des Landtags-Abgeordneten Doktor Joſef v. Baechlé als Präſidenten fand geſtern abends in Lehningers Saal, Johannesgaſſe 4, die glänzend beſuchte Generalverſammlung obigen Vereines ſtatt, der u. a. auch die Herren Bezirksräte Reiſchl und Schrötter, General-Prokurator der Mechitariſten P. Thaddäus Torun, Rechnungsrevident v. Klee - berg und Ritter v. Tonello beiwohnten. Abge - ordneter Baechlé warf in ſeiner Begrüßungsrede einen Rückblick auf den bereits eineinhalbjährigen Be - ſtand des Muſeums, welches dank der Beſtrebungen der Gruppenvorſtände und beſonders der Damen einen großartigen Aufſchwung nahm, dankte auch dem Kon - ſul Stambacher für den guten Willen bei der Unter - nehmung des Baues eines Heimes für das Muſeum, welcher Bau leider infolge Ungunſt der Verhältniſſe nicht zuſtande kam, dem Unterrichtsminiſter R. v. Hartel, dem Landtage, dem Bürgermeiſter Dr. Lueger (Hochrufe) und dem Gemeinderate für die Subventionen und ſonſtigen Unterſtützungen, durch die die glänzende Ausſtellung ermöglicht wurde und gab zum Schluſſe bekannt, daß Direktor Teufelsbauer ſeine Stellen niedergelegt habe und an deſſen Stelle Oberlehrer Emanuel Bayer gewählt wurde. (Großer Beifall.) Von der Verleſung des Protokolles der letzten General - verſammlung wurde Abſtand genommen. Direktor Bayer erſtattete ſodann den eingehenden Tätigkeits - bericht, in dem er beſonders der Verdienſte des Abg. Dr. v. Baechlé gedachte, die großen Erfolge des Muſeums (Goldene Medaille auf der Ausſtellung „ Die Kinderwelt “in Petersburg. ) hervorhob. (Großer Bei - fall.) Bezirksrat Reiſchl gedachte ebenfalls der großen Verdienſte Dr. von Baechlés um den Verein und es wurde letzterem über ſeinen Antrag der Dank durchErheben von den Sitzen unter ſtürmiſchen Hvchrufen votiert.
Infolge Einſchränkung der Aushebung der Rohrpoſtkäſten an Sonn - und Feier - tagen iſt vielfach die irrige Meinung entſtanden, daß hierbei auch die Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter eine Aenderung erfahren haben. Es wird daher darauf aufmerkſam gemacht, daß eine Aenderung im Rohr - poſtdienſte an Sonn und Feiertagen nur in der Weiſe eingetreten iſt, daß die Aushebung der Rohrpoſtkäſten an dieſen Tagen gegenwärtig nur mehr in der Zeit von 6 Uhr früh bis ½10 Uhr vormittags jede halbe Stunde und um 4 Uhr nachmittags erfolgt. In den Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter iſt jedoch keine Aenderung eingetreten und können daher Rohrpoſt - ſendungen auch weiterhin an Sonn - und Feiertagen von 7 Uhr früh bis abends jederzeit beim Schalter der Rohrpoſtämter aufgegeben werden. Die Be - förderung und Zuſtellung ſowohl der in die Rohr - poſtkäſten hinterlegten als auch der beim Schalter hinterlegten Rohrpoſtkorreſpondenzen erfolgt auch weiterhin in derſelben Weiſe wie bisher.
Der Stadtrat hat für die Gedenktafel für den Prälaten Sebaſtian Brunner am Hanſe Neuban, Kandlgaſſe Nr. 32 folgende Inſchrift genehmigt: „ Dem allezeit getreuen Kämpfer für Deutſchtum und chriſtliche Weltanſchauung — Das dankbare Wien. “
Die Statthalterei hat den Allgemeinen Krankenunterſtützungs - und Leichenverein „ Humanität “in Wien mit dem Sitze Wehrgaſſe 9 aufgelöſt und die weitere Tätigkeit dieſes Vereines ſiſtiert. In der Kanzlei, die in einem Teile der Wohnung des Obmannes Anton Brunner untergebracht iſt, wurden die Bücher ſaiſiert, um die Gebarung einer genauen Prüfung zu unterziehen.
Wir leſen im „ Jagd - freund “: Beim Zemmerbauern in K. mußte im Heuſtadel ein neuer Boden gelegt worden. Beim Auf - reiſſen des alten Bodens ſprang plötzlich ein dunkles Etwas den Arbeitern zwiſchen die Beine. „ A Moda “, ſchrie der eine und hieb auf das Tier hin, dasſelbe ſeitlich treffend und einem Zimmermann an den Leib ſchleudernd. Der „ Moda “, der ein intenſiv duftender Iltis war, klammerte ſich nun an den Kleidern des guten Zimmermannes feſt und biß ihn, als dieſer ihn wegſchlagen wollte, ganz empfindlich. Ein anderer wollte ſeinem Kollegen zu Hilfe kommen, faßte den Iltis am Schweif und riß ihn weg. Schwupps hing Meiſter Iltis an ihm und mit einem lauten „ An “, ſchleuderte der Helfer in der Not den Burſchen von ſich. Nun nahm der Iltis unbehelligt durch’s offene Scheunentor Reißaus, wo er zwar direkt dem Haus - hunde in die Fänge lief, von dieſem aber (der brave „ Karo “hatte böſe Erfahrungen anrüchigſter Natur gemacht) unbehelligt gelaſſen wurde, ſo daß er ſich gemächlich zurückziehen konnte. Dort wurde er end - lich mittels Hengabeln, Gerten, Knütteln und ähn - lichen Inſtrumenten herausgeholt und ſchließlich im Freien — erſchoſſen? Nein, gefehlt. Der Tapfere lebt heute noch!
Man meldet uns aus Berlin vom Heutigen: Hier wird vielfach über das Treiben ruſſiſcher Mädchenhändler geklagt, welche ihre für Oſtaſien beſtimmten Opfer in Sing - ſpielhallen und Spezialitäten-Lokalen ſuchen, indem ſie ſich an junge Sängerinnen herandrängen und ſie zu Engagements unter ſehr günſtigen Bedingungen in Rußland zu überreden ſuchen. In Wirklichkeit ſind dieſe angeblichen Agenten nichts als Mädchen - händler, die ihre Opfer in das ruſſiſche Haupt - quartier in Mukden zu befördern ſuchen.
Aus New-York wird uns gemeldet: Die Preſſe erhebt neuerdings Proteſt gegen die grauſame Hinrichtungsweiſe mittels Elektrizität. Der Raub - mörder Schiller, der dieſer Tage in Columbus im Staate Ohio mittels Elektrizität hingerichtet werden ſollte, wurde von den Aerzten ſchon zweimal tot er - klärt, erwachte immer wieder und erlag erſt einem Strom von 1800 Volts, der eine volle Minute auf ſeinen Körper einwirkte. Ein zweitesmal ver - ſagte der Apparat bei der Hinrichtung des Negers Thomſon, der 18 Minuten auf dem elektriſchen Stuhle zubringen mußte, ehe ihn der fünfte elektriſche Strom tötete.
Der Krieg zwiſchen Rußland und Japan wird vorausſichtlich die Im - portverhältniſſe Oeſterreichs einſchneidend verändern. Die exportierenden Staaten bereiten ſich auch wett - eifernd auf dieſe neuen Konſtellationen vor, um junge Kräfte in die jungfräulichen Abſatzgebiete entſenden zu können. Einen Gradmeſſer dieſes Wettſtreites bilden die Handelshochſchulen. Während Oeſterreich nur die Exportakademie des k. k. ö. Handelmuſeums in Wien beſitzt, prunkt Ungarn mit je einer Handels - hochſchule in Ofen-Peſt und Klauſenburg. England mit 6 und Deutſchland mit 5 Kollegien ſchlagen Nordamerika, das 3 ſolche Anſtalten aufweiſt. Italien und die kleine Schweiz zählen je 2, Frankreich, Belgien und das kriegeriſche Japan hat je eine Handelshochſchule.
Der Wiener Gemeinderat hat beſchloſſen, die Zahl der Bade-Frei - karten für arme und würdige Schulkinder für das nächſte Schuljahr auf 80.000 Stück zu erhöhen. Die neuen Strombäder im Donaukanale bei Nußdorf und bei der Sophienbrücke werden erſteres von Mitte4Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904 140Juli d. J., letzteres ſchon von Mitte Juni an je 3000 Schulkindern durch Freikarten körperliche Kräf - tigung und Geſundung gewähren. Die Ausgabe an Freikarten für ſchulpflichtige Mädchen zum Beſuche des ſtädtiſchen Freibades im Donauhauptſtrome wird gänzlich eingeſtellt. Nur Knaben werden künftighin daſelbſt baden können.
König Chriſtian von Dänemark hat Wien nach fünf - tägigem Aufenthalte verlaſſen und ſich zunächſt nach Nürnberg begeben.
Wie wir hören, wird in Bälde Hof - rat Profeſſor Pfaff ſein Lehramt an der Wiener Univerſität infolge geſchwächter Geſundheit nieder - legen. Prof. Pfaff, der bedeutendſte Zivilrechts - lehrer in Oeſterreich, iſt einer der wenigen nicht jüdiſchen Profeſſoren, die in Oeſterreich bürger - liches Recht lehren. An der Wiener Univerſität hat er zu Kollegen die Profeſſoren Schey und Ehrenzweig, an der Prager deutſchen Uni - verſität den Profeſſor Krasnopolsky und an der Czernowitzer Univerſität den Profeſſor Ehr - lich, durchwegs Juden. Bei dem Umſtande nun, daß bekanntlich eine Reviſion des bürger - lichen Geſetzbuches geplant iſt und der vorbe - reitenden Kommiſſion hiefür ohnehin ſchon vier Juden neben zwei Nichtjuden angehören und zu beſorgen iſt, daß ſich Profeſſor Pfaff auch aus dieſer Kommiſſion zurückzieht, muß dafür vorge - ſorgt werden, daß nicht ein Jude an die Stelle Pfaffs berufen werde.
nahe der Knödelhütte, liegend auf aufſteigendem Hügelgelände, rings von Wald umgeben, iſt geſtern früh 9 Uhr erfolgt. Zum erſten Male rückten die 500 armen Kinder, welche ſich dort zunächſt zirka ſechs Wochen lang der Sommerfriſche erfreuen werden, geſtern ein. Zu ihrem Empfange und zur Feier dieſes nicht offiziellen Eröffnungsaktes waren die Zöglinge der ausgezeichnet wirkenden Tagesheimſtätte des hochw. Direktors Perkmann aus Döbling mit ihrer Knaben-Muſikkapelle er - ſchienen und ließen ſchon auf dem Wege dahin manch muntere Weiſe erſchallen. Anweſend waren außer den Kindern und ihren Eltern nur eine Vertretung des Vorſtandes des Vereines Kinderſchutz-Stationen und mehrere hervorragend tätige Damen des Vereines. Kurz vor 9 Uhr ſammelte ſich alles in der großen Knabenhalle um den improviſierten Altar, die Kapelle intonierte ein geiſtliches Lied, und dann las Direktor Perkmann die hl. Meſſe, während welcher die Knaben der Heimſtätte lieblich fromme Lieder ſangen. Am Schluſſe hielt Direktor Perlmann eine Anſprache, worin er den Kindern zeigte, daß ſie dieſe Erholungsſtätte nur dem Chriſtentum, der zur Nächſtenliebe aneifernden Lehre Chriſti, verdanken, worauf er für alle Wohltäter beten ließ. Den Schluß der religiöſen Feier bildete die Volkshymne, welche die Knabenkapelle intonierte, und in die alle ein - ſtimmten. Herr Offizial Meſtian vom n. ö. Landes - ausſchuſſe, der ſich um die Herſtellung und Leitung der Erholungsſtätte beſonders verdient gemacht hat, fordert zu einem Hoch auf L. -A. Steiner auf, deſſen echtem Wiener Herzen und praktiſchen Sinn der Ge - danke der Erholungsſtätten entſprungen iſt. Ebenſo forderte er die Kinder auf, ſich der erhaltenen Wohl - tat durch geſittetes Benehmen recht würdig zu er - weiſen. Die Sänger der Perkmannſchen Heimſtätte gaben noch einige Soloſtücke zum beſten und dann folgte das erſte Frühſtück: Milch und Semmel, das den Kleinen köſtlich mundete. In der Küche duftet es aber bereits von dem der Kleinen ſpäter harren - den kräftigen Mittagsmahle. Um 2 Uhr fuhren die Kinder (wie ſtets an Sonntagen) heimwärts, während ſie an Wochentagen bis abends nach 6 Uhr die friſche Luft des Wiener Waldes genießen werden. Die offizielle feierliche Einweihung der zweiten Erholungs - ſtätte findet am nächſten Sonntag ſtatt.
