PRIMS Full-text transcription (HTML)
Neue Berliniſche Monatſchrift.
Elfter Band:.
Jaͤnner bis Junius 1804Berlin und Stettin,bei Friedrich Nicolai.
4077. A. v. Humboldt.

7. Hr Oberbergrath von Humboldt.

Statt fernerer Briefe, hat das Publikum, zu - folge der letzten Nachrichten, unſern beruͤhmten Landsmann ſchon ſeit dem Ende des abgewiche - nen Jahrs in Europa perſoͤnlich ſelbſt vermu - thet. Seine Zuruͤckkunft iſt indeß aus triftigen Gruͤnden und mit weiſer Vorſicht verzoͤgert, die Zeit aber im geringſten nicht unnuͤtz fuͤr die Wiſſenſchaften hingebracht worden. Ruhige Be - ſonnenheit und feuriger Eifer verbinden ſich in dem ſeltenſten Grade in dieſem ſeltenen Mann.

Er hat am 23 September 1803 wieder an ſeinen Hrn Bruder den Kgl. Preußiſchen Ge - ſandten in Rom geſchrieben, aus Mechvakan in Neu-Spanien (oder in der Provinz Mexiko). Er ſetzt nun ſeine Abreiſe aus Amerika weiter hinaus, als in ſeinen fruͤheren Briefen. Theils richtete das Schwarze Erbrechen in Veracruz noch viele Verheerungen an; theils hielt es ſchwer, und werde auch (meint er) ſo bald nicht moͤglich ſein, ein gutes Schif zu bekom - men. Jn beiden Punkten wolle er aber erſt408Mai 1804.voͤllige Sicherheit abwarten, eh er ſeine Ruͤck - kehr nach Europa antrete, welches alſo wohl bis zum Fruͤhjahr des gegenwaͤrtigen Jahrs anſtehn koͤnne. Uebrigens genoß er, und ſein Reiſege - faͤhrte Hr[Bonpland], der beſten Geſundheit. Heil ihm! und Heil uns, wenn wir ihn lieber etwas ſpaͤter, als minder wohlbehalten wiederſehn! Vielleicht durchſchift er itzt ſchon den Ozean. Moͤgen alle gute Winde den mit ſolchen Kenntniſſen und ſolchen Schaͤtzen aus der andern Welt Heimkehrenden geleiten!

Der unermuͤdliche Forſcher befand ſich[da - mals] (gegen Ende vorigen Septembers) auf einer Reiſe im noͤrdlichen Theile Neuſpaniens, welche ſchon zwei Monate dauerte, vorzuͤglich der Vol - kane wegen. Dieſe, ſowie uͤberhaupt die Be - ſchaffenheit unſers Erdballs im Großen und ſo - genannt Kleinen, zogen waͤhrend ſeiner ganzen langen Wanderung immer beſonders ſeine Auf - merkſamkeit an ſich (man ſ. ſeine Briefe in der Monatſchrift, unter andern Julius und Auguſt 1803). Jtzt iſt er mit ſeinem Gefaͤhrten in den Schlund des noch brennenden Berges bei Tor - cello bis auf 70 Klaſter hinunter geſtiegen, und nur noch 15 Kl. von dem Feuerboden des Kra - ters entfernt geweſen. Der itzt genannte Vol - kan im Mexikaniſchen entſtand erſt am 29 Sep -4097. A. v. Humboldt.tember 1759. Unſer Reiſender verſichert, vor - zuͤglich durch die Unterſuchung deſſelben befrie - digende Aufſchluͤſſe uͤber die Natur der feuer - ſpeienden Berge erhalten zu haben.

Der uͤbrige Jnhalt beſtand meiſt in Wie - derholung der fruͤheren Berichte, die er oͤfter meldet, weil ſo viele Briefe verloren gehn, und er nicht wiſſen kann welcher gerade ankommen wird. Das iſt auch in ſeinen Schreiben an An - dere der Fall. So ſteht itzt wiederum in den Pariſer Annales du Muséum national d'Hi - ſtoire naturelle ein, jedoch aͤlterer, Brief des Hrn Alexander von Humboldt, wie ſchon einmal an Herrn Delambre (man ſ. Oktober 1803 Nr 1). Alles was der itzige enthaͤlt, iſt aus den vorigen von uns mitgetheilten Briefen dem Deut - ſchen Publikum bereits hinlaͤnglich bekannt; bis auf eine merkwuͤrdige Nachricht von den Suͤdamerikaniſchen Krokodilen. Eine anatomi - ſche Entdeckung unſers Reiſenden uͤber dieſe Thierart ſtand ſchon einmal kurz erwaͤhnt Mo - natſchr. Junius 1802 S. 453. Hier werden aber hoͤchſt wichtige Unterſuchungen erzaͤhlt, die er an ganzen Haufen, man koͤnnte ſagen eingefang - nen Heerden, lebendiger Krokodile gemacht hat, und dabei die verſchiedenen Arten dieſer grauſa - men Thiere in Suͤdamerika angegeben. Wann410Mai 1804.werden wir von den Aegyptiſchen eben ſo ge - naue Nachrichten erhalten?

Der gedachte Theil des Humboldtſchen Schrei - bens in den Franzoͤſiſchen Annalen wird den Le - ſern im naͤchſtfolgenden Stuͤcke mitgetheilt wer - den, da es itzt an Raum dazu gebricht; uͤberſetzt und mit Anmerkungen verſehn von Hrn Gehei - menrath Karſten, dem wir auch den angefuͤhr - ten Brief im Oktoberheft verdanken.

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About this transcription

TextH[err] Oberbergrath von Humboldt [an W. v. Humboldt].
Author Alexander von Humboldt
Extent5 images; 570 tokens; 392 types; 4192 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic information H[err] Oberbergrath von Humboldt [an W. v. Humboldt].. Alexander von Humboldt. . I+4 S. 1804. Neue Berlinische Monatschrift (1) pp. 407-410.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationWissenschaftliche Abhandlungen in Form gedruckter Briefe; ready; avh

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T09:48:46Z
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