Mit Vorbehalt aller geſetzlich zuſtehenden Rechte, den Bühnen gegenüber als Manuſcript gedruckt, und für Deutſchland und Oeſterreich-Ungarn zu beziehen durch C. A. Sachſe in Wien, I., Friedrichsſtraße 2.
Druck von J. C. Fiſcher & Comp., Wien.
Beſetzung im k. k. priv. Theater an der Wien.
Herr Martinelli.ein reicher Bauer.
„ Frieſe.ſein Schwager.
Dienſtleute bei Grillhofer.
Herr Schreiber.Fuhrknecht.
„ Rott.der Bauer an der kahlen Lehnten.
deren Söhne.
Glei is die Sunn am Platz, Mußt Dich halt ſchlau’n, Sunſten, mein lieber Schatz Brennt’s Dich ganz braun.
Mei Bub, geh ſag ma no Was kümmert’s Dich? Die Sunn, die brennt Dich do Schwärzer als mich!
Jujujuheh!
Au weh! Au weh! Hebt ſchon wieder ſo a ſakriſcher Tag an.
No kimm nur Bauer. Da ſteht ſchon Dein Suppen; laß’s nit kalt werd’n.
A was — meint’sweg’n. Mir ſchlagt eh’ nix mehr an.
Wer weiß, Bauer. Wann Dich der liebe Gott wieder g’ſund machen will ....
Er will aber net.
Ah freilich. Er wird ſchon woll’n.
Er will aber net, ich weiß’s!
No ja, nachher is’s was anders.
Weißt, Rosl, Du mußt’s nit ſo aufnehmen, wann ich Dich anſchrei! Es is nit ſo bös gemeint. Aber weißt, wonn man in Erkenntnuß der Sündhaftigkeit ſchon ſo weit käma is, daß man ſich frei in Alles ſchicket, wann Ein’m glei in Gottsnam der Teufel holet, ſo laßt man ſich ſelb’n Zuſtand der Gnad’ von Neamad mehr gern abreden.
No jo, freilich, freilich, wol wol Bauer, wann’s a ſo is, ſo bleib holt in Dein Zuſtand.
Gut’n Morg’n, Bauer.
Gut’n Morg’n, Waſtl. Na, na, laß nur Dein Pfeif in Maul, geht dir ſunſt aus.
Kann’s wol d’erwarten. Es is für Dich net zu - traglich, kunnt Dich reizen, huſt ehnder z’viel. — No werd’n wir heunt ſchaun, daß wir’s Heu hereinkrieg’n, s’Wetter wird neama lang ſo ſauber aushalten. Geſtern ſchon um Mittag hot’s in der Luft ſo g’flirretſt, als wär’ die a in der Hitz verbröſelt und that durcheinanderwoiſeln, wann die Sunn durchſcheint. S’is höchſt Zeit zum dazuſchau’n. Und a Heu is7 dös, Bauer, ſo ſchön und viel und es riecht frei, daß Eins umfall’n könnt vor Gutheit.
No ja, no ja.
„ No ja — no ja. “ Aber, Bauer, wann ich dir ſag, a Heu — s’älteſte Rindvieh da herum kann ſich auf ſo Oans nit beſinna. G’freut dich denn gar nix mehr? Nachhert g’freut Ein’m a nix. Wem gang’s denn was an, wann Dich net?
Haſt Recht, Waſtl, haſt Recht, ſag ihm’s nur h’nein!
Laßt’s es gut ſein, wann ich ſo bin, is’s doch eng nit abtraglich, ich vergunn’ ſchon mein Nebenmenſchen s’gute Heu. Jo, jo, g’wiß. Aber ich taug halt nix mehr auf derer Welt — na — na — mich bekümmert nimmer s’irdiſche, mich bekümmert nur s’himmliſche Heu, wovon g’ſchrieb’n ſteht; Der Menſch welkt dahin wie Heu, und da is mir nur um die Einfuhr in den himmliſchen Heuſchober!
Jeſſes und Joſef, Bauer, mir kennt ſich frei neama mit dir aus. Wann ich Dir früher g’redt hätt’, von ſo ein Heu — wie dös a Heu is …! Aber ſeit dich nur allweil bekümmerſt, was g’ſchrieben ſteht, gibſt auf kein ver - nünftig Reden mehr was.
Haſt recht, Waſtl, haſt ſchon recht, ſag ihm’s nur h’nein.
Seit Dich vor ein’ halb’n Jahrl der Schlag g’ſtreift hat, biſt neama der Alte.
Selb that ſich a net ſchicken! Dös war a Deuter vom lieben Gott, ſider der Zeit halt ich ſtill und wart auf’n Zweiten. Mei lieber Waſtl, Du biſt a guter Bub — a Du Rosl, ja, ja, Du biſt a a ehrlichs Menſch — müßt’s halt a Einſehn mit mir hab’n, noch dös kleine Neichtel Zeit, ſo mir b’ſchied’n is; leicht moch ich noch fruher a End und zieh’ mich z’ruck von all’n weltlichen Weſen. Ja, ja, konn leicht möglich ſein, ich bin no lang net ſo, wie ich ſein möcht, hat ſich doch vorhin, wie Du käma biſt, Waſtl, der G’winnſt - und Specalirteufl in mir a weng noch g’rührt. Na, na, dös därf net ſein, daß ſich’s Heu zwiſchen mich und mein Schöpfer drängt. Na, na, ich hab eh gnug auf mir, dazukäma derf nix8 mehr, abwendig derf mich nix mehr machen von die gottſeeligen Gedanken.
Thuſt doch als wärſt der ſündhaftigſte Mon. Haſt leicht Eins umbracht?
Dös net, Gott ſei Dank, Rosl, dös net; aber’s Gegentheil auf unerlaubte Art kunnt leicht möglich ſein. — Geh lang mir das dicke Buch dort her.
So und hiazt gehts all Zwei in Gottsnam an enger Tagwerk und ich geh’ an mein’s. Is der Schwager noch net da?
Na.
Wann er kimmt, Rosl, ſo bring’ ein Wein und a weng a Rauchfleiſch eine. Hizt gehts.
Bhüt Gott!
Bhüt Dich Gott, Rosl.
Bhüt Dich Gott, Waſtl!
Ich hab jo no nix g’ſagt.
Willſt no was?
Es liegt mir ſchon lang auf. Ueber Dein Schwa - gern, über’n Duſterer, möcht ich mich amal ausreden.
No, nur kein unb’ſchaffens Wort.
Bewahr, wär’ mir a z’gring dazu, daß ich a unb’ſchaffen’s Wort über eahm verlier, — der elendige Kerl.
Waſtl! — Er is mein einziger Verwandter, der einzige Menſch, der ein troſtreichen Zuſpruch für mich hat, dem was g’leg’n is an mir in Zeit und Ewigkeit.
Ich weiß’s eh, er is, der Dich zu dem bußferti - gen Weſen hinzerrt, wie’s Kalbl zur Kuh, wenn’s es Saufen d’erlernen ſoll.
Hehe! Sixt Waſtl, wie trotz Deiner Bos - haftigkeit nixt dagegen fürbringa kannſt. S’Kalbl muß ja ſaufen, ſunſt wurd’s hin.
Schon recht, Bauer, aber für a Kalbl warſt mer doch ſchon z’viel ausg’wachſen. — Sag do ſelber Bauer, wie D’ noch riegelſam warſt, hat der Duſterer kein Fuß über Dein Staffel g’ſetzt, — was find’t er’s denn hizt von Nöten, daß er Dir alle Tag über’n Hals rennt? Z’weg’n der Zeit und Ewigkeit leicht? Ka Red, meinſt net ſelber, daß er ſich zuthatig macht, weil er glaubt, es könnt die ganz’ Hinterlaſſenſchaft an ihm fall’n? Und hat er Dich erſt da, nachher kunnſt freili — von ihm aus, — Gott verhüth’s — nit früh g’nug ſelig werd’n.
So mein’ ich ja eh ſelber.
Na alsdann, na ſixt, is doch amal a g’ſcheidte Red’ von Dir! Oder wie D’ früher haſt a Wartl davon fall’n laſſen, daß’d Dich möchſt in die Ruh ſetzen, meinſt nit a ſelber, er wurd’ Dir einred’n, daß Dein ganz Bußfertig - keit um a gut Trümmerl z’kurz war, wann Du nit ihm n’Hof verſchreibſt und nöt bei ſeiner Sippſchaft als Ausneh - mer bliebſt? Han.
No jo, ſo mein ich ja ehnder ſelber.
No ſo ſag ich, ſcheinheilig is er.
Und ich ſag, er is’s net.
Wohl is er’s.
Na ſog i! Waſtl, Du biſt a dummer Bua, Du verſtehſt dös net, der Duſterer der is ſo, der is ſo, wie er is. Und z’weg’n dem was mer g’red’t hab’n, ſo thut das der Bußhaftigkeit kein Eintrag, und werd’ i ihms doch net in Uebel aufnehma, daß er auf ſich ſchaut, wo ſein Vortheil und der meine Hand in Hand geh’n.
Na hörſt, da möcht Eins doch glei narriſch werd’n! Wann ſein Vortheil is, meinſt nit, es kunnt wohl a a kleine Spitzbüberei mit unterlaufen?
Na Waſtl, dös net, dös net. All’s was er fürbringt, dös is nur zu wahr — nur zu wahr is’s!
No ich konn da nix ſag’n, ich weiß nit wie er dich h’rumkriegt hat, ſo hilft a kein Red’n.
Hoſt a Recht, Waſtl. Red’n is do von Un - nöt’n! Der Duſterer is über ein Feldpater. Alles kurz und eindringlich und hizt: glaub’s oder glaub’s nit! A Teuxels - kerl, ſag ich Dir, mit ſein’ gottg’fälligen Weſen. D’ran glauben10 muß man. Dös hat er herauſt, ja ja, dös hat er herauſt. Z’weg’n daß er ſein Vortheil ſucht, ſelb’ is richtig, aber dös thut nix, mag’s ſelber gern ſeh’n, wann Einer was treibt, er treibt’s recht, aber ehrlich muß’s dabei zugeh’n, wann ich ihm dahinter kam, daß dös kein Schickung is, dö ihn in mein Haus führt, daß net ſo ſein müßt, wie er ſagt, daß er auf’n Herrgott’n ſein Rechnung lugt — Kreuzſakra, Waſtl, da kriegeſt a Arbeit.
Jeſſes, Bauer, ſchaff an, ſchaff nur glei an!
Laß gut ſein, Waſtl, laß’s gut ſein. S’kimmt nöt a ſo. — Er hat mich ſchon bei der richtigen Falt’n. Er hat mich an Oans erinnert, hon’s ſchon lang vergeſſen g’habt — hizt aber hat ſa ſich aufg’riegelt, hizt ſitzſt’s da, und gibt kein Ruh mehr, der G’wiſſenswurm is’s und da hilft kein Aufdammen. Schön, ſchön unterdrucken heißt’s und reuig ſein.
Grillhofer wann’s wahr is, daß Eins, das ſein Art auf einmal ändert, bald verſtirbt, ſo machſt es neama lang, der Duſterer braucht net lang mehr ernſte G’ſichter z’ſchneiden, der konn bald lachen. Kreuzteufi! Früher hab’n mer g’arbeit und ſein dann luſtig g’weſt all Tag, und Du warſt der Fleißigſt’ und Luſtigſte, und wann ich denk, daß der alte Hallunk d’ran Schuld tragt, daß mir hizt daſitzen wie auf einer Karthauſen — Sikra h’nein, ich woll’t er kam hizt h’rein, daß ih ihm’s h’neinſag’n kunnt: Duſterer, Du biſt a Haderlump!
Gelobt ſei Jeſus Chriſtus.
In Ewigkeit!
In Ewigkeit!
Grüß Gott, Schwager, grüß Gott, no wie is Dir denn word’n, auf’s letzte Beten?
Hm beſſer, ja ich mein’ ſchon a biſſel beſſer.
Verlaubſt ſchon. Na ſollt’ mich freu’n.
Ja ja.
Sollt mich rechtſchaffen g’freu’n. That’s nur wieder weiſen, daß ma die Krankheiten abbeten kann, is a alte G’ſchicht, freilich g’hört die rechte Frummheit und Bußfertigkeit dazu, wer nur unſerm Herrgott s’Maul machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der eing’rißnen Gottloſigkeit liegt’s — an ſunſt nix — an ſunſt nix!
Ja ja.
Mußt nit rauchen, Duſterer, ich bin vom Haus und rauck a nöt.
Waſtl — Du Sikra h’nein!
Verlaubſt ſchon. Um die G’ſelchtigkeit is’m Bauern ja do net z’thun.
Na aber der Aerger, den d’Ein’m machſt, ſchlagt mir leicht an.
Is Dir g’wiß g’ſünder.
Da Duſterer.
Waſtl, Du Sakra, Du nimmſt Dir viel heraus.
Mach mich nit ſchichti, am End kunnt ich Dich doch no meiſtern.
Recht is’s, dös ſteht Dir an, — kimm nur her, Bauer, ich wehr’ mich nit viel, — und Dir is’s leicht g’ſund.
Du narriſcher Höllteufl Du! — Geh’ zu, ſag’ ich, geh’ zu! —
Laß’ gut ſein, Schwager, laß’s gut ſein — ja — ja.
I verzeih ihm — ich verzeih ihm — dös thu ich.
Er verzeigt mir —
Der! verzeigt mir! Bhüt Dich Gott, Bauer!
Is a kecker Ding der Waſtl! Ja, ja! Mein’ allweil, Hochmuth kommt vor’m Fall. Kunnt doch g’ſcheh’n, wer weiß wie bald, daß er entbehrli wurd. — Ja.
No, no, nur vertraglich; was ſagſt: Du verzeigſt ihm, wann’d ihm was nachtrag’n willſt?
