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Eyn Sermon von dem Ablaß vnnd gnade durch den wirdigen̄ doctorn̄ Martinū Luther Augustiner zu Wittēbergk gemacht. 1

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Eyn Sermon von dem Ablaß vnnd gnade / durch den̄ wirdigen̄ doctorn̄ Martinum Luther Augustiner zu Wittenbergk geprediget.

Czum Ersten solt yr wissen / das eczlich2 new lerer / als3 Magister Sentē. S. Thomas vn̄ yhre folger gebē d pusz4 drey5 teyl / Nemlich die rew / die peycht / die gnugthuung6 / Vn̄ wiewol diszer vnderscheyd7 nach yrer meynung / schwerlich adder8 auch gar nichts9 / gegrundet erfunden10 wirt in der heyligenn schrifft / noch11 in den alten heyligen Christlichen lerern̄ / doch wollē wir das ycztszo12 lassen bleyben / vnd nach yrher weysz reden.

Czum andernn̄13 sagen14 sie / der ablasz15 nympt16 nycht hynn das erst adder ander teyll / das ist / die rew adder peycht / sunderū17 das dritt / nemlich die gnugthuung.

Czum Driten. die gnugthuung wirt weyter geteylet in drey teil18 / das ist / Beeten19 / vastē / almuszē / also / das beetē begreyfft allerlei werck der seelē20 eygē / als leszē / tichten21 / horen22 gottes wort / predigen / leeren vnd d’gleichen. Uasten begreiff allerlei werck der casteyūg seins fleyschs / als23 wachen / erbeiten24 / hart25 lager26 / cleider &c. Almuszē begreyff allerlei gute werck27 der lyeb vn̄ barmherczickeyt gegen dem nehsten. 28

Czum Uierden29 / Jst bey yhn allē vngeczweyfelt30 / das der ablas hin nympt die selben werck der gnugthuūg / vor31 die sund schuldig czuthun32 adder auffgeseczt / dannn33 szo34 er die selben werck solt all hin nehmen / blieb nichts gutes mehr da / das wir thun mochtenn. 35

a2r Czum Funfften. Jst bey vielē gewest36 eyn große vn̄ noch vnbeschloszene opiny37 / Ab38 der ablas auch etwas mehr hynnehme / dann̄39 solche auffgelegte gute werck / nemlich / ab er auch die peyne / die die gotlich gerechtigkeyt / vor die sunde / fordert / abnehme.

Czum Sechsten. Lasz ich yhre opiny vnuorworffen̄ auff das40 mal / Das sag ich / das ausz keyner schrifft bewerenn kan̄ / das gottlich gerechtigkeyt etwas peyn adder gnugthuung begere adder fordere41 / vonn dem sunder. Dan̄42 allein seyne herczliche vnd ware rew adder bekerūg myt vorsacz hynfurder43 / das Creucz Christi44 czu tragenn / vnnd die obgenanten werck (auch von nyemāt auffgeseczt) czu vben / Dan̄ szo45 spricht er durch Ezechie. Man46 sich der sunder bekeret / vn̄ thut recht / so will ich seyner sunde nicht mehr gedencken. Jtem also hatt er selbs47 all die absoluirt. 48Maria Magda.49 den gichtpruchtigē. 50Die eebrecherynne &c. Un̄d mocht51 woll52 gerne horen wer das anders bewerē soll. Unangesehen das eczlich doctores53 szo gedaucht54 haben.

Czum Sibenden. Das findet man woll / das gott eczlich nach seyner gerechtigkeyt straffet / Ader durch peyne dringt czu der rew / wie ym .88. p̄s. 55Szo seyn kinder werden sundigen56 / will ich myt der ruthen57 / yhre sunde heym suchen / Aber doch meyn barmherczickeyt nit58 vonn yhnn59 wendē. Aber disze peyne / stehet in nyemandes gewalt nachczulassen / dann̄ alleyne gottis. 60Ja er will sie nit lassen / sūder vorspricht61 / er woll sie aufflegē. 62

Czum Achten. Der halbē63 szo kann man der selbē gedunckten peyn / keynen namen geben / weysz64 auch nyemant / was sye ist / szo65 sie disze straff nyt ist. auch dye guten / obgenanten werck nit ist.

