Im Januar 1889, also jetzt grade vor einem Jahre, brachte der Verlag von Carl Reissner in Leipzig eine „ Papa Hamlet “betitelte Novität auf den Büchermarkt, als deren Verfasser ein bis dahin noch gänzlich unbekannt gewesener Norweger Bjarne P. Holmsen angegeben war, während sein Uebersetzer sich Dr. Bruno Franzius nannte. Dieses Buch war eine Mystifikation, und die Unterzeichneten waren ihre Urheber.
Was sie dazu veranlasst hatte? Die alte, bereits so oft gehörte Klage, dass heute nur die Ausländer bei uns Aner - kennung fänden, und dass man namentlich, um ungestraft gewisse Wagnisse zu unternehmen, zum Mindesten schon ein Franzose, ein Russe oder ein Norweger sein müsse. Als Deutscher wäre man schon von vorne herein zur alten Schablone verdammt, nur jene dürften scrupellos die alten Vorurtheile über Bord werfen, nur jene sogenannten „ neuen Zielen “zustreben! Mit anderen Worten: Quod licet Jovi, non licet bovi!
Wir waren der Meinung, dass diese Klage nur auf einer falschen Deutung der Thatsachen beruhe. Wir glaubten, dass die bekannte, ablehnende Haltung, die unsere landläufige Kritik uns „ Jüngeren “gegenüber nun einmal einnimmt, mit unserem Deutschthum absolut nichts zu schaffen habe; dass dieses ihr vielmehr völlig gleichgültig sei, dass es ihr einzig auf unsere „ Richtung “als solche ankäme! Wir waren über - zeugt, dass man uns mit den üblichen Komplimenten über - häufen würde, auch wenn wir beispielsweise als Norweger zeichneten! Es unterlag uns gar keinem Zweifel, dass der Kampf heute nicht mehr zwischen Inlandsthum und Auslandsthum tobe, sondern nur noch — man verzeihe uns hier diese dehn -VI baren Worte — zwischen Idealismus und Realismus, zwischen Convention und Naturwollen! Und in der That hat denn auch unser Experiment unsere Hypothese bestätigt ....
Die Mystifikation als solche glückte glänzend. So durch - aus durchsichtig sie auch gehalten war, und so leicht es jetzt natürlich auch Manchen geworden sein mag, nachträg - lich zu behaupten, sie hätten sie gleich durchschaut: man glaubte an die Existenz Bjarne P. Holmsens sieben volle Monate lang und kam erst hinter seine Nichtexistenz, nachdem bereits die Verfasser selber kein Hehl mehr aus ihr machten.
Eine der ersten „ Enthüllungen “brachte die erste No - vembernummer des „ Magazins für die Litteratur des In - und Auslands “in einem „ Kaberlin “unterzeichneten Artikel. Der Anfang desselben lautete:
„ Der Verfasser des Dramas „ Vor Sonnenaufgang “, Gerhart Hauptmann, hat auf der ersten Seite seines Buches einen gewissen Bjarne P. Holmsen freudig anerkannt. Es war dessen Novellencyklus „ Papa Hamlet “, erschienen bei C. Reissner in Leipzig, der, wie es in der Widmung heisst, die entscheidende Anregung gegeben hatte. Wieder einmal, so dachte ich — das Buch in die Hand nehmend, ist die Befruchtung aus dem Ausland gekommen; es scheint also, dass der deutsche Realismus zur Selbst - ständigkeit immer noch nicht reif — vielmehr noch ge - zwungen ist, die französische Knechtschaft mit der des Nordens zu wechseln.
Als ich jedoch die erste der drei Novellen durchgelesen hatte, erschien mir bereits die Echtheit der norwegischen Ortsfärbung sehr zweifelhaft. Denn nur zu bald bricht jenes urwüchsige, warme Element eines Humors durch die Schilderung, der nur den Germanen der Mittelzonen zu eigen ist. Und eine Nachforschung bestätigte meinen Ver - dacht: es stellte sich heraus, dass sich hinter dem Namen Holmsen ein jungdeutscher Dichter versteckt hält, der als Pfadfinder in dem bisher noch ziemlich dunkeln Gebiet des deutschen Realismus schon bekannt ist: Arno Holz, der Dichter des „ Buchs der Zeit “.
Zu diesem Absatze veröffentlichte dann die übernächste Nummer desselben Blattes folgenden Brief. Wir bringen ihn hier abermals zum Abdruck, um auch in Zukunft etwaigen ähnlichen Deutungen unseres Zusammenarbeitens ein für alle Mal aus dem Wege zu gehen.
VIIGestatten Sie mir zu dem in No. 45 Ihres Blattes er - schienenen Aufsatze: „ Neurealistische Novellen. Besprochen von Kaberlin. “freundlichst folgende Berichtigung:
Nachdem mich der Herr Verfasser des betreffenden Artikels — nebenbei bemerkt des weitaus eingehendsten und gediegensten, der, wenigstens in der deutschen Presse, bisher über „ Papa Hamlet “erschienen ist — als Autor dieses Buches namhaft gemacht, setzt er in Form einer kleinen Fussnote hinzu:
„ Johannes Schlaf soll ebenfalls, aber nur im zweiten Grad, an der Arbeit betheiligt sein. “
Nun! Er soll es nicht nur, sondern er ist es auch! Und soweit wenigstens unsere d. h. seine und meine Kenntniss der Sachlage reicht, ist es überdies durchaus ungerechtfertigt, einem von uns beiden, und zwar ganz gleichgültig welchem, eine Betheiligung „ ersten “oder „ zweiten “Grades zuzumessen. Im Gegentheil! Nicht allein, dass wir unsere Arbeit zu gleichen Hälften geleistet zu haben glauben, wir haben sie thatsächlich so geleistet!
Eine langjährige Freundschaft, verstärkt durch ein fast ebenso langes, nahestes Zusammenleben, und gewiss auch nicht in letzter Linie beeinflusst durch gewisse ähnliche Naturanlagen, hat unsere Individualitäten, wenigstens in rein künstlerischen Beziehungen, nach und nach geradezu kongruent werden lassen! Wir kennen nach dieser Richtung hin kaum eine Frage, und sei sie auch scheinbar noch so minimaler Natur, in der wir auseinandergingen. Unsere Methoden im Erfassen und Wiedergeben des Erfassten sind mit der Zeit die vollständig gleichen geworden. Es giebt Stellen, ja ganze Seiten im „ Papa Hamlet “, von denen wir uns absolut keine Rechenschaft mehr abzulegen vermöchten, ob die ursprüngliche Idee zu ihnen dem einen, die nachträgliche Form aber dem anderen angehört, oder umgekehrt. Oft flossen uns dieselben Worte desselben Satzes gleichzeitig in die Feder, oft vollendete der eine den eben angefangenen Satz des anderen. Wir könnten so vielleicht sagen, wir hätten uns das Buch gegenseitig „ erzählt “; wir haben es uns einander ausgemalt, immer deutlicher, bis es endlich auf dem Papier stand. Uns nun nachträglich sagen zu wollen, das gehört dir und das dem anderen, liegt uns ebenso fern, als es in den weitaus meisten Fällen auch thatsächlich kaum mehr zu ermitteln wäre. Wir haben nicht das mindeste Interesse daran! Unsere Freude war, dass es dastand, und die Arbeit selbst gilt uns auch heute noch mehr als die Arbeiter. Ein weiteres grösseres Opus haben wir bereits wieder unterVIII der Feder und es wird sich ja zeigen, ob es die von uns angenommene „ Einheit unserer beiden Naturen “bestätigen wird, oder nicht.
Mit der Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung
Ihr ergebenster Berlin, 1. November 1889. Arno Holz.
Das angedeutete Werk ist dieses Drama. —
Zum Schlusse noch Eins! Wir haben uns nicht versagen können, aus den uns vorliegenden Kritiken über unser Buch, das übrigens — der Kuriosität wegen sei es erwähnt! — zur Zeit von Herrn Harald Hansen in Christiania ins Nor - wegische übersetzt wird, eine kleine Blüthenlese zusammen - zustellen. Möge ihre seltene Farbenpracht die Leser ähnlich erfreuen, wie sie uns erfreut hat! …
Glaubt der Verfasser ein Realist zu sein, …, dann täuscht er sich.
C. Alberti in der „ Gesellschaft “.
Als Norweger ist Bjarne P. Holmsen natürlich Realist und ein radi - kalerer als alle seine Landsleute.
„ Hamburger Nachr. “.
Papa Hamlet … une suite des scènes détachées d’un réalisme violent.
„ Le Temps “.
Ein Trost für das patriotische Gefühl — wenn auch ein sehr klein - licher — ist es beinahe, dass nach diesen jämmerlichen deutschen „ Werken “der vorliegende Ausländer gleichfalls nichts Rühmliches bietet.
„ Bl. f. litt. Unterh. “
Ein norwegischer Dichter, welcher sich bald, und mit Recht, auch bei uns in Gunst setzen wird!
„ Leipziger Tagebl. “.
… Ein Machwerk traurigster Sorte!
C. Alberti in der „ Gesellschaft “.
… Ein Beleg mehr für die litterarische Kraft des Nordens!
„ Kieler Zeitung “
Es sind drei Sittenbilder aus dem norwegischen Leben, in welchem die Rohheit des Inhalts mit der Rohheit der Darstellung einen tadellosen Zusammenklang bildet.
„ Die Post “.
Som hos den nye Kunsts Begyndere er adskilligt uklart, og mangen on Farveklat forbliver paa hvilken som helst Afstand en Klat, men de tre Studier efterlader dog alle det tilsigtede Indtryk. (Obgleich, wie bei allen Anfängern der neuen Kunst, hin und wieder Etwas unklar ist, mancher Farben klexauch auf jede Distance ein Klex bleibt, so hinterlassen doch die Studien alle den beabsichtigten Eindruck.)
Harald Hansen im „ Morgenbladet “(Kopenhagen).
IX„ Papa Hamlet “(die erste) ist ein Bild trüber gesellschaftlicher Verhältnisse, ein trübes Motiv in jenem düstren Kolorit, über welches die Norweger, die Leute aus dem Lande der Mitternachtssonne, so einzig ver - fügen. Die Hauptfigur dieses Bildes ist Niels Thienwiebel, der herabgekommene Schauspieler, der in seinen kleinlichen, häuslichen Verhältnissen den Hamlet spielt, anfangs aus Eitelkeit und dann um seinen Untugenden und Fehlern einen Mantel umzuhängen. Wenn es ihm gelegen kommt, greift er sogar zur Methode des Wahnsinns und lässt so lange „ Nordnordwest wehen “, bis er auf kurze Zeit wieder aus der Klemme oder anderen unbehaglichen Zuständen befreit ist. Das Mitzehren bei einem Freunde, dem es ebenfalls nicht be - sonders geht, versteht er wie keiner. Das Bild ist überraschend einfach gehalten, aber man merkt recht, dass in dieser Ein - fachheit eine Kunst liegt.
„ Kieler Zeitung “.
(Die zweite) wird … nicht nur diejenigen, die die stofflichen Miss - griffe der Jüngstdeutschen noch nicht überwinden können, mit der neueren Richtung im Grunde versöhnen, sondern überhaupt in einigen Jahren alle Herzen erobern und ohne Zweifel eine Perle der humoristischen Litteratur werden. Denn, von der Reuter’schen Muse abgesehen, wüsste ich nichts, was nur im Entferntesten mit dem „ Ersten Schultag “verglichen werden könnte …
„ Magazin “.
Den tredje Studie „ Et Drodsfald “giver to Brodres Nattevaagen over en tredje Broder, som er bleven saaret i Duel og dor ud paa Formiddagen. Jeg folte under Läsningen baade den lange, kolde Nat, den gryende Morgen, hvor Livet i Byen lidt efter lidt vaagner, og den fulde Dag, da alle styrter ud og ind for at bringe den doende Hjälp. Det var udmärket, skjontjeg läste i mit Ansigts Sved! (Die dritte Studie: „ Ein Tod “schildert uns die Nachtwache zweier Kameraden bei einem dritten, der im Duell gefallen ist und am Morgen stirbt. Ich fühlte während des Lesens die lange, kalte Nacht, den grauenden Morgen, wo das Leben in der Stadt allmählich erwacht, und den vollen Tag, wo alles ein - und ausstürzt, um dem Sterben - den Hülfe zu bringen. Das war ausgezeichnet, obgleich ich es las im Schweisse meines Angesichts!
Harald Hansen im „ Morgenbladet “(Kopenhagen.)
Da geht uns denn doch schliesslich die Galle über, sowohl an dem Ekel, den diese Verirrung erregen möchte, als an dem Aerger, den der Missbrauch guter Mittel hervorruft!
„ Frankf. Ztg. “.
Es sind keine fröhlichen Bilder, die Bjarne P. Holmsen zeigt. Sie er - freuen nicht, sie ergreifen. Wir dürfen über die Wahl seines Sujets nicht mit ihm rechten, denn er allein kann wissen, was ein Gott ihm zu sagen gegeben. Wir müssen zufrieden sein, dass in unseren Tagen ein Talent erstanden ist, welches kleine Züge so sorgsam zu beobachten und festzuhalten versteht, wie einst Jean Paul, und welches zugleich eine Phantasie besitzt, wie Theodor Amadeus Hoffmann sie besessen.
„ Berl. Börsencourir “.
… Novellen, welche ein junger Mann von fünfundzwanzig Jahren zu - sammengeschrieben hat, nachdem er eingesehen, dass die ihm von seinen Eltern vorgeschriebene Thätigkeit in einem Bankgeschäft seinem litte - rarischen Ehrgeize nicht genügte.
„ Die Post “.
Der Herr Verleger hat geglaubt, den Eindruck dieser Novellen, in denen entsetzlich viel geflucht und geschimpft wird, durch höchste Eleganz der Ausstattung einigermaassen abzuschwächen. Schade um das schöne Papier und den tadellosen Druck.
„ Die Post “.
X„ Papa Hamlet “. Sous ce titre a paru récement en Norvège une nouvelle qui fait assez grand bruit. Elle a été traduite en allemand, elle va l’être en anglais, peut-être le sera-t-elle en français.
„ Le Temps “.
Der Einband zeigt in der äussersten Ecke das Bild des Verfassers. Nicht umsonst hat sich der hübsche, junge Mann mit solcher Bescheidenheit in den Winkel gestellt — er wird wohl darin stehen bleiben.
„ Blätter für litterar. Unterh. “
Zulk een schrijver moet gelezen worden; jammer, dat hij aan eene oogziekte lijdende is, zoodat hij slechts met groote moeite zijn sociaal - roman „ Fremud “persklaar kan maken. Holmsen is wel een Noor van geboorte, maar zijn scherpe blik, zijn heldere geest, zijn onverbeterlijke humor maken hem internationaal.
„ De Leeswijzer “.
Wo der Uebersetzer den „ grandiosen Humor “findet, bleibt unergründlich.
„ Allgem. Kunstchronik “.
Franzius lässt uns die Bekanntschaft mit einem jungen norwegischen Humoristen machen, der in der That eine nicht gewöhnliche Begabung be - sitzt und dessen Humor Franzius grandios zu nennen ein Recht hat.
„ Vossische Zeitung “.
Der Uebersetzer ist so naiv, in seiner Einleitung einzugestehen, dass die Schöpfungen des von ihm entdeckten schriftstellerischen Genies „ in ihrer norwegischen Heimath noch lange nicht nach Gebühr gewürdigt “sind, was uns mit Hochachtung vor dem litterarischen Geschmack der Norweger erfüllt und uns von Neuem in der Meinung bestärkt, dass auch Ibsen zu den Propheten gehört, die in ihrem Vaterlande nichts gelten.
„ Die Post “.
Deze nieuwe Noordsche schrijver is onlangs (19. Dec.) eerst 28 jaar geworden, een leeftijd, waarop nog niet ieder auteur buiten de grenzen van zijn vaderland bekend is geworden. Toch is den jongen auteur reeds die eer te beurt gevallen!
„ De Leeswijzer “.
Der Uebersetzer hat sich sichtlich grosse Mühe gegeben, das norwegische Original deutschen Lesern mundgerecht zu machen; aber er hat, nach unserer Meinung, seine Arbeit keinem würdigen Object zugewandt.
„ Berner Bund “.
Bogen fortjener de Lovord, den dog har faaet af enkelte. Jeg kjender saa overmaade lidt tysk Literatur, at jeg slet ikke kan tale med om den, men det skulde alligevel ikke undre mig, om dette var nyt i Tyskland! (Das Buch verdient die erhaltenen Lob - reden. Ich kenne die deutsche Literatur nur sehr oberflächlich und kann also nicht recht mitreden, aber es sollte mich doch wundern, wenn dies in Deutschland nicht neu wäre!)