Hat er’s ang’nommen dö Verzeihung — hat er’s ang’nommen? Han.
Ah was, auf’m Stubenbod’n wird er’s nit liegen laſſen hab’n, — ſo lang ich die Augen offen hab’, will ich net ſeh’n, wie mein Anweſen z’ruckgeht, der Waſtl is wie a Pfleger d’rauf. That Keiner gut, der ihm weggab. Du verſtehſt Dich a mehr auf’s Himmelreich, als auf d’Wirth - ſchaft.
Wohl, wohl. Z’wirthſchaften hat’s wenig geb’n, da muß Oans auf’n himmliſchen Vatern vertrau’n. Daß ich ſag’, ja daß ich ſag’, es war mir vorhin nur um die Pfeifen, weil a Anfeuchtung is beim Reden — weißt, mir redt ſich trocken ſo ſchwer.
D’Rosl muß eh’ glei ein Wein bringen.
No nochert is ſchon recht, nochert is ſchon recht. Dann wöll’n mer weiter red’n. Mein Seel, ich bin ſo aus - trückert da h’rum, als hätt mich die glüthende Höllluft anblaſen.
Warſt leicht unt’ auf ein klein B’ſuch?
Dös net, Schwager, dös net, aber g’leſen hab’ ich davon.
In ein Buch ſtund’s aufzeichnet?
In ein großen dicken Buch — wie dös, ſo dick — ſein auch Bilder dabei, Alles, wie’s zugeht; es iſt grauſam anz’ſchau’n ſag’ ich Dir.
So, ſo, ja freilich, wann’s b’ſchrieb’n is, ja freilich nachher! — Mußt mir’s leſen laſſen.
G’wiß, Schwoger, g’wiß! Sobald ſo weit biſt, daß Dir einwendig denken kannſt, Dich trifft’s neama, Du biſt d’raus’d! Dann is aber a rechte Herzfreud, wann ma ſo davon lest und denkt ſich all ſeine Feind und Unfried - macher in die Qual hinein. Dös is Dir a ſo a Vergnüglich - keit, wie beiſpielmäßig, wann’s Dir Dein Anreiner die ganze Feldfrucht verhagelt, Dir biegt’s kein Halmerl um.
Jo aber, wo bleibt denn da die chriſtlich Nächſtenlieb?
Richtig, richtig, die hon ich beiſpielmäßig ganz vergeſſen. Aber wo bleibt denn der Wein?
G’ſeg’ns Gott!
Vergelt’s Gott! Schau die Rosl — die Roſel, — no Du biſt ja no allweil ſo ſauber beinander, wie’s jüngſte Dirndl.
Verlaubſt ſchon Schwoger, daß ſie mir Beſcheid thut.
Wanns erlaubt iſt? Dein Wohlſein!
No bleibſt wohl hübſch ledig — hübſch ledig — und brav.
Was is denn dös?
No no — is a dalket’s Ding, die Rosl — Grillhofer, am Schürzenbandl bin ich ihr hängen blieb’n, ja ja, am Schürzenbandl, ſunſt nix!
Ah, das iſt a Tropfen!
Ja, daß ich alſo ſag, Schwoger, weil ich mich hizt leichter mit Dir red und weil wir allein ſind. — Grillhofer,
Grillhofer, mir machſt nix weiß!
Wie meinſt dö Red?
Schwoger, ich weiß warum ich dir g’ſagt hab, daß ich Dir das Höllbüchl erſt ſpater bring. — Ich hab’ Dich fruher betracht, — Du haſt g’ſagt, beſſer wär’ Dir. — Laug’ns net, — wir ſein hizt unter vier Augen, — Dir is übler als geſtern.
No werd ich’s leicht laugnen unter uns, nur vor’m Waſtl, daß der ſein vorlauten Weſen Einhalt thut, hab14 ich’s g’ſagt. Aber ich muß’s wiſſen, daß mir einwendig wohler is, die Seel is mir g’ſünder wie jemal.
Dös gab der liebe Herrgott, aber leicht is dös Ganze nur a hoffahrtig Einbildung von Dir
Grillhofer, weißt warum Dir net beſſer is?
Wutß’s net.
Weil Dir die Bußhaftigkeit fehlt.
Weil Dir die Bußhaftigkeit fehlt.
Dös wußt ich a net.
Grillhofer, glaub mir, wann i Dir was ſag! Dir fehlt die Bußhaftigkeit!
Möcht wiſſen warum.
So, ſo — beiſpielmäßig laß Dir ſag’n, es is a Unterſchied zwiſchen Frummheit und Frummheit und Reu - haftigkeit und Reuhaftigkeit, wie zwiſchen m’Roſolie und m’Wachholder, der Eine is zur Hochfahrt, der Andere warmt Ein’m s’Einwendige.
Grillhofer, es ſteht geſchrieben, wer mir nachfolgen will —
Der nehme ſein Kreuz auf ſich.
Nein.
Was na? Nachher nöt.
Das heißt, ſo ſteht wol a g’ſchrieb’n, aber ſo mein’ ich net, s’Kreuz haſt ſchon auf Dir. Aber es ſteht ferner geſchrieben, wenn Du mir willſt nachfolgen ſo wirf Dein Gut in’s Meer.
Tragſt du mein Hof auf’m Buckel hin bis zum Meer?
Ins Meer und theile es mit den Armen.
So kann net g’ſchrieben ſtehn!
Warum?
Wann ich’s in’s Meer wirf, krieg’ns ja die Fiſch und net dö Armen.
Aber es ſteht doch ſo geſchrieben.
Wird doch kein Unſinn g’ſchrieb’n ſteh’n?!
Und warum net, Grillhofer? Glaub mir, wann ich Dir was ſag. Es ſteht geſchrieben!
Na da mach’ Du a Nutzanwendung d’rauf, ich bin mir z’dumm dazu.
Is kein Kunſt, denn es is beiſpielmäßig zu verſtehn. Wann du willſt mit’m Himmel auf gleich käma, dann mußt Du alles Weltweſen, um was Dich noch ſorgen und bekümmern könntſt, von Dir thun, Du mußt das Deine verſchenken, mußt es an die Armen vertheilen.
Da ſein eahner doch z’viel, kam ja auf kein was, wär ſchad um das ſchöne Anweſen.
Kannſt es ja beinand laßen; wann’d ein einzigen Armen a Gutthat derweist gilt’s für Alle, ſchau Dich halt um, vielleicht findſt unter der Hand in einer einzigen Familie a ganz Träuperl Arme beinander, die leicht noch z’neben der chriſtlich Nächſtenlieb no a verwandtſchäftliche Zuneigung für Dich hätten — ja — ja — brauchſt etwa gar net weit herumz’ſuchen, Schwoger — ja — hm — ja, daß ich ſag, beiſpielmäßig, ich und mein Weib und meine fünf Kinder, wir möchten Dich ſchon rechtſchaffen pflegen, möchten Dir’s im Gebet gedenken, a nach Dein’n ſeligen End — ja — ja — beiſpielmäßig.
Schneid net ſo h’rum, s’hat ja All’s a chriſt - lich Abſeh’n und hab’ ich ſchon ſelber dran denkt. Aber in d’Ausnahm gehn, wo Andere mit ihnere leiblichen Kinder aften nix Gut’s d’erleb’n, zu Fremde auf Gnoden und Un - gnoden!? Net beklag’n könnt i mich, heißet’s doch gleich: der Narr, was hat er’s Unnöthig’ than, und von fruher her hots mir nie taugt Dein Sippſchaft z’weng’n engerer Duckmauſerei — na es is nur, daß ma ſich ausdiſchkarirt — ja — ja — därf dich net beleidingen. Jetzt ſtehts mer ja an, verwahrt war ich ſchon, wie in ein Kloſter, ſelb weiß ich. Wol, wol. Aber ich denk’ nur ſo, koan And’rer da h’rum that a ſo.
Grillhofer — Schwoger — laß dir ſag’n, thu’s oder thu’s net. Mir is net um mich. Aber nach die Andern mußt net frag’n, na, na, nach dö mußt net frag’n. Mußt es der Sippſchaft net anthun, daß ma’s d’erlebt, wir fahreten am jüngſten Tag allz’ſamm in Himmel und müßten Dich z’rucklaßen und für alle Ewigkeit voneinander. Sorg Di um Di, laß du nur dö Andern in d’Höll abipurzeln. Hihi, laß nur dö abipurzeln.
Na jo — ſelb’ war ſchon recht, wann’s nur net Ein’ oder der Andere etwa doch billiger richtet und rum -16 pelt a da ob’n eine, und hernzet mich d’halb Ewigkeit: daß mei Himmel z’theuer war’. J möcht nur frag’n: ob ſich’s a auszahlt? Wann no die Andern bräver war’n —! Bin ich denn ſo ſündig?
Fragſt no — fragſt no, Grillhofer, ob’d ſündig biſt?! Solltſt net frag’n, Grillhofer, Du net, Du vor alle Andern net, — ſollſt darnach frag’n; Du biſt’s Grillhofer, und ſchon wie! Beiſpielmäßig laß Dir ſag’n, auf der Alm im Fruhjahr, wann ſich der Schnee ballt, fliegt ſo a Malefizvogel, — meint ſelber nix Args — vom Aſtl oba und nimmt ſich a Maul voll Schnee — und denkt blos er thut ſein Schnabel a Gutthat, paar Bröckeln rutſchen weiter, es wird a Kügerl draus, aus der Kugel a Knödl, aus’m Knödel a Bünkel wie a Fuder Heu, dös torkelt allweil Thal obi, immer größer und größer und raumt n’Wald mit, haut abi in’s Thal und die Lavin is fertig. So a Unglücksvogel biſt a Du, Grillhofer!
Biſt auch Du! Frag net ob d’ſündig biſt! Denk an die Riesler Magdalen’, was vor fünfundzwan’g Jahr in Dein Dienſt war, wie mein Schweſter, Dein Weib, Gott hab’s ſelig, noch g’lebt hat, denk an die Riesler Magdalen’, ſag ich, dö haſt Du a in’s Kugeln bracht, daß in’s Rollen käma und in die ſiedige Höll h’neing’fall’n is und wer weiß wie viel Seel’n mitg’riſſen hat. Neamand hat mehr was von ihr d’erfahr’n, die fufzgi*)Fünfzig. Mal iſt’s vom G’richt z’wegn einer Erbſchaft aufg’fordert word’n, verſchollen is’s blieb’n. Grillhofer, aber am Tag des Gerichts, da wird Alles an’s Licht zog’n, da wird ſich herausſtellen, was Du Alles ang’ſtellt haſt in ſündhafter Begehrlichkeit; Grillhofer, wann da Sachen an’s ewige Licht kommen, was uns gar net träumt. Wann’s g’fragt wird, wer is Schuld an Deiner armen Seel’verderbnuß? Grillhofer, Schwoger, nöt um a Million möcht ich da an Deiner Stell unbußfertiger vor Gottes Thron ſteh’n, nöt um a Million.
Hätt ihr doch nachfrag’n ſoll’n.
No wohl — no wohl! Aber hizt is’s z’ſpat, g’ſchehn is g’ſchehn. Ich wollt Dir’s ehnder net ſag’n, aber heunt Nacht hat mir wieder von ihr traumt, wie’s da g’ſeſſen17 is im ewig’n Feuer, rundum ’es hölliſche Glaſt. *)Glaſt (Feuerſchein) von „ Gleißen “.O Jeſſes, es war ſchreckbar. Heunt Fruh hab’ ich glei zu meiner Alten g’ſagt, für dö zwei armen Seelen muß was g’ſcheh’n.
Haſt recht, dumm is ſchon, aber haſt recht. No hilft nix, als fleißig fürbitten. Am End haſt doch ſchlecht g’ſehn — na ja — na ja, — im Feuer und Rauchen ver - laſſen Ein’m ja leicht die Augen, wird am End gar net dö Höll g’weſen ſein, ſundern nur s’Fegfeuer, wo die Magdalen’ haſt ſitzen g’ſehn.
Beſchwör’n kunnt ich’s net, daß’s die Höll war!
No ſo geb’n wir’s halt an, wär’ mir lieb wann’s derer armen Seel a z’Guten kam. Wann mer wieder a Biſſel beſſer is, fahr’n mer nach der Kreisſtadt, und da mach mir’s halt richtig — ja — ja — Du ziehſt auf’n Hof ſammt Deine Leut, a kleine Probzeit und ich verſchreib Dir’n, aber, daß nichts verabſaumt wird.
No nix, gar nix, kannſt Dich verlaſſen. No ſchau, ſelb’ g’freut mich, Deintweg’n, Schwoger, Deintweg’n! Meiner Seel! Abg’ſehn, daß’s gute Werk a a Staffel in Himmel is. Aber Deintweg’n ſchon gar. Hizt wirſt ſchon Herr werd’n über den ſakriſchen G’wiſſenswurm, verlaß Dich d’rauf, es is net der Erſte, den ich aus’m Neſt nimm! — Ja, — ja, kannſt Dich verlaſſen! was ich ſagen wollt, wann gehts nach der Kreisſtadt — wann Dir leichter is? Sixt, Grillhofer, ſixt, ſchau Schwoger, hizt laß ich Dir a n’Bader hol’n, ja, ja, ma derf nix außer Acht laſſen und die Kräuter hab’n ja ihnere Heilſamkeit a vom lieben Gott. Ja, ja weißt, hizt is was anderſcht, früher wär’ der Bader zu nix net nutz g’weſen, aber hizten hab’n wir zum Anfang n’Wurm s’Zap - peln g’legt dös is s’Erſte, wann dös vorbei is, kann a der Bader wieder was richten. Mein Seel, heunt g’freut mich mein Leb’n!
