An Herrn Felix Battier Sohn in Baſel.
Du fandeſt mich wie eine zertretene Pflanze am Weg — und retteteſt mich unter dem Fußtritt der Menſchen.
— Davon rede ich nicht. —
Liſ Freund! dieſe Bogen. Ich ende mit Ihnen das Ideal meiner Dorffuͤhrung. — Ich fieng bey der Huͤtte einer gedruͤckten Frauen, und) (3mit dem Bild der groͤſten Zerruͤttung des Dorfs an, und ende mit ſeiner Ordnung. —
Das Vaterland ſagte laut und allgemein, als ich anfieng, das Bild der armen Huͤtte und der Zerruͤttung des Dorfs iſt Wahrheit. — Der Mann am Ruder des Staats und der Tagloͤh - ner im Dorf fanden einſtimmig, es iſt ſo! —
Es war das Bild meiner Erfahrung — ich konnte nicht irren. —
Nun gieng ich weiter, ſtieg zu den Quellen des Uebels hinauf. Ich wollte nicht blos ſagen es iſt ſo — ich verſuchte zu zeigen, warum iſt es ſo? Und wie kann man machen, daß es anderſt werde?
Das Bild ward umfaſſender. — Die Huͤtte der armen Frauen verſchwand im Bild der allge - mach anruͤckenden Darſtellung des Ganzen. —
Es foderte viel. Die Maͤngel des Dorfs muß - ten in allen Verhaͤltniſſen dargelegt werden, wie die Maͤngel des Lienhards und des Hummels.
Die Mißbraͤuche im Einfluß der Religion — und die Irrthuͤmer in der Geſetzgebung muͤßten beruͤhrt, die Hinderniſſe des Fortſchritts einer wahrhaft guten Menſchenbildung mußten enthuͤllet, und ihre Quellen dargelegt werden.
Die Schwierigkeiten einer beſſern Volksfuͤh - rung mußten auf eine dem wahren Zuſtand des Volks angemeſſene Art gehoben, und die Moͤg - lichkeit der gaͤnzlichen Umſchaffung der Seelenſtim - mung deſſelben, im Zuſammenhang aller ſeiner Verhaͤltniſſe entwickelt und dargelegt werden.
Der Geiſt im Dienſt des Staats — die in - nere Enzwecke ſeiner Verwaltung — und eben ſo der Geiſt des Dienſts am Altar — und der Einfluß ſeiner wirklichen Verwaltung mußte aufgedeckt, und bey beyden in allen Branchen ſeines Einfluſ - ſes gezeiget werden, was dieſe Dienerſchaft ſeyn koͤnnte — ſollte — und nicht iſt. —
Die wahren Grundſaͤtze der geſellſchaftlichen Ordnung mußten durch alles Gewirr der tauſend - fachen Hinderniſſe hinab in die niedern Huͤtten ge - bracht — und das alles ſollte ſich allenthalben an wirkliche Volksbegriffe und Volksgefuͤhle anſchlieſ - ſen, und allenthalben ſollte die innere Stimmung der niedern Menſchheit den Bildern nahe ſtehen, die ich hinwerfe ſie zu reizen, ſich ſelber zu helfen.
Ich wollte offen handeln vor dem Volk wie vor ſeinen Herren, und beyde durch richtigere Kennt - niſſe der gegenſeitigen Wahrheit in ihren Verhaͤlt - niſſen einander naͤher bringen.
Das iſt, was ich verſuchte zu leiſten; das weſentliche, von allem, was ich ſage, habe ich geſehen. —
Und ſehr vieles von dem, was ich anrathe, hab ich gethan. — Ich verlor den Genuß mei - nes Lebens in der Anſtrengung meines Verſuchs fuͤr die Bildung des Volks — und ich habe den wahren Zuſtand deſſelben, ſo wie die Mittel es zu aͤndern ſowohl in ihrem großen Zuſammenhang als im ungeheuern Detail ſeiner Millionenfachen ſich immer vom Ganzen abſondernden und allein wir - kenden Verhaͤltniſſe geſehen, wie vielleicht Nie - mand. — Auch iſt meine Bahn unbetreten, es hat es noch Niemand verſucht den Gegenſtand in dieſen Geſichtspunkten zu behandeln — alles was ich ſage, ruhet in ſeinem Weſen ganz bis auf ſei - nen kleinſten Theil auf meinen wirklichen Erfah - rungen. —
Freylich irrte ich mich in dem, was ich aus - fuͤhren wollte, aber eben dieſe Irrthuͤmer meines thaͤtigen Lebens haben mich in Lagen geſezt, das zu lernen, was ich nicht konnte, da ich es that.
Liſ Freund! dieſe Bogen, und nimm meinen Dank fuͤr die wichtigſten Geſichtspunkte derſelben — die ohne dich nie ſo weit zur Reife gekommen waͤren, und laß mich von denſelben dir ſagen, — ich kenne Niemand, von dem ich mehr gelernt habe, und deſſen Urtheil mir in Abſicht auf die wichtigſten Theile der Volksfuͤhrung und ihrer Fundamente wichtiger iſt, als das deine! —
Freund! die Laſt meiner Erfahrungen liegt noch auf mir — noch leb ich wie im Traum, im Bild dieſes Thuns, und mein Streben nach die - ſem Ziel endet nicht in mir ſo lang ich athme — und ſo lang ich athme, bin ich nicht in meine[r]Sphaͤre bis ich fuͤr die erſte Geſichtspumkte mei - nes Lebens wirklich thaͤtig werden kann.
Sey forthin mein Freund! Ich bin ewig mit Dank und Liebe
der Deine P**
Wir ſind um einen Schritt weiter — mit die - ſem Wort endete ich. —
— Ich fange wiederum an. —
Als er heim kam, fand er zwey Briefe auf ſeinem Pult; der eine den er zuerſt aufſchnitt, war von dem Grafen Bylifsky, und lautet alſo — „ Lieber! der Herzog iſt entzuͤckt uͤber alles was du machſt. Er hat mir deinen letzten Brief, den er nicht genug leſen konnte, noch izt nicht wieder zuruͤckgegeben; und will dich, wie du unter den Kindern von Bonnal im Pfarrhausgarten am Bo - den ſitzeſt, von unſern Menzow abmahlen laſſen; und ſagte, das Gemaͤhlde muͤſſe in das kleine Zimmer, das er ſeinen Winkel heißt, in welchem noch kein einziges Portrait iſt, als das einige,A2deſſen Original du an Hals und Augen dem ſchlim - men großen Kopf gleich fandeſt, den Fuͤeßli in Lavaters Phyſiognomie gezeichnet — neben dieſen kommſt izt du — du gute Seele! gerade vor ihm voruͤber. — Was wirſt du wohl auch — ſo ge - rade vor dieſem Kopf voruͤber auf dieſer Wand machen? — Und was wird der Herzog denken, wenn er dieſen Kontraſt — der wahrlich eine große Satire auf ſeine Regierung iſt — fuͤhlen wird, wie er ihn gewiß fuͤhlen wird! — Die Zeit wird es lehren. Freund! man redt izt von dir bey Hof; und wie natuͤrlich haſſet dich der Mann ſchon, dem alles zuwider, was den Herzog an das Menſchengeſchlecht erinnert. Er ſagt laut: dieſer Gedanke ſey ihm nicht geſund; und doch wird er ihm anrathen, ſeinen Geluſt zu erfuͤllen, deine Anſtal - ten ſelber zu ſehen; aber ich werde es noch lang hintertreiben. Wenn je ein Mittel iſt, aus allem was du gethan, geſchwind wieder Nichts zu ma - chen; ſo iſt es dieſes, daß der Herzog eine Lan - desſache daraus mache, ehe du ſie als deine Pri - vatſache vollendeſt. Das koͤnnte Helidor wuͤn - ſchen, aber die Freude muß ihm nicht werden, dein Portrait auf dieſem Wege von dem grauem Gobelin herabzubringen, auf dem er ſich ſo wohl gefaͤllt allein zu hangen. Waͤreſt du doch nur ſchon dort! du verdienſt es mehr als Niemand — Du lebſt in deiner Unſchuld wie ein Kind — und3 weißeſt weder was du biſt, noch was du thuſt; aber in einem ganz umgekehrten Sinn als wir hier, denen das leider auch begegnet.
Dein Lieutenant iſt Gold werth: ſage ihm von meinetwegen, er ſolle dein Werk vollenden; und es ſichs nicht verdrießen laſſen, ſo lang es noͤthig, auf dieſer niedern Stafel ſeiner ſo ſichern als großen Leiter zu ſtehen.
Was machen deine Kinder? Und Thereſe? Gruͤß mir ſie; und ſage ihr, ich ſehe die Hofcer - kles nicht mehr, ſeit dem der Schwan weggeflo - gen, deſſen ſich unſere Gaͤnſe auch izt, nur noch mit Neid erinnern. *)Thereſe war vorigen Sommer bey Hof.Lebe wohl! Schreib mir bald wieder. — Ich muͤßte dich izt um Briefe bitten, wenn ich ſie auch ſchon nicht gern haͤtte. —
Was ich dir wuͤnſche, mein Freund! iſt, daß dein Gluͤck dem Meinigen nie gleich werde, denn es druͤckt mich auf beyden Achſeln.
Bylifsky —
Die Freude uͤber dieſen Brief verlohr ſich ob dem andern. Dieſer war von ſeinem Onkle, dem Ge - neral von Arnburg, der mit Sylvia, ſeiner Niece, einen Beſuch fuͤr etliche Wochen ankuͤndigte.
Ob ihm erſchracken ſie nicht. Er war ein guter Mann, der den Morgen mit ſeiner Schok - kolade und Toilette durchbrachte, ohne jemand zu plagen, und zufrieden war, wenn man ihn denn nur nach dem Mittagsſchlaf bis zum Nachteſſen vergeſellſchaftete. — Aber ob der Sylvia erſchra - cken ſie herzlich. Es waͤre das gleiche geweſen, wo er ſie immer mitgenommen haͤtte — denn außer ihm wuͤrde gewiß kein Menſch, der ſie kennt, nicht erſchrecken etliche Wochen mit ihr unter einem Dache zu wohnen, und er ſelber gewiß auch; aber ſie war ſeines Bruders Tochter, und aus Mitlei - den hatte er ſich ihrer beladen.
In der Jugend, von einem verſchwenderiſchen Vater wie eine Prinzeßin verderbt, hatte ſie in vollem Maaß die Fehler der Menſchen, die nicht wiſſen, wo das Brod herkommt; und durch ſeinen Tod ploͤtzlich in Armuth und Abhaͤnglichkeit verſezt, haſſet ſie5 izt jedermann, dem es beſſer geht als ihr; und braucht das Einzige was ſie eigenthuͤmliches hat, ihr bischen Geiſt, zu kraͤnken wen ſie beneidet.
Ihr ganzes Weſen iſt krum. Sie ſchaͤmt ſich nicht. — Was ſie redet, thut der Unſchuld weh, oder macht ſie erroͤthen. — Sie haſſet was den geraden Weg gehet, und verachtet was natuͤrlich, unverdreht und unverkehrt iſt. —
— So ein Menſch iſt ſie. —
Wenn man von einem ſchwangern Weib redt, ſo ſpeyt ſie auf den Boden, und es iſt ihr Wort — „ Haͤtte der Narr nichts geſcheiders thun koͤnnen, als noch ein elendes Geſchoͤpf mehr auf die Welt ſetzen? „ —
Die Perſon, die ſie mit ſich gebracht, hat viel aͤhnliches mit ihr; aber ſie iſt mehr — Sie giebt ihr den Namen Freundin; ich denke ſo lange es gut geht, denn ſie ſteht bey ihr im Jahr - lohn, ſie heißt Aglee. — Beyde ſind nicht gern auf das Land gekommen, und hatten den Onkle ſchon zwey Jahre von dieſer Reiſe abgehalten. Dieß Jahr konnten ſie es nicht; und brachten alſo neben ihren Karaktern noch ihre boͤſe Laune mit ſich.
Der Rollenberger war der erſte ob dem ſie ſie ausſtießen. Er legte mit ſeinem Karl einiges Saa - menzeug im Garten auf einer Bank in Ordnung;A 36als dieſe beyde ſchon am andern Morgen ihres daſi - gen Aufenthalts, ſo franzoͤſiſch neben ihn auf beyden Seiten abſaßen, daß das halbe Saamenzeug ab der Bank in Boden fallen mußte.
Der Karl, der ſeiner Lebtag kein Bauernweib in einem fremden Hauſe ſo auf einer Bank die voll Zeug war, abſitzen geſehen, machte ihnen Au - gen, wie er auch ſeiner Lebtag noch keiner Bauern Frau gemacht — und das Maul war ihm ſchon mehr als halb offen, als er ſah, daß ihm der Rollenberger winkte. — Er that es wieder zu, und gieng, ohne ein Wort zu ſagen, fort — aber man ſahe ihm an, daß es ihm weh that — er ward roth. — Sylvia lachte ſpoͤttiſch uͤber ſein Roth - werden gegen Aglee; ſagte dann zum Rollenberger, was er ihn auch lehre, es duͤnke ſie, er wiſſe ſo nichts.
Betroffen uͤber dieſe Frage antwortete dieſer, er hoffe, wenn ſie ſich eine Weile hier aufhalten, ſo werden ſie es dann ſelber ſehen. —
Sie erwiederte, ob er auch eine Bibliothek habe? und wo er ſtudiere?
Nicht gewohnt, alſo gefragt zu werden; und unwiſſend, wo dieſe Fragen hinlangen, ſchwieg er einen Augenblick ſtill, dann antwortete er ihr ſteif7 ins Geſicht ſehend: Nein! er habe nirgend ſtudiert und habe keine Bibliothek!
Sie blieb ihm, wie natuͤrlich, mit den Augen nichts ſchuldig und fuhr fort — Ob er ſchon eine Erziehung unter den Haͤnden gehabt?
Daruͤber antwortete er Ja und das eine von zwoͤlf Kindern. —
Sie. Was er aus ihnen gemacht?
Er. Nach einigen Staunen — brauchbare Kinder, uͤber die bis izt Gottlob noch Niemand einige Klage hat. —
Sie. Wo dieſe Kinder ſeyen?
