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Bergmaͤnniſches Journal.
Fuͤnfter Jahrgang. Erſter Band.
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Freyberg und Annaberg,im Verlage der Craziſchen Buchhandlung.1792.

Bergmaͤnniſches Journal.

Erſtes Stuͤck. Jaͤnner, 1792.

I. Verſuch uͤber einige phyſikaliſche und chemiſche Grundſaͤtze der Salzwerkskunde, von F. A. von Humboldt.

Wenige Aufgaben der techniſchen Chemie ſcheinen ſo einfach zu ſeyn, als die der Bereitung des Kuͤchenſalzes aus natuͤrlichen Soolen. Daher in neuern Zeiten die mannich - faltigen Vorſchlaͤge zu ihrer Verbeſſerung; daher die zuverſichtliche Hofnung, die Hinderniſſe hin - wegzuraͤumen, welche den hallurgiſchen Arbeiten (beſonders da, wo ſie im Großen betrieben wer - den) entgegen ſtehen.

Die Kunſt einen Koͤrper, der mit wenigen fremdartigen Theilen in einem betraͤchtlichen Vo - lumen Waſſer aufgeloͤſet iſt, aus dieſem Aufloͤ -Bergm. Journ. B. 1. St. 1. Aſungs -2ſungsmittel rein zu ſcheiden, ſetzt die Kenntnis jenes Koͤrpers ſelbſt und desjenigen undurch - dringlichen elaſtiſchen Fluidums, des Waͤrme - ſtoffs, voraus, deſſen wir uns zu dieſem Prozeſſe allein bedienen koͤnnen. Der empiriſche Hal - lurge wird freylich auch ohne ſcientifiſche Kennt - nis den einmal gefundenen Weg mit Sicherheit fortwandeln; ſo bald er aber dieſen verlaſſen und einen neuen einſchlagen will, ſo koͤnnen ihn nur wahre, das heißt, durch ſichere Erfahrungen er - wieſene Grundſaͤtze vor Jrthuͤmern bewahren.

Uiber die Beſtandtheile des Kuͤchenſalzes.

Bey dem jetzigen Zuſtande unſerer Chemie ſind wir mit den Beſtandtheilen des Kuͤchenſalzes ſo genau bekannt, als es zu techniſchen Arbeiten im Großen erforderlich iſt. Nach Bergmann*)Opuſcula I. p. 134. enthaͤlt es 0,42 mineraliſches Laugenſalz, 0,52 Kuͤchenſalzſaͤure, 0,06 Kriſtalliſationswaſſer; nach Kirwan**)Elements of Mineralogy, p. 200. 0,50 min. Laugenſ. 0,33 K. Saͤure und 0,17 K. Waſſer; nach Spielmann (Hallers Bemerk. uͤber Schweiz. Salzwerke 1789. S. 211.) 8 Quentchen Saͤure gegen 9 Quentchen min. Laugenſalz. Nach dieſen dreyAn -3Angaben iſt demnach das Verhaͤltnis des Al - kali zur Saͤure = 1: 1,24 = 1: 0,66 = 1: 0,88 oder im Durchſchnitte berechnet = 1: 0,92. Das Verfluͤchtigen der Saͤure beym Sieden*)Welches der Beobachtung des Hrn. Baumé, daß befeuchtetes Salz in einer Retorte gegluͤht keine Saͤure fahren laͤßt, nicht zu widerſprechen ſcheint. und andere Umſtaͤnde laſſen vermuthen, daß den Kriſtallen, welche unſere Salinen liefern, weni - ger Saͤure beygemiſcht iſt, als Bergmanns Analyſe angiebt.

Die alte und gewiß ſchaͤdliche Meinung von der weſentlichen Exiſtenz einer alkaliſchen Erde im reinſten Kuͤchenſalze, iſt (ohnerachtet der Pottſchen Widerſpruͤche) durch Duͤ Hamels und Marggrafs Unterſuchungen hinlaͤnglich wi - derlegt worden. Kalkerde, Alaunerde, Bit - tererde, Salpeter (wie zu Salzhauſen bey Nidda und Allendorf) Schwefelſaͤure, fixe Luft, Schwefelleberluft (geſchwefeltes Waſſerſtoff - gas) ja ſelbſt Eiſen ſind haͤufig in den natuͤrlichenA 2Soo -4Soolen*)Dieſe Beymiſchungen, welche den hallurgiſchen Pro - zeß allerdings erſchweren, koͤnnen mehrentheils durch den Nebengewinnſt, den ſie darbieten, entſchaͤdigen. Jn vielen Mutterlaugen bleiben Bittererde, Schwe - felſaͤure und unreines Kuͤchenſalz zuruͤck, die ſich (doch nicht zugleich! S. Macquers chem. Wörterb. 2te Aufl. Th. 4. S. 302.) auf Salzſäure, Glauber - ſalz, Bitterſalz oder durch Fuͤllung mit fluͤchtigem Laugenſalze auf Bittererde und Salmiak nutzen laſ - ſen. Bisher ſind noch wenige Soolen chemiſch ana - lyſirt. Die Phyſik wuͤrde bey ſolchen Analyſen ohnſtrei - tig gewinnen, beſonders da die Natur ſo viele Stoffe gemiſcht hat, wie in den Salzquellen zu Nauheim und Homburg vor der Hoͤhe. (H. Grens vortrefliche Unterſuchung der Halliſchen und Schoͤnebeckiſchen Soo - len. S. im Journal der Phyſik, Heft 7. S. 33.) Jch erinnere hier zugleich an eine raͤthſelhafte Bey - miſchung der babyloniſchen Salzquellen, deren Plinius erwaͤhnt. Prima denſatio Babylone in bitumen liquidum. oleo ſimile, quo et in lucernis utuntur: hoc detracto ſubeſt ſal. Plin. XXXI. c. 7. (ed. Pint. p. 567.) aufgeloͤſt. Kochſalzgeſaͤuerte Bit - tererde iſt bey fabrikenmaͤßiger Bereitung nicht ganz vom Kuͤchenſalze zu trennen. Selbſt wirk - liches Bitterſalz findet ſich bisweilen darunter gemengt. Auch die ſchwaͤchſte Aufloͤſung vom Koͤſener Salze z. B. fand ich getruͤbt, wenn ich ſie mit Salpetergeſaͤuerter Schwererde pruͤfte. Wie verſchieden die Menge dieſer fremdartigen Salze in den Produkten verſchiedener Salineniſt,5iſt, davon giebt der erfahrene Uiberſetzer der Dundonaldiſchen Schrift: Von der Bereit. des Kuͤchenſalzes. 1787. in der Vorrede und S. 40. intereſſante Berechnungen.

Die Mittel, reines Kuͤchenſalz, d. h. ſolches, welches die wenigſte Kochſalzgeſaͤuerte Bittererde enthaͤlt, zu liefern, ſind einfach: Abſchaͤumen durch Kruͤcken und Setzpfannen, unſchaͤdliche Zuthaten, ſtarke Feurung bey Anfang des Sudes, langſame Verdampfung der gaar - werdenden Soole, ungehindertes Abtraͤufeln der Mutterlauge aus dem trocknenden Salze, und in gewiſſen Faͤllen Uibertragung in eigene Soggepfannen, oder Waſchen des fertigen Salzes in heißer Soole, nach ſchottiſcher Art. Zuſaͤtze von mineraliſchem Laugenſalze, von Kalk - erde ꝛc. um groͤßere Kriſtalle zu erhalten, und neuere aͤhnliche Vorſchlaͤge ſind nach den erſten Lehren der Chemie theils unnuͤtz, theils ſchaͤdlich. Die oben genannten Mittel ſcheinen hinreichend und allgemein gekannt zu ſeyn. Eine unreife oder wenigſtens nicht edle Politik misrathet nur an einigen Orten ihre Anwendung.

Uiber die Zerſetzung des Kuͤchenſalzes

Die Zerſetzung des Kuͤchenſalzes zur Be - nutzung ſeines alkaliſchen Grundtheils koͤnnteA 3fuͤr6fuͤr viele Salinen von großer Wichtigkeit ſeyn, z. B. fuͤr Luͤneburg, wo der Abſatz des Produkts ſo ſchwierig iſt. Aber die vielerley Methoden, welche bisher verſucht worden ſind, ſcheinen fuͤr eine Bereitung im Großen nicht zweckmaͤßig und einfach genug; denn der zerſetzende Koͤrper muß wohlfeil, oder die neue Verbindung, die er mit der Saͤure eingeht, wenigſtens nutz - bar ſeyn.

Schwererde und Gewaͤchslaugenſalz ſind, nach unſern jetzigen Erfahrungen, der Kuͤchenſalzſaͤure naͤher als andere Stoffe ver - wandt. Die Entbindung des Mineralalkali durch das letztere entdeckte Hr. Hagen ums Jahr 1768. Hr. Bergmann (ſ. Opuſcula III. p. 351.) beſtaͤtigte dieſe Entdeckung wenige Jahre darauf. Beyder Verſuche aber blieben ver - geſſen und fuͤr den Fabrikanten unbenutzt, bis die Hrn. Meyer und Remmler, der eine zufaͤl - lig, der andere abſichtlich darauf zuruͤckkamen. Hr. Weſtrumb, deſſen geiſtreichen Beobachtun - gen die Chemie ſo viele Aufſchluͤſſe verdankt, wie - derholte alle von den Scheidekuͤnſtlern vorgeſchla - genen Prozeſſe, das mineraliſche Laugenſalz aus ſeinen Mittelſalzen zu ſcheiden, (ſ. Kleine phyſ. und chem. Abhandl. B. 1. H. 1. S. 142.) und entſchied, daß iener Hagenſche der vortheil -hafteſte7hafteſte ſey. Aus zwey Aufloͤſungen von 10 Pf. Kuͤchenſalz und 10 Pf. Pottaſche erhielt er 10 Pf. Mineralalkali und eben ſo viel Sylviſches Fieberſalz (Kochſalzgeſaͤuerte Pottaſche.) Herr Gren hat dieſe Arbeit im Großen wiederholt, aber nur zur Winterszeit mit gutem Erfolge. (Hand - buch der Chemie, Th. 1. p. 592.)

Wenige Salinen ſind indeß in einer Lage, in welcher ſie ſich des Vortheils, das Salz durch Pottaſche zu zerſetzen, bedienen koͤnnen. Viele haben die Waldungen um ſich her ſo verwuͤſtet, oder der Gebrauch des Gewaͤchslaugenſalzes iſt aus andern Urſachen ſo geſtiegen, daß jene vorge - ſchlagene Methode zu koſtbar ausfallen wuͤrde. Auch das Sylviſche Salz, welches dabey erhal - ten wird, iſt, wegen ſeines unangenehmen Ge - ſchmacks, bisher nur von geringem Gebrauche geweſen. Doch koͤnnte es zur Bereitung des Salzgeiſtes, zum Einſalzen, oder, wie Hr. Wieg - leb vorſchlaͤgt, zur Verſtaͤrkung der Mutterlauge beym Salpeterſieden benutzt werden.

Hr. Scheelen iſt es (nach Bergmanns Anmerk. zu Scheffers chem. Vorleſungen, S. 131) gegluͤckt, das Kuͤchenſalz durch Bley - glaͤtte zu zerlegen. Dieſer Prozeß koͤnnte, wenn er im Großen ausfuͤhrbar waͤre, fuͤr viele bley - reiche Gegenden Deutſchlands anwendbar ſeyn. A 4Jch8Jch wiederholte denſelben mehrmals nach Schee - lens Vorſchrift, ich ließ kuͤnſtliche Soolen uͤber Bleyglaͤtte durch einen Trichter laufen, ich ver - aͤnderte den Gehalt und die Temperatur der Soole doch immer ohne Erfolg. Endlich lehrte mich mein vortreflicher Freund Hr. Del Rio aus Spanien (der das Studium der Mine - ralogie und Chemie mit dem der hoͤhern Ma - thematik verbindet) einen ſehr einfachen Weg, auf dem ihm die Zerlegung bereits ehemals in Schemnitz gelungen war. Wir breiteten die Glaͤtte uͤber ein Tuch, und goſſen ſiedendheiße Soole daruͤber; der Bleykalk entfaͤrbte ſich nur wenig, aber die durchgelaufene Soole zeigte durch Reagentien ſogleich freygewordenes Lau - genſalz an. Um mich auch von der Wirkung anderer Bleykalke auf die Kochſalzſaͤure zu uͤber - zeugen, behandelte ich ſiedendheiße Lauge mit Mennige. Die Zerlegung erfolgte gleichfalls und vollkommener als durch Glaͤtte. Hrn. Weſtrumbs Verfahren (Crells Annalen 1787. B. 2. S. 143) weicht ganz von dem unſrigen ab. Er ließ den Bleykalk mit Koch - ſalz und Waſſer reiben, laugte die Miſchung aus und rauchte ſie ab. Er erhielt nur wenige Staͤubchen von Laugenſalze.

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Die Quantitaͤt deſſelben, welche man durch haͤufiges Uibergießen freylich vermehren kann, iſt dennoch (wie auch die muͤhſamen Verſuche der Herren Achard, Goͤttling, Crell und Gren beweiſen) ſo geringe, daß die ſcheelſche Methode bis jetzt fuͤr fabrikenmaͤßige Abſcheidung des Mineralalkali nicht zu benutzen iſt. Die Sage, daß in England Kochſalz im Großen durch Glaͤtte zerſetzt wuͤrde, wie in der Fabrik des Hrn. Turner (ſ. Cronſtedt's Syſt. of Mineralogy transl. by Engeſtrom 1788. p. 336) iſt daher ſehr zweifelhaft. Vielleicht werden indeß kuͤnftige Erfahrungen beſtaͤtigen, was Hr. Gadolin (ſ. Weſtrumbs Abh. aus den chem. Journ. ge - ſammlet, S. 176.) laͤngſt vermuthete, daß man in allen bisherigen Verſuchen in dem Ver - haͤltniſſe der Bleyglaͤtte zum Kochſalze (und in der Temperatur der Soole) gefehlt habe. Wie uͤberaus wichtig der Einfluß der letztern auf alle Verwandſchaften ſey, hat Hr. Morveau in einer eigenen Abhandlung gezeigt.

Die Marggrafſche Methode, das minera - liſche Laugenſalz durch Behandlung mit Salpe - terſaͤure und nachheriges Verpuffen des kubi - ſchen Salpeters (der Salpetergeſaͤuerten Soda) abzuſcheiden, iſt fuͤr den Fabrikanten zu koſtbar und verwickelt. Die Zerſetzung des KochſalzesA 5durch10durch gebrannten Kalk oder Eiſen, welche Hr. Scheele behauptete, haben neuere Scheide - kuͤnſtler, die Hrn. Remmler, Achard und Weſtrumb, widerlegt.

Fuͤr die Handelsbalance von Deutſchland waͤre die inlaͤndiſche Fabrikation des Mineral - alkali uͤberaus wuͤnſchenswerth. Ob wir gleich uͤber 75 gangbare Salinen in unſerm Vaterlande zaͤhlen, ſo wird uns daſſelbe doch in großer Menge aus den ſuͤdlicheren Laͤndern zugefuͤhrt. Salſola kali und Salicornia herbacea wachſen zwar an der oldenburgiſchen Kuͤſte; die letztere Pflanze und mehrere Arten von Fucus,*)Beſonders F. veſiculoſus. Bekmanns Technologie, S. 377. Die Soda, welche wir durch den Handel er - halten, kommt nicht, (wie man gewoͤhnlich glaubt) von 2 oder 3, ſondern von ſehr verſchiedenen Pflanzen. Bey meinem Verſuche, eine materia technologica fuͤr das Pflanzenreich zu ſammlen, ſind mir bisher folgende bekannt geworden. 1. Salicornia herbacea. 2. S. fruticoſa aus Jtalien. 3. Salſola kali aus Frankreich. 4. Chenopodium maritimum aus Spa - nien. 5. Batis maritima aus Amerika. 6. Salſola ſoda, (Löflings Reiſe, S. 185.) 7. Caroxylon Salſola Thunb. (am Cap.) 8. Reaumuria vermiculata. 9. Me - ſembrianthemum criſtallinum? 10. M. copticum, (Pauw Recherches ſur les Egypt. I. p. 320.) 11. M. nodiflorum alle vier aus Egypten und von da nach Jtalien, beſon - ders fuͤr die Spiegelmanufakturen im VenetianiſchenGebiete dieman11man in England auf mineraliſches Laugenſalz benutzt, fand ich ſelbſt haͤufig und ſalzreich an dem Ausfluße der Elbe bey Ritzebuͤttel und Kux - haven aber alle dieſe Naturprodukte bleiben, wie ſo manche andere, vergeſſen. Auch die Kultur der Sodepflanzen waͤre an dieſen Kuͤſten vielleicht eben ſo ausfuͤhrbar, als an den ſpani - ſchen (ſ. Pluͤers Reiſe, S. 257.) und franzoͤſi - ſchen Kuͤſten. S. Chaptals Chemie, 1791. Th. 1. S. 295.

Von nicht ſo mannichfaltigem Gebrauche als der alkaliſche Beſtandtheil des Kuͤchenſalzes, aber nicht minder wichtig fuͤr die Kuͤnſte, beſon - ders ſeit den Entdeckungen der franzoͤſiſchen Che - miker, ſcheint die Saͤure, mit welcher jener ge -ſaͤttigt*)Gebiete. 12. Fucus veſiculoſus. 13. F. natans, aus Großbrittannien, vielleicht auch 14. F. plumoſus. Aber dieſe Verſchiedenheit iſt dem Mineralalkali freylich ſo wenig anzumerken, als man es einem großen Theile un - ſeres Orſeille und unſeres Jndigo anmerkt, daß ſie aus Pflanzen bereitet werden, welche uͤberall in Deutſchland wild wachſen. S. Ferbers neue Beyträge zur Mineralgeſchichte, B. 1. S. 455. Thunbergii Flora Japon. p. 167. Eine vollſtändige materia technologica wuͤrde auf aͤhnliche Betrachtungen leiten, die vielleicht fuͤr die Staatswirthſchaft nicht gleichguͤltig waͤren aber die Arbeit iſt ſchwierig und unvorbereitet.12ſaͤttigt iſt. Jch rede hier nicht von ihrem Nutzen als gewoͤhnlicher Salzgeiſt, welchen der Thon (mittelſt der Affinitaͤt des kieſelerdigen Antheils zum Alkali) aus dem Kuͤchenſalze austreibt, nicht von ihrer Verbindung mit fluͤchtigem Laugenſalze im Salmiak ſondern von ihrer Anwendung zum Bleichen, wenn ſie mit Lebensluft uͤber - ſaͤuret iſt.

