PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I]
DAS TRAINING DES TRABERS.
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DAS TRAINING DES TRABERS.
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WIENVERLAG DER ALLGEMEINEN SPORT-ZEITUNG (VICTOR SILBERER) 1883.
[IV][V]

VORWORT.

Obwohl der Trabersport in den letzten Jahren in Oesterreich und Deutsch - land sehr an Ausdehnung gewonnen hat, fehlt es bei uns gleichwohl noch sehr in Bezug auf die richtige und sorgfältige Vor - bereitung der Pferde für die Bahn.

Was ist der Zweck des Trainings?

Durch das Training eine streng durch - geführte Präparation soll das Pferd in den Stand gesetzt werden, unter gegebenen Verhältnissen an einem gewissen Tage das für sein Alter und seine Bauart Aeusserste leisten zu können.

Was wird aber durch das vermeintliche Training , mit dem viele Traberbesitzer der - zeit ihre Pferde malträtiren, wirklich er - reicht?

VI

Gerade das Gegentheil dessen, was er - reicht werden sollte und könnte!

Es schien uns also bei dem geringen Verständnisse, mit dem hier zu Lande nur zu oft noch Traber trainirt werden, eine erspriessliche Aufgabe, die Grundsätze der amerikanischen Training-Methode (für Traber) in einem Handbuche zusammenzu - fassen und die Vorbereitung, welche das Pferd in jedem Alter und für die ver - schiedensten Ansprüche zu erhalten hat, klar und eingehend zu schildern.

Wir haben uns zu diesem Zwecke in erster Linie an die seinerzeit grösste Auto - rität im Traberfache, an Hiram Woodruff gehalten, dessen Methode die glänzendsten Erfolge erzielte und auch einen grossen Theil des Verdienstes an der steten Verbes - serung der Records bis auf den heutigen Tag für sich in Anspruch nehmen darf. *)Das Capitel, welches von der Bearbeitung des Pferdes an der Longe handelt (die Woodruff nur ganz oberflächlich erwähnt), haben wir mit Zustimmung des Verlegers dem bestens bekannten Werke Pferd

VII

Unter solchen Umständen glauben wir hoffen zu dürfen, unserem heimischen Traber - sport und seinen Freunden und Anhängern mit dem vorliegenden Werkchen einen Dienst zu erweisen und schliessen wir mit dem Wunsche, dass die trefflichen Rath - schläge und die ausserordentlichen Er - fahrungen des grossen amerikanischen Fach - mannes, zu dessen Dolmetschen wir uns ge - macht haben, bei uns auf fruchtbaren Boden fallen mögen!

Wien, im Februar 1883.

Victor Silberer & George Ernst.

*)und Fahrer von Theodor Heintze entnommen, der den Gegenstand mit kaum zu übertreffender Sach - kenntniss und Anschaulichkeit behandelt.

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INHALT.

  • Seite
  • Das Training des Trabers. I. Von der Fütterung1
  • II. Das Einfahren11
  • III. Die Bearbeitung des Pferdes an der Gurte26
  • IV. Vom Beginn des Trainings53
  • V. Das Training junger Pferde60
  • VI. Die Passgeher75
  • VII. Das Training81
  • VIII. Vom Schwitzen100
  • IX. Von den Trials111
  • X. Allgemeines121
  • XI. Die Vorbereitung für Rennen auf grosse Distanzen127
  • XII. Ueber das Fahren138
  • X
  • Seite
  • Der Start der Traber161
  • Glänzende Resultate des rationellen Trainings165
  • St. Julien = 2: 11¼! 167
  • Maud S. = 2: 10¾! 173
  • Maud S. = 2: 10¼! 179
  • Grossartige Leistung einer zweijährigen Stute182
  • Edward und Dick Swiveller185
  • Yellow Dock contra Billy D. 190
  • Die besten Traber-Records in Amerika 1881196
  • Die Fortschritte auf dem amerikanischen Traber - Turf 1882202
  • Die Väter der besten Traber217
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I.

Das Training des Traber-Pferdes soll eigentlich mit der Zeit beginnen, wo man es als Fohlen zu zähmen beginnt; denn es handelt sich nicht einfach darum, das Pferd in eine Condition zu bringen, welche es befähigt, seine volle Kraft auszunützen, sondern man muss auch die Anlagen, welche es zum Traben besitzt, auf das Sorgfältigste cultiviren und zu heben trachten. Daher ist Alles, was dazu beiträgt, dem Fohlen die Trab-Bewegung plausibel zu machen, ein Theil seines Training, und es muss die An - lage zum Traben schon in der frühesten Jugend beim Pferde gehegt werden. Man hört häufig die Behauptung aufstellen, das Pferd habe nur zwei natürliche Gangarten den Galopp und den Schritt und das Traben sei demselben künstlich beigebracht worden. Dies ist aber nicht richtig und12man wird schwerlich ein Saugfohlen finden können, das nicht schon kurze Strecken traben würde, noch vor der Zeit, wo sich der Einfluss des Menschen bei ihm geltend macht. Wenn dagegen angeführt wird, dass sich eben diese im Laufe der Zeit dem Hausthiere anerzogene Fähigkeit auf deren Nachkommen vererbt habe, so lässt sich auch wieder behaupten, dass man obige Beobachtung auch bei Fohlen machen kann, deren Vorfahren seit Jahrhunderten nicht zum Traben verwendet wurden, wie zum Beispiel die arabischen Pferde in der Wüste. Auch bestätigen Reisende, welche Gelegen - heit hatten, wilde Pferde zu beobachten, dass dieselben zuweilen traben, wenn sie nicht auf der Flucht sind. Es ist wahr, dass sie sofort galoppiren, wenn sie alarmirt werden; dies beweist aber blos, dass der Galopp die beste natürliche Gangart für sehr schnelle Fortbewegung ist, nicht aber, dass der Trab keine natürliche Gangart des Pferdes sei.

Immerhin ist aber ein Körnchen Wahr - heit an der Behauptung, dass etwas Künst - liches in dem Trabergang des Pferdes sei. Ein Pferd wird nämlich ohne Vorbereitung nie sehr schnell traben können. Das3 armseligste Rennpferd könnte den besten Traber, der je gestartet wurde, distanziren und die besten Traber erreichten ihre höchste Schnelligkeit erst, nachdem sie während langer Zeit in sorgfältigster Weise behandelt, dressirt und trainirt wurden. Schon die Be - handlung des Fohlens von dem Zeitpunkte an, wo es zu fressen beginnt, ist von grösster Wichtigkeit und sollte ganz verschieden von der Weise stattfinden, in der heute noch die besten Züchter und Trainer vorgehen.

Um also mit der Behandlung des Foh - lens zu beginnen: Sobald die Stute es zu - gibt, soll man das Fohlen vertraut zu machen suchen. Man nähere sich ihm lang - sam, spreche ihm gütig zu, berühre es nur streichelnd und suche ihm in jeder Weise Vertrauen zum Menschen einzuflössen. Von der ersten Lebenswoche des Pferdes bis zur letzten wird man finden, dass es in den meisten Fällen willig thut, was von ihm verlangt wird, wenn man sich ihm nur verständlich machen kann. Viele Leute aber, denen Pferde anvertraut werden, wissen selbst nicht, was sie wollen, da darf man sich eben auch nicht wundern, wenn sie von den Thieren nicht begriffen werden! Sobald das Fohlen sich an den Wärter1*4gewöhnt hat, soll er öfters, nachdem er es gestreichelt hat, den Versuch machen, ihm einen Fuss aufzuheben, um es schon bei Zeiten daran zu gewöhnen. Es versteht sich, dass die Stute und das Fohlen bei Nacht Unterkunft haben müssen, am Tage aber, mindestens bei gutem Wetter, mög - lichst viel im Freien sein sollen.

Wenn man nun das Füllen gänzlich sich selbst überlässt und sich niemals mit ihm abgibt, so wird es verwildern, und man wird zur Zeit, wo man etwas von ihm ver - langen will, erst den Wildfang mit vieler Mühe zähmen müssen.

Die Züchter von Rennpferden wissen dies sehr wohl und befassen sich sehr viel mit den Füllen. Was aber die frühzeitige Körnerfütterung betrifft, so muss man beim Traber andere Principien befolgen, als bei Rennpferden. Letztere bekommen meist schon in ihrem zweiten Monate Hafermehl und später gequetschten Hafer, so viel sie ver - tragen können; dies aber soll man bei dem Pferde, welches dazu bestimmt ist, ein Traber zu werden, unterlassen, oder besser, das Körnerfutter nur in geringem Masse verabreichen, so lange das Füllen noch bei der Stute ist. Die Milch der gut genährten5 Stute und das Gras von der Weide liefern dem Füllen Nährmittel genug. Das ist der natürliche Vorgang, das Andere ist ein Forcir-System und viel künstlicher als der Trabergang. Es soll jedoch hiemit nicht die Methode, welche Züchter von Renn - pferden einhalten, abfällig kritisirt werden. Deren Absicht ist, eine besonders frühe Ent - wicklung bei den Pferden hervorzurufen, und diese erreichen sie auch mit ihrer Methode. Grosse Frühreife aber ist für den schnellen Traber nicht wünschenswerth.

Ein Pferd muss, um ein schneller Traber zu werden, eine sehr lange Zeit dienst - tauglich bleiben. Es wird nicht mit drei und nicht mit sechs Jahren seine höchste Leistung erzielen, wenn es wirklich zu Grossem berufen ist; es wird sich in dem Lebensalter noch am meisten bessern und entwickeln, wo das Rennpferd bereits von seiner Turf-Carrière zurückgezogen wird. Die für das Rennpferd angewendete Me - thode der Aufzucht ist also für den Traber nicht empfehlenswerth, denn dieser muss durch sehr lange Zeit Dienst thun, wenn er wirklich Bedeutendes leisten soll. Für das Rennpferd liegt die Sache anders, seine Carrière kann sehr kurz sein und doch6 glänzend verlaufen. Auch ist die Verschie - denheit in der Constitution der beiden Pferde - Gattungen zu beachten und vor Allem zu bedenken, dass das Traber - Pferd in den seltensten Fällen Vollblut ist; das Vollblut-Pferd ist schon von Natur aus besser als jedes andere dazu befähigt, frühzeitig concentrirte Nahrung zu verwerthen; sein ganzer trocke - ner Bau ist hiezu schon besser geeignet als der des Halbblut-Trabers.

Es gibt aber auch andere Gründe, welche gegen das viele Körnerfüttern bei jungen Pferden sprechen. Die Physiologen sagen alle, dass ein Pferd, ob jung oder alt, um zu gedeihen, nicht blos eine genügende Menge von Nährstoff braucht, sondern dass man ihm auch eine gewisse Masse von weniger nahrhaften Stoffen zuführen muss, welche den Magen mehr ausfüllen, als sie zur Er - nährung beitragen. Ein Pferd oder ein Fohlen, dem man blos Körnerfutter gäbe, würde verkümmern; dies weist sicher darauf hin, dass man das junge Pferd nicht mit solchem Futter überladen soll. Hiram Woodruff führt über diesen Gegenstand an, er halte es für sehr möglich, dass eine ordentliche Füllung des Magens junger7 Pferde dazu beitrage, ihren Rippen jene Tonnenform zu geben, welche man bei Pferden so gerne sieht. Masse ist also in der Jugend nöthig und concentrirtes Futter soll erst in grösserer Menge gegeben werden, wenn von dem Pferde eine Leistung ver - langt wird.

Wird das Fohlen abgesetzt, so gebe man ihm Hafer, jedoch nie so viel, als es fressen möchte, denn hat es sich damit ge - sättigt, so wird es die Weide nicht berühren. Man sorge dafür, dass die Weide möglichst lange in den Herbst hinein vorhalte. Liefert die Weide keine genügende Nahrung mehr, so gebe man den Fohlen so viel gutes Heu, als sie fressen wollen, und lasse den Hafer, den man ihnen verabreicht, von bester Qua - lität sein. Die zu verabreichende Quantität des Hafers richtet sich natürlich nach der Grösse und dem Wachsthum des Thieres; man kann und muss einem solchen, das sehr rasch wächst, mehr davon geben, als einem Anderen, das in kleinerem Rahmen geschnitten ist. Anderes Körnerfutter, als Hafer zu geben, ist nicht rathsam. In seinem ersten Winter braucht das Fohlen einen guten, luftigen, trockenen Stall, mit geräu - migem Auslaufe in der Nähe und vor Allem8 peinlich regelmässige Fütterungszeiten. Man hüte sich davor, das Fohlen, wie es häufig geschieht, mit einer gemischten Heerde von alten Pferden, Kühen, Kälbern und wer weiss was noch, auszutreiben; es gibt dies zu mancherlei Uebelständen Anlass. Von dem Zeitpunkte an, wo das Fohlen abgesetzt wurde, kann man ihm manchmal warmes Mash (mit heissem Wasser abgebrühte Weizenkleie) mit darunter gemischtem Hafer verabreichen. Dies ist von bestem Einflusse auf die Verdauung. Man darf nicht fürchten, dass die Wirkung des Mash eine abführende sei, im Gegentheile wird man oft finden, dass ein Durchfall durch Mash-Fütterung ge - heilt wird. Im Uebrigen hüte man sich davor, unnöthigerweise an den Fohlen herum zu doctorn und reiche ihnen Medicamente nur, wenn ihnen wirklich etwas fehlt. Arznei - mittel sind dazu da, um Krankheiten zu curiren; verhindern kann man diese blos durch sorg - fältige Beobachtung einer regelmässigen Lebensweise.

Ist das Fohlen ein Jährling geworden, so kann man ihm etwas Hafer zulegen; das übrige Futter muss gut und reichlich sein. Man spare mit dem Hafer, so lange man von dem Pferde keine Arbeit verlangt; da -9 durch wird man erreichen, dass das Thier die volle, ihm von Natur bestimmte Grösse und Stärke erlangt und dass es eine viel kräftigere und ausdauerndere Constitution be - kommen wird, als in dem Falle, wo es durch so viel stimulirendes und consistentes Futter, wie es nur unterzubringen vermag, zur Frühreife gebracht wird. Ein Pferd, welches in seinem frühen Lebensalter nur wenig Körnerfutter bekommen hatte, wird zwar lange brauchen, um sich voll zu entwickeln, es wird aber auch, einmal entwickelt, sehr lange gebrauchsfähig bleiben. Frühreife jedoch ist für ein Thier, welches durch lange Jahre diensttauglich bleiben soll, nicht anzustreben. Ein Pferd, das zwei - jährig schon vollkommen entwickelt aus - sieht, wird mit fünf oder sechs Jahren auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit stehen oder dieselbe bereits überschritten haben, während das langsam und naturgemäss ent - wickelte Pferd nun erst seiner Glanzperiode zustrebt; mit zehn Jahren wird das Letztere ein ganzes Pferd sein und auf dem Cul - minationspunkte seiner Leistungsfähigkeit stehen, während das Andere vielleicht gar nicht mehr existirt, oder doch nicht mehr Beachtenswerthes leistet.

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Das System Woodruff’s, betreffend die Fütterung des Jährlings, lässt sich also kurz in Folgendes zusammenfassen: Reichliche Fütterung, aber kein Ueberfüllen mit Hafer. Man hüte sich, mit Mais oder anderen Hafer - Surrogaten zu füttern, und sehe darauf, dass die Thiere vollauf frisches Trinkwasser be - kommen. Ist auf ihrem Weideplatze kein fliessendes Wasser, so sorge man dafür, dass sie mindestens drei Male im Tage gewässert werden und jedes Mal so viel bekommen, als sie wollen.

Im nächsten Capitel kommen wir zur Zähmung, Dressur, Beschirrung und zum Fahren des Pferdes in seinem zweiten Jahre, welches auf seinen späteren Charakter von grösstem Einflusse ist.

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II.

Mit Beginn seines zweiten Lebensjahres vergrössert man die Haferration des Pferdes und kann ihm dann fünf bis sechs Quarts ( Liter) guten Hafer per Tag geben; nun ist auch die Zeit gekommen, wo das junge Pferd aufgezäumt und an das Mund - stück gewöhnt werden soll und wo man mit der Bearbeitung desselben an der Longe beginnt.

Ein gutes, lebendiges und empfindsames Maul ist, wie allgemein bekannt, eine der wünschenswerthesten Eigenschaften des Pferdes und soll nichts versäumt werden, was zur Erzielung eines solchen geeignet ist. Die Auswahl eines richtigen Gebisses für das junge Pferd ist daher von grösster Wichtigkeit, denn gerade in den ersten An - fängen der Dressur werden die meisten12 Pferdemäuler durch ungeschickte und rohe Behandlung verdorben und sind später nie wieder zu verbessern.

Das Gebiss für den Zweijährigen soll nicht zu gross und schwer und das Mund - stück nicht zu dick gewählt werden. Das Mundstück kann eher dünn als dick sein, soll aber dann nur vorsichtig und zart angewendet werden. Ein solches Mundstück fühlt das Pferd eher und es wird in Folge dessen seinen Kopf aufrecht tragen und sich nicht auf das Gebiss auflegen, wie junge Pferde sehr häufig thun, wenn sie ein sehr dickes Mundstück bekommen, welches sie kaum fühlen; dadurch wird das Maul hart, schwielig und todt. Man vermeide auch sehr com - plicirte und scharfe Gebisse, die leicht ein wundes Maul verursachen, welches gewöhn - lich in der Folge hart und unempfindlich wird.

Nochmals verweisen wir darauf, dass auch zu dicke und schwere Gebisse nicht anzurathen sind; dieselben kommen sehr häufig für junge Pferde in Anwendung, denen man damit eine Erleichterung zu ver - schaffen meint. Das Pferd wird dadurch leicht veranlasst, sich in das Gebiss zu hängen und das ganze Gewicht seines Kopfes darauf zu legen, anstatt den Kopf aufrecht und frei13 zu tragen; dadurch aber ist die Wahrschein - lichkeit, dass es je ein gutes Maul zum Fahren bekommen wird, verloren.

Auf einen Umstand soll hier noch auf - merksam gemacht werden, der häufig ausser Acht gelassen wird. Die Gebisse werden meistens in Räumen aufbewahrt, zu welchen die Kälte leicht Zutritt findet, und nehmen in Folge dessen bei kaltem Wetter einen bedeutenden Kältegrad an. Die Kutscher geben nun gewöhnlich, ohne darüber weiter nachzudenken, den Pferden den eisigen Stahl in’s Maul. Die Folge davon ist eine ganz ähnliche, wie wenn das Gebiss dem Pferde in nahezu rothglühendem Zustande in’s Maul gegeben worden wäre; dann zerbricht sich der Mann den Kopf darüber, wie das Pferd zu dem wunden Maul gekommen sei; hätte er das eiskalte Gebiss selbst in den Mund genommen, so würde ihm die Ursache davon begreiflich geworden sein, indem seine Haut daran kleben geblieben wäre.

Man nehme also in sehr kalter Zeit das Gebiss für einige Zeit in einen warmen Raum und überzeuge sich, ob es nicht zu kalt sei, um es dem Pferde in’s Maul zu geben, bevor man dies thut.

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Es dürfte nicht nöthig sein, das Longiren des Näheren zu beschreiben. *)Hiram Woodruff setzt hier voraus, dass die Principien, nach welchen die hochwichtige Bearbeitung des Pferdes an der Longe vorgenommen werden soll, seinen Lesern ohnehin bekannt sind; da wir aber unseren Lesern in jedem Falle etwas Vollständiges bieten wollen, werden wir in dem nächstfolgenden Capitel eine um - fassende Anleitung zur zweckmässigen Bearbeitung des Fahrpferdes an der Longe bringen, welche das Beste und Leichtfasslichste ist, was über diesen Gegenstand noch geschrieben wurde, und dem best - bekannten Werke Pferd und Fahrer von Theodor Heinze ent - stammt. Die Red. Es soll im Anfange nicht zu lange geübt werden, doch kann man später, wenn man merkt, dass sich das Pferd gekräftigt hat, etwas länger damit fortfahren. Man muss von Zeit zu Zeit die Hand wechseln, d. h. das Pferd nach der anderen Seite gehen lassen, damit es nicht schwindelig wird und sich nicht un - gleichmässig entwickle. Man muss sich sehr in Acht nehmen, von dem Pferde in dieser Zeit zu viel zu verlangen, denn darunter würde sowohl sein Kräftezustand, als auch sein Charakter und Temperament leiden. Der Kräftezustand würde wohl leicht wieder zu heben sein, allein was an der Charakter - bildung eines Pferdes in seiner Jugend ver - schuldet wird, kann selten oder nie mehr gut gemacht werden; neun aus zehn Pferden, welche einen bösartigen Charakter zeigen,15 haben denselben durch unverständige und rohe Behandlung in ihrer Jugend erhalten. Daher muss das junge Pferd mit äusserster Sorgfalt sowohl als auch mit Freundlich - keit und einem gewissen Ernste behandelt werden.

In früherer Zeit war es nicht gebräuch - lich, Pferde vor dem fünften Jahre in Be - arbeitung und Dressur zu nehmen; die Er - fahrung hat aber gelehrt, dass dies ganz gut bereits mit dem zweiten Jahre geschehen könne und dass das Pferd mit dem dritten Jahre schon zum Traben verwendet werden kann. Es kommt eben nur darauf an, wie man dies anfängt. Derjenige Eigenthümer oder Abrichter, der, wenn er sieht, dass das junge Pferd ein Bischen traben kann, seine An - forderungen an die Schnelligkeit desselben immer höher und höher spannt, wird damit nur erreichen, dass das Thier bald nichts mehr wird leisten können oder wollen, was der Mühe werth wäre, dass man darüber spricht. Die Anforderungen an die Leistungsfähig - keit müssen sehr langsam und vorsichtig höher geschraubt werden; dann wird auch der Fortschritt, den das Pferd macht, ein zwar langsamer, aber ein stetig zunehmender sein. Es ist nichts damit geschehen, das16 junge Pferd so zu trainiren, dass es als Drei - und Vierjähriger gut trabt, aber mit fünf oder sechs Jahren bereits zurück - gezogen werden muss. Es muss anhaltend geübt, darf aber nie überarbeitet werden, dann wird es seinerzeit das Beste leisten, was ihm überhaupt möglich ist, zu erreichen.

Nachdem das Pferd einige Zeit an der Longe bearbeitet wurde, was immer an einem ruhigen Platze zu geschehen hat, wo dessen Aufmerksamkeit durch nichts ab - gelenkt wird, führt man es zuweilen, nach der Arbeit, auf belebtere Wege, damit es sich an den Anblick von Fuhrwerken, Reitern, Rindvieh etc. gewöhnt und die - selben ruhig an sich vorbeilässt. Dann ge - wöhnt man das Pferd an den Sattel und reitet es im Schritt auf Landwegen, doch immer, ohne es stark zu ermüden. Natür - lich muss der Reiter ein möglichst geringes Gewicht haben und soll, besonders in hüge - ligem Terrain, öfter absteigen, um das Pferd zu schonen. In früherer Zeit liess man die Pferde ungemein viel im Schritt bewegen, und mussten die Thiere bis zwanzig eng - lische Meilen (1 engl. Meile gleich 1609 Meter) im Tage zurücklegen; man hielt dies wäh - rend der ganzen Zeit der Vorbereitung für17 nothwendig. Woodruff aber räth hievon ab und meint, dass diese monotone tret - mühlartige Arbeit das Pferd in den Beinen abnützt und somit auf die spätere Schnel - ligkeit desselben keinen günstigen Einfluss ausübt; er liess die Pferde, die er zu trai - niren hatte, verhältnissmässig kurze Distanzen im Schritt gehen.

Ist das Pferd an den Sattel und Reiter gewöhnt, so beginnt seine Arbeit im Ge - schirr. Ein leichter vierrädriger Rennwagen eignet sich hiezu besser als ein zweirädriger, weil bei dem Ersteren kein Gewicht auf den Rücken des Pferdes drückt. Es wird gar nicht schwer halten, das junge Pferd zum ruhigen Ziehen zu veranlassen, wenn es nur bis dahin richtig und verständig be - handelt wurde. Die amerikanische Methode des Einfahrens ist grundverschieden von der englischen. Während der Amerikaner sein Pferd allein in die Gabel eines ganz leichten Wagens spannt und es durch güt - liches Zureden und Schmeicheleien zum Ziehen zu bewegen sucht, was das Thier auch bald sehr gerne thut und wobei es zu seiner Arbeit Lust bekommt, beginnt der Engländer die Arbeit im Geschirr damit, dass er das Pferd in einen, viele Centner218schweren Einführwagen neben ein altes ver - lässliches Pferd, sogenannten Schulmeister, spannt, wo ihm das Ziehen gewiss recht schwer gemacht wird.

Fühlt sich das Pferd heimlich in der Gabel und zieht es willig, so beginne man mässig mit ihm zu fahren; man fahre zuerst auf der Bahn, später auf guter Strasse und wechsle dann mit beiden ab. Man lasse das Pferd nicht lange Zeit in einer gleichmässigen mittleren Schnelligkeit fortgehen, sondern man lasse ihm von Zeit zu Zeit einen leb - haften Spurt, sogenannten Spritzer machen, und es dann wieder ausschnaufen. Auf diese Art wird es sich ordentlich strecken ohne Schaden zu nehmen und seine Schnelligkeit wird sich langsam mehren. Solange man eine Zunahme der Schnelligkeit bemerkt, kann man sicher sein, dass dem Pferde nicht zu viel zugemuthet wurde; so wie man aber be - merkt, dass es träge und matt wird, muss man die Arbeit verringern. Diese Symp - tome müssen sorgfältigst beobachtet werden, denn dies ist eine kritische Zeit für das Pferd; wird es jetzt überarbeitet, so wird es sehr lange dauern, bis man es wieder in Ordnung bringt.

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Die Menge der Arbeit, welche man einem Pferde zumuthen kann und soll, muss sich nach seiner Constitution, seinem grösse - ren oder geringeren Wachsthume und nach dem Umstande, ob es besser oder schlechter frisst, richten, insoferne, dass man einem kräftigen Pferde, welches sehr gut frisst und nicht schnell wächst, mehr zutrauen kann, als einem schwächeren, das sehr stark wächst oder nicht gut frisst. Es lässt sich nur im Allgemeinen sagen, dass sich diese Uebungsfahrten über fünf bis sechs engl. Meilen erstrecken sollen, und dass die Spurts nicht über mehr als eine Viertelmeile jeder ausgedehnt werden dürfen. Die Hauptsache bleibt, das Pferd genau zu beobachten, ob es sich bessert oder nicht. Wenn nicht, stimme man seine Forderung an dasselbe etwas herab. Denn in diesem Alter soll sich das Pferd stetig bessern, und wird es auch, wenn es rationell behandelt wird. In die Augen springende Verbesserung darf man nicht erwarten, eine ganz geringe Zu - nahme genügt vollkommen, wenn nur kein Stillstand oder gar Rückschritt eintritt. In dieser Zeit wird sich bei manchen Pferden eine unregelmässige Gangart zeigen, es wird nicht rein traben; dies ist häufig ein Finger -2*20zeig, dass es für sein Alter zu viel Arbeit gethan hat. Rührt aber der fehlerhafte Gang des Pferdes nicht von Mattigkeit her, dann wende man Rollers*)Ueber die Anwendung dieser Rollers lassen sich bestimmte Regeln nicht angeben. Man kann blos den Grundsatz aufstellen, dass ein Pferd durch das Umschnallen derselben (was immer ganz locker geschehen muss, damit sich das Pferd nicht aufscheuern kann) zu einer vermehrten Action des betreffenden Fusses ge - bracht wird. Geht also beispielsweise ein Pferd mit den Vorder - füssen schön im Trab, mit den Hinterfüssen aber ungleichmässig, so schnalle man den Roller an den Fuss, welcher zurückbleibt; doch lässt sich, wie gesagt, eine genaue Regel hiefür nicht aufstellen und muss man eben den Roller so lange von einem Fuss auf den anderen schnallen, manchmal auch auf zwei Füssen gleichzeitig einen solchen in Anwendung bringen, bis man das Richtige getroffen hat. Sicher ist, dass die Amerikaner mit diesem Instrument die wunderbarsten Erfolge erzielen und damit in beinahe allen Fällen fehlerhafte Gang - arten ihrer Pferde bessern. Die Rollers sind entweder aus weichem Leder hergestellt oder sie bestehen aus Riemen, an denen Kautschuk oder Horn-Korallen in der Weise aufgefädelt sind, dass sich vorne grössere und schwerere Kugeln befinden, welche sich nach rückwärts zu, wo das Pferd aufgescheuert werden könnte, immer mehr ver - jüngen. Ein ähnliches Instrument wurde auch in der alten Welt schon vielfach mit Erfolg angewendet, um den Pferden das Hoch - heben der Füsse beim Gehen beizubringen und sollte man keineswegs ermangeln, dasselbe zur Verbesserung fehlerhafter Gangarten anzu - wenden, welche man bei uns gewöhnlich als unverbesserlich betrachtet und ruhig fortbestehen lässt. In neuester Zeit werden in Amerika für denselben Zweck auch Toe-Weights (metallene Halbkugeln, welche an den Zehentheilen des Pferdehufes in verschiedener Weise befestigt werden) bis zu ½ Pfund Gewicht angewendet, und damit nicht nur eine Verbesserung fehlerhafter Gangarten, sondern eine solche der Traber-Leistungen überhaupt erzielt. Wir werden seiner Zeit, nach - dem das Werk über das Training des Trabers vollendet ist, nicht ermangeln, demselben auch noch eine Anleitung über den Gebrauch der Hufgewichte ( Toe-Weights ) anzuschliessen. Die Red. (lederne oder aus Kaut - schuk hergestellte Wülste, die dem Pferde21 um die Fesseln geschnallt werden) an, fahre sehr aufmerksam, und gebe die Rollers nach Erforderniss von einem Bein des Pferdes auf das andere, bis man Erfolg hat. Der Gang des Thieres wird durch die Be - lastung seiner Beine sicher alterirt werden, indem es daran etwas fühlt, was früher nicht da war, und dadurch veranlasst wird, dieselben höher zu heben; doch muss nun sehr behutsam mit dem Pferde verfahren werden, und der Fahrer befleissige sich be - sonders einer leichten, sicheren Zügelführung.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Pferd, so wie es die Rollers bekommt, regel - recht traben; thut es dies, so lasse man es, gewissermassen zur Belohnung, ausruhen. Zeigt sich aber wieder der fehlerhafte Gang, so müssen die Rollers an einen anderen Fuss geschnallt werden, denn sonst würde das Pferd den Fehler um so sicherer bei - behalten. Andererseits aber soll man nicht ruhen, bevor man das Thier zu einem regel - mässigen Gange gebracht hat, sonst wird das Pferd, wenn die Arbeit mit demselben wieder aufgenommen wird, gewiss gleich wieder unregelmässig gehen. Bei all dieser Arbeit muss man sich aber wohl hüten, grob mit dem Pferde zu verfahren, und be -22 sonders lasse man sich nicht zu Ruckern und Rissen in die Zügel oder überhaupt zu einer groben Zügelführung verleiten. Es kann dadurch leicht das Pferdemaul und der Charakter des Pferdes für alle Zukunft verdorben werden. Es hat gewiss viele schnelle Traber gegeben, die sehr hart - mäulig waren, doch ist anzunehmen, dass dieselben ohne diesen Fehler noch Besseres geleistet hätten, denn man muss bedenken, dass das Pferd beim schnellen Traben häufig den Kopf sehr tief trägt, und dann einer gewissen Stütze bedarf, welche es in der Hand des Fahrers finden soll; dies kann aber nur bei einem empfindlichen Pferde - maul der Fall sein, welches den leisesten Druck auf die Zügel fühlt. Ein Pferd, wel - ches ein so hartes Maul hat, dass es den Wagen und Fahrer mit diesem und den Zügeln anstatt mit den Strängen zieht, ver - liert während eines Rennens einen grossen Theil seiner Kraft, welcher ihm im End - kampfe sehr zu Statten kommen würde; darum soll man beim jungen Pferde alle mögliche Sorgfalt anwenden, um sein Maul empfindsam und lebendig zu erhalten. Es gibt aber auch Traber, welche nicht schnell gehen können, wenn sie nicht sehr fest23 gehalten werden; bei solchen ist es ganz nutzlos, ihnen das Scharf-in-die-Hand-gehen durch Anlegen sehr wirksamer Gebisse ab - gewöhnen zu wollen. Diese Pferde brauchen den starken Druck auf die Kinnladen, so - wohl um in fliegenden Trab zu kommen, als auch um sich in ihm zu erhalten, und sie wollen und können ohne diesen Druck nicht ihr Bestes thun. Auch bei solchen, in der Regel schon vorher verdorbenen Pferden wird eine gute, leichte Hand viel mehr aus - richten, als das complicirteste Gebiss, durch dessen Gebrauch ihr Maul nur immer un - empfindlicher wird.

So wie das Training oder eigentlich die Dressur, denn um diese handelt es sich noch immer, des Zweijährigen weiter fort - schreitet, muss auch dessen Futter-Ration vermehrt werden. Man gebe jetzt sechs, ja sogar acht Quarts Hafer ( 9 Liter) pro Tag, nebst so viel gutem Heu, als er rein auf - frisst. Die Menge hängt wieder von der Grösse des Pferdes und von der Arbeit ab, die es leistet. Die Ration muss auch vermindert werden, so wie die Arbeit unterbrochen oder reducirt wird, was ja, wie oben bemerkt, geschehen muss, wenn man merkt, dass dem Thier zu viel zugemuthet worden sei. Man kann ihm24 dann erlauben, Früh und Abends etwas Gras zu knuspern oder ihm zwei bis drei Mohr - rüben in sein Futter schneiden. Viele geben dann auch Abführmittel, doch soll man sich an den Grundsatz halten, dass das Pferd keine Medicamente braucht, so lange es gesund ist und seine Organe ordentlich functioniren, und dass man sich einer ge - waltsamen Einmischung in diese Functionen möglichst enthalten soll. Am Morgen, bevor das Pferd seine Arbeit verrichtet, bekommt es die geringste Futter-Ration, circa Quart Hafer und 2 Quarts Wasser ( Liter Hafer und 2 Liter Wasser). An Tagen, wo die Arbeit später vorgenommen wird, kann man am Morgen etwas mehr füttern und muss dann die Quantität nach der Stunde, zu der gefahren wird, bemessen werden, so dass das Pferd nie mit überfülltem Magen an die Arbeit geht. Zum Abend lasse man das Pferd so viel saufen, als es mag.

