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Bemerkungen auf einer Reiſe durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819.
Beſonders in Beziehung auf die an den Flüſſen Sangömo und Onapiſchquaſippi im Norden des Illinois-Staats belegenen, im gedachten Jahre von den Indianern an den Congreß abgetretenen Landſtrichen.
Nebſt einer Ueberſetzung der Conſtitution des Illinois-Staats
Mit einem Kupfer.
Hildesheim,bei J. D. Gerſtenberg. 1820.
[III]

Vorwort.

Reiſeberichte haben einen groͤßern Werth, wenn ſie ſobald als moͤglich dem Leſer uͤber - geben werden. Um dieſes zu bewerkſtelligen, mußte der Verfaſſer aus ſeinem Tagebuche einen kurzen Auszug machen, der, ohne An - ſpruch auf den Titel einer Reiſebeſchreibung machen zu wollen, dennoch vielleicht Manches enthaͤlt, was nicht allein den Europaͤer, ſon - dern auch wol die Bewohner des oͤſtlichen Theils der vereinigten Staaten intereſſirt, und woraus Alle, die dorthin ihr Augen - merk etwa zu richten geſonnen ſeyn ſollten, einigen Nutzen ziehen moͤgen.

IV

Der Verfaſſer iſt Landwirth, und der Leſer wird daher vorzuͤglich auch nur ſolche Ge - genſtaͤnde beobachtet finden, welche in die Landwirthſchaft uͤberhaupt einſchlagen. Bei allem aber, was er hiemit der Nachſicht des Publikums uͤbergibt, iſt Wahrheit ſein erſtes Beſtreben geweſen.

Wahrhafte und gruͤndliche Beſchreibungen uͤber die vereinigten Staaten uͤberhaupt oder einzelne Provinzen derſelben, an Ort und Stelle gemacht, muͤſſen fuͤr Europaͤer, welche zur Abſicht haben, in jenem großen Feſtlande ſich niederlaſſen zu wollen, einen uͤberaus gro - ßen Werth haben. Man irrt ſich aber, wenn man von den Einwohnern irgend einer Provinz ſichere Nachrichten erwarten zu koͤnnen glaubt. Nur ſelten iſt ihnen ganz zu trauen; denn gemeiniglich erhaͤlt man von allen andern Staaten eine ſchlechte Beſchreibung, in dem ſie nur allein die Fruchtbarkeit und Schoͤn - heit desjenigen Staats zu ruͤhmen wiſſen, welchen ſie ſelbſt bewohnen. Wie koͤnnte esV auch bei der Unermeßlichkeit des großen Ge - biets anders ſeyn! Ueber die oͤſtlichen Staaten iſt es zwar leichter, ſowohl durch die vorhandenen Beſchreibungen, als durch die von den Einwohnern einzuziehenden Nachrich - ten, ſich einige gruͤndliche Kenntniſſe zu ver - ſchaffen; aber hier ſind auch fuͤr den Ein - wanderer die Erreichung ſeiner Zwecke bei weitem nicht ſo leicht, als in den weſtlicher liegenden Staaten des großen Binnenlandes. Wenn er dort durch Wegraͤumung undurch - dringlicher Waͤlder mit unbeſchreiblicher Muͤhe ſich erſt ſeinen Acker urbar machen muß: ſo braucht er hier in den herrlichen Wieſen am Sangoͤmo nur den Pflug anzuſetzen, um in demſelben Jahre ſchon eine Aerndte zu haben, welche ſeine kuͤhnſten Erwartun - gen uͤbertrifft.

Herr von Gagern hat uns in der Schrift: Der Deutſche in Nord-Ame - rika, neulich einige intereſſante Nachrichten getiefert; aber nachdem, was man in Ame -VI rika von dem Herrn von Fuͤrſtenwer - ther erfaͤhrt, iſt derſelbe fuͤrerſt noch nicht Willens, die weſtlichen Staaten zu bereiſen, daher auch durch ihn bis dahin uͤber dieſe Gegenden noch nichts Ausfuͤhrliches zu er - warten ſteht.

Birkbeck’s Reiſe (1817) gibt zwar mancherlei ſehr gute und wahre Nachrichten; aber dieſe gehen nicht weiter, als bis zu den erſten ſuͤdlich belegenen Wieſen des Illinois - Staats, und doch werden dieſe von den wei - ter noͤrdlich belegenen, ſowohl an Fruchtbar - keit als auch in Hinſicht des geſundern Cli - ma’s, bei weitem uͤbertroffen.

Darby’s Emigrant’s Guide. Newyork 1818 gibt zwar von den weſtlichen Staa - ten ſehr ſchaͤtzenswerthe Nachrichten; aber ſie beruͤhren bloß die ſuͤdlichen Theile derſelben und gehen nicht weiter als bis zum Jahre 1817.

The Navigator. Pittsbourg 1818. 10teVII Aufl. liefert gleichfalls manche intereſſante Nachrichten uͤber dieſe Gegenden; aber auch dieſe gehen nicht weiter als bis zum Jahre 1817.

Die Beſchreibung der Laͤndereien, welche die Soldaten im Illinois - Staate erhalten haben, von N. B. von Zandt, Sekretaͤr des General-Land - Office in Waſhington (1818), enthalten faſt von allen oben angefuͤhrten Schriften die beſten Auszuͤge; aber damals war es auch noch nicht moͤglich, uͤber alle jene Laͤnder etwas Beſſeres und Gruͤndlicheres zu liefern, weil ſie ſich damals noch im Beſitze der In - dianer befanden. Erſt in der letzten Haͤlfte dieſes Sommers wurde der Vertrag abgeſchloſſen, nach welchem die Indianer alle jene zwi - ſchen dem Illinois und Wabaſch, im Norden des Illinois-Staats belegene Gegenden ge - raͤumt haben. In dieſem Bezirk ſind alle Laͤndereien am Sangoͤmo und Onapiſchqua - ſippi mit eingeſchloſſen, welche durch ihreVIII Schoͤnheit, Fruchtbarkeit und ihr geſundes Clima Jedermann bezaubern. Dieſe erhielten erſt ſeit dem letzten Kriege mit den India - nern (1814), wo die Amerikaner zum Erſten - male dieſe Gegenden betraten, im ganzen Umfange der vereinigten Staaten den aus - gezeichnetſten Ruf.

Da der Verfaſſer dieſer Reiſebemerkungen kuͤnftig in jenen Gegenden des Illinois - Staats wohnen wird: ſo hofft er ſich in den Stand geſetzt zu ſehen, alsdann aus - fuͤhrlichere Nachrichten uͤber dieſen intereſſanten Theil von Nord-Amerika liefern zu koͤnnen.

Am Bord des Schiffes la jeune Corinne im November 1819.

Der Verfaſſer.

[1]

Bemerkungen auf einer Reiſe durch das Innere der ver - einigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819.

1[2][3]

Heute Mittag ſind wir hier, nach einer ſehr lang - weiligen Reiſe von 80 Tagen, von Bremen gluͤck - lich und geſund angelangt.

Wir beſtiegen in Bremen am 29ſten Maͤrz das Amerikaniſche Schiff Plato, vom Capitain Gardner gefuͤhrt, mußten aber, widriger Winde halber, bis zum 7ten April in der Weſer-Muͤn - dung verweilen, worauf wir den ganzen Weg hieher faſt beſtaͤndig mit widrigen Winden, Sturm und abwechſelnder Windſtille zu kaͤmpfen hatten, ſo daß dieſe Reiſe zu den langſamſten, welche ſeit langen Jahren von Bremen aus hieher ge - macht worden ſind, gezaͤhlt werden kann. Unſer Capitain verſicherte: er habe ſeit den 42 Jahren, waͤhrend er die See befahre, nie eine langweiligere Reiſe gemacht, wo ihm Wind und Wetter ſo zu - wider geweſen waͤren. Gewoͤhnlich erfordern die Ueberfahrten von Bremen oder Hamburg nach den oͤſtlichen Seehaͤfen der vereinigten Staaten eine14Zeit von 45, 40, 35, 30, oft nur von 25 bis 22 Tagen.

Jedem, welcher eine lange Seereiſe zu unter - nehmen gedenkt, iſt vorzuͤglich anzurathen:

  • 1) Ein guter Vorrath reiner Waͤſche, weil das Waſchen auf dem Schiffe ſehr viele Schwie - rigkeiten hat.
  • 2) Bettzeug, als: eine Matratze 3 Fuß breit und Fuß lang, eine Decke, ein Kopf - kiſſen, und einige Bett - und Handtuͤcher.
  • 3) Wein und geiſtige Getraͤnke auf eigene Rech - nung.

Medizin iſt gewoͤhnlich auf dem Schiffe zu haben, doch ſelten gut, und der Reiſende wird wohl thun, ſich mit einigen Kleinigkeiten der Art, als: Coͤllniſch Waſſer, Liquor, Pfeffermuͤnzwaſſer ff. zu verſorgen. Auch rathe ich Allen, welche zur Verſtopfung geneigt ſind, entweder einige Nah - rungsmittel, welche dagegen wirken, z. B. ge - trocknetes Obſt ff. oder aber dahin wirkende Me - dizin und eine Kliſtierſpruͤtze, mit an Bord zu nehmen. Die beſtaͤndige Nahrung der Salzſpei - ſen und des harten Schiffsbrodtes macht ſehr zur Verſtopfung geneigt, beſonders da es dabei an hin - laͤnglicher Bewegung des Koͤrpers fehlt.