a2v Czum Neunden. Sag ich / ob66 die Christenliche kirch noch heut beschlusz / vnd ausz ercleret / das67 der ablas mehr dan̄ die werck der gnugthuūng hyn neme68 / szo were es den nocht69 tausentmal besser / das keyn Christen mensch den ablas loszet oder begeret / sundern̄ das sye lieber die werck thetten vnnd die peyn litten / dan̄ der ablas / nit anderst ist nach70 mag werden / dan̄ nachlassung gutter werck / vnnd heylsamer peyn / die man billich solt erwellē dann̄ vorlassen / wiewol etlich d er newen prediger zweyerley peyne erfunden71 / Medicatiuas Satisfactorias72 / das ist etzlich peyn czur der gnugthuūng / eczlich czur der73 besserung / Aber wir haben mehr freyheyt czuuorachten74 (got lob)75 sulchs76 vnnd des gleychen plauderey / dan̄ sie haben czu ertichten / dann̄ alle peyn / ya77 alls was got auff legt / ist besserlich vnd tzu treglich78 den Christen.

Czū czehenden / Das ist nichts79 geredt / das der peyn vnnd werck czu vill80 seynn81 / das der mensch sye nit mag vol brengen82 / der kurcz halben83 seyns lebens / Darumb84 yhm nott sey der Ablas. Antwort ich das / das kein grundt85 hab / vn̄ eyn lauter geticht86 ist / Dan̄ gott vnnd die heylige kirche / legen nyemand mehr auff / dan̄ yhm87 czu tragē muglich88 ist / als auch. S. Paul sagt / das got nit leszt vorsucht werden yemand / mehr dan̄ er mag tragen / vnd es langet89 nit wenig czu der Christenheyt schmach90 / Das yhr schuld gibt / sye lege auff mehr / dan̄ wir tragen kunen. 91

Czum eylfften. 92Wann gleych93 die pusz ym geystlichē recht geseczt / iczt94 noch ginge95 / Das vor ein yglich todtsund / syeben iar pusz auffgelegt were / Szo must doch die Christenheyt / dye selbē gesecz lassen / vn̄ nit weyter aufflegen / dan̄ sye eynem yglichen96 czu tragē warē. 97Uil weniger / nu98 sye iczt nicht seyn / sall99 achtē100 / das nicht mehr auffgelegt werde101 dan̄ yederman wol tragē kan.

a3r Czum czwelfftē. 102Man sagt wol / das der sunder mit der vberingen103 peyn inszfegfewr104 oder czum ablas geweyset sall werdenn / aber es wirt wol mehr dings105 / an106 grundt vnd bewerung gesagt.

Czum Dreyczehendē. Es ist eyn groszer yrthū das yemādt meyne / er wolle gnugthun vor seyne sundt / so doch got die selbē alczeyt vmb sunst107 / ausz vnscheczlicher gnad vorczeyhet / nichts darfur begerend / hynfurder woll leben. 108Die Christenheyt fordert wol etwas / also mag sie vnd sall auch das selb nachlassen / vnnd nichts schweres adder vntreglichs auflegen.

Czum Uierczehendē. Ablasz wirt czu gelassen vmb der vnuolkōmen vnd faulen [Christen]109 willen / die sich nit wollen kecklich110 vben in guten wercken / oder vnleydlich seyn / dan̄ ablas furdert111 nyeman czum bessern / sundern duldet vnnd zuleszet yr vnuolkōmen112 / darumb soll man nit wider das113 ablas redenn / man sall aber auch nyemand darczu114 reden.

Czum Funffczehenden. Uill sicherer / vnnd besserer115 thet der / der lauter vmb gottes willen / gebe czu gebewde. S. Petri116 / ader was sunst genāt wirt / Dan das er ablasz darfur nehme117 / dann̄118 es ferlich119 ist / das er sulch gabe vmb desz ablas120 willē vn̄ nit vmb gotts willē gibt