So wie man das Temperament und Na - turell des Pferdes genau beobachten muss, so muss auch das des Wärters, dessen Für - sorge es anvertraut ist, strenge controlirt werden und sollte man nie einem Burschen ein werthvolles Pferd anvertrauen, der nicht Liebe zu Pferden zeigt und nicht einen ge -25 wissen Stolz dareinsetzt, das in seiner Ob - hut befindliche Thier durch sorgfältige Be - handlung bei bester Gesundheit zu erhalten. Auch muss man darauf sehen, dass nicht sonst brave Burschen, wie es häufig geschieht, aus schlecht aufgefasster Zärtlichkeit für die ihnen anvertrauten Pferde, denselben heim - lich Futter vorlegen und auf diese Weise durch Ueberfütterung Schaden thun. Man achte also darauf, dass das junge Pferd nicht mehr und nicht weniger Futter bekommt, als ihm zuträglich ist, und dass dessen Wär - ter demselben weder durch lieblose Behand - lung, noch durch übertriebenen Pflichteifer Schaden thun können.

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III. Die Bearbeitung des Pferdes an der Gurte.

Von Theodor Heinze. ( Pferd und Fahrer. )

Die erste regelrechte Dressur oder Ab - richtung soll dem Fahrpferde, wenn irgend möglich, an der Hand eines Reit - oder Fahr - meisters an der Gurte oder Leine, auch Longe genannt, gegeben werden, welche Bearbeitung als Grundlage der ganzen Ab - richtung von grosser Wichtigkeit ist, denn sie hat dem Pferde Vertrauen zu dem Menschen einzuflössen, ihm eine richtige Stellung mit Hals und Kopf zu geben, es zur regelrechten Entwicklung seiner Glied - massen zu führen und ihm den ersten Ge - horsam zu verschaffen.

Aus diesen Aufgaben, welche die Hand - arbeit erfüllen soll, wird man erkennen, dass diejenigen Pferdebesitzer sehr leicht - sinnig handeln, welche die erste Abrichtung27 ungebildeten Kutschern in die Hand geben. Die roh und kenntnisslos behandelten jungen Pferde werden dabei nicht allein noch schreckhafter und furchtsamer gemacht, sondern sie werden auch durch die unge - schickte Handhabung der Gurte unstät in ihrer Stellung mit dem Halse und Kopfe; sie erhalten eine falsche Biegung in den Halswirbeln; ihr Gang wird unregelmässig, fehlerhaft und öfters sogar lahm werden. Diese Unregelmässigkeiten sind die natür - lichen Folgen der harten Rucker und Schläge des Kappzaums, mittelst der Gurte auf die Pferdenase, denen das Pferd durch Ver - biegungen des Halses, die wieder einen falschen Tritt zur Folge haben, auszuweichen bestrebt ist. Alles Fehler, welche das An - reiten oder Einspannen erschweren und die Abrichtung verzögern, weshalb allen Pferde - besitzern nur anzurathen ist, sich an einen erprobten Fachmann zu wenden.

Zur Handarbeit sind folgende Werkzeuge nothwendig und erforderlich:

1. Ein Reitkappzaum mit einem Mittel - ring, zwei Seitenringen an den Kappzaum - hörnern, zwei Gurtzügeln mit Strippen und Schnallen und dem dazu gehörigen Haupt - gestell.

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2. Eine Schul - oder Wassertrense mit einem starken glatten Mundstück, grossen Ringen, Knebeln und zwei ledernen Zügeln, an deren Enden sich Strippen mit Schnallen befinden.

3. Ein mit zwei Seitenringen versehener breiter Uebergurt.

4. Eine Gurte, welche aus wollenem Gurt gefertigt, 4 Centimeter breit und 8 10 Meter lang sein soll, an deren vor - derem Ende mit einer ledernen Strippe und einer Schnalle versehen, am hinteren Ende aber auf die Art umschlagen sein muss, dass sie eine geräumige Schlinge bildet, in die sich die Hand des Gurtenführers ein - hängen kann.

5. Eine Peitsche, welche einen 2 Meter bis 2 Meter und 30 Centimeter langen, leichten, biegsamen Stock und einen 2 Meter und 50 Centimeter bis 3 Meter langen Schlag oder Schnure mit Schmitze hat.

6. Ein Schulsattel zum Anreiten, der, wenn etwa nicht vorhanden, durch einen deutsch-englischen Sattel, oder durch eine mittelst eines Uebergurtes festgehaltene Decke annähernd ersetzt werden muss.

Vorausgesetzt wird, dass Derjenige, welcher das junge Pferd an der Hand ab -29 zurichten erhält, ein guter Reiter und mit der Handarbeit vertraut ist und daher Kennt - niss von der richtigen Stellung, der Biegung und dem Gange des Pferdes besitzt.

Dieser, den wir hier Fahrmeister nennen wollen, nimmt nun das hintere Ende der in regelmässigen Schwingungen zu - sammengenommenen Gurte in die äussere Hand, d. i. auf der rechten Hand die linke, der er für gewöhnlich die Stellung der Zügelhand, wie zu Pferde, vor dem Unterleib gibt, während er mit seiner in - neren Hand die Gurte so in die Höhe hält, dass sie mit der Nase des Pferdes eine wag - rechte Linie bildet und immer die Richtung vor letzterer behält; auch soll die Gurte stets wie ein Band glatt gestrichen und dabei leicht angespannt und angelehnt er - halten werden. Zur Hauptregel mache es sich dabei der Gurtenführer, dass er sich, um jedem Vor - oder Seitwärtsprellen des Pferdes sofort begegnen zu können, seitwärts vor der Nase desselben befindet, denn ist er wie es ohne Ausnahme jedem Un - kundigen dabei begegnet seitwärts hinter der Pferdenase, so kann er nie Herr des Pferdes sein und bei unartigen Bewegungen desselben noch in die Gurte verwickelt werden.

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Die Gurtenhilfen bestehen mittelst der Hand in Anzügen, Schwingungen und Ruckern. Sie wirken auf den Kopf sowie auf den Hals des Pferdes und dem - zufolge auch auf die übrigen Körpertheile und erfolgen nach vor - oder rückwärts, nach seitwärts, auf - oder abwärts.

Der Anzug nach vorwärts findet statt, damit das Pferd vorwärts trete, den Gang beschleunige, oder damit es besser an das Mundstück trete, sich demzufolge anzulehnen anfange.

Die Hilfe nach rückwärts wird nach ihren besonderen Graden gegeben, theils um den Gang des Pferdes zu verkürzen, theils um es zum Stillstand, oder auch zum Zurück - gehen zu veranlassen, oder um es ferner von Legen auf das Mundstück abzuhalten.

Der Anzug nach einwärts hat nach seinen schwächeren oder stärkeren Graden die Wirkung, dass sich der Kopf und Hals des Pferdes nach einwärts biegt, auch das Pferd veranlasst wird, den Kreis zu verengen oder in denselben herein zu wenden.

Die Hilfen oder Schwingungen nach auswärts erfolgen, damit das Pferd den Kopf und Hals mehr gerade, demgemäss weniger31 nach einwärts halte und bewirken auch, dass es den Cirkel erweitert.

Die Hilfe nach aufwärts geschieht mit der Gurte, um das Pferd zu veranlassen, seinen Kopf und Hals zu erheben und damit es sein Vordertheil erleichtere.

Der Anzug nach abwärts erfolgt, damit das Pferd den Kopf und den Hals niedriger halte, sowie beim Steigen desselben, um es von dieser Untugend abzuhalten.

Die Gurtenhilfen müssen stets mit weicher, leichter und möglichst steter Hand erfolgen und durch deren Gelenk hervor - gebracht werden, weshalb der ganze Arm bei denselben nicht in Mitleidenschaft ge - zogen werden soll. Mit dem behutsamen Schütteln der Gurte beginnt man, und lässt, beachtet dies das Pferd nicht, darauf erst das Auf - und Rückwärtsschnellen mit der - selben, so unbemerkbar wie möglich, und durch das Gelenk der weichen Hand statt - finden.

Die Gurtenstrafen bestehen in stark ruckenden oder schlagenden Bewegungen der Gurte, welche dabei straff angespannt sein muss.

Die schwächeren Gurtenstrafen werden während der Unaufmerksamkeit des Pferdes32 gegenüber dem Abrichter und dessen Hilfen, die kräftigeren aber bei der Widersetzlich - keit des Pferdes angewendet, um es für seinen Ungehorsam zu strafen und um ihm auch bei dieser Gelegenheit die Uebermacht des Menschen zu zeigen und ihm Respect vor demselben einzuflössen. Jedoch darf auch bei den Gurtenstrafen die Hand nicht gespannt, sondern sie muss, weich bleibend, ihre Strafe vollführen.

Der gewandte Gurtenführer muss aber, sollen seine Hilfen sowohl wie die Strafen die richtigen Wirkungen auf das abzu - richtende Pferd äussern, von einem ge - schickten Peitschenführer, der unter des Er - steren Anordnungen steht, unterstützt werden.

Der Peitschenführer hat nachstehende Regeln zu befolgen. Er soll sich nämlich:

1. nahe an der Bandgurte, gegen einen halben Fuss von ihr, in der Nähe des Gurten - führers aufhalten, wodurch das Pferd auf der weiten Kreislinie zu gehen, mit am leichtesten veranlasst wird;

2. muss derselbe, je nach dem Gange des Pferdes, taktmässig, kurz und schnell auftreten, weil es sich in seinem Gange immer nach dem Gange des Peitschen - führers richtet;

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3. soll er sich Beweglichkeit in seinen Handgelenken verschafft haben, um die Hilfen und Strafen mit der Peitsche kräftig, kurz und bestimmt geben zu können, damit sie nie ihr Ziel verfehlen;

4. behalte der Peitschenführer unaus - gesetzt den Blick und das Spiel der Ohren des Pferdes im Auge, wodurch es jede seiner beabsichtigten unregelmässigen Be - wegungen anzeigt und welchen er demzu - folge durch Aufmerksamkeit vorbeugen kann.

Die Peitschenhilfen werden in gelinde und in stärkere unterschieden und sollen stets mit ausgestrecktem und wenig zu bewegen - dem Arme ertheilt werden. Die gelindeste vorwärtstreibende Peitschenhilfe besteht darin, dass der wagrecht gehaltene Peitschen - stock mit ausgestrecktem Arme langsam er - hoben und die Peitschenschnur geschüttelt wird. Wenn diese Hilfe rascher erfolgt, so wirkt sie vermehrt vortreibend.

Eine stärkere antreibende, aber noch gelinde Peitschenhilfe ist die, wenn der an - fänglich horizontal gehaltene Peitschenstock so tempoweise von hinten nach vorn in Bogen bewegt wird und wenn, mittelst der Schwere der auf den Boden fallenden334Peitschenschnur ein gleichförmiges Geräusch erfolgt, welches das Pferd anregt. Nach dem schwächeren oder stärkeren Auffallen der Peitschenschmitze auf den Boden erfolgt auch ebenso deren Wirkung.

Soll die Volte oder Kreislinie erweitert, demnach das Pferd auf diese hinaus ge - trieben werden, so ist die Hilfe mit der Peitsche nach der inneren Pferdeschulter, befindet es sich hingegen auf der regel - mässigen Kreislinie, nach dem Bauchgurt zu zu geben. Drängt das Pferd jedoch hinaus, will es die Volte demgemäss eigenmächtig erweitern, so muss die Peitschenhilfe hinter dem Hintertheile des Pferdes erfolgen.

Eine äusserst wirksame Hilfe, um das den Cirkel verengende Pferd hinauszuweisen, ist die, wenn die Spitze des Peitschenstockes gesenkt und darauf die Peitsche in Bogen von unten nach aufwärts, nach der inneren Schulter des Pferdes zu bewegt wird, wobei man sie auch leise knallend hören lassen, auch nöthigenfalls ihre Schmitze von unten herauf auf das innere Schulterblatt auffallen lassen kann.

Stärkere Peitschenhilfen sind alle die - jenigen, bei denen die Peitschenschmitze das Pferd stärker berührt. In der Regel sind35 diese Berührungspunkte die innere Schulter, die Theile des Mitteltheils nahe dem inneren Ellbogen, vor und hinter dem Bauchgurt oder sie wird auch hörbar auf die Mitte des Sattelsitzes auffallen gelassen.

Verwandeln sich die Peitschenhilfen in Hiebe, welche mit Nachdruck zu geben sind, so werden es Peitschenstrafen, deren man sich nur erst dann bedienen darf, wenn die stärkeren Peitschenhilfen von dem Pferde unbeachtet blieben oder, um es wegen Faul - heit, Ungehorsam oder Widersetzlichkeit zu bestrafen.

Bei einem Pferde z. B., welches nicht vorwärts gehen will, oder welches steigt, muss der Peitschenführer sofort hinter das - selbe eilen und ihm sehr starke Hiebe, und diese so lange fortgesetzt um die Hanken oder Hosen versetzen, bis es dem Willen seines Abrichters nachgibt.

Dass der Peitschenführer mit dem Gurten - führer innig übereinstimmen, sowie ihre Hilfen und Strafen zusammen eingreifen müssen, ist bei Bearbeitung des Pferdes an der Hand durchaus nothwendig, wenn die Abrichtung ein günstiges Resultat haben soll.

Unser Pferd wird nun, nachdem wir uns mit den nothwendigen Vorkenntnissen3*36bekannt gemacht haben, mit einem Kapp - zaum und einer Schultrense gezäumt wobei zu beachten ist, dass der Kappzaum - Nasenriemen unter den Trensenriemen ge - hörig zugeschnallt wird, damit die Lefzen - winkel nicht gescheuert und die Nase von dem sich sonst hin und her bewegenden Kappzaum nicht gedrückt werde und mit einem Bauchgurt belegt von seinem Wärter in die Reitbahn gebracht und in die Mitte einer Volte regelrecht aufgestellt. Darauf tritt der Gurtenführer vorsichtig vor den Kopf des noch rohen Pferdes und schnallt nun die Gurte, ihm mit Vertrauen zuredend, ein, wobei er es vorsichtig mit seinem Kopfe und Halse etwas gerade richtet, während der Peitschenführer, dabei die Peitsche unter dem linken Arme abwärts haltend, beide inneren Zügel in gleicher Länge an - schnallt oder anbindet. Zu gleicher Zeit be - festigt der Wärter ebenso die äusseren Zügel. Weil diese aber dem Pferde noch unbekannt sind, so müssen sie, zu Anfang bei der Bearbeitung an der Hand, noch ziemlich lang gelassen werden, damit sein Hals und Kopf nicht plötzlich durch sie eingezwängt werde. Der Gurtenführer ver - lässt nun seinen bis jetzt inne gehabten Platz37 vor dem Pferdekopfe, indem er seitwärts in den Cirkel tritt, doch so, dass er stets dem Kopfe des Pferdes voraus bleibt, wobei er anfänglich einen kleinen Kreis, in welchem er oft seine Schritte zu verlängern hat, mit abgehen muss. Sobald er in die Volte trat, lässt er das Pferd im Schritt auf der grossen Kreislinie rechts antreten. Der Wärter oder Kutscher hat zum Vortreten des Pferdes den rechten Trensenzügel da es sich zur Zeit auf der rechten Hand befindet nahe am Mundstück mit der linken weichen Hand er - fasst und führt das Pferd, bei ausgestrecktem linken Arme, ohne es in’s Auge zu fassen, denn in diesem Falle würde es sofort stehen bleiben, auf die grosse Kreislinie, während der Peitschenführer, der nahe, aber beson - ders zu Anfang etwas rückwärts von dem Gurtenführer seinen Platz hat und die Volte mit abgeht, die Peitsche anfänglich etwas nach rück - und aufwärts halten muss. Sowie das Pferd einige Male im Schritt auf dem grossen Kreise herum geführt wurde, und es sich dabei ruhig benahm, lässt man es durch die Erhebung mit der Peitsche sollte es aber diese Hilfe nicht beachten durch das Auffallen der Peitschenschmitze auf den Boden, in den Trab fallen. Beachtet38 es jedoch auch diese vortreibende Hilfe nicht, so hat der Peitschenführer die Peitschen - schmitze auf die Mitte des Bauchgurts, da wo sich der Sattelsitz befinden würde, auf - fallen zu lassen. Sowie das Pferd antrabt, darf es der Wärter nicht sogleich loslassen, sondern er hat, es weich führend, demselben die grosse Kreislinie anzuzeigen und selbst mit ihm herum zu traben. Wird man gewahr, dass uns das Pferd versteht und ruhig auf dem grossen Cirkel weiter trabend verbleibt, so hat alsdann der Wärter den Zügel los zu lassen, allein dabei nicht etwa stehen zu bleiben oder das Pferd plötzlich zu ver - lassen, wie es Unkundige zu thun pflegen, sondern er muss, wie vorher, nahe der rechten Pferdeschulter mit im Trabe ver - bleiben, um durch die Möglichkeit eines schnellen Wiederanfassens des rechten Tren - senzügels ein plötzliches Hereinwenden des Pferdes sofort verhindern zu können.

Der Peitschenführer hat währenddem die Hilfe mit der Peitsche nach der rechten Pferdeschulter zu geben, um das Pferd auf der grossen Volte zu erhalten. Findet dies statt, so kann sich nun erst der Wärter, aber nur mit Vorsicht und nach und nach,39 vom Pferde nach dem Gurtenführer zu in die Mitte der Volte zurückziehen.

Da nun die Führung des Pferdes dem Gurtenführer und dem Peitschenführer allein zufällt, so hat es der Erstere durch mög - lichst wenig sichtbare Hilfen der stets an - gespannten Gurte, die nach auf - und auswärts mittelst des Handgelenks stattfinden müssen, auf dem grossen Cirkel zu erhalten. Dabei muss er jedoch von dem Peitschenführer auf - merksam und geschickt unterstützt werden, der, gleichmässig rasch auftretend, die Peitsche nach Bedürfniss gebrauchen muss. Wenn z. B. das Pferd die Volte verengen will, so hat derselbe mit der Peitsche die Hilfe von oben nach unten nach der inneren Schulter zu, auch von unten nach aufwärts hinter den inneren Ellbogen des Pferdes zu geben. Soll das Pferd hingegen vorgetrieben werden, so ist die Peitschenhilfe nach dem Bauchgurt zu, drängt es aber hinaus, so muss sie hinter dem Hintertheile des Pferdes angewendet werden. Geht dasselbe rechts, so soll der Peitschenführer die Peitsche in der linken, geht es aber links, in der rechten Hand führen.

Anfänglich beginnt jedes junge Pferd bei der ersten Uebung der Handarbeit, sich40 frei wähnend, zu rennen und zu springen es bricht einmal herein, das andere Mal hinaus, macht auch plötzlich eine Wendung, um eben so schnell wieder still zu stehen. Da diese Vorkommnisse aber nur von der Unwissenheit des jungen Pferdes verursacht werden, so sind sie mit der grössten Geduld zu berichtigen, indem nach einem solchen das - selbe jedesmal wieder auf die grosse Kreis - linie zurückgeführt werden muss. Trabte das Pferd richtig, ohne Stockung, herum, so hat es der Gurtenführer, indem er ihm einige Schritte näher nach vorwärts tritt, wobei er die Gurtenhand, welche bis jetzt mit der Pferdenase in wagrechter Linie gehalten wurde, erhebt und damit die Hilfe nach rück - und aufwärts gibt, aufzuhalten, während der Peitschenführer die Peitsche an sich heran nimmt. Nach einigen Malen des Begehens des grossen Cirkels im Schritt hält der Gurtenführer das Pferd, selbst vortretend, still, streichelt es, spricht ihm vertrauens - voll zu, lässt es kurze Zeit ruhen, wendet es führend in weitem Bogen herum und nimmt auf der linken Hand damit es auf beiden Seiten zugleich gelenkiger werde dasselbe vor, was er soeben auf der rechten verrichtete.

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Nach dieser gleichfalls kurz ausgeführten Uebung auf der linken Hand wird das Pferd, wenn es diese verstand und mehr - mals die grosse Kreislinie ruhig im Schritt und im Trabe beging, stillgehalten, mit Streicheln und mit begütigenden Worten gelobt, sowie dadurch belohnt, dass man es in den Stall zurückführen lässt.

Vorausgesetzt, dass die Handarbeit mit Ueberlegung, Geduld und Geschick bisher fortgesetzt wurde, wird das Pferd nach einigen Tagen anfangen, sich im Schritt und im Trabe auf der grossen Kreislinie ruhig zu bewegen. Die Zügel sind alsdann nach und nach gradweise zu verkürzen, wobei der Hals etwas gerichtet, und in dessen Folge auch das fehlerhafte Galoppiren mehr und mehr aufhören wird.

Begeht das Pferd regelmässig die grosse Volte und nimmt es dabei Anlehnung mit der Gurte, so ist der Zeitpunkt da, wo der Gurtenführer allmälig in den Mittelpunkt des Kreises zurückzutreten und einen festen Standpunkt einzunehmen hat, indem er sich, geht das Pferd auf der rechten Hand auf dem rechten Absatze, auf der linken Hand natürlicherweise entgegengesetzt auf dem linken Absatze wie um eine Achse42 herum zu bewegen hat. Der Peitschenführer hat nun nur noch einen kleinen Kreis, um den Gurtenführer, zu begehen, während der sich bisher noch in Reserve aufhaltende Wärter gänzlich abtreten kann.

Während des Stillhaltens und nachdem man dem Pferde die Zügel gelöst hat und seinen Hals nach Bedürfniss ausstrecken liess, tritt der Gurtenführer vor dasselbe und fängt nun, dazu beide Seitenringe des Kappzaumes oder der Trense erfassend, an, ihm den Kopf und den Hals allmälig gerade empor zu richten, worauf der Peitschen - führer die anzulehnenden Zügel befestigt, wobei er sich etwas später des Vortheils bedient: die Trensenzügel zuerst durch den Kehlriemen zu stecken, wodurch sie die Wirkung von gelinden Aufsetzzügeln er - halten. Man lasse jedoch die Zügel nie zu kurz anbinden oder schnallen, weil die Be - wegfreiheit, eine der Hauptaufgaben der Abrichtung, dabei nicht eingeschränkt werden darf.

Trabt das Pferd auf der grossen Volte regelmässig, so müssen nun die inneren Zügel etwas kürzer befestigt werden als die äusseren, wobei der Gurtenführer auch beim Führen im Schritt auf der grossen43 Kreislinie, dabei die Gurte in kurzen gleich - förmigen Schlingungen zusammen nehmend, dem Kopfe und dem Halse des Pferdes allmälig eine grössere Aufrichtung zu geben hat. Derselbe hält es dabei an, auf gerader Linie zu gehen und gibt besonders darauf Acht, das es den Kopf in den obersten Halswirbeln nach einwärts biegt. Im Trabe ist diese Stellung beizubehalten, sowie das Pferd stets zu veranlassen, dass es lebhaft, entschlossen und regelmässig trabe, dass es ferner der Stimme des Gurten - führers und der Gurte sofort gehorche und Respect vor der Peitsche habe.

Da es wegen der wichtigsten Gründe von grossem Belang ist, dass jedes Fahrpferd auch auf das Wort des Fahrers sofort ge - horcht, so haben wir dieses bereits bei der Handarbeit zu lehren, indem wir folgende Worte, zugleich mit den vortreibenden oder anhaltenden Hilfen der Peitsche und der Gurte, gebrauchen.

Auf das lang gedehnte Wort Schri tt, in demselben Augenblick noch mit der vor - wärtstreibenden angemessenen Peitschenhilfe begleitet, lässt man das Pferd in Schritt vortreten. Später lässt man auf die kurz aus - gerufenen Worte: Trab! Trab! mit ent -44 sprechender Peitschenhilfe diese Gangart anfangen, und auf das gedehnte Wort B r r , bei gleichzeitiger Bandgurten - hilfe nach rückwärts, das Pferd anhalten. Nach den ausgerufenen Worten: Galopp! Galopp! hat dasselbe, bei einer gleich - zeitigen Gurtenhilfe nach aufwärts und der der Peitsche, sofort den Galopp zu be - ginnen. Nach den begütigenden Worten: Ruhe, Ruhe hat es den Gang, bei gleich - zeitiger Hilfe mit der Bandgurte nach rück - wärts, zu mässigen, hingegen auf das kurz und abstossend ausgerufene Wort: Fort! , welches mit einer bethätigenden Peitschen - hilfe zu vereinigen ist, den Gang zu be - ginnen oder zu beschleunigen.

Nachdem uns das Pferd verstanden hat, wird es unserem Willen auch ohne weitere thätliche Beihilfen, nur durch unseren Zuruf veranlasst, bereitwillig gehorchen.

Da ein jedes Fahrpferd zu seiner weiteren Ausbildung auch eines gewissen Grades von Reitdressur bedarf, damit seine Muskeln beweglicher werden, es mehr in das gewöhn - liche Gleichgewicht gesetzt und auch ge - horsamer gemacht werde, so ist der Zeit - punkt dazu gekommen, wenn es den Bauch - gurt willig leidet, dasselbe mit einem Sattel45 nach einer vorhergegangenen Trabübung an der Gurte in der Reitbahn zu be - legen, welche Handlung aber mit aller Vor - sicht und ganz behutsam geschehen muss. Nachdem der Sattel sanft auf das vom Gurtenführer gehaltene junge Pferd, welcher vor dem Kopfe desselben stehen muss, ge - legt wurde, werden die Sattelstrippen nur allmälig und sanft angezogen. Bläht sich hiebei das Pferd sehr auf, so führe man es einige Male im Schritt herum, ehe die Sattel - strippen wiederholt angezogen werden; dulde aber dabei nie die so oft vorkommende alberne Angewohnheit nicht denkender Pferdewärter u. s. w., welche nach der Be - endigung des Strippenanziehens mit der rechten Hand auf den Sattelsitz schlagen, wodurch das junge Pferd, anstatt dass alles nur Mögliche gethan werden sollte, um es vertrauter zu machen, erschreckt und dadurch natürlicherweise misstrauischer gemacht wird.

Beim Stillstehen soll der Gurtenführer dem Pferde, befolgte es seinen Willen, mit seiner Stimme und Streicheln die Zufrieden - heit zu erkennen geben, die es verdient, und es auch dabei eine richtige Stellung, mittelst Vor - und Zurückdrückens des Kopfes, annehmen lassen.

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Behält das Pferd den Hals mehr in der Höhe, nimmt es die Gurte und die Zügel willig an, trabt es auch regelmässig, so ist der Zeitpunkt gekommen, wo der Gurten - führer mit der Biegung des Pferdehalses zu beginnen hat. Er trete dazu vor das Pferd, ergreife mit beiden weichen Händen die Hörner des Kappzaumes und hebe mit ihnen den Pferdekopf empor, wobei derselbe den Hals des Pferdes gerade zu richten hat, ver - säume aber nicht bei der aufhebenden Be - wegung seiner Hände, diese zu gleicher Zeit etwas nach vorwärts zu drücken, denn ge - schieht diese letztere Hilfe nicht, so bleibt das Pferd nicht stehen, sondern es geht dann naturgemäss zurück, indem es dem Drucke nach aufwärts allein ausweicht. Nach der stattgehabten Aufrichtung lasse der Ab - richter sogleich wieder nach, um das Pferd nicht unwillig zu machen.

Die Aufrichtung des Halses und Kopfes ist die erste Biegung des Pferdehalses und hat von nun an nach jeder Anhaltung statt - zufinden.

Erfolgt die Aufrichtung, ohne dass da - bei das Pferd nach rück - oder seitwärts aus - weicht, so gebe der Gurtenführer dem Halse

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die Abwärtsrichtung oder die zweite Biegung in der Weise, dass derselbe den Pferdekopf, bei möglichst in die Höhe ge - richtetem Halse, so nach abwärts biegt, dass sich die oberen Halswirbelbeine gegen eine Hand breit hinter den Ohren nach abwärts biegen.

Diese Auf - und Abwärtsbiegungen sind so häufig abwechselnd vorzunehmen, bis die oberen Halsgelenke nach diesen Richtungen hin Biegsamkeit erlangt haben. Darauf hat man

die Seitwärtsbiegung nach rechts, als die dritte Biegung, vorzunehmen. Diese er - folgt, wenn man den oberen Theil des ge - rade empor gerichteten Pferdehalses, dabei wie bisher die beiden Kappzaumhörner mit den weichen Händen erfassend, so weit nach der rechten Seite biegt, bis sich die Nasenspitze herein begibt, wobei aber nur die obersten Halswirbel in Mitleidenschaft gezogen werden dürfen. Dabei bleibt die Hauptsache, dass die geringste Biegung in den obersten Halswirbeln mehr werth ist, als wenn die mittleren und die unteren noch so stark gebogen würden. Zu Anfang der Biegung hat man das Pferd nur auf einige Augenblicke in dieser Biegung zu belassen,48 worauf man ihm den Hals ausdehnen lassen soll. Auf diese Biegung nach der rechten Seite folgt:

die Seitwärtsbiegung nach der linken Seite oder die vierte Biegung, welche auf dieselbe Weise, nur links anstatt rechts, vorzunehmen, und eben so oft, wie die nach rechts zu üben ist.

Ist das Pferd dann so weit gekommen, dass es nach einem regelmässigen und ent - schlossenen Trabe auch regelrecht nach dem Aufhalten im Stillstehen verbleibt, so ist die Zeit da, es

das Zurücktreten zu lehren. Dieses aus - zuführen, muss sich der Gurtenführer vor das Pferd begeben und ihm die Hilfe mit der Gurte nach rückwärts geben, oder er kann auch mit jeder Hand einen Trensen - zügel erfassen und diese, einen um den an - deren, gewissermassen sägend zurück - bewegen. Sollte das Pferd jedoch diese Hilfen oder Zeichen noch nicht verstehen, so gebe der Abrichter mit seiner Gerte schwache Hilfen unter ein Vorderknie um das andere, und das Pferd wird diese Zeichen gewiss beachten und zurücktreten. Das Zu - rückgehen hat aber, wie uns bereits bekannt, nur langsam, Schritt nach Schritt, zu er -49 folgen. Mit nur wenigen Schritten, mit etwa sechs bis acht, begnüge man sich.

Führt das Pferd das Zurücktreten mit Anlehnung der Zügel aus, so lehre man es

das Weichen vor der Gerte, welches die nothwendige Vorübung des Weichens vor der Peitsche und vor den Schenkeln des Reiters ist.

Zuerst lehre man das junge Pferd mit seinem Hintertheile nach rechts herumtreten, demnach der Gerte nach rechts auszuweichen; zu welchem Zwecke wir es mit seinem Kopfe etwas rechts stellen, wobei der Gurtenführer vor des Pferdes Kopf stehen und dabei die Gurte mit der linken Hand kurz erfasst haben muss, um sofort ein Wanken oder ein Vordringen des Vordertheiles verhindern zu können. Nun gibt derselbe die Hilfe mit der in der rechten Hand gehaltenen Gerte an den linken hinteren Oberschenkel. Soll aber das Pferd links herum treten, so ist dessen Kopfstellung links zu nehmen und die Gurte in der rechten, die Gerte aber in der linken Hand zu handhaben.

Bei dieser Arbeit ist streng darauf zu achten, dass, wie die Regel vorschreibt, mit den gelindesten Gertenhilfen anzufangen ist, bei Nichtbeachtung dieser aber erst zu den450stärkeren übergegangen werden darf, wobei die Hautempfindlichkeit und das Tempera - ment des Pferdes berücksichtigt werden müssen.

Zuerst hat man sich bei dem Weichen des Hintertheiles vor der Gerte mit einer Viertelvolte, darauf mit einer halben Volte zu begnügen, bis man zuletzt die ganze Volte schliesst.

Dass auch bei dieser Arbeit die seit - wärts treibenden Gertenhilfen mit den zu - rückhaltenden der Gurte in voller Ueberein - stimmung gegeben werden müssen, ist selbst - verständlich.

Hat das Pferd die Hilfe mit der Gerte nach seitwärts verstanden, weicht es willig auf deren Anlage nach seitwärts, so be - ginnen wir mit ihm die engeren Wendungen, indem wir den grossen Zirkel zu Ende der Uebung in vier Theile, also in vier kleine Volten oder Kreise theilen. Um dies zu be - werkstelligen, nehmen wir die Gurte kürzer und führen das Pferd auf diese vier kleinen Volten, zuerst im Schritt, dann in kurzem Trabe. Diese Wendsammachung an der Hand kommt uns später sowohl unter dem Reiter, wie auch vor dem Fuhrwerke sehr zu Statten.

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Vor dem Anreiten des jungen Pferdes versäume man nicht, zu Ende der Hand - arbeit beide Steigbügel herabhängen zu lassen, damit es sich an das Anschlagen derselben an den Körper gewöhne, was dem Reiter, vorzüglich später beim Anreiten, sehr zu Statten kommt, wenn ihm ein oder der an - dere Steigbügel von den Ballen gleiten sollte.

Verbieten es die Umstände, dem jungen zum Fahrdienst bestimmten Pferde die sehr vortheilhafte Reitdressur zu geben, so ist es doch unerlässlich, ihm vor seinem Ein - spannen das Geschirr aufzulegen. Damit muss im Stalle vor dem Aufzäumen sehr behutsam mit einem Brustblatt - oder Sielen - geschirr, weil es weiter als das Kummet - geschirr ist, vorgegangen werden, indem jenes bei hoch aufgebundenen Strängen sanft aufgelegt wird. Das Pferd behält sein gewöhnliches Hauptgestell, aus Kappzaum und Trense bestehend, noch so lange bei, bis es sich an das Rumpfgeschirr gewöhnt hat, worauf jenes mit einem Kopfgeschirr, woran Scheuleder und eine Trense befind - lich, vertauscht wird. Nimmt das Pferd auch die Scheuleder willig an, so ist es noch an die Berührung der Stränge an seine hinteren Gliedmassen zu gewöhnen, welche nach4*52und nach weniger kurz, zuletzt so lang wie möglich aufgebunden werden müssen.

Bei Pferden hingegen, die der äusserst zweckmässigen Reitabrichtung vor ihrer Einspannung unterworfen werden, ist die Gewöhnung an das Geschirr, mittelst der Handarbeit, erst nach jener und kurz vor ihrem Einspannen vorzunehmen.