Die Seekrankheit iſt nur bei einigen Perſo - nen von Bedeutung, und laͤngerer als gewoͤhnlicher5 Dauer. Man befolge aber dabei ja nicht die Rathſchlaͤge der Seefahrer, wenn ſie das Trinken von Seewaſſer, gewaltſames Eſſen ohne Appetit ff. empfehlen. Ein Glas guter alter Wein und eine Taſſe Thee im Anfange der Krankheit ſind die beſten Mittel. Dabei eſſe man nach Maaß - gabe des Appetits, und bleibe, ſo viel als moͤg - lich, auf dem Verdecke, um der friſchen und ge - ſunden Seeluft zu genießen. Uebrigens wird man finden, daß man auf der See ſich gewoͤhnlich ſehr wohl befindet.

Der Capitain, ſo wie alle Seeleute, ſind, mit wenigen Ausnahmen, meiſtentheils Leute, welche von feiner Lebensart nichts wiſſen; der Reiſende darf daher nichts von der Art erwarten. Er thut wohl, ſich mit Buͤchern, muſikaliſchen Inſtru - menten ff. zu verſehen, damit er im Stande iſt, ſich ſelbſt zu unterhalten. Doch muß ich bemer - ken, daß wir in dieſer Art ſehr gluͤcklich waren, indem nicht nur der Capitain, ſondern auch die Offiziere unſers Schiffs ſehr humane und gebildete Leute waren.

Alle Capitaine pflegen es ungern zu ſehen, wenn man ſich mit dem Matroſen am Steuerru - der unterhaͤlt, und ſie haben darin Recht, indem ein ſolcher jederzeit auf ſein Geſchaͤft genau zu achten hat. Ueberhaupt halten die Amerikaner6 auf die ſtrengſte Ordnung. In die Cajuͤte darf ſonſt Niemand als die Offiziere und der Auf - waͤrter kommen. Sie ſehen es daher auch nicht gern, daß der Cajuͤten-Paſſagier ſich viel mit dem uͤbrigen Schiffsvolke und den Paſſagieren unterm Verdecke zu ſchaffen macht. Fuͤr den Cajuͤten - Paſſagier iſt auch vorzugsweiſe der Spazierplatz uͤber der Cajuͤte und zwar der an der Windſeite, als der angenehmere, beſtimmt, indem es dort durch die Neigung des Schiffs ebener iſt. Bei naſſem Wetter wird es oft ſchwer, auf dem Ver - decke herum zu gehen, ohne auszugleiten; man kann jedoch dieſem Uebel abhelfen, wenn man ſich etwas Theer unter die Schuhſolen ſtreichen laͤßt.

Wollen arme Leute die Reiſe nach Ame - rika unternehmen: ſo haben ſie noch viel groͤßere Vorſicht anzuwenden noͤthig; denn es iſt bekannt genug, wie dieſe oft hart und betruͤgeriſch behan - delt werden. Am beſten thun ſie, wenn ſie ſich in eine moͤglichſt große Geſellſchaft vereinigen, und Jemanden, der ihr Zutrauen beſitzt und dieſem Geſchaͤfte gewachſen iſt, zu ihrem Fuͤhrer waͤhlen.

Was die Gefaͤhrlichkeit einer Seereiſe in An - ſehung des Untergangs des Schiffs ff. betrifft: ſo kann man dreiſt annehmen, daß ſie nicht groͤßer als jede andere Reiſe zu Lande ſey. Unſer alter Capitain verſicherte uns, daß er ſeit 42 Jahren7 waͤhrend er den Ocean als Capitain nach allen Richtungen befahren, nur einen einzigen Mann verloren habe, und zwar ſey dieſer in einer fin - ſtern ſtuͤrmiſchen Nacht von den Maſten in die See gefallen und nicht zu retten geweſen. Wenn man dieſes wirklich auffallende Gluͤck zum Maaß - ſtabe einer Berechnung nehmen wollte, ſo wuͤrde es ſich leicht finden, daß das Reiſen mit der Poſt, zumal in Deutſchland, bei weitem gefaͤhrlicher ſey. Wie koͤnnten auch ſonſt die Aſſecuranz-Geſell - ſchaften beſtehen, die Schiff und Guͤter auf dem - ſelben zu pCt. verſichern; denn, wenn von 250 Schiffen nur eins derſelben verloren ginge, ſo wuͤrde es ſchon eine Unmoͤglichkeit ſeyn, daß ſolche Verſicherungs-Geſellſchaften ferner wuͤrden beſtehen koͤnnen.

Als wir am 25ten Mai in der Naͤhe der Bank von New-Foundland ankamen, ſahen wir mehrere große Eisberge, von Groͤnland herabkommend, den bei weitem waͤrmern Gewaͤſſern des Golfſtroms entgegenſchwimmen, wo dieſe ungeheuern Eis - maſſen ihre endliche Aufloͤſung finden. Doch ſol - len ſie auch zuweilen, jedoch ſelten, den Golf - ſtrom durchſtreichen, und bis an die Weſtindiſchen Inſeln gerathen. Ihre Naͤhe wird ſchon durch eine aͤußerſt ſtrenge Kaͤlte empfunden, noch ehe man ſie ſelbſt zu Geſichte bekommt.

8

Den 4ten Jun. ſahen wir im 42° N Br. und 60° der Laͤnge von Greenwich das Dampfſchiff Savannah von Savannah, gefuͤhrt vom Capi - tain Rogers, beſtimmt nach Liverpool und St. Petersburg. *)Im December 1819 iſt dieſes Dampfſchiff innerhalb 50 Tagen von St. Petersburg in Savannah wieder eingetroffen.Es iſt dieſes das erſte Schiff der Art; welches den Ocean durchſchneidet. Seine Ruder-Raͤder befinden ſich an den Seiten des Schiffs, und koͤnnen nach Belieben aufgezogen, auch ganz ins Schiff genommen werden. Der Capitain Rogers verſicherte uns: er koͤnne bei Windſtille 10 Engl. Meilen, und bei widrigen Winden 6 Engl. Meilen in einer Stunde zuruͤck - legen.

Am 14ten Jun. erblickten wir zuerſt die Kuͤ - ſten von Amerika, und fuhren in die Cheſapeak - bai ein. Hier ſahen wir 3 Dampfſchiffe, wovon das eine von Norfolk in Virginien, das andere von Annapolis, und das dritte von Philadelphia, alle drei ſaͤmmtlich nach Baltimore ihre Beſtim - mung hatten.

Am 16ten Jun. gegen Mittag erreichten wir endlich den Hafen von Baltimore und ſtiegen ans Land. Schwerlich kann ſich der Landbewohner9 eine klare Vorſtellung von der Freude machen, welche der Reiſende empfindet, wenn er, nach ei - ner langwierigen 80taͤgigen Seereiſe, das feſte Land wieder betritt.

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Die Stadt Baltimore iſt ſehr regelmaͤßig ge - bauet. Die Straßen ſind mit Trottoirs von Backſteinen fuͤr die Fußgaͤnger verſehen; aber dennoch kann man das Ganze keinesweges ſchoͤn finden, weil die vielen kleinen Haͤuſer einen uͤbeln Eindruck machen. Mit Einſchluß der Vorſtaͤdte hat Baltimore 6 Engl. Meilen*)Vier und eine halbe Engl. Meilen machen eine Deutſche. im Umfange, gegen 75,000 Einwohner, und uͤber 40 Kirchen. Vor 50 Jahren war es noch ein unbedeutender Ort von 50 bis 60 Haͤuſern. Man iſt jetzt be - ſchaͤftigt, die Stadt noch durch Erbauung einer Boͤrſe, einer katholiſchen Kirche, und eines fuͤr den unſterblichen Waſhington beſtimmten Mo - numents zu verſchoͤnern. Dieſes Denkmal be - ſteht aus einem bis jetzt 140 Fuß hohen Obelisk von Penſylvaniſchem Marmor, inwendig mit ei - ner Wendeltreppe verſehen. Es ſoll die Hoͤhe von 180 Fuß erhalten, und ſodann des Generals Waſhington Bildſaͤule zu Pferde, 15 Fuß11 hoch, aus Carariſchem Marmor in Italien ver - fertigt, auf ſeinem Gipfel tragen. Wir trafen bei dieſem Denkmal, an welchem ununterbrochen gearbeitet wird, einen Deutſchen Maurer an, deſ - ſen Großvater bereits in Amerika geboren war; dennoch ſprach der Mann ſehr gutes Deutſch. Die Bemerkung des Herrn von Fuͤrſtenwer - ther, daß die Deutſchen nach und nach ihre Sprache verlernen ſollen, leidet alſo doch auch ihre Ausnahmen. Bei den reichen Kaufleuten hieſelbſt findet man jedoch dieſe Bemerkung im Allgemei - nen beſtaͤtigt. So ſprechen z. B. die ſaͤmmtlichen Kinder des Herrn Chr. Meyer faſt kein Deut - ſches Wort, und die Gattin des braven Kaufmanns Herrn Schroͤder, welche das Deutſche recht gut verſteht und daher es auch wol ſprechen wird, ſprach mit mir Engliſch, worauf ich ihr Deutſch antwortete. Wir konnten uns auf dieſe Art recht gut unterhalten.

Der Tag nach unſerer Ankunft war ein Sonntag. Wir beſuchten die Deutſche Kirche, um Gott, dem Herrn der Welten, unſern innig - ſten Dank fuͤr die gluͤcklich zuruͤckgelegte Seereiſe darzubringen. Wie erbauete es uns, hier, ſo weit vom Vaterlande, eine ſo zahlreiche Verſammlung von Landsleuten in nachahmungswuͤrdiger Stille und Andacht beiſammen zu finden. Der Predi -12 ger, Herr Becker, hielt eine herrliche Rede uͤber die Worte: Herr, ich liebe die Staͤtte deines Hauſes ff. Geſang und Vortrag waren herzerhebend. Erſterer war nicht jenes unmaͤßige Abſchreien veralteter Verſe, wie man es in Deutſchland noch ſo vielfaͤltig findet; ſondern gut gedichtete Verſe wurden von der ganzen Gemeine mit Sinn fuͤr die Melodie und mit inniger Er - bauung in melodiſchem Einklange geſungen. Uebrigens wird der Sonntag in allen oͤſtlichen Staaten von Amerika ſehr ſtreng und ruhig ge - feiert; alle Kauflaͤden ſind geſchloſſen; Muſik darf nicht einmal in Privathaͤuſern, geſchweige denn ſonſt oͤffentliche Luſtbarkeiten, als: Schauſpiel, Tanz u. dgl. an einem Sonntage Statt finden.

