Verzeihen Sie gütigst, wenn ich auch diesmal wieder Ihre freundliche Vermittlung für eine Herrn Lt[.] Vincentzu machende Mittheilung in Anspruch nehme, weil ich glaube, daß dieselbe ihn auf diese Weise sicherer und schneller er - reicht, als wenn ich ihm unmittelbar schreibe.
Von den Herren Breitkopf & Härtelin Leipzighabe ich einen Brief erhalten, aus welchem ich die betreffende Stelle wörtlich hersetze, ohne mir damit ihre Begründung vollständig aneignen zu wollen.
„ Wir sind allerdings der Meinung, daß Gymnasiasten und ehemalige Gymnasiasten kaum Neugriechisch treiben werden. Wer sich das Interesse im Leben für die griechische Sprache bewahrenwill[1v]will, Der wird ab und an einen ihm sympathischen Autor lesen, während er durch Betreiben des Neugriechischen seine Kenntnisse des Altgrie [-] chischen zu stören befürchten muß [?]. Für eine Anzahl Gymnasiallehrer aber, glauben wir, müsste ein gewisses Interesse vorhanden sein; eine kleine Auflage, sollten wir meinen, müsste sich in Deutschlandschon absetzen lassen. Sind also die Bedingungen, unter denen der Verlag erfolgen kann, nicht eben drückend, so werden wir uns gern zum Druck erbieten. Manches bedeutende und sehr gangbare Werk unseres Verlages ist ins Englische übersetzt worden, aber nie haben, seien es wir, sei es derVerfasser, ein Honorar für die Über - setzung erhalten. Auch in diesem Falle glauben wir kaum, daß ein solcher für den Originalautor möglich sein dürfte, es sei denn ein kleines Bezeugungspartum. “
Meiner Überzeugung nach ist die oben von mir bereits mit einem Fragezeichen begleitete „ Befürchtung “eine vollkom̃en unbegründete. Das Lesen neugriechischer Schriften etc. stört die Kenntnis des Altgriechischen so wenig wir die Beschäftigung mit dem Italienischen die Kenntnis des Lateinischen etc. Aber, obgleich ich die Begründung nicht anerkennen, so muß ich doch jedenfalls aus Erfahrung die Thatsache zugeben, daß nur sehr wenige Gymnasiasten etc. ihre eigene Mußezeit dem Neugriechischen zuwenden und auch künftighin zuwenden werden. In Eng - land, wo seit[langem] lebhafte staatliche und Handelsbeziehungenmit⟨in⟩der Levante ins Spiel kommen, ist die Sachlage[2r] eine etwas andere. Jedenfalls glaubte ich, Herrn Lt[.] Vincentden Bescheid mittheilen zu müssen, der von Seite anderer Verleger voraussichtlich nicht günstiger ausfallen dürfte.
Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Linda MartinNote: Transkription und TEI-Textannotation. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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Handschrift
Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.Diesem Brief folgt ein Schreiben von Heinrich von Löbell an Edgar Vincent D'Abernon. Beide sind gemeinsam auf einem Briefbogen abgefasst.
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