PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Die deutſchen Kleinſtaͤdter.
Ein Luſtſpiel in vier Akten.
Leipzig,bey Paul Gotthelf Kummer.1803.
[2][3]

Die deutſchen Kleinſtaͤdter.

Ein Luſtſpiel in vier Akten.

A 2[4]

Perſonen:

  • Herr Nicolaus Staar, Buͤrgermeiſter, auch Oberaͤlteſter zu Kraͤhwinkel.
  • Frau Unter-Seuer-Einnehmerin Staar, ſeine Mutter.
  • Sabine, ſeine Tochter.
  • Herr Vice-Kirchen-Vorſteher Staar, ſein Bru - der, ein Gewuͤrzkraͤmer.
    • Frau Ober-Floß - und Fiſch-Mei - ſterin Brendel,
    • Frau Stadt-Acciſe-Caſſa-Schrei - berin Morgenroth,
    • zwey Muhmen

  • Herr Bau-Verg - und Weg-Inſpectors-Subſti - tut Sperling.
  • Olmers.
  • Ein Nachtwaͤchter.
  • Klaus, der Rathsdiener.
  • Eine Magd.
  • Ein Bauer.
  • Ein paar Kinder.
  • (Die Scene iſt in der kleinen Stadt Kraͤhwin - kel. In den erſten drey Acten ein Zimmer in des Buͤrgermeiſters Hauſe. Im letzten Act, die Straße vor dem Hauſe.)

[5]

Erſter Akt.

Erſte Scene.

Sabine
allein.
(Sie ſteht am Fenſter, ſchlaͤgt es haſtig zu, laͤuft an die Thuͤr und ruft hinaus.)

Margarethe! Margarethe!

Die Magd.
(draußen)

Mamſellgen!

Sab.

Die Poſt iſt gekommen. Geſchwind hinuͤber! ſieh, ob ein Brief an mich da iſt.

(ſie tritt hervor)

Schon ſeit fuͤnf Wochen bin ich aus der Reſidenz zuruͤck, und noch keine Zeile. Wenn ich heute wieder vergebens hof - fe, ſo ſo ja was denn? ſo werd ich boͤſe und heirathe Sperling. Gemach! gemach!6gemach! ich kann ja auch wohl boͤſe werden, ohne Sperling zu heirathen. Wer waͤre ſonſt am meiſten geſtraft?

Zweyte Scene.

Die Magd. Sabine.
Magd.

Da iſt ein Brief Mamſellgen.

Sab.
(reißt ihr den Brief haſtig aus der Hand)

Endlich! endlich!

(ſie beſieht die Aufſchrift)

von meiner Couſine.

Magd.

Da ſind auch die Zeitungen.

(ſie legt ſie auf den Tiſch)

Es iſt heute ein ſtar - ker Poſttag. Sechzehn Briefe ſind ange - kommen, Alle nach Kraͤhwinkel! Der Herr Poſtmeiſter wußte nicht, wo ihm der Kopf ſtand.

Sab.

Geh nur, geh nur.

Magd.
(ab.)
Dritte7

Dritte Scene.

Sabine
(allein.)
(Sie lieſt fluͤchtig)

Neues Schauſpiel was kuͤmmerts mich? Die Schlep - pen werden jetzt ſehr lang getragen wer will das wiſſen? engliſche Strohhuͤte wer hat darnach gefragt? Wie? ſchon zu Ende? Keine Sylbe von ihm? Freylich hab ich ihm verboten, mir ſelbſt zu ſchreiben, das ſchickt ſich nicht. Aber er ver - ſprach doch durch die Couſine und auch die Couſine verſprach warum hat denn keines Wort gehalten? bin ich ſchon ver - geſſen? er wollte ja ſelber kommen, mit Empfehlungsſchreiben vom Miniſter? und nun koͤmmt er nicht, und ſchreibt auch nicht. Er weiß doch, daß ich den Sperling heirathen ſoll. Der Vater quaͤlt mich, die Großmutterquaͤlt8quaͤlt mich, und nun werd ich auch noch von ihm gequaͤlt!

(ſie zerreibt den Brief zwiſchen den Haͤnden)

Es geſchieht dir ſchon recht. Man hat dich[genug] vor den jungen Herren aus der Reſidenz gewarnt. Sie verlieben ſich in Einem Tage dreymal, und wenn ſie Abends in die Komoͤdie gehn, wiſſen ſie ſchon nichts mehr davon. Aber Karl! Karl! auch du ein Alltagsmenſch? auch du nur ein Schoͤn - ſchwaͤtzer?

(ſie zieht ein Portrait aus der Taſche)

Koͤnnen dieſe edlen Zuͤge taͤuſchen? mit dieſem Blicke ſchwur er mir, in wenig Wo - chen ſelbſt zu kommen, und meinen Vater zu gewinnen. Sind fuͤnf Wochen wenig? muß ich ihm vorrechnen, daß ſie aus 35 ewig lan - gen Tagen beſtehn? O Karl! eile! ſonſt bin ich fuͤr dich verloren!

(Sie betrachtet weh - muͤthig das Bild.)
Vierte9

Vierte Scene.

Frau Staar und Sabine.
Fr. Staar.

Sabingen, die Kuchen ſind ſchon aus dem Ofen, koͤſtliche Kuchen! ſie ma - chen dir Ehre. Nun wollen wir ſie mit Blu - men beſtecken, und auch mit Myrthenreis, du weißt ſchon warum. Das wird Morgen ein Feſt werden! ein gewaltiges Feſt! Aber du ſtehſt ja da wie ein kranker Kanarienvo - gel? hoͤrſt du mich nicht? was haſt du denn da?

Sab.
(erſchrickt, und will das Portrait weg - ſtecken)

Nichts, liebe Großmutter.

Fr. Staar.

Ey ja doch. Das war ja ein Ding wie ein Brillenfutteral? gieb nur her! gieb her! ich will es haben.

Sab.
(giebt es)

Es iſt ein Portrait.

Fr.
10
Fr. Staar.

Ein Portrait? ein Manns - bild? Gott ſteh mir bey! Kind, ich will nicht hoffen

Sab.

Was denn?

Fr. Staar.

Ich mache Laͤrm im Hau - ſe! ich ſchreye Feuer!

Sab.

Ums Himmelswillen nicht, liebe Großmutter!

(ſchalkhaft)

Geſetzt, es brennt, was kann Ihr Schreyen helfen?

Fr. Staar.

Was? ein fremdes Manns - bild in deiner Taſche? wohl gar in deinem Herzen?

Sab.

Es iſt ja nur ein Mann in Glas und Rahmen.

Fr. Staar.

Ey, lehre du mich die Maͤn - ner[kennen], ſie ſpringen aus dem Rahmen heraus, ehe man ſichs verſieht. Nun da haben wirs! ich bin immer dagegen geweſen, dich in die Reſidenz zu ſchicken. War ich doch auch zu meiner Zeit eine wohlerzogene Jung - frau, aber von der Reſidenz hab ich nichts weiter gewußt, als daß Se. Majeſtaͤt der Koͤ -nig11nig dort wohnen. Nun haben wir die Beſcheerung! Bildergen hat ſie mitgebracht! Mannsbildergen! du gottloſe Dirne! weißt du, was ſo ein Ding zu bedeuten hat? Zu mei - ner Zeit ließ ſich keiner mahlen, der nicht in Amt und Wuͤrden ſtand, oder wenigſtens 10 Jahr verheirathet war. Dann geſchah es aber auch mit der gehoͤrigen Gravitaͤt in Le - bensgroͤße, einer Spitzenhalskrauſe, und einem Blumenſtrauße in der Hand. So haͤngt dein Großvater draußen hinter dem Kuͤchenſchran - ke, der wohledle Herr Unterſteuereinnehmer, Gott hab ihn ſelig! aber heut zu Tage, das Gott erbarm! die Kinder laſſen ſich mahlen mit ſtruppigten Haaren und offener Bruſt! und klein, winzig klein, daß man es in eine Nadeldoſe legen kann. Daher koͤmmt eben der Unfug. Große Bilder ſtehen frey und ehrbar vor der ganzen Welt; aber die kleinen Spitzbuben ſchleichen ſich in alle Taſchen, und Gott verzeih mir die Suͤnde! haͤngen wohl gar an Baͤndergen und Kettgen in den Buſenhinab!12hinab! Wer iſt den Menſch? heraus mit der Sprache!

Sab.
(verlegen)

Liebe Großmutter, Sie ereifern ſich ohne Noth

Fr. Staar.

Nun? wer iſts?

Sab.

Es iſt

(fuͤr ſich)

was ſoll ich ihr ſagen?

(laut)

es iſt das Bild unſers[Koͤnigs].

Fr Staar.

Unſers Koͤnigs?

Sab.

Die Couſine ſchickte es mir, weil ſie weiß, daß wir ihn Alle lieben.

Fr. Staar.

Ah! ja ſo! das iſt ein Anders. Sieh, ſieh doch, iſt das unſer Koͤ - nig? hab ich doch laͤngſt gewuͤnſcht ihn ein - mal zu betrachten. Aber er hat ja keinen Stern?

Sab.

Den braucht er nicht um zu glaͤnzen.

Fr. Staar.

Ey! ey![nun] das war ein geſcheuter Einfall von deiner Couſine. Hoͤre Sabingen, das Bild mußt du mir ſchenken. Ich will es an eine Zitternadel befeſtigen, und auf meine Haube ſtecken.

Sab.
13
Sab.
(bey Seite)

O weh!

Fr. Staar.

An deinem Ehrentage leih ich es dir. Oder auch ſchon morgen am Ver - lobungstage.

(ſie ſteckt es zu ſich.)
Sab.

Nein, nein, lieber will ich es nie tragen, nur keine Verlobung.

Fr. Staar.

So recht Sabingen, ziere dich, wein ein Thraͤngen, verſtecke dich, das iſt fein ſittſam, ich hab es auch ſo gemacht. Heutzutage ſehen die Maͤdgen ihren Liebha - bern ſtarr in die Augen, und ſprechen von ei - ner Verlobung als wie von einem Recept zu einer Mandeltorte. Hoͤchſtens bey der Trauung fallen ſie noch ein bisgen in Ohnmacht.

Sab.

Aber bey mir. liebe Großmutter, iſt es keine Ziererey. Ich kann den Herrn Sperling nicht ausſtehn. Er haͤngt ſich an wie eine Klette, und ſchwatzt wie eine Elſter, und kurz, er iſt ein Narr.

Fr. Staar.

Ey ey, Kind, was redeſt du da? wahre deine Zunge! Ich habe ſchon manche Dirne ſpotten hoͤren, die hinterdreinfroh14froh war, wenn der Verſpottete ſie heim fuͤhrte.

Sab.

Lieber bleib ich ledig.

Fr. Staar.

Ey du mein Gott! was kannſt du denn gegen ihn einwenden? hat er nicht einen feinen Titel? iſt er nicht Bau - Berg - und Weginſpectors-Subſtitut?

Sab.

Das gilt mir gleich.

Fr. Staar.

Waren ſeine Eltern nicht honette Leute? ſein Großvater hat ſogar mit im Rathe geſeſſen.

Sab.

Immerhin.

Fr. Staar.

Du koͤmmſt da gleich in ei - ne große Verwandtſchaft.

Sab.

Deſto ſchlimmer.

Fr. Staar.

Eine Menge Vettern und Muhmen; der Eine hilft hier, der Andere dort.

Sab.

O ja, alle Woche ein Familien - ſchmauß.

Fr. Staar.

Auch gut. Dabey wirſt du nicht zuruͤck bleiben. Herrliche Waͤſche be -koͤmmſt15koͤmmſt du mit, Gedecke zu 18 Perſonen. Herr Sperling hat huͤbſches Silberzeug; er iſt auch ſonſt nicht arm; ein Krautland vor dem Thore und ein Erbbegraͤbniß in der Kirche

Sab.

Ich wollte er laͤge ſchon darin.

Fr. Staar.

Gottloſes Kind! da koͤmmt dein Oheim, der wird dir ſagen, was der Herr Bau-Berg - und Weginſpectors-Subſti - tut fuͤr ein feines Maͤnngen iſt.

Fuͤnfte Scene.

Der Vicekirchenvorſteher Staar. Die Vorigen.
Fr. St.

Gott zum Gruß, mein Sohn Andreas. Komm doch naͤher. Du biſt Vi - cekirchenvorſteher, du weißt deine Worte zu ſetzen; bedeute doch das alberne Maͤdgen. Sie will nichts von der Verlobung hoͤren, ſie macht ſich luſtig uͤber den Braͤutigam.

Hr. St.
16
Hr. St.

Ey, ey, ich will nicht hoffen

Sab.

Mein Oheim wird mir beyſtehn. Er hat eine Leſebibliothek und folglich kennt er die Welt.

Hr. St.

Ja ja die kenn ich.

Sab.

Die neuen Romane hat er Alle geleſen, und folglich kennt er das menſchliche Herz.

Hr. St.

Ja ja das kenn ich.

Sab.

Er wird Ihnen gleich ſagen, wie manches arme Maͤdgen, das zu einer Heirath gezwungen wurde, an der Schwindſucht ſter - ben mußte.

Hr. St.

Nein, Bingen, nein, derglei - chen fuͤhr ich nicht. Die weinerlichen Roma - ne ſind aus der Mode, ich brauche ſie nur noch in meiner Gewuͤrzbude. Raͤuber muͤſſen es ſeyn, Banditen!

Fr. St.

Gott ſteh uns bey!

Hr. St.

Schade nur, daß unſere Dich - ter ſo wenig Patrioten ſind, und immer nur Italiaͤner verewigen. Wir haben doch aucheinen17einen Kaͤſebier! einen Schinderhannes und wie die großen deutſchen Maͤnner Alle heißen.

Fr. St.

Da war ja auch vor zehn Jah - ren der Lorenz Schmeckebein, der an unſern eigenen Galgen gehangen wurde.

Hr. St.

Recht Frau Mutter. Im Ver - trauen, ich bin jetzt dabey, ſein Leben zu dra - matiſiren. Sperling macht die Romanzen da - zu. Er iſt kein uͤbler Dichter. Beſonders weiß er mit den Sonnetten umzuſpringen; da muͤſſen die Reime herbey, und ſollt er ih - nen alle Haare ausraufen.

Fr. St.

Hoͤrſt du, Bingen? hoͤrſt du?

Hr. St.

Es iſt ein ganzes Kerlgen, der Sperling, hat die neuere Aeſthetik ſtudiert, koͤnnte Collegia daruͤber leſen.

Fr. St.

Hoͤrſt du Kind? hoͤrſt du?

Hr. St.

Sentenzen ſprudelt er von ſich, und Fragmente wuͤrgt er heraus; den will ich ſehen, der ſie toller macht als Er.

Fr. St.

Nun Bingen? nun?

BHr. St.
18
Hr. St.

Kurz, Maͤdgen, er wird dein Mann, mein Neffe, mein Erbe, mein Gehuͤl - fe bey der Leſebibliothek; und damit Punc - tum.

Sechſte Scene.

Der Buͤrgermeiſter. Die Vorigen.
Buͤrg.

Sabine, hole mir die Perucke, ich muß aufs Rathhaus.

Sab.

Gleich lieber Vater.

(ab.)
Buͤrg.

Sein Diener Herr Bruder. Ein ſaurer Tag! ich muß arbeiten wie ein Acker - gaul.

Hr. St.

Was giebt es denn?

Buͤrg.

Liegt denn nicht Alles auf mir? das Wohl der ganzen Stadt? der Pro - ceß, den Meiſter Barſch mit dem Nachtwaͤch - ter fuͤhrt, wegen der zerbrochnen Laterne, wird heute entſchieden.

Hr. St.

Wer hat gewonnen?

Buͤrg
19
Buͤrg.

Der Nachtwaͤchter muß die La - terne repariren laſſen, und Meiſter Barſch bezahlt die Gerichtskoſten, 4 Thaler 8 Gro - ſchen.

Fr. St.

Das iſt billig.

Buͤrg.

Der Schuſter Korb und der Schneider Luͤmmel werden heute auch vorge - nommen, wegen der Pruͤgeley im Bierhauſe.

Hr. St.

Was giebts denn da?

Buͤrg.

Beyde behalten ihre Pruͤgel und zahlen Strafe.

Fr. St.

Von Rechtswegen.

Buͤrg.

Dann iſt noch die wichtige Sa - che mir der ganzen Buͤrgerſchaft.

Hr. St.

Wegen des Straßenfegens?

Buͤrg.

Ganz recht. Der Hochloͤbliche Magiſtrat will nun einmal nicht die Straſ - ſen fegen. Es iſt ein Onus der Buͤrgerſchaft, ſie hat ſich von jeher mit dem Straßenkothe befaßt, und der Hochloͤbliche Magiſtrat wird ſich drein legen ſo lange, bis die Widerſpenſti - gen ihre Pflicht thun.

B 2Fr. St.
20
Fr. St.

Ein jeder fege vor ſeiner Thuͤr, das iſt ein altes Spruͤchwort.

Buͤrg.

Nein Frau Mutter, ich bin Buͤr - germeiſter, auch Oberaͤlteſter, und fege nicht vor meiner Thuͤr. Sie moͤgen nur appelliren, der Koth bleibt liegen. Und ſollte der Pro - ceß 20 Jahre dauern, der Koth ruͤhrt ſich nicht von der Stelle.

Hr. St.

Auf Recht muß man halten.

Buͤrg.

Wohlgeſprochen Herr Bruder.

Fr. St.

Aber am Ende koͤnnen wir nicht mehr vor die Hausthuͤr.

Buͤrg.

Thut nichts, wir bleiben daheim, dann moͤgen ſie ſehen, wie ſie auf dem Rath - hauſe fertig werden. Standhaft bin ich wie die babyloniſche Mauer. Was waͤre auch ſchon laͤngſt aus unſern Privilegien geworden, wenn ich nicht geweſen waͤre? wer hat es ſo weit gebracht, daß wir Morgen das hohe Feſt feyern koͤnnen? ich! ich bin durchgedrungen, ich habe die Ehre der Stadt gerettet!

Sieben -21

Siebente Scene.

Sabine (mit der Peruͤcke.) Vorige.
Sab.

Da iſt die Peruͤcke.

Fr. St.

Es bleibt doch dabey, mein Sohn, daß morgen zugleich Sabingens Ver - lobung gefeyert wird?

Buͤrg.

Allerdings. Es iſt ein merkwuͤr - diger Tag.

Fr. St.

Das Maͤdgen macht Einwen - dungen.

Buͤrg.

Was? ich bin Buͤrgermeiſter, auch Oberaͤlteſter, mir macht man keine Einwen - dungen.

Sab.

Lieber Vater!

Buͤrg.

Erſt die Pflicht, dann die Liebe. Ich gehoͤre dem Staate. Mir gebuͤhrt es, ein Feſt zu verherrlichen, das noch unſern Ur - enkeln Segen bringen wird.

(indem er die Pe -ruͤcke22ruͤcke aufſetzt)

Die Jurisdiction zwiſchen unſerer guten Stadt Kraͤhwinkel, und dem benachbar - ten Amte Rummelsburg war ſtrittig eine Diebin wurde eingefangen wir wollten ſie an den Pranger ſtellen, die Rummelsburger gleichfalls wir wollten ſie mir Ruthen ſtrei - chen, die Rummelsburger gleichfalls Neun Jahre lang haben wir proceſſirt die De - linquentin iſt indeſſen wohl verwahrt worden Gott ſey Dank! ſie lebt noch wir ſie - gen, und morgen ſteht ſie am Pranger.

Sab.

Lieber Vater, der Delinquentin kann faſt nicht ſchlimmer zu Muthe ſeyn, als mir.

Buͤrg.

Wie ſo?

Sab.

Wenn ſie ihre Strafe uͤberſtanden hat, ſo iſt ſie frey. Ich habe nichts verbro - chen, und ſoll Morgen auf ewig in Ketten geſchmiedet werden.

Buͤrg.

Sey ruhig mein Kind. Der heydniſche Gott Amor oder Hymenaͤus ſchmie - det nur Blumenfeſſeln.

Sab.
23
Sab.

Ach! die nicht ſelten das Herz wund druͤcken.

Buͤrg.

Der Herr Bau-Berg - und Weg - inſpektors-Subſtitut Sperling iſt ein Mann bey der Stadt.

Fr St.

Das hab ich auch geſagt.

Buͤrg.

Es fehlt ihm keinesweges am Judicio.

Hr. St.

Das hab ich auch geſagt.

Buͤrg.

Er hat Vermoͤgen.

Fr. St.

Meine Worte.

Buͤrg.

Schreibt allerley poetiſche Exer - citia.

Hr. St.

Mir aus der Seele geſprochen.

Buͤrg.

Kurz, ich habe denſelben zu mei - nem Schwiegerſohn erkieſet, wogegen keine weitere dilatoriſche Einrede ſtatt findet.

Sab.
(bey Seite)

Weh mir! Alles hat ſich gegen mich verſchworen!

Achte24

Achte Scene.

Die Magd. Die Vorigen.
Magd.