Schon ſeit längerer Zeit befaſſen ſich unſere leitenden militäriſchen Kreiſen mit dem Pro - jekte, die Verminderung der Belaſtung des Infante - riſten durchzuführen und ihn mit mehr Patronen zu verſehen. Der Soldat ſchleppt bei feldmäßiger Ad - juſtierung heute nicht weniger als 36 Kilo mit ſich, die ſich auf die Gewichte des ſchweren Torniſters, der Putzrequiſiten, der Reſervewäſche und des Pro - viants ꝛc. verteilen, wobei wir gleich bemerken, daß der Torniſter noch weiterhin, vorausſichtlich beibehalten bleibt und daß der von Vielen erſehnte Ruckſack noch immer nicht in Ausſicht genommen iſt. Die geplante Entlaſtung der Infanterie und der Jägertruppe wird durch die Reduktion des Gewichtes der von dem Manne zu tragenden Verpflegung, Bekleidung und der Putzrequiſiten beziehungsweiſe in der Herab - minderung der Quantitäten verſucht werden. Man wird dem Soldaten auf dieſe Weiſe freilich nur 2·250 Kilogramm abnehmen. Dafür wird die Kriegstaſchenmunition, welche der einzelne Mann mit ſich führt um 0.680 Kilogramm, das iſt um zwanzig Patronen erhöht, ſo daß nur eine effektive Entlaſtung des Mannes um 1·570 Kilogramm er - zielt wird. Dieſe Ausrüſtungsänderungen werden in der nächſten Zeit in den verſchiedenen Korps erprobt werden. Speziell im 9. Armeekorps (Joſefſtadt) werden dieſelben in großem Stile durchgeführt werden. Zu dieſem Zwecke wird aus der Infanterie einer dem Korpsverbande angehörenden Infanterie - Truppen-Diviſion ein Infanterie-Regiment auf Kriegs - ſtärke formiert, welches mit dem kompletten Re - gimentstrain, mit der vollen Verpflegsausrüſtung, einer Feldbäckerei ꝛc. vollkommen kriegsmäßig aus - gerüſtet wird. Dieſes Regiment hat ſodann während der erſten Woche mit der bisherigen Infanterie-Aus - rüſtung und während der zweiten Woche mit der projektierten neuen Ausrüſtung nicht nur Märſche und Uebungen, ſondern auch das feldmäßige Schießen durchzuführen.
Ein Brand, welcher am Sonntag in der Maſchinenfabrik von C. Dengg & Komp. in der Erdbergſtraße zum Aus - bruch kam, hat ein ſehr ſtarkes Aufgebot von Feuer - wehrmannſchaft erfordert, da große Gefahr vorhanden war. In dem ebenerdigen Schupfen, in welchem Tongefäße mit Schwefel - und Salzſäure eingelagert ſind, war das Feuer aus bisher nicht feſtgeſtellter Urſache entſtanden. Die Flammen ſchlugen mächtig empor, ergriffen den anſtoßenden Preßraum und den Dachſtuhl dieſes Objektes. Löſchtrains der ſtädtiſchen Feuerwehr mit vier Dampfſpritzen gingen ohne Ver - zug auf den Brandplatz ab und unter der Leitung des Feuerwehr-Kommandanten Müller wurde der Brand nach mehr als einſtündiger Arbeit gelöſcht. Der verurſachte Schaden beträgt etwa 20.000 Kronen, da der Schupfen und das Preßhaus zum größten Teile von den Flammen verzehrt worden ſind. Die angrenzende Heizanlage, die feuerſicher hergeſtellt iſt, konnte erhalten bleiben.
Der „ Verein zur Abwehr des Antiſemitismus “— ſo etwas e[x]iſtiert nämlich — hat in der letzten Zeit dem Sicherheitsbureau die Anzeige erſtattet, daß ein junger Mann und eine junge Frau mittels gefälſchter Mitglieder - karten, die die gefälſchten Unterſchriften der Vereins - funktionäre trugen, Jahresbeiträge teils herausge - lockt, teils herauszulocken verſucht haben. Durch die Nachforſchungen iſt erhoben worden, daß der Be - trüger mit dem früher bei dem erwähnten Verein angeſtellt geweſenen (hoffentlich kein Anti - ſemit!) Kontoriſten Alfred Menzl identiſch iſt. Menzl war wegen Unterſchlagung eines Betrages von 200 Kronen vom Vereine entlaſſen worden. Am 17. d. iſt Menzl verhaftet worden.
Mittwoch den 22. d. M. um 8 Uhr früh werden in der Urſulinenkirche, 1. Bezirk, Johannesgaſſe Nr. 8, drei Ordenskandidatinnen, die Bügerſchullehrerinnen Leopoldine Gigler und Marianne Martinek, ſowie Fräulein Anna Bahner in feierlicher Weiſe das Ordenskleid bekommen und drei Novizen, Sor. Berchmana Gigler, Volksſchullehrerin Sor. Leopoldine Weber und Muſiklehrerin Sor. Evangeliſta Müller Profeß ablegen. Die Feierlichkeit hält Dom - kapitular Mſgr. Anton Schöpfleuthner.
Am ſogenannten Franz Joſefslande im Prater ſtießen geſtern abends während einer Waſſerfahrt zwei Kähne zuſammen. Der Inſaſſe eines der Kähne, der Geſchäftsdiener Karl Schlögel, geriet bei dem Zuſammenſtoße mit der rechten Hand zwiſchen die Seitenwände der Kähne, wodurch er Quetſchwunden an den Fingern erlitt.
Gelegentlich eines Wieſenfeſtes auf der Landſtraße geriet am Sonntag abends der Maurergehilfe Alois Bahner wegen Meinungsverſchiedenheit bei der Preisver - teilung mit einem Kameraden in einen Streit. Bahner wurde von ſeinem Gegner durch Hiebe mit einem Bierglaſe am linken Scheitelbeine, am Hinter - haupte und am linken Ohre ſchwer verletzt und mußte in das Rudolfsſpital transportiert werden.
Man meldet uns aus Kanderſteg: Drei Studierende der Medizin an der Berner Univerſität: Keller (Neuenburg), Krebs (Bern) und Fauconnet (Genf) unternahmen am Sonntag früh ohne Führer die Beſteigung des Doldenhorns. An einer ſteilen Schneehalde gerieten ſie ins Rutſchen. Keller und Krebs fielen in den tiefen Schlund, Fauconnet geriet auf die Schnee - brücke, wo er das Gletſcherbeil feſthackte und das Seil, an dem Keller und Krebs hingen, um das Beil herumſchlang. Hiebei verletzte er ſich leicht. Unfähig, ſelbſt zu helfen, eilte er ſodann nach Kander - ſteg hinunter, von wo mittags zwölf Führer und vier Träger aufbrachen. Die Kolonne ſollte gegen Abend zur Unglücksſtelle gelangen. Das Schickſal der beiden Verunglückten iſt noch ungewiß. — Heute depeſchiert man uns: Kanderſteg, 20. Juni. Die beiden geſtern bei der Beſteigung des Doldenhorns verunglückten Berner Studenten Keller und Krebs wurden in dem 30 Meter tiefen Gletſcherſchlund ſchwer verletzt aufgefunden und um 2 Uhr früh nach der Klubhütte gebracht, wo Keller um 3 Uhr ſtarb. Krebs wird nach Kanderſteg transportiert werden.
Der Verein „ Fürſorge für Schwachſinnige “der die Erwirkung eines Fürſorg - und Schutzgeſetzes Schwachſinniger, die Errichtung und Erhaltung von Schulen und Anſtalten für Schwachſinnige durch den Staat, die Landes - und Kommunalverwaltung er - ſtrebt, veranſtaltete bekanntlich vor einiger Zeit die I. öſterreichiſche Konferenz zur Schwachſinnigen-Für -ſorge. Der Bezirksſchulrat der k. k. Reichshaupt - und Reſidenzſtadt Wien nahm durch folgende Entſchließung Stellung zur erſten Konferenz: „ Der Bezirksſchulrat der Stadt Wien hat ſich beſtimmt gefunden den Bericht des Vereines „ Fürſorge für Schwachſinnige “über die in Wien, 18. Bezirke am 27. März 1904 ab - gehaltene I. öſterreichiſche Konferenz zur befriedigenden Kenntnis zu nehmen, die Notwendigkeit der Er - richtung ſpezieller Bildungsanſtalten für ſchwach - ſinnige und ſchwachbefähigte Kinder im Wiener Schulbezirke im Intereſſe der Sicherung eines tat - ſächlichen Unterrichtes für die unglücklichen Kinder, ſowie der allgemeinen Volksſchulen und der Gemeinde Wien als dringend zu bezeichnen, die Veranſtaltung von Kurſen über die Beyandlung des geiſtig ab - normalen Kindes verbunden mit praktiſchen Uebungen an der einzig beſtehenden Abteilung für ſchwachſinnige Kinder (18. Bezirk, Anaſtaſius Grüngaſſe) falls ein diesbezügliches Anſuchen erfolgt, zu befürworten und dem Vereine für ſeine echt menſchenfreundlichen Be - ſtrebungen den Dank und die Anerkennung aus - zudrücken. Hievon wird das geehrte Vereinspräſidium in die Kenntnis geſetzt. “ Ebenſo nahm der Stadt - ſchulrat der landesfürſtlichen Stadt Graz die Konferenzbeſchlüſſe mit beſten Dank zur Kenntnis. Das gedruckte Protokoll über die Konferenzbeſchlüſſe iſt gegen Einſendung einer 20 Heller-Marke vom Vereine „ Fürſorge für Schwachſinnige. “ (Wien, XIX / 1, Pantzergaſſe 3) erhältlich.
Zu Regen geneigt.
Aus Graz wird uns telegraphiert: Der Notar Alfred Wertheim in Kirchberg wurde vom hieſigen Ober - landesgerichte vom Amte ſuspendiert und in Disziplinarunterſuchung gezogen. Mit ſeiner Ver - tretung wurde der Notar Joſef Plänk in Wildon betraut. Wertheim hatte ſich in ſeinem Amte eine Reihe von Unregelmäßigkeiten zu Schulden kommen laſſen, welche ſowohl mit den Notariatsbeſtimmungen wie auch mit der Beamtenehre in kraſſem Wider - ſpruche ſtehen.
Man telegraphiert uns aus Cilli: Samstag nachmittag ertranken beim Baden in der Wogleina, einem tückiſchen Nebenfluſſe der Sann, die fünfzehnjährige Marie Lenko und die bei ihren Eltern zu Beſuch weilende 20jährige Marie Mediumſchek. Es wurde konſtatiert, daß ein Mädchen das andere zu retten verſuchte, wobei Beide den Tod fanden.
