PRIMS Full-text transcription (HTML)
Deutſche Zeit - und Streit-Fragen.
Flugſchriften zur Kenntniß der Gegenwart.
Jahrgang III. (Heft 33 48 umfaſſend). Heft 36. Kosmopolitismus und Patriotismus. Von Dr. Edmund Pfleiderer, Profeſſor in Kiel.
Berlin1874. C. G. Lüderitz'ſche Verlagsbuchhandlung Carl Habel. 33. Wilhelm-Staße 33.
Die beiden inneren Seiten des Umſchlages enthalten den Proſpect über den neuen dritten Jahrgang.
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Kosmopolitismus und Patriotismus.
Berlin1874. C. G. Lüderitz'ſche Verlagsbuchhandlung. Carl Habel.
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Es iſt, nach dem wiſſenſchaftlichen Ort oder Quellpunkt angeſehen, eine Frage der philoſophiſchen Moral, was wir im Folgenden zu behandeln unternehmen. Nun wirft man freilich der Philoſophie beſonders in unſerer, zur Abwechſelung auch einmal recht wenig philoſophiſch geſtimmten Zeit oft vor, daß ſie ihren volltönenden Namen Welt - oder Lebensweisheit ſehr mit Unrecht und faſt nur wie zur ironiſchen Selbſtkritik trage. Denn in allen möglichen Sphären ſich bewegend, über dieß und das im Himmel und auf Erden verhandelnd wiſſe ſie nirgends weniger Beſcheid oder kenne ſich überall beſſer aus, als in der wirklichen Welt, im realen Leben; gleich nebligen Wolken ziehen ja ihre abſtrakten Sätze in ferner Höhe dahin und verdunkeln das Licht der natürlichen Erkenntniß eher, als daß ſie es fördern. Mag dieſer, wiewohl vielfach einſeitig übertriebene Tadel einzelne Gebiete jener Wiſſenſchaft oder noch eher einzelne Formen ihrer Ausprägung und Vertretung am Ende auch treffen, wir hoffen ihm mit unſerem Problem zu entgehen, das in mediam rem unſres realiſtiſchen Jahrhunderts greift, als Zeit - und Streitfrage im Vordergrund des Intereſſes ſteht und eben die Gegenwart aufs Lebhafteſte bewegt.

Kosmopolitismus und Patriotismus, Weltbürger¬ lichkeit und Vaterlandsliebe wohl ſind ſie nicht ſelbſt und unmittelbar der Zankapfel unſerer kämpfereichen Zeit; ihrer Natur nach können ſie es auch nicht ſein. Denn wie ſchon ihre kunſt¬ mäßige Wortform andeutet, haben wir an ihnen überhaupt nichtsIII. 36. 1*4gegenſtändlich Greifbares, keine in ſich abgeſchloſſenen, fertigen Ziele und Intereſſen, für oder wider die man ſich erhitzen könnte. Sie ſind vielmehr Beide nur begleitende, eine gemeinſchaftliche Richtung Vieler ausdrückende Stimmungen für andere Beſtrebungen, von denen ſie den Inhalt empfangen, während ſie jenen dafür Form und Feuer, vielleicht auch vielfach nur den Vorwand oder den blendenden, auf die Maſſe berechneten Schein verleihen. Als dieß aber ſind ſie dennoch der Grundton, auf welchen in dem oft wenig harmoniſchen Konzert unſerer Tage alle Variationen der Melodie hüben und drüben ſtets wieder zurückkommen; ſie ſind die Fahne, um welche ſich die Kämpfer beider Lager in dem Rin¬ gen ſchaaren, das trotz des ſchon verſuchten Spöttelns der Blaſirten jeder Ernſtere und Einſichtige rundweg unſeren modernen Kultur¬ kampf nennen und für Einen der Wendepunkte in der Geſchichte erklären wird.

Unter dem bauſchig flatternden Banner des Kosmopoli¬ tismus kämpft die Internationale, beſſer Antinationale ſchwarzer und rother Obſervanz, trotzig überzeugt, weil ſie ja Maſſen ins Feuer zu führen hat, unter dieſem Zeichen zu ſiegen , als ſtünde die Welt noch vor derſelben geſchichtlichen Aufgabe, an derſelben wahren Grenzſcheide zweier Zeitalter, wie einſt Kon¬ ſtantin vor den Mauern Roms im Kampfe gegen Maxentius, wo immerhin die univerſale Religion gegenüber einem krampfhaft und krankhaft zu reſtauriren verſuchten Heidenthum ihre innere Siegesgewißheit ſelbſt im Spiegelbilde der Wolken ſchauen mochte. Des alten in ſeiner Art kosmopolitiſchen Weltreichs ſtolze Loſung und Marke: » Civis Romanus sum «, ein Bürger Roms bin ich ſie wird von Neuem angewandt, um die näher liegende nationale Bürgerpflicht abzuſchütteln und excentriſchen Sinnes ſein Centrum, ſeinen Schwerpunkt jenſeits der Berge zu finden. Das andere Motto eines geiſtigen Weltbürgerſinns neben dem5 politiſchen: » Homo sum, nil humani a me alienum puto; ich bin ein Menſch und erachte nichts Menſchliches als mir fremd! heutigen Tags iſt es traveſtirt zur trotzigen Forderung der Men¬ ſchenrechte , welche dem angeblichen Haupttheil der Menſchheit angeblich vorenthalten ſeien und die ſich zu erkämpfen die Gleich¬ geſinnten aller Orte, jeder Zunge als Eine rückſichtsloſe Partei zuſammenſtehen müſſen, den Fluch der ganzen ſeitherigen Geſchichte mit ſehnigem Arm und nerviger Fauſt zu brechen. Freilich Ich erachte nichts Menſchliches als ein alienum im Munde des Kommunismus hat es eine ganz neue Bedeutung und Prägung erhalten!

Gegen dieſe Legionen ſchaart ſich auf der andern Seite, ſonſtigen Hader vergeſſend oder doch zurückſtellend, unter der Fahne des Patriotismus, was irgend ſeinen Standort nicht über der Erde haben will in hierarchiſchen Höhen, nicht unter der Erde bei den Maulwürfen der Geſchichte und Geſellſchaftsordnung, ſondern feſt und klar auf der Erde, auf heimiſchem Boden, deſſen lange von den Beſten erſehnte Einheit und Macht, der endlich verwirklichte Traum der Jahrhunderte nicht ſein ſoll wie ge¬ wonnen, ſo zerronnen , eine kurze Blüthe, ſogleich wieder von den Würmern zernagt und zerfreſſen. Und wie nach der ſinnigen alten Sage Antäus, ſchwach in freier Luft, durch die Berührung mit ſeiner Mutter Erde ſtets neue Kraft gewann, ſo gibt in unſerem Kampf die Vaterlandsliebe ihren treuen Streitern Muth und Siegeszuverſicht ſelbſt gegen die Heeresmaſſen der Welt¬ bürgerlichen.

Dieſe beiden Loſungen, welche als Sinnesweiſen zwar im Hintergrund der greifbaren Beſtrebungen ſtehen, aber doch ein ſo mächtiges Wort in unſeren Tagen mitreden, haben wir gegen einander zu prüfen und zu meſſen an den Naturgeſetzen der Seele, ſowie an den Grundlinien der Moral, indem wir uns immer6 leiten oder das Gefundene weiter beſtätigen laſſen durch die großen Schriftzüge der Geſchichte, dieſer beſten Lehrmeiſterin unſeres Denkens über die Dinge des menſchlichen Lebens.

Den Vortritt möge diejenige Richtung und Geſinnung haben, welche den Mund ſelbſt auch am vollſten zu nehmen und ſich der Oeffentlichkeit am meiſten anzupreiſen pflegt, der Kosmopoli¬ tismus. Gewiß, er hat viel Blendendes an ſich, eine recht anſprechende und einſchmeichelnde Miene, zumal wenn er in ſo liebenswürdiger Geſtalt ſich naht, wie in dem berühmten Hohelied einer freudigen Humanität bei unſerem Schiller, dieſem edlen Sohn ſeiner gefühlswarmen Zeit:

Seid umſchlungen Millionen,
Dieſen Kuß der ganzen Welt!

Wer möchte gegen dieß Motto des beſten Kosmopolitismus viel haben, als etwa gleich an der Schwelle einige proſaiſch¬ nüchterne Bedenken, wie man ſich denn die Ausführung dieſes frommen Wunſches eigentlich vorſtellen ſolle das böſe Aber aller dieſer überſchwänglichen Flüge in die Weite! Immerhin jedoch mag es ſein, daß der gleichgeſinnte moderne Menſch mit einem gewiſſen Gefühl mitleidigen Bedauerns, froh dagegen im Bewußtſein der erreichten eigenen Höhe herabſieht auf einen Stand¬ punkt, wie z. B. den der alten Griechen und Römer. Was ſteckten doch, wird er ſagen, dieſe vielgerühmten klaſſiſchen Völker mit bornirteſter Befangenheit in ihren Stäätchen oder Staaten, was waren ſie, wie auf anderen, ſo auch auf dieſem Gebiet ſo ganz verſunken in bloße Naturbeſtimmungen, daß ſie dieß ihr Weſen gar auch noch als höchſte Mannestugend ausgaben! Selbſt ihre größten Geiſter, hierin wenigſtens ſcheinen ſie dem Kosmo¬ politen herzlich ſchwach geweſen zu ſein und eben den unvermeid¬ lichen Tribut an ihre unvollkommene Zeit bezahlt zu haben, welche auch die Stärkſten nicht auf einmal und ganz losließ. Sogar der7 ſonſt ſo entſchieden und rühmlich auf das Idealfreie gerichtete Plato macht als ächter Hellene ein gewaltiges Aufheben aus dem Staat, ohne doch dabei an etwas Andres zu denken, als an doriſch-ly¬ kurgiſch zugeſchnittene Stadtrepubliken von Griechenland. Dieſe ſollen nun der Menſch im Großen ſein, in der Gliederung der Stände und Inſtitutionen nicht ſowohl Ab -, als Vorbild der Einzelſeele, die erſt in dieſem weiteren Rahmen ihre eigene Beſtimmung er¬ reiche und die Kardinaltugenden voll zu erweiſen vermöge. Und jener minutiöſe Staatsmoloch wird ſo hoch geſtellt, daß ihm rück¬ ſichtslos als Opfer dargebracht wird, was den Menſchen im Pri¬ vatleben oder in der wiſſenſchaftlichen Thätigkeit recht eigentlich zum freien geiſtigen Weſen macht vorausgeſetzt, daß keinerlei äußere Omnipotenz ſeine Lebensregungen im Keim erſtickt oder ver¬ giftet, wie es hier geſchähe! Sein Schüler Ariſtoteles, ſonſt ſo vielfach abweichend, hierin ſtimmt auch er überwiegend mit dem Meiſter zuſammen und bezeichnet die Anlage für das Staatsleben als das dem Menſchen Grundweſentliche, deſſen Verwirklichung die Blüthe der Entwicklung ſei. Kein Wunder, daß die Maſſe ihres Volks unter dem Banne ſolcher beſchränkten Anſchauungen befangen blieb und z. B. Verbannung aus dem Vaterland als ſchwerſtes, dem Tode beinah gleich zu achtendes Loos betrachtete. Denn » hic ego barbarus sum, quia non intelligor ulli «! In anderen Völ¬ kern und Sprachen ſah man ja mit altkluger Selbſtgenügſamkeit nur barbariſche Gebilde, phyſiſch und pſychiſch auf halbmenſch¬ licher Stufe ein Zeugniß der eigenen bornirten Unwiſſenheit, wenn man dieß Urteil über ſolche fällte, welche in modernem Lichte geſehen ſich als nächſte Verwandte und in ſofern völlig Ebenbürtige der klaſſiſchen Völker erweiſen.