Harald Hansen im „ Morgenbladet “(Kopenhagen).
Erheben sich die übrigen Erzählungen nicht über den Durchschnitt, die erste ist vortrefflich und rechtfertigt die Arbeit des Uebersetzers durchaus.
„ Voss. Ztg. “.
XIVon den drei Stücken des vorliegenden Buches ist das erste, „ Papa Hamlet “, fast lediglich eine Studie des Hässlichen und Un - vernünftigen; dagegen hat die kleine Skizze: „ Der erste Schultag “und noch mehr das düstere Augenblicksbild „ Ein Tod “eine eigene poetische Bedeutung. „ Namentlich in dem Letzteren redet die Wirklichkeit unmittelbar zu dem Leser.
„ Hamburger Nachrichten “.
Die in dem Buche noch enthaltenen Erzählungen „ Der erste Schultag “und „ Ein Tod “geben der erstgenannten an Unwahrheit nichts nach.
„ Allgem. Kunstchronik “.
Logische und psychologische Entwickelung ist bei diesem Holmsen ein überwundener Standpunkt.
„ Frankfurter Ztg. “.
Wie Papa Hamlets Stolz, der geschminkt und geliehen ist, wie sein Selbstbewusstsein, welches sich mit den goldenen Fetzen seiner Lieblingsrolle ausstaffirt, sich einer immer öderen Wirklichkeit anbequemt, wie in dem wirthschaftlichen Bankbruch allmählich nackter und nackter die ganz gewöhn - liche, ganz gemeine Bestie hervortritt, das ist mit einer Meisterschaft skizzirt, welche an keiner Stelle verlegen ist, den charakte - ristischen Zug und für diesen das charakteristische Wort zu finden.
„ Berl. Börsencourir “.
… Im Uebrigen hat der Verfasser nur für den Schmutz einen klaren Blick.
„ Allg. Kunstchr. “.
… und als sich erste Bürgen dichterischen Berufes einen freien Humor und in glücklichen Momenten jene Prägnanz und Keuschheit der Gestaltung und Darstellung, die mit wenigen Strichen oft ein ganzes, grosses Gemälde andeutet …
„ Hamb. Nachr. “.
Der Uebersetzer giebt sich in seiner Einleitung Mühe, seinen Autor dem Leser nahe zu bringen, er sucht die allgemeine Theilnahme für den „ originellen “Norweger zu erwecken.
„ Allgem. Kunstchr. “.
Het behœft ons geenszins te verwonderen, dat Dr. Franzius zich genoopt gevoelde dit werk te vertolken, want reeds bij de eerste regels valt het op, dat Holmsen een origineel is.
„ De Leeswijzer “.
Der junge Autor, der uns hier vorgestellt wird, .... stellt in der krassesten Weise die Auswüchse einer Schule dar, der man schon an sich nicht ohne starke Vorbehalte und Bedenken entgegentreten kann. Er ge - hört … zu jenen … Ibseniden und Björnsterneiden, die in der Ueberbietung der Manieren der Meister die beste Art der Nachahmung zu suchen scheinen.
„ Frankfurter Zeitung “.
Forfatternes „ Oversätter “hävder i Forordet, at dette ikke er Efterligneres Värk, og det foles saadan. (Die „ Dichter-Ueber - setzer “erwähnen im Vorwort, dass ihr Buch kein Werk der Nachahmung sei, und das fühlt man auch durch!)
Harald Hansen im „ Morgenbladet “(Kopenhagen).
Il a passé deux ans en France .... et ce séjour paraît avoir exercé une certaine influence sur sa vocation littéraire. Ses procédés relèvent d’ailleurs plutôt de l’école russe con - temporaine.
„ Le Temps “.
… Anhänger des Naturalismus, Schüler Zolas!
„ Allgem. Kunstchr “.
XIIDem Verfasser schwebt vielleicht dasselbe Kunstziel vor, welches Hoga th mit seinen grotesken Zeichnungen sich setzte. Aber es liegt in der Verschiedenheit der Kunstmittel, — bei Hogarth das Nebeneinander der Figuren, bei Holmsen das Nacheinander der Worte, dass der Schrift - steller die Deutlichkeit des Malers nur selten zu erreichen vermag.
„ Berner Bund “.
… Was den imprssionistisch-pessimistischen Effect anbetrifft, so darf man dem Autor zu seinem Können gratuliren.
G. M. Conrad in der „ Gesellschaft “.
… ungenügende Art der Darstellung!
„ Berner Bund “.
… erstaunliche Lebendigkeit der Darstellung!
„ Voss. Ztg. “.
… rücksichtslose aber wahre Darstellung!
„ Kieler Ztg. “.
Ausdrucksvoll herausgebildete Darstellung!
„ Hamb. Nachr. “.
Das lesen wir nicht, wir sehen es vor Augen, während das Herz zusammenkrampft, die Faust sich ballt!
„ Berl. Börsencourir. “
Holmsen malt mit einem dicken Borstenpinsel.
„ Züricher Post “.
… Das sind die Geschehnisse, welche uns der Dichter erzählt. Die unvergleichliche Kleinmalerei, mit welcher er es erzählt, möge nun jeder selbst geniessen.
„ Leipziger Tagebl. “.
Holmsen besitzt Begabung, aber noch eine weit grössere müsste zu Grunde gehen, wenn sie alle Kraft verschwendete, Schatten auf Schatten zu legen. Mit Schwarz allein lässt sich weder malen noch dichten. Nur der Wechsel von Licht, Halblicht und Dunkel giebt den Schein der Körperlichkeit, in Kunst und Leben.
Otto v. Leixner in der „ Deutschen Romanztg. “.
Ein äusserst wirksames und feines Colorit ist dieser Dar - stellung eigen.
„ Kiel. Ztg. “.
Unter solchen Händen muss auch der beste Stoff zu Schanden werden, die Kunst wird gradezu entweiht und dies gar noch, ohne dass sich dafür ein ethischer oder sozialer Vorwand entdecken liesse!
„ Frankf. Ztg. “.
Die Dichter sind die einzigen Rächer der gemordeten Schwachheit. Auch Holmsen ist ein Rächer. Jede Mutter, die ihr Kind lieb hat, lese: „ Der erste Schultag “.
„ Züricher Post “.
Eine pessimistische Grundansicht von allem Mensch - lichen zum Verrücktwerden!
G. M. Conrad in der „ Gesellschaft “.
Man ist verletzt durch die scheusslichen Bilder, die der Verfasser vor unsere Phantasie gebracht hat. Er behandelt die denkbar widerwärtigsten Themata mit Vorliebe.
„ Berner Bund. “
XIIIWas man vor hundert Jahren an Empfindsamkeit gesündigt hat, das wird hier zehnfach durch Brutalität wett gemacht, uns wird auch nicht das Aeusserste von Schmutz erspart.
„ Frankf. Ztg. “.
Quellfrischer Humor!
„ Magazin “.
Scharfes Auge, milder, versöhnlicher Sinn!
„ Voss. Ztg. “.
Det „ realistiske “i hele Bogen er saa uskyldigt, at man her til Lands näppe vilde have gjort Ophävelser over det. Rea - lisme er nemlig, i alt Fald i Norge, blevet enstydig med Skildringer af kjonslige Udskejelser, og af det findes der intet i „ Papa Hamlet “. Fraregnet den forste Studie er Bogen ikke engang „ häslig “. (Das speziell „ Rea - listische “des ganzen Buches ist so unschuldiger Natur, dass man hier zu Lande kaum davon Aufhebens gemacht haben würde. Realismus ist nämlich, wenigstens in Norwegen, gleichbedeutend geworden mit der Schilderung gewisser Zweideutigkeiten und davon findet sich nichts in „ Papa Hamlet “. Abgesehen von der ersten Studie ist das Buch nicht einmal „ hässlich “!
Harald Hansen im „ Morgen bladet “(Kopenhagen).
Nichts als Schmutz, Elend, Verkommenheit — körperlich wie geistig. Ich hasse jenen schönfärbenden falschen Idealismus, welcher Alles in erborgten Schimmer kleidet. Er ist eine Lüge und — der Tummel - platz der kunstfertigen Kunstspieler. Aber ebenso ist ein Todfeind echter Poesie jene sogenannte Wahrheit, welche alle Krankheiten, seien sie des Leibes oder der Seele, auf die Gestalten häuft und die Augen schliesst, um nichts Lichtes sehn zu müssen. Auch das ist Lüge.
Otto v. Leixner in der „ Deutschen Romanztg. “.
Het is of Holmsen het leven à la Zola bestudeert heeft, maar niet diens pessimistischen bril heeft opgezet — zelfs in het laatste stuck, — het boek heeft er drie — waarin hij den dood van een student zoo aangrijpend schetst, komt vaak de humor om den hoek gluren en gaat er en lach op, die u als een snijdend sarkasme op dit leven in de ooren klinkt.
„ De Leeswijzer “.
Alles erscheint verzerrt, wie in den theergefüllten Glaskugeln, die man früher in Gärten hatte, aber diese Vergröberung des Groben ist weder Portrait noch Kunstwerk, sondern einfach Versündigung an Kunst und Natur zugleich.
„ Frankf. Ztg. “.
„ Bjarne P. Holmsen “ist also nicht nur derjenige Dichter, welcher dem Realismus neue Bahnen erschlossen, sondern er ist auch bis jetzt noch der Einzige, der mit voller Sicherheit bis an die vorläufig erreichbare Grenze in Stoff und Form vor - gehen kann. Als Künstler eine grosse Individualität, fordert er gänzliche Unterwerfung, ehe sich die Feinheiten seiner Kunst dem Genusse erschliessen Lernt der Dichter erst noch seinen Reichthum ganz beherrschen, wird er bald unter den deutschen Realisten eine einsame und noch lange verkannte Er - scheinung sein. Dem wirklich eigenen Künstler bleibt das nicht erspart; Gottfried Keller ist es ja auch so ergangen.
„ Magazin “.
Wandelt der noch jugendliche Autor auf der aufsteigenden Bahn weiter, die durch die Reihenfolge der drei Studien des vorliegenden Bandes angedeutet ist, so mag er sich in nicht ferner Zeit einen aus - gezeichneten Platz unter den Dichtern seines Volkes gewinnen.
„ Hamb. Nachr. “.
XIVFür den Stil kann nur der Uebersetzer verantwortlich ge - macht werden, und letzterer scheint der Ansicht zu sein, man müsse das Abscheuliche auch abscheulich schreiben. Man wird nicht bald eine solche Fülle abgehackter Sätze und unschöner Worte in einem Werke beisammen finden. Eine wahre Distellese von Geschmackslosigkeiten!
„ Allgem. Kunstchr. “.
Men jeg kjender när sagt ikke det tyske Sprog igjen. Hvor er de lange Sätninger, hvor de lange Ord, hvor de släbende haben-werden - sein! Det er et helt nyt Sprog! (Ich erkenne kaum die deutsche Sprache wieder! Wo sind die langen Sätze geblieben, wo die langen Wörter, wo die schleppenden haben-werden-sein? Es ist eine gänzlich neue Sprache!)
Harald Hansen im „ Morgenbladet “(Kopenhagen).
… eine sehr geschickte Uebersetzung …
„ Hamburger Nachrichten. “
… eine sehr gute Uebertragung …
„ Gesellsch. “
… eene goode Duitsche vertaling …
„ De Leeswijzer “.
… die Uebersetzung … eine wundervoll vollendete!
„ Berliner Börsencourier “.
Der Uebersetzer nennt Holmsen einen „ Anatomen “von der Art der grossen modernen Schriftsteller; das ist er aber in keiner Weise, denn sein Sezirmesser ist kein Instrument, welches blosslegt, erklärt, verdeutlicht, wie es der Realismus zu thun pflegt, sondern es schabt nur allerhand Fleisch - fetzen und Knöchelchen auf einen Haufen zusammen, aus denen der arme Leser dann die Glieder heraussuchen mag. Gewiss kann man dem Realis - mus als Princip von allerhand Standpunkten aus Vorwürfe machen, aber der schwerste Vorwurf wäre der der Verundeutlichung statt der Verdeutlichung — denn er will ja im Prinzip nichts als die Deutlichkeit der Dinge, sei es selbst die gemeine Deutlichkeit auf Kosten der Ver - klärung.
„ Bl. f. litt. Unt. “.
Die Technik der Darstellung ist in hohem Grade originell. Es sind fast lauter Farbenspritzer, jäh, grell, unvermittelt, die sich in der Phantasie des kunstgeübten Lesers sofort zum brennendsten Lebensgemälde zusammensetzen. Nur Bilder, keine Gedanken. Diese erschreckliche Virtuosität der Wirklichkeitsnachbildung in winzigen Ausschnitten, nur am Tragisch-Banalen geübt, macht den Leser auf die Dauer ganz nervös.
G. M. Conrad in der „ Gesellsch. “.
.... Abgesehen, sagen wir, von dem Krassen solcher Motive, ist auch die stilistische Methode, durch welche Holmsen seine Effekte zu erreichen bemüht ist, eine höchst widerliche ..... Man ist oft viele Sätze hindurch ganz im Unklaren über den Ort der Handlung, über die Personen und ihre Verhältnisse. Die Lectüre des Buches lässt daher einen sehr unbehaglichen Eindruck zurück!
„ Berner Bund “.
Aber für das Beste, für eine Errungenschaft, aus der sich noch ein Kardinalgrundsatz des epischen Verismus entwickeln kann, halte ich die Art der Darstellungsweise selbst! „ Holmsen “beschreibt nämlich die Dinge von innen nach aussen, d. h. er konzentrirt sie so in die Lebensäusserungen, dass sie sich dem Leser durch dichterische Schlüsse von selbst erzählen … Ich werde mich wohl hüten, eine solche Dar - stellungsweise im Prinzip neu zu nennen, denn sie wird bereits von vielen Realisten hie und da angewandt, aber „ Holmsen “ist der Erste, der sie konse -XV quent durchführt, und in diesem Sinn der Einheitlichkeit ist sein Stil, den die glücklichste Wirkung rechtfertigt, mit ganzem Recht relativ neu zu nennen. Es ist wohl möglich, dass durch die dichte Folge der die Situation fort - rückenden Momente hie und da die Darstellung hüpft und dadurch Unklar - heiten entstehen, aber dafür reizt dieser Stil, ja zwingt die Phantasie, geradezu die entstehenden Lücken durch Mitdichten auszufüllen, wodurch der Leser in die angenehmste Spannung geräth!
„ Magazin “.
Holmsen valt om zoo te zeggen — met de deur in het huis, en hij laat zijne personen, alsof het reeds oude bekenden waren, zelfs zoo vlug, d. i. zonder nadere aanwijzing, met elkander spreken, dat het vaak moeilijk is, hem te volgen. En toch trekt die vreemde behandeling van zijne stof aan, vooral daar zij ook komisch is.
„ De Leeswijzer. “
Die Natürlichkeit wird hier zu Affektion und — unabweisliche Folge — überschlägt sich in Inhalt und Form derart, dass an die Stelle des auch nur mässigsten Kunstgenusses eine mit Ekel gemischte Betäubung tritt!
„ Frankfurter Ztg. “.
Es würde nichts nützen, den Gang der Erzählungen hier in Haupt - umrissen wiederzugeben. Das würde auch leicht genug sein, denn nicht um sonderbare Verknotungen und fremdartige, unerwartete Geschicke handelt es sich, sondern um alltägliches Menschenelend, aber mit Dichteraugen ge - schaut und im Dichterherzen nachgefühlt.
„ Leipziger Tageblatt “.
Grade wir … grade wir haben im höchsten Grade die Pflicht, uns gegen unreife Knaben zu wenden, welche den Realismus discreditiren, indem sie seinen Namen benutzen, um ihre ganz gewöhnliche Unfähigkeit zu bemänteln, die sich hinter Grotesksprüngen à la Hanswurst versteckt. Der Realismus ist eine ernste, heilige Sache, aber keine Löwenhaut, hinter der sich Esel verstecken dürfen … — Wir müssen auch Herrn Holmsen von unseren Rockschössen ab - schütteln!