Samstag nachts begaben ſich der in Admont anſäſſige 44 Jahre alte Schmiedmeiſter und Hausbeſitzer Paul Faſching und der Zimmermann Joſef Haas in Hall gemeinſam auf die Birſch. Die beiden trennten ſich bald von einander und vereinbarten einen beſtimmten Platz, auf welchem ſie ſich nach der Jagd wieder treffen ſollten. Faſching ſchlug ſeine Wanderung durch den wildreichen Wald rechts ein, während Haas links abbog. Nach einiger Zeit glaubte Haas im Dunkel der Nacht ein Wild bemerkt zu haben. Er legte ſein Gewehr an, drückte ab und bald darauf vernahm Haas einen markerſchütternden Schrei. Erſchrocken eilte der Schütze an die Schußſtelle und fand dort zu ſeinem Entſetzen an Stelle des erhofften Wildes ſeinen Freund am Boden liegen. Faſching hat bald darauf in den Armen des unglücklichen Schützen ſeinen Geiſt ausgehaucht. Faſching war verheiratet und Vater von vier unmündigen Kindern.
Geſtern hat hier der 9. Kongreß der Lega nazionale unter zahlreicher Beteiligung von Delegierten aus den italieniſchen Provinzen Oeſterreichs ſtattgefunden. Der Krongreß ſowie die mit demſelben verbundenen öffentlichen Feſtlichkeiten, darunter ein großer Aufzug zum Dante-Denkmal, an welchem fünfzig Kränze niedergelegt worden ſind, ſind in voller Ordnung ver - laufen.
Man ſchreibt uns aus Prag: Am 17. d. M. fand die Verſammlung des katholiſch akademiſchen Univerſitäts-Zweigvereines von Prag im fürſterzbiſchöflichen Prieſterſeminar unter zahlreicher Beteiligung ſtatt, bei welcher die Wahl der neuen Funktionäre vorgenommen wurde. Die bisherigen Herren Funktionäre, welche eifrig beſtrebt waren, den Verein zu heben und denſelben möglichſt zu verbreiten, legten ihr treu verwaltetes Amt nieder. Als neue Funktionäre gingen aus der Wahl hervor: die Herren Karl Bock, als Obmann von faſt allen Mitgliedern gewählt; Heinrich Kilmann, als Obmann-Stellvertreter; Thomas Pauker, als Kaſſier und Franz Reginek, als Schriftführer; ſämt - liche Herren ſind Theologen. Spenden für den katholiſch akademiſchen Univerſitäts-Zweigverein ſind nunmehr an den Kaſſier: Herrn Theologen Thomas Pauker, Prag I. 190, f. -e. Seminar zu ſenden. Im Voraus ſchon ein herzliches „ Vergelts Gott! “
Man tele - graphiert uns aus Prag: Geſtern fand hier die kon - ſtituierende Wahlverſammlung des Bundes der tſchechiſchen Studentenſchaft ſtatt, die aber re - ſultatlos verlief, da die realiſtiſchen Studenten die Wahl des Präſidiums verhinderten, worauf die Ver - ſammlung vertagt wurde.
Das „ Korr. B. “meldet heute aus Auſſig:5140 Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904In einigen Gemeinden des Auſſiger Bezirkes ſind Beſchlüſſe gefaßt worden, durch welche die Unter - ſagung reſp. Entfernung tſchechiſcher Grabinſchriften auf den Friedhöfen verfügt wurde. Die Bezirks - hauptmannſchaft von Auſſig hat, ſobald ſie von dieſen Beſchlüſſen Kenntnis erlangte, die Vollziehung der - ſelben als den beſtehenden Geſetzen zuwiderlaufend unterſagt.
Der Bezirksſchulrat von Brünn hat dieſer Tage den Schulleitungen der ihm unterſtehenden Mädchen - ſchulen einen Erlaß zugeſendet, in welchem es unter anderem heißt: Es ſtehe der Behörde ſonſt wohl das Recht, in Modeſachen den Lehrperſonen Vorſchriften zu machen nicht zu, aber im Intereſſe der Schulhygiene könne es der Bezirksſchulrat nicht ſtatthaft finden, daß die Lehrerinnen in den Schulen Kleider mit Schleppen tragen, da hiedurch die Staubentwicklung, über die in den Schulen ohnedies ſoviel Klagen laut werden, nur gefördert wird.
Die Gemeinde Mähriſch-Schönberg hat im Vorjahre den Altkatholiken die Barbara-Kapelle zur Abhaltung ihres Rituals überlaſſen. Dagegen erhob das katholiſche Pfarramt wiederholt Einſpruch und ließ ſeine Intereſſen von der Finanzprokuratur für Mähren wahrnehmen. Vor dem Olmützer Kreis - gerichte fand nun vorgeſtern die Verhandlung über die Klage ſtatt. Der Gerichtshof wies die Kage der Finanzprokuratur ab mit der Begründung, daß die Stiftung Barbara-Kirche nicht mehr exiſtiere und des - halb ein Kläger nicht vorhanden ſei. Die Finanz - prokuratur iſt alſo bereits in drei Prozeſſen, welche ſie in Vertretung des katholiſchen Pfarramtes in Mähr. -Schönberg reſpektive der Barbara-Kirche gegen die Gemeinde Mähr. -Schönberg unternommen hat, ſachfällig geworden.
wird uns aus Groß-Körös telegraphiert: Der Gärtner Stefan Szikl gewahrte Samstag früh bei ſeinem Erwachen, daß weder die Frau noch eines der drei Kinder in der Stube waren. Entſetzt eilte er in den Hof und fand die Brunnentüre offen. Als er in den Brunnen ſchaute, erblickte er ſeine drei Kinder als Leichen an der Oberfläche des Waſſers ſchwimmen. Von der Frau fehlte jede Spur. Erſt abends wurde ſie in der Nachbargemeinde in einem Graben bewußtlos aufgefunden. Sie konnt[e bi]sher nicht verhört werden.
Man depeſchiert uns aus Ka - polnas: Vor zwei Wochen ſtarb hier der Wirt - ſchaftsbeamte Dionys Ambrozovics. Aus der Ver - laſſenſchaft war ein auf 20.000 Kronen lautendes Sparkaſſebuch verſchwunden. Bald darauf wurde das Buch bei der Anſtalt von einem gewiſſen Karl Barta und deſſen Frau gemeinſam präſentiert. Die einge - leiteten Recherchen ergaben, da ihnen allein bekannt war, daß ſich das vermißte Sparkaſſebuch im Salon - rock befand, mit welchem man den Toten bekleidet hatte.
Aus Ofen-Peſt wird uns telegraphiert: Der Perſonenzug der Szent-Endreer Vinzinalbahn fuhr infolge falſcher Weichenſtellung heute vormittags auf das Schienengeleiſe der Staats - bahn, wo mehrere Laſtwagen ſtanden. Es erfolgte ein Zuſammenſtoß; die beiden Lokomotiven und ſechs Perſonenwagen wurden zertrümmert, ein Paſſagier leicht verletzt.
Am Samstag entſtand in Ofen-Peſt auf der Andraſſy - ſtraße ein noch nie dageweſenes Verkehrshindernis. Ein Bienenſchwarm war dort eingedrungen und be - helligte Paſſanten wie Fuhrwerke. Kein Kutſcher, der beiderſeits daherkommenden Wagen wollte die gefährliche Stelle paſſieren, wo die Bienen in Maſſen ſchwärmten, daher entſtand bald eine allgemeine Stauung. Die Roſſelenker wurden von den Paſſanten obendrein noch verhöhnt. Ein Sicherheitsmann ver - ſuchte nun den Bienen energiſch auf den Leib zu rücken und fuchtelte mit der blanken Waffe unter den ſchwärmenden Bienen herum, um ſie vom Platze zu treiben. Wie vorauszuſehen, warf ſich nun der ganze Schwarm auf das Auge des Geſetzes und jämmerlich zerſtochen mußte der Kühne das Feld räumen. Da nahte endlich ein Straßenaufſpritzer und richtete den Schlauch gegen die erbitterten Bienen und das Mittel half. Die Paſſage der Andraſſyſtraße war wieder frei.
Geſtern morgens fuhren wir von Lourdes ab. Die Pilger ſangen noch einige Lieder zu Ehren der Gottesmutter. Mittags kamen wir nach Toulouſe, der Stadt, wo die Muttergottes als Himmelskönigin dem hl. Antonius erſchienen ſein ſoll. Leider konnten wir dem dortigen Gotteshauſe keinen Beſuch abſtatten, ſondern konnten nur das Mittageſſen raſch einnehmen. Wir durchreiſten nun jene Gegend, in welcher der hl. Antonius ſeine große Wirkſamkeit entfaltete. In Carcaſſonne verſpätete ein geiſtlicher Pilger den Zug; als man es bemerkte, wurde der Separatzug zum Stehen gebracht. Er hatte nundas Vergnügen, demſelben nachzueilen und er - reichte ihn atemlos. In Cette wurde zur Freude aller wieder das Meer ſichtbar. Es war gegen Sonnenuntergang, was den Eindruck noch er - höhte. Nach dem Abendeſſen begaben ſich alle in die Waggons zur Ruhe bis Lyon, wo die Morgen - dämmerung ſie aus dem Schlafe weckte.
Wir grüßten nochmals unſere liebe Frau de la Fourvière in Liedern und Gebeten. Wir durchreiſten ſodann eine landſchaftlich reizend ſchöne Gegend, bis der Zug in Paray le Monial um 7 Uhr früh anlangte. Hier begaben ſich die Pilger in die Quartiere, um ſich zu erfriſchen. Die Waggons, die in Frankreich uns beigeſtellt wurden, waren nämlich recht unbequem. Um ½9 Uhr hielt Herr Pfarrer Mechtler-Wien eine erhebende Pre - digt über das heiligſte Herz Jeſu in jener Kapelle, wo dasſelbe ſich der ſel. Margarete Alacoque geoffenbart hatte. Nach der hl. Meſſe, bei welcher mit großer Begeiſterung an dieſer denkwürdigen Stätte das Lied „ Dem Herzen Jeſu ſinge “und das Bundeslied geſungen wurde, beſichtigten die Pilger den Sarkophag der Seligen in der Kapelle, die ſchöne Baſilika und das Städtchen. Der Generalvikar von Moulins führte uns in liebenswürdigſter Weiſe in das ſehr intereſſante euchariſtiſche Muſeum, ſodann zum Grabe des Beichtvaters der Seligen, des P. Colombière, dann weiter in einer ſchattigen Platanenallee zur Kapelle de Bois, zeigte uns dort den Haſelnußſtrauch, wo der Seligen der Heiland erſchienen war. Hierauf führte er uns noch in den herrlichen Garten der Kapläne der Baſilika, wo ein neues Heiligtum zu Ehren des heil. Herzens erbaut wird. Um 6 Uhr abends predigte Herr Pfarrer Karl Burtſcher. Beim Segen wurde die Herz Jeſu-Litanei gebetet, das Bundes - lied und das Te Deum geſungen. Dieſe Andacht wurde in der Baſilika gehalten, da die Erſchei - nungskapelle recht klein iſt. Am Morgen des 17. Juni hielt Herr Pfarrer Eiſterer noch eine kurze Anſprache in der Kapelle und die heilige Meſſe, worauf wir uns von dieſem lieblichen Heiligtum trennen mußten. Um 7 Uhr führte uns der Separatzug nach Zürich weiter.