Die Handarbeit hat, kurz wiederholt, in folgenden Perioden stufenweise zu erfolgen:

In den ersten Tagen üben wir mit dem jungen, rohen Pferde einen möglichst ruhigen Schritt und einen Mitteltrab, hierauf einen thätigen, gezogenen Schritt und einen ent - schlossenen Mitteltrab, bei dem wir die Zügel nach und nach kürzer zu be - festigen anfangen und nach innen zu eine geringe Kopfstellung annehmen lassen. Während des Stillhaltens gewöhnen wir es, sich auf seinen vier Füssen gerade und in’s Gleichgewicht zu stellen und sich so zu er - halten; wir beginnen darauf die Halsbiegun - gen; unterrichten dasselbe im Zurücktreten und im Weichen vor der Gerte und fügen allen diesen die Uebungen auf den kleinen Volten im Schritt und im kurzen Trabe bei, denen wir noch die Gewöhnung an den Sattel sowohl wie an das Geschirr folgen lassen.

[53]

IV. *)Nachdem wir im letzten Capitel die Bearbeitung des Fahr - pferdes an der Gurte erschöpfend besprochen haben, fahren wir in der Uebersetzung des Werkes von Hiram Woodruff fort und bringen im Nachstehenden dessen Ansichten über die Gefabren, welche ein Ueberarbeiten der jungen Pferde in sich schliesst.

Die Frage, ob das frühzeitige Trainiren des Traber-Pferdes einen ungünstigen Ein - fluss auf dessen spätere Ausdauer ausübt, ist von grösster Wichtigkeit und von hohem Interesse. Noch vor wenigen Jahren wurde diese Frage von allen Seiten bejahend be - antwortet, doch darf man heute annehmen, dass diese Ansicht eine irrige war, obwohl nicht zu leugnen ist, dass eine grosse Gefahr für das junge Pferd vorhanden ist, wenn das Training desselben in unvernünftiger und übertriebener Weise stattfindet. Daher hängt der Einfluss, den das frühe Training auf die zukünftige Entwicklung des Pferdes ausübt,54 nebst dessen eigener Constitution zunächst von dem Wissen und der Sorgfalt des Mannes ab, der es unter seiner Obhut hat. Junge Pferde werden sehr leicht überarbeitet, und man wird gut daran thun, wenn man bemerkt, dass sie einhauen und dass ihr Gang wackelig wird, ihnen Ruhe zu gönnen. Es ist sicher einiges Risico dabei, junge Pferde bis zu einem Punkte zu trainiren, dass sie als Drei - jährige schon Rennen über eine Meile laufen, und viele, die in diesem Alter eine über - raschende Schnelligkeit gezeigt haben, wären später wohl noch viel besser geworden, hätten sie sich nicht in so zartem Alter den zur Erreichung dieser Leistungen nöthigen anstrengenden Vorbereitungen unterziehen müssen.

Es folgt jedoch hieraus keineswegs, dass die Ursache, warum ein Pferd im späteren Alter nicht hält, was es in der Jugend versprochen hat, immer darin liegt, dass es in seiner Jugend überarbeitet wurde. Die frühzeitig in Arbeit genommenen Pferde unterliegen eben denselben Zufälligkeiten wie andere, und sie können daher aus irgend einem Grunde, der mit dem Training in gar keinem Zusammehange steht, in ihrer Leistungs - fähigkeit zurückgehen. Meistens aber nimmt55 man an, dass ein Pferd, wenn es in einem Lebensalter schon an Schnelligkeit und Kraft abnimmt, wo es sich noch immer ver - bessern sollte, in seiner Jugend überarbeitet wurde; man sollte daher gewiss junge Pferde nicht für Rennen engagiren, in denen sie sehr hart zu kämpfen haben. Es ist nicht das schnelle Traben, was dem Pferde Schaden thun wird, sondern die Arbeit, welche es vorher thun musste, um in eine Condition zu kommen, welche ihm erlaubt, sich der Anstrengung eines wiederholten Rennens*)In Amerika ist es bei Matches, welche nicht über eine Distanz von mehr als einer engl. Meile gefahren werden, gebräuchlich, dass die concurrirenden Pferde den Cours mehrmals, und zwar entweder drei - oder fünfmal mit kurzen Unterbrechungen zurücklegen müssen; es gewinnt dann dasjenige Pferd, welches im ersten Falle aus zwei von drei, im zweiten aus drei von fünf Heats als Sieger hervorgeht. Man glaubt hiedurch, wohl mit gutem Rechte, eine gerechtere Be - urtheilung der Leistungsfähigkeit des Pferdes zu erzielen, als bei einem blos einmaligen Laufen, wo leicht irgend eine Zufälligkeit auf den Verlauf des Rennens entscheidend einwirken kann. Die Red. zu unterziehen. Trotz alledem aber braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass zahlreiche Beispiele vorhanden sind von Pferden, welche schon als Dreijährige grosse Leistungen vollbracht haben, ohne dadurch Schaden genommen oder ihre spätere Leistungsfähigkeit beeinträchtigt zu haben.

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Aus dem oben Gesagten geht hervor, dass man trachten sollte, den Pferden in ihrer Jugend möglichst viel Schnelligkeit beizubringen, ohne denselben übermässige Arbeit zuzumuthen. Viele mögen denken, dass dies unmöglich sei, und doch kann man mit dieser Art bessere Erfolge erzielen, als wenn man aus dem jungen Thiere con - tinuirlich das letzte Restchen Kraft heraus - nimmt. Die in den vorhergehenden Capiteln für die Zweijährigen empfohlene Behandlung und Bearbeitung soll im Grossen und Ganzen auch noch auf die Dreijährigen ausgedehnt werden, natürlich mit den Aenderungen, zu welchen die zunehmende Kraft und Entwicklung des Thieres be - rechtigen. In jedem Falle aber wird es besser sein, einen kleinen Fehler insoferne zu begehen, dass man dem jungen Thiere vielleicht etwas weniger Arbeit zumuthet, als es möglicherweise vertragen würde, bevor man ihm durch Ueberarbeitung seine Lungen und Beine frühzeitig abnützt und für alle Zukunft verdirbt. Hauptsächlich kommt es natürlich auch hier auf die Con - stitution und Entwicklung des Pferdes an, und kommt es vor, dass ein Dreijähriger viel kräftiger ist und bessere, reinere Action57 hat, und daher besser für ein Rennen ge - eignet ist, als ein anderes Pferd mit fünf Jahren. Der Besitzer und der Trainer müssen eben alle Umstände in’s Auge fassen und beurtheilen; man mache es sich aber in zweifelhaften Fällen zur Regel, den Zweifel zu Gunsten des jungen Pferdes zu ent - scheiden und lieber ein Match auszuschlagen, oder, wenn es bereits abgeschlossen ist, das Reugeld zu zahlen, als das Thier einer Ge - fährdung auszusetzen, welche seine Beine, sein Temperament und sein Stehvermögen in höchstem Grade schädigen könnte.

Ist aber Jemand dazu entschlossen, seine Pferde schon frühzeitig auf die Traberbahn zu bringen, wo deren Kräfte continuirlich auf die härtesten Proben gestellt werden, dann möge er schon bei der Aufzucht und Fütterung derselben darauf Bedacht nehmen und nähere sich möglichst der Methode, welche bei der Aufzucht von Rennpferden im Ge - brauche steht. Soll das junge Pferd einer Behandlung unterzogen werden, welche eigentlich für ein älteres Pferd berechnet ist, dann muss man es sobald als möglich alt machen; dies kann man, wie in einem früheren Capitel erwähnt, durch starke Hafer - Fütterungen, an welche man das junge Thier58 sobald als möglich gewöhnt, erreichen. Frei - lich wird dadurch nur eine Art Früh - oder Nothreife erzielt, welche gewiss nicht von grossem Bestande ist. Frühreife ist immer die Vorgängerin von frühem Verfalle; dies dürfte ganz besonders bei Pferden zutreffend sein, die durch unnatürlich starke Fütterungen künstlich zu dieser Frühreife gebracht wurden. Man vergesse hier auch nicht zu bedenken, dass das Rennpferd, welches zweijährig auf die Bahn gebracht wird, für seine Jugend eine kleine Compensation erhält in dem geringen Gewichte, welches ihm erlaubt ist, eine Vergünstigung, welche dem jungen Traber nicht in gleichem Grade gewährt werden kann. Auch sind die Distanzen, welche Zwei - jährige auf der Bahn zurücklegen, gewöhn - lich recht kurze, während wieder der Traber zumeist die volle Meile, wie oben erwähnt, mehrmals hintereinander zurücklegen muss.

Will aber Jemand, trotz allem bereits dagegen Gesagten, doch einen vielverspre - chenden Traber schon als Dreijährigen auf die Bahn bringen, so soll er ihn wenigstens nicht durch zu harte Arbeit darauf vorbe - reiten. Es wird besser sein, sich auf die Schnelligkeit und Güte des Thieres und auf die Geschicklichkeit des Führers zu ver -59 lassen, als das junge Ding auf das Risiko hin, es für immer zu ruiniren, in eine hohe Condition hinaufzuschrauben. Wird das Pferd in diesem Alter übertrainirt, so wird der Schaden, den dessen Beine, Temperament oder Constitution erleiden, kein vorüber - gehender, sondern ein bleibender sein. Es gibt gewiss junge so gut wie alte Pferde, welche Alles überstehen und welche, wenn sie auch noch so unwissend und sorglos behandelt werden, doch keinen Schaden nehmen; das aber sind Ausnahmen und man darf sich nicht darauf verlassen, dass sie Einem unterkommen. Man wird trotz aller Sorgfalt und Vorsicht, die man aufwendet, nicht verhüten können, dass so manches Pferd den gehegten Erwartungen nicht ent - sprechen wird, ohne dass man sich dazu ver - leiten liess, ihm Aufgaben zu stellen, welche für den unreifen Zustand seiner Knochen und Sehnen viel zu hoch gegriffen sind. Die Ver - suchung, ein gutes Pferd schon sehr jung auf die Bahn zu bringen, mag eine sehr grosse sein, aber man thut in beinahe allen Fällen gut daran, ihr zu widerstehen, um sich nicht eines ähnlichen Fehlers schuldig zu machen, wie jene unvernünftigen Wilden, welche Bäume fällen, um zu deren Früchten zu gelangen.

[60]

V.

Nachdem im vorhergehenden Capitel darauf aufmerksam gemacht wurde, wie nöthig es sei, bei der Vorbereitung eines Dreijährigen für ein Rennen mit grösster Vorsicht zu Werke zu gehen, wollen wir in diesem Abschnitte einige Fingerzeige über die Art und Weise geben, wie das Training vor sich gehen soll, wenn die Zeit herannaht, wo man das junge Thier auf die Traber - bahn bringen will.

Ob das Pferd nun den ganzen Winter über im Stalle gewesen ist oder ob es, von gutem Wetter begünstigt, öfter in’s Freie gebracht werden konnte, in jedem Falle muss man mit der Arbeit im Frühjahre sehr lang - sam beginnen und in derselben vorsichtigen Art vorgehen, wie sie für den Zweijährigen empfohlen wurde. Man sei im Anfange mässig61 mit seinen Anforderungen an das junge Pferd, um es nicht zu entmuthigen. Auch soll man weder Abführmittel eingeben, noch das Pferd künstlich in Schweiss bringen. Es muss eben bedacht werden, dass sich bei einem noch in der Entwicklung begriffenen Pferde an seinem Herzen und seinen Lungen nicht so leicht Fett ansetzt, wie bei einem vollkommen ausgewachsenen Thiere, und dass auch sein ganzer Körper noch nicht jene Festigkeit und Härte erlangt hat, welche erforderlich sind, um ein hartes Training zu ertragen. Arbeitet man so einem jungen Thier sein ganzes Fett herunter, wie man es bei alten Pferden thut, so wird dadurch sein Wachs - thum gehemmt und der Entwicklungsprocess seiner Muskulatur wird zum bleibenden Nachtheil des Thieres unterbrochen. Daher ist die grösste Vorsicht nöthig und muss der Effect, den die Arbeit auf das Befinden des jungen Thieres hervorbringt, auf das aufmerksamste beobachtet werden. Es ist selbstverständlich, dass man mit der Arbeit überhaupt nur dann beginnen darf, wenn sich das Pferd des Vollbesitzes seiner Ge - sundheit erfreut und jene Munterkeit und Frische zeigt, welche es in diesem Alter immer zur Schau tragen sollte und welche62 absolut nothwendig ist, wenn es die Be - handlung, der es nun unterworfen wird, ohne Nachtheil ertragen soll. Ist das Thier muthig und zutraulich, wenn auch etwas übermüthig, um so besser; letztere Eigenschaft ist wohl von Bosheit zu unterscheiden und ist der Nervosität und Furchtsamkeit weit vorzu - ziehen.

Man bewege das Thier anfangs nur im Schritt an der Hand und lasse es später mässige Arbeit im Geschirr verrichten, doch trachte man immer dahin zu wirken, dass das Pferd immer Lust zu seiner Arbeit be - kommt und hüte sich deshalb davor, es zu lange Zeit in gleichmässigem Mitteltrabe fortgehen zu lassen, welcher es immer bald abspannt und dessen es leicht überdrüssig wird. Man fahre jetzt noch nicht auf der Traberbahn, wenn auch eine solche zur Verfügung steht, sondern es sind gute Land - strassen vorzuziehen. Hier fahre man in derselben Art, wie sie schon für die Zwei - jährigen empfohlen wurde, indem man näm - lich ganz kurze Strecken in sehr scharfem Trabe fährt und das Pferd schon anhält, bevor es noch aus Ermüdung von selbst in der Schnelligkeit nachlässt; dadurch wird es beim nächsten Spurt, den man von ihm63 verlangt, willig und schneidig vom Platze weggehen. Auf diese Art wird in neun Fällen unter zehn die Schnelligkeit des Pferdes zunehmen und sein Trab rein und gleichmässig bleiben, während man durch forcirte Arbeit ein Pferd weder schnell machen, noch schnell erhalten kann. Ver - richtet jedoch das Thier die von ihm ver - langte Arbeit munter und leicht, und sieht man, dass ihm dieselbe gut anschlägt, dann beginne man etwas mehr von ihm zu for - dern, insoferne, als man die Spurts etwas länger andauern lässt, jedoch immer unter der oben angegebenen Beschränkung, dass man damit innehält, bevor noch das Pferd aus Ermüdung nachlässt; es kann dieser Punkt nicht oft genug hervorgehoben wer - den. Sieht das Thier aber matt und abge - jagt aus und muss es zum Schnellergehen aufgefordert werden, dann thut man besser daran, es zu schonen. Es würde mehr scha - den als nützen, wenn man es dann zur Arbeit anhielte; man würde Gefahr laufen, das Thier zu überarbeiten, und haben wir auf die Nachtheile, die daraus entspringen können, im vorhergehenden Capitel auf - merksam gemacht. Man thut also besser daran, wenn sich trotz mässiger Arbeit64 schon in diesem ersten Theile der Vorbe - reitung die obigen Symptome einstellen, dem Thier eine längere Ruhepause zu gönnen und in Gottes Namen das Reugeld zu zahlen. So auch, wenn das Thier aus Mattigkeit anfängt einzuhauen oder unrein und ungleich - mässig zu traben. Die Hoffnung, der man sich häufig hingibt, dass das Pferd durch anhaltende Arbeit wieder einen reinen gleich - mässigen Gang bekommen wird, ist eine trügerische; je mehr Arbeit man jetzt ver - langt, desto ärger wird das Uebel werden. Die Hauptsache bleibt immer, die Anlagen und Fähigkeiten des Thieres genau kennen zu lernen; wer das nicht erreicht, wird immer eine Schablone suchen, nach der er seine Pferde trainiren kann, und wird, da es eine solche nicht gibt, welche sich auf alle Pferde gleichmässig mit Vortheil anwenden liesse, nie etwas Bedeutendes als Trainer leisten.

Es wurde schon der Trab vieler viel - versprechender junger Pferde für alle Zu - kunft verdorben durch die Hartnäckigkeit und Unvernunft des Mannes, der ihr Trai - ning leitete, und der sich vorgenommen hatte, um jeden Preis Traber aus ihnen zu machen . Der unvernünftige Versuch, sie zu machen , schadete ihnen dermassen,65 dass sie nicht einmal die Leistungsfähigkeit erreichten, welche sie erlangt hätten, wären sie einfach sich selbst überlassen worden.

Man halte sich auch vor Augen, dass der Dreijährige eine aufmerksamere Behandlung erfordert, als der Zweijährige. Beim Ersteren stellt sich der Zahnwechsel mit seinen man - cherlei Zufälligkeiten ein, sein Zahnfleisch ist wund und sein ganzer Zustand meist ein fieberhafter. Das Futter wird meist nicht ordentlich gekaut, folglich auch nicht gut verdaut, und häufig wird das Thier dann überhaupt schlecht fressen. Der Unterschied zwischen dem Dreijährigen und dem alten Pferde ist ein viel grösserer, als der zwischen dem Drei - und Zweijährigen in Bezug auf die Festigkeit der Knochen, die Qualität der Sehnen und das Entwicklungsstadium der Gesammt-Musculatur. Der Unterschied zwi - schen Zwei - und Dreijährigen bezüglich ihrer Fähigkeiten, harte Arbeit zu verrichten, hängt rein vom Individuum ab, und hält häufig ein Zweijähriger, der gut entwickelt ist, mehr aus, als ein Dreijähriger mit einem wunden Maul und, in Folge des Zahnwech - sels, fieberndem Körper. Findet man aber, wie gesagt, dass dem Thiere die Arbeit gut anschlägt, dann soll das oben angegebene566System verfolgt werden, mit jenen Abstufun - gen, welche für die Constitution und die An - lagen des Thieres passend scheinen.

Das Futter muss nun natürlich vermehrt werden, entsprechend der Grösse und dem Appetit des Pferdes, sowie der Arbeit, welche es thut. Man kann 8 10, in ausser - ordentlichen Fällen sogar 12 Quarts (9 13 Liter) Hafer im Tage geben; zu Zeiten kann man auch etwas Mais füttern, doch ist dies durchaus nicht nöthig und höchstens in dem Falle zu empfehlen, wenn sich ein Pferd sehr schlecht nährt. Ganz sicher aber ist Hafer das beste Futter für ein Pferd, indem er am meisten Muskel bildet, während in Folge der Mais-Fütterung mehr Fett ange - setzt wird. Viele behaupten, dass der Mais zur Fütterung für junge Pferde sehr geeignet sei wegen der grossen Menge von Silicium, die er enthält, welches für den Aufbau der Knochen von grosser Bedeutung ist; es dürfte jedoch auch genug davon im Heu, im Spelz des Hafers und im Wasser ge - funden werden. Vom Heu gebe man dem Pferde jetzt noch immer so viel, als es rein auffrisst. Sein Gesundheitszustand und seine natürlichen Verrichtungen sind genau zu beobachten und soll man von Zeit zu Zeit67 etwas Kleien-Mash füttern. Einmal in der Woche wird dies sehr gut thun, ausgenom - men in dem Falle, wo das Thier eine An - lage zum Durchfall zeigt. Im Uebrigen hat man sich beim Füttern und Tränken genau an jene Principien zu halten, welche für die Zweijährigen anempfohlen wurden.

Die Beine des jungen Pferdes können im Verlaufe seines Training manchmal mit der Hand etwas gerieben werden, doch ist es nicht nöthig, dies so oft und lange zu thun, wie es bei alten Pferden üblich und nützlich ist, und man halte fest an dem Grundsatze, Alles zu unterlassen, was nicht geboten erscheint. Wasser ist von den Beinen junger Pferde so viel wie möglich ferne zu halten und sollen dieselben nur mit der Bürste und einem Flanell-Lappen gereinigt werden.

Macht das Thier nun bei dieser Behand - lung Fortschritte, so kann man die Strecken, die man es in schnellem Trabe zurücklegen lässt, bis auf eine Viertelmeile (400 Meter) ausdehnen, doch sehe man immer darauf, dass das Pferd nicht erschöpft werde. Man halte sich immer gegenwärtig, dass von dem Thiere in diesem Jahre noch keine grossen Leistun - gen erwartet werden dürfen, sondern dass5*68man nur seine Fähigkeit, schnell zu traben, entwickeln, und es bei guter Gesundheit erhalten will.

Sehr langsam muss die Renn-Condition des Pferdes verbessert werden und soll der Versuch, das Thier ein hartes Training durch - machen zu lassen, in dem Alter noch nicht gewagt werden. Gleichzeitig kann nicht ge - nug vor dem Versuche gewarnt werden, schon vor dem Rennen ermitteln zu wollen, wie schnell das junge Thier die ganze Distanz zurücklegen kann.

Die grosse Kunst beim Trai - niren, speciell eines jungen Pferdes, besteht darin, dasselbe so vorzubereiten, dass es ge - rade an dem für das Rennen be - stimmten Tage im Stande sein wird, die gegebene Distanz mit der grössten ihm möglichen Schnelligkeit zurückzulegen; man darf aber ja nicht erwarten, dass dies dadurch erzielt werden kann, dass man das Pferd jeden Tag die volle Distanz im scharfen Trabe zurücklegen lässt und trachtet, die Strecke bei jeder Fahrt in etwas kürzerer Zeit zu69 machen! Wer das Training so auf - fasst, wird am Tage des Rennens einen abgehetzten, müden Gaul auf die Bahn bringen, mit dem er sicher nicht viel Freude erlebt.

Wenn das Pferd auch wirklich in dieser Zeit ein - oder ein paar Mal die ganze Distanz gut gegangen wäre, so ist es doch mehr als wahrscheinlich, dass es dies an dem für das Rennen bestimmten Tage nicht mehr können wird. Ist das Pferd da - gegen immer bei guter Gesundheit ge - blieben, und hat es bei den kurzen Spurts, die man von ihm verlangt hat, eine stetige, wenn auch geringe Zunahme an Schnellig - keit gezeigt, dann kann man acht oder zehn Tage vor dem Rennen (für welches hier immer eine Distanz von einer englischen Meile = 1609 Meter, jedoch in mehreren Heats zu laufen, angenommen wird) eine Tour in scharfem Trab über eine halbe Meile zurücklegen lassen. Aus der Art und Weise, wie das Thier gegen Ende der halben Meile gegangen ist, und nach seinem Be - finden in der Folge dieser für ihn ungewöhn - lichen Anstrengung kann man sich ein Ur - theil bilden, wie das Pferd am Tage des Rennens die ganze Meile wiederholt zurück -70 legen wird. Ist der Trainer nicht im Stande, sich hieraus ein Urtheil zu bilden, dann ist das Thier ohnedem nicht in sehr verstän - digen Händen und seine Chance in dem Rennen in Folge dessen keine grosse, es wäre denn, dass auch der Trainer des geg - nerischen Pferdes ohne directen Versuch die Leistungsfähigkeit seines Pferdes nicht zu beurtheilen verstünde.

Während des ganzen Verlaufes des Training soll das Pferd jeden Tag genugsam Wasser bekommen; es muss ihm dasselbe jedoch öfters im Tage in kleineren Portionen vorgesetzt werden, und darf es sich nie mit einer grossen Menge davon auf einmal an - füllen. Die Nacht vor dem Rennen muss man dem Pferde auch, besonders wenn es ein guter Fresser ist, einen Maulkorb umgeben, damit es nicht von seinem Streu - stroh fressen kann. Vorher gibt man die gewöhnliche Menge Hafer und ungefähr Pfund Heu. Dann tränkt man das Thier, gibt ihm aber etwas weniger Wasser als sonst, damit es dieses vollkommen absorbirt hat, bevor es auf die Bahn gebracht wird. Am Morgen des Tages, an dem das Rennen stattfindet, gibt man dem Pferde 2 Quarts ( Liter) Hafer und ebensoviel Wasser. 71Gewöhnlich braucht ein Thier an diesem Tage nur im Schritt bewegt zu werden; ist es aber sehr kräftig und muthig und viel - leicht etwas zum Springen aufgelegt, so soll man es vier bis fünf engl. Meilen in kurzem Trabe machen lassen. Um 11 Uhr füttere man 1 bis Quart ( Liter) Hafer und ½ bis Pfund Heu. Weniger als ½ Pfund ist nicht ausreichend, um dem Magen zu ge - nügen, mehr als Pfund könnte leicht schaden und den Athem des Thieres beein - trächtigen.

Zwischen diesen beiden Grenzen muss sich eben der Trainer halten; welches da - zwischenliegende Quantum aber das beste für sein Pferd ist, muss er nach dessen Con - stitution und Anlagen zu beurtheilen ver - stehen. Das junge Thier braucht nicht zu - sammen trainirt zu sein, wie ein altes, aber man darf ihm auch den Magen nicht im mindesten überfüllen, wenn man eine un - gewöhnliche Leistung von ihm erwartet.

Ist das Pferd nach dem ersten Heat er - schöpft, so gebe man ihm etwas Haferseim oder ein kleines Quantum gewässerten Wein; in vielen Fällen ist auch ein Bischen Brandy (Cognac) sehr zu empfehlen. Es ist erstaun - lich, wie wirksam sich eine kleine Dosis72 Brandy oft bei Pferden erweist, wenn sie ermatten und so aussehen, als ob sie ge - schlagen werden müssten, aber man darf denselben eben nur dann verabreichen, wenn es nöthig ist und ja nicht glauben, es sei der Branntwein in allen Fällen als ein stimu - lirendes Mittel von vortheilhafter Wirkung. Bei Pferden, die ohnedem kräftig und munter sind, wird der Branntwein nur schaden, weil er sie übermüthig machen und zum Springen disponiren wird. Auch hier muss der Trainer wieder nach seinem eigenen Ur - theile vorgehen und was er nach reiflicher Ueberlegung für gut findet, ausführen, ohne sich durch Rathschläge Unberufener, an denen es in einem solchen Falle nie man - gelt, beirren zu lassen.

Bei der Festsetzung des Ausmasses an Arbeit, welches man einem jungen Pferde zumuthen darf, ist ausser dessen Anlagen und Constitution auch seine Abstammung zu berücksichtigen, und können solche Thiere, welche sich mehr dem Vollblut nähern, in einem zeitlicheren Lebensalter trainirt und zu härterer Arbeit angehalten werden, als Thiere mit weniger Blut. Nach diesem Grund - satze gehen in England und Canada die Trainers vor, welche Steeple-chase-Pferde73 vorbereiten; unter diesen gibt es Vollblut -, dann sehr hoch im Blut stehende und end - lich Halbblut-Pferde. Nun hat die Erfahrung gelehrt, dass zwei Pferde, welche anschei - nend gleich kräftig, gesund und von gleich guter Constitution sind, von denen jedoch das eine nahezu Vollblut, das andere blos Halbblut ist, nicht mit einer Elle gemessen werden dürfen. Das Vollblut-Pferd wird bei einem Ausmasse an Arbeit noch seinen Athem und Schnelligkeit verbessern und seine Constitution kräftigen, bei dem das Halbblut-Perd schon überarbeitet wäre und sicher alle Chance auf den Sieg verlieren würde. Die Muskel schrumpfen dann zu - sammen und werden weich und schlaff, an - statt an Volumen und Festigkeit zuzunehmen; das Auge wird trüb und die Fresslustschwindet.

Die Abstammung ist also beim Training genau so zu berücksichtigen, wie die indivi - duelle Constitution des Pferdes, und ist es zum Beispiel in Amerika ganz allgemein bekannt, dass Pferde, die von gewissen Linien ab - stammen, ein zeitlicheres Training mit här - terer Arbeit vertragen als andere. So zeich - nen sich die Abkömmlinge des berühmten Abdallah von Mambrino, einem Vollblut - hengst, der nach dem importirten Messenger74 gezogen ist, in dieser Hinsicht ganz beson - ders aus, umsomehr, als sie nicht nur in zeit - lichem Lebensalter Ungewöhnliches leisten, sondern auch dadurch, dass die frühe Arbeit keine nachtheiligen Folgen bei ihnen her - vorruft. Da nun der berühmte Hambletonian, der mehr Fohlen gezeugt hat, als irgend ein Hengst vor ihm, nämlich eintausend - zweihundert fünf und zwanzig, ein Sohn eben dieses Abdallah ist, so darf man sich nicht darüber wundern, dass grossartige Leistungen sehr junger Traberpferde in Amerika nicht mehr zu den Seltenheiten ge - hören.

[75]

VI.

Es dürfte nun an der Zeit sein, etwas über Passgeher und über die Art und Weise, wie dieselben zum Traben gebracht werden können, zu sagen.

Der Umstand, dass viele schnelle Traber zuerst Passgeher waren und als solche so - gar trainirt wurden, bevor man sie zum Traben verwendete, verdient jedenfalls be - achtet zu werden, denn er beweist, dass den Pferden dieser Gang abgewöhnt werden kann, und finden sich hiefür in der Ge - schichte des amerikanischen Traber-Turf zahlreiche Belege, ja man hat dort sogar Beispiele von Pferden, welche sich in beiden Gangarten auszuzeichnen wissen, was gewiss einen grossen Triumph für den Trainer so - wohl, als für den Fahrer bedeutet. Freilich ist auch nicht zu leugnen, dass solche Pferde manchmal ein Rennen für Traber dadurch verloren haben, dass sie mitten im76 besten Trabe plötzlich wieder in den Pass - gang verfielen. Dies hat dann in Amerika die Disqualificirung des Pferdes zur Folge, weil man dort Passgeher von Trabern strenge trennt und für beide besondere Preise gibt.

Jeder Passgeher kann dadurch zum Traben gebracht werden, dass man Balken in ziemlich engen Zwischenräumen auf den Boden legt und ihn darüber gehen lässt; er wird zwar mit den Vorderfüssen rein dar - über hinwegkommen, mit den Hinterfüssen jedoch stolpern und daher sich bald ent - schliessen, zu traben, um nicht hinzufallen.

Dieses etwas heroische Mittel wird häufig angewendet, doch ist es besser, man trachtet, das Pferd von selbst dazu zu bringen, dass es in Trab fällt. Dies wird der Passgeher am ehesten dann thun, wenn er über ein gutes Stück Weges müde gefahren wurde. Derselbe Grund, der uns abhält, einen Traber zu übermüden, weil er dadurch leicht auf den Pass oder Halb-Pass verfallen könnte, bestimmt uns also beim Passgeher, dem wir seinen Gang abgewöhnen wollen, gerade diesen Weg einzuschlagen, denn wir wollen, dass eine Veränderung in seiner Gangart Platz greife, und das Fahren mit dem77 ermüdeten Pferde ist das sicherste Mittel hiezu.

Das Passgehen besteht bekanntlich darin, dass die beiden Gliedmassen einer Seite nicht über’s Kreuz, sondern gleichzeitig auf die Weise bewegt werden, dass beispiels - weise der rechte vordere und der rechte hintere Fuss zu gleicher Zeit gehoben, ge - streckt und wieder auf den Boden aufgesetzt werden, worauf die Gliedmassen der linken Seite dasselbe Tempo vollführen, was nun wechselweise fortgesetzt wird. Dabei wirft das Pferd seine Körperlast, welche beim Traben ruhig und gleichmässig getragen wird, abwechselnd von der einen auf die andere Seite, wodurch der Körper con - tinuirlich in einer schwankenden Bewegung erhalten bleibt. Letztere ist jedoch sehr er - müdend, und wird daher der Passgeher, wenn er auch ausser seinem Pass keine andere Gangart als Galopp oder Schritt kennt, doch leicht unwillkürlich in Trab fallen, wenn er vom Passgehen ermüdet ist, ihm jedoch weder Galopp, noch Schritt zu gehen erlaubt wird. Macht er dann ein Trab-Tempo, so fühlt er sofort die Erleich - terung, und es ist nun Sache des Fahrers, zu trachten, ihn in seiner neuen Gangart zu78 erhalten und ihn darin auf jede Art zu er - muthigen. Mit grossem Vortheile werden sich bei einem solchen Passgeher, der schon von selbst einige Trab-Tempos gemacht hat, die Rollers (siehe pag. 20) anwenden lassen, und soll man bei der nächsten Fahrt nicht ermangeln, dieselben zu versuchen. Der Effect wird derselbe sein, wie der, den sie auf den Gang des jungen Trabers ausüben, der während der Dressur in einen fehler - haften Gang verfallen ist. Man muss die Rollers, wie schon in einem früheren Ca - pitel beschrieben, nach Erforderniss ab - wechselnd von einem Fuss des Pferdes auf den anderen geben und sich dabei nur an die Regel halten, dass der Roller das Pferd zu einer ver - mehrten Action des betreffenden Fusses veranlasst, an den er ge - schnallt wurde.

Während der Uebergangs-Periode zwischen Passgehen und Traben ist selbst - verständlich die aufmerksamste und freund - lichste Behandlung des Pferdes erforderlich, und muss man das Möglichste thun, um das Thier im Trabe zu erhalten. Manche Pferde werden, wie schon erwähnt, wohl traben lernen, aber auch den Pass nicht vergessen79 und dann unvermuthet oft im entscheidenden Momente die Gangart einschlagen, die ihnen eben besser convenirt. Diese eignen sich dann wohl nicht für Rennen, sind aber jedenfalls dadurch, dass sie auch traben gelernt haben, bessere und vor Allem aus - dauerndere Gebrauchs-Pferde geworden: darum soll man den Versuch, ob einem Passgeher das Traben beizubringen sei, nie unterlassen, denn, wenn sich derselbe auch in der Folge nicht für Trabrennen eignen sollte, so ist es doch schon von grossem Nutzen und erhöht den Werth eines solchen Pferdes ungemein, wenn es überhaupt im Stande ist, zu traben.

Ausser den Pferden, welche manchmal traben und manchmal in Pass gehen, gibt es noch solche, welche aus dem Schritt in den Halbpass (Antritt, Dreischlag) übergehen und erst aus diesem in einen ganz schönen und reinen Trab fallen. Zu dieser Classe zählten berühmte Traber, wie Topgalant, Tacony, Lady Moscow, Sonntag, Peerless und Lady Palmer. Flora Temple wieder ging zwar nicht im Dreischlag, aber sie hatte im langsamen Tempo eine ganz undefinirbare, wackelige und unsichere Gangart, so dass man gar nicht glauben konnte, sie sei im80 Stande, ordentlich zu gehen. War die Stute aber einmal im Gange, so wurde ihr Trab so rein und schön, wie nur je einer gesehen wurde.

