Berichtigung zu Band II. Beſondere Pflanzenbaulehre. Wegen unrichtiger Reduction des alten auf neues Maß ſind in Band II, Beſondere Pflanz[e]baulehre, folgende Zahlen richtig zu ſtellen: Es ſoll heißen: S. 16, Z. 6 v. u. 75 ſtatt 67 Kilogr. „ 25, „ 6 „ „ 71 — 73 ſtatt 63 — 65 Kilogr. ; 73 — 78 ſtatt 67 — 70 Kilogr. „ 25, „ 5 „ „ 78 — 82 ſtatt 73 — 75 Kilogr. „ 25, „ 3 „ „ 1.9 — 3.0 — 4.8 ſtatt 1.3 — 2.6 — 4.5 Tonnen. „ 25, „ 1 „ „ 78 ſtatt 70 Kilogr. ; 3.0 ſtatt 2.6 Tonnen. „ 28, „ 9 v. o. ſtatt der dort angegebenen Zahlen: 17 Hektoliter Weizen à 78 Kilogr. oder in 1326 Kilogr. Körner: 22.41 Aſche, 7.03 Kali, 10.38 Phosphorfäure, 3000 „ Stroh: 138.30 „ 18.90 „ 6.60 „ Zuſammen: 160.71 „ 25.93 „ 16.98 „ 19 Hektoliter Roggen à 73 Kilogr. oder in 1387 Kilogr. Körner: 24.83 Aſche, 7.77 Kali, 11.65 Phosphorſäure, 4000 „ Stroh: 162.00 „ 31.20 „ 8.40 „ Zuſammen: 186.83 „ 38.97 „ 20.05 „ „ 34, „ 11 v. o. 66 — 73 — 78 ſtatt 60 — 65 — 70 Kilogr. „ 34, „ 22 „ „ 59 — 68 ſtatt 53 — 61 Kilogr. „ 42, „ 9 v. u. 59 ſtatt 52 Kilogr; 64 — 71 ſtatt 56 — 63 Kilogr. „ 42, „ 8 „ „ 1.9 — 2.5 — 3 ſtatt 0.8 — 1.7 — 3 Tonnen. „ 46, „ 7 v. o. ſtatt der dort angegebenen Zahlen: 28 Hektoliter Hafer à 45 Kilogr. oder 1260 Kilogr. Körner: 34.02 Aſche, 5.54 Kali, 7.81 Phosphorſäure, 2500 „ Stroh: 101.00 „ 22.25 „ 4.75 „ Zuſammen: 135.02 „ 27.79 „ 12.56 „ 23 Hektoliter Gerſte à 64 Kilogr. oder 1470 Kilogr. Körner: 32.63 Aſche, 6.61 Kali, 11,32 Phosphorſäure, 2500 „ Stroh: 103.25 „ 23.50 „ 4.75 „ Zuſammen: 135.88 „ 30.11 „ 16.07 „ „ 46, „ 6 v. u. 45 ſtatt 40 Kilogr. „ 48, „ 14 „ „ 41 — 45 — 53 ſtatt 31 — 40 — 53 Kilogr. „ 48, „ 10 „ „ 1.9 — 2.5 — 3.9 ſtatt 1.5 — 2 — 2.5 Tonnen. „ 48, „ 9 „ „ 4.0 ſtatt 3.5 Tonnen. „ 53, „ 9 v. o. ſtatt der dort angegebenen Zahlen: 30 Hektoliter Mais à 75 Kilogr. oder 2250 Kilogr. Körner: 29.25 Aſche, 8.32 Kali, 13.27 Phosphorſäure, 3000 „ Stroh: 125.70 „ 28.80 „ 15.90 „ 1000 „ Kolbenſpindeln: 4.60 „ 2.40 „ 0.20 „ Zuſammen: 159.55 „ 39.52 „ 29.37 „ „ 54, „ 4 v. u. 75 Kilogr. 0.13 Hektoliter ſtatt 66 Kilogr. 0.16 Hektoliter. „ 58, „ 15 „ „ 73 — 80 ſtatt 65 — 70 Kilogr. „ 61, „ 4 „ „ 65 — 74 ſtatt 60 — 70 Kilogr. „ 76, „ 13 v. o. 40 — 50 ſtatt 12 — 50 Cm. „ 96, „ 9 v. u. 680 — 1500 ſtatt 1200 — 2400 Kilogr. „ 103, „ 10 — 5 v. u. ſtatt der dort angegebenen Zahlen für den Hopfenertrag: 780, 580, 400,[3]〈…〉〈…〉200, 100. „ 111, „ 10 — 7 v. u. ſtatt der dort angegebenen Zahlen für den Krappertrag: 1160 — 4000, 1160 — 14[6]1900 — 2400, 2900 — 3900. „ 139, „ 4 v. u. ſtatt der dort augegebenen Zahlen: 180 Hektoliter Kartoffeln à 75 Kilogr. oder 13.500 Kilogr. Knollen: 126.90 Aſche, 76.95 Kali, 21.60 Phosphorſäure, 2.000 „ Kraut: 39.40 „ 8.60 „ 3.20 „ Zuſammen: 166.30 „ 85.55 „ 24.80 „ „ 157, „ 9 v. o. 0.8 — 1 ſtatt 2.5 Kilogr. „ 157, „ 16 „ „ 0.8 — 1 ſtatt 2.5 Kilogr.
Die Thierzucht hat die Aufgabe, Stoffe und Kräfte, welche in der Pflanze gebunden ſind, durch Vermittelung des thieriſchen Lebens für den menſchlichen Verbrauch geeignet zu machen.
Das Thier kann anorganiſche Stoffe nicht unmittelbar zum Aufbaue ſeines Körpers verwenden, ſondern mittelbar erſt jene, welche von der Pflanze geſammelt wurden. Die von dem Thiere abgeſchiedenen, verbrauchten Stoffe, ſowie die ab - geſtorbenen thieriſchen Körper zerfallen bei ihrer Zerſetzung in anorganiſche Stoffe, welche wieder zum Aufbaue neuer Pflanzen geeignet ſind.
Außer der Nahrungsaufnahme und den weiteren mit der Ernährung im Zu - ſammenhange ſtehenden Erſcheinungen äußert ſich das thieriſche Leben noch durch die Fortpflanzung und durch das Vermögen der ſelbſtſtändigen Ortsveränderung, durch die Bewegung.
Je nachdem dieſe Lebensäußerungen des Thieres und die damit in Verbindung ſtehende Benutzung des Thieres für den menſchlichen Bedarf im Allgemeinen, oder für eine Thierart im Beſonderen geregelt und der Betrachtung unterzogen werden, unter - ſcheidet man die: A. Allgemeine Thierzuchtlehre, B. Beſondere Thierzuchtlehre.
1*[4][5]Die allgemeine Thierzuchtlehre hat von der Kenntniß des Thierlebens auszugehen und die allgemeinen Bedingungen feſtzuſtellen, welche die Erhaltung der Thierart durch die Züchtung und die Erhaltung des Thierkörpers durch die Ernährung und Pflege ermöglichen.
Die allgemeine Thierzuchtlehre hat demnach zu umfaſſen: 1. Das Thierleben. 2. Die Züchtung. 3. Die Ernährung und Pflege.
[6]Das Verſtändniß der thieriſchen Lebensvorgänge wird weſentlich erleichtert, wenn die Entwickelungsvorgänge in den elementaren Formbeſtandtheilen des Thieres getrennt von jenen betrachtet werden, welche ſich in der Geſammtheit des thieriſchen Organismus ergeben1)Für ein eingehendes Studium der Thieranatomie und Thierphyſiologie, welche dem praktiſchen Viehzüchter die ſicherſte Grundlage für ſein Thun und Laſſen geben, empfehlen wir: E. F. Gurlt’s Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere. Neu bearbeitet von A. G. T. Leiſering und C. Müller. 5. Auflage, Berlin 1873; L. Frank, Handbuch der Anatomie der Hausthiere. 3. Auflage der Leyh’ſchen Anatomie, Stuttgart 1871; E. F. Gurlt, Lehrbuch der vergleichenden Phyſiologie der Haus-Säugethiere, 3. Aufl. Berlin 1865; weiters G. C. Haubner, Die Geſundheitspflege der landwirthſchaftlichen Haus - Säugethiere, 3. Auflage, Dresden 1872; A. Maſch, Landwirthſchaftliche Thierheilkunde, 3. Auflage, Wien 1868.. Die Betrachtung nach der erſten Richtung gewährt Aufklärung über die Vertheilung des Stoffes und der mit demſelben verbundenen Kraft, nach der anderen Richtung Aufklärung über die Bildung des Stoffes und die Verwendung der Kraft durch die thieriſche Lebensthätigkeit.
Den elementaren Formbeſtandtheil des thieriſchen Organismus bildet, wie bei dem Pflanzenorganismus, die Zelle. Jede Zelle, Fig. 1, S. 7, beſteht aus einer äußeren Hülle, der Zellwand und aus dem Zellinhalte. In dieſer einfachen Form, als Eizelle, nimmt das Thier ſeinen Anfang. Die Weiterentwickelung der Eizelle erfolgt durch Spaltung ihres Inhaltes in zwei halbkugelförmige Theile, die Furchungs - kugeln, Fig. 2, S. 7. Dieſer Furchungsproceß wiederholt ſich mehrfach, ſo zwar, daß aus der urſprünglich einen Zelle eine Mehrzahl von Zellen entſtehen, die in ihrer verſchiedenen Anreihung und Umwandlung die verſchiedenen thieriſchen Gewebe nach Geſtalt und ſtofflicher Beſchaffenheit zuſammenſetzen. Die mannig -7Das Thierleben.faltigen Zellgewebe vereinigen ſich weiterhin zu den verſchiedenen Organen, welche ſchließlich den Körper des Thieres aufbauen.
Nicht alle Zellen erreichen ihre vollſtändige Ausbildung und Umwandlung, ſondern manche beharren in einem gewiſſen Jugendzuſtande. So bewahren z. B. die Blutkörperchen und die Chyluskörperchen ihre urſprüngliche Zellenform; das ausgebildete Gewebe der Schleimhäute läßt gleichfalls noch die Zellenform erkennen. Alle übrigen Zellen
Fig. 1. Schema einer Zelle. — a Zellmembran, b Protoplasma, c Zellenkern, d Kernkörperchen, e körnige Molecüle im Protoplasma.
Fig. 2. Furchungskugeln nach Kölliker. — 1 aus dem zweiten, 2 aus dem dritten und 3 aus dem fünften Stadium der Furchung mit 2, 4 und 16 Furchungskugeln; a äußere Eihülle, b Furchungs - kugeln. In 1 enthält der Kern der unteren Kugel zwei Kernkörperchen; in 2 die unterſte Kugel zwei Kerne mit je einem Kernkörperchen (nucleoli).
verlieren durch die gegenſeitige Anlagerung und durch die ſtofflichen Veränderungen ihre urſprüngliche, abgerundete Form und werden in faſer - und röhrenförmige Gebilde umgewandelt. In allen Fällen zeigen die Zellen während des Lebens eine lebhafte organiſche Thätigkeit, welche ſich im Anſatze neuer und in der Ausſcheidung verbrauchter Stofftheile äußert.
Die namhafteſten thieriſchen Gewebe ſind: das Bindegewebe, das Fettgewebe, das elaſtiſche Gewebe, das Knorpel - und Knochengewebe, das Muskelgewebe, das Nervengewebe und das Horngewebe.
Das Bindegewebe, auch leim - gebendes Gewebe, uneigentlich Zellgewebe genannt, bildet im thieriſchen Körper kein ſelbſtſtändiges Organ, trotzdem iſt es das verbreitetſte Gewebe, welches ſich faſt überall im thieriſchen Körper findet. Es füllt ent - weder Zwiſchenräume aus oder verbindet und umhüllt ſchützend die einzelnen Organe. Es bildet weiche, elaſtiſche, weißliche Fäden. In lockerer Beſchaffenheit, als formloſes Bindegewebe, tritt daſſelbe entweder als Unter -
Bindegewebsfaſern in reichlicher homogener Zwiſchenſubſtanz.
hautzellgewebe zwiſchen der äußeren Haut und den darunter liegenden Theilen oder als Umhüllung der Muskeln auf. Daſſelbe beſteht aus den Bindegewebskörperchen8Allgemeine Thierzuchtlehre.und der Intercellularſubſtanz, welche letztere wellenförmige Faſern — Bindegewebs - faſern, Fig. 3, S. 7 — enthält.
Das geformte Bindegewebe beſteht aus feineren, mehr gerade verlaufenden Faſern, welche entweder feſte Stränge, die Bänder und Sehnen, oder Häute, die Knochenhaut, die fibröſe Haut, bilden.
Bei reichlicher Ernährung des Thieres entſtehen in den Zwiſchenräumen des Bindegewebes rundliche, mit flüſſigem Fett gefüllte Zellen, welche das Fettgewebe, Fig. 4, zuſammenſetzen. In mächtiger Entwickelung findet ſich dieſes Gewebe im Unterhautzellgewebe zwiſchen den Bauchmuskeln und dem Bauchfelle, zwiſchen den Platten des Gekröſes und Netzes und bei den gemäſteten Thieren im Bindegewebe der Muskelfaſern.
Fig. 4. Muskelſtück von einem gemäſteten Ochſen. 30 / 1. — 1 Muskelprimitivbündel, 2 zwiſchen den Primitivbündeln liegende Häufchen von Fettgewebe.
Fig. 5. Netzförmig angeordnete, elaſtiſche Faſern aus der mittleren Haut der Lungenarterie des Pferdes. 350 / 1.
Das elaſtiſche Gewebe, Fig. 5, ſtellt ein dichtes, verworren faſeriges Gebilde dar, aus welchem die mittlere Haut der Gefäße und zum Theile die Leder - haut der äußeren Decke beſteht.