Nachmittags fuͤhrte uns Herr Wichelhau - ſen, deſſen zuvorkommende freundliche Aufnahme wir nicht genug ruͤhmen koͤnnen, zu dem Engl. Meilen von der Stadt entlegenen Landſitze des Herrn Schroͤder, eines gebornen Hamburgers, welchen derſelbe, aus Vorliebe fuͤr ſeine ehemalige Vaterſtadt, Wandsbeck genannt hat. Mit Recht kann derſelbe ſo heißen; denn er iſt fuͤr Baltimore eben das und noch mehr, als was Wandsbeck fuͤr Hamburg iſt. Die ganze Anlage verraͤth durch Pracht und ſchoͤne Einrichtungen, der Garten durch ſeine herrlichen Gewaͤchſe und13 Bildſaͤulen, einen Mann von Wohlhabenheit, und einen tiefen Kenner der Natur und Kunſt.

Geſtern fuhr ich mit der Poſt nach Wa - ſhington. Die hieſigen Poſten ſind ſehr gut, die Wagen haͤngen in Federn, und auf jeder Station wurden vier egale muthige Englaͤnder vor - geſpannt. Um 5 Uhr Morgens fuhr der Wagen aus Baltimore ab; auf der erſten Station wurde gefruͤhſtuͤckt, und um 12 Uhr Mittags waren wir in Waſhington angelangt, eine Entfernung von 42 Engl. Meilen.

In Waſhington iſt das See-Arſenal ſe - henswerth. Das neuerbauete Kriegsſchiff Co - lumbus von 80 Kanonen war bereits vom Sta - pel gelaſſen. Der Koͤrper dieſes ſchoͤn gebaueten Schiffs iſt 250 Fuß lang, 52 Fuß breit, und 42 Fuß hoch. Die Maſten ſollen 180 Fuß Hoͤhe er - halten, und jeder Anker wiegt 6667 Pfund. In dem Werkhauſe befindet ſich eine Dampfmaſchine mit der Kraft von 13 Pferden, welche eine Saͤ - gemuͤhle und eine Drehbank treibt. Mitten auf dem großen Platze des Arſenals ſteht das Monu - ment zum Andenken der bei Tripolis gefallenen Seehelden. Vom Hauſe des Praͤſidenten fuͤhrt eine Pappelallee, I Engl. Meile lang zum Capitol.

Das Capitol iſt noch nicht ganz vollendet. Oben von der Kuppel dieſes Prachtgebaͤudes hat14 man eine herrliche Ausſicht auf die Stadt und den Potomak. Dieſer Fluß iſt einer der ſchoͤnſten im oͤſtlichen Theile der vereinigten Staaten. Nach Alexandrien fuͤhrt eine Engl. Meilen lange Bruͤcke uͤber denſelben, in deren Mitte eine Zug - bruͤcke angebracht iſt, um Schiffe durchzulaſſen.

Ich hatte die Ehre, den Secretair der ver - einigten Staaten, Herrn J. Q. Adams zu ſpre - chen. Dieſer wuͤrdige Beamtete des maͤchtigen Frei - ſtaats gab mir mit vieler Zuvorkommenheit alle Aufſchluͤſſe uͤber Gegenſtaͤnde, die mich zu meinem Zwecke fuͤhren konnten; auch uͤbergab er mir ein Empfehlungsſchreiben an einen ſeiner Freunde Herrn Kook*)Herr Kook wurde ſpäterhin mit großer Stimmenmehrheit zum Repräſentanten für den Illinois-Staat beim Congreſſe erwählt. in Kaskaskia. Vorzuͤglich in - tereſſant war es mir, von ihm zu hoͤren, daß der Canal, welcher Neuyork mit den Seen in Verbindung ſetzt, in kurzer Zeit beendigt, die Seen aber in der Folge durch einen Canal von 12 Meilen mit dem Illinois-Fluſſe leicht ver - bunden, und alsdann die Schiffahrt von Neuyork nach Neu-Orleans durch das ganze große Innere von Nordamerika vollendet ſeyn werde. Hiedurch muͤſſe alsdann der Staat von Illinois, als einer15 der wichtigſten in den Freiſtaaten hervorgehen Dagegen zweifelte er nicht, daß die Conſtitution von Miſſouri die Beibehaltung der Negerſclaven erlauben werde.

Der Praͤſident Monroe war abweſend. Er bereiſet die ſuͤdlichen Provinzen der Freiſtaaten.

Die Umgegend um Waſhington, ſo wie der ganze Strich Landes von da bis Baltimore hat durchaus unfruchtbaren Boden; doch ſieht man dann und wann auf dieſem Wege einige recht huͤbſche große Landguͤter.

16

Am 25ten Morgens 5 Uhr fuhren wir mit der Poſt von Baltimore ab. Das Reiſen mit der Poſt hat hier viele Vorzuͤge, aber auch viele Unannehmlichkeiten. Man kommt ſchnell weiter. Die Zeit und der Ort des Fruͤhſtuͤcks, des Mit - tagseſſens ſind beſtimmt und halten die Reiſe wenig auf. Der Preis iſt fuͤr jede 10 Engl. Meilen etwa 1 Dollar; Trinkgelder ff. ſind gar nicht uͤblich. Dagegen ſind die Wagen und Wege tie - fer ins Land hinein oft ſchlecht, und die erſtern, der vielen Reiſenden und ihrer Bagage wegen, ſehr beengt. Die Poſten werden von Privatper - ſonen gehalten, und Jeder, dem es beliebt, kann ohne Umſtaͤnde die Erlaubniß der Regierung dazu erhalten. Dieß mindert oft den Preis; doch muß der Reiſende dahin ſehen, daß er nicht an ein Poſtbureau geraͤth, bei welchem nur bis zu einem gewiſſen Orte die Poſtlinie (wie es hier genannt wird) durchgefuͤhrt iſt. Es ging uns gleich an - fangs ſo. In Baltimore verſicherte uns der Poſt - offiziant, daß wir von Haͤgerstown gleich weiter fahren wuͤrden. Das war aber nicht der Fall. Als wir Abends in Haͤgerstown angekommen wa -17 ren, mußten wir zu unſerm Leidweſen erfahren, daß die Poſt, die uns bis hieher gefoͤrdert hatte, eine ganz neue Anlage ſey, und nicht weiter als bis hieher fahre. Wir mußten daher zwei Tage hier verweilen; jedoch benutzten wir dieſe Zeit dazu, uns auf dem Lande etwas umzuſehen.

Die Amerikaniſchen Landg[ü]〈…〉〈…〉er haben im All - gemeinen wenig und ſehr ſchlechte Gebaͤude. Ein kleines erbaͤrmliches Haͤuschen, von uͤber einander gelegten Balken erbauet, beherbergt oft den Be - ſitzer von 1000 Acres Landes. Mag es auch ſeyn, daß er oft reich iſt; es iſt ſo die Mode des Landes. Dieſes Haͤuschen enthaͤlt oft nur ein einziges Zimmer, welches die Kuͤche, die Wohn - ſtube und Schlafkammer einer zahlreichen Familie ausmacht. Doch keine Regel ohne Ausnahme! Es gibt auch Landguͤter mit großen und praͤchti - gen Gebaͤuden. Auch die Gebaͤude zum Haus - halt ſind von weit geringerer Beſchaffenheit, als es in Europa faſt durchgehends der Fall iſt. Das Korn wird meiſtentheils im Freien gedroſchen, das Vieh geht Sommer und Winter draußen umher; alles dieſes macht die in Deutſchland dazu erfor - derlichen Gebaͤude hier entbehrlich. Alle Kornfel - der ſind eingehegt, um ſie gegen das frei herum - gehende Vieh zu beſchuͤtzen. Dieſe Einhegung wird in dieſem holzreichen Lande hoͤchſt einfach und218zweckmaͤßig eingerichtet. Man legt 10½ Fuß lange Holzſcheite in beſtaͤndigen ſtumpfen Winkeln, oder im Zickzack, uͤber einander. Durch das Vorſtehen der ſtumpfen Winkel uͤber die gerade Linie wird es moͤglich, 7 bis 9 Scheite ſo uͤber einander zu ſchichten, daß kein Vieh durchzudringen vermag.

Die Fruͤchte, womit wir die Felder bebauet fanden, waren Mais, Weizen, Roggen, Gerſte, Hafer, Klee, Timotheusgras, Kartoffeln, auch wol etwas Flachs. Das Hornvieh, ſo wie die Pferde, haben ein gutes Anſehen. Man war hier bereits mit dem Maͤhen des Roggens beſchaͤftigt, und der Weizen war an vielen Stellen der Reife ſehr nahe.