Weil ich ſo ein’ Schwagern hab. Ja, ja. Na die Freud’ ſo a bußfertige Seel z’finden bei derer ſchlechten Zeit! Beiſpiels - mäßig war der Saul im alten Teſtament a ſchlechter Sucher gegen meiner, hat ein Eſel g’ſucht und a Kron g’funden, mirDer G’wiſſenswurm. 218aber war kein Kron ſo lieb, als daß ich’s G’ſuchte a findt —
mein’ lieben Schwagern.
No, no, laß’s nur gut ſein und wann’d meinſt, ſo ſchick halt nach’m Bader, wann amal was ſein ſoll, ſo hab’ ich’s gern bald in Richtigkeit.
Ich weiß, ich weiß, mer kennt Dich dafür, Du haltſt auf die Ordnung. Ja ja und no war’s ja recht!
Und daß wir net draus käman, ſo laß uns unſer Bußlied ſingen.
Lied.
Erlös uns von des Lebens Pein O Herr in Deinen Gnaden, Und führ’ uns in den Himmel ein, Das kann uns gar nicht ſchaden!
Lied.
Mit üble Vorſätz geh Fort aus’m Haus, Glei ſchaut die ganze Welt Anderſchter aus! Bin zeitlich fruh noch fort Im Morgendunſt, Kenn alle Hund’ im Ort Freundlich warns ſunſt! 19Nenn’ jeden bei ſein’ Nam’ Kenn jeden g’nau, Hizt bellen’s hinter Oam’: „ Schau, ſchau, ſchau, ſchau, Da geht d’Horlacherlies, Mit der’s net richtig is! Schau, ſchau, ſchau, ſchau! “
D’Vögerln die in der Fruh Singen ſo lieb, Die ſchrei’n jetzt Ein’m zu: „ Dieb, Dieb, Dieb, Dieb! “ Ui, dö Horlacherlies Mit der’s net richtig is. Dieb, Dieb, Dieb, Dieb!
Gſcht! Nixnutzigs G’fliederwerk, net wahr is’s, ſo is die Horlacherlies net. Freilich hot die Mahm g’ſagt, hingehſt und einſchmeichelſt Dich, als ob ich a Katz wär’! Aber kein Red’, dös thu ich net. Aber furt von Hoam bin i gern, u mein, wie gern! Jahr aus Jahr ein kein andern Kirchthurm ſeh’n, als den von Ellersbrunn, d’ſchön Zeit über vor harter Arbeit s’Kreuz kaum g’ſpür’n und n’Winter über beim Spinn - radl ſitzen .... o Du mein Gott, und auf einmal frei h’nausrennen dürfen, in die ſchön grüne, lichte Gotteswelt h’nein, — haha, bleibet a Narr hoam! — Jeſſes und Jofef! Frei kugeln möcht’ i mich im Heu!
Thu’s Dirndel, ich ſchau Dir gern zu!
Wußt ich Du denkſt was Un - recht’s, kriegeſt mir Eine!
No wuſt i gern, was D’Dir denkſt, daß i mir denkt hätt, han Dirndl?
O heilig Mutter Anna, dö is’s!
Jegerl, der Waſtl!
Ja der Waſtl, und Du biſt dö Horlacherlies, eh’ ſchon wiſſen. Hätt’ mir’s net denkt, ich komm’ no z’ſam … Was ſuchſt denn Du da h’rum?
N’Grillhofer.
N’ Grillhofer?
Ja n’Grillhofer.
So n’Grillhofer. — No dem ſein Großknecht bin ich. Willſt leicht in Dienſt bei ihm? Da hätt’ ich a a Wartl d’reinz’reden. Mir zwei taugen net unter ein Dach und wann Dich gleich der Bauer nahm, ſo rennet i heunt no auf und davon.
Z’weg’n meiner brauchſt kein Schuh z’zreißen. Ich bin nur auf B’ſuch!
Auf B’ſuch?
Jo, auf B’ſuch.
So auf B’ſuch. Was willſt eahm denn?
Dös geht Di nix an. — Sag amal, was is denn der Grillhofer für a Mon?
A trauriger.
Ui je, dös taugt mer net, da geh’ ich lieber glei wieder.
Is a g’ſcheidter.
Aber geh, Waſtl, was haſt denn geg’n mi? Thut’s Dich denn net a wengerl g’freu’n, daß mir uns wieder z’ſammfinden?
Müßt’s lüg’n! — Solltſt Dich eigentlich ſchamen, daß’d mich d’erkennſt.
Wußt net warum. Kimmt’s mer doch völlig für, als ſchameſt Du Dich.
J mi? Z’weg’n we, ich frag’ no, z’weg’n we?
No ſchau, Waſtl, wann ich Dir als alte Bekännte gut dafür bin, bleib ich Dir derweil die Antwort ſchuldig, aber möchſt mer net ſag’n, z’weg’n we ich mich ſchamen ſollt?
No dös is doch klar.
So ſag’s!
„ Sag’s! “— O Du … ſag’s, ſagt’s! Hat’s Dir denn no nie leid than, wie d’mir mitg’ſpielt haſt, wie ich no in Ellersbrunn Knecht war?
Wie’s d’Knecht warſt in Ellersbrunn?
Jo, wie i Knecht war in Ellersbrunn.
So, wie d’Knecht warſt in Ellers - brunn.
Thu no, als wußt von All’m nix.
Kann’s doch ſchon die Zeit über vergeſſen hab’n.
Dös ſieht Dir ſchon gleich. Ja, Dir ſchon.
No geh, ſo ſag’s, wie’s war!
Wonn i mag.
Magſt ſchon, wann i Dich bitt.
Meinſt? Biſt a weng ſicher.
Aber, Waſtl, was thuſt denn ſo harb? Ich wußt rein nix!
Da ſchlag dochs’ Wetter d’rein. Bin ich Dir net in Ellersbrunn nachg’rennt, wie narriſch?
Freilich, wol, wol! Selb’ laug’n ich net.
Stund Dir a ſchlecht an.
Is ja Alles zwiſchen uns Zwei in Ehr’n ver - blieb’n.
Ebens d’rum!
Aber, Waſtl, wird Dich doch nit harb’n, daß ſich Keins von uns verſündigt hat?
Dös net. Dös freili nöt! In Ehr’n is All’s verblieb’n, is a dumme G’ſchicht, aber es muß Ein’ recht ſein; mit einer Dirn, was net auf ſich halt, laßt ſich a kein rechter Bub gern ein, war ſchon recht dös Dich in Ehren halten, aber mich für’n Narren halten war von Unnöthen!
Geh! Und wie is denn dös zugangen?
Dös fragſt Du no? Du fragſt dös no? Na ich dank! Han, wie ich g’meint hab, ich möcht’ Dir taug’n, hab ich Dich net g’fragt, wo mir z’ſammkomma kinnten?
Ja, dös haſt g’fragt.
Und weil Dir’s auf der Haid z’einſchichtig war!
Freili —
Und mir auf der Landſtraſſen z’leutſelig, hon i g’ſagt, ich kimm in Wald.
Biſt jo a kumma!
Jo, aber Du biſt wegblieb’n! Sikra h’nein, von wie ’es Mondſchein raufkäma is, bis’s wieder abigangen is, bin ich dort am Fleck g’weſt, und a Kälten hat’s g’habt, daß’s Ein’ ſchier d’Seel aus’m Leib hätt’ rausbeuteln mög’n!
No hon ich Dir’s drauf net gut g’meint, hon ich net g’ſagt: wann Dir die Kälten z’wider war, ſollſt af d’ſteile Wand geh’n, wann hoch um Mittag is?
No war ich net durt? War a a Hitz zum Ver - ſchmachten. Wer aber wieder net käma is, warſt Du.
Du haſt Dich aber neamer beklagt.
Ah freili, noch ja, daß d’mi leicht no zum Auf - friſchen in Mühlbach ſchickeſt! Dank ſchön. Teufi h’nein!
Frotzel Ein’m net!
Aber ſchau Waſtl, was kann a Dirn auf a Lieb geb’n, dö net amal bißel Kaltſtell’n und Aufwarmen vertragt, da is ja mehr Verlaß af’s ſauere Kraut.
Du biſt a Eine, dö m’Teufel aus der Butten g’ſprunga is! Geh’ zu!
No laß Dir a was ſag’n, Waſtl!
Red’, wann’s Dir a Freud macht, aufſitz ich Dir neamer!
Sag mir amal, Waſtl, wie Dir im Wald und a’f der Wand langweilig word’n is, warum biſt denn net hoam ’gangen?
Warum ich net hoamgangen bin?
Jo, warum d’net hoamgangen biſt?
No a ſo — weil — a ſo halt, weil i net hoamgangen bin.
Werd ich Dir’s halt ſagen, Waſtl, warum d’net hoamgangen biſt.
No wann’d es beſſer weißt, als i ſelber, ſo ſag’s.
Weil d’es haſt vor die andern Bub’n net merken laßen wollen, daß’d umſonſt warſt,
Weil’s hätt’ ausſchau’n ſoll’n, als wär ich durt g’weſt und wie lang a noch! Han
war dös rechtſchaffen geg’n a ehrliche Dirn? So red’ was.
Na net — net —
meint mer doch net, Du warſt da h’rum ſo ſpitzig.
Auslaß’, ſag ich. — Aber ich hab’ mich ſchon aus - kennt und allmal zur Zeit wo ich mit Dir hätt geh’n ſoll’n, hab ich mich mit meine Kameradinen hübſch im Ort ſeh’n laßen.
Jo jo und drauf is dös Frotzeln und Feantzeln angangen, und furt mußt’ ich aus Ellersbrunn, weil ich doch net dös ganze Buamerg’ſindel Ein’ um’n Andern nieder - ſchlag’n mag.
Haſt aber a ein Unterſchied g’merkt, zwiſchen ehr - liche Dirndeln und der leichten Waar’.
A ja, dös ſchon, und wie! Hab’s a allz’ſamm in in die Höll’ abig’wunſchen.
Selb’ macht nix, rennen mer do no af der Welt h’rum! — Aber Dir war ſchon recht g’ſchehn für dein un - ehrlichs G’ſpiel.
No, wer ſagt, es hätt net do no ehrlich ausgeh’n mög’n?
Du haſt es net g’ſagt.
No ja, damal war ich dumm und hon g’meint, leicht kunntſt Du no dümmer ſein. Aber ſider der Zeit bin ich ſchon g’ſcheidt word’n.
Dös ſahet mer Dir doch net an.
Hm liegt mer net auf, wann Du’s net bemerkſt. Meinſt, weil ich mich mit eng Weibsleut net einlaß? Bei eng gilt a Jeder für dumm, der ſich net anſtellt wie a Kater im Marzi. Der G’ſcheidter*)Der Geſcheidtere. halt ſich g’rad af die Seiten. — Wie ich damal furt bin von Ellersbrunn, hon ich mir denkt, no haſt abg’wirthſchaft in der Lieb für dein Lebzeit. D’Hor - lacherlies wär’ die Einzige, die Dir taugt hätt’, und Dö ſpielt Dir ſo mit — und ſchad is, wann d’weiter ſuchſt, a Zweite wie die Horlacherlies gibt’s neamer af der Welt! — Gleichwol taugt a dö nix. Aus is und gar is, ſchauſt Dich gar neamer weiter um unter den Kittelwerk. So hon ich’s a g’halten.
Geh zu, Du kunntſt Ein’ ja völlig ſtolz machen, Waſtl.
Ahan, dös gang Dir g’rad no ab, zu dö übrigen Sachen dö d’an Dir haſt.
Na geh, mach Ein’m net ſchlechter. Kannſt es denn wiſſen, ob mir net hart g’ſchehn is um Dich?
Wird Dir a hart g’ſchehn ſein?! Außer es is mittlerweil Einer käma, der Dir’s abg’wonnen hat.
Na, dös is net. Ich bin mir g’rad ſo g’ſcheidt wie Du.
Was? Du warſt noch, wie mir damal voneinand gangen ſein.
Akrat!
Kannſt mer in d’Aug’n ſchau’n, Dirndl?
Kerzeng’rad a noch!
Schwör’!
Meiner Seel und Gott! — No ſag mir aber, Waſtl, wann’s nur dö Eine Horlacherlies af der Welt gibt, warum ſtund Dir denn die a neamer an?
Ja weiſt, Liesl, dös is a ſo. Du biſt freilich a ſo a recht, wie D’biſt, aber a ſo biſt net, wie ich mir Dich einbild’t hab.
No ſo ſei halt kein ſo a einbilderiſcher Ding.
Ja, mein Gott, dös verſtehſt net. Dös is halt wieder a ſo: Wann ma di a ſo anſchaut, da kriegt ma erſt vor’m Herrgott’n Reſpect, der a ſo was af’ d’Füß ſtellt, ſo friſch und lebig und ſauber und kreuzbrav, dös war ſchon dö Horlacherlies wie’s kein Zweite net gibt, aber wann ma denkt, wie Du Ein’m mitſpiel’n magſt, wo Du Deine Kram - peln verſteckt haſt, da meint mer doch, ſelb’ taugt a wieder net; wann D’ nur a biſſel a Demüthigkeit no hätt’ſt!
Jegerl, geh’ zu, weil Du ſo demüthig biſt, g’langſt glei keck nach der Dirn wie’s kein Zweite mehr gibt, und verwunderſt Dich, daß dö net gleich a bemerkt, daß Du der Waſtl biſt, wie’s kein Zweiten mehr gibt.
A na, ſo hon i nie g’red’t.
Aber than haſt darnach.
Na, na, aber ſo thu ich neamermehr und no ſein mir all Zwei g’ſcheidter und no könnt mer’s rechtſchaffen und25 ehrlich von vor’n wieder anheb’n, wann Dir nur taugen möcht.
Wer weiß, ob’s mir net taugt.
Aber Liesl, neamer für’n Narren halten.