Als Hr. Scheele die, nach der ſtahlſchen Theorie, ſogenannte dephlogiſtiſirte Salzſaͤure (acide muriatique ſuroxygené) entdeckte, und ihre Faͤhigkeit, Pflanzenſaͤfte zu entfaͤrben, beob - achtete, ahndete wohl noch niemand, wie intereſ - ſant fuͤr die Verbeſſerung der Manufakturen dieſe Beobachtung einſt werden wuͤrde. Herr Berthollet, welcher, ſo wie mehrere andere Chemiſten, vorzuͤglich Morveau, Pelletier, Haſſenfratz, Weſtrumb, Hermbſtedt und Gren, die neue Saͤure bea<r>beitete, fiel am Ende des Jahrs 1788 auf den gluͤcklichen Gedanken, ſie zum Bleichen der Zeugarten und Geſpinnſte aus Pflanzenſtoffen*)Denn thieriſche Stoffe faͤrbt ſie groͤßtentheils gelb. (Baumwolle und Lein - wand) anzuwenden. Waͤhrend daß man in Deutſchland noch uͤber die Ausfuͤhrbarkeit ſeines Prozeſſes ſtritt, legte Hr. Bonoeil, aber(wie13(wie mich duͤnkt, von ihm ſelbſt gehoͤrt zu ha - ben) in Verbindung mit Hrn. Berthollet, eine Fabrik zu Paris an, in der das Bleichwaſſer bereitet wurde. Eine aͤhnliche unternahm Hr. Valett zu Briſtol. Hr. Bonoeil gieng nach - mals ſelbſt nach England uͤber, und errichtete, nach vielen muͤhſeligen Patentſtreitigkeiten, ein eigenes Etabliſſement (Beau-regard) bey Li - verpool, von wo aus er ietzt Mancheſter und die umliegende Gegend mit dephlogiſtiſirter Salzſaͤure verſorgt. Auch in Lisle im franzoͤſi - ſchen Flandern, zu Colmar im Elſaß und in der Normandie, wo die Baumwollenmanufakturen mit den engliſchen wetteifern, wurde Berthollet's Erfindung benutzt. Die Herren Oberkampf und Royer zu Jouy und Hr. Henry zu Man - cheſter verſuchten die Grappbruͤhe auf den Kattunen, ſtatt des Kuhmiſts, durch dephlog. Salzſaͤure zu zerſtoͤhren und der Erfolg ent - ſprach ihren Erwartungen. Hr. Decroizille zu Rouen bemerkte den wichtigen Umſtand, daß jede Baumwolle, wenn ſie auf die neue Methode gebleicht iſt, die Farben leichter und lebhafter annimmt, beſonders den Grapp (Lizari, eigent - lich Rizari) zum rothen tuͤrkiſchen Garne. Hr. von Born wollte den Bleichprozeß in England und Spanien auf Wachs anwenden; aber dieSchwie -14Schwierigkeit, ein Patent zu erhalten, hinderte ihn wenigſtens in dem erſtern Lande an der Aus - fuͤhrung ſeines Unternehmens.

Waͤre dieſe Erfindung das Eigenthum eines eigennuͤtzigen Mannes geworden, ſo wuͤrde ſie wahrſcheinlich lange eben ſo geheim geblieben ſeyn, als die Bereitung des Salmiaks und der Schwefelſaͤure aus Schwefel oder die Reinigung des Kamphers und Boraxes. Aber Hr. Ber - thollet war edelmuͤthig genug, ſein ganzes Ver - fahren beym Bleichen, ſammt den Verbeſſe - rungsvorſchlaͤgen des Hrn. Decroizille oͤffent - lich bekannt zu machen. S. Annales de Chi - mie 1789. T. II. p. 150 und T. VI. p. 204. Journ. der Phyſik, Heft 2. S. 328. H. 3. S. 482 und H. 10. S. 122.

Die ſo oft wiederholte Beſorgnis, daß die Salzſaͤure die Haltbarkeit der Zeugarten vermin - dere, ſind durch die genaueſten Verſuche mit Ge - wichten (nach Reaumur's Methode) widerlegt worden. Man fand, daß ein Stoff bey der ge - woͤhnlichen Bleiche ſeiner Feſtigkeit verliert, da hingegen der Verluſt bey der neuen Methode kaum merklich iſt. Wenn man dazu bedenkt, daß die Bereitung der dephlogiſt. Salzſaͤure noch die Gewinnung des Mineralalkali als Neben -vortheil15vortheil veranlaßt, daß das Kuͤchenſalz in dem ſalzreichen Deutſchland wohlfeiler als in Frank - reich, auch der Braunſtein in gewiſſen Gegen - den uͤberaus haͤufig iſt, daß feuchte Sommer und andre Hinderniſſe des Bleichens die Fabrikation oft vermindern, daß der bertholletſche Prozeß zu jeder Jahrszeit, in 3 5 Tagen, an jedem Orte und mit Erſparung großer Bleichplaͤtze fuͤr den Gartenbau ausgefuͤhrt werden kann ſo iſt der Wunſch wohl ſehr natuͤrlich, daß auch einige von unſern Salinen anfangen moͤgen, eine Erfindung zu benutzen, welche den Flor der Lein - wand - und Baumwollenmanufakturen und durch ſie den Wohlſtand der arbeitſamſten und duͤrftig - ſten Volksklaſſen befoͤrdern kann. Auch die Mittelſalze, welche die dephlogiſt. Salzſaͤure mit andern Stoffen, beſonders mit dem Mineralalkali (muriate oxygené de Soude) giebt, koͤn - nen ein intereſſantes Objekt fuͤr die Kuͤnſte werden. Die ungeheure Exploſion (Lavoiſier Traité element. T. I. p. 257) welche ſie in Verbindung mit dem Kohlenſtoffe verurſachen, macht ſie zu einem Schießpulver nutzbar, wel - ches allein oder mit gewoͤhnlichem gemengt, fuͤr Kriegskunſt und Bergbau vielleicht gleich - wichtig iſt.

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Hr. Lavoiſier vermuthete bereits, daß das mineraliſche Laugenſalz zuſammengeſetzt ſey. Die großen, fuͤr die Kuͤnſte ſo aufklaͤrenden Ent - deckungen des Hrn. Berthollet uͤber das fluͤchtige Alkali ließen ihn ahnden, daß es Stickluft zur Ba - ſis habe. (S. Traité elementaire de Chimie, T. I. p. 170.) Dieſe Stickluft und Bittererde haben die Herren Dehne und Thouvenet durch vielfaͤltige Verſuche wirklich darin entdeckt, (S. Chaptal's Anfangsgr. der Chemie, Th. 1. S. 303.) ſo daß es den unzerſetzten (einfachen) Stoffen kaum mehr beygezaͤhlt werden darf. Ob aber die raͤthſelhafte Kuͤchenſalzſaͤure, die an Leichtigkeit den vegetabiliſchen, ja faſt den thieriſchen Saͤuren nahe kommt, die bereits bey dem gewoͤhnlichen Drucke unſrer Atmoſphaͤre in einem gasartigen Zuſtande iſt, (nach Berthol - let's Hypotheſe) gar ein verſaͤuertes metalliſches Gas ſey, die Entſcheidung dieſer Frage iſt kuͤnftigen Zeiten aufbehalten. Jntereſſant wird ſie fuͤr den Techniker*)Wie wichtig die analytiſche Chemie fuͤr Jnduͤſtrie und Nationalreichthum werden kann, davon zeugen der Amalgamationsprozeß, die Bereitung der Schwefel - ſaͤure aus Schwefel, und das oben beruͤhrte Bleichen durch dephlogiſt. Salzſaͤure. Wer kann a priori ſtreiten, daß man nicht kuͤnftig einmal das große, fuͤrdie ſeyn, weil ſie ihn mitden17den Beſtandtheilen und Eigenſchaften des zu er - zielenden Produkts naͤher bekannt macht. Ob ſie ihm aber auch kuͤrzere Mittel darbieten kann, zu ſeinem Zwecke zu gelangen, iſt bey dem jetzi - gen Maaße unſerer Kenntniſſe ſchwer zu be - ſtimmen.

Wichtiger und mehrverſprechend ſind die Ausſichten, welche die neuen Beobachtungen uͤber die Natur des Waͤrmeſtoffs und ſeiner Wir - kungen auf tropfbare Fluͤſſigkeiten dem Hallur - gen eroͤfnen. Alle ſeine Arbeiten beym Gradiren und Sieden beruhen darauf, daß Salz und Waſſer verſchiedene Grade der ſpezifiſchen Waͤrme haben, d. h. daß durch Erhitzung ein Theil*)Die Auffindung eines Stoffes, welcher (wie der Waͤr - meſtoff) dem Kuͤchenſalze ſein Menſtruum entzoͤge,wuͤr - der Soole, die waͤſſerichte, verdampft,waͤh -*)die Menſchheit ſo wichtige Problem, den Kohlenſtoff aus der, in ganzen Gebirgsmaſſen ſo reichlich enthal - tenen fixen Luft (dem Kohlengeſaͤuerten Gas) durch doppelte Wahlverwandſchaften zu entbinden, loͤſen, oder wie Hr. Lavoiſier in ſeinem philoſophiſchen Werke (Traité élém. T. I. p. 252.) ſagt, den Prozeß der Ve - getation nachahmen werde? Vielleicht iſt die Zeit, da dies geſchehen kann, nicht mehr fern. S. den denk - wuͤrdigen Verſuch des Hrn. Tennant, welchen Kir - wan erzaͤhlt in Crells Annalen 1791. B. 1. S. 539.Bergm. Journ. B. 1. St. 1. B18waͤhrend daß der andere mit ſeinen molécules naͤher an einander gedraͤngt, die Wirkung der ge - genſeitigen Anziehungskraͤfte ſtaͤrker empfindet und ſich zu einem feſten Koͤrper vereinigt. Deut - liche Einſicht in die Urſachen der Verdampfung, ihre Befoͤrderungsmittel und Hinderniſſe ſind da - her nothwendig, um unter den vielen Vor - ſchlaͤgen, nach welchen neuerlichſt die Salz - werkskunde hat verbeſſert werden ſollen, die wahren von den taͤuſchenden zu unterſcheiden.

Ob Waſſer in der Luft blos verduͤnſtet,*)Nach Hrn. Sauſſure's Theorie, welche neuerlichſt Hr. Hube in ſeiner Schrift: Uiber die Ausduͤnſtung, Leipzig 1790. uͤberaus gluͤcklich vertheidigt hat. ſo darin aufgeloͤſt wird, daß es latent, d. h. ohne Wirkung auf den Feuchtigkeitsmeſſer iſt, oder ob daſſelbe auch zerlegt und dann mit vermehr - ter Capacitaͤt in einen permanent elaſtiſchen Zu - ſtand uͤbergehen kann; ſind zwey der intereſſan - teſten Fragen, mit welcher ſich die neuere Chemie beſchaͤftigt hat. Die großen Entdeckungen der Herren Watt, Cauendiſh, Lavoiſier, de la Place, Meusnier, Mongé, Deimann und Troſtwyck uͤber die Beſtandtheile des Waſſershaben*)wuͤrde, wenn er im Großen anwendbar waͤre (alſo nicht Weingeiſt) alles Gradiren und Sieden entbehrlich machen.19haben das letztere außer Zweifel geſetzt. Feſtig - keit, Fluͤſſigkeit und Elaſticitaͤt, Eis, Waſſer und Gas ſind nur Modifikationen verſchiedener Zu - ſtaͤnde von einerley Subſtanz. Durch die aus - dehnende Kraft des Waͤrmeſtoffs werden dieſelben bewirkt.

Waſſer kann nach unſern jetzigen Erfahrun - gen auf dreyerley Art in die Atmosphaͤre uͤbergehen:

  • 1. zerlegt, in ſeine beyden Grundbeſtand - theile
    *)S. Memoires de l'Academie des ſciences 1781. La - voiſier Traité élément. de. Chimie. T. I. p. 87. T. II. p. 465. und Hr. Girtanner in ſeiner vortreflichen Uiberſetzung der neuen Nomenklatur (Berlin 1791.) wo die letzteren Verſuche der Hrn. Fortin, Seguin und Jacquin erzaͤhlt werden.
    *) das Saͤureſtoff - und Waſſerſtoff - gas (die dephlogiſtiſirte und brennbare Luft.)
  • 2. unzerlegt, von der Luft mechaniſch getra - gen, aufs Hygrometer wirkend, mit Waͤr - meſtoff als Dampf verbunden (par Va - poriſation) nicht permanent
    **)Jch bediene mich des gewoͤhnlichen Ausdrucks: Per - maneität. Aber eigentlich iſt es nicht allein nicht erwie - ſen ſondern es ſcheint vielmehr wahrſcheinlich, daß dieathmo -
    **) elaſtiſch.
B 23. un -20
  • 3. unzerlegt, von der Luft (chemiſch?) auf - geloͤſt, latent, durch Verduͤnſtung (par evaporation) wie die meteorologiſchen Er - ſcheinungen vermuthen laſſen.

Verduͤnſtung iſt daher Hrn. Sauſſure, dem auch Hr. Lavoiſier (Traité element. T.I. p. 50. T. II. p. 432.) beyzutreten ſcheint, eine wahre Aufloͤſung des Waſſers in Luft, wobey der Waͤrmeſtoff blos als[Aneignungsmittel] wirkt. Wenn es nicht unbeſcheiden geweſen waͤre, meine Jdeen den Jdeen jener vortreflichen Maͤnner vor - zuziehen, ſo haͤtte ich die ſchwierigen und beſtrit - tenen Phaͤnomene der Verdampfung und Ver - duͤnſtung und ihren Unterſchied ungefaͤhr ſo dar - geſtellt:

Wenn das Waſſer ſich durch die Elaſticitaͤt des Waͤrmeſtoffs als Dampf (gasfoͤrmiges Waſ - ſer) erhebt, ſo wird dieſer Waͤrmeſtoff entwedervon*)athmoſphaͤriſche Luft ſo wenig permanent elaſtiſch als Daͤmpfe iſt, wie Hr. Lambert aus analytiſchem Cal - cuͤl, und die Hrn. Baader (Vom Wärmeſtoff, 1786. S. 206.) und Mayer (Uiber die Geſetze des Wärmeſtoffs, 1791. S. 94.) aus analogiſchen Schluͤſ - ſen mit aͤhnlichen Erſcheinungen ſcharfſinnig erwie - ſen haben.21von dem Medium*)Dieſe Vorſtellungsart iſt von der des Hrn. De Luc (Recherches ſur les modificat. de l'atmoſph. T. II. §. 675. etc.) ſehr abweichend. Vergl. aber damit die Anmer - kung zu Erxlebens Phyſ. 1791. S. 361. ſelbſt hergegeben, von dem es getragen wird, oder von einer dritten Sub - ſtanz, welche von dieſem Medium verſchieden iſt. Jn dem erſtern Falle haͤngt die Quan - titaͤt deſſelben von dem Unterſchiede zwiſchen der Temperatur der Luft und der des Waſſers ab, und da durch die Verdampfung ſelbſt das Gleichgewicht hergeſtellt wird, ſo fehlt die Urſache der Zerſetzung der Daͤmpfe, und dieſel - ben koͤnnen daher dem Auge nicht ſichtbar ſeyn. Ob dieſe unſichtbaren Daͤmpfe nun nochmals von der Luft chemiſch aufgeloͤſt, oder durch Ver - wandſchaft des Zuſammenhangs von ihr getra - gen werden (ſ. Pictet's Verſuch uͤber das Feuer, S. 146 und den geiſtreichen Kommentator zu Erx - lebens Naturlehre 1791. S. 364.) iſt bis jetzt wohl nicht zu entſcheiden. Ruͤhrt der Waͤrme - ſtoff in den Daͤmpfen von einer dritten Sub - ſtanz her, welche das tragende Medium nicht iſt (wie beym Sieden) ſo muß ihre Temperatur groͤßer ſeyn als die der athmosphaͤriſchen Luft**)Denn waͤre ſie geringer, koͤnnte die dritte Subſtanz dem Waſſer nicht ſo viel Waͤrmeſtoff abgeben, als dastragendeB 3und22und alſo ſichtbarer Dampf durch Zerſetzung entſtehen. Das gasfoͤrmige Waſſer wird dabey entweder auf einmal tropfbar oder es verliert ſo lange von ſeinem Waͤrmeſtoffe, bis ſeine Tempe - ratur mit der der umgebenden Atmosphaͤre ins Gleichgewicht tritt. Dann iſt es wieder un - ſichtbar, den Daͤmpfen, welche durch den Waͤr - meſtoff der Luft entſtehen, voͤllig gleich, und ſeine ferner, Beſtimmung eben ſo ungewiß. *)Die Hauptſchwierigkeit liegt wohl in der richtigen Vorſtellung von der Aufloͤſung einer Subſtanz in der andern, von der man ſich um ſo mehr entfernt, je mehr man den bildlichen Vorſtellungen von einfachen Koͤr - pertheilchen anhaͤngt. Von der Anwendung der Grund - ſaͤtze, welche Herr Kant in ſeiner Naturlehre uͤber die - ſen Gegenſtand aufgeſtellt hat, laſſen ſich große Auf - ſchluͤſſe erwarten.Will man dieſe ungewiſſe Beſtimmung, dieſen geheimen Proceß, durch welchen Daͤmpfe ſich dem Hygrometer entziehen, Verduͤnſtung nennen, ſo iſt freylich auch Verdampfung mit Verduͤn - ſtung verbunden, oder dieſe die Folge von jener. Bezeichnet**)tragende Medium, die Luft; ſo wuͤrde ſie auch ganz unwirkſam ſeyn, und der obige Fall unſichtbarer Ver - dampfung eintreten. Eben ſo verhalten ſich ſolche Fluͤſſigkeiten, welche von Natur ſchon waͤrmer als das Medium ſind. S. unten das Gradiren der Muͤnſter - ſchen Soole.23Bezeichnet man hingegen, nach dem Sprachge - brauche, die ganze Wirkungsart der waͤrmeren Luft auf ein kaͤlteres tropfbares Fluidum mit dem Ausdrucke Verduͤnſtung, ſo iſt in dieſer ſelbſt eine Verdampfung enthalten. Jm luftleeren Raume iſt daher keine Verduͤnſtung, wohl aber, und zwar im hoͤhern Grade, als beym Zutritte der Luft, Verdampfung denkbar.