Um mit den verschiedenen Gangarten, welche die Pferde vom Start weg einschlagen, abzuschliessen, muss man auch noch Derer gedenken, welche ganz steif und ordentlich lahm vom Platze weggehen, die aber nichts - destoweniger vollkommen gesunde Beine haben, und den Beweis hiefür damit ablegen, dass sie während des Rennens vollkommen rein und ausserordentlich schnell traben. Aehnliche Fälle kommen auch unter Renn - pferden vor. So Queen of Trumps v. Velo - cipede, Princess Royal, die berühmte englische Stute, welche Jedermann für vollkommen lahm gehalten hätte, als sie für die Oaks gesattelt wurde, und die doch dieses Rennen und später das St. Leger auf die leichteste Weise gewann. Es gibt auch Pferde, welche, ohne lahm zu sein, doch so aussehen, indem sie einen Fuss oft ganz unmerklich kürzer haben, als den anderen. Ist dies die Ursache, so kann das Hinken leicht dadurch behoben werden, dass das Pferd auf den kürzeren Fuss einen etwas stärkeren Beschlag bekömmt.

[81]

VII.

Bevor wir nun auf das eigentliche Trai - ning des Trabers übergehen, dürfte es nöthig sein, etwas über die Behandlung desselben während des, dem Beginne des Training vor - hergehenden Winters zu sagen, denn von der Behandlung und der Lebensweise des Thieres während des Winters hängt es ab, in welcher Weise und in welcher Zeit man dasselbe in Condition setzen kann.

Wurde das Pferd im vorhergehenden Sommer und Herbst trainirt und auf die Traberbahn gebracht, dann werden sich bei Beginn der kalten Witterung seine sämmt - lichen Organe in einem einigermassen ent - zündlichen Zustande befinden, der von dem concentrirten Futter herrührt, das ihm vor - gesetzt wurde; auch ist es wahrscheinlich, dass die Füsse des Pferdes in Folge der harten Arbeit, die sie machen mussten, und682der continuirlichen Erschütterung, der sie ausgesetzt waren, etwas geschwächt und abgenützt sein werden. Von dem Zustande nun, in dem sich das Pferd befindet, und von seiner Constitution im Allgemeinen muss die Behandlung, der man es unterwirft, ab - hängig gemacht werden. Ist das Pferd hart, von fester Gesundheit und sind seine Beine vollkommen in Ordnung, so kann man es den Winter über mässig fahren und im Ganzen ziemlich so halten, wie ein anderes Gebrauchspferd. Immerhin aber soll man das Thier von schlechten und steinigen Strassen möglichst fernhalten und das Fahren auf gefrorenen und schlüpfrigen Wegen ver - meiden; auch ist es nicht rathsam, solche Pferde vor den Schlitten zu spannen, denn auch der beste Beschlag wird das Gleiten und Rutschen auf gefrorenen Strassen nicht hindern können. Das Pferd kann aber dabei sehr leicht seine Muskel und Sehnen zerren, selbst wenn es recht langsam und mit grösster Vorsicht gefahren wird, und es be - hält davon leicht einen kleinen Schaden zu - rück, wenn man denselben auch nicht sofort merkt.

Sehr zu achten hat man auch darauf, dass das Pferd nicht über Winter fett wird. 83Viele Pferde setzen sehr rasch Fleisch an, wenn sie nur wenig und unregelmässige Arbeit thun, und verfetten ihr Herz und ihre Lungen derart, dass es dem Trainer die grösste Mühe verursacht, diese Organe wieder zu entfetten. Es ist dies nicht nur nutzlos, sondern geradezu schädlich, und muss daher das Futter in den Wintermonaten entsprechend reducirt werden. Man gebe dem Pferde nicht viel mehr als die Hälfte von dem Hafer, den es zur Zeit des Trai - ning bekommen hat, nebstdem manchmal ein paar zerschnittene Mohrrüben und von Zeit zu Zeit etwas Kleien-Mash. Das Heu, welches man dem Pferde vorsetzt, muss selbstverständlich von bester Qualität und darf ja nicht staubig sein.

Dies wäre die Behandlung für diejenigen Pferde, welche die Anstrengungen, die ihnen auferlegt wurden, ertragen hatten, ohne Schaden zu nehmen; merkt man jedoch, dass der Traber nach der Saison matt und seine Gesundheit etwas angegriffen ist, sowie dass seine Beine nicht ganz in Ordnung sind, dann wäre es nicht klug, ihn während des Winters zu fahren. Man soll ihn dann im Gegentheil vollkommen sich selbst über - lassen, ihm einen geräumigen Box nebst6*84einem kleinen Auslauf neben demselben zu - weisen, in welchem er sich beliebig herum - tummeln kann. Ruhe ist das beste Heil - mittel, welches uns die Natur an die Hand gibt, in allen Fällen, wo die Körper-Con - stitution durch zu grosse Anstrengungen er - schüttert wurde. Um das Pferd für diese Art der Ueberwinterung vorzubereiten, be - ginne man damit, es langsam der Decken zu entwöhnen, unter denen es während des Training immer im Stalle gehalten wurde, denn es soll dann keinen anderen Schutz gegen die Unbilden der Witterung haben, als den, welchen ihm sein Box gewährt, wenn es ihn freiwillig aufsucht. Das eigene Haar muss das einzige Kleid sein, welches das Pferd dann trägt. Die Hufeisen müssen abgenommen und die Hufe ordentlich nieder - gewirkt werden, damit sich die Fersen - theile des Hufes ordentlich ausdehen können und jeder Neigung zum Zwanghufe entgegen - gearbeitet wird. Auf die Zehentheile der Vorderfüsse kann man, um das Ausbrechen des Hufes zu verhüten, einen ganz leichten und kurzen Beschlag geben lassen. Während dieser Zeit braucht das Pferd weder ge - striegelt, noch gebürstet zu werden, und soll man ihm auch nur halb so viel Körner -85 futter geben, als es während des Training bekommen hat.

Auf diese Art darf man erwarten, dass das Pferd gut überwintern und zum Theile die verlorene Frische und Elasticität der Jugend wiedererlangen wird. Das oben an - gedeutete System ist gewiss demjenigen weit vorzuziehen, welches darin besteht, dass man das Pferd über Winter ganz in’s Freie gibt und ihm nur einen offenen Schuppen als nothdürftigen Schutz gegen die kalten Nächte eines strengen Winters gönnt. Wenn das Training oder die Vorbereitung für grosse Leistungen, concentrirtes Futter, einen gewissen Grad künstlicher Wärme und viel Arbeit erfordert, so ist doch damit durchaus nicht gesagt, dass ein Pferd, um sich von den hieraus entsprungenen Ueber - anstrengungen zu erholen, gerade in einer so ganz entgegengesetzten Weise behandelt werden muss.

Ein Pferd, welches dem letzterwähnten System des Ausfrierens (freezing out), wie man es in Amerika nennt, unterzogen wird, läuft gewöhnlich Gefahr, auch in Bezug auf die Fütterung vernachlässigt zu werden, wo - durch es dann bis zum Frühjahre in seiner Gesundheit und Lebenskraft herabkömmt86 und sicher die neue Saison mit einem schlech - teren Athem beginnt, als wenn es der mil - deren Methode des Ueberwinterns, welche wir weiter oben beschrieben haben, unter - zogen wurde. Hiezu kömmt noch, dass Pferde, welche dazu gezwungen werden, ganz im Freien zu überwintern, auf dem hart ge - frorenen Boden ihre Füsse mehr ruiniren, als die ganze Behandlung im Stande ist, wieder gut zu machen. Es ist also mit dem System des Ausfrierens von keinem Ge - sichtspunkte aus ein Vortheil zu erwarten.

Eine andere Classe von Pferden, deren Behandlungsweise zu erwähnen wäre, ist jene, deren Beine in einem solchen Zustande sind, dass sie geblistert oder gefeuert werden müssen. Solche Pferde müssen während des activen Theiles der Behandlung im Stalle gehalten werden und sollen ein besonders leicht verdauliches und kühlendes Futter bekommen; man gebe denselben häufig Mash und viele Mohrrüben, dagegen aber gar keinen Hafer, so lange sie sich in einem fieberischen Zustande befinden. Abführmitte! sind gewöhnlich nicht nöthig und nur dann anzuwenden, wenn sich eine Disposition zu Entzündungen zeigt.

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Es ist sehr darauf zu sehen, dass das Pferd, so lange das Blister aufliegt, fest und sicher aufgebunden ist, sonst wird das - selbe fortwährend den in Behandlung stehen - den Theil reiben und sogar daran beissen, wodurch die Sehnen sehr leicht verletzt werden können.

Sind die unmittelbaren Wirkungen des Blisterns oder Feuerns vorüber, so kann das Pferd in derselben Weise gehalten werden, wie sie weiter oben für die nicht gefeuerten und geblisterten empfohlen wurde, mit dem Unterschiede jedoch, dass das Futter für dieselben ein weicheres, weniger concentrirtes sein muss, als für jene. Hie - von ist nur in dem Falle abzugehen, wenn das Pferd im kommenden Frühjahre bereits wieder in Rennen concurriren soll; dann freilich muss man ihm 4 bis 6 Quarts ( bis Liter) Hafer, je nach seiner Constitution und seinem ganzen Zustande, geben. Einer - seits darf man das Pferd, wenn es bald auf die Bahn gebracht werden soll, nicht durch zu weiches Futter schlaff und schwammig machen, andererseits aber muss man auch darauf sehen, dass dasselbe während der Zeit, die ihm zur Erholung gegönnt ist, nicht zu viel Fleisch und inneres Fett an -88 setzt. Im ersteren Falle würde das Thier die Anstrengungen der, für ein Rennen nöthigen, vorbereitenden Arbeit nicht aus - halten und daher matt und mit schlechtem Athem zum Start kommen. Verfällt man aber in den entgegengesetzten Fehler, so wird das Thier, wenn man es im Frühjahr in Arbeit nimmt, so mit Fleisch überladen sein, dass ein besonders anstrengendes Trai - ning nöthig wird, um den Ueberfluss her - unter zu bekommen; dadurch wird aber das Pferd leicht überarbeitet, und betritt dann auch wieder ohne Herz, ganz ermattet und ohne viel Schnelligkeit die Bahn, auf der ihm unter solchen Umständen sicher keine Lorbeeren blühen.

Ein mässiges Quantum Hafer, Mashes, Heu und einige Möhren dürfte am besten entsprechen. Das Pferd wird dann auch etwas Fleisch ansetzen, wenn es sich erholt und überhaupt einen guten Magen hat, aber die überflüssigen Fleisch - und Fettmengen, welche es bei dieser Diät ansetzt, sind leichter wieder herunter zu bringen, als jene, welche durch ein grösseres Mass von concentrirtem Futter hervorgebracht wurden. Hier bietet sich ein weites Feld für die Urtheilskraft und Sachkenntniss des Trainers, und sollte89 die Entscheidung, wie ein Pferd im Futter gehalten werden muss, nicht, wie es so oft geschieht, unerfahrenen, wenn auch sonst wohlmeinenden Menschen überlassen werden, die alles Heil für das Pferd nur darin sehen, dass sie dasselbe mit allen möglichen Futter - mitteln förmlich anschoppen.

Im Frühjahre soll dann das Fleisch langsam heruntergearbeitet werden, nur so kann dies ohne Gefahr geschehen. Das ge - waltsame Purgiren und Schwitzen, das häufig empfohlen wird, ist schädlich, so auch viele und strenge Arbeit am Beginne des Training bei einem Pferde, welches den Winter über zu stark gefüttert wurde und auf seinen Füssen nicht ganz fest war. Diese Behand - lung wäre geeignet, ein solches Pferd schon wieder zu ruiniren, bevor noch seine Muskel und Sehnen etwas von ihrer Kraft wieder - erlangt haben.

Es gibt noch eine andere Art der Ueber - winterung für Pferde, welche, da sie im Frühjahr laufen sollen, zeitlich in Arbeit genommen werden müssen. Wenn nämlich ein solches Pferd am Ende der Saison voll - kommen gesund und mit reinen, starken Füssen angelangt ist, so kann man dasselbe über Winter im Stalle, in einem geräumigen90 Box, halten, soll ihm jedoch nur eine ganz dünne Decke geben. Das Futter wird un - gefähr so bemessen, wie für diejenigen Pferde, welche im Box mit Auslauf über - wintern. Man gebe genug weiches Futter, um das Thier innerlich abzukühlen, so jeden zweiten Tag einige Möhren und von Zeit zu Zeit etwas Kleien-Mash. Grosse Mengen Möhren zu geben, ist nicht vortheilhaft, da - gegen muss darauf gesehen werden, dass das Pferd so viel Körnerfutter bekommt, dass sein Fleisch fest und elastisch bleibe; auch soll das Thier jeden Tag, wenn es das Wetter erlaubt, entweder unter dem Sattel oder an der Hand bewegt werden. Ein solches Pferd, welches die ganze Zeit unter den Augen des Trainers bleibt und mit Rücksicht auf sein baldiges Training mehr in Condition erhalten wird, kann dann auch im kommenden Frühjahr mit weniger Risico einer harten Arbeit unterzogen werden, doch lässt sich diese Behandlung, wie schon erwähnt, nur bei solchen Pferden anwenden, welche die Anstrengungen der vergangenen Saison überstanden haben, ohne den min - desten Schaden, weder an ihren Beinen, noch an ihrem Gesundheitszustand im All - gemeinen genommen haben.

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Noch muss hervorgehoben werden, dass man denjenigen Pferden, welche im Freien überwintern müssen, jeden Tag zwei tüch - tige Hafer-Portionen geben muss. Da sie allen Unbilden des Wetters ausgesetzt sind, brauchen sie mehr Futter, um ihre Körper - wärme aufrecht zu erhalten und im Körper diejenigen Stoffe wieder zu ersetzen, welche aufgebraucht wurden, um die nöthige Wärme herzustellen. Es kommt aber nur zu häufig vor, dass solche Pferde gar keinen Hafer und nur schlechtes Heu bekommen; dies ist dann zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel und rächt sich immer durch meist unwiederbringliche Verluste an Lebens - kraft und Frische, sowie durch ein Heer von Krankheiten, welches so misshandelte Pferde heimsucht. Aus allen diesen Gründen, welche noch zu jenen hinzukommen, die schon früher dagegen angeführt wurden, ist das Ueberwintern im Freien für Pferde, welche an einen guten Stall, starkes Futter und warme Decken gewöhnt waren, nicht zu empfehlen und wird die beabsichtigte Wirkung sicher nicht dadurch erzielt werden.

Es gibt demnach vier Arten der Ueber - winterung für Traber-Pferde, welche em - pfohlen werden können und unter denen92 man nach Prüfung der Umstände eine Wahl treffen muss. Die eine besteht darin, dass man das Pferd hält wie ein anderes Ge - brauchspferd und es behufs mässiger Be - wegung in den Wagen spannt; diese eignet sich für Pferde, welche die Saison gut über - standen haben und im kommenden Frühjahr nicht sehr zeitlich in Training genommen werden sollen. Die zweite Art besteht darin, dass man das Perd ziemlich in Condition zu erhalten trachtet und es an der Hand oder unter dem Sattel bewegt; diese em - pfiehlt sich für solche Pferde, welche eben - falls vollkommen gesund sind, jedoch sehr zeitlich im Frühjahre in Arbeit genommen werden müssen, weil sie für Rennen engagirt sind. Die dritte Methode ist für jene Pferde, welche nach der Saison etwas angegriffen sind, sowohl in ihrem allgemeinen Befinden, wie auch in ihren Beinen; diese werden am besten in einen Box gebracht, der mit einem Auslaufe in Verbindung steht, so dass sie nach ihrer Wahl im Freien oder unter Dach sein können. Die vierte Art der Ueber - winterung endlich ist für jene Pferde, deren Füsse die Anwendung des Feuers oder des Blisters verlangen; diese fällt eigentlich mit der zuletzt erwähnten zusammen und er -93 heischt nur am Anfange einige kleine Aende - rungen.

Gleichviel aber, welcher Behandlungs - weise man das Pferd unterzieht, immer muss man sich davor hüten, dasselbe fleischig und fett werden zu lassen. Die Constitution des Pferdes ist ganz allein massgebend für die Menge von Körnerfutter, welche ihm ver - abreicht werden soll. Ist das Thier von Natur aus weich und schwammig, schwitzt es leicht und viel, so muss man ihm mehr Körner - futter und weniger Möhren und Mashes geben, als wenn es die entgegengesetzten Anlagen zeigt. In allen Fällen aber sei die Diät mehr auf Abkühlung berechnet und trachte man während dieser Periode der Ruhe, das Thier vor Verstopfung zu be - wahren. Um aber ein Pferd richtig zu be - handeln, ist es nöthig, dessen Natur zu studiren und zu verstehen, denn noch jeder vernünftige und erfahrene Mann hat ge - funden, dass es nicht zwei Pferde gibt, welche mit Vortheil ganz gleich behandelt werden können.

Wie schon früher erwähnt, erhalten jene Pferde, welche in einen Auslauf kommen, aus dem sie nach ihrem Belieben in den Box gelangen können, keine Decke. Solche,94 welche geblistert oder gefeuert wurden, sollen einen leichten Kotzen, jedoch ohne Kopfmaske bekommen und diejenigen endlich, welche im Stalle gehalten und auf der Strasse oder auf einer offenen Reitschule unter dem Sattel oder an der Hand bewegt werden, brauchen nichts als eine ganz leichte Som - merdecke

Im Frühjahre kommt dann die Zeit des Haarwechsels für die Pferde; es ist dies eine ziemlich kritische Periode und es ist ent - schieden ein Unfug, wenn man versucht, den natürlichen Verlauf des Haarwechsels zu beschleunigen. Viele Leute können es gar nicht erwarten, ihre Pferde wieder mit dem Sommerhaar zu sehen und es ist auch ganz sicher, dass es nicht für den Gesund - heitszustand eines Pferdes spricht, wenn dasselbe mit dem Haarwechsel weit zurück ist. Daraus folgt aber keineswegs, dass man künstliche Mittel anwenden soll, um das Winterhaar zu lockern und abzustossen, bevor noch der Organismus des Thieres im Stande ist, dasselbe zu ersetzen.

Man warte ruhig ab, bis das Haar von selbst ausfällt und sehe darauf, dass die Stallburschen nicht dasselbe durch zu vieles Striegeln förmlich ausreissen.

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Viele Leute geben den Pferden ge - dämpftes Flachs - oder Leinsamen-Mehl, um den Haarwechsel zu befördern, doch ist dies sicher nicht empfehlenswerth. Es werden dadurch die Poren geöffnet, das Haar ge - lockert und das Pferd wird zum Schwitzen gebracht, noch bevor die Jahreszeit genug vorgerückt ist, damit dies alles gefahrlos geschehen könne; die Folgen davon sind dann häufig Husten und sogar Lungen - Entzündungen. Gewöhnliches Kleien-Mash, durch welches die Regelmässigkeit der Ent - leerungen gefördert wird, soll man auch in dieser Periode von Zeit zu Zeit geben, aber Ab - kochungen von Flachs - oder Leinsamen-Mehl sollen wie gesagt nicht gegeben werden, denn diese bringen eine Erschlaffung des gesammten Organismus hervor und lockern dadurch das Winterhaar zu einer Zeit, wo die Natur noch nicht darauf vorbereitet ist, es zu ersetzen.

So wie das Wetter dies erlaubt, muss man dann den Pferden mehr Bewegung machen lassen, und zwar sollen dieselben unter dem Sattel oder an der Hand zwei bis vier Meilen (1 engl. Meile = 1609 Meter) im Schritt zurücklegen. Je feuriger und kräftiger ein Thier ist, desto mehr Bewegung96 soll es machen, und soll jedes Pferd eben so lange bewegt werden, dass es das Stall - feuer verliert. Dies ist zwar noch kein Theil des eigentlichen Trainings, ist aber dennoch ziemlich wichtig, weil durch diese Schritt-Bewegung die Muskel und Sehnen des Pferdes langsam gekräftigt und für die Arbeit im Mitteltrabe, mit der das Training wirklich beginnt, vorbereitet werden. Jeder Mensch dürfte schon an sich selbst die Erfahrung gemacht haben, wie leicht er er - müdet und wie sehr ihn die Muskel schmerzen, wenn er nach längerer Unterbrechung wieder irgend eine körperliche Uebung aufnimmt. Daraus kann man die Ueberzeugung schöpfen, dass auch mit der Arbeit des Pferdes, nach - dem ihm den Winter über Ruhe gegönnt wurde, nur langsam begonnen werden darf und dass dieselbe erst gradatim höher ge - steigert werden soll.

Nach einiger Zeit, wenn Wetter und Strassen besser sind, beginnt man dann das Pferd in kurzem Trabe zu fahren und hängt es von den Plänen, die man mit ihm für die nächste Saison hat, ab, ob dies im leichten vierräderigen Wagen (wagon) oder im zweiräderigen Rennwagen (sulky) geschehen soll. Wie lange und wie weit man in dieser97 Zeit das Pferd fahren soll, hängt natürlich in erster Linie von seiner Constitution ab und muss sich der Trainer nach seinen früheren Erfahrungen mit dem Thier und nach den Beobachtungen, die er täglich an ihm macht, richten. Im Anfange ist besondere Vorsicht nöthig, denn das Pferd wird jetzt sehr leicht überarbeitet und man würde dann durch die Uebereilung nichts als einen grossen Zeitverlust bezwecken. Eine Ziffer aber, wie weit oder wie lange das Pferd ge - trabt werden soll, kann nicht angegeben werden, es muss dies der Beurtheilung des Trainers überlassen bleiben, der sich wieder die Natur des Pferdes und die Wirkung, welche die Arbeit auf die Organisation des Thieres hervorbringt, zur Richtschnur nehmen muss.

Während der ersten acht bis zehn Tage soll man das Pferd gar nicht schnell traben lassen; nach Ablauf dieser Zeit jedoch dürften die Muskel und Sehnen des Thieres schon wieder genug gehärtet sein, um den Trainer zu berechtigen, ganz kurze Spurt zu verlangen. Während derselben lasse man das Pferd lebhaft und entschlossen traben, ohne jedoch seinen Athem und seine Kräfte zu über - schätzen. Auch hier ist es wieder unmög -798lich, eine Regel anzugeben. Es lässt sich nur im Allgemeinen sagen, dass die Spurts nicht sehr häufig verlangt werden sollen und dass sie nie lange dauern sollen. Der Trainer muss zu beurtheilen wissen, wie weit er gehen darf, ohne dem Thier zu schaden. Immer muss man sich gegenwärtig halten, dass ein Pferd in diesem zeitlichen Ab - schnitte der Vorbereitung noch sehr wenig erträgt, im Vergleiche mit dem, was man ihm später unbesorgt auferlegen kann, wenn es in seiner Condition vorgeschritten ist.

Viele Leute geben ihren Pferden Abführ - mittel, bevor sie mit der Arbeit beginnen, doch ist dies bei einem Pferde, welches gut überwintert hat und dessen Entleerungen nie einer Störung unterlegen waren, sicher zum Mindesten unnöthig. Etwas Anderes ist es, wenn das Pferd, wie es öfter vorkommt, in leichtem Grade fiebert und eine Blut - reinigung erfordert, oder wenn es durch Ueberfütterung während des Winters dick und fleischig geworden ist. In solchen Fällen gebe man eine milde Dosis Medicin, aber es wird sich vortheilhafter erweisen, dieselbe nicht vor Beginn der Arbeit zu geben, son - dern das Pferd ein paar Tage in kurzem Trabe zu bewegen, dann ihm Ruhe zu99 gönnen und während dieser Zeit das Abführ - mittel einzugeben. Die Arbeit darf dann erst wieder aufgenommen werden, bis die Wirkungen des Medicamentes vorüber sind und muss man dann dabei natürlich mit gerade so viel oder noch mehr Sorgfalt ver - fahren, als in den Fällen, wo sich kein Ein - schreiten mit künstlichen Mitteln als noth - wendig zeigte.

7*[100]

VIII.

Während der erste Theil der Vorberei - tung des Traberpferdes vorwärts schreitet, welcher darin besteht, dass das Pferd in langsamem Trabe gefahren wird (was der Amerikaner jogging nennt), muss man die Futter-Ration wieder vermehren, wenn auch nicht in jenem Masse, welches später er - forderlich ist, wenn die Arbeit länger und das Tempo schärfer wird. Das Pferd wird jetzt, je nach seiner Grösse und seinen An - lagen 8 10 Quarts (9 11 Liter) Hafer brauchen. Sein Bedürfniss nach Heu jedoch wird sich in dem Masse vermindern, als ihm mehr Körnerfutter vorgelegt wird, doch soll das Thier in den meisten Fällen so viel davon bekommen, als es rein auffrisst. Eine Aus - nahme hievon machen sehr gefrässige Pferde, denen man schon in dem ersten Theil des Training nicht so viel Heu geben darf, als101 sie fressen möchten; bei solchen Thieren ist es in vielen Fällen sogar nothwendig, schon jetzt den Maulkorb anzulegen, damit sie nicht von ihrem Streustroh fressen, was in allen Fällen vermieden werden muss. Meistens aber wird das Pferd, sowie man seine Hafer-Ration vermehrt, von selbst weniger Rauhfutter verlangen. Mohrrüben sollen jetzt nicht mehr gegeben werden, auch ist es nicht gut, anstatt des Hafers Mais oder andere Körnerfrucht zu geben. Der Hafer enthält das günstigste Nahrstoff - verhältniss für das Pferd, und jedes an - dere Körnerfutter ist hitziger als dieser. Höchstens in dem Falle, wo ein schlechter Fresser durch eine Beimischung von Mais unter seine Hafer-Ration zu besserem Fressen veranlasst wird, wie solches zuweilen vor - kommt, könnte eine solche Beimengung empfohlen werden.

Kleien-Mash wird jetzt, von Zeit zu Zeit gegeben, gute Dienste thun und zwar dürfte einmal die Woche in den meisten Fällen das Richtige sein, doch hängt dies sehr von der Constitution des Pferdes und von der Art, wie es sein Futter verdaut, ab. Das Mash dient eben hauptsächlich dazu, die Verrichtungen der Eingeweide zu regeln,102 es wirkt in geringem Grade auflösend und muss daher solchen Pferden sparsamer ver - abreicht werden, welche dem Trainer ohne - dem während der harten Arbeit förmlich unter den Händen zusammenschmelzen, so - wie auch bei solchen, welche überhaupt eine Anlage zum Abführen zeigen. Bei jenen Pferden dagegen, welche rasch Fleisch an - setzen und harten trockenen Mist von sich geben, wird ein öfteres Füttern von Mash am Platze sein. Der Trainer muss eben das ihm anvertraute Pferd unausgesetzt be - obachten und darf in seiner Wachsamkeit nie nachlassen; die Schwierigkeit seiner Aufgabe liegt eben darin, für jedes ihm an - vertraute Pferd die richtige Behandlungs - weise zu ermitteln und sich in keinem Falle auf die absolute Zuträglichkeit altherge - brachter Regeln zu verlassen.

Hat man das Pferd während acht bis zehn Tagen mässig in langsamem Trabe gefahren, so dürften seine Muskel, Sehnen und Gelenke wieder etwas mehr Spann - kraft bekommen haben und auch sein Athem wird hinlänglich verbessert sein, so dass man es nun zu Zeiten mit halber Schnelligkeit (half speed) fahren kann, die dann, wenn das Pferd sich dabei wohl befindet, noch103 etwas verschärft und bis auf eine halbe Meile und mehr ausgedehnt werden kann. Der nächste Schritt ist dann, sobald man bemerkt, dass dem Pferde auch diese ver - schärfte Arbeit gut anschlägt und dass es gerne und mit Eifer geht, es für ganz kurze Strecken mit voller Schnelligkeit gehen zu lassen. Dies wird die Lungen des Thieres ausdehnen, seine ganzen inneren Organe erregen und dadurch seinen Organismus daran gewöhnen, unbeschadet jene ausser - ordentlichen Anforderungen zu ertragen, welche später bei dem Rennen an das Pferd gestellt werden. Natürlich darf man dasselbe auch jetzt noch nicht in die allerhöchste ihm erreichbare Schnelligkeit hineinforciren, welche es vielleicht gezwungen sein wird, in einem geschlossenen Rennen zu entfalten, dessen Ausgang davon abhängen mag, dass das Thier seine Kräfte bis auf’s Aeusserste anspannt.

Besondere Sorgfalt und Aufmerksam - keit erheischt es auch, will man verhindern, dass das Feuer und der Eifer, den viele edle Pferde zeigen, ihnen nicht zum Schaden gereichen. Solche temperamentvolle und warmblütige Pferde thun oft aus eigenem Antriebe mehr als ihnen gut ist; unerfahrene104 Personen aber lassen sich dadurch irreführen und denken, es könne nicht schaden, dem Pferde die Zügel schiessen zu lassen, nach - dem es sich so kräftig fühlt. Gerade solche Pferde aber müssen am sorgfältigsten be - obachtet und behandelt werden, denn ihre Lebhaftigkeit und ihr Eifer bei der Arbeit sind zumeist bedeutend grösser als ihre Fähigkeit, das ganze Training bei so harter Arbeit, wie sie sich selbst aufbürden würden, ohne Schaden zu nehmen zu überstehen. Andererseits gibt es wieder Pferde, welche wenig Temperament und daher auch keinen Eifer haben, die jedoch sehr viel Arbeit thun müssen, um in Condition zu kommen. Diese halten gewöhnlich eine ziemlich scharfe Vorbereitung aus und müssen von Zeit zu Zeit aufgeweckt werden, um ihre schläfrige Art und Weise abzulegen.

So wie das Training weiter vorschreitet, muss die Verbesserung der Condition des Pferdes genau beobachtet und ad notam genommen werden, so dass man die Zeit nicht versäumt, wo man mit Nutzen und ohne Gefahr das erste Trial machen kann, das heisst den Versuch, das Pferd mit seiner grössten Schnelligkeit (top-speed) über die volle Meile zu fahren. Solche Pferde, welche105 über Winter im Stalle gehalten wurden, werden natürlich früher für ein Trial reif sein, als jene, die mehr oder weniger sich selbst überlassen blieben; doch kann keine Regel dafür aufgestellt werden, wie viel Arbeit ein Pferd gemacht haben muss, be - vor man das Trial riskiren soll. Dies muss der Trainer nach der Art, wie sich das Pferd bei der Arbeit und besonders während und nach den Spurts zeigt, beurtheilen.

Während der schärferen Arbeit, welche die Vorbereitung für das Trial bedingt, muss das Pferd schon eine möglichst grosse Hafer-Ration bekommen; viele werden jedoch nicht mehr als 8 10 Quarts (circa 9 11 Liter) im Tage auffressen. Mit solchen schlechten Fressern muss man besonders behutsam verfahren, um sie nicht durch eine zu früh gestellte hohe Anforderung zu über - arbeiten. Zwölf bis vierzehn Quarts ist das Quantum, welches man einem guten Fresser vorsetzen soll. Es gibt auch gierige Fresser, welche bis 16 Quarts im Tage auffressen würden, doch dürfte ein solches Uebermass in den meisten Fällen mehr schaden als nützen.

Werden ausserordentlich grosse Men - gen von Nahrung aufgenommen, so gehört106 auch wieder ausserordentlich scharfe Arbeit dazu, um das überflüssige Fleisch, welches dadurch angesetzt wird, sowie das innere Fett, mit dem erwiesenermassen ein Pferd niemals seine beste Leistung erzielen wird, herunter zu arbeiten. Wenn es sich nun blos um Gesundheit und Körperkraft handeln würde, so könnte man sagen, je mehr Hafer das Pferd frisst, desto mehr Arbeit kann es ungestraft verrichten und umso besser wird seine Condition am Tage des Rennens sein. Dies wäre aber ein Trugschluss, denn die Arbeit, welche nöthig ist, um die Wirkungen der Ueberfütterung wieder auszugleichen, stellt an die Beine des Pferdes, die ohne - dem jene Theile der Maschine sind, welche am ehesten nachgeben, fürchterlich hohe Anforderungen. Dies sind eben Umstände, welche berücksichtigt werden müssen und welche gewiss sehr gewichtig gegen zu starkes Füttern der Pferde während des Training sprechen.

Während der Vorbereitung für das erste Trial wird es nöthig sein, dem Pferde ein oder zwei sweats zu geben, das heisst es ein - oder zweimal auf künstlichem Wege ordentlich in Schweiss zu bringen. Ob dies ein - oder zweimal nöthig sein wird, hängt107 von der Condition und der Natur des Thieres sowie von dem Rennen, in welchem dasselbe engagirt ist, ab und muss der Trainer darüber entscheiden, ebenso wie über die Anzahl und Art der Decken, mit denen man das Pferd dabei bedecken soll.

Der Vorgang, der dabei beobachtet wird, ist gewöhnlich folgender: Das Pferd wird, am besten an einem schönen warmen Nach - mittage, mit einer leichten Decke bekleidet, eingespannt und im kurzen Trabe gefahren; sodann wird dasselbe ausgespannt, abgedeckt und der Schweiss mit einem geeigneten Instrumente abgeschabt (scraped). Dann wird das Thier wieder warm eingehüllt und im Schritte bewegt; sollte sich hiebei aber nach einiger Zeit kein zweiter scrape er - geben, das heisst geräth das Pferd dabei nicht nochmals derart in Schweiss, dass man denselben mit dem Messer abschaben kann, so darf man ja nicht denken, es müsse das Pferd nun durch nochmaliges Laufen unter den Decken zum Schwitzen gezwungen werden. Um von Nutzen und wirklich ein befriedigendes Anzeichen von der vorge - schrittenen Condition des Pferdes zu sein, muss sich der scrape (Schaum) ganz ohne forcirte Arbeit und wie von selbst ergeben.

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Viele Pferde werden dicke Decken, Kopfmaske etc. brauchen, um in Schweiss zu gerathen, während Andere nur mit einer dünnen Decke bekleidet, im kurzen Trabe gefahren und darnach mit einer zweiten bedeckt, im Schritt bewegt zu werden brauchen, um gehörig in Transpiration zu kommen.