Haͤgerstown wurde vor 30 Jahren ange - legt. Die Einwohner ſind meiſtens Deutſche. In den drei Kirchen der Stadt wird der Gottesdienſt Deutſch und Engliſch gehalten. Es wird hier ei - ne Deutſche Zeitung und ein Deutſcher Kalender ſehr gut gedruckt. In Penſylvanien werden jaͤhr - lich uͤberhaupt gegen 60,000 Deutſche Kalender gedruckt und verbraucht. In der Zeitung wurde ein nuͤtzliches Handbuch fuͤr Deutſche empfohlen, worin die geſetzlich vorgeſchriebenen Formeln bin - dender Urkunden in unſerer Sprache enthalten ſeyen, mit der Bemerkung: daß ſolche alsdann19 eben die Guͤltigkeit haͤtten, als wenn ſie in Eng - liſcher Sprache abgefaßt waͤren.

Es macht auf den Europaͤer einen angeneh - men Eindruck, hier Jedermann nach einer und derſelben Mode gekleidet zu ſehen. Des Sonntags, wo Alles im groͤßten Staate iſt, glaubt man ſich in einem Lande zu befinden, wo Jedermann reich und wohlhabend iſt. Der Schnitt des Kleides ei - ner Dienſtmagd iſt von dem der reichen Kauf - mannsfrau um nichts verſchieden. Die reichern Stoffe geben den einzigen Unterſchied.

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In drei Tagen ſind wir uͤber die Alleghany - Gebirge hieher man kann ſagen geflogen. Mor - gens 2 Uhr in die Poſtkutſche, ½ Stunde zum Fruͤhſtuͤck, eben ſo lange und nicht laͤnger zum Mittagseſſen, alle 10 12 Engliſche Meilen 4 friſche muthige Pferde, welche in 4 Minuten ge - wechſelt ſind, ſo ward man bis Abends 10 oder 11 Uhr in der uͤbervollen unbequemen Poſt - kutſche im Fluge fortgeſchleudert. Wird es dun - kel, ſo zuͤndet man eine oben auf der Poſtkutſche befindliche Laterne an.

Schon am erſten Tage, als wir Haͤgerstown verließen, kamen wir uͤber die blauen Berge, wel - che mit dieſen Thaͤlern abwechſeln. Die Gegend wurde wilder, und wenige bebauete Plaͤtze fanden ſich. Doch ſelbſt auf dem Alleghany fehlen ſie nie ganz, und Wirthshaͤuſer findet man auch in hinreichender Anzahl. Auf dem hoͤchſten Gipfel des Alleghany ſtand Mittags den 28ſten Jun. der Thermometer auf 95° Fahrenheit; es war dabei eine druͤckende Hitze. Gegen Abend ſtieg ein Ge - witter auf, welches uns einen herrlichen Anblick gewaͤhrte. Ueber die Gebirge hin rollte der Don -21 ner fuͤrchterlich; flammende Blitze beleuchteten in kurzen Zwiſchenraͤumen die hohen Berge und tie - fen Thaͤler. In letztern ſchwaͤrmten unzaͤhlbare Feuerwuͤrmchen in der Luft wie Funken umher. In unſerer Naͤhe wurden uns die praͤchtigen Waldbaͤume am Ufer des Potomak, den man hier paſſirt, durch das Licht unſerer Laterne, welche einen ſehr kleinen Kreis um uns her erleuchtete, ſichtbar.

Am zweiten Abend erreichten wir Bronsville am Monohella. Dieſer Fluß vereinigt ſich zu Pittsburg mit dem Alleghany und beide bilden von hier an den Ohio. *)Wird ausgeſprochen: Oheio.An der Straße, welche kuͤnftig die Hauptverbindung der weſtlichen Staa - ten mit den oͤſtlichen ſeyn ſoll, wird fleißig gear - beitet; doch fehlt auch noch Vieles, um ſolche in eine Chauſſee umzuwandeln. Sie geht von Wa - ſhington uͤber das Gebirge nach Wheeling am Ohio, in einer Strecke von 298 Engliſchen Meilen fort.

Am 29ſten Jun. kamen wir hier ſehr ſpaͤt an. Das Reiſen im Poſtwagen waren wir nun herz - lich muͤde, und zu Waſſer den Ohio hinab zu fahren, hatten wir auch keine Luſt, vorzuͤglich des22 niedrigen Waſſers wegen. Ich kaufte daher ein Pferd und einen kleinen Wagen, worin wir mit Bequemlichkeit unſere Reiſe weiter fortzuſetzen hoften.

Alle Nachrichten verſichern, daß gewoͤhnlich der Preis der Pferde am Ohio, und vorzuͤglich zu Pittsburg gering ſey. Dießmal fanden wir das nicht, im Gegentheil war Alles hier theurer als in Baltimore. Ueberhaupt wuͤrden wir weit beſſer gethan haben, in Baltimore Wagen und Pferde zu kaufen, und ſo die Reiſe uͤber das Gebirge zu machen.

Oberhalb Wheeling iſt die Straße kuͤnſtlich in Felſen gehauen. An der einen Seite iſt der Abgrund beinahe funfzig Fuß hoch aufgemauert, an der andern aber der Felſen 60 Fuß tief nieder - gehauen. Von dieſer Stelle ab hat man eine der herrlichſten Ausſichten i. das Thal, welches der kleine Fluß Wheeling bildet, ſo wie auf die Stadt ſelbſt und den Ohio. Am Fuße dieſer Anhoͤhe befindet ſich eine reiche Steinkohlenmine.

Der Ohio iſt bei hohem Waſſer oft 40 Fuß hoͤher als jetzt. Dann koͤnnen Schiffe von 3 400 Tonnen hinab in den Meerbuſen von Mexiko gehen, und es ſind ſchon Seefahrzeuge in Pitts - burg gebauet worden, welche wirklich den Fluß hinab in See gegangen ſind. Dampfſchiffe koͤn -23 nen jetzt auch nicht einmal hinaufkommen, weil der Fluß ſo ungewoͤhnlich niedrig iſt. Es wurde hier eben ein neues Dampfſchiff gebauet. Wir ſahen hier den erſten Weinberg; tiefer im Lande ſollen mehrere Anlagen der Art ſich befinden.

Ueber die brennende Quelle zu Kenowha in Virginien liefert die Haͤgerstowner Deutſche Zeitung folgende Beſchreibung:

  • Dieſe Quelle kann man als eine der groͤßten Seltenheiten in der Natur anſehen. Sie liegt ohngefaͤhr 68 Meilen oberhalb des Zu - ſammenfluſſes der Stroͤme Kenowha und Ohio in Kenowha-County in Virginien auf dem Lande von Lorenz-Waſhington. Das Waſſer iſt in einem Loche in der Erde ent - halten, welches ohngefaͤhr 3 Fuß Tiefe und 9 Fuß im Umkreiſe hat. Das Waſſer iſt immer truͤbe und es brauſet aus demſelben eine Luft auf, welche Blaſen auf der Ober - flaͤche verurſacht. Wird Flammenfeuer da - zu gebracht, ſo faͤngt es ſehr leicht Feuer und brennt manchmal ſo lange bis alles Waſſer verzehrt iſt. Dieß dauert zuweilen etliche Wochen. Das Waſſer iſt ſehr kalt; allein es wird durch die daraus aufbrauſen - de Luft, wie kochendes Waſſer in einem24 Topfe, in Bewegung geſetzt, und gibt ei - nen ſehr ſtarken ſchweflichen Geruch.
    *)Nach dieſer ſehr genauen Abſchrift mag man auch die Deut - ſche Schreibart unſerer hieſigen Landsleute beurtheilen.
    *)

Der Herr Dr. Eoff in Wheeling erzaͤhlte mir uͤber die Art, wie dieſe Quelle entdeckt wor - den ſey, Folgendes: Vor etwa 30 Jahren befan - den ſich 8 Baͤren-Jaͤger in jener Gegend. Ei - nes Abends hoͤrte einer von ihnen ein Gebrauſe, und fand beim Scheine des Mondes eine kochen - de Quelle; er naͤherte ſich behutſam, unterſuchte mit großer Vorſicht das Waſſer, fand es aber zu ſeinem Erſtaunen ganz kalt. Als er ſeinen Be - gleitern dieſes erzaͤhlte, waren alle begierig, dieſe wundervolle Quelle zu ſehen. Sie kamen an Ort und Stelle an, als der Mond ſchon untergegan - gen war. Um nun die Quelle leichter zu finden, zuͤndeten ſie ein Feuer an, um ſodann mit einem Feuerbrande die Quelle zu ſuchen. Kaum hatten ſie einige Zeit auf der Erde herumgeleuchtet, als der Feuerbrand die brennbare Luft der Quelle be - ruͤhrte und die erſchrockenen Baͤren-Jaͤger auf einmal in Feuer huͤllte. Vom Schrecken ergriffen fielen ſie betaͤubt zur Erde; aber die Flamme be - ſchraͤnkte ſich bald bloß auf die Oberflaͤche der25 Quelle. Einer dieſer Menſchen, ein Methodiſt, war uͤber dieſe Begebenheit vorzuͤglich heftig er - ſchrocken. Er fing zu beten an, und ſagte zu den Uebrigen: es ſey unzweifelhaft der juͤngſte Tag nun vor der Thuͤr; die Erde werde durch dieſes Feuer, welches ſie ſelbſt angezuͤndet hatten, nun verzehrt werden. Dieſe Vorſtellung ergriff nun auch die Uebrigen. Sie bemuͤhten ſich daher auf alle Weiſe das Feuer zu loͤſchen, aber alle Ver - ſuche und angewandte Muͤhe waren fruchtlos. We - der durch das Aufgießen von Waſſer, noch durch das Aufwerfen von Erde, noch durch das Zudek - ken mit ihren Kleidern konnte der gefaͤhrliche Brand geloͤſcht werden. Mehrere Stunden hatten ſie ſo vergebens gearbeitet, und durch das viele Wuͤhlen in der Quelle waren ihre Kraͤfte bereits ſehr geſchwaͤcht. Jetzt gerieth Einer auf den Ein - fall, mit ſeinem großen Huthe das Feuer auszu - wehen. Da ſich zu gleicher Zeit ein friſcher Wind erhoben hatte; ſo gelang dieſer Verſuch und die Flamme erloſch.

