PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1r]
Sehr geehrter Herr.

Ihrem Briefdes Datums12[.]Februarhabe ich vor etwa 8 Tagen nebst den drei Exemplaren Ihrer[]neuen Beiträge[]1erhalten, die ich mihtgroßem Interesse durchgelesen und die in mir die Über[-]zeugung noch gekräftigt haben, daß Sie für die kritische Ausgabe der Schiller’schen Werke[?]VorzüglichesFleisten werden. Dieser sehe ich mit ungemeiner Spañung entge - gen, indem ich nur bedaure, daß ich Sie für mein Wörterbuch2 noch nicht benutzen kañ. Doch verspreche ich mir auch schon von der mir freilich noch nicht zugekom̃ - ene neuen Ausgabe, die Ihr Brief mir ankündigt und für die ich Ihnen hiermit meinen besten Dank sagen, manchen Gewiñ fürs Wörterbuch3[.]

Auf Ihre Beiträge 4 zurückkom̃end, erlaube ich mir, soweit es meine sehr beschränkte Zeit[gestattet], einige flüch - tige Bemerkungen, dabei die Verweisungen auch meinWörterbuch5ausschließend, wiezum Beispielzupagina8 den Held Seite735a dieAnmerkungzu Held und ähnliches mehrDoch möchte ich zuSeite78 in Bezug auf das als noch auf Herrig’sArchiv620,60 hindeuten.

Aufpagina11 wird von u[.]nach FrommañderImperativ: nim̃t eine unerhörte Form genañt. Das ist hier jedenfalls[1v] nicht, ja ich möchte fast glauben, daß Sie inForm Sprachenpp.oft gehört wird. Wenigstens heißt eszum Beispielbei Hackländer(Europäisches Sklavenleben7 1,118):

Rückt in Gottes Namen zusam̃en und nim̃t den Kerl mit fort!

Vielleicht kañ ich Ihnen, weñ Ihnen daran liegt, noch mehr solche Stellen mittheilen; jedenfalls aber entsiñe ich mich aus meiner Studienzeit, daß wir häufig genug schwäbische Kom̃ilitonen damit aufzuziehen pflegten, daß sie den Vokal - wechsel in der 2[.]u[.]3[.]Personder Einzahl[?]wider Zeiten unterlie - ßen, ihn dagegen in der 2. PersonderMehrzahleintreten ließen,zum Beispiel: Ich stoße, du stoßest, er stoßt; wir stoßen, ihr stößtpp., wobei ich unentschieden lassen will, wie viel von solchen For - men ausschließlich schwäbisch ist. VergleichenSie: Weñ Ihr vorüber - kömmt. Hölderlin(siehemeinWörterbuch8I, 975a); Ihr beköm[̃]t. Gott - helfUli9 I*). Berlin1846[.]10, 356; Ihn läuft. 382p; Warum kömmt ihr? 356.

Seite23 theilen Sie ein Schiller’sches Gedicht

mit genau der Beob - haltung desursprünglichenTextes

mit. Ich habe, bis jetzt wenig - stens das TaschenbuchfürDamen (von180912) nicht vergleichen köñen das ich auch schwerlich hier werde auftreiben kön[̃]en aber auch ohne solchen Vergleich ist klar, daß dieser ursprünglicheText die - sen Namen nicht verdient, sondernvoneinem Abschreiber (der vielleicht aus dem Gedächtnis niederschrieb?) herrührt, der, ohne[2r] Ohr für den Reim willkürlich änderte; deñ offenbar muß es in der letzten Zeile heißen bezüglichStrophe1: Golde, als (unreinen) Reim auf: sollte;Strophe2: gemildet (gebildet)undletzteStrophe: erneuern (: feiern).

Doch genug; ich muß an den Schluß denken und die habe ich die zuvörderst meinen besten Dank auszupre - chen für Ihr freundliches Anerbieten, die ausführlichere Anzeige für dieAugsburger Zeitungzu besorgen. Sie wür - den mich ganz besonders verpflichten, weñ Sie damit nicht zögern wollten! Nach Ihrem Briefe darf ich fest annehmen, daß Sie dieselbe bereits (im März) besorgt und in diesem Falle bitte ich, die Redaktion zum baldi - gen Abdruck zu veranlassen! Für die mir verheiße[-]ne Beiträge zum Wörterbuch13, die ich nach Ihrem Schreiben ebenso wie die neueAusgabeder Schiller recht bald erwar - ten darf, genehmigen Sie ebenfalls schon im Voraus meinen besten Dank.

Von den 3ExemplarenIhrer Neuen Beiträge 14 habe ich eins an die Gymnasialbibliothek in Neustrelitz, das andere an die Großherzoglichen Bibliothekdaselbst gegeben und dadurch an beiden Stellen den Wunsch rege gemacht, auch ein Exemplar der (ersten) Beiträge15 zu erhalten. Könnten Sie mir vielleicht davon für die beiden Bibliotheken[2v] noch je ein Exemplar zukom̃en lassen?

Und nun leben Sie wohl, entschuldigen Sie die durch überhäufte Arbeit wohl erklärliche Flüchtigkeit die - ser Zeilen und lassen Sie recht bald von Sich hören[.]Ihnen treu ergebener
DanielSanders[.]

About this transcription

TextBrief an Joachim Meyer
Author Daniel Sanders
Extent4 images; 615 tokens; 379 types; 4150 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Linda MartinNote: Transkription und TEI-Textannotation. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationBrief an Joachim Meyer Daniel Sanders. . Altstrelitz1861.

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DLA Marbach COTTA:Briefe, Schiller E6

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Hands

Current

Handschrift

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Brief; ready; sanders-briefe

Editorial statement

Editorial principles

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:09:48Z
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ShelfmarkCOTTA:Briefe, Schiller E6
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