Fräulein Maria Manhart aus Maiſſau, N. -Oe., welche als Kranke den Pilgerzug mit - machte — ſie war ſchon etliche Jahre krank — ſtarb in Lourdes am 14. Juni. Die Mutter be - gleitete die Tochter, deren Wunſch es war, in Lourdes zu ſterben. Sie kam ganz wohl in Lourdes an und ſtarb ziemlich plötzlich. Der Leichnam wird nach Maiſſau überführt. — Um 12 Uhr nachts langte der Pilgerzug in Zürich an. Es war ein äußerſt heißer Tag, der 17. Juni. Heute fand in der Liebfrauenkirche der Gottesdienſt ſtatt. Die Predigt hielt Kooperator J. G. Bernhard aus Urfahr, die Pilger - meſſe Dechant Grünert aus Böhm. -Zlatnik. Die Pilger fuhren auf den Züricher See hinaus und beſichtigten die Sehenswürdigkeiten der ſchönen Limatſtadt. Abends 8 Uhr fuhren dieſelben nach Innsbruck ab, wo ſich die geſchloſſene Heimreiſe auflöſte, nachdem in der Hofkirche der Dankgottes - dienſt ſtattgefunden hatte. Die meiſten Pilger kommen in Wien am 20. Juni 5 Uhr früh oder 3 Uhr 50 Minuten nachmittags an. Ein herz - liches Vergelt’s Gott dem rührigen Komitee und dem trefflichen techniſchen Leiter Herrn Bolla für die äußerſt gelungene Pilgerfahrt!
Der Statthalter hat eine Verordnung erlaſſen, in welcher proviſoriſch die Be - ſtimmungen bezüglich des Fahrens mit Automobil - wagen und Motorrädern auf ſteiriſchen Straßen ge - troffen ſind.
Geſtern kam es hier zwiſchen den ſtreikenden und den arbeitswilligen Bäckergehilfen zu einem Zuſammenſtoße, wobei auch Schüſſe gewechſelt wurden. Zwei Perſonen wurden verwundet, mehrere verhaftet.
Eine offizielle Kundmachung verbietet die Einfuhr und den Ge - brauch von Kakodylnatron und Zyankali. Das Verbot iſt auf den Vergiftungsplan des Schwieger - ſohnes des Sultans, Kemal Paſcha, zurückzu - führen.
Heute um 7 Uhr 20 Minuten abends trifft aus Konſtantinopel mit der Staatsbahn die beſondere türkiſche Geſandtſchaft hier ein, die Sultan Abdul Hamid an den Kaiſer entſendet, um ihm den Orden Hanedani-Ali-Osman zu überreichen. Die Deputation, die aus dem Chef des militäriſchen Hofſtaates des Sultans Marſchall Schakir Paſcha, dem Diviſionsgeneral erſter Klaſſe Rahmi Paſcha und dem Adjutanten Major Nedjib Bay beſteht, wird im Michaelertrakt der Hofburg als Gäſte des Kaiſers Abſteigequartier nehmen. Der k. u. k. General - major von Sprecher und Hauptmann von Hranilovic ſind der türkiſchen Spezialmiſſion zu - geteilt. Die Ueberreichung des Ordens an den Kaiſer erfolgt Dienstag den 21. d. M.
Vorgeſtern hat der ökumeniſche Patriarch perſönliche Schritte beim Groß - vezier wegen Vergewaltigung der griechiſchen Be - völkerung Mazedoniens durch bulgariſche Komitatſchis gemacht, wobei er auf die in der jüngſten Zeit im Bezirke Florina verübten Mordtaten hinwies und erklärte, daß das Patriarchat gezwungen werde, eine diesbezügliche Denkſchrift direkt dem Sultan zu unterbreiten. Der Großvezier erwiderte, dies ſei nicht nötig, die Lage in Mazedonien beruhige ſich und er hoffe, daß die Ausſchreitungen demnächſt ihr Ende finden werden. Bezüglich der kutzowalachiſchen Frage erklärte der Großvezier, die Haltung des Patriarchats bereite der Pforte Schwierigkeiten.
Der Patriarch antwortete, das Patriarchat könne die kutzowalachiſche Bevölkerung, die ſeit Jahrhunderten im Schoße der Mutterkirche verharre, nicht auslän - diſchen Organen ausliefern, welche mit Geldmitteln politiſche Ziele verfolgen. Die Pforte bereite ſich ſelbſt Schwierigkeiten durch die Unterſtützung der rumäniſchen Aſpirationen. Das Patriarchat könne, ohne den Kirchenkanon zu verletzen, nicht anders handeln.
Der Kaimakam von Ochrida, Vilajet Monaſtir, hat infolge von Streitigkeiten zwiſchen den Patriarchiſten und den nationaliſtiſchen Kutzowalachen die Weiſung erteilt, die kutzowalachiſche Kirche zu ſchließen.
[Meldung der Agence Havas.] Das griechiſch-mazedoniſche Komitee hat ſich heute konſtituiert. In einer erlaſſenen Prokla - mation erklärt das Komitee, daß es den in Maze - donien lebenden Griechen Hilfe bringen werde, und fügt hinzu, daß von nun an kein an einem Griechen in Mazedonien verübter Mord ungerächt bleiben werde.
In maßgebenden diplomatiſchen Kreiſen wird erklärt, die letzten Meldungen über die Lage im Sandſchak Muſch enthaltenen detaillierten Angaben müſſen erſt durch die gemeinſchaftlichen perſönlichen Erhebungen der dort befindlichen Konſuln Rußlands, Englands und Frankreichs genau kontrolliert werden. Die Darſtellung der Ausſchreitungen und der Situa - tion werde erwieſenermaßen von armeniſcher und ar - menophiler Seite vielfach übertrieben. Verſchiedene Anzeichen laſſen auch vermuten, daß das arme - niſche Komitee mit dem mazedoniſchen Komitee in Verbindung getreten und eine beiderſeitige Aktion vielleicht vereinbart worden ſei. Von türkiſcher Seite werden vertraulich gewiſſe Ausſchreitungen zuge - ſtanden, wobei ausgeführt wird, daß dieſelben durch die revolutionäre Bewegung des armeniſchen Komitees ſowie durch vielfache Gräueltaten armeniſcher Banden provoziert worden ſeien. Die hiedurch erbitterten Kurden hätten ſich nicht im Zaume halten laſſen und größere Revanche genommen. Infolge der neuerlichen Vorſtellungen dreier Botſchafter ſcheinen in der letzten Zeit die allerſtrengſten Befehle ergangen zu ſein und ſcheinen derzeit Ruhe und Ordnung zu herrſchen.
Das Arrangement zwiſchen dem Finanzminiſterium und der Ottomani - ſchen Bank bezüglich des garantierten Jahresbudgets von 250.000 Pfund für die mazedoniſche Reform - Gendarmerie, welches den Einnahme - und Ausgabe - dienſt mit dieſer Summe feſtſetzt, wurde erſt geſtern definitiv unterzeichnet. Die Pforte hat ſofort den Botſchaften der Entente-Mächte eine Abſchrift des ſechs Artikel enthaltenden Arrangements zugeſchickt. Dasſelbe wahrt der Eiſenbahn die Vorrechte auf die für die Kilometergarantien verpfändeten Zehente.
6Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904 140wurde vom Admiral Kamimura verfolgt. Es ſollte von Wladiwoſtok abgeſchnitten werden, ja die Berliner Montagsblätter wollten wiſſen, daß ſie ſchon ab - ſchnitten ſei. Allein ſoeben trifft nachfolgende Depeſche ein:
Admiral Kamimura iſt geſtern nach ſeinem Operationsſtützpunkt zurück - gekehrt, ohne die ruſſiſchen Schiffe geſehen zu haben.
Das Wladiwoſtok-Geſchwader iſt alſo den Japanern entwiſcht und wahrſcheinlich ſchon wieder in Wladiwoſtok. In Japan herrſcht große Miß - ſtimmung gegen Kamimura wegen ſeiner Miß - erfolge in der Korea-Straße, wie folgendes Tele - gramm beweiſt:
(Reuter-Meldung.) Das Wla - diwoſtok-Geſchwader verſchwand geſtern auf der Höhe von Henaſchiſak[i]und fuhr nordwärts. Man weiß nicht, ob ein Teil der Flotte des Admirals Kamimura auf der Höhe von Wladiwoſtok auf der Lauer iſt. Admiral Kamimura hatte hinlänglich Zeit, dorthin zu gelangen, obwohl der herrſchende Nebel dieſer Aktion hinderlich war. An dem Tage, an welchem die Transportſchiffe angegriffen wurden, befanden ſich 13 japaniſche Truppentransportſchiffe in der Straße von Korea. Die Tatſache, daß es dem ruſſiſchen Geſchwader gelang, zu entkommen, hat zu heftigen Angriffen auf den Admiral Kamimura Veranlaſſung gegeben. Man meint ſogar, daß der Admiral, wenn es den Ruſſen gelingen ſollte, nach Wladiwoſtok zu gelangen, zurücktreten oder Selbſtmord begehen müßte. In der Bevölkerung macht ſich eine lebhafte Bewegung für die Erſetzung des Admirals durch eine andere Perſönlichkeit geltend.
Der ruſſiſche Bericht über dieſen Erfolg des Wladiwoſtok-Geſchwaders lautet wie folgt:
(Offiziell.) Ein vom heutigen datiertes Telegramm des Vizeadmirals Skrydlow an Kaiſer Nikolaus beſagt: Am 15. d. M. begegnete unſere Kreuzerdiviſion in der Koreaſtraße dem japaniſchen Transportdampfer „ Iſumimaru “, der Truppen an Bord hatte und von Süden her der bereits ſichtbaren japaniſchen Küſte zuſteuerte. Nach Ablauf der der Beſatzung für die Herablaſſung von Booten und für das Verlaſſen des Schiffes geſtellten Friſt, wovon ein Teil der Beſatzung Gebrauch machte, wurde der Dampfer durch das Feuer unſerer Kanonen in den Grund gebohrt. Bald darauf wurden von Südoſten her zwei andere japaniſche Transport - dampfer, die „ Hitachimaru “und die „ Sadomaru “, entdeckt, an deren Bord ſich Truppen, beziehungsweiſe Pferde und Materialien für den Eiſenbahnbau befanden. Da ſich die beiden Dampfer weigerten, ſich zu ergeben, wurden ſie, nachdem die für die Ein - ſchiffung der Soldaten in Boote geſtellte Friſt ab - gelaufen war, durch Torpedos zum Sinken gebracht. Die Japaner verloren ſomit drei Transportdampfer von zuſammen etwa 15.000 Tonnengehalt, einen Teil der an Bord derſelben befindlichen Soldaten und Bemannung ſowie ein bedeutendes Kriegs - und Bahnbaumaterial.
Am 16. d. M. begegnete die Kreuzerdiviſion dem engliſchen Dampfer „ Allante “, welcher eine aus dem Hafen Mororan auf der Inſel Hokkaido ſtammende Kohlenladung von mehr als 6000 Tonnen an Bord hatte und ſich auf der Fahrt nach dem Süden befand. Da mit Rückſicht auf die Unklarheit der Papiere und die unregelmäßige Führung des Schiffsjournals Zweifel an der Neutralität der Ladung beſtanden, wurde der Dampfer mit einer Eskorte unter dem Kommando des Leutnants Petrow nach Wladiwoſtok gebracht, wo ſeine Papiere durch das Priſengericht geprüft werden.
Während die ruſſiſchen Berichte Port Arthur noch immer als uneinnehmbar bezeichnen, melden japaniſche Nachrichten, Port Arthur könne ſich höchſtens noch vier Monate halten.
