Seiner Majeſtaͤt dem Koͤnige Friedrich Wilhelm dem Dritten von Preußen, ſeinem allergnaͤdigſten Herrn, dem Wiederherſteller des unbeſchraͤnkten Grundeigenthums und der Freiheit ſeiner Anbauer; dadurch dem hoͤchſten Befoͤrderer des Landbaues[IV] widmet dieſes Werk bei deſſen Vollendung im tiefſten Gefuͤhle der Ehrfurcht und der Dankbarkeit der Verfaſſer.
Mit dieſem Bande uͤbergebe ich alſo meinen Goͤnnern und Freunden die Vollendung dieſes Werks.
Ich ſchmeichle mir den hoͤchſten Standpunkt, worauf die Landwirth - ſchaft als Wiſſenſchaft jetzt ſtehet, dargeſtellt zu haben. Dieſer aber iſt bei weitem nicht der hoͤchſte, wohin ſie gelangen kann; ſie hat ſchon Fort - ſchritte waͤhrend der Bearbeitung dieſes Werks gemacht. Ich werde auf dem Grunde deſſelben mit meinen geliebten und treu verbundenen Mitar - beitern am Inſtitute zu Moͤgelin, Crome und Koppe, wovon ſich jener ganz dem naturwiſſenſchaftlichen Fache in Bezug auf den Ackerbau, dieſer dem praktiſch wiſſenſchaftlichen gewidmet hat, fortarbeiten. Doch fordre ich auch einen jeden Landwirth, der aus Liebe zur Sache die Feder er - greift, nochmals auf, ſich mit uns zur Vervollkommnung der Wiſſen - ſchaft und zur Berichtigung ihrer Darſtellung in dieſem Werke zu ver - binden. Meine Annalen der Fortſchritte der Landwirthſchaft ſollen vor allem dieſer Kritik gewidmet ſeyn; ich werde jeden Beitrag dazu mit Dank erkennen, wenn er mir auch anonym — falls er ſich dann nur nicht auf ſpezielle Thatſachen, die der Buͤrgſchaft wenigſtens eines Namens beduͤr - fen, gruͤndet — zugeſchickt wuͤrde. Mein Streben geht dahin, die Spur meines Daſeins im deutſchen Ackerbau fuͤr die Nachwelt zu hinterlaſſen, aber ſo, daß ſie leitend und nicht irre fuͤhrend ſey. Deshalb bitte ich ſo dringend, mich zu warnen, wenn ich ſelbſt irre zu gehen ſcheine.
VIVorrede.Was die Ausarbeitung dieſes Werkes betrifft, ſo erkenne ich Maͤn - gel, die ich wohl vermieden haben wuͤrde, wenn nicht die mehrmalige Ver - aͤnderung meiner Lage und die Ereigniſſe der Zeit zu ſehr auf mein Ge - muͤth eingewirkt, und dem Geiſte die erforderliche Heiterkeit und Beſon - nenheit oft geraubt haͤtten.
Ich hoffe mein Verſprechen: die Lehre von der vegetabiliſchen und thieriſchen Production vollſtaͤndig und klar vorzutragen, und ſie dennoch in dieſem Bande zu konzentriren — erfuͤllt zu haben. Meine Abſicht war freilich, noch von den gewoͤhnlichſten Krankheiten jeder Art und ihrer Be - handlung das Noͤthigſte zu ſagen. Da dies aber ohne eine klare Ueber - ſicht der Lehre von der thieriſchen Natur nicht geſchehen konnte, ſo fand ich, daß dieſes nicht in der hier erforderlichen Kuͤrze moͤglich ſey, ohne dem groͤßten Theile meiner Leſer dunkel zu bleiben. Wenn ich aber Muße habe, ſo werde ich ein beſonderes kleines Werk uͤber die Thierarz - neikunde fuͤr denkende Landwirthe ſchreiben. Ich werde darin einige, auch dem Landwirthe nicht unnuͤtze Ruͤckblicke auf die mediziniſche Wiſ - ſenſchaft uͤberhaupt, und auf den Zuſtand, worin ſie ſich jetzt befindet, werfen, da ich ſie ſeit 44 Jahren nie ganz aus dem Auge verlor.
Doch muß ich erwarten und hoffen meine Thaͤtigkeit vorerſt mit Ge - genſtaͤnden anderer Art beſchaͤftigt zu ſehen.
Berlin, den 1ſten Maͤrz 1812.
Man ſetzt Produktion und Fabrikation gewoͤhnlich einander entgegenUnterſchied zwiſchen Pro - duktion und Fabrikation; worauf er beruhe. und glaubt, daß ſie in phyſiſcher Hinſicht nicht nur, ſondern auch in oͤkono - miſcher oder gewerblicher dermaßen einander entgegenſtaͤnden, daß die Grund - ſaͤtze, die bei letzterer guͤltig ſind, bei erſterer durchaus keine Anwendung faͤn - den, und daß folglich der Produzent ſowohl als der Staatswirth, in Anſe - hung beider, ganz verſchiedene Maximen annehmen muͤſſe.
Verſchieden ſind ſie allerdings und jede hat ihr Eigenthuͤmliches. Aber dies Eigenthuͤmliche iſt nicht ſo antipolariſch und nicht auf eine ſo grelle Weiſe verſchieden, wie man gewoͤhnlich angiebt. Noch weniger iſt der Un - terſchied in Anſehung der entgegen geſetzten Grundſaͤtze begruͤndet, die man nur zu haͤufig zum Nachtheil der erſtern angenommen hat. Es wird daher ein Wort uͤber ihre Gleichheit und Verſchiedenheit hier nicht zur unrechten Zeit geſprochen ſeyn.
Schon laͤnger und klarer ſind die Grundſaͤtze und Regeln ausgebildet und dargeſtellt, welche man zum gluͤcklichen Betriebe des Fabrikweſens angenom - men und beobachtet hat. Sie koͤnnen Fingerzeige fuͤr das Produktions-Gewerbe geben, wenn man aus der Aehnlichkeit des letztern mit dem erſtern die Anwend - barkeit jener Regeln auf dieſes folgert.
Man hat geſagt: die Fabrikation wandle die Materialien nur um, in eine andre Form; Produktion bringe jene hervor — wie dies in den Worten ſelbſt zu liegen ſcheint.
Aber Produktion iſt auch keine neue Schoͤpfung aus Nichts. Das Ma - terial zur Ausbildung, zum Wachsthum und zur Vollendung der Pflanze wieA 24Einleitung.des Thiers muß da ſeyn. Der Produzent wie der Fabrikant muß es aufſuchen, und jener wie dieſer es mehrentheils herbeiſchaffen und oftmals kuͤnſtlich vor - bereiten. Nur aus den ſchon vorhandenen Stoffen kann Produktion wie Fa - brikation, indem ſie ſolche zerſetzt und zu neuen Formen umbildet, ihre Pro - dukte erzeugen.
Dieſe Umbildung aber, ſagt man, geſchehe bei der Produktion durch die Kraft der Natur, bei der Fabrikation nur durch die Kraft und Kunſt der Menſchen. Aber auch bei der Fabrikation wirkt der Menſch nur durch den Gebrauch der Naturkraͤfte, und wuͤrde ohne ſie wenige Fabrikate hervorbrin - gen. Bei einigen leitet er ſie zwar mehr und wendet ſie ganz nach ſeiner Willkuͤr an, bei andern muß er die Natur ganz nach ihren eigenen Geſetzen wirken laſſen; bei allen denen, naͤmlich wo ein chemiſcher Prozeß erforderlich iſt, z. B. bei der Faͤrberei, der Wein -, Bier -, Branntwein - u. ſ. f. Erzeu - gung, wo er dieſe Naturwirkung nur ordnen und moderiren kann.
Aber, wird man ſagen, die Natur hat doch an der Produktion einen weit groͤßern Antheil wie an der Fabrikation? Freilich, wenn die Natur nur fuͤr beſchraͤnkte Zwecke und Beduͤrfniſſe produziren ſoll! — Auf einen menſchenleeren Boden kann die Natur ſo viel produziren, daß die Sammlung der Fruͤchte und die Erlegung des Wildes zureicht, um einzelne umherſtreifende Horden zu ernaͤhren; aber faſt nur in jenen guͤnſtigen Klimaten, wo der Menſch urſpruͤnglich heimiſch zu ſeyn ſcheint. So wie er das Paradies verließ und ſich mehr uͤber die Erde verbreitete, mußte er mit Dornen und Diſteln kaͤm - pfen, und ſein Brod im Schweiße ſeines Angeſichts eſſen, d. h. Arbeit und Kunſt auf die Produktion ſeiner Beduͤrfniſſe verwenden. Aus jenen guͤnſtigen Klimaten mußte er die nahrhafteren Kornarten ſo wie ſeine Hausthiere mit - nehmen, und mit Sorgfalt und Kunſt ſie an die neue Heimath gewoͤhnen, wo er ſich ſelbſt anſiedelte. Und ſo wie ſeine Beduͤrfniſſe mit ſeiner Vermeh - rung und ſeiner Kultur ſtiegen, ward immer mehrere Kunſt und Arbeit noͤthig, ſo daß gegenwaͤrtig bei den kultivirteren Nationen der Antheil der letzteren an der erzeugten Produktenmaſſe gegen den Antheil der Natur gewiß nicht geringer iſt, wie bei den meiſten Fabrikaten. Und ſo mit faͤllt auch jene Behauptung vom groͤßeren Antheile der Kunſt bei der Fabrikation von ſelbſt weg. Und5Einleitung.deßhalb werden, ſo wie die Produktion im Maſſe und Werthe ſteigt, fuͤr den Produzenten dieſelben Geſetze und Regeln eintreten, die bei dem Fabrikationswe - ſen beobachtet werden muͤſſen. Ich kann daher von meiner einſt dargeſtellten, aber manchen befremdenden Anſicht, wo ich den Grund und Boden als das rohe Material des Landwirths betrachtete, nicht abgehen, wenn das Ackerbau - und Fabrikgewerbe mit einander verglichen werden ſollen, um ſo weniger, da mir dieſe Anſicht fruchtbar an den wichtigſten Folgerungen fuͤr den Gewerbsbetrieb und die Nationalwirthſchaft duͤnkt.
Man koͤmmt dem Scheidungspunkte zwiſchen Fabrikation und Produktion naͤher, wenn man ihn darin ſetzt, daß jene durch Kunſt und Arbeit die Form darſtelle oder darzuſtellen ſuche, willkuͤrlich nach der Idee, die ſie davon gefaßt hat; daß dagegen die Produktion an diejenigen Formen gebunden ſey, welche die Natur einmal beſtimmt hat; daß ſie ſelbige zwar auswaͤhlen, aber nie ab - aͤndern koͤnne. Allein auch dies iſt noch nicht beſtimmt genug, weil naͤmlich gewiſſe Fabrikationen ſich ebenfalls nach den Naturformen richten muͤſſen, wie z. B. die Salzfabrikation, und uͤberhaupt alle, wobei eine Kryſtalliſation oder chemiſcher Prozeß eintritt, und welche auch nur modifizirt werden koͤnnen, nicht ganz von der Willkuͤr, ſondern groͤßtentheils von den Wirkungen der Natur abhangen.
Am richtigſten beſtimmt man den Unterſchied in phyſiſcher Hinſicht wohl dadurch, wenn man ſagt: die Produktion bediene ſich zur Bildung ihrer Pro - dukte nur des Saamens und Keimes, und ſey durchaus an die Formen gebun - den, welche die Natur darin gelegt hat. Denn jedes Produkt, vegetabiliſches und thieriſches, geht allein aus dem Keime hervor, dem aber die guͤnſtige Ge - legenheit zu ſeiner Entwickelung, und das Material zu ſeiner Nahrung, Wachs - thum und Vollendung mehrentheils durch die Kunſt gegeben werden muß.
Ganz unthaͤtig verhaͤlt ſich indeſſen auch die Kunſt bei der Bildung der im Saamenkeime liegenden Form nicht, indem ſie dieſe durch die willkuͤrlich veran - ſtaltete Begattung der Individuen von verſchiedenen Arten und Raçen abzuaͤn - dern vermag; welches indeſſen mehr bei der thieriſchen als vegetabiliſchen Pro - duktion in Anwendung kommt.
Entſtehung aus Saamen.Die urſpruͤngliche Entſtehung aller vollkommneren Pflanzen, welche hier nur in Betracht kommen, geſchiehet durch den Saamen, welcher durch den Zeugungsact gebildet wird. In Anſehung des phyſiſchen Theils dieſer Lehre, den ich hier ſonſt mit Ruͤckſicht auf landwirthſchaftliche Produktion ausfuͤhren wuͤrde, kann ich mich auf meines geliebten Schwiegerſohns, des Profeſſor Crome Handbuch der Naturgeſchichte fuͤr Landwirthe, ſo wie auch auf verſchie - dene Fragmente meines ſeligen Freundes Einhof, welche ich im 7ten und 8ten Bande meiner Annalen des Ackerbaues habe abdrucken laſſen, beziehen; indem darin dieſe Lehre, ſo wie ſie dem denkenden Landwirthe angemeſſen iſt, und ganz nach meiner Anſicht der Sache, vorgetragen worden. Ich gehe deßhalb ſogleich zum Praktiſchen uͤber.
Die Produktion aus Saamen iſt nicht nur die urſpruͤngliche, ſondern auch die gewoͤhnliche, und ich werde daher im Allgemeinen nur von dieſer reden; der Produktion aus andern Keimen aber nur bei denjenigen einzelnen Pflan - zen erwaͤhnen, wo ſelbige in Anwendung kommt.
Bei jedem Saamenkorne kommt es auf eine vollſtaͤndige Ausbildung, Reife und geſunde Erhaltung an.
Vollſtaͤndig - keit des Saa - mens.Unvollſtaͤndig ausgebildete Saamen koͤnnen zwar Keimkraft haben, es liegt in ihnen aber immer eine Anlage zur Schwaͤche und Kraͤnklichkeit der Pflanze. Zwar kann dieſe Anlage durch guͤnſtige Umſtaͤnde, durch einen vorzuͤglich fuͤr die Pflanze geeigneten Boden und Witterung uͤberwunden werden, und es koͤnnen aus einer unvollſtaͤndigen zuſammengeſchrumpften Saat geſunde und ſtarke Fruͤchte hervorgehen; allein die Gefahr des Mißrathens bleibt immer groͤßer, und ſteht in keinem Verhaͤltniſſe mit der Erſparung, die ein Land - wirth durch ſolche machen koͤnnte. Ich erinnere dieſes um ſo mehr, da der große engliſche Naturforſcher Banks bei Gelegenheit ſeiner Bemerkungen uͤber das Befallen des Getreides die uͤbereilte Behauptung aufſtellte, daß die eingeſchrumpften Koͤrner dieſes befallenen Getreides zwar wenig zu anderem7Vegetabiliſche Produktion.Gebrauche, aber vollkommen zur Ausſaat geſchickt ſeyn, indem ſie ihre Keim - kraft nicht verloren haͤtten. Dieſe Meinung des großen Mannes, welche vielen und ſchaͤdlichen Eindruck haͤtte machen koͤnnen, iſt aber ſogleich von meh - reren Landwirthen experimentaliſch widerlegt worden. Und wenn gleich einige Landwirthe kleinere und ſchwaͤchere Koͤrner aus dem Grunde zur Einſaat em - pfohlen haben, weil deren mehrere in einem beſtimmten Maaße ſich befaͤnden, ſo ſind doch alle aufmerkſamere Beobachter von den Vortheilen der moͤglichſt vollſtaͤndigen und groͤßten Koͤrner uͤberzeugt, und man hat nicht ſelten eine vorzuͤgliche und ausgezeichnete Saat dadurch erhalten, daß man durch Aus - wahl der vollkommenſten Aehren und Koͤrner ſich einen Stamm ſtaͤrkerer[Pflan - zen] verſchaffte, und dieſen durch ſorgfaͤltigere Behandlung erhielt. Hierauf beruhen zum Theil die Vorzuͤge, welche man an auslaͤndiſchen Getreidearten bemerkt, ſo lange man ſie mit beſonderer Sorgfalt auch in Hinſicht der Saa - menauswahl behandelt. Die zur Saat beſtimmte Frucht muß alſo gleich an einer ſolchen Stelle gewaͤhlt werden, wo ſie die vollkommenſte Ausbildung erhal - ten hat, und unter manchen Verhaͤltniſſen wird es ſich reichlich verlohnen, wenn man ſich ſeinen Saamen auf einem der Pflanzengattung vorzuͤglich an - gemeſſenen Felde mit beſonderer Sorgfalt erzieht, und auch waͤhrend der Ve - getationsperiode die Vertilgung des Unkrauts und die Vereinzelung der Pflan - zen zugleich mit der Lockerung des Bodens durch das Behacken zu bewirken ſucht, um die Pflanzen und mithin ihren Saamen zur hoͤchſten Vollkommen - heit zu bringen. Hierdurch wird man auch die vollſtaͤndigſte und gleichmaͤ - ßigſte Reife des Saamens bewirken. Wenn aber eine ungleiche Reifung der Pflanzenart eigen waͤre, ſo wird eine Ausſonderung der voͤllig reifen Aehren oder Saamenkapſeln ſich immer verlohnen.
Eben ſo wichtig aber iſt eine ſorgfaͤltige Aufbewahrung des Saamenkorns. Sorgfaͤltige Aufbewah - rung.Jede Feuchtigkeit, die ihm ſowohl von Natur zu Anfange anhaͤngt oder in der Folge angeſogen wird, muß entfernt und durch duͤnne Verbreitung und oft wiederholte Umruͤhrung ſchnell zur Verdunſtung gebracht werden. Denn ſobald die Verderbniß, welche man das Dumpfig - oder Mulſtrigwerden nennt, und welche ſich durch den Geruch ſehr deutlich offenbart, in der Saat ent -8Die Saat.ſtanden iſt, wird ihr Gebrauch wenigſtens hoͤchſt mißlich. Die Keimkraft geht nicht dabei verloren, und manchmal hat ſelbſt die junge Pflanze ein friſches Anſehn. Aber bei ihrer fernern Entwickelung in der Bluͤtezeit aͤußert ſich Schwaͤche und Krankheit, ſo daß die Bluͤte zum Theil ohne Befruchtung ab - faͤllt und ſich wenig oder gar keine Koͤrner erzeugen; eine Erfahrung, die ich ſehr entſchieden und mit großem Verluſte bei dumpfig gewordenem Hafer ge - macht habe. Iſt auch der Erfolg bei einem geringeren Grade der Dumpfig - keit nicht ſo auffallend, ſo wird er doch immer bemerklich ſeyn, und in man - chen Faͤllen, wo man ein halbes Mißrathen der Saat andern Urſachen zu - ſchrieb, lag wahrſcheinlich dieſe zum Grunde.
Wechſelung oder Erneue - rung des Saa - mens; in wie fern ſie noͤ - thig.Eine oͤftere Verwechſelung und Erneuerung der Saat, beſonders ver - ſchiedener Getreidearten, iſt von manchen als eine unumgaͤngliche Bedingung vollkommner Ernten angenommen worden. Man hat die Vorzuͤge derſelben, beſonders in großen-Wirthſchaften, wo alles fabrikmaͤßig betrieben werden muß, als ausgemacht anerkannt, und ihre Nothwendigkeit iſt daſelbſt zum oͤkonomiſchen Glaubensartikel geworden. Allein meiner Ueberzeugung nach — die ſich bisher, je mehrere Data ich daruͤber ſammelte und pruͤfte, mehr ver - groͤßert als vermindert hat — ruͤhrt der Vorzug fremder Saat nur daher, daß man die ſeinige nicht ſorgfaͤltig genug auswaͤhlte und behandelte. Dies kann zuweilen in der Lokalitaͤt, in der Beſchaffenheit des Bodens und des Klimas liegen, die der vollkommenen Ausbildung einer Frucht nicht guͤnſtig ſind, und in einem ſolchen Falle iſt es unvermeidlich. Oefterer aber leidet es der ganze Betrieb der Wirthſchaft nicht, daß man auf die Auswahl und Be - handlung der zum Saamen beſtimmten Frucht die gehoͤrige Aufmerkſamkeit wende, und insbeſondere das in dieſer Hinſicht immer nachtheilige Schwitzen vermeide. Man hat in allen Gegenden gewiſſe Diſtrikte und Wirthſchaften, welche ſich durch ihre vorzuͤgliche Saat dieſer oder jener Frucht in vorzuͤgli - chen Ruf geſetzt haben, und ihren ſammtlichen Gewinn zu hoͤheren Preiſen als Ausſaat verkauften. Hier wird man aber theils einen dieſer Frucht beſon - ders angemeſſenen Boden, theils eine weit ſorgfaͤltigere Behandlung derſelben antreffen, und bei den Anbauern ſelbſt die Ueberzeugung finden, daß ſie denRuf9Die Saat.Ruf ihrer Saat dem letztern eben ſo ſehr wie dem erſtern zu verdanken haben. Wo nun eins oder das andere fehlt, da kann allerdings eine Erneuerung der Saat auch mit betraͤchtlichen Koſten oͤkonomiſch rathſam ſeyn, aber fuͤr unbe - dingt noͤthig halte ich ſie nicht; bin vielmehr uͤberzeugt, daß man unvollkomm - nere Saat, wenn man anders fuͤr ſelbige geeigneten Boden hat, bei ſich ſelbſt zu immer hoͤherer Vollkommenheit bringen koͤnne, ſo daß ſie dann jede fremde Saat uͤbertreffe.
Diejenigen, welche die Nuͤtzlichkeit einer Saatveraͤnderung unbedingt an - nehmen, ſind darin ſtreitig, ob man ſie von einem ſchlechtern oder beſſern, ſchwaͤchern oder ſtaͤrkern Boden, aus einem mildern oder rauhern Klima her - nehmen ſolle? — Ohne Zweifel daher, wo das Saamenkorn jeder Art am vollkommenſten und geſundeſten iſt. Nicht immer iſt dies der ſtaͤrkere Boden, das mildere Klima; die Frucht ſteht hier oft zu dicht, iſt den Einwirkungen der Atmoſphaͤre und des Lichts zu wenig ausgeſetzt, um die vollkommenſte Aus - bildung des Saamenkorns zu bewirken; das Korn wird hier oft groß, aber ſtaͤrker an Huͤlſe wie an Mehl, welches letztere nur die Nahrung des jungen Pflaͤnzchens ausmacht. Wenn dagegen aber der Boden ſo ſchwach iſt, daß er nicht Nahrung genug zur voͤlligen Ausbildung des Saamenkorns hergiebt, ſo wird dieſes ebenfalls zur Reproduktion vollkommener Pflanzen unfaͤhig ſeyn. So wird Weizenſaat von einem Boden, der nur erzwungen Weizen traͤgt, eine unvollkommene Saat liefern, und eine Erneuerung derſelben von eigentlichem Weizenboden her verlangen.
Es iſt uͤbrigens gewiß, daß bei den Pflanzen wie bei den Thieren, Staͤrke und Schwaͤche, Geſundheit und Krankheit, nicht bloß auf die naͤchſte Genera - tion, ſondern auch auf die folgenden forterbe, und nur allmaͤhlig durch andere Einwirkungen umgeaͤndert werde.
Mißlich bleibt eine Veraͤnderung der Saat immer, wenn man nicht mit der groͤßten Vorſicht dabei zu Werke geht. Insbeſondere hat man auf die Reinheit von Unkrautsſaamen zu ſehen, indem man ſich ſonſt ein vorher nicht gekanntes, hoͤchſt ſchaͤdliches Unkraut, z. B. die gelbe Wucherblume (Chry - santhemum segetum) auf ſeiner Feldmark zuziehen kann. Weiß man ſeine Saat von gewiſſen Unkrautsſaamen nicht zu reinigen, ſo kann dies eine Ver -Vierter Theil. B.10Die Saat.anlaſſung ſeyn, ſie von einem andren Orte herzunehmen. So wechſelt man in meiner Gegend haͤufig die Gerſte und Hafer zwiſchen Hoͤhe und Niederung, weil die Saat des letzteren nur mit dem Ackerſenf, welcher auf der Hoͤhe nicht forkommt, die von der Hoͤhe mit dem Ackerrettig, der in Niederung leicht un - terdruͤckt wird, verunreinigt iſt.
Dauer der Saamen.Einige Saamen behalten, wenn ſie gut aufbewahrt werden, ihre Keim - kraft ſehr lange, andre verlieren ſie ſchnell, und duͤrfen kaum uͤberjaͤhrig wer - den. Bei denen, welche ſich laͤnger erhalten, findet man indeſſen, daß nur die vollkommneren Koͤrner es thun, die unvollkommneren hingegen und kraͤnklichen ſie fruͤher verlieren. Hierauf beruht wohl hauptſaͤchlich der Vorzug, welche eine aͤltere Saat bei manchen Gattungen hat, indem aus ſelbiger nur geſunde Keime hervorkommen, denen Raum und Nahrung durch Schwaͤchlinge, die doch zu keiner Vollkommenheit kommen, nicht geraubt wird, auch keine Krank - heiten, wozu die Anlage im Saamenkorne liegt, z. B. der Kornbrand im Wei - zen entſtehen. Man muß aber auch in dieſer Hinſicht die Natur der einzelnen Gewaͤchſe kennen. Vollkommnes Getreide kann ſich ſehr lange erhalten und man hat Beiſpiele, daß Kornvorraͤthe, welche in Felſenkellern ſeit undenklichen Zeiten aufbewahrt und zufaͤllig wiedergefunden wurden, zur Ausſaat noch tuͤch - tig blieben. Hierzu gehoͤrt aber vielleicht eine voͤllige Abſchneidung der atmoſphaͤ - riſchen Einwirkung und aller Feuchtigkeit. Auf gewoͤhnliche Weiſe aufbewahrt haͤlt ſich das Getreide nicht ſo lange, doch will man fuͤnfjaͤhrigen Weizen und dreijaͤhrigen Rocken zur Saat noch tuͤchtig befunden haben. Ein und zweijaͤh - riger Weizen wird in der Praxis dem friſchen faſt allgemein vorgezogen, weil er aus vorerwaͤhnter Urſach vom Brande mehrentheils frei iſt. Beim Rocken ſind die mehrſten Landwirthe anderer Meinung, und ziehen die friſche Saat vor, weil ſie von aͤlterer oder uͤberjaͤhriger mehr nehmen zu muͤſſen glauben, und in der That bei gleichem Maaße weniger davon hervorſticht. Da dieſes aber um ſo geſundere Pflanzen ſind, und dieſe bei der gewoͤhnlichen Saat doch immer im Uebermaaße hervorkommen, ſo iſt ein zu duͤnner Stand dennoch nicht zu beſorgen. Die Saat der Huͤlſenfruͤchte erhaͤlt ſich ſehr lange, nnd ich habe bei zehnjaͤhrigen Wicken durchaus kein Zuruͤckbleiben derſelben verſpuͤrt. Alle11Die Saat.oͤlichte Saamen, wenn nicht Milben hineinkommen, halten ſich lange, und man giebt z. B. dem alten Leinſaamen einen entſchiedenen Vorzug, wogegen man jedoch friſchen Hanfſaamen zu nehmen empfiehlt. Der Kleeſaamen haͤlt ſich, meiner Beobachtung nach, zwei Jahre ſehr gut, verliert im dritten und wird im vierten unbrauchbar. Spoͤrgelſaamen, der ſieben Jahr alt war, habe ich mit Erfolg geſaͤet. Die Eigenthuͤmlichkeit eines jeden landwirthſchaftlichen Saamens verdiente aber durch Verſuche und durch Sammlung der bisher dar - uͤber gemachten Erfahrungen genauer ausgemittelt zu werden.
Da faſt alle vollkommnere Koͤrner ſich wenigſtens ins zweite Jahr erhal - ten, ſo iſt es ohne Zweifel entſchieden vortheilhaft, einen uͤberjaͤhrigen Saat - vorrath, beſonders vom Wintergetreide zu haben, weil man dadurch zur Wahr - nehmung der vortheilhafteſten Saatzeit in Stand geſetzt wird. Es verſteht ſich jedoch, daß man ſie nicht von ſolchen Jahren aufbewahren muͤſſe, wo das Getreide unvollkommen geblieben iſt. Hat man aber in ſolchen Mißwachs - jahren vorjaͤhrige Saat liegen, ſo iſt der Vortheil um ſo groͤßer, und man kann ſich gegen andre gluͤcklich preiſen.
Eine voͤllige Reinigung der Saat von Unkrautsſaamen und auch von un -Reinheit des Saamens. vollkommenen Koͤrnern iſt von großer Wichtigkeit. Man bewuͤrkt ſie:
Einquellen der Saat.Hiermit iſt das Einquellen der Saat nicht zu verwechſeln, wo man ſie in einem feuchten Zuſtande erhaͤlt, um die Entwickelung des Keims zu befoͤrdern, und ſie hierauf ſogleich auszuſaͤen, damit ſie dann um ſo geſchwinder hervor - komme. Dieſe Operation, welche von den Gaͤrtnern laͤngſt angewendet worden, hat man auch den Ackerbauern empfohlen, insbeſondere wenn die Erde zur Saatzeit ſehr ausgedoͤrrt iſt. Sie iſt aber gerade in dieſem Falle hoͤchſt be - denklich. Denn wenn nun eine fortdauernde Duͤrre dem hervorgelockten Keime alle Feuchtigkeit entzogen hat, ſo muß derſelbe oder das junge Pflaͤnzchen ver - dorren, und es wuͤrde ungleich beſſer geweſen ſeyn, wenn der Saamen unge - keimt bis zu eintretendem Regen in der Erde geblieben waͤre. Tritt freilich Feuchtigkeit zu rechter Zeit ein, ſo kann dieſe Operation gelingen, und ſolche eingeweichte Saat einen Vorſprung vor anderer erlangen; allein der Vortheil wiegt nie die Gefahr auf, welche damit verbunden iſt, und dieſes Mittel iſt hoͤchſtens in ſolchen Faͤllen anzuwenden, wo man ſich mit der Saat verſpaͤtet hatte, und keine voͤllige Ausdoͤrrung des Bodens zu beſorgen iſt.
Einheizungen der Saat.Es ſind auch zur Befoͤrderung einer ſchnellen und kraͤftigen Keimung mehrere Einbeitzungen oder ſogenannte Beſchwaͤngerungen der Saat empfoh - len worden. Von denen, welche man zur Verhuͤtung des Brandes im Wei - zen und anderer Krankheiten anwendet, an einem andern Orte. Hier reden wir nur von denen, wodurch man die Vegetationskraft aufreizen und verſtaͤr - ken will. Man gebraucht dazu
Man hat zwar auch den Nebenzweck dadurch erreichen wollen, Inſekten und Voͤgel abzuhalten oder zu toͤdten, aber auch dies bewirken die gewoͤhnli - chen Einbeizungen nicht, und die giftigen, beſonders die arſenikaliſche, in der Staͤrke anzuwenden, daß dieſer Zweck erreicht wuͤrde, waͤre ſehr gefaͤhrlich.
Jede Frucht hat eine laͤngere oder kuͤrzere Periode, worin ſie ausgeſaͤetSaatzeit. werden kann, um zu ihrer vollen Reife zu gelangen. Ihr Erfolg haͤngt ſehr oft von einem gluͤcklichen Treffen des guͤnſtigen Moments in dieſer Periode ab. 14Die Saat.Da dies aber Bezug auf die kuͤnftige Witterung waͤhrend der Vegetationspe - riode hat, ſo kann der Landwirth zuweilen, wohl mit Wahrſcheinlichkeit, aber nie mit voͤlliger Sicherheit darauf bei der Auswahl dieſes Zeitpunkts Ruͤckſicht nehmen. Er muß ſich vielmehr nach dem guͤnſtigſten Feuchtigkeits - und Tem - peraturzuſtande des Bodens fuͤr die ihm bekannte Natur einer jeden Fruchtart richten. Manche Saaten lieben einen trocknern und waͤrmern Zuſtand des Bodens bei ihrer erſten Entwickelung, z. B. Rocken, Gerſte, Buchweizen; andre einen feuchtern, wie Weizen und Hafer. Es iſt ſchon viel gewonnen, wenn der Zeitpunkt nur in dieſer Hinſicht getroffen wird, und man ſetzt mit Recht weit groͤßere Hoffnung auf eine Saat, welche unter ſolchen guͤnſtigen Auſpicien, als unter unguͤnſtigen in die Erde kam. Man hat bemerkt, daß ein gewiſſer Luftzuſtand der Ausfaat beſonders guͤnſtig ſey: im Fruͤhjahre, wenn ſie mit Duͤnſten angefuͤllt iſt, die beſonders des Morgens fruͤh beim Sonnen - aufgange am aͤußerſten Horizonte die Erſcheinung einer wellenfoͤrmigen Bewe - gung geben, ſo daß manchmal die hervorkommende Sonne, wie es das Volk nennt, zu tanzen ſcheint. Bei dieſer Erſcheinung verſpricht man ſich beſonders fuͤr die Ausſaat der großen Gerſte viel. Manche ſchreiben der Beruͤhrung der Saat vom Thau eine große Wirkung zu, und rathen zu dem Ende an, nur gegen Abend auszuſaͤen, und erſt am folgenden Morgen ſelbige unterzubringen, jedoch nur bei warmen Naͤchten. Sind noch Reife zu beſorgen, ſo ſoll man die Saat vor Abend bedecken.
Man findet von vielen durchaus angerathen, in der fuͤr jede Frucht beſtimm - ten Saatperiode den fruͤhſten Zeitpunkt wahrzunehmen und mit der Beſtellung deshalb moͤglichſt zu eilen. Eine zu allgemeine Ausdehnung dieſer Maxime iſt aber falſch und nachtheilig, wenn man dabei alle Ruͤckſicht auf den Zuſtand des Bodens und der Witterung vernachlaͤßigt. Es iſt gewiß in jedem Falle rathſam, alle Vorbereitungen moͤglichſt ſo einzurichten, daß man den erſten guͤnſtigen Zeitpunkt ergreifen koͤnne; dieſer aber muß dennoch abgewartet werden. Der Englaͤnder ſagt gewiß ſehr richtig: You had better to be out of time than out of temper (ſeyd lieber außer der Zeit als außer der Temperatur). Am verderblichſten aber iſt es, wenn man, um fruͤh zu ſaͤen, die gehoͤrige Vorberei - tung vernachlaͤſſigt.
15Die Saat.Vormals ſpielte der Mond bei der Auswahl der Saatzeit eine große Rolle, und gewiſſe Saamen mußten beim zunehmenden, andere beim abnehmenden Lichte in die Erde gebracht werden. Man hatte die daruͤber angenommenen Re - geln beinahe vergeſſen, wie neulich ein erfahrner und geſchickter amerikaniſcher Gaͤrtner nach ſeinen Erfahrungen die Meinungen hieruͤber wieder in Anregung brachte und mehrere Englaͤnder ihm darin beipflichteten. Ein Phyſiker will dem zu Folge die Wirkung des Mondes dadurch erklaͤren, daß den eben aufkeimenden Pflanzen die ununterbrochene Reizung des Lichtes in mondhellen Naͤchten nach - theilig werden koͤnne, da wir wiſſen, daß allen Pflanzen in dieſem Zuſtande das Licht nicht vortheilhaft ſey. Wir warten billig aber mehrere Beſtaͤtigungen durch genaue Beobachtungen und Verſuche ab, bevor wir uns beſondere Ruͤckſicht darauf zu nehmen entſchließen.
Jeder Saame darf nur eine ihm angemeſſene Bedeckung mit Erde haben. Unterbrin - gung der Saat.Iſt dieſe fuͤr ihn nicht zu ſtark, ſo liegt er allerdings in einer groͤßeren Vertiefung beſſer, weil er daſelbſt die noͤthige Feuchtigkeit findet und auch in ſeinen jungen Wurzeltrieben nicht zu verdorren oder von Erde entbloͤßt oder durch den Froſt herausgehoben zu werden Gefahr laͤuft. Aber eine zu ſtarke Bedeckung kann ſeine Keimung ganz verhindern, oder doch das Hervortreten ſeines Saamenblatts erſchweren und unterdruͤcken. Im allgemeinen kann man annehmen, daß, je groͤßer die Saamenkoͤrner ſind, ſie eine deſto ſtaͤrkere Bedeckung ertragen; wo - gegen feine Saamen nur aͤußerſt flach bedeckt werden duͤrfen.
Beim Ackerbau unterſcheidet man daher drei Arten von Unterbringung der Saat, naͤmlich:
Hierzu kann man
Außer der Natur des Saamens, kommt es aber bei der Tiefe, worin der Saamen zu liegen kommen ſoll, oder bei der Auswahl dieſer Unterbringungsme - thoden auf den Zuſtand des Bodens und der Witterung an. Bei der Duͤrre koͤnnte und muͤßte jede Saat ſtaͤrker bedeckt werden als bei der Naͤſſe. Hiernach muß man ſich allerdings richten, jedoch mit Vorſicht Extreme vermeiden, weil die Witterung ſich nach der Einſaat ſchleunig umaͤndern kann, und eine tiefer unter - gebrachte Saat bei neu erfolgenden heftigen Regenguͤſſen erſtickt werden koͤnnte. Der Exſtirpator oder eine aͤhnliche Maſchine gewaͤhrt bei der Unterbringung der meiſten Saaten die groͤßte Sicherheit, indem ſie dadurch auch aufs ſchleunigſte und nach Gefallen flacher oder tiefer bewirkt werden kann. Wir werden die Na - tur jeder Saat in dieſem Stuͤcke beſonders bemerken. Hier fuͤhren wir nur z. B. an, daß unter den gebraͤuchlichſten Saaten, Huͤlſenfruͤchte, Weizen, Gerſte und Hafer eine tiefere Unterbringung, Rocken und Buchweizen nur eine flache ertragen koͤnnen, und daß das Unterpfluͤgen der letztern, wenn nachher feuchte Witterung eintritt, immer gefaͤhrlich ſey.
Einige haben, um ſicher zu gehen, die Maaßregel angenommen, die Haͤlfte der Saat unterzupfluͤgen und die andere Haͤlfte auf die rauhe Furche zu ſaͤen. Bei der Winterung halte ich dies fuͤr unbedenklich und zuweilen ſelbſt vortheilhaft, wenn man die doppelte Arbeit daran wenden will. Bei der Soͤmmerung habe ich aber einen ſehr uͤblen Erfolg davon bemerkt, indem die Saat zweilaͤufig wurde und in der ganzen Vegetationsperiode zweiwuͤchſig blieb.
Die Unterbringung der feinern Saamen, z. B. des Klees, erfordert am meiſten Aufmerkſamkeit, da ſie ſo leicht, ſelbſt mit der Egge, zu tief eingezogen werden koͤnnen und dennoch zu ihrer Keimung einige Umgebung mit Erde, wenn die Witterung ihnen nicht uͤberaus guͤnſtig iſt, erfordern; woruͤber das Weitere in der Lehre vom Anbau ſolcher Fruͤchte.
Staͤrke der Einſaat.Unter allen Fragen iſt die, uͤber die Staͤrke der Einſaat des Getreides, und unter welchen Umſtaͤnden und Bedingungen eine ſtaͤrkere oder ſchwaͤchere rathſam ſey, am ſtreitigſten. Da die Begriffe einer ſtarken und ſchwachen Einſaat nur relativ ſind, ſo muͤſſen wir zuvor den einer mittleren oder gewoͤhnlichen beſtim - men; und dies iſt nicht ſchwierig, da wir in Anſehung des gewoͤhnlichen Ausſaats -Quan -17Die Saat.Quantum eine unerwartete Uebereinſtimmung bei allen Nationen und in allen Climaten ſogar antreffen. Die mittlere Ausſaat iſt, wenn wir Acker - und Ge - treidemaaß auf das unſrige reduciren. Zwiſchen 18 und 20 Berliner Metzen auf den Magdeburger Morgen, von allen gewoͤhnlichen Getreidearten bis auf den Hafer, der in der Regel auch allenthalben um ¼ oder um die Haͤlfte ſtaͤrker ausgeſaͤet wird.
Wenn wir annehmen duͤrften, daß die Ausſaat gleichmaͤßig uͤber den Acker vertheilt wuͤrde, und daß jedes Korn eine Pflanze gaͤbe, ſo wuͤrde eine ſolche Ausſaat ganz uͤbermaͤßig erſcheinen. Graf Podewills hat in ſeinen Wirthſchafts - Erfahrungen berechnet, daß bei einer ſolchen Ausſaat 91 Rockenkoͤrner auf ein Quadratfuß fallen; bei Unterſuchung einer der dichteſten Stellen fand er aber nur 32 hervorſtechende Spitzen. Daß auch nur dieſe bleiben koͤnnen, ſcheint mir wegen Mangel an Raum und Nahrung unmoͤglich, ſie koͤnnten ſich wenig - ſtens nicht beſtauden und mehrere Halme hervorbringen. Ich habe ſehr haͤufig bemerkt, daß bei Getreide, welches vorzuͤglich dicht in Aehren ſtand, ſich nur eben noch nicht lagerte, und einen Ertrag gab, der den nach der Kraft des Bodens zu erwartenden, weit uͤberwog, nicht mehr als 5 bis 6 Pflanzen auf einen Qua - dratfuß ſtanden, und nach meinen Beobachtungen muß ich einen ſo geraͤumigen Stand der Pflanzen fuͤr eine Bedingung des moͤglich hoͤchſten Ertrages halten. Ein großer Theil der Pflanzen alſo wird ausgehen, wenn einige kraͤftig genug heranwachſen.
Da wir aber bei der gewoͤhnlichen Beſtellungsart eine gleichmaͤßige Verthei - lung nicht bewirken, und noch weniger das Gedeihen jeder Pflanze erwarten koͤn - nen, ſo duͤrfen wir uns bei unſerer Ausſaat nach dieſen an ſich richtigen Erſchei - nungen nicht richten. Es bleibt rathſam ſo dick auszuſaͤen, daß nicht leicht eine Stelle zu duͤnn befallen werde, und dann die nothwendige Verduͤnnung der Pflan - zen, wo ſie zu dicht ſtehen, der Natur zu uͤberlaſſen, oder den Ueberfluß vielleicht in der Folge wegzunehmen. Da die allgemeine Erfahrung jenes Ausſaatsmaaß bei der gewoͤhnlichen Beſtellung als das ſicherſte beſtaͤtiget hat, und die Saat - erſparer, ſo lange ſie dieſe nicht abaͤnderten, im Durchſchnitt nicht gluͤcklich gewe - ſen ſind, ſo hat der Landwirth Gruͤnde genug, dabei zu beharren.
Vierter Theil. C18Die Saat.Wenn aber eine zweckmaͤßige Abaͤnderung gemacht wird, in der Art des Saͤens ſowohl, wodurch eine gleichmaͤßigere Vertheilung bewirkt wird, als in der Art des Unterbringens, wodurch man jedes Korn in ſeine rechte Lage bringt und ſein Gedeihen mehr ſichert; wenn zugleich der Zuſtand des Ackers eine ſtarke Beſtaudung zuſagt; ſo kann, wie von ſelbſt einleuchtet, und wie unzaͤhlige Er - fahrungen beſtaͤtigt haben, eine ſehr große Saaterſparung von mehr als der Haͤlfte gemacht werden.
Eine geringere Saaterſparung, ſo daß man nicht mehr als 14 Metzen aus - faͤet, findet ſtatt, ſobald man nur einer guten Vertheilung, eines ziemlich voll - ſtaͤndigen Aufgehens und einer guten Beſtaudung ſicher iſt. Iſt das Gegentheil, ſo muß man uͤber das gewoͤhnliche Maaß hinausgehen.
Es wird alſo das Weniger oder Mehr der Ausſaat beſtimmt:
a) durch die Geſchicklichkeit des Saͤemanns, von welcher man eine mehr oder minder gleichmaͤßige Vertheilung der Saat uͤber alle Stellen erwarten kann.
b) Durch die Guͤte der Saat, ob ſie naͤmlich ſo ſey, daß von den beiweiten mehrſten Koͤrnern geſunde und ausdaurende Pflanzen erwartet werden duͤrfen.
c) Durch guͤnſtige oder unguͤnſtige Witterung zur Saatzeit, und den der Saat mehr oder weniger angemeſſenen Feuchtigkeitszuſtand.
d) Durch die groͤßere oder geringere Gaarheit und Klarheit des Ackers, welche die Keimung und Anwurzelung der Pflanzen mehr oder minder beguͤnſtigt.
e) Durch die Kraft des Bodens und ſeine Angemeſſenheit fuͤr die Frucht, in ſo fern dieſe naͤmlich die ſtarke Beſtaudung und das Aufkommen der Pflanzen beguͤnſtigt.
f) Durch die fruͤhe oder ſpaͤte Saatzeit, indem naͤmlich jene die Beſtaudung der Pflanzen erlaubt, bevor der Trieb zum Schoſſen, bei jeder Pflanze zu einer gewiſſen Jahrszeit, eintritt. Dieſer Umſtand iſt von ſo großer Wichtigkeit, daß man z. B. vom Stauden-Rocken im Julius um die Haͤlfte weniger als im Oktober einſaͤen darf.
Hiernach wird ſich der verſtaͤndige Landwirth bei der Verminderung oder Vermehrung ſeiner Ausſaat richten, unbekuͤmmert um die Streitfrage, ob man ſtarken Boden ſtark, und ſchwachen Boden ſchwach, oder umgekehrt beſaͤen muͤſſe.
19Die Saat.Bei den meiſten mechaniſch-praktiſchen, ſonſt guten und aufmerkſamen Landwirthen, findet man mehr Neigung ihre Einſaat zu verſtaͤrken als zu vermindern. Dies ruͤhrt zum Theil vom Vorurtheile und von der Maxime, lieber zu viel als zu wenig zu thun, dann aber auch wohl daher, daß eine dichte Saat nach dem Aufgehen und in der erſten Vegetationsperiode immer ein mehr verſprechendes Anſehen hat, als eine duͤnne. Ich habe immer gefunden, daß man ſich lebhaft daruͤber freuete, unerachtet es augenſcheinlich war, daß der groͤßte Theil der Pflanzen unterdruͤckt werden muͤſſe, wenn der kleinere Theil aufkommen ſoll. Im Kampfe mit einander, ermatten die Pflanzen ſaͤmtlich; weswegen immer eine Periode eintritt, wo ſolche dichtſtehende Felder ein gel - bes Anſehen bekommen; und iſt dann die Witterung unguͤnſtig, ſo gehen ſie wohl ſaͤmtlich aus, und es entſtehen Fehlſtellen gerade da, wo vorher die Pflanzen am dichteſten gehaͤuft waren. Ich leugne nicht, daß die ausgehenden Pflanzen den uͤbrigbleibenden nachmals als Duͤnger dienen koͤnnen; aber dies iſt immer ein theurer Duͤnger, und nicht ſelten geben ſie, beſonders bei den Winterſaaten auch Veranlaſſung zu einer allgemeinen Faͤulung.
Als einen Hauptgrund einer ſtaͤrkeren Ausſaat, giebt man hauptſaͤchlich die Unterdruͤckung des Unkrauts an. Ich habe aber durchaus nicht gefunden, daß man dieſen Zweck dadurch erreicht habe. Eine ſich ſtark beſtaudende den Acker dicht belegende und nachmals ſchnell empor wachſende Frucht, un - terdruͤckt das Unkraut, aber nicht eine dicht ausgeſtreuete Saat. Iſt Boden und Witterung dem im Acker oder in der S〈…〉〈…〉 befindlichen Unkraute guͤnſtiger als der ausgeſaͤeten Frucht, ſo wird jenes ſo gut hervortreiben wie dieſe, und ſeinen Platz beſſer behaupten. Die Frucht wird gerade ihres zu dichten Standes wegen nicht ſchnell empor kommen. Ich habe hier das Oderbruch vor Augen, wo man in der Regel das doppelte der gewoͤhnlichen Ausſaat, vom Hafer oft uͤber 3 Scheffel pro Morgen auswirft; aber das Unkraut iſt ſo arg wie irgendwo, es ſtreitet immer erſt mit dem Getreide, und die das letztere mehr oder minder beguͤnſtigende Witterung entſcheidet, was die Oberhand gewinnen ſoll, wenn jenes nicht, wie von den kleineren Wirthen gewoͤhnlich ge - ſchiehet, ausgezogen wird. Ich beharre bei meiner Weiſe um die Haͤlfte ſchwaͤcher wie meine Nachbarn zu ſaͤen, leide aber vom Unkraute wenigſtensC 220Die Saat.nicht mehr wie ſie, und habe noch nicht noͤthig gehabt, um des uͤberhandneh - menden Unkrauts willen einen Acker zu Graſe liegen zu laſſen. Denn die gewoͤhnliche Saat iſt uͤberfluͤſſig zureichend, den Acker ſo zu bedecken, daß auf jedem Flecke Pflanzen genug und uͤberfluͤſſig ſtehen. Nur den ein - furchigen Dreiſchhafer ſaͤe ich ſtaͤrker aus, weil nicht alle Koͤrner in eine zum Keimen guͤnſtige Lage kommen.
Das Saͤen.Die Handgriffe des Saͤens ſind mannichfaltig verſchieden und laſſen ſich durch Worte ſchwerlich verſinnlichen. Im Allgemeinen ſind ſie keineswegs gleichguͤltig, und derjenige iſt ohne Zweifel der beſte, wo der Saͤemann beim Heraufgehen mit der rechten Hand nach der linken Seite, beim Herabgehen mit der linken Hand nach der rechten Seite, oder immer mit dem Winde wirft, und ſeinen Tritt an die Grenze des vorigen Wurfs gehoͤrig anſchließt — wenn ſie vollkommen ausgefuͤhrt wird. Es kommt aber hierbei viel auf genaue Beachtung des Windes und ſeiner Staͤrke an. In jedem concreten Falle kann man ſa - gen, diejenige Methode ſey die beſte, worin der Saͤemann am geuͤbteſten iſt; und es iſt ſehr bedenklich, einem Saͤemann eine andere Methode vorzuſchreiben, bevor man ſie ihn voͤllig hat erlernen und uͤben laſſen.
Daß der Saͤemann der wichtigſte Handarbeiter in einer Wirthſchaft ſey, iſt ziemlich anerkannt. Indeſſen ſind manche in der Wahl deſſelben ſehr leichtſinnig, und vertrauen dieſes Geſchaͤft jedem Tageloͤhner oder Froͤhner an. Sie ſchreiben ihm dann wohl gar als Tagesarbeit ein Maaß von Getreide vor, welches er ausſaͤen ſoll. Hiermit dient er gern, denn es iſt ihm ſehr bequem eine große Menge Saat wegzuwerfen. In ſolchen Wirthſchaften er - giebt ſich dann eine erſtaunliche Ausſaat im Verhaͤltniß ihrer Ackerflaͤche, und es muß allerdings ſtark ausgeſaͤet werden, weil ſchlecht ausgefaͤet wird. Wenn man etwas beſtimmen will, ſo beſtimme man doch nur die Flaͤche, die beſaͤet werden ſoll. Aber man ſuche vor allem einen guten Saͤemann auf, halte ihn in Ehren und uͤbereile ihn nicht.
Es iſt haͤufig gefragt worden, wie viel ein Saͤemann taͤglich beſchicken koͤnne? von Muͤnchhauſen hat es im 1ſten Stuͤck ſeines Hausvaters nach Wuͤrfen und nach Minuten berechnet. Aber man ſey zufrieden, wenn er21Die Saat.taͤglich 18 Morgen beſaͤet. Dies iſt freilich das Minimum, was einer bei maͤßiger Thaͤtigkeit leiſten kann, und ich weiß, daß raſche und geſchickte Saͤer das doppelte beſchicken koͤnnen. Allein auf die Dauer iſt das Saͤen eine angreifende Arbeit; und ein Saͤemann der durch gute Vertheilung mithin durch Erſparung der Saat ſo großen Vortheil bringen kann, muß bei guter Laune erhalten werden. Vernachlaͤſſigt er ſich aber, ſo muß man ihn ab - ſchaffen. Denn es iſt allerdings wichtig zu wiſſen, was man von den Saͤern erwarten kann, weil man darnach die Anſtellung mehrerer und die zum Un - terbringen erforderlichen Arbeiten einrichten muß.
Es iſt in groͤßeren Wirthſchaften haͤufig der Gebrauch zwei Saͤer neben einander gehen zu laſſen. Sie muͤſſen ſehr gut zuſammen eingeuͤbt ſeyn, wenn dies guten Erfolg haben ſoll. Ich gebe lieber jedem ſeine beſondre Flaͤche.
Das Ausſaͤen feinerer Saamen, die in kleiner Maſſe ſehr gleichmaͤßig ver - theilt werden muͤſſen, erfordert noch groͤßere Geſchicklichkeit und Aufmerkſam - keit als das Ausſaͤen des Getreides, und darf nur erprobten Leuten anver - trauet werden.
Die Schwierigkeit in manchen Lokalitaͤten gute Saͤeleute zu erhalten, hatSaͤemaſchi - nen. Saͤemaſchinen beſonders wuͤnſchenswerth gemacht. Es ſind deren manche er - funden und angeruͤhmt worden, ich kenne aber keine gleichverbreitende Saͤema - ſchine nach eigner Anſicht ihrer Wirkung, ſondern nur nach Zeichnungen und Modellen, und habe keine Wirthſchaft geſehen, wo eine oder die andre einge - fuͤhrt waͤre. Man hat Saͤemaſchinen erſonnen, die bloß die Saat ausſtreuen; andere die ſie zugleich unterbringen. Erſtere koͤnnen ſehr einfach, und wie es mir ſcheint, zweckmaͤßig ſeyn. Letztere ſind ſehr zuſammengeſetzt, wandelbar und ſichern die gleichmaͤßige Vertheilung der Saat nicht genug. Ich zweifle indeſſen daß irgend eine Maſchine den Auswurf eines geſchickten Saͤers uͤber - treffe, gebe aber zu, daß ſie vor ungeſchickten große Vorzuͤge haben koͤnne.
Etwas anderes ſind die Drill - oder Reihen-Saͤemaſchinen. Indem ſie die Saat in Reihen legen, bahnen ſie den verſchiedenen Hack-Inſtrumenten den Weg. Ohne dieſe wuͤrde die Reihenſaat hoͤchſt fehlerhaft ſeyn, indem die Pflanzen nicht gleichmaͤßig vertheilt, ſondern in den Reihen zuſammengedraͤngt22Die Saat.ſind. Nur durch die Wohlthat des Behackens und Heranbringung der Erde wird dieſer Nachtheil bei weitem uͤberwogen. Ich werde uͤber dieſe Beſtel - lungsmethode unten das Wichtigſte anfuͤhren, nachdem ich von der gewoͤhnli - chen Beſtellungsart der Getreidearten gehandelt habe.
Das Hervorkommen der Saat geſchiehet nach Beſchaffenheit ihrer Natur, dann aber auch des Bodens und der Witterung, fruͤher oder ſpaͤter. Alle Pflanzen treten hervor entweder mit einem zuſammengewickelten pfriemenfoͤr - migen Blatte, oder mit zwei Saamenkoͤpfchen. Erſteres thun alle Graͤſer und folglich
von denen wir nun zuvoͤrderſt reden, und erſt im Allgemeinen etwas daruͤber ſagen.
Was unter Getreide zu verſtehen ſey.Im engern Sinne des Worts werden unter Getreide nur die halmtra - genden oder grasartigen Fruͤchte verſtanden, die wir ihrer groͤßern und nahr - haftern Saamenkoͤrner wegen bauen. Andre begreifen zwar die ſaͤmmtlichen Fruͤchte darunter, welche der nahrhaften Koͤrner wegen hauptſaͤchlich angebauet werden; da indeſſen jene eine ausgezeichnete Natur haben, worin ſie unterein - ander mehr als mit den uͤbrigen uͤbereinſtimmen, ſo eignen wir das Wort Ge - treide beſtimmter den grasartigen Kornfruͤchten an, und begreifen die ſaͤmmt - lichen Kornfruͤchte beſſer unter den Namen Korn oder Koͤrner.
Das Wort Korn, oder das gleichbedeutende in anderen Sprachen, wird zwar oft provinziel einer Art ausſchließlich beigelegt, naͤmlich derjenigen, welche die allgemeinſte Nahrung daſelbſt ausmacht. So heißt im nordoͤſtlichen Deutſch - lande der Rocken, im ſuͤdweſtlichen und in Frankreich der Weizen, in andern Provinzen der Spelz, beſonders der enthuͤlſete, in Schottland der Hafer, in Amerika der Mais, Korn. Es iſt aber unrichtig und giebt zu Mißverſtaͤnd - niſſen Veranlaſſung, wenn man dieſes Wort, anders als in der Provinzialſprache des gemeinen Lebens, in dieſem Sinne gebraucht.
Man hat dieſe Fruͤchte auch Cerealien genannt, weil ſie, nach den alten Mythen, Ceres den Menſchen kennen gelehrt oder geſchenkt hatte.
Ob und wo ſie wild wachſen, und wo folglich ihr Vaterland ſey, iſt nochCharakter und Natur der Getreide - arten. zweifelhaft. Denn, daß man ſie an einigen Orten ohne Kultur angetroffen habe, beweiſt nichts. Sie gleichen darin, und daß ſie vielleicht eben ſo ſehr von ihrem natuͤrlichen Zuſtande abgewichen ſind, den Hausthieren, die mit ihnen, dem Menſchen in alle Klimate folgten, und ſich an verſchiedene Lebens - weiſe gewoͤhnten.
Vor anderen Graͤſern unterſcheiden ſie ſich oͤkonomiſch durch ihren groͤ - ßeren oder mehlhaltigeren Saamen, und dieſer iſt der Grund ihres Anbaues. Denn nahrhaft und gleichartig in ſeiner Natur iſt der Saame vieler anderen Graͤſer auch, und wird wirklich zur Nahrung benutzt, wie der Saame der Trespe und des Schwadens.
Sie ſcheinen alle urſpruͤnglich und in waͤrmern Klimaten einjaͤhrig zu ſeyn, und es ſind nur einige durch die Kultur an Durchwinterung gewoͤhnt, da die Sommerzeit bei uns zu ihrer Reifung nicht zureichte.
Sie haben mit den meiſten Graͤſern die Neigung gemein, ſich zu beſtau - den oder zu beſtocken, aus ihren untern Knoten Wurzeln, und ſodann neue Sproſſen und Halme zu treiben, beſonders wenn an dieſe Knoten friſche Erde gebracht, und ihr Schoſſen aufgehalten wird. Durch ſorgfaͤltige Verhinderung des letztern kann man ſie ſogar mehrere Jahre erhalten und zur Bildung eines dichten Raſens noͤthigen.
Durch Befoͤrderung ihres Beſtaudens und Abtrennung der Sproſſen kann man ihren Saamenertrag zu einer enormen Vermehrung bringen. So brachte der Irrlaͤnder Miller aus einem Weizenkorn — welches er im Junius ſteckte, indem er im Herbſte und im folgenden Fruͤhjahre mehreremal Ableger davon machte und verpflanzte — in einem Jahre 21,109 Aehren, und in ſelbigen 576,840 Koͤr - ner hervor, und glaubt daß er dieſes noch weiter haͤtte treiben koͤnnen. Meh - rere andere haben bei minderer Sorgfalt doch 40,000 Koͤrner aus einem in einer Jahresfriſt hervorgebracht, weswegen es laͤcherlich iſt, von einer 80 bis 100faͤltigen Vermehrung gewiſſer Kornarten, als etwas bewundernswuͤrdigen, ohne naͤhere Angabe des Raums, des Bodens und der Kultur, reden zu hoͤren.
24Getreidearten.Sie verbreiten einen Theil ihrer Wurzeln immer in der Oberflaͤche, und verſchließen dieſe durch das dichte Gewebe derſelben, gehen jedoch auch betraͤcht - lich in die Tiefe, wenn ſie Lockerheit und Nahrungsſtoff daſelbſt finden.
(Vergl. uͤber den allgemeinen Charakter der Graͤſer, Crome’s Handbuch der Naturgeſchichte fuͤr Landwirthe, Th. II. Bd. I. S. 150. und den beſondern der Getreidearten, daſelbſt S. 347.)
Beſtandtheile der Getreide - arten.Alle Getreidearten haben gleichartige naͤhere Beſtandtheile, die aber in ih - rem quantitativen Verhaͤltniſſe, und gewiſſermaßen in ihrer Verbindung, bei den verſchiedenen Arten verſchieden ſind:
a) Kleber oder Gluten. Er ward zuerſt im Weizen dargeſtellt und ihm allein beigemeſſen. Er iſt aber auch in den andern Getreidearten, obwohl in geringerer Menge und feſter mit dem Staͤrkemehle verbunden, vorhanden. Dieſe Subſtanz ſtimmt ganz mit der thieriſchen Materie uͤberein, iſt aus denſel - ben Urſtoffen, wie dieſe zuſammengeſetzt, und verhaͤlt ſich in der Gaͤhrung und im Feuer eben ſo. Sie iſt daher wohl das kraͤftigſte Nahrungsmittel fuͤr den thieriſchen Koͤrper, und die Nahrungskraft des Getreides haͤngt, auch bei gleichem Gewichte ſeines Mehls, von der Quantitaͤt ab, worin dieſe Subſtanz in ſelbi - gen befindlich iſt. Ihr Verhaͤltniß iſt aber auch in derſelben Getreideart ſehr verſchieden.
b) Staͤrkemehl. Es ſteht zwar dem Kleber in ſeiner Nahrhaftigkeit wahrſcheinlich nach, iſt jedoch ſehr naͤhrend und ſcheint die Verdaulichkeit des Klebers zu befoͤrdern. Ein Inſtinkt reizt alle Thierarten zu ſeinem Genuſſe maͤchtig an, und ſie ziehen es auf die Dauer, ſo wie auch ſelbſt der Menſch, allen andern Nahrungsmitteln vor. Bloßer Kleber wird den Thieren bald widrig und macht ſie krank, wie man an den bei Staͤrkefabriken aufgeſtellten Maſtvieh nicht ſelten beobachtet hat.
c) Eine ſuͤße ſchleimige Materie, die nur in geringer Menge im Getreide vorhanden iſt, aber durch das Keimen oder Malzen vermehrt und aus dem Staͤrkemehl gebildet wird. Sie macht das Getreide zur weinigen und auch zur Eſſiggaͤhrung faͤhiger. Sie ſcheint in ihrer Nahrungskraft dem Staͤrkemehle gleich zu kommen und die Verdaulichkeit des Klebers und der Staͤrke zu befoͤrdern.
Im25Getreidearten.Im natuͤrlichen Zuſtande ſind dieſe drei Beſtandtheile nur miteinander ge - mengt. Durch das Kochen und Brodbacken werden ſie inniger mit einander vereinigt und koͤnnen danach nicht mehr getrennt werden. Durch das Kochen entſteht eine kleiſterartige Maſſe, beim Brode aber geht eine Gaͤhrung vor, welche Kohlenſaͤure erzeugt und alles verdaulicher macht.
d) Die Huͤlſen, welche aus Faſerſtoff hauptſaͤchlich beſtehen, der von der Verdauung unaufloͤslich ſcheint. Indeſſen enthalten ſie doch noch etwas aufloͤsliche und gewiſſermaßen aromatiſche Materie, und uͤbertreffen in ihrer Nahrhaftigkeit wenigſtens das Stroh.
e) Feuchtigkeit, welche auch in dem trockenſten Getreide vorhanden iſt, das Gewicht der Maſſe vermehrt, aber doch das ſpecifiſche Gewicht vermindert. Sie giebt keine Nahrung und bringt keinen Nutzen, befoͤrdert aber im groͤßern Maaße das Verderben des Getreides, weshalb es moͤglichſt trocken gehalten werden muß. Die kuͤnſtliche und ſtaͤrkere Austrocknung, wie ſie in den noͤrd - lichern Oſtſeeiſchen Gegenden vermittelſt der Darrſcheuern gebraͤuchlich iſt, be - wirkt, daß ſich ſolches Getreide lange halten kann, insbeſondere wenn es in großen Haufen aufgeſchuͤttet wird, in welchen es weniger Feuchtigkeit wieder anziehen kann. Das ungedoͤrrte Getreide muß dagegen luftig und in flachen Lagern aufbewahrt und oft umgeruͤhrt werden, damit die Feuchtigkeit, welche es natuͤrlich hat und immer wieder anzieht, verdunſten koͤnne. Es iſt nach ver - ſchiedenen Bemerkungen glaublich, daß durch voͤllige Abſchneidung der atmos - phaͤriſchen Luft Getreide unverderblich gemacht werden koͤnne, jedoch muß es vorher ohne Zweifel ſehr ausgetrocknet ſeyn.
Dieſe Beſtandtheile ſind nicht nur in den verſchiedenen Getreidearten, ſondern auch in derſelben Art quantitativiſch verſchieden. Jahres-Witterung, Boden und Duͤngungsart, Reifegrad, Ernte, bewirken dieſen Unterſchied. Das auf naſſem Boden und bei naſſer Witterung gewachſene Getreide hat eine ſtaͤrkere Huͤlfe, und dem zufolge in gleichem Volumen ein geringeres Gewicht. Aber auch die uͤbrigen Beſtandtheile koͤnnen, wie ſchon beim Kle - ber bemerkt worden, verſchieden ſeyn. Daher die Erfahrung, daß in einem Jahre das Getreide beſſer naͤhre wie im andern.
Gewicht.Die Nahrhaftigkeit des Getreides ſtimmt zwar nicht voͤllig, aber doch ziemlich mit ſeinem Gewichte uͤberein und weit mehr als mit ſeinem Volu - men, weswegen es viel richtiger waͤre, es nach ſeinem Gewichte als nach ſei - nem Maaße zu kaufen, zu ſchaͤtzen und anzuwenden. Bei der Branntwein - brennerei hat man dies endlich begriffen, und verſtaͤndige Brenner meiſchen nur nach dem Gewichte ein.
Da man gewoͤhnlich nur Maaße und keine Waagen zur Hand hat, ſo ſind die kleinen Probe-Waagen, die man in Berlin ſehr genau verfertigt haben kann, ſehr bequem.
Das Gewicht der Getreidearten ſchwankt per Berliner Scheffel:
Ertrag.Der Ertrag der Getreidearten richtet ſich bei gleich fruchtbarer Jahres - witterung nach der im Boden befindlichen Kraft; und nach Verhaͤltniß ihrer Maſſe und ihrer nahrungsfaͤhigen Theile, entziehen ſie wiederum dem Boden ſeine Kraft, indem ihr Wachsthum und ihre Koͤrnervermehrung zwar nicht allein, aber doch zu einem großen, noch nicht beſtimmbaren Theile, durch die im Boden befindlichen vegetabiliſchen Nahrungsſtoffe bewirkt wird.
Man hat den Koͤrnerertrag der verſchiedenen Getreidearten in ganzen Pro - vinzen und Laͤndern auszumitteln geſucht, allein die Data woraus man die Durchſchnitte gezogen hat ſind hoͤchſt truͤglich und geben folglich kein glaubwuͤr - diges Reſultat, koͤnnen aber noch weniger auf einzelne Faͤlle und beſondere Kulturarten ruͤckwaͤrts wieder angewandt werden. Nach den Umſtaͤnden ſind die Ertraͤge zuweilen in der Wirklichkeit weit unter, zuweilen weit uͤber jene Reſultate, ſelbſt im Durchſchnitt der Jahre.
27Getreidearten.Im noͤrdlichen Deutſchlande nimmt man gewoͤhnlich bei der Dreifelder Wirthſchaft an:
| vom Weizen | .. | 7 | Scheffel |
| vom Rocken | .. | 6 | - |
| von der Gerſte | . | 6 | - |
| vom Hafer | ... | 5 | - |
mit Ruͤckſicht naͤmlich auf die Tracht nach der Duͤngung, worin dieſe Fruͤchte in der Regel gebauet werden.
Im Durchſchnitt ganzer Laͤnder, wo ein großer Theil des Ackers ſchlecht beſtellet wird, kann man aber ſo viel nicht annehmen, ſondern im Durchſchnitt nur 5 Scheffel per Morgen.
Schwerz nimmt in Belgien nach ſeinen Noten — die aber, um ſolche Reſultate zu ziehen, nicht zureichend ſeyn moͤchten — per Magd. Morgen an:
| vom Weizen | ... | 11,80 | Berl. Scheffel |
| vom Rocken | ... | 12,98 | -- |
| von der Wintergerſte | 17,95 | -- | |
| vom Hafer | ... | 24,76 | -- |
Belgiſche Landwirthſchaft, Bd. I. S. 316.
Er vergleicht damit die Reſultate, welche ſich aus den Fraktionen der vie - len Youngſchen Annotationen auf deſſen noͤrdlichen, oͤſtlichen und ſuͤdlichen Reiſen durch England ergeben, und berechnet das Medium generale des Ertrags in England — zu den damaligen Zeiten 1760 bis 1770 — auf den Magde - burger Morgen
| vom Weizen zu | ... | 9,39 | Berl. Scheffel |
| vom Rocken zu | ... | 9,58 | -- |
| von der Sommergerſte zu | 12,60 | -- | |
| vom Hafer zu | .... | 14,38 | -- |
Er beweiſet daraus den Vorzug der Belgiſchen landuͤblichen Landwirthſchaft vor der Engliſchen. Dieſen wird ihm im Concreto niemand abſprechen, ſelbſt die Englaͤnder nicht. Wenn er aber den, nur in einigen kleinen Diſtrikten Englands von Alters her gebraͤuchlichen und erſt neuerlich von den verſtaͤndigern Landwir - then allgemeiner angenommenen Fruchtwechſel hier mit ins Spiel bringt, und aus jenen Datis beweiſen will, daß dieſer nicht ſo gut ſey, als ein andrer; ſoD 228Getreidearten.iſt dies hoͤchſt inconſequent und zeigt, daß er Young nicht aufmerkſam geleſen und ſeine Tendenz nicht begriffen habe, welche gerade dahin gehet, zu zeigen, daß die gewoͤhnliche Wirthſchaft der durchreiſeten Gegenden noch ſehr unvollkom - men ſey, und durch ein beſſeres Ackerſyſtem vervollkommnet werden koͤnne und muͤſſe. Haͤtte er den Durchſchnittsertrag, den Young von den verbeſſerten Wirth - ſchaften angiebt, — beſonders in ſeinen ſpaͤtern Reiſen, wo es ſchon mehrere ſolcher gab — ausgezogen, ſo wuͤrde das Reſultat[ungefaͤhr] geweſen ſeyn:
| vom Weizen | .. | 15 | Schfl. per Morgen |
| von der Gerſte | . | 18 | --- |
| vom Hafer | .. | 24 | --- |
Rocken wird hier nicht gebaut.
Ueber die Werthsverhaͤltniſſe der Getreidearten und ihre ausſaugende Eigen - ſchaft iſt Bd. I. S. 235 — 249 und Bd. II. in den vorſtehenden Bemerkungen ge - redet worden.
Vegetation des Getreides.In der Vegetationsperiode des Getreides ſind folgende Umſtaͤnde, Vor - faͤlle und Vorkehrungen zu beachten und anzuwenden.
Bei der Winterung haͤlt man es gut, wenn ſie nicht ſchnell hervorſticht, ſondern nach Verhaͤltniß der Temperatur lange in der Erde bleibt, weil ſich alsdann der untere Theil ihres Keims, die Wurzel, mehr entwickelt und ver - ſtaͤrkt. Ich habe bemerkt, daß die Saat bei guͤnſtiger Witterung auf tieferem Boden um drei Tage ſpaͤter hervorkam, als auf flachem. Wenn ungewoͤhn - liche Duͤrre des Bodens Urſach iſt, daß der Saamen lange nicht zum Kei - men koͤmmt, ſo kann man dies zwar nicht als vortheilhaft annehmen; es iſt jedoch auch nicht nachtheilig, als in ſofern die Vegetation dadurch zu ſehr verſpaͤtet wird. Im Herbſte 1810 lief der zu Ende Auguſts geſaͤete Rocken erſt zu Ende des Oktobers, lag 7 bis 8 Wochen in der Erde, und viele ver - zweifelten an ſeinem Aufkommen. Er lief aber nachher dicht genug und wuͤrde ein gedrungen ſtehendes Feld gegeben haben, wenn er ſich bei minderer Duͤrre des Fruͤhjahrs haͤtte beſtauden koͤnnen.
Der Sommerung wuͤnſcht man dagegen ein ſchnelles Hervorkommen, da - mit ſie vom Unkraute nicht uͤberwachſen werde.
Es iſt von guter Bedeutung, wenn die Saat gleichzeitig und gleichartig hervorſticht. Kommt ſie allmaͤhlig und von ungleicher Staͤrke und Farbe her -29Getreidearten.vor, ſo zeigt dies etwas fehlerhaftes an. Uebler iſt eine zweilaͤufige Saat bei der Soͤmmerung als bei der Winterung, weil dieſe ſich im Fruͤhjahr eher aus - gleicht, jene aber ungleich bleibt.
Der austreibende Keim muß von dunkler Farbe, beim Rocken rothbraun, beim Weizen braͤunlich, bei der Soͤmmerung dunkelgruͤn, nicht gelblich ſeyn; letz - teres zeigt eine kraͤnkliche Saat an, die ſich ſelten wieder erhohlt. Die dunkle Farbe der Saat muß ſich lange erhalten.
Die ſich entwickelnden erſten Blaͤtter muͤſſen kurz, maſtig, ziemlich ſtumpf an der Spitze, ſteif und elaſtiſch ſeyn, und ſich kraͤuſelnd winden.
Nach Entwickelung der erſten Blaͤtter bildet der Stamm uͤber der Wurzel einen Knoten; dieſer birſtet auf, und es treiben nach allen Seiten Nebenſproſſen aus. Je mehr dieſes geſchiehet um deſto ſtaͤrkere Frucht kann man erwarten.
Dieſe Sproſſen muͤſſen nicht ſchnell in die Hoͤhe treiben, noch weniger ihre Blaͤtter ſchlaff herabhaͤngen laſſen, ſondern ſich ſteif und elaſtiſch uͤber der Erde ausbreiten, und, wie man es nennt, den Boden belegen. Ein ſchnelles und ſtar - kes in die-Hoͤhe-Treiben der Winterung mit hellgruͤner Farbe habe ich mehrere - male als die Folge einer kurz vor der Saat untergebrachten, noch im Gaͤhrungs - zuſtande befindlichen Duͤngung, bei feuchtem und warmen Herbſtwetter geſehen; eine Ueppigkeit, welche die nachtheiligſten Folgen hatte, und im Fruͤhjahr ein faſt gaͤnzlich ausgewintertes Feld hinterließ. Solche Pflanzen ſcheinen mit Waſſer - ſtoff unverhaͤltnißmaͤßig gegen den Kohlenſtoff uͤberſaͤttigt zu ſeyn. Ein ſtarkes Belegen der Saat auf jene Weiſe, vor Winter, ſcheint mir aber nie nachtheilig werden zu koͤnnen, und wenn dann auch ihre Blaͤtter im Winter abfaulen, ſo bleibt doch der Stamm mit der Anlage der Nebenſproſſen geſund, und treibt im Fruͤhjahr ſchnell wieder aus.
Die Saat kommt in verſchiedenem Zuſtande in den Winter, zuweilen un -Durchwinte - rung. gekeimt, zuweilen eben hervorſtechend, in regulairen Wirthſchaften wohl immer mehr oder minder beſtaudet. Waͤhrend des eigentlichen Winterfroſtes habe ich ſie in keinem Zuſtande erfrieren ſehen. In dem heftigſten aller Blach - (ſchnee - loſen) Froͤſte 180⅔ that es keine, die ich beobachten konnte; aber weißen Weizen hatte ich nicht Gelegenheit zu ſehen. Alle Saat hatte zwar im Fruͤhjahr ein30Getreidearten.kuͤmmerliches Anſehen, die beſtaudete hatte alle ihre Blaͤtter verloren, die an - fangs weiß, nachher halb verfault auf dem Acker lagen; von den juͤngern ſahe man gar nichts. Auch dauerte es mit dem Rocken bis zu Ende Aprils, mit dem Weizen bis zu Ende Mays, ehe er friſche gruͤne Triebe zeigte. Denn der Froſt war uͤber 3 Fuß tief in die Erde gedrungen, und zog allen Waͤrmeſtoff an, den die Atmoſphaͤre abſetzte. Dann aber trieben die Pflanzen ſchnell und kraͤftig wieder aus. Nur wo der Boden Riſſe bekommen hatte, in welchen man das Bein zu brechen Gefahr lief, gab es Fehlſtellen, die ſich aber doch ziemlich wieder ausglichen; und dann war der Rocken auf Sandruͤcken weg, wo er ſich nicht vor Winter beſtaudet hatte, der ſtrenge Oſtwind mit dem Sande ſpielte, und die Wurzeln voͤllig entbloͤßte.
Unter einer Schneedecke haͤlt ſich die Saat freylich immer beſſer, beſonders wenn die Oberflaͤche bevor der Schnee faͤllt, etwas erſtarrt iſt. Sie waͤchſt dann darunter fort, und die kurz zuvor eingebrachte kommt darunter heraus. Der Winterfroſt mag ſo ſtrenge und ſo anhaltend ſeyn, wie er wolle, ſo leidet die bedeckte Saat nicht dabei, und die ſtrengſten Winter haben faſt immer die ſtaͤrk - ſten Winterungsernten zur Folge gehabt. Gelinde und ſehr wechſelnde Winter ſind ihr auf feuchtem Boden gefaͤhrlicher; aber dieſe Gefahr wird durch gute Abwaͤſſerung auch gehoben. Jeboch kann ſie es durchaus nicht ertragen, daß der Schnee zuſammen gepreßt werde, und wo auf hohem Schnee ein Fahrweg oder Fußſteig daruͤber gemacht worden, gehet ſie groͤßtentheils weg.
Austritt aus dem Winter.Weit gefaͤhrlicher, und die gefaͤhrlichſte unter allen, iſt die Periode des Aufgehens des Schnees und Froſtes fuͤr die Saat. Sie kann erſaͤuft werden, wenn der Schnee ſchnell mit Regen aufgehet, das Waſſer in Keſſeln gar keinen Abzug hat oder die Graben von gefrornem Schnee ſo voll ſind, daß man ſie nicht zum Zuge bringen kann. Hier rettet oft die groͤßte Thaͤtigkeit des Land - wirths nur, wenn er mit allen Kraͤften den Abzug herzuſtellen ſucht; zuweilen aber iſt es unmoͤglich. Auf durchlaſſendem Boden kann man zuweilen hoffen, daß das Waſſer einziehen werde, bevor die Pflanze erſtickt wird; aber nicht wenn der Froſt tief in den Untergrund eingedrungen iſt.