Einen Schritt der Wahrheit näher ſcheint ſchon das ſpätere caeſariſch-römiſche Weltreich. Wie es toleranten Sinnes in ſeinem Pantheon allerlei Göttern eine Stätte anwies, ſo ver¬8 einigte es im weiten Rahmen ſeiner profanen Jurisdiction unter¬ ſchiedslos ſoviele Völker, als ſeine Macht zu erreichen, ſein impe¬ ratoriſches Schwert und organiſatoriſches Geſchick zu bewältigen vermochte. Wenn von ſeinem Kaiſer ein Edikt, z. B. zu jener bibliſch berichteten Schatzung ausgieng, ſo glaubte ſich alle Welt (πᾶδα οἰκουμένη) zum Gehorſam verpflichtet.

In das Erbe dieſer urbs-orbis, dieſer ächt geſchichtlichen Weltſtadt (und nicht etwa, wie die Sage hinterher das Welt¬ lichpolitiſche theologiſch verbrämt, in das » patrimonium «, die Erbſchaft Petri) trat weislich und klüglich der kirchliche Ro¬ manismus. Innere Gründe der Sache, meinethalb zu ihrer Zeit vollberechtigte Ideen, waren immerhin das treibende Mo¬ tiv; aber doch gehörte gerade auch dieſer hiſtoriſche Boden als äußere Bedingung dazu, um in elaſtiſcher, den Vorfahren ab¬ gelernter Anbequemung an Zeit und Umſtände den weltherr¬ ſchenden mittelalterlichen Katholizismus zu entfalten und ein univerſales halb Himmels - halb Weltbürgerthum zu begründen. (Mit feinſtem Inſtinkt für die Wurzeln ſeiner Kraft hängt de߬ halb noch heute das Pabſtthum an ſeiner ewigen Stadt , die¬ ſem für eine phantaſtiſche Phantaſie beinahe wie übergeſchicht¬ lichen Punkt mitten in der Geſchichte; denn es weiß wohl, wie viel von ſeinem Nimbus ſchwände, wenn es den ſieben Hügeln den Rücken kehrte, wie es dann nicht bloß in Avignon, ſondern überall ſonſt im Exil leben würde, außerhalb von Roma, dem » Amor « der Völker!)

Aber all dieß war in den Augen des modernen Kosmopoliten erſt die Anbahnung und Ahnung des Wahren. Denn nur für eine glückliche Unwiſſenheit, welche die Grenzen nicht kannte oder überſah, deckte ſich ja das alte Römerreich und wiederum die Kirche ſelbſt in ihrem höchſten theokratiſchen Glanz mit der ganzen, die Erde erfüllenden Menſchheit: das ſtolze Wort katholiſch d. i. allgemein9 war ſo gut wie heutigen Tags nur entweder trotziger Wahn oder frommer Wunſch, nicht aber Wirklichkeit. Und ſoweit es dieß je war, herrſchte bloß mechaniſch-gewaltſame Einerleiheit, nicht die freie ſuveräne Wahl des Geiſtes oder Herzens, das ſich ſelbſt ſeine Stätten und Formen zum Heimiſchſein beliebig ausſucht.

So iſt es trotz mancher Anſätze doch ſchließlich erſt das Werk, die Großthat der Neuzeit, ſich auf dieſe Geiſteshöhe geſchwun¬ gen zu haben, wo die Schranken von Raum und Zeit als über¬ wundene Elemente der Anfänge, als die Windeln der Menſchenkind¬ heit erſcheinen. Die Entdeckungen und Erfindungen vom vierzehn¬ ten Jahrhundert an, vor denen das Mittelalter zuletzt morſch in ſich zuſammenbrach und von der freieraufathmenden Bruſt der Menſchheit jener hierarchiſche Alpdruck wich, ſie ſind eben darauf gerichtet, die ſeitherigen Grenzen auf den verſchiedenſten Gebieten wenn nicht ganz aufzuheben, ſo doch nach Möglichkeit hinauszu¬ rücken. Des Kopernikus geiſtig großer Gedanke macht der geo¬ centriſchen Selbſtſucht, jenem partikulariſtiſch eingebildeten Wahn des Menſchen ein Ende, als ob Sonne, Mond und Sterne ſich juſt nur höfiſch um ihn und ſeine Selbſtherrlichkeit zu drehen hätten. Er erkennt ſich und ſeinen Wohnort als Glied nur im Ganzen, ja als verſchwindendes Atom im unendlichen Weltraum, zu deſſen Höhe und Ferne das Teleſcop ſiegreich nebelzerſtreuend dringt, wäh¬ rend das Mikroſcop ungeahnte Wunder der Welt im Kleinen er¬ ſchließt, Kühne Reiſen, nach den phantaſtiſchen Kreuzzügen nüch¬ ternen Sinnes unternommen, offenbaren eine ganz neue Geogra¬ phie; das Wiederaufleben der klaſſiſchen Wiſſenſchaften, von der Liſt der Idee durch die Ueberfluthung von Byzanz durch die rohen Türken gewirkt, zieht den Vorhang vom Theater großer vergangener Geiſtes¬ entwicklung und Geſchichte. Expanſiv und fernwirkend ſind end¬ lich auch jene zwei Erfindungen, welche im Krieg und damit im Staatsweſen einerſeits, im Frieden andererſeits der Neuzeit kräf¬10 tig zum Durchbruch verhalfen, nemlich Schießpulver und Buch¬ druckerkunſt. Noch ehe alſo unſere Gegenwart mit deren ſtärkeren Geſchwiſtern, Dampf und Telegraph, Länder und Meere umſpannt oder in hochgeſteigerter Wiſſenſchaft nicht nur der fernen Welt¬ körper Stoffe beinahe chemiſch analyſirend prüft, der entlegenſten Erdzeiten Dunkel durch ihre Fackel erhellt, aus Wort - oder Sach¬ trümmern die Urgeſchichte unſeres Planeten und Geſchlechts zu entziffern vermag, noch vor All dem iſt es die ſchönſte Blüthe ſchon jener früheren, Welt und Blick erweiternden Errungenſchaften, daß endlich einmal auch der Menſchengeiſt aufhört, an der Scholle zu kleben, wo er zufällig geboren, als träge Raupe langſam in ärm¬ lichem Bezirk dahinzukriechen, ſtatt dem Schmetterling gleich ſich frei in den Lüſten von Blume zu Blume zu wiegen und nieder¬ zulaſſen, wo es ihm gefällt. Jene alle engherzige und kurzſichtige Beſchränktheit iſt überwunden; es iſt die Zeit gekommen, daß des Geiſtes allein wahres Weſen, der freie Zug zum großen Ganzen, der Blick und Sinn fürs Allgemeine der Welt ausſchließlich zum Recht komme, wie es ihm gebührt, nachdem er ſolange geſchlum¬ mert oder nur dürftige Befriedigung gefunden hat.

Einen höchſt ſchlagenden Ausdruck findet dieſe modernkosmo¬ politiſche Geiſtesariſtokratie in einer früheren Schrift des ſo ſtark politiſchen Philoſophen Fichte, welche als Repräſentation der ganzen damaligen Zeitſtimmung namentlich in Deutſchland ange¬ ſehen werden mag. Faſt als wollte er das Arndt'ſche Vaterlands¬ lied anticipirend parodiren, fragt er nemlich hier: Was iſt denn das Vaterland des wahrhaft ausgebildeten chriſtlichen Europäers? Im Allgemeinen iſt es Europa; insbeſondre in jedem Zeitalter derjenige europäiſche Staat, welcher auf der Höhe der Kultur ſteht. Jener Staat, welcher gefährlich fehl greift, wird mit der Zeit untergehen; aber ebendarum kommen andre und unter dieſen vorzüglich Einer herauf. Mögen doch die Erdgeborenen, welche11 in der Scholle, dem Fluß, dem Berg ihr Vaterland erkennen, Bürger des geſunkenen Staates bleiben; ſie behalten, was ſie wollten und was ſie beglückt. Der ſonnenverwandte Geiſt wird unwiderſtehlich angezogen werden und ſich hinwenden, wo Licht iſt und Recht. Und in dieſem Weltbürgerſinn können wir dann über die Handlungen und Schickſale der Staaten uns beruhigen für uns ſelbſt und unſere Nachkommen bis ans Ende der Tage.

Allen Reſpekt vor Entwickelung und Fortſchritt, dieſer Ehre der ſtrebenden Menſchheit, vor den Errungenſchaften der Wiſſen¬ ſchaft und Technik, welche als Pionniere des Geiſtes das Ferne uns nahe rücken, das Fremde bekannt und beinahe heimiſch machen. Alle Achtung namentlich auch vor einem ſolchen offenen Geiſtesblick, der das Weiteſte umſpannt und nicht etwa trägen Sinnes ſich eine voreilige Grenze als Ruheplatz ſetzt, indem er ſeine Beſchränkt¬ heit für Tugend und Wahrheit ausgibt! Aber jene überſchwängliche Werthſchätzung des Zugs in die Ferne, jene einſeitige und aus¬ ſchließliche Betonung des Allgemeinen und Ganzen ob ſie nicht vielleicht mindeſtens ebenſo bedenklich iſt, als das bornirte Kleben am Nächſten und Einzelnen; ob eine derartige kühne Verlegung des Standpunkts für Gefühl und Intereſſe, für ruhende oder thä¬ tige Sympathie in Freud 'und Leid, eine Verlegung weg vom feſten Boden und hinein ins Blaue, nicht im innerſten Grund trotz aller ſchönen Redensarten Schwindel iſt und Schwindel pro¬ duzirt, im ſtolzen Wahn der hohen Bildung doch nur eine krank¬ hafte Ueber - und Verbildung der geſunden Natur?

Laſſen wir uns zuerſt von der Geſchichte belehren, wo ſich in ihr der Kosmopolitismus vornehmlich zeigt. Derſelbe iſt ein geborener großer Phraſeur und hat uns bis jetzt nur ſeine Licht¬ ſeiten gewieſen. Aber wir müſſen doch auch einmal den Revers beſchauen und ihm hinter die Kuliſſen ſehen, ob ſein Glanz nicht am Ende eitel Flittergold und Theaterherrlichkeit iſt!

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In dem ſonſt ſo hochpatriotiſchen Alterthum tritt er mit größerer Stärke erſt gegen das abſterbende Ende deſſelben in der Moralphiloſophie der Stoiſchen Schule auf. Statt des Bar¬ barenthums vorher wird jetzt gar viel Schönes und Erbauliches von der Menſchheit in ihrem einheitlichen, pantheiſtiſch begründe¬ ten Zuſammenhang, und ſtatt der autochthoniſch eingebildeten Ab¬ ſperrung über die allgemeinen Menſchlichkeitspflichten abgehandelt abgehandelt ſage ich, oder noch beſſer, deklamirt; denn ſehr viel mehr als Redeübung, als Schönthun mit Tugenden und erhabe¬ nen Gefühlen vor ſich ſelbſt und Anderen war jene Moral im innerſten Kern doch nicht: trotz aller forcirten Härte weichlich und eitel, bei großen Worten thatlos (und gerne geneigt, durch den Selbſtmord ſich eine wohlfeile Hinterthüre aus allen Drangſalen zu öffnen), kurz, bei vielem Bombaſt doch hohl im Kern. Das auf dieſem Boden gedeihende Wort: Welt! dich liebe ich! mag wohl gerade ſoviel Naturwahrheit beſeſſen haben, als das bekannte: Schmerz, ich verachte dich! Und wie ähnlich in mehr als Einer Beziehung, ähnlich beſonders in dieſer unmoraliſchen, erſt von Kant kategoriſch zurechtgewieſenen Tugendhaftigkeit war jener alten ſtoiſchen Zeit der zweite (wenigſtens human-profane) Kulmi¬ nationspunkt des Kosmopolitismus, das vorige Jahrhundert, vornehmlich in Deutſchland, mit ſeiner überfließenden Stimmungs - und Gefühlsſeligkeit, in welcher man ſo vielfach die Kraft zum energiſchen Handeln verpuffte!