Da bringt eben ein Bauer einen Brief. Der Herr, der ihn ſchickt, liegt drauſ - ſen im Steinbruch und flucht. Er hat den Wagen zerbrochen, und ich glaube auch ein Bein.

Buͤrg.

Seit ich Buͤrgermeiſter auch Oberaͤlteſter bin, iſt, Gott ſey Dank, noch in jeder Woche auf unſerer Straße ein Reiſen - der umgeworfen worden.

Fr. St.

Warum laͤßt denn aber ein Hochedler Rath die Wege nicht repariren?

Buͤrg.

Was ſoll denn aus unſern Schmie - den und Sattlern werden, die vom Umwer - fen leben muͤſſen?

Sab.

Aber, lieber Vater, die Reiſenden klagen gewaltig. Sie muͤſſen noch obendrein Chauſſeegeld bezahlen.

Buͤrg.
25
Buͤrg.

Laß ſie klagen und zahlen. Was wollen die Reiſenden reden, wenn wir uns ſogar gefallen laſſen, daß das Pflaſter unſerer guten Stadt Kraͤhwinkel noch weit ſchlechter iſt als die Landſtraße?

Sab.

Trotz des Pflaſtergeldes.

Buͤrg.

Eben deswegen. Wir brechen hier auch die Beine, und murren nicht. Alſo, wo iſt der Brief?

Magd.
(oͤffnet die Thuͤr)

Nur herein gu - ter Freund.

(ſie geht ab.)

Neunte Scene.

Ein Bauer. Die Vorigen.
Bauer.

Ew. Geſtrengen halten zu Gna - den. Draußen im Steinbruch liegt ein Herr, muß wohl ein vornehmer Herr ſeyn, denn er hat auch Laternen am Wagen, ſie ſind alle zerbrochen.

Buͤrg.
26
Buͤrg.

Und Arm und Beine?

Bauer.

Die ſind fuͤr diesmal noch ganz geblieben. Nur die Naſe ein wenig ge - ſchunden.

Buͤrg.

Aber der Wagen.

Bauer.

Der ſ[i]eht jaͤmmerlich aus. Ein Rad liegt oben, gerade neben der Tafel, wo das Chauſſeegeld darauf ſteht.

Hr. St.

Da kann er leſen zum Zeit - vertreib.

Bauer.

O Buͤcher hat er die Menge! aber alle beſchmutzt, ſo wie ſeine Kleider. Drum getraut er ſich auch noch nicht, vor Ew. Geſtrengen Gnaden zu erſcheinen.

Buͤrg.

Was will er bey mir?

Bauer.

Er hat mir einen halben Gul - den gegeben, daß ich den Brief hertragen und ihn anmelden ſoll.

Fr. St.

Vielleicht kommt er zu dem morgenden Feſte.

Sab.
(bey Seite)

Oder vielleicht o wie klopft mein Herz!

Buͤrg.
27
Buͤrg.
(oͤffnet den Brief)

Wie? was? von Sr. Excellenz dem dirigirenden Herrn Mini - ſter? dem hohen Goͤnner und Patron dieſer Stadt? man ſchweige man verwundre ſich man hoͤre

(er lieſt)

Mein lieber Herr Buͤrgermeiſter O ja! Se. Excel - lenz haben mich immer geliebt. Ueber - bringer dieſes, mein alter Schul - und Uni - verſitaͤtsfreund, Herr Olmers

Sab.
(bey Seite)

Er iſts!

Fr. St.

Herr Olmers ſchlechtweg? ein Freund des Miniſters?

Buͤrg.

Stille!

(er lieſt)

hat viel Gu - tes von Ihnen und Ihrer Stadt gehoͤrt, und wuͤnſcht einige Wochen da zuzubringen Hoͤrt ihr Kinder? in der Reſidenz ſprechen ſie von nichts, als von mir und unſerer Stadt. Da ich ihn nun ſehr liebe und hoch - ſchaͤtze, ſo wuͤnſche ich, Sie moͤgten die Ge - faͤlligkeit fuͤr mich haben unterthaͤnigſter Diener! ihn in Ihrem Hauſe aufzuneh - men Ew. Excellenz haben zu befehlen! ſein28 ſein etwaniges Anliegen beſtmoͤglichſt zu be - foͤrdern ſoll geſchehn.

Sab.
(bey Seite)

Gottlob!

Buͤrg.
(lieſt)

und ihn als Ihren ei - genen Sohn zu betrachten fiat! Mit Vergnuͤgen werde ich jede Gelegenheit ergrei - fen, Ihnen wiederum gefaͤllig zu ſeyn Zu viel Gnade! Ich verbleibe mit Hoch - achtung meines Herrn Buͤrgermeiſters dienſt - williger Graf von Hochberg. Alles ma - nu propria. Habt ihrs gehoͤrt? Se. Excel - lenz der Herr Graf von Hochberg

Fr. St.

Er iſt dein Dienſtwilliger.

Hr. St.

Er verbleibt mit Hochach - tung.

Buͤrg.

Er ergreift jede Gelegenheit! Das iſt ein Mann! Kinder, das iſt ein Mann! der koͤnnte alle Tage Buͤrgermeiſter in Kraͤh - winkel werden! Aber er ſoll auch an mir ſeinen Mann gefunden haben.

(zu dem Bauer)

Marſch! fort! hinaus! Ich laſſe dem frem - den Herrn meinen unterthaͤnigſten Reſpectvermel -29vermelden, und den Augenblick ſolle mein eig - ner Wagen ihm zu Dienſten ſtehn.

Fr. St.

Wo denkſt du hin? unſere Pfer - de ſind[aufs] Feld, Kartoffeln zu holen.

Buͤrg.

Ja ſo! ein verdammter Streich! man ſpringe hin zu dem Wirth in der golde - nen Katze, er ſoll vorſpannen, ſoll ſeine Schuͤtzenuni[fo]rm anziehn, ſoll ſich ſelber auf den Bock ſetzen, hinausfahren, aufladen, herein fuͤhren, fort! fort!

Bauer.
(ab.)
Sab.
(bey Seite)

Er hat doch Wort ge - halten.

Fr. St.

Aber das gefaͤllt mir nicht, mein Sohn, daß du dem Fremden deinen un - terthaͤnigſten Reſpect haſt vermelden laſſen. Das iſt zu viel.

Buͤrg.

Zu viel? iſt er nicht der Freund des Herrn Grafen? und iſt der Herr Graf nicht mein Dienſtwilliger?

Fr. St.

Alles gut, aber er iſt doch nun einmal gar nichts, hat weder Titel noch Am[t],Herr30Herr Olmers ſchlechtweg. Du biſt Buͤrger - meiſter, auch Oberaͤlteſter.

Buͤrg.

Freylich, freylich. Was iſt zu thun? Der Bauer iſt mit dem unterthaͤnigſten Reſpect nun einmal davon gelaufen.

Hr. St.

Ich denke, Frau Mutter, da - hinter ſtecken noch ganz andere Dinge. Wenn der Herr Olmers ſchlechtweg Herr Olmers waͤre, ſo wuͤrde der Miniſter den Henker nach ihm fragen. Schulfreund? Univerſitaͤtsfreund? Du lieber Gott! die vornehmen Herrn ver - geſſen wohl wen ſie geſtern geſehn haben, das find ich in allen Romanen; wie viel mehr Leute, mit denen ſie vor 20 Jahren einmal den Cornelius Nepos exponirten. Nein, nein, ich bleibe dabey, der Herr Olmers reiſt incog - nito, und iſt ein wichtiger Mann im Staate.

Buͤrg.

Da hat der Herr Bruder aller - dings einen klugen Einfall. Gebt Acht, der Fremde iſt nicht viel weniger als Miniſter.

Hr. St.

Ehe ihrs euch verſeht, knoͤpft er den Oberrock auf da habt ihr den Stern.

Fr. St.
31
Fr. St.

Ein Stern! ich bekomme meinen Schwindel.

Sab.
(bey Seite)

Er traͤgt allerdings et - was Koſtbares auf dieſer Stelle.

Fr. St.

Aber ſagt mir nur, was kann er denn bey uns ſuchen?

Buͤrg.

Fehlt es uns etwa an Merkwuͤr - digkeiten? Das alte Rathhaus! 1430 iſt es erbaut worden. Auf dem großen Saale hat ein Huſſitengeneral dem damaligen Buͤrger - meiſter eine Ohrfeige gegeben.

Hr. St.

Und die Wallfiſchrippe an der Decke

Buͤrg.

Und die Stadtuhr, wo der Hahn kraͤht, und der Apoſtel Petrus mit dem Kop - fe nickt.

Fr. St.

Und unſere Leinewandbleiche

Hr. St.

Und das große Hirſchgeweih

Buͤrg.

Ein Pommerſcher Herzog hat den Hirſch hoͤchſt eigenhaͤndig erlegt.

Fr. St.

Vielleicht koͤmmt er auch wegen der Tuchfabriken?

Buͤrg.
32
Buͤrg.

Poſſen! ein ſolcher Herr hat in ſeinem Leben Tuch genug geſehn.

Fr. St.

Meinen Cichoriencaffee ſoll er bewundern.

Hr. St.

Ein gutes Buch dabey aus meiner Leſebibliothek.

Buͤrg.

Oder die merkwuͤrdigſten Akten, welche vor einem Hochloͤblichen Rathe verhan - delt worden.

Fr. St.

Was wird das vor Aufſehn in der Stadt machen, daß ein ſolcher Herr bey uns logirt.

Buͤrg.

Wir muͤſſen ihn nur auch nach Wuͤrden empfangen.

Hr. St.

Sabingen, laß die Kinder weiß anziehn. Ich will den Sperling herſchicken, der ſoll ſie lehren Blumen ſtreun, das iſt jetzt Mode.

Buͤrg.

Und ich will ſogleich den Thuͤrmer beſtellen. Er kann ein wenig die Trompete blaſen. Wenn der Fremde zum Thore hereinfaͤhrt,33faͤhrt, ſo ſoll er blaſen, was die Lunge nur halten will.

Hr. St.

Find ich nur den Sperling, er iſt capabel noch Verſe zu machen.

Buͤrg.

Suche der Herr Bruder ihn auf; und die Frau Mutter, nebſt Jungfer Tochter, verfuͤgen ſich in die Kuͤche, backen, kochen, ſieden, braten. Heute wird nicht von Zinn geſpeiſt, ſondern von Fayance. Was von Silber im Hauſe iſt, muß auf den Tiſch. Meine ſilberne Tabaksdoſe kann als Salzfaß gebraucht werden. Das große Deckelglas mit meinem verzogenen Namen wird vor den Fremden geſtellt. Kein ſchwarzes Brod, lau - ter Semmeln. Zwey Flaſchen von meinem koͤſtlichen Naumburger. Ein Kalbskopf mit einem verguldeten Lorbeerblatt im Maule. Eine Paſtete mit Morcheln, und eine gebra - tene Gans mit Borſtdorferaͤpfeln. O Se. Excellenz ſollen wiſſen, daß wir auch verſtehn, was dazu gehoͤrt.

CFr. St.
34
Fr. St.

Und was das Noͤthigen betrifft, da verlaß dich auf mich. Ich will ihn noͤthi - gen, ſo lange noch ein Biſſen hinein geht. Er ſoll einen Knopf nach dem andern von der Weſte ſpringen laſſen.

Buͤrg.

Das thue die Frau Mutter. Komm der Herr Bruder. Jeder verrichte das Seine, zu Ehr und Ruhm unſerer guten Stadt Kraͤhwinkel.

(ab mit Herrn Staar.)

Zehnte Scene.

Frau Staat. Sabine.
Fr. St.

Nun Sabingen, jetzt ruͤhre dich. Die Garnitur von Damaſt muß auf den[T]iſch. Sie ſollte zwar erſt Morgen an dei -[n]em Verlobungstage prangen

Sab.

Je nun, liebe Großmutter, wer weiß was heute geſchieht.

Fr. St.

Wie? ziehſt du andre Saiten auf? der Fremde, nicht wahr?

Sab.
35
Sab.

Freylich, der Fremde.

Fr. St.

Wir bitten ihn zur Hochzeit?

Sab.

Das verſteht ſich.

Fr. St.

Er ſitzt oben an.

Sab.

Er ſoll neben mir ſitzen.

Fr. St.

Nein, Kind, das geht nicht, da ſitzt der Braͤutigam.

Sab.

Recht liebe Großmutter.

Fr. St.

Und an der andern Seite Brautvater, und gegenuͤber ſitz ich, und ne - ben mir, da mag er ſitzen.

Sab.

Ich will ihm ſchon ein Plaͤtzgen anweiſen, mit dem er zufrieden ſeyn ſoll.

Fr. St.

Vielleicht kann er auch deinem kuͤnftigen Manne weiter forthelfen.

Sab.

Das denk ich.

Fr. St.

Es iſt ſchon lange im Werk mit dem Sperling, daß er Runkelruͤbencon. miſſionsaſſeſſor werden ſoll. Das waͤre denn doch ein feiner Titel.

Sab.

Ein recht ſuͤßer Titel. Alſo die Garnitur von Damaſt?

C 2Fr. St.
36
Fr. St.

Ja Bingen. Ich habe ſie noch als Braut geſponnen. Dein Großvater hat oft dabey geſeſſen.

Sab.

Da iſt der Faden wohl manchmal abgeriſſen?

Fr. St.

Schalk! nun freylich

Sab.

Ich hole ſie, und denke dabey an die treue Liebe.

(ab.)

Eilfte Scene.

Frau Staar. Bald darauf die Magd.
Fr. St.
(allein)

Sieh, ſieh, das Bin - chen iſt auf einmal ganz lebendig geworden. Aber ſie hat Recht, wir muͤſſen uns tum - meln. Ach du mein Gott! da faͤllt mir eben bey, es muͤſſen ja auch noch Gaͤſte ge - beten werden; der Fremde kann doch nicht ganz allein mit uns eſſen. Aber wen ſoll man einladen? Da ſind ſie nun Alle fort! Mit wem ſoll man dergleichen wich -tige37tige Dinge berathſchlagen? Margarethe! Margarethe!

Die Magd (koͤmmt)
Fr. St.

Lauft[doch] geſchwind hin zu meiner Muhme, der Frau Oberfloß - und Fiſch - meiſterin Brendel, und zu meiner Muhme, der Frau Stadtacciſecaſſeſchreiberin Morgen - roth, und ſprecht: die Frau Unterſteuerein - nehmerin laſſe ſich der Frau Oberfloß, und Fiſchmeiſterin und der Frau Stadtacciſecaſſe - ſchreiberin ganz gehorſamſt empfehlen, und wenn die Frau Oberfloß - und Fiſchmeiſterin und die Frau Stadtacciſecaſſeſchreiberin die Guͤte haben wollten, die Frau Unterſteuerein - nehmerin auf einen Augenblick zu beſuchen, ſo wuͤrde die Frau Unterſteuereinnehmerin ſolches mit großem Dank erkennen, ſintemal etwas ſehr Wichtiges vorgefallen ſey.

Die Magd. (ab.)
Fr. St.
(allein)

Nun muß ich auch noch meine gebluͤmte Contuſche anziehn und eine andere Haube aufſetzen aber der Perucken -macher!38macher! daß Gott erbarm! der koͤmmt nur an Sonn - und Feyertagen in der Woche geht er auf dem Lande umher und friſirt den Paſtoren ihre Peruͤcken. Was iſt anzufangen? ich koͤnnte mich freylich von der Sabine aber die jetzigen Moden ſind ſo luͤderlich, ſo pudelmaͤſig da iſt nichts Geklebtes, nichts Geſchniegeltes we - der Pommade noch Kammſtrich! Mein Sohn Niclas denkt auch an gar nichts. Haͤt - te er den vornehmen Herrn noch ein Paar Stunden im Steinbruch zappeln laſſen, ſo koͤnnte man ihn mit der gehoͤrigen Gravitaͤt empfangen.

Zwoͤlfte39

Zwoͤlfte Scene.

Frau Staar und Frau Brendel.
Fr. Brendel.

Da bin ich, liebwertheſte Frau Muhme. Ich bin gelaufen, ich habe keinen Athem mehr ich war eben erſt bey meiner ſiebenten Taſſe Caffe, aber ich habe Alles ſtehn und liegen laſſen

Fr. St.

Sehr verbunden, hochgeſchaͤtzte Frau Muhme. Wiſſen ſie ſchon

Fr. Br.

Ach ich weiß Alles! Meine Magd war im Fleiſchſcharren, da hat der Fleiſcher er zaͤhlt, ſein Nachbar, der Leinewe - ber, habe gehoͤrt, wie der Rathsbote zu ſei - ner Tochter geſagt hat: Mieke, hat er ge - ſagt, draußen im Steinbruche liegen ein paar Grafen, die haben Arme und Beine gebro - chen und werden gleich hier ſeyn. Der Thuͤr - mer wird blaſen, die Kinder werden Blumenſtreuen,40ſtreuen, der Magiſtrat in corpore wird ihnen entgegen ziehn, und die Glocken werden ge - laͤutet.

Fr. St.

Es iſt nur Einer, Frau Muh - me, nur Einer liegt draußen im Steinbruch, vermuthlich ein vornehmer Herr. Bey uns wird er logiren. Der Miniſter hat ſelber ge - ſchrieben, und hat meinen Sohn um Gottes - willen gebeten. Nun koͤnnen Sie denken, Frau Muhme, was fuͤr ein Rumor hier im Hauſe iſt. Und Alles liegt auf mir! Alles auf mir!

Dreyzehnte Scene.

Frau Morgenroth. Die Vorigen.
Fr. Morgenroth.

Gehorſame Diene - rin, meine theuerſte Frau Muhme! ſehn Sie nur wie ich ſchoffirt bin. Ich komme doch nicht zu ſpaͤt? Mit Erlaubniß zu reden, ich war faſt noch im Hemde, ſinge mein Mor -genlied41genlied und kaͤmme den Mops. Beym drit - ten Verſe ſtuͤrzt Ihre Magd herein, je du mein Gott! ich denke, das Haus brennt. Da hin ich aufgeſprungen, der Mops iſt mir vom Schooſe gefallen, das Geſangbuch in die Kohlpfanne, wo ich meinen Caffee waͤrmte, der Caffee iſt in die Kohlen gefloſſen, und von dem Liede, Wach auf mein Herz und ſinge! ſind zwey Verſe verbrannt.

Fr. St.

Ich bedaure unendlich, werth - geſchaͤtzte Frau Muhme

Fr. M.

Hat nichts zu bedeuten. Ich weiß ſchon Alles. Draußen im Steinbruche liegen drey oder vier Prinzen, der Eine iſt todt, der Andere ſchnappt nur noch ein Bis - chen. Der Kutſcher hat den Hals gebrochen, und die Pferde ſtrecken alle Viere von ſich. Der Herr Amtsadvocat Balg iſt mir auf der Straße begegnet, der hat es von ſeiner Koͤ - chin, die weiß es von der Frau Lotteriein - ſpectorin, der hat ihres Mannes Balbier al - les umſtaͤndlich erzaͤhlt.

Fr. St.
42
Fr. St.

Nun, nun, ſo gar gefaͤhrlich iſt es doch nicht. Vor einer kleinen Weile kam ein Bauer von Rabendorf

Fr. Br.

Ich weiß, der hat einen harten Thaler zum Trinkgelde bekommen.

Fr. M.

Nicht doch, Frau Gevatterin, ein Louisdor ſoll es geweſen ſeyn.

Fr. St.

Der war gelaufen was er konnte

Fr. St.

Er ſoll das Milzſtechen bekom - men haben.

Fr. M.

Auch Naſenbluten.

Fr. St.

Ein vornehmer Herr hat den Wagen gebrochen.

Fr. Br.

Ein Graf

Fr. M.

Etliche Prinzen.

Fr. St.

Das wiſſen wir noch nicht. Vornehm muß er ſeyn, denn er logirt nicht in der goldenen Katze, ſondern bey uns, auf ausdruͤckliches hohes Begehren. Nun, da mein Sohn, der Buͤrgermeiſter auch Oberaͤlteſte, die Erſte Perſon in der Stadt gleichſam repraͤ -ſentirt,43ſentirt, ſo begreifen Sie wohl, liebwertheſte Frau Muhme, daß er ſeinem Range Ehre machen muß.

Fr. Br.

Ein Schmauß auf dem Rath - hauſe

Fr. M.

Ein Tanz auf der Schuͤtzen - gilde.

Fr. St.

Morgen iſt das große Feſt wie Sie wiſſen.

Fr. Br.

Ach ja das Weib, das vor 9 Jahren die Kuh ſtahl

Fr. M.

Morgen ſtehn ſie am Pranger. Ich freue mich ungemein darauf.

Fr. Br.

Ich habe mir eine ganz neue Roberonde dazu machen laſſen.

Fr. St.

Da iſt nun ohnehin ſchon Al - lerley zu dieſer Feyerlichkeit veranſtaltet. Aber heute ruht die Ehre der Stadt auf uns allein; heute muͤſſen wir tractiren, und das wollen wir denn auch mit Gottes Huͤlfe. Die Tiſche ſollen ſich biegen unter Gottes Segen. Meine44Meine werthgeſchaͤtzten Frau Muhmen ſind auch dazu eingeladen.