31Getreidearten.Aber noch gefaͤhrlicher wird die Aufdauungsperiode der Saat, wenn es langſam und wechſelnd damit geht; beim Sonnenſchein am Tage und Froſt in der Nacht, und um ſo mehr, wenn dazwiſchen noch Schnee faͤllt, der bald von der Sonne weggeſchmolzen wird. Die oberſte aufgedauete Erdlage wird vom Waſſer uͤberfuͤllt, welches des Froſtes wegen nicht tiefer einziehen kann; es ge - friert des Nachts, hebt die Erdrinde in die Hoͤhe und mit derſelben die Pflanze. Bei Tage dauet es wieder auf, die Erde ſenkt ſich wieder, aber die leichtere Pflanze bleibt hervorſtehend. In den folgenden Naͤchten und Tagen geſchiehet das wieder und die Pflanze iſt nun mit ihren Wurzeln ganz herausgehoben, und dieſe ſind auch wohl abgeriſſen, wenn der tiefere Froſt ihre Spitzen feſt hielt. Einer ſolchen Witterung kann auch die kraͤftigſte Saat nicht widerſtehen, jedoch eine ſtark beſtaudete beſſer als eine ſchwache. Die Gefahr iſt um ſo groͤßer je poroͤſer der Boden iſt. Eine ſolche Thauzeit hatten wir im Maͤrz 1804, und das war die einzige Urſach des Miswachſes und des Kornmangels in dieſem ſonſt der Vegetation guͤnſtigen Jahre.
Man wird im Fruͤhjahre, wenn die Saat ſich nicht deutlich oder zu duͤnneZweifelhafter Zuſtand im Fruͤhjahre. zeigt, leicht zu ſehr beſorgt, daß ſie ganz oder doch zu viel ausgewintert ſey,[um] ein eintraͤgliches Fruchtfeld zu geben und entſchließt ſich dann uͤbereilt zum Umpfluͤgen. In keinem Jahre ſind die Landwirthe, meines Gedenkens, ſo be - ſorgt und ſo unentſchloſſen geweſen, was ſie dabei thun ſollten, als 1803. Es fand ſich aber nachher, daß die meiſten, die umpfluͤgten und Gerſte einſaͤeten, es nachher[bereueten], indem die ſtehend gebliebene Winterung noch immer einen ſtaͤr - kern Ertrag gab, als die an ihre Stelle getretene Gerſte, von welcher man unter die - ſen Umſtaͤnden ſelten einen erheblichen Ertrag hatte; wogegen Hafer beſſer gerieth. Den Hafer hat man zuweilen uͤber ein ausgewintert ſcheinendes Weizenfeld geſaͤet und ſcharf eingeegget; den Weizen und Hafer zuſammen geerntet, eine gute Ernte im Ganzen gemacht, von jenem aber doch mehr als von dieſem gewonnen. Es ſind deshalb die Erfahrungen Mecklenburgiſcher Landwirthe, welche in dem zweiten Theile der Annalen der Mecklenburgiſchen Landwirthſchafts-Geſell - ſchaft aufbewahrt ſind, ſehr merkwuͤrdig.
(Vergl. Annalen des Ackerbaues, Bd. V. S. 191.)
32Getreidearten.Man hat auch daſelbſt das kraͤftige Aufeggen der Saat nach Abtrocknung des Bodens im Fruͤhjahr ſehr wirkſam befunden; unerachtet die Leute beſorgten, daß dadurch der Reſt der ſchwachen Pflanzen nun voͤllig zerſtoͤrt werden wuͤrde. Dies iſt ohne Zweifel die hoͤchſte Wohlthat, welche man jeder Winterung an - gedeihen laſſen kann. Es muß aber ſo kraͤftig geſchehen, daß der ganze Acker mit einer friſchen Krume bedeckt werde und alſo mit eiſernen Eggen. Es iſt in jedem Falle anwendbar, außer in dem oben erwaͤhnten, wo die Pflanzen aus der Erde herausgehoben werden, in welchem vielmehr das Walzen anzuwenden iſt. Ein trockner und milder Maͤrz — Maͤrzſtaub — iſt den Winterſaaten und der Vorbereitung zu den Sommerſaaten uͤberaus guͤnſtig.
Austrieb der Saat im Fruͤhjahre.Auch im Fruͤhjahre muß eine gute Saat mehr in Nebenſchuͤſſe als in die Hoͤhe treiben, ſich auf dem Boden verbreiten und erſtarken. Hierzu traͤgt zwar die Natur einer geſunden ſtarken Saat, welche ſchon im Herbſt ſich zu Beſtau - den angefangen hatte, vieles bei; aber die Witterung muß guͤnſtig, die Waͤrme im April und im Anfange des Mais ſehr gemaͤßigt ſeyn, und Regen nicht feh - len, wenn es aufs vollkommenſte geſchehen und der Grund zu dichtem und ſtark - halmigen Getreide gelegt werden ſoll. Durch die gehoͤrig und zu rechter Zeit angewandte Operation des Eggens wird es ſehr befoͤrdert, indem die friſche Krume, in welche die jungen Wurzeln einſchlagen koͤnnen und die leichte Verwundung der Pflanzen die jungen Austriebe der Nebenſproſſen hervorlocken. Treiben dage - gen die Pflanzen jetzt mit einem oder wenigen Halmen ſchnell und wie man es nennt, ſpitz in die Hoͤhe, wie dies bei ſchnell eintretender hoher Temperatur und Mangel an Regen zu geſchehen pflegt, ſo wird die Saat nie dicht, und wenn nun auch in der Folge Nebenhalme, ſogenannte Maipflanzen, nachkommen, ſo werden doch dieſe, wenn ſie einmal gegen die Haupthalme zuruͤckgeblieben ſind, nie bedeutende Aehren tragen. Nicht der dichte Stand der Pflanzen, ſondern dieſes Verbreiten und gleichmaͤßige Aufſchießen der Sproſſen, entſcheidet uͤber die Staͤrke, welche das Getreide erlangen wird, und hier aͤndert ſich der Anſchein oft ploͤtzlich. Ein dicht mit Pflanzen beſetzter zu Anfange des Mais hervorſchei - nender Acker, geht oft, gerade des dichten Standes wegen, ſpitz in die Hoͤhe und zeigt im Junius einen ſchwachen Beſatz an Aehren, wogegen ein anderer,dem33Getreidearten.dem es am Pflanzenſtamme zu fehlen ſchien, nun einen gedraͤngten Stand der Halme und Aehren darbietet — eine Erfahrung, welche gewiß die meiſten Land - wirthe gemacht aber wenige beherzigt haben; indem die meiſten nur recht gedraͤngt ſtehende Pflanzen im Herbſte und im erſten Fruͤhjahre wuͤnſchen, unbekuͤmmert, ob dieſe Pflanzen, einzeln betrachtet, die Merkmale von Kraft und Austriebs - Neigung haben. Der entfernte Anblick eines Saatfeldes truͤgt daher gewaltig, nur die Uebergehung deſſelben, den Blick auf einzelne Pflanzen gerichtet, kann ein ſicheres Urtheil uͤber ſeine Ergiebigkeit begruͤnden.
Je langſamer das Aufſchießen der Halme und das Hervortreiben der AehreSchoſſen des Getreides. geſchiehet, deſto beſſer iſt es. Eine darin voreilende Saat wird nie die ergiebig - ſte werden. Das Austreiben der Aehren muß dann aber gleichmaͤßig uͤber das ganze Feld geſchehen; weswegen man einen kuͤhlen und feuchten Mai wohlthaͤtig fuͤr die Saaten haͤlt. In dem Zeitpunkte, wo ſich die Aehre zeigt, hat das Getreide die Haͤlfte ſeiner kuͤnftigen Hoͤhe erreicht; wenigſtens habe ich das beim Rocken immer zutreffend gefunden.
Es kommt aber eben ſo ſehr auf die Staͤrke der Halme, beſonders an dem untern Theile, als auf die Hoͤhe an. Nur unter der Bedingung, daß die Hal - me auch verhaͤltnißmaͤßig ſtark ſind, ſteht die Laͤnge der Aehre mit der Laͤnge des Strohes im Verhaͤltniß, ſo daß die Aehre ungefaͤhr ſo viele Zolle als der ganze Halm Fuße hat. Duͤnne ſchmaͤchtige Halme erreichen oft eine betraͤcht - liche Groͤße, tragen aber kleine Aehren. Die Knoten des Halmes muͤſſen dick und braun, die Blaͤtter maſtig, dunkelgruͤn und ſteif ſeyn.
Beim ferneren Austreiben der Aehren und dem Eintritte der Bluͤthe, muß das Getreide eine ebene Flaͤche mit den Spitzen ſeiner Aehren bilden. Einzelne hervorragende und andere zuruͤckbleibende Aehren ſind von ſchlechter Vorbedeu - tung fuͤr den Ertrag.
Die Bluͤtezeit iſt eine abermalige kritiſche Periode fuͤr das Getreide. BeiBluͤthe des Getreides. anhaltender feuchter Witterung geht die Befruchtung ſchwer und unvollkommen vor. Darum iſt trockene und warme Witterung, nur durch einzelne Gewitter - regen unterbrochen, im Junius erwuͤnſcht. Vor allen hat ſie Einfluß auf denVierter Theil. E34Getreidearten.Rocken, weswegen ich beſonders davon reden werde. Indeſſen iſt es zu bewun - dern, wie ſehr kraͤftiges Getreide auch dieſer Wiederwaͤrtigkeit gegen ſchwaͤcheres widerſtehe.
In und nach der Bluͤtezeit tritt die Gefahr des Lagerns ein. Wenn ſich Getreide fruͤher lagert ohne von ſtuͤrmiſchen Platzregen oder Schloſſen niedergewor - fen zu ſeyn, ſo ruͤhrt es von uͤbertriebener Geilheit des Bodens her, die der ver - ſtaͤndige Landwirth vermeidet. Iſt es gewaltſam niedergeſchlagen, ſo hat es vor der Bluͤte wenig zu bedeuten; es richtet ſich wieder auf, indem es ein Knie macht.
Das Lagern.Das Lagern, welches von gewoͤhnlichem Regen erfolgt, iſt um ſo ſchlimmer je fruͤher es geſchiehet. Es iſt nicht immer der dichte Stand der Halme ſondern auch eine Schwaͤche und Kraͤnklichkeit der Pflanze daran Schuld. Denn man findet oft ein ſchwaͤcher beſetztes Feld gelagert, wenn ein dichter beſetztes dane - ben aufrecht ſtehet. Starke Duͤngung mit mangelhafter und flacher Beackerung, ſehr dichte Saat giebt am haͤufigſten Lagergetreide; wogegen ein recht gut und tief bearbeiteter Acker und mehr beſtaudete, als in der Jugend gedraͤngte Pflan - zen dagegen ſchuͤtzen. Hier hat der Stamm des Halmes unten mehrere Staͤrke, dort iſt er zu ſchnell in die Hoͤhe getrieben und hat ſeine Laͤnge und vielleicht die Staͤrke ſeiner Blaͤtter auf Koſten ſeiner Staͤrke am Stamme bekommen; alles geile Getreide zeigt ein Ueberverhaͤltniß des Waſſerſtoffs gegen den Kohlen - ſtoff und folglich Schwaͤche an.
Bei dem vorgeſagten iſt zwar hauptſaͤchlich Ruͤckſicht auf das Winterge - treide genommen worden, es findet aber ebenfalls in den meiſten Punkten ſeine Anwendung auf das Sommergetreide. Das beſondere wird bei jeder Getreide - art bemerkt werden.
Krankheiten.Unter den verſchiedenen Krankheiten, welche das Getreide, ſo wie manche andere Pflanzen, doch in verſchiedener Form, waͤhrend ihrer Vegetation treffen, ſind folgende die gewoͤhnlichſten und die merkwuͤrdigſten.
Das Verſcheinen und Verbleichen der Saat, wo die Pflanzen ploͤtzlich eine weiße oder gelbe Farbe, wie bei ihrer voͤlligen Reifung annehmen, und bald ganz duͤrre werden.
Theilweiſe am Gipfel der Pflanze oder an der Aehre erfolgt dies zuweilenDas Verſchei - nen. von ſpaͤten Nachtfroͤſten und Reifen. Dieſer Gefahr ſind die dem Nordwinde ausgeſetzten Seiten und Anhoͤhen der Felder unterworfen; noch mehr aber feuch - te Gruͤnde und vor allem die mit Holz umgebenen Felder, wo gefrorne Duͤnſte ſich am ſtaͤrkſten niederſchlagen und durch ploͤtzliche Erkaͤltung toͤdlich auf die jun - gen Aehren wirken.
Ein anderes Verbleichen der ganzen Pflanze oder das eigentliche Verſchei - nen erfolgt auf duͤrrem Boden von ſtarker Hitze beim Regenmangel. Es trift nicht immer die ſandigſten, ſondern mehr ſolche Felder, die nur ſehr flach ge - pfluͤgt ſind, aber gar nicht ruhen ſondern immerfort beackert werden, und die man dabei ſtark und mehrentheils friſch, kurz vor der Beſtellung duͤngt; am al - lermeiſten wenn es mit Pferdemiſt geſchiehet. Ich kenne Feldfluren wo es in jedem trockenen Sommer das Schickſal des Rockens iſt, welches die Ackerleute daſelbſt fuͤr unvermeidlich halten. Ruhe oder Eindreiſchen des Ackers, tieferes Pfluͤgen und Ueberſtreuen der Saat mit Duͤnger wuͤrden aber unfehlbare Mittel dagegen ſeyn.
Vergl. Wilrich uͤber das Verſcheinen der Saaten Niederſaͤchſ. Annalen Jahrg. IV. St. III. S. 54.
Es giebt aber ein Verbleichen des Getreides, welches von dem Ver -Das Verblei - chen. ſcheinen ganz verſchieden iſt und bei uns nicht haͤufig, nur in gewiſſen Jahren und mehr auf feuchten als auf trockenen Stellen vorkommt. Die Englaͤnder nennen es the Blight, die Franzoſen la Coulure. Es iſt eine ſchnelle Laͤh - mung der Lebensthaͤtigkeit, ein ploͤtzliches Abſterben, ein toͤdlicher Schlagfluß der Pflanzen. So wie ich dieſe Krankheit in dem regnigen aber warmen Sommer 1802 beobachtet habe, entſtand ſie fleckweiſe an feuchteren Stellen; heute war eine Stelle von einigen Fußen bleich geworden, morgen 30 bis 40 Quadratru - then umher. Die Pflanze war ganz weiß und voͤllig duͤrre, ließ ſich leicht aus der Erde ziehen mit ihren großen Wurzeln, die eben ſo weiß und duͤrre waren; aber die feinen Haarwurzeln blieben in der Erde. Es zeigte ſich in jenem Som - mer das Uebel auf andern Feldmarken noch haͤufiger wie auf der meinigen, undE 236Getreidearteneinige ſchoben es auf ein gewiſſes Inſekt. Ich habe aber durchaus kein Inſekt oder Beſchaͤdigung an den Pflanzen gefunden, woraus ich das ſchnelle Abſterben haͤtte erklaͤren koͤnnen. Ein elektriſcher Zuſtand der Luft oder ein ſchnelles Wech - ſeln der poſitiven und negativen Elektricitaͤt zwiſchen den Luftſtroͤmen und der Erde, den manche Anzeigen verriethen, unerachtet kein ausbrechendes Gewitter nahe war, ſchien mir die Urſach zu ſeyn. Dem Wetterleuchten hat man laͤngſt eine nachtheilige Wirkung auf alle Saaten, beſonders in der Bluͤtezeit beigemeſſen.
Das Befallen.Der Honigthau, das Befallen, die Lohe, der Roſt, ſcheinen mir nahe verwandte Krankheiten oder doch wenigſtens eines Urſprungs zu ſeyn: Landwirthe verſtehen unter dem Befallen und Lohe, den Honigthau und den Roſt und auch mir ſcheint letzterer immer eine Folge des erſtern zu ſeyn. Der Honig - thau iſt eine klebrige, ſuͤße, dem Honig ſehr aͤhnliche, und folglich auch den Bie - nen ſehr angenehme Feuchtigkeit, die aus den Pflanzen ausſchwitzt. Denn daß ſie vom Himmel herabfalle, wird jetzt wohl niemand mehr glauben, da ſie ein Gewaͤchs ganz uͤberzieht und ein dicht daneben ſtehendes voͤllig frei davon iſt. Indeſſen liegt die veranlaſſende Urſach ohne Zweifel in der Atmoſphaͤre, und das Uebel entſteht, wenn in der Mitte des Sommers und bei dem vollſaftigen Zu - ſtande der Pflanzen, in und nach der Bluͤthe, ſchneller Wechſel der Luft vor - gehet, auf Waͤrme ploͤtzlich Kaͤlte folgt, und iſt eine Erkaͤltungskrankheit der Pflanzen. Auf einigen Pflanzen z. B. auf den Bohnen erzeugen ſich dann ſo - gleich eine Menge von Inſekten, Aphiden, die wohl unbezweifelt die Folge, aber nicht die Urſach der Krankheit ſind. Bei dem Getreide bemerkt man nur ein kleines rothes Inſekt aber nicht haͤufig. An der ganzen Pflanze aͤußert ſich aber eine Entkraͤftung, ihre Vegetation und fernere Ausbildung ſtockt. Erfolgt bald eine guͤnſtigere Witterung und beſonders ein wohlthaͤtiger Regen, ſo erholt ſich die Pflanze manchmal wieder. Jedoch bekoͤmmt ſie gewoͤhnlich gelbe Flecke an den Stengeln und Blaͤttern, die immer brauner werden, dann platzen und einen braunen Staub von ſich geben. Dies nennt man eigentlich den Roſt, und ich habe ihn faſt immer als Folge des Honigthaues gefunden. Die Botaniker haben ihn laͤngſt fuͤr kleine Blattſchwaͤmme gehalten, und der Praͤſident der engl. Aka - demie der Wiſſenſchaften, Joſeph Banks, hat dieſes Uebel, welches oft, be -37Getreidearten.ſonders in dem Jahre 1804, ſo große Verwuͤſtungen in England anrichtete, in Anſehung ſeiner Geſtalt neuerlich genau beſchrieben, und unter ſtarker Vergroͤ - ßerung genau abbilden laſſen, in welcher man freilich die Form der Schwaͤmme erkennt. (Die Abhandlung ſteht uͤberſetzt in No. 1. der Landwirthſchaftlichen Zeitung vom Jahre 1806.) Die Botaniker halten es fuͤr ein jeder Pflanzenart eigenes paraſitiſches Gewaͤchs, Aecidium genannt. Mir iſt es bis jetzt noch wahrſcheinlicher daß es eine Hautkrankheit ſey, die bei den Pflanzen, wie bei den Thieren, ihre determinirte Form haben. Nimmt die Krankheit uͤberhand, ſo zehrt die Pflanze ab, und ſetzt keine oder ſehr zuſammengeſchrumpfte Koͤrner an. Die große Hoffnung welche man auf eine Frucht ſetzte, geht ploͤtzlich verloren.
Die Krankheit iſt in gewiſſen Klimaten und Gegenden haͤufiger, beſonders in ſolchen, wo es viele Nebel giebt. Gewiſſe Feldmarken, die an Mooren an - grenzen, werden davon faſt alljaͤhrig heimgeſucht. Aber ſonderbar iſt es, daß der Berberitzenſtrauch dieſes Uebel, oder doch ein ſehr aͤhnliches, in ſeiner Nach - barſchaft auf einem ſehr weitem Umfange erzeugt. Die Thatſache iſt nicht zu bezweifeln, denn es ſtimmen gar zu viele Beobachtungen aus allen Zeiten und von allen Nationen darin uͤberein. Aber wie die Berberitze wirke, iſt noch nicht befriedigend erklaͤrt. Mein ſeliger Freund Einhof hat hier viele Verſuche ange - ſtellt, Getreide mit dem Aecidium zu infiolren, indem er ganz damit bedeckte Zweige der Berberitze, friſch abgeſchnitten, uͤber das Getreide ſchuͤttelte, oder ſie dazwiſchen ſteckte; aber er hat nie ſeinen Zweck erreicht. Es iſt alſo nicht die Mittheilung dieſes Staubes, ſondern das wirkliche Wachſen der Berberitze in der Naͤhe eines Kornfeldes, was die Krankheit hervorbringt. Auch hat man das Uebel nicht bemerkt, wenn junge Berberitzenhecken gepflanzt waren, ſondern erſt nachdem ſie heranwuchſen, und dann vermehrte es ſich in ſeinem Umfange von Jahr zu Jahren, bis man die Berberitzen ausrottete. Nun war es gleich weg.
Der Mehlthau, wo die Pflanzen mit einem weißen Anfluge befallen wer - den, aͤußert ſich bei dem Getreide nicht, aber deſto oͤfter bei den Huͤlſenfruͤch - ten, und ſcheint eine gleiche Urſach mit dem Honigthau zu haben, wird auch im Namen oft damit verwechſelt. Er befaͤllt die ihm ausgeſetzten Gewaͤchſe aber nicht in ihrer Jugend, ſondern im reifern Alter, und dieſes, nicht die Jahreszeit, ſcheint die Pflanze fuͤr die Krankheit empfaͤnglich zu machen.
Ganz berichtigt ſind die Begriffe von den Krankheiten der Pflanzen noch nicht. Landwirthe hatten nicht den Sinn, Naturforſcher nicht die Gelegenheit, keiner die Muße, ſie im ganzen Umfange ihrer Erſcheinungen zu beobachten. Einer hat den anderm nachgeſprochen, haͤufig iſt aber durch Verwechſelung der Be - griffe und Namen, alles auch mißverſtanden. Jetzt beſorge ich, daß man auf einen neuen Irrweg verfalle, wenn man zu viele Analogie zwiſchen den Krank - heiten der Pflanzen und Thiere finden will. Ich enthalte mich alſo mehr dar - uͤber zu ſagen. Von den Krankheiten welche gewiſſe Koͤrner befallen, werde ich an ihrem Orte reden.
So uͤbergehe ich auch die Inſekten, welche oft große Verwuͤſtungen im Ge - treide und anderen Saaten machten. Mein geliebter Schwiegerſohn Crome iſt jetzt beſchaͤftigt ſie genauer zu beſtimmen, und die Weiſe ihres Lebens zu unter - ſuchen; und wir haben daruͤber im 3ten Theile ſeines Handbuchs der Naturge - ſchichte fuͤr Landwirthe etwas voliſtaͤndigeres zu erwarten, als wir bisher hatten.
des Getreides und der Kornfruͤchte iſt allerdings die weſentlichſte Operation des Ackerbaues, und wir betrachten hier ſummariſch die Hauptmomente, worauf es dabei ankoͤmmt, ohne uns auf das kleinere Detail, welches entweder jedem Leſer ſchon bekannt ſeyn wird, oder ihm doch hier nicht gelehret werden kann, ein - zulaſſen.
Die Hauptbedingungen eines guten Erntegeſchaͤftes ſind: daß es geſchwind gehe, daß der Ausfall der Koͤrner vermieden werde, daß die Fruͤchte in ihrem gehoͤrigen Reifegrade trocken einkommen. Dieſe Bedingungen, beſonders die erſte und die zweite ſtehen ſich in der Praxis leider oft einander entgegen.
Vorbereitung zur Ernte.Um allen Aufenthalt und Hinderniſſe in der Ernte zu vermeiden, muß der Landwirth alle Vorkehrungen dazu zeitig genug treffen: Ausbeſſerung und Aus - luͤftung der Scheuren, Erneuerung der Unterlagen in den Taſſen, Inſtandſetzung39Die Ernte.alles Geſchirres, wovon mehr als die Nothdurft zu erfordern ſcheint, vorhanden ſeyn muß; Einrichtungen im innern Haushalt, damit nichts fehle, und mit Auf - enthalt der Erntearbeiten herbeigeſchafft werden muͤſſe; vorherige Beſeitigung aller anderen[unaufſchieblichen] Arbeiten.
Die Verfertigung der Strohſeile oder anderer Baͤnde aus Schilf oder Wai - den, muß vor der Ernte ſo geſchehen, daß ſie in genugſamer Menge vorhanden ſeyen; denn das Gebinde in eignes Stroh zu binden, wird kein aufmerkſamer Landwirth geſtatten.
Die Herbeiſchaffung der noͤthigen Arbeiter iſt die Hauptſorge in den meiſtenErntearbeiter groͤßern Wirthſchaften, welche keine oder wenige Handfrohnen haben; ſie iſt um ſo groͤßer, je weniger regulaire Arbeiter außer der Zeit gebraucht werden. In ſolchen Faͤllen muß man einen ſicher zureichenden Ueberſchlag machen, von der Zahl die man gebraucht und ſich dieſe auf jede Weiſe zu ſichern ſuchen. Das gewoͤhnlichſte Mittel iſt, den Arbeitern Land zu vermiethen, um es mit gewiſſen Fruͤchten, Kartoffeln, Lein, Taback u. ſ. f. zu beſtellen, unter der Bedingung, daß ſie die Landmiethe in der Ernte nach bedungenen Saͤtzen abarbeiten ſollen, widrigenfalls die Fruͤchte verfallen ſeyen. Es iſt, genau berechnet, mehrentheils koſtſpielig, aber oft das einzig zuverlaͤſſige.
In Anſehung des Voranſchlages der Erntearbeit hat man mancherlei allge - meine Annahmen, die aber nur oͤrtlich zutreffen koͤnnen. So nimmt man an, daß auf 300 Morgen, wovon 2 / 5 mit Winterung, 3 / 5 mit Soͤmmerung beſtellt ſind, 6 Maͤnner und 8 Weiber erforderlich ſind. Hierbei nimmt man als Arbeitsſaͤtze an, daß ein Mann taͤglich 3 Morgen von ſtaͤrkerem, 3½ Morgen von ſchwaͤcherem Getreide und 2 Morgen Erbſen maͤhe. Zum Harken und Bin - den werden, nachdem das Getreide ſtark oder ſchwach iſt, 3 bis 5 Weiber auf 3 Morgen erfordert Ein Geſpann von vier Pferden faͤhrt taͤglich 80 Mandeln Winterung und 100 Mandeln Soͤmmerung ſtarken Bundes ein; bei maͤßiger Entfernung des Feldes und mit Wechſelwagen. Zum Aufladen und Nachharken werden auf 2 Geſpann 1 Mann und 1 Frau erfordert. Zum Abladen und Taſ - ſen 3 Maͤnner und 3 Frauen. Indeſſen leiden dieſe Saͤtze nach der Thaͤtigkeit der Menſchen und nach den verſchiedenen mehr auf Sorgfalt oder mehr auf40Die Ernte.Schnelligkeit berechneten Methoden große Abaͤnderungen, und man kann ſie in koncrcten Faͤllen nur nach der Lokalitaͤt beſtimmen. Auch kommt es bei der Zahl der Menſchen, die man gebraucht, ſehr auf die Witterung an, ob ſie eine Be - ſchleunigung der Ernte erfordert, oder ſie verzoͤgert.
Erntemetho - den.Die Methoden der Ernte ſind ferner ſehr verſchieden und dann ſchwer ab - aͤnderlich, wenn man nicht eben unter fremden, ſogenannten Schnitter-Jahnen die Wahl hat, ſondern die Ernte mit Einheimiſchen verrichten muß. Sie ſind kei - neswegs gleichguͤltig, und eine hat beſonders in dieſen, andere in jenen Stuͤcken einen Vorzug. Allein die einzelnen Operationen des Abbringens, Sammlens, Harkens, Bindens, Aufſetzens, Ladens und Taſſens, greifen oft ſo in einander, daß man alles abaͤndern muß, wenn eines abgeaͤndert wird. Wenigſtens iſt dies wohl zu erwaͤgen, und dann: daß bei dieſem Geſchaͤfte keine Uebung der Arbeiter in den ihnen ungewohnten, wenn gleich wirklich leichteren Handgriffen ſtatt finden. Ferner: daß man den Frohſinn der Menſchen, der ihnen in der Ernte die angeſtrengteſte Arbeit ertraͤglich macht, gewoͤhnlich durch jede Neuerung erſticke und ſie verdroſſen mache. Sie haben bei ihrer gewohnten Art zu verfah - ren hundert kleine Spaͤße, die ſie munter erhalten und die man ihnen nimmt, wenn man etwas anderes, wobei ſie freilich in anderen Gegenden eben ſo luſtig ſind, aufdringt. Findet man es aber dennoch gerathen, etwas anderes in der Erntemethode einzufuͤhren, ſo ſorge man wenigſtens dafuͤr, daß die Vorarbeiter ſchon darin eingeuͤbt ſeyen, und daß insbeſondere der Arbeitsaufſeher die Sache aus dem Grunde und in Anſehung jedes kleinen Handgriffs verſtehe.
Wir werden uns nicht bei der Beſchreibung der verſchiedenen Methoden und Handgriffe aufhalten, da dieſe immer nur ſehr unvollkommen gegeben und ver - ſtanden werden koͤnnte; ſo leicht ſie durch eigene Anſicht begriffen und erlernt werden koͤnnen. Ich werde nur der Hauptarten erwaͤhnen.
Das Abtra - gen.Das Abbringen des Getreides geſchiehet mit der Sichel durch das Schnei - den, und mit der Senſe durch das Maͤhen oder Hauen. Das erſtere hat den Vorzug der ſchonendern Behandlung wegen des Ausfalls — wenn es anders von geſchickten Leuten gehoͤrig verrichtet wird — das zweite den der Schnelligkeit undArbeits -41Die Ernte.Arbeitserſparung. Es hat wohl keinen Zweifel, daß beſonders bei ſtarkem, halb - gelagerten und verworrenen Getreide jener dieſen uͤberwiege und die Erſparung des Ausfalles die mehreren Koſten reichlich decke, wenn man Schnitter genug hat und das Abbringen ſo ſchnell als es noͤthig iſt, und als es mit der Senſe geſchehen koͤnnte, vollfuͤhren kann. Allein wo man, um des Schneidens willen, eine oder andre Getreideart uͤberreif werden laſſen muß, da geht dieſer Vortheil ganz verloren, und der Ausfall wird oft ſtaͤrker, als bein: Maͤhen, wenn dieſes in gerechter Zeit ſchnell vollfuͤhrt waͤre. Auch kommt allerdings beim Schneiden die zuruͤckbleibende hoͤhere Stoppel und der Verluſt an Stroh in Betracht; we - niger jedoch auf ſtarkem und ſchwerem Boden, wo reichlich Stroh gewonnen wird, und wo die untergepfluͤgte ſtarke Stoppel fuͤr die Lockerung des Bodens nuͤtzlich iſt.
Das Maͤhen mit der Senſe geſchiehet auf zweierlei Art: mit der Geſtell - ſenſe, womit von der rechten Seite eingehauen und das Getreide zur linken Seite in Schwaden gelegt wird, oder mit der einfachen Senſe, wo der Maͤher das Getreide zur linken Hand nimmt und ſolches beim Abhauen an das ſtehende Ge - treide anlegt; wo dem Maͤher dann ſogleich ein Abnehmer folgt, der es abnimmt und es in Froͤſchen zur Seite legt, manchmal auch ſogleich bindet. Die zweite Methode findet nur bei ſtaͤrkerem Getreide ſtatt, und hat den Vorzug, daß dem - ſelben weit weniger Gewalt geſchiehet, beim Hauen ſowohl, als durch die Erſpa - rung des Harkens, und das folglich zum Ausfall geneigtes Korn weit weniger verliert. Die Arbeit iſt nur um ein Geringes groͤßer, als bei der erſten Me - thode, weil der Abnehmer das Harken aus den Schwaden groͤßtentheils erſpart.
Man hat auch zum Abbringen des Getreides Maſchinen erfinden wollen, und auch in der That ſolche zu Stande gebracht, die es bewirkten. Es fand ſich aber, daß die Arbeit dadurch ſo wenig erleichtert, das Getreide aber ſo ſehr beſchaͤdigt wurde, daß ſie auf keine Weiſe mit Vortheil angewandt werden konnten.
Das Sammlen und Binden des Getreides geſchiehet gleich hinter der Senſe,Das Samm - len und Bin - den. oder nachdem es in Schwaden oder Froͤſchen abgetrocknet iſt. Jenes findet nur bei wenig krautigem Getreide ſtatt. Man laͤßt es dann in Haufen, auf verſchie - dene Weiſe zuſammengeſetzt, noch auf dem Felde ſtehen, und einige machen es ſichVierter Theil. F42Die Ernte.zur Regel, wo moͤglich abzuwarten, bis es einen Regen bekommen habe. Dann duͤrfen aber nur kleine Bunde gemacht werden, weil ſtarke nicht leicht wieder austrocknen wuͤrden; dies nimmt mehrere Zeit weg, da die Anzahl der Bunde drei - und vierfach groͤßer iſt, hat uͤbrigens unter dieſer Bedingung unbezweifelte Vorzuͤge, indem das aufgebundene und aufrechtſtehende Getreide von der Feuch - tigkeit weniger leidet, als das liegende. Wo man es, wie um des Zehenten willen zuweilen geſchehen muß, lange ſtehen laͤßt, ſetzt man eine ſogenannte Kappe oder Haube, welche in einer ausgeſpreitzten Garbe beſtehet, uͤber jeden Haufen, welche gegen anhaltenden Regen ſichert. Bei der Methode mit den großen Garben muß man dagegen nach dem Binden mit dem Einfahren eilen, und man macht es ſich zur Regel, keinen Haufen uͤber Nacht ſtehen zu laſſen.
Wenn man ſich durch Schriften vom Detail mehrerer Erntemethoden unter - richten will, ſo findet man ſie am vollſtaͤndigſten zuſammengetragen in Kruͤnitz Encyklopaͤdie, Th. XI. S. 367. Auch hat Gericke das Geſchaͤft der Ernte im 3ten Bande ſeiner Anleitung zur Wirthſchaftsfuͤhrung nach der dort uͤblichen Art, nebſt allem dahin gehoͤrigen, ſehr ausfuͤhrlich behandelt.
Verfahren bei naſſer Witte - rung.Eine naſſe und zugleich warme Erntewitterung, wobei das Getreide ſo leicht auswaͤchſt, iſt das verdrießlichſte was einen Landwirth treffen kann. Um ſo mehr muß er den Kopf oben zu erhalten ſuchen, und ſich keine Anſtrengung und Ko - ſten verdrießen laſſen. Wer nur Muth und Thaͤtigkeit behaͤlt, dem gluͤckt es endlich doch, ſein Getreide ziemlich unbeſchaͤdigt unter Dach zu bringen. Ver - drießliche Laune laͤhmt aber alles, und macht die Arbeiter, die ſonſt an der Ernte lebhaften Antheil nehmen, verdroſſen. Manche vorgeſchlagene Vorrichtun - gen, Trockengeruͤſte, Trockenſcheuren und Garbendarren finden nur bei ſeltenen Lekalitaͤten ſtatt. Wo das Getreide in Schwaden gelegt iſt, iſt keine andere Huͤlfe als oͤfteres Wenden und Aufſtochern dieſer Schwaden moͤglich, damit ſich die Aehren nur nicht an der Erde feſt legen, ſondern immer dem Luftzuge ausge - ſetzt bleiben. Jeder Augenblick, wo eine nur maͤßige Abtrocknung erfolgt iſt, muß zum Binden und Einfahren mit aller Kraft ergriffen werden. Zuweilen wird eine mehrmalige Umlegung des Getreides in den Scheuren, indem man es auf die Tennen herabwirft, durchluͤften laͤßt und dann wieder banſet, noͤthig. 43Die Ernte.Wird das Getreide gleich gebunden, ſo darf man nur in trocknen Stunden maͤ - hen und dann iſt die Aufſetzung in kleinen Haufen, und die Bedeckung mit einer ausgeſpreitzten Garbe allerdings das ſicherſte, indem man nun das Getreide bis zu beſſerer Witterung ſtehen laſſen kann, ohne Auswachſen zu beſorgen. Ei - nige ſetzen Haufen, ohne das Getreide zu binden, und legen es nur armvoll bei armvoll an einander, und ſetzen dann eine ausgeſpreitzte Garbe daruͤber. Wo man das Bedecken mit Garben wegen Ungeſchicklichkeit der Arbeiter nicht bewuͤrken zu koͤnnen glaubt, da muß man ſehr ſchwache Garben von 8 bis 10 Pfund bin - den, und dieſe aufrecht gegen einander ſetzen laſſen, ſo daß der Wind durchgehen kann; weil in dieſem luftigen Stande das Getreide viel Regen aushalten kann.
Einiges hieruͤber Annalen des Ackerbaues. Bd. IV. S. 82.
Anzeigen der Leipziger oͤkonomiſchen Societaͤt, Michaelis-Meſſe 1785. S. 50.
Untruͤgliche Weiſe bei regnigter Witterung die Feldfruͤchte in Sicherheit zu bringen. Weimar, 1801.
Bei uns wird das Getreide in der Regel in Scheuren, bis es ausgedroſchenScheuren und Feimen. worden, aufbewahrt, und man errichtet nur Noth-Feimen, wenn es an Scheu - renraum fehlt. Von dieſen unſern Noth-Feimen, welche große Unbequemlichkei - ten und Verluſt nach ſich ziehen, muß man die regelmaͤßig und mit großer Vor - ſicht angelegten Feimen der Englaͤnder wohl unterſcheiden, welche in meiner engli - ſchen Landwirthſchaft Bd. II. Th. 1. beſchrieben worden. In dieſen wird in Eng - land in der Regel alles Getreide unbeſchaͤdigt und unverdorben aufbewahrt. Ihre Einfuͤhrung wuͤrde jedoch bei uns große Schwierigkeiten machen, und ſie findet auch nur bei Schnittergarben ſtatt. Ein, meiner Anſicht nach zweckmaͤßiges, zwi - ſchen Scheuren und Felmen mitten innen ſtehendes Gebaͤude hat der Regierungs - rath Trieſt dargeſtellt.
Anleitung zu einer holzerſparenden, raumgewinnenden und wohlfeilen Kon - ſtruktion bei den Scheuren. Berlin, 1808. Mit 4 Kupfertafeln.
Ueber die beſte Form der Scheuren und beſonders ob die in der Mitte oder an den Seiten langlaufenden, oder aber die Quertennen den Vorzug verdienen, ſind die Meinungen getheilt. Dieſe Form der Scheuren modificirt aber ſchon den Gang des Erntegeſchaͤftes, und dieſes muß ſich, beſonders in Anſehung des Ein -F 244Die Ernte.fahrens, nach felbiger, ſo wie bei neuer Kouſtruktion die Form der Tennen nach der uͤblichen Methode, richten. Bei den Langtennen kann mit einer großen Reihe von Wagen in eine Banſe eingefahren werden; bei den Quertennen aber hoͤch - ſtens nur mit drei Wagen. Der Vorzug wird alſo m. E. bloß durch den einge - fuͤhrten Gebrauch entſchieden, und der Vortheil der einen oder der andern iſt wenig - ſtens nicht ſo groß, daß es ſich der Muͤhe lohnte, die Einrichtung der Scheuern und den Gang des Erntegeſchaͤftes zugleich darum abzuaͤndern. Die Langtennen findet man mehrentheils, wo eingefahren wird, nachdem alles aufgebunden worden; die Quertennen, wo ſogleich eingefahren wird, wenn ein Theil aufgebunden worden.
Das Taſſen.Bei dem Taſſen oder Banſen des Getreides kommt es vorzuͤglich darauf an, daß es dicht und vollgelegt werde, nicht bloß zur Erſparung des Raums ſondern auch zur beſſeren Konſervation des Getreides. Es iſt nichts falſcher, als Getreide und Heu mittelſt der Durchzuͤge luͤften und von den Duͤnſten befreien zu wollen; denn gerade an ſolchen Stellen ſchimmelt es, und erhaͤlt ſich dagegen um ſo beſ - ſer, je dichter es liegt.
Das Dreſchen.Das Abdreſchen des Getreides wird auf mannigfaltige Weiſe bewirkt. Des Ausreitens mit Pferden, des Ausfahrens mit Wagen, die zehen bis zwanzig-eckige Raͤder haben, oder mit Schlitten, oder mit koniſchen Dreſchwalzen erwaͤhne ich hier nur.
Eine ſehr vollſtaͤndige Beſchreibung dieſer bei uns ungebraͤuchlichen Methoden findet man in Kruͤnitz Encyclopaͤdie Bd. IX. mit vielen Abbildungen.
Aber auch bey dem gewoͤhnlichen Dreſchen mit Flegeln giebt es manche Ab - aͤnderungen in der Geſtalt dieſer Flegel und in der Art ſie zu fuͤhren. Es tritt dabei daſſelbe ein, was ich bei der Ernte geſagt habe: keines hat ſo entſchiedene Vorzuͤge, daß man den Arbeitern ein anderes aufdringen muͤßte, als weſſen ſie ge - wohnt ſind; zumal wenn ſie um eine Quote dreſchen.
Dreſcherlohn.Das Dreſchen geſchiehet a) in kleinen Wirthſchaften durch eigenes Geſinde, beſonders des Morgens fruͤh und des Abends ſpaͤt; findet aber in groͤßeren ſelten und hoͤchſtens nur theilweiſe ſtatt.
45Die Ernte.b) Im Tagelohn, wobei jedoch gewoͤhnlich von jeder Getreideart eine An - zahl von Garben feſtgeſetzt iſt, die abgedroſchen werden muß. Es erfordert vor - zuͤglich eine beſondere Aufſicht auf das Reinausdreſchen.
c) Fuͤr die Dreſchergarbe oder eine Quote von dem abgedroſchenrn Getreide. Dies iſt in groͤßeren Wirthſchaften, wo beſtaͤndige Lohnarbeiter gehalten werden das gewoͤhnlichſte, und ſichert dieſen in theuren Jahren allein ihr Auskommen, ohne ſchnelle Steigerung des Tagelohns. Das hoͤchſte was gegeben wird iſt der 12te Scheffel, das geringſte iſt der 18te.
Die Beachtung des reinen Ausdreſchens, deſſen Mangelhaftigkeit ſtrenge ver - poͤnet ſeyn muß, Verhuͤtung der Schmuggeleien, Erhaltung der Ordnung, An - zeichnung der angelegten Gebinde, dann die gehoͤrige Reinigung des Getreides, endlich das Aufmeſſen und Aufbringen auf den Boden, erfordern die ſtrengſte Auf - ſicht des Landwirchs oder des hiermit beauftragten Aufſehers.
Bergleiche Berliner Beitraͤge zur Landwirthſchafts-Wiſſenſchaft Bd. II. S. 192. Germershauſens Hausvater Bd. II. S. 384.
Der Dreſchmaſchinen hat man viele erfunden und mehrere mit Nutzen aus -Dreſchmaſchi - nen. gefuͤhrt. Alle aͤlteren findet man am vollſtaͤndigſten beſchrieben und abgebildet in Kruͤnitz Encyclopaͤdie Bd. IX. Die Peßlerſche erregte neuerlich die groͤßte Auf - merkſamkeit
Vergleiche Peßlers vollſtaͤndige Beſchreibung und Abbildung einer neuen Dreſchmaſchine. Braunſchweig 1797.
ward von dem wuͤrdigen Profeſſor Karſten ausgefuͤhrt und verbeſſert.
Die Peßlerſche Dreſchmaſchine nach Theorie und Erfahrung beurtheilt von F. C. L. Karſten. Celle 1799.
Man hat ſie wohl anwendbar, aber wenig genuͤgend befunden.
Allein die in Schottland erfundene immer mehr verbeſſerte und verſchieden modificirte Dreſchmaſchine, welche mit cannelirten Walzen das Getreide ergreift, das Korn durch eine umlaufende mit Schlaͤgern beſetzte Welle, gegen einen dieſe Welle auf ⅔ umfaſſenden Schirm oder Trommel auspreßt, dann das ſchwere und leichte Korn, die Spreu und das Stroh ſondert, hat allgemeinen Beifall gefun -46Die Ernte.den. Man hat ſie von ſehr verſchiedener Staͤrke, und zum Triebe mit Waſſer, mit Wind, mit 6, 4 und 2 Pferden eingerichtet. Ihr Mechanismus iſt compli - zirt aber dauerhaft. Deshalb iſt ſie koſtbar jedoch zu ſehr billigen Preiſen zu Friedrichswerk auf Seeland ausgeboten; naͤmlich die groͤßte und complizirteſte Art zu 6 Pferden fuͤr 510 Rthlr., die kleinſte zu 2 Pferden fuͤr 180 Rthlr. Sie driſcht ſehr rein und nach Verhaͤltniß ihrer verſchiedenen Staͤrke ſehr ſchnell aus. Das einzige was man ihr vorwirft, iſt, daß ſie das Stroh zerknickt, wodurch es aber zur Fuͤtterung und Einſtreuung eher verbeſſert als verſchlechtert und nur zu anderm Gebrauch untauglich wird. Bei der Organiſation unſerer Wirthſchaften, wo das Dreſchen ein nothwendiger Wintererwerb unſerer Arbeiter bleiben muß, koͤnnen Dreſchmuͤhlen freilich nur zum Abdreſchen eines Theils gebraucht, aber zur Foͤrderung der Arbeit in gewiſſen Zeiten doch hoͤchſt nutzbar werden.
Aufbewah - rang des Korns.Die Aufbewahrung des Korns geſchiehet bei uns auf Boͤden, die mehrentheils uͤber Wohngebaͤude, am beſten uͤber offene Schuppen angelegt ſind. In ſehr großen Wirthſchaften hat man beſondere Magazingebaͤude. Ueber ihre Einrichtung ſiehe:
Die beſte Art Kornmagazine und Fruchtboden anzulegen ꝛc. eine Preisſchrift (von Dillinger). Hannover 1768.
Cancrin vom Bau der vortheilhafteſten den Wurmfraß nicht ausgeſetzten Fruchtmagazine. Frankfurt am Main 1792.
Meinerts landwirthſchaftliche Bauwiſſenſchaft Th. I.
Gilly Handbuch der Landbaukunſt Th. III. Abth. I. Herausgegeben von Friderici 1811. S. 202.
Zur langen Aufbewahrung großer Getreidevorraͤthe ſchicken ſich die in Rußland und Schweden aufgefuͤhrten maſſiven Gebaͤude am beſten, in welchen die Kornbehaͤlter, wie Schornſteine, von oben bis unten hinab gehen und ganz voll geſchuͤttet, dann oben gegen den Zutritt der Luft feſt verſchloſſen werden. Man leeret ſie unten und dann einen ſolchen Behaͤlter auf einmal aus: das Korn muß aber, wo nicht ge - doͤrret, doch ſehr ausgetrocknet ſeyn, bevor es aufgeſchuͤttet wird.
Entwurf eines Kornmagazins, welches gegen Ungeziefer und Feuersgefahr voͤllig geſichert iſt, von Engelmann, in den Abhandlungen der oͤkonomiſchen Geſell - ſchaft zu Petersburg Bd. I.
47Die Ernte.Norbergs Beſchreibung eines Kornmagazins, in den neuen Abhandlungen der Schwediſchen Akademie der Wiſſenſchaften Bd. X.
In der Ukraine wird das Getreide noch, wie vormals in Deutſchland, haͤufig in Gruben aufbewahrt.
Schrebers Sammlung von Schriften zur Kameralwiſſenſchaft Bd. X.
Das ausgedroſchene Getreide muß auf dem Boden anfangs nur ſehr duͤnne,Behandlung auf dem Bo - den. 6 Zoll hoch aufgeſchuͤttet werden, kann nachher aber bis zu 1½ Fuß hoch allmaͤhlig zuſammengebracht werden.
Das Umſtechen oder Umſchippen iſt um ſo haͤufiger noͤthig, je friſcher das Ge - treide und je feuchter die Luft iſt: woͤchentlich zweimal, nachher einmal, und wenn es im Sommer voͤllig ausgetrocknet iſt, monatlich nur einmal.
Gegen die verſchiedenen Arten von Inſekten, welche ſehr großen Schaden aufVertilgung der Inſekten. Kornboͤden, wo ſie ſich einmal eingeniſtet haben, anrichten, muß man ſehr auf ſei - ner Huth ſeyn; deshalb nie fremdes Getreide, von welchem man nicht ganz ſicher iſt, auf den eigentlichen Vorrathsboden nehmen; die Waͤnde des Bodens dicht und getuͤncht erhalten, Luftzug und fleißiges Umſtechen beſorgen.
Zeigen ſich die Inſekten ſo iſt ein moͤglichſt ſtarker Luftzug zuweilen hinlaͤng - lich ſie zu vertreiben. Haben ſie uͤberhand genommen, ſo iſt kein anderes Mittel als das befallene Getreide baldmoͤglichſt zu verkaufen und vorerſt kein Getreide auf dieſen Boden zu bringen. Der Boden muß dann auf alle Weiſe gereinigt werden, und man kann mancherlei den Inſekten widrige und toͤdliche Dinge an - bringen. Dahin gehoͤrt das Aufbringen der Tabacksblaͤtter auf ſelchen Boden, das Waſchen mit einer Abkochung von Erlen - und Nußblaͤttern oder von der gruͤnen Schaale der welſchen Nuͤſſe, das Beſtreichen aller Ritzen mit Terpentin oder Theer. Das wirkſamſte ſcheint mir aber ein ſtarkes und wiederholtes Aus - raͤuchern mit Schwefel, welches bei gehoͤriger Vorſicht ohne alle Feuersgefahr geſchehen kann; wobei alle Oeffnungen wohl verſchloſſen werden muͤſſen.
Ratzen und Maͤuſe richten ebenfalls große Verwuͤſtungen des Korns anDer Ratzen und Maͤuſe. und verunreinigen ſolches. Katzen, Igel, Eulen, vermindern ſie, koͤnnen ſie aber48Die Ernte.oft nicht bezwingen und verunreinigen das Getreide ſelbſt. Das Giftlegen haͤlt man mit Recht fuͤr gefaͤhrlich; es giebt aber ein Mittel es gefahrlos zu ma - chen. Man muß nur erſt einen Koͤder ausfindig machen, zu welchem dieſe Thiere eine große Neigung bekommen, wenn man ihnen ſolchen an einem gewiſ - ſen Orte, wohin ſie vom Kornboden ab kommen koͤnnen, taͤglich hinſetzt. Wenn man ſieht daß ſie mit Begierde darauf fallen und von dem Abends hingeſetzten am fol - genden Morgen nichts uͤbrig iſt, ſo thut man dann Ratzengift, weiſſen Arſenick, dazu, und man wird in einer Nacht alle Ratzen verſchwunden ſehen. Hierbei iſt nicht die Gefahr, wie bei dem Umherlegen des Giftes. Die Thiere die hiervon eine betraͤchtliche Portion verſchlungen haben, gehen nicht aufs Korn, verkriechen ſich in Winkel oder eilen aufs Dach und ſind in kurzer Zeit tod. Auf allen Fall kann man die Getreidelager eben harken, um es ſo leichter zu entdecken, wenn ein Thier ſie verunreinigt haͤtte. Das uͤbrige Gift muß man nun ſogleich mit Vorſicht wegſchaffen; denn zu dieſem Gift gehet gewiß keine Ratze wieder, wenn auch welche geblieben waͤren.
Wir gehen zu den einzelnen Fruͤchten, zuerſt zu den Getreidearten uͤber.
Wenn ich mich uͤber einige der vorſtehenden Materien kurz gefaßt habe, ſo geſchahe es 1) weil ſie in vielen landwirthſchaftlichen Lehrbuͤchern ſehr weitlaͤuf - tig behandelt ſind; 2) weil ich ſie noch weitlaͤuftiger haͤtte behandeln muͤſſen, wenn ich alles ſagen wollte, was daruͤber zu ſagen iſt; 3) weil ich eine ſo weit - laͤuftige Behandlung fuͤr ſo ermuͤdend als unnuͤtz hielt, indem man gewiſſe Dinge aus 100 Quartſeiten nicht kennen lernt, die man beim erſten Anblicke voͤllig begreift. So habe ich bei der Ernte nur an gewiſſen Hauptpunkte erinnern, bei einigen andern meine Anſicht mittheilen aber keinesweges die Materie er - ſchoͤpfen wollen.
Aus dem botaniſchen Geſchlechte des Triticum kommen vier beſtimmte unveraͤn -Arten des Weizens. derliche Arten als angebauete Cerealien in Betracht, naͤmlich:
Triticum hybernum und aestivum als eine Art,
Die unzaͤhligen Varietaͤten, die man beſonders von der erſten Art oder dem eigentlichen Weizen hat, ſind blos Ab - oder Spielarten die ſich veraͤndern und durch Einwirkung aͤußerer Umſtaͤnde in einander uͤbergehen. Dies iſt gegen die gewoͤhn - liche Meinung, ſelbſt der Botaniker — die uͤberhaupt in der Unterſcheidung der Arten und Abarten (species und varietas) bei den unter der Einwirkung der Kunſt ſtehenden landwirthſchaftlichen Pflanzen noch nicht aufs Reine gekommen ſind — auch bei dem Sommer - und Winterweizen der Fall. Wenn gleich beide, beſonders einige Abarten, ihrer Natur nach ſehr verſchieden zu ſeyn ſcheinen, ſo kann man doch willkuͤhrlich den einen in den andern umwandeln. Indem man den entſchiedenſten Winterweizen ſpaͤt im Winter im Februar oder Anfangs Maͤrz ſaͤet, wird er mit einem Theile ſeiner Sproſſen aufſchießen und reifen Saamen in dem - ſelben Jahre machen; aber freilich nur einen ſchwachen Ertrag geben. Saͤet man den hiervon genommenen Saamen im naͤchſten Fruͤhjahre, ſo wird er ſchon mehr die Natur des Sommerweizens angenommen haben, mehr in Aehren gehen und reifen und im folgenden Jahre wird er vollkommner Sommerweizen ſeyn. Dage - gen ſaͤe man entſchiedenen Sommerweizen zu Ende Oktobers: kommt ein harter Winter ohne genugſame Schneedecke, ſo wird er freilich ſaͤmmtlich erfrieren; bei guͤnſtiger Witterung aber ziemlich durchkommen, dann fruͤher wie der Winterweizen in Aehren gehen und reifen. Die hiervon gewonnene Saat wird den Winter ſchonVierter Theil. G50Der Weizen.beſſer aushalten und mehr die Natur des Winterweizens, ſich laͤnger an der Erde zu halten und ſich ſtaͤrker zu beſtauden, angenommen haben, und im darauf fol - genden Jahre wird er ganz Winterweizen ſeyn und ſpaͤter, z. B. zu Ende des Mays geſaͤet, in demſelben Jahre uͤberall nicht in Aehren gehen. Denn der entſchiedene Winterweizen kann ſo fruͤh geſaͤet werden, ohne empor zu ſchießen, was der ent - ſchiedene Sommerweizen noch thut, wenn man ihn auch zu Johannis ſaͤete.
So kann ich auch den ſogenannten Wunder - oder vielaͤhrigen Weizen (Tri - ticum compositum) nicht fuͤr eine conſtante Art (species) erkennen, da er dieſe geilen Austriebe auf aͤrmerem Boden bald verliert und nach mehreren Reproductio - nen keine Spur davon zeigt; wogegen ſeine Koͤrner wieder groͤßer werden.
Was man engliſchen Weizen (die Botaniker Triticum turgidum) nennt, iſt vielleicht eine beſtehende Art. Die Aehre und die Spelzen unterſcheiden ſich durch ihren Bau und das Korn durch einen breitern Ruͤcken und nach Cromens Wahrnehmung durch die Abweſenheit des Haarbuͤſchels an dem dicken Ende, den andere Weizenkoͤrner haben. Er hat zuweilen Grannen, zuweilen keine. Ob die Englaͤnder ihn uͤberhaupt kennen, weiß ich nicht; weil bei ihren unzaͤhligen Abar - ten eine große Verwirrung herrſcht. Aber gewiß iſt er keine ihrer gewoͤhnlichen Arten und hat alſo jenen teutſchen Namen ſehr unrichtig.
Von den drei entſchiedenen Arten, Spelz, Einkorn und polniſchen Weizen werden wir unten beſonders reden. §. 67. u. f.
Die Abarten des eigentlichen Weizens ſind unzaͤhlig, beſonders in ſolchen Gegenden, wo man auf den Weizenbau, wie in England, die hoͤchſte Aufmerk - ſamkeit wendet. Ich habe bei den Englaͤndern uͤber hundert verſchiedene Weizen - Namen gezaͤhlt; man verſieht aber ſelten, von welcher ſie eigentlich reden und ei - ner verſteht den andern nicht.
Die von den Grannen hergenommene Unterſcheidung iſt, wie Haller ſchon bemerkt hat, ganz truͤglich, da der Weizen dieſe auf verſchiedenen Bodenarten be - kommt und auf andern verliert. Auch ſehen die Englaͤnder gar nicht darauf.
51Der Weizen.Die Farbe des Korns iſt beſtaͤndiger und allenthalben unterſcheidet man rothen oder braunen, gelben und weißen Weizen. Die Farbe des reifen Strohes iſt nicht immer uͤbereinſtimmend mit der Farbe des Korns und man hat dunklen Weizen mit weißlichem Stroh und umgekehrt.
Der braune Weizen kommt in Gegenden, welche den ſtaͤrkſten Weizenboden haben, hauptſaͤchlich vor, und artet ſich, nach andern verpflanzt, nicht gut. Ob er die braune roͤthliche Farbe nur vom Boden habe und ſie auf anderen allmaͤhlig ver - lieren wuͤrde, iſt noch zweifelhaft; wenigſtens geſchiehet es nicht ſo bald.
Der gewoͤhnlichſte iſt der gelbe Weizen als Winterung und auch als Soͤm - merung gebauet.
Seit einiger Zeit verdraͤngte ihn aber der weiße Weizen bei aufmerkſameren Wirthen faſt gaͤnzlich, weil dieſer im Ertrage nicht geringer war, im Preiſe aber betraͤchtlich hoͤher ſtieg, nachdem man ihn kennen gelernt hatte. Er giebt, auch weniger gebeutelt, ein weißeres Mehl; beſonders aber ward er ſeewaͤrts mehr ge - ſucht und bezahlt. Er wuͤrde vielleicht allgemein geworden ſeyn, wenn nicht der Winter 180⅔ gezeigt haͤtte, daß er weichlicher ſey. Denn bei dem anhaltenden Blachfroſte erfror er in manchen Gegenden, wo ſich der gelbe erhielt.
Man hat aber zwei weiße Abarten. Bei dem einen iſt die Spelze glatt, bei dem andern mit feinen Haͤrchen uͤberzogen, die den Aehren ein ſammetartiges An - ſehn geben. Die Englaͤnder beachten dieſen Unterſchied vorzuͤglich, und er iſt nach ihnen nicht nur ſehr conſtant, ſondern auch oͤkonomiſch wichtig. Sie nennen jenen eierſchaͤaͤligen (eg-shell) dieſen Sammetweizen (velvit). Den glatt - ſpelzigen halten ſie in feuchteren Gegenden angemeſſener, in welchen der rauhe die Feuchtigkeit zu ſehr anziehe, dem Brande unterworfen ſey, und ſchwerer trockne; den rauhen aber fuͤr hoͤhere, trocknere Gegenden mehr geeignet, wo er die Duͤrre beſſer aushalte, nicht ſo ſchnell trockne, und ſo leicht zuſammenſchrumpfe — ſehr natuͤrlich, da dieſe Haͤrchen einſaugende Gefaͤße ſind. —
Ich habe dieſen weißen rauhen Weizen vormals aus England erhalten, bin aber darum gekommen. Ich habe ihn nachmals auch in hieſigen Gegenden ange - troffen, wo man die Saat aus dem Deſſauiſchen erhalten hatte, wohin er wahr -G 252Der Weizen.ſcheinlich aus England gekommen war*)Ich fand ihn in dieſem Jahre 1811 in feuchtem Bruchlande ausgeſaͤet, wo er zu ein Drittel Staubbrand war.. Er hat keine Grannen. Wenn man einer Art den Namen des engliſchen Weizens geben will, ſo gebuͤhrt er dieſer eher, als dem Triticum turgidum.
Der unter dem Namen Heckweizen (Hedge wheat) in England in Ruf, und dann auch zu uns gekommene Weizen iſt durchaus keine Abart, ſondern iſt nur aus einer an einem Schlagbaum (Heck) gefundenen großen Weizenpflanze erzeugt und durch ſorgfaͤltige Kultur fortgepflanzt worden, ſchlaͤgt aber bei der gewoͤhnlichen bald wieder zuruͤck.
Der Winterweizen, wovon wir zuerſt und hauptſaͤchlich reden, unter - ſcheidet ſich vom Sommerweizen alſo mehr oͤkonomiſch als botaniſch.
Wo Weizen den Vorzug vor dem Rok - ken habe.Da bei der Winterungsausſaat hauptſaͤchlich nur Weizen und Rocken in Be - tracht kommen, ſo iſt die Hauptfrage die, auf welchen Boden der eine oder der andere zu ſaͤen ſey? Sie iſt in ſofern voͤllig und wohl einſtimmig entſchieden, daß der mehr thonige Boden dem Weizen, der mehr ſandige dem Rocken angemeſſe - ren ſey. Man kann hier die Grenze ungefaͤhr ſo annehmen, daß der Boden, der uͤber 55 Prozent Sand hat, nicht mehr ſo geeignet fuͤr Weizen als fuͤr Rocken ſey. Indeſſen kommt es bei ſolchem Boden auf ſeine Lage und auf andre ihn feucht erhaltende Umſtaͤnde an. Hat er eine feuchte Lage, ſo kann er bei 60 und 65 Prozent Sand noch ſichrer fuͤr Weizen wie fuͤr Rocken ſeyn, weil jener meh - rere Feuchtigkeit ertraͤgt, und dieſe durch die Lage herbeigefuͤhrte Feuchtigkeit ihm den Mangel des Thons erſetzt; wogegen ſie dem Rocken ſchon nachtheilig wer - den wuͤrde.
Gebunden muß der Boden, der mit Sicherheit und Erfolg Winterweizen tragen ſoll, jedoch immer ſeyn. Ein wegen Mangel an Thon loſer Boden traͤge auch bei zureichender Feuchtigkeit und großem Reichthum an Humus unſicher Wei - zen, weil er den Wurzeln, insbeſondere im Winter, nicht Haltung genug giebt.
Je mehr Thon und je weniger Sand alſo der Boden enthaͤlt, deſto mehr iſt er fuͤr den Weizen und deſto weniger fuͤr den Rocken geeignet. Hat er, bei gerin -53Der Weizen.gem Sandantheile, Kalk bis zu 15 Prozent in ſich, ſo gehoͤrt er zu dem vorzuͤg - lichſten Weizenboden; er wird dadurch zerfallend, bleibt aber gebunden und wird gegen alle Entſtehung von Saͤuren, die dem Weizen beſonders nachtheilig iſt, geſchuͤtzt.
Soll der Acker aber befriedigende Weizenernten geben, ſo muß er auch Kraft oder Nahrungstheile genug fuͤr dieſe, viele Nahrung erfordernde Pflanze haben. Der humusreiche, ſchwarzbraune Thonboden (der Klay) lohnt daher vor allen im Weizenertrage. Der von Natur minder reiche Boden muß durch Duͤngung dazu in Kraft gefetzt werden. Indeſſen traͤgt doch auch der arme Thonboden bei kaͤrglicher Duͤngung noch immer Weizen mit mehrerem Erfolge wie Rocken, zu - mal bei einer etwas feuchten und kalten Lage; weswegen ſich Bergacker mit Wei - zen beſtellt, noch immer beſſer verlohnt als mit Rocken.
Der Weizen kann keine freie Saͤure im Boden ertragen, wenigſtens wo wir Bodenarten gefunden haben, auf dem Weizen durchaus nicht gerathen wollte, un - geachtet ſie ſonſt nicht unpaſſend dafuͤr ſchienen, fanden wir merkliche Saͤure. Solcher Boden wird aber durch Kalk, Mergel, Aſche, und durch das Brennen tragbar fuͤr Weizen gemacht, und dann zugleich fuͤr Gerſte, Erbſen und Klee.
Beim thonigen Boden iſt es unter dieſen Bedingungen daher wohl ent - ſchieden, daß er mit Weizen vortheilhafter als mit Rocken benutzt werde. Aber beim Mittelboden, welcher 55 bis 65 Prozent Sand enthaͤlt und keine ſehr trockne Lage hat, koͤnnen oft nur Orts - und Zeitverhaͤltniſſe die Wahl beſtimmen.
In Laͤndern, wo der Weizen die allgemeine Nahrung ausmacht und Rocken wenig geſucht wird, bauet man in der Regel Weizen darauf. Bei uns nur, wenn beſondere Handelsconjuncturen den Preis des Weizens betraͤchtlich uͤber das natuͤr - liche Verhaͤltniß gegen den des Rockens erheben. Denn obwohl im Durchſchnitt in Kraft geſetzter Boden dieſer Art eine Weizenernte von hoͤherem Werthe, als die Rockenernte, tragen konnte, ſo weiß man doch, daß Weizen einen ſolchen Boden ſtaͤrker angreife und fuͤr die folgenden Fruͤchte mehr erſchoͤpfe, uͤberdem aber in ſei - nem Stroh weniger Duͤngermaterial reproduzire und folglich die Wirthſchaft im Ganzen ſchwaͤche, insbeſondre wenn er wiederholt gebauet wuͤrde. Vorſichtige Wirthe bleiben alſo lieber beim Rocken, ſobald ſie davon einen ſichern, und dem Maaße nach, groͤßeren Ertrag hoffen duͤrfen.
Weizen in der Brache.Am haͤufigſten wird der Weizen in die Brache, und zwar auf allem von Natur ſchwaͤcheren Boden, in die geduͤngte Brache geſaͤet. Nur bei natuͤrlich ſehr ſtarkem Boden thut man dies zuweilen nicht, aus Beſorgniß, daß der Wei - zen ſich lagern moͤchte. Man nimmt dann am haͤufigſten erſt Rapsſaat oder eine andre Frucht heraus. Auch nach dieſer ſaͤet man zuweilen nicht Weizen, ſondern erſt Wintergerſte, haͤlt nach ſelbiger wieder Brache oder bauet eine ſogenannte Brachfrucht, und laͤßt nun erſt Weizen folgen. Andere, mit dem Bau abwech - ſelnder Fruͤchte unbekannt und angekettet an das Dreifelderſyſtem, ſaͤen in die ge - duͤngte Brache Gerſte und danach Weizen. Hier geht dann die Gerſte haͤufig zu Lager, aber ſie vermeinen der Schaden ſey nicht ſo groß als beim Weizen. Die - ſer wird nun freilich nicht zu ſtark; aber zuweilen auch wohl zu ſchwach. Die Gerſte unmittelbar vor Weizen iſt keine gute Vorfrucht, und der Boden muß Kraft im Uebermaaß haben, wenn dieſer gedeihen ſoll; auf ſchwaͤcheren Boden wird er ſchlecht.
Auf Boden von mittler Kraft wird alſo in der Regel der Weizen in die geduͤngte Brache geſaͤet.
Dies geſchiehet in der Koppel - wie in der Dreyfelderwirthſchaft, und zwar, ſagen jetzt die meiſten, ſey es am vortheilhafteſten, ihn in die geduͤngte Ruhe - brache zu ſaͤen. Denn, wenn Ruhe und Duͤnger zuſammenkaͤmen, wuͤrke es am meiſten. Neu iſt die Lehre, daß eine doppelte Kraft ſtaͤrker wie eine einfache ſey, nun wohl nicht; aber die aͤlteren Koppelwirthe glaubten beſſer zu fahren, wenn ſie dieſe Kraͤfte auf mehrere Saaten vertheilten, und einige Ernten aus der Ruhe, einige aus dem Duͤnger naͤhmen. Sie hatten freilich keine ſo kraͤftige Saaten, als womit nun der eine Schlag pranget, aber auch in feuchteren Jah - ren weniger Lagerkorn, und im Ganzen wenigſtens denſelben Ertrag. Auch ward auf manchen Guͤtern kein Weizen gebauet, wo es jetzt auf dem geduͤngten Ra - ſen geſchiehet.
Jede Brache wird zum Weizen viermal gepfluͤgt, wenn es zum Rocken nur dreimal geſchiehet. Denn obwohl der Weizen ein gebundeneres Land verlangt, ſo muͤſſen doch ſeine Nahrungstheile wohl aufgeſchloſſen und ſeine undurchdringlichen Kloͤße gepulvert ſeyn.
Ferner wird der Weizen am haͤufigſten gebauet nach Winterruͤbſen oder Rapps. Nach anderen Vorfruͤchten.Denn obwohl es keinem Zweifel unterworfen iſt, daß dieſer viele Nahrungstheile aus dem Boden ziehet, ſo wird er doch nur in ſtarkes oder kraͤftig, faſt doppelt ge - duͤngtes Land geſaͤet und hinterlaͤßt dann dem Weizen noch genug. Zu dieſer Frucht war das Land fleiſſig vorbereitet, ſie beſchattete es mit ihren dichten Blaͤttern und erhielt es muͤrbe und rein; auch iſt nach ihrer Ernte noch Zeit genug zu abermaliger Bearbeitung.
Nach einigen behackten Fruͤchten, die beſonders ſtarken Duͤnger erhalten, oder in kraͤftiges Land kommen, laͤßt man ebenfalls Weizen folgen, z. B. nach Taback und nach Kopfkohl. Das Land iſt muͤrbe und rein genug, um ihn in die erſte Furche einzuſaͤen, und wenn es ſich auch etwas verſpaͤtet, ſo lehrt die Erfahrung doch, daß er hier trefflich gerathe. Nach Kartoffeln aber ſchlaͤgt er den meiſten Beobachtungen zufolge ſehr zuruͤck; obgleich einige behaupten, beſſeren Weizen als Rocken danach gebauet zu haben.
Nach Huͤlſenfruͤchten wird der Weizen mehrentheils nicht ſo ſtark als nach der reinen Brache. Indeſſen hat man auch Beiſpiele, daß dieſer Weizen den Brach - weizen uͤbertroffen habe. Wenn naͤmlich die Witterung der Brachbearbeitung nicht guͤnſtig war, aber den Wachsthum der Huͤlſenfruͤchte im Kraute ſehr befoͤr - derte, ſo war das Stoppelland zur Aufnahme des Weizens in beſſerem Stande als das Brachland. Aber immer wird ein ſchneller Umbruch der Stoppel unmittelbar nach dem Abmaͤhen vorausgeſetzt, wenn man guten Weizen nach Huͤlſenfrucht er - warten will.
Einige geben der Erbſenſtoppel, andere der Bohnenſtoppel einen Vorzug fuͤr dem Weizen. Bohnen ziehen wohl mehr Nahrung aus als Erbſen, indem ſie auch einen ſtaͤrkeren Ertrag in der Regel geben. Fehlt es dem Boden an Kraft, ſo wird ſie mehr erſchoͤpft als es fuͤr den Weizen geſchehen ſollte; durch Erbſen nicht ſo ſehr. Iſt aber Kraft genug fuͤr beide Ernten vorhanden, ſo ſcheint die Bohnenſtoppel eine treffliche Grundlage fuͤr den Weizen zu ſeyn. Die uralte Feldbeſtellung in der Grafſchaft Kent, jaͤhrlich abwechſelnd mit Bohnen und Weizen, die man auch in mehreren Gegenden Britanniens nachgeahmt hat, bezeugt dies, und ich habe immer nach gedrillten Bohnen ausgezeichneten Weizen geſehen.
56Der Weizen.Endlich wird der Weizen mit dem groͤßten Erfolge in der Kleeſtoppel gebauet, und um Weizen auf Boden, der ihm eigentlich nicht angemeſſen ſondern ſchon zu loſe iſt, zu erzielen, giebt es keine ſichrere Methode, wie die, ihn auf die erſte Furche des umgebrochenen Klees zu ſaͤen. Er uͤbertrifft nicht ſelten den in reine Brache geſaͤeten und ſoll dem Brande minder unterworfen ſeyn. Hierbei iſt aber die we - ſentliche Bedingung, daß der Klee ſtark und geſchloſſen ſtehe, kein Unkraut habe aufkommen laſſen, fruͤh genug zum zweitenmal geſchnitten ſey, um noch zum drit - tenmal 8 — 10 Zoll heranzuwachſen, und daß er dann unabgeweidet untergepfluͤgt werde. Jene Forderungen wird der Klee nur auf vorzuͤglichem Boden oder bei einer ſorgfaͤltigen Kultur erfuͤllen, und deshalb wird das eine oder das andere vorausgeſetzt. Das Umbrechen muß mit Vorſicht geſchehen, in ſchmalen, gut umſchlagenden Fur - chen. Am beſten geſchiehet es durch einen leichten Schnittpflug, deſſen Vorrichtung ich Bd. III. S. 41. und in der Beſchreibung der Ackerwerkzeuge Heft II. Taf. 8. beſchrieben habe. Eine unerlaͤßliche Bedingung iſt es, daß dieſe Furche wenigſtens vier Wochen vor der Einſaat gegeben werde, damit der untergepfluͤgte Klee verrotten und der Boden ſich ſacken koͤnne. Die Saat wird dann durch ſcharfes Eggen oder beſſer mit dem Exſtirpator untergebracht. Dieſe einfurchige Beſtellung des Weizens in der Kleeſtoppel findet in der Regel nur bei einjaͤhrig benutztem Klee ſtatt. Wenn indeſſen der zweijaͤhrige dicht und geſchloſſen ſtehet und nicht beweidet, ſondern bloß geſchnitten worden, der Acker daher rein und muͤrbe iſt, ſo kann es auch ohne Be - denken bei ſelbigem geſchehen; beim Gegentheil muͤſſen drei Furchen zum Weizen gegeben werden, und es kann daher vom Klee in dieſem Jahre nur ein Schnitt ge - nommen werden. Auch wird alsdann der Weizen auf ſandigerem Boden mißlich.
Weizen in ſeine eigene Stoppel zu ſaͤen, iſt nach allgemeiner Erfahrung durch - aus verwerflich und er mißraͤth ſo ſehr, daß man faſt nichts ſchlechteres bauen kann. Zwar bauete Tull und ſeine Nachfolger jaͤhrlich Weizen auf demſelben Acker; aber es kam bei ſeiner Bauart nur die halbe Ackerkrume zum Tragen und die andere Haͤlfte ward gebraacht. Daſſelbe iſt beinahe der Fall bei den Belgiern auf ihren hoch - aufgepfluͤgten Beeten; doch kommt auch Weizen nach Weizen bei ihnen hoͤchſt ſel - ten vor. Einige wollen auch bemerkt haben, daß weißer Weizen nach braunem, oder umgekehrt, beſſer gerathe, als wenn man dieſelbe Art nach einander ſaͤe.
Der57Der Weizen.Der Weizen nach Gerſte ſchlaͤgt ſehr zuruͤck, und kann nur auf ſehr ſtarkem Boden verzeihlich ſeyn. Nach Hafer geraͤth er, verſchiedenen Beobachtungen zufolge, beſſer. In der Regel kann man es als eine hoͤchſt fehlerhafte Wirthſchaft anſe - hen, wenn Weizen in die Stoppel einer anderen Halmfrucht geſaͤet wird.
Weizen nach Lein geraͤth aͤrmlich; beſſer wird er nach Hanf. Wird Lein in - deſſen in kraͤftigen Neubruch auf die erſte Furche geſaͤet, ſo habe ich guten Weizen danach geſehen.
Die Auswahl der Saat iſt bei keinem Getreide ſo wichtig, wie bei dem Weizen,Saat. weil in einer fehlerhaften hauptſaͤchlich der Grund des Korn - oder Stein-Bran - des, dieſer dem Weizen eigenthuͤmlichen und gefaͤhrlichen Krankheit, liegt; woruͤber wir unten ausfuͤhrlicher reden und zugleich die wegen der Saat zunehmenden Maaß - regeln, in ſofern ſie nicht bereits §. 1 — 11. angegeben ſind, betrachten werden.
Die Ausſaat des Weizens geſchiehet gewoͤhnlich nach der des Rockens; nichtZeit der Aus - ſaat. weil ihm eine fruͤhere Ausſaat nachtheilig iſt — ſie kann vielmehr, wie die Erfahrung mancher Gegenden lehrt, vortheilhaft ſchon im Auguſt geſchehen — ſondern weil er eine ſpaͤtere beſſer ertragen kann, wie der Rocken, und man daher dieſen zuerſt beſtellt. Der Weizen ertraͤgt es, bei einer ziemlich feuchten Witterung eingeſaͤet zu werden, auch beſſer, wie der Rocken. Daher waͤhlt man die trockenſte Witterung fuͤr dieſen, die feuchtere fuͤr jenen.
Das Weizenkorn kann, ſelbſt auf thonigem Boden, eine Bedeckung von dreiUnterbrin - gung. Zoll Erde, auf lockerem Boden von vier Zoll leiden, keimt darunter ſehr gut und treibt hervor. Deshalb iſt das flache Ueberpfluͤgen deſſelben, wenn der Boden ge - hoͤrig gelockert worden und nicht zu naß iſt, ſelbſt auf eigentlichem Weizenboden un - bedenklich, auf mehr ſandigerm Boden aber hoͤchſt rathſam, damit ſeine junge Wur - zel feſtere Haltung bekomme und vor Ausdoͤrrung mehr geſchuͤtzt ſey. In der Klee - ſtoppel kann es indeſſen nicht geſchehen.
Der Weizen ertraͤgt die Winterfeuchtigkeit beſſer wie der Rocken, und wennDurchwinte - rung. er auch an Stellen, wo Waſſer geſtanden hat, ganz vergangen ſcheint, ſo treibtVierter Theil. H58Der Weizen.er doch oft wieder aus. Jedoch darf man deshalb die Abwaͤſſerung des Ackers nicht verabſaͤumen.
Das Weizenfeld hat im Fruͤhjahr oft nach unguͤnſtigem Winter bis zu Anfang des Mays das traurigſte Anſehen, und man kann kaum eine Pflanze darauf ent - decken. Darum muß man die Hoffnung bis zu Ende des Mays nicht aufgeben, und eine anhaltende warme Witterung abwarten, bevor man ſich zum Umpfluͤgen entſchließt. Man leſe hieruͤber die ſchaͤtzbaren Beobachtungen, welche im Jahre 1803 in Mecklenburg gemacht und in den Annolen der Mecklenburgiſchen Landwirthſchafts-Geſellſchaft Bd. II. S. 169. u. f. aufbewahrt find.