C. Alberti in der „ Gesellschaft. “
Es hat schon mehr als einmal eine Zeit des Realismus gegeben, und immer war sie eine Uebergangszeit. Sie geht der Blüthe der Litteratur vorauf oder sie folgt ihr, und es kann uns nicht irre machen, dass dem Realismus eine wüste Schaar von Unfähigkeiten lärmend sich auf - drängt. Dieser Haufe zerstiebt verdientermaassen wie Spreu, und wenn er sich für eine Schule hält, weil er sich schülerhaft geberdet, so wird sein Lärmen doch mit dem Tage vergessen. Aus Sturm und Drang ist Grosses hervorgegangen, nicht weil Sturm und Drang gross waren, sondern weil unter den Stürmern und Drängern sich Grosse befanden. Auch jetzt stehen wir mitten in solchem Sturm und Drang, aber zum ersten Mal sehen wir in dem Gewimmel, das bisher nur die Laufgräben der Litteraturfestung mit schlechter Makulatur füllte, ein starkes Talent, und dieses Talent hat mit jenem Gewimmel nichts gemein. Bjarne P. Holmsen wird wohl von den Rea - listen als einer der Ihren reklamirt, doch er weiss von ihnen so wenig, wie die Nachtigall von einer Gesangsschule.
„ Berl. Börsencourir. “
Eine merkwürdige Künstlerindividualität, wenn auch kein Realist in unserem Sinne, ist Holmsen unter allen Um - ständen.
G. M. Conrad, ebenfalls in der „ Gesellschaft “.
Allen, die sich die Menschheit und die Poesie verekeln wollen, sei dieses Buch bestens empfohlen!
Otto v. Leixner in der „ Deutschen Romanztg. “.
XVI… es gehört zu jener schlechten Gattung von litterarischen Neuigkeiten, welche durch einen originellen Titel Erwartungen zu erregen suchen, welche der Inhalt nicht befriedigt!
„ Die Post “.
… In der That ein seltsames Buch, welches sehr ver - schiedene Aufnahme finden wird! … Wann kommen Bücher wie „ Papa Hamlet “, dahin, wohin sie gehören: ins Volk?
„ Züricher Post “
Und unsere eigene Meinung?
Berlin, 24. December 1889.
Arno Holz. Johannes Schlaf.
ihre Kinder.
Zeit: Weihnachten. Ort: Berlin N.
Ach Gott ja!
Mamchen?!
Mamchen? darf ich mir noch schnell ’ne Stulle schneiden?
Ach, geh’ du ungezog’ner Junge! Erschrick einen doch nich immer so!
Kannst Du denn auch gar nicht ’n bischen Rücksicht nehmen?! Siehst Du denn nich, dass das Kind krank ist?
Aber ich hab’ doch noch solchen Hunger, Mamchen?
Ach was, Mutter! Jieb ihm lieber ’n Katzen - kopp un denn is jut!
Na, Du, Grosser, sei doch man schon ganz still! Du verdienst ja noch alle Tage welche! Ich denk’, ihr seid überhaupt schon lange weg?
Ja doch! Gleich! Aber ich wer’ mir doch wohl noch erst den Rock ab - bürschten können?
Na ja, gewiss doch! Steh Du man immer recht vor’m Spiegel und vertrödle recht viel Zeit! Da werd’t Ihr ja euern lieben Vater sicher noch finden! Der wird heute grade noch auf ’m Comptoir sitzen!
Ach Jott! Nu thu doch man nicht wieder so! Vor Sechs kann er ja doch heute so wie so nich aus ’m Geschäft!
So! Na! Und wie spät denkste denn, dass es jetz’ is?
… Jetz’ is gleich Dreiviertel!
Ach, Unsinn! Die jeht ja vor!
Hach nee! Ich sag’ schon! Sicher is er nu wieder weg, und vor morgen früh wer’n wir ’n ja dann natürlich nich wieder zu sehn kriegen! Nein, so ein Mann! So ein Mann! …
Hurrjott, Mutter! Räsonnir’ doch nich immer so! Du weisst ja noch gar nich!
Ach was! Lass mich zufrieden! Beruf’ mich nich immer! Ich weiss schon, was ich weiss!
Da — haste! Klapp se Dir zusammen und dann macht, dass Ihr endlich fortkommt! Aus Euch wird auch nischt!
Na? Machste nu auf, oder nich?
Nanu? Das kann doch unmöglich schon der Vater sein?
Ach wo!
Ach, der alte Quacksalber?!
Na, Du, Grossmaul, wirst doch nich immer gleich das Geld geb’n für’n Docter!
Ach, Blech! Nich wahr? Nu fang wieder davon an! …
Au, Mamchen, sieh mal! ’n Hampelmann! Mamchen, ’n Ham - pelmann!
Wah? den schenken Se mir?
Sachteken! Sachteken!
Ah, gut’n Abend, Herr Kopelke!
’n Abend! ’n Abend, junger Herr!
’n Abend!
Na? Und meene kleene Patientin? Ick muss doch mal sehn kommen?
Ach Gott ja! Na, ich kann wohl schon sagen!
Ach wat, wissen Se! det … det … e ....
Olle Kopelke! Olle Kopelke!
Ach, nich doch, Kind! det ’s jo unjezogen! Du musst nich immer Olle Kopelke sagen! Det jeheert sick nich!
Oh …! Olle Ko - pelke! …
Hörst Du denn nich, Du Schafskopp? Du sollst still sein!
Nanu? Du hast mir doch garnischt zu sagen?
Nein! Nein! Nun sehn Sie doch blos! Die reinen Ban - diten! Das Kind! Das Kind! Nehmt doch wenig - stens auf das Kind Rücksicht!
Natürlich! So is recht! Bestärk ihn man noch immer! Dem lässt Du ja Alles durchgehn! Der kann ja machen. was er will! Aus dem Bürsch - chen erziehst Du ja schon was Rechtes! Vater hat janz recht!
Nein! Nein! Nu hören Se doch blos! Und da soll man sich nich gleich schlag - rührend ärgern?
Sachteken, werther junger10 Herr, sachteken …
Immer in Jiete, Mutter! Det ville Jehaue un det ville Jeschumpfe nutzt zu janischt, zu reenjanischt! … Ibrijens …
… wat ick doch jleich noch sagen wollte … det … det … riecht jo hier so anjenehm nach Kafffe? … Hm! Pf! Brrr! … Nee, dieset Schweinewetter?! Ick bin — wahhaftijen Jott — janz aus de Puste!
Kopp weg!
He? Wah det Deine Neese?
Hohohoo!
Na, jedenfalls ich jeh jetzt! Wir kommen ja sonst wahrhaftig noch zu spät!
Ja, ja! Macht man, dass Ihr fort - kommt!
Aha! Wol zu Papa’n uf’t Contor?
Ach! ja! Das heisst .. e .. wir wollten so … blos ’n bischen vorbeijehn!
Weess schon!
Edewachten kenn ick doch? …
Na, denn … e … denn beeilen ’sick man! Sowat looft weg!
Na, willste nu so jut sein oder nich?
Atchee!
Atchee, mein Sohn, Atchee! Un jriess ooch Vatern!
Na, und die Stulle?
Und dann, sagt, er soll gleich hierherkommen! Sagt, Toni is auch schon da! Wir warten schon!
War mich sehr anjenehm, werther junger Herr! War mich sehr anjenehm!
Ei Herrgott! Was is denn nu schon wieder …
Hach! Gott sei Dank, dass man die Gesellschaft endlich los ist!
Jo! Wahr is’t! ’n bisken wiewe sind se! Abber — Jotteken doch! det is doch nu mal nich anders! det …
Ach, nein! Ich sag schon! Nu haben sie ja das arme Kind glücklich wieder wachkrakehlt! … Na, mein liebes Herzchen? … Wie ist Dir. mein liebes Linchen, he?
Hast Du Schmerzen, mein liebes Puttchen?
Ma — ma — chen?
Ja, mein Herzchen? Hm?
Ma — ma — chen?
Hast Du Appetit, mein Schäfchen? … Nein? Ach, Du mein Mäuschen!
Ich — bin — so — müde …
Ach, mein Herzchen! Aber, nicht wahr? Du willst jetzt noch einnehmen?! Onkel Kopelke ist ja da!
On — kel — Ko — pel — ke?
Wollen Sie se mal sehn? Ich misch’ solange die Tropfen!
Na, Lin’ken? Kennste mir noch? Ach Jotteken doch, die Aermken! Nich wah? Det — watt doch mal. Kind, ’n Oogenblickchen! — Det … thut doch nich weh? … Na, sehste!! Ick sag’ ja! det … det is Allens man auswendig! Det ’s janich so schlimm! Uf de Woche kannste all dreist widder ufstehn! Denn jehste for Mama’n bei’n Koofmann! Denn jehste mit ihr uf ’n Marcht! Inholen! He? Weesste noch? Uf ’n Pappelplatz? Der mit ’t Schielooge? „ Jungens. “sag’ ick, „ Bande! Wehrt ihr wol det Meechen sind lassen? “ Abber da!! Heidi! Wat haste, wat kannste! … Nich wah? Nu nehmste abber ooch sauber in?
Wat det Kind blos for’n Schwitz hat?!
Ach Gott ja!
Abber det .. e .. wissen Se! … Det … det is immer so! Det is nu mal nich anders! Det …
Na, Linchen? Ist Dir wieder besser?
Ach — ich — will — nicht — ein - nehmen!
O ja, meine Kleine! Du willst doch wieder gesund werden!
Es — schmeckt — so — bitter!
Nicht weinen, mein Schäfchen! … Komm! … Sonst zankt der Herr Doctor wieder! Nicht wahr, Onkel Kopelke?
Ja. ja, Kindken! Det muss nu mal so sind! Det jeheert sick!
Nicht wahr? Hörst Du? Komm mein Liebling! Ja?
Es — schmeckt — so — bitter!
Aber nachher kannst Du ja wieder spazieren gehn, mein Mäuschen?! Und Emmchen zeigt Dir auch ihre Bilderbücher! Ja? … Komm! … Na, nu mach doch. Linchen! … Du musst doch aber auch folgen! … Gucke doch! … Ich verschütte ja das ganze Ein - nehmen? …
Au! Au! … Du — ziepst — mich!
Oh! .... Na so! .... Nicht wahr? … Fest! Drück’ die Augen zu! … Schlucke! Tüchtig! … Siehst Du? … Nicht weinen, nicht weinen! … So! Nicht wahr? Nu is alles wieder gut! Nu is alles vorbei!
Mein armes, armes Herzchen! Der alte, böse Husten! … So! … Nu rücken wir blos noch ’n bischen das Kissen höher, nicht wahr? und dann schläftst Du schön wieder ein!
Ach, Du mein süsses Puttchen!
Ach, Gott nein! Nu sagen Se doch blos? Muss man da nich rein verzweifeln? Das geht nu schon Tage lang so! Sie wacht geradezu nur noch auf Minuten auf!
Hm! …
Und aus dem Doctor wird man auch nicht mehr klug! Der sagt einem ja nichts! Der kommt kaum noch! Und … und … na ja, wenn wir Sie nicht noch hätten …
Jo! … na! … Wissen Se: det kommt jo bei mir nich so druf an!
det verseimt mir jo weiter nich! det’s jo man immer so in Vorbeijehn! det — ach wat! det hat jo janischt zu sagen! det’s jo Mumpitz!! .... Abber det, wissen Se, det mit die Docters, verstehn Se, da hab’n Se eejentlich wol nich so janz Unrecht! Ick … nu ja! Se wissen ja! Ick bin man sozusagen ’n janz een - facher Mann … Abber det kann ’k Ihn’ ver - sichern: jeholfen hab ’k schon manchen! ..... Jott! Ick kennt jo wat bei verdienen! Wat meen’n Se woll! Abber sehn Se … will ’k denn? Ick … nu ja! Ick bin nu mal so!
Wissen Se? de Hauptsach’ is jetz’: man immer scheen warm halten! det Ibrije, verstehn Se, det Ibrije jiebt sick denn janz von alleene! Janz von alleene! Ick sag: man blos nich immer so ville mang der Natur fuschen, sag ick! … Det mit die olle Medizin da zun Beispiel …
Bitte, Herr Wendt, bitte! Treten Sie nur ein!
Verzeihen Sie! Ich dachte …
Ah! ’n Abend, Herr Kopelke! Wie geht’s?
’n Abend, werther junger Herr! Och, ick danke! Immer noch uf een langet un een kurzet Been! … Is mich sehr anje - nehm … is mich sehr anjenehm …
Fräulein Toni wollte doch heute etwas früher kommen?
Ja! Na — Sie wissen ja! Wie das so is!
Freilein Toni? Na, wachten Se man, Sie kleener Scheeker! … Frau Se - licken? Ick sage: passen Se mir ja uf die beeden jungen Leite uf!
Det is mich doch schon lange so? … he? Sie?
Ach, lieber Gott, ja!
Na, aber Scherz bei Seite! Ich wollte ihr mal — da sehn Sie mal! — das da zeigen!
Oh! … He! … Na — ick … e .. Se meen’n, ick soll det hier — lesen, meen’n Se?
Gewiss, gewiss, Herr Kopelke! Ich bitte Sie sogar darum!
Oh! … He! … Na, ick — bin so frei!
Man … e … Hab’n Se da nich wo Ihre Brille, Frau Selicken?
Meine Brille? Ach Gott ja! ich …
Lassen Se man, ick hab ihr schon!
So! Na! Nu kann’t losjehn!
Nanu?
Na?
Was denn?
Ja, ja, Frau Selicke!
Ach?
Nee, wissen Se! Det kennen Se von mir nich verlangen! Dazu jratulieren Se sick man alleene!
Na, na!
Was denn? Was denn, Herr Kopelke?
Paster! Land - paster! Mit’ne Bienenzucht un ’ne lange Feife!
Nee, wissen Se! Da kennen Se sagen, wat Se wollen, verstehn Se, abber for die Brieder sind Se ville zu schade!
Aber Herr Kopelke?!
Ach wat!
Na, lassen Sie man! ’n hübsches Weihnachtsgeschenk bleibt’s doch! Was, Frau Selicke?
Ach, nein! ..... wahrhaftig? Also Sie sollen jetzt wirklich Pastor werden?
Nun ja! Und … wie Sie sehn! Ich freue mich sogar von Herzen drüber!
Ach ja! Und Sie waren ja auch immer so fleissig! Ich habe Sie wahrhaftig manchmal recht bedauert! Wenn ich so denke, so die ganzen letzten Wochen, Tag und Nacht, immer hinter den Büchern …
Ach, ich bitte Sie! Was hing aber auch nicht alles davon ab? Alles! Alles! Geradezu Alles! — Und dann, was ich Ihnen noch gleich sagen muss, ich reise jetzt natürlich nicht erst Drittfeiertag, sondern schon morgen!
Schon morgen?
Ja! Na, die Sachen sind ja schon alle so gut wie gepackt, und … e … aber ich ver - gesse ganz!
Sie sprachen vorhin von Linchen?
Ick? Nu ja! Ick .. det heest .. ick .. e …
Aber setzen Sie sich doch, Herr Kopelke! Woll’n Se sich nicht setzen? Ich mach’ Ihnen noch schnell ’ne Tasse Kaffee!
Hm … ja … sehn Se, ick …
’ne Tasse Kafffe?
Hm! … ’ne Tasse Kafffe is jo wat sehr wat Scheenet! Wat sehr wat Scheenet! … Abber … Nee, Frau Selicken! Nee! Heite nich! Det verlohnt sick nich! Wah - haftijen Jott! Abber ick muss heite noch unje - logen hinten in de Druckerei! … Se wissen ja! Det mit die ollen, deemlichen Kranken - kassen! …
Na, denn werd’ ich wenigstens noch’n paar Kohlen unter - legen!
Toni muss ja18 jeden Augenblick kommen!
’n Augenblickchen!
Scheeniken! Scheeniken!
Aber ich darf Ihnen doch wenigstens ’ne Cigarre anbieten?
Oh! … He! … Na! Ick bin so frei, von Ihr jietijet Anersuchen — mbf! — Jebrauch zumachen, werther, junger Herr! Abber .. e …
.. ick meen’ man! Ick beraube Ihnen!
O, ich bitte Sie!
Na, wissen Se! So’n junger Student hat det ooch nich immer so dicke! .. Na, ick meen’ man!
Junger Student?! Oho!
Ach so!
Na! Ibrijens bin ick darin durchaus keen Unmensch!
Abber .. nee, wissen Se!
Ick weer’ ihr man doch lieber draussen roochen! Se nehmen mir det doch nich iebel?
Bewahre, Herr Kopelke! Im Gegentheil! Hier hätten Sie sie ja doch so wie so nicht rauchen können! Selbstverständlich!
Ja, un denn — na ja! wat ick also noch sagen wollte! … Se meen’n mit det Kind, meen’n Se?
