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Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuſs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Aus dem Jahre1853. Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften.
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Unter den vielen scharfsinnigen und überaus gründlichen Ar - beiten, mit denen in der neueren Zeit mein Freund, der Professor Göppert zu Breslau, die Geognosie bereichert hat, nimmt die Arbeit über die noch wunderbaren, vegetabilischen, im Bernstein enthaltenen Reste, welche ich die Freude habe, heute der Königli - chen Akademie zu überreichen, einen sehr ehrenvollen Platz ein. Sie schlieſst sich an Herrn Göppert's eben so sorgfältige Untersu - chungen über die Flora des Übergangs-Gebirges, der Steinkohlen - Formation und der Tertiär-Gebilde an. Die sichere botanische Be - stimmung der specifischen Charactere, und die physiologische Be - trachtung der Holzgewebe geben diesen so erfolgreichen Bestre - bungen eine Wichtigkeit, die hauptsächlich aus der klareren Einsicht in die Folge und Aneinander-Reihung der verschiedenen Vegetations - Epochen der Vorwelt entspringt. Der Bernstein bezeichnet die7****450letzte Phase solcher Organisations-Umwandelungen auf dem Erd - boden. Nach Untersuchung der groſsen Sammlungen des Ober - lehrers Menge und des verstorbenen Dr. Behrend zu Danzig, und der vielen vom Prof. Göppert selbst, in Schlesien bis zu 1350 Fuſs Höhe gesammelten Bernsteinstücke findet der letztere 163 er - kennbar verschiedene Pflanzen-Arten, unter denen wenigstens 30 Species der jetzigen Vegetation der temperirten und den Polar - kreisen nahen Zonen zugehören. Thuja occidentalis, Andromeda hypnoides aus Labrador und Unalaschka, Libocedrus chilensis sind erkannt worden. Der Bernstein, ein durch Fossilisation verändertes Fichtenharz, ist nicht das Product einer Conifere (Pinites succini - fer), sondern gehört wohl 8 verschiedenen Coniferen aus den alten Abietineen - und Cupressineen-Wäldern an. Ich wünsche sehr, daſs es die Zeit gestatten möge, daſs die Königliche Akademie aus der, für die Geognosie, wie für die Geschichte und Geographie der Pflanzen, so wichtigen Abhandlung des Professors Göppert sich wenigstens die, aus den Untersuchungen über die Bernstein-Flora gezogenen Folgerungen vorlesen lasse; auch gebe ich die Hoffnung nicht auf, daſs die Bernstein-Flora mit Kupfern ausgestattet von Göppert und Menge wird erschei - nen können, als neuer Beweis deutschen Fleiſses und deutscher Gründlichkeit.

Potsdam, den 24. Juli 1853. Alexander von Humboldt.

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About this transcription

Text[Humboldt an Encke, Begleitschreiben zu einem Ms. von H. R. Göppert]
Author Alexander von Humboldt
Extent3 images; 329 tokens; 221 types; 2573 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic information [Humboldt an Encke, Begleitschreiben zu einem Ms. von H. R. Göppert]. Alexander von Humboldt. . 3 Verlag der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu BerlinBerlin1853. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin pp. 449-450.

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LanguageGerman
ClassificationWissenschaftliche Abhandlungen in Form gedruckter Briefe; Wissenschaft; Physik; ready; avh

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:48:38Z
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