Veaetations - periode. Eg - gen der jun - gen Saat.Der Weizen verdient es vor allen Getreidearten, daß man auch waͤhrend ſeiner Vegetationsperiode alle Aufmerkſamkeit auf ihn verwende, und ihm zu Huͤlfe komme. Er belohnt alle auf ihm gewandte Muͤhe reichlich.
Wenn im Fruͤhjahr ſeine Vegetation eben beginnt, und der Boden genug - ſam abgetrocknet iſt, ſo geſchieht ihm immer durch ein kraͤftiges Eggen mit eiſer - nen Zinken eine große Wohlthat. Dadurch wird die Winterborke gebrochen, die Ackerkrume wieder in Verbindung mit der Atmoſphaͤre geſetzt, eine friſche geluf - tete Erde an die nun austreibenden Kronwurzeln gebracht, die Pflanzen zu meh - rerer Beſtaudung gereizt, und junges hervorkeimendes Unkraut zerſtoͤrt. Man muß eine gute ſonnichte Witterung dazu waͤhlen, und an einem ſchoͤnen Fruͤh - lingstage dieſer Arbeit alle andren nachſetzen. Man muß dieſe Arbeit ohne alle Beſorgniß, deren man ſich zum erſtenmal kaum wird erwehren koͤnnen, vorneh - men. Wenn der Acker unmittelbar nachher wie ein friſch beſtellter ausſieht, ſo daß man kaum ein gruͤnes Blatt darauf wahrnimmt, und nur bloße Erdkrume da zu ſeyn ſcheint, dann iſt es am beſten gerathen. Findet man auch abgeriſſene Weizenblaͤtter — ganze Pflanzen wird man nicht ausgeriſſen finden — ſo iſt daran nichts gelegen. Nach acht oder vierzehn Tagen, nach Beſchaffenheit der Witte - rung, wird man die Pflanze neu hervortreibend, und den Acker weit dichter damit be - legt finden, als einen andern der dieſe wohlthaͤtige Operation nicht ausgeſtanden hat. In Gegenden, wo man ſie allgemein kennt, wuͤrde man jede andere Nachlaͤſſigkeit einem Wirthe eher verzeihen, als die Unterlaſſung derſelben im gerechten Zeitpunkte und bei guͤnſtiger Witterung. Man laͤßt dann alles liegen und ſtehen, um mit59Der Weizen.dem ſaͤmmtlichen Geſpann auf den Weizacker zu ziehen. Auch hieruͤber verdie - nen die Annalen der Mecklenburgiſchen Landwirthſchafts-Geſellſchaft am a. O. nachgeleſen zu werden. Wie viel Striche man mit der Egge zu geben habe, laͤßt ſich nicht beſtimmen, weil es auf die Bindigkeit des Bodens ankommt. Man egge ſo ſtark, daß der Acker allenthalben mit Krume bedeckt ſey, und daß auch die Riſſe, welche der thonichte Boden bei der Abtrocknung bekommt, ganz ver - deckt ſind. Es iſt dieſes Eggen der Saat nicht bloß auf ſehr zaͤhem Boden ſondern ohne Bedenken auf jedem, dem man Weizen anvertrauet, anwendbar; nur iſt die Staͤrke des Eggens danach verſchieden.
Eine vollkommnere Operation iſt freilich das Behacken des Weizens, wo -Behacken. durch alle Zwiſchenraͤume der Pflanze aufgelockert werden, und das dazwiſchen ſtehende Unkraut zerſtoͤrt wird. Allein ſie findet faſt nur da ſtatt, wo der Wirth ſie mit den Seinigen ſelbſt verrichtet, oder wo man geuͤbte Lohnarbeiter hat, welche ſie in Verdung unter der Bedingung, ſie vollſtaͤndig und untadelhaft auszufuͤhren, unternehmen. Fuͤr geuͤbte Arbeiter iſt ſie ſo ſchwierig nicht, wie ſie manchem ſcheint.
Das Behacken hat Vorzuͤge vor dem Jaͤten, welches jedoch an manchen Orten auf betraͤchtlichen Feldern vorgenommen wird. Jenes geht nicht nur geſchwinder und iſt minder muͤhſam, ſondern es wird auch die Lockerung der Oberflaͤche und die Heranziehung der Erde an die Pflanzen mehr dadurch be - wuͤrkt; und zugleich koͤnnen die ſtellenweiſe zu dicht ſtehenden Pflanzen dabei verduͤnnt werden.
Von dem Pferdehacken, welches nur bei der Drillkultur ſtatt findet, und vorzuͤgliche Wirkung auf den Weizen hat, rede ich unten.
Wenn auf einem kraftvollen Acker die Weizenpflanze, die vorhin vielleichtSchroͤpfen der Saat. zu ſpaͤrlich darauf zu ſteheu ſchien, ſich nun zu beſtauden und auszubreiten an - faͤngt, und ihre maſtigen Blaͤtter und Nebenſchuͤſſe hervortreibt; ſo tritt die Beſorgniß eines zu geilen Wuchſes und daraus erfolgender Lagerung manch - mal ein.
H 260Der Weizen.Hiergegen hat man zwei Mittel: das ſogenannte Schroͤpfen, und die Ab - huͤtung mit Schaafen.
Beim Schroͤpfen, welches geſchiehet, nachdem der Weizen mit ſeinen Blaͤt - tern zuſammengewachſen iſt, und das Feld dicht bedecket, werden ihm die her - vorſtehenden Blaͤtter genommen, ohne das Herz der Pflanze zu beruͤhren. Es muß daher von vorſichtigen und im Maͤhen geuͤbten Leuten geſchehen, darf insbeſondere nie denen uͤberlaſſen werden, welche das Abgeſchroͤpfte, die Gruſe, fuͤr das von ihnen verpflegte Vieh erhalten, indem ſie ſonſt zu tief eingreifen, um mehr zu erhalten; wovon der Weizen dann leicht zu ſtark angegriffen wer - den und ſehr zuruͤckſchlagen kann. Das Abſtutzen der Blaͤtter haͤlt den Wei - zen in dieſer Periode ſehr zuruͤck, und mindert ſeinen uͤppigen Wuchs merklich. Es muß daher immer nur mit reiflicher Ueberlegung vorgenommen werden. Man muß die Kraft ſeines Bodens kennen, und auf den wahrſcheinlichen Lauf der Witterung achten, was freilich manchmal truͤgt, indem auf eine, den Wachs - thum des Weizens ſehr foͤrdernde Witterung bald eine unfruchtbare folgen kann, die ihn zuruͤckhaͤlt, ſo daß man es nun bedauert, ſeinen Weizen ge - ſchwaͤcht zu haben. Es gehoͤrt ein praktiſcher Blick dazu, um ſich hier nicht oͤfter zu truͤgen. Wenn ſich der Weizen mit dunkelgruͤnen Blaͤttern verſchlin - get und durchkraͤuſelt, und die Sproſſen ſehr dick find, ſo iſt es gerathen, ihn zu ſchroͤpfen. Iſt das nicht, ſo geht man ſichrer ihn wachſen zu laſſen.
Das Abhuͤten mit Schaafen im Fruͤhjahre — denn von der Winterbehuͤ - tung iſt hier die Rede nicht — geſchiehet bis zu Ende Aprils. Man darf es es auch nur thun, wenn man ſeinem Acker große Kraft zutrauet, und die Pflanze den Boden dicht belegt hat. Dann iſt es rathſam, das Abfreſſen ſchnell, nicht allmaͤhlig, geſchehen zu laſſen, und eine große Anzahl Schaafe auf einmal auf einem Acker zu bringen, ſo daß ſie ihn rein an der Erde weg - freſſen, ſie dann aber davon zu nehmen und nicht wiederhohlt aufzutreiben. Ich halte dieſe Methode fuͤr ſichrer als das Schroͤpfen, jedoch nur auf kraͤf - tigem Acker.
Etwas aͤhnliches, aber wohl zu unterſcheidendes, vom Schroͤpfen geſchie - het, wenn der Weizen ſchon zu ſchoſſen anfaͤngt — man nennt es Ausklaͤren — um fruͤher emportreibende Rockenhalme — deren Saame unter dem Weizen61Der Weizen.oder im Miſte war — auch andres hervorragendes Unkraut, beſonders die blaue Kornblume zu koͤpfen. Dies muß ebenfalls mit hoͤchſter Vorſicht geſchehen, und der Weizen darf nicht ſtaͤrker, als an der aͤußerſten Spitze ſeiner Blaͤtter beruͤhrt werden.
Der Weizen iſt mehr wie anderes Getreide empfindlich gegen jede unguͤnſtigeEinwirkung der Witte - rung. beſonders naßkalte Witterung. Er aͤndert danach gleich ſeine Farbe und macht einen Stillſtand im Wachsthum, ſcheint wirklich, wie man ſagt, zuruͤckgewach - ſen. Er erholt ſich aber eben ſo ſchnell, wenn eine guͤnſtigere Witterung eintritt, und gewinnt in wenigen Tagen wieder ein geſundes Anſehen.
Bis zum Schoſſen und Hervortreten der Aehre liebt der Weizen eine mit vielem Regen abwechſelnde warme Witterung, welche das Emporkommen ſeiner Nebenſproſſen befoͤrdert. Nachher, beſonders in der Bluͤtezeit, iſt ihm trocknes warmes Wetter vorzuͤglich guͤnſtig. Nach dem Anſatze und bei der Vollendung ſeiner Koͤrner iſt ihm aber maͤßig feuchte Witterung wieder ſehr zutraͤglich, in - dem er bei anhaltender Duͤrre und trockenen Winden zu ſchnell reift und ſeine Koͤrner nicht ſo vollſtaͤndig werden, als wenn ſie langſamer reifen. Zu feuchte Witterung beim Anſatz der Koͤrner erzeugt dagegen den Staubbrand.
Weizen, der eine gute Handelswaare ſeyn ſoll, muß gemaͤhet werden,Reife. bevor er ſeine volle Reife erreicht hat. Er wird ſonſt hornig, oder, wie man es nennt, glaͤſig. Er giebt dann kein ſo weißes Mehl. Obwohl man dieſes dadurch verbeſſern kann, daß man ſolchen Weizen etwas anfeuchtet, ſo wird er doch von den Kaͤufern getadelt, wenigſtens wenn Ueberfluß zu Markte kommt. Ueberdem aber iſt der Weizen ſehr zum Ausfallen geneigt, und bei trockenem, windigem Wetter einem großen Verluſte unterworfen, wenn man ihn voͤllig reifen laͤßt. Deshalb muß auf den Zeitpunkt ſeiner Maͤhereife ge - nau geachtet werden, welche eintritt, wenn die Koͤrner zwar ihr Mehl gebil - det haben und nicht mehr milchigt, aber doch noch weich ſind. Und obwohl in der Regel der Weizen erſt 14 Tage nach dem Rocken reift, ſo tritt doch nicht ſelten der Fall ein, daß er dieſe Maͤhereife bei duͤrrem Wetter bekommt, bevor man mit dem Rocken fertig iſt; und ſo muß man den Rocken ſtehen62Der Weizen.laſſen, und den Weizen eher abbringen, weil der Verluſt bei dieſem weit groͤßer wie bei jenem iſt.
Nur der zur Saat beſtimmte Weizen muß voͤllig reif und dann mit Vorſicht und behende abgebracht werden.
Ertrag.Wenn der Weizen den ihm angemeſſenen Boden hat und die Witterung ihm nicht unguͤnſtig iſt, ſo giebt er unter allen gewoͤhnlichen Getreidearten die hoͤchſte Produktion, wo nicht in Maſſe — und auch hierin uͤberwiegt ihm faſt nur der Hafer — doch im Nahrungsſtoff. Man kann bis 24 Scheffel vom Morgen bei gewoͤhnlicher Kultur auf ſehr gutem Boden in gluͤcklichen Jahren gewinnen. In England hat man bei der Drillkultur oder bei ſorg - faͤltigem Handhacken viel hoͤhere Angaben. In der Regel aber werden 12 Scheffel ein guter, 8 Scheffel ein geringer Ertrag genannt; das Mittlere iſt alſo 10 Scheffel auf gutem Weizenboden und uͤblich guter Beſtellung.
Werth.In ein noch vortheilhafteres Verhaͤltniß kommt er aber gegen andere Ge - treidearten zu ſtehen, wenn wir auf den Werth ſeines Ertrages ſehen. Die - fer iſt keinesweges bloß conventionell, ſondern in ſeiner Natur begruͤndet. Sein Gewicht pro Scheffel ſchwankt zwiſchen 84 und 96 Pfund, wenn er anders nicht ſchlecht und unrein iſt. Ueberdem beſitzt er im gleichen Gewichte mehrere und kraͤftigere Nahrungstheile wie irgend ein anderes Korn. Er hat die der thieriſchen Materie analoge Subſtanz, den Kleber, in betraͤchtlich groͤßerer Menge und in hoͤherer Vollkommenheit in ſich als irgend ein ande - res Getreide, und iſt daher zur thieriſchen Nahrung am meiſten geeignet; uͤberdem enthaͤlt er ein vorzuͤgliches Staͤrkemehl; aus deren inniger Verbin - dung, welche beſonders beim Brodbacken bewirkt wird, eine ſo verdauliche, angenehme und wohlthaͤtige Nahrung hervorgehet, wie vielleicht keine an - dere iſt.
Boden und Duͤnger veraͤndern das quantitative Verhaͤltniß ſeiner Be - ſtandtheile betraͤchtlich. Der auf friſchen Schaafduͤnger und Pferdeduͤnger, beſonders auf Pferch gewachſene Weizen, hat ein ſehr großes Uebergewicht an Kleber, welches ihn zum Bierbrauen und Branntweinbrennen ſo wie zur63Der Weizen.Staͤrkebereitung faſt untauglich, dagegen zum Backen ſehr gut macht. Das Verhaͤltniß des Klebers ſchwankt nach Hermbſtaͤdts Unterſuchungen zwiſchen 5 und 30 Prozent.
Ferner iſt ſich nicht aller Weizen in der Staͤrke der Huͤlſe gleich. Die Verſchiedenheit liegt theils in der Art des Weizens, theils im Boden und der feuchte Boden giebt groͤbere Huͤlſen. Die Staͤrke der Huͤlſe ſteht aber im umgekehrten Verhaͤltniſſe mit dem Gewichte und mit dem Werthe.
So wie aber der Weizen mehrere Nahrungstheile erfordert und unterAusſaugende Kraft. ihm guͤnſtigen Umſtaͤnden anziehet, ſo erſchoͤpft er den Boden auch ſtaͤrker. Wir haben bei der freilich nur hypothetiſchen, aber der Erfahrung entſpre - chenden Berechnung in den Bemerkungen Bd. II. S. XVII. angenommen, daß er von 100 Theilen oder Graden der Kraft im Boden, 40 Theile an - ziehe.
Sehr wahrſcheinlich iſt es, daß er zur Bildung ſeines vegetabiliſch-anima - liſchen Glutens auch mehr animaliſchen Humus oder wenigſtens mehr Stickſtoff verlange, und daß eine thieriſche Duͤngung ihm angemeſſener ſey, als eine bloß vegetabiliſche, mit welcher ſich andere Getreidearten eher begnuͤgen. Vielleicht koͤnnen Kalk und Alkalien jene erſetzen. Ich ſage vielleicht; denn noch fehlt es an Verſuchen, hieruͤber beſtimmter zu entſcheiden und wir muͤſſen uns begnuͤgen, Fingerzeige zu geben, wo unſere Wiſſenſchaft der Erweiterung bedarf, ihrer aber auch faͤhig iſt. — Daß der Weizen den folgenden Fruͤchten mehr Nahrung entziehe als alle andere gebraͤuchlichen Getreidearten iſt a priori ſo wahrſchein - lich als es eine alte und allgemeine Erfahrung iſt. Wir haben ſie nur in Pro - portional-Zahlen auszuſprechen verſucht.
Praktiſch leitet dies dann zu der noͤthigen Maͤßigung im Weizenbau, be - ſonders auf loſerem Boden, dem ſein Humus leichter wir dem thonigen voͤllig abgeſogen werden kann; ſo lange wenigſtens als die wirthſchaftlichen Verhaͤlt - niſſe keinen hinlaͤnglichen Erſatz verſtatten. Der Weizenbau darf nur mit dem Futtergewinn und Duͤngungsſtande in gleichem Schritte vermehrt werden.
Der Weizen giebt im Durchſchnitt das Doppelte ſeines Koͤrnergewichts an Stroh; auf Hoͤheboden etwas weniger, auf Niederungsboden mehr. Die Jah -64Der Weizen.reswitterung macht indeſſen, wie bei allen Getreidearten eine Verſchiedenheit in dieſem Verhaͤltniſſe. Sein Stroh iſt das nahrhafteſte unter den gewoͤhnlichen Cerealien, aber zum Einſtreuen nicht ſo brauchbar wie das Roggenſtroh.
unterſcheidet ſich nicht durch irgend einen botaniſchen Charakter vom Winterwei - zen, ſondern durch eine angenommene aber wieder abzuaͤndernde Natur, wonach er ſchneller in Halme treibt. Denn daß er begrannet oder bartig ſey, iſt keines - weges beſtaͤndig. Auch wiſſen wir, daß der Sommerweizen in Winterweizen umgewandelt werden koͤnne, obgleich dies mit einer Abart geſchwinder wie mit der andern geſchehen mag.
Man hat mehrere Abarten bisher ſchon gebauet, mit und ohne Gran - nen. Den begranneten oder baͤrtigen hat man mehrentheils beſſer befunden. Ob einige aus ſuͤdlichen Laͤndern kuͤrzlich wieder eingefuͤhrte Spielarten, wie die von Fiſcher zu Dunkelsbuͤhl geruͤhmten Weizenarten aus Tunis und Candia, etwas nachhaltend ausgezeichnetes haben, muͤſſen erſt mehrere und groͤßere Ver - ſuche lehren.
Wohin fein Anbau paſſe?Der Sommerweizen erfordert keinen ſo gebundenen Boden, als der Win - terweizen, ſondern kann auf loſem nur nicht zu duͤrren Boden vortrefflich ge - deihen. Aber reich muß der Boden ſeyn an altem naͤhrenden Humus und fri - ſchem Duͤnger zugleich.
Er muß wohl bearbeitet, gepulvert und gereinigt ſeyn. Am ſicherſten und haͤufigſten findet der Sommerweizen nach ſolchen behackten Fruͤchten ſeinen Platz, welche ihrer ſpaͤten Aberntung wegen die Beſtellung des Winterweizens nicht erlauben, und uͤberhaupt fuͤr dieſen, der Erfahrung nach, keine gute Vor - frucht abgeben. Er geraͤth ſelbſt nach Kartoffeln beſſer wie der Winterweizen, wenn der Boden ſehr reich und nicht duͤrre iſt. Ueberhaupt nimmt er die Stelle der großen Gerſte ein.
Manche haben es vortheilhaft gefunden, ihn immer ſtatt dieſer nach be - hackten Fruͤchten im Syſteme des Fruchtwechſels, zu bauen, weil allerdingsſein65Der Weizen.ſein Ertragswerth groͤßer ſeyn kann als der der Gerſte. Allein es geſchah mit Sicherheit nur auf ſehr reichem und im kraͤftigen Duͤnger erhaltenen Boden. Denn die Konſumption der Bodenskraft iſt ohne allen Zweifel ſtaͤr - ker als durch die Gerſte. Wo ſie fehlt, geraͤth er ſchlecht, und wo ſie iſt, da nimmt er ſie vorweg; und der nach zwei Jahren darauf folgende Winter - weizen, ja ſelbſt der Rocken, wird um ſo geringer, wenn anders nicht wie - der dazu geduͤngt wird. Dies hat mich Erfahrung nach mehrmaligen Ver - ſuchen gelehrt, auf Boden der in guter Duͤngkraft ſtand, aber freilich nicht zu den vorzuͤglich reichen Boden gehoͤrte. Ich habe 16 Scheffel Ertrag vom Morgen gehabt und durch kein Getreide mein Land hoͤher benutzt wie durch dieſes, aber ich bin dennoch auf gewoͤhnlichem Ackerboden von ſeinem Bau zuruͤckgekommen.
Dazu kommt, daß er dem Mißwachſe in unſrem Klima mehr ausgeſetzt iſt. Kalte regnichte oder duͤrre Sommer ſind ihm gleich nachtheilig. In ei - nem Jahre, wo bei warmer mit vielem Regen abwechſelnder Witterung die Gerſte ungemein gerieth, war uͤber die Haͤlfte der Sommerweizen-Aehren vom Staubbrande ergriffen. Dieſe Krankheit ſcheint beim Sommerweizen haͤufiger als beim Winterweizen zu ſeyn, wogegen ich den eigentlichen Korn - brand bei jenem nie bemerkt habe. Wahrſcheinlich ſind dies die Urſachen, warum ſich ſein Bau, wenigſtens im noͤrdlichen Europa, des großen Lobes unerachtet, welches ihm manche ertheilten, nicht verbreitet hat und daß er faſt nur da, wo man keinen Winterweizen bauet, zur eignen Konſumption ausgeſaͤet wird.
Seine Saatzeit faͤllt zwiſchen der Mitte Aprils und Mais. Ihn ſo fruͤh zu ſaͤen, wie man den Sommerrocken zu ſaͤen pflegt, hat man nicht rathſam befunden. Er reift dann oft erſt im September.
Seine Koͤrner ſind kleiner und minder anſehnlich als die des Winter - weizens. Er hat im Durchſchnitt ſtaͤrkere Huͤlſen und geringeres Gewicht. In der Guͤte des Mehls giebt er dieſem aber nichts nach, wenigſtens die Art nicht, die ich auf meinem Boden vormals gebauet habe. Einige glau - ben, daß er ſich beim Brodbacken nicht ſo gut verhalte, ruͤhmen ihn aber zur Staͤrke.
Vierter Theil. J66Der Spelz.Wenn Nachfrage nach Weizen iſt, nehmen ihn die Kaͤufer oft ohne Be - denken zu gleichem Preiſe; ſonſt aber finden ſie Anſtoß nicht mit Unrecht an den kleineren Koͤrnern und man muß ihn betraͤchtlich wohlfeiler verkaufen.
Triticum spelta auch Dinkel oder Duͤnkel genannt, (obwohl es mir ſcheint, daß man letzteren Namen an einigen Orten dem Einkorn ausſchließlich beilege) unterſcheidet ſich von dem Weizen weſentlich durch ſeine Spelzen, welche abgeſtumpft plattgedruͤckt ſind, und dem Korne ſo feſt anhangen, daß ſie nicht durch das Dreſchen davon getrennt werden koͤnnen, ſondern auf der Muͤhle abgehuͤlſet werden muͤſſen. Dieſer Umſtand iſt es ohne Zweifel allein, was den Bau dieſes nuͤtzlichen Getreides im noͤrdlichen Deutſchlande zuruͤckge - halten hat, indem die Muͤller ihn nicht zu behandeln wiſſen; obwohl dieſe Ab - huͤlſung auf einer Graupenmuͤhle durch Hebung der Steine leicht geſchehen kann.
Man hat Winter - und Sommerſpelz mit und ohne Grannen und von ver - ſchiedener Farbe.
Sein Bau unterſcheidet ſich in keinem Stuͤcke vom Bau des Weizens. Er iſt nur weniger zaͤrtlich, wintert an feuchten Stellen weniger wie der Wei - zen aus, beſtaudet ſich noch ſtaͤrker, lagert ſich nicht ſo leicht und iſt dem Ausfall nicht ſo ſehr unterworfen. Allenfalls nimmt er mit ſchwaͤcherem Boden vorlieb. Dem Brande iſt er zwar auch, aber nicht ſo ſehr wie der Weizen ausgeſetzt. Enthuͤlſet iſt er dem Weizen im Gewichte und Werthe mindeſtens gleich, und einige glauben, daß man aus Weizen kein ſo gutes Mehl machen und kein ſo angenehmes Brod backen koͤnne.
Man bewahrt ihn in der Huͤlſe auf, oder wenn dieſe abgemahlen iſt, ſcheidet man ſie vor dem Gebrauche doch nicht ab, weil er ſich ſo beſſer haͤlt und weder dem Wurm noch dem Dumpfigwerden ausgeſetzt iſt. Zuweilen wird er mit, zu - weilen ohne Huͤlſe zu Markt gebracht; im erſteren Falle gilt er nur die Haͤlfte.
67Der Spelz.Ausgeſaͤet wird er mit der Huͤlſe, aber doppelt ſo ſtark wie der Weizen. Im ſuͤdlichen Deutſchlande iſt er das gewoͤhnlichſte Getreide, und wird, enthuͤl - ſet, vorzugsweiſe Korn genannt.
Mit der Huͤlſe gebraucht man ihn ſehr vortheilhaft als Pferdefutter und das iſt vielleicht der einzige Gebrauch, den man, wo ihn die Muͤller nicht behandeln koͤnnen oder wollen, davon machen kann.
Triticum monococcon, St. Peterskorn, Emmerkorn, hat in der Aehre Aehnlichkeit mit der großen zweizeiligen Gerſte, iſt jedoch nicht mit ſo vielen Grannen verſehen wie dieſe. Den Namen Einkorn hat es davon erhalten, daß in jedem Aehrchen nur ein Korn ſitzen ſoll; aber mehrentheils ſind doch zwei darin. Das Korn kommt dem Spelze gleich, iſt aber kleiner, ſo wie die ganze Pflanze.
Man bauet es als Winter - und als Sommerfrucht in Boden, den man fuͤr Spelz zu ſchwach haͤlt, im Außenlande; am haͤufigſten findet man es im Wuͤr - tenbergiſchen.
Endlich gehoͤrt die von den Botanikern Triticum polonicum genannteTriticum po - lonicum. Getreideart hierher, welche ſonſt unter dem Namen Gommer, wallachiſches Korn, aſtrakaniſches Korn (man ſieht, welche Verwirrung in den Be - nennungen herrſcht) Bled de Surinam, Bled de Mogados u. ſ. w. auch vor - kommt. Es iſt in der Geſtalt ſeiner Aehre und ſeines Korns von andrem Wei - zen ganz verſchieden; beide ſind ſehr lang und ſchmal. In Anſehung ſeines Mehls ſcheint es in der Mitte zwiſchen Weizen und Rocken zu ſtehen. Es reift ſpaͤt, wenn er, wie bisher nur geſchehen iſt, als Sommergetreide gebauet wird, und wuͤrde in kalten Sommern wohl gar nicht zur Reife kommen. Man ruͤhmt die daraus gemachten Graupen, welche dem Reis am naͤchſten kommen ſollen. Bisher iſt es kein verkaͤuflicher Artikel, und es iſt nicht zu erwarten, daß es bei uns in Gebrauch kommen werde.
Bei dem Anbau des Weizens und der uͤbrigen Arten des Triticum giebt es in manchen Gegenden keine ſo aͤngſtigende Gefahr, wie die des Brandes, und nichts hat daher die weizenbauenden Landwirthe ſo ſehr beſchaͤftigt, wie die gegen dieſes Uebel zu treffenden Vorkehrungen. Es ſind deshalb unzaͤhlige Schriften in allen Sprachen uͤber dieſes Uebel geſchrieben, wodurch aber die Sache wenig Aufklaͤrung erhalten hat, indem man theils mehrere ganz verſchie - dene Krankheiten verwechſelte und ſie durchaus auf eine Urſach zuruͤckfuͤhren woll - te, da doch jede aus verſchiedenen ſchaͤdlichen Einwirkungen entſtehen kann; theils aber weil jeder ſeine einſeitigen Bemerkungen und Meinungen aufſtellte und als die allein richtigen dem Publikum aufdringen wollte, ohne zu wiſſen, was andere uͤber dieſe Krankheiten beobachtet, verſucht und geurtheilt hatten; wodurch man denn in Erforſchung der Sache und des Weſentlichen dabei mehr zuruͤck als vorwaͤrts gekommen iſt.
Zwei verſchie - dene Arten des Brandes.Zuvoͤrderſt ſind die beiden ganz verſchiedenen Krankheiten, welche mit dem Namen des Brandes belegt werden, wohl zu unterſcheiden.
Der Staub - brand.Die eine Art iſt der Staubbrand, deutſch in einigen Gegenden, und auch im Engliſchen der Smitt, von den Franzoſen la Nielle genannt. Bei dieſer Krank - heit iſt die Subſtanz des Korns gar nicht vorhanden, ſondern es findet ſich in den Spelzen bloß ein ſchwarzbrauner Staub. Dieſe Krankheit iſt ohne Zweifel die - ſelbe, die ſich in mehreren Getreidearten beſonders in der Gerſte und bei mehreren Grasarten findet, und auch wohl unter dem Namen des Rußes; oder Sods; vor - kommt, weil dieſer Staub mit dem feinem Ruße, den die Flamme abſetzt, viele Aehn - lichkeit hat, auch ſogar zur Bereitung einer feinen ſchwarzen Farbe in der Malerei gebraucht wird. Sie kommt aber im Weizen haͤufiger wie irgendwo vor, und befaͤllt zuweilen den groͤßern Theil deſſelben; ja ich habe bei Sommerweizen auf einem uͤbermaͤßig geil geduͤngten, ſandigen Boden ein Weizenfeld geſehen, wo ich auch nicht ein einziges ausgebildetes Korn finden konnte. Dieſe Krank - heit enſtehet ſchon vor dem Austriebe der Aehre und man entdeckt ſchon eine69Der Brand im Weizen.mehr oder minder deutliche Spur vom Schwarzwerden im Mark der Pflanze. Dennoch treibt die Aehre manchmal in ausgezeichneter Laͤnge hervor, und hat Anfangs ein geſundes Anſehn, iſt aber doch duͤnn und mager. Die Spelzen ſind gruͤner und nicht ſo laͤnglicht, ſondern oft mehr rundlicht geſtaltet. Wenn die Aehre aͤlter wird, entdeckt man die durchſcheinende ſchwarze Farbe; doch iſt die Spelze nicht ſo duͤnn und ſpringt nicht ſo ſchnell auf, wie bei der Gerſte, bei welcher ſie gleich nach ihrem Hervortreten berſtet und den ſchwarzen Staub entlaͤßt. Wenn der Weizen lange ſteht, ſo platzt die Spelze zwar auch, ſo daß Regen und Wind den ſchwarzen Staub wegfuͤhren und das gute Korn dann nicht davon gefaͤrbt wird. Wird aber, wie gewoͤhnlich, der Weizen fruͤher ge - maͤhet und iſt die Witterung feucht und kuͤhl, ſo bleibt der Staub darin, wird mit in die Scheure gebracht und entwickelt ſich nun erſt unter dem Dreſchflegel. Hierdurch wird das geſunde Getreide geſchwaͤrzt, indem ſich dieſer Staub be - ſonders an den ſeinen Haͤrchen, welche das Weizenkorn an der Spitze ſeiner Spalte hat anſetzt. Dieſe aͤußere Faͤrbung, wobei das innere Korn vollkommen geſund iſt und bleibt, nennt man dann den Nagel, den Nagelbrand, der Spitz - brand, le bout, und verwechſelt dies am meiſten mit dem Stein - oder Korn - brande. Da dieſes bloß eine aͤußere Faͤrbung am geſunden Korne iſt, ſo hat ſie auf ſeine innere Konſiſtenz und Guͤte gar keinen Einfluß, kann jedoch das Mehl allerdings etwas ſchwarz machen, wenn man das Getreide vor dem Mah - len nicht davon reinigt. Dies kann aber auf verſchiedene Weiſe geſchehen: durch das Abwaſchen, welches dem Getreide durchaus nicht ſchadet, wenn es nur gleich nachher vorſichtig getrocknet wird, oder durch das Abdreſchen mit Gerſtenſpreu oder auch mit trocknem Lehm, von welchem aber das Korn durch mehrmaliges Durchlaufen auf der Staubemuͤhle ſorgfaͤltig wieder gereinigt werden muß.
Die Krankheit ſelbſt hat ihren Grund durchaus nicht in der Forterbung durch Saamen, ſondern erzeugt ſich am meiſten auf feuchten und uͤbergeilen Boden bei feuchter warmer Witterung. Ich ſage in der Forterbung; denn daß ein unvollkommner oder dumpfig gewordener Saamen, in ſofern er ſchwaͤch - liche Pflanzen erzeugt, Veranlaſſung dazu gebe, iſt allerdings nicht zu lengnen. Aber eigentlich erblich iſt die Krankheit nicht, weil der kranke Saamen ganz70Der Brand im Weizen.zerſtoͤrt iſt, und der bloße aͤußerlich angeſetzte Staub dem geſunden Korne in dieſer Hinſicht nicht ſchadet. Es iſt daher unverſtaͤndig, wenn einige, die ein ausgezeichnetes Mittel gegen die andere Art des Brandes, den Stein - oder Kornbrand, beſitzen, zum Beweiſe ſeiner Wirkſamkeit anfuͤhren, daß ſie ganz beſtaͤubtes Getreide, nachdem ſie es mit ihrem Mittel eingebeizt, ausgeſaͤet haͤtten, ohne den Brand zu bekommen. Denn von ſolchem bloß beſtaͤubten Getreide wird, wenn es uͤbrigens geſund iſt, nie Kornbrand, ohne Hinzutre - ten anderer Urſachen, entſtehen.
Von dieſem Staubbrande iſt nicht nur die ganze Aehre, ſondern auch, meinen und anderer Beobachtungen nach, immer die ganze Pflanze ergriffen. Alle Einbeizungen koͤnnen ihn nicht verhindern, ſondern es koͤmmt zu ſeiner Verhuͤtung auf geſunde Saat, gute Beſtellung, Abwaͤſſerung, vielleicht auch auf die Art des Duͤngers — woruͤber ich noch genauere Beobachtungen wuͤnſchte — und Boden an, wobei jedoch die Atmoſphaͤre und Witterung einen ſo großen Einfluß hat, daß die Krankheit in einem Jahre ſehr wenig, in einem andern um deſto ſtaͤrker ſich entwickelt. Auf manchen Aeckern, die wohl Korn - oder Steinbrand haben, iſt dieſe Krankheit ganz unbekannt, und andre, die ſich fuͤr jenen ganz zu ſchuͤtzen wiſſen, koͤnnen doch dieſe Krankheit nicht voͤllig verhuͤten.
Der Korn - brand.Der Kornbrand, Steinbrand, Kaulbrand und wegen ſeines dem Geſtanke des Knochenfraßes aͤhnlichen Geruchs der ſtinkende oder Krebs - brand genannt, zerſtoͤrt nicht alle Konſiſtenz des Kornes und laͤßt ihm ſeine Form. Doch iſt die Subſtanz deſſelben betraͤchtlich veraͤndert und verdorben, wie die ſchwarzbraune Farbe, und der widrige Geruch und Geſchmack hinlaͤng - lich beweiſen. Einige Koͤrner ſind nur zum Theil davon angegriffen und ha - ben ihre Keimkraft nicht verloren. Die Krankheit ſcheint ſich erſt bei dem Anſetzen des Korns zu aͤußern, und man entdeckt ſie erſt nach der Bluͤte. Die Aehren bekommen dann ein mißfarbiges Anſehn, werden bleich und ge - tuͤpfelt. Dieſer Brand verdirbt auch das geſunde Getreide mit, weil er ſich vor dem Mahlen nicht davon trennen laͤßt. Man kann die angegangenen Koͤrner zwar, da ſie leichter ſind, durch ſorgfaͤltiges Wurfeln zum großen Theile, aber nicht voͤllig abſondern. Wenige Koͤrner verderben zwar das Mehl nicht71Der Brand im Weizen.ganz, und ſind auch wohl der Geſundheit nicht ſchaͤdlich; viele aber geben ihm einen ſo widrigen Geſchmack, daß es zu Brod und Mehlſpeiſen durchaus nicht zu gebrauchen iſt. Und ſelbſt beim Brandweinbrennen iſt es in Ruͤckſicht auf die Quantitaͤt und Qualitaͤt deſſelben nicht gleichguͤltig.
Die Urſach dieſes Brandes, wenigſtens die ſtaͤrkſte und praͤdisponirendeDie Hauptur - ſach im Saa - men. liegt in dem Saamen, und iſt erblich. Denn durch vorſichtige Auswahl oder Behandlung des Saamens haben ſich allein viele davon befreiet, die vorher von dieſem Uebel auf ihren Feldern ungemein litten, und ſind damit wieder befallen worden, wenn ſie dieſe Vorſichtsmaaßregeln unterließen.
Wenn ein von dieſer Krankheit nicht ergriffenes, voͤllig gereiftes, vorVorkehrungen dagegen. dem Schwitzen abgedroſchenes, dann ſorgfaͤltig und duͤnn aufgeſchuͤttetes, genug - ſam geluͤftetes Saatkorn genommen wird, ſo kann man ohne fernere Vorbe - reitung vor dieſer Krankheit geſichert ſeyn. Auch wird man mehrentheils ſicher gehen, wenn man gut behandeltes und aufbewahrtes uͤberjaͤhriges Saat - korn nimmt.
Hat man ſich aber hierin nicht auf das vollſtaͤndigſte ſichern koͤnnen, ſo giebt es verſchiedene Methoden, die einen mehr oder minder gluͤcklichen Er - folg haben.
Einige haben das bloße Schwemmen des Getreides in reinem Waſſer fuͤr zureichend gehalten, wenn ſie die oben ſchwimmenden, leichtern, kraͤnklichen Koͤrner ſorgfaͤltig abnahmen; obwohl ſie, ihrer Meinung nach, den Zweck nur durch das Waſchen zu erreichen glaubten.
Wirkſamer haben andere Salzwaſſer dazu genommen, worin leichtere Koͤr - ner um ſo mehr ſchwimmen, wobei doch aber dem Salze eine andre Einwir - kung nicht ganz abgeſprochen werden kann.
Kraͤftiger zur Verhuͤtung des Uebels hat man die Einbeizungen gefun - den, wozu hauptſaͤchlich Kalk, Aſche, Kochſalz, Glauberſalz, oder auch wohl andere Salze, beſonders Alaun, Eiſenvitriol und Arſenik genommen werden. Man bedient ſich dieſer Mittel einzeln, oder mengt mehrere auf verſchiedene Weiſe unter einander.
72Der Brand im Weizen.Am haͤufigſten wird der Kalk gebraucht. Man nimmt gewoͤhnlich auf 12 Scheffel Saat 1 Scheffel friſch zu Pulver geloͤſchten Kalk. Das Ge - treide wird vorher mit Waſſer, auch wohl mit erwaͤrmtem, angefeuchtet, wo - zu manche aufbewahrten Urin oder Miſtjauche ſetzen; der Kalk wird daruͤber geſtreuet, und fleißig damit durchgearbeitet; es bleibt 8 bis 12 Stunden ruhig im Haufen liegen, wird dann aber auf der Tenne duͤnn verbreitet und ge - trocknet, aber ja nicht feucht in Saͤcke gebracht. Manche ſetzen eine gleiche Quantitaͤt oder die Haͤlfte einer kraͤftigen kalihaltenden Aſche zu, wodurch ein aͤtzendes Kali bewirkt wird, und dieſe Mengung ſcheint am wirkſamſten der Theorie und Erfahrung nach zu ſeyn. Einige thun ſodann auch noch eine groͤßere oder kleinere Quantitaͤt Kuͤchenſalz hinzu, welches wenigſtens die Wir - kung hat, daß die Koͤrner beſſer incruſtirt werden. Auch macht man aus Kalk und Aſche mit Zuſatz von Urin und nachmals von Salz eine Lauge und begießt dann damit das Getreide. Die Manipulationen ſind hierin uͤber - haupt ſehr verſchieden, und wenn gleich jeder auf die ſeinige einen beſonderen Werth zu ſetzen pflegt, ſo kommen ſie wohl im Weſentlichen auf eins hinaus. Es koͤmmt nur darauf an, daß dieſe Einbeizungen moͤglichſt kraͤftig geſchehen, und daß man die Maſſe dann ſo durcharbeite, daß jedes einzelne Korn Theil daran nehme, daß man ferner die Miſchung eine Zeit lang zuſammen halte, bis eine gelinde Erwaͤrmung merklich wird, ſie dann aber ſchnell auseinander bringe und ausluͤfte.
Einige ſchreiben dem Kuͤchenſalze eine vorzuͤgliche Wirkung zu, nehmen davon eine groͤßere Menge und einen geringern Theil Kalk; aber nach den zuver - laͤſſigſten Erfahrungen iſt Kalk und Aſche das wirkſamſte und in den meiſten Ge - genden das wohlfeilſte.
Vitriol - und Alaunaufloͤſungen ſind von einigen ſehr geruͤhmt worden, in - deſſen ſpricht bis jetzt die Maſſe von Erfahrungen noch nicht ſo ſtark fuͤr dieſe wie fuͤr jene Einbeitzungen.
Die Einbeizung mit Arſenik iſt zu gefaͤhrlich, als daß ſie irgend einem, welcher mit den ſchrecklichen Wirkungen dieſes heftigen Giftes nicht ſehr bekannt iſt, anvertrauet werden duͤrfte.
Obwohl beide Krankheiten, Staub - und Kornbrand, ganz verſchieden ſind, ſo trifft man doch wohl beide vermengt auf einem Acker an. Und wenn es gleich ausgemacht ſcheint, daß die Haupturſach des Kornbrandes im Saamen liege, und die Krankheit durch die Auswahl und Behandlung deſſelben mehrentheils vorgebeuget werden koͤnne, ſo muß man doch zugeben, daß ſie durch beſonders ſchaͤdliche Einwirkungen auf die Vegetation, auch bei dem geſundeſten Saamen, zuweilen entſtehen und folglich kein Mittel ſie abſolut verhindern koͤnne.
Secale cereale. Wir haben nur eine Art, und die verſchiedenen AbartenAbarten. unterſcheiden ſich auch nicht durch irgend ein botaniſches Merkmal, ſondern nur durch eine verſchiedene Natur, die ſie durch die Kultur angenommen haben.
Der Sommer - und Winterrocken geht auf eben die Weiſe, wie der Wei - zen §. 49. in einander uͤber. Die Natur des Winterrockens iſt: ſich laͤnger an der Erde zu halten, mehrere Sproſſen auszutreiben, und ſpaͤter in Halme zu ſchießen.
Wir haben eine Abart, zuerſt aus den ruſſiſchen Provinzen an der Oſt - ſee erhalten, welche die Eigenſchaft des Winterrockens in vorzuͤglich hohem Grade beſitzt, und welche man deshalb Staudenrocken nennt. Alle die Ar - ten, welche man mit dem Namen archangelſcher Rocken, norwegiſcher Rocken, und Johannisrocken belegt, ſind voͤllig dieſelben, und haben auch in ihrer Natur durchaus nichts ausgezeichnetes. Wenn der Staudenrocken um Johannis geſaͤet wird, ſo iſt er Johannisrocken ſo gut wie der, welcher unter dieſem Namen gehet. Und jener archangelſche und norwegiſche Rocken unter - ſcheiden ſich eben ſo wenig.
Ob der ſogenannte wallachiſche Rocken in ſeiner Natur verſchieden ſey, wage ich noch nicht zu entſcheiden. Es iſt dabei wahrſcheinlich noch eine Ver - wechſelung des Namens vorgegangen, indem man vor 50 Jahren die Himmels - gerſte fuͤr eine Rockenart hielt, und ſie wallachiſchen Rocken nannte, ich ſie auchBierter Theil. K74Der Rocken.noch vor ſechs Jahren unter dieſem Namen zugeſchickt erhalten habe. Was jetzt unter dieſem Namen geht, hat durchaus kein beſtimmtes Unterſcheidungs - zeichen. Einige Abaͤnderung ſeiner Natur zeigt jedes Getreide nach einer, mehrere Generationen hindurch fortgeſetzten Gartenkultur und ſorgfaͤltiger Saa - menauswahl, auch wenn es dann ins freie Feld kommt, im Anfange noch. Aber ob ſie conſtant ſey, iſt nicht ſo ſchnell auszumitteln.
Der Staudenrocken hat uͤberwiegende und unbezweifelte Vorzuͤge vor dem andren. Er iſt weit haͤrter gegen uͤble Einfluͤſſe der Witterung, beſtaudet ſich ſtaͤrker, lagert ſich auf reichem Boden nicht ſo leicht und giebt auf gutem und gut beſtellten Boden immer hoͤheren Ertrag. Nur muß er durchaus vor Ende Septembers in der Erde ſeyn. Bei ſpaͤterer Saat und auf ganz armem Bo - den verliert er freilich ſeinen Vorzug. Er ſchoſſet, bluͤhet und reifet merklich ſpaͤter wie der gewoͤhnliche, und nur durch ſehr fruͤhe Saat kann man ihn gleichzeitig machen. Dieſe Abart iſt ſehr conſtant, und ich habe keine Aus - artung bemerkt, wenn er auch ſo dicht bei andrem ſtand, daß er von deſſen Saamenſtaube beruͤhrt werden mußte.
Der Boden fuͤr Rocken.Fuͤr den Rocken iſt der mit Sand in groͤßerm Verhaͤltniſſe gemengte Boden der zutraͤglichſte. Alſo derjenige, der nach §. 50. fuͤr den Weizen nicht mehr geeignet iſt. Auf dem ſehr ſandigen Boden, der 85 Prozent Sand und dar - uͤber hat, bleibt Rocken das einzige Getreide, welches darauf gebaut werden kann, und dieſer Boden wird daher bei uns Rockenland genannt. Jedoch iſt Boden, der weniger als 85 Prozent Sand hat, auch fuͤr den Rocken beſſer.
Je reicher der Boden iſt, deſto ſtaͤrker wird freilich der Rocken. Allein er nimmt mit aͤrmerem Boden vorlieb, als der Weizen. Zum Theil haͤngt dies zwar auch von der Art des Bodens ab, indem der Sandboden den Reſt ſeines Humusgehalts leichter ausziehen laͤßt, wie der Thonboden. Hat ein erſchoͤpf - ter Boden eine Reihe von Jahren geruhet, ſo ſammlet er wieder Kraft genug, um eine, freilich aͤrmliche, Rockenernte zu tragen.
Er ertraͤgt auch einen ziemlichen Grad von Saͤure im Boden, welcher dem Weizen und der Gerſte zuwider iſt, und kann daher auf Haid - und Moorboden, wenn letzterer abgewaͤſſert iſt, gebaut werden.
75Der Rocken.Deshalb iſt fuͤr ſandige und arme Gegenden der Rocken das wohlthaͤtigſte Geſchenk Gottes, ohne welches ſie vielleicht unbewohnbar ſeyn wuͤrden.
Der Rockenbau iſt in Anſehung ſeiner Vorbereitung und Vorfrucht minderVorbereitung und Vor - fruͤchte. ſchwierig, wie der Weizenbau.
Daß die Brache in der Regel nur dreimal dazu gepfluͤgt zu werden brauche, ruͤhrt freilich nur von der Loſigkeit des Bodens her, den man fuͤr den Rocken beſtimmt. Denn der mehr gebundene verlohnt die vierte Furche immer durch reicheren Ertrag.
Die Vorfruͤchte, die dem Weizen guͤnſtig ſind, ſind es auch dem Rocken, auf ſolchem Boden, wo ihr Bau ſtatt findet. Nach Kartoffeln und Lein bemerkt man, mit ſeltnen Ausnahmen, auch einen Ruͤckſchlag des Rockens.
Der Rocken ertraͤgt es zwar eher wie der Weizen in die Stoppel eines andern Getreides, oder gar in ſeine eigne, geſaͤet zu werden; und bekanntlich iſt eine drei - oder viermaligr Rockenſaat nacheinander, in einigen Gegenden etwas gebraͤuchliches. Allein die Ernten ſind auch ſo duͤrftig, daß uͤber die Unzweck - maͤßigkeit einer ſolchen Fruchtfolge, bei allen Unbefangenen in dieſen Gegenden ſelbſt nur eine Stimme herrſcht. Sogar eine ungewoͤhnlich ſtarke und wieder - holte Duͤngung kann den Ruͤckſchlag in Koͤrnern nicht verhindern, wenn ſie auch Stroh genug hervortreibt. Alle einzelne Beobachtungen, daß die zweite Ernte beſſer wie die erſte geweſen ſey, die man anfuͤhrt, um das Verfahren zu vertheidigen, beweiſen nicht das Gegentheil der allgemeinen Erfahrung und laſ - ſen ſich leicht erklaͤren, wenn man ſie genauer analiſirt. Ein friſcher kurz vor der Saat untergepfluͤgter, durch Duͤrre oder durch Naͤſſe unaufloͤslich geworde - ner Duͤnger ſchadet natuͤrlich der erſten Saat, und kommt der zweiten zu ſtatten. [Entſchuldigung] kann indeſſen das Verfahren verdienen auf Boden, der nichts andres als Rocken traͤgt, und wo das Stroh beinahe von groͤßerer Wichtigkeit iſt, wie das Korn.
Beim Rocken braucht man zwar in der Auswahl des Saamens nicht ſoSaat. beſorglich zu ſeyn, wie bei dem Weizen. Aber ein vollſtaͤndiges, reifes, vor - ſichtig behandeltes und reines Saatkorn wird ſich immer belohnen.
K 276Der Rocken.Das Rockenkorn ertraͤgt nur eine ſchwache Bedeckung mit Erde und durch eine ſtarke kann es, wenn der Boden einigermaßen gebunden iſt, am Keimen verhindert und unterdruͤckt werden. Deshalb iſt das Unterpfluͤgen, wie ich aus ſelbſt erlittenem Schaden weiß, mehrentheils bedenklich. Wenn der Boden ſehr trocken iſt, nnd es nach der Ausſaat bleibt, ſo kann zwar der unterge - pfluͤgte Rocken einen Vorzug vor dem auf die Furche geſaͤeten bekommen, in - dem er fruͤher und gleichzeitiger laͤuft. Da man aber die Witterung zu der Zeit, wo man die Saatfurche geben ſoll, nicht vorausſehen kann, ſo iſt es im - mer rathſam, bloß auf das Untereggen zu denken; es ſey denn, daß man ihn, was freilich vor allem den Vorzug hat, mit einem Exſtirpator flach unterbrin - gen wolle.
Als die angemeſſenſte Saatzeit fuͤr den gewoͤhnlichen Winterrocken, nimmt man die Mitte des Septembers bis zur Mitte des Oktobers in un - ſerm Klima an. Man ſaͤet ihn aber in manchen Gegenden, beſonders um ihm den im Winter gemachten Duͤnger noch zukommen zu laſſen, bei offenen Boden, den Winter hindurch bis zu Ende Februars, und zuweilen mit gutem Erfolge. Manche unbefangene Beobachter ſagen, daß die ganz ſpaͤte Saat die ſicherſte ſey, dagegen nie ſo hohen Ertrag gebe, wie es die fruͤhe zuwei - len thue. Die ſchlechteſte Saatzeit ſey aber von der Mitte Oktobers bis zur Mitte Novembers. Da ich zu jeder Zeit geſaͤeten Rocken auf einer ſehr zer - ſtuͤckelten Feldflur lange zu beobachten Gelegenheit gehabt habe, ſo kann ich dies wenigſtens ſagen, daß ich nie eine Saat habe ausbleiben geſehen, und daß ich mich alſo uͤberzeugt habe, es ſchade auch dem in der Milch liegenden Rocken kein Froſt.
Der Staudenrocken verlangt aber durchaus eine fruͤhe Saat, nnd ſie kann vielleicht nie zu fruͤh geſchehen. Von der Mitte des Junius an habe ich ihn geſaͤet, ohne daß er nur den geringſten Anſchein machte, in demſelben Sommer aufſchießen zu wollen. Saͤet man ihn erſt im Oktober, ſo beſtaudet er ſich ſchwach, oder ſeine Nebenſchoſſen bleiben bei dem Austreiben der Aeh - ren zuruͤck, und werden ſchwach.
Die gewoͤhnlichſte Ausſaat des Rockens iſt 18 bis 20 Metzen auf den Morgen. Wenn man den Staudenrocken im Auguſt oder Anfangs Septem -77Der Rocken.bers ſaͤet und ihn gut vertheilt, ſo ſind 12 bis 14 Metzen voͤllig zureichend. Er beſtaudet ſich ſo ſtark, daß dennoch drei Theile der Pflanzen einem Theile, der den Platz behauptet, weichen muͤſſen. Im Fruͤhjahre hat dieſer Rocken oft das Anſehen, als ſtehe er zu duͤnne, und Unerfahrne werfen ſich dann vor, daß ſie doch zu duͤnne geſaͤet haben. Er wuͤrde aber eben ſo ſtehen, wenn ſie ſehr dick geſaͤet haͤtten; denn die im Herbſt ſich ſtark beſtaudenden Pflanzen muͤſſen einander verdraͤngen, muͤſſen den Platz haben, um ihre ſtarke Beſtau - dung machen zu koͤnnen, treiben dann aber mit zehn, zwoͤlf und mehreren gleich ſtarken Halmen in die Hoͤhe, und bilden, wenn anders der Boden Kraft hat, und die Witterung einigermaßen guͤnſtig iſt, das dichteſte Aehrenfeld. Da dieſer Rocken noch ſpaͤter treibt und ſchoſſet wie der ordinaire, ſo ſtehet er oft bis zur Mitte des Mays im Anſehen gegen dieſen ſehr zuruͤck, uͤber - trifft ihn aber im Junius deſto mehr.
Dem Rocken iſt das Aufeggen im Fruͤhjahre, beſonders wenn der etwasVegetations - periode. bindende Boden eine harte Kruſte bekommen und Riſſe hat, eben ſo nuͤtzlich, wie dem Weizen; obwohl es dabei ſeltener angewandt wird. Er ertraͤgt es ſelbſt auf ſandigem Boden mit großem Nutzen; doch ſind hier leichte hoͤlzerne Eggen zu nehmen, und es iſt erſt abzuwarten, daß er ſich nach dem Winter feſt ein - gewurzelt habe. Waͤren ſeine Wurzeln, beſonders auf ſchwammigem Boden, herausgehoben durch den Winterfroſt, oder entbloͤßt durch den Wind, ſo iſt dann dagegen das Walzen zutraͤglich.
Eine ſehr entſcheidende Periode iſt fuͤr den Rocken, mehr wie fuͤr anderes Getreide die Bluͤtezeit, und man kann uͤber deſſen Ertrag nicht ſicher ſeyn, bis er dieſe gluͤcklich uͤberſtanden hat. Ein Morgenreif, der ihn in der Bluͤte trifft, kann den Koͤrneranſatz ganz oder zum Theil zerſtoͤren. Manchmal trifft er nur die aͤußere nach der Windſeite liegende Stelle einer Feldbreite, und manchmal verletzt er nur die eine nach dem Winde gerichtete Seite der Aehren. Die Aehre entfaͤrbt ſich, die Spitzen der Spelzen ſchrumpfen ein und ſie bleiben leer.
Eben ſo nachtheilig wirkt eine, waͤhrend der Bluͤtezeit anhaltende, regniche, feuchte und ſehr windige Witterung. Einzelne, auch oft wiederkehrende Regen - ſchauer ſchaden nicht, wenn nur zwiſchendurch trockne, warme Stunden kom -78Der Rocken.men. Denn der Rocken verſchließt waͤhrend des Regens ſeine Spelzen, und wenn darauf warmer Sonnenſchein folgt, treten die Staubbeutel mit Macht hervor und der Saamenſtaub uͤberzieht in einer dichten Wolke das Feld. Allein bei anhaltendem feuchten Wetter verdumpfen endlich die Staubbeutel in den Spel - zen und faulen; es geht keine Befruchtung vor, oder das Koͤrnchen wird von der Faͤulniß mit ergriffen. Hier erzeugt ſich wahrſcheinlich das Uebel des Mut - terkorns; dieſer bekannte, auffallende, violet ſchwarze Auswuchs; welcher einzeln unbedeutend iſt, aber in großer Menge, beſonders friſch genoſſen, hoͤchſt gefaͤhrliche und toͤdtliche Krankheiten, hauptſaͤchlich die Kribbelkrankheit, bei Menſchen und Vieh hervorbringt.
Indeſſen widerſteht kraftvolle Saat den Einwirkungen aͤußerer Schaͤdlich - keiten, auch in der Bluͤtezeit mehr wie ſchwache und ſchlecht beſtellte.
Den mehr oder minder vollſtaͤndigen Anſatz der Koͤrner kann man nach vol - lendeter Bluͤte leicht erkennen, wenn man die Aehre gegen das Licht betrachtet, indem die befruchteten Spelzen durchſichtig erſcheinen. Da jedoch der Rocken langſam abbluͤhet, ſo muß man nicht fruͤher daruͤber urtheilen. Spaͤter fuͤhlt man die Fehlſtellen, wenn man eine Aehre durch die Finger zieht.
Reife.Die Reife des Rockens erkennt man aus dem Verbleichen des Strohes, indem es ſeine gelbere Farbe in eine mehr weiße umwandelt und auch zunaͤchſt an den Knoten nichts gruͤnes mehr zeigt. Die Koͤrner ſind hart, loͤſen ſich leicht und fallen aus, wenn man ſtark daran ſchlaͤgt. Man muß aber auch bei dem Rocken die Vorſchrift des alten Cato befolgen: Oraculum esto, biduo citiu quam biduo serius metere — lieber zwei Tage zu fruͤh als zu ſpaͤt zu maͤhen.
Ertrag. Werth.Der Durchſchnittsertrag des Rockens iſt auf gleichem, beiden Getreidearten zuſagenden Boden im Volumen dem des Weizens wohl gleich. Indeſſen kenne ich kein Beiſpiel, daß Rocken uͤber 22 Scheffel vom Morgen gegeben haͤtte; vom Weizen hat man unbezweifelt hoͤheren Ertrag, aber auf Boden, der fuͤr Rocken durchaus zu ſtark geweſen ſeyn wuͤrde. Als ein guter Ertrag ſind 12 Scheffel anzunehmen, und er faͤllt herunter bis auf 3 Scheffel. Weniger iſt Mißwachs;79Der Rocken.und Boden, wo man dies nur als das gewoͤhnliche annehmen kann, bezahlt ſeine Beſtellungskoſten kaum und hat als Ackerboden keinen Werth.
Das Gewicht eines Scheffels reinen Rockens iſt zwiſchen 76 und 86 Pfd.
Naͤchſt dem Weizen enthaͤlt der Rocken unter den gewoͤhnlichen Getreide - arten die groͤßte Quantitaͤt nahrhafter Subſtanzen. Er enthaͤlt eine aromatiſche Subſtanz, welche beſonders ſeinen Huͤlſen anzuhaͤngen ſcheint, weil der eigen - thuͤmliche angenehme Geruch und Geſchmack des Rockenbrodes bei dem aus fei - nem gebeutelten Mehle bereiteten Brode verloren geht. Man kann dieſem den Geruch, zugleich aber die ſchwarze Farbe dem Brode wiedergeben, wenn man einen heißen Aufguß der Kleye bereitet und ſich deſſen zum Einteigen bedient. Dieſe Subſtanz ſcheint die Verdaulichkeit zu befoͤrdern und hat einen beſonders erfriſchende und ſtaͤrkende Einwirkung auf den thieriſchen Koͤrper.
Der Preis des Rockens iſt da, wo er die allgemeinſte Nahrung der Men -Preis. ſchen ausmacht, beſtaͤndiger, wie der anderer Getreidearten; ſteht wenigſtens mehr mit dem Ertrage der heurigen Ernte in Verhaͤltniß. Nachfrage vom Aus - lande wirkt in unſren Gegenden nur indirect darauf ein. Auf die Dauer regulirt er bei uns den Preis aller uͤbrigen Produkte, und ſelbſt durch den Arbeitslohn den Preis der Fabrikate. Sein Abſatz iſt im Ganzen der ſicherſte, wenn man gleich nach Orts - und Zeitverhaͤltniſſen durch andre Produkte mehr gewin - nen kann.
Auf allem Boden, der ein Uebergewicht von Sande enthaͤlt und der Feuch - tigkeit nicht zu ſehr ausgeſetzt iſt, hat man bei guter Beſtellung am wenigſten Mißwachs von ihm zu beſorgen.
Er erſchoͤpft den Boden weniger als der Weizen. Wir haben in den Be - merkungen, die dem zweiten Bande vorgedruckt ſind, angenommen, daß eine gehoͤrige Ernte 30 Prozent von der im Boden befindlichen Kraft ausziehe. Durch ſein ſtarkes Stroh, welches kein anderes Getreide in ſo großem Ver - haͤltniſſe iiefert, und welches zu allen wirthſchaftlichen Beduͤrfniſſen ſo beſon - ders geeignet iſt, erſetzt er, wenn es gehoͤrig zu Miſt gemacht wird, die ausge - ſogene Kraft mehr wie anderes Getreide.
Sommerrok - ken.Der Sommerrocken iſt eine bloße Abart des Winterrockens, und kann, wie ich mehrmals geſehen habe, leicht in dieſen umgewandelt werden.
Er iſt mehrentheils nur eine Nothhuͤlfe fuͤr die, welche ihre Winterbeſtel - lung nicht vollenden und doch auf ihrem Boden kein andres Getreide wie Rocken bauen koͤnnen, und insbeſondere den im Winter gemachten Miſt gleich in Wir - kung ſetzen wollen. Jedoch iſt er auch ſehr angemeſſen auf Boden, der fuͤr Gerſte und Hafer zu ſandig und zu duͤrre iſt; nach Kartoffeln, wo der Winter - rocken nicht geraͤth, der Sommerrocken, auf dem vorbereiteten Lande moͤglichſt fruͤh geſaͤet, aber vorzuͤglich einſchlaͤgt.
Er giebt ſonſt, ſehr ſeltne Faͤlle, und vielleicht letzteren ausgenommen, nie einen gleichen Ertrag mit dem Winterrocken und mißraͤth oft voͤllig. Seine Koͤrner ſind klein aber feinhuͤlſig, enthalten ein ſehr gutes Mehl, und er wird deshalb zuweilen etwas theurer wie Winterrocken bezahlt.
Er muß fruͤh geſaͤet werden, zu Ende des Maͤrz — zu Anfange deſſelben ſaͤet man noch wohl Winterrocken — oder Anfangs Aprils. Spaͤter wird nichts daraus.
Da er gewoͤhnlich in die Stoppel des Winterrockens auf friſchem Duͤn - ger geſaͤet und der Acker nur in der kalten und naſſen Jahreszeit dazu vor - bereitet wird, ſo wuchern Quecken und verſchiedene Agroſtisarten ungemein unter ſelbigem ein, und man findet die Aecker faſt nirgends ſo damit verun - reinigt, wie da, wo er haͤufig in dieſer Ordnung gebauet wird. Man giebt die Neigung, ſich zu verquecken, dann unrichtig dem Boden Schuld.
Arten.Es giebt deren 5 oder wenn man will 6 gegenwaͤrtig bei uns bekannte und verbreitete Arten.
Alle Gerſtenarten verlangen einen lockeren, milden aber Feuchtigkeit hal -Boden. tenden und dennoch der Naͤſſe nicht ausgeſetzten, vermoͤgenden Boden. Ein Boden, der 50 bis 65 Prozent Sand und uͤbrigens groͤßtentheils Thon ent - haͤlt, wenn er bei erſterem Verhaͤltniſſe trocken, bei letzterem feucht liegt, iſt fuͤr die Gerſte am meiſten geeignet. Indeſſen gedeihet ſie auch auf mehr tho - nigen Boden vortrefflich, wenn er durch einen ſtaͤrkeren Gehalt an Humus Lockerheit genug beſitzt und ſich zum Weizenboden erſter Klaſſe qualifizirt. Hat der Lehmboden einen Antheil von Kalk und um ſo viel weniger Sand, um nur lockerer aber nicht loſe zu ſeyn, ſo wird er vorzuͤglich fuͤr die Gerſte, um ſo mehr da der Kalk alle Saͤurung verhindert, welche der Gerſte immer zuwider iſt. Auf Boden, der dagegen ein betraͤchtliches Uebergewicht an Sande, 70 bis 75 Prozent hat, kann Gerſte zwar, wenn er in Kraft ſtehet, in feuch - teren Sommern ſehr gut gedeihen, ſchlaͤgt aber in duͤrren ſehr zuruͤck und iſt folglich unſicher. Ein armer, zaͤher, naßkalter, verſauerter Boden iſt ihr durchaus nicht angemeſſen und ſie geraͤth hoͤchſt ſelten darauf.
Die Gerſte verlangt eine ſehr aufgelockerte und gepulverte Erde. WennVorbereitung. Vorfruͤchte. ſie, wie gewoͤhnlich, in die Stoppel der Winterung geſaͤet wird, ſo muß der Acker wenigſtens drei Furchen haben. Iſt er aber durch den Anbau der Hack - fruͤchte im vorigen Jahre gelockert, ſo bedarf es nur einer Furche.
Die vorhergehenden Fruͤchte muͤſſen der Gerſte noch betraͤchtliche Kraft im Acker hinterlaſſen haben, oder ſie verlangt friſchen aber ſchon zergangenen Duͤn - ger. Ihrer ſchwaͤchern Naturkraft muͤſſen die Nahrungstheile ſchon wohl vor - bereitet und geloͤſet dargereicht werden.
Die Gerſte iſt keinen andren beſonderen Krankheiten ausgeſetzt, als dem Staubbrande. Dieſer bringt aber ſelten einen erheblichen Verluſt, obgleichVierter Theil. L82Die Gerſte.er zu Anfange gefaͤhrlich ausſieht. Denn die brandigen Aehren kommen zuerſt hervor, und es ſieht aus, als ob das ganze Feld damit uͤberzogen ſeyn wuͤrde. Wenn die geſunden Aehren erſcheinen, ſo bemerkt man es kaum mehr. Ge - gen dieſen Brand hilft das Einkalken nicht und iſt alſo voͤllig uͤberfluͤßig.
Saat.Alle im Fruͤhjahr ausgeſaͤete Gerſtenarten ertragen und lieben eine ziem - lich ſtarke Bedeckung mit Erde, und koͤnnen 3 bis 4 Zoll tief untergepfluͤgt werden; auf ſehr lockererm Boden iſt das faſt eine Bedingung ihres guten Gerathens. Man muß aber doch die Abtrocknung des Bodens abwarten und eine trockene und warme Witterung iſt ihnen bei und gleich nach der Einſaat am zutraͤglichſten.
Ein recht reifes, vollſtaͤndiges, nicht dumpfig gewordenes Saatkorn giebt geſundere Pflanzen. Auch muß es von den unter der Gerſte ſo haͤufig wach - ſenden Unkrautsſaamen durch Sichten und durch Abſchwemmen gereinigt ſeyn. Wenn man ein ſolches Saatkorn waͤhlt und es gut verbreitet, ſo giebt eine duͤnne Ausſaat, beſonders der großen Gerſte, von 12 bis 14 Metzen ein dichteres Feld als eine ſtarke von 20 und 22 Metzen; weil dieſe Gerſte ſich ſtark beſtaudet, wenn ſie Raum hat; aber ſchwache Pflanzen macht, wenn es ihr daran fehlt. Die kleine Gerſte, die ſich weniger beſtaudet, muß dichter geſaͤet werden.
Tritt nach der Einſaat ein ſtarker Regen ein, welcher den Boden zu - ſchlaͤgt, ſo muß er gleich nach der Abtrocknung und vor dem Auflaufen mit der Egge wieder uͤberzogen werden, um die Kruſte zu brechen, durch welche die Spitze des Gerſtblattes nicht durchdringen kann und unter welcher man ſie oft gekruͤmmt findet.
Nach dem Auflaufen iſt aber das Eggen der jungen Gerſte, welches manche auch vorgeſchlagen haben, bedenklich, weil ſie wie Glas abſpringt und darf nur mit großer Vorſicht, mit leichten hoͤlzernen Eggen, nach einem Strich, und nur gegen Abend geſchehen.
haͤlt man dem ſchwaͤcheren Boden angemeſſener und nennt ſie deshalb auch zu - weilen Sandgerſte. Sie kann auf lehmigem Sandboden, der reich genug iſt, gut gerathen, wenn ihr die Witterung guͤnſtig iſt, in welchem Falle aber auch die große Gerſte darauf gedeihet.
Der Nahme vierzeilig iſt eigentlich unrichtig, denn ſie hat, wenn ſie voll gewachſen iſt, ſechs Zeilen. Richtiger wuͤrde man ſie vierſeitige oder eckige Gerſte[nennen], denn ihre Aehre bildet ein Viereck mit zwei breiten und zwei ſchmalern Seiten.
Sie iſt, wenn ſie nicht allmaͤhlig in ihrer Reproduktion abgehaͤrtet wird (was moͤglich zu ſeyn ſcheint und wodurch eine Varietaͤt, die zwiſchen dieſer und der ſechszeiligen Gerſte in der Mitte ſtehet, wie wir unten hoͤren werden, gebildet wird), ein ſehr zartes Gewaͤchs, was von einem Nachtfroſte faſt zer - ſtoͤrt wird, und von jeder unguͤnſtigen Witterung ſehr leidet. Sie erfordert aber nur eine kurze Zeit zu ihrer Vegetation, und kann, wie man ſagt, in 9 bis 10 Wochen aus dem Sacke und in den Sack kommen; weswegen man ſie oft erſt gegen die Mitte des Junius ſaͤet. Trifft ſie dann eine warme und gehoͤrig feuchte Witterung, ſo kann ſie beſſer werden, wie die große Gerſte, die in ihrer laͤngern Vegetationsperiode ſeltner einer ſo durchaus guͤnſtigen Wit - terung genießt. Bei dem beſten Anſcheine aber ſchlaͤgt ſie oft unerwartet zu - ruͤck, wenn es ihr beim Austreiben der Aehren an Feuchtigkeit mangelt, und im Durchſchnitt kommt ſie der großen Gerſte im Ertrage nicht gleich.
Sie hat in derjenigen Dreifelderwirthſchaft, wo man der Winterung nur eine ſehr unvollkommene Brache giebt und den Acker erſt im Julius vor - zubereiten anfaͤngt, den wichtigen Vorzug, daß man ſie ſpaͤt, allenfalls bis zu Ende des Junius ſaͤen und alſo dem Acker in einer ſehr guͤnſtigen Jahrszeit eine halbe Brachbearbeitung — die zur Pulverung und Luͤftung des Bodens und zur Zerſtoͤrung des Unkrauts vielleicht wirkſamer iſt wie jene ſpaͤte Brache — geben kann.
Ihre Maͤhrereife muß wohl beobachtet werden, und man darf ſie nicht zu ihrer vollkommenen Reife, beſonders in Anſehung des Nachwuchſes kommenL 284Die Gerſte.laſſen, weil ſonſt ihre an ſehr duͤnnen Stielen haͤngende Aehren abfallen. Wenn der Haupttheil keine Milch mehr hat, aber die Koͤrner ſich noch wie Wachs kneten laſſen, die Aehren mehrentheils gelb ſind, ſo iſt es Zeit ſie zu maͤhen, und ſie muß dann in den Schwaden nachreifen.
Iſt ſchon Abfall zu beſorgen, ſo muß ſie nur im Thau gemaͤhet und uͤberhaupt vorſichtig behandelt werden.
Ihr Gewicht und ihr Mehlgehalt iſt betraͤchtlich geringer, wie das der großen Gerſte. Der Scheffel wiegt in der Regel 55 — 64 Pfd. Doch habe ich ſie einmal zu 70 Pfd. Schwere gehabt. So iſt denn auch ihr Preis nicht nur im Verhaͤltniß ihres Gehalts geringer, ſondern wo die Brauer an große Gerſte[gewoͤhnt] ſind, oft noch niedriger. Sie darf nicht gemengt mit andrer Gerſte gemalzt werden, weil beide ungleich keimen, und darum nimmt ſie niemand gern, wenn man große Gerſte genug haben kann, ſo daß ſie dann nur als Viehfutter Abnehmer findet.
Ihr ſehr weiches Stroh ſcheint, ſelbſt dem Gewichte nach, in geringe - rem Verhaͤltniſſe, wie bei der großen Gerſte zu ſtehen.
halten die meiſten nur fuͤr einem mehr thonigen Boden geeignet. Ich habe ſie indeſſen haͤufig auf mehr ſandigem Boden, der 70 Prozent Sand hielt, und im Durchſchnitt auf dieſem Boden mit groͤßerem Erfolge, wie die kleine Gerſte gebauet; wenn ich ſie zu Ende des Maͤrz oder zu Anfange Aprils, ſobald als moͤglich ſaͤete, und im Fruͤhjahre nicht dazu pfluͤgte, ſondern die Saat nur auf den durch Hackfruͤchte tief gelockerten und durchduͤngten Bo - den mit dem Exſtirpator unterbrachte. Sie iſt mir dann nie ganz mißrathen, und das geringſte, was ich in den duͤrren Sommern 1809 und 1810, wo die Gerſte beſonders in dem Zeitpunkte des Hervortreibens ihrer Aehren ſehr an Duͤrre litt, auf ſolchem Boden erhalten habe, waren 6 Scheffel vom Morgen. Ich habe ſonſt auf gleichem aber in große Kraft geſetzten Boden in guͤnſtigen Jahren 15 Scheffel erhalten. Deshalb ziehe ich die große Gerſte der kleinen in einem der Gerſte zutraͤglichen Fruchtwechſel unbedingt vor.
85Die Gerſte.Die große fruͤh geſaͤete Gerſte iſt hart gegen den Froſt, und wenn gleich ihre Blattſpitzen gelb werden, ſo ſchadet es ihr wenig. Bei trockner Witterung bekommt ſie zumal auf ſandigern Boden, gelbe Blaͤtter, aber hierdurch wird ſie nicht zerſtoͤrt, wenn ſie nur beim Hervortreten der Aehren Feuchtigkeit hat, denn dies iſt der entſcheidende Zeitpunkt fuͤr ſie. Wird ſie aber wegen zu gro - ßer Feuchtigkeit gelb, was in Sinken leicht geſchieht, ſo iſt ſie verloren.
Sie hat in großen Wirthſchaften, fruͤh geſaͤet, das Unangenehme, daß ſie dann faſt gleichzeitig mit dem Rocken reift. Und obgleich die Gefahr des Abfallens bei ihr nicht ſo groß wie bei der kleinen Gerſte iſt, ſo muß man doch bei trocknem Wetter mit den Maͤhern, vom Rocken ab, zu ihr uͤbergehen. Dies kann ein Grund ſeyn, ſie auf lehmigern Boden nicht ſo fruͤh, ſondern erſt Anfangs Mays zu ſaͤen, auf ſandigerm aber kleine Gerſte zu bauen.
Der Scheffel wiegt, wenn ſie einigermaaßen ausgewachſen iſt, etliche und 70 Pfd. Ich habe ſie auch ſchon von 84 Pfd. gehabt. Sie pflegt dann auch in ihrem Marktpreiſe dem Rocken oft gleich zu kommen, zuweilen zu uͤberſteigen.
Die Botaniker halten ſie fuͤr eine Abart der gemeinen vierzeiligen Gerſte, und glauben, daß ſie in ſelbige zuruͤckarte. Ich bezweifle das, wenn es gleich zuweilen den Anſchein hat. Es kommen naͤmlich oft Koͤrner darunter, die voͤllig das Anſehn der kleinen Gerſte haben. Dies ſind aber unvollkom - men ausgewachſene Koͤrner, die ihre Schaale nicht abwerfen, und die entwe - der gar nicht auflaufen und aufkommen, oder wieder Himmelsgerſte geben. Da es indeſſen uͤberhaupt bei unſern kultivirten Pflanzen ſo zweifelhaft iſt, was Spezies und was Varietaͤt genannt werden ſolle, ſo mag auch dies un - entſchieden bleiben.
Sie zeichnet ſich von der kleinen Gerſte dadurch aus, daß ſie ſich weit ſtaͤrker beſtaudet nnd mehrere Halme treibt, wenn ſie auch auf gleichem Bo - den und gleich entfernt ſtehet. Ihr Halm wird ungleich dicker, auch als der, der großen Gerſte. Die Aehre iſt laͤnger als die der vierzeiligen, und ent - haͤlt mehrere Koͤrner. Ein Hauptmerkmal aber iſt, daß ſie die Grannen oder86Die Gerſte.den Bart verliert wenn ſie reift, und daß ſich das Korn nun von der Blu - menhuͤlſe trennt, und dann in anderer Geſtalt wie die Gerſte erſcheint. Ge - woͤhnlich bekommt dieſe Gerſte auf reichem Boden ſechs vollſtaͤndige Zeilen.
Man hat daher ihr nacktes der gewoͤhnlichen Gerſte wenig aͤhnliches Korn, bald Weizen, bald Rocken, bald Gerſtweizen genannt. Man hat ihr den Namen von Davidskorn, Jeruſalemskorn, egyptiſches und wal - lachiſches Korn gegeben. Caſpar Bauchin kannte dieſe Gerſte, und nannte ſie Zeopyron oder Tritico speltum.
Da man ſie laͤngſt gekanut hat, ſo ſcheint es auffallend, daß ihr Bau ſich nicht fruͤher auf fruchtbarem Boden allgemein verbreitete. Jedoch laͤßt es ſich aus den Bedingungen ihres Gerathens wohl erklaͤren, daß ihr Bau nicht jedermanns Sache ſey. Sie vereinigt ſonſt alles, was ſie als Sommerge - treide empfehlungswerth machen kann: Haͤrte, Sicherheit, ſtarke Beſtaudung, Steifheit des Halms, ſtarken Ertrag an mehlreichen nahrhaften Koͤrnern, und vortreffliches, dem Weizen gleichkommendes Stroh, welches ſelbſt gegen das Gewicht des Korns in viel groͤßerem Verhaͤltniſſe, wie bei der großen Gerſte, ſtehet. Des letzteren wegen haben ſie Kurzſichtige getadelt, daß ſie aus einer Maſſe Stroh weniger Korn gebe, ohne zu bedenken, daß man von einer glei - chen Flaͤche um ein Drittel mehr Stroh als von anderer Gerſte gewinne; ein Stroh was zur Fuͤtterung vorzuͤglich ſcheint, und deſſen Spreu frei von den beſchwerlichen Grannen iſt.
Sie will aber einen guten, kraftvollen und wohlbereiteten Boden haben, und ob ſie in der Stoppel eines andern Getreides geſaͤet[in] eben dem Ver - haͤltniſſe beſſer, als andre Gerſte gerathe, wie ſolches nach Hackfruͤchten der Fall iſt, kann ich nicht beſtimmen, da ich und meine Freunde ſie nur nach dieſen Vorfruͤchten gebauet haben. Aber auch moͤglichſt fruͤh will ſie geſaͤet ſeyn, damit ſie Zeit habe, ſich ſtark zu beſtauden, bevor die Waͤrme ſie in die Hoͤhe treibt. Spaͤtere Saat iſt verſchiedenen fehl geſchlagen. Ein Froſt ſcha - det ihr wenn ſie jung iſt nicht merklich. Man will ſie auch als uͤberwintern - des Getreide fruͤh geſaͤet, im Sommer mehreremale gemaͤhet, und dann im folgenden Jahre eine betraͤchtliche Ernte davon gehabt haben. Dies iſt in - deſſen noch problematiſch und verdient mehrere Verſuche.