Fr. Br.

Iſt mir eine große Ehre

Fr. M.

Werde nicht ermangeln.

Fr. St.

Nun wuͤnſcht ich aber doch den fremden Herrn mit den Honoratioren unſerer Stadt bekannt zu machen. Da hab ich mir denn nun Ihren guten Rath erbitten wollen, wer etwa noch einzuladen waͤre?

Fr. Br.
(nachdenkend)

Je nun, ich daͤchte

Fr. M.

Sie koͤnnten etwa

Fr. Br.

Den Herrn Geleits - und Land - acciscommiſſatius Kropf

Fr. St.

Nein, Frau Muhme, der hat neulich an ſeiner Mutter Geburtstage einen Schmauß gegeben, und hat uns nicht dazu gebeten.

Fr. Br.

Ah ſo!

Fr. M.

Etwa den Herrn Supernumme - rarius-Rentkammerſchreiber Wittmann?

Fr. Br.

Nein, Frau Muhme, mein ſeliger Mann hatte einen Proceß mitſeinem45ſeinem Schwiegervater wegen einer Dach - rinne.

Fr. M.

Ah das iſt ein Andres.

Fr. St.

Ich denke den Herrn General - Poſtguͤterbeſchauer Holbein?

Fr. M.

Um Gotteswillen nicht Frau Muhme! der hat eine unausſtehliche Frau! faſt alle Sonntage ein neues Kleid. Das rauſcht an den Kirchenſtuͤhlen voruͤber

Fr. Br.

Das traͤgt die Naſe ſo hoch

Fr. M.

Und man kennt ſie doch noch recht gut

Fr. Br.

Ja wohl, wie ſie das graue Leibgen mit der gruͤnen Schuͤrze trug.

Fr. M.

Man munkelt auch Allerley, wo - her ſie es nimmt.

Fr. Br.

Nein, da moͤgt ich lieber den Herrn Kreis-Trank-Schock - und Quatem - berſteuer - auch Impoſteinnehmer Runkel vor - ſchlagen.

Fr. St.

Mit dem bleiben Sie mir vom Leibe, Frau Muhme; der iſt ein Grobian! Glauben46Glauben Sie wohl, daß er uns ordentlich be - ſucht hat? Der Naſeweiß! eine Karte hat er abgegeben, eine Viſitenkarte. Eher koͤnnte man den Herrn Floßſtrafbefehlshaber Weidenbaum bitten.

Fr. Br.

Ja nicht, Frau Muhme, ums Himmelswillen nicht! Sie wiſſen doch, daß der boͤſe Menſch dreymal mit meines Schwa - gers Stieftochter geſprochen hat, und daß er ſie folglich heirathen wollte? Nun iſt er weggeblieben, und hat das arme Maͤdgen ins Gerede gebracht.

Fr. St.

Ja du lieber Gott! wen ſollen wir denn aber bitten?

Fr. M.

Da koͤmmt der Herr Vetter Sperling.

Vier -47

Vierzehnte Scene.

Sperling. (mit einem großen Blumenſtrauß) Die Vorigen.
Sperl.

Frau Unterſteuereinnehmerin Frau Oberfloß - und Fiſchmeiſterin Frau Stadtacciſecaſſeſchreiberin allerſeits gehor - ſamſter Diener! Ich war in meinem Gar - ten der Herr Vicekirchenvorſteher hat den Rathsboten nach mir geſchickt ich bin ge - laufen wie ein Sonnenſtrahl! Kaum hab ich mir ſo viel Zeit genommen, dieſe Kinder des Fruͤhlings zu pfluͤcken.

Die drey Frauen.

Wiſſen Sie ſchon?

Sperl.

Alles weiß ich. Ein beruͤhmter Gelehrter umgeworfen das Naſenbein gequetſcht Empfehlungsſchreiben vom Mi - niſter

Fr. St.

Ein Gelehrter, ſagen Sie?

Fr. Br.

Nur ein Gelehrter?

Fr. M.
48
Fr. M.

Ey du mein ſchoͤner Caffe! der in die Kohlen lief.

Fr. St.

Glauben Sies nicht, Frau Muhme. Ich habe alle mein Lebstage gehoͤrt, daß die Miniſter ſich wenig um Ge - lehrte bekuͤmmern. Nein, nein, es hat eine andere Bewandniß.

Sperl.

Und ich bleibe dabey, der Mann mit der gequetſchten Naſe iſt ein Gelehrter, koͤmmt aus Egypten oder aus Weimar; hat die Saͤule des Pompejus gemeſſen, oder doch Wieland aus dem Fenſter gucken ſehn. Kurz, wir haben keine Zeit zu verlieren. Hier ſind die Blumen, ſchaffen Sie mir nur geſchwind die Kinder herbey. Kinder muß ich haben! dann mag er kommen und ſehn was in Kraͤh - winkel geſchieht!

Fr St.

Nun, nun, ſie ſollen gleich hier ſeyn.

(ab.)
Sperl.
(ſteht ſeitwaͤrts und probirt pantomi - miſch den Empfang)
Fr. M.
49
Fr. M.

Haben die Frau Gevatterin wohl bemerkt, wie laͤcherlich die alte Frau Muhme ſich geberdet?

Fr. Br.

Ja wohl, Frau Gevatterin, ſie blaͤht ſich wie ein Teig am Ofen.

Fr. M.

Lieber Gott! ihr Mann war doch nur Unterſteuereinnehmer.

Fr. Br.

Wie er ſtarb blieb er einen Reſt in die Kaſſe ſchuldig.

Fr. M.

Und was wird das fuͤr ein Trac - tament werden? wiſſen Sie noch vor 8 Wo - chen den Braten? er war ja ganz verbrannt.

Fr. Br.

Und wie ſie ausſieht! was wird ſie anziehn?

Fr. M.

Sie hat ja nur drey Kleider.

Fr. Br.

Ganz recht, das braune

Fr. M.

Und das weiſſe

Fr. Br.

Und das ſtoffene

Fr. M.

Das hat ſie machen laſſen, wie der Buͤrgermeiſter zum Erſtenmale taufen ließ.

DFr. Br.
50
Fr. Br.

Um Vergebung, Frau Gevatte - rin, das wurde gemacht, als der Vicekirchen - vorſteher ſeine zweyte Frau heirathete.

Fr. M.

Die auch eine Naͤrrin war.

Fr. Br.

Ja wohl, ja wohl.

Funfzehnte Scene.

Frau Staar mit zwey Kindern, die große Butterbroͤdte eſſen. Die Vorigen.
Fr. St.

Da ſind die Kinder.

Sperl.

Her damit!

Fr. St.

Verneigt euch erſt vor den lie - ben Frau Muhmen. So! Nun gebt eine Patſchhand. So!

Fr. Br.
(indem ſie ſich die Butter von den Fingern wiſcht)

Allerliebſte Puͤppgen! Gott behuͤte ſie!

Fr. M.
(eben ſo)

Der lieben Frau Muh - me wie aus den Augen geſchnitten.

Fr. Br.
51
Fr. Br.

Haben doch die Pocken ſchon gehabt?

Fr. St.

Noch nicht. Mein Sohn woll - te ſie immer inoculiren laſſen, aber das leid ich nicht. Man muß dem lieben Gott nicht vorgreifen.

Fr. M.

Jetzt will man die Kinder gar unter das Vieh ſtecken.

Fr. Br.

Man nimmt die Materie von den Beſtien.

Fr. St.

Es iſt ein gottloſes beſtialiſches Weſen.

Sperl.
(der ſich indeſſen mit den Kindern be - ſchaͤftigte)

Kinder, legt die Butterbrodte bey Seite.

Die Kinder.

Ne, ne.

Sperl.

So nehmt wenigſtens die Blu - men in die Eine Hand.

D 2Sech -52

Sechzehnte Scene.

Herr Staar. Der Buͤrgermeiſter. Sabine. Einer nach dem Andern. Die Vo - rigen.
Hr. St.
(eilig)

Eben faͤhrt er zum Thore herein. Die ganze Straße iſt voll Jungen. Sie laufen neben dem Wagen her, und gaffen ihm ins Geſicht.

Buͤrg.
(eilig)

Er koͤmmt! er koͤmmt! Der Thuͤrmer ſteht auch ſchon unten mit ſei - ner Trompete.

Sperl.

Du lieber Gott! die Kinder ſind noch ſo dumm

Hr. St.

Streut nur Blumen, und werft ſie ihm ins Geſicht.

Sabine.
(eilig)

Olmers! Olmers! er iſt da!

(Ein verſtimmter Trompetenſtoß.)
Buͤrg.
53
Buͤrg.

Allons! ihm entgegen!

Hr. St.

Die Kinder voraus!

Sperl.
(reißt ihnen die Butterbroͤdte aus den Haͤnden und wirft ſie auf den Tiſch)

Laßt die But - terbroͤdte ſo lange hier.

Hr. St.
(ſchiebt die Kinder zur Thuͤr hinaus)

Fort! fort.

Die Kinder.
(ſchreien)

Mein Butter - brodt! mein Butterbrodt!

Buͤrg.
(ihnen folgend)

Wollt ihr die Maͤu - ler halten!

Sperling und Herr Staar folgen.
Sabine. (ſteht am Fenſter und wirft Kuͤſſe hinab)
Fr. St.

Frau Oberfloß - und Fiſchmei - ſterin, Sie werden die Guͤte haben voran zu ſpazieren.

Fr. Br.

Das wird nimmermehr geſchehn. Frau Stadtacciſecaſſeſchreiberin, ich bitte ge - horſamſt

Fr. M.

Frau Unterſteuereinnehmerin, Ihnen gebuͤhrt die Ehre.

Fr. St.
54
Fr. St.

Bewahre der Himmel! ich bin in meinem eigenen Hauſe.

Fr. Br.

Ich kenne meine Schuldigkeit

Fr. M.

Ich gehe nicht von der Stelle.

Alle Drey. (fangen ploͤtzlich an zu reden und zu complimentiren.) (Der Vorhang faͤllt.)
Ende des erſten Akts.
Zweyter55

Zweyter Akt.

Erſte Scene.

(Die drey Frauen ſtehen noch immer an der Thuͤr und complimentiren. Sabine ſeitwaͤrts.)
Frau Brendel.

Sie werden excuſiren.

Fr. M.

Ich muß depriciren

Fr. St.

Bitte mich nicht in Verſuchung zu fuͤhren.

Fr. Br.

Ah! da hoͤr ich ſie ſchon auf der Treppe.

(Alle drey prallen zuruͤck.)
Zweyte56

Zweyte Scene.

Olmers. Der Buͤrgermeiſter. Herr Staar. Sperling. Die Vorigen.
Buͤrg.

Heil iſt meinem Hauſe wieder - fahren! Heil der guten Stadt Kraͤhwinkel!

Olm.

Nicht doch, Herr Buͤrgermeiſter, ich bin ſchon zufrieden, wenn auch nur eine einzige Perſon

(mit einem Buck auf Sabinen)

ſich uͤber meine Ankunft freut.

Buͤrg.

Bewahre der Himmel! ich wollt es keinem gehorſamen Buͤrger rathen, ſich nicht unterthaͤnigſt zu freuen. Dafuͤr haben wir Mittel.

Olm.

Dieſe Damen gehoͤren vermuthlich zu Ihrer Familie?

Buͤrg.

Meine wertheſte Frau Muhme, die Frau Oberfloß - und Fiſchmeiſterin Bren - del, desgleichen meine wertheſte Frau Muh -me,57me, die Frau Stadtacciſecaſſeſchreiberin Mor - genroth.

Fr. Br. und Fr. M.
(mit gewaltigen Knixen)

Wir freuen uns unendlich die Ehre zu ha - ben

Buͤrg.

Hier iſt meine Mutter, die Frau Unterſteuereinnehmerin Staar.

Fr. St.

Bitte nur tauſendmal um Ver - gebung, daß die Vorhaͤnge noch nicht gewa - ſchen ſind. Es geſchieht ſonſt immer vor Pfingſten und Weihnachten.

Olm.

Madam, ich wuͤrde untroͤſtlich ſeyn, wenn Sie durch mich in Ihrer alten Ord - nung ſich ſtoͤren ließen.

Fr. St.
(bey Seite mit geruͤmpfter Naſe)

Madam?

Olm.
(zum Buͤrgermeiſter)

Dies junge Frauenzimmer iſt vermuthlich Ihre Mademoi - ſell Tochter?

Buͤrg.

Jedermann erkennt ſie doch gleich an der Aehnlichkeit mit mir.

Olm.
58
Olm.

Mademoiſell, ich ſchmeichle mir mit der Hofnung, daß meine Gegenwart kei - nen unangenehmen Eindruck auf Sie machen werde.

Sab.

Im Gegentheil, der Eindruck iſt ſo angenehm, daß ich ihn nur fruͤher ge - wuͤnſcht haͤtte.

Hr. St.

Man hoͤrt doch gleich, daß das Maͤdgen ein Jahr in der Reſidenz gewe - ſen iſt.

Olm.

Vermuthlich haben Sie dort in - tereſſante Bekanntſchaften gemacht?

Sab.

Wenn auch nicht viele, doch Eine.

Olm.

Die ſich um ſo gluͤcklicher ſchaͤtzen wird.

Sab.

Wer weiß. Man findet in der Reſidenz ſo ziemlich Alles, ausgenommen Ge - daͤchtniß.

Olm.

Huͤten Sie ſich, daß Sie kein Un - recht abzubitten bekommen.

Sab.

Dabey wuͤrde ich gewinnen.

Olm.
59
Olm.

Wer einmal ſo gluͤcklich war Sie zu ſehn

Sab.

Sie ſchmeicheln einem armen Land - maͤdgen.

Buͤrg.

Nun, nun, Sabingen, ein Land - maͤdgen biſt du doch gerade auch nicht. Wir bewohnen, Gott ſey Dank! eine ganz feine Stadt.

Hr. St.

Die beyden Hauptſtraßen ſind gepflaſtert.

Sperl.

5000 Einwohner, worunter auch einige Dichter.

Fr. St.

Drey ſchoͤne Kirchen.

Fr. Br.

Eine anmuthige Promenade bis zum Galgen.

Olm.

Ich habe eine liebliche Anhoͤhe be - merkt.

Fr. M.

O die iſt ganz vortreflich zum Waͤſchetrocknen.

Olm.

Und das Thal ſo mahleriſch mit Gebuͤſchen beſtreut.

Fr. Br.
60
Fr. Br.

Die ſchoͤnſten Erdbeere wach - ſen dort.

Sperl.
(mit einem Blick auf Sabinen)

Ge - wuͤrzig und Purpur roth wie gewiſſe Lippen.

Olm.

In der Tiefe ſchlaͤngelt ſich ein Fluß.

Fr. St.

Mit Forellen und Karauſchen.

Olm.

Ein ſchattenreicher Wald beher - bergt ein Heer von Nachtigallen.

Hr. St.

Der Wald iſt dick genug, aber das Holz wird doch alle Jahr theurer.

Olm.

Treibt das Staͤdtgen einen ſtarken Handel?

Fr. St.

O ja, mit Meerrettig.

Hr. St.

Auch giebt es Niederlagen von oft - und weſtindiſchen Gewuͤrzen, ſammt ei - ner Leſebibliothek.

Sperl.

Von unſerm Scheibenſchießen haben Sie wohl ſchon gehoͤrt?

Olm.

Leider nein.

Sperl.

Es iſt auch ein Hanswurſt dabey.

Fr. St.
61
Fr. St.

Und einen Nachmittagspredi - ger haben wir an der Aegidienkirche, das iſt ein Mann wie ein Apoſtel! O der iſt Ihnen ſicher ſchon bekannt?

Olm.

In der That, ich muß mich ſchaͤ - men

Sperl.

Was ſagen ſie denn in der Re - ſidenz von unſerm Liebhabertheater? ich ſpie - le den Peter in Menſchenhaß und Reue.

Fr. M.

Und recht natuͤrlich.

Sperl.

Nicht wahr, Frau Muhme?

Buͤrg.

Vor allen Dingen werd ich dem Herrn unſer Rathhaus zeigen. Ein Bau - meiſter aus Gotha hat es vor 300 Jahren erbaut. Es iſt im aͤcht Gothiſchen Ge - ſchmack.

Olm.

So bald ich mich ein wenig von der Reiſe erholt habe.

Fr. St.

Sabingen, fuͤhre doch den Herrn auf ſein Zimmer.

Sab.

Herzlich gern.

Buͤrg.
62
Buͤrg.

Ich werde die Ehre haben zu begleiten.

Hr. St.

Auch ich.

Sperl.

Auch ich.

Olm.

Bemuͤhen Sie ſich nicht meine Herren, ich bin vollkommen mit meinem Fuͤh - rer zufrieden.

Buͤrg.

Mit nichten. Se. Excellenz, der Herr Miniſter, haben mir Hochdieſelben em - pfohlen, und ich werde nicht ermangeln, Sie wie Dero Schatten zu umgeben.

Olm.

Dann werden Sie mir oft in die Sonne treten.

Buͤrg.

Sonne genug. Dero Fenſter liegen gegen Mittag. Uebrigens ſehr bequem. Nur drey Stufen hinab in die Kammer, und wiederum zwey Stufen hinauf in den Al - coven.

Olm.
(reicht Sabinen die Hand)

Mademoi - ſell, an Ihrer Hand hoffe ich die Stufen leicht zu erklimmen.

Sab.
63
Sab.

Es waͤre doch beſſer, wenn wir uns ſchon am Ziele befaͤnden.

(ab mit Olmers.)
Der Buͤrgermeiſter folgt.
Sperl.
(zu Staar)

Was meinen Sie, wenn ich ihm gleich die Ode vorlaͤſe? die an die braunſchweiger Mumme?

Hr. St.

Jetzt nicht. Ich zeig ihm erſt meine Nuͤrnberger Kupferſtiche.

(Beyde ab.)

Dritte Scene.

Frau Staar. Frau Brendel. Frau Morgenroth.
Fr. St.

Nun! was ſagen Sie, lieb - wertheſte Frau Muhmen?

Fr. Br.

Mich hat er kaum angeſehn.

Fr. M.

Mit mir hat er kein Wort ge - ſprochen.

Fr. St.

Und mich hat er gar eine Ma - dam genannt! Seht doch! Madam! ich binmit64mit Gott und Ehren Frau Unterſteuereinnehme - rin und keine Madam.

Fr. Br.

Er haͤtte doch fragen koͤnnen, ob mein Mann ſchon lange todt waͤre? oder ſo etwas dergleichen.

Fr. M.

Wenn er ſich doch nur nach mei - nen Kindern erkundigt haͤtte.

Fr. St.

Mein Sohn hat ihm deutlich genug geſagt: Frau Unterſteuereinneh - merin; und dennoch hat er mich recht un - verſchaͤmterweiſe zur Madam gemacht.

Fr. M.

Was Lebensart heißt, muß er erſt in Kraͤhwinkel lernen.

Fr. Br.

Ein huͤbſcher Mann iſt er.

Fr. St.

Ja, aber gar nicht ein bischen ſteif. That er nicht als ob er hier zu Hauſe waͤre?

Fr. M.

Recht, Frau Muhme, es man - gelte ihm ganz die volle Verlegenheit.

Fr. Br.

Feine Waͤſche traͤgt er.

Fr. St.

Aber keine Manſchetten.

Fr. M.
65
Fr. M.

Das Haar mag auch wohl vor 8 Tagen zum Leztenmal gepudert worden ſeyn.

Fr. St.

Der Menſch koͤmmt mir ſo bekannt vor. Es iſt mir immer als haͤtte ich ihn ſchon irgendwo geſehn.

(ſich ploͤtzlich be - ſinnend, und ſehr heftig erſchrocken)

Ah! Ah! mein Schwindel! ich falle in Ohnmacht!

Fr. Br. und Fr. M.
(eilen ihr zu Huͤlfo)

Was iſts Frau Muhme?

Fr. St.

Da, in meiner Taſche

Fr. Br.

Das Riechflaͤſchgen?

Fr. St.

Nein nein ein Bild ein Bild

Fr. Br.
(bat unterdeſſen in ihrer Taſche ge - ſucht)

Nun ja, da iſt Eins. Ey ſeht doch, das iſt wahrhaftig der Fremde.

Fr. St.

Zeigen Sie her. So wahr ich eine arme Suͤnderin bin! er iſts! ich bin des Todes!

Fr. Br.

Wer denn?

Fr. M.

Ich will nicht hoffen

EFr. St.
66
Fr. St.

Ich kann nicht zu Athem kom - men

Fr. Br.

Doch kein entſprungener De - linquent?

Fr. M.

Wohl moͤglich. Man wird das Bild zu dem Steckbriefe gelegt haben.

Fr. St.

Es iſt der Koͤnig! es iſt der Koͤnig!

Beyde.
(ſchreyen laut auf)

Der Koͤnig!

Fr. St.

Se. allerglorreichſte Majeſtaͤt!