Aber Waſtl, wie wurd denn dös ſein kinna, Du biſt ja hizt ſo viel g’ſcheidt.
Na, Dir is mer’s leicht net g’nug. Aber red’n laß’ no mit Dir d’rüber nach’m Feierabend.
Wohl, wohl.
Wo b’ſtellſt mich denn hin?
Weißt’s ja eh — in Mühlbach!
O Du Unend. dös zahlſt mer —
A Ruh gibſt. Eine hob’ ich Dir ſchon verſprochen — d’Zweite verdienſt hizt —
Zaltag iſt!
Aber nöt vor dö Leut, Liesl!
Ho, Großknecht, wehr Dich! wehr Dich, ſunſt geht’s Dir ſchlecht.
Halts Maul!
Je ſchau, ſchau, weiß mer’s doch jetzt, warum ’n Waſtel kein hieſige Dirn net anſteht, dös is ſein Schatz und der kimmt von auswärts.
Beſſer a Dirn kimmt von auswärts, als ſie geht nach einwärts, dös ſteht net ſchön.
No, no, Waſtl, richtig is net mit Dir, haſt ver - geſſen, daß Mittag is? Wir ſein Alle ſchon abg’futtert, hab’ Dir dein Eſſen af d’Seit g’ſtellt.
Ich frag nach kein’m Eſſen. Han Liesl, magſt Du’s leicht hab’n? Haſt ein weiten Weg hinter Deiner; wirſt hung’rig ſein.
No wann viel is, gib’s her.
Wird net wenig ſein. Kumm nur. Und dann ſchau, daß’d mit unſern Bauer auf gleich kimmſt.
Liesl heißt’s?
Soll’s in Dienſt?
Dös war Recht. Waſtl, dö bring’ nur auf’m Hof. Biſt ſo luſtig, wie’s d’ausſchauſt, Dirndl.
Bin mein Lebtag net trauriger g’weſt, wie hizt.
Nachher is’s ſchon recht. Brachſt’n Bauer wieder z’recht, dös war a verdienſtlich Werk; möcht mer doch wieder lachen und luſtig ſingen hör’n auf’n Hof, wie ma alt word’n is dabei.
No ſoll dös net ſein?
U mein, na! Hörſt nix, als von Buß und von Reu und vom Verſterb’n!
Na, da thu ich net mit.
Und Koans ſoll ſich rühr’n.
Oes armen Haſcher, ös! No ich g’hör net zu dö Engern und juſtament ſing ich hizt Oans.
Nöt, Liesl, na; war no z’fruh, eh’ ſchau, daß Dich der Bauer leiden mag.
Weißt ja net was ich ihm will und ob mir d’rum is, daß ich ihm anſteh! Kränkt mich ja gar net, wann er mich gleich davonjagt und dann geh’ ich wieder und bring der Mahm ein ſchön’ Gruß.
Du gangſt — glei —
Wonn a i geh, kannſt ja Du doch kimma!
No is’s eh recht.
No und hizt laßt’s mich aus, wann ich mir s’Ein - wendige von ſo einer traurigen Wirthſchaft betracht, wird mir eh die Luft z’wenig in der Stub’n und ich bin mir nimmer gleich, bis ich wieder draußt bin. Muß ich ſchon eini, ſo lang ich noch außerhalb bin, bin ich d’Horlacherlies und zum Trutz noch einmal ſo luſtig.
27Lied.
1.
A Bub kimmt zu’n Himmel, Fragt beim Peter’n ſich an: „ Gibt’s da Zithern und Dirndeln? So biſt Du mein Mon! “ Und drauf ſagt der Peter: Dös gibt’s bei uns net. Und da krazt ſich der Bub Hinter’n Waſchl und geht.
2.
Der Bub kimmt zur Höll’ d’rauf, Fragt beim Teuxel ſich an: „ Gibt’s da Zithern und Dirndeln? So biſt Du mein Mon! “ Und drauf ſagt der Teuxel: Dös gibt’s bei uns net, Und da krazt ſich der Bub Hinter’m Waſchl und geht.
3.
Und Zithern und Derndeln Na, dö kann i net lon,*)Laſſen. Und ſo ſteht mer der Himmel Und s’Höllreich net an. O ſchön grüne Welt Laß’ ſag’n, wie d’mer g’fallſt, So lang Zithern klingen Und mei Dirndl mich halst!
28Chor.
O ſchön grüne Welt Laß’ ſag’n wie d’mer g’fallſt, So lang Zithern klingen Und mei Dirndl mich halst.
Erlös uns von des Lebens Pein O Herr in Deinen Gnaden, Und führ’ uns in den Himmel ein Das kann uns gar nicht ſchaden!
So — ſo — nur a weng in’s Freie, — und die Stuben derweil lüften — und a biſſel Waldrauch eine machen!
Nur langſam — geht ſchon, geht ſchon — halt Dich nur an d’Rosl — ſchau, ſelb’ thun Dir dann alles meine Kinder, — na ſiehſt, ſo ſein wir da, — ja ja ſo ein’ Schwagern hab’n, dös is ſchon die neunte Seligkeit. No ſitz nur nieder —
No niederſetzen, — is eh recht!
So! — Und nachhert, daß ich ſag’, ja, daß ich ſag’, der Bader meint, wann Dich s’Ausgeh’n g’freu’n möcht, kunntſt es ſchon wag’n.
Der Bader, … der Bader, dös is a Eſel, kunnt eben ſo gut ſag’n, wann mich’s Tanzen und Springen g’freut, ſöllt ich mich net abhalten laſſen.
No, no, wer weiß, wann’s die Bußhaftigkeit verlanget, wie beiſpielmäßig der König David zu Gottes Ehr’ tanzt hat — brachſt es leicht a z’weg’n. Und wann Dir30 recht war — ſchaden that’s net, meinet der Bader — na — ja — ſo kunnt mer morg’n ſchon nach der Kreisſtadt fahr’n — hm — hm — beiſpielmäßig, weil D’ ſelber g’meint haſt, es möcht Dir recht ſein, — weg’n der Ordnung — no — beiſpielmäßig nur.
Haſt Du’s aber eilig!
J? Ah na — nöt d’ran denken — aber weil Du ſelb’n ſchon — beiſpielmäßig —
Is ſchon gut.
No weißt, ich mein halt nur, dö arme Seel da unt’ könnt’s völlig nöt d’erpaſſen, und that ihr ſchon s’erſte Ruckerl wohl, was af unſer eindringlich Fürbitten g’ſchahet. Beiſpielmäßig halt’s der Teuxel an oaner langen Ketten, wie a Bub ein’ Maikäfer an ein’ Bindfaden, wie mir aber anheb’n, muß er’s ſcho a Bröſerl auffi laſſen, nöt höher leicht wie die Laub’n da, aber doch, und wie mir nöt nachlaſſen, is’s mit’m zweiten Schub ſcho durt auf’m Nuß - baum und ſo höher und allerweil höher, und wann Du Dich dann noch einſetzt’ mit Dein’ guten Werk und wirfſt Dein Gut in’s Meer, dann reißt die Ketten mitten wurz von ein - ander und heidi fliegt dö Seel auffi in Himmel, haſt es net g’ſeh’n — holt’s kein Teuxel mehr ein! Hehe — ja — ja —
Hehe — war eh’ recht.
Und Dein G’wiſſenswurm, was deßtwegen in Deiner Bruſt war, findt nix mehr z’nag’n und z’beiſſen und verſtirbt Dir elendig — aber ſchon elendig — der Sakra! Und all zwei ſeid’s d’erlöſt.
War ſcho recht, war eh recht.
No, magſt Dich drauf verlaßen, — hm, ja. —
Glaub mir, wann ich Dir was ſag: — der Wurm fliegt in Himmel und die Magdalen’ verſtirbt Dir elendig ....
Ah na — no, s’Selb war ja verkehrt.
Was? — Ah ja — ahan — hon ich’s g’fahlt geb’n?
No wie! Nach was haſt denn ausguckt?
Ob moring — ob moring wol a ſchön Wetter ſein möcht, beiſpielmäßig, daß mir a weng furtfahr’n kunnten.
No da haſt’n ja n’Grillhofer! Siehſt, der mit’m Polſter auf’m Rucken.
O Du Lalli, „ der mit’m Polſter auf’m Rucken “ſagt’ er, wie wann der ang’wachſen war. Was gibt’s denn?
Dös Dirndl will z’Dir af B’ſuch.
So ſo, na kimm nur naheter, — wer biſt denn — woher kimmſt denn — was willſt mer denn, han?
U mein Jegerl, dös dermerk’ ich mir ja gar net der Reih nach, dein’ Frag’n nach biſt lang nöt ſo alt, als’d ausſchauſt; aber Bauer, dös muß ja ſchön langſam geh’n und Tipferl … für Tipferl.
So, ſo, han und nach jedem Tipferl ſchadet a gut Tröpferl a net? Na Waſtl ſchau halt nach der Rosl, ſö ſoll Dir a Flaſchen Süßen geb’n, und a weng Schleckwerk find’t ſich wol a noch in der Speis.
No ſitz nieder, Dirndl.
Mit Verlaub!
Werd’n mer halt ſchön langſam Tipferl für Tipferl fürgeh’n. So ſag amal: wer d’biſt?
D’Horlacherlies hoaßen’s mich.
Horlacher? Schau! Und woher kimmſt denn?
Von Ellersbrunn.
Von Ellersbrunn. No is ſchon richtig, no b’ſinn ich mich ſchon. J hon a alte Horlacherin aus Ellers - brunn kennt.
Dös is mei Mahm.
Ja, ja, a kloans dicks Weiberl, i weiß ſchon. Is a paarmal in mein Haus käma, wie noch mein Alte —32 Gott hab’s ſelig — bei’n Leben war. Sider der Zeit hon ich’s neamer g’ſehn.
Mir ſein a mit Dir in Verwändtſchaft.
So? Dös is’s erſte Mal, daß i davon hör! Wie denn wol?
Aus ihrer Mutter ihrer erſten Eh’ hat Dein Weib ein’ Halbbrudern g’habt und dem ſein G’ſchwiſtertkindersſohn hat meiner Mahm ihr G’ſchwiſtertkinderstochter g’heirath.
So? ſo? — Mein Weib ihr halbeter Bruder — .... na, wie war dös nachert g’weſen?
Dein Weib ihr’n Halbbrudern ſein G’ſchwiſter - kindersſohn hat meiner Mahm ihr G’ſchwiſtertkinderstochter g’heirath.
Da thut Ein’m der Kopf weh dabei!
J hab’ mer’n net drüber z’brochen, ich hon dös G’ſetzel eing’lernt wie a Staarl, wie die Schulkinder n’Kate - chiſimuß!
Biſt doch aufrichtig.
Na wol und ſchon wie.
Bleib’ nur da, Waſtl, mußt’n Hausvatern machen, mußt einſchenken und nachfüll’n. Ich g’lang net ſo weit und ſoll ich was halt’n, zittern mer d’Händ, verſchüttet leicht was, war Schad d’rum.
Auf dein Wohlſein!
Kriegt der a was?
No wol, wol — fangſt ſcho wieder an?
Na, na — wann ma net vergunnt is .... wann ma net vergunnt is ....
Einſchenk’ ſag ich! Du Sakra Du!
Na verkoſt’n nur. Verkoſt. Freilich mehr für d’Weibsleut, aber a guter Tropfen.
Jo hehe, möcht’ mer do ſelber gleich, wann dös a Trunk für d’Weiberleut is, a Weib werd’n.
Biſt eh ſchon Oans und a alt’s dazu.
Waſtl!
Hob a Oans für Dich mitbracht!
Weißt, ich trink net! No weil ſchon da ſteht, laß’s halt! — Woll’n mer wieder von was G’ſcheidten reden. Dirndl, a Antwort biſt no ſchuldig. Was d’da willſt?!
Bißel erbſchleichen ſollt ich!
Sollſt? Teufl h’nein, wer kann Dich denn dazu verhalten?
Neamand! Meiner Mahm war’ dös af einmal eing’falln, und ich taug a ſcho gar net dazu. Allweil um Oans herumſcherwenzeln wie a Hund, derweil mer ihm in d’Schüßel blast; — und paſſen und warten af’s Verſterb’n, ah na, wurd mer ganz entriſch dabei, leb’ ich doch ſelber ſo viel gern.
Na, Bauer, meiner Seel, möcht Dich unſer Herrgott no hundert Jahr leben laßen, ich neid’ Dir kein Tag, nöt ein oanzigen neid’ ich Dir!
Biſt a herzgut’s Derndl!
Ich wär’ eh net her, aber um’s Hoambleib’n war mer grad a net z’thun, außi wolt ich gern; — Doch a ſo herumvagir’n und dann lug’n: ich war da g’weſt, dös wollt ich wieder nöt. No thuſt mer halt den G’fall’n und ſagſt, es wär’ da nix z’hol’n und jagſt mich wieder hoam.
Hehe — kimmt Dir wol net ung’leg’n, wann i mir mit Hoamjag’n a weng’ Zeit laß’, han? Möcht’ aber doch wiſſen, wie dein Mahm af dö Gedanken käma is!
Ah dö Mahm hat’s recht ernſthaftig g’meint!
„ Liesl “— hat’s g’ſagt — „ ſchau, Liesl, Du biſt a einſam, verweist’s Dirndl, mußt Dich umthun, mußt dazuſchau’n! Verwändt biſt amal mit’m alten Grillhofer, dös können mer ſchriftlich aufweiſen. Geh hin, ſchau eahm nach, ſoll ihm ſchlecht geh’n, leicht gar macht er’s neamer lang — verzeiht ſchon,Der G’wiſſenswurm. 334Bauer — „ thu Dich a weng einſchmeicheln, er hat ſunſt dö luſtigen Leut nöt ungern mög’n ....