87Die Gerſte.Sie wiegt mehrentheils dem Rocken gleich, und uͤberwiegt ihn oft.
In Anſehung ihrer Nahrungstheile fand Einhof 72¾ in Hundert, alſo 2¾ mehr wie im Rocken. Er bemerkt aber, daß ſie an ſuͤßſchleimiger und thieriſch-vegetabiliſcher Subſtanz, folglich an den[nahrhafteſten] Theilen ſo viel habe, daß ſie zwiſchen dem Weizen und Rocken ſtehe. Annalen des Ak - baues Bd. VIII. S. 27. Wir haben mit dem Zuſatze von etwas Weizen oder Rocken ein gar kraͤftiges Brod daraus gebacken.
Einige Verſuche damit mißgluͤckten den Brauern, das Bier ward kraͤftig, aber nicht klar. Nunmehr brauen aber andre ein vorzuͤgliches Bier daraus.
Von den Branntweinbrennern wird ſie ſehr geſucht.
Ihr Werth iſt dem des Rockens wenigſtens gleich.
gleicht der vorigen in den meiſten Stuͤcken. Sie hat laͤngere zweizeilige[Aeh - ren]. Ihr Korn wird zwar noch groͤßer, wie das der vierzeiligen, wenn ſie in gutem Gartenboden einzeln ſtehet. Aber beim Feldbau ſchrumpft es ſehr ein. Nach allen mir bekannten komparativen Verſuchen hat ſie einen betraͤcht - lich geringern Ertrag wie die Himmelsgerſte gegeben. (Von Gartenverſuchen, nach Vermehrung der angepflanzten Koͤrner berechnet, rede ich nicht.) Sie gehoͤrt alſo zu den vielen Getreidearten, deren Anbau ich nach einer Reihe von Verſuchen wieder aufgegeben habe.
wird von den Botanikern als eine beſondere Spezies angenommen. Meiner Vermuthung nach iſt ſie eine Abart der vierzeiligen Gerſte, wenn ſie ſich gleich in ihrem gegenwaͤrtigen Zuſtande merklich davon unterſcheidet. Die ſogenannte vierzeilige, richtiger viereckige Gerſte hat eben ſowohl ſechs Zeilen. Es ſtehen die Koͤrner wenn ſie reifen bei jener nur mehr ab und bilden ſo ein Sechseck. 88Die Gerſte.Ich vermuthe aber, daß das bloß die Folge der verſchiedenen Kultur ſey, und halte eine allmaͤhlige Umwandlung des Hordeum vulgare in Hordeum hexas - tichon fuͤr moͤglich. Die weichliche Natur verliert jenes, wenn es immer fruͤ - her ausgeſaͤet wird. Wahrſcheinlich laͤßt es ſich nach mehreren Generationen an die Durchwinterung gewoͤhnen, und gehet dann auch in ſeiner aͤußern Ge - ſtalt in letzteres uͤber.
Die ſechszeilige zur Winterausſaat gewoͤhnte Gerſte verlangt einen kraͤfti - gen, ziemlich gebundenen Boden, der fuͤr den Weizen voͤllig geeignet iſt. Man waͤhlt ſie in den reichen Niederungen beſonders fuͤr ſolchen Acker, auf welchem man vom Weizen Lagergetreide beſorgen muͤßte, und das iſt der Haupt - grund ihres Anbaues daſelbſt. Sie lagert ſich nicht und giebt zuweilen einen enorm hohen Ertrag = 28 Scheffel per Morgen, in der Regel 22 Scheffel. Zuweilen aber wintert ſie aus und wuͤrde mißrathen, wenn man ſie ſtehen ließe. Man pfluͤgt ſie dann aber ſogleich um, und beſtellt den Acker mit Sommer - gerſte. Auf minder kraͤftigem Boden wird ihr Van ſelten vortheilhaft ſeyn, in - dem ſie daſelbſt nur die Stelle des Weizens einnehmen kann, und man doch von ihr, dem Werthe nach, keinen hoͤheren Ertrag wie von jenem erwarten koͤnnte.
Sie will ſehr fruͤh, im Auguſt geſaͤet ſeyn, wenn ſie ſicher durchwintern ſoll, in die Brache oder in eine ſehr lockernde Vorfrucht; am haͤufigſten ge - ſchiehet es nach Rapps. Sie reift dann fruͤh, zu Ende Junius oder Anfangs Julius, und dies gereicht ihr allerdings zur Empfehlung, indem ſie das Ernte - geſchaͤft theilet und die Zeit dazu verlaͤngert; auch weil die Gerſte um dieſe Zeit oft ſehr geſucht wird und man ſie gleich abdreſchen und zu Markt bringen kann. Unter dieſen Umſtaͤnden hat ſie manchmal den hoͤchſten Vortheil gebracht. Nachher findet ſie aber weniger Abnehmer, da ihr Korn noch unanſehnlicher wie das der kleinern Gerſte iſt, und auch wirklich in der Regel leichter wiegt.
Bartgerſte, Pfauengerſte, deutſcher Reis, Faͤchergerſte, ve - netianiſche Gerſte, japaniſche Gerſte, iſt laͤngſt bekannt, und vormals ſchon in Deutſchland, haͤufiger wie jetzt, in Gebrauch geweſen.
Ihre89Die Gerſte.Ihre Aehre iſt lanzettfoͤrmig, hat zwei Reihen, die ſtarke Grannen haben und weit vom Aehrenſtengel abſtehen.
Sie beſtaudet ſich ſtark, muß deshalb duͤnne geſaͤet und in allen Stuͤcken wie die große zweizeilige Gerſte behandelt werden.
Einen Vorzug vor dieſer kann ich ihr nach meinen Verſuchen nicht beimeſ - ſen, es ſey denn, daß ſie ſich ihres niedrigen und ſtarken Strohes wegen auf ſehr reichem Boden nicht lagere, auf welchem ich jedoch immer die Himmels - gerſte vorziehen wuͤrde.
Daß ihr Korn eine beſondere Aehnlichkeit mit dem Reiß habe, bemerke ich auf keine Weiſe.
Unter dieſem botaniſchen Namen wird ein Theil der Abarten begriffen, dieArten und Abarten. wir von dieſem Getreide haben und anbauen. Sie unterſcheiden ſich hauptſaͤch - lich in weiß - und ſchwarzkoͤrnige.
Zu erſteren gehoͤrt:
1) der gewoͤhnliche glatte Hafer oder Maͤrzhafer, der am haͤufigſten ge - bauet wird, und auf dem Boden, welchen man den Hafer gewoͤhnlich einraͤumt, auch wohl der ſicherſte iſt.
2) Der ſchwere, bei uns engliſcher, von den Englaͤndern aber polni - ſcher oder ſpaniſcher genannte. Er zeichnet ſich durch einen ſtaͤrkern Halm und Blatt, durch groͤßere Rispen und ſtaͤrkere Koͤrner aus, wenn er auf den ihm angemeſſenen Boden kommt. Auf feuchtem morigen Boden wird er zwar groß, aber ſehr grobhuͤlſigt und nicht ſchwer. Man ſoll ihn auch als Winter - hafer bauen koͤnnen; ich weiß aber keine beſtimmte Erfahrung davon.
3) Der Klumphafer, welcher zuweilen, aber nicht immer, drei reife Koͤr - ner in einem Balge hat, aber darum nicht eintraͤglicher zu ſeyn ſcheint. Die Botaniker unterſcheiden ihn als eine beſondere Spezies unter dem Namen A. trisperma.
Vierter Theil. M90Der Hafer.4) Der fruͤhzeitige oder Auguſthafer, welcher fruͤher geſaͤet werden kann, und fruͤher reift, und den man beſonders in kalten Berggegenden unterſcheidet, wo anderer Hafer oft kaum im September zur Reife kommt.
Zu denen mit ſchwarzen Koͤrnern gehoͤren:
5) Der glatte ſchwarze Hafer, der ein ſchweres Korn hat, und oft per Scheffel 10 Pfd. mehr, wie der andre wiegt, folglich ungleich nahrhafter iſt. Er erfordert aber einen kraͤftigen Boden, und iſt beſonders fuͤr Niederungen ge - eignet, wogegen er auf der Hoͤhe vom Winde gar leicht ausgeſchlagen wird.
6) Der Eichelhafer, welcher zum Theil ſchwarze, zum Theil weiße Koͤr - ner hat, alſo wohl eine Ausartung oder Vermengung von ſchwarzem und wei - ßen Hafer iſt. Er ſoll eine beſonders harte Schaale, aber ein mehlreiches Korn haben.
Eine beſtimmt verſchiedene und deshalb auch von den Botanikern als eine beſondere Spezies angenommene Haferart iſt:
7) der orientaliſche, tuͤrkiſche, ungariſche, Fahnen - oder Kamm - hafer. Er hat eine mehr gedraͤngte Rispe, und die Aehrchen haͤngen alle nach einer Seite uͤber. Man hat ihn Anfangs als eine hoͤchſt eintraͤgliche Art ge - ruͤhmt; es hat ſich aber nachher gezeigt, daß er es auf gleichem Boden nicht mehr und nicht weniger, als der gewoͤhnliche ſey. Er reift nicht nur ſpaͤter, ſondern faͤllt auch nicht ſo leicht aus, wie anderer Hafer, und deshalb haben ihn einige Landwirthe, die eine ſtarke Haferausſaat machen, zum Theil zu bauen fortgefahren. Er hat aber dagegen das Ueble, daß er ſich ſchwerer abdreſchen laͤßt.
Endlich hat man
8) den Rauh - Sand - oder Purrhafer. Ob dieſer die Avena stri - gosa der Botaniker ſey, von dem ſie ſagen, daß er bei uns wild wachſe, wage ich nicht zu entſcheiden. Es iſt aber eine allgemeine Erfahrung, daß der gewoͤhn - liche Hafer ohne Erneuerung des Saamens auf ſandigem Boden, beſonders in Haidgegend en in dieſen ausarte; nicht ploͤtzlich, ſondern allmaͤhlig, Anfangs nur untermiſcht. Dagegen arte er wieder ein, wenn er auf beſſerm Boden geſaͤet werde. Verhaͤlt ſichs hiermit nuu vielleicht eben ſo, wie mit der Trespe unter dem Wint ergetreide, daß ſich naͤmlich dieſe wilde, dem Boden mehr angeeignete Pflanze ein niſtet, und das ausgeſaͤete Korn verdraͤngt? Oder gehet wirklich eine91Der Hafer.Haferart in die andre uͤber, und ſind ſie folglich nur Varietaͤten? — Dieſer Rauhhafer hat mehrere und ſtarke Grannen, die er nicht verliert, eine dicke Huͤlſe und wenig Mehl. Er wiegt nicht viel uͤber die Haͤlfte des gewoͤhnlichen Hafers, und hat nur ſeinen halben Werth. Dennoch findet man ihn auf ſolchem ſchlech - ten Boden vortheilhaft. Wird er auf beſſern Boden geſaͤet, ſo bekommt er einen ſtarken Halm und breites Blatt, und man bauet ihn daher als Futterkraut, gruͤn zu maͤhen, an.
9) Der nackte Hafer, tartariſche Gruͤtzhafer, Avena nuda, wird bei uns nicht in Gebrauch kommen. In Schottland wird er viel zum Brod - korn gebauet.
Die Englaͤnder unterſcheiden noch ungleich mehrere Haferarten, welches aber nur durch die Kultur bewirkte Spielarten ſind.
Der Hafer iſt bei uns lange als die niedrigſte Getreideart veraͤchtlich behan - delt worden, und man hat ihm das ſchlechteſte Land und das magerſte Feld an - gewieſen. Sein Preis ſtand in aͤlteren Zeiten unter der Haͤlfte des Rockenprei - ſes. Bei Vermehrung der Pferde, zu deren Futter er ſich am beſten ſchickt, iſt ſein Preis nun uͤber ſeinen natuͤrlichen Werth gegen anderes Getreide geſtiegen, und daher ſein Anbau vortheilhafter geworden. Indeſſen bringt man ihn ge - woͤhnlich nur dahin, wo man keine Gerſte zu bauen wagt; obwohl er einen beſ - ſern Platz, wohl ſo gut wie dieſe, bezahlen wuͤrde.
Der Hafer waͤchſt zwar auf jedem Boden, der nur nicht gar zu duͤrre iſt,Boden. und er ſcheint ſo ſtarke Organen zu haben, daß er Nahrungstheile aufloͤſet und an ſich ziehet, die anderem Getreide nicht mehr fruchten. Auch der ſaure, der unaufloͤsliche Humus wird wahrſcheinlich von ihm zerſetzt. Er waͤchſt auf kaltem, lehmigen, nnd auf nur nicht gar zu duͤrren Sandboden, wo nichts anderes mehr fort will. Er leidet von unguͤnſtiger Witterung, erhohlt ſich aber, beſſer wie die Gerſte, wenn eine guͤnſtigere eintritt. Auf Neubruch, auf Mooren kann man ihn eine Reihe von Jahren bauen, und er wird zuweilen bis ins dritte und vierte Jahr immer beſſer, wogegen eine andre Frucht ſie ſchnell erſchoͤpft, wenn kein Duͤnger hinzukommt; vermuthlich weil er alles, was Pflanzen Nahrung ge -M 292Der Hafer.ben kann, und was ſich ſonſt nur durch Zeit und Kultur fuͤr andre Pflanzen aufgeloͤſt haͤtte, ſich aneignet. Aber auf fruchtbarem Boden lohnt er um ſo mehr.
In der Dreifelderwirthſchaft ſaͤet man ihn in vierter und ſechſter Tracht; uͤberhaupt wo Gerſte ſich nicht mehr naͤhren kann. Man wuͤrde ſich aber, vie - len Erfahrungen nach, auf ſtrengem Weizenboden beſſer beim Hafer ſtehen, wenn man ihn ſtatt der Gerſte bauete.
In der Mecklenburgiſchen Koppelwirthſchaft kommt er als letzte Frucht nach der Gerſte. Einen angemeſſenern Platz haben ihm die Hollſteiner angewieſen, wenn ſie ihn in die umgebrochenen Dreiſch - oder Grasnarbe ſaͤen, und ſie haben dieſe Methode beibehalten, wenn ſie auch im folgenden Jahre eine Brachbear - beitung geben. Denn in umgebrochener noch nicht zerſetzter Grasnarbe geraͤth er vorzuͤglich, beſonders wenn er moͤglichſt fruͤh geſaͤet wird.
So findet er auch einen vortrefflichen Platz auf einem zweijaͤhrigen Klee - felde, welches man bis zum Herbſt benutzen will, und daher zur Winterung nicht vorbereiten kann. Fruͤh genug im Herbſte umgebrochen, im Fruͤhjahr den Hafer aufgeſaͤet und untergepfluͤgt, mit der Egge leicht uͤberzogen, und dann nach dem Auflaufen noch einmal geeget, was der Hafer weit beſſer als die Gerſte vertraͤgt, wird man hier in der Regel einen hoͤheren Werth an Hafer gewinnen, als wenn man Gerſte auch auf drei Furchen geſaͤet haͤtte, und oft einen hoͤheren, als wenn man das Kleefeld nach dem erſten Schnitte umgebrochen, dreimal gepfluͤgt, und mit Winterung beſaͤet haͤtte.
Vorbereitung.Wenn der Hafer in die Stoppel eines andren Getreides gebauet wird, ſo geben ihm einige nur eine, andre zwei, und noch andre, die den Hafer mehr ſchaͤtzen, drei Furchen. Daß der dreifurchige Hafer am beſten gerathe, geſtehen zwar die meiſten ein; aber man thut es aus Mangel an Zeit oder weil man ihn der Muͤhe nicht werth haͤlt, ſelten. Auch beſorgt man, daß ſich ſeine Ausſaat dadurch zu ſehr verſpaͤten werde; was doch in einem nicht beſonders kalten Klima uͤberall nichts zu bedeuten hat. Nach der zweifurchigen Beſtellung aber kommt mehr Unkraut hervor, und in der That habe ich auf Acker, der mit vielem Saamenunkraute angefuͤllet war, nicht ſelten den Hafer nach zwei Furchen des - halb ſchlechter, wie nach einer, gerathen ſehen. Iſt dagegen mehr Wurzelun -93Der Hafer.kraut, beſonders Quecke im Acker, ſo wird eine zweifurchige Beſtellung entſchie - den beſſer gedeihen, und den Acker nicht ſo davon durchdrungen hinterlaſſen, wie eine einfurchige.
Daß zum Hafer geduͤngt werde, iſt ſelten uͤblich. Jedoch geſchiehet es zu - weilen, wenn man naͤmlich darnach Winterung bauet; und dann nicht mit Unrecht. Friſcher Duͤnger bekommt ihm ſehr gut, und er hinterlaͤßt davon doch das meiſte.
Die Ausſaat des Hafers wird in der Regel ſtaͤrker als von anderem GetreideSaat. gemacht; theils weil der Scheffel weniger Koͤrner enthaͤlt, theils weil der Hafer ſich nicht ſtark beſtaudet, es ſey denn auf ſehr reichem Boden. Um die Haͤlfte mehr als von anderem Getreide auszuſaͤen, iſt immer rathſam, und auf dem ein - furchigen Dreeſch nimmt man ſicherer das Doppelte, weil nicht alle Koͤrner zum Laufen kommen. Doch treibt man hin und wieder die Haferausſaat auf frucht - barem Boden ins enorme, in dem Wahne, dadurch das Unkraut zu unterdruͤcken.
Ein vollſtaͤndiges und insbeſondere nicht dumpfig gewordenes Saatkorn iſt von großem Einfluſſe auf das Gerathen des Hafers. Dumpfig (mulſtrig) ge - wordene Saat laͤuft zwar wie andre, giebt aber eine ſchwache, in der Bluͤte um - fallende Pflanze, wie ich in meinen wirthſchaftlichen Lehrjahren einmal zufaͤllig, aber ſehr beſtimmt, erprobt habe. Es ſcheint mir danach bei keiner Saat, naͤchſt dem Weizen, ſo gefaͤhrlich, wie beim Hafer.
Die gewoͤhnliche Saatzeit des Hafers iſt der April. Auf Dreeſch ſaͤet man ihn wo moͤglich ſchon im Maͤrz. Er kann aber auf warmem Boden bis zu An - fang Junius geſaͤet werden, und geraͤth, wenn ihn die Witterung beguͤnſtigt, we - gen der beſſern Vorbereitung des Ackers und des mit untergepfluͤgten Unkrauts, dann zuweilen vorzuͤglich.
Er keimt nicht ſo ſchnell wie die Gerſte, nnd muß, um gleichmaͤßig hervor -Vegetations - periode. zukommen, eine noch guͤnſtigere Witterung wie dieſe haben. Auch kommt es ſehr darauf an, daß er weder zu flach, noch zu tief liege, weswegen beſonders bei ſpaͤterer Saat das Unterpfluͤgen entſchieden ſicherer iſt. Iſt er zweilaͤufig, ſo iſt ſeine Reifung ungleich.
94Der Hafer.Da der Hederich und anderes mit aufkeimende und dann zuvorkommende Unkraut ihn ſehr ſchwaͤcht, ſo ſucht man es durch das Eggen zu vertilgen Der Hafer ertraͤgt dieſes Eggen der hervorſtechenden Saat ſehr gut, beſonders wenn er untergepfluͤgt worden und man dann die Saatfurche nur leicht uͤberzogen hat. Trifft man eine gluͤckliche Witterung, und das Unkraut in ſeinem erſten Saa - menblaͤttchen, ſo richtet man viel damit aus; wenn es aber ſein drittes Blatt be - kommen, und tieferee Wurzel geſchlagen hat, ſo iſt es vergeblich, weil man nun eher den Hafer als das Unkraut, durch gewaltſames Eggen, vertilgen wuͤrde. Man hat deshalb den Verſuch gemacht, den auf die Furche geſaͤeten Hafer, nachdem er fingerlang hervorgewachſen, unterzupfluͤgen, damit er bald wieder ohne Unkraut aufſchlage. Mehreren iſt das gegluͤckt, und ſie haben vorzuͤglich ſtark beſtaudeten und reinen Hafer danach erhalten; mir aber iſt es zweimal miß - gluͤckt, der Hafer kam nur ſpaͤrlich, und deſto mehr Unkraut wieder hervor. Ein dritter Verſuch, den ich in dieſem Fruͤhjahre gemacht habe, wuͤrde beſſer gerathen ſeyn, indem er gut wieder hervorkam; aber die Duͤrre verhinderte ihn, ſich ſtark zu beſtauden.
Reife.Die Reifung des Hafers iſt genau wahrzunehmen, und wenn er ungleich reift, muß man ſich nach dem erſten richten; man ſetzt ſich ſonſt der Gefahr aus, dieſen ganz zu verlieren, und wenn der unreife auch nicht vollſtaͤndig wird, ja ſogar beim Dreſchen nicht ausfaͤllt, ſo behaͤlt man ihn doch im Stroh, wel - ches nun um ſo futterreicher iſt. Auch giebt der zuerſt reifende immer das meiſte. Er muß jedoch in ſolchem Falle laͤnger im Schwade liegen, wo er nach einigen Bemerkungen nachreifen, und ſein Gewicht vermehren ſoll; es aber auch leicht verlieren kann, wenn man zu lange mit dem Einbringen zoͤgert.
Das Haferſtroh wird von vielen fuͤr das Vieh aller Art am nahrhafteſten gehalten, vielleicht weil in der Regel die meiſten Koͤrner darin bleiben. In man - chen Wirthſchaften laͤßt man ſie abſichtlich darin, und uͤberdriſcht den Hafer nur leicht. Im Miſte haͤlt man es nur dem warmen Boden zutraͤglich.
Werth.Da das Gewicht des Hafers nur geringe, fuͤr den Scheffel im Durchſchnitt 50 Pfd. iſt, und er nach Einhofs, aber nur oberflaͤchlicher Unterſuchung, nicht95Der Hafer.mehr als 60 Prozent nahrhafter Thelle enthaͤlt, der Scheffel folglich 30 Pfd., ſo ſtaͤnde er unter dem halben Werthe des Rockens. Ich vermuthe aber, daß Einhof, der die Unterſuchung des Hafers genauer vornehmen wollte, ſchlechten Hafer vorlaͤufig unterſuchte, und daß der Hafer doch voͤllig den halben Werth des Rockens dem Maaße nach habe. Sein Marktpreis ſteht in den meiſten Gegenden hoͤher, weil er zum Pferdefutter ſehr geſucht wird; in einigen dage - gen, die fuͤr den Haferbau mehr geeignet ſind, aber geringeren Abſatz daran haben, ſteht er unter dem halben Rockenpreiſe.
gehoͤrt in jedem Betracht zu den eigentlichen Getreidearten.
Man hat zwei beſtimmte Arten, die angebauet werden, naͤmlich die Ris - penhirſe, Panicum miliaceum, und die Kolbenhirſe, Panicum italicum und germanicum. Beide haben mehrere Abarten, die ſich durch die Farbe ihrer Koͤrner hauptſaͤchlich unterſcheiden. Die Rispenhirſe hat den Vorzug groͤßerer Koͤrner; die Kolben - oder Aehrenhirſe aber den, daß ihr Saamen nicht ſo leicht ausfaͤllt, gleichmaͤßiger reift und von den Voͤgeln nicht beraubt wird. Ihr An - bau kommt uͤberein.
Sie erfordert einen warmen, muͤrben, lehmig-ſandigen, aber mit humo -Boden. ſen Theilen angefuͤllten Boden. In zweiter Tracht nach kraͤftiger Duͤngung ge - raͤth ſie beſſer als nach friſcher Duͤngung mit unzergangenem Miſt.
Der Acker muß fleißig und tief, wenigſtens durch dreimaliges Pfluͤgen,Vorbereitung. Eggen und Walzen vorbereitet ſeyn, damit er voͤllig gepulvert und vom Un - kraute moͤglichſt rein ſey. Manche graben dazu, aber eine gerechte Vorberei - tung mit dem Pfluge iſt eben ſo gut. Indeſſen geraͤth die Hirſe auch ſehr gut auf einem kraͤftigen Neubruch oder Dreeſch auf die erſte Furche, nachdem tuͤch - tig geegget und gewalzt worden, geſaͤet, und wenn ein ſolcher Neubruch zu trocken fuͤr den Lein iſt, ſo wuͤßte ich ihn durch keine Saat vortheilhafter als durch Hirſe zu benutzen.
96Der Hafer.Sie wird im Mai gleich nach der zuletzt gegebenen und mit der Egge eben gemachten Furche ausgeſaͤet, etwa zu 3 Metzen per Morgen, und dann mit ei - ner leichten Egge uͤberzogen und bei trocknem Boden gewalzt. Der Saamen muß reif und gut aufbewahrt ſeyn.
Sobald ſich unter der aufgelaufenen Hirſe das Unkraut zeigt, muß ſie ge - jaͤtet werden. Dies iſt unerlaͤßlich, wann ſie gerathen ſoll, und nur auf Neu - bruch, der wenig oder gar kein Unkraut hervortreibt, kann man deſſen uͤberho - ben ſeyn. Deshalb iſt der Hirſebau im Großen ſelten ausfuͤhrbar, zumal in Wirthſchaften, wo faſt gleichzeitig der Lein gejaͤtet werden muß. Selten iſt ein einmaliges Jaͤten genug, es muß, wenn der Boden krautig iſt, nach 2 oder 3 Wochen, und bevor die Hirſe aufſchießt, wiederholt werden.
Wirkſamer aber und leichter, wie das eigentliche Jaͤten oder Ausziehen des Unkrauts, iſt das Bekratzen derſelben, welches mit dazu geeigneten Kratzmeſſern geſchiehet. Hiermit wird nicht nur das Unkraut ſondern auch jede zu dicht ſte - hende Pflanze unter der Oberflaͤche weggeſchnitten und dieſe zugleich gelockert. Die Pflanzen werden in einer Entfernung von 5 — 6 Zoll vereinzelt. Die Wir - kung, welche dies auf das Gedeihen und den Ertrag der Hirſe hat, iſt erſtaun - lich, und ſie erhebt ſich danach ſo ſchnell, daß zum zweitenmale ſelten Unkraut aufkommen kann. Geſchiehet es dennoch, ſo iſt es ſo wenig, daß es leicht auf - gezogen werden kann.
Reife.Den gerechten Zeitpunkt zur Ernte zu treffen, erfordert große Aufmerkſam - keit, beſonders bei der Rispenhirſe. Sie reift ungleich[und] faͤllt, wenn ſie reif iſt, leicht aus; jedoch iſt jenes viel weniger der Fall, wenn ſie auf die vorbeſchrie - bene Art behandelt und vereinzelt iſt. Kleine, fleißige Hirſenbauer ſchneiden die reifen Rispen einzeln ab, und bringen ſie in Saͤcken nach Hauſe. Da dies aber im Großen nicht geht, ſo muß man ſich nach der Reife des Haupttheils richten, ſie dann maͤhen, oder beſſer, vorſichtig mit der Sichel ſchneiden laſſen.
Sie darf nicht in Schwaden liegen bleiben, weil ſie zu ſehr ausfallen wuͤrde, wenn ſie Regen bekaͤme und dann wieder trocken wuͤrde. Man bringt ſie gleich auf die Scheuntennen, driſcht ſie ſobald als moͤglich ab, und macht ſie rein. DerSaamen97Die Hirſe.Saamen muß dann duͤnne ausgebreitet, und taͤglich mit der Harke umgeruͤhrt wer - den, bis er vollkommen trocken iſt, weil er ſich ſonſt erhitzt, und danach bitter wird. Das mehrentheils noch feuchte Stroh wird dann gebunden, und zum Trocknen an die Luft gebracht, weil es ſonſt dumpfig werden wuͤrde, und weil es als Futter ſehr ſchaͤtzbar iſt.
Wenn gleich das einzelne Abſchneiden der reifen Aehren fuͤr den groͤßeren Landwirth nicht anwendbar iſt, ſo verlohnt ſichs doch reichlich, wenn man ſo viel, als zur Ausſaat beſtimmt iſt, auf dieſe Weiſe einerntet. Der voͤllig reife und ge - hoͤrig behandelte Saamen laͤuft gleichmaͤßiger, giebt vollkommnere Pflanzen, und ſchuͤtzt gegen den Staubbrand, der ſonſt in der Hirſe ſehr haͤufig erſcheint. Man ſchlaͤgt dieſe, an einem luftigen Orte wohl getrocknete Saathirſe dann erſt aus, wenn man ſie ſaͤen will.
Das Enthuͤlſen auf der Muͤhle oder durch Stampfen iſt bekannt.
Die Hirſe iſt anerkannt eine ſehr nahrhafte Subſtanz, die von den meiſten Menſchen gern genoſſen wird, und den Reiß erſetzen kann. Ihr Preis richtet ſich daher auch gewoͤhnlich nach dem Preiſe des Reißes, und ſie gilt die Haͤlfte des letztern.
Die Hirſe kann auch als Futterkraut nuͤtzlich angebauet werden, und wird dann dicht geſaͤet, und wenn ſie Rispen entwickelt, gemaͤhet.
Die ſogenannte Moorhirſe gehoͤrt in ein andres Pflanzengeſchlecht. EineMoorhirſe. Art derſelben wird zwar bei uns in warmen Sommern, aber bisher nur in Gaͤr - ten, reif, naͤmlich Holcus sorghum. Andre Arten erfordern ein ungleich waͤr - meres Klima. Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß ſie jemals bei uns einheimiſch gemacht werden koͤnnte, und ich erwaͤhne daher dieſer ſonſt ſehr fruchtreichen Ge - treideart nur.
Der Reiß mit allen ſeinen Abarten paßt noch weniger fuͤr unſer Klima,Reiß. und ob man gleich in den Schriften verſchiedener landwirthſchaftlichen Societaͤ - ten Nachrichten von ſeinem angeblichen Anbau findet; ſo zweifle ich doch, daß man außer dem Treibhauſe jemals eine Pflanze im noͤrdlichen Deutſchlande zur Reife gebracht habe, indem viele damit im ſuͤdlichen Frankreich angeſtellte Ver - ſuche mißrathen ſind. Erſt jenſeits der Alpen kann er gebauet werden. EinenVierter Theil. N98Die Hirſe.Fall, wo man ſich einbildete Reiß zu bauen, kenne ich genau; es war Reiß - und Himmelsgerſte.
Mais.Endlich gehoͤrt der Mais, ſeiner Natur nach, in die Klaſſe dieſer Gewaͤchſe. Da aber die Art ſeines Anbaues ſich ganz davon auszeichnet, und mit dem Bau der Hackfruͤchte uͤberein kommt, ſo werden wir ihn unter dieſe oͤkonomiſche Pflan - zenklaſſe ſetzen, und von ſeinem Anbau unten handeln.
Obgleich dieſe Kulturart auch bei andern Fruͤchten ihre Anwendung findet, ſo iſt doch die zu beſchreibende Methode vorzuͤglich fuͤr das Getreide geeignet, weswegen ich an dieſer Stelle davon rede.
Geſchichte der - ſelben.Wir finden ſchon aͤltere Beiſpiele dieſer Bauart. Insbeſondere hatte ein Spanier, Joſeph Locatelli ſchon im 17ten Jahrhunderte Verſuche damit gemacht, welche ſelbſt die Aufmerkſamkeit des Kaiſers ſo auf ſich zogen, daß ſie in ſeiner Gegenwart wiederholt werden mußten. Aber noch auffallender iſt es, daß man ſie in Indoſtan und Perſien angetroffen hat, ſo daß nicht bloß das Reihenſaͤen mit zweckmaͤßigen Maſchinen, ſondern auch das Bearbeiten der Saat durch Pferde und Ochſen daſelbſt ausgefuͤhrt wird. In England haͤlt man Jethro Tull fuͤr ihren Erfinder, und in Frankreich waren Duhamel, Chateauvieux und mehrere andre ihre Verbreiter in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Indeſſen iſt dieſe Tullſche Methode, wo ſehr breite Zwiſchenraͤume zwiſchen den Ge - treidereihen gelaſſen, und waͤhrend des Wachsthums mit dem Pfluge ſtark bear - beitet wurden, faſt ganz außer Gebrauch gekommen, und hat einer andren, wo man die Saatreihen in gleichem, aber geringerem Abſtande legte, weichen muͤſſen. Von dieſer Methode werden wir hier nur reden, und ich verweiſe wegen jener auf die Abhandlungen, welche ſich im 1ſten und 3ten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft uͤber das Drillen befinden. Jene Abhandlungen wird ein jeder, der an dieſer Sache Intereſſe nimmt, vielleicht geleſen haben, und nun einige Widerſpruͤche gegen das, was ich jetzt daruͤber ſage, darin finden. In dieſem99Drillkultur.Falle bitte ich das, was ich jetzt ſagen werde, als meine, durch laͤngere Verſuche und Erfahrung mehr gereifte Meinung anzuſehen.
Die zum Drillen und Pferdehacken erfundenen Maſchinen ſind unzaͤhlbar inMaſchinen. England. Gegenwaͤrtig vereinigen ſich dort faſt alle Stimmen fuͤr die Cook - ſche. Sie iſt aber ſehr komponirt, und muß mit vieler Sorgfalt behandelt wer - den. Ich habe im erſten Hefte meiner Beſchreibung der nutzbarſten Ackerwerk - zeuge den Ducketſchen Drillapparat und im 3ten Hefte einen von mir er - fundenen beſchrieben und abgebildet, und finde den letzteren bei laͤngerem Ge - brauch ſo zweckmaͤßig, dauerhaft, leicht zu behandeln, und allen meinen Abſichten entſprechend, daß ich keinen andern verlange, obgleich mit ſelbigem nur Getreide Erbſen, Linſen und Wicken, aber keine feine Saamen, wie mit der Cookſchen, aus - geſaͤet werden koͤnnen. Auch kann man mit der Maſchine die Quantitaͤt der Einſaat einer jeden Getreideart nicht willkuͤrlich veraͤndern. Sie wirft aber ſo aus, daß es auf jedem Fall zureichend iſt; und wenn ſich unter gewiſſen Umſtaͤnden noch eine etwas groͤßere Erſparung der Saat machen ließe, ſo wuͤrde dieſe doch un - bedeutend ſeyn, und uͤbrigens keinen Vortheil mit ſich bringen. Sie ſaͤet vom Weizen, Rocken und Gerſte die Haͤlfte der gewoͤhnlichen Saat, naͤmlich 9 Ber - liner Metzen auf den Morgen aus, vom Hafer aber einen Scheffel. Dieſe Ma - ſchine paßt ſich auf einer jeden Art von Boden, kann ohne Umſtaͤnde und ohne daß ihr eine erhebliche Erſchuͤtterung nachtheilig werden koͤnnte, bequem nach dem Felde hingefahren werden, und iſt keiner Verruͤckung, Zerbrechung, ſchnellen Abreibung, oder irgend einer andren Wandelbarkeit ausgeſetzt, weswegen ſie in der Hinſicht jedem Arbeiter anvertrauet werden kann. Das Geſtell derſelben dient zugleich zum Pferdehacken, wo dann nach Abhebung des Saatkaſtens ſtatt der Furchenzieher, die, nach dem jedesmaligen Zwecke verſchiedenen Hacken oder Kultivatoren eingehangen werden. Der Gebrauch dieſer Maſchinen iſt mit keiner Schwierigkeit verbunden, laͤßt ſich aber nur ſinnlich darſtellen, und es wuͤrde ver - gebens ſeyn, ihn mit Worten beſchreiben zu wollen.
Dieſe Kultur iſt zwar auf jedem Boden, von dem gebundenſten an bis zumErforderniſſe in Anſehung des Bodens. loſeſten, anwendbar, wenn er die noͤthige vorbereitende Beackerung erhalten hat. N 2100Drillkultur.Indeſſen erfordert der ſehr thonige Boden eine genaue Wahrnehmung der Zeit, wo er ſich in gerechtem Feuchtigkeitszuſtande befindet, um die verſchiedenen Ope - rationen des Saͤens und des Bearbeitens vorzunehmen. Es laͤßt ſich daher eine ſo unguͤnſtige Witterung denken, daß dieſes nicht geſchehen koͤnne, und daß des - halb ein Mißwachs der gedrillten Saat erfolge. Auf ſehr loſem ſandigen Bo - den kann man dagegen den auffallenden Nutzen vom Pferdehacken nicht erwar - ten. Folglich iſt ein mittlerer Boden, der zwiſchen 30 bis 60 Prozent Thon hat, ohne Zweifel am meiſten dazu geeignet.
Der Acker kann wohl huͤglicht, muß aber nicht gar zu uneben ſeyn, weil ſonſt die ſechs Furchenzieher und Hackeiſen dieſes Inſtruments nicht gleichmaͤßig eingreifen wuͤrden.
Um eine vollkommene und reichlich lohnende Wirkung dieſer Operation zu haben, muß ſich der Boden in Kultur und Kraft befinden. Ein kraftloſer Acker wird die ſtarke Beſtaudung und den ſtarken Austrieb der Halme und Aehren nicht ernaͤhren koͤnnen, welche durch das Behacken ſo ſehr befoͤrdert wird. Man hat zwar bei guͤnſtiger Witterung auch auf magerem Acker einen hoͤheren Ertrag von der gedrillten als von der Wurfſaat erhalten, aber er war doch nicht in dem Verhaͤltniſſe betraͤchtlicher, wie auf kraftvollem Acker, und ich gebe zu, daß es in dieſem Falle den hervorgetriebenen Aehren nachmals an Nahrungsſtoff zum Anſatz der Koͤrner fehlen koͤnne.
Der Acker muß von großen mit ihrer Spitze bis zur Ackerkrume hervorra - genden Steinen frei ſeyn, weil ſonſt Furchenzieher und Hackeiſen leicht dagegen brechen koͤnnen. Kleinere Steine verhindern zwar das Drillen nicht gaͤnzlich, greifen aber die Werkzeuge ſehr an. Und uͤberhaupt iſt dieſe hoͤhere Stufe des Feldbaues nicht eher zu betreten, als bis man mit ſolchen vorbereitenden Opera - tionen, wie das Ausraden und Ableſen von Steinen, fertig iſt.
Ferner iſt es eine zum moͤglichſt hoͤchſten Erfolge dieſer Bauart unumgaͤng - liche Bedingung, daß der Acker von Wurzel - oder ausdaurendem Unkraute ganz frei und vom Saamenunkraute moͤglichſt gereinigt ſey. Denn obgleich durch die Pferdehacken-Kultur vieles Unkraut zerſtoͤrt und an ſeinem Aufkommen gehindert wird, ſo iſt ſie doch nicht vermoͤgend, es ganz zu unterdruͤcken. Zerſtoͤren die Pferdehacken das, was in den Zwiſchenraͤumen ſtehet, ſo koͤnnen ſie doch dem101Drillkultur.nicht beikommen, was in den Saatreihen aufſchießt. Das Wurzelunkraut ſteht den Furchenziehern und Hackeiſen im Wege, verurſacht daß ſie die Erde ſchlep - pen, und wird wohl zum Theil aber nicht voͤllig herausgehoben. Vom Saamen - Unkraut wird zwar vieles zerſtoͤrt, aber das in den Reihen ſtehende kommt um ſo ſtaͤrker auf und verbreitet wieder ſeinen Saamen in die gelockerte Erde. Da - her wird es ſelten gluͤcken, ein ſehr unreines Feld durch das Drillen rein zu ſchaffen; aber reines Feld bleibt dabei rein, wenn man die nun ſehr geringe und leicht zu controllirende Arbeit — die Reihen durchgehen und das einzelne in Bluͤte ſtehende Unkraut ausziehen zu laſſen — anwendet.
Die Drillkultur macht es eher wie die gewoͤhnliche moͤglich, die Regeln desIn wiefern dieſe Kultur zu verſchiede - nen Feldrota - tionen paſſe. Fruchtwechſels ganz außer Augen zu ſetzen, und viele Getreideernten nacheinander zu nehmen, weil ſie den Boden rein und locker erhaͤlt. Ein gedrillter und gehoͤrig gepferdehackter Acker zeigt ſich mehrentheils nach der erſten Furche ſo muͤrbe und zerfallend, daß man darauf ſogleich eine neue Saat einbringen kann. Es iſt daher eine ſehr unrichtige Vorſtellung, daß die Drillkultur mit der ſogenannten Fruchtwechſelwirthſchaft in enger Verbindung ſtehe. Vielmehr macht dieſe die all - gemeine Anwendung des Drillens bei allen Saaten ſchwierig, und dies iſt ein Hauptgrund, den Arthur Young und einige Englaͤnder dagegen anfuͤhren. Wenn unter die nach Hackfruͤchten folgende Gerſte Klee geſaͤet werden ſoll, ſo kann es nicht eher geſchehen, als bis das Hacken vollendet iſt; man muß es nun un - mittelbar nach dem letzten Hacken thun, damit der Saamen friſche Krume erhalte. Er faͤllt nun in die vertieften Reihen und laͤuft bei guͤnſtiger Witterung dann ſehr gut reihenweiſe auf. Eine unguͤnſtige Witterung kann ihn aber, wie mich Erfah - rung gelehrt hat, auch voͤllig unterdruͤcken: einmal kam unmittelbar nach der Aus - ſaat ein heftiger Schlagregen, der die angehaͤufte lockere Erde in die kleinen Fur - chen zuruͤckſchwemmte, und nun den Boden ſo zuſchlug, daß der Klee nicht durch - kommen konnte; ein andres mal, im Jahre 1810, verhinderte die nach der ſpaͤ - ten Ausſaat eintretende anhaltende Duͤrre den Klee zu keimen oder ließ ihn ver - dorren, wenn er gekeimt hatte. Man laͤuft alſo immer bei dieſer ſpaͤten Ausſaat, wobei man den Klee mit der Erdkrume nicht in innige Beruͤhrung bringen kann, Gefahr, daß er mißrathe, und dies iſt ein ſo großes Uebel, daß ich mir vorge -102Drillkultur.nommen habe, nie Gerſte, worunter Klee geſaͤet werden ſoll, zu drillen. Die Winterung kann zwar auf die einfurchig umgebrochene Kleeſtoppel gedrillt werden, wenn der Umbruch gehoͤrig geſchah und ſich hinlaͤnglich geſetzt hatte. Aber etwas ſind doch die Kleewurzeln der Maſchine im Wege, und das Drillen geht nicht ſo leicht, als im reinen Acker. Durch den Schnittpflug kann indeſſen dieſes Hin - derniß gehoben werden. Uebrigens haͤlt dieſes Wirthſchaftsſyſtem den Acker ohne - hin muͤrbe und rein genug, ſo daß der Unterſchied zwiſchen gedrillten und unge - drillten Ernten dabei nicht ſo groß ſeyn wird, wie bei einem ununterbrochenen Getreidebau, wo es die Stelle der Brache und des Behackens, freilich unvoll - kommen, vertritt.
Vortheile der Drillkultur.Der Vortheil des eigentlichen Drillſaͤens beſteht nur darin, daß das Saa - msnkorn gerade ſo tief gelegt werden kann, als es ſeine Natur und die Beſchaf - fenheit des Vodens und der Witterung erfordert, (was durch die Stellung der Maſchine und durch mehr oder minderes Aufdruͤcken auf die Sterzen bewirkt werden kann), und daß daher jedes geſunde Korn zum Keimen kommt. Dies wuͤrde aber vielleicht das Ueble der ſtaͤrkeren Zuſammendraͤngung der Koͤrner in den Reihen nicht uͤberwiegen, und ſo iſt es eigentlich das Behacken, was dem Drillen, nach den unzaͤhligen damit angeſtellten comparativen Verſuchen, einen betraͤchtlichen und unwiederſprechlichen Vorzug vor dem Breitſaͤen in Anſehung des Koͤrnerertrages giebt. Jedermann kennt die große Wirkung, welche die Auf - lockerung der Kruſte, womit der Erdboden immer uͤberzogen wird, auf die Ve - getation aller Pflanzen hat. Man hatte dieſe Wirkung bisher aber nur beim Gartenbau beachtet, aber beim Feldbau nur ſelten etwas vorgenommen, um ſie hervorzubringen. Insbeſondere iſt ſie groß, wenn im Fruͤhjahr die im Winter erzeugte Borke gebrochen, zerkruͤmelt, und dadurch die Verbindung der At - mosphaͤre mit der Erde wieder hergeſtellt wird. Deshalb iſt auch die Wirkung dieſer Kulturart auf das Wintergetreide um vieles groͤßer und auffallender, als auf das Sommergetreide, beſonders auf dasjenige, welches wie die vierzeilige Gerſte nur eine kurze Vegetationsperiode hat, waͤhrend welcher der Boden ſich nicht ſo ſehr verſchließen kann. Die ſtaͤrkſte Wirkung bemerkt man im Durch - ſchnitt beim Weizen, theils weil deſſen Vegetationsperiode die laͤngſte iſt, theils103Drillkultur.weil dieſe Frucht der meiſten Nahrung bedarf, die ihr durch das Pferdehacken mehr aufgeſchloſſen wird. Ferner haͤngt die Wirkung von dem Anhaͤufen einer friſchen gelockerten Erde an die Pflanzenreihen, welche durch das letzte Behacken beſonders bewirkt wird, ab. Dieſes Anhaͤufeln iſt allen Pflanzen, beſonders aber denen, die wie das Getreide aus ihren unteren Gelenken neue Wurzeln austrei - ben, wenn ſie mit fruchtbarer Erde umgeben werden, hoͤchſt zutraͤglich. Es muß dies aber in einem Zeitpunkte geſchehen, wo die Pflanzen am meiſten Nah - rung beduͤrfen, in ihrer lebhafteſten Vegetationsperiode, wo die Halme auszuſchoſ - ſen anfangen.
Man hat zuweilen bemerkt, daß das fleißig gepferdehackte Getreide laͤnger an der Erde blieb, ſpaͤter bluͤthe und zur Reife kam, wie anderes. Beſtaͤndig iſt dieſes nicht, und ich geſtehe es, nicht bemerkt zu haben. Wenn es aber geſchieht, ſo wird es fuͤr die Ernte immer vortheilhaft ſeyn, indem ſich dann das Getreide um ſo ſtaͤrker beſtaudet, und ſpaͤter aber mit mehreren Halmen gleichzeitig auf - ſchießt. Immer wird man bei gedrilltem Getreide eine groͤßere Gleichheit der Halme und Aehren wie bei ungedrilltem finden, und die kleinen zuruͤckbleibenden ſogenannten Knippaͤhren fehlen ihm faſt gaͤnzlich. Die Halme bekommen bei die - ſer Bauart unten immer mehrere Staͤrke, und dieſes iſt mit die Urſach, warum gedrilltes Getreide ſich aufrecht erhaͤlt, unter Umſtaͤnden, wobei ſich anderes lagert, und dieſe Verhuͤtung des Lagerns giebt ihr allein ſchon einen betraͤchtlichen Vorzug.
Wenn man das Pferdehacken fuͤr den gebundenen und feuchteren Boden vortheilhaft erkannte, ſo beſorgten dagegen einige, daß es die Ausdoͤrrung des loſeren und trockneren Bodens nur um ſo mehr befoͤrdern moͤge. Dies iſt aber bei genauerer Beobachtung ohne Grund, indem ein auf der Oberflaͤche lockerer Boden ſich im Sommer laͤnger feucht haͤlt als ein verſchloſſener, weil jener bei Nacht atmosphaͤriſche Feuchtigkeit anzieht. Auch befeuchtet ein ſchwacher Regen einen gelockerten Boden durchdringender als einen geſchloſſenen, weil die Feuch - tigkeit auf jenem gleich einzieht und an die Wurzeln kommt, bei dieſem aber auf der Oberflaͤche bleibt und ſchnell wieder verdunſtet.
Ueber die Entfernung der Reihen von einander iſt man zwar lange unei -Entfernung der Reihen. nig geweſen, indem einige ſie nur zu 6 Zoll, andere zu 12 Zoll haben wollten. 104Drillkultur.Man kommt aber jetzt ziemlich darin uͤberein, daß 8 bis 9 Zoll die zweckmaͤ - ßigſte fuͤr alles Getreide ſey. Bei einem engeren Zwiſchenraume laͤßt ſich die Anhaͤufung kaum bewirken, weil zu wenig Erde aufgefaßt werden kann. Eine weitere aber ſcheint unnoͤthig und laͤßt zu vielen leeren Raum. Wer es recht genau nehmen will, ſaͤet Sommergetreide dichter und Wintergetreide entfernter, weil dieſes ſich ſtaͤrker beſtaudet. Dazu wird aber eine Abaͤnderung der Drillma - ſchine erfordert. Die meinige iſt auf 8½ Zoll eingerichtet, und ich verlange ſie nicht anders.
Anwendung bei den Huͤl - ſenfruͤchten.Naͤchſt dem Getreide werden Huͤlſenfruͤchte am meiſten gedrillt, auf welche es allerdings einen ſehr wohlthaͤtigen Einfluß hat. Bei den Erbſen aber habe ich große Schwierigkeiten gefunden. Wenn ich ſie wie das Getreide ſaͤete, ſo konnten ſie nur in ihrem ganz jungen Zuſtande geſchaufelt, aber nicht angehaͤu - felt werden, weil man ſie durch letzteres mit Erde uͤberſchuͤttet haͤtte. Spaͤterhin fingen ſie an zu ranken, und legten ſich auf die Seite, ſo daß ihnen mit der Pferdehacke, ohne ſie zu zerreißen, nicht beizukommen war. Es iſt mir wenig - ſtens bei aller Aufmerkſamkeit nicht gegluͤckt, den gerechten Zeitpunkt zu treffen. Wenn ich ſie entfernter ſaͤete, ſo bedeckten ſie mir den Boden nicht genug, und gaben zwar entſchieden mehrere Koͤrner, aber weniger Stroh. Doch will ich nicht ableugnen, daß ſich dieſem auf eine oder die[andere] Art zuvorkommen laſſe, und daß dann das Drillen der Erbſen ſehr vortheilhaft ſeyn koͤnne.
Vorzuͤglich paßt es dagegen fuͤr die Linſen, die in derſelben Diſtanz, wie die Erbſen, die kleineren mit der Gerſtenwalze, die groͤßeren mit der Haferwalze aus - geſaͤet werden, dann ungemein viele Schooten anſetzen, und vom Unkraute mit leichter Muͤhe voͤllig rein erhalten werden koͤnnen.
Deckung der Koſten durch Erſparung der Einſaat.Was man uͤber die Koſtſpieligkeit des Drillens ſagt, erſcheint dem, der es einmal kennt, voͤllig ungegruͤndet. Wenn man die vermehrten Arbeitskoſten ſammt Anſchaffung und Erhaltung der Maſchine auch aufs hoͤchſte anſchlaͤgt, ſo werden ſie doch bloß durch Erſparung der halben Einſaat uͤberfluͤſſig dedeckt. Um jene ungefaͤhr und aufs hoͤchſte zu berechnen, nehme ich an, daß taͤglich nur 10 Mor - gen gedrillſaͤet und 10 Morgen gepferdehackt werden koͤnnen. Ich ſchlage dasPferd105Drillkultur.Pferd ſehr hoch, taͤglich zu 12 gr. an, und den Tagelohn zweier damit beſchaͤftig - ter Leute auch zu 12 gr., folglich die Tagesarbeit zu 1 rthlr. Es wird einmal gedrillet und zweimal gepferdehacket; betraͤgt alſo auf 10 Morgen 3 rthlr. oder auf 100 Morgen 30 rthlr. Auf 100 Morgen erſpare ich, wenn ich 9 Metzen ſtatt 18 Metzen ausſaͤe 900 Metzen oder 56¼ Scheffel. Den Scheffel nur rund zu 1 rthlr. angenommen, ſo gewinne ich dabei 26¼ rthlr. Auf 100 Morgen Winte - rung brauche ich, um in 10 Tagen damit fertig zu werden, eine Maſchine — wo - mit ich dann auch eben ſo viel Soͤmmerung drillen und pferdehacken koͤnnte — dieſe koſtet mit allem Apparat 150 rthlr. Ich will ſolche jaͤhrlich mit 4 Prozent verzinſen, unerachtet das Kapital ſich jaͤhrlich um ⅙ abtraͤgt, folglich in 6 Jahren 186 rthlr. Im ſiebenten Jahre hat ſie ſich durch den Ueberſchuß Saaterſparung be - zahlt. Sie haͤlt gewiß 20 Jahre aus, beſonders wenn ſie nur zur Winterung ge - braucht wird. Nach 3 bis 4 Jahren werden einige Reparaturen daran vorfallen, aber dieſe werden wenigſtens durch die Erſparung des Saͤemanns gedeckt, und ſpaͤterhin bleibt Ueberſchuß genug, um etwa die Pferdehacken neu vorſchuhen zu laſſen.
Wenn man, wie einige geſagt haben, ein beſonderes Pferd darauf halten muͤßte, was außer jenen 30 Tagen ganz uͤberfluͤſſig waͤre, ſo wuͤrde es dadurch freilich koſtbar werden. Allein dieſe Suppoſition findet unter tauſend Wirthſchaf - ten nicht bei einer ſtatt.
Der Vortheil der Drillkultur beſteht nun aber doch nicht, wie einige gemeintHoͤherer Er - trag. haben, in der Erſparung der Einſaat, ſondern in dem hoͤheren Ertrage, den ſie von einer gleichen Flaͤche gleichen Landes giebt. Dieſer iſt durch tauſendfaͤltige Verſuche gegen jeden Zweifel erwieſen, und ſelbſt die entſchiedenſten Gegner der Drillkultur leugnen ihn nicht ab. Um wie viel er hoͤher ſey, laͤßt ſich im Allge - meinen nicht beſtimmen, da die angeſtellten komparativen Verſuche verſchiedene Reſultate geben. Nach manchen Verſuchen hat gedrillter Weizen ⅓ ſtaͤrkeren Er - trag gegeben, als breitgeſaͤeter — nicht nach der Ausſaat, ſondern nach der Acker - flaͤche gerechnet —; nach andern nur ⅕, und nach einigen nur 1 / 10 mehr. Es kommt dabei hauptſaͤchlich auf die Kultur an, worin der Boden ſchon ſtand. Je kraftvoller, reiner und tiefer der Boden iſt, deſto groͤßer wird der Vorzug des Drillſaͤens; auf armem Boden iſt er unbedeutend. Manche Drillſaͤer verſichern,Vierter Thell. O106Drillkultur.daß der Vortheil immer groͤßer geworden ſey, je laͤnger ſie die Kultur fortgeſetzt haͤtten; andre dagegen geſtehen ein, daß er geringer geworden ſey. Jene hatten, ohne Zweifel, nach Verhaͤltniß der aus dem Boden gezogenen Ernten ihm Duͤn - ger wieder gegeben; dieſe hatten dies, vielleicht aus zu großem Zutrauen auf die Wirkung des Pferdehackens, unterlaſſen. Denn daß bei der Drillwirthſchaft durch die ſtaͤrkeren Ernten der Boden ſtaͤrker erſchoͤpft werde, iſt nicht zu bezweifeln, wenn ſich dies gleich nicht in den erſten Jahren aͤußert.
Allemal erhaͤlt das gedrillte Korn eine groͤßere Vollkommenheit. Es wiegt nach den Reſultaten aller Verſuche ſchwerer als das breitwuͤrfige. Bei der zwei - zeiligen Gerſte habe ich einmal einen Unterſchied von 6 Pfund per Scheffel gefun - den, und beim Weizen iſt ein noch groͤßerer geweſen. Das Korn iſt groß und voll ausgewachſen, daher ſchickt es ſich zur Saat vorzuͤglich. Um gutes Saatgetreide zu gewinnen, kann man alſo einer jeden groͤßeren Wirthſchaft eine Drillmaſchine empfehlen.
Sie iſt doch nicht allge - mein einzu - fuͤhren.Aber zur allgemeinen Drillkultur — ſey es auch nur der Winterung — koͤn - nen wir nur in ſolchen Wirthſchaften rathen, die ſich ſchon auf einer hohen Stufe der Kultur im Ganzen befinden, und in denen der Ackerbau mit der groͤßten Aufmerk - ſamkeit und Intelligenz betrieben wird. Die gedrillten Saaten beduͤrfen einer ge - nauen Beachtung, um den gerechten Zeitpunkt und die angemeſſenſte Art des Pferdehackens zu treffen. Ein Verſehen kann hier ſehr nachtheilig werden. Wer daher das Drillen nicht kennt, muß im Kleinen damit anfangen, um erſt einen ſichern Takt zu bekommen; alle Anfaͤnger ſind zu furchtſam mit dem Pferdehacken, oder zu dreiſt. Auf einem armen Boden lohnt aber das Drillen im Verhaͤltniß der Sorgfalt, die es erfordert, nicht genug. Endlich giebt es in einer noch nicht voͤllig organiſirten Wirthſchaft der Gegenſtaͤnde ſo viele, welche die Aufmerkſam - keit des Eigenthuͤmers oder des Aufſehers fordern, da es nicht rathſam ſcheint, dieſe durch das Drillen noch mehr zu diſtrahiren.
Das Pferde - hacken.Das Pferdehacken der Winterung geſchiehet erſt im Fruͤhjahre; im Herbſt hat man, auch bei ſehr fruͤher Saat, keinen Nutzen davon verſpuͤret. Es iſt vorzunehmen, ſobald die Vegetation ſich zu zeigen anfaͤngt, und der Boden ziem -107Drillkultur.lich abgetrocknet iſt. Mehrentheils iſt es rathſam, das Feld zuvor mit der eiſer - nen Egge quer durch die Reihen zu durchziehen. Hierdurch wird die Winter - borke des Erdreichs gebrochen, welche ſonſt von den Hackeiſen leicht uͤber die Saatreihen geſchoben wird, und dieſe verſchuͤttet. Zerfaͤllt zaͤhe Erde dann nicht von ſelbſt, ſo laͤßt man bei trockner Witterung der abſchaufelnden Pferdehacke noch die Walze folgen, denn es iſt ſehr wichtig, daß dieſe obere Erde, welche nachher an die Pflanzen gebracht wird, voͤllig gepulvert werde.
Die anhaͤufende Pferdehacke folgt dann, wenn die Saat ſich zu heben und zu ſchoſſen anfaͤngt. Dieſer Zeitpunkt muß genau wahrgenommen werden. Es ſchadet zwar nicht, wenn die Halme auch ſchon ausgetrieben waͤren, indeſſen iſt es doch rathſam, es vollendet zu haben, bevor ſich die Aehre entwickelt. Man muß fruͤh darauf denken, um den gerechten Feuchtigkeitszuſtand des Bodens wahr - zunehmen, wo er weder zu hart von Duͤrre, noch zu klebricht von Feuchtigkeit iſt. Man muß bei unguͤnſtiger Witterung die Stellen, wo man anfangen will, oft herausſuchen. Dies iſt wirklich der kritiſche Zeitpunkt fuͤr die Drillkultur; wenn man aber nur aufmerkſam und thaͤtig iſt, ſo gehet es immer. Freilich ließe ſich eine ſo unguͤnſtige Witterung denken, daß man mit dieſem zweiten Pfer - dehacken nicht zu Stande kommen koͤnnte. In dem Falle duͤrfte man auf keine ausgezeichnete Ernte rechnen; wenn indeſſen das erſte Pferdehacken gut vollfuͤhrt war, ſo wird das gedrillte Getreide noch immer das breitwuͤrfige uͤbertreffen.
Der Soͤmmerrung wird haͤufig nur eine Pferdehacke gegeben, und zwar mit dem anhaͤufenden Eiſen, in dem Zeitpunkte, wo ſie bald ſchoſſen will. Wenn ſie aber in ihrem juͤngern Zuſtande ſchon geſchaufelt wird, ſo iſt ihr dies um ſo wohlthaͤtiger, beſonders wenn vieles Unkraut in den Reihen auflaͤuft. Nur darf es doch nicht ſo fruͤh geſchehen, daß ihre Spitzen mit Erde uͤberſchuͤttet werden. Will man ſie fruͤh ſchaufeln, ſo duͤrfen die Eiſen durchaus nicht conver, ſondern muͤſſen ganz flach ſeyn, damit ſie die Erde nicht ſeitwaͤrts ſchieben, ſondern ſie uͤber ſich weggleiten laſſen.
Einige haben das Stecken des Getreides mit der Hand (das Dibbeln derPflanzen des Getreides. Englaͤnder) der Drillkultur noch vorgezogen. Die Pflanzen kommen dadurch nicht bloß in gleich entfernten Reihen, ſondern auch in dieſen in gleicher EntfernungO 2108Drillkultur.von einander zu ſtehen, und koͤnnen nun zum Theil durch Maſchinen, zum Theil durch die Hand, von allen Seiten behackt werden. Auch iſt die Saaterſparung dabei noch groͤßer, und man kann mit ¼ der gewoͤhnlichen Einſaat ausreichen. Hierdurch wird bei theurem Getreide die Arbeit bezahlt, und dies iſt wohl die Haupturſache, warum in den theuren Jahren dieſe Methode in England ſo viele Lobredner fand. Man gab den Weibern und Kindern der Tageloͤhner die Saat zu verdienen, die ſie durch ihre Arbeit erſparten, und rettete ſie von der Hungers - noth, ohne daß es etwas koſtete.
Es werden mit einem Pflocke Loͤcher auf 3 bis 4 Zoll Entfernung gebohrt, und in jedes einige Koͤrner geworfen. Oder beſſer, man bedient ſich eines Inſtru - ments dazu, wie es die Gaͤrtner zum Erbſenlegen gebrauchen, und womit durch Auftreten des Fußes 12 und mehrere Loͤcher auf einmal gemacht werden. Die Pflugfurche giebt die Richtung der Reihen an, indem man auf die Mitte jeder Furche eine Reihe ſetzt. Nachher wird geegget.
Es faͤllt von ſelbſt in die Augen, daß dieſe Methode ſehr viele Arbeit koſte, und daß ſie daher nur unter gewiſſen Umſtaͤnden und in beſchraͤnktem Maaße an - zuwenden ſey. Wenn einige in England dieſe fuͤr die Tageloͤhner-Familien wohl - thaͤtige Methode anprieſen; ſo ſagten dagegen andre, ſie ſey ſehr mißlich, weil man die Leute bei der Arbeit nicht genau genug beachten koͤnne, und ſie dann in einem Theile der Loͤcher zu viel Koͤrner, in einem andren gar keine wuͤrfen, weil ihnen dies bequemer ſey. Nur ein kleiner Landwirth, der die Arbeit mit ſeiner Familie vollfuͤhrte, koͤnne ſicher dabei gehen. Man dachte deshalb ſogar auf Maſchinen, die dieſes einzelne Einlegen der Koͤrner bewirken ſollten; aber verſchiedene Ideen, die man daruͤber gehabt hat, ſind unausfuͤhrbar gefunden worden.
Auch in Frankreich ſind viele Verſuche damit gemacht worden, die der Se - nateur Graf François de Neufchateau in einem Werke: „ l’art de multiplier les grains. Paris 1809 “ausfuͤhrlich erzaͤhlt. Es iſt dabei nur von der großen Vermehrung der Einſaat, aber nicht von den Koſten und nicht von dem Flaͤchen - raume, den dieſe Saaten einnahmen, die Rede.
Der Bau der Huͤlſen - oder Schootenfruͤchte — denn in der landwirthſchaft -Naͤhrende Beſtandtheile dieſer Fruͤchte. lichen Sprache unterſcheidet man beides bisher nicht — iſt ohne Zweifel ſo alt, als der Bau des eigentlichen Getreides, weil Inſtinkt und Erfahrung die Menſchen lehrte, daß ſie nichts nahrhafteres, der Natur des thieriſchen Koͤrpers angemeſſe - neres und zugleich ergiebigeres bauen koͤnnten, wie dieſe Fruͤchte.
Die Huͤlſenfruͤchte enthalten eine große Menge von derjenigen Subſtanz, die unſer Einhof zuerſt unter dem Namen der thieriſch-vegetabiliſchen Sub - ſtanz der Huͤlſenfruͤchte darſtellte. Sie iſt der thieriſchen Materie ſehr nahe ver - wandt, und wenigſtens eben ſo narhrhaft, wie der Gluten. Und da die Menge der - ſelben in den Huͤlſenfruͤchten uͤberwiegend iſt, ſo beſitzen dieſe eine groͤßere naͤhrende Kraft, wie die Getreidearten. Man hat es laͤngſt nach allgemeiner auf Empfin - dung beruhender Erfahrung gewußt, daß Linſen, Erbſen, Bohnen, nicht nur ſaͤt - tigender ſind, laͤnger vorhalten und dem Koͤrper mehr Kraft geben, als alle andre vegetabiliſche Produkte. Sie erſetzen dem arbeitenden Manne das Fleiſch, welches er nicht haͤufig genießen kann, und es iſt als ob ein beſonderer Trieb denſelben aufforderte, dem Koͤrper durch ihren Genuß das zu erſetzen, was beſonders Rocken und Kartoffeln ihm nicht geben kann. Deshalb ſind ſie dem ſtark arbeitenden gemeinen Manne bei uns, und noch mehr dem Matroſen, ein unentbehrliches Be - duͤrfniß, und er iſt nicht zufrieden, wenn er nicht woͤchentlich ein Paar Mal eine Mahlzeit davon haben kann. Was die Erfahrung alſo laͤngſt lehrte, iſt durch die chemiſche Unterſuchung nur beſtaͤtigt worden, und beide ſtimmen vollkommen darin uͤberein, daß die Huͤlſenfruͤchte das nahrhafteſte ſind, was das Pflanzenreich in un - ſerm Klima liefert.
Im gleichen Verhaͤltniſſe wuͤrde das voͤllig ausgeſogene Stroh der Huͤlſenfruͤchte gegen das Stroh des Getreides ſtehen. Da aber das Stroh, beſonders der ran - kenden Huͤlſenfruͤchte, ſelten ſo ſtark wie das Getreideſtroh durch die reifenden Fruͤchte ausgeſogen wird, ſondern noch Saft und Leben behaͤlt, wenn wir es ab - ernten; ſo iſt es um ſo nahrhafter. Auch uͤberwiegt das vor Anſatz der Fruͤchte gemaͤhete Kraut dieſer Gewaͤchſe das Gras der Getreidearten an Nahrungskraft.
Auch fuͤr die Vegetabilien.Aber nicht bloß den Thieren, ſondern auch den Gewaͤchſen ſcheint dieſe Klaſſe von Vegetabilien beſonders naͤhrend zu ſeyn. Wegen der großen Menge von thie - riſch-vegetabiliſcher Subſtanz kommen ſie dem thieriſchen Duͤnger naͤher, ſind ſchnel - ler zerſetzbar durch die Faͤulniß, und gehen in die Pflanzen leichter uͤber als andre vegetabiliſche Duͤngungsmittel. Man hat ſich daher dieſer Gewaͤchſe ſeit uralten Zei - ten bis auf unſren Tag im ſuͤdlichen Europa zur Duͤngung fuͤr andre Fruͤchte bedient. Vor allen iſt zwar die ihrer Herbigkeit wegen ſonſt unbrauchbare Feigbohne im Gebrauch geweſen, deren Kraut man nicht nur auf den Feldern gruͤn unterpfluͤgt, (vergl. Annalen der Fortſchritte des Ackerbaues I. H. 2.) ſondern deren Frucht man auch, nachdem ihre Keimkraft durch heißes Waſſer erſtickt iſt, als Duͤnger an die Oliven und andre Fruchtbaͤume bringt, um ſchwachen Baͤumen dadurch neue Kraft zu geben. Allein es werden auch viele andre Gewaͤchſe dieſer Klaſſe dazu gebraucht.
Außer jener beſondren Subſtanz, enthalten die Huͤlſenfruͤchte auch Staͤrkemehl und eine ſchleimige leicht aufloͤsliche Subſtanz, wie die Getreidearten, die jedoch nicht ſo ſuͤß iſt.
Die beſte Zubereitung der Huͤlſenfruͤchte geſchiehet durch das Kochen. Ihre verſchiedenen Subſtanzen werden dadurch in eine genauere und innigere Verbin - dung geſetzt und aufloͤslicher, leicht verdaulicher und dem Magen angenehmer ge - macht. Sie gewinnen in dieſer Hinſicht eben ſo viel, wie das Getreide durch die Brodgaͤhrung und das Brodbacken gewinnt. Sie koͤnnen zwar auch durch das Brodbacken zubereitet werden, allein das Brod hat einen herben, galſtrigen Ge - ſchmack. Nur als Zuſatz zum Getreidemehl werden ſie oͤfterer gebraucht, und das Brod dadurch, ohne ſeinen Geſchmack zu verderben, aller Erfahrung nach, nahr - hafter gemacht.
In wiefern ſie die Kraft des Bodens min - der als Getrei - de erſchoͤpfen.Daß Fruͤchte, welche ſo viele naͤhrende Theile enthalten, auch vegetabiliſche Nahrungsſtoffe aus dem Boden ziehen muͤſſen, hat keinen Zweifel. Indeſſen ſcheint es, als ob ſie einen groͤſſern Theil ihrer Nahrung aus der Atmosphaͤre und dem Waſſer anzoͤgen, und durch ihren Organismus zubereiteten als die Ge - treidearten. Daß ſie, wie einige behauptet haben, eine eigenthuͤmliche, von den111Erbſen.Getreidepflanzen abgeſtoßene Materie aus dem Boden zoͤgen und zu ihrer Nah - rung gebrauchten, laͤßt ſich zwar nicht annehmen, allein das quantitative Ver - haͤltniß, worin ſie die Urſtoffe anziehen, iſt ohne Zweifel verſchieden. Eine ſo alte wie allgemeine Erfahrung, hat dieſe Saaten als Brachfruͤchte oder verbeſ - ſernde Fruͤchte anerkennen laſſen, bei deren Abwechſelung mit dem eigentlichen Getreide der Acker laͤnger in Kraft bleibt und ſtaͤrkere Ernten giebt, als wenn man immerfort Halmgetreide bauet. Es wuͤrde uͤberfluͤſſig ſeyn, hieruͤber mehre - res zu ſagen, als im erſten Bande bei der Lehre vom Fruchtwechſel geſagt wor - den iſt, da jeder erfahrne Landwirth weiß, daß bei einem beſtaͤndigen Fruchtbau dieſer Wechſel unumgaͤnglich noͤthig ſey, und ſogar durch ſtaͤrkere Duͤngung nicht entbehrlich werde.
iſt unter den Huͤlſenfruͤchten bei uns die gebraͤuchlichſte.
Man hat von den Erbſen zwei Hauptabarten: die bei uns gewoͤhnliche gelbeAb - und Spielarten. Erbſe, und die graue oder preußiſche Erbſe, welche hauptſaͤchlich in Pohlen und Preußen gebauet wird.
Von der gelben Erbſe haben wir wieder eine beſondere Spielart, welche auch trocken ihre gruͤne Farbe behaͤlt, ſich uͤbrigens aber faſt gar nicht unterſcheidet.
Die Gaͤrtner haben eine große Menge von Spielarten erzeugt, und dieſe ſind auch in den Feldbau uͤbergegangen. Insbeſondere giebt es einige Arten, die fruͤher anſetzen und reif werden und nicht ſo ſtark ins Kraut treiben, wie andre. Man haͤlt ſie im Ertrage fuͤr ſicherer und im Korne feinhuͤlſiger und weicher; wogegen die groͤßere, ſpaͤtere Art zuweilen ſtaͤrkeren Ertrag und immer mehr Stroh giebt. Was aber in den meiſten Verhaͤltniſſen fuͤr die fruͤhere Art entſcheidet, iſt, daß ſie nicht ſo leicht vor dem Fruchtanſatze mit Mehlthau befallen wird, und daß ſie, wegen der fruͤheren Aberntung, mehrere Zeit zur Vorbereitung des Ackers zum Wintergetreide verſtattet.
Die graue preußiſche, groͤßere und eckige Erbſe mit violetter Bluͤte, ſoll ei - nem andren Klima, wie einige behaupten, nicht ſo angemeſſen ſeyn und ausarten. Man bauet beſonders in den Leine - und Weſergegenden eine graue Erbſe mit vio -112Huͤlſenfruͤchte.letter Bluͤte, aber faſt nur zur Viehfutterung und ihres hohen Strohes wegen, und haͤlt ſie wegen ihres herben Geſchmacks zur menſchlichen Nahrung untaug - lich. Dies iſt vermuthlich eine Abartung jener?
Auch die weißbluͤhenden gelben Erbſen, bekommen zuweilen violette Bluͤten und ſchwarze Koͤrner, und einige vermeinen, daß dies die Folge einer Begattung mit den Wicken ſey. Dies kann aber nach meinen Beobachtungen der Fall nicht ſeyn, und es ſcheint mir, nur von Boden und Witterung abzuhaͤngen, da ich auch bemerkt habe, daß ſie wieder einarten, und daß violette Bluͤte nicht immer graue Koͤrner gebe.
Boden.Ein ſandiger oder kalkiger Lehmboden, weder naßkalt noch der Duͤrre zu ſehr ausgeſetzt, iſt ohne Zweifel der vorzuͤglichſte und ſicherſte fuͤr die Erbſen. Sie ge - deihen jedoch auch auf ſtrengem Thonboden und eben ſo auf lehmigem Sandboden, wenn beiden die Witterung zuſagt und dieſer nicht zu duͤrre gelegen iſt. Allemal aber ſcheint ein Antheil von Kalk ihre Vegetation ſehr zu beguͤnſtigen, wenn er auch nur geringe iſt, und man hat in mehreren Gegenden die Erfahrung gemacht, daß der Erbſenbau nur auf den Aeckern gluͤcke, die einmal, ſey es auch vor lan - ger Zeit, gekalket oder gemergelt worden. Dagegen ſcheinen ſie keine Saͤure im Boden zu ertragen, und vielleicht beſteht eine Hauptwirkung des Kalkes in der Vertilgung derſelben.
Ihr Platz in den Feldrota - tionen.Bei der Dreifelderwirthſchaft werden die Erbſen in und ſtatt der Brache gebauet. Dies iſt beinahe allgemein angenommen, und geſchiehet wo der Bo - den Erbſen zu tragen vermag. Im Allgemeinen kann man einen Ruͤckſchlag des Wintergetreides nach den Erbſen gegen das nach der Brache jedoch nicht ableug - nen, auch nicht daß der Boden leicht danach verwildere und verkraute, beſonders wenn man mehrere Male die Brache mit Erbſen beſtellt, ſtatt ſie im Sommer zu bearbeiten. Es giebt daher noch immer ſo ſtrenge Anhaͤnger des alten Ge - brauchs, daß ſie die Erbſen nicht in das Brachfeld, ſondern in das Sommerfeld ſaͤen, und dann reine Brache nachher halten, um ſich ihres beſſeren Winterge - treides gegen die Beſteller der Brachfruͤchte ruͤhmen zu koͤnnen. Dieſe haben ſo - gar den angeblichen Getreidemangel und Theurung der verwichenen Jahre demErbſenbau113Erbſen.Erbſenbau in der Brache zugeſchrieben. Allein wenn die Erbſen nur nicht zu oft kommen, und die Bearbeitung der Brache daruͤber nicht ganz verſaͤumt wird, man auch den Acker vor und nach den Erbſen gut behandelt, ſo hat es damit keine Gefahr, und der geringe Abſchlag in der Winterung wird vielfach durch den Erbſen - ertrag, die mehr ausgeſogene Kraft des Bodens aber durch das Erbſenſtroh erſetzt.
In der Koppelwirthſchaft haben die Erbſen lange den letzten Platz einnehmen muͤſſen, und wurden in dem ſogenannten Nach - oder Abtragsſchlage gebauet, wo ſie ſchlecht gerathen. Man hat ſich aber jetzt ſchon haͤufig eines beſſern belehrt.
Vergl. das gerechte Verhaͤltniß der Viehzucht und des Ackerbaues. S. 146. Annalen der Mecklenburgiſchen Landwirthſchaftsgeſellſchaft. Bd. II. S. 276.
Gewiß iſt es, daß Erbſen vorzuͤglich in der Kleeſtoppel und nach behackten Fruͤchten, nach Kartoffeln gerathen. Aber dieſe und jene ſind gute Vorfruͤchte fuͤr Getreide, und deshalb nimmt man nach der Regel des Fruchtwechſels gern eine Halmfrucht dazwiſchen. Wer wird ſich aber nicht von der Befolgung jeder Regel losſagen, wenn er in einem beſonderen Falle zureichende Gruͤnde dazu hat?
Einige haben die Meinung, Erbſen geriethen zum erſtenmal nicht in einem Felde, welches noch nie Erbſen getragen habe, und ſaͤen ſie daher immer nur in das ſeit langer Zeit dazu beſtimmte Feld. Dies iſt entſchieden ein bloßes Vorur - theil, wenn nicht andre Urſachen vorhanden ſind, welche die uͤbrigen Felder zum Erbſenbau untauglicher machen.
Andre dagegen beſorgen, die Erbſen wuͤrden ſich austragen, wenn ſie ſelbſt oder andre Huͤlſenfruͤchte oft an einem Ort kaͤmen. Dies zeigt aber die Erfah - rung nicht, wenn dazwiſchen eine Duͤngung und vollſtaͤndige Bearbeitung ge - geben wird.
Ob die Erbſen im Duͤnger oder erſt in zweiter und dritter Tracht zu bauenDuͤngung. ſeyen, daruͤber ſind die Meinungen verſchieden. Manche beſorgen bei erſterm einen zu uͤppigen Trieb des Krautes, ſo daß ſie keine Schooten anſetzen, immerfort wachſen und bluͤhen moͤchten, ohne zu reifen. Wer einen ſo kraͤftigen Boden hat, daß die - ſes im Durchſchnitt der Jahre zu beſorgen ſteht, muß ihnen allerdings keinen Duͤn - ger geben. Aber dieſer Fall iſt ſo haͤufig nicht, und im Allgemeinen iſt eine leb - hafte Vegetation der Erbſen, um des ſo ſchaͤtzbaren Strohes und der dichten,Vierter Theil. P114Huͤlſenfruͤchte.fruchtbaren Beſchattung willen, erwuͤnſcht, wenn auch der Ertrag des Korns etwas ſchwaͤcher ſeyn ſollte.