Das Knorpel - und Knochengewebe bildet den Hauptbeſtandtheil der Knochen. Das wahre (hyaline) Knorpelgewebe, Fig. 6, S. 9, beſteht aus einer Grundſubſtanz, in welcher die durch Theilung ſich vermehrenden Knorpelzellen, in Höhlen eingebettet, liegen. Durch Einlagerung von phosphorſaurem und kohlen - ſaurem Kalk wird das Knorpelgewebe in Knochengewebe umgewandelt. Die Knochenſubſtanz, Fig. 7, S. 9, iſt in regelmäßigen, concentriſchen Schichten — La - mellen — angeordnet. Dieſelben umgeben kleine Hohlräume, Knochenkörperchen, welche9Das Thierleben.durch zahlreiche Ausläufer, Knochencanälchen, mit einander oder mit den Markcanälen der Knochen in Verbindung ſtehen. Die Knochenkörperchen ſind die Hohlräume der durch Ablagerung von Knochenſalzen ver - dickten Knochenzellen. Die Knochen bilden in ihrer Geſammtheit das Gerüſt, Skelet, des Thieres, welches den Stützpunkt für die Weichtheile abgibt und die Körperform des Thieres bedingt.
Die Knochen ſind von der Knochenhaut überzogen, welche das Dickenwachsthum der Knochenſubſtanz vermittelt. Der eigentliche Knochen beſteht aus einer äußeren com - pacteren Subſtanz, Rindenſubſtanz, welche die innere ſchwammige Knochenſubſtanz umgibt. Beide Schichten ſind von zahl - reichen Hohlräumen, den Markcanälen, durchzogen. Dieſe Hohlräume bilden die
Schnitt vom Knochenknorpel des Femur eines neugeborenen Kalbes. Vergrößerung 275 / 1. — a Knorpelzellen mit Membran, b Tochter - zellen.
Wege, in welchen die zur Unterhaltung des Stoffwechſels im Knochen erforderlichen Gefäße und Nerven verlaufen.
Fig. 7. Querſchliff eines Ochſenknochens, 90 / 1. — a Markcanälchen, b Knochenkörperchen.
Fig. 8. 1 quergeſtreifter Muskelfaden. a Primitivfibrillen, b und c Quer - und Längsſtreifen, d Kerne; 2 quergeſtreifter Muskelfaden, deſſen zerriſſene Fleiſchmaſſen b b durch die gedrehte Mus - kelſcheide (Sarcolemma) zuſammengehalten werden.
Das Muskelgewebe bildet den Hauptbeſtandtheil der Muskeln. Dieſelben beſtehen aus weichen, elaſtiſchen, röthlichen Faſern, welche die Fähigkeit haben, ſich10Allgemeine Thierzuchtlehre.durch Nervenreiz zuſammenzuziehen und wieder auszudehnen. Mit ihren Ver - längerungen, den Sehnen, welche als fibröſe Gebilde keine Reizbarkeit beſitzen, ſind ſie an den Knochen befeſtigt. Die einzelnen Muskelfaſern, Muskelprimitivbündel, ſind mit Hilfe von Bindegewebe zu Muskelfaſerbündeln und dieſe auf gleiche Weiſe zu Muskeln vereinigt, welche wieder von einer Bindegewebeſchicht, der Muskelſcheide, umgeben ſind. Die Muskelfaſern, Fig. 8, S. 9, zeigen eine deutliche Quer - und eine weniger hervortretende Längsſtreifung. Nach dem Kochen in Alkohol zerfallen die Muskelfaſern, entſprechend der Längsſtreifung, in Längsfaſern, Primitivfaſern, und
Fig. 9. Muskelfaſerzellen aus der Muskelhaut der Haube einer 14jährigen holländiſchen Kuh. 250 / 1. — a längliche Kerne, b ſpitze Enden der Muskelfaſerzellen.
Fig. 10. Nervenfaſern des Hundes mit geronnenem Inhalte.
nach dem Kochen in verdünnten Säuren, entſprechend der Querſtreifung, in Quer - ſcheiben. Die quergeſtreiften Muskelfaſern bilden die Hauptmaſſe der dem Willens - einfluſſe unterworfenen, willkürlichen oder animaliſchen Muskeln, des Fleiſches, welches dem Gewichte nach z. B. beim Rinde 44 — 46 % des geſammten Körper - gewichtes ausmacht. Von den willkürlichen Muskeln ſind die unwillkürlichen, organiſchen Muskeln und das contractile Gewebe zu unterſcheiden. Erſtere bilden die Hauptſubſtanz des Herzmuskels, deſſen Bewegung unabhängig von dem Willenseinfluſſe erfolgt. Letzteres beſteht aus glatten Muskelfaſern (contractile Faſerzellen), Fig. 9, welche von langgeſtreckten, beiderſeits ſpitzzulaufenden, mit einem ſtäbchenförmigen Kerne verſehenen Zellen zuſammengeſetzt werden. Sie11Das Thierleben.bilden eine Schichte (Muskelhaut) in den Wandungen der ſchlauchartigen Eingeweide, der Gefäße, der Gebärmutter ꝛc. Auf Nervenreize ziehen ſie ſich langſamer zuſammen als die quergeſtreiften Muskeln. Die Muskeln ſind die eigentlichen Bewegungs - organe des thieriſchen Körpers. Jeder Muskel iſt im Bindegewebe von zahlreichen Nervenfaſern und Blutgefäßen durchzogen. Erſtere geben die Anregung zur Bewegung der Muskelfaſern, letztere unterhalten den Stoffwechſel und die Ernährung des Muskels.
Das Nervengewebe vermittelt alle Lebenserſcheinungen im thieriſchen Körper, den Willen, die Empfindung und die Bewegung. Das Nervengewebe beſteht entweder aus einzelnen kernhaltigen, mit fadigen Fortſetzungen verſehenen Nervenzellen (Gang - lienzellen) oder aus feinen, weißen Faſern, den Nervenfaſern, Fig. 10, S. 10, welche ſich, von dem Gehirne oder dem Rückenmarke ausgehend, zu Bündeln, Nerven vereinigt, in allen Theilen des Körpers mit Ausnahme der hornigen Gebilde verbreiten und veräſteln. Im Gehirne bildet das Nervengewebe eine innere, weiße oder Markſub - ſtanz, welche aus zahlloſen Nervenfaſern beſteht und eine äußere, graue oder Rinden - ſubſtanz, welche reich an Nervenzellen iſt. Im Rückenmarke findet ſich die graue Subſtanz innen, die weiße außen. Außer dem Gehirne und Rückenmarke bilden die Ganglien im Thierkörper noch größere Nervenmaſſen. Dieſem Gangliennervenſyſteme ſchreibt man insbeſondere einen Einfluß auf die Verrichtungen der Organe des vege - tativen Lebens zu, dem Gehirne und Rückenmarke einen Einfluß auf die Empfindung und Bewegung.
Das Horngewebe bildet als eng an einander gedrängte Zellen, Epithelien. Fig. 11, oder Oberhäutchen, die oberſte Schichte der Schleimhäute, welche alle von außen zugänglichen, inneren Körperoberflächen auskleiden und die äußere Schichte der allgemeinen Hautdecke des thieriſchen Körpers, die Epidermis, bilden. In Form von Faſern, Röhrchen, Plättchen ſetzt dieſes Gewebe die Haare, Hufe und Klauen zu - ſammen. Die ſeröſen Häute, welche die Höhlen des Schädels, der Bruſt und des Bauches und die innere Fläche der Blut - und Lymphgefäße auskleiden, beſitzen gleich - falls ein dünnes, ungeſchichtetes Plattenepithel, Endothel genannt. Die Epithelien haben die Beſtimmung, die unter denſelben liegenden, gefäß - und nervenreichen Organe vor äußeren Einflüſſen zu ſchützen. Sie ſind einer be - ſtändigen Veränderung unterworfen, indem
Pflaſterepithel der Panſenſchleim - haut eines 12jährigen Ochſen, 250 / 1. — a a Kerne der Zellen.
ſtets ein Theil abgeſtoßen und durch neugebildete Zellen erſetzt wird.
Die verſchiedenen Gewebe vereinigen ſich, wie ſchon vorhin bemerkt, zu den Organen des thieriſchen Körpers, zu dem Syſteme der äußeren Haut, dem Knochen - ſyſteme, dem Muskelſyſteme, dem Syſteme der Verdauungswerkzeuge, der Athmungs - werkzeuge, dem Gefäß - und Nervenſyſteme und dem Syſteme der Harn - und Geſchlechts - werkzeuge. —
12Allgemeine Thierzuchtlehre.Ueber die procentiſchen Gewichtsverhältniſſe der einzelnen Körpertheile vom Rinde, Schafe und Schweine macht E. Wolff (Landwirthſchaftliche Fütterungslehre, Berlin 1874, S. 223) folgende Angaben:
Nach der chemiſchen Zuſammenſetzung ſind die mannigfaltigen feſten und flüſſigen Stoffe, welche den Thierkörper aufbauen, je nach dem Vorhandenſein von Stickſtoff, in ſtickſtoffhaltige und ſtickſtofffreie Stoffe zu unterſcheiden.
Die ſtickſtoffhaltigen Stoffe überwiegen, der Menge nach, im Thierkörper, während umgekehrt im Pflanzenkörper die ſtickſtofffreien Stoffe vorherrſchen. An ſtick - ſtoffhaltigen Beſtandtheilen kommen im Thierkörper die Proteïn - oder Eiweißſtoffe, die leimgebende Subſtanz, die Farbſtoffe und der Hornſtoff vor.
Die Eiweißſtoffe bilden den Hauptbeſtandtheil des Blutes, der Nerven, der Muskelſubſtanz und des thieriſchen Eies. Von den verſchiedenen Modificationen derſelben treten vorzugsweiſe das thieriſche Eiweiß (Albumin), der Käſeſtoff (Caſeïn) und der thieriſche Faſerſtoff (Fibrin) auf. Ihre Zuſammenſetzung iſt ſehr ſchwankend, ungefähr beſtehen dieſelben aus 54 % Kohlenſtoff, 7 % Waſſerſtoff, 22 % Sauer - ſtoff, 16 % Stickſtoff und 1 % Schwefel.
Am verbreitetſten, beſonders in allen thieriſchen Flüſſigkeiten iſt das Albumin. Daſſelbe wird aus ſeinen Löſungen durch Erwärmen auf 55 — 75°C. in Flocken ausgeſchieden, welche im Waſſer unlöslich ſind. Im thieriſchen Körper unterliegt das Albumin den mannigfaltigſten Umwandlungen, welche im engſten Zuſammenhange mit dem Stoffwechſel ſtehen.
Das Fibrin kommt, neben dem Albumin, gelöſt im Blute vor. Außerhalb des lebenden Körpers gerinnt daſſelbe ſchon bei gewöhnlicher Temperatur. In feſter Form bildet es den Hauptbeſtandtheil der Muskelfaſern.
13Das Thierleben.Am wenigſten verbreitet iſt der Käſeſtoff, welcher in größerer Menge nur in der Milch vorkommt. Derſelbe gerinnt bei Zuſatz von Eſſig -, Milchſäure ꝛc. Die unlöslichen Modificationen der drei genannten Proteïnſtoffe werden durch die thieriſchen Verdauungsſäfte gelöſt. Sie liefern das Material zur Bildung der übrigen ſtickſtoff - haltigen Beſtandtheile des Thierkörpers.
In gleich reichlicher Menge als wie die Eiweißſtoffe betheiligt ſich die leim - gebende Subſtanz an dem Aufbaue des Thierkörpers. Sie unterſcheidet ſich von jenen, daß ſie bei längerem Kochen mit Waſſer als Leim gelöſt wird. Dieſe ſtick - ſtoffhaltige Subſtanz nimmt hervorragenden Antheil an der Zuſammenſetzung ſowohl des Bindegewebes, der Sehnen und der Lederhaut, als auch der Knochen und der Knorpel.
Andere ſtickſtoffhaltige Stoffe, wie das Hämatin (Blutroth), die Gallen - und Harnfarbſtoffe, treten als Pigmente im Thierkörper auf, oder bilden als Hornſubſtanz den weſentlichſten Beſtandtheil der Epidermis und ihrer Fort - ſetzungen: der Haare, Wolle, Federn, Klauen, Hörner, Hufe u. dgl.
Unter den ſtickſtofffreien Beſtandtheilen des Thierkörpers herrſchen die Fette vor. Das Fett findet ſich in größter Menge im Fettgewebe unter der Haut, zwiſchen den Muskelfaſern, an den Nieren, am Netze und Gekröſe. Bei gemäſteten Thieren, namentlich bei gemäſteten Schweinen, kann die Fettmenge 25 — 40 % des lebenden Gewichtes erreichen. In geringerer Menge als im Fettgewebe tritt das Fett in allen übrigen, flüſſigen und feſten Körpertheilen auf, wie im Blute, in der Nervenſubſtanz, im Knochengewebe ꝛc. Die im thieriſchen Organismus in flüſſigem Zuſtande auftretenden Fette ſind Gemenge von einfachen Fetten, welche als Verbindungen von Glyceryloxyd mit Fettſäuren anzuſehen ſind. Je nach der Fett - ſäure nimmt das Fett beim Erſtarren eine mehr oder weniger talg - oder butterartige Conſiſtenz an. Bei dem Talge der Wiederkäuer herrſcht die Stearin -, bei dem Schmalze des Schweines die Margarin - und bei dem Butterfette die Butter -, Capron - und Caprinſäure vor. Die Elementarzuſammenſetzung der verſchiedenen Fette iſt eine ſehr conſtante; ſie beträgt nach Unterſuchungen von Hammel -, Ochſen - und Schweinefett auf der Verſuchsſtation Weende 76.2 — 76.8 % Kohlenſtoff, 11.7 bis 12.1 % Waſſerſtoff und 11.0 — 11.2 % Sauerſtoff und zeigt daher große Ueber - einſtimmung mit der Zuſammenſetzung der Pflanzenfette. Im Thierkörper nimmt das Fett, neben den Proteïnſtoffen, beſonderen Antheil an der Bildung und Ent - wickelung der Zellen.