Der Korreſpondent der Ruſſiſchen Tele - graphenagentur in Liaojang telegraphiert: Unſere Flotte in Port Arthur iſt unverſehrt und voll - ſtändig wieder hergeſtellt. Der Geiſt der Garniſon und der Einwohner iſt ein ausgezeichneter. Die Soldaten harren ſehnſüchtig des Kampfes. Man gibt ſich allgemein der vollen Sicherheit hin, daß keine noch ſo große Macht im Stande wäre, Port Arthur zu bezwingen. Die Mehrzahl der Ein - wohner iſt in die Reihen der Freiwilligen einge - treten. Sechshundert Frauen in Port Arthur teilten dem Feſtungskommandanten mit, daß ſie bereit ſind, für die Sache des Krieges Dienſte zu leiſten. In der Stadt und der Feſtung herrſcht voll - ſtändige Ordnung. Handel und Verkehr nehmen ihren regelmäßigen Fortgang. Port Arthur iſt für ſechs Monate vollſtändig mit Lebensmitteln verſehen, eventuell für ein Jahr, wenn man mit den Vorräten ſparſam umgeht. Trotzdem in den letzten Tagen die Belagerung eine vollſtändige war, ge -lang es, eine ſehr große Menge Vieh einzuführen. Der Preis eines Pfund Fleiſches beträgt 25 Kopeken, einer Flaſche Bier 60 Kopeken und einer Flaſche Champagner 8 Rubel. Die japaniſchen Vorpoſten ſtehen 24 Werſt von Port Arthur jenſeits der Station Intſchenſa und 3 Werſt von den ruſſiſchen Vorpoſten. Hie und da iſt es zu Schar - mützeln gekommen. Ruſſiſche Offiziere erklären, den Japanern würde gehörig heimgeleuchtet werden, wenn ſie den Verſuch machen ſollten, Port Arthur anzugreifen, das für uneinnehm - bar gilt.
Eine ruſſiſche Freiwilligen-Abteilung ſoll am 12. d. M. die Japaner aus ihren Stellungen öſtlich vom Tale des Lunvantian vertrieben haben. Am 13. d. M. rückten die Japaner in der Stärke von drei Bataillonen von Saobinmao gegen die Bucht von Lunvantian vor, wurden jedoch von zwei Freiwilligen-Abteilungen und einer zur Hilfe - leiſtung herbeigeeilten Grenzwache am Marſche aufgehalten. Der Kreuzer „ Nowik “, unterſtützt von Torpedobooten, feuerte auf die feindlichen Torpedoboote und zwang die feindliche Infanterie, ſich nach einigen Schüſſen ſchleunigſt zurück - zuziehen.
Auch nach chineſiſchen Meldungen wurden alle japaniſchen Angriffe auf Port Arthur bisher mit großen Verluſten zurückgeſchlagen. Auch ſollen die ruſſiſchen Vorpoſten die Verſuche des Feindes, Port Arthur von der Landſeite anzugreifen, ver - eiteln.
Dem „ Daily Mail “zufolge ſollen die ruſſiſchen Kriegsſchiffe von Port Arthur abge - ſchnitten ſein.
„ Daily Mail “meldet aus Hakodate: Der Kapitän eines aus Schanghai einge - troffenen amerikaniſchen Dampfers gibt an, daß am 18. d. M. ruſſiſche Kreuzer ſein Schiff am weſtlichen Eingang der Tſugaruſtraße angehalten und durchſucht hätten. Nach zweiſtündigem Aufenthalte durfte er weiterfahren.
Wie die „ Daily Mail “meldet, haben die Japaner am 16. d. M. Hſinkaiting, 23 Meilen weſtlich von Föngtwantſchöng beſetzt.
Noch immer neue Berichte über dieſe wichtige Schlacht, bei der die Ruſſen unter Stackelberg eine vielleicht verhängnisvolle Niederlage erlitten haben, werden veröffentlicht. Einzelne Details ſind noch von Intereſſè. Recht genau und lebhaft ſchildert die Schlacht das Reuterſche Bureau wie folgt:
Dem Reuterſchen Bureau wird gemeldet: General Oku trat ſeinen Vormarſch am 13. Juni in drei Kolonnen mit Kavallerie an. Der Kampf begann am 14. Juni um 3 Uhr nach - mittags mit einem Artilleriegefecht. Die Ruſſen hatten 98 Geſchütze und erwiderten bis zum Abend in lebhafter Weiſe das Feuer. Während der Nacht bemächtigten ſich die Japaner eines Hügels bei Wengſchiatun und eines Hügels weſtlich von Tayungkan. Ein Teil der mittleren Kolonne der Japaner rückte längs des Futſchau-Fluſſes vor und litt ſtark unter dem ruſſiſchen Feuer. Eine Abteilung Infanterie und Artillerie wurde ſchleunigſt zur Hilfe geſendet, worauf die vereinigte Streitmacht die Ruſſen bei Tafantſchön vertrieb, trotz des anhaltenden Geſchützfeuers der Ruſſen ſich auch der dortigen Höhen bemächtigte und dadurch den Sieg entſchied. Inzwiſchen war der rechte japaniſche Flügel ſtark bedrängt. General Oku mußte zweimal Infanteriereſerven eingreifen laſſen. Die Ruſſen machten wiederholt verzweifelte Gegenangriffe, aber in einem ſehr kritiſchen Moment umging die japaniſche Kavallerie die ruſſiſche Stellung und griff dieſelbe in der linken Flanke an. Die Ruſſen zogen Verſtärkungen heran und leiſteten hartnäckigen Widerſtand, bis ſie von beiden Seiten eingeſchloſſen waren. Als ſie den Rückzug antraten, verſuchte die japaniſche Kavallerie, ſie zu verfolgen, mußte aber infolge der Schwierigkeiten des Terrains davon abſtehen. Dem linken Flügel der Japaner gelang es, 900 Mann ruſſiſcher Infanterie, welche zurückgingen, abzufangen. Die Verluſte der Japaner betrugen 900 Mann, darunter 8 Offiziere tot und 14 ver - wundet.
Dasſelbe Bureau Reuter meldet aus Liaojang: Beſonders die Wirkung der japaniſchen Shrapnels war ſchrecklich. Die Schlacht wurde von der Artillerie entſchieden. Die moraliſche Haltung der Ruſſen war ausgezeichnet. General Kuropatkin hat in einem Armeebefehl die Truppen aufgefordert, ihr Vertranen zu bewahren. Die vor Port Arthur befindlichen Japaner ſchaffen Belagerungsgeſchütze heran. Der Rückzug der Ruſſen vor der überlegenen Macht der Gegner bei Wafangtien und der Vormarſch der Japaner öſtlich und nordöſtlich von der ruſſiſchen Stellung berechtigen zu der Annahme, daß ein noch größeres Gefecht in der ſüdöſtlichen Gegend bevorſtehe.
Dem Reuterſchen Bureau wird endlich aus Tokio noch gemeldet: Die Ruſſen hatten in dieſem Gefecht die beſſere Stellung, durch welche die numeriſche Uebermacht der Japaner ausgeglichen wurde. Die Stellung der Ruſſen zog ſich vom Oſten nach Weſten quer in dem ſchmalen Tale hin, durch das die Eiſenbahn und der Futſchou-Fluß führt. Der japaniſche General Oku drängte die Ruſſen von den hohen Hügeln, die das Tal links und rechts flankieren, in das Tal hinein, indem er nacheinander zuerſt den rechten und dann den linken Flügel zum Rückzuge nötigte. Den ganzen Tag über wurde hartnäckig gekämpft. Die Ruſſen hielten mit zäher Energie ſtand und zogen ſich erſt zurück, als ſie vollſtändig eingeſchloſſen waren. Sie ließen 600 Tote auf dem Schlachtfelde.
Das Reuterſche Bureau meldet aus Liaojang vom 17. d. M.: In Mukden ſcheinen mili - täriſche Maßnahmen in großem Maß - ſtabe getroffen zu werden.
Die „ Sunday Times “meldet aus Tokio: Die Japaner glauben, daß alle großen Schlachten vor Jahresſchluß geſchlagen werden, wenngleich der Kriegszuſtand vielleicht weiterdauern werde.
Der in Paris weilende japaniſche Staatsmann Baron Snyematſu ſoll ſich darüber folgendermaßen geäußert haben: „ Japan verlangt trotz ſeiner Erfolge kein Jota mehr als vor Ausbruch des Krieges (Räumung der Mandſchurei durch die Ruſſen und Unabhängigkeit Koreas). Für die Regelung des ruſſiſchen Anrechtes auf die Mandſchuriſche Eiſenbahn würde ſich ſchon eine Formel finden laſſen. Japan ſagt nicht wie Rußland: Vermittlern iſt der Zutritt verboten! Wir halten es mit der Wahrung unſerer nationalen Würde durchaus für unvereinbar, die Stimme eines beiden Staaten unverdächtigen loyalen Vermittlers zu vernehmen Müßte dieſer Krieg aber noch jahrelang fortgeſetzt werden — wir ſind darauf vorbereitet! “
(Reuter-Meldung.) General Oku berichtet, daß er die am 15. d. auf dem Schlachtfelde bei Teluſſu gefallenen Ruſſen be - erdigen ließ. Außerdem ſollen die Ruſſen ſelbſt, wie Eingeborene melden, viele Tote beerdigt, verbrannt oder weggebracht haben.
Die „ Grenzboten “ſind in der Lage, ſehr in - tereſſante Aufſchlüſſe über die Geſinnungen des erſten Königs von Preußen, den die verdienſtlos glückliche Konſtellation und die Staatskunſt ſeines Miniſters Bismarck zum deutſchen Kaiſer gemacht hatte, gegen Oeſterreich und ſeine Abneigung gegen ein Bündnis mit unſerer Monarchie zu geben. Die Mitteilungen ſind den Erinnerungen des einſtigen preußiſchen Kultusminiſters Boſſe entnommen, der in ſein Tagebuch unterm 30. September 1879 eintrug:
Graf Stolberg (Bismarks Stellvertreter) reiſt morgen nach Baden-Baden zum Kaiſer. Er teilte mir mit, daß zwiſchen dem Kaiſer und dem Reichskanzler eine fundamentale Differenz über die in der aus - wärtigen Politik einzuſchlagenden Wege obwaltet. Bismarck iſt ſoeben in Wien geweſen und hat dort ohne Zweifel mit Oeſterreich einen förmlichen Allianz - vertrag geſchloſſen, deſſen Spitze unter Umſtänden gegen Rußland gerichtet iſt. Graf Stolberg nannte mir den Punkt der Differenz nicht, aber es liegt nahe, daß der Kaiſer das Vorgehen gegen Rußland nicht billigt. Iſt er doch zur Zuſammenkunft mit Kaiſer Alerander nach Alexandrowo gegangen. Die Differenz iſt ſo ſcharf, daß Bismarck erklärt hat, er könne die Ge - ſchäfte nicht weiter führen, wenn der Ka[i]ſer ihm nicht zuſtimme, da ſonſt die geſamte Richtung unſerer auswärtigen Politik zum Nachteil des Landes verſchoben werde. Graf Stolberg ſagt mir, er ſtimme dem Kanzler vollſtändig zu und werde eventuell mit ihm abgehen und dann, wie er glaube, das ganze Miniſterium. Der Kaiſer hat erklärt, er könne nicht nachgeben, aber er wolle, um dem Fürſten Bismarck im Amte zu erhalten, abdizieren. Auch das hält Bis - marck für unzuläſſig, da auch dadurch unſere ganze politiſche Stellung nach außen (wohl durch die per - ſönlichen Beziehungen oder Anſchauungen des Kron - prinzen) verſchoben werde. Welche Kriſis! Niemand ahnt bis jetzt etwas davon. Graf Stolberg, der ſchon vor vierzehn Tagen den Kaiſer in einem anderen Punkte zum Nachgeben gegen Bismarck be - ſtimmt hat, ſoll nun in Baden-Baden verſuchen, den Kaiſer umzuſtimmen. “
Am 11. Oktober findet ſich dann in lapidarer Kürze, ohne Kommentar, der Eintrag: „ Der Bundes - vertrag mit Oeſterreich iſt unterſchrieben. Die Preſſe weiß noch nichts davon. “— Sie wurde aber bald durch eine Rede des Kultusminiſters v. Puttkamer in Eſſen aufgeklärt, der einen informierten Artikel der „ Kölniſchen Zeitung “förmlich für7140 Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904richtig erklärte, und auch den Widerſtand des Kaiſers dagegen andeutete, während die Re - gierung vertragsmäßige Geheimhaltung ver - ſprochen hatte. Das Referat in der „ Nationalzeitung “rief im Miniſterium, das ſofort zuſammengerufen wurde, große Erregung hervor, Puttkamer reichte ſein Entlaſſungsgeſuch ein, mußte es aber wieder zurückziehen, da Bismarck meinte, ſein Ab - gang werde die Wahrheit der in der Eſſener Rede gemachten Enthüllungen beſtätigen. „ Poſt “und „ Nordd. Allg. Ztg. “dementierten unterm 27. Oktober förmlich die Aeußerungen des Kultusminiſters, nach - dem dieſer ſich bereit erklärt hatte, ſich desavouieren zu laſſen.