Auf gewoͤhnlichem Boden haben die geduͤngten Erbſen im Korne wie im Stroh immer den Vorzug, und hinterlaſſen dann den Boden in einem beſonders guͤnſtigen Zuſtande fuͤr die folgende Frucht; wogegen er bekanntlich unter ſchlecht ſtehenden Erbſen verwildert und krautig wird. Indeſſen iſt es ſelten rathſam, den Erbſen eine ſehr ſtarke Duͤngung zu geben.
Mit jedem Jahre uͤberzeugen uns mehrere wiederholte comparative Verſuche, daß eine nach der Saat oben aufgeſtreuete Duͤngung, es ſey mit ganz friſchem ſtro - higen oder zergangenen Miſte, den Erbſen auf ſandigem Lehmboden nicht nur wohl - thaͤtiger ſey als eine untergepfluͤgte, ſondern daß auch die folgende Winterfrucht beſſer darnach gerathe. Die Erfahrung lehrt uns dies ſo augenſcheinlich, daß alle ſcheinbar entgegenſtehende theoretiſche Gruͤnde dagegen verſtummen muͤſſen. Jedoch kann ich dies bisjetzt nicht auf ſtrengen Boden ausdehnen, auf welchem noch keine Verſuche meines Wiſſens daruͤber angeſtellt ſind.
Der Duͤnger kann ſonſt ſehr gut mit den Erbſen zugleich untergepfluͤgt wer - den, indem man dieſe auf den zerſtreueten Duͤnger ſaͤet.
Man hat die Bemerkung gemacht, daß Schaaf - und Pferdemiſt feinhuͤlſigere und feinere Erbſen gaͤbe, als der Kuh - und Schweinemiſt. Auch Kalk - und Aſchenduͤngung ſoll dies bewirken.
Vorbereitung des Ackers.Wenn man gleich anerkennt, daß die Erbſe einen ſehr gelockerten und fein gepulverten Boden liebe, ſo ſind doch manche nach ihrer Erfahrung uͤberzeugt, daß ſie auf einer Furche geſaͤet, beſſer als nach mehrerer Bearbeitung gerathen. Ge - gen die Richtigkeit einiger Erfahrungen, die man dafuͤr anfuͤhrt, wende ich nichts ein; allein es ſind ohne Zweifel beſondere Umſtaͤnde da geweſen, welche keines - weges eine allgemeine Regel begruͤnden. Wenn man in feuchterem Boden eine Furche vor Winter gegeben hatte, ſo zog ſich die Krume ſo voll Waſſer, daß der Boden noch zu naß war, als man die Saatfurche im Fruͤhjahre gab, wobei ſich der Boden mehr verballte, als lockerer wurde. Man wollte von der Regel einer moͤglichſt fruͤhen Erbſenausſaat nicht abweichen, und ſchmierte ſie ein, welches ihnen immer uͤbel bekommt. Auf Boden, wo man dies nicht zu beſorgen hat, und wo115Erbſen.man eine hinlaͤngliche Abtrocknung des vor Winter gepfluͤgten Ackers abwarten kann, bevor man die Saatfurche giebt, hat ſich die zweifurchige Beſtellung dage - gen immer beſſer gezeigt, und wenn ſie gleich mehreres Unkraut, wie nicht zu leugnen iſt, hervorlockt, ſo werden es dennoch die Erbſen um ſo leichter uͤberwach - ſen. Auf allen trockneren Boden hat das Unterpfluͤgen der Erbſen entſchiedene Vorzuͤge, und dies kann doch nur ſicher mit der zweiten Furche geſchehen.
Man empfiehlt allgemein eine moͤglichſt fruͤhe Ausſaat der Erbſen, und es iſtAusſaat. in der Regel das erſte Korn, was im Fruͤhjahre beſtellt wird. Der Froſt ſchadet ihnen nicht, wenn ſie auch ſchon hervorgekommen waͤren. Allein ich habe keines - weges einen allgemein ſchlechteren Erfolg bei ſpaͤt geſaͤeten Erbſen beobachtet; viel - mehr muß ich bekennen, daß ſpaͤt im Mai geſaͤete mir jedesmal beſſer gerathen ſind, wenigſtens in Anſehung des Strohes. Ich will indeſſen auch dies nicht zur Regel machen, weil es mir ganz von der Zufaͤlligkeit der Witterung abzuhaͤngen ſcheint. Die fruͤhen, ſagt man, entgehen der Gefahr des Mehlthaues, der ſie erſt trifft, nachdem ſie Schooten angeſetzt haben, und dann der Frucht nicht viel ſcha - det, wenn er gleich dem ferneren Wuchſe des Krautes ein Ende macht. Allein ich habe gerade gefunden, daß dieſer Mehlthau die ſpaͤten, noch in voller Lebenskraft ſtehenden Erbſen nicht befiel, wie er die fruͤhen faſt toͤdtete. Schon der alte Eckardt raͤth, um mit den Erbſen ſicher zu gehen, ſie zu drei oder vier Malen alle 14 oder alle 9 Tage zu ſaͤen, wodurch man ſich gegen ein allgemeines Miß - rathen ſichern wuͤrde. Dieſem ſtimme ich gern bei, mache es mir aber uͤberhaupt zur Regel, die Erbſen nie voreilig einzuſchmieren.
Die gewoͤhnliche Ausſaat der Erbſen iſt der des Getreides gleich; 1 Scheffel bis 20 Metzen per Morgen. Wenn 1 Scheffel geſaͤet wird, ſo hat man berech - net, daß 12 Stuͤck auf 1 Quadratfuß fallen, welches noch uͤberfluͤſſig ſeyn wuͤrde, wenn man ſie gleichmaͤßig vertheilen koͤnnte. Wenn man ſie auf der Furche ſaͤet, ſo iſt es nicht zu verhindern, daß viele oben auf liegen bleiben, die ein Raub der Voͤgel werden, und dieſe oft ſo ſtark hinlocken, daß ſie nachher die Erbſen ſelbſt aus dem Boden hervorziehen. Bei dem Unterpfluͤgen wird dies mehr, wenn gleich nicht voͤllig vermieden, weil die Erbſen ſo leicht herausſpringen. Dies macht alſo ſchen eine Abaͤnderung in der Quantitaͤt der Ausſaat. Uebrigens bemerkt man,P 2116Huͤlſenfruͤchte.daß duͤnner ſtehende Erbſen bei feuchter Witterung in der Bluͤtezeit beſſer wie dichtſtehende anſetzen; wogegen dieſe mehr Stroh geben und den Boden in einem muͤrberen Zuſtande hinterlaſſen. Es kommt alſo auf die Nebenzwecke an, die man bei dem Erbſenbau hat. Einige wollen durch eine ſehr dichte Saat das Unkraut unterdruͤcken, und ſaͤen deshalb bis 2 Scheffel auf den Morgen. Ich habe aber noch nicht bemerkt, daß man dieſe Abſicht dadurch erreicht habe, indem das Unkraut, beſonders der Hederich, fruͤher empor und zur Bluͤte kommt, wie die Erbſen, wenn nicht eine ſehr fruchtbare Witterung den Wachsthum der letztern beguͤnſtigt.
Vegetations - periode.Einige haben gegen das Eggen der aufgelaufenen Erbſen ſehr gewarnt, an - dere dagegen, beſonders Dullo in ſeinem ſchaͤtzbaren Werke uͤber die kurlaͤn - diſche Landwirthſchaft haben es zur Vertilgung des jungen Unkrauts ſehr empfoh - len, jedoch nicht fruͤher, als bis die Erbſen ihre Blaͤtter entwickelt haben. Ich habe bei einigen damit gemachten Verſuchen in der That nicht gefunden, daß es der jungen Erbſenpflanze geſchadet haͤtte; aber das Unkraut hatte ſich auch ſchon zu ſtark bewurzelt, um dadurch erheblich zu leiden. Vielleicht muͤßte man, um dieſen Zweck zu ereichen, die untergepfluͤgten Erbſen vor dem Auflaufen gar nicht eggen, ſondern damit warten, bis ſie hervorgekommen und ſich entwickelt haben, wo dann die Egge auf der rauhen Furche zur Vertilgung des jungen Unkrauts wirkſamer ſeyn koͤnnte. Ich habe aber den Verſuch bisjetzt verabſaͤumt. Dullo ſagt in ſeiner Beſchreibung der kurlaͤndiſchen Landwirthſchaft, daß er Erbſen acht bis zehn Tage nach der Saat, alſo wohl nachdem ſie ihren Keim ſchon hervorge - trieben hatten, mit dem beſten Erfolge untergepfluͤgt habe, und daß ſolche dann ſchnell und rein vom Unkraute hervorgekommen ſeyen.
In England iſt es nicht ungebraͤuchlich, ſelbſt die breitwuͤrfig geſaͤeten Erbſen mit der Hand zu behacken und zu vereinzeln, und fleißige kleine Wirthe jaͤten ſie. Beides iſt bei einer großen Erbſenausſaat fuͤr uns nicht anwendbar.
Wenn der Hederich die Erbſen uͤberwaͤchſt und in voller Bluͤte ſteht, habe ich nach mehreren andern das Abmaͤhen deſſelben verſucht, wobei die obern Spitzen der Erbſen aber doch mitgefaßt werden muͤſſen. Auf kraͤftigem Boden, und bei guͤnſtiger Witterung ſchadete es den Erbſen nicht; im entgegengeſetzten Falle litten ſie aber merklich dadurch, und der Hederich uͤberwuchs ſie zum zweitenmale.
117Erbſen.Die Witterung und insbeſondere die, welche die Erbſen in gewiſſen Perioden ihrer Entwickelung trifft, hat auf das Gedeihen und den Fruchtanſatz derſelben einen noch groͤßern Einfluß, als auf die meiſten andern Feldfruͤchte, weswegen ſich auch der Ertrag der Erbſen kaum im allgemeinen Durchſchnitt beſtimmen laͤßt. Eine feuchte Bluͤtezeit ſchadet ihnen nicht, iſt ihnen vielmehr ſehr zutraͤglich, da der Bau ihrer Bluͤte ſie gegen alles Eindringen der Feuchtigkeit ſchuͤtzt. Bei duͤr - rer Witterung vertrocknet dagegen die Bluͤte, ohne anzuſetzen. Sehr uͤbel iſt es, wenn ſie in dem Zeitpunkte ihrer ſtaͤrkſten Bluͤte — denn zu Anfange derſelben geſchieht es ſelten — mit Mehlthau befallen werden. Dann iſt zuweilen in 24 Stunden die hoffnungsvollſte Bluͤte ploͤtzlich zerſtoͤrt, und faͤllt ab, ohne an - geſetzt zu haben. Zuweilen ſcheint auch ein beſonderer Luftzuſtand vorhanden zu ſeyn, der auf eine noch unbekannte Weiſe, wie bei dem Buchweizen und mehreren Fruͤchten das Anſetzen verhindert.
Man hat auch die Felderbſen zuweilen wie die Gartenerbſen geſtiefelt, d. h. in gewiſſen Entfernungen trockne Reiſer dazwiſchen geſetzt, wodurch allerdings das Lagern derſelben verhindert und die Frucht zu groͤßerer Vollkommenheit gebracht werden muß; aber nicht nur dieſes Stiefeln, ſondern hauptſaͤchlich die Ernte muß ungemein beſchwerlich ſeyn.
Auch hat man das Erbſenfeld nach der Ausſaat dick mit Stroh belegt, und die Erbſen hindurch wachſen laſſen, wodurch man das Unkraut unterdruͤckte, dem Boden die Feuchtigkeit erhielt, und das Anfaulen des Erbſenſtengels am Boden verhinderte. Es gehoͤrt nur ein großer Ueberfluß an Stroh dazu, welches freilich dem Acker als Duͤnger zu Gute kommt.
Der gerechte Zeitpunkt der Ernte iſt bei den Erbſen genau wahrzunehmen. Ernte.In der Regel muß man ſich nur nach der Reife der untern Schooten richten, und ſich um das Nachreifen der ſpaͤtern nicht kuͤmmern; man verliert ſonſt leicht den groͤßern und beſten Theil. Nur ſelten wird dieſe Regel eine Ausnahme leiden: wenn man naͤmlich ſehr deutlich erkennt, daß die erſten Bluͤten eines beſondern Witterungszuſtandes wegen faſt gar nicht angeſetzt hatten; dagegen die ſpaͤteren bei guͤnſtiger Witterung um ſo mehr. Allein der Fall iſt ſelten, und weit haͤufiger koͤmmt es vor, daß die Erbſen oben noch gruͤnen und bluͤhen, wenn die untern118Huͤlſenfruͤchte.Schooten trocken und reif ſind. Dieſes Nachbluͤhen iſt durchaus nicht abzu - warten, und es wird manchmal fortdauern, bis die unteren Schooten ſaͤmmt - lich ausgefallen ſind. Es ſchadet aber auch nicht, wenn man ſich nur zum Ab - maͤhen entſchließt. Man bekommt um ſo beſſeres und nahrhafteres Stroh, und die unreifen Erbſen kommen immer zu Gute. Nur macht das Trocknen allerdings etwas mehr Schwierigkeit.
Das Abmaͤhen der Erbſen iſt um ſo muͤhſamer, je mehr ſie ſich niedergelegt haben. Mit der Hauſichel werden ſie ohne Zweifel am beſten abgebracht.
Noch muͤhſamer iſt das Trocknen derſelben bei unguͤnſtiger Witterung. Wenn Regen und Sonnenſchein haͤufig abwechſelt und die Schooten dann aufſpringen, ſo koͤnnen die ſaͤmmtlichen Erbſen auf dem Acker liegen bleiben, und man faͤhrt leeres Stroh in die Scheuern; beſonders wenn man ſie in Schwaden liegen laͤßt, und durch haͤufiges Wenden ſie trocken zu machen ſucht. Ich habe es bei ſolcher Witterung immer am rathſamſten gefunden, ſie, nachdem ſie nur etwas abgewelkt waren, gleich in große Haufen bringen zu laſſen, die man bei fort - dauerndem Regen mit dem Harkenſtiele nur aufſtockert, uͤbrigens aber ſtehen laͤßt, bis ſie trocken genug ſind. Zwar leidet das Stroh dabei etwas, jedoch nicht ſo ſehr, als man beſorgen moͤchte, und einen Ausfall der Koͤrner, ſo wie den Ab - fall der Blaͤtter, verhuͤtet man faſt gaͤnzlich. Bei recht gnter Witterung thut man indeſſen beſſer, ſie in den Schwaden unangeruͤhrt trocknen zu laſſen, und wenn man ſie wenden will, dieſes nicht mit der Harke, ſondern mit der Hand zu thun und ſie dann im Thau zum Einfahren zuſammen zu bringen, ohne ſie zu binden.
Da es nach der Aberntung der Erbſen fuͤr die folgende Saat von der groͤßten Wichtigkeit iſt, den Pflug der Senſe ſo ſchnell wie moͤglich folgen zu laſſen, ſo muß man die Haufen auf einen moͤglichſt ſchmalen Streifen zuſam - menbringen, damit man, wenn ſich das Einfahren verzoͤgerte, dazwiſchen durch - pfluͤgen koͤnne. So umſtaͤndlich dieſes manchem ſcheinen mag, ſo wird es doch jeder, der die Wichtigkeit des ſchnellen Umbruchs der Erbsſtoppel aus Erfah - rung kennt, gern thun.
Einige binden zwar die Erbſen vor dem Einfahren. Es ſcheint mir die - ſes aber von keinem Nutzen zu ſeyn.
Da der Ertrag der Erbſen im Korne ſo zufaͤllig iſt, ſo laͤßt ſich kaum einErtrag. Mittelſatz annehmen. Ich habe auf demſelben Boden 13½ Scheffel Erbſen in einem Jahre, und 2½ Scheffel in einem anderen Jahre bei gleichem Ver - fahren geerntet. Zwiſchen 5 bis 6 Scheffel kann man anſchlagsmaͤßig auf gu - tem Boden nur annehmen.
Der Preis der Erbſen iſt wandelbar wie ihr Ertrag. Zuweilen ſtehet er mit dem des Rockens gleich, zuweilen betraͤchtlich hoͤher. Wenn die Erbſen nicht vom Wurme angefreſſen auf den Boden kommen, ſo halten ſie ſich in Tonnen gepackt ſehr lange, und es iſt rathſam, ſie fuͤr ein ſchlechteres Erbſen - jahr aufzubewahren.
Vom Stroh laͤßt ſich kein gewoͤhnliches Verhaͤltniß zum Korne anneh -Stroh. men. Denn dieſes iſt zuweilen um ſo viel geringer, je groͤßer jenes iſt. Auf einen gewiſſen Strohertrag kann man aber auf gutem Boden und nach gege - bener Duͤngung mit groͤßerer Sicherheit rechnen, als auf einen gewiſſen Koͤr - nertrag, und da dieſes Stroh in manchen Wirthſchaften von der hoͤchſten Wich - tigkeit, allemal ſehr ſchaͤtzbar iſt, ſo richten manche ihre Hauptabſicht darauf, und ſehen dann einen ſtaͤrkern Koͤrnerertrag als Beguͤnſtigung des Schickſals dankbar an. 12 bis 16 Centner Stroh giebt ein guter Erbsacker in der Regel per Morgen, wenn nicht ein aͤußerſt duͤrres Jahr den Wachsthum der Erbſen zu fruͤhzeitig ſtoͤrt. Es kann aber auch weit mehr gewonnen werden.
Das Stroh haͤlt man beſonders fuͤr die Schaafe geeignet, und manche glauben, das Heu damit voͤllig erſetzen zu koͤnnen. Dies kann jedoch nur in dem Falle angenommen werden, daß der groͤßere Theil des Strohes noch gruͤn war, wie es gemaͤhet wurde. Vorzuͤge hat indeſſen auch das trockenſte Erbs - ſtroh vor dem Getreideſtroh in der Nahrhaftigkeit.
Es iſt allerdings auch fuͤr Rindvieh und Pferde wohlthaͤtig, nur muß es geſchnitten werden, weil die Stengel mehrentheils zu zaͤhe zum Abbeißen ſind, und ſich zwiſchen die Zaͤhne ſetzen. Vorzuͤglich nahrhaft iſt das Spreu und Ueberkehr. Es iſt aber rathſam, das Erbſenſtroh fruͤh zu verfuttern, und es nicht bis gegen das Fruͤhjahr aufzubewahren.
Abarten.Man hat von den gewoͤhnlichen Linſen zwei Arten; eine kleine von dun - kelbrauner Farbe, und eine groͤßere, die mehr gelblich zu ſeyn pflegt, und die man Pfenniglinſe nennt. Die kleine hat einen mehr aromatiſchen und eigenthuͤmlichen Linſengeſchmack, und wird deshalb von einigen vorgezogen; die andere findet jedoch auf den Maͤrkten beſſeren Abſatz. Sie gehen in ein - ander uͤber, und es entſteht eine Mittelart, welche wohl die gewoͤhnlichſte iſt. Auch hat ein mehr oder minder kraͤftiger Boden Einfluß auf die Groͤße der Linſen.
Man hat neuerlich unter dem Namen: Provencerlinſe, eine andere Art empfohlen, die groͤßer oder vielmehr dicker iſt und ganz die Farbe der Erbſen hat. Sie iſt weit eintraͤglicher im Korn und im Stroh, ſelbſt auf ſandigem Boden. Allein ſie hat den eigenthuͤmlichen Geſchmack der Linſen in ſehr geringem Grade, und kommt mehr dem der Erbſen gleich, weswegen ſie auf dem Tiſche keinen Beifall gefunden hat. Ich halte ſie, da ſie eine betraͤcht - liche Hoͤhe erreicht, und faſt beſſer wie Wicken auf ſandigem Boden waͤchſt, zum Futterkraute mehr geeignet wie zur Koͤrnererzielung.
Boden.Die Linſe verlangt einen mehr ſandigen Boden, der aber in Kraft ſteht. Fuͤr ganz thonigen Boden iſt ſie nicht geeignet.
AusſaatSie wird etwas ſpaͤter wie die Erbſen geſaͤet, da ſie empfindlicher gegen den Nachtfroſt iſt. Man kann mit 12 Metzen per Morgen ausreichen, muß aber beſonders auf reine Saat ſehen und daß ſich keine Wicken darunter men - gen, welche den Linſen beim Verkaufe Tadel zuziehen wuͤrden. Da die Linſe ein ſchwaches niedriges Kraut hat, ſo wird ſie vom Unkraute um ſo mehr uͤber - wachſen, und das Jaͤten derſelben iſt unbedingt noͤthig. Manche ſaͤen ſie, um dieſes zu erleichtern, mit der Hand in Reihen, zwiſchen denen dann geſchau - felt werden kann. Sie ſchickt ſich daher vortreflich zum Drillen und Pferdehacken mit der Maſchine; wovon in der Folge.
Man muß den Zeitpunkt ihrer Reife genau wahrnehmen und ſie abbringen,Ernte. wenn die untern Schooten braͤunlich zu werden anfangen, wenn gleich das Kraut noch gruͤn waͤre, indem ſie ſonſt zu ſtarken Ausfall leiden. Sie werden haͤufig nicht geſchnitten, ſondern aufgezogen.
Die Linſe hat unter allen Huͤlſenfruͤchten den groͤßten Antheil von derErtrag und Werth. vegetabiliſch-animaliſchen Materie, und ſie iſt auch allgemein als ſehr nahrhaft anerkannt, und wird von Eſaus Zeiten her faſt von allen Menſchen gern ge - noſſen, weswegen ihr Preis betraͤchtlich hoͤher wie der der Erbſen ſteht. Und da ſie nun auf gehoͤrigem Boden und bei gehoͤriger Behandlung einen Ertrag von 8 bis 10 Scheffel per Morgen giebt, ſo iſt ihr Bau vortheilhaft. Nur giebt ſie wenig Stroh; dieſes haͤlt man aber fuͤr vorzuͤglich, ſetzt es dem beſten Hen gleich, und bewahrt es hauptſaͤchlich fuͤr junges Vieh, Laͤmmer und Kaͤlber auf.
Da die Linſe vom Unkraute rein gehalten werden muß, ſo reinigt ihr Anbau den Acker.
In den Gaͤrten hat man mannigfaltige Abartungen derſelben, die groͤß - tentheils gruͤn mit ihren Schooten genoſſen werden. Auf dem Felde bauet man die niedrig bleibrnden Arten derſelben. Da ſie eine gartenmaͤßige Kultur erfordern, in Reihen geſaͤet oder geſteckt und gejaͤtet werden muͤſſen, ſo iſt ihr Anbau mehr gartenmaͤßig, und er kann nur mit zweckmaͤßigen Inſtrumen - ten im Großen betrieben werden. Deshalb erwaͤhnen wir ihrer hier nur, und werden auf ſelbige zuruͤckkommen, wenn wir vom Maisbau reden, mit wel - chem ihr Anbau vortheilhaft verbunden werden kann.
Es werden zwar im Felde wie im Garten mancherlei Abarten der ViciaAbarten. faba unter verſchiedenen Namen gebauet, aber die kleinere, rundere, hoch -Vierter Theil. Q122Huͤlſenfruͤchte.wachſende und ſehr viele Schooten anſetzende Art, welche man Pferdebohne nennt, iſt die gewoͤhnlichſte und ohne Zweifel die vortheilhafteſte. Sie iſt ver - ſchieden von Farbe, zuweilen gelblicht, zuweilen ſchwarzbraun und manchmal geſcheckt. Dieſe Verſchiedenheit der Farbe iſt aber unbeſtaͤndig und hat auf die uͤbrigen Eigenſchaften der Bohnen gar keinen Einfluß.
Boden.Dieſe Bohne verlangt einen gebundenen, kraͤftigen, fuͤr Weizen geeigne - ten Boden; jedoch kann ſie auch auf Boden von lockerer Konſiſtenz, wenn er Feuchtigkeit genug und vielen Humus hat — der aber nicht merklich ſauer ſeyn darf, weil ſie ſodann, meiner Erfahrung nach, dem Roſte ſehr unterwor - fen iſt — vortheilhaft gebauet werden. Den ſtrengen Boden lockern die Boh - nen vortreflich, und durchdringen den zaͤheſten Thon mit ihren Wurzelfaſern.
Deshalb haͤlt man ſie auf ſolchem Boden fuͤr eine vorzuͤgliche Vorfrucht fuͤr den Weizen. Sie erhalten das Erdreich durch ihre Wurzeln und ihre Beſchattung muͤrbe und rein.
Duͤngung.Wenn der Boden uͤberhaupt des Duͤngers bedarf, ſo muß zu den Boh - nen geduͤngt werden, und zwar kraͤftig, weil der ihnen angemeſſene Boden eine ſtarke Duͤngung auf einmal verlangt, und ſie ſolche gut ertragen.
Die Bohnen durchdringen ein ſehr gebundenes Erdreich, und man kann ſie daher mit der erſten Furche und mit dem Miſte zugleich unterpfluͤgen. Man hat ſie ſelbſt auf eine zaͤhe Grasnarbe geſaͤet und ſie mit derſelben umgewandt, wo ſie ſich zwiſchen den Streifen hindurch draͤngen. Daß ein zweimaliges Pfluͤ - gen ihnen jedoch beſſer bekomme, hat keinen Zweifel, und es geſchieht haupt - ſaͤchlich nur aus der Urſach ſelten, weil man glaubt, daß die Bohnen durchaus fruͤh geſaͤet ſeyn wollen, und der Klaiboden, wenn er im Herbſte gepfluͤgt iſt, nicht fruͤh genug abtrocknet, um eine fruͤhe Saatfurche zu geſtatten.
AusſaatMan glaubt faſt allgemein, die fruͤhſte Saat gerathe im Durchſchnitt am beſten und man hat ſie ſelbſt im Dezember bei offnem Wetter untergebracht. Ein Froſt, der ſie nach ihrem Hervorkommen treffe, mache ihre Blaͤtter zwar gelb, aber ſie trieben dennoch hervor, und man verſpuͤre keinen Nachtheil da -123Bohnen.von. Nach meinen Erfahrungen kann ich dieſer Meinung nicht ganz beiſtim - men, da mir ſpaͤt geſaͤete Bohnen oft vorzuͤglich gerathen ſind.
Ihres großen Korns wegen erfordern ſie eine ſtarke Einſaat, zwei bis drei Scheffel auf den Morgen. Auf ſtrengem und feuchten Boden, ſagen die Englaͤnder, muͤſſe man ſie duͤnner, auf loſem und trockneren Boden dichter ſaͤen, damit ſie auf dieſem ſich ſelbſt beſchatten koͤnnen. Sonſt ſetzen die duͤnner ſte - henden weit mehr Schooten an.
Sie werden allgemein nur als Zwiſchenfrucht, oder ſtatt der Brache ge - bauet. Zuweilen bricht man das Grasland oder den Dreiſch damit um, und bereitet es durch ſie zum Getreidebau vor.
Man uͤberzieht ſie nach dem Unterpfluͤgen nur leicht mit der Egge, eggetVegetations - periode. ſie aber ſcharf, wenn ſie hervorgekommen ſind, ihre Blaͤtter entfaltet haben und das Saamenunkraut hervorkommt. Sie ertragen das kraͤftige Eggen mit eiſer - nen Zinken ſehr gut, und ſelbſt diejenigen, deren Koͤpfe dadurch geſpalten oder abgeriſſen werden, kommen wieder hervor.
Vom Unkraute muͤſſen ſie, ſo lange ſie jung ſind, durchaus rein gehalten werden, und wird dies nicht durch das Eggen bewirkt, ſo muß es, wenn die Bohnen gerathen ſollen, durch das Behacken geſchehen. An einigen Orten hat man die ſonderbare Prozedur, die Schaafe auf das Bohnenfeld zu treiben, wenn ſie fingerslang ſind; ſo lange dieſe Thiere junges Unkraut finden, ſollen ſie die Bohnen nicht anruͤhren.
Es hat ſich aber ſelbſt da, wo man vom Drillen und Pferdehacken ande -Drill - und Pferdehacken - Kultur rer Fruͤchte nichts weiß, die Methode, die Bohnen in Reihen zu ſaͤen, haͤufig verbreitet. Man ſtreuet, wenn man keine Maſchine dazu hat, die Bohnen mit der Hand ſo ſtark, daß doch zwei Scheffel auf den Morgen fallen, in die dritte oder gar vierte Pflugfurche ein, und pfluͤgt dann, wenn ſie herausgekommen ſind, zwiſchen allen Reihen die Erde erſt von jeder Seite ab, und nach einiger Zeit wieder an. Ein raͤderloſer Pflug oder ein Haaken iſt hierzu am beſten ge - eignet, ich habe es aber auch mit einem landuͤblichen Raͤderpfluge verrichten ſehen. Die Reihen ſind zuweilen auf drei Fuß und daruͤber von einander ent -Q 2124Huͤlſenfruͤchte.fernt. In den Reihen ſtehen ſie aber ſehr dick, und draͤngen ſich einander ſo nach den Seiten hin, daß ſie die Zwiſchenraͤume mit ihren Koͤpfen ganz aus - fuͤllen. Weit beſſer wird natuͤrlich dieſer Bau mit den dazu beſtimmten In - ſtrumenten betrieben, wovon weiter unten die Rede ſeyn wird. Man bedarf dann per Morgen nur 20 Metzen Saat.
Die gedrillten Bohnen haben einen entſchiedenen Vorzug vor den breit - wuͤrfigen in ihrem Ertrage an Koͤrnern. Man kann im Durchſchnitt das Dop - pelte darauf rechnen. Sie ſetzen von unten auf an, was die geſchloſſen ſtehen - den durchaus nicht thun. Man findet nicht ſelten bei gedrillten Bohnen, daß ſie 30 bis 40 Schooten haben, wogegen andre ſelten uͤber 10 tragen. Weil die untern Bluͤten ſchon anſetzen, ſo kommen ſie dem Roſte und dem Honig - thau zuvor, welche bei den Bohnen oft den Anſatz der ſpaͤtern Bluͤten ganz vernichten.
Das Stroh der gedrillten Bohnen verliert aber allerdings gegen die breitwuͤrfigen; der Stengel wird unten haͤrter und holziger, und die Blaͤtter fallen mehr ab. Allein dieſer Verluſt kommt in keinen Betracht gegen den hoͤheren Ertrag des Korns; kann auch durch fruͤhes Abbringen ziemlich ver - mieden werden.
Der Boden wird durch das Bearbeiten, ſo lange die Bohnen jung ſind, muͤrbe erhalten und gereinigt, und dann durch die herangewachſenen dicht be - ſchattet, weswegen er fuͤr die folgende Frucht um ſo vollkommener vorberei - tet iſt, wenn nur der Acker gleich nach der Abbringung auf irgend eine Art wieder umgebracht wird. Das bei der Drillkultur in Ruͤcken aufgetriebene Land wird am bequemſten mit dem Exſtirpator geebnet, und bedarf dann nur noch einer Furche zur Saat.
Wenn man die Bohnen nicht in Reihen ſaͤet, ſo werden ſie faſt haͤufi - ger mit Erbſen oder Wicken gemengt als allein gebauet, weil ihr Gerathen in der That ſehr mißlich iſt.
Krankheiten.Sie ſind dem Roſte und dem Honigthau am meiſten unterworfen. Der erſtere zeigt ſich an den Blaͤttern anfangs mit braunen Punkten, die ſich ver - breiten, ſchwarz werden, und die ſaͤmmtlichen Blaͤtter, endlich die Pflanze ſelbſt125Bohnen.zerſtoͤren. Der Honigthau zeigt ſich an den Spitzen, und es folgen ihm un - mittelbar eine unendliche Menge von ſchwarzen Blattlaͤuſen (Aphiden), die ſich dann uͤber die ganze Pflanze verbreiten, und allen Fruchtanſatz hemmen. Man ſucht das Uebel zu mindern, wenn man den Bohnen die Koͤpfe abhauet, wozu man ſich eines Saͤbels bedient. Bei gedrillten Bohnen habe ich noch nie erheblichen Schaden vom Honigthau erfahren, denn die Pflanze war ſchon genug erſtarket, und hatte ihren Hauptanſatz gemacht, wenn das Uebel erſchien, es griff nie weit um ſich.
Wenn Bohnen zu mißrathen ſcheinen, ſo bedenkt man ſich in Gegenden, wo man den Werth ſeines Bodens kennt, keinen Augenblick, ſie abzumaͤhen, den Acker umzupfluͤgen, und die Bohnen in die Furchen zu ſtreuen, weil eine ſchlechte Bohnenernte den Abſchlag des darauf folgenden Weizens durchaus nicht erſetzen wuͤrde. Denn es iſt allgemein anerkannt, daß nur gut ſtehende Bohnen den Acker zum Weizen trefflich vorbereiten, wogegen er nach ſchlecht ſtehenden faſt immer mißraͤth.
Man bringt die Bohnen ab, wenn der Haupttheil ihrer Schooten ſchwarzErnte. wird, und wartet nicht auf die Reifung der ſpaͤt angeſetzten. Ja, ein erfahr - ner engliſcher Landwirth empfiehlt die Bohnen zu maͤhen, ſobald ſich die Koͤr - ner nur voͤllig gebildet haben, ſie abwelken, dann binden, und nun auf einem andern Platze aufſtellen, und nachreifen zu laſſen, damit man ſogleich zum Um - bruch der Bohnenſtoppel gelangen koͤnne. Die breitwuͤrfigen werden oft mit der Senſe gemaͤht, jedoch angehauen und abgerafft. Man ſchneidet ſie aber auch mit der Sichel. Die gedrillten koͤnnen, beſonders wenn ſie hoch ange - pfluͤgt ſind, nur geſchnitten werden. Mit der Senſe wuͤrde man die unten ange - ſetzten Schooten zu ſehr verletzen, und ſie wuͤrden in die tiefen Furchen fallen. Ich habe es am bequemſten und ſicherſten gefunden, ſie aufziehen zu laſſen. Ob dies indeſſen auf ſehr zaͤhem Boden ſo leicht gehe, kann ich nicht entſcheiden.
Die Bohnen werden dann ſogleich in kleine Garben gebunden und dieſe zu fuͤnf bis ſieben gegen einander aufgeſetzt. Wenn nicht ein ſehr trocknes und warmes Erntewetter einfaͤllt, ſo dauert es oft ſehr lange, bevor das Stroh voͤllig austrocknet. Einige glauben dies zu befoͤrdern, wenn ſie die Bohnen -126Huͤlſenfruͤchte.buͤndel umgekehrt, mit den Koͤpfen auf die Erde ſetzen. Da man nun weiß, daß es fuͤr die folgende Frucht ſehr wichtig ſey, den Bohnenacker bald moͤg - lichſt umzubrechen, ſo faͤhrt man die Bohnen zuweilen gleich ab, und ſetzt ſie an einer andern Stelle auf, wo ſie voͤllig auszutrocknen Zeit haben.
Der Ertrag der breitwuͤrfigen Bohnen iſt noch unſichrer, wie der derErtrag und Werth. Erbſen. Von gedrillten Bohnen auf angemeſſenen Boden kann man 10 bis 12 Scheffel erwarten. In Kent und andern Bohnengegenden von England nimmt man, auf unſer Maaß reduzirt, 18 bis 27 Scheffel per Morgen als den gewoͤhnlichen Ertrag gedrillter Bohnen an.
Der Scheffel Bohnen wiegt uͤber 100 Pfund, gewoͤhnlich 103. Sie ent - halten die ſehr nahrhaft vegetabiliſch-animaliſche Subſtanz, jedoch in etwas geringerem Maaße als die Erbſen, aber eben ſo viel Staͤrkemehl. Sie wer - den an einigen Orten gekocht von Menſchen gegeſſen, auch zum Brode ge - nommen, dem ſie nach einigen einen angenehmen Geſchmack geben ſollen. Hauptſaͤchlich aber werden ſie zur Futterung der Pferde gebraucht. In vielen Gegenden Deutſchlands werden die breitwuͤrfig geſaͤeten Bohnen zu dem Zwecke nicht abgedroſchen, ſondern die Garben auf der Hexſellade geſchnitten, und ſo den Pferden gegeben. In England haͤlt man dieſe Bohnen fuͤr das vorzuͤg - lichſte Pferdefutter, ſowohl bei Arbeits - als bei Rennpferden. Sie muͤſſen aber nicht, wie einige vermeinen, eingeweicht und aufgequollen, ſondern trocken in ihrem natuͤrlichen Zuſtande gegeben werden. Ferner gebraucht man ſie als ein vorzuͤgliches Maſtfutter fuͤr die Schweine, denen ſie aber aufgequollen oder gekocht gegeben werden.
Das Stroh der Bohnen haͤlt man allgemein fuͤr ſehr nahrhaft, wenn es nicht befallen iſt. Es kommt aber ſehr darauf an, ob man die Bohnen fruͤh, wenn ihr Kraut noch gruͤn war, oder erſt ſpaͤt gemaͤhet habe, weil im letztern Falle die Blaͤtter abfallen, und die Stengel zu holzig werden. Das von breit - wuͤrfigen Bohnen ſchaͤtzt man unter dieſer Bedingung dem Heue bei Pferden und Schaafen gleich. Das Stroh der gedrillten verliert aber, wie oben geſagt, manchmal ſehr; ſo wie denn uͤberhaupt bei dieſen Gewaͤchſen Stroh und Korn oft im entgegengeſetzten Verhaͤltniſſe ſtehet.
In dem Geſchlechte der Vicia giebt es viele Arten, welche vielleicht nuͤtzlichAbarten. ſeyn koͤnnten. Bis jetzt hat man indeſſen nur dieſe Art und die Vicia narbonensis (franzoͤſiſche Futterwicke) im Großen angebauet. Der Anbau der letztern unter - ſcheidet ſich von der der erſtern nicht, und da ſie nur in dem Falle einen Vorzug vor den gewoͤhnlichen zu haben ſcheint, wo man Wicken in ſehr kraͤftigem Boden bauen will, ſo hat ſich ihr Anbau wenig verbreitet. Die Vicia serratifolia habe ich nach gemachten Verſuchen wieder aufgegeben, da ſie meinen Erwartungen nicht entſprach.
Abarten der gewoͤhnlichen Wicke giebt es aber mehrere. Wir haben eine kleinere, fruͤher reifende, und eine auch im Kraute groͤßere, ſpaͤt reifende Art, die durchaus fruͤh geſaͤet werden muß, wenn ſie zur voͤlligen Reife kommen ſoll.
Die Winterwicke der Englaͤnder iſt wahrſcheinlich dieſelbe groͤßere Art, und nur daran gewoͤhnt, den Winter auszuhalten. Nach denen damit in unſerem Klima gemachten Verſuchen, haͤlt ſie bei uns den Winter ſelten aus, und wird nicht ſowohl durch den ſtrengen Winterfroſt als durch die ſpaͤten Fruͤhjahrsfroͤſte, nachdem ſie ſchon zu vegetiren angefangen hat, zerſtoͤrt. Allein auch in England erfriert ſie nicht ſelten, und der Gewinn waͤre wenigſtens nicht groß, wenn wir ſie bei uns einheimiſch machen koͤnnten, indem ſie nur um 10 Tage fruͤher wie die fruͤh geſaͤete Sommerwicke zu kommen pflegt.
Die Wicken verlangen einen lehmigen Boden. Wenn er uͤber 60 ProzentBoden. Sand hat und nicht ſehr feucht liegt, ſo koͤnnen ſie zwar in feuchten Sommern bei genugſamer Duͤngkraft gut gerathen, in trocknen Sommern wird aber ſelten etwas daraus.
Sie verlangen gerade nicht nothwendig einen in ſtarker Duͤngkraft ſtehenden Boden, ſie werden aber um ſo beſſer, beſonders im Kraute, je reicher er an Duͤnger iſt, und deshalb duͤngt man, wo es moͤglich iſt, dazu.
Man bauet ſie jetzt beinahe haͤufiger um des Krautes als um der Koͤrner willen, und jenes wird gruͤn verfuͤttert oder zu Heu gemacht, wenn ſie in voller128Huͤlſenfruͤchte.Bluͤte ſtehen und ſchon mehr oder weniger Schooten angeſetzt haben. Wir wol - len hier ihren Anbau zu beiden Zwecken zugleich betrachten, damit wir uns bei dem Futterkraͤuterbau nur an ſelbige zu erinnern noͤthig haben.
Ausſaat.Ihr Anbau unterſcheidet ſich von dem der Erbſen nicht; da der Saame kleiner iſt, ſo reichen 12 Metzen auf den Morgen zu. Die große Wicke muß An - fangs Aprils, um ſicher zur Reife zu kommen, geſaͤet werden; die kleine kann bis Ausgang Mais geſaͤet, noch dazu gelangen. Die meiſten empfehlen eine fruͤhe Ausſaat auch fuͤr dieſe gewoͤhnliche Art, ich habe aber ſeit einer Reihe von Jahren immer gefunden, daß die ſpaͤtere Ausſaat gegen die Mitte und ſelbſt Ende Mais beſſer gerieth. Bei kalter Witterung ſtockt ſie im Wachsthum, und es findet ſich dann haͤufig eine Made ein, die ſich in ihre Knospen einfrißt und ſie voͤllig zerſtoͤrt, ſo daß ſie auf ſchwaͤcherem Boden gar nicht zur Bluͤte kommt. Auf ſtarkem Boden uͤberwindet ſie das Uebel manchmal, und treibt wieder aus, wenn die Zeit der Made voruͤber iſt. Die ſpaͤter hervorkommenden Wicken wurden aber von dieſer Made, deren Zeit fruͤher voruͤbergeht, gar nicht angegriffen.
Will man die Wicken zur gruͤnen Fuͤtterung oder zum Heu vor ihrer Rei - fung benutzen, ſo kann man ſie zu jeder Jahrszeit bis Anfangs Julius ſaͤen. Um gruͤne Stallfuͤtterung mit der Wicke allein zu betreiben, muß man jedesmal ei - nen angemeſſenen Theil ſaͤen, wenn die vorige Saat gelaufen iſt. Sie wird zu dieſem Zwecke aber mehrentheils gemiſcht mit Sommerrocken, Gerſte oder Hafer und die ſpaͤteſte mit Buchweizen geſaͤet, damit das Gemenge um ſo dich - ter ſtehe. Zum Heumachen iſt es aber doch gerathener, ſie allein zu ſaͤen, weil ſie ſich dann gleichmaͤßiger trocknen laͤßt.
Sie wird auf gleiche Weiſe wie Klee und Luzerne zu Heu gemacht, und ich verweiſe auf die dort anzugebenden verſchiedenen Methoden. Es dauert da - mit etwas laͤnger wie mit dem Klee, aber das Heu verdirbt dennoch nicht leicht, wenn man nur irgend zweckmaͤßig damit verfaͤhrt.
Ernte.Hat man ſie gruͤn oder im Heu fuͤr das Rindvieh beſtimmt, ſo werden ſie gemaͤhet, wenn ſie in voller Bluͤte ſtehen. Sind ſie aber fuͤr Pferde beſtimmt,ſo129Wicken.ſo laͤßt man ihre Schooten, nach deren Anſetzung ſie noch fortbluͤhen, mehr her - anwachſen, weil man dadurch in der Maſſe und Nahrungskraft gewinnt.
Man hat in der Dreifelderwirthſchaft haͤufig die Brache damit zu benutzen angefangen, wenn man ſolche fruͤh aufbrach. Insbeſondere hat man ſie gleich nach dem Hordenſchlag geſaͤet, und iſt mit ihrer Ausſaat fortgefahren, ſo wie dieſer weiter ruͤckte. Man maͤhete ſie, ſo wie ſie herangewachſen waren, und wandte dann ſogleich das Land, um an der Brachbearbeitung nichts zu verſaͤumen.
Je fruͤher ſie gemaͤhet wird, um deſto kraͤftiger hinterlaͤßt ſie den Boden. Es iſt aber ebenfalls eine unerlaͤßliche Bedingung bei der Wicke, daß ihre Stoppel ſchnell nach der Aberntung umgepfluͤgt werde, und man bringt daher auch das Heu, um es zu trocknen, wo moͤglich auf einen andren Platz.
Werden die Wicken ſehr fruͤh, wenn ſie ihre erſten Bluͤtenknospen zeigen, abgemaͤht, ſo koͤnnen ſie zum zweitenmale austreiben und aufſchießen, wenn ſie auf einem ſehr kraftvollen Boden ſtehen; auf minder kraͤftigem Boden iſt da - bei aber nur Verluſt, weil oft aus dem zweiten Schnitte gar nichts wird, oder doch beide zuſammen weniger betragen als ein vollkommener Schnitt wuͤrde ge - geben haben.
Es iſt ein kaͤrglicher Behelf, die wieder ausgruͤnende Wickenſtoppel mit dem Viehe abweiden zu laſſen, der Acker wird davon hart und der Verluſt iſt in der naͤchſten Ernte betraͤchtlich.
Man hat auch wohl Wicken auf einem zur Gruͤnfuͤtterung beſtimmten Felde zum zweitenmale in einem Sommer gleich nach Abfuͤtterung der erſten geſaͤet. Haͤufiger aber ſaͤet man Buchweizen oder Ruͤben darnach.
Der Ertrag der Wicken an Koͤrnern iſt ſehr ungleich. Man hat bisErtrag. 24 Scheffel vom Morgen geerntet; 8 Scheffel kann man aber als einen mitt - leren Ertrag annehmen.
Auf hinreichend kraͤftigem Boden gaben ſie 1800 bis 2000 Pfd. Stroh einſchließlich des Kaffs per Morgen. Dieſes Stroh wird dem Erbſenſtroh all - gemein in der Fuͤtterung vorgezogen.
Wenn ſie gruͤn bei dem Anſetzen der Schooten gemaͤhet werden, ſo hat man 3000 Pfd. Heu zuweilen vom Morgen geerntet. Allein auf 2000 Pfd. Vierter Theil. R130Huͤlſenfruͤchte.kann man nur auf gutem geduͤngten Boden Anſchlag machen. Mißrathen ſie wegen Duͤrre im Fruͤhjahre, ſo kann freilich auch der Heuertrag auf 1000 Pfd. herabfallen.
Gruͤn abgemaͤhete Wicken entziehen dem Boden nach allen daruͤber an - geſtellten Verſuchen nichts; vielmehr hat man die darnach geſaͤete Frucht oft beſſer als nach einer Brache gefunden, wenn man die Wickenſtoppel ſchnell umbrach. Reifende Wicken aber ſind den Erbſen darin gleich. Und das ſo haͤufig geſaͤete Gemenge von Wicken und Hafer erſchoͤpft, wenn es faſt zur Reife kommt, ſo merklich mehr, daß der folgende Rocken auf einem allmaͤh - lig abgemaͤheten Wickhaferfelde deutlich zeigt, wo man die Vorfrucht zu lange ſtehen und reifen ließ. In England iſt es nichts ungewoͤhnliches, die Wicken bloß zur Verbeſſerung des Bodens zu ſaͤen. Man pfluͤgt ſie jedoch nicht ge - radezu unter, ſondern treibt, wenn ſie in Bluͤte treten, Maſtvieh, beſonders Schweine hinein, die zwar das Mehrſte niedertreten, aber doch vieles freſſen, wonach man das Feld gleich umbricht, und beſonders Rappſaat danach bauet: eine Methode, die unter gewiſſen Verhaͤltniſſen nicht ſo unoͤkonomiſch iſt, als ſie einem Reiſenden von meiner Bekanntſchaft ſchien.
Gebrauch der Koͤrner.Wenn die Wicken reife Koͤrner tragen, ſo werden dieſe zur Fuͤtterung der Pferde und zur Maſtung der Schweine mehrentheils verwandt, auch den Schaafen gegeben; und man zieht ſolche zu dieſem Behuf den Erbſen vor. Ein Marktartikel iſt das Korn ſelten, jedoch verkauft man ſie haͤufig zur Saat. Sie laſſen ſich lange aufbewahren, und es kommt dann eine Zeit, wo man ſie mit reichlichen Zinſen verkaufen kann. In Wirthſchaften, die auf Futter - bau berechnet ſind, iſt es rathſam, einen Vorrath davon auf dem Boden zu erhalten, weil ſie die ſicherſte Aushuͤlfe geben, wenn der Klee mißraͤth.
Das Stroh der reifen Wicken iſt dem Vieh angenehmer als das Erbſen - ſtroh, wird dem Heu oft gleich geſchaͤtzt, kommt aber dem gruͤnen Wicken - heu bei weitem nicht gleich.
Einige andre Fruͤchte aus dieſer Klaſſe werden nur ſelten und oͤrtlich ge - bauet, wie die Platterbſe (Lathirus sativus) und die Kicher (Cicer arietinum). 131Buchweizen.Ihr Anbau unterſcheidet ſich nicht von dem der Erbſen und Wicken, und mir ſind bisher keine zureichende Gruͤnde bekannt, welche dieſelben vor dieſen em - pfehlbar machten.
Dieſe Frucht nimmt mit Bodenarten vorlieb, die fuͤr jede andre Sommer -Boden. frucht zu duͤrftig ſind. Sie waͤchſt auf duͤrrem Sandboden, in Jahren, wo es zu rechter Zeit an Regen nicht fehlt, und giebt dann einen ſo reichlichen Ertrag darauf, wie keine andre; hat aber der Boden eine feuchtere Lage, ſo iſt ſie um ſo ſichrer. Dann liebt ſie den Haidboden, und hat daher ihren Namen erhal - ten, ſo wie auch abgetrockneten Moorboden. Sie wird auf ſolchen Neubruͤchen mit großem Vortheile gebaut, und bereitet ſie fuͤr andere Fruͤchte beſonders vor. In ſandigen Gegenden iſt ſie die einzige Zwiſchenfrucht zwiſchen den Rocken - ſaaten und vertritt die Stelle aller andern Brachfruͤchte, wird alſo in der Rok - kenſtoppel gebauet. Sichrer und beſſer gedeiht ſie aber, wenn der Acker eine Reihe von Jahren zur Weide gelegen hat, im aufgebrochenen Dreiſch an der Stelle der Brache.
Kraͤftiger und ſtaͤrker waͤchſt die Pflanze freilich auf beſſerem Boden, aber nur im Kraute, und ſetzt hier ſelten viele Koͤrner an. Eine ſchwache Duͤngung bekommt ihr gut, eine kraͤftigere treibt ſie zu ſehr ins Kraut, Wenn der Acker geduͤngt werden ſoll, ſo bringt man gewoͤhnlich nur die Haͤlfte der Duͤngung vor ihrer Ausſaat auf, und die andere Haͤlfte nach ihrer Aberntung auf die Stoppel. Der Haidepaltenduͤnger, welcher in den Buchweizengegenden viel ge - macht wird, iſt dem Buchweizen beſonders angemeſſen.
Es wird auch der loſeſte Boden zweimal dazu im Fruͤhjahre gepfluͤgt, be - ſonders wohl um des Unkrauts willen.
Dieſes aus dem Oriente in den Zeiten der Kreuzzuͤge zu uns gebrachteAusſaat. Korn hat ſeine Empfindlichkeit gegen den Froſt noch nicht abgelegt, und wird durch den geringſten Morgenreif zerſtoͤrt. Deshalb wagt man nie, es fruͤherR 2132Huͤlſenfruͤchte.zu ſaͤen, als bis alle Gefahr der Nachtfroͤſte voruͤber zu ſeyn ſcheint. Jedoch habe ich geſehn, daß es noch um Johannis erfror. Man ſaͤet es alſo nie vor der Mitte des Mays, und dann bis zur Mitte des Junius. Spaͤter geſaͤet koͤnnen ihm wieder die fruͤhen Reife vor ſeiner Zeitigung nachtheilig werden, und uͤber - haupt ſetzt er dann wenig Koͤrner an. Es wird halb ſo ſtark wie das Getreide eingeſaͤet, und eine dichtere Saat wird ihm nachtheilig. In den Buchweizen - gegenden laͤßt man dieſes Korn ſprechen „ gieb mir Platz, ſo komme ich.”
Vegetations - periode.Die Witterung, welche dieſes Gewaͤchs in den verſchiedenen Perioden ſei - ner Vegetation trifft, hat auf ſein Gedeihen einen groͤßern Einfluß, wie auf irgend eins. Es will trockne warme Witterung, unmittelbar nach der Saat haben, und koͤmmt bei der groͤßten Duͤrre hervor; ſo wie es aber ſein drittes Blatt bekoͤmmt, verlangt es Regen, damit es ſeine Blaͤtter entwickele, bevor die Bluͤte austreibt, welches jedoch ſehr ſchnell geſchieht. In ſeiner lange dauern - den Bluͤtezeit muß es wechſelnden Regen und Sonnenſchein haben, wenn es emporwachſen und zugleich anſetzen ſoll. Es bluͤhet taub, wenn es wetterleuch - tet oder wenn elektriſche Phaͤnomene in der Luft ſich ereignen, ohne daß es zum Regen kommt. Auch ſcharfe Oſtwinde ertraͤgt ſeine Bluͤte nicht, ſie welkt da - bei ab, ohne anzuſetzen. Nach der Bluͤte muß es wieder trockne Witterung haben, damit ſeine Koͤrner zugleich reifen, und die Ernte gut von ſtatten gehe.
Das Gedeihen des Buchweizens iſt daher nicht nur in verſchiedenen Jah - ren ſehr verſchieden, ſondern es kommt auch ſehr auf den Zeitpunkt an, den man zufaͤllig bei der Ausſaat getroffen hat. Acht Tage fruͤher oder ſpaͤter ge - ſaͤet, macht oft einen gar großen Unterſchied und diejenigen, welche ſicher gehen wollen, machen daher ihre Ausſaat zu drei oder vier verſchiedenen Zeiten.
Der Saamen darf nur untergeegget werden, das Unterpfluͤgen ertraͤgt er nicht; auch habe ich gefunden, daß ihm das Walzen nicht gut bekommt.
Ernte.Die Reifung der Koͤrner iſt ſehr verſchieden, da der Buchweizen faſt immer fortbluͤht und anſetzt. Bei der Ernte muß man ſich alſo nach der Mehrheit der Koͤrner richten. Zuweilen haben die erſten Bluͤten gar keine, oder taube, mehl - loſe Koͤrner angeſetzt, die ſpaͤtern dagegen beſſere. Er reift aber ſeine Koͤrner133Buchweizen.noch nach, ja es ſetzen ſogar ſeine Bluͤten noch an, wenn er in Schwaden liegt, beſonders wenn ihn da zuweilen ein Regen trifft, den man deshalb fuͤr gut haͤlt.
Sein Ertrag iſt, wie hieraus erhellet, hoͤchſt unſicher, und man pflegtErtrag. daher einen, vielen Zufaͤlligkeiten unterworfenen Voranſchlag, einen Buch - weizenanſchlag zu nennen. Wenn er in der Stoppel gebauet[wird], ſo rech - net man ungefaͤhr alle 7 Jahre ein gutes Jahr, 3 mittlere und 3 Mißwachs - jahre. In Dreiſch geſaͤet, erwartet man jedoch alle 2 Jahre eine gute Ernte. Außerordentliche Ernten, wo man bis 20 Scheffel per Morgen gewonnen hat, kommen nur hoͤchſt ſelten vor.
Das Korn iſt in vielen Gegenden ein ſehr wichtiges Nahrungsmittel fuͤrWerth. die Menſchen, und wird auch zur Viehmaſtung und zur Pferdefuͤtterung ge - braucht, wenn es wohlfeil iſt. Sein Preis faͤllt naͤmlich in guͤnſtigen Jahren ſehr tief herab, und ſteigt wieder in ſchlechten. Wer es einigermaaßen aus - halten kann, bewahrt davon Vorraͤthe auf, da es ſich ſehr gut erhaͤlt.
Das Stroh wird ſehr geſchaͤtzt, iſt nahrhaft und gefund fuͤr alles Vieh. Man haͤlt aber dafuͤr, daß es vor Weihnachten am beſten zu futtern ſey.
So unentbehrlich dieſe Frucht in manchen Gegenden gehalten wird, ſo iſt der Bau um des Korns willen, ſeiner Mißlichkeit wegen, anderen Gegenden doch kaum zu empfehlen.
Es iſt aber ein vortreffliches Futterkraut, und in der Abſicht gebauet, auchAls Futter - kraut. ſo ſicher wie irgend ein andres. Man kann es dann ſo ſpaͤt ſaͤen, daß man gegen den Froſt voͤllig geſichert iſt, und wenn der Boden nur einigermaßen Feuchtigkeit hat, ſo geraͤth das Kraut immer gut. Es wird entweder gruͤn verfuͤttert, oder zu Heu gemacht, trocknet zwar nicht ſchnell, verdirbt aber auch nicht, wenn man es nur ruhig liegen laͤßt. Nach der Klapmeierſchen Methode behandelt, ſoll es ſehr gut werden.
Wer es in dieſer Abſicht bauen will, muß dann nur ein Jahr und eine Saat wahrnehmen, wo die Koͤrner beſonders gut anſetzen, um einen Vorrath von Saamen zu gewinnen, der alsdann zu den wohlfeilſten Futterkrautsſaamen134Huͤlſenfruͤchte.gehoͤren wird. Es kann als Futterkraut auch in die Getreideſtoppel geſaͤet wer - den, beſonders aber nach fruͤh abgemaͤhten gruͤnen Wicken.
Ein mir ſehr gut gelungenes Verfahren iſt: Buchweizen mit Stauden - rocken im Julius auszuſaͤen, den Buchweizen dann gruͤn zu maͤhen und den Rocken im folgenden Jahre zu ernten. Dies koͤnnte am vortheilhafteſten in der gruͤnen Wickenſtoppel geſchehen. Auch ſaͤet man Waſſerruͤben unter dem Buchweizen.
Der Buchweizen iſt ferner ganz vorzuͤglich zu einer Schutzfrucht geeignet, um Klee, beſonders Luzerne darunter zu ſaͤen, worauf wir wieder zuruͤckkom - men werden.
Der Ertrag dieſer Frucht als Futterkraut iſt nach den Umſtaͤnden zwar ſehr verſchieden; auf gleichem Boden habe ich ihn aber ſo gehabt, daß er im Gewichte die Wicken uͤbertraf, und ihnen in der Nahrhaftigkeit eben ſo wenig nachzugeben ſchien.
Siberiſcher Buchweizen.Man hat eine andre Buchweizenart unter dem Namen des Siberiſchen (Polygonum tartaricum) empfohlen, welcher zwar den Vorzug hat, daß er durchwintert, und ſogar zweimal geerntet werden kann; ich habe aber ſeinen Ertrag nach mehrmaligen wiederholten Verſuchen im freien Felde ſo unbedeu - tend gefunden, und beſonders im zweiten Jahre ſo ſehr mit Unkraut durch - wachſen, daß ich den Lobeserhebungen, die andre von ihm machen, durchaus nicht beiſtimmen kann. Im Garten, wenn er gejaͤtet wird, macht er ſich freilich ſchoͤn.
In manchen Gegenden herrſcht der Gebrauch, verſchiedene Getreidearten und verſchiedene Huͤlſenfruͤchte, auch Getreidearten und Huͤlſenfruͤchte unter - einander zu ſaͤen, und alle praktiſche Landwirthe behaupten, davon einen groͤ - ßeren Ertrag, als von einzeln geſaͤetem Getreide zu haben. Dieſe Behaup - tung iſt gewiß nicht ohne Grund, und ich habe oft entſcheidende Erfahrungen daruͤber gemacht. Manchmal gerathen beide Saaten gleich gut, und man be -135Mengekorn.koͤmmt von beiden einen mit der Einſaat in Verhaͤltniß ſtehenden Ertrag. Zuweilen geraͤth die eine Frucht vorzuͤglich, verdraͤngt die andre faſt, und die Ernte ſteht in keinem Verhaͤltniß mit der von jeder Art gemachten Einſaat; je nachdem naͤmlich die Witterung die eine oder die andere beguͤnſtigt. Darin liegt eben der Hauptvortheil, daß wenn die Witterung der einen Frucht nach - theilig iſt, ſie der andern mehr zuſagt, und dieſe dann in dem gewonnenen Raume ſich mehr verbreitet und naͤhrt; wenn man es auch nicht zugeſtehen wollte, daß verſchiedene Gewaͤchſe ſich auch verſchiedene Stoffe beſonders aneignen.
Es verſteht ſich indeſſen, daß es Fruͤchte ſeyn muͤſſen, die faſt gleichzeitig reifen. Trifft ihre Reife nicht ganz genau zuſammen, ſo richtet man ſich bei der Ernte nach der, welche die Oberhand hat, oder nach der zuerſt reifenden, da die andre nachreift oder auch unreif zu Nutzen kommt. Verſchiedene Ge - menge laſſen ſich, wenn es darauf ankommt, durch das Wurfeln und Sieben wieder trennen; mehrentheils benutzt man ſie aber in der Vermiſchung.
Gewiß richtig hat man aber bemerkt, daß die Gemenge den Boden ſtaͤrker angreifen; ſie geben dagegen auch ſtaͤrkeres Stroh fuͤr den Duͤngerhaufen. Gegen das Unkraut glaubt man ſich durch Mengekorn mehr zu ſchuͤtzen, was auch in einigen Faͤllen ſo ſeyn kann.
Die gewoͤhnlichſten Gemenge ſind: Weizen und Rocken untereinander. Weiz-Rocken.Dies Gemenge iſt unter dem Namen Meteil und Maͤslin in manchen Ge - genden ſehr gebraͤuchlich, und kommt in dieſen faſt haͤufiger als bloßer Rocken vor. Es wird daraus das gewoͤhnliche Brod gebacken und als vorzuͤglich nahr - haft und ſchmackhaft geruͤhmt. Man behauptet in den Niederlanden, daß auf Boden, der keinen Weizen mehr tragen wolle, der Weizen unter Rocken an ſich hoͤheren Ertrag gebe, als wenn er allein geſaͤet werde, und daß man den Rocken noch daruͤber habe. Man ſaͤet das Gemenge gewoͤhnlich in die Weizen - ſtoppel. In andern Gegenden wird ſtatt des Weizens Spelz mit dem Rocken vermengt, die ſich leichter von einander trennen laſſen.
Gerſte (die zweizeilige) und Hafer ſind eben ſo gebraͤuchlich und nach mei -Gerſte. nen Verſuchen ſehr zweckmaͤßig. Iſt der Boden angemeſſen, ſo wird die uͤppi -136Huͤlſenfruͤchte.gere Gerſte den Hafer uͤberwiegen, wenn ſie fruchtbare Witterung bekommt; im entgegengeſetzten Falle wird der haͤrtere Hafer an ihre Stelle treten und vielleicht beim Ausdruſch das Bierfache betragen. Jedesmal habe ich nach Gewicht und Werth von dem Gemenge mehr gewonnen, als von einzeln geſaͤeter Gerſte und Hafer. Doch geſtehe ich, daß ich den Verſuch nicht auf Boden gemacht habe, der vorzuͤglich fuͤr erſtern geeignet geweſen waͤre. Einige miſchen auch Som - merrocken auf leichtem Boden zu.
Wick-Hafer.Unter den Gemengen von Getreide und Huͤlſenfruͤchten kommt am haͤufig - ſten der Wicken-Hafer vor, ſowohl zum Reifen, da er denn mehrentheils, unabgedroſchen und zu Hechſel geſchnitten, zum Viehfutter dient, als zur gruͤ - nen Fuͤtterung und Heu. Man erhaͤlt die Wicken durch den Hafer mehr auf - recht. Auch mengt man Gerſte und Sommerrocken darunter.
Erbs-Rocken.Erbſen ſaͤet man nicht ſelten im geringen Maaße unter Sommergetreide, glaubt dabei am Getreide nicht zu verlieren und die Erbſen obendrein zu erhal - ten. Es geſchiehet hauptſaͤchlich auf ſolchem Boden, wo man keine Erbſen zu bauen ſich getrauet; auf Sandboden unter Sommerrocken. Die einzeln dazwi - ſchen ſtehenden Erbſen gedeihen ſodann, welches ſie, allein geſaͤet, nicht thun wuͤrden. Sie laſſen ſich durch das Wurfeln leicht abſondern.
Rauh-Zeug.Die Bohnen werden auf kaltgruͤndigem, lehmigen, magern Boden, beſonders auf Berglande, unter den Hafer geſaͤet.
Ein Gemenge aus Bohnen, Wicken, Erbſen, Hafer — alle oder einige zuſammen — kommt in manchen Gegenden unter dem Namen Rauhzeug haͤufig vor, und wird in das Brachfeld auf kraͤftigem Boden geſaͤet. Hier giebt es ein dicht verſchlungenes und ſich durch Unterſtuͤtzung der Bohnen ziemlich emporhaltendes Feld, und liefert eine groͤßere Futtermaſſe, wie irgend eine Saat. Man laͤßt das Korn ſelten vollkommen reifen, ſondern maͤhet es, wenn die Koͤrner angeſetzt haben, driſcht es gar nicht oder nur die reif gewordenen Koͤr - ner ſehr leicht ab, und ſchneidet es alsdann zu Hechſel. Hiermit werden in manchen Gegenden die Pferde ausſchließlich gefuttert. Oft verſteht man unterBoh -137Hackfruchtbau.Bohnen nur dieſes Bohnen-Gemenge. Das Verhaͤltniß der Ausſaat richtet man nach Verſchiedenheit des Bodens ein, auf thonigem Boden nimmt man mehrere Bohnen, auf ſandigerem mehrere Wicken.
Mit dem Buchweizen vermengt man auch Wicken, beſonders zur Gruͤn - fuͤtterung.
Unter dem Namen der Hackfruͤchte, begreifen wir Gewaͤchſe, die ſowohl ihren Naturen als ihrer Benutzung nach in verſchiedene botaniſche und oͤkono - miſche Klaſſen gehoͤren, in Anſehung ihres Anbaues und ihrer Behandlung aber miteinander uͤbereinſtimmen; weswegen die dabei vorfallenden Operationen und die dazu erforderlichen Inſtrumente am beſten zuvor im allgemeinen be - ſchrieben werden koͤnnen, damit dann das beſondere, was jede einzelne erfor - dert, um ſo verſtaͤndlicher und ohne Wiederholung angedeutet werden moͤge.
Dieſe Pflanzen erfordern, um zur Vollendung zu kommen, einen weitNutzen des Behackens. groͤßeren Raum, wie ſie anfangs einnehmen. Sie werden deshalb in gehoͤri - gem Abſtande geſaͤet oder gepflanzt. Die betraͤchtlichen Zwiſchenraͤume wuͤrden aber vom Unkraute eingenommen werden, dieſes die Pflanzen uͤberwachſen und ihnen die Nahrung rauben, wenn wir ſie nach ihrer Beſtellung der Natur al - lein uͤberließen. Das Ausjaͤten wuͤrde nicht nur ſehr koſtſpielig ſeyn, ſondern auch eine andere Forderung, naͤmlich das Lockererhalten der Erde und ihre Vor - bereitung, um den Pflanzen nachmals ſtarke Nahrung zu geben, nicht erfuͤllen. Es iſt daher, ſo lange man Gewaͤchſe dieſer Art, beſonders in den Gaͤrten bauete, das Behacken mit Handhacken oder Karſten verſchiedener Art — wobei man gewoͤhnlich die lockere Erde an die Pflanzen, ſo wie ſie groß werden, heranzieht — als ein unumgaͤngliches Erforderniß angeſehen worden, von deſ - ſen richtiger und wiederholter Anwendung das Gedeihen derſelben hauptſaͤch - lich abhaͤngt.
Pferdehacken oder Anhaͤufe - Pfluͤge.Allein dieſes Behacken erforderte zu viele Handarbeit, um den Bau ſol - cher Fruͤchte im offnen Felde im Großen betreiben zu koͤnnen. Und da man doch den Vortheil deſſelben fuͤhlte, und ſich der Kartoffelbau beſonders mehr verbreitete, ſo ſing man an, den Haken oder andre landuͤbliche Pflugwerk - zeuge dazu zu gebrauchen. Mehrere haben eine Abaͤnderung des Hakens ge - troffen, um ihn zu dem Zwecke bequemer einzurichten. Meine Umformung des Mecklenburgiſchen Hakens, ſo wie ich ihn in meiner Ausgabe von Ber - gens Viehzucht abbildete, erhielt Beifall, und verbreitete ſich unter dem Na - men der Kartoffelhacke am meiſten. Ich habe ihn nachmals hauptſaͤchlich durch Weglaſſung der Scheerdeichſel und durch eine freiere Anſpannung, die das Inſtrument mehr der Gewalt des Fuͤhrers uͤberlaͤßt, verbeſſert, und im 3ten Hefte meiner Beſchreibung der nutzbarſten Ackerwerkzeuge abgebildet. Seitdem habe ich es zweckmaͤßig gefunden, ihm ſtatt der vordern eiſernen Spitze, womit er in die Erde eingreift, ein breiteres weniger ſpitzes, Schaar zu geben, damit er mehrere Erde aus dem Grunde der Furche heraushebe, und an die Ruͤcken anhaͤufe.
Wir haben dieſem Inſtrumente auch bewegliche Streichbretter gegeben, welche durch Buͤgel an ihren hintern Theilen weiter oder enger geſpannt wer - den koͤnnen, und die man dann am beſten von gegoſſenem Eiſen nimmt. Hier - bei fand ſich zwar nichts zu erinnern, da man aber ſo allgemein mit jenem Inſtrumente zufrieden war, ſo haben wir Bedenken getragen, es complizirter zu machen, damit ſeine Verbreitung dadurch nicht erſchweret werde.
Dasjenige engliſche Inſtrument, welches im 3ten Hefte meiner Beſchrei - bung der Ackerwerkzeuge, Tafel I. und II. abgebildet und der doppelte Streich - brett-Pflug benannt iſt, verrichtet die Arbeit des Anhaͤufelns freilich auf eine noch vollkommnere Weiſe, bringt hoͤhere Ruͤcken mit tieferen Furchen hervor, und ſtreift das an den Anwaͤnden haͤufig ausſchlagende Unkraut, wenn die Streichbretter mehr auseinander geſpannt werden, ſchaͤrfer ab; weswegen durch Anwendung deſſelben der Hackfruchtbau ungleich vollkommener, als ohne ſel - biges betrieben werden kann. Man gebraucht es ſelten bei der erſten Anhaͤu - fung, weil dieſe nicht ſo ſtark zu ſeyn braucht, und das Inſtrument eine An -139Hackfruchtbau.ſpannung von zwei Pferden erfordert, wogegen jene leichte Pferdehacke auch auf ſehr ſchwerem Boden nur eines Pferdes bedarf.
Manche Gewaͤchſe verlangen aber eine Bearbeitung, bevor ſie angehaͤuftLeichte Pfluͤge mit einem Streichbrette. werden koͤnnen; nicht bloß zur Zerſtoͤrung des Unkrauts, ſondern um die nach - her anzuhaͤufende Erde zu pulvern, zu luͤften, und ihre darin enthaltenen Nah - rungstheile aufloͤsbar zu machen. Man pfluͤgt zu dem Ende die Erde zuwei - len mit einem leichten, raͤderloſen Pfluge von den Pflanzen ab, ſo daß der Pflug mit ſeiner geraden Seite moͤglichſt nahe an der Pflanzenreihe, jedoch ohne die Wurzeln erheblich zu beſchaͤdigen, herſtreiche, und die abgeſtrichene Erde ungefaͤhr in die Mitte des Zwiſchenraums lege. Um die Pflanzen nicht zu ſehr zu entbloͤßen, pflegt man ſie zuerſt nur von einer Seite abzuſtreichen, und 5 bis 6 Tage ſpaͤter von der andren. Es bildet ſich dann ein Kamm von lockerer Erde in der Mitte des Zwiſchenraums. Dieſer Kamm wird, nach - dem er eine Weile ſo gelegen, durch den doppelten Streichbrettspflug wieder geſpalten und an die Pflanzenreihen hinangebracht, die nun ihre Wurzeln in dieſe friſch gelockerte Erde hineinſchlagen koͤnnen. Der leichte Pflug, womit man dies am bequemſten vollfuͤhrt, iſt im erſten Hefte meiner Beſchreibung der Ackerwerkzeuge Taf. VI, VII, VIII, in allen ſeinen einzelnen Theilen ab - gebildet; doch kann man ſich auch bei weiteren Entfernungen jedes raͤderloſen Pfluges, insbeſondere des Baileyſchen, dazu bedienen.
So wirkſam dieſe Operation iſt, wenn ſie gehoͤrig gemacht wird, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß ſie ihre Schwierigkeiten habe: daß beſonders geſchickte Arbeiter dazu erfordert werden, und daß man ſehr genau den gerechten Zeit - punkt wahrnehmen muͤſſe; was bei unguͤnſtiger Witterung Schwierigkeiten hat, vorzuͤglich auf gebundenem und feuchterem Boden, und daher neben vieler Aufmerkſamkeit auch ein gewiſſes praktiſches Gefuͤhl vorausſetzt. Ohne dies kann dieſe Operation leicht nachtheilig werden. Auch findet ſie faſt nur ſtatt, wo die Pflanzenreihen mindeſtens auf 2½ Fuß Entfernung ſtehen. Da das Ab - ſtreichen von beiden Seiten der Pflanzenreihen geſchehen muß, ſo erfordert es auch doppelt ſo viele Arbeit als das einfache Anſtreichen.
Schaufel - und Ruͤhrpfluͤge.Zwar nicht ganz ſo wirkſam, aber weit bequemer und mehrentheils zu - reichend wird daher der Zweck — Vertilgung des Unkrauts und Lockerung der Erde — durch ſolche Inſtrumente erreicht, welche die Erde der Zwiſchenraͤume nur flach abſchaufeln, und dabei zugleich ruͤhren und pulvern. Man hat ſolche Inſtrumente von mannigfaltiger Art. Eins der wirkſamſten und zugleich ein - fachſten iſt dasjenige, welches ich nach meiner erſten roheren Konſtruktion in Bergens Anleitung zur Viehzucht, verbeſſert und vereinfacht aber im 3ten Hefte meiner Beſchreibung der Ackerwerkzeuge Taf. VII. abgebildet habe. Man kann daran das Richtungsrad vorne auch weglaſſen und ihm einen Baum und Stel - lungsbuͤgel geben, wie er ſich an den raͤderloſen Pfluͤgen befindet.
Auf ſehr gebundenem Boden kann es rathſam ſeyn, jedem Schaare noch ein Voreiſen oder Meſſer zu geben.
Wird bloß ein Abſchaufeln des Unkrauts und der oberen Erdrinde bezweckt, ſo nimmt man platte Schaare. Soll aber die Erde geruͤhrt und gepulvert wer - den, ſo macht man ſie convex und ſtellet das Inſtrument tiefer. Jenes geſchie - het wenn die Pflanzen noch klein ſind, um ſie nicht mit Erde zu uͤberſchuͤtten.
Ferner gebraucht man auch ein Inſtrument mit einem breiten Schaufel - eiſen oder Erdhobel dazu, von der Art, wie man es gewoͤhnlich zum Ausſchau - feln der Wege in den Gaͤrten hat. Zur Noth kann man ein aͤhnliches Inſtru - ment auch von Menſchen ziehen laſſen. Vergl. Dickſon, Bd. I. Taf. V. Fig. 6.
Endlich kann man ſich auch eines gewoͤhnlichen raͤderloſen Pfluges mit einem doppelt ſchneidenden Schaare ohne Streichbrett dazu bedienen.
Variationen dieſer Inſtrumente finden unzaͤhlige ſtatt, denen man verſchie - dene Namen gegeben hat, ohne daß ſie im weſentlichen verſchieden ſind. Sie muͤſſen ſaͤmmtlich nach der Zaͤhigkeit und Bindigkeit des Bodens verſchieden modifizirt werden, auch, wie oben geſagt, nach der ſchon erlangten Staͤrke der Pflanzen, die man damit bearbeiten will. Man kann deßhalb mehrere Arten von Eiſen in daſſelbe Geſtell einſchrauben. Da dieſes oͤftere Abaͤndern das Ge - ſtell aber leicht angreift und Zeit wegnimmt, ſo halte ich es bei einem erhebli - chen Hackfruchtbau fuͤr rathſamer, mehrere Inſtrumente zur Hand zu haben.
Wie ſich die Beackerung des Bodens mit dem Pfluge gegen die mitArbeitserſpa - rung durch dieſe Inſtru - mente. dem Spaten verhaͤlt, ſo das Bearbeiten der Hackfruͤchte mit dieſen Inſtru - menten gegen das mit der Handhacke. Es macht den Bau dieſer Fruͤchte im Großen, den meiſten Wirthſchaften allein moͤglich. Mit einem Pferde, und wenn man einen geuͤbten Fuͤhrer, und ein dazu gewiſſermaßen abgerichtetes Pferd hat mit einem Menſchen, koͤnnen ohne Anſtrengung in einem Tage 7 Morgen bearbeitet werden. Denn da auf drei Pflugfurchen nur ein Zug mit dieſer Pferdehacke erfolgt, ſo iſt der Weg, den das Pferd und der Fuͤhrer zu machen haben, nur gleich dem Pfluͤgen von 2⅓ Morgen, und die Anſtrengung eines Pferdes mit der kleinen Pferdehacke und mit dem Schaufelpfluge iſt kaum gleich der Anſtrengung zweier Pferde vor dem Pfluge. Man kann auch einen Eſel, wenn man dieſe Thiere halten will, dazu gebrauchen. Indeſſen werden oft nicht mehr als 5 Morgen, dieſe aber auch zum mindeſten gemacht. Weil naͤmlich die Arbeit mit einiger Vorſicht gemacht werden muß, ſo darf man die Leute, bevor ſie eingeuͤbt ſind, nicht antreiben ſich zu ſputen. Auch kommt es, wie beim Pfluͤgen, auf laͤngere Zuͤge oder auf haͤufigere Wendungen an. Sind Pferde und Menſchen an dieſe Arbeit noch nicht gewoͤhnt, oder ſtehen die Pflanzen nicht voͤllig in gerader Linie, ſo geht man wenigſtens ſicherer, wenn man zwei Menſchen zur Arbeit nimmt, einen der das Pferd, und einen der das Inſtrument fuͤhrt. Hat man einen verſtaͤndigen leichten Jungen, ſo iſt es am beſten, daß man ihn auf dem Pfeede reiten laͤßt, weil er ſo am richtigſten vor ſich ſehen, und das Pferd lenken kann. Ziehet man zum zwei - tenmale in derſelben Richtung her, ſo kann man des Pferdefuͤhrers immer entbehren, weil das Pferd von ſelbſt in der erſten Furche gehet. Vor dem großen Anhaͤufepfluge gehoͤren, wenn er tief eingreifen ſoll, jedoch zwei Pferde, welche durch eine breite Waage ſo weit von einander geſpannt werden muͤſ - ſen, daß der Pflug in der Mittelreihe, die beiden Pferde aber in den Neben - reihen gehen.