Er. Daheim bey ihrem Vater. —
Sie. So — Wer iſt denn ihr Vater?
Er. Der Amtmann von Cleberg.
Sie. Sie wolle wohl glauben, daß er im Stande ſey, fuͤr einen Bauernamtmann eine ganze Heerde Kinder zu erziehen — aber ihr Vetter ſey ein Narr, und wiſſe nicht, was eine Erziehung fuͤr ſeinen Stand brauche — und er haͤtte auch dieſen Dienſt nicht ſuchen ſollen. —
Er. Er habe den Dienſt (das Wort Dienſt langſam ausſprechend) — nie geſucht.
Sie. Man werde ihm fuͤr dieſen Dienſt (das Wort Dienſt hart und eben ſo langſam ihn ver - ſpottend ausſprechend) nachgelaufen ſeyn? —
A 48Sie ſprach in dieſem Ton noch lange fort.
Es trieb dem guten Menſchen den Schweiß in die Fingerſpitzen; aber endlich nahm er den Reißaus.
Als die Frage zum Drittenmal wieder kam, was er denn in aller Welt auch verſtehe und koͤnne den Buben zu lehren? Antwortete er: Muß ich ih - nen denn alles ſagen, was ich kann?
Sie erwiederte, fang er nur einmal an etwas zu ſagen.
Auf dieſes hin ſagte er, nun dann — ich kann Kuͤhe und Ochſen maͤſten — ich kann zu Acker trei - ben, und anſaͤen; ich kann Waſſermatten und Klee - felder anlegen — ich verſtehe den Waldbau, wie den Bergbau — ich kann mit den Bauern rechnen wie mit den Herren; und was man mir anver - traut, dem lieg ich fruͤh und ſpaͤt ob.
Dieſe Antwort ſprengte die Dame von der Bank auf — So ein Maul habe ich in meinem Leben nicht geſehen fuͤr einen Idioten, ſagte ſie beym Weggehen zur Aglee. Dieſe erwiederte ihr, ſagen ſie ihm nicht ſo, er iſt ihrer Meiſter worden.
Sich zu raͤchen, erzaͤhlte ſie die ganze Unterredung, und noch mit Zuſaͤtzen, dem Arner, und dann noch in Gegenwart des Generals, von dem ſie wußte, daß er auf des Adels hinterſte Zugabe kindiſch auf - merkſam immer glaubte, man koͤnne faſt nicht ge - nug thun, ein adeliches Kind unterſchieden genug von den andern zu erziehen. Dieſer fand auch, wie natuͤrlich, der Vetter ſey mit einem ſolchen Menſchen hiezu nicht verſorget; und der Knabe werde fuͤr ſeinen Stand, und fuͤr ſeine hohen Rechte, bey weitem nicht in der Ordnung erzogen.
Bey dieſem Worte fiel ihm Sylvia in die Re - de, und ſagte — ja Onkle, der Vetter achtet die hohen Rechte nicht viel, er achtet ſie ſo wenig, daß er den ſchon angefangenen Weg uͤber die Fel - ſen, der das Schloß doppelt ſo viel werth machen wuͤrde, und den ſein Großvater mit ſo vieler Muͤhe von den Bauern erſtritten, eingehen laͤßt, wie wenn dieſes Recht nichts waͤre; aber er kann ſo den lie -10 ben Bauern und dem lieben Bauernvieh die Arbeit ſchenken.
Erbittert uͤber dieſen Ton und dieſes Anbrin - gen erwiederte Arner kurz und trocken, ſie waren mir den Weg nicht ſchuldig.
Sylvia. Es iſt doch ein Urtheil von Hof aus wider ſie ergangen. —
Arner. Es iſt ihnen Unrecht geſchehen. —
Sylvia. Das waͤre!
General. Aber wie iſt ihnen Unrecht ge - ſchehen?
Arner. Sie haben Brief und Siegel dafuͤr, daß ſie den Weg nicht ſchuldig ſind. —
Sylvia. Warum verlohren ſie denn den Prozeß?
Arner. Nur um des kleinen Umſtands wil - len, weil man ihnen die Briefe und Siegel im Amte hinterhalten; und deutſch geſagt, gerade zu abgelaͤugnet hat.
Sylvia. Und Sie haben ſie ihnen da wie - der gegeben?
Arner. Das verſteht ſich; und beſtaͤtiget dazu.
General. Das iſt izt doch zu viel. —
Arner. Warum lieber Onkle?
General. Deine Kinder und Kindeskinder11 koͤnnten anderſt denken als du; und man muß nie eine Gewalt die man hat aus den Haͤnden laſſen: wenn man meynt man habe das Recht nicht dazu, ſo kann man ſie ſo lang man will nicht brauchen, und das iſt doch denn ja genug.
So wie er den Karl erzieht, iſt er ſicher, daß er nicht anders denken wird, ſagte Sylvia.
Der General erwiederte, das gehoͤrt izt nicht hieher. —
Und Arner — Onkle! man thut gewiß am Beſten, man laſſe einem jeden ſeine Rechte, wie man die ſeinigen auch gern hat.
Sylvia erwiederte, das iſt nicht geredt. Die Bauern haben keine Rechte; ihre Rechte ſind nur Gnadenſachen.
General. Voͤllig ſo iſt es doch auch nicht.
Arner. Und wenns auch waͤre, ſo waͤr es nicht fuͤr mich. Die Bauern machen ſo widrige Geſichter wenn man ihnen ihre Rechte nimmt, daß ich auch nur kein Roß im Stall haben moͤchte, das den Kopf und das Maul haͤngen, und Augen ma - chen wuͤrde wie dergleichen Bauern. —
Sylvia. Die Roßordnung und die Bauern - ordnung laſſen ſich nicht miteinander vergleichen.
Arner. Ihr meynet etwa, man koͤnnte nicht beſtehen, wenn man die Bauern ſo gut halten wuͤr - de als die Pferde? —
12Sylvia. Meinethalben! probiert es, ihr werdet es denn erfahren.
Das Geſpraͤch machte dem Onkle Muͤhe; er war mit beyden unzufrieden; und gieng bey Anlaß der Pferde in den Stall, zu ſehen, was ſein Brauner mache. — Der Knecht hatte ihm geſtern geſagt, es fehle ihm etwas am Fuß. —
Sie fuͤrchteten Niemand; und nichts als des Lieu - tenants Augen und Stille. Sie ſahen wohl, daß er reden konnte, wenn er wollte; dafuͤr aber ſuchten ſie ihn aus dem Schloſſe zu ſprengen, ſo bald ſie koͤnn - ten; und da ſie vernommen, er ſchneide den Kin - dern in der Schule die Haare und die Naͤgel ab, hatten ſie ihre Sache in der Ordnung. —
Bey dem erſten Eſſen ruͤckte Aglee, da er ihr, wie gewoͤhnlich, den Teller anboth, mit dem Stuhl hinter ſich von ihm hinweg. Er wußte nicht was es war, der ganze Tiſch ſah hinunter, was es ge - ben wolle, und Sylvia ſagte dann ganz laut und vernehmlich von oben herab: „ Es ſey nichts an - „ ders, als ihre Freundin ſey ein wenig eckel, und13 "ihr Herr Nachbar ſchneide den Kindern in der" Schule die Haare und die Naͤgel ab. „ —
Izt ſtund der Lieutenant auf, nahm ſeinen Stock und Hut, und gieng auf ſein Zimmer. Der General rief ihm zwar, es ſey nicht ſo Boͤſe gemeynt; er muͤſſe es nicht ſo nehmen, es ſeyen Frauenzimmer. Aber Sylvia ſagte eben ſo laut: Laßt ihn doch gehen, es iſt juſt was wir wollen. —
Arner rief, indem er auch aufſtund, ſeinen Knechten vom Tiſch weg, wo ſie aufwarteten; und befahl noch in der Stuben, im Augenblick ſeine Kutſche anzuſpannen. Schrieb dann in des Lieute - nants Zimmer mit Bleyſtift auf eine Karte an den Pfarrer von Bonnal:
„ Ich habe Leute bey mir, die keine Men - "ſchen ſind; und bis dieſe fort ſind, kann ich" keine Menſchen bey mir haben. „ —
Und ſandte den lieben Mann mit dieſem Fracht - brief auf Bonnal. Als er ihm in die Kutſche hin - einhalf, ſagte er ihm noch: Was mir leid iſt, mein Lieber! iſt, daß ich nicht mit kann. —
Alles war izt am Tiſche ſtill; und man hoͤrte keinen Ton, als daß Karl halb laut zu ſeinem Rol - lenberger ſagte — „ Es darf izt nur Niemand kein "Wort ſagen! es iſt doch nicht recht, es wiſſens14" alle, wie die Jungfern in ihrer Stube eine Ord - "nung haben, und wie ihnen aller Gattung Haa -" re und Straͤle, und dergleichen Zeug, in allen "Ecken herumliegen; gehe man in Herrn Lieute -" nants Zimmer, und ſehe, ob man ſo etwas da - "rinn finde. „
So gab es alle Tage etwas — Auch frug der Karl alle Tage die Mama, wann gehen ſie auch wieder fort?
Armer Karl! du wirſt noch viel erleben bis dann — Der General will den Selzer hier trinken, und hat ihn kaum angefangen, aber er kann ihm nicht wohl thun; er hat keine Freude dabey; Syl - via verbittert alles.
Arner hatte doch das ganze Haus, von oben bis unten, ihrenthalben in Ordnung gebracht; Stall und Jagdzeug, und Kutſchengeſchirr ausputzen laſſen; und Thereſe alle Huͤner, und alles was le - bendig war, aus dem Hofe wegſchaffen und ein - ſperren laſſen; und auch um ihrentwillen keinen Miſt in die Gaͤrten gethan, da juſt darein ſollte; und hingegen alle Spatziergaͤnge mit Sand uͤber - fuͤhren laſſen. Auch hatten ſie ihnen faſt alle Tage Geſellſchaft, oder fuhren mit ihnen aus, und das allemal auf Schloͤſſer, nie in kein Pfarrhaus, und nie zu keinem Buͤrger, damit ſie ja nichts zu klagen haͤtten. Aber es war umſonſt; Sylvia hatte ſich15 vorgenommen ihnen Verdruß zu machen, und machte den General taͤglich auf hundert Umſtaͤnde aufmerkſam, die ſeinen Adelſtolz reizten, indem ſie ihm bald alle Stunden etwas zeigte, das er fuͤr ih - ren Stand nicht ſchicklich hielt. — Sie bracht 'es auch bald dahin, daß er es nicht mehr ausſtehen konnte, wenn Arner von der Schule, vom Lieute - nant, oder vom Pfarrer in Bonnal nur ein Wort redte, und ihm taͤglich ſagte: du plageſt dich mit Sachen, die dich nichts angehen; und beladeſt dich mit Leuten, von denen du keine Ehre haſt, auch kannſt du ſo unmoͤglich geſund ſeyn, wie du dich den ganzen Tag anſtrengſt. — Umſonſt ſagte ihm dieſer, es mache ihm keine Muͤhe, er thue es ja gern. Man ſiehts dir ja an, erwiederte der Alte, daß du nicht wohl biſt; es iſt nichts daran ſchuld als dieſes, und der taͤgliche Verdruß, den du dir noch damit zuzieheſt. — Das plagte Arnern, und der Plage los zu werden ſagte er endlich dem Hof - mann, es ſtehe nicht mehr bey ihm, ob er dieſe Sachen wollte liegen laſſen oder nicht, der Herzog wiſſe davon, halte die Sache fuͤr gar wichtig, und er muͤſſe gar oft Berichte von allem nach Hof ſchi - cken, die ſeiner Durchlaucht ſelbſt zu Handen kom - men.
Dann iſts etwas anders, wenn der Herzog davon weißt! — dann iſts etwas anders — ſagte izt der Alte; und es freute ihn ſo ſehr, daß er nicht16 mehr daran ſinnte, es ſchade dem Vetter an ſei - ner Geſundheit. —
Er ſagte wohl noch viermal, dann iſts etwas an - ders — und gieng bald hinauf in der Sylvia Zim - mer, ſagte ihr das gleiche, und der Herzog wiſſe davon, man muͤſſe ſich gewahren; aber dieſe lachte ihn aus, und erwiederte ihm, ſie muͤßte es auch wiſſen, wenn im geringſten ſo etwas wahr waͤre; aber ſie koͤnne ihn verſichern, alles was man vom guten Vetter bey Hof wiſſe und ſage, ſey mehr nicht und minder nicht, als er ſey ein Narr.
Du mußt izt dieſes auch nicht ſagen, ſagte der Alte. Sie aber erwiederte: Nun — ihr wiſſet doch gewiß noch, daß ich es ſchon vor 5 Wochen erzaͤhlt, daß Helidor, da ich ihm von euerer Reiſe hierher etwas geſagt, mir zur Antwort gegeben, was wir auch hier thun wollten, Arner ſey einer der erſten Fantaſten in der Welt. Das iſt wahr, antwortete der General; aber er ſteht mit Bylifsky gut. —
Aber17Aber was iſts dann? antwortete Sylvia, By - lifsky iſt fuͤr den Herzog nur ein Karrenroß, der andere iſt Kutſcher, und der Bylifsky, der gut weiß daß der andere das iſt, hat ſeinen Platz zu lieb, als daß er dem Herzog von Sachen rede, die dem Helidor zuwider ſind wie Gift. —
Meynſt du denn der Herzog wiſſe gar nichts davon, und er habe mir dieß nur ſo angegeben? ſagte der General. —
Silvia. Der Vetter muß ihnen das vor dem Nachteſſen noch ſelber bekennen. —
General. Wenn du das machen koͤnnteſt, ich wuͤrde Morgen wieder verreiſen, wenn ich ſchon meine Cur erſt angefangen.
Sylvia. Auf dieſes hin will ich noch heute einpacken.
General. Nein: wart doch bis Morgen, es iſt dann noch Zeit.
Sylvia. Fangen ſie nur beym Thee wieder davon an. —
Der Thee kam, und der Herzog war bald da.
