PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Hr[.]Dr.Berthold Auerbachin Berlin.

Höchst geehrter Freund,

Meine Besprechung1 habe ich dem Salon 2 übersandt, in dessen nächstem (Ende November erscheinenden) Heft Sie -, wie mir soeben Dr[.] Franz Hirschschreibt, - zum Abdruck gelangen wird und Ihnen dañ sofort zugestellt werden soll. Nochmaligen herzlichen Dank für den Genuß, den Sie durch Ihre Neuen Dorfgeschichten 3 mir und den Meinigen bewertet.

Und um gleich noch eine herzliche, iñige Bitte, wozu mich der Antheil ermuthigt, welche Sie der orthographischen Frage und beson - ders der darin von mir verbratenen Richtung zugewendet. Gegen diese Richtung,lwie sie namentlich auch in dem einstim̃igen Beschluß des diesjährigen Journalistentages befürwortet wurde, hat sich in der jüngsten Zeit in Berlin ein Verein für Rechtschreibung zusam̃en ge - than, nicht um die Lehren der Schule mit dem in der Gesam̃theit des deut[-]schen Volkes lebenden Sprachgefühl in Übereinstim̃ung zu bringen, son - dern umgekehrt die Gesam̃theit durch das Gericht der phonetischen Schul - vorschriften zu zwingen. Es scheint mir nun dringend geboten, daß grade in der Reichshauptstadtdagegen auch unsere gemeinsamen Anschauung, ich darf Sie getrost die Ansicht der großen Gesam̃theitim[1v]im deutschen Volke neñen daß diese Ansicht, sage ich, grade auch in Berlinzum entsprechenden öffentlichen Ausdruck gelange, damit nicht, das Schweigen als Ge[-]stimmung von den Gegnern gemißdeutet werden köñe. Sie, höchst verehrter Freund, zumal im Verein mit Mäñern wie Lasker, Bamberger, Oppenheim(denen ich säm̃tlich die besten Grüße von mir zu bestellen und mich bestens zu empfehlen bitte) werden leicht ermessen, wañ, woundwie der richtige An - stoß zu einer Bewegung in unserm Siñ zu geben ist. Ich bin aber über - zeugt, daß es eben nur des richtigen Anstoßes bedarf, um zur an[-]schaulichen Erkeñung zu bringen, in welcher Weise das deutsche Volk eine einheitliche Feststellung der in manchen Punkten schwankenden Rechtschreibung auf das dringendste und sehnlichste wünscht. Über das Nähere des Wiepp.kañ ich natürlich überhaupt nicht so gut urtheilen, wie Sie, und namentlich nicht von hier aus, fern dem Mittelpunkt der Bewegung; nur daß in Berlin auch unsere Anschauung öffentlich das Wort nehmen muß, ist mir klar und ich glaube keine Ent - schuldigung zu bedürfen, daß ich mich in einer Angelegenheit, die mich so ungemein berühre und für mich so zu sagen eine Lebens - frage ist, so offen, unumwunden und rückhaltlos an Sie gewendet, dessen freundschaftliche Gesiñung für mich und sachliche Übereinstim - mung ich keñe. Wahrscheinlich köñten Sie mir auch mittheilen, welche Stellung der Unterrichtsministerzu dieser Frage einnim̃t, der früher ja erklärt hat, daß er Nichts in die Schulen einführen köñe und wolle, was nicht der Zusim̃ung des Volkes gewiß sei, und Sie finden wohl auch Gelegenheit, unsere damit übereinstim̃ende Anschau - ung bei ihm zu vertreten. In der Hoffnung, bald Erfreuliches von Ihnen zu hören, mit dem wärmsten Dank für jede Förderung[2r] im Voraus und mit der Bitte, mich Ihrer Frau Gemahlin angelegent - lichst zu empfehlen, bin ich

in aufrichtiger Verehrung und freundschaft[-]licher Ergebenheit der Ihre
DanielSanders[.]
Altstrelitz[,]den.

About this transcription

TextBrief an Berthold Auerbach.
Author Daniel Sanders
Extent3 images; 474 tokens; 290 types; 3330 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Linda MartinNote: Transkription und TEI-Textannotation. Linda MartinNote: Bearbeitung und Finalisierung der digitalen Edition. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationBrief an Berthold Auerbach. Daniel Sanders. . Altstrelitz1876.

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DLA Marbach A:Auerbach Z 3550,10-12

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Hands

Current

Handschrift

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Brief; ready; sanders-briefe

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:09:37Z
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Holding LibraryDLA Marbach
ShelfmarkA:Auerbach Z 3550,10-12
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