Die geringſte Tagesarbeit, welche man mit dieſen Inſtrumenten macht, gleicht der von 40 Handarbeitern. Denn um ſie gleich wirkſam zu verrichten, werden wenigſtens 8 Arbeiter auf 1 Morgen erfordert.
Wichtigkeit derſelben bei dieſem Bau.Es kommt bei dem Anbau dieſer Gewaͤchſe im Großen oft nicht ſo ſehr darauf an, den moͤglichſt Ertrag von einer Erdflaͤche zu gewinnen, als darauf, daß das Gewonnene die geringſten Arbeitskoſten mache. Die Landrente betraͤgt weit weniger als die Arbeit, und da ſie ſtatt der Brache gebauet werden, und die Zwecke dieſer erfuͤllen, ſo kann ihnen die Landrente kaum zur Laſt geſchrie - ben werden. Benn ich 200 Ctr. von 1 Morgen mit dem Arbeitsaufwande von 12 rthlr. und 150 Ctr. mit dem Arbeitsaufwande von 3 rthlr. gewinnen kann, ſo iſt der Vortheil oft auf Seiten des letztern, um ſo mehr, wenn es mir nicht an Acker, den ich dazu benutzen und dadurch verbeſſern kann, wohl aber an Arbeitern, um eine groͤßere Flaͤche mit Sorgfalt zu beſtellen, fehlet. Die entfernter ſtehenden Gewaͤchſe koͤnnen wirkſamer als die dichtſtehenden bear - beitet werden.
Vorbereitung des Ackers.Es iſt von Wichtigkeit, daß man kurz vor dem Pflanzen oder Reihen - ſaͤen dieſer Gewaͤchſe, das hervorkeimende Unkraut voͤllig zerſtoͤrt habe, damit keine Bearbeitung fruͤher noͤthig werde, bevor die Pflanzen etwas emporge - wachſen ſind. Die gehoͤrige Vorbereitung des Bodens mit dem Pfluge ver - ſteht ſich von ſelbſt; aber nach der letzten Furche thut man wohl, den Acker gleich zu eggen, dann bei trocknem Wetter die Kloͤße mit der Walze zu pul - vern, und darauf wieder recht klar zu eggen. Hierdurch befoͤrdert man die ſchnellere Keimung des Saamenunkrauts, und wenn dieſe geſchehen iſt, uͤber - zieht man den Acker unmittelbar vor der Beſtellung mit dem Exſtirpator und egget ihn wieder, wodurch das abermalige Hervorkommen des Unkrauts, wo nicht voͤllig verhuͤtet, doch auf laͤngere Zeit zuruͤckgehalten ſeyn wird, ſo daß man ohne zu ſchaufeln oft unmittelbar zum Anhaͤufeln ſchreiten kann. Dieſe Arbeit verlohnt ſich vielfach durch Erſparung der folgenden.
Der Mar - queur oder Reihenzieher.Ein Werkzeug, welches bei dem Bau dieſer Fruͤchte hoͤchſt nutzbar wird, iſt ein Linien - oder Furchenzieher, den man auch Marqueur nennt, der aber doch mehrentheils tiefer furchen muß, als andre beim Gartenbau gebraͤuchliche Inſtrumente dieſes Namens thun. Man kann die Furchenzieher von Eiſen143Hackfruchtbau.oder von Holz mit Eiſenblech beſchlagen, nach Fellenbergſcher Art machen. Man zieht damit bloß die Reihen in einer Richtung, oder man bezeichnet — vielleicht durch veraͤnderte Einſetzung der Eiſen in andern Diſtanzen — mit - telſt eines durchkreuzenden Zuges auch die Punkte, wo jede Pflanze ſtehen ſoll. Die kleinen Furchen, welche dieſes Inſtrument zieht, bewirken theils, daß die Pflanzen in paralele Linien zu ſtehen kommen, theils haben ſie bei der Pflan - zung den Vortheil, daß die Pflanzen etwas verſenkt zu ſtehen kommen, wo - durch ſie mehr Schutz gegen die Duͤrre erhalten, die Feuchtigkeit mehr an - ziehn, und in der Folge mehrere lockere Erde oben bekommen. Bei dem Saͤen feinerer Saamen dienen ſie aber zugleich zur Saatfurche, in welche die Koͤrner eingelegt, eingeſtreuet oder mit der Maſchine eingebrach: werden. Man muß aber den Zug unmittelbar vor dem Saͤen machen, damit die Erde locker bleibe.
Bei denen in weiterer Entfernung ſtehenden Hackfruͤchten, die man ausEinfache Saͤe - und Drillma - ſchinen. Saamen auf der Stelle, wo ſie ſtehen bleiben ſollen, erzieht, bedient man ſich mehrentheils nur einfacher oder eine Reihe ausſtreuender Saͤemaſchinen. Man hat ſie zwar auch mit 2 und 3 Gaͤngen conſtruirt, aber keinen Vortheil dabei, und es dagegen unangenehm gefunden, daß man mit den Diſtanzen nach Verſchie - denheit der Fruͤchte und des Bodens nicht wechſeln konnte. Ich habe zwei der zweckmaͤßigſten Maſchinen, die eine zu groͤßeren Saamen, wie Bohnen, Erb - ſen, Mais u. ſ. w. im 2ten Hefte meiner Beſchreibung der Ackerwerkzeuge Taf. VI. und zu feineren Saͤmereien, wie Ruͤben, Kohl, Rapps, Senf u. ſ. w. daſelbſt Taf. VIII. abgebildet. Wenn man ſich aber des vorbeſchriebenen Fur - chenziehers bedient, ſo bedarf es weder des an der Maſchine angebrachten Fur - chenziehers noch des an dem Bohnendriller angebrachten Raͤdchens zur Bezeich - nung der naͤchſten Furche.
Wenn die Pflanzen dieſer Gewaͤchſe auf einem Saamenbeete erzogen wer -Erziehung der Pflanzen auf Saamenbee - ten. den, um ſie dann zu verſetzen, ſo ſtreuet man den Saamen entweder verbreitet, oder um das Unkraut beſſer vertilgen zu koͤnnen, in dichtſtehenden Reihen aus.
144Hackfruchtbau.Wenn man den Bau einer ſolchen Frucht im Großen beſchloſſen, das er - forderliche Land dazu beſtimmt und bereitet hat, iſt es hoͤchſt verdrießlich, mit Pflanzen zu kurz zu kommen. Daß man daher fuͤr guten Saamen ſorge, die - ſen wo moͤglich ſelbſt erziele, oder doch direkte von bekannten Anbauern, nicht von Saamenhaͤndlern, die damit ſelbſt oft hintergangen werden, nehme, iſt ſehr wichtig. Aber auch bei dem beſten Saamen mißrathen die Saaten zuwei - len, und vorzuͤglich iſt den Pflanzen aus dem Ruͤben - und Kohlgeſchlechte der Erdfloh bei ihrem erſten Aufkeimen gefaͤhrlich, gegen welchen bei trockner Wit - terung kein andres Huͤlfsmittel ſicher iſt, als vielleicht das Saamenbeet gleich mit Reiſern zu bedecken, einen Zoll dick Stroh daruͤber herzulegen und dieſes immer feucht zu erhalten, bis die Pflanzen das vierte Blatt bekommen haben, wo ſie dieſes Inſekt zwar noch angreift, aber nicht leicht voͤllig zerſtoͤrt.
Daß man zum Saamenbeete gut bereiteten, weder zu feuchten noch zu trocknen, nicht friſch geduͤngten aber in guter Duͤngkraft ſtehenden Boden nehme, verſteht ſich von ſelbſt.
Die Ausſaat mancher Pflanzen muß ſo fruͤh als moͤglich geſchehen. Ge - gen ſpaͤtern Froſt ſchuͤtzt man ſie auch durch jene Bedeckung. Kalke Miſtbeete (Kouſchen) ſind zwar ſehr zweckmaͤßig, aber im Großen nicht leicht anwend - bar. Die fruͤhe Ausſaat muß um ſo mehr geſchehen, wenn man eine Zerſtoͤ - rung derſelben durch den Erdfloh zu beſorgen hat, damit man eine zweite und ſogar eine dritte, wozu der Saamen vorraͤthig ſeyn muß, machen koͤnne.
Im allgemeinen Durchſchnitte kann man annehmen, daß man zur Beſtel - lung eines Morgens 4 Quadratruthen zum Saamenbeete nehmen muͤſſe. Sie werden zuweilen einen Ueberfluß von Pflanzen geben, wobei aber ein ſehr ge - ringer Verluſt iſt, indem man das Land noch anderweitig und die uͤberfluͤſſigen Pflanzen ſelbſt zur gruͤnen Fuͤtterung gebrauchen kann.
Wenn man die Arbeit des Jaͤtens daran wenden kann, ſo verlohnt ſie ſich durch ſtarke Pflanzen. Ich habe mich aber oft mit dem bloßen Abmaͤhen des die Pflanzen uͤberwachſenden Unkrauts, beſonders der Melde und des Hederichs, begnuͤgt, und es zureichend gefunden.
Wenn die Pflanzen auf dem Saamenbeete die erforderliche Staͤrke undAusheben der Pflanzen eine gewiſſe Haͤrte erlangt haben, ſo muß man mit ihrer Pflanzung eilen, da - mit ſie nicht zu hochſtenglicht werden. Trifft man dann eine guͤnſtige regnichte Witterung, ſo geht das Verſetzen leicht und erfordert einen geringern Arbeits - aufwand. Man muß dieſe Witterung dann mit allen Kraͤften wahrnehmen, und alles, was man von Arbeitern zuſammenbringen kann, dabei anſtellen, um die Auspflanzung moͤglichſt ſchnell zu vollfuͤhren. Auch dieſe Arbeit koſtet weniger, wenn man ſie gehoͤrig zu theilen weiß, und ſo, daß einer dem andern in die Hand arbeite; wobei dann freilich eine ausdauernde Aufſicht noͤthig iſt, die ihr aber beſſer gewidmet werden kann, als wenn die Arbeit ſich laͤnger ver - zoͤgert. Einige Menſchen werden bei dem Aufnehmen der Pflanzen angeſtellt. Sie duͤrfen die Pflanzen, wenn der Boden einigermaßen erhaͤrtet iſt, nicht ausreißen, ſondern die Erde muß ſpatenweiſe abgeſtochen, zur Seite gelegt, und die Pflanzen dann ausgenommen werden, damit die feinen Spitzen ihrer Wurzeln moͤglichſt wenig verletzt werden. Dann wird ein Kuͤben voll eines fluͤſſigen Breies bereitet, aus leicht zerfallendem merglichten Lehm, reinem Kuh - miſt oder ausgegohrner Jauche mit ſo viel Waſſer, daß der Brei die hineinge - haltenen Wurzeln und ihre feinen Faſern uͤberzieht und daran haͤngen bleibt. Er darf alſo weder zu ſteif noch zu fluͤſſig ſeyn. So wie eine Hand voll Pflanzen ausgenommen und ihre Blaͤtter verſtutzt ſind, taucht man die Wur - zeln in dieſen Brei, und ſie werden dann, handvoll bei handvoll, in einem Korbe aufgeſtellt, worin ſie dann nach dem Pflanzenfelde hingebracht werden. Dieſes Ueberziehen der Wurzeln iſt eine ſo leichte als wohlthaͤtige Methode, um die Pflanzen gegen die nachtheilige Einwirkung der atmosphaͤriſchen Luft, und gegen die Austrocknung zu ſichern, auch um den zarten Wurzelfaſern ſo - gleich einige Nahrung zu reichen. So verwahrte Pflanzen koͤnnen es allen - falls aushalten, einige Tage außer der Erde zu ſeyn, wenn man ſie weiter verſenden will. Doch iſt eine unmittelbare Einpflanzung allerdings beſſer. Iſt der Boden feucht und der Himmel nur truͤbe, ſo beduͤrfen ſolche Pflanzen des Angießens nicht, und bleiben dennoch ganz aufrecht, wodurch ein großer Theil der Arbeit erſpart wird.
Vierter Theil. T146Hackfruchtbau.Nach der Entfernung des Weges und der Groͤße der Pflanzung, ſind eine oder mehrere Perſonen mit dem Hinſchaffen der Pflanzen nach dem Felde beſchaͤftigt. Sie vertheilen die Pflanzen unter den Pflanzern, oder es iſt ein beſonderer Mann dazu angeſtellt, der ſie ihnen aus dem Korbe darreicht, ſo wie ſie ſolcher beduͤrſen.
Das Pflanzen.Bei dem Pflanzen ſelbſt kann die Arbeit noch vertheilt werden, zwiſchen denen, welche die Loͤcher an den durch den Furchenzieher beſtimmten Stellen machen, und die eingeſetzte Pflanze mittelſt eines zweiten daneben gemachten Einſtichs andruͤcken, und denen, welche die Pflanzen in die Loͤcher hineinhal - ten. Dieſe Leute muͤſſen aber wohl geuͤbt ſeyn, um ſich einander in die Hand zu arbeiten; widrigenfalls laͤßt man das Loͤchermachen und das Einſetzen der Pflanze lieber von denſelben Perſonen verrichten. Jede Perſon oder jedes Paar hat eine einzelne — nur bei dichten Pflanzungen eine doppelte — Reihe, und ſo arbeiten ſie, in ſchraͤger Linie einander folgend, das Feld hinunter und wieder herauf, wobei man ſie alle in gleichem Takte zu erhalten ſuchen muß.
Das Loͤchermachen und Andruͤcken der Pflanze geſchieht gewoͤhnlich mit einem hoͤlzernen Stocke, der einen bequemen Handgriff hat. Beſſer indeſſen iſt es, wenn man ſich eines eiſernen Inſtruments dazu bedient. Auf der 1ſten Tafel des 3ten Hefts meiner Beſchreibung der Ackerwerkzeuge iſt ein ſolches Inſtrument abgebildet, womit das Pflanzen bei einiger Uebung vortrefflich ge - ſchiehet. Der Pflanzer hackt damit in die Erde, ruͤttelt das Inſtrument et - was, ſetzt die Pflanze ein, hackt dann daneben wieder ein, und druͤckt die Erde an. Sind die Leute zu dieſem Einhacken zu ungeſchickt, ſo iſt es freilich beſſer, ein ſolches Inſtrument mit einem geraden Stiele machen zu laſſen, welcher oben eine kleine Kruͤcke hat, und womit ſie bequem einſtoßen koͤnnen. Die Erde wird dadurch nicht ſo ſehr verballt, als es durch einen runden hoͤl - zernen Stock geſchieht.
Iſt der Boden trocken und die Witterung ſonnig und heiß, ſo darf das baldige Angießen der geſetzten Pflanzen nicht verſaumt werden, wozu man das Waſſer in Kuͤben herbeifahren muß. Bei ſolcher Witterung iſt es rathſam, nur gegen Abend zu pflanzen.
147Hackfruchtbau.Wenn die Pflanzung auch aufs gluͤcklichſte gerathen iſt, ſo werden doch immer einige Pflanzen darunter ſeyn, die nicht angehen oder zufaͤllig zerſtoͤrt werden. Sobald ſich dieſes zeigt, muß man mit dem Nachpflanzen eilig ſeyn; denn wenn man ſich verſpaͤtet, ſo holen die nachgeſetzten Pflanzen die uͤbrigen nicht ein, ſondern werden davon unterdruͤckt. Zuweilen iſt es jedoch noͤthig, vor dem Nachpflanzen zu ſchaufeln, weil man die nachgeſetzten Pflanzten ſonſt leicht mit Erde uͤberſchuͤtten wuͤrde. Man muß gute ſtarke Pflanzen vorraͤthig behalten, und nicht etwa zuruͤckgelaſſene Schwaͤchlinge, die um ſo weniger aufkommen.
Mehrentheils geſchieht zwar die Pflanzung dieſer Gewaͤchſe auf ebenemSetzung der Pflanzen auf aufgepfluͤgten Stuͤcken. Boden, oder auf breiteren oder ſchmaͤleren zuſammengepfluͤgten Beeten. Man hat aber auch, um beſonders den Wurzelpflanzen eine tiefere Erdkrume gleich von Anfange an zu geben, die Methode gewaͤhlt, ſie auf Kaͤmme oder Ruͤcken, die man vorher aufpfluͤgte, zu pflanzen, oder auch in Reihen zu ſaͤen. Dieſe Kaͤmme werden am beſten mit dem groͤßern doppelten Streichbrettspfluge auf - geworfen und damit vorzuͤglich gut gebildet. Manchmal uͤberzieht man ſie dann wieder der Laͤnge nach mit einer Walze, um ihre Spitze etwas platt zu druͤcken. Dieſe Bauart hat oft den beſten Erfolg, da die Wurzeln durchaus lockere und fruchtbare Erde bis zu einer betraͤchtlichen Tiefe treffen, und ſich deshalb ſehr verlaͤngern koͤnnern. Nur iſt die Vertilgung des Unkrauts dabei ſchwieriger, und man muß entweder die Methode des Abpfluͤgens §. 159. anwenden oder den Zeitpunkt genau wahrnehmen, wo das in der Oberflaͤche befindliche Unkraut groͤßtentheils ausgekeimt, aber noch nicht erſtarkt iſt, und dann mit eben dem Pfluge, womit man die Ruͤcken aufgeworfen, jedoch etwas breiter auseinander geſpannt, wieder herziehen und ſo das junge Kraut abſtreifen und mit friſcher aus dem Grunde herausgehobener Erde bedecken. Auf der Spitze der Ruͤcken zwiſchen den Pflanzen wird es mit der Handhacke leicht vertilgt. Verſaͤumt man aber den gerechten Zeitpunkt, ſo wird das Ausjaͤten ſehr ſchwierig, indem man den Schaufelpflug nicht gut anwenden kann. Die groͤßten Ernten habe ich immer bei dieſer Methode gehabt. Sie paßt ſich aber fuͤr loſen, austrock - nenden Boden nicht, ſondern am beſten fuͤr ſtrengen und feuchten.
T 2148Hackfruchtbau.Auf dieſe aufgeworfenen Ruͤcken kann auch der Saamen dieſer Gewaͤchſe mit der Drillmaſchine geſaͤet werden, und der Erfolg iſt wegen der großen Tiefe der Krume erwuͤnſcht. Aber das Reinerhalten von Unkraut iſt hier noch ſchwieriger, und ich rathe nach meiner Erfahrung dieſe Methode nur auf ſol - chem Acker anzuwenden, der vom Saamenunkraute ſchon ſehr gereinigt iſt.
Einige haben, beſonders bei unzureichendem Miſtvorrath, empfohlen, ſol - chen konzentrirt unter die Reihen der Pflanzen zu bringen, damit dieſe um ſo mehr Nahrung daraus ziehen moͤchten. Dies wird folgendermaßen bewirkt: man ziehet mit dem doppelten Streichbrettspfluge Furchen in moͤglichſt gleicher und beſtimmter Entfernung. Dann laͤßt man einen einſpaͤnnigen Miſtkarren, deſſen Gleis ungefaͤhr ſo breit ſeyn muß, daß die Raͤder in den beiden aͤu - ßeren Furchen, das Pferd aber in der Mittelfurche gehen, die Reihe entlang fahren. Ein dem Karren folgender Arbeiter ziehet hinten den Miſt ab, in kleine nicht weit entfernte Haufen, und zwei andere Arbeiter vertheilen ihn in die drei Furchen. Dieſer Miſt darf aber nicht mehr ſtrohig ſeyn. Wenn der Miſt auf die Weiſe eingelegt iſt, ſo ſpaltet man mit demſelben Pfluge die Stuͤcken wieder ſo tief als moͤglich und bedeckt den Miſt mit dieſer Erde. Man uͤberzieht dann das Feld in der Richtung der Furchen mit einer Walze, und ſaͤet oder pflanzt dann auf den Ruͤcken. Die Pflanzen kommen folglich gerade uͤber den Miſt zu ſtehen.
Es ſcheint mir aber dieſe Methode nicht ſo vortheilhaft zu ſeyn, wie ſie von manchen ausgegeben iſt. Ich ziehe es vor, den Miſt fruͤher auf den Acker zu bringen und ihn durch mehrmaliges Pfluͤgen mit der Ackerkrume zu mengen. Dies iſt, wo nicht ſchon fuͤr die unmittelbar aufzubringende Hackfrucht, doch gewiß fuͤr die folgenden Ernten zutraͤglicher, und hierauf muß bei dem Hack - fruchtbau vornehmlich Ruͤckſicht genommen werden. Die Hackfruͤchte erreichen mit ihren Wurzeln immer auch den mit der Ackerkrume gemengten Duͤnger, wenn ſie angehaͤuft werden, da ihnen die ganze Oberflaͤche der Erde zugepfluͤgt wird. Und wenn dieſe Operation an ſich auch nicht ſchwierig iſt, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß ſie mit vieler Weitlaͤuftigkeit und Aufenthalt verbun - den ſey. Ich habe ſie nur einmal verſucht, und ich unterwerfe daher meine Meinung den Reſultaten, welche genauer angeſtellte Verſuche geben koͤnnten.
149Handelsgewaͤchſe.Uebrigens verſteht es ſich, daß zu allen dieſen Fruͤchten tief gepfluͤgt wer - den muſſe, woruͤber ich mich auf S. 82 — 93. des 2ten Bandes beziehe.
Wir gehen zuvoͤrderſt zur Betrachtung
uͤber, von denen mehrere durch Anwendung der Pferdehackenkultur am vor - theilhafteſten gebauet werden.
Der Anbau der Handelsgewaͤchſe giebt, wenigſtens im Einzelnen, einenAllgemeine Bemerkungen uͤber den Han - delsgewaͤchs - bau. ſo ungemein hohen Geldertrag, daß man ſich billig wundern muß, wie er ſich noch nicht allgemeiner verbreitet, ſondern im Gegentheil nur auf einzelne Ge - genden und auch hier meiſtens nur auf einzelne Artikel beſchraͤnkt habe. In manchen Laͤndern kennt man ihn wenig oder gar nicht, unerachtet man dieſer Produkte ſehr haͤufig bedarf, und ſie durch große Umwege und nachdem ſie die Hand mehrerer Kaufleute durchgegangen ſind, kaufen muß. Vermoͤge die - ſes Anbaues ſcheint der Werth des Grund und Bodens oder die Landrente ſich uͤber den hoͤchſten Standpunkt, den ſie in manchen Laͤndern jemals gehabt hat, noch erheben zu muͤſſen, wenn ſie ſonſt bei ſinkenden Getreidepreiſen herunter - faͤllt. Je wohlfeiler der Getreidepreis, um deſto vortheilhafter kann der An - bau dieſer Gewaͤchſe betrieben werden, weil mit jenem doch in der Regel der Arbeitspreis faͤllt. Und da der Seekrieg durch erſchwerte Ausfuhr des Getrei - des, welches immer die Baſis des deutſchen Aktivhandels ausmachte, den Preis des Getreides vermindert, zugleich aber den Preis dieſer Produkte ſtei - gert, ſo wird in ſolchen Zeiten ihr Anbau um ſo wichtiger. Sie ſind ohne Zweifel diejenigen Produkte, wodurch der Fleiß und die Intelligenz des Land - wirths am hoͤchſten belohnt wird. Warum greifen alſo nicht alle Landwirthe in allen Laͤndern zu dieſem hohen Erwerbsmittel, zumal in Zeiten, wo man uͤber den geringen Preis der gewoͤhnlichen Produkte ſo ſehr wie in dieſen Ta - gen (1809 — 1811) zu klagen hat?
Es ruͤhrt dies ohne Zweifel von den mancherlei Schwierigkeiten her, mit welchen dieſer Anbau verbunden iſt, die wanche zwar nicht deutlich erkennen,150Handelsgewaͤchſe.aber doch ahnen, und aus den Beiſpielen anderer, welche ſich mit dieſem An - bau abgegeben und nur Verluſt dabei gehabt haben, abnehmen.
Faſt die ſaͤmmtlichen Gewaͤchſe dieſer Art erfordern einen von Natur ſtarken, oder durch laͤngere nachhaltige Kultur in große Kraft geſetzten Boden und einen fortdauernden Zuſchuß an Duͤnger, wozu ſie nicht ſo, wie der Korn - und Fut - tergewaͤchsbau, das Material zuruͤckgeben. Deshalb ſtehen dieſem Anbau ſchon die landwirthſchaftlichen Verhaͤltniſſe mancher Laͤnder durchaus entgegen, und er wird auf ſolche Diſtrikte beſchraͤnkt, welche durch die natuͤrliche Fruchtbar - keit des Bodens oder durch ihre Lage, oder durch ein langjaͤhriges bereichern - des Wirthſchaftsſyſtem ſich in Ueberfluß von Duͤnger und Duͤngermaterial be - finden. Wo man ohne Ruͤckſicht auf dieſe Bedingungen und ihnen entgegen, gereizt durch den hohen Ertrag, den ſie verſprachen, Gewaͤchſe dieſer Art in betraͤchtlicher Menge zu bauen anfing, da geſchah es manchmal zu Anfange zwar mit auffallendem Gewinn, aber in der Folge mit gaͤnzlicher Entkraͤftung der Wirthſchaft und im ganzen mit uͤberwiegendem Verluſt. Manche gewan - nen 30 — 40 rthlr. reinen Ertrag per Morgen und wurden banquerot. Die erſte Bedingung, um dieſen Bau in groͤßerem Maaße zu betreiben, iſt alſo in Kraft geſetzter Boden und Ueberſchuß von dem Duͤnger, den diejenigen Fruͤchte erforden, welche das Material zur Duͤngerreproduktion wieder geben. Ein auf ſtarken Futterbau und Schonung der im Boden befindlichen Kraft gerichtetes Wirthſchaftsſyſtem kann nur mit Sicherheit zum Handelsgewaͤchsbau hinleiten, es ſey denn, daß die Natur den Boden auf eine ſeltne Weiſe beguͤnſtigt habe. Kann man dem Acker an Duͤnger reichlich wiedergeben, was ſie ihm entziehen, ſo erhalten ihn ſonſt die meiſten dieſer Gewaͤchſe von ſelbſt, oder durch die Operationen, welche ihr Anbau erfordert, rein und milde, und bereiten ihn zum Anbau gewoͤhnlicher Fruͤchte trefflich vor.
Ferner erfordert ihr Anbau eine richtige und genaue Kenntniß ihrer Natur und aller Momente, worauf es ankommt. Wer ſich dieſe nicht zu eigen gemacht hat, uͤberſieht leicht einen oder den andern Punkt, der zwar unbedeutend ſcheint, aber auf das Gedeihen dieſer Fruͤchte vom groͤßten Einfluß iſt. Die meiſten duͤrfen waͤhrend ihrer Vegetationsperiode, nicht ſo wie das Getreide, ſich ſelbſt151Handelsgewaͤchſe.uͤberlaſſen werden, und der Landwirth darf nach vollendeter Beſtellung nicht ſagen: ich habe geſaͤet, der liebe Gott wird wachſen laſſen! Sie erfordern vielmehr eine ununterbrochene Aufmerkſamkeit und eine haͤufige Nachhuͤlfe, wobei der Arbeits - aufwand manchmal zwar unbedeutend iſt, die ihnen aber gerade in dem gerech - ten Zeitpunkte gegeben werden muß, und wobei zuweilen die Verſaͤumniß eines einzigen Tages hoͤchſt nachtheilig wirken kann; beſonders wenn eine beguͤnſtigende Witterung und ſchnell voruͤbergehender Feuchtigkeitszuſtand des Bodens dazu wahrgenommen werden muß. Der Landwirth, der ſich mit dieſem Bau im Gro - ßen befaßt, muß ſein ganzes Areal eben ſo ſcharf und ſo klar im Auge haben, wie der induſtrioͤſe Gaͤrtner ſeinen kleinen Gartenraum; alle Huͤlfe dieſen Fruͤchten zur rechten Zeit geben, und alle Schaͤdlichkeiten moͤglichſt von ihnen abwenden.
Die Hand - oder Pferdearbeit in Maſſe zu berechnen, iſt nicht genug. Denn es koͤmmt auf einen ſehr kurzen Zeitpunkt an, wo ſie gegeben werden muß. So unbedeutend ſie im Ganzen ſcheint, ſo ſchwer wird ſie fuͤr den Augenblick. Sie tritt oft in dem Zeitpunkte ein, wo man alle arbeitenden Kraͤfte zur Gewinnung der gewoͤhnlichen Produkte gebraucht, und man kann ſich in die Verlegenheit ſetzen, jene oder dieſe aufopfern zu muͤſſen. Daher muß bei der Kultur eines jeden Gewaͤchſes dieſer Art wohl berechnet werden, wann dieſer Zeitpunkt ein - trete, und wie er ſich mit anderen wirthſchaftlichen Arbeiten ordne und treffe. Eine ungewoͤhnliche Jahreswitterung kann dieſen Zeitpunkt verruͤcken; es pflegt indeſſen der Vegetationsprozeß der verſchiedenen Pflanzen gegen einander in einer ziemlich gleichen Folge zu bleiben, ſo daß, wenn das eine fruͤher oder ſpaͤter eine gewiſſe Entwickelung erreicht, auch das andere die ſeinige fruͤher oder ſpaͤter er - langt. Nur muß man die Saat - und Beſtellungszeit danach gehoͤrig einzurich - ten wiſſen, und mit jeder Arbeit voraus ſeyn. Ein ſo fruͤher Eintritt der Ernte, z. B. wie 1811, unterbricht ſonſt die Reihefolge der wirthſchaftlichen Arbeiten hoͤchſt nachtheilig.
Die Sache wird um ſo ſchwieriger, wenn man ſich nicht mit einem oder dem andern dieſer Gewaͤchſe, ſondern mit mehreren zugleich befaßt. Weiß man die Auswahl ſo zu treffen, daß die Arbeit, welche die verſchiednen angebauten152Handelsgewaͤchſe.Gewaͤchſe erfordern, bequem folgen und eingreifen, ſo iſt eine groͤßere Mannig - faltigkeit dieſer Gewaͤchſe am vortheilhafteſten, und den Wirthſchaftsverhaͤltniſſen am angemeſſenſten. Man kann dann die Arbeiter, welche bei fortdauernder aͤhn - licher Manipulation mehrere Gewandheit bekommen, beſtaͤndig beſchaͤftigen, und wo es immer fortdauernde Beſchaͤftigung giebt, da wird es einer Wirthſchaft an Arbeitern zu billigen Preiſen nicht leicht fehlen; wogegen es ſehr ſchwierig iſt, ſie herbeizuſchaffen, wenn man ſie auf eine kurze Zeit gebraucht; insbeſondere ſolche, denen man Verrichtungen anvertrauen kann, die eine ungewohnte Umſicht und Gewandtheit erfordern.
Wer aber in dieſer Hinſicht keine richtige Auswahl zu treffen weiß, und ſich verleiten laͤßt, ſie gar nicht zu beachten, ſondern nur diejenigen Gewaͤchſe etwa bauen wollte, die ihm bei ihrem vollkommenſten Gedeihen den hoͤchſten Vor - theil verſprechen, der wuͤrde ſich um ſo leichter feſtwirthſchaften, und um allen[Vortheil] bringen.
Die meiſten dieſer Gewaͤchſe koͤnnen nicht ſo zum Verkauf gebracht werden, wie man ſie vom Felde bringt. Sie erfordern Aufbewahrungsraͤume, Werkzeuge und Vorrichtungen, und manchmal ſehr große. Die Einrichtung derſelben iſt koſt - ſpielig, und wenn ſie nur auf ein einzelnes Gewaͤchs berechnet ſind, ſo fallen die - ſem Gewaͤchſe betraͤchtliche Zinſen zur Laſt. Ueberdem kann der Bau eines die - ſer Gewaͤchſe durch merkantiliſche Konjunkturen unvortheilhaft werden, und ſo iſt das Kapital, welches man auf dieſe Einrichtungen verwandt hat, verloren. Man muß dieſe Einrichtungen alſo dergeſtalt treffen, daß ſie zu mehreren Zwecken zu - gleich oder nacheinander dienen koͤnnen.
Am Abſatze aller nuͤtzlichen Produkte kann es dem umſichtigen Landwirthe zwar nie fehlen; mehrere dieſer Gewaͤchſe aber koͤnnen in manchen Gegenden nicht unmittelbar an ihre Konſumenten verkauft werden, ſondern muͤſſen erſt durch die Hand des Kaufmanns gehen. Den Kaufleuten iſt es nicht zu verargen, daß ſie nach dem erſten Grundſatze ihres Gewerbes: den moͤglichſt hoͤchſten Gewinn zu machen — ſie aufs wohlfeilſte einzukaufen ſuchen, und die Verlegenheit des Landwirths, beſonders wenn er des Geldes beduͤrftig iſt, benutzen. Man muß ſich alſo, bevor man den Anbau eines Gewaͤchſes dieſer Art, beſonders ineiner153Handelsgewaͤchſe.einer Gegend, wo es noch nicht uͤblich iſt, unternimmt, nach den merkantiliſchen Verhaͤltniſſen erkundigen, und ſich wo moͤglich ſchon im voraus eines beſtimmten Abnehmers zu verſichern ſuchen. Hat man dazu keine Gelegenheit, ſo muß man ſich auf ſolche Gewaͤchſe beſchraͤnken — und deren giebt es immer einige — wo - mit der Handel einigermaßen in der Gegend ſchon regulirt iſt.
Der Preis dieſer Produkte bleibt immer ſchwankend, und man darf bei kei - nem auf den hoͤchſten Preis rechnen, worauf es zuletzt geſtanden hat. Denn gerade ein ungewoͤhnlich hoher Preis fuͤhrt ſchnell einen ungewoͤhnlich niedrigen herbei; indem nun, angelockt durch jenen, jeder, der es vermag, ſich auf den Anbau dieſes Gewaͤchſes legt, und der Markt damit uͤberfuͤllt wird. Es iſt da - her oft rathſam, alsdann den Bau eines Gewaͤchſes einzuſchraͤnken, und den eines andern zu verſtaͤrken, wenn die Nachfrage und der Preis von jenem ſo hoch ge - ſtiegen iſt, daß nun Alle hingeriſſen werden, darauf zu ſpekuliren. So muß aber auch der weiter hinaus ſehende Landwirth mit dem Bau eines Produkts, welches doch an ſich ein nothwendiges Beduͤrfniß iſt, nicht leicht ganz aufhoͤren, und die dazu einmal getroffenen Vorrichtungen aufgeben, wenn der Preis aus jener Urſache ungewoͤhnlich tief gefallen iſt. Er kann dann vielmehr erwarten, daß der Preis bald wieder ſteigen werde, indem ſich die meiſten von dieſem An - bau abſchrecken laſſen. Der Preis und der Anbau des Tabaks, des Hopfens, des Krapps, des Waids, ſind deshalb ſo großen Veraͤnderungen unterworfen ge - weſen: in manchen Gegenden, wo dieſer Gewaͤchsbau ganz eingefuͤhrt war, hat er bei geſunkenen Preiſen aufgehoͤrt, und man hat ihn nur dann erſt aufs neue begonnen, wenn der guͤnſtigſte Zeitpunkt, wo man den meiſten Vortheil damit haͤtte machen koͤnnen, voruͤber war.
Der groͤßere Landwirth muß unter dieſen Gewaͤchſen, beſonders unter den in ſeiner Gegend eingefuͤhrten, hauptſaͤchlich diejenigen waͤhlen, bei welchen er durch Theilung der Arbeit und durch zweckmaͤßige Inſtrumente viele Handarbeit erſparen kann. Denn da, wo es auf bloße Handarbeit ankommt, kann er ſeltenVierter Theil. U154Oelgewaͤchſe.Preis mit kleineren Wirthen halten, welche dieſe Kultur mit ihrer Familie emſig betreiben. Dieſe nehmen dann mit einem geringen Verdienſt vorlieb, bieten die Waare ſehr wohlfeil aus, ſo daß nur die Kaufleute, nicht die Anbauer, dabei reich werden.
Daß der Handelsgewaͤchsbau im allgemeinen das hoͤchſte Ziel ſey, wonach der rationelle Landwirth zu ſtreben habe, indem er den hoͤchſten Vortheil ge - waͤhrt, erkennen wir vollkommen an: er muß ſich aber mit Vorſicht langſam fortſchreitend, und nachdem er ſich von der Nachhaltigkeit ſeiner Duͤngererzeu - gung verſichert hat, dazu erheben. Und ſo habe ich durch dieſe Vorerinnerun - gen den verfuͤhreriſchen Anpreiſungen der einen und den aͤngſtlichen Bedenklich - keiten der andern ihre Grenzen zu beſtimmen geſucht.
Die Pflanzen, welche am haͤufigſten zur Oelproduktion angebauet werden, ſind aus dem botaniſchen Geſchlechte der Brassica. Dieſes ganze Geſchlecht hat durch die uralte Kultur ſo mannichfaltige Abweichungen von ſeinem natuͤrlichen Zuſtande erlitten und ſo unzaͤhlige Abarten und Spielarten gebildet, daß es in der That ſchwer haͤlt, die verſchiedenen und ziemlich konſtant gewordenen Arten genau zu unterſcheiden und abzuſondern, und noch ſchwerer, ihren Urſtamm und wie ſie ſich wahrſcheinlich durch Vermiſchung erzeugt haben, zu beſtimmen.
Wir reden hier nur von denen Pflanzen dieſes Geſchlechts, die vor an - dern um des Oels willen gebauet werden, obgleich die Saamen aller Arten und Abarten aus dieſem Geſchlechte ſehr oͤlhaltige Saamen tragen und zuweilen dazu benutzt werden.
Alle Pflanzen dieſes Geſchlechts ſcheinen zweijaͤhrig zu ſeyn, ſo daß ſie nur im zweiten Jahre Bluͤtſtengel treiben und Saamen tragen bis auf eine einzige. Dies iſt naͤmlich der Sommerruͤbſen oder Sommerrapps (Brassica campestris), welcher nicht, wie manche glauben, eine Spielart des Winterruͤbſens oder Win - terrapſes, ſondern eine ſpezifiſch verſchiedene Gattung zu ſeyn ſcheint.
Zuvoͤrderſt von den Wintergewaͤchſen dieſer Art: hiervon werden zwei weſent -Unterſchied zwiſchen Rapps und Ruͤdſen. lich verſchiedene Arten angebauet, die haͤufig im Namen und auch wohl in der Kul - tur verwechſelt werden, deren Unterſcheidung aber fuͤr den Landwirth von Wich - tigkeit iſt.
Die eine iſt eine Brassica oleracea laciniata, eine beſondere Abart des fladdrigen Gartenkohls, und zwar deſſen, der unter dem Namen Schnittkohl von den Gaͤrtnern nicht verpflanzr, ſondern dicht geſaͤet und ſo abgeſchnitten wird. Sie heißt eigentlich Rapps, großer Rapps, und der deutſche Name Kohl - ſaat, welcher bei uns ungebraͤuchlich geworden, iſt dagegen in die franzoͤſiſche und engliſche Sprache als die eigenthuͤmlichſte Benennung dieſer Pflanze uͤbergegan - gen (Colsat, Colzat, Coleseed).
Die andere Art, welche eigentlich Ruͤbſaat, Ruͤbſen, oft aber auch klei - ner Winterrapps genannt wird, iſt eine Brassica napus. Sie kommt in Deutſch - land haͤufiger wie jene Art vor, weil ſie ſpaͤter geſaͤet werden darf und mit ei - nem ſchwaͤcheren Boden vorlieb nimmt, wird aber haͤufig aus Unkenntniß des eigentlichen Rappſes oder der Kohlſaat angebauet, wo dieſe vortheilhafter und ſicherer ſeyn wuͤrde. Um dem praktiſchen Landwirth den Unterſchied beider deut - lich zu machen, ſetze ich die Hauptunterſcheidungszeichen hier gegeneinander uͤber.
| Die Rappsſaat (Brassica cam - pestris). | Die Ruͤbſaat (Brassica napus). |
| a) Sie iſt eine Kohlart und kommt in ih - rer ganzen Geſtalt den Kohlgewaͤch - ſen mehr gleich. | a) Sie iſt eine Ruͤbenart und den Ruͤ - bengewaͤchſen aͤhnlicher. |
| b) Der Wurzelſtamm iſt faſt cylin - driſch. | b) Der Wurzelſtamm iſt ſpindelfoͤr - mig, ruͤbenartig, und macht, wenn die Pflanze Raum hat, zuweilen eine wirkliche Ruͤbe. |
| c) Die Blaͤtter ſind glatt, fleiſchig, hell - gruͤn, zuweilen, beſonders die unte - | c) Die Blaͤtter ſind haarig, duͤnner, we - niger gerundet an der Spitze. |
| ren, kupferbarbig und wie mit einem weißlichen Staube bedeckt. | |
| d) Der Stengel iſt ſtaͤrker, treibt nicht unten, ſondern mehr oberwaͤrts ſeine Aeſte aus, welche nicht ſo ſehr in die Hoͤhe ſtehn, ſondern ſich mehr hori - zontal verbreiten. | d) Der Stengel iſt ſchwaͤcher, treibt von unten Aeſte aus, welche im ſpitzen Winkel mit dem Stamme ſtehen. |
| e) Die Bluͤte iſt hellergelb. Er bluͤ - het und reift ſpaͤter. | e) Die Bluͤte iſt dunkler gelb, bluͤhet und reift fruͤher. |
| f) Die Schooten und Koͤrner ſind groͤßer. | f) Sie ſind kleiner. |
| g) Er muß, um ſich gehoͤrig zu be - wurzeln, fruͤher geſaͤet werden. | g) Man kann ihn ſpaͤter ſaͤen. |
| h) Er iſt unter dieſer Bedingung haͤr - ter und ausdauernder im Winter. | h) Er iſt weichlicher und wintert leich - ter aus. |
Nicht ſelten findet man in Gegenden, wo beide Arten gebauet werden, daß die Saamen beider untereinander gemengt ſind, und daß, wie es mir geſchienen hat, ſogar eine Mittelart dadurch entſtanden ſey. Dies taugt, beſonders der un - gleichen Reife wegen, auf keinem Fall, und man muß ſich nothwendig reinen Saamen von reiner Art zu verſchaffen ſuchen.
In Gegenden, wo der Bau dieſer Gewaͤchſe haͤufig betrieben wird, nennt man beide auch Winterſaat, oder ſogar Saat ſchlechthin; woraus oft Miß - verſtaͤndniſſe zwiſchen einheimiſchen und fremden Landwirthen entſtanden ſind. Ge - meiniglich wird jedoch Ruͤbſen unter dieſem Namen verſtanden.
Boden.Beide Arten koͤnnen vortheilhaft gebauet werden, auf jedem Boden, der fuͤr Weizen und fuͤr Gerſte geeignet iſt, am beſten jedoch auf ſolchem, der zwiſchen 50 und 60 Prozent Sand und auch etwas Kalk enthaͤlt.
Eine weſentliche Bedingung aber iſt es, daß der Boden vollkommen abge - waͤſſert werden koͤnne, weil Winterfeuchtigkeit dieſer Saat durchaus toͤdlich wird. Der Rapps haͤlt ſich unter dieſer Bedingung auch auf dem loſeren aber reichen Niederungsboden, beſonders wenn er recht fruͤh geſaͤet wird, und ſich alſo ſtark157Winterrapps und Ruͤbſen.bewurzeln kann. Der Ruͤbſen will durchaus gebundenen Boden haben, indem er auf loſeren vom Froſte aus der Erde gehoben wird.
Beide, der erſte noch mehr wie der zweite, verlangen ſtarke Dungkraft imDuͤngung. Boden, und ihr Anbau findet daher nur auf von Natur reichem oder ſehr kraͤf - tig und doppelt geduͤngtem Acker ſtatt. Der Duͤnger muß leicht aufloͤslich, der Stallmiſt daher ziemlich ſtark zergangen, und mit der Erde gemengt ſeyn. Haͤu - ſig giebt man dem Acker eine Miſtduͤngung, welche man mit einer der erſten Furchen unterbringt, und ſodann vor der Saatfurche den Hordenſchlag.
Eben ſo wichtig iſt eine hoͤchſt vollſtaͤndige Bearbeitung und Pulverung desBeackerung. Bodens. Man pfluͤgt und egget wenigſtens viermal dazu, und bedient ſich auch bei den Vorfurchen der Walze, um die Ackerkrume vollkommen zu pulvern. Der Anbau dieſes Gewaͤchſes erfordert alſo in der Regel zwei Jahre, und man muß ihm daher die Landrente fuͤr ſelbige zur Laſt ſchreiben. Es iſt zwar nichts ganz ungewoͤhnliches, daß Ruͤbſen — mit Rapps geht es gar nicht — in der Rok - kenſtoppel gebauet wird, nachdem man ſie geduͤngt und in moͤglichſter Eile zwei - bis dreimal gepfluͤgt hat. Allein dieſe Methode giebt mehrentheils einen ſehr ge - ringen und ſelten mehr als den halben Ertrag. Dabei iſt der Acker der Ver - wilderung fuͤrchterlich ausgeſetzt, und ich habe geſehen, daß vorzuͤglich guter Ak - ker, wo man es bald nacheinander wiederholt hatte, ſo ſehr dadurch verdorben und erſchoͤpft wurde, daß mehrere Brachen dazu gehoͤrten, um wieder eine gehoͤ - rige Weizenernte davon zu gewinnen, weswegen jeder weiter hinaus denkende Landwirth ſich vor dieſer vom Geize diktirten Methode huͤten wird.
Mit beſſerem Erfolge hat man dieſe Gewaͤchſe wohl zwei Jahre nacheinan - der gebaut, wenn man die Zeit zwiſchen der Ernte und der Ausſaat fleißig zur Bearbeitung benutzte, und der Boden entweder in großer Naturkraft ſtand oder ſehr ſtark geduͤngt wurde. (Vergl. Thaers vermiſchte Schriften. Bd. I. S. 486.)
Ein dicht beſtandenes Kleefeld kann indeſſen noch in dem Sommer, wo man es mit dieſer Saat beſtellen will, durch einen fruͤhen Schnitt benutzt werden, wenn man es nach demſelben noch dreimal pfluͤgt. Doch muß ein ſolches Feld durchaus rein von Quecken ſeyn. Auch kann der Acker mit gruͤn in der Bluͤte158Oelgewaͤchſe.abgemaͤheten Wicken zuvor benutzt werden, wenn er zweimal vor den Wicken, und zweimal nachher fleißig bearbeitet wird.
Ausſaat.Der Rapps wird von der Mitte des Julius bis zur Mitte Auguſts ge - woͤhnlich geſaͤet; doch koͤnnte es auch ſicher noch fruͤher geſchehen, weil er in dem Saatjahre nie in die Hoͤhe ſchießt. Den Ruͤbſen ſaͤet man von der Mitte Auguſt bis zu Anfange Septembers.
So ſchnell wie moͤglich muß die Ausſaat der letzten Furche folgen. Dieſe muß alſo ſogleich glatt geegget, auch gewalzt werden, worauf man die Saat aus - ſaͤet, dann wieder leicht egget, und bei trocknem Wetter nochmals walzet. Wenn jedoch bei oder unmittelbar nach der Ausſaat ein ſtarker Regen einfaͤllt, ſo darf man weder eggen noch walzen, da ohnehin der Saamen tief genug in die Erde geſchlagen wird. Waͤre der Boden vom Regen feſtgeſchlagen, ſo wuͤrde nach der Abtrocknung, bevor der Saame gelaufen iſt, ein leichtes Eggen ſehr rath - ſam ſeyn.
Auf eine gut vertheilte Saat kommt es bei dieſem Gewaͤchſe vorzuͤglich an. Wenn nur 5 Pfd. Saamen auf den Morgen, aber ſo ausgeſaͤet werden, daß keine leeren Stellen bleiben, ſo iſt es am beſten. Denn ein zu dichter Stand der Pflanzen haͤlt ſie im Wachsthum zuruͤck, verurſacht daß ſie ſchwaͤchlich in den Winter kommen und vergehen; wogegen duͤnner ſtehende Pflanzen ſehr er - ſtarken, und der uͤblen Einwirkung der Witterung widerſtehen. Und wenn auch eine ungleich ſtehende Saat ſich den Winter durch haͤlt, ſo bleiben die dichtſte - henden Pflanzen doch klein, und bringen ihren Saamen kaum zur Reife. Es iſt daher ein guter Rappsſaat-Saͤer von großer Wichtigkeit, und wo man einen ſolchen kennt, wird er weit hergeholt, und fuͤr den Tag wohl mit einem Duka - ten bezahlt. Ein ſchlechter Saͤer kann dagegen an dem Mißrathen dieſer Saat lediglich Schuld ſeyn. Kann man ſich auf den Saͤemann nicht ſicher verlaſſen, ſo iſt es doch rathſam 8 Pfd. auf einen Morgen auszuſaͤen.
Durchwinte - rung.Das Feld muß mit ſehr guten Begrabungen und da hinein leitenden Waſ - ſerfurchen verſehen werden. Man muß ſie im Winter bei erfolgendem Thauwet - ter vor allen offen zu erhalten ſuchen.
159Winterrapps und Ruͤbſen.Wenn etwa unter fruͤh geſaͤetem Rapps im Nachſommer viel Unkraut, beſon - ders Hederich, laͤuft, ſo iſt es rathſam, ihn in der Bluͤte abzuhauen. Werden auch die Blaͤtter des Rappſes mitgefaßt, ſo ſchadet das durchaus nicht, und man kann auf die Weiſe oft ein betraͤchtliches Futter im Nachſommer von einem Rappsfelde gewinnen.
Bei einem gut in den Winter kommenden, weder zu vollem noch zu leerem Rappsfelde, mit ſtark ſtenglichten hochgruͤnen Pflanzen kann man ſich, falls die Abwaͤſſerung nur gehoͤrig vorgerichtet iſt, zwar die groͤßte Hoffnung machen, aber dennoch ſtehet der kritiſche Zeitpunkt zu Ende des Winters noch bevor. Ein wechſelndes Aufthauen und Gefrieren holt die Pflanzen aus dem Boden heraus und toͤdtet ſie. Das Zergehen des Schnees und Eiſes vor den Sonnenſtrahlen bei Tage, und das Gefrieren bei Nacht iſt jeder Winterung gefaͤhrlich, und um ſo gefaͤhrlicher, je mehr die obere Erde mit Waſſer angefuͤllt iſt, welches ſich we - gen der darunter liegenden Eisſchicht nicht niederſenken kann. Hier kann die beſte Beſtellung verungluͤcken.
Dit Feinde des Rappſes ſind außer dem Erdfloh auf der jungen Saat undFeinde. den Maͤuſen, demnaͤchſt in der Bluͤtezeit der Pfeiffer oder der Ruͤſſelkaͤfer, wel - cher ſeine Eier in die Bluͤte legt, woraus ſodann Maden entſtehen, welche die Schooten anfreſſen; und der Glanzkaͤfer (Nitidula aenea). Man will bemerkt haben, daß ſie ſich da vermehren, wo dieſer Anbau ſeit laͤngerer Zeit haͤufig iſt betrieben worden.
Dies iſt die gewoͤhnliche Kultur des Winterrappſes und Ruͤbſens — dennVerpflan - zungs-Me - thode. beide unterſcheiden ſich nur in den bemerkten Punkten. — In den Niederlan - den und Rheingegenden, auch in einigen Diſtrikten Englands hat aber ſchon laͤngſt die Verpflanzungsmethode, vorzuͤglich des Rappſes, ſtatt gefunden. Wo der Werth des fruchtbaren Ackers groß im Verhaͤltniſſe des Arbeitspreiſes iſt, hat man ſie wohl hauptſaͤchlich aus der Urſache faſt allgemein eingefuͤhrt, weil ein Theil des Ackers nun in dem Pflanzungsjahre vorher noch benutzt und dann in gehoͤrigen Stand geſetzt werden kann. Wir haben zwar von dieſer Methode ſchon mehrere Beſchreibungen erhalten, unter andern von Frensdorf in Riems160Oelgewaͤchſe.neuer Sammlung oͤkonomiſcher Schriften VIII. 23 — 29; aber keine beſtimm - tere als, welche uns Schwerz in ſeinem vortrefflichen Werke uͤber die Belgiſche Landwirthſchaft S. 147. u. f. giebt.
Die Verpflanzung geſchiehet entweder nach dem Pfluge, oder mit dem Spa - ten oder Pflanzſtocke. Da ich dieſe Methode aus eigner Erfahrung nicht kenne, ſo verweiſe ich auf jenes Werk, welches ohne Zweifel in den Haͤnden jedes Land - wirths, der dieſe Methode anwenden will, ſich befinden wird.
Drillmethode.Eine andere Methode aber, die Schwerz als einen ihm ſehr gelungenen Ver - ſuch erzaͤlt, naͤmlich das in entfernte Reihen Saͤen, kenne ich nach langer Erfah - rung, und ich werde wahrſcheinlich nie Rapps zum Saamen auf eine andere Weiſe bauen. Ich ziehe mit dem Marqueur Furchen auf 2 Fuß Entfernung und ſaͤe die Rappsſaat mit dem Ruͤbendriller ein. Es geſchiehet auf gehoͤrig vorbe - reitetes Land, nachdem es kurz vor dem Furchenziehen nochmals mit dem Exſtir - pator uͤberzogen und wiederum glatt geegget worden. Ich habe es aber niemals, wie Schwerz, nach einer reifen Kornfrucht gewagt, ſondern nur nach einſchnit - tigem Klee oder nach gruͤn gemaͤheten Wicken. Nach der Einſaat wird gewalzt.
Wenn die Pflanzen das vierte Blatt haben, ſo wird die dreiſchaarige Pfer - deſchaufel mit flachen Schaaren durch die Zwiſchenraͤume gezogen, und wenn die Pflanzen nach Michaelis herangewachſen ſind, werden ſie mit der Pferdehacke angehaͤuft. Der Hederich in den Reihen wird, wenn er in die Bluͤte tritt, aus - gerauft; anderes Unkraut iſt ſelten da. Zweimal vor Winter anzuhaͤufen, habe ich nicht noͤthig gefunden; es kann aber nuͤtzlich ſeyn. Auch war weder Verduͤn - nen noch Nachpflanzen noͤthig.
Der Rapps iſt durch die angehaͤufte Erde gegen die Gefahr, vom Froſte aus der Erde gehoben zu werden, und durch die Waſſerfurchen, welche der An - haͤufepflug macht, gegen alle Naͤſſe geſichert, wenn das Feld anders gehoͤrigen Abzug hat. Ich glaube alſo, daß er auf keine Weiſe im Winter verungluͤk - ken koͤnne.
Im Fruͤhjahr, ſobald die Pflanzen zu treiben anfangen, wird er wieder angehaͤuft.
Man161Winterrapps und Ruͤbſen.Mat hat einen ziemlichen Spielraum fuͤr die Zeit der Ausſaat: von An - fang Juli bis zur Mitte Auguſis. Man halte den Acker fertig und nehme dann eine regnichte Zeit zur Ausſaat wahr, damit die Pflanzen um ſo ſchneller hervor - kommen und gegen den Erdfloh geſichert ſeyn. Der weiten Entfernung der Saat - reihen unerachtet, verbreitet ſich der Rapps ſo ſtark mit ſeinen Zweigen, daß das Feld ſo dicht wie nur moͤglich geſchloſſen iſt.
Die Reifung dieſer Gewaͤchſe, welche in der Mitte des Juni zu erfolgenErnte. pflegt, muß ſorgfaͤltig wahrgenommen werden. Ein ganz gleichzeitiges Reifen aller Schooten darf man nicht erwarten. Wenn daher die erſten Schooten braun und durchſichtig werden und die Koͤrner ſich ſchwarzbraun zu faͤrben anfangen, ſo muß man mit der Abbringung eilen, weil ein laͤngeres Zoͤgern einen ſtarken Ausfall unvermeidlich macht.
Die Erntemethoden dieſes Gewaͤchſes ſind mannichfaltig.
Man kann die breitwuͤrſige Saat mit der Senſe maͤhen, jedoch ohne Ge - ſtell, und indem man anmaͤhen, abraffen, und in Gelegen oder Froͤſchen hinter ſich liegen laͤßt. Das gehet ſehr gut und ohne erhebliche Erſchuͤtterung. Wo aber die Sichel gebraͤuchlich iſt, da ſchneidet man lieber. Bei heißer, trockner Witterung geſchiehet beides am beſten des Morgens fruͤh oder ſelbſt beim Mond - ſcheine des Nachts im Thau.
Nun giebt es zwei Hauptverſchiedenheiten: die Frucht naͤmlich in die ScheureAbdreſchen ju der Scheure. zu bringen, oder ſie auf dem Felde abdreſchen zu laſſen. In erſterem Falle wird ſie gewoͤhnlich in kleine Bunde nicht uͤber 10 Pfd. ſchwer gebunden, wobei die Gelege nicht mit der Harke ſondern mit der Hand zuſammengebracht werden. Mun thut das unmittelbar nach dem Abbringen oder doch am folgenden Tage. Dieſe Garben werden nun bei trockner Witterung in groͤßere oder kleinere Hau - ſen zuſammengebracht; die groͤßeren ſind des Ausfalls und des Ranbes der Voͤgel wegen vorzuziehen, und wenn man ſie laͤnger auf dem Felde ſtehen laͤßt, ſo be - deckt man ſie mit einer Strohhaube. Sollte anhaltendes naſſes Wetter einfallen, ſo laͤßt man die Haufen doch ruhig ſtehen; das Stroh kann dumpfig werden,Vierter Theil. X162Oelgewaͤchſe.aber die Koͤrner leiden nicht davon, wogegen das Umſetzen mit großem Verluſt verbunden ſeyn wuͤrde.
Nach 5 oder 6 Tagen faͤhrt man ihn gewoͤhnlich ein. Nothwendig aber muß der Erntewagen mit einem Segeltuche beſpannt, dieſes an den Leitern befeſtigt ſeyn, und wie ein Sack auf den Wagen herabhaͤngen.
Iſt der Saamen zum Ausfallen geneigt, ſo legt man auch ein Segeltuch je - desmal vor dem Haufen, der geladen wird, und laͤßt den Wagen von der einen Seite darauf fahren, damit man das Ausfallende ſammeln koͤnne. Das Aufla - den geſchiehet mit großer Vorſicht und wenig uͤber die Leitern hinaus, weswegen man nur 2 Pferde vorſpannt, wo ſonſt 4 zum Geſpann gehoͤren.
Die Frucht wird nun auf der Scheuertenne abgeladen, wenn man nicht et - wa gedielte und voͤllig rein gemachte Taſſe hat.
Man eilt dann gewoͤhnlich mit dem Abdreſchen, um damit vor der Korn - ernte fertig zu ſeyn; auch weil der Saamen beſſer ausfaͤllt, als wenn das Stroh ſchwitzet; endlich auch dieſes ſich dann geſunder erhaͤlt.
Der Saamen wird durch Abfegen von der Ueberkehr, und durch ein großes Sieb von den groͤberen Huͤlfen gereinigt. Die feinere Spreu bleibt vorerſt dar - unter, wenn man ihn auf den Boden bringt, und wird erſt, nachdem er voͤllig trocken iſt, durch eine Staͤubemuͤhle davon getrennt. Er wird nicht uͤber 4 Zoll hoch aufgeſchuͤttet, und anfangs haͤufig mit dem Rechen geruͤhrt.
Addreſchen auf dem Felde.Die andere Methode iſt da, wo der Rappsbau ſeit langer Zeit im Großen betrieben worden, weit uͤblicher. Man findet in Marshalls Beſchreibung der Landwirthſchaft, in Yorkſhire Bd. II. S. 103. ein ſehr ſchoͤnes Gemaͤhlde von dem oͤffentlichen Rappsdreſchen, welches ich auf eben die Weiſe und mit eben den Gebraͤuchen, gleichſam als ein Volksfeſt, in der Preezer Probſtey bei Kiel an - geſehen habe, und welches auch in den weſtlichen Niederungsgegenden an der Nordſee allgemein gebraͤuchlich iſt. Wenn aber ein einzelner Landwirth dieſe Me - thode waͤhlet, ſo hat ohne Zweifel das Ausreiten mit Pferden Vorzuͤge, und das beſchreibt Kaͤhler in ſeinem Handbuche fuͤr Landwirthe (Berlin in der Realſchul - buchhandlung 1811) aus ſeinem Tagebuche, auf einer Reiſe in Hollſtein ſo treffend,163Winterrapps und Ruͤbſen.daß ich, um dieſe Methode meinen Leſern, welche dieſes Werk nicht beſitzen, kennen zu lehren, nichts beſſeres thun kann, als ſie daher zu entlehnen.
„ Gegen 9 Uhr Morgens hatte der Gutsbeſitzer Herr Niemeyer die Guͤte mit mir auf das Rapsfeld zu gehen. Ich erſtaunte uͤber die unabſehbare Flaͤche; welche damit bedeckt war. Ein großer Theil war geſchnitten und lag auf der Stoppel, ein anderer weit groͤßerer Theil aber, der mit der Senſe gemaͤhet war, befand ſich in kleinen Haufen von 6 bis 7 Fuß Hoͤhe, die man hier mit der Provinzial-Benennung — Diemen — belegt.
Alles war in voͤlliger Thaͤtigkeit. Der Rapps wurde zuſammen gefahren, und durch Pferde gleich im Felde ausgedroſchen. Zum Zuſammenfahren bediente man ſich Schlitten mit 2 Pferden beſpannt. Auf jedem Schlitten befand ſich eine Trage mit zwei in der Mitte quer durchgehenden Hoͤlzern, woruͤber ein Segeltuch von 32 bis 36 Fuß im Quadrat ausgeſpannt war. Drei ſolcher Schlitten fuh - ren in einer Reihe; eine dieſer Reihen war bei dem auf dem Schwaden liegen - den Raps beſchaͤftigt; vier Frauen verrichteten dabei das Aufladen. Vermittelſt eines in der rechten Hand haltenden Steckens von ungefaͤhr 3 Fuß Laͤnge hoben ſie den Raps von der Stoppel auf, und indem die linke Hand auf ſelbigem das Gleichgewicht hielt, konnte alles ohne die geringſte Gewalt auf das Segel ge - legt werden. Fuhr ein beladener Schlitten davon, ſo war ſchon ein leerer wie - der da, und alles blieb ohne Unterbrechung im Gange.
Jetzt kamen wir zu den Haufen oder Diemen. Auch hier war eine Reihe Schlitten zum Fortſchaffen aufgeſtellt. Das Aufladen ging weit ſchneller wie bei den Schwaden. Zwei Mannsperſonen ſtanden bereit, mittelſt zwei ungefaͤhr 8 bis 9 Fuß langen ganz leichten Hebebaͤumen, die Haufen, ſo wie ſie waren, auf die Segel zu bringen. Nichts ging geſchwinder wie dies. Der eine nahm die Baͤume, ſchob ſie an der Erde unter die Haufen, wo der andere bereit ſtand beide Enden ſofort anzufaſſen, und ſo lag der ganze Diemen auf dem Schlitten.
Von hier gelangten wir zu den Dreſchtennen Es waren zwei derſelben in einiger Entfernung angebracht. Der Platz dazu war vorher von der Stoppel und den Steinen gereinigt und eben gemacht. Sie waren viereckig, jede derſel - den 48 Fuß lang, 36 Fuß breit, und mit ſtarkem Segeltuch belegt. Die Seiten deſſelben waren einige Fuß in die Hoͤhe gezogen, und an dazu eingeſchlagene Pfaͤhle befeſtiget. An einer Seite war der Eingang, und konnte daſelbſt das Segel auf 5 bis 6 Fuß niedergelaſſen werden.
Bei jeder Reihe Schlitten befanden ſich zwei Mannsperſonen zum Abladen. Es ging damit ebenfalls ſehr ſchnell, denn ſo wie ein Schlitten ankam, faßteX 2164Oelgewaͤchſe.einer vorn, der andere hinten an die Baͤume der Trage, und ſo trugen ſie alles auf die Tenne, ſchuͤtteten es an die Lage, und legten die Trage mit dem leeren Segel wieder auf dem Schlitten. Auf dieſe Weiſe fuhr man fort, bis die Tenne ungefaͤhr 6 Fuß hoch belegt war.
Jetzt wurde der Eingang niedergelaſſen, und 2 Knechte, wovon jeder 3 Pferde fuͤhrte, ritten hinein und auf den Raps. Sie fuͤhrten die Pferde 4 bis 5 Mal in der Runde umher, und zogen wieder herunter. Mehrere Maͤnner mit Gabeln traten hinzu, kehrten in der Geſchwindigkeit dieſen niedergetretenen Raps um, und ließen die Pferde wieder hinein. Nach einem abermaligen kurzen Umher - fuͤhren war das Dreſchen verrichtet, und die Maͤnner, welche es gekehrt hatten, ſingen nunmehr an, das Stroh von der Tenne herunter zu bringen.
Es ſchien mir nicht wahrſcheinlich, daß mit ſo leichter Arbeit der Raps rein aus dem Stroh ſollte gekommen ſeyn; eine genaue Unterſuchung uͤberzeugte mich indeß davon, denn ich fand auch faſt kein Koͤrnchen mehr darin.
Nachdem das Stroh alles herunter gebracht war, harkte man das Groͤbſte von den Stengeln und Huͤlſen nach der einen Ecke der Tenne. Hier war ein einige Fuß breites Brett, von ungefaͤhr 3 oder 4 Fuß Laͤnge, ſchraͤg aufgeſtellt, ſo daß das obere Ende uͤber das Laken hinausreichte. Ueber dieſes Brett wurde alles Kurze geharkt, und es fand ſich, daß alles uͤber Erwartung rein von der Tenne geſchafft worden war.
So wie auf einer Tenne angelegt, gekehrt oder abgeharkt wurde, waren die Pferde auf der andern, und ſo umgekehrt, ſo daß das ganze Werk in be - ſtaͤndiger Bewegung bleiben konnte.
Das Kutſchgeſpann fuhr den ausgedroſchenen Raps nach dem Hofe auf die Scheundielen, und ob es gleich nahe beim Hofe war, konnte es kaum allen Raps dahin ſchaffen.
Von hier begaben wir uns nach dem Hofe in die Scheune, wo beim Reine - machen des Rapsſaamens gearbeitet wurde. Eine ſehr große und lange Scheune, mit zweien in der Laͤnge und einer in der Mitte befindlichen Diele, war ganz mit Raps belegt. Zehn Tageloͤhner waren allein beim Ueberwerfen beſchaͤftigt; mehrere Frauen ließen ihn vorher uͤber eine Rapsfege laufen, um ihn von den ſchweren Huͤlſen zu reinigen, und indem eine Menge Menſchen beſchaͤftigt war, den in vielen Haufen liegenden reinen Raps nach dem Boden zu bringen, tru - gen andere den ankommenden Raps vom Wagen, und ſchuͤtteten ihn in lange, nicht allzu hohe Haufen.
165Winterrapps und Ruͤbſen.In dieſen Haufen bleibt er ungefaͤhr 24 Stunden ungeruͤhrt liegen, waͤh - rend welcher Zeit er etwas warm wird, und dieſe Waͤrme dient dazu, dem Raps ein recht ſchwarzes und ſchoͤnes Anſehen zu verſchaffen.
Am ſtaͤrkſten wurde ich uͤberraſcht, wie ich im Magazin eine ſo große Menge Raps liegen ſah. Es befand ſich daſelbſt noch beinahe der ganze Vorrath vom vorigen Jahr, und da jaͤhrlich uͤber 1500 Tonnen gewonnen werden, ſo konnte der Vorrath ſich wohl auf 3000 Tonnen belaufen. “
So weit aus meinem Tagebuche. Die Art dieſes Verfahrens bei der Raps - ernte wird gewiß ein jeder loben. Die Arbeit geht mit einer weit groͤßeren Schnelligkeit von ſtatten, und der Werth, den eine ſolche Befoͤrderung kurz vor der Getreideernte hat, iſt von großer Bedeutung. Aber auch wieder auf der an - deren Seite betrachtet, ſo geſchieht alles unter freiem Himmel, und anhaltend gutes Wetter iſt das nothwendigſte Erforderniß. Faͤllt nun ſtatt deſſen in dieſer Zeit ein Regenwetter ein, ſo moͤchte es doch wohl rathſam ſeyn, an einzelnen guten Tagen ſo viel wie moͤglich ins Zimmer zubringen. Immer iſt es daher beſſer, wenn dem Gutachten des Wirths die Wahl uͤberlaſſen bleibt; er wird zeitig genug ſolche Maaßregeln treffen, wodurch er im Stande iſt, bei guter und ſchlechter Witterung diejenige Methode zu waͤhlen, die er ſeinem Vortheil ge - maͤß und den Umſtaͤnden am paſſendſten findet. “
Schwerz ſchlaͤgt Bd. II. S. 178. als eine neue von ihm nur geahnete, noch nicht ausgefuͤhrte Methode vor, den Rapps gleich nach dem Schneiden in Feimen zuſammen zu bringen, und ihn in ſelbigen nachreifen zu laſſen. Dieſe Methode iſt aber keinesweges neu oder noch problematiſch, ſondern von dem alten Reichard (der die Feimen noch mit Brettern belegt und mit Steinen beſchwert wiſſen will, um den Rapps um ſo mehr in Hitze zu ſetzen, was aber doch unnoͤ - thig iſt) beſchrieben und wird in vielen weſtphaͤliſchen Wirthſchaften angewandt. Die Koͤrner leiden nicht dabei, reifen vielmehr ohne Ausfall ſehr gut nach. Nur das Stroh wird verdorben, wenn die Feime ſich erhitzt.
Es werden zuerſt 5 oder 6 gebundene Garben aufrecht aneinander geſetzt, und unter ſelbige vielleicht ein Bund Stroh gelegt. Dann bringt man die Gelege heran, und legt ſie, die Schoten nach innen, die Sturzenden nach außen, ordentlich an. Man bedeckt die vollendeten Haufen nachher mit Stroh, mehr der Voͤgel als der Naͤſſe wegen, und laͤßt ſie bis zum Abdreſchen, was dann gewoͤhnlich auf dem Felde bei trockner Witterung geſchiehet, ſtehen.
Voͤllig ſichere Fruͤchte ſind Rapps und Ruͤbſen nicht; erſterer, fruͤh geſaͤet, jedoch mehr wie letzterer. Gegen die Auswinterung ſichert, meinen Verſuchen nach, die Drillmethode voͤllig, und nur die Gefahr von den Inſekten bleibt.
Ertrag.Der Ertrag beim gewoͤhnlichen Anbau ſchwankt zwiſchen 5 und 12 Scheffel vom Morgen; auf kraͤftigem Boden iſt er vom Rapſe ſtaͤrker wie vom Ruͤbſen. Bei der Drillmethode hat es Schwerz uͤber 14 Scheffel gebracht, und auch mei - nen Verſuchen nach kann dieſes nichts ungewoͤhnliches ſeyn; nur in jedem Jahre darf man nicht darauf rechnen. Der Preis dieſer Saat iſt ſchwankend. Er iſt ſchon uͤber 6 rthlr. per Schfl. geſtiegen, und meines Wiſſens nie unter 2½ rthlr. gefallen; 4 rthlr. kann man als den gewoͤhnlichen annehmen. Selbſt bei ge - ſperrter Seehandlung iſt ſeine Konſumtion zum Oel im Einlande ſtark genug, weil es dann auch am Fiſchthran fehlt, um ihn in dieſem Preiſe zu erhalten. Nur bei einer ſehr ſtarken Ausbeute des Wallfiſch - und Heringsfanges pflegt ſein Preis betraͤchtlich herabzuſinken. Der Rapps ſteht immer in hoͤherem Preiſe wie der Ruͤbſen, indem er 10 Prozent am Oele mehr giebt.
Wer dieſen Bau im Großen treibt, geht indeſſen am ſicherſten, wenn er ſelbſt eine Oelmuͤhle anlegt, weil er dadurch nicht nur unabhaͤngig von den Kauſ - leuten und Oelſchlaͤgern wird, ſondern auch die zur Viehfuͤtterung ſo nutzbaren Oelkuchen behaͤlt, die ſonſt mehrentheils von den Oelſchlaͤgern zuruͤck behalten werden. Eine eigene Oelpreſſe rentirt bei einem einigermaaßen erheblichen An - bau ſehr hoch.
Das Stroh.Das Stroh dieſer Gewaͤchſe iſt freilich von keinem ſehr großen Belange; indeſſen verdient es, wenn es gut eingekommen iſt, nicht ſo veraͤchtlich behandelt zu werden, wie es gewoͤhnlich geſchieht, da man ſich deſſelben nur durch das Ver - brennen zu entledigen ſucht, und die Aſche dann freilich nuͤtzlich ausſtreuet. Die Schaafe freſſen die Huͤlſen und Spitzen der Aeſte ſehr gern, und das uͤbrige thut im Miſte recht gute Dienſte.
Ausſaugung des Bodens.Daß dieſe Gewaͤchſe die Dungkraft des Bodens ſehr konſumiren, und auf keinen Fall der Wirthſchaft die Duͤngerkonſumtion wieder erſetzen, hat wohl kei -167Winterrapps und Ruͤbſen.nen Zweifel, und wird von allen unbefangenen großen Anbauern beſtimmt einge - ſtanden, was auch andre zu einſeitige Vertheidiger dieſes Baues dagegen ſagen moͤgen. Sogar wenn man die Oelkuchen, wie es haͤufig in England und in Belgien geſchieht, dem Acker unmittelbar — wozu ſich nicht leicht ein deut - ſcher Landwirth entſchließen wird — als Duͤnger zuruͤck gaͤbe, wuͤrde die ausge - ſogene Kraft nicht erſetzt werden. Ein uͤbertriebener Bau hat Wirthſchaften, wel - che kein fremdes Suͤrrogat ihres Duͤngers herbeiſchaffen konnten, und in ſich ſelbſt keinen Ueberfluß hatten, ſehr auffallend heruntergeſetzt, und ſie ſind genoͤthigt wor - den, damit nachzulaſſen. Wenn man das Gegentheil behauptet, ſo beruft man ſich auf die vorzuͤgliche Winterung, welche danach in der Regel gebauet wird. Zu dieſer Saat iſt aber mehrentheils doppelt ſo ſtark geduͤngt worden, man hat die Vorbrache aufs ſorgfaͤltigſte behandelt, und nach der Aberntung iſt abermals fleißig geackert worden. Als eine nuͤtzliche Zwiſchenfrucht, welche den Boden locker erhaͤlt, und durch ihre Beſchattung bebruͤtet, ſind dieſe Gewaͤchſe allerdings zu betrachten. Kein Wunder alſo, daß die folgende Frucht immer gut geraͤth, da noch Nahrungstheile genug fuͤr ſelbige zuruͤckgeblieben und gehoͤrig aufgeſchloſ - ſen ſind. Aber nach derſelben iſt eine neue Duͤngung faſt unumgaͤnglich noͤthig, wenn nicht ein Ruͤckſchlag der folgenden Fruͤchte erfolgen ſoll; es ſey denn ein von Natur uͤberreicher Boden. Es muß alſo bei dem ſtaͤrkern Anbau dieſes Ge - waͤchſes, das allerdings in Betracht gezogen werden, was oben uͤber den Handels - gewaͤchsbau geſagt worden iſt.
Der Rapps kann aber auch als Futterkraut ſehr nuͤtzlich gebraucht werden,Raps, als Futter - und Weidekraut. und in dieſer Qualitaͤt die Kraft der Wirthſchaft und des Ackers verſtaͤrken. Aber auch hierzu wird ein in Kraft befindlicher Boden erfordert, ſonſt gelangt er zu keiner betraͤchtlichen Hoͤhe. Man kann ihn dann vom Mai an ſaͤen, und je nachdem man ihn fruͤh geſaͤet hat, und die Witterung ihn beguͤnſtigt, zwei, drei bis vier eintraͤgliche Schnitte in dem Ausſaatsjahre davon nehmen. Im folgenden Jahre wird er fruͤh heranwachſen, und das erſte gruͤne Futterungsmit - tel abgeben Wenn man will, kann man ihn jedoch auch zum Saamen nun noch ſtehen laſſen, wo er dann noch einen vollen Ertrag geben kann. Sollte168Oelgewaͤchſe.der Rapps wegen Mangel an Kraft im Boden, in dem Ausſaatsjahre nicht ſo hoch in Blaͤtter treten, daß man reichliche Einſchnitte von ihm nehmen koͤnnte, ſo kann man ihn doch als eine ſehr reichhaltige Weide benutzen, die alles Vieh mit Be - gierde abfrißt, und wonach er ſchnell wieder austreibt. In England wird der Raps beinahe haͤufiger als Weidekraut wie zum Saamen ausgeſaͤet, und man ſchaͤtzt dann dieſe Benutzung des Ackers einer kraͤftigen Duͤngung gleich. Man findet Acker, die uͤberall nicht geduͤngt, aber ums vierte oder fuͤnfte Jahr ſo be - handelt werden.
Unter dem Rapps — man laſſe ihn reifen, oder gruͤnmaͤhen und abweiden — kommt der Klee vortrefflich auf, und er iſt durch gruͤne Benutzung zur Anlage eines mehrjaͤhrigen Futterfeldes vorzuͤglich geſchickt, wobei die geringen Koſten ſeiner Ausſaat auch in Betracht kommen.
Ruͤbſen paßt ſich zum Gruͤnfutter nicht ſo gut, und Sommerruͤbſen, der ſchnell in die Hoͤhe ſchießt, iſt durchaus nicht dazu geeignet, obgleich ihn manche aus Mißverſtaͤndniß gerade dazu gewaͤhlt, dann aber nur einen unbedeutenden Ertrag in einem Schnitte erhalten haben.