Der Vetter wird wohl geſpaßet haben, ſagte Sylvia alſobald. — Das juſt nicht, erwiederte Ar - ner. —
Sylvia. Aber der Herzog — was wird wohl der Herzog von ihrer Schule wiſſen?
Arner. Vieles. —
B18Sylvia. Gewiß? —
Arner. Ich koͤnnte noch mehr ſagen. —
Sylvia. Was koͤnnten ſie wohl mehr ſagen?
Arner. Ich koͤnnte ſagen, — Alles. —
Sylvia. Ich denke wohl, ſie koͤnnten ſagen — alles — Aber wenn man es dann auch glaubte.
Arner. Sie haben recht, es iſt beſſer, ich bleibe beym Vieles.
Sylvia. Ich wuͤßte etwas, das noch beſſer waͤre. —
Arner. Was das?
Sylvia. Wenn ſie ſagen wuͤrden, gar nichts —
Arner. Wenn ſie allein da waͤren, ich wuͤr - de ihnen ſicher ſagen, gar nichts. —
So woͤrtleten ſie miteinander, bis Arner end - lich Bylifskys Brief herabholte, und zwey davon dem Generalen ganz zu leſen gab; den dritten laſ 'er ihm vor bis auf die Stell im Anfang, in der Bylifsky die Gleichheit Helidors mit Fuͤeßlis Teufel in Lavaters Phyſiognomik bemerkte, das dorfte er ihm nicht vorleſen, weil Sylvia ihn kannte. — Sie gieng, ſo bald der Onkle die Brille aufſetzte und anfieng laut zu leſen, vom Tiſch weg, aber der General ſagte, indem er einen Augenblick ſtill hielt, es iſt izt gleich viel, es ſcheint du habeſt recht, und ſie habe unrecht. — Er laſ dann mit ſeiner Brille an den Ohren fort, das Herz klopfte ihm19 vor Freuden, beſonders daß der Miniſter dem Vetter noch Du ſage; das haͤtte zu meiner Zeit nicht ſtatt gehabt, ſagte er, wenn einer ſo hoch hinauf geſtiegen, ſo hat er das gegen Niemand mehr gethan.
Er haͤtte mir bald ausgeſchrieben, erwiederte Arner, wenn er ſeinen Ton um ſeines Poſtens wil - len geaͤndert haͤtte, ich wuͤrde ihm gewiß kein Wort antworten.
Der General wußte vor Freuden nicht, was er machen wollte, und ſagte etlichemal, er muͤſſe izt ſehen, daß er aufrichtig ſey, und er wolle es ihm ſeiner Lebtage nicht vergeſſen. Dann fieng er vor lauter Freude an uͤber Sylvia zu klagen, und ſag - te, er ſey auch nicht mit ihr zufrieden, und ſie mache es ihm auch nicht wie ſie ſollte, er wolle es izt nur ſagen, er wiſſe wohl daß es im Vertrauen ge - redt ſey, ſie haben die vorige Woche auf ihrer Stube etwas gemacht, das ihm gar nicht gefallen habe.
Arner fieng an vom Herzog zu reden, um ihn von dieſem Geſpraͤch wegzulenken, aber er fuhr fort, und ſagte, Nein: du mußt mich es izt doch ſagen laſſen, ſie haben von ihrem kleinen Hund den Schattenriß genommen, und dann den Hundskopf in Hut und Zopf und Kleid mit des Lieutenants ſeinem Profil ſo gleich gemacht als ſie haben koͤn - nen, und ich weiß nicht, wozu ſie dieſe Bosheit brauchen wollen.
B 220Arner und Thereſe waͤren beyde froh geweſen, ſie haͤtten das nicht vernommen, und ſagten dem Onkle, es iſt einem woͤhler, wenn man dergleichen Sachen nicht weißt. — Ich habe es euch einmal auch ſagen muͤſſen, erwiederte der Alte — aber es habe ihn doch gereuet, ſo bald es zum Maul hin - aus war, denn er fuͤrchtete Sylvia.
Dieſe ſagte auf ihrem Zimmer ganz kalt und bitter zu Aglee, ſie koͤnne nicht begreifen, daß By - lifsky es wage von ſolchen Affereyen mit dem Her - zog zu reden. Aglee erwiederte, ſie verwundere ſich gar nicht daruͤber, es ſey izt das Modefieber an vielen Hoͤfen.
Aber an unſerm, ſagte Sylvia, wo der Her - zog ſchon vor 20 Jahren darob ein Narr wor - den, da iſts doch gewiß ein Wunder, daß mans wagt, ihm muthwillig und oͤffentlich dieſes Fieber wieder in den Leib zu jagen, damit ich der ſchoͤnen Krankheit keinen andern Namen gebe.
Dann ſtaunte ſie eine Weile, und ſagte bald darauf noch, entweder weiß Helidor etwas davon, und dann iſt es nichts anders als eine Falle, die er dem Bylifsky legt, und ich glaube es, der Dick - hals mache izt den Blinden, und wiſſe von allem nichts, bis der Miniſter mit ſeinem guten Freund bis uͤber die Ohren hinauf im Kothe ſteckt, denn21 juckt er einsmal hervor, und zeigt ſie dem Herzog wie ſie ſtecken. Im andern Fall, wenn es ein Um - weg vom Bylifsky waͤre, was am Ende auch moͤg - lich iſt, hat Helidor Bericht noͤthig; und es traͤum - te ihr, ſie ſey izt am Platz, wo ſie ihm in beyden Faͤllen mehr als ein Menſch dienen koͤnne; denn ſagte ſie zu ſich ſelbſt, er muß gewiß, und wuͤnſcht gewiß, ſeiner blinden Durchlaucht hieruͤber den Nebel von den Augen weg zu thun, und die Herren Menſchlichkeitskraͤmer mit Raritaͤtenkaͤſtchen recht geſchwind in das Koth hineinzufuͤhren, wo ſie hin - eingehoͤren, und wo ſie fruͤher oder ſpaͤter, auch ohne daß man ihnen helfen wuͤrde, hineinkommen muͤſſen.
Von dieſem Augenblick an waren alle ihre Sinnen auf dieſen Zweck gerichtet.
Ihr Jaͤger kannte den Lieutenant, und hatte ihr, ſo bald er gemerkt, wie ſie es mit ihm habe, ſchon laͤngſt erzaͤhlt, daß er nichts mehr und nichts weniger ſey als ein armer Schlukker, der ſich viele Jahre lang in dieſen Gegenden auf den SchloͤſſernB 322herum gebettelt, und reichen und armen Junkern fuͤr das liebe Brod Land ausgemeſſen; er ſey aber, nach ſeiner Erzaͤhlung, woruͤber angetroffen, hochmuͤ - thig, und ſo verachtet worden, daß die Dienſte in den Schloͤſſern die Bauern und das junge Volk allenthal - ben gegen ihn aufgehezt, ſo daß ſie ihm hinter allen Hecken nachgerufen: „ Joggeli willt Geld? und Jog - geli haſt Geld? „ Dieſen Jaͤger rief ſie auf ihr Zim - mer, und ſagte ihm, er muͤſſe ihr des Joggeli willt Geld? und die Ungeziefer Hiſtorie unter die Bauern von Bonnal bringen, und wenn es auch ſchon etli - che Maaß Wein koſte, ſuchen aufzutreiben, was die Leute in dieſer Gegend uͤber dieſe drey Herren und ihre ſchoͤne neue Ordnung alles ſagen.
Er thats wie ein Held. — Vor Uebermorgen wußten alle Kinder in Bonnal das Joggeli, willt Geld? und die Ungeziefer Luͤge wie auswendig. — Und der Sylvia bracht er ab dem Riedt heim, es ſey eine Lumpen-Maurersfrau, die, wie man glaube, dem Junker gar wohl gefalle, an allem Schuld; ſie habe dem Lieutenant die neue Schulordnung und das Spinnen und Lernen mit einander angegeben, und ihm im Anfang in der Schul ſelber zeigen muͤſſen wie ſie es mache. — Die Kinder lernen zwar mehr; aber ſie werden geizig und hochmuͤthig, und verachten die Aeltern, und meynen es wiſſe Nie - mand nichts als ſie. Und dann — der Junker ha -23 be freylich einen Vogt abgeſezt, der ein Schelm ge - weſen, aber dafuͤr einen gemacht, der ein Narr ſey, und im Grund habe es das Dorf nicht beſſer, es gehe unter Narren immer noch ſchlimmer als unter Schelmen, und man thue izt im Geheim, was man zuvor oͤffentlich gethan. — Und dann —
Der Pfarrer achte den Gottesdienſt nichts, predige wann er wolle, und wann er nicht wolle, ſo laſſe er es bleiben, und wann es ihn ankomme, ſo laufe er mit ſeinen Leuten wie mit einer Heer - de Schaafe zur Kirche hinaus, und im Dorf herum.
Vom Teufel ſey keine Rede mehr und uͤber die Geſpenſter treiben ſie ihr Muthwillen ſo weit, daß ſie es nicht achten, wenn ſchon das halbe Dorf dabey koͤnnte ungluͤcklich werden. Sein Kut - ſcher habe vor wenig Wochen beynahe den halben Kirchgang im Eybach erſaͤuft, er habe zu Nacht um 12 Uhr, da die guten Leute auch mit einem Glas voll Wein im Kopf vom Markt heimgekom - men, mit ſeinen großen Kutſchenlichtern aus Muth - wille mitten in der Straße ſtill gehalten, und die armen Leute erſchreckt, daß alle miteinander in den Bach gefallen, und wenn er groß geweſen waͤre, wie er zu Zeiten ſey, gewiß ihrer etliche haͤtten er - trinken koͤnnen.
B 424Wann Buben Voͤgel fangen, haben ſie kei - ne groͤßere Freude, als Sylvia, wann der Jaͤger ſolche Nachrichten heimbrachte. — Das iſt Waare — fuͤr den Dickhals — ſagte ſie bey ſich ſelbſt, ich koͤnnte keine beſſere wuͤnſchen, und plagte dann noch den guten Onkle damit, daß ſie ihm alles erzaͤhlte, und noch mehr ihm als der Jaͤger ihr ſelbſt prophe - zeyte, mit der ganzen Behaglichkeit eines den gu - ten Mann druͤckenden Wohlgefallens, wie des Vet - ters großer Ruhm ſich gewiß mit einer luſtigen Hof - komoͤdie endigen werde!
Es machte dem armen Alten ſo angſt, und je mehr es ihm angſt machte, je mehr glaubte er es; und je mehr er es glaubte, je mehr kam die boͤſe Laune wieder in ihn hinein: der Vetter koͤnnte auch anderſt ſeyn — wenn es dennoch nichts nuͤtze, ſo ſey es doch widrig, daß er auch nicht ſey wie an - dere Leute, und wie ſeines gleichen.
Auf dieſem Wege ward er wieder unzufrieden, wenn nur ein Bauer kam; und wenn einer kam, zeigte ihn ihm Sylvia ſchon von Weitem, und machte gemeiniglich dabey noch die Anmerkung, es kommt wieder jemand fuͤr ihn, er wird euch izt wohl ſte - hen laſſen.
Das begegnete alle Tage, und alle Tage ward der Alte daruͤber empfindlicher, und das um ſo25 mehr, da er izt zu Arner nichts mehr daruͤber ſagte. Sylvia ſah es, und ſagte dieſer Tage zur Aglee, es kochet in ihm, wie ich es gern ſehe!
Sie hatte recht, es kochte wirklich in ihm, und uͤberſott bald wie ſie es gerne ſah.
Der Tag war heiß, ſie hatten Fremde, und er hatte mehr als gewohnt getrunken. Er erkuͤhlete ſich nach der Mahlzeit auf der Terraſſe. Da zeigte ihm Sylvia wieder einen Bauern am Thor, und wieder mit den Worten: Er wird uns izt bald wie - der laſſen, da er jemand fuͤr ihn hat.
Das Feuer war im Dach, er rief dem Bauern hinunter, er ſolle ſich packen, ſo lieb ihm Gott ſey.
Aber der Michel am Thor dachte, der Wein redt aus dem Herrn — ich muß meinen Brief ab - legen, gieng nur ein wenig beyſeits und nicht fort.
Da ſehet ihr, ſagte Sylvia, es weißt ein jeder Bauer, was ihr hier zu befehlen habt, und reizte ihn mit allem Fleiß ſo fort, bis er endlich dem Jaͤ -26 ger rief, er ſoll den Kerl da unten mit den Hun - den wegjagen.
Er hatte es kaum geſagt, ſo rief man ihm wieder in die Stube an ſein Spiel — und der Jaͤ - ger hatte Hund und Mann jeden an ſeinem Ort gelaſſen — aber Sylvia winkte ihm, er ſolle ihn hetzen.
Der Karl ſah ihn zur Scheuer hinabſpringen und die Hunde abloͤſen. Was will das geben? dachte er bey ſich ſelber. Aber als er ſie hetzte, dacht 'er nicht mehr — er lief ihnen, was er ver - mochte nach, rief ſie zuruͤck, faßte den Sultan der ihm folgte, am Halsband, und lief ſo den Hund mit an der Hand dem andern nach, und rief immer, Tuͤrk, Tuͤrk, hier, hier, aber er kame nicht.
Sylvia ſahe dem Spiel wie eine Komoͤdie von der Terraſſe hinab zu, und rief ihm von da hinun - ter, du Narrenbub! er wird ihn nicht freſſen.
Es iſt wahr, er haͤtte ihn nicht gefreſſen, er haͤtte ihn nicht einmal gebiſſen, wenn er ſeine Ord - nung verſtanden haͤtte. Der Schloßhund war ge - wohnt, den armen Leuten, gegen die man ihn hetzte, nichts zu thun als ihnen ein Stuͤck, aber nicht gar ein kleines von ihren Fetzenkleidern vom Leibe zu reißen, wenn er dann aber das hatte, ſetzte er ſich nieder, nahm es zwiſchen die Tatzen ins Maul,27 und ſpielte damit, aͤhnlich wie ein Menſch, der Freude daran hat, wenn er einen armen gekraͤnkten Menſchen voll Furcht, er ſey von ihm gebiſſen, von ihm weglaufen ſiehet.
