PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1r]

HerrProf. Dr. Joachim Meyerin Nürnberg.

Sehr geehrter Herr.

Sie waren so freundlich, mir über die schwierige Stelle in Schiller’s Räubern1 (II,3):

Ich hatte schon den Ellenbogen angesetzt, ihr die übrig ge - bliebenen wenigen edeln vollends in den Mastdarm zu stoßen

für mein Wörterbuch2 die Mittheilung Ihrer Ansicht zuzusagen.

Der rasch vorschreitende Druck (ich sende oben Korrek - turbogen bis Docke [?]veranlasst mich, Sie eben so freundlich als dringend um recht baldige Mittheilung zu ersuchen, damit sie in der That noch dem Wörterbuch3 zu Gute[kom̃en]. Die Grimmscheinen nicht einmal eine Ahnung der Schwierigkeit zu haben, in - dem sie ohne Weiteres (3,24) dieStfragliche Stelle beisetzen un - ter:

Die edlen Theile des Leibs, les partie nobles.

Ich dage - gen sehe die Schwierigkeit sehr deutlich, aber an einer genü - genden Lösung derselben durch eigenen Scharfsinn ich so gut wie verzweifelt. Deñ was ich ohne Sie bieten könnteund[1v]müßte, befriedigt mich selbst nicht recht. doch will ich damit hier nicht zurückhalten.

Man könnte nämlich an die ova oder, um bestim̃ter und wissenschaftlicher zu sprechen, an die ovula Graffiana denken, als die Keime der von der (adligen oder) edeln Äbtissin etwa mögli[-]cherweise noch zu gebärenden Edeln [.]

Und gegen einen Andern setzte ich vielleicht noch das horazische Wort hinzu:

Wenn etwa du Besseres keñst, deñ Jenes, Gieb treuherzig mir Theil, weñ nicht, brauch dieses gemeinsam.

Bei Ihnen aber ändre ich dies dreist ab: Da du Besseres kennst deñ Jenes, Gieb treuherzig mir Theilundich mach’s deñ Allen gemeinsam, ich brauch wohl nicht hinzuzufügen: ohne ein weiteres Verdienst als das des[]Mittheilers[]zu beanspruchenundmit herzlicher Freude das des Erklärers anerkeñend.

Nur bitte ich wiederholt um recht baldige Antwort. Ich hoffe, daß Sie mir darin auch Ihr offenes Urtheil über die bisher erschienenen drei Lieferungen meines Wörterbuchs4 nicht vorenthalten, die Sie hoffentlich durch die Verlagshandlungerhalten haben werden. Durch eine Besprechung in einer Zeit - schrift würden Sie mich ungemein erfreuen; eine, weñ auch nur kurze, Anzeige in der Augsburger Zeitung würde für die Verbreitung meines Wörterbuchs5 von besonderem Gewicht seinundich wage die Bitte, Sie möchten dieselbe[2r] übernehmen. Lassen Sie dies keine Fehlbitte sein!

In der Erwartung einer baldigen Antworthochachtungsvoll ergebenst der Ihre
DanielSanders[.]

About this transcription

TextBrief an Joachim Meyer
Author Daniel Sanders
Extent3 images; 365 tokens; 246 types; 2509 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Linda MartinNote: Transkription und TEI-Textannotation. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationBrief an Joachim Meyer Daniel Sanders. . Altstrelitz1859.

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DLA Marbach COTTA:Briefe, Schiller E6

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Hands

Current

Handschrift

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Brief; ready; sanders-briefe

Editorial statement

Editorial principles

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Publication information

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:09:48Z
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Holding LibraryDLA Marbach
ShelfmarkCOTTA:Briefe, Schiller E6
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