Fr. Br.

Frau Gevatterin, mir wird ſchlimm

(ſie ſinkt auf einen andern Stuhl)
Fr. M.
(eben ſo)

Auch mir, theuerſte Frau Gevatterin.

(Alle drey ſtoͤhnen.)
Fr. St.

Nein, das uͤberleb ich nicht die hohe Ehre die hohe Gnade und die Vorhaͤnge nicht gewaſchen

Fr. Br.

Weiß es denn noch Niemand in der Stadt?

Fr. St.

Keine Chriſtenſeele.

Fr. Br.

Ah! da muß ich ja eilen! Kom - men Sie, Frau Gevatterin!

Fr. M.
67
Fr. M.

Ja doch, ja! es iſt mir zwar wie Bley in die Fuͤße geſunken aber der Koͤnig die Vaterlandsliebe kommen Sie! kommen Sie!

(beyde ab.)

Vierte Scene.

Frau Staar
(allein.)

Ich bin ganz weg thut nichts Nun mag mein Stuͤndlein ſchlagen wann es dem Himmel gefaͤllt! Ja, nun will ich auch in Gottes Namen eine Madam ſeyn! der Koͤnig mag mich Madam nennen ſo viel er will! Horch! da oben geht er auf und nieder man hoͤrt es doch gleich, es iſt ein koͤniglicher Schritt! Wenn ich nur von der Stelle koͤnnte wenn nur mein Sohn erſt wuͤßte daß er nicht gegen den Reſpect manquirt

E 2Fuͤnfte68

Fuͤnfte Scene.

Buͤrgermeiſter. Herr Staar. Sper - ling. Frau Staar.
Fr. St.

Kommt ihr endlich? ſeht, da ſitz ich, und wer weiß, ob ich in meinem Le - ben wieder aufſtehe.

Buͤrg.

Was iſt der Frau Mutter wie - derfahren?

Fr. St.

Ich will es kurz machen ich will reden ich will das große Geheimniß von mir geben und dann in mein Kaͤm - merlein gehn, und mit lauter Stimme einen Lobpſalm ſingen!

Hr. St.

Was ſchwazt die Frau Mut - ter?

Fr. St.

Wo iſt Euer Gaſt?

Sperl.

Er wird gleich herunter kommen.

Fr. St.

Niemand bey ihm?

Buͤrg.
69
Buͤrg.

Keine Seele. Die Sabine woll - te bey ihm bleiben, aber ich jagte ſie in die Kuͤche.

Fr. St.

Nun ſo lauft! rutſcht auf Eu - ren Knien die Treppe hinauf! Niclas! Niclas! der Koͤnig iſt in deinem Hauſe!

Buͤrg und Hr. St.

Wie? was?

Sperl.

Der Koͤnig?

Buͤrg.

Mache mich die Frau Mutter nicht confus.

Fr. St.

Ja, nun wird die Confuſion erſt recht angehn. Ganz Kraͤhwinkel muß confus werden! Er iſt da! ſag ich, er iſt da! Gleich dem großen Weltkoͤnig, der auf einem Eſelein ritt, hat er dich erwaͤhlt, mein Sohn Niclas! in dein Haus iſt er eingezo - gen, du gluͤcklicher Buͤrgermeiſter auch Ober - Aelteſter!

Buͤrg.

Frau Mutter, ich bitte ſich zu expliciren, denn ich weiß ſchon nicht mehr, ob ich einen Kopf oder eine Windmuͤhle auf dem Rumpfe trage.

Fr. St.
70
Fr. St.

Da! da iſt unſers gnaͤdigſten Koͤnigs Portrait! nun, da ſeht ſelbſt! iſt ers? oder iſt ers nicht?

Buͤrg.

Der Fremde, wie er leibt und lebt.

Hr. St.

Richtig.

Buͤrg.

Aber woher weiß die Frau Mutter ?

Fr. St.

Hab ich vor 40 Jahren nicht des Koͤnigs Großvater geſehn? und iſt ihm der Enkel nicht wie aus den Augen geſchnit - ten? Ich ſage dir, das iſt ſein Portrait, und die geheiligte Perſon wandelt uͤber un - ſern Koͤpfen.

Hr. St.

Da haben wirs! er reiſt in - cognito.

Sperl.

Der Landesvater im Stein - bruche!

Buͤrg.

Ach mein Gott! was iſt nun anzufangen? Da muß ja die Buͤrgerwache mit der alten Trommel aufziehn.

Sperl.
71
Sperl.

Und die Schuͤtzencompagnie mit der Fahne.

Hr. St.

Und der Magiſtrat mit den Waiſenkindern.

Fr. St.

Ach! wenn das mein ſeliger Herr noch erlebt haͤtte!

Buͤrg.

Aber iſt es denn auch ſo recht gewiß?

Hr. St.

Wie kann der Herr Bruder noch zweifeln? die Frau Mutter hat ja den Großvater ſelbſt geſehn.

Sperl.

Und das Portrait laͤßt ſich doch auch nicht ganz weg demonſtriren.

Fr. St.

Es iſt der Koͤnig, ſag ich dir!

Buͤrg.

So muß mit allen Glocken gelaͤu - tet werden, daß die Buͤrger zuſammen laufen.

Fr. St.

Die Frau Muhmen ſind ſchon hinaus.

Buͤrg.

So brauchen wir keine Glocken. Aber eine Ehrenwache muß gleich vor das Haus.

Fr. St.
72
Fr. St.

Vor unſer Haus! Wenn ich die Ehrenwache ſehe, ſo ruͤhrt mich der Schlag.

Sperl.

Da iſt er.

Fr. St.
(zwingt ſich aufzuſtehn)

Ach Gott! Ach Gott!

Buͤrg.

Ein Herz gefaßt.

Sechſte Scene.

Olmers. Vorige.
Olm.

Ein recht bequemes Haus, lieber Herr Buͤrgermeiſter, und eine vortrefliche Ausſicht. Ich hoffe, ſehr frohe Stunden hier zu verleben.

Buͤrg.

Allergnaͤdigſter Koͤnig

Olm.

Wie?

Hr. St.

Ew. Koͤnigl. Majeſtaͤt

Olm.

Was?

Sperl.

Glorreichſter Monarch

Olm.

Scherzen Sie mit mir?

Fr. St.

Geſalbter des Herrn

Olm.
73
Olm.

Wir haben doch heute nicht den ſechſten Januar?

Buͤrg.

Verbergen Sie ſich nicht laͤnger Ihren getreuen Unterthanen!

Hr. St.

Unſere Herzen brennen

Sperl.

Und lodern

Fr. St.

Und zerfließen

Olm.

Was haben Sie mit mir vor?

Buͤrg.

Dero Premierminiſter hat bereits halb und halb verrathen

Olm.

Mein Premierminiſter?

(fuͤr ſich)

ich werde doch nicht ins Tollhaus gerathen ſeyn?

Siebente74

Siebente Scene.

Die Magd. Vorige.
Magd.

Draußen ſtehn zwey Maͤnner. Sie ſprechen, ſie waͤren Deputirte von der Schuͤtzengilde, und wollten den Koͤnig bewill - kommen.

Buͤrg.

Wollen Ew. Majeſtaͤt allergnaͤ - digſt erlauben?

Olm.

Ey zum Henker! was faͤllt Ih - nen ein? ich bin ja eben ſo wenig eine Ma - jeſtaͤt als Ihr Nachtwaͤchter.

Buͤrg.

Ach großer Gott! was wollen Allerhoͤchſtdieſelben laͤnger leugnen? wir be - ſitzen ja Dero unſchaͤtzbares Portrait.

Olm.

Mein Portrait?

Fr. St.

Hier iſt es, großer Koͤnig

(ſie uͤberreicht es.)
Olm.

Ja, es iſt allerdings mein Portrait

Buͤrg.
75
Buͤrg.

Endlich!

(zu der Magd)

Die De - putation ſoll herein kommen, ſoll die Gnade ha - ben vorgelaſſen zu werden.

Olm.

Ums Himmels willen nicht! Sie machen mich zum Geſpoͤtt; ich heiße Karl Olmers, und damit holla.

Hr. St.

Laſſe der Herr Bruder es gut ſeyn; Se. Majeſtaͤt wollen nun einmal durch - aus incognito bleiben.

Fr. St.

Aber die Ehrenwache werden Allerhoͤchſtdieſelben doch nicht verſchmaͤhen?

Olm.

Wenn Sie nicht bald aufhoͤren, ſo brauch ich allerdings eine Wache, denn ich werde verruͤckt.

(zu Sabinen, welche eben hereintritt)

Ah Mademoiſell! gut daß Sie kommen. Man will mich hier mit Gewalt zum Koͤnig ma - chen. Wie das zugeht, mag Gott wiſſen. Koͤnig bin ich wahrlich nicht! zu herrſchen be - gehr ich nirgends, als nur in Einem Her - zen. Erlang ich aber dieſen Wunſch, ſo beneid ich keinen Koͤnig.

(ab)
Achte76

Achte Scene.

Frau Staar. Der Buͤrgermeiſter. Hr. Staar. Sperling. Sabine.
Buͤrg.

Man muß Se. Majeſtaͤt beglei - ten.

(er will nach.)
Sab.
(haͤlt ihn auf)

Lieber Vater, was ſoll das heißen? wie kommen Sie auf den Einfall?

Buͤrg.

Naſeweiß! es iſt unſer Koͤnig.

Sab.

Gott bewahre! wer hat Ihnen das weiß gemacht?

Hr. St.

Weiß gemacht?

Buͤrg.

Hat die Frau Mutter nicht den Großvater geſehn?

Hr. St.

Hat ſie nicht das Portrait?

Fr. St.

Von ihr ſelbſt hab ich es em - pfangen.

Sab.

Ah! nun verſteh ich ja lieber Gott, das war nur ein Scherz.

Alle
77
Alle.

Ein Scherz?

Sab.

Verzeihen Sie liebe Großmutter

Fr. St.

Ich drehe dir den Hals um!

Sab.

Konnt ich das vermuthen

Fr. St.

Gottloſes Kind! du wußteſt al - ſo, wen das Portrait eigentlich vorſtellt?

Sab.
(ſich etwas verlegen heraushelfend)

Nein das wußte ich nicht

Fr. St.

Wie kamſt du dazu?

Sab.

Ich ich hab es gefunden.

Fr. St.

Gefunden? wo? wie?

Sab.

Als ich noch in der Reſidenz war auf einem Spaziergange im hohen Graſe ich ſteckt es in die Taſche, und hab es vergeſſen bis auf den heutigen Tag.

Fr. St.

Ey! woher denn aber die Zaͤrt - lichkeit, mit der du das Bild angaffteſt, als ich dieſen Morgen herein trat?

Sab.

Zaͤrtlichkeit?

Fr. St.

Ja ja, Mamſell, dir war Hoͤ - ren und Sehen vergangen.

Sperl.

Ey, ey, Mademoiſell.

Sab.
78
Sab.

Ah das kann ich Ihnen leicht er - klaͤren. Aufmerkſamkeit war es. In den Zeitungen wurde ein verlornes Bild angezeigt. Da fiel mir das Meinige wieder bey. Schnell zog ich es aus der Taſche, um es mit der Angabe zu vergleichen.

Fr. St.

Ich habe ja keine Zeitungen ge - ſehn?

Sab.

Dort liegen ſie noch auf dem Tiſche.

Fr. St.
(zieht die Brille heraus)

Gieb doch her, ich will den Artikel ſelber leſen.

Sab.
(erſchrocken)

O ja warum nicht hier ſind ſie ach verwuͤnſcht! da haben die Kinder das Butterbrod darauf gelegt. Es iſt Alles durchgeweicht, Alles unleſerlich.

Fr. St.

Verſchmitzte Kreatur! wenn ich nun das Bild an einer Zitternadel auf meine Haube geſteckt haͤtte? Die ganze Stadt haͤtte mit Fingern auf mich gewieſen. Fort da - mit! Laß es mir nie wieder vor die Augen kommen.

Buͤrg.
79
Buͤrg.

Gieb es dem Fremden zuruͤck.

Sab.

Ey freylich, er koͤnnte ja ſonſt wunder glauben

Sperl.

Der Erſatz ſey meine Sorge. Ich ſelber laſſe mich mahlen.

Sab.
(bey Seite)

Lieber ausſtopfen.

Hr. St.

Die Jungfer Nichte iſt eine Naͤrrin! Daß doch ſo eine leichtfertige Dirne eine ganze reputirliche Stadt wie ihren Strick - beutel umkehrt. Ich muß nur gehen, und die Buͤrgerſchaft beruhigen.

(ab)
Buͤrg.

Und ich will die Schuͤtzendepu - tation abfertigen. Das ſag ich dir! bringſt du mir noch Einmal einen ſolchen Koͤnig ins Haus, ſo ſchick ich dich auf die Spinnſtube.

(ab.)
Fr. St.

Alle Freude umſonſt! ich ſah ſchon die Ehrenwache vor unſerer Thuͤr; ich erzaͤhlte es ſchon meinem ſeligen Herrn im Grabe und indeſſen ſind meine Braten zu Kohlen verbrannt, du Rabenkind!

(ab.)
Neunte80

Neunte Scene.

Sperling und Sabine.
Sab.

Herr Bau-Berg - und Wegin - ſpectorsſubſtitut, Sie werden vermuthlich vor dem Eſſen auch noch Geſchaͤfte haben?

Sperl.

Wertheſte Mademoiſell, vor dem Eſſen und nach dem Eſſen hab ich kein an - dres Geſchaͤft, als mein treues Herz vor Ih - nen auszubreiten.

Sab.

Ausbreiten? es iſt ja kein Mantel.

Sperl.

Poetiſcherweiſe allerdings ein Mantel, aber ohne Falten, ohne alle Falten. Schoͤnſte Sabina! verſuchen Sie es! wickeln Sie ſich darein bey Sturm und Froſt.

Sab.

Ich bin noch jung, mein Herr, und bedarf keiner geborgten Waͤrme.

Sperl.

Will ich denn dies treue Herz nur borgen? nein, ſchenken will ich es!

(er kniet nieder)

Hier zu ihren Fuͤßen empfan -gen81gen Sie Ihr Eigenthum! ſchalten Sie damit nach Gefallen. Der Koͤnig iſt verſchwunden, aber die Koͤnigin ſteht vor mir! Meine Koͤ - nigin! mein Goͤtterkind!

Zehnte Scene.

Olmers. Vorige.
Olm.
(ſtutzt als er herein tritt)

Ich bitt um Vergebung, eine ſo ſchoͤne Unterhaltung muß man nicht ſtoͤren.

Sperl.
(ſteht auf)
Sab.

Es hat nichts zu bedeuten. Kom - men Sie nur naͤher.

Olm.
(bitter)

Nichts zu bedeuten? Es moͤgte doch wohl Leute geben, denen ein ſol - cher Anblick ſehr bedeutend vorkaͤme.

Sperl.

Ey freylich! Sie ſollen wiſſen, mein Herr, daß nach einer Ewigkeit von zwey Jahren die treue Liebe endlich ſiegt.

FOlm.
82
Olm.

Wirklich? ich wuͤnſche Ihnen Gluͤck.

Sperl.

Wenn Sie einige Wochen bey uns verweilen, ſo werden Sie einem Feſte beywohnen, an welchem Amor und Hymen ſich bruͤderlich umarmen.

Olm.

In der That?

Sab.

Ja mein Herr, das hoff ich von ganzem Herzen.

Olm.

Ey, welche liebenswuͤrdige Offen - heit! Natuͤrlich werde ich ſo lange hier blei - ben, denn ich muß fuͤr meinen zerbrochenen Wagen doch durch etwas entſchaͤdigt werden.

Sab.

Noch bin ich zwar nicht Braut, aber ich hoffe es bald zu werden.

Olm.

Sie waͤren es noch nicht? Sie belieben zu ſcherzen.

Sperl.

Purer klarer Scherz im Gefol - ge der Grazien.

Sab.

Mein Herr, verſtehen Sie mich recht. Schon ſeit fuͤnf Wochen hab ich ge -hofft,83hofft, daß mein Geliebter ſich erklaͤren wuͤrde, aber er ſchwieg.

Sperl.

Er ſchwieg? Schalkhafte! ha - ben meine Augen denn nicht geſprochen?

Olm.
(der zu begreifen anfaͤngt)

Er ſchwieg vielleicht nur, um Alles vorzubereiten.

Sperl.

Ganz recht, mein Herr. In meiner kuͤnftigen Wohnung wird noch gebaut. Jetzt logir ich im Dachſtuͤbgen bey dem Herrn Vicekirchenvorſteher.

Sab.

Er haͤtte mir doch durch die dritte Hand eine ſchriftliche Nachricht koͤnnen zukommen laſſen.

Sperl.

Lag ich denn nicht taͤglich ſelber zu Ihren Fuͤßen?

Olm.

Vielleicht hat er ein ſtrenges Ver - bot, welches die Sittſamkeit ihm auflegte, zu gewiſſenhaft erfuͤllt.

Sperl.

Errathen, mein Herr. Als die Mamſell nach der Reſidenz gieng, verbot ſie mir ausdruͤcklich, meine Seufzer durch die Poſt zu ſpediren.

F 2Sab.
84
Sab.

Einer dienſtfertigen Muhme haͤtte man ſich immer vertrauen moͤgen.

Sperl.

Schoͤnſte Mademoiſell, alle un - ſere Muhmen ſind Klatſchmaͤuler.

Olm.

Vielleicht glaubte man auch, von Liebe und Treue bereits ſo viele Proben ab - gelegt zu haben, daß man auf edles Vertrauen rechnen duͤrfe.

Sperl.

Getroffen, mein Herr. Ich bin ja ſo treu als der Hund des Melai in Meiß - ners Skizzen.

Sab.

Sie glauben alſo wirklich. Herr Olmers, daß mein Geliebter noch eben ſo warm fuͤr mich empfinde, als vormals?

Sperl.

Nur warm? ſiedend heiß! Ja, Mademoiſell! haͤtte Archimedes ſolche Liebe empfunden, er haͤtte ſeine Spiegel nicht gebraucht, um die feindliche Flotte in Brand zu ſtecken.

Olm.

Ich wage zu behaupten, daß ſeine Empfindungen durch die Abweſenheit nur noch heftiger geworden.

Sperl.
85
Sperl.

Freylich, freylich. Als ſie in der Stadt war, wollt ich raſend werden.

Sab.

Nun ſo bin ich beruhigt.

Sperl.

Endlich!

Olm.

Auch ich.

Sperl.

Sie ſind ein ſcharmanter Mann, daß Sie um meinetwillen ſich ſo beunruhigt haben. Ich bitte mir Ihre Freundſchaft aus.

Olm.

Gehorſamer Diener.

Sab.

Wer mich aufrichtig liebt, wird es aber nicht blos mir ſagen.

Sperl.

Wem ſonſt?

Olm.

Vermuthlich wird er ſich Ihrem Herrn Vater entdecken.

Sperl.

Iſt ja ſchon geſchehn.

Sab.

Was noch zu thun waͤre, muß bald geſchehn, da meine Verlobung bereits auf Morgen feſtgeſetzt worden.

Sperl.

Eben deswegen iſt nichts mehr vonnoͤthen.

Olm.

Und waͤre noch etwas vonnoͤthen, ſo wird es ſicher dieſen Abend geſchehn.

Sperl.
86
Sperl.

Natuͤrlich.

Sab.

Ich ſchwebe zwiſchen Furcht und Hoffnung.

Sperl.

Werfen Sie ſich der Hoffnung getroſt in die Arme.

Olm.

Maͤchtige Fuͤrſprache kann Gutes bewirken.

Sperl.

Wozu? die Familie iſt einig.

Der Schmetterling vermaͤhlt ſich mit der Roſe. Und trinkt entzuͤckt den Thau aus ihrem Schooſe.

Sab.

Wohlan! in Gegenwart dieſes Herrn ſchwoͤr ich nochmals ewige Liebe!

Olm.

Ich empfange den Schwur im Na - men des Geliebten.

Sperl.

Ach wie ruͤhrend!

Sab.

Keine Gewalt ſoll mich von ihm trennen!

Olm.

Er iſt auf ewig mit Ihnen ver - bunden.

Sperl.

Meine Thraͤnen fließen.

Sab.
87
Sab.

Zum Pfand des Schwurs reich ich die Hand.

Olm.

Dankbar druͤcke ich ſie an die Lippen.

Sperl.

Na, ich bin recht ſeelenver - gnuͤgt.

Eilfte Scene.

Frau Staar. Vorige.
Fr. St.

Das Eſſen iſt aufgetragen. Die Gaͤſte ſind bereits in der großen Stube. Wenn ich gehorſamſt bitten darf

Olm.

Zu Befehl.