Möchts wol a hitzt no ....
Wonn net ....
Wann’d mer noch amal ’n Bauern ſtupfſt, kriegſt a ein’ Deuter!
„ Und no geh’ zu, “hat’s g’ſagt, „ daß Dir Neamd fürkimmt, mach dein Sach g’ſcheidt, leicht koſt’s no a Wartl, und dös Sein’ is Dein! “— No was, Bauer, mei Mahm kennt ſich aus, hätt’ſt wol ein ſchweren Stand, that ich nach ihr’n Reden, aber ſo, bin ich doch a bißel z’viel aufrichtig zu’n Erbſchleichen.
Dafür bin i a no da.
Zum Erbſchleichen?!
Was? — ah na — na dös net, mußt mi recht verſteh’n Dirndl, i mein dafür, daß der Schwoger nöt ſein Sach z’weg’n ein Wartl weggibt.
Wo Du ſchon ſo viel Warteln d’rum g’redt haſt!
So? Der Schwager biſt Du? Schau, von Dir hat mei Mahm a g’redt; ſagt’s: „ nimm’s net z’leicht, ſoll neuzeit a Duckmauſer bei ihm aus - und einrennen. “
Muß a recht a z’widers Weibs - leut ſein, Dein Mahm — a recht a z’widers Weibsleut.
Kunnt’s net ſag’n, weiß zwar net, was ihr ein - g’falln’ is, daß’s mich herg’ſchickt hat, leicht hat ſie ſich gar denkt, es war net’n Bauern ſein Schaden, wann ich Dich beim Furtgeh’n a mit nahm.
Hehe, hizt hab’ns’n allzwei in der Arbeit.
No lachſt Du a no dazu.
Na, weinen wird er, müßt ja a Kuh lachen, wann’s Dich hizt anſchaut.
Beiſpielmäßig lacht a Kuh gar net —
Na, aber a Ochs wird gleich flehnen.*)weinen. —
Dich hob’ns orndli.
Lachſt a wieder amal, Bauer? Luſtig war’n mer ſchon lang net.
Ja luſtig — ſchaut’s mich an — ſo alt und ....
J kenn ein Aeltern. Hab’n mer ein’ Bauern in Ellersbrunn, der hat ſeine achtzig auf’m Buckel und am Kirtag ſchreit er no um ſein Muſi und ſingt:
Lied.
No will ich amal luſtig ſein, Bin glei a alter Mon, Doch will ich ſo, uo Sikra h’nein, Wenn gang denn dös was an!
Jeſſes, Jeſſes, Bauer, geh’ thu mir B’ſcheid!
Du haſt ja koan Glasl.
Mir trinken aus Oan!
U mein Jegerl, ja Liesl mir trinken aus Oan.
Schau’n Waſtl — Du Hoamlicher — is dös die Rechte amal? hehe.
A wohl — dö war’s ſchon.
Warum ſoll i nöt luſtig ſein? Gott is a guter Mon, Mir g’fallt es Leb’n mer ſchmeckt der Wein Und Neamad geht’s was an!
No brumm a mit, alt’s Eiſen!
Hon i doch all dö Lebtag mein Koan Schlechtigkeit net thon, Und will i amal luſtig ſein, Wem gang denn dös was an?!
Do ſingſt nöt mit, Schwager! Möcht wiſſen wie’d da mit ſingſt, ohne daß dir der Stimmſtock umfallt! Sing mit, wann’d kannſt. Haſt all dein Lebtag koan Schlechtigkeit nöt than? Haſt net? Han?!
I ſing’ eh net mit;
Und laß der ſagen, ſo is die Weiſ’ net, wie mer d’armen Seel’n d’erlöst und ſo ver - ſtirbt a der Wurm net. Wann d’n a jetzt mit Wein ein - ſchlaferſt, moanſt er wird neamer munter? O er wird ſchon.
Jo was is’s denn? Was haſt denn auf einmal, Bauer?
Laß’s gut ſein, laß’s gut ſein, Dirndl, ich dank Dir ſchön, haſt es recht gut g’meint, aber ich und Du ſein a gar z’ungleich G’ſpann, tauget mir ſchon, kunnt ich no Schritt halten mit Dir, aber ſo bin halt ich der Stützige. Jo, jo, d’Luſtbarkeit ſind’t da in mein’m Einwendigen ein gar’ ſtrengen Herrn, der’s austreibt, es leidt ſich amal koan Fröhlichkeit auf mein Hof, no wirſt ſelber kaum verbleib’n woll’n und ich darf Dich a net verhalt’n, s’wird völlig Ernſt mit’m Furtſchicken, — na, na, daß’d mer net ganz harb biſt, ſoll der Waſtl, wann Feierabend is, a Stuck Weg mit Dir geh’n.
No ſollt ich fort, und is Dir’s Luſtigſein doch ſo gut ang’ſtanden; geh ich, fangſt mer wieder zu’n Duck - mauſern an.
Mein lieb Dirndl, anders ſchickt ſa ſich neamer für mich.
Möcht doch wiſſen warum?
Jo ſiehſt, Derndl, Du biſt für Leut’, was nöt ſchwer trag’n unter’m Bruſtfleck, für Solchene aber
is der der Rechte. Vor ein halb’n Jahrl hob ich mein’ Deuter kriegt, ſunſt allwal g’ſund, ſtreift mich af amal der Schlag. Elendig bin ich dag’leg’n, hon aber no net g’wuſt, wo dös h’naus ſoll, aber der hat ſich gleich auskennt, is gleich zu mir in’s Haus g’rennt und hat g’ſagt: Schwoger, hat er g’ſogt, Du haſt a Sünd af Dir, was d’nie no recht bereut haſt, haſt’s allweil af d’leichte Achſel g’nummen, und unter der Zeit is der Wurm in Dir foaſt word’n, ſo foaſt,37 daß D’r hizt, wo er ſich aufdammt hat, bald Seel und Leib vonand gangen wär’n! No ſchau halt hizt dazu. Beſſer ſpot wie gar nöt! No Recht hot er g’habt, Recht hat er g’habt, war wohl ſchon a verſchlafene G’ſchicht, aber Recht hat er doch g’habt, wie er mir’s vor’gſtellt hat. Jo, jo.
Hättſt es net aufwecken laſſen, dö verſchlafene G’ſchicht. Wär’ g’ſcheidter. Soll hizt der Floh, denn Dir der in’s Ohr g’ſetzt hat, n’Wurm freſſen?
Mußt nöt g’ſpaſſen mit ſölchene Sachen, mein lieb’ Derndl. Du weißt halt no von wenig. Aber ich will Dich net ohne Einſeh’n laſſen; ſündig, wie ich war, und reuig, wie ich bin, ſollſt mich kennen lernen; ich will Der dö G’ſchicht am Weg mitgeb’n, ſo Verſündigungsſachen ſein allmal lehrreich für dö Weibsleut! Mag wohl ſchon a fünf und zwanz’g Jahrl her ſein, hat damal mei Weib noch g’lebt, da is a Dirn zu mir in Dienſt käma, war a klein mollets Ding, bisl hoffartig, hat ſich mit koan Bub’n nöt abgeb’n, nur af mit hat’s freundlich g’ſchaut; daß ich ſag, mei Weib hat koan oanzig’s Kind af d’Welt bracht, allweil is’s krank g’weſt, und um dö Zeit is gar elendig dahin - g’leg’n, ich aber war allzeit a kerng’ſunder Mon, und ſo ſchickt ſich’s halt amal, ich triff die Dirn allein, und ſo is’s halt käma, wie’s oft kimmt und zugeht af derer Welt. Bin mir nöt ganz klar, dö Dirn war nie ſo recht offen, war dös Wahrheit, oder hat’s nur dö ſchwere Arbeit los werd’n wöll’n, ſie hat a ſo than, als war’s af dö Verſündigung neamer recht richtig mit ihr. Aber lang vor ſich’s hätt weiſen können, is mein’ Weib ihr Vertraulichkeit zu mir aufg’fallen, dö hat’s zu ſich rufen laſſen, hat’s ’beicht oder net, weiß net, aber ſie hat af amal fortbegehrt und ich hab’s a nöt ungern fortlaſſen.
Was D’da verzählſt, Bauer, dös is freilich wohl nöt recht, kann aber doch net allein af Dein Rechnung käma, ſein ja doch Zwei dabei g’weſt.
Wohl, wohl, zu ſolchene Dummheiten ſein für g’wöhnlich zwei von Nöthen. Aber ich hätt ſoll’n n’Gſcheid - tern machen. Wie’s amal furt war, war’s wie vom Erd - bod’n wegblaſen, weit und breit da h’rum hat’s Neamand mit kein’ Aug’n mehr g’ſehn. Was wohl mit ihr g’ſcheh’n38 is? Hizt liegts mer halt ſchwer auf, weil ich’s auf’n Sün - denweg g’bracht hab, wie weit’s wohl d’rauf fortg’rennt ſein mag immer naheter und naheter der Höll zuhi! Und hizt leicht gar net weit davon einloſchirt! Jo, jo!
Und dös is dö ganze G’ſchicht? Z’weg’n dem willſt Haus und Hof in fremde Händ’ geb’n, nur damit’ſt mehr freie Zeit und a G’ſellſchaft zur Bußübung kriegſt?!
Wohl — wohl.
Na hörſt Bauer, meinſt, wann mer amal dumm war, ma macht’s beſſer, wann ma dann no dümmer is?
Red’ nur Du nix d’rein, Waſtl, dös ver - ſtehſt Du net; ſei froh, daß’d nix af Dir haſt und ſchau dazu, daß’d a nix h’naufkriegſt, wo’d dös möchſt verſteh’n lernen.
Is a rechte Lehr’ — is a wahre Chriſtenlehr, Waſtl; nimm Dir’s z’Herzen! Beiſpielmäßig möcht Einem s’Leben anlachen wie a ſchöner Obſtgarten, aber zulangen is net verlaubt, dös verwihrt Ein’m der liebe Gott.
Geh’ zu, Schwarzer, mußt unſer’n Herrgott’n nöt zum Vogelſchrecker machen! Hat er doch ſelber die Kirſchen ſo rothbacket und d’Weinbeer ſo glanzend g’macht, no und übernimmt ſich Eins, is dös ſein eigene Sach’, wie er wieder mit ſein’ Mag’n auf gleich kimmt, und beiſpielmäßig gibt’s koan beſſere Lehr als ſo ein übereſſenen Spatzen, was marod auf’m Aſtel ſitzt und’n Andern zuſchreit: Z’viel is ung’ſund!
Mein liebe Dirn, beiſpielmäßig kennſt Du Dich lang no net aus, is a gar koan Red vom lieben Gott, der Ein’m all’s Gute vergunna möcht, ſundern vom hölliſchen Erbfeind, was Ein’m zum Uebermaß verlockt, wo n’Ein’m drauf net gut wird und ma nachhert in der Höll’ ſein Kamil - lenthee kriegt, was aber Kein’ net ſchmeckt. Ja, ja, unter dö Kirſchen liegent eben n’Hölliſchen ſeine Fallſtrick und wo ſich hizt der Schwoger alſer bußfertiger davon loslöst, hat er ſcho recht, wann er a a jedes Faderl von ſich thut, wo do nochmal der Hölliſche amal anknüpfen kunnt.
No ſeht’s es — ſeht’s es. Dös is a Red. Der verſteht ſich halt d’rauf — ja dadrauf verſteht er ſich.
No is a a ſchöne Profeſſion!
Und hizt laß mer dö unnöthig Wartlerei ſein. Mei lieb Dirndl magſt D’r vor D’gehſt noch a weng mein Hof anſchau’n, thu’s ohne Neidigkeit, is Dir vielleicht zum Beſſern und bleibt D’r manche Verſuchung d’erſpart, wann nöt wird wie Deiner Mahm ihr Abſeh’n war. Wann’d zu ihr hoamkimmſt, magſt ihr ſag’n, ich laß’s ſchön grüßen und ſag’ nur, wie’s wahr is, Du wärſt wirklich ſchon z’ſpat käma. Morg’n wann a ſchöner Tag is, fahr ich vielleicht ſchon nach der Kreisſtadt und thu a jed Faderl von mir, wo no der Teuxel mich anfaſſen kunnt, ich thu’s ’m Schwa - ger verſchreib’n, der is ſcho mehr auf ſeiner Huth. Und no b’hüt Dich Gott, Dirn, daß’d da warſt, war mer doch a klein Aufheiterung, wann’s a bei mir net recht verfangen will, und no vergelt Dir’s Gott! Und wonn amal all’s in Ordnung is, und ich bei mein’m Schwogern in der Ausnam bin, dann ſuch mich hoam, vielleicht bin ich dann ſcho a weng luſtiger word’n.
Ja, ja freilich, mein lieben Ausnehmer magſt nachhert ſchon b’ſuchen.
No b’hüt Dich Gott, Bauer.
B’hüt Gott und ſpater vergiß net auf mich und kumm fein.
O ich ſchau Dir ſchon nach!. ..... ich weiß net, mir g’ſchieht ſo viel hart um Dich, — es is mir, als wär’ Dir dös traurige Weſen ’naufz’wungen, und ſtund d’rum a net’n lieben Gott noch’n Menſchen an, is mir als ſollt ich Dir noch a ganz a Menge ſag’n, aber ich wußt wahrhaftig ſelber net, wie ich’s vorbringa ſollt. B’hüt Dich recht Gott!
Schickſt es richtig furt? —
Bauer mir is als ſolltſt es dahalten — dahalten —
War wohl Neamd lieber als Dir! Biſt a Feiner Du!
Is a recht! Setz morg’n den Duckmauſer auf’m Hof, ſo renn ich übermorg’n ſchon nach Ellersbrunn und müßt’ ich in’s Taglohn. Möcht nachher ſo a Wirthſchaft mit anſeh’n, ſo a Wirthſchaft — heilig Kreuzdonnerwetter!