Zwei Meilen oberhalb dieſer Quelle befinden ſich die beruͤhmten Bergwerke von Kenowha. Das Salzwaſſer wird auf folgende Art gewonnen: Der obere Boden beſteht aus 10 15 Fuß ho - hem Sande und Schlamm; in dieſen wird ein ausgehoͤhlter Sycamore-Stamm bis auf den26 unterliegenden Felſen eingelaſſen. Dieſer Cylinder wird gereinigt, und auf dem Felſen wohl verkuͤt - tet, damit weder Sand noch Schlamm ein - dringen kann. Alsdann wird in den Felſen ein bis 3 Zoll weites Loch gebohrt, oft zur Tiefe von 150 200 Fuß.

Man trifft oft auf Adern von wildem Waſ - ſer, welches auf folgende Art abgehalten wird: Hat man das Salzwaſſer gefunden; ſo treibt man eine zinnerne Roͤhre in das Loch, bis auf die Ader des Salzwaſſers, und verkuͤttet ſolche gleich - falls oben auf dem Felſen, um das Eindringen alles fremden Waſſers abzuhalten. Das Salz - waſſer ſprudelt im Anfange oft 20 Fuß hoch in die Luft, und wird nachgehends durch Pumpen in die Siedekeſſel geſchafft. Es iſt ſo ſalzhaltig, daß 90 Gallonen oft ein Buͤſchel Salz geben, da andere Salinen oft erſt von 500 Gallonen ein Buͤſchel gewinnen. Es werden auf dieſem Salzwerke jaͤhrlich uͤber 200,000 Buͤſchel Salz verfertigt.

Eben ſo merkwuͤrdig als die brennende Quelle iſt die Oelquelle, welche 100 Meilen oberhalb Pittsburg in den Alleghany faͤllt. Bei ihrem Urſprunge ſchwimmt eine ſolche Menge Oel auf der Oberflaͤche des Waſſers, daß eine Perſon des Tages leicht einige Gallanen davon einſammeln kann. Dieſes Oel wird bei rheumatiſchen Schmer -27 zen mit großem Vortheile durch Einreibungen an - gewandt. Das Waſſer der Quelle ſelbſt wirkt, getrunken, als eine gelinde Abfuͤhrung. Im Han - del geht es unter dem Namen Seneca-Oel, und wird von Pittsburg jaͤhrlich ſehr vieles davon verſandt.

28

Von Wheeling fuhren wir am 2ten Jul. mit unſerm kleinen Wagen weiter. So wie man den Ohio paſſirt hat, geht der Weg eine Weile im Flußthale hin. Hier hat Alles das Anſehen der uͤppigſten Fruchtbarkeit. Vorzuͤglich ſetzen die rieſenhaften Sycamore-Baͤume (Plantanus oc - cidentalis L.) den Reiſenden in Erſtaunen. Ihr gewoͤhnlicher Durchmeſſer iſt 4 Fuß; doch gibt es weit groͤßere, ſogar bis 60 Fuß im Umfange. In Sciota-County, auf dem Guthe des Hrn. Muͤl - ler, findet ſich ſogar eine hohle Sycamore, in wel - cher am 26ten Jun. 1808 dreizehn Reiter her - umreiten konnten, und das Pferd des vierzehnten war zu ſcheu, ſonſt haͤtte es auch noch Platz genug gefunden in dieſem Ungeheuer von hohlem Bau - me. *)S. the Navigator. p. 29.

Wenn man das Thal des Ohio verlaſſen hat, wird die Gegend ſehr huͤgelicht, und iſt nicht ſonderlich fruchtbar; aber dennoch findet man herr - liche Weizenfelder und ſchoͤnes Hornvieh. Mehrere Heerden fettes Vieh von Kentuky (oft 100 29 150 Stuͤck an der Zahl) begegneten uns; man - che darunter konnten an 1000 Pfund ſchwer ſeyn.

Faſt jeden Tag trafen wir auf einige unſerer Landesleute. In einer kleinen Stadt Waſhing - ton logirten wir bei einem Wirthe, deſſen Groß - vater aus Deutſchland heruͤbergekommen war. Da er die Ueberfahrt nicht an den Schiffer be - zahlen konnte, ſo mußte er 3 Jahre dienen, und doch hinterließ er bei ſeinem Tode jedem ſeiner 7 Kinder 200 Acker Land (ohngefaͤhr 300 Mor - gen Calenbergiſch.)

In dem Wirthshauſe zu Cambridge fanden wir einen jungen Burſchen aus dem Wuͤrtember - giſchen, welcher auch fuͤr die Ueberfahrt diente. Ich ſuchte Gelegenheit mit ihm allein zu reden; er verſicherte mich, er ſey mit ſeiner Lage wohl zufrieden, denn er werde als ein Glied der Fa - milie behandel[t.]Er war hier bereits Jahre.

Ohnweit Zainsville fanden wir einen Deut - ſchen Pflanzer, welcher 3 Jahre zuvor hieher ge - zogen war, fuͤr das in Wald und Wildniß be - ſtehende Land 8 Dollars p. Acre bezahlt, und nun ſchon herrliche Weizenfelder hatte, wo er 25 bis 30 Buͤſchel (à 60 70 Pf.) p. Acre aͤrndtete. Sein Großvater war aus Deutſchland gekommen, und lebte noch, 96 Jahr alt. Man bemerkt uͤberhaupt, daß die hieher gekommenen30 Deutſchen gemeiniglich ein hohes Alter erreichen; die Kinder werden dagegen hier, durch das viele Kaffetrinken, gleich in der Jugend verdorben.

Unter den vielen kleinen Staͤdten, welche wir paſſirten, zeichnet ſich Zainsville am Mus - kingum vortheilhaft aus. Am Muskingum liegen oberhalb Zainsville, die Deutſchen Staͤdte Gnadenhuͤtten und Schoͤnbrunn.

Am Jonathanfluſſe ſahen wir am 4ten Jul. Abends 9 Uhr zuerſt den Cometen. Er ging in Nordweſt nach Uhr unter.

Bei der großen Neigung der Amerikaner zum Reiſen fehlt es weder auf den Straßen noch in den vielen Gaſthaͤuſern an Geſellſchaft. Sehr angenehm aber iſt es, an einem Sonntage einen Zug wohlgekleideter Reiter und Reiterinnen nach der Kirche eilen zu ſehen. Hier haͤlt der Zug bei einer aͤrmlichen Huͤtte an, und, ſiehe da! es tritt ein elegantes Paar aus derſelben, beſteigt die ſchon wartenden Pferde, und ſchließt ſich dem ſtattlichen Zuge an. Jetzt blickt die Sonne her - vor, und im Nu ſind die niedlichen gruͤnen Son - nenſchirme ausgebreitet, um die Schoͤnen wider die Sonnenſtrahlen zu ſchuͤtzen.

Am 5ten Mittags kamen wir in New-Lan - kaſter (120 Meilen von Wheeling und 416 Meilen von Waſhington entfernt) an. Dieſe31 Stadt iſt eine Pflanzſtadt von Lankaſter in Pen - ſylvanien. Faſt alle Einwohner ſind Deutſche. Wir logirten bei Herrn Steinmann, welcher noch vor 6 Jahren hier fuͤr ſeine Ueberfahrt 3 Jahre dienen mußte, und jetzt ein Vermoͤgen beſitzt, was auf 20,000 Dollars geſchaͤtzt wird. Eine Meile noͤrdlich von New-Lankaſter iſt ein etwa 400 Fuß uͤber die Ebene erhabener Fels, von welchem man eine reizende Ausſicht auf die Stadt und Umge - gend hat. Oben, dicht am jaͤhen Felſenabhange, iſt ein Stein durchhoͤhlt, wo, der Sage nach, die Indianer vormals ihre Hirſchfelle bereiteten, indem ſie unter dem 12 Zoll weiten Loche ein Feuer anzuͤndeten und oberhalb deſſelben die Felle raͤucherten.

New-Lankaſter hat viele huͤbſche Haͤuſer. Vorzuͤglich zeichnet ſich das Gerichtshaus (Court - Houſe) in der Mitte der Stadt, auf einem freien Platze aus. Inwendig beſteht es aus einem großen Gewoͤlbe, in deſſen Mitte ſich der Sitz der Sherifs, an den Seiten die Baͤnke fuͤr die Geſchwornen, dann fuͤr die Advokaten, und endlich die Sitze und Gallerie fuͤr die Zuhoͤrer befinden. Oben ſind die Zimmer, wo die Geſchwornen, nach verhandelter Sache, bei verſchloſſenen Thuͤren ihr Urtheil faͤllen.

Die Impfung der Schutzblattern wird von den Amerikanern gewiſſenhafter als in Deutſch -32 land betrieben. Das Geſetz beſtimmt, daß jedes Kind vor Erreichung des dritten Jahrs geimpft ſeyn ſoll. Aber die Einwohner laſſen die Kinder viel fruͤher impfen. Der Preis fuͤr die Impfung eines Kindes iſt ½ Dollar.

33

Am 6ten des Abends verließen wir New - Lankaſter und ſetzten unſere Reiſe auf Chiliko - the (75 Meilen von New-Lankaſter) weiter fort. Da ich in Neu-Lankaſter ein Pferd gekauft hatte: ſo trennte ich mich hier von meinem Reiſegefaͤhr - ten, dem Herrn Hollmann, indem er uͤber Limstone, ich uͤber Cincinnati die Richtung nahm.