Hamburgerrennen. Großer Hanſa - preis. (40.000 Kr.) Prinz M. E. Taxis’ „ Sorrento “1. Das Rennen ging in Anweſenheit mehrer Mitglieder des deutſchen Kaiſerhauſes vor ſich.
Auf der Margaretner Rennbahn ſiegte am Sonntag im Motorzweiradfahren über 10 und 25 Kilometer wie vor acht Tagen Eckerl im ſchönen Stil. Zweiter wurde Mehnert. Die Meiſterſchaft der Margaretner Rennbahn fiel an den Rennfahrer - veteranen Reininger, welcher Kauba, Puhrer und Kontruß leicht abfertigte. Das 25 Kilometer-Fahren gewann Meixner, der bekannte Brünner, vor Vitak. Das Tandemfahren das Crew Reininger-Kauba.
Wiener Ruderer in Deutſchland ſiegreich! Die geſtern in Paſſau abgehaltene Regatta des Verbandes der Rudervereine an der oberen Donau brachte den Wiener Ruderern einen ſchönen Erfolg. Das Hauptrennen des Tages, der Vierer um den Wanderpreis des deutſchen Kaiſers wurde von den „ Normannen “gewonnen. Die Mannſchaft beſtand aus P. Altmann, F. Hayder, F. Skerlan, R. Rüdemar, F. Nowak (Steuer). Ihr Gegner war der Linzer „ Iſter “. „ Bruna “(Brünn) Regensburger Ruderklub und der Ulmer Ruderklub „ Donau “ſtarteten nicht. — Otto Pitſchmann vom „ Wiking “in Linz gewann die Meiſterſchaft gegen den Ulmer Steinhäuſer; dieſer gab bei 1000 Metern auf.
Im ungariſchen Abgeordnetenhauſe legte heute der ungariſche Finanzminiſter Lukacs einen Geſetz - entwurf betreffend die Zurückzahlung des nicht amor - tiſierten Teiles des von der priv. Oeſterreichiſch - ungariſchen Staatseiſenbahngeſellſchaft aufgenommenen Vorſchuſſes von zehn MillionenKronen vor. Die Vorlage hat folgenden Wortlaut: 1. Der Finanzminiſter wird angewieſen, mit Rückſicht auf den von der priv. Oeſterreichiſch ungariſchen Staatseiſenbahngeſellſchaft auf Grund des im Geſetz - artikel XXXVIII vom Jahre 1891 inartikulierten Vertrages aufgenommenen Vorſchuß von fünf Millionen Gulden unter Ausübung des dem Staate vorbehaltenen Kündigungsrechtes zur gehörigen Zeit am 1. Jänner 1905 das zu dieſer Zeit noch nicht amorti - ſierte Kapital des Vorſchuſſes auf einmal zurückzuzahlen. § 2. Der Finanzminiſter wird ermächtigt, die zur Zurückzahlung des Vorſchuſſes notwendige Summe proviſoriſch aus den Kaſſenbeſtänden, definitiv aber im Wege einer Kreditoperation, eventuell in Verbin - dung mit einer ſtaatlichen Kreditoperation zu decken. Der Motivenbericht verweiſt darauf, daß der unga - riſche Staat im Jahre 1891 den Vorſchuß von 5 Millionen Gulden von der Oeſterreichiſch-ungariſchen Staatseiſenbahngeſellſchaft aufgenommen habe, um die Bahnlinien Ipolyſag — Balaſſer — Gyarmat und die Marchtalbahn vollkommen auszubauen. In dem Vertrage verpflichtete ſich der Staat vom Jahre 1891 an den Vorſchuß in halb - jährigen Annuitäten von je 250.000 fl. zurückzube - zahlen. Der Staat hat ſich jedoch das Recht vorbe - halten, am 1. Jänner oder am 1. Juli eines jeden Jahres den Vertrag ſechsmonatlich zu kündigen und das ganze Kapital zurückzuzahlen. Nachdem die er - wähnte Annuität einer jährlichen Verzinſung von 4·87% entſpricht, dieſe aber, wenn wir die all - gemeinen Zinsfußverhältniſſe oder auch den Zinsfuß der überigen Schulden des ungariſchen Staates in Betracht ziehen, als zu hoch bezeichnet werden muß, ſo erſcheint die Zeit gekommen, daß der Staat ſein Kündigungsrecht in Anſpruch nimmt, um dasſelbe am 1. Juli geltend zu machen.
Vor der Tagesordnung bringt Abg. Olay (Unabhängigkeitspartei) den Erlaß zur Sprache, welchen der Miniſter des Innern an den Bürger - meiſter von Debreczin in Angelegenheit der Nicht - erledigung einer deutſchen Zuſchrift des öſterreichiſch-ungariſchen Konſuls in Galatz gerichtet hat. Redner erklärt, dieſer Erlaß bedeute eine flagrante Geſetzesverletzung. Zugleich verweiſe er auf den Umſtand, daß, obwohl in Rumänien die öſter - reichiſch-ungariſchen Konſuln ausſchließlich Ungarn ſind, doch ſämtliche Konſulate oder Vize - konſulate, die ſich in Rumänien befinden, faſt keinen einzigen ungariſchen Beamten in ihrem Status beſitzen. Uebrigens hoffe Redner, daß der Bürger - meiſter von Debreczin den erwähnten ungeſetzlichen Erlaß mit Berufung auf das Geſetz nicht befolgen werde.
In ſeiner geſtrigen Taborer Rede, die wir bereits an anderer Stelle im Blatte erwähnen, führte Abgeord - neter Dr. Kramař u. a. auch aus: Wir Tſchechen haben den Schlüſſel zur Tagesordnung des Reichs - rates in der Hand und wir werden beweiſen, daß wir länger warten können, als die Re - gierung und der Staat. Nur eine unab - hängige Regierung könnte eine friedliche Entwicklung herſtellen. Wenn dies nicht möglich würde, dann müßte ſich der Staat ſelber helfen, ohne Rück - ſicht auf die bisherigen verfaſſungsmäßigen Ein - richtungen. Auch dem könnten die Tſchechen ohne Sorge entgegenſehen. Für ſie gebe es deshalb nur eines: ausharren und nicht nachgeben!
Zu Markte geſtellt waren heute: 3558 Stück ungariſches, 347 Stück galiziſches, — Stück Bukowinaer und 500 Stück deutſches, zu - ſammen 4405 Stück Schlachtvieh, worunter ſich 3633 Stück Maſtvieh, — Stück Weidevieh und 772 Stück Beinlvieh befanden.
Es notierten: Ung. Maſtochſen Prima von Kr 58. — Kr. 70. —, Prima bis Kr. 76, ausnahmsweiſe. —. — galiziſche Maſtochſen von 62. — bis 74. —, Prima bis 80. —, ausnahmsweiſe bis —. —; deutſche Maſtochſen von Kr. 62. — bis 78. —, Prima bis 84. —, Hoch - prima von 85. — bis 87. —, extrem —. —, untergeord. Maſtqualitäten von 50. — bis 56. —; Weideochſen von —. — bis —. —, Stiere und Kühe von 62. — bis 84. —, ausnahmsweiſe —. — bis 86. —, Büffel von 42. — bis Kronen 58. —. Alles per 100 Kilo Lebendgewicht er - kluſive Verzehrungsſteuer.
Wie alljährlich geben wir uns auch heuer die Ehre, die Herren Studierenden der Hoch - und Mittelſchulen zu dem bedeutend ermäßigten Ferien - abonnement (monatlich 2 Kronen) freundlichſt ein - zuladen. Friſch, offen und unabhängig tritt die „ Reichspoſt “für das chriſtliche Volk ein und iſt ſtets beſtrebt, gerade den ſtudierenden Kreiſen die wärmſte Unterſtützung in allen Angelegenheiten und Berufsfragen zu gewähren. Wir bitten auch gleichzeitig um eifrige Förderung unſeres Blattes. Es verlange jeder in Gaſt - und Kaffeehäuſern und auf den Bahnhöfen die „ Reichspoſt “. Wenn die Berufenen zuſammenſtehen in unermüdlicher Arbeit, ſo kann der Erfolg nicht fehlen!
Die Adminiſtration.
Die notierten Kurſe verſtehen ſich in Kronenwährung. Die Notierung ſämtlicher Aktien und der „ Diverſen Loſe “verſteht ſich per Stück. In den Rubriken A — F werden die auf K, ö. W. oder Silber lautenden Effekten für 100 K = 50 fl., die auf K. -M. oder Goldgulden lautendenfür 50 fl. des betreffenden Nominales, die au Mark, Francs, Lire oder Liv. Sterl. lautenden für 100 Mark, Francs, Lire oder 5 Liv. Sterl. notiert. — Die ausnahmsweiſe per Stück gebandelten Effekten dieſer Rubriken ſind beſonders bezeichnet.
Umrechnungsſätze für Ziuſen 1 fl. ö. W. oder Silber = 2 K, 1 fl. K. -M. = 2 K 10 h, 1 Gold - gulden = 2 K 40 h, 1 Mark = 1 K 18 h, 1 Francs oder 1 Lira = 96 h, 1 Liv. Sterl. = 24 K.