Jch habe mich bemuͤht, dieſe Grundſaͤtze ſo genau und einfach, als moͤglich, zu entwickeln, weil alle hallurgiſche Arbeiten darauf beruhen. Freylich iſt nicht darum jeder Verbeſſerungs - plan, wenn er mit ihnen uͤbereinſtimmt, auch ausfuͤhrbar. Denn wie viele in Lokal - oder andern Nebenverhaͤltniſſen gegruͤndete Hinderniſſe, laſſen nicht oft den ſchoͤnſten Entwurf ſcheitern! Aber eine aͤchte, aus Erfahrungen abſtrahirte Theorie iſt wichtig genug fuͤr die Kuͤnſte, wenn ſie zu neuen Erfindungen leitet, die Urſachen eines mislungenen Proceſſes kennen lehrt, vor ſolchen Verſuchen warnt, deren ungluͤcklicher Erfolg vorherzuſehen iſt, und andere anrathet, welche nach genauer Pruͤfung Vortheil ver - ſprechen.

Die Bereitung des Kuͤchenſalzes aus natuͤr - lichen Soolen wird hauptſaͤchlich durch zwey, ein - ander entgegengeſetzte Hinderniſſe geſtoͤhrt. BeymB 4Gra -24Gradiren auf Lekwerken iſt eine leichte Ver - duͤnſtung, (das Wort im engern Sinne genom - men,) aber eine geringe gleichſam das Material zum Dunſt liefernde Verdampfung. Beym Verſieden der Soole iſt hinlaͤngliche Verdam - pfung, aber eine langſame, durch veraͤnderte Temperatur geſtoͤhrte Verduͤnſtung. Jch werde verſuchen, dieſe Verhaͤltniſſe genauer zu pruͤfen, und eine Uiberſicht der Mittel zu geben, durch welche man auf verſchiedenen Salinen in - und außerhalb Deutſchland den Nachtheil derſelben zu vermindern ſucht.

Uiber das Gradiren der Soole.

Jn dem unfreundlichen Klima des noͤrdli - chen Deutſchlands wird das Gradiren oft ſehr er - ſchwert. Die Quantitaͤt des Waͤrmeſtoffs, wel - che, die athmosphaͤriſche Luft enthaͤlt, iſt im Ganzen gering. Daher koͤnnen nur wenige Daͤmpfe ſich bilden. Uiberdies wird durch die Verdampfung ſelbſt Kaͤlte erregt. Denn das Waſſer geht von einem tropfbar fluͤſſigen in einen gasartigen elaſtiſchen Zuſtand uͤber, ſeine Kapa - citaͤt wird vermehrt und da durch Waͤrmeſtoff*)Bey dem Anſchießen der Kriſtalle wird umgekehrt Waͤrmeſtoff entbunden, woraus Hr. Langsdorf (ſ. Hallers Bemerkungen, S. 208) ſehr gluͤcklicheingebun -25gebunden ein Umſtand, der wenig bemerkt und dem Gradiren doch ſehr hinderlich iſt.

Um ſo wichtiger ſcheint es daher, da der Waͤrmeſtoff das Hauptagens bey der Verdam - pfung iſt, und die Abendwinde uͤberdies viel Feuch - tigkeit bringen, die Gradirhaͤuſer (wenn es ſonſt das Lokal erlaubt) mit den Giebeln gegen Abend und Morgen zu ſtellen. Die Sonnenſtrahlen fallen dann unmittelbar auf die Dornwaͤnde. Je mehr Oberflaͤche uͤberdies die Sooltroͤpfchen der Athmosphaͤre darbieten, d. h. je vielfacher und kleiner ſie ſind, deſto leichter wird ihr waͤſ - ſericher Antheil in Dampf aufgeloͤſt. Darauf beruht die Regel, die Stellagen ſo dicht als moͤglich*)Bisweilen hindert daran die Beſorgnis vor dem all - zuhaͤufigen Dornſtein, wie z. B. bey den beyden 2500 und 3000 Fuß langen Lekwerken zu Bruchſal und den 50000QuadratfußGradirwaͤnden zu Pyrmont. Die Bruch - ſaler Soole, welche ſich in neuern Zeiten (durch zuſtroͤ - mende wilde Waſſer?) bis 1 und $$\frac{5}{4}$$ loͤthig verſchlim - mert hat, und ſchon in 6 Jahren die Dornen untaug - lich mache; die Pyrmonter, welche 2gradig iſt; und die Nauheimer, gehoͤren zu den unreinſten Soolen, die ich geſehen. mit Dornwellen auszuſtopfen (gegen den Sturm iſt durch die Windſtreben hinlaͤng -B 5lich**)ein Phaͤnomen beym Soggen erklaͤrt. S. auch Lavoi - ſier Tr. élém. T. II. p. 425 und p. 438.26lich geſorgt;) darauf der Nachtheil alter mit Dornſtein belegter Waͤnde,*)Der Gehalt zweyer Soolen an kalkerdigen Theilen iſt aͤußerſt verſchieden. Die Soole der Karlshalle (auf der Suͤdweſtſeite von Kreuznach) iſt ſo rein, daß ſie gar keinen Dornſtein und uͤberaus wenig Pfannen - ſtein (die Pfannen dauern hier 40 Jahre) abſetzt. Demnach duͤrfen die Dornwellen nicht lange auf den Stellagen liegen, weil ſie leicht faulen, woran wahr - ſcheinlich die waͤſſeriche 1 graͤdige Soole ſchuld iſt. Eine aͤhnliche Faͤulnis bewirkt die ſchwache Soole bey der Dachgradirung zu Wimpfen. darauf der Vor - zug, den Schwarzdornen, vor den weniger ſperrigen Birkenreiſern**)Wo die Dornen uͤbermaͤßig theuer und der Gradir - waͤnde ſo viel als zu Nauheim ſind, ſcheinen Birken - reiſer doch nicht ganz unvortheilhaft. Auch zu Allen - dorf fand ich eine ganze Gradirwand damit bekleidet. Sie muͤſſen daſelbſt alle 6 Jahre umgewechſelt werden, da hingegen die Soole die Dornwellen erſt in 12 Jah - ren untauglich macht. Zu Nauheim ſind die Lekwerke mit Birkenreiſern vielleicht gerade die aͤlteſten. Hr. Langsdorf behauptet (Anmerk. zu Haller, S. 82.) daß 1000 F. Birkenreiſer nicht mehr als 500 F. Dorn - wellen im Gradiren leiſten. Nach den Erfahrungen, die man zu Allendorf angeſtellt, ſcheint dies Verhaͤltnis zu groß angegeben zu ſeyn. Uiber die zunehmende Sel - tenheit der Schwarzdornen darf ſich keiner wundern, der bedenkt, wie viel man an der Ausrottung, wie we - nig aber an Anpflanzung dieſes Strauchs arbeitet. und dem jetzt frey - lich vergeſſenen Strohe haben, darauf das nichtſehr27ſehr eintraͤgliche Anſtellen der Gradirer mit Lek - ſchaufeln, wie es zu Allendorf Sitte iſt.

Bewegte Luft, Winde vermehren nicht, wie man gewoͤhnlich glaubt, die Verdampfung, es ſey denn dadurch, daß ſie die Sooltropfen zer - theilen und auf den Dornen umherſpruͤtzen, ſon - dern vielmehr die (chemiſche?) Aufloͤſung (oder die phyſiſche Adhaͤſion?) der Daͤmpfe in Luft, das Verduͤnſten derſelben. Sie verjagen die feuchte, ſchon geſaͤttigte*)Man mag ſie als Menſtruum, oder mit den Herren Pictet und Lichtenberg als hygroſkopiſche Subſtanz betrachten. Geſaͤttigte Luft hat keine Wirkung aufs Waſſer. Jn derſelben iſt eben ſo wenig Verduͤnſtung als im luftleeren Raume. Luftſchicht, deren Stelle eine trocknere und ungeſaͤttigte einnimmt. Daher die vortheilhafte Lage der Gradirhaͤuſer in der Ebene, wie ich ſie zu Schoͤnebek, Nauheim, Bruchſal, Salz der Helden, Suͤlbek und Pyrmont ſahe. Jn bergigten Gegenden wie zu Allendorf, oder gar in ſchmalen Thaͤlern, wie an der Nahe bey Kreuznach muͤſſen ſie nach der Oefnung des Thals oder dem Haupt - ſtreichen des Windes erbaut werden eine Kunſt, welche oft dem erfahrenſten und behut - ſamſten Hallurgen misgluͤckt. So wurde vor der Anlegung der Theodorshalle (welche ſammtder28der Karls-Philippshalle und Mosbach gegen - waͤrtig der Hofrath Schmolz fuͤr 100000 fl. ge - pachtet hat) der Wind 14 Wochen lang mit aus - geſteckten Fahnen beobachtet, und das Lekwerk nach dem damaligen Hauptſtreichen aus Suͤden erbaut. Dennoch leidet daſſelbe jetzt von Kopf - winden. Die 9 Gradirhaͤuſer, jedes zu 7 Fal - len = 1080 Fuß, ſtehen mit den Giebeln zwiſchen Abend und Morgen, und gerade der uͤber das hohe Gebirge ſtreichende Weſtwind iſt der haͤu - figſte und anhaltendſte. Die Lage eines Lekwerks darf ſich weder allein nach der Mittagsſonne, noch nach dem Hauptwinde richten. Lokalumſtaͤnde koͤnnen (wo ſich nicht beyde Vortheile vereinigen laſſen) bald fuͤr den einen, bald fuͤr den andern entſcheiden. Jſt aber der Luftzug von Norden oder Suͤden her voͤllig gehemmt, ſo ſcheint es rathſamer, den Gewinn an Waͤrmeſtoff durch die Mittagsſonne aufzugeben. Ein Theil der Gradirwaͤnde zu Nauheim, Allendorf und Suͤlbek ſind mit der langen Seite gegen Oſt und Weſt ein anderer Theil gegen Nord und Suͤd gerichtet. Die Lekwerke zu Schoͤnebek, Salz der Helden, Bruchſal, Pyrmont (wo 69 Bund = 1104 Fuß,) auf der Rheingraͤflich Muͤn - ſterſchen Saline an der Nahe, der Karls - und Theodorshalle, ſind alle nach einer Richtungerbauet.29erbauet. Zu Alt-Koͤſen an der Saale, wo das Flußthal gegen Suͤdweſt geoͤfnet, der Luft - zug aber durch eine Kette kleiner Huͤgel (die ſich von Nordweſt gegen Suͤdoſt hinzieht) merklich verringert iſt, ſind alle 3 Gradirhaͤuſer mit den Giebeln gegen Norden und Suͤden gekehrt. Das erſte derſelben 77 Bund (= 1232 Fuß Laͤnge etwa = 39,424QuadratfußFlaͤcheninhalt) und 3 Faͤlle, das zweyte 64 Bund (= 1024 Fuß Laͤnge = 32,768 F.) und 2 Faͤlle, und das dritte 87 B. (= 44,544 F.) und 1 Fall. Das zweyte Gra - dirhaus gradirt merklich vortheilhafter, als das erſte und dritte, weil es auf eben den Huͤgeln erbaut iſt, welche das Thal durchſchneiden, und jenen den freyen Luftzug rauben. Die Lekwerke auf dem Graͤflich-Beuſtiſchen Salzwerke zu Sulze, von denen das erſte 16 Bund = 8,192Quadratfußund 2 Faͤlle, das zweyte 40 Bund = 20,480Quadratfußund 4 Faͤlle, das dritte 50 Bund = 25,600Quadratfußund 4 Faͤlle hat, ſind wie die Koͤſener konſtruirt.

Feuchte Luft, ſie mag bewegt oder unbe - wegt ſeyn, iſt der Verduͤnſtung ungemein hin - derlich. Daher iſt dieſelbe in der heißen Zone ſo uͤber alle Vermuthung geringe, wie die me - teorologiſchen Beobachtungen des Hrn. Caſan'slehren30lehren, ſ. Grens Journal der Phyſik, Heft 7. S. 116. Jn der Rheingraͤflich-Muͤn - ſterſchen Saline bey Creuznach, welche ich vor 2 Jahren mit meinem ſcharfſinnigen Freunde Herrn van Geuns beſuchte, fanden wir eine ſchwache ¼ graͤdige Soole, die zu jeder Jahres - zeit, bey jeder Temperatur der Athmosphaͤre be - traͤchtlich warm*)Warme Soolen ſind ſehr ſelten. Doch kannte die Alten die Pagaſeiſche Quelle. Sunt er in Africa lacus, ſalem ferentes. Ferunt quidem et calidi fontes, ſicut Pagaſaci. Plin. XXXI. 7. iſt. Sollte es nicht dieſer natuͤrlichen Waͤrme zuzuſchreiben ſeyn, daß ſich die muͤnſterſche Soole ſo ſchnell concentrirt und oft in einem Falle von 5 zu 15 Grad ſteigt?

Naͤchtliche Gradirung iſt, wo eine treue Aufſicht der Gradirer oder eine Geſchwindſtellung, vor dem uͤbermaͤßigen Soolenverluſte bey Ver - aͤnderung des Windes ſichert, allerdings rath - ſam. Die Waͤrme heller Sommernaͤchte iſt, wie die Erfahrung lehrt, der Verduͤnſtung ſehr guͤnſtig. Vielleicht ſpielt das Mondlicht keine ſo unbetraͤchtliche Rolle dabey, als man gewoͤhnlich glaubt. Freylich iſt es ſelbſt im Vollmonde nach Bouguer nur $$\frac{1}{300000}$$ des Mit - tagslichts der Sonne, freylich wirkt nach denBeobach -31Beobachtungen des Abts Giuſeppe Toaldo ſelbſt die Mondnaͤhe ſo wenig auf die Athmosphaͤre, daß der Barometerſtand kaum um ½ Linie ab - nimmt dennoch ſcheinen Verſuche, die man zu Rom und Paris anſtellte (ſ. Etudes de la Nature par J. B. de Saint-Pierre. 1788. T. I. p. 6 und 17.) und Beobachtungen der Seefahrer zu beweiſen, daß die waſſeraufloͤ - ſende Kraft der Luft durch dieſes ſo unwirkſam ſcheinende Mondlicht betraͤchtlich zunimmt. Dieſe Erfahrung war ſelbſt den Alten bekannt: Ferunt Lunae foemineum ac molle ſidus ſoluere humorem et trahere gla - ciem refundit, cunctaque humifico ſpiritu laxat. Plin. II. 101. und in Anwendung auf das Verduͤnſten des ſalzigen Meerwaſſers: Africa circa Vticam conſtruit aceruos ſalis ad col - lium ſpeciem, qui, vbi Sole Lunaque in - duruere, nullo humore liquescunt. Plin. XXXI. 7. Der Mond wirkt hierbey wahrſchein - lich nicht als erwaͤrmender, ſondern als leuch - tender Koͤrper. Denn nach den geiſtreichen Verſuchen der Herren Chaptal, Petit und Dorthes (Annales de Chymie, 1789. T. II. p. 92.) befoͤrdert jedes Licht (ohne Waͤrme) das Aufſteigen der Waſſerdaͤmpfe.

Die32

Die Quantitaͤt Waſſer, welche ein beſtimm - tes Volumen Luft aufnehmen kann, iſt ebenfalls beſtimmt. Hr. von Sauſſure fand, daß bey einer Temperatur von 15° in Einem Kubikfuße athmosphaͤriſcher Luft 10 11 Gran Waſſer verduͤnſten. Eben ſo verhaͤlt ſich die brennbare Luft (Waſſerſtoffgas) und, ob gleich andere es bezweifeln, die Stickluft. S. Eſſais ſur l'hy - grometrie. Eſſ. 2. ch. 3 et. 9. Fixe luft (Kohlengeſaͤuertes Gas) kann nach Hrn. Lavoi - ſier (Traité élem. I. p 50.) erſt bey einer groͤ - ßern Menge Waſſer geſaͤttigt werden. Vielleicht iſt dieſer Umſtand fuͤr die techniſchen Kuͤnſte kuͤnftig einmal nicht unwichtig.

Bey Gradirhaͤuſern mit breiten Waͤnden wird, wenn auch von innen gradirt werden ſoll, die Verduͤnſtung merklich gehindert. Auf der Churhannoͤveriſchen Saline zu Salz der Hel - den fand ich eine neue Vorrichtung, durch welche man dieſer Unbequemlichkeit abzuhelfen ſucht. Jn einer neuen etwa 13 F. breiten Wand waren die Dornſtellagen nicht gaͤnzlich beklei - det, ſondern die Wellen in vier Reihen unter - brochen, gleichſam ſchachbretfoͤrmig, gelegt. Der Luftzug traf dadurch unaufgehalten und mit gleicher Staͤrke die aͤußere und innere Flaͤche der Dornwand.

So33

So wie die athmosphaͤriſche Luft die waͤſſe - richen Theile der Soole verjagt, ſo nimmt ſie auch keine unbetraͤchtliche Menge des Sal - zes ſelbſt auf. Die Verwandſchaft oder An - haͤnglichkeit dieſes Koͤrpers zu ſeinem Aufloͤſungs - mittel iſt ſo groß, daß er[demſelben] durch beyde Zuſtaͤnde der Gasform und Feſtigkeit*)Wie die Eisgradirung, deren weiter unten erwaͤhnt iſt, und die vortreflichen Beobachtungen der Herren Reinhold und Georg Forſter uͤber das Eis am Suͤd - pole lehren. folgt. Hr. von Haller nahm unbedingt an, daß durch das Gradiren auf Dornwaͤnden der Soole verloren gehe. Die verſchiedene Loͤthig - keit der Brunnenſoole aber, und die Stufe, zu der man ſie concentriren will, veraͤndern dieſen Ver - luſt ungemein. Die Erfahrung lehrt, daß 1 loͤthige Soole, wenn ſie bis 16 Loth ſteigt, auf 3 Ctn. Salz etwa 1 Ctn. einbuͤße. Zweyloͤthige Soole bis 18 Loth gradirt, giebt, , 3loͤthige $$\frac{3}{10}$$ Verluſt. Herr Langsdorf hat dieſe verwickel - ten Verhaͤltniſſe neuerlichſt durch eine ſinnreiche, mit der Erfahrung uͤbereinſtimmende Formel dargeſtellt. (S. Hallers Bemerk. 1789. S. 102. wo der Calcuͤl in der Sammlung praktiſcher Bemerk. fuͤr Freunde der Salz -werks -Bergm. Journ. B. 1. St. 1. C34werkskunde, Th. 2. S. 218. und in der Anleit. zur Salzwerkskunde, 1784. S. 61 berichtigt wird.)