Ja! Ich … e … Sie können sich ja denken, wie mich das unmöglich gleichgültig lassen kann! … Der Arzt scheint sich ja, wenigstens so viel ich darüber weiss, überhaupt nicht äussern zu wollen …
Ja, wissen Se! Offen jestanden! Abber det kann ick den Mann eejentlich janich verdenken! Denn. Se könn’n sagen, wat Se wollen — ick bin man sozusagen ’n janz eenfacher Mann, verstehn Se! Abber det kann ’k Ihn’n sagen: mit det Kind is’t retour jejangen! Schon wenn se een’n immer so anseht, verstehn Se! — wahhaft’jen Jott, abber so wat kann eenen durch un durch jehn!
Hm … Also Sie meinen, dass wirklich Gefahr vorliegt?
Jott! det nu jrade! Det will ick nu jrade nich jesagt haben! Abber, wie det so is, verstehn Se! Et mangelt hier den Leiten an’t Neethichste, wissen Se!
Die kennen ooch man nich immer so wie se wollen!
Ach Gott, ja! .... Na! Es wird ja mal .... anders werden!
Ja! Wenn eener immer ville Jeld hat, wissen Se, denn mag’t ja wol noch jehn! Ja! Det liebe Jeld! … Nehm’n Se mir mal zun Beispiel! Ick wah ooch nich uf’n Kopp jefallen als Junge! Ick wah immer der Erste in de Schule! Wat meen’n Se woll?! .. Abber de Umstände, wissen Se! de Umstände! Et half nischt! Vater liess mir Schuster weer’n! … Freilich, mit die Schusterei is det nu ooch nischt mehr heitzudage! Die ollen Fabriken, wissen Se! Die ollen Fabriken rujeniren den kleenen Mann! … Sehn Se! So bin ick eejentlich, wat man so ’ne verfehlte Existenz nennt! Nu bin ick sozusagen allens un janischt! … Ja! … Da bring ’k mal een’n durch’n Prozess, da wird mal’n bisken jeschustert, dann mal mit de Homöopathie und denn mit det20 Silewettenschneidern, wie det jrade so kommt, verstehn Se! Ja! … Freilich! Se haben alle nischt, die armen Deibels, den’n ick ....
Wat?! Sechsen schon?! Hurrjott! …
… den’n ick jeholfen hab’, meen’ ick! …
Hanschuh’n hat ick ja wol zufällig keene jehabt? … Na, abber man krepelt sick so durch!
Wah mich sehr anjenehm, werther junger Herr, wah mich sehr anjenehm! ..... Dunnerwettstock, det wird ja die allerheechste Eisenbahn!
Na, ick kann ja denn ooch man jleich hinten rum!
Un denn, det ick det nich verjesse: Verjniegte Feierdage! Morjen frieh seh ick Ihn’ doch noch?
O, danke, danke! Natürlich!
Scheeniken! Atchee!
’n Abend, Frau Selicken!
Was? Sie wollen schon gehn?
Na, wat meen’n Se woll? …
Ah, endlich!
Geben Sie!
Ach, lassen Sie … ich kann ja …
Geben Sie doch!
Und das haben Sie vom Alexanderplatz bis hierher getragen?
Getragen! Ja!
Bei der …?
Nun — ja! Es war etwas unbequem bei der Kälte!
Sie schläft? Ach, das arme Puttelchen!
Aber … nein! Ich will doch erst lieber .. ich habe die Kälte noch so in den Kleidern!
Danke, danke schön, Herr Wendt! Wollen Sie so gut sein, da an den Nagel?
Ach, ist der schön
Wissen Sie auch, Fräulein Toni, dass ich heute schon auf Sie gewartet habe?
Ach nein! Wirklich? Auf mich?
Ja Und … na? Rathen Sie mal, weshalb.
Ach, das rath’ ich ja doch nicht! Sagen Sie’s mir lieber!
Ja? Soll ich’s sagen?
Ja!
Na … da! Lesen Sie mal!
Was denn?
Ah! Grade heute zum heil’gen Abend!
Ja! Das ist ja recht schön! Da können Sie sich recht freuen!
Nicht wahr?
Toni? Wo bleibst Du denn so lange?
Ach, Du hast wieder … Armes Mädchen! … Wart’! Ich bring Dir gleich noch ’n bischen heissen Kaffee!
Mutterchen?! — Wart’ mal! … Hier!
Eins — zwei — drei …
Ach, Gott ja! .. Das liebe Bischen! … das wird wieder weg sein, man weiss nicht, wie!
Ist denn der Arzt dagewesen?
Ach, nein! Du weisst ja! Der alte Kopelke!
So? Was sagt er denn?
Bist Du ihm nicht unten begegnet? Er sagt …
nichts Bestimmtes! Man wird ja aus keinem Menschen mehr klug! Ach Gott! Ich hab’ so eine Ahnung! Du sollst sehn: wir behalten sie nicht!
Ach Gott! Mutterchen!
Ist denn der Vater noch nicht da?
Ach, der!
Und die Jungens?
I! die wollten ’n vom Komptoir abholen! Aber die treiben sich ja doch wieder auf dem Markt rum, die Schlingels! Das is ja doch die Hauptsache! Die können ’s auch nich satt kriegen! … Na, ich will nun … Du bist ja ganz durchfroren!
Dann .... dann reisen Sie nun wohl bald?
Ja! Morgen!
Morgen schon?
Ja!
Ach, die Hand - schuhe!
Sehn Sie mal! Da hat er wieder den Spiegel neben’s Bauer gestellt .... Der Vogel soll denken, es is noch’n andrer da, mit dem er sich unterhalten kann .... Der Vater spricht mit dem Vogel, als wenn er ein Mensch wär’!
Ja! ja! …
Hm? … Mätzchen! Mätzchen! … Or - dentlich zärtlich ist er mit ihm! Der Vater ist ein grosser Thierfreund!
Ja! Ich ....
Ach, sagen Sie doch! Wie spät ist’s denn?
der kann doch unmöglich richtig gehn?
Etwas nach Sechs!
Nach Sechs? Da müsste er doch nun …
Hier! Nu trink erst!
Ja! Gleich!
Mäntel? … Da kannst Du wieder die ganzen paar Feiertage sitzen! Ach ja! Du hast doch auch gar nichts von Deinem Leben!
Na! ’s ist doch wenigstens ein kleiner Nebenverdienst!
Ach ja, ja!
Aber ein Leben auf den Strassen? Kaum zum Durchkommen!
Das glaub ich! … Du wirst Dich schön haben schleppen müssen mit dem alten Bündel! Bist Du denn nich wenigstens ein Stück mit der Pferdebahn gefahren?
Ach, Alles voll! Alles voll! Da war gar nicht anzukommen!
Aber Du trinkst ja gar nicht! Trink doch erst!
Ja!
Schön warm!
Bist Du der Mohr’n vorhin be - gegnet?
Ja, auf der Treppe! Sie hielt mich an!
Sie wollte wieder mal horchen? Nicht wahr?
Ja! … Sie fing natürlich von Linchen an! Und, was wir diesmal für’n schlechtes Weih - nachten durchzumachen hätten und so, na Du weisst ja!
Nein, solche Menschen! Um was die sich nich alles kümmern!
Na, von mir bekommt sie nichts raus!
Die mögen schön über uns schwatzen! .... Solche Menschen! Die sollten sich doch lieber an ihre eigene Nase fassen! Die! Die trinkt Bier wie’n Kerl! Den richtigen Bierhusten hat sie schon! Hast Du noch nicht gemerkt?
Na, ja! Lass doch man, Mutterchen! Lass sie alle machen, was sie wollen! Sie geben uns ja doch nichts dazu!
Rück doch mal’n bischen den Tisch! Ich möchte mir da die Mäntel zurecht legen!
Der Vater kann doch jetzt unmöglich mehr auf dem Komptoir sein?
I, ich dachte gar! … wer weiss, wo der jetzt wieder steckt!
Na, er wird auf dem Weihnachtsmarkt sein und ein bischen etwas einkaufen, für Linchen!
I, jawohl doch! Und .... du lieber Gott, was soll nicht alles von den paar Groschen bezahlt werden! Wer weiss übrigens, ob er diesmal so viel zu Weihnachten kriegt wie sonst! .... Er thut wenigstens so! .... Das heisst, auf den kann man sich ja nie verlassen! Der sagt einem ja nie die Wahrheit! .... Andre Männer theilen ihren Frauen alles mit und be - rathen sich, wie’s am besten geht, aber unsereiner wird ja für garnichts ästimirt! Der weiss ja alles besser! … Nein, so ein trauriges Familienleben, wie bei uns. … Pass mal auf: Der hat heute wieder ein paar Pfennige Geld in der Tasche und kömmt nu vor morgen früh nich nach Hause!
Na, ich dachte gar! … das wäre doch! … Heute!
Na, Du wirst ja sehn! Vergang’ne Nacht hat mir wieder mal von Pflaumen geträumt, und dann kann ich jedesmal Gift darauf nehmen, dass es Skandal giebt!
Ach Gott! darauf kann man doch aber nichts geben!
Na, pass auf! Meine Ahnungen trügen mich nie!
Aber wie kann man blos so abergläubisch sein, Mutterchen!
Abergläubisch? Nein, gar nicht! Ich bin garnicht abergläubisch! Aber es ist doch komisch, dass es bis jetzt jedesmal eingetroffen ist!
Ach, Mutterchen!
Nein, nein! Du sollst sehn! Ich kann mich heilig drauf verlassen!
Pass mal auf! Pass mal auf!
Ach siehst Du, Mutterchen! Wenn Du Dich vorher schon immer so ängstlich machst, dann ist es ja gar kein Wunder! … Mach’s wie ich! Lass ihn kommen! Widersprich ihm mit keinem Worte! … Lass ihn räsonniren soviel wie er will! Einmal muss er dann doch aufhören und durch sein Räsonniren wird’s ja doch nicht besser.
Ach Gott ja! Eigentlich ist’s auch wahr! Man müsste garnich drauf hören! Wenn ich nur nich so nervös wäre! Wenn ich ihn dann aber so sehe, in seinem Zustande, und er kommt dann auch noch mit seinen Ungerechtig - keiten, dann kann ich mich nich halten! … Es is mir rein unmöglich! … Dann läuft mir jedesmal die Galle über!
Siehst Du! Aber grade dadurch wird es immer erst schlimm! Lass ihn schimpfen, die Augen rollen, Fäuste machen: Du musst es gar nicht beachten! Schliesslich thut er ja doch nichts! … Siehst Du, Du musst mich nicht falsch ver - stehn! aber ich glaube, Du hast ihn von Anfang an nicht recht zu behandeln gewusst, Mutterchen!
Ja! ’s is auch wahr! … Er hätte nur so eine recht resolute haben sollen!
Ach, nein! So meinte ich’s nicht! … Ach!
Nein! ’s is ja wirklich wahr! … Da soll man sich nu nich empören! … Hier liegt das arme Kind krank, man weiss nich vor Sorgen wohin? Andre Leute freuen sich heute, und wir … Na! Und dann soll man ihm auch noch freundlich entgegenkommen? … Das kann ich einfach nicht! Das kann ich nicht!! …
Aber dann würde er sicher anders sein, wenn Du Dich ein bischen zwängst, Mutterchen! … Er ist ja im Grunde eigentlich gar nicht so schlimm, wie er thut!
Er hat mich die ganzen Jahre her zu schlecht behandelt! Ich kann mich nicht über - winden, freundlich mit ihm zu sein!
Ach ja, ja!
Willst Du heute noch nähen?
Ja, ein bischen!
Ach! Das ist nun Heiligabend! Das sind Festtage! … So ein trauriges Weih - nachten haben wir wirklich noch nie gehabt!
Na! Eine kleine Freude macht er Linchen und den Jungens doch! Und wir Andern? Liebe Zeit! …
Ach, bin ich — müde! … Nächtelang hat man kein Auge zugethan und mein Fuss thut auch wieder so weh ....
Ja! Leg Dich ein bischen hin, Mutterchen! Du strengst Dich überhaupt viel zu sehr an! Das solltest Du gar nicht!
Ja, ja! Du hast eigentlich auch recht! Ich will mich ’n bischen schlafen legen!
Ach, mein Mäuschen!
Heute Nacht hat man ja doch wieder keine Ruhe! Das weiss ich schon! Ach ja! …
Ja, und nun geht Herr Wendt auch schon zu den Feiertagen, und eh’ man dann wieder ’n Miether kriegt! .... Ach Gott ja! … Na! …
Herein?
Störe ich?
O nein! … Wünschen Sie etwas?
Ich? … Nein!
Sie arbeiten heute noch?
Ja! ’s hilft nicht! Ich muss in den Feier - tagen damit fertig werden!
In den Feiertagen? … Mit … mit all den Mänteln da?
Ja! Ein tüchtiges Stück Arbeit ist es! .. Hören Sie? Die schönen Weihnachts - glocken!
Ja! Die Weih - nachtsglocken! Die Weihnachtsglocken!
Hören Sie das Glockengeläute nicht gern?
Die Berliner Glocken sind schrecklich! So eilig! So … so … eh!
Wie?
Ach! So — nervös. mein’ ich!
Nervös? Ach!
Nein! Ich höre die Glocken hier nicht gern!
Sie wollen doch aber nun Pastor werden?
Ja!
Zu Weihnachten klingen sie immer schön, find’ ich! … Als ich noch ganz klein war, ging der Vater mit uns am ersten Feiertag Morgen in die Christmette. Ganz früh. Wir wurden dann tüchtig eingemummelt und jedes hatte ein kleines Wachsstöckchen. Das wurde in der Kirche angezündet, und wenn wir dann wieder30 nach Hause kamen, kriegten wir bescheert. Ich muss immer daran denken, wenn ich hier zu Weih - nachten die Glocken höre! … Freilich, so schön klingen sie nicht, wie bei uns zu Hause!
Ach ja! Das … damals … damals waren sie … Weihnachten war schöner damals! … Hm! —
Toni! Sagen Sie mal!
Wie?
Ich meine … hm! Ja! Ich musste — nur eben wieder daran denken — dass ich nun morgen, morgen schon von hier fortgehe!
Ja! Sie bekommen ja nun — eine Stellung!
Eine Stellung!
Komme nun, sozusagen, in geordnete, bürgerliche Ver - hältnisse. Ja! Eine Landpfarre!
Auf’s Land kommen Sie?
Ja, auf’s Land! Auf’s Land!
Ach, das muss Ihnen gewiss recht angenehm sein! Es hat Ihnen ja so wie so nicht mehr recht hier in der Grossstadt gefallen!
Ja, man lernt hier so viel kennen! … Aber nun! Landpastor also! … Eine lange Pfeife, wie der Herr Kopelke sagt, eine Bienen - züchterei und … und … hahaha!
Sie sagen das so sonderbar! Sind Sie mit Ihrer Stellung nicht zufrieden?
Ach das … das ist ja gleichgültig!
Gleichgültig?
Ach das … Es könnte freilich — unter Umständen — recht schön sein!
Aber ich wollte ja … Ich meinte …
Alle die Mäntel müssen Sie nun also in den — Feiertagen nähen?
Ja! Es macht freilich so mehr Mühe mit der Hand! Aber mit der Nähmaschine geht’s jetzt nicht, wo Linchen krank ist.
Ja, das wird nun …
Wie meinen Sie?
Zwei Jahre haben … Sie nun … hier gewohnt!
Aber die Handarbeit … das fortwäh - rende Nähen muss doch Ihre Gesundheit sehr angreifen!
Ach, ich bin nicht schwächlich! Man muss nur Ausdauer und ein bischen Geduld haben.
Geduld … Ja! Toni! Ich wollte Sie nun etwas fragen! … Ich habe schon einmal … Sie nahmen’s damals für Scherz … und ich sah damals auch ein, dass ich noch kein Recht hatte ..: Aber jetzt kann ich Sie ja mit mehr Recht fragen … Jetzt wo ich in — geordnete Verhältnisse komme! Ich meine … wollen … wollen Sie mir auf meine — Land - pfarre folgen?
Sie … ob ich — Ihnen …
Ja! Ob Sie mir jetzt folgen wollen?
Ach …
Sie weinen?!
Warum … Das ist — nicht Recht von Ihnen, dass Sie wieder davon — sprechen!
Nicht Recht?! … Warum?! … Toni! Jetzt?
Das — geht ja doch nicht! Das geht ja doch nicht!
Das — geht nicht?!
Nein! … Ach Gott!
Aber warum denn nicht?
Ach Gott!
Es geht Toni! Jetzt geht es! .. Wissen Sie: in diesen Tagen fand ich hier ein Buch!
Ein … ein Buch?