Von anderen ſtickſtofffreien Stoffen finden ſich außer den Fetten, jedoch in ge - ringer Menge, drei Kohlehydrate: der Milchzucker in der Milch, der Trauben - zucker im Blute und in der Leber und der Inoſit, ein zuckerähnlicher Stoff, im Muskelfleiſche; außerdem treten noch auf im Magenſafte und im Fleiſchſafte die Milchſäure, im Muskelfleiſche ein indifferenter Körper, das Kreatin, in den thieriſchen Säften und Geweben die ſogenannten Extractſtoffe ꝛc.
Vom allgemeinen Geſichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Thierkörper aus Waſſer und Trockenſubſtanz zuſammengeſetzt. Letztere bleibt zurück, wenn14Allgemeine Thierzuchtlehre.man den Thierkörper einer Temperatur von 100 — 110°C. ausſetzt, während das Waſſer verflüchtigt.
Wird die Trockenſubſtanz einer noch höheren Temperatur ausgeſetzt, geglüht, ſo entweicht der größte Theil des Thierkörpers, die verbrennliche oder organiſche Subſtanz, meiſt als Kohlenſäure und Waſſerdampf, während ein kleiner Reſt, die unverbrennliche oder Mineralſubſtanz (Aſche) zurückbleibt.
Das Waſſer durchdringt alle Gewebe und Organe des Thierkörpers und iſt an deren Bildung in hervorragender Weiſe betheiligt. Den größten Waſſergehalt, 80 — 85 % vom Gewichte des lebenden Thieres, beſitzt das neugeborene Thier; weiterhin ſinkt derſelbe beſonders durch Anſatz feſter Theile im Knochenſyſteme auf 60 und im Alter auf 40 — 50 %. Das Waſſer vermittelt die Aufnahme der Nährſtoffe, den Stoffaustauſch und die Abſcheidung der verbrauchten Stoffe aus dem Thierleibe. Es iſt daher von größter Bedeutung für das thieriſche Leben.
Der verbrennliche Theil wird von jenen organiſchen Stoffen gebildet, welche weiter oben in ihrer Vertheilung im Thierkörper angegeben wurden. Trotz der großen Zahl der angeführten Stoffbeſtandtheile des Thierkörpers ſind zu ihrer Bil - dung doch nur die Elemente: Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Sauerſtoff, Stickſtoff und Schwefel erforderlich.
Die Elementarzuſammenſetzung des unverbrennlichen Theiles, der Aſche, iſt dagegen eine viel mannigfaltigere, ſie ſtimmt jedoch, wie jene des verbrennlichen Theiles des Thierkörpers, mit der Elementarzuſammenſetzung des Pflanzenkörpers überein. In der Thieraſche finden ſich: Kalium, Natrium, Calcium, Magne - ſium, Eiſen, Mangan, Schwefel, Phosphor, Silicium, Chlor und Fluor; Brom und Jod, die in manchen Pflanzen auftreten, wurden im Thierkörper bisher nicht nachgewieſen.
Die Mineralſubſtanzen finden ſich in großer Menge im Knochengewebe, während ſie in allen übrigen Theilen des thieriſchen Körpers gegenüber den organi - ſchen Beſtandtheilen ſehr zurücktreten. Desungeachtet ſind dieſelben für die Bildung der Organe und die Erhaltung der Lebensthätigkeit unentbehrlich.
Die Knochen enthalten je nach dem Alter des Thieres 50 — 75 % Aſche, welche in der Hauptmaſſe (85 %) aus dreibaſiſch phosphorſaurem Kalk beſteht, während der Reſt von kohlenſaurem Kalk (10 %) und kleinen Mengen phosphorſaurer Magneſia, Fluor - calcium und Natronſalzen gebildet wird. Im Blute erreicht die Menge der Aſchenbeſtand - theile etwa 0.8 %. In den Blutkörperchen überwiegt das Kali gegenüber dem Natron, während das Umgekehrte im Blutſerum ſtattfindet. Letzteres enthält ſtets eine gewiſſe Menge Chlornatrium. In der Muskel - und Nervenſubſtanz überwiegt das Chlorkalium, im Chylus, ſowie in den Verdauungsſäften das Chlornatrium. Das Eiſen bildet einen weſentlichen Beſtandtheil des Blutrothes.
Ueber die Gewichtsverhältniſſe, in welchen die chemiſchen Beſtandtheile im Thierkörper vorkommen, entnehmen wir E. Wolff’s Fütterungslehre im Auszuge folgende Tabelle:
15Das Thierleben.Das Thier vermag, wie die Pflanze, durch ſeine Lebensthätigkeit weder die Elemente des Waſſers, noch die Elemente der verbrennlichen Subſtanz und der Aſche neu zu ſchaffen. Dieſelben müſſen als thieriſche Nährſtoffe von Außen, aus der Luft und, wenigſtens bei unſeren Nutzthieren, aus der Pflanzennahrung aufgenommen werden. Das Thier bewerkſtelligt weiterhin durch ſeine Lebensthätigkeit die Ueber - führung der aufgenommenen Nährſtoffe in die ſeinen Körper aufbauenden Form - beſtandtheile. Die Letzteren ſind jedoch nicht unveränderlich, ſondern einer ſtetigen Neu - und Rückbildung ausgeſetzt. Die Geſammtheit der bei Nahrungsaufnahme, Körperanſatze und Ausſcheidung zu beobachtenden Veränderungen bezeichnet man als thieriſchen Stoffwechſel. Außer dem Stoffwechſel äußert ſich das thieriſche Leben durch das Vermögen, ſich zu bewegen, äußere Sinneseindrücke aufzunehmen, zu empfinden, und durch jene Lebensthätigkeiten, welche die Fortpflanzung des Thieres zum Zwecke haben.
Dieſe Verſchiedenheiten in den Lebensäußerungen des Thieres erfordern, obgleich ſie im lebenden Thiere in untheilbarer Geſammtheit zum Ausdrucke gelangen, eine getrennte Betrachtung und zwar: 1. Das Bildungs -, 2. das Bewegungs -, 3. das Empfindungs - und 4. das Geſchlechtsleben des Thieres.
Die Futtermittel enthalten zwar alle Stoffe, welche das Thier bedarf, jedoch in einer Form, welche ſie nicht unmittelbar zur Ernährung verwendbar macht. Sie müſſen daher erſt durch die Verdauung und Aſſimilation in eine für die16Allgemeine Thierzuchtlehre.Blutbildung und die Ernährung geeignete Form gebracht werden. Der unverwendbare Theil der Futtermittel wird ausgeſchieden, ebenſo jene Stoffe, welche durch die Lebensthätigkeit unbrauchbar geworden ſind.
Der Verdauung geht die Aufnahme der Nahrungsmittel durch die Maulhöhle, Rachenhöhle und den Schlund voraus. Die aufgenommenen Nahrungsmittel ge - langen dann in die eigentlichen Verdauungsorgane, welche einen von der Lippenſpalte bis zum After ununterbrochenen, verſchieden weiten, mit Schleimhaut und Drüſen verſehenen Kanal bilden. In demſelben werden unter Mitwirkung der ausgeſchiedenen Verdauungsſäfte die in den Futtermitteln enthaltenen Nährſtoffe in eine zur Blut - bildung taugliche Flüſſigkeit (Chylus) umgewandelt.
Dieſe Umwandlung oder Verdauung beginnt in dem Momente der Aufnahme der Nahrung in die Mundhöhle. Daſelbſt erfahren die Futterſtoffe durch die im Ober - und Unterkiefer eingekeilten Zähne eine Zerkleinerung und durch die Vermengung mit den Ausſcheidungsproducten der Speichel - und Schleimdrüſen, durch die Einſpeichelung, eine theilweiſe Veränderung ihres Stärkemehles. Daſſelbe wird durch das Speichelferment, jedoch keineswegs ſeiner ganzen Maſſe nach, in Dextrin und weiterhin in löslichen Traubenzucker übergeführt.
Von der Maulhöhle gelangt der Futterballen durch das Schlingen in die Rachenhöhle und die Schlundröhre, in welcher derſelbe durch die wurmförmige (peri - ſtaltiſche) Bewegung in den Magen weitergeſchafft wird. Im Magen erfahren nament - lich die Eiweißſtoffe der Futtermittel unter der auflöſenden Wirkung des Magen - ſaftes eine durchgreifende Veränderung. Durch die Einwirkung des Pepſins und der Salzſäure, der beiden hervorragenden Beſtandtheile des Magenſaftes, werden die Eiweiß - ſtoffe in lösliche Peptone oder Albuminoſen umgewandelt, welche in dieſer Form von den Lymphgefäßen aufgenommen, reſorbirt werden. Der Käſeſtoff der verzehrten Milch gerinnt zunächſt und wird dann erſt von dem Magenſafte allmählig gelöſt. Die Wirkſamkeit des Magenſaftes bei der Verdauung der Eiweißſtoffe wird bei Vor - handenſein von Fett weſentlich erhöht; Kochſalz begünſtigt hinwieder die reichlichere Abſcheidung des Magenſaftes. Außerdem wirkt der Magenſaft auf die Um - wandlung der im Futterbrei enthaltenen Kohlehydrate, ſowie des Traubenzuckers in Milchſäure, welche wieder ihrerſeits zur Löſung der Eiweißſtoffe, ſowie der phosphorſauren, unorganiſchen Verbindungen beiträgt. Die letztgenannten Stoffe und das Tränkwaſſer können direct von den in der Magenſchleimhaut reichlich ver - laufenden Blutgefäßen aufgenommen werden. Die noch unverdaute Maſſe der Futterſtoffe und der größte Theil der gelöſten Eiweißſtoffe gelangt mit dem genoſſenen Trinkwaſſer als graulicher, ſauer reagirender Brei, Chymus, durch den Pförtner in den Zwölffingerdarm, um ſich von dort durch den weiteren Darmcanal ihren Weg zu ſuchen.
Bei den Wiederkäuern, welche nicht wie die übrigen Hausthiere einen einfachen, ſondern einen aus vier Abtheilungen beſtehenden Magen, Fig. 12, S. 17, beſitzen,17Das Thierleben.findet bei der Verdauung ein anderer Vorgang ſtatt. In Folge der eigenthümlichen Magen - einrichtung vermögen die Wiederkäuer größere, wenn auch nährſtoffärmere Futtermaſſen zu ihrer Ernährung zu verwenden. Die aufgenommenen Futtermaſſen werden von den Wiederkäuern zu - nächſt nur unvollkommen gekaut, in großen Biſſen verſchlungen und im erſten Magen, dem Panſen oder Wanſt, geſammelt. Iſt der Wanſt, welcher beim Rinde einen durchſchnittlichen Cubikinhalt von 0.093 — 0.139 Cubikmeter beſitzt, gefüllt, ſo begibt ſich das Thier zur Ruhe. Ein ge - ringer Theil der Nahrung, die ſich löſenden Nähr - ſtoffe, nehmen ihren Weg durch die weiteren Magenabtheilungen, während die gröberen, im Wanſt erweichten Stoffe gegen die Haube und
Magen des Rindes (ſchema - tiſch). — A Panſen, B Haube, C Pſalter, D Labmagen; a Speiſeröhre, p Pförtner (pylorus).
die Schlundrinne gedrängt und von dieſer zu Biſſen geballt werden. Die - ſelben gelangen hierauf durch antiperiſtaltiſche Bewegung der Schlundröhre in die Maulhöhle zurück, um daſelbſt nochmals gekaut und eingeſpeichelt zu werden. Die fein - gekaute Maſſe wird wieder verſchluckt, gelangt jedoch nicht mehr in den Wanſt, ſondern durch die Schlundrinne, deren Lippen ſich zu einer Röhre ſchließen, in den dritten Magen, den Pſalter, Blättermagen oder Löſer, und von hier aus in den letzten, eigentlichen Magen, den Labmagen. Im Pſalter, deſſen Cubikinhalt ein Viertel von jenem des Panſens beträgt, wird das Futter durch blattförmige Schleimhautfalten in dünne Schichten getheilt und durch Reſorption waſſer - ärmer. Im Labmagen, welcher ungefähr gleich groß wie der Pſalter, jedoch mit zahl - reichen, ſchlauchförmigen Drüſen, den Magen - ſaft - oder Labdrüſen, Fig. 13, dicht beſetzt iſt, wird bei dem Untergange des Inhaltes dieſer Drüſen, der Labdrüſenzellen, Fig. 14, S. 18, Pepſin frei, welches den weſentlichen Beſtand - theil des Magenſaftes bildet. Die Verdauung im Labmagen erfolgt daher in derſelben Weiſe wie im einfachen Magen anderer Thiere. Getränke, flüſſiges und breiartiges Futter, ſo - bald es nicht in zu großen Partien verſchlungen wird, kann auch unmittelbar von der Schlund - rinne, ohne den Wanſt und die Haube zu
Labdrüſe aus dem Labmagen einer 15jähr. Landkuh, 90 / 1. — a Ende des Aus - führungsganges auf der Schleimhaut, b oberes, mit Cylinderepithel, c unteres mit Labdrüſen - zellen verſehenes Ende, d Drüſenäſte.
Krafft, Lehrb. d. Landw. III. 218Allgemeine Thierzuchtlehre.
Labdrüſenzellen aus dem Labmagen eines fünfjährigen Ochſen 600 / 1. — a Kerne der Zellen.
paſſiren, durch den Pſalter in den Lab - magen gelangen.
Der in den Dünndarm über - getretene Chymus wird durch periſtal - tiſche Bewegung allmählig durch den Dickdarm bis zum After fortgeleitet. Auf letzterem, langem Wege, welcher bei dem Rinde das 22fache, bei dem Schafe das 27fache, bei dem Pferde das 11fache, bei dem Schweine das 16fache und bei dem freiſchfreſſenden Hunde das 5fache der Körperlänge beträgt, erfolgt eine weitere Abſcheidung und Aufnahme von Nährſtoffen aus dem Speiſebrei.