Noch betraͤchtlicher iſt der Verluſt bey Con - centrirung der Soole durch Kaͤlte. Mit dem Eiſe wird allemal Salz verſchuͤttet, und deſto mehr, je hochloͤthiger die Soole war. Wenn 5loͤthige Soole durch Eisgradirung bis zu 6½loͤthi - ger ſteigt, ſo bleibt das Eis noch 2 loͤthig; wenn 12 loͤthige bis 13½ ſteigt, ſo bleibt das Eis 4⅘ loͤ - thig. *)S. Acta Acad. Erf. 1780. Dieſe Methode, welche große Baſ - ſins, viele und ſchwache Soolen, und ein kaltes Klima**)Arnold de ſalium aqua ſolutor. phaenomenis quibus - dam Erlang. 1755. Hamb. Mag. B. 16. S. 67. erfordert, kann daher fuͤr das noͤrdliche Deutſchland nur in ſeltenen Faͤllen vortheilhaft ſeyn.

Von dieſem zweifachen Soolenverluſte bey der Dorn - und Eisgradirung, welcher aus der Anhaͤnglichkeit des Salzes an ſeinem Menſtruum entſpringt, iſt ein dritter, mechaniſcher, welchen Stuͤrme oder ſchnell umſetzende Winde verurſa - chen, voͤllig verſchieden. Bey Lekwerken, wo die einzelnen Kranen verſchloſſen werden muͤſſen,iſt35iſt derſelbe uͤberaus betraͤchtlich. Die Ge - ſchwindſtellung aber vermindert ihn, indem ſie ihn blos auf die Sooltropfen einſchraͤnkt, welche oben in der Dornwand haͤngen.

(Die Vorrichtungen zu dieſer Geſchwind - ſtellung ſind im Ganzen wenig benutzt, und noch weniger alle oͤffentlich beſchrieben. Jch habe drey weſentlich verſchiedene Arten derſelben zu Nauheim, Theodorshall und Salz der Hel - den geſehen. Die erſte beſteht in einem Roͤh - rengange, welcher, (angenommen, das Lekwerk ſey mit den Giebeln zwiſchen Oſten und Weſten gerichtet,) tiefer als der mittaͤgliche Sumpf - kaſten liegt, und mit demſelben durch eine gebo - gene, mit einem Zapfen verſehene Kommuni - kationsroͤhre dergeſtalt in Verbindung ſteht, daß bey Oefnung des Zapfens die Soole aus dem mittaͤglichen Sumpfkaſten in den Roͤhren - gang, und von da in die mitternaͤchtliche Flaͤche der Dornwand geleitet wird. Die zweyte uͤberaus einfache Art der Geſchwindſtellung iſt ein Gerinne, welches unter den Ausgußroͤhren der Pumpen, parallel mi<t>der ſchmalen Seite des Gradirhauſes von dem mittaͤglichen Sumpfkaſten nach dem noͤrdlichen fuͤhrt, und dergeſtalt verſchoben werden kann, daß die SooleC 2aus36aus der Ausgußroͤhre bald unmittelbar in den mittaͤglichen bald mittelbar, durch das Gerinne, in den mitternaͤchtlichen, Sumpf - kaſten fließt. Jn der dritten Art der Ge - ſchwindſtellung liegen viele ſchmale Gerinne, unter den Kranen, rechtwinklich gegen die lange Seite der Soolkaͤſten. Sie koͤnnen ſo bewegt werden, daß die Soole aus den Kranen bald unmittelbar in die mitternaͤchtliche, bald durch die ſchmalen Gerinne mittelbar in die mittaͤgliche Flaͤche der Dornwand troͤpfelt. Dieſe Bewegung geſchieht durch einen ſehr ein - fachen Mechanismus. Das mitternaͤchtliche Ende der Gerinne ruht naͤmlich zwiſchen zwey ſenkrechten Zapfen auf einer ſoͤligen Latte, auf welcher daſſelbe mittelſt eines Winkelhebels bald oͤſtlich, bald weſtlich, alſo bald unter die Oefnung der Kranen, bald von ihnen hinweg geſchoben werden kann. Um die Soole bey wechſelnden Winden noch ſchneller von einer Wandflaͤche in die andere zu leiten, iſt auf dem Gutkaſten zu Nauheim die ſinnreiche Vorrich - tung getroffen, durch welche der Wind ſelbſt die Geſchwindſtellung regiert. Dieſelbe iſt nach der erſten, (von Hrn. Langsdorf*)Vollſt. Anleitung zur Salzw. 1784. S. 18 allein be -ruͤhr -D37ruͤhrten) Methode angelegt, aber ſtatt der Za - pfen mit Ventilen verſehen. Auf dem Dache des Gradirhauſes ſteht eine Windfahne, deren ſeigere Axe am unteren Ende mit einem Krumzapfen verbunden iſt. Dieſer bewegt durch eine Zugſtange ein halbes Kreuz, an welchem (ſtatt der Kolbenſtange bey Pumpen - kuͤnſten) eine Schnur befeſtigt iſt. Dieſe Schnur oͤfnet und verſchließt, ſo wie die Wind - fahne ſich drehet, das oben genannte Ventil in der Kommunikationsroͤhre. Auf einem an - dern Lekwerke zu Nauheim wird dies Ventil blos durch eine uͤber eine Rolle herabhaͤngende Schnur geoͤfnet. Der Gradirwaͤrter kann hier die Soole leiten, ohne das Gradirhaus zu be - ſteigen.)

Der koſtſpielige Bau der Lekwerke, der zu - nehmende Mangel an Dornen, die Erſparung ſaͤmmtlicher Bewegkraͤfte und der mannichfaltige Soolenverluſt beym Gradiren, brachten Herrn von Haller ums Jahr 1759 auf die Jdee, die zu Nauheim (1579) erfundenen, von Doktor Meth in Sachſen (1599) verbreiteten,*)Dieſer Doktor Matthaͤus Meth aus Langenſalza iſt alſo nicht der erſte Erfinder Vergl. Bekmanns ökon. Bibl. Th. 3. S. 558. und Ausf. Anleit. zur Anlegung der Salzwerke. 1781. S. 108. und vonC 3den38den Herren von Beuſt (1730) Waitz von Eſchen und Borlach verbeſſerten Gradirhaͤuſer zu ver - laſſen. Er verſuchte ſtatt derſelben die Son - nengradirung, wie in Poitou und Pays d'Aunis, doch in bedachten hoͤlzernen und mar - mornen Baſſins, einzufuͤhren. Der Regen, wel - cher in den noͤrdlichen Gegenden unſers Vaterlan - des jaͤhrlich herabfaͤllt, betraͤgt etwa 22 Zoll, die natuͤrliche Verduͤnſtung hingegen 48 Zoll. Fuͤr eine 8monatliche Gradirzeit kann man dieſe, von jener abgezogen, ohngefaͤhr 22 Z. rechnen. (S. Langsdorfs Anmerk. zu Haller. S. 168.) Herr von Haller berechnete aus dieſen und aͤhnli - chen Erfahrungen die Vortheile der Sonnengra - dirung, und ſchloß, daß dieſelbe die Gradirung auf Dornwaͤnden ſechsmal an Vortheil uͤber - treffe. Aber Hr. Langsdorf hat uͤberaus ſcharf - ſinnig gezeigt, 1) daß in dieſer Berechnung die Lekwerks fuͤnfmal zu lang angenommen, und 2) daß eine Menge Rechnungsfehler (wie z. B. 168000 K. F. ſtatt 18000 K. F. fuͤr den Jn - halt der Baſſins) eingeſchlichen ſind. Er fol - gert daraus, daß nur in Gegenden, wo die Soole ſparſam, Feurung, Dornen und Beweg - kraͤfte aber uͤberaus koſtbar ſind, der hallerſche Plan ein vorzuͤgliches Augenmerk verdiene.

Wuͤrden39

Wuͤrden dieſe Reſultate aber nicht vortheil - hafter fuͤr die Sonnengradirung ausfallen, wenn man ſtatt der koſtbaren hoͤlzernen Baſ - ſins, mit Letten ausgeſtampfte, und mit Moͤrtel uͤberzogene Gruben annaͤhme, (wie Hr. Langs - dorf ehemals ſ. Anleitung zur Salzwerkskunde. S. VIII. ſelbſt vorſchlug); wenn man die berech - nete Menge des gefallenen Regens um einige Zolle verminderte, (denn zu Upſala fielen nach einem Mittel von 23 Jahren nur 14,289 Zoll, in Weſtmuͤnſter nach dem Mittel von 18 Jahren nur 18,5 Zoll, in Paris n. d. M. von 66 Jah - ren nur 17 Zoll;*)Mitterpachers phyſik. Erdbeſchreibung. 1789. S. 129. wenn nicht bloß der Bau der Lekwerke, ſondern auch die Koſten der Kunſt - raͤder, Pumpen, der Lohn der Gradirwaͤr - ter, Kunſtmeiſter ꝛc. (wie Hr. Langsdorf auch in ſeiner fruͤheren Anleitung zur Salzwerks - kunde, S. 121 that) in Anſchlag braͤchte? Dieſe Verhaͤltniſſe, welche nach der Natur der Gegend mannichfaltig veraͤndert ſeyn koͤnnen, laſſen ſich jedoch nicht durch allgemeine, nutzbare For - meln ausdruͤcken, ſondern muͤſſen, nach bewaͤhr - ten oͤkonomiſchen und phyſikaliſchen Erfahrungen, fuͤr individuelle Faͤlle gepruͤft werden. C 4Die

40

Die Vortheile der Sonnen - und Troͤpfel - gradirung koͤnnen durch die ohnedies wohlfei - lere Erbauung unbedachter Lekwerke*)Vorausgeſetzt, daß ſie nicht den Gutkaſten enthalten. zu - gleich benutzt werden. Da die Wirkungen des Regens aber ſo viel auffallender, als die der Verduͤnſtung ſind, ſo ſteht das allgemeine Vor - urtheil ihnen entgegen. Wenige Hallurgen ha - ben daher bis jetzt ihre Anlegung gewagt. Doch ſind ſie keine Erfindung neuerer Zeiten. Denn zu Nauheim werden die bedachten Gradirhaͤuſer fuͤr juͤnger als die unbedachten gehalten. Die letzteren ſind neuerlichſt auch zu Pyrmont und (wie ich hoͤre) auf der vortreflich eingerichteten Saline zu Duͤrrenberg erbauet worden.

Die Verduͤnnung der Soole durch Regen im oberen Troge iſt betraͤchtlich geringer, als in den Baſſins, welche auf der Oberflaͤche der Erde angelegt ſind. Dies beweiſt die merk - wuͤrdige Entdeckung des D. Heberden,**)S. Philoſ. Transactions. Vol. 59. auf welche andere Phyſiker bisher wenig geachtet zu haben ſcheinen. Hr. Heberden beobachtete naͤmlich ein Jahr lang, die Quantitaͤt des gefal - lenen Regens am Fuße eines Hauſes, ſo wieauf41auf dem Dache dieſes Hauſes, und dem der Weſtminſter Abtey. Er fand dieſelbe:

an dem erſten Ortezu 22,608 Zoll
an dem zweyten 18,139
an dem dritten 12,099

Nach dieſer Beobachtung ſcheint demnach die Verduͤnſtung der fallenden Regentropfen geringer,*)Man ſieht hieraus, wie mich duͤnkt, daß die Anga - ben uͤber die Menge des gefallenen Regens unbeſtimmt ſind, wenn der Stand des Jnſtruments nicht nach Fußen angegeben iſt. Betraͤchtlich wird der Jrthum, wenn die Hoͤhe deſſelben uͤber der Oberflaͤche der Erde ſo betraͤchtlich iſt, als bey dem vortreflichen me - teorologiſchen Apparate zu Manheim. als der Niederſchlag der Feuchtig - keit aus der unteren Luftſchicht zu ſeyn, und der Vortheil unbedachter Gradirhaͤuſer kann, wenn die oberen Troͤge auch nie bedeckt ſind, noch groͤßer angenommen werden, als man ihn neuerlichſt berechnet hat.

Die vorzuͤglichere Guͤte und Schaͤrfe des Sonnenſalzes in Vergleich mit dem Siedſalze, iſt keine geringe Empfehlung der Sonnengra - dirung. Herr Spielmann fand, daß 1 Unze Saͤure aus jenem 12, eine aus dieſem nur 9 Quentchen Laugenſalz ſaͤttigten, eine ErfahrungC 5die42die allerdings auffallend iſt; indeß, da das Sied - ſalz mehrerer Salinen ſich ſo merklich unterſchei - det, kein allgemein geltendes Reſultat giebt. Zwar ruͤhrt die Verſchiedenheit des Siedſalzes nicht vom Gradiren auf Dornwaͤnden her, wie man wohl gar in aͤlteren Zeiten waͤhnte:*)S. des Geh. Raths und Salzgrafen J. C. von Dreyhaupts Preisſchrift von Verbeſſerung des Salzes, worin Gradirhäuſer große Pfannen und Steinkohlenfeurung als drey Haupturſachen ei - nes ſchlechten und ſchmierigen Kuͤchenſalzes betrachtet werden. aber das Verſieden einer allzuhochloͤthigen Soole, welche zu ſchnell gaar wird, und mehrere Umſtaͤnde beym Soggen des Salzes, haben einen entſchiede - nen Einfluß darauf.

So wie ſich, wie eben gezeigt, die Sonnen - gradirung bey unbedachten Lekwerken benutzen laͤßt, ſo kann man dieſe auch mit einer Art der Britſchengradirung vereinigen. Hierzu iſt eine ſinnreiche Vorrichtung auf dem churfuͤrſtlich ſaͤchſiſchen Salzwerke zu Altkoͤſen an der Saale getroffen. Die Soolenbehaͤlter unter der Dornwand ſind hier voͤllig verſchloſſen, ſo daß die Oberflaͤche der Soole nicht ſichtbar iſt. Die Bretter, welche ihnen zum Deckel dienen, laufen unter einem geringen Winkel gegen die Wandzu,43zu, an, und die Soole fließt, ſo wie ſie von den Dornen herabtraͤufelt, uͤber denſelben bis in ein Gerinne an den Seitenboͤden der Soolbehaͤlter, durch welches ſie ſich in dieſelben ergießt. Hier - durch geht zwar der Vortheil, daß die Sonne un - mittelbar auf die Baſſins wirkt, verloren, aber die Britſchengradirung erſetzt denſelben vielfaͤl - tig und gewaͤhrt noch groͤßere Vortheile. Denn 1) die Soole wird durch den Deckel der Behaͤl - ter vor Verunreinigung mancherley Art ge - ſichert. 2) die Verduͤnſtung nimmt zu, weil fließendes, bewegtes Waſſer ſchneller verduͤn - ſtet, als ſtehendes und weil (wenn man auch dies in Anſchlag bringen duͤrfte) der Deckel we - gen des Anlaufens mehr Flaͤcheninhalt, als der ſoͤlige Spiegel der Soole hat.

Dies ſind ohngefaͤhr die Hauptmomente des Gradirens. Neuere Vorſchlaͤge, das Ver - duͤnſten durch kuͤnſtliche Waͤrme zu vermeh - ren, Troͤpfelgradirungen in geheizten Zimmern vorzurichten u. ſ. f. ſcheinen bis jetzt noch zu we - nig ausfuͤhrbar, um ſie naͤher zu betrachten. Freylich wuͤrde dieſe Methode, bloß fuͤr hochloͤ - thige Soole angewendet (die man auf Lekwerken oft vergeblich repetirt, und die dabey einen ſehr betraͤchtlichen Soolenverluſt leiden) nicht allzu - große Gebaͤude erfordern, eine uͤberaus ſchnelleCon -44Concentrirung verſchaffen, und einen Theil der gewoͤhnlichen Gradirhaͤuſer entbehrlich machen; aber die Theuerkeit des Brennmaterials und die Schwierigkeit die Zimmer warm zu erhalten, und zugleich die geſaͤttigte Luft durch eine friſchere und und ungeſaͤttigte zu erſetzen, ſteht ihr entgegen.

Vielleicht naͤhert ſich Deutſchland einer Pe - riode, in welcher alle Gradirung auf Dornwaͤnden aufhoͤren kann. Sollte es gluͤcken, auch in dem noͤrdlichen Theile unſeres Vaterlandes einen Salzſtock*)S. Abhandl. über die Produkte des Mineral - reichs in den Preuß. Staaten. 1786. S. 89. zu entdecken, ſo wuͤrde man ſich des Steinſalzes zum Anreichern der Soole bedienen, ſo wuͤrden die (natuͤrlichen) Preiſe des Kochſal - zes fallen, einige Salinen eingehen, andere ſich heben u. ſ. f. Es giengen dann bey uns aͤhn - liche Revolutionen vor, als die waren, welche England erlitt, ſeitdem (1670) auf dem Land - ſitze des Sir William Madbury in Cheſhire das (fuͤr Großbrittannien, Holland und die balti - ſchen Laͤnder ſo wichtige) Salzfloͤz entdeckt, und dadurch die Kokturen zu North - und South - Shilds auf der oͤſtlichen Kuͤſte faſt gaͤnzlich vernichtet wurden. Ob aber die Spuren von Steinſalz, welche (wiewohl ſelten) inGyps45Gips*)S. Hrn. von Charpentiers Nachricht davon in ſeiner vortreflichen Miner. Geographie der Chur - ſächſ. Lande. S. 380. Außer den Schriften der Herren Wild und Struve uͤber den Urſprung der Salzquellen; ſ. auch Herrn Klipſteins intereſſante Abhandlung von den Wetterauer Salinen in ſeiner Beſchreib. des Vogelgebirges. 1790. S. 73 83 und 91 96. Uiberaus auffallend iſt es, beſonders wenn man die chemiſchen Verwandſchatsgeſetze beyder Saͤuren betrachtet, daß die Kuͤchenſalzſaͤure, welche das Steinſalz, die natuͤrlichen Soolen, das Meerwaſ - ſer, ja ſelbſt die vegetabiliſchen Stoffe (wie in den tau - riſchen und nordaſiatiſchen Steppen) in ſo ungeheurer Menge enthalten, unter ſo vielen Stein - und Metall - arten bisher nur in 2 oder 3 Gattungen, dem Horn - erze, dem Queckſilberhornerze, und dem Weißſpießglas - erze, entdeckt worden iſt, da hingegen die Schwefel - ſaͤure, welche ſich durch einen ſo großen Theil der feſten Erdmaſſe verbreitet, vergleichungsweiſe nur in ſo ge - ringer Menge außer Verbindung mit erdartigen oder metalliſchen Theilen vorkommt. oder dichtem Kalkſteine eingeſprengt ge - funden ſind, die nahe Gegenwart eines Salzſtocks erwarten, oder ob ſie vielmehr (weil chemiſche Gruͤn - de den gleichzeitigen Niederſchlag von Gyps und Steinſalz zweifelhaft machen) als ſekundaͤre Wir - kungen einer verduͤnſtenden Soole zu betrachten ſind, die Entſcheidung dieſer Frage iſt fuͤr den Hallurgen uͤberaus wichtig, gehoͤrt aber in das Gebiet der Geognoſie.