Ein einfaches Büchelchen! … Zwei Bogen gelbes Conceptpapier in ein Stück blaue Pappe geheftet. Mit solchem weissen Zwirn da! Jemand hatte es hier liegen lassen, aus Versehen!
Ein … das …
Ich habe darin gelesen! … Es waren allerlei Notizen darin! Tagebuchnotizen! Selbst - bekenntnisse, die Eine für sich gemacht hatte, die immer so still und bescheiden ist, alles mit sich selbst im stillen abmacht und auskämpft! …
Ach! … Warum haben Sie darin gelesen?
Ich war sehr, sehr glücklich, als ich das Alles las!
Ach! Ich … aber ich darf doch hier nicht fort!
Du darfst nicht?! Toni! Bist Du … ich meine: Kannst Du’s hier — aushalten?! Bist Du hier glücklich?!
O Gott! O Gott!
Nein! Nein! Das ist unmög - lich. Toni! … Ich habe vorhin, drin in meinem Zimmer, gehört, was Du mit Deiner Mutter33 sprachst! Ich habe mehr als zwei Jahre hier gewohnt und alle die Scenen mit angehört, die furchtbaren Scenen! … Ich habe Euer ganzes, unglückliches Familienleben kennen gelernt! Zwei Jahre lang hab’ ich das Alles gehört und ge - sehen! Zwei Jahre lang! Und es hat mich …
Und Du! Wenn man denken muss: zweiundzwanzig Jahre hast Du in alle dem Elend gelebt und hast es ertragen müssen! Zweiundzwanzig Jahre! … Herr mein Gott! Zweiundzwanzig Jahre! …
O, der Vater ist gut … ein bischen aufbrausend, aber … Ach Gott!
Gut! Gut!
Nein! Nein! Du darfst nicht länger bleiben! Du darfst nicht länger in diesem traurigen Elend leben! Hörst Du! Du verdienst das nicht! Du passt nicht hierher!
Aber ich …
Hast Du denn gar kein Bedürfniss nach Glück?!
Glück?! Ich — weiss nicht! … Ich — verstehe Sie nicht!
Ach, ich spreche da! Ich … ich meine: hast Du denn nicht manchmal den Wunsch ge - habt, hier wegzukommen, in ruhige, schöne Ver - hältnisse? Wo Du nicht Tag für Tag — Herr - gott! — Tag für Tag! all das Elend hier vor Augen hast? Wie?
Aber …
Ich habe auch davon etwas in dem kleinen, blauen Büchelchen gelesen! Siehst Du? Ich kenne Dich ganz genau! Du bist auch nur ein Mensch!
Ach! Warum haben Sie nur …
Nein! Es ist ja hier .... Das kann ja kein Mensch ertragen! Dein Vater: brutal. rücksichtslos —. Deine Mutter: krank, launisch; beide eigensinnig; keiner kann sich überwinden, dem andern nachzugeben, ihn zu verstehen, um … um der Kinder willen! Selber jetzt, wo sie nun alt geworden sind, wo sie mit den Jahren vernünftiger geworden sein müssten! Die Kinder müssen ja dabei zu Grunde gehn! Und das ist ihre Schuld, die sie gar nicht wieder gut machen können! Einer schiebt sie auf den andern! Keiner bedenkt, was draus werden soll! … Und das nun schon lange, schrecklich lange Jahre durch! Dabei Krankheit und Sorge … Furchtbar! Furchtbar!! Wenn man sich in den Gedanken versenkt … tt! … Nein, das ist alles zu, zu schrecklich! Das sind keine ver - nünftigen Menschen mehr, das sind … Ae! Sie sind einfach jämmerlich in ihrem nichtswürdigen. kindischen Hass! …
O, wie können Sie nur so von Vater und Mutter sprechen! Sie sind Beide so gut! Wie können Sie das nur sagen! …
O, ich … t! … Höre doch nicht, was ich schwatze! Ich ..... Nein! Ich meine … Du kannst doch unmög - lich hier bleiben! .. Weine doch nicht, liebe Toni! Missversteh mich doch nicht! Ich meinte ja nur! … Sieh mal! Du musst dich ja bei all’ dem Elend aufreiben! Es ist unerträglich, geradezu unerträglich, dass Du — Du! — hier verkümmern sollst! … Und mach’ dich35 doch nicht stärker, als Du bist, Toni! Ich weiss es ja, Toni! Siehst Du? Ich weiss es ja, dass Du dich hier heraussehnst! …
O, wenn man mal … ’n bischen … unge - duldig ist! … Das habe ich nur so — hin - geschrieben!
Nur so …? Ach was! Das glaubst Du ja selbst nicht, Toni! Das war ja ganz natür - lich?! Ganz berechtigt?!
Ach, sprechen Sie doch nicht mehr davon! … Ich bitte Sie! … Sprechen Sie nicht mehr davon!
Siehst Du? Du hast Angst, das zu hören! Aber doch! Grade musst Du das hören! Die Aufopferung muss auch ihre Grenze haben! … Zweiundzwanzig Jahre! Einen Tag nach dem andern, Jahr aus, Jahr ein, immer dasselbe Elend, dieselbe Noth! Das ist ja geradezu der pure Selbstmord! Nein! Du musst hier fort! Du hast ein Recht, an Dich und Deine Zu - kunft zu denken! … Warum sollst Du hier verkümmern?! Warum?! Was kann Dich dazu verpflichten?! … Was hat Dein Vater und Deine Mutter gethan, dass sie das verdienen?! Nun?! … Haben Sie an Deine Zukunft gedacht?!
Ich … ich weiss nicht! … Ach, reden Sie doch nicht so! Sagen Sie doch das nicht!
Heute, am heiligen Abend, sitzst Du da in Angst und Bangen, wo sich Jeder freut, und flickst Dich krank! Nein! Das ist — em - pörend!! Das … Sieh mal, Toni! Warum sollte es nicht gehn? Sieh mal! Thust Du ihnen denn nicht selber einen Gefallen? Es muss ihnen doch nur lieb sein, wenn Du „ versorgt “bist?! Wenn sie einen „ Esser wen’ger “haben! Ist Dein Vater nicht vielleicht grade deshalb so, weil er sich3*36über Deine Zukunft Sorge macht? Hat er Dir nicht mehr wie einmal vorgeworfen, dass Du noch hier bist?
O, das meint er ja nur so!
So, so!
Und dann … die Mutter! Ich kann doch die Mutter nicht hier so allein lassen? Sie ist so krank und schwächlich! Sie kann mich garnicht mehr entbehren!
Ach, was das an - betrifft! Sieh mal …
Warten Sie mal!
Nein! … Ich dachte … Linchen …
… Und …
Ach Gott ja!
Sieh mal! Was das anbetrifft … und … Linchen … Du meinst Linchen? … O, sie ist ja in den letzten Tagen … man kann doch unmöglich sagen, dass es grade schlimmer mit ihr geworden ist! ..
Sieh mal! Wenn sie Dich nun versorgt wissen, ist ihnen doch schon eine grosse Last genommen! Und dann könnten wir sie ja auch unterstützen. nicht wahr? Und wenn erst ihre äussere Lage etwas besser ist, dann ist ja auch Vieles, Vieles gleich ganz anders! Und dann … ja, dann sind sie ja auch mit den Jahren — dieses Zu - sammenleben so gewohnt geworden! Nicht wahr? Sie würden vielleicht etwas entbehren, wenn sie’s anders hätten auf einmal, ich meine — versteh’ mich! — wenn sie’s ganz anders37 hätten! … Der Mensch gewöhnt sich ja an das Allerunglaublichste!
Ach, nein … nein …
Toni! … Ich weiss nicht! Du hast so viele Bedenken, so viele … Sag’s! Sag’s grade raus! Hast Du das vielleicht — auch nur so geschrieben, dass … dass Du … mich lieb hast? Kannst Du mir nicht folgen, weil … Du mich … nicht lieb hast?
Ob ich Dich …? Aber … o Gott! Was sag’ ich! …
O, nicht wahr?
Liebe!
Und dann, liebe Toni, siehst Du? muss ich Dir noch etwas sagen! Ich bin … ich weiss nicht … aber Du musst mich recht verstehn, ich … ich bin so gut wie — todt!
Als ich zu studiren anfing, da war ich frisch und lebendig, voll Hoffnung! Da glaubte ich noch an meinen Beruf! Da hatte ich noch Ziele, für die ich mich begeisterte! … Aber das hat sich alles geändert! … Seitdem ich hierher gekommen bin in dieses … in die Grossstadt, mein’ ich … und all das furchtbare Elend kennen gelernt habe, das ganze Leben: seitdem bin ich — inner - lich — so gut wie todt! … Ja! Das hat mir die Augen aufgemacht! … Die Menschen sind nicht mehr das, wofür ich sie hielt! Sie sind selbstsüchtig! Brutal selbstsüchtig! Sie sind nichts weiter als Thiere, raffinirte Bestien, wandelnde38 Triebe, die gegen einander kämpfen, sich blindlings zur Geltung bringen bis zur gegenseitigen Ver - nichtung! Alle die schönen Ideen, die sie sich zurechtgeträumt haben, von Gott, Liebe und .. eh! das ist ja alles Blödsinn! Blödsinn! Man .. man tappt nur so hin. Man ist die reine Maschine! Man … eh! es ist ja alles lächerlich!
Siehst Du, liebe Toni! Deshalb kannst Du und darfst Du einfach gar nicht „ Nein “sagen! Du bist meine einzige Rettung! … Ich könnte ohne Dich keinen Tag mehr leben, oder ich müsste verrückt werden, einfach verrückt! Du … Du bist das Einzige, woran ich nicht zweifle! Alles Andre versteh’ ich! Alles Andre ist mir so unheimlich klar und durch - sichtig! Aber Du … Du?! … Wenn ich Dich so sehe. so still leidend, so geduldig, da … möcht’ ich Dich — haben!! … für Dich leben. ver - stehst Du? Und … Alles Andre … hahaha! … ich pfeife. pfeife drauf! … Nur Du … Du!! …
Du! … Was … was hab’ ich — gesprochen? Du weinst?! Mädchen! … Herr - gott!
Ach, siehst Du! Das war ja alles Unsinn. Thorheit! Ich weiss nicht … tt! … Ich meinte … siehst Du? … man lernt so viel kennen in der Welt, was einen niederdrückt, missmuthig macht … so manchmal, mein ich! … Nicht wahr? … Deshalb wirft man ja aber doch die Flinte nicht gleich in’s Korn?! … Das geht Allen so! … Ich meinte nur: wenn zwei, so wie wir, sich zusammenthäten, dann würd’ es ihnen leichter, das Leben zu er - tragen! … So meint’ ich! … Ich habe da … ich weiss nicht, wie ich das alles so hin - geschwatzt habe! … Das ist ja alles selbst -39 verständlich! … Es ist ja weiter gar nichts dabei! … Es ist ganz einfach! Weine doch nicht mehr. mein liebes, liebes Mädchen! .... Nein. ich … ich … Narr! … Beruhige Dich! … Beruhige Dich doch! … Hörst Du? … Hab’ ich Dich so erschreckt?
Nein ich … ich bedaure Dich so!
Du — bedauerst mich?! Mädchen!
Kannst Du denn dann aber Pastor werden?
Ach das … das ist ja eine Form! Das ist Nebensache!
Aber wenn Du nicht glaubst, dass … wenn Du nicht an — Gott glaubst?
An Gott glaubst! … Die Hauptsache ist,
wir werden uns dort beide auf dem Lande so wohl fühlen, so wohl! Wir werden so glücklich sein! Nicht wahr?
Aber …
Wir leben dann still für uns in ruhigen, schönen Verhältnissen! Wir werden ganz andere Menschen sein! Und dann sollst Du sehn, wie ich den Leuten predigen werde! Der Katechismus - gott soll dann erst lebendig werden, lebendig! .. Wir verstehen das Leben! Wir wissen wie miserabel es ist, aber wir haben dann’ auch, was mit ihm versöhnt! Und das ist besser, als alle Kanzelphrasen, wenn wir das den Leuten mittheilen.
Aber … ich weiss nicht … wenn Du doch nicht wirklich glaubst .....?
Kein offizieller Glaube, aber ein besserer, lebendigerer! … Lass nur! Du sollst sehen! … Denke Dir: Eine herrliche Gegend! Laubwald! 40Berge! Getreidefelder! Stilles, gesundes Land - leben! … Unser Haus hinter der kleinen Dorfkirche, ganz von Weinlaub umrankt, mitten in einem grossen Obstgarten mit einem Hühner - hof. Ringsherum eine grosse, hohe Mauer und dadrin hausen wir, wir beide, ganz abge - schlossen von der Welt, aber ohne Hass, und das ist die Hauptsache! Und wenn Du mir dann Sonntags in den Talar hilfst und ich durch den kleinen Friedhof in die Sakristei spaziere. dann sollst Du einmal sehen, was ich den Leuten predigen werde! Sie sollen schon mit dem neuen Pastor zufrieden sein! Nicht?!
O, das wäre schön!
Ja! Nicht wahr?! Nicht wahr?!
Aber hier. was sollen sie denn hier anfangen?
Ach, das wird dann auch alles ganz anders! Du sollst sehen! … Albert hat dann ausgelernt und verdient mit zu, Walter wird ja auch bald confirmirt und Du, Du bist dann „ ver - sorgt “: dann werden sie nicht mehr so viel Grund haben …
Ach ja! Vielleicht! … Ach, das wäre so schön, so schön!
Nicht wahr?!
Ja, ja! Das ginge! Vielleicht! … Dann würde es wohl hier besser werden!
Sicher! Und dann … Vergiss doch nicht! Dann sind wir ja auch da!
Aber Linchen! Wenn Linchen nur nicht immer so krank wäre?!
Ach, siehst Du … sie … sie ist ja ....
O Gott, wenn sie stirbt!
Stirbt?
Ach, wie kommst Du nur darauf?
Ach. weisst Du! Ich
habe so wenig Hoffnung!
Aber ich bitte Dich! Du hörst ja!
Ach ja, ja! … Sie ist das Einzige, was Vater und Mutter haben! Sie ist ihre einzige Freude! Wenn sie nicht noch wäre .... Siehst Du. das ängstigt mich so! Das wäre zu schreck - lich! Zu schrecklich!
Wenn sie stirbt und wenn ich dann auch noch fort wäre …
Ach nein! Nein! Das geht ja gar nicht! Das geht ja gar nicht! Dann wäre hier Alles noch viel, viel schlimmer ....
Aber wie kommst Du denn nur darauf, liebe Toni? Es liegt ja gar kein — Grund vor! Nein! Wir nehmen sie dann später zu uns, dass sie sich in der gesunden, schönen Luft ganz erholen kann! Quäle Dich doch nicht immer so! Es wird und muss jetzt alles besser werden! Ich hab’s so im Gefühl: wenn alles am trostlosesten aussieht, wenn es gar nicht mehr schlimmer werden kann, dann muss sich alles zum Guten wenden! Nein! Du wirst glücklich werden, wir alle! Du wirst dort auf dem Lande wieder aufleben! Es wird eine ganz andere Welt sein! … Du siehst ja alles nur so schwarz an, weil Du nie, nie in Deinem ganzen Leben etwas anderes als die Noth hier kennen gelernt hast!
Ach ja! Das ist vielleicht auch wahr!
Also, nicht wahr, Toni?
Ja, ja! — Wenn …
Still! Still!
O, nun wird die Welt so schön werden! So schön!
Schön? … Ach Gott ja!
Ja! Schön! … Trotz alledem!
Lieber!
Fru Pastern!
Ach Du!
Mama! Er kömmt immer noch nich!
Ach ja! … Na, heute können wir uns wieder mal auf was gefasst machen.
Mamchen! Biste wieder gut mit mir? … Ja? … Mamchen!
Ja! … Ja! … Wenn Du nur nicht immer so ungezogen wärst!
Ach Mamchen!
Ja! … Ja! … ’s is schon gut! .... Lass mich nur!
Sag, Mamchen! Biste nu aber auch wirklich ganz gut mit mir?
Na ja! Ja, Du Schlingel!
Armes Mamchen!
Du,46 Albert! Au, kuck mal! Drüben bei Krügers brennt noch der Weihnachtsbaum!
Ach wo, Du Peter! Is ja man ’n Licht in der Küche! Wo soll denn jetzt noch ’n Weihnachtsbaum brennen?
Halt doch mal! Horch mal! Ging — da nich die — Hausthür?! …
Nee! Ach, nu kann man sich wieder nich hinlegen!
Leg’ Dich doch schlafen! Das wehrt Dir doch Niemand!