Ganz sicher wird ein sweat, der ohne schweres Bedecken und Einhüllen des Pferdes erzielt wurde, bessere Wirkung hervor - bringen als ein solcher, bei dem dies nöthig war, vorausgesetzt, dass das Pferd dabei nicht mehr angestrengt wurde. Kann nach geringer Arbeit und mässiger Bekleidung während derselben eine ordentliche Portion Schaum von dem Pferde heruntergeschabt (scraped) werden, um so besser, wenn nicht, so dürfte das Pferd in den meisten Fällen dadurch zum Schwitzen gebracht werden, dass man ihm einen Gerstentrank oder eine Abkochung von Maismehl oder feinen Kleien (½ Liter heiss abgebrüht in einer Portion Wasser) zu saufen gibt.

Gewöhnlich jedoch wird es ganz leicht sein, das Pferd zum Schwitzen zu bringen, viel schwieriger jedoch, dasselbe nach dem sweat ordentlich und langsam abzukühlen; dies109 geschieht am besten auf folgende Weise: Nachdem der Schweiss ordentlich abgeschabt ist, wird das Pferd wieder sorgfältig ein - gehüllt und während längerer Zeit langsam im Schritte herumgeführt, so dass es gra - datim auskühlt und der Schweiss langsam trocknet. Hiebei darf man sich ja nicht übereilen und das Pferd nicht in den Stall führen, bevor es ganz abgekühlt ist. Nach - dem dies geschehen, wird das Thier in den Stall geführt und sein ganzer Körper gut gereinigt und gebürstet; sodann wird das Pferd wieder zugedeckt und nochmals an die Luft geführt, nachdem man ihm einen Mehltrank (siehe oben) verabreicht hat. Nimmt man das Pferd dann wieder in den Stall, was nach kurzer Zeit geschehen kann, so werden die Beine desselben in Kübel mit warmem Wasser gestellt und die Decken noch beibehalten. Dann werden die Beine mit dem Wasser und guter Seife gewaschen, gut getrocknet und sodann bandagirt.

Zum Bandagiren bedient man sich langer Streifen leichten Flanells und dürfen die Bandagen nicht fest aufliegen, sondern müssen so leicht umgewickelt werden, dass die Blut-Circulation nicht im mindesten ge - hindert wird. Ist dies Alles geschehen und110 das Pferd vollkommen abgekühlt, so bekommt es eine Portion Mash und für den Abend eine geringere Portion Heu als an anderen Tagen. Am Morgen darauf wird sich das Pferd elastisch, kräftig und frei fühlen und man führt es nun in kurzem Trabe über eine Distanz von drei bis vier englischen Meilen, dabei ein paar Spurts von je einer Viertelmeile (400 Meter) mit bester oder, je nachdem, nahezu bester Schnelligkeit, einfliessen lassend, bei denen sich das Thier ordentlich streckt und die Thätigkeit seiner Athmungsorgane anregt. Nach einem guten sweat und sorgfältiger Abkühlung wird sich das Pferd immer ausserordentlich kräftig und feurig fühlen und es wird mit grösster Leichtigkeit und mit viel Eifer gehen; da - her ist anzunehmen, dass das Thier ohne besondere Aufforderung in diesen Spurts bereits etwas schneller gehen wird, als es dies in einer früheren Periode seiner Vor - bereitung thun konnte.

[111]

IX.

Hat das Pferd seinen sweat nach den im vorigen Capitel angegebenen Regeln durchgemacht, so ist die regelmässige Arbeit mit demselben wieder aufzunehmen, ganz in derselben Weise wie vorher, und auch das Futter, das ihm verabreicht werden soll, ist dasselbe wie das, welches es vor dem sweat erhielt. Man wird nun gut thun, sich den Zweck, den man mit den sweats verfolgt, zu vergegenwärtigen; dieser besteht darin, das überschüssige Fleisch, das Fett und andere Ueberflüssigkeiten zu entfernen, welche das Pferd nicht kräftiger machen, wohl aber dessen Athem verschlechtern und ihm noch obendrein als todtes Gewicht, beim Training sowohl, wie auch beim Rennen, zur Last fallen. Die regelmässige Arbeit allein nimmt keine Substanz weg, sondern vermehrt das Volumen der Muskel, macht dieselben con -112 sistenter und verdoppelt deren Elasticität und Kraft. Mit einem Worte, das künstliche Schwitzen reducirt das Volumen des Körpers, während die regelmässige Arbeit eine äusserst vortheilhafte Umwandlung in der Zusammen - setzung desselben bewirkt.

Könnte man demnach die Zeit des Training beliebig ausdehnen, und läge darin nicht eine grosse Gefahr für die Beine und die Constitution des Pferdes, so wäre es am besten, das künstliche Schwitzen ganz zu umgehen und das Thier einzig und allein durch die Arbeit in Condition zu versetzen. Angesichts der Gefahr aber, welche in einem Ueberarbeiten des Pferdes liegt, und auf welche in diesen Abhandlungen schon viel - fach hingewiesen wurde, nimmt man zum sweat seine Zuflucht, um das Ueberflüssige aus dem thierischen Körper möglichst rasch und mit geringerem Risico zu entfernen, als durch die Arbeit möglich wäre. Man muss sich jedoch immer vor Augen halten, dass der sweat eine ziemlich drastische Massregel ist und in seiner Anwendung daher eine grosse Vorsicht obwalten lassen, ganz be - sonders solchen Pferden gegenüber, welche von Natur aus weich und nicht sehr kräftig angelegt sind, denn diese würden durch das113 künstliche Schwitzen förmlich zusammen - schrumpfen und nach ein oder zwei Rennen dürr und kraftlos werden. Bei einem Pferde dagegen, welches von guter, kräftiger Con - stitution ist, dessen Beine jedoch der harten Training-Arbeit nicht mehr gewachsen scheinen, wird mehrmaliges Schwitzen bei verminderter Arbeit die besten Dienste thun.

Fünf oder sechs Tage nach dem sweat dürfte das Pferd im Stande sein, einen Versuch mit seiner grössten Schnelligkeit, über die halbe Meile (800 Meter) zu traben, ohne Gefahr für seine Constitution auszu - halten. Wenn dem Thiere nicht während dieser Zeit irgend eine Zufälligkeit zugestossen ist, so wird es dann soweit in Condition sein, um es diese Distanz gegen Zeit zurücklegen zu lassen und werden sich aus dem Resultate, welches sich dabei ergibt, Schlüsse auf dessen Leistungsfähigkeit, sowie auf das Stadium seiner Condition ziehen lassen. Wegen dieses kurzen Trials ist es gewöhnlich nicht nöthig, dem Thiere über Nacht den Maulkorb anzulegen, und empfiehlt sich dies nur bei sehr gierigen Fressern. Auch die Hafer - und Heu-Ration mag die - selbe bleiben, wenn die Letztere eben nicht zu reichlich bemessen wurde. Am Morgen8114des Tages jedoch, an dem der Versuch unternommen werden soll, muss die Futter - Ration, Hafer sowohl, als auch Heu und Wasser, gegen die anderen Tage etwas vermindert werden.

War man von dem Ergebnisse des Trials befriedigt, so wird die Arbeit in derselben Weise fortgesetzt, wie früher. Man lasse das Pferd am Anfange immer langsam traben, bis es sich entleert hat, dann fahre man es mit Dreiviertel-Schnelligkeit (three quarter speed) und lasse es dazwischen ganz kurze Strecken mit seiner vollen Schnelligkeit zu - rücklegen. Die Menge der Arbeit, die dem Thiere jetzt zuträglich ist, muss nun der Trainer, nach der Art und Weise, wie dem Pferd das Gehen anschlägt, wie auch nach dessen Abkunft und Temperament beurtheilen. Es wurde bereits in einem früheren Capitel darauf hingewiesen, dass das Vollblutpferd sich bei einer Arbeit, welche die Chance jedes weniger edel gezogenen Pferdes vernichten und begraben würde, noch immer sehr wohl befinden und verbessern wird. Daher kann man einem Traber, je edler er gezogen ist, umsomehr Arbeit mit Vortheil auferlegen, vorausgesetzt, dass seine Beine gesund sind. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass auch Pferde115 gleicher Abstammung in ihrer Fähigkeit, Arbeit zu ertragen, verschieden geartet sind, und es kann daher, wie schon öfter vorher erwähnt, keine Regel aufgestellt werden, nach welcher die geeignete Menge von Arbeit, die einem Pferde zuträglich ist, berechnet werden könnte. Bevor das Pferd nicht ein Training durchgemacht hat, ist es unmöglich, vorherzusagen, wie viel Arbeit es, ohne Schaden zu nehmen, ertragen kann, und wie viel Arbeit es anderseits thun muss, um an dem Tage, wo es zum Start geht, auf dem Höhepunkte seiner Leistungsfähigkeit angelangt zu sein.

Darum darf der Trainer im Verlaufe der Präparation nicht einen Moment in seiner Wachsamkeit nachlassen, und muss sofort, wenn sich das leiseste Anzeichen ergibt, dass die Grenze der dem Pferde zu - träglichen Arbeit erreicht ist, seine An - forderungen an dasselbe herabstimmen. Er - fahrung, gesunde Urtheilskraft und Kenntniss der Natur des Pferdes sind daher für den Trainer höchst wichtige Eigenschaften; sind diese nicht in ausreichendem Grade vor - handen, so ist es in einigermassen zweifel - haften Fällen immer besser, dem Pferde zu wenig, als nur ein Atom zu viel aufzuerlegen. 8*116Es ist freilich möglich, dass dasselbe dann nicht bis zu seiner äussersten Leistungs - fähigkeit gelangt, aber es wird dies immer weniger Schaden in Gefolge haben, als eine Ueberarbeitung des Thieres, deren Folgen in den seltensten Fällen mehr bis zum Tage des Rennens wieder ganz gut gemacht werden können. Verliert das Pferd in Folge der Ueberanstrengung seinen Appetit, wird sein Blick trübe und verliert sein Haar Glanz und Glätte, dann ist das Spiel verloren und es gehört meist wochenlange Schonung, welche das Thier ganz in seiner Condition zurückbringt, und sorgfältigste Pflege dazu, um die Folgen der Ueberarbeitung wieder gut zu machen.

Hat dem Pferde das erste Trial gut angeschlagen, so wird man fünf bis sechs Tage oder eine Woche nach demselben einen Versuch über die volle Meile anstellen können. Geht das Thier auch aus dieser Probe zur Zufriedenheit seines Trainers her - vor, so soll derselbe, wenn es sich um die Vorbereitung zu einem Rennen über eine Meile handelt, keine weiteren Versuche an - stellen. Selbst in dem Falle, wo das Rennen über zwei Meilen geht und in mehreren Heats gelaufen wird, ist es häufig angezeigt,117 fernere Trials zu vermeiden. Der Weg, der in diesem Falle einzuschlagen ist, hängt in erster Linie von der Condition und dem Tempera - mente des Pferdes ab, sowie von dem Zu - stande, in dem sich dessen Beine befinden. Ist dem Trainer das Pferd als sehr zähe und hart bekannt und sind dessen Beine vollkommen intakt geblieben, so mag vor einem Zwei Meilen-Rennen noch ein Trial über eine Meile angestellt werden, doch wird man in den meisten Fällen besser daran thun, auf diesen zweiten Versuch zu ver - zichten, wenn das Pferd nur beim ersten Male Schnelligkeit und vorgeschrittene Con - dition gezeigt hat.

Kennt der Trainer das Pferd, um das es sich handelt, bereits von früheren Rennen her, so wird ihm dies viele Anhaltspunkte bieten, welche ein sicheres Vorgehen ge - statten; kennt er es nicht, so muss er sich zum grössten Theile auf sein eigenes Urtheil verlassen; weiss man nicht positiv, dass das Pferd zähe ist und harte Arbeit erträgt, so liegt die Gefahr sehr nahe, ihm in den Trials zu viel zuzumuthen. Um eine Ueberarbei - tung des Pferdes bei der Vorbereitung für Rennen über längere Distanzen hintan - zuhalten, kann man sich die Regel zur118 Richtschnur nehmen, dass vom Stand - punkte der Condition aus ein Pferd, welches in seiner Präparation so weit vor - geschritten ist, um ein Meilen-Rennen in mehreren Heats nacheinander zu fahren, auch fähig ist, ein Zwei Meilen-Rennen zu traben.

Für Rennen über lange Distanzen sind beim Pferde natürliche Ausdauer und Herz erforderlich, das ist: die nöthige Energie, unbekümmert um den Vorsprung, den das andere Pferd allenfalls haben mag, so lange das Beste zu thun, bis die letzte Chance dahin ist. Ein Pferd, welches sofort das Herz verliert , sowie sein Concurrent an ihm vor - beigeht und es gibt viele solcher Pferde wird mit aller Ausdauer nicht viel Er - folg erzielen.

Ein Pferd kann nicht viel Ausdauer haben, wenn es nicht in Condition ist, jedoch es kann in sehr guter Condition sein und doch keine Ausdauer und kein Herz haben. Daraus folgt, dass die Be - hauptung, welche so oft aufgestellt wird, Condition gibt Ausdauer , nur bis zu einem gewissen Grade richtig ist. Durch die Con - dition wird die natürliche Ausdauer des Pferdes zwar bedeutend erhöht und das - selbe befähigt, alle seine Kräfte bis zum119 Aeussersten anzuspannen, aber ersetzen kann sie die Ausdauer nie. Häufig hört man auch sagen: Schnelligkeit ersetzt Aus - dauer , doch dies streift schon nahe an Unsinn. Freilich solange ein sehr schnelles Pferd nur gegen ein viel langsameres, wenn auch ausdauernderes zu kämpfen hat, wird sich ein Mangel an Ausdauer nicht so sehr fühlbar machen, der einem halbwegs gleich schnellen Pferde gegenüber sofort schwer in die Wagschale fällt. Die Fähigkeit, mo - mentan eine grosse Schnelligkeit zu ent - wickeln, ist aber von einem anderen Ge - sichtspunkte aus sehr wichtig; sie befähigt ein Pferd, gleich vom Start weg vorzugehen, den Theil der Bahn zu nehmen, der ihm am besten zusagt und das andere Pferd dadurch zu entmuthigen und aufzureiben. Wenige Pferde haben das nöthige Herz und Temperament, um hinter einem anderen in ihrer grössten Schnelligkeit zu gehen, ohne in Galopp zu fallen. Darum kann selbst ein sehr ausdauerndes und zähes Pferd einspringen, wenn es vom Start weg gleich zurückgelassen wird; ist dann der Fahrer gezwungen, es zu verhalten, so kann das andere Pferd gleich einen solchen Vor - sprung gewinnen, dass es dem ausdauernden120 Pferde unendlich schwer fallen wird, den - selben wieder wett zu machen, wenn nicht das andere zurückfällt. Momentane Schnel - ligkeit (speed) kann daher in gewissen Fällen der Ausdauer erfolgreich gegenüber gestellt werden, ersetzen kann sie dieselbe jedoch nie. Das langsamere Pferd kann, wenn es in guter Condition ist, in seiner besten Schnelligkeit immer länger ausdauern, als das sehr schnelle; so ist auch der Aus - spruch über ein Pferd aufzufassen, von welchem es heisst: Es kann nicht so schnell gehen, dass es müde wird.

[121]

X.

Hat das Pferd sein erstes Rennen hinter sich und hat es dabei eine befriedigende Condition, sowie die Schnelligkeit gezeigt, die man billigerweise von ihm erwarten durfte, so darf es für das nächste Rennen nicht in der gleichen Weise gearbeitet werden, wie solches seine Vorbereitung für das erste erheischte. Man muss nun die Arbeit etwas einschränken; denn fährt man damit fort wie bisher, so ist es nahezu sicher, dass das Pferd eine Einbusse an seiner Schnelligkeit erleiden wird. Die erforderliche Condition ist ja nun vorhanden und die Kleinigkeit, die allenfalls daran fehlt, wird durch die Massregeln erzielt werden können, welche man nun ergreift, um die Schnellig - keit des Thieres möglichst zu heben. Dies geschieht aber am besten dadurch, dass man die Menge der Arbeit einschränkt, da -122 gegen aber recht zahlreiche kurze Spurts fährt, durch welche mit der Schnelligkeit auch das Selbstvertrauen des Pferdes ge - hoben wird, was für das bevorstehende Rennen von grossem Werthe ist.

Sollte das Pferd jedoch für ein Drei Meilen-Rennen oder überhaupt für ein Rennen auf lange Distanz vorbereitet werden, so muss man mehr Arbeit, dagegen aber in weniger scharfem Tempo verlangen. Die Ausdauer und Zähigkeit werden durch das Fahren mit mittlerer Schnelligkeit und vergleichsweise weniger Spurts erzielt. Immerhin dürfen aber die Letzteren nicht ganz wegbleiben und darf das Tempo nicht zu langsam genommen werden, da nichts mehr geeignet ist, ein Pferd abzuspannen und ihm die für ein Rennen nothwendige Lebhaftig - keit zu nehmen, als eine durch lange Zeit fortgesetzte monotone Arbeit. Manch ein Rennen, das schon verloren scheint. wird noch im letzten Momente durch rasches Vorschiessen gewonnen, was nicht möglich wäre, wenn dem Pferde die Fähigkeit, momentan grosse Schnelligkeit zu entwickeln, durch allzuviel Schritt-Arbeit oder fort - gesetztes Fahren blos im Mitteltrabe ge - nommen wurde. Darum darf man auch bei123 der Präparation für Rennen auf grössere Distanz die Spurts nicht ganz vernachlässigen und der Mitteltrab darf nicht in so ausge - dehntem Masse gefahren werden, dass dem Pferde die Lust und Neigung für diese Spurts genommen wird. Das Ziel des Trainings besteht darin, das Pferd in eine Condition zu bringen, in der es mit seiner höchsten Schnelligkeit möglichst viel Ausdauer ver - einigt; ein Pferd so vorzubereiten, dass es wohl über eine grosse Distanz, aber weit unter der ihm erreichbaren Schnelligkeit trabt, ist keine Kunst, ebensowenig wie einem Pferde Schnelligkeit für kurze Distanzen beizu - bringen, ohne die Fähigkeit, dieselbe über jene Distanz beizubehalten, für welche es seine Ausdauer befähigen würde.

Zu einem Rennen über drei Meilen gehört natürlich eine längere Zeit der Vor - bereitung, als für ein Meilen-Rennen in Heats, und muss ein Pferd, wenn es für ein Rennen über die lange Distanz zum Start gebracht wird, in möglichst voll - kommener Condition sein. Ungefähr drei Wochen vor dem Rennen macht man das erste Trial, und zwar diesmal gleich über eine ganze Meile (1609 Meter). Die Trials über die halbe Meile fallen jetzt am besten124 weg, denn man will ja für die Leistungs - fähigkeit des Thieres über eine grosse Distanz Anhaltspunkte gewinnen, welche man durch Versuche über die halbe Meile nie erzielen kann; diese können blos über die Schnelligkeit Aufschluss geben, die das Pferd für kurze Distanzen zu ent - wickeln im Stande ist.

Hat das Trial über die Meile ein be - friedigendes Resultat ergeben, so wird die Arbeit wieder fortgesetzt wie zuvor, und das Pferd wird dann, in circa zehn Tagen, für das letzte Trial reif sein. Kommt die Zeit für dieses heran, so wird das Wasser und Heu bei der Abend-Fütterung reducirt und über Nacht der Maulkorb angelegt, doch ist die Hafer-Ration ungeschmälert zu verabreichen. Bei diesem End-Trial beginne man damit, in guter Pace über eine Meile zu fahren, dann wird das Thier vom Schweiss gereinigt, man legt ihm Decken auf und bewegt es eine halbe Stunde lang im Schritt. Sodann wird über zwei Meilen gefahren; wenn das Pferd nun gut geht, Schnelligkeit und Frische zeigt und am Schlusse noch etwas in sich hat , so kann man ziemlich sicher sein, dass seine Condition für das Rennen genügend ist, und ein weiteres125 Trial wäre nicht nur überflüssig, sondern könnte sogar leicht Schaden thun.

Die Trials dürfen niemals so lange sein, wie das Rennen, für welches das Pferd trainirt wird. In der Präparation für ein Drei Meilen-Rennen wird das Pferd fünf bis sechs Meilen im Schritt zurücklegen und dann drei bis vier Meilen im Trab mit schnellen Spurts dabei. Eine Regel hierüber kann jedoch auch nicht aufgestellt werden und sind die obigen Ziffern nur beiläufig angegeben, da es nicht wahrscheinlich ist, dass ein Pferd, dem die angegebene Menge von Arbeit bereits zu viel wäre, für ein Drei Meilen-Rennen engagirt würde. Geschieht dies dennoch, so muss sich der Besitzer eben darauf gefasst machen, zu verlieren, wenn das gegnerische Pferd nicht an Schnelligkeit inferior und mit ebenso wenig Stehvermögen begabt ist. Während der Zeit zwischen dem letzten Trial und dem Race soll dieselbe Arbeit gemacht werden, wie vorher, sollte sich nicht die Räthlichkeit eines Wechsels durch das Er - gebniss des Trials kundgegeben haben. Wenn bei diesem das Pferd zwar genug Schnelligkeit gezeigt hatte, jedoch am Ende des Fahrens über zwei Meilen sich erschöpft126 zeigte, so ist dies ein Beweis, dass die Condition des Thieres nicht genug vor - geschritten ist und die Arbeit müsste dem - gemäss verschärft werden. In jedem Falle muss man trachten, dass das Pferd mit gutem Athem zum Start kommt, und soll dasselbe daher einige Tage vor dem Rennen einen kleinen sweat bekommen. Ein Fahren in kurzem Trabe unter der Decke und mit der Kopfmaske wird genügen, um einen guten scrape zu ergeben, und das ist Alles, was erforderlich ist. Das Auskühlen muss in derselben Weise geschehen, wie in dem vorhergehenden Capitel beschrieben wurde. Während der ganzen Präparation ist es räthlich, das Sulky (zweirädriger Rennwagen) gelegentlich mit einem Wagon (vierrädrigen Rennwagen) zu vertauschen, so dass der Pferderücken von dem Gewichte entlastet wird. Soll das Rennen überhaupt im Wagon stattfinden, so braucht das Pferd gar nicht im Sulky gearbeitet zu werden.

[127]

XI.

Aus dem Vorhergesagten geht hervor dass selbst, wenn bereits eine gute Condition erreicht wurde, doch noch ein grosser Unterschied in der Leistungsfähigkeit der Pferde besteht, welcher sich besonders dann kundgibt, wenn das zu laufende Rennen über eine grosse Distanz geht, und dass in einem ganzen Stall höchst selten auch nur zwei Individuen vorkommen, welche während ihrer Präparation ganz gleich behandelt werden können. Ein von Natur aus starkes, zähes und temperamentvolles Pferd wird ein schärferes Training aushalten und einer grösseren Leistung fähig sein, wenn seine Beine Stand halten, als ein anderes weniger gut angelegtes, trotz aller Sorgfalt, welche der Trainer darauf verwenden mag. Eine andere Pferde-Classe verlangt eine beinahe ungeheuerliche Menge von Arbeit, um fit 128zu werden, und kann ohne diese Arbeit nie auch nur annähernd ihr Bestes thun. Die Vorbereitung dieser Pferde würde sehr einfach sein, nachdem sie, ihrer Constitution entsprechend, eigentlich nicht zu viel Arbeit thun können; es ist jedoch die grosse Gefahr vorhanden, dass deren Gliedmassen Schaden leiden, während der Appetit und der Ge - sundheitszustand im Uebrigen ganz gut bleiben. Die Beine solcher Pferde müssen während des Trainings ganz besonders auf - merksam beobachtet werden, und man muss, so wie sich ein schwacher Punkt oder Symptome von Empfindlichkeit zeigen, lieber einige sweats anwenden, anstatt das Ueberflüssige durchaus herunter arbeiten zu wollen.

Halten dagegen die Beine des Pferdes aus, so dass man dasselbe, bei der für gewöhnlich anempfohlenen Anzahl sweats und ausser - gewöhnlich viel Arbeit, in seine beste Con - dition bringen kann, so ist es immer besser, die grosse Menge Arbeit zu fordern, denn durch das Schwitzen wird zwar auch gute Con - dition erreicht, insoferne als das Fett aus dem Zellgewebe und von den Organen dadurch entfernt wird, aber die Muskulatur hat dann nicht jene Härte und Spannkraft erlangt,129 welche ihr die harte Arbeit verleiht und welche sie befähigt, ausserordentliche Leistungen zu vollbringen. Auch auf den Athem ist die Arbeit von grossem Einfluss, denn was man guten Wind nennt, hängt zum grossen Theile von der Muskelthätigkeit des Herzens ab und dieses wieder wird durch die Arbeit gestählt und gehärtet, wie irgend ein anderer Muskel.

Daher kommt es, dass Pferde durch das Schwitzen unter Decken zwar an - scheinend in Condition gebracht werden können, aber doch nicht fit sind, wenn sie nicht hauptsächlich durch Arbeit ent - fettet wurden. Gewöhnlich sind es gerade die besten Pferde, welche die meiste Arbeit thun müssen, um zu ihrer höchsten Leistungs - fähigkeit zu gelangen, und das aus zwei Gründen. Der Eine ist, dass sie ihr hartes Fleisch nicht halb so leicht verlieren, als Jene, welche von Natur aus weich und schwammig sind. Der Zweite ist der, dass die grossen Leistungen, zu denen solche Thiere berufen sind, nicht erreicht werden können, bevor deren Bewegungs-Organe vollkommen gereift sind und die höchste Ausdauer und Spannkraft erreicht haben. Man versichert, dass die Trainers für Flachrennen in Eng -9130land, als sie damit begannen, Pferde für Steeple-chases herauszubringen, sehr erstaunt waren, zu finden, dass diese plötzlich nach - liessen und hoffnungslos geschlagen waren, trotzdem sie in ganz guter Condition zu sein schienen. Das kam daher, dass diese Pferde nur für Flachrennen gearbeitet und für solche auch in sehr guter Condition waren, dass sie aber durch das Springen, welches mit ihnen nicht geübt worden war, total erschöpft wurden. Trotzdem, dass ihre körper - liche Condition eine ganz vorzügliche war, fehlte es ihnen an der nöthigen Kraft in jenen Muskeln, die beim Springen in An - spruch genommen werden und welche wieder nur durch Springübungen während des Trainings gekräftigt werden können. Daraus geht hervor, dass die Gewöhnung ein grosser und wichtiger Factor in der Kunst ist, welche darin besteht, Thiere oder überhaupt Individuen für grosse Leistungen zu be - fähigen; doch darf dabei nicht übersehen werden, dass die erreichbare Grenze der Bildungsfähigkeit bei den einzelnen Indi - viduen enorm variirt, und dass durch die Uebung und das Training nicht aus einem Ackergaul ein Rennpferd gemacht werden kann. Auch ist zu bedenken, dass durch131 continuirliches Training und fortwährend höher geschraubte Forderungen die Quellen der Lebenskraft bald erschöpft würden und der Organismus frühzeitigem Verfalle preis - gegeben wäre.

In der Präparation für ein Zehn-Meilen - Rennen muss dann noch mehr Arbeit verlangt werden, als für ein Drei-Meilen - Rennen, welches in Heats gefahren wird In dieser Art von Rennen sind gewöhnlich keine Spurts erforderlich, sondern der Sieg wird zumeist durch, vom Anfang bis zu Ende, gleichmässig beibehaltene Schnellig - keit errungen werden. In neunzehn Fällen aus zwanzig wird dadurch in einem Rennen über so lange Distanz das gegnerische Pferd, auch wenn es an Speed über - legen sein sollte, unterliegen, ist es nicht durch das Training befähigt worden seine Schnelligkeit über die ganze Distanz beizu - behalten. Ist ihm diese Fähigkeit nicht bei - gebracht worden, so wird das Pferd entweder von Zeit zu Zeit Spurts machen, welche weit über jene Schnelligkeit gehen, mit der es über die Distanz stehen kann, oder der Fahrer wird sich mit ihm raufen müssen, um die Spurts zu verhindern und dadurch sich und das Thier ermüden. In jedem dieser9*132Fälle wird der Vortheil auf der Seite des gleichmässig fortgehenden Pferdes sein wenn sein Tempo eben scharf genug ist, um dem anderen Pferde keine Zeit zur Erholung zu gönnen.

Vor Allem sollte kein Pferd, welches nicht vom Hause aus zähe und vollkommen gesund an seinen Beinen ist, für ein Zehn - Meilen-Rennen engagirt und trainirt werden. Sind diese Eigenschaften jedoch vorhanden, so wird die Arbeit ähnlich wie für Drei - Meilen-Heats, nur etwas reichlicher be - messen. So mache man also an zwei Tagen in der Woche ein Viertheil und an den anderen Tagen ein Achtel mehr Arbeit, als für die bezeichneten Rennen. Gleichzeitig achte man darauf, dass dem Pferde nicht der Speed ganz genommen wird, dadurch, dass fortwährend in monotonem Tempo fortgefahren wird. Sind auch die vielen lebhaften Spurts, wie sie für das Training auf die kürzeren Distanzen angerathen wurden, jetzt nicht opportun, so muss das Pferd doch so viel davon bekommen, dass es frisch und lebhaft bleibt, ohne durch das gleichmässige Forthämmern abgespannt zu werden.

133

Die Präparation für ein Rennen über so grosse Distanz dauert natürlich länger, als die für ein anderes Rennen, denn man kann ein Pferd nicht in ein paar Wochen dazu bringen, dass es in scharfem Tempo über zehn Meilen geht. Während der Vorbereitung zu diesem Rennen gibt man dem Pferde so viel Körnerfutter, als es auffrisst, und wäre es selbst vierzehn oder fünfzehn Quarts per Tag. Lange und scharfe Arbeit erfordert viel und gutes Futter. Ein Pferd kann recht gut, wenn es in gewöhnlicher Condition ist, eine anstrengende Tour machen, aber diese Anstrengung ist unbedeutend im Vergleiche zu jener, welche ein hartes Training von dem Thiere Tag für Tag fordert. Es ist in einem vorhergehenden Capitel gesagt worden, dass zu starke Fütterung, wegen der enor - men Arbeit, mit der sie Hand in Hand gehen muss, gefährlich für die Beine des Pferdes sei; bei einem Pferde jedoch, welches für ein Rennen über zehn Meilen engagirt ist, muss eben vorausgesetzt werden, dass dessen Beine jeder Anstrengung gewachsen sind.

Im Verlaufe der Präparation vor dem ersten Trial wird es nöthig sein, dem Pferde einen oder zwei Sweats zu geben; nach diesen kann man häufig mit sehr gutem134 Erfolge die Arbeit vermehren, doch muss sehr darauf geachtet werden, dass der Punkt nicht überschritten wird, wo die Arbeit zu strenge wäre. Der Trainer muss nun eben die Wirkung, welche die vermehrte Arbeit auf den Gesundheitszustand und die Beine des Pferdes ausübt, genau beobachten. Einen Anhaltspunkt wird ihm auch seine Kenntniss des Pferdes von früher her und die Abstammung desselben bieten, doch kann er sich darauf allein nicht verlassen, sondern muss Tag für Tag mit aller Sorgfalt die Wirkung der höher geschraubten Forderun - gen auf das Pferd beobachten. Den ersten oder zweiten Tag nach Vermehrung der Arbeit wird sich das Pferd wahrscheinlich noch ganz wohl befinden, aber je weiter man vorschreitet, desto mehr wächst die Gefahr des Ueber - arbeitens. Fünf Wochen vor dem Rennen soll man mit Zehnmeilen-Pferden das erste Trial anstellen, welches über zwei Meilen mit zwei Drittel-Schnelligkeit gefahren wird. Darnach kann das Pferd durch Be - wegen im Schritte unter Decken in Schweiss gebracht werden, und muss dann dasselbe nach den früher angegebenen Regeln vor - sichtig ausgekühlt und vor Zugluft bewahrt werden.

135

Zehn oder zwölf Tage nach dem ersten Trial soll das Pferd wieder über zwei Meilen, jedoch wiederholt gehen. Man fährt zuerst, wie oben, mit zwei Drittel-Schnelligkeit, legt ihm dann Decken auf und bewegt es 25 Minuten lang im Schritte, wobei sich wieder reichliche Schweiss-Absonderung ergeben wird; sodann wird nochmals über zwei Meilen gefahren, diesmal jedoch mit des Pferdes bester Schnelligkeit, das heisst mit der besten Schnelligkeit, die es über zwei Meilen entwickeln kann. Jetzt wird das Thier wieder sorgfältig in Decken gehüllt und im Schritte bewegt. Hat sich das Pferd bei diesen beiden Trials gut gezeigt, so ist anzunehmen, dass seine Con - dition es zu Leistungen über lange Distanzen befähigt. Die Arbeit muss nun nach bestem Ermessen fortgesetzt werden und dient zur Richtschnur die Art und Weise, wie das Thier die letzten zwei Meilen zurückgelegt hat und wie es sich darnach befindet. Zehn Tage vor dem Rennen wird dann das letzte Trial gemacht, und zwar diesmal über fünf Meilen. Aus der Leistung in diesem Trial und den Wirkungen desselben muss sich der Trainer ein endgiltiges Urtheil über die Condition des Pferdes bilden können. Für136 solche Rennen ist eben so sehr gute Condition, wie natürliche Zähigkeit und Kraft er - forderlich. Auch der erfahrenste Mann kann sich darüber täuschen, ob die letzteren Eigenschaften bei einem Pferde in genügen - dem Masse für ein Zehn-Meilen-Rennen vor - handen sind, wenn das Pferd eben noch nicht ausprobirt wurde; über die Condition seines Pferdes aber muss sich der Trainer immer klar sein.

