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Doctor Martinus Luther Auguſtiners vnterricht auff etlich artickel die im vonn ſeynen abgun̅ern auff gelegt vn̅ zu gemeſſen werden. 1519

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Allen die diſzen Brieff ſehen / hoᵉren / vnnd leſzen / Entveut ich Martinus Luther Auguſtiner czu Witten- bergk meyn vnterthenigen dienſt vnnd armſz gepett.

Es iſt fur mich kuᵉmmen / wie das ethliche menſchen meyne ſchrifft / ſunderlich / die ich mit den gelerten / nah der ſcherffe gehandelt / dem eynfeltigen volck felſchlich / eynbilden / vnnd mich in ethlichen artickeln vordechtig machen / das auch ettlich ſonſt im glaubenn bawfellich durch ſulche eynbildung vorvrſacht / ſchimpflich reden von der liebe̅ heylge̅ furbit / vom fegfeur / von gute̅ wer cken / faſten / beeten / etc. vonn der Roᵉmiſchen kirchenn gewalt / alſz ſolt das alles nichts ſeynn / Der halben ich / ſzo vil mir muᵉglich / den ſelbigen ſchedlichen czungenn begegen vnd mich vorkleren muſz. Bit eyn iglich frum Chriſten menſch / wolt mich recht vornehmen / vnd den ſelben meynen vngepeten dolmetſchern / nit mehr dan mir ſelbs glauben.

Von der lieben heyligen furbit.

Sag ich vnd halt feſt mit der ganczen Chriſten- heyt / das man die lieben heyligen eeren vn̅ anruffen ſol Dan wer mag doch das widerfechten / das noch heutti- gis tagis / ſichtlich / bey der lieben heyligen Corper vnd greber / got durch ſeyner heyligen namen wunder thut: Das iſt aber war / vnd habs gesagt / es ſey nit Chriſten- lich / das man geiſtliche notdurfft nit mehr adder vlyſſi ger / dan die leypliche / bey den lieben heyligen ſucht. Wa findt man iczt eynen heylige̅ / der vmb gedult / glau ben / liebe / keuſcheyt vnd ander geyſchliche guttere / wirt angeruffen als Sant Anna / vmb reychtumb. Sant Lo- rencz vor das fewr. Der vmb eynn boᵉsze peyn / Der vmb dicz der and̅ vmb dz / Nit dz alſz zu vorwerffen ſey / ſund̅ das eyn Chriſten menſch die geiſtlichen mehr achte̅ ſolt dan die gutter / die er ſicht auch den thirern / vn̅ heyden gemeyn. Daruber ſeynd etlich ſzo nerriſch / dz sie meyne̅ die heyligen haben eyne macht / adder gewalt / ſulchs zua2r thun / Szo ſie doch nuᵉr vorbitter ſeind. Vnd alles durch got allein getha̅ wirt. Darumb ſol man ſie ſzo anruffen / vnnd eeren / das man got durch ſie anruffe vnnd eere / wie p̅s 31. Memento domine Dauid gedenck got an Dauid / vn̅ aller ſeiner ſanfftmuᵉtigkeit. Alſzo auch Mo- ſes / vor got anczeugt. Abraham / Jſaac vnnd Jacob / vnd die Chriſtenliche kirche in yhrenn gepetenn das ſelb gar wol leret.

Von dem Fegfeur

Sol man feſt glauben / vnnd ich weyſz das war iſt / das die armen ſeelen vnſegliche peyn leyden / vn̅ ma̅ yn helffen ſchuldig iſt / mit Beeten / faſten / almoſzen vn̅ was man vormag. Was aber die peyn von art ſey vnd ob ſie alleyn zur gnugthuung adder auch zur beſſe - runge diene / weyſz ich nit / vn̅ ſag noch das das niema̅t gnugſam weyſz. Drumb ſolt man das got befelen vnnd nit claffen vnd auſſchreyn alſz were man deſſelbe̅ gewiſz Vnſz iſt nit mher befolen / dan yhn zu helffen / got wils alleyn wyſſen wie er mit yhn handlet. Auch das man mit ablaſz / ynſz fegfeur rauſchen wil vnd alſzo mit gewalt / in gottes heymlich gericht fal- len / hab ich nicht wyſſen / vn̅ noch nit weysz zuerhaltenn adder zu beweren / glaubſz wer do wil / ich wils nit glau- be̅ / Es werd dan basz beweyſſet / dar durch hab ich / ob got wil / das fegfeur / nit vorleugnet.