Das war des Hunds ſeine Ordnung, aber wie geſagt, der Michel verſtund ſie nicht, und ſtellte ſich, ſo bald er ihn gegen ſich anſpringen ſahe, mit dem Ruͤcken gegen die Mauer, ſagte ganz laut, iſt es ſo gemeynt? Empfieng ihn da mit ſeinem Knorrenſtock, wie ein Mann, der auch ſchon Hunde geſehen, und nicht vor einem jeden flieht. Der Hund dieſes Empfangs ſo ungewohnt als der Mi - chel des Angrifs, vergaß ob dem Streich ſeine Er - ziehungsregeln vollends, und packte ſeinen Mann wie ein ganz natuͤrlicher und ohne Kunſt gezogener Hund mit der vollen Kraft ſeiner Zaͤhne am Schen - kel; aber dieſer ſtaͤrker als der Hund, ſchwenkte ihm den Schenkel aus der Schnorren, und ſchlug ihm den zweyten Streich ſo hart auf die Rippen, daß er heulend zuruͤck wich, und auf dem Bauch kroch.
Du verfluchter Bube, wart! wenn der Hund drauf geht, rief ihm Sylvia von der Terraſſe hin - unter, und er, der vor Schmerz und Wuth nur den Hund im Kopf hatte, und in dieſem Augen - blick noch nicht im Stand war einen genugſamen Unterſchied zwiſchen ihr und ihm zu machen, rief28 ihr hinauf, und wenn ich darauf gehe, ſo wart denn Du! —
Schweig doch, ſchweig doch, und gieb ihr kei - ne Antwort! du ſieheſt ja wohl wer es iſt, ſagte der Karl, der izt mit ſeinem Sultan neben ihm ſtand.
Biſt du es Bub? ja komm doch, komm doch, ſagte das Kind, und zog ihn am Rocke fort.
Der Michel mußte izt weinen ob der Guͤte des Buben, an deſſen Hand er izt fortgieng.
Er verdiente die Thraͤnen des Mannes. Er entſchuldigte ſeinen Vater, und ſagte zu ihm, er ſey gewiß nicht Schuld, und werde ihm gewiß helfen. —
Ich weiß es wohl, daß dein Papa nicht Schuld iſt, und wenn ich auch ſterben muͤßte, er waͤre mir gleich lieb, ſagte Michel.
Aber du ſtirbſt doch nicht? Gelt! du ſtirbſt doch nicht? Es war ihm angſt, er ſah ihm das Blut uͤber ſein Bein herabfließen.
Wie der Donquiſchotte Bub das Haͤndchen dem Mann giebt! den ſein Onkle mit den Hunden fort - jagen laſſen, ſagte Sylvia auf ihrer Mauer zu Ag - lee — und war das erſte Wort, das ſie redte, ſeit dem er ihr, „ und wenn ich drauf gehe, ſo mußt "denn du warten! „ hinaufgerufen. Sie ſchaͤm -29 te*)Anmerkung. Es iſt ein Zug ihres Karak - ters, ſie ſchaͤmt ſich nie — daß ſie ſich izt ſchaͤmt, widerſpricht dieſem Zug nicht, ſo wie der Hochmuth ohne Ehrliebe ſtatt hat, ſo hat falſche Scham ohne wahre Schamhaftigkeit ſtatt. — — ſich ob dieſem Wort vor Aglee, that derglei - chen, wie wenn ſie ihn nicht verſtanden — aber doch redte ſie bis izt nichts. —
Es iſt gleich viel, erwiederte dieſe. Der Mann hat ſich doch beſſer gehalten als der Hund.
Es iſt wahr, ſagte Sylvia, die Beſtie hat kein Herz, ich habe es geſehen, ſie hat ihr ſchon ge - fuͤrchtet, eh 'er ihr den erſten Streich gab. Dann gieng auch ſie in die Stube, ſagte dem Onkle ins Ohr, ſie glaube, der Hund habe dem Kerl zu Ader gelaſſen, aber nur ein wenig am Bein, und es ma - che nichts. Dieſer gaͤhnte eben als ſie es ſagte, und hoͤrte es kaum. — Aber der Michel blutete immer ſtaͤrker, und unten am Vorreyn wollte ihm ohnmaͤchtig werden, er merkte es und ſchickte den Karl fort, dem Klaus zu ſagen, er ſoll zu ihm hinunter kommen, und das geſchwind. —
Du biſt izt hier ſicher, und es thut dir hier ge - wiß Niemand nichts, ſagte der Knabe, und dann30 im Fortſpringen einsmal uͤber das andere zu ſich ſelber, die Hundsleute, die Hundsleute! das iſt Zwingherrn Arbeit, wie auf der Tapete.
Er meynte die Tapete im alten Ritterſaal, die der gute Ahnherr, von dem alle Dorffreyheiten herſtam - men, ſeinen Kindern und Kindskindern und auch den Rittern, ſeinen Nachbarn zur Lehre und zum Exempel, mit den groͤſten Fehlern und den beſten Tugenden der Ritterleuten hat bemahlen laſſen.
Es ſind 12 ſolche Tapeten, und auf einer jeden Tafel ein ſogeheißener Ritterſtreich; dann oben an dem Ritterſtreich diejenige chriſtliche Tugend, die dieſem Ritterſtreich entgegen iſt, abgemahlt. Vor - nen an der erſten Tafel iſt auf einer Fahne, die Blut roth iſt, mit großen Buchſtaben das Wort Heiden Ritter, und oben vornen an den Tugenden auf einem weißen Schild das Wort chriſtlicher Adel.
Die ſchoͤnſte unter den 12 Tafeln, oder ein - mal die, woruͤber der Karl am meiſten gelacht, ſtellt einen ſolchen Heiden Ritter vor, mit einem gro -31 ßen Hut, einer Kette darum, und einer weißen Feder darauf, juſt wie man izt auf allen Pettſchaf - ten ſieht, und wie ich glaube, Freyheits-Hut heißt. Dieſer Heiden Ritter laͤßt auf der Tafel einen Bauern, der ihm Wild geſchoſſen, auf einen großen Hirſchen ſchmieden; aber hinter ihm iſt dann der Teufel abgemahlt, wie er ſeine ſchwarzen Klauen gegen eine weiße Freyheitsfeder, und gegen ſeinen Hals ausſtreckt, und wie ihm die Worte „ Laß ihn "nur reiten, du mußt dann auch reiten „ — zum ſchwarzen Maul hinausfallen. — Die Buchſtaben ſind alle roth, und eng an einander, ſo daß es iſt, wie wenn er die Worte zum Maul aus blutete. Auch iſt von dieſen rothen Buchſtaben im Schloſſe das Spruͤchwort entſtanden, daß man wohl 300 Jahr in dem Hauſe allen unmenſchlichen und harten Worten, und allen dergleichen Ritterſtreichen kei - nen andern Namen gegeben, als Teufels Blut.
So bald der Karl den Klaus gefunden und fortgeſchickt, gieng er wie er war, die Haare uͤber die Stirne, und mit Blut am Kleid und an den Haͤnden, in die Stube, wo man ſpielte, und draͤng - te ſich zwiſchen Herren und Frauen, die er nicht ſah, hindurch zum Papa ihm zu ſagen, was begegnet ſey.
Thereſe ſah, daß es etwas unrichtiges ſeyn muͤſſe, und ſtund von ihrem Tiſch auf. Sylvia hinge - gen blieb ſitzen, und rief mit den Karten in der32 Hand gegen ſie uͤber, „ ſie bitte den jungen Herrn, "daß er nicht ſo viel Weſens mache, ſie habe allem" zugeſehen, der Kerl ſey friſch und geſund vom "Schloß weggegangen, und alſo koͤnne ihm nicht" viel fehlen, uͤbrigens ſey er an allem ſelber "Schuld, und habe es ſo wollen. — „
Arner fiel ihr in die Rede, und ſagte, und er bitte ſie, dem Kind zu erlauben, ſeinem Vater zu erzaͤhlen, was begegnet.
Alles ward aufmerkſam, man legte an allen Tiſchen das Spiel ab — alles ſtund auf, und um ihn her, und Sylvia ſah izt aus, wie wenn ſie eine gute natuͤrliche Farbe haͤtte, als er wieder anfieng. „ Eben ſie iſt Schuld — und ſonſt kein Menſch! „ Aber in dieſem Augenblick kam die Haushaͤlterin außer Athem in das Zimmer und ſagte — der Mann liegt todt auf dem Vorreyn! — Mit dem Wort war Arner aus dem Saale und die Treppe hinunter. — Er riß mit ſeinem Sporn das Tafel - tuch nach, und Porzellain, und Glas, und Silber, was darauf war, lag am Boden. — Er ſah nicht zuruͤck, auch Thereſe, die ihm folgte, ſah nicht zuruͤck. —
Sylvia war ob dem Wort todt betroffen — aber ſie konnte ſich doch nicht enthalten auch izt noch zu ſagen — das iſt eein Ordnung —!
Was red 'ich von ihr! — Er iſt nicht todt — er lag nur in Ohnmacht. — Thereſe ſizt izt unter freyem Himmel in ihrer Seide auf einem Stein am Weg, unter dem Baume, an dem er liegt; ſie nimmt ſeinen Kopf vom Boden auf ihren Schoos, reibt ihm Stirn und Schlaͤfe mit riechendem Waſſer, haͤlt ihm die Flaſche an die Naſe. —
Wie einer Mutter ihr Herz klopft, deren Kind ohnmaͤchtig auf ihrem Schoos liegt, bis es wieder erwacht, ſo klopfte ihr Herz, bis er wieder erwa - chete. —
Und wie einer Mutter Thraͤnen uͤber die Backen laufen, wann es wieder die Augen oͤfnet —
Er oͤfnet ſie wieder — ſie ſiehts — Freuden - thraͤnen fallen auf ihre Wangen. — Er weiß nicht, wo er iſt — ſieht zuerſt hinauf gegen den hellen Himmel — dann an den Baum, unter dem er liegt — Er ſieht ſie, und eine Freudenthraͤne uͤber ſein Erwachen faͤllt auf ſein Angeſicht. —
Ich muß ſchweigen — meine todte Feder hat nun am wenigſten Kraft, wo ich am meiſten empfinde.
C34Koͤnnt ', koͤnnt ich dieſes Erwachen mahlen, daß es lebendig waͤre und redte! ich wuͤrde Men - ſchen, Menſchen regieren lernen — aber ich kann es nicht — ich kann dieſes Erwachen nicht mahlen — daß es lebendig wuͤrde und redte.
Leſer! denk dir dieſes Erwachen, und mahl 'es aus bey dir ſelber — ich aber will ſchweigen — dir dieſes Bild nicht zu verderben. —
Edler! biſt du fertig? — Soll ich wieder reden? —
Als die erſte Empfindung uͤber dieſes Erwachen voruͤber war, ſagte er, er habe dem Karl das Leben zu danken! — und er waͤre beyder Hunden zugleich nicht Meiſter geworden.
Ja — wenn ich nur den andern auch haͤtte zuruͤckbringen koͤnnen! erwiederte Karl, aber der garſtige Tuͤrk hat mir nicht folgen wollen. —
Du haſt genug gethan — mehr als genug! ſagte der Mann, und erzaͤhlte dann, wie der gute Knab ihn ſo ſorgfaͤltig weggefuͤhrt, auch wie er ſei - nen Papa entſchuldiget und geſagt, er ſey gewiß nicht Schuld — und alle Woͤrtchen, die er zu ihm geſagt hatte.
Arner und Thereſe freueten ſich herzlich, und ſagten ihm: Wehre dich deiner Lebtag ſo brav fuͤr deine Leute, wann ihnen jemand etwas thun will! —
35Ja! ſagte Karl, aber wann dergleichen Leute, wie die ſind, zu mir kommen, und ich groß und Meiſter bin, ſo ſchicke ich ſie fort. — Und einen Augenblick darnach ſagte er, nicht wahr, Papa! wenn ſie fort ſind, ſo iſt dann ihren Huͤnden ſchon gewehrt? —
Dieſes Wort freute den Michel ſo, daß er ſagte, er wollte nicht um den Biß, ſo weh er ihm thue, daß er das nicht gehoͤrt haͤtte. —
Sie ließen ihn, da er verbunden und vollends beſorgt war, in ihrem Tragſeſſel uͤber den Berg heim bringen. Er wollte zwar nicht in das ſchoͤne Haus hinein, und ſagte, wenn er auch noch ſo ſehr Sorg haben wuͤrde, ſo koͤnnte er doch etwas daran verderben.
Es iſt nichts daran gelegen, wenn du ſchon etwas verderbſt, wir ſind dir mehr ſchuldig als das, erwiederte Arner — und half ihm denn noch ſelbſt hinein. —
Der Michel dachte nur erſt an den Brief, den er bey ſich hatte — er war voll Blut — und lautete alſo. —
„ Es ſtuͤrmt alles uͤber den guten Mann los, den Sie mir geſandt haben, ſie verfolgen ihn in unſerm Thal nicht weniger als an Ihrem Tiſch. Ihr Jaͤ - ger kommt izt alle Tage in unſere Bahn, und ſtreut Sachen aus, die ihn auf den Tod kraͤnken muͤßten, wenn ihn etwas kraͤnken koͤnnte. Er ſagt nichts geringers von ihm, als er ſey ein Landſtreicher — und ſey noch aus allen Schloͤſſern, wo er ihn ange - troffen, weggejagt worden, wie aus dieſem — und man habe ihm allenthalben hinter allen Hecken „ Joggeli willt Geld? und Joggeli haſt Geld? “und dergleichen Bosheiten nachgerufen, und auch in Ihrem Schloß habe er ſicher fuͤr ſeiner Lebtage aus - geeſſen. — — Ich mag nicht fortfahren — — Alle Kinder im Dorf reden davon, und er weiß37 alles, aber es wagt es doch kein Menſch, wie es ſonſt unter den Bauern der Gebrauch iſt, mit ihm davon zu reden.