(Er reicht Sabinen hin - ter Sperlings Ruͤcken die Hand und entſchluͤpft mit ihr.)
Sperl.
(indem er weiſſe Handſchuh anzieht)

So will ich denn im Triumph an der Hand der Liebe

(er wendet ſich galant, um Sabinen die Hand zu reichen, ſteht aber vor der Großmutter.)
Fr. St.
(verneigt ſich)

Herr Bau-Berg - und Weginſpectorsſubſtitut

Sperl.
88
Sperl.
(ſtotternd)

Frau Unterſteuerein - nehmerin

(Sie reicht ihm ihre Fingerſpitzen, welche er mit ſeinen Fingerſpitzen faßt, und mit einem ſuͤßſauren Geſichte ſie fortfuͤhrt.)
Ende des zweyten Akts.
Dritter89

Dritter Akt.

Erſte Scene.

Frau Staar
allein.

Nein, ſo etwas dergleichen von Ungezogen - heit iſt mir noch nicht vorgekommen. Sind das die feinen Sitten in der Reſidenz? Gott behuͤte und bewahre! Von der Madam will ich gar nichts mehr reden, denn die liegt mir ſchon tief im Magen. Aber ich wei - ſe ihm den Ehrenplatz an zwiſchen zwey re - ſpectablen alten Frauen, was thut er? er laͤßt ſie ſitzen, wie ein paar Wachsbilder in ei - ner Jahrmarktsbude, und pflanzt ſich mitten unter das junge Volk! Ey! ey! ey! Nein,90Nein, da lob ich mir den Herrn Bau - Berg - und Weginſpectors-Subſtituten! das iſt noch ein Maͤnngen! galant und ſcharmant, gebiegelt und geſchniegelt.

Zweyte Scene.

Frau Staar. Frau Brendel. Frau Morgenroth. (Beyde nach ihrer Art geputzt.)
Fr. St.

Nun Frau Muhme? der liebe beſcheidene Gaſt!

Fr. Br.

Der ſcheint mir ein lockerer Zeiſig.

Fr. M.

Haben Sie bemerkt, wie er das Brod zu Kugeln drehte, und die Jungfer Muhme damit warf?

Fr. St.

Der boͤſe Menſch! die edle Gottesgabe!

Fr. Br.

Den rothen Wein hat er aufs Tiſchtuch verſpritzt.

Fr. M.
91
Fr. M.

Was wollen Sie ſagen! beym Lichtputzen hat er ſogar einen Funken darauf fallen laſſen.

Fr. St.

J du Boͤſewicht! mein damaſt - nes Tiſchtuch.

Fr. Br.

Das Eſſen ſchien ihm auch nicht recht zu ſchmecken.

Fr. M.

Er ließ manche Schuͤſſel ganz voruͤbergehn. Schickt ſich das?

Fr. St.

Ich habe ihm doch genug ge - ſagt, wie gut jede Schuͤſſel zubereitet ſey, und aus welchen Ingredienzien ſie beſtehe.

Fr. Br.

Ich denke, am Noͤthigen haben wir es Alle nicht fehlen laſſen.

Fr. M.

Er war ja ſo unverſchaͤmt, ſich das Noͤthigen ganz zu verbitten.

Fr. M.

Man ſieht, daß er noch wenig gute Geſellſchaft frequentirt hat.

Fr. Br.

Nicht einmal den Kuchen hat er gelobt, und der war doch vortreflich.

Fr. M.

Außerordentlich muͤrbe.

Fr. Br.

Er zergieng auf der Zunge.

Fr. M.
92
Fr. M.

Vermuthlich ſelbſt gebacken?

Fr. St.

Zu dienen.

Fr. Br.

O das merkt man gleich.

Fr. St.

Allzuguͤtig.

Fr. M.

Der Teig iſt wie Schaum.

Fr. St.

Sie beſchaͤmen mich.

Fr. Br.

Darf ich fragen, wie viel Eyer die Frau Muhme dazu nehmen?

Fr. St.

Ich werde die Ehre haben, das ganze Recept mitzutheilen. Man nimmt Er - ſtens

Dritte Scene.

Herr Staar. Die Vorigen.
Hr. St.

Bleibt mir vom Halſe mit Eu - rem vornehmen Gaſte! Der kann ſich erſt aus meiner Leſebibliothek das Sittenbuͤchlein holen, und ſolches fleißig ſtudieren.

Fr. Br.

Ja wohl, Herr Vicekirchenvor - ſteher, der iſt gar ſehr in der Erziehung ver - wahrloſt.

Hr. St.
93
Hr. St.

Erſt hat er nicht einmal or - dentlich ſein Tiſchgebet verrichtet.

Fr. St.

Und noch obendrein uͤber die ar - men Kinder gelacht, die doch ihr Komm Herr Jeſu ſey unſer Gaſt recht ordentlich herunter beteten.

Hr. St.

Als ich, nach alter ſcherzhafter Weiſe, die Geſundheit: Was wir lieben, ausbrachte, gleich rief er: was uns wieder liebt und ſeinem Nachbar einen Kuß giebt.

Fr. Br.
(ſich verſchaͤmt mit dem Faͤcher wedelnd)

Ich hatte das Ungluͤck ihm an der lin[k]en Hand zu ſitzen.

Fr. St.

Die huͤbſche Mamſell Morgen - roth, die ihm zur Rechten ſaß, wurde feuer - roth.

Hr. St.

Die Sabine warf ihm einen grimmigen Blick zu.

Fr. St.

Am Ende wollte er ja gar ein heydniſches Lied ſingen: Freude ſchoͤner Goͤt - terfunken! nein, ſo verrucht geht es bey uns nicht zu.

Hr. St.
94
Hr. St.

Weil er ſelbſt[e]inen Titel hat, ſo giebt er auch keinem M[en]ſchen ſeine ge - buͤhrende Ehre.

Fr. St.

Wenn mein Sohn, der Buͤr - germeiſter, auch Oberaͤlteſte, die wichtigſten Proceſſe abhandelte, ſo ſaß er und kritzelte mit der Gabel auf dem Teller.

Fr. Br.

Und Zucker hat er in den Kaf - fe geworfen, eine ganze Hand voll!

Fr. M.

Und ſtatt nach Tiſche zur ge - ſegneten Mahlzeit die Hand zu kuͤſſen, hat er ſich ein Einzigesmal rings herum verbeugt.

Hr. St.

Ich moͤchte nur wiſſen, wie der Herr Miniſter ſolche Leute empfehlen kann.

Vierte95

Vierte Scene.

Sperling. Vorige.
Sperl.

Hochgeehrteſte Frau Muhmen, ich wollte, der Fremde laͤge noch im Stein - bruche, denn unter uns geſagt, er hat keine Conduite.

Hr. St.

Daruͤber ſind wir einig.

Sperl.

Haben Sie wohl das ſpoͤttiſche Laͤcheln bemerkt, als ich den loͤblichen alten Leberreim vorſchlug?

Hr. St.

Von Ihrer ſchoͤnen Ode auf die braunſchweiger Mumme, hat er nicht drey Worte gehoͤrt.

Fr. Br.

Da zwinkert er immer mit der Jungfer Muhme, die ihm gegenuͤber ſaß.

Sperl.

Fuͤr die ſchoͤne Literatur ſcheint er wenig Sinn zu haben.

Hr. St.
96
Hr. St.

Er hat ja nicht einmal den Rinaldo Rinaldini geleſen.

Sperl.

Er iſt zu bedauern. Es mag ihm nicht an Anlage fehlen, aber keine Aus - bildung.

Hr. St.

Keine Sitten.

Fr. Br.

Keine Moral.

Fr. M.

Keine Lebensart.

Fr. St.

Keinen Titel.

Sperl.

Wenn der bey dem morgenden großen Feſte erſcheint, geben Sie Acht, der wird zum Kinderſpott.

Hr. St.

Danken wir dem Himmel, daß in unſerer guten Stadt Kraͤhwinkel die liebe Jugend feiner erzogen wird.

Fuͤnfte97

Fuͤnfte Scene.

Sabine. Vorige.
Fr. St.

Gut Bingen, daß du koͤmmſt. Sag uns doch ein wenig, gleichen die jungen Herrn in der Reſidenz Alle dieſem Musje Olmers?

Sab.

Alle, die Anſpruch auf ſeine Bil - dung machen.

Fr. St.

So? ſcharmant.

Hr. St.

Er iſt ja ein Grobian.

Fr. Br.

Dreht Brodkugeln.

Fr. M.

Befleckt die Tiſchtuͤcher.

Fr. St.

Titulirt keinen Menſchen.

Sperl.

Verhoͤhnt die Poeſie.

Fr. Br.

Lobt keinen Kuchen.

Fr. M.

Laͤßt die Haͤlfte auf dem Teller liegen.

Hr. St.

Weiß von keinem Tiſchgebet.

GFr. St.
98
Fr. St.

Will heydniſche Lieder ſingen.

Sperl.

Kuͤßt die Nachbarin.

Fr. St.

Hat weder deinem Vater noch dem Herrn Paſtor loci geduldig zuge - hoͤrt.

Sab.

O weh! o weh! der arme Olmers! Liebe Großmutter, in der Reſidenz ver - bannt man ſo viel moͤglich allen Zwang. Komplimente ſind dem, der ſie macht, im Grunde eben ſo laͤſtig, als dem, der ſie em - pfaͤngt. Man laͤßt die Leute eſſen wovon ſie Luſt haben, und ſo viel ſie moͤgen, man noͤ - thigt nie. Das Tiſchgebet iſt nicht mehr ge - braͤuchlich, weil die Kinder nur plappern, und die Erwachſenen nichts dabey denken. Ein anſtaͤndiger Scherz, ein frohes Lied, wuͤrzen das Mahl. Der Titel bedient man ſich blos im Amte, im geſelligen Leben wuͤrden ſie nur die Freude verſcheuchen. Kurz, ein guter Wirth ſucht Alles zu entfernen, was die Be - haglichkeit ſeiner Gaͤſte ſtoͤren koͤnnte. Man koͤmmt, man ſetzt ſich, man ſteht, Alles nachBelieben.99Belieben. Man geht wieder ohne Abſchied zu nehmen.

Fr. St.

Hoͤr auf! ich bekomme meine Schwindel.

Fr. Br.

Ohne Abſchied! iſt das moͤglich?

Fr. M.

Sich nicht einmal zu bedanken fuͤr genoſſene Ehre!

Sab.

Wenn die Gaͤſte vergnuͤgt ſind, ſo haͤlt der Wirth das fuͤr den beſten Dank.

Fr. St.

Ach du mein Gott! iſt denn die Reſidenz zu einer Dorfſchenke geworden?

Sechſte Scene.

Der Buͤrgermeiſter. Olmers. Vorige.
Buͤrg.

Wie ich Ihnen ſage, Herr Ol - mers, die Stadtheerde hat ſeit 100 Jahren das Privilegium auf den Rummelsburger Stoppeln zu weiden

Olm.

So?

G 2Buͤrg.
100
Buͤrg.

Nun aber hat der Amtmann da - ſelbſt noch neuerlich einen Hammel gepfaͤn - det

Olm.
(zu Sabinen)

Meine ſchoͤne junge Wirthin iſt mir entſchluͤpft.

Buͤrg.

Einen Hammel, ſag ich, hat er gepfaͤndet

Olm.

Zwar kleidet die haͤusliche Sorge Sie uͤberaus wohl

Buͤrg.

Einen fetten Hammel ſage ich

Sab.
(halb leiſe)

So hoͤren Sie doch auf den Hammel!

Olm.

Laſſen Sie es gut ſeyn, Herr Buͤrgermeiſter. Ich bin von den Privilegien Ihrer Stadtheerde ſattſam uͤberzeugt. Der Amtmann muß den Hammel herausgeben, das verſteht ſich.

Buͤrg.

Ey damit iſts noch nicht gethan.

Olm.

Und Strafe dazu, ſo viel Sie wollen.

(zu Frau Staar)

Nicht wahr Ma - dam? Sie haben uns ſo ſchoͤn bewirthet, daß wir in dieſem Augenblicke ſelbſt fuͤr denfetteſten101fetteſten Hammel uns nicht zu intereſſiren vermoͤgen.

Fr. St.

Es ſcheint uͤberhaupt, mein Herr, daß vernuͤnftige Geſpraͤche nicht Je - dermann intereſſiren. Zu meiner Zeit wurde das Alter in hohen Ehren gehalten. Beti - telte Perſonen von geſetzten Jahren fuͤhrten das Wort, die unbetitelte Jugend hoͤrte und lernte. Sintemalen nun aber dieſe ehrbare Sitte nicht mehr gebraͤuchlich, ſo thun aͤltere Perſonen wohl, ſich der Geſellſchaft zu entzie - hen, und uͤber den Sittenverfall in chriſtli - cher Einſamkeit zu ſeufzen.

(Sie verneigt ſich und geht ab.)
Olm.

Ich will nicht hoffen, daß Madam auf mich zuͤrnt?

Hr. St.

Meine Frau Mutter, die Frau Unterſteuereinnehmerin, wird in ganz Kraͤh - winkel ſo hoch reſpectirt, daß ſie auch dann nicht einmal zornig wird, wenn Dieſer oder Jener ihr die gebuͤhrende Titulatur verſagt.

(ab.)
Olm.
102
Olm.

Mein Gott! die Titel ſind hier in der Provinz ſo lang, und das Studium der - ſelben ſo beſchwerlich

Sperl.

Beſonders wenn man ſelbſt kei - nen Titel hat.

(ab)
Olm.

Aus einer frohen Geſellſchaft ſoll - te jeder Zwang verbannt ſeyn.

Fr. Br.

Da man aber bey einer Gaſte - rey nicht zuſammenkoͤmmt, um froh zu ſeyn,[ſondern] um die Gaben Gottes reichlich und mit Anſtand zu genießen, ſo ſollte man doch billig auf die reſpective Wuͤrde der Geſell - ſchaft einige Ruͤckſicht nehmen.

(verbeugt ſich und geht)
Fr. M.

Zumal, da die guten Sitten nur durch ein ehrbares Ceremoniel in ihrer Rei - nigkeit erhalten werden.

(verbeugt ſich und geht.)
Olm.

Bewahre der Himmel!

Buͤrg.
(bey Seite, indem er ſich die Peruͤcke zurechte zupft)

Wenn nur der Miniſter nicht waͤre, ich wollte es ihm auch ſchon ſagen.

Sab.
103
Sab.
(leiſe)

Sie ſind auf dem beſten Wege, es mit der ganzen Familie zu verder - ben. Reden Sie mit meinem Vater, ehe es zu ſpaͤt wird.

(ab)

Siebente Scene.

Olmers und der Buͤrgermeiſter.
Buͤrg.

Wiederum auf beſagten Hammel zu kommen

Olm.

O Herr Buͤrgermeiſter! und wenn Sie mir alle Hammel von ganz Tibet ver - ſpraͤchen, jetzt hab ich einen Wunſch, der mir naͤher am Herzen liegt.

Buͤrg.

So? ſo?

Olm.

Ich liebe Ihre Mademoiſell Toch - ter.

Buͤrg.

Ey, ey.

Olm.

Ich wuͤnſchte ſie zu heirathen.

Buͤrg.

Viel Ehre.

Olm.
104
Olm.

Ich habe Vermoͤgen, und durch das Wohlwollen des Miniſters hoffe ich auch bald ein anſtaͤndiges Amt zu erhalten.

Buͤrg.

Gratulire.

Olm.

Nur Ihre Einwilligung fehlt noch zu meinem Gluͤcke. Darf ich mir ſchmeicheln?

Buͤrg.

Gehorſamer Diener!

Olm.

Als ein ehrlicher Mann hab ich meine Anwerbung in wenig Worten ohne Schminke vorgetragen. Antworten Sie mir eben ſo.

Buͤrg.

O ja Sie erlauben nur ich bin pater familias meine Pflicht erheiſcht, die ſaͤmmtlichen Vettern und Muhmen zu - ſammen zu berufen, und ſelbigen Dero Anlie - gen in geziemenden terminis vorzutragen.

Olm.

Thun Sie das. Ich gehe indeſſen in den Garten, und erwarte mit Ungeduld die Entſcheidung.

(ab)
Achte105

Achte Scene.

Der Buͤrgrrmeiſter
allein.

Ey ſeht doch! der Menſch faͤllt mit der Thuͤr ins Haus. Iſt das eine Manier zu heirathen? weiß er denn nicht einmal, daß man vorher ein halbes Jahr in einem Hauſe ab und zu, aus und eingehen muß, bis die ganze Stadt davon ſpricht, ehe man zu ſol - chen Extremitaͤten ſchreitet. Gott verzeih mir die Suͤnde! das ſaͤhe ja aus, als muͤßte die Hochzeit uͤber Hals und Kopf aus gewiſ - ſen Urſachen beſchleunigt werden.

(er geht an die Thuͤr und ruft hinaus)

Margarethe! Bittet geſchwind die Frau Mutter, und den Herrn Bruder, und auch die Frau Muhmen heruͤ - ber; ich haͤtte etwas importantes mit ihnen zu uͤberlegen.

(koͤmmt zuruͤck)

Ja, wenn nur der Miniſter nicht waͤre, auf der Stelle haͤtte ich ihn abgefertigt. Aber ich wollte denndoch,106doch, daß er das morgende Feſt Sr. Excellenz getreulich referirte; drum muß ich ihn ſcho - nen.

Neunte Scene.

Buͤrgermeiſter. Frau Staar. Herr Staar. Frau Brendel. Frau Mor - genroth.
Fr. Br.

Da ſind wir auf des Herrn Buͤrgermeiſters Verlangen.

Fr. St.

Was begehrſt du, mein Sohn?

Hr. St.

Was will der Herr Bruder?

Buͤrg.

Es iſt eine Familienangelegen - heit zu berathſchlagen; da hab ich denn die lieben Angehoͤrigen verſammeln wollen.

Fr. Br. und Fr. M.

Ey was denn? Herr Vetter, was denn?

Buͤrg.

Etwas Nagelneues.

Fr. Br.

Doch nicht wegen der neuen Frau Steuereinnehmerin, die der alten wuͤr -digen107digen Frau Muhme beym heiligen Liebesmahl durchaus vortreten will?

Fr. St.

Sie ſoll ſich nur unterſtehen

Buͤrg.

Nein, das iſt es nicht.

Fr. M.

Oder wegen Feldſcheers Chriſtian, der ihren Gottlieb einen Strohkopf geſchimpft hat?

Buͤrg.

Auch nicht. Die Sache iſt jetzt vor einem Hochedeln Rath und kann unter zwey Jahren nicht beendigt werden.

Fr. St.

Nun ſo explicire dich, mein Sohn.

Buͤrg.

Nehmen wir zuvor Platz, um in gehoͤriger Ordnung zu procediren. Die Frau Mutter, als Familienpraͤſes, in der Mitte; die Stammhalter zu beyden Seiten. Die Frau Muhmen auf dem rechten und linken Fluͤgel. So.

Fr. Br.
(indem ſie ſich ſetzt)

Ich ſterbe vor Verlangen.

Fr. M.
(eben ſo)

Ich platze vor Neu - begier.

Buͤrg.
108
Buͤrg.
(raͤuſpert ſich)

Es iſt ihnen aller - ſeits wohl bewußt, welchergeſtalt meine aͤlteſte Eheleibliche Tochter Sabina nunmehro die mannbaren Jahre erreicht hat.

Fr. St.

Freylich, ſie ſoll ja heirathen.

Fr. Br.

Etwas zu jung moͤgte ſie aller - dings noch ſeyn.

Fr. M.

Wenn ſie nicht meine liebe Muh - me waͤre, ſo wuͤrde ich ſagen, ſie ſey noch ein wenig naſeweiß.

Hr. St.

Getroffen Die Buͤcher aus meiner Leſebibliothek ſind ihr Alle nicht gut genug.

Fr. Br.

Ein ziemliches Weltkind, das die neuſten Moden aus der Reſidenz bekoͤmmt.

Fr. M.

Neulich ſpottete ſie gar uͤber unſere Manier uns zu verneigen.

Fr. Br.

Unſer alter Tanzmeiſter war zu ſeiner Zeit doch ein beruͤhmter Mann.

Fr. M.

Freylich wußte er nichts von dem neumodiſchen Hopſaſa!

Fr. Br.
109
Fr. Br.

Und litt auch nicht, daß man auf der Straße die Schleppe um ſich wickelte wie einen naſſen Lappen.

Fr. St.

Nun, nun, liebwertheſte Frau Muhmen, der Jugend muß man etwas zu gute halten. Mein Sabingen hat doch ein ehrliches Gemuͤth. Fahre fort, mein Sohn Niclas.

Buͤrg.

Obbeſagte, meine Tochter Sabi - na gedenket nunmehro der Herr Bau-Berg - und Weginſpectors-Subſtitut Sperling als ſein eheliches Gemahl heim zu fuͤhren.

Hr. St.

Iſt zur Gnuͤge bekannt. Nur weiter.

Buͤrg.

Es findet ſich aber, daß, ehe noch die ſponſalia vollzogen worden, ein Mitbe - werber auftritt, welcher gleichfalls chriſtliche Abſichten heget.

Alle.

Wer? wer?

Buͤrg.

Es iſt ſolches der mir von Sr. Excellenz dem hoͤchſt zu verehrenden HerrnMiniſter110Miniſter auf das dringlichſte empfohlene Herr Olmers.

Fr. St.