(Die Fortſetzung kuͤnftig.)

〈…〉〈…〉

Bergmaͤnniſches Journal.

Zweytes Stuͤck. Februar, 1792.

I. Verſuch uͤber einige phyſikaliſche und chemiſche Grundſaͤtze der Salzwerkskunde, von F. A. von Humboldt. (Beſchluß.)

Uiber das Verſieden der Soole.

Bey dem Verſieden der Soole in Pfannen, wenigſtens bey der Methode, welche bis - her faſt uͤberall befolgt wird, iſt die Verdam - pfung leicht, die Verduͤnſtung hingegen deſto ſchwieriger. Die aufſteigenden Daͤmpfe treten bey Beruͤhrung der kaͤlteren, aͤußeren Luft in ei - nen tropfbar fluͤſſigen Zuſtand zuruͤck, oder ver - dichten ſich dergeſtalt, daß ſie den ſchon ohnedies ſo ſchaͤdlichen Druck der Atmosphaͤre auf den Soolſpiegel vermehren und der ferneren Verdam - pfung deſſelben ſelbſt hinderlich werden. Sehr einfache Grundſaͤtze uͤber die Entbindung undBergm. Journal. B. 1. St. 2. CMit -98Mittheilung des Waͤrmeſtoffs koͤnnen dieſe Be - hauptung in ein helleres Licht ſetzen.

Die verſchiedenen Zuſtaͤnde eines Koͤrpers, Feſtigkeit, Fluͤſſigkeit und Elaſticitaͤt ſcheinen vorzuͤglich das Reſultat*)Vergl. Lavoiſiér Traité élém. 1789. Vol. I. p. 8. und die ſinnreiche Darſtellung der Urſache aller Fluͤſſigkeit in Hrn. Baaders Schrift vom Wärmeſtoff 1786. S. 201. Die oben genannten Kraͤfte ſchließen die vielmehr hoͤchſt wahrſcheinliche Mitwirkung anderer Subſtanzen, als des Lichtſtoffs, der Elektricitaͤt u. ſ. f. nicht aus, nur ſind dieſe letztern bisher noch ſo wenig ein Objekt chemiſcher Unterſuchung geweſen, daß man die Art, auf welche ſie dabey wirken, nicht genau an - geben kann. Auch wird es, glaub ich, das Schick - ſal jeder chemiſchen Nomenklatur ſeyn, ſo bald ſie karakteriſtiſche Benennungen einfuͤhrt, daß ſie unter mehrern palpablen und unpalpablen Stoffen, welche eine Erſcheinung begleiten, den erſteren eine Wirk - ſamkeit zuſchreibt, welche vielleicht den letzteren zu - kommt; eine Schwierigkeit, die fuͤr die rationale Na - turlehre um ſo groͤßer iſt, weil ſie die Exiſtenz ſo vieler ſpecifiſch verſchiedener Materien vorausſetzt u. ſ. w. dreyer entgegenge - ſetzter Kraͤfte, des Waͤrmeſtoffs, der Cohaͤ - ſion und des Drucks der Atmosphaͤre zu ſeyn. Der Waͤrmeſtoff entfernt die einzelnen Theile von einander und ſtrebt ſie zu zerſtreuen; die Anziehung vereint mit dem Drucke der Luft, wirkt ihnen entgegen und feſſelt ſie. Dies beweiſen die Phaͤnomene bey Erhitzung der Koͤr -per,99per, die Verdampfung aller Fluiden im luftlee - ren oder luftverduͤnnten Raume, wie auf hohen Gebirgen in den oberen Schichten der Atmos - phaͤre. Der Sprachgebrauch bezeichnet einer - ley Subſtanz in verſchiedenen Zuſtaͤnden mit verſchiedenen Namen, z. B. Eis, Waſſer, Dampf, (Dunſt Permanentes Waſſergas oder Luft?). Gewiſſe Subſtanzen kennen wir nur in Einem Zuſtande unter der elaſtiſchen Form, als: Kuͤchenſalzſaͤure, fluͤchtiges Laugenſalz, Kohlengeſaͤuertes Gas ꝛc. wahrſcheinlich weil die gewoͤhnliche Temperatur und der Druck der Atmosphaͤre ſie darinn enthalten.

Tropfbare Fluͤſſigkeiten (und mit dieſen beſchaͤftigen wir uns allein in der Halurgie) gehen daher, nach unſeren jetzigen Erfahrungen in Dampfform uͤber:

  • 1) durch Anhaͤufung des Waͤrmeſtoffs,
  • 2) durch Verminderung des Drucks der Athmosphaͤre.

Da dieſe Anhaͤufung des Waͤrmeſtoffs aber nur dadurch bewirkt werden kann, daß derſelbe aus einer andern Subſtanz in die zu verdampfende Fluͤſſigkeit geleitet wird, und da bey dieſem Uibergange viel Waͤrme verloren geht, ſo iſt hier noch zu betrachten, wie bey jeder Koktur:

G 23) die100
  • 3) die Leitung und Concentrirung des Waͤrmeſtoffs auf die zu verdampfende Fluͤſſigkeit.

1. Anhaͤufung des Waͤrmeſtoffs durch Entbindung deſſelben aus einer brennbaren Subſtanz. Ob die raͤthſelhaften Phaͤno - mene bey dem Verbrennen der Koͤrper nach der Stahlſchen, ehemals auch von Hrn. Mor - veau vertheidigten Theorie, die Annahme eines eigenen Brennſtoffs, des Phlogiſtons, noth - wendig machen, oder ob ſie nicht vielmehr in ei - ner Zerſetzung der Lebensluft durch den brenn - baren Koͤrper und einer dabey bewirkten Ent - bindung von Licht - und Waͤrmeſtoff aus die - ſer Lebensluft gegruͤndet ſind die Aufloͤſung dieſes Problems hat die ſcharfſinnigſten Scheide - kuͤnſtler unſrer Zeit beſchaͤftigt. Die ſchoͤnen Verſuche, welche die Herren Lavoiſier*)Traité élément. de Chimie, T. I. p. 57 und 35. T. II, p. 478. und Berthollet uͤber das Verbrennen dreyer einfacher (unzerſetzter) Stoffe, der Kohle, des Phos - phors und des Schwefels in verſchloſſenen Ge - faͤßen, und uͤber das daraus entſtandene Kohlen - geſaͤuerte Gas, die Phosphor - und Schwefel -ſaͤure101ſaͤure angeſtellt haben; die genaue Uibereinſtim - mung, welche ſich zwiſchen der Gewichtszunahme des verbrannten Koͤrpers und der Gewichtsabnah - me der ihn umgebenden Lebensluft findet; die neuen Erfahrungen uͤber die Verkalkung der Me - talle, die Zerſetzung des Waſſers und andre Thatſachen ſcheinen die antiphlogiſtiſche Lehre zu einem hohen Grade empiriſcher Gewißheit zu er - heben. Brennbare Koͤrper ſind daher ſolche, welche bey der jetzigen Temperatur unſerer At - mosphaͤre mit dem Saͤureſtoff (oxygene) noch nicht geſaͤttigt und daher der Zerſetzung der Le - bensluft (des Saͤureſtoffgas) dieſer Quelle von Licht - und Waͤrmeſtoff faͤhig ſind. Keine Na - turkraft bringt dieſelbe in ſo reicher Fuͤlle hervor, als die der vegetabiliſchen Organiſation, welche auf einem uns unbekannten Wege den Kohlen - ſtoff*)Wie dieſer Kohlenſtoff nach den ſinnreichen fuͤr die Technologie ſo wichtigen Verſuchen der Hrn. Lowitz (S. Crells chemiſche Annalen, 1788. B. 2 S. 38. 1790. B. 4. S. 390. 1791. B. 1. S. 494.) auf die Entfaͤrbung der Pflanzenſaͤfte wirkt, welche bisher nur bey Anhaͤufung des Saͤureſtoffs zu erfolgen ſchien, oder ob andere Subſtanzen dabey im Spiele ſind, wage ich hier nicht zu entſcheiden. aus der fixen Luft abſcheidet.

So viel und vielleicht ſchon zu viel von der allgemeinen Theorie des Feuers! Fuͤr den Tech -G 3niker102niker iſt es hinlaͤnglich zu wiſſen, daß die Le - bensluft, welche aber kaum den dritten Theil*)Das Verhaͤltnis iſt = 27: 100 und zwar in den flachen noͤrdlichen Laͤndern. So wie die Oberflaͤche der Erde unter verſchiedenen Zonen verſchieden iſt, ſo iſt es auch die Guͤte der Athmosphaͤre. Jn Sandwüſten und auf hohen Bergen iſt ſie, aus Mangel an Vege - tation und andern Urſachen, verdorben, auf dem Meere wegen Bewegung des Waſſers an Lebensluft reicher u. ſ. f. unſrer Atmosphaͤre ausmacht, zum Verbren - nen erforderlich iſt, und daß dieſelbe, (ſie mag nun dazu dienen, das Phlogiſton hervorzulocken, oder ſelbſt zerſetzt werden) durch das Verbren - nen der Koͤrper die Kraft das Feuer zu naͤhren, verliert. Auf dieſen beyden unbeſtrit - tenen Erfahrungen beruht der Nutzen des Roſts und der Windzuͤge.

Roſte ſind jetzt, da man ſich ſo allgemein gezwungen ſieht, auf die Erſparung des Feuermaterials zu denken, faſt allgemein fuͤr vortheilhaft anerkannt. (Doch fehlen ſie zu Nauheim, und, wenn ich mich nicht irre, auch bey der uͤbrigens ſo ſchoͤn eingerichteten Feurung zu Salz der Helden.) Die ausdehnende Kraft der Waͤrme kruͤmmt die Roſtſtangen, wenn ſie nicht, mit Knoͤpfen verſehen, durch den Rahmfrey103frey durchgehen und Spielraum haben. Dieſe einfache Vorrichtung iſt an wenig Orten benutzt. Daher, beſonders im weſtlichen Deutſchlande, die vielfaͤltigen Klagen uͤber gebogene Roſtſtan - gen, und, (weil der ſenkrechte Abſtand des Ro - ſtes vom Pfannenboden nicht gleichguͤltig iſt,) manches andere Hindernis der Koktur! Auch das Durchfallen der kleinen Kohlen durch weite Roſtſtangen iſt ſehr nachtheilig. Herr Scheidt ſchlaͤgt dagegen in ſeiner lehrreichen Preisſchrift von dem Baue der Salzpfannen einen doppel - ten Roſt vor. Jn Flandern habe ich denſelben mit vielem Vortheile ausgefuͤhrt geſehen. Auf der Hochfuͤrſtl. Waldeckiſchen Saline bey Pirmont iſt die Heerdſoole bey der einen Pfanne bloß mit wenigen ſchmalen Einſchnitten verſehen, wo - durch ſich der Kohlenverluſt zugleich aber auch der Luftzug, vermindert. Bey unſeren gewoͤhn - lichen horizontal-liegenden Roſten wird der Luftwechſel dadurch bewirkt, daß die untere kaͤltere Luft die obere, durch das Feuer verduͤnnte, verdraͤngt. Sollte dieſer Luftwechſel aber nicht beſchleunigt werden, wenn man bey unſeren Salinen die Vorrichtung nachahmte, welche ich in den Manufakturen zu Soho (in Warwik - ſhire) bey Birmingham ſahe? Der Roſt liegt dort nicht ſoͤlig, ſondern laͤuft unter einem Win -G 4kel104kel von mehrern Graden an. *)Wobey alſo ein Theil des Feuers dem Pfannenboden naͤher als der andere iſt ein Nachtheil, der die Feuerung unter den Pfannen, nicht die, unten zu erwaͤhnende, neben den Pfannen (durch Reverbera - tionen) trift. Uiber die mathematiſchen Gruͤnde des Luftwechſels unter und uͤber dem Roſte, ſ. Hrn. La - voiſier's wichtige Erinnerungen im Traité élément - T. II. p. 544. Die bewegte Luft ſtoͤßt dadurch unmittelbar in die Flamme.

Bey den Windzuͤgen, welche die Luft un - ter den Roſt leiten, iſt es uͤberaus wichtig, ob ſie ſich in dem Siedhauſe (Kothe) oder im Freyen oͤfnen. Die Luft im Siedhauſe hat, und wenn daſſelbe auch noch ſo geraͤumig iſt, aus bekann - ten Urſachen einen groͤßeren Antheil von Stick - luft und iſt daher weniger feuernaͤhrend, als die reine Luft der Athmosphaͤre. Daher ſind, wo es das Lokale erlaubt, ſolche Windzuͤge am vortheilhafteſten, welche die letztere herzufuͤhren, wie z. B. auf der Theodorshalle und Karls - halle bey Kreuznach (wo das Feuer von drey Luftzuͤgen zugleich angeblaſen wird, von denen einer parallel mit der langen, zwey parallel mit der kurzen Seite der Pfanne ſtreichen.)

2. Concentrirung des Waͤrmeſtoffs auf die verdampfende Fluͤſſigkeit. Die Oeko -nomie105nomie der Feurung bey techniſchen Arbeiten hat gewiſſermaßen in eben dem Grade zugenom - men, als die Entdeckungen uͤber die Natur des Waͤrmeſtoffs ſich allgemeiner verbreitet haben. Ehemals hielt man es fuͤr hinlaͤnglich, die Quantitaͤt der brennbaren Subſtanz zu ver - mehren, ohne auf den Zutritt der Luft zu ach - ten. Jetzt, da es durch vielfaͤltige Verſuche erwieſen iſt, daß nur bey Zerſetzung der (Lebens -) Luft durch jene brennbaren Subſtanzen Waͤrme - ſtoff frey wird, jetzt iſt auch fuͤr die ſchnelle Ent - bindung des Feuers genugſam geſorgt. Aber ein dritter, eben ſo wichtiger Vortheil, die Concentrirung dieſes entbundenen Waͤrme - ſtoffs auf das zu erhitzende Fluidum, wird noch wenig benutzt.

Einen undurchdringlichen fluͤſſigen Stoff, welcher ſich nach allen Seiten auszubreiten ſtrebt, und von mehreren (kaͤlteren) Koͤrpern umgeben wird, die alle eine Verbindung mit ihm einge - hen koͤnnen; einen ſolchen Stoff auf Einen die - ſer Koͤrper allein anzuhaͤufen, iſt bey dem Gleichgewichte (der Temperatur), welches alle ſuchen, ein uͤberaus ſchwieriges Problem. Es theilt ſich daſſelbe in Anwendung auf die Halur - gie in zwey verſchiedene Aufgaben:G 51) die106

  • 1) die groͤßtmoͤglichſte Menge Waͤrme - ſtoff in die Soole zu leiten, und
  • 2) die ihr einmal mitgetheilte Menge moͤglichſt ſo zu erhalten, daß ſie nur durch die aufſteigenden Daͤmpfe ab - ſorbirt wird.

Hauptmomente ſcheinen mir dabey, fuͤr die erſte Aufgabe: Groͤße des Schuͤrlochs, Zirkulir - gaͤnge, Anlaufen der Heerdſoole, Abſtand des Roſts vom Pfannenboden und Schie - ber im Rauchfange; fuͤr die zweyte: Groͤße der Siedpfannen und uneingemauerte Pfan - nenborden; fuͤr beyde zugleich: Runde Fi - gur der Pfannen, und das Material, aus dem ſie konſtruirt ſind. Jch habe dieſe vielleicht zu kleinlichen Abtheilungen vorzuͤglich darum gewaͤhlt, weil ſie eine Lehre vereinfachen, die man ſich ſehr haͤufig als verworren und ſchwierig denkt.

Durch das Schuͤrloch geht keine unbetraͤcht - liche Quantitaͤt Waͤrmeſtoff verloren. Seine Groͤße iſt durch ſeinen Gebrauch beſtimmt, ſein Verhaͤltnis zum inneren Ofenraum aber bey großen und kleinen Pfannen ſehr verſchieden. Bey den letzteren iſt der Verluſt an Waͤrme be - traͤchtlicher als bey den erſteren (LangsdorfsAn -107Anleit. zur Salzwerksk. S. 379.) Dieſer Nachtheil nimmt zu, wenn das Brennmaterial nicht auf einem Roſte liegt, Aſchen - und Schuͤr - loch vereint und, wegen des Luftzuges, unverſchloſ - ſen ſind.

Durch Zirkulirgaͤnge wird vorzuͤglich bey großen Pfannen, die Waͤrme laͤnger unter dem Pfannenboden erhalten, und gleichmaͤßiger in dem Fluidum vertheilt, wovon die Zeit der Koͤrnung und die Groͤße der Salzkriſtalle abhaͤngt. Die Herren Abich, Langsdorf, Scheidt und An - germann haben die Einrichtung der Zirkulir - oͤfen*)Zirkuliroͤfen mit zu ſchmalen Gaͤngen haben den Nach - theil, daß ſie ſich leicht mit Ruß anfuͤllen, wobey der zur Feuerung ſo unentbehrliche Luftwechſel geſtoͤrt und die Flamme durch eine verdorbene, mit Luftſaͤure ge - ſchwaͤngerte Luft gedaͤmpft wird. ſehr lehrreich und ausfuͤhrlich beſchrieben. Jch wundere mich, daß ich ſie in den Salinen laͤngſt der Kuͤſte der Nordſee) zu Oſtende, Ant - werpen ꝛc. deren Kokturen ſo allgemein geprie - ſen werden, nirgends bemerkte.

Die anlaufende Soole des Heerdes ver - engt die Zirkulirgaͤnge allmaͤhlig, damit die er - kaltende Luft, deren Elaſticitaͤt ohnedies abnimmt, in einen kleineren Raum eingeſchraͤnkt wird undeine108eine laͤngere Zeit hindurch auf dem Pfannenbo - den wirkſam bleibt.

Der Abſtand des Roſts von dem Pfannen - boden iſt fuͤr Holz - Torf - und Steinkohlenfeu - rung ſehr verſchieden. Bey der erſteren rechnet man ihn zwiſchen 2 Fuß 8 Zoll bis 3 F. 6 Z. bey den zwey letztern Arten etwa 1 F. 8 Z. bis 2 F. 4 Z. Je geringer derſelbe iſt, deſto ſtaͤr - ker iſt das Einſtroͤhmen des Waͤrmeſtoffs in die Soole, deſto ſchwaͤcher zugleich aber auch der Wechſel zwiſchen den unteren und oberen Luft - ſchichten im Ofenraume ein Minimum, das alſo ſehr genau begrenzt iſt.