Ob ich mir’s net denkt hab, Grillhofer! Ich hab mer’s aber denkt, wie’s vermeinen, es gibt bei Dir was z’holen, ſo kommen Dir Leut in’s Haus g’rennt, mit denen Dein Lebtag nix haſt z’thun hab’n wöll’n!
No ſucht halt Jed’s af der Welt ſein Vor - theil. Kummen’s, ſein’s da, gibt’s nix, gehen’s wieder! Beirrt mich net und kann Dir wohl a gleich ſein.
Wannd’ a ſo denkſt, freilich wohl. — Dein Weib, mein Schweſter, hat eh amal g’ſagt: — wart a weng’. — wie war den dös? Daß ich’s net nur beiſpielmäßig, ſun - dern Wartl für Wartl fürbring, wie’s g’weſen is! Ja ja, fallt mer ſchon ein. Dein Weib hat eh a amal g’ſagt: Niko - demi, hat’s g’ſagt, auf’n Mathis ſchau mir und weiſ’ mer’n fein nachi in Himmel. Bringt Dir wohl a ein Lohn, denn nach dem, wie der Mathis ſich an mir verſündigt hat — jo — wie er mir weh than hat, war’s net ſchön, wann er net das Seine bei unſerer Famili laſſet.
Dös hätt’ mei Weib zu Dir g’ſagt? Hat Dich do nie gut leiden mög’n. Schau, Duſterer, Du biſt ja hizt eh am Ziel, was bringſt denn ſolchene Sachen für? Kam ich Dir af a Lug, möcht’s Dich reu’n.
No wirſt doch net meinen — Schwoger — wirſt doch net meinen? ....
So hat mein Weib nie g’redt.
Aber, Schwoger, glaub’ mir … — no, ſoll ſie’s nöt g’ſagt hab’n, — Du biſt krank, ich will net ſtreiten mit Dir.
Öha! Grüß Gott mit - einander! Duſterer Dich ſuch ich! Hat mer Dein Alte g’ſagt,41 ich traf Dich do, is mer recht, muß gleich wieder furt mit meine Roß, — geht eahner wie mir — kinnen net lang ſtehn.
Was gibt’s?
Vorerſt liegt a klein Faßel Eſſig für Dich in der Kreisſtadt, möchſt’n bald abhol’n — ja — da haſt vom Spediteur n’Frachtbrief.
Was haſt’n nöt glei mitbracht?
Weil er no net zahlt is!
Noch was?
A Seitel Wachholder hon i mir verdient, mein ich.
Dös war dös Faſſel nöt werth.
Ah, wer redt hizt vom Eſſig. Haſt a ſchlecht’s Angedenken! Vor ein’ halben Jahrl hoſt mer’s verſprochen, wonn ich Dir was auskundſchaft.
Was ſagſt? So, ſo, no da kimm nur glei mit hoam.
Kumm eh g’rad her, wonn ich ſo viel uma - nand renn’, wird mer ſchwindli, no jo, bin nur s’Fahren g’wohnt. Bleib’n mer da — is jo nur der Grillhofer, Dein Schwager!
Sakra h’nein! Mitkimmſt, ſog ich!
Wos?!
Sunſt verſpielſt’n Wachholder!
So redt’s? — Wer — wer biſt denn Du? Biſt leicht mei Herr, daß’d mit mir ſo h’rumſchreiſt? Han, ſchau Dich an nothiger Ding! Möcht’s es jetzt gern ablaug - nen? Wann’d mer a ſo kimmſt brauch ich’n gar net Dein Wachholder, brauch’n net! Ein ander Mal ſuch Der Anderne aus zu ſölchene G’ſchäften, mich net!
Schau Der’n an — a Seidel Wachholder hat’s golten, um d’Ries - ler Magdalen is gangen, was vor fünf und zwanz’g Jahr in Dein Dienſt war ....
Was ſagſt, um d’Magdalen’?
Jo, wo’s verblieb’n is, ob’s no lebt, oder ſchon verſtorb’n is. Jo. Seit oan halben Jahr, zeit - und randweis hon ich nachg’fragt. Und hizt reut’s ihm, hizt reut ihm dös Seidel Brañtwein .....
No red, red, Lenhardt …
No verdient hab ich mer’n.
Kriegſt’n net.
Brauch’n net, hab ich g’ſagt, ſolltſt Dich ſchamen geg’n ein Fuhrknecht! Bauer willſt hoaßen? Nix biſt.
Laß’n, Lenhardt, laß’n. Was is mit der Magdalen’?
Auskundſchaft hon ich’s!
Sie lebt?!
Ja wohl! — Ah ſo, Du biſt’s g’weſt, Grillhofer — ah ja Du, ich hon g’meint
der ſchreit wieder geg’n meiner.
Um Gotteswill’n, Lenhardt, b’ſinn Dich af d’Wahrheit, haſt a recht g’ſeh’n?
No wohl recht g’ſeh’n und recht g’fragt.
Du wöllt’s hizt ausg’funden hab’n, wo ’es Gericht ſie die lang’ Zeit her ſcho ſucht!
Ausg’ſchrieb’n war a Erbſchaft, aber g’meldt hat ſa ſö net, weil ihr dös G’ſpiel z’viel verſchuldt war.
Und wo, wo haſt es denn aufg’funden?
A drei Stund von da, wann’d ins Gebirg einifahrſt, an der kahlen Lehnten hat’s ihr Wirthſchaft.
Ich muß hin, — wird mich net umbringen dös bißel Fahr’n, wird mich nöt umbringen; mit meine eigenen Augen muß ich mich überzeugen, wie’s mit ihr ſteht, in was für oan Elend als’s lebt!
Rosl — he Rosl hörſt!
Lenhardt, dank Der ſchön, haſt mer a rechte Wohlthat d’erwieſen. Dank Der ſchön, Da haſt.
Is gern g’ſcheh’n, Bauer,
no, vergelt Dir’s Gott!
Was willſt, Bauer?
Eil’ dich, Rosl, der Michl ſoll hurtig ein - ſpanna, er muß mich führen, er weiß ſich aus, nach der kahlen Lehnten fahr’n mer.
Aber Bauer!
Sei ſtad, Rosl, es muß ſein, hätt ſonſt kein Ruh und kein Raſt. ’m Waſtl ſag, thät mer leid, aber er konn ſei Derndl hizt neamer begleiten, muß hoam bleiben, weil ma net wißen kann, was leicht no wird oder g’ſchiecht. Und hizt thu Dich um, richt’ mer mein Rock und mein Hut und n’Schoofpelz konnſt mer a af’n Wagen werfen, für dö Nacht etwa.
Aber ....
Geh zu und thu wie ich ſag!
J trag’n ſchon!
Laß los?
Aber Schwoger.
Rühr’ mir a nix Meinig’s mehr.
Schwoger — laß reden.
Mir hab’n ausg’redt; alsdann dö Magda - len lebt, lebt’s nöt? Erzlugner!! Is die Höll a drei Stund von da an der kahlen Lehnten? Is dort die Höll, Erzlugner!
Grillhofer!
Erzlugner!!
Teufi, is der Grillhofer ſchichti word’n! No mach der nix d’raus, kimm mit, zahl ich Dir a Glasl.
Schau, wie der Wachholder blüht!
Vergreifa kunnt ich mich an Dir — völlig vergreifa.
No aber nachhert gute Nacht! N’Polſter haſt ſchon, und ich that Dich ſchon a orndlich zudecken.
Der leidig Höllteufl hat Dich herbracht.
Nöt war is, Dein Weib hat mich herg’wieſen!
Sikra h’nein, is eh’ ſo, mein Weib hätt’n hoam halten ſoll’n den verſoffenen Lump, hätt doch ſelb’n herrennen können, hätt ihr d’Füß net koſt’t! — No g’freu Dich, wonn ich hoam kimm! — Sand*)Sind. an all’m Elend ſchuld ſcho von Paradeis her, dö Weibsleut! — A holb Jahr plag’ i mich obi, dank’n Himmel für jeden guten Einfall, den er mir ſchickt, womit ich den alten Sünder in’s G’wißen reden konn! Und hizt ſöll All’s umaſunſt g’weſt ſein, z’weg’n ſo oaner Dummheit! Aber no gib ich’s net auf, ich muß a dabei ſein, ich muß mit hin nach der kahlen Lehnten, ob er mich mit hab’n will oder net — ich weiß ſchon, — ich ſchleich mich in’ Hof und wonn dö Rosl n’Schofpelz auf’m Wag’n wirft, ſo kriech’ ich d’runter, was will’er denn mocha, wann ich a ſo mit kimm? Was will er denn macha? Geht ſchon, geht ſchon, weil net anderſcht is, kimm ich halt in’ Schofpelz hin.
No, gehſt wirkli ſcho, Liesl?
Freilich wohl, wo’d mich hizt net begleiten därfſt, möcht ich doch ſchon vor Einbruch der Nacht wieder in Ellers - brunn ſein. Haha, dö Mahm wird Augen machen, wonn ich ſag mit der Erbſchaft is nix, aber ein Schatz hon ich g’fun - den, leicht jagt ſie mich dann davon!
No rennerſt halt glei zu mir!
Jo aber, wo wirſt Du nachher ſein, wann’d bei Dein’ Bauern nöt verbleib’n willſt?
Is a net zum Verbleib’n, ſeit der ſein’m Schwo - gern ſein Norr is! No ſchau, is doch gut, daß mir uns wieder z’ſammg’funden hab’n, ganz mutterſeelen allanig fraget ich ein’ Teufel darnach, was aus mir wurd, und rennet nur ſo in’s Blaue h’nein davon; aber da a für Dich gilt, werd’ ich mich ſchon um oan rechten Platz umſchau’n.
No recht is’s, nur a weng wart noch zu, und mach’s fein manierli, daß’m Bauern net hart g’ſchieht, ös mögt’s ja doch ſelber einander leiden.
A wohl — wohl ....
Mir d’erbarmt der alte Mon. Möcht ihm gern helfen, laßt Ein’m aber kein Zeit dazu. J traf’s ſchon, meinſt net? Is heunt doch luſtig word’n, gelt?
O Du brachſt all’s z’weg’n!
Und no b’hüt Dich Gott, Waſtl.
B’hüt Gott, mein Dirn, ich denk Dir g’wiß an Dich bei Tag und Nacht!
No bei Tag mag i Dir’s a verſprechen, aber bei der Nacht da ſchlaf ich.
Du biſt halt d’Horlacherlies, wie von ehnder, und ſo ſoll’ſt a ſein, weil nur hizt mein biſt! Mein’ ich doch ich halt’s gar net aus, ſo weit von Dir z’ſein, möcht all Stund wiſſen, was thuſt und treibſt, ob D’mein a a biſſel denkſt und möcht Dich wohl Tag’s z’tauſendmal grüßen laſſen, fand ich ein Boten, kunnt all’s zwiſchen Himmel und Erd d’rum angehn, was ſich d’rauf verſtund! Mei Dirndl!
Duett.
Du kleins Bacherl, wunderklar, Rinnſt ſo flink daher, Grüß mer ſchön mein lieben Schatz Na Du weißt ſchon wer!
Und da ſagt’s Bacherl d’rauf: J bin net ſo ſchnell, Dorten halt mich’s Mühlrad auf, Kimm net von der Stell.
Schneeweiß Täuberl über’m Haus Grüß mer Du mein Schatz, Flieg’ in alle Weiten aus, Findſt’n ſchon am Platz!
Schneeweiß’ Täuberl putzt ſich fein, Sagt: J richt’s net aus, Heut ſpricht ja mein Tauber ein Und ich bleib ſchön z’Haus.
Du kloan Herz in meiner Bruſt Schlag voll Freudigkeit, Denn mein Schatz is mein’ bewußt Hizt und alle Zeit!
Und wie geſtern ſo a heut Denkt er an mich ſchon, Zwiſchen brave treue Leut Braucht’s koan Botenlohn.
Du nur haſt der dö Einzigi In mein’ Herzen Platz, Denk an mich, i denk an Di! B’hüt Dich Gott mein Schatz!
Denk an mich, i denk an Di! B’hüt Dich Gott mein Schatz!
Oba, Voda, was wöllt’s denn hizt ſchon dahoam?
Z’weg’n we hätt’n mer denn fruher Feierab’nd g’mocht.
No z’weg’n m’Wetter do!
Hehe, freilich, z’weg’n m’Wetter.
Kunnt ja do der Voda a weng in’s Dörfl ſchau’n, af a Glasl Wein.
Wißt’s ja do, daß mer d’Muada koan Geld loßt.
Hab’n do mir Oans für’n Vodan.
Oes ſeid’s doch gute Buama. No do geh’n ich ſchon, hehe, freili geh’n i. Wonn mi aber leicht es’ Wetter d’erwiſcht?
Beileib!
Hehe, ſog’n mer do ſchon n’Vodern a fufzgimal von derer Seiten kimmt’s jo nie übri, bleibt ja allmal entern Berg!
Hehe, ös ſeid’s Hallodri, und alle fufzgimal hon ich’s richti vergeſſa! No und wo gangt’s denn ös hin?
In’ Wold.
In’ Wold? Wonn eng aber s’Wetter d’erwiſcht?
Hehe — hehe — s’kimmt ja net.
Hehe — richti — jo —
Wonn’s a kam, mir fanden ſchon oan Unterſtand.
A wohl — und was für oan.
No nachert wo denn?
In der Köhlerhütt’n.
Ui, ui, ös Schlankeln, a wol in der Köhlerhütten, no no ös ſeid’s mer Feine! Der Kohl’nferdl is heunt mit oaner Fuhr nach der Stadt, und es fandet’s ſeine zwoa Dirndeln allanig.