Der?

Hr. St.

Hm!

Fr. Br.

Ey!

Fr. M.

Seht doch!

Fr. St.

Wirklich?

Hr. St.

Curios.

Fr. Br.

In der That.

Fr. M.

Unvermuthet.

Buͤrg.

Was meinen nun die lieben An - gehoͤrigen nach reiflicher der Sache Erwaͤ - gung?

Fr. St.

Je nun

Hr. St.

Ich meine

Fr. Br.

Was mich betrifft

Fr. M.

Ich habe ſo meine eigenen Ge - danken.

Fr. Br.

Die Heirathen nach der Reſi - denz gedeihen nicht allzuwohl. Man hat Beyſpiele.

Fr. St.
111
Fr. St.

Ganz recht Frau Muhme, die Stadtſecretairs Tochter.

Fr. Br.

Das war ein Juchhe und eine Herrlichkeit, wie ſie den Journalenſchreiber heirathete.

Fr. M.

Drey neue Kleider auf Einmal wurden angeſchafft.

Fr. St.

Aber es dauerte kein Jahr, ſo kam ſie mit einem Wuͤrmgen zuruͤck.

Fr. Br.

Sitzt nun da und nagt am Hungertuche.

Fr. M.

Die ſeidenen Faͤhngen ſind ver - kauft.

Fr. St.

Natuͤrlich, wo ſoll es herkom - men!

Fr. Br.

Das Leben wird alle Tage theurer.

Fr. M.

Ja wohl, Frau Muhme, die Butter hat auf dem lezten Markttage wieder einen Groſchen mehr gekoſtet.

Fr. St.

Wo will das hinaus!

Fr. Br.
112
Fr. Br.

Die Frau Rentkammerſchreibe - rin Wittmann tractirt doch alle Tage.

Fr. M.

Ich hoͤre ja, ſie hat geſtern wie - der Kuchen gebacken?

Fr St.

Was Sie ſagen!

Fr. Br.

Ihr Mann iſt doch nur Su - pernumerarius.

Fr. St.

Wo nehmen nur die Leute das Geld her?

Fr. M.

Ja, wenn ich reden wollte

Fr. St. und Fr. Br.

O reden Sie, liebe Frau Muhme, reden Sie.

Buͤrg.

Ein Andresmal, wenn ich un - masgeblich bitten darf. Wiederum auf meine Sabina zu kommen

Hr. St.

Wo denkt der Herr Bruder hin? Der Menſch hat ja gar keine Familie.

Fr. Br.

Man weiß ja nicht einmal, wie er geboren iſt?

Fr. M.

Ob man Hoch - oder Wohledel an ihn ſchreibt?

Fr. Br.
113
Fr. Br.

Sie wiſſen, daß die Honora - tioren unſerer Stadt ſeit undenklichen Zeiten Alle untereinander verwandt ſind.

Fr. M.

Der Familie wegen werden ja eben die Heirathen geſtiftet.

Hr. St.

Das hilft ſich einander in den Hochweiſen Rath.

Fr. Br.

Der Herr Vetter wiſſen das ſelber am beſten.

Fr. M.

Ein Fremder iſt eine Raubbiene in unſerm netten Bienenkorbe.

Hr. St.

Weiß nichts von unſern alten ehrwuͤrdigen Gebraͤuchen

Fr. Br.

Macht ſich luſtig uͤber unſere ehrbaren Sitten

Fr. M.

Vergiftet die liebe Jugend, die ohnehin taͤglich ſchlimmer wird

Fr. St.

Ja wohl Frau Muhme! zu un - ſerer Zeit

Fr. M.

Ey ja wohl! ja wohl!

Fr. St.

Ich wundre mich nur, wie ſie die Hauptſache vergeſſen koͤnnen! Der MenſchHiſt114iſt ja gar nichts, nicht einmal ein Supernu - merarius, oder ſo etwas dergleichen. Seht doch! das gefaͤllt mir nicht uͤbel. Die Toch - ter eines Buͤrgermeiſters auch Oberaͤlteſten! Die Enkelin eines Unterſteuereinnehmers! Die Naſe ſteht ihm hoch.

Buͤrg.

Das Concluſum dieſer Berath - ſchlagung fiele alſo dahin aus

Fr. St.

Nein, er bekoͤmmt ſie nicht.

Alle.

Er bekoͤmmt ſie nicht.

Buͤrg.

Bene! optime! Das iſt auch meine Meinung. Nur ſtehet annoch zu eroͤr - tern, wie man auf eine glimpfliche Weiſe ihm ſolches inſinuiren moͤge? Denn aus ſchuldi - gem Reſpect vor Sr. Excellenz dem Herrn Miniſter muß Solches mit beſonderer Scho - nung tractiret werden.

Fr. St.

Wenn er alle Tage zu Gaſte geladen wird, ſo kann er ſchon zufrieden ſeyn.

Buͤrg.

Das waͤre etwas.

Fr. Br.

Der Herr Vetter koͤnnen ihm ja von Rathswegen den Ehrenwein ſchenken.

Buͤrg.
115
Buͤrg.

Nein, Frau Muhme, das waͤre zu viel.

Fr. M.

Oder bey der naͤchſten Kindtau - fe, welche in der Familie vorfaͤllt, koͤnnte man ihn zu Gevatter bitten.

Buͤrg.

Das laͤßt ſich hoͤren.

Hr. St.

Wie waͤr es da es ihm doch hauptſaͤchlich darauf ankoͤmmt, ſich hier in Kraͤhwinkel zu etabliren wenn man ihm eine andre Frau proponirte?

Buͤrg.

Da hat der Herr Bruder einen geſunden Einfall.

Fr. St.

Ja, aber wen?

Hr. St.

Deine Urſula. Sie geht ins neunte Jahr. Er kann warten; kann unter - deſſen mit Huͤlfe des Miniſters ein ordentli - cher, honnetter Menſch werden; kann in un - ſern Geſellſchaften Lebensart lernen; durch meine Leſebibliothek ſich ausbilden, und dann wieder zufragen.

Fr. St.

Recht. Man bliebe dann noch immer Herr zu thun oder zu laſſen.

H 2Buͤrg.
116
Buͤrg.

Wenn er aber nicht ſo lange warten will? Denn ich kenne die jungen Herrn, wenn ſie einmal das Heirathen an - wandelt, ſo geht es uͤber Hals und Kopf.

Hr. St.

J nu, ich wollt ihm auch wohl eine reife Schoͤnheit vorſchlagen.

Alle.

Wen denn?

Hr. St.

Da, unſere Frau Muhme, die Frau Oberfloß - und Fiſchmeiſterin.

Fr. Br.
(verſchaͤmt)

Ah! Sie ſpaßen.

Hr. St.

Sie iſt ſchon acht Monat Wittwe.

Fr. Br.

Bald neun Monat, Herr Vi - cekirchenvorſteher, bald neun Monat.

Hr St.

Sie hat Vermoͤgen, kann ihm irgend einen Titel kaufen, ſie ſind wohlfeil zu haben. Ein huͤbſcher Menſch iſt er doch nun Einmal.

Fr. Br.

Ja, huͤbſch iſt er, das muß man geſtehn.

Hr. St.

So kaͤm er denn doch in die Familie.

Fr. St.
117
Fr. St.

Und darum ſcheint es ihm be - ſonders zu thun.

Buͤrg.

Ja wie waͤr es, Frau Muhme?

Fr. Br.
(ſich hinter dem Faͤcher verſteckend)

Ach laſſen Sie doch den lieben Gott walten.

Zehnte Scene.

Olmers. Vorige.
Olm.

Verzeihen Sie der Ungeduld der Liebe, die mich raſtlos umher treibt. Ich ſe - he Sie verſammelt. Vielleicht iſt mein Schick - ſal ſchon entſchieden. Darf ich mir ſchmei - cheln bald mit in dieſen Kreis zu gehoͤren?

Buͤrg.
(verwirrt und umſtaͤndlich)

Ja ja Se. Excellenz der Herr Miniſter haben dieſelben Allerdings ſo dringend empfohlen wenn auch gewiſſe Wuͤnſche nicht gerade angebrachtermaßen

Fr. St.

So gaͤb es denn doch noch Mittel

Hr. St.
118
Hr. St.

Mit einigen Modificationen

Fr. Br.

Ach ich bitte! ſchweigen Sie.

Fr. M.

Die Familie iſt, dem Himmel ſey Dank, groß

Fr. Br.

Sie machen, daß ich gluͤhe.

Olm.

Was ſoll ich aus dieſen abgebro - chenen Saͤtzen ſchließen? Ich bitte, Herr Buͤrgermeiſter, erklaͤren Sie ſich deutlich.

Buͤrg.

Meine Frau Mutter iſt das Haupt der Familie, ihr koͤmmt es zu das Wort zu fuͤhren.

(ab)
Olm.

Von Ihren Lippen, Madam, er - wart ich alſo den Ausſpruch.

Fr. St.
(nießt)
Alle.
(außer Olmers)

Zur Geſundheit! Gott ſtaͤrke Sie!

Fr. St.
(bey Seite)

Nicht einmal Pro - ſit ſagt der Unmenſch.

(laut)

Nein, mein Herr, die Madam hat hier nichts auszuſpre - chen. Rede du mein Sohn, du kennſt meine Gedanken.

(ab)
Olm.
119
Olm.

O geſchwind, mein Herr, laſſen Sie mich nicht laͤnger in dieſer marternden Ungewißheit.

Hr. St.

Eine delicate Sache. Heira - then und Naͤhnadeln muͤſſen die Frauenzim - mer einfaͤdeln. Bitte daher, ſich an die Frau Muhme zu halten.

(ab)
Olm.

Sie alſo[meine] Damen?

Fr. M.

Das Herz eines Juͤnglings, mein Herr, weiß nicht immer was es wuͤnſcht. Oft waͤhnt es ſich fern vom Ziele, indeſſen Amor durch einen gluͤcklichen Tauſch, es zu beſeligen im Begriff ſteht.

Olm.

Was ſoll das heißen?

Fr. M.

Fragen Sie nur die Frau Ge - vatterin.

(ab)
Olm.

Werden Sie mir endlich dieſe Raͤthſel loͤſen?

Fr. Br.
(minaudirend)

Die Familie hat Abſichten Sie glaubt Ihnen Erſatz ſchul - dig zu ſeyn man thut Vorſchlaͤge man entwirft Plaͤne aber Sie fuͤhlen wohl,mein120mein Herr, daß es unſchicklich waͤre, wenn eine junge Frau ſich auf etwas einlaſſen woll - te, die erſt ſeit zehn Monaten Wittwe iſt.

ab)

Eilfte Scene.

Olmers
allein.

Was Teufel ſoll das bedeuten? Man iſt doch wahrhaftig uͤbel daran, wenn man ſein ganzes Leben in einer großen Reſidenz zugebracht hat. Fuͤhrt Einen der Zufall dann in eine kleine Stadt, ſo ſteht er da wie eine Eule auf der Stange; die Kraͤhen flattern rings umher und aͤrgern ſich uͤber den Fremdling.

Zwoͤlfte121

Zwoͤlfte Scene.

Sabine und Olmers.
Sab.

Sind Sie endlich allein?

Olm.

Ja wohl, aber nicht in der beſten Laune.

Sab.

Ich habe Ihnen tauſenderley zu ſagen.

Olm.

Ich Ihnen nur Einerley.

Sab.

Daß Sie mich lieben? nicht wahr?

Olm.

Getroffen.

Sab.

Dazu iſt jetzt nicht Zeit. Der verdammte Sperling ſitzt mir uͤberall auf der Ferſe. Ach mein Gott! da iſt er ſchon wieder!

Drey -122

Dreyzehnte Scene.

Sperling. Vorige.
Olm.
(leiſe)

Soll ich ihn zur Thuͤr hinauswerfen?

Sab.
(leiſe)

Ums Himmelswillen[!]ver - derben Sie nicht Alles.

Sperl.

Da bin ich, da bin ich, mein reizendes Sabingen, treu und folgſam wie die Schleppe an ihrem Kleide.

Olm.

Da ſtehen Sie in Gefahr getre - ten zu werden.

Sperl.
Ach! aber ach! das Maͤdgen kam,
Und nicht in Acht das Veilgen nahm,
Zertrat das arme Veilgen
Olm.

Die Grauſame!

Sperl.

Hat nichts zu bedeuten. Nicht wahr mein Bienchen? Wir wiſſen ſchon, wie wir mit einander ſtehen.

Olm.
123
Olm.

Nur nicht vor dem Altare.

Sperl.

Bald! bald!

Die Myrtenkron im blonden Haar
Fuͤhr ich die Holde zum Altar.
Olm.
(der nur mit Muͤhe noch an ſich haͤlt)

Wie aber, mein Herr Bau - Berg - und Weginſpectors-Subſtitut, wenn Sie ſich vorher noch mit einem Nebenbuhler den Hals brechen muͤßten?

Sperl.

Ey, ey, wie das?

Olm.
(ruͤckt ihm naͤher)

Wenn man Ih - nen kurz und rund heraus ſagte

Sperl.
(retirirt)

Ey was denn? was denn?

Sab.
(tritt zwiſchen ſie)

Ja, Herr Ol - mers, Sie haben Recht, es wird am beſten ſeyn, dieſen Herrn um Rath zu fragen.

Sperl.

Worin denn?

Sab.
(Olmers winkend)

Er verſteht ſich darauf, daß duͤrfen ſie mir ſicher glauben.

Sperl.

Worauf denn, mein Engel?

Sab.
124
Sab.
(zu Sperling)

Sehn Sie nur, die - ſer Herr hier ſteht im Begriff einen Roman zu vollenden.

Olm.

Ich einen Roman?

Sab.
(leiſe)

Ey ſo ſchweigen Sie doch.

Sperl.

Einen Ritterroman?

Sab.

Ja ja, es iſt ſo eine Art von Rit - terroman. Um nun die Kataſtrophe vorzube - reiten, iſt es durchaus nothwendig, daß der Ritter mit ſeinem Maͤdgen eine geheime Un - terredung habe.

Olm.

Ja, mein Herr, das iſt durchaus nothwendig.

Sperl.

Wohl, wohl, ich begreife das.

Sab.

Nun iſt aber das arme Maͤdgen den ganzen Tag von laͤſtigen Augen bewacht. Bald der Vater, bald die Mutter, bald der Nebenbuhler

Sperl.

Aha! iſt auch ein Nebenbuhler dabey? vermuthlich eine widerliche Kreatur?

Olm.

Ja wohl, mein Herr, ein uner - traͤglicher Narr!

Sperl.
125
Sperl.

Ich verſtehe, haͤ! haͤ! haͤ! haͤ! haͤ!

Sab.

Es muß alſo eine Liſt erſonnen werden, um der Dirne Gelegenheit zu ver - ſchaffen, unbemerkt mit ihrem Ritter zu ſchwatzen, denn

(mit Beziehung)

ſie hat ihm hoͤchſt wichtige Dinge zu ſagen.

Sperl.

Die der Nebenbuhler nicht hoͤ - ren darf?

Sab.

Nun freylich.

Sperl.

Ich verſtehe. Und nun iſt der Herr da in Verlegenheit, wie er das Ding einfaͤdeln ſoll?

Olm.

Allerdings. Wenn Sie die Guͤte haben wollten, mir mit gutem Rath beyzu - ſtehn

Sperl.

Herzlich gern. Nichts leichter auf der Welt.

(er ſinnt nach)

Sehen Sie zum Exempel am Tage darf die Zuſam - menkunft ſchon nicht geſchehn, denn da geht der abgeſchmackte Nebenbuhler dem Maͤdgen nicht von der Seite.

Olm.
126
Olm.

So iſts mein Herr.

Sperl.

Alſo bey Nacht! und zwar in der Geiſterſtunde! um Mitternacht!

Sab.

Das moͤgte bedenklich ſeyn, weil das Maͤdgen zwar munter und muthwillig, aber doch ſehr ſittſam geſchildert worden.

Olm.

Das haͤtte doch ſo viel nicht zu bedeuten, da der Ritter ohnehin ſchon halb und halb ihr Braͤutigam iſt.

Sab.

Nein, Herr Olmers, die Ehre Ihrer Heldin iſt mir zu lieb. Um Mitter - nacht wird nichts daraus. Allenfalls den Abend.

Sperl.

Wohl, wohl, den Abend. Ver - muthlich iſt der Nebenbuhler eine Schlaf - muͤtze, die fruͤh zu Bett geht?

Sab.

Getroffen.

Sperl.

Nun, ſo bleiben wir bey dem Abend. Da iſt denn ein langer, einſamer Gang in der Burg, von einem Laͤmpgen ſchwach erleuchtet

Sab.
127
Sab.

Nein, nein, das Local iſt bereits ſehr umſtaͤndlich geſchildert. Da iſt kein ſol - cher Gang.

Sperl.

Oder ein Garten, wo zwiſchen duͤſtern Taxushecken

Sab.

Sie vergeſſen, Herr Sperling, das ſittſame Maͤdgen geht nicht zwiſchen die duͤſtern Taxushecken.

Olm.

Mich duͤnkt doch, dahin koͤnnte man ſie immer gehen laſſen.

Sab.

Ey bewahre! das thut ſie nicht.

Sperl.

So koͤnnte der Ritter ſich kurz und gut in ihr Schlafzimmer ſchleichen?

Sab.

Behuͤte der Himmel! das thut ſie noch weniger.

Olm.

Es ſcheint faſt, ſie hat kein Ver - trauen zu ihrem Geliebten.

Sab.

Das wohl. Aber was wuͤrden die Recenſenten von der Moralitaͤt ſagen? nein, auf ſolche Dinge laͤßt ſie ſich durchaus nicht ein.

Sperl.
128
Sperl.

Ja, dann ſind wir doch wirklich in einiger Verlegenheit. Ich wollte, weiß Gott! herzlich gern die Sache befoͤrdern. Schade, mein Herr, daß Sie den Character des Maͤdgens faſt ein wenig zu ſtreng und ſittſam angelegt haben.

Olm.

Sie haben Recht. Ich ſehe wohl, ſie wird am Ende doch noch dem albernen Nebenbuhler zu Theil werden.

Sperl.

Nein, nein, nein! das muß nicht geſchehn. Nein durchaus nicht! das wollen wir zu verhuͤten ſuchen.

(nachſinnend)

Wie wenn das Einzige, wozu das Maͤdgen ſich allenfalls verſtehen koͤnnte, waͤre etwa, vor Schlafengehn, eine kurze Unterredung vor der Hausthuͤr. Da waͤre denn noch Alles rings umher wach es giengen Leute voruͤber, der Nachtwaͤchter und dergleichen. Was mei - nen Sie dazu?

Olm.

Ein herrlicher Einfall.

Sab.

Recht ſchicklich koͤmmt es mir frey - lich auch nicht vor

Sperl.
129
Sperl.

Seyn Sie ganz ruhig, das nehm ich auf mich.

(zu Olmers)

Veranſtal - ten ſie in Gottes Namen die Zuſammenkunft auf dieſe Weiſe; dagegen kann niemand et - was einwenden.

Sab.

Nun ja, Herr Olmers, wenn es Ihnen ſo gefaͤllt

Olm.
(zu Sperling)

Ich befolge Ihren Rath mit Freuden.

Sperl.
(reibt ſich ſehr zufrieden die Haͤnde)

Na, ſo haͤtten wir denn doch dem armen ſitt - ſamen Maͤdgen aus der Klemme geholfen.

Sab.
(macht einen Knix)

Dafuͤr muß ſie ſich bey Ihnen bedanken.

Sperl.

Iſt gern geſchehn. Vielleicht koͤnnte man es auch ſo einrichten, daß der Nebenbuhler dabey auf eine laͤcherliche Weiſe hinter das Licht gefuͤhrt wuͤrde?

Sab.

Allerdings.

Sperl.

Wenn er nemlich dumm genug dazu iſt?

Olm.

O ja, dafuͤr ſteh ich Ihnen.

JSab.
130
Sab.

Wie wenn das Maͤdgen in Ge - genwart des Nebenbuhlers ihr Rendezvous mit dem Geliebten veranſtaltete?

Sperl.

Bravo! bravo! Da giebt es etwas zu lachen.

Sab.

Man koͤnnte ihn ſogar ſelbſt mit lachen laſſen.

Sperl.

Immer beſſer! immer beſſer!

(er lacht von ganzem Herzen.)
Sab.

Horch! die Gaͤſte brechen auf. Gute Nacht, meine Herren! morgen wollen wir mehr daruͤber lachen, denn vermuthlich wird Herr Olmers noch dieſen Abend alles in Richtigkeit bringen.

Olm.

Ganz gewiß.

Sab.

Nun dann, auf Wiederſehn!

(ab.)
Sperl.

Sie wollen noch heute daran arbeiten?

Olm.

Ja, das erſte Feuer muß man nutzen.

Sperl.

Sie haben Recht. Hoͤ - ren Sie wenn Ihr Roman fertig iſt darf131darf ich mir wohl ein Exemplar davon aus - bitten?

Olm.

Er ſoll Ihnen dedicirt werden.

(ab.)