Sie haben, wie Sie wiſſen, an nichts anderm eine ſolche Freude, als wenn ſie in dergleichen Faͤllen jemanden mit dem Heuchler Ton von Mitleiden und Theilnehmung kraͤnken koͤnnen — aber ihn laſſen ſie gehen. Es hat es ein einziger gewagt — der Naͤggelſpitz — ein Kerl, von dem Freund und Feind ſagen: wenn er etwas im Mund habe, koͤnne er nicht ſchweigen, auch wenn der Henker mit dem Schwert vor ihm ſtuͤnde — aber der Lieutenant hat nur die Augen etwas mehr als gewohnt gegen ihn aufgethan, auch den Kopf etwas mehr als gewohnt ob ſich und gegen ihn gerichtet. Das Wort iſt dem armen Niggel, wie geſagt, vor meinen Augen im Maul ſtocken geblieben.
So viel Gewalt hat er uͤber die Leute, und ihm macht es nichts, aber hingegen iſt es doch fatal fuͤr unſere Ordnung, und kann uns ſehr ſchaden. Alles Gute iſt noch Nagelneu, der alte Sauerteig noch nichts weniger als todt, man braucht nur Waſſer dazu zu ſchuͤtten, ſo geht er in allen Ecken wieder auf. —
Ich ſpuͤre alle Tage mehr, daß noch viele Leute, und dieſe noch von den erſten im Dorf ſind, dieC 338darnach hungern und duͤrſten, etwas Widriges gegen unſere Ordnung auszuſpuͤren, und bey ſo neuen noch unreifen Einrichtungen iſt man nie ſicher, wie weit auch die kleinſten Umſtaͤnde, die widrig ſind, langen moͤgen. Aber ich bin vielleicht zu aͤngſtlich, und will von dieſem ſchweigen, um mit Ihnen noch von ihm zu ſchwatzen. —
Ich glaubte laͤngſt, daß ich ihn kenne, aber ich bin bey weitem noch nicht da. Man ſollte glauben, ſeine Schul ſey ihm alles, aber ſie iſt ihm nichts. Junker! dieſe Schule, aus der er alles macht, ſie iſt ihm ſicher nichts, er macht ſie ohne Maaß zu gut, als daß ſie ihm etwas ſeyn koͤnnte. Ich weiß es, wann ſie gemacht iſt, er wirft ſie weg wie einen Ball, mit dem er einen Wurf that, blos um zu zeigen, wie leicht er darmit ſpiele. Die Richtung ſeines Geiſtes, mit der er bey jedem Wort, und bey jeder Handlung die Beduͤrfniſſe des Menſchenge - ſchlechts umfaßt, laßt ihm keine Ruhe, weder Tag noch Nacht; — er muß — er kann nicht anderſt als die groͤſten Endzwecke haben — deſſen bin ich ſicher. Ich hoͤrte ihn einmal in der Stube, da er ſich in ſeinem Ecken allein glaubte, und mit ſich ſelber redte, beſtimmt die Worte ſagen, ich will ih - nen zeigen wer ich bin: und eine Weile darauf, wenn die Staffeln an der Leiter gluͤhend waͤren, ſo muß es ſeyn! — Sie wiſſen die Worte von den Staffeln an der Leiter in des Grafen Brief? —
39Sein Selbſtgefuͤhl hat keine Graͤnzen. Er haßt den Faden, der ihn an das Menſchengeſchlecht bin - det, und im Grund iſt kein Fuͤrſt ſo ſtolz als er. — Er ſagte bey einem Anlaß, wann einer unter zehen Tauſenden allein ſteht, ſo merken die neun Tauſend neun hundert und neun und neunzig nichts weniger als daß er nicht mit ihnen Heu frißt. —
Ich durfte ihn nicht fragen, aber ich hatte es auf der Zunge, ob er mit dieſer Zeile die Geſchichte und die Leiden ſeines Lebens entworfen? —
Bey allem dem iſt er gut wie ein Kind, und ich kann Ihnen nicht ſagen, wie wehe es ihm that, daß Gertrud um ſeinetwillen ihr Liſeli in der Schule abgeſtraft. Die Schwaͤtzerin ſagte unter der Schul - thuͤre zu dem Knaben, dem er das Leztemal die Haare abgeſchnitten: Du! — es ſind gewiß von deinen Thierchen geweſen, um derenwillen der Hr. Lieutenant hat aus dem Schloß muͤſſen! Gertrud brachte es mit der Ruthe ſelber in die Schule, und hatte daſſelbe ſo hart abgeſtraft, als ich es nicht von ihr erwartet, und als gewiß keine Frau im Dorf es gethan haͤtte. Ich mußte den Lieutenant unter einem Vorwand ins Pfarrhaus nehmen, ſonſt haͤtte er es nicht zugelaſſen. — Ich muß enden. Ich ſchwatze, wie wenn wir einander nie mehr ſehen wuͤrden, und wie wenn Sie ſonſt nichts zu thun haͤtten. Leben Sie wohl! Ich kann nicht ſattC 440werden Ihnen, edler, lieber Junker, Vater zu ſa - gen. Gott ſegne Sie und Ihren Sie verehrenden
Pfarrer Ernſt.
Es war zu viel fuͤr heute! Er zitterte ob dem An - fang des Briefs, und konnte ihn nicht fortleſen. — Der Schreck ob dem Michel hatte ihn erſchuͤttert, und der Verdruß daruͤber empoͤrt — Er war noch wie im Jaſt, und izt uͤbernahmen ihn die Bos - heiten mit den Bauern in Bonnal, die ihm ganz neu waren, daß er zitterte und den Brief nicht fort - leſen konnte; es war ihm, wie wenn ſein Herz zerſpringen wollte. —
Thereſe, die in der dunkeln Stube des Bauern am Vorreyn, und ob der Angſt und der Arbeit mit dem Michel keine Veraͤnderung an Arner bemerkte, ſahe erſt izt, wie blaß und entſtellt Er ausſah, und ſagte, was iſt es doch wieder? — Jeſus! du ſieheſt elender aus als der Michel! Er hatte den Brief in41 ſeiner ſinkenden Hand, und konnte ihn ihr faſt nicht geben. —
Haͤtt 'mich, haͤtt' mich, erwiederte Er, — und ſeine Augen ſtarrten — haͤtt 'mich nur ein Hund gebiſſen, aber es nagt ein ſchlimmers Thier an meinem Herzen. —
So ein Wort hatte Arner in ſeinem Leben nicht geredt; auch erſchrack Thereſe mehr darob, als ſie ob einem Donnerſchlag, die ſie doch fuͤrch - tete, erſchrocken waͤre. Sie ſah, daß Er aufs Aeußerſte getrieben, und dem Ausbruch einer Krank - heit nahe ſey, und ſtammelte mehr, als ſie ſagte: „ Geh doch ins Bett, wann du heimkommſt, du biſt krank —! „
Immer noch ſo innig herzgut, ſagte Er, ſie wuͤrden dann meynen, es waͤre eine Schalkheit um des Hunds willen. —
Da ſie gegen die Linde kamen, ſtund Sylvia vor ihren Augen von der Bank auf und gieng fort. Das that Arnern von neuem weh. — Da Er auf ſein Zimmer kam, legte er ſeinen Kopf auf ſein Pult ab. Alles, was heute begegnet war, ſtund ihm wie ein Gemaͤhlde vor ſeinen Augen — und Sylvia war der Anfang und das Ende von allem, was ihm vor Augen ſtund, ſein Blut wallte, und ſein In - nerſtes empoͤrte ſich immer ſtaͤrker, je mehr er ſie vor Augen ſah. Es uͤberfiel ihn ein Froſt, daß42 Stuhl und Tiſch mit ihm zitterten — dann rollten ſeine Augen — ſeine Fauſt ballete ſich — er ſtampfte mit dem Fuße, und ſagte einmal uͤber das andere, was habe ich dem Thier, was habe ich dem ver - fluchten Thier auch gethan, daß ſie es mir ſo macht? —
Thereſe hoͤrte das Zittern des Pults, und dann das Stampfen ſeines Fußes, ſprang hinauf, und verſtand noch vor der Thuͤre die Worte, „ was habe ich dem Thier, dem verfluchten Thier auch ge - than? — „
Da Er ſie ſah, wollte er ruhiger ſcheinen, aber er zitterte noch und konnte nicht reden; — Sie eben ſo wenig — Sie ſaß mit ſtummer Beklemmung neben ihn ab, und er legte ſein Todtengeſicht auf den Schooß, auf dem ſo eben der Michel gelegen — Sein Athem war laut, und das Fieber ſicht - bar — aber er redte nicht, und lag ſo bis man zum Eſſen klingelte, auch da noch wollte er herabkom - men, damit ſie nicht zoͤrneten, aber Er ſank in den Stuhl zuruͤck, von dem er aufſtehen wollte, und mußte ins Bett. —
Sylvia machte bey dem Tiſche boͤſe Anmer - kungen, daß man ſie allein laſſe, und Thereſe eilte bey ihrem kranken Manne, daß ſie ſie nicht lang allein laſſen muͤſſe.
43Aber Arner hatte eine ſchlimme Nacht. Froſt und Hitze wechſelten miteinander ab, und die Em - poͤrung ſeines Innerſten erhoͤhte das Wallen ſeines Bluts und ſeines Fiebers. — Sein Karl hoͤrte ihn zweymal nacheinander halb laut, daß es Thereſe nicht verſtund, bey ſich ſelber ſagen — ſie bringen mich noch ins Grab — ſie bringen mich noch ins Grab. —
Das gute Kind huͤllte ſich tief in ſeine Decke, damit der Papa und die Mama ſein Schluchzen nicht hoͤrten. —
So bald der Wein verraucht war, konnte der Ge - neral auch nicht mehr ſchlafen. Der Mann, den der Hund gebiſſen, gieng ihm im Kopf herum. Es war ihm wie ein Traum, — er ſey todt, dann war ihm wider, nein, er ſey nicht todt! — dann ſtaunte er nach, wie es auch gekommen, daß er ihn mit den Hunden gehezt — glaubte halb, Sylvia ſey daran Schuld — dachte dann wieder, nein, er koͤnnte ihr unrecht thun, der Wein thue viel im Menſchen, das er nicht wiſſe — dann duͤnkte ihn wieder — ſie ſey doch neben ihm geſtanden, und44 haͤtte ihn koͤnnen abhalten — Dann wars ihm auch, er habe nur keinen Hund geſehen, und doch das in ſeinem Leben nie gethan, und auch der Jaͤ - ger haͤtte es nicht thun ſollen, wenn er es ihn auch geheißen haͤtte. —
So wirbelten ihm in ſeiner Schlafloſigkeit Ge - danken von Angſt und Gutmuͤthigkeit durcheinan - der, und das erſte und letzte dieſer Gedanken war immer, wenn der Mann nur nicht todt iſt! —
Daß Arner krank ſey, dachte er nur nicht — aber da er ſeine Thuͤre einmal uͤber das andere auf - und zugehen hoͤrte, wunderte es ihn was es ſey! Und da er den Klaus, der die Treppe hinauf - und hinabgieng, an ſeinem Schritte erkannte, ſtund er auf, gieng unter die Thuͤre, und fragte ihn, ob es etwas Unrichtiges ſey? — Der Knecht antwor - tete ihm, der Junker ſey gar nicht wohl; und erſt da kam ihm wieder in den Sinn, Er ſey ſchon geſtern nicht bey dem Nachteſſen geweſen. Aber das erſte Wort, das er daruͤber ſagte, war, iſt es auch vom Hund her? —
Ich weiß nicht, es wird alles zuſammenge - ſchlagen haben, der Hund und die Leute, erwie - derte der Klaus. —
Jeſus! iſt es uͤbel? ſagte der General — und in gleichem Augenblicke — eh der Knecht hierauf45 antworten konnte — ſage mir doch, iſt der Mann todt, der gebiſſen worden? —
Klaus. Nein, er iſt nicht todt, aber er haͤtte es koͤnnen werden — und mit dem Junker iſt es gar nicht gut.
General. Komme doch eine Viertelſtunde zu mir hinein, du muſt mir erzaͤhlen, wie es mit dem Hund zugegangen? ſagte er zum Klaus. — Dieſer aber mußte hinauf, denn der Junker hatte entſetzlichen Durſt, und das Waſſer zum Thee ko - chete eben. Der General wollte mit hinauf, ihn zu ſehen was er mache, der Klaus aber ſagte ihm, ſie wurden izt nur ob euch erſchrecken! —
Der General erwiederte, ſo will ich dann da bleiben, aber ſage ihnen, daß ich habe wollen kom - men, und ich laſſe ihm gute Beſſerung wuͤnſchen — und dann, ſezte er hinzu, wann du nichts mehr oben zu thun haſt, ſo komme doch dann noch zu mir, und bring mir auch Theewaſſer — ich muß mit dir reden. —
Es freuete Arner und Thereſe, daß er habe hinauf kommen wollen; ſie ſagten beyde, waͤre er doch allein da, es waͤre uns allen ſo wohl bey ein ander, und machten recht geſchwind mit dem, was der Klaus bey ihnen zu thun hatte, damit er bald mit dem Thee zu ihm herab kam, und er nicht lang auf ihn warten muͤſſe.
46So bald er kam, fragte er ihn wieder, wie es auch mit dem Hund zugegangen?
Er antwortete ihm gerad heraus, Sylvia ſey an allem die Schuld, er ſey ſchon ab der Terraſſe fort und wieder in der Stube geweſen, ehe der Jaͤ - ger noch zum Thor hinausgegangen, auch waͤre da gewiß nichts mehr begegnet, wenn Sylvia ihm nicht gewunken, daß er doch gehe — daß ſie das gethan, haben von den Dienſten, ſo wohl von den Fremden, als von denen die im Hauſe, gar viele geſehen.
General. Es wiſſen alſo viele Leute, daß ſie ſchuldig iſt?
Klaus. Freylich. —
General. Was haben ſie auch dazu geſagt?