Von New-Lankaſter nach Chilikothe kommt man durch ſehr große Waldſtriche, welche von Land - ſpeculanten erkauft ſind, und nun ſo hoch im Preiſe gehalten werden, daß ſolche unbebauet blei - ben. In dieſen Waͤldern fand ich verſchiedene ſehr hohe Waldroſen-Stauden in voller Bluͤthe, welche in der Nachbarſchaft des wilden Wein - ſtocks einen lieblichen Anblick gewaͤhren. Der Weinſtock waͤchſt faſt durch alle Theile der vereinig - ten Staaten wild, oft in rieſenhafter Staͤrke. Ich ſah Reben, welche auf dem Stamme Fuß Durchmeſſer hielten, und die Gipfel der hoͤchſten Eichen mit ihren Blaͤttern und Ranken bedeckten.

334

In dieſen unermeßlichen Waͤldern findet man folgende Waldbaͤume:

  • Platanus occidentalis. L.
  • Juglans nigra L.
  • cinerea.
  • squamosa.
  • porcina.
  • amara.
  • Linodendron tulipifera.
  • Fraxinus quadrangularis.
  • americana.
  • aquatica.
  • Fagus sylvestris.
  • castanea.
  • Quercus alba.
  • rubra.
  • tinctoria.
  • prinos monticola.
  • falcata.
  • nigra.
  • aquatica.
  • ferruginea.
  • lyrata.
  • macrocarpa.
  • obtusiloba.
  • phellos.
  • Acer saccharinum.
35
  • Acer rubrum.
  • negundo.
  • Annona triloba.
  • Populus angulata.
  • tremula.
  • Robina pseudo-acacia.
  • Pavia lutea.
  • Gleditsia triacanthos.
  • Laurus sassafras.
  • Magnolia acuminata.
  • Cercis canadensis.
  • Pinus abies.
  • Prunus virginiana.
  • Carpinus americana.
  • ostrya.
  • Tilia pubescens.
  • americana.
  • Morus rubra.
  • Salix nigra.
  • Betula nigra.
  • Diospiros virginiana.
  • Juniperus
  • Ulmus americana.
  • rubra.
  • Celtis erassifolia.
  • Nyssa sylvatica.
  • Cornus florida.
*36

Als ſichere Zeichen eines ſehr reichen Bodens gelten Annona triloba (pawpaw); fraxinus quadrangularis (blue ash); prunus virginiana (cherry); Juglans nigra (black walnut); Quercus alba, macrocorpa et tinctoria (whi - te, overcap and black oak); Gleditsia (la - cust). Dagegen quercus obtusiloba (post - oak) ein ſicheres Zeichen eines feuchten aͤrmeren Bodens iſt.

Chilikothe am großen Sciota, iſt eine der bedeutendſten Staͤdte im Staate von Ohio. Gleich hinter dieſer Stadt fangen die Waͤlder wiederum an; doch fehlt es nicht an Pflanzungen, obgleich es dem Anſiedler hier ſehr ſchwer wird, ſich in den dicken Wald hineinzuarbeiten. Zuerſt hauet man den groͤßten Theil der Baͤume nieder, ſo daß etwa alle 10 20 Schritt einer ſtehen bleibt. Dieſen wird bloß rund um den Stamm herum die Borke abgehauen, damit ſie abſterben. In der Folge werden ſie als Feuerungsbedarf nach und nach aus den Feldern genommen. Alsdann werden die gefaͤllten Baͤume von dem Platze weg - gebracht, der Boden mit einem Pfluge ohne Raͤder aufgebrochen und mit Mais beſtellt. Hierauf wird der Platz auf die naͤmliche Art eingehegt, wie oben beſchrieben worden.

37

In dem kleinen Staͤdtchen Salem logirte ich zum erſtenmale bei einem Quaͤker. Es ſind dieß gute Leute, welche viel Moral zu haben ſcheinen. Geiſtige Getraͤnke trinken ſie nicht nur nicht, ſondern fuͤhren ſie auch nicht in ihren Haͤu - ſern; daher ſie auch, wenn ſie Wirthe ſind, ſich nicht der Schilder bedienen, ſondern bloß uͤber der Hausthuͤre die Aufſchrift fuͤhren: Entrete - ment. Mein Mantelſack, worin ziemlich viel Geld ſich befand, wurde unachtſam auf die Haus - flur hingeworfen. Auf meine Erinnerung dage - gen ſagte man mir: ich moͤge nur ohne Sorgen ſeyn, er befaͤnde ſich da ganz ſicher. Ich fand dieß unbegreiflich, indem ich bemerkte, daß im ganzen Hauſe noch keine einzige Thuͤre war; aber dennoch war meine Sorge unnoͤthig; denn am andern Morgen fand ich Alles unverſehrt. Ei - nem Europaͤer muß es unbegreiflich vorkommen, daß hier noch nicht einmal ein Argwohn wegen Stehlens Statt findet; auf meiner ganzen Reiſe iſt mir ich moͤchte ſagen bei der großen Sorg - loſigkeit auch nicht fuͤr einen Cent,*)Der Dollar hat 100 Cents. entwen - det worden.

38

In das Thal des kleinen Miami hat man, auf dem Wege von Salem nach Chilikothe, nach lange durchreiſten Waͤldern, ploͤtzlich eine ſehr uͤberraſchende Ausſicht. Von einer Anhoͤhe uͤber - ſieht man das angebauete Thal; im Vordergrunde ein medliches Landguth; im Hintergrunde den nicht unbedeutenden Fluß.

Vor Cincinnati wurde in einer Ziegelei der Thon durch einen Ochſen zerſtampft. Er war an eine Stachelwalze geſpannt, welche, im Mittel - punkte befeſtigt, durch ihre Umdrehungen den Thon zermalmte.

Cincinnati iſt die groͤßte und volkreichſte Stadt im Ohio-Staate. Sie iſt an eine auf - ſteigende Anhoͤhe am Ohio erbauet, jetzt gegen 20 Jahre alt und fuͤr dieſe kurze Zeit außerordentlich bevoͤlkert. Sie hat uͤber 400 Haͤuſer und zaͤhlt uͤber 3000 Einwohner. Ihr Handel iſt uͤberaus bluͤhend. Im Muſeo (wo uͤbrigens nichts ſonder - liches zu ſehen war) ſah ich eine lebendige Klap - perſchlange. Dieſes furchtbare Thier ſchien ſehr traͤge; nur durch vieles Zerren mit einem Stabe konnten wir ſie bewegen, ihre Klapper hoͤren zu laſſen.

Auf dem Ohio lagen 2 Dampfboͤte, welche jedoch des aͤußerſt niedrigen Waſſers wegen nicht weiter gehen konnten.

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Am 10ten Jul. ſetzte ich uͤber den Ohio, und betrat den Staat Kentuky, nahm meinen Weg nach Bigbon, beruͤhmt durch die vielen Mam - muth-Gebeine, welche man hier gefunden hat. Die gefundenen Zaͤhne von 3 11 Pf. Schwere ſind theils nach Beſchaffenheit der fleiſchfreſſenden (Carnivora), theils der grasfreſſenden (Grami - nivora) Thiere gebildet, ſo, daß zwei Geſchlech - ter dieſer ungeheuren Thiergattungen vormals hier exiſtirt haben muͤſſen. Nach Jeffersons Notes on Virginia erzaͤhlte ein Chef der Delaware-India - ner, daß ſie von ihren Vaͤtern Folgendes uͤber dieſe Thiere erfahren haͤtten: Vor alten Zeiten kam eine große Anzahl dieſer ſchrecklichen Thiere nach Bigbon, und begann unter den Baͤren, Hir - ſchen, Elenden, Buͤffeln und andern Thieren, welche zum Nutzen der Indianer erſchaffen waren, eine allgemeine Vertilgung, anzurichten. Der große Geiſt dort oben ſah herab, erblickte den Unfug und ergrimmte daruͤber dermaßen, daß er ſeinen Blitz an die Seite ſtellte, ſelbſt auf die Erde herabſtieg, ſich auf einen benachbarten Berg niederließ und zwar auf einen Felſen, wo man bis dieſen Augenblick noch ſeinen Sitz und den Abdruck ſeiner Fuͤße ſehen kann. Von hier aus ſchleuderte er ſeine Pfeile unter ſie und erſchlug ſie alle, ausgenommen den großen Bullen, welcher40 mit ſeiner Stirn die ankommenden Pfeile ab - wehrte, aber doch endlich einen verfehlte, wel - cher ihm die Seite verwundete, worauf er zur Seite ſprang, uͤber den Ohio, Wabaſch, Juinois und endlich uͤber die großen Seen ſetzte, allwo er bis den heutigen Tag noch lebt.

Hier befindet ſich eine ſtarke Schwefel-Quelle, wo man bereits einige Einrichtungen zum Baden getroffen, auch ein ſehr großes Haus errichtet hat, um die Badegaͤſte zu beherbergen.

Noͤrdlich von Vevay auf der Seite von Kentuky befindet ſich das niedliche Landguth des Herrn Augiel, eines ſehr gaſtfreien und artigen Franzoſen. Er hat einen guten Weinberg und einen reichen Weinkeller, nur Schade, daß er durch Zuſatz von ſtarkem Spiritus und Zucker dem Weine eine Aehnlichkeit mit dem Madeira zu ge - ben ſucht; aber die Amerikaner lieben ſolche Art Weine. In ſeiner Nachbarſchaft lebt der be - ruͤhmte Revolutionsmann Lacannal. Ich be - ſuchte ihn, und wurde mit vieler Artigkeit von ihm aufgenommen. Welche Gedanken durchkreuz - ten meinen Kopf, als ich dieſen ſonſt ſo maͤchti - gen Mann in einer gewoͤhnlichen Americaniſchen Huͤtte antraf. Ich gab ihm auf irgend eine41 ſchickliche Art meine Verwunderung uͤber ſeine jetzige Lage zu erkennen; doch Lacannal ſagte, auf ſeine Buͤcher zeigend: hier iſt meine Unterhaltung; ich kann nach Frankreich zuruͤckkehren, aber ich wuͤnſche hier zu bleiben.