Ach! …
Du, kuck mal, Albert! Lauter goldne Flinkerchen hier auf’m Schnee! Wah? Das sieht hübsch aus!
Ja, ja!
Ob e’ was mitbringt, Mamchen? ’n Baum?
Werden ja sehn! …
Hach ja!
Ach ja! Ich glaube! … ’n Baum hab’n wir doch jedes Jahr gehabt? Morgen früh könn’n wir’n ja immer noch anputzen! Wah, Mamchen? Un wenn wir’n dann Abends anbrennen … wah?
Ja, ja!
Na, un’ Linchen bringt er doch auch was mit? Linchen?
Na! Er wird wohl!
Nee, so’ne Unvernunft von dem!
’s is nu halb Zwei!
Sprich mal nich so vom Vater!
Ach was, Tönchen! Sei man still! … ’s is doch wahr! Näh mir lieber nächstens mal ’n paar Stege an die Hosen! He? …
Ach, nich doch, Albert! Red’ Walter zu und geht beide zu Bett!
Ja doch! Stör’ uns nich immer und leg’ Dich lieber hin für dein unnützes Schmökern da!
Na, was soll man denn machen!
Statt den ganzen Tag, wenn Du frei hast, hier umherzuliegen, könntest Du noch ’n bischen Sprachen lernen! Das braucht ’n Kauf - mann heutzutage! Aber Du hast nich ’n bischen Lerntrieb!
Ach was, Mamchen!
Na, mach’ doch, was Du willst! Mir kann’s egal sein! … Mir wird so wie so bald alles egal sein! … Ueberhaupt! Nenn’ mich nich immer Mamchen! Was denkste Dir denn eigentlich, Du Gelbschnabel?!
Na, liebe Zeit! Was wollt Ihr denn nur! Ich thu’ doch meine Schuldigkeit im Geschäft! Da solltest Du erst mal andre junge Kaufleute sehn!
Na ja ja! Is schon gut! Wissen ja! Lass uns nur zufrieden!
Ach, nu kömmt er immer noch nich!
Leg Dich zu Bett, Walter! Leg Dich zu Bett!
Ach nee! Ich kann ja doch nich schlafen, Mutterchen, wenn Vater nich da is!
O, und nun auch noch die Schmerzen in meinem Fusse! … Ich könnte laut aufschrei’n! … Weiter nichts wie Elend und Sorge und Aufregung hat man! Das ist das ganze bischen Leben! Wenn einen der liebe Gott doch endlich mal erlösen wollte!
Nein. das is auch eine Wirthschaft hier! Wenn man doch erst mal … he! … Sitzt man bis spät in die Nacht ’nein und wagt kein Auge zuzuthun und am andern Tag is man dann janz kaputt!
Ach, geh schlafen und predige uns nich auch noch was vor! … Walter, leg Dich nun hin!
Ach nein, Mamachen! Ich warte noch!
Na, warte man …
Ae was! Ich leg’ mich hin!
Das machste gescheidt!
Jute Nacht!
Gute Nacht!
Walter!
Ach, Mamachen!
Ach was! Dummer Junge! .... Dir thut er ja nichts!
O ja!
Ach, Dummheit! … Leg’ Dich hin! Geh! …
Au, unten kommt einer!
Kommt’e’?!
Is ’n andrer!
Nein, so ein Mann! So ein Mann! … Das kann er doch wirklich nich verant - worten! … Walter! Geh’ nun!
Komm, Walterchen!
Ach, lass mich doch! Ich hab’ ja solche Angst! … Ich wart’ hier lieber am Fenster!
Dann geh’ ich auch nicht schlafen! Na?
Ach! —
Komm!
Gleich!
Jetzt!
Ach, lass doch die Thür ’n bischen auf!
Na ja! … So! …
Nein! So ein komischer Junge! Sich so abzuängstigen! … Ueber was man sich nich alles ärgern muss? … Nein! … Ach! Na — ich sage auch schon! …
Ma — ma — chen! …
Ach, da biste ja wieder, meine Kleine?
Warum — kommt’n Papa noch nicht?
Sei nur ruhig! … Weine nicht! … Rege Dich nicht auf, mein Herzchen! Er kommt nun bald! … Ach Gott, ja!
Er ist wieder — betrunken! Nich wahr?
Ach nein! … Nein doch, mein Herzchen! … Er is nur einen Weg gegangen! … Er bringt Dir was mit!
Ach nein! … Er will Dich nachher wieder schlagen!
Ach, aber meine Kleine! … Weine doch nur nicht, mein Linchen! … Gott, nein! … Siehste, Du darfst dich ja nich auf - regen?! Du wirst ja sonst nich gesund? … Nein, mein Mäuschen! Er hat nur ein’n Weg gehabt!
Bringt er mir wieder Törtchen mit?
Ja.
Ach Mamachen! Und ’ne neue Puppe möcht’ ich auch so gerne haben!
Ja, die kriegst Du! Und auch wieder Wein!
Solchen süssen?
Ja.
Aber weisst Du, Ma — machen .... es muss eine Puppe sein, die … richtig sprechen
kann …
Ja! So eine!
Auch ein’n … Wagen …?
Ja?
Au! Denn … fahr’n wir die Puppe immer spazier’n …! Nich wahr. Tönchen?
Ja, liebes Kind!
Ja, meine Kleine! Dann gehst Du wieder mit Tönchen spazier’n!
Au ja! … Bald — Ma — machen?
Ja! Bald! Ganz bald!
Morgen!
Morgen? Aber, liebes Kind! Du musst Dich doch erst noch ’n bischen erholen? .. Nich wahr? .. Aber diese Woche vielleicht!
Bestimmt?
Ja! … Bestimmt!
Ma — machen … Ja? Ich — werde doch … wieder gesund?
Ja, gewiss mein Mäuschen! … Freilich!
Ma — machen? …
Hm?
Kranksein is hübsch!
Ach Gott! .. Meine arme, dumme Kleine! … Warum denn?
Weil .. weil Du dann .. immer … so … gut bist …
O, aber mein Linchen! … Bin ich denn sonst nicht gut?
Liebes Mamachen?
Was denn, meine Kleine?
Mamachen?
Na?
Nich wahr .... Ma — machen? … Du — zankst nich mehr … mit mir .. wenn ich … erst wieder … gesund … bin …
Ach meine …
Hast Du … mich … lieb. Ma — machen?
Ach, meine Kleine!
Bringt Papa … ein’ Baum mit … und Lichter?
Ja, Liebchen! Und morgen kommt der Weihnachtsmann!
Ei! … Rück mich doch ’n bischen in die Höh’, Ma — machen …
Willst Du denn nicht wieder ein - schlafen, meine Kleine?
Ach, ich … bin … gar nich … müde …
Ich .. bin .. ganz … wohl … Ma — ma — chen!
Ach, der alte, böse Husten! … Na so?
Erzähl’ mir … doch … ’n bischen was!
Ach, liebes Kind! … Ich weiss nichts!
Ma — machen! … Krieg’ ich auch ’n neues Kleid … wenn ich … wieder … gesund bin?
Ja! — Aber sprich doch nich so viel, mein Liebchen! Es strengt Dich so an? … Komm!
Komm! Schlafe! Schlafe, mein liebes Täubchen!
Lieschen Ehlers sagt immer in der Schule zu mir: Ach pfui … Du — hast so’n … schlechtes … Kleid!
Ja! Tönchen soll Dir ein ganz neues machen! — Komm! — Schlafe, meine Kleine!
Au! Wart’ doch — mal, Ma — machen! Meine — Hand …
O, hab’ ich Dir weh gethan, mein Püppchen?
Lieschen Ehlers is dumm! Nich wahr … Ma — mach’n?
Ja! Richtig dumm! …
Und darf ich — auch wieder — mit Tönchen zur — Tante, auf’s Land? … wenn ich … wieder gesund … bin? … Ja? … Weisste, dann … suchen wir immer .. die Eier .. in der Scheune .. Tante und ich .. Ma — mach’n! … Ma — mach’n! Onkel sagt immer … zu mir: „ Giv mi — mol ’n — Kuss, min lütt Deern! “…
Mama! ’n Kuss! … Aber — er hat — so’n Stachelbart! .. Das kratzt immer .. Weisste, ich hab’n immer — seine — lange Pfeife gestopft … und dann — musst’ ich — immer essen, aber auch — immer essen! … Sie — nudeln ein’ ordentlich! … Au! Ich — konnte manchmal — gar nich — mehr! … Die alte — Grossmutter — sagt immer … „ Fat tau. Kind! — Fat — drist — tau! “— Na, die — haben’s ja! — Nich wahr — Ma — mach’n? — Sie schlachten — jedes Jahr — vier Schweine! … Vier Schweine! 54… Ma — mach’n? Horch mal!
Ein - mal — hat mir — Cousin Otto … den Schweins - schwanz — hinten an’n … Zopf gebunden … un — ich hab’s erst — gar nich gemerkt! … Cousin Otto — macht immer — solche Dumm - heiten! — Nich? — Aber — er is — gut! — Er hat mir immer — Weintrauben — aus dem Garten — gebracht … Ja! …
Kucke, meine Kleine! Du wirst ja ganz munter? Aber sprich lieber nich so viel, mein Häschen!
Wie unser Linchen erzählt! Siehst Du. Mama? Nun wird sie bald, bald gesund sein!
Na ja! … Das — werd’ ich auch!
Schön! Schön, mein gutes Herzchen!
Aber, hörst Du? Erzähl’ lieber nicht so viel, mein Linchen!
Nein … wart doch mal … Ma — machen! .. Hör doch mal! … Un Cousine Anna … Die hat Kleider! … Kleider hat die! … Na. aber auch … so viele! … Sonntags … weisst Du … wenn wir in die Kirche …
Kind! Kind!
Ach … das … schadet nichts … Ma — mach’n! … So’n — bischen — Husten noch! … Das — hört — morgen wieder auf — Nich? .. Sonntags in der Kirche .. ein blaues,55 ein — ganz — himmelblaues .. mit .. weissen Spitzen! … Fein! Mamachen! … Na … aber auch alle, alle — haben — auf uns — gekuckt! …
Ach, wie hübsch — is es da — Mamachen! .... Immer — so still! … Aber — viel Fliegen! … Nich wahr, Mamachen? … Wenn es — recht heiss is … Onkel zankt nich’n — einziges Mal — mit Tante! … Kein Schimpfwort! … Und Anna und Otto — sind auch immer — so artig!
Liebes Herzchen! Du wirst ja ganz heiser!
Weisste … sie wollten — mich da - behalten! … Sie wollten mich — gar nich — wieder fortlassen! … Tante sagte: ich sollte nu — ihre Tochter werden! … Papa — soll sich’s .. überlegen! ..
Gut hätt’ ich’s da! … Nich, Mamachen? …
Aber Du — und Papa — sollen mich — dann immer — besuchen! … Aber — ich ziehe nich hin, Mamachen! .... Nich? … Ich ziehe nich hin! … Ich bleibe — hier!
Uh! Dein Händchen brennt ja wie Feuer, mein liebes Puttchen! … So! … So! … Nich wahr, mein Herzchen?
Ach, Mamachen! Der schöne, schöne Mondschein!
Ja?
Wer hat die schönsten Schäfchen, Die hat der gold’ne Mond …
Ach! … aah! … aah! …
Mein armes Herzchen! Mein armes Herzchen!
Ma — mach’n!
Hm?
Ach! — Ich … möchte .. aufstehn!
Aber Kind!
Es — is — so — langweilig im Bette!
Habe nur Geduld, meine Kleine! Morgen oder übermorgen wollen wir mal sehn! Dann kannst Du wohl ’raus!
Aber auch ganz gewiss!
Ja!
Ich will auch — nie wieder un - artig sein — Mamachen … wenn ich wieder — gesund bin! … Ich gehe dann — alle Wege! …
Ja, ja, mein Liebchen! Aber nich wahr? Nun schläfst Du auch wieder.
Ach ja .. ja ..
Sie schläft wieder! … Ach, mein Fuss! Mein Fuss! …
Mama! Das geht einem ja durch Mark und Bein!
Na wart’ nur! … Du solltst mal erst die Schmerzen haben! … O Gott! Was hat man nur vom Leben! …
Ach, nu fasst Du das wieder so auf! … So meint’ ich’s ja gar nich!
Hörst Du denn immer noch nichts, Toni?
Nein!
Ach Gott. nein! So ein Mann! Nicht ein bischen Rücksicht! … Das ist ihm hier alles egal, alles egal! … So ein alter Mann! … Er sollte sich doch nu schämen! … Nein, wahrhaftig! Ich hab’ auch nich ’n bischen Liebe mehr zu ihm! Aber auch nich ’n bischen! … Für mich is er so gut, wie todt! … Ach ja! Ich kann wohl sagen: mir ist alles so gleichgültig! Wenn das arme Würmchen nich noch wär’! … Jahraus. jahrein dasselbe Elend! … Ach, ich kann wohl sagen: ich habe mein Leben recht satt! … Is gar kein Wunder, wenn man gegen alles abstumpft! … Wie gut hätten wir’s haben können! … Wie leben andre Leute in unsrem Stande! Wenn man so nimmt! Mohr’s! … Der Mann is ’n einfacher Handwerker gewesen und hat jetzt sein schönes Haus! Und die Wirthschaft! Was haben die Leute für ’ne Wirthschaft! … Na. un bei uns? … Un der will nun ’n gebildeter Mann sein! … Nein, wie das bei uns noch werden soll? … Und an allem bin ich Schuld! … Ich verzieh’ die Kinder! Ich vernachlässige die Wirthschaft! Alles geht auf mich! … Und da sollen die Kinder noch Respekt vor einem haben! … Ach Gott, nu sitzt man wieder hier und zittert und bebt! … Und wenn man nur nicht dabei so hinfällig wär’! …
Mutterchen!
Was! …
Mutterchen! Kommt er denn immer noch nich?!
Ach, Du?! — Ich denke. Du bist schon lange eingeschlafen? … Biste denn nur nich gescheidt, Junge?! … Mach mal gleich, dass Du wieder in’s Bett kommst! Du willst Dich wohl erkälten?! Was?!
Ach, ich habe ja solche grosse Angst!
Nein, so was! … Leg Dich mal gleich hin!
Ei. Du lieber Gott! Nein! … In Schulden sitzt man bis über beide Ohren! … Nichts kann man anschaffen! … Kaum. dass man das liebe bischen Brot hat! … Nein. das kann Euer Vater wirklich vor Gott nich verantworten! … Un dabei macht er sich selber ganz kaputt! … Seine Hände fangen schon ordentlich an zu zittern! Haste noch nich gemerkt?
Du armes Thier! Du wirst gewiss auch schön müde sein! … Ach nein, so ein Leben! So ein Leben! … Hm! Womöglich is’m was passirt?! … Er hat vielleicht Streit gehabt! Er is ja so unvernünftig, wie ’n kleines Kind! … Ae! Ich sage auch! Das ganze Leben is …
Mein armes Würmchen! Das arme. magre Händchen! … Ach Gott, ja! Du sollst sehn, wir behalten sie nicht!
Ach, Mutterchen!
Horch mal! … Poltert’s nich auf der Treppe?!
Ach, wohl nur die Katze!
Ach Gott, nein!
Wunder - hübsch draussen! … Aber der Himmel bezieht sich wieder, wir bekommen andres Wetter! … Ich spür’s an meinem Fuss! … Nein, noch nichts zu sehn! Ach ja!
Ich bin todtmüde! Wie zerschlagen!
Da kommt wer!
Ach Gott!
Er ist es! … Endlich!
Ach! — Ach! — Mein Herz! — Mein Herz! Die Angst drückt’s mir ab!
Mutterchen! Kommt er?!
Still! Schlaf!
Er ist auf der Treppe! — Hinten!
Ich renne fort! … Ach! Wohin?
Sei ruhig, Mutterchen!
Ach, meine Angst! Meine Angst! … Pass auf! … Es giebt ’n Unglück! Das arme Kind! …
Beruhige Dich doch. Mutterchen! Er ist ja gar nicht so schlimm, wie er immer thut!
Ach. trotzdem! … Meine Nerven sind ja so schwach! Alles nimmt mich so mit!
Der Vater … Nein! ’s is wahr .. hach!
Mich schwindelt! … Mir .. is .... zum Umkomm’n!
Horch! … Er kommt heut wieder hinten rum! Ach, mein Herz! .. Mein Herz! .. Fühl mal!
Mutterchen! Mutterchen! Es pumpert gegen die Küchenthür!
Ach Gott, ach Gott! Is der schwer! … Ruhig, Walter! Sei still, mein Junge! … Thu’ als ob Du schläfst! … Toni, mach auf!