Von dem Resultat des letzten Trials und den Beobachtungen, welche man dabei macht, wird die Taktik abhängen, die man während des Rennens verfolgt. Kennt man das Pferd als zähe und ist seine Condition eine sehr gute, so thut man am besten daran, gleich in der Pace zu beginnen, welche man meint durch das ganze Rennen festhalten zu können, ohne sich darum zu kümmern, ob das gegnerische Pferd gleich mit einem Spurt vom Start weg geht; behält man sein Tempo bei, so zwingt man dadurch den anderen, dies ebenfalls zu thun, zu einer Zeit, wo er schon etwas nachlassen möchte, um zu Athem zu kommen. Der Vorsprung, den der Gegner durch seinen Spurt vom Start weg erzielte, wird auf diese Art bald wettgemacht sein und derselbe wird sein137 Pulver bald verschossen haben. Man darf eben nicht vergessen, dass die Schnelligkeit eines Pferdes, welches eben nur über momentane Schnelligkeit verfügt, sehr rasch abnimmt, sowie dasselbe beginnt zu ermüden, und dass ein gleichmässig beibehaltenes Tempo, auch wenn es weit langsamer ist, als seine beste Schnelligkeit, schon Anfor - derungen an die Ausdauer stellt. Hat das gegnerische Pferd eine Achillesferse, so wird man dieselbe auf diese Art ausfindig machen. Lässt man dagegen zu, dass es nur streckenweise sehr rasch geht und dann Zeit hat, sich in langsamem Tempo auszu - ruhen, so könnte es leicht für den End - kampf noch etwas Extra-Speed übrig haben und im letzten Momente mit einem Spurt davon gehen. Folgt aber das aus - dauernde Pferd unerbittlich Meile für Meile nach und drückt stets auf die Pace, sowie das schnelle Pferd dieselbe verlangsamen möchte, um sich zu einem neuen Spurt zu sammeln, so wird des Letzteren Speed bald ausser Action gesetzt sein. Der Speed kann dem Stehvermögen nur in Rennen über kurze Distanzen gefährlich werden. Zehn Meilen sind zu weit dafür.

[138]

XII.

Nachdem wir in dem letzten Capitel auch die Vorbereitung des Trabers für Rennen über grosse Distanzen besprochen haben, ist unser Thema, das Training des Traberpferdes, eigentlich erschöpft und es erübrigt uns nur noch einige Worte über das Fahren zu sagen, wenngleich es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich ist, darüber Regeln aufstellen zu wollen. Zum grossen Theile hängt die Art, wie ein Pferd ge - fahren werden muss, von dessen Charakter und Dispositionen und auch von der Methode ab, nach welcher es eingefahren wurde.

Es kommt sehr häufig vor, dass der Fahrer, der ein neues Pferd in seine Hand bekommt, lange Zeit dazu braucht, um die Wirkungen der fehlerhaften und rohen Behandlung, der das Thier ausgesetzt war, zu beheben.

139

Bei der Dressur und der Auswahl des Mundstückes werden meist die grössten Fehler gemacht und die Pferde-Mäuler für alle Zu - kunft verdorben. Wurde aber dem Pferde sein Maul lebendig und empfindsam er - halten, so wird es jeden leichten Druck auf die Zügel spüren, und der Fahrer wird sich ihm durch diese verständlich machen können.

Besonders beim Einfahren junger Pferde soll man darauf achten, die Zügel, wenn auch mit fester, so doch mit leichter Hand zu führen. Der Fahrer kann das Thier recht gut ohne Zerren, Reissen und con - tinuirliches todtes Ziehen beherrschen, wenn er nur ruhig bleibt, nichts Unüberlegtes thut und mit gehöriger Sorgfalt und Geduld zu Werke geht. Das Maul des jungen Pferdes ist feinfühlig und man soll trachten, es so zu erhalten, weil dasselbe eben das beste Communications-Mittel zwischen einem guten Fahrer und dem Pferde bildet. Alles was man von dem Traber verlangt, wenn er in seiner vollen Schnelligkeit dahin - stürmt, kann man am besten durch Ver - mittlung der Zügel erreichen. Man kann ein Pferd freilich auch durch einen Zuruf aufmuntern oder durch einen Peitschenhieb anfeuern, aber alle diese Behelfe haben nicht140 die Hälfte des Werthes, der dem Spiel der Zügel innewohnt, mit dem der ge - schickte Fahrer das Beste aus dem ihm anvertrauten Pferde herausbekommt, wenn dasselbe eben ein lebendiges Maul hat. Man richte also ein Haupt-Augenmerk darauf, dass das Maul des Pferdes nicht durch rauhe und grobe Zügelführung ver - dorben werde. Zerrt und zieht man con - tinuirlich an den Zügeln, ohne im Mindesten nachzugeben, so wird das Pferd, in seinen Bemühungen dem schmerzhaften Druck zu widerstehen, sich bald auf das Gebiss legen, denn es wird merken, dass dadurch seine Kiefer gewissermassen erstarren und ge - fühllos werden. Dies geschieht nur zu bald und das Maul des Pferdes ist für immer verdorben. Es wird hart und fühllos und das Thier ist nun auf bestem Wege, ein vollkommen todtes Maul zu bekommen.

Bevor man ein Pferd gut fahren kann, muss man ausfindig gemacht haben, welches Gebiss ihm am besten taugt. Dies kann nur durch praktische Experimente fest - gestellt werden. Man mache den Versuch erst mit der Trense, dann mit der Stange, und man wird bei einiger Aufmerksamkeit, nach dem Gefühl in der Hand und der Art,141 wie das Thier den Kopf trägt, leicht heraus - finden, welches das geeignete Gebiss für den gegebenen Fall ist. Nun ist wieder besonders beim jungen Pferde eine recht zarte Zügelführung und Behandlung er - forderlich; ein ungeduldiger und heftiger Mensch würde das best veranlagte Pferd bald verderben. Der Gebrauch der Peitsche ist im Allgemeinen möglichst zu vermeiden. Manchmal muss man sie zwar anwenden, doch soll dies niemals geschehen, ohne dass das Pferd weiss, wofür es geschlagen wird. In Folge des Peitschenhiebes wird das junge Pferd gewöhnlich in’s Geschirr springen, was der Fahrer meist mit einem recht kräftigen Ruck an den Zügeln beantwortet, um das Pferd möglichst rasch wieder in Trab zu bringen. Dies ist aber ein sehr schlechtes Vorgehen und wunde Mäuler, verdorbene Temperamente und unreine Gangarten sind die Folgen solcher[Behand - lung]. Mit dem Strafen des Pferdes sollte man immer sehr umsichtig zu Werke gehen, allezeit erst auf dem Wege der Güte sich Gehorsam zu verschaffen suchen, und erst wenn man sich überzeugt hat dass das Thier aus Bosheit und nicht vielleicht aus Furcht, Schmerz oder einem anderen Grunde142 den Gehorsam verweigert, zur Strafe schreiten. Wenn man straft, dann strafe man nach - drücklich und ernsthaft, hüte sich aber davor, das Pferd, wenn es in Folge der Züchtigung fortbricht, gleich zusammen - zureissen; ein ruhiges Verhalten und ab - wechselndes Nachgeben der Zügel wird bald den gewünschten Erfolg haben, ohne die Gefahren, welche ein ruckweises Zerren und Reissen an denselben für das junge Pferd in sich schliesst. Wurde das Thier gut ein - gefahren, und hat es sich sein feinfühliges Maul erhalten, so wird es jede Bewegung der Hand eines guten Fahrers sofort verstehen und derselben Folge leisten. Daraus folgt jedoch, dass man sich hüten muss, unnöthige Bewegungen mit den Zügeln zu machen, denn diese würden das Pferd nur verwirren.

Jedermann wird gerne zugeben, dass das starke In-die-Hand-gehen der Pferde ein Fehler ist, dem man schon bei der Dressur möglichst entgegentreten muss; es gibt aber ganz gewiss Pferde, welche nicht ihr Bestes thun können, wenn sie nicht eine gewisse Stütze in der Hand des Fahrers finden. Selbst bei diesen Letzteren aber wird es nicht gut sein, fortwährend gleich - mässig und schwer an den Zügeln zu hängen143 sondern man soll sie abwechselnd fest ver - halten, dann aber langsam und fast unmerk - lich wieder nachlassen und auf diese Art verhüten, dass das Gefühl in den Kinn - laden ganz erstirbt. Selten wird ein Pferd von Natur aus stark in die Hand gehen; es gibt solche von besonders feurigem Tem - perament und welche daher, besonders wenn sie in Gesellschaft mit anderen Pferden gehen, hart in die Zügel drängen, aber ge - wöhnlich ist dies doch nur eine Folge der schlechten Zügelführung, der sie beim Ein - fahren ausgesetzt waren.

Ein Pferd darf sich durch Geschirr und Zäumung nicht im mindesten beengt und ge - hindert fühlen, wenn es seine beste Leistung zu Wege bringen soll. Wird es irgendwie ge - drückt oder genirt, so geht es unter genau so ungünstigen Bedingungen zum Start, als wäre es krank oder steif. Man sieht manch - mal Pferde aus dem Stalle auf die Renn - bahn bringen, welche einerseits einen fest - angezogenen Aufsatzzügel haben, um ihren Kopf hoch zu halten und andererseits wieder einen eben so fest angezogenen Martingal, um den Kopf herunterzuziehen. Ein so ge - schirrtes Pferd hat nicht den mindesten Spielraum für seine Bewegung und geht144 wie in Eisen; wird es dazu noch von einem Fahrer gelenkt, der continuirlich in den Zügeln hängt, ohne im mindesten nachzu - lassen, so wird man leicht begreifen, dass ein Pferd auf diesem Wege nicht seine grösste Schnelligkeit erreichen kann.

Damit soll nicht gesagt sein, dass man ein Pferd gar nicht im Zügel halten und es seinen Kopf tragen lassen soll, wie es will; ganz im Gegentheile, aber zwischen dieser letz - ten Manier und einem immerwährenden todten Drücken auf die Kinnladen des Thieres liegt der goldene Mittelweg. Der Druck, der auf das Gebiss ausgeübt wird, muss genügend sein, um gefühlt zu werden und dem Thiere nebst einem Stützpunkte auch jenes Gefühl der Sicherheit zu verleihen, auf Grund dessen allein es sich in seinen schnellsten Trab zu engagiren wagt. Mehr als dies wäre von Uebel. Um das Maul lebhaft zu erhalten, muss der Druck von Zeit zu Zeit etwas ver - schärft und gleich wieder vermindert werden. Dies darf aber nicht durch ein Anziehen aus dem ganzen Arm erfolgen, sondern eine geringe Drehung im Faustgelenke, bei der der Daumen aufwärts gerichtet und der kleine Finger nach abwärts zu bewegt wird, ist genügend, um das Gefühl im Pferdemaule145 wachzuhalten und das Thier etwas aufzu - muntern. Die Zügel sind während dieses Spieles sicher und fest zu halten, und dreht man nicht beide Handgelenke gleichzeitig, sondern eines nach dem andern; die Hände sollen dabei ziemlich tief gehalten werden.

Der Fahrer soll weder vorgebeugt sitzen, noch sich zurücklegen und sein ganzes Körpergewicht an die Zügel hängen; er soll aufrecht sitzen, und wenn er an den Zügeln ziehen muss, dies nur mit der Kraft seiner Arme thun. Viele Fahrer aber haben ihre Arme vollkommen gestreckt, schlingen die Zügel um die Faust und lassen dann ihr todtes Körper-Gewicht auf die Zügel wirken; auf diese Art ist es natürlich unmöglich, den Druck, der auf die Zügel einwirkt, zu con - troliren, ihn nach Bedarf zu vermindern und von Zeit zu Zeit aufhören zu lassen. Der Fahrer, welcher nur seine Arme benützt, wird sein Pferd beherrschen; derjenige aber, der mit um die Faust geschlungenen Zügeln dem Pferde fortwährend sein ganzes Körper - gewicht an die Kinnladen hängt, beherrscht weder sich selbst noch das Thier, und wenn das letztere hartmäulig ist, wird es sehr bald mit dem Führer thun, was es will. Der Grund davon ist, dass bei dem ohne Unter -10146lass ausgeübten Druck das Gefühl im Pferde - maule bald ganz erstirbt und dass das Thier dann auch den stärksten Druck auf die Kinnladen nicht mehr fühlt. Auch ist es bei dieser Methode des Fahrens unmöglich, jenen kleinen, schraubenförmig aus den Handgelenken kommenden Zügeldruck auf das Gebiss auszuüben, der so ungemein sti - mulirend und anfeuernd auf das Pferd wirkt. Hat ein Pferd einmal die Bedeutung dieses leisen, nur momenten auf die Zügel wirken - den Druckes erfasst, so wird es nie erman - geln, der Aufforderung Folge zu leisten, selbst wenn es ohnehin schon scheinbar mit seiner grössten Schnelligkeit dahinfliegt. Im Moment, wie es den kleinen vorüber - gehenden Druck auf die Kinnladen fühlt, wird es sich zu einem neuen Spurt aufraffen und sicherlich äusserst selten dadurch in Galopp fallen, was ein feuriges Pferd bei jeder anderen Anfeuerung nur allzuleicht thun wird; Niemand sollte daher versäumen, diese Art der Zügelführung anzuwenden, welche sehr leicht zu erlernen ist und von dem Pferde meist rasch begriffen wird.

Was die Haltung der Zügel betrifft, so ist vor Allem zu sagen, dass das Schlingen derselben um die Hand absolut schlecht ist. 147Am besten dürfte es sein, die Zügel derart in die Hände zu nehmen, dass dieselben zwischen kleinem Finger und Goldfinger jeder Hand durchlaufen und zwischen Daumen und Zeige - finger festgehalten werden; die Hände werden dann mit dem Rücken nach aufwärts nahe beisammen gehalten, so dass man die Zügel leicht kürzer greifen kann, ohne auch nur einen Moment lang die Herrschaft über das Pferd zu verlieren. Dies ist nun ein sehr wesentlicher Punkt, bei dem manche Fahrer häufig in Verlegenheit kommen; bei der eben angedeuteten Zügelhaltung ist das Verkürzen jedoch sehr leicht vorzunehmen; will man zum Beispiel den linken Zügel verkürzen, so ergreift man denselben hinter der linken Faust mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, hält ihn fest und rutscht mit der linken Hand nach Bedarf vor. In der - selben Weise kann erforderlichen Falles auch der rechte Zügel verkürzt werden, nur dass natürlich die Hände dann ihre Rollen wechseln.

Noch einmal sei hier darauf aufmerksam gemacht, dass sehr complicirte und scharfe Gebisse, welche harte Pferdemäuler gewöhn - lich nur noch härter machen, thunlichst zu vermeiden sind und dass der Fahrer trachten10*148soll, mit recht einfachen Mitteln sein Ziel zu erreichen. Hat ein Pferd ein gutes Maul und ein schlechtes wird immer nur durch Fehler in der Dressur hervorgebracht so wird das leichteste und einfachste Gebiss sowohl dem Fahrer wie dem Pferde die besten Dienste thun.

[149]

XIV.

Ein sehr wichtiger Punkt beim Fahren des Traberpferdes ist das Verhalten dem einspringenden Pferde gegenüber. Im All - gemeinen soll das Einspringen des Pferdes möglichst verhütet und nicht hervorgerufen oder encouragirt werden. Doch gibt es Fälle, wo dasselbe vom besten Einflusse auf die Schnelligkeit und Ausdauer des Trabers ist. Jedenfalls gibt es kein Pferd, das nicht manchmal einspringen würde, auch wenn es nicht ermüdet ist, und selbst der verläss - lichste und ruhigste Traber wird durch einen fehlerhaften Tritt dazu bewogen. Daher muss man schon bei der Dressur darauf bedacht sein, die Action des Pferdes auch in seinem Galoppsprung zu bilden und zu bessern, denn gerade so gut als es blos von der Dressur und dem Einfahren abhängt, ob das Pferd ein gutes Maul bekommt oder ob es150 hartmäulig und ein puller wird, so hängt es auch blos vom Fahrer ab, ob er dem Pferde die Kunst beibringen kann, durch das Einspringen zu gewinnen das heisst an Raum nichts zu verlieren und etwas durch den Wechsel in der Muskelthätigkeit zu gewinnen oder ob er das Pferd dahin bringt, durch jedes Einspringen um unge - zählte Längen zurückzufallen. Im ersten Falle bleibt das Einspringen ohne schlimme Folgen, im zweiten geht oft ein Rennen dadurch verloren.

Darum darf das Traberpferd während der Dressur nicht gleich zusammengerissen werden, wenn es einspringt; thut man dies, so nimmt das Thier die Gewohnheit an, nach dem Einspringen, aus Furcht vor dem Riss in’s Maul, von selbst einzuhalten und nahezu stillezustehen, bevor es wieder antrabt, an - statt aus dem Galopp selbst ohne Zeit - und Raumverlust in Trab zurückzufallen. Viele sonst sehr schnelle Traber verfallen in diesen Fehler, der sehr leicht hintangehalten werden kann dadurch, dass man dem Traber, wenn er während des Einfahrens einspringt, ein paar ordentliche Sprünge machen lässt, bevor man es versucht, ihn wieder in Trab zu bringen. Sollte das Thier nach dem Ein -151 springen von selbst zurückbleiben, so muss es sogar durch Berührung mit der Peitsche vorgetrieben werden, um ihm klar zu machen, dass seine Hauptaufgabe allezeit darin besteht, möglichst rasch vom Fleck zu kommen, so lange bis es angehalten wird.

Ist das Pferd eingesprungen, so darf man, um es wieder in Trab zu bringen, den Zügel nur an einer Seite anzuziehen und bei demselben Pferde immer nur den Zügel derselben Seite dazu verwenden. Viele Fahrer benützen immer den linken, andere den rechten Zügel; dies ist aber nicht von Bedeutung, ausgenommen in dem Falle, wo man merkt, dass das Thier dem Zügeldruck der einen Seite lieber gehorcht, als dem der anderen. Dies lässt sich nur durch Beobachtungen und Versuche ausfindig machen, und ist dann natürlich immer der Zügel der betreffenden Seite anzuziehen. Nie soll man, wie bereits erwähnt, an beiden Seiten gleichmässig die Zügel anziehen, damit bringt man ein Pferd nicht aus dem Galopp in den Trab. Wird aber der Kopf des Thieres seit - und aufwärts gezogen, so wird es leicht und schnell wieder in Trab fallen.

Die Bewegung mit dem Zügel muss ähnlich derjenigen vorgenommen werden, welche im152 vorigen Capitel beschrieben und anempfohlen wurde, um das Pferd anzufeuern und ihm das Maul lebendig zu erhalten; nur hat die Bewegung hier kräftiger zu geschehen. Der Fahrer darf auch, während er ver - sucht, das Pferd durch den einseitigen Zügel-Anzug aus dem Galopp in den Trab zu bringen, nicht den Zügel der anderen Hand ganz fahren lassen, sondern er darf nur so viel Luft lassen, als erforderlich ist, damit der Kopf des Pferdes hinübergezogen werden kann. Der Anzug mit dem Zügel darf auch nicht ruckförmig erfolgen; würde er dies, so könnte das Pferd dadurch aus seiner geraden Linie gebracht werden und somit Raum verlieren, oder es würde in das gegnerische Pferd hineinfahren, es kreuzen etc. Der Anzug muss schnell und mit fester Hand ausgeführt werden, darf aber nicht heftig geschehen. Dieser Zügelgriff ist es werth, dass man sich die Zeit und Mühe nicht verdriessen lässt, die erforderlich ist, um ihn zu erlernen und ihn zur rechten Zeit anzuwenden. Hat man dem Pferde begreiflich gemacht, dass es durch das Einspringen nicht Raum und Zeit verlieren darf, und hat man die Art und Weise erlernt, wie man das Thier nach dem Einspringen rasch wieder153 zum Traben bringt, so ist damit ein grosser Schritt vorwärts geschehen.

Es gibt Pferde, welche auch bei gerader Kopfstellung durch einen an beiden Seiten gleichmässig wirkenden Zügeldruck aus dem Galopp in Trab gebracht werden können, doch kommen solche nur sehr vereinzelt vor. Geht das Pferd nach dem Einspringen wieder im Trab, so ist von Seite des Fahrers die grösste Aufmerksamkeit nöthig, um es darin zu erhalten. Uebereilt sich der Fahrer und gibt er dem Pferde sofort den Kopf wieder frei, so wie er es zum Traben ge - bracht hat, so ist die Gefahr vorhanden, dass es wieder einen Fehler macht. Es ist nöthig, das Thier bereits wieder ganz sicher im Trab zu sehen, bevor man ihm die Zügel nachlässt und es wieder zu vermehrter Schnelligkeit auffordert. Das Nachlassen darf auch nicht plötzlich geschehen, sondern nur langsam und so, dass das Pferd nur gradatim zur Länge und Schnelligkeit seines Trittes zurückkehrt, anstatt dies durch eine convulsivische momentane Anstrengung zu thun.

Dies ist die Methode, welche der Fahrer anwenden soll, um dem Pferde die Art beizubringen, wie es sich beim Einspringen154 zu verhalten hat und wie es ohne bedeutenden Zeit - und Raumverlust wieder in Trab fällt. Damit ist sicher nicht gesagt, dass man dem Pferde das Einspringen lernen soll, zwischen diesen beiden Dingen besteht ein grosser Unterschied. Jeder vernünftige Fahrer wird sich bemühen, seinem Pferde einen schnellen Trab und die Fähigkeit, denselben über eine grössere Distanz beibehalten zu können, beizubringen, wenn möglich ohne in Galopp zu fallen. Allein es wurde schon im vor - hergehenden Capitel darauf hingewiesen, dass auch das beste trabsicherste Pferd zu Zeiten einspringen wird, und dieser Fall muss demnach vorgesehen werden. Die Art und Weise, wie ein Pferd einspringt und wie es wieder in Trab zu bekommen ist, macht einen bedeutenden Unterschied in der Qualität des Thieres aus und kann von grösstem Einflusse auf den Verlauf eines Rennens sein. Darum unterscheide man genau zwischen Beiden: dem Pferde einspringen zu lernen ist unsinnig und muss verhütet werden; aber dem Thiere zu lernen, wie es, im Falle es einspringt, dies thun soll, um dabei vorwärts zu kommen, und wie es wieder unmittelbar aus dem Galopp in Trab kommt, ist von155 hohem Werthe und soll daher nicht über - sehen werden.

Manchmal finden sich gute Fahrer auch veranlasst, ihre Pferde während des Rennens absichtlich einspringen zu lassen; dies geschieht jedoch nicht, um denselben gut einspringen zu lernen, sondern in dem Falle, wo man bemerkt, dass die Action des Thieres an Leben verliert und nachlässt, und dass dessen Tritt unsicher wird. Ein gutes, lebhaftes Einspringen wird in solchem Falle das Pferd oft erstaunlich beleben und muss daher versucht werden. Dies kann auf zweierlei Art geschehen. Ist das Pferd lebhaft, so gibt man ihm einen Peitschen - hieb über die Dickbeine und lässt gleich - zeitig die Zügel schiessen; ein ordentlicher Satz nach vorwärts wird die Folge sein, und man wird das Thier, da man auf den Sprung vorbereitet war, auch leicht wieder in Trab zu bringen wissen. Die zweite Art besteht in einem plötzlichen Ruck am Zügel, durch welchen das Pferd aus seinem gleichmässigen Tritt kommt und zum Einspringen bewogen wird. Die erste der beiden Methoden ist vorzuziehen, kann jedoch nicht auf jedes Pferd angewendet werden. Es muss jedoch hier noch hinzugefügt werden, dass, so nützlich156 dieses absichtliche Einspringen manchmal ist, man sich doch hüten soll, es oft anzu - wenden, indem dann das Pferd leicht in den Fehler verfallen könnte, die Sache aus eigenem Antriebe auszuführen, womit es für lange Zeit, wenn nicht für immer ver - dorben wäre.

Eines soll noch möglichst vermieden werden und geschieht nur allzuhäufig: Es ist dies das Schlagen des Pferdes, wenn es einspringt. Thut man dies, so wird das Pferd ängstlich und weiss nicht mehr, was es machen soll. Diese Unsicherheit, ver - bunden mit der Furcht vor der Peitsche, macht die Gefahr des Einspringens immi - nent Das Thier wird dann ängstlich, es wagt nicht, sich in seinen schnellsten Trab einzulassen, weil es sehr wohl fühlt, dass dann die Gefahr des Einspringens welches ihm Schläge einträgt nahe liegt, und wird endlich nicht mehr wissen, was der Fahrer von ihm verlangt und damit das Vertrauen zu demselben verlieren. Was kann man aber von einem so verschüchterten Pferde erwarten? Das Zutrauen des Pferdes zum Fahrer und ein gegenseitiges Verstehen ist von höchster Wichtigkeit. Es beruht darauf zur Hauptsache der Erfolg des157 Fahrens. Manche Menschen wissen dem Pferde rasch Zutrauen einzuflössen und erreichen damit nahezu wunderbare Leistun - gen von den ihnen anvertrauten Thieren, während die Letzteren in einer anderen Hand oft absolut nicht traben wollen. Das Pferd ist eben ein viel klügeres und verständigeres Thier, als man gemeinhin annimmt, und hat der Fahrer kein methodisches System der Behandlung, nach dem er vorgeht, ist er heftig oder streng ohne Ursache, so wird er auch nach langer Zeit noch nicht des Thieres Zutrauen gewonnen haben. Ganz besonders misstrauisch und schwer zu behandeln werden Pferde dann, wenn sie mehrmals ohne Grund gestraft wurden. In neun Fällen unter zehn aber wird ein Pferd, wenn es nicht weiss, wofür es gestraft wird, für den Fehler des Fahrers gestraft und nicht für seinen eigenen. Unter solchen Verhältnissen kann dann kein Vertrauen zwischen Pferd und Fahrer bestehen.

Wenn man zwei Pferde beobachtet, welche gewöhnt sind, zusammen zweispännig zu gehen, so wird man leicht die Bemerkung machen können, wie sehr die Schnelligkeit und Sicherheit der Beiden davon abhängt, dass sie gegenseitig zu sich Vertrauen haben. 158Jedes weiss dann, dass es sich auf den Kame - raden verlassen kann und kennt genau die Schnelligkeit, bis zu welcher es gehen darf. Man spanne zu einem dieser Pferde ein fremdes, vielleicht gleich schnelles oder schnelleres dazu, und man wird sofort sehen, dass man nicht die frühere Schnelligkeit herausbringen kann, bevor sich die Thiere aneinander gewöhnt und sich kennen gelernt haben. Für den Einspänner aber ist es gerade so wichtig, dass er seinen Fahrer kennt und Vertrauen zu ihm hat, wie für den Zwei - spänner, dass er das Können und die Art seines Kameraden kennt. Bevor nicht ein gegenseitiges Einverständniss zwischen dem Fahrer und Traber existirt, kann der Letztere nie sein Bestes thun. Der sicherste und kürzeste Weg aber, um dieses Ein - verständniss herzustellen, besteht darin, dass der Fahrer das Pferd mit Güte, wenn auch mit einer gewissen Festigkeit behandelt, und dass er sich daran gewöhnt, sich dem Thiere durch die Zügelführung verständlich zu machen. Die Peitsche darf keine grosse Rolle spielen in dem Umgang zwischen Pferd und Fahrer während der Zeit, wo der Letztere das Vertrauen des Thieres159 gewinnen will; dieselbe ist dann eher ein Hinderniss als eine Hilfe.

Wir kommen jetzt zu dem letzten kriti - schen Punkte in dieser Angelegenheit, nämlich zu dem Verhalten gegenüber dem Thiere, welches aus Ermattung einzuspringen droht. In einem längeren Spurt wird man meistens Grund haben, ein Einspringen zu befürchten, und muss dasselbe mit Sorgfalt zu vermeiden trachten. Es gibt Fälle, wo das Einspringen, wie vorher erwähnt, von Nutzen sein, andere aber, wo durch dasselbe Alles verloren gehen kann. Um dem vorzubeugen, muss man den im vorigen Capitel erwähnten leisen, sägenden Zügeldruck anwenden und denselben in kurzen Zwischenräumen wiederholen; dies wird das Thier beleben und anfeuern und wird es das Einspringen vergessen machen, welches es eben noch geplant hat. Die Anzeichen des Einspringens sieht man am deutlichsten, wenn man den Kopf und die Ohren des Thieres beobachtet. Und darum soll jeder gewissenhafte Fahrer diese Theile mit nimmer ruhender Aufmerksamkeit be - trachten. Denn manch ein Rennen wurde schon durch eine Nachlässigkeit in dieser Be - ziehung verloren. Wer, besonders in dem160 letzten Theile eines Rennens sein Pferd nicht besonders scharf beobachtet und seine Auf - merksamkeit ablenken lässt, wird leicht das kleine, zuckende Ohrenspiel des Pferdes, das dem Einspringen vorherzugehen pflegt, über sehen, und ein Rennen, das er sonst recht gut hätte nach Hause bringen können, nur durch dieses Uebersehen verlieren.

[161]

Der Start der Traber.

Es ist sehr interessant, die verschiedenen Arten zu beobachten, wie grosse Traber ihre Arbeit beginnen. Nur sehr Wenige gibt es, die vom Schritt oder gar vom Stande aus sich sofort in volle Bewegung setzen und unver - züglich correcten Trab anschlagen. Die weitaus überwiegende Mehrzahl beginnt mit den ver - schiedensten, oft merkwürdigsten Gangarten, bevor sie in’s richtige Tempo kommt. So hat man an vielen berühmten amerikanischen Trabern bemerkt, dass sie vom Flecke aus erst ein Stückchen Weges in einem ganz un - regelmässigen Passgange zurücklegen.

Viele andere bedeutende Traber humpeln dagegen vom Start weg ganz unbeholfen, als wären sie lahm, bis sie endlich in Schwung kommen.

Das ist jedoch eine Erscheinung, die man auch an Rennpferden findet, von denen viele beim Beginne des Galopps sich anstellen, als11162wären sie auf allen Vieren bocksteif. Das gelungenste Beispiel dieser Art war wohl seiner Zeit The Queen of Trumps , die berühmte englische Stute von Velocipede aus der Princess Royal, welche, als man sie für das Oaks-Rennen sattelte, daher kam, dass alle Welt schwor, sie sei stocklahm auf allen Vieren, aber dann mit grosser Leichtigkeit dieses Rennen und später das St. Leger gewann.

Diese Unbeholfenheit und anscheinende Steifheit eines Trabers in langsamen Gängen und beim Antraben hat also nichts zu sagen; vielmehr ist es, wie schon erwähnt, eine Eigen - thümlichkeit vieler ausgezeichneter Schnell - traber und anderer Rennpferde. Gleichwohl beeinträchtigt diese Gewohnheit unter Um - ständen die Leistung des Pferdes wesentlich, in dem Falle nämlich, wenn der Start vom Stande oder vom Schritt aus zu erfolgen hat und das Pferd eben sehr lange braucht, bis es in die gehörige Action kommt. In diesem Falle muss dann wohl getrachtet werden, das betreffende Pferd durch geeignete Mittel dazu zu bringen, seine eigentliche Arbeit rascher zu beginnen und im Momente des Startes nicht mehr Zeit und nicht mehr Raum zu verlieren, als unbedingt nöthig ist.

163

In Amerika spielt das gar keine Rolle, weil dort im Fluge im vollen Laufe ge - startet wird. Die Concurrenten werden nämlich dortselbst eine sehr bedeutende Strecke weit hinter dem eigentlichen Startpunkte aufgestellt, setzen sich sodann in volle Bewegung und passiren den Startpunkt schon in full speed. Nur wenn sie dabei ziemlich gleich vorbei - kommen, gilt der Start, im anderen Falle werden alle sofort durch ein Glockenzeichen wieder zurückgerufen. Auf diese Weise kom - men oft zehn, auch mehr falsche Starts vor, bevor es gelingt, die Concurrenten halbwegs « on even terms » zu entlassen.

Bei dieser Art zu starten, hat es daher wenig zu sagen, wenn ein Pferd etwas länger braucht, bis es in gehörigen Trab kommt, weil es weit genug vom eigentlichen Startpfosten aufgestellt wird, um hinlänglich Zeit zu haben, bis dahin in vollen Gang zu kommen und weil die Anderen, die etwa schneller in Gang kommen, verhalten werden müssen, damit sie in möglichst gleicher Linie den Startpunkt passiren.

Dieselbe Weise den fliegenden Start hat man in letzter Zeit und zwar mit bestem Erfolge in Wien eingeführt.

11*164

Anders steht die Sache auf jenen Renn - bahnen, wo vom Schritt aus, oder bei den Handicaps, wo gar vom Stande aus gestartet werden muss, und wo jeder Augenblick Ver - zögerung nach erfolgtem Start die Chancen des Gewinnes verringert.

[165]

Glänzende Resultate des rationellen Trainings.

Die vorstehende Abhandlung über das Training des Trabers glauben wir nicht besser und wirksamer schliessen zu können, als mit einer Darstellung der brillanten Erfolge, welche das geschilderte amerikanische Training-System in Verbindung mit einer ebenfalls nach richti - gen Principien geleiteten Zucht in den letzten Jahren aufzuweisen vermochte, Erfolge, die sich von Jahr zu Jahr noch progressiv steigern. Wir lassen daher zunächst eine Beschreibung jener höchstinteressanten Rennen folgen, in welchen die classischen Traber-Records der Neuzeit erzielt wurden. Es sind dies der beste Record der Welt, jener der Königin des Traberturf, Maud S., mit 2: 10¼, ferner der zweitbeste der Welt, jener des Königs des Traberturf, St. Julien mit 2: 11¼, weiters der beste Zweijährigen-Record, welchen die californische Stute Wildflower mit 2: 21 erreichte, und endlich der Record von 2: 11,166 welchen Yellow Dock (aber mit Running mate) erzielte. Weiters lassen wir dann noch eine Uebersicht folgen, welche die allgemeinen Fortschritte der amerikanischen Traber-Records in den beiden letzten Jahren 1881 und 1882 zeigt, um zum Schlusse eine Liste der durch ihre Nachkommen erfolgreichsten Vaterpferde der amerikanischen Traber-Race anzureihen.

[167]

St. Julien = 2: 11¼.

St. Julien, derzeit nächst Maud S. der beste Traber der Welt, lief im Herbste 1879 die englische Meile in 2: 12¾, womit er die beste Leistung des damaligen Königs des Traberturf, Rarus, 2: 13½, um ¾ Secunden schlug und somit an dessen Stelle auf den ersten Platz trat. Das war in Californien am 25. October 1879.

Im Sommer des folgenden Jahres am 12. August 1880 zu Rochester lief St. Julien an einem und demselben Tage mit der Stute Maud S. aber jedes für sich gegen Zeit, wobei sich beide in ihren Leistungen die Stange hielten, aber beide den besten Record St. Julien’s schlugen, indem jedes von ihnen die englische Meile in 2: 11¾ zurücklegte.