Schieber im Rauchfange verhindern den allzufruͤhen Austritt der nach warmen (d. h. Waͤrmeſtoff abſetzenden) Luft. Schieber in Windzuͤgen ſind nuͤtzlich um die Staͤrke des Feuers zu mildern, und die Waͤrme der Soole zu modificiren. Eine ſehr bequeme Vorrichtung der letzteren Art findet ſich auf der Theodorshalle.

So ſehr aber auch ein kleines Schuͤrloch, Zirkulirgaͤnge, anlaufende Heerdſoolen ꝛc. die vortheilhafte Erwaͤrmung der Salzſoole befoͤr - dern, ſo bleiben doch noch andere Verhaͤlt - niſſe zu betrachten uͤbrig, auf deren Modifikation der Halurge kaum zu wirken vermag. Der(bey109(bey Zerſetzung der Lebensluft durch brennbare Koͤrper) freygewordene Waͤrmeſtoff ſtroͤhmt nicht etwa unmittelbar in die Soole, ſondern geht, in dem Momente ſeines Freywerdens, ſo - gleich eine neue Verbindung mit der noch unzer - ſetzten, das Brennmaterial umgebenden, ath - mosphaͤriſchen Luft ein. Dieſe Luft theilt ihn, da ſie den kaͤlteren Pfannenboden*)Wie genau die alten Phyſiker bereits auf dieſe Gegen - ſtaͤnde achteten, ſ. im Ariſtot. Problem. Sect. 24. n. 5. wo die Frage aufgeworfen wird, warum der Boden ei - nes Gefaͤßes, in dem Waſſer ſiedet, weniger heiß iſt? beruͤhrt, nach bekannten pyrometriſchen Geſetzen, der Fluͤſſig - keit mit, reißt aber auch wegen ihrer eigenen Elaſticitaͤt und wegen der theils durch dieſe, theils durch den Druck der kommunicirenden, aͤußeren Luftſchichten vermehrten Zirkulation keine unbe - traͤchtliche Menge**)Dieſer allerdings bedenkliche Umſtand ſcheint Hrn. Wild bewogen zu haben, in ſeinem geognoſtiſch - und techniſch-wichtigen Werke (Eſſay ſur la montagne ſali - fere du Gouvern. d'Aigle 1788.) die Zuggewölbe un - ter dem Heerde zu verwerfen. Sollte aber der Nach - theil dieſer Zuggewoͤlbe und des ſchnellen Luftwechſels nicht durch Zirkulirgaͤnge verringert, ja durch die Er - ſparung an Feuerungsmaterial, bey ſchneller Entbin - dung des Waͤrmeſtoffs, nicht uͤberreichlich erſetzt werden? davon durch den Rauch -fang110fang fort. Auch die Seitenwaͤnde des Ofens, ja die Heerdſoole oder der Roſt ſelbſt (es mag nun derſelbe von Eiſen, oder von Ziegeln kon - ſtruirt ſeyn) vermehren jenen Verluſt, indem ſie Waͤrmeſtoff verſchlucken. Dem Vorſchlage, eiſerne Oefen mitten in der Soole anzulegen, ſtehen, ob man gleich durch Roͤhren fuͤr Luftzug und Rauchfang ſorgen koͤnnte, viele andere Schwierigkeiten entgegen.

Der der Soole bereits mitgetheilte Waͤr - meſtoff wird theils durch die aufſteigenden Daͤm - pfe, (deren Capacitaͤt*)S. Crawfords Verſuche über die Wärme der Thiere. 2te Aufl. S. 381. ſich zu der des Waſſers = 1,00: 1,55 verhaͤlt), theils durch die Seiten - borden der Pfannen, und die ſie umgebende kaͤltere Luftſchicht, abſorbirt. Der erſtere Verluſt iſt nothwendig und beabſichtet, der zweyte aber moͤglichſt zu vermindern. Auf dieſer Vermin - derung beruht ein Hauptvortheil

Großer Pfannen. Denn zwey kleinere Pfannen haben, bey einerley koͤrperlichem Jnhalte mit Einer großen, mehr Bordenflaͤche, als dieſe, und entziehen der Soole daher eine betraͤcht - lichere Quantitaͤt Waͤrmeſtoff.

Jnhalt111
Jnhalt 96 K. F.
Zwey kleine Pfannen.Eine große Pfanne.
jede:
lang8 F.12 F.
breit6 8
tief1 1
Waͤrmeleitende Bordenflaͤche:
fuͤr beydefuͤr eine
56Quadratfuß40Quadratfuß
Differenz = 16Quadratfuß

Die bisherigen Erfahrungen uͤber den Unterſchied großer und kleiner Pfannen ſtimmen mit dieſen Grundſaͤtzen vollkommen uͤberein. Der Ver - luſt an Waͤrmeſtoff durch die Groͤße der Bor - denflaͤchen macht, andere Unbequemlichkeiten abgerechnet, die (vom Herrn von Beuſt einge - fuͤhrte) Stellung mehrerer Pfannen hinter einan - der eben nicht rathſam. Auf der Biſchoͤflich Speyeriſchen Saline zu Bruchſal ſtoßen fuͤnf, zu Theodorshall (wo die Soole jetzt 17loͤthig ver - ſotten wird) drey Pfannen an einander. Von jenen hat die groͤßte 20 F. im Gevierte, von dieſen iſt ſie 19 F. lang und 18 F. breit. Dievor -112vorderen Pfannen geben hier, weil ſie einer groͤßeren Hitze ausgeſetzt ſind, feineres Salz, kleinere Kriſtalle, als die hinteren.

Die vornehmſten Salinen Deutſchlands ſind jetzt faſt allgemein mit großen Pfannen ver - ſehen. Zu Allendorf befinden ſich unter 44 Pfannen (von denen die eine Haͤlfte mit Steinkohlen vom Weißener, die andere mit Holze gefeuert wird) zwey, welche 21 F. lang und 13½ F. breit ſind. Die loͤthige Soole wird hier bis auf 23 Loth gradirt, aber nur 18 loͤthig verſotten, weil man 14 loͤthige Soole zuſetzt. Dieſe Vermiſchung geſtattet die vortrefliche, in oͤkonomiſcher Hin - ſicht nicht genug zu empfehlende Waiziſche Vorrichtung der Siedſoolenbehaͤlter. Zu Karlshalle wird jetzt in zwey Pfannen geſotten, von denen (wie man mir angab,*)Nach der dritten von Hrn. Langsdorf bekannt ge - machten Probeſiedung gab eine Pfanne von 19 Fuß Laͤnge, 14 F. Breite, und 1 F. 4 Z. Tiefe, bey 391 Kubikfuß Buͤchenholz, von 16loͤthiger Soole 19 Achtel ( 260 Pf.) = 4940 Pf. Salz. Demnach ſcheint die obige Angabe etwas groß. die eine ein Werk von 27 Maltern ( 225 Pf.) = 6075 Pf. die andere, bey 18 F. im Gevierte, ein Werk von 35 Mltr. = 7885 Pf. liefert. Zu Nau - heim ſind 24 Pfannen, die mehreſten zu 18 F. Laͤnge113Laͤnge und 16 F. Breite. Sie liefern woͤchent - lich 3 Werke = 56 Achtel. Die beyden neuen ſehr vortheilhaft konſtruirten Salzpfannen zu Pyrmont (wo jaͤhrlich an 3000 Malter Salz*)Von dieſen 3000 Mlt. gehen nur 12 1400 Malter ins Fuͤrſtenthum Waldek; die uͤbrigen werden ins Os - nabruͤckiſche, Paderborniſche und Lippiſche und zwar in Säcken verfuͤhrt, zur Erſparung des Holzes zu Ton nen. S. Abh. über die Prod. des Mineralreichs in den Preuß. Staaten. S. 47. producirt werden) ſind 32 F. lang, 22 F. breit und 20 Zoll tief = 1173 K. F. Sie liefern Werke von 53 Malter. Die drey Pfannen zu Salz der Helden ſind 30 F. lang und 20 F. breit u. ſ. f.

So ſehr aber auch bey zunehmender Groͤße der Pfannen der Verluſt an Waͤrmeſtoff, welchen die Seitenborden verurſachen, abnimmt; ſo ſcheint es doch, als wenn dieſe Groͤße innerhalb gewiſſer Grenzen eingeſchraͤnkt ſey, die ſie nicht uͤberſchreiten darf. Die Konſtruktion der Pfannen beſtimmt dieſelbe weniger, als die Schwierigkeit durch den Feuersgrad, welchen wir zu erregen vermoͤgen, eine große Soolenmaſſe in ein gleichmaͤßiges Sieden zu bringen. Diegroͤß -Bergm. Journ. B. 1. St. 2. H114groͤßten, bisher verſuchten*)Brownrigg's Kunſt Küchenſalz zu bereiten mit (uͤberaus lehrreichen) Anmerkungen des Hrn. Heun, S. 105. Pfannen ſind wohl die zu Jnthal in Tyrol. Sie haben 48 F. Laͤnge, 34 F. Breite und 3 F. Tiefe (= 4896 K. F.) Ob dieſe das noch unbekannte Maximum der vortheilhafteſten Pfannengroͤße bereits er - reicht, oder gar uͤberſchritten haben, kann bis - her durch keine Rechnung gepruͤft werden weil es an phyſikaliſchen Verſuchen fehlt, welche die Data hergeben ſollten, und weil jeder Grad des Feuers (der ſchnellen Entwickelung des Waͤrmeſtoffs) durch neuentdeckte Mittel er - hoͤht gedacht werden kann. Sollte der Vor - ſchlag, eine Pfanne mit zwey Feuern zu ver - ſehen, nicht ausfuͤhrbar ſeyn?

Diejenigen Theile der Soole, welche den Pfannenborden am naͤchſten liegen, ſind, ſo ſehr auch die ganze Soolmaſſe durch die aufwal - lende Bewegung des Siedens unter einander gemiſcht wird, dennoch am ſchwerſten zu erwaͤr - men. Daher iſt es uͤberaus vortheilhaft, wenn bey Zirkuliroͤfen die letzten Gaͤnge die Seiten der Pfanne umſchließen. Die Soole empfaͤngt bey dieſer Vorrichtung auch von den Borden herneuen115neuen Waͤrmeſtoff, und dieſe, von einem waͤr - meren Medium umgeben, verlieren ihre lei - tende Kraft.

Wo Zirkulirgaͤnge gaͤnzlich fehlen, und nicht Lokalverhaͤltniſſe es verbieten, ſcheint es rathſam, die Seitenflaͤchen der Pfannen mit keiner Mauer zu umgeben, wie in den Salinen zu Bruchſal, Karlshalle, Alt-Koͤſen, Ant - werpen u. ſ. f. Die Urſache davon iſt in ſehr einfachen und genugſam bekannten pyrotechni - ſchen Lehren gegruͤndet.

Durch die runde Figur der Pfannen wird die Wirkung des Feuers verſtaͤrkt und der oben erwaͤhnte, bey jeder Feuerungsmethode ſo mannichfache Verluſt an Waͤrmeſtoff (man mag ihn nun vor ſeinem Uibergange in die Soole, oder nach demſelben betrachten) vermindert. Das erſtere folgt aus den ſelbſt fuͤr den Techniker wichtigen Geſetzen, welche Herr Lambert in ſei - nem Meiſterwerke, ſeiner Pyrometrie, vorge - tragen hat, und die keiner weiteren Erlaͤuterung beduͤrfen; das letztere aus der Betrachtung uͤber die waͤrmeverſchluckenden Ofenwaͤnde und Pfan - nenborden, deren Flaͤcheninhalt bey runden Pfannen verhaͤltnismaͤßig geringer, als bey den gewoͤhnlichen, viereckigen iſt. Auch werdenH 2dieſe116dieſe Grundſaͤtze, (die man in unſerem Vater - lande wohl noch nirgends befolgt) durch die Er - fahrungen der hollaͤndiſchen Saliniſten und durch die kugelrunden Braupfannen*)Die Braupfannen, in denen Porter gebraut wird, ſind vollkommene Kugeln von 12 18 Fuß im Durch - meſſer, die nach oben zu eine geringe Oefnung haben. Dieſe Geſtalt verſchaft nicht nur Erſparung an Brenn - material, ſondern die geiſtigen (ſich gasfoͤrmig entbin - denden) Theile, welche bey unſeren ofnen Braupfan - nen verfliegen, und deren Verfluͤchtigung die Schwaͤche des Biers vorzuͤglich bewirkt, werden auch dadurch er - halten. Jch wundere mich, daß dieſe einfache, von unſerer Brauart ſo voͤllig verſchiedene Vorrichtung in keinem technologiſchen Werke bisher deutlich beſchrie - ben iſt. der Englaͤnder beſtaͤtigt.

Ein uͤberaus intereſſanter und bis jetzt faſt ganz vernachlaͤßigter Gegenſtand der Halurgie, iſt das Material, aus welchem die Pfannen konſtruirt werden. So bald man daſſelbe bloß in Ruͤckſicht auf die Dauer und den Preis be - trachtet, ſo iſt ſeine Wahl nicht ſchwierig. Unter den vorgeſchlagenen eiſernen, (zinnernen!) ku - pfernen und bleyernen Pfannen ſind die letzteren die wohlfeilſten. Doch ſteht die Aufloͤslichkeit des Bleyes in der Salzſaͤure ihrem Gebrauche entgegen. Zwar ſoll nach Herrn von Juſti dasKuͤchen -117Kuͤchenſalz in bleyernen Pfannen groͤßere und ſchoͤnere Kriſtalle, als in eiſernen geben, zwar iſt das luͤneburger (auch in bleyernen Pfannen verſottene) Salz, nach der durch hohen Be - fehl 1733 veranlaßten Unterſuchung der luͤne - burger Stadtaͤrzte reiner und geſuͤnder, als das halliſche und allendorfiſche befunden worden*)Phyſ. ökonom. Auszüge. B. 7. S. 65. aber dennoch hat man aus Furcht vor vergiften - den Beymiſchungen die etwas koſtbareren, eiſer - nen Pfannen jetzt faſt uͤberall eingefuͤhrt. Ku - pferne, wie man ſie ehemals zu Frankenhauſen hatte, (und zinnerne, welche Herr von Juſti**)Chem. Schriften. B. 3. S. 116. vorſchlaͤgt) werden wegen ihres hohen Preiſes, die gegoſſenen eiſernen***)Langsdorfs Anleit. 1784. S. 376. aber, wegen ihrer ſchwierigen Konſtruktion nirgends zum Salzſie - den angewendet.

Die neuen Entdeckungen uͤber die verſchie - dene waͤrmeleitende Kraft der Koͤrper bieten dem Halurgen zugleich neue Vortheile dar. Wenn, wie eben gezeigt, die Groͤße der Pfan - nen bereits nicht gleichguͤltig fuͤr den Verluſt an Waͤrmeſtoff iſt, ſo verdient auch in dieſer Ruͤck -H 3ſicht118ſicht das Material, aus dem ſie verfertigt wer - den, eine genauere und ſtrengere Pruͤfung.

Der unſterbliche Franklin hat durch ſeine Verſuche die Aufmerkſamkeit der Phyſiker zuerſt auf dieſen, fuͤr die Kuͤnſte ſo vielverſprechenden Gegenſtand geleitet. Er theilte die Koͤrper in Beziehung auf den Waͤrmeſtoff, wie in Bezie - hung auf Elektricitaͤt, in leitende und nicht leitende Stoffe. *)Auffallend iſt es immer, daß die beſten Leiter der elektriſchen Materie, zugleich die beſten Waͤrmeleiter ſind. (S. Rozier Journ. de Phyſ. Oct. 1773. p. 276. und Hr. Achard im Goth. Magazin. B. 2. St. 2. S. 39.) Auch kommen, denk ich, beyde darin uͤber - ein, daß die Leitungskraͤfte bey verſchiedenen Tem - peraturen verſchieden ſind.Herr Mongé fuͤhrt in ſei - nem, ſo viel ich weiß, noch ungedruckten Tableau ſur les combinaiſons du Calorique dieſe Jdee ſehr ſcharfſinnig aus. Er betrachtet dar - innen alle Subſtanzen als:

Nicht-Leiter des Waͤrmeſtoffs oder ſolche, welche in Beruͤhrung mit warmen Koͤrpern denſelben ganz abſorbiren. Z. B. Eis, wenn es dem Schmelzen nahe iſt. Darauf gruͤn - det ſich der ſinnreiche Eisapparat der Herren(Wilke!)119(Wilke!) Lavoiſier und de la Place, und ihre Meſſungen der ſpecifiſchen Waͤrme.

Halbleiter*)Herr Volta unterſcheidet eben ſo Nicht-Leiter und Halbleiter der Elektricität. des Waͤrmeſtoffs, die den - ſelben theils abſorbiren, theils als ſenſible, freye Waͤrme durchlaſſen. Hieher gehoͤren die meiſten Koͤrper, unter denen die harzigen und glaſigen**)Auf dieſe Eigenſchaft des Glaſes gruͤndet ſich der Feuerſammler der Herren Sauſſure und Ducarla. (idioelektriſchen!) die ſchlech - teſten Leiter ſind.

Vollkommene Leiter des Waͤrmeſtoffs, wenn es welche gaͤbe, waͤren ſolche, die alle Waͤrme frey erhielten, und durch welche die Temperatur-Mittheilung am ſchnelleſten vor ſich ginge. Die Metalle (ſymperielektriſchen Stoffe!) kommen dieſem Jdeale am naͤchſten.

Denn ſie haben eine geringe ſpecifiſche Waͤrme, (werden bey einem geringen Aufwande von Waͤr - meſtoff ſtark erhitzt) und erkalten ſchnell. Die Leitungskraft der verſchiedenen metalliſchen Sub - ſtanzen ſelbſt iſt wiederum ſehr verſchieden, wieH 4die120die Verſuche der Herren Richmann,*)Comment. Petrop. nou. T. III. p. 309. Thomp - ſon**)Grens Grundriß der Naturlehre. S. 224. und Jngenhouß***)Vermiſchte Schriften. 1784. B. 2. S. 341. Aber leider! hatte der vortrefliche Mann aus Verſehen aus ſchoͤnen Verſuchen unrichtige Reſultate gefolgert, wie Herr Mayer auffand. Grens Journ. der Phy - ſik. 1791. H. 7. S. 30. lehren. Sie ſteht weder in geradem, noch umgekehrtem Verhaͤlt - niſſe zu ihrer Dichtigkeit; fluͤſſige Koͤrper leiten die Waͤrme nicht beſſer als feſte alles ſcheint auf der ſpecifiſchen, unentraͤthſelten Verſchiedenheit der Elemente†)Jch vermuthe aus den ſpecif. Waͤrmen der Metalle und Metallkalke, des Schwefels und der Schwefelſaͤure, der Kohle und fixen Luft ꝛc. daß die Saͤttigung einer und derſelben Subſtanz mit oxygene ihre Waͤrme-lei - tende Kraft vermindere. Die Entwickelung dieſer Jdee gehoͤrt an einen andern Ort. zu beruhen.