Vierzehnte Scene.

Sperling
allein.

Zu viel Ehre, mein Herr! allzuviel Ehre! Kam es mir doch beynahe vor, als ob er ſich luſtig uͤber mich machte? der Herr Romanenſchreiber!

Er blaͤht ſich auf gleich Superintenden -
ten!
Hofft Ehr und Geld nun nun, der
Himmel gebs!
Daß ſein Roman von zwanzig Recen -
ſenten
Gelaͤſtert wird, gebt Achtung. ich er -
lebs.
J 2Zwar132
Zwar half ich ihm mit eigenen Talenten;
Er ohne mich gieng ruͤckwaͤrts wie
ein Krebs:
Das Maͤgdelein hinunter auf die Straſ -
ſen
Dies große Wort hab ich ihm zuge -
blaſen!
(ab)
Ende des dritten Akts.
Vierter133

Vierter Akt.

(Die Straße vor dem Hauſe des Buͤrgermeiſters. Dem gegenuͤber das Haus ſeines Bruders, von mehrern Stockwerken; in der Dachſtube Sperlings Wohnung. Vor dieſem letztern Hauſe ſteht ein Laternenpfahl mit einer Laterne, die aber nicht brennt. Es iſt Nacht, doch ſieht man noch Licht in beyden Haͤuſern.)

Erſte Scene.

Olmers
allein.
(Er koͤmmt aus dem Hauſe.)

Dem Himmel ſey Dank, daß die Menſchen in kleinen Staͤdten wenigſtens fruͤh ſchlafengehn.

Anmerkung. Die Haͤuſer muͤſſen herauswaͤrts, gleich an die erſte oder zweyte Couliſſe gebaut ſeyn, ſo, daß die Buͤhne dadurch etwas verengt wird, und die aus den Fenſtern Schauenden von dem Zuſchauer en face geſehen werden. Der Laternenpfahl kann ſodann etwas mehr zuruͤck ſtehn.

134gehn. Bin ich doch den ganzen Tag nicht Herr einer Minute geweſen. Das fragt, das complimentirt, das ſchnattert unaufhoͤrlich; will Alles wiſſen und weiß doch alles ſchon beſſer. Keinen Augenblick laſſen ſie den lie - ben Gaſt allein; auf jedem Schritt und Tritt ſchleichen ſie ihm nach. Er muß eſſen ohne Hunger, trinken ohne Durſt, ſich ſetzen ohne Muͤdigkeit; ihre Wunderwerke ſehen, ihre Stadtklatſchereyen hoͤren, und Alles loben und preiſen. Gern wollt ichs ertragen um den Beſitz der Geliebten! aber noch laͤchelt mir keine Hoffnung, und nicht einmal ein Geſpraͤch unter vier Augen hat mir bis jetzt den langweiligen Zwang verſuͤßt. Hieher wollte ſie kommen, wenn Alles ſtill im Hauſe waͤre. Sie wird doch Wort halten?

Zweyte135

Zweyte Scene.

Sabine und Olmers.
Sab.
(die aus dem Hauſe ſchlich, klopft ihm auf die Schulter.

Ja lieber Zweifler, ſie haͤlt Wort.

Olm.

Endlich, beſtes Maͤdgen! endlich ſind wir allein! und ich darf Ihnen einmal wieder recht herzlich ſagen

Sab.

Was denn? Alles was Sie mir zu ſagen haben, weiß ich ſchon laͤngſt.

Olm.

Aber ich muß ja die Augenblicke ſtehlen

Sab.

So ſeyd ihr Alle. Der Liebhaber findet nie Zeit genug, das tauſendmal Geſag - te tauſendmal zu wiederholen. Der Ehemann hingegen duͤrfte plaudern den ganzen Tag, aber der geht im Zimmer auf und nieder, und brummt.

Olm.

Ich will nicht hoffen

Sab.
136
Sab.

Daß Sie es auch ſo machen wer - den? nein das hoff ich auch nicht. Aber wahr bleibt es doch immer: Liebhaber und Lerchen ſingen nur im Fruͤhling, und man muß noch froh ſeyn, wenn ſie im Herbſt nicht gar davon ziehn.

Olm.

Ich ſchwoͤre Ihnen

Sab.

Schwoͤren Sie nur nicht zu laut. Wir ſind hier von ein paar Duzend Ohren umringt. Dort iſt meines Vaters Schlaf - zimmer, er hat noch Licht. Hier wohnt die Großmutter, die ſingt gewiß noch ihr Abend - lied. Da gegenuͤber der Oheim, der blaͤttert noch in ſeinen Romanen; und oben im Dach - ſtuͤbchen Herr Sperling, macht wohl gar noch ein Sonnet auf mich. Ferner wird es nicht lange waͤhren, ſo koͤmmt der Nachtwaͤchter mit dem Horn und der Feuerwaͤchter mit der Schnarre.

Olm.

Allerliebſt. Vermuthlich wird auch die Laterne da bald angeſteckt?

Sab.
137
Sab.

Nein, das nicht. Wir haben Mondſchein.

Olm.

Erſt gegen Morgen.

Sab.

Thut nichts. Er ſteht doch im Kalender, und da befleißigen wir uns einer weiſen Sparſamkeit.

Olm.

Freylich, bey dem herrlichen Stein - pflaſter

Sab.

Spotten Sie nicht, und ſeyn Sie froh, daß Sie mit einer geſchundnen Naſe davon gekommen ſind.

Olm.

Aber, liebes Maͤdgen, auf meinem Zimmer waͤren wir ja weit ruhiger, weit un - geſtoͤrter geweſen?

Sab.

Meinen Sie? o ja. Schade nur, daß es in Kraͤhwinkel nicht Sitte iſt, daß die jungen Maͤdgen zu ihren Liebhabern auf die Stube gehn. Hier auf der Straße befinde ich mich gleichſam in der Obhut aller meiner Verwandten.

Olm.

Und koͤnnen im Nothfall den Nachtwaͤchter zu Huͤlfe rufen.

Sab.
138
Sab.

Allerdings mein Herr.

Olm.

Ich haͤtte geglaubt als meine Braut

Sab.

Das bin ich noch nicht, und wenn Sie fortfahren ſich ſo albern aufzufuͤhren, ſo duͤrfte ichs auch wohl ſchwerlich jemals wer - den.

Olm.

Albern? wie ſo?

Sab.

Welcher Satan hat Ihnen einge - geben, meine Großmutter Madam zu nen - nen? Sie iſt Frau Unterſteuereinnehmerin, merken Sie ſich das.

Olm.

Nun ja, morgen ſoll ſie es wenig - ſtens dreyhundertmal hoͤren.

Sab.

Je mehr je beſſer. Und warum aßen ſie denn dieſen Abend keinen Biſſen?

Olm.

Weil ich ſatt war.

Sab.

Gleichviel. Das iſt ein ſchlechter Liebhaber, der ſeinem Maͤdgen zu Liebe nicht einmal einer Indigeſtion Trotz bietet.

Olm.

Gut, ich will eſſen, wie der be - ruͤhmte Paul Butterbrod.

Sab.
139
Sab.

Und warum gaͤhnten Sie immer als mein Vater den langen Proceß erzaͤhlte?

Olm.

Eben weil er ſo lang war.

Sab.

Hilft nichts. Muß ruhig und aufmerkſam angehoͤrt werden.

Olm.

Aufmerkſam? wenn Sie mir[ge - genuͤber] ſitzen?

Sab.

Konnten Sie doch, mir gegenuͤber, recht ſtattlich gaͤhnen. Und waren Sie denn ganz raſend, als mein Oheim ſeine Leſebiblio - thek auskramte, zu ſagen, es ſey lauter Schofel?

Olm.

Ja, es iſt ja lauter Schofel, nichts als Raͤuber, Banditen, romantiſche Dichtun - gen und fromme Almanache.

Sab.

Was geht das Sie an! Wir glauben nun einmal Geſchmack zu beſitzen. Wir ſind erhaben uͤber die gemeine Menſchen - natur. Wir leſen Wieland und Engel nicht mehr.

Olm.

Nun wohl, morgen will ich die Kraftgenies loben, noch aͤrger als ſie ſich ſelbſt.

Sab.
140
Sab.

Das moͤgte Ihnen ſchwer werden, aber verſuchen Sie es.

Olm.

Um Ihren Beſitz wag ich das Schwerſte.

Sab.

Mit alle dem werden Sie doch noch nicht zum Ziele gelangen. Es fehlt Ih - nen noch ein Haupterforderniß.

Olm.

Das waͤre?

Sab.

Ein Titel, lieber Freund, ein Ti - tel! Ohne Titel kommen Sie in Kraͤhwinkel nicht fort. Ein Stuͤck gepraͤgtes Leder gilt hier mehr als ungepraͤgtes Gold. Ein Titel iſt hier die Handhabe des Menſchen, ohne Titel weiß man gar nicht, wie man ihn an - faſſen ſoll. Hier wird nicht gefragt: hat er Kenntniſſe? Verdienſte? ſondern, wie titulirt man ihn? Wer nicht 12 bis 15 Sylben vor ſeinen Namen ſetzen kann, der darf nicht mit reden, wenn er es auch zehnmal beſſer verſtuͤnde. Die Titel nehmen wir mit zu Bette und zu Grabe, ja, wir naͤhren eine leiſe Hoffnung, daß einſt an jenem Tage nochmanches141manches Titelgen aus der lezten Poſaune er - ſchallen werde. Kurz, mein ſchoͤner Herr, ohne Titel bekommen Sie mich nicht. Meine Großmutter wird es nimmermehr zugeben, daß der Prediger beym feyerlichen Aufgebot nichts weiter zu ſagen haben ſolle, als: der Braͤutigam iſt Herr Karl Olmers.

Olm.

Wie aber, wenn ich mir ſchon ein ganz feines Titelgen verſchafft haͤtte?

Sab.

Haben Sie? nun dann ſind wir ja uͤber alle Berge. Warum ſagten Sie das nicht gleich?

Olm.

Ich wußte ja nicht

Sab.

Ey das haͤtten Sie wiſſen ſollen und muͤſſen. Glauben Sie denn, die Titel - peſt graſſire nur hier zu Lande? C’est par tout comme chez nous. Stille! ich hoͤ - re ein Geraͤuſch. Es iſt Sperlings Dachfen - ſterlein. Er wird uns doch nicht belauſcht haben?

Dritte142

Dritte Scene.

Sperling am Fenſter. Vorige.
Sperl.
Holla! Holla! thu auf mein Kind!
Schlaͤfſt Liebgen, oder wachſt du?
Wie biſt noch gegen mich geſinnt?
Und weineſt oder lachſt du?
Sab.
(leiſe)

Das iſt wohl gar eine Apoſtrophe an mich?

Sperl.

Dort ſind die lieben Fenſterlein, hinter welchen die Holde weilt. Alles dunkel und finſter. Vielleicht haben die ſieghaften Aeuglein ſich bereits geſchloſſen.

Sab.

Hoͤren Sie mein Herr? ſieghaft.

Olm.

Er ſagt mir nichts neues.

Sperl.

Zarte Melodien ſollen der Keu - ſchen Schlummer umgaukeln.

(er ſtimmt eine Violine.)
Sab.
143
Sab.

O weh! das iſt wohl gar auf eine Serenade angeſehn. Der Menſch iſt im Stande, die ganze Nachbarſchaft aus dem Schlafe zu kratzen.

Olm.

Hohl ihn der Teufel!

Sperl.
(ſpielt und ſingt)
Trallyrum larum hoͤre mich,
Trallyrum larum Leyer
Sab.
(Die ſich umgeſehen hat, ſpricht waͤhrend des Geſanges)

Nun ja, das fehlte noch. Da koͤmmt der Nachtwaͤchter. Geſchwind hinter den Laternenpfahl.

(ſie verbergen ſich beyde ſo gut ſie koͤnnen.)
Vierte144

Vierte Scene.

Der Nachtwaͤchter. Die Vorigen.
Nachtw.
(ſtoͤßt ins Horn)

Hoͤrt ihr Herren

Sperl.
(herunter ſchreyend)

Unverſchaͤmter Menſch! hoͤrt er nicht daß ich muſicire?

Nachtw.

Ey was kuͤmmert das mich! wenn der Herr die Stunden ſelber abſingen will, ſo komm er herunter.

(Er ſingt)

Hoͤrt ihr Herren und laßt euch ſagen

Sperl.
(zugleich ſpielt und ſingt)

Trallyrum larum das bin ich

Fuͤnfte145

Fuͤnfte Scene.

Frau Staar am Fenſter. Vorige.
Fr. St.
(ſingt zugleich)

Nun ruhen

(ruft)

Mein Gott! welch ein Laͤrm!

(ſingt)

alle Waͤlder!

Nachtw.
(zugleich)

Die Glocke hat Neu - ne geſchlagen!

Sperl.
(zugleich)

Herzliebchen dein Ge - treuer!

Fr. St.

Man kann ja ſein eignes Wort nicht hoͤren!

Sperl.

Der verfluchte Nachtwaͤchter!

Nachtw.

Na, na, ich bin ſchon fertig.

(ab.)
KSechſte146

Sechſte Scene.

Herr Staar am Fenſter. Vorige.
Hr. St.
(uͤber ſich ſchauend)

Herr Nach - bar da oben, krakeelen Sie nicht ſo. Das liebe Vieh wird ſogar unruhig im Stalle.

Fr. St.

Und die Menſchen werden in der Andacht geſtoͤrt.

Sperl.

Ich wollte nur meiner Braut ein Staͤndgen bringen.

Fr. St.

Ey die ſchlaͤft ſchon lange.

(Sie macht das Fenſter zu, indem man noch in der Ferne die lezten Toͤne ihres Abendlieds verhallen hoͤrt.)
Hr. St.

Wir haben heute einmal recht geſchwaͤrmt. Die Uhr iſt gleich Zehne.

Sperl.

Wer iſt Schuld daran, als der Arantuͤrier aus der Reſidenz?

Sab.
(zu Olmers)

Das ſind Sie.

Hr. St.
147
Hr. St.

Und die Jungfer Naſeweiß, der ſonſt immer ſchon um 8 Uhr die Augen zu - fallen.

Olm.
(zu Sab.)

Das ſind Sie.

Sperl.

Faſt kam es mir vor, als haͤtte ſie kein Auge von dem Landſtreicher ver - wandt.

Sab.
(zu Olm.)

Das ſind Sie.

Hr. St.

Leider! prahlen koͤnnen wir wohl mit Sittſamkeit

Olm.

Das geht auf Sie.

Sperl.

Und doch ertragen wir fremde Unverſchaͤmtheit.

Sab.

Das geht auf Sie.

Hr. St.

Die Jungfer Nichte bildet ſich viel auf ihr Laͤrvgen ein.

Olm.

Merken Sie ſich das.

Sperl.

Und der Herr Olmers auf ſeine philoſophiſchen Floſkeln.

Sab.

Schreiben Sie das in Ihr Ge - daͤchtniß.

K 2Hr. St.
148
Hr. St.

Morgen muß das Ding ein Ende nehmen.

Sab.

Mit Gottes Huͤlfe.

Sperl.

Morgen iſt Verlobung.

Olm.

Zwiſchen uns.

Hr. St.

Schlafen Sie wohl Herr Bau - Berg - und Weginſpectors-Subſtitut.

Sperl.

Angenehme Ruh Herr Vicekir - chenvorſteher.

(Beyde hinein.)

Siebente Scene.

Olmers und Sabine.
Olm.

Endlich ſind ſie fort!

Sab.

Aber nun muͤſſen auch wir hinein.

Olm.

Nicht doch, der Abend iſt ſo ſchoͤn, ſo lau. Noch ein Spaziergang vor das Thor.

Sab.

Sind Sie toll? warum nicht lie - ber gar in Ihren Steinbruch?

Olm.

Oder doch durch die Straßen.

Sab.
149
Sab.

Eben ſo wenig. Da ſieht man was ein Maͤdgen wagt, wenn es nur einen Finger breit vom Wohlſtande weicht. Weil ich vor die Hausthuͤr mich locken ließ. ſo meint der Herr nun gleich, er duͤrfe mit mir luſtwandeln in die weite Welt.

Olm.

Ein harmloſer Spaziergang

Sab.

Ein froͤhlicher Gang durchs Leben an Ihrer Hand, aber kein ſolcher Spazier - gang vor der Hochzeit. Drum gute Nacht. Morgen ruͤcken Sie nur fein fruͤh mit dem Titel heraus, und befolgen meine uͤbrigen Vorſchriften puͤnctlich.

Olm.

Gute Nacht, treffliches Maͤdgen! Ein Kuß wird mir doch nicht verweigert?

Sab.

Ein Haͤndedruck iſt ſchon mehr als zu viel. Gute Nacht. O weh! da ſehe ich eine Laterne eilig auf uns zukommen. Es iſt der blinde Rathsdiener, wo ich nicht irre. Geſchwind noch Einmal Verſteckens geſpielt.

(Sie treten wieder hinter den Laternenpfahl.)
Achte[150]

Achte Scene.

Klaus der Rathsdiener, mit einer Blendlaterne. Vorige.
Klaus.
(außer Athem)

Uf! ich armer, ich geſchlagener Mann! das bringt mich um das Leben! o weh! o weh! wenn es mich nur nicht gar um den Dienſt bringt. Aber was hilfts? der Buͤrgermeiſter muß es wiſſen noch in dieſer Nacht vielleicht laͤßt er Sturm laͤuten.

(er klopft an das Haus)

He! holla! he!

Buͤrg.
(inwendig)

Wer klopft denn noch ſo ſpaͤt?

Kl.

Aufgemacht! der Staat iſt in Ge - fahr!

Buͤrg.
(am Fenſter)

Klaus? ſeyd ihr es? was wollt ihr?

Kl.

Ach geſtrenger Herr Buͤrgermeiſter! ich bin des Todes!

Buͤrg.
151
Buͤrg.

Was geht denn vor?

Kl.

Die Delinquentin

Buͤrg.

Nun?

Kl.

Sie iſt zum Teufel!

Buͤrg.

Was?

Kl.

Fort iſt ſie uͤber alle Berge!

Buͤrg.

Das wolle Gott verhuͤten!

Kl.

Meine Ehre! meine Reputation! meine Sporteln! ich ſtuͤrze mich in den Teich!

Buͤrg.

Stille nur Klaus! ſtille! die Sache muß verſchwiegen tractrirt werden. Wart er ein wenig, ich komme hinunter.

(er macht das Fenſter zu)
Kl.

Ich armſelige miſerable Kreatur! Wer ſoll nun morgen am Pranger ſtehn? Kein Chriſtenkind in der ganzen Stadt wird mir aus der Noth helfen.

Neunte152

Neunte Scene.

Buͤrgermeiſter im brocatnen Schlafrock. Vo - rige.
Buͤrg.

Nun Klaus? man referire den Zuſammenhang der ſch[r]ecklichen Begebenheit.

Kl.

Ew. Geſtrengen wiſſen doch, daß ich der Delinquentin alle Abend ein halbes Pfund Brod, und einen Krug Waſſer aus dem Stadtgraben bringen mußte? nun, das ge - ſchah auch heute. Sie war luſtig und guter Dinge Die Handſchellen ſaßen feſt. Ihr gutes Bett von altem weichen Stroh war aufgeſchuͤttelt. Ich wuͤnſche ihr Gluͤck zu ih - rem morgenden Ehrentage, ſchließe zu, ver - riegle, gehe zu Bett. Vor einer Stunde ſtoͤßt mich meine Frau mit dem ſpitzen Ellenbogen in die Seite, und ſpricht: hoͤr einmal wie oben die Katzen laͤrmen. Was Katzen! ruf ich153ich bedenklich: denen iſt laͤngſt verboten auf dem Rathhaufe zu erſcheinen, ſeitdem, zur hoͤchſten Ungebuͤhr, einſt eine Katze den Stuhl des Herrn Buͤrgermeiſters zum Wochenbette erkohren.

Buͤrg.

Nur weiter.

Kl.

Ich horche ich lauſche ich muthmaße ich verwundre mich das mag wohl ſo eine halbe Stunde gedauert haben

Buͤrg.

Viel zu lange!

Kl.

Endlich ſammle ich meine Lebensgei - ſter. Ich ſtehe auf, zuͤnde mein Laterngen an, ſchleiche hinauf, riegle los, ſtecke den Kopf hinein ruͤhrt mich der Schlag auf der Stelle! das Neſt leer der Vogel ausge - flogen!

Buͤrg.

Mit Satans Huͤlſe?

Kl.

Wie ſonſt? Die Handſchellen hat ſie abgeſtreift, die Wand durchbrochen, iſt in meine Schinkenkammer geſtiegen, hat einenSchin -154Schinken und drey Wuͤrſte aufgepackt, und fort iſt ſie!

Buͤrg.

Eine Hexe! ſie muß verbrannt werden! ich mache einen Bericht an die Kammer der Oberfoͤrſter muß herrſchaftli - ches Holz zum Scheiterhaufen liefern.

Kl.

Ja wenn wir ſie nur erſt wieder haͤtten!

Buͤrg.