Czum Secheczehendē. 121Uill besser ist das werck eynen122 durfftigen erczeygt / dan das czum gebewde geben123 wirt auch vill besser / dan der ablas dafur gegebē / dan wie gesagt. Es ist besser eyn gutes werck gethā / dann̄ vill nach gelassen. Ablas aber / ist nachlassung villgutter werck / ader ist nichts nach gelassen. a3vJa124 das ich euch recht vnderweise. szo merckt auff / du salt125 vor allenn dingen (widder126 sanct Peters gebewde noch ablas angesehen) deynē nehsten armē geben / wiltu127 etwas geben. Wan̄ esz aber dahyn kumpt128 / das nyemandt yn deyner stat mehr ist der hulff129 bedarff (das ob gotwill nymer gescheen130 sall) dan̄ saltu geben szo du wilt tzu den kirchen / altarn / schmuck / kelich131 / die in deyner stat seyn. Und wen das auch nu nit mehr not ist / Dan̄ aller erst / szo du wilt / magstu geben zu gebewde. S. Peters adder anderwo. Auch soltu dannochnit das vmb ablas willen thun. dann̄132 sant Paul spricht Wer seynē hausz genoszē nit wol thut / ist keyn Christē vnd erger dan̄ ein heyde / vn̄ halts133 dafur frey / wer dir āders sagt / der vorfurt dich / adder sucht yhe134 dein seel in deynem Beutell vnd fund135 er pfenning darinne / das were136 ym lieber dan̄ all seelē. Szo sprichttu. 137Szo werd ich nymer mehr ablas loszen. Antwort ich / das hab ich schon obē gesagt / Das meyn will / begirde / bitt vn̄ ratt ist / das nyemandt ablas losze / lasz die faulen vnd schlefferigen Christen / ablas loszen / gang138 du fur dich.

Czum Sibenczehenden. Der ablas ist nich139 geboten auch nicht geratē / sundern̄ von der dinger czall140 / die czu gelassen vn̄ erleubt141 werdē. darumb ist es nit eyn werck des gehorsams / auch nit vordinstlich142 / sundern̄ eyn ausz czug des gehorsams. Darumb wiewol man / nyemant weren143 soll / den czu loszen / szo solt doch alle Christē daruon cziehen / and zu den wercken vn̄ peynen / die do nachgelassen144 reyczen vnd sterckenn̄.

Czum Achtczehendē. Ab die seelen ausz fegfewr geczogen werden durch den ablas / weysz ich nit / vn̄geleub das auch noch nich / wiewol das eczlich new doctores sagen / aber ist yhn vnmuglich czubeweren / auch hat es die kirch noch nit beschlossen / darumb czu meha4rrer145 sicherheyt / vil besser ist es146 / das du vor sie selbst bittest vn̄ wirckest / dann disz ist bewerter vn̄ ist gewisz

Czum Neunczehendē. Jn dissen puncten hab ich nit czweyffel / vnnd sind147 gnugsam inder schrifft gegrund. 148Darumb solt ir auch keyn czweyffel haben / vn̄ last doctores Scholasticos / scholasticos149 sein / sie sein alsampt150 nit gnug / mit yhren opinien / das sie eyne prediget befestigenn soltenn.

Czum czwenczigsten. 151Ab etzlich mich nu wol152 eynen keczer153 schelten / den154 solch warheyt seer schedlich ist im kasten. Szo acht ich doch solch geplerre nit grosz / sintemal155 das nit thun / dan̄ eczlich finster gehyrne / die die Biblien156 nie gerochē / die Christenlichē lerer nie geleszē157 yhr eigen lerer158 nie vorstanden159 / sundern in yhren lochereten160 vnd czurissen161 opinien vill nah vorwesen / hetthen sie die vorstanden szo wisten162 sie / das sie nyemādt solten lestern / vnuorhort vn̄ vnuberwundē / doch got geb yhn / vnd vns rechten sinn. Amen.

Getruckt163Nach Christ geburt Tausent funff hundert vn̄ ym164 achczehenden Jar.
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About this transcription

TextEin Sermon von Ablass und Gnade: a digital edition
AuthorLuther, Martin, 1483-1546; Schumann, Valentin.
ResponsibilityTranscribed by Christiane Rehagen. Encoded by Emma Huber
EditionTaylor edition
SeriesTaylor Editions: Reformation Pamphlets
Additional notes

Translated from: Taylor Institution Library.

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This is a facsimile and transcription of Eyn Sermon von dem Ablass vnnd Gnade. Luther, Martin, and Valentin Schumann | Leipzig: [Valentin Schumann], 1518. It is held by the Taylor Institution Library (shelf mark: ARCH.8o.G.1518(6)). Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16) reference number: L6270.

The transcription was created by Christiane Rehagen, and encoded in TEI P5 xml by librarian Emma Huber.

The footnotes were created by Howard Jones. Some references are to the printed book.

About the source text

Bibliographic informationEyn Sermon Von Dem Ablass Vnnd Gnade. Luther, Martin, 1483-1546; Schumann, Valentin. [Valentin Schumann], Leipzig: 1518.

Identification

Oxford, Taylor Institution Library, ARCH.8o.G.1518 (6) L 6270

Publication information

Publisher
  • Taylor Institution Library, one of the Bodleian Libraries of the University of Oxford,
Imprint 2018.
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