Von Herrn Augiel geht der Weg an den Ufern des Ohio hin. Hier hatte ich Gelegenheit, mich zu uͤberzeugen, daß der Fluß 40 Fuß hoch ſteigen koͤnne. Ich ſah naͤmlich an den Aeſten eines Baums, welcher 10 Fuß uͤber der jetzigen Waſſerflaͤche ſtand, in der Hoͤhe von mehr als 30 Fuß einen ungeheuern Baumſtamm aufgehangen, welchen die Gewaͤſſer des Ohio dorthin getragen hatten.

Gegen Vevay uͤber liegt ein kleines Staͤdt - chen Gent. Es war Abend, als ich in Vevay anlangte. Am andern Morgen beſuchte ich ſogleich einen der erſten hieſigen Anbauer, Herrn Mon - rot. Dieſer gute alte Schweizer, aus dem Pay de Veau, empfing mich mit aller Gaſtfreundſchaft. Sogleich ward der Tiſch mit dem hieſigen Weine beſetzt, und mit Vergnuͤgen trank ich mit dem freundlichen Alten ein Glaͤschen. Ich ſah es ihm an, daß er es gut meinte und gern den Reben - ſaft mittheilte. Dieſer Wein war rein; und war42 er gleich nicht von jener Guͤte, wie Deutſchland und Frankreich ihn hervorbringen; ſo war er doch in dieſem Lande ein herrliches Getraͤnk, welches dem Koͤrper außerorbentlich wohlthat, und beſſer als alle auslaͤndiſche Weine, welche ich hier auch oft gefunden habe. Monrot erzaͤhlte mir: als er, Betang und ein Dritter, deſſen Namen ich ver - geſſen habe, hier ankamen, beſtand ihre ganze Baarſchaft nur noch in 7 Dollars. Nun fingen ſie an, mit der groͤßten Anſtrengung den Boden zu bauen; aber, leider, zog ihnen dieſes, verbun - den mit dem Clima, Fieberkrankheiten zu, und Alle waren im erſten Jahre krank. Doch jetzt, nach 16 Jahren, ſind alle Schwierigkeiten uͤber - wunden. Sie haben ſchoͤne Haͤuſer von Backſtei - nen erbauet und mit guten Weinkellern verſehen; ihr Wein, kaum ausgegohren, wird ihnen, die Bouteille zu ½ Dollar, aus dem Hauſe geholt; kurz ſie befinden ſich in ſehr großer Wohlhabenheit. Die Rebe, welche ſie bis jetzt fuͤr den hieſigen Boden und Clima am angemeſſenſten gefunden haben, iſt die vom Vorgebuͤrge der guten Hoff - nung, welche dort den herrlichen Capwein liefert. Fuͤr dieſes Jahr verſprachen die Weingaͤrten einen guten Ertrag. Sie hatten im Durchſchnitt vom Acre Wein 80 bis 300 Dollars, vom Acre Weizen 15 25 Dollars, vom Acre Mays 2043 bis 30 Dollars jaͤhrliche Einnahme gehabt. Der Weinbau verdient alſo von jedem Landwirthe in dieſer Gegend betrieben zu werden, inſofern Lage und Clima es erlauben; denn die mehrere Arbeit koͤmmt gegen den hoͤhern Ertrag nicht in Betracht.

44

Von Vevay nach Louisville iſt der Weg am Ufer des Ohio herab ziemlich ſchlecht und wuͤrde zu Wagen nicht zu paſſiren ſeyn. Auch auf die - ſem Wege hieher traf ich oft auf Deutſche.

Beilaͤufig muß ich, der Wahrheit zur Steuer, bekennen, daß man bei einem von Englaͤndern ab - ſtammenden Amerikaner faſt ohne Ausnahme beſſer logirt, als bei Wirthen, die von Deutſchen ab - ſtammen. Bei Erſterm herrſcht faſt durchgehends die groͤßte Reinlichkeit und Ordnung. Die letz - tern haben zwar ihrer Voraͤltern Fleiß und Ar - beitſamkeit; aber auch oft ihre Sorgloſigkeit in jener Ruͤckſicht beibehalten. Doch von allen die - ſen Deutſchen, welche man hier trifft, kann man durchaus nicht auf die Nation den Schluß ma - chen. Gemeiniglich ſind es ja nur Menſchen aus der niedrigſten Volksklaſſe, welche von Deutſchland heruͤber kamen, um hier Ackerbau zu treiben.

Jefferſonsville, ein kleines niedliches Staͤdtchen am rechten Ufer des Ohio. Gegen - uͤber, etwas ſuͤdlicher, liegt Louisville, eine ziemlich bedeutende Stadt, welche einen lebhaften45 Handel nach Neu - Orleans treiht. Ich hatte da - ſelbſt mit Herrn Vetter und Comp. ein klei - nes Geldgeſchaͤft abzumachen, und war ihnen durch meine Freunde von Baltimore aus noch beſonders empfohlen worden. Zur Warnung jedes Reiſen - den, welcher in dieſem Lande Geldſachen abzu - thun hat, muß ich hier die Art und Weiſe er - zaͤhlen, wie die Herren Vetter und Comp. mit mir Fremdlinge in dieſem Lande verfuhren. Herr Vetter ſagte zu mir: Hier iſt Alles in Vincennes-Noten, welche Landoffices Geld ſind Ich war damit ſehr zufrieden, und glaubte Wun - der, was ich fuͤr gute Papiere erhalten haͤtte. Als ich aber in Harmonie und an andern Orten von dieſen Noten Gebrauch machen wollte, weigerte man ſich, ſie anzunehmen, und machte mir bemerklich, daß ich hintergangen ſey, wenn mir dieſe Papiere fuͤr Vincennes-Noten gegeben worden waͤren. Die letztern waͤren allerdings ſehr gut; aber die mir gegebenen waͤren alle Branch - bank-Noten von Vincennes, welche nicht courant ſeyen.

Unterhalb Louisville ſind die ſogenannten Waſſerfaͤlle des Ohio (Falls of Ohio), Der Fluß draͤngt ſich mit großem Geraͤuſch und ſtarkem Gefaͤlle durch mehrere Felſen, welche jetzt bei dem ungewoͤhnlich niedrigen Waſſerſtande46 ſichtbar waren. Oberhalb des Falles iſt der Fluß breit und tief. Gegen Louisville, da, wo der Baͤrgrasfluß ſich mit dem Ohio vereinigt, beginnt der Fall, und in den 2 Meilen, bis zum Fuße des Falls, iſt das Gefaͤlle 22½ Fuß. Boote, und alle Arten von Fahrzeugen finden in Jefferſons - ville, ſo wie in Louisville erfahrne Lootſen, wel - che die Schiffe ſicher uͤber dieſen Fall fuͤhren. Bei ſehr hohem Waſſer iſt faſt gar keine Gefahr, in - dem alsdann die Felſen gegen 20 Fuß hoch mit Waſſer bedeckt ſind, und das Ganze mehr einem reiſſenden Strome als einem Falle gleichſieht.

Von Jeverſonsville fuͤhrt die große Straße nach Vincennes zuerſt auf Albani, einem klei - nen Staͤdtchen am Ohio. Der Gaſtwirth in der goldnen Glocke beſchaͤmt manchen Wirth erſter Klaſſe in Deutſchland durch Hoͤflichkeit, Reinlich - keit, Eleganz, und was am Ende doch die Hauptſache bleibt durch ſeltene Billigkeit.

Im Innern von Indiana findet man zu - weilen meilenlange Strecken, wo der Wald wahr - ſcheinlich durchs Feuer vertilgt iſt; doch ſind die Plaͤtze meiſtentheils ſchon wieder mit jungen Loh - den bedeckt. Uebrigens iſt dieſer Theil eben nicht ſehr fruchtbar und uͤberaus huͤgelich. Am 16ten Jul. ſah ich in einer kleinen Stadt Peola den erſten Hafer einfahren. Vier und funfzig47 Meilen dieſſeits Vincennes findet man eine Schwe - fel-Quelle, welche ſich ſchon in weiter Ferne durch einen ſtarten Schwefelgeruch zu erkennen gibt. Das Waſſer hat eine blauweiße Farbe.

Vincennes unterm 38° 43′ Nordbr. iſt am oͤſtlichen Ufer des großen Wabaſch, in einer etwas ſandigen Wieſe erbauet. Im Jahre 1775 legten die Franzoſen hier zuerſt einen Poſten an. Die Entfernung von hier bis zur Muͤndung des Wabaſch betraͤgt 150 Meilen.

Am Wabaſch finden ſich die vorzuͤglichſten Pflanzungen im Staate Indiana. Zu Fort Har - riſon, 262 Meilen von der Muͤndung des Fluſ - ſes, aͤrndtet der Capitain Hamilton (wie man mich verſicherte) jaͤhrlich uͤber 60,000 Buͤſchel Mais zu 60 70 Pf. pr. Buͤſchel. Der Fluß iſt bis Fort Quiatanon fuͤr Fahrzeuge ſchiff - bar, welche bis 3 Fuß im Waſſer gehen. Klei, nere Boͤte gehen noch 197 Meilen hoͤher, da, wo der Fluß nur 9 Meilen von Miami am See Erie entfernt iſt.