Nein, alle dieſe Weltbürgerlichkeit, wir möchten ſie die enthu¬ ſiaſtiſch-ſchwärmende nennen, war in der That beſten Falls doch nur ein windiges Theaterpathos. Sie vergaß ganz, daß alle Naturkräfte, wie Licht und Wärme, mit der Entfernung ſtetig ab¬ nehmen; was Wunder, daß daſſelbe Geſetz ſich auch an der Seele erwies, daß jene Alleweltsſympathie von bloßer Expanſionskraft getrieben und keine natürlichen Grenzen mehr anerkennend ſich zu13 leerem Dunſt verflüchtigte und nirgends mehr einen geſundgedie¬ genen Kern beſaß, in dem ſie thatkräftig hätte fußen können.

Doch es wäre zu wenig, wollten wir nur ſtehen bleiben bei dieſer am Ende noch ziemlich harmloſen, halb komiſchen halb liebenswürdigen Ueberſchwänglichkeit. Auf einer ſchiefen Ebene geht es weiter, ehe man es ſich verſieht. Wie leicht wird aus der Ueber -, alſo Unnatur die Unwahrheit, eine mehr oder weniger bewußte Heuchelei! Das zeigt ſich auch hier: die Extreme berühren ſich, die Ueberſpannung wird zur Abſpannung und der hochklingende Sinn fürs Große entpuppt ſich gar vielfach als Deckmantel be¬ ſchränkter Selbſtſucht.

Zunächſt iſt es der träge Egoismus, welcher gerne die nächſt¬ liegenden Pflichten von ſich abwälzt, indem er ſich mit ſcheinbar Größerem, aber Fernerem und ſchon darum Leichterem entſchuldigt. Die hohe Weisheit unſerer Sprüchwörter, dieſer naturwüchſigen Moral, kennt in kleineren Kreiſen dieſes oder doch ein verwand¬ tes Uebel wohl, wenn ſie draſtiſch von manchen Menſchen als Ge¬ ſellſchaftsengeln und Hausteufeln redet. Oder wie Viele rennen in allerlei frommen wie profanen Vereinen herum und vernach¬ läſſigen über ſolchen vermeintlich guten Werken die unſchein¬ bareren, weil ſtillen Pflichten daheim, deren Erfüllung kein Extra¬ verdienſt verleiht. Daß dieß eine Modekrankheit gerade unſerer, zuweilen auch übermäßig auf Aſſoziation bedachten Zeit iſt, können uns ſelbſt Romane und Novellen als keineswegs gering¬ zuſchätzende Zeitſpiegel reichlich belehren. Insbeſondere dürfte es mit dem leichten Katholiſiren der weiblichen Natur zuſammen¬ hängen, deren normale Tugend eine mehr pflanzenartige und ſtill¬ verborgene iſt, daß namentlich die modernen Emanzipationsgelüſte außer dem pſychologiſch motivirten Reiz der Präſidentſchaft in ſolchen Vereinen ſich durch ſolche keineswegs immer nur löbliche und erſprießliche Sachen eine gewiſſe künſtliche Ueberver¬14 dienſtlichkeit beizulegen ſuchen. Vornehmlich die in jenen Kreiſen viel traktirte äußere Miſſion hat ſolange nur erſt ein zweifel¬ haftes oder doch ſehr beſchränktes Recht, als die innere noch nicht weiter gediehen iſt.

Ganz dem zur Seite zu ſtellen iſt im Großen gar häufig der prätenziöſe Kosmopolitismus. Mag der vorübergehende ſtudenti¬ ſche Frohſinn in heiterer Laune auch einmal ſingen: Ueberall bin ich zu Hauſe, Ueberall bin ich bekannt; Wo mir's gut geht, iſt mein Vaterland! das ſpätere und ernſte Leben ſtellt an¬ dere Forderungen. Beſonders kann es das nicht für zuläſſig er¬ klären, wenn die Unbefriedigung mit dem Eigenen und Nahen, ſtatt Hand zur allmähligen Beſſerung mitanzulegen, ſich mit dem wohl¬ feilen[Weltbürgertroſt] aus der Enge zieht und in dieſen Flittermantel gehüllt die Stürme der Zeit an ſich vorüberbrauſen läßt. Es liegt ja auf platter Hand, wie eben unſre deutſchen Geiſtesgrößen des vorigen Jahrhunderts in dieſer Weiſe nur aus der Noth der Gegenwart eine Tugend machten und in der idealen Flucht zum Welt - oder Menſchheitsganzen ſich zu tröſten ſuchten über die er¬ bärmliche Kleinlichkeit der reellen heimiſchen Zuſtände, die mit der Größe ihres eigenen Genius um ſo greller kontraſtirte. Wir füh¬ len uns von Ferne nicht berufen, deßhalb einen Stein auf die ſonſt ſo hellglänzenden Namen des eigenen Volks zu werfen oder altklugen Sinnes jene gewaltigen Heroën zu tadeln, denen wir ja trotzdem ſo unendlich Vieles und Großes auf den mannigfachſten Gebieten zu danken haben, ſoweit es ein deutſches Volk gibt. Nur ſoviel dürfen wir immerhin aus jenem geſchichtlichen Ver¬ ſtändniß lernend entnehmen, daß ſelbige Stimmung lange nicht die allein geiſteswürdige, modernklaſſiſche und auch für uns noch muſter¬ gültige ſei, da ſie ja nur als Ausfluß ungeſunder Zuſtände und de߬ halb peſſimiſtiſcher Verzweiflung an der Wirklichkeit ſich erweiſt.

Aehnlich, bloß mit viel ſchwächerer, wo nicht ganz mangeln¬15 der äußerer Berechtigung erklärt ſich die bekannte Erſcheinung, daß die krankhaft unzufriedene, eudämoniſtiſch-weichliche Modephi¬ loſophie unſerer Tage, welche ſich an den Vorgang des Frankfurter Einſiedlers knüpft, mit beſonderer Vorliebe aufs Weltganze reflek¬ tirt und dafür ihre kritiſch-ätzende Schärfe ſo gerne auch gegen die nationalen Errungenſchaften der Gegenwart richtet, um, Luſt oder Schmerz als einzige Angelpunkte des Lebens anerkennend, in pein¬ lichem[Abwägen] herauszurechnen, ob Gewinn oder nicht vielmehr auch hier Verluſt das Facit ſei. Die üble Laune richtet ſich ihrer pſychologiſchen Natur nach immer zuerſt und vornehmlich gegen das Nächſte und Eigene (mit Ausnahme freilich des lieben Ich!); ſo bleibt als poſitiveres Moment nur eine verſchwommene Sym¬ pathie mit dem Univerſum, oder verdüſtert auch dieſe ſich ſchlie߬ lich zu einem mitleidsvollen Weltſchmerz über ein abſtrakt all¬ gemeines » je ne sais quoi «.

In gleicher Art iſt es meiſt nur ſchwach verkappte Selbſt¬ ſucht, wenn der Kosmopolitismus als Haupthebel umtriebigen Parteiweſens von geiſtlicher oder weltlicher Art gebraucht wird, indem man die Mittel und Genoſſen zu dieſem Einen ausſchlie߬ lichen Zweck ohne alle andre Rückſicht ſucht, wo man ſie ir¬ gend in der Welt und dem Umkreis der Nationen findet. Sehen wir hier ab von dem eigenen inhaltlichen Werth ſolcher Tendenzen, die auf umfaſſende Propaganda auszugehen pflegen. Sie können ja möglicher Weiſe ganz recht und achtungswürdig ſein, nur müſ¬ ſen ſie es nicht; denn Quantität und Maſſe, Zahl und weite Ver¬ breitung imponirt uns ſchon nicht mehr, da wir wiſſen, wie auch des Unkrauts Brauch es iſt, in zahlloſen, überall ſich einniſtenden Exemplaren üppig zu wuchern. Nicht minder auf geiſtigem Gebiet waren die » testes veritis «, die Träger richtiger Einſicht von jeher in der Minderzahl und der Appell an das » suffrage universel « daher eine Entwürdigung der Vernunft , wie Leibniz ſeinen16 Gegnern aus dem Lager des engliſchen Empirismus treffend bemerkt.

Wenn wir hier nur auf das Formelle eines ſolchen möglichſt weit gedehnten Parteiweſens achten, ſo liegt offenbar die Ge¬ fahr bedenklich nahe, hiemit geradewegs in den Jeſuitis mus hin¬ einzugerathen, welcher die Mittel unbeſehen durch den Zweck hei¬ ligt. Wie Manches muß um der guten Parteidisciplin willen in den Kauf genommen werden, wogegen ſich die individuelle Ue¬ berzeugung ſträubt, oder auch gegen wie Vieles muß man pflicht¬ ſchuldigſt die Augen der Anerkennung verſchließen, bloß weil es juſt nicht in die Parteiſchablone paßt, während es Einem priva¬ tim ganz zuſagen würde. Je einſeitiger aber der Parteizweck iſt, um ſo weniger Spielraum bleibt für die Abweichung, um ſo här¬ ter wird erfahrungsmäßig die Tyrannei und das Joch für die perſönliche Freiheit. Und noch mehr! Die Bornirung auf ein einziges Ziel mit rückſichtsloſeſter Mißachtung aller anderen Inter¬ eſſen iſt für die kosmopolitiſche Faction unerläßlich; denn wie fände ſie bei reicherem Inhalt von mannigfaltigerer Art ſonſt ihre Geſinnungsgenoſſen in Nord und Süd, in Oſt und Weſt? Ueber¬ einſtimmung der ſonſt Verſchiedenſten trifft ſich nur in ſehr we¬ nigen, dürr und abſtrakt gehaltenen Punkten. Wie muß dann aber Dieß trotz ſcheinbarer Weltbürgerlichkeit Herz und Sinn aufs Engſte zuſammenziehen, wie muß die vielſeitiger angelegte Men¬ ſchennatur auf ſo magerer Waide verkümmern, ſtatt ſich harmo¬ niſch durchgebildet zu entfalten! Die Ausdehnung geſchieht auf Koſten des inneren Reichthums; die Partei wird zur Kaſte, und in deren Mitte thront allemal je das liebe Ich, das für den Deſpotismus des Syſtems doch auch ſeine perſönliche Entſchädigung haben will.