Im Dünndarme treten zu dem Speiſebrei die Abſonderungsproducte der Leber, die Galle, und der Bauchſpeicheldrüſe, der Bauchſpeichel (Pankreasſaft). Durch den Bauchſpeichel werden die noch vorhandenen ſtärkemehlhaltigen Subſtanzen in Zucker und die noch nicht verdauten Eiweißſtoffe in Peptone übergeführt. Der Zucker wird theils unmittelbar, theils umgewandelt in Milchſäure und Butterſäure von den Blut - gefäßen, die Peptone von den Lymphgefäßen aufgenommen. Außerdem bewirkt der Bauchſpeichel, ſowie die Galle, eine äußerſt feine Vertheilung des im Speiſebrei enthaltenen Fettes. Die Fettkügelchen werden alsdann von der mit Galle benetzten Darmwand gleichzeitig mit der Galle reſorbirt. Die Nachverdauung im Darm - canale wird noch weſentlich durch die Abſcheidung des Darmſaftes unterſtützt. Derſelbe hat die Fähigkeit, noch unveränderte Eiweißſtoffe zur Reſorption geeignet zu machen.
Die nach der Verdauung der ſtickſtofffreien, ſtickſtoffhaltigen und anorganiſchen Futterbeſtandtheile im Darmcanale zurückbleibenden, unverdaulichen Ueberreſte werden immer waſſerärmer, feſter und nebſt den abgenutzten Schleimhäuten, der nicht re - ſorbirten Galle und den Ausſcheidungsproducten der Schleimdrüſen im Endſtücke des Dickdarmes, dem Maſtdarme, angeſammelt, um ſchließlich als Kothballen, feſte Excremente, entleert zu werden.
Die Verdauungsproducte werden je nach ihrer Natur auf verſchiedenen Wegen in die Blutbahn übergeführt. Von den in der Schleimhaut des Magens und Darmes verlaufenden zahlreichen, venöſen Haargefäßen werden neben dem Waſſer und den Mineralſalzen hauptſächlich die Verdauungsproducte der Kohlehydrate als Zucker, Milchſäure und pflanzenſaure Salze durch Diffuſion aufgenommen. Die aufgelöſten Proteïnſtoffe, ſowie das fein vertheilte Fett werden dagegen von den Darmzotten, Fig. 15 (ſ. S. 19), zahlreichen, kleinen, warzenförmigen Hervorragungen der Darmſchleimhaut, aufgenommen und den Lymphgefäßen, welche in den Zotten19Das Thierleben.blind endigen, als Chylus oder Milchſaft zugeführt. In den Lymphgefäßen ſam - meln ſich auch die von der Magenwand reſorbirten Proteïnſtoffe, ſowie die flüſſigen Zerſetzungsproducte der unbrauchbar gewordenen thieriſchen Gewebe, die Lymphe. Durch die Lymphgefäße wird der milchfarbige Chylus dem Blute zugeführt. Bei dem Durchgange des Chylus durch die Lymphdrüſen des Gekröſes bilden ſich farbloſe Chyluskörperchen, welche wahrſcheinlich bei ihrem Uebergange in das Blut in rothe Blutkörperchen umgewandelt werden.
Das Blut bildet die allgemeine Ernährungsflüſſigkeit, welche einer ſtetigen Veränderung unterliegt. Es beſteht zu ungefähr 90 % aus einer farbloſen Flüſſig - keit, der Blutflüſſigkeit, Blutplasma, welche im Waſſer gelöſten Faſerſtoff, Albumin, Caſeïn, Extractivſtoffe, Fette, Traubenzucker und anorganiſche Verbin - dungen, beſonders Chlornatrium (Kochſalz), enthält, und den rothgefärbten Blut - körperchen, neben welchen, minder zahlreich, farbloſe oder weiße Blutkörperchen vorkommen. Die Blutkörperchen, Fig. 16, bilden im Durchſchnitte 0.0055
Schleimhaut des Dünndarmes eines ſechs Tage alten Kalbes 30 / 1. — a Darmzotten, b Lieberkühn’ſche Drüſen, c Muskelſchicht der Schleimhaut. Fig. 16. Blutkörperchen aus dem Blute einer Kuh, 600 / 1. — a rothe Blutkörperchen von der Fläche, b von dem Rande aus geſehen, c rothe Blutkörperchen zu geldrollenartigen Säulchen vereinigt, d centrale Depreſſion, welche die Bisquitform bedingt, e rothe Blutkörperchen mit ſtacheligen Fortſätzen, f kleinere, g größere farbloſe Blutkörperchen.
bis 0.0057 Mm. große, in der Mitte eingedrückte, ſolide Körperchen. Sie beſtehen aus einer ſtickſtoffhaltigen, ungefärbten Grundſubſtanz und einer eiweißartigen, eiſenhaltigen farbigen Subſtanz, dem Blutroth, Hämoglobin. Nächſt den genannten feſten und flüſſigen Stoffen enthält das Blut abſorbirt oder locker chemiſch gebunden verſchiedene Gaſe und zwar vorzugsweiſe in den Blutkörperchen Sauerſtoff, im Blutplasma Kohlenſäure und außerdem noch geringe Mengen Stickſtoff.
2*20Allgemeine Thierzuchtlehre.Das Blut iſt im lebenden Körper in ſteter Bewegung. Es wird durch die Zuſammenziehung (Systole) des hohlen Herzmuskels durch die Arterien, Puls - oder Schlagadern, in alle Theile des Körpers getrieben und durch die Erweiterung (Diastole) des Herzmuskels in den Venen, Blutadern, wieder zu jenem Centralorgane zurückgeführt. In Betreff der Häufigkeit der Herzbewegung nimmt man an, daß beim Pferde unter gewöhnlichen Verhältniſſen in der Minute 40 — 50, beim Rinde 58 — 80 und beim Schafe 60 — 70 Herzſchläge erfolgen. Den Uebergang der Arterien zu den Venen bilden die feinſten Gefäßverzweigungen, die Capillaren oder Haargefäße. Das in den Venen ſich bewegende Blut iſt ſchwarzroth gefärbt und beſitzt einen relativ größeren Gehalt an Kohlenſäure und einen geringeren Gehalt an Sauerſtoff als das arterielle Blut. Es gelangt vermiſcht mit dem Chylus in die rechte Vorkammer und von hier aus auf dem Wege durch die rechte Herzkammer in die Lungen - arterie, welche ſich in der Lunge in feinſte Capillargefäße verzweigt. Daſelbſt tritt ein Theil des Sauerſtoffes, welcher bei dem Einathmen der atmoſphäriſchen Luft in die Lungenbläschen gelangte, in das Blut über, während daſſelbe Kohlen - ſäure und Waſſer abgibt, die bei dem Ausathmen aus dem Körper entfernt werden. Durch die Sauerſtoffaufnahme, welche größentheils durch die Blutkörperchen erfolgt, verwandelt ſich das venöſe Blut in hellrothes, ſauerſtoffreicheres arterielles Blut. Daſſelbe wird durch die Lungenvenen wieder dem Herzen (kleiner Kreislauf, Fig. 17 r Rhikl) und zwar der linken Vorkammer und der linken Herzkammer zugeführt.
Blutkreislauf. In den dunkel gezeichneten Gefäßen fließt venöſes, in den hellgezeichneten arterielles Blut. (Schematiſch. ) — r rechte, l linke Vorkammer, R rechte, L linke Herzkammer; a gemein - ſchaftliche, b hintere, c vordere Aorta, d Capillargefäß des Hinter - theiles, e hintere Hohlvene, f Capillargefäß des Vordertheiles, g vordere Hohlvene, h Lungenarterie, i Capillargefäß der Lunge, k Lungenvene, l Baucheingeweide-Schlagader, m Capillargefäß des Darmcanales, n Pfortader, o Capillargefäß der Leber, p Lebervene.
Von der linken Herzkammer wird das arterielle Blut durch die große Körper - ſchlagader oder Aorta in die überall im Körper ver - breiteten Capillargefäße ge - trieben, um von hier aus durch die Venen wieder zum Herzen zurückzukehren (gro - ßer Kreislauf, Fig. 17 lLa b [lmnop u. d] e; cfgr).
Auf dem Wege durch den Körper ſucht ſich der Sauerſtoff des arteriellen Blutes mit dem Kohlen - ſtoff und Waſſerſtoff ab - genutzter Gewebstheile und gewiſſer Blutbeſtand - theile zu verbinden, wobei Wärme frei wird. Eine weitere Quelle für die thieriſche Wärme bilden die zahlreichen mechaniſchen und chemiſchen Veränderungen, namentlich das Freiwerden von Wärme bei dem Ernährungsproceſſe, welcher Flüſſiges in Feſtes überführt. Die Eigenwärme des thieriſchen Körpers iſt ziemlich conſtant21Das Thierleben.und von der äußeren Temperatur nahezu ganz unabhängig. Sie beträgt bei dem Rinde 37.8 — 40. 0°C., im Mittel 38. 8°C. Der Verbrauch an Nährſtoffen zur Wärmeentwickelung ſteht jedoch im Verhältniſſe zur äußeren Stalltemperatur. Je mehr dieſelbe ſinkt, um ſo größer iſt der Nährſtoff-Verbrauch. Bei allzu großer Erhöhung der Temperatur tritt dagegen eine erſchlaffende, geſteigerte Hautthätigkeit ein. Am entſprechendſten iſt für das Pferd und Rind eine Stalltemperatur von 12.5 — 17. 5°C. und für das Schaf von 10 — 12. 5°C. Bei dieſen Temperaturen wird das Futter am beſten ausgenutzt.
Die verſchiedenen, näheren Beſtandtheile des Futters — Waſſer, Kohlehydrate, Fett, Proteïnſtoffe und Aſchenſalze — werden nach ihrer Verdauung und ihrem Ueber - gange in das Blut als Zucker und Milchſäure, als Fett im gelöſten oder an Alkalien gebundenen Zuſtande, als gerinnbares Eiweiß und Faſerſtoff und als Aſchen - ſalze in verſchiedenſter Weiſe zur Unterhaltung der thieriſchen Wärme und zum Aufbaue der thieriſchen Gewebe verwendet. Die abgenutzten thieriſchen Gewebe zer - fallen und verbinden ſich mit dem eingeathmeten Sauerſtoffe. Je größer die Nahrungs - zufuhr und je mehr Spaltungsproducte durch erhöhte Lebensthätigkeit in den thieriſchen Geweben entſtehen, um ſo mehr ſteigert ſich die Sauerſtoffaufnahme. Jede Kraft - äußerung, jede Muskelbewegung, jede Nervenerregung iſt mit einem gleichzeitigen Stoff - verbrauche verbunden. Die abgenutzten Stoffe werden, wenn ſie nicht unmittelbar in das Blut übergehen, von den Lymphgefäßen aufgenommen, vermengen ſich im Milchbruſtgange mit dem Chylus und werden ſchließlich durch die linke Achſelvene dem Herzen zugeführt. Unter einem findet aus dem Blute ein ſtetiger Anſatz von Stoffen ſtatt, welcher ſich in der Bildung neuer Zellen äußert. Dieſe Vorgänge bei dem Stoffanſatze und der Stoffrückbildung bezeichnet man als den Stoffwechſel.
Von den im Futter enthaltenen Nährſtoffen werden am raſcheſten die Kohle - hydrate verbraucht. Sie werden als Zucker von dem Darmcanale reſorbirt und auf kürzeſtem Wege in alle Theile des Körpers geführt, um durch ihre Verbindung mit dem Sauerſtoffe die thieriſche Wärme zu unterhalten. Nachdem früher an - genommen wurde, daß die lebhafteſte Verbrennung in der Lunge während des Re - ſpirationsproceſſes ſtattfinde, ſo bezeichnete man ſie als Reſpirationsmittel. Nachdem neuere Forſchungen nachgewieſen, daß die Verbrennung und die Wärme - entwickelung nicht nur in der Lunge, ſondern in jedem Theile des thieriſchen Körpers ſtattfindet, ſo iſt dieſe Bezeichnung unhaltbar geworden. Richtiger iſt nach dem Vor - ſchlage Virchow’s die Bezeichnung „ Heizſtoffe “.
Die aus der Nahrung aufgenommene Eiweißſubſtanz wird zum Aufbaue der ſtickſtoffhaltigen Beſtandtheile des Thierkörpers verwendet. Man bezeichnet ſie daher als die plaſtiſchen Nährmittel, als Blutbildner, Fleiſchbildner, wenngleich ſich auch dieſe Bezeichnung, ſtrenge genommen, nicht mehr aufrechterhalten läßt, da Waſſer, Fett, Aſchenbeſtandtheile zur Bildung der Organe ebenſo wenig zu entbehren ſind, als die Eiweißſtoffe. Bei dem Zerfalle der Eiweißſtoffe bildet ſich Fett, welches entweder als ſolches abgelagert oder in der Milch ausgeſchieden oder im Reſpirationsproceſſe zu Kohlenſäure verbrannt wird. Die verbrauchten Stickſtoff -22Allgemeine Thierzuchtlehre.verbindungen der Eiweißſubſtanzen werden bei dem Durchgange des arteriellen Blutes durch die Nieren möglichſt raſch aus dem Körper im Harne entfernt. Im Harne der Pflanzenfreſſer findet ſich der Stickſtoff im Harnſtoff und in wechſelnden Mengen von Hippurſäure, in jenem der Fleiſchfreſſer im Harnſtoff und in der Harnſäure.
Das aus der Nahrung aufgenommene Fett ſcheint in Zucker umgewandelt zu werden, um dann gleichfalls im Reſpirationsproceſſe verwendet zu werden. Unter günſtigen Umſtänden wird es jedoch unmittelbar zur Ablagerung an den Organen verwendet. Es kommt jedoch im thieriſchen Körper außer dem Fettanſatze noch eine Neubildung von Fett zur Beobachtung. Das Material zu dieſer Neubildung liefern, wie oben bemerkt, die Spaltungsproducte der Eiweißkörper, während die Kohlehydrate nur indirect den Anſatze des Fettes befördern, indem ſie die Zerſtörung des Fettes im Reſpirationsproceſſe hintanhalten und ſomit dieſes zum Anſatze verfügbar machen.
Der Effect eines Futtermittels beſteht daher, abgeſehen von der Milch - und Wolleproduction, in dem Anſatze von Fleiſch und Fett und in der Kraft - production. Dieſe Bildungsvorgänge verdienen eine eingehendere Beſprechung, da ihre Erkenntniß die Grundlage für die richtige Fütterung der Thiere abgibt.
Die Geſetze der Fleiſchbildung oder des An - und Umſatzes der Eiweißſtoffe laſſen ſich am zuverläſſigſten durch die Beſtimmung des Stickſtoffes in den ſichtbaren Ausſcheidungen, insbeſondere des Harnes, feſtſtellen, nachdem ſich nahezu aller mit der Nahrung aufgenommene Stickſtoff in den erwähnten Ausſcheidungen wiederfindet, abzüglich jenes Theiles, welcher zum Anſatze verwendet wurde. Ebenſo ergibt ſich durch Vergleichung des Aſchengehaltes des Futters mit jenem der Excremente und der Milch ꝛc. der Anſatz oder Verluſt an mineraliſchen Stoffen im Thier - körper. Schwieriger iſt es, den Stoffwechſel der ſtickſtofffreien Nährſtoffe, der Kohle - hydrate, des Fettes und des Waſſers zu verfolgen, indem zu dieſem Zwecke nicht nur die flüſſigen und feſten Ausſcheidungen, ſondern auch mit Hilfe eines Reſpirations - apparates die durch Haut und Lunge entweichenden, gasförmigen Stoffe der Unter - ſuchung und Gewichtsbeſtimmung unterzogen werden müſſen. Das Reſultat der Beziehungen zwiſchen dem Futter und den geſammten thieriſchen Ausſcheidungen, im Zuſammenhange mit dem Körperanſatze oder Körperverluſte läßt ſich am überſicht - lichſten aus der ſogenannten „ Stoffwechſelgleichung “erſehen.
Um den Nähreffect einer Fütterungsweiſe, oder die Art und den Umfang des Um - ſatzes der zur Ernährung verbrauchten Stoffe an einem Beiſpiele anſchaulich zu machen, geben wir nach Henneberg1)W. Henneberg. Neue Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der Wiederkäuer. Göttingen, 1870. 1 Heft S. 19. die Stoffwechſelgleichung während 24 Stunden für einen voll - jährigen, durchſchnittlich 712.5 Kilogr. ſchweren Ochſen. Derſelbe verzehrte pro Tag 5 Kilogr. Kleeheu, 6 Kilogr. Haferſtroh, 3.7 Kilogr. Bohnenſchrot, 0.06 Kilogr. Kochſalz und 56.1 Kilogr. Tränkwaſſer.
23Das Thierleben.Ein weiteres Beiſpiel einer Stoffwechſelgleichung für ein volljähriges Schaf haben wir Band I. S. 160 und 162 mitgetheilt.
Für die Erforſchung der Geſetze des Stoffwechſels waren insbeſondere die Unterſuchungen Voit’s1)Th. Biſchoff und C. Voit, Die Geſetze der Ernährung des Fleiſchfreſſers, 1860; C. Voit’s weitere zahlreiche Abhandlungen ſind erſchienen in der Zeitſchrift für Biologie, München 1865 u. ff. Eine leicht faßliche Darſtellung der neueren Anſchauungen über die Fleiſch - und Fettbildung findet ſich in: „ Dr. E. Wolff, Die rationelle Fütterung “, Berlin 1874, S. 37 ꝛc. in München epochemachend. In Betreff des Eiweißes unter - ſcheidet Voit2)C. Voit, Ueber die Verſchiedenheit der Eiweißzerſetzung beim Hungern. Zeitſchrift für Biologie 1866, S. 318 u. ff. zwiſchen dem Organeiweiß, das in allen Organen, auch im Blute vorhandene, der Zerſetzung in geringerem Maße unterliegende Eiweiß und dem Borrath - oder Circulations-Eiweiß, welches leicht zerſtört wird und alle Gewebe als eigentlich ernährender Plasmaſtrom durchdringt. Nach Voit iſt der Eiweißumſatz direct abhängig von der Eiweißzufuhr. Steigt die Zufuhr, ſo tritt, je ſtickſtoffreicher die Nahrung, um ſo raſcher „ Stickſtoffgleichgewicht “, alſo Erhaltungszuſtand ein. Das Mehr wird als Circulations-Eiweiß raſcher zerſtört, weshalb ſich die Stickſtoffausſcheidung mit der Einnahme bald in’s Gleichgewicht ſetzt. Weiterhin iſt die Zufuhr derſelben Nährſtoffmenge erforderlich, um den Körper in gleichem Ernährungszuſtande zu erhalten. Der durch die vorausgegangene Fütterung erzeugte Ernährungszuſtand iſt für die Größe des Eiweißumſatzes24Allgemeine Thierzuchtlehre.von Einfluß. Geht man von einer ſtickſtoffreicheren zu einer ſtickſtoffärmeren Fütterung über, ſo wird anfänglich entſprechend dem früheren Ernährungszuſtande mehr Stickſtoff als Zerſetzungsproduct des Circulationseiweißes und zum geringeren Theile auch des Organeiweißes ausgeſchieden, bis endlich zwiſchen Ausgabe und Einnahme wieder Gleichgewicht eintritt. Kehrt man zur ſtickſtoffreicheren Nahrung zurück, ſo wird das Stickſtoffgleichgewicht raſcher eintreten, da die Mehrzufuhr nicht als Organ - eiweiß gebunden wird, ſondern das raſcher zerſetzbare Circulationseiweiß vermehrt. Kochſalzbeigaben und Waſſer vermehren den Eiweißumſatz. Ein Uebermaß an Waſſeraufnahme, hervorgerufen durch Wäſſerigkeit des Futters, hohe Stalltemperatur, zu ſtarke Salzgaben, zu viel Bewegung ꝛc., iſt daher, da das Waſſer nicht zum Körperanſatze verwendet werden kann, durch Zerſtörung werthvoller Futterſubſtanz von Nachtheil.
Nach den Verhältniſſen des Eiweißumſatzes regelt ſich der Eiweißanſatz, d. i. die Vermehrung von Fleiſch, oder im Vereine von Fett und Waſſerablagerung die Vermehrung des lebenden Gewichtes. Der Viehzüchter wird bei der Fleiſchpro - duction dahin trachten, den Umſatz möglichſt zu vermindern und den Anſatz zu erhöhen. Es geſchieht dies durch die richtige Zuſammenſetzung des Futters. Durch eine größere Futtermenge wird bei gleicher Zuſammenſetzung der Fleiſchanſatz nicht in demſelben, ſondern in einem weſentlich höheren Verhältniſſe geſteigert. Einſeitige Eiweißzufuhr ohne gleichzeitige Vermehrung der ſtickſtofffreien Nährſtoffe bewirkt nach Voit zunächſt eine Vermehrung des Circulationseiweißes, welche jedoch bald aufhört, da durch die leichte Zerſtörung deſſelben das zugeführte Plus ſofort wieder aus - geſchieden wird. Eine Beigabe von Fett, ebenſo das im Thierkörper abgelagerte Fett wirken vermindernd auf den Eiweißumſatz, daher erhöhend auf den Fleiſchanſatz. Eine noch ausgiebigere Vermehrung des Organeiweißes oder Fleiſchanſatzes wird durch gleichzeitige Zufuhr von Eiweiß und Kohlehydraten erzielt. Bei einſeitiger Eiweiß - zufuhr wird daher Stickſtoffgleichgewicht ſehr bald, bei gleichzeitiger Zufuhr von Kohlehydraten neben Fett (wenn überhaupt) erſt nach längerer Zeit eintreten. Die Kohlehydrate (Stärkemehl, Zucker ꝛc. ) haben daher nicht nur Werth als ſogenannte Reſpirationsmittel, ſondern einen noch viel höheren dadurch, daß ſie die Zerſtörung des Eiweißes vermindern, daher indirect zur Erhaltung und dem Anſatze des Fleiſches beitragen.
Der größte Erfolg der Fütterung wird nach dem Vorerwähnten nur dann erreicht, wenn Eiweißſtoffe, Fett, Kohlehydrate, Waſſer und Nährſalze in einem be - ſtimmten für die verſchiedenen Ernährungszuſtände der Thiere und für die verſchiedenen Fütterungszwecke wechſelnden Verhältniſſe verabreicht werden. Ein Zuviel wird entweder unbenutzt für den Körperanſatz ausgeſchieden oder ſchon im Verdauungscanal nicht aufgenommen und mit den Excrementen entleert.
Im Vorſtehenden wurde ſchon da und dort der Wege gedacht, auf welchen die von dem Blute aufgenommenen Rückbildungsſtoffe den Thierkörper verlaſſen. Die gasförmigen Stoffe entweichen durch Lunge und Haut, die löslichen werden von den Nieren abgeſchieden und nur ein geringer Theil, die Reſte der Verdauungsſäfte, gehen25Das Thierleben.mit dem unverdauten und unlöslichen Theile der Nahrung, mit den Excrementen (Faeces) ab. Neben dieſer Abſonderung von unbrauchbar gewordenen Stoffen (Excrete) werden jedoch auch noch Stoffe (Secrete) abgeſondert, welche noch weitere Verwendung im Organismus finden. Es ſind dies die Verdauungsſäfte, die Zeu - gungsproducte (Samen und Ei) und die Milch, welche zur erſten Ernährung der Jungen erforderlich iſt. Mit Rückſicht auf den Werth dieſer Ausſcheidungen bei der landwirthſchaftlichen Thiernutzung bedürfen dieſe Vorgänge einer beſonderen Beſprechung. Die Organe, welche die Ausſcheidung beſorgen, die Drüſen genannt, ſind vielzellige, reichlich mit Capillargefäßen durchzogene Gebilde, mit oder ohne Ausführungswege. Zu letzteren zählen vor allem die in ihrer Bedeutung ſchon weiter oben beſprochenen Lymph - und Gekrösdrüſen. Die erſteren dienen entweder zur Ausſcheidung der Ver - dauungsflüſſigkeiten, wie die Speichel -, Schleim -, Magenſaft - und Bauchſpeicheldrüſen, die Leber und die Darmzotten, oder zur Ausſcheidung von Stoffen nach Außen, wie die Thränendrüſen, die Schweiß - und Hauttalgdrüſen, die Nieren, die Milchdrüſen und die Hoden.
Die Schweiß - und Hauttalgdrüſen ſcheiden gewiſſe organiſche Rückbil - dungsſtoffe, ſowie dunſtförmiges Waſſer und auch etwas Kohlenſäure aus. Der regelmäßige Verlauf der Hautausdünſtung (Perſpiration zum Unterſchiede der durch die Luftröhre aus der Lunge erfolgenden Reſpiration) iſt für die Ernährungsvor - gänge nicht ohne Bedeutung, weshalb die Pflege der Haut die größte Beachtung verdient.
Die Hautdrüſen, ſowie die Reſpirationsorgane, haben die Beſtimmung, die End - producte der verbrauchten, ſtickſtofffreien Subſtanzen aus dem Körper zu entfernen. Die Rückbildungsſtoffe der ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen ſowie die meiſten Aſchenſalze werden dagegen in den Nieren aus dem Blute, als Harn, ausgeſchieden. Der Harn wird durch die concentriſch gegen die Mitte der Nieren verlaufenden Harnröhrchen abgeſondert und durch den Harnleiter der Harnblaſe zugeführt. Die Harnblaſe wird dann zeitweilig auf dem Wege durch die Harnröhre entleert.
Die Milchdrüſen haben die Beſtimmung, das Bildungsmaterial für das junge Thier nach deſſen Geburt zu liefern. Bei der Kuh enthält das in zwei Hälften, einer rechten und einer linken geſonderte Euter zwei große Milchdrüſen, welche von einer derben weißen Bindegewebeſubſtanz, der „ Milchdrüſenkapſel “, hautartig umhüllt ſind. Die Milchdrüſen beſtehen aus einer großen Zahl von „ Drüſenbläschen “, Fig. 18 (ſ. S. 26), welche durch Bindegewebe verbunden und mit Fettgewebe umgeben ſind. Die Ausführungsgänge der Drüſenbläschen münden in einen größeren Raum, den Milchciſternen, welche durch Ausflußgänge in den Zitzen oder „ Strichen “mit der Oeffnung der Striche, welche mit einem Schließmuskelapparate verſehen iſt, in Ver - bindung ſtehen. In den Drüſenbläschen findet nach der Empfängniß eine lebhafte Zellbildung und Fettablagerung ſtatt, zu welcher das Blut das Material liefert. Die Zellen zerfallen und gelangen in die Ausführungsgänge. Bei Beginn der Milchab - ſonderung gelangen noch unzerfallene Epithelialzellen, die Coloſtrumkügelchen, Fig. 19 (ſ. S. 26), welche Eiweiß und Fetttröpfchen enthalten, in die noch unreife26Allgemeine Thierzuchtlehre.Milch, Coloſtrum (Erſtlings - oder Bieſtmilch). Späterhin verſchwinden die Colo - ſtrumkügelchen, indem nur mehr vollſtändig zerfallene Zellen, die aus Käſeſtoff und Fett beſtehenden Milchkügelchen, neben der abgeſonderten Flüſſigkeit als Milch aus -
Fig. 18. Aus 4 Drüſenbläschen beſtehendes Drüſenkörnchen der Milchdrüſe einer Kuh nach Für - ſtenberg, 200 / 1. — d Gemeinſchaftlicher Ausführungsgang.
Fig. 19. Coloſtrumkörperchen, 320 / 1. — 1 mit nicht zerſtörter Membran, Durchmeſſer 0.036 Mm.; 2 Membran in der Zerſtörung begriffen, Durchmeſſer 0.044; 3 die Membran zerſtört und die Fett - tröpfchen hervortretend, Durchmeſſer 0.054 Mm.; 4 Milchkügelchen, Durchmeſſer des größten 0.016 Mm.
geſchieden werden. Die Milch iſt ſomit ein durch fettige Degeneration flüſſig gewordenes Organ. Die Beziehungen zwiſchen dem Futter und der Milchabſonderung werden weiterhin zu beſprechen ſein, nur ſo viel ſei hier erwähnt, daß je reicher die Milchproduction um ſo weniger ſtickſtoffhaltige und ſtickſtofffreie Futterbeſtandtheile zum Körperanſatze übrig bleiben.
Die Bewegungen, welche im thieriſchen Körper ausgeführt werden, ſind entweder wie die Molecularbewegungen und die Flimmerbewegungen gewiſſer Epithelialgebilde unwillkürliche oder wie die meiſten Muskelbewegungen von dem Willen des Thieres abhängige. Bei den Muskelbewegungen findet in Folge eines Nervenreizes entweder eine Zuſammenziehung oder Ausdehnung der Muskelfaſern ſtatt, welche in ihrer Wirkſamkeit durch die Hebelwirkung der Knochen weſentlich unterſtützt wird.
Die urſprüngliche Anſicht über die Beziehung der Muskelthätigkeit zu einem erhöhteren Eiweißumſatze hat ſich als nicht richtig herausgeſtellt; vielmehr hat die Ver - mehrung der Bewegung einen erhöhten Einfluß auf die Zerſtörung des Fettes, be - ziehungsweiſe der Kohlehydrate. Durch dieſelbe wird eine größere Sauerſtoffaufnahme und Kohlenſäureabgabe, ſomit eine geſteigerte Reſpirationsthätigkeit und daher auch eine vermehrte Wärmebildung und Waſſerverdunſtung hervorgerufen. Die Ver - brennung des Fettes iſt jedoch keineswegs die Urſache, ſondern nur die Folge der Kraftäußerung. Dieſe wird durch den Zerfall der Eiweißkörper als chemiſche Kraft oder Spannkraft frei und kann dann beliebig zu äußeren Arbeitsleiſtungen verwendet27Das Thierleben.werden Sobald der Vorrath an Spannkraft aufgezehrt iſt, tritt Ermüdung ein. Durch eine Ruheperiode kann ſie ſich erſt wieder anſammeln. Thiere, deren Muskelkraft ſtark in Anſpruch genommen werden ſoll, müſſen daher durch eiweiß - haltiges Futter in einem guten Ernährungszuſtande erhalten werden; außerdem muß für die Zufuhr von Fett geſorgt werden, um den größeren Umſatz ohne Herabminderung des Körperzuſtandes zu ermöglichen.
Die Thiere beſitzen, verſchieden von den Pflanzen, das Vermögen ſich äußerer Sinneseindrücke bewußt zu werden. Die Organe, welche zur Vermittelung dieſer Eindrücke dienen, bilden in ihrer Geſammtheit das Nervenſyſtem. Durch daſſelbe werden nicht nur die Muskelreizungen, ſondern auch mit Hilfe der Sinnesorgane, der Seh -, Gehör -, Geruchs -, Geſchmacks - und Taſtwerkzeuge, die Aufnahme äußerer Eindrücke vermittelt. Manche Bewegungen erfolgen mit einer von dem Willen unabhängigen Regelmäßigkeit unter dem Einfluſſe eines inneren Antriebes, Inſtinctes. Welche Einwirkung die Thätigkeit der Nerven auf den Verlauf des Stoffwechſels ausübt, iſt kaum erforſcht. So viel ſcheint feſtzuſtehen, daß eine erhöhte Nerven - thätigkeit weniger auf einen vermehrten Eiweißumſatz als auf einen ſtärkeren Fett - verbrauch Einfluß hat.
Die bisher beſprochenen Aeußerungen des thieriſchen Lebens waren in ihrer Geſammtheit darauf berechnet, die Erhaltung des Individuums zu ermöglichen. In einem gewiſſen Alter vermag das Individuum mehr als die Erhaltung ſeiner ſelbſt zu leiſten, es wird durch ſeine Bildungsthätigkeit befähigt, ähnliche Individuen in’s Leben zu rufen, d. h. ſich fortzupflanzen. Die Fortpflanzung wird durch die männlichen und weiblichen Geſchlechtsorgane vermittelt. Unter inniger Berührung derſelben (Begattung, Paarung) vollzieht ſich die Vermiſchung der von den - ſelben abgeſonderten Zeugungsſtoffe (Befruchtung).
Der männliche Zeugungsſtoff, der Same, wird von den Hoden des geſchlechts - reifen Vaterthieres abgeſondert. Die Hoden ſind in zweifacher Zahl in einer ſack - artigen Erweiterung der allgemeinen Decke, dem Hodenſacke, enthalten. Sie beſtehen aus einer Mehrzahl vielfach gewundener Samencanälchen, welche den Samen abſcheiden und ihn durch vielfach verzweigte Ausführungsgänge in die Nebenhoden und durch den Samenſtrang den Samenbläschen zur Aufbewahrung zuführen. Aus den Samenbläschen wird der Same zur Zeit der Begattung, vermengt mit den Aus - ſcheidungen drüſenartiger Organe, durch das männliche Glied (Ruthe) entleert. Die Samencanälchen ſind mit zahlreichen Zellen erfüllt, in welchen ſich kernhaltige Tochter - zellen entwickeln. In jeder Tochterzelle, Fig. 20 (ſ. S. 28), bildet ſich ein Samen - faden, Samenkörperchen, fälſchlich auch Samenthierchen, Spermatozoen, Zooſpermen genannt. Die Samenfäden, welche den eigentlich wirkſamen Theil der Zeugungs - flüſſigkeit bilden, beſtehen aus einem dickeren Theile, Kopfe, welcher in einem faden -28Allgemeine Thierzuchtlehre.förmigen Theile ausläuft. Anfänglich ſpiralförmig aufgerollt, ſtrecken ſich nach Auf - löſung der Membran der Tochterzelle die Samenfäden, ſpäterhin vereinigen ſich eine Mehrzahl derſelben, Kopf an Kopf gereiht, zu einem Bündel. Nach dem Zerfalle
a b Sa - menzellen mit einem und zwei Kernen, von welchen c bereits läng - lich iſt und einen vor - deren dunkleren, einen hinteren helleren Theil beſitzt, d Samenzelle mit eingerolltem Sa - menfaden, e Samen - faden vom Schafe. Nach Koelliker und Weiß.
der Membran der Mutterzelle trennen ſich die Bündel und die frei gewordenen Samenfäden gelangen mit der Samenflüſſigkeit in die Samenbläschen. Die möglichſt reiche Entwickelung der Samenfäden, welche nach dem Bemerkten als Zellbildung an - zuſehen iſt, erfordert eine reichliche und qualitätreiche Ernährung, wenn das zeugungsfähige Thier nicht zu Schaden kommen ſoll.
Den für die Fortpflanzung weſentlichſten Theil der weib - lichen Geſchlechtsorgane bilden eigenthümliche, mikroſkopiſch kleine, mit Eiweiß und Fett gefüllte Zellen, Eichen. Das thieriſche Ei wird von einem Bläschen mit durchſichtiger Hülle, der Ei - kapſel (Graaf’ſche Follikeln), eingeſchloſſen. Die Eikapſeln finden ſich zahlreich in einem dichten, gefäßreichen Gewebe, den beiden Eierſtöcken (Ovarien). Erreicht der Geſchlechtstrieb des reifen Thieres zur Zeit der Brunſt ſeine größte Höhe, ſo zerplatzt gewöhnlich nur eine Eikapſel und entläßt die Eizelle. Dieſelbe gelangt durch die Eileiter (Muttertrompeten) in den Fruchthälter (Gebärmutter, Tragſack, Uterus), um dort befruchtet zu werden oder zu Grunde zu gehen. Der Fruchthälter iſt durch den Muttermund und die Scheide von Außen zugänglich. Durch letztere gelangt bei der Begattung die Samenflüſſigkeit bis zu dem Muttermunde. In der Gebärmutterhöhle oder noch früher begegnen ſich das Eichen und die beweg - lichen Samenfäden, welche letztere durch die Dotterhaut dringen und ſich mit dem Inhalte des Eies vermiſchen, dieſes befruchten, d. h. zu weiterer Bildungsthätigkeit anregen. Die nächſte Folge der ſubſtantiellen Vermiſchung der beiden Zeugungsſtoffe iſt die Furchung des Eidotters (Seite 7 Fig. 2), d. h. die Entſtehung neuer Zellen, welche ſich weiterhin derartig vervielfältigen, daß daraus ein neuer, den elter - lichen ähnlicher Organismus, der Embryo, die Frucht, zur Ausbildung gelangt. Das Material zu dieſer Neubildung liefern die Blutbeſtandtheile des Mutterthieres, welches daher von dem Augenblicke der Empfängniß bis zur Geburt der reifen Frucht, während der Trächtigkeit, nicht nur ſich ſelbſt, ſondern auch das werdende Junge zu ernähren hat. Um dieſe erhöhte Bildungsthätigkeit zu ermöglichen, muß dem trächtigen Thiere eine reichlichere Futtermenge, in welcher es weder an Proteïnſtoffen noch an Fett und phosphorſauren Salzen fehlen darf, vorgelegt werden. Iſt das junge Thier ſoweit entwickelt, daß es auch außerhalb des mütterlichen Organismus beſtehen kann, ſo wird es durch die Geburt gleichzeitig mit den während der Träch - tigkeit ſich bildenden Eihäuten und dem Fruchtwaſſer durch die Scheide nach Außen befördert.
Die verſchiedenen Thierarten werden durch die Paarung fortgepflanzt1)Zu eingehenderen Studien über die Züchtungslehre empfehlen ſich: H. Settegaſt, Die Thierzucht, 3. Aufl., Breslau 1872; H. v. Nathuſius (Hundisburg), Vorträge über Viehzucht und Racenkenntniß, 1. Theil, Allgemeines, Berlin 1872.. Die weitere Entwickelung des Thieres hängt jedoch nicht nur von der Beſchaffenheit der Elternthiere, welche zur Fortpflanzung verwendet werden, ſondern auch von außerhalb des Thieres liegenden äußeren Einflüſſen ab. Letztere können entweder natür - liche oder künſtlich geſchaffene ſein; beide nehmen auf die Fortentwickelung des Thieres, auf ſeine Aufzucht, beſtimmenden Einfluß.
Ueber die Verwendung der Thiere zur Fortpflanzung entſcheidet die genaue Erwägung des Züchtungszweckes. Letzterer führt zur richtigen Wahl unter den ver - ſchiedenen Thieren einer Art und unter den verſchiedenen Thierindividuen. Mit Be - ziehung auf jene iſt der Begriff der Race und mit Beziehung auf dieſe die Methode der Züchtung zu erörtern. Weiterhin ſind die ausgewählten Thiere zu paaren und ſchließlich das Reſultat der Paarung, welches in der Vererbung zum Ausdrucke gelangt, zu beobachten. Bei der Entſtehung eines Thieres ſind daher zu beachten: 1. der Züchtungszweck, 2. der Racebegriff, 3. die Zuchtmethode, 4. die Zeugung und Vererbung, und 5. das Exterieur.
Unter Züchtung hat man nach Settegaſt2)H. Settegaſt, Die Thierzucht, 3. Aufl., Breslau 1872, S. 303. „ die von Grundſätzen ausgehende und ſich der Ziele bewußte Paarung der Hausthiere zu verſtehen. Sie hat den Zweck, von den vorhandenen Zuchtthieren eine möglichſt zahlreiche, kräftige und geſunde Nachkommenſchaft — Nachzucht — zu gewinnen, in welcher die Vorzüge der Eltern thunlichſt conſervirt, deren etwaige Fehler und Mängel dagegen verdrängt ſind. “ Sie bezweckt daher die Heranbildung von Thieren, welche entweder für beſtimmte, zeit - gemäße Verhältniſſe die größte Verwerthung verſprechen, oder überhaupt die höchſte Leiſtungsfähigkeit, abgeſehen von dem wirthſchaftlichen Erfolge, erwarten laſſen. Im erſteren Falle handelt es ſich vornehmlich um die einſeitige Steigerung gewiſſer Nutzungseigenſchaften, während im letzteren Falle auch die Schönheit und Harmonie der Form meiſt unabhängig von dem augenblicklichen Vortheile in Berückſichtigung zu ziehen ſind. Gewöhnlich werden beide Richtungen eingehalten, ſehr häufig jene bei30Allgemeine Thierzuchtlehre.der Gewinnung von Nutzthieren, dieſe bei der Gewinnung von Zuchtthieren. Letzteres höheres Ziel erfordert einen viel größeren Aufwand von Intelligenz und Capital. Mit Bezug auf die Leiſtungsfähigkeit kann der Zweck der Züchtung je nach der verſchiedenen Thierart entweder auf die Nutzung durch Arbeitsleiſtung, auf die Gewinnung von Milch, Fleiſch und Fett, von Wolle ꝛc., oder auf die Vereinigung einiger oder mehrerer Nutzungseigenſchaften gerichtet ſein. Die Züchtung ſchafft jedoch immer nur eine unerläßliche Vorbedingung, welcher die entſprechende Haltung und Fütterung nach zu folgen hat, ſoll das angeſtrebte Ziel erreicht werden.
Um die Unterſcheidung der einzelnen organiſchen Weſen zu ermöglichen iſt eine Zu - ſammenfaſſung derſelben in Gruppen je nach ihren gemeinſchaftlichen Eigenſchaften erforderlich. Die Individuen werden demnach in Reiche, Claſſen, Ordnungen, Familien, Gattungen (Sippen oder Geſchlechter) und in Arten eingereiht. Die Arten umfaſſen alle jene Einzelweſen, welche ſich gleichen und untereinander fruchtbar fortpflanzen; ſie ſind jedoch nach den Forſchungen Charles Darwin’s1)Charles Darwin, Ueber den Urſprung der Arten durch natürliche Auswahl oder Erhaltung der begünſtigten Racen im Kampfe um’s Daſein. Aus dem Engliſchen überſetzt von H. G. Bronn, 5. Aufl., Stuttgart 1872, und Charles Darwin, Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zuſtande der Domeſtication. Aus dem Engliſchen überſetzt von J. Vict. Carus, 2 Bde., Stuttgart 1868. nicht unabänderlich, ſondern erleiden durch äußere auf ſie einwirkende Umſtände und die natürliche Auswahl im Kampfe um’s Daſein in langen Zeiträumen mannigfaltige Abänderungen, die aus der urſprünglich einen Art zur Bildung einer Spielart, einer Abart und ſelbſt einer neuen Art führen.
Der Landwirth geht in der Unterſcheidung noch weiter, indem er in der Art auch noch Abarten oder Racen, Schläge, Spielarten, Stämme, Zuchten, Familien und endlich die Individuen unterſcheidet. Dieſe Unterabtheilungen ſind jedoch noch viel weniger als die Art oder ſelbſt noch die Race als etwas Unabänderliches anzuſehen, ſie weiſen vielmehr die verſchiedenſten Uebergänge auf. Es läßt ſich daher für dieſelben kaum eine allgemein giltige Definition feſtſtellen.
Mit dem Ausdrucke „ Race “bezeichnet man die Geſammtheit von Thieren einer Art, welche ſich durch ihre Körperformen und ihre Nutzungseigenſchaften von Anderen auffallend unterſcheiden und dieſe Eigenſchaften ſelbſt dann auch auf ihre Nach - kommenſchaft übertragen, wenn ſie unter andere äußere Einflüſſe kommen, als in ihrer Heimath beſtehen. Thierindividuen, welche einer anerkannten Race angehören, werden als Racethiere und wenn ſie von dem Orte ihres natürlichen Vorkommens genommen werden, als Originalracethiere bezeichnet. Sind die Eigenſchaften der in einer Gegend vorkommenden Thiere nicht ſo erheblich und charakteriſtiſch, um eine eigene Race aufſtellen zu können, ſo faßt man ſie unter der Bezeichnung Schlag zuſammen, welcher Ausdruck übrigens auch zur Bezeichnung der durch -31Die Züchtung.ſchnittlichen Thiergröße („ leichter “, „ ſchwerer Schlag “) gebraucht wird. Thiere, welche durch beſonders glückliche Zucht die günſtigen Eigenſchaften der Race, welcher ſie an - gehören, in hervorragendem Maße entwickeln und auf ihre Nachzucht vererben, werden als Stamm, hochgezogener Stamm, und deren Züchtung als Stamm - thierzucht bezeichnet. Innerhalb des Stammes werden wieder einzelne Zuchten oder Heerden und innerhalb der Heerden Gruppen von Individuen von gleicher Abſtammung als Familie unterſchieden.
Wie ſpäter näher ausgeführt werden ſoll, iſt jedes Thier das Product aus der Summe der von ſeinen Eltern und Voreltern ererbten und erworbenen Eigen - ſchaften und jener Eigenſchaften, die es ſich durch Anpaſſung an äußere Verhältniſſe (als Bodenerhebung und Beſchaffenheit, Klima, Nahrung, Benutzung, Bewegung ꝛc. ) erworben hat. Dieſelben Einflüſſe wirken auch auf die Abänderung der Thier - gruppen, der Racen, und führen ſelbſt, wenn ſie ſich durch genügend lange Zeiträume geltend machen, zur Bildung neuer Racen. Der Zeitraum, welcher zur Abänderung der Racen erforderlich iſt, wird weſentlich abgekürzt durch das Hinzuthun des Menſchen, welcher auf die Entwickelung abweichender Eigenſchaften ſowohl durch die Aufzucht und Fütterung, als auch durch die Auswahl der Zuchtthiere, beſonders durch die Paarung von Thieren einwirken kann, welche verſchiedenen Racen angehören und deren Producte dann weiter fortgezüchtet werden. Unter der Einwirkung der natür - lichen Einflüſſe entſtehen die natürlichen Racen, welche, wenn ſie ſich durch keine beſonderen Nutzungs - und Körpereigenſchaften auszeichnen, auch als primitive Racen, Landracen, Landvieh bezeichnet werden. Unter der Einwirkung der durch den Menſchen künſtlich hervorgerufenen Einflüſſe entſtehen zunächſt die verſchiedenſten Uebergangsracen und weiterhin die künſtlichen Racen, Kunſtracen, Cultur - racen. Hört der günſtige Einfluß auf die Entwickelung der Race auf, ſo verliert ſie raſch ihre Vorzüge, ſie entartet oder verkümmert. Am deutlichſten und ſchnellſten tritt dieſe Verkümmerung bei den Culturracen ein. Dieſelben werden daher von manchen Viehzüchtern nicht als Racen, ſondern bloß als Zuchten angeſprochen. Erhalten die Thiere durch planloſes Vorgehen des Menſchen kein beſtimmtes Gepräge, ſo gelten ſie als „ racelos. “ Von den raceloſen Thieren ſind jene wohl zu unterſcheiden, deren Form durch ſich ihres Zweckes bewußte Züchtung noch in der Ent - wickelung begriffen iſt und die beſtimmt ſind, ſpäterhin eine neue Race zu bilden.
Der Zweck der Züchtung wird auf verſchiedenem Wege erreicht und zwar durch die Reinzucht, durch die Inzucht im weiteren Sinne genommen, durch die Verwandt - ſchaftszucht, welche als Inzucht im engeren Sinne anzuſehen iſt, oder durch die Kreuzung.
Unter Reinzucht verſteht man die Paarung von Zuchtthieren, welche einer Race, oder wenn die Race in weitere Unterabtheilungen zerfällt, einem typiſch gewordenen Schlage oder Stamme angehören. Die Paarung von Thieren zweier32Allgemeine Thierzuchtlehre.Stämme ein und deſſelben Schlages oder ein und derſelben Race, ſowie zweier ver - ſchiedener Racen wird dagegen als Kreuzung bezeichnet. Werden Kreuzungs - producte, ohne Einmiſchung fremden Blutes, daher innerhalb der Zucht oder Heerde, jedoch nicht unter nahe verwandten Thieren gezüchtet, ſo ergibt ſich die Inzucht im weiteren Sinne. Dieſelbe wird erſt zur Reinzucht, wenn ſich ein feſt typirter Charakter, der zur Aufſtellung eines neuen Stammes führt, ausgebildet hat.
Erfolgt die Paarung innerhalb einer Familie, ſomit unter verwandten Indivi - duen, ſo ergibt ſich die Inzucht im engeren Sinne oder die Verwandtſchafts - zucht, Familienzucht, welche bei weiterer Beſchränkung in der Auswahl zur In - ceſtzucht oder zur Paarung naher oder nächſter Blutsverwandter ausartet.
Um dieſe Unterſchiede leichter verſtändlich zu machen, wollen wir dieſelben an beſtimmten Beiſpielen erörtern. Zur Paarung ſoll der Bock Nr. 135 verwendet werden, deſſen Ab - ſtammung die folgende iſt: Individuum: Bock Nr. 135, Familie: Nach Schaf Nr. 314, Zucht (Heerde): Oſchatz, Stamm: Lohmen, Schlag: Electoral, Race: Merino.
Je nachdem derſelbe z. B. mit folgenden Schafen gepaart wird, ergeben ſich die nach - ſtehenden Zuchtmethoden: Paarung innerhalb blutsverwandter Individuen: mit ſeiner Mutter Nr. 314. Inceſtzucht, Familie: mit einem Schafe aus der Familie Nr. 314 Inzucht im engeren Sinne (Verwandtſchaftszucht), Zucht: mit einem nicht verwandten Schafe aus der Heerde Oſchatz .......... Inzucht im weiteren Sinne, Stamm: mit einem Schafe aus einer anderen Electoral - heerde, welche jedoch von der gleichen Stamm - ſchäferei in Lohmen abſtammt ..... Reinzucht, Schlag: mit einem Negrettiſchafe ....... Kreuzung, Race: mit einem Zackelſchafe ........ Kreuzung.
Durch die Reinzucht und Inzucht im weiteren Sinne wird das Züchtungsziel am ſicherſten und vollkommenſten erreicht. Die Befeſtigung gewiſſer Eigenſchaften wird allerdings raſcher durch die Verwandtſchaftszucht ermöglichet. In um ſo engerem Kreiſe ſich die letztere bewegt, um ſo bedenklicher werden jedoch andererſeits die Nach - theile, welche mit dieſer Zuchtmethode verbunden ſind. Dieſelbe führt entweder zur Unfruchtbarkeit der Thiere oder zu einer vollſtändigen Decimirung durch das Auftreten erblicher Krankheiten. Machen ſich bei irgend einer Zucht derartige bedenkliche Erſcheinungen geltend, ſo hilft dagegen einzig allein die Paarung mit einem männ - lichen, einer fremden Heerde entnommenen, demſelben Typus angehörigen Racethiere, ein Vorgang, für welchen der Ausdruck „ Auffriſchung des Blutes “gebraucht wird. Unter „ Blut “verſteht der Thierzüchter den Antheil an Raceeigenſchaften, welchen das Thier durch die Zeugung erhalten hat.
33Die Züchtung.Die Zuchtreſultate, zu welchen die Kreuzung führt, ſind nach Settegaſt1)H. Settegaſt, Die Thierzucht, 3. Aufl., Breslau 1872, S. 323. die Kreuzung zur Erzeugung von Gebrauchsthieren, zur Neubildung von Racen, zur Umbildung von Racen und die Veredelungs-Kreuzung. Bei der erſteren Kreuzungs - methode entnimmt der Züchter ſeine Zuchtthiere anderen Zuchtheerden, um die ent - ſtehenden Produkte als Gebrauchsthiere zu verwenden. Ein höheres Ziel wird da - gegen durch die Kreuzung zur Neubildung der Racen angeſtrebt. Bei dieſer Art der Kreuzung werden nicht nur zwei, ſondern auch drei und mehr Racen zu einer neuen Zucht verwendet; ſobald deren Produkte eine gewiſſe Conformität erlangt haben, ſucht man dieſelbe durch Inzucht im weiteren Sinne zu befeſtigen. Gehen Racethiere in ihren Eigenſchaften zurück, ſo läßt ſich dies oft durch einmalige Kreuzung mit einer anderen Race, durch die Einmiſchung fremden Blutes, verhüten; iſt die Umbildung der Race erfolgt, ſo wird dann wieder zur Inzucht zurückgegangen. Gegenüber den eben erwähnten Kreuzungsverfahren erreicht die Züchtung ihren Höhepunkt in der Veredelungskreuzung. Dieſelbe bezweckt nicht nur die Schaffung neuer, ſondern auch die Verdrängung alter ungeeigneter Eigenſchaften durch entſprechende Verwendung von Vollblut. „ Der Culminationspunkt der Schönheit beziehentlich des Adels (Zweckmäßigkeit und Leiſtungsfähigkeit) iſt, als Typus einer anerkannten Race auftretend, Vollblut. “ Durch Verwendung deſſelben zur Veredelung kann das unedle oder gemeine Blut, nach der Annahme der Züchter gewöhnlich in der achten bis zehnten Generation, ſo weit verdrängt ſein, daß das Produkt gleichfalls als Voll - blut anerkannt werden kann. Bis dahin ergeben ſich zahlreiche Uebergänge, für deren Bezeichnung immer nur der jeweilige Antheil des Thieres an Vollblut berückſichtigt wird, während das unedle Blut unberückſichtigt bleibt. Vollblut gepaart mit
In welcher Weiſe bei der Zeugung durch die Vermiſchung der männlichen und weiblichen Zeugungsſtoffe die Anregung zur Bildung eines neuen Organismus gegeben wird, wurde bereits unter „ Das Geſchlechtsleben des Thieres “, S. 27, ſoweit die gegenwärtige Erkenntniß reicht, angedeutet.
Krafft, Lehrb. d. Landw. III. 334Allgemeine Thierzuchtlehre.Ein Geſetz, welches die Uebertragung der Eigenſchaften der Elternthiere auf die Nachkommen für alle Fälle im vorhinein vorausſehen läßt, ein Vererbungsgeſetz gibt es nicht. Zur Zeit iſt es nicht möglich anzugeben, welchen Einfluß der Samen - faden und welchen das Eichen auf die Geſtaltung des Jungen ausübt, oder mit anderen Worten, welche Eigenſchaften und Formen von dem Vater -, welche von dem Mutterthiere in den Nachkommen ſich wiederfinden; nur ſo viel ſteht feſt, daß Beide Antheil an der Geſtaltung des neuen Weſens haben, bald das Eine, bald das Andere mehr. Einzelne Formen werden gar nicht vererbt; ſo vererbt nur Eines der beiden Elternthiere ſein Geſchlecht und jene Eigenthümlichkeiten, welche zum Geſchlechtscharakter des Thieres gehören. Welche Momente die Geſchlechtsbil - dung bedingen, läßt ſich jedoch mit Sicherheit nicht angeben. Es iſt zweifelhaft, ob das Geſchlecht des neuen Weſens im Eichen bereits vor oder erſt nach dem Zu - ſammenkommen mit dem Samenfaden feſtgeſtellt iſt, ebenſo ungewiß bleibt es, ob das Eichen oder der Samenfaden für die Geſchlechtsbildung den Ausſchlag gibt.
Von den zahlreichen Meinungen über die Urſachen der Geſchlechtsbildung ſeien die verbreitetſten hervorgehoben. Nach Profeſſor Thury in Genf hängt das Geſchlecht von der Reife des Eies im Augenblicke der Befruchtung ab. Eichen, welche bei der Befruchtung noch nicht einen gewiſſen Reifegrad erreicht haben, geben Weibchen; Eichen, welche zur Zeit der Befruchtung dieſen Reifegrad bereits überſchritten haben, geben dagegen Männchen. Nach Thury ſoll daher das Mutterthier, wenn es ſich zu Anfang der Brunſt begattet, meiſtens weibliche, dagegen, wenn die Begattung am Ende der Brunſt ſtattfindet, männliche Früchte geben. Nach Andern wird dem Altersverhältniſſe und dem Kraftzuſtande der Zeugenden ein maßgebender Einfluß zugeſchrieben. Das jugendliche Alter beider Zeugenden ſoll mehr die Hervorbringung weiblicher, das höhere Alter männlicher Früchte begünſtigen. Aeltere Mutterthiere ſollen mit jüngeren Vaterthieren mehr männliche, im umgekehrten Falle mehr weibliche Früchte erzeugen. Zuchtthiere in übereinſtimmendem Alter ſollen durchſchnittlich gleich viel männliche und weibliche Nachkommen liefern. In Betreff des Kraftzuſtandes ſoll das kräftiger ge - nährte, weniger abgearbeitete, durch ſeltenere Begattung geſchonte Individuum ſein Geſchlecht vorzugsweiſe vererben. Alle dieſe Angaben können jedoch nur als Ver - muthungen hingeſtellt werden, für deren Stichhaltigkeit erſt der Beweis zu erbringen iſt.
Das Junge wird nach dem früher Angeführten niemals den Elternthieren gleich, ſondern nur ähnlich. Der praktiſche Züchter drückt dies mit den Worten aus „ Aehn - liches mit Aehnlichem gepaart gibt Aehnliches “und mit Rückſicht darauf, daß ſich die Eigenſchaften der Elternthiere im Kinde vereinigt wiederfinden, mit den Worten „ Ungleiches mit Ungleichem gepaart gibt Ausgleichung. “ Die Ausgleichung eines Fehlers darf jedoch nicht durch den entgegengeſetzten Fehler, ſondern nur durch ein dem Fehlerhaften entgegengeſetztes Normale angeſtrebt werden. Es hat daher dieſer Satz richtiger zu heißen: „ Fehlerhaftes mit Fehlerfreiem gepaart gibt Ausgleichung. “
Nächſt der Vererbung wirken jedoch noch andere äußere Einflüſſe: Nahrung, Haltung, Klima ꝛc. auf die Geſtaltung des Thieres ein. Das Thier ſucht ſich mit ſeinen Charakteren dieſen äußeren Verhältniſſen anzupaſſen, es iſt daher ein Produkt35Die Züchtung.von ererbten und erworbenen Charakteren. Bei der Fortpflanzung vererbt das Thier auf ſeine Nachkommen nicht nur jene Eigenſchaften, welche daſſelbe von ſeinen Eltern ererbt (erhaltende, conſervative Vererbung), ſondern auch einen Theil jener Eigenſchaften, welchen es ſich ſelbſt durch Anpaſſung erworben hat (fortſchrei - tende, progreſſive Vererbung)1)Ernſt Haeckel, Natürliche Schöpfungsgeſchichte, 6. Aufl., Berlin 1875, und Ernſt Haeckel, Generelle Morphologie der Organismen. Allgemeine Grundzüge der organiſchen Formen-Wiſſenſchaft, mechaniſch begründet durch die von Charles Darwin reformirte Des - cendenz-Theorie, Berlin 1866.. In welcher Weiſe ſich die ererbten Eigenſchaften gegenüber den bei der weiteren Entwickelung des Thieres ſich geltend machenden Ein - flüſſen verhalten, ob ſie durch dieſe Einflüſſe gefördert oder unterdrückt werden, läßt ſich gleichfalls nicht vorausſehen. Tritt eine Förderung ein, ſo können Eigenſchaften, welche in den Großeltern vorhanden waren, die in den Elternthieren aber ruhten, wieder in Erſcheinung treten. Dieſes Vorkommen, wobei die Individuen mehr den Großeltern als den Eltern gleichen, bezeichnet man als Rückſchläge, Atavismus, nach Rueff auch als Generations-Rückſchläge. Die Aenderung der Eigenſchaften kann jedoch auch durch das Auftreten neuer, bis dahin nicht dageweſener Eigenſchaften, durch Neubildungen der Natur herbeigeführt werden. Dieſe Neubildungen werden meiſt durch eine über das gewöhnliche Maß hinausreichende Vererbungskraft des betreffenden Individuums, durch deſſen Individualpotenz, auf die Nachkommen übertragen und geben ſo die Veranlaſſung zur Fortentwickelung und Umbildung der Heerde, des Stammes, Schlages oder ſelbſt der Race. Dieſe größere Vererbungs - kraft bleibt jedoch immer nur auf das Individuum beſchränkt, ſie wird niemals, wie man nach der veralteten Conſtanztheorie annahm, Gemeingut einer Race. Unter Conſtanz verſtand man die erprobte Sicherheit, ſowohl der Race als auch der Stämme und der einzelnen Thiere, ihre Eigenſchaften und Formen auf ihre Nachkommen zu übertragen. Bei der Züchtung wurde daher das Hauptgewicht auf die Abſtammung, das Alter und die Reinheit der Race, welcher das Zuchtthier angehört, gelegt. Durch Kreuzungen ſollte niemals eine conſtante Nachzucht erzielt werden können. Nach den Beobachtungen der Neuzeit und der feſtſtehenden Wahrheit der Veränderungsfähigkeit der Racen hat ſich die Richtigkeit der Raceconſtanztheorie als unhaltbar ergeben2)Die alte Raceconſtanztheorie ſteht auch ſchon deshalb mit der Wirklichkeit in Widerſpruch, weil ſie nur auf die ererbten Eigenſchaften Rückſicht nimmt und die erworbenen unberückſichtigt läßt. Ebenſo unrichtig iſt die ſtrenge Individualpotenz-Theorie, nachdem dieſe den ererbten Eigenſchaften zu wenig Gewicht beilegt.. Das Ziel der Züchtung bleibt ſtets die Vervollkommnung der Thiere und die Erhöhung ihrer Leiſtungsfähigkeit. Sie ſucht die einzelnen Individuen in ihren Eigenſchaften mit dem vorgeſteckten Ziele in Uebereinſtimmung zu bringen, Conformität aller Thiere einer Race zu erreichen. Läßt der Einfluß des Züchters nach, d. h. wird die Auswahl der Zuchtthiere vernachläſſigt, ſo iſt der Rückgang unvermeidlich, er wird durch die vermeintliche Conſtanz der Race nicht aufgehalten. Bei der Auswahl der3*36Allgemeine Thierzuchtlehre.Elternthiere wird man desungeachtet nicht nur die Eigenſchaften der Individuen, ſondern auch ihre Abſtammung in Betracht ziehen, da es nicht gleichgiltig ſein kann, ob z. B. die ausgewählten Individuen dem Vollblute oder Halbblute angehören. Die Reinheit der Race bleibt dagegen ohne beſonderen Einfluß auf die Vererbung.
Bei der ſpeciellen Auswahl der Zuchtthiere wird man bei jener des männ - lichen Thieres mit beſonderer Sorgfalt vorzugehen haben. Wenn auch dem männlichen Thiere kein überwiegender Einfluß auf die Vererbung zuerkannt werden kann, ſo überträgt es doch ſeine Charaktere auf eine größere Anzahl von Nachkommen, während das Mutterthier in den meiſten Fällen nur auf die Entſtehung je eines Individuums Einfluß nimmt.
Bei der Auswahl der Zuchtthiere handelt es ſich nicht allein um die äußere Form, ſondern auch um die Kenntniß der Nutzungseigenſchaften, welche mit der Form in Verbindung ſtehen. Für letztere wird die äußere Erſcheinung des Thieres allein nicht immer den ſicherſten Anhalt gewähren. Es wird in dieſer Beziehung verläß - licher ſein, nicht nur die Leiſtungsfähigkeit des Individuums, ſondern auch die ſeiner Voreltern zu berückſichtigen. In dieſer Beziehung werden dem Züchter zweckentſprechend angelegte Stamm - und Züchtungs-Regiſter eine ſehr werthvolle Stütze für ſeine Beſtrebungen abgeben. In dieſelben iſt nicht nur die Abſtammung des Zucht - thieres, ſondern auch ſeine Beſchreibung, ſeine Leiſtungsfähigkeit mit Rückſicht auf ſeinen Gebrauchs - und Zuchtwerth aufzunehmen. Derartige Stammbücher ſind unerläßlich zur individuellen Zutheilung der Zuchtthiere oder zur ſogenannten Paa - rung aus der Hand. Letztere allein ermöglicht wieder die Erreichung höherer züchteriſcher Ziele. In Ländern, in welchen die Entwickelung der Viehzucht eine höhere Stufe erreicht hat, werden insbeſondere über die männlichen Zuchtthiere und über die Charaktere der einzelnen Heerden öffentliche „ Heerdbücher “1)H. Settegaſt, A. Krocker und P. Parey, Deutſches Heerdbuch. Ein Verzeichniß von Individuen und Zuchten edler Thiere Deutſchlands, 4 Bde., 1865 — 1875; Engliſches, franzöſiſches, niederöſterreichiſches, ſteieriſches, böhmiſches Heerdbuch ꝛc. geführt.
Von den männlichen und weiblichen Zuchtthieren verlangt man ſchließlich im Allgemeinen: 1. vollkommene Geſundheit und rege Lebensthätigkeit, 2. daß ſie die gewünſchten Nutzungseigenſchaften in möglichſter Vollkommenheit beſitzen, 3. Vererbungs - fähigkeit und 4. proportionirten Körperbau.
Bei der Wahl eines Thieres zur Zucht handelt es ſich, wie oben bemerkt, vor Allem darum, ob das betreffende Thier jene Nutzungseigenſchaften beſitzt, welche durch die Zucht vorzugsweiſe angeſtrebt werden. Dieſe Nutzungseigenſchaften werden erſt durch die Nutzung des Thieres bekannt. Oft iſt es jedoch erforderlich, wie z. B. bei dem Ankaufe eines Zuchtthieres, bei der Auswahl unter den zur Auf - zucht beſtimmten jungen Thieren, einen ungefähren Anhaltspunkt für die nicht be -37Die Züchtung.kannte Leiſtungsfähigkeit zu beſitzen. Wenn auch die Race, welcher das Thier angehört, einen Anhalt für die zu erwartenden Nutzungseigenſchaften gewährt, ſo gibt es doch
Ueberſicht des Pferdeſkeletes. — Siehe den Text.
unter den Racethieren minder werthvolle und ſelbſt mangelhafte Thiere. Für dieſen Fall hat man ſich daher nach einem anderen Maßſtabe für die Beurtheilung der Leiſtungsfähigkeit umzuſehen. Dieſen Maßſtab bietet die äußere Körperform eines38Allgemeine Thierzuchtlehre.Thieres, das Exterieur1)Dr. H. Settegaſt, Die Thierzucht, 3. Aufl., Breslau 1872; H. v. Nathuſius (Hundis - burg), Vorträge über Viehzucht und Racenkenntniß, 1. Theil Allgemeines, Berlin 1872; Dr. F. Roloff, Die Beurtheilungslehre des Pferdes und der Zugochſen, Halle 1870; W. Bau - meiſter, Anleitung zur Kenntniß des Aeußeren des Pferdes, 6. Aufl., Stuttgart 1870. deſſelben, nachdem die Entwickelung der Formen im engſten Zuſammenhange mit der Ausbildung jener inneren Organe ſteht, von welchen meiſtens die Größe der Leiſtung abhängt. Umgekehrt wird bei der innigen Beziehung zwiſchen Körperform und Leiſtung durch beſondere Bevorzugung einer Körperform bei der Auswahl der Zuchtthiere eine Steigerung der Nutzungseigenſchaften herbei - geführt. Es erhellt daraus die große Bedeutung des Exterieur’s für die Züchtung.
Am weiteſten ausgebildet iſt die Lehre vom Exterieur bei der Pferdezucht und bei der Wollſchafzucht, nachdem beim Pferde hauptſächlich nur eine Leiſtung, die Kraftentwickelung beim Laufen und Ziehen, gefordert wird, während bei dem Schafe das Vließ eine unmittelbare Beurtheilung zuläßt. In neuerer Zeit ſchenkt man jedoch auch dem Exterieur des Rindes, welches eine mannigfaltigere Nutzung gewährt, und dem Exterieur des Fleiſchſchafes eine erhöhte Aufmerkſamkeit.
Charolaiſer Bullen. Nach einer photographiſchen Abbildung.
Die Grundlage des Thierkörpers, von welcher die Form deſſelben abhängt, bildet das Knochenſkelet. An demſelben unterſcheidet man, Fig. 21, S. 37, folgende Theile:
A Schädel und Geſichtsknochen, B Unterkiefer, C erſter Halswirbel, D zweiter Halswirbel, E untere fünf Halswirbel, F Rückenwirbel, G Lendenwirbel, H Kreuz - bein, I Schweifwirbel, J Schulterblatt, K Armbein, L Vorarm, M N Vorderfuß -39Die Züchtung.wurzelknochen, O Vordermittelfußknochen, P Feſſelbein, Q obere Seſambeine, R Kronen - bein, S Hufbein, T Rippen, U Becken, V Oberſchenkelbein, X Knieſcheibe, Y Unter - ſchenkelbein, Z Sprunggelenksknochen, a Hintermittelfußknochen, b Feſſelbein, c obere Seſamknochen, d Kronenbein, e Hufbein, f Nackenband, 1 Jochbogen, 2 Augen - höhle, 3 Naſenbein, 4 Schneidezähne, 5 Backenzähne, 6 Schulter-Armbeingelenk, 7 Gräte, 8 Grätengrube des Schulterblattes, 9 Schulterblattknorpel, 10 Umdreher des Armbeines, 11 Ellenbogenbein, 12 Rippenknorpel, 13 äußerer Winkel des Armbeines, 14 Sitzbeinhöcker, 15 oberer, 16 unterer Umdreher des Oberſchenkelbeines, 17 Kniegelenk, 18 Gräte des Unterſchenkelbeines, 20 Wadenbein.
Aeußerlich unterſcheidet man an dem Thierkörper: den Kopf, den Rumpf und die Gliedmaßen. Jedem dieſer drei Theile entſpricht eine Grundlage von beſonderen Knochen, deren Namen vorhin angegeben wurde. Die äußeren Formen des Thier - körpers, Fig. 22, S. 38, erhalten ungeachtet ihrer engſten Beziehung zu dem Knochen - gerüſte eine abweichende Bezeichnung und zwar:
I. Theile des Kopfes: Am Schädel: 1 die Stirnbeinkante oder der Scheitel, 2 die Stirn, 3 die Schläfe, 4 die Ohren, zwiſchen dieſen beim Pferde der Schopf; am Geſicht: 5 die Augen mit den Augenlidern, 6 die Ganaſchen oder Backen, 7 die Naſe mit den beiden Naſenlöchern, beim Pferde die Nüſtern, 8 die Vorderlippe, beim Rindviehe das Flotzmaul, beim Schweine