Von Dem Ablaſz.

Iſt gnug eynem gemeynen man czu wiſſen / das ablas ſey entledigung der gnugthuung fur die ſunde / Szo doch das es gar vil geringer iſt / dann gutte werck ſeynn gepotenn vnnd wyr ſchuldig czuthun / Ablas ist frey vn̅ wilkoᵉrig / ſundiget niemant / der es nit loᵉſzet / vordienet auch nichts der es loſzet. Drumb ſzo ye- mant eynem armen me̅ſchen nit gibt / adder ſeynem neg ſtenn nit hilfft / vnd doch meynet ablaſz czu loſſen / thut nit anders / dan das er got vnd ſich ſelb ſpottet Er thutA ija2vdas nit / das got gepoten hat / vn̅ thut / das ym niemant geboten hat. Was mehr vonn ablas zu wyſſen iſt / ſol man den gelerten yn den ſchulen laſſen / vn̅ an diſzen vor ſtand ſich gnugen laſſen.

Von Den Gepoten Der heyligen Kirchen.

Gottes gepot ſol man vber der kirchen gepot achten / wie das golt vnd edel geſteyn vber das holcz vn̅ ſtroe / alſz der Apoſtel lautet. . Co.3. Vnd ſol yhe keynes vorachten. Drumb wann du ſichst / das eyner ſchweret / flucht affcerredt adder ſeynen nechſten nit hilfft / ſzo ſol- tu gedencken vnd wiſſen / das der ſelb vil erger iſt / dan der fleyſch am freytag iſſet / adder die gepote̅ faſten bri- cht. Da durch hab ich anczweyffel / gute wercke nit wid- derradten / Sundernn die rechtenn guten werck denn geringern furczogen. Alſzo hab ich geſagt / das ein groſze vorkerunge iczt in der werlt iſt / das ma̅ gottis gepot ga̅ cz vorachtet / Vnd die weyl ſich mit menſchlichen rechtenn vnd wercken deckt / vnnd nuᵉ den Pabſt vnd ſeyne wort / weyt mehr furcht dan got vnnd gottis wort. Vnnd wan ich das ſage / ſzo ſpricht ma̅ / ich widderſtreb dem Pabſt vnnd geyſtlichen gerecht / wollen aber nit hoᵉren / das ſie got ſelb vn̅ ſeynen gerecht vnuerſchampt widderſtrebe̅ Siht ma̅ eyne̅ ebrecher / reuber / lugener / ſzo iſt es nichts ſunderlich ſo er ein koſtlich pater noſter tragen kan / eyn eygen willige faſten halten / adder etwan eyn beſondern heyligen eert. Szo aber yemant fleyſch eſſe am freytag adder den heyligen tag nit feyret / adder ſonst eyn kirchen̅ gepot nit helt / der muſz erger ſeyn dan eyn heyde / wa̅ er gleych todte̅ auff wecken kund / alſzo hubſch gleyſſen die gepot vnd werck der menſche̅ / gottis gepot / vnd gottiss werck / sicht man durch eynen finſtern nebel an. Drumb ſag ich noch / Ma̅ ſol beyderley gepot hal - ten / doch mit groſzem vleyſz vnterſcheyde̅ / dan ob ſchon keyn gepot der kirchen were / Kund man doch wol frum ſeyn / durch gottis gepot. Wan aber gottis gepot nach-a3r bleybt / ſzo iſt der kirche̅ gepot nit anders / dan eyn ſched licher ſchand deckel / vnd macht auſzen eyn guten ſcheyn do inwendig nichts guts iſt. Der halben iſt auch meynn rad / das man der kirchenn gepot eyns teyls ablegt ynn eynem Concilio / auff das man gottis gepot auch eyn mal ſcheynen vnd leuchten lieſz / dan mit den lichten vie ler gepot / hat man dem tag gotlichs gepots / gar nah / die augen auſuz gelaucht.

Von Den Guten Wercken.