Zwei Wochen später, nach diesem grossen Zeitmatch gegen Maud S., lief aber St. Julien, diesmal allein, in Hartford wieder gegen Zeit, woselbst er obgleich dort die Bahn168 nicht am besten ist die Meile in 2: 11¼ vollendete und dadurch wieder allein an die Spitze trat.

Seither hat nun Maud S. am 18. Sep - tember 1881 in Chicago den besten Record der Welt auf 2: 10¾ und am 11. August 1881 in Rochester auf 2: 10¼ verkürzt, was St. Julien wohl nicht mehr zu überbieten ver - mochte, weshalb er jetzt mit dem zweiten Range, mit dem Platze hinter der Vander - bilt’schen Wunderstute, vorlieb nehmen muss.

Gleichwohl hofft sein Eigenthümer, Mr. Hickock, ganz zuversichtlich, mit St. Julien den letzten Record der Maud S. -Stute noch zu übertreffen.

Für St. Julien wurden erst vor kurzem von einem Consortium 50.000 Dollars geboten, aber vom Besitzer ausgeschlagen.

Wie bei Rarus, dem früheren Traber - könige, der jetzt in Privatbesitz sich befindet und auf keine Bahn mehr gebracht wird, muss man auch bei St. Julien auf’s Lebhafteste bedauern, dass ein so ausgezeichnetes Pferd ein Wallach und somit für die Zucht völlig werthlos sei!

Seither hat St. Julien noch ein gross - artiges Rennen gegen die famose Traberstute Trinket gewonnen, welche gelegentlich des169 September-Meetings 1881 der Gentleman Driving Association die Meile in 2: 14 mit grosser Leichtigkeit zurücklegte und, nach der damals herrschenden Meinung, dabei noch lange nicht ihr Bestes that. Es war dies eine Leistung der Stute, welche ihre Partei bewog, sie gegen die besten Traber zu engagiren, ohne selbst den gefürchteten St. Julien auszunehmen.

Die Driving-Association setzte einen Preis von 5000 Dollars, welcher dem Sieger ganz gehören sollte, für die beiden Pferde aus und brachte dadurch das äusserst interessante Rennen zu Stande, welches ein zahlreicheres und glänzenderes Publicum versammelte, als man je bei einem Trabrennen gesehen. Als Distanz war eine Meile festgesetzt worden, und wurde diese Strecke drei Mal gefahren. St. Julien ging, trotzdem er den Sommer über krank war, in Anbetracht seines früheren Records (2: 11¼) als leichter Favorit zum Pfosten, doch fand auch Trinket sehr viele Freunde. Das Rennen war für 3 Uhr Nach - mittags angesagt worden. Es fungirten dabei: Mr. Simeon Hoagland als Starter und die Herren David Bonner und Samuel Weeks als Richter; die Zeitbemessung hatten die Herren George Alley, A. N. Gillen -170 der und A. H. Swiney übernommen. St. Julien wurde von Hickock und Trinket von Turner gefahren. Dieser Letztere sprach sich vor dem Rennen noch dahin aus, dass er zwar dem Wallachen etwas mehr Speed zutraue und darum erwarte, derselbe werde bis zum halben Meilen-Pfosten führen, den Heimweg aber werde sicher die Tochter des Princeps vermöge ihres grösseren Stehver - mögens zeigen.

St. Julien erschien zuerst auf der Bahn und wurde, als er mit wahrhaft grossartiger Action daher kam, vom Publicum mit nicht endenwollenden Bravorufen begrüsst. Trinket erschien bald darauf und wurde ebenfalls sehr freundlich empfangen, obgleich ihre Gangart weit weniger bestechend ist und nicht den grossartigen Eindruck macht, wie die St. Julien’s. Der Start war fliegend, wurde jedoch für das erste Rennen durch die Ambition St. Julien’s, der mit colossalem Speed vom Platze wegging, zweimal vereitelt. Der dritte Versuch gelang und zeigte die Stute mit einer Halslänge be - günstigt; sie vergrösserte ihren Vorsprung bis zum Viertelmeilen-Pfosten, den sie in 32¼ Secunden erreichte, auf ungefähr eine Länge, musste jedoch dann die Führung St. Julien überlassen, der die halbe Meile in 1: 05 mit171 einer klaren Länge vor der Stute zurücklegte. Bei der dritten Viertelmeile war Trinket etwas aufgekommen und hatte ihre Nase bis zu der Flanke St. Julien’s vorgeschoben, der diese Distanz in 1: 40 hinter sich brachte. Von der Gewinnseite bis 40 Yards vor dem Ziele betrug der Vorsprung St. Julien’s blos eine Kopflänge, dann aber ging er wieder etwas vor und erreichte das Ziel in 2: 14½ mit einer Halslänge Vorsprung.

Das zweite Heat war eine ziemlich ge - treue Wiederholung des ersten, mit dem Unterschiede, dass St. Julien vom Start weg führte, bei der Viertelmeile (34¼ Secunden) um zwei Längen vor war, bei der halben (1: 08¾) nur mehr eine Länge Vorsprung hatte, der sich bis zum ¾ Meilen-Pfosten (1: 43½) noch verringerte. Im letzten Viertel wieder hart bedrängt, gewann St. Julien auch diesmal, und zwar in 2: 17¼ mit einer Länge Vorsprung.

Auch das dritte Heat verlief sehr span - nend und zeigte nach der halben Meile Trinket auf gleicher Höhe mit St. Julien, der bis dahin geführt hatte. Die Freunde der Stute proclamirten schon ihren Sieg in diesem Heat, doch schien ihr das Tempo zu scharf zu sein, denn sie sprang in Galopp ein. St. Julien172 machte sich diesen Umstand nicht zu Nutzen, denn auch er verlangsamte sein Tempo, als die Stute zurückgehalten werden musste, und man sah hier zum ersten Male während der sämmtlichen Rennen, dass ihn Hickock mit der Peitsche berührte. Hickock gab nach dem Rennen an, dass es eine Eigen - thümlichkeit St. Julien’s sei, sich mit einem kleinen Vorsprunge zu begnügen, und dass derselbe sein Bestes nur dann thue, wenn er einen Gegner vor sich habe. Trinket verlor daher durch ihr Galoppiren nicht viel Raum und focht den Kampf wieder bis an’s Ziel aus, dass sie ¾ Längen hinter St. Julien erreichte, der diesmal die Meile in 2: 16 zu - rücklegte.

St. Julien blieb also in sämmtlichen Heats Sieger und sind seine Zeiten für die einzelnen Meilen folgende: 2: 14½, 2: 17¼, 2: 16.

[173]

Maud S. = 2: 10¾.

Im Nachstehenden geben wir den Bericht über das grosse Zeitrennen der Maud S., in welchem dieselbe den Record von 2: 10¾ erzielte.

Es war am 18. September, als Maud S. in Chicago auf der Bahn des dortigen Jockey and Trotting Clubs gegen Zeit startete.

Auf einen schönen Vormittag war ein hässlicher, stürmischer Nachmittag gefolgt. Der Wind fegte wild über die Bahn und von mehr als einer Seite wurde der Zweifel laut, ob Maud S. bei solch ungünstigem Wetter überhaupt laufen werde. Niemand aber hoffte, selbst für den besten Fall, auf einen guten Record.

Da auch noch schwere Regenwolken am Himmel aufzogen, die jeden Augenblick in Gestalt eines Platzregens herunterzustürzen drohten, fanden sich überhaupt nur etwa 1500 Menschen auf der Bahn ein. Das Schlimmste174 an der Sache aber war, dass der Wind gegen die Richtung blies, in welcher die Pferde zum Ziele kamen, so zwar, dass ihn Maud S. gerade im letzten und wichtigsten Theile der Bahn gegen sich bekommen musste.

Um 4: 45 Nachmittags erschien Mr. Bair bei den Richtern und theilte ihnen mit. dass er, um nicht die auf dem Turf Erschienenen ganz um ihr Vergnügen zu bringen, die Stute starten und sie eine schnelle Meile laufen lassen werde, wenn auch keineswegs daran zu denken sei, einen früheren Record zu schlagen. Demgemäss verkündete auch der Richter dem Publicum, dass nur zu dessen Entschädigung Maud S. laufen werde, aber wohl unter den misslichen Witterungsumständen es nicht möglich sei, einen besonderen Record zu erzielen.

Ein Viertel nach fünf Uhr kam Bair mit der Stute in die Bahn und wurde mit leb - haftem Applaus empfangen. Nachdem er sie einige Male kurz hatte einlaufen lassen, begann er seine erste Tour.

Auf den amerikanischen Bahnen geschieht der Start bekanntlich fliegend, d. h. in vollem Laufe, weshalb die Pferde schon weit vor der Richterloge aufgestellt werden und beim Start in vollstem Laufe auf dieselbe zukommen.

175

Passiren sie die Richterloge ziemlich glatt, respective gleichzeitig, so gilt der Start, im anderen Falle werden sie durch die Glocke wieder zu neuem Start zurückgerufen. Bei den Zeit-Matches, wenn also ein Pferd allein läuft, entfällt natürlich diese Nöthwendigkeit und es wird ganz dem Lenker desselben über - lassen, ob ein Anlauf als giltig zu betrachten sei oder nicht. Es ist dabei dem Kutscher erlaubt, den Anlauf von wo immer zu beginnen, nur muss er im Herankommen an die Richter - loge dem Richter durch Nicken oder Schütteln mit dem Kopfe anzeigen, ob der Start gilt oder nicht. Hat er einmal genickt und hierauf den Richter passirt, so gilt der Start, und das Rennen wird als begonnen betrachtet. Wenn er auch dann nicht die volle Bahn durchläuft, wird ihm dieser Start als misslungener Ver - such angerechnet.

In dem sensationellen Zeit-Match zu Chicago am 18. September nickte Mr. Bair gleich beim ersten Anlaufe. In prachtvollem Gange passirte Maud S. die Richter, leider aber sprang sie gleich bei der ersten Biegung in Galopp ein, was einen solchen Aufenthalt verursachte, dass Bair diese Tour aufgab und zu einem zweiten Versuche zurückkehrte.

176

Beim zweiten Male lief Maud S. schön und in wunderbarem Gange, aber, wie es schien, nicht mit jener Schnelligkeit ab, die erforderlich gewesen wäre, um einen ausser - ordentlichen Record noch zu schlagen.

34! hiess es, als sie den ersten Viertel - meilen-Pfosten passirt hatte.

34 Secunden hatte die Stute zur ersten Viertelmeile gebraucht, und damit erschien auch schon jede Möglichkeit ausgeschlossen, eine besondere Zeit zu erzielen, da ja die erste Viertelmeile gewöhnlich schneller zu sein pflegt, wie die letzteren. Man fand aber diese verhältnissmässig schwache Leistung bei solchem Sturme nur ganz begreiflich.

Nunmehr aber, als die Stute aus dem Gegenwinde heraus war, nahm sie mit jedem Schritte riesig viel Boden, mit dem Winde im Rücken flog sie jetzt nur dahin!

Eine solche Schnelligkeit war noch nicht gesehen worden.

Mit grösster Spannung erwartete alles den Moment, wo sie den Halbenmeilen-Pfosten passirt. Sie thut es mit unverminderter Ge - schwindigkeit und 1: 04¾ , jubelt die Menge, die zweite Viertelmeile in 30¾!

Fort geht es mit Windeseile, wie getragen von dem Sturme, in welchem sie einherläuft,177 bis in die Rundung, welche wieder in die gerade Bahn nach Hause führt.

1: 36 , heisst es, als die Stute den dritten Viertelmeilen-Pfosten passirt sie hat die dritte Viertelmeile in 31¼ Secunden vollendet und somit eine halbe Meile, die zweite und dritte Viertelmeile zusammen, in 1: 02 ge - laufen!

Das Publicum geräth über diese unerhörte Leistung in frenetischen Enthusiasmus. Nun ist der Sieg über die Zeit gewiss. Wohl biegt die Stute jetzt in die gerade Bahn ein, wo ihr der Wind direct entgegenkommt; wohl hemmt der enorme Luftdruck, der aus der Summe der Windeseile und der Schnelligkeit des Pferdes resultirt, sichtlich ihren weiteren Flug; die wackere Stute aber arbeitet sich siegreich durch und nachdem sie den ersten Anprall des Sturmes überwunden, folgt sie willig den auffordernden Zurufen ihres Lenkers, der mehr auf ihr liegt, als hinter ihr sitzt, um dem Winde möglichst wenig Fläche zu bieten und so schön wie sie begonnen, geht Maud S. durch’s Ziel. Niemand ist im Zweifel: Sie hat gewonnen!

Unter brausendem Beifall verkünden die Richter ihre Zeit den neuesten, besten Record der Welt: 2: 10¾!

12178

Die Zeiten für die einzelnen Viertelmeilen waren sonach:

  • 1. Viertelmeile 34 Geschwindigkeit 2: 12
  • 2. 30¾! 2: 03
  • 3. 31¼! 2: 05
  • 4. 34 2: 12
  • Summa 2: 10¾

Sie hat ferner die zweite und dritte Viertelmeile in zusammen 1: 02 durchlaufen, was für die ganze Meile nur 2: 04 ergäbe!

Die Stute hat also in der zweiten Viertel - meile pro Secunde 13·08 Meter zurückgelegt, über die ganze Meile aber im Durchschnitte eine Geschwindigkeit von 12: 28 Meter bewiesen.

Pferd und Fahrer werden umringt und mit Ovationen überhäuft, wie nie zuvor auf einer Bahn. Es war ein grosser Tag, ein glänzen - der Triumph für die erst sechsjährige Stute, für ihren Trainer und Kutscher, Mr. Bair, und für ihren Eigenthümer, den Eisenbahn-König und hundertfachen Millionär, Mr. Vanderbilt.

[179]

Maud S. = 2: 10¼!

Es war in Rochester am 11. August 1881. Für die Königin des Traberturfs war ein eigener Preis ausgesetzt für den Fall, als es ihr gelänge, ihren bisherigen besten Record zu schlagen. Sie lief, wie immer, allein gegen Zeit, nur war ihr diesmal zur Stimulanz ein Rennpferd beigegeben worden, welches neben ihr galoppirte und sie zur äussersten Kraft - entfaltung animirte.

Das Wetter war herrlich, die Luft ruhig und klar, die Bahn in ausgezeichneter Be - schaffenheit. Enorme Menschenmassen waren zusammengeströmt, nicht so sehr, um dem Sport beizuwohnen, als um die Wunderstute fliegen zu sehen denn traben kann man diese Gangart kaum mehr nennen!

Mr. Vanderbilt, der Eigenthümer der Maud S., war diesmal mit zahlreichen Freun - den persönlich anwesend, um dem Triumphe12*180des kostbarsten Juwels seines Stalles beizu - wohnen.

Unter athemloser Spannung der ver - sammelten Tausende wurde die Queen of the Trotting Turf zum Start geführt. Es war präcise um 3: 30.

Gleich der erste Anlauf zum Start gelang vorzüglich. Maud S. lief das erste Viertel in 32¾, die erste halbe Meile in 1: 05¼. Von da ab wurde das beigegebene Rennpferd, das bisher etwas hinter ihr gelaufen war, ganz bis zu ihr vorgelassen, was sie derart in Gang brachte, dass sie das dritte Viertel in 1: 37½ erreichte und die volle Meile in 2: 10¼ vollendete.

Ihre Zeiten für die einzelnen Viertel waren also folgende:

  • Erstes Viertel32¾
  • zweites 32½
  • drittes 32¼
  • viertes 32¾
  • Summa2: 10¼.

Maud S. hat also in Rochester, was bisher noch keinem Pferde gelang, alle vier Viertel[unter] 33 Secunden gelaufen!

Man kann sich den Enthusiasmus und den Jubel vorstellen, den diese neuerliche,181 colossale Leistung der wunderbaren Stute unter allen Anwesenden hervorbrachte.

Nach diesem neuesten glänzenden Record ist kaum mehr zu zweifeln, dass es der Maud S. noeh gelingen werde, den besten Record der Welt auf rund 2: 10 herabzusetzen und damit eine Leistung zu vollbringen, die man noch vor wenigen Jahren in Amerika selbst kaum für wahrscheinlich gehalten hat.

[182]

Grossartige Leistung einer zweijährigen Stute. Wildflower = 2: 21!

Die Leistung Sweetheart’s, der im Herbste 1880 in San Sacramento die englische Meile in 2: 26½ zurücklegte und damals für diese That als ein wahres Weltwunder gepriesen wurde, ist also bereits und zwar um ein Bedeutendes überboten worden. Niemand war auf dieses Ereigniss vor - bereitet gewesen und daher war auf der Bahn von Bay District, San Francisco, wo dasselbe stattfand, lange nicht so viel Publicum anwesend, als sich eingefunden hätte, wenn die Leistung Wildflower’s hätte vorher gesehen werden können.

Am 23. October 1881 fand in San Fran - cisco, auf der oben bezeichneten Bahn, ein Trabrennen statt; die erste Programm - Nummer bestand in einem Preise für Zwei - jährige, welche den Kentucky-Record von 2: 31 schlagen könnten; Wildflower, im Be -183 sitze der Palo Alto Stud Farm, trat allein in die Schranken, um sich in den harten Kampf gegen Chronos einzulassen. Ein schwärmerischer Berichterstatter im Fran - cisco Chronicle vergleicht die Stute, als sie schön und glänzend in der Arena er - scheint, mit der berühmten Atalanta der Alten, die nur den zum Gatten annehmen wollte, der sie im Wettlaufe besiegen konnte.

Der Start gelang gleich beim ersten Versuche und ging Wildflower mit so viel Speed vom Platze, dass man dachte, sie würde nicht weit kommen, ohne zu galoppi - ren. Dies traf jedoch nicht zu und die Stute erreichte den Viertelmeilen-Pfosten in 35¼, legte die halbe Meile in 1: 09½, drei Viertel - meilen in 1: 44¾ und endlich die volle Distanz in 2: 21 zurück, ohne den mindesten Fehler zu machen.

Wildflower erreichte das Ziel unter den lauten Beifallsbezeugungen des Publicums, welche nicht mehr enden wollten, als die Zeit, welche sie aufgewendet hatte, officiell bekanntgemacht wurde und man daraus entnehmen konnte, dass es ihr nicht nur gelungen war, den besten Record der Zwei - jährigen bedeutend zu verbessern, sondern184 dass sie auch den bisher unerreichten Drei - jährigen-Record des Phil. Thompson schon in ihrem zweiten Jahre erreicht hatte. Der Enthusiasmus, mit welchem dieses Resultat begrüsst wurde, das einen weiteren grossen Fortschritt der amerikanischen Traberzucht bedeutet, ist unbeschreiblich.

Wildflower ist im März 1879 geboren; ihr Vater ist Electioneer, ihre Mutter May - flower v. St. Clair. Sie ist sehr schön und bloodlike, was die Annahme bekräftigt, dass St. Clair, dessen Pedigree nicht genau be - kannt ist, gutes Blut in den Adern gehabt hat, was übrigens fast alle seine Stuten be - weisen. Wildflower ist 15¼ Faust hoch, hat einen rein geschnittenen, hübschen Kopf, breite, schön entwickelte schräge Schultern, sehr viel Tiefe und ein enorm kräftiges Hintertheil, welches ihren colossalen Nach - schub ermöglicht. Sie ist freundlich, intelli - gent, von sehr gutem Charakter und ihr Gang war, mit Rücksicht auf ihre Jugend, bereits so vollendet, dass Mr. Covey, der die Stute trainirt hat, für die Art und Weise, in der er ihre Erziehung leitete, volle An - erkennung verdient. Auch darf der meister - hafte Styl, in dem Mac Gregor sie zum Siege steuerte, nicht ohne Erwähnung bleiben.

[185]

Edward und Dick Swiveller. Eine Meile zweispännig in 2: 16¾!

Eine geradezu ganz phänomenale Traber - leistung ist folgende: Am 13. Juli 1882 wurde im Gentlemen’s Driving Park zu Morrisania die englische Meile zweispännig in zwei Minuten sechzehn drei Viertel Secun - den zurückgelegt und dadurch der bis dahin beste Zweispänner-Record für die Meile um fast drei volle Secunden () übertroffen!

Diese Leistung ist eine so colossale, dass dieselbe nicht verfehlt hat, auch in Europa allüberall die grösste Sensation in jenen Kreisen zu erregen, die für eine solche Performance das nöthige Verständniss besitzen.

Auf dem Traberturf, wie auf dem Turf überhaupt, geschieht es nur allzuhäufig, dass bei Gelegenheiten, die als ganz ausser - ordentliche angekündet werden, und bei186 denen man mit Recht glaubt, ganz Un - gewöhnliches erwarten zu dürfen, schliesslich gar nichts Besonderes vorfällt und die Lei - stungen sich nicht über das Niveau des Alltäglichen erheben. Dann gibt es wieder Fälle, bei denen man gar nichts Ausser - ordentliches erwartet, und dafür einem kleinen Häuflein Anwesender eine ganz exceptionelle Leistung geboten wird. Ein Fall letzterer Art war es, als am 13. Juli 1882 Edward und Dick Swiveller den Re - cord der Zweispänner auf 2: 16¾ herab - setzten in einem Laufen, wie es Niemand von den Zusehern jemals von irgend einem anderen Paare so grossartig noch gesehen hatte!

Dick Swiveller ist ein brauner Wallach von Walkill Chief aus einer Stute, die von Sayre’s Harry Clay stammt. Sein bester Record einspännig ist 2: 18.

Edward ist ein Fuchs-Wallach von Fisk’s Hambletonian aus einer Stute von Ohio Bachus. Edward’s bester Record einspännig ist 2: 19.

Das Paar gehört Mr. Frank Work in New-York. Derselbe hat Edward im Jahre 1878 gekauft, bald nachdem derselbe seinen besten Record von 2: 18 erzielte, und zwar bezahlte er 12.000 Dollars für denselben. 187Er beabsichtigte ihn mit Bill Thunder ein - zuspannen; da sich aber dieser für Edward bald als nicht schnell genug erwies, so kaufte nun Mr. Work zu diesem noch Dick Swiveller, für den er 15.000 Dollars baar und einen anderen Traber gab, der ihm ebenfalls 3000 Dollars gekostet hatte, so dass ihm das Paar glatt auf 30.000 Dollars zu stehen kommt.

Dieses Paar fand sich bald ganz vor - züglich zusammen und seine brillanten Leistungen wurden in kürzester Zeit zum ständigen Tagesgespräch für die New - Yorker Sportwelt. Zahllose Male lief das Paar die Meile unter 2: 22, sehr oft unter 2: 21 und am 27. September 1881 lief es die Meile in 2: 19½.

Die grossartige neueste Leistung dieses Paares kam in Folge einer verhältnissmässig kleinen Privatwette zu Stande. Mr. Knapp von New-York bot dem Besitzer eine Wette von 1000 Dollars an, das Edward und Dick Swiveller die Meile nicht unter 2: 20 zurück - zulegen vermöchten. Mr. Work hielt die Wette und gewann sie glänzend. Mr. Work kutschirte das Gespann selbst und zwar in seinem gewöhnlichen Strassenwagen (Kutschirwagen), welcher 110 Pfunde wiegt. 188Anwesend bei der Wettfahrt waren von officiellen Persönlichkeiten der Traberwelt die Herren George B. Alley von New - York, Mr. Myron B. Bush von Buffalo und Samuel J. Morgan, welche als Richter fungirten.

Die Geschichte des denkwürdigen Ren - nens ist bald erzählt; das Paar startete etwa eine Viertel-Meile vor der Richter - loge, kam in vollstem Laufe an dieselbe heran, der Besitzer liess gleich den ersten Versuch gelten, die Pferde flogen mehr, als sie liefen, wobei sie nicht ein einziges Mal auch nur Miene machten, aus ihrem herrlich reinen Trab zu kommen, und das Resultat war: Die Meile in 2: 16¾.

Die Geschwindigkeit des Paares spottet jeder Beschreibung; sein Laufen besonders in der ersten Hälfte des Rennens war geradezu mörderisch. Die Viertel-Meile An - lauf (bis zum Richterpfosten) hatte das Gespann in 35 Secunden zurückgelegt. Die erste Viertel-Meile im eigentlichen Rennen wurde in 33¼ (!), die erste halbe Meile aber in 1: 05 (!!) zurückgelegt. Das gibt also für die erste halbe Meile eine Schnel - ligkeit von 2: 10 per Meile; für die zweite Viertel-Meile aber, die sonach gar in 31¾ (!!!) 189Secunden durchmessen wurde, gar eine Schnelligkeit von nur 2: 07 per Meile!

Der Dreiviertel-Meilen-Pfosten wurde in 1: 40 passirt, das Ziel aber in 2: 16¾ erreicht. Für die einzelnen Viertel-Meilen ergeben sich sonach folgende Zeiten:

  • Secunden
  • Anlauf35
  • Erste Viertel-Meile33¼
  • Zweite 31¾
  • Dritte 35
  • Vierte 36¾
  • Record = 2: 16¾

Der 13. Juli 1882 bildet demzufolge fortan einen der glänzendsten Tage in der Entwicklung des amerikanischen Traber - sports und der Bericht über die grandiose Leistung, welche Edward und Dick Swiveller an diesem Tage vollbracht, eines der stol - zesten Blätter der transatlantischen Turf - geschichte.

[190]

Yellow Dock contra Billy D. Yellow Dock trabt die Meile in 2: 11.

Noch im letzten Theile der ameri - kanischen Traber-Saison des Jahres 1882 wurde zum allgemeinen Erstaunen der dor - tigen Trabersportsmen ein bisher bestehender bester Record über den Haufen geworfen. Es geschah dies am 2. November 1882 in Providence, Rhode Island, gelegentlich eines Matches um 2000 Dollars Einsatz zwischen Mr. J. B. Barnaby’s Fuchs-Wallach Billy D. und Mr. Aden Alexander’s Fuchs-Stute Yellow Dock, jedes mit einem Begleitpferde (running-mate).

Nicht allen europäischen Trabersports - men dürfte die Art und Weise bekannt sein, in der ein Trabrennen mit running - mate stattfindet und geben wir daher im Nachstehenden eine kleine Erklärung davon.

Der running-mate ist ein ga - loppirender Begleiter des Traberpferdes, und191 zwar sind beide Pferde an einen Rennwagen gespannt, jedoch derart, dass das galoppirende Pferd die Last des Wagens und Fahrers allein zu ziehen hat, während der Traber nahezu frei nebenher läuft und nur durch den Zügel am Einspringen in Galopp ver - hindert wird, sonst jedoch seine ganze Kraft dem Laufen allein zuwenden kann und keinen Bruchtheil davon auf das Ziehen des Gewichtes aufzuwenden hat.

Ist es nun auch ganz klar, dass die Leistung eines gewöhnlichen Trabers, der das Gewicht des Wagens und Fahrers selbst zu ziehen hat, jedenfalls eine bedeutend grössere ist als die desjenigen Pferdes, das einen Theil der Arbeit einem Gehilfen auf - bürden kann, so lässt sich andererseits doch auch wieder nicht leugnen, dass ein Traben mit running-mate einen grossen Werth be - sitzt, als Massstab für die reine Schnellig - keit, die ein Traber besitzt, und dann darf auch nicht vergessen werden, dass es nicht so ganz leicht ist, einen passenden running - mate für einen Traber zu finden; nicht jedes Rennpferd eignet sich hiezu, denn es be - steht ein grosser Unterschied darin, ob ein Pferd mit einem leichten Gewicht am Rücken über den elastischen Turf läuft oder ob es192 ein verhältnissmässig schweres Gewicht über die harte Traberbahn zu ziehen hat. Auch wird es mehr Schwierigkeiten bieten, den Traber in seiner Gangart zu erhalten, als beim gewöhnlichen Einspänner, wenn auch das Kutschiren eines Traber-Zweigespannes in dieser Hinsicht höhere Anforderungen an den Fahrer stellt.

Erst vor ungefähr 15 Jahren fand in Amerika das erste derartige Rennen um einen Geldpreis statt, doch wurde diese Art der Bespannung schon früher, meist zum Schulen von Trabern, benützt. Als damals Ethan Allen in seinem Rennen gegen Lanterne, jedes mit running-mate, die Meile in 2: 15 zurücklegte, da wurde seine Leistung für etwas Ausserordentliches gehalten und man dachte, dass sie wohl schwerlich mehr würde übertroffen werden. Nun ist diese Ziffer ein längst überwundener Standpunkt und es haben seither acht Pferde den Re - cord erreicht oder geschlagen, bis nun Yellow Dock denselben soweit herabgedrückt hat, dass ihre Leistung nur noch von der Königin des Traber-Turf Maud S. überragt wird.

Was aber der Leistung Yellow Dock’s einen ganz besonderen Werth verleiht, ist193 der Umstand, dass dieselbe in einem Rennen Pferd gegen Pferd zu Wege gebracht wurde, was noch nie vor ihr einem Traber gelang, indem die Records der Maud S. von 2: 10¼ und 2: 10¾ die einzigen, die den ihrigen übertreffen gegen Zeit gemacht wurden, gerade so wie die grossen Leistungen St. Julien’s.

Das Match zwischen Yellow Dock und Billy D. erregte umsomehr Interesse, als der Letztere bisher den besten Record (2: 14¼) für diese Art Rennen zu ver - zeichnen gehabt hatte und als der Einsatz, um den gefahren wurde, ein sehr bedeutender war. Viele tausend Zuseher waren anwesend und die Wetten, welche auf den Ausgang des Rennens abgeschlossen wurden, waren sehr beträchtlich.

Das Rennen wurde in drei Heats ge - fahren und wurde Yellow Dock von John Murphy und Billy D. von Dan Mace ge - steuert. Als Richter fungirten die Herren John Shepard von Boston, F. D. Stevens von Fall River und W. D. Welch von New - York. Für das erste Heat, in welchem Billy D. heisser zweiter Favorit war, konnten die Pferde erst nach langem Verzuge ent - lassen werden und verlor Yellow Dock fünf13194Längen beim Start, als endlich das Zeichen gegeben wurde. Die Viertelmeile erreichte der Führende in 34 Secunden und hatte Yellow Dock hier bereits zwei Längen ein - gebracht; die halbe Meile passirte bereits Yellow Dock in 1: 09, als Führende, ¾ Meilen legte die Stute in 1: 41½ zurück, machte dann einen kleinen Fehler, der jedoch bald eingebracht wurde und langte nach 2: 16¾, ein gutes Stück vor Billy D., ein.

Nun trat ein gewaltiger Umschwung in den Wetten ein und verdrängte die Stute den Wallach von der Stellung eines Favorit. Nach Verlauf einer Stunde begann das zweite Heat und ging hier wieder Billy D. mit der Führung weg, doch hatte er dies - mal blos eine Länge profitirt. Die Viertel - meile wurde wieder in 34 Secunden zurück - gelegt, doch führte hier bereits die Stute mit fünf Längen, die dann die halbe Meile in 1: 09½ und dreiviertel Meilen in 1: 49, das ist Secunden langsamer, als im vor - hergehenden Heat trabte. Das Ziel erreichte die Stute in 2: 18, anscheinend als leichte Sie - gerin mit zwei Längen vor Billy D.

Das dritte Heat konnte, nachdem be - reits die Dunkelheit herangebrochen war erst am folgenden Tage ausgefochten werden195 Billy D. wurde nicht mehr von Dan Mace sondern von Tommy Foster gefahren. Yellow Dock ging diesmal mit colossalem Speed vom Platze, legte die Viertelmeile in 32½ und die halbe Meile in 1: 04¾ zurück, während Billy D., der durch Galoppiren viel Terrain eingebüsst hatte, noch beim Viertelmeilen-Pfosten war und dann an - gehalten wurde. Die Stute hatte mittler - weile drei Viertelmeilen in 1: 38½ erreicht und flog endlich unter donnerndem Beifall der Zuseher in 2: 11 durch das Ziel. Die Zeiten der Siegerin für die einzelnen Heats sind demnach: 2: 16¾ 2: 18 2: 11.

13*[196]

Die besten Traber-Records in Amerika 1881.

Die Verbesserung der Traber-Records in Amerika hat in der Saison 1881 schon ganz ausserordentliche Fortschritte gemacht.

So wurde für’s Erste der beste Record vom Jahre 1880, jener der Maud S. mit 2: 10¾, um eine halbe Secunde, das ist auf 2: 10¼, vervollkommnet, so dass diese phäno - menale Stute in der That nur mehr eine Viertel - secunde von dem vor einigen Jahren noch für ganz unerreichbar gehaltenen reinen 2: 10 trennt. Der Fortschritt war, wenn auch ziffern - mässig für den Laien anscheinend minimal, so doch für den Fachmann ein ganz colossaler, weil schon unter 2: 20 jede Viertelsecunde eine enorme Anstrengung bedingt und daher eine colossale Leistung repräsentirt; unter 2: 14 aber schon ganz Unglaubliches dazu ge - hört, um durch die äusserste Anstrengung der Kräfte immer noch ein Viertel und noch ein Viertel ersparen zu können!

197

War aber diese Verbesserung des besten Records der Welt schon eine neue gewaltige Errungenschaft der Zucht und des Trainings von Trabern in Amerika, so war die allge - meine Verbesserung der Records ein noch viel bedeutenderes Moment. Die Liste jener amerikanischen Traber, welche 1881 die englische Meile in oder unter 2: 30 liefen weist nicht weniger als zweihundertneun und fünfzig Namen auf!

Wenn man diese enorme Ziffer be - trachtet, erscheint es Einem kaum mehr glaublich, dass es erst verhältnissmässig kurze Zeit her ist, dass überhaupt zum ersten Male ein Pferd die Meile in 2: 30 trabte.

Im Jahre 1853 noch war die Leistung der Mary Highland, welche einen Record von 2: 27 erzielte, die beste der Welt. Als dann 1859 Flora Temple die Meile zum ersten Male unter 2: 20, nämlich in 2: 19¾ vollendete, war die Traberwelt darüber ausser sich, und die genannte Stute wurde als ein wahres Wunder - thier angestaunt.

Dann kam Dexter, und weiterhin folgten alle die vielen Anderen, die seither immer bessere und grossartigere Records erzielten, bis auf Maud S., die endlich den Zeiger auf198 der Record-Uhr schon so nahe an die nackten 2: 10 heranrückte.