Es kann nicht anders ſein, als daß Geſchichts - und Lebens¬ betrachtung uns an dem vielgeprieſenen Kosmopolitismus über¬17 wiegend Hohlheit oder gar ſchnöde Unwahrheit aufweist. Denn wenn wir von der Sphäre der Erſcheinung hinabſteigen zur ent¬ ſcheidenden Quelle, in die Tiefe der Menſchenſeele, ſo ſehen wir bald, wie jene Einſeitigkeit deren Naturgeſetze ſchwer verletzt. Die Ueberbildung meint, es ſei die Richtung aufs Ganze und die aufs Einzelne, der univerſale und der partikulare Trieb, um welche Zweiheit es ſich hier handelt, nur anzuſehen als zwei Stufen des Vollkommenen und Unvollkommenen, von denen das Letztere na¬ türlich zu weichen hätte, wenn das Erſtere eintritt. Hierin aber liegt ein ſchwerer Irrthum, wie ſo oft, wo eine gewaltſam auf Auseinanderentwicklung bedachte Anſchauungsweiſe verſchiedene na¬ türliche Potenzen in ſolcher ſchulmäßigen Art rangiren will, um in der doch unendlich viel reicheren Natur Eine gerade Linie des dialektiſchen Fortſchritts von Unten nach Oben herauszubekommen. So repräſentiren in Wahrheit auch hier jene Triebe zwei gleich¬ geordnete, wenigſtens fortdauernd neben einander berechtigte Stre¬ bungen des Gemüths. Man könnte ſie den centrifugalen und cen¬ tripetalen Zug nennen (nur freilich nicht im Sinn des gegenwär¬ tigen deutſchen Reichstags!) und dürfte etwa mit einer geiſtvoll¬ kühn intuitiven Naturphiloſophie daran erinnern, wie ſchon im vorbildenden niederſten Sein der Materie ſich als Anziehung und Abſtoßung die gleiche Doppelheit der natürlichen Kraftrichtung ſpüren laſſe, in deren Gleichgewicht der Beſtand der körperlichen Gebilde beruhe. In unſerem Seelenleben jedenfalls kehren ſie über¬ all wieder und ſind mit ihrem gegenſeitigen Verhältniß für ſo Vieles (z. B. für das ſpekulative Verſtändniß des Guten und Bö¬ ſen) entſcheidend.

Nun verſucht es eben der Kosmopolitismus, die Eine Seite abzutödten, als wäre ſie ganz zu überwinden, weil ſie immerhin untergeordnet ſein ſoll. Ein ſolches Unterfangen aber kann als gewaltſame Meiſterung und Korrektion der Natur ſelbſt nur Ver¬III. 36. 218ſtümmelung, nur Pfuſcherei ergeben. Wie bei der hierin verwand¬ ten Asceſe einer überſchwänglichen Geiſtigkeit und ihrem Streben, durch erbarmungsloſes Ertödten der Sinne (als des vermeintlichen Sitzes und Quellpunkts für das Böſe) Heiligkeit zu produziren und künſtlich zu deſtilliren, wird das Ende vom Lied immer nur das alte längſtbekannte ſein, daß die Natur, gewaltſam ausgetrieben, bloß um ſo gewaltthätiger und krankhafter (Hallucinationen der Heili¬ gen !) zurückkehrt und ſich für ihre verſuchte Nichtanerkennung durch um ſo einſeitigeres und deſpotiſcheres Auftreten rächt. Warum ſollte alſo nicht auch da Worte, Worte, Worte! nichts helfen der herrliche Kosmopolitismus ganz überwiegend nach eben dieſen Geſetzen den Rückſchlag in ſchnöden Egoismus erleben?

Wahr und ächt iſt überall nur das Natürliche, zwar nicht ſchon das Rohe, wie es unmittelbar vorliegt, aber das durch den Geiſt treu Bewahrte und Verklärte. Für das Feld des menſch¬ lichen Zuſammenlebens ſtellt ſich nun die allein erſprießliche Kul¬ tur des Natürlichen dar als Sache betrachtet in der Form des Nationalſtaats ſtatt der Welt oder Menſchheit in blauer All¬ gemeinheit; als Geſinnung dazu angeſehen oder als Seele jenes Körpers iſt es eben der Patriotismus an der Stelle des zer¬ fahrenen Weltbürgerſinnes.

Der angemeſſenſte Ort oder Gegenſtand des Patriotismus iſt aus inneren Gründen der Nationalſtaat. Staat für ſich allein iſt eine zu abſtrakte und allgemeine Form, für die man ſich doch nur künſtlich erwärmen könnte. Dieß gilt jedenfalls von der über¬ wiegenden Mehrzahl der Bürger, deren Staatsſinn ſich bekannt¬ lich noch viel ſinnlich-individueller als perſönliche Anhänglichkeit an das Fürſtenhaus zu ſchematiſiren liebt. Nation für ſich allein aber wäre zu ſtoffmäßig und zerfloſſen, daher wenig greifbar. Am naturgemäßeſten gehören Beide zuſammen, wie es in der Haupt¬19 ſache die Entwicklung ſelbſt, ob auch zuweilen auf langen Irr - und Umwegen geordnet hat.

Gegenüber dem ſeltſamen, erſt aus ſpäteren Kulturzeiten ent¬ lehnten Wahn des » bellum omnium contra omnes «, des wilden Kriegs als Urſtands, hat die Natur ſchon durch die geſchlechtliche Differenz die urſprünglichſten Einheitsbande zwiſchen den, hienach bereits nicht mehr atomiſtiſch vereinzelten Individuen geknüpft. Die Familienkreiſe erweitern ſich zum patriarchaliſchen Zuſammen¬ leben, zur Horde; allmählig giebt man das nomadiſche überall und nirgends auf und wird ſeßhaft. Hieran ſchließt ſich wie dem Wort, ſo der Sache nach Sitte, Sittlichkeit und Geſetz (ἕζω, ἔϑος, ἦϑος νέμω, νόμος; Gewohnheit u. ſ. w.); da¬ her feierte Hellas einſt in den Thesmophorien die Götter, welche den Ackerbau gelehrt, zugleich als Gründer der Rechtsordnung. In ſolch ſtetigem Prozeß, der durch äußere Anſtöße immerhin beſchleunigt oder ſonſt modifizirt werden mag, wird das zuerſt nur Inſtinktive und ſich von ſelbſt Machende, Gewohnheitsmäßige und Traditionelle in das Licht des klaren Bewußtſeins und ver¬ nünftigen Wollens aufgenommen. Es erhält jetzt, zwar nicht erſt ſein Daſein in künſtlicher Macherei, wie der ſeltſame Mangel an wirk¬ lich geſchichtlichem Sinn im vorigen Jahrhundert ſo vielfach wähnte, wohl aber ſeine reinigende, Auswüchſe beſchneidende, Lücken ergän¬ zende Sanctionirung und greifbare Feſtſetzung als Niederſchlag des praktiſchen Geiſtes in einem phyſiſch und pſychiſch zuſammengehöri¬ gen Menſchenkomplex. Damit formt ſich die Volksmaſſe zur ge¬ gliederten Nation, zum Staat.

Nunmehr erhält der gemeinſame Boden eine höhere geweihte Bedeutung als Ort der gemeinſamen Geſchichte und ihrer Denkmäler. Dieß iſt das Vaterland ein ander Ding in der That, als wie Fichte es früher ſo geringſchätzig nur in den materiellen Maſſen von Erdſchollen, Flüſſen und Bergen ſah! Für das ſinnige, ge¬2*20ſchichtspietätsvolle Auge ſchweben ja um jene Stätten die Geiſter der Vergangenheit und laſſen uns das an ſich Bedeutungsloſe in einem neuen Lichte erſcheinen. Selbſt die zerfallenen Schlöſſer auf unſrem Kontinent, dem alten ſind nicht bloß dekorativer Schmuck für das äſthetiſche Auge, wenn ſie ſich z. B. ſpiegeln in den grünen Fluthen unſeres Rheins, ſondern Malzeichen unſerer wechſelvollen Vergangenheit, mit welcher ihre ſtumme Sprache, aus der doch klingt ein hoher Klang, uns ſympathiſch in Ver¬ bindung ſetzt und allerlei, über die Schranke der Jahrhunderte ſpringende Gedanken wach ruft, in denen man ſich ſo recht als Volksganzes zu fühlen lernt. Dazu kommt das identiſchmitlebende, im Verfluß der Zeiten ſich ſelbſt weiter webende Geiſterhand, die Mutterſprache, des Nationalgeiſts Grund-Symbol und Organ, darum die Hauptſcheide der Völker, die einzig wirklich natürliche Grenze.

Wohl giebt es durch den ſchwankenden Lauf der Geſchichte auch künſtliche Gebilde d. h. Staaten, die verſchiedene Nationali¬ täten umfaſſen, oder Nationen, die ſich nicht bloß fragmentariſch auf mehrere Staaten vertheilen. Aber auch in ſolchem Zuſam¬ menleben muß ſich durchaus eine Art von Nationalbewußtſein zwei¬ ten Grads bilden. Je kürzer oder dürftiger die verkittende Ge¬ ſchichte hier iſt, deſto energiſcher, ja beinahe ängſtlich klammert man ſich an das Wenige, was ſie bietet, und wäre es ſelbſt ein zweifelhafter Kern, vom Epheu reichſter Mythologie umrankt, oder reichte, den fremden Ereigniſſen der Gegenwart lange nicht mehr ebenbürtig, in eine graue Vergangenheit naiv einfacher Verhält¬ niſſe zurück. So lebhaft iſt der Geſchichtsdrang eines jeden ge¬ ſellſchaftlichen Organismus. Aber ohne mächtigen äußeren Zu¬ ſammenhalt, ſei es nun der gewölbbauartige Gegendruck der rings¬ umgebenden Nachbarn, oder die weſentliche Einheit ſtark ausge¬ bildeter materieller Intereſſen, iſt hier doch die Gefahr innerer21 Sonderbunds - und Seceſſionsgelüſte mehr oder weniger immer vorhanden. Deßhalb bleibt trotzdem ſtets das Geſündeſte, wo Staat und Nation ſich im Weſentlichen decken.

Das Gemeingefühl der Glieder in einem ſolchen Ganzen, der vom Gedanken ſtärker oder leichter verklärte natürliche und lebens¬ kräftige Inſtinkt der Zuſammengehörigkeit, oder die Pietät gegen Vaterland und Mutterſprache ſammt Allem, was ſie einſchließend repräſentiren das eben iſt Patriotismus. Auch ſeine Wiege ſteht daher, wie die von allem Guten, im häuslichen Kreis der Familie, im Hort des elterlich-geſchwiſterlichen Zuſammenlebens. Wie ſich dieſes einſt ſachlich zum Volksſtaat erweiterte, ſo dehnt ſich in mikrokosmiſcher Wiederholung bei geſunder Entwicklung die anhängliche Liebe, der treue Gehorſam vom häuslichen Heerde in immer weitere Kreiſe als ächter Bürgerſinn aus, um an ſeinem Platz im Leben zu üben, was er in jener Pflanzſchule gelernt hat.

In der That, eine Geſinnung von hohem ſittlichem Werth und Gehalt! Stellen wir friſchweg in erſte Linie, daß ſie eine ernſte Pflicht iſt. Denn wie gerne überſehen die Menſchen aller Zeiten dieß Moment des Moraliſchen, weil ſie nur ein Auge ha¬ ben für ihre trotzig reklamirten Rechte. Wie wenn Rechte in der Stellung des Endlichen zum Unendlichen oder ſogar des Einzelnen zu einem größeren Ganzen überhaupt anders einen Sinn und ſelbſt ein Recht hätten, denn als Baſis oder Ermöglichung der Pflicht, dieſes weit höher ſtehenden Faktors. Der ſchlaffe Eudämo¬ nismus, der wie ein nervenlähmender Föhn durch unſre Zeit geht, will freilich, und zwar nicht bloß als begehrlicher Sozialismus, da¬ von Nichts wiſſen; was Wunder, daß er ſich überall als gekränkte und verkürzte Unſchuld fühlt, daß er zum philoſophiſchen und praktiſchen Peſſimismus wird, der mit Gott und Welt hadert!

Aber freilich, wie alles Sittliche läßt ſich auch die patriotiſche Pflicht nicht beweiſen, ſondern nur darlegen und nachfühlen, ſchlie߬22 lich aber Jedermann zumuthen. Dieß ſchon als ſchuldige Dankbar¬ keit für das reiche Erbe, welches Geſchichte und Geſammtheit er¬ ziehend jedem Einzelnen als unverdiente Mitgift fürs Leben in den Schoos ſchütten. Erinnern wir in dieſer Hinſicht nur an die Geiſtes¬ ſchatzkammer der Sprache, die für uns dichtet und denkt, die dem Kinde in den paar erſten Lebensjahren ſchon wie eine gütige Fee eine Fülle gemünzter Weisheit in die Hand drückt, daß es ſie als Mann verſtehend genieße und mit dem Reichthum jenes objek¬ tiven Geiſts den ſubjektiven nähre. So gilt es, dankbaren Sinnes das hierin und ſonſt Empfangene nicht nur unverfälſcht zu bewahren, ſondern auch weiterbauend zu fördern und ſolidariſch Eins mit der Geſchichte es der Nachwelt mit Zinſen zu überliefern.