Geld | Ware | |
A. Allgemeine Staats - ſchuld. | ||
Mai-Rente p. K .. 4·2% | 99.15 | 99.35 |
Februar-Rente v. K. 4·2% | 9[3].70 | 99.90 |
Silber-Rente Jänner-Juli p. K ....... 4·2% | 98.35 | 99.15 |
Silber-Rente April-Oktober p K ....... 4·2% | 99.70 | 99.90 |
1854er Staatsloſe 250 fl. | 186. — | 196. — |
1860er Staatsloſe 500 fl. | 152. — | 152.80 |
1860er Staatsloſe 100 fl. | 181.65 | 183.65 |
1864er Staatsloſe 100 fl. | 257. — | 260. — |
1864er Staatsloſe 50 fl. | 258. — | 2〈…〉〈…〉 1. — |
Dom. -Pfandbr. à 120 fl. | 293.50 | 294.50 |
B Staatsſchuld der im Reichsrathe vertrete - nen Königreiche und Länder. | ||
Oſt. Goldreute, ſtfr., 100 fl. per Kaſſa ..... 4% | 118.20 | 118.40 |
dto. Rente in Kronenwähr. ſtfr., per Kaſſa ... 4% | 99.30 | 99.50 |
dto. dto. per Ultimo. 4% | 99.25 | 99.45 |
Oſterr. Inveſtitions-Rente ſtfr., per Kaſſa .. [3]½% | 90.80 | 91. — |
Eiſenbahn-Staatsſchuld - verſchreibungen. | ||
Eliſabethb. in G., ſtfr., zu 10000 fl. ..... 4% | 117.65 | 118.65 |
Franz Joſeph-Bahn i. Silber (div. St.) .... 5¼% | 127.50 | 128.50 |
Karl Ludwigbahn .. 4% | 99.4[5] | 100.45 |
Rudolf-Bahn i. Kronenwhr. ſtfr. (div. St.) ... 4% | 99.30 | 100.30 |
Vorarlberger Bahn i. Krwh. ſtfr., 400 K .... 4% | 99.50 | 100. 〈…〉〈…〉0 |
Zu Staatéſchuldverſchrei - bungen abgeſtempelte Eiſenbahn-Aktien. | ||
Eliſabethbahn, 200 fl. KM., 4¾% von 400 K ... | 512. — | 514. — |
dto. Linz-Budweis 200 fl. ö. W. Silber .. 5¼% | 471. — | 473. — |
dto. Salzburg-Tirol 100 fl. ö. W. Silber ... 5% | 444. — | 443. — |
Geld | Ware | |
Vom Staate zur Zahlung übernommene Eiſenbahn Prioritäts-Obligationen. | ||
Böhm. Weſtbahn, Em. 1895 400 K ...... 4% | 99.65 | 100.65 |
Eliſabethbahn 600 u. 3000 Mark .... 4 ab 10% | 115.60 | 116. 〈…〉〈…〉 |
dto. 400 u. 2000 Mk. 4% | 119. — | 119.80 |
Franz Joſeph-B., Em. 1884 (div. St.) Slb. .. 4% | 99.40 | 100.40 |
Galiziſche Karl Ludwig-B (div. St.) Slb. .. 4% | 99.45 | 100.45 |
Vorarlberger B., Em. 1884 (div. St.) Slb. .. 4% | 99.50 | 100.50 |
C. Staatsſchuld der Länder der ungariſchen Krone. | ||
4% ung. Goldrente p. K. | 118.05 | 118.25 |
4% dto. Rente in Kronen - währung, ſtfr., per Kaſſa | 97.15 | 97.35 |
dto. dto. per Kaſſa 3½% | 88.85 | 89.0〈…〉〈…〉 |
3% Prämien-Anl. à 100 fl. | 206.75 | 208.75 |
dto. à 50 fl. ...... | 206.75 | 208.75 |
Theiß-Regul. -Loſe .. 4% | 〈…〉〈…〉60. — | 163. — |
Ung. Grundentl. -Oblig. 4% | 97.60 | 98.60 |
kroat. und ſlavon. dto. 4% | 98. — | 99. — |
D. Andere öffentliche Anleihen. | ||
Donau-Reg. -Anl. 1878 5% | 106.90 | 107.90 |
Wiener Verkehrs-Anl. .. | 99.15 | 100.1〈…〉〈…〉 |
Anlehen der Stadt u. Ha -[ndel]skammer Trieſt. 4% | 99.2〈…〉〈…〉 | 100.25 |
Anlehen der Stadt Wien | 103. — | 104. — |
dto. dto. (Silber od. Gold) | 122.75 | 1〈…〉〈…〉 3.50 |
dto. dto. (1894) ..... | 97.35 | 98.35 |
dto. dto. (1898) ..... | 99.35 | 100.35 |
Börſebau-Anl. verlosb. 5% | 99. — | 99.8〈…〉〈…〉 |
Bulgar. Staats-Eiſ. -Hyp. - Anl. 1889 ..... 6% | 107.35 | 108.35 |
Bulgar. Staats-Hyp. -Anl. 1892 ....... 6% | 107.35 | 108.35 |
E. Pfandbriefe ꝛc. | ||
Bodenkredit. Anſt. allg. öſt. innerh. 50 J. verl. 4% | 99.15 | 100.15 |
Böhm. Hyp. -Bank .. 5% | 103.50 | 104.50 |
N. -öſt. L. -Hyp.-Anſt. 4% | 99.80 | 100.80 |
Ov. -öſt. L. -Hyp.-Anſt. 4% | 100.25 | 101.25 |
Geld | Ware | |
Oſt. -ung. Bank, 40½jähr. verinsbar ..... 4% | 100. — | 100.45 |
dto. 50jähr. verlosbar 4% | 100.20 | 101.2[6] |
Sparkaſſa erſte öſterr, inh. 60 Jahren verlosbar 4% | 101.25 | 102. — |
Steierm Sparkaſſa .. 4% | 99.75 | 100.15 |
F. Eiſenbahn-Priori - täts-Obligationen. | ||
Bozen-Meraner-Bahn. 4% | 99.70 | 100.70 |
Buſchtehrader Bahn. 5% | 99.50 | 100.50 |
Dux-Bodenbacher Bahn, I. Emiſſion, 1869 ... 5% | 109. — | —. — |
Ferdinands-Nordbahn, Em. 1886 (div. Str.) 4% | 100. 〈…〉〈…〉0 | 101.20 |
Öſterr. Nordweſtbahn 5% | 107.7〈…〉〈…〉 | 108.70 |
dto. lit B. ..... 5% | 106.75 | 107.75 |
Staatsbahn per Stück 3% | 411. — | 414. — |
dto. X. Em. 1885 p. St. | 〈…〉〈…〉04. — | 407. — |
dto. Ergänzungsnetz p. St. | 406. — | 408. — |
Südbahn Jänner-Juli 3% | 295.15 | 297.1〈…〉〈…〉 |
dto. April-Oktober .. 3% | 295. — | 297. — |
Südnorddeutſche Verbin - dungsbahn ..... 4% | 99.45 | 100.45 |
Ung. -galiz. Bahn .. 5% | 110. 〈…〉〈…〉5 | 111.2〈…〉〈…〉 |
Unterkramer Bahnen (div. St.) ....... 4% | 93. — | 100. — |
Valſugana Eiſenbahn-Geſ. 200 K ...... 4% | 99.25 | 100. — |
Wien-Aſpang Eiſenbahn 200 fl. Silber ... 4% | 99.35 | 100.35 |
Wiener Lokalbahnen-Aktien - Geſellſchaft, 400 K. 4% | 9〈…〉〈…〉 .50 | 97.50 |
Wien-Portend. -Wr.-Neuſt. Bahn, 200 fl. Silv. 5% | 106.25 | 107. — |
Ybbstalbahn 200 fl. und 1000 fl. ö. W .... 4% | —. — | —. — |
G. Diverſe Loſe. (Per Stück.) | ||
Bodenkr. -Loſe Em. 1880 3% | 295. — | 306. — |
„ „ Em. 1889 3% | 290. — | 297.50 |
Don. -Dampfſch. 100 fl. 4% | —. — | —. — |
Donau-Regulier. -Loſe. 5% | 275. — | 279. 〈…〉〈…〉0 |
Serbiſche Pramien-Anleihe à 100 Francs ... 2% | 90. — | 93.60 |
dto. dto. p. M. ..... | ||
Kredit-Loſe 100 fl ..... | 463. — | 474.50 |
Clary-Loſe 40 fl ..... | 160. — | 170. — |
Dombau, Budapeſter ... | 20.90 | 21. 〈…〉〈…〉 |
Innsbrucker Stadt-Anleben | 78. — | 83. — |
Krakauer Lotterie-Anlehen | 78. — | 82. — |
Geld | Ware | |
Laibacher Prämien-Anlehen | 67. — | 70. — |
Ofner Loſe 40 fl. ö. W.. | 163. — | 173. — |
Palffy-Loſe 40 fl. K. -M .. | 161. — | 171. — |
Roten Kreuz, öſterreichiſche Geſellſchaft v. 10 fl. ö. W. | 53.75 | 55.7〈…〉〈…〉 |
Roten Kreuz, ungar. 5 fl. | 29. — | 30. — |
Rudolfſtiftung 10 fl. ö. W | 67. — | 72. — |
Salm-Loſe 40 fl. K. -M .. | 225. — | 236. — |
Salzburger Prämien-Anl. | 75. — | 79.50 |
St. Genios-Loſe 40 fl. K. -M | —. — | —. — |
Türk. Eiſenb. -Anl., Präm. - Obl. 400 Francs p. K. | 127.10 | 128.10 |
Wiener Kommunal-Loſe v. Jahre 1873 100 fl. ö. W. | 512. — | 521. — |
Gew. -Sch. der 3% Präm - Schuldv. d. Bodenkredit - Anſtalt, Emiſſion 1889. | 96. — | 102. — |
Aktion. | ||
H. Transport-Unter - nehmungen. | ||
Auſſig-Tepl. Eiſenb. 500 fl. | 2192 | 2210 |
Bau - und Betriebs-Geſ f. ſtädt. Straßenb. in Wien lit. A. B ....... | —. — | —. — |
Böhmiſche Nordbahn 150 fl. | 348. — | 349. — |
Buſchtehrader Eiſenbahn, | 2615 | 2625 |
dto. lit. B per Ultimo | 1015 | 1020 |
Donau-Dampfſchiffahrt-Geſ. | 36. — | 40. — |
Dux-Bodenv. Eiſenb. 400 K | 490. — | 500. — |
Ferdinands-Nordba[hn]. | [5]580 | 5600 |
Lemb. -Czern.-Jaſſy-Eiſen - bahn-Geſ. 100 fl. S ... | 576. — | 577. — |
Lloyd, öſterr., Trieſt ... | [6]85. — | 695. — |
Oſterr. Nordweſtbahn ... | 414. — | 417. — |
dto. (lit. B) per Ultimo | 422. — | 426. — |
Prag-Duxer Eiſenbahn .. | 203. — | 204 |
Staatseiſenb. -Geſ. p. Ult. | 633.75 | 634.75 |
Sudbahn-Geſellſch. p. Ult. | 79.50 | 80.50 |
Sudnorodeutſche Verbdgsb | 403. — | 406. — |
Tramway-Geſ., neue Wr., Prioritäts-Aktien .. | 17. — | 19. — |
Ung. -galiz. E[iſen]bahn, erſte | 404. — | 408. — |
Ung. Weſ[t]bahn (Raab-Graz) | 406.50 | —. — |
Wiener Lokalb. -Aktien-Geſ | 120. — | 130. — |
K. Banken. | ||
Anglo-öſterreichiſche Bank. | 279. — | 280.50 |
Bankverein, Wiener ... | 509.2[3] | 510.2[5] |
Bodenkredit-Anſt., allg. öſt. | 925. — | 926. — |
Kredit-Anſtalt für Handel und Gewerbe per Kaſſa | —. — | —. — |
Geld | Ware | |
Kredit-Anſtalt für Handel nnd Gewerbe per Ultimo | 640. — | 641. — |
Kredit-Bank, ungar. allg. | 74〈…〉〈…〉 .50 | 744.50 |
Depoſitenbank, allgemeine | 429. — | 430. — |
Eskompte-Geſ., nied. -öſterr. | 503.50 | 505. — |
Giro - und Kaſſenverein, Wiener ........ | 427. — | 433. — |
Hypothekenbank, öſterr ... | 235. — | 2〈…〉〈…〉 5. — |
Länderbank, öſterreichiſche | 425. — | 426. — |
Oſterreichiſch-ungar. Bank | 1620 | 1629 |
Union-Bank ....... | 516.50 | 517.50 |
Verkehrsbank, allgemeine. | 353. — | 355. — |
L. Induſtrie-Unter - nehmungen. | ||
Bau-Geſellſchaft, allg. öſt. | 146. — | 150. — |
Egydyer Eiſen - und Stahl - Induſtrie-Geſellſchaft .. | 174. — | 178. — |
Eiſenbahnw. -Leihgeſ., erſte | 172. — | 174.50 |
Elbemühl, Papierſ. u. V. -G. | 118. — | 120.50 |
Elektr. -Geſ., allg. öſterr .. | 466. — | 467. — |
Lieſinger Brauerei .... | 334. — | 335. — |
Montan-Geſ., öſterr. -alpin. | 409.50 | 410.50 |
Prager Eiſen-Ind. -Geſ ... | 2015 | 2027 |
Salgo-Tarj. Steink-Bgb. | 534. — | 538. — |
Trifailer Kohlenwerks-Geſ, | 305. — | 307. — |
Türk. Tabakregie-Geſellſch. per Kaſſa ....... | —. — | —. — |
dto. dto. per Ultimo .. | 331. — | 332. — |
Waffenfabriks-Geſ., öſterr. | 475. — | 478. — |
Waggon-Leih-Geſellſchaft. allgem. in Peſt .... | 610. — | 620. — |
Wiener Baugeſellſchaft .. | 150. — | 151. — |
Wienerberger Ziegel - und Baugeſ ......... | 763. — | 763. — |
M. Deviſen. | ||
Amſterdam ....... | 198. — | 198.20 |
Deutſche Bankplätze ... | 117.33 | 117.53 |
London ......... | 239.35 | 239.55 |
Italieniſche Bankplätze .. | 95. — | 95.13 |
Paris ......... | 95. — | 95.10 |
Schweizer Plätze ..... | 95.0〈…〉〈…〉 | 95.10 |
N. Valuten. | ||
Kaiſerliche Münzdukaten. | 11.33 | 11.36 |
Kaiſerliche Randdukaten. | 11.31 | 11.35 |
Zwanzig-Francs-Stücke .. | 19. — | 19.0〈…〉〈…〉 |
Zwanzig-Mark-Stücke ... | 23.46 | 23.54 |
Sovereigns ....... | 23.91 | 23.99 |
Deutſche Reichsba[n]knoten für 100 R. -Mk ....... | 117.30 | 117.50 |
Ital. Banknoten f. 100 Lire | 95. — | 95.20 |
Rubel-Noten ...... | 2.53 | 2.54 |
Herausgeber Dr. F. Funder, Wien. — Verantwortlicher Redakteur Franz Winter, Wien. — Druck von Ambr. Opitz, Wien.
Die Tätigkeit des Prieſterrechtsſchutzvereines der Wiener Erzdiözeſe konnte im Jahre 1903 / 4 bereits eine geringere ſein, und zwar infolge der Abnahme der Los von Rom-Bewegung. Die Zahl der Angriffe auf Kirche und Prieſter nahmen ab, viele Blätter haben dieſelben ganz ausgeſchaltet. Sie werden eben mit der Zeit — langweilig und werden, weil meiſtens nachher berichtigt, nicht mehr recht geglaubt. Das iſt aber, eine erſte Frucht des Wirkens des Prieſterrechtsſchutzvereins. Den - noch war die Vereinstätigkeit eine rege und ſie darf nicht erlahmen. Wie Wächter müſſen die Mitglieder auf dem Poſten ſtehen. Die Vereins - tätigkeit geſtaltete ſich in folgender Weiſe:
Die Vereinsleitung hielt regelmäßig am 2. Donnerstag eines jeden Monats eine Aus - ſchußſitzung ab. — Von 21 Vereinslektoren wur - den 26 gegneriſche Blätter kontrolliert. Die Zahl der erwirkten § 19 Berichtigungen beträgt fünfzig. Leider waren aber ſo manche Mitbrüder trotz Aufforderung und wieder - holter Bitte nicht zu bewegen, Berichtigungen einzu - ſenden. Mit dieſer Scheu ſollte umſo mehr ge - brochen werden, weil ſie gegneriſcher Seite nur zu leicht ſchlecht gedeutet werden. könnte. Manche Mitglieder haben es auch unterlaſſen, eine zweite oder dritte Berichtigung einzuſenden, wenn die erſte nicht ſogleich gebracht wurde. Die Redaktionen müſſen aber beharrlich gezwungen werden, ihre Lügenartikel zu berichtigen. In 13 chriſtlichen Blättern wurden durch das apologetiſche Bureau 117 aufklärende Artikel publiziert. Die Unter - ſtützung des Vereins-Advokaten wurde in drei Fällen in wirkſamen Anſpruch genommen. Am 5. Oktober 1903 wurde im Anſchluſſe an die Generalverſammlung ein Delegiertentag der öſter - reichiſchen Prieſterrechtsſchutzvereine abgehalten. Von den beſtehenden 10 Vereinen wurden ſechs durch Delegierte, zwei durch ſchriftliche Er - klärungen vertreten. Die Beſchlüſſe des Dele - giertentages wurden vom Wiener Verein auch den durch Delegierte nicht vertretenen Ver - einen zugeſendet. Es wurde das Abonnement der „ Mitteilungen der katholiſchen Preſſe Deutſch - lands “von Dr. Kaufmann ins Weismes ſämt - lichen Prieſterrechtsſchutzvereinen dringend emp - fohlen. Fünf Vereine haben die „ Mitteilungen .. “abonniert und ſtellen dieſelben den Redaktionen chriſtlicher Blätter zum Nachdruck zur Verfügung. Es wurde die Zentral-Auskunftsſtelle der katho - liſchen Preſſe in Deutſchland mit 100 Kronen ſubventioniert. Der Verein verſandte 1650 Druck - ſorten an ſeine Mitglieder, an auswärtige Ver - eine und an Vertrauensmänner. Ueberdies be - trug die Zahl der Geſchäftsſtücke rund 600 DerVerein unterhielt ein ganzjähriges Abonnement des „ Obſerver “, Bureau für Zeitungsausſchnitte, und ein doppeltes Abonnement der „ Mitteilungen der katholiſchen Preſſe “. Es wurden umfaſſende Vorarbeiten für eine neue Flugſchrift gemacht, deren Herausgabe jedoch wegen finanzieller Schwierigkeiten auf das nächſte Vereinsjahr ver - ſchoben werden mußte.
Von allen Gaſtſpielen, die bisher das Volkstheater und die Kritik heimſuchten, war das ſamstägige des Fräuleins v. Runegg der kühnſte und der zielge - wiſſeſte Wurf. Das Fräulein mit dem geheimnis - vollen Ritterburgennamen iſt auch im Palaſt der Muſen hoffähig. Sie hätte nicht gewagt, der ſommerlichen Genußſucht einen klaſſiſchen Abend zuzumuten, wenn ſie ihrer ſelbſt nicht ſo völlig ſicher wäre. Ihre Vorzüge: Schönheit der Er - ſcheinung, Klarheit und Deutlichkeit der Sprache in der höchſten Senſation wie im Pianiſſimo der intimſten Empfindung, Größe der Geſte und ſelbſtverſtändliches Gefühl für die Würde der klaſſiſchen Tragödin. Ihre Mängel: zu geringe Beherrſchung gewiſſer ſtimmlicher Rückſchläge im allgemeinen und als Sappho zu viel weibliche Gereiztheit ſtatt der — wenn auch pſychologiſch minder berechtigten, aber doch thematiſch geforderten überwältigenden Größe der ſiegreichen Diva. Dennoch gehört Fräulein v. Runegg nicht aus Volkstheater — ſie iſt burg - theaterreif Fräulein Dewal war als Melitta ſehr reizend, Fräulein Hofteufel als Eucharis hörenswert. R. E. P.
Ein altbewährtes Zug - und Kaſſenſtück, Morres „ ’s Nullerl “ge - langte am Samstag durch die bayriſchen Bauern - ſchauſpieler zur Darſtellung. Daß die dem Leben eninommenen, ſcharf charakteriſierten Rollen der Akteure ihre Wirkung nicht verſagten, braucht nicht weiter erwähnt zu werden. Geſpielt wurde ſehr flott, namentlich Anna und Michael Dengg ſowie Frl. Schweighofer fenden Anerkennung bei den nicht ſehr zahlreichen Beſuchern.
Dienstag wird die Oper „ Der Troubadour “von G. Verdi mit den Damen Elizza, Petru und Pohlner und den Herren Slezak, Demuth, Stehmann, Pacal und Marian aufgeführt. Den Beſchluß macht das Ballett „ Die Puppenfee “.
Für die letzten zwei Wochen der Spielzeit ſtehen noch Repriſen von „ Fuhrmann Henſchel “, „ Hamlet “, „ Der Traum ein Leben “und „ König Lear “bevor.
Von Diens - tag an wird im Anſchluß an die Wiederholungen der Operette „ An der ſchönen blauen Donau “das Ballett „ Was ein Frauenyerz begehrt “gegeben.
Deſſen Sommerliedertafel findet Mittwoch den 22. d. M. im Dreher-Park (bei ſchlechtem Wetter in der Katharinenhalle) unter Leitung des Chormeiſters Adolf Kirchl und unter Mitwirkung der Wiener Radfahrerkapelle ſtatt.
Dieſe Woche wird an ſämtlichen Abenden „ Der Onkel aus Amerika “, mit Herrn Blaſel als Gaſt, gegeben.
Unter den Liedertafeln, die bereits heuer in Drehers Park abgehalten wurden, iſt, neben der ganz beſonders gelungenen des „ Wiener Männergeſang - vereines, das Sommerkonzert der Wiener Singakademie hervorzuheben. Dieſelbe hat unſeres Wiſſens es zum erſtenmale unternommen, ein Konzert im Freien zu geben und es gelang dies unter Mitwirkung der Radfahrerkapelle (Zit) bei ſtarkem Beſuche vollkommen. Getreu ſeinem Prinzipe, hatte der gemiſchte Chor volkstümliche Lieder verſchiedener Nationen gewählt, welche alle unter des artiſtiſchen Direktors Lafite rühriger Leitung ſich einer äußerſt ſorgfältigen Wiedergabe erfreuten und von denen die von Lafite ſelbſt ge - ſetzten, wie: „ Finnland Wald “, „ es ſteht ein Lind “und „ das Fräulein und der Schäfer “(alt - deutſche Volkslieder) beſonderen Anklang fanden. Desgleichen gefielen auch das reizende Paſtorelle von Reinecke, Eſſers bekannter Chor: „ Wach auf, “der innig geſungene Chor: „ Wie iſt die Erde doch ſo ſchön “von Horn, „ der Hirte “: Schwediſches Volkslied, die herrliche „ Abendruhe “von Mozart und der Schlußchor: „ Wohin mit der Freud’ “von Herbeck. Das aus den Damen: Schmidt und Raunegger, den Herren: Bagar und Gold be - ſtehende Soloquartett machte ſich in Schumanns „ Zigeunerleben “vorteilhaft bemerkbar.
Am 18. d. M. iſt in Ofen - Peſt ein freiſprechendes Urteil in der Streikange - legenheit der Eiſenbahner gefällt worden. Die Koſten des Strafverfahrens wird mit Ausnahme der Stenographengebühren, der Staat tragen. In der Begründung des Urteiles heißt es: Der Ge - richtshof befand ſich in dem ſoeben verhandelten Strafprozeß in einer ſchwierigen Situation. Seine Aufgabe war eine ſehr undankbare. Wir ver - mochten unſere menſchlichen Empfindungen mit unſerer richterlichen Ueberzeugung nicht in Ein - klang zu bringen; denn die Mitglieder dieſes Gerichtes ſind nicht bloß Richter, ſondern auch Bürger des Staates und treue Söhne des Vater - landes. Auch unſere Herzen werden von den Prü - fungen, welche das Vaterland heimſuchen, erfaßt. Wie ſollten unſere Herzen nicht erzittern, als am 20. April jene verhängnisvollen Ereig -
In Wirklichkeit: das ganze chriſtliche Wien hat geſtern der „ Unbefleckten “gehuldigt, gehuldigt in einer Weiſe, wie es nur innige Glaubens - überzeugung und wahrhafte Verehrung und Liebe zu vollbringen vermag. Das ganze katholiſche Wien war in den Vertretungen des geſamten Klerus und des geſamten chriſtlichen Volkes durch ſeine 800 Kongregationen und Vereine, am hiſtoriſchen Platze, rings um die Marien-Säule Am Hof, vereinigt, ſingend, betend, ſich, das Vaterland und das Kaiſerhaus Maria weihend, der erhabenen Schutzfrau Oeſterreichs und ſeiner Dynaſtie. Es war ein Schauſpiel, ſo großartig und doch ſo anmutend, daß Rührung und Freude ſich aller bemächtigte. Die äußere Krönung des Feſtes aber war die Teilnahme des greiſen Kaiſers ſelber, der, umgeben von zahl - reichen Mitgliedern des kaiſerlichen Hauſes und den höchſten Würdenträgern des Staates, dem erhabenen Akte mit ſichtbarer Rührung beiwohnte. Der tiefen Bedeutung und Erhabenheit des Aktes entſprach die Würde und muſterhafte Ordnung, in welcher die ganze Feier, Aufmarſch, Aufſtellung, Haltung und Abzug