Hab ich geſagt / vnnd ſage noch / das niemant kan frum ſeyn / vnnd wol thun / es mach yhn den gottis gnaden czuuor frum / vn̅ durch werck / niema̅t frum wirt Su̅ndern gute werck geſchehn allein / durch den / der frum iſt / gleich wie die fruchte machen nit den Baum / Sun dern der baum brengt die frucht. Vnd als Chriſtus ſagt ein boeſzer baum bringt nymer eyne gute frucht / der hal - ben alle werck / wie gut ſie ſeind / wie huᵉbſch das ſie gley ſzen / ſo ſie nit auſz gnaden flieſze̅ / ſeynd ſie vmbſunſt / nit den gottis geſchehn / belonet gott czeythlich mit reych- tu̅b / eere / ſterck / gewalt / freud / fru̅tſchafft / ku̅ſt / vorſta̅d etc. Aber das ewige leben erlangen ſie nit. Das alles hab ich prediget / widder die / die allein des euſzern wercks / ſcheyn angeſehen / das gut nennen / das gar offt poſz iſt vor gott / dannn got nah dem herczen nit nah dem ſcheyn der wercken richtet / Das iſt ſzo vill ge- ſagt / Gott will / das wir an vns ſoln vorcweyffelnv / vnd an allen vnſzerm leben vn̅ wercken / auff das wir erken - nen / das wir mit allen vnſzern beſten wercke̅ / vor ſeyne̅ augen nit muᵉgen beſtehen / ſundernn̅ alleyn auff ſeyne grundloſz gnade vn̅ barmherczickeit vns vortroſten vn̅ alſzo yn furchten wandeln̅ / vnd vnſzers guten lebens zu- uorſicht fallen laſſen. Sich die werck / vnd das leben / die auſz solchem forchtsamen demutigen herczen geſchehn / ſeynd gut / vnd nit die / die auſzwendig ſscheynen gut / wieA iija3vgroſz / vill / wunderlich ſie ſeynd / an ſolchen grund vnnd meynu̅g geſchehn / Das wil der ſpruch des pſalters. Be- neplacitum eſt dn̅o etc. Gott hat eynn herczlichs wolge- fallen an den / die ſich vor yhm furchten / vnnd doch auff seyne barmheczickeyt sich vorlaſzenn. Dann̅ aber furcht man ſich / wan man erkennet / das wir fur ſeyne̅ gericht nit beſteen mugen / vnd darumb vom gericht czur gna- den thron fligen / mit David ſprechen. Herr gott handel nit mit gericht / gegen deynem diener / dan es mag keyn lebendig menſch recht erfunden werden / fur deyne̅ auge̅ Alſzo widderumb eyn miſzfallen hat got an den / die ſich ſicher wiſſen / vn̅ auff yhre gute werck pochen. Sich die ſelben freyen / ſichere / hoffertige gute werck hab ich vor- worffenn / auff das ich (wie die ſchrifft) leret / das die forcht gottis ſey das haupt gut vn̅ ganczes weſzen / eyns weyſzen frumen menſchen / vn̅ alle weyſzheyt vnnd gute werck / dan rechtſchaffen ſeynd / wan man ſich yn den ſel ben vor gott furcht / vn̅ ſeyner gnade̅ begeret / das heyſt principiu̅ ſapientie timor dn̅i / die forcht gottis iſt das heubt vn̅ gancz vormuᵉgen aller weyſzheyt vn̅ frumkeyt. Nu merck / ob ich guthe werck vorpote̅ habe adder nit / dan̅ die forcht gottis / iſt eyne gnade gottis / vnd hatt ſie niemant von yhm ſelber / darumb ſeynd alle gute werck poſze werck / wo die gnade vnd forcht nit iſt.

Von der Roᵉmiſchen Kirchen.