Ja! Geh so lang’ vorn raus, Mutterchen! Auf alle Fälle!
„ Na?! … Habt Ihr wieder kein Licht, Ihr Tausendsakramenter, Ihr? … He? …
Huaach! … Ne! Wird man — müde .. wenn man so auf dem Weihnachtsmarkt rumläuft? …
… ’n hübscher Baum — hbf! — hä? … Holt man morgen früh gleich61 die — hb! — Hütsche vom Boden! — Da! Nimm ihn hin! —
Wo sind denn … die Jungens?
Sie schlafen schon!
Wie — hb! — Wie spät is denn — eigentlich?
Zwei.
Was — Kuckuck! Zwei?! —
He! Walter! — Walter! — Willste noch ’n Pfann - kuchen?
Na?!
Ja!
Da! Fang!
Na. Grosser! Du auch?
Eh! Frisst ’n je doch! Da!
Ja, ja! Die Jungens!
Hier! … Da können wir beide … morgen früh noch … Einiges einkaufen … gehn! Die Jungens könn’n dann ’n … Baum putzen … und am Abend … bescheer’n wir! … Na! Was machst’ denn für’n Gesicht?!
Ich? … O, gar nicht, Vaterchen!
Ae! Red’ nich! … Das heisst: Kommste wieder … so spät, he? … Ja. — ja! Mein Töchterchen! .. Dein Vater darf sich wohl nicht mal’n Töppchen gönn’n! … Was?! … Ae, geh weg! Du altes, dummes Fraunzimmer! … Ja! Ich möcht’ mal sehn … wenn Euer Vater … nicht wär’! … Weisste, mein’ Tochter? … Mir geht viel im Kopfe rum! … Ich sorge mich! — Euretwegen! … Ja, ja! Wenn ich Dich so sehe! … Wie sind andre Mädchen in Deinem Alter! —
Du liegst Dein’m Vater immer noch — auf’m Halse! … Ja, ja! … Ae! Du! … Geh weg! … Ich mag Dich nich mehr — sehn! …
Ae! Is das — ’ne Hitze? …
Mach’ dass Du wegkömmst! … Ich — brauch’ Dich nicht!
Ae! … Ja? Siehste? … Dein Vater is noch’n Kerl! …
Was meinste, mein’ Tochter! … Z — zerdrück’n könnt’ ich Dich mit meinen Händen! .. Z — zerdrücken! .. Das wär’ am Ende auch — das Beste! …
Ich häng’ Euch — alle auf! Alle! .. Un dann — schiess ich mich — todt! …
Na, was — haste denn, dummer Junge!
So’n Kerl! So’n Kerl!
Stille, Mutterchen! Stille! .. Um Gottes - willen!
Das Kind, das arme Kind!
Komm, mein Sohn! .. Dein Vater hat Dich lieb! .. Sehr. sehr lieb! … Ja, ja, mein Junge! … Er hat auch gesorgt, dass Du was zu Weihnachten kriegst! … Ja, wer sollte für Dich sorgen, wenn Dein Vater — nich wär’! … Na, weine doch nicht! … Was — weinste denn? … Was?! Ae! Sei nich so dumm! … Dummer Junge!
Ach Gott, nun weckt er wieder die armen Kinder, der Kerl!
Geh wieder zurück, Mutterchen! Um Gotteswillen!
Ja, ich habe Euch — hbf! — doch — lieb! … Alle! .. Ja, ja? … Na? Wo ist denn Deine Mutter? — Hä?
Ach Gott, ach Gott!
Geh wieder zurück, Mutterchen!
He! Alte! … Wieder — fortgehumpelt! … Na, humple, humple nur hin! …
… „ Ach, die — arme Frau! “ … „ Was die — für’n Mann hat! “ … „ Ae! Die hat’s mal schlecht! “
Geh zur Thüre, Mutterchen! dass Du so lange raus kannst, bis er schläft!
Aber, das Kind! Das Kind! … Ich kann doch nich …
Lass nur! Ich will schon sehn! …
Armes Mutterchen!
Die Alte ist Schuld, dass Dein Vater so spät nach Hause kommt, mein Sohn! … O, das ist ein Unglück! Ein rechtes Unglück! … Und der alte, grosse Schlingel da? .. Hui! hbf! … Das — Schnarche nur! Aus Dir wird nichts, mein Sohn! Gar nichts! … Huste nich! … Dummer Junge!! … Was?!! … Du willst …
Aeh! Da biste ja, mein süsses Weibchen!
Hm? Mein P — Putt … hbf! … P — Puttchen? … Das arme Kind! … Das arme Kind!
M — Mäuschen! … Sch — läfste, mein armes — Herzchen? … Sst! … Sie schläft, die — kleine Tochter!
Vater!
Ich habe Dir — was mitgebracht? … K — Kuchen, Kind? — K — Kuchen?
Vater! Sie wird ja wach!
W .. Was willst Du? Hä?
Sie ist ja so krank!
„ Sie ist so krank! “ … Ae! Hab’ Dich doch, alte Suse! — „ Sie ist so krank! “.. „ Piep, piep, piep! “ … „ Ach, Herr Jemine! “ … Das arme Mädchen! Wie die sich vor ihrem Vater ängstigen muss! — Mach, dass Du wegkommst! … Mag Dich nich sehn!
Aah! … Sieh mal! .. Da steckste, mein süsses Lamm?
Na, so ’ne Komödie! … Kuckt, wie die Alte rennen kann
mit ihrem schlimmen Fusse! … Ne! … Hähähä! … Wie se humpeln kann! .. Hopp, hopp, hopp! … Wie der Wind! … Haste nich gesehn! … Wie’n Schnelllöfer! …
Du, altes Th. .. Du willst ’ne Mutter sein?! … Ach, Du! — Du! — Du! … Unglücklich hast Du mich gemacht! Unglücklich! …
Na, Du? … „ Sie ist so krank! “ … Ae! Weg! … Lass mich vorbei!
Vater! Lass jetzt das Kind! —
Waaas?!! … Waaas?!! Du — willst — Dich — an Deinem Vater — vergreifen?! Waaas?!! … I, nu seht doch mal!
Pfui! Schäm’ Dich! … Du bist betrunken!
I! Seht doch! … Das liebe Töchterchen! … O, Du bist ja ein — reizendes Wesen!
Vaterchen! Liebes Vaterchen!
Na! Da — heult einer und da … B — bin ich denn — der reine — Tyrann?!
Hm! … Brr! … So ’n Sausoff! …
So ’n Weib! … So ’n Weib!
So geht man nun unter! …
„ Ach, mein Fuss! “— „ Ach, mein Fuss! “— Weiter weisste nichts! … Immer ich — ich — ich! — Ich brauchte Dich nicht zu heirathen! — ’s war mein guter Wille! — Zu dumm war ich! Zu dumm! — Du alte … Ae! Du! — „ Wir sind so arm! “— „ Wir haben kaum’s liebe Brot! “— „ Nichts in die Wirthschaft! “— Wer ist denn Schuld?! — Wie kannst Du mir das sagen! — Verdien’ Dir was, dann haste was! … Ja! Fortrennen! das kannste! — Den Leuten was vormachen! Ja! Du armseliges Weib! … Ae! — Du bist ja — zu dumm! — Zu dumm! So ein — Unglück! — Oh! …
„ Wir müssen uns vor jedem schäm’n! “— Hä! Du! — Ich hatte mir das anders vorgestellt! — Ja, ja! — Eine Ehe ist mehr! — Ae, Du! — Was weisst Du. was eine Ehe ist! — Du! —67 Wie sind — andre Frauen! — Sieh sie Dir mal an! — Aus — Nichts muss ’ne Hausfrau was machen können! Aber alles: ich! — Alles der Mann! — Ae! Sieh zu, wie Du uns durch - schleppst! — Und die — Kinder! — Die armen, armen Kinder! — O Gott, was soll aus den’n werden! — Verzogen sind sie, die lieben Söhnchen! — Und Du. Toni! — Du! — Du wirst akurat wie Deine Mutter! Ja. ja? … Ich habe Dich lieb gehabt, aber Du hast mich nicht lieb ge - habt! — Du bist niedrig! Niedrig! — Wir passten nicht zusammen! — Was will man nun machen?! — Ae! — Schleppt man das so mit sich! — Ae! Immer hin! — Immer hin! — Hui! — Die armen Kinder! — Die armen Kinder! — Und Du. mein liebes Mäuschen! —
Mein armes, liebes Mäuschen!
O Gott, o Gott!
Ja, ja? — Du! Grosser! — Nimm Dir ’n Beispiel an Deinem Vater! — So was ist ein Unglück! — Ein grosses, grosses Unglück! — Dein Vater war dumm, gut und dumm, mein Sohn! Aber nicht schlecht! — Er hat Euch — alle lieb! — Alle! — Auch Eure Mutter! — Sie kann’s nur nicht verstehn! — Und das — ist unser Unglück! …
Ma — mach’n .. Ma — mach’n! … Aah! … Aaaah! …
Mein liebes Herzchen! — Mama kommt gleich wieder!
War — Papa — hier?
Ja! Er schläft schon!
Hat er mir — was mitgebracht?
Ja, Liebchen.
Huh! Du fieberst ja, mein Herzchen! Das ganze Kissen ist heiss!
Ach — nein! — Ich bin — wieder — ganz munter, Tönchen! — Ich kann — morgen — aufstehn! — ’s is immer — so schönes Wetter! — Und ich — muss immer — im Bett liegen …
Ach, ’s is man gut — dass — Papa da is! — Ich hatte schon — solche Angst! —
Horch mal — wie er schnarcht! — Wie ’ne Säge, was? Du — weinst ja, Tön - chen?? …
Ich?! Ach nein?
Du! — Du! — Er is wohl wieder — betrunken??
O nein! Ich dachte gar, mein Liebchen!
Will er auch — Mama — nicht schlagen?
Nein! I bewahre, mein Herzchen!
Ach nein! — Das — thut er auch nicht! — Er macht immer — blos so! — Nicht wahr?
Freilich! Aber, schlafe wieder ein. mein Linchen!
Ach nein! — Ich kann gar nicht schlafen! — Ich bin ganz — munter, Du! — Du! — Ist bald Morgen? — Kann ich bald — aufstehn. Tönchen?
Nein, Herzchen! Noch nicht!
Ach! — Du! — Du!
Was — was ist Dir denn. mein Herzchen?!
Ach! — Nichts! … Du! …
Ja?
Wo — is denn — Mamachen?
Warte! Ich rufe sie!
Ja! — Ja! …
Du! — Tönchen! — Die L — Lampe — brennt ja — so trübe …
Aber — n … nein — liebes Mäuschen?! … Sie — ist ja — ganz hell …? …
Schraub — doch — hoch! … Es wird ja — ganz — dunkel …
Kind! …
Ist er denn …
Ma — ma — chen …
Ja? — Mein — Kind?! …
Mutter! — Komm! — Schnell! — Er schläft! — Komm! — Linchen … ich weiss nicht …
Wa … Was?! …
Ma — ma — chen … Ma — ma — chen …
Kind???
Das — Licht — geht — aus … Das — Licht — geht — ja … Ma — ma — chen … Ach! Lie — bes — Ma — ma — chen ....
Toni! Toni! …
O Gott ....
Mein Liebchen! Mein süsses. süsses Liebchen!
Ach — liebes — Ma ........
Sie … Sie … stirbt! Ach Gott … Mein Herzchen! — Mein Herzchen!
Vater! — Vater!
Was ist denn??!
Vaterchen! … Vaterchen! …
Sie ist todt! … Sie ist todt! …
Mutterchen! — Mutterchen! …
Um Gotteswillen!
Vater!! — Vater!!
Ae! — Na! — Lass … Na …
Vater!!
Na — ja doch! — .. Was — giebt’s denn …
Linchen — ist todt ....
Was — Was ist mit — Linchen?!
Ach, sie ist — todt ....
L — Linchen?!!
Lieber Vater! — Mein lieber Vater …
Die Lampe fängt an zu riechen. Toni! … Lösch aus! … ’s is hell draussen! … Der Lärm auf dem Flur! … Die kennen keine Sorgen ....
Die sind fidel! …
Vater! …
Vater! … Komm! … Vater! …
Du! … Mein Linchen! …
Vater, komm! … Komm hier fort! …
Du! … Mein Linchen! … Warum Du?
Komm. Vater! … Wir wollen uns von jetzt ab — rechte Mühe geben … Wir wollen ver - nünftig sein … Es soll nun anders werden bei uns. … Nicht wahr, Vater?
Leb wohl! … Leb wohl, mein gutes Linchen! … Du hast’s gut! … Du hast’s gut! …
Warum hat uns — der liebe Gott das — Kind ge - nommen?! … und ich … und ich — muss mich — weiterschleppen … mit meinem Elend77 und meinem Leiden … Ich muss mir selber zur Last sein … und … Euch allen! … Siehste? … Als ich ’m das eben sagte: er hat mich — kaum angesehn! …
Ach. hol’ mich bald nach, mein Linchen! Hol’ mich bald nach! …
Mutterchen! … Sprich doch nicht so! … Was sollten wir denn dann machen, wenn … Ach! …
Unser einz’ges … unser einz’ - ges …
Ach! …
Was hat sie nun gehabt von ihrem armen, bischen Leben? … Und doch … war sie immer … so fröhlich und munter … unsre einz’ge, einz’ge Freude …
Ach, was hatte man weiter von der Welt …? …
Mutterchen!
Was soll nun hier werden? … Nun kann man sich nur gleich aufhängen oder … in’s Wasser gehn …
Mutterchen! … Ach Gott! …
Lass man, Mutterchen! … Es soll schon noch werden! …
Ja! Für Euch! … Für Euch wohl … Für mich is’ es ’s beste, Linchen holt mich nach … So bald als möglich!
Nein, Mutterchen! … Es soll Dir noch recht gut gehn! Warte man!
Ach, ja, ja …
Walter, komm!
Mich friert so!
Ja! Komm, mein Junge! … Geh in die Kammer und leg’ Dich hin! … Du hast die ganze Nacht nicht geschlafen!
Geh in die Kammer, mein lieber Junge, und schlaf’!
Mutterchen! … Mutterchen! …
Ja, ja? … Na ja, mein armer Junge! … Geh, leg’ Dich schlafen! … Du bist todtmüde! …
Du solltest Dich auch ’n bischen ruh’n, Mutterchen!
Siehste? … Siehste, Toni? … Kein Wort, kein Ster - benswörtchen hat er wieder für mich gehabt! … Er sah mich grade an, wie: na, was willst ’n Du? … Wer bist ’n Du? … Als ob ich ’n gar nichts anginge! … Ach Gott! Was ist das für ein elendes, elendes Leben gewesen die dreissig Jahre! … Ach, wollt’ ich froh sein, wollt’ ich froh sein, wenn ich an Deiner Stelle wäre, mein Linchen! …
… Sieh mal, Toni! … Wie hübsch sie aus - sieht! … Wie schön! … Sie lächelt ein’n ordentlich an! … Wie schön weiss … und wie ihre Haare glänzen! … Ach, die lieben, blonden Härchen! …
Die lieben. blonden Härchen! …
Ach nein, Mutterchen! Der Vater wird ganz anders werden! — Er ist ganz verändert! …
Nein! Nein! Der wird nie anders! In dem Blick …, wie er mich so ansah …, da konnte ich so recht deutlich lesen: wenn Du ’s doch wärst! … Ach, und ich wollt ’m ja so gerne Platz machen! Weiss Gott im hohen Himmel! … Ach — so — gerne!
Nein! Das hat er sicher nicht gedacht!
So gerne wollt’ ich ihm den Ge - fallen thun! … So recht aus Herzensgrunde wünscht’ ich das! … Aber ’s is, als ob der liebe Gott grade mich ausersehen hätte …
Nein, Mutterchen! Du musst nicht so was denken! … Siehste, wir müssen uns jetzt alle recht zusammenschliessen! … Sei nur recht gut und geduldig mit ihm … Du sollst sehn. dann wird es besser … dann — wird alles gut werden!
Ach, ich bin ja schon immer zu allererst wieder gut! … Ich bin ja immer, jedesmal zuerst wieder zu ihm gekommen und freundlich mit ’m gewesen! .... Ach Gott, schon um ’n lieben Frieden willen! .... Ich sehne mich ja nach weiter nichts mehr, als nach ’n bischen Ruh und Frieden … nur ein bischen Ruh und Frieden …
Ach Gott, Herr Wendt!
Herein!