Es iſt intereſſant, wie ſich auch geſchichtlich an dieſem tiefſten moraliſchen Gedanken der Pflicht der deutſche Kosmopolitismus des vorigen Jahrhunderts zum Patriotismus aufgerafft hat. Wohl hat Schiller zuerſt als frohgemuther Sänger weltbürgerliche Weitherzigkeit geprieſen oder abſtraktſtürmiſche Weltverbeſſerungs¬ ideen gepredigt. Aber er war doch eine tiefethiſche Dichternatur, nicht angelegt zu äſthetiſchweicher Beſchaulichkeit; er ging na¬ mentlich durch die ernſte Schule der Kantiſchen Philoſophie und Sittenlehre; ſo ſah er mehr und mehr trotz allen treubewahrten Idealismus das Leben mit anderen Augen an. Seine Weltge¬ ſtalten verdichten ſich allmählig zu nationalen Gebilden, zu vater¬ ländiſchen Meiſterſtücken; denn es wächſt der Menſch mit ſeinem höhern Zweck. Und wie er an der Grenzſcheide des Jahrhun¬ derts nur dunkle ſchwere Wetterwolken über Europa geballt ſieht, da mahnt er dringend im Tell als ſeinem letzten Vermächtniß, ein Schirmdach vor dem Sturm zu ſuchen durch Anſchluß ans Vaterland und deſſen Wurzeln der Kraft.

Auch Fichte, dieſe grundgediegene Eichennatur, Iäßt ſich noch rechtzeitig aus den kosmopolitiſchen Schlummerträumen aufwecken23 durch den grellen Tag von Jena und ſich nicht, wie er zuerſt leicht¬ hin gemeint, als ſonnenverwandter Geiſt durch die Sonne von Auſterlitz geblendet anziehen. Für ihn lag allmählig nur noch der zu kräftiger Befehdung aufrufende Zauber der Antipathie in der dämoniſch-großen Geſtalt des kleinen Mannes, in welchem der Zeitgeiſt ſelbſt verkörpert zu Pferd zu ſitzen ſchien , wenn man ihn mit zwar genialen und für das Gewaltigſubſtantielle begeiſter¬ ten, aber noch zu jungen und durchs ernſte Leben noch nicht ge¬ feiten Augen anſah. Fichte dagegen, der Rouſſeau'ſche Radikaliſt und Kosmopolit, wird dem zerſtörenden Cäſar gegenüber zum feurigen Redner an die deutſche Nation , dem ſelbſt Davouſts Trommelwirbel durch Berlins Straßen die Mannesworte des be¬ ginnenden, vor dem Ausbruch dumpf grollenden nationalen Sturms nicht zu übertäuben vermochten.

Ueberhaupt, die patriotiſch-nationale Idee, in Deutſchland wenigſtens tief verſunken und verborgen geweſen, ſprang plötzlich wie Minerva aus dem Haupte Jupiters in voller Rüſtung als das Volk in Waffen von 1813 hervor, nachdem der Hephäſtus¬ hammer des Korſen die alten, mürbgewordenen Formen klirrend zerſchlagen; die Noth der Zeit war es, was die weichmüthigen Alleweltsgefühlsſeelen zu ſtarken patriotiſchen Karakteren unter Männern und Frauen umſchmiedete.

Durch dieſen gewaltigen äußeren Anſtoß kam aber nur zum Durchbruch, was ohne allen künſtlichen Zwang im Lauf und Ge¬ ſetz der vernünftigen Entwicklung ſelber lag. Das ſiebenzehnte Jahrhundert als Erbe des ſechszehnten war durchtobt geweſen vom mannigfachſten Kampf wiederſtreitender Parteien und Intereſſen auf weltlichem und geiſtlichem, auf materiellem und ideellem Ge¬ biet. Eine ſolche Zeit des » bellum omnium contra omnes «, wie ein wackerer Zeitgenoſſe ſie ſchmerzlich empfindet, trägt nothwendig die Signatur des kraſſen Egoismus. Im achtzehnten Jahrhun¬24 dert hatte man ſich im Weſentlichen arrangirt und vertragen gelernt; ſo konnte als Gegendruck jener gefühlsſatte Kosmopoli¬ tismus die herrſchende Stimmung werden, in welche auch die Deutſchen, nur ſie ohne wirklichen Grund, ſich verſenkten. Im neun¬ zehnten Jahrhundert endlich war es Zeit, die Vereinigung von Beiden, vorzunehmen. Eine Richtung durch die andere zu binden, im Nationalitätsgedanken und Patriotismus Einzelnes und Allge¬ meines zu verknüpfen. Daher eben die bewußt-ausdrückliche Macht, der ſtaatenumbildende Einfluß, welchen dieſe Idee in unſerem Zeit¬ alter gewonnen hat, nicht ein Fündlein einzelner kluger Köpfe oder ein Machwerk der ſchlauen Berechnung, ſondern ein Kind der Geſchichte ſelbſt, an deſſen Wiege Poros und Penia , wie Plato von der Geburt alles Großen ſagt, die Roth der Zeit und das dadurch aufgebotene Pflichtgefühl ſtanden.

Wie aber das Gute beim Licht betrachtet ſich doch immer ſelbſt belohnt, ſo iſt ein ſolcher pflichtmäßige Anſchluß zunächſt ans eigene Vaterland gleichzeitig die allererſprießlichſte und fruchtbringendſte Stellung.

In naturgemäßer, alſo innerlich wahrer und auch auf die Dauer möglicher Weiſe erweitert ſie die einzelne Seele des In¬ dividuums. Daſſelbe lernt in Blick und Intereſſe über das Schneckenhaus egoiſtiſcher Selbſtſucht, dieſen tiefſten Kern alles Böſen, ſich erheben. Es bereichert durch warme Sympathie mit einem noch menſchlich-umſpannbaren und verſtändnißnahen Ganzen ſein eigenes geiſtiges Leben, ſtatt in der dürren Oede des Iſolir¬ ſtandpunkts zu vertrocknen. In der Hingabe an ſeinen Staat und deſſen Geſetze, die ſchließlich auch ſeines höheren Willens innerſter Kern ſind, erwirbt es in größerem Maßſtab die edlen Tugenden der Hingebung und Treue, und wenn es ſein muß auch die menſch¬ liche Kardinaltugend der Opferwilligkeit bis in den Tod. Der nationale Krieg er iſt von jeher ein Hauptſcandalon des25 Elihu-Burrit'ſchen Kosmopolitismus, von dem man nicht recht weiß, ob er die Abneigung gegen jenen zur Wirkung oder Urſache habe. Gewiß, Schlachtfelder und ihre Trümmerſtätten dürfen wir nicht mit abſtrakt-idealen Augen betrachten; da kann das Urteil nur in Einem Sinn ausfallen. Wir müſſen vielmehr Leben und Menſchen nehmen, wie ſie ſind und allezeit bis zum Anbruch des ewigen Friedens bleiben werden, keine Engel, ſondern Menſchen mit allerlei Leidenſchaften, die in ihnen ſelbſt wider einander ſtreiten und dieß unvermeidlich zuweilen auch nach Außen ſpielen laſſen. Aber von dieſem feſten Standort der Beurteilung aus hat doch das vielverrufene Wort des männlichen Hegel auch eine wahre Seite, wenn er meint, derartige Gewitter im Völker¬ leben wirken nicht bloß zerſtörend, ſondern auch luftreinigend und nervenſtärkend; ſie fegen aus mit der dumpfen Schwüle einer nur ins Materielle verſunkenen Geſinnung; ſie laſſen jeden Einzelnen die Nichtigkeit und Vergänglichkeit der Güter erkennen, welche als endliche nicht das Recht auf unſer ganzes Herz haben; ſie reißen damit das Wurzelwerk aus, mit welchem er ſich in ruhigen und gemächlichen Tagen ſeiner höheren Beſtimmung zuwider an die Scholle partikulariſtiſcher Intereſſen verklammert. Und ſo könne oft ein Volk nur durch eine derartige Blut - und Feuertaufe vor dem geiſtigen Tod, dieſem größten Schaden, errettet werden; denn wer ſein Leben erhalten will, der wird es verlieren .

Freilich, Derartiges hat nur Sinn für Einen, der zuvor über¬ haupt menſchenwürdigen Sinn hat für den überwiegenden Werth des Idealen, wie es in jeder Lage und ſocialen Stellung ſeine Stätte haben kann und keineswegs bloß bei einer bevorzugten Spitze der Geſellſchaft. Treffend ſchildert der ſpätere Fichte den ideeloſen Gegenſatz dieſes perſönlichen, ſittlich erhebenden und ſtärkenden Patriotismus, wenn er die Staatsanſchauung der kosmo¬ politiſchen Mancheſterſeelen alſo darſtellt: Dem ordinären natür¬(165) 26lichen Menſchen iſt das rein empiriſche Leben die Hauptſache, letzter Zweck. Hierauf kommen die Mittel, es zu erhalten, es ſo angenehm und bequem als möglich zu machen, Hab und Gut, Gewerbfleiß und Handel. Dieſe Mittel des Lebens, Eigenthum genannt, wie ſie auch zuſammengebracht ſeien, gegen gewaltſamen Raub jeder Art zu ſchützen, dazu iſt der Staat als bloßes Mittel da, ſomit ſchon Mittel zweiten Grades, Ihn halten ſich die Eigen¬ thümer, wie der Herr ſich einen Bedienten hält. Der Staat iſt ſomit nur ein nothwendiges Uebel, das Geld koſtet. Hiebei iſt, dieſe Ideeloſigkeit beſonders zu karakteriſiren, den Beſitzenden durch¬ aus gleichgültig, wer ſie ſchützt, wenn ſie nur geſchützt werden. Das einzige Augenmerk dabei iſt: ſo wohlfeil als möglich! Der Krieg iſt dieſem Krämerſinn nur ein Streit zwiſchen zwei Herrſcher¬ familien über die Frage, welche von Beiden einen gewiſſen Diſtrikt vertheidigen ſolle. Sobald der Feind nicht der des Beſitzenden, ſondern der ſeines vorigen Herrn ſich ſeines Landes bemächtigt und die Söldner des Andern vertrieben hat, iſt Alles wieder in Ordnung und geht ſeinen alten Gang: die Habe iſt geſichert, die Geſchäfte gehen vor wie nach Herz, was willſt du mehr? Der wahren Anſicht beſteht das Höchſte, nemlich Selbſtändigkeit und Freiheit einer Nation darin, ihre Geſchichte, die ſie vereint, organiſch aus ſich ſelber fortzuentwickeln zu einem Reich nach ihrer beſtimmten volksthümlichen Idee oder Aufgabe. Darin durch fremde Gewalt geſtört, eingeimpft einem fremden Leben, wäre ein Volk getödtet, vernichtet, ausgeſtrichen. Da iſt aber ein eigent¬ licher Krieg, nicht der Herrſcherfamilien, ſondern des Volks; die allgemeine Freiheit und eines Jeden beſondre iſt bedroht; ohne ſie kann er gar nicht leben wollen, ohne ſich für einen Nichtswürdigen zu bekennen. Es iſt darum Jedem für ſeine Per¬ ſon und ohne Stellvertretung aufgegeben der Kampf auf Leben und Tod! 27So ſehr alſo Heer - und Kriegsdienſt fürs Vaterland ſtörend, unter Umſtänden zerſtörend in das unmittelbar ſinnliche Ergehen des Einzelnen eingreifen mögen, auch die kriegeriſche Begeiſterung als der zum Kampf aufgebotene Patriotismus gehört ſittlich und geiſtig betrachtet unter jene hochwichtigen Momente, in denen der Dienſt des größeren Ganzen die wahrhaft menſchenwürdige Er¬ weiterung und Erhebung des Individuums wirkt, alſo trotz aller äußeren Einbuße doch wahren Gewinn bringt.