Tafelzu Seite 120
Tafel fuͤr die Waͤrme-leitende Kraft metalliſcher Subſtanzen.
Specifiſches GewichtSpecifiſche WaͤrmeRelative WaͤrmeWaͤrme-lei - tende Kraft
Eiſenroſt4,50000,25001,12500,8889nach meiner Berechnung.
Kupfer8,87600,11110,98610,8970nach Richmann.
Eiſen7,80760,12690,99070,9430nach Richmann.
Meßing8,39600,11230,94030,9430nach Richmann.
Gold19,04000,05000,95201,0504n. mn. Ber.
Silber10,00100,08200,82001,2195n. mn. Ber.
Zinn7,29100,06800,49571,5410nach Richmann.
Zink6,86200,09430,64701,5455n. mn. Ber.
Bleykalk8,94000,06800,60791,6474n. mn. Ber.
Spiesglas6,86000,08600,58991,6952n. mn. Ber.
Quekſilber13,58000,03300,46561,9700nach Mayer.
Bley11,44590,03520,40292,3138nach Richmann.
Wismuth9,86100,04300,42402,3584n. mn. Ber.
Das Waſſer angenom - men zu1,00001,00001,00001,0000

Vergleicht man die metalliſchen Subſtanzen mit einigen andern Stoffen, ſo er - giebt ſich ohngefaͤhr folgende Stuffenfolge:

Harzige Koͤrper Baumwolle [Athm. Luft,] Holzaſche Holz Schwefelſaͤure Eiſenroſt Kupfer Eiſen Meſſing Waſſer Gold Silber Salzſaͤure Kalkſtein Zinn Zink Bleykalk Spiesglas Quekſilber Bley Wismuth.

121

Herr Mayer zu Erlangen iſt neuerlichſt ſo gluͤcklich geweſen die Geſetze zu entdecken, nach denen man aus der Capacitaͤt (waͤrmebindenden Kraft) der Stoffe und ihrem ſpecifiſchen Gewichte die Leitungskraft finden kann. Seine ſcharf - ſinnigen Formeln ſtimmen genauer mit den Erfahrungen uͤberein, als es bey den, oft ſo ſchwankenden Angaben der Capacitaͤten zu er - warten war. (S. Mayer uͤber die Geſ. des Waͤrmeſtoffs. S. 257.) Jch habe dieſelben, in der beyliegenden Tafel, bey meinen Berech - nungen uͤber die Leitungskraft des Bleykalkes, Spiesglaſes ꝛc. zum Grunde gelegt. Wo di - rekte Verſuche mangeln, muß man ſich mit Zah - len begnuͤgen, die ſich der Wahrheit naͤhern. (Wenn ich das ſpecifiſche Gewicht = p, die ſpec. Waͤrme = c, die waͤrmeleitende Kraft = L ſetze, ſo iſt L = $$\frac{1}{pc}$$ alſo c = $$\frac{1}{pL}$$ oder p = $$\frac{1}{cL}$$ und aus L kann daher auch c gepruͤft werden.) Die ſpecifiſchen Ge - wichte habe ich nach Briſſon und Muſchenbroek, die Capacitaͤten nach Bergmann, Crawford und Lavoiſier angenommen; die relativen Waͤr -H 5men122men (= r) aber, wo ich ſie nicht berechnet fand, nach Wilkens Begrif davon (r = p c) ſelbſt hinzugefuͤgt.

Aus der oben mitgetheilten Tafel erſieht man leicht, wie wichtig fuͤr jede Koktur (Alaun - Salpeter - Vitriol - und Salzſieden, Bier - und Eſſigbrauen ꝛc. ) das Material der Pfan - nen iſt, deren man ſich bedient. Waͤre es, wie bisher allgemein geglaubt wurde, eine unbeding - te Nothwendigkeit, die Soole von unten her zu erwaͤrmen, ſo muͤßte, nach pyrometriſchen Grund - ſaͤtzen, eine vollkommene Salzpfanne aus zweyer - ley Subſtanzen verfertigt ſeyn. Der Waͤrme - ſtoff ſoll durch den Pfannenboden ſchnell in die Soole uͤbergehen, von dem Seitenborde hinge - gen ſo wenig als moͤglich abgeleitet werden. Dieſer muß daher ein mehr iſolirender, jener, der Boden, ein vollkommenerer Waͤrmeleiter ſeyn. Fuͤr dieſen waͤre Kupfer, fuͤr jenen Ei - ſen, oder (wenn die Aufloͤslichkeit deſſelben nicht davon abriethe) Bley am geſchickteſten.

Noch vortheilhafter ſcheint es mir, die Pfannenborden aus Holze zu verfertigen, und ſie entweder frey der Luft auszuſetzen, die einſchlech -123ſchlechter Leiter*)Doch im Siedhauſe ein beſſerer, vielleicht weil ſie dort nie ſehr trocken iſt, und von der ſtarken Leitungskraft des Waſſers participirt. Die Leitungskraft trockner Luft iſt (das Quekſilber zu 1000 angeſetzt) nach Hrn. Thompſon 80, die der feuchten Luft 330 d. h. wenn man das Waſſer = 1,000 nimmt, trockne Luft 0,255, feuchte Luft 1,054. Aus Gruͤnden, die ſich ebenfalls auf die Waͤrme-leitende Kraft der Koͤrper beziehen, rathet Herr Wild ſehr richtig daß die Oefen unter den Pfannen nicht unmittelbar auf die Erde geſetzt, ſondern mit Bögen unterzogen werden muͤſſen, damit ſie in ſo wenig Punkten als moͤglich die Erde beruͤh - ren, welche ein weit ſtaͤrkerer Waͤrmeleiter als die Luft iſt Auffallend, ja uͤberaus befremdend war es mir in der That, in der Allgem. Litteratur-Zei - tung (1791. n. 310. S. 368.) in einer uͤbrigens ſehr gründlichen und lehreichen Recenſion des Eſſay ſur la mont. ſal. du Gouy. d'Aigle jenen Rath des Herrn Berghauptman Wild fuͤr wenig nützlich erklaͤrt zu ſehen. Um etwas anzufuͤhren, heißt es dort, was Hrn. Wild überzeugen kann, daß die Theorie (von der Waͤrmeleitung) in der That einer weitlaͤuftigeren Unterſuchung bedarf, wollen wir von einer Menge von Fragen nur Eine herſetzen: Wenn man in ein Kohlenfeuer einen eiſernen Stab ſo legt, daß man ihn am andern Ende mit der Hand haͤlt, ſo wird derſelbe nach und nach ſo ſehr erhitzt, daß man ihn nicht mehr zu halten vermag; ſteckt man dies Ende in einen ganz genau einpaſſenden dichten Stein, der bequem zum Umfaſſen mit der Hand zugerichtet iſt, ſo iſt, oder falls ſie eingemauert werden ſollen, den Raum zwiſchen dem Holzeund124und der Mauer mit Holzaſche auszufuͤttern. So wie man bey den kleinen Walkerſchen Verſuchen uͤber das kuͤnſtliche Gefrieren die Gefaͤße durch Baumwolle iſolirt, ſo wird im Großen der Waͤrme - ſtoff durch die wenig leitende Aſche zuruͤckgehal -ten.*) ſo laͤßt ſich der, im Feuer liegende Stab viel laͤnger halten; giebt man ihm einen hoͤlzernen Griff, ſo wird der, im Feuer liegende Theil gluͤhend erhalten werden koͤnnen, ohne daß der Hand die Hitze unertraͤglich wird. Man koͤnnte hiernach ſagen, das Eiſen iſt ein ſtaͤr - kerer Waͤrmeleiter, als der dichte Stein, und dieſer ein ſtaͤrkerer als das Holz. Folgt aber hieraus, daß der, im Feuer liegende Theil des Stabes mehr bey Ein - ſteckung des ſteinernen Griffs und noch mehr bey Ein - ſteckung des hoͤlzernen erhitzt werde? Noch mehr, man laſſe das Ende des eiſernen Stabes in Waſſer eingrei - fen, und halte die Hand in dies Waſſer, man wird auch waͤhrend des Gluͤhens des, im Feuer liegenden Theils nichts von der Waͤrme des Waſſers empfinden: das Waſſer waͤre alſo der ſchwaͤchſte Leiter fuͤr die Waͤrme, und man braucht nun die wenigſten Kohlen, um dem Stabe eine verlangte Hitze mitzutheilen? Hr. Wild wird das ſelbſt bezweifeln. Die Quantitaͤt Waͤrmeſtoff, welche in dem einen Ende des eiſernen Stabes angehaͤuft wird, theilt ſich, weil alles nach Gleichgewicht der Temperatur ſtrebt, dem andern Ende, und durch dieſes der Luft, dem kaͤlteren Medium mit. Dieſe Mittheilung findet ſtatt, der Stab mag mit oder ohne hoͤlzernen Griff ſeyn. Da aber Holz und Eiſen bey einerley Figur und Groͤße wegen verſchiede - ner Capacitaͤt oder Affinitaͤt zum Waͤrmeſtoffe, in einer -ley125ten. Dieſen Vortheil, der manchem Empiriker ſehr geringfuͤgig ſcheinen wird, benutzt ſchon laͤngſt Herr Watt in ſeinen großen Manufak - turanlagen um Birmingham.

Aber

*)ley Mittel die Waͤrme nicht gleich geſchwind verlieren (denn auf den Begrif der Zeit der Erkaͤltung kommt es bey der Waͤrmeleitung vorzuͤglich an) ſo wird jene Mit - theilung bey beyden Subſtanzen ungleich, wie Ver - ſuche lehren, beym Holze langſamer, als beym Eiſen ſeyn. Beym hoͤlzernen Griffe wird daher in einem gewiſſen Zeitraume, der Verluſt an Waͤrmeſtoff und Kohlenauf - wande geringer ſeyn, durch welchen man dem Stabe eine verlangte Hitze beybringt faſt wie ich, um einem Koͤrper einen beſtimmten Grad von Elektricitaͤt beyzubringen, die Scheibe derſelben Maſchine weniger oft bey trockener als bey feuchter Luft herumdrehen muß. Daß in den einzelnen Verhaͤltniszahlen, welche die Leitungskraͤfte fuͤr verſchiedene Luftarten und Metallgeſchlechter ange - ben (wegen Unzuverlaͤſſigkeit einiger ſpecifiſchen Waͤr - me ꝛc. ) noch manches unrichtige ſeyn mag, gebe ich gerne zu. Daß aber Luft weniger als Steine, Holz weniger als Metall u. ſ. f. leiten, iſt wohl außer Zwei - fel, und den engliſchen Fabrikanten laͤngſt bekannt. Auch duͤrfte die Lehre von der Waͤrmeleitung und deren Einfluß auf den Waͤrmeverluſt des urſpruͤnglich erwaͤrmten Koͤrpers wohl kaum noch verwickelt, wenig bearbeitet ꝛc. heißen koͤnnen, ſeitdem Herr Mayer in Erlangen dieſelbe zu einem hohen Grade mathematiſcher Klarheit erhoben hat. S. deſſen Theo - rie der Erkaͤltungsexponenten in der Schrift über die Geſetze des Wärmeſtoffs. 1791. S. 228.

126

Aber die Feuerung auf einem Heerde unter - halb den Pfannen iſt nicht die einzig moͤgliche, vielleicht nicht einmal die vortheilhafteſte Me - thode, Salz zu ſieden. Wenn das Brennma - terial nach Herrn Arduini's Jdeen in oder neben der Pfanne angebracht werden kann, ſo verdient der ſchottiſche Vorſchlag, in ganz hoͤlzernen Pfannen zu ſieden, die groͤſte Aufmerk - ſamkeit. Leider! hat Herr Crawford auch in der neuen Ausgabe ſeiner Schrift uͤber das Feuer die wahrſcheinlich ſehr betraͤchtliche ſpecifiſche Waͤrme des Holzes nicht angegeben. Es war mir daher nicht moͤglich, ſeine Leitungskraft nach dem mayerſchen Geſetze zu beſtimmen. Sehr einfache Erfahrungen und die Konſtruktion unſerer gemeinſten Werkzeuge lehren uns aber, daß dieſelbe ſehr geringe iſt, oder daß ein heißer Koͤrper nur wenig Waͤrmeverluſt durch Holz lei - det. (Ein zinnernes oder eiſernes Gefaͤß iſt oft gluͤhend, wenn die Hand noch nicht durch die Waͤrme des hoͤlzernen Griffes verletzt wird. Bey eiſernen Haspelhoͤrnern frieren die Haspel - knechte mehr, als bey hoͤlzernen. Unſere Fuͤße leiden mehr und fruͤher Kaͤlte, wenn ſie auf Stei - nen ſtehen, als auf einem hoͤlzernen Fußboden, oder, um mit Franklin, ein recht einfaches Beyſpiel anzufuͤhren, wenn man ein StuͤckGold127Gold und ein Stuͤck Holz von gleichem Gewichte und Groͤße an eine Flamme haͤlt, ſo muß man das Gold fruͤher hinwerfen, als das Holz, wenn dieſes gleich ſchon am andern Ende mit hellen Flammen brennt, u. ſ. f.)

3. Verminderung des Drucks auf die zu verdampfende Fluͤſſigkeit. Fluiditaͤt iſt nach den oben entwickelten Grundſaͤtzen (vor - zuͤglich) das Reſultat dreyer ſich entgegen wir - kender Kraͤfte, des Waͤrmeſtoffs, der Cohaͤſion und des Drucks der Athmosphaͤre. Wenn da - her der Waͤrmeſtoff durch brennbare Koͤrper haͤufig aus der (reinen) Luft entbunden, wenn er in die zu verſiedende Fluͤſſigkeit ſchnell uͤber - gegangen und mit moͤglichſter Sparſamkeit auf dieſelbe concentrirt iſt ſo wird die Verdam - pfung doch nur langſam geſchehen, wenn nicht zugleich auch der Druck auf das Fluidum gemin - dert iſt. (S. Antiphlog. Anmerk. zu Kir - wan. 1791. S. 31.)

Dieſer Druck hat bey dampfenden Soolen eine zweifache Urſache, in der athmosphaͤri - ſchen Luft und in den nicht aufſteigenden, ſich zerſetzenden Daͤmpfen, dem Schwaden.

Die erſtere Urſache ſcheint bisher faſt ganz uͤberſehen zu ſeyn, und da man den Nachtheil,den128den ſie hervorbringt, nicht kannte, ſo war man auch wenig auf ihre Hinwegraͤumung bedacht. Schon Papin, deſſen große Entdeckungen fuͤr die wiſſenſchaftliche und techniſche Chemie gleich wichtig waren, kannte (ums Jahr 1673) die geringe Temperatur, bey der Waſſer und Wein - geiſt im luftleeren Raume zu ſieden anfangen. Fahrenheit bemerkte, was Amontons entgan - gen war, daß der Siedpunkt bey verſchiedenem Barometerſtande verſchieden ſey, und le Mon - nier und Secondat de Montesquieux beſtaͤ - tigten dieſe Bemerkungen durch Erfahrungen*)Baader vom Wärmeſtoff. 1786. S. 191. Geh - lers Phyſ. Wört. Th. 4. S. 48. auf den Gipfeln der Pyrenaͤen. Jn neueren Zei - ten haben die Herren de Luc, Sauſſure**)Recherches ſur les modif. de l'athmosphère. T. II. §. 857. Eſſais ſur l'hygrom. Eſſ. III. §. 186. und Lavoiſier die ganze Lehre von der Wir - kung des Drucks der Athmosphaͤre auf ſie - dende Fluͤſſigkeiten durch ihre ſo mannigfaltig - abgeaͤnderten und ſinnreichen Verſuche aufs ein - fachſte dargeſtellt. Selbſt der gewoͤhnliche Waſ - ſerhammer, ein phyſikaliſches Spielwerk, die Verdampfung des Quekſilbers im Barometer (Pictet Verſuch uͤber das Feuer. 1791. S. 147.) und die, von Franklin erfundene,luft -129luftleere Roͤhre mit zwey, halb mit Weingeiſte gefuͤllten Kugeln, in denen das Fluidum ſchon durch die natuͤrliche Waͤrme der Hand ſiedet, ge - ben ſehr uͤberzeugende Beweiſe davon.

Sonderbar genug, daß man von dieſen Er - fahrungen, welche die Phyſiker in den letzten Jahrzehnden ſo lebhaft beſchaͤftigten, noch immer keine nuͤtzliche Anwendung fuͤr die Kuͤnſte gemacht hat! Und doch iſt wohl kaum ein Vortheil zu erſinnen, durch den eine groͤßere Erſparung an Brennmaterial bewirkt werden koͤnnte, als die Verduͤnnung der Luft uͤber der zu ver - dampfenden Fluͤſſigkeit. Bey allen Kokturen gebrauchen wir, (wenn ich mich eines Ausdrucks der Alten*)Ariſtot. de ſpiritu c. 9. (Op. omn. 1606. T. II. p. 1082.) bedienen darf) den Waͤrmeſtoff als ein Werkzeug. Wer wird ein Werk - zeug aber nicht ſo anzuwenden ſuchen, wie es die groͤßte Wirkung leiſtet? Der menſchliche Scharfſinn hat in den Kuͤnſten bisher ſchon ſo manche Schwierigkeit uͤberwunden, die ſich wei - ter ausſehenden Planen entgegenſtellten, daß die Moͤglichkeit einer ſolchen Luftverduͤnnung im Großen wohl nicht zu bezweifeln iſt. Aeltere Entdeckungen muͤſſen den Weg zu neueren bahnen.

KoͤnnteBergm. Journ. B. 1. St. 2. J130

Koͤnnte die Elaſticitaͤt der aufſteigenden Daͤmpfe ſelbſt die Luftverduͤnnung uͤber den Sool - ſpiegel bewirken? Man denke ſich uͤber der Pfanne ein halbes Kugelgewoͤlbe, welches ſich blos nach oben zu durch ein mit Gewichten be - ſchwertes Ventil oͤfnet. Die Daͤmpfe werden ſich ſo lange in dem Gewoͤlbe anhaͤufen, bis ſie den Druck der athmosphaͤriſchen Luft + dem der Gewichte auf das Ventil uͤberwinden, dann das Ventil oͤfnen, den groͤßten Theil der athmosphaͤriſchen Luft gewaltſam mit ſich aus - treiben u. ſ. f. Dieſer Jdee (welche ſich nach dem Muſter der Wilkiſchen Luftpumpe frey - lich noch weiter ausbilden ließe) ſtehen vielfaͤl - tige Hinderniſſe im Wege Hinderniſſe, welche in der Konſtruktion eines ſolchen Gewoͤlbes, in der fruͤhern Zerſetzung der Daͤmpfe durch die Ca - pacitaͤt des luftleeren (allzu luftduͤnnen) Raums, in der Verſperrung der Pfanne u. ſ. w. liegen. Das ſicherſte Mittel zur Luftverduͤnnung ſcheint bis jetzt die Wirkung des reinen (nicht im Dampfe enthaltenen) Waͤrmeſtoffs ſelbſt, oder die des Feuers, wenn es in einer Flaͤche mit dem Sool - ſpiegel angebracht wird.