Von den 259 Namen von Pferden, welche 1881 eine Performance von 2: 30 oder darüber erzielten, erscheinen 134 zum ersten Male in der 2: 30-Liste, während 70 schon darin figurirten, aber ihre Records noch verbesserten, während 55, die früher ebenfalls schon zu ihr zählten, ihre Records im laufenden Jahre ver - schlechterten, aber immerhin sich innerhalb der Grenze von 2: 30 zu halten wussten. 23 Namen unter den 259 weisen Leistungen in oder unter 2: 20 auf.

Die ausserordentlichste Aufmerksamkeit verdienen aber die sensationellen Fortschritte der jungen Pferde: Die Fünfjährigen, die Vierjährigen, die Dreijährigen, ja selbst die Zweijährigen (!) haben im erwähnten Jahre Records erzielt, die in früheren Jahren nur bedeutend ältere Pferde zu Wege brachten. Vor sechs Jahren war der beste Record eines Dreijährigen 2: 31; in der Saison 1881 wurde diese Leistung von Phil Thompson um volle zehn Secunden geschlagen. Im Jahre 1875 erregte es in den Turfkreisen das höchste Aufsehen, als der zweijährige Rapphengst Doble eine Meile in 2: 40¾ lief; 1881 brachte Wildflower in Californien den besten199 Record der Zweijährigen schon unter 2: 20 herunter! Wie lange, so frägt man sich staunend, und bis wie weit wird das noch so fort gehen können?

Im Nachstehenden folgt eine Uebersicht jener Pferde der 2: 30-Liste des Jahres 1880, welche in der Saison 1881 ihre Records noch verbessert haben:

RECORD.

  • 1880 1881
  • Maud S. 2. 10¾ 2. 10¼
  • Trinket2. 19¼ 2.14
  • Piedmont2. 21¼ 2. 17¼
  • So So2.24 2. 17¼
  • Edwin Thorne2.23 2. 17½
  • Santa Claus2.18 2. 17½
  • Josephus2.25 2.18
  • Kate Sprague2.24 2.18
  • Rober Mac Gregor2.27 2.18
  • Alexander2. 21½ 2.19
  • Fannie Witherspoon2.26 2. 19¾
  • John S. Clark2.30 2. 19¾
  • Humboldt2.30 2.20
  • Silverton2. 22¼ 2. 20¼
  • William H. 2.24 2. 20¼
  • Voltaire2.21 2. 20¼
  • Pilot R. 2. 22½ 2. 21¼
  • Jersey Boy2. 21½ 2. 21¼
  • Charlie Champlin2. 24¾ 2. 21¾
  • Bateman2. 22¼ 2.22
  • Brigadier2. 22½ 2.22
200
  • 1880 1881
  • Calmar2. 23¼ 2.22
  • Helene2.27 2.22
  • Gibraltar2. 24½ 2. 22½
  • Little Sioux2.30 2. 22½
  • Nancy2. 23½ 2. 22½
  • Sweetheart2. 26½ 2. 22½
  • John R. 2.28 2.23
  • Minnie R. 2.24 2.23
  • Pickard2. 24½ 2.23
  • Robert Lee2. 25½ 2.23
  • Argonaut2. 26¼ 2. 23¼
  • Belle Echo2. 28¾ 2. 23¼
  • Fred Casey2.26 2. 23¼
  • Unolala2. 27½ 2. 23¼
  • Wizz2. 23½ 2. 23¼
  • Fashion2.29 2. 23½
  • Goldfinder2.26 2. 23½
  • Abdallah Boy2.25 2. 24¼
  • Belle Ooakley2.25 2. 24¼
  • Wagner’s Bashaw2.26 2. 24½
  • Del Sur2.25 2. 24½
  • Lumps2. 25¼ 2. 24½
  • Galatea2. 25½ 2. 24¾
  • Fred Douglas2. 25½ 2. 24¾
  • Dan Donaldson2.28 2. 24¾
  • Florence2. 25¼ 2. 24¾
  • Elsie Groff2. 26¾ 2.25
  • Lady Martin2. 26¼ 2.25
  • Lady Thorne2. 29¼ 2.25
  • Maggi2. 27¾ 2.25
  • Tom Hendricks2.30 2.25
  • Echora2. 26¼ 2.25
  • Clever2.27 2. 25¼
201
  • 1880 1881
  • Ashley2.26 2. 25½
  • Executor2. 28¾ 2.26
  • Ethel Medium2.30 2.26
  • Aldine2. 28¾ 2. 26¼
  • Onawa2. 29¼ 2. 26¼
  • Phillis2. 29¼ 2. 26¼
  • Tommy Norwood2. 29¼ 2. 26½
  • Eve2. 29¼ 2.27
  • Lady Star2.30 2.27
  • Tom B. Patchen2.28 2. 27¼
  • Director2.30 2. 27½
  • Kisber2.30 2. 27¾
  • Resolute2. 29½ 2. 27¾
  • Lady Crossan2.29 2.28
  • Fleta2. 29¼ 2. 28¼
  • Little Gem2.30 2. 29½
[202]

Die Fortschritte auf dem amerikanischen Traber-Turf 1882.

In Amerika, wo die Entwicklung des Trabersportes bereits auf einer so hohen Stufe steht, dass ein weiterer Fortschritt fast ein Ding der Unmöglichkeit dünkt, weist doch fast jede neue Saison wieder neue Errungenschaften auf, deren Bedeutung eine so grosse ist, dass sie wohl in allen jenen Kreisen mit Interesse verfolgt werden, welche gleichviel, ob in der neuen oder alten Welt den Trabersport cultiviren.

Die sicherste Quelle zur Erforschung des Werthes der Ergebnisse auf jedem Ge - biete bleibt immer die Statistik, welche sich blos mit Zahlen beschäftigt, die bei all ihrer Trockenheit beredsamer sind, als die schönstgedrechselten Phrasen und mit un - erbittlicher Genauigkeit den Fortschritt oder Rückschritt angeben, der auf dem betreffen - den Gebiete zu verzeichnen ist.

203

Nun, der amerikanische Traber-Sports - man kann die Liste, welche wir diesen Zeilen beigeben, zufriedenen Auges durch - fliegen die Bilanz, die sich daraus ziehen lässt, ist eine dem Trabersport und der Traberzucht Amerikas gleich günstige.

Diese Liste, welche in Amerika von Tausenden mit ängstlicher Genauigkeit studirt wird, enthält ganz einfach die Namen, die Abkunft und die Leistungen aller jener Pferde, welche die englische Meile im Ge - schirr, einspännig, ohne jeden Behelf, trabend in 2: 30 oder in kürzerer Zeit zurückgelegt haben.

Befindet sich nun auch in der Liste keine Leistung verzeichnet, welche jene überbietet oder auch nur erreicht, die Maud S. im Jahre 1881 vollbrachte, nämlich die Meile in 2: 10¼ zurückgelegt, so verzeichnet doch das Jahr 1882, in Bezug auf die Records, einen Fortschritt gegen seinen Vorgänger, wenn auch nach einer anderen Richtung hin.

Die Liste verzeichnet die Namen von zweihundert fünfundachtzig (285) Pferden, welche im vergangenen Jahre die Meile in oder unter 2: 30, trabend, bei einem öffent - lichen Rennen zurücklegten. Im Jahre 1881 wies dieselbe Liste blos zweihundertsechzig204 (260) Pferde aus, die dies im Stande waren; diese Zunahme von fünfunddreissig ergibt aber den Beweis, dass sich die durchschnitt - liche Schnelligkeit der amerikanischen Traber wieder verbessert hat.

Die in der Liste enthaltenen Pferde lassen sich in vier Unterabtheilungen theilen. Zuerst in solche Pferde, welche in die Liste neu aufgenommen wurden, diese zählen einhundertzweiundfünfzig (152); zweitens in solche, welche schon früher in der Liste verzeichnet standen, jedoch ihre Records innerhalb der durch die Liste gezogenen Grenze noch verbessert haben, von solchen sind neunundsechzig (69) verzeichnet; drittens in solche, welche ihre früheren Leistungen nicht erreichen konnten, aber noch immer unter 2: 30 trabten, von diesen zählen wir neunundfünfzig (59), und end - lich viertens in solche, welche sich in ihren Leistungen gegen früher gleich blieben, diese sind fünf (5) an der Zahl.

Unter den in das goldene Buch neu Auf - genommenen sind die Bemerkenswerthesten nebst ihren Leistungen folgende: Abe Dow - ning, 2: 20¾; Adele Gould, 2: 19; Brandy Boy, 2: 20¼; Capt. Lewis, 2: 20¼; Cleora, 2: 18¾; Cornelia, 2: 21¼; Dr. Norman,205 2: 19¾; Ewing, 2: 21½; Jay Eye See, 2: 19; King William, 2: 20¾; Overman, 2: 20; Vanderlynn, 2: 22; Wilson, 2: 21¼.

Von Trabern, die schon früher in der 2: 30 Liste verzeichnet waren, haben die Nachstehenden die bemerkenswerthesten Verbesserungen aufzuweisen: Aldine von 2: 26¼ bis 2: 19¼; Black Cloud von 2: 21½ bis 2: 17¼; Bliss von 2: 30 bis 2: 21½; Buzz Medium von 2: 23 bis 2: 20¼; Clemmie G. von 2: 28¾ bis 2: 20¼; Cling - stone von 2: 19¾ bis 2: 14; Director von 2: 27½ bis 2: 23¾; Early Rose von 2: 25½ bis 2: 20¼; Edwin Thorne von 2: 17½ bis 2: 16½; Fanny Witherspoon von 2: 19¾ bis 2: 18¼; Forrest Patchen von 2: 24¼ bis 2: 20¼; Fred. Douglass von 2: 24½ bis 2: 20¼; Independence von 2: 30 bis 2: 23¼; Jerome Eddy von 2: 27 bis 2: 16½; London von 2: 28¼ bis 2: 20½; Lumps von 2: 25¼ bis 2: 21; Mamie von 2: 27½ bis 2: 21¼; Mattie Graham von 2: 29¾ bis 2: 21½; Minnie R. von 2: 23 bis 2: 19½; Naiad Queen von 2: 27¼ bis 2: 20¼; Novelty von 2: 29½ bis 2: 23½; Onawa von 2: 26¼ bis 2: 22½; Phyllis von 2: 26¼ bis 2: 21; Pickard von 2: 23 bis 2: 18¼; Poscora Hayward von 2: 30 bis 2: 25; Red Cross206 von 2: 29½ bis 2: 21½; Romero von 2: 22½ bis 2: 19½; Rosa Wilkes von 2: 25¼ bis 2: 18¼; Starr King von 2: 27 bis 2: 22; Sweetness von 2: 30 bis 2: 21¼; Tariff von 2: 23½ bis 2: 20¾; Von Arnim von 2: 22 bis 2: 19½; William H. von 2: 20¼ bis 2: 18½; Yellow Dock von 2: 29½ bis 2: 20¾.

Auch mit Bezug auf die Väter bietet die Liste viel des Interessanten, und geben wir nachstehend jene davon, deren Namen früher noch nicht in der Liste figurirten; es sind dies: Dexter Bradfort, Chester Chief, Hoagland Horse, Yankee Bonner, Jim Bister, Admiral Patchen, Morgan Messenger, Anthony Wayne, Spink, Elial G., Happy Medium Jr., Jack Shepherd, Colonel Bonner, Washington (von Ethan Allen.) Colonel Moore, Fancy Golddust, Captain Webster, Westfield Boy, Hambletonian Star, Gray Dan, Black - wood Jr., Bay Middleton, Tippoo, Sweep - stakes, Buckingham, Washington, Denmark, Mapes Hambletonian, King William, Alpine, Newry, Nutwood, Hamlin’s Almont Jr., Consternation, General Mc Clellan Jr., Oak Hill, Elmo, Rooney’s Hambletonian, Chenery’s Gray Eagle, New York, Highland, Beauty, Williams St. Lawrence, Socrates, Colossus -207 Mambrino, Selim, Skinkle’s Hambletonian, Edsall’s Clay, Schuyler Colfax, Lexington Chief Jr., Florida, Justice Morgan, Rescue und Tattersall’s Hambletonian.

Dies ist, wie man sieht, ein schöner Zuwachs zu jenen Vätern, die durch ihren Nachwuchs ständig in der Liste vertreten sind, und geben wir die Letztere, welche noch vieles, gleich interessantes, statistisches Materiale enthält, in Nachstehendem voll - inhaltlich:

Liste jener Pferde, welche 1882 in Amerika die englische Meile in oder unter 2: 30 getrabt haben:

  • Record Früherer
  • 1882. Record
  • Abe Downing v. Joe Downing2: 20¾ 2: 34½
  • Adele Gould v. Jay Gould2: 19 2: 34½
  • Albert W. v. Electioneer2: 22 2: 32½
  • Aldine v. Almont2: 19¼ 2: 26¼
  • Alexander v. Ben Patchen2: 29½ 2: 19
  • Algath v. Cuyler2: 25½
  • Alice Stoner v. Strathmure2: 24½ 2: 34¾
  • Alley v. Volunteer2: 22½ 2: 19
  • Alroy v. Peacemaker2: 27¼
  • Amber v. Clear Grit2: 25¼ 2: 25¼
  • Amelia C. v. Dexter Bradford2: 29¼
  • Annie S. v. Almont2: 28¾
  • Annie W. v. Bostick’s Almont Jr. 2: 20 2: 20
  • Archie v. Rutter’s Garibaldi2: 28¼ 2: 34¾
  • Aulinda v. Woodward’s Eth’n Allen2: 30 2: 25
  • Barbara Patchen v. Peck’s Idol2: 24½ 2: 37
208
  • Record Früherer
  • 1882. Record
  • Barrett v. Chester Chief2: 25
  • Belle Echo v. Echo2: 23½ 2: 23¼
  • Belle Oakley v. Steven’s Garibaldi2: 25 2: 24¼
  • Belle Wilson v. Blue Bull2: 23½
  • Betsy Ann v. Hoagland Horse2: 28 2: 32
  • Big Ike v. Yankee Bonner2: 29¼ 2: 33¾
  • Big John v. Pilot Duroc2: 29¼ 2: 24¼
  • Big Soap v. Honesty2: 25¾ 2: 24½
  • Billy Badeye2: 29½
  • Billy Button v. Hambletonian Prince2: 29
  • Billy D v. Daniel Lambert2: 28 2: 26
  • Black Cloud v. Ashland Chief2: 17¼ 2: 21½
  • Black Johnny2: 30 2: 34
  • Bliss v. Bayard2: 21½ 2: 30
  • Blue Goose v. Jim Bister2: 30 2: 33
  • Bob Akers v. Honest Allen2: 28½
  • Braudy Boy v. Admiral Patchen2: 20¼ 2: 31
  • Brigadier v. Happy Medium2: 22¼ 2: 22½
  • Bronze v. Morgan Messenger2: 25½
  • Brown Dick v. Anthony Wayne2: 29¼
  • Brown Wilkes v. George Wilkes2: 30 2: 40½
  • Buzz Medium v. Happy Medium2: 20¼ 2: 23
  • Cairo v. Chieftain2: 26 2: 25
  • Camors v. Dirigo2: 25¼ 2: 25¾
  • Captain Emmons v. Continental2: 22 2: 20
  • Captain Herod v. Son of King Herod2: 29½ 2: 26¼
  • Captain Lewis v. Spink2: 20¼
  • Carrie B v. Elial G. 2: 28¼ 2: 39
  • Carrie Medium v. Happy Medium Jr. 2: 27¼
  • Catch Fly v. Administrator2: 27¼ 2: 30
  • Charley B. (Lark) v. King’s Champion Jr. 2: 29½ 2: 25
  • Charley Hood v. Pearsall2: 29½ 2: 34½
209
  • Record Früherer
  • 1882. Record
  • Clara Cleveland v. Amboy2: 23 2: 33
  • Clara J. v. Black Diamond2: 28½ 2: 28
  • Clara M. v. Jack Sheppard2: 29½ 2: 37
  • Clemmie G. v. Magic2: 20¼ 2: 28¾
  • Cleora v. Menelaus2: 18¾
  • Clingstone v. Rysdyk2: 14 2: 19¾
  • Code v. Dictator2: 30 2: 45
  • Commander v. Blue Bull2: 26¼
  • Cora Belmont v. Belmont2: 24½
  • Cornelia v. Colonel Bonner2: 21¼
  • Crown Point v. Speculation2: 24 2: 24¾
  • Croxie v. Clark Chief2: 22¼ 2: 19¼
  • Daisydale v. Thorndale2: 27½ 2: 19¾
  • Dan Donaldson v. Bonnie Scotland (?) 2: 27¼ 2: 24¾
  • Dan Smith v. Reporter2: 23½ 2: 21¼
  • Dave Young v. S. A. Douglass2: 23 2: 28¼
  • Deck Wright v. Hinsdale Horse2: 22 2: 19¾
  • Deucalion v. Rysdyk’s Hambletonian2: 29 2: 26¼
  • Del Sur v. The Moor2: 24¼ 2: 24
  • Dexter v. Milliman’s Bellfounder2: 30 2: 30
  • Dick Organ v. Commodore2: 25¼ 2: 30½
  • Director v. Dictator2: 23¾ 2: 27½
  • Don v. Peck’s Idol2: 24½ 2: 32
  • Don Quixote v. Mc Kesson’s Gray Eagle? 2: 29¼ 2: 32¾
  • Douglass v. Washington2: 25
  • Driver v. Volunteer2: 21½ 2: 19½
  • Dr. Norman v. Colonel Moore3: 19¾
  • Early Rose v. Almont2: 20¼ 2: 25½
  • Echora v. Echo2: 23¼ 2: 25
  • Edwin A. v. Gooding’s Champion2: 29¼
  • Edwin Thorne v. Thornedale2: 16½ 2: 17½
  • Ella Doe v. Daniel Lambert2: 28½ 2: 27¼
14210
  • Record Früherer
  • 1882. Record
  • Elmer v. Gooding’s Champion2: 25¼ 2: 36
  • Ethel Medium v. Happy Medium2: 25½ 2: 26¼
  • Ewing v. Primus2: 21½ 2: 35½
  • Ezra L. v. Gideon2: 25¼
  • Fanny Wilkes v. George Wilkes2: 26½ 2: 41
  • Fanny Witherspoon v. Almont2: 18¼ 2: 19¾
  • Fashion v. Clark’s Mohawk Jr. 2: 28 2: 23½
  • Fleta v. General Hatch2: 29½ 2: 28
  • Flora F. v. Clear Grit2: 24¼ 2: 24¼
  • Florence v. Highland Gray2: 23¼ 2: 24¾
  • Florence M. v. Blue Bull2: 25¼ 3: 00
  • Forrest Patchen v. King Patchen2: 20¼ 2: 24¼
  • Foxie V. v. King Herold2: 27 2: 26
  • Frank v. Abraham2: 26¼ 2: 38
  • Frank Landers v. Sadling Buck2: 26½ 2: 29¾
  • Fred2: 28¾
  • Fred Casey v. Fessenden2: 28¼ 2: 25¼
  • Fred Douglass v. Green’s Bashaw2: 20¼ 2: 24½
  • Fred Golddust2; 27½
  • Freestone v. Captain Webster2: 29
  • General Beamish v. Royal George2: 26¼ 2: 32
  • General Russ v. Blue Bull2: 29¼
  • George A. v. Daniel Lambert2: 28¼ 2: 30½
  • George M. v. Westfield Boy2: 24 2: 33
  • George V. v. Hambletonian Star2: 29½ 2: 31
  • Gift Jr. v. Mambrino Gift2: 27½ 2: 30¼
  • Gladiator v. Blue Bull2: 22¾
  • Goldfinder v. John Lambert2: 23¼ 2: 23½
  • Governor Plaisted v. Gray Dan2: 29¼
  • Grand Sentinel v. Sentinel2: 28¼ 2: 29¼
  • Gray Cloud v. Blue Grass2: 25 2: 23½
  • Great Eastern v. Walkill Chief2: 29¼ 2: 18
211
  • Record Früherer
  • 1882. Record
  • Guess Not v. Hambletonian Prince2: 27½
  • Gypsy v. Winthrop Morrill2: 24¼ 2: 34¼
  • Happy Thought v. Happy Medium2: 28¼ 2: 31½
  • Hardwood v. Blackwood Jr. 2: 24¾ 2: 35
  • Harry Velox v. Velox2: 26½ 2: 28
  • Harry Wilkes v. George Wilkes2: 23¼
  • Hattie2: 29¾ 2: 31½
  • Helene v. Hambletonian Prince2: 21 2: 22
  • Highland Stranger v. Smith’s Mam. Patchen2: 25¼ 2: 37½
  • H. M. Strong v. Bay Middleton2: 25¼ 2: 59½
  • Honesty v. Priam2: 26½ 2: 25¾
  • Hotspur Chief v. Hotspur2: 29 2: 35
  • Howard Jay v. Wood’s Hambletonian2: 29¼
  • Hudson v. Tippoo2: 29
  • Humboldt v. Stocking Chief2: 24 2: 20
  • H. W. Beecher v. Phil Sheridan2: 28¼
  • Ina G. v. Blue Bull2: 24 2: 32½
  • Inca v. Woodford Mambrino2: 27
  • Independence v. Young Hindoo2: 23¼ 2: 30
  • Indicator v. Golddust2: 27 2: 29
  • Ingomar v. Dick2: 29¼ 2: 30½
  • Jack Sailor v. Sweepstakes2: 25¼ 2: 40
  • Jay Eye See v. Dictator2: 19
  • J. B. Thomas v. Sterling2: 22¾ 2: 18½
  • Jenny L. v. Hoagland’s G. Messenger? 2: 27¼ 2: 29½
  • Jerome Eddy v. Louis Napoleon2: 16½ 2: 27
  • Jewell v. Buckingham2: 28¼ 2: 32½
  • Jewett v. Allie West2: 22½ 2: 23½
  • Jim Booman v. Mambrino Patchen2: 29½
  • Joe Bunker v. George Wilkes2: 20¾ 2: 26
  • Joe Rhea v. Unknown2: 23 2: 35½
  • John Hall v. Daniel Lambert2: 27¼ 2: 24¼
14*212
  • Record Früherer
  • 1882. Record
  • Josephus v. Green’s Bashaw2: 26 2: 19¾
  • J. P. Morris v. R. R. Morris2: 20¼ 2: 20½
  • Judge Hawes v. Jim Monroe2: 24 2: 27½
  • J. W. Thomas v. Scott’s Thomas2: 27½ 2: 27¾
  • Kate Taylor v. Aberdeen2: 23¾ 2: 32¼
  • Keno v. Magic2: 23½ 2: 33¾
  • Kentucky Girl v. John B. 2: 29 2: 29¾
  • Kentucky Wilkes v. George Wilkes2: 24½ 2: 21¼
  • King Wilkes v. George Wilkes2: 26½
  • King Almont v. Almont2: 26¼ 2: 30½
  • King William v. Washington Denmark2: 20¾ 2: 37
  • Kitty Clyde v. Sam Kirkwood2: 29¼ 2: 30
  • Kitty Ives v. Bacon’s Ethan Allen2: 28¼ 2: 31
  • Kitty Silver v. Mambrino Patchen2: 27¾
  • Lady Kerns v. Amboy2: 29½ 2: 39¾
  • Lady Lear2: 29¼ 2: 34
  • Lady Lemon v. Knickerbocker2: 27 2: 30
  • Lady Thornton v. Mape’s Hampletonian2: 26½ 2: 41½
  • Largesse v. Scott’s Thomas2: 25 2: 28¾
  • Legal R. v. Legal Tender2: 30
  • Leontine v. Hamlet2: 23¼ 2: 24¼
  • Lillian v. Almont2: 23 2: 40¼
  • Little Sioux v. Monitor2: 25 2: 22½
  • Lizzie M. v. Thomas Jefferson2: 27 2: 27¼
  • Loafer v. Copperbottom Horse2: 25½ 2: 24½
  • Lona Guffin v. Blue Bull2: 30 2: 42
  • London v. Mambrino Patchen2: 20½ 2: 28¼
  • Louis D. v. King William2: 24¾
  • Louise N. v. Alpine2: 26¾
  • Lucrece v. Robert Whaley2: 23¼ 2: 26¼
  • Lucy v. Felter’s Hambletonian2: 26¾ 2: 29¼
  • Lulu F. v. Ericsson2: 29
213
  • Record Früherer
  • 1882 Record
  • Lumps v. George Wilkes2: 21 2: 25¼
  • Madeline v. Rysdyk’s Hambletonian2: 28½ 2: 32¼
  • Maggie F. v. Newry2: 30 2: 33
  • Mamie v. Blue Bull2: 21¼ 2: 27½
  • Mamie M. v. Crittenden2: 27 2: 26½
  • Manon v. Nutwood2: 24
  • Marion v. Harold (?) 2: 29¼
  • Mars v. General Sherman2: 29¼ 2:
  • Mattie v. Rysdyk’s Hambletonian2: 27¾ 2: 22½
  • Mattie Graham v. Harold2: 21½ 2: 29¾
  • Maud Messenger v. Messenger Chief2: 25¾
  • Maud T. v. Hamlin’s Almont Jr. 2: 26
  • Maxey Cobb v. Happy Medium2: 30 2: 34½
  • May Thorne v. Thornedale2: 24¾
  • Midge v. Wilkie Collins2: 29 2: 27¾
  • Milton Medium v. Happy Medium2: 25½ 2: 31¾
  • Minnie R. v. J. C. Breckenridge2: 19½ 2: 23
  • Minnie Warren v. Nighthawk2: 27¼
  • Molly Bell v. Consternation2: 30 2: 33¼
  • Molly Kistler v. Blue Bull2: 27½ 2: 28
  • Monroe Chief v. Jim Monroe2: 19½ 2: 18¼
  • Mountain Girl v. Widgeon2: 30 2: 37¼
  • Myrtie Thomps’n (Idol) v. Swift’s S. A. Douglass2: 30 2: 23
  • Naiad Queen v. Gooding’s Champion2: 20¼ 2: 27¼
  • Nannie Talbot v. Strathmore2: 29¾
  • Nell2: 29¼ 2: 40
  • Nelly C. (Kitty Fisher) v. Gleen’s Hamble - tonian2: 29¼ 2: 29¼
  • Nelly G. 2: 30
  • Nelly Irwin v. Middletown2: 30 2: 25
  • Nelly R. General Mc. Clellan Jr. 2: 20
214
  • Record Früherer
  • 1882. Record
  • Neta Medium v. Happy Medium2: 22½
  • Nickle v. Oak Hill2: 25¼ 2: 59¼
  • Novelty v. Gooding’s Champion2: 23½ 2: 29½
  • Onawa v. Goodwin’s Hambletonian2: 22½ 2: 26¼
  • Oolong2: 29¼ 2: 37¼
  • Overman v. Elmo2: 20 2: 33
  • Parana v. Mambrino Hambletonian2: 20 2: 19¼
  • Parole v. Fearnaught Prince2: 28¼ 2: 26½
  • Pedro v. Rooney’s Hambletonian2: 25¼
  • Peralto v. Hambletonian Prince2: 26½ 2: 29¼
  • Phyllis v. Phil. Sheridan2: 21 2: 26¼
  • Pickard v. Abdallah Pilot2: 18¼ 2: 23
  • Pilot R. v. Black Knight2: 22 2: 21¾
  • Poscora Hayward v. Billy Hayward2: 25 2: 30
  • Post Boy v. Magic2: 24 2: 23¼
  • Prince Arthur v. Volunteer2: 29
  • Prince Arthur v. Western Fearnaught2: 27½
  • Prospect Maid v. George Wilkes2: 23¼ 2: 26
  • Ray Gould v. Jay Gould2: 29¼ 2: 32
  • Red Bird v. Chenery’s Gray Eagle2: 27¼
  • Red Cross v. Brigand2: 21½ 2: 29½
  • Reliance v. Alexander2: 22½ 2: 25
  • Resolute v. Swigert2: 28 2: 27¾
  • Reveille v. New York2: 27¼ 2: 35¼
  • Rigolette v. Exchequer2: 23¼ 2: 35
  • Robert H. 2: 29¼
  • Rockton v. Highland Beauty2: 25½ 2: 38
  • Rolla v. Shelby Chief2: 28¼ 2: 28¼
  • Romeo v. Menelaus2: 29¼
  • Romero v. A. W. Richmond2: 19½ 2: 22½
  • Rosalind2: 29¼
  • Rosa Wilkes v. George Wilkes2: 18¼ 2: 25¼
215
  • Record Früherer
  • 1882. Record
  • R. P. v. Happy Medium2: 22¾ 2: 32¼
  • Sadie H. v. Williams St. Lawrence2: 30
  • Santa Claus v. Strathmore2: 17¾ 2: 17½
  • Sciola v. Hanshaw Horse2: 24½ 2: 23¼
  • Sherman v. George Wilkes2: 29¼ 2: 49¾
  • Silverton v. Blue Bull2: 26¾ 2: 20¼
  • Sleepy George2: 29
  • Socrates v. Socrates2: 27¼ 2: 35¼
  • Solo v. Strathmore2: 28¾ 2: 42½
  • Starr King v. Geo. M. Patchen Jr. 2: 22 2: 27
  • Stella C. v. Aberdeen2: 29½ 2: 27¼
  • St. Gothard v. George Wilkes[2: 29] 2: 33½
  • St. Louis v. Colossus Mambrino2: 25
  • Stonewall v. Frank Pierce III. 2: 29¼ 2: 24½
  • Stranger v. Selim2: 28
  • Stranger v, Mambrino Hambletonian2: 28¾ 2: 29½
  • Sunshine v. Curtis Hambletonian2: 30 2: 33¾
  • Sweetness v. Volunteer2: 21¼ 2: 30
  • Tariff v. Clarion Chief2: 20¾ 2: 23½
  • Texas Bill2: 30
  • Ticonic v. Milwaukee2: 27¼
  • Tom Rogers v. George Wilkes2: 23½ 3: 00
  • Topsy v. Walkill Chief2: 21¾
  • Topsy v. Skinkle’s Hambletonian2: 30 2: 37
  • Toronto Chief v. Toronto Chief2: 23½ 2: 34½
  • Tremont v. Belmont2: 28½ 2: 30
  • Tump Winston v. Primus2: 26¾ 2: 33¼
  • Unolala v. Volunteer2: 22¼ 2: 23¼
  • Valiant v. Enchanter2: 28¾ 2: 28¼
  • Valley Boy v. Aberdeen2: 24½ 2: 32½
  • Vanderlynn v. George M. Patchen Jr. 2: 22
  • Vision v. Edsall’s Clay2: 29¼ 2: 59½
216
  • Record Früherer
  • 1882. Record
  • Vivid C. v. Schuyler Colfax2: 28¼ 2: 39¼
  • Von Arnim v. Sentinel2: 19½ 2: 22
  • Waiting v. Lexington Chief Jr. 2: 25¾
  • Walnut v. Florida2: 22¼
  • Walter v. Columbus (?) 2: 29½ 2: 31
  • Wick v. Justice Morgan2: 30
  • Wildflower v. Electioneer2: 27¼ 2: 21
  • Will Benham v. Livingston2: 25¼ 2: 30
  • Will Cody v. Blue Bull2: 27¾ 2: 19½
  • William H. v. Young Wilkes2: 18½ 2: 20¼
  • Willis Woods v. Rescue2: 29¼ 2: 31
  • Wilson v. George Wilkes2: 21¼
  • Yellow Dock v. Clark’s Mohawk Jr. 2: 20¾ 2: 29½
  • Young Fullerton v. Edward Everett2: 22¾
  • Zelda v. Tattersall’s Hambletonian2: 29¼
[217]

Die Väter der besten Traber.

Im Nachfolgenden bieten wir unseren Lesern eine Uebersicht über jene Traber - hengste, welche schon vor 1882 Nachkommen mit einem Record von 2: 20 oder darunter aufzuweisen hatten.

An der Spitze dieser Hengste steht Volunteer, der nicht weniger als fünf Kinder aufweist, die der 2: 20 Liste angehören, worunter auch der berühmte St. Julien zählt. Als Zweiter dieser Väter folgt Rysdyk’s Ham - bletonian mit drei Producten der 2: 20 Liste, darunter der gefeierte Dexter. Je zwei Traber mit Records erster Qualität lieferten Alexander’s Norman, Almont, Mambrino, Pilot, Thorndale, Walkill Chief, General Knox, Belmont, Golddust, Blumberg’s Black Bashaw und Messenger Duroc, während die nach - folgenden Hengste je ein Product für die Records der 2: 20 Liste lieferten:

218

Havold, Conklin’s Abdallah, Alexander’s Abdallah, Godfrey’s Patchen, Blanco, Aber - deen, Amos C. M. Clay, Delmonico, M Kisson’s Grey Eagle, Doc, George Wilkes, Daniel Lambert, Strathmore, Brannock’s Ned Forrest, Green’s Bashaw, Edward Everett, Gov. Sprague, Blackwood, Legal Tender, Major Edsall, Mam - brino, Chief, George M. Patchen. Peacemaker, Jim Monroe, Rifleman, Young Sharatack, Sterling, Tom Hunter. Brooks, Fisk’s Ham - bletonian Star, Whiple’s Hambletonian, Cloud Mambrino, Rysdyk, Clark Chief, Ames Bogus, Lookout, Hambletonian Mambrino, Washburn Horse, Yellow Jacket, Revenge, Blue Bull, Phil Sheridan, Hinsdale Horse, Loomis Bogus, Thomas Jefferson, Almont, Jr., Viley’s Gripple, Continental, Parish’s Pilot, Buell’s Pathfinder, Stocking Chief, Eastman Morgan und Wood’s Hambletonian.

About this transcription

TextDas Training des Trabers
Author George Ernst; Victor Silberer
Extent243 images; 37294 tokens; 6725 types; 246245 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDas Training des Trabers George Ernst, Victor Silberer. . X, 218 S. Allgemeinen Sport-ZeitungWien1883.

Identification

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz SBB-PK, 50 MA 19042http://stabikat.de/DB=1/SET=12/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=37946845X

Physical description

Antiqua

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Zoologie; Wissenschaft; Zoologie; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:34:51Z
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ShelfmarkSBB-PK, 50 MA 19042
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