Auch für das öffentliche Wirken in größerem Gebiet und Umfang, wer Neigung und Beruf dazu in ſich fühlt, liegt in der eigenen Nation ſo recht der archimediſche Punkt (δός μοι ποῦ στῶ), von dem aus die Welt in engeren oder weiteren Kreiſen bewegt werden mag. Wohl iſt es ein bekanntes Wort, daß der Prophet nichts gilt in ſeinem Vaterland . Ob aber dieß nicht doch nur von der näheren Umgebung in Raum und Zeit wahr iſt, welche aus allerlei Gründen über der augenfälligen Schaale eines Mannes den Kern leicht überſieht? Die rein empiriſche Betrachtung bleibt an der Erſcheinung hängen: Iſt er nicht des Zimmermanns Sohn? fragt ſie ſelbſt bei den größten Baumeiſtern der Weltgeſchichte. Kennen wir nicht ſeine Brüder und Schweſtern? Darin regt ſich ſchon der Neid, der ſich vor¬ nemlich aufs Nahe und äußerlich Gleichgeordnete wirft, während er bei dem Fernen oder Allzuhohen in ſeiner Vergleichung ver¬ ſtummt. Der atheniſche Oſtrazismus iſt darum ein tief-menſch¬ licher Karakterzug, der ſich bis heutigen Tags noch nicht verloren hat, ſondern hie und da in dem kleinlicht-neidiſchen Eliminiren und Hinausdrängen der Tüchtigſten aus dem engeren jeweiligen Kreis erweist. Aber eine mäßige Entfernung im Raum, ein nicht zu langer Verfluß der Zeit genügt, um dem beſſeren ideali¬ ſirenden Zug der Menſchennatur zum Sieg zu verhelfen, den ver¬ ſchönernden Duft des » olim meminisse juvabit « auf das zunächſt28 nicht Anerkannte zu werfen und große Männer als Wohlthäter und Zierden ihrer Nation erſcheinen zu laſſen, nachdem ſie durch ein kurzes Fegfeuer der Geſchichte hindurchgegangen ſind.

In dieſem weiteren Sinn oder bei ſolcher Geduld, die nicht vorzeitig Früchte ſucht, bleibt es doch vom Wirken unter dem eigenen Volke wahr, daß Gleiches ſtets von weſentlich Gleich¬ genaturtem am beſten erkannt und ſympathiſch-kongenial gewürdigt wird. Ein glänzendes Beiſpiel bietet hiefür Deutſchlands be¬ gabteſter Kopf, der univerſell gebildete Philoſoph Leibniz. In trübſter Zeit folgte er trotz glänzender Anerbietungen nicht dem Vorgang aller damals bedeutenderen deutſchen Gelehrten, ſich im Ausland die Stätte ſeiner Wirkſamkeit zu wählen. Allſeitig wie nur je Einer, ſelbſt ein » miroir de l'univers « wie ſeine Monade, blieb er doch dem heimiſchen Boden treu, den gerade in ſchlimm¬ ſter Zeit zu verlaſſen er für Deſertion und feige Fahnenflucht gehalten hätte, wie er ſie keiner Potenz im wohlgeordneten All zugeſtand. Und dieſe Treue, ſo ausſichtslos ſie ſchien, war nicht verſchwendet, keine verlorene Mühe, denn ihre Werke folgen ihnen nach . Sein Volk hat ihn verſtanden und durch die That gewürdigt. Jenes der Monade geſtellte Geſetz raſtloſer Aufklärung und nie ruhender geiſtiger Strebſamkeit zog immer weitere Kreiſe. Der Vater der deutſchen Aufklärung, des geiſtvollen deutſchen acht¬ zehnten Jahrhunderts darf ſeine unverdroſſene, patriotiſch-treue Ausſaat nicht bereuen, ſo dornig und ſteinigt das Ackerfeld auch zunächſt ſcheinen mochte!

Selbſt für die vielfach wünſchenswerthe Wirkſamkeit über die Grenze des eigenen Volks hinaus iſt ein feſter, karakter¬ voll ſelbſtbewußter Standort eben in deſſen Lebensboden das ge¬ radezu Erforderliche. Nicht dadurch imponirt man Anderen und veranlaßt ſie zu beachtender Aufmerkſamkeit; daß man ſich ihnen als Bedientenſeele an den Hals wegwirft und um den Preis29 ihrer nothdürftigen Anerkennung die Selbſtachtung dahingiebt. Schon die Vorbedingung weiterer Notiznahme, das Kennenlernen der Sprache eines andern Volks wird erfahrungsmäßig nur kräfti¬ gen Nationen gegenüber erfüllt, die auf ſich ſelbſt und dieſe ihre Sprache etwas halten; denn Niemand will ſich ja mit abgeſchätzter Münze weiter befaſſen! Und warum berichtet die Geſchichte nur von einer zeitweis (nicht nur in Deutſchland) herrſchenden Sucht, die Italiener, ſpäter aber ſo lange die Franzoſen nachzuäffen, warum anders, als weil dieſe romaniſchen Völker in ihrem von den Römern ererbten ſtarken Nationalbewußtſein nicht vergaßen, zunächſt und vor Allem Italiener oder Franzoſen zu ſein, ehe ſie ſich mit Weiterem befaßten. Dieß thun ſie bis heutigen Tags in ihrem Katholizismus, den nur die Deutſchen ſo gutmüthig oder blind ſind, ihrerſeits kosmopolitiſch zu betreiben, während der Italiener ſeit 300 Jahren in der ununterbrochenen Linie italieni¬ ſcher Päbſte ſich ſonnt und das Ganze als ideell wie reell werth¬ vollen Nationalnimbus wenigſtens im innerſten Herzen hegt. Wem ſollte es dort nicht ſchmeicheln, ſich in dieſer Art als das geborene heilige Volk , als das von Natur zur geiſtigen Herrſchaft der nordiſchgermaniſchen Barbaren berufene auserwählte Rüſtzeug Got¬ tes oder der Geſchichte zu betrachten, um auf dieſe Weiſe das alte » imperio regere orbem « fortzuſetzen! In welchem Sinn aber beſonders die modernen Franzoſen ultramontan ſind, das iſt ſattſam aus der Tagesgeſchichte bekannt, und es gehörte ein gut Theil rein alemanniſches Blut dazu, um einen bekannten Biſchof aus dem franzöſiſch-nationalen ins kosmopolitiſche Lager übertreten zu machen. Zu ſolchen in ſich ſtarken oder wenigſtens kräftig ſelbſtbewußten Potenzen gravitiren andere, in ſich haltloſere mit Nothwendigkeit hin. Wer alſo einen Weltberuf erfüllen zu müſſen glaubt, dürfte zuerſt ſein eigen Haus wohl beſtellen. Den kernhaften Blick auf dieß gerichtet, hat der wackere Dichter der30 geharniſchten Sonette ganz recht, wenn er den mit ihrem Stre¬ ben vorſchnell in die Weltweite Schweifenden warnend zuruft:

Möge Jeder ſtill beglückt
Seiner Freuden warten!
Wenn die Roſe ſelbſt ſich ſchmückt,
Schmückt ſie auch den Garten.

So erweiſt ſich ſchon hieraus, wie durch die im Patriotismus gegebene und von der Natur ſelbſt als pflichtmäßig gebotene Be¬ ſchränkung des univerſalen Triebs dieſer keineswegs nun, um¬ gekehrt als wie im Kosmopolitismus, ertödtet, ſondern nur ge¬ ordnet und abgeſtuft iſt. Vom Nahen zum Fernen, vom Eigenen zum Fremden, nicht ſprung -, ſondern ſchrittweiſe zum Ganzen! Das iſt jetzt die Loſung, nicht nur eine längſt in abstracto be¬ kannte pädagogiſche Regel der Schule Peſtalozzi's, mit der man erſt in neuerer Zeit wirklicheren Ernſt, z. B. für den geſchichtlichen und geographiſchen Unterricht macht, ſtatt immer nur in nebel¬ grauer Ferne herumzuſchweifen; nein, es iſt auch eine wohlzu¬ beachtende Mahnung für das größere politiſch-öffentliche Leben. Unter dieſer Bedingung aber ergiebt ſich gerade auch das moderne, geiſtigweitherzige Weltintereſſe als durchaus berechtigt, ja ſogar als eingeſchloſſen in der ächten Vaterlandsliebe.

Es iſt zweifellos, daß wir beim einzelnen Stamm beginnen müſſen, wo ſich anders eine Nation in ſolche gliedert. Auch der ſogenannte Lokal - oder Stammespatriotismus iſt an ſeinem Platz durchaus für normal und hochberechtigt zu erklären. Ein ſchlechter Vogel, der ſein eigen Neſt beſchmutzt ; wer im Kleinen nicht treu iſt, wird es nimmermehr im Großen ſein; wer ſeinen Stamm verachtet, angeblich weil er nur und allein Sinn für die ganze Nation habe, ſteht bei uns im dringenden Verdacht, denſelben Feh¬ ler zu begehen, welchen in größerem Maßſtab der Kosmopolitismus macht. Gewiß hat eine ſolche reichere Veräſtelung oder Artikulation31 für ein friſcheres und inhaltsvolleres Geſammtleben hohen Werth, gleichwie die Pädagogik im Kleinen wohl weiß, wie mißlich es iſt, Ein Kind allein aufzuziehen, wo ihm der geſunde Sporn des Wett¬ eifers, der Anregung und Abſchleifung durch andere Naturen abgeht.

Indeß liegt es doch auf der Hand, wie jene ſtärkere Gliede¬ rung nur in der organiſchen Zuſammenfaſſung der Stämme heil¬ ſam iſt. Der einzelne Stamm als ſolcher iſt ein viel zu beſchränktes Gebiet, um nicht mit größter Entſchiedenheit auf die ergänzenden Genoſſen neben ihm hinzuweiſen; das einzelne Glied, wo es unter¬ bunden, wo ihm der friſche Blutlauf ſeines Ganzen abgeſperrt wird, muß nothwendig kranken, verkommen und abſterben; das iſt Naturgeſetz und wird ſich darum zweifellos auch im ſocial¬ politiſchen Leben erweiſen. Kann man doch daſſelbe ſchon bei vielen Individualperſönlichkeiten bemerken, die ihr Stand oder Beruf vom ſonſtigen Bildungsleben iſolirt. Wenn auch nicht ge¬ rade unter Larven die einzige fühlende Bruſt , haben ſie doch oft Mühe, ſich dem ſchädigenden Einfluß des allein Gebildetſeins unter lauter Ungebildeten zu erwehren. Wie leicht ſetzt ſich bei dieſem Mangel an Gegendruck die Einbildung des allein Weiſe¬ ſeins, die rechthaberiſche, keinen Widerſpruch mehr vertragende Eigenliebe und Eitelkeit feſt. Unter ſolchen Umſtänden wäre das ſogenannte Verbauern noch das geringere Uebel, als dieſe Schä¬ digung, welche wir kurzweg als Bornirung bezeichnen müſſen. Ich weiß wohl, daß jeder Vergleich hinkt; aber doch mag jene Parallele ein Fingerzeig ſein, um uns auch für das weitere Stam¬ mesleben die geiſtige (deßgleichen wirthſchaftliche und kommerzielle) Gefahr allzu ſtark partikulariſtiſcher Abſchließung ohne Gegendruck und Wetzſtein durch Andere erkennen und meiden zu lehren.

Ein ſolches größere Ganze iſt nun die Nation, welche von der weiſen Natur meiſt in umfaſſenderem Maßſtab gruppirt er¬ ſcheint. Von der Natur ſelbſt ſage ich; denn die früher und32 neuerdings wieder beliebte Erklärung der Völkertypen und ihrer Unterſchiede lediglich aus äußeren Zufälligkeiten der Nahrung oder doch nur aus äußeren Mitbedingungen klimatiſcher und überhaupt geographiſcher Art ſcheint eben doch mit Hartnäckigkeit die Ober¬ fläche für den Kern zu halten. Woher kommt es denn, daß Kin¬ der derſelben Eltern, aufwachſend im gleichen Haus, unter der¬ ſelben Sonne, mit identiſcher materieller wie ideeller Nahrung dennoch ſich körperlich und geiſtig zu ſcharf ausgeprägten Indi¬ viduen differenziren? Faſt ſcheint es, als ob das Bildlungsgeſetz der Natur ein ziemlich anderes wäre, als das der naturwiſſen¬ ſchaftlichen Methode in der Geſchichtsbetrachtung .

So müſſen wir denn auch die Nationalitäten als derartige Individuen höheren Grads betrachten, welche je als telluriſche Kunſtwerke (wie Schleiermacher ſagt) aus der verborgenen Werk¬ ſtatt hervorgehen, um ſich ihre geographiſch-geſchichtlichen Verhält¬ niſſe entweder zu ſuchen und zu machen, oder ſich ihnen harmoniſch anzuſchmiegen, damit ſie die ihnen gewordene eigenartige Geſchichts¬ miſſion nach Kräften erfüllen. Aber eben als individuelle Aus¬ prägungen der allgemeinen Menſchennatur deuten nun doch auch ſie durch ihre natürlichen Schranken oder Mängel auf andere Volksindividualitäten zu ihrer nothwendigen Ergänzung hin. Ob¬ wohl der Abſtand der einzelnen Stämme weit geringer iſt, als der zwiſchen den verſchiedenen Nationen, dürfen wir trotzdem hier nicht ſtehen bleiben, als wäre dieſe Kluft irgend eine abſolute Scheidewand. Je beſſer es Einer mit ſeinem eigenen Volke meint, deſto weniger wird er entweder in chauviniſtiſchem Heißhunger nach Stoffüberfüllung mit fremdartigen Elementen trachten, die den eigenen Organismus nur ſchädigend beſchweren, oder aber in bornirter Weiſe durch eine chineſiſche Mauer ſeine eigene Nation von Licht und Luft der Anderen abgeſperrt ſehen wollen.

Auch im Kulturprozeß und unter den einzelnen, zu je einer33 Leiſtung berufenen Völkern herrſcht Arbeitstheilung; dieſe fordert wiederum Aſſoziation oder die Anknüpfung internationaler Beziehungen. Allein die Signatur des Natürlichen iſt das Maß; darum ergeben ſich auch jetzt gewiſſe Normen und Stufen. Manche Züge des geiſtigen Weſens und dem entſprechend gewiſſe Gebiete des menſchlichen Strebens tragen an ſich ſelbſt den Karakter einer überall ſo ziemlich identiſchen Allgemeinheit oder unterſchiedsloſen Gleichheit. Andere dagegen haben den Typus der individuellen Differenzirung; ſie treten daher ordentlicher Weiſe nur in ſtark nationaler Schattirung auf.

Als Beiſpiel für jenes mag vor Allem die kalttheoretiſche, leidenſchaftsloſe Wiſſenſchaft genannt werden. Bei ihr herrſcht der Univerſalismus vor, der zwar die nationalen Grenzen nicht verletzt, aber auch nicht weiter zu beachten hat. Hier iſt es ge¬ radezu lächerliche und ideeloſe Unwiſſenſchaftlichkeit, wenn chauvi¬ niſtiſche Empfindlichkeit dem freieſten Geiſtesverkehr Aller mit Allen gewaltſam Schlagbäume und Zollſchranken zu ſetzen ſucht oder die gewiſſermaßen unperſönliche, darum übernationale Wahr¬ heit deßwegen nicht annimmt, weil ſie zufällig auf fremdem Boden gewachſen, d. h. nicht geworden, ſondern erſtmals ins klare Be¬ wußtſein des Menſchengeiſtes getreten iſt. Die Wiſſenſchaft als ſolche iſt ein Lebenszweig ganz für ſich, man möchte ſagen über Raum und Zeit von Natur ſchon erhaben. Dieß gilt im vollſten Sinn namentlich von den rein objektiven Disciplinen, die mit dem Geſammtnamen Naturwiſſenſchaft (ſammt ihren techniſchen Ver¬ werthungen) bezeichnet werden mögen.

Wenn nationale Differenzen dennoch hereinſpielen (wie es ja bekannt iſt, daß manche Philoſophie auch die Wiſſenſchaft für ſpezifiſche Sache des Volksgeiſts erklärt, indem es ſich allerdings als Einſchränkung unſerer Klaſſifikation bemerkt in der Wirklichkeit nie um abſtrakt-ſcharfe Grenzen, ſondern nur um ein fließendes Mehr oder Weniger der Momentemiſchung handelnIII. 36. 334wird), ſo mag dieß einmal darin ſich beweiſen, daß hier mehr nationale Anlage für dieſen, dort mehr für jenen Wiſſenszweig ſich zeigt. Sodann wird allerdings die Volksthümlichkeit ſich ſtär¬ ker in den ſogenannten Geiſteswiſſenſchaften geltend machen, ſofern bei ihnen mit Nothwendigkeit und Recht mehr ſubjektive Zuthat hereinkommt. Die Geſchichte z. B. wird ohne alle ſtoffliche Fäl¬ ſchung oder Trübung im Spiegel des Einen Volksgeiſts ſich etwas anders reflektiren, als in dem des andern. Aehnlich wird es ſich mit den philoſophiſchen Syſtemen verhalten, deren Anfangsvertreter in der Neuzeit, Bako und Karteſius, ſogleich ächte Nationaltypen ſind. Trotzdem bleibt auch hier das hohe Wort von Leibniz zu Recht beſtehen, daß die Wahrheit » juris communis « ſei wie Licht und Luft. Nur darf freilich bei aller Hingebung an die Forſchung eine harmoniſch ganze Menſchennatur ſelbſt in der Wiſſenſchaft nicht total aufgehen; der Menſch, wie nicht minder der Staats¬ bürger will daneben ſeinen Platz!

In eigenthümlicher, ſozuſagen gefährlicher Mitte zwiſchen dem identiſch Allgemeinen und dem individuell Gefärbten alſo auch Nationalen ſteht die Religion. Dorthin ſtellt ſie ſich durch ihr ſchlechthin univerſales transcendentes Objekt oder Gott. Je reiner, d. h. abſoluter und darum einheitlicher dieß gefaßt wird, deſto größer pflegt die Expanſionskraft einer Religionsform zu ſein. Die Duldſamkeit der Heiden war darum doch nicht bloß Tugend, ſondern zum guten Theil auch Schwäche oder polytheiſtiſche In¬ differenz. Ihnen konnte Verſchiedenes gleich gelten, eben weil ſie der Sache gleichgültiger gegenüberſtanden. Auf die Seite der Partikularität dagegen gehört die Religion, ſofern und ſoweit ſie menſchliche Art der Auffaſſung oder endliche Form der Ausprägung jenes Gehalts iſt, ſei das nun Lehre oder Leben und Organiſation.

Wie ſchwer es hält, jene beiden Momente gleichmäßig zu würdigen, zeigt die Geſchichte zumal der höchſten und darum in¬ tenſivſten, im Guten wie im Böſen ſtärkſten Religionsform. Legt35 man, durch den Werth der Sache veranlaßt, allen Nachdruck auf die erſte Seite und ſetzt dieſe im ſinnlichen Hang der Menſchen¬ natur unmittelbar identiſch mit der zweiten, ſo gibt dieß den bekannten fanatiſchen Eroberungsruf eines ſozuſagen kirchlichen Chauvinismus: Gott will es! , womit ſo vielfach nur der liebe Eigenwille ſich verbrämt. Die eigene Ausprägungsform gilt um des (wenn es gut geht noch vorhandenen) Gehalts willen für die allein vollwichtige, für welche man rückſichtslos überall die An¬ erkennung fordert oder » in Dei gloriam « zu erzwingen ſucht. Was wollen ſolchem, in der Idee erhabenen Streben gegenüber Kleinigkeiten wie Nationalgrenzen heißen, als ob ſich nicht auch das Himmelszelt gleichmäßig über Alle ſpannte!

Oder aber hält man ſich wohl frei davon, das Sinnlich¬ ſichtbare für die mehr oder weniger angemeſſene Gegenwart des Unſichtbaren zu halten; allein nun wendet man ſich ſchwärmeriſch idealen und übergeiſtigen Sinnes ganz von der irrationalen oder böſen Erſcheinungswelt ab, um nur in jenen Höhen zu leben und zu weben. Auch für dieſen Sinn hat die Erde als Jammerthal wenig Bedeutung und Reiz mehr. Der Staat (und am Ende faſt auch die zeitliche Kirche) iſt ein nothwendiges Uebel lediglich um der Böſen willen; das Vaterland auf dieſer Welt (und die ecclesia visi¬ bis) iſt eine wenigſagende Durchgangsſtation zur wahren Heimath. Wenn dieſer Vorwurf unerachtet materialer muſtergültiger Loyali¬ tät (ſtatt moderner Loyolität ) bekanntlich ſchon die erſte Chriſten¬ gemeinde traf, ſo dürfen wir nicht vergeſſen, wie das verweſende heidniſche Alterthum ringsumher Vieles zu dieſem platoniſch-chriſt¬ lichen Idealismus, dieſer ascetiſchen Weltflucht (Phaedo!) beitrug.

Anders könnte ſich die Sache aber doch in der neuen chriſt¬ lichen Zeit ſtellen. Trotz all der bekannten unberechtigten wie be¬ rechtigten Vorwürfe ſind die Staaten wenigſtens ſachlich und in ihren Einrichtungen tief vom Chriſtenthum durchdrungen; der Titel Welt trifft ſie beim Licht betrachtet nicht viel mehr, als er auch3*36auf die verſchiedenen Kirchen paßt, ſoweit ſie eben gleichfalls zeit¬ lich-menſchliche Darſtellungsverſuche einer Idee ſind. In Anbe¬ tracht deſſen iſt es gewiß der Religion und Kirche wenigſtens recht wohl möglich, die Klippe eines antinationalen oder doch ſtaats¬ fremden Kosmopolitismus zu vermeiden. Gedenkend an das de¬ müthig-hohe Wort des Apoſtels Paulus: Wir tragen einen himm¬ liſchen Schatz in irdiſchen Gefäſſen , wird der nüchtern beſonnene Fromme bei aller Einſicht in die Nothwendigkeit der empiriſchen Formen (da Nichts in der Erſcheinungswelt ſchaal - und formlos exiſtirt) ſich doch von deren Ueberſchätzung frei halten und dadurch Herz und Blick offen bewahren auch für die Anerkennung anderer Organiſationen weltlicher wie kirchlicher Art. In gefundem Idea¬ lismus wird er den Staat nicht bloß als Rechts - oder Polizei¬ anſtalt, geſchweige denn als Centralorgan für Gewerbe und Han¬ del, ſondern vielmehr als gleichfalls göttlich verordneten Träger ſittlicher Kulturideen betrachten, mit welchem er und die Kirche ſich auf dem Mittelgebiet der Moral unlösbar berühren und ver¬ knüpfen. Der Gedanke, daß jedes Volk eine ihm eigenthümliche Miſſion in der Geſchichte habe, ſtatt ſich nur atomiſtiſch verloren herumzutreiben, wird ihm Anlaß werden können, auch die Natio¬ nalitätsidee sub specie aeternitatis anzuſehen, wie Spinoza redet, d. h. religiösethiſch zu weihen und zu verklären. Unter dieſem Geſichtspunkt ſind ſogar Nationalkirchen als das naturgemäßeſte und geſündeſte Gebilde ſelbſt innerhalb einer identiſchen Hauptre¬ ligion zu bezeichnen. Denn das, was eben die Kirche zur äußer¬ lich organiſirten Kirche im Unterſchied von der innerlichen Fröm¬ migkeit macht, iſt durchaus von äußeren, alſo namentlich auch volks¬ thümlichen Momenten mitbeſtimmt und ſoll auf dieſe wieder zu¬ rückwirken. Wenn aber ſchon die Nationen profan betrachtet ein¬ ander als freundliche Ergänzung fordern, ſo noch vielmehr die Nationalkirchen, um damit ihrem einheitlich univerſalen Objekt gerecht zu werden. Gewiß, ſtatt irrenden Sinnes die Brandfackel37 hochmüthiger Zwietracht zu ſchwingen, wäre es gerade für Kirche und Kirchen ein ſchöner Weltberuf, in ſolcher von Ueberſtürzung freien Weiſe und ausgehend vom eigenen Heerde weiterhin die milde Flamme der Humanität ſtille zu hüten und zu nähren.

Zu den Gebieten endlich, auf welchen ſich das national Eigen¬ thümliche mit beſonderem Nachdruck erweist oder doch zu erwei¬ ſen hat, gehören Sprache und Kunſt, Geſellſchafts - und Staatsordnung. Hier kann es ſich in der That nicht mehr, wie namentlich im Wiſſensprozeß, um ein mathematiſch ergänzen¬ des Miteinanderſtreben der Völker handeln, ſo daß die Leiſtung des Einen ohne alles Weitere zum andern übertragen und von dieſem angenommen werden möchte. Hier iſt eine abſtrakte Ni¬ vellirung thöricht und werthlos; ſtatt bloßen Imports handelt es ſich vielmehr jetzt um erfriſchende Anregung durch einander und um Aſſimilirung des Fremden ins eigene Fleiſch und Blut.

Wie doktrinär iſt nicht z. B. die zuweilen ſich regende Idee einer Alleweltsſprache auf der Trümmerſtätte der naturwüchſi¬ gen Volksmundarten (was freilich der Philoſoph und Sprachfor¬ ſcher Leibniz bei ſeiner beabſichtigten » lingua characteristica ge¬ neralis « von Ferne nicht im Sinn hatte). Es iſt wohl nicht zu viel geſagt, wenn man die geiſtige Dürre der Zeiten, welche das katholiſch-todte Latein als vermeintlich allein hoffähige Sprache übten, weſentlich mit auf dieſe nationalphilologiſche Unnatur zu¬ rückführt; darum gehörte es mit zu dem frohen Erwachen der Neuzeit, wenn wir deren Bahnbrecher (z. B. Bako, Hobbes, Leib¬ niz, vor allem Luther) theoretiſch und praktiſch namentlich auch dieſen Sprachzwang geſunden Sinnes brechen ſehen. Und ſo wird noch heutigen Tags der etwaige kleine Nachtheil leichter geiſti¬ ger Abgrenzung durch jenen Unterſchied jedenfalls für große Na¬ tionen weit überwogen durch die friſche Anregung, welche das Lernen fremder Sprachen (zu fortanigem rezeptivem Gebrauch) gewährt. Weſentlich in dieſer Bildungsſchule lernt ſich die geiſtes¬38 freie Löſung des Gedankens von dem zunächſt doch mehr zufälligen Laut und die klare Erwägung des Verhältniſſes von Wort und Sache (vgl. den engliſchen Sprachnominalismus); hier vor Allem geht namentlich auch erſt das rechte Verſtändniß, die würdigende Pietät für die eigene Sprache auf. Denn die grundverwerfliche, als papageimäßiges Gebahren einfach lächerlich zu nennende Sprach¬ mengerei, das Spicken des eigenen dürren Gedankens mit fetten fremden Brocken, das waarenmäßige Zurſchauſtellen aufgeſchnapp¬ ter moderner Sprachkenntniſſe iſt ja immer nur ein Beweis höchſt mittelmäßiger Bildung in dieſem und anderen Punkten. Ein An¬ deres iſt natürlich dem früher Bemerkten zufolge der ma߬ volle wiſſenſchaftliche Gebrauch derartiger Kunſtausdrücke beſon¬ ders aus todten und darum neutralen Sprachen.

Indem wir ſchon die Sprache gewiß mit vollem Recht als ein Kunſtwerk betrachten, gilt das Geſagte auch für das weitere Gebiet des Aeſthetiſchen. Wo es ſich weſentlich um die äußere Darſtellung von Gefühlen oder innerſten Stimmungen handelt, wird es hochnöthig ſein, daß jedes Volk aus ſeinem Eigenen her¬ aus arbeitet, ſonſt wird das Werk wohl meiſtens ein gemachtes , erkünſtelt, aber nicht kunſtvoll, ſondern ſeelenlos, wie Pygmalions Bildſäule. Hieher möchten wir auch die ſogenannte Mode rech¬ nen, obwohl der Platz für ſie beinahe zu ehrenvoll iſt. Nachah¬ mung liegt ihr im Blut oder gehört zu ihrem Begriff; aber Alles hat, zumal in Kleiderſachen, ſein Maß! Eine Weltmode ohne Rückſicht auf klimatiſche, ſoziale und andre jeweils verſchiedene Momente iſt ebenſo unäſthetiſch als unpraktiſch. Das weibliche Geſchlecht namentlich, das ſich ſo gerne in Extremen bewegt, zeigt auch hier als Gegendruck gegen ſeinen ſonſtigen naturgemäßen Sinn fürs Partikulare wiederum einen entſchieden falſchen kosmo¬ politiſchen Hang.

Doch das leitet uns, über die Geſellſchaft, zur viel wichtigeren Staatsordnung. Aecht im Geiſt des ungeſchichtlichweltbürger¬39 lichen vorigen Jahrhunderts lag es, ſeine üppig wuchernden Staats¬ unterſuchungen immer eigentlich nur über den Staat im Allge¬ meinen anzuſtellen und Alles nach Einer Schablone zuzuſchneiden. Als ob nicht gerade die Verfaſſung mehr als Andres Ausdruck des jeweiligen praktiſchen Volksgeiſtes wäre, in der Hauptſache im¬ mer ſo gut oder ſo ſchlecht, als die ſonſtige Bildungs - und Ent¬ wicklungsſtufe eines Volks auf dem Weg des Fortſchritts im Be¬ wußtſein der Freiheit . Das hat, trotz allen Streits innerlich ver¬ wandt mit der großen Philoſophie ihrer Zeit, die hiſtoriſche Rechts¬ ſchule zu Anfang unſerer Aera richtig betont und damit Front gemacht gegen das ſchulmäßig-experimentirende Uebertragen frem¬ der Staatsordnungen, ſtatt die Kleider auf den Leib anzumeſſen.

Auf allen dieſen Gebieten, wo der individuelle Volkskarakter das Vorrecht hat zum Ausdruck zu kommen, können wir alſo ſtatt internationaler Nivellirung nur belehrende Anregung und hierauf Aſſimilirung zugeſtehen. Dann aber iſt allerdings auch hier der geiſtesfreie Wechſelverkehr der Nationen vom größten Werth, um die Vollgeſundheit des Organismus Menſchheit darzuſtellen. Es ſei nur daran erinnert, wie im vorigen Jahrhundert, gleich dem Königs¬ ſohn im Märchen vom verzauberten Dornröschen, der Naturgenius des Engländers Shakſpeare unſre deutſche Muſe aus ihrem tiefen, todesähnlichen Schlaf erweckt hat. Nicht minder hat der durch polari¬ ſchen Gegenſatz eigenthümlich verwandte Geiſt unſerer angelſächſiſchen Vettern in David Hume den Philoſophen Kant aus ſeinem dogma¬ tiſchen Schlummer gerüttelt und zum größten Weltweiſen der Neu¬ zeit, zum Anfänger einer glänzenden Reihe von Nachfolgern gemacht.

Kehren wir zum Schluß noch einmal vom Allgemeinen zum Beſonderen zurück und greifen mitten, hinein ins farbige Leben.

Wir Deutſchen galten lange Zeit förmlich als das zum Kosmopolitismus geradezu prädeſtinirte Volk, das zum Pa¬ triotismus weder die Fähigkeit noch eigentlich das geſchichtliche Recht habe. Was jene Befähigung betrifft, ſo hätte freilich das40 Beiſpiel der anderen, zäh-national geſinnten Völker und Völkchen aus rein germaniſchem Blut die Voreiligkeit dieſes Schluſſes leh¬ ren und auf die fatale Geſchichte als Haupturſache dieſes unſeres Weſens hinweiſen können. Hinſichtlich des Rechts zum Patriotis¬ mus haben ſogar Stimmen aus unſerer eigenen Mitte in verzwei¬ felter Geſchichtsphiloſophie den kühnen Vergleich mit dem israë¬ litiſchen Volke gezogen, das ſeinen verwandten Hang zur Fremd¬ länderei (damals zugleich religiöſe Abgötterei) ſchließlich mit der Zerſtreuung unter alle Nationen büßte. Eine ähnliche Diaſpora zur Belebung der Weltkultur, die Rolle eines Geiſtesguanos wollte man, in minder feinem landwirthſchaftlichem Bilde, auch als unſre normale Miſſion bezeichnen. Vergeſſe man aber bei dieſem flachen Vergleiche nicht, daß auch Israël, was es Großes geleiſtet, nicht als zerſtreutes, ſondern als zuſammengehaltenes (im makkabäiſchen Heldenkampf beinahe kulminirendes) Volk für die Menſchheitsge¬ ſchichte gethan hat. Außerdem aber mußte doch wahrhaftig ſchon vor dem Jahre 1870 gegen ſolche jammerbare Selbſtwegwerfung unſerer Nationalität, gegen ein derartiges Molochsopfer an die Menſchheit, energiſch proteſtiren, wer irgend unter den Deutſchen noch Aeſthetik und Ehrgefühl beſaß.

Was am Ende, geographiſch und geiſtig, an jener deutſchen Univerſalität Wahres ſein dürfte dem Philoſophen Fichte hat es ſeinerzeit die intereſſante Brücke bei dem Wechſel ſeiner An¬ ſchauungen gebildet das mögen wir immerhin und gerne be¬ halten; jetzt, vom feſten erkämpften Boden aus haben wir erſt eigentlich ein Recht dazu. Denn in der That, um ein Wort des größten deutſchen Mannes der Gegenwart leicht anzuſtreifen: der Kosmopolitismus iſt zwar nicht gerade ein Luxus, aber doch nur ein hinzukommender Schmuck, den ſich erſt eine durch den Patriotismus ihrer Bürger ſtarkgefugte und wohlbewehrte Nation erlauben darf.

Druck von J. Dräger's Buchdruckerei (C. Feicht) in Berlin.

About this transcription

TextKosmopolitismus und Patriotismus
Author Edmund Pfleiderer
Extent52 images; 10318 tokens; 3823 types; 78308 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationKosmopolitismus und Patriotismus Edmund Pfleiderer. . 40 S. HabelBerlin1874.

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