Wohl — wol — is eh a ſo.
Oes Lotter, ſchau — ſchau. Oes treibt’s ös nöt ſchlecht, ich war ſcho a achtavirzgi wie ich enger Muada g’heirath hab’.
Weil halt da Voda a Trauminöt war.
So a ſo! So meinſt es! A Trauminöt war ich g’weſt!! So? Und Dir fahlet Couraſchi nöt — gelt na, fahlet eng net dö Couraſchi? Moant’s ös kunnt’s zeitli dazuſchau’n, wart’s koane Trauminöt! Stund eng dö Ehrbarig - keit von engern Vodern nöt an, han, wöllt’s ös beſſer hab’n? — Was? Na! Hoam bleit’s hitz. Hoam bleibt’s! Leni!
Du biſt a rechter Lapp, mußt allwal Dein dumm Maul aufthun, möcht der glei Oans d’raufgeb’n!
Ah ös ſeid’s ſcho hoam?
No is Dir leichter, hizt kannſt wieder Strümpf ſtricken.
Hehe, Du aber a und der Voda a. Hehe.
Da ſchaut’s dazu — mir bleibt koan Zeit und dö Kloan verreißen ſo viel, daß ich froh ſein muß, ſie verrichten ihner Sach!
Heiligkreuzdunnerwetter, dös is a Unterhaltlichkeit.
Aber ehrbar — halt ehrbar!
Dös ſchon.
Mir is nur was ſich dö Rosl wird denken.
Du Hiesl, dö halt Dich eh nur zu’n Narren, unter der Wocha derfſt ihr ſchön than, und’n Sunntag geht’s mit’m Jaga.
D’Wocha hat ſieben Täg.
Kimmt für’n Sunntag viel z’ſamm zu’n Lacha! — Mir is nur um mei Kathrein! —
Halt hizt es Maul — ich muß zäl’n.
Jo Voda — ſikra h’nein — s’Arbeitszeug därf net dort an der Scheun’ lehnen bleib’n.
Kunnt’s es Wetter d’erwiſchen!
Du ich ſag d’er’s!
Halt no der Voda a kleins Wengl!
Faß’ nöt All’s af amal, greifſt ſunſt in a Senſen. J hilf Dir. Voda, a wengerl nur!
Jetzt weiß ich net ob’s g’fahlt is.
Kunnt doch ſein, muß mer halt nachſchau’n …
Mögt’s eſſen .... Jo, wo ſein denn die Buama?
S’Arbeitszeug thun’s in d’Scheun!
S’Arbeitszeug lehnt ja no dort!
Wos?! — Teufi, dö ſein durchbrennt!
No kannſt es ſuchen!
Ho, dö find ich mer ſcho aus!
Eh, eh, halt Dich Sakra,
Teufi h’nein! — Oeha — no krieg eng ſchon!
No wann’s nöt wöllt’s, hol eng allz’ſamm der Teufel, braucht er neama bloßfüaßet z’geh’n!
No g’freut’s eng Buama, alle mit ein - ander krieg’n mer’s, wann mer hoamkimmen, wonn uns nur nöt’ es Wetter derwiſcht!
No Schwoger, is do recht, daß ich mit bin, gelt ja? Daß’d net mußt ſo allanig herumſteig’n. Hon’s gleich g’ſeh’n, daß mer mit’n Wagen net zu können. Dös is es oanzige G’höft an der Lehnten.
Jo jo, kimmt mer aber a weng z’groß für, als daß ſich’s ließt von oan oanſchichtigen Weib bewirthſchäften.
No, no, werd’n mer ja ſeh’n, wer darauf ſitzt! Wer weiß was dem verſoffenen Unfriedſtifter, dem Lenhardt, fürkämma is?! Am End’ is er noch a verlogener Spitzbua dazu und hat uns nur herg’narrt.
Wer is d’raußt?
Seid’s ös es ſchon?
Gut’n Abend!
Gut’n Abend — was wöllt’s denn?
Biſt Du die Riesler Mag - dalen’?
Wer fragt darnach? Ich frag’, wer darnach z’fragen hat?! D’Poltner bin ich, die Bäurin an der Lehnten, hat Neamand darnach z’fragen, was ich ſunſt bin oder war! War allweil a Ruh, hizt af amal war ’es Fragens kein51 End’! Vor paar Täg’n erſt hat a Fuhrknecht da h’rum - g’fragt, daß’s orndlich auffällig war, und hizt kamen wieder Oan. Was habt’s der Riesler Magdalen’ nachz’frag’n? In mein ledigen Tagen is zwiſchen mir und oan Bauern a Dummheit g’weſt, is eh’ ſcho bald neamer wahr. Is er leicht verſtorb’n und ſeid’s ös vom G’richt und bringt’s mer a Erbtheil?!
Magdalen’ —
Kennſt mich neamer?
Neamd kenn ich!
Bin ja der Grillhofer!
Jeſſes — der Grillhofer!
Was willſt denn da? Bringt Dich der Fürwitz her, nachſchau’n? Hon mer’s eh’ g’wunſchen, ich möcht Dir amal All’s eineſag’n kinna! Haſt wohl g’meint, es müßt mer ſo geh’n, wie mir’s von Dir aus hätt geh’n können, von Dir aus hätt ich amal elendig im Armenleut - haus verſterb’n mög’n, aber der Herrgott hat a rechters Einſehn g’habt, und drei Jahr darnach, wie ich von Dir weg bin, hon ich’s beſſer troffa; der alte Poltner hat mich g’hei - rath und hizt ſitz ich als Bäuerin do am Hof, ſchau Dir’n an, ob er den Dein’m viel nachgibt. Haſt denn glaubt, ich hätt mich um was anderſcht mit Dir abgeb’n, als weil ich vermeint hab, Dein Bäurin ſeg’n’t bald ’es Zeitliche und ich kimm an ihrer Stell z’ſitzen?! Nöt a ſo viel
ſixt, war mer ſunſt an Dir g’leg’n.
Schwoger, z’weg’n der, werd’ ich mich nöt z’viel am Todtbett abiängſtigen!
Dein’ Bäurin is aber net ſo bald verſturb’n und wie’s mer hinter mein Trachten käma is, hat’s all’ ihre Erſparnus d’rauf g’wendt, daß’s mich los word’n is, denn mit leere Händ war ich net weg, a ’es Kind hat’s mer ver - verpfleg’n müſſen.
S’Kind!? So war richtig Oans af d’Welt käma?! Um Gotteswöll’n Magdalen’ ſag mer nur Oan’s: wo dös verblieb’n is?!
Kunnt Der’s net ſagen, Grillhofer, wonn i a möcht, a Dirndl is g’weſt, is mer ja gleich nach4*52der Geburt furtg’nummen word’n!
Such Dir’s hizt! Damal hon ich für mich allanig g’nug Sorg trag’n müſſen und nachert im Ehſtand ſein nacheinander zwölf Kin - der kämen und alle — als hätt mich der leidige Höllteufel frotzeln wölln — han af der Linken Dein ausdrehten klein’ Finger mitbracht! Alle rennens no af der Welt herum, fünfe hon mer hizt no auf der Schüßel; meinſt ich hätt noch Luſt g’habt, mich um’s Dreizehnte außer der Eh’ umz’ſchau’n?
Hättſt nur oan Fingerzeig ..! …
Nix hon ich und jetzt ha’n mer ausg’redt! G’ſehn haſt es, daß mer’s geht, wie mer’s gehn kann, ich mein’ net ſchlecht, ſiehſt, daß ich da af mein’m Eig’nen bin und no mach, daß’d weiter find’ſt ſammt Dein Spießg’ſell’n, bevor meine Leut kämen, — wann’s net ſchleunig g’nug ſeid’s, ſo mach ich eng Füß’ und laß dö Hund von der Ketten —
Hizt jagt’s uns gar aus!
Rathets a Koan, er kam wieder! In meiner Ruhigkeit will ich verbleib’n — wie mir hizt is, is’s mir recht — hon mir nie unnöthig Gedanken g’macht — brauch koane alten G’ſichter z’ſehn — brauch’ dös net!
Geh’n mer, geh’n mer furt! Mir is ſo ſchlecht da h’rum,
ſo viel ſchlecht! Ein Stein war mir h’runter, aber a ſchwererer druckt hizt d’rauf!
Glei kimm ich nach, Schwager! — Schau hizt her, no wär’ gar a Kind da! Hätt’ ich dös nur fruher g’wiß g’wüßt! Aber mein Schweſter — Gott tröſt’s — dö dumme Gredl hat mi ja nie in ihr Haus zulaſſen; weil’s krank war und keine Kinder g’habt hat, hat’s ihm allweil durch d’Finger g’ſchaut und Alles vertuſcht! Ob der Bankert no lebt oder ſchon verſtorb’n is? No dasſelb wird die Bäurin do wiſſen — ich muß’s a wiſſen — hat zwar ’n Teufel im Leib dö Bäurin, — aber ich muß’s wiſſen!
No ſein mer wieder da!
No hat der Voda ſein’ Will’n.
Jo, no — oba wird glei d’Muada ihr’n hab’n!
Schau, hat uns doch net d’erwiſcht, dös Wetter!
Dös freili net — oba leicht hizt a anders!
Wiſſen mußt Der’s — han — wiſſen mußt Der’s!
Auweh!
Ui! d’Muada rafft mit Ooan!
Ho — faßt’s an, Buama, haut’s zu!
Aushalten a weng, Mona!
Seht’s dös rothe Papier do?
Jo.
Kinnt’s leſen?
Na.
Gott ſei Dank! — Schaut’s dös Pet - ſchaftſiegel d’rauf an. Alles in Ordnung! Dös i a Dispens vom Conſiſturi; Monna, ich derf net g’haut wer’n!
So, — war lang ſcho Alls fertig zu’n Niederleg’n. Wollt nur, ich wußt’n Bauern ſcho in ſein’ Bett. Wo er nur verbleibt? Zehni is’s, no rührt ſich nix. Es is frei ſchon zu’n Fürchten.
Jeſſes, in der Kuchel geht Oans!
Wer is d’raust? Ah, is leicht nur unſer Saunigel.
Wer is d’raußt?
A gut G’wißen!
Ah, der Waſtl is’s.
Wol! Rosl! Aber mit Dir is’s net richtig, fürchtſt Dich in der Finſtern.
A weng Feuer hon ich mer hol’n woll’n is aber koan Fünkerl mehr am Herd.
Is a ſchon ſpat. Wo nur der Bauer verbleibt?
Wer weiß, muß er heunt nöt wo anderſcht über - nachten. Kunnt ja noch gar net da ſein. Rechne Dir’s ſelber aus, zwiſchen a drei und vieri is er furt, drei Stund ſein hin bis zur kahlen Lehnten, drei Stund z’ruck, braucht er ſich gar net viel aufz’halten, muß’s Zehni vorbei werd’n.
Was er nur dort macht?
Wann d’es net beßer weißt wie ich, ſo erſpar’n mer einand s’Ausfrag’n.
Horch! Es fahrt a Wag’n!
Richtig, hör’n a. Aber der kimmt von der andern Seiten, von der Ellersbrunner!
Schau, haha, bei Dir kimmt hizt All’s von Eller - brunn.
No ohne Frotzeln, horch doch nur, hizt polter’ns über dö Brucken und hizt fahr’ns beim Kreuzwirth in’s Thor und ſtell’n ein.
Haſt a Recht, aber hizt is der ſtill und ma hört no oan Wag’n, der kimmt von der andern Seiten und immer naheter.
Hör’n ſchon. — Hizt wär’ er ganz nah, — no? — Richtig fahrt er in’ Hof ein. No möcht’s doch wol der Bauer ſein. Schau ich halt nach.
No Gott ſei Dauk, daß er nur da is! Is a Zeit, — nach a Zehni! Nur a Glück, daß er ſein Schofpelz mit hat, geht zwar a wacherlwarmit Luft, aber halt do, im Fahr’n!
Muß ſchön d’rein - teufelt hab’n, der Michl, daß’s ſchon wieder da ſeid’s. Hizt derf ich nur gleich nah’m Stall ſchau’n!
Je, dö armen Röſſer!
Gilt mer gleich. Hon kein Er - barmnuß mehr mit dö Viecher’, hab’ns do allmal beſſer af der Welt wie unſereins!
Biſt g’ſcheidt?
Leb’n do, und kennen kein Vorſchrift. — No ſchau’ halt nach’m Stall, Waſtl.
Gute Nacht, Bauer.
Gute Nacht! Kannſt a geh’n, Rosl.
No willſt allanig in’s Bett kral’n? *)Klettern.Wird müh - ſelig gehn’.
Sollt ich ſchlafen, werd’ ich mich ſchon in’s Bett finden. Gute Nacht.
No gute Nacht, Bauer!
Schwoger!
Wer is’s?
Du? Was willſt Du noch da? — Hab’ ja n’Wag’n vor Dein’ Haus halten laſſen, daß’d ausſteig’n ſolltſt.
Hat nöt ſein mög’n, weil ich halt mit Dir noch z’reden hätt’!
Weißt a neuche Lug’?!
Schwoger!? — Glaub’ mir, wann ich Dir was ſag! Beiſpielmäßig ....
Ich brauch nix Beiſpielmäßig’s mehr, hob g’nug an dem, was wirkli vorgeht, und wo ma umſonſt a Auslegung ſucht.
Schau, Grillhofer, es is mir vorgangen — na ja, weil Du ja ſelber’ es Rechte angeb’n haſt, daß mein Traum doch a Vorbedeutung hat. Haſt ja ſelb’n gmeint, im Rauchen und Feuer ſieht mer ſchlecht, dö Riesler Magdalen konn dös im Fegfeuer net g’weſt ſein, aber — Grillhofer — Dein Kind is’s g’weſt, dös hon ich für ſö g’numma, no ja, weils’s ihr’s gleich ſchaut, weil eb’n a der Magdalen’ ihr Kind is!