Herr Wendt! … Ach,80 an Sie hab’ ich auch noch nich denken können! … Sie müssen ja gleich abreisen .... Mein armer Kopf is mir ganz verwirrt …
Oh …
Meine liebe, gute Frau Selicke …
Sehn Sie … da …
Mutterchen! Komm!
Ja, ich will … Um elf geht Ihr Zug, Herr Wendt?
Ach!
Lass nur, Mutterchen! … Ich will das schon alles be - sorgen! Du musst unbedingt ein bischen ruhn! Komm, Mutterchen! Komm! …
Und heute — wollt’ ich — mit Deinen Eltern reden …
Was? .. Neun schon? … Ach ja, ich muss ja noch … Sie müssen ja — um elf — fort …
Fort …
Was? …
Und — Toni! Du sagst „ Sie “?!
Wie? Ach so … hab’ ich … Ach ja!
Das ist nun auch — vorbei …
Vor … Vorbei?!
Das ist jetzt nun — alles — anders gekommen …
Toni!
Ach! … Ich bin ganz … mir ist … Ah …
Toni! … Was ist Dir?!
Herrgott! … Liebe Toni!
Ist Dir besser?
Ja … Es war mir nur … so … ein Augenblickchen …
Halt aus, meine gute, liebe Toni! … Halt aus! … Nur noch eine Weile! .... Nur noch eine kleine Weile! … Du armes Mädchen! … Alles ist so — über uns hereingekommen!
Nur noch eine kleine Weile! … Es wird alles gut! … Es muss ja alles wieder gut werden! …
Toni!!
Ach, mir ist …
Ja! … Wir dürfen jetzt nicht mehr — daran denken! … Ich habe das nicht nur so — hingesagt! … Das ist nun — vorbei! …
Ach, Du weisst ja nicht. was Du .... Wir wissen ja nicht — jetzt …
Ach. wenn ich doch todt wär’! …
Das — ist dein …
Du — sagst das mit — voller Ueber - legung?
Ja!
Du musst doch selbst sehn, dass es — jetzt nicht mehr geht.
Mit voller Ueberlegung? … Nein! — Ach was! — Das kannst Du ja gar nicht! .. Siehst Du! Das kannst Du ja gar nicht! … Es ist ja unmöglich, dass wir die Verhältnisse jetzt klar übersehen können! …
Ach nein! … Ich weiss ganz genau, wie jetzt alles kommen wird! … Wir können und werden uns nie heirathen! …
Nie? …
Nein! … Nie! …
Nie! …
Siehst Du! … Du83 musst doch sehn. dass ich jetzt — hier — nicht fortkann! … Ach, Du weisst ja! … Du hast ja gehört! … Diese schreckliche, schreckliche Nacht! … Ich kann. ich kann doch nicht anders! ..
Wenn es jetzt auch so aussieht, als ob sie anders wären! Ach! Das scheint ja nur so! …
Das dauert ja doch nicht lange! Bei der nächsten Gelegenheit — ist es wieder — wie vorher, und — und noch viel — noch viel — schlimmer …
Noch — schlimmer! …
Ja! … Noch schlimmer! …
Ja, wenn Linchen noch …
Wenn sie dem Vater so auf den Knie’n sass beim Essen … so neben ihm … wenn sie sich an ihn schmiegte … und ihm — was vorschwatzte … oder: wenn sie sich zankten … wenn sie dann — weinte … und bat … mit ihrem rührenden Stimmchen … Ach! Sie hat sie immer wieder heiter gemacht und — getröstet … Ja! Aber jetzt …
Ach, Du weisst das ja alles gar nich! …
Was soll werden? … Sag doch selber! … Zu uns nehmen — könnten wir sie ja doch nicht! … Du weisst ja, wie er is! … Und — die Mutter allein? … Das lässt er nicht! … Er hat sie ja viel, viel zu lieb! … Er kann sich nicht von ihr trennen! … Und unterstützen? …
Das siehst Du ja selber: das kann ja gar nichts nützen! … Darauf kommt es ja gar nicht an! … Ach Gott! Ich darf gar nicht daran denken! … Die arme, arme Mutter! … Und dann — die andern! .. Der arme Walter! … Nein!
Es ist ganz6*84unmöglich, ganz unmöglich, dass ich fort kann! … Und — das kann noch lange, lange Jahre so fortdauern! …
Und — da musst Du Dich also — opfern! …
Die armen, armen Menschen!
Dein ganzes Leben in diesem Elend ver - bringen! Dein ganzes Leben! … Das soll man ertragen?! …
Das ist ja unmöglich, Toni! Das ist ja unmöglich!
Ach, doch!
Toni!
Und wenn sie noch schlecht wären! … Sie sind aber so gut! Alle beide! Ich habe sie ja so lieb! …
Ja! Mehr als mich! …
Ach, Du bist ja viel glücklicher!
Glücklicher? Ich?!
Ja, Du! Du! … Du bist ja noch jung und hast noch so viel vor Dir! … Aber sie haben ja gar nichts mehr auf der Welt! Gar nichts! …
Wir könnten ja doch nie so recht glücklich sein! … Ich hätte ja keine ruhige Stunde bei Dir, wenn ich wüsste, wenn ich fort - während denken sollte, dass hier … Nein, nein! … Das wäre ja nur eine fortwährende Qual für mich! … Das siehst Du ja auch ein!
Ich? … ein?!
Ja!
Gut! 85Dann bleib’ ich hier! …
Ich habe den Muth nicht, ohne Dich. Toni! … Toni! —
Hier?! … Nein! Ach, nein! …
Und wenn alles in Stücke geht!
O Gott! … Ach, nein! … Nein! … Deine Eltern …
Meine Eltern?! — Hä! — Wohl mein Vater?! Dieser orthodoxe, starrköpfige Pfaffe und … Ae! Die ist mir ja auch nicht mehr das! …
O!
Ja, ja, meine liebe Toni!
Und Deine Stellung?
Meine Stellung?! Hä! — Was ist mir denn meine Stellung!
Ich habe nur Dich, Toni! Nur Dich! …
Ach! — Aber sieh doch … Nein! Das würde Dir ja auch nichts nützen!
Nichts nützen?!
Nein, nein! … Ach, nein! Das geht ja nicht! … Ach, das würde ja alles ganz anders werden, als Du Dir’s jetzt vorstellst! .... Du bist ja nicht so an alles das gewöhnt! .. Und dann: Eh’ Du Dir dann wieder eine neue Stellung verschafft hast! … Alles das! … Nein, nein! … Es ist so gut von Dir, so gut! Aber es nützte ja doch nichts! … Ach, siehst Du denn das gar nicht ein?
Ach na … Und dann — siehst Du! … Eigentlich: wir haben ja noch gar nichts verloren? … Später könnten86 wir ja — vielleicht — immer noch zusammen - kommen?
Später?
Nun ja? … Ich …
Später?
Ich … Nun ja — Warum denn nicht? Ich … e … Wir müssten vielleicht noch — ein paar Jahre warten! … Aber unterdessen kannst Du ja …
Hach?!
Um Gotteswillen! Was ist Dir denn, Toni?!
Mir war — als wenn sich — im Bette dort etwas — bewegte …
Du bist so erregt. Kind!
Wir vergessen … Wir müssen — ver - nünftig sein! …
Ach! — Sieh mal? — Mir — ist — schwindlich! … Ich bin — doch — ein bischen — angegriffen …
Du hast Dich so erschrocken, Toni! …
Lass nur! — Es ist — schon wieder gut! …
Ja! — Du siehst … Mein liebes, liebes Linchen! … Mein Schwesterchen! …
Sieh doch!
Toni …
Ich bitte Dich! — Ich bitte Dich! —
Toni! — O, was bin ich gegen Dich! — Wie muss ich mich vor Dir schämen! …
Ach …
Aber: wir dürfen nicht! Nicht wahr?
Du hast recht!
… Ja! Du brauchst mich nicht! — Du bist gross und muthig und stark und ich so klein, so feig und — so selbst - süchtig!
Ich — Thor ich! … Ja! Du hast recht! —
Wir dürfen nicht! …
Nicht wahr. Gustav? … Wir dürfen doch nicht nur an uns denken?!
Ach! — Mädchen! —
Du bist so gut gewesen! … Du hast’s so gut mit uns gemeint! …
Ist denn nur keine, keine Möglichkeit?! … Herrgott!! …
Siehst Du: ich muss ja doch auch aushalten!
Toni! — Toni! —
Ach, wenn man so den Tag über ar - beitet, weisst Du! … Wenn man sonst gesund ist und immer tüchtig arbeiten kann: da denkt man an nichts! … Da hat man keine Zeit, an was zu denken! … Und Du — Du weisst so viel! Du kannst so viel nützen …
Ich? Nützen?
Ach ja!
Nützen! … Ja früher! Wenn ich noch wie früher wär’! … Aber jetzt?! Jetzt?! …
Ach, das ist ja nur so für den Augen - blick! … Du kannst glauben: Das ist nur so für den Augenblick! … Wenn Du erst dort bist … Das ist so ein schöner, schöner Beruf, Pastor!
Ich glaube an alles das nicht, womit ich die Leute — trösten soll, liebe Toni! Und ich kann nicht — lügen!
Aber wenn nun … Wenn Du mich nun … Hättest Du dann gelogen?
Wie meinst Du?
Ich meine: Wenn Du mich — geheirathet hättest und Du wärst dann Pastor gewesen, dann hättest Du doch ebenso gut den Leuten was vorgelogen, wenn Du überhaupt an das alles nicht glaubst? … Du sagtest doch gestern — ich weiss nicht mehr, wie Du’s ausdrücktest! … Aber — … Ja! — Wir hätten dann, was mit dem Leben versöhnte! — So ungefähr! — Es war so schön! …
Mädchen! — Mädchen! —
Ach, lass doch! — Du hast dort zu thun und ich — hier! — Und wenn wir dann — manchmal aneinander denken, dann — wird es uns leichter werden! … Nicht wahr? …
Ich will mal sehn, wie oft mir das Ohr klingt! … Ach ja! Wenn man nichts zu thun hat, dann denkt man so an alles und dann sieht alles — viel schlimmer aus, als es ist! … Aber wenn man arbeitet, dann schafft man sich alles vom Halse! …
Ja! Ja! Du hast wieder recht, wieder recht! …
Ach Mädchen! — Du wunderbares Mädchen! Wie könnt’ ich jetzt ohne Dich leben! …
O nein, nein! … Das sagst Du ja nur so! — Das wäre doch schlimm, sieh mal, wenn Du das nicht könntest, wenn Du blos von mir abhingst! — Lieber Gott! Ich bin ja so dumm! — Ich weiss ja nichts!
Ich meine nicht so! — Du hast recht! — H! … Wir müssen uns darein finden!
Ach, siehst Du! — Das ist gut von Dir! Das ist gut!
Aber, nicht wahr? Ich habe Dich doch gefunden und Du — Du machst mich jetzt zu einem anderen Menschen! … Du hast mich überhaupt erst zu einem gemacht, liebe Toni! …
Ach, ich! …
Ja! Du! … Das Leben ist ernst! Bitter ernst! … Bitter ernst! … Aber jetzt seh’ ich, es ist doch schön! — Und weisst Du auch warum? meine liebe Toni? Weil solche Menschen wie Du möglich sind! — … Ja! So ernst und so schön! …
Ach ja! … Ach, aber das ist gut von Dir! … Ich wusste ja …
Ach, Du! …
Hm? Du! … Toni! …
Ach ja!
Toni! — Toni! —
Still … Sei still …
Toni …
Lass! … Ich — höre — die Mutter! … Ich muss nun .... Wir müssen nun daran denken! … Nicht wahr? ..
Toni! Ich bleibe noch! … Einen Tag! … Einen einzigen Tag!
Nein! … Bitte! .. Bitte! .. Mir zu liebe! …
Ach! … Leb wohl! …
Leb — wohl! ....
Leb wohl! …
Lass! Ich werde auf - machen! — ’s wird wohl nur der alte Kopelke sein …
Danke scheen! Danke scheen! … Juten Morjen, werther, junger Herr! — Na? Schon uf ’n Damm? … Wie steht’t denn mit unse Kleene? — Aha! Ick weess schon! … Se schläft noch! Scheeniken! …
Nein, sie … Bitte, treten Sie ein. Herr Kopelke!
Juten Morjen! … Nanu?! Keener da?! … Det is jo hier noch so ’ne Wirthschaft?! …
Sagen Se mal, et is doch nich etwa … He?! …
Ach, Sie sind’s, Herr Kopelke?
Ja, ick! .... Juten Morjen, Frau Selicken! … Ick wollt’ mal .... Sagen Se mal, et …
Ach, Herr Kopelke! ..
Nanu?! Et is doch nich …
Ach! Nun brauchen Sie — nicht mehr — Herr Kopelke ..
Det hat sick doch nich — verschlimmert?!
Hier! … Da! …
Diese Nacht um zwei …
Biste todt, mein liebet Linken? ....
Frau Selicken! … Meine liebe Frau Selicken! … Det … Sehn Se! .. Det … Hm! … Hm! …
Wo is denn Edewacht?
Drin in der Kammer! .... Er sitzt da und — und — rührt sich nich .. Wie todt! … Ach Gott, ach Gott, ach Gott! …
Hm! …
Un ick dacht’ … Hm! … Un ick hatt’ ihr da — noch ’ne — Kleenigkeet — mitjebracht! … Hm! … Nu is det — nich mehr — needig! … Nu hat se det — freilich — nich mehr — needig! … Hm! … Hm! …
Liebet Freilein! …
Liebet Freilein! …
Mutterchen! Da bist Du ja schon wieder? … Hast Du denn nicht ein bischen geschlafen?
Nein! — Kein Auge hab’ ich zu - thun können! — Nur so ein bischen gedämmert! … Wie’s klingelte, war ich gleich wieder wach! … Haste denn Herrn Wendt …
Ja! Lass nur! Ich gehe schon! Leg’ Dich aber wieder hin, Mutterchen! Hörst Du?
Ja, ja! …
Warten Sie, Herr Kopelke! — Ich werde meinem Manne sagen …
Die armen Leite! — Die armen Leite! — Jott! Ick sag’ immer: warum muss et blos so ville Elend in de Welt jeben? — Ae, Jottedoch! — … Sie woll’n nu heite ooch reisen?
Ja! — Gleich nach den Feier - tagen tret’ ich meine Stellung an.
Ja, ja! — Det wird Ihn’n nu ooch so nich passen! — Na, wissen Se, werther, junger Herr! Det lassen Se man jut sind! Die Beffkens un der schwarze Rock un det so: det is jo allens Mumpitz! — Sowat macht ’n Paster jo nich! Damit kenn’n Se sick trösten! — Da sitzt der Paster! Verstehn Se? Da!
… Un denn, wissen Se: in die zwee Jahre haben Se hier wat kennen jelernt, wat mennch eener sein janzet Leben nich kennen lernt, un wat Bessres, verstehn Se, hätt Ihn’n janich passirn können! … Ick wünsch’ Ihn’n ooch ’ne recht jlickliche Reise! — Wah mich immer sehr anjenehm, werther, junger Herr! Wah mich immer sehr anjenehm! … Un. Se kommen doch später hier mal widder her? Wat? …
Ja, das werd’ ich! — Ueber kurz oder lang! … Ich danke Ihnen. Herr Kopelke!
Scheeniken! Scheeniken! Det is recht von Sie!
Es is nichts mit’m anzufangen! — Gehn Sie nur selber zu ’m rein, Herr Ko - pelke! … Ach Gott, ja! …
Kinder! — Kinder - kens! … Lasst man jut sind! Wir kommen ooch noch mal an de Reihe! …
Da läuten sie schon zur Kirche! … Ach, wer hätte das gedacht, dass Sie mal so von uns fortziehen würden. Herr Wendt! … Unter solchen Umständen! …
Lassen Sie sich’s recht gut gehen!
Und grüssen Sie Ihre Eltern unbekannterweise recht schön von uns! … Erleben Sie bessere Feiertage — und — denken Sie manchmal an uns ....
Ja! — Das werd’ ich sicher, liebe Frau Selicke!
Wo bleibt denn Toni? Sie haben ja gar nich mehr so viel Zeit ....
Bitte!
Ich danke Ihnen ....
Ach Gott ja! Ach Gott ja!
Mutterchen! — Muttelchen! ..
Ja, grüssen Sie sie nur! Grüssen Sie sie nur recht von uns!
Ich danke Ihnen, Frau Selicke! Ich danke Ihnen! Für — Alles!
Leben Sie wohl!
Leben Sie wohl! Ich ....
Ich komme wieder! …
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Antiqua
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