Der Druck der Atmosphaͤre auf die Pfan - nen wird durch den der Daͤmpfe vermehrt, und ſo wie der Siedpunkt auf der Thermometerſkaledurch131durch[Verduͤnnung] der Luftſchichten faͤllt, ſo ſteigt er hingegen durch Verdickung derſelben. Die Daͤmpfe, welche aus der Soole aufſteigen, er - heben ſich vermoͤge ihrer Elaſticitaͤt bis in den Schwadenfang. Hier kommen ſie mit der kaͤlte - ren Luft in Beruͤhrung und theilen derſelben eine gewiſſe Quantitaͤt des freygewordenen Waͤrme - ſtoffs mit. Der noch uͤbrig gebliebene hat nicht Dehnkraft genug, die Waſſertheilchen im gas - foͤrmigen Zuſtande zu erhalten, und ſie zerſetzen ſich. Die oberen zerſetzten Daͤmpfe, welche erſt im tropfbaren Zuſtande dem Auge ſichtbar werden, hindern die unteren, ſich emporzuheben, und ſtoͤhren dadurch die Verdampfung der Fluͤſſig - keit. *)Uiber dieſen und andere Gegenſtaͤnde der Halurgie hat Herr Doktor Girtanner uͤberaus ſcharfſinnige und intereſſante Unterſuchungen angeſtellt, deren oͤffentliche Bekanntmachung ſehr lehrreich ſeyn wuͤrde.Dieſer Nachtheil des Schwadens uͤber der Soole iſt jedem Sieder hinlaͤnglich bekannt. Jch will mich bemuͤhen, die verſchiedenen Mittel zu pruͤfen, durch welche man denſelben zu ver - ringern oder gar zu vernichten ſucht.

Alle deutſche Salinen ſind mit einem Schwadenfange verſehen, der piramidaliſch zu - laͤuft. Die Daͤmpfe werden darin aus dreyer - ley ſehr verſchiedenen Urſachen zerſetzt: a) durchJ 2Beruͤh -132Beruͤhrung mit der kaͤlteren Athmosphaͤre, eine Beruͤhrung, welche unvermeidlich, bey ei - nem ſchnellen Luftwechſel aber weniger ſchaͤdlich iſt. b) durch Anhaͤufung in dem oberen engen Raume des Schwadenfanges. Die waͤſſerich - ten Theile werden durch den elaſtiſchen Waͤrme - ſtoff in einem gewiſſen Abſtande von einander ge - halten, der ſein Groͤßtes und Kleinſtes*)Mayer a. a. O. S. 55. hat, das ſie, ohne Zerſetzung, nicht uͤberſchreiten duͤrfen. Dieſes Uiberſchreiten geſchieht aber, wenn die Daͤmpfe in einen engen Raum zuſam - men gepreßt und verdichtet werden; ſie treten da - bey in den Wirkungskreis ihrer gegenſeitigen Anziehung und werden tropfbar. c) durch Beruͤhrung mit den piramidal-zulaufenden (und daher entgegenſtehenden) Seitenwaͤnden des Schwadenfanges. Die Daͤmpfe theilen dieſen, da ſie eine ungleiche Temperatur haben, von ihrem Waͤrmeſtoffe mit, und zerſetzen ſich wie in den obigen Faͤllen.

Dieſe drey Urſachen wirken natuͤrlich an der Muͤndung des Schwadenfanges am meiſten und verſperren deshalb den unteren Daͤmpfen den Ausgang. Niedrige und nicht allzu enge Schwadenfaͤnge (Langsdorf a. a. O. S. 453.) haben133haben einen geringeren Nachtheil. Doch gehoͤrt die vortheilhafteſte Bauart derſelben ohnſtreitig zu den ſchwierigſten Aufgaben der Halurgie. *)Jch muß hier noch eines Vorſchlages erwaͤhnen, den Schwaden durch eine mit Windfluͤgeln verſehene Welle uͤber der Pfanne in den Schwadenfang zu jagen.

Die Hollaͤnder befolgen (wenigſtens in den Salinen laͤngſt der weſtlichen Meereskuͤſte) eine Theorie, die der unſrigen gerade entgegenge - ſetzt iſt. Sie verſchließen den Raum uͤber der Pfanne, wo bey uns der Schwadenfang ſich oͤf - net, mit einem Tonnengewoͤlbe, und laſſen die Daͤmpfe ihren Ausgang durch eine Seitenoͤfnung, von etwa 2Quadratfuß, ſuchen. Dieſe Vorrichtung fand ich in Flandern und an dem Ausfluße der Schelde. Die Daͤmpfe verbreiten ſich hier gleichmaͤßig durch das ganze Siedhaus, und druͤcken daher nicht ausſchließlich auf den Soo - lenſpiegel. Sie beruͤhren die aͤußere kaͤltere Luft an einem Orte, wo ihre Zerſetzung weniger ſchaͤdlich iſt. **)Dieſen letzteren Vortheil gewaͤhrt auch der Vorſchlag, den Schwadenfang nicht über der Pfanne, ſondern ſeitwaͤrts anzubringen. Dagegen aber haͤufen ſie ſich, (weil ſie ſchneller aus der Pfanne aufſteigen, als ſie durch die enge Seitenoͤfnung entwiſchenJ 3koͤnnen)134koͤnnen) dergeſtalt an, daß ſie durch Verdich - tung tropfbar werden. Das ganze Koth iſt meiſt mit einem dicken Nebel erfuͤllt, der alles verfinſtert und die Reſpiration aufs aͤußerſte er - ſchwert. Von den, bey dem Schwadenfange an - gefuͤhrten drey Urſachen der Dampfzerſetzung wirkt hier alſo vorzuͤglich nur eine, (Preſſung in einem engeren Raume,) aber dieſe ſo lebhaft, daß unſere vaterlaͤndiſche Methode mir vorzuͤglicher, als die hollaͤndiſche zu ſeyn ſcheint.

Auch in den neuen ſchottiſchen Salinen wird der Raum uͤber den Pfannen verſchloſſen, der Luftwechſel aber durch ein ſehr einfaches Mit - tel befoͤrdert. Beyde Waͤnde des Siedhauſes, welche den langen Borden der Pfanne parallel laufen, ſind durchbrochen, und mit ſchmalen, ſoͤ - ligen Oefnungen verſehen. Durch dieſe Oefnun - gen ſtreicht ein friſcher Luftzug uͤber dem Sool - ſpiegel hin, und verjagt den aufſteigenden Schwa - den. Waͤhrend des Soggens muͤſſen ſie aus bekannten Urſachen verſchloſſen werden.

Die ſchnelle Vertreibung der Daͤmpfe und viele andere nicht minder wichtige halurgiſche Vortheile ſcheint die Erwaͤrmung der Soole durch Reverberirfeuer zu gewaͤhren. Dieſe ſinnreiche Methode, welche der beruͤhmte, umdie135die Vervollkommnung der techniſchen Chemie ſo uͤberaus verdiente Herr von Born noch kurz vor ſeinem Tode verbreitete, ſchreibt hoͤlzerne, uͤber - woͤlbte Pfannen und eine Heerdſoole vor, die zur Seite und zwar in gleicher Flaͤche mit ih - nen angebracht iſt. Die Flamme ſtreicht hier unmittelbar uͤber der Fluͤſſigkeit hin, von einem Pfannenborden bis an den gegenuͤberſtehenden, wo ſich der Rauchfang befindet. Die Daͤmpfe, ſtatt, wie bisher, von einem waͤrmeren Medium in ein kaͤlteres zu ſteigen, und ſich ſichtbar (als Schwaden) zu zerſetzen, erheben ſich in eine waͤrmere Region, vermehren ihre Elaſticitaͤt durch neu empfangenen Waͤrmeſtoff, und entzie - hen ſich ſchnell dem Auge. Die Luftſchicht uͤber der Pfanne ſelbſt wird durch das Reverberirfeuer verduͤnnt, und die, der Soole einmal mitge - theilte Waͤrme durch die hoͤlzernen Pfannen con - centrirt.

Alle Vortheile, welche das neue Verfahren hoffen laͤßt, gruͤnden ſich daher auf a) Erſpa - rung am Aufwande fuͤr die Pfannen, b) Ver - minderung des Drucks der Athmosphaͤre und der Daͤmpfe, und c) auf die geringe waͤrmeleitende Kraft des Holzes. Ob dieſe Hoffnungen alle erfuͤllt werden koͤnnen, oder ob unvorhergeſeheneJ 4Schwie -136Schwierigkeiten*)Kann die bisher fuͤr vortheilhaft befundene große Breite der Salzpfannen auch beym Reverberirfeuer beybehalten werden? Jch glaube, daß dieſe Frage be - jahet werden darf, da bey gehoͤrigem Luftzuge eine Flamme 6 7 und mehr Ellen fort ſtreicht. Auch ſcheinen, da der Verluſt an Waͤrmeſtoff ſich auf das Material und die Groͤße der leitenden Bordenflaͤchen zugleich bezieht, kleinere hoͤlzerne Pfannen vortheil - hafter, als groͤßere eiſerne zu ſeyn. Die Wirkung eines Reverberirfeuers, wobey die Flamme den zu er - waͤrmenden Koͤrper unmittelbar beruͤhrt, und eine ſo große Maſſe von Lebensluft (der alleinigen Quelle des Feuers) zerſetzt wird, iſt uͤberaus groß. So wer - den z. B. auf der churfuͤrſtl. Seigerhuͤtte zu Gruͤnthal beym Groß-Gahrmachen, wo die Flamme Elle lang blaͤſt, an 50Ctn. Kuͤhnſtoͤcke, bey einem Aufwande von nicht mehr als $$\frac{11}{12}$$ Schragen $$\frac{9}{4}$$ ellichtes Fichtenholz, 16 Stunden lang, in Fluß erhalten (1 Schragen betraͤgt 3 Klafter = 486 Kub. Fuß.) ſie in der Ausfuͤhrung verei - teln, muͤſſen Verſuche im Großen entſcheiden.

Noch ſind einige andere Umſtaͤnde, die faſt bey jeder Methode der Koktur eintreten, zu be - trachten uͤbrig. Da der Siedpunkt einer Fluͤſſigkeit oder die Menge von Waͤrmeſtoff, die ſie aufnehmen kann, ehe ſie in Dampfform uͤber - geht, hauptſaͤchlich von dem Drucke abhaͤngt, den dieſelbe leidet; ſo muͤſſen die unteren Soolſchich - ten auch einen hoͤheren Siedpunkt haben, alsdie137die oberen. Durch die Bewegung des Siedens ſelbſt erhaͤlt aber das ganze Fluidum einerley Temperatur. Der Waͤrmeſtoff*)Mayer a. a. O. S. 62. , welcher den aufſteigenden Daͤmpfen ihre Elaſticitaͤt giebt, wird nicht dem Waſſer, ſondern unmittelbar der Feuerquelle, die ihn frey macht, entzogen, und die unteren Soolſchichten verdampfen nur darum fruͤher, weil ſie (wenn der Heerd unter der Pfanne iſt) dieſer Feuerquelle am naͤchſten ſind. Je tiefer eine Pfanne iſt, deſto mehr werden die un - teren Schichten von den oberen gedruͤckt, deſto mehr Waͤrmeſtoff muͤſſen ſie bis zum Siedpunkte abſorbiren,**)Dieſer Druck und dieſe Erhoͤhung des Siedpunktes ſind hier zu erwaͤgen, nicht aber der Umſtand, daß flache Pfannen der aufloͤſenden Luft mehr Oberflaͤche darreichen. Denn beym Sieden kommt es hoͤchſtens auf Verduͤnſtung der Daͤmpfe, nicht auf Verduͤnſtung der Fluͤſſigkeit ſelbſt an. Lavoiſier Traité élém. T. II. p. 433. deſto groͤßer iſt der Aufwand an Brennmaterial oder umgekehrt, je niedriger die Seitenborden, deſto ſchneller die Verdampfung. Schade nur, daß bey flachen Pfannen, wenn ſie ein großes Volumen Soole faſſen ſollen, auch der Umfang ſo betraͤchtlich zunimmt, mehr oft, als daß das Feuer, welches wir zu geben ver -J 5moͤgen,138moͤgen, die ganze Fluͤſſigkeit bis zum Siedpunkte gleichmaͤßig erwaͤrmen koͤnnte.

Geſalzenes Waſſer verlangt zum Sieden uͤberdies eine groͤßere Jntenſitaͤt des Feuers als reines, und dieſe Jntenſitaͤt ſteigt mit der Hoch - loͤthigkeit der Soole. Herr Lambert hat den Siedpunkt des Meerwaſſers auf 218 Grad Fahrh. beſtimmt. Aber dieſe Angabe iſt vieldeutig, da der Salzgehalt*)An der norwegiſchen Kuͤſte enthaͤlt das Meerwaſſer , bey Cumberland $$\frac{1}{40}$$ ſeines Gewichts an Kochſalze. (Bergmanns phyſ. Erdbeſchr. Th. 1. S. 360.) An den deutſchen Kuͤſten iſt der Salzgehalt noch nicht gehörig erforſcht, und doch waͤre dieſe Unterſuchung in mancherley Ruͤckſicht intereſſant. Jn dem Seewaſſer bey Ritzebuͤttel an der Nordſee, welches Herr Heyne zu Hamburg, ein gelehrter und arbeitſamer Che - miker, auf meine Bitte analyſirte, ſind in 1 Pfunde (buͤrgerlichen Gewichts) außer Glauberſalz, Selenit und luftſaurer Bittererde 184⅜ Gran Kochſalz und 46 Gran ſalzſaure Bitterde aufgeloͤſt. Das ſpecifiſche Gewicht beſtimmte Herr Heyne auf 1,021632. (Jch wog im September 1790 Seewaſſer, das ich in S. O. der Jnſel Helgoland in ofnem Meere geſchoͤpft hatte, und fand es = 1,032064.) des Meerwaſſers ſo verſchieden iſt. Herr Gadolin bemuͤhte ſich durch vielfaͤl - tige Verſuche**)Crawford über die Wärme der Thiere. 1789. S. 359. die ſpecifiſche Waͤrme der Soolebey139bey verſchiedenem Verhaͤltniſſe des Waſſers zum Salze zu unterſuchen. Er fand

  • bey Salze, die Capacitaͤt = 0,932
  • $$\frac{2}{10}$$ = 0,873
  • $$\frac{3}{10}$$ = 0,824

wenn die Capacitaͤt des reinen Waſſers = 1,000 geſetzt wird. Aber alle dieſe Unterſuchungen ſind noch zu unvollkommen, um auf beſtimmte Re - ſultate zu fuͤhren.

Jch beſchließe hiermit dieſen rohen Verſuch uͤber einige chemiſche und phyſikaliſche Grundſaͤtze der Halurgie. Da ich einzelne, wie ich glaubte, noch nicht deutlich entwickelte Lehren einer Theo - rie, nicht aber eine Theorie ſelbſt entwerfen wollte, ſo wird es dieſer Abhandlung wohl nicht zum Vorwurfe gereichen, daß ſie manches, der Aus - uͤbung naͤher liegende abſichtlich uͤberging, und ſich dagen oft mit Gegenſtaͤnden beſchaͤftigte, die Viele in das weite Gebiet unnuͤtzer Spekulatio - nen verweiſen, deren Unterſuchung mir aber wich - tig und vielverſprechend fuͤr die Zukunft zu ſeyn ſchien. Die wiſſenſchaftliche Bearbeitung ei - ner Kunſt befolgt uͤberdies eine Methode, die vonder140der der Ausuͤbung ſelbſt voͤllig verſchieden iſt. Bey jener muͤſſen Grundſaͤtze aus allen verwand - ten Wiſſenſchaften geſammlet, Erfahrungen der Phyſiker mit den techniſchen verglichen, jeder auch noch ſo geringfuͤgig ſcheinende Umſtand be - obachtet werden; dieſe hingegen, die Methode der Ausuͤbung muß, wenn ſie ihren Zweck nicht verfeh - len will, nicht zu aͤngſtlicher Unentſchloſſenheit fuͤh - ren ſoll, einen entgegengeſetzten Weg einſchlagen. Sie muß, wenn die Verfahrungsart einmal ge - waͤhlt iſt, ſich gleichſam auf ein Objekt iſoliren, mehr auf Lokalverhaͤltniſſe, als auf allgemeine Spekulationen Ruͤckſicht nehmen, ſich durch kleine Umſtaͤnde nicht zerſtreuen laſſen, geringere Vor - theile den groͤßeren aufopfern u. ſ. f. Durch dieſe Anſicht der Dinge iſt dann der Streit zwi - ſchen dem Theoretiker, der oft ſo ungeſtuͤm Be - lehrung aufdringt, und dem Praktiker, der ſich ihr oft ſo abſichtlich entzieht, von ſelbſt entſchieden; ein Streit, welchen die unerfuͤllten Verſprechun - gen der einen, und die ungerechten Forderungen der anderen Parthey veranlaßten, ja zum Scha - den leider bis jetzt noch unterhalten.

Eine falſche, nicht durch Erfahrung un - terſtuͤtzte Theorie ſchadet im buͤrgerlichen Leben mehr, als alle Unwiſſenheit in wiſſenſchaftli - chen141 chen Grundſaͤtzen. Die Theorie muß aus der Praxis entſtehen, noch beſſer waͤre es, wenn ſie in der Praxis ſo verſteckt bleiben koͤnnte, daß daß ſie immer als Syſtem erſchiene. *)S. das philoſophiſche Werk des Herrn Profeſſor Büſch über Staatswirthſchaft und Handlung. B. 2. S. 17.

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TextVersuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde
Author Alexander von Humboldt
Extent93 images; 15352 tokens; 4332 types; 114908 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic information Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. Alexander von Humboldt. . I+92 S. 1792. Bergmännisches Journal (1) pp. 1-46, 98-384..

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LanguageGerman
ClassificationAbhandlungen in Zeitschriften, Sammelbänden etc.; ready; avh

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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