Am 18ten Jul. gegen 8 Uhr Abends kam ich in die Naͤhe von Harmonie. Die Thurm - uhr ſchlug 8 ein erfreuliches Zeichen der Cul - tur fuͤr einen Reiſenden, welcher 800 Meilen zu - ruͤckgelegt hat, ohne einen Glockenſchlag gehoͤrt zu haben. Als ich n Wirthshauſe ankam, war es,48 als ob ich mitten in Deutſchland mich befaͤnde. Kleidung, Sprache, Sitten und Gebraͤuche Alles iſt bei dieſen Coloniſten unveraͤndert geblie - ben. Man ſetzte mir einen Krug Bier vor, und ich erſtaunte nicht wenig, hier ein aufrichtiges, echtes Bamberger Bier zu finden. Fruͤh am an - dern Morgen wurde ich durch das lebhafte Ge - toͤs arbeitender Zimmerleute geweckt. Ich ging nach dem Fruͤhſtuͤck zu Hrn. Rapp, Vorſteher dieſer Colonie, welcher mir zuvoͤrderſt ſeinen Gar - ten zeigte, wo unter mehrern ſeltnen Gewaͤchſen ſich auch eine bluͤhende Paſſionsblume befand. Dann fuͤhrte er mich zu Hrn. Becker, und bat ihn, mir Alles Sehenswuͤrdige zu zeigen. Herr Becker iſt ein Mann von feiner Bildung und ſehr angenehmen Aeußern; er fuͤhrt die Aufſicht uͤber die Handlung. Wir gingen nun zuerſt die Wol - lenzeug-Manufaktur zu beſehen. Eine Dampf - maſchine, mit der Kraft von 30 Pferden, kratzet, kaͤmmet und reinigt die Wolle, liefert von ihr kleine Docken, welche auf der Spinnmaſchine durch ein Maͤdchen und vier Kinder ſehr egal und ſchnell (40 Faden auf jeden Zug) geſponnen wer - den. Das Weben, Scheeren u. ſ. w. geſchieht wieder durch die Dampfmaſchine, welche oben - drein noch eine Mahl - und eine Schleifmuͤhle treibt.

49

Weit merkwuͤrdiger war jedoch fuͤr mich die Droͤſchmaſchine, welche ich als durchaus feh -[lerfrei] anerkennen mußte. Sie liefert in Zeit von einer Stunde 20 Buͤſchel Weizen (1300 Pfund), rein, wie irgend eine gute Kornmuͤhle ihn liefert, driſcht ganz rein aus, ſelbſt wenn die Frucht feucht iſt, (ſo droͤſchte man heute Morgen gleich vom Aerndtewagen den vom Thau ziemlich ange - feuchteten Weizen), und laͤßt das Stroh ganz, ſo daß es zum Futterſchneiden, ja auch wol zum Binden benutzt werden kann. In der Folge ſoll der Dampf auch dieſe Maſchine in Bewegung ſetzen, jetzt ſind 8 Pferde und, mit Einſchluß der Kinder, 20 Perſonen zur Arbeit erforderlich. Man ſpart ſchon jetzt Dreiviertel der Arbeit, Al - les ſehr gering angeſchlagen, ohne irgend fuͤr die Zeiterſparung etwas zu rechnen. Man war nicht geneigt, mir das Innere der Maſchine ausfuͤhr - lich zu zeigen; aber die Haupteinrichtung erfuhr ich doch. Die Welle, welche die Pferde herum - drehen, ſetzt erſtens eine Trommel, faſt wie die iſt, worin wir die Kartoffeln waſchen, m Be - wegung, und dieſe Trommel thut das Ausdroͤ - ſchen. Dann drehet ſie 2 Walzen gegen einan - der, (wie unſere Kartoffelmuͤhle), die Walzen laſſen einen Zwiſchenraum von Zoll, welche Oefnung gegen einen Tiſch gerichtet iſt, auf450welchen eine Perſon die Frucht, (jedesmal einen mittelmaͤßigen Arm voll), und zwar die Aehren jedesmal gegen die Maſchine gerichtet, ausbreitet. Die Walzen ziehen die Frucht ſchnell ein, und die Trommel ſchlaͤgt augenblicklich die Frucht rein aus. Das Stroh ſcheint nicht in die Trommel zu kommen, ſondern, zwiſchen ihr und den Wal - zen durch, tiefer hinab zu fallen, wo es durch den Wind, welcher zur Reinigung der Frucht dient, und durch eine Vorrichtung, welche wie unſere Schuͤttegabel wirkt, hinten hinausgewor - fen wird. Vorn erhaͤlt man das reine Korn und an der Seite den Kaf und das Echter - Korn, jedes allein. Letzteres iſt in nicht groͤßerer Men - ge als bei unſerer Art des Reinigens vorhanden; auch habe ich es nicht mit zur ausgedroſchenen Frucht gerechnet. In Hinſicht der Wirkung der Maſchine muß ich noch bemerken, daß ich die ganze Zeit gegenwaͤrtig geweſen bin und Alles genau beobachtet habe.

Die Branntweinbrennerei und Brauerei ſind ebenfalls ſehr gut eingerichtet. Die erſtere wuͤrde noch dadurch zu verbeſſern ſeyn, daß einige hoͤl - zerne Geraͤthe, worin Maiſche gekocht wird, von Kupfer angefertigt wuͤrden. Die Hauptvortheile ihrer Einrichtung beſtehen darin, daß durch ſie - dende Waſſerdaͤmpfe alles Deſtilliren geſchieht, wo -51 durch das Product an Qualitaͤt ſo ſehr gewinnt. Dieſe Art iſt auch in jedem Lande, wo der Bla - ſenzins nicht exiſtirt, die beſte.

Auch die Feldwirthſchaft von Harmonie un - terſcheidet ſich von der ihrer Nachbarn ſehr vor - theilhaft Hier goͤnnt man dem Boden, ob er es gleich nicht bedarf, zuweilen ein halbes Jahr Ruhe; man hat halbe Brache zu Weizen, um den Acker mehr zu reinigen. Winter-Gerſte wird mit großem Vortheil gebauet, und oft ſchon An - fangs Junius geaͤrndtet.

Die hieſigen Weinberge, etwa 8 10 Acres enthaltend, liefern einen guten Wein, der jedoch mit Zucker und Spiritus gemiſcht zu ſeyn ſcheint. Von dem Huͤgel dieſer Weinberge hat man eine herrliche Ausſicht auf den Fluß, die Stadt, auf die Gaͤrten und Felder herab.

Das ganze Beſitzthum der Harmoniten be - ſteht etwa in 20,000 Acres oder 30,000 Calen - berger Morgen. Die Stadt iſt im Viereck ange - legt, der oͤffentliche Platz, von der Kirche, Rapps Wohnhauſe, dem Kaufhauſe, der Schule und dem Gaſthauſe eingefaßt, ſo wie die ſehr breiten Straßen, ſind ſaͤmmtlich mit 2 Reihen Pappeln bepflanzt, welches dem Ganzen ein liebliches und freundliches Anſehen gibt, und man iſt jetzt mit der Erbauung ſehr niedlicher Wohnhaͤuſer fuͤr jede*52Familie beſchaͤftigt. Wenn dieſe Arbeit beendigt iſt, muß Harmonie die ſchoͤnſte Stadt des weſt - lichen Amerika ſeyn, indem Alles in der vollkom - menſten Symmetrie erbauet wird, welches in keiner andern Stadt moͤglich zu machen ſteht; denn dort bauet Jemand eine Huͤtte, waͤhrend ſein Nachbar vielleicht einen Pallaſt neben an bauet.

Ueber die religioͤſe Einrichtung dieſer Gemei - ne konnte ich nur unbeſtimmte Nachrichten erhal - ten. In der Kirche war ſo wenig ein Altar als andere Verzierungen zu finden; auf einer Erhoͤ - hung von etwa 3 Fuß befand ſich ein Sitz fuͤr Rapp, neben dieſem ein Pult, auf welchem die Bibel lag. An jedem Sonntage redet er hier zum Volke, und ſoll ſich zuweilen einen Propheten Gottes nennen. Dann werden geiſtliche Lieder mit Muſikbegleitung geſungen. In dem Noten - buche fand ich die Arie: In dieſen heiligen Hallen ꝛc. aus der Oper die Zauberfloͤte von Mozart. Oft werden Sonntags feierliche Prozeſ - ſionen mit Muſik in die Fruchtfelder von Harmo - nie gehalten. Hier gibt es denn eine ſchoͤne Ge - legenheit fuͤr den Vater, (ſo nennen die Har - moniten den alten Rapp,) im Angeſichte aller herrlichen Fruͤchte des Fleißes und der Eintracht, ſeine Kinder zu fernerer Ausdauer und Einig - keit zu ermahnen.

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Es ſcheint zwar, als ob Kapp unumſchraͤnk - ter Dirigent des Ganzen ſey, und doch werden in einem ſogenannten Brudergerichte, welches aus den Vormuͤndern der Schmiede-Schuſter Sattler - und Zimmerleute-Geſellſchaft beſteht, alle wichtige Angelegenheiten in Berathung gezogen.

Der Hauptgrundſatz der Geſellſchaft beſteht, nach dem, was ich daruͤber theils von verſchiede - nen Gliedern der Gemeine, theils von Rapp ſelbſt erfahren habe, in Folgendem:

  • Nach der Lehre Chriſti muͤſſen wir uns wie eine einzige Familie be - trachten, wo Jeder nach ſeinen Kraͤften und Faͤhigkeiten ohne al - len Eigennutz, bloß zum Wohle des Ganzen und ſeiner Mitbruͤder arbeitet.

Man behauptet allgemein, Rapp habe, als die Geſellſchaft (jetzt 800 Seelen ſtark) vor 5 Jah - ren von Penſylvanien hieher zog, