PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Verehrter Freund.

Bis heute habe ich nicht dazu kom̃ köñen, Ihnen für die liebenswürdige Zusendung Ihrer 3 einzigen Töchter 1 herzlichen Dank auszusprechen: Dagegen habe ich für das MagazinderLiteraturdesAuslands 2 eine Anzeige der Novellen und des Waldfried 3 geschrieben und darin den hochen Genuß, den beide Bücher mir gewährt, Ausdruck gegeben. Ich wünsche und hoffe, daß Ihnen diese meine Besprechung willkom̃en sein wird, zu der ich die Augenblicke mir förmlich habe abstehlen müssen, so sehr nahm und nim̃t mich der Abschluß meines Ortho - graphischen Wörterbuches 4 in Anspruch. Das Buch wird hoffent[-]lichAEnde des nächsten Monats oder spätestens im Anfang des Septembers erscheinen und ich werde nicht verfehlen, Ihnen sofort ein Exemplar zugehen zu lassen, das ich freundlich aufzunehmen bitte. Zugleich ersuche ich Sie schon jetzt angelegentlichst um eine Besprechung.

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Es scheint mir eine unabweisliche Pflicht für die Haupt - Stim̃führer in der deutschen Schriftstellerwelt, also namentlich auch für Sie, bei der in Aussicht genom̃enen Regelung unserer Rechtschreibung ihr gewichtiges Wort in dieWaage zu werfen und ganz besonders Einspruch zu erheben ganz die Absicht, hier alles Gewordene und Bestehende nach und nach in Schranken zu bringen, um allmählichmit Aus - merzung der deutschen Lettern, ferner der großen Anfangs - buchstaben für die Substantive, wie auch säm̃tliche Dehnungs[-]bezeichnungenund so weitervorzugehen und unsere Schrift nicht zur reinen Lautschrift umzugestalten, sondern ihr einigermaßen auf Kosten des Verdeutlichungsstrebens mehr anzunähern. Weñ ich nicht ganz irre, so ist eine Regelung nur heilbringend und gut, weñ wir dabei das Gewordene und Feststehende unbedingt festhalten und nur für die Lücken einen Ausbau und für das[2r] Schwankende eine Feststellung im Siñe des bereits Feststehenden erhe - ben. Jedenfalls hoffe ich mit Zuversicht, daß Sie meine Bitte erfüllen, nach dem Erscheinen meines Wörterbuches5 Ihre Stim̃e in derorthographischenAngelegenheit öffentlich abzugeben. Die deutschen Schriftsteller dürfen, wie gesagt, nicht dulden, daß wie es zum Theil die Absicht ist statt einer bloß geregelten deutschen Rechtschreibung allmählich von oben herab durch die Schule eine ganz neue Schreibweise eingeführt werde, ohne daß man in dieser Frage die doch ganz besonders ausschlaggeben - den deutschen Schriftsteller gehört. Doch nun will und muß ich schließen, aber nicht ohne Ihnen für Ihre trefflichen Gaben wiederholt meinen herzlichsten Dank auszusprechen, Ihnen ferner meine Bitte nochmals ans Herz zu legen und Sie überhaupt zu ersuchen, daß Sie, wie bisher mir Ihre fördernde Theilnahme erhalten und[bewahren] wollen.

In aufrichtiger Verehrung und Hochachtung Ihr ergebenster
DanielSanders[.]
Altstrelitz[,]den.

About this transcription

TextBrief an Berthold Auerbach.
Author Daniel Sanders
Extent3 images; 397 tokens; 257 types; 2848 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Linda MartinNote: Transkription und TEI-Textannotation. Linda MartinNote: Bearbeitung und Finalisierung der digitalen Edition. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationBrief an Berthold Auerbach. Daniel Sanders. . Altstrelitz1875.

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DLA Marbach A:Auerbach Z 3550,9

Physical description

Hands

Current

Handschrift

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Brief; ready; sanders-briefe

Editorial statement

Editorial principles

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:09:36Z
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Holding LibraryDLA Marbach
ShelfmarkA:Auerbach Z 3550,9
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