Verdammter Streich[!]Neun Jahre lang hab ich es mir ſauer werden laſ - ſen, zu der Hoͤhe eines Stockwerks ſind die Acten angewachſen,

(mit Pathos)

morgen er - ſchien endlich der große Tag, an dem ich die Fruͤchte meines Fleißes erndten ſollte ſchon harrt ganz Kraͤhwinkel der feyerlichen Stunde entgegen ſchon winkt der Pranger zu Ehr und Ruhm des Hochweiſen Stadtrathes und ſiehe, zerplatzt ſind meine ſtolzen Hoff - nungen wie die Seifenblaſen der Gaſſen - buben!

Kl.

Meine Reputation! meine Sporteln! mein Schinken!

Buͤrg.
155
Buͤrg.

Iſt denn keine Spur zu entdek - ken, ob vielleicht eine verruchte Hand zu der Flucht befoͤrderlich geweſen?

Kl.

Der Satan, ſonſt keine Chri - ſtenſeele. Das Weib iſt im letzten Kriege als Marketenderin mit in Lothringen geweſen, da hat ſie den Teufel kennen lernen. Eine abgefeimte Kreatur! Die Worte wußte ſie zu ſetzen wie eine Edelfrau, und leſen that ſie den ganzen Tag. Ein paar Buͤcher lagen auch noch auf dem Tiſche, und ein ſchmutzi - ger Zettel. Ich kann nicht leſen.

Buͤrg.

Her mit dem Zettel!

(er lieſt beym Licht der Laterne)

Ein Hochweiſer Rath wird verzeihen, daß ich ihm den morgenden Spaß verderbe Spaß? es war nichts weniger als Spaß.

Kl.

Haͤtten wir dich nur wieder! wir wollten dich beſpaßen.

Buͤrg.
(lieſt)

Die Zeit wurde mir end - lich gar zu lang. Ich hatte Luſt friſche Luftzu156zu ſchoͤpfen Haͤtte ſie denn nicht war - ten koͤnnen, bis ſie am Pranger ſtand?

Kl.

Undankbares Menſch! Neun Jahr iſt ſie gefuͤttert worden.

Buͤrg.
(lieſt)

Dem Herrn Vicekirchen - vorſteher verdank ich meine Befreyung Wie! was! mein Bruder? iſt er[raſend]?

Kl.

Gott ſey Dank, ſo halten wir uns an den.

Buͤrg.
(lieſi)

Er hat die Guͤte gehabt, mir manch ſchoͤnes Buch aus ſeiner Leſebiblio - thek zu leihen Das hat ihm der Teufel geheißen!

(lieſi)

unter andern Trenks Leben und Flucht aus dem Gefaͤngniſſe. ich wollte er ſaͤße ſelbſt darin!

(lieſt)

Aus dieſem Buche hab ich gelernt, durch Muth, Geduld und Geſchicklichkeit meine Flucht vorzubereiten. Der Augenblick iſt ge - kommen ich fliehe!

Kl.

Das iſt nicht wahr, ſie iſt ſchon fort.

Buͤrg.
157
Buͤrg.
(lieſt)

Dem geſtrengen Herrn Buͤrgermeiſter danke ich fuͤr ſein verſchimmel - tes Brod Dummer Schnack! ich ſoll ihr wohl Kuchen ſchicken?

(lieſt)

dem Herrn Rathsdiener Klaus fuͤr ſeln ſchlammig - tes Waſſer

Kl.

Es iſt erlogen! der Stadtgraben hat unterirdiſche Quellen.

Buͤrg.
(lieſt)

Saͤmtlichen Einwohnern von Kraͤhwinkel empfehle ich mein Andenken. Ich bereue von Herzen, vor 9 Jahren die Kuh geſtohlen zu haben, denn ſie war ſehr mager.

Kl.

Der Umſtand iſt richtig.

Buͤrg.
(lieſt)

Der Himmel ſegne da - fuͤr den Herrn Buͤrgermeiſter mit Fett, und laſſe ihm auch den morgenden Feſtbraten ge - deihen. Eva Schnurrwinkel. O du ver - maledeyte Eva!

Kl.

Du Schlange!

Buͤrg.

Du Baſilisk! Wie werden nun die Rummelsburger frohlocken! meine Ehre! der158der Ruhm der Stadt Kraͤhwinkel! Alles ver - lohren! Hoͤrt Klaus! wißt ihr keinen un - ter unſerer getreuen Buͤrgerſchaft, der aus Patriotismus, und um der Ehre willen man koͤnnt ihm ja eine Larve vorbinden.

Kl.

Es thuts keiner, geſtrenger Herr Buͤrgermeiſter. Zuſehen wollen ſie Alle; aber wenn Einer ſelber hintreten ſoll, zum Wohl des Staats, ja, da iſt Niemand zu Hauſe.

Buͤrg.

Wehe! wehe! und mein Bruder! mein verdammter Bruder! der ſchlaͤft quaſi re bene geſta.

(Er trommelt an des Bru - ders Haus)

He da da! holla! he da!

Hr. St.
(am Fenſter)

Tauſend Sapper - ment! wer klopft ſo ſpaͤt? Packt euch fort! ich verkaufe nach 10 Uhr keinen Kaffee mehr.

(ſchlaͤgt das Fenſter zu.)
Buͤrg.

Nun hoͤre mir Einer den Maul - affen! ich, Buͤrgermeiſter auch Oberaͤlteſter, komme zum Gewuͤrzkraͤmer um ein Loth Kaf - fee,

(klopft wieder)

he da! holla!

Hr. St.
159
Hr. St.
(am Fenſter)

Wenn ihr nicht bald geht, ſo laſſ ich die Polizey aus dem Erſten Schlafe wecken.

Buͤrg.

Sey der Herr Bruder nur ſel - ber froh, wenn ſie fortſchlaͤft.

Hr. St.

Sieh da! iſts der Herr Bru - der? was bringt denn der ſo ſpaͤt?

Buͤrg.

Eine Hiobspoſt. Komme der Herr Bruder nur herunter.

Hr. St.

Ey, ey, es brennt doch nicht?

Buͤrg.

Wollte Gott die halbe Stadt waͤre lieber abgebrannt, und des Herrn Bru - ders Haus vor allen.

Hr. St.

Behuͤte der Himmel! Ich komme ſchon.

(Er macht das Fenſter zu.)
Buͤrg.

Komm nur, komm nur. Eine ehrſame Buͤrgerſchaft hat ſich auf den mor - genden Tag ſo gefreut; haben ſich neue Roͤcke machen laſſen und fette Schweine geſchlach - tet. Wenn ſie hoͤren, daß durch ſeine Schuld nichts paſſirt, ſo ſind ſie capabel ihm dasHaus160Haus zu ſtuͤrmen, und ſeine ganze Leſebiblio - thek an den P[r]anger zu nageln.

Kl.

Deſto beſſer. Sie beſteht ſo aus lauter Raubgeſindel.

Zehnte Scene.

Herr Staar im Nachthabit. Vorige.
Hr. St.

Nun? was giebt es denn?

Buͤrg.

Schoͤne Dinge hat der Herr Bruder angerichtet, koſtbare Dinge.

Hr. St.

Wer? ich?

Buͤrg.

Mit ſeinen verdammten Buͤ - chern!

Hr. St.

Verdammt? ſie haben Alle die Cenſur paſſirt.

Buͤrg.

Wer hat dem Herrn Bruder von Obrigkeitswegen erlaubt, einer Delin - quentin die Zeit zu vertreiben?

Hr. St.

Du lieber Gott! es will ja doch heutzutage Alles leſen. Delinquentenhaben161haben ſo gut Langeweile als vornehme Leute. Aus Barmherzigkeit hab ich ihr dann und wann einen Banditen oder ſo ein Ungethuͤm zugeſteckt.

Buͤrg.

Vortrefflich!

Hr. St.

Auch wohl ein neues geiſtliches Lied nach Jacob Boͤhm, da hat ſie ſich er - baut.

Buͤrg.

Eine herrliche Erbauung! Zum Teufel iſt ſie gegangen.

Hr. St.

Was?

Buͤrg.

Durch die Mauer hat ſie ge - brochen.

Kl.

Meine Schinken hat ſie geſtohlen.

Buͤrg.

Und bedankt ſich bey dem Herrn Bruder.

Hr. St.

Bey mir?

Buͤrg.

Da! da! nehme der Herr Bru - der die Laterne und leſe.

Hr. St.
(thut es)
Sperl.
(am Fenſter)

Was murmelt? was fluͤſtert? was brummt? was ziſchelt?

LBuͤrg.
162
Buͤrg.
(der Sperling gewahr wird)

Da ha - ben wirs! Alle Narren in ganz Kraͤhwinkel werden noch aufwachen.

Sperl.

Was ſeh ich? was hoͤr ich? was vermuth ich?

Buͤrg.

Iſt der Herr flink auf den Bei - nen, ſo komm Er herunter, und ſetze ihr nach.

Sperl.

Iſt meine Braut davon gelau - fen? ich komme auf den Fluͤgeln des Sturm - winds.

(er ſchlaͤgt das Fenſter zu)
Buͤrg.
(zu Staar)

Nun? wie ſchmeckt es?

Hr. St.

Der Herr Bruder ſieht mich voller Erſtaunen

Buͤrg.

Was hilft mich das? ich kann ſein Erſtaunen nicht an den Pranger ſtellen.

Eilfte163

Eilfte Scene.

Sperling im Nachthabit. Vorige.
Sperl.

Da bin ich! da bin ich! wer hat ſie entfuͤhrt?

Buͤrg.

Der Satan!

Sperl.

Ich merke ſchon, weiß ſchon, verſtehe ſchon; der Satan heißt Olmers.

Buͤrg.

Iſt der Herr verruͤckt? wer redt denn von meiner Tochter? Die Delinquen - tin iſt fort.

Sperl.

Die Delinquentin?!

Kl.

Sammt Schinken und Wuͤrſten.

Buͤrg.

Der Herr Bruder hat ihr durch - geholfen.

Hr. St.

Sie hat den Trenk geleſen.

Sperl.

All ihr himmliſchen Maͤchte! was hoͤr ich! was vernehm ich! Morgen kein Feſt! kein Pranger! keine Verlobung! L 2Was164Was ſoll nun werden aus meinen Kunſtwer - ken?! ein Sonnett hab ich gedichtet auf die Delinquentin! ein Triolett auf den Galgen, den dreybeinigten!

Buͤrg.

Ich wollte, daß ihr Alle daran hienget.

Hr. St.

Was iſt anzufangen?

Buͤrg.

Ja da ſtehn wir nun wie eine Heerde Ochſen am Berge.

Sperl.

So ein unterbrochenes Opferfeſt!

Hr. St.

Die Rummelsburger lachen ſich tod.

Buͤrg.

Das iſt das wenigſte. Aber was wird man in der Reſidenz dazu ſagen?

Hr. St.

Keine Ordnung wird es heißen.

Buͤrg.

Keine Vorſicht, keine Wachſam - keit.

Hr. St.

Der Miniſter wird außer ſich ſeyn.

Buͤrg.

Der Koͤnig in Zorn gerathen.

Hr. St.

Der Herr Bruder wird ab - geſetzt.

Buͤrg.
165
Buͤrg.

Und der Herr Bruder koͤmmt ins Zuchthaus.

Hr. St.

O weh! o weh!

Buͤrg.

Dreymal weh!

Hr. St.

Man muß Sturm laͤuten! ihr nachſetzen!

Buͤrg.

Es iſt ja ſtockfinſtre Nacht.

Hr. St.

Befehle der Herr Bruder, daß die Laternen angezuͤndet werden, gleich auf der Stelle.

Buͤrg.

Es ſteht ja Mondſchein im Ka - lender.

Hr. St.

Wenn gleich! es gilt des Staa - tes Wohlfahrt! ich liefre das Oel. Herr Klaus hieher! hier vor meinem Hauſe mach er den Anfang.

Kl.

Herzlich gern, wenn ich nur meine Schinken dadurch zu ſehen bekaͤme.

(indem er die Laterne anzuͤnden will, erblickt er die Verſteckten, und ſchreyt)

Ah! die Delinquentin! da ſteht ſie leibhaftig!

Alle.

Wie! was!

Kl.
166
Kl.

Und der Satan neben ihr!

Buͤrg.

Hervor! hervor! du gottloſe Kreatur!

Kl.
(Sabinen beym Arm faſſend)

Wo ſind meine Wuͤrſte?

Sab.
(knieend)

Ach mein Vater!

Buͤrg und Hr. St.

Was? Sabine?

Sperl.

Die[Jungfer] Braut?

Kl.

Ein ſataniſches Blendwerk.

Olm.
(hervortretend)

Herr Buͤrgermei - ſter

Buͤrg und Hr. St.

Und unſer Gaſt?

Sperl.

Hab ichs nicht geſagt?

Buͤrg.

Wie koͤmmſt du hieher? Was machen Sie hier?

Sab.

Morgen, mein Vater, ſollen Sie Alles wiſſen. Der Zufall hat uns uͤberraſcht. Ich liebe Olmers. Ich verabſcheue Sperling.

Sperl.

Barbarin!

Sab.

Olmers hat Vermoͤgen, hat einen Titel, iſt ein Schulfreund des Miniſters

〈…〉〈…〉
167
Olm.

Und wuͤrde ſich gluͤcklich ſchaͤtzen, die unangenehme Begebenheit, von der er ſo eben Zeuge geweſen, bey Hofe zu vermitteln. Denn es iſt nicht zu leugnen, die Sache iſt ſehr ſchlimm und bedenklich.

Buͤrg.
(aͤngſtlich)

Meinen Sie in der That?

Hr. St.
(eben ſo)

Was ſtuͤnde zu er - warten?

Olm.

Sie, Herr Buͤrgermeiſter, wuͤrden caſſirt.

Buͤrg.
(ſehr erſchrocken)

Wirklich?

Olm.

Und Sie, Herr Vicekirchenvorſte - her, wuͤrden eingeſperrt.

Hr. St.

Ohne Gnade?

Olm.

Aber ich nehme Alles auf mich, und ſtehe fuͤr den guten Erfolg.

Buͤrg.

Wenn Sie das koͤnnten

Hr. St.

Der Herr Bruder muß auch bedenken, daß das Maͤdgen in unſrer Stadt ohnehin zum Geſpoͤtte werden wird. Mittenin168in der Nacht, auf offner Straße, mit einem jungen Burſchen es nimmt ſie keiner mehr.

Sperl.

Ich wenigſtens nehme ſie nicht.

Buͤrg.

Ja wenn ich auch wollte, von wegen der bedenklichen Aſpecten aber die Großmutter

Sab.

Er hat einen Titel.

Buͤrg.

Hat er wirklich?

Fr. St.
(am Fenſter)

Sind denn die boͤ - ſen Geiſter dieſe Nacht Alle los? was wird da unten vor Spuck getrieben?

Buͤrg.

Eben recht. Komme doch die Frau Mutter ein wenig herunter. Wir wol - len Verlobung feyern.

Fr. St.

Auf der Straße? unter freyem Himmel? bey Nacht und Nebel? Das waͤre mir eben recht.

(ſchlaͤgt das[Fenſter] zu)
Buͤrg.
(zu Olmers)

Das ſage ich dem Herrn, die Sache mit der Delinquentin mußbeygelegt169beygelegt werden, ehe iſt an keine Hochzeit zu denken.

Olm.

Ich ſtehe fuͤr Alles.

Zwoͤlfte Scene.

Frau Staar im Nachthabit. Vorige.
Fr. St.

Nun? Herr Bau - Berg - und Weginſpectors-Subſtitut, was ſind das ein - mal wieder fuͤr Romanſtreiche?

Sperl.

Ey von mir iſt gar nicht die Rede.

Buͤrg.

Herr Olmers will Sabingen heirathen, und Sabingen will ihn.

Fr. St.

Und deshalb verirt man mich aus dem Bette? Hab ich denn nicht meine Meinung ſchon rund und deutlich an den Tag gelegt? nein, daraus wird nichts.

Hr. St.

Aber es hat ſich allerley zuge - tragen

Fr. St.
170
Fr. St.

Was kuͤmmerts mich?

Buͤrg.

Der Herr kann uns aus einer großen Verlegenheit helfen.

Fr. St.

Gleichviel.

Hr. St.

Das Maͤdgen hat mit ihm hinter dem Laternenpfahl geſteckt.

Fr. St.

Deſto ſchlimmer.

Buͤrg.

Sie bekoͤmmt nun doch keinen Mann.

Fr. St.

So mag Sie als eine ehrſame Jungfrau ſterben.

Buͤrg.

Der Herr hat Geld

Fr. St.

Iſt Nummero 2.

Hr. St.

Und Verdienſte

Fr St.

Iſt Nummero 3.

Buͤrg.

Er hat auch einen ſeinen Titel.

Fr. St.

Einen Titel? wie? was hat er denn fuͤr einen Titel?

Olm.
(zieht ſein Taſchenbuch hervor)

Wenn die Frau Unterſteuereinnehmerin die Guͤtehaben171haben wollen, einen Blick auf dieſes Papier zu werfen, ſo ſchmeichle ich mir, die Frau Unterſteuereinnehmerin werden, nach den be - kannten edlen Geſinnungen, welche die ganze Welt an der Frau Unterſteuereinnehmerin ruͤhmt

Fr. St.
(beſaͤnftigt)

Nun, nun, der Herr iſt ein hoͤflicher Herr, das muß man ihm laſſen. Was iſt es denn fuͤr ein Ti - telgen?

Olm.

Geheimde-Commiſſionsrath.

Fr. St.
(erſtaunt)

Rath!

Hr. St.
(eben ſo)

Commiſſionsrath!

Buͤrg.
(eben ſo)

Geheimde-Commiſ - ßonsrath!

Fr. St.

Ey ey, das veraͤndert allerdings die Sache. Etwas Geheimes haben wir in unſerer Familie noch nicht gehabt. Ja wenn dem ſo iſt, und der Herr Geheimde - Commiſſionsrath unſerm Hauſe die Ehre er - zeigen wollen

Olm.
172
Olm.

Mein Gluͤck ruht ganz in den Haͤnden der Frau Unterſteuereinnehmerin.

Fr. St.

Der Herr Geheimde-Commiſ - ſionsrath duͤrfen auf mich zaͤhlen.

Olm.

Die Frau Unterſteuereinnehmerin ſind die Guͤte ſelbſt.

Fr. St.

Und der Herr Geheimde-Com - miſſionsrath ein Muſter von guter Lebens - art.

Buͤrg.

Nun wohlan, Kinder, kommt herein, daß wir ſogleich einen Contract und einen Steckbrief aufſetzen.

Hr. St.

Topp! wir wollen Punſch ma - chen. Ich hol euch Citronen.

(ab in ſein Haus.)
Olm.

Darf ich die Ehre haben, der Frau Unterſteuereinnehmerin die Hand zu bieten?

Fr. St.

Der Herr Geheimde-Commiſ - ſionsrath finden jederzeit an mir eine bereit - willige Dienerin.

(Olmers fuͤhrt ſie in das Haus.)
Buͤrg.
173
Buͤrg.
(zu Sperling)

Nehme mirs der Herr nicht uͤbel. Wenn das Vaterland in der Klemme iſt, da muß ein guter Patriot allen - falls ſeine Tochter dem Moloch opfern.

(ab.)
Sperl.

Gehorſamer Diener!

Sab.
(zu Sperling)

Herr Bau-Berg - und Weginſpectors-Subſtitut, ich bitte um ein Hochzeitgedicht.

(ſie verneigt ſich tief, und geht in das Haus.)
Sperl.

Warte nur! eine Ehrenpforte will ich dir ſchreiben! ein Kunſtwerk!

Klaus.

Wer weiß hinter welchem Zau - ne das Weib jetzt ſitzt und an meinen Wuͤr - ſten ſchmaußt.

Sperl.

Herr Klaus, komm er hinauf zu mir. Ich will ihm mein Triolett auf den Galgen vorleſen.

Klaus.

Ey, ich habe den Teufel von Ihrem Trio! ſchaffen Sie mir meine Schin - ken!

(er geht fort.)
Sperl.
174
Sperl.
(allein)

Ganz umſonſt kann ich es doch nicht geſchrieben haben. Wenn nur der Nachtwaͤchter kaͤme.

(Zu dem Pu - blikum mit ſuͤßer Hoͤflichkeit)

Iſt denn keiner, der ſich herauf bemuͤhen moͤgte, mein Triolett zu hoͤren?

(Der Vorhang faͤllt.)
Ende.

About this transcription

TextDie deutschen Kleinstädter
Author August von Kotzebue
Extent185 images; 18116 tokens; 4048 types; 120784 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDie deutschen Kleinstädter Ein Lustspiel in vier Akten August von Kotzebue. . 174 S. KummerLeipzig1803.

Identification

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz SBB-PK, 19 ZZ 5763http://stabikat.de/DB=1/SET=12/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=532629906

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Drama; Belletristik; Drama; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:32:18Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
ShelfmarkSBB-PK, 19 ZZ 5763
Bibliographic Record Catalogue link
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