Rotabaga ſtatt des Rap - ſes.Man hat ſtatt des Rapſes mehrere mit ihm nahe verwandte Pflanzen ge - bauet, und insbeſondere hat ſich der Rotabagaſaamen neuerlich als ein den Raps in der Guͤte und Eintraͤglichkeit des Saamens noch uͤbertreffendes Ge - waͤchs beruͤhmt gemacht. Dies iſt beſonders in Frankreich und von Schwerz ge - ſchehen. Der Saame, welcher hierzu gebraucht worden, ſtammt ohne allen Zwei - ſel von dem unter dieſem Namen bekannten Wurzelgewaͤchſe her. Es hat aber ſeine Natur durch den mehrmaligen dichten Stand auf dem Acker, wo es keine erhebliche Ruͤben anſetzen konnte, ſo veraͤndert, daß nun auch derſelbe Saamen, wenn die Pflanzen einzeln ſtehen, dennoch keine erhebliche Ruͤben mehr giebt. Daß dieſes Gewaͤchs einen erſtaunlich ſtarken Saamenertrag gebe, und daß die - ſer Saamen ſehr oͤlhaltig ſey, habe ich laͤngſt beobachtet. Nach den großen Vor - theilen, die aber Schwerz und Clemens davon erfahren haben, und den Vorzuͤ - gen, die ſie ihm in mehrerer Hinſicht vor dem Raps beimeſſen, werde ich mich deſſelben mit großer Zuverſicht naͤchſtens bedienen
Dieſe Namen naͤmlich ſind gleichbedeutend und dieſe Pflanze iſt ſpezifiſch vom Rapps und Ruͤbſen verſchieden, alſo nicht wie bei manchem Sommer - und Wintergetreide, eine bloße durch die Kultur bewirkte Spielart. Es iſt die Bras - sica campestris der Botaniker, die auch hin und wieder wild waͤchſt. Sie iſt die einzige Pflanze dieſes Geſchlechts, welche es in der Art hat, ſehr ſchnell in die Hoͤhe und Bluͤten zu treiben, und darin dem Senfe und dem Ackerrettig gleichkommt. Sie iſt alſo ein Sommergewaͤchs, und kann von dem Zeitpunkte an, wo man fuͤr Nachtfroͤſte ſicher iſt, bis zu Ende des Junius geſaͤet werden, und kommt auch in letzterem Falle voͤllig zur Reife.
Sie will einen kraͤftigen humusreichen und nicht zu duͤrren Boden haben, und eine reine und klare Beackerung. In der Regel bringt man ſie bei der Dreifelderwirthſchaft in das Brachfeld, und bauet dann nach der Aberntung, Win - terung. Dies Gewaͤchs ziehet zwar weniger Dungkraft aus dem Boden wie der Winterrapps, jedoch im Verhaͤltniß der kurzen Zeit, in welcher er ſeine Vegeta - tion vollendet, merklich viele, und giebt in der Regel einen bei weitem geringe - ren Ertrag, als die Winter-Oelſaaten.
Man muß nach geſchehener Vorbereitung des Ackers eine guͤnſtige feuchte Witterung zur Ausſaat wahrnehmen, damit der Saame ſchnell keime, und dem Unkraute ſowohl, wie dem Erdfloh zuvorkomme. Von einer gluͤcklichen Benutzung der Witterung haͤngt das Gedeihen vorzuͤglich ab. Dann koͤmmt es darauf an, ob er in der Bluͤtezeit den kleinen Kaͤfern und ihren Maden, auch einer gewiſſen ſchwarzen Raupenart entgehe. Der ſpaͤt geſaͤete Sommerraps reift um Michae - lis — der fruͤher geſaͤete um ſo viel fruͤher — und es iſt in den meiſten Stuͤk - ken daſſelbe wie bei dem Winterraps dabei zu beobachten; doch wird er wohl ſelten auf dem Felde abgedroſchen.
Vierter Theil. Y170Oelgewaͤchſe.Sobald man bemerkt, daß er nicht gerathen werde, wird ein vorſichtiger Landwirth ſich ſogleich zum Unterpfluͤgen entſchließen, weil ſonſt der Acker durch das uͤberhand nehmende Unkraut verwildert.
Auf einen Ertrag von mehr als 5 Scheffeln darf man nicht wohl rechnen. Nur in abgelaſſenen Teichen hat er zuweilen einen hohen, dem Winterraps gleich kommenden Ertrag gegeben, und er iſt wegen ſeiner ſchnellen Vegetation eine ſehr zweckmaͤßige Frucht fuͤr ſolche Faͤlle.
Der Saamen iſt auch von geringerem Werthe, weil er weniger Oel giebt. Er muß ſchon zur Vollkommenheit gelangt ſeyn, um aus dem Scheffel 18 bis 20 Pfd. Oel zu geben. Dennoch ziehen manche den Anbau dieſes Gewaͤchſes der Winter Oelſaat vor, weil es den Acker nur einen Sommer einnimmt.
Eine ſonderbare Methode, die ſich im Paderbornſchen nicht ſelten finden ſoll, iſt die: Sommerruͤbſen und Winterruͤbſen untereinander zu ſaͤen, da man dann erſteren im erſten, den andren im zweiten Jahre erntet.
iſt neuerlich ſtatt des Sommerruͤbſens, auch um des Oels willen, anzubauen, ſehr empfohlen worden.
Man hat zwei Arten, die nach der Farbe unterſchieden werden, aber ſich auch durch andere charakteriſtiſche Merkmale von einander auszeichnen.
Der weiße Senf hat rauhe Schooten, an welchen ein langer Schnabel ſitzt. Die Farbe des Saamens iſt gelblich, faͤllt aber auch ins braͤunliche. Was man engliſchen Senf nennt, iſt hoͤchſtens eine durch Kultur entſtandene Abart.
Der ſchwarze hat eine glatte Schoote, die dicht an den Stengel angedruͤckt iſt. Dieſen bauet man bei uns mehr um des Moſtrichs willen, weil er dazu ge - braͤuchlicher iſt; obgleich der weiße auch in dieſer Hinſicht den Vorzug verdient. Seine Schooten ſpringen leichter auf als die des weißen.
Beide geben ein zum Brennen, und wenn es ſorgfaͤltig gereinigt wird, auch zur Speiſe ſehr brauchbares Oel; vom Centner etwa 36 bis 38 Pfo.
171Senf. Chineſiſche Oelrettig.Die reizende Schaͤrfe dieſer Saamen hat nicht im Oel, ſondern in der Huͤlſe ihren Sitz, und der ſcharfe engliſche Senf ſoll daraus verfertigt werden, nachdem man das Oel ausgepreßt hat.
Der Senf nimmt, der Verſicherung nach, mit ſchlechterem Boden als der Sommerraps vorlieb, und iſt gegen Froſt minder empfindlich. Er kann daher fruͤher geſaͤet werden, und das muß geſchehen, weil er dem Erdfloh beſonders aus - geſetzt iſt; den Kaͤfern und ihren Maden aber weniger. Er bluͤhet ſehr lange, giebt den Bienen eine vorzuͤgliche Nahrung, und ſetzt nach und nach ſeine Schoo - ten an. Man muß die Reifung der erſten, beſonders beim ſchwarzen Senf, ge - nau wahrnehmen, um ihn zu ſchneiden.
Sein Ertrag iſt im Durchſchnitt weit ſtaͤrker wie der des Sommerruͤbſens. Hat man Gelegenheit ihn an Moſtrichbereiter zu verkaufen, ſo erhaͤlt man ihn am theuerſten bezahlt. Aber auch zum Oelſchlagen iſt er, ſeiner Ergiebigkeit we - gen, vortheilhafter wie der Sommerruͤbſen, und verdiente daher vor dieſem in jeder Ruͤckſicht den Vorzug, außer vielleicht darin nicht, daß er fruͤher geſaͤet wer - den, und man folglich mit der Vorbereitung des Ackers mehr eilen muß.
Die zuruͤckbleibenden Oelkuchen ſollen dem Vieh als eine reizende und gelind abfuͤhrende Arzenei hoͤchſt wohlthaͤtig ſeyn, wenn ſie zerſtoßen auf das Futter ge - ſtreuet werden.
eine Abart des gemeinen Rettigs, iſt wegen ſeines leichten Anbaues, ſeiner Ein - traͤglichkeit an Saamen und deſſen Oelhaltigkeit ſehr dringend empfohlen, aber nir - gends nachhaltig aufgenommen worden.
Er waͤchſt ſehr in die Hoͤhe, und verbreitet ſich mit ſeinen ausgeſpreizten Zwei - gen, erfordert deshalb Unterſtuͤtzung. Man kann ihn faſt nur auf ſchmalen abge - theilten Beeten, die man mit Stangen umgiebt, aufrecht und in Ordnung erhal - ten. Seine Schooten ſind der Made des Ruͤſſelkaͤfers ſehr ausgeſetzt. Sie rei - ſen ungleich, indem die Pflanze immer fortbluͤhet, und manchmal wird vor Win -Y 2172Oelgewaͤchſe.ter ſehr wenig davon reif. Wenn er, wie einige mit Erfolg verſucht haben, im Herbſte ausgeſaͤet werden kann, und den Winter aushaͤlt, ſo wird man wahr - ſcheinlich ſicherer damit gehen. Aber zum Anbau auf ganzen Feldern ſcheint er ſich doch nicht zu ſch[ic]ken.
Sein Ertrag iſt ſcheinbar außerordentlich ſtark, und wenn man die einzelnen Pflanzen in Betracht zieht, ſtaͤrker, wie von irgend einem andern Oelgewaͤchſe. Er kann vielleicht das zehntauſendſte Korn geben, und iſt deshalb eine herrliche Pflanze fuͤr die, welche nach der Saatvermehrung rechnen. Aber die einzelne Pflanze breitet ſich ſo aus, daß es dennoch zu bezweifeln iſt, ob er von einer gewiſſen Flaͤche ſo viel Saamen wie andre Oelgewaͤchſe gebe. Der Saamen liefert reich - liches und rein ſchmeckendes Oel, wie man verſichert Funfzig vom Hundert.
Dieſe Pflanze waͤchſt auch wild, und iſt unter dem Flachſe zuweilen ein laͤſti - ges Unkraut. Er hat einen 1 bis 2 Fuß hohen, eckigen, haarigen, aͤſtigen Sten - gel, lanzettfoͤrmig ſitzende Blaͤtter. Die gelben Bluͤten ſtehen in langen Trauben an der Spitze der Stengel. Die Schooten ſind aufgeblaſen, eifoͤrmig, platt, an dem obern Theile mit einer Spitze verſehen.
Er nimmt mit einem ſandigen Boden vorlieb, wenn dieſer in guter Dung - kraft ſtehet, und wird deshalb auf ſolchem angebauet. Er ſaugt aber dieſen Boden ſehr aus.
Man ſaͤet ihn im April; zu Ende des Juli oder Anfangs Auguſt geſchiehet die Ernte. Er iſt weniger wie andre Oelgewaͤchſe den Inſekten ausgeſetzt, und mißraͤth uͤberhaupt nicht leicht voͤllig. Sein Ertrag iſt aber ſelten uͤber 5 Schfl. vom Morgen, und 1 Schfl. ſoll 20 bis 24 Pfo. Oel geben, welches von einem etwas bitterlichen Geſchmacke iſt, und in der Kaͤlte nicht gerinnt.
Abarten.Man bauet mehrere Abarten dieſer Pflanze, welche ſich durch die Farbe der Bluͤte, des Saamens und der Konſtruktion der Kapſeln unterſcheiden.
173Der Mohn.Die Farbe der Bluͤte iſt gleichguͤltig. Der Saamen iſt von ſchwarzer und weißer Farbe; einige halten den ſchwarzen, andere hingegen den weißen fuͤr eintraͤg - licher. Der weiße ſoll indeſſen annehmlicher im Geſchmacke des Saamens ſelbſt, und auch des daraus bereiteten Oeles ſeyn. Man haͤlt den fuͤr den beſten, deſſen Koͤpfe, wenn ſie reifen, eine blaͤulichte Farbe bekommen.
Wichtiger iſt die Konſtruktion der Kapſeln, indem es eine Art giebt, deren Deckel ſich, wenn er reif iſt, von ſelbſt abloͤſt, ſo daß der Saamen dann ausge - ſchuͤttet werden kann; eine andre, wo er ſitzen bleibt und der Kopf geoͤffnet werden muß. Die erſtere paßt ſich ſehr gut zum Anbau im kleinen, wo man die einzeln reifenden Koͤpfe forgſaͤltig abſchneidet und ſie in Saͤcken ſammelt, aber durchaus nicht zum Anbau im Großen, wo man das ganze Mohnfeld auf einmal ab - ernten will.
Der Mohn erfordert einen reichen, humoſen und ſorgfaͤltig bearbeiteten Bo -Boden. den. Bei dem Feldbau waͤhlt man daher das vorzuͤglichſte, in Dung erhaltene, reinſte und gegen Winde etwas geſchuͤtzte Land dazu aus. Es muß ſchon im Jahre zuvor zubereitet und geduͤngt ſeyn, weil der Mohn bei fruͤher Ausſaat am ſicherſten geraͤth.
Man ſaͤet ihn gern ſchon im Maͤrz, auch ſelbſt auf dem Schnee, wenn die -Ausſaat. ſer das Land eben und gleichmaͤßig bedeckt hat, welche Ausſaat beſonders gut ge - deihen ſoll.
Er wird nur ſehr duͤnne ausgeſaͤet, und erfordert daher einen Saͤemann, wel - cher die Behandlung eines ſo feinen Saamens gaͤrtnermaͤßig erlernt hat. Ein Pfund iſt ſchon uͤberfluͤſſig auf einem Morgen; wenn man jedoch die Pflanzen nachher verduͤnnt, ſo kann es nicht ſchaden, wenn er dichter laͤuft.
Dieſes Verduͤnnen beim Jaͤten oder Behacken bleibt immer unumgaͤnglichVegetation. noͤthig, wenn man vollkommenen Mohn haben will. Die Pflanzen duͤrfen nicht dichter als auf 6 Zoll aneinander ſtehen bleiben. Ja, wenn man einen recht kraͤf - tigen und gegen den Wind geſchuͤtzten Boden hat, ſo erhaͤlt man ohne Zweifel den hoͤchſten Ertrag, wenn ſie auf 1 Fuß Entfernung geſetzt worden ſind. Sobald174Oelgewaͤchſe.der Mohn zu dichte ſteht, bekommt er nur kleine winzige Koͤpfe, die ſehr wenig und auch in der Qualitaͤt ſchlechten Saamen enthalten. Durch das Behacken mit dem Karſt wird dieſes weit beſſer, als durch das Ausziehen der Pflanzen und des Unkrauts bewirkt, wenn man anders Arbeiter hat, die hierin einigerma - ßen geuͤbt ſind. Denn es wird die Erde zugleich gelockert und etwas an die aus - geſonderten Pflanzen herangezogen.
Das Behacken oder Jaͤten muß auch zum zweitenmale wiederholt werden, wenn es zum erſtenmale nicht wirkſam genug geſchehen iſt, oder ſich neues Unkraut wieder einfindet.
Man ſaͤet den Mohn ſehr haͤufig unter Moͤhren, und da dieſe, nachdem der Mohn aufgezogen worden, noch zwei Monate zum Wachſen haben, ſo iſt es aller - dings, um das Feld moͤglichſt hoch zu benutzen, ganz vortheilhaft. Aber auf die volle Wirkung jenes Behackens, und des regulairen Ausſetzens des Mohns und der Moͤhren ſelbſt muß man alsdann Verzicht leiſten, welches doch zu dem hoͤch - ſten Ertrage leider ſo noͤthig iſt.
Ernte.Die Zeit der Reifung im Auguſt muß wohl wahrgenommen werden, und da ſie gerade in der geſchaͤftsvollen Erntezeit einfaͤllt, ſo macht dies den Anbau des Mohns in großen Wirthſchaften ſchwierig. Wenn er indeſſen nur gleichzeitig reift, was man durch eine fruͤhere Saat und gehoͤrige Ausſetzung mehrentheils erreicht, ſo iſt die Arbeit an ſich nicht groß. Er darf nicht uͤber die Reife ſtehen, weil[ihm] Kraͤhen, Sperlinge und Maͤuſe — welche letztere, um zu den Koͤpfen zu gelan - gen, ihn unten abfreſſen und niederwerfen — vorzuͤglich nachgehen, und er darf auch nicht unreif abgebracht werden, weil ſonſt der Saamen einen widrigen und bittern Geſchmack bekommt, und ſich das Oel nicht vollſtaͤndig darin ausbildet. Er wird ſodann uͤber der Erde abgeſchnitten, oder auf lockerem Boden noch leichter aufgezogen, mit Strohbaͤndern oberwaͤrts in kleine Bunde gebunden, und bald eingefahren. Man hauet die Sturzenden ſo lang wie es angeht ab, und ſetzt die Bunde an einem luftigen Orte unter Dach, um ſie voͤllig abtrocknen zu laſſen.
Die Mohnkoͤpfe werden alsdann gewoͤhnlich Stuͤck vor Stuͤck geoͤffnet, und ausgeſchuͤttet, welches aber, wenn man nicht unvermoͤgende alte Leute und Kinder175Der Mohn.dazu etwa brauchen kann, in andern um dieſe Zeit einfallenden Geſchaͤften nach - theilig ſtoͤrt. Bei dem Anbau im Großen driſcht man ihn daher haͤufiger aus, oder ſchneidet ihn auf einer Haͤckſellade, und reinigt ihn dann durch[Wurfeln], Schwingen, und auf einer Staͤubemuͤhle.
Der rein gemachte Saamen wird dann auf einem dicht gedielten Boden, oder wenn man dieſen nicht hat, auf einem Segeltuche ausgebreitet, anfangs haͤufig ge - ruͤhrt, und erſt, nachdem er voͤllig abgetrocknet iſt, in Tonnen aufbewahrt.
Der Mohnbau kann, wenn man Abſatz dafuͤr hat, oder ihn zum Oelſchla -Ertrag. gen gehoͤrig zu benutzen weiß, eine der eintraͤglichſten Produktionen ſeyn. Man kann vom Morgen bei guter Kultur 9 bis 10 Schfl. gewinnen, und 1 Schfl. giebt 24 Pfd. gutes Oel. Dieſes Oel, beſonders der erſtere Theil deſſelben, welcher faſt kalt geſchlagen wird, und den man beim Schlagen zerſchnittene Aepfel zumiſcht, iſt ohne Zweifel das reinſte und angenehmſte Speiſeoͤl unter allen. Es ſteht nur dem feinſten italieniſchen Olivenoͤle nach, uͤbertrifft aber das ſchlechtere, und der ſpecifiſche Geſchmack des Olivenoͤls kann ihm durch eine kleine Zumiſchung von feinem Provenceroͤle gegeben werden. Haͤufig aber hat man auch Gelegenheit, den Saamen zu verkaufen, und erhaͤlt gern 1 Friedrsd’or fuͤr den Scheffel. Bei die - ſem hohen Ertrage iſt dennoch der Anbau bei manchen Wirthſchaftsverhaͤltniſſen ſo ſchwierig, daß ein groͤßerer Landwirth Bedenken tragen muß, ſich damit im Gro - ßen zu befaſſen.
Von andren Oelgewaͤchſen, deren oͤlgebender Saamen nur als[Nebennutzung] zu betrachten iſt, wie Hanf, Lein und Taback, wird in der Folge die Rede ſeyn. Noch anderer, deren Kultur nur gartenmaͤßig betrieben wird, erwaͤhne ich hier nur, z. B. der Sonnenblume (Helianthus annuus). Ihr Saamen giebt aller - dings ein ſehr gutes Speiſeoͤl, und der Ertrag deſſelben kann anſehnlich ſeyn. Die Einerntung und Aufbewahrung der Fruchtboͤden hat aber ſo große Schwierigkeiten, daß man dieſen Anbau dem Landwirthe nicht empfehlen kann, ſondern dem Gaͤrt - ner, welcher dieſe Pflanze hier und da zweckmaͤßig einſchalten kann, uͤberlaſſen muß. Denn ſie geraͤth immer beſſer, wenn ſie einzeln, als wenn ſie zuſammengedraͤngt auf einem Felde ſteht.
176Geſpinnſtpflanzen.Auch die Kuͤrbiſſe ſind um des Saamens willen, der wohlſchmeckendes aber weniges Oel giebt, anzubauen empfohlen worden. Ihr Anbau uͤberhaupt wird aber der Gaͤrtnerei uͤberlaſſen.
Auch erwaͤhne ich noch des Hederichſaamens, ſowohl des Ackerrettigs als des Ackerſenfs, welche zwar kein Landwirth dazu anbauen wird, ihn aber nur zu haͤu - fig unter ſeinen Fruͤchten erntet, und den er durch ſorgfaͤltige Abſonderung zum Oele benutzen kann.
und die Behandlung des Flachſes haben wir in allen landwirthſchaftlichen Hand - und Lehrbuͤchern nicht nur, ſondern auch in vielen beſonderen Schriften ſo aus - fuͤhrliche Anweiſungen, die auch im Verhaͤltniſſe mit dem Werthe der Schriftſtel - ler uͤberhaupt gruͤndlich und klar genug ſind, daß es mir uͤberfluͤſſig ſcheint, dieſe Materie nochmals ausfuͤhrlich und in allen ihren Momenten vorzutragen. Ueber - dem iſt auch die Manipulation des Leinbaues und der Flachsbereitung einem jeden praktiſchen Landwirthe genugſam bekannt, und was die letztere anbetrifft, kann ſie leichter und beſſer bei eigner Anſicht erlernt werden, als es durch woͤrtlichen Vor - trag moͤglich iſt. Nach der Beſtellung gehoͤrt endlich die uͤbrige Bearbeitung fuͤr das weibliche Geſchlecht, und wird daher am beſten auch der weiblichen Aufſicht uͤbertragen, welche in der Regel an dem Gedeihen des Flachſes das hoͤchſte In - tereſſe nimmt. Ich werde mich daher hier nur auf einige Hauptpunkte beſchraͤn - ken, die meiner Anſicht nach theils nicht vollſtaͤndig und klar genug behandelt ſind, theils noch zweifelhaft ſcheinen.
Vortheile und Nachtheile deſſelben.Ueber die Vortheile und Nachtheile eines ausgedehnteren Leinbaues, ſowohl bei dem groͤßeren wie bei dem kleineren Landwirthe, ſind die Meinungen ſehr ge - theilt. Wenn der eine darin mit Recht einen vorzuͤglichen Erwerbszweig findet, ſo leitet ein andrer nicht mit Unrecht das Herabſinken der Wirthſchaft daher.
Daß177Der Leinbau.Daß der Lein beſonders die aͤltere Dungkraft aus dem Acker ſehr ausſauge, daß er eine langweilige, beſchwerliche, und in eine mit Geſchaͤften uͤberhaͤufte Zeit fallende Arbeit erfordere, uͤber welche ſo leicht etwas fuͤr das Ganze der Wirth - ſchaft Wichtigeres verabſaͤumt wird, kann wohl nicht geleugnet werden. Wo alſo nach dem bisherigen Wirthſchaftsbetriebe mit der Dungkraft und nach Maaßgabe einer ſchwachen laͤndlichen Bevoͤlkerung, mit der Arbeitsverwendung im Sommer ſparſam verfahren werden muß, da kann eine betraͤchtliche Ausdehnung des Leinbaues unmoͤglich zutraͤglich ſeyn, wogegen man auf einem in Kraft geſetzten Boden, bei einer ſtarken Duͤngerproduktion und geuugſamen, vorzuͤglich weiblichen Haͤnden damit ins Große gehen kann.
Er wird dann vor andrem Handelsgewaͤchsbau vorzuͤglich zweckmaͤßig in ſol - chen Gegenden betrieben, wo Spinnen und Weben ein Haupterwerb des Landvolks im Winter iſt. Hier hat man haͤufig Gelegenheit, den Lein auf dem Felde ſtehend zu verkaufen, und ſo einen anſehnlichen klaren und baaren Gewinn daraus zu zie - hen, ohne die Sorge fuͤr Einerntung und Bearbeitung darauf verwenden zu duͤr - fen. Nicht unrichtig kann in manchen Faͤllen die Spekulation ſeyn, auf einem Landgute Spinnſtuben und Weberſtuͤhle zu errichten, um einer groͤßern Menge von Arbeitern, die man nur im Sommer zum Feldbau gebrauchen kann, im Winter bequemen Verdienſt zu geben, und ſomit ſich eine groͤßere und willigere Volks - menge zu verſchaffen; wobei dann der Leinbau und die Flachsbearbeitung vermehrt werden muß, aber auch vermehrt werden kann. Tritt beides nicht ein, ſo ſcheint mir der Anbau mancher andern Handelsgewaͤchspflanzen vor dem des Leins Vor - theile zu haben, und dieſer daher hoͤchſtens nur auf eignen Bedarf beſchraͤnkt wer - den zu muͤſſen.
Der Lein liebt mehr einen lockern mit Sand gemengten, als ſtrengen, thoni -Boden. gen Boden. Es muß dieſem aber, was ihm an der Feuchtigkeitshaltung der Erde abgeht, durch die Lage erſetzt werden. Er muß dabei durchaus reich und kraͤftig von Natur oder durch alten Dungſtand ſeyn; denn dieſer kann ihm durch friſchen Duͤnger ſchwerlich erſetzt werden. Uebermaͤßig geil darf er jedoch auch nicht ſeyn, weil er hier fruͤh zu Lager gehen wuͤrde. Vor allem iſt ihm ein muͤr - ber mergelichter Boden zutraͤglich.
Sein Platz im Feldbau.In der Dreifelderwirthſchaft hat man faſt allgemein dem Lein ſeinen Platz in und ſtatt der Brache angewieſen. Dies ſcheint mir der unangemeſſenſte den er haben kann. Es haͤlt ſchwer, beſonders bei dem Fruͤhlein, dem Acker die ange - meſſene Gaare vor der Einſaat zu geben, zumal wenn der Acker durch eine Folge von mehreren Fruͤchten verwildert und verkrautet iſt. Beſonders aber iſt der Lein anerkannt eine nachtheilige Vorfrucht fuͤr das Wintergetreide, und jeder praktiſche Wirth rechnet ſchon auf einen merklichen Ruͤckſchlag deſſelben. Ich wuͤrde ihn bei dieſem Feldſyſteme immer lieber in das Sommerfeld nehmen, welches leichter die gehoͤrige Gaare annimmt, wenn die vorhergehende Brache gut bearbeitet war. und noch Dungkraft genug hat, falls die Brache reichlich mit Miſt befahren wurde. Dieſer Acker muͤßte gleich nach Abbringung der Winterung flach geſtoppelt oder nur gebaͤlket, und dann im Herbſte tief gepfluͤgt werden. Schiene der Acker einer Nachduͤngung beduͤrftig, ſo wuͤrde ich den friſchen Stallmiſt in der Winterzeit auf - fahren und auf den Acker ſtreuen laſſen, nachdem zuvor geegget worden. Dieſer Miſt bliebe bis zu einer trocknen Zeit im Fruͤhjahre liegen, und es wuͤrde als - dann das ſtrohige abgeharkt, oder was im Großen leichter iſt, mit einem pferde - beſpannten Getreiderechen in Kaͤmme zuſammengezogen, und zu andern Behuf abgefahren. Hierdurch wuͤrde der Acker die dem Lein angemeſſene Geile erhalten, ohne durch den Strohmiſt bollig zu werden. Statt deſſen kann allerdings auch ein Hordenſchlag eintreten. Der Acker wird dann ſtark ausgruͤnen, aber vorzuͤg - lich muͤrbe ſeyn, und kann nun mit einer Furche zur Saat vorbereitet werden. Nach dem Lein werden im folgenden Jahren Erbſen ſehr gut gedeihen, und die Winterung nach ſelbigen wird diejenige uͤbertreffen, die man unmittelbar nach dem Lein baut; wenn man es nicht vorzieht, unter den Lein Klee zu ſaͤen, der unter keiner Frucht naͤchſt dem Buchweizen beſſer gedeiht, wie unter dem Lein.
Aber der Lein geraͤth auch nach dem Klee vorzuͤglich, und zwar auf einer Furche, noch beſſer ſogar, wenn dieſer zwei Jahre gelegen hat. Man bricht die Kleeſtoppel im Herbſt oder Fruͤhjahre ſorgfaͤltig und nicht gar zu flach um, egget und walzt ſie. Vor der Leinſaat egget man den Acker ſcharf auf, oder was wirk - ſamer iſt, man uͤberzieht ihn mit dem Exſtirpator, egget dann den Lein unter, und walzt. Jene Duͤngungsart kann man, wenn man ſie dem Leine noͤthig haͤlt, auch179Der Leinbau.hier anwenden, noch wirkſamer aber wird eine ſchwache Kalk - oder Seifenſieder - aſchen-Duͤngung, oder eine Ueberſtreuung mit Federvieh - beſonders Taubenmiſt ſeyn.
Nach Huͤlſenfruͤchten, beſonders Erbſen, ſoll dagegen, zufolge der Bemerkun - gen der Belgier, der Lein ſchlecht gerathen. Nach behackten und ſtark geduͤngten Fruͤchten wird der Lein ſehr gut, auch bauet man ihn vortheilhaft nach Hanf; aber umgekehrt iſt es das Gegentheil.
Ganz beſonders aber paßt ſich der Leinbau auf einem kraͤftigen Neubruch, oder auf Land, was ſehr lange zu Graſe gelegen hat, und ich glaube, daß man dieſes in der erſten Tracht kaum vortheilhafter benutzen koͤnne. Es muß tiefer oder flacher nach der Dicke des Raſens abgeſchaͤlt, und dieſer gut und vollſtaͤndig umgewandt werden, weswegen man an rauhen Stellen mit Forke und Spaten zu Huͤlfe kommen muß. Es kann ſpaͤt im Herbſt, oder im erſten Fruͤhjahr geſche - hen; man walzt oder egget ſogleich, damit das Gras nicht durchſchlage. Zur Saatzeit wird dieſer Acker ſcharf aufgeegget, der Lein geſaͤet, wieder eingeegget und gewalzt. Ich habe nie kraͤftigern, hochſtaͤmmigern und dabei ſich aufrecht erhaltendern Lein geſehen, wie auf ſolchem Neubruch, und dazu kommt der große Vortheil, daß man ihn nicht zu jaͤten noͤthig hat. Es ſchlagen hoͤchſtens die Wurzeln einiger zaͤhern wilden Pflanzen wieder aus, die man leicht ausſticht. Unter dem Lein wird der Raſen ſo muͤrbe, daß man ihn nachher, wenn man will, mit einer Furche zur Winterung bereiten kann. Auf einem kraͤftigen Neubruch habe ich auf die Weiſe ſehr guten Weizen nach dem Lein gebaut, weil der Rocken in dem vor - hergehenden Jahre bei einer gleichen Behandlung eines aͤhnlichen Neubruchs ſich lagerte. Ich wuͤßte keine andre Frucht, unter welcher man zaͤhen Raſen ſo leicht gaar machte.
Wenn ich nicht Neubruch habe, raͤume ich bei meinem Ackerſyſteme dem Lein nur diejenigen Sinken im Winterungsfelde ein, wo ich eine Auswaͤſſerung der Winterung beſorgen muß, oder wo ſie wirklich erfolgt iſt. Sind dieſe Flecke klein, ſo wende ich die Koſten daran, ſie mit dem Spaten umgraben zu laſſen, und gebe ihnen kurz vor der Beſtellung eine ſchwache mit Kalk verſetzte Kompoſtduͤngung, mit welcher der Saamen eingeegget wird, und ſo gewinne ich meinen FlachsbedarfZ 2180Geſpinnſtpflanzen.reichlich, ohne ihm nutzbareren Boden zu geben, und erhalte dieſe ſonſt ſo leicht verſaͤurenden und mit Binſen und Seggen ſich uͤberziehenden Plaͤtze in Kultur.
Der Lein ertraͤgt es aber durchaus nicht, daß er ſchnell auf daſſelbe Land zu - ruͤckkehre. Man haͤlt wenigſtens eine Zwiſchenzeit von 9 Jahren noͤthig, ſelbſt da, wo man ihn am haͤufigſten und mit dem groͤßten Erfolge bauet, wie in Belgien.
Saamen.Man hat es als eine unerlaͤßliche Bedingung zum guten Leinbau angenom - men, daß man alle drei oder hoͤchſtens alle vier Jahre den Saamen erneuern, und zu dem Ende rigaiſchen Leinfaamen, welcher in Liefland, Kurland und Lit - thauen erzeugt wird, nehmen muͤſſe. Die Erfahrung lehrt es allerdings, daß un - ſer Saamen ſich verſchlechtere, und immer niedrigern, beſonders ſich zu fruͤh in Aeſte theilenden Flachs gebe. Man iſt daher gezwungen, dieſen theuren Saa - men, der die Tonne zu 2 Scheffel 18 bis 22 rthlr. koſtet, von Zeit zu Zeit anzukaufen, wogegen man den ſelbſt gewonnenen den Scheffel mit 3 oder 4 rthlr. bezahlt. Es iſt aber wahrſcheinlich nicht das Klima oder der Boden, welcher den Ruͤckſchlag unſres Leinſaamens bewirkt, ſondern die wenige Aufmerkſamkeit, welche wir auf die Saamenerzeugung verwenden. Wir laſſen den Saamen nicht zur Reife kommen, riffeln ihn dann gleich ab, und koͤnnen dann auf keine Weiſe verhuͤten, daß er ſich etwas brenne, und ſeine gelbliche Farbe in eine braune ver - wandle. In jenen oftſeeiſchen Gegenden, wo der Saamenverkauf einen betraͤcht - lichen Erwerbszweig ausmacht, gehet man aber weit vorſichtiger damit um. Man ſaͤet den zum Saamen beſtimmten Lein weit duͤnner, mehrentheils auf abgebrann - ten Neubruch, laͤßt ihn voͤllig reifen, und opfert die Feinheit des Flachſes der Guͤte des Saamens auf. Dann ſchneidet man die Saamenſtengel eine Spanne lang ab, und windet ſolche mit Baſt ſchraubenfoͤrmig um eine Stange, ſtellt dieſe Stangen auf, laͤßt ihn ſo nachreifen und voͤllig trocknen, und driſcht ihn ſodann erſt ab. So behaͤlt der Saamen ſeine gelblichte Farbe, ſeinen Glanz[und] ſeinen eigenthuͤmlichen friſchen Geruch, und giebt dann kraftvollere Pflanzen. Es hat wohl keinen Zweifel, daß, wenn wir dieſes Verfahren nachahmten, wir eben ſo guten Leinſaamen erziehen, und jenes koſtbaren Ankaufs uͤberhoben ſeyn koͤnn - ten. Auch iſt es der Erfahrung nach rathſam, den Leinſaamen zwei Jahr alt werden zu laſſen; er ſoll nach einigen um deſto beſſer ſeyn, je aͤlter er geworden iſt.
Man hat zwei Sorten von Lein: den Klang - oder Springlein, der ſoAbarteſt. genannt wird, weil ſeine reife Saamenkapſel durch die Sonnenhitze mit einem Ge - raͤuſch aufſpringt. Er giebt feinern, weichern, aber kurzen Flachs. Dann den Droͤſch - oder Schließlein, der ausgedroſchen werden muß. Der letztere wird hier nur gewoͤhnlich gebauet, weil man den erſtern nicht fuͤr vortheilhaft haͤlt. Der Unterſchied von Fruͤhlein, Mittellein und Spaͤtlein haͤngt aber bloß von der Saat - zeit ab, und der Saamen iſt gleicher Art. Der fruͤhe und mittlere pflegt im Durchſchnitt ſicherer zu ſeyn. Indeſſen bauet man nur den ſpaͤten in manchen Ge - genden und Wirthſchaften bloß aus der Urſach, weil feine Ernte erſt nach der Ge - treideernte einfaͤllt, und man in dieſer nicht geſtoͤrt ſeyn will.
Die uͤbrige Behandlung des Leins uͤbergehe ich als bekannt, und weil ichDas Roͤtten. nur wiederholen koͤnnte, was ſchon hundertmale geſagt iſt; doch muß ich der Wi - derſpruͤche uͤber den Vorzug der Thauroͤtte oder der Waſſerroͤtte erwaͤhnen. Die erſtere iſt ſicherer, erfordert aber eine lange Zeit, beſonders wenn ſehr trockne Witterung eintritt. In dem trockenen Nachſommer von 1810 wollte es durchaus nicht damit gehen, und man war doch genoͤthigt, die Waſſerroͤtte zu Huͤlfe zu neh - men, oder den Flachs oft zu begießen. Die Waſſerroͤtte geht ſchnell, erfordert aber eine große Aufmerkſamkeit und Sorgfalt, wenn der Flachs dabei nicht Scha - den nehmen ſoll. Nicht allenthalben hat man das gehoͤrige Waſſer dazu; ſie fuͤllt die Luft mit einem faulen Geſtanke, und das Waſſer mit fauler Materie an, welche die Fiſche toͤdtet. Man muß dieſe Vorrichtungen doch unter weibliche Direktion geben, welche nicht gern von der angenommenen Gewohnheit abgeht, und man thut daher am beſten, bei derjenigen Methode zu bleiben, welche in der Gegend eingefuͤhrt iſt.
Beim Abdreſchen ſondert der Landwirth den Saamen ab in den beſten, welcher zur Einſaat aufbewahrt wird, in den mittleren, welchen man zum Oel - ſchlagen gebraucht, und in den ſchlechten, der am vortheilhafteſten zur Viehfuͤt - terung benutzt wird.
Ausdaurender Lein.Der perennirende Lein, Linum perenne, eine ſpezifiſch verſchiedene Pflan - zenart, iſt von einigen ſehr empfohlen worden, und ſcheint große Vorzuͤge zu haben, die darin beſtehen, daß er mehrere Jahre ausdauert — ich habe ihn 6 Jahre in voller Kraft erhalten — und viel hoͤhere und ſtaͤrkere Stengel hat. Allein der Baſt iſt ſchwer zu trennen und er giebt nur einen groben und brau - nen Flachs, weswegen er nirgends fortdauernd Beifall gefunden hat.
gehoͤrt zu den Pflanzen, bei welchen das maͤnnliche und weibliche Geſchlecht getrennt iſt. Die maͤnnliche Pflanze wird Fimmel, Baͤſtling, Haͤnfinn (eigent - lich wohl Haͤnfling) auch Hanfhahn genennt; die weibliche ſchlechthin Hanf, auch Hanfhenne.
Eine vorzuͤgliche Abart des Hanfes iſt der elſaſſer oder ſtraßburger Hanf, der einen Stengel von 8 Fuß treibt. Er iſt wahrſcheinlich nur durch Kultur zu dieſer Hoͤhe gebracht, indem man die Pflanzen, wovon man den Saamen nehmen will, ſorgfaͤltig behandelt und geraͤumig erzieht. Er iſt aber bei die - ſer Hoͤhe den Beſchaͤdigungen von Sturmwinden ſehr unterworfen, und es iſt alſo noch nicht entſchieden, ob er fuͤr das Klima des nordoͤſtlichen Deutſch - lands vortheilhaft ſeyn werde.
Boden.Der Hanf verlangt noch mehr wie der Lein einen kraͤftigen, humusrei - chen Boden, der eine feuchte Lage hat, und dabei locker iſt. Abgewaͤſſerte, jedoch nicht torfige Bruͤcher, abgelaſſene moddrige Teiche paſſen ſich vorzuͤglich zu ſeinem Anbau, und er giebt hier mehrentheils einen ſehr hohen Ertrag. Nur auf lockerem Niederungsboden pflegt er in den ganzen Ackerumlauf zu kommen. Auf Hoͤheboden iſt er wenigſtens ohne ſehr großen Duͤngeraufwand nicht von erheblichen Ertrage, es ſey denn, wie geſagt, an einzelnen niedrigen ſchwarzen Stellen; daher iſt ſein Anbau manchen Gegenden ganz fremd. Auf angemeſſenem Boden kann er mehrere Jahre nach einander gebaut werden.
Iſt der Boden nicht an ſich locker, ſo muß oft, wenigſtens vier Mal,Beſtellung. ſchnell hintereinander und tief, dazu gepfluͤgt werden.
Auf feuchtem Boden iſt ihm der hitzigere Schaaf - und Pferdemiſt am zutraͤglichſten. Wenn man ihn aber auf trocknerem Boden bauen wollte, wuͤrde er zergangenen Rindviehmiſt in ſtarker Maſſe verlangen.
Er wird von der Mitte Aprils bis Ende Mays auf die friſche Pflug - furche geſaͤet, zu 1 bis 1½ Schfl. auf den Morgen, je nachdem man ihn groͤ - ber und ſtaͤrker oder feiner haben will. Man nimmt gern eine feuchte Wit - terung wahr, und egget ihn dann ein. Vom Hanf haͤlt man den Saamen des vorigen Jahres beſſer, wie aͤltern, und wechſelt nicht damit.
Er gehet ſchnell auf, waͤchſt aͤußerſt geſchwind in die Hoͤhe, ſo daß erVegetation. bald das Land beſchattet, allem Unkraute zuvorkommt, und des Jaͤtens oder Behackens ſelten bedarf. Hierin beſteht ein großer Vortheil ſeines Anbaues gegen den Leinbau. Nur der ſogenannte Hanftoͤdter, Orobanche major und ramosa, waͤchſt unter ihn an einigen Orten auf, und iſt im Stande ihn voͤl - lig zu zerſtoͤren. An andern Orten findet er ſich gar nicht.
In der Regel aber wird der maͤnnliche Hanf, nachdem er groͤßtentheils abgeſtaͤubet hat, und ſeine Spitzen gelb zu werden anfangen, ausgezogen, wel - ches man Fimmeln nennt. Gewoͤhnlich tritt der Zeitpunkt dazu Ende July oder Anfangs Auguſts, alſo bei den dringendſten Erntegeſchaͤften ein, welches die Sache beſchwerlich macht, da ſie viele Zeit wegnimmt. Dieſer Hanf giebt aber, jetzt aufgezogen, das feinſte Geſpinnſt, und man unterlaͤßt es deshalb ungern. Auch bekommen die ſtehend bleibenden weiblichen Pflanzen mehr Raum, um zu erſtarken und mehreren Saamen auszubilden.
Die uͤbrige Ernte und die Bereitung des Hanfes kommt der des Flach - ſes ziemlich gleich. Doch hat man mehrere abweichende Methoden, die man in allen Anweiſungen zum Hanfbau, in landwirthſchaftlichen Handbuͤchern und beſondern Schriften daruͤber, neuerlichſt auch in Kaͤhlers ſchaͤtzbarem Handbuche fuͤr Landwirthe (Berlin, Realſchulbuchhandlung. ) findet.
Der Hanfbau im Großen kann dem groͤßern Landwirthe nur empfohlen werden, wenn er beſonders dazu geeignete Grundſtuͤcke beſitzt, dabei arbeitende Haͤnde genug, oder ihn auf dem Felde zu verkaufen Gelegenheit hat. Der Hanf iſt allenthalben ein unentbehrliches Beduͤrfniß zu den Seilen und der Saamen, den er reichlich giebt, iſt ſehr oͤlreich, der Abſatz alſo immer ſicher.
In Wirthſchaften, die nur zuweilen paſſenden Boden dazu haben, z. B. abgelaſſene Teiche, iſt es rathſam, ſich in einem ſolchen Jahre einen Vorrath auf mehrere anzubauen. Ich habe mir den reinen Ertrag eines Morgens Hanf, ungeachtet die Koſten hoͤher waren, wie ſie ſeyn ſollten, mehreremale auf 40 bis 50 rthlr. berechnen koͤnnen.
ward als ein vorzuͤgliches Gewaͤchs zur Gewinnung eines Suͤrrogats der Baum - wolle in den neunziger Jahren ungemein angeruͤhmt, und dieſe Subſtanz auch wirklich in verſchiedenen Manufakturen, beſonders zu Liegnitz, gebraucht. Da man aber ſeitdem nichts weiter daruͤber erfahren hat, obwohl die Konjunkturen einem Suͤrrogate der Baumwolle ſeitdem oft beſonders guͤnſtig geweſen ſind, ſo iſt billig zu bezweifeln, daß man den erwarteten Vortheil von dieſer Pflanze erhalten habe. Ihr Anbau iſt ſonſt aͤußerſt leicht, und ſie nimmt mit dem duͤrr - ſten Sandboden bei einigem Duͤnger vorlieb.
hat man zum Geſpinnſte ſowohl, wie zum Futterkraute anzubauen, neuerlich wieder ſehr dringend empfohlen. Man ſoll ſie theils aus Saamen erziehen, theils durch Verpflanzung der Stoͤcke, und man ruͤhmt beſonders von ihr, daß ſie auf dem ſchlechteſten Boden, auf ſandigen Anhoͤhen, zwiſchen Steinen, undan185Die Brennneſſel.an andern Plaͤtzen, die ſonſt ganz unbrauchbar ſind, fortkomme. Dies iſt mir beſonders auffallend geweſen, da ich die Neſſel nirgends zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe aufkommen ſah, als an Stellen, die ſehr reich an Humus waren. Es erklaͤrte ſich mir aber, wie ich nachmals bei einem Lobpreiſer der Neſſel fand, daß man einige Zoll hoch fruchtbare ſchwarze Erde auf die Stelle fahren ſolle, wo man die Neſſel anbauen will. Dem alſo, der ſeine fruchtbare ſchwarze Erde und die dazu erforderliche Arbeit nicht beſſer zu benutzen weiß, mag der Anbau dieſes Gewaͤchſes zum Geſpinnſt und zum Futterkraute zu empfehlen ſeyn.
Auch ſind noch manche andre Gewaͤchſe, mehrere Arten der Malven, die binſenartige Pfrieme (Spartium junceum und scoparium), der Bergſchotenweiderich (Epilobium augustifolium), auch die Hopfen - ſtengel u. ſ. w. zur Geſpinnſtbereitung vorgeſchlagen worden, woruͤber ich ver - weiſe auf Herzers vollſtaͤndige Geſchichte der Benutzung vieler bisher noch un - benutzter deutſcher Woll - und Seidengewaͤchſe, Regensburg 1794. Vorerſt werden wir uns wohl mit dem Lein - und Hanfbau begnuͤgen.
finde hier ihren Platz, weil ſie in den Tuchfabriken hoͤchſt nutzbar iſt, und von ihnen ſo geſucht wird, daß ihr Anbau dem Landwirthe unter manchen Lokalitaͤ - ten vortheilhaft ſeyn kann.
Dies Gewaͤchs waͤchſt auch in Deutſchland wild, aber das wildwachſende kann nicht zum Kratzen gebraucht werden, indem die Stacheln ſeiner Koͤpfe ge - meiniglich keine hakenfoͤrmige Spitze haben, welche ſie durch die Kultur annehmen.
Man ſaͤet den Saamen im Fruͤhjahre. Im erſten Jahre ſchießen die Pflan - zen nicht in die Hoͤhe. Sie werden gewoͤhnlich im Julius verſetzt, in einem Abſtande von 1½ bis 2 Fuß. Im folgenden Jahre treiben ſie 4 bis 6 Fuß hohe Stengel. Am Ende der Stengel und Zweige entſpringen die eirunden Blu - menkoͤpfe, welche mit langen Stacheln beſetzt ſind, zwiſchen denen roͤthliche Blu - men hervorkommen. Wenn alle Bluͤten aufgebrochen ſind, ſchneidet man die Koͤpfe ſo ab, daß noch 1 Fuß langer Stengel daran ſitzen bleibe. Sie werdenVierter Theil. A a186Farbepflanzen.dann auf einem luftigen Boden getrocknet und in Buͤndeln, deren jedes hun - dert enthaͤlt, zuſammengebunden; und ſo kann die Pflanze zwei Jahr benutzt werden. Es iſt bei dieſer Pflanze daſſelbe zu erinnern, was oben uͤber die Handelsgewaͤchſe im Allgemeinen geſagt worden.
Sie iſt im ſuͤdlichen Europa zu Hauſe, aber kultivirt in unſerm Klima ausdauernd.
Die Wurzeln, deren man ſich ſo haͤufig zum Faͤrben bedient, haben die Dicke eines Gaͤnſekiels, und ſind oft 2 bis 3 Fuß lang. Sie beſtehen aus Gelenken oder Abſaͤtzen, an denen ſie ſehr faſrig ſind, haben eine fleiſchigte, außen dunkelrothe, nach innen aber blaßrothe Subſtanz, und treiben oben viele Nebenwurzeln, die ſich wagerecht unter der Erde ſehr ausbreiten, und im Fruͤh - jahr neue Schoͤßlinge hervorbringen. Das Kraut ſtirbt gegen den Winter ab. Die Stengel werden etliche Fuß hoch, tragen ovale Blaͤtter, die ſternfoͤrmig um ſie herumſtehen. Die Bluͤten ſind gelb, und ſtehen in einem aͤſtigen Strauße.
Anbau nach der gewoͤhnli - chen Art.Die Pflanze kann aus Saamen gezogen werden; es geht aber ſchneller durch die im Fruͤhjahr austreibenden Schoͤßlinge. Wiederholt auf letzte Art an - gezogene Pflanzen ſcheinen die Neigung zu verlieren, Saamen anzuſetzen. Eine Erfriſchung aus Saamenpflanzen halten einige Krappbauer von Zeit zu Zeit fuͤr nuͤtzlich.
Der Krapp erfordert einen lockeren, feuchten, im ſtarken Duͤngungsſtande ſich befindenden, und wieder friſch geduͤngten Boden.
Es wird dazu gegraben oder gar rajolt, oder oft, und wenigſtens einmal, ſo tief als moͤglich, gepfluͤgt.
Die Pflanzen werden in Reihen, etwa zwei Fuß auseinander in Verband eingelegt; zwiſchen drei oder vier Reihen wird aber ein doppelt ſo großer Zwi -187Der Krapp.ſchenraum gelaſſen. Dieſe Zwiſchenraͤume werden, nachdem die Pflanzen an - gewachſen ſind, ausgeſchaufelt, und die Erde zwiſchen die Pflanzen geworfen, ſo daß nun das Feld in erhoͤhete Beete und vertiefte Steige getheilt wird.
Die Pflanzung geſchiehet gewoͤhnlich im Mai. Da die Pflanzen im er - ſten Jahre ſchwach bleiben, ſo benutzen manche die Zwiſchenraͤume mit andern Gewaͤchſen.
Bei eintretendem Winter bedeckt man das Beet mit Miſt. Dieſer wird aber im Fruͤhjahr wieder abgeharkt und flach in den Steig vergraben. Die Pflanzen treiben nun erſtarkt hervor, und die Beete werden durch Hacken und Jaͤten[f]ein und locker erhalten. Im dritten Fruͤhjahre werden die Steige wieder ausgeſtechen, und die aus dem Miſte entſtandene fette Erde uͤber das Beet verbreitet; kurz auf eben die Weiſe, wie es bei Spargelbeeten zu ge - ſchehen pflegt.
Vor Winter werden dann die Wurzeln aufgenommen. Einige nehmen ſie zwar ſchon im zweiten Jahre auf. Das geht aber nur auf ungemein kraͤf - tigem Boden an, und die Wurzeln erhalten dann doch nie die Groͤße, und auch nicht die Guͤte, welche die dreijaͤhrigen haben, weswegen ſie nicht gern Abnehmer finden.
So wird, vielleicht mit einigen Abaͤnderungen, der Anbau des Krapps gewoͤhnlich betrieben.
Ich habe aber faſt dieſelbe Methode, welche Schwerz, Belgiſche Land -Verbeſſerte Methode. wirthſchaft Bd. II. S. 203., angiebt, ſchon fruͤher mehreren Krappbauern empfohlen, und ſie iſt von ihnen mit dem groͤßten Vortheile ausgefuͤhrt. Wir ſind aber, wie ich nachher geſehen habe, beide nicht die erſten Erfinder davon ſondern der Pfarrer Chriſt hat ſie ſchon in ſeinen Unterricht von der Landwirthſchaft Frankfurt am Main 1781 empfohlen. „ Wenn man die Vortheile erwaͤgt, ſagt er S. 464, welche die Tulliſche Bauart hat, ſo wird man ſogleich einſehen, daß ſie ſich zu keinem Gewaͤchs in der Welt beſſer ſchickt, als zum Krappbau.” Das Abpfluͤgen von den Reihen, ſo wie er es nach Tulliſcher Art beſchreibt, ſcheint mir aber bedenklich.
A a 2188Farbepflanzen.Meine Methode, wenn ich Krapp bauete, wuͤrde folgende ſeyn: Nach - dem der Acker vollkommen rein, klar und tief vorbereitet worden, werden mit dem doppelten Streichbretts-Pfluge auf 3 Fuß Entfernung Furchen gezogen, und die Pflanzen auf den entſtandenen ſchmalen Beeten in der Mitte einge - legt. So wie ſie herangewachſen ſind, werden die Furchen mittelſt weiterer Spannung dieſes Pfluges in ſtaͤrkerer Vertiefung weiter ausgearbeitet, und meh - rere Erde an die Pflanzen gebracht, und dies wird noch einmal wiederholet. Vor Winter wird das ganze Feld — wenn es nicht von Natur ſehr kraͤftiger Boden iſt — mit ſchon ziemlich zergangenem Miſt, der groͤßtentheils in die Furchen fallen wird, beſtreuet. Im folgenden Fruͤhjahre wird er durch denſel - ben Pflug an und auf dem Beete geſtrichen. Nicht alle Handarbeit wird da - durch erſpart, aber ſie wird ungemein vermindert werden. Ein vorſichtiges Behacken und Bekratzen in den Reihen bleibt noͤthig, und bei demſelben wird Erde in die Furchen gezogen; dieſe ſtreicht dann aber der Pflug wieder her - auf. Sind im dritten Jahre die Furchen breit und die Beete erhoͤhet genug, ſo bedient man ſich zur Reinigung der Furchen nur des Schaufelpfluges.
Daß dieſe Methode den guten Erfolg habe, den Chriſt davon ahnet, und Schwerz davon ruͤhmt, wird keiner bezweifeln, der dieſe Kulturart bei an - dern Pflanzen kennt. Beſonders wird ſie dann das Ausnehmen der in einer Reihe und Direktion liegenden Wurzeln ſehr erleichtern, und das wird ohne Zweifel, nach Schwerzens Erfahrung, auch mit einem Pfluge ſehr gut geſche - hen koͤnnen.
Behandlung nach der Ernte.Der Krapp muß dann an einem luftigen, jedoch beſchatteten Orte getrock - net werden, am beſten auf Horden, wie in einen Ziegelſchoppen.
Die weitere Bereitung gehoͤrt nicht fuͤr den Landwirth, oder er muß zu - gleich Fabrikant ſeyn. Wer fuͤr den Krapp in dieſem getrockneten Zuſtande keinen ſicheren Abnehmer weiß, darf ihn nicht bauen, wenn er keine Krapp - muͤhle hat.
Um eine groͤßere Krappanlage zu machen, iſt es noͤthig, ſich die Setzlinge erſt zu erziehen. Sie in der erforderlichen großen Menge von einem andern Orte herbei zu ſchaffen, wuͤrde zu ſchwer fallen.
189Der Waid.So eintraͤglich der Krappbau ſeyn kann, wenn er einmal gehoͤrig organi - ſirt iſt, ſo muß das, was uͤber den Handelsgewaͤchsbau uͤberhaupt geſagt wor - den iſt, hierbei vor allen erwogen werden. Er findet faſt nur bei einem Ue - berfluſſe von Duͤnger ſtatt. Auch paßt er in keine gewoͤhnliche Feldrota - tion, wegen ſeiner drei - oder mindeſtens zweijaͤhrigen Dauer, und er muß ſo eingerichtet werden, daß alljaͤhrig ein Feld zur Ernte komme.
Der Anbau dieſer Pflanze war vormals in Deutſchland, beſonders inDeſſen Anbau uͤberhaupt. Thuͤringen, ſehr betraͤchtlich, und ward ſchon im 13ten Jahrhundert um Er - furt betrieben. Er machte einen großen Handelszweig aus, und bewirkte den Wohlſtand verſchiedener Provinzen und Staͤdte, die ſich Waid-Handelsſtaͤdte nannten. In der Mitte des 16ten Jahrhunderts aber lernte man den aus Oſtindien kommenden Indigo kennen, deſſen Gebrauch ſich im 17ten Jahr - hundert verbreite, und den Waid verdraͤngte. Zwar erkannte man das Uebel, und ſetzte harte Geld - und Leibesſtrafen auf den Gebrauch jener Teufelsfarbe, wie man den Indigo nannte. Allein dieſe Handelspolizei-Maaßregeln hatten denſelben Erfolg, wie alle aͤhnliche: das Uebel aͤrger zu machen. Die Manu - fakturiſten und Faͤrber behaupteten nun, daß ſie ohne Indigo gar nicht beſte - hen koͤnnten, und daß 1 Pfd. Indigo ſo viel wie 3 Ctr. Waid faͤrbe. Man ſetzte den Waid in ſo uͤblen Ruf, daß nun die Faͤrber ihn anzuwenden ſich ſchaͤmten, und lauter Indigo zu brauchen vorgaben; obwohl ſie, wie man verſichert, den Waid noch in der Stille anwandten. Der Waidbau wird ſeitdem aber nur noch hoͤchſt einzeln betrieben.
Jetzt, wo uns Beduͤrfniß aufs neue zu ihm hinleitet, faͤngt man wieder an, groͤßere Aufmerkſamkeit darauf zu wenden, und es iſt wahrſcheinlich, daß ſich die Kunſt, aus dieſer Pflanze einen dem indiſchen gleichkommenden Indigo zu bereiten, bewaͤhren und verbreiten werde. Dann kann dieſer Bau unter den bei den Handelsgewaͤchſen angefuͤhrten Bedingungen allerdings wieder vor - theilhaft fuͤr den Landwirth werden.
Abarten.Wir haben zwei Abarten des Waids: den in Deutſchland gebraͤuchlichen und einen der in Languedoc erbaut wird. Der letztere ſoll betraͤchtliche Vorzuͤge vor dem erſtern haben, und doch auch in Deutſchland fortkommen.
Entdeckung der in Deutſchland noch unbekannten aͤchten, zahmen Waid - pflanze, nebſt Nachricht uͤber den Unterſchied dieſer und der thuͤringſchen (von Otto). Frankfurt 1794.
Die Stengel des Waids werden 3 bis 3½ Fuß hoch, ſind fingersdick, und in mehrere mit Blaͤttern beſetzte Aeſte getheilt. Die Blaͤtter des Stengels umfaſſen dieſen, ſind pfeilfoͤrmig, ſpitzig, ſchwach eingezackt und blau angelaufen; die Blumen ſind gelb, und bilden an der Spitze der Stengel Rispen.
Boden und Anbau.Er erfordert einen guten, in kraͤftigem Duͤnger ſtehenden, ſorgfaͤltig und rein bearbeiteten Acker. Er wird entweder im Fruͤhjahre, oder was beſſer iſt, Ende Auguſts und Anfangs Septembers per Morgen etwa zu 4 bis 5 Metzen ausgeſaͤet. Die Herbſtausſaat leidet wohl zuweilen, aber ſelten, im Winter, giebt aber einen bei weitem ſtaͤrkeren Ertrag, wie die Fruͤhjahrsausſaat. Wenn die Pflanzen im Herbſte ſtark heranwachſen ſollten, ſo maͤhet man ſie ab, und be - dient ſich dieſer Schroͤpfe in der Regel nur zur Viehfuͤtterung. Im Fruͤhjahr muß er durch das Hacken nicht nur vom Unkraute gereinigt, ſondern auch ſo ver - einzelt werden, daß alle Fuß hoͤchſtens nur eine Pflanze ſtehen bleibe. Es wuͤrde die Arbeit ohne Zweifel ſehr erleichtern und Saamen erſparen, wenn man ihn in Reihen ſaͤete, und mit der Pferdeſchaufel bearbeitete.
Ernte und Behandlung.Wenn die Blaͤtter eine Spanne lang ſind, und die Bluͤten ausbrechen wol - len, ſo ſtoͤßt man den Stengel uͤber der Wurzel ab, und nimmt die groͤßern Blaͤtter weg. Es treiben nach einigen Wochen neue Blaͤtter, welche man eben - falls ſammlet. Dies wiederholt man ſo lange, als der Wachsthum der Pflan - zen dauert und nimmt von dem Winterwaid zuweilen vier Ernten. Andre begnuͤgen ſich mit drei Ernten, um die Blaͤtter ſo viel groͤßer werden zu laſſen. Auf gutem Boden erntet man im Durchſchnitt 150 Centner friſche Blaͤtter.
191Der Wau.Die abgenommenen Pflanzentheile werden abgewaſchen und ſchnell an der Sonne getrocknet oder vielmehr nur abgewelkt. Sie kommen ſodann gleich auf die Waidmuͤhle: einen Trog, in welchem ein ſtarkes mit eiſernen oder hoͤlzernen Kuppen verſehenes Rad umlaͤuft, und die Maſſe zerquetſcht. — Iſt dies ge - ſchehen, ſo bildet man im Freien Haufen daraus, die man bedeckt, um ſie vor dem Regen zu ſchuͤtzen. Nach 8 bis 12 Tagen oͤffnet man die Waidhaufen, zer - reibt die Maſſe und miſcht das Innere mit der aͤußern enſtandenen Rinde durch - einander. Darauf macht man runde Ballen daraus, und trocknet dieſe gewoͤhn - lich auf Horden, die dem Winde aber nicht der Sonne ausgeſetzt ſind, und dieſe werden dann verkauft. Dies iſt das gewoͤhnliche Verfahren; es hat aber keinen Zweifel, daß es ein beſſeres gebe.
Das Abſchreckende beim Anbau dieſer Pflanze fuͤr den Landwirth, wird im - mer das ſeyn, daß er die Fabrikation zugleich mit der Produktion uͤbernehmen muß, indem jene nur im friſchen Zuſtande der Blaͤtter geſchehen kann, und zu einer Zeit vorgenommen werden muß, wo alle Haͤnde des Landvolks dringend beſchaͤftigt ſind.
Vom Anbau des Waidkrautes, deſſen Zubereitung und Anleitung Indigo daraus zu machen. Wien 1788.
Schrebers hiſtoriſch-phyſiſche und oͤkonomiſche Beſchreibung des Weides. Halle 1752.
Dieſe Faͤrbepflanze hat fuͤr ihre Anbauer den großen Vorzug, daß ſie bloß getrocknet, und uͤbrigens unbereitet verkauft werden kann.
Ein lehmiger Sandboden, der gut durchduͤngt, und rein und klar vorberei - tet worden, iſt ihr am angemeſſenſten. Der feine Saamen wird im Auguſt duͤnn, etwa zu 8 Pfund per Morgen, ausgeſaͤet, und ertraͤgt nur eine ſehr ſchwache Bedeckung mit Erde. Wenn im Auguſt des folgenden Jahres der Saamen reif iſt, und die Pflanze gelb zu werden anfaͤngt, ſo ziehet man ihn aus, trocknet ihn und bindet ihn in Buͤndeln, die centnerweiſe verkauft werden. Der Saamen kann auch zum Oele gebraucht werden.
192Farbepflanzen.Dieſer Anbau iſt alſo wenig umſtaͤndlich, und da 1 Morgen 6 bis 8 Ctr. giebt, und der Centner nicht ſelten zu 8 rthlr. verkauft werden kann, ſehr ein - traͤglich, ſobald man des Abſatzes ſicher iſt. Der Englaͤnder Marſhall raͤth aber den Verpaͤchtern, den Bau dieſes Gewaͤchſes im Pachtkontrakt zu unterſagen, weil es ſo ſtark ausziehe.
erfordert einen kraͤftigen, in gartenmaͤßiger Kultur ſtehenden Boden. Der Saa - men wird fruͤhzeitig auf 2 Fuß Entfernung gelegt, jedoch mehrere Koͤrner an einer Stelle, wovon nur die ſtaͤrkſte Pflanze ſtehn bleibt. Die Zwiſchenraͤume werden durch Bearbeitung rein gehalten, welches am beſten mit der Pferdeſchau - fel geſchehen kann. Wenn im Auguſt die Bluͤten gelb und dunkler geworden ſind, werden ſie ausgezogen, wozu man ſich eines ſtumpfen Meſſers bedient, und darauf in Schoppen getrocknet. Dieſes Ausziehen der Bluͤte darf aber nur Vormittags und nicht in der heißen Mittagsſoune geſchehen, und die Ernte iſt das weitlaͤuftigſte beim ganzen Anbau.
Man laͤßt nun die Pflanze ſtehn und voͤllig reifen, wo ſie dann ausge - rauft, getrocknet und abgedroſchen wird, um den Saamen davon zu gewinnen, der gutes aber nicht vieles Oel enthaͤlt.
Dallingers oͤkonomiſch-technologiſche Abhandlung uͤber den Saflor und Wau - bau. Neue Auflage. 1805.
ein faſt unentbehrlich gewordenes Produkt, welches allenthalben die ſicherſte Abnahme findet, und zwar zu einem Preiſe, der ſeine Anbaukoſten, die ſich freilich hoch belaufen, im Durchſchnitt mit 100 Prozent verzinſet, verdient die Aufmerkſamkeit eines jeden Landwirths, den ſein Wirthſchaftsſyſtem in den Stand geſetzt hat, den dazu noͤthigen Duͤnger zu eruͤbrigen, und die erſte Kapitalanlage zu machen.
Wir haben mehrere Abarten vom Hopfen, den wilden, Hecken - Stau -Abarten. den - oder Weidenhopfen und den kultivirten oder zahmen Hopfen. Der erſtere iſt in jeder Hinſicht kleiner und kraftloſer, und wenn man ihn gleich durch die Kultur wahrſcheinlich veredeln koͤnnte, ſo wird doch niemand darauf verfallen, da die Setzlinge des Gartenhopfens nicht ſchwer zu erhalten ſind. Der kultivirte Hopfen unterſcheidet ſich wieder in den fruͤhen oder Auguſt - hopfen und in den Spaͤthopfen. Der erſtere bekommt nicht nur groͤßere Koͤpfe, ſondern iſt auch ungleich aromatiſcher; der andere aber bekoͤmmt meh - rere Koͤpfe und ſoll den Krankheiten und dem Mißrathen weniger ausgeſetzt ſeyn, wie erſterer. Im Ganzen ziehen doch alle vorſichtige Hopfenkultivatoren den erſtern vor, beſonders wenn ſie nicht zur Zeit ſeiner Reife, zu Ende Auguſts oder Aufangs Septembers, bei noch fortdauernder Kornernte, um die Arbei - ter bekuͤmmert zu ſeyn brauchen. Bei minder achtſamen Kultivatoren findet man aber beide Sorten untereinander in einem Garten, welches in jeder Hin - ſicht und beſonders bei der Ernte nachtheilig iſt. Man muß ſich daher huͤten, bei der Anlage nicht verſchiedene Arten untereinander zu bekommen.
Der Hopfen gehoͤrt zu den Pflanzen, deren Geſchlechter auf verſchiede - nen Staͤmmen getrennt ſind. Es ſcheint aber, als ob die Pflanzen eine Um - wandlung in Anſehung ihres Geſchlechts erleiden koͤnnten. Denn da man nur die weiblichen Pflanzen benutzen kann, ſo ſetzt man nur dieſe, und ver - tilgt dagegen die maͤnnlichen, indem es auf die Ausbildung des Saamens nicht ankommt. Und dennoch zeigen ſich in den Hopfenpflanzungen hin und wieder maͤnnliche — es ſey denn daß dieſe von voreilig reifenden und ausgefallenen Saamen herruͤhrten.
Man muß zum Hopfengarten oder Hopfenberge einen frei liegenden PlatzAnlage des Hopfengar - tens. erwaͤhlen, der etwa nur gegen den Nordwind einigen Schutz hat. Hopfenan - lagen, denen der freie Durchzug der Luft fehlt, ſind dem Mißwachſe am mei - ſten unterworfen. Man umgiebt den Hopfengarten am beſten nur mit einem Wall und Graben, auf welchem etwa eine niedrig gehaltene Hecke ſteht. Man vermeidet Plaͤtze, wo es viel ſtaͤubt, folglich an Heerſtraßen.
Vierter Theil. B b194Der Hopfen.Der lehmige Sand - und der ſandige Lehmboden ſind dem Hopfen am zutraͤglichſten, wenn ſie mit Humus ſchon bei der Anlage ziemlich ſtark be - ſchwaͤngert ſind, und nachher in erforderlicher Duͤngung geſetzt und erhalten werden. In feuchtem, lettigen und ſtrengen Thonboden iſt ſein Gedeihen un - ſicherer, er giebt aber dagegen um ſo hoͤheren Ertrag, wenn er darauf geraͤth. Auf einem kalkſteinigen Untergrunde, der Erdkrume genug hat, geraͤth er ſehr ſicher. Altes kraͤftiges Grasland, Kuͤchen - oder Baum-Gartenland, welches in ſtarkem Duͤnger erhalten worden, paßt ſich am beſten zur Anlage eines Hopfengartens.
Um das Land zum Hopfen vorzubereiten, iſt es rathſam, im Sommer vor der Anlage eine Hackfrucht darin zu bauen, wenn man es nicht etwa flei - ßig ſommerpfluͤgen will. Wenn hierzu etwa mit 8 vierſpaͤnnigen Fudern ge - duͤngt worden iſt, ſo bringt man nach ihrer Aberntung wenigſtens noch 10 Fu - der auf den Morgen, ſtreuet dieſen, und laͤßt ihn oben auf liegen oder unter - pfluͤgen Mit dem erſten Fruͤhjahre, ſobald nur das Land abgetrocknet iſt, wird es ſo tief wie moͤglich gepfluͤgt, oder aber gegraben.
Pflanzung.Die Hopfenhuͤgel muͤſſen wenigſtens 4 Fuß im Quadrat ſtehen. Andre ſetzen ſie auf 6 ja 8 Fuß Entfernung. Man ſetzt daher einen Pflock an jede Stelle, wo ein ſolcher kommen ſoll, macht in einem Umkreiſe von 6 Zoll um denſelben herum, einen Ringelgraben, 4 Zoll breit und 5 Zoll tief, und ſetzt in dieſen die Senker mit uͤber ſich ſtehenden Augen zu 3 bis 5 ein. Dieſe muͤſſen aber geſund und kraͤftig ſeyn. Die Furche wird mit der ausgezogenen Erde wieder ausgefuͤllt, die Stoͤcke darin feſt gedruͤckt, und ein kleiner Haufen von lockerer Erde daruͤber gemacht, ſo daß die Keime voͤllig bedeckt ſind. Nach Verlauf einiger Wochen, je nachdem die Witterung guͤnſtig iſt, treibt der junge Hopfen. Sobald ſich Unkraut zeigt, wird der ganze Garten behackt, und zwi - ſchen den Pflanzen gejaͤtet oder gekratzt. Dann werden die Hopfenſtangen ein - geſteckt, nachdem mit einem Pfahleiſen vorgebohrt worden. An dieſe werden die jungen Pflanzen angebunden, und zwar nur die Hauptranken, die uͤbrigen aber weggeſchnitten, wo ſie ſich dann ferner an der Stange heraufwinden. Das Wegſchneiden der Nebenranken wird erforderlichen Falls wiederholt.
195Der Hopfen.Wenn man nicht Senker, ſondern ganze Pflanzen aus etwa aufgenommenen alten Hopfengaͤrten nimmt, ſo macht man die Pflanzung im Herbſt. Sie pflegt dann im naͤchſten Jahre eine erheblichere Ernte zu geben.
Um Johannis wird der Hopfen angehaͤuft, die Erde wird aus den Zwi - ſchenraͤumen herangezogen, und dadurch um jede Stange ein Huͤgel gebildet, wobei man die Wurzeln des Hopfens zu beruͤhren, ſorgfaͤltig vermeiden muß. In dieſem erſten Jahre, wo der Ertrag des Hopfens nicht groß iſt, pflanzen manche andre Gewaͤchſe, Kohl oder Runkelruͤben, in den Zwiſchenraͤumen. Die Ernte iſt im erſten Jahre aber ſo unbedeutend, daß einige ſie gar nicht nehmen, ſondern zu mehrerer Erſtarkung der Pflanzen ihnen die Spitzen abſchneiden.
Nachdem die etwanige erſte Ernte geſchehen iſt, werden die Hopfenhuͤgel geduͤngt, wozu ein Jahr ums andre etwa 5 vierſpaͤnnige Fuder Miſt auf den Morgen erforderlich ſind. Die Erde wird von den Huͤgeln etwas abgezogen und der Miſt auf ſelbige gelegt. Dieſer Miſt wird im Maͤrz wieder abgezogen, in den Zwiſchenraͤumen flach vergraben, und die Stangen wieder eingeſteckt. Man muß die Maſſe des Duͤngers aber nach dem Beduͤrfniß des Bodens ein - richten; eine uͤbermaͤßige Duͤngung kann den Pflanzen Krankheiten zuziehen. Der Ueberfluß von Keimen wird nun weggeſtochen, und giebt eine beſonders angenehme Fruͤhjahrsſpeiſe ab; man laͤßt dann nur 6 bis 7 Ranken aufſchießen, die an den Stangen wieder angeheftet werden, verfaͤhrt uͤbrigens in allen folgen - den, wie im erſten Jahre.
Die Anſchaffung der Stangen iſt fuͤr manchen Landwirth das ſchwierigſte,Die Hopfen - ſtangen. da ſie wenigſtens eine Laͤnge von 14 bis 18 Fuß haben muͤſſen. In den erſten Jahren kann man ſich mit kleineren Stangen behelfen. Andere ſetzen an einen Hopfenhuͤgel zwei oder drei Stangen, und vertheilen die aufſchießenden Ran - ken an ſelbige.
Man hat verſchiedene Vorſchlaͤge gethan, die Hopfenſtangen, welche einen betraͤchtlichen Koſtenartikel bei dem Hopfenbau ausmachen, zu erſparen: ihn, wie in Italien die Weinreben, an aufgeſchnatelten lombardiſchen Pappeln hinaufran - ken zu laſſen; wobei man allerdings Hopfen erbauen wird, aber wenigeren und ſchlechteren, den Krankheiten mehr ausgeſetzten, und folglich nicht wohl -B b 2196Der Hopfen.feileren, als mit Stangen. Eben ſo wenig wuͤrde wohl das ſtatt der Stangen vorgeſchlagene Gatterwerk oͤkonomiſch ſeyn.
Ernte.Wenn der Hopfen ſeine Reife erreicht hat, welches man an ſeiner braͤun - lichen Farbe, ſeinem Hart - und Feſtwerden, und ſeinem lieblichen aromatiſchen Geruch abnimmt, ſo eilt man mit der Ernte, die gewoͤhnlich beim Auguſthopfen zu Anfange, bei dem ſpaͤtern zu Ende Septembers eintritt. Die Ranken wer - den unten an den Stangen abgeſchnitten, und dieſe mit dem ſie umſchlingenden Hopfen herausgehoben. Der Hopfen wird nun entweder auf der Stelle ge - pfluͤckt, oder unter Dach gebracht. Zu erſterem wird trocknes Wetter erfordert, und man muß, um dieſes zu benutzen, ſo viele Menſchen wie nur moͤglich, zu - ſammen zu bringen ſuchen. Die Stangen werden zu zweien auf ein Geruͤſt ge - legt, woran man ein Tuch an Haken haͤngt, damit der gepfluͤckte Hopfen darauf falle. Die Hopfenpfluͤcker, groͤßtentheils Weiber und Kinder, ſtehen um dieſes Geſtell herum, und andre Arbeiter tragen die Stangen zu, und nehmen ſie wie - der ab. Wenn das Tuch voll iſt, wird der Hopfen in einen großen Sack ge - ſchuͤttet und ſogleich an ſeinen Trockenplatz gebracht; denn in dem Sacke wuͤrde er ſich in kurzer Zeit erhitzen.
Will man ihn im Hauſe trocknen, ſo werden die Stangen aus den Ranken herausgezogen, dieſe locker zuſammengebunden, und unter Dach gebracht, wo ſie dann auch baldmoͤglichſt gepfluͤckt werden. Die erſtere Methode iſt ohne Zweifel, wenn man Leute genug hat, die beſſere, weil der vor dem Pfluͤcken unter Dach gebrachte Hopfen leicht dumpfig wird.
Der gepfluͤckte Hopfen muß nun entweder auf einem luftigen Boden duͤnn ausgeſtreuet und taͤglich einmal umgewendet werden, bis er voͤllig trocken iſt; oder aber — was ſchneller und ohne allen Verluſt, vielmehr zum Vortheil des Hopfens geſchiehet — das Trocknen deſſelben wird auf einer gut eingerichteten nicht rauchenden Darre verrichtet. Ueber die Darre wird ein Haartuch gebrei - tet, worauf der Hopfen 6 bis 12 Zoll hoch, je nachdem der Hopfen feuchter oder trockner, mehr oder minder reif iſt, verbreitet wird. Die Hitze der Darre muß wohl abgemeſſen, nicht zu heftig ſeyn, und immer gleichmaͤßig erhalten werden. Wenn ſeine Stiele leicht brechen, und ſeine Blaͤttchen abfallen, iſt er trocken197Der Hopfen.genug, wozu 8 bis 10 Stunden erforderlich ſind. Einige Erfahrung und Ue - bung wird zu dieſer Weiſe des Trocknens allerdings erfordert, um die Tem - peratur gehoͤrig zu teffen und zu erhalten, und es muß immer ein verſtaͤndi - ger Mann dabei ſeyn. Den ſo gedorrten Hopfen bringt man dann in eine Vorrathskammer, wo man ihn 6 bis 7 Tage liegen laͤßt, bevor man ihn packt, um ihm einige Feuchtigkeit wieder anziehen zu laſſen.
Nachdem der Hopfen auf eine oder die andere Weiſe getrocknet iſt, bringt man ihn entweder zum eignen Gebrauch in den bekannten Hopfenbehaͤlter, wo er eingetreten wird, oder zum Verkauf in Saͤcke.
Um den Hopfen in Saͤcke zu bringen, wird die Muͤndung des Sacks an einem Geſtell befeſtigt, an den beiden untern Enden wird eine Hand voll Hopfen, um den Sack nachmals beſſer handhaben zu koͤnnen, eingebunden, und der Hopfen nun nach und nach in den Sack gethan, und ſo wie er eingefuͤllt wird, entwe - der mit den Fuͤßen eingetreten, oder mit einer ſchweren Stampfe eingeſtampft. Dann wird der Sack von ſeinem Rahmen losgemacht, auch in jeder obern Ecke eine Hand voll Hopfen eingebunden, und der Sack feſt zugeſchnuͤrt. Man giebt den Saͤcken gern ein beſtimmtes Gewicht von 150 bis 200 Pfd. In dieſen Saͤcken haͤlt ſich der Hopfen ſehr lange. Bei einer lockern Aufbewahrung des Hopfens verliert er mit ſeiner Klebrigkeit ſeine gewuͤrzhaften Theile bald.
Die Guͤte des Hopfens wird aber nach dieſem klebrigen Gefuͤhle, den aro - matiſchen Geruch, der mehligen Subſtanz, die daruͤber geſprenkelt iſt, und ſei - ner gelben glaͤnzenden Farbe beurtheilt.
Nach der Ernte muß man ſogleich fuͤr die Stangen ſorgen, daß ſie ent - weder unter Dach gebracht, oder doch zu 30 bis 40 Stuͤck aneinander im Freien aufgeſtellt werden.