Das die Roᵉmiſche kirche von gott / fur allen an dern geeret ſey / iſt keyn zweyfell / dan̅ do ſelb Sa̅ct Peter vn̅ Paul / xlvi. bebſte / darczu vil hu̅dert tauſent martirer yhr blut vorgoſzen / die hell vnd werlt vbirwunden / das man wol greyffen mag / wie gar eynen beſondern auge ̅ blick / got auff die ſelb kirchen habe. Ob nu leyder es czu Rom alſzo ſteht / das wol beſſer tuchte / ſzo iſt doch die / vn̅ keyn vrſach ſzo groſz / noch werden mag / das ma̅ ſich von der ſelben kirchen / reyſzen adder ſcheyden ſoll / Ja yhe vbeler es do zugeht / yhe mehr man zulauffen vn̅a4r anhangen ſoll / dan̅ durch abreyſzen adder vorachtenn wirt es nit beſſer. Auch ſol mann gott vmbsteuffels willen nit laſſen / nach die vbrigen frumen / vmb des bo ſzen hauffen willen meyden. Ja vmb keynerley ſund ad̅ vbel / das man gedencken ader nennen mag / die lieb zur trennen / vn̅ die geyſtliche eynickeyt teylen / dan̅ die lieb vormag alle dinck / vn̅ der eynickeyt iſt nichts zu ſchwer / Es iſt eyne ſchlechte liebe vnnd eynnickeyt / die ſich leſzt frembde ſunde czur teylenn. Was aber die gewalt vn̅ vbirkeyt Roᵉmiſches ſtuels vormag / vn̅ wie ferne ſich dieſelb ſtreckt / laſz die gelerte̅ auſzfechten / dan / daran der ſeelen ſelickeyt gar nichts ge legen / vnd Chriſtus ſeyne kirche / nit auff die euſzerliche / ſcheynbare gewalt vnd vbirkeyt / adder eynige zeytliche dingk / die der werlt / vn̅ wertlichen gelaſſen iſt / ſund yn die ynwendige lieb / demut / vn̅ eynickeyt geſeczt vnd ge- grundet hatt. Daru̅mb die gewalt / ſey wie ſie ſey / groſz ader kleyn / gancz vber all / adder eyns teyls / ſol ſie vnns gefallen / vnnd wir zu friden ſeyn / wie ſie got auſzteylet gleich wie wir czu friden ſeyn ſollen / wie ander czeyt- liche guter / eere / reychtumb / gunſt / kunſt etc. auſzteylet / alleyn der eynickeyt ſoln wir acht nemen / vnnd beyleib nit wider ſtreben Bepſtlichen gepoten. Sihe nuᵉ hoff ich / es ſey o̅ffenbar / dz ich der Roᵉ- miſchen kirchen nichts nemen will / wie mich meyne lie- ben frundt ſchelten / dz ich myr aber / etliche heuchler nit gefallen laſſe / du̅ckt mich ich thu recht daran / vnd ſolle mich nit vor waſſerblaſſen zu thodt furchten. dem heyli gen Roᵉmiſchen ſtuel / ſoll man yn allen dingen folgen / doch keynem heuchler nymer gleubenn.

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About this transcription

TextUnterricht auf etliche Artikel: a digital edition
AuthorLuther, Martin, 1483-1546; Knappe, Hans.
Extent 7 pages of printed text. Note: complete
ResponsibilityEdited by Linus Ubl.
EditionTaylor edition
SeriesTaylor Editions: Reformation Pamphlets
Additional notes

Transcribed from: Taylor Institution Libraryshelfmark ARCH.8o.G.1519(11/1). Images scanned from Taylorian shelfmark ARCH.8o.G.1519(11/1).

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This is a facsimile and transcription of Doctor Martinus Luther Augustiners vnterricht auff etlich artickell die im vonn seynen abgūnern auff gelegt vn̄ zu gemessen werden.. Luther, Martin, 1483-1546. [Erfurt : Hans Knappe the Elder], 1519. It is held by the Taylor Institution Library (shelf mark: ARCH.8o.G.1519(11/1)).

The transcription was encoded in TEI P5 XML by Linus Ubl.

About the source text

Bibliographic informationDoctor Martinus Luther Augustiners vnterricht auff etlich artickell die im vonn seynen abgūnern auff gelegt vn̄ zu gemessen werden.. Luther, Martin, 1483-1546; Knappe, Hans. [Hans Knappe the Elder], [Erfurt] : 1519.
Languageger

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Editorial principles

Diplomatic edition. Abbreviations are kept, as are blank spaces/indentations to keep the layout as close as possible to the original. Obvious misprints (for example the missing blank space in line 4) are emendated.

Publication information

Publisher
  • Taylor Institution Library, one of the Bodleian Libraries of the University of Oxford,
Imprint 2018.
Identifiers
  • Aleph 012755503
  • ORA ***put link to ORA data url here***
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