Klaus. Ihr Gnaden koͤnnen ſich wohl ein - bilden, was gemeine Leute, die bey dergleichen Faͤl - len denken, es koͤnnte ihnen ein anderer oder eine andere auch ſo machen, dazu ſagen! —
General. Nein — ſag es mir doch, ich moͤchte es wiſſen, was ſie darzu geſagt? —
Klaus. In Gottes Namen! ſie ſagten, es ſey ein gottloſes Stuͤck, und es werde ihr wohl be - kommen, wenn ſie den Lohn darfuͤr noch auf dieſer Welt bekomme. — Ihr Gnaden, man redt un - ter gemeinen Leuten nicht anderſt uͤber dergleichen47 Sachen, und ich bitte nicht ungnaͤdig zu nehmen, Sie haben es befohlen. —
General. Es macht nichts — es macht nichts — Gottlob! daß der Mann nicht todt iſt. —
Klaus. Ihr Gnaden laſſen dieß das Fraͤu - lein ſagen „ Gottlob! daß er nicht todt iſt „ —
General. Warum das? —
Klaus. Sie waͤre ihres Lebens nicht ſicher, wenn er todt waͤre. —
General. Meynſt du das?
Klaus. Ganz gewiß. Die Bauern neh - mens hier nicht ſo leicht auf, wenn man ihrer einen zu tod hezt. —
General. Wiſſen es die Bauern izt auch ſchon?
Klaus. Sie haben auf dem ganzen Burg - feld die Pfluͤg ſtill ſtehen laſſen, und ſind zu Dutzen - den zugelaufen, man ſage, er liege todt am Reyn.
General. Aber es thut ihr izt doch Niemand nichts? — weil das nicht iſt. —
Klaus. Ich moͤchte nicht dafuͤr gut ſtehen, und ihr auch nicht rathen, bis der erſte Sturm vor - uͤber, gar zu weit vom Schloß allein wegzugehen. —
General. Es waͤre erſchrecklich, wenn ſie nicht ſicher waͤre.
48Klaus. Es iſt wohl ſo, Ihr Gnaden, aber man muß auch nicht ſeyn, wie ſie iſt, ſie hat keinen guten Menſchen.
General. Warum doch auch das?
Klaus. Sie will es nicht anderſt. Sie ſagt zu keinem Menſchen weder einen guten Tag, noch gute Nacht, und giebt Niemandem kein gutes Wort, außert ſie wolle von jemand etwas, dann kann ſie ſo freundlich ſeyn als keine. —
Der General erwiederte ihm, das wolle doch izt nichts ſagen, es ſey mit dem Gruͤßen und Behuͤ - ten ſo eine Gewohnheit, der eine habe ſie, der an - dere habe ſie nicht.
Aber Klaus ließe ihm nichts daraus gehen, und ſagte, die gemeine Leute koͤnnen den Unterſchied ge - wiß ſo gut machen als die andern; ob eine Herr - ſchaft ſo etwas aus Gewohnheit thue, oder aus boͤ - ſem Willen, und in der Abſicht zu kraͤnken: und das thue Sylvia gegen Große und Kleine, gegen die Herrſchaft, und gegen die Dienſte, und ſo gar ge - gen unſchuldige Kinder. Wo ſie nur den guten Karl ſehe, der doch außer ihr allen Menſchen lieb ſey, koͤnne ſie ſich nicht enthalten, es moͤge um den Weg ſeyn wer immer wolle, ihn zu verſpotten.
General. Aber thut ſie doch das? —
Klaus. Mein Gott! was fuͤr ein Unmenſch muͤßte ich auch ſeyn, wenn ich ſo etwas wider je -mand49mand ſagen koͤnnte, und nicht gewiß wuͤßte, daß es wahr waͤre! —
General. (Mit einem Seufzer) Nein, nein: ich glaube nicht, daß das gelogen ſey. —
Klaus. Erlauben Ihr Gnaden, ich muß izt einmal noch etwas ſagen, das mir auf dem Herzen liegt; Ihr Gnaden ſind ſo gut, und Sie meynen es auch mit dem Fraͤulein ſo gut, daß ich nicht anderſt koͤnnte als es Ihnen klagen; ſie treibt wider einen Menſchen, der an der Jugend in Bonnal ei - nen Gotteslohn und mehr thut als, glaube ich, kein Menſch in der Welt an Bauernkindern gethan hat, und der darum auch dem Junker ſo lieb wie ein Bruder iſt, wider dieſen Mann treibt ſie Boshei - ten, die himmelſchreyend ſind, und braucht den gleichen Jaͤger dazu, den ſie geſtern zum Hundhe - tzen gebraucht hat — und ſie bringt den Junker ins Grab — wenn ſie ſo fortfahrt. —
Der gute Klaus kam nach und nach ins Feuer. Die Nacht, die Umſtaͤnde, die Guͤte des Genera - len, und alles brachte ihn dahin, daß er faſt mit ihm redete, wie mit ſeines Gleichen, aber er brachte dem alten Herrn ſo viel auf einmal in den Kopf, daß er ihm Angſt machte; er fieng an zu wuͤnſchen, daß er doch ſchwiege, und es duͤnkte ihn, es ſey doch zu viel fuͤr einen Knecht — denn es war zu viel fuͤr ihn. — Er ſeufzete ein paarmal, dann ſagteD50er, du wirſt gar eifrig — und ich moͤchte doch izt bald wieder ſchlafen — damit ſchickte er ihn — Aber er empfande doch, daß der Kerl ein ſeltenes Stuͤck von Ehrlichkeit fuͤr einen Knecht ſey, und daß zwiſchen ihm und allen Dienſten, die er noch gehabt, ein groͤßerer Unterſchied ſey, als zwiſchen einem Offizier und einem Gemeinen; auch wollte er ihm ein Trinkgeld geben, aber Klaus nahm es nicht, und ſagte, ich werde euch ſonſt immer dar - fuͤr danken, wenn ihr mir etwas geben wollet, aber in der Stunde, in der ich etwas boͤſes uͤber jemand geſagt, waͤre es mir nicht anderſt, als ich wuͤrde einen Judas-Pfenning fuͤrs Verrathen annehmen — und ich ſcheue dergleichen Pfenninge. —
Nun, nun, ſagte der General — wenn du es lieber ein Andermal willt, ſo ſey es, aber fuͤr den Mann, den mein Hund gebiſſen, muſt du etwas anders abnehmen, du muſt mir Morgen Brod, Fleiſch, und Wein fuͤr ihn kaufen, und ſag 'ihm nur, ich wolle ihn nicht vergeſſen, bis er wieder geſund ſey, und es ſey mir ſo leid als es mir nur ſeyn kann, daß dieſes begegnet ſey, er ſolle es mir verzeihen.
Der Klaus ſagte, er kenne den Mann, und wiſſe, daß dieſe Worte ihm mehr als ein Pflaſter auf ſeine Wunden wohlthun werden.
So viel Wahrheiten fuͤr einen Knecht, uͤber den er auch ob keinem Wort zoͤrnen konnte, machten den alten Mann nachſinnen, bis die Sonne hoch war.
Sylvia fand ihn bey der Schokkolade, die ſie immer mit ihm trank, gegen ſie ganz veraͤndert, und Aglee hoͤrte in der Kuͤche, daß er tief in der Nacht mit dem Klaus geredt. Sylvia zweifelte nicht, ſie habe dieſe Veraͤnderung, dieſem falſchen, ſchimmelgrauen Krauskopf zu danken, der unter ihren Augen, wenn ſie etwas rede oder thue, im Stand ſey den Kopf zu ſchuͤtteln.
Eine Weile darauf vernahm ſie wieder, er muͤſſe dem Michel einen ganzen Korb voll Eßwaa - ren bringen, und ihn im Namen des Generalen um Verzeihung bitten.
Es iſt gut, daß die Leute von dem Zorn ande - rer nicht gleich ſterben, ſonſt waͤre der Klaus izt maustodt, ſo ſehr brachte ſie das Letzte auf; ſie ſtampfte vor Zorn, und ſagte unter vielem andern, der Onkle wird in dieſem Bauernneſt ein Narr wie der Vetter. —
D 252Der General aber aͤngſtigte ſich in ſeiner Stube uͤber den Kranken, und nahm einsmal den Ent - ſchluß, gieng zu ihr in ihr Zimmer und ſagte, ſie ſoll ſich in Acht nehmen, der Vetter ſey gar nicht wohl, und er wolle nicht zwey Ungluͤck, es ſey ge - nug an einem. — Izt war ſie aufs aͤußerſte ge - trieben, ſie verlohr alle Maͤßigung, trozte, und ſagte ihrem Wohlthaͤter, ſie laſſe nicht ſo mit ſich umgehen.
Du kraͤnkſt Niemand als alle Menſchen, er - wiedert 'er, und gieng fort. —
Sie kehrte ihm den Ruͤcken, noch ehe er hin - aus war — und er hatte kaum die Thuͤre be - ſchloſſen, ſo ſagte ſie zu Aglee — ich frag ihm nichts nach. — Es war wirklich ſo — die Renten, die er ihr gab, waren izt verſichert — und mir nichts und dir nichts — ſie frug ihm nichts nach, und gieng ihm auf dem Fuß nach in Arners Zimmer, ſpatzierte da hinein wie ein Pfau, oder wie eine Taͤnzerin, und fragte den guten Kranken vom ge - ſtreckten Hals herab, mit verbiſſenem Maul — die Woͤrter geſezt, wie wenn ſie die Buchſtaben zaͤhlte „ Wie befinden Sie ſich Vetter? „ ſchwenkte dann, ehe er ihr antworten konnte, hinter dem General vorbey ans Fenſter, und ſah dann auf dem Geſimſe den blutigen Brief von Bonnal; Thereſe hatte ihn geſtern dahin gelegt, und vergeſſen ihn ins Pult zu53 legen, und Sylvia, die ſich von allen, die am Bett ſaßen, durch die Vorhaͤnge bedeckt ſah, laſ den Brief ſo friſch fort, wie wenn er an ſie lautete, aber er erbaute ſie nicht.
Ein unbeſchreibliches Gemiſch von Empfindungen durchkreuzte ihr Innerſtes; es war, wie wenn es in ihrem Kopf hammerte, da ſie ihn laſ, und da ſie ihn geleſen, mußte ſie ihn wieder leſen. Das Bild des Lieutenants druͤckte ſie wie Bley, ſie konnte nicht ſagen, es iſt nicht wahr, ſie ſelber hat ihn gefuͤrch - tet, wenn er den Kopf etwas mehr als gewohnt hin - ter ſich gerichtet, und etwas mehr als gewohnt die Augen aufgethan; deſto mehr empoͤrte das Bild, und die 9999, die nicht mit ihm Heu freſſen, und die gluͤhende Stafel an der Leiter Bylifsky — und ihrer mit keinem Wort gedacht — und ſie doch gemeynt — und ihr ganzes Abſcheu verrathen, und dann der Geiſt, der bey jedem Wort, und bey jeder Handlung die Beduͤrfniſſe des Menſchengeſchlechts umfaßt — und das Wegwerfen der Schule wie ein Ball, mit dem er blos einen Wurf thue, nur um354zu zeigen, wie leicht er damit ſpiele, und dann der Pfarrer, der nicht ſatt werden kann dem Vetter, lieber Junker Vater zu ſagen. — —
Das alles war zu viel — ſie ſteckte den Brief zu ſich, lief mit fort — laſ 'ihn dann wieder — dann wirft ſie ihn ploͤtzlich in die Glut, die vor ihr zum Friſieren da ſteht — er iſt izt darinn — izt will ſie ihn wieder — „ es iſt ein Stuͤck vor Helidor wie ich keines mehr finde „ — ſie will ihn wieder — ſie greift in die Glut — ſie faßt ihn — er brennt — ſie kann ihn nicht halten — er fallt ihr aus den Fingern an den Boden — iſt ganz eine Flamme — und hin!! — Aber ihre Finger waren verbrannt, ſie mußte ſie izt oͤlen, und waͤhrend dem ſie ſie im Glas hielt, wiederholte ſie den Brief in ihrem Gedaͤchtniß — es machte einen Unterſchied — das blutige Papier — — Aber das blutige Papier, die Handſchrift des Pfarrers, den ſie haßte — ſeine eigenen Worte — ſeine eigenen Buchſtaben — waren izt Aſche. — So wie ihre Finger im Oel erkalteten, ſo erkaltete auch der erſte Eindruck uͤber dieſen Brief. Sie fieng an zu finden, er habe zwo Seiten, und auch eine fuͤr ſie. —
So bald ſie das fand, ſuchte ſie natuͤrlich nur dieſe, und wie ſie dieſe fand, verlor ſich der Ein - druck der andern. — Sie erinnerte ſich deutlich der Worte „ Es ſey noch alles Nagelneu — der alte55 Sauerteig ſey noch nichts weniger als todt — es brauche nur Waſſer daran zu ſchuͤtten, ſo gehe er wieder in allen Ecken auf — und es ſeyen noch gar viele Leute, und zwar von den erſten im Dorf die darnach hungern und duͤrſten, etwas wider die neue Ordnung auszuſpuͤhren, und bey ſo neuen unreifen Einrichtungen koͤnne man nie wiſſen, wie weit die kleinſten Umſtaͤnde, die widrig ſeyen, langen koͤnnen „ — Dieſe Seite des Briefs machte ſie izt die andere voͤllig wieder vergeſſen. — Es duͤnkte ſie izt vollends nichts anders als bloße Groß - ſprecherey, was vom Lieutenant darinn geſagt ſey, und alles unvernuͤnftig uͤbertrieben — ſie konnte auch nicht begreifen, wie ſie, da ſie den Brief noch in der Hand gehabt, und er noch nicht verbrannt geweſen, daruͤber ſo habe in die Hitze kommen koͤn - nen. — ꝛc.
Es macht zwar einen Unterſchied, aber es iſt doch wunderbar, das gleiche mit dem Papierver - brennen iſt ſchon Herren und Obrigkeiten, die ſich gar nicht zu einer ſolchen Jungfer rechnen ließen, begegnet, daß ſie, wann ſie ganz im Eifer Papier verbrennt oder verbrennen laſſen, dann auch ſo, faſt ehe die Aſche davon unter dem Staatshaus recht kalt geworden, wieder, nicht anderſt als die Jung - fer mit dem verbrannten Finger, auch zu ſich ſelber gekommen, und dann auch nicht haben begreifen koͤnnen, wie ſie uͤber dieſe Papiere, ehe ſie verbrenntD 456geweſen, ſo haben koͤnnen — ich darf nicht ſagen — außer ſich ſelbſt kommen — aber das darf ich ſagen — Gebe Gott, daß in Zukunft mehr Jung - fern als Herren ſich ſo die Finger verbrennen, oder wenn ihr lieber wollt, ſo wieder zu ſich ſelber kom - men! —
Es freute Sylvia izt, da ſie wieder in ihrem Gleiſe war, nichts mehr, als daß ſie die Peitſcherey der Gertrud mit ihrem Kind durch dieſen Brief ver - nommen.
Das muß ein Weib ſeyn, dachte ſie bey ſich ſelbſt, wie der Teufel! —
Freudig wie ein Philoſoph, wenn er meynt, er habe eine neue Wahrheit entdeckt, ſagte ſie izt zu ſich ſelbſt, das iſt izt das Meiſterweib, wornach ſich die andern modeln wollen! — und boshaft wie ein Mauſchel (Jud) der glaubt, er habe einen Chriſten bald im Garn, und ſchon die Gaͤnge zaͤhlt, die er noch braucht, bis er mit ihm am Ziel iſt, ſezt ſie hinzu, es braucht nicht mehr viel, zwo oder drey ſolcher Hiſtorien, ſo habe ich es im Sack mit ihnen zu machen was ich nur will, und ihnen Schande anzuthun ſo viel ſie nur brauchen. —
Das Kind, ſetzte ſie bey ſich ſelber hinzu, das muß ich ſehen, koſte es was es wolle, und ſtellte ſich vor, wie ſie ſelbſt in dieſem Alter uͤber ihre Mutter raſend geworden waͤre, wenn ſie ihr ſo etwas ge -57 than! — Sie dachte, das Liſeli muͤſſe izt uͤber die Gertrud eben ſo raſend ſeyn; und traͤumte ſchon, was ſie alles aus ihm herausbringen werde, was es fuͤr eine ſchoͤne Mutter habe, wann ſie es einmal im Schloß habe. —
So war ſie vollends wieder in ihrer Ordnung, und eifriger als noch nie, dem Dickhals zu dienen, und Arners Weſen mit ihren beyden Haͤnden unter uͤber ſich zu kehren.
Mit dieſem Vorſatz gieng ſie auch nach dem Eſſen auf die Straße von Bonnal, um heute ein - mal die Freude zu haben, das ſelbſt zu thun, was bisher ihr Jaͤger fuͤr ſie verrichtete.
Der General warnete ſie vor dieſem Spatzier - gang. — Da ſie am Tiſch ſagte, ſie wolle nach dem Eſſen uͤber Feld, ſo kam dem guten Mann in den Sinn, daß der Klaus dieſe Nacht zu ihm geſagt habe, ſie koͤnnte vielleicht nicht ſicher ſeyn, wenn ſie zu weit von dem Schloß weggienge; es machte ihm Angſt, er ſagte ihr ſo freundlich als moͤglich, ſie ſolle doch nicht allein gehen. —
Warum das? war ihre Antwort. Er ſtund auf, gieng zu ihr hin, und ſagte ihr ins Ohr, es ſeyen ihr nicht alle Leute wohl, und es koͤnnte ihr auf den geſtrigen Vorfall leicht Jemand etwas zu Leid thun.
58Sagt es nur laut, ich weiß wohl, daß mir hier alles Feind iſt, aber probiere es jemand, und thue mir etwas, es wird ſich dann zeigen. — Mit dieſem gieng 'ſie zur Thuͤr hinaus, und der Gene - ral meynte, ſie thue wie gewohnt nur mit dem Maul ſo groß, und nehme dann doch jemand mit ſich. Er irrte ſich diesmal, ſie nahm Niemand mit, und ſagte zur Aglee — „ du muſt izt expreß daheim bleiben! „ und wenn ihm ſchon Angſt wird, ſo komme mir nicht nach, ſag' ihm nur, ich hab 'es dir verboten. — Ich will ihm es ſo ſa - gen, erwiederte Aglee, und die andere gieng. —
Der Karl wollte nicht zum Tiſch — er ſagte zu ſeiner Mamma — er wollte lieber Hunger ſterben, als mehr zum Tiſch kommen, ſo lang die Leute noch da ſeyen, ſie bringen alles Ungluͤck ins Haus — und den Papa ins Grab. —
Thereſe wollte es ihm ausreden, und ſagte, er ſolle izt nicht ſo ſeyn, es werde mit dem Papa wohl wieder beſſer werden, und der Onkle meyne es gut mit ihm, und ſey dem Papa lieb.
59Du wirſt dann wohl anderſt reden, wann der Papa todt iſt, erwiederte der Knab — und ſetzte hinzu — ſie machen es ihm wie dem Michel. Ich weiß ſchon, was er geſtern geſagt hat — und warum es mir alſo iſt.
Was hat er denn geſagt, erwiederte Thereſe? — und Karl — ich hab 'es dir nicht wollen ſa - gen, aber ich muß es izt doch ſagen. —
Er hat im Bette einmal uͤber das andere ge - ſagt, — ſie bringen mich ins Grab — ſie bringen mich noch ins Grab. — Du haſt es nicht gehoͤrt, du biſt nicht nahe genug bey ihm geweſen, und er hat es nur ſo halb laut geſagt.
Hat er das geſagt — haſt du das gehoͤrt? — frug Thereſe mit leiſer Stimme. —
Ja — er hat es gewiß geſagt, antwortete der Knabe, und ſezte hinzu — ich habe geglaubt, ich muͤſſe mich zu tod weinen, und die ganze Nacht konnte ich kein Auge zuſchließen, und meynte im - mer, ich hoͤre es ihn noch einmal ſagen. —
Izt ſahen ſie einander an. Das Druͤcken der Wehmuth beſchloß ihre Lippen, machte ihre Augen naß, und preßte ihren Athem. — So ſahen ſie ſchweigend einander an, als die Thuͤr aufgieng und der General vor ihnen ſtund.
Die Thuͤre war vorher ſchon halb offen. — Er hatte alle Worte gehoͤrt — in ſeinem Leben war60 ihm nichts alſo zu Herzen gegangen — er em - pfand das Recht des Kinds, und es war ihm, er ſehe den Vetter todt vor ſeinen Augen — er fuͤhlte den Schauer des Entſetzens bey dem Ge - danken, er ſey daran Schuld; er ſchwankte hinein, wie wenn ihn ſeine Beine nicht tragen wollten, hielt die Hand vor den Mund, ſein Schluchzen zu hemmen; und winkte wie ein Stum - mer Thereſen mit dem Kopf beyſeits. —
Dem Karl und der Thereſe uͤbergieng das Herz, da ſie ihn ſo ſahen — beyde weinten — beyde ſtunden an ihn an — Thereſe gab ihm die Hand — und er ſagte, giebſt du mir ſie auch von Herzen? — Das war ſein erſtes Wort. — Ja, gewiß lieber Onkle! zweifelt doch nicht an dem — erwiederte Thereſe. —
Ich kann es faſt nicht glauben, ſagte der Alte, und ſezte hinzu, ich hab 'in Gottes Namen alles gehoͤrt, ich meynte, es toͤdte mich, ſo weh that es mir — aber wenn du mir izt einen Ge - fallen thun willſt, ſo zwing den Knaben nicht zum Tiſch, er hat recht, ſo lang er den erſchrecklichen Gedanken hat, ich wolle ihm ſeinen Vater ins Grab bringen; aber ich will ihm wills Gott zei - gen, daß das nicht iſt, und daß mir ſein Vater lieb iſt. —
61Der Knabe ſah an ihn hinauf. Zweifel und Mitleid waren in ſeinen Augen, und auf ſeiner Stirn. Da ſagte ihm Thereſe, ſiehſt izt auch, wie gut der Onkle iſt? willſt izt nicht mit ihm zum Tiſche? — O wohl! ich will mit ihm gehen — erwiederte der Knabe.
Es freute den Alten ſo, daß er ihn wuͤrde auf den Arm genommen haben, wenn er ihn haͤtte tragen koͤnnen. — Sie nahmen ihn beyde in die Mitte, und brachten ihn ſo zu Tiſche. Auf dem Weg ſagte der General, es wird wills Gott mit dem Vetter auch wieder beſſer werden! — und ſie trockneten noch vor der Thuͤr alle drey ihre Augen. —
Sylvia ſah den General nicht anderſt an, als ob er ihr unrecht thue, daß er den Knaben ſo an der Hand an den Tiſch bringe. Er achtete es nicht, aber der Karl achtete es, und ſagte zur Mamma, da ſie ihm das Handtuch umlegte, ſie macht uns ſchon wieder Augen! Er kehrte ihr auch bey dem Tiſch den Ruͤcken, und da ſie ihm ein Stuͤck Fiſch auf den Teller legte, ruͤhrte er es nicht an, und gab, ohne daß es die Mamma merkte, den Teller dem Klaus fort.
Sylvia ſah wieder einen Augenblick gut aus, das Blut ſtieg ihr in die Backen (Wangen) da62 ſie ſah, daß der Klaus, oder wie ſie ihn nannte, der Grauſchimmel lachte, da er dem Knaben den Teller abnahm.
Deſto geſchwinder ſtund ſie vom Tiſch auf, und gieng an ihren Spatziergang.
So gerade nach Mittag ſind die Straßen meiſtens leer. Sie kam weit, und traf keine Seele an. Endlich neben dem Hochwald, unter dem Berg, kommt ein dickes Weib mit einem Korb auf dem Kopf den Hohlweg hinab. — Es iſt die Rechte, unter allen in Bonnal iſt keine, die die drey Herren und ihre Ordnung haſſet, wie dieſe. —
Es iſt die nemliche, die der Klaus am lezten Maymarkt voll und toll in ſeiner Kutſche ins Schloß fuͤhrte, und mit einer andern im Bettler - ſtall uͤbernachten ließ. Dieſe beyde muͤſſen izt, wann ſie mit jemand im Dorf Streit haben, alle - mal ihre Kutſchenfahrt hoͤren, und ſelber ihr Mann, der Speckmolch, ſagt ihr, wann er unzu -63 frieden iſt, nichts anders als der Klaus ſollte dich nur wieder einmal in den Bettlerſtall fuͤhren, und ſezt oft noch gar hinzu, es war mir ſo wohl an dieſer Markt-Nacht am lezten May! —
Sylvia verdoppelte ihre Schritte, daß ſie ihr nicht entrinne.
Es war unnoͤthig; die Speckmolchin ſuchte nichts wenigers als zu entrinnen; ſie ſah die Jung - fer kaum, ſo dachte ſie, wie gewiß iſt das die, ſo den Lieutenant aus dem Schloß vertrieben! —
Klein, mager, gekleidet wie ſonſt keine, voller Ecke, Schnoͤrkel — und ſo, daß man etwas anders an ihr zu ſehen hat, als ſie ſelber — ſo war ſie beſchrieben — ſo war ſie — das iſt ſie — ich kann nicht fehlen — ſagte die Molchin — mit dieſer muß ich reden — ſtellte den Korb auf einen Stein ab, als ob ſie ausruhen wollte. —
Seyt ihr nicht die Jungfer, die den Herrn Lieutenant ſo hat koͤnnen aus dem Schloß auf das Dorf ſpatzieren machen?
Und wenn ich es waͤre? — So gieng das Geſpraͤch an. — Dann kam ſie bald auf die gott - loſe Kutſchenfahrt — und wie man ſie nicht an - derſt als ein Hauptvieh die ganze Nacht im Stall und auf Stroh habe liegen laſſen — und vom Stall64 wars gar nicht weit in die Schule — wie da eine gottloſe Ordnung ſey, und wie man nicht anderſt handle, als wenn es voͤllig genug ſey, wenn die Kinder nur die Freßordnung recht lernen, und Geld verdienen, als wenn an allem andern gar nichts gelegen waͤre. —
Es melkt ein Kuͤher ſeinen Stall aus bis auf den Tropfen — ſo melkte Sylvia das Menſch aus in allem, was es wider die neue Ordnung wußte, bis auf den Tropfen.
Dann ſagte ſie am Ende noch, ſind aber viele Leute im Dorf, die hierinn denken, wie du? —
Mein Gott, Ja! erwiederte die Speckmol - chin. Es wird es euch zwar nicht eine jede, wie ich, ſo gerade heraus ſagen, aber nicht der zehen - de Theil iſt ganz zufrieden, daß es iſt, wie es iſt, und die ſo am meiſten zufrieden thun, ſind Lum - penleute, denen ihre Kinder mehr Geld heimbrin - gen als vorher; wenn das nicht waͤre, ich will glauben, ihr wuͤrdet im ganzen Dorf nicht einen Menſchen finden, der nicht ſagte, wie gottlos die Kinder in der Religion verſaͤumt, und nur auf das Zeitliche gezogen werden.
Sylvia gab ihr dann an, ſie ſollen ihre Kin - der, wenn es ſo ſey, nicht mehr in die Schul ſchicken, und fragte ſie, ob ſie machen koͤnnte, daßdas65das ihrer etliche thaͤten, und gab ihr Erlaubniß ih - ren Namen zu brauchen, und zu ſagen, ſie finde es auch gottlos, daß es ſo ſey. Wenn ich das darf, ſagte die Molchin, ſo macht es mir dann keinen Kummer noch vor Morgen Abend ein halb Dotzend bey einander zu haben, die ihre Kinder dieſem Pe - ruͤquenmachergeſell nicht mehr in die Schul ſchicken.
Sylvia. Warum ſagſt du ihm, Peruͤquen - machergeſell?
Speckmolchin. Ja, als wenn ihr es nicht wuͤßtet!
Sylvia. Nein, das weiß ich nicht.
Speckmolchin. Wißt ihr auch nicht, wer uns geſagt hat, daß er Joggeli heißt?
Sylvia. (Lachend) Es ſcheint doch, ihr ſeyd gelehrige Leute?
Speckmolchin. Dergleichen Sachen be - halten auch die Dummen. —
Sylvia. Aber noch etwas — kennſt du der Maurerin ihr Liſeli?
Speckmolchin. Ja freylich.
Sylvia. Die gottloſe Frau hat das Kind auf eine unverſchaͤmte Art in der Schule geſchlagen.
Speckmolchin. Wißt ihr das auch ſchon?
E66Sylvia. Das denk ich — du glaubſt nicht, wie mich das Kind dauert, ſag 'ihm doch, es ſoll nicht fehlen, und zu mir in das Schloß kommen, ich wolle ihm etwas ſchenken, das es freuen werde, weil es ſo unſchuldig habe leiden muͤſſen. —
Auch das verſprach die Speckmolchin auszu - richten.
Aber Sylvia ſahe, daß der Schatten vom Wald gegen ſie kam, und fieng an zu denken, es ſey doch beſſer, bey Tage heim zu gehen. —
Auch das Weib nahm ihren Korb auf den Kopf, und ſagte, geht ihr izt ſo allein heim, und iſt noch ſo weit?
Sie haͤtte izt wohl gern jemand bey ſich gehabt, ſah ſich auch links und rechts um, ob jemand auf dem Weg ſey, aber es war alles todt und ſtill um ſie her wie die Nacht — und ſie das Erſtemal auf67 dieſer Straße — ſo weit vom Hauſe und Allein — aber es war izt nichts anders zu machen — ſie mußte gehen — und gieng — und die Freude uͤber alles was ſie von der Molchin vernommen, und was ſie mit ihr abgeredt, machte, daß ſie an nichts anders dachte — ſo vergieng ihr die Angſt. —
„ Die andere Woche gehen izt ſchon, denk ich, wohl ein Dutzend Kinder nicht mehr in die Schule — Morgen oder Uebermorgen kommt mir das Liſeli in das Schloß — und die Woche hernach ſchreib ich dem Dickhals. — So traͤumte ſie, ſchuͤttelte vor Freude die ſeidenen Wellen des Kopf - zeugs — und gieng ihre Straße. —
Aber izt geht ein Mezger an der Wand des Hochwalds, nicht weit von ihr — ſo ſteigt bey der Stille des Himmels ein Woͤlkchen am Berg auf, hinter dem Woͤlklein flieht die Stille des Himmels, und Sturm und Gewitter erheben ſich. —
Der Mezger an der Wand des Hochwalds kommt aus dem Wirthshaus — da redten die Ti - ſche voll Bauern nur von ihr. —
Es war nur ein Wort, und nur eine Stimme in allen Ecken der Stube „ ein ſolches Laſterthier ſollte man lehren Gott erkennen „! — und alle ſag - ten, es waͤr 'ein Gottslohn, wenn ſie der erſte, der ſie antraͤfe, auch mit den Hunden hezte, daß ſieE 268lernte Menſchen fuͤr Menſchen achten. — Selbſt die Aelteſten ſprachen nichts dagegen — ſie ſagten vielmehr mit allem Nachdruck, das ſey etwas un - erhoͤrtes, und bey Mannsdenken nicht mehr ge - ſchehen — auch die ſchlechteſten und wildeſten Jun - kern haben es ſeit dem man 1700 zaͤhle, nicht mehr gewagt die Hunde wider einen Bauern zu hetzen, wie man ſage, daß es vor Altem begegnet ſey. —
Es war ſogar, als wenn ſie die Jugend noch aufhezten. — Sie ſagten einmal laut, man haͤtte unrecht, wenn man das wieder aufkommen laſſen wuͤrde. —
Izt ſieht ſie der Mezger — das iſt ſie — erkennt ſie — klein, mager, gekleidet wie ſonſt keine — voller Ekken und Schnoͤrkel — und ſo daß man auch etwas anders an ihr zu ſehen habe als ſie ſel - ber — ſo war ſie beſchrieben — ſo war ſie — es iſt ſie! —
Dem Mezger wallet das Blut, er ſieht ſich um — alles iſt todt um ihn her wie die Nacht und wie um Sylvia — er ſtaunt — lenkt uͤber den Graben ins Gehoͤlz — ſein junger Hund waͤdelt um ihn her — und macht ſeine Spruͤnge, wie er ſie macht wenn er meynt, er ſey bey dem Stall, wo er ſein Kalb findet.
— Soll ich — ſoll ich — ſagte der Mann, ſein Herz ſchlug — er war blaß — ich will, ſprach69 er izt — ſo eine ſtraft keine Obrigkeit — ich will — ſprach er izt — zeigt ſie mit dem Finger durch die Tannen dem Hund und hezt ihn. — Der Hund war ſicher — er hatte ſeine Zeichen — und auf das Zeichen ruͤhrete er ſie mit der Schnorre nicht an, er ſtund nur mit den Pfoten an ſie auf, ſprang dann um ſie herum, und dann wieder an ſie herauf, und bellete laut. — Das war alles — es war freylich nicht wenig. — Ihr Guͤrtel brach unter ſeinen Klauen — das Band lag am Boden — und das weite Oberkleid riß von oben herunter, ſo oft der Hund anſprang; ſeine langen weißen Stuͤck flogen um ſie her, und an ihr auf, wie Tuͤcher an der Haͤnke eines Bleicherhauſes, wenn der Wind wehet; — und der Korb ihres Kopfzeuges hieng an ihrem Ruͤcken herab, daß all ſein Innwendiges hervor - gieng. Zwo Minuten, ſagte der Mann, muß ſie mir leiden — Nahm ſeine Uhr in die Hand — und als ſie voruͤber, pfiff er dem Hund. —
Ihr Geſchrey erfuͤllte den Himmel. — Nein, ſo weit herauf kam es nicht — aber unten auf dem Boden toͤnte es weit herum in die Runde. —
Der Jaͤger, den der General, da es dunkelte, nachgeſchickt, hoͤrte ſie von weitem, aber er dachte lang, es ſey nur ein Bauerngeſchrey, und gieng keinen Schritt geſchwinder. Es iſt ihm nicht zu verargen, er konnte nicht denken, daß ſein gnaͤdi -E 370ges Fraͤulein ſo heule; aber als er hinzu kam, merkte er da, daß das Geſchrey dem Kraͤhen gar gleich komme, das ſie daheim allemal treibt, wann eine Muͤcke gegen ſie fliegt, oder eine Maus, oder eine Spinne um den Weg iſt. Izt hieß es laufen. — Er lief auch, und war bald da. — Aber als er um eine Ecke herum kam, und ſie ploͤtzlich vor den Augen hatte, ſtellte es ihn ſtill, er mußte ſich umkehren und lachen. — Die weißen Tuͤcher in den Luͤften, ihre Haͤnde uͤber den kahlen Kopf rin - gend — und der Haarkorb mit Miſt und Federn am Ruͤcken — wer mußte nicht lachen! Der Jaͤ - ger mußte ſich umkehren, den Bauch in die Haͤnde nehmen und den Athem zuruͤckhalten, daß ſie ihn nicht hoͤre. —
Sie kannte ihn nicht, und als ſie ihn kannte, konnte ſie nicht reden, ſie verkruͤmmte den Mund, ballte die Zunge, und konnte einige Augenblicke keinen vernehmlichen Ton herausbringen. —
Er fragte, ich weiß nicht wie manchmal, was doch Ihr Gnaden, der Fraͤulein begegnet? Ehe er verſtehen konnte, daß ein wuͤtender Hund ſie ange - fallen habe. —
Aber er glaubte es nicht, und meynte Buben, die ſie im Wald angetroffen, ſeyen der Hund — er gab ihr auch zu verſtehen, die wuͤtenden Hunde71 haben es ſonſt nicht in der Gewohnheit, den Leuten gerade Riſſe in die Kleider zu machen. —
Indeß ſchob er ihr Gnaden der Fraͤulein den Haarkorb mit Miſt und Federn von hinten herauf wieder uͤber den Kopf, ſuchte in allen Taſchen Schnuͤre, die fliegenden Stuͤcke ihrer Robe zuſam - men zu binden, fand aber nichts als einen ziemlich dicken Strick, den er ſonſt zu etwas ganz anderm brauchte, aber er war izt ihr Gnaden der Fraͤulein recht gut, ſie band die fliegenden Stuͤcke ihres Ober - kleids wieder zuſammen, und ſo giengen ſie dann mit einander heim.
Guter Klaus! da du geſtern zum General ſagteſt, es werde ihr wohl bekommen, wenn ſie den Lohn darfuͤr noch in dieſer Welt erhalte, dachteſt du wohl nicht, daß ſie ihn noch heut erhalten werde, und dann noch auf dem Bonnaler Weg, und von einem Hund? —
Und du arme Sylvia! dachteſt auch nicht, daß ein Mezger-Pfiff dich noch vor heut Abend vonE 472deinen Hoͤhen herabblaſen und dahin bringen wer - de, daß du izt nicht einmal mehr ſelbſt an die Traͤume glaubeſt, die dich geſtern noch ſo ſtark aufgeblaſen?
Die arme Sylvia! — ſie iſt wie außer ſich ſelbſt, ſie meynt nichts anders als ſie werde wuͤ - tend werden — und in wenigen Tagen bellen wie ein Hund, und dann ſterben. —
Sie waͤlzt ſich am Boden, und ſchreyt einmal uͤber das andere „ ich bin gebiſſen, ich muß ſterben — ich muß ſterben! —
Umſonſt ſagte Aglee, ein ſolches Betragen har - moniere nicht mit ihren Grundſaͤtzen. —
Grundſaͤtze — ja Grundſaͤtze — ich bin ge - biſſen — ich bin gebiſſen — und muß ſterben! — ſagt ſie, und waͤlzte ſich fort.
Es iſt wirklich ſo mit den Grundſaͤtzen — er - wiederte Aglee, und legte ihr Kuͤſſen und Tuͤcher an Boden. —
Umſonſt ſagte der Schaͤrer — die kleinen Ritze, die ſie hie und da habe, ſeyen nicht von den Zaͤh - nen, ſondern nur von den Tatzen des Hunds, und ſie ſey nicht gebiſſen.
— Es iſt doch wahr — ich bin dabey gewe - ſen, und weiß es gar wohl — ich bin gebiſſen —73 ich bin gebiſſen — und Morgen, werdet ihr ſehen, bin ich wuͤtend — ſagte ſie wieder — und wo ihr ein Glas oder ein Becken mit Waſſer ins Aug kam, fuhr ſie wirklich zuſammen, und zitterte, wie wenn ſie die Krankheit ſchon haͤtte. Dieſes machte dem Gene - ralen und der Thereſe ſelber Angſt, aber der Schaͤ - rer ſagte, es habe gar nichts zu bedeuten, die Ein - bildung mache eine kurze Zeit die gleiche Wirkung, wie die Wahrheit, man muͤſſe in ſolchen Faͤllen nur warten — und ſezte hinzu — wenn ſie izt geſchla - fen, und dann wieder erwachet, ſo iſt das alles vorbey! —
Ohne dieſe drey war ſonſt kein Menſch im Haus, der Mitleiden mit ihr hatte; es war faſt nur ein Wort, ſie thue izt wie ein Narr, und habe aber immer ſo gethan. Sie hat keinen guten Men - ſchen — Die Dienſte geben ihr ſchon lange unter einander keinen andern Namen, als der Teufel Asmodi. Sie hatten aber fuͤr alle drey ihre Namen — die Aglee hießen ſie das Buͤchergeſpenſt, und den Generalen den Hofgriggi.
Das iſt ein unverſchaͤmt Geſindel — und von von des Arners Dienſten haͤtt 'ich das nicht erwar - tet, — hoͤr' ich ſagen — aber halt ein wenig Nach - bar! die Sache hat eine andere Seite. — Das Volk druͤckt mit ſolchen Namen ſein Wahrheitsge - fuͤhl aus; und da ihm Bildung, Begriffe, Worte74 und Ausdruͤcke verſagt ſind, die Menſchen nach unſerm Buͤchermodell, und nach unſern Allgemein - heiten zu ſchildern, ſo ſind dergleichen Ausdruͤcke in ſeinem Munde nicht vollends das gleiche, was ſie in unſerm waͤren — Pasquillen und Laͤſterworte — und ich muß dir ſagen, lieber Nachbar, man thut dem Volk, wenn man in der Ahndungsart ſolcher Worte nicht auf den Unterſchied ſiehet, woher ſie kommen, und einen jeden, dem etwan ein ſolcher Ausdruck an einem unrechten Ort oder zur Unzeit entrinnt, leicht alzuhart ſtraft, unrecht. —
Die gemeinen Leute brauchen dieſe Ausdruͤcke unter ſich ſelber alle Tage und ungeſcheut gegen einander, die braͤvſten wie die ſchlechteſten: Es iſt ihre Sprache, ſie haben keine andere, und es kann nicht anderſt ſeyn, es muß ihnen hier und da auch ein ſolches Wort entrinnen, wo es nicht ſollte.
Sie brauchen dergleichen tauſende, ſo bald ſie allein ſind, und allein mit einander reden. —
Doch nein ich irre; — man ſtrafe ſie immerhin dafuͤr — es waͤre unharmoniſch mit ihrer uͤbrigen Fuͤhrung — und wider ihren wahren Vortheil, wenn man es nicht thun wuͤrde. —
Der Menſch, der das Gefuͤhl der Rechten ſei - ner Natur in ſich ſelber erſticken muß — muß auch75 lernen ſein Maul halten. — Und es iſt des Volks eigener Vortheil, daß es lerne behutſam ſeyn, vor ſeinen Obern, vor den Knechten ſeiner Obern, und an einigen Orten noch weiter vor den Spionen dieſer Knechten, und dann an andern noch weiters auch vor den Hunden dieſer Spionen — das iſt an vie - len Orten der Welt des Volks liebe Nothdurft — und die Sach iſt nicht leicht zu aͤndern — die Ur - ſache davon liegt in den Finanzen des Staats. — Alſo laſſe mans mit dem Maulbrauchen fuͤrs Volk gelten, wie es iſt — und goͤnne ihm ferners den Vortheil, daß es lerne ſchweigen.
Das haͤtteſt du nicht von mir erwartet, Leſer! aber es glaubte kein Menſch in dem Hauſe mehr, daß der Hund die Sylvia gebiſſen und wuͤtend ge - weſen ſey — der Klaus ſagte dem Generalen viel - mehr, es ſey gewiß, daß er an ſie gehezt worden, und man muͤſſe ſie fragen, wie er ausgeſehen. —
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