Dummheiten!
Grillhofer! Hör mich aus, glaub’ mir, wann ich Dir was ſag! J mein, es verbleibt bei unſern Abkämen, — es geht halt hizt um dein Kind!
Weil Dir’s taugt, ſteckſt dös hizt in’s Fegfeuer.
Na, na, — weil die Sünden der Eltern an den Kindern g’ſtraft werd’n, ſteckt’s d’rein, und wol weg’n der eig’nen Sündhaftigkeit a, meinſt ſo vater - und mutterlos war’s rechtſchaffen word’n?!
Wer aber ſagt Dir denn, daß’s verſturb’n ſein muß?!
Grillofer, laß Dir ſag’n, beſſer es is verſturb’n, als es is lebig a ſo, daß’d Ders überleg’n müßt, ob Du’s a anerkenna kinna kannſt!
Sixt, Duſterer, dös is! Lang’ net, mer wußt Oans in der Höll, is mer ſo g’ſtraft, als ma weiß Oans af der Welt, dem ma beiſpringa möcht, dös viel - leicht nach Ein’m ruft in Nöten, in Drangſal, und Ein’m zu möcht, und mer kann net — weiß Koans vom Andern wo’s is!
Armer Schwager!
Halt’s Maul!
Geh hizt! Hon kein Luſt mich no heunt mit Dir h’rum z’diſchpatir’n.
Na, laß mer’s halt af a ander Mal! Gute Nacht, Schwager!
Oan Frag’ hätt’ ich no?
Was denn?
Bleibt’s dabei?
Bei was?
Beiſpielmäßig, fahr’n mer morg’n nach der Kreisſtadt, oder net?
Heunt weiß ich nix, gar nix; geh’ zu!
Nur Eins no! Soll mal was ſein, hon ich’s gern bald richtig!
J weiß, mer kennt Dich dafür, haltſt af Ordnung!
So oder ſo! Lang h’rumſchneiden konn i net leiden! Schau Dein Einwendig’s an, brauchſt ein Zuſpruch, gut, ſo halt Dein Wort, ſunſt bleib ich Dir fern.
Werd’n ma ja ſeh’n, ob ich’n Zuſpruch nöthi - ger brauch, als Du mein Hof!
Werd’n mer ſeh’n, gut is’s. Nur kimm mer net z’ſpot, wann ich eppa neamer für Dich z’Haus bin.
War übel für uns allzwei, aber ich bin a ſo!
Grillhofer, ich geh’ hizt — — gute Nacht.
Gute Nacht.
Haſt mich g’rufen?
Na.
J hon g’meint, es reut Dich! —
Grillhofer, es ſteht geſchrieben: ich will nicht den Tod des Sünders! — J ſchau D’r ſchon morgen nach!
No moch nur heunt no furt — allan will ich ſein!
Teufi, s’gute Auskäma hat ein End’, und mit ihm ſelber ſteht’s wohl ſchlecht, — mit muß er mir morg’n, ſunſt war Alles verſchütt’. Furt ſchlepp ih’n und wann’s ihm glei an’s Leben gang, s’Andere wird ſcho der liebe Gott geb’n! — Wie ich mir’n betracht, af d’Hinterfüß ſtellt er ſich wohl net! Dazu no d’heutig Nacht koan Aug’n zu. J hon’s ſchon g’wunna. Selb’n hon ich a kein Schlof, ich ſchleich lieber bis Fruh da um ſein’ ...... um mein Hof, um mein Hof.
Viel tauſend und tauſend Meilen gehen rund um die Erd’ — — können viel hundert zwiſchen mir und mein Kind liegen, — oder kann mer ganz nah’ ſein und ich weiß’s net! — —
O himmliſcher Voda! Wann’s neamer lebt, — — ſo laß a mich net ſo allan herumkriechen af der Welt, — und wann’s in Unehr aufg’wachſen is, ſo bitt ich Dich — — laß mich’s net d’erleb’n! — Himmliſcher Herr, ich überheb mich net, aber wann’d a End mit mir machen wolltſt — — es war’ wohl s’Gſcheideſte! — — Und wann’s vielleicht hizt in der nämlich Stund, wo ich zu Dir bitt’, — aufſchreit in Sünd und Nöthen — ſo hör auf mi — verſtopf Dein Ohr — wann’s ſein Daſein reut und ſein Vatern verflucht!! —
Luft!!!
Er is no auf! —
Bauer!
Jo.
Schau’ doch auf, d’Horlacherlies is wieder da!
So.
Sie müßt heunt no zu Dir, hat’s g’ſagt.
Was will’s mer denn?
Na hör’ nur auf ſie, ich weiß’s ja net.
Jo, wir hab’n ſchon a Kreuz mit - einander ....
Um Gotteswöll’n, Bauer, was is Der denn?
Nix, nix, Dirndl; triffſt mich g’rad, wie ich nach meiner neuchen Wohnung ausſchau.
G’freut Dich Dein alte nimmer?
Wo zu willſt denn hinbau’n?
Siehſt! Siehſt! Durt wo die Kreuzeln herſchimmern.
Am Freithof? Geh zu, was kümmert Dich der Freithof? Dö er angeht, dö wiſſen nix davon und dö davon wiſſen, dö geht er nix an! Schau lieber, wie heunt dö Stern funkeln und s’Mondſchein leucht’. Bin hizt durch’n Wald her - g’fahr’n, im Gezweig hab’n dö Johanneskäferln ihr G’ſpiel trieb’n und über der ſtillen Nacht is der ganze Himmel voll Lichter g’leg’n. Und wann ma ſo hinaufſchaut, wie’s leucht und funkelt über der weiten Welt, da is Ein’, als ziehet’s Ein’ d’Seel aus der Bruſt und reichet dö weit über d’Erd in ſternlichten Himmel h’nein.
O jo — wohl — wohl — wonn mer holt no a freie Seel hat!
No geh, Bauer, thu net ſo verzagt, dö Deine wird a no Keiner am Strickl führ’n; laß Dir hizt60 von meiner Mahm verzähl’n, daß’d auf andere Gedanken kimmſt! — Denk Dir, dö Mahm leidt’s net, daß’d Dein Hof weggibſt!
Dein’ Mahm, dö alte Horlacherin, leidt’s net? Dös is b’ſunders.
Gelt ja!
Dö leidt’s net! No möcht ich doch wiſſen …
Na ſiehſt, wann’d es wiſſen möchſt, muß’d mich ſchon anhör’n. — Geh, ich führ’ Dich.
A na — na — konn ſchon no ſelber gehn.
No ſo verzähl’ halt. Hätt’ net denkt, es verintereſſiret mich noch was, aber dös is doch b’ſunders — — ja ganz b’ſunders.
Nöt wahr, dös findt ich a. Is a g’ſcheidts Weib ſunſt, die Mahm’ — mirk a nix, ſie war af amal irr word’n, aber da kenn’ ich mich a neamer mit ihr aus! — Alſo ich kimm z’Haus, ſag’ ihr, Du hätt’ſt mich ausgjagt, hoaßt’s mich a ung’ſchickte Gretl, wie ich aber ſag, Du wölltſt wohl morg’n mit’n Duſterer nach der Kreisſtadt fahr’n ihm’n Hof übergeb’n, da war’s aus, no gleich hat der Müller einſpannen müſſen, gegen Geld und gute Wort, herfahren hab ich müſſen, daß ich ja vor der Fruh da bin, — umarmt und bußt hat mich die Mahm bei’m Wegfahr’n, als wann a Abſchied af ewige Zeiten war. Und gar no ein Brief hat’s mir g’ſchrieb’n.
Dir?
Jo, an Dich!
Ah ſo, no ſo gib. Dös kimmt allweil ver - wunderiger!
Und ich ſollt machen, daß d’n heunt no leſt, und für Dich ſolltſt’n vorerſt leſen, hat’s g’ſagt.
No ſo les’n mer’n halt.
„ Lieber Grillhofer! Mit ſchweren Herzen ſchick ich Dir a Anvertraut’s z’ruck, doch ſteht Dir frei, wann’d den Brief g’leſen haſt, ob Du’s als das Deine anerkenna willſt, ſunſt nimm ich’s mit Freuden wieder an mich! Ich mein’, ich brauch’ mich net z’ſchämen,61 wie ich Dir’s zuſchick. Dö Dirn, was heunt zu’n zweitenmal bei Dir einſpricht, is im Deckerl in mein Haus bracht word’n, weil’s Dein Weib nöt hat auf’n Hof vor Augen haben woll’n, aber es war ihr’Meinung, wann a rechtſchaffen G’ſchöpf aus ihr word’n wär’, ſollt ich Dir’s zuſchicken, lang hab’ ich mir dös verſpart, aber ohne Schaden für ſie, könnt ich’s hizt nimmer bei mir verhalten. Dö Dirn heißt nach ihr’n Ruf - namen: Horlacherlies, weil’s von Klein auf bei mir war, hat bis heunt für vater - und mutterlos golten und weiß’s ſelber net anders; nach’m Kirchbuch heißt’s: Eliſabeth Riesler und is, wie dö Magdalen’ ausg’ſagt hat, Dein Kind!! Es grüßt Dich und laßt Dir Dein’n freien Will’n, dö alte Hor - lacherin. “
O Du mein Gott, is mer denn recht? Steht’s wohl a a ſo da?
Was is Dir? Was ſchreibt denn die Mahm?!
Ich weiß net recht — ich muß’s nomal leſen, kimm zu mir — kimm zu mir mein Dirndl und halt mer’ es Licht.
„ Mit ſchweren Herzen ſchick ich Dir a Anvertraut’s z’ruck, doch ſteht Dir frei, wann’d den Brief g’leſen haſt, ob du’s als das Deine anerkenna willſt, ſunſt nimm ich’s mit Freuden wieder an mich. J mein, brauch mich net z’ſchamen, wie ich Dir’s zuſchick. Dö Dirn, was heunt zu’n zweitenmal bei Dir einſpricht, is im Deckerl in mein Haus bracht word’n, weils dein Weib net hat am Hof vor Augen hab’n woll’n’ aber es war ihr’Meinung, wann a recht - ſchaffen G’ſchöpf aus ihr word’n wär, ſollt ich Dir’s zu - ſchick’n “....... Vergelt Dir’s Gott, Mirzl, in ſein’n Himmel ob’n, vergelt dir’s Gott. Vergelt er’s a der Hor - lacherin und all’n braven Weibsleuten, wie’s an uns thun! .....
Aber ich kenn mi no net aus!
„ Dö Dirn hoaßt mit ihr’m Rufnamen Horlacherlies, weil’s von Klein auf bei mir war, hat bis heut für vater - und mutterlos golten und weiß’s ſelber net anders, nach’m Kirchbuch heißt’s: Eliſabeth Riesler und is, wie die Magdalen’ ausg’ſagt hat: Dein Kind. “— Dirndl, was62 zitterſt denn a ſo?
Jeſſes is aber dö Mahm a falſch’s Ding g’weſt!
Alſo Du, Du haſt mer’s Leb’n geb’n, no ver - gelt Dir’s Gott, es g’fallt mer recht gut af der Welt.
Es reut mich a neamer, — es reut mich a neamer.
O Du mein lieber Herrgott
S’Kind is im Vater - haus! — Haha, weil nur s’Kind im Vatershaus is! —
Horch — no wird’s gar luſtig — no derf’s ſcho wieder luſti werd’n.
Und Zithern und Derndln Na dö konn ich net lon …
Wer is’s denn?
Der Waſtl!
Weißt es ja eh — Voda!
Haha.
O ſchön grüne Welt, Laß ſag’n wie’d’ mer g’fallſt, So lang Zithern klingen
Und mei Derndl mich halst!
Schau, da ſchau — wie er Buß thut — und wie Dein Schatz treu is!
No — no — is a Bißel viel, drei Narren af einmal!
Alsdann doch wieder g’foppt!
Aber Waſtl ....
S’is ja mein Kind!
Jeſſes, der Bauer hat a Kind kriegt!
No is’s halt a reich Bauerstochter — und ich kann mer’s Maul abwiſchen.
Du biſt a Trottel, kannſt ja net wißen ob mir net lang ſcho, ein ſolchen wie Du biſt, zum Schwieger - ſuhn wünſch.
Aber Bauer — Jeſſes und Joſef — dös is doch Alles z’viel — aber ih nimms ſchon!
Und no weiß ich mir ſchon mei Ausnehmerei und no fahr’n mer morg’n doch nach der Kreisſtadt.
Mir fahr’n doch nach der Kreisſtadt!
Mir!!
Aber net mir! Haſt mer viel eing’redt und viel vorg’log’n, damit ich mein’, ich war der Schwärzeſte, aber unſer Herrgott kennt a ein g’farbten Schimmel, hat mich wieder fein ſauber g’ſtriegelt und hat mer dö in’s Haus g’ſchickt und g’ſagt, da haſt z’gleich Dein Buß und Dein Sorg’ und Dein Freudigkeit. Du aber, Du trauriger Wurmdoctor, Du bleibſt mer aus mein’ Haus, deine Kinder magſt mer ſchicken, was net für ihr’n Vatern können, daß mer an ihnen was thut.
Aber für Dich weiß ich a Lehr, is a wahre Chriſtenlehr, Duſterer, nimm Dir’s z’Herzen.
Schlußlied.
Der Herrgott hat’s Leb’n Zum Freudigſein geb’n, Und was wir oft ſchlecht, Er macht’s do no recht. Drum ſorg’ für das Deine Mach Niemanden irr’ —
Und miſch Dich net eini, Du kriegſt nix dafür!
Und miſch Dich net eini, Du kriegſt nix dafür!
Druck von J. C. Fiſcher & Comp., Wien.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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