Der Ertrag ſo wie der Preis des Hopfens iſt ſehr unbeſtaͤndig. Die beſteErtrag. Hopfenanlage giebt in einem Jahre zuweilen kaum 1 Ctr., in andern Jahren 15 bis 18 Ctr. vom Morgen. Sein Preis faͤllt zuweilen auf 12 rthl. per Ctr. herab, und ſteigt auf 70 bis 80 rthlr. Den groͤßten Vortheil bringt er, wenn er von einem guten Jahre bis zu einem ſchlechten aufbewahrt werden kann, was freilich mehr Handelsſpekulation als Sache des Landwirths iſt.
198Der Hopfen.Eben ſo wenig laſſen ſich die Koſten berechnen, da dieſe von der Lokalitaͤt abhangen, und folglich laͤßt ſich uͤber den reinen Ertrag und den Vortheil des Hopfenbaues im Allgemeinen nichts ſagen. Man hat gluͤckliche Faͤlle, wo der reine Ertrag eines Jahres von einem Morgen auf 2 - bis 300 rthlr. berechnet werden konnte, aber auch andre, wo er die Koſten bei weitem nicht bezahlte.
Denn das Gedeihen des Hopfens haͤngt vorzuͤglich von der Witterung ab, und ob ihm die Unfaͤlle, denen er ausgeſetzt iſt, treffen oder nicht. Eine gute Anlage und Behandlung kann den Schaͤdlichkeiten einigermaßen, aber doch nur unvollſtaͤndig entgegen wirken. Ein warmer Sommer mit mildem Suͤd - und Suͤd-Weſtwinde ohne vielen Regen iſt dem Hopfen guͤnſtig, wogegen er bei naſſer Witterung ſowohl, als wenn Oſt - und Nordwinde im Sommer herrſchend ſind, nie geraͤth. Wenn heißer Sonnenſchein auf Regen oder Nebel folgt, heiße Tage mit kalten Naͤchten abwechſeln, ſo wird ihm dies auch in den letzten Sommermonaten ſehr nachtheilig. Er leidet von den kleinen Springkaͤfern im Fruͤhjahre, von mehreren Fliegenarten und Blattlaͤuſen im Sommer, beſonders aber vom Honigthau, der ſich nach kalten Naͤchten im Sommer einfindet, und dieſe Inſekten herbeizieht. Nur ein ſtarkes Gewitterſchauer kann ihn davon befreien. In der letzten Periode ſeines Wachsthums iſt er dem Schimmel und Mehlthau ausgeſetzt, vorzuͤglich an feuchten niedrigen und eingeſchloſſenen Stellen. Bei ſo mannigfaltigen Gefahren und Feinden bleibt alſo dem Schickſale das meiſte uͤberlaſſen.
Der allgemeine Gebrauch dieſes Krautes hat auch in allen europaͤiſchen Laͤn - dern, wo es nicht aus Finanz-Ruͤckſichten verboten oder beſchraͤnkt wird, den Anbau deſſelben vor andern Handelsgewaͤchſen bewirkt, und ihn, je nachdem die Handels-Conjuncturen durch den Seekrieg veraͤndert wurden, mehr oder min - der eintraͤglich gemacht.
Anbau durch Planteurs.Man hat jedoch gefunden, daß es fuͤr groͤßere, und ſich mehr verbreitende Landwirthe rathſamer ſey, den Anbau ſelbſt kleineren emſigen Leuten zu uͤber -199Der Taback.laſſen, als ihn durch Lohn zu betreiben. Man hat ihnen deshalb entweder den Acker voͤllig vorbereitet und geduͤngt zur Bepflanzung mit Taback, fuͤr einen be - ſtimmten Geldpreis uͤberlaſſen, oder aber die ſaͤmmtliche Arbeit gegen einen Antheil am Ertrage mit ihnen bedungen. Das letztere hat am meiſten Beifall gefunden, weil nun der Eigenthuͤmer und Planteur gleiches Intereſſe an dem Ge - deihen hatten. Es haben ſich daher faſt allenthalben, wo man dieſen Bau kennt, Arbeiter unter dem Namen Planteurs angeſiedelt, die ſich in den Som - mermonaten faſt ausſchließlich mit dieſem Bau beſchaͤftigen. Auf ſchlechterem Boden theilt der Eigenthuͤmer mit ihnen gewoͤhnlich zu gleichen Theilen, auf vorzuͤglichen erhalten ſie nur 2 / 5 des Ertrags. Der Eigenthuͤmer giebt den Ak - ker, den Duͤnger und die vorlaͤufige Pflugarbeit, auch den Trockenraum her; alle Arbeit verrichtet der Planteur, erziehet auch die Pflanzen; doch giebt der Eigenthuͤmer den Miſt und das Holz zu den Saamenbeeten. Auch giebt die - ſer die Pferde zum Einfahren. Die Koſten des Verfahrens und Verkaufs tragen beide gemeinſchaftlich. Es gehoͤren hierzu aber ſchon wohlhabende Ar - beiter-Familien, welche bis zum Verkauf des Tabacks ihren Unterhalt vor - ſchießen koͤnnen, und die alſo auch, außer der Bezahlung ihrer Arbeit, ihren Profit dabei haben muͤſſen.
Da man im Durchſchnitt annehmen kann, daß der Morgen 8 Ctr. Ta - back giebt, und der Ctr. 5 rthlr. gilt, der Morgen alſo zu 40 rthlr. benutzt wird, ſo hat der Eigenthuͤmer bei dem Antheil von 3 / 5 24 rthlr., und der Plan - teur 16 rthlr. davon. Ein geſchickter und fleißiger Planteur beſtreitet mit ſei - ner Familie im Durchſchnitt 12 Morgen, und ſo iſt ſein Verdienſt 192 rthlr. in der Zeit, wo er ſich mit dem Anbau und dem Trocknen des Tabacks be - ſchaͤftigt; jedoch muß er in der geſchaͤftsvollſten Zeit einige Gehuͤlfen auf ſeine Koſten zunehmen.
Der Taback bereitet das Land zu andern Fruͤchten trefflich vor, erſetzt die Stelle der Brache voͤllig, und nach allgemeinen Bemerkungen hat man keinen Ruͤckſchlag der folgenden Fruͤchte wahrgenommen, wenn man zum Taback mit 4 Fudern Miſt, ſtaͤrker als zur Brache geduͤngt hatte. Es iſt hauptſaͤchlich dieſer Miſt, welcher dem Taback zur Laſt geſchrieben werden muß; und darum200Der Taback.iſt der Tabacksbau natuͤrlich an denen Orten am meiſten im Gange, wo man Miſt wohlfeil kaufen kann.
Ein wichtiges Erforderniß beim Anbau im Großen ſind die Trockenraͤume. Man nimmt alle Boͤden, Schoppen und Staͤlle zu Huͤlfe, und es ſchadet dem Taback nicht, wenn er uͤber dem Vieh in den Staͤllen aufgehangen wird.
Es hat zwar keinen Zweifel, daß man manche beim Taback vorfallende Arbeiten durch die Pferdehacken ſehr vermindern koͤnnte; da indeſſen manche andere Handarbeiten dabei unumgaͤnglich ſind, und mit Genauigkeit im richti - gen Momente vollfuͤhrt werden muͤſſen, ſo ſcheint es fuͤr den groͤßern Land - wirth am rathſamſten, die ganze Arbeit den Planteurs zu uͤberlaſſen.
Ich rede deshalb auch nicht von den kleinern Manipulationen des Ta - backsbaues, die des Planteurs Sache ſind, ſondern nur von dem, was der groͤßere Landwirth dabei zu beobachten hat.
Arten.Man hat mehrere Arten von Taback zum Anbau empfohlen, indeſſen hat doch die gewoͤhnliche virginiſche Art (Nicotiana tabacum) faſt allgemein den Vorzug erhalten, und die von einigen unter dem Namen des aſiatiſchen oder tuͤrkiſchen Tabacks (Nicotiana rustica) geruͤhmte Art, hat auf die Dauer keinen Beifall gefunden. Von jener Art giebt es aber wohl verſchiedene durch die Kultur erzeugte Abarten: beſonders eine groͤßer werdende, und eine klei - ner bleibende.
Boden.Der Taback will einen lockern Boden, und ein ſandiger Boden paßt ſich an ſich beſſer wie ein thoniger fuͤr ihn. Der ſandige Lehmboden iſt alſo dieſer Pflanze der zutraͤglichſte; jedoch gedeihet ſie auch auf humoſen milden Lehmboden. Er muß aber reich ſeyn an altem Humus und wieder durch irgend einen Duͤnger erfriſcht werden, wenn der Toback eine volle und reiche Ernte geben ſoll. Der beſte Taback waͤchs auf Neubruch, vorzuͤglich wenn der Raſen gebrannt iſt, und noch mehr, wenn darauf ſtehendes oder nach Kurlaͤndſcher Art aufgefuͤhrtes Holz zugleich darauf eingeaͤſchert iſt. Hierin liegt wohl mehr als im Klima der Vorzug des amerikaniſchen Tabacks, der ſelten im Miſte aber zehen bis zwoͤlf - mal nach einander ungeduͤngt in dem kraͤftigen abgebrannten Rohdelande gebauetwird.201Der Taback.wird. Auch wiſſen es unſre Fabrikanten, daß die auf aͤhnlichem Boden ge - wonnenen Blaͤtter in der Milde und im Geruch einen großen Vorzug vor den auf friſchem Miſt gewachſenen haben; ſie wollen dies im Handel aber nicht zu - geſtehen, um keinen hoͤheren Preis dafuͤr zu zahlen, wie ſie doch billig thun ſollten; und wie ſie auch thun werden, wenn dieſes Tabacks Vorzuͤge allge - meiner anerkannt ſind.
Naͤchſtdem wird der preiswuͤrdigſte Taback auf humusreichem Boden er - baut, nach einer Duͤngung mit Kalk, Mergel oder Aſche, welche Duͤngung in - deſſen auf magern Boden nicht die erforderliche Wirkung auf dieſe Pflanze thun wuͤrden. Gewoͤhnlich wird er durch Miſt getrieben, welcher ihm aber immer den ſcharfen Geſchmack und den fusligen Geruch giebt, welchen die Tabacksfabri - kanten ihm durch mannichfaltige Beizen bisher vergeblich zu benehmen verſucht haben. Da indeſſen dieſer Taback die gewoͤhnliche Handelswaare iſt, ſo findet er auch auf den Maͤrkten Abnehmer genug.
Der Acker wird wie zu andern Hackfruͤchten vorbereitet, im Herbſte tiefBereitung des Ackers. gepfluͤgt, der Miſt wo moͤglich vor Winter aufgefahren und ausgeſtreuet, im Fruͤhjahre flach untergeſtrichen, und ſodann kurz vor dem Pflanzen, damit die Krume locker bleibe, wieder tiefer gepfluͤgt.
Das Gedeihen haͤngt vorzuͤglich davon ab, daß er moͤglichſt fruͤh, am beſten noch im Monat Mai gepflanzt werde, und daß man die erſte dazu paß - liche Witterung wahrnehme. Es kommt daher auf fruͤh erſtarkte Pflanzen vorzuͤglich an, wozu dann der Acker dem Pflanzer ſchleunig in Stand geſetzt werden muß.
Die uͤbrige Manipulation, die der Pflanzer beſorgt, iſt wie geſagt, nicht der Gegenſtand dieſer Anweiſung. Man findet ſie ausfuͤhrlich beſchrieben in den meiſten landwirthſchaftlichen Handbuͤchern und in folgenden Schriften: Kling, der Tabacksbau fuͤr den pfaͤlziſchen Landmann 1798. Korge, Unterricht zum Anbau des Tabacks. Breslau 1773. Rieben, Anleitung zum Tabacksbau. Dresden 1789. Chriſt, Anweiſung zum eintraͤglichſten Tabacksbau. Frankfurth 1799. Traité complet de la culture, fabrication et vente du tabac. Paris 1791.
Wo der Gebrauch den Taback durch Planteurs, gegen einen gewiſſen An - theil bauen zu laſſen, bekannt iſt, da werden es auch die Bedingungen ſeyn, unter welchen man dieſe Leute annimmt. Das genaueſte findet man daruͤber in des Grafen von Podewils Wirthſchaftserfahrungen Th. I. S. 75. Wo dieſe Einrichtung noch nicht uͤblich iſt, da wird man ſich zu Anfange einen min - der vortheilhaftern Akkord gefallen laſſen muͤſſen; die Pflanzer werden ſich aber billiger finden laſſen, wenn ſie den Vortheil, den ſie auf einem zum Tabacks - bau geeigneten und reich durchduͤngten Boden davon haben, erſt kennen lernen.
Da die Verfuͤhrung des Tabacks leicht iſt, ſo muß man zum Verkauf weitere Wege ſich nicht gereuen laſſen, um ihn auf ſolche Maͤrkte zu bringen, wo er bei mehrerer Koncurrenz der Kaͤufer hoͤhere Preiſe findet. In der Re - gel ſteigt der Preis des Tabacks im Fruͤhjahre und Sommer betraͤchtlich, er verliert aber auch bei der ſtaͤrkern Austrocknung am Gewicht.
Die Struͤnke des Tabacks hat man vortheilhaft zur Pottaſchenſiederei be - nutzt, indem ſie vieles Kali enthalten. Will man Winterung beſtellen, ſo muͤſ - ſen ſie doch vom Felde geſchafft werden, folgt aber Soͤmmerung, ſo ſind ſie im Fruͤhjahre muͤrbe genug, um der Beackerung nicht im Wege zu ſeyn, und ge - ben allerdings dem Boden einige Duͤngung zuruͤck.
Einige haben es rathſam gefunden, mehrere Tabacksſtengel, als zur Ge - winnung des erforderlichen Saamens noͤthig ſind, ſtehen zu laſſen, und den uͤbrigen Saamen zum Oelſchlagen zu benutzen, welches er in ziemlich ſtarkem Maaße und Guͤte giebt.
Zum Kaffe - Suͤrrogat.Dieſe Wurzel iſt unter allen Kaffeſurrogaten, die man neuerlich ange - ruͤhmt hat, und die freilich ſaͤmmtlich, gebrannt, einen braunen brenzlicht ſchmeckenden Abſud geben, doch immer die einzige, welche ſich nun ſeit dreißig Jahren, und ſelbſt bei wohlfeileren Kaffepreiſen als Surrogat deſſelben erhal - ten hat, und womit die Fabrikanten ſowohl, die ſie im Großen bereiteten,203Die Cichorie.als die Anbauer derſelben in der Naͤhe ſolcher Cichorien-Kaffefabriken einen betraͤchtlichen Gewinnſt gemacht haben. Man hat in ſolchen Gegenden fuͤr den Morgen dazu geeigneten Landes ohne alle Vorbereitung und Duͤngung 16, 20 bis 24 rthlr. Pacht bezalt.
Die Pflanze erfordert einen lockern, tiefen, in Kraft ſtehenden, ſandigen Lehmboden und eine tiefe Beackerung deſſelben, die man da, wo es an guten tief eindringenden Pfluͤgen fehlt, gewoͤhnlich mit dem Spaten giebt. Man duͤngt wohl etwas mit zergangenem Kuhmiſt, aber nicht ſtark dazu, weil ſtar - ker Duͤnger die Wurzel fasrig und auch uͤbel ſchmeckend macht. Der Saamen wird im Fruͤhjahr in der Regel breitwuͤrfig, wie die Moͤhren ausgeſaͤet; doch haben auch einige groͤßere Anbauer ihn mit Erfolg gedrillt, gepferdehackt und ſich dadurch das erforderliche Jaͤten, Bekratzen und Vereinzeln der Pflanzen erleichtert.
Das Kraut kann, wie einige verſichern, ohne Nachtheil der Wurzeln zu Ende des Julius oder Anfangs Auguſts abgemaͤhet werden, und giebt einen ſehr reichlichen Schnitt zur Viehfuͤtterung.
Die mit Vorſicht aufgegrabenen oder mit der Forke ausgeſtochenen Wur - zeln, werden in der Nachbarſchaft der Fabriken friſch verkauft, muͤſſen ſonſt aber zerſchnitten und getrocknet werden.
Es iſt ſehr wichtig, die Wurzeln ganz rein aus dem Boden herauszuſchaf - fen, weil ſie ſonſt als Unkraut darin einwuchern, ſich ſehr darin vertheilen und aͤußerſt ſchwer zu vertilgen ſind. Aber auch außerdem hat man eine ſehr er - ſchoͤpfende Eigenſchaft an dieſen Gewaͤchſen bemerkt, und es ſoll durch wieder - holten Cichorienbau guter Acker ſo verſchlechtert ſeyn, daß viele Arbeit und Duͤnger erforderlich wurden, um ihn wieder in einen kraͤftigern Zuſtand zu ſetzen.
Man hat aber auch dieſes Gewaͤchs in Frankreich und nachmals auch nachAls Futter - kraut. A. Youngs Empfehlung in England bloß als Futterkraut angebaut. Der Hauptertrag erfolgt hier erſt im zweiten Jahre, und man will eine ſtaͤrkere Futtermaſſe wie von irgend einem andren Gewaͤchſe davon gehabt haben. Nach meinen damit angeſtellten Verſuchen, gab es mir allerdings einen ſehr anſehn - lichen Schnitt, der vom Rindvieh gern gefreſſen wurde, und vortheilhaft aufC c 2204Der Kuͤmmel.die Milch wirkte. Nachher trieb es aber, ohne neue Wurzelblaͤtter zu machen, mit Gewalt in Bluͤteſtengel, die einen unbedeutenden Ertrag gaben und vom Viehe verweigert wurden, ſo daß ich durchaus nichts preiswuͤrdiges zu dieſem Behuf an der Pflanze finden kann. Die Englaͤnder und beſonders A. Young haben es nachher mehr als Schaafweide benutzt, und es, weil eine kleine Flaͤche viele Hammel fett macht, ſehr vortheilhaft gefunden. Es muß alſo wohl, wenn es von den Schaafen immer niedergehalten wird, am Boden blei - ben und nachhaltiger Wurzelblaͤtter austreiben, weil aufgeſchloſſene Stengel gewiß keine Nahrung fuͤr die Schaafe ſind. Man benutzt es auf dieſe Weiſe ausdauernd eine Reihe von Jahren nacheinander. Wie man den Boden wie - der davon reinige, weiß ich nicht anzugeben. Der meinige hat mir viele Ar - beit gekoſtet, weswegen ich dieſes mehr zur Warnung als zur Empfehlung ge - ſagt haben will.
iſt ein zweijaͤhriges Gewaͤchs, welches in einem Jahre fruͤhzeitig geſaͤet wer - den muß, und im folgenden erſt ſeinen Saamen bringt. Es nimmt alſo den Acker zwei Jahre ein, und da es nur auf dem kraͤftigſten Boden mit Vortheil gebaut werden kann, ſo wuͤrde die zweijaͤhrige Bodenrente ihm berechnet wer - den muͤſſen,[wenn] man nicht im erſten Jahre den Boden durch eine andere Frucht zum Theil zu benutzen ſucht.
Wo der Kuͤmmelbau naͤmlich am vollſtaͤndigſten, z. B. in der Gegend um Halle,[betrieben] wird, erziehet man die Pflanzen auf dem Saamenbeete, und ſaͤet den Saamen manchmal ſchon im Herbſt, gewoͤhnlich aber fruͤhzeitig im Fruͤhjahr aus. Man bereitet den Acker, wo er wachſen ſoll, wie zu Hackfruͤchten vor, und bepflanzt ihn um Johannis, eine Reihe um die andere mit Kuͤmmel und mit Kohl, Steck - oder Runkelruͤben, welche Fruͤchte dann einigemal behackt werden. Dieſe Gewaͤchſe werden im Herbſt aufgenommen, und dem Kuͤmml dann das Feld allein uͤberlaſſen. Im folgenden Fruͤhjahre wird der Kuͤmmel wieder ein - oder zweimal behackt, und er reift um Johan - nis, wo er geſchnitten oder aufgezogen wird.
205Der Fenchel. Der Anis.Andre ſaͤen den Kuͤmmel nach guter Vorbereitung auf das Land, wo er ſtehen ſoll, entweder allein oder mit Moͤhren, mit Mohn, auch mit Lein, auch wohl gar mit Sommergetreide aus, jaͤten und vereinzeln ihn, geben ihm im Herbſt oder im Fruͤhjahr eine Ueberduͤngung von Kompoſt - oder von Federvieh - miſt, und ernten ihn unverpflanzt.
Ich vermag nicht zu entſcheiden, welche dieſer Methoden die vortheilhaf - teſte ſey, dies kann nur der, welcher ſie beide nachhaltend verſucht und berech - net hat. Die Verpflanzungsmethode wird indeſſen das Land rein erhalten.
Der Kuͤmmel verlangt, wenn er gerathen ſoll, einen ſtarken Weizenboden erſter Klaſſe: kraͤftigen ſchwarzen Lehm -, oder doch reichen, in Gartenkultur erhaltenen und gut gelegenen Mittelboden. Auf ſolchem Boden mißraͤth er nicht leicht, und den Winter uͤberſteht er ſicher.
Seine Ernte erfordert wegen des Ausfallens alle Vorſicht, die man beim Rapps anwendet. Er wird geſchnitten oder ausgezogen, ſorgfaͤltig eingefahren oder auf dem Felde abgedroſchen.
Der Preis den der Kuͤmmel faſt allgemein hat, macht ſeinen Anbau ge - wiß vortheilhaft. Der Landwirth kann ſich aber mit dem kleinen Detail-Ver - kauf nicht befaſſen, und muß daher den Hauptvortheil dem Kaufmanne uͤber - laſſen. Ein ſtarker Gebrauch zur Branntweinbrennerei moͤchte eignen Anbau beſonders rathſam machen.
wird auf eben die Weiſe gebauet und behandelt, wie der Kuͤmmel. Er iſt hauptſaͤchlich Apothekerwaare, wird indeſſen auch von Conditorn und Likoͤr - fabrikanten haͤufig benutzt.
iſt ein einjaͤhriges Gewaͤchs, wird im Fruͤhjahr geſaͤet, und reift gegen den Herbſt. Man ſaͤet ihn wohl unter Moͤhren, und behandelt ihn auf gleiche Weiſe wie dieſe.
Den Anbau anderer Gewuͤrz - und Apothekerkraͤuter zu beſchreiben, enthalte ich mich, weil ich ihn zum Theil aus eigner Anſicht und Erfahrung nicht kenne, z. B. den in unſerm Klima wohl nicht ſtatt findenden Safranbau, den Suͤßholzbau, den Chamillen - und Pfeffermuͤnzbau; theils weil die Erziehung anderer hierher gehoͤrender Gewaͤchſe, die lange auf einer Stelle ſte - hen, z. B. der Rhabarberwurzel, der Roſen, der Salwey, des La - vendels u. ſ. f. mehr fuͤr den Gaͤrtner gehoͤrt. Die Kultur ſolcher Ge - waͤchſe im Großen auf ſehr fruchtbarem Boden, kann uͤbrigens unter guͤnſti - gen Verhaͤltniſſen ſehr vortheilhaft ſeyn. Man geht aber am ſicherſten, wenn man daruͤber mit in Großhandelnden Materialiſten und Apothekern vorher Kontrakte ſchließt, nachdem man ſich durch kleinere Proben von dem gluͤckli - chen Erfolge, und jene von der Guͤte der Waare, die man liefern kann, uͤber - zeugt hat.
Wir gehen nun zum
uͤber, worunter wir zwar auch ſolche Pflanzen mit begreifen, die zur menſch - lichen Nahrung dienen, hauptſaͤchlich aber doch im Großen, und auf freiem Felde fuͤr das Vieh gebauet werden.
Wir reden zuerſt von denen, welche am vortheilhafteſten mittelſt der Pfer - dehackenkultur angebauet werden koͤnnen, mit Bezug auf dasjenige, was oben §. 169. daruͤber geſagt iſt.
Dieſe jetzt ſo unentbehrlich gewordene Frucht iſt ungefaͤhr ſeit 250 Jah - ren in Europa bekannt geworden, indem ſie Joh. Hamkings im Jahre 1565 aus Santa Fe nach Europa brachte; wo ſie aber nur der Sonderbarkeit we - gen in einigen Gaͤrten gebauet und genoſſen wurde. Walther Raleigh ver -207Die Kartoffeln.breitete ihren Gebrauch aus Virginien erſt in Irland im Jahre 1623 allge - meiner. Jedoch waren ſie in Italien ſchon 1588 ziemlich bekannt, und es iſt wahrſcheinlich, daß ſie von daher zuerſt nach Deutſchland kamen, weil man ſie in Italien tartoffoli nannte, und unſre gewoͤhnlichſte Benennung nur da - her ſtammen kann. Gemeiner wurden ſie jedoch in Deutſchland erſt um das Jahr 1710. Von dieſer Zeit an wurden ſie als ein ziemlich gewoͤhnliches Ge - waͤchs in den Kuͤchengaͤrten angeſehen, aber mehr von den wohlhabenderen als vom gemeinen Manne gegeſſen. 1760 verbreitete ſich zu Ende des ſiebenjaͤh - rigen Krieges ihr Gebrauch mehr, doch ſah man in den mehrſten Gegenden ih - ren Anbau im freien Felde noch als etwas ſehr ſonderbares, ausſchweiffendes und ungebuͤhrendes an. Der groͤßere Anbau im Felde ward erſt in den Jahren 1771 und 1772 beliebter, wie der allgemeine Mißwachs im Getreide und die daher entſtandene Hungersnoth die Menſchen lehrte, daß man von Kartoffeln — die man bisher nur als eine Nebenſpeiſe betrachtete — allein und ſo gut wie vom Brode leben koͤnne. Dennoch blieb ihr Anbau noch auf den Bedarf fuͤr die Menſchen beſchraͤnkt, und man fing erſt an, den etwanigen Ueberfluß und Abfall dem Viehe zu geben. Dabei lernte man allmaͤhlig, daß es auch vor - theilhaft ſeyn koͤnne, ſie fuͤr das Vieh eigens zu erbauen, und es war wohl zuerſt Bergen, in ſeiner Anleitung zur Viehzucht, der ihren Anbau im Großen zu dieſem Zwecke predigte, und zur Erſparung der Handarbeit eine Art von Pferdehacke empfahl. Es ſcheint uns jetzt ſonderbar, daß die hohe Nutzbar - keit dieſes Gewaͤchſes ſo lange verkannt wurde, und der groͤßere Anbau deſſelben ſich ſo lange verzoͤgerte.
Ich habe mich mit dem Anbau keiner Pflanze ſo ſehr beſchaͤftigt, wie mit dieſer. Fruͤher noch, als ich Ackerbau zu treiben anfig, erregten die unzaͤhli - gen Varietaͤten, welche aus dem Saamen derſelben entſtanden, meine Aufmerk - ſamkeit, und ich behandelte ſie auf die mannichfaltigſte Weiſe, damals beſon - ders als Pflanzen-Phyſiolog, und um zu erfahren, ob der Boden oder die Be - fruchtung die Abarten bewirke. Nachmals habe ich in Anſehung ihres Anbaues alle Methoden anderer, und die ich mir ſelbſt erdachte, verſucht. In Anſe - hung des Ertrages waren die Reſultate der verſchiedenen Pflanzungs - und Be - arbeitungs-Methoden, wenn ſie nur nicht ganz unzweckmaͤßig angebracht oder208Futtergewaͤchſe.vernachlaͤſſigt wurden, wenig verſchieden. Der Ertrag hing vom Boden bei einer und derſelben Art ab. Der Arbeitsaufwand aber, und daher der reine Ertrag, war ſehr verſchieden, und ich richtete nun meine ganze Aufmerkſamkeit darauf, jenen moͤglichſt bei dem Anbau im Großen zu vermindern, ohne am rohen Ertrage erheblich zu verlieren. Denn die Landrente iſt bei dem Anbau der Kartoffeln von geringerer Bedeutung wie die Arbeitskoſten. Ich darf[ſa - gen], daß ich das mehr wie irgend einer erreicht, und bis jetzt faſt in jedem Jahre Fortſchritte darin gemacht habe. Daher erſuche ich die Leſer meiner Schriften, das, was ich im erſten und im dritten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft, in den Anmerkungen zu Bergens Viehzucht, und hin und wieder in den Annalen uͤber die Behandlung der Kartoffeln geſagt habe, als das Reſultat meiner Lehrjahre, das aber, was ich hier ſagen werde, als ein mehr Vollendetes anzunehmen.
Abarten.Um die unendlich mannichfaltigen Abarten dieſer Frucht unter gewiſſe Gattungen zu bringen, muͤſſen wir doch bloß auf den nutzbaren Theil derſel - ben, die Bollen, Ruͤckſicht nehmen. Das Kraut und die Bluͤte ſcheint zwar mit der Qualitaͤt jener oft uͤbereinſtimmend zu ſeyn, erfordert aber noch eine genauere Beobachtung botaniſcher Landwirthe. Denn weder von bloßen Bo - tanikern noch von bloßen Landwirthen duͤrfen wir ſie erwarten.
In Anſehung der Farbe der Haut ſind die Kartoffeln dunkel, faſt ins ſchwarze uͤbergehend, violetroth bis zu einer hellen blaſſen Roͤthe, oder braͤun - lich, oder gelb und gelbweißlich.
Die Farbe ihres Fleiſches iſt gelb, gelblich weiß, oder ganz weiß; zuwei - len mit etwas roͤthlich gemiſcht.
Sie kommen fruͤher oder ſpaͤter zur Reife, d. h. zu dem Zeitpunkte, wo ſie ſich von der Mutterpflanze abloͤſen und dieſe abſtirbt. Man hat ſolche, die man mehreremale in einem Sommer auf demſelben Platze bauen kann.
Was aber fuͤr uns den weſentlichſten Unterſchied macht, iſt ihre Konſiſtenz und Mehlhaltigkeit. Einige haben ein ſehr ſchwammiges Fleiſch, deſſen Zellen mit Waſſer angefuͤllt ſind, ein geringeres ſpezifiſches Gewicht und weniger Mehl und andre nahrhafte Theile in gleicher Maſſe.
Einige209Die Kartoffeln.Einige haben einen beſonders angenehmen, andre einen unangenehmen Beiſchmack. Einige ſchmecken indeſſen, wenn ſie friſch ſind, angenehmer als wenn ſie aͤlter werden; bei andern iſt es umgekehrt.
Einige kochen ſich ſehr leicht weich und zerplatzen, andre widerſtehen dem heißen Waſſer oder Dampfe laͤnger.
Einige wollen einen trockneren Boden haben, werden wenigſtens auf einem feuchten ganz waͤßrig, inwendig hohl, und enthalten Waſſer in dieſer Hoͤhlung. Andre bleiben in einem trockneren Boden ganz klein und ſind kaum des Auf - nehmens werth.
Einige verbreiten ſich an langen Straͤngen weit im Erdreich, andre haͤu - fen ſich zuſammen und draͤngen ſich einander heraus.
Einige gedeihen beſonders gut auf moorigem Boden, andre werden daſelbſt fleckig und verlangen Lehmboden.
Auf dieſe und mehrere andre Eigenheiten muß man ſehen, wenn man ſich die Arten auswaͤhlt, die man bauen will. Eine fremde Art muß man auf ſei - nem eignen Boden erproben, bevor man ſie im Großen einfuͤhrt.
Auf den hoͤheren Ertrag der einen oder der andren Art muß man Ruͤckſicht nehmen, aber ihren Werth auf die darin enthaltenen naͤhrenden Theile reduzi - ren. Dieſe laſſen ſich aus dem Gewichte, aus der Empfindung auf der Zunge ungefaͤhr abnehmen; genauer wenn man ſie in Scheiben zerſchnitten austrocknet und mit ihrem vorigen Gewichte vergleicht; beſtimmt aber nur, wenn man ſie chemiſch zerlegt. Eine groͤßere Maſſe mit gleichem Mehlgehalte iſt keines - weges erwuͤnſcht, da ſie nur einen groͤßeren Raum zur Aufbewahrung er - fordert und dem Verderben mehr ausgeſetzt iſt. Bei verkaͤuflichen Kartoffeln muß man ſich freilich nach dem Geſchmack der Kaͤufer und nach dem Markt - preiſe richten.
In Anſehung der Berennung, ſelbſt der gebraͤuchlichſten Kartoffelarten, in Deutſchland und in England herrſcht eine ſolche Verwirrung, daß ich, um nicht mißverſtanden zu werden, gar nichts daruͤber ſagen mag. Unter dem Namen engliſcher, hollaͤndiſcher, rheiniſcher, hollſteinſcher, polniſcher Kartof - feln, verſteht man hier und dort ganz verſchiedene Arten.
Erziehung aus Saamen.Die Erziehung der Kartoffeln aus Saamen habe ich vormals haͤufig ver - ſucht. Sie iſt intereſſant fuͤr einen Gartenliebhaber, und man kann ſich durch zufaͤllige Erzeugung einer neuen guten Art verdient machen. Aber oͤkonomiſch iſt ſie nicht, indem es, wenn man ſie nicht auf Miſtbeeten treibt, zu lange dauert, bevor die Bollen zu ihrer vollen Groͤße kommen; beſonders aber weil man faſt immer eine gemiſchte Art erhaͤlt, die man ſchwer ausſondern kann, und die, wenn ſie zuſammenbleibt, ein unangenehmes Gemenge von verſchie - dener Natur abgiebt. Es iſt wichtig, daß man jede Sorte rein erhalte, weil ſie ſonſt ungleich keimen und reifen. Ich rede hier nicht von der Gartenkul - tur der Kartoffeln.
Boden.Die Kartoffeln wachſen auf jedem Boden, und wenn die Witterung guͤn - ſtig iſt, geben ſie ſogar auf geduͤngtem Flugſande einen ziemlichen Ertrag. Wenn ſtrenger Lehmboden gut vorbereitet und durch ſtrohigen Miſt gelockert iſt, ſo iſt ihr Gedeihen auch auf ſolchem ganz ſicher. Vor allem ſagt ihnen aber doch der ſandige Lehmboden zu.
Im Neubruch und auf abgewaͤſſertem, beſonders gebrannten Moorboden, gerathen ſie auch vorzuͤglich und geben zuweilen einen enormen Ertrag.
Platz im Felde.Bis jetzt ſind die Kartoffeln in offenem Felde groͤßtentheils in der Brache gebauet worden, und es iſt ausgemacht, daß ſie gut bearbeitet die mehrſten Zwecke der Brache erfuͤllen. Allein die Winterung ſchlaͤgt darauf nach uͤber - wiegenden Erfahrungen und mit Ausnahme weniger einzelnen Faͤlle zuruͤck. Da man nun die Winterung in der Brache ſo ungern aufopfert, ſo haben - manche gute Dreifelder-Wirthe die Kartoffeln in das zweite oder Sommer - feld gebracht, vielleicht etwas dazu nachgeduͤngt, und auf ſelbige Erbſen fol - gen laſſen, die allerdings hier ſehr gut gerathen; womit ſie dann wieder in den gewoͤhnlichen Turnus uͤbergegangen ſind.
Duͤnger.Daß die Kartoffeln in friſchem Duͤnger ſtaͤrker werden, iſt allgemein an - erkannt; indeſſen koͤnnen ſie in zweiter und dritter Tracht noch einen annehm -211Die Kartoffeln.lichen Ertrag geben. Danach iſt dann aber der Boden auch merklich erſchoͤpft — denn daß die Kartoffeln den Boden uͤberall nicht ausſaugen, iſt mir zu behaupten nie eingefallen, vielmehr habe ich das Gegentheil geſagt (engliſche Landwirthſchaft Bd. III. S. 237.). Aber ſie ſaugen die Wirthſchaft nicht aus, ſondern bereichern ſie vielmehr betraͤchtlich an Duͤngkraft, wenn ſie verfuͤttert werden. —
Auf allem ſtrengeren Boden iſt friſcher, langer, ſtrohiger Miſt, und zwar je unmittelbarer er in Beruͤhrung mit den Kartoffeln kommt, folglich kurz vor der Saatfurche aufgefahren, um ſo zutraͤglicher. Auf milderem Boden aber mehr zergangener Miſt oder der einige Male mit durchgepfluͤgt worden iſt.
Andre kraͤftige Duͤngungsmittel, z. B. Hornſpaͤne in die Saatfurche ge - ſtreuet, wollene Lappen eben ſo, Lohgaͤrberabfall u. ſ. w., bringen uͤppige Kar - toffeln hervor. Huͤrdenſchlag, nachdem die Kartoffeln eingelegt ſind, wirkt maͤchtig; aber die Bollen bekommen danach einen Beiſchmack. Allein es fin - det auch bei der Duͤngung der Kartoffeln ein Maximum ſtatt, uͤber welches hinaus ſie ungeheures Kraut treiben, welches ſich platt auf den Boden legt, und worunter ſich hoͤchſt wenige Bollen finden.
Zur Pflanzung muͤſſen moͤglichſt geſunde und kraͤftige Kartoffeln ausge -Setzlinge. waͤhlt werden; nicht ſolche, denen die Sproſſen ſchon mehrere Male abge - brochen worden, weil ſie ihre kraͤftigſten Keime ſchon verkoren haben; insbe - ſondere aber keine im Winter ſehr erkaͤltete, wenn gleich vom Froſte nicht ge - ſtoͤrte Kartoffeln. Alle Kartoffeln aus Gruben, Feimen oder Kellern, in welche der Froſt eingedrungen iſt, und einen Theil zerſtoͤrt hat, ſind, wie mich uͤber - zeugende Erfahrung gelehrt hat, hoͤchſt mißlich zu pflanzen. Sie bleiben ganz zuruͤck, oder machen ſchwache Pflanzen, und man muß daher die zum Einle - gen beſtimmten Kartoffeln vor allen ſorgfaͤltig aufbewahren.
Ob ich gleich weiß, daß manche von kleinen Kartoffeln ſehr guten Ertrag an großen Kartoffeln erhalten haben, ſo ziehe ich doch die mittleren und gro - ßen, beſonders bei gewiſſen Arten, vor; die kleinen haben nicht die lebhafte Keimkraft und bleiben oft zuruͤck. Jene laſſen ſich indeſſen unbedenklich in zwei Stuͤcke ſchneiden.
D d 2212Futtergewaͤchſe.Das Einlegen der Stuͤcke mit einzelnen Augen, ja die bloßen ausgeſto - chenen Augen oder das Abgeſchaͤlte kann unter guͤnſtigen Umſtaͤnden ſtarke Pflanzen geben. Allein auf zaͤherem, nicht ſein gepulverten, ſo wie auf Sand - boden mißraͤth es ſehr leicht, wenn die Witterung nach dem Einlegen und bei dem Hervorkommen der Pflanzen dem einem oder dem andern unguͤnſtig iſt. Die junge Pflanze muß ſich mit ihren zarten Wurzeln gleich aus der Erde naͤhren koͤnnen, und darf durch verballete Erde nicht unterdruͤckt werden, denn ſie hat keine Nahrung aus der Mutterkartoffel, verdorret oder verkuͤmmert alſo leicht. Ich gehe daher von dieſer vormals von mir vertheidigten, im Garten ge - woͤhnlich gluͤckenden, aber im Felde ſehr unſichern Pflanzungsart ab. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den abgepfluͤckten, eingelegten Sproſſen.
Staͤrke der Einlage.Ueber die Vorzuͤge des dichteren und entfernteren Einlegens der Kartof - feln werden die Meinungen wohl getheilt bleiben; denn es kommt dabei auf die Nebenzwecke an. Die von dem wuͤrdigen J. N. Schwerz wiederholt an - geſtellten, in der landwirthſchaftlichen Zeitung erzaͤhlten genaueren Verſuche ſcheinen, in Ruͤckſicht auf den Ertrag, fuͤr das Einlegen einer groͤßeren Kartoffel - maſſe zu entſcheiden. Die praktiſchen Reſultate ſeiner Verſuche ſind folgende:
1) Die Groͤße des (reinen) Ertrages nach Abzug der Einlage ſteht bei den Kartoffeln in einem ziemlich genauen Verhaͤltniſſe mit der Groͤße der Ein - ſaat. Das heißt: wer viel Saamen nimmt, wird gewoͤhnlich mehr davon ern - ten, als der, welcher weniger dazu nimmt.
2) Schoͤne und große Pflanzkartoffeln geben nicht allein ſchoͤnere und groͤßere Kartoffeln, ſondern auch eine groͤßere Quantitaͤt zuruͤck.
3) Allem Vermuthen nach kommt das oͤftere Ausarten der Kartoffeln von wiederholt ſchlechtem Pflanzgute her.
4) Ganz kleine Kartoffeln oder Auswurf ſind zur Fortpflanzung durchaus nicht zu empfehlen.
5) Bei mittelmaͤßigen Kartoffeln gebuͤhrt den ganzen der Vorzug. Sind die Kartoffeln gar groß, ſo reicht die Haͤlfte zu, im Fall ſie enge genug in die Reihen gelegt werden.
213Die Kartoffeln.6) Es iſt nicht raͤthlich, die Kartoffeln in mehr als zwei Stuͤcke zu zer - ſchneiden.
7) Das Einzeln - aber dichter Neben-einander-legen der Kartoffeln iſt zweckmaͤßiger, als das Vervielfaͤltigt-legen, zumal da, wo alle Arbeit mit dem Pfluge vollfuͤhrt, und keine Handhacke gebraucht wird.
8) Das Pflanzen der Keime iſt ſehr unſicher und mißlich, daher nicht anzurathen.
Landwirthſchaftliche Zeitung. 1809. S. 568.
Ich unterzeichne alle dieſe Saͤtze als mit meinen Erfahrungen im Gro - ßen uͤbereinſtimmend; was aber den erſten anbetrifft, nur ſo, wie er erklaͤrt iſt. Denn daß der Ertrag mit der Einſaat im Verhaͤltniß ſtehe, erhellt aus den Verſuchen keinesweges. Der Verfaſſer theilt, um ein Reſultat zu ziehen, ſeine Einſaat in zwei Theile, und ſchlaͤgt zu dem einen die Verſuche, wo die Einſaat uͤber 1,254, zu dem andern die, wo ſie unter 1,254 betrug. Bei dem erſtern iſt der reine Ertrag auf jede Reihe 16,81, bei der andern 15,41. Sie ver - halten ſich alſo wie 1000 zu 917. Der Verluſt iſt alſo bei letzteren ꝛc. 8⅓ Pro - zent. Das Verhaͤltniß der Einſaat iſt weit ungleicher. Nun aber ſind unter den Verſuchen, die zu dem letzten Theile gerechnet werden, mehrere, die gar nicht in Anſchlag kommen duͤrften: Keime oder Augen, ein Paar Haͤnde voll; ganz kleiner Auswurf geſtreuet, die hoͤchſt unbedeutenden Ertrag gaben. (Land - wirthſchaftliche Zeitung, Jahrgang 1809. S. 558.) Beachten wir nur die Faͤlle, wo gute Kartoffeln oder Kartoffelnſtuͤcke auf 1, 2, 3, 4 Dezimeter Entfernung gelegt wurden, ſo wird der Unterſchied ſehr geringe, und belaͤuft ſich nur auf 2½ Prozent.
Dieſen Unterſchied, und ſogar einen Unterſchied von 5 Prozent, will ich zugeben, wenn Kartoffeln in die Reihen auf 8 Zoll oder auf 24 Zoll Entfer - nung gelegt werden, mithin die Einſaat im letztern Falle dreimal ſo ſtark als im erſtern gemacht wird. Ich gewinne bei dem entferntern Legen nur 95 Schfl. wo ich bei dem dichten Legen 100 Schfl. per Morgen uͤber die Einlage ge - winnen wuͤrde.
Dagegen hat das entferntere Einlegen bei dem Anbau im Großen — wovon hier nur die Rede iſt — folgende Vorzuͤge.
214Futtergewaͤchſe.1) Die Kartoffeln, und beſonders die zur Einſaat geeigneten, ſtehen im Fruͤhjahre in einem weit hoͤheren Werthe als im Herbſte bei der Ernte; ihre Erhaltung iſt mit Arbeit und Riſiko verbunden geweſen, immer iſt wohl ein Theil verdorben. Wir wollen nur ein Drittel mehr annehmen, oder daß der Scheffel im Herbſte 8 gr. im Fruͤhjahre 12 gr. werth ſey. Die Preiserhoͤhung dieſer 8 Scheffel betraͤgt 32 gr. Die 5 Schfl., welche ich bei der Ernte mehr gewinne, betragen 40 gr. ; alſo iſt der Vortheil auf 8 gr. reduzirt.
2) Bei dem entfernteren Einlegen erſpare ich Arbeit.
3) Die Bearbeitung, wenn ſie ins Kreuz mit dem Pfluge geſchehen kann, erſpart faſt alle Handarbeit, welche um die Reihen zu reinigen, doch noͤthig iſt.
4) Dieſe Bearbeitung iſt von ungleich groͤßerer Wirkſamkeitzur Reinigung, Pulverung und Luͤftung des Erdreichs, als wenn ſie nur in einer Direktion geſchehen kann. Insbeſondere werden die Quecken, die in den angehaͤuften Reihen ſo leicht fortranken, dadurch voͤllig zerſtoͤrt, und der Zweck der Brache vollkommen erreicht; was mir bei dem Hackfruchtbau eine der erſten Ruͤckſich - ten iſt. Von der Wirkung dieſer von allen Seiten geſchehenden Arbeit auf die Kartoffeln ſelbſt, ſage ich nichts, da wir einen hoͤheren Ertrag der einſei - tig bearbeiteten einmal hypothetiſch zugeſtanden haben.
5) Das Aufnehmen der in einzelnen Haufen zuſammen gedraͤngten Kar - toffeln iſt ungleich bequemer, und geht weit ſchneller, als wenn ſie fortlaufend in einer Reihe liegen. Meine Arbeiter nehmen jene lieber um den 14ten Schfl. als dieſe um den 10ten Schfl. auf; denn eine Perſon bringt bei jenen 18 Schfl. bei dieſen ſchwerlich 10 Schfl. taͤglich heraus, wenn ſie gleich emſig arbeitet. Dies ſchnelle Foͤrdern iſt aber bei der Ernte von hoͤchſter Wichtigkeit.
Dies ſind die Gruͤnde, warum ich die Legung der Kartoffeln in gleich - ſeitigen zureichenden Entfernungen beſtimmt vorziehe. Wenn ich auch zugebe, daß ich, um eine beſtimmte Quantitaͤt Kartoffeln zu ernten, etwas mehr an Acker gebrauche, ſo iſt mir doch die Erſparung an Arbeit und die gruͤndliche Bearbeitung meines Ackers weit wichtiger. Bei denen, die mit ihrem zum Kartoffelbau zu verwendenden Acker ſparſam ſeyn muͤſſen, mag das dichtere Legen gerathener ſeyn.
215Die Kartoffeln.Indeſſen muͤſſen folgende Bedingungen erfuͤllt werden:
1) Man nehme zum Einlegen nur ſichere und vernuͤnftige Leute, die kei - nen Platz, wo eine Kartoffel liegen ſoll, uͤberſchlagen.
2) Man nehme lauter geſunde Setzkartoffeln.
3) Man richte ſeinen Acker ſo zu, daß das Keimen keiner Kartoffel ge - ſtoͤrt werde.
Wer dieſe Bedingungen nicht erfuͤllen will oder kann, der lege ſie lieber dichter, oder zwei an einer Stelle, weil ſonſt, wenn viele leere Raͤume blei - ben, der Ausfall betraͤchtlicher ſeyn koͤnnte.
Die Zeit des Einlegens der Kartoffeln richte ſich nach der Witterung. Pflanzungs - zeit.Ich lege ſie nicht eher, als bis ſich der Boden erwaͤrmt hat, und habe immer gefunden, daß die ſpaͤter gelegten die fruͤheren eingeholt haben. Ich habe ſie mit gutem Erfolge bis zu Anfange des Junius gelegt, indeſſen ſuche ich in der Mitte des Mais damit fertig zu ſeyn. Will man ſie ſpaͤt legen, ſo muß man ſie nur an einem waͤrmeren Orte vorher keimen laſſen. In etwas ſtren - gerem Boden duͤrfen ſie durchaus nicht eingeſchmiert werden, ſondern man muß ſeine Abtrocknung abwarten.
Im Herbſte iſt mein Boden ſo fruͤh als moͤglich und um 2 Zoll tiefer,Beſtellung. als bisjetzt gepfluͤgt war, umgebrochen und geegget. Im Winter wird der Miſt aufgefahren und ſogleich gebreitet. Im erſten Fruͤhjahre wird er flach untergepfluͤgt; vor der Saatfurche wird geegget. Daß der Miſt mit dieſer zum Theil wieder heraufkomme, iſt mir ſehr lieb, weil er dann um ſo mehr an die Wurzeln der Kartoffeln kommt.
Das Einlegen mit dem Spaten nach einer Knotenſchnur habe ich nur einmal verſucht, wie ich ſie zuerſt im Quadrat pflanzen wollte. Waͤre ich auch nicht auf eine andere Methode verfallen, ſo wuͤrde mich die Weitlaͤuftigkeit dieſer Arbeit doch von dieſer Bauart abgeſchreckt haben.
Sie werden in die Pflugfurche gelegt, und das Verfahren iſt folgendes:
Mit dem oben erwaͤhnten Marqueur oder Furchenzieher werden Linien oder kleine Furchen ins Kreuz mit derjenigen Richtung, welche der Pflug216Futtergewaͤchſe.nehmen ſoll, gezogen. Dann werden fuͤnf Perſonen in gleichem Abſtande in die Pfluglinie hin[g]eſtellt, und die Diſtanzen, die ein jeder belegen ſoll, werden ihnen bezeichnet. Ein Pflug macht die erſte Furche, die belegt wird. Dann ſchließen ſich die zwei andern Pfluͤge an, und in die Furche des dritten Pflu - ges wird nun immer eingelegt. Die Einleger muͤſſen natuͤrlich von einer Seite zur andern,〈…〉〈…〉 er in ſeiner angewieſenen Diſtanz, uͤbergehen. Sie legen die Kartoffeln an der Stelle, welche ihnen die Furche des Marqueurs angiebt, und dicht an dem perpendikulaͤren Abſchnitt des Pfluges. Es iſt wichtig, daß die Kartoffel dicht an dieſer perpendikulaͤren geraden Seite und nicht an die aufgepfluͤgte Erde gelegt werde; denn ſie bleibt hier beſſer in ihrer Lage und wird vom Fuße des Pferdes nicht getroffen.
Zu der Furche, in welche eingelegt wird, muß der geſchickteſte Pflugfuͤhrer gewaͤhlt werden, damit er die gehoͤrige Tiefe, auf bindendem Boden von 3 Zoll, auf ſandigem von 4 — 5 Zoll halte, und einen etwanigen Fehler, den die an - dren in der Breite der Furchen gemacht hatten, verbeſſere. Dieſer Vorpfluͤ - ger zieht bei einem neuen Gewende immer die erſte Furche. Es iſt rathſam, die Gewende auf beiden Seiten abzuſchreiten, und Richtſtangen aufzuſtellen, damit Keile moͤglichſt vermieden werden.
Sind die Leute eingeuͤbt, ſo machen drei Pfluͤge und fuͤnf Einleger taͤg - lich 8 Morgen, immer 6 Morgen fertig. Es muß aber einem jeden ſein Kar - toffelſack zur Hand ſtehen.
Bearbeitung waͤhrend der Vegetation.Nach acht Tagen wird geegget und ſchon einiges Unkraut zerſtoͤrt. Dann laͤuft es in Menge auf. Man erwartet nun den Zeitpunkt, wo die Kartoffeln hervorkommen wollen, und einige Spitzen ſich zeigen. Dann uͤberzieht man das Feld flach mit dem Exſtirpator. Das kann man ohne alle Beſorglichkeit, die Kartoffeln nachtheilig zu verletzen, thun. Hierdurch wird alles Unkraut zerſtoͤrt. Man laͤßt das Land rauh liegen, bis alle Kartoffeln heraus ſind, und dann egget man es wieder glatt. Sie ſtehen dann ſo rein, als ob ſie ſorg - faͤltig gejaͤtet waͤren, und es bedarf des Schaufelns nicht.
Wenn anfangs nicht alle Pflanzen in gerader Linie nach beiden Richtun - gen ſtehen ſollten, ſo ſchadet dieſes nichts. Die erſte Bearbeitung mit derPferde -217Die Kartoffeln.Pferdehacke ſehr ſie hinein. Es ſcheint ihnen gut zu bekommen, wenn ſie etwas geſchoben werden.
Die erſte Bearbeitung giebt man ihnen in der Richtung des Marqueurs mit der kleinen Pferdehacke; die zweite in der Richtung des Pfluges mit der großen Pferdehacke. Und das iſt in den meiſten Faͤllen genug. Das Kraut hat nun das ganze Feld bedeckt und beſchattet. Iſt noch hin und wieder eine Un - krautspflanze nahe an einer Kartoffel aufgekommen, ſo iſt es eine ganz unbedeu - tende Arbeit, ſie in der Bluͤte auszuziehen.
Will man noch ein drittes Pferdehacken geben, ſo thue man es in der Rich - tung des letzteren. Die aufgeworfenen Furchen zu durchbrechen wuͤrde ſchwierig ſeyn, wenn die Kartoffeln ſchon herangewachſen ſind.
Und ſo iſt das Feld immer vor Eintritt der Getreideernte voͤllig fertig bis zu ſeiner Aberntung.
Eine andere Methode, deren ich mich auf lehmigem und der Feuchtigkeit ausgeſetzten Boden noch lieber bediene, iſt folgende:
Nachdem der Acker vorbereitet worden, werden mit dem Marqueur zwei ſich rechtwinklicht durchkreuzende Zuͤge gemacht, und auf jeden Durchkreuzungspunkt wird eine Kartoffel geelgt. Das Legen geht noch weit geſchwinder, und eine Perſon kann ſehr bequem 3 Morgen in einem Tage belegen. Dann zieht man zwiſchen jeder Reihe mit der kleinen Pferdehacke durch, und bewirft ſie dadurch vollkommen mit Erde. Wenn das Unkraut hervorkommt, ſo ziehet man, die Kartoffeln moͤgen gelaufen ſeyn oder nicht, mit der großen Pferdehacke in derſelben Richtung durch, und zerſtoͤrt es damit. Nachdem die Kartoffeln etwas herange - wachſen ſind, durchbricht man die aufgepfluͤgten Ruͤcken ins Kreuz mit der großen Pferdehacke, und giebt vielleicht zuletzt noch eine Furche in der erſten Richtung.
Die Vorzuͤge, welche dieſe Methode auf lehmigem und der Feuchtigkeit aus - geſetzten Boden hat, ſind einleuchtend. Die Kartoffel iſt unten, oben und von allen Seiten mit lockerer Erde umgeben; der Miſt wird ihr naͤher gebracht, und ſie iſt gegen uͤbermaͤßige Naͤſſe, die der Frucht verderblich werden kann, vollkom - men geſichert. Denn ſie liegt hoͤher als der Grund der Furche, in welcher das Waſſer abziehen kann. Der Boden, worin ſie liegt, wird durchaus von der Sonne durchwaͤrmt.
Vierter Theil. E e218Futtergewaͤchſe.Allein die wirkſame Anwendung des Exſtirpators faͤllt bei dieſer Bauart weg, und den Schaufelpflug kann man auch nicht gebrauchen. Daher hat man etwas mehr mit dem Unkraut zu kampfen, und es kommt ſehr darauf an, daß man den Zeitpunkt zum Ueberſtreichen der Erde richtig wahrnehme. Sonſt muß man mit Handjaͤten und Hacken nachhelfen. Auf ſandigem duͤrren Boden paßt ſie nicht, weil er bei heißer Duͤrre zu ſehr austrocknen koͤnnte. Und endlich koͤnnte ein betraͤchtlicher Froſt, der die Kartoffeln vor dem Ausnehmen uͤberfiele, vielleicht tiefer in dieſe Beete eindringen. Alſo rathe ich doch nur auf ſolchem Boden dazu, wo man Nachtheil von der Feuchtigkeit fuͤr die Kartoffeln zu be - ſorgen hat.
Ueber andre Methoden des Kartoffelbaues verweiſe ich auf das, was ich im erſten und dritten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft geſagt habe. Bei den vorerwaͤhnten beiden Methoden bleibe ich jetzt ſtehen.
Wenn das letzte Anhaͤufen geſchehen iſt und die Kartoffeln in die Bluͤte treten, ſo muß man ſie ruhig ſtehen laſſen. Denn mit der Bluͤte bilden ſich zugleich die jungen Bollen aus. Es war ein ſehr thoͤrichter Rath, die Bluͤten abzuſchneiden, um dadurch den Ertrag der Kartoffeln zu vermehren. Der ſcharf - ſinnige Cullen in Edinburg hatte es ſchon bemerkt, daß der Vegetationsprozeß in der Bollen - und Bluͤteentwickelung harmonire, und die bei dieſer Gelegen - heit gemachten Verſuche haben ſaͤmmtlich gezeigt, daß man dem Ertrage durch Abſchneidung der Bluͤten merklich geſchadet habe.
Auch hatte Cullen den Verſuch gemacht, den Kartoffeln das Kraut im - mer abzuſchneiden, ſo wie es wieder austrieb; welches die Folge hatte, daß ſie durchaus keine Bollen anſetzten, ſondern lauter Wurzelfaſern trieben. Anderdons Verſuche uͤber den Nachtheil des fruͤhen Abſchneidens des Krautes, habe ich im 1ſten Bande der engliſchen Landwirthſchaft S. 403. angefuͤhrt.
Die Ernte.Die Ernte der Kartoffeln iſt das, was den mehrſten großen Landwirthen am ſchwierigſten geſchienen hat, und warum ſie ihren Anbau im Großen fuͤr be - denklich hielten. Indeſſen hat ſich die Beſorglichkeit ſeit dem Jahre 1798, wo ich den Kartoffelbau im Großen zuerſt predigte, ſehr verloren, und man hat ge - funden, daß es damit leichter gehe, als man ſich vorſtellen konnte. Es iſt eine219Die Kartoffeln.guͤnſtige Zeit, wo Weiber und Kinder keine andre Arbeit haben, und wo die Witterung heiter zu ſeyn pflegt. Es iſt eine Arbeit, die ſie gerne thun, und wo - bei ſie der Gedanke, ihren Winterbedarf zu verdienen, aufmuntert. Mir ſcheint nichts angemeſſener zu ſeyn, als ſie um eine Quote aufnehmen zu laſſen. Nach meiner Art gelegt, thun ſie es um den zwoͤlften Scheffel gern, zuweilen um den fuͤnfzehnten, wenn meine Kartoffeln gut und andre nicht ſonderlich ſtehen. Verdienen ſie mehr als ſie gebrauchen und aufbewahren koͤnnen, ſo nimmt man ſie ihnen zu einem beſtimmten Preiſe ab. Es geht ſehr geſchwind, die Leute neh - men alle ihre Kinder zu Huͤlfe; im Tagelohn iſt es dagegen eine langweilige Arbeit.
Die Kartoffeln werden mit einer Winzerhacke aufgehauen, nachdem das Krant vorher abgemaͤhet worden. Nach meiner Art gelegt, kann ein Mann bequem fuͤr zwoͤlf Aufleſer aufh[a]cken. So koſtet die Arbeit weniger als das Aufpfluͤgen, wel - ches mancherlei Unbequemlichkeiten hat; insbeſondere weil nicht genau abgemeſſen werden kann, wie viel an jedem Tage geſammlet wird und der Nachtfroſt die be - ſchaͤdigen kann, welche liegen bleiben. Sie werden ſo vollſtaͤndig aufgeſammlet, daß ich eine Nachleſe nie der Muͤhe werth gefunden habe; denn die Hacke foͤrdert ſie trefflich zu Tage.
Es iſt eine große Verſchwendung, ſich der Saͤcke bei der Kartoffelernte zu bedienen. Sie gehen in einem Jahre darauf. Ich habe Kaſten, die ungefaͤhr 30 Scheffel halten und die auf Wagen geſetzt werden. An der Seite haben ſie einen Schieber. Wenn ſie bei dem Kartoffel-Magazin anlangen, wird der Schieber geoͤffnet, eine Rinne angehangen, und ſo laufen die Kartoffeln an den Ort ihrer Beſtimmung herab. Dieſe Kaſten ſind auch zu manchem andern Ge - brauch bequem.
Wenn die Kartoffeln bei trockner Witterung aufgenommen werden, ſo kannAufbewah - rung. man ſie mit Sicherheit gleich in die Keller oder gegen Froſt verwahrte Magazine bringen. Man muß dieſe aber, bis Froſt eintritt, luftig erhalten. Kommen ſie ſehr feucht ein, ſo iſt es rathſamer, ſie erſt auf eine Tenne zu bringen und ab - trocknen zu laſſen.
Keller oder durch doppelte Waͤnde gegen Froſt geſicherte Behaͤlter, ſind zwar zur Aufbewahrung der Kartoffeln am bequemſten; jedoch koͤnnen ſie in MietenE e 2220Futtergewaͤchſe.unter gehoͤriger Bedeckung von Stroh vollkommen gegen den haͤrteſten Froſt und beſſer als in Gruben geſichert werden. Man kann dieſe Mieten zu 20 und meh - reren Winspeln anlegen, am bequemſten jedoch mit Ruͤckſicht auf die Groͤße des Aufbewahrungsplatzes auf dem Hofe, damit man eine ganze Miete, ſo wie man ſie gebraucht, auf einmal hineinbringen koͤnne; wozu dann im Winter Tage ohne Froſt gewaͤhlt werden muͤſſen.
Bei den Mieten, welche man, wenn ſie groͤßer ſind, am beſten laͤnglicht und dachfoͤrmig anlegt, kommt es vorzuͤglich darauf an, daß man ſie allenthalben gleichmaͤßig und wenigſtens 6 Zoll dick mit Stroh belege. Beſonders muß man unten am Boden das Stroh uͤberſtehen laſſen, damit hier kein Froſt eindringe. Oben am Forſt und an den Ecken muß es wohl verbunden ſeyn. Alsdann wird das Stroh mit Erde belegt. Dieſe Erde ſchuͤtzt zwar uͤber〈…〉〈…〉 nicht gegen den Froſt; nur das Stroh iſt es, was die Entweichung der Waͤrme aus den Kar - toffeln verhindert. Aber die Erde muß den Durchzug der Luft durch das Stroh abhalten und deshalb muß ſie dicht ſeyn. Eine loſe abkruͤmelnde Erde taugt alſo nicht dazu, und wenn man keine andre hat, ſo muß man ſie durch irgend eine Bedeckung befeſtigen. Hierzu iſt das Kartoffelnkraut zu gebrauchen, welches man daruͤber herlegt und ſolches mit Schaafhuͤrden oder auf irgend eine Art ge - gen den Wind befeſtigt. Hat man lehmige Erde, ſo iſt das nicht noͤthig, und man braucht ſie nur allenthalben recht glatt und feſt zu ſchlagen, und muß von Zeit zu Zeit nachſehen, daß keine Oeffnung, etwa durch Maͤuſe, entſtehe.
Eine ſehr noͤthige Vorſicht aber iſt es, dieſe Mieten bei fortdauerndem war - men Wetter im Herbſte, nicht voͤllig zu ſchließen, ſondern ihnen oben, bis Froſt eintritt, etwas Luft zu laſſen, damit die Duͤnſte herausziehen koͤnnen. Man laͤßt alſo dem Strohe oben am Forſte Luft, und ſpuͤrt oͤſterer nach, ob kein Gaͤh - rung anzeigender Geruch entſtehe, in welchem Falle man gleich mehr Luft giebt. Erſt wenn anhaltender Froſt eintritt, macht man ſie feſt zu.
In ſolchen Mieten blieben die Kartoffeln unverletzt, wie im Winter 1802 1803 der Froſt uͤber 3 Fuß in die Erde drang, und die Kartoffeln faſt in allen Gruben, die nicht von allen Seiten mit Stroh verwahrt waren und in vielen Kellern erfroren. Eine Bedeckung dieſer Mieten mit Miſt iſt voͤllig unnoͤthig und kann leicht nachtheilig werden.
221Die Kartoffeln.Wenn Thauwetter eintritt, ſo iſt es immer rathſam, die Mieten oben et - was zu oͤffnen, damit die Duͤnſte ausgehen koͤnnen.
Ueber die Benutzung der Kartoffeln noch etwas zu ſagen, waͤre uͤberfluͤſſig. Nahrungs - kraft.Nur etwas uͤber das Werthsverhaͤltniß, worin ſie ihrer Natur und ihren naͤh - renden Theilen nach gegeneinander ſtehen.
Wenn wir ſie unter den Koͤrnern mit dem Rocken vergleichen, ſo enthal - ten gute Kartoffeln dem Gewickte nach 24 Prozent nahrhafter Theile, der Rok - ken 70 Prozent. Wenn 1 Scheffel Rocken 82 Pfd. und 1 Scheffel Kartoffeln 100 Pfd. wiegt, ſo ſind dem Maaße nach 64⅔ Scheffel Kartoffeln gleich 24 Schfl. Rocken (vergl. Einhof in den Annalen des Ackerbaues Bd. III. S. 357. Bd. IV. S. 627.). 2 Scheffel 12 Metzen Kartoffeln waͤren alſo ungefaͤhr einem Schef - fel Rocken gleich zu ſetzen. Dies muͤſſen aber gute, dichte, mehlige, auf trock - nem Boden gewachſene Kartoffeln ſeyn, wie ſie Einhof bei der genaueren Unterſu - chung bearbeitete. Denn der Unterſchied iſt, wie nachmalige Unterſuchungen lehrten, unter den Kartoffeln noch groͤßer als er ihn dort annahm, und den ſchlechteren Arten kann man nicht mehr als 20 Prozent nahrhafter Theile zu - ſchreiben; ſo daß von dieſen 3 Scheffel einem Scheffel Rocken gleich zu ſetzen ſind.
Die Erfahrung bei der Branntweinbrennerei, wo man nicht die beſſere Art von Kartoffeln zu nehmen pflegt, ſtimmt hiermit uͤberein. Nach der Ausſage der vorzuͤglichſten praktiſchen Brenner, geben 3⅓ Scheffel Kartoffeln zwar nur ſo viel Branntwein als 1 Scheffel Rocken, er iſt aber ſtaͤrker im Gehalt.
Mit dem Heu, bei der Viehfuͤtterung verglichen, giebt jedermann zu, daß 2 Scheffel Kartoffeln 1 Centner Heu uͤberwiegen, und daß man wenigſtens 1 Schfl. Kartoffen ½ Centner Heu gleich ſetzen koͤnne; wobei jedoch ein Theil der Fuͤt - terung aus Heu oder Stroh beſtehen muß, um die Verdauung zu befoͤrdern. Bei den großen Ochſenmaſtungen, die in meiner Gegend betrieben werden, iſt man vollkommen uͤberzeugt, daß wenn ein Ochſe taͤglich ½ Scheffel oder 50 Pfd. Kartoffeln, und dabei gewoͤhnlich 5 Pfd. Heu erhaͤlt, er eben ſo ſtark aufſetze, als wenn er 35 Pfd. Heu bekommt, und die Viehhaͤndler geben die Ochſen lie - ber in dieſe Kartoffeln als in bloße Heufutterung. A priori koͤnnen wir uͤber das Verhaͤltniß der Kartoffeln zum Heu nicht ſo entſchieden urtheilen, wie uͤber das222Futtergewaͤchſe.Verhaͤltniß derſelben zu dem Korn, weil ſie mit dieſem ſehr gleichartige, mit je - nem ungleichartige naͤhere Beſtandtheile haben. Deshalb muͤſſen wir uns hier le - diglich an die Erfahrung halten.
In England hat man uͤber die Nutzbarkeit der Kartoffeln zur Viehmaſtung in Vergleich gegen die Ruͤben ſehr viel geſtritten. Als Reſultat dieſes Streites erklaͤrt der große und erfahrne Viehmaͤſter Campbell ſehr beſtimmt, 1 Buſhel Kartoffeln vom Hofe abgeholt, ſey ihm, auch ohne Ruͤckſicht auf den Miſt zu nehmen, nicht feil fuͤr das Doppelte, was 1 Pfd. Rindfleiſch gelte. Ein Buſhel iſt = 0,645 Scheffel, alſo beinahe ⅔ Scheffel. Ein Scheffel alſo in reiner Benutzung zur Viehmaſt gleich dem Werthe von 3 Pfd. Rindfleiſch.
Ueber die Benutzung der Kartoffeln beim Milchvieh, wo die Erfahrungen bisher ſehr abweichende Reſultate gaben, ſo wie von ihrer Benutzung bei den Schaafen, werden wir in der Folge reden.
Koſtenpreis.Da die Kartoffeln im Großen ſelten Marktwaare ſind, ſo iſt es wichtig, daß man ſich ihr Werthsverhaͤltniß und ihren Erzeugungspreis bei der eigenen Be - nutzung, die man davon machen kann, richtig denke und ihn nicht mit dem Marktpreiſe verwechſele.
Nach dem Ertrage, den ich auf gut und tief kultivirtem und kraͤftig geduͤng - ten, Feuchtigkeit haltenden Mittelboden vormals gehabt hatte, glaubte ich 140 Schfl. auf den Kalenbergſchen Morgen, der etwa um〈…〉〈…〉 Quadratruthen groͤßer wie der Magdeburger iſt, im Durchſchnitt annehmen zu koͤnnen (engl. Landwirthſchaft Bd. III.). Hier aber habe ich es dahin noch nicht gebracht. und mein ſtaͤrkſter Gewinn iſt im Jahre 1809 120 Scheffel auf dem hieſigen Morgen geweſen. In dem Mißwachsjahre 1810 nur 78 Scheffel; ſonſt zwiſchen 80 und 90 Scheffel. Ich mache deshalb jetzt meinen Anſchlag auf 80 Scheffel Ertrag nach Abzug der Einlage, wozu ich zwiſchen 5 und 6 Scheffel gebrauche.
Die Arbeit beim Kartoffelbau iſt, wenn man ſehr maͤßige und immer zu vollfuͤhrende Arbeitsſaͤtze annimmt, folgendermaßen zu berechnen, auf 50 Morgen.
223Die Kartoffeln.Nach unſren mittlern Verhaͤltniſſen, wenn 1 Schfl. Rocken 1 rthlr. gilt, iſt anzuſchlagen
betraͤgt auf 1 Morgen 3 rthlr. 9 gr. 2 pf.
Der Schfl. Kartoffeln aber wuͤrde, wenn 81 Schfl. uͤber die Einſaat gewonnen werden, 1 gr. koſten.
Nach den verſchiedenen uͤblichen Verhaͤltniſſen muß ſich aber ein jeder dieſes ſelbſt berechnen.
Wie hoch iſt nun aber die Landrente und der Miſt anzuſchlagen?
Wenn dem Acker eine vollſtaͤndige Sommer - oder Brachbearbeitung von Zeit zu Zeit nothwendig iſt, und wenn man ohne Kartoffeln - oder aͤhnlichen Hack - fruchtbau eine reine Brachbearbeitung geben muͤßte; ſo iſt die Landrente den Kar - toffeln gar nicht zur Laſt zu ſchreiben, ſondern ſie koͤnnten noch auf eine Verguͤ - tung Anſpruch machen, indem ſie die koſtſpielige Bearbeitung der Brache erſpa - ren, oder vielmehr ſelbſt bewirken.
Der Miſt oder die Dungkraft, welche die Kartoffeln ausziehen, muß ihnen allerdings angerechnet werden, wenn ſie zum Verkauf kommen. Werden ſie aber in der Wirthſchaft verfuttert, ſo geht es hoͤchſtens mit dem Miſte auf, den ſie wiedergeben. Das geringſte Reſultat, was die uͤber Duͤngererzeugung ange - ſtellten Verſuche geben, iſt: daß 100 Pfd. verfutterte Kartoffeln 66 Pfd. Miſt hervorbringen. 80 Schfl. Kartoffeln geben alſo 5280 Pfd. Miſt und 800 Pfd. Kartoffelſtroh geben 1840 Pfund, folglich die Kartoffeln von einem Morgen, 3 gute Fuder. Wenigſtens alſo der Maſſe nach ſchon ſo viel, als ſie conſumi -ren.225Die Kartoffeln.ren. Welche Vorzuͤge aber dieſer Miſt vor dem Miſte aus gewoͤhnlicher trock - ner Fuͤtterung habe, iſt wohl allgemein anerkannt, und von Kaͤhler (Vergl. An - nalen des Ackerbaues Bd. XII. S. 228.) ſcharfſinnig beobachtet worden. In dem Falle alſo koͤnnen wir den Kartoffeln fuͤr die Duͤnger-Comſumtion nichts anrechnen; es wird vielmehr durch ihren Anbau die Dungmaſſe betraͤchtlich ver - mehrt, und durch das thieriſche Leben, welches ſie ernaͤhren, werden andre Mate - rialien erſt zu wirkſamem Duͤnger gemacht.
Man hat aber manchmal Gelegenheit, ſeinen Acker an kleine Leute zum Kar - toffelbau zu vermiethen. Wenn er gehoͤrig vorbereitet und geduͤngt iſt, bekommt man fuͤr die zwoͤlffuͤßige Ruthe 1½ gr., betraͤgt per Morgen 11 rthlr. 6 gr. Hiervon muͤſſen die Vorarbeitskoſten abgezogen werden, welche oben zu 23 gr. berechnet worden; bleiben alſo 10 rthlr. 7 gr.
Wenn man alſo dieſen baaren Geldertrag den Kartoffeln bei eigenem Anbau fuͤr Landrente und Miſt anrechnen will, ſo werden die Kartoffeln koſten 10 rthlr. 7 gr. + 3 rthlr. 9 gr. 2 pf. = 13 rthlr. 16 gr. 2 pf. und 1 Scheffel Kartoffeln kommt dann auf 4 1 / 10 gr. zu ſtehen. Dies waͤre alſo der Koſtenpreis der Kartof - feln, der wegen des gebuͤhrenden Profits auf 5 gr. zu ſetzen iſt. Und wohlfeiler ſind wohl nie Kartoffeln verkauft worden. Hierbei aber geht der Duͤnger verlo - ren, und wenn ich fuͤr 80 Schfl. von 1 Morgen 16 rthlr. 16 gr. bekomme, welche nach Abzug von 3 rthlr. 9 gr. Arbeitskoſten 10 rthlr. 7 gr. reinen Ertrag geben, ſo fragt es ſich, ob ich nach meinen Wirthſchaftsverhaͤltniſſen dadurch auch hin - reichenden Erſatz fuͤr den verlornen Duͤnger erhalte? —
Conſumirt die Wirthſchaft aber die Kartoffeln ſelbſt, ſo kann ſie ihre Erzeu - gungskoſten nicht hoͤher als zu 1 gr. p. Schfl. — und um das Riſiko aufs hoͤchſte zu decken — zu 1 gr. 4 pf. anſchlagen. Und ſie bezahlen ſich in der Maſtung zu 6 gr., wenn das Pfd. Fleiſch 2 gr. gilt.
Ueber die merkwuͤrdige aber noch wenig benutzte Abſcheidung des Kartoffel - mehls durch den Froſt, wodurch das Subſtanzielle der Kartoffel ſehr lange er - halten und leichter noch als Getreide verfuͤhrt werden kann, vergl. Annalen des Ak - kerbaues Bd. III. S. 389. und Bd. XI. S. 1.
Mangoldwurzel, Burgunderruͤbe, Dickruͤbe, Raunſchen, Ran - gerſ, von den Franzoſen durch eine mißverſtandene Ueberſetzung des Worts Mangold, racine de disette, und von den Englaͤndern daher wieder scarcity - root genannt, ſtammt mit allen ihren Varietaͤten entweder von der Beta vul -Abarten. garis allein ab, oder iſt aus einer Vermiſchung derſelben mit der Beta cicla entſtanden. Denn ich halte den Unterſchied, den die Botaniker zwiſchen beiden Gattungen angeben, fuͤr zu unbedeutend, und meinen Bemerkungen nach fuͤr zu unbeſtimmt, um eine ſpezifiſche Trennung beider zu begruͤnden. Aus der dun - kelrothen Gartenruͤbe und dem weißen Mangold ſind durch Vermiſchung des Saamenſtaubes, meiner Ueberzeugung nach, alle die Varietaͤten entſtanden, die ſich bald jener bald dieſem mehr naͤhern und noch immerfort Ausartungen un - terworfen ſind, wo bei einzelnen Individuen der eine oder der andre urſpruͤng - liche Stamm mehr hervorſticht. Es laſſen ſich daher die verſchiedenen Arten, welche man davon anbauet, wie das bei ſo vielen der kultivirten Pflanzen der Fall iſt, nicht beſtimmt charakteriſiriren, ſondern ſie gehen allmaͤhlig und ſchwan - kend ineinander uͤber.
Die an beiden Extremen ſtehenden Spielarten ſind die dunkelrothe in den Kuͤchengaͤrten ſchon viel fruͤher angebaute rothe Beetwurzel und die ganz weiße Runkelruͤbe. Dazwiſchen ſtehen nun die große hochrothe, die fleiſchfarbne oder mit fleiſchfarbnen Ringen gemiſchte, die aͤußerlich rothe und inwendig ganz weiße, die gelbe, auch gelb und roth gemengte. Mit der Farbe der Wurzel ſtimmt die Farbe des Krauts mehrentheils uͤberein oder vielmehr der Blattnerven, die mehr oder minder roth oder ganz gruͤn ſind. Aus dem Saamen, von einer Pflanze aufgenommen, erfolgen immer Verſchiedenheiten. Doch iſt die ganz rothe oder die ganz weiße und gelbe am beſtaͤndigſten.
Die bleichrothe Art wird unter gleichen Umſtaͤnden am groͤßten und giebt das ſtaͤrkſte Produkt; deshalb wird ſie zur Viehfuͤtterung am haͤufigſten gebauet. Man unterſcheidet davon wieder zwei Abarten: eine, die mit ihrer Ruͤbe ganz in der Erde bleibt, und eine andre, die aus dem Boden herauszuwachſen die Nei -227Die Runkelruͤbe.gung hat. Daß dieſe Neigung zum Theil in der Art liege, glaube ich nach meinen Beobachtungen zwar; es hat aber auch der Boden gewiß einen betraͤcht - lichen Einfluß darauf, indem ich einmal mit einem Freunde Saamen theilte, den ich als eine herauswachſende Art erhalten hatte, und meine daraus erzoge - nen Pflanzen ſaͤmmtlich in der Erde blieben, die ſeinigen aber herauswuchſen. Mein Boden war auf 10 Zoll, der ſeinige nur flach gepfluͤgt. Ohne Zweifel wird ſich auf einem ſeichten Boden die herauswachſende Art beſſer