PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I]
DEUTSCHE GRAMMATIK.
ZWEITER THEIL.
GÖTTINGEN BEI DIETERICH1826.
[II][III]

HERRN HOFRATH UND BIBLIOTHECAR BENECKE IN GÖTTINGEN GEWIDMET.

[IV][V]

VORREDE.

Der zweite theil meines werks liefert nur drei, freilich aber die wichtigſten capitel des dritten buchs, ſo daß alles, was noch davon übrig iſt, und die ganze ſyntax, für die folge aufgehoben bleiben. Ich war an - fangs entſchloßen, die geſamte wortbildungslehre in einen band zu faßen, daher man auch die beiden erſten capitel gedrängter und enthaltſamer abgehandelt finden wird; ſo - bald ich die unmöglichkeit einſah, jenen vorſatz auszu - führen, fieng ich an, mich mehr gehen zu laßen, die zuſammenſetzungen ſind darum weitläuftiger, oder wenn man will, vollſtändiger bearbeitet worden, als ſonſt hätte geſchehen können. Allein ſelbſt ohne dieſes zufällige ver - hältnis würde in jedweder unterſuchung der deutſchen wortbildungen die derivation beträchtlich geringeren raum einnehmen, als die compoſition, wofür ſprache und ſprach - geſchichte den reichſten ſtoff darbietet. Es iſt bei der letztern auch leichter grund zu ſpüren, als bei dem dun - keln, oft nur in einzelnen, ſparſamen erſcheinungen vor - blickenden geſetz, das die ableitungen regiert. Das erſte capitel beſchäftigt ſich mit einem bisher unbeachteten gegenſtand und bedarf vor allen vielfältiger berichtigung und erweiterung. Wird das ganze buch jemahls einer umarbeitung, wozu es ſich beinahe verhalten möchte, wie zu der zweiten ausgabe des erſten theils die erſte, theil - haftig und iſt überhaupt der gedanke, daß die weſentliche form unſerer ſtarken conjugation alle anderen wortbildun - gen durchdringt, es werth, größer gezogen zu werden; ſo muß dieſe lehre, und was ſich alles aus ihr folgern läßt, ungleich reichhaltiger ausfallen. Das neueſte in den beiden andern capiteln dürfte mein verſuch ſein, manche dunkle wortbildungen aus dem wegfall des bildenden a und der davor ſtehenden ſpirans zu deuten, ſo wie die eintheilung der zuſammenſetzungen in eigentliche und uneigentliche.

Die deutſche grammatik befindet ſich jetzt in einem, vor kurzem noch ungeahnten, zuſtande der aufregung, wozu zwei an ſich völlig verſchiedene urſachen mit - wirken.

Nachdem das ſtudium der orientaliſchen ſprachen, ſo lehrreich und lohnend es an ſich ſelbſt ſein mag, in un - mittelbarer beziehung auf die europäiſchen immer un - fruchtbar geblieben war, iſt nunmehr endlich die reiheVIVorrede. an das ſanſkrit gekommen, deſſen unleugbarer, naher zu - ſammenhang mit den letzteren ein weites feld eröffnet. Sein hohes alterthum, ſeine faſt alles übertreffende form - vollkommenheit, ſetzen in den ſtand, ja nöthigen, von dem engeren geſichtspunct abzuweichen, auf welchen uns die gewohnheit der griechiſchen oder lateiniſchen oder die noch größere beſchränkung der einheimiſchen lan - desſprachen gebannt hatte. Alle vergleichungen erhalten nun erſt ihren feſten hinterhalt und es ſcheint bald ein regulativ gewonnen werden zu müßen, nach welchem die verwandtſchaft zwiſchen dem deutſchen, lettiſchen, ſlaviſchen, griechiſchen, lateiniſchen und celtiſchen*)für dieſen beinahe ausgeſtorbnen ſtamm findet ſich das wenigſte vorgearbeitet, obgleich die gehaltvollen denkmähler der cymriſchen (walliſiſchen) und noch mehr die älteren der iriſchen ſprache zum ſtudium derſelben treiben ſollten. In England und ſelbſt in Italien und Deutſchland liegen althiber - niſche werke und gloſſen ungedruckt. Es wäre ſchon verdienſt - lich, die in würzburger (münchner?) ſangaller und mailänder handſchriften des achten und neunten jahrh. zerſtreuten bruch - ſtücke herauszugeben und grammatiſch zu erläutern, vgl. Eccard ſr. or. 1, 452. 453. 847-853. und Am. Peyron Ciceronis orationum ſragm. inedita Stuttg. 1824. p. 188-191. ſprachſtamm, anders als es bisher zu thun möglich war, auszuführen iſt. Wenn aber dadurch ſelbſt die übliche behandlungsart der griechiſchen und lateiniſchen gramma - tik, in denen zumahl die wortbildungslehre ungebührlich verabſäumt worden war, einen ſtoß, vielleicht eine um - wälzung erhalten muß; ſo iſt vorauszuſehen, daß die heil - ſamen wirkungen dieſer erſchütterung am wenigſten für die deutſche ſprache ausbleiben können.

Ich bezweifle nicht, daß die erſcheinungen unſeres lauts und ablauts mit der indiſchen vocalveränderung durch guna und vriddhi (Bopp lehrgeb. §. 33.) zuſam - menhängen. Keine der übrigen genannten ſprachen be - rührt ſich hierin ſo nahe mit dem ſanſkrit. Was ich darüber muthmaße iſt aber eigentlich für die flexionslehre zu erörtern und ich behalte mir vor, den gegenſtand erſt noch reiflicher zu prüfen.

Gleich dem deutſchen erkennt das ſanſkrit einſilbig - keit der wurzeln an. Hält man die von Bopp §. 107. aufgeſtellten wurzelclaſſen zu meinen ſ. 1-5, ſ. 388. 389. gefundenen ſätzen, ſo gehen dieſe darin weiter, als die indiſche grammatik, daß ich wurzeln aus bloßem vocal, wie ſanſkr. i (gehen) î (wünſchen) im deutſchen leugneVIIVorrede. und weggefallene conſonanten dabei annehme, ſo wie daß ich in wörtern, mit zwei conſonanten nach dem vocal, bemüht geweſen bin, den letzten derſelben einem ablei - tenden princip zuzuweiſen, während Bopp auch zuſam - mengeſetzte, zur einheit verbundne conſonanten als wur - zelhaft zuläßt. Freilich ſind ſolche wörter im deutſchen ſogar des ablauts fähig und es ſcheint, wie dem wurzel - vocal zwei conſonanten vorhergehen dürfen, daß ihm auch zwei ſollten folgen können. Umgedreht macht ſich zuweilen der vordere der beiden anlautenden conſonanten verdächtig, aus einer zuſammenſetzung herzurühren (ſ. 406. 700. 701.). Daß die frühere ſprache ihre wurzeln be - kleide (ſ. 3.), während ſie die ſpätere häufig nackt auf - ſtellt, beſtätigt gleichfalls das ſanſkrit (Bopp §. 106.), das bloß in einigen abſtracten ſubſtantiven und im zweiten theil von zuſammenſetzungen, wie die lat. frugi-fer, ar - mi-ger (welche ich ſ. 4. in der anmerkung hätte anfüh - ren ſollen) reine wurzelſilben verwendet.

Schon band 1. ſ. 594. iſt gehörig hervorgehoben wor - den daß es im ſanſkrit nur drei kurze vocale gibt*)vgl. für das aethiopiſche, arabiſche und ſyriſche: Hupfeld exercitationes aethiopicae, Lipſ. 1825. p. 8.; im deutſchen muſte die unurſprünglichkeit des e und o hiſto - riſch erkannt werden, im ſanſkrit lehrt ſie der augen - ſchein, weil ſelbſt buchſtaben dafür mangeln. Und wenn unter den langen vocalen außer dem â, î, û auch ein ê, ô erſcheinen, beweiſen die ſchriftzüge unwiderſprechlich den zuſammenhang der letztern mit den diphthongen ai und au. In der ausſprache ſollen zwar e und o vorhan - den ſein; es wird angenommen (Bopp §. 10.), daß a im anlaut rein bleibe, im inlaut aber wie o und im auslaut wie e klinge. Hierin ſehe ich nichts, als verderbnis, die wahrſcheinlich den heutigen indiſchen landesſprachen ge - mäß iſt, keineswegs für die echte und alte ausſprache des ſanſkrit entſcheidet, denn wer wollte z. b. amala (flecken - los) amole leſen? Der anlaut ſichert in allen ſprachen vocale und conſonanten am meiſten und gewiſſe modifi - cationen (z. b. das ahd. Ʒ, altn. ð) gelten bloß für die mitte oder das ende der wörter. Wären o und e orga - niſche laute, ſo würden ſie nicht nur im ſanſkrit geſchrie - ben, ſondern auch im anfang der wörter ausgeſprochen werden, wie nicht geſchieht. Mit gutem fug ſcheine ich mir daher in der deutſchen derivation nur die drei vo -VIIIVorrede. cale a, i, u als ableitende angenommen zu haben. Unter ihnen iſt a gleichſam der vornehmſte und edelſte. Er dul - det keine entſtellung*)von den umlauten des a in e und ö (durch i und u) iſt hier gar nicht die rede., wie i in ë, u in o, ſondern er haftet oder tritt ganz ab. Keine unter allen deutſchen mund - arten hat das ableitende a länger bewahrt, als die hoch - deutſche, ſchon in den älteſten denkmählern wird es aber wechſelnd bald geſchrieben, bald ausgelaßen, wahrſchein - lich immer ausgeſprochen, während i und u, wo ſie ge - ſprochen werden ſollen, nothwendig geſchrieben ſein müßen. Im ſanſkrit wird in - und auslautendes i, u ge - ſchrieben, in - und auslautendes a nie geſchrieben, wohl aber nach jedem conſonauten ausgeſprochen (Bopp §. 2.). Ohne zweifel iſt auch a der wahrhafte, organiſche com - poſitionsvocal.

Seite 966. iſt der indiſchen zuſammenſetzung keine er - wähnung gethan worden, in der abſicht hier noch eini - ges davon zu ſagen. Merkmahl einer wahrhaften zuſam - menfügung zu untheilbarer einheit, erkennen die gram - matiker an, ſei, daß ein declinables wort, ohne irgend ein zeichen der biegung, einem andern vorgeſetzt werde (Schlegel ind. bibl. 1, 328.). Dies ſtimmt genau zu der von mir vorgetragnen erklärung der eigentlichen, jede flexion ausſchließenden zuſammenſetzung. Allein ſie re - den dabei von gar keinem bindevocal, ſondern behaupten anfügung des erſten worts in ſeiner nackten, oder ſoge - nannten grundform (Bopp §. 115.) an das zweite. Da aber dieſe grundform in ſehr vielen fällen auf a ausgeht, ſo erſcheint der größte theil der ſanſkritiſchen zuſammen - ſetzungen (z. b. hima-pânduras, ſchneeweiß; chitra-kêtus buntfahnig; râja-puttrâs königsſöhne; pîna-ſrôni voll - hüftig) mit einem der wurzel des erſten glieds hinzuge - fügten a und es bleibt, wenn man die übrigen ſprachen und das ſanſkrit in einſtimmung ſetzen will, zwiſchen zwei annahmen die wahl. Entweder iſt auch das goth. und ahd. a, das griech. und ſlav. o, das lat. i kein die compoſition anzeigender vocal, ſondern einer grundform angehörig oder die anſicht von der indiſchen grundform muß modificiert und ebenwohl im ſanſkritiſchen a ein compoſitionsvocal erkannt werden. Keine dieſer voraus - ſetzungen ſcheint mir ohne erhebliche ſchwierigkeit; bei der erſten meine ich die meiſten zu erblicken. Die ana - logie der ſanſkr. griech. und deutſchen compoſitionsvo -IXVorrede. cale würde noch deutlicher hervortreten, wenn man auch bei erſterem abſorptionen durch bildende u oder i und den vocaliſchen anlaut des zweiten glieds annähme. Ue - brigens bemerke ich, daß meines wißens alle indi - ſchen zuſammenſetzungen nominal ſind und keine verba im erſten glied weder eigentlich, noch nach griechiſcher weiſe uneigentlich (mit einfließender flexion) vorkommen. Partikelcompoſita ſind überaus häufig, vgl. die von Bopp §. 111-114. aufgezählten praefixa.

Ich vermag mich keiner ſelbſterworbenen, tiefer ein - gehenden kenntnis der ſanſkritgrammatik zu rühmen; es genügt mir die trefflichen arbeiten der forſcher in die - ſem fach für allgemeine oder auffallende einzelne verglei - chungen zu nutzen, welche man als beſcheidene, unwe - ſentliche zugaben zu meiner arbeit betrachte. Die deut - ſche ſprache nimmt bis jetzt noch meine angeſtrengten kräfte ſo ſehr in anſpruch, daß ich nur hin und wieder den blick über ihre grenze zu werfen wagen darf. Das angelegenſte und liebſte iſt mir immer, mich innerhalb dieſer ſchranke auszubilden, was ich darin finde und ent - decke, fühle ich auch, wird einen dauerhafteren werth ha - ben, als wenn ich bemüht wäre, vor der zeit die betrach - tung unſerer einheimiſchen quellen abzuſchließen und all - gemeineren oder höheren ſätzen nachzuhängen. Wer zu ſolchen geſchickt iſt oder geſchickt werden wird, mag ſich deſſen, was meine unterſuchungen darbieten, mit deſto gefahrloſerer ſicherheit bedienen. Einen, der, ohne der indiſchen noch der deutſchen ſprachregel vollkommen mächtig zu ſein, dieſe aus jener meiſtert, neide ich nicht um ſeine dürren reſultate.

Die andere urſache der unſchlüßigkeit deutſcher gram - matik iſt das anhaltende oder bevorſtehende zuſtrömen bisher unbekannter quellen. Es gehört einiger muth da - zu, in unſerer zeit, wo man jahr aus jahr ein höchſt be - deutenden ergänzungen der gothiſchen bibel entgegen - harrt, an die aufführung eines gebäudes, das vor allem auf gothiſche ſprache gegründet werden muß, hand an zu legen, oder in ihm ein eignes geſach für die altſäch - ſiſche zu zimmern, wozu das völlige material ausbleibt. Wer hätte vor acht jahren gedacht, daß die herausgabe dieſer denkmähler heuer noch eben keinen ſchritt vor - gerückt ſein würde. Mit dem Ulphilas zaudern die Ita - liener, allen wünſchen und erbietungen ausweichend; es iſt doch ein kleiner ruhm, ſich die erſte ſchläfrige be - kanntmachung eines von barbariſchen Gothen herſtam -XVorrede. menden werkes vorzubehalten, gegen den edleren, es offen und frei den leuten hinter den alpen, die mehr daraus machen und mehr damit anzufangen wißen, zur unverzögerten ſorgfältigen benutzung zu überlaßen. Die evangelienharmonie in München ſieht der erlöſung aus ihren banden ſeit der regierung könig Ludwigs getroſter entgegen, eines fürſten, der ſich, wir hoffen es, auch einmahl vaterländiſcher ſprache und alterthümer anneh - men wird.

Statt dieſer nachtheiligen entbehrungen ſind mir uner - wartete begünſtigungen zugefloßen. Unter ihnen ſteht oben an Lachmanns beiſpielloſe gefälligkeit, der mir die reiche ausbeute ſeiner reiſe nach Sangallen, bevor er ſelbſt irgend einen gebrauch davon machte, mittheilte. Gegen den ſchluß des zweiten capitels, wie die anführungen lehren, fange ich an, mich dieſer neuen hilfsmittel, doch aber nicht aller auf einmahl, zu bedienen. Nächſtdem erwähne ich dankbar, daß mir herr doctor Maßmann alle gloſſen, die er auf ſeiner reiſe angetroffen, mit der größten ſorgfalt und bereitwilligkeit abgeſchrieben hat. Von den anſehnlichen, in den letzten monaten durch Graff zu Paris und Carlsruhe glücklich aufgefundnen bis - her völlig unbekannten althochdeutſchen gloſſenſammlun - gen, die ſich wahrſcheinlich über zwölftauſend wörter belaufen, habe ich leider erſt ganz kleine proben durch ſeine briefe kennen gelernt. Beneckes verwendungen zu Ox - ford ſind von dem erfolg geweſen, daß ſich des Junius alte handſchrift der hymnen, deren verluſt ich in der vorrede zum erſten theil beklagte und ſeitdem aus den anführungen zu Willeram näher ermaß, nebſt dem co - dex der gloſſen wiedergefunden hat. Abſchrift davon wird ſchon beſorgt und dann dieſes bedeutende denk - mahl durch eine baldige ausgabe geſichert werden.

Meinem vorigen theil iſt neulich nicht ohne grund mangel an belegen vorgeworfen worden; der gegenwär - tige wird in dieſer abſicht mehr leiſten, aber doch nicht genügen, ſondern viele beiſpiele ſind dem raum zu ge - fallen unbelegt geblieben. Die beiſpiele ſelbſt ſtreben nach einer gewiſſen vollſtändigkeit, nur verſteht es ſich, daß dieſe jetzt noch nicht erreicht werden kann. Ich hatte für das alt - und mittelhochdeutſche kein alphabetiſches wörterbuch zur hand und muſte mit mühe zuſammentra - gen; die unterſuchungen ſind zu mannigfaltig, als daß ich für jede im voraus ſammlungen angelegt und ausgefüllt haben könnte. Graff und Benecke werden faſt nur auf -XIVorrede. zuſchlagen brauchen, um zu ſehen, was mir abgeht. In - deſſen muß ſelbſt aus den gloſſarien, wenn ſie dereinſt er - ſchienen ſind, vieles in die grammatik eingetragen wer - den, für welche unentbehrlich iſt mit ſchnellem blick alles, was zuſammen gehört zu überſchauen, da es ſich in jenen der natur ihrer anordnung nach, doch wieder zer - ſtreut oder wenigſtens in andrer weiſe verſammelt. Ich habe darum auch ſelten auf Lye und Biörn verwieſen, lieber gleich aus ihnen, was mir nöthig ſchien, herbei - gehohlt. Hierauf beruht, mehr als man denken ſollte, die luſt und das vermögen der fortſetzung und ergänzung. Viele wohlentworfne arbeiten bleiben liegen, weil ſie ihr material zu weit aus einander halten und es ſich nicht genug verſinnlichen. Die äußere einrichtung hätte ich, hier wie im erſten band, durch weglaßen der vielen raumverderbenden und im ſatz hinderlichen ſtrichlein, wodurch die beginnende flexion, derivation und compo - ſition anſchaulich gemacht werden ſoll, offenbar geſördert. Sie ſind etwan in allgemeinen abhandlungen am rechten platz, die ſpecielle unterſuchung hebt jedesmahl hervor, worauf es ankommt, und bedarf keines ſolchen behelfs.

Der nachtrag wird denen läſtig ſein, die gleich alles fertig haben wollen, brauchbar den andern, die begreifen, warum an erſchöpfung nicht zu denken iſt. Uebrigens gründet er ſich keineswegs auf nochmahlige durcharbei - tung des ganzen ſeit nun fünfundzwanzig monaten bo - genweiſe für den druck niedergeſchriebenen buchs, ſon - dern auf zufällige wahrnehmung einzelner irrthümer. Niemand kann das auge an jede ſtelle hinrichten, noch alle anhöhen gewinnen, die den überblick verſchaffen. Vom ſtandpunct einer hiſtoriſch erörterten deutſchen me - trik aus werden ſich hoffentlich bald manche dunkelheiten der formlehre und wortbildung erhellen. Caſſel 25. jan. 1826.

Neue abkürzungen:

agſ. angelſächſiſch; ahd. althochdeutſch; Bert. Bertholds predigten; Bth. Notkers Boethius; Cap. Notkers Capella; carlsr. carlsruher gloſſen; emm. emmeraner gloſſen, vgl. ſ. 818; elw. elwanger gloſſen; francof. frankfurter gloſ - ſen; ker. keroniſche gloſſen; Lampr. Lamprechts toch - ter Sion, cod. giſſ. ; mhd. mittelhochdeutſch; mnl. mittel - niederländiſch; nhd. neuhochdeutſch; par. pariſer gloſſen; pf. ch. pfaff chuonrât; Rab. Ravennaſchlacht; ſgall. ſan - galler gloſſen.

[1]

DRITTES BUCH. VON DER WORTBILDUNG.

Einleitung: wortbildung geſchieht entweder durch innere änderung oder durch äußere mehrung der wurzel. Innere wortbildung hebt die einfachheit des wortes nicht auf; ein wort, dem außen etwas hinzuwächſt, iſt kein einfaches mehr. Dieſer zuwachs, nachdem er aus einer anderen deutlichen wurzel beſteht, oder aus bloßen dun - kelen buchſtaben, heißt zuſammenſetzung oder ableitung. Zuſammenſetzung kann vornen oder hinten an der wur - zel eintreten, ableitung nur hinten. Von der ableitung unterſcheidet ſich die im vorigen buche verhandelte flexion, d. h. das einfachen ſowohl als abgeleiteten wör - tern zuſtändige allgemeine.

Jede wurzel gründet ſich auf vereinigung von con - ſonanten und vocalen, die conſonanz geſtaltet, der vocal beſtimmt und beleuchtet das wort. Durch weſentliche änderung ihrer conſonanz würde die wurzel zerſtört werden; unweſentliche conſonanzübergänge (zumahl nach der abſtufung verwandter lautreihen) dergleichen das erſte buch lehrt, ſind hiermit nicht gemeint, ſie afficieren die echte form des worts, ohne ſie aufzuheben, noch we - niger vermögen ſie das wort fortzubilden. Alle innere wortbildung kann demnach nur in dem vocaliſmus ge - ſucht werden. Wieder aber kommen hier umlaute und andere unweſentliche vocalwechſel in keinen betracht, ſondern innere wortbildung beruhet auf dem verhältniſſe des lauts und ablauts. Die formeln ſtarker conjugation gewähren uns nicht allein die vocalleiter, ſondern auch den conſonantenſtand aller deutſchen wurzeln.

Auf bloßem vocal beruhet keine; wo etwa langer vocal das ganze wort zu machen ſcheint, iſt er aus auf - gelöften oder abgefallenen conſonanten zu erklären, vgl. A2III. wortbildung. einleitung. alth. ei (ovum) mit altn. egg; altn. â (flumen) mit alth. aha. Der vocal darf die wurzel anheben, z. b. goth. ab-a (vir) and-i (finis), beſchließen nur in unablautba - ren partikeln, pronominal - und zahlwortsformen, wie: ni, bi, du, þu, ba, tva etc. nicht im eigentlichen ver - bum und nomen, d. h. höchſtens ſcheinbar, bei abgefal - lenen conſonanten, vgl. mhd. ſê, zwî mit goth. ſáivs, agſ. tvîg. Die conſonanz der wurzel kann einfach ſein, oder verbindung mehrerer. Der eine conſonant, den ſie geringſten falls hat, ſteht im nomen und verbum noth - wendig hinten, z. b. áuſ-ô (auris), weit häufiger wird der vocal von zwei conſonanten eingeſchloßen: mal-an (molere). Es dürfen aber auch zweie anheben, zweie ſchließen: blind (coecum); zweie anheben und einer ſchließen: trud-an (calcare); einer anheben und zwei ſchließen: bind-an (nectere). Dreie heben an: ſpráutô (ſubito) alth. ſtrît (pugna), ſchließen aber niemahls d. h. jeder auf den vocal folgende dritte conſ. gehört der ab - leitung, z. b. kunſt (ars) iſt nothwendig kun-ſ-t*)Einziger einwand gegen dieſen grundſatz kann aus den adj. përht (lueidus) zorht (ſplendidus) vorht (timens) herge - nommen werden; davon cap. 3. in der anmerkung über die verbal-adjectiva.. Mithin ſind fünf conſonanten das höchſte, was einer deut - ſchen wurzel gebührt, z. b. alth. ſtreng-i (fortis), ge - wöhnlich zählt ſie deren zwei, drei, vier, ſelten fünfe und einen.

Die reihen ſtarker conjugation ordnen ſich nach dem einfachen oder doppelten conſ., welcher die wurzel ſchließt; auf die anlautende conſonanz kommt nichts da - bei an. Auch die wortbildungslehre ſcheint der conſo - nantanlaut wenig anzugehen, weil die ableitung hinten, nicht vornen zufügt und anlaute insgemein dauerhafter, als auslaute ſind. Gleichwohl blicken hin und wieder in dem anlaut verdächtige, d. h. unurſprünglichkeit ver - rathende elemente durch, die eine tiefer greifende unter - ſuchung auszuſcheiden hätte; wer überſieht z. b. die ver - wandtſchaft zwiſchen dem goth. áuſô (auris) und háuljan (audire) alth. ôra, hôrjan? Ein ſo fuhlbares verhältnis weiß unſere ſprache nicht mehr nachzuweiſen**)Noch näher liegen ſich lat. auris und audire, directe ab - leitung ſcheint auch dabei unthunlich; vgl. litth. auſis (au - ris) mit klauſyti (audire) d. h. alth. hloſ[e]n. und3III. wortbildung. einleitung. die wurzeln áus -, háus - bleiben grammatiſch völlig ver - ſchiedene. Ebenſo beurtheile ich das goth. ôgan (terrere) agſ. brôga, alth. pruoko (terror), wir durfen beide for - men nicht miſchen, da wir das anlautende br - nicht mehr verſtehen. Den verſuch einige anlautende ſl -, ſm -, ſn -, fl - fr - zu zerlegen wage ich im dritten cap. bei der compoſition mit vorpartikeln; ſollte er auch ge - lingen, ſo deuten ſolche wörter auf eine frühere, der niederſetzung deutſcher ſprache vorausgegangene zeit und wir haben z. b. meltan und ſmëltan als zweierlei gram - matiſche wurzeln anzuerkennen. Oſſenkundige, geſchicht - lich nachweiſliche entſtellung oder zuſammenſetzung in neuern dialecten und gar volksmundarten wird hier nicht gemeint, z. b. das nhd. barmherzig, gnâde, glied, blei - ben, zackern (ſulcare) nêben (juxta) entſpringen aus und ſind zu zerlegen in armherzig, ge-lit, ge-nâde, be - lîben, zi-ahharen, en-ëben. Aber jenen dunkleren er - ſcheinungen mag wohl ähnliches unterliegen.

Zu ſolchen ſpuren älterer ſprachformation leiten uns noch deutlicher gewiſſe verhältniſſe des ablautes (cap. I. ſchlußb. 5.) und der ableitung (cap. II. ); ſie durfen weder verkannt, noch als den hiſtoriſchen organiſmus der ſpra - che aufhebend angeſehen werden. Sie ſind gleichſam vororganiſch.

Ich habe auch in den vorigen büchern einzelne buchſtaben - und flexionseinrichtungen über die zeit un - ſerer denkmähler und quellen hinaus gemuthmaßt. Auf dieſen vororganiſmus beziehe ich ferner folgende wahr - nehmung: der neuſte ſtand unſerer mundarten entblößt eine menge von wurzeln, d. h. er ſtellt ſie uns dar ohne flexions - und ableitungszeichen. Je höher wir aufſteigen, deſto häu - figer erſcheinen die wurzeln bedeckt. Die goth. ſprache zeigt nakte wurzel beim ſubſt. nur im acc. und voc. ſg. erſter und vierter männl. und vierter weibl., dann im nom. acc. voc. erſter neutraler decl. ; beim adj. nur zuweilen im acc. voc. neutr. erſter decl. ; beim verbum nur im II. ſg. imp. (analog dem voc. ) und I. III. ſg. praet. ind. ſtarker con - jugation; nie in allen den vielen übrigen fällen, wo z. b. im nhd. und neuengl. flexion und ableitung weggeworfen werden. Da nun ein goth. vaúrdata f. vaúrd, fiſkana f. fiſk, háiháitam f. háihait etc. 1, 808. 1043. vermuthet wurden, im lat. und griech. auch noch weniger baareA 24III. wortbildung. einleitung. wurzeln vorkommen*)Faſt nur im nom. ſubſt. dritter decl. ; die ausnahmsweiſen lat. imp. es, dic, duc, fac, fer, welche zum deutſchen ſtarken imp. ſtimmen, bezeichnen anhebendes verderbnis, frühere denkmähler haben auch noch: duce, dice, face, der pl. ducite etc. nicht ducte, wie ferte.; ſo ſcheint in der urſprache die wurzel niemahls bloß zu liegen. Dieſer ſatz muß be - hutſam machen, wenn davon die rede iſt, die bedeutung der wurzeln einer ſpäteren ſprache auszumitteln; z. b. die wurzel hand bedeutete ſchwerlich manus, weil hand f. hand-u, hand-us ſtehet und die verlorene ableitung-u und flexion - s den begriff jenes ſubſt. aus der wurzel beſtimmen. Das neuengl. fiſh entſpricht ſowohl dem goth. fiſk-s (piſcis) als fiſk-ôn (piſcari), wer könnte nun aus dem engl. den ſinn der wurzel ſchöpfen? Wirk - lich oder möglicherweiſe zerſtörte flexionen und ablei - tungen ſind darum immer mit in anſchlag zu bringen.

Die wurzelreiche älteſte ſprache erſreut ſich leben - diger namen und wörter, für deren nothwendige und geheime beziehungen ihr eine fülle von ablauten und flexionen zu gebote ſtehen. Die ſpätere, indem ſie wur - zeln aufgibt, ablaute fahren läßt, ſtrebt durch förderung der ableitungen und zuſammenſetzungen beweglichkeit und deutlichkeit des ganzen zu vervollkommnen. Man kann ſagen, daß die frühere leichtigkeit der form oft den gedanken erſchwert und neben glücklicher mannigfaltig - keit der benennungen einſeitigkeit kaum vermeidet. Um dieſer auszuweichen, um den gedanken überall zu löſen, pflegt die jüngere ſprache ſogar lieber zu umſchreiben, als ableitungen und bildungen beizubehalten, mit denen ſie nicht mehr ausreicht. Für die geſammte wortbil - dung hat zwar die analogie große gewalt und aus den grundſätzen fließen reichliche folgerungen ab; allein dem geiſtigen weſen der ſprache iſt es auch wieder angemeßen geweſen, daß ſich kein bildungstrieb vollſtändig nach allen ſeiten hin entfaltete, vielmehr jeder fand im zu - ſammenſtoß mit andern und nach beſonderheit der mund - arten ſeine eigenthümliche begünſtigung ſowohl als ſchranke.

Die einzelnen wortbildungen handle ich nach folgen - dem plane ab: cap. I. innere wortbildung; cap. II. ab - leitung; cap. III. zuſammenſetzung; cap. IV. V. bildung des pronomens und der partikeln (es iſt rathſam, dieſe5III. laut und ablaut im allgemeinen. zum theil verdunkelten und einer früheren ſprachnieder - ſetzung gehörigen wörter abzuſondern); cap. VI. lehre vom genus oder der motion; cap. VII. comparation; cap. VIII. diminution; cap. IX. negation.

ERSTES CAPITEL. VON DER BILDUNG DURCH LAUT UND ABLAUT.

Verba ſcheinen grundlage aller wörter. In der deutſchen ſprache tritt dieſer urſprung oft noch hand - greiflich vor augen, und daß der ablaut bis auf ihren grund und boden reicht, fließt ſchon aus einer einfachen beobachtung: ableitungen, zuſammenſetzungen nehmen zu, ja laßen ſich nach nüchterner analogie fortſetzen, d. h. auf dieſem wege neugeſchaffene formen würden, wenn auch mislungen und läſtig, doch an ſich ſelbſt verſtändlich ſein. Die echten ablaute hingegen neh - men ab, neuerfundene würden fehlſchlagen, weil ſie geradezu niemand verſtehn könnte. Verſuche man z. b. von laben, beben, ſiſchet die praeterita luob, bab, faſch und davon weiter ein luobe, luebeln, bâbe, feſchen zu leiten; gegen ſolche, äußerlich nach graben, gruob, gruobe, gruebeln, gâbe, liſchet, laſch, leſchen gebildete wörter lehnt ſich alles gefühl auf. Weil alſo die ſpätere ſprache keine macht mehr über die ablaute hat, weil ſie ſie nur verlieren, nicht erweitern kann, eben deshalb müßen ſie als ihr älteſtes princip betrachtet werden. Fehlende und verlorene darf man nur nach feinerer ana - logie der form und bedeutung aufſuchen, ſie klingen un - ſerm ohr ſchon wie fremde wörter.

Da die anlautende conſonanz unberückſichtigt bleibt, dem vocal der wurzel aber höchſtens zwei conſonanten folgen, ſo zerlegen ſich alle deutſchen wurzeln in zwei claſſen: 1) ſolche, wo ein conſonant und 2) ſolche wo zwei conſonanten auslauten. Die erſte zahlreichſte und mächtigſte claſſe umfaßt zugleich die ſcheinbar auf lan - gen vocal ausgehenden wurzeln mit abgeworfner con - ſonanz.

Unſere ſprache beſitzt nur drei kurze vocale (1, 571.) a, i, u; die verwandlung des i und u in und (alth. ë, o) bleibt für gegenwärtiges capitel gleichgültig. 6III. laut und ablaut im allgemeinen. Sie beſitzt ſodann ſieben lange (1, 578.): ê, ô, û, ái, áu, ei, iu*)Allgemeine lautverhältniſſe gebe ich am liebſten nach dem gothiſchen an.. In der erſten wurzelclaſſe wären daher nur folgende formeln möglich: al, am, an, ar; ap, ab, af, av; at, ad, , aſ; ak, ag, ah; ïl, ïm, ïn, aír; ïp, ïb, ïf, ïv; ït, ïd, ïþ, ïſ; ïk, ïg, aíh; ul, um, un, aúr; up, ub, uf, uv; ut, ud, , uſ; uk, ug, aúh; êl, êm, ên, êr; êp, êf, êb, êv; êt, êd, êþ, êſ; êk, êg, êh; ôl, ôm, ôn, ôr; ôp, ôb, ôf, ôv; ôt, ôd, ôþ, ôſ; ôk, ôg, ôh; ûl, ûm, ûn, ûr; ûp, ûb, ûf, ûv; ût, ûd, ûþ, ûſ; ûk, ûg, ûh; áil, áim, áin, áir; áip, áib, áiſ, áiv; áit, áid, áiþ, áiſ; áik, áig, áih; ául, áum, áun, áur; áup, aub, áuf, áuv; áut, áud, áuþ, áuſ; áuk, áug, áuh; eil, eim, ein, eir; eip, eib, eif, eiv; eit, eid, eiþ, eiſ; eik, eig, eih; ïul, ïum, ïun, ïur; ïup, ïub, ïuf, ïuv; ïut, ïud, ïuþ, ïuſ; ïuk, ïug, ïuh.

Die ablautenden conjugationen VII. VIII. IX. X. XI., wurzeln erſter claſſe enthaltend, gewähren nachſtehende formeln: (VII. ) al, ôl: an, ôn; ar, ôr; ap, ôp; ab, ôb; af, ôf; at, ôt; ad, ôd; , ôþ; ak, ôk; ag, ôg; ah, ôh; (VIII. ) eim, áim, ïm; ein, áin, ïn; eip, áip, ïp; eib, áib, ïb; eif, áif, ïf; eiv, áiv, ïv; eit, áit, ït; eid, áid, ïd: eiþ, áiþ, ïþ; eiſ, áiſ, ïſ; eik, áik, ïk; eig, áig, ïg; eih, áih, aíh; (IX. ) ïup, áup, up; ïub, áub, ub; ïuf, áuf, uf; ïuv, áuv, uv; ïut, áut, ut; ïud, áud, áuþ; ïuſ, áuſ, uſ; ïuk, áuk, uk; ïug, áug, ug; ïuh, áuh, aúh; (X.) ïp, ap, êp; ïb, ab, êb; ïf, af, êf; ït, at, êt; ïd, ad, êd; ïþ, , êþ; ïſ, aſ, êſ; ïk, ak, êk; ïg, ag, êg; aíh, ah, êh; (XI. ) ïl, al, êl, ul; ïm, am, êm, um; ïn, an, en, un; aír, ar, êr, aúr.

Beide verzeichniſſe mit einander verglichen fehlen in letzterem 1) alle fälle des langen û. 2) folgende ein - zelne: av, êv; ôm, ôv, ôſ; áil, áir; ául, áum. áun, áur; eil, eir; ïul, ïum, ïun, ïur. Hingegen ſind die kurzvocaliſchen mit a und i häufig zweimahl vorhanden, nämlich al, an, ar VII. und XI. ; ap, ab, af, at, ad, , ak, ag, ah VII. und X.; ïm, ïn, VIII. XI. ; ïp, ïb, ïf, ït, ïd, ïþ, ïs, ïk, ïg, aíh, VIII. und X. Die mit lan - gem vocal finden ſich durchaus nur einmahl.

Obgleich alſo die ablautende conjugation jene reihe der möglichen wurzeln nicht auserſchöplt, bleibt den -7III. laut und ablaut im allgemeinen. noch die einſtimmende zahl überwiegend und unabweiſlich. Unter jenen einzelnen formen kommen mehrere nur höchſt ſelten wirklich vor, andere waren früher im ab - laut vorhanden, wie nachher gezeigt werden ſoll. Auf - fallend iſt die abweſenheit des û in der ſtarken conjuga - tion (1, 838. nr. 8.) außer wo es ſich hin und wieder ſtatt des iu, am liebſten vor k, g, f, (1, 842. 860. 897. 918. 941. 999. vgl. 1036.) entwickelt. Muß man anneh - men, daß eine alte form des ablauts ausgeſtorben ſei, in welcher auch dem û ſeine ſtelle gebührte? oder daß gleich jenen ûk, ûg, ûf etc. alle û auf ein urſprüng - liches iu deuten? Erſteres bezweifle ich bei der uralten dauer und abgeſchloßenheit aller ablautenden conjugatio - nen, und letzteres hilft nur für einige wörter aus (vgl. ſkûr f. ſkiur nr. 522.)*)Der umlaut des û in iu, welcher gleich jedem umlaut, etwas ſpäteres, eine ſchwächung des vocalprincips iſt, be - zeugt zwar die verwandtſchaft beider laute, kann aber oſ - feubar nicht û aus dem iu erklären helfen.. Die meiſten ſcheinen einſam und außer berührung mit ablautsverwandten da zu ſte - hen. Es iſt gut, hier die wichtigſten dieſer wörter an - zuführen: [mhd. ] mûl (os) ſûl (columna) vûl (putris) gûl (aper) rûm (ſpatium) kûme (aegre) tûme (pollex) ſûmen (tardare) rûne (myſterium) brûn (fulvus) hiune (gigas,? urſus, altn. hûn catulus urſinus) ſchûr (imber) mûr (murus) ſûr (acer) hûbe (calantica) trûbe (nva) tûbe (co - lumba) ſtrûben (horrere) ſtûde (frutex) hût (cutis) brût (ſponſa) krût (herba) lût (ſonorus) trût (fidus) ûƷ (ex) ſtrûƷ (ſtruthio) grûƷ (arena) mûs (mus) lûs (pediculus) hûs (domus) tûſent (mille) ſûs (ſtridor) bûch (venter) ſtrûch (frutex) ſtûch (uter) rûch (hirſutus) brûchen (frui) ſtûche (manica) tûchen (mergi). Meiſtentheils uralte wör - ter von dunkelſter herkunft. Einigemahl ſchwanken û und ou, für tûbe findet ſich toube geſchrieben (1, 98.) was der form, kaum der bedeutung nach, zu toup (ſur - dus) toben (errare) hinführt [vgl. hernach ſtarke verba nr. 210.]; eher mag hûbe hoube ſein und dem agſ. heá - fola (tegmen capitis) alth. houpilo? verwandt. Am wahr - ſcheinlichſten iſt anzunehmen, daß das lange û aus älte - rem kurzen u (wie zuweilen î aus i) erwachſen und vielleicht noch ein goth. dubô, hus etc. ſtatt dûbô, hûs zu behaupten ſei, folglich die stämme dieſer wörter in die VIII. oder XI. conj. fallen.

8III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba.

Wurzeln zweiter claſſe (mit doppelter conſonanz) dulden nur kurzen vocal (a, i, u) vor ſich; die verbin - dung der conſonanten ſelbſt wäre auf mannigfalte weiſe möglich, allein die ſprache erkennt bloß folgende wur - zelhafte fälle an: 1) die geminationen Il, mm, nn, rr; pp, tt, kk. 2) die liquiden verbindungen lm, lp, lb, lf, lv, lt, ld, , ls, lk, lg, lh; mp, mb, mf, mſ; nt, nd, , nſ, nk, ng; rm, rn, rp, rb, rf, rt, rd, , rſ, rk, rg, rh. 3) außerdem noch: ft, fſ, zd, zg, ſp, ſt, ſk, ht, hſ. Dieſelben conſonanzen treten nun in der zwölf - ten conjugation vor, mit ausnahme von lm, rm, mb, mf, mſ, lſ, zd, zg, welche ſich auf doppelte art beſei - tigen laßen, theils können ſtarke verba ausgeſtorben, theils mögen einzelne ſolcher verbindungen deutlich aus ableitungsbuchſtaben nachzuweiſen ſein. Außer der zwölften ſtehet doppelte conſonanz nur ſehr ſelten in andern conjugationen, nämlich in VII. aſk und abſ in X. ëſk, ëſt, eht, ëhſ, welche darum auch allmählig aus X. in XII. entweichen; die formel aſk und ahſ kann ſich folglich in VII. und X. (XII. ) begegnen.

Iſt es durch die bisherige allgemeine unterſuchung wahrſcheinlich geworden, daß die wurzeln mit dem grundſatze des ablauts, dieſer mit der natur der wurzeln weſentlich in gemeinſchaft ſtehe; ſo muß das ganze ver - hältnis nunmehr im einzelnen bewieſen werden. Die erörterung zerfällt in drei abtheilungen, inſofern das ab - lautende verbum wirklich (ſei es in einer einzelnen deut - ſchen ſprache, ſei es in allen) vorhanden, oder das ver - lorne nur aus der wortbildung zu folgern iſt, oder end - lich die verwaiſte wurzel keinen ſichern ſchluß auf das verlorne verbum mehr geſtattet.

A. verbliebene ſtarke verba.

die nummern beziehen ſich auf das regiſter theil 1, 1023 - 1030; zugetrelene ableitungsbuchſtaben bleiben hier un - berückſichtigt. Umlaute und andere der ablautslehre gleichgültige vocalveränderungen werden für jede mund - art aus dem erſten buche vorausgeſetzt; die einzelnen ab - laute in jeder wortreihe ſcheide ich durch ein ſemicolon. Warum die 65 erſten nummern übergangen ſind, weiſt ſich in der ſechſten ſchlußanmerkung aus.

[al, ôl] nr. 66. altn. ala (nutrire, generare) goth. aljan (ſaginare) aljan (vigor) alth. ellan, altn. eljan (la - bor) alth. alt (vetus, d. i. adultus, vegetus). nr. 67. 9III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. altn. gala (canere) galdr (incantatio) alth. nahti-kala (luſcinia) kalſtar (incantamentum); altn. gœlur (cantio - nes) goth. gôljan (ſalutare, vgl. quetjan nr. 287.) nr. 68. altn. kala (frigere) kaldr, goth. kalds, alth. chalt (frigidus); alth. chuoli (ſubfrigidus) chuoljan (refrigerare) nr. 69. alth. malan (molere) altn. melja; muoltra (alveo - lus,? molae gl. monſ. 398. capiſterium gl. doc. 226a).

[an, ôn] nr. 71. alth. ſpanan (eigentlich lactare, dann wie von lac allicere, allectare, und ſuggerere, i. e. lac, mammam) alth. ſpanſt (ſuggeſtio) ſpenſtîc (allicibilis) nhd. geſpenſt (fallacia) alth. ſpenjan (ſollicitare) mhd. entſpe - nen (ablactare) altn. ſpeni (papilla); das alth. ſpunni, mhd. ſpunne (uber) unorg. übertritt in die form nr. 375.

[ar, ôr] nr. 73. goth. faran (ire) farjan (vehere) alth. verjo (nauta) vart (iter); vuorjan (ducere) vuora (cibus, ſumptus, zuſuhr) vnorôn (procurare, cibare) kivuori (commodum) altn. fœr (meabilis) vgl. nr. 269. ziohan, zuht. nr. 74. altn. ſverja (jurare) ſvar (reſponfum) alth. eidſuart (conjuratio); altn. ſœr (jurandus) ſœra (ad - jurare) nhd. ſchwûr (juramentum).

[ap, ôp] nr. 75. goth. ſkapan (formare) gaſkafts (creatio) altn. ſkap (indoles) ſkapt (haſtile) ſköp (fata und membra genitalia); agſ. ſcôp (poëta) alth. ſcuof (gl. doc. 233b) nr. 76. altſ. ſtapan (gradi) alth. ſtaph (greſſus) ſtaſal (gradus) ſtepfen (gradi) agſ. ſtäpe (veſtigium) nhd. fûß-ſtapfe; altſ. ſtuopo (veſtigium) nhd. ſtûfe (gradus) agſ. ſtêpel (turris).

[ab, ôb] nr. 77. goth. graban (fodere) alth. krap (ſe - pulcrum) altn. gröf (fovea); goth. grôba (fovea) altn. grôf (lacuna) alth. kruopa (fovea) kruopilôn (indagare) nr. 78. altn. ſkafa (ſcalpere) ſkafa (radula) alth. irſcaporôn (deradere) mhd. ſchabe (tinea); altn. ſcôf (cruſta) agſ. ſcôf (ſcops, ſcobs) nr. 80. altn. kefja (ſupprimere) kaf (ſubmerſio) kafna (fuffocari); kôf (ſuffocatio) nr. 81. goth. hafjan (tollere) andhafjan (reſpondere) mhd. anhe - ben (incipere) urhap (origo) altn. haf (elevatio und aequor, die ſich hebende, volle flut) vielleicht alth. ha - van (olla, vas cavum)? hevî (gravitas, ſoliditas) hevîc, altn. höfugr (gravis) alth. (N.) erhaven (ſolidus) nhd. erhâben (ſublimis, gewölbt); altn. hôfr alth. huof (un - gula equi, vom aufheben?) altn. hôf (modus) nhd. hûb, abhûb (res ſublata) hûbe, mhd. huobe (menſura terrae); fällt zu dieſer wurzel auch haban (habere, tenere, weil was man hebt man hält?) mhd. habe (opes und portus) 10III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. alth. hapuh (accipiter*)Von aceipere? wie ſlav. jaſtreb von jati (capere)?) goth. hafts, alth. haft, altn. haptr (vinctus) alth. haft, ſchwed. hafvande (praegnans, gra - vida). nr. 82. inſefjan (intelligere) altſ. ſebo (mens) altn. ſefi (animus) hierher vielleicht mhd. ſaf (ſuccus) nhd. ſaft.

[at, ôt] das verbum 2ter anom. môtan (capere. va - care) alth. muoƷan, muoƷa (vacuitas, licentia) goth. môtjan (obviam ire) vgl. kinâda und nâhjan nr. 544b; gleicher wurzel ſcheint mats (cibus) alth. maƷ, altn. matr**)Vgl. niutan (capere) nioƷan (veſci); vielleicht cibus mit ca - pere verwandt, b und p wechſelnd (Schneider 1, 225. 226.) alth. kimaƷo (conviva, ſocius).

[ad, ôd] nr. 83. altn. hlada (ſtruere, onerare) hladi (ſtrues) hlad (agger) hlada (horreum) mhd. lade (ciſta) agſ. hläd (onus) hläſt (onus navis, ladung) altn. hlaß (onus carpenti); hlôd (fulcrum) vielleicht hlôdyn (eddi - ſcher name der erde); da im agſ. hladan außer onerare auch haurire bedeutet, könnte das mhd. ledic (vacuus) durch exhauſtus erklärt werden. nr. 84. altn. vada (incedere, ruere) alth. watan; altn. ôdr (vehemens, ra - bidus) goth. vôds, agſ. vôd (rabies) alth. wuot, altn. œdi (furor) œda (furere) vgl. ôdinn, agſ. vôden, alth. wuo - tan (n. deaſtri), gehört auch das dunkle goth. veitvôdjan (teſtari, gleichſam ire in teſtimonium, procedere teſta - tum) dahin?

[, ôd] nr. 85. goth. fraþjan (ſapere) fraþi (mens) alth. vrad (ſtrenuus); goth. frôds (intelligens) altn. frôdr. agſ. frôd, alth. vruot, goth. frôdei (prudentia) alth. vruotî, altn. frœdi. nr. 86. goth. raþjan (ratiocinari) raþjô (ratio) alth. redja, reda (ratio und ſermo) redôn (loqui); goth. rôdjan (loqui)***)Schwierig ſcheint der wechſel zwiſchen þ und d in fraþjan, frôþ, frôþun und frôds, raþjan und rôdjan (desgleichen in ſtôþ, ſtôþun und ſtôdjan, nr. 72.), zweierlei wurzel zu vermuthen verbietet die nähe der bedeutungen. Und das alth. vrad neben vruot ſtimmt völlig zur goth. anomalie, wiewohl neben redja kein retja, reta, aber ruota. Wie wenn ablaut und ableitung noch nicht gehörig erkannten einfluß auf abſtufung des þ in d, des d in t ausübten? Ich vergleiche das agſ. ſëóðan, ſudon, ſnîðan, ſnidon, das alth. mîdan, mitun (1, 252. 408. 867.). Alſo theilweiſe, dem gange der ganzen ſprache vorauseilende lautſenkung, aber genau nach dem geſetz der verſchiebung (1, 584.) Nicht unanalog geht die abſtumpfung des ſ in r und die des h in g; vgl. ſchlußb. 10, α. altn. rœda (dicere) agſ. 11III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. rêdan (legere), kann das agſ. rôd (pertica, virga) alth. ruota (virga, faſcis) a colligendo dahin gehören? nr. 72. goth. ſtandan (ſtare) f. ſtaþan, praet. ſtôþ, ſtôþun; us - ſtaß (reſurrectio für us-ſtands) mhd. urſtende (reſur - rectio) nhd. ſtand (ſtatus); goth. anaſtôdjan (incipere; alth. giſtuont, incepit) vgl. nr. 545. nr. 87. goth. fkaþjan (nocere) altſ. ſcatho (noxius, hoſtis) alth. ſcado (damnum), ſollte ſich das alth. ſcanta, agſ. ſcande (dedecus) zu ſca - dan (nocere) wie ſtantan zu ſtuod verhalten?*)Die begriffe ſchade und ſchande (damnum und ignominia) reichen aneinander; das alth. hôno, altfrieſ. hâna bezeich - net den beſchädigten (gehöhnten)..

[ak, ôk) nr. 89. goth. ſakan (increpare) gaſakan (ar - guere) alth. ſahhan (cauſari) ſahha (cauſa, lis, grgumen - tum) widarſahho (adverſarius) ſecchja (lis) altn. ſök (cauſa) ſaka (arguere); goth. ſôkjan (quaerere) alth. ſuoh - han, altn. ſœkja. nr. 90. erſt die verſchollene urbe - deutung von bakan, bôk würde lehren, wie damit die idee von puoh (liber, codex) von puohha (fagus) viel - leicht ſelbſt von pah (rivus) zu verbinden ſei; daß puohha agſ. bôc ablaut von pah, bac iſt, folgt aus fagus und daraus, daß die Römer den germaniſchen buochenwald ſilva bacenis nennen. nr. 91. altn. aka (vehere, agere) akr (ager) alth. ahhar; vielleicht gehört dazu uoht, uecht, oecht im ſchweiz. uechtland? vgl. das niederd. uker - mark. nr. 92. agſ. ſcacan (qualere) altn. fkekja, altn. ſkak (quaſſatio) ſkackr (diſtortus, obliquus) ſkack-borinn (in adulterio procreatus) vielleicht alth. ſcahho (lingua terrae? ſinuoſa); altſ. ſkôk (adultera) altn. ſkœkja (mere - trix). nr. 93. agſ. väcan (naſci, oriri, ſuſcitari) vacjan (vigilare) vacor (vigil) alth. wahhar (alacer) wecchan (ex - citare) wahhên (vigilare) wahha (vigilia) wahta (excu - biae); goth. vôkrs (lucrum) agſ. vôcor (proles, foenus) alth. wuohhar.

[ag, ôg] das verbum 2ter anom. ôgan (timere): agjan (terrere) agis (timor) alth. ekì (diſciplina) ekiſo (terror) altn. agi (diſciplina, ſeveritas); œgja (terrori eſſe) œgir (terriſicus) wahrſch. auch œgir (mare, grimme flut, wilde fee) nr. 94. altn. draga (gerere, ferre) dragi (bajulus) drâttr (tractus) agſ. droht (tractus) mhd. tragen (ferre) trage (feretrum) trahte (geſtus, meditatio) nhd. ertrâg (proventus); altn. drœgr (tolerabilis) nr. 95. mhd. nagen (rodere, radere) nagel (unguis, quo raditur);12III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. nuogel (runcina) nr. 96. mhd. behagen (placere) altn. hagr (dexter) hagna (prodeſſe); hôgvær (mitis) hœgr (tranquillus) hœgð (placor) hœgja (moderare).

[ah, ôh] nr. 99. goth. ſlahan (percutere) ſlahs, alth. ſlac (verber) ſlahta (genus, ordo) agſ. ſläge (caedes) ſlecge (malleus); altn. ſlœgr (vafer, verſchlagen) ſlœgr (com - modum, was anſchlägt) ſlœgja (pratum demeſſum) nr. 103. hlahan (ridere) alth. hlahtar (riſus) altn. hlâtr; goth. ufhlôhjan (exhilarare)

[ahſ, ôhſ] nr. 108. goth. vahſjan (creſcere) vahſtus (ſtatura) alth. wahſmo (fructus) kiwahſt (ſtatura) wahſo (nervus) agſ. väſtm (fructus) altn. vöxtr (incrementum); nhd. wûchs. fällt hierher vahs (cera)? das ſlav. voſk (Dobr. p. 113.) litth. wáſzkas iſt ohne wurzel.

[eim, áim, ïm] nr. 109. alth. girîman (contingere) rîm (numerus, contactus) altn. rîm (concentus); reimr (ſonorus) nr. 110. nnl. zwîmen (in deliquio eſſe); altn. ſveima (circumferri) mhd. ſweime (motio, volatus); agſ. ſvima (vertigo) altn. ſvim (vertigo)

[ein, áin, ïn] nr. 112. mhd. ſchînen (lucere) ſchîn (ſplendor); ſcheinen (monſtrare) vgl. 496. nr. 113. agſ. hrînan, altn. hrîna (ſonare, clamare) dahin rîn (rhe - nus) früher hrîn flumen ſtridens? oder, wie von hëllan (ſtrepere) hëll (purus) [nr. 332.] flumen limpidum? ; goth. hráinis, alth. hreini, altn. hreinn (purus); altn. hrinr (clamor); von der agſ. und alth. nebenbedeutung hrînan (tangere, ſonare facere, wie im franz. toucher un inſtru - ment, die ſaiten rühren) ſcheint agſ. hrine (tactus) altfrieſ. hrëne und etwan agſ. hrind, alth. hrinta, rinta (cortex) nhd. rein (limes) abzuhängen. nr. 115. agſ. aſvînan alth. ſuînan, arſuînan, mhd. ſwînen (tabeſcere, decreſcere, evaneſcere) ſwîne (tabes, ſchwindſucht, oberdeutſch ſchweinſucht); alth. ſueinjan, mhd. ſweinen (perdere, minuere) agſ. aſvânjan (conſumere) alth. ſuein (taedium, gl. jun. 252.); hiernach könnte goth. ſvein, alth. ſuîn, agſ. altn. ſvîn (ſus) etwa animal tabidum, ſordidum be - deuten, wie tabes, tabum auch für ſordes, venenum ſtehet. Vermuthlich iſt aber dieſes unrichtig, da den Deutſchen das ſchwein für ein nützliches, eßbares thier galt und eher anzunehmen, daß tabeſcere, perire nicht urſprüngliche bedeutung, ſolche vielmehr geweſen ſei: agi, ferri (vgl. nr. 435. wirbel mit ſchwindel nr. 386.). Dann wäre ſum: animal, quod paſtum agitur? und nun erklärte ſich weiter alth. ſuein, gl. ker. ſuên (bubulcus) 13III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. agſ. ſvân (ſubulcus, bubulcus, famulus, puer qui paſtum agit?) engl. ſwain (ſervus, puer, adoleſcens) altn. ſveiun (puer, juvenis, ohne nebenſinn von paſtor und ſubulcus) alth. ſueinesbërc, ſuênesbërc*)Oder ſuênebërc, vgl. marburg. beítr. III. 171. (nie ſuînesbërc) ſedes fa - miliae nobilis haſſiacae prope Marburgum (bedeutete wohl arx miniſtri?), noch die heutige niederheſſ. mundart un - terſcheidet ſwîn (ſus) ſwein (ſubulcus)**)So auch die frankenberger gewohnh. von 1493. (Schminke mon. 2, 702.) hannöv. ſwîn und ſwên, anderwärts heißt der hirte: bub, junge. nr. 116. alth. hvîna (fremere); hvinr (fremitus) nr. 117. altn. gîna (hiare); gin (rictus) mhd. ginen (oſcitare) nhd. gænen. nr. 118. mhd. grînen (clamare); agſ. grânjan (lamentari) nr. 119. agſ. acvînan (tabeſcere); cvânjan (langucre, lugere) neben vânjan (lugere, ejulare) goth. quáinôn, alth. weinôn, altn. veina (lamentari, plorare) vein (planctus) alth. wênac f. weinac (lugubris, deplo - randus, miſer, exiguus) nnl. wênig, weinig (miſer, pau - cus); nhd. winzig (exilis, tabidus).

[eip, áip. ïp] nr. 121. altn. grîpa (rapere) grîpir (raptor); greip (anſa); grip (raptus) mhd. grif. nr. 122. alth. ſlîfan (labi); mhd. ſleif (lubricus) altn. ſleipr nr. 123. alth. wîfan (involvere); goth. váips (corona); vipja (corona) nr. 124. altn. ſvîpa (involvere) goth. midjaſveipains (κατακλυσμός, weniger wohl diluvium als revolutio); altn. ſveipr (involucrum); ſvipr (vibratio) nr. 125. nhd. pfeifen (fiſtulare) pfeife (fiſtula); pfiff (ſibi - lus) nr. 126. nhd. kneifen (premere); kniff (fraus, torſio).

[eib, áib, ïb] nr. 128. goth. dreiban (pellere, pelli) alth. trîpan, altn. drîfa (nix); goth. dráibjan (urgere) agſ. drâf (grex) altn. dreiſa (ſpargere) dreif (ſparſio); drif (procella) alth. dana-trip (repudium) nhd. trîb (com - pulſio) triſt (paſcuum) nr. 129. alth. chlîpan, mhd. klî - ben (haerere, glutinari); alth. kachlep (rupes, gl. hrab. 974a) mhd. klëp (viſcus) altn. klif (clivus) nhd. klippe, mhd. kleben (haerere) aus welchem einige dialecte die falſche form nr. 276. gebildet zu haben ſcheinen, im engl. mengt ſich kleben mit klieben (nr. 208.) nr. 130. goth. leiban (manere) altn. lîf (vita) alth. lîp (vita); goth. lái - bôs (reliquiae) altn. leifar, alth. âleipâ (reliquiae) kaleip (ſodalis); goth. liban, altn. lifa, alth. lëpen (vivere) [vgl. 14III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. nhd. leiben und lêben] pilipi (oder pilîpi? panis, ad vitam neceſſ. ) nr. 131. alth. ſcrîpan (ſcribere) ſcrîpo (ſcriptor); ſcrift (ſcriptum) nr. 133. altn. ſvîfa (ferri) ſveif (verticil - lum) ſvif (vibratio) dahin vermuthl. das mhd. ſwëben (ferri) und nicht zu nr. 275. nr. 134. altn. þrîfa (curare); þreifa (tangere); þrif (diligentia) þrifill (diligens).

[eit, áit, ït] nr. 140. goth. beitan (mordere) alth. pîƷan, impîƷan (veſci) impîƷ (refectio) mhd. imbîƷ (Flore 766.) bîƷ (morſus Wilh. 2, 146a); báitrs (acer - bus) altn. beitr (acutus) beit (paſcuum) beita (eſca) beita (paſtum agere) mhd. beiƷen (venari); altn. bit (morſus) bitr (acerbus) bitill (frenum) mhd. biƷ (morſus Ulr. Triſt. 2525.) bitter (amarus) biƷƷe (morfiuncula) nr. 141. goth. ſmeitan (illinere); alth. piſmîƷ oder piſmiz? (ma - cula) nhd. beſchmitzen (maculare) geſchmeiß (colluvies) nr. 142. ïnveitan (adorare, obſequi) ïdveitjan (reprehen - dere) alth. wîƷan (imputare) wîƷi (ſupplicium); altn. veita (praebere, largiri) veitull (largus) alth. weiƷan (praebere); vitan (ſcire) wiƷan, aus dem praet. wiſſa er - klärt ſich das verbale adj. altn. viß, alth. ki-wis, - ſſes (certus), das mit wîſi (ſapiens) (nr. 513.) nicht zu ver - mengen iſt [vgl. huaſ, - ſſes nr. 477.] nr. 143. alth. vlîƷan (contendere) agſ. flîtan; flît (certamen) alth. vlîƷ (cura) nr. 144. agſ. vrîtan (ſcribere) alth. rîƷan (exa - rare); alth. reiƷ (linea) mhd. reiƷen (incitare) altn. reita (carpere, irritare); goth. vrits (apex literae) altn. rit (ſcriptura) alth. riƷ (apex) nr. 145. alth. ſlîƷan (diſcer - pere) altn. ſlîta (rumpere); ſleita (diſſidium animi) alth. ſleiƷan (vellicare) ſlit (ruptura) alth. ſliz. nr. 147. agſ. vlîtan (videre) goth. andavleizns (πρόσωπον); vláitôn (circumſpicere) agſ. vlâtjan; goth. vlits (ὄψις) altn. lit (aſpectus) litr (color, ſpecies) agſ. vlite (ſplen - dor) vliteg (pulcher) nr. 148. mhd. glîƷen (nitere) glîƷ (nitor) nr. 151. altn. drîta (ſordes ejicere); drei - till (gutta); drit (excrementum).

[eid, áid, ïd] nr. 153. goth. beidan, alth. pîtan (ex - ſpectare) pîta (mora); peitôn (cunctari); altn. bid (mora) mhd. bite (mora) neben bîte. nr. 154. agſ. rîdan alth. rîtan (equitare, urbegriff proficifci, expediri?); agſ. râde (iter) gerâd (paratus, inſtructus ad iter) gerædjan (parare) altn. reid (equitatio, currus) reida (equo vehere und prae - parare) goth. garáids (praeparatus) alth. reiti, mhd. be - reit, - eites (expeditus) gereite (apparatus equeſtris); mhd. ritære (eques) nr. 155. alth. ſcrîtan (gradi) agſ. ſcrî -15III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. ðan, ſcrîðol (vagabundus); altn. ſkreidaz (reptare); ſkrid (curſus) alth. ſcrit (paſſus). nr. 156. alth. ſtrîtan (cer - tare) ſtrît (certamen) agſ. ſtrîð (pugna) altn. ſtrîd (bellum) ſtrîdr (ſeverus) mhd. ſtrîtec (contentioſus, nhd. ſtreitig, fehlerhaft ſtrittig). nr. 157. mhd. glîten (labi) agſ. glîdan; glâde (lapſus) nr. 158. agſ. hlîdan (tegere) altn. hlîd (latus montis) alth. hlîta, mhd. lîte, foramen; agſ. hlid (operculum) altn. hlid (oſtium, foramen) alth. hlit, mhd. lit, - tes (tegumen) nr. 159. agſ. cîdan (rixari) cîd oder cid? (rixa) nr. 160. agſ. gnîdan (ſubigere); gnidel (piſtillum) nr. 162. mhd. brîten (pandere, texere); goth. bráids, alth. preit, agſ. brâd, altn. breidr (panſus, latus) altn. breid (expanſio) breida (expandere); agſ. bri - del (frenum) alth. pritil. nr. 163. mhd. ſchîten (ſcin - dere) ſchît (aſſer) agſ. ſcîde (ſcindula); alth. ſcitôn (diſcer - nere).

[eiþ, áiþ, ïþ]*)über das ſchwanken einiger bildungen dieſer formel aus þ in d und aus d in t vergl. die anm. ſ. 10. nr. 164. goth. leiþan (ire, ferri, ferre) agſ. lîðan (navigare) altn. lîda, alth. lîdan; agſ. lâde (iter) altn. leid (iter, conventus) leida (ducere) alth. leitan (ducere) leita (funus) nhd. geleiten, begleiten, mhd. leit, - des (dolor) leit (inviſus) altn. leiðr (inviſus) agſ. lâð; goth. liþus (membrum) agſ. lið, altn. liðr (artus) lið (auxilium) liðar (ſocii, comites) alth. mhd. lit, - des (mem - brum) nhd. glied**)liþus mit leiþan zu verbinden, wird gewagt ſcheinen, glied iſt das helfende, begleitende, mitgehende, daher mitglied = ſocius, comes; vgl. nr. 404. ſelbſt membrum [für me - brum, - brum ableitung wie in cere-brum, tere-brum, candela-brum etc.] darf zu meare gezogen werden; vgl. Lucans (pharſ. 3, 640.) diverſa membra meantis. leit. (dolor) verwandt wie paſſio mit pati, paſſus.. nr. 165. goth. ſneiþan (ſecare) alth. ſnîdan, altn. ſnîða mhd. ſchneide (acies); agſ. ſnæd (buccella) altn. ſneid (ſegmen) ſneida (ſecare); alth. ſnita (buccella) ſnit (? ſnitu) forma veſtium, altn. ſnid. mhd. ſnitære (meſſor) nr. 166. alth. mîdan, agſ. mîðan (latere, carere, abſtinere) alth. mîdunga (pudor, timidi - tas); goth. gamáids (mancus, debilis, πηρός) alth. kimeit (hebes, caſſus, gl. hrab. 954b bardus gl. jun. 242. ob - tunſus) in-gimeitun (incaſſum) kameit-kengo (ſo zu leſen gl. jun. 258? gyrovagus) mhd. gemeit (hilaris, der begriff von eitel, leer in den von heiter übergehend); goth. máidjan (transſormare) altn. meida (lacerare, lae -16III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. dere); altn. mida (movere)*)In den verwandlungen dieſer wurzel noch zweifelhaftes, ich führe nicht alles an, was buchſtäblich dahin gehören dürfte, z. b. altn. meiðm, agſ. mâðm (donum, opes) und ſelbſt midr (medius) miþ, miti (praepoſ.) nr. 167. agſ. vrîðan (torquere) mhd. rîden; agſ. vrâð (iratus, pravus gleich - ſam contortus) altn. reiðr (iratus) reiði (ira) mhd. reit, - des (criſpus, flexus) mnl. wrêt (iratus). nr. 170. mhd. nîden (invidere) goth. neiþs (invidia) alth. nîd, agſ. nîð, altn. nîð (convitium, humiliatio); vielleicht alth. nidar (deorſum, depreſſe) agſ. niðer verwandt.

[eiſ, áiſ, ïſ] nr. 171. goth. reiſan, alth. rîſan, agſ. rîſan, altn. rîſa [dunkeles urbegriffs, die alth. bedeutung cadere ſogar der altn. ſurgere entgegen ſtehend, im goth. und agſ. kein einfaches verbum, nur das comp. urreiſan, arîſan ſurgere; beſtimmende vorpartikeln mögen abgefal - len ſein, jede mundart behielt den in ihr vorwaltenden nebenſinn; vielleicht reiſan = ruere, urreiſan proruere, aparîſan decidere]; goth. urráiſjan (erigere) agſ. arâſjan (reprehendere) aræran (erigere) alth. reiſa (iter, alſo nicht von rîſan cadere) reiſunga (machinatio, caſus) rei - ſôn (moliri?) mhd. rêren (profligare, ſternere von rêſen cadere) agſ. ræſ (impetus) altn. reiſa (proficiſci, excitare); alth. urriſt reſurrectio (von urriſan ſurgere) giriſan (con - gruere) praet. giriſta, giriſtîc (decens) petti-riſo (aegro - tus, caducus) vielleicht riſi (gigas, inſurgens?) mhd. riſel (grando) riſelen (ſtillare) nr. 173. mhd. brîſen (nodare); altn. bris (compages) briſl (connodatio).

[eik, áik, ïk] nr. 178. alth. ſuîhhan, agſ. ſvîcan, altn. ſvîkja (fallere); altn. ſvik (fraus) ſvikull agſ. ſvicol (fal - lax), ſvica (proditor). nr. 179. alth. ſlîhhan (repere); mhd. ſleichen (inſinuare); ſlichære (reptabundus) nhd. ſchlich (obreptio) nr. 180. alth. kirîhhan (praevalere) rîhhi (potentia) rîhhi (valens) goth. reikis (opulentus) altn. rîkr; mhd. reichen (tendere) erreichen (aſſequi) nr. 181. agſ. blîcan (ſplendere); blâc (pallidus) alth. pleih, altn. bleikr, mhd. bleichen (dealbare); alth. plih (fulgor) altn. blik (nitor) nr. 182. altn. vîkja agſ. vîcan (rece - dere) vâc (mollis, infirmus) alth. weih; altn. vic (receſ - ſus) goth. vikô (ſeries) nr. 183. mhd. gelîchen (pro - bari, placere) die dunkele urbedeutung von leikan, láik, likun war gewis eine andere, vielleicht jungere? goth. leik (caro, corpus) manleika (effigies) alth. lîh, altn. lîk17III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (corpus) goth. galeiks alth. kilîh (ſimilis) lîhhizan (ſimu - lare); goth. láiks, altn. leikr (ludus, ſaltus) alth. leih, mhd. leich (ludus, luſus) nhd. laich (laſcivia, ſperma) goth. láikan (ſalire) altn. leika (ludere); vgl. die analogie der bedeutungen in nr. 415. 565. und cap. III. der zu - ſammenſetzungen - laik, - leiks, - ſams. nr. 184. mhd. ſtrîchen (linere); mhd. ſtreichen (caedere); goth. ſtriks (linea) altn. ſtrik, alth. ſtrih, vgl. 553b nr. 186. nnl. kîken, dän. kîge (ſpeculari) altn. kîkir (dioptra); ſchickt ſich hierzu das altn. keikr (curvus) kikna (curvari)?

[eig, áig, ïg] nr. 187. goth. hneivan (vergere) altn. hnîga, alth. hnîkan; goth. hnáivjan (deprimere) altn. hneigja, hnêgja (inclinare); altn. hnigna (caducum eſſe) nr. 188. goth. ſteigan (ſcandere) altn. ſtîgi (climax) mhd. ſtîc (ſemita); goth. ſtáiga (ſemita) altn. ſteigr (contumax); ſtigr (ſemita) mhd. ſtëc (ponticulus) ſtëge (gradus) nr. 189. altn. ſîga, alth. ſîkan (decidere, labi) mhd. ſîgen; mhd. ſeigen (deprimere) ſeigære (perpendiculum); altn. ſig (demiſſio aucupis, ponduſculum) agſ. ſige (occaſus), zweifelhaft ob altn. ſigl (velum) alth. ſëgal, ſëkal (a demit - tendo?) und ſigr (victoria) alth. ſiku (a ſternendo hoſtem, wie victoria von vincere?) hierher gehören? die redens - arten ſiku nëman, ſiku winnan ſtimmen nicht dafür, noch ſtehet ſeigen f. profligare hoſtem, weshalb man an ſîhen und ſeigen (nr. 200.) denken dürfte; altn. be - deutete ſigur auch felicitas (wie ſinc opes) vgl. nr. 398. nr. 192. mhd. ſwîgen (tacere); ſweigen (compeſcere); agſ. ſvigjan (oder ſvîgjan) ſilere, ſtupere; urbedeutung von ſwîgen ſcheint premere, flectere, und premere vocem abgeleitete, den nordiſchen mundarten gänzlich man - gelnde: altn. ſveigja (flectere); ſvig (ſuppreſſio).

[eih, áih, aih] nr. 194. goth. leihvan (mutuare) alth. lîhan; lêhan (mutuum, f. leihan, goth. láihvan?) agſ. læn (mutuum) lænan (mutuari) nr. 195. goth. teihan (nuntiare, dicere) alth. zîhan (accuſare); zeigôn (indi - care) zêha (digitus, i. e. index); goth. taíhun, alth. - han (decem) goth. tigus (decas, numerus index) alth. zic, unorg. zuc (altn. tugr) alth. ziht, inziht (indictio, criminatio) altn. tiginn (celeber, dignus)*)Nach der regel 1, 586. bilden die gr. und lat. ſprache aus derſelben wurzel dieſelben wörter: teihan = dicere, δείκειν; di - gitus = zêha; decem, δίκ〈…〉〈…〉 = taíhun; tign = dignus; inzîhan = indicere.; im agſ. B18III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. tëóna (accuſatio, injuria, damnum) altn. tión (damnum) tŷna (perdere) iſt das wurzelhafte h. ausgeworfen und dadurch der vocalorganiſmus geſtört. nr. 197. goth. þeihan (proficere) alth. deihſmo (fermentum, profectus); wahrſcheinl. nhd. dicht (denſus, veges, pollens) welches ich alth. noch nicht gefunden habe, [mhd. reimt gedihte (ſpiſſe) Triſt. 94b: lîhte] altn. þêttr (Biörn þiettr, ſoli - dus) alth. dicchi (groſſus), vielleicht alth. dëkan agſ. þëgen (vir nobilis, provectus)? nr. 198. goth. þrei - han (premere); þráihns (compreſſio); mhd. drîhe (com - preſſorium) nr. 199. alth. rîhan (tegere) agſ. vrîgels (veſtis) nr. 200. mhd. ſîhen (colare); verſeigen, ver - ſeien (M. S. 1, 45a) ſîhte (vadoſus) nr. 201. das noch dunkle alth. wîhan (? facere, ſacrare, wie lat. facere ſc. rem divinam) erwîhan (conficere) goth. veihs (ſacer) veiha (pontifex) veihan (conſecrare) alth. wîhên; mhd. weigen (vexare) vielleicht goth. vaíhts, alth. wiht, altn. vëttr (aliquid, nihil)?

[ïup, áup, up] nr. 202. goth. hniupan (nectere?) vgl. nr. 521. diſhniupan (rumpere, von netzen und ket - ten); diſhnáupnan (rumpi); altn. hnupl (ſurreptio) nr. 203. alth. ſliofan (clam et ſubito intrare); altſ. ſlopjan (evadere) alth. intſluphan (elabi) ſlupf (latebrae) nr. 204. alth. ſûfan, altn. ſûpa (ſorbere); altn. ſaup (juſculum) alth. piſoufan (immergere in fluentum); altn. ſopi (hau - ſtus) agſ. ſype (irrigatio) nr. 205. alth. triofan (ſtillare); troufa (ſtillicidium) pitroufan (aquâ imbibere) altn. draupnir (annulus, qui dicitur aurum ſtillaviſſe); alth. trof (gutta, nur als partikel übrig) tropho (ſtilla) altn. drop, dropi, agſ. dropa (gutta) dropjan (ſtillare) nr. 206. agſ. crëó - pan (repere) altn. kriúpa (genu flectere); kropning (genu - flectio).

[ïub, àub, ub] nr. 207. goth. hiuban? oder hiufan? (plorare) altſ. hiofan (plorare); hofna (ploratus); gehört hierher altn. hiúfr (pluvia tenuis)? nr. 208. alth. chlio - pan, altn. kliúſa (findere) agſ. clëóſu (rupes, fiſſura) altn. klauf (ungula fiſſa) klaufi (bos, animal bifidum) kleyf (fiſſura rupium); alth. chlopo (baculus fiſſus) chlopolouch (allium, gl. monſ. 414. chlovolouch) chluft (forceps, a forma fiſſili) nhd. kluft (fiſſura) agſ. clufe (ſpica) clyfer - fête (fiſſipes) altn. klofi (fiſſura) nr. 209. alth. ſciupan (trudere) agſ. ſcëóſan, ſcëófel (ligo) nhd. ſchieber (trudes) nnl. ſchuif (obex), alth. ſcûvila (ventilabrum) nhd. ſchau - fel; nhd. ſchûb, aufſchûb (truſio, dilatio) mhd. ſchupfen19III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (trudere) agſ. ſcyfe (truſio); war der wurzel urbedeutung umfaßender: pellere, agere, congerere; ſo darf das alth. ſcoup (faſciculus, congeries ſtraminis) agſ. ſceáf, nhd. ſchôber (acervus) vielleicht das goth. ſkufts (capillus, a congerendo, retrudendo?) nhd. ſchopf, dazu genommen werden. nr. 210. agſ. dëófan (mergi); dyfjan (mergere) doppetan (merſare) nhd. tupfen, tüpfen; es koſtet beden - ken, bei einſtimmender form, die bedeutung folgender wörter hierher zu ziehen: goth. dáubs, alth. toup, agſ. deáf (ſtupidus, hebes, ſurdus, mutus; etwa: verſunken, unſinnig?) altn. dauſr: ſurdus, ſubtriſtis, obſcurus) goth. dáubjan (ſtupefacere) alth. topôn (inſanire) agſ. dofung (deliramentum) altn. dofi (torpor) dofna (marceſcere) goth. dobnan (muteſcere); kann die taube (goth. dûbô oder dubô? alth. tûba, altn. dûſa) vom ſpielen im waßer ſo heißen, oder hieß urſprünglich der taucher (mergus) ſo? N. hat doubfugeli (mergulus) vgl. nr. 523., vielleicht ſteht agſ. dëófan unorg. für dëópan? 211. agſ. rëófan, altn. riúfa (ſolvere, rumpere, findere, retegere) hierhin alth. â-riup (dirus)? altn. rauf (foramen) agſ. reáf (ſpo - lium, veſtis, a ſolvendo, wie induſium ab exuendo?) alth. hrê-raup, wala-raup (ſpoliatio mortui) agſ. väl - reáf, altu. val-rauf (Snorra-edda p. 1. gewöhnl. val-rân) alth. raup (rapina) kiroupi (ſpolium) goth. ráubôn (ſpo - liare) altn. raufari (raptor) hierher ſtammt altfranz. robe (nach Roquef. proie, depouille, habit); agſ. ryft (velum) altn. rof (ruptura) [vgl. das dunkle ô-rof. gl. edd. tom. I. ſaevities, immanitas] nr. 212. alth. mhd. ſtiopan, ſtieben (ſpargere, ciere); ſtoup (pulvis) ziſtoupjan (diſſi - pare); goth. ſtubjus (pulvis) alth. ſtuppi, nhd. geſtœber (nix pulverulenta, alth. kiſtupiri?) altſchwed. ſtoft (pul - vis). nr. 214. nhd. ſchrauben (torquere) ſchraube (cochlea) verſchroben (contortus) altn. ſcrŷfa (contor - quere)

[ïut, áut, ut] nr. 220. goth. giutan (fundere) agſ. gëótan, alth. kioƷan (fundere) altn. gióta (parere)*)Gerade ſo das lat. fundere für gignere, parere, edere, Cic. de nat. d. 2, 62. tuſcul. 5, 13. Plin. h. nat. 8, 30. 17, 22. 18, 10. Virg. Aen. 8, 139. und mhd. ein bilde gieƷen (creare). alth. kioƷo (fuſio fluminis) altn. gióta (ovarium piſcium); mhd. gôƷ (fuſura?); goth. usgutnan (effundi) agſ. gyte (inun - datio) mhd. guƷ (fuſio, imber) nr. 221. goth. niutanB 220III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (capere) alth. nioƷan, agſ. nëótan (frui) altn. niótr (uſu - fructuarius) mhd. genieƷ (uſusfructus Parc. 115b); alth. kinôƷ, agſ. geneát, altn. nautr (ſocius) naut (pecus) alth. nôƷ, agſ. neát (animal, quod captum eſt? quo fruimur?) altn. nautn (eſus) neytja (manducare) neytſla (cibus) agſ. nŷten, nêten (animal); goth. nuta (captor) alth. nuƷi (utilis) altn. nyt (commodnm) nytja (in uſum vertere) nytr (utilis) not (uſus) agſ. not (utilitas) nyt (utilis) nr. 222. goth. þriutan (dolere) usþriutjan (moleſtare) altn. þrióta (deficere) þriótr (moroſus) alth. drioƷan (aegre ferre) mnl. verdriet (aegritudo); altn. þraut (labor) þreyta (fatigare) agſ. þreát (caſtigatio, turba) þreátjan (urgere, turbare); goth. þrutsfill (lepra, i. e. cutis, quae dolet, morbo laborat?) alth. urdruƷ (taedium) druƷiſam (mo - leſtus) altn. þrotna (deficere) nr. 223. alth. dioƷan (ſtri - dere) agſ. þëótan, altn. þióta (ululare) ſchwed. tiuta (nr. 238.) agſ. þëóta (cataracta, a ſtridore); alth. mhd. dôƷ (ſonitus, fragor) altn. þaut (murmur, b. Biörn p. 371. fehlerhaft taut); altn. þot (aura) þytr (fremitus) mhd. duƷ (ſonitus) nr. 224. alth. hlioƷan, agſ. hlëótan (ſor - tiri) altn. hlióta (obtinere); goth. hláuts (ſors) altn. hlaut (victima) alth. hlôƷ (ſors); agſ. hluta (fortilegus) altn. hlutr (ſors, pars) agſ. hlyte (ſors) alth. ëpanhluƷeo (con - ſors) nr. 225. alth. rioƷan (plorare); rôƷ (mucus, oder roz?) rôƷac (lacrimabundus); gehört hierher das altſ. griotan (lacrimari)? nr. 226. alth. ſlioƷan (claudere); mhd. ſlôƷ (clauſtrum); ſluƷ (finis) ſlüƷƷel (clavis) altn. ſlota (remittere) ſlot (arx) nr. 227. alth. vlioƷan, agſ. flëótan, altn. flióta (manare, fluere) agſ. flëót (amnis) altn. fliót (fluvius) fliótr (celer) nnl. vliet (fluentum) mhd. vlieƷe (Triſt. 140c); alth. vlôƷa (pennula) mhd. vlôƷ (fluxus) vlœƷen (fluere facere) altn. fleyta (natare fa - cere); altn. floti (claſſis) flot (liquamen) flytja (vehere) agſ. flota (claſſis) mhd. vluƷ (fluvius) vlüƷƷic (manans) nr. 229. altn. brióta (frangere) briótr (fractor); dahin altn. braut (via fracta, ſtrata?) alth. prôƷ (groſſus, ausbre - chende knoſpe)? ; altn. broti (anfractus) alth. pruƷî (fra - gilitas) pruƷîc (fragilis) agſ. brytan (comminuere). nr. 230. agſ. ſcëótan, alth. ſcióƷan (jaculari) altn. ſkiótr (celer); goth. ſkáuts (fimbria veſtis) altn. ſkaut (ſinus, la - cinia) alth. ſcôƷa (gremium gl. monſ. 410. plaguncula? plagula, genus veſtis) kiſcôƷ (jaculum) altn. ſkeyti (ſa - gitta und nodatio panni) agſ. ſceát (gremium); altn. ſkot (jactus) ſkyti (ſagittarius) ſkutill (ſpiculum) mhd. ſchuƷ (jactus) ſchütze (jaculator) agſ. ſcotjan (ſagittare) ſcyte21III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (praecipitium) ſcyta (linteum)*)Die begriffe jaculari und gremium erläutert etwan unſer nhd. werfen und wurf (plica veſtis, ſinus) die alten rockſchöße waren gefältelt und gefranzt; parallel ſtehet auch gêr (telum) und gêre (lacinia); ſchüßel (catinus) alth. ſcuƷila, altn. ſkutull, agſ. ſcutel halte ioh für ausländiſch (franz. eſcuelle, ſpan. eſcu - dilla aus dem lat. ſcutum). nr. 233. altn. lûta (incurvare) lûtr (cernuus); laut (locus depreſſus); lot (curvatura) vgl. agſ. aleát (procubuit) nr. 234. alth. ſprioƷan (pullulare, ſurgere) ſpriuƷa (fulcra) agſ. ſprëôtan (creſcere) ſprëót (contus) nnl. ſpriet (haſta); goth. ſpráuto (cito); altn. ſproti (virga) agſ. ſprota (ſarmentum) alth. ſproƷƷo (ſurculus, fulcrum).

[ïud, áud, ud] nr. 240. goth. biudan (offerre, jubere) alth. piotan, goth. biuds (menſa, opfertiſch) altn. biódr, agſ. beód, alth. piot, biet (menſa); kipot, altn. agſ. bod (mandatum); alth. poto, altn. bodi, agſ. boda (nuntius) altn. bodn (oblatio) agſ. bydel (praeco) alth. putil. nr. 241. goth. liudan (creſcere) alth. liotan (zuweilen un - organiſch: hliotan) alth. liut (populus) agſ. lëód, altn. liód; goth. láuþs, - dis (homo) juggaláuþs, - dis (ado - leſcens); alth. ſumar-lota (virgulta, palmites i. e. qui una aeſtate creverunt, gl. rhab. 976b jun. 242.) mhd. verderbt ſumer-late (M. S. 1, 124b 2, 61a virga, herba); zweifelhaft, ob goth. ludja (facies) alth. andlutti hierher zu rechnen? nr. 242. altn. rióda (cruentare, illinere) riódr (rubicundus) agſ. rëód (rubicundus); altn. raudr, agſ. reád, alth. rôt (ruber) rôtên (rubere) mhd. rôt (rubigo) agſ. reádjan; rudu (rubor) ryden (lolium rubrum) ryd (rubigo) altn. rod, rodi (rubor) roda (leviter inaurare) mhd. roten (le - viter rubere); das alth. riot (arundo) fällt nicht hierher, ſondern lautete früher hriot, agſ. hrëód.

[ïuþ, áuþ, ]**)Schwankend in áud, ud (ſ. oben). nr. 244. alth. ſiodan (fervere, co - quere) altn. ſióða; goth. ſáuds (victima, cocta vel com - buſta) altn. ſauðr (vervex); ſod (juſculum) ſodning (coctio) nhd. ſôd (arſura ſtomachi); darf agſ. ſeáð (puteus, abyſſus) mhd. ſôt (Barl. 402.) hierher genommen werden (warme quelle)? vgl. brunno nr. 371. gewis nicht das agſ. ſuð (meridies) altn. ſuðr, = alth. ſund (auſter), ſo nahe die idee von calor, fervor gelegen ſcheint.

[ïuſ, áuſ, uſ] nr. 245. goth. driuſan (cadere, ruere) driuſô (praecipitium); dráuſjan (praecipitare) dráuſns22III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (mica, πίπτουσα ἀπὸ τ[]ς τραπέζης, driuſandei af biuda) alth. trôr (cruor) altn. dreyri (ſanguis); goth. drus (caſus) hochd. truſel (n. rivi) agſ. dryre (cruor); das goth. us - druſts (τραχεῖα) müſte via ruinoſa bedeuten, wenn es hierher gehört. nr. 246. goth. kiuſan (eligere); káuſjan (guſtare); alth. chur (electio) nhd. koſten (guſtare) agf. cyſt (electio) coſtjan (probare) altn. koſtr (electio) nr. 247. goth. liuſan (perdere) mnl. verlies (jactura); goth. láus (liber) láuſjan (liberare) alth. lôs (ſolutus) lôſjan (ſolvere) lôſên (fallere) mhd. lœſen (ſolvere) lôſen (decipere) altn. laus (liber) lauſn (liberatio) leyſa (ſolvere) agſ. leás (fal - lax) leáſjan (mentiri) lŷſan, alŷſan (ſolvere); altn. los (ſolutio) agſ. lor, lyre (jactura) goth. fraluſts, nhd. verluſt (amiſſio) nr. 248. alth. vrioſan (gelare) altn. frióſa, agſ. frŷſan, nhd. frieſel (febris); mhd. vrœren (gelare facere); altn. froſt, agſ. froſt, forſt, alth. vroſt (gelu) nr. 249. agſ. hrëóſan (ruere) hrëóſe (caducus) hrŷſan (corruere); hruſe (mons, terra; ab aſpredine? vgl. goth. usdruſts nr. 245, oder a lubrico? vgl. das altn. hnaus nr. 251.) hror (pronus) hryre (ruina) nr. 250. altn. gióſa (eructare, efflare); geys (furor) geyſa (graſſari) geyſir (fons bulliens); goſa (ſpirare) guſa (eructare) guſtr (fla - tus); vielleicht heißt das alth. guſu (T. 43, 1.) flamina ſt. flumina und gehört nicht zu gioƷan (nr. 220. vgl. th. 1, 171.) nr. 251. altn. nióſa (ſternutare) nióſa (ſcrutari) alth. niuſan, (ſteht goth. niuhſeináis Luc. 18, 44. f. niu - ſeináis?) agſ. nëoſjan (viſitare) altn. nióſn (exploratio); nauſna (olfacere); noſtr (nimia ſollicitudo munditiei); hierzu ſtimmt das agſ. noſe (naſus) mnl. noſe, nnl. neus, doch im hochd. naſa und altn. nös, naſar widerſtrebt der vocal. Anderer wurzel iſt altn. hnióſa (labi) hnaus (ceſpes) hneyſa (lapſus) und merkwürdig die einſtim - mung des lat. ceſpitare (auf glatten boden ſtraucheln).

[ïuſt, áuſt, uſt] nr. 253. goth. kriuſtan (ſtridere); kruſts (ſtridor) nr. 254. altn. lióſta (ferire); loſti (libido) loſtugr (lubens) lyſt (voluptas) lyſta (cupere) goth. luſtus (cupiditas) alth. luſt; die bildung von luſt aus lióſta be - ſtätigt durch gabaúris aus baíran (nr. 325.) und gir aus geiſan (nr. 511.)

[ïuk, áuk, uk] nr. 255. goth. lûkan (claudere) altn. lûka (janua); laukr, alth. louh, agſ. leác (cepe, olus, herba, ab aperiendo folia); alth. loh (foramen) luccha (lacuna) nhd. locker (patens, mollis) alth. loh (opercu - lum, übrig in houpitloh, mhd. houbetloch, capitium) 23III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. piloh (clauſtrum, woher das mhd. bloch, nhd. block) altn. lok (operculum) lok (finis) lykja (ſolvere) lykt (con - cluſio) lykill (clavis) agſ. loc (clauſura). nr. 256. alth. riohhan (fumare, exhalare) altn. riúka (fumare, turbari); alth. rouh (fumus) altn. reykr, agſ. rêc (fumus) rêcels (thus); mhd. ruch (thus) nhd. geruch (olfactus) gerücht (fama) altn. roka (turbo; gehört hierher das alth. ita - ruhhan, agſ. ëd-rêcan (ruminare, wiederſchmecken?) ëd-roc (ruminatio)? und das agſ. rocettan (eructare, alth. ropfizan)? vgl. nr. 250. nr. 257. agſ. ſmëócan (fumare); ſmoca (fumus) ſmöcjan (fumare) nhd. ſchmau - chen, die ganze form vielleicht aus nr. 553. entſprun - gen? nr. 258. altn. ſtriúka (elabi); ſtroka (curſus) nr. 259. altn. fiúka (vento ferri) fŷkja (affectu rapi) fûki (foetor) mhd. viuhte, nhd. feucht (putridus, madidus); feykja (in auras ſpargere); ſok (ningor, procella, vgl. nr. 128.) alth. fuhtî (odor; iſt die mhd. interj. fiu, pſiu, pſî, neben pfuch, nhd. pſui verwandt?) vgl. nr. 543.

[ïug, áug, ug] hierher das anomale dugan, alth. tugan (valere) wovon ich das alth. doht, toht (validus, probus) tohtar, goth. daúhtar (ſilia, wie magus, filius, von magan) agſ. duguð, alth. tugid, nhd. tugend (virtus) ableite und das goth. daúhts (δοχή von δέχομαι, d. i. aufnahme, wirtſchaft) ableiten möchte, wenn ein über - gang des begriffs tugend in den von gaſtfreundſchaft zu - läßig iſt, vgl. agſ. duguð-giſu (munificentia) nr. 262. goth. biugan (flectere, vertere) altn. biúgr (curvus) biúga (farcimen) alth. piuko (flexuoſitas, ſinus) agſ. bûgan (flectere, ſubmittere) bëógol (conſentiens) goth. biuhts (ſolitus) biuhti (mos, i. e. inclinatio, ſubmiſſio?); alth. pouc, altn. baugr, agſ. beáh (corona, annulus) altn. beygja (flectere) goth. us-báugjan (verrere, σαίρειν, i. e. ausſchwingen?); alth. poko (arcus) agſ. boga, altn. bogi; alth. pucchan (inclinare) nhd. bucht (ſinus) altn. bugr (curvatura) buga (curvare, gratificare alicui); hicrher auch goth. bugian (emere) praet. baúhta, agſ. bycgan, bohte, engl. buy, bought? vermuthlich aus einem alten rechtsſymbol bei dem kauf zu erläutern. nr. 263. alth. liukan, altn. liúga (mentiri, celare) goth. liugus (menda - cium) liugnja (mendax) goth. liugan, - áida (nubere, i. e. tegi, vgl. hæman nr. 566.) goth. láugns (celatus) láugni - jan (inficiari) alth. loukinan, nhd. leugnen, altn. laun (f. laugn, occulte) leyna (f. leygna occultare) leynd (f. leygnd, occultatio, alth. louknida); alth. luki (mendaeium) 24III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. loga (mendax) altn. lyga und lygd (mendacium). nr. 264. alth. ſûkan, altn. ſiúga (ſorbere); mhd. ſöugen (lactare); altn. ſuga (ſuctus) nhd. ſuckeln. nr. 265. alth. triokan (decipere) triokâri (fallax) iſt altn. drŷgja, agſ. drëógan mit der abweichenden bedeutung: exercere, pa - trare, pati, tolerare das nämliche? altn. draugr (umbra mortui, geſpenſt); alth. kitroc (fallacia, phantaſma) mhd. getroc, alth. trukida (ſuperſtitio) trukinâri (deceptor) nr. 266. alth. vliokan (volare) altn. fliúga, agſ. flëóge (muſca) mhd. vliege; altn. flaug (volatus) fleygr (volu - cris) fleygja (in ſublime mittere) alth. vlougjan; alth. vluc (volatus) vlucchi (par volando) agſ. flugol (volucris) altn. fluga (muſca) nhd. flügel (ala) nr. 267. altn. ſmiúga (repere) ſmiúgr (foramen); ſmeyga (irrepere fa - cere); ſmuga (oſtiolum).

[ïuh, áuh, aúh] nr. 269. goth. tiuhan (ducere, tra - here); altn. taug (funis) teygja (attrahere); alth. - zoho, ſpäter - zogo (dux) agſ. - toga (idem) alth. zuhil (ha - bena) zuht (diſciplina, alimentum) agſ. tyht, mhd. gezoc (tractus) zücken (rapere) nr. 270. goth. þliuhan (fu - gere) alth. vliohan; goth. þlaúhs (fuga) mhd. vlœhen (fugare); vluht (fuga) altn. flôttr, agſ. flyht.

[ïp, ap, êp] nr. 272. altn. drëpa (percutere) drëp (ictus) nhd. treff, triftig (pertingens); altn. drâp (caedes) dræpr (reus convictus).

[ïb, ab, êb] nr. 273. goth. giban (dare) giba (donum) alth. këpa, agſ. gifu (gratia) agſ. gëof (donum) gëofjan (donare) gifol (largus) altn. giöf (donum) goth. fragibts (deſponſatio) agſ. giſt (donum, nuptiae) giftjan (nuptum dare) nhd. gift (venenum); goth. gabeigs (dives, ditatus, begabt) gabei (opulentia) altn. göfugr (dives) agſ. gafol (vectigal); mhd. gâbe (donum) gæbe (acceptus) altn. gæfa (felicitas) nr. 274. altn. vëfa, alth. wëpan (moveri huc illuc, vagari, hernach von der hin und herfahrenden ſpule: texere) agſ. vëfel, vifel, nhd. wêbel (ſcarabaeus, a volitando) altn. vëfr (tela) alth. wëppi (tela, bald auch wuppi oder wuppa N. 89, 10. wie im part. gewoben f. gewëben) agſ. vëft, altn. vëftr (ſubtegmen) mhd. wift, inwift, agſ. vëofung (textura) vëfels (pallium); alth. wapo, mhd. wabe (favus, quem apes texunt, ge - wirk) altn. vaf (trama, involucrum) vafra (vagari, nhd. wabern, von geſpenſtern) vafr-logi (flamma magica) alth. wabar-ſiuni (ſpectaculum) agſ. väferſŷne, vaſung (ſtupor) altn. vafa (ingruere ſpectri inſtar) vafa, vofa25III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (ſpectrum). nr. 275. altn. ſofa (f. ſvëfa, dormire) ſvëfn (ſomnium) altſ. ſuëban; alth. anſuebjan, mhd. enſweben (ſopire); altn. ſvæfa (pacare) ſvæfill (cervical); hierher fugt ſich der name alth. ſwâpâ (ſuevi) agſ. ſvæfas, viel - leicht pacifici? vielleicht pacificantes?

[ït, at, êt] nr. 277. goth. ïtan, agſ. ëtan, alth. ëƷan, (edere) dahin wohl agſ. ëten, ëoten, altn. iötunn (gigas i. e. edo, lurco)? ; goth. atiſk (ſeges) alth. eƷiſc, altn. etja (concitare) nhd. ätzen (mordere) altn. atall, ötull (mordax, ſeverus) alth. aƷal, woher das n. pr. atli, ezilo; altn. ât (eſus) âta (cibus) æti (edulia) ætr (veſcus) goth. af-êtja (edax) uz-êta (praeſepe) nr. 278. goth. fritan (vorare); alth. vraƷar (procax wo nicht vrahar zu leſen? vgl. altn. frâr, pernix); mhd. vrâƷ (lurco) gevræƷe (vo - ratio) nr. 279. altn. gëta (gignere, aſſequi) goth. bi - gitan (invenire) alth. âkëƷ (oblivio) altn. gëta (conjectura); goth. gatvo, altn. gata, alth. kaƷa (via, ſemita) altn. gat (foramen) mhd. ergetzen (reſtituere, reficere); altn. gât (cura) gætir (cuſtos) gæta (obſervare) gâta (aenigma) nr. 280. goth. mitan (metiri) mitôn (cogitare, ermeßen) alth. mëƷ (menſura) altn. mët (trutina); altn. mat (aeſti - matio); alth. mâƷa (modus) altn. mâti (modus) mâta (moderari) mhd. gemæƷe (congruus) nr. 281. goth. ſitan (ſedere) ſitls (ſedes) altn. ſët (ſcamnum) ſëtr (ſedes) alth. ſëƷ (ſedes) piſëƷ (obſidio) fraſëƷ (aerugo); goth. ſatjan (collocare) altn. ſetja, nhd. ſatz (poſitio) mhd. widerſaz (oppoſitio); goth. andaſêt (horrendum) altn. ſât, ſâtr (inſidiae viarum) ſâta (meta foeni) ſæti (ſedes)

[ïd, ad, êd] nr. 282. goth. bidjan (rogare) bida (preces) bidagva (mendicus) alth. pëta (rogatio) kapët (preces) pëtôn (adorare) pëtalôn (mendicare) mhd. ane - bët (quem adoramus) altn. bidill (procus)*)Keine ablautsbildung, wenn man orare, rogare für die ur - bedeutung von bidjan hält, doch das ableitungs - i und der tranſitive ſinn deuten auf anderes; gilt rathen, ſo hieß bidan früher liegen, jacere, humi proſterni, als ein flehender? hernach ward daraus bidjan precari, einem anliegen, mit dem acc. der perſon? ſo nur erklärt ſich goth. badi, alth. petti, altn. bedr (eigentlich und bei Ulfilas lectulus κλινίδιον, κράββκτος) analog dem goth. ligrs (lectus, κλίνη) mhd. lëger (größeres bett) von ligan, ſo wie dem ſtôls (thronus) von ſtalan (nr. 464.) und wie bett, ſänfte, ruhe ſcheint das altſ. gibada oder gibâda: levamen, beruhigung. nr. 283. goth. trudan (calcare, ſubigere) altn. troda, agſ. trëdan,26III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. alth. trëtan, goth. ustrudja (ſegnis,? ſecedens) altn. trodnîngr (callis) nhd. mundarten trotte, trottbaum (torcular) agſ. trëd (paſſus) trode (veſtigium) mhd. trit (gradus); altn. tröd, pl. tradir (paſcua) tradka (ſuppri - mere) trödkun (ſuppreſſio) mhd. trat (veſtigium Triſt. 126a) alth. trata (conculcatio) mhd. treten (conculcare); altn. trâda (terra culta) mhd. trât (abactio in paſcua) nr. 285. alth. chnëtan (depſere) kachnët (maſſa)

[ïþ, , êþ]*)Auch hier die mehrbemerkten übergänge aus þ, d in d, t. nr. 287. goth. qviþan (dicere) altn. qvëda (canere) alth. quëdan (dicere) altn. qviðr (teſti - monium) qviða (poema): altn. qvedja (ſalutare) alth. qvetjan (ſalutare) queti (ſalutatio) nr. 288. goth. viþan (ligare) altn. vidja (vinculum) alth. witta; altn. vadr (funis) ved (pignus) vedja (pignorare) alth. wetti (pignus); altn. vâd (pannus) alth. wât (veſtis) altn. vædaz (veſtes induere)

[ïſ, aſ, êſ] nr. 290. goth. liſan (eig. ſammeln, dann aufs leſen der buchſtaben angewandt) vgl. nr. 411. alth. altn. liſt (ars, wohl eigentl. peritia legendi literas) lëſo (lector); altn. læs (literatus), das alth. lâri (vacuus), im nord. und ſächſ. ungebräuchlich, ſteht ohne wurzel, ſollte es hierher fallen und bedeuten: wo ſchon aufgeleſen iſt? dagegen gehört lêran (docere) gar nicht zu lëſan. nr. 291. goth. ganiſan (ſanari) alth. kaniſt (ſervatio); goth. naſjan (ſanare) alth. nerjan, nara (ſervatio, cibus); altn. næra (fovere, nutrire). nr. 292. goth. viſan (manere, exiſtere, tegi?) vis (tranquillitas) alth. wiſt (ſubſtantia, cibus) heimwiſt (patria) andere compoſ. mit wiſt cap. III. wiſa (pratum, terra gramine veſtita?); goth. gavaſjan (veſtire) gavaſeins (veſtitus) vaſti (veſtis) alth. waſo (ceſpes) mhd. waſec (herboſus) verwaſec (muſcoſus) Wigam. 12a vgl. Stald. 2, 436. mhd. waſtel (genus panis, woher franz. gaſteau, gâteau) vgl. nr. 572.

[ïk, ak, êk und ſchwankend uk] nr. 294. goth. brikan (ſrangere) altn. brëk (debilitas, vitium); braka (crepere) brak (ſtridor) alth. praht (crepitus); altn. brâka (debilitare) alth. prâhha (ager ſterilis, infirmus); goth. gabrak (fragmentum) alth. pruh (fragmen) widar - pruht (repugnantia) nr. 295. goth. rikan (congerere) mhd. rechen (congerere) alth. girih, girëh (diſpoſitio) ungirëh (tumultus) altn. rik (pulvis)? ; goth. rakjan (ex -27III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. tendere) altn. rekja (evolvere) alth. recchjan, rahha (ex - poſitio, cauſa) agſ. racu (narratio) mnl. raken, gheraken (pertingere, conſequi) altn. raka (colligere); goth. birêkja (periclitans); gehört hierher goth. raíhts, alth. rëht (ex - poſitus, rectus)? nr. 296. goth. vrikan (perſequi) alth. karih (ultio) mhd. gerich, altn. rëk und rëkftr (propulſio); goth. vrakja, alth. recchjo (expulſus) agſ. vracu (vindicta); alth. râhha (ultio) agſ. vræc (exſilium) altn. ræki (vin - dicta) rækr (extorris) nr. 297. alth. ſprëhhan (loqui) agſ. ſprëcan; alth. ſprâhha (lingua) agſ. ſpræce; alth. ſpruh (dictum); urbedeutung ſchwerlich loqui, vielleicht ramificare? noch heißt agſ. ſprëc (ſarmentum) altn. ſprëk (ramentum) ſprâk (macula) alth. ſprahhulla (? ſprâhhulla) ſiliqua, quiſquiliae, ramentum, abſehneidſel, ſprâhhôn (ſcindere, zerſchneiden) nr. 298. alth. ſtëhhan (pungere) agſ. ſticjan, goth. ſtiks (punctum) alth. ſtih, agſ. ſticel (aculeus) altn. ſtikill (apex) goth. ſtikls (poculum, cor - nu?); nhd. ſtachel (aculeus) agſ. ſtace (palus) alth. ſteccho (ſudes); nhd. ſtock (baculus) ſtücke (fruſtum) nr. 299. alth. ſuëhhan (foetere) ſuëhhado (foetor) mhd. ſwëcher (foetidus) agſ. ſvëcan (odorari); agſ. ſväc (odor) altn. ſvak (ſtatus) ſvaka (flare); altn. ſvækja (vapor ſufſocans) das im alth. und ſonſt fehlende mhd. ſwach (infirmus, exilis) könnte zu dieſer wurzel hören, wie vielleicht effoetus zu foetere? nr. 300. altn. lëka (ſtillare, colare) lëkr (rimoſus) lëki (ſtillatio); lakr (ſtillatio) lakra (aegre fluere) alth. lecchjan, lahta (rigare T. 138.) nhd. lache (aqua ſtagnans) lechzen (hiſcere) lechen (ſicceſcere); altn. lækr (rivus); das goth. lêkeis, leikeis, alth. lâhhî, altn. læknir (medicus) würde ſich hierher fügen, wenn ein lêk für wunde (fließende oder ſpaltige?) zu erweiſen ſtünde.

[ïg, ag, êg] hierher das anomale magan (poſſe, va - lere, pollere, gignere) alth. makan, mekin (vis, potentia) altn. megin, agſ. mägen [vgl. nr. 66. aljan von alan] goth. magus (genitus, filius) agſ. mëagol (potens) altn. mögr, goth. magaþs, alth. makad (virgo) goth. mahts (poſſibilis) mahts (vis) alth. maht, altn. mâttr; goth. mêgs (gener) alth. mâk, altn. mâgr. nr. 303. goth. ligan (jacere. ) ligrs (lectus) alth. lëkar (cubile) altn. lëg (cubile) lëgr (caſtra); goth. lagjan (ponere) altn. lög (poſitio, ſtatutum) lag (ordo) laga (aptare) mhd. gelac (ſocietas); altn. lâg (inſidiae) mhd. lâge, altn. lægr (aptus, gelegen) læga (ſuc - cuba) alth. lëpar-lâko (uterinus). nr. 304. goth. vigan (moveri, agi, auch movere, agere) goth. vigs (via) altn. vëgr, alth. wëgôn (juvare) nhd. gewicht (pondus librae);28III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. goth. vagjan (excitare) alth. wakan (currus) alth. vagn (ab agendo) mhd. wage (cunae, nhd. wiege, a movendo); goth. vêgs (motus, fluctus) altn. vâgr, alth. wâc (fluctus, mare) altn. vâg, alth. wâka (libra) mhd. wâgen (moveri ad aliq., audere) mhd. wæge (utilis, promovens, auxilians) wægeſt (optime) nr. 305. mhd. pflëgen (ſolere) pfliht (officium, obligatio) inphliht (tutela N. 134, 4.) nr. 306. altn. þiggja (accipere, acceptare, δέχεσθαι); þegi (accep - tor); þâga (gratia) þægr (acceptus) þægja (gratificari); þegja (tacere) alth. dagên durch: empfangen haben, nichts mehr fordern zu erklären ſcheint mir gezwungen und im goth. þahan gilt h ſtatt g.

[aíh, ah, êh] nr. 307. goth. fraíhan (quaerere) alth. chafrëgin (fando accipio) altn. frêtt (nuntius); vrâka (quae - ſtio) vrâkanôn (conſulere), andere formen bei der conjug. nachzuſehen. nr. 308. goth. ſaíhvan (videre) alth. ſehan (videre) ſëha (pupilla) kaſiht (viſus, viſio); in dem alth. ſiuni (viſio) agſ. ſŷne, altn. ſión, ſŷn, mhd. ſiene ſcheint ſich der unorganiſche vocal auf eine, durch ausſtoß des h bewirkte verkürzung zu gründen; (vgl. tión nr. 195. læn nr. 194.) nr. 309. alth. kivëhan (gaudere) altſ. gi - fëho (gaudium) goth. faíhu (pecus, opes) alth. vihu*)Wie das lat. gaudere den begriff der erfreuenden habe einſchließt und ſo andere wörter in den ſprachen.; altn. fagna (gaudere) goth. faginôn (gaudere) fahêds (lae - titia), das goth. fahan (opes acquirere, capere) gafahs (captura) ſcheint hierher zu nehmen, zumahl ſich aus dem pluralablaut die alth. form vâhan wohl begreift vgl. nr. 221. nr. 310. alth. kiſcëhan (fieri) kiſciht (factum) niuſciht (miraculum).

[ïl, al, êl, ul] das anomale goth. ſkulan (debere) ſkula (reus, debitor) alth. ſcolo, mhd. geſchol (Gudr. 72b) goth. ſkulds (debitus, fas) alth. ſculd, - (debitum, pec - catum, crimen); ohne zweifel bekennen ſich andere gangbare wörter mit den vocalen i und a zu dieſem ſtamme, die ich aber der dunkeln übergänge halber nicht anführe, vgl. nr. 563. das anomale viljan (velle, bene - velle) vilja (voluntas) altn. vil - und vël - alth. wili - (in compoſ. bene -, εὐ -) altſ. wëlo, agſ. vëla (bona, opes) ſcheint nicht allein wegen val (placitum, electio) valjan (eligere) ſondern auch des ſchwankens der partikel wela, wola, wël, wale (1, 82. 471. ) und der form wollen, wolta ſt. wëllen, wilta ganz in conj. XI. gehörig, machte nur das goth. váila (bene) keinen anſtand, wonach 1, 853. 29III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. ein veilan, váil aus conj. VIII. gemuthmaßt wurde, vgl. 884. 885., ſollte ausnahmsweiſe váila für vaíla, vila gelten? nr. 313. goth. ſtilan (furari) altn. ſtëla; nhd. diebſtâl, agſ. ſtalu (furtum); altn. ſtulðr (furtum) agſ. ſtulor (furtivus) alth. ſtulingun (furtive). nr. 314. alth. hëlan (celare) hëlm (galea) altn. hiâlmr (galea) hilmir (galeatus) hilma (occultare) altſ. hëliðhëlm, alth. hëlôt - hëlm (larva) mhd. gehilwe (nubes); goth. hali (tartarus, caverna) alth. helja, hella, mhd. helle, nhd. hölle, altn. hel (mors) alth. heljan (velare) helî (velamentum) halm (calamus, culmus, a cavitate?) vielleicht hierher alth. helid (galeatus, perſonatus? miles) agſ. häleð, mhd. he - let, nhd. held, altn. halr (vir); altn. hæli (refugium, latebra) alth. hâlingun (occulte O. I. 17, 84.) mhd. - linc (occultatio) hæle (cura), ob alth. hâli (lubricus) mhd. hæle, aus dem begriffe dubius, obſcurus gefolgert wer - den kann? goth. huljan (occulere) mhd. hüllen, goth. hulundi (chaſma) altn. hul (tegmen) hylja (tegere) hylr (gurges) hulſtr (theca) hulins-hiâlmr (larva) goth. huls (cavus) ushulôn (excavare) alth. hol (cavus) altn. hol (cavitas)*)Vgl. κοῖλος und coelum, da[ſ]wölbende, deckende. wie hi - minn nr. 566. hola (foramen) mhd. holre (calamus), wahrſch. ſtammt auch alth. hold (favens) huldî (protectio) altn. hollr, hylli aus der wurzel. nr. 315. alth. quëlan (cru - ciari, mori) agſ. cvilm (nex) cvild, alth. quilt (peſtis); alth. queljan (necare) agſ. cvellan, altn. qvelja, altn. qvöl (cruciatus) qvalari (tortor) alth. qualm (excidium) agſ. cvëalm (nex); alth. quâla (ſupplicium); altn. qvol (cre - bra tractatio); der verlorne ſinnliche urbegriff würde auch das altn. qveld (veſper) aufhellen. nr. 316. alth. tuëlan (torpere, ſopiri); goth. dvals (ſtupidus) altn. dvali (deliquium) dvöl (mora) alth. tueljan (morari) tualm (ſo - por); tuâla (mora); tuliſc (fatuus, f. tuuliſc) nhd. toll, altn. dul (ſtultitia f. dvul) dylja (illudere). nr. 317. alth. ſuëlan (ardere) ſuilizan (calere) agſ. ſvëlan (uſtulare) ſvile (apoſtema); altn. ſvalr (ſubfrigidus) ſval (aeſtus mo - dicus) daher alth. ſuala-pah, ſuala-heim namen von örtern, wo mineralquellen ſind, ſualm (? tepor) ſualmaha (n. fluvii in Haſſia); altn. ſvæla (ſuffocare); nhd. ſchwül (calidus, alth. ſwuli?) agſ. ſvole, ſvolað (aeſtus, cauma); ſtutzig macht das oe im nnl. zwoel (tempus calidiſſimum) dem ein alth. ſwuoli und agſ. ſvôle (nach VII. ) ent - ſpräche?

30III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba.

[ïm, am, êm, um] nr. 318. goth. niman (ſumere, cape - re) altn. nëma (niſi, ausgenommen); alth. nama (praeda) namo (nomen)*)Gerade ſo gehören im ſlaviſchen die mit der deutſchen wur - zel identiſchen wörter und begriffe imu (capio) und imja (no - men) zuſammen. Die aphäreſe des n iſt leicht darzuthun, bei einigen compoſitis tritt es wieder vor, vgl. ruſſ. emlju (capio) vnemlju (intelligo, vernehme) ſnemlju (ich nehme ab). Litth. immu (capio) lett. jemmu und njemmu.; altn. nâm (occupatio) alth. nâmi (ac - ceptus) goth. andanêms (gratus) altn. næmr (capax); goth. arbinumja, agſ. yrfenuma (heres) goth. andanumfts (ac - ceptio) alth. ſikinumft (victoria) etc. nr. 319. goth. qviman (venire); alth. piquâmi (commodus) altn. kæmr; goth. ga - qvumfts (conventus) alth. chumft, altn. koma (adventus). nr. 320. goth. gatiman (decere) alth. zëmen; alth. zemjan (domare) altn. (temja) alth. zam (manſuetus); kizâmi (de - cens, conveniens); kizumft (decus) nhd. zunft (conventus). nr. 322. mhd. ſtëmen (cohibere) mit hin und wieder aus - brechender gemination, goth. ſtamms (balbutiens i. e. loqui cohibitus) altn. ſtamr (haeſitans) ſtama (lingua haeſitare) alth. ſtamalôn (balbutire) nhd. ſtemmen (aquam ſtagnare facere, mole truncove) alth. ſtam, - mmes (truncus, ſtirps,? cohi bens, vgl. ſtockſtill, ſtumm wie ein ſtock, block); alth. ſtum, - mmes (mutus) mhd. ſtum, - mmes und daneben unorg. ſtump, ſtumbes (1, 1079.) nhd. ungeſtüm (inquietus, im - petuoſus). nr. 323. mhd. ſchëmen (erubeſcere) ſchëm (pudor); ſcham (pudor) ſchamen (pudere).

[ïn, an, ên, un] das anomale man (μέλλω) alth. manôn (monere) varmanên (contemnere) varmano (con - temptor) altn. mana (provocare); goth. munan (cogitare, putare) gamunan (meminiſſe) gamunds (memoria) altn. mynd (effigies, memoria) mynda (formare) muni (ani - mus) munir (facultates) munr (voluptas, voluntas); auch hierher fallen ſicher andere bekannte wörter, deren ver - bindung noch ein räthſel iſt; unorganiſchen übergang in die form inn, ann, unn bewähren: goth. ufarmunnôn (obliviſci) alth. minnôn (meminiſſe, amare) minna (re - cordatio, amor) altn. minni (memoria) minna (monere) nr. 324. mnl. ſtënen (gemere); alth. ſtunôd (ſuſpirium) altn. ſtynja (ſuſpirare)

[aír, ar, êr, aúr] das anom. goth. gadar, alth. tar (audeo, praeſumo) tarôn (temerare, laedere) tara (no - cumentum) terjan (laedere) altſ. derjen; goth. gadaúrſta31III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (audebat) alth. turſta, katurſt (temeritas) und mit unorg. gemination turrum (audemus); gehört hierher das mhd. adj. untære (debilis, triſtis, puſiltus? Stolle hinter Triſt. 147b) adv. untâre (perpuſillum, gegenſatz von audac - ter)? dann verdiente die ſchreibung târe vor dâre vor - zug (1, 340); in dem altn. diarír (audax) weiß ich das f nicht zu erklären, zu pidërpi (nr. 439) fügt es ſich gar nicht. nr. 325. goth. baíran (ferre, prae ſe ferre, ma - nifeſtare) alth. përan, altn. bëra, bëri (portator) alth. pirîc (fertilis) perd (genimen) pirihha, altn. biörk (betula) alth. pira (pyrum, wegen des kurzen i ſchwerlich aus dem lat.); alth. par, altn. ber (manifeſtus, nudus) goth. baris, agſ. bere (hordeum) goth. barn (infans) barms, alth. param (gremium) alth. perjan, altn. berja (ferire, formare) mhd. ber (ictus); goth. bêruſjôs (parentes von parere) alth. pâra (feretrum) altn. bær (ferendus) alth. - pâri (ferax) kipârida (geſtus); goth. baúrs (genitus) gabaúrds (generatio) baúrjôdus (voluptas, vgl. nr. 254.) alth. kipurt (genus) kipurjan (convenire) purdî (onus) pora - (elate -, valde -) urbor (reditus)*)Vgl. vôkrs (nr. 93.) und τόκος (foenus und proles) τοκ[ȣ]ύς (pa - rens) von τίκτω. altn. byrja (in - cipere). nr. 326. goth. taíran (rumpere) alth. zëran; zerjan, zerran (lacerare) mhd. zern (conſumere); goth. gataúra (ruptura) taúrnan (rumpi) wahrſch. alth. zorn (ira, i. e. eruptio) vgl. cap. V. die partikel zër - zur -, altn. tor -. nr. 327. alth. ſcëran (tondere, ſecare) ſcëro (talpa, a fodiendo terram); altn. ſkör (barba, a ton - dendo) ſkard (inciſura) alth. ſcarta, alth. ſcara (ſectio, co - hors); ſcârî (forfex) altn. ſcæri; alth. ſcurt (tonſura) altn. ſkurdr (vulnus, ſculptura) ſkora (incidere) agſ. ſcëort (brevis, abgeſchnitten?) nr. 328. alth. ſuëran (dolere) ſuëro (dolor, ulcus) mhd. ſchwierig (difficilis); ſuerido (dolor) ſuarm (turba, a gravando, incumbendo?); goth. ſvêrs (honoratus, i. e. gravis?)**)Vgl. lat. onus, onuſtus mit honos, honeſtus; früher galt honus f. onus (Schu. 1, 183.) alth. ſuâri (gravis, moleſtus) vgl. nr. 222.

[ïll, all, ull] nr. 332. alth. hëllan (ſonare) mhd. hël, - les (ſonorus, allmählig ſpäter clarus); agſ. hëal, hëalle (aula, quae reſonat) alth. halla, altn. höll (aula) hellir (antrum). nr. 333. mhd. bëllen (latrare) agſ. bël, bëlle (campana) alth. miſt-pëlla (lyciſca) mhd. wider32III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. bille (repugnans); agſ. bulluca (vitulus) nhd. bulle (tau - rus); wenn der übergang auf ein hallendes, rundes ge - fäß ſtatthaft iſt, ſo gehören hierher: altn. böllr, mhd. bal (pila) agſ. bolla (vas, globus) mhd. hirnbolle (cra - nium) bolle (gemma arboris) vgl. bolſter (glomeratio) und unten C, b. nr. 334. alth. ſcëllan (ſonare) nhd. ſchelle (campanula) altn. ſkëllr (tinnitus) ſkillîngr (aes ſonans); mhd. ſchal, - lles (clangor); vielleicht alth. ſcollo (gleba, terra reſonans) [vgl. 563.] und mhd. ſchülle (? Ben. 261.) nr. 335. mhd. ſwëllen (tumere) ſwëlle (limen, i. e. ſublime, turgens); nhd. ſchwall (tumor); altn. ſullr (tumor) alth. ſuulſt, ſwulſt (tuber) nr. 336. alth. wëllan (volvere) wël und verſtärkt ſina-wël (ro - tundus, volubilis) wëlla (unda, a volvendo); wal, - lles (fundamentum, agger) altn. völlr (campus) mhd. gewelbe (fornix); alth. wullido (nauſea, a revolvendo) nhd. wulſt (involucrnm); iſt das goth. vilvan (rapere) nr. 348. vilva (raptor) derſelben wurzel? nr. 337. mhd. gëllen (perſonare) gëlm (ſtrepitus); galm (idem). nr. 338. altn. hvëlla (tinnire) hvëllr (ſonorus) hvëllr (clangor) hierher das alth. huëllêr (procax, vorlaut)? nr. 339. altn. ſmëlla (crepere) ſmëllr (crepitus) nr. 541. mhd. knëllen (ſtrepere); nhd. knall (fragor) nr. 342. mhd. quëllen (ſcatere) quëlle (fons).

[ïlp, alp, ulp] nr. 343. alth. hëlfan (juvare) hëlfa, hilfa (juvamen) mhd. gehülfic (auxilians) nr. 345. agſ. gëlpan (ſuperbire) mhd. gëlpf, gëlf (arrogans, corruſcans) gegëlfe (arrogantia) agſ. gëalp (ſonitus) altn. giâlp (ſtre - pitus); gûlpa (tumere) agſ. gylp (gloria).

[ïlb, alb, ulb] nr. 344. agſ. dëlfan (fodere) dëlfing (foſſio) nnl. dëlf, dëlve (foſſa). nr. 346. altn. ſkiâlfa (tremere) ſkiâlf (tremor); ſkelfa (terrere).

[ïlt, alt, ult] nr. 349. goth. ſviltan (mori) altn. ſvëlta (eſurire) ſvëlta (fames); goth. ſvults (mors) agſ. ſvylt, altn. ſultr (fames f. ſvultr) nr. 350 agſ. ſmël - tan, alth. ſmëlzan (liquefieri) nhd. ſchmelz (electrum); alth. ſmalz (adeps eliquatus) alth. ſmultar (liquidus, ſere - nus) agſ. ſmylte, ſmolt (ſerenus und dann placidus, tran - quillus, veſpertinus, wie das lat. ſerenus zu ſerus ge - hört) der davon abzuſondernden agſ. form mëltan fällt zu: alth. milzi, agſ. milte, altn. milti (lien, ſplen) a concoquendo, ſolvendo ſuccum, forte urinam? ; alth. malz, altn. malt (polenta concocta) altn. melta (ſolvere, chylificare).

33III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba.

[ïld, ald, uld] nr. 351. goth. gildan (rependere) gild (tributum) alth. këlt (cultus, oblatio, tributum, pe - cunia) altn. giald (pecunia) goth. gilſtr (tributum) alth. këlſtar (tributum) kilſtirro (tributarius); mhd. gülte (de - bitum) nhd. gültig. nr. 352. alth. ſcëltan (inculpare) ſcëlta (convitium) vielleicht verwandt mit ſculd (culpa) [ſ. oben ſculan] nach dem bekannten verderbnis des d in t.

[ïlk, alk, ulk] nr. 353. mhd. mëlhen (mulgere) praet. malch (nicht mëlken, malc) milch (lac) altn. miólkr; altn. mylkja (mulgere) mylkr (lactans) nhd. molke (ſerum).

[ïlg, alg, ulg] nr. 355. alth. pëlkan (tumere, iraſci); goth. balgs, alth. palk, altn. belgr (ſollis, venter, pellis); altn. bylgja (unda).

[ïlh, alh, ulh] nr. 356. mhd. ſwëlhen (glutire) ſwëlch (lurco) vgl. nr. 277.; altn. ſvelgja (devorare) ſvelgr (gurges). nr. 357. goth. filhan, alth. vëlehan, altn. fela (condere, recondere, occulere, commendare, ſepelire) alth. vëlaho (conditor) goth. usfilhs (ſepultura) mhd. bevëlch, nhd. be - fehl (mandatum); goth. fulhſni (latibulum) fulgins (ab - ſconditus). nr. 358. mhd. dëlhen (celare) altn. dylja (celare) verſch. von dylja f. dvylja nr. 316? dylgjur (in - ſidiae, occultationes) dyljendr (inſidiatores, diſſimulatores, inimici) dolgr (hoſtis), vgl. goth. dalgs (fovea).

[ïmm, amm, umm] nr. 359. alth. primman (rugire); nhd. brummen. nr. 360. alth. ſuimman (natare); goth. ſvamm (ſpongia, quae diluit, dann fungus); nhd. ſchwem - men (abluere) ſchwemme (piſcina); goth. ſvumſl (nata - torium) vielleicht auch ſumft (palus, zuſ. geſchwomme - nes waßer, f. ſwumft?) nhd. ſumpf; Pictorius hat ſchwumm f. natatus und ſpongia. nr. 361. agſ. grim - man (ſaevire) grim, grimme (aſper, ferus). nr. 362. mhd. klimmen (ſcandere); nhd. klemmen (arctare) altn. klemma (anguſtiae). nr. 364. nhd. glimmen (micare) nhd. glinſter (ſcintiHa) f. glimſter? vgl. nr. 495.

[ïmp, amp, ump] nr. 365. goth. trimpan (calcare); altn. trampa (conculcare) tramp (conculcatio) trampr (equus ſuccuſſator) nnl. trampelen (pedibus proculcare). n. 366. agſ. limpan (evenire) gelimpan (convenire) gelimp (caſus) alth. kalimpf (modeſtia) nhd. glimpf; altn. lempa (temperare) lempi (moderatio). nr. 367. agſ. rimpan, mhd. rimpfen (rugare); nnl. ramp (inſortunium, contorſio) alth. rampſt, nhd. ranſt (labrum, margo); rumpf (truncus) altn. rumpr (clunes). nr. 368. mhd. C34III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. dimpſen (fumare); dampf (fumus) dempfen (ſuffocare) altn. dampi (vapor); nhd. dumpf (vaporoſus) alth. dumphilo (gurges) nr. 369. mhd. klimpfen (ſtringere); altn. klampi (fibula) nr. 370. mhd. krimpfen (premere); krampf (ſpaſmus) altn. krappr (arctus, curvus) kreppa (coarctare) nhd. krempfen; krump (curvus, nicht krumpf) ſcheint anderer wurzel.

[ïnn, ann, unn] das anomale kunnan (noviſſe, dann valere, gignere, wie magan) alth. chinni (gena, mala) altn. kinn (mala) alth. chind (infans); goth. kannjan (notificare) alth. chennjan (noſcere) altn. kanna (ſcrutari) kenna (ſentire, docere) kendr (notus) kennîng (nota) kenſl (notio); goth. kunþs (notus) kuni (genus) - kunds (- gena) kunnan (obſervare) alth. chunni (genus) chuninc (generoſus) altn. kyn (genus) alth. chunſt (ſcientia). das anomale unnan (favere) dahin vielleicht goth. ïnn (intro) altn. inni (domicilium); goth. anſts (favor) alth. anſt, altn. âſt; nhd. gunſt (favor) altn. unnuſta (amica) yndi (jucunditas) nr. 371 goth. brinnan (ardere) brinnô (febris); inbrannjan (cremare) alth. prennjan (comburere) prant (titio) altn. brandr (titio, lamina enſis) brenſla (combuſtio); altn. bruni (uſtio) brynja, alth. prunnja (lorica coruſcans) alth. prunno, altn. brunnr (fons, a limpitudine, an a fervore ſcaturiginis?) goth. allbrunſts (holocauſtum, alth. allbrandopher N. 64, 2) nr. 372. goth. duginnan, altſ. biginnan (incipere) alth. anakin, pikin, - nnes (initium) mhd. begin, - nnes. nr. 374. goth. rinnan (fluere) urrinnan (oriri) rinnô (torrens) mhd. rinne (curriculum aquae) rinnel (canalis); goth. urranjan (oriri facere) alth. rennjan (currere) vielleicht rant (margo, quod emerſit?); goth. runs (curfus) alth. antrunnjo (profugus) altn. runnr (ſurculus). nr. 375. goth. ſpinnan (nere) alth. ſpinnala (fuſus) nhd. ſpindel, alth. ſpinna (aranea) nhd. geſpinnſt (tela, filum); alth. ſpannan (tendere) ſpanna (ſpithama); alth. uſpunna (aus urſpunna, das ausgeſponnene? ſtupa) unorganiſch aber hat lich ſpunni (uber) in dieſe form verloren, vgl. nr. 71. nr. 376. goth. vinnan (pati) alth. vinnan, alth. vinna (la - borare, acquirere) vgl. nr. 503. alth. uparwinnan (vincere) nhd. unorg. überwinden, nhd. gewinn und gewinnſt (lucrum) altn. vinna (opus) alth. uberwint (victoria) N. 75, 4. uberwunt ſtehet 70, 1.?); ubarwant (victoria) O. V. 10, 24. nr. 378. alth. ſinnan (ire, tendere, in - tendere) goth. ſinþs, alth. ſind (iter) goth. gaſinþja, alth. ſindjo (comes) altn. ſinn (punctum temp., vices) ſinni35III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (animus); goth. ſandjan (mittere) alth. ſant (miſſus); viel - leicht goth. ſunna, ſunnô (ſol), die am himmel reiſet? oder müßen die formeln ſinnan und ſinþan ganz ge - trennt werden? nr. 379. mhd. trinnen (congregare, ſegregare?); trennen (ſeparare); trunne (grex).

[ïnt, ant, unt] nr. 380. agſ. ſtintan (hebetare) nhd. ſtinz, ſtint (ein kleiner fiſch); ſtenzen (truncare, decer - pere); ſtunt (hebes) nhd. ſtunz (vas anguſtum, exiguum).

[ïnd, and, und] nr. 382. goth. bindan (ligare) alth. anapint (liciatorium) pinta (faſcia) mhd. underbint (diſ - crimen) altn. bindîng (ligatio): goth. bandi (vinculum) bandja (vinctus) alth. pant, altn. band (vinculum) altn. benda (funis) goth. bandvô (ſignum) bandvjan (nutare) altn. bendîng (nutus) benda, banda (innuere); goth. and - bundnan (ſolvi) nhd. bund (unio). nr. 383. goth. vin - dan (volvere, involvere) altn. vindr (obliquus) nhd. win - del (involucrum); goth. vandjan (vertere) alth. want (paries) wantalôn (mutare, negotiari) altn. vöndull (vo - lumen) vöndr (virga, ſcopae) mhd. gewant (pannus); vielleicht fügen ſich hierher wunta (vulnus) und wuntar (miraculum). nr. 384. alth. ſcrintan (findere); nnl. ſchrand (acutus) ſchrandſe (ſciſſura); alth. ſcruntuſſa (rima). nr. 385. alth. ſlintan (glutire); mhd. ſlunt (guttur). nr. 386. agſ. ſvindan, alth. ſuintan (evaneſ - cere) nhd. ſchwindel (vertigo); ſuentan (perdere) mhd. ſwant (deſtructor Parc. 71b) nr. 389. mhd. ſchinden (excoriare) alth. ſkinn (corium); nhd. ſchund (purgamen) wie fügt ſich mhd. ſchünden, alth. ſcuntan (incitare, al - licere)? die haut reizen? nr. 390. agſ. grindan (molere); alth. grendil (grave robur, gl. jun. 388. wie lat. molere zu moles?) altn. grannr (tenuis,? comminutus); grunnr (fundus) agſ. grund (terra, pulvis).

[ïnþ, anþ, unþ]*)mit übergängen des þ in d. nr. 394. goth. finþan (invenire) altn. finna; agſ. fandjan (tentare); altn. ſundr (conven - tus) mhd. vunt (inventum) nr. 395. goth. hinþan (capere) altn. hinð, alth. hinda (cerva);? goth. handus (manus, qua capimus) vgl. 498. handugs (prudens, capax?) alth. hantalôn (negotiari); vielleicht hunds, alth. hunt (canis, qui capit feras)? hunta (captura).

[ïnſ, anſ, unſ] nr. 396. goth. þinſan (trahere), alth. dinſan; mhd. gedenſe (commotio Parc. 144b); daher vielleicht das rom. danſa (chorea) bei der zurucknahme in tanz vergröbert? ; vielleicht das alth. dunſt, duniſtC 236III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (procella, turbo, zuſ. gezogenes wetter, nhd. vapor, vgl. aufgedunſen, aufgeblaſen und nr. 571)?

[ïnk, ank, unk] nr. 397. goth. drigkan (bibere) altn. drëcka (potare) drickr und drëcka (potio) agſ. drinc (potus) alth. trinho (potator); goth. draggk (potus) alth. tranh, goth. dragkjan (potum praebere) altn. dreckja (mergere); mhd. trunc (hauſtus) altn. dryckja (potatio) druckna (ſubmergi) alth. trunhanan. nr. 398. goth. ſigqvan (labi) alth. ſinhan, agſ. ſincan (delabi) ſinc (cu - mulus, congregatio, opes) vgl. die idee von verſunkenen ſchätzen und ze ſamen ſîgen hieß: cumulari, congeri; goth. ſagqvs (occidens) agſ. ſencan (mergere). nr. 399. goth. ſtigqvan (ruere, ferri) mhd. ſtinken (exhalare); goth. gaſtagqvjan (offendere) mhd. ſtanc (odor) agſ. ſten - can (ſpargere) altn. ſtöckva, ſchwed. ſtänka (adſpergere) nhd. durchſtänkern (inveſtigare) nr. 400. altn. hröckva (torquere) agſ. vrincle (ruga); vrence (machinatio) nhd. ränke nr. 401. agſ. acvincan (perire); acvencan (ex - tinguere). nr. 402. agſ. ſcrincan (contrahi); ſcrencan (ſupplantare) mhd. ſchrank (fraus) altn. ſkrök (figmentum, dolus) nr. 403. agſ. ſvincan (laborare) ſvinc (labor); ſvencan (fatigare) hierher ſcheint, nach irgend einer mo - dification des begriffs das mhd. ſwanc (vibratio) ſwankel (vibratilis) zu fallen. nr. 404. mhd. hinken (claudicare); altn. hökt (claudicatio) hökta (claudicare,? mhd. henke - zen) nr. 405. mhd. winken (nuere) winc (nutus); wanken (nutare) wenken (retrocedere) wanc (ceſſio, mo - tus) nr. 406. blinken (micare); blank (nitidus) blenken (dealbare). nr. 408. agſ. ſlincan (repere); nhd. ſchlank ſinuoſus, gracilis?) das altn. ſlökva (extinguere) weiß ich nicht hierher zu bringen.

[ïng, ang, ung] nr. 411. goth. ſiggvan (legere lite - ras, urſpr. aber ſammeln, colligere vgl. nr. 290.) ſpäter - hin: das geleſene herſagen, recitare, canere, mhd. ſingære (recitator, poëta); altn. ſængr (lectus) mhd. ſange (manipulus, faſciculus) ſanc (cantus) altn. ſöngr (cantus) ſângra (murmu - rare) agſ. ſängan (engl. ſinge) nhd. ſengen (uſtulare, d. h. kni - ſtern machen? vgl. Parc. 25a); mhd. ſüngeln (crepitare) nr. 412. mhd. dringen (urgere); drengen (premere) gedranc (preſſura Wilh. 2, 180b) gedrenge (idem) altn. þrengja (coer - cere) þröngr (arctus) þröng (anguſtiae) nr. 413. mhd. twingen (cogere) altſ. gethuing (coactio); mhd. getwanc (coactio) twengen (comprimere) altn. þvengr (corrigia) nr. 414. alth. prinkan (afferre); heim-prunc (reditus) nr. 415. mhd. ſpringen (ſalire) urſprinc (origo, ſca -37III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. turigo) nhd. beſpringen (inſilire, coire) alth. hewi-ſprinko (locuſta) altn. ſprînga (disrumpi); mhd. ſprengen (ad ſalien - dum excitare) altn. ſprengja (rumpere) ſprengr (ruptura) alth. ſprankôn (ſalire) altn. ſprânga (tranſcendere); nhd. ſprung (ſaltus, ruptura) urſprung (origo) nr. 416. agſ. ſvingan (verberare) ſving (flagellum) altn. ſvîngl (in - certa vagatio); ſvengan (quaſſare) ſvenge (concuſſio); nhd. ſchwung (vibratio); wahrſch. hört hierher alth. ſuangar, mhd. ſwanger (gravidus, i. e. deſes, concuſſus) agſ. ſvon - gor (deſidioſus) [vgl. altn. þûngr nr. 420] altn. ſvângr (famelicus, jejunus) nr. 417. agſ. cringan (occumbere) altn. krîngr (gyrus) krîngr (dexter); krûngr (gibber). nr. 418. altn. ſtînga (pungere) ſtîngr (punctio); mhd. ſtange (contus) ſtengel (caulis); alth. ſtunkniſſi (compunc - tio) altn. ſtûnga (punctura) nr. 419. agſ. vringan (tor - quere) mhd. gerinc (contentio) nr. 420. agſ. þingan (? graveſcere) þing, alth. dinc (res gravis? litigium) agſ. þingjan (intercedere); altn. þûngr (gravis, praegnans, deſes, ſegnis) oder für þvûngr zu nr. 413? nr. 421. altn. ſlöngva (jacere, projicere) ſlîngr (vacillatio) ſlîngr (agilis) mhd. ſlingære (funda); mhd. ſlange (ſerpens) altn. ſlânga (ſerpens, ſunda) ſlöngvi (coluber, funditor) nr. 422. mhd. klingen (ſonare) klinge (torrens) nhd. klinge (lamina coruſcans); mhd. klanc (ſonitus); ſeltner klunc (ſonitus) Ottoc. 21a, altn. klûngr (ſaxetum) mhd. hôhklunge (altiſonus, ſuperbus M. S. 2, 205a; wahrſch. Ben. 291. hôhklingære, ſuperbiens, zu beßern?) nr. 423. mhd. lingen (ſuccedere) gelinge (ſucceſſus) alth. linkiſo (proſperitas); goth. laggs (longus) alth. lank (ductilis, continuus) lankara (deambulatio) ki - lankan (pertingere) lankſam (diuturnus) kilenkida (affini - tas); alth. lungar (citus, proſper) agſ. lungre (ſubito); ob lunge (pulmo) verwandt? vgl. altn. lingvi (coluber) lûngr (ſerpens) nr. 425. ſtringan (ſtringere); mhd. ſtranc (vinculum ſtringens) ſtrenge (rigidus) altn. ſtrengr (funis) ſtrângr (ſeverus) ſtrengja (ſtringere) nr. 426. agſ. hringan (ſonare campanas) hring (annulus) vgl. nr. 419.

[irr, arr, orr] nr. 428. mhd. ſchërren (ſcalpere); ſcharren (idem) nr. 429. mhd. wërren (offendere) wërre (ſcandalum) woher das rom. guerre (bellum) wirric (intricatus); nhd. wirrwarr (confuſio); agſ. vyrre (bellum).

[aírp, arp, aúrp] nr. 433. goth. vaírpan (jacere) altn. vërpa (ova facere, wie noch nhd. junge werfen) vërpill (culeus miſſilis); varpa (jacere) varp (ovatio, teli jactus) agſ. vearp (ſtamen textorium); alth. wintworfa38III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba. (ventilabrum) mhd. wurf (jactus) würfel (teſſera) agſ. vyrp (jactus).

[aírb, arb, aúrb] nr. 435. goth. hvaírban (vertere) hveila-hvaírbs (temporarius, wetterwendiſch) altn. hvërfr (verſutus) hvërful (caducus) hvërfa (latus) alth. huërpal (volubilis) umpihuërft (orbis) mhd. wirbel (vertex, ver - tigo) gewërp (negotium) erwërben (acquirere); goth. hvarbôn (vagari, ire) alth. huarapôn (reverti) altſ. huarab (conventus publ.) altn. hvarf (disceſſus) hvörf (amiſſio bonorum furtiva) mhd. werbel (nuntius); agſ. hvyrft (circuitus) nr. 436. goth. ſvaírban (tergere) altn. ſvërfa (minutim auferri); ſvarf (ſcobs); die bedeutung des nnl. zwerven (vagari) ſcheint vermiſchung mit nr. 435, das gilt auch von nhd. (mundartiſchen) ſchwurbel, ſchwirbel (vortex, revolutio) und wahrſch. vom mhd. ſwërben, vgl. th. I, 940. nr. 437. alth. ſtërpan (mori) ſtirpîc (morticinus) ſtërpo (peſtis) agſ. ſteorfa (lues); altn. ſtarf (labor) ſtarfa (laborare) agſ. ſtëarfjan (fame perire) vgl. 349. nr. 438. agſ. cëorfan (ſcindere, ſecare); cyrf (ab - ſciſſio) nhd. kerbe (ſegmen) vielleicht dahin altn. kerſi (compages) und karfa, alth. chorop (corbis)? nr. 439. mhd. verdërben (perire); verderben (perdere); beide verba mangeln den älteren dialecten, verdërben ſcheint eigentlich vileſcere und verderben vilem reddere, ſo daß zuſ. hang mit dem anom. goth. þaúrban (egere) þaúrfts (neceſſitas) þarbs (egenus) unverkennbar iſt. In dieſer wurzel ſchwankt die alth. labialis, neben durſt, duruſt (neceſſitas) und durfan (egere) darf (egeo) wofür niemahls durpan, darp findet ſich darpên (egere) und pidirpi, piderpi (utilis, fructuoſus, was für die noth hilft, nhd. in bieder entſtellt) pidërpiſôn (expedire) unpidarpeo (ne - quam, nullius frugis) wofür ebenſowenig: darfên, pidërfi etc. agſ. und altn. herrſcht überall f: þëarfa (indigens) þëarf (neceſſitas) beþëarf (eget) beþëarfad (expedit, prodeft) altn. þurfa (indigere) þörf (indigentia) þurft (neceſſitas) þerfill (egenus) þarf (utilitas) þarfr (utilis), Zu beſtätigen bleibt, ob wie ich glaube alth. dërap, dërp (azymus) agſ. þëorf hierher zu rechnen, und ſo viel als vilis, rudis be - deuten? wofür das nhd. derb (grob) ſpricht, welches mit dem altn. diarfr (audax) nichts gemein hat.

[aírt, art, aúrt] mhd. vërzen, agſ. fëortan, altn. frëta (πέρδειν) agſ. feort, nnl. vërt, altn. frëtr (crepitus ventr. ); altn. frata neben frëta; nhd. furz (crep. v.)

[aírd, ard, aúrd] nr. 441. goth. gaírdan (cingere) gaírda (cingulum) altn. giörd (cingulum, vimen) girdi39III. laut u. ablaut verbliebene ſtarke verba. (vimen) giardari (vietor); goth, gards (domus) garda (ſtabulum) altn. gardr (agger, praedium) gerdi (ſepes) alth. karto (ſepimentum, hortus) kart (vimen, aculeus) kartea, kerta (virga); kurtan (cingere) nhd. gurt, gürtel (cingulum).

[aírþ, arþ, aúrþ]*)Uebergänge des þ in d, d in t wie oben. nr. 442. goth. vaírþan (fieri, evenire) vaírþs (futurus, vergens, dignus) andvaínþi (praeſentia) vaírþôn (taxare) alth. wërd (pretium), mhd. wirde (dignitas) wirdic (dignus) goth. gavaírþi (pax); goth. vaúrd (verbum, eig. effatum) alth. wort, altn. ord, agſ. vord, von dieſem neutr. unterſchieden das fem. agſ. vyrd, altn. urdr, alth. wurt (fatum, fortuna) giwurt (de - cus) nhd. würde (honor) würdig (dignus).

[aírſ, arſ, aúrſ] nr. 444. goth. þaírſan (arere); alth. derran (ſiccare) nhd. darre (locus in quo torretur) altn. þerra (ſiccare, tergere) þerrir (ſiccitas); goth. þaúrſus, alth. durri (ſiccus) goth. þaúrſjan (ſitire) altn. þurr, þyr - rîngr (aridus) alth. durſt (ſitis) altn. þyrſta (ſitire).

[aírk, ark, aúrk] nr. 445. altſ. ſuërkan (obſcurari) giſuërk (nubes) agſ. ſvëorc (caligo) geſvëorc (nebula).

[aírg, arg, aúrg] nr. 446. goth. baírgan (arcere, tueri) baírgs (mons) alth. përac [vgl. hlîta nr. 158.] altn. biarg (ſaxum) bërg (auxilium) mhd. gebërc (refugium); vielleicht altn. bergja (guſtare); goth. baúrgs, alth. puruc, altn. borg (arx, civitas) alth. purkio, mhd. bürge (vas, ſponſor) borgen (cavere, ſpondere) altn. borgun (vadi - monium).

[aîrh, arh, aúrh] nr. 447. mhd. twërhen (obliquari) alth. duërah (transverſus) goth. þvaírhs (iratus) agſ. þvëorh (protervus); þvyrlic (transverſus).

[itt, att, utt] nr. 449. altn. dëtta (cadere) dëttr (ca - ſus); datta (palpitare); dotta (nictare) dott (dormitatio) nnl. dut (levis ſomnus) nr. 450. altn. ſprëtta (illidi, creſcere) ſprëttr (curſus); ſpretta (ſolvere) ſcheint unorg. abweichung von 234. nr. 451. alth. prëttan (ſtringere, rapere); pruttilîh (terribilis) pruttjan (terrere) ungewis, ob damit einer wurzel altn. brëgda (movere, agere) brigd (mutatio); bragd (geſtus, motus) brögdugr (calli - dus)? es gibt auch ein altn. bretta (retorquere) brettr (recurvus).

[ïſt, aſt, uſt] nr. 452. alth. prëſtan (frangi, deficere) mhd. gebreſte (defectus) altn. breſtr (deſ. ); hierher würde40III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. pruſt (pectus) altſ. bruſtjan (erumpere) zu fallen ſcheinen, (das knoſpende, vorbrechende?), wenn nicht das altn. brióſt (pectus) bryſti (pectuſculum) auf die formel iuſt, auſt, uſt (conj. IX. ) wieſe. nr. 453. altn. gnësta (ſtre - pere) gniſt (ſtridor) allein Biörn hat guîſt, was zur conj. VIII führt und dann auch gneiſti (ſcintilla) alth. kneiſto erzeugen kann, vgl. nhd. gniſtern (von ſprühenden funken).

[ïſk, aſk, uſk] nr. 454. alth. drëſkan (triturare); goth. giþraſk (tritura); nnl. dorſchen (triturare) nr. 455. alth. lëſkan (extingui); leſkjan (extinguere).

[aíht, aht, aúht] nr. 460. alth. vëhtan (pugnare) kavëht und vëhta (pugna) agſ. gefëoht (bellum); nhd. fuchtel (enſis) nr. 461. alth. vlëhtan (ſcirpare) nhd. geflecht, flechtwerk, flechte.

[aíhſ, ahſ, aúhſ] nr. 462. mhd. dëhſen (linum fran - gere, vertere?) was aber ſicher abgeleitete bedeutung iſt, auf die verlorene urſprüngliche leiten andere, ſelbst ver - dunkelte wörter, zunächſt der name des grabenden, wüh - lenden thiers melis, alth. dahs (woher und nicht umge - kehrt mlat. taxus, ital. taſſo, franz. taiſſon) welches altn. greifîngi (? grefingi) ſchwed. gräf-ſvîn, dän. grävling, nnl. und plattd. grevinc heißt und wohl vom graben. Ferner iſt das alth. wort egidëhſa (lacerta) nhd. eidechſe agſ. â-þexe, nnl. age-diſſe, das von irgend einer eigen - ſchaft dieſes thiers rühren mag (vielleicht von ſeinem hüpfenden gang, da es auch ſonſt agſ. e-fête, ſchwed. fŷr-fôt, dän. fir-bên, hochd. ſpringer heißt) und end - lich das alth. dihſil (dîhſil nach dem nhd. deichſel?) agſ. þixl, þiſl (temo) zu erwägen*)Adelung meint, eidechſe verleugne nicht das gr. α᾽ίθαξ, das aber ein unwort iſt, von Eraſm. Alberus zur deutung des deut - ſchen namens erdichtet. Auffallend ſieht im litth. drezas (eidechſe) drezle (deichſel) nebeneinander, ſo wie grezule (deichſel) gryſzte (flach[ſ]knoten) von greſzti bohren, wenden, winden..

B. verlorne ſtarke verba.

Untergegangene ſtarke verba, d. h. in keiner einzel - nen mundart wirklich nachweiſliche, dürfen vermuthet werden; das folgt im allgemeinen ſchon aus der erfah - rung, daß die früheren mundarten mehr, die ſpäteren41III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. weniger verba ſtark flectieren. Gleichwie demnach in den neueren vieles fehlt, was die älteren beſeßen haben, ſo muß in noch höher hinaufreichender zeit die ſtarke con - jugation wiederum beträchtlicher geweſen ſein, als ſie in allen quellen erſcheînt, die uns zugänglich geblie - ben ſind. Die vermuthung iſt kräftig, ſobald in den verglichenen wörtern laut und ablaut nebeneinander vor - liegen. Ein a und ô weiſen nothwendig auf die ſiebente conjugation; die achte, neunte, zehnte, zwölſte lautet zweimahl ab, die eilfte ſogar dreimahl, in dieſen fällen ſcheint es hinreichend, daß neben dem laut wenigſtens ein ablaut oder ohne den laut zwei ablaute nachgewieſen werden, obgleich durch das daſein auch der übrigen das verhältnis noch ſicherer begründet ſteht. Bei den doppelt vorhandenen formeln (ſ. 6.) hebt die zweideutigkeit jedes - mahl der hinzugefundene laut oder ablaut. Der ſinn des verlornen verbums iſt beinahe nur zu rathen. Ich laße die nummern fortlaufen.

[al, ôl] nr. 463. dalan, dôl (deprimi)? goth. dals, alth. tal (vallis); alth. tuola (vallicula gl. monſ. 322.) ſchweizeriſch tuele (vertiefung) altn. dœll (valleſtris) dœla (locus depreſſus) nr. 464. ſtalan, ſtôl (jacere, collo - cari)? die gemination im alth. ſtal, - lles (locus, ſedes) alt. ſtallr ſcheint unorganiſch aus ſtallan, ſtellan f. ſtaljan (collocare) eingedrungen (vgl. doch unten nr. 560.), auch ſtehet gl. jun. 192 ſtalo-piot (ſtatua?) vgl. litth. ſtalas (menſa); goth. ſtôls, alth. ſtuol (thronus, ſedes) nr. 465. halan, hôl (trahere, ſchleiſen)? alth. halôn, holôn (her - ſchleppen) altn. hali (cauda) hala (vulpium more ſe eri - gere caudis); altn. hœl, agſ. hêl (calx) agſ. hôl (calumnia) hôlinga (fruſtra, vane) alth. huoljan (fruſtrari J. 396) goth. hôlôn (fraudare) altn. hôl (jactantia) hœla (jactari) vgl. nhd. wedeln, ſchwänzeln, fuchsſchwänzen f. ſchmei - cheln, heucheln und gl. edd. tom. 1. v. hali.

[am, ôm] nr. 466. daman, dôm? alth. ſirdamnôn, nhd. verdammen (condemnare) engl. damn (maledicere); goth. dôms, altn. dômr, agſ. dôm, alth. tuom (judicium, poteſtas) goth. dômjan (judicare) agſ. dêman, alth. artuom - jan (condemnare); warum aber ſchreiben alth. quellen, neben tuom, damnôn und nicht tamnôn? (O. damnôn und duam) ſtammte damnôn aus lat. damnare, engl. damn aus franz. damner? nr. 467. laman, lôm (remittere, recedere)? alth. lam, agſ. lama, altn. lami, lama (fractus, debilis) alth. lemjan, altn. lama (debilitare) lemja (percu - tere); alth. luom (mollis, mitis, frequens) agſ. gelôme42III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. (frequenter, denſe) gerade ſo geht dick, dicht, mild in den begriff von oft (ſaepe) uber, vgl. auch nr. 182.

[an, ôn] nr. 468. granan, grôn (virere, creſcere)? alth. kran, mhd. gran, altn. grön (barba) mhd. gran - ſprunge-zît (adoleſcentia); alth. kruoni, agſ. grêne, altn. grœnn (viridis) vgl. altn. grôa (vireſcere) f. grôna? nr. 469. hanan, hôn (canere, welches wörtlich daſſelbe)? goth. hana, alth. hano, altn. hani (gallus)*)d. i. ſinger, wie ſlav. pjetel pjevaz von pjeti, pjevati (canere) und im Reinhart-fuchs: chanteclair, crayant. alth. henna, d. i. hanja (gallina); alth. huon, pl. huonir, altn. hœns d. i. hœnis, hœnir (pullus gallinaceus) vgl. unten cap. VI. in der geſchlechtslehre. nr. 470. ſanan, ſôn? altn. ſenna f. ſanja? (lis) ſannr (verus, juſtus); alth. ſuona (judicium) ſuonjan (pacare) altn. ſôn (reconciliatio) doch ſchwierigkeit macht das goth. ſáun (lytrum) welches auf fiunan weiſt.

[ar, ôr] nr. 471. hraran, hrôr (ſonare)? die ſorm hraran noch bedenklich, Stald. 1, 258. rären (mugire) agſ. rarjan (mugire) kann es f. hraran ſtehen? lautet es nicht vielmehr rârjan, vgl. engl. roar? aber die bedeutung des ablautenden alth. hruorjan (tangere) altn. hrœra (movere) ſtimmt zum ideengang von hrînan (mugire, tangere) in nr. 113; eine dunkle ſtelle der E. H. von der tanzenden Herodias: thiu thiorne ſpilôde hrôr aftar them hûſe, läßt mich ungewis, ob hrôr ſubſt. (nur nicht rôr arundo) oder verbum? oder hror (prona, ſaltans) zu leſen ſei? nr. 472. ſnaran, ſnôr (verti, necti)? alth. ſnaraha (tendi - cula) altn. ſnara (laqueus) ſnara (illaqueare) ſnerill (obex verſatilis) ſnar (celer, verſatilis); alth. ſnuor (funis, dann nurus, cognatione nexa) ſnuorjan (illaqueare). nr. 472b. haran, hôr (mingere)? harn (urina) gl. monſ. 330; goth. hôrs (μοιχός) hôrinôn (moechari) agſ. hôring (adulter) alth. huora (adultera, meretrix) wie μοιχός ablaut von μίχω, ὀμιχέω (agſ. mîge nr. 190.) und ſollte das agſ. mil - teltre (meretrix) zu mëltan, milte (nr. 350.) gehören? vgl. neuengl. milt, laichen, beſamen.

[ab, ôb] nr. 473. daban, dôf? goth. gadaban (conve - nire) agſ. gedafan (decere) und das ſtarke part. praet. gedafen (conveniens) gedaſſum (conſentiens); gedêfe (con - gruus) goth. gadôfs (conveniens) nr. 474. aban, ôf (pollere)? dieſer wurzel ſcheinen, außer einigen uralten43III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. partikeln, folgende wörter: goth. aba (vir) [vgl. guma nr. 516. und vaír nr. 572. ] abrs (validus) afar (progenies) [vgl. oben magus von magan] altn. afi (avus) afl (robur) afla (poſſe, gignere, parare) alth. afalôn, afarôn (compa - rare, ſatagere) altſ. abal (vis) abaro, agſ. ëafera (proles); alth. uop (ſtudium) uopjan (exercere) altſ. ôbjan (ſtudere) ôbaſt, agſ. ôfoſt (diligentia, celeritas) altn. œfa (exercere) œfîng (exercitatio) nr. 475. goth. þraban, þrôf, alth. fraban, fruof (ſolari)? goth. þrafſt (ſolatium) þrafſtjan (conſolari); altſ. fruobar, alth. T. fluobar, agſ. frôfer (ſolatium) frêfrjan, T. fluobiren (conſolari); ob das alth. trôſt, altn. trauſt (ſolatium, refugium) entſtellung jenes þrafſt ſind? aus þrafſt, þravſt, trauſt, trouſt, trôſt? auch die tr für dr, þr ſcheinen unrecht.

[at, ôt] nr. 476. batan, bôt? goth. batiza (melior) batnan (proficere) alth. paƷ (melius) peƷiro (melior); goth. bôtjan (prodeſſe) gabôtjan (emendare) alth. puoƷa (emendatio) etc. nr. 477. hvatan, hvôt (acuere) altn. hvatr (alacer) hvetja (incitare) hvöt (incitamentum) auch alth. huas, - ſſes, altn. hvaß (acer) ſcheint deſſelben ſtam - mes und zu erklären wie wis, - ſſes aus wiƷan]; goth. hvôtjan (increpare) nr. 478. kratan, krôt? alth. chra - zôn (vellere) mhd. kraz (fricatio); goth. gakrôtôn (con - quaſſare) nr. 479. fatan, fôt? altn. fat (vinculum, veſtis, vas) fatla (impedire) fata (veſtire) fet (pes, greſſus) feta (gradi) fetill (balteus) alth. vaƷ (vas) veƷal (catena, impedimentum) vaƷôn (veſtire); goth. fôtus (pes) alth. vuoƷ etc. das lat. pes, pedica, impedio verräth ähnliche ideenverbindung.

[ad, ôd] nr. 480. fadan, fôd (alere)? goth. fadrein (parentes) agſ. fäder, alth. vatar (pater); goth. fôdjan (paſcere) alth. vuotar (pabulum) altn. fœda (parere, nu - trire) fôſtr (foetus, educatio) fôſtri (nutritor, alumnus); wäre die form , ôd? dann dürfte das goth. faþs, - dis (praepoſitus) brûþ-faþs (nutritor ſponſae, vgl. nr. 516.) vielleicht das agſ. fäðm, altn. faðmr, alth. vadam (ſinus, cubitus, amplexus) vgl. goth. faþa (ſepes)? hinzugenom - men werden. nr. 481. gadan, gôd? mit unſerm gôds, kuot (bonus) das gr. ἀγαθός zu verbinden, dieſes für ἀ-γαθός zu nehmen (Welcker zu Sehwenck p. 293) ſcheint gewagt; vgl. altn. gœda, agſ. gôdjan (bene ſe habere, ditare)

[, ôþ] nr. 482. ſaþan, ſôþ? goth. ſaþs, - dis (ſatur) alth. ſatôn (ſaturari); goth. gaſôþjan (ſaturare) 44III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. nr. 483. aþan, ôþ (generare)? alth. adal (genus) edili, agſ. äðele (nobilis); alth. uodal, agſ. ôðel, êðel, altn. ôðal (praedium hereditarium, patria).

[aſ, ôſ] nr. 484. baſan, bôs? alth. paſa (amita, quae ex eodem gremio naſcitur); puoſum (gremium, ſinus); vielleicht fällt baſt (cortex, ligamen) hierher? nr. 485. graſan, grôs (virere, creſcere)? gras (gramen, herba) alth. graſt (foenum) T. 38, 5. altn. greſja (pabulari); mhd. gruoſe (ſuccus, ſemen troj. 45a ſchmiede 272) altn. grôſka (gramen vernum) vgl. nr. 468. und 292. waſo, wiſa von wëſan.

[ak, ôk] nr. 486. ſnakan, ſnôk (repere)? altn. ſnakr, ſnaka (anguis) alth. ſneccho (limax) altn. ſneckja (celox); ſnôkr (anguis), ſollte J. 394 dhurah ſnuoh (irrepſit) zu ſnahhan gehören?

[ag, ôg] nr. 487. dagan, dôg (lucere)? goth. dags, alth. tac (dies, lux) takên (luceſcere) vielleicht taht, nhd. dacht (das leuchtende, brennende in der lampe)? ; goth. fidurdôgs (τεταρταῖος) ahtáudôgs (ὀκταήμερος) altn. dœgr (ſemiſſis diei nat.) agſ. dôgor. nr. 488. fagan, fôg (decere, ornare)? goth. fagrs (utilis) altn. fagr, alth. vakar (pulcher, aptus) mhd. fegen (mundare); alth. ki - vuoki (aptus) vuoka (concinnitas) altn. fœgja (polire).

[ah, ôh] nr. 489. nahan, nôh? goth. ganah (ſuffi - cit) Matth. 10, 25, Joh. 14, 8. alth. kinah (wofür th. 1, 883. kein kinuah zu muthmaßen); goth. ganôhs, alth. kinuoc, altn. nôgr (copioſus, abundans) goth. ganôhjan (contentum reddere) alth. kinuokan, mhd. genuegen (ſufficere); auffällt das dieſen formen widerſtrebende alth. kinuht, mhd. genuht (ſatietas, abundantia), wofür nie kinuoht, wäre wohl die goth. form ganaúhts? vgl. nr. 559 und ſchlußb. 5, α.

[ahſ, ôhſ] nr. 490. ahſan, ôhſ (jungere, coaſſare)? alth. ahſa (axis) ahſala (ſcapula); uohfa, mhd. uohſe, uehſe (axilla, ala) agſ. ôxn (aſcella, hircus in alis) ôhſta (idem)

[eil, áil, ïl] nr. 491. ſeilan, ſáil, ſilun (laqueare)? alth. ſeil, altn. ſeil, agſ. ſâl (habena, lorum) goth. inſáiljan (illaqueare) agſ. ſælan (vincere); alth. ſilo, mhd. ſil (funis) altn. ſili (anſa reſtis) nr. 492. deilan, dáil, dilun (partiri)? altn. dîli (macula, punctum); goth. dáils, alth. teil (pars); alth. tili, agſ. dile (anethum, ein krausäſtiges, feingegabel - tes kraut, gleichſam ramuſculum; vgl. hlutr nr. 224 und táins nr. 497. pars, ſors, ramus, dann in zwî, zweig45III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. u. a. analogen die idee von zweiung, theilung, ferner alth. tilôn, nhd. tilgen, agſ. diljan (delere) analog dem goth. usqviſtjan (delere) alth. urchuiſtan von quiſt (ramus) und dem lat. exſtirpare von ſtirps. nr. 493. beilan, báil, bilun wurde 1, 389 vermuthet, vgl. ſchlußb. 5, β.

[eim, áim, ïm] nr. 494. leiman, láim, limun? alth. lîm, altn. lîm (gluten) lîma (glutinare); altn. leim (argilla); altn. lîm (frons, - dis) lim (membrum) vermuthlich das haftende, bleibende vgl. nr. 164. nr. 495. gleiman, gláim, glimun (nitere)? alth. kleimo (nitor); nhd. glim - mer (ſcintillatio) woraus unorganiſch nr. 364. nr. 496. ſkeiman, ſkáim, ſkimun (paululum lucere) goth. ſkeima, alth. ſcîmo, altn. ſkîma (lux crepera); nhd. ſchimmer.

[ein, áin, ïn] nr. 497. teinan, táin, tinun? altn. tîna (producere, recenſere); goth. táins, alth. zein (ramus, virga, ſors) altn. teinn (bacillus) alth. zeinôn (oſtendere, portendere) agſ. tân (virgula) tænel (fiſcella).

[eir, áir, aír] nr. 497b. ſkeiran, ſkáir, ſkaírun (lucere)? goth. ſkeirjan (clarum reddere) altn. ſkîr, agſ. ſcîr (lucidus, albus) altn. ſkîra, nhd. ſcheuern f. ſcheieren (mundare).

[eib, áib, ïb] nr. 498. hreiban, hráib, hribun? altn. hrîfa (rapere); hreifa (manu tractare) hreifa (manus) vgl. 395.

[eiv, áiv, ïv] nr. 498b ſneivan, ſnáiv, ſnivun? mhd. ſnîen (ningere); ſnê, goth. ſnáivs (nix).

[eit, áit, ït] nr. 499. heitan, háit, hitun (calere)? alth. heiƷ, altn. heitr (calidus); alth. hiza, altn. hiti (ca - lor) nr. 500. ſveitan, ſváit, ſvitun (ſudare)? alth. ſueiƷ, altn. ſveiti (ſudor); mhd. ſwitzen (ſudare) altn. ſviti (ſudor) nr. 501. teitan, táit, titun (zart ſein)? altn. tîta (res tenera); teitr (equuleus, ſäugendes füllen) teitr (laetus, delectatus) alth. zeiƷ (tener, tenellus, in de - liciis); agſ. tit (mamilla) nhd. zitze [tutto th. 1, 155. 590. ſcheint anderer wurzel] vgl. das lat. deliciae, delicatus, allicio und lac, auch ſpanan nr. 71. nr. 502. feitan, fáit, fitun (pinguere)? altn. feitr (pinguis) alth. veiƷit (pingue - factus); altn. fita (pinguedo) fitna (pingueſcere) nr. 503. ſtreitan, ſtráit, ſtritun (laborare)? altn. ſtrîta (laborare) ſtrît; ſtreita (labor)

[eid, áid, ïd] nr. 504. eidan, áid, ïdun (ſplendere, lucere)? alth. îtal, agſ. îdel (ſplendidus, glorioſus, vanus, vacuus) alth. îtis, agſ. îdes, oder itis, ides? (femina, formoſa, ſplendida?); alth. eit (ignis) agſ. âd (rogus) nr. 505. ſveidan, ſváid, ſvidun (ardere)? altn. ſvîda (adu - rere); ſvidi (ignis) ſvidna (aduri) nr. 506. geidun, gáid, gidun, (incitari)? alth. kît, mhd. gît, nhd. mit falſcher46III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. aſp. geiz (avaritia) alth. kîtac, mhd. gîtec (avidus, ſtimu - latus); agſ. gâd (cuſpis, ſtimulus) nr. 507. ſeidan, ſáid, ſidun (late patere)? alth. ſît, agſ. ſîd, altn. ſîdr (latus, amplus, laxus) alth. ſîta, agſ. ſîde, altn. ſîda (pleura, la - tus mit dem adj. latus verwandt); alth. ſitu, agſ. ſido, altn. ſidr (mos, ἔθος, das verbreitete?)

[eiþ, áiþ, ïþ] nr. 507b. ſeiþan, ſáiþ, ſiþun (laqueare) altn. ſiða (incantare, beſtricken, Locaſ. 32. ſiðo, incanta - verunt?); ſeiðr (ars magica) alth. ſeid (laqueus K. 28b) agſ. ſâd (ſâð? laqueus) alth. ſeito (funis T. 148.) nhd. ſaite, chorda); wiefern das goth. ſeiþu, altn. ſið, agſ. ſið (ſero) hierher falle, weiß ich nicht nr. 508. ſmeiþan, ſmáiþ, ſmiþun (fabrefacere)? mhd. geſmîde, nhd. ge - ſchmeide (opus fabrile) geſchmeidig (tractabilis); alth. ſmid, agſ. ſmið (faber) mhd. ſmitte, agſ. ſmiðða (offi - cina)

[eiſ, áiſ, ïſ] nr. 509. hreiſan, hráif, hriſun? alth. altn. hrîs (frutex) hrîſla (virga); hreiſi (cubile virgul - teum), hört hierher das alth. reiſan (hreiſan? nodus)? nr. 510. leiſan, láis, liſun (ſequi, vadere)? alth. liſo (pe - detentim, leniter); leiſa (veſtigium) wakanleiſa (orbita) mhd. niuwe leiſe (ſchneeſpur) goth. láiſjan (docere, i. e. ſequi facere, in viam ducere) láiſaris (doctor) alth. lêran, lêrâri, alth. leiſinan (imitari) anakileiſit (invadit) agſ. lâſt (veſtigium) goth. láiſtjan, altſ. lêſtean, alth. leiſtan (exſe - qui) volleiſt (exſequutio) nhd. leiſt (menſura pedis); alth. lirnên, lërnên (diſcere, aus liſanên, leiſanên?) nr. 511. geiſan, gáis, giſun (ferire)? goth. usgeiſnan (ſtupere, per - celli) mhd. gîſel (obſes, captivus? perculſus); altn. geiſli (radius) alth. keiſila, mhd. geiſel (flagellum) goth. gáiſjan (percellere) gáis (vgl. 1, 91.) alth. kêr, altn. geir. (haſta) alth. keiſt, agſ. gâſt (ſpiritus, quo ferimur) wie fügt ſich hierher keiſenî (ſterilitas) gl. jun. 224 geiſen N. (ege - ſtas)? ; alth. kir, mhd. gir (cupiditas) këron, gërn (cupere) kërn, gërn, altn. giarn (proclivis) ſcheinen zwar aus die - ſer wurzel zu folgen, doch nehme ich wegen des goth. r und nicht ſ in gaírnjan einen beſonderen ſtamm an, vgl. nr. 576b nr. 512. eiſan, áis, ïſun (ſplendere)? alth. îs (glacies) goth. eiſarn, alth. îſarn, îſan (ferrum) agſ. îren (ferrum); goth. áis, alth. êr, agſ. âr, altn. eyr f. eir? (aes), wohl hierher alth. êra, altn. æra, agſ. âre (ſplendor, gloria, honor) goth. áiza? ; altn. iârn (ferrum, früher iarn f. irn? vgl. giarn, gërn, lërnên) nr. 518. veiſan, vais, viſun (ducere, tueri)? goth. veiſôn, alth. wîſôn (viſitare) alth. wîſan (monſtrare, indicere) wîſal,47III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. mhd. wîſel, nhd. weiſel (dux, rex, index, zumahl rex apum) altn. vîſir (rex) vîſundr, alth. wîſant (bubalus, rex boum) wîſi, altn. vîs (ſapiens, viae gnarus) alth. wîſa (modus) altn. vîs (modus, modulatio) alth. wîſunga (ob - latio); alth. weiſo, mhd. weiſe, nhd. waiſe, nnl. wês (pupillus, orphanus) welches allen übrigen dialecten ge - brechende wort die durchs praet. ausgedrückte negation ſcheint, das unmündige, ſchirm und vaterloſe (wîſellôs orphanus, wie altn. födrlaus) kind*)wie pupillus mit pupilla, dem augenſtein (altu. augnaſteinn) berührt ſich mit weiſe das mhd. weiſe, der berühmte edelſtein deutſcher reichskrone, agſ. ëarcnaſtân, altn. iarknaſteinn (alth. ërhanſtein?) nach der edda aus kinderangen genommen, Sæmundar - edda p. 137b: enn or augom iarknaſieina.? gerade ſo drückt der ablaut des pl. praet. im agſ. viſnjan, engl. wizzen, altn. viſna (areſcere) viſinn (aridus) kraftloſigkeit aus, vgl. altn. veiſa, agſ. vâſe (palus, verſumpftes land. engl. ooze)

[eig, áig, ïg] nr. 514. deigan, dáig, digun (madere)? alth. teic, altn. deig (maſſa) deigr (madidus) deigja (ma - defacere); digna (madeſcere) nr. 515. geigan, gáig, gigun (fidibus ludere, verm. abgeleitete bedeutung); im mhd. die ſtarke form gîgen, geic, gigen noch erweiſlich, altn. geiga (tremere) geigr (tremor), jenes alſo vom ſchwingen der ſaiten? das goth. gageigan (lucrari) weiß ich aber nicht damit zu vereinen.

[ïum, áum, um] nr. 516. giuman, gáum, gumun (nutrire)? alth. kouma (epulae, dann cura) altn. gaumr (cura) goth. gáumjan (obſervare) altn. geyma (cuſtodire) geymir (cuſtos) agſ. gŷman (gubernare, cuſtodire); goth. guma, agſ. guma, altn. gumi, alth. kumo, komo (vir, homo i. e. gubernator, rex, cuſtos)**)Snorraedda p. 195: gumar eða gumuar heita flokſtiórar, ſvâ ſem gumi er kallat î brûðför. alth. prûtikumo, agſ. brŷdguma (ſponſus, i. e. ſponſam cuſtodiens) vgl. goth. brûþfaþs nr. 480. und die berührung zwiſchen vaír (vir) wirt (dominus, nutritor) nr. 517. gliuman, gláum, glumun (ſtrepere)? altn. glaumr (ſtrepitus) gleymja (obliviſci, verſchallen, verrauſchen) agſ. gleám (jubar); altn. glumr (ſtrepitus) glymr (reſonantia) glymja (ſtre - pere) nr. 518. ïuman, áum, umun (dolere)? goth. ïumjô (ὄχλος, plebs, geſindel?); altn. aumr (miſer) eyma (dolere) vgl. wenac nr. 119.

48III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba.

[ïun, áun, un] nr. 519. hriunan, hráun, hrunun? altn. hrión (ſcabretum); hraun (aſpretum); hrun (ruina). nr. 520. þiunan, þáun, þunun (ſonare)? mhd. dôn (ſonitus) dœnen (ſonare); agſ. þunjan (tonare) þunor alth. donar, nhd. donner (tonitru), gehört hierher das mhd. gedon (nicht gedôn) impetus, violentia? (vgl. nr. 571.) da ſchon im agſ. neben þunjan mit anlauten - der media dynja (ſtrepere) altſ. dunjan, altn. duna (to - nare) duna (tonitru) vorkommt, darf im nhd. tôn, - nen die tenuis (obgleich neben donner) nicht verwun - dern, dem lat. tonitru entſpricht aber das frühere, ge - nauere verhältnis. nr. 520b liunan, láun, lunun (ac - cidere, contingere)? alth. liunî (forte, caſu) mhd. lûne, nhd. laune (fortuna, caſus); goth. láun, alth. lôn, agſ. leán, altn. laun (merces, emolumentum, id quod con - tigit?)

[ïur, áur, aúr] nr. 521. ſtiuran, ſtáur, ſtaúrun (pol - lere, vigere, fulciri)? goth. ſtiurs, mhd. ſtier (juvencus, taurus) alth. ſtiur (magnus, ſuperbus) goth. ſtiurjan, altn. ſtŷra (gubernare, cohibere) alth. ſtiura, nhd. ſteuer (gu - bernaculum, baculus, fulcrum) altn. ſtióri, alth. ſtiuro (gubernator) altn. ſtiórn, agſ. ſtëorn (gubernaculum); altn. ſtaur (fuſtis, ſudes) ſteyra (areſcere vgl. nr. 621.) alth. ſtôrjan, ziſtôrjan, mhd. ſtœren, zeſtœren (movere, agitare, excitare, ventilare, deſtruere, turbare); alth. ſtur (magnus) ſturiro (magnas) ſturilinc (tyro) ſturî (majeſtas) agſ. ſtyran (regere, cohibere, corripere, commovere, vexare) ſty - rung (commotio, agitatio) alth. ſturm (agitatio, procella), das u und y im alth. ſtur, agſ. ſtyran noch zweifelhaft und vielleicht û, ŷ? oder wäre ſtŷran (regere) von ſty - ran (agitare) engl. ſtir zu unterſcheiden? das ô im altn. ſtôr (magnus) ſcheint unorg. für ſtor? vgl. nr. 610. 540. 554. nr. 522. ſkiuran, ſkáur, ſkaúrun (impellere, tru - dere)? alth. ſcioro (cito, impetuoſe) vgl. nhd. hurtig von hurt, altn. ſkiarr (fugax) alth. ſciura (horreum) ſcûr (grando, procella, impetus, horror) goth. ſkûra (procella) nhd. ſchauer (horror, receptaculum); goth. ſkáurô (tru - des, pala); alth. ſcurkan, nhd. ſchürgen (protrudere); merkwürdige analogie des lat. horror und horreum, vgl. nr. 209. ſchober und ſchaufel.

[ïup, áup, up] nr. 523. diupan, dáup, dupun (mergi, fundi)? goth. diups, alth. tiof (merſus, profundus) goth. diupjan (profundare); dáupjan, alth. toufjan (immergere, lavare); nhd. topf (vas profundum, olla) nnl. dop, doppe (teſta) vgl. 210. nr. 524. hiupan, háup, hupun (con -49III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. gerere, tumere)? agſ. heáp, alth. houf (agger) neben hûſo (f. hiufo?); goth. hups, alth. huf (von ſchwellen - den theilen des leibes: femur, femen, clunes, lumbus, genae); kann alth. hiofa, agſ. hëópe (hagebutte) dieſer wurzel ſein? nr. 525. ïupan, áup, upun (aperiri, tolli)? goth. ïup (ſurſum); alth. ûf, mhd. ûf neben ouf, nhd. auf (in die höhe, aufgerichtet); offan, altn. opinn (aper - tus, das gebliebene ſtarke part. praet. ) altn. upp (ſurſum) nr. 526. ſtiupan, ſtáup, ſtupun (fundere, invertere)? alth. ſtiuf, agſ. ſteóp, altn. ſtiúpr (privignus, orbatus, gleichſ. inverſus?); agſ. ſteáp (praeceps) altn. ſteypa (fundere) ſteypir (praecipitium) ſtaup, alth. ſtouf (poculum, opus fuſile?); vielleicht altn. ſtopull (fluxus) nr. 527. ſtriu - pan, ſtráup, ſtrupun (vellere)? mhd. beſtroufen (vellicare) ſtroufe (caſtigatio) nhd. abſtreifen f. ſträufen? ; nhd. ſtrup - fen. nr. 528. kniupan, knáup, knupun (nodare)? mhd. knouf (capitulum, nodus columnae); nhd. knopf (nodus) knüpfen (nectere) vgl. nr. 202. [übertritt des hn. in chn, kn. ]

[ïub, áub, ub] nr. 529. þiuban, þáub, þubun (occul - tare)? goth. þiubs (fur) þiubjô (clam) alth. diup, mhd. diep (fur) alth. ſcëfdiup (tyro, pirata, junger held, der verſtolen zur ſee zieht? vgl. ſturilinc nr. 521.) mhd. minnendiep (liebesabenteurer); altn. þauf (actus furtivus) þaufa (palpare in tenebris); mhd. dube (res furtiva, fur - tum) nr. 530. liuban, láub, lubun (tegere, fovere)? goth. liubs, agſ. lëóf, altn. liop, liup (carus, acceptus) altn. liufr (gratioſus) alth. liupî (favor) liupên (placere); goth. láubs, alth. loup, altn. lauf (folium, tegmen?) goth. usláubjan (permittere, gönnen) alth. urloup (permiſſio) goth. galáubjan (credere) alth. kiloupa (fides, conſenſus) altn. leyfi (vnia) leyfa (laudare); agſ. lufu (gratia) engl. love, alth. lopôn (laudare, d. i. beifall geben)

[ïut, áut, ut] nr. 531. griutan, gráut, grutun? altn. griót (lapides) grŷta (lapidare) mhd. grieƷ (arena) grûƷ (granum f. griuƷ?); altn. grautr (puls) greyta (pultiſicum eſſe) nr. 532. ſniutan, ſnáut, ſnutun (emungere)? nnl. ſnuit, nhd. ſchnauze (naſus, roſtrum); ſchnotz, agſ. ſnote (mucus) goth. ſnutrs, agſ. ſnotor (ſapiens, ſagax, emunctae naris) alth. duft-ſnuƷƷa (? ſnuza) emunctoria gl. jun. 204.

[ïud, áud, ud] nr. 533. ſollten ſich die dunkeln alth. mieta, agſ. mêd (merces, munus) goth. gamáudjan (ſug - gerere, einhelfen, eingeben) im ſtamme miudan, máud,D50III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. mudun, mietan, môt, mutun (donare) begegnen? das altn. mûta (munus, largitio), wenn es verwandt iſt, hätte mûda zu lauten.

[ïuþ, áuþ, ] mit gewohntem übergange des þ in d, des d in t. 534. niuþan, náuþ, nuþun (figi, teneri)? agſ. nëôd (ſtudium, opus) nëódlic (ſtudioſus) alth. niot (occupatio, delectamentum) niotôn, mhd. nieten (occu - pari, detineri, adimpleri) nhd. nieten (figere) niet (vin - culum); goth. náuþs, - dis (neceſſitas) náuþjan (cogere) agſ. neád, altn. nauðr, alth. nôt (neceſſitas, labor).

[ïuſ, áuſ, uſ] nr. 535 riuſan, ráus, ruſun? mhd. riuſe (naſſa, rohrgeflecht) nhd. reuſe*)das ſ. blieb wie in kinſe, kieſe, obſchou rôr älter als kôr iſt.; goth. ráus, alth. rôr, altn. reyr (arundo) nr, 535b þiuſan, þáus, þuſun (ſonare)? agſ. þŷs (procella) þŷſtre, alth. thiuſtri (cali - ginoſus); altn. þauſn (ſtrepitus) þeyſa (celerrime ferri) nhd. tôſen; altn. þyſja (ruere).

[ïug, áug, ug] nr. 536. giugan, gáug, gugun? mhd. giege (ſtultus); alth. koukal, mhd. gougel (praeſtigiac) gougelære (praeſtigiator); gogel (fallax, volitans) vgl. altn. gugna (triſtari).

[ïuk, áuk, uk] nr. 537. ſiukan, ſauk, ſukun (lan - guere)? goth. ſiuks, alth. ſioh, nhd. ſiech (aegrotus); goth. ſaúhts (f. ſukids) alth. ſuht, altn. ſôtt (morbus).

[ïuh, áuh, aúh] nr. 538. liuhan, láuh, laúhun (lucere)? goth. liuhaþ, alth. liohed, lioht, mhd. lieht (lux) goth. liuhtjan, alth. liuhtan (lucere) altn. liómi (lux); goth. láuhmuni (fulgur) láuhatjan, alth. lôhizan (fulgere) louc (flamma) louga (K. 59b) lauhmoni (hymn. vet. ) nhd. lôhe; altn. log (lux) logi (flamma) loga (ar - dere) nr. 539. hiuhan, háuh, haúhun (attollere)? goth. hiuhma (grex, acervus); háuhs (altus) háuhjan (erigere) alth. hôh (ſublimis) houc (collis) altn. haugr (tumulus); hierher hugu (animus, der aufſteigende gedanke) hugjan (cogitare) gihuht (memoria)?

[ïb, ab, êb] nr. 540. ïban, af, êbun? goth. ïbns, altn. iafn, alth. ëpan (planus, aequus, continuus) in-ëpan, mhd. en-ëben, nhd. nêben (pone) goth. ïba (an) alth. ipu, upi, oba (wie trudan nr. 283.) goth. ïbuks (retro - gradus) ïftuma (poſterus); hierher wohl die praep. af, apa (entfernung, ſenkung bedeutend?) altn. aftan (a tergo) aftan, alth. abant (oder âbant, mit zweitem ablaut? vgl. 1, 88) veſper, ital. ponente, der ſinkende tag? vgl. nahts51III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. nr. 559, goth. aſtra (rurſus) alth. avar (iterum) avarôn (iterare) mhd. æber (terra regelata)? nr. 540b ſtiban, ſtaf, ſtêbun (fulcire)? alth. ſtap, altn. ſtafr, agſ. ſtäf (〈…〉〈…〉a - culus, regula) alth. arſtapên (rigere); ſtift (fundatio, inſti - tutum); das goth. ſtáua (judicium) zähle ich nicht hier - her, vgl. nr. 521. nr. 541. kriban, kraf, krêbun? altn. krafa (exactio) krefja, agſ. crafjan (exigere) alth. chraft, agſ. cräft, altn. kraptr (robur, vis, ars) agſ. cräfta (artifex); altn. kræſr (robuſtus); letzteres wort hält mich ab, den ſtamm kripan zu ſetzen und das alth. chrapho (uncus) damit zu verbinden, vgl. altn. kreptr (curvus) krepta (contrahere).

[ït, at, êt] nr. 542. kitan, kat, kêtun? altn. kitl (titillus) alth. chizilôn (titillare); altn. kâtr (laetus) kæti (laetitia) nr. 543. vitan, vat, vêtun (madere)? goth. vatô, alth. waƷar (aqua); agſ. væt, altn. vâtr (humidus) væta (humor) mhd. wâƷe (odor, olfactus) wâƷen (olere) weil ſich die begriffe feucht und duftend berühren vgl. nr. 259. nr. 544. vritan, vrat, vrêtun (agi, ferri)? goth. vritus (grex); vratôn (ire, circumire) altn. rata (ferri, elabi); hierher alth. râƷi (rapax, vagans)?

[ïd, ad, êd] nr. 545. ſtudan, ſtad, ſtêdun, ſtudans (ſtare) [das u für i zu nehmen wie in trudan nr. 283. daher die alth. form ſein würde ſtëtan wie trëtan] agſ. ſtudu (poſtis) altn. ſtod (fulcrum, columna) alth. [mit be - haltner med. ſtatt tenuis] kaſtudnôs (fundas hymn 950. denn fundaſti wäre kaſtudnôtôs) keſtudit (fundatus K. 18b) und noch bei Daſypod. ſtud (columna) türſtodel, ſtëdel (poſtis) altn. ſtoda (juvare) ſtydja (ſulcire) mhd. [mit falſcher aſpiration) ſtützen, underſtützen (fulcire M. S. 2, 92b); hierher gehören und nicht zu nr. 72. die ab - laute: goth. ſtads (locus, munimen)*)ob auch ſtaþs (littus) agſ. ſtäð, mhd. ſtat, - des, vom ſtehen des flußes? die conſonanzſtufen dieſer wurzel ſcheinen ſeit lange ſchwankend und verwirrt. alth. ſtat (locus) ſtata (occaſio) kiſtatôn (locum dare) agſ. ſtede, altn. ſtadr (locus) ſtada (ſtatio) ſtadr (contumax) ſtedja (ſtatuere) mhd. ſtadel (horreum); alth. ſtâti, mhd. ſtæte (firmus, con - ſtans) nr. 545b gidan, gad, gêdun (jungere)? altn. gëd, alth. kët (mens, a combinando?) këti-lôs, mhd. gët-lôs (amens, furens); altſ. gigado, alth. kikato, agſ. gegada (ſocius) alth. gaduling, alth. katilink, mhd. gete - linc (parens, cognatus) agſ. gëador, altſ. gador (ſimul) nhd. gatte (maritus) alth. pikatôn (accidere, franz. joindre).

D 252III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba.

[ïþ, , êþ] nr. 546. ïþan, . êþun? alth. ida (vena) gl. monſ. 350., bei N. Ariſt. heißt ida linea, altn. iðull (continuus); alth. âdara, altn. æð (vena, nervus).

[ïſ, aſ, êſ] nr. 547. ſviſan, ſvas, ſvêſun? goth. ſvi - ſtar, alth. ſuëſtar (ſoror) nhd. geſchwiſter (fratres et ſo - rores, propinqui); goth. ſvês (proprius, domeſticus) alth. ſuâs (familiaris, privatus, carus) nr. 548. kiſan, kas, kêſun? nhd. kis (geſchr. kies, arena, vielleicht allg. ar - gilla, lutum, terra) alth. chiſilinc (ſilex) agſ. ciſelſtân (ſabulum); goth. kas (vas fictile, irden gefäß) kaſja (figu - lus) alth. char (vas) altn. ker (vas, aber auch palus, lutum) altn. kös (congeries) kaſa (congerere); alth. châſi (caſeus, in irdener form gemacht? oder aus dem lat.?) nr. 549. fiſan, fas, fêſun (gignere)? alth. vëſa (feſtuca T. 39, 6.) mhd. vëſe (frumenti genus) alth. viſal? (penis) mhd. viſellîn (Parc. 27b); alth. vaſal, agſ. fäſl (ſoboles) nhd. faſeln (prolificum eſſe) alth. vaſôn (quaerere N. 100, 6) mhd. faſe (fibra, caulis) nhd. faſer; agſ. fæs (fimbria) oder fäs? alth. veſti, altn. faſtr (firmus, tenax); kann farre (bos initor) alth. var, pl. varrî dieſer wurzel zufallen (1, 123 ſteht ſchwerlich richtiges, vgl. cap. VI. vom genus)? ſicher muß aber das longobard. fara (generatio, linea, proſapia Paul. Diacon. 2, 9. lex longob. 1, 14) von fiſan, wie nara, wara von niſan, wiſan, geleitet werden, und nicht von faran nr. 73. nr. 550. hiſan, has, hêſun (etwa comari)? dahin deuten der form nach: alth. haſo, agſ. hara (lepus, a hirſutia?*)Plin. XI, 39. villoſiſſimum animalium lepus. alth. haſal, agſ. häſl, altn. haſl (corylus, von zottiger geſtalt der blüte, nhd. läm - merchen, kätzchen, nucamentum?) ausgemacht iſt haſal nach 1, 587. eins mit corylus (früher coſylus? vgl. κάρυον und κάρη), alth. haru, altn. hör (linum); alth. hâr, altn. hâr, agſ. hær (crinis, vielleicht = caeſaries und dies, oder nicht? von caedere) merkwürdig gebraucht Ulfilas für crinis nicht dieſes wort, ſondern tagls, alth. zakal, altn. tagl (in der bedeutung von cauda).

[ïk, ak, êk] nr. 551. qvikan, qvak, qvêkun (movere, vigere)? altn. qvikr, agſ. cvic, alth. quëh, goth. qvius (vivus, ſeſe movens) altn. qvika (movere ſe) agſ. cvice (gramen) nhd. erquicken (excitare); agſ. cveccjan (com - movere) cvacjan (tremere) altn. qvaka, qvakla (minu - rire, ſonum edere tremulum) qvak (minuritio) mnl. qva - kele (coturnix, alth. wahtela nach nr. 93. vgl. wach mit53III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. quick); nhd. quâken (vagire, coaxare) nr. 552. þikan, þak, þêkun (tegi)? altn. þak, alth. dah (tectum) altn. þekja, alth. decchjan (tegere) nr. 553. ſmikan, ſmak, ſmêkun (ſapere)? altn. ſmëkr (guſtus) agſ. ſmicor, alth. ſmëhhar (delicatus, politus) ſmëhharôn (polire); agſ. ſmäc (ſapor, guſtus) alth. kiſmah, mhd. ſmach (beßer als ſmac, vgl. 1, 429. odor, ſapor) alth. kiſmahhan (ſapere) altn. ſmacka (guſtare) agſ. geſmecgan, vgl. nr. 257. nr. 553b ſtrikan, ſtrak, ſtrêkun (dirigere, porri - gere?) hierher goth. ſtriks, alth. ſtrih? (ſinea) vgl. nr. 184.; alth. ſtrah, mhd. ſtrac, nhd. ſtrack, agſ. ſträc (rectus, ſtrictus) mhd. ſtrecken (extendere) nhd. ſtrecke (tractus).

[ïg, ag, êg] nr. 554. rigan, rag, rêgun (agi, ex alto moveri)? altn. riga (movere) alth. rikal, mhd. rigel (obex, vgl. hartrigel cornus), vielleicht goth. rigns, alth. rëkan, altn. rëgn (pluvia, excitamentum, commotio nubium?); goth. ragin (γνώμη, motus animi, conſilium) raginôn (regere, imperare) garaginôn (conſulere) altn. regin ( motores, die obenwaltenden) mhd. ragen (eminere, herr - ſchen) regen (excitare) altn. raga (laceſcere) ragan, - gun (imprecatio); vergl. mit dieſen noch gewagten wort - verbindungen nr. 521. nr. 555. trigan, trag, trêgun (dolere, pigere)? altn. trëgr (invitus, ſegnis); trega (de - ſiderare) tregi (moeror) agſ. trega (damnum, tribulatio) tregjan (vexare) alth. artrakên (pigere, taedere), trâki, mhd. træge (piger).

[aíh, ah, êh] nr. 556. ſpaíhan, ſpah, ſpêhun (vi - dere, intelligere)? alth. ſpëhôn (explorare, ſpeculari); altn. ſpâ (vaticinium) alth. ſpâhi (prudens, callidus); viel - leicht hierher ſpëht (picus, der kluge vogel)? nr. 557. taíhan, tah, têhun (ſtillare)? goth. tagrs, alth. zahar, altn. târ, agſ. tëar (gutta, lacrima); altn. tær (limpidus,[liquidus]) alth. zâhi (aegre ſtillans, tenax) agſ. târe (pix) nr. 558. ſvaíhan, ſvah, ſvêhun? goth. ſvaíhra, alth. ſuëhur (ſocer) goth. ſvaíhrô, alth. ſuigar (ſocrus) mhd. geſwîe f. geſwige (uxor fratris); mhd. ſwâger (maritus ſororis) nr. 559. naíhan, nah, nêhun, naúhans (f. naíhans, wie brukans f. brikans 1, 842) vielleicht genauer: naíhvan, nahv, nêhvun (wie goth. ſaíhvan alth. ſehan) incumbere, attingere? nahts, naht (nox, die einbreehende, nahe, θοὴ νύξ?); goth. nêhv, nêhva (prope) alth. nâh (vicinus) nâhjan (appropinquare) altn. (conſequi, con - tingere) nâð, alth. kinâda (gratia, quies, otium); alth. kinuht, mhd. genuht (ſatietas, abundantia) vgl. nr. 489. 54III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. der übergang der begriffe erreichen, gereichen, auslan - gen, ſuppetere, ſcheint einleuchtend.

[ïl, al, êl, ul] nr. 560. milan, mal, mêlun, mulans (conterere, comminuere, contundere)? alth. mëlo, altn. miöl (farina) alth. mili-tou (rubigo) agſ. mildëav (mel - ligo) altn. mëldropi*)Sæm. edda p. 32b Snorraedda p. 11. von mel (lupatum) dem ſpeichelmalmenden gebiße des roſſes hrîmfaxi abgeleitet; gram - matiſch gleichviel, ob von mehl. nhd. mehlthau, alth. miliwa, nhd. milbe, altn. melr (tinea) mhd. mëlm (pulvis); goth. malô, altn. mölr (tinea) nhd. malmen (contundere) altn. mel (lupatum, a contundendo?) goth. mêl, alth. mâl (pars minuta, fruſtum, zeittheil, wie das heutige minute, dann zeichen, örtliche theilung, aufſatz, ſchrift, punc - tation, franz. minute, und davon manigfalte ableitun - gen); alth. muljan, altn. mylja (conterere) mhd. mül (mola) goth. mulda, alth. molta (pulvis, terra) nr. 561. ſilau, ſal, ſelun, ſulans (tenere, poſſidere, gaudere) altn. ſalr, alth. ſal (domus, aula) goth. ſaljan (divertere, offerre) ſaliþva (diverſorium) alth. ſelida (manſio) ſeljan, ſellan, altn. ſelja (tradere, praeſtare, vendere) altn. ſala (venditio) alth. kiſello (contubernalis); goth. ſêlja (bonus) altn. ſæll, alth. ſâlîc (beatus, felix, dives) goth. ſêlei (boni - tas) alth. ſâlida (beatitudo) altn. ſæla (felicitas) vgl. 309. nr. 562. tilan, tal, têlun, tulans (pertinere, aptum eſſe)? goth. gatils (aptus) andtilôn (convenire) agſ. til (bonus) tiljan (parare, quaerere) tilja, tiligea (cultor) altn. til (ad, nimis) tili (numerus) alth. zil (ſcopus) zilôn, ziljan (niti, tendere) nhd. erzielen (acquirere); goth. untala (ineptus, intractabilis) talzjan (docere, aptare? vgl. frama nr. 568) altn. tal, tala, alth. zal, zala (ordo, numerus, enumeratio, ſermo) alt. telja, alth. zeljan, zellan (nume - rare, referre); altn. tâl, alth. zâla (fraus, inſidiae, mala intentio) zâlîc (nequam, inſidioſus) kizâl (velox, callidus); bedenklich iſt das im verhältnis zu zil (ſcopus) auf conj. VIII. weiſende alth. zîla (linea, ordo) nr. 563. ſkilan, ſkal, ſkêlun, ſkulans (ſeparare, glubere)? altn. ſkil (diſ - crimen) ſkilja (diſcernere, intelligere) ſkilmr (fractus, quaſſatus); goth. ſkaljôs (tegulae) altn. ſkel (cruſta, con - cha) mhd. ſchal (cortex, putamen, cranium) ſcheln (de - glubere) nhd. ſchelſe (putamen); altn. ſkal (poculum) mhd. ſchâle neben ſchal (patera); hierher alth. ſcollo (gleba, erdrinde f. ſculjo)? vgl. nr. 334 und das ano - male ſculan (debere) womit ſich ſkil (fas, debitum) be -55III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. rührt. nr. 564. gilan, gal, gêlun, gulans (flavere)? alth. ëlo, mhd. gël, nhd. gelb (flavus) mhd. gilwe (fla - vor); galle (bilis, a colore f. galja); altn. gulr, ſchwed. gul (flavus) goth. gulþ, alth. kolt, altn. gull (aurum, a flavedine)*)vgl. ſlav. ſhelt (flavus) ſheltſch (fel) zlato (aurum) litth. geltas, geltonas (flavus) lat. gilvus..

[ïm, am, êm, um] nr. 565. ſimam, ſam, ſêmun, ſu - mans (jungere)? O. IV. 20, 11. gi-ſëmôn? ; goth. ſama, altn. ſamr (ſimilis, aequalis, idem) in compoſ. altn. - ſamr, alth. - ſam [analog dem-leikr, - likr, - lîh] alth. ſaman, agſ. ſamod (unâ) alth. ſamanôn (congregare) altn. ſemja (componere, moderari); alth. ſâmo (ſemen, origo) vgl. nr. 183. laik, nr. 415. urſprung; da jenes-ſamr agſ. mit drittem ablaut-ſum heißt, darf wohl das goth. ſums, agſ. ſum (quidam) verglichen werden, gewagter ſumar (aeſtas)? im lat. ſimul, ſimilis, ſemen etc. dieſelbe wurzel. nr. 566. himan, ham, hêmun, humans (tegere, involvere)? goth. himins, altn. himinn, alth. himil (coelum, tegmen)**)vgl. ſlav. nebo mit lat. nuhes; litth. dengti (tegere) dan - galas (tegumen) dangus (coelum); die edda nennt den himmel: helm, haus der erde, geſtirne etc. himelzi (laquear); altn. hams (cutis) hamr agſ. hama (exuviae) alth. hemidi (induſium) altn. hamaz (transfor - mari, exuere cutem) hemja (cicurare) hem (exuviae) hemill (cuſtodia); agſ. hæman (coire, nubere) hæmed (coi - tus, nuptiae) vgl. liugan nr. 263. nr. 567. þriman, þram, þrêmun, þrumans? altn. þrimil (tuber) þrëmr (limen) mhd. drëmel (vectis, trabs); mhd. drum (extre - mitas) drümen (finire, nhd. zertrümmern) [ſcheint dem lat. - tremus wie das folg. frum dem primus verwandt, vgl. cap. VII. ] nr. 568. friman, fram, frêmun, fru - mans (promovere, aptum eſſe)? altn. framr (liber, au - dax) frama (edocere) frami (profectus) framar (praeterea) goth. fram (ultra) alth. vram (ultra, longius) vremjan (praeſtare, perficere) goth. framaþis, alth. vremidi (alieni - gena, e longinquo veniens); goth. frums (initium) fruma (primus) altn. frum (primitiae) frômr (richtiger fromr) alth. vrum (probus, idoneus) vruma (commodum) vrum - jan, vrumman (exercere, urgere).

[ïn, an, ên, un] nr. 569. vinan, van, vênun, vu - nans? alth. wini, agſ. vine, altn. vinr (amicus, fidus, fide - lis) goth. vinja (paſcuum) nhd. wonne und weide; altn. van (defectus) vanan, vönun (diminutio) goth. van-vi -56III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. ſan, alth. wan-wëſan (deeſſe) altn. vanr (inops, vanus); goth. vêns, alth. wân, altn. von ſt. vân (fiducia, ſpes) altn. vænn (ſperandus und formoſus); agſ. vunjan (habi - tare, degere) alth. wonên (habitare, manere) kiwon (ſue - tus, familiaris) agſ. vyn, alth. wunna (gaudium); van (defectus) ſcheint verneinung des dunkeln urbegriffs, vgl. lâri nr. 290. und den übergang von ſpes certa, fiducia, ins nhd. wahn, eitele, leere hoffnung, ſo wie gemeit nr. 166. umgekehrt früher mancus, carens, ſpäter laetus bedeutet. nr. 570. qvinan, qvan, qvênun, qvunans? goth. qvinô (femina) alth. chëna, altn. qvën; goth. qveins = qvêns (uxor) altn. qvænaz (ux. ducere); alth. chona, altn. kona (mulier) was vielleicht nicht ablaut u, ſondern aus dem v entſprang? nr. 571. þinan, þan, þênun, þunans (ten - dere)? goth. þanjan, alth. denjan (extendere); nhd. dône (tendicula) mhd. gedon (inſidiae) vgl. nr. 520, ſodann mit unorg. gemination alth. dunni, altn. þunnr (tenuis, tener, gracilis), vielleicht dunſt (odor ſparſus) vgl. 396.

[aír, ar, êr, aúr] nr. 571b. aíran, ar, êrun, aúrans (laborare)? goth. aírus (nuntius); alth. aran (arare, labo - rare) altn. erja (idem) ar (labor) erill (labor) erindi, örundi (negotium, pauſa); alth. ârunti, agſ. ærend (nego - tium, nuntium) altn. âri (miniſter, famulus, nuntius). Ob und wie ſich goth. ara, alth. aro (aquila) und alth. arac, arc (vgl. 622.) zu dieſer wurzel fügen? entſcheide ich noch nicht. nr. 572. vaíran, var, vêrun, vaúrans? die bedeu - tung: manere, tutum eſſe? goth. vaír, altn. vërr (vir, tutor) vgl. guma nr. 516. alth. wërên, wërôn, mhd. wërn (durare, praeſtare) goth. vaírilô (labium, analog dem gr. ἕρκος ὀδόντων und in der edda f. mund: hûs, borg tûngu, tanna?); goth. varjan (prohibere) altn. verja (tueri, am - plecti) alth. werjan, mhd. wern (defendere) werî (defen - ſio) weri (arma) wara (cuſtodia) altn. vör, varir (labia); alth. kiwâri (cautus, providus) wâr (certus, verus)*)ohne die goth. ſ-formen in nr. 292. und den beſtimmten unterſchied zwiſchen vaſjan und varjan würde man leicht beide wurzeln verſchmelzen, da ſich alth. wara zu wëſan wie nara zu nëſan zu verhalten ſcheint und die begriffe exiſtere, fovere, veſtire, defendere aneinander ſtoßen.. nr. 573. faíran, far, fêrun, faúrans? goth. faírina, alth. virina (ſcelus) virinâri (ſceleſtus); goth. fêrja (inſidiator) alth. vâra (inſidiae) vârâri (tentator) altn. fâr (periculum) fâra (inſidiari) nhd. gefahr, gefährde (periculum, dolus); goth. gafaúrds (concilium judaeorum); die dunkele urbe -57III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. deutung muß weiter ſein, ſo daß ſie das goth. fêra (regio, vgl. lâge nr. 303.) alth. vurt (vadum) und die partikeln vir -, vër - (lat. per) vora, faúra miterklärt. nr. 574. ſmaíran, ſmar, ſmêrun, ſmaúrans (linere)? alth. ſmëro (adeps) piſmërôn (maculare); goth. ſmarna (lutum) alth. piſmarôn (illudere, exprobrare); altn. ſmyrja (ungere) nr. 575. ſpaíran, ſpar, ſpêrun, ſpaúrans (quaerere, inveſtiga - re)? alth. ſpër, altn. ſpiör (haſta, i. e. veſtigium in corpore relinquens, vulnerans?*)vgl. lat. quiris mit quaerere; Snorra-edda: fôtſpor jârns (veſtigium ferri) dôlgſpor (veſt. hoſtis) = vulnus. alth. zi ſpërî (nempe, videſicet, gleichſam: ad quaeſtionem); altn. ſpari (telum); alth. altn. ſpor (veſtigium, zumahl vulneris) alth. ſporo (calcar, aus gleichem grunde wie ſpër) altn. ſpyrja (quaerere) ſpurull (novi cupidus) goth. ſpaúrds, alth. ſpurt (ſtadium, nach fußſchritten); wiefern alth. ſpar, agſ. ſpär (parcus) alth. ſparôn, altn. ſpara (parcere) alth. ſpor (putridus?) und der name alth. ſparo, altn. ſpörr (paſſer) aus dieſer wur - zel folgen, kann ich noch nicht genügend nachweiſen. nr. 576. kaíran, kar, kêrun, kaúrans (dolore affici)? goth. kar, kara (cura) unkarja (incurioſus) alth. chara (luctus, paſſio) agſ. cëarjan (queri) altn. kör, karar (lectus mortis) vielleicht auch mhd. karc (alth. charac? ſollicitus, avarus, ſolers) vgl. 623.; kæra (queri); goth. kaúrjan (gravare) altn. kor (ſqualor, luctus?) nr. 576b. gaíran, gar, - run, gaúrans? aus dieſer dunkeln wurzel ſcheint zu fließen alth. kër, kir (cupido) goth. gaírns, alth. kërn, altn. giarn (cupidus) vgl. nr. 511; goth. gaúrs (afflictus) gaúrjan (affligere) doch das alth. gôr (fimus) gôrag (mi - ſer) ſcheint wegen des langen ô anderer wurzel (etwa zu giuſan, gôr gehörig nr. 250?)

[ïll, all, ull] nr. 577. fillan, fall, fullun (turgere)? goth. fill, alth. vël, - lles (pellis, cutis) altn. filla (pellis piſcium) goth. þruts-fills (leproſus, hautkrank) alth. villan (percutere) villa (percuſſio, verber) mhd. villen (verberare, excoriare); goth. fulls, alth. vol, - lles (ple - nus, turgidus) fulljan (implere); verbindung der be - griffe fell und voll ſcheint unleugbar, haut iſt das ge - füllte, gerade wie balg (nr. 355.) daher auch plenus zu pellis hört und litth. pilnas (plenus) pilwas (venter) heißt, vgl. die redensart: hülle und fulle. nr. 578. ſtillan, ſtall, ſtullun (quieſcere, ſedari)? alth. ſtil, - lles (quietus) ſtillî (ſilentium) altn. ſtilla (moderare) ſtillir (mo - derator) ſtillîng (modeſtia); alth. ſtal, - lles, altn. ſtallr58III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. (ſtabulum, locus requiei) vgl. oben nr. 464; alth. ſtulla (hora, momentum, pauſe) ſtollo (gradus) vgl. das lat. ſēdes und ſēdare von ſĕdēre, ſēdi. nr. 579. ſnillan, ſnall, ſnullun (celeriter ferri)? alth. ſnël, - lles, altn. ſniallr (impetuoſus, celer); mhd. ſnellen (ſubito movere, trudere) ſnal, - lles (motus ſubitaneus) nhd. ſchnalle (fibula, elaſtiſches, ſchnurrendes band?) nr. 579b gril - lan, grall, grullun (aſperari)? mhd. grël, nhd. grell (aſper, trux); agſ. grellan (ad litem provocare); nhd. groll (fe - ritas, odium).

[ïlb, alb, ulb] nr. 580. hvilban, hvalf, hvulbun? goth. hvilftri oder hvilſtrjô (σορός) gewölbter ſarg, nicht feretrum; agſ. hvëalfa (fornix) mhd. gewelbe (camera); altn. hvolf (convexitas) mhd. wolbe (fornix). nr. 581. kilban, kalf, kulbun? alth. chilpirra (agna) agſ. cilforlamb (agnus f.); alth. chalp, agſ. cealf (vitulus); dunkel, ob und wie altn. kâlfi (ſura) kôlfr (bulbus radicis) alth. cholpo (fuſtis, caulis) hierher zu rechnen?

[ïlþ, alþ, ulþ] mit übergang des þ in d. nr. 582. vilþan, valþ, vulþun (vigere)? goth. vilþis, alth. wildi, agſ. vilde, altn. villr (ferox, ferus, rudis, ſilveſtris) nhd. wild (fera); alth. walt, agſ. vëald (ſilva) goth. valdan, alth. waltan, agſ. vëaldan (imperare, ſuperbire, ſaevire) alth. kiwalt, altn. valdr (poteſtas, vis, violentia); goth. vulþus, agſ. vuldor (poteſtas, gloria) gleichverwandt ſind die lat. fortis, ferus, ferox, fero etc.

[ïlg, alg, ulg] nr. 583. tilgan, talg, tulgun (creſcere, vigere)? agſ. tëlg (planta, virgultum); altſ. tulgo (valide) goth. tulgjan (roborare); das altn. telgja (ſcindere) vereint ſich dem ſtammbegriff, wenn man die übergänge zweig, aſt, theil (nr. 492.) theilen, ſchneiden erwägt, auch nr. 562. zu vergl.

[ïmm, amm, umm] nr. 584. flimman, flamm, flum - mun (ſplendere)? nhd. flimmen, flimmern (micare); flamme (lux, jubar).

[ïmp, amp, ump] nr. 585. himpan, hamp, hum - pun? altn. himpi (ingens maſſa in manibus); hampa (ma - nibus volvere) nhd. hampfel (quotquot manu rapitur, nicht aus handvoll zu deuten, Stald. II, 16.) gehört hanf (gerauftes, in der hand geſchwungenes dahin, oder ſtammt es direct aus cannabis?) nr. 586. ſtimpan, ſtamp, ſtumpun (tundere)? alth. ſtamf (pila); ſtumpf (obtuſus) ſtumpf (truncus) piſtumplan (truncare) entw. für pi -59III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. ſtumpflan oder zu nr. 322. gehörig f. piſtumlan, vgl. nhd. ſtümmeln? nr. 587. ſtrimpan, ſtramp, ſtrumpun? nhd. ſtrampfen, ſtrampfeln (pedibus plodere, tibias movere); ſtrumpf (tibiale). nr. 588. ſkimpan, ſkamp, ſkumpun (jocari)? altn. ſkimp (irriſio) alth. ſcimf, ſcimpf (jocus) nr. 589. kimpan, kamp, kumpun? altn. kippa (raptare, colligere); kappi (athleta) keppa (contendere) alth. champf (agon) chempho (pugil) agſ. camp und cempa.

[ïmb, amb, umb] nr. 590. gimban, gamb, gumbun? alth. cambar (ſtrenuus, ſagax) cambrî (ſtrenuitas) gl. jun. 225. 235. 250. altn. gambr (jactatio) gambra (blaterare) dunkel iſt gamban (edd. gambanteinn, gambanſumbl, viel - leicht pracht?) und das agſ. gombon gëldan Beov. 2. Cädm. 43, 22; mhd. gumpen (nugari) nr. 591. dimban, damb, dumbun? agſ. dim, - mmes (obſcurus) altn. dimmr (opacus) alth. timbar (obſcurus) timbrî (caligo); nhd. dämmern (obſcurari)*)ob dieſes anderm ſtamme folgt? Schilter hat 215b aus den verlornen hymn. dhëmar (crepuſculum) das kaum für tëmar ſteht, vielleicht þëman, þam, þêmun, þumans fordert?; agſ. dumb (mutus) goth. dumbnan (muteſcere) alth. tump (mutus, fatuus) mhd. tump (non - dum ſapiens) nhd. dumm (ſtolidus) alth. horotumbil (ono - crotalus, nhd. rohrdommel) nr. 592. kimban, kamb, kumbun? alth. champ (corona, pecten, criſta) agſ. camb, altn. kambr (pecten, criſta); altſ. kumbal, agſ. cumbol, altn. kuml (ſignum militare) alth. chumbirra (tribus); das mhd. kumber, nhd. kummer (dolor) ſcheint mir auslän - diſch (franz. encombre, comble).

[ïnn, ann, unn] nr. 593. dinnan, dann, dunnun? unter dieſem muthmaßlichen thema weiß ich wörter wie agſ. den, denne (vallis) alth. tenni (area) alth. tanna (abies) tinna (tempus capitis) bedeutungsweiſe noch nicht zu vereinigen.

[ïnt, ant, unt] nr. 594. glintan, glant, gluntun (ni - tere)? mhd. glinzen (micare); glanz, alth. klanz (nitor).

[ïnd, and, und] nr. 595. blindan, bland, blundun (miſcere, turbare)? goth. blinds, alth. plint (coecus); altn. blanda (miſcere) bland (mixtura) alth. plantan (mi - ſcere) mhd. enblanden (turbare, onus imponere) blenden (coecare); altn. blunda (dormire) blundr (ſopor) nr. 596. tindan, tand, tundun (ardere)? altn. tinna (ſilex, pyri - tes) tendra (accendere) alth. zantro (calculus, feuerſtein); zuntro (fomes) zuntjan (incendere).

60III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba.

[ïnþ, anþ, unþ] nr. 597. ſvinþan, ſvanþ, ſvunþun (vigere, valere)? goth. ſvinþs, agſ. ſvið (ſortis, vehe - mens, dexter) goth. ſvinþnan (creſcere) altn. ſvinnr (tenax, prudens) mhd. ſwint (violentus); agſ. ſvaðe (vio - lentia? ſciſſio, ruptura, veſtigium) wahrſcheinlich das ſchweiz. ſchwand, ſchwändten (berghang, waldgehau, ſchnitt) vgl. Stald. 2, 359. 360. Oberlin 1606. nr. 597b tinþan, tanþ, tunþun (comminuere)? alth. zand (dens); goth. tunþus, agſ. toð.

[ïnk, ank, unk] nr. 598. hlinkan, hlank, hlunkun (torquere, flectere); mhd. ſelten, nhd. gewöhnl. link (ſiniſter i. e. ſinuoſus, obliquus, wie recht: gerade, ſtrack); alth. hlancha (ilia, lumbus a flexuoſitate) nhd. gelenk (articulus) altn. hleckr (torques, catena); ſteht bei O. inklenkan (infibulare) f. inhlenkan und unſer klinke (peſſulus januae) f. linke? nr. 599. þinkan, þank, þunkun? goth. þagkjan, alth. denhan (cogitare) alth. danh, altn. þöck (gratia) alth. danhôn, altn. þacka (agere gratias); goth. þugkjan, alth. dunhan (putare, videri) mhd. dunke (opinio, ambitio) altn. þotti (arrogantia) þyckja (iraſci, ſuperbire) nr. 600. dinkan, dank, dun - kun (obſcurari)? altn. döckr (niger) döckva (obſcurare); altſ. dunkar, alth. tunhal (obſcurus) nhd. dunkel f. tun - kel. nr. 601. finkan, fank, funkun (ſcintillare)? alth. vinho, mhd. vinke (ſringilla, a colore flavo, aureo); vanke (ſcintilla); nhd. funke. nr. 602. ſkinkan, ſkank, ſkunkun? mhd. ſchinke (crus, perna); agſ. ſcanca (tibia, crus) mhd. ſchenkel (femur); nhd. mundart. ſchunke f. ſchinke; ſollte nicht alth. ſcenhan, mhd. ſchenken, agſ. ſcencan, altn. ſkênkja (vinum infundere, promere und allmählig largiri, donare) daher rühren, daß man in frühſter zeit das getränk mit einer (knöchernen?) röhre aus dem faß laufen ließ? [oeſtr. ein pfiff weins, vgl. 1, 462. über pîpen] auch bei tibicen (flötenſpieler) dachte man ſpäter nicht an den begriff von crus in tibia.

[ïng, ang, ung] nr. 603. fingan, fang, fungun (ca - pere, accipere)? goth. figgrs, alth. vinkar, altn. fingur (digitus); alth. vanc, altn. fâng (captura, acquiſitio) alth. vankôn, altn. fânga (occupare) nr. 604. gingan, gang, gungun (tendere)? alth. O. gingo, mhd. ginge (deſide - rium, ſinnen und trachten); goth. gaggan, alth. kankan, altn. gânga (ire) etc. nr. 605. hingan, hang, hungun (teneri, impeti)? altn. hânga (pendere) alth. hankan (ſuſpendere) nhd. hang (cupido, propenſio); goth. huhrus,61III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. alth. hunkar, altn. hûngur (fames, appetitus vehemens) nr. 606. tingan, tang, tungun (pangere)? agſ. getinge (facundus, wahrſch. getynge); alth. zanka, altn. töng (forceps) tângi (lingula terrae, erdzunge) agſ. betenge, getenge, alth. O. gizengi (vicinus, proximus, junctus) altn. tengja (jungere) tengdr (junctus, affiuis) tengdir (affinitas); goth. tuggô, alth. zunka, altn. tûnga (lingua) altn. tûngl (luna, lingulata?) agſ. tungel, alth. himil-zunkal (ſidus) alth. kizunkal (facundus) kizunkalî (poëſis) nr. 607. bingan, bang, bungun? altn. bâng (pulſatio) bânga (pul - ſare); plattd. bunge (tympanum).

[aírr, arr, aúrr] nr. 608. ſnaírran, ſnarr, ſnaúrrun (ſtrepere)? mhd. ſnar, - rres (ſtrepitus) ſnarren (ſonare) nhd. ſchnarre (turdus) ſchnarchen (ſtertere); mhd. ſnurren (ſonum facere celerem et tremulum) nr. 609. ſpaírran, ſparr, ſpaúrrun (patere, ringere)? alth. ſparro, mhd. ſparre (vectis, trabs, peſſulus) alth. ſperran (claudere) in-ſperran (recludere) nhd. geſperre (contignatio) altn. ſperra (repagulum) ſperra (diſtendere); verwandt mit 575? nr. 610. ſtaírran, ſtarr, ſtaúrrun (rigere)? nhd. ſtarr (rigidus) ſtarren (rigeſcere); goth. andſtaúrran (an - ſtarren) mhd. ſtorre (truncus).

[aírm, arm, aúrm] nr. 611. vaírman, varm, vaúr - mun (tepere, calere)? alth. warm, altn. varmr, agſ. vëarm (tepidus, calidus) goth. varmjan (calefacere) altn. verma (fovere); goth. vaúrms, alth. wurm, agſ. vyrm, altn. ormr (vermis, anguis) nach dem glauben, daß würme durch wärme und fäulnis gezeugt werden*)Snorraedda p. 15. die zwerge entſpringen aus fäulnis in wurmgeftalt; yrmlîngr, würmlein, nicht bloß vermiculus, ſonderu überhaupt catulus, brut, kleines geſchöpf, das eben ausſchloff, fotus a fovendo., oder daß ſie faul, eiterig, giftig ſind? vgl. altn. eitr-ormr (ſerpens) agſ. hand-vyrm (paronychia, geſchwür, wurm am finger) agſ. vorms (pus, ſanies) alth. wërmuot (oder wermuot?) agſ. vërmôd, vormôd (abſinthium, wärmen - der, bitterer, beißender trank, ſchwerlich wurmvertrei - bender, obwohl engl. wormwood, nnl. wormkruit).

[aírn, arn, aúrn] nr. 612. ſkaírnan, ſkarn, ſkaúr - nun (irridere)? alth. ſkërn (ſcurrilitas) ſcirno (ſcurra); altn. ſkarn, agſ. ſkëarn (lutum, ſtercus). nr. 613. kaír - nan, karn, kaúrnun? alth. chërn, chërno (granum); chorn (frumentum) altſ. curni, goth. kaúrn, kaúrnô (fru -62III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. mentum) nr. 614. haírnan, harn, haúrnun? alth. hirni, altn. hiarni (cerebrum) altfrieſ. hërne (angulus); goth. haúrn, alth. horn (cornu, gleichſ. aus dem hirn gewachſen) agſ. hyrne (? hirne, angulus) nr. 615. faír - nan, farn, faúrnun? goth. faírnis, alth. virni (vetus); altn. ſorn.

[aírp, arp, aúrp] nr. 616. ſcaírpan, ſcarp, ſcaúr - pun? alth. ſarf, ſcarf, altn. ſkarpr, agſ. ſcëarp (acer, du - rus) altn. ſkerpa (acuminare); agſ. ſcyrpan (acuere) alth. ſcurſan, mhd. ſchürfen (excudere) altn. ſcorpa (vehe - mentia).

[aírt, art, aúrt] nr. 617. aírtan, art, aúrtun? kann ërz (metallum, das wachſende) ſich mit goth. aúrts (her - ba) aúrti-gards (hortus) agſ. ort-gëard, engl. orchard berühren? nr. 618. vaírtan, vart, vaúrtun? goth. vaúrts, altn. urt, alth. wurz, agſ. vyrt (radix).

[aírd, ard, aúrd] nr. 619. haírdan, hard, haúrdun (firmari)? goth. haírda (grex) haírdeis, alth. hirti, altn. hirdir (cuſtos) agſ. hëord (grex) hirde (paſtor) altn. hird (ſatellitium) hirdr (tutus); goth. hardus, alth. herti, altn. hardr. agſ. hëard (durus, eigentl. firmus); goth. haúrds, alth. hurt (janua, clathrum, munimen) alth. hort, agſ. hord (theſaurus, a cuſtodiendo?) wobei nur die goth. form huzd bedenken macht, vgl. unten ïzd, azd, uzd.

[aírþ, arþ, aúrþ] mit ſenkung des þ in d. nr. 620. aírþan, arþ, aúrþun? goth. aírþa, alth. ërda, agſ. ëorðe, altn. iörd (terra); alth. art, agſ. ëard (ſolum, natura, indoles) alth. artôn (habitare, colere) artâri (cultor) agſ. ëardjan (habitare) altn. ardr (aratrum) oder dies zu 571b? wie ſlav. ralo, oralo zu orati.

[aírk, ark, aúrk] nr. 621. ſtaírkan, ſtark, ſtaúrkun (rigere, pollere) alth. ſtarah, agſ. ſtëare, altn. ſterkr (for - tis, rigidus); goth. ſtaúrknan, altn. ſtorkna (rigeſcere, erſtarren) altn. ſtyrkr (fortis), hierher wohl alth. ſtorah agſ. ſtorc (ciconia) agſ. ſtyrc (juvencus)?

[aírg, arg, aúrg] nr. 622. aírgan, arg, aúrgun? alth. arac (tenax, avarus) longob. arg (iners, P. Diac. 6, 24) agſ. earg, altn. argr (iners, deſes, vecors); agſ. yrgð, yrhð (ſegnities, ignavia) nr. 623. kaírgan, karg, kaúrgun? mhd. karc, - ges (aſtutus) nhd. karg (tenax); mhd. kurc, - ges (lepidus, callidus) nr. 624. vaírgan, varg, vaúrgun? goth. vargjan (condemnare) altn. vargr (latro, maleficus, lupus) agſ. vëarh (furcifer) 63III. laut u. ablaut. verlorne ſtarke verba. mhd. warc; agſ. vyrgean (exſecrare, maledicere) mhd. würgen (ſtrangulare, occidere); die ganze zuſ. ſtellung noch unſicher, ſelbſt ob der ſtamm nicht aírh, arh, aúrh?

[aírh, arh, aúrh] nr. 625. þaírhan, þarh, þaúrhun (pertundere)? goth. þaírh (per) þaírkô für þaírhô (fora - men) alth. durah, durh (per) durahal, durhel, mhd. dürkel (pertuſus) agſ. þurh (per) þyrl (foramen) þyrel (perforatus).

[ïſk, aſk, uſk] nr. 626. friſkan, fraſk, fruſkun (vi - vere, vigere)? alth. ſriſcing (victima, i. e. geopfertes junges ſleiſch, caro recens) nhd. friſchling (porcellus) mhd. vriſch (recens, vividus, viridis) altn. frëſkr (viri - ridis, von katzenaugen); ital. fraſca, franz. fraiſe (friſche, wilde beere) gleich freſco, frais aus dem deutſchen; alth. froſc (rana, von der grünen farbe) fruſcinga (victima, i und u in dieſem worte zweifelhaft, aber beide hierher dienend). nr. 627. diſkan, daſk, duſkun? alth. tiſc (menſa) tiſco (alumnus, commenſalis) altn. diſkr (patina); daſk (ictus) daſka (percutere) der übergang der bedeu - tung noch dunkel, alth. taſca (pera, auch wohl ciſta, vgl. gl. monſ. 328. 396. ſitarcia).

[ïzd, azd, uzd] dieſer goth. formel würde die altn. ëdd, add, odd entſprechen, aber die alth. ërt, art, urt, welche ſchon oben der gothiſchen aírd, ard, aúrd pa - rallel lief, vgl. theil 1, 67. 126. 319. Wäre das goth. huzd und vielleicht azd nur gemilderte ausſprache für haúrd, ard? vgl. nr. 619. 620. oder iſt die alth. vermi - ſchung beider formeln unorganiſch? Ablaut verräth ſich in folgenden: nr. 628. ïzdan, azd, uzdun? altn. ëdda (proavia, vielleicht: origo generis? oder ſumma, aucto - ritas, acumen als name für die alten dichtungen?); oddr (cuſpis, mucro), agſ. ord (acies, acumen, initium) alth. ort (margo, extremitas, initium, ort-vruma auctori - tas) nr. 629. brizdan, brazd, bruzdun? altn. brëdda (culter brevis) agſ. brërd (? brëord) ſumma, margo; alth. prart (ora, labrum, labium); prort (idem) agſ. brord (punctus, ſpica frumenti) altn. broddr (aculeus, telum).

[aíhſ, ahſ, aúhſ] nr. 630. faíhſan, fahs, faúhſun (comari)? alth. vahs, agſ. fëax, altn. fax (coma)? ; alth. vuhs, agſ. altn. fox (vulpes, das haarige thier?) vgl. nr. 550. haſo. nr. 631. laíhſan, lahs, laúhſun (ſplen - dere)? alth. lahs, agſ. leax (ſalmo); alth. luhs, agſ. lox (lynx).

64III. laut u. ablaut. verwaiſte wurzeln.

C. verwaiſte wurzeln.

Von den der ſprache verbliebenen ſtarken verbis iſt eine anſehnliche zahl wortbildungen, welche ſich ohne zweifel noch ſehr vermehren läßt, dargelegt wor - den. Sodann habe ich eine gleichfalls nicht geringe reihe von wörtern, die mir im verhältniſſe des lauts und ab - lauts zu ſtehen ſcheinen auf verlorene ſtarke ſtämme zurückzuführen geſucht. Was im einzelnen verfehlt wurde mag ſich aufheben gegen das richtige, welches fortgeſetzter forſchung hinzuzufügen vorbehalten bleibt. Im ganzen betrachtet kann immer angenommen wer - den, daß aus den ſolchergeſtalt nachgewieſenen quellen über ſiebenthalbhundert deutſcher wurzeln eine unzahl von wörtern aller art in größter fülle und fruchtbarkeit ſtröme. Sie machen die deutlichſte kraft und grundlage unſerer ſprache aus.

Es bleibt aber eine wo nicht gleiche, doch bedeu - tende maſſe von wörtern zurück, die auf ihren ein - fachen beſtandtheil geführt, d. h. aller ableitungsbuch - ſtaben entbunden, der vergleichenden unterſuchung wei - ter keine verhältniſſe des lauts und ablauts darzubieten ſcheinen. Sie nenne ich verwaiſte wurzeln. Nur nach dürrer, unſicherer analogie laßen ſie ſich in die ablau - tende conjugation einſtellen, während bei den unter B angeführten wörtern einſtimmige verwandtſchaft mehrerer glieder eines geſchlechts den ſchluß auf den untergegan - genen ſtamm wahrſcheinlich machte.

Statt von ſolchen allein ſtehenden wörtern im all - gemeinen unnöthige beiſpiele zu geben, will ich die gründe entwickeln, welche hier dem etymologen große behutſamkeit anzuwenden rathen:

  • a) die regeren kurzen vocale a, i, u ſind ſchwieriger zu faßen; außer den ſ. 6. angeführten formeln, welche zweimahl verſchieden vorkommen können, haben uns die vermuthlichen ſtarken verba noch folgende weitere ergeben: ïl ſteht VIII und IX; um, un ſtehen IX und XI. Zweifelhaft würde alſo z. b. ſein, ob das alth. ſuan, altn. ſvanr (cignus) von ſvinan, ſvan oder von ſvanan, ſvôn ſtamme? zweifelhaft, ob das goth. nati (rete) der form natan, nôt oder nitan, nat, nêtun an - gehöre? für jenes ließe ſich etwa nôta (puppis) her - beiziehen, für letzteres mit mehr wahrſcheinlichkeit alth. nëƷila, agſ. nëtele (urtica), aus der man faden65III. laut u. ablaut. verwaiſte wurzeln. ſpinnt; die in der bedeutung wieder ablenkenden nats (madidus) natjan (rigare) führen auch in der form nicht weiter. Solche bedenken in vielen fällen. Viel - leicht lehrt ſie die ſorgſamer unterſuchte ableitungs - lehre (cap. II. ) manchmahl entſcheiden.
  • b) kurzer vocal mit doppelter conſonanz weiſt in der re - gel auf conj. XII. z. b. fiſc (piſcis) auf den ablaut faſc; theils aber ſcheint auch hierbei die ableitungslehre noch nicht weit genug vorgerückt, um die beſchaffenheit des hinteren vocals überall ſicher zu beurtheilen, theils zeigte buch I, daß viele conſ. geminationen ſpäter ent - ſprungen ſind. Wer wollte aus einem nhd. held (he - ros) fels (rupes) henne (gallina) hülle (tegmen) ein hël - den, vëlſen, hinnen, hillen ſchließen! Das goth. vullô (lana) deutet mit mehr ſchein auf ein villan, vall, vul - lun, als das mhd. bal, - lles (pila) auf bëllen, bal, bul - len nr. 333. führt, welches mit unvereinbarer anderer bedeutung ſchon vorhanden iſt. Vergleicht man boln, alth. polôn (jacĕre) ſo wird die form bëln, bal, bâlen, boln (nach XI. ) viel glaublicher.
  • c) der lange vocallaut, ſchwerfälligerer natur, bezeichnet an ſich jedesmahl eine beſtimmte ſtarke conjugation, folglich führt goth. hrôt (tectum) auf hratan, hrôt; þeihvô (tonitru) auf þeihvan, þáihv, þaíhvun; ſtáins (lapis) auf ſteinan, ſtáin, ſtinun; áuſô (auris) auf ïuſan, áus, uſun; liuþ (cantus) auf liuþan, láuþ, luþun; mêna (luna) auf minan, man, mênun, munans etc. Gleichwohl wäre der ſchluß in allen fällen trügeriſch, wo contraction und conſonantauflöſung den diphthon - gen erzeugt haben könnte, wie in ſpäteren mundarten häufig geſchieht, das mhd. meit (virgo f. maget) das nhd. hain (lucus aus hagen) weiſen daher auf kein - den, meit, hînen, hein. Auch ältere dialecte gewäh - ren dergleichen unorganiſche diphthongen. Das altn. haukr (accipiter) läßt ſich nicht zu hiuka (fovere) ſtellen, es entſprang aus havekr, hafukr (agſ. hëafoc, alth. hapuh); eben ſo wenig iſt gaukr (cuculus) ablaut von giuki (nom. pr. ), welches aus giveki, gifeki, alth. kipihho erklärt werden muß. Ein merkwürdigeres beiſpiel gewährt das alth. poum (arbor) und viel - leicht andere ſubſt. auf - oum mehr, ich führe ſie nicht auf eine ſtarke ſorm ïuman, áum, umun zurück; poum, früher paum entſpricht dem goth. bagms, altn. E66III. laut u. ablaut. verwaiſte wurzeln. badmr, ſcheint folglich aus pagam (wie ſpäter meit aus maget, magit) hervorgegangen
    *)Dieſe wahrnehmung wird wichtig für das agſ. (1, 238.), das verwiekelter und abgewichener, als das alth. au, ou erſcheint; aus bägm, bëagm wurde bëavm, beám (ſtipes, arbor, lignum) vgl. bŷm (tuba, blaſeinſtrument aus holz). Doch bleiben zweifel; teám, ahd. zoum gemahnt an nr. 320!
    *).
  • d) andere ſchwierigkeit machen ſpäterhin vergröberte und vermiſchte conſonantverhältniſſe. Namentlich zähle ich hierher die weitgreifende verwandlung des ſ in r und die aphäreſe der ſpiranten h und v. Wenn jener zarte unterſchied zwiſchen ſ und r individuelle wurzeln bildet, z. b. nr. 292. viſan nr. 572. vaíran; nr. 547. ſviſan, nr. 328. ſvaíran; nr. 548. kiſan, nr. 576. kaíran, ohne vergleichung mehrerer mundarten daher, zu welchem ſtamme das alth. char (vas) gehöre, [es dürſte formell zu beiden letzteren nicht nur, ſondern auch zu einem karan, kôr oder kaſan, kôs] unbeſtimmbar ſein würde; ſo ſind verwaiſte wurzeln mit dieſen buchſtaben nicht leichtſinnig aus ihrem dunkel zu reißen. Das alth. peri (bacca) fügt ſich nicht zu baíran (nr. 325.) weil die goth. form baſi lautet, welches ein biſan, bas, - ſun verlangt, oder zu baſan, bôs (nr. 484.) fällt. Dem worte ſtâr (ſturnus) z. b. getraue ich mir nicht ſeinen ſtamm anzuweiſen, etwas leichter wäre es für alth. aro (aquila) altn. ari, wo auch im goth. ara das r bleibt, alſo kein ïſan, as, êſun, eher ein aíran, ar, êrun, aúrans, da andere gründe wider ein aran, ôr ſtimmen. Ferner, da in den ſpäteren mundarten, nach abgefallenem anlaut h und v, ganz unterſchiedene wurzeln ſcheinbar vereinigt werden, ſo ſind wörter mit anlautendem l, n, r, v, wo bedeutung und analogie keinen ausſchlag gibt, lieber als verwaiſte wurzeln aufzuſtellen und nicht unvorſichtig mit anderen wör - tern zu verbinden, die mit ihnen auf gleicher reihe oder ſelbſt im ablaut zu ſtehen ſcheinen. Viele etymo - logen halten z. b. die mhd. wörter wolf (lupus) und wëlf (catulus) für einer wurzel, da ſie urſprünglich gar nichts, weder an - noch auslautend miteinander gemein haben (jenes goth. vulfs, alth. wolf, wolves, altn. ûlfr; dieſes alth. huëlf, huëlfes, altn. hvëlpr).
  • e) fremde eingeführte wörter ſind in der regel nicht auf ein deutſches ablautsverhältnis zu beziehen, noch mit echtdeutſchen, die ihnen buchſtäblich verwandt ſchei -67III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. nen, zu verbinden. Das goth. faſkja (lat. faſcia) kann mit fiſks (piſcis) nichts gemein haben. Manche ſehr frühe aufgenommene wörter verbergen aber ihren ausländiſchen urſprung, wenige, wie ſcrîben, prîſen, haben ſich ausnahmsweiſe ſtarke conjugation errungen. Ueber einzelne bleibt die unterſuchung zweifelhaft, ſo z. b. ſcheint das alth. weit (iſatis) verglichen dem agſ. vâd, engl. woad echtdeutſch auch formell mit alth. wît, agſ. vîd (amplus) vereinbar, ſchwerer mit alth. witu, agſ. vudu (lignum), alle bedeutungen ſträuben ſich, man müſte denn weitîn, das gewöhnlich durch caeru - leus (hrab. 956b) zuweilen durch aëreus (doc. 243a) gloſſiert wird, dem begriffe raum, weite, luft verwandt erklären; woher aber das ſ, welches romaniſche for - men jenes wortes einſchalten: guaiſda, waiſda, gueſde, guaſtum? vgl. Bruns beitr. zum deutſchen recht p. 386.

Schlußbemerkungen.

1. Etymologie will die mannigfaltigkeit der gereiften ſprache auf anfängliche einfachheit der formen und be - griffe zurückführen. Daß es hier um zweierlei zu thun ſei, um den buchſtaben und um den geiſt, haben leicht alle eingeſehen. Das leibliche mit ſeinen ſtufen und far - ben reicht nimmer aus, die gänge und wege von ſinn auf ſinn, von geſtalt auf gedanken zu deuten, denen ſich die menſchliche ſeele ergibt; dahingegen in dem meere der begriffe alle bedeutungen, wenn ſie nicht durch die formen der ſprache geordnet und feſtgehalten werden, fehl und irre ſchweifen. In der deutſchen etymologie iſt aber bisher das körperliche princip zur ungebühr ge - ring geſchätzt worden; von einer groben einſicht in laut und formverhältniſſe ausgehend hat man ſich ihrer an - wendung auf den begriff unterfangen und viel zu frühe die vergleichung fremder verwandter ſprachen hineinge - zogen. Unerkannt blieben die gemeßene färbung der vocale, die ſo tief eingreift, die genaue abſtufung der conſonantiſchen organe, die der unterſuchung förderliche dialectiſche abweichung in beiden*)Ten Kate hat die ablaute zuerſt in ihrer wichtigkeit her - vorgehoben, nur die vocalunterſchiede nicht ſtrenge genug, am wenigſten die der conſonanten beobachtet.. Vocale nach orien - taliſcher weiſe für gleichgültig angeſehen, in den conſo -E 268III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. nanzen harte, zu keiner zeit erlaubte wechſel zugelaßen, koſtete es geringe mühe, die verſchiedenartigſten wurzeln zu vereinbaren oder unter willkürliche bedeutungen zu zwängen. Und mit irgend einem der heutigen dialecte iſt wenig anzufangen, wenn nicht die ſämmtlichen übri - gen, voraus die älteſten, hinzugenommen werden.

2) Indem ich der falſchen methode auszuweichen trachte, ſcheint mir freilich, daß ich eine richtigere noch ſehr unvollkommen ausübe. Liegen, darf gezweifelt wer - den, jetzt ſchon alle verhältniſſe deutſcher buchſtaben und laute am tage? kann nicht fortſchreitende feinere zergliederung derſelben erſt den blick auf den rechten etymologiſchen grund und boden leiten? Ich antworte mit einer unterſcheidung. Die beſtimmung der einzelnen buchſtaben und laute, ihrer zuſammenſetzung und ver - änderung läßt ſich gewis noch erweitern und, da in die - ſer hinſicht die jüngeren mundarten ſo grob, die älteren ſo fein erſcheinen, genauere bekanntſchaft mit den letz - teren*)wünſchenswerth bleibt feſtſetzung und durchführung des richtigen unterſchieds zwiſchen d und ð beim altnordiſchen in - und auslaut; ich habe 1, 315 die ungenügende Raſkiſche regel bezweifelt, hernach doch befolgt, in gegenwärtigem bande be - ſtimmt verlaßen, ſo oft mich die analogie der übrigen mundarten dazu berechtigte. Die reiche nordiſche ſprache beſitzt nur ſo manche wörter ausſchließlich, wo man leider nicht weiß, ob ihnen med. gebühre oder aſp. wird uns neue anſichten eröffnen, um deren willen manche der von mir verſuchten etymologien auf - zugeben ſind. Was aber den ablaut, die eigentliche grundlage des ganzen capitels angeht, ſo glaube ich nicht, daß in dieſer lehre noch bedeutende änderungen erfolgen können. Alle deutſchen ſprachen ohne ausnahme bewah - ren die tiefgewurzelte unterſcheidung der ſechs ablau - tenden conjugationen bis auf den heutigen tag. Die go - thiſche, die formreichſte, beſitzt hier nicht mehr als die neuengliſche, die formärmſte. Einzelne verba dieſer ſechs claſſen verblühen, die abtheilung ſelbſt dauert fort und ausgeſtorbene ſtämme haben wortbildungen hinterlaßen, welche der nämlichen abtheilung zugethan bleiben, durch - aus keine andere zu erkennen geben. Es iſt darum un - wahrſcheinlich, daß die vollſtändige goth. mundart oder eine noch reichere frühere ein weiteres, unbekanntes verhältnis des ablauts beſeßen habe, bloß in jeder claſſe erfreuen ſie ſich einer reicheren zahl von wörtern. Hier -69III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. durch wird, dünkt mich, die hauptrichtung deutſcher wurzelforſchung unwandelbar und erſchöpfend vorge - zeichnet.

3) ein anderer erheblicher zweifel ſcheint der: müßen ſich denn alle und jede deutſchen wörter aus dieſem verhältniſſe des lauts und ablauts erklären laßen? Unſere ſprache ſtehet bei ihrem erſten hiſtoriſchen auftreten be - reits in einer beträchtlichen ferne von ihrem urſprung, d. h. ihrer individuellen niederſetzung. Unleugbar hat, gerade wie ſie noch heute eine menge formen und flexio - nen fortfuhrt, welche wir nicht aus ihrem jetzigen ſtande, vielmehr nur aus dem uns gegebenen früheren zu deuten vermögen, ſie ſchon damahls dunkle und zer - trümmerte formen beibehalten, deren befriedigende er - klärung erſt aus dem uns nicht mehr gegebenen anfäng - lichen ſtande zu erwarten wäre. Es ſoll aber auch nicht jedes wort auf dieſem wege wirklich erläutert werden, ſondern nur behauptet, daß in ſeiner inneren geſtaltung an ſich nichts im widerſpruch ſtehe mit der zwar fort - rückend vollſtändiger, niemahls ganz zu löſenden auf - gabe. Daß in der that keine ſolche äußeren widerſprüche ſtören rechtfertigt den zuſammenhang des ablautenden princips mit dem element der deutſchen ſprache. Ihr ganzer ſtoff iſt durchſichtiger geworden, als der irgend einer andern mir bekannten ſprache; durchſichtiger, d. h. wir ſehen oft noch auf den grund, wenn wir auch nicht dahin reichen.

4) Will jemand einwenden, die unter B. angeführ - ten wörter, gleich andern nichtangeführten, ſeien noch kein nothwendiger ſchluß auf den jemahligen beſtand der vermutheten ſtarken verba, ſondern nur in allgemeiner analogie unbewußt den herrſchenden vocallauten gemäß gebildet; ſo heißt das eine lebendige, wahrſcheinliche erklärung rauben und eine mechaniſche, unwahr - ſcheinliche für ſie hinſtellen. Auf beiſpiele des lauts und ablauts, die ſich bloß mit hülfe ſpäterer mundarten, nicht aus den älteren an ſich, aufbringen ließen, würde ſie am erſten paſſen. So könnte z. b. das mhd. trëhten (dominus) verglichen mit dem alth. truntìn, altn. drottinn auf rohem wechſel des ë und o (1, 336.) zu beruhen ſcheinen, keineswegs auf einem verbo drëhten, draht, druhten (wie vëhten, vaht, vuhten); den ausſchlag ge - ben müſte das agſ. drihten, wenn es mit ſicherheit der ſchreibung dryhten vorzuziehen iſt. (1, 226, 268.) Schein - barer wäre folgendes beiſpiel: die mhd. eigennamen diet -70III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. leip, ortleip, gotleip etc. lauten nhd. dietlieb, ortlieb, gottlieb, man ſprach ſo, weil und ſeit man blieb, trieb, ſchrieb f. das mhd. bleip, treip, ſchreip ſprach. Doch gerade hier waltet offenbarer ablaut, - leip gehört zu nr. 130. und bedeutete urſprünglich relictus, permanens*)augenſcheinlich bedeutet-lieb hier nicht-carus, gottlieb nicht Deo carus; die goth. oder agſ. formen wären þiudláibs, guþláibs, uzdláibs; þëódlâf, godlâf etc. die goth. urkunde von Arezzo liefert dagegen ein wirkliches guþliubs, wenn richtig ge - leſen wurde., berührt ſich alſo genau mit beleip, blieb (remanſit), die innere berührung war längſt unverſtanden, aber wie durch geheimen inſtinct wandeln ſich dieſe ablaute einer reihe gleichmäßig nach jeder färbung der zeiten. Das iſt im nhd. nicht überall geſchehen, z. b. heiƷ bleibt heiß und wird kein hiß (wie reiƷ riß); durch ähnliche in - conſequenzen ſind die nhd. lautverhältniſſe oft aus der fuge gerathen.

5) gewiſſe erſcheinungen des ablauts laßen ſich aber nicht anders beſeitigen, als durch die annahme, daß der - ſelbe wortſtamm zuweilen zwei oder mehr ſtarke verba gezeugt hat, das zweite iſt aus dem erſten erwachſen und in ſo früher zeit, daß es ſelbſt wieder des ablauts fähig wurde. Nicht nothwendig begreift die ſtarke conjugation unabgeleitete wurzeln (1, 839.), aber nur ſelten haben ſich beide formeln nebeneinander erhalten, meiſtens iſt die ältere, zuweilen die jüngere verloren. Ich unter - ſcheide drei arten**)ob es nicht noch einige mehr gibt? nämlich berührungen der VIII. und IX. mit der X. und XIten? Denkbar wäre, daß das i des pl. VIII. und das u des pl. IX. ein praeſ. X. (vgl. tru - dan nr. 283. f. tridan) zeugte. Ich wüſte kein beiſpiel außer ſtri - kan (nr. 553b) und ſtreikan (nr. 184.) Einfluß der IX. auf die XIIte geht aus der anmerkung ſ. 72. hervor. der aus reinen wurzeln ſtammen - den dennoch ſtarken verba:

α) verba der ſiebenten entſpringen aus dem praet. ſg. älterer der zehnten und eilften conjugation: ma - lan, môl (nr. 69.) aus mal von milan (nr. 560.) ohne letzteres ließen ſich mëlo, mâl etc. nicht erklären; galan, gôl (nr. 67.) aus gal von gilan (nr. 564.), die begriffe von farbe und ton einander berührend; vielleicht halan, hôl (nr. 465.) aus hal von hilan (nr. 314.)? hâli (lubricus) bezeichnet den übergang in71III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. die bedeutung von heimlichem ſchleppen und ſchlei - fen; aban, ôf (nr. 474.) aus af von ïban (nr. 540.)? avar (iterum) könnte vermitteln; ſtandan (nr. 72.) ver - hält ſich zu ſtudan (nr. 545.) faſt wie das ſlav. ſtaniti zu ſtati; gewagter ſcheint ſtalan, ſtôl (nr. 464.) aus ſtal von ſtilan (nr. 313.) zu leiten? den gang der begriffe könnte niman erläutern, das wie ſtilan auferre heißt, wie nama (nomen, ordo, ſtatus) ſich mit ſtal (locus, ſta - tus) vergleicht; beſtätigung der form ſwuoli (tepidus) ſt. ſwuli würde zu einem ſvalan, ſvôl aus ſval, ſvilan (nr. 317.) nöthigen; ſind faíran, far (573.) und faran, fôr (nr. 73.) verwandt? fatan, fôt (nr. 479.) erklärt nicht auslänglich alle wortformen, namentlich fordern das altn. fiötur, alth. vëƷar (compedes) das altn. fit (ruga, plica) fitja (plicare) ein verlorenes fitan, fat; vahſjan (nr. 108.) ſcheint aus vaíhan, vah entſproßen, woraus ſich das alth. wâhi (venuſtus) und vielleicht vaíhts, wiht ſammt andern, die ich zu nr. 201. ge - ſchlagen habe, verſtändigen? hiermit fällt endlich auch erwünſchtes licht auf ginuht nr. 489. vergl. mit naíhvan nr. 559.

β) die zweite claſſe iſt zahlreicher und begreift ſämmt - liche verba der zwölften conj., die wegen ihrer doppel - ten conſonanz niemahls reine wurzel zu enthalten ſchei - nen, der zweite hinzugetretene conſ. nämlich iſt unorg. gemination oder ableitungsbuchſtabe. Sie entſtehen aber entw. aus dem plur. praet. der achten, oder aus dem praeſ. der zehnten und eilften. Die, welche ich zur zeit auf dieſem wege nachweiſen kann, ſind folgende: billan (nr. 333.) ſetzt ein verlorenes beilan, báil, bilun voraus (nr. 493.) dunkeler bedeutung, aus welchem aber das mhd. bîl (latratus, Ulr. Triſt. 3207., momentum, quo canes feram captam allatrant?) niederheſſ. noch heute beil, ferner das altn. bil (momentum) alth. piladi (imago) u. a. m. gedeutet werden müßen; glimmen (nr. 364.) aus glîman (nr. 495.); ſincan (nr. 398.) aus ſîgan (nr. 189.) ſvîndan (nr. 386.) aus ſveinan (nr. 115.), im alth. und mhd. beſtehen beide ſtarke verba gleichzeitìg; ganz analog fließt aus geinan (nr. 117.) ein mhd. ginden (hiſcere) zu dem ich aber das praet. gant noch nicht gefun - den habe; das dunkle þaíhſan, dëhſen (nr. 462.) gehört wohl zu þeihan (nr. 197.)? gilpan (nr. 345.) führe ich auf gilan (nr. 564.) das folglich zwei ſtarke verba zeugt, galan und gilpan; brimman (nr. 359.) ſtammt aus ver - lornem briman, bram, brêmun, brumans, wovon noch72III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. das alth. prëmo (oeſtrus) übrig; grimman (nr. 361.) aus verlornem griman, gram, grêmun, grumans woher altn. gramr (fremens, iratus) mhd. gram, altn. gremja (offendere) etc.; þinſan (nr. 396.) aus þinan (nr. 571.); finkan (nr. 601.) aus verlornem finan, fan, fênun, funans (lucere, ardere) wovon goth. funa, altn. funi (ignis) viel - leicht goth. fana, alth. vano (linteum, a ſplendore?) und noch andere; ſollte milkan (nr. 353.) zuſ. hängen mit milan (nr. 560.)? vgl. die ähnlichkeit der milch mit dem mehl und ſchnee (altn. miöll nix, mialli candor); faíhtan (nr. 460.) mit faíhan (309) und fahan (nr. 18.)?*)doch faihſan (630.) ſcheint ein verlornes fiuhan, fáuh faúhun vorauszuſetzen, aus deſſen pl. praet. noch faúhô (vulpes f.) übrig iſt, ſo daß ſich aus dem pl. praet. neunter ein pl. praet. zwölſter und daraus das ganze thema gebildet hätte? beſtätigung gewährt nr. 621. 631. das auf ſtiuran nr. 521. und liuhan nr. 538. weiſet. Andere wird fortgeſetztes ſtudium entdecken; begehrt die theorie für jedes verbum zwölfter conj. einen einfache - ren ſtarken ſtamm, ſo ſieht man, da ſich nur wenige nachweiſen laßen, welche menge untergegangen iſt.

γ) die dritte, wiederum zahlreiche claſſe bezieht ſich auf die reduplicierenden conjugationen, von welchen nach - folgende anmerkung handelt.

6) bisher iſt, bei der ganzen anwendung des ſyſtems ſtarker conjugation auf die wortbildung, der reduplicieren - den gar noch nicht erwähnt worden. Denkbar wäre nun, ſo gut der ablaut des praet. auf andere wörter ein - fließt, daß auch die verdoppelung des praet. auf ſie ein - flöße. Durch alle deutſchen ſprachen gilt aber die aus - nahmloſe regel: reduplication, auf das praet. ind. und conj. beſchränkt, nicht einmahl in das participium über - tretend, erſtreckt ſich nie in die übrige wortbildung. Die bloß reduplicierenden verba ſtehen darin den ſchwa - chen verbis gleich, daß der vocallaut des praeſens in allen davon gebildeten wörtern bleiben muß. Beiſpiele: alth. val, - lles (caſus) valla (decipula); goth. ſalt (ſal); valdufni (poteſtas); goth. gaſtalds (poſſeſſor) alth. haku - ſtalt (coelebs); alth. ſpalt (rima); mhd. ſchalte (contus); goth. - falþs (- plex); alth. hals (collum); mhd. ban (in - terdictum); ſpanne (ſibula); goth. gafahs (captura) alth. vanc; goth. faúrahah (velum) alth. vorahanc; kanc (itio, ambulacrum); heiƷ (juſſio); untarſceit (diſcrimen); goth. fráiſtubni (tentatio); alth. pigiht (confeſſio); leih, altn. 73III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. leikr (ludus); alth. hlouf (curſus); hruof (clamor); goth. havi, alth. houwi (foenum) altn. högg (verber) ſchweiz. hau (Stald. 2, 25) nhd. verhau (ligna caeſa); alth. ſtôƷ (pulſus); anapôƷ (incus) altn. bauti (compulſor); blôt (ſacrificium) goth. blôſtr; alth. ſcrôt-îſarn (ſcalprum); vluoh (imprecatio); ſlâf, goth. ſlêps (ſomnus); vielleicht leitils (parvus) f. lêtils? altn. læti (geſtus); grâtr (planctus); alth. rât (conſilium); prâto (petaſo); plâſa (bulla) plâſt (flatus); pâka (lis).

Einzig und allein ließe ſich hiergegen das nhd. ſubſt. hieb (ictus) einwenden, darf aber umſoweniger für eine wahre ausnahme geachtet werden, da es den älteren und übrigen dialecten, ja unſern meiſten heutigen volksmund - arten fremd iſt und ſich offenbar nach den ſelbſt unorga - niſchen nhd. praet. ſchrieb, blieb, trieb in ſpäter zeit geſtaltet hat. Man bildete das ſubſt. hieb, wie trieb (propenſio) ſt. des mhd. trip.

Die neben der verdoppelung zugleich ablautende fünfte und ſechſte conj. wäre an ſich auch ablautender wortbildung fähig. Inzwiſchen gewährt die goth. ſprache keinen beleg dazu, in den übrigen ſchwanken dieſe verba, d. h. ſie werden entw. rein reduplicativ, und dann gilt von ihnen die regel, oder reinablautend, wohin bloß das altn. taka (nr. 64. nicht tâka = goth. têkan) gehört, wel - ches völlig nach conj. VII. zu beurtheilen, mithin für ab - lautende bildungen empfänglich iſt, vgl. die altn. eigen - namen tôki und palnatôki, ſo wie tœki (occaſio) tœkr (idoneus); ſtammt aber têkan aus takan, lautet das mhd. vâhen früher fahan, ſo darf auch brâten (aſſare) auf ein älteres braten und der ablaut bruot (genimen) brueten (ſo - vere, wärmen) auf es bezogen werden.

Jene regel, der mangel aller aus dem praet. gezoge - nen wortbildungen ſpricht klar dafür, daß die allmählige zuſammendrängung der reduplication in die doppelvocale ie und ê die natur organiſcher ablaute niemahls erreichte. Deſto weniger dürfen die wahren ablaute aus früheren reduplicationen erklärt werden. Die ablautenden conju - gationen ſind älter als die reduplicierenden und dieſe, wie ſchon ihr ſchwerfälliger langer vocal oder ihre doppelte conſonanz zu erkennen gibt, aus jenen entſprungen. Hiermit nimmt die folgende den ſchluß der vorherge - henden fünften bemerkung wieder auf.

7) den ablaut aller deutſchen wortbildung zum grund gelegt, offenbaren ſich im allgemeinen drei abſtufungen, auf denen der ſprachgeiſt vorrückte. Die erſte erkenne74III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. ich in aus reinen ablautenden wurzeln gezeugten unein - fachen, dennoch wiederablautenden (anm. 5.) verbis. Als dieſe kraft erloſch, wandte ſich die ſprache zur redupli - cation, ohne von den formen ſtarker flexion ſonſt etwas nachzulaßen. Mit der ſchwachen conjugation entſprang die dritte ſtufe. Das ganze verhältnis läßt ſich auch ſo bezeichnen: reine wurzeln drücken die vergangenheit durch bloßen vocalwechſel aus (conj. XI. X. VIII. IX. ) auf der erſten ſtufe wurden noch einige neue vocalbe - ſtimmungen deutlich und unſtörend befunden, um die herrſchaft des ablautenden princips über wurzeln zu er - ſtrecken, die ſchon aus reinen ablauten herſtammten (conj. VII. XII.). Die zweite ſtufe bildete ihr praet. durch vornen angeſetzte wiederholung der wurzel oder eines ſtücks der wurzel (conj. I-IV. ) zuweilen mit noch darunter gemiſchtem ablaut, (conj. V. VI. ) welche mi - ſchung uns nur die goth. ſprache, keine ſpätere wahr - nehmen läßt. Endlich drittens muſte die vergangenheit durch eine mit der wurzel hinten verwachſende, noch nicht befriedigend erklärte anfügung einer auxiliaren wurzel bewirkt werden (ſchwache conj.).

Was die auseinandergeſetzte entſtehung der zweiten abſtufung merkwürdig beſtätiget, iſt, daß gerade aus jeder einzelnen ablautenden conjugation auch eine reduplicative form hervorzugehen ſcheint, aus VII. entſteht III; aus VIII: II und V; aus IX: III; aus X: IV und VI; aus XI: IV und VI; aus XII: I. Nachzuweiſen aber und zu vermuthen vermag ich nur folgende: ſaltan (nr. 3.) ſtammt aus verlornem ſiltan, ſalt, ſultun, wovon das mhd. ſulze, nhd. ſülze (ſalſugo) über iſt, ſiltan ſelbſt mag wieder aus ſilan, ſal, ſêlun, ſulans herrühren, vgl. th. 1, 826. über ſal-t; valdan (nr. 6.) habe ich aus vilþan (nr. 582.) geleitet; ſtaldan (nr. 7.) aus ſtalan (nr. 464.) vgl. kiſtaltê (collocet) gl. jun. 259. ſpannan (nr. 14.) ſtammt aus ſpinnan (nr. 375.); fahan (nr. 18.) aus faí - han (nr. 309.) die ſpäter damit verflochtene nebenform fangan aber aus fingan (nr. 603.); hangan (nr. 19.) aus hingan (nr. 605.) die nebenform hahan begehrt ein ana - loges haíhan, woher vielleicht das goth. dunkle haíhs (monoculus, hangendes, verhängtes auges? ſuſpenſus?) vielleicht das alth. hëhera (graculus)? gangan (nr. 20.) aus gingan (nr. 604.) die nicht unvermuthliche neben - form gaíhan könnte dann doch das nhd. gêhen (f. gëhen) rechtfertigen, zugleich das alth. kâhôn, mhd. gâhen (praevenire, celerare) gæhe (celer, impetuoſus) aufhel -75III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. len. háitan (vocare nr. 23.) aus heitan (calere nr. 499.) zu leiten ſcheint gefährlich, anführen ließe ſich dafür, daß analoge wörter z. b. mhd. grueƷen, agſ. grêtan außer clamare, vocare den ſinn von hortari, excitare, compellere, alſo incendere haben (vgl. hitzig, heſtig, aufgeweckt) und das altlat. calare (καλεῖν) nahe an calere rührt; ſkáidan (nr. 25.) ſetzt ein ſkeidan, ſkáid, ſkidun voraus und ein alth. ſcitôn (nr. 163.) iſt erweiſlich, ſonſt aber unerklärbar; láikan (nr. 30.) beziehe ich auf leikan (nr. 183.); lêtan (nr. 56.) laßen, gewähren laßen, in friede laßen, fordert ein verlornes litan, lat, lêtun (quieſcere?) von welchem das goth. latjan (tardare) lats, alth. laƷ (deſes, piger) lezan (impedire, irretire) mhd. letzen (impedire, gewöhnlich laedere) letze (finis, obſta - culum) geblieben ſind; wie neben leitils (ſ. 73.) ahd luzil etc. ſtatt findet, erklärte ſich dann eher. verwâƷan (nr. 59.) findet ſich genau in dem lat. abolere und ſtammt, wie dieſes von olere, von wâƷe (odor) ab, gehört folglich zu wiƷan (nr. 259.) verwâƷan iſt abolitus, ἐξαλειφθείς, was den geruch verliert, abſtirbt, daher die bekannte fluchformel: ſî verwâƷen, aboleſcat! râtan (nr. 59.) könnte nebſt raþjan (nr. 86.) von einem untergegangnen riþan, raþ, rêþun herrühren, man erwäge die dunkeln wörter alth. taka-ruod, mnl. daghe-raed, mnd. dage-rât (crepuſcu - lum, tageskunft) und gerâten in der bedeutung von wer - den, kommen. Einige laßen ſich nicht geradezu, ſon - dern nur unter vorausſetzungen erklären. So ſcheint mir wallan (nr. 2.) unabhängig von wëllan (nr. 336.) zu ſein und auf ein verlornes wëlan, wal, wâlun (fervere) zu führen, von dem noch das adj. wal (tepidus) vor - handen iſt. Dieſe vermuthung wird vielleicht ſelbſt durch das einfache l im reduplicierenden praet. wiel beſtärkt?

Reſultat der ſechſten bemerkung iſt alſo: für wort - bildung bleibt das princip der reduplication gleichgültig, [doch vgl. cap. IV. die interjectionen], die ihm unterwor - fenen verba ſtammen ſelbſt aus älteren ablautenden.

8) die ganze entwickelung, wenn ſie beifall findet, wird zugleich eine zweckmäßige ordnung der conjuga - tionen beſtimmen, welche ich im zweiten buche noch nicht gehörig erkannt habe. So wie die ſchwache flexion erſt nach der ſtarken abgehandelt wurde, muß die redu - plicierende der ablautenden nachſtehen. In der ablauten - den gebührt der VII. und XII. die unterſte ſtelle, obenan gehört XI, dann X. und darauf folgen VIII. IX, welchen beiden gleicher rang zukommt. XI. erſcheint als die76III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. älteſte, auch in der form vollkommenſte, denn ſie allein verändert den laut dreimahl, X. VIII. IX. nur zwei - mahl, VII. nur einmahl, XII. zwar zweimahl, doch ihr weiſen die gehäuften conſonanten den letzten ort an. Dieſe rangordnung gewinnt durch die vergleichung der wortbildungen ein beſonderes gewicht, es iſt augenſchein - lich, daß die ſtämme der eilften conjugation die frucht - barſten und tiefgreifendſten ſind. Außer der fülle von wörtern, mit ihren vier vocallauten erzeugt, können aus ihnen neue ſtämme in VII. und XII. und in der redupl. form erwachſen. In den andern ſinkt der bildungstrieb, am ſichtlichſten in VII. und XII, die zwölfte iſt die un - behülflichſte. Die edelſte naturkraft kann ſich nur eine zeitlang durch ſich ſelbſt halten und ausbreiten, ſie ver - ſiegte, wo ſie nicht durch äußere beimiſchungen neue be - lebung empfienge. Ein einziger grundzug der ſprache zeigt uns dieſe richtung an, es iſt aber ihr gang über - haupt in allen zügen.

9) eine frage, deren weitführende wichtigkeit und ſchwierigkeit ich wohl begreife, iſt: ob man den grund - ſatz, daß zwei verſchiedene wurzeln auch in dem buch - ſtaben nothwendig verſchieden ſein müßen, anerkennen dürfe? Mit andern worten: ob zwei äußerlich zuſam - menfallende wurzeln innerlich einander ganz fremd ſein können? Gälte letzteres, ſo würde dadurch die wurzel - forſchung begrenzt und gehemmt, jeder ablenkenden be - deutung zu gunſten ein geſonderter ſtamm aufgeſtellt werden müßen und die menge der wurzeln unabſehlich ſein. Dagegen, wenn erſtere annahme ſtatt fände, haupt - geſchäſt des etymologen bliebe, die individuelle form jeder wurzel ſicher zu ſtellen, dann aber alles, was ſich zu denſelben buchſtaben bekennt, ſchienen die bedeutun - gen noch ſo abweichend, unter ihr zu vereinigen.

Ich halte dafür, daß das letztere verfahren der würde deutſcher ſprache angemeßen und am ende allein frucht - bar iſt. Jene bloß analytiſche methode kann nur be - ſchränkt wirken, ſie wird trefflichen nutzen leiſten, ſo bald es ſich um die genaue kenntnis eines abgeſteckten dialects handelt, dem weder alle formen noch alle bedeu - tungen jeder wurzel zukommen können. Der vorliegende practiſche ſinn der wörter erregt dann meiſte aufmerk - ſamkeit, er braucht gleichſam nur an die form angelehnt zu werden. Synthetiſche ſprachforſchung umgekehrt, nachdem ſie ſich jene analyſe einzelner dialecte zum77III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. grunde gelegt hat, wird eben durch die wahrnehmung unendlicher ſpaltungen der bedeutung genöthigt werden, die reine form als den einzigen haltpunct, der ihr übrig bleibt, zu faßen und von ihm aus die löſung des mannig - faltigen zu unternehmen. Sie darf es nicht ſcheuen, in den feinſt zergliederten formen und bedeutungen nunmehr auch das bleibende und ähnliche zu verbinden und zuſ. zuſetzen. Was aber dem buchſtaben nach eins iſt, kann der ſache nach nicht ein anderes ſein, oder wir hätten verwirrenden zufall gerade da anzunehmen, wo inſtinct - mäßig waltende ausſpreitung eines geiſtigen ganzen, je näher wir ihm treten, lebhaftere bewunderung weckt.

Die anatomie der form iſt freilich noch unvollendet und dies erſt langſam zu tilgende gebrechen wird manchen fehler der etymologen unvermeidlich machen; doch iſt auch kein fehlſchlagen der arbeit im ganzen betrachtet, wie es die ungründliche kenntnis der form begleiten muſte, länger zu fürchten. Wir werden endlich, nachdem wir die eintheilung, verſtufung und abänderlichkeit der laute und flexionen erforſcht haben, durch ihre anwendung auf die bedeutung, gleichſam die ſeele der wörter, gehei - men gängen und unterſcheidungen des ſprachgeiſtes auf die ſpur gerathen, und eine methode der bedeutungen erkennen, welche mit dem ſtudium der form verbunden, glückliche wortforſchungen überhaupt bedingt.

Darf der geäußerten allgemeinen anſicht ein augen - ſcheinliches argument zu ſtatten kommen, ſo liegt es am tage: die geſammte ſtarke conjugation in allen deutſchen zungen kennt keine zwei wurzeln gleicher form, un - gleicher d. h. unverwandter bedeutung; ſie leidet einzelne zweimahl auftretende formeln (ſ. 6.), immer aber an verſchiedener ſtelle, ſo daß durch den eindruck des gan - zen, deſſen ſich heimlich die ſprache bewußt bleibt, mög - liche zweideutigkeit aufgehoben wird [z. b. viſ iſt in nr. 292 laut, in 513 ablaut, aber die vollen reihen viſan, vas, vêſun; veiſan, váis, viſun haben ſich eingeprägt; vgl. vritus nr. 544. mit vrits nr. 144. u. a. m.] oder wirklicher zweideutigkeit unorganiſche abweichung zu grunde liegt [vgl. fara nr. 549. ſt. faſa]. Was aber die ſtarke verbal - form, die ſich als weſentlichſte eigenheit der ſprache er - weiſt, an ſich trägt, ſoll es nicht in allen engeren und dunkleren gegenden deſſelben gebietes vermuthet werden?

Dem ſchluße von der identität der form auf ver - wandtſchaft der bedeutung widerſtreben freilich viele wör -78III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. ter, d. h. ſolche deren vereinigenden begriff wir verloren haben. So ſcheint es unthunlich, bora (terebrare) an bëra (nr. 325.), forare an ferre, zu knüpfen; wahrſchein - lich iſt, wie in berja und ferire, ein activer ſinn hervor - gehoben, vielleicht bohrer das die ſpäne herausſchaffende werkzeug? vgl. ûƷ-bora (ſcobs) gl. flor 990a. Die ver - ſuchte einſtellung mancher wörter unter verbliebene oder verlorne ſtarke verba betrachte man als ein vorläufiges wageſtück, deſſen formelle gültigkeit materielle gewähr erſt in der folge erlangen kann. Formelle ſchwierigkeiten ſind dabei immer beachtet worden und ich habe mich z. b. gehütet, analog dem aus kalb und kolbe vermuthe - ten kilban (nr. 581.), ſilber (argentum) und ſalbe (unguen - tum) auf ein ſilban zu ziehen, weil ſchon im goth. ſilubr und ſalbôn (weder ſilbr noch ſalubôn) von einander weichen.

10) keine form bleibt bei ſich ſtehen, ſie ändert ihre geſtalt, doch ſie ſpringt nie ganz von ihrem weſen ab, ſonſt würde ſie zur unform und unerfaßlich. Ebenſowe - nig haftet der begriff des wortes feſt, aber auch ſeine wechſel, töne und farben ſind niemahls ſprünge, ſondern einander verknüpft durch offene und verborgene fäden. Oft ſcheinen die verwandlungen des ſtoffs und des ſinns mit einander gleichſam ſchritt zu halten, oft weichen ſie zu noch feſterer harmonie des ganzen ab, brechen hier oder dort aus, zögern oder eilen vor, treffen ein oder fehlen. Auf ſolcher durchdringung und entäußerung be - ruhet am ende reichthum und armuth der ſprache, ja, weil ſich nicht alles an einer ſtelle entfalten kann, die nothwendigkeit der dialecte.

An den wechſel der buchſtaben und laute ſind wir mehr gewohnt, er muß unſerer betrachtung geordneter und faßlicher ſcheinen, als der hohe, kühne flug der ge - danken. Nähern wir uns einmahl dieſem, ſo wird uns auch die vorher roh erfaßte form tiefere geheimniſſe verrathen. Im grunde ſind beide eins, geſtalt und bedeu - tung, von dem gedanken lieb auf laub überzugehen iſt nicht gewagter, als von den buchſtaben iu auf au. Mit hülfe der form müßen wir anfangs zu dem geiſt aufſtei - gen, bis wir dann wieder von ihm auf ſie zurückſchließen können. Auch der gedanke mag misgreifen und auf ab - wege gerathen, wie die form auf ausnahmen und ano - malien; in beide hat ſich unorganiſches und fremdartiges eingedrängt.

79III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen.

Ich will ſuchen, das wenige was ich bisher über das verhältnis der bedeutung zur form, in bezug auf den ab - laut, wahrgenommen habe, hier mitzutheilen; es ſind noch dürftige, unſichere bruchſtücke:

α) davon gehe ich aus, daß der laut, d. h. das prae - ſens weſentlicher und älter, als der ablaut, d. h. das praeteritum ſei. Das lehrt ſchon die form des ablauts. Der kurze vocal lautet erſt in kurzen, dann auch in lan - gen ab: viſan, vas, niman, nam, hernach vas, nam in vêſun, nêmun; oder gleich in langen: faran, fôr. Nur wenn das praeſ. bereits langen hat, muß auch das praet. lang einablauten: reiſan, ráis; friuſan, fráus. Es ſcheint, daß nach einem ſatze mit langem vocal die nächſte ſtufe noch einen langen fordere, daher auch fôr, fôrun, daß hingegen auf zwei längen nothwendig wieder kürze er - ſcheine, darum riſun, fruſun. Das praeſ. iſt demnach überall erſte, praet. ſg. zweite und praet. pl. dritte ſtufe. In zwölfter conj. iſt durch den zugetretenen conſ. der ableitung überall vocalkürze nöthig*)die formeln der ſechs conjug. laßen ſich kurz ſo darſtellen; XI. X. ; VIII. IX. ; VII. ; XII. oder nachdem man auf den vocal oder die poſition ſieht; un - möglich ſind: ; ; .. Das part. praet. ſcheint außer dem eigentlichen ſtufengang der conjugation zu ſtehen, hat aber durchaus kurzen vocal, es mag ab - lauten (numans, riſans, fruſans, bundans) oder nicht (viſans, farans). Merkwürdigerweiſe beſtätiget auch die unorganiſch erfolgende conſonanzverſenkung jene drei ſtufen, die reine urform des praeſ. iſt ihr am mindeſten ausgeſetzt, mehr der ſg. praet., zumeiſt aber der pl. praet. Daher im alth. wiſan, was, wârun; riſan, reis, rirun; vrioſan, vrôs, vrurun; mîdan, meid, mitun; ziohan, zôh, zugun; nhd. aber weiter vorſchreitend wâr, frôr, zôg, doch noch im praeſ. wêſen, ziehen, zuletzt auch im praeſ. frieren. Das praeſ. iſt die feſteſte, urſprünglichſte geſtalt der wurzel, gleichſam ihr kern und ergibt ſich der zerſtörung und verderbnis zuletzt. Viele ſtarke verba der mundarten haben ſich im praeſ. forterhalten, während ihr praet. lange außer gebrauch gerathen war.

β) im praet. kann alſo auch eine abänderung der urbedeutung zu ſuchen ſein. Am ſichtbarſten erfolgt ſie dann, wann der ſatz des praeſ. im praet. verneint wird. Mehrere aus dem praet. gebildete nomina ſind unge -80III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. zwungen durch ſolche negation zu deuten: ſchwach (nr. 299.) bezeichnet etwas, das ausgerochen hat, ver - welkt iſt; zâhi (nr. 557.) was nicht mehr fließt; weiſo (nr. 513.) einen der geleitet wurde, alſo gegenwärtig außer ſchutz und geleite iſt; chuoli (nr. 68.) das, was kalt war, alſo neue wärme gewonnen hat, gerade ſo ſvalr (nr. 317.) das heiß geweſene, wieder erkaltete und brunno (nr. 371.) ſôt (nr. 244.) das aus der wärme ge - quollene, kühle waßer; van (nr. 569.) das leere, ver - laßene, einſame; lâri (nr. 290.) vielleicht den ort, wo ſchon leſe gehalten wurde; leiſa (nr. 510.) das vom ge - hen hinterbliebene, die ſpur, wie ſpur (nr. 575.) das, wo man geſucht hat; blâc, pleih (nr. 181.) was geſchie - nen, die farbe verloren hat (ſublucidum); glaumr (nr. 517.) den ſchall, gleymja das vergehen im ſchall, verklingen, vergeßen; in dergleichen wörtern wird durch das auf - hören einer thätigkeit der begriff von oede, ſtille, ver - laßenheit, minderung hervorgebracht, vgl. unten κ, 6. Daher auch anderemahle das praet. nicht eigentlich das gegentheil, nur die abnahme und verkleinerung der wur - zel aufſtellt, vgl. tuola (nr. 463.) mit tal; huon (nr. 469.) mit hano; dœgr (nr. 487. ſemiſſis diei) mit dagr; uohſa (nr. 490. axilla) mit ahſa (axis); vôcor (nr. 93.) u. a. m. hierher wäre auch der begriff der ungleichheit, unvollen - dung, unebenheit zu rechnen, welchen das praet. ab im gegenſatz zu dem praeſ. ïbn (nr. 540.) enthält. Wör - ter, welche ein ſchließen, decken, voll ſein ausdrücken, pflegen im praet. zuweilen das offene, hohle zu bezeich - nen, wie der ſchlüßel zu, aber auch wieder aufmacht, die thüre deckt und öffnet, vgl. liukan (nr. 255. claudere) laukr die ſich erſchließende pflanze, loh, luccha (fora - men) lok (operculum); hlîdan (nr. 158. tegere) hlid (oper - culum und foramen); hilan (nr. 314. tegere) hali (der ab - grund) hol (das hohle, die öffnung) riufan (nr. 211. ſol - vere) rauf (foramen) reáf (veſtis)*)nicht im verhältnis des praet. zum praeſ., vielmehr in der zweideutigkeit des begriffs ſelbſt gegründet iſt die entgegengeſetzte bedeutung, wenn z. b. in einer mundart rîſan fallen, in der an - dern aufſtehen ausdrückt (nr. 171.); oder wörter wie ort, drum bald den anfang bald das ende, bald oben bald unten bezeichuen..

γ) dieſe ſchwächung, umdrehung, leugnung des ur - begriffs gilt überhaupt nur als hin und wieder vortre - tende ausnahme und hat ſich nirgends feſtgeſetzt. In der regel gibt der ablaut nichts als das geſchehene, d. h. 81III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. den erfolgten und bleibenden eintritt des unveränderten wurzelbegriffs an; ſo iſt par (nr. 325.) das ſichtbar ge - wordene, heiƷ (nr. 499.) das warm gewordene; ſtuopo (nr. 76.) das eingetretene; namo (nr. 318.) das angenom - mene; ginuht, ginuoc, ginâda (489.) die eingetroffene befriedigung und ruhe; herizoho (nr. 269.) der ausge - rückte anführer; ſuein (nr. 115.) der hirte, welcher aus - getrieben hat; ſunnô (nr. 378.) die gereiſete; tropho (nr. 205.) der gefallene; reiƷa (nr. 144.) das gerißene; preit (nr. 162.) was gebreitet wurde, das weite; grôba (nr. 77.) die gegrabene; chlopo (nr. 208.) der geſpaltene; láus (nr. 247.) das frei gewordene; wabe (nr. 274.) das gewebte etc. in zahlloſen beiſpielen. Es kann demnach in fällen, wo es nicht daran lag, das geſchehende von dem geſchehenen merklich zu unterſcheiden, dieſelbe ſache gleichgültig mit dem laut oder ablaut bezeichnet werden, vgl. nr. 188. ſtîc, ſtáiga, ſtëc; nr. 220. gieƷe, gôƷ; 227. vlieƷe, vlôƷ; 247. verlies, verluſt etc. die verſchieden - heit bezieht ſich oft nur auf mundarten und perioden, vgl. nr. 86. goth. rôdjan, alth. redôn; nr. 397. das goth. dragk mit dem agſ. drinc; das nhd. ſänger mit dem mhd. ſinger, wiewohl letzteres angemeßener ſcheint. Denn überall wo es eine ſtete, nicht auf einmahl vorge - fallener handlung gegründete eigenſchaft, das geſchehende und lebendige gilt, drückt ſie der vocal des praeſens beßer aus, vgl. trinho (potator) ſcëro (talpa) hana (gal - lus); umgedreht hat arbinumja (κληρονόμος) den vorzug vor dem nhd. erbnehmer (? mhd. erbenæme); ja wörter wie ſtrît (nr. 156.) flîƷ (143.) werden in allen mundarten durchaus mit dem laut, nie mit dem ablaut gebildet, denn ſie geben einen anhaltenden, dauernden zuſtand zu er - kennen. Daher auch die merkwürdigen verba zweiter anomalie die geſchwächte, abſtract gewordene praeſens - bedeutung gänzlich durch die ablautende form der praet. ausdrücken. Sind laut und ablaut beide nebeneinander zu einer wortart gebraucht, ſo beruhen darauf meiſtens feine unterſcheidungen, vgl. nr. 242. das agſ. altn. rëód, riódr mit reád, raudr, dieſes ſtehende, rothe farbe, jenes aufſteigende, blühende röthe; rëód: rubeſcens, rubicun - dus, aber reád: ruber.

δ) dunkeler und ſchwieriger ſcheint die frage nach einem unterſchiede der bedeutung zwiſchen dem ablaut des ſg. und pl., deſſen nicht einmahl alle conjugatiónen formell fähig ſind? So viel iſt wohl klar, daß hier nicht der begriff der einheit und vielheit ſelbſt in betrachtF82III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. kommt, wie denn auch der vocal des plur. zur bildung des ganzen conjunctivs (pl. und ſg. ), in einigen mund - arten ſogar zur II. ſg. ind. gereicht. Eine ſtufung des ablauts, die früher vielleicht gar ein eignes tempus be - zeichnete, ſcheint ſich auf den plur. eines anderen tem - pus geworfen zu haben und nun mit ihm in die herr - ſchaft zu theilen. Was verräth uns die wortbildung von dem weſen dieſer beiden ſtufen? Unſeren ungeſchärften augen müßen ſie freilich obenhin betrachtet gleichbedeu - tend vorkommen, ja ſie gelten häufig, indem der eine dialect den ablaut des ſg., der andere den des pl. anwen - det, einerlei; das goth. tunþus (nr. 597.) das alth. zand; das mhd. vanke (nr. 601.) das nhd. funke; ſo auch das goth. báitrs (nr. 140.) das alth. pitar etc. begegnen ſich in der bedeutung. Doch nicht in allen wurzeln, auch nicht in allen mundarten. Welch ein fühlbarer unter - ſchied zwiſchen nhd. trank (potus) und trunk (hauſtus); zwiſchen altn. beitr (acutus, ſchneidend) und bitr (acer - bus, ſcharf); altn. (nr. 121.) greip (anſa) grip (raptus); (nr. 128.) dreif (ſparſio) drif (procella); (nr. 245.) alth. trôr (ſtilla), goth. drus (caſus); agſ. (nr. 262.) beáh (an - nulus) boga (arcus) und vielen ähnlichen. Mich dünkt, wie der erſte ablaut ſchon den begriff des urlauts min - dere, und aus heller gegenwart in ſtillere vergangenheit ſetze, daß der zweite ablaut die bedeutung wiederum noch mehr abſtumpfe, entſtelle*)ſonderbar, wenn ſich aus einer wurzel die idee des böſen, ſchädlichen hervorthut, daß dieſe wendung häufig erſt mit dem zweiten ablaute erfolgt, vgl. nr. 303. lâga (inſidiae) nr. 281. ſâtr (dolus) nr. 562. zâla (fraus). und gegen jenen gehal - ten abſtracter mache: bitr ſcheint weniger als beitr; (nr. 205.) tropfo, tropf (ſtilla) weniger als troufa (ſtillici - dium); (nr. 144.) vrits (apex literae) weniger als reiƷa (linea exarata); und ſo vergleiche man ferner nr. 242. rôt (ruber) mit roten (leviter rubere); nr. 204. ſaup (po - tio) mit ſopi (hauſtus); nr. 221. nautr (conſors) mit nuta (captor); nr. 140. beit (paſcuum) mit bit (morſus); nr. 145. ſleita (diſſidium) mit ſliƷ. Anderemahl fällt der ſinn bei - der ablaute wirklich zuſammen, z. b. im goth. váips und vipja, die wenigſtens Ulfilas beide für στέφανος braucht. Im alth. und mhd. bilden verba auf - ieƷ gewöhnlich ſubſtantiva mit beiderlei ablaut: nr. 226. ſlôƷ (clauſtrum) unterſchieden von ſluƷ (concluſio); nr. 230. ſchôƷ, ge - ſchôƷ (jaculum) von ſchuƷ (jactus); nr. 221. genôƷ (ſo -83III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. cius) von genuƷ (uſus); nr. 220. gôƷ (infundibulum) von guƷ (fuſio); aber kaum zu ſcheiden vermag ich die be - deutungen von nr. 223. dôƷ und duƷ (beide: rauſchen des waßers, der wellen, des ſturmes, donners, der po - ſaune, geräuſch redender menſchen und ſingender vögel) nr. 227. vlôƷ und vluƷ (fluß des waßers, blutes etc.)*)vgl. dôƷ Parc. 91c 98c Wilh. 2, 19a 196a Triſt. 124b Iw. 2d 57b Bit. 80b Ben. 160. Georg 22b Barl. 229. Nib. 3777. 8281. 8285. 9019. duƷ Parc. 25a 43c MS. 2, 66b 234b Georg 13a 27a Nib. 3794. Frig. 6a vlôƷ Parc. 106c Wilh. 2, 193a Barl. 81. 155. Triſt. 124b 140c troj. 2c 55a vluƷ Parc. 145b Wilh. 2, 199a MS. 2, 66b 234b, kommt mhd. vlôƷ f. ratis vor?. Allmählig verblaßte oder gieng unter was früher getrennt und manigfalt da geweſen war, ja, wie ich glaube, in einer uralten, vollſtändigeren entwickelung der conjuga - tionsformen für die vergangenheit ſeinen guten grund hatte. Als ſich das gefühl für die unterſcheidung mehrerer tempora verlor, hörte die abſtufung der ablaute auf, et - was weſentliches zu ſein, die praeterita ſchmolzen zu - ſammen und in der einen conjugation erhielt ſich nur ein ablaut in der andern zwei oder mehrere. Gerade dieſe ungleichheit des zufälligen ſpricht dafür, daß es aus etwas weſentlichem entſprungen iſt.

ε) größte mannigfaltigkeit der form zeigt ſich in der eilften conjugation, wo noch ein dritter ablaut zutritt, der im part. praet. fortdauert, vor zeiten weiter gegan - gen ſein mag. Daher auch aus verbis dieſer conj. die meiſten und verſchiedenſten wörter gebildet werden mit dem reichſten wechſel der bedeutung, vgl. nr. 314. 325. 560. u. a. m. Der formellen ſtufe des dritten ablauts ſollte nun eine analoge in dem begriff der damit gebildeten wörter entſprechen. Beiſpiele zur unterſtützung führe ich lieber nicht an, um dem vorwurfe kühner abſchwei - fung auf unſicherem boden auszuweichen.

ζ) für die anſicht einiger ſprachforſcher, nicht das praeſens, ſondern das praet. ſei als der eigentliche ſtamm aufzuſtellen, laßen ſich wenigſtens aus der deutſchen ſprache keine haltbaren gründe gewinnen. Sie lehrt viel - mehr, daß in der form das praeſens einfach, das prae - teritum manigfalt und abgewichen ſei, wie denn nach einer auch auf die ſtarke zurückdeutenden analogie, die reduplicirende und ſchwache conjugation offenbar äußere mittel, ihr praet. zuſammenzuſetzen, anwenden. Das mannigfache und zugleich zuſammengeſetzte ist aber im -F 284III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. mer das ſpätere. Damit ſtimmt die, ſo weit wir vom oft verdunkelten und verlorenen ſinne des urſtamms zu urtheilen vermögen, lebendigere, kräftigere bedeutung des praeſens. Übrigens reicht es hin, die wortbildungen von dem laut und den ablauten abhängig zu machen und iſt meiner meinung ganz müßig, danach zu fragen, von welchem einzelnen tempus und modus ſie wirklich abhängen? Die II. ſg. imp. ſtarker verba gewährt zwar in der regel flexionsloſe wurzel, darum keine reinere, als jede andere form des praeſens gewährt. Man kann nicht ſagen, z. b. das ſubſt. ſtrît (pugna) ſtamme aus dem imp. ſtrît, ſo wenig als aus ſtrîte (pugno) oder ſtrîte (pugnem) oder ſtrîten (pugnare); vielmehr es ſtammt aus dem in allen praeſentialformen lebendigen wurzellaut. Hierwider gilt auch nicht einzuwenden, daß z. b. wirbel (vertex) ſich nicht aus wërben ſondern nur aus wirp oder aus wirbe, wirbet leiten laße. Es folgt ebenſo ſicher aus wërben oder wërbe, da die an ſich unweſent - liche verwandlung des i in ë bei der auf weſentlichen lautverhältniſſen beruhenden, weit früher erfolgten wort - bildung nichts verſchlägt. Oft hat ſich nun in einzelnen bildungen das alte i[und] u erhalten, z. b. in ſtirbîc (mor - ticinus) guldìn (aureus); in ſtërbe (peſtis) golt (aurum) und andern, einfacheren als jene, nicht; alth. gelten hëlfa und hilfa, këpa und kipa nebeneinander, will man jedes derſelben auf eine verſchiedene praeſ. form zurück - führen? Dem Gothen gelten aírp, aúrp überall, neben ilp, ulp; im alth. wechseln irf, urf, ilf, ulf ab mit ërf, orf, ëlf, olf; in den auf eine unwandelbare wurzel zu - rückzuführenden wortbildungen dieſer art verhält es ſich gerade eben ſo. Nicht anders müßen die ablaute des praet. in bezug auf wortbildung genommen werden.

η) bis hierher ungefähr führte die vergleichung der bedeutung mit der form, d. h. dem lautenden und ablau - tenden verhältniſſe. Es laßen ſich jedoch auch einige wahrnehmungen mehr aus dem weſen der bedeutung ſelbſt ſchöpfen. Dahin rechne ich zunächſt den grund - ſatz: in der wurzel erſcheint die ſinnliche bedeutung früher, die geiſtige ſpäter. Nur aber war jene weder rohleiblich, noch dieſe dürr verſtändig, beide hält und hielt ein geheimer zug verbunden; zuerſt wuchs das ſinn - liche, in ihm ſchlummerten die begriffe, aus ihm er - wachten ſie nach und nach. Ohne ihre wechſelwirkung wäre nicht wohl urſprüngliche bedeutſamkeit der wurzeln denkbar. Könnte der geiſt seine begriffe in willkürlich85III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. erwählte formen gießen, ſo müſten dieſe, an ſich todt, erſt durch ihn belebt werden. Allein das vermag er nicht zu thun und es gibt kein urſprünglich unlebendiges wort. Namen ſchafft der ſprachgeiſt in glücklichem wurf durch kühne und kurze beſchreibung der ſachen. Hier - nach wird man leicht beobachten, daß in allen ſprachen, z. b. jeder einfachere thier -, ſtein - und pflanzenname aus einem verbum ſtammt und eine lebendige eigenſchaft des thiers oder der pflanze ausdrückt. So auch im deut - ſchen, obgleich die meiſten ſolcher namen, ihres hohen alters halben, aus verlorenen und verdunkelten wurzeln nicht mehr gedeutet werden können; beiſpiele auslegbarer kommen vor: nr. 115. ſuîn; 266. fliuga; 469. hano, huon; 550. haſo; 630. vuhs; 601. finke; 626. froſc; 631. lahs, luhs; 462. dahs, dëhſa; 513. wîſant; 521. ſtiurs; 208. klaufi; 221. naut; 512. eiſen; 548. kiſil; 564. gold; 255. lauk; 550. haſal; 325. baris und pirihha; 492. tili u. a. m. ſpätere, zuſammengeſetzte namen beſtärken der unzuſam - mengeſetzten wahre bedeutung. Eine andere folgerung iſt, daß verba ganz abſtracter bedeutung immer eine ſinn - liche zur grundlage oder begleitung gehabt haben müßen; auf ſolche iſt nr. 115. bei ſuînan; 282. bei bidjan; 602. bei ſcinkan u. a. m. gerathen worden. Insgemein, wo aus ſtarker wurzel wenige oder keine ablautsbildungen vorkommen, ſcheint die alte urbedeutung verloren oder verfinſtert.

θ) man pflegt ſämmtliche verba, nach ihrer entw. bloß innerlichen, oder außenhin gerichteten thätigkeit einzutheilen in intranſitiva und tranſitiva. Eine in ſo allgemeiner faßung für deutſche form - und wortbildungs - lehre gleichgültige unterſcheidung; es ließe ſich bloß be - haupten, daß in ſtarker form intranſitive bedeutung vor - walte, in ſchwacher tranſitive, daneben finden ſich aber genug tranſitiva dort, genug intranſitiva hier. Auch können die meiſten gewöhnlichen intranſitiva den umſtänden nach tranſitiviſch geſtellt werden, z. b. trinken bald heißen potu ſatiari, bald vinum conſumere; leſen bald legendo occupari, bald legere librum. Einige grammatiker verbinden mit der tranſition einen engeren begriff und verſtehen darunter die übertragung eines immediativen zuſtandes auf ein an - deres ſubject, z. b. tränken, ſetzen bedeuten: einen trin - ken, ſitzen machen. Dieſem beſtimmteren ſinne entſpre - chen allerdings die meiſten der mit dem vocal i abgelei - teten ſchwachen verba, doch nicht jedes, wie z. b. das goth. gaſvôgjan (ingemiſcere) beweiſt. Der ableitungs -86III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. buchſtabe, nicht der ablaut wirkt jene tranſitive bedeu - tung, welches theils daraus folgt, daß auch der laut des praeſ. in ſolchen verbis beſtehen kann, vgl. gablindjan (occoecare) aljan (ſaginare) gadiupjan (profundum facere) etc. theils aus dem intranſitiv bleibenden ſinne anderer mit dem ablaut gebildeten wörter zu ſehen iſt. So ſind zwar goth. dragkjan, dráuſjan, alth. ſueinjan tranſitiva von drigkan, driuſan, ſuînan, aber dráus (alth. trôr) drückt nicht das gefällte, ſuein nicht das vertriebene aus, viel - mehr das, was gefallen iſt und getrieben hat; dragk iſt das, was man getrunken hat, nicht das getränkte oder das, was getränkt hat. Das gebildete ſubſt. kann freilich zuweilen tranſitiven begriff enthalten, z. b. nara (conſer - vatio) wiſt ſowohl exiſtentia, manſio als cibus (das leben friſtende).

ι) wie mithin die urbedeutung der wurzel ſchon keime intranſitiver und tranſitiver bedeutungen in ſich trägt, die nach verſchiedenem anlaß daraus erwachſen können; ebenſo liegen in ihr beide, die active und paſſive bedeutung eingeſchloßen. Der formelle unterſchied zwi - ſchen activum und paſſivum iſt etwas äußerliches, hin - zugetretenes. Die ſyntax hat zu lehren, wie bei abge - ſtumpften flexionen, auf den alten grund jener gemein - ſchaft, zuweilen active oder ſcheinbar active form das paſſivum ausdrückt, am fruchtbarſten wird dieſe anſicht für das participium praet. Viele ableitungsbuchſtaben be - ſtimmen bald den activen, bald den paſſiven ſinn, manche dulden jenen und dieſen; der wortbildung durch laut und ablaut ſind aber beide völlig gerecht und ſie ſpringt von dem einen auf den andern uber. So bedeutet ata was gegeßen wird, êtja den eßenden; giba was gegeben wird und die gebung ſelbſt; ſchîn was leuchtet; ſwîn was ge - weidet wird; grab was gegraben wird, grôba was gegra - ben worden iſt, grabo einen gräber; beitr das beißende, beit was gebißen wird; baúrs was getragen wurde, pâri was trägt oder trug; guß ſowohl das gegoßene, als was ſich ergoßen hat; nuta den, der gefangen hat u. a. m.

κ) einige der hauptſächlichſten begriffsübergänge oder verknüpfungen ſind: 1) (ton und farbe) wir brauchen jetzt erlöſchen nur vom licht, fruher galt es auch vom ton (Parc. 44a. der ſchal laſch); aus gleichem grunde nr. 332. hëllan (ſonare) hëll (ſonorus, ſpäter lucidus); nr. 67. 564. galan (ſonare) gëlo (lucidus, flavus) gold (ſonorum et lucidum) altn. giallr (ſonorus vel fulgidus); nr. 579b. grëll (rauh, ſchreiend von ſchall und der farbe);87III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. nr. 345. gëlp (ſtrepens dann coruſcans) giâlp (ſtrepor, gloria); nr. 517. gleám (jubar) glaumr (ſtrepitus); nr. 113. hrînan (ſtridere) hrîn (der rauſchende und helle ſtrom) hrein (purus) hrinr (clamor); brëhen (lucere) braht (ſtrepitus) alth. përaht (lucidus) nhd. pracht (ſplendor); nr. 422. klingen (ſonare) klinge (tönender, glänzender ſtahl); nr. 591. dim, dumm, dumpf (obſcurus, mutus, ohne ton); nr. 411. ſingen (canere) ſengen (verbren - nen)*)die ſprachen, nicht bloß die deutſche, pflegen ſonnenauf - gang und tagesanbruch mit ausdrücken zu bezeichnen und zu um - ſchreiben, die bald vom ſchall, bald vom licht hergenommen ſind; dieſes nehme ich mir vor an einem andern orte ausführlich ab - zuhandeln.. Auffallend daß in den meiſten dieſer beiſpiele der ſchall die frühere, die farbe die ſpätere bedeutung hergibt. Zuweilen bedeutet der heftige ſchall auch die verwirrung des ſchalls, ſturm und wildes geräuſche, darum auch verwirrung des lichts, d. i. finſternis vgl. nr. 535b 2) (geruch, geſchmack, guter und übeler) nr. 256. riechen (exhalare) itruchen (wiederkauen); nr. 259. fûki (foetor) fuhtî (odor); nr. 299. ſwëchen (foe - tere) ſväc (odor); nr. 399. ſtanc (odor); nr. 553. ſmäc (odor, guſtus); auch der ſinn des gefühls fällt damit oft zuſammen, altfrieſ. hrëne (olfactus) verwandt iſt der be - griff von feuchte und näße, vgl. nr. 399. ſtanc und ſtänka (irrorare) nr. 259. fuhtî und fiuhti (humidus) nr. 543. wâƷe (odor) waƷar (humor, aqua). 3) (leſen, ſingen, reden) geiſtige verbindung der buchſtaben und wörter war anfangs ſinnliches ſammeln, binden, zählen der ſtäbe; nr. 86. ruota (faſcis) rêdan (legere) rôdjan (lo - qui); nr. 290. liſan (colligere, legere); nr. 411. ſiggvan (legere) ſange (manipulus) ſingen (canere); nr. 562. tilôn (aptare) tal (ordo, numerus, ſermo); nr. 297. ſprëc (ra - mentum) ſprëhhan (loqui) vgl. ſagen (dicere) mit ſæge (ſerra) und agſ. ſagol (fuſtis); ſermo mit ſarmentum und den verwandten nächſtfolgenden übergang. 4) (theilen, ſchneiden) nr. 492. dáils (ſegmentum) dîli (macula) dile (anethum); nr. 224. hláuts, hlutr (pars, ſors); nr. 298. ſtucchi (fruſtum) ſtock (ſudes); nr. 583. telg (planta); nr. 297. táins (baculus) zeinôn (recenſere); nr. 560. mêl, mâl, (fruſtum, ſignum, macula) mêljan (ſcribere); vgl. zweig, zwiſt etc. 5) (vermögen, zeugen, gebähren, nähren, gedeihen, wachſen) vgl. nr. 66. alan, nr. 75. ſkapan, nr. 108. wahſan, nr. 197. þeihan, nr. 325. baí -88III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen. ran, nr. 474. aban, nr. 480. fadan, nr. 549. fiſan etc. ſo wie die anomalen tugan, kunnan, magan mit ihren vie - len ſich berührenden bildungen, namentlich den wörtern für die begriffe: vater, ſohn, tochter, kind, eltern; für die nährenden, zeugenden leibestheile, als mago (ſtoma - chus) gemächte (von maht, vis) ſkap, fiſel u. dgl. 6) (wonne, ſchœne, gnade, ruhe, wohnung, raum, leere) ſ. das anomale môtan, muoƷa; nr. 166. gemeit (wonnig, eitel, ſtumpf); nr. 504. eitel; nr. 561. ſelida (manſio, do - mus) ſâlida (felicitas); nr. 282. badi und gibada; nr. 559. genâde; nr. 569. wohnen, wahn, wonne; wie nämlich vorhin (unter β) der gegenſatz von ſchließen und öffnen vereinigt wurde, ſo ſcheinen ſich auch die begriffe von geſchäft und muße zu begegnen, nachdem auf die faßung, erfüllung des raums oder auf die leere in dem raum ge - ſehen wird. Daher z. b. das lat. vacare bald ledig ſein, ruhen, bald befleißigen, arbeiten ausdrückt, oder unſer feiern bald nichts thun, bald celebrare; das altn. erindi (nr. 571b) bald pauſa, bald negotium; das nhd. emßig (aſſiduus) und engl. empty (inanis) ſind daſſelbe wort, ſogar dieſelbe bildung, vgl. altn. amr (labor) alth. emiƷîc (aſſiduus, jugis) ameiƷa (formica) agſ. ämetig (otioſus) ämtegian (vacare). 7) (ſtärke, ſchnelle, kühnheit, geſundheit, ſchönheit, artigkeit, klugheit, liſt und ge - genüber ſchwäehe, krankheit, geringfügigkeit etc. in un - zähligen adjectiven wahrzunehmen. Wie der ſinn auf die gute und böſe ſeite ſchwanken kann, z. b. geizig bald aus ſparſam, haushältiſch, ſtandhaft bald aus böſe, mis - günſtig abgeleitet wird; ſo ſchwanken auch einzelne wör - ter dahin oder dorthin, nachdem ſie zeit und mundart beſtimmt haben.

Auf andere übergänge iſt bei einzelnen wurzeln ge - deutet und gewieſen worden. Befremden manche dar - unter durch ihre ſeltſamkeit, ſo ſcheint mit der verlor - nen oder entſtellten ſinnlichen urbedeutung der ſchlüßel bloß verlegt. Was kann auf den erſten blick ſeltſamer ſein, als die verbindung der begriffe heirathen und - gen oder heirath und gift? Und doch wißen wir, daß gift (das eingegebene) gipta, gifta (nuptui dare, wegge - ben, dem manne geben) einer wurzel ſind, daß liugan (nubere) hæman (coire) wie das lat. wort aus dem be - griffe verhüllen, unter eine decke bringen (nubes, ne - bula) herleitbar, ganz nahe bei liugan (celare, tegere) hamr (tegmen) ſteht, vgl. ſpan. velar (velare) velarſe (nubere) velado (conjux)

89III. von der ableitung im allgemeinen.

11) es iſt darum ſchwierig, den auf der ablautung beruhenden wechſel der bedeutung rein zu erfaßen, weil, wie gleich oben ſ. 3. bemerkt wurde, ſelten oder nie nakte wurzeln vorliegen, vielmehr urſprüng - lich überall flexionen, häufig ableitungen im ſpiel ſind, deren einfluß auf modificationen der urbedeutung ſchwer anzugeben ſteht. Unabgeleitet ſind in der regel nur die ſtarken verba und nur die einfachen nomina erſter und vierter ſtarker declination. Nützlich, aber leicht wäre es, die im zweiten buche angegebenen ſubſtantiva und adjectiva nach den reihen der ablaute eigens zuſammenzuſtellen; verwaiſte wurzeln, deren for - mel zweimahl vorkommt, hätte man dabei vorläufig dop - pelt einzutragen. Wenn aber jene behauptung, daß an - fänglich nie weder laut noch ablaut der wurzel bloß ge - ſtanden habe, richtig iſt; ſo könnte man, da die lehre vom laut und ablaut in das zweite buch gehört, das im gegenwärtigen capitel vorgetragene überhaupt aus der lehre von der wortbildung verweiſen. Hiſtoriſch ſcheint es mir jedoch paſſender, weil ſo viele ſtarke verba aus - geſtorben ſind, ihre wirkung und nachwirkung zuſam - menzufaßen und als ein princip innerer wortbildung auf - zuſtellen, wie ich gethan habe.

ZWEITES CAPITEL. VON DER ABLEITUNG.

Allgemeine grundſätze: 1) ableitung heißt die zwi - ſchen wurzel und flexion eingeſchaltete, an ſich ſelbſt dunkele mehrung des worts, kraft welcher der begriff der wurzel weiter geleitet und beſtimmt wird. Sprach - verderbnis pflegt aber häufig bald die ableitung, bald die flexion, zuweilen beide miteinander zu zerſtören. Ohne ſie in ſolchen fällen hiſtoriſch herzuſtellen läßt ſich die ſpätere wortform nicht gehörig verſtehen, z. b. das alth. reda, ſunu muß ergänzt werden: rad-i-a, ſun-u-s, das engl. tell: tal-i-an. Practiſch findet ſich die ablei - tung, bei vernichteter flexion, freilich oft zu ende des worts, z. b. alth. mah-t (vis) goth. mah-t-s; oder goth. mah-t (vim) früher mah-t-a? Auf die ableitung folgt aber theoretiſch immer noch die flexion, auf die flexion folgt nichts mehr.

90III. von der ableilung im allgemeinen.

2) man kann die flexion, d. h. die dem verbum an - wachſende pronominalform, die dem nomen anwachſen - den geſchlechtszeichen und partikeln ſtrenge genommen nicht vom begriffe der wortbildung*)die flexion des nomens oder die declinationsform enthält im nom. das bloße geſchlechtskennzeichen, das ſich in den ob - liquen caſus mit partikeln mengt. Das geſchlechtszeichen ſcheint urſprünglich jedem unabgeleiteten oder abgeleiteten nomen zuzu - ſtehen, fällt alſo bei ſeiner allgemeinheit mit den ihm vorausge - henden ableitungsbuchſtaben durchaus nicht in eine linie. Daß die 1, 817 ff. vorgetragene hypotheſe vom urſprung der ſchw. form hier unberückſichtigt bleiben muß, verſteht ſich. ausſchließen. Auch durch ſie wird die wurzel gebildet und beſtimmt; ſtarke verba, nomina erſter und vierter decl. ſind, in ſofern ſie ſchon das princip der flexion erfahren, keine ein - fachen wurzeln mehr. Niemand wird jedoch, wenn das verbum ſelbſt grund und ſtamm alles übrigen iſt, z. b. das - a in nim-a (capio) eine ableitung nennen. Eher würde man dag-s (dies) nam-ô (nomen) für aus den verbis dagan, niman abgeleitet erklären. Sie ſind daraus gebildet, aber ohne ableitungsbuchſtaben, folglich un - abgeleitet. Einfache wurzelbildungen oder wörter kön - nen alle ſolche heißen, in denen keine ableitung waltet. Da nun in der ſchwachen conjugation durchgängig, in der zweiten und dritten (ſtarken oder ſchwachen) de - clination eben ſo durchgängig ableitung eintritt; ſo darf man nur in der ſtarken conj. und in den erſten und vierten declinationen einfache wörter ſuchen, nicht aber immer (weil auch in ihnen ableitungen möglich ſind) erwarten. Nicht ſelten miſchen ſich vo - caliſche ableitung und vocal der flexion, welches die richtige erkenntnis beider erſchwert; beiſpiele ſind in dem vorigen buche zu finden (vgl. nachher die langvo - caliſchen ableitungen).

3) die ableitung unterſcheidet ſich von der zuſam - menſetzung (cap. III. ): α) letztere verbindet zwei leben - dige oder doch deutliche wurzeln miteinander; die ab - leitende vermehrung iſt zwar nicht bedeutungslos, aber für ſich betrachtet unſelbſtändig, undeutlich. Ob auch die ableitung eine allmählig entſtellte, verdunkelte wurzel ſei? läßt ſich fragen und wenigſtens bei der rein kurz - vocaliſchen kaum begreifen. β) ableitung tritt unmittel - bar an die wurzel oder an eine vorausgehende ableitung,91III. von der ableitung im allgemeinen. niemahls hinter eine flexion; zuſ. ſetzung kann zuweilen die flexion der erſten wurzel ganz oder theilweiſe ſtehen laßen und daran die zweite wurzel fügen, d. h. die flexion kann in der mitte bleiben. γ) die zweite componierte wurzel macht immer (wenige entſtellte formen ausge - nommen) eine ſilbe; die ableitung häufig nicht. δ) noch andere verſchiedenheiten werden unter 5. 6. angegeben.

4) die ableitung iſt reinvocaliſch, wenn bloß vocale, reinconſonantiſch, wenn bloß conſonanzen, oder endlich gemiſcht, wenn beiderlei hinzutreten. Die reinconſonan - tiſche erſcheint unurſprünglich, d. h. ſyncopierte vocale vorausſetzend; ſie bildet keine ſilbe, ſondern fügt ſich zur wurzelſilbe, nicht zur folgenden flexionsſilbe, z. b. gib-t-s, gen. gib-t-áis, d. i. gibt-s, gibt-áis. Bei der reinvocali - ſchen umgedreht apocope eines conſonanten anzunehmen, wäre allzukühn. Die reinvocaliſche und gemiſchte, ſo - lange ihr vocal nicht aus allgemeinen gründen wegfällt oder ſich mit der flexion miſcht, gewähren eine neue ſilbe.

5) die ableitung kann, vorausgeſetzt daß vor dem conſonanten der reinconſonantiſchen ein früherer vocal ausgefallen ſei, weſentlich nur vocaliſch beginnen, nie conſonantiſch; ſie darf mit einem oder zwei conſ. ſchließen, z. b. - al, - ar; - iſk, - ung, nicht den vocal zwiſchen zwei conſonanten haben, daher z. b. - leik, - ſam zuſammenſetzend, nicht ableitend ſind; - ling, - lîn, - niſſi, - ſal u. a. zwar ableitend aber zuſammenfluß mehrerer ableitungen und dann unorganiſcher misbrauch.

6) die ableitung bildet höchſtens eine ſilbe, ſcheinbar mehrſilbige beruhen auf häufung mehrerer, z. b. - ari auf - ar-i. Regeln der verbindung verſchiedener ableitungen können vor erörterung aller einzelnen nicht gegeben wer - den. Ueber vier ableitungstriebe vereinigen ſich jedoch an keinem worte, es gibt folglich einfache, zweifache, dreifache, vierfache ableitungen, welche man nicht gerade nach ihrer wirklichen ein -, zwei - oder dreiſilbigkeit beur - theile. Einfache ſind z. b. goth. vêp-n, eiſ-arn; zwei - fache vint-r-us, eiſ-arn-ein; dreifache alth. pin-uƷ - ah-i, vok-al-ar-i (goth. fug-l-ar-eis); vierfach drâh-iſ-al - ar-i (nhd. drechſler). Wieder ein unterſchied von der zuſammenſetzung, die unbeſchränkter ins mehrfache ſtei - gen kann.

7) die vocalverhältniſſe der ableitung, ſo groß hier die verſunkenheit der heutigen ſprachen ſcheint, ſind durchaus nicht gleichgültig. Außer den drei kurzen vo -92III. reinvocaliſche ableitungen. calen a, i, u (und deren unweſentlicher abweichung in e, ë, o) kommen die langen, ê (â); ái (ê); ei (î); ô; vor, weder û, áu noch iu. Willkürlicher wechſel dieſer vo - cale hat in der regel keine ſtatt, z. b. für das alth. himil - zunkal, ſcamac, mahtîc darf gar nicht ſtehen himalzunkil, ſcamîc, mahtac. Zur entſtellung des organiſmus haben theils aſſimilation (z. b. kizunkilî) theils allmählig eintre - tende unbetonung der ableitungsſilben beigetragen. Ich theile die ableitungsvocale in gebliebene und geſchwun - dene; conſonanzen ſchwinden hier nicht oder kaum in den neuſten ſormloſeſten dialecten, z. b. das g im engl. many f. manig.

8) zuerſt erörtere ich die reinvocaliſchen, dann die reinconſonantiſchen verbunden mit den gemiſchten, weil ſowohl die ſtets ohne vocal auftretenden conſonanten ihn früher gehabt haben werden, als auch diejenigen, denen er meiſtens voranſteht, nach verſchiedenheit der mund - art, zumahl ſpäterhin, ihn entbehren. Nach dem ſubſt. adj. und verbum die ganze abhandlung zu trennen und dieſelben verhältniſſe bei jedem derſelben zu wiederholen hat mir unzweckmäßig geſchienen. Billig bleiben nur die ableitungen der pronomina und partikeln hier ausge - ſchloßen und auf cap. IV. V. verſpart.

9) bei jeder ableitung iſt theils ihr weſen an ſich und welche veränderung ſie allmählig erfahre, theils aber zu unterſuchen, womit ſie ſich verbinde? ob mit der bloßen wurzel oder einem bereits geſtalteten worte? Letzteres (die anfügung der ableitung) iſt oft dunkel und ſchwierig; regeln und beobachtungen, die ſich darüber mittheilen laßen, bringt oder ſammelt die erſte ſchluß - anmerkung.

I. Reinvocaliſche ableitungen.

Ableitende vocale herrſchen in der zweiten und drit - ten (ſtarken und ſchwachen) declination, in der geſamm - ten ſchwachen conjugation. Und zwar finden ihrer viere ſtatt: i, u, ô, ái, weder a noch ê (â), ſchwerlich ei. Die ausſchließung des kurzen a, welches ſonſt dem i und u gleichſtehend auch in conſonantiſchen ableitungen neben jenen wirkſam iſt, hat etwas befremdliches. Viel - leicht muß dabei eine noch nicht genug aufgehellte ei - genheit der allgemeinen vocallehre angeſchlagen werden, in mehr als einer hinſicht ſtehet a nicht auf derſelben93III. reinvocaliſche ableitungen. linie mit den beiden andern kürzen i und u, nämlich 1) i und u verkehren ſich in ë und o ( und ) in la - gen, wo das a gewöhnlich unangefochten bleibt. 2) i und u verkehren ſich in j und v, welche conſonantiſierung das a wieder nicht trifft. 3) i und u zeugen umlaute, niemahls das a. Wenigſtens mitwirken mögen dieſe ur - ſachen dazu, daß dem a keine ableitungskraft an und für ſich beiwohnt, es auch, wie ſich hernach zeigen wird, mit conſ. verbunden leichter, als i und u ſchwindet. Das mittlere a im altn. kallada (1, 923.) ſcheint aſſimiliert oder entſtellt; im agſ. vîſade (1, 906.) alth. êrata (1, 879.) habe ich â (für ê) angenommen.

Die eintretenden ableitungsvocale ſind nunmehr im einzelnen zu betrachten; wörter, in denen ſie geſchwun - den ſind, dürfen hiſtoriſch, ſo ſcheinbar ſich ihr anſehen durch die entſtellung vereinfacht haben mag, nie für einfache gelten. Belege für die reinvocaliſchen ableitun - gen brauchen hier nicht gegeben zu werden, ſie ſind im zweiten buche zu ſuchen, oder, wenn ſie conſonantiſchen derivationen hinzutreten, bei dieſen.

(I) ableitung durch kurzes i hat

1) ſtatt regelmäßig in der erſten ſchwachen conj. und in ſämmtlichen zweiten declinationen, vgl. naſ-i-an, ſôk-i-an, har-i (voc. ) haírd-i (voc. ) þiv-i, kun-i, vil-i-a, raþ-i-ô, mid-i-s; ausnahmsweiſe in einigen verbis ſtarker conj. bid-i-an etc. in einigen verbis zwei - ter, ſeltner dritter ſchw. conj., deren ableitungs-i eigent - lich ſchon in dem nomen ſteckt, von welchem ſie her - ſtammen, z. b. goth. aúh-i-ôn, alth. her-i-ôn, altn. her-i-a; endlich in einzelnen maſc. dritter ſtarker (ſtub - jus, vaddjus) und einzelnen fem. erſter ſtarker decl. wie ſun-i-a (1, 603.). Daß die alth. zweite weibliche der goth. nicht recht parallel liegt wurde ſchon 1, 618. be - merkt, weiteres hernach bei den ableitungen - ei (- î).

2) wandlung des i in j vor flexionsvocalen, deren ſilbe es dann hinzutritt, leidet nach genauer goth. ſchrei - bung keinen zweifel: naſ-jan, har-jis, þiu-jôs, kun-jis, vil-jins, raþ-jôn; im altn. entſcheidet die iſländ. aus - ſprache für tel-ja, kyn-ja (gen. pl.) vil-ja, kirk-ja; im alth. iſt j nur nach goth. und altn. analogie geſetzt worden. Doch im alth. zuweilen, häufiger im altſ., noch entſchiedner im agſ. zeigt ſich vocaliſches ë ſtatt i, näm - lich alth. vor flexionsvocalen a, o, ô (offenbar erregen und fordern die ſchwächungen ë, o einander wechſel -94III. reinvocaliſche ableitungen. ſeitig) als: ſunt-ë-a, arp-ë-o, arp-ë-ônô; ſunt-ë-ônô; nicht vor ë, i, u, ſondern nur ſunt-i-ûn oder ſunt - jûn etc.; auch nicht vor conſonanten, z. b. nur ner-i-ta, niemahls ner-ë-ta; im flexionsloſen fall erſt ſpäterhin bei N. z. b. hirt-ë, ſuoƷ-ë f. hirt-i, ſuoƷ-i. Altſ. wechſeln j-e und ë-a (1, 207. 633. ); agſ. zeigt ſich ins - gemein ë vor vocalen, conſonanten und auslautend, z. b. hird-ë, rîc-ë, ner-ë-de, aglæc-ë-a, ſêc-ë-an (1, 905.); nur praeſensformen hegen j: ner-jan, ner-je, ſelbſt in - ig erweitertes (1, 903.); misbräuchlich haben - j, - ig ſich ins praeſ. zweiter ſchw. conj. gedrängt (1, 907.).

3) unterdrückung des - i erfolgt ſtufenweiſe, im goth. ſchwindet es beinahe nie (nur z. b. in mahta f. mag-i-da u. dgl. ) im nhd. faſt überall, z. b. nær-en, ſûch-en, hêr -, lêrer (alth. lêr-âr-i) will-e, red-e, nær-te, kaum daß es auslautend in einzelnen wörtern zweiter decl. gelitten iſt: hirt-e, muͤd-e. Umlaut und conſ. gemination ſind oft gebliebene wirkung des geſchwunde - nen ableitungs-i.

(U) kurzes u leitet ab

1) nomina dritter ſtarker decl., als: ſun-u-s, ſkad-u-s, fôt-u-s, hand-u-s, faíh-u, hard-u-s, þaúrſ-u-s, auch als zweite ableitung: vint-r-u-s, agg-il-u-s, aſ-il-u-s. Alth. iſt es weit ſeltner, z. b. noch da in ſun-u, huk-u, vih-u, gewöhnlich in - i verwandelt: hert-i, durr-i, oder völlig geſchwunden: vuoƷ -, wint-ar -, eſ-il, eng-il - für vuoƷu, wintaru, eſilu. Altn. ſcheint es überall verloren, hat aber in wurzeln mit a umlaut hinterlaßen, als mög-r, vönd-r, tönn -, hönd -, welche ein älteres mög-u-r, vönd-u-r, tönn-u, hönd-u bedeuten, zugleich für unumlautbare derſelben decl. mitbeweiſen, daher auch lim-r f. lim-u-r ſtehet, rôt f. rôt-u. Die - u ableitungen ſind alſo hauptſächlich aus dem goth. und altn. zu erkennen.

2) für kein ableitungs-u, ſondern für bloß flexiviſch halte ich das - u, welches im nom. ſg. fem. und nom. acc. pl. neutr. der erſten decl. ſubſt. und adj. verſchiedene ältere dialecte weiſen, wofür jedoch goth. überall - a ſtehet.

3) auffallend, daß keine ſchwachen verba mit - u, pa - rallel denen mit - i, abgeleitet werden, in den ableitun - gen mit - ô ließen ſich urſprüngliche - u höchſtens ver - muthen, nicht beweiſen (krôt-uda f. krôt-ôda 1, 855, wo das û unwahrſcheinlicher, vgl. 1, 96.)

95III. reinvocaliſche ableitungen.

4) übergang des u in v bei den unter 1. genannten wörtern erfolgt nur im goth. abgeleiteten ſchwachen verbo ſkad-v-jan (umbrare) und im gen. pl. ſun-ivê, fôt - ivê, þaúrn-ivê, liþ-ivê, tunþ-ivê, vint-r-ivê; un - belegt sind aſ-il-ivê, þiud-in-aſſ-ivê, doch zu er - warten, oder aſ-il-vê? aſ-l-ivê? Im gen. dat. ſg. ; dat. acc. pl. verſchmilzt das-u mit der flexion (1, 601.); die einſchaltung eines i im nom. gen. pl. bleibt noch räthſelhaft. Soll man-iv für einen paragogiſchen zu - wachs halten? vgl. 1, 601. Schwerlich habe ich aber die im altn. adj. glöggr, fölr vor flexionsvocalen aus - brechenden-v 1, 742. richtig angeſehen, indem dieſe-v urſprüngliche bildungs-v ſcheinen, wie die vergleichung des goth. glagg-v-us mit glögg-r (f. glögg-v-r und dann erſt für glögg-v-ur) lehrt, fölr lautete goth. ver - muthlich fal-vs, nicht fal-v-us. Hiervon, überhaupt von andern-v, hernach bei den conſonantiſchen bildungen.

(OO) die ableitung-ô

1) findet sich in der zweiten ſchw. conj. und ver - zehrt den ſie berührenden flexionsvocal (1, 849.). Dieſes ô geht im alth. und altſ. nicht, oder höchſt ſelten in-uo über (1, 96.). Agſ. hat es ſich nur ſchwankend im praet., nicht im praeſ. erhalten (1, 906.); altn. in a (oder â?) verändert. Gleiches a behält unter den ſpätern ſprachen nur die ſchwediſche, alle übrigen zeigen e, das ſie ſogar hin und wieder im praet. wegwerfen; ihr e im praeſ. kann man für das alte ô oder für den flexionsvocal hal - ten. Alle wörter der gedachten conj., ſo einfach ſie in neuern ſprachen ausſehen, ſind jederzeit abgeleitete.

2) das ô in der goth. erſten decl. ſchwed. fem. (tugg-ô, tugg-ôns) gehört nicht der ableitung, bloß der flexion, α) weil ihm alth. â, û, kein ô wie in zweiter ſchw. conj. entſpricht. β) weil das dem adj. blind - ô (coeca) ganz parallele maſc. blind-a (coecus) kein ô hat. Man darf alſo nicht blindô aus blindôa erklären, wie ſalbô aus ſalbôa.

(AI) auch die ableitung - ái, alth. - ê herrſcht ledig - lich in der dritten ſchw. conj., verbindet ſich aber anders mit den flexionsvocalen (1, 850.); ſie hat im alth. zu - längſt gedauert, in den übrigen mundarten ſich gleich dem ô in a, e verwandelt. Wo bei dem nomen - ái, - ê vor - kommt, iſt es flexiviſch, ebenſo im praeſ. conj. aller conjugationen.

(EI) goth. - ei, alth. - î keine organiſche einfache ableitung, vielmehr

96III. reinvocaliſche ableitungen.

1) in manag-ei (1, 609.) entw. a) gleich dem ô in tugg-ô flexiviſch, wie aus dem comparativ blindôz-ei, ſpeidiz-ei neben dem maſc. blindôz-a hervorzugehen ſcheint? oder b) wie-ei in haírd-eis (1, 599.) naſ-ei (1, 846) aus kurzem i entſprungen? hierfür ſpricht: α) das bleibende kurze i in haírd-i (1, 599.) hulund-i (1, 603.) kun-i, mêl-i, gen. mêl-jis (1, 606.) β) das ſich aus alth. - i in den neutris kipil-i, eimper-i, hûſil-i allmählich entwickelnde kipil-î, eimper-î, hûſil-î (1, 631. 632. ); noch mehr das ſpätere - lîn f. il-în ſtatt il-i. γ) das altn. kurze-i der fem. zweiter decl. feſt-i (1, 656.). Wie ſehr auch form und flexion dieſer weibl. ſubſt. ſchwanken darf doch-ei, - î nie als ihr reiner, wahrer ableitungsbuchſtabe betrachtet werden.

2) die mhd. weibl. endung-î-e, nhd. - ei (mit ab - gelegtem-e der flexion) iſt aus romaniſchem-ia, - ie ent - lehnt, folglich undeutſch (daher keinen umlaut wirkend, aber ſogar tiefbetont) auch den ältern mundarten fremd. α) anfangs findet ſie nur ſtatt an ausländiſchen namen und wurzeln, als: florîe, deidamîe, aſtronomîe, planîe, maſſenîe, banekîe, veſperîe, amîe, prâerîe, prophezîe, nigromanzîe etc., als aber dieſe formen im 13 jahrh. gangbar geworden waren, fügte ſich β) - îe auch zu einigen deutſchen, meiſt ſolchen wörtern, die ein bil - dungs - en oder - er hatten, als: lâchen-îe (unguen - taria, ſortilegium troj. 140a) arzen-îe (medicina) galſter - îe (veneficium) zouber-îe (idem) tenter-îe (nugae), ta - delnswerther ſcheinen dörper-îe (ruſticitas) jeger-îe (venatio) gebildet von dörper, jeger, noch ſeltner iſt vürſt-îe (dignitas principis Wilh. 2, 136a) nach der ana - logie von abbet-îe (abbatia) voget-îe (advocatio), da abbet und voget in unſere ſprache eingang gefunden*)aptei Nib. 4584a E. L. iſt eine andere, ältere form, da ſchon gl. monſ. 326. 329. 356 etc. oblei (xenium eulogia) mittellat. oblia, obleia, und gl. trev. 40a abteia und 62b orlei (horologium) gewähren; dieſes - ei muß aus irgend einem roman. - aja, - ajo, - ejo ſtammen.; γ) das nhd. hat dieſe bildungen auf-ei (ſtatt-eie) über - mäßig und wider die natur der ſprache gemehrt, indem nicht nur amt-ei, vogt-ei, abt-ei, rechen-ei, arzen-ei, wüſten-ei, termin-ei, zauber-ei, jäger-ei, meier-ei, bäcker-ei, verræter-ei etc. gelten, ſondern auch bil - dungen mit-el das-ei zugefügt wird: gaukel-ei, heu - chel-ei, tändel-ei, tölpel-ei (jene mhd. tenterîe, dör -97III. reinvocaliſche conſonant. ableitungen. perîe) andächtel-ei, ſeien nun verba oder ſubſt. ſtamm. Der häufige ausgang-n-ei, - r-ei veranlaßte aber den misbrauch, daß man von den bloßen pluralfor - men länder, græſer, buͤcher, kinder: länder-ei kinder-ei bildete, ja endlich - rei für den bildungstrieb nehmend, es an einfache wörter (wo gar kein - r-ei denkbar iſt) hieng: ziere-rei, râſe-rei, ſclâve-rei, ſchel - me-rei, bübe-rei, ſæme-rei, ſchweine-rei etc., ſtatt wel - ches unfühlende ſprachlehrer gar ein noch unleidlicheres ſâm-ei, ſchwein-ei empfohlen haben. In fremden wör - tern wurde bald tieftoniges - ei gelaßen, wie partei, ſchal - mei, türkei, barbarei, pedanterei etc., bald die franzöſ. ausſprache hergeſtellt: aſtronomie, theorie, artillerie (wo - für im 15-17 jahrh. durchaus - ei) einigen ländernamen hingegen - ien gegeben: italien, romanien, gallien, ſpanien etc., nach der analogie von ſchwêden, franken, heſſen (d. h. ſchwêden-land etc.) vgl. 1, 779. 780 oder ſtammt perſien, indien aus dem alten perſiân, indiân? δ) ebenſo ſehr oder noch mehr häufen ſich neuniederl. ab - leitungen - î (geſchrieben ij oder y) als: vôgd-î, hêr - ſchapp-î, mâtſchapp-î, woeſten-î, jâger-î, boever-î, ver - wer-î, aſgoder-î, verrâder-î etc. und ähnlich dem nhd. - rei hat ſich ein unorg. - nach der bildung - er in folgende wörter gedrängt: lâzer-nî (lepra) râzer-nî (furor) ſlâver-nî (ſervitus) ſpotter-nî (deriſio) zotter-nî (ſtultitia) dorper-nî ſt. lazer-î, râzer-î. ε) ſeltner ſind verba auf - îen ge - bildet worden, mhd. benedîen, verketzerîen (MS. 2, 129a) merƷîen (Triſt. 24b); nhd. benedeien, vermaledeien, ſchal - meien, caſteien, prophezeien und noch einige, ein nhd. - reien iſt unſtatthaft, z. b. kein verketzereien. Daß in allen unter α bis δ berührten fällen das undeutſche, ſpä - ter noch vom flexionsvocal entbundne - î, - ei dem unter 1. genannten goth. - ei, ahd. - î, welches in neuern mund - arten unbetontes - e wird, unvergleichbar ſei, noch daraus entſprungen ſein könne, liegt am tage.

II. conſonantiſche ableitungen.

Vorbemerkungen: 1) alle einzelnen conſonanten jedes organs beſitzen ableitende kraft, doch vor allen thätig ſind die liquiden.

2) jedem ableitungsconſonanten geht ein vocal voraus, oder ſcheint ihm urſprünglich vorausgegangen zu ſein; von dieſen begleitenden vocalen bemerke ich im allgemeinen α) es kommen die drei kurzen a (e), i (ë), u (o), aber nurG98III. conſonantiſche ableitungen. L. drei lange vor: alth. â, ô, î (goth. ei); niemahls ê (goth. ái). β) die drei langen ſchwinden in den älteren dia - lecten nie, ſondern erſt in den ſpäteren. γ) die kurzen ſchwinden ſchon in den älteren, am leichteſten a, ſeltner u und i, aber u eher als i. δ) die ahd. mundart über - trifft alle anderen ſelbſt die goth. darin, daß ſie das a am wenigſten wegwirft; ſie läßt es ſogar zuweilen in for - meln der zwölften conj. ſtehen, wo es die goth. nie dul - det, ja wo ſeine ſyncope zur niederſetzung der ſtarken form mitwirkte. ε) die unflectierte geſtaſt, alſo im no - men der nom. ſg. maſc. neutr. zeigt die natur der vocale am ſicherſten, da bei zutretender flexion leicht ſyncope oder aſſimilation erfolgen.

3) zuerſt handle ich die fälle, wo ein conſonant die ableitung macht, ab und ſchließe mit den wenigern, wo zwei conſonanzen in derſelben ableitung ſtehen. Zwei - fache ableitungen führe ich da auf, wohin ſie nach dem conſonanten der letzten ableitung hören, z. b. jamarag, veſtiſal ſind nicht unter r und ſ zu ſuchen, ſondern unter g und l.

ableitungen mit L.

hier finden - al, - il, - ul, ſtatt, ſpäterhin verwandelt in - el.

[AL] das a im goth. faſt überall, im ahd. faſt nie gewichen; im agſ. in e verdünnt und oft in o (- ol)*)es iſt zwar 1, 227. nicht ohne grund angenommen worden, daß die agſ. - ol, - or = - al, - ar ſtehen; da inzwiſchen in der verbalflexion agſ. - on dem goth. - un entſpricht, in den ableitun - gen ſehr oft - el das - al zu vertreten ſcheint, ſo iſt es rathſamer, - ol und - or für - ul, - ur zu halten. ſchwankend; altn. zuweilen vorhanden, zuweilen auf - gegeben.

1) ſubſtantiva,

α) ſtarke maſculina, gothiſche: fug-ls (avis); ſit-ls (nidus); ſtik-ls (calix); ſvib-ls (ſulphur).

ahdeutſche: char-al (mas, maritus); vaſ-al (ſoboles); finach-al (foeniculum) gl. monſ. 414; vok-al (avis); hak-al (grando); haſ-al (corylus) gl. monſ. 414, oder neutrum? vgl. haſ-ala fem. ; huot-al (cuſtos) mûrhuot-el W. 5, 7; kîſ-al (obſes) gl. flor. 983b; koum-al (cuſtos); lumb-al (lumbus)? J. 404; nak-al (clavus, unguis)**)gl. flor. 986a nag-ala unguis, was zu dem nord. fem. nögl und der unterſcheidung von nag-al (clavus) ſtimmte; aber viel - leicht iſt ungues zu leſen und uagalâ der pl. maſc. ? gl. hrab. 951b nëb-al (ne -99III. conſonantiſche ableitungen. L. bula) nur in comp. nëbal-kouwi, nibalkouwi vorhanden und in nibulniſſi in - ul ſtreifend; ſcam-al (ſcabellum) T. 130.; ſat-al (ephippium); ſëk-al (velum) gl. hrab. 974a; ſëƷƷal (ſedes) gl. jun. 253.; ſpieg-al (ſpeculum) gl. monſ. 396.; ſtad-al (horreum) gl. monſ. 393.; ſtah-al (cha - lybs); ſtehh-al (calix) gl. caſſ. 854b; ſtod-al (poſtis, co - lumua); ſuëv-al (ſulphur) T. 146.; tiuv-al (diabolus); waht-al (cuſtos); want-al (ambulatio, converſio) lîp-wand-el N. converſatio; waſ-al (humor, pluvia) gl. monſ. 347. wo nur der dat. pl. waſalun (pluviis) vgl. waſilus (hu - mor) in der lex allemann. addit. 4, 8. und das altn. neutr. vaſl; zad-al (penuria); zak-al (cauda); zieg-al (tegula) T. 54, 8.; zuîv-al (dubium).

agſächſiſche: cëor-l (mas); ëor-l (comes); ſäſ-el (proles); fug-el (avis); häg-el (grando); näg-el (unguis); ſëg-el (velum); ſët-el (ſedes); ſnäg-el (limax); ſvëſ-el (ſulphur); täg-el (cauda).

altnordiſche, mit bleibendem vocal: að-all (indoles); hag-all (grando); hâk-all (carcharias); kad-all (rudens); þum-all (dactylotheca); vad-all (aqua vada); zuweilen mit wegfallendem: fug-l (avis); giſ-l (obſes); hrag-l (plu - via tenuis); iar-l (comes) kar-l (vir) vag-l (trabs).

mhdeutſche: vog-el; gîſ-el (zuweilen auch neutr. Parc. 99b); goum-el Parc. 85b; hag-el; nag-el; nëb-el; ſëg-el; ſëƷƷ-el (thronus); ſcham-el MS. 2, 244b; ſitz-el (clunes) MS. 2, 67a; ſpieg-el; ſtad-el; ſtah-el; ſtod-el; ſwëb-el; tad-el (reprehenſio); tiev-el; trieg-el (deceptor) MS. 2, 211a; wad-el MS. 2, 244b; wand-el; grieƷwartel; zad-el; zag-el; zieg-el; zob-el; zwîv-el.

nhdeutſche: vôg-el; geiſ-el; hâg-el; haſp-el; nêb-el; ſêg-el; ſtah-l etc.

engliſche: chur-l; ear-l; und mit ſchmelzung des ugel in oul, des agel, egel in ail: fow-l; hai-l; nai-l; ſai-l; ſnai-l; tai-l.

β) ſtarke feminina,

gothiſche: nêþ-la (acus); ſáiv-ala (anima)*)wohl einer wurzel mit ſáivs (mare, fluctus): die bewe - gende, wogende kraft..

ahdeutſche: af-la (anima) gl. blaſ. 19a vielleicht av-ala? vis, intellectus? ; ëg-ela (ſanguiſuga) gl. flor. 984a; vach-ala (taeda) gl. monſ. 412; haſ-ala (corylus); kap-ala (tri - dens); maſ-ala (ſlegmen) gl. zwetl. 122b; nâd-ala (acus); për-ala (unio) gl. monſ. 400.; ſên-la, ſê-la (anima);G 2100III. conſonantiſche ableitungen. L. ſpën-ala (acus) ſpeihh-ala (ſputum) O. III. 20, 46; waht - ala (coturnix); wiſ-ala (muſtela); wurz-ala (radix) T. 71, 3.; zeiſ-ala, wolves zeiſ-ala (nom. plantae); ziƷ-ala (culex) gl. zwetl. 118b; zuiſ-ala (furca) gl. flor. 988a; man findet die fehlerhafte ſchreibung haſ-ila, zuiſ-ila.

agſächſiſche: âd-el, âd-l (morbus, tabum); häſ-el, häſ-l (corylus); næd-el, næd-l (acus); ſâv-el, ſâv-l (anima) tæſ-el, vulfes tæſ-el (chamaeleon alba).

altnordiſche: nâ-l (acus); nög-l (unguis, verſchieden von nag-li clavus); qviſ-l (ramus arboris); ſâ-l (anima); vîf-l (fuſtis lotorius).

mhdeutſche: bër-le; vack-el; gab-ele; nâd-el; ſê-le; zwiſ-ele (furca) Triſt. 2934.

nhdeutſche: hâſ-el; ſack-el; gâb-el; nâd-el; per-le; ſê-le; wacht-el; wieſ-el.

engliſche: haz-el; need-le; ſou-l; teaſ-el.

γ) ſtarke neutra,

gothiſche: maþ-l (concio); tag-l (crinis).

ahdeutſche: ad-al (proſapia) gl. jun. 245.; chand-al (lampas) gl. jun. 194.; chnuoſ-al (genus) nur das flectierte cnuoſles (generis) im Hild. ; duah-al (lavacrum) gl. hrab. 960b; koukal (praeſtigium); lap-al (pelvis, mare)*)D. Cange: mare vitreum, ſpecies vaſis. gl. jun. 214. monſ. 413. (wo lapul) T. 105, 2.; mad-al nur in alten eigennamen wie madal-përht etc.; mah-al (fo - rum, concio) gl. jun. 200. 237. ; ſëd-al (thronus) J. 345. T. 106.; temp-al (templum) T. 117.; thuuih-al (vaccula) gl. hrab. 955a; top-al (ſaltus); wëv-al (ſubtegmen) gl. jun. 224.; zinſ-al (thuribulum); himilzunk-al (ſidus).

agſächſiſche: bot-el (aedes); cand-el (candela); cnôſ-l (genus); ſuſ-el (ſupplicium); tung-el (ſidus).

altnordiſche, zuweilen noch mit dem vocal: að-al (in - doles); mëd-al (medium); ôð-al (praedium avitum); ge - wöhnlich ohne ihn: aſ-l (robur); amb-l (labor aſſiduus); baſt-l (rudis labor); bram-l (tumultus); briſ-l (conno - datio); brut-l (venundatio); bumb-l (reſonantia); buſt-l (tumultus); draſ-l (verba inania); dög-l (nom. pl. arma); dub-l (aleatorum jactus); duſt-l (levis opera); fîf-l (fatuus); fip-l (contactus); gaf-l (extremitas); gag-l (avis); gruf-l (coeca attrectatio); gut-l (agitatio liquido - rum); haſ-l (corylus); hnup-l (compitatio); hraſ-l (tracta); hruf-l (laeſio cutis); hvîſ-l (ſuſurrus); kit-l (ti - tillatio); krab-l (contrectatio levis); kuf-l (larva); kum-l (cumulus); kurf-l (virgarum fruſtula); miat-l (parva de -101III. conſonantiſche ableitungen. L. tractio); qvot-l (convallis); râng-l (greſſus obliquus); rîſ-l (manutractatio) rid-l (tumultus); rug-l (confuſio); rup-l (rapina); ruſ-l (quisquiliae); ſâng-l (murmur); ſkrif-l (res lacera); ſprik-l (concuſſio membrorum); ſvam-l (va - gatio); ſuf-l (ſorbillum); ſvîng-l (vagatio); ſumb-l (com - potatio); tab-l (alea); tag-l (cauda); tut-l (detractio); tûng-l (luna); vëſ-l (tunica); vîng-l (vertigo); vit-l (levis occupatio); þvog-l (balbutiae).

mhdeutſche: ad-el MS. 2, 244b: had-el (linteum ſciſſum) MS. 2, 177b; lâm-el (culter, enſis) MS. 2, 232b; ſëd-el (ſedes); tob-el (ſaltus); waſt-el (panis) Wilh. 2, 62a.

δ) ſtarke maſc. auf - alî; nur goth. faúra-maþ-l-eis praefectus.

ε) ſtarke feminina auf - alî können ahd. von jedem adj. auf - al geleitet werden, als: tunh-al-î (obſcuritas) ſuîk-al-î (taciturnitas) vrav-al-î (temeritas) N. 106, 17. vorſc-al-î (curioſitas) ſcam-al-î (verecundia) part-ſprunk - al-î (lanugo) ka-zunk-al-î (facundia) upar-âƷ-al-î (cra - pula) upar-trunh-al-î (ebrietas) etc. Das a aflimiliert ſich oft: uparâƷilî etc. In den andern dialecten bemerke ich dieſe wortbildungen nicht und ſie ſind auch bereits im mhd. veraltet. Nhd. ſagt man wohl: die dunkle (caligo); die mhd. form würde lauten: dunk-el.

ζ) ſtarke neutra auf - ali, collectiva die theoretiſch jedem ſubſt. auf - al entſprechen, gern aber in - ili aſſi - milieren, z. b. ahd. kitub-ili (convallis); kivuk-ali (com - plexus avium) kinib-ali (congeries nubium) kiſid-ili (diſpoſitio ſedium) und mhd. (mit dem aus der aſſim. er - wachſenen umlaut): gevüg-ele, genib-ele, geſid-ele. Dieſe collectiven neutra unterſcheiden ſich von den vorherge - henden femininis dadurch 1) daß ſie aus ſubſt., jene aus adj. entſpringen, 2) daß ſie früher gebildet zu ſein ſchei - nen, weil ſie die alten vocale i und u behaupten, wäh - rend ihre ſtämme bereits ë und o angenommen haben (tobal, vokal, nëbal, ſëdal). Nhd. ſchwankend: gevœg-el, genêb-el, geſîd-el, gezüng-el (γλωττισμός).

η) ſchwache maſculina: goth. ſvig-lja (tibicen) wäre ahd. ſuëk-alo, ſuëk-alëo, das aber nicht vorkommt; der goth. dat. gib-lin (culmine) Luc. 4, 9. läßt zweifelhaft, ob der nom. gib-la oder gib-lô lautet. Auch den goth. ei - gennamen am-ala könnte man hierher zählen. Ahd. fällt hierher nap-alo (umbilicus) gl. jun. 232. monſ. 339. 353. W. 7, 2; anch-alo (talus) gl. jun. 230. iſt bedenklich, weil tali daſteht und anchalâ (nom. pl.) geleſen werden könnte, indeſſen entſpricht jenem altn. öck-li, das nur102III. conſonantiſche ableitungen. L. zu der form - ul gehört. Agſ. heáf-ela (tegmen ca - pitis, nicht hëafela) wurde ahd. houp-alo lauten und mit hoube, hûbe, nhd. haube verwandt ſein; ſodann: naf-ela (umbilicus) vielleicht fëorh-genið-la (homicida?) Beov. 74. 117. 214. Altnordiſche: af-li (acquiſitio) ap-li (vitu - lus) draf-li (coloſtrum) kaf-li (ſpatium, intervallum) nag-li (clavus) naf-li (umbilicus) ſaf-ali (muſtela); daß dieſe wör - ter der al - und nicht der il-form zufallen zeigt der mangelnde umlaut. Aus dem erſten theil iſt bekannt, daß auch das - i der flexion unorganiſch ſei, ein älteres - a ſcheint der eigenname ſtur-la (terrens) zu bewahren, vgl. unten cap. VI. Mhd. nur nab-ele (in einem un - gedruckten gedicht reimt der dat. nabelen: zabelen); das nhd. nâb-el decliniert fehlerhaft ſtark.

θ) ſchwache feminina: goth. ag-lô (moleſtia); ahd. cuc-ala K. 51b; ſëmm-ala (ſimilago) gl. doc. ; ſport-ala (cor - bis) gl. doc. ; ſuëk-ala (calamus, tibia) O. V. 23, 396. gl. hrab. 964b. jun. 199; kimah-ala (ſponſa) gemah-ela W. 2, 13. 14. 4, 10, 11.; want-ala (negotium) gl. jun. 215.; wurz-ala, wurz-ela (radix) O. I. 3, 53. 23, 102.; dieſe fem. ſchwanken zwiſchen al, il, ul und zwiſchen ſtarker oder ſchw. declination. Noch unſichrer ſind die agſ. ſchwachen fem. mit - l der al, il oder ul-form zuzuſprechen, vgl. fimb-le (fabula) eg-le (ariſta) ſving-le (flagellum) deſſen pl. bald ſvingelan, bald ſvingla lautet. Der unumlaut weiſt folgende altnordiſche hierher: ham-la (catena) tab-la (tabula) ug-la (noctua) vielleicht vëſ-la (mi - ſeries). Mhd. buck-el (umbo) ge-mah-ele (conjux) papp-el (populus) ſemm-el; wurz-el, deren aller ſchwa - che decl. mir noch nicht ausgemacht iſt. Nhd. gehen papp-el, ſemm-el, ſchauf-el, wurz-el natürlich im ſg. ſtark.

ι) ſchwache neutra der form - al gibt es nicht.

2) adjectiva.

α) erſter declination, gothiſche, einfacher ableitung, ſind in den ulfil. fragmenten kaum erhalten, nach der analogie aber nicht zu bezweifeln, erſt das mail. ſpec. hat uns Tit. 1, 7. ſlah-als (πλήκτης) bekannt gemacht, wo der wohllaut keine ſyncope des a geſtattete.

ahdeutſche: âƷ-al (edax) nicht zu belegen, aber zu folgern aus den ſubſt. upar-âƷalî; pët-al (mendicus) nach dem verb. pëtalôn; ëƷƷ-al (edax) K. 23b. 39b. ; vank-al (capiens) nach dem verb. vankalôn; voraht-al (timidus); vorſk-al (novi cupidus); ham-al (mutilus); haƷƷ-al (ma - litioſus); ît-al (vacuus, inanis); kam-al (vetus) nur noch103III. conſonantiſche ableitungen. L. in der compoſition von eigennamen; këƷƷ-al (attentus) âkëƷƷ-al (oblivioſus) nach analogie von âkëƷƷalî (oblivio); ſcad-al (noxius); ſcam-al (verecundus); ſcranh-al (fallax) nach dem verb. ſeranh-alôn; ſlâf-al (ſomnolentus); ſprâhh - al (linguoſus); ſprunk-al (exultans) part-ſprunk-al (pubes); ſtumb-al (trunceus) gl. jun. 230; ſtehh-al (arduus); ſuîk-al (taciturnus); touk-al (clandeſtinus); truop-al (turbulentus); tunh-al (obſcurus); wad-al (egenus, pauper) gl. hrab. 962a; wanh-al (infirmus); ſina-wërp-al (tornatilis); ka - zunk-al (facundus). Im agſ. ſind falt alle dieſe adj. zu der ol-form übergegangen, doch nie îdol, ſtets îd-el (inanis).

Nicht weniger im altn. hat ſich - all wegen der im nom. ſg. fem. aus der flexion entſpringenden aſſimilation meiſt in - ull verwandelt. Da nämlich das fem. von atall nicht atal, ſondern ötul (f. ötulu) lautet, ſo ſchlich ſich auch das maſc. ötull und neutr. ötult (lt. atalt) ein. Doch zieht die edda in vielen adj. das - all dem - ull vor, als: at-all (ſtrenuus) gam-all (vetus) gët-all (prudens, vgl. ſann-gët-all Grimn. 46.) ſvip-all (mobilis) þag-all (tacitur - nus) etc. ſpäter öt-ull, ſvip-ull, þög-ull, kaum aber göm - ull f. gam-all; forſi-âll (providus) wäre ahd. vora-ſëh-al.

Die mhdeutſchen adj. - el ſind ſchon in geringer zahl: criſp-el (criſpus) troj. 145b; gog-el (laſcivus) MS. 2, 82b. Wilh. 2, 169a; ît-el (inanis) përht-el (ſplendidus) Mar. 174; ſtîg-el (praeceps) En. 4026. 5520; ſwank-el (exilis); ſîv-el (placidus?) Wilh. 3; tunk-el (obſcurus); wank-el (incon - ſtans); behag-el (gratus, behaglich) bei Herb. 90c. ſtreift ins niederdeutſche, wie die mnl. mundart ſolche wortbil - dungen enthält: behagh-el Stoke 1, 570. Maerl. 1, 90; onnoſ-el (innocens) 1, 160; ſcam-el (verecundus) 1, 358; wand-el 1, 149; verghët-el 2, 204; wantrouw-el (incredulus) 1, 233, 246.

Nnl. finde ich: îd-el, ſcham-el (miſer); vermêt-el (audax); onnoz-el (ſimplex); nhd. nur dunk-el und eit-el.

β) zweiter declination, gothiſche ſind keine übrig; im ahd. glaube ich drei annehmen zu müßen, welche ihr - ali gern in - ili aſſimilieren: ad-al-i (nobilis) vrav-al-i (temerarius) zuîv-al-i (anceps) von den ſubſt. adal, vraval, zuîval hergeleitet. Die form adali nicht zu belegen, das aſſimilierte edili bekannt genug; fravili hat doc. 209a O. IV. 11, 87. V. 24, 62; flectiert fravalêr (procax) gl. jun. 185.; zuîvalemo, zuîvalêr O. V. 11, 38. gl. jun. 185, für das un - flectierte zuîvili bürgt ein altſächſ. 〈…〉〈…〉uifli. Agf. äð-el-e (nobilis, nicht eðele) vermuthlich auch fräf-ele*)wurzel frafan (audere) nr. 475.. Mhd. 104III. conſonantiſche ableitungen. L. ed-ele; vrev-ele wofür aber ſchon ed-el, frev-el, wie nhd. êd-el, frêv-el.

γ) dritter declination, goth. ag-l-us (difficilis); wäre ahd. ak-al-u, das ſich nicht findet, ſo wenig als ak-al-i, ek-il-i, mit übergang in die vorige decl. Agſ. eg-el-e (moleſtus)

3) verba.

α) erſter ſchwacher conjugation: goth. maþ-l-jan (ſermocinari) ſig-l-jan (ſignare) us-ag-l-jan (moleſtare); ahd. mah-al-jan (loqui) ki-mah-il-it f. ki - mah-al-it (deſpondet) gl. jun. 201; nak-al-jan (clavis figere); piſtump-al-jan (truncare) monſ. 363. 373; mhd. ver-meh-el-en (deſponſare); neg-el-en; ſteh-el-en; nhd. ver-mäh-l-en näg-el-n, ſtäh-l-en, ſêg-el-n, ſchwêf-el-n. Umlaut erregt bloß das i der ableitung, der al-form zum trotz. Agſ. mäð - el-jan; näg-el-jan; eg-el-jan; ſig-el-jan (navigare), [engl. nail, ſail, ail vgl. vorhin ſ. 99.] Altn. neg-l-a; ſig-l-a.

β) zweiter ſchw. conjugation: goth. ſvig-l-ôn (tibia canere). ahd.*)alôn, zumahl bei O. häufig in olôn aſſimiliert. av-al-ôn (comparare) O. I. 23, 41. IV. 7, 85; chranh-al-ôn, krank-ol-ôn (in - firmari) O. IV. 4, 38; vank-al-ôn J. 377. gl. monſ. 364. 388. 389. 397 ; vok-al-ôn (aucupari); hant-al-ôn (tracta - re); juhh-al-ôn (ſcalpere) monſ. 377; kouk-al-ôn (geſti - culari); mah-al-ôn (poſtulare) monſ. 378; mang-ol-ôn (carere) O. IV. 11, 72; mëƷƷ-al-ôn (triturare) gl. doc. 229a; pët-al-ôn (mendicare); ramm-al-ôn (coire); ſat - al-ôn (addextrare) gl. jun. 227. blaſ. 10b; pi-ſcranh-al-ôn, bi-ſkrank-ol-ôn (inſidias ſtruere) O. IV. 16, 82; ſprat-al - ôn (palpitare) gl. jun. 222. [gl. flor. 986a ſpratelendo odo - rus? wohl odorando? ſtam-al-ôn (balbutire); ſtumb-al-ôn (truncare) gl. jun. 230, piſtumplôt gl. hrab. 971a für piſtum - pilit? wad-al-ôn (fluctuari) gl. doc. ; zad-al-ôn (egere); zap-al-ôn (palpitare) gl. doc. jun. 222; zorh-al-ôn, zork - ol-ôn (aegrotare) O. III. 23, 50; zuîv-al-ôn (dubitare) früher vielleicht zuîvaljôn?

Obgleich die meiſten agſ. ſtämme - ol für - el haben, ziehen ſie doch im verbo wieder das - el vor: dëág-el-jan (abſcondere) ſad-el-jan (dextrare) ſtað-el-jan (fundare) ſvëot-el-jan (manifeſtare).

Altn. zeigt der unumlaut dieſe verba an: af-l-a (com - parare) amb-l-a (aſſidue laborare) bag-l-a (imperite ſe gerere) bram-l-a (tumultuari) draſ-l-a (ſuccurſorie ferri) 105III. conſonantiſche ableitungen. L. hvarf-l-a (divagari) jap-l-a (mandere) ſag-l-a (ſaepius ſerrare) ſvam-l-a (vagari) vamb-l-a (ventre repere); zweifelhaft ſind die umlautsunfähigen mit den wurzel - vocalen i, ei, halbzweifelhaft die mit u, als: bid-l-a (pro - cari) dreit-l-a (ſtillare) ſeig-l-a (tardare) hnud-l-a (ſub - igere) hnup-l-a (ſurripere) rug-l-a (turbare) etc.

Mhd. vog-el-en; gauk-el-n; hand-el-n; mang-el-n; ſat-el-en; ſtamm-el-n; ſwëg-el-en Barl. 255, 18; zab-el-en Parc. 25b; zwîv-el-n.

Nhd. fâſ-el-n; gâb-el-n; hand-el-n; mang-el-n; praß-el-n; ramm-el-n; raß-el-n; ſatt-el-n; ſamm-el-n; ſchauk-el-n; ſprûd-el-n; ſûd-el-n; ſtamm-el-n; tromm-el-n; tumm-el-n; wand-el-n; zapp-el-n; zweif-el-n; und an - dere unumlautende.

γ) dritter ſchw. conjugation, da hier auch kein umlaut ſtatt findet, ſo ſind dieſe verba in allen ſprachen, denen der unterſchied zwiſchen dem ô und ê zweiter und dritter conj. erloſchen iſt, wenn nicht die frühere volle flexion dabei leitet, nicht mehr auszumitteln. Nach dem ahd. ar-ît-al-ên (evaneſcere) tunh-al-ên (tenebreſcere) muß freilich ein mhd. und nhd. ver-eit-el-n, dunk-el-n hierher gezählt werden. Ließe ſich annehmen, daß ſie nur von adj. nicht von ſubſt. ge - bildet werden (die zweiter conj. ſtammen von beiden); ſo würde z. b. funk-el-n (ſcintillare) nicht hierher gehö - ren, da wenigſtens kein adj. funkel bekannt iſt. Wer weiß aber, ob nicht das nhd. wurz-el-n ahd. wurz-al-ên lautete?

[IS-AL] goth. ſ-l; ahd. iſ-al; altn. ſ-l; dieſe dop - pelte ableitung wird, weil es kein ſ-il, iſ-il; ſ-ul, iſ-ul gibt, füglich hinter dem einfachen - l, - al abgehandelt. Das einfache - ſ, - iſ ſuche man unten beim S.

1) ſubſtantiva,

α) ſtarke maſculina ſcheinen ſelten, ich wüſte nur ein ahd. drâh-iſ-al (tornarius) und nicht einmahl in der reinen form anzuführen, gl. blaſ. 33b haben drah-ſ-il, gl. trev. drhaſil (verſchr. f. drahſil), mhd. dræh-ſ-el Parc. 7697. Fehlerhaft kommen einzelne neutra männlich gebraucht vor, z. b. gruoƷ-ſ-al (ſalutatio) Maria 65. 172. und ahd. wëh-ſ-al (vices, f. wihh-iſ-al?) gl. jun. 199. hrab. 951a, mhd. wëh-ſ-el, nhd. wech-ſ-el.

β) ſtarke feminina: ahd. am-iſ-ala (merula) gl. flor. 984b; mhd. am-ſ-el MS. 2, 192a amur 5b; nhd. am-ſ-el. 106III. conſonantiſche ableitungen. L. N. 65, 13. ſtehet wart-ſ-ala (corruptio) vielleicht f. wart - ſ-alî? Ferner dëh-ſ-ala (aſcia) doc. 207b monſ. 337. 349. ; ah-ſ-ala (f. ah-iſ-ala?, ſcapula) agſ. ëax-el, altn. öx-l, mhd. ah-ſ-el, nhd. ach-ſ-el [doch muß die coalition ahf. alt ſein, weil ſie ablautsfähig wurde, vgl. nr. 490.] Altn. pîn-ſ-l, pî-ſ-l (cruciatus).

γ) ſtarke neutra: goth. hun-ſ-l (ſacrificium); ſvum-ſ-l (natatorium); ſkôh-ſ-l (daemonium).

Ahdeutſche: chuoƷ-iſ-al (taedium) gl. doc. 252.*)auch das ſ. 100. zu dem einfachen - al gerechnete chnuoſal (genus) entſpringt vielleicht aus chnuoh-iſ-al? vgl. chnâhen (noſcere)., veſt-iſ-al (munimentum) gl. herrad. 191a trev. 37b; vuor - iſ-al (alimentum) gl. trev. 53b; vuot-iſ-al (paſtio) gl. doc. ; houw-iſ-al (albugo) gl. monſ. 385. auguſt. 123a hou-ſ-al gl. trev. 64b**)dunkles, der ſpätern ſprache ungekanntes wort, das ich aus der wurzel houwan noch nicht verſtehe.; harm-iſ-al (aerumna) herm-eſ-al W. 1, 5.; hruom-iſ-al (oſtentatio) gl. doc. ; cruon-iſ-al (ger - men) gl. monſ. 408.; cruoƷ-iſ-al (moleſtia) gl. monſ. 402.; marr-iſ-al (laeſio) gl. monſ. 401. 413. ; neiƷ-iſ-al (afflictio); gl. doc. uop-iſ-al (exercitium, cultus) gl. doc. 250. monſ. 409.; wert-iſ-al (corruptio) O. IV. 18, 46. 28, 22. V. 12, 68, 77. und ſicher noch manche andere.

Im agſ. finde ich außer hû-ſ-l (euchariſtia f. hun-ſ-l?) und cnô-ſ-l (genus) keine, aber viele im altn. : beyg-ſ-l (frenum) bœg-ſ-l (pinnae balaenarum) dat-ſ-l (motus claudorum) herm-ſ-l (luctus) hun-ſ-l, hu-ſ-l (venerabile) ken-ſ-l (notio) kyn-ſ-l (res inſolita) meid-ſ-l (laeſio) œr-ſ-l (furor) ren-ſ-l (alveus, decurſus) ſkram-ſ-l (cro - citus) ſkrym-ſ-l (monſtrum) ſmyr-ſ-l (unguentum) ſpen-ſ-l (fibula) ven-ſ-l (neceſſitudo) vîx-l (vik-ſ-l? cambium) þŷng-ſ-l (gravitas) þyrm-ſ-l (neceſſitas parcendi).

Mhd. haben faſt alle dieſe wortbildungen, zum vor - theil des wohllauts, aber gegen den organiſmus der ſpra - che, das a behalten, nicht in e verdünnt; ja ſie laßen ihm vollen tiefton, daher der ausgang - ſal auf al, val, tal reimt (vgl. Mar. 65. 172. Georg. 42b Ottoc. 462b 630a grundriß 301.). Man nahm - ſ-al vielleicht ſchon im zehn - ten jahrh. für die wurzel - ſal (nr. 561.). Aber keine andere ſprache componiert wirklich mit - ſal und iſ-al, - ſ-al kann ſo wenig dafür gehalten werden, als das völlig analoge iſ-ôd für - ſôd (ſ. unten beim D). Auch hat ſich im parallelen fem. aus iſ-ala kein - ſala, - ſal er - zeugt (d. h. aus amiſala wurde richtig amſele, amſel) 107III. conſonantiſche ableitungen. L. weil dem oberflächlichen gefühl das ahd. ſala, mhd. ſal (traditio) ferner lag, als das maſc. ſal (aula), welchem letztern der übertritt aus dem üblichen neutr. in das maſc. (vgl. oben gruoƷ-ſ-al) zugeſchrieben werden muß. Ich kenne beinahe keinen mhd. dichter, der im neutr. oder maſc. das natürliche - ſ-el behauptet hätte, alle ſetzen - ſal für eſ-al, - ſ-al, vgl. derre-ſal (ariditas) Georg. 4152.; ehte-ſal (perſequutio) cod. pal. 361, 12c, 37d; velle - ſal (afflictio) MS. 2, 211b; vluh-ſal (was man fliehet) Parc. 28b Barl. 238, 28.; irre-ſal, ir-ſal (error, vagatio) mehrmahls bei Ottoc. ; ræt-ſal (aenigma) Rote im grundr. 301.; nur alle gebrauchen wëh-ſ-el (nie wëh-ſal)*)eben der frühern coalition des hſ. in dieſem worte wegen, weshalb auch nnl. wiſſel und nicht wikſel ſteht. und in der unreinen mundart eines ſpätern gedichts (lieder - ſal 619.) leſe ich trum-ſ-el (fruſtum). Doch ſind über - haupt auch die - ſal unhäufig.

Kein ſolches - ſal, vielmehr das organiſche - ſ-el kennt die mnl. ſprache, vgl. dek-ſ-el (operculum) Maerl. 1, 131.; doep-ſ-el (baptiſmus) 2, 104.; minc-ſ-el (demi - nutio) 3, 208; raed-ch-el f. raed-ſ-el (aenigma) 1, 197.

Merkwürdig beſtehen im nhd. beiderlei formen neben einander; viele - ſal dauern in der ſchriftſprache fort, viele - ſ-el haben ſich, vielleicht durch die volksſprache, wieder geltend gemacht. Vgl. drang-ſâl, feind-ſâl, irr - ſâl, lâb-ſâl, muͤh-ſâl, rach-ſâl (H. Sachs) rinn-ſâl (altn. renn-ſ-l) ſaum-ſâl, ſchick-ſâl, ſcheu-ſâl, truͤb-ſâl, wirr - ſâl, zwang-ſâl; und auf der andern ſeite: überbleib-ſ-el, fêg-ſ-el, füll-ſ-el, anhäng-ſ-el, gemeng-ſ-el, heck-ſ-el (d. i. hexel) gemet-ſ-el (d. i. gemetzel), ræt-ſ-el, ſchreib - ſ-el, ſchmier-ſ-el, ſchnit-ſ-el (d. i. ſchnitzel), ſtöpf-ſ-el, wech-ſ-el, gewin-ſ-el. Dieſe ſcheinen gemeiner, jene durch ihren wohllaut edler. Doch ſchließen ſich beide ab und weder drang-ſ-el, iſt zuläßig noch überbleib-ſal. Vielleicht dürfte man einige der letztern form für neutra zweiter decl. nehmen, z. b. gemengſel, gewinſel für ein älteres gemengſele, gewinſele?

Nnl. lauter-ſ-el: bloei-ſ-el, knie-buig-ſ-el, dôp-ſ-el, uit-druk-ſ-el, begin-ſ-el, verguld-ſ-el, mâk-ſ-el, meng - ſ-el, râd-ſ-el, ſchik-ſ-el, ſchrâp-ſ-el, uitſpan-ſ-el, ſtroi - ſ-el, ſtyſ-ſ-el, hand-vat-ſ-el (anſa) bî-voeg-ſ-el, wind-ſ-el (faſcia, involucrum) wiſ-ſ-el (cambium) welf-ſ-el (ge - wölbe) u. a. m.

108III. conſonantiſche ableitungen. L.

δ) ſtarke feminina auf - iſ-alî und zwar mit umlaut - iſ-elî kommen bloß im ahd. vor: neiƷ-iſ-elî (afflictio) gl. jun. 196. 233; hruom-iſ-elî (oſtentatio) gl. monſ. 360. 389; wart-ſ-alî (? wart-ſ-elî, corruptio) N. 19, 7.

ε) ſtarke neutra auf - iſ-ali, ahd. das einzige drâh - iſ-ali (toreuma), vollſtändige form des gl. hrab. 975b ver - zeichneten drâſli. Altn. haben einige der vorhin ange - gebnen neutra auf - ſ-l ſpäter die form - ſ-li, als: ren-ſ-li, beyg-ſ-li (Raſk §. 137.). Daß die nhd. gemengſel, ge - drechſel, geſchnitzel dieſer form angehören können, wurde eben gemuthmaßt.

ζ) ſchwache maſculina; keine.

η) ſchwache feminina im altn. häufig: ûtbreid-ſ-la (divulgatio) brŷn-ſ-la (exacutio) eyd-ſ-la (prodigalitas) fœd-ſ-la (alimentum) fœg-ſ-la (politura) fœr-ſ-la (ductus) gæt-ſ-la (tutela) geym-ſ-la (cuſtodia) grœd-ſ-la (ſanatio) hræd-ſ-la (terror) leid-ſ-la (ductus) neyt-ſ-la (eſus) reid-ſ-la (trutina) ræk-ſ-la (cultura) reyn-ſ-la (experien - tia) ſeyd-ſ-la (coctura) veit-ſ-la (epulum) vörd-ſ-la (tu - tela) þræ-ſ-la (rancor).

2) adjectiva dieſer form, wiewohl als unterlage der 1, δ. angeführten fem. zu vermuthen, ſcheinen nicht vorräthig; Pictorius gibt ramfler (laſcivus), das dürfte ein ahd. adj. ramm-iſ-al, aber auch ein ſubst. ramm - iſ-al-âri (wie drechſler drâhiſalâri) anzeigen. Dagegen ſind bereits im ahd. aus der vermeinten compoſition - ſal adjectiva auf - ſelîg entſprungen, N. 37, 5. warta-ſelîg (corruptibilis), nicht - ſâlîg (mhd. ſælic, beatus, dives), obgleich im nhd. feindſêlig, armſêlig (mhd. vientſelic, armſelic, ſumeſelic?) mit ſiegſêlig, arbeitſêlig, gottfêlig, glückſêlig (mhd. ſigeſælic Triſt. 117a. b. altn. ſigr-ſæll, mhd. arbeitſælic Triſt. 15c) untereinander rinnen; vgl. nnl. rampzâlig (infelix).

3) verba. ahd. wëh-ſ-al-ôn (mutare) T. 31, 6. N. 44, 1.*)gl. hrab. 951a 964a wihſlen, wihſlit nach erſter ſchw. conj. für wëh-ſ-il-jan, wih-ſ-il-en, vgl. anm. ſ. 107. altn. vîx-l-a (f. vik-ſ-l-a?) mhd. wëh-ſ-el-n; altn. ax-l-a (in humeros ſublevare); altn. ven-ſ-l-a (neceſſitate jungi); nhd. drech-ſ-el-n, win-ſ-el-n, entræt-ſ-el-n, ſchnitz-el-n, metz-el-n laßen auf ahd. drâh-iſ-al-ôn, win-iſ-al-ôn, rât-iſ-al-ôn ſchließen. Dem begriffe nach frequentativa,109III. conſonantiſche ableitungen. L. diminutiva derer auf - iſ-ôn, vgl. winiſalôn mit winiſôn (mugire).

[IL] der vocal ſchwindet weder im goth. noch im ahd. ; das agſ. hat e, das vermuthlich ë war, der tonlo - ſigkeit wegen aber nicht vom eigentlichen e unterſchie - den werden darf, weshalb ich die ſchreibung e vorziehe. Altn. i, das bei zutretender flexion ausfällt. In den übri - gen ſprachen allgemeine verdünnung in e, umlautbare wurzelvocale jedoch stets umgelautet.

1) ſubſtantiva,

α) ſtarke maſculina, goth. das einzige kat-il-s (ahenum) einfach abgeleitet, zweifach hingegen: agg-il-us (angelus) aſ-il-us (aſinus). Dieſe zweite ableitung mit - u laßen die andern mund - arten nicht mehr wahrnehmen, weshalb in den folgen - den beiſpielen maſc. zuſ. fließen, die im goth. der erſten oder dritten decl. zuſtanden.

ahd. enk-il (angelus) bei-J. noch ang-il; eſ-il (aſinus); chek-il, cheg-il, zëlt-cheg-il (paxillus, clavus) gl. jun. 220. monſ. 321. 324. ; chneb-il (columbar, vinculi genus) gl. trev. 58a; cheƷƷ-il (lebes) gl. monſ. 325.; chiſ-il (ſilex) O. I. 23, 93.; chnut-il (contulus) gl. zwetl. 117b chrouw-il oder chrew-il (fuſcinula) monſ. 322. 331. ; chum-il (cumi - nus); diſt-il (carduus) monſ. 414.; dorn-drâh-il, - drâ-il (lanius, avis) zwetl. 123b; drem-il (peſſulus) doc. 208b; hef-il (funis elevator); him-il (coelum, tectum) hrek-il (ſpolium) hreg-il Hild. reg-il gl. aug. 117b, vielleicht neu - trum? ; hrîſ-il (acus) rîſ-il flor. 985b; ik-il (hericius) monſ. 334. 410. ; vuoƷ-kenk-il (pedes) blaſ. 31a; kreb-il (paxillus) doc. 216b; krint-il (repagulum) J. 347. monſ. 335. doc. 207b W. 5,6. gerind-el N. 106, 16. 107. ; kriph - il (graphium); pruſt-leff-il (cartilago) zwetl. 115b; merk-il (argilla) flor. 986b lind. 992a; neſp-il (meſpilum) doc. 226a; nuo-il (runcina) monſ. 335.; pir-il (cophinus) T. 80.; pit-il (procus); plû-il (vectis) monſ. 412.; ſteinpôƷ-il (la - tomus) monſ. 328.; pritt-il (frenum, habena); ſtein - pruhh-il (latomus) trev. 42b; puh-il (acervus) hrab. 951b; put-il (praeco); pût-il (marſupium) doc. 204a; rid-il (diſcriminale) monſ. 332. [wurzel nr. 167., geflochtnes band]; rik-il (peſſulus) hart-rik-il (liguſtrum); reit-riht-il (au - riga) monſ. 345. zwetl. 114a; ſceph-il (creator) eo-ſkef-el (legislator) N. 9, 21.; ſench-il (anchora) doc. ; ſleg-il (tu - des); ſluƷ-il (clavis) T. 90. O. III. 14, 179.; ſtiak-il (gra -110III. conſonantiſche ableitungen. L. dus) K.; ſted-il (fundamentum) J. 340.; ſtempf-il (pilum); ſtenk-il (thyrſus) zwetl. 133a; ſtôƷ-il (pilum); ſuint-il (vertigo); tinch-il (ſiligo) T. 139.; trek-il (bajulus) monſ. 327. ſametrek-il (ſymbola) doc. ; tûhh-il (mergulus) monſ. 321.; horo-tup-il (onocrotalus) monſ. 321. 335. ; veƷƷ-il (faſciola) doc. 240b; vlek-il (tribulum) monſ. 331.; vriud-il (amator) monſ. 336. 394. ; wâd-il (penicillum) flor. 989b; wib-il (ſcarabaeus); winh-il (angulus); wînzur-il (vinitor) T. 124. trev. 42a wînzurn-el W. 8, 12.; wurph-il (teſſe - ra); zuh-il (frenum) hrab. 965b zug-il monſ. 329.

agſ. brem-el (tribulus); byd-el (praeco); byr-el (pro - mus); cet-el (cacabus); eng-el; eſ-el; feng-el (princeps) Beov. 106.; fet-el (balteus); grind-el (peſſulus); gyrd-el (cingulum) hrîſ-el (radius textorius); for-rîd-el (praecur - ſor); ryn-el (curſor); ſleg-el (plectrum); ſmyg-el (ami - culum); ſtêp-el (turris); ſveð-el (inſtita); þiſt-el (carduus); vinc-el (angulus) und eigennamen wie grend-el etc.

altn. bend-ill (villus); ber-ill (culeus); beng-ill (va - rus); bid-ill (procus); bit-ill (frenum); bled-ill (foliolus); brim-ill (vitulus marinus); bœk-ill (luxatus); byr-ill (pin - cerna); dreit-ill (gutta); dymb-ill (crotalum lign. ); dep-ill (nubecula); dind-ill (pendulum quid); dreg-ill (limbus); eit-ill (glandula in ligno); er-ill (labor aſſid. ); eng-ill (an - gelus); eck-ill (viduus); eyſ-ill (hauſtrum); fer-ill (tra - mes); feng-ill (dux); fet-ill (balteus); fîf-ill (taraxacum); frið-ill (concubinus, vielleicht f. frŷð-ill?); geiſt-ill (ra - dius); gep-ill (cochleare latum); gimb-ill (agnus); gref-ill (daemon); hef-ill (dolabra); hem-ill (tutela) hnîf-ill (cor - niculum); hnik-ill (glomus); hvirf-ill (vertex) hyp-ill (veſtis ampla); hæk-ill (extremitas); ket-ill (cacabus); kiſt-ill (ciſtella); knŷt-ill (faſciculus); kræk-ill (uncus); kymb-ill (faſciculus); kynd-ill (lux); kyrt-ill (tunica); leig-ill (ſeria); lep-ill (cochleare); lyk-ill (clavis); meit-ill (cuneus); mid-ill (facultates); rind-ill (terebra); nirf-ill (homo parcus); rid-ill (manipula militum); riſt-ill (zona); ref-ill (tapes); ræf-ill (res lacera); ſem-ill (collector); ſend-ill (nuntius); ſkef-ill (ſcalprum); ſkut-ill (venabu - lum); ſnef-ill (odor levis); ſnep-ill (praeſegmen); ſnid-ill (falx); ſnîg-ill (limax); ſpeng-ill (homo ejuncidus); ſtik-ill (cornu); ſtimp-ill (typus); ſtrîp-ill (corpus nudum); ſvæf-ill (cervical); tef-ill (remorator); tref-ill (lacera veſtis); trit-ill (homo vanus); trŷg-ill (linter); tæf-ill (cauda vulpis); þeng - ill (rex); þiſt-ill (carduus); þrif-ill (vir diligens); þveg-ill (terſorium); verp-ill (culeus miſſilis); væſk-ill (muſtela); außerdem eigennamen, wie eg-ill etc. Wo das - ill keinen111III. conſonantiſche ableitungen. L. umlaut zeugt ſcheint es mir unorganiſch, z. b. in ad-ill (auctor) draſ-ill (equus) duſ-ill (ſervus) f. ad-all etc., manch - mahl wechſeln - ill und - all ab, z. b. neben gref-ill gilt graf-all.

mhd. bit-el (procus) Mar. 1494. fragm. 39a; vride - brëch-el Cod. pal. 361, 92b; brit-el Triſt. 6930. En. 7302.; büt-el; dift-el; drüƷƷ-el (gula) troj. 71c; eng-el; erm-el MS. 2, 85b; eſ-el; vuoƷ-geng-el troj. 181a; gürt-el Nib. 2558. Triſt. 10836.; him-el; ig-el; keg-el; keƷƷ-el; kiſ-el; knüt-el; merg-el; rig-el; ſenk-el; ſchenk-el Parc. 51a Wig. 8464; ſleg-el; ſluƷƷ-el; ſpreng-el (dioeceſis); ſprenz-el MS. 2, 72b; ſteng-el (caulis) troj. 143b; ſwenk-el Parc. 6304; vor-tenz-el (choragus) MS. 2, 72b; ſak-treg-el Bon. 51. veng-el (dux); veƷƷ-el; vleg-el; vried-el MS. 1, 41b; wink-el; würf-el; züg-el; es gibt noch andere, die ſchwer anzugeben ſind, weil ihr geſchlecht unbeſtimmt iſt, oder die abſchleifung der nachher folgenden bildun - gen äußerlich mit ihnen zuſ. fällt.

nhd. beng-el; beut-el; bütt-el; dink-el; diſt-el; eng-el; êſ-el; fluͤg-el; gürt-el; hêb-el; henk-el; himm-el; huͤg - el; îg-el; kêg-el; keß-el; kîſ-el; knêb-el; knütt-el; krüpp-el; kuͤb-el; kümm-el; löff-el; meiß-el; münd-el; pruͤg-el; merg-el; rüß-el; rîg-el; ſchæd-el; ſchenk-el; ſchlêg-el; ſchlüß-el; ſchweng-el; ſpreng-el; ſteng-el; ſtoeß-el; wink-el; würf-el; zuͤg-el u. a. m. doch hat ſich im ganzen die zahl dieſer bildungen verringert.

β) ſtarke feminina auf - ila ſcheint es nicht zu geben, wenigſtens bietet Ulf. keine ſolche an, noch das altn. fem. auf - il. Alle ahd. auf - ila gehen entw. ſchwach, oder im fall ſtarker decl. ſtehen ſie misbräuchlich für - ala, z. b. gl. doc. haſila (corylus) f. haſala, daher auch mhd. haſele, nicht heſele. Misbrauch anderer art iſt, daß ei - nige mhd. dichter gürtel weiblich ſetzen, z. b. Wirnt Wig. 6937.

γ) ſtarke neutra,

goth. das einzige ſáu-ïl (ſol) oder ſaú-ïl für ſav-il? Marc. 1, 32. 13, 24. das maſc. würde - ïls fordern. Altn. iſt dieſer bildungslaut in die wurzel verwachſen: ſôl f. ſô-l, ſô-il? und das wort weiblich*)vgl. den ahd. runennamen ſuhil, ſugil, ſigil = ſonne, agſ. ſigel, zuweilen ſygel für ſonne und für halsband; ſigel-vare die Aethiopen im ſonnenland; ſchwerlich ſagil zu vermuthen, das dem goth. ſáuïl näher käme?.

112III. conſonantiſche ableitungen. L.

ahd. wenige, zum theil unſichere: lek-il, leg-il (do - liolum) oder iſt die wahre form leg-ili? ; mitt-il (liciato - rium) doc., aber monſ. 326. geben mitt-uli, jun. 212. mitt-ule (dat.)? ; nuſk-il (fibula) flor. 988a zwetl. 122a doc. 227a; pig-il (ſecuris)? ; ſehh-il (marſupium) O. III. 14, 179. T. 138. wirceb. 977a; ſât-il (menſura frumenti?) T. 74, 1.; uod-il (praedium avitum, ſolum patriae) T. 78. oder uod-al (altn. ôð-al, agſ. êð-el)?

agſ. cyrn-el (glandula); êð-el (allodium, patria); ſymb-el (convivium); þyr-el (foramen).

altn. keine auf - il, ſondern oð-al, ſumb-l.

mhd. biut-el (pera) Vrib. 1530.; leg-el (dolium); nüſch-el (fibula) MS. 2, 72b; andere ſind zweifelhaft; da ſie für ahd. - ilî ſtehen können, z. b. heft-el Vrib. 1529., ahd. heft-il oder heft-ilî? letzteres des nhd. heft-lein we - gen ſogar wahrſcheinlicher.

δ) ſtarke maſc. auf - ili, kaum im altn. zu ſpüren, inſofern man gem-lir (aquila) und eg-lir (coluber, neben öglir, wie egdir neben ögdir) aus gem-ilir, eg-ilir deu - tet, wogegen aber die ableitung des erſten von gam-all ſtreitet. Und das letzte - i könnte den umlaut zeugen, d. h. gemlir f. gam-alir ſtehen?

ε) ſtarke (oder ſchwache?) fem. auf ilî, von adj. auf - il herleitbar. Goth. mik-ilei (magnitudo) ahd. mihh-ilî K. 26a 44a luz-ilî (parvitas) O. II. 7, 96. monſ. 357.; up-ilî (pravitas). Mhd. ſagt man nicht: diu mich-el, lutz-el.

ζ) ſtarke neutra auf - ili und - ilî, beide im goth. man - gelnd, im ahd. von einander zu ſcheiden:

α) die mit kurzem vocalauslaut ſetzen ſubſt. auf - il voraus, ſchieben im obliquen fall nichts ein, wandeln ihr - ili ſpäter in - ele, - el und haben nicht den begriff der verkleinerung; ſie ſtehen den neutris auf - ali parallel, um ſo mehr, da dieſe meiſt - ili aſſimilieren, ahd. epf-ili (pomum); kip-ili (frons) monſ. 321. 331. ; ki-punt-ili (faſciculus) jun. 206.; innôd-ili (viſcera) jun. 209. T. 4, 18.; cheƷƷ-ili (cacabus) jun. 185.; tûp-ili (caſtratura) doc. 240a; mân-ili (monile, lunula) monſ. 332., zweifelhaft ob nicht mân-ilî? oder man-ili (vgl. altn. men = mani)? ; inſig-ili (gemma inaurata, annulus, monile)*)agſ. ſig-ele, offenbar von dem in der vorausgehenden note angeführten ſigil (ſol) wie mânili (monile) von mâno (luna), ſei glanz des geſchmeides oder ſonnen - und mondförmiger ſchmuck der namen anlaß geweſen. monſ. 342.;113III. conſonantiſche ableitungen. L. drî-winch-ili (trigonum) monſ. 393.; vielleicht wunſc-ili (optatio) jun. 383. belegen nur wunſchili-garta (caduceus) nhd. wünſchelruthe; lauc-med-ili (fulgur) jun. 191. 206. vgl. med-ili (aſſis) doc., alſo wohl feuerſtrahl, donner - keil? ; mhd. inſig-ele, gebünd-el; nhd. inſîg-el, bünd-el; agſ. ſvëg-le, altſ. ſuig-li (aether); altn. ep-li (pomum); fyg-li (aves); ſig-li (monile); ſkef-li (truncus ligni).

b) die mit ahd. langem vocalauslaut ſind weit zahl - reicher, ſchieben im gen. dat. ſg. und pl. - n ein, drücken eine verkleinerung aus und ſcheinen von jedem ſubſt. möglich, z. b. lant (ager) lent-ilî (agellus) gen. lent-ilînes. Folgerichtig wird daher wie aus ahhar ahhar-ili, ahhar-lî aus vogal vugal-ilî, aſſim. vugililî (foetus, junge brut) monſ. 411. wofür aber auch vugilî ſteht. Weiteres und beiſpiele unten cap. VIII. Dieſe diminutiva haben im mhd. zuweilen - el (z. b. ſchiff-el, navicula, Nib. ) ge - wöhulich - lîn, nhd. - lein.

η) ſchwache maſculina (ohne begriff der diminution), vorerſt viele eigennamen, im goth. nicht aus Ulf. ſondern aus den geſchichtſchreibern und urkunden zu nehmen: att-ila, mêr-ila, mund-ila, ſvinþ-ila etc.; ahd. az-ilo, ez-ilo, wolf-ilo, ſuâp-ilo etc.; agſ. fit-ela; altn. at-li, bud-li (rückumlautend f. et-ili, byd-ili?); mhd. etz-el etc. Sodann andere ſubſt., deren das goth. inzwiſchen keine bietet; ahd. enh-ilo (talus) monſ. 327. vgl. oben ſ. 101. anh-alo; neſt-ilo (vitta) jun. 206. 231. monſ. 323. 335. ; doch ſcheint hoſa-neſtila monſ. 319. weiblich; uo-chum-ilo (racemus, acinus) monſ. 322. 334., wiewohl 357. und doc. 239a dem pl. auch ſtarke ſorm gegeben iſt; ſid-ilo (colo - nus) jun. 235., chamar-ſid-ilo (ſarabaita) jun. 260., hôh - ſid-ilo (altithronus) jun. 179.; altn. ök-li (talus) ſcheint für ök-uli zu ſtehen, alſo der ul-claſſe zuzufallen; geiſ-li (radius); nag-li (clavus); mhd. enk-el (talus) pl. enk-eln? die meiſten ſtellen entſcheiden nicht; ſpäterhin gewis ſtark enk-el, a. w. 3, 84.; ein-ſid-ele (eremita) Barl. 8.

θ) ſchwache feminina (ſelten verkleinernd) goth. ïn-ilô (πρόφασις); mav-ilô (puella); vaír-ilô (la - bium) ahd. driſk-ila (flagellum) monſ. 331. zwetl. 134a; er-ila (alnus) doc. 210a lindebr. 991b; hiuf-ila (gena) jun. 261. hrab. 965a; liuz-ila (parvitas) J. 372.; keiſ-ila (ſcutica) geiſ-ila O. II. 10, 18.; hawi-krimm-ila (ophio - machus) monſ. 412.; kroſt-ila (cartilago); neƷƷ-ila (urtica) monſ. 343. 352. ; nipht-ila (neptis) monſ. 382.; purk-ilaH114III. conſonantiſche ableitungen. L. (caſtellum) burg-ila T. 44, 7. 63, 1. 111. 129. 135. 224, 1. 228, 1.; riff-ila (ſerra) monſ. 334. 335. wo bloß der pl. riffilun, der vielleicht einem maſc. riffilo gehört? ; ſceit - ila (vertex) N. 67, 22.; ſcuƷƷ-ila (patera) T. 83. 158, 5. monſ. 328.; ſnuob-ila (catenula) jun. 200.; ſihh-ila (falx) T. 76.; ſpinn-ila (fuſus) doc. ; ſuff-ila (ſorbitiuncula) monſ. 327.; wint-ila (involucrum) doc. 224a. agſ. mëov-le (virgo); net-ele (urtica); altn. emb-la (n. pr. ); frið-la (amalia); grâ-fyg-la (anſer f.); gimb-la (agna); hek-la (cucullus); heng-la (animal effoetum); hnyt-la (nodulus); hrîſ-la (virga); ig-la (ſcopelismus); ker-la (anus); krek-la (frutex); myg-la (mucor); myſ-la (mus f.) neg-la (obturamentum); reng-la (ramus); sig-la (ma - lus navis) ſkerp-la (v. Biörn); ſteg-la (rota); ſŷſ-la (nego - tium); mhd. er-le; geiſ-el; neƷƷ-el; niſt-el; ſcheit-el Wig. 870. Vrib. 697.; ſchüƷƷ-el; ſich-el; wind-el; ſchwanken in die ſtarke form reißt ſchon frühe ein, vgl. Kolocz 181. ſchüƷƷel: ſlüƷƷel. nhd. er-le; geiſ-el; neß-el; ſchüß-el; ſich-el, wind-el etc. ſcheit-el iſt maſc.

ι) ſchwache neutra, bloß im goth. barn-ilô (infans); ub-ilô (malum)

2) adjectiva.

α) erſter declination goth. leit-ils (parvus); mik-ils (magnus); ub-ils (malus) ahd. luz-il; mihh-il; up-il; chnuod-il (notus) ein-chnuod-il (inſignis) jun. 210.; durih-il (pertuſus) monſ. 388. agſ. lyt-el; mic-el; yf-el; þyr-el. altn. lît-ill; mik-ill; îllr (nicht îll) für if-ill, iflr. mhd. lütz-el; mich-el; üb-el; dürh-el. Ich weiß nicht, ob man die altn. heim - ill (jure acquiſitus) krypp-ill (claudus) für wahre adj. anſehen darf? oder ob ſie nur ſubſtantiviſch als maſc. gelten? Unſicher auch mhd. einz-el (ſingulus) ahd. einiz-il?

β) zweiter declination; keine, indem die ſ. 103. an - geführten ahd. ed-ili, vrev-ili vielmehr aſſimilation aus - ali ſind. Oder wäre, da ſonſt im ahd. bei vorſtehendem ein - adj. zweiter decl. gelten, ein-chnuod-ili (inſignis) anzunehmen?

3) verba.

α) erſter ſchw. conjugation, aus adj. auf - il gebildet: goth. mik-iljan (magnificare); ahd. mihh-iljan, vgl. das part. mihh-elit N. 103, 24.; pi-chnuod-iljan (notum facere?) vgl. becnuod-elen W. 5, 2.; agſ. lyt-eljan, mic-eljan, yf-eljan, þyr-eljan; altn. folgt mik-la der zweiten conj., praet. mik-ladi ſt. des vielleicht richtigern115III. conſonantiſche ableitungen. L. mik-ldi? mhd. kein mich-eln, lütz-eln, üb-elen, doch meine ich dürh-eln (perforare) geleſen zu haben; nhd. ver-uͤb-eln.

β) zweiter ſchw. conj. aus ſubst. auf - il entſpringend, daher verlorne beweiſend:

gothiſche ſind nicht übrig; ahd. chiz-ilôn (titillare) monſ. 409.; chlenk-ilôn (tinnire) doc. 205b; him-ilôn (la - queare) monſ. 345. 360. ; kruop-ilôn (ſcrutari) warum ſteht grubilôn, nicht gruabilôn O. III. 7, 151. V. 25, 127. und monſ. 351. grupilet f. grupilôt? ; mûhh-ilôn (clam occi - dere)? zu folgern aus mûhhil-ſuërt (ſica) u. mûhhilâri (ſicarius); hals-neſt-ilôn (ſubnervare); prit-ilôn (frenare) doc. 230a; purk-ilôn (in cuſtodiam recipere) monſ. 362. wo giprug-ilôn (contutari) ohne sinn; quihh-ilôn (fovere) zu ſchließen aus quihhilunga (fomes) monſ. 397.; quit - ilôn (narrare) O. V. 9, 9; rid-ilôn (diſcriminare) monſ. 360.; riff-ilôn (ſerrare) monſ. 335.; rig-ilôn (claudere) O. V. 2, 1. jun. 207.; rink-ilôn (circulatim torquere); zi-ſceit-ilôn (diſcriminare) wirzeb. 977b; ſcrip-ilôn (ſcripti - tare) blaſ. 7b; ir-ſcrud-ilôn (explorare) doc. 234a monſ. 392.; ſid-olôn (f. ſid-ilôn, conſidere) O. I. 25, 47.; hals - ſlek-ilôn (colaphizare) monſ. 368. 396. ; ſprëhh-ilôn (ma - culare) doc. 236b; ſpur-ilôn (inveſtigare) O. V. 25, 145. doc. 236b; ſuint-ilôn (aporiari) monſ. 336. 396. ; vlig-ilôn (adulari) doc. 211a.

agſ. brid-ljan (frenare); byr-ljan (haurire); byt-ljan (aedificare) u. a. m.

altn. beyg-la (obliquare); bid-la (procari); byr-la (miſcere); bæk-la (luxare); dep-la (nictare); ef-la (ro - borare); er-la (continue laborare); hef-la (dolare); hrîng - la (quati); mid-la (impertire) etc.

mhd. geiſ-eln; keg-elen; rig-elen; ſcheit-eln; ſich-eln; ſung-eln f. ſüng-eln? (ſtrepere) Parc. 3082.; ſid-elen; wed-elen; würf-eln; züg-elen u. a. m.

nhd. viele, zumahl frequentativa, die ich im ahd. und mhd. noch nicht aufgefunden habe: äug-eln; frömm - eln; fröst-eln; gäng-eln; gruͤb-eln; heuch-eln; kränk-eln; kräuſ-eln; kluͤg-eln; liſp-eln; läch-eln; meuch-eln; næſ-eln; rieſ-eln; rütt-eln; ſchütt-eln; ſchmeich-eln; ſchnitz-eln; ſpött-eln; ſtich-eln; ſtreich-eln; tänd-eln; tröpf-eln; träuf-eln; aufwieg-eln; züng-eln u. a. m. Eine noch größere zahl ſolcher verba auf - eln mit umlaut des wurzelvocals iſt den volksmundarten eigen, ſ. St. 251. 252. Schm. §. 1067. So ausdrucksvoll für die begriffeH 2116III. conſonantiſche ableitungen. L. der älmlichkeit, wiederhohlung und wenigkeit ſie un - leugbar ſind; ſcheint doch ihr - l, wo es ſich auf kein ſubſtantiviſches - el zurückführt, unorganiſches, der ältern ſprache wenigſtens unbekanntes bildungsmittel*)noch andere - il ſehe man in den formeln - ari, - în, und - ing, - unga denen ſie gern vorherſtehen..

[UL] Ulfilas zeigt kein - ul außer in mag-ula (und dem fremden aípiſtula, diab-ulus, neben diab-aúlus), ſo daß es alſo wenigſtens dem goth. organ nicht zuwider erſcheint und das u in andern wörtern vor dem[l]kaum ſynco - piert worden iſt. Ahd. ſchwanken ul und ol, auch ge - hen beide in al und il über, zumahl um ſich dem fol - genden flexionsvocal zu aſſimilieren; vielleicht entwickelt ſich aber auch ul aus al gern nach weichen labialen, z. b. nib-ul ſt. nib-al (altn. niſ-l, nicht nif-ul) ſuëb-ul ſt. ſueb-al (goth. ſvib-ls). Das altn. - ul vermengt ſich ſpä - terhin mit - al und noch häufiger ſteht das agſ. - ol für - al. Die neuern ſprachen haben bloß - el.

1) ſubſtantiva

α) ſtarke maſculina, ahd. ank-ul (hamus) ang-ol doc. ang-ul T. 93.; aph-ul (malum) O. II. 6, 45. apf-ol monſ. 328. 345. ; dëp-ul (tapetum)? flor. 990b, ein unſicheres wort; hahh-ul (cu - cullus) jun. 250. 257. ; harz-ol (pix) monſ. 341. 342. doc. 218a 227b; capit-ul (titulus, inſcriptio)? monſ. 343. 348, wo a für u ſteht? ; këp-ul (frons, cranium) gëp-ol-ſceini (calvaria) monſ. 329. vgl. lex bajuv. 3, 1.; linn-ol (alpha - betum) monſ. 336. 341. 360. ; liv-ol (libellus) monſ. 337. O. I. 20, 45. V. 19, 72. 25, 190, 249.; mank-ul, mang-ol (penuria) unbelegbar, aber aus dem verb. zu folgern; nib-ul (nebula) folgt aus nibulniſſi, doch ſcheint nib-al beßer; pſell-ol (pallium, byſſus) monſ. 333. 374. ; ſat-ul (ephippium) wirceb. 978a, doch monſ. 399. ſat-al, bei der ähnlichkeit des ſchriftzuges für a und u keins von beiden ſicher; ſnab-ul (roſtrum) jun. 191. monſ. 412. O. I. 25, 55.; ſtaf-ol (baſis) doc. 236b; ſtif-ul (ocrea) das ich nur aus dem verbo ſtif-ulen folgere; ſuëb-ul (ſul - phur) J. 3, 5.; tit-ul (titulus)? J. 373. tit-ulo (titulum) f. tit-ulu nach dritter decl. ? ; tiuv-ol (diabolus) doc. 239a; vill-ol (filiolus, taufpathe) beichtformel und doc. 240b.

117III. conſonantiſche ableitungen. L.

agſ. ang-ol; ap-ul? aus apulder (malus) zu ſchließen, ſonſt ſteht ap-el; capit-ul, capit-ol; crad-ol (cunae); gaf-ul, gaf-ol (vectigal); gic-ul, gic-el (ſtiria); ſad-ul (eph. ); ſag-ol (fuſtis); ſtap-ul (fulcrum); ſtað-ul, ſtað-ol (baſis).

altn. bögg-ull (faſciculus); deig-ull (ſitula fuſoria); dig-ull (catinus); diöf-ull (diabolus); dîng-ull (ſtiria); dröſ-ull (equus); heig-ull (herba quaedam); hök-ull (tho - rax); hörg-ull (extremitas); jök-ull (ſtiria); mönd-ull (axis rotae); mött-uli (pallium); öck-ull (talus); röd-ull (ſol) beßer wohl raud-ull; ſöd-ull (eph. ); ſkög-ull (prominentia); ſkök-ull (temo); ſtöð-ull (ſtabulum); ſtöck-ull (balaena); ſtöp-ull (columna); ſtuð-ull (columna); ſvirg-ull (redimicu - lum capitis); tig-ull (argilla lapidea); þin-ull (expanditor); þöng-ull (fucus); virg-ull (laqueus); vönd-ull (manipulus).

mhd. ang-el; apf-el; gëb-el MS. 2, 2b Geo. 43a; krang-el (labor, moleſtia) mehrm. im Reinfr. ; mang-el; pfëll-el; ſat-el; ſnab-el; tiuv-el.

nhd. [ang-el iſt weiblich] apf-el; gîb-el; mang-el; ſatt-el; ſchuâb-el; teuf-el.

β) ſtarke feminina, wenige wörter, mit ſicherheit nur ahd. rëg-ula (canon) monſ. 358. O. I. 1, 70., mhd. rëg-ele? doch reimt im Tit. rëgel: ſëgel; vielleicht noch einige thier - und pflan - zennamen, deren ſtarke decl. ich nicht beweiſen kann, die ich aber auch oben bei der al-form hierher genommen habe: waht-ula (coturnix) monſ. 412.; chërv-ola (cere - folium) wirceb. 980b; quën-ula (ſatureja) monſ. 414.; ſuërt-ula (gladiolus) ibid. altn. ſkög-ul (nympha bellica).

γ) ſtarke neutra; die altn. mög-l (murmur) ſnör-l (ronchus) ſetzen ein volleres mög-ul, ſnör-ul voraus. neutr. auf - ul oder - uli? ſcheint auch das ſchon ſ. 112. bemerkte mitt-uli (liciatorium) jun. 212.

δ) ſchwache maſc. ; das goth. aípiſt-ula; mag-ula (puer) dem ein altn. mög-li entſprechen würde, es gibt aber einige andere altn. hierher gehörige formen, die eigennamen fiöt-li und ſör-li (ahd. fëƷ-ulo, ſar-ulo?) außerdem kapit-uli (curia). Ahd. ſit-ulo (titulus) pl. tit - ulon? vgl. monſ. 376. 378. wo tit-alun.

ε) ſchwache feminina: ahd. chug-ula (cucullus) hrab. 963a; ſcind-ula (aſſis) flor. 983b; ſport-ula (fiſcella) lind. 995a; ſtacch-ula (cuſpis) zwetl. 118b; hant-tab-ula (pu - gillaris) doc. 217b; torc-ula (prelum) monſ. 383. wo der dat. torc-alûn; vid-ula (barbyton) O. V. 23, 395. ; Altn. fid-la; mhd. vid-ele; gug-ele (cucullus); tâv-el118III. conſonantiſche ableitungen. L. oder tav-ele? Vielleicht die agſ. hac-ele (chlamys, man - tile) und þac-ele (lucerna)? oder häc-ele, þäc-ele?

2) adjectiva: ahd. keine und wenn es ihrer gab, in die al-form über - gegangen; umgedreht viele agſ. und altn. aus der al - in die ul -, ol-form. agſ. ac-ol (pavidus, conſternatus) Cädm. 43, 11. 75, 3. 77, 22. 90, 16; ât-ol (turpis, deformis); bëog-ol (conſentiens); cvëð-ol (dicax); frët-ol (edax); flug-ol (fugax); deág-ol (occultus); gam-ol (ſenex), and - git-ol (intelligens); for-git-ol (oblivioſus); hat-ol (odioſus); hnit-ol (petulcus); mëag-ol (fortis, ſtrenuus); nëov-ol (pronus, praeceps); ſcëarp-num-ol, tëart-num-ol (acri - ter prehendens); ſag-ol (dicax); ſcrið-ol (vagus); ſlâp-ol (ſomnolentus); bäc-ſlit-ol (detractor); ſprëc-ol (linguoſus); ſvëot-ol (manifeſtus); þicc-ol (corpulentus); þonc-ol (pro - vidus); þynn-ol (macilentus); vanc-ol (vacillans); vað-ol (vagabundus).

altn. brigd-ull (mobilis); fâ-för-ull (infrequens); göng-ull (ambulans); giöf-ull (largus); ið-ull (continuus); hvërf-ull (tranſitorius); hvîk-ull (vagus); röſ-ull (ſternax); ſög-ull (dicax); ſpur-ull (curioſus); ſviþ-ull (fugax); ſvör-ull (obloquens); ſtop-ull (inconſtans); þög-ull (taciturnus)

3) verba, wenige zu beſtimmen, da im ahd. aſſimila - tion die al - und ul-formen vermengt. Verba erſter conj. wohl nur von ſubſtantivis geleitet: nib-ulen (caligare) jun. 197. ar-ſtif-ulen (farcire) hrab. 963b f. nib-uljan, ar - ſtif-uljan; das nhd. ſchnæb-eln weiſt auf ein ahd. ſnab - ul-en, ſnab-ul-jan zurück, nicht etwa auf ſnabilôn. Zweiter conj. gleichfalls aus ſubst. capit-olôn (inſcribere) monſ. 348.; mang-olôn (deficere) O. epil. 11.; mhd. nhd. mang-eln; ebenſo ang-eln, vid-elen, fid-eln. Altn. hönd - la (tractare); mög-la (murmurare); ſöd-la (equum ſter - nere); tög-la (maſtigare). Die verderbte gl. jun. 253. ſe achulot torpit iſt etwa zu beßern: ſih achulôt (torpet)? und ach-ulôn ſtammte aus ahd. adj. ahh-ul, dem agſ. ac-ol parallel?

Anmerkungen zu den L - ableitungen:

a) das ableitende l verleugnet ſich ſelten; da es in wur - zelhafter, ablautsfähiger conſonanzverbindung nie auslau - tet, kann es nur einfach, hinter langem vocal ſtehend, bisweilen ſchein der wurzel gewinnen. Alsdann iſt eine ſpirans vor ihm unterdrückt. Dahin das altn. ſôl,119III. conſonantiſche ableitungen. L. ahd. ſêla d. i. ſô-l, ſê-la, goth. ſau-ïl, ſáiv-ala; ferner ahd. plûil, nhd. bläul, bläuel; ahd. nuol, nuoil f. plûw-il, nuoh-il; mhd. ſtrôl, ſtrôel Vrib. 5454. f. ſtrouw-el; mhd. knielen, Eracl. 3403. mnl. knielen (genuflectere) Maerl. 1,462. 2,248 f. kniew-elen, engl. kneel. Mnd. nâlen (appropinquare) Zeno 837. 1099. könnte aus nâh-elen, oder aus nâ-liken (ahd. nâh-lîhhôn, nâ-lîhhôn T.) altn. nâlgaz, ſchwed. nalkas erklärt werden, vgl. cap. III. die comp. mit - leik.

b) einigemahl, nach verſchiedenheit der mundart, fehlt die ableitung, ohne daß anſcheinend die bedeutung ſehr verändert wäre; vgl. altn. fem. grind (clathrum) mit grind-il; agſ. fem. ſtudu (postis) mit ſtod-al; mhd. ſiz (ſe - des) mit ſit-ls, ſëƷƷ-el.

c) wechſel mit andern ableitungsconſonanten. Nur zu - weilen mit r. Statt des ahd. ſuanh-al (exilis) tunh-al (obſcurus) ſtehet agſ. ſvanc-or (gracilis) altſ. dunk-ar, mnl. donk-er, umgekehrt vergleicht ſich das ahd. kank-ar (am - bulans) kank-ar-arî (peregrinus) dem altn. göng-ull, gâng-l-eri. Neben ahd. er-ila (alnus) blaſ. 52a mit zu - gleich getauſchtem wurzelconſ. el-ira monſ. 414., wie noch nhd. erle und eller beide gelten, Für das ahd. mart-olôn, mhd. mart-eln ſagen wir heute mart-ern, aber ſchon mhd. gebrauchten einige mart-elære, andere marter-ære. So wechſeln mhd. had-el, had-er; pfell-el, pfell-er; was O. I. 4, 39. zinſ-er (thuribulum, aus mit - tellat. incenſorium) nennt, heißt gl. jun. 295. zinſ-el; mhd. tent-erîe, dörp-erîe lautet nhd. tänd-elei, tölp-elei. Die bedeutung, zumahl in den fremden wörtern, bleibt die nämliche und die abweichung iſt bloßes kennzeichen der mundart. Wo aber in einer mundart l und r an denſelben wurzeln vorkommen, wird ein unterſchied der bedeutung fühlbar ſein; das nhd. wand-eln (ambulare) fâſ-eln (ſoboleſcere) läch-eln (paulum ridere) iſt etwas an - ders als wand-ern (peregrinari) faſ-ern (filatim diſtrahi) läch-ern (ad riſum moveri). Und was die neuere ſprache vermiſcht, z. b. feß-el (catena und faſcia) ſchied die äl - tere: ahd. veƷ-il (balteus) agſ. fet-el, altn. fet-ill, aber ahd. vëƷ-ar, vëƷ-ur (compages) altn. ſiöt-ur, agſ. fët-or, vgl. altn. fat-la (impedire) fiöt-ra (vincire)*)verwandt ſind ſich veƷil und vëƷur freilich, wie ich oben ſ. 71. nachweise [ſ. 43, 26. berichtige man den druckfehler veƷal in veƷil].. In ſolchen fällen ſind daher beide conſonanten eigentlich unverwech -120III. conſonantiſche ableitungen. L. ſelbar und l das ſanftere, r das härtere verhältnis aus - drückend. Zwiſchen l und n faſt gar kein tauſch, obgleich einige lat. wörter gerade - in, n ſtatt des deutſchen - il haben, z. b. aſinus, catinus, cuminum, alnus, magnus: eſil, cheƷƷil, chumil, erila, mihhil. Mit eſil ſtimmen aber auch das ſlav. oſel, litth. aſilas und es iſt an keine ent - lehnung aus dem latein zu denken, eher bei den andern angef. ſubſt. Merkw. altn. aſni, dän. aſen. vgl. unten beim n.

d) wie weit dem l ein begriff der diminution inliege unterſucht cap. VIII., offenbar iſt nicht l an ſich, ſon - dern erſt in verbindung mit i verkleinernd; al und ul ſind es keineswegs, ſelbst il iſt es nicht immer. Daß die vocale a, i, u für die bedeutung des folgenden l wich - tigkeit haben, lehrt meine darſtellung, denn nie könnte für mihhil mihhal ſtehen, noch für vogal vogil. Wer wollte in den alten völkernamen vand-ali, vin-ili, her-uli die ableitungsvocale wechſeln? upali gl. monſ. 349. ſcheint mir verwer flicher ſchreibf. für upili und das merkwür - dige goth. adv. leit-l (paululum) Marc. 1, 19. f. leit-il bedarf wohl näherer beſtätigung. Unleugbar ſind die al - und ul - formen weniger geſchieden, als die al - und il - formen. Ja es mögen einzelne al und il ſchwanken, vielleicht dialectiſch, z. b. ſcamal, ſcemil (ſcabellum); am leichteſten in unumlautbarer wurzel. Den umlaut in ſpäteren mundarten muß man nur vorſichtig beurthei - len, er kann oft einen doppelten grund haben, z. b. das nhd. verübeln umlauten wegen des i in ubil oder in - jan (ubiljan). Ein umlautendes verbum erſter conj. gehört darum doch der al-form an, z. b. vermæhlen.

e) bei ſo nöthiger vorſicht und ehe erſt alle beiſpiele der drei formen nach den älteſten denkmählern ſicher ermittelt ſind, ſcheint es mir kühn, über ihre bedeutung zu entſcheiden. Bemerkenswerth iſt folgender gegenſatz der il - zu der al -, ul-form: es gibt viel ſubſt. auf il, wenig adj., verba erſter conj. ſtammen von adj., verba zweiter conj. von ſubſt. Die al -, ul - form hingegen zählt viel adj. und leitet verba erſter von ſubſt., verba zweiter conj. von adj. und ſubſt. her. Im ganzen ge - nommen mag al, ul etwas ruhigeres, il etwas regeres ausdrücken, daher beſchreibende thier - und pflanzenna - men in - al, thätige menſchen und werkzeuge in - il; der wartal, goumal, wahtal (der ſtille wächter) ſtehen dem unruhigen gengil, pitil, tregil, putil gegenüber. Man muß es nur nicht zu genau damit nehmen. Hinter aus - nahmen ihre regeln zu verſtecken liebt die ſprache.

121III. conſonantiſche ableitungen. R.

f) einigemahl auch ſcheint der vocal bereits von dem worte, dem die ableitung zutritt, abzuhängen, es heißt magula, mavilô, höndla weil es ſchon magus, mavi, hönd hieß. Allein dies verhältnis erklärt doch die aller - wenigſten al, il, ul; barnilô z. b. kann ſein i gar nicht aus dem einfachen barn haben.

g) der ul - form fallen viele fremde (undeutſche) wör - ter zu.

ableitungen mit R.

[AR] beinahe, doch nicht völlig lautet die regel wie vorhin ſ. 98. beim al; im goth. tritt der vocal meiſtens zurück, außer in wörtern, deren nom. ſg. das - s ent - behrt; im ahd. verhält ſich - ar gerade wie - al; das agſ. - el ſwankt in - ol; das altn. - ar ſcheint ungefähr be - ſchränkt wie - al und nur in einigen, zum theil gerade jenen wörtern verblieben, die auch im goth. - ar, nicht - rs haben.

1) ſubſtantiva,

α) ſtarke maſculina, goth. ak-rs (ager); figg-rs (digitus); lig-rs (lectus); tag-rs (lacrima); vôk-rs (fructus); ſodann mit - ar und nicht - rs: kaíſ-ar (caeſar); brôþ-ar (ſrater)*)offenbar, weil das - s fehlt, bleibt der vocal, woraus man aber fehlſchließen würde, daß akrs im acc. ſg. akar bekomme, denu es heißt akr; jenes - s muß früher weggefallen ſein. So ſind auch die übrigen falle des bleibenden ar anzuſehen..

ahd. ahh-ar (ager); ank-ar (arvum); chohh-ar (pha - retra) jun. 174.; don-ar (tonitru) jun. 254.; ët-ar (ſepi - mentum); eiv-ar (zelus) folgere ich nur aus dem adj. eiv-ari; ëp-ar (aper); ham-ar (malleus) hlaht-ar (riſus); hliod-ar (ſonitus, revelatio) hrab. 970a monſ. 405. T. 145; hov-ar (gibbus); jâm-ar (dolor) O. I. 20, 24.; keiſ-ar T. 5, 11.; leiht-ar, lêht-ar (ſecundinae); meiſt-ar; maſ-ar (tuber in ligno) monſ. 412.; nëhh-ar (nicrus, n. fl.); pip-ar (fiber) monſ. 414.; pſalt-ar O. I. 5, 19.; pruod-ar (frater); quërd-ar (eſca) monſ. 394.; ſah-ar (carex) flor.; ſint-ar (ſcoria) monſ. 332.; ſum-ar (aeſtas); tën-ar (vola manus); vat-ar (pater); vink-ar (digitus); wid-ar (aries) monſ. 383. 400. ; wuohh-ar (fructus); zah-ar (lacrima); einige nachher bei den neutris angeführte vielleicht hier -122III. conſonantiſche ableitungen. R. ber gehörig, andere im geſchlecht ſchwankend, wie z. b. jâm-ar*)gar nicht fallen hierher die compoſita ein-par, eimpar (ſitula) zui-par (gerula) obgleich ſie nhd. den ſchein von eim-er, zûb-er annehmen; auch die endungen - tar, - tara in mchrern banmnamen weiſe ich in die eompoſition..

agſ. äc-er (ager); bëof-er (fiber); ëd-er (ſeptum); ëof-er (aper); fäd-er (pater); fing-er (digitus); häſ-er (caper); hof-er (gibbus); hreð-er (animus); nic-er (mon - ſtrum fluviatile); ſtäg-er (gradus); ſum-er (aeſtas); täh-er (lacr. ); þun-er (tonitru); vël-er (labium); veð-er (ver - vex); die übrigen ziehen die or-form vor, die auch viele der aufgeführten annehmen, z. b. ëd-or, ëof-or etc. Doch kein ac-or, haf-or, fing-or findet ſich (wichtig für den weſentlichen unterſchied des ar und ur).

altn. ak-r; ald-r (actas); bald-r (n. pr. ); blômſt-r (flos); ſing-r; gald-r (incantatio); haſ-r (caper); heid-r (honor); hlât-r (riſus); lëg-r (caſtra); ot-r (lutra); rëkſt-r (propulſio); ſig-r (victoria); vëð-r (vervex); a behalten: ham-ar (malleus) kop-ar (aes) naf-ar (terebra) pip-ar (piper). Die es wegwerfen, ſind freilich im nom. ſg. von andern maſc. mit bloßem - r (urſprüngl. - ſ) der flexion z. b. dag-r, arm-r ſchwer zu ſcheiden; aber akrr, aldrr wird doch niemand ſchreiben wollen und fehlerhast ſchreiben einige akur, aldur, da die alte form akar, aldar war. Statt fad-ir (pater) brôð-ir (frater) ſollte lieber geſchrieben werden fad-r, brôð-r vgl. 1, 663.

mhd. ack-er; ang-er; bruod-er; don-er; ëb-er; ët - er; gat-er (clathrum); had-er (linteum ſciſſum) Parc. 3314; ham-er; jâm-er; keiſ-er; kërd-er (eſca) Mar. 9, wo ich chërder f. chorder leſe, Barl. 79. MS. 2, 119b; klëb-er (viſcus) troj. 9720; koch-er Nib. 3838; kult-er (culcitra) Nib. 7333; kumb-er (dolor); ſum-er; tën-er; vat-er; ving-er; wuoch-er; zah-er; zuck-er.

nhd. ack-er; ang-er; bech-er; brûd-er; donn-er; eif-er; eit-er; êb-er; fehl-er; fing-er; geif-er (ſaliva); hâd-er (ſciſſio panni und jurgium); hamm-er; jamm-er; kaiſ-er; kât-er (ſelis m.); mard-er (martes); kœd-er; kumm-er; mâſ-er; ſchlumm-er; ſomm-er; ſplitt-er; vât-er; widd-er; wuch-er; zaub-er.

engl. broth-er; fath-er; fing-er; laught-er; ſlumb - er; ſlaught-er (mactatio); ſumm-er; ſtai-r (gradus); tea-r; thund-er.

123III. conſonantiſche ableitungen. R.

β) ſtarke feminina auf - ara und ar: goth. nur hleiþ-ra (taberna) und auf - ar: daúht-ar; ſvist-ar ahd. âd-ara (vena) N. 77, 44; cham-ara (ca - mera) O. II. 9, 5.; vëd-ara (penna) N. 53, 7.; fluob-ara (ſolatium) T. 7, 4. 23, 1; mânôd-pluot-ara (menſtrua) jun. 213; ſcult-ara (ſcapula); und auf - ar: hleit-ar (ſcala) K. 26b gen. hleit-râ ibid.; muot-ar; ſuig-ar (ſo - crus); ſuëſt-ar; toht-ar; vielleicht ott-ar (lutra) monſ. 414. Das verhältnis dieſer - ara und - ar bedarf noch aufhel - lung; ſollten ſich im goth. - ra und - ar dem maſc. - rs und - ar vergleichen? Das - a wäre denn auch im ahd. hleit-ar weggefallen?*)1, 618. ſind überhaupt die ahd. - ara und dieſes - ar aus verſehen weggelaßen..

agſ. cëaſt-er (urbs); ſëð-er (penna); ſrôf-er (ſolatium) auch mit - or frôf-or; ſculd-er. altn. ſiöð-ur, welches nicht ur-form, ſondern gewöhnl. aſſimilation des nom. ſg. fem. ſcheint, ſtatt: fiöð-ur-u = fiað-ar-a. Gleiches gilt von æð-ur (vena), vielleicht beßer öð-ur? îſt-r (adeps) geht auch ſchwach îſtr-a.

mhd. âd-er Triſt. 109b 110a; vëd-ere; leit-er; kam - ere; welche ſämtlich ſtark declinieren, womit ich 1,684 berichtige. Die anomalen muot-er etc. verſtehen ſich von ſelbſt.

γ) ſtarke neutra: goth. áib-r (munus); aviſt-r (ovile, nicht áiviſtr); blôſt-r (ſacrificium) aus dem maſc. blôſt-reis gefolgert; gilſt-r (tributum); maúrþ-r (homicidium); ſpáiſkuld-r (ſputum); ſilub-r (argentum).

ahd. alt-ar (aetas); chort-ar (grex) chupf-ar; dëm-ar (crepuſculum) Schilt. 215b; eit-ar (venenum); jâm-ar O. IV. 32, 12; kalſt-ar (faſcinum); këlſt-ar (oblatio) J. 395.; laſt-ar (crimen); lëk-ar (cubile); lëd-ar (corium); lot-ar (vanitas); malt-ar (menſura frumentaria); oph-ar (ſacrificium); polſt-ar (cervical) K. 52a monſ. 321.; phlaſt - ar; ruod-ar (remus); ſilup-ar (arg.); vëƷ-ar (catena) viel - leicht vëƷ-ur? ; viu-r (ignis, f. viuw-ar?); vlud-ar (rates)? jun. 224; vuod-ar (onus); vuot-ar (pabulum); wab-ar (vagatio) nur im comp. wabar-ſiuni zu belegen; waƷ-ar (aqua); wët-ar (tempeſtas); wunt-ar (miraculum); wold - ar (gloria) nur in comp. erhalten; zank-ar (? monſ. 410. pitres zaugares, mordacitatis, vielleicht auch maſc. ); zëp - ar (ſacrificium) hrab. 965b; zimp-ar (materies); zoup-ar (veneficium) zouſ-er N. 57, 6.

124III. conſonantiſche ableitungen. R.

agſ. nur folgende ziehen - er vor, die andern ſind bei - or aufzuſuchen: bolſt-er (cervical); corð-er (cohors); fôd-er (pabulum); fôſt-er (nutritio); fŷ-r (ignis); gëolſt - er (virus); hät-er (veſtitus); hëolſt-er (latebrae); läf-er (ſcirpus); lëg-er (lectus, decubitus); tib-er (hoſtia); timb - er (lignum); ud-er (uber pecudum); vëd-er (aër); vät-er (aqua); väf-er auch nur in comp. väfer-gang, väfer-ſŷne; vuld-er (gloria).

altn. âng-r (angor); bolſt-r; eit-r (pus); fôſt-r (nu - tricatus); gamb-r (blateratio); lëð-r (corium); ſlât-r (carnes mactatae); ſilf-r; tâ-r (lacrima); timb-r; vëd-r (aër); auf - ar nur allein ſum-ar (aeſtas).

mhd. alt-er; eit-er; îſ-er (ferrum) nur bei Wolfr. u. a.; opf-er; kord-er; kopf-er, kupf-er; kult-er MS. 2, 195a; kund-er (prodigium); laſt-er; lëd-er; lëg-er; luod-er (eſca, luxuria); muod-er (mamillare); ruod-er; ſilb-er; vlat-er? kol. 134; vuod-er; vuot-er; waƷƷ-er; wët-er; wund-er; zimb-er; zoub-er.

nhd. alt-er; eut-er; feu-er; fûd-er; futt-er; kupf-er; lâg-er; laſt-er; lêd-er; lûd-er; malt-er; mied-er; polſt-er; rûd-er; ſilb-er; waß-er; wett-er; wund-er; zimm-er.

engl. bolſt-er; fodd-er; foſt-er; lay-er; timb-er; udd-er; wat-er; weath-er.

δ) ſtarke maſc. auf - aru. goth. huh-rus (fames); vint-rus (hiems) welche ahd. hunk-aru, wint-aru lauten ſollten, aber mit weggeworf - nem - u hunk-ar, wint-ar, folglich den einfachen auf - ar gleichlauten. Eine nachwirkung glaube ich doch zu ſpü - ren. Wenn ſich nämlich im goth. ſum-rs (aeſtas, das wort kommt nicht vor und wird bloß vermuthet) und vint-rus unparallel ſtehen, ſo ſcheint auch ahd. das a in ſum-ar haftender als in wint-ar, nämlich bei zutretender flexion zu gelten ſum-ares (aeſtatis) und wint-res? vgl. hild. 43. ſumarô enti wintrô (goth. ſumrê jah vin - trivê?) welches wohl nicht bloß metriſch ſo geſetzt iſt, da das umgekehrte: wintarô enti ſumro unzuläßig wäre? auch bei K. 51b finde ich: in wintre neben in ſumere (ſumare) und 31b 44a ſumares (freilich auch 31b wintares, nicht wintres). Ferner heißt es im altn. gerade ſum-ar (aeſtas) neben vët-r (hiems); hûng-r iſt neutral; agſ. vint-er, nie vint-or, wie ſum-or. Aus dem mhd. hung-er, wint-er etc. läßt ſich nichts mehr ſchließen oder ſollte dun-re, don-re Triſt. 6794. Barl. 207, 14. 251, 16; hol-re (fiſtula) Bit. 8661. noch ein früheres ahd. dun-aru (goth. 125III. conſonantiſche ableitungen. R. þun-rus? Ulf. gebraucht þeihvô) hol-aru verrathen? vgl. hernach ven-re. Nähere bekanntſchaft mit dem goth. würde ausweiſen, ob nicht noch andere der im ahd. - ar und altn. - r zuſ. fallenden wörter gothiſch - rus und nicht - rs haben? Unſer blick iſt hier ſo beſchränkt, wie er es auf bloß nhd. ſtandpunct ſein würde, wenn entſchieden werden ſollte, ob lêſ-er (lector) ahd. lëſ-ar oder lëſ-arî lautete.

ε) ſtarke maſculina auf - arî; eine fruchtbare ablei - tung, aber mehrere ſchwierigkeiten darbietend.

goth. ſind zwei arten zu unterſcheiden. Eine, wo dem ſchon vorhandnen - r (= ar) die vocaliſche ablei - tung - ei zutritt; ich finde hierher gehörig nur blôſt-reis (cultor), das ſich genau verhält, wie bei den l - und n-ableitungen maþ-leis, aſ-neis. Die zweite art, wo das - ar (nicht - r) mit dem - ei neuhinzutritt: bôk-areis (li - brarius); dáimôn-areis (δαιμονιζόμενος, δαιμονισθείς)*)da Ulfilas δαιμό[ν]ια unhulþôns überſetzt, warum bildete er nicht unhulþareis?; láiſ-areis (doctor); liuþ-areis (cantor); môt-areis (telo - narius); vagg-areis (cervical); vull-areis (fullo).

ahd. findet die erſte goth. art gar nicht ſtatt, ſondern es wird dem ſchon vorhaudnen - ar noch ein vollſtändi - ges arî oder - ârî angefügt, es heißt nicht pluoſt-ari, ſondern pluoſt-ar-arî, pluoſt-r-ârî monſ. 405; kalſt-r-ârî (incantator) jun. 210. monſ. 405; zoup-ar-ari (veneficus) jun. 214; fluob-ar-erî, fluob-r-erî (conſolator) T. 164, 2. 165, 4.**)phedirârî (aries, baliſia) doc. iſt das der deutſchen form angebildete mittellat. petraria.; dieſes ahd. ar-arî ſteht dem al-arî, an-arî z. b. in vok-al-arî (auceps) aſ-an-arî (mercenarius) ganz gerecht und es bleibt dahingeſtellt, ob der Gothe fug-leis (wie maþ-leis und aſ-neis) oder etwa fug-lareis geſagt haben wird? Das auslautende î ſcheint fruhe ſchon in i verkürzt. Die regel für die verlängerung - âri oder die beibehaltung des dem goth. - areis gemäßen - ari läßt ſich nach den verſchiednen ahd. mundarten nicht ein - ſtimmig geben. lm T. entſcheidet der umlaut - eri für den kurzen vocal, gleichviel ob kurze oder lange wur - zelſilbe vorausgehe: alt-eri (altare) 147; aſ-n-eri (merce - narius) 97; bët-eri (adorator) 87; bi-bot-eri (praeceptor) 111; buoch-eri (ſcriba) 183, 1. 205, 3; carc-eri (carcer) 163, 3; bi-gang-eri (cultor) 102, aſſim. bigengiri 132;126III. conſonantiſche ableitungen. R. gart-eri (hortulanus) 221, 4; bi-halt-eri (cuſtos) 215, 4; hunt-eri (centurio) 210, 1; in-lîh-eri (foenerator) 138; lîhh-ez-eri (hypocrita) 84, 146; muniz-eri (monetarius) 149; ſol-eri (coenaculum) 157, 4; ſcrîb-eri (ſcriba) 141; ſpent-eri (diſpenſator) 146; ſcâh-eri (latro) 133; fenning - want-el-eri (numularius) 117. Wenn folglich in andern, quantitativ gleichen wörtern kein umlaut gebraucht iſt, ſo wird man ihnen doch a und kein â zuerkennen: arn-ari (meſſor) 72, 6. 76; bët-al-ari (mendicus) 107. 132; carc-ari (carcer) 21, 2; coſt-ari (tentator) 15, 3; cêſ-al - ari (fullo) 91; fiſc-ari (piſcator); lêr-ari (doctor) 12, 4. 128; nôt-numft-ari (raptor) 118; teil-ari (judex) 105; touf-ari (baptizator) 64, 7; trumb-ari (tibicen) 60, 12; wart-ari (ſpeculator) 79; wiz-in-ari (tortor) 99. Bei O. lehrt das metrum, daß in dreîſilbigen wörtern dieſer form, wenn die erſte ſilbe lang und in vierſilbigen, wenn ſie kurz iſt, nur - âri, kein - ari gelte: alt-âri I. 4, 43. II. 9, 93; bët-al-âri (mendicus) III. 20, 61. 21, 11; brëd-ig-âri (praedicator) V. 12, 166; buach-âri (ſcriba) I. 17, 65. II. 3, 87; ſâr-âri (tentator) II. 4, 9. IV. 16, 27; fiſg-âri (piſcator) V. 13, 68; gart-âri V. 7, 92; heil-âri (ſalvator) II. 14, 242; kark-âri IV. 13, 47. V. 20, 153, 176; lug-in-âri (mendax) IV. 7, 20; mun-iz-âri II. 11, 15; ſcâch-âri (latro) IV. 27, 6; ſek-il-âri (ſaccularius) IV. 2, 58. 12, 94; ſpent-âri V. 8, 72; wî-âri (piſcina) III. 4, 6; zuht-âri (praeceptor) Sal. 56. Dreiſilbige mit erſter kurzer ſilbe und vierſilbige mit erſter langer ſcheinen dagegen - ari zu behalten: ſol-ari (coenaculum) IV. 9, 20. 21, 2; ſcrib-ari (nicht ſcrîb -) I. 20, 46; mëz-al-ari (la - nio) II. 11, 14, 51; koſt-inz-eri (conſtantienſis) Sal. 4. wofür auch der umlaut*)den ſonſt O. in unbetonten ſilben wohl entbehrt, vgl. widari, nidari; fehlerhaft wäre aber alteri II. 9, 93. und ſcâhero II. 11, 46. geſchrieben. Auffallende aſſimilation iſt ſpîh-iri (hor - reum) I. 28, 31. und leit-iri (ductor) IV. 16, 46. f. ſpîh-âri, leit-âri. in letzterm ſpricht. N. ent - ſcheidet durch ſeine ſchreibung - âre für langen vocal, ohne rückſicht auf die vorhergehenden ſilben; beiſpiele: aht-âre (perſequutor) 19, 2. 30, 16; ambaht-âre (mini - ſter) 102, 21. 103, 4; chund-âre (angelus) 32, 14; fâr-âre (ſeductor) 55, 9; frum-âre (miniſter) 77, 49; halt-âre (ſervator) 49, 24; hëlf-âre (adjutor) 18, 15; jëh-âre (teſtis) 26, 12; laſt-er-âre (calumniator) 38, 2; loſ-âre (auditor) 45, 5. 103, 4; lôſ-âre (redemtor) 18, 15; un - liumend-âre (calumniator) 71, 4; pe-neimed-âre (teſtator) 127III. conſonantiſche ableitungen. R. 82, 6; aba-nëm-âre (ſuſceptor) 13, 3; prëdi-âre 65, 15; priev-âre (ſcriba) 68, 3; reiƷ-âre (provocator) 67, 8; ſcâp-âre (vellus) 71, 6; ſcuol-âre 33, 4; ſel-ed-âre (in - quilinus) 60, 5; ſund-âre (peccator) 31, 9; uob-âre (cul - tor) 68, 8; miſſe-wend-âre (obtrectator) 38, 2 u. a. m. Unrichtig ſteht zuweilen e geſchrieben: arn-era (meſſo - res) 88, 36. ſprang-ere (ſaliens) 38, 8; inphang-ere (ſuſceptor) 53, 6. 58, 10, 17; etc. In ältern denk - mählern, wo uns genaue ſchreibung, umlant und me - trum im ſtiche laßen, wage ich nicht über - arî, ari, ârî, âri zu entſcheiden und begnüge mich mit anfuhrung der wörter: art-ari (cultor) jun. 198; ell-an-ari (aemu - lator) doc. ; in-kang-ari (invaſor) hrab. 965a; gang-ar-ari (peregrinus) K. 50b; germ-in-ari (incantator) doc. ; haſ-in-ari (ſtrator) doc. ; hav-an-ari (ſigulus); heil-iſ-ari (haruſpex); her-j-ari (graſſator) hrab. 965a; miſſa-huarp - ari (everſor) 972a; jag-ari (venator) hrab. 951b; irr-ari (haereticus) 962a 966a; lad-ant-ari (fullo) monſ. 333; int-lêh-an-ari (foenerator) monſ. 349; leid-iz-ari (oſor) monſ. 369; liſt-ari (artifex) K. 53b; hlioƷ-ari (ſortilegus) jun. 251; lupp-ari (veneficus) hrab. 976a; mëld-ari (pro - ditor) 959b; mëƷƷ-ari (menſor) monſ. 345; mûr-ari (caementarius) doc. ; mûſ-ari (larus); olpent-ari (drome - darius) doc. ; pâk-ari (altercator) hrab. 952a; ana-pët-ari (adorator) hrab. 953a; pët-al-ari (mendicus) 960b; pilid - ari (aemulator) doc. ; pint-ari (ſtrator) monſ. 328; priev - ari (librarius) doc. ; rât-iſſ-ari (conjector) monſ. 325; rëhh-ari (aemulator) monſ. 345; rûn-ari (ſuſurro) hrab. 975a; rûn-az-ari (idem) jun. 227; ſang-ari (cantor) K. 30b; ſalp-ari (pigmentarius); ſacc-ari (rogus) jun. 191. monſ. 339. 384; ſat-al-ari (ephippiarius); troum-ſceid-ari (interpres ſomnii); ſcunt-ari (aſſentator) doc. ; ſez-ari (conditor) doc. ; ſliht-ari (blanditor) hrab. 954b; ſloph - ez-ari (circumcellio) doc. ; ſpan-ari (ſuaſor) 974b; ſpîh-ari (horreum); ſpih-ari (explorator) jun. 203; ſtam-al-ari (balbus); ſtiur-ari (recuperator) monſ. 355; ſtuot-ari (mulio) monſ. 384. 400. jun. 383; ſuon-ari (praeſul) jun. 244. monſ. 379; ſuohh-ari (quaeſtor) hrab. 973a; ſuëg-al-ari (tibicen) jun. 253; ſueig-ari (bubulcus) doc. ; ſuihh-ari (gyrovagus) K. 20a; trumb-ari (tibicen) jun. 253; tûm-ari (hiſtrio) jun. 228. 315; vir-in-ari (ſceleſtus) K. 29b jun. 246; vlêh-ari (adulator) jun. 186. monſ. 410; vog-al-ari jun. 187. hrab. 951b; vuok-ari (ordinator) doc. ; waht-ari (vigil) monſ. 342; wart-ari (idem) doc. 219a; wak-an-ari (rhedarius); wëhh-ari (hebdomadarius) 128III. conſonantiſche ableitungen. R. K. 43a; wërr-ari (ſchismaticus) monſ. 375; wemm-ari (corruptor) hrab. 958a; wurz-ari (herbarius) 976a; zëh - an-ink-ari (decanus) K. 56b 59a; zoll-an-ari (telonarius) jun. 246. und eine menge ähnlicher vgl. gl. blaſ. 31-40. Namentlich fallen hierher alle von ländern und örtern ge - bildeten benennungen der leute, z. b. vranhônô-vurt-ari (francoſurtenſis)*)dieſes-ari verbindet ſich natürlich nur mit dem unflectier - ten ſubſt., nie mit dem dat. ſg. pl., in welchem ſo viele ſtadte und ländernamen ſtehen (1, 776. 777. ); daher z. b. das nhd. ſach - ſenhauſener ſt. ſachſenhauſer undeutſch ware, ahd. ſahſônô-hûſ - ari (unmöglich-hûſum-ari). Freilich erlaubt ſich der gefühlloſe ſprachgebrauch: ein hom-berg-er (von hom-berg, d. i. hôm - bërge, hôhem bërge) ſt. hôch-berg-er. Gleich undeutſch iſt Wirtemberger. dergleichen ſich in diplomen des 8. 9. 10. jahrh. überall finden, z. b. walt-chirihharô-marha, huninc-hovarô-marha bei Neug. nr. 546. 541. Nicht ſelten begegnet da die ſchreibung - arro ſtatt und neben - aro, wie Neug. 512. obor-dorfarro, haſinchovarro etc. welche gemination vielleicht die kürze des a bezeugt? Auch K. 40a altarres, 52b liſtarra, 20a ſuihharro, doch nicht minder bei N., dem â gebührt, prievarra 68, 3. ſunderra 100, 8. loſarra 103, 4 etc. Es mag alſo eher nachwir - kung des ableitungs - i ſein, liſtarra = liſtarjâ etc.

agſ. kurzvocaliſch - ere: câſ-ere (caeſar); dôm-ere (ju - dex); ët-ere (commeſſator); fug-el-ere (auceps); fiſc-ere; hunt-ere (venator); plëg-ere (luſor); reáf-ere (praedo); rûn-ere (ſuſurro); ſæd-ere (ſator); ſvëlg-ere (lurco); tvic-ere (offarius); vang-ere (cervical); vrît-ere (ſcriptor); vud-ere (calceus ligneus) etc.

altn. gleichfalls organiſches - ari, nur mit unorganiſch ſchwacher flexion (1, 652.): bak-ari (piſtor); borg-ari (civis); brut-l-ari (vendax); dôm-ari (judex); fiſk-ari; giard-ari (vietor); keiſ-ari (caeſar); kiall-ari (cella); mal-ari (molitor); mâl-ari (pictor); meiſt-ari (magiſter); pîp-ari (tibicen); pund-ari (trutina); rup-l-ari (praedo); rût-ari (ebrioſus); ſkap-ari (creator); ſkrif-ari (ſcriptor); þamb-ari (heluo) u. a. m. Ob man umlaut eri in gâng-l-eri (viator) ætt-l-eri (degener) vermuthen darf? Biörn erklärt gâng-leri, ætt-leri durch compoſition, vgl. v. leri.

mhd. herrſcht zwar - ære und beſtätigt die ausbrei - tung des ahd. - âri; beiſpiele ergeben ſich aus den ahd. von ſelbſt, hier noch andere: biet-ære (oblator) Parc. 129III. conſonantiſche ableitungen. R. 182c; dien-ære (miniſter) Wilh. 2, 160b; eſ-el-ære (agaſo); eg-ed-ære (herpicarius); be-halt-ære (conſervator); heime - lîch-ære Triſt. 8472. (8589); kall-ære (garrulus); mâd-ære (meſſor); minn-ære (amator); mord-ære (homicida); pfand - ære (pignerator) Parc. 144a; pfeter-ære (baliſta) Parc. 47c; puſûni-ære (buccinator) Parc. 137b; tavel-runder - ære Parc. 156b; ſager-âre (ſacrarium) Mar. 59; ſchâp - ære (vellus) trev. 51b Mar. 114; ſcheid-ære Nib. 6373; ſcilt-ære (pictor) Parc. 38b; ſculd-ære (debitor); ſened - ære; ſlîch-ære (irreptor) Parc. 41c; ſling-ære (funditor) Parc. 44b; hâr-ſliht-ære (compoſitor cincinni, homo mollis) Wilh. 2, 145b; ſlüƷ-el-ære (claviger) Barl. 304; ſnarrenz-ære (garrulus) MS. 1, 127a; ſparw-ære (ſpar - varius) Parc. 172b; ſuoch-ære (aggreſſor) Parc. 50a; tiht-ære; trink-ære; vid-el-ære; valſch-ære (falſarius) Parc. 87c; gewalt-eſ-ære Triſt. 10898. (11031); wat-ære (pervaſor) MS. 2, 9a; wund-er-ære Triſt. 9893 (10013) etc. Die wurzel lautet durch das e in ære nicht um; etwas an - ders iſt, wenn in mehrfacher ableitung der umlaut ſonſt begründet wird, z. b. in eſelære, ſlüƷƷelære weckt ihn das - el (- il). Die häufige ableitung - en-ære pflegt aber ſchon jetzt eine unorg. einſchiebung des en zu verur - ſachen. Organiſch ſind z. b. ëb-en-ære MS. 2, 146a; hav-en-ære (figulus); wag-en-ære (carpentarius); lüg - en-ære (mendax) trüg-en-ære (fallax) Parc. 87c; untadel - haft auch die fremden: marn-ære (marinier) valken-ære (fauconier) Parc. 172a; palten-ære (pautonier) Triſt. 113a; zoln-ære (telonarius Parc. 129b); garten-ære (cod. pal. 361. gertenâre) wage ich nicht aus dem franz. jardinier zu führen, da die gl. monſ. 394. gartinari höheres alter bewährt*)hatte die flexion garto, gartin hier und in andern einfluß? oder gab es ein fem. gartina? vgl. jardin, das deutſcher wurzel iſt.; aber in barm-en-ære (miſericors) MS. 1, 125b; bog-en-ære (ſagittarius) MS. 1, 127a; wild-en-ære (venator) MS. 2, 134a Triſt. tiht-n-ære (poëta) liederſ. etc. läßt ſich das - en nicht rechtfertigen, es wäre denn ſchon in andern vorausgegangenen ableitungen (wie in hav-en, lüg-ene) erweiſlich. Stände ſmeichen (adulari) f. ſmei - chenen (wie wâfen f. wâfenen) ſo bliebe ſmeich-en-ære (adulator) MS. 2, 132b unangreifbar und der misbrauch nimmt grade zu in den ſpätern mundarten. Neben dem regelmachenden - ære finden ſich indeſſen ſpuren der alten kurzvocaliſchen ableitung, wie es ſcheint, im ſinne der otfriediſchen unterſcheidung. Nach kurzer wurzel -I130III. conſonantiſche ableitungen. R. 〈…〉〈…〉lbe ſteht bei guten, alten dichtern kaum - ære, ſondern - ere, - er und wenn l, n vorausgieng, - re, überall mit nun ein - tretendem umlaut. Mithin kein jag-ære, pflëg-ære, van - ære, ſol-ære, hël-ære vielmehr: jeg-ere (venator) Nib. 3736. 3745. 3770. 3773. im einſchnitt; jeg-er bei Conr. ſchm. 262. troj. 137b: lëg-er; hël-re Ulr. Triſt. 2956. 64. 70 ; ven-re (vexillifer) blaſ. 31a jun. 299. Cod. pal. 361, 42a. b. Ben. 97. MS. 2, 89b troj. 189. (Oberlin 1717.); ſöl - re (coenaculum) jun. 318. etwan auch böl-re (mortarium) von boln (jacere)? Hier müßen beſonderheiten jedes dich - ters geprüft werden, denn nicht nur einzelne, zumahl ſpätere erlauben ſich bei kurzer wurzel ære, z. b. wel-ære (elector) MS. 2, 131b, ſondern auch ältere - er bei langer, mit oder ohne umlaut? vgl. ſoum-er Nib. 6353; huot-er Wilh. 2, 186b; harpf-er Triſt. 3395. (Hag. 3508. gegen das metr. harpfære); ſchæp-er (vellus) troj. 50b; zuweilen noch tieftonig wie MS. 2, 196b dien-èr: gër. liederſ. 189. vugl-èr: hër.

Auch mnl. wechſeln - are, - ere, - er nach an - dern grundſätzen, vgl. 1, 688. 689; unorganiſche en-are ſcheinen morden-are (interfector) molen-are (molitor) doch vgl. franz. meûnier f. meul-nier, moul-in und ital. mulinaro.

Nhd. ſind alle - ære aufgegeben, und, gleichviel was vorausgehe, in - er gekürzt: böll-er; fiſch-er; gêb-er; jæg-er; werk-er; mörd-er; müll-er; pfänd-er; ritt-er; rett-er; ſäng-er; ſöll-er (coenaculum); ſchöpf-er; ſünd - er; venn-er (vexillifer); wæl-er etc. Die zahl dieſer wörter iſt größer und kleiner als früherhin. Größer, weil man den grundſatz ſtellt, daß ſich aus jedem inf. ein ſolches maſc. zeugen laße, wiewohl das gefühl ab - leitungen wie fließer, ſchießer, lieber, brenner (nicht mordbrenner) etc. aus fließen, ſchießen, lieben, brennen verwirft*)cap. VI. wird ausführen, daß die alte ſprache viele ſubſt., die wir jetzt mit - er ableiten, durch das einfache wort in ſchw. form ausdrückte, z. b. ſcolo (ſchuldner) trinho (trinker) etc.; was mhd. mord-ære, hieß früher murd-r-jo.. Nach den inſ. regelt man auch den ſchwan - kenden umlaut, es heißt: vogler, maurer, zauberer, ſtammler, gaukler, ſûcher etc. läſterer, münzer, lieb - äugler, heuchler etc. wegen der inf. vogeln läſtern. Allein es hinterbleiben ausnahmen, welche jenes prin - cips unhaltbarkeit zeigen, z. b. erhalter, handlanger be - ſtehen zwar mit erhalten, handlangen, nicht behälter,131III. conſonantiſche ableitungen. R. empfänger, taglöhner mit behalten, empfangen, tagloh - nen. Ferner folgt jæger, pfänder aus jâgen, pfänden, nicht aber müller, mæther, venner etc. überhaupt aus infinitiven. Die alte ſprache leitete eben die meiſten ſolcher wörter aus ſubſtantiven, in der that ſtammen vo - galari, viſcari nicht aus vogalôn, viſcôn, ſondern aus vogal, viſc; einzelnen ſtehen gar keine parallele verba zur ſeite. Und wie heute aus ſubst. weiter keine ablei - tungen auf - er treiben, ſind[auch] manche alte bildun - gen, weil die verkehrung des organiſmus den inf. für ſie nicht wuſte, erloſchen, z. b. nhd. kein ſchlüßeler, eſe - ler, ſtuͤter, liſter (wohl aber überliſter). Der unorg. - ner ſind mehr geworden, neben hâfner, gärtner, lügner, eigner, wâgner gilt ein: bôgner, bildner, gleiſner, hütt - ner, harfner, glöckner, klempner, kürſchner, lautner, redner, ſchuldner*)dieſes ſcheint doch älter, ja ahd., wenigſtens ſieht ſculde -[n]are in der gebetsformel bei Lambec. II. p. 462., ſöldner etc. in eigennamen ſogar: müllner, käſtner, ſchildner. Noch unrichtiger iſt ſchil - derer (pictor) nach dem inf. ſchildern (mhd. ſciltære, nnl. ſchilder).

Engl. gilt bloßes - er: fiſh-er; fowl-er; glov-er; hatt-er; kill-er; ſwill-er (vorax); ſlumber-er u. a. m.; garden-er, jewell-er, marin-er entſpringen aus dem franz.

Die meiſten ableitungen auf - arî drücken handelnde maſc.**)ob art mit dem ſtarken verbo nr. 571b zuſ. hängt? dann erläuterte der ablaut zugleich - ârî. aus, doch nicht nothwendig alle; namentlich bezeichnen die aus dem latein ſtammenden altari (altare) karkari (carcer) ſolari (ſolarium) ſpîhhari (ſpicarium) wîari, wîwari T. 88. (vivarium) ſagerâre (ſacrarium) bunre (bonnarium, terminus) jun. 306. pfeterære (petraria) kiallari (cellarium) wofür mhd. kelre jun. 285. pundari (pondus) zentner (centenarius) lauter ſachen. Woher rührt ſaccari (rogus)? es könnte auch deutſch ſein wie vaggareis, mhd. wangære (culcitra) halſ-âri (cervical) flor. 983a oder ahd. ehirari (ſpicarium) blaſ. 32b.

ζ) ſtarke (oder ſchwache) femin. auf - arî, können aus jedem adj. auf - ar entſtehen, dem nur das î zugefügt wird, daher ſie ſich von den (meiſten) männ - lichen ableitungen - arî, wo auch das - ar hinzutritt, ſehr unterſcheiden; goth. finde ich nur mund-rei (ſcopus) I 2132III. conſonantiſche ableitungen. R. Philip. 3, 14.; ahd. hërapaƷ-arî (mediocritas) monſ. 377. 380., ein gleich dem adj. etymologiſch dunkles wort; êrach-arî (antelucanum) monſ. 353; camb-rî (ſa - gacitas) jun. 235. 250; mak-arî (tenuitas) monſ. 394; pitt - arî (amaritudo) aſſim. pitt-irî O. V. 8, 99.; ſlëff-arî (lu - bricitas); ſmëhh-arî (elegantia); vak-arî, fag-arî (claritas) T. 179, 2.; vinſt-arî, finſt-rî (obſcuritas) K. 17a; ſûp-arî (mundities) etc.; weik-arî, weig-rî (faſtus, faſtigium) monſ. 348. 376. 384. 387. weig-arî (abuſio) doc. vgl. das verb. weigern (denegare, ſtolz abweiſen?) mhd. bitt-er, heiſ - er (raucedo) trev. 63b vinſt-er, liuter (Triſt. 48a) doch ſel - ten vorkommend; nhd. noch ſeltner, nur dichter gebrau - chen: die finſt-re, heit-re, bittre, nie aber: die mäg-re, ſäub-re, täpf-re, läut-re.

η) ſtarke neutra auf - ari, goth. filêg-ri, filig-ri (latibulum), falls es kein maſc. filêg-reis? wenn ſich der vorſatz fi - erklären ließe, ſo wäre lêg-ri, lig-ri ein ahd. lâk-ari, lëk-ari (ein gelä - ger). ahd. collectiva, von ſubſt. auf - ar ſtammend: ki-wit-ari (tempeſtas) un-gi-wit-iri O. III. 8, 19; un - wit-ari jun. 215. hrab. 970a; ki-zimp-ari (tabulatum) und ohne zweifel andere, wie ki-hlaht-ari, ki-vid-ari etc. mhd. ge-wit-ere; ge-vid-ere; ge-zimb-er; ge-hem-ere; ge-tæp-er (? vielleicht fem. ) troj. 50b; ge-linſt-er (? Loh. 55.) etc. nhd. eine ziemlich häufige form: ge-witt-er; ge - fid-er; ge-hämm-er; ge-lächt-er; ge-jämmer u. a. m. wie - wohl einige, zumahl alle, welche nicht von ſubſt. ſondern von verbis gebildet ſcheinen, näherer prüfung bedürfen: gelichter, gewimmer, geflüſter. Unrichtig fehlt auch der umlaut in geſchnatter, gedonner u. a. agſ. finde ich nur getimb-re (ſtructura) und altn. keine ſolche bildungen, akk - eri (anchora) iſt fremdes urſprungs. Dem ahd. vink - iri (annulus) jun. 195., aſſim. f. vink-ari, gebricht col - lective bedeutung (welche auch eigentlich durch den vor - ſatz ki - bei den übrigen entſpringt); ſpäter galt fing-ir-în T. 97. N. (Stald. p. 268.) trev. 52b, welches man wie δακτύ - λιος für das adject. (digitalis) nehmen könnte*)vgl. ſlav. prſt (δάκτυλος) prſten (ring, δακτύλιος); doch goth. das compoſ. figgra-gulþ, altn. fîngr-gull. noch mhd. vingerîn Roth. 5a 40b Parc. 170b Wilh. 2, 147b, woraus endlich, aber unpaſſend das ſubſt. vingerlîn jun. 294. Parc. 18c 31a gemacht wurde, welches im grund nur einen kleinen finger, keinen ring bedeuten kann.

133III. conſonantiſche ableitungen. R.

θ) ſchwache maſculina (erſter oder zweiter decl. ) goth. maúrþ-rja (homicida); tim-rja (faber lign. ); ſvaíh - ra (ſocer). ahd. ki-alt-aro (coaevus) zſg. galtro (col - lactaneus) monſ. 363. 365, von dem ſubſt. alt-ar zu lei - ten; am-ero (avis quaedam) trev. 15a; anh-aro (anchora) blaſ. 106a, doch der beſtätigung bedürfend, da mhd. ſtarke decl. gilt, auch trev. 60b ank-er haben; ham-iſt-aro (gur - gulio)? flor. 984a hamiſtro und jun. 270. hamelſtre); hap - aro? zwetl. 113b hav-aro? (avena) altweſtph. hav-oro, vielleicht mit â zu ſchreiben, nach dem altn. hâfri? ; mard -- aro (? caro) jun. 200. wo quëc mardaro, (caro viva) ein bedenkliches wort; molcht-ero (emolumentum etwa mo - litorum?) jun. 314. ſcheint verderbt; murd-rëo (homi - cida) hrab. 965a miſc. 1, 19, ſt. der vollen form murd - arjo; vat-arjo (patruus) wofür fatur-ëo hrab. 971a und ſpäter aſſim. vet-iro, vet-ero trev. 7b desgl. ge-vat-ero (compater) f. kivat-aro? gl. jun. 266; zant-aro (calculus) jun. 236. monſ. 333. zand-eren (carbones) N. 17, 9. 139, 10. agſ. ëaf-ora (proles) altſ. ab-aro; gand-ra (anſer mas); rêð-ra (remex). altn. hâf-ri (avena) doch gibt Biörn. nur den pl. hâfrar an; fôſt-ri (nutritor). mhd. g’alt-er (coaetaneus) Mar. 140; gâland-er (alauda) hab-ere (avena) wofür hab-er (ſtark) Ottoc. 17b; vet-er (patruus); ge-vat-ere (compater); nhd. declinieren vett-er, gevatt - er, hab-er, hamſt-er ſtark. So wie einige der hier auf - geführten wörter der bedeutung und form nach ungewis ſind, da die aſſim. und der durch das - i zweiter decl. gezeugte umlaut die reine ar-form verdunkeln; habe ich einige andere, ohne hinlängliche überzeugung, den ir - und ur - formen beigezählt.

ι) ſchwache feminina, goth. ſvaíh-rô (ſocrus); hvilft-rjô (loculus). ahd. âkal - aſt-ara (pica) âgalaſtra monſ. 412; am-ara (miliaria, avis) jun. 268; halft-ara (capiſtrum); kaneiſt-ara (ſcintilla); lang - ara (deambulatio) monſ. 340. doc. 222a; vol-leiſt-ara (aſſiſtrix) monſ. 343; lûd-ara, lûd-ra (cunae, cunabula, involucrum) hrab. 957a flor. 982b doc. (vgl. altn. lûðr, culeus, ſaccus, arca, ciſtella)*)zugleich auch buccina, tuba; woraus ſich vielleicht die ſage von Aslög erklärt, die als kind in einer harfe (harpa f. lûðr?) herumgetragen wird? vgl. Vaſþr. 35. legja â lûðr.; chuo-mëlht-ara (mulctra) chu-mëlhtra doc. (vgl. Stald. 2, 207. melchtere); vlëdar-mûſt-ara134III. conſonantiſche ableitungen. R. (veſpertilio) jun. 232; nat-ara (vipera); ôſt-ara (paſcha) K, 33a 44b O. I. 22, 5. IV, 9, 8. T. 153, 2. 155, 1. 157, 1; pſîf-ara (tibia) jun. 253. vielleicht tibicina? ; plat-ara (veſica); ſalp-ara (unguentaria) monſ. 325; naht-ſank - ara (degallinatio?) zwetl, 119a; ſpeihh-alt-ara (ſputum) T. 132; ki-vat-ara (commater); viur-ara (ſocaria) monſ. 326; winiſt-ara (ſiniſtra manus)*)die baum - und pflanzennamen affoltera, hieſaltera, weh - haltera ſuche man bei der compoſition, vgl. die note ſ. 122. und ſicher noch andere. agſ. äd-re (vena); bläd-re (veſica); culuf-re (columba) vgl. ſlav. golub; eáſt-re (paſcha) kann ich nicht gehörig belegen, es ſtehet oft eáſtro und eáſtron im pl.; näd - re (vipera); zumahl aber viele auf - eſtre, iſtre, welche mei - ſtens handelnde feminina ausdrücken, z. b. bäc-eſt-re (piſtrix); ëov-eſt-re (ovile); cänn-eſt-re (genitrix); fôſt - re (nutrix); lær-eſt-re (doctrix); milt-eſt-re (meretrix); ræd-eſt-re (lectrix); ſang-eſt-re (cantatrix); ſeám-eſt-re (ſartrix); vëbb-eſt-re (textrix); vit-eg-eſt-re (prophetiſſa) etc. altn. blad-ra; nad-ra; fôſt-ra (nutrix); îſt-ra (adeps); oſt-ra (oſtrea) ſonſt keine auf - ſtra, ſondern piſtrix, canta - trix wird umſchrieben: bakara-kona, ſaungvara-kona. mhd. âgelſt-er (pica); blat-ere; nat-ere; vip-ere; kult-er (culcitra) Parc. 16419. 22723; ganſt-er (oder genſter, gæn - ſter? ſcintilla); gæneſter herrad. 198b; ſchült-er ſchw. decl. Parc. 5642. nhd. amm-er; auſt-er; elſt-er (pica); blatt - er; natt-er; ôſt-ern nur im pl. nnl. add-er (vipera); bladd-er und viele auf - ſter, z. b. bakſt-er (piſtrix); be - del-ârſt-er (mendicula); koppel-ârſt-er (lena); mâkſt-er; nâiſt-er (netrix); voedſt-er (nutrix); zangſt-er, zingſt-er (cantatrix) etc. engl. add-er; bladd-er; culv-er; auch noch einige auf - ſter: ſpinſt-er (filatrix) webſt-er (textrix); da aber letzteres ebenwohl textor, und ſeamſt-er (ſutor) [neben ſeamſt-reß, ſartrix] gameſt-er (luſor) bedeutet, ſo läßt ſich daraus auf agſ. ſchwache maſc. vëbbeſtra (textor) gameſtra (luſor) ſchließen und geht (wie aus dem ahd. hamiſtro, altn. fôſtri) hervor, daß die bildung - ſt gar nicht aufs fem. beſchränkt werden darf [mehr davon hernach beim ST.]

2) adjectiva.

α) erſter declination. goth. ab-rs (validus); fram-ald-rs (provectus aetate) nur der comp. ald-rôza zu belegen; báit-rs (amarus); fag-rs (aptus); mund-rs (vigil, citus?) es kommt nur das ſubſt. 135III. conſonantiſche ableitungen. R. mund-rei vor, deſſen bedeutung nicht recht zu citus paſſet; láus-qviþ-rs (jejunus, eig. losbäuchig); ſnut-rs (callidus); und mit bleibendem a, ohne s: anþ-ar (alius) ſowie die poſſeſſ. ïggv-ar, ïzv-ar, ugk-ar, unſ-ar (1, 783).

ahd. and-ar (alius) ſowie die poſſ. unſ-ar etc.; êrahh - ar? ërahh-ar? (antelucanus) O. I. 19, 31, auch in ahd. urkunden eigenname; heit-ar (ſerenus) hrab. 974b; - rapaƷ-ar (mediocris) monſ. 355; hlût-ar (purus) T. 36, 3. 44, 11; kamb-ar (ſtrenuus) jun. 225; kank-ar (ambu - lans) eigenname in ahd. dipl. und aus gangarari K. 50b zu folgern; lunk-ar (expeditus) jun. 203; mak-ar (exi - lis) mag-er N. 101, 6; munt-ar (vigil) aus dem verbo zu ſchließen; pit-ar (amarus); ſeik-ar (languídus) aus dem verbo zu ſchließen; ſihh-ar (immunis) monſ. 356, beßer wohl ſihh-ur; ſlëff-ar (lubricus, proclivis) Schilt. 746b monſ. 409. auch wohl richtiger ſlëff-ur; ſmëhh-ar (venuſtus) hrab. 961b blaſ. 5a; ſuank-ar (praegnans) jun. 192. O. I, 5, 74; ſuëph-ar (vafer) hrab. 976a; taph-ar (? gravìdus) monſ. 390; timb-ar (obſcurus) N. 17, 10, 13. 96, 2; tûb-ar (ignobilis, ſtolidus) monſ. 396. dûf-ar O. II. 22, 58; vak-ar (pulcher); vinſt-ar (obſcurus); vult-ar (hirtus) fult-ar, fult-er O. IV. 29, 78. vgl. altn. fyldr (hirtus); oder wäre das ſubſt. ? vgl. valter (? dolus) lìe - derſ. 269; vrâƷ-ar (procax) monſ. 356. doc. ; wahh-ar (vigìl) O. IV. 7, 106, 123; weig-ar (faſtuoſus) nach dem ſubſt. zu ſchließen; winiſt-ar (ſinìſter)? ich finde nur das fem. winiſt-ra ſubſtantiviſch und ſchwach.

agſ. nur wenige, die meiſten - or vorzìehend: fäg-er (pulcher); lung-er (celer) aus dem adv. lung-re (con - feſtim) zu ſchließen; mäg-er (macer); oþ-er (alter) des - gl. die poſſeſſ.

altſ. dunk-ar (obſcurus); hêd-ar (ſerenus); lung-ar (celer); oth-ar (alius).

altn. ann-ar (alius); dap-r (obſcurus, languidus); dig-r (craſſus); fag-r (pulcher); gag-r (abſurdus); gîf-r (vehe - mens); ît-r (eximius); lip-r (agilis); mag-r (macilentus); ſnot-r (prudens); vit-r (ſapiens); die poſſ. haben - ar.

mhd. and-er; dimſt-er (obſcurus) Roth. 17a, iſt eigent - lich mnd. ; gland-er (ſplendidus) Parc. 165a 181c Vrib. 3998. 4405. 4511. 4804. 6815 ; hag-er (macer) Vrib. 5106; heiſ-er (raucus) troj. 17758. Ernſt 154; heit-er; klëb-er (viſcoſus) Loh. 136; lung-er (avidus) Wilh. 3. 321b 414a; lût-er (limpidus); mund-er (alacer) MS. 1, 130b troj. 14116. 25111; ſchit-er (fragilis) Loh. 116. (vgl. Stald. 2, 320); ſeig-er (aegre ſtillans) troj. 6916; ſëck-er136III. conſonantiſche ableitungen. R. (? libidinoſus) Tit. 264: lëcker; ſich-er (ſecurus); ſûb-er (purus) Wig. 5435. Barl. 239, 2; ſwang-er; tapf-er (pul - cher, exilis?) troj. 19896. die mon. boica XXIII, 670. haben: handel alſo groß und tapfer (ponderoſus); timb - er (caliginoſus); tunk-er fr. belli 12a; vinſt-er (obſcurus) wack-er (vigil); weig-er (ſuperbus) zu folgern aus weiger - lîch Nib. 2044. 7581; winſt-er (ſiniſter) Parc. 265; zang-er (ſtrenuus) mehrmahls im Tit. und bei Jeroſchin.

mnl. dapp-er (fortis) Maerl. 2, 24; dêmſt-er (tene - broſus) 1, 6; donk-er (obſcurus) 2, 243; weigh-er (ſu - perbus) 2, 213.

nhd. and-er; finſt-er; hâg-er (macer); heiſ-er; heit - er; laut-er; leck-er (delicatus); mâg-er; munt-er; ſaub - er; ſich-er; ſchwang-er; tapf-er (validus); wack-er; in volksmundarten noch andere, vgl. Stald. unter: nuf-er, ſchleit-er, ſtob-er, zimpf-er etc.

nnl. dapp-er; dimſt-er, demſt-er; donk-er; leck-er (lau - tus); ſchrand-er (ſubtilis); têd-er (tener); zwang-er.

engl. dapp-er (agilis)*)zuſ. hang der bedeutungen dieſes adj. in den verſchiednen ſprachen: alacer, fortis, gravis, hebes auf der einen, und alacer, agilis, exilis, venuſius auf der andern.; fai-r; oth-er.

β) zweiter declination, goth. keine; ahd. nur eiv-ari (amarus) N. 10, 7. (eivero adv. 104, 28); ſûp-ari (mundus) aſſim. ſûbiri T. 46, 3. 155, 6; beide von den ſubſt. eiv-ar und ſûp-ar entſprin - gend, daher ſich noch manche andere denken laßen, z. b. drî-wint-ari (triennis). agſ. läf-eld-re (planus); lŷð-re (pravus); ted-re (tener, fragilis); þŷſt-re (tene - broſus) altſ. thiuſt-ri; þri-vint-re (triennis) ebenſo tvelf - vint-re, hund-vint-re (duodecim, centum annos natus); ſŷf-re (ſobrius). mhd. vermag ich weder ein eiv-er noch ein ſiub-er zu beweiſen, vielmehr habe ich, nach dem nhd. unumlaut, ſûb-er zur erſten decl. gerechnet; oder zeigen gute hſſ. ſiuber? Der umlaut im nnl. duiſt-er und zuiv-er beweiſt nichts und das nhd. düſt-er iſt un - hochdeutſch, wie finſter beinahe unniederdeutſch (doch altſ. finiſtri (caligo).

3) verba

α) erſter ſchwacher conjugation, goth. bi-ab-r-jan (ſtupere, percelli); ga-fah-r-jan (f. fag - r-jan, aptare); hugg-r-jan (eſurire); maúrþ-r-jan (oc - cidere); tag-r-jan (flere); tim-r-jan (aedificare).

137III. conſonantiſche ableitungen. R.

ahd. eit-ar-jan (venerare) jun. 254; heit-ar-jan (ſerenare) hymn. 5, 3; hint-ar-jan (impedire); hunk-ar-jan (eſurire) T. 121. 152. hungren, hungrita; murd-ar-jan (necare) monſ. 404. 411. far-murdran, far-murdrit; nid-ar-jan (humiliare) nidiru O. IV. 11, 96. nidarremês K. 26a kanidartêr K. 54a fornidaren T. 39, 2. 193, 1; ſûp-ar-jan (mundare) ſûbiren T. 13, 24; vinſt-ar-jan (caligare) bifinſtrit T. 145; vuot - ar-jan (paſcere) fuotritun T. 152; vluob-ar-jan (ſolari) fluobiren T. 10, 2. 22, 10. 135; zimp-ar-jan (aedificare) zimberrên (aedificent) K. 43b aber 45a zimbrôê (aedificet).

agſ. frôf-er-jan, frêf-rjan (conſolari); glend-r-jan (de - vorare); miſt-r-jan (caligare); hind-r-jan (impedire); ge - nið-er-jan (humiliare); ge-timb-er-jan (aedificare) þŷſt-er - jan (caligare); es iſt gleich ſchwer, ſowohl die er - von der or-form, als die erſte von der zweiten conj. zu ſcheiden.

altn. gehen alle ſolche verba nach zweiter.

mhd. hem-er-en (malleare); hind-er-n; hung-er-n (f. hüng-er-n nach 1, 337.) ver-klüt-er-en? Triſt. Reinfr. 212b; bekümb-er-n; liut-er-n; nid-er-en; ſiub-er-n; tem - er-en Geo. 13a; vuet-er-n; zeh-er-en (lacrimari) cod. pal. 361, 35a mit zeherden (f. zeherenden?) ougen.

nhd. änd-er-n; fütt-er-n; hämm-er-n; hind-er-n; kümm - er-n; läut-er-n; plünd-er-n; ſäub-er-n; erſchütt-er-n; durch ſtänk-er-n; räuſp-er-n; wäß-er-n; zœg-er-n etc.

β) zweiter ſchwacher conjugatíon, goth. nur aíht-r-ôn (mendicare).

ahd. av-ar-ôn (repetere) O. IV. 31, 59; don-ar-ôn (tonare); kank-ar-ôn (degere) gangarôn monſ. 400; kouk - ar-ôn (vacare) caugrôn, gaugrôn K. 49a 60a;*)kobôron O. IV. 31, 60. V. 12, 68. ſcheint undeutſch, aus dem lat. recuperare, franz. recouvrer. laſt-ar - ôn (infamare); maſ-ar-ôn (extuberare) trev. 68a; meiſt - ar-ôn (gubernare) doc. ; op-ar-ôn (differre) jun. 201. monſ. 404; opf-ar-ôn (ſacrificare); ſcap-ar-ôn (conqui - rere) irſcaborôn O. IV. 2, 59; ſmëhh-ar-ôn (polire); ſunt-ar-ôn (ſegregare); tant-ar-ôn (delirare); uob-er-ôn (exercere) N. 118, 23; vlak-ar-ôn (volitare) flagarôn jun. 232 oder vlog-ar-ôn? vgl. vlogorazan monſ. 409.; vord-ar-ôn (anteriorare,? praeire) monſ. 412, bei W. vorderôn (quae - rere); wahh-ar-ôn (vigilare) O. I. 12, 62; ar-wid-ar-ôn (reſpuere) doc. 203a; wunt-ar-ôn (mirari); zimp-ar-ôn (ae - dificare) zimborôn O. II. 11, 74; zoup-ar-ôn (faſcinare).

agſ. viele, darunter auch ſolche, deren ſtamm - or hat: ge-feð-er-jan (pennis inſtruere); ge-fët-er-jan (vin -138III. conſonantiſche ableitungen. R. cire); ſôſt-er-jan (educare); ge-gad-er-jan (colligere); gëom-er-jan (dolere); hlëóð-r-jan (perſonare); hväſt-r - jan (murmurare); hviſp-r-jan (ſuſurrare); ſig-er-jan (triumphare); flum-er-jan (dormitare); vuld-r-jan (glo - riari); þot-er-jan (uluſare).

altn. ohne umlaut: âng-r-a (moleſtare); dap-r-az (aegreſcere); fôſt-r-a (nutrire); gîf-r-a (blaterare); halt-r-a (claudicare); hind-r-a (impedire); hûng-r-a; iôrt-r-a (ru - minare); klif-r-a (clivum aſcendere); lat-r-a (pigreſcere); fkak-r-a (tremere); flât-r-a (mactare); ſmiad-r-a (adulari); ſnot-r-a (ornare); ſvolg-r-a (abſorbere); timb-r-a (con - ſtruere); und-r-az (mirari); das umgelautete feg-r-a (poli - re) ſetzt entw. feg-r-ja voraus, oder gehört, wenn es aus dem compar. ſegri geleitet iſt, gar nicht hierher.

mhd. jâm-er-n (dolere) Nib. 2501. 5601; er-kob-er - en (acquirere) Vrib. 5057; laſt-er-n; meiſt-er-n; er - mord-er-n Nib. 4063, Geo. 42a; murm-er-n; opf-er-n; plod-er-en (ſtrepere) a. w. 3, 22; ſich-er-n; ſum-er-en Gudr. 14a; ſund-er-n; temp-er-n (temperare); vord-er-n (exigere); weig-er-n (renuere) Nib. 1704. fr. belli 17b Loh. 85; wit-er-en MS. 2, 31b 37b; wund-er-n; zeng-er-n (odorare) liederſ. 376: mengern; zimb-er-n; zoub-er-n.

nhd. ack-er-n; ank-er-n; verbitt-er-n; dämm-er-n, f. demmern, d. i. dëmmern, das ä. alſo kein umlaut; donn-er-n; eif-er-n; feu-er-n; fied-er-n; fing-er-n; flack-er-n; flimm-er-n; ford-er-n; gâg-er-n; geif - er-n; gniſt-er-n; hâd-er-n; jammer-n; er-inn-er-n; klett-er-n; klimp-er-n; er-ôb-er-n; plaud-er-n; polt - er-n; polſt-er-n; rûd-er-n; ſchach-er-n; ſplitt-er-n; ſchult-er-n; wand-er-n; wieh-er-n; wimm-er-n; über - wint-er-n; wuch-er-n; zaud-er-n; zimm-er-n; zitt-er-n; zuck-er-n. Es gibt auch einige, deren - er nicht in dem zu grunde liegenden wort, ſei dies nun ſubſt. adj. oder partikel, enthalten iſt, z. b. folg-er-n (concludere) das die frühere ſprache nicht kennt. Sodann ſcheint das einge - ſchobne - r bisweilen den hang nach etwas auszudrücken, z. b. in den faſt nur unperſönlich gebrauchten; mich durſt-ert, trink-ert, ſchläf-ert, läch-ert, lüſt-ert, piſſ-ert, u. a. Ich würde ſie allein der gemeinen volksſprache zuſchreiben, und für unorganiſch nach misverſtandner analogie von: mich hungert, jammert, das maul wäßert, es wittert, wintert etc. gebildet halten*)für ſie ſtreiten doch auch die lat. meditativa: eſurio, par - turio, dormiturio, micturio., ſtünde139III. conſonantiſche ableitungen. R. nicht Vriged. 1833. ein mhd. durſtert zu leſen, das freilich der beſtätigung bedarf (ahd. mih durſtit, ſlâ - fôt), und enthielten nicht auch einige der angeführten altn. verba ſolch ein zwiſchengeſchoßnes - r mit factiti - ver oder frequentativer bedeutung, z. b. haltra, latra. Vgl. vorhin ſ. 119. über - l.

γ) dritter ſchwacher conjugation, intranſitiva, wie es ſcheint, bloß aus adj. gebildet; ahd. hlût-ar-ên (liquefieri) mhd. lût-er-n Triſt. 8149. (verſchie - den von liut-er-n, liquefacere, ahd. hlût-ar-jan); ir - munt-ar-ên (excitari); ir-ſeig-ar-ên (langueſcere) monſ. 343; wohl auch pit-ar-ên (amareſcere) Vriged. 1612. mir bittert. Späterhin verlieren und vermiſchen ſich dieſe bildungen.

[IR] dieſes bildungsprincip, wenn es anders überhaupt ſtatt findet, iſt von ganz geringem umfang. Die goth. ſprache läßt kein ir zu, ſondern ſtatt deſſen - aír, aber nirgends weder beim nomen noch verbum wird aír zur ableitung verwandt, daß vor dem r weggefallen ſei, läßt ſich nicht annehmen. Warum ſollte ein ahd. hualira auf goth. nicht hvalaíra lauten dürfen? Wir werden auch unter den ableitungen mit zwei conſonanten hernach einem goth. - aírna begegnen. Im ahd. iſt kein adj. mit - ir aufzuweiſen, einige ſubſt. und verba ſchei - nen es anzuſprechen. Man muß aber gegen ahd. ir in wörtern, deren goth. parallele fehlt, vorsichtig ſein, ſie könnten aus goth. is, iz entſpringen und gehören dann gar nicht hierher, z. b. das ahd. ahir (ſpica) mhd. eher ſteht für ahis, und wird beim S abgehandelt. Möglich alſo, daß unter den ahd. ir noch einige unbekannte is ſtecken, z. b. daß jenes hualira goth. hvaliſô lautete? Dieſe ſchwierigkeit des conſ. beiſeite geſetzt, kann das ir fehlerhaft für ar ſtehen (z. b. in der ſchreibung flaſtir f. flaſtar, emplaſtrum) und iri aus ari durch aſſim. entſpringen. In umlautbaren wörtern der umlaut bleibt daher faſt das einzige merkmahl und ſelbſt er beweiſet kein ir, ſo oft ein ableitungs-i weggefallen ſein darf. Die wörter, welche hier in betracht kommen, ſind fol - gende: das agſ. bremb-er (vepres) liegt dem üblicheren bremb-el (engl. bramble) parallel; das mhd. æb-er (oben ſ. 51. nr. 540.) Parc. 29a wäre als ſtarkes maſc. oder neu - tr. ahd. âb-ir; für das geſchlecht ſtreitet der ſpätere aus -140III. conſonantiſche ableitungen. R. druck: auf dem æber (a. w. 3, 109). Lachm. vermuthet (ausw. 267) ein ſchw. fem. = ahd. âb-ira. Iſt jedoch jener neuere dat. æber (nicht æbern) hinreichend, uns zu verſichern, daß nicht âbiro (ſchw. maſc. ) die echte form war? und wäre ſies, ſo dürfte auch âbiro f. âbirjo, âbarjo ſtehen, wie vetiro für vatarjo (vorhin ſ. 133.)? oder iſt æber ein neutr. zweiter decl. ahd. âb-iri f. âb-ari? In einer wie der andern annahme fiele das wort der ar-form anheim. Darin beſtärkt ſogar, daß man in Graubündten ſpricht: es âbert (nix ſolvitur). Bei den weiteren beiſpielen ſtelle man ſich ähnliche oder gleiche[ſchwierigkeiten] vor: treſt-ir (vinacea, floces, acini) jun. 195. monſ. 338. 400. treſt-er N. 8, 1. (ſchwerlich pl. neutr. da der ſg. traſt doch vorkommen müſte) meƷ-ir, meſſ - ir? neutr. (culter)? blaſ. 49a trev. 43b mhd. meƷƷ-er; die ſchw. maſc. chev-iro (bruchus) trev. 15a, doch N. 104. 34, 35. chev-ir, chev-er; mhd. kev-ere jun. 270.; nhd. kæf-er; heig-iro (caradrion? alcedo) monſ. 412. doc. heig-ir; hreig-iro (ardea) agſ. hrâg-ra, mhd. reig-er. accar-bi-gengir-o (agricola T. 167, 1. vgl. for-leit-ero (ſe - ductor) T. 215, 2. (f. bigengeri, forleiteri?) Die ſchw. fem. hual-ira (balaenae, dentix) flor. 986b 988b (gl. blaſ. 70a walirim trev. 13a walrin f. walirûn balaenae) jun. 278. walre unterſchieden vom maſc. hual, wal (cetus) altn. hvalr, agſ. hvät; el-ira (alnus) monſ. 414; ſleng-ira (funda) blaſ. 46b zund-ira (iſca? fomes) flor. 988b zundera trev. 51b, auch agſ. þyndre (fomes). Ueber mart-ira, welches ſtark decliniert, nachher. Im fünften cap. wird das ahd. adv. vurd-ir (amplius, porro) angeführt, davon ſtammt vurd - r-jan (promovere) mhd. vürd-er-n Wig. 23. 1432. nhd. förd-er-n, verſchieden von dem vorhin angegebnen vord - ar-ôn, vord-er-n, ford-er-n (exigere) dem ein adv. vord - ar (ultra) unterliegt, das ich ahd. nicht nachweiſen kann, das aber agſ. furð-or, engl. furth-er lautet, woneben kein fyrd-er gilt, wohl aber fyrð-r-jan (provehere). Näher beſehen iſt alſo vurdir aus vurdiri (monſ. 398.) gekürzt, dies aber aſſim. von vurdari und allcs gehört zur ar-form. Auch das mhd. enk-er (anchora), deſſen ſich einzelne dichter ſtatt ank-er bedienen, deutet auf kein urſprüngliches - ir, vielmehr wohl auf ein neutr. anh-ari, aſſim. anh-iri, enh-iri, beſtätigt durch das altn. neutr. akkeri, vgl. oben ſ. 133.

[UR] gothiſch gilt wiederum aúr für ur, kommt aber ſo wenig als aír in irgend einer ableitung vor. In -141III. conſonantiſche ableitungen. R. zwiſchen iſt die ur -, or-form der übrigen ſprachen vor - handen, obgleich ſchwankend in ar.

1) ſubſtantiva

α) ſtarke maſc. ahd. nur cheiſ-ur (caeſar) nach dem dialecte einiger, vgl. altſ. kêſ-ur, cheiſ-ur-ing (Hild. ) und keiſ-or, keiſ-ores O. I. 11, 38. IV. 24, 12. 27, 19; ëb-ur (aper) ſt. ëb-ar; mëjur (villicus) jun. 255; ſuëh-ur (ſocer).

agſ. ald-or (ſenior); anc-or (anchora); bald-or (prin - ceps) brôð-or (frater); cëaf-or (ſcarabaeus); cult-or (cul - ter); êg-or (aequor); viell. neutr. ? ; ëof-or (aper); ham - or (malleus); hung-or (fames); hlëóð-or (ſonus); hlëaht - or (riſus); laſ-or (lolium); lëaht-or (crimen); rod-or (ae - ther); ſig-or (victoria); ſvë-or (ſocer); tac-or (levir, fra - ter mariti vel uxoris); tap-or (cereus); vôc-or (fructus).

altn. etwa nur iöf-ur (rex) tîv-or (? Völuſpâ 36.) und vët-ur (vgl. 1, 663.) neben vët-r.

β) ſtarke feminina. ahd. lëff-ura (labium) T. 84. and. lëp-ora; nat-ura O. V. 12, 97. N, 101, 6; altn. lif-ur (jecur).

γ) ſtarke neutra. ahd. triſ-ur (theſaurus) nach tri - ſur-hûs (aerarium) jun. 195. zu ſchließen, vgl. franz. tre - ſor, die übrigen quellen haben triſ-u, trëſ-u, drëſ-u, gen. triſ-ewes; vermuthlich auch das noch unbelegliche vëƷ - ur (compes).

agſ. ât-or (venenum); fët-or (compes); gald-or (ve - neficium); pund-ur (pondus); ſëolf-or (argentum); tëlg - or (virgultum); tud-or (ſoboles); vund-or (miraculum).

altn. fiöt-ur (compages); und-ur (miraculum).

δ) ſchwache maſc. ahd. tut-uro (vitellus) zwetl. 135a dod-ero jun. 284.

ε) ſchwache fem. ahd. chihh-ura (cicer) monſ. 327. der pl. chihh-ur-jûn.

2) adjectiva. ahd. ſihh-ur (ſecurus) altſ. ſik-ur (purus); ſlëf-ur (lubricus, nhd. ſchlüpf-er-ig). agſ. dunc-or (obſc. ); gëom-or (moeſtus); hâd-or (ſerenus); mim-or, ge-mim-or (memor, notus) ſlip-ur (lubricus); ſnot-or (prudens); ſtul - or (furtivus); ſvanc-or (gracilis) Beov. 163; vacc-or (vi - gil). altn. haben keine maſc. der ar-form nach dem aſſimilierten fem. - ur (ſt. - uru, aru) das - ur und den umlaut angenommen, d. h. man ſagt nur fagr, dapr nicht fögur, döpur (fögurr, döpurr), wie þögull (ſ. 118.)

142III. conſonantiſche ableitungen. R.

3) verba zweiter ſchw. conj. ahd. murm-ur-ôn murmurare) jun. 239.; ſihh-ur-ôn (excuſare) T.; vielleicht auch vëƷ-ur-on (vincire) wofur vëƷ-ar-ôn hrab. 958b; die agſ. verba ziehen im inſ. - er dem - or vor, und ſind daher vorhin ſ. 138. ange - führt. altn. fiöt-r-a (vincire).

[IER, YR, IUR] finden bloß ſtatt in einzelnen frem - den wörtern. Maſc. auf - ier, mhd. beſchelier (franz. ba - chelier) troj. 27a 28c; ſoldier: degenſier Parc. 5c 6c Geo. 4a; ſchevalier; harpiers Triſt. 96b; Wolfr. gebraucht auch - irre in aſtronomirre Parc. 184b; chrigirre Pare. 8b; floitirre Parc. 3b; partirre (fallax) Parc. 71c; patelirre Parc. 44b Wilh. 2, 101a. Statt partirre ſtehet Triſt. 60b parâtiere oder partierære. Nhd. gilt dieſes - ier ſtatt des deutſchen - er in falkenier (mhd. valkenære, d. i. falkner) juwelier, kämmerier und nnl. almôſenier, valkenier, ja deut - ſche wörter ſind mit der ausländiſchen ableitung verſehen worden: hovenier (hortulanus, altſ. hof-ward) tuinier (idem) kruidenier (pharmacopola); engl. chandelier, ſoldier etc. Starke fem. auf - iere: mhd. baniere (vexillum); ameſiere Parc. 4896. 4967; ſurziere u. a. m. ſtarke neutra: ba - nier; hærſenier; refier; turnier etc. Schwache verba zweiter conjug. mhd. nhd. auf - ieren in menge: parlie - ren, ſchantieren, turnieren etc.; mnl. nnl. auf - êren, ſchwed. auf - êra.

Alle dieſe - ier reißen erſt ſeit dem 13. jahrh. ein, und ſind der älteren ſprache unbekannt, welche nur einige, an ihrem ort verzeichnete, fremde - ur aufgenom - men hatte. Mhd. werden auch fremde maſc. auf - iur, - ùr, ſem. auf - iure, ûre eingeführt, deren ſchwanken, weil der ganze gegenſtand nicht in die deutſche wortab - leitung gehört, ich hier übergehe. Da martira (marty - rium) nhd. marter eigentlich ein fremdes y, kein i hat, ſo ſcheint ihm deshalb der umlaut zu gebrechen; vgl. martyrâ (martyres) O. V. 23, 122. Im nhd. märterer rührt der umlaut nämlich aus dem i in - âri (marterâri).

Anmerkungen zu den r-ableitungen

a) auch das ableitende r iſt, gleich dem I und aus demſelben grunde, gewöhnlich leicht zu kennen. Wör - ter in denen es, wegen ſyncopierter ſpiranten, anſchein143III. conſonantiſche ableitungen. R. der wurzel hat*)ahd. tio-r, altn. dŷ-r (fera) ſcheint dem S. zu gehören vgl. goth. diuh-s? mehr davon an ſeinem ort., ſind: ahd. viur, altn. ſŷr (ignis) f. viuw-ar? agſ. tëar f. täh-er, ahd. zah-ar, goth. tag-rs, gr. δάκ-ρυ, lat. lac-rima; engl. fair f. fah-r, fag-r, agſ. fäg-er, goth. fag-rs und fah-rjan; engl. ſtair, agſ. ſtäg - er; dän. ſeir, ſejr (victoria) f. ſig-er.

b) häufiger als das l fehlt das ableitende r der einen mundart, während es die andere beſitzt, bei gleichen bedeu - tungen. Das goth. vat-ô lautet ahd. waƷ-ar, agſ. vät-er; das goth. vulþ-us ahd. wold-ar, agſ. vuld-or; das altn. œg-ir (gen. œgis) agſ. êg-or (vgl. lat. aequ-or); das agſ. mearð (martes) ahd. mard-ar; das ahd. ſik-u agſ. ſig-or, altn. ſig-r (gen. ſigrs); das mhd. heƷ (veſtitus) agſ. hät-er; das nnl. mes (culter) nhd. meſſ-er; das agſ. ſecg ahd. ſah-ar; das nhd. mord goth. maúrþ-r, ahd. mord-ar; das altn. laſt ahd. laſt-ar; das agſ. vulf (lupus) beſteht neben vulf-er (lupus) miſt-rjan (caligare) neben miſt-jan etc. Die beiſpiele lehren, daß kein dialect dem - r gerade geneigt oder abgeneigt ſei; jeder hegt oder verwirft es für einzelne wör - ter. Wie alt muß es daher ſein, wenn es ohne dem ge - nauen ſinn abzubrechen in ihnen bald haften, bald fehlen darf. Die meiſten r-ableitungen führen es freilich durch alle dialecte; ein môd, muot f. môdor, muotar würde in keiner deutſchen ſprache verſtanden werden, ſo wenig als mat im lat. für mater, doch dem Litthauer iſt mote, dem Slaven mati (wenigſtens im nom. ) ohne r zuläßig.

c) wechſel mit andern ableitungsconſonanten. Zwi - ſchen r und l; davon oben ſ. 119., hier noch einige bei - ſpiele: ſtatt des agſ. bremel, brembel (rubus) ſteht Cädm. 63. 2. brember; das nhd. ſchüttern, erſchüttern iſt ſtärker als ſchutteln, doch ſtammeln einerlei mit ſtammern das mhd. wiſpeln (ſibilare, vgl. ſlangen-wifpel weltchr. caſſ. 31c, wiſ - pel-wort MS. 2, 202b) das engl. whiſper agſ. hviſprjan (ſu - ſurrare); das agſ. hväſtrjan (murmurare) verwandt mit hviſtljan, engl. whiſtle (ſibilare) vgl. die nhd. liſpeln, fliſpern, flüſtern; für viſcera, inteſtina gilt der ahd. ausdruck innô - dilu (pl. neutr. vom ſg. innôdili) jun. 209. T. 4. 18. **)inôbli doc. 221a ſchiene verderbt, wenn nicht altn. innîfli vorkäme; die wurzel iſt inn (das innere, innerſte) wovon ohne l oder r ableitung agſ. innôð, pl. innôðas (viſcera), vgl. innôdi jun. 231. innadir (?) doc. 221a ob eine compoſ. inn-âdara eintrete? bezweifle ich. Vielleicht klärt auch das noch ungewiſſe goth. haírþra (σπλάγχνα), hilem. 5, 12. auf, vom ſg. haírþr.144III. conſonantiſche ableitungen. R. neben innuadri (= innuodri, innôdri) jun. 184, ſpäter ina - dere, inedere, trev. 9b jun. 263. 276. Zwiſchen r und n; ahd. waƷ-ar (lat. ud-or) altn. vat-n, vgl. mit goth. dat. pl. vat-n-am (1, 609.); mhd. îſ-er (ferrum) jun. 291. 292. 335. und Wolfr. îſer unterſchieden von îſ-en, nhd. eiſ - en, doch die ältere form ſcheint beide conſ. zu verbin - den, goth. eiſ-arn, ahd. îſ-arn.

d) ſehr viele ahd. agſ. altn. wortbildungen, die mit - r abgeleitet ſcheinen, gehören, wie uns die goth. mund - art, zuweilen die altn. lehrt, zu den S-ableitungen, na - mentlich alle comparativiſchen wörter und alle mit para - gogiſchem - ir. Inſinitive, wie die nhd. beßern, mindern, begeiſtern, bebändern etc. ſind darum unten beim S an - zuführen.

e) die einſchränkung, vielleicht gänzliche abweſen - heit der ir-ableitungen iſt beachtungswerth, da das il einen breiten raum einnimmt. Es könnte ſcheinen, als habe dîe ſprache den (anm. d. gemeinten) zahlreichen pſeudo - ir freieres ſpiel laßen wollen, doch dies erklärt nichts, denn der Gothe hat keine aír-ableitungen, unge - achtet ſie ſeine iſ-ableitungen gar nicht ſtören würden.

f) da ſich faſt keine maſc. auf - alî, ali finden, viele auf - il; umgekehrt viele auf - arî, ari, keine auf - ir; ſo entſpringt die vermuthung: ob nicht alle - il durch kürzung und aſſim. aus - ali hervorgehen könnten? Scheint doch das nhd. wärter (aus wartari) dem nhd. keßel (aus cheƷil) ziemlich parallel? Ich halte dieſe muthmaßung für verwerflich. Das goth. katils iſt von maþleis ſcharf geſondert, und ſo wenig katils aus katleis ſtammt, kann aus maþleis maþils werden. Selbſt der unterſchied zwi - ſchen nhd. ä und e lehrt es uns, daß weder käßel noch werter darf geſchrieben werden (1, 522.)

g) vielleicht eher ſind einige - ur, - or aus aſſimilation und apocopiertem vocal deutbar, z. b. ahd. ſuëhur, ſuë - hor aus älterem ſchw. ſuëhoro, f. ſuëharo, goth. ſvaíhra, vgl. lat. ſocerus neben ſocer. Oder altn. vëtur, hûn - gur aus goth. vintrus, huhrus, f. vëturu, hûnguru? Dergleichen bleibt höchſt unſicher, wird auch durch vie - les nicht beſtätigt, z. b. dem ahd. cheiſur würde dann eher ein goth. káiſarus entſprechen, lautet aber káiſar.

145III. conſonantiſche ableitungen. M.

ableitungen mit M.

es finden nur am und um ſtatt, kein im.

[AM] der vocal im goth. altn. agſ. überall wegge - laßen; im ahd. und altſ. (vgl. das mnl. 1, 467. 489. ) nur noch nach r geduldet, bald auch unterdrückt. In den meiſten m-ableitungen, zumahl bei vorausgehendem l, r und langem vocal fügt ſich das m ſo nahe an die wur - zel, daß es ſelbſt neue ablautsformeln zeugt (nr. 516. 517. 611.). Die am - ableitungen liegen daher oft ver - ſteckt, im gegenſatz zu den l und r-ableitungen. Ich wage es in den formen áum, áim, - ôm ableitendes - m nachzuweiſen, d. h. ſie auf wurzeln iuhan, iuvan; eihan, eivan etc. zu beziehen. Erſt dadurch kommen die ablei - tungen mit - m in ihr gleichgewicht; ſie würden ohne das an zahl und einfluß unerklärlich hinter denen mit l und r zuruckbleiben.

1) ſubſtantiva

α) ſtarke maſculina, goth. ar-ms (brachium, wurzel etwa nr. 571b?); bag-ms (ar - bor) für bavms, bauvms? *)wurzel vielleicht biuvan (aedificare) da man mit bäumen, balken baut?; bar-ms (gremium, wurzel nr. 325.); máiþ-ms (donum, wurzel nr. 166?); vaúr-ms (ver - mis, wurzel vielleicht nr. 572., neuen ablaut zeugend nr. 611.)

ahd. ar-am (brachium); dar-am (ile); dou-m (vapor) thaum jun. 191. toum doc. 239a vgl. ſerb. tama (nebula); hal-m (feſtuca, calamus, culmus, wurzel nr. 314.); har - am (luctus) vgl. har-ac (lugubris); hël-m (galea, wurzel nr. 314.): hei-m (domus), der acc. heim dauert adver - bialiſch fort**)wurzel ſcheint ein verlornes heivan, háiv oder heihan, háih (498c 515b) fovere, domi eſſe? vgl. goth. heivafráuja οἰκο - δεσπότης) ahd. hîha (ſponſa) ka-hei (cauma) altn. (manſio ſe - cura domus) mhd. hîen (nubere) ahd. hîleih (connubium) u. a. m., háim alſo für háihm, heim f. heiham, heiwam? kal-m (ſonitus) K. 43a galm O. V. 19, 50. (wurzel nr. 67.); mël-m (pulvis) T. 44, 7. (wurzel nr. 560.); par-am (ſinus) altſ. bar-am (wurzel nr. 365.); po-um (arbor) aus paum, pagam? ; qual-m (nex, wurzel nr. 315.); ſou-m (ſarcina und ora monſ. 321.)***)wurzel ein verlornes ſtarkes ſiuvan, ſiuhan (ſuere) ſoum f. ſôham? die doppelte bedeutung ſutura und onus erklärt das lat. ſarcina (laſt, bündel) von ſarcio (ich nähe, binde) wie laſt von liſan nr. 290. colligere; vgl. auch mit ſaum das gr. σάγμα.; ſcër-mK146III. conſonantiſche ableitungen. M. (protectio) N. 26, 4, 5.; ſtrou-m (torrens); ſtur-m (pro - cella); ſuar-am (turba, wurzel nr. 328.); ſuil-m (ſopor, wurzel nr. 317.) jun. 225.; trou-m (ſomnium); tual-m (ſopor, wurzel nr. 316.); var-am (filix) doc. 240b; vlou-m (floum O. V. 1, 42. wohl nicht colluvies, φλέγμα, ſon - dern exilium, miſeria, wurzel nr. 270. f. vlôham? goth. þláuhms?); wur-m (vermis); zou-m (habena), funiculus, was zieht oder gezogen wird, wurzel nr. 269. f. zôham, goth. táuhms?).

agſ. æð-m (halitus); beá-m (arbor, trabs, tuba); bëarht-m (ſplendor, viſus, Beov. 133. fragor Cädm. 52, 12.) altſ. iſt brahtm neutral; bëar-m (gremium); bot-m (fundum); cvëal - m (peſtis); dreá-m (jubilum, canor, modulatio)*)wichtig für die geſchichte der bedeutungen, daß das agſ. dreám nie ſomnium ausdrückt, wofür ahd. troum, altn. draumr, ja ſogar engl. dream allgemein gilt (agſ. für ſomnium ſvëfen,; gehört eá-m (avunculus) hierher? ; ëar-m (brachium); fäð-m (cu - bitus); fëar-m, fëor-m (coena, victus); fleá-m (ſuga, exi - lium, elend); gël-m (manipulus); gleá-m (jubar, coruſca - tio); hâ-m (manſio); hëal-m (culmus); hëar-m (calamitas); hël-m (caſſis); hreá-m (clamor); ſeá-m (ſutura, onus); ſtreá-m (torrens); ſvëar-m (examen); teá-m (ſoboles, was erzogen wird); þëar-m (inteſtinum); väſt-m (fructus); vël-m (fer - vor); vyr-m vermis).

altn. ar-mr; bad-mr (arbor = bag-mr?); bar-mr; drau-mr; fad-mr (ſinus, f. fag-mr?); far-mr (onus nau - ticum); fël-mr (metus); glau-mr (ſtrepitus vgl. nr. 517.); hâl-mr (ſtipula); heim-r (domus); hiâl-mr (galea); hlió - mr (ſonus); hôl-mr (inſula); mâl-mr (metallum); meið-mar (pl. opes); or-mr (vermis); ſau-mr (ſartura); ftrau-mr (fluxus aquar. ) taum-r (habena); þar-mar (pl. ilia).

mhd. ar-m; bou-m (arbor, trabs, vinculum Geo. 19b 49a); dar-m; gal-m, gël-m; hal-m; har-m (aerumna) unüblich; hël-m; mël-m; qual-m; ſchër-m, ſchir-m (pro - tectio); ſou-m (ſartura) Parc. 59a, onus Parc. 70b); ſwar-m; trou-m; tou-m (vapor) Karl 128b; twal-m Bit. 128b; var-m Parc. 107b; 111a. b.; zou-m.

β) ſtarke feminina goth. nur hái-ms (vicus) vgl. 1, 605. ahd. kou-ma (epulae und cura) vol-ma (manus) J. 367. durch παλάμη, palma beſtätigt; beide kouma und volma in ſchw. decl. ſchwankend. altn. gâl-m (ruga); miöð-m (coxendix); ſkâl-m (framea). mhd. gou-me.

147III. conſonantiſche ableitungen. M.

γ) ſtarke neutra nhd. gedär-me, geſchwär-me, ge - wür-me etc.

δ) ſchuache maſculina goth. ah-ma (ſpiritus) vgl. ahjan (cogitare); aha (mens) blô - am (flos)*)welche ſpirans iſt ansgefallen? ſieht es für blôſ-ma nach dem agſ. (vgl. flos, ſloris f. floſis? Schn. 1, 342. 343. )? oder für blôh-ma? vgl. ahd. pluohan (florere) oder für blôv-ma? vgl. agſ. blôvan (florere). glit-ma (nitor) folgere ich aus glitmunjan (nitere); hiuh-ma (turba); laúh-ma (ſplendor) bloß gefolgert aus laúh - muni (fulgur); hliu-ma (auris); mal-ma (pulvis); milh - ma (nubes); ſkei-ma (lucerna) von verlornem ſtamm. ahd. ah-amo (mens) finde ich zwar nicht, ſchließe es aber aus mhd. ach-me, ja nhd. ah-men in nâch-ahmen (imitari); chî-mo (germen) wäre goth. kei-ma von kei-an, kai? vgl. 1, 854. 855. und unten bei ST cheiſt (ger - men)**)ſteht keima f. keiſma ſo vergleicht ſich das lat. germen (f. geſmen) vollkommen.; chuh-mo (cacabus) monſ. 325. 383. doc. 208a wo überall der acc. chuhmun, ſo daß es auch weiblich ſein könnte? vielleicht fremdes wort, vgl. κύμβη (trink - gefäß) nhd. kumpf; deihſ-amo (fermentum) deiſ-mo K. 20a theiſ-mo T. 74, 1. wurzel nr. 197. fram-dêhſ-mo (profectus) monſ. 355; har-amo (migale) monſ. 322; joh - hal-mo (lorum) monſ. 347. 357. 366 ; klei-mo (nitela) gleimo doc. 216a; kliz-amo (nitor) glizemo N. 103, 15; lîh-mo (corpuſculum) monſ. 408., vielleicht verſchrieben f. lîh-hamo? ; har-amo (migale) monſ. 422; kiu-mo, giu - mo (faux); niu-mo (modulatio) ein dunkles wort bei N., auf dieſem wege vielleicht zu deuten; pêd-emo (pepo, melone) jun. 330. pfedemo trev. 21a fedema (l. fedemo) blaſ. 61a, doch trev. 19a blaſ. 57a pebenun (melones) was freilich näher zum lat. wort und dem oberd. pfebe ſtimmt; pëſ-amo (ſcopa) monſ. 334; pluo-mo (flos) bei einigen weiblich; phraſ-amo (uſura, foenus) T. 149. 150, wo der dat. phraſamen ſchwerlich pl., ſo daß das maſc. zweifel - haft wäre, indeſſen ſteht jun. 309. praſeme und niederd. pſalm. 54, 12. priſma (uſura) 71, 14. priſmon (uſuris); proſ-amo (mica) broſmo O. III. 6, 93; riu-mo (lorum); ſiſ-omo (muſcus) monſ. 400. vermuthl. ſeſamum; roſ-amo (aerugo) hrab. 974a roſ-omo K. 58a verhält ſich zu roſt wie vorhin cheiſamo zu cheiſt; rôt-amo (rubor) monſ. 412; ſcal-mo (peſtis) jun. 219; ſcî-mo (ſplendor); ki -*)altſ. ſuëƀan. Hielt man den traum für geiſtige muſik, frohe be - täubung der ſeele? vgl. Nib. 7376. enſweben (einſchläfern durch ſüßes fideln) und entzückung: freude, jubel.K 2148III. conſonantiſche ableitungen. M. ſmah-mo (ſapor) geſmagmo N. 77, 8; wahſ-amo (incre - mentum, fructus) J. 396. (wo zu leſen waxſmun, oder fona waxſmin) jun. 205. wirceb. 981a T. 4, 3. O. I. 16, 15. IV. 10, 13; zaſ-amo (fibra) N. (Stald. dial. p. 185).

agſ. bëſ-ma (ſcopa); blôſ-ma und blôſt-ma (flos); flŷ - ma (profugus); gläd-ma (glaudium)? Beov. 30; hoð-ma (nubes) Beov. 183; lëó-ma (lux); ôm-a (ignis ſacer, ru - bigo); rëo-ma (ligamentum) ſcî-ma (coruſcatio); ſmëd - ema, ſmëd-ma (ſimilago); tî-ma (tempus, wurzel nr. 195, goth. etwa teîh-ma, was verkündet, angeſagt wird?); vað-ema (fluctus, oceanus); þæſma (fermentum).

altn. blô-mi (flos); tî-mi (tempus).

mhd. ach-me (ſpiritus) bloß cod. pal. 361, 22d leſe ich den gen. achmens (f. achmen?); balſ-em, balſ-me (balſamum); biſ-eme (moſchum); bëſ-eme (ſcopa); bluo - me; broſ-eme, broſ-me (mica) Barl. 85, 32; deiſ-me, dêſ - me jun. 281; ſchël-me (peſtis).

mnl. blix-eme, nnl. blix-em (fulgor) und ſchon altſ. blicſ-mo; nnl. bloeſ-em, bloeiſ-em (flos); dêſ-em, dêgſ - em (fermentum).

nhd. (mit übergängen in ſtarke form, auch in das fem. ) bêſ-en f. bêſ-em; blû-me; die beibehaltung des tieftonigen a in broſ-am (mica) und oberdeutſch deiſ-am, teigſ-am (fermentum Daſyp. ) vergleicht ſich dem nhd. muͤhſal, irrſal (oben ſ. 107.), man dachte wohl auch an die adjectivbildungen mit - ſam oder gar an ſâme (ſemen) und hörte ein bro-ſam, deig-ſam in jenen wörtern oder hatte die endung der fremden wörter balſam, bîſam, chrî - ſam einfluß? Nicht unähnlich iſt auch das engl. beſom, bloſſom, nur allgemeiner (ſ. unten bei der um-form). In dia - lecten dauert ge-ſchmach-en (ſapor) f. - em (Schm. §. 1046.)

ε) ſchwache feminina; vielleicht goth. ïu-mjô (grex); ahd. zuweilen kou-ma und pluo-ma auch wohl broſama, vgl. blaſ. 96a trev. 54a; agſ. bŷ-me (tuba); fol-me (palma); altn. âl-ma (ſcapus hami); broſ-ma (inſectum quoddam); ſkâl-ma (ſo viel wie ſkâlm).

2) adjectiva ahd. ar-am (miſer) agſ. ëar-m, altn. ar-mr*)das adj. und ſubſt. arm wahrſcheinlich einer wurzel; ar-m der arbeitende, mühſelige knecht; ar-m das arbeitende glied. Ul - filas hat zwar arman (miſereri) aber kein adj. arms, indem er〈…〉〈…〉 τωχός ſtets durch un-lêds überſetzt, agſ. un-læd.; goth. us - fil-ms oder nur ſchwach us-fil-ma? (pavidus) vgl. das149III. conſonantiſche ableitungen. M. altn. ſubst. fël-mr (pavor); ahd. war-am (calidus) altn. var-mr; altn. ôl-mr (furioſus); ſkil-mr (quaſſatus, tritus) vgl. ſkâlm; vielleicht altn. au-mr (miſer) nau-mr (angu - ſtus. parcus) rû-mr (amplus) u. a. m. deren beſtätigung uns noch verborgen liegt.

3) verba

α) erſter ſchw. conj. goth. gáu-m-jan (obſervare) var-m-jan (calefacere). ahd. ka-hir-m-jan (quieſcere, ceſſare) jun. 188. N. 57, 8; kou-m-jan (obſervare); ſcir - m-jan (protegere) war-am-jan. agſ. drŷ-m-an (jubilare); gŷ-m-an (obſervare); flŷ-m-an (in exilium mittere); ſŷ - m-an (onerare) ſtyr-m-an (furere); vyr-m-an (calefa - cere); yr-m-an (miſerum reddere). altn. drey-m-a (ſomniare); gey-m-a (cuſtodire); gley-m-a (obliviſci); ſey-m-a (conſuere); ſtrey-m-a (fluere); tey-m-a (fune ducere). mhd. blue-m-en (floribus ornare); gou-m-en; ſchir-m-en; ge-hir-m-en En. 7805. 12324; ſou-m-en (onerare); wer-m-en (calefacere). nhd. bäu-m-en; bl[ü]- m-en; här-m-en; ſäu-m-en (ſuere); ſchwär-m-en; träu-m-en; wär-m-en; zäu-m-en.

β) zweiter ſchw. conj. ahd. kou-m-ôn (prandere) K. 44b; niu-m-ôn (modulari) N. agſ. æð-m-jan (exae - ſtuare); fäð-m-jan (manu complecti). mhd. bëſ-em-en (ſcopare); balſ-em-en (nhd. balſamieren); biſ-em-en MS. 2. 131b; kriſ-em-en, chriſ-em-en (ungere, baptizare); ziſ-em-en (ſequi, imitari) Loh. 167. und Tit. (in einer ſtelle, wo der falſche reim biſem: ziſem zu ändern iſt in biſemen, acc. ſg. und ziſemen). nhd. nach-ah-m-en (imitari) der frühern ſprache unbekannt.

γ) dritter, goth. ar-m-an (miſereri); ahd. ar-par - am-ên (miſericordia moveri); ar-war-am-ên (calefieri); agſ. vëar-m-jan (calere). mhd. nhd. er-bar-m-en,

β. γ) agſ. und altn. fallen zweite und dritte conj. zuſammen: blôſ-m-jan (florere); bŷ-m-jan (buccinare); fëar-m-jan (victum praebere); ôl-m-az (furere); ſau-m-a (ſuere).

Manches bleibt hier ſchwer zu beſtimmen und unſi - cher; volksmundarten liefern untergegangene verba, vgl. z. b. Schm. §. 1068. gal-m-en; geid-m-en (laudare) f. göudmen, von mhd. göuden); ſur-m-en (ſuſurrare, ſur - ren).

150III. conſonantiſche ableitungen. M.

[UM] der vocal bleibt im goth. wie im ahd., doch ſchwankt in letzterm das u in a, theils wirklich, theils durch verwechſelung der ähnlichen ſchriftzüge; die mei - ſten agſ. wörter der um-form ſind zur m - (am -) form übergetreten, im engl. gilt aber - om. Merkwürdig, daß alle wortbildungen auf - um dem altn. gebrechen*)häufig geht dem - um ein ahd. d -, agſ. ð - voraus; daß dieſes unwurzelhaft, jedes dieſer wörter alſo zweifach abgeleitet ſei, z. b. vadum ein vahadum, widum ein wihadum vorausſetze, wird unten beim þ entwickelt..

1) ſubſtantiva,

α) ſtarke maſculina, keine gothiſche; ahd. ât-um (ſpiritus) hymn. mat. gl. jun. 252. ât-am doc. richtiger mit der media âd-um ατμός J. 356; chrad-um (ſtrepitus) gl. jun. 250. wo chrad-un; eid-um (gener) monſ. 411. jun. 207; pod-um (carina) jun. 187. auch wohl pot-am, da der bodenſee in alten urk. lacus potamicus heißt; puoſ-um (ſinus) jun. 207. T. 39, 1; vad-um (filum) fad - um O. IV. 29, 82; wid-um (dos) verſchieden von, oder neben der ſchw. form? gl. monſ. 373. wid-am-huopa (ager dotalitius?). agſ. nur zuweilen wird bôſ-um, bôſ - om (ſinus) meiſtens bôſ-m, ſo wie æð-m (ſpir. ) und fäð-m, umgekehrt mâð-um (Beov. 154.) f. mâð-m geſchrieben; ob ëald-om (ſenectus, Oroſ. p. 69.) hierher zu rechnen ſei oder für ëald-dôm ſtehe? davon hernach, doch nie finde ich ëaldm; fult-um (auxilium)? oder ful-tum f. ful - dôm? mhd. ât-em, im reim auch ât-en; ërd-bid-em (terrae motus) gefolgert aus dem verbo er-bid-em-en; bod-em (fundus) kommt nicht mehr vor, ſondern ſchon die abſchwächung bod-en (in boden-ſê, erd-boden); brod - em (vapor, odor) prad-em Loh. 192. ſpäter auch frad - em**)bradem Tit. 387. etwas anders, etwa praſem (πράσιος) ein grüner edelſtein, En. 8251.; buoſ-em (ſinus) Triſt. 8949. Mar. 39. bei Conr. ſchon buoſ-en; eid-em (gener); krad-em (ſonitus) Parc. 12175. Geo. 1550. Nib. 2428. Loh. 127; lud-em (tumul - tus) Nib. 3777. Loh. 110. ſpäter lud-en (Petz); lud-em? lûd-em? (animal ignotum) Nib. 3829; ſvad-em (exhalatio) MS. 2, 219a; vad-em (filum) ſpäter vad-en; wid-em (dos) die ſtarke form noch zweifelhaft, Karl 119b zwar: mit widem (e) wol beriet, doch könnte leicht widemen ſtehen müßen, aber jüngere ſtellen bei Oberlin liefern den gen. widemes (dotis). nhd. âth-em, ôth-em (ſpir.);151III. conſonantiſche ableitungen. M. ſelten brôd-em (vapor) hingegen bôd-en; bûſ-en (noch im 17. jahrh. öfter bûſ-em); fâd-en; ſchwâd-en, die übri - gen veraltet, mit tiefton aber eid-àm (gener) und als ſcheinbares comp. wit-thûm (vidualitium*)mit eidàm vorhin ſ. 148. broſàm und rinnſal ſ. 107., mit wit - thûm f. widum, widèm (während das verbum widmen blieb) her - nach unten beim þ heimàt, armût etc. zu vergleichen.. engl. nicht allein boſ-om, bott-om, ſondern auch in andern - om, die eigentlich der am-form gehören: beſ-om, bloſſ-om.

β) ſtarke feminina goth. mid-uma oder mid-ums (μέσον)? es kommt allein der dat. midumái vor; aus der ahd. ſprache ſind keine nachzuweiſen, doch mag es ihrer gegeben haben, Oberl. führt aus neueren quellen an: buoſ-eme (linea recta in computatione graduum) wid-eme (dedicatio).

γ) ſtarke neutra, nur ahd. kad-um (cubile, pene - trale) jun. 203. 225. hrab. 969b O. I. 27, 134.); mhd. gad - em, ſpäter gad-en.

δ) ſchwache maſc. goth. ald-uma (ſenectus) bedarf der beſtätigung, da nur L. 1, 36. der dat. aldômin vor - kommt, welches f. aldumin (wie umgekehrt krôtuda, ſu - puda f. krôtôda, ſupôda; vgl. 1, 855.) ſtünde? Compo - ſition mit - dôm (aldôma f. ald-dôma) anzunehmen, wi - derſtrebt der ſonſt immer ſtarken form des - dôm, - tuom (vgl. cap. III. ) obgleich ahd. alt-duom, alt-tuom ſtatt fin - det; zweifelhaft iſt auch das vorhin angegebne agſ. ëal - dom? oder ëald-dôm (nicht ëald-dôma)? und analog falſche verbindung zeigt eben das nhd. wachsthûm, wit - thûm.

ahd. wid-umo (dos)? wid-emen (dote) ſtehet W. 3, 10. wozu auch das agſ. vëoð-uma, vëoð-oma (Lyes un - belegte ſchreibung vëotuma, vëotoma iſt kaum recht? doch vgl. botm, engl. bottom mit ahd. podum) paßt. Ge - hört hierher das agſ. gärſ-uma (gaza, theſaurus)? das man bald ſchwach, bald ſtark declinieren findet, vgl. agſ. chro - nik (Ingram p. 208. 274. 275.)**)das altn. gerſemi (vgl. Yngl. ſaga cap. 13. mit Snorraedda p. 37.) iſt weiblich und wird aus ger-ſemi componiert erklärt, wo - für auch das adv. gër-ſam-liga (omnino) ſpricht, und daß ſich das agſ. gärſ-uma ſchwerer deuten läßt als gär-ſuma..

mhd. glid-eme (jubilum)? Wittich z. 3545; ſchalmeien, flœten und glidemen (jubila): bidemen, vgl. glädma vor - hin ſ. 148; vielleicht auch wid-eme (dos).

152III. conſonantiſche ableitungen. M.

ε) ſchwache feminina entſpringen aus adjectiven die - ſer form, goth. hleid-umei (ſiniſtra); ein goth. taíhſ-umei f. taihſvô (dextera) finde ich ſo wenig, als ein ahd. zëſ - uma f. zëſ-awa, leſe aber mhd. in der heil. Martina diu zëſeme (dextra): bëſeme gereimt.

2) adjectiva es iſt ein alter, ſchon faſt verwiſchter zug deutſcher ſprache, daß sie adjectiven des begriffs der lage und folge die bildung - um anfügt. Eigentlich, wie cap. VII. aus - führen ſoll, ſcheint dieſes - um ſuperlativiſch, gilt auch zuweilen ſo, wird aber gewöhnlich wieder zum poſitiv genommen und alsdann gleich den übrigen adjectiven nochmahls compariert*)dies verfahren hat analogie mit den verbis zweiter anoma - lie, deren praet. wieder zum praeſens wird, welches dann ein neues, ſchwaches praet. zeugen muß. Auch dürftc man den alten ſuperlativ - um den ſtarken, den ſpätern - iſt den ſchwachen nennen.. Bemerkenswerth, daß die po - ſitiviſch ſtehenden adj. dieſer bildung organiſcherweiſe nur ſchwach declinieren.

goth. fr-uma (primus) fr-umei (prima) galt gewis ſchon ſeit uralter zeit für frum-a und wurde dann ablautend (nr. 568.); gleiches gilt von einem bloß muthmaßlichen þr-uma (extremus) n. 567; deutlicher liegt die bildung in den folgenden vor: aft-uma (ultimus); aúh-uma (ſu - perus); hind-uma (poſtremus); hleid-uma (ſiniſter) hleid - umei (ſiniſtra); ïſt-uma (poſterus); mid-uma (medius); ſpêd-uma (noviſſimus) und wohl manche andere.

ahd. nicht mehr vr-umo (primus) ſondern vrum, vrum-êr (provectus, probus); aber noch mit umo, mët - umo (medius, mediocris) wofür fehlerhaft geſchrieben ſteht oder gebraucht wird mët-amo, mitt-amo, vgl. mëta - min-pahhe Neug. nr. 49. und K. 55b T. 77. 189, 3. 230. 1. 333, 5. mittimo O. III. 17, 100. mittemo N. 81, 1; rëht-umo (rectus)? rëht-emo O. I. 1, 104; duërh-umo (obliquus) tuërh-eme gl. herrad 179a falls es kein dat. ſg. von tvërh iſt? ; viele andere, z. b. hint-umo, ſpât-umo, laƷ-umo ſind leicht zu vermuthen.

agſ. äft-ema (poſterus); for-ma (primus) Beov. 58. 171; hind-ema (ultimus) Beov. 154. 187; inn-ema (intimus); (noviſſimus); mëd-ema (medius); nið-ema (infimus); norð - ema (ſeptentrionalis); ſið-ema (noviſſimus); ſûð-ema (an - ſtralis); uf-ema (ſuperior); ût-ema (exterior); vëſt-ema (occidentalis); verſchiedne darunter folgere ich bloß aus153III. conſonantiſche ableitungen. M. den ſuperlativen (äſtemeſt), niðemeſt, norðmeſt, ſûð - meſt etc.)*)nicht - mæſt, welches erſt die ſpätere engl, mundart aus dem em-eſt gemacht und es darum in - môſt verkehrt hat; weiteres hier - über cap. VII..

mhd. iſt einzige ſpur das zwar ſeltene, aber nicht ganz verwerfliche zëſ-eme, zëſ-em (dexter) ſtatt des gewöhn - lichen zëſ-ewe. Belege hat Oberlin 55. und 2101., ich will zwar weder En. 3555. noch Karl 90a 115b das m für w vertheidigen, nur iſt es kein ſinnloſer fehler, ſon - dern dialect des ſchreibers, wie das vorhin angeführte ſubſt. zëſeme, auf bëſeme gereimt, darthut.

Vom nhd. mundartiſchen nächner, ſchwed. närmare, dän. närmere u. a. ähnlichen unten cap. VII. Stalder führt neben dem ſchweizeriſchen ſchlaß (flaccidus) auch ein, vielleicht hierher bezügliches ſchlaßem an.

3) verba

α) erſter ſchwacher conj. ahd. chrad-um-jan? (tumultuari, vociferari) chradumen monſ. 404. chradamen doc. 206a chrademen N. 9, 8. ſchwer - lich chradumên; mët-um-jan? (dimidiare) mëtemen N. 54, 24; vermuthlich auch vad-um-jan (filare) wid-um - jan (dedicare)?

mhd. be-ged-em-en (hoſpitari, recipere) ſchmiede 427; ved-em-en (filare); bred-em-en (olfacere)? vgl. liederſ. 376. frademet f. fredemet? ; wid-em-en ſchmiede 1237. Loh. 89.

nhd. fæd-m-en, ein-fæd-m-en; wid-m-en.

β) zweiter, dritter conj. ahd. âd-um-ôn (ſpirare, flare) J. 361. mhd. ât-em-en MS. 2, 128a. nhd. âth-m-en; mhd. er-bid-em-en (per - tremiſcere) MS. 2, 219a ſchmiede 1237. [ahd. ar-pid-um - ên oder ar-pid-um-ôn?].

Anmerkungen zu den M-ableitungen

a) ſie verleugnen ſich viel mehr, als die mit l und r, namentlich gewinnen die verbindungen lm, rm wurzel - haftes anſehen. Daher ſind nicht bloß dieſe, ſondern auch die fälle, wo dem m langer vocal vorausgeht und ſpiranten unterdrückt ſcheinen, ſo fern es jetzt ſchon thunlich iſt, aufgelöſt worden. Zu weit durfte ich aber die auflöſung nicht treiben. Denn wenn auch das m in154III. conſonantiſche ableitungen. M. ſâmo (ſemen) ableiteriſch ſchiene und aus ſah-amo, ſaj - amo (von ſajan, ſahan, ſerere) deutbar; mochte ich es doch nicht, noch weniger namo (nomen), der in beiden lebendigen ablaute wegen (nr. 565. 318. ), angreifen. Hier bleibt erſt behutſam fort zu unterſuchen, damit ſich der gegenſtand nicht verflüchtige. Wollen wir hruom (glo - ria) tuom (judicium) rûm (ſpatium) rîm (numerus) heimo (cicada, agſ. hâma) u. a. zerlegen, weil uns poum, pluo - mo, chîmo der zerlegung fähig vorkamen; ſo würden auch eine menge l und r (heil, teil etc.) wankend wer - den und unwurzelhaft ſcheinen. Selbſt bei dem m müßen daher ſchranken geſetzt, und die verbindungen - eim, îm, ûm, âm (geſchweige wenn kurzer vocal vorherſteht) vor - ſichtiger behandelt werden, als - oum, lm, rm, bei denen verdacht der ableitung kaum abzuwenden war. Vielleicht muß man ſich für dieſen und alle ähnlichen fälle an fol - gende regeln halten: 1) ein wurzelhaft ſcheinender conſ. iſt dann für ableitend zu erachten, wenn, ihn hinweg - genommen, klare, erweiſliche wurzel zurückbleibt, z. b. pluo-han, chî-an bei pluo-mo, chì-mo, oder hël-an, për - an bei hël-m, par-m. 2) wenn die auflösbarkeit einer for - mel überwiegt, wie bei - oum der fall iſt; weil flou-m, ſou-m, zou-m etc. ohne zweifel die wurzel fliuhan, ſiu - han, ziuhan etc. verrathen, ſo dürſen wir auch troum, ſtroum theoretiſch für trou-m, ſtrou-m nehmen, obgleich uns die wahre wurzel dunkel bleibt. 3) wenn die ver - gleichung der dialecte oder auch fremder ſprachen den ſchein der wurzel aufhebt. Wer wollte z. b. in poum das m der wurzel zuſchreiben, wenn er bagms und badmr verglichen hat? wer in halm, wenn er calamus hinzu - nimmt? Erweitert ſich unſere ſprachkenntnis, ſo kann auf manches, jetzt noch für wurzelhaft geltende wort licht fallen und dadurch auf ganze reihen.

b) wechſel des m mit andern conſonanten. Selten mit l agſ. midmeſta und midleſta (medius); nhd. einſæd - men und einſædeln. Zuweilen mit n nach verſchie - denheit der ſprachen, ahd. varm (filix) agſ. fëarn, engl. fern; ahd. podum, agſ. botm, altn. botn*)in welchem worte auch das verhältnis der hd. media zur agſ. und altn. tenuis auffällt; nach der regel müſte es entw. agſ. boðm oder ahd. poƷum heißen. Doch ſelbſt das lat. ſundum beſtärkt botm und in podum ſcheint d ſpur einer ahd. adſpirata dh, die vielleicht älter iſt, als Ʒ.. Die ſpätere155III. conſonantiſche ableitungen. N. hd. verdünnung in n iſt kein wechſel, ſondern verderb - nis, nhd, fâden, bêſen, bûſen etc. f. fâdem etc.

c) die ungleichgültigkeit der dem ableitenden conſ. vorausgehenden vocale wird durch den gänzlichen man - gel der im - (wie der ir -) form beſtätigt, da doch il - und in - vielfach vorkommen. Und wie nothwendig a und u geſchieden werden müßen geht eben aus der abweſen - heit der um-form im altn. einleuchtend hervor. In die bedeutung läßt das adjectiviſche - um einmahl einen blick thun, der uns aber das ſubſtantiviſche noch nicht auf - ſchließt.

ableitungen mit N.

hier finden ſtatt - an, - in, - un, außerdem aber - ein (- în), ſelten oder anſcheinend - ôn.

[AN] die allgemeine regel über wegwerfung des a iſt höchſt ſchwierig, beinahe für jede wortart ſcheint im goth. und altn. etwas eignes einzutreten; agſ. - en, ſelten in - on ſchwankend aber ſehr miſlich zu beurtheilen, weil auch en für in und în ſtehet. Das ahd. - an haftet weni - ger als - am, nämlich nach r fällt es weg, es gilt kein r-an (ſondern r-n)*)nur gl. wirceb. 891b leſe ich zoran-ouga (ſcotomaticos, der gloſſator meinte wohl nicht ſchwindlig?) f. zorn-ouga? oder zorn - aga? Im ahd. part. praet. ki-poran, ki-zoran, var-loran haftet aber das a nothwendig. während noch r-am (neben r-m) vorkommt. Daß die verbindung rn jederzeit in r-n (r-an) aufzulöſen ſei, kann nicht bezweifelt werden; ln (analog dem lm) findet hingegen keine ſtatt.

1) ſubſtantiva,

α) ſtarke maſculina goth. mit - an nur: ſab-ans (σάβανον, alſo fremdes wort, das geſchlecht aus dem ahd. unſicher geſchloßen, vielleicht neutr. ); þiud-ans (rex); ohne a: aúh-ns (clibanus)**)wohl ganz das ahd. ovan, agſ. ofen, nach bisher uner - kanntem verhältnis des agſ. uf, of, altſ. zum goth. aúh; vgl. auhuma agſ. uſema etc.; aúhſ-ns (bos, nach dem gen. pl. auhſnê Luc. 14, 19. da ſchwaches aúhſa aúhſanê forderte); faíhu-þraíh-ns (mam - mona), die bedeutung des einfachen þraíhns dunkel, ſchwerlich aber coactio (gegen 1, 598.) eher ciſta (ver - wandt mit agſ. þruh, ahd. druho?)

156III. conſonantiſche ableitungen. N.

ahd. dëk-an, dëg-an (vir fortis); dëot-an (nur n. pr. in alten urkunden); dor-n (ſpina); har-n (urina); hak - an (paliurus) monſ. 414; hav-an (olla); hol-an (genus ar - boris) vielleicht zu ſchließen aus holan-tar (ſambucus) monſ. 414? ; hrab-an (corvus, hrab = corv, crov, ſerb. gavran); irm-an (n. pr. ) vgl. irman-ſûl monſ. 362. ſchwankt in - un und - in; leiſ-an (veſtigium) wakan-leiſan (orbita) jun. 191, vielleicht fem. oder neutr,? ; louk-an (inficiatio) loug-en N. 3, 8; morak-an, morg-an (mane) alle ahd. quellen haben in dieſem worte die an-form; për-n, dem agſ. bëorn, altn. biörn entſprechend, findet ſich in vielen ahd. eigennamen z. b. adal-përn, regin-përn, dëot-përn, megin-përn etc. ſo wie in përn-hart etc.; ov-an (for - nax); rëk-an (pluvia); rot-an (rhodanus); ſab-an (lin - teum) O. IV. 11, 25; ſëk-an (benedictio); trah-an (la - crima) N. 79, 7. 95, 7. [zſg. trâ-n 36, 34. 114, 8.] W. trev. 8a; vêh-an? (picus varius) monſ. 351. wo vêhen; wak-an (currus); wuot-an (n. pr. ); zor-n (ira, wurzel nr. 326.); zuir-n (filum tortum).

altſ. hëƀ-an (coelum) Hild. hëv-an; gëƀ-an (mare); morg-an; ſuëƀ-an (ſomnium); thiod-an (rex).

agſ. bëor-n (vir); bräg-en (cerebrum) vielleicht neu - trum? ; ëot-en (gigas); ëar-n (aquila); fëar-n (filix); gëof - en (pelagus); hëof-en (coelum) beide auch mit - on gëof - on, hëofon; hol-en, cnëó-hol-en (ruſcus); hräf-en (cor - vus ſpäter hräm-n); morg-en; of-en; rëg-en (pluvia); ſëg-en (ſignum, vexillum); ſtëar-n (ſturnus); ſtëm-n (ba - ſis); ſvëf-en (ſomnium); tor-n (ira); þëg-en, þên (miles, miniſter); þëód-en (rex); þor-n (ſpina); väg-en (currus); vôd-en (n. pr. )

altn. hraf-n (corvus); of-n (fornax); ſvëf-n (ſomnus); þëg-n (homo liber); vag-n (currus); einige noch mit - an: apt-an (veſper); herj-an (bellator); þiód-an (rex) nur in den comp. þiódans-barn, þiódans-kona; þiódans-rëckr; für ôd-an ſteht allgemein ôd-inn.

mhd. ar-n (aquila) nur ſelten ſtatt des gewöhnl. ar, vgl. arnes-nëſt Wilh. 2, 87a; bâr-en (praeſepe) Parc. 40a 69c; dëg-en; dor-n; hag-en; har-n; hav-en; meid-en (equus); morg-en; ord-en (ordo); ov-en; rab-en Parc. 5b vgl. wal-rab-en (n. pr.) Kol. 83. 85; rëg-en; rot-en; ſab - en Nib. 2541; ſëg-en; trah-en; wag-en; zor-n.

nhd. dêg-en; dor-n; hâf-en; har-n; morg-en; ôf - en; rêg-en; ſêg-en; wâg-en; zor-n; zwir-n; viele andere ſind unorganiſch (1, 703.)

157III. conſonantiſche ableitungen. N.

engl. brai-n; fer-n; heav-en; ov-en; rai-n; rav-en; tha-ne (vir nobilis); thor-n; wai-n.

β) ſtarke feminina. goth. theils nach erſter, theils nach vierter decl. Die nach erſter haben ſowohl - ana: ahana (ἄχυρον, palea) Luc. 3, 17*)das griech. wort entſcheidet für den acc. ſg. fem. und ge - gen den acc. pl. neutr. (wonach 1, 605. zu beßern).; als - na: draúhſ-na (mica) faírz-na (πτέρ-να calx); hláivaſ-na (ſepulcrum); ſmar-na (ſtercus); ſtib-na (vox). Die nach vierter hingegen zuweilen - ans: aſ-ans (meſſis); gewöhnlich - ns: ana-buſ-ns (lex)**)mandatum, vielleicht von anabiudan (praecipere)? wiewohl keine verwandlung des d in ſ (wie in báuſt f. báudt 1, 844.) hier - bei annehmlich iſt.; vielleicht auch liug-ns (mendacium) obgleich das genus unſicher, da nur der acc. liugn Joh. 8, 44. ſteht; rôhſ-ns (atrium); táik-ns (ſignum). Außerdem kann die goth. ſprache aus jedem ſchwachen (nie aus einem ſtarken) verbo fe - minina vierter decl. auf - ns (= ans) bilden, welchem der herrſchende ableitungsvocal vorantritt, folglich in erſter conj. i, in zweiter ô, in dritter ái, ſo daß - eins, - ôns, - áins entſpringen. Bildungen auf - eins, ôns, áins nenne ich ſie aber nicht, weil die vocale von dem verbo, das ſie ableiteten, abhängen und das a der ſubſtantivab - leitung weggefallen ſcheint, d. h. eins aus jans, ôns aus ôans, áins aus áians erwächſt, vgl. 1, 847. 849. 850. Vom inf. darf man dieſe verbalia nicht bilden wollen, practiſch richtig aber nur dem imp. - ns zufügen, z. b. naſei, laþô, báuái: naſeins (ſalvatio) laþôns (invitatio) báuáins (aedifi - catio). Die meiſten ſtammen aus erſter conj. als: un - ageins (ſecuritas) balveins (cruciatus) dáuþeins (baptiſmus) fôdeins (cibus) gôleins (ſalutatio) haúheins (exaltatio) háu - ſeins (auditio) hazeins (laudatio) and-huleins (revelatio) faúr-lageins (propoſitio) galáubeins (fides) us-lauſeins (li - beratio) af-marzeins (ſcandalum) ïn-máideins (mutatio) maþleins (ſermo) gamêleins (ſcriptura) hnáiveins (humi - liatio) niuhſeins (viſitatio) ga-ráideins (conſtitutio) hrái - neins (purificatio) bi-rôdeins (diſputatio) hlêþra-ſtakeins (ſcenopegia) ana-ſtôdeins (initium) þrafſteins (conſolatio) us-táikneins (oſtenſio) timreins (aedificatio) us-valteins (everſio) ga-vaſeins (veſtis). Verbalia zweiter conj. ſind noch: mitôns (cogitatio) ſalbôns (unctio); und dritter:158III. conſonantiſche ableitungen. N. libáins (vita) lubáins (ſpes)? midja-ſveipáins (diluvium) at-vitáins (obſervatio).

ahd. wenige und alle nach erſter decl. : ak-ana, ag - ana (palea) jun. 281; aſ-ana (ſervitium)? vermuthe ich lediglich nach dem altweſtph. aſna; liut-ana (lugdunum) monſ. 408; louk-ana (negatio) loug-na O. I. 27, 35. II. 3, 2. III. 20. 178; rab-ana (ravenna) wirzeb. 978a; ſig - ana (ſequana) ſigona trev. 24b, ſigena blaſ. 79a; ſtim-ana (vox)? dieſe volle form kommt nie vor, ſondern ſtets mit weggeworfnem a entw. ftim-na J., oder aſſim. ſtimma K. N. O. und ſtëmma T.*)wurzel nr. 540b wegen des zuſammenhangs der begriffe rede und ſtab (oben ſ. 87.); aus ſtibna (agſ. ſtëfen) wurde ſtimma (agſ. ſtëmm), wie aus hraban hramn, hramm (vgl. ſuëban mit ſomnus und ſchwed. ſömn); vermuthlich entſpringt auch das nhd. ſtamm (ſtipes) aus ſtamn, ſtaman, ſtaban, vgl. agſ. ſtämn (baſis). ; truoſ-ana (faex) truoſena N. 74, 9. truoſina ſteht monſ. 418; vërſ-ana (calx) monſ. 325. fërſna T. (fërſena N. 55, 7. ſchwach) vërfina trev. 9b; vorh-ana (truta) trev. 13a; war-na (inſtructio) N. 29, 10. Nach vierter decl. nur ar-n (meſſis) T. 72, 6. 76. O. II. 14, 208; und quër-n (mola). Verbalia auf an, jenen gothiſchen analog, gibt es nicht, wenigſtens nicht ſolche, die deutlich der vierten ſtarken decl. folgten. Doch ſcheinen mir einige der 1, 629. angeführten auf în ſpu - ren davon; mend-în, ka-loub-în, touf-în; in ar-lôſ-nîn, ur-ſuoh-nîn ſtünde aber doppeltes n (ſtatt: ar-lôſ-în, ur - ſuohh-în); übrigens wäre - in für - jan geſetzt. Und bald heißt es noch abgeſtumpſter touf-î, mend-î. Auf - ôn für - ôan, auf - ên, f. êan laßen ſich gar keine ſpüren (z. b. kein fem. lëpên, vita, oder ladôn, invitatio) viel - mehr ſteht auch hier - î (z. b. ſpar-î, parſimonia, doc. 236a von ſparên; goth. etwa ſparáins)**)die goth. ſem. - ns auszudrücken bedient ſich die ahd. ſprache meiſ[t]ens der, dem Gothen gerade mangelnden, bildungen - unka, unga. Erſt im nhd. wird der inſ. allgemein und häufig als ein neutrales ſubſt. gebraucht..

altſ. hôf-na (ploratus); log-na (flamma); ſtëm-na (vox); unſicher liud-ſtam-na (gens).

agſ. ungefähr folgende: bläg-en (puſtula); cvëor-n (mola); drôſ-en (faex); ſtëf-en, ſpäter ſtëm-n (vox); ſtëor-n (gubernaculum); vëar-n (denegatio, repugnantia) Beov. 30; byſ-en (norma, exemplum) vergleicht ſich zwar dem goth. buſ-ns, hat aber einen aus der ableitung unerklärlichen umlaut. Dagegen gelten noch einige deut -159III. conſonantiſche ableitungen. N. liche verbalia auf - en, deren umlaut nicht aus der ſub - ſtantivableitung folgt, ſondern im ſchwachen verbo erſter conj. begründet iſt: byrg-en (ſepultura); gŷm-en (cura); ræd-en (inſtitutio, nicht räden, ſondern = goth. ga-ráid - eins) und davon manche compoſita; ſyl-en (donum) von ſylan ſt. ſëllan (dare); vêſt-en (deſertum) von vêſtan (va - ſtâre) und wohl einige andere. Von verbis zweiter conj. aber keine auf - ôn, ſondern, wenn daraus verbalia ge - bildet werden, gleichfalls auf - en, etwa lëof-en (victus, alimentum, von ſëofjan, vivere; goth. lib-áins).

altn. auð-n (deſertum); bod-n (oblatio); eig-n (poſ - ſeſſio); ſeik-n (vehementia); fôr-n (victima); qvër-n (mola); ſtiór-n (imperium, latus navis); höſ-n (portus); lauſ-n (liberatio); lîk-n (clementia); nor-n (fatidica); ög-n (palea); nióſ-n (exploratio); ſög-n (relatio); ſŷk-n (im - munitas); vör-n (defenſio); þög-n (ſilentium) etc. der umlaut aus unterdrückten - u der flexion entſpringend. Die verbalia vierter decl. haben ſich in vollem gebrauch erhalten, und zwar alle aus erſter conj. ſtammenden - gen bloßes - n hinzu (wie das praet., deſſen rückumlaut oder umlaut ſie gleichfalls behaupten, den bildungsvocal ausſtößt): heyr-n (auditus, háuſeins); ſpur-n (quaeſtio) etc. Weit üblicher ſind aber die von verbis zweiter conj. und ſie gehen auf - an aus, welches, wenn ſich das â in kal - lâdi (1, 924.) rechtfertigt, früherhin - ân geweſen ſein wird, z. b. laðan (invitatio) = goth. laþôns. Die neuere iſtänd. mundart pflegt indeſſen das - an noch in - un zu verwandeln (1, 658.) was umlaut des a der wurzel nach ſich zieht z. b. vönun, rögun ſtatt und neben vanan, ra - gan. Beiſpiele ſolcher verbalia zweiter conj. : bod-an (annuntiatio) byrj-an (initium) dŷrk-an (cultus) eggj-an (exhortatio) elj-an (labor) iat-an (confeſſio) iðr-an (poeni - tentia) mâl-an (pictura) prêdik-an (concio) notk-an (ver - ſio in rem) rag-an (exprobratio) ſvip-an (feſtinatio) þrælk - an (redactio in ſervit. ) undr-an (admiratio) van-an (mu - tilatio) and-varþ-an (ſuſpirium grave, eigentl. emiſſio ſpi - ritus) vërk-an (operatio) u. a. m.

mhd. etwa: loug-en (negatio) zweifelhaft, da in der redensart âne lougen, und ſonſt z. b. Parc. 32b auch der infin. ſtehen könnte? ;*)vgl. ſin lougen troj. 126b; Benecke macht mich aufmerk - ſam auf die variante: eine lougen Triſt. 17793, Groote. Im ahd. gelten maſc. und fem. rab-en (ravenna) ſtim-me (vox);160III. conſonantiſche ableitungen. N. ſtir-ne (frons); vërſ-en (calx); vorh-en (truta) a. Tit. 148. wo ich vorhene (trutas) ſt. vorhenne leſen würde, wie - wohl auch irgendwo vërſenne (calces) ſteht. Verbalia auf - en gänzlich verſchwunden.

nhd. ah-ne (palea); ſtim-me; ſtir-ne für ferſen aber ferſe, ſo daß kaum eine dieſer bildungen zu erkennen iſt.

engl. aw-n (palea); blai-n (puſtula); droß (faex) ſt. drôſ-n; ſter-n; ſtev-en; (vox, tumultus).

γ) ſtarke neutra goth. mit - an: akr-an (fructus); alj-an (ζῆλος); mit bloßem - n: bar-n (infans, wurzel nr. 325); haúr-n (cornu); kaú-rn (granum); kêlik-n (turris) fremd ſcheinend, doch vgl. altn. gâlk-n; raz-n (domus); rig-n (pluvia) Matth. 7, 25, 27; vêp-n (arma).

ahd. chor-n (granum); ell-an (f. el-jan, al-jan, vis, robur, auch zelus T. 117.); eik-an (praedium, dominium) monſ. 376. O. II. 2, 43; kam-an (jocus); kar-n (filum) gar-n O. I. 5, 24.*)verwandt mit kar-o (paratus) kar-wjan (parare).; îſ-an (ferrum, ſt. des frühern îſ - arn) N.; lahh-an (linteum); lêh-an (commodatum); mak - an (vis) miſc. 2, 5. 411. jun. 254. gewöhnlicher mek-in; par-n (infans); pouhh-an (ſignum, nutus) heri-pouhhan (vexillum); rah-an (rapina) folgere ich aus dem verb. ra - hanen und aus dem altn. rân; raƷ-an? (lolium) monſ. 113. unſicher dem geſchlecht und der ſchreibung nach, vgl. das maſc. rato (lolium) doc. ; reiſ-an (nodus) jun. 184.; ſcër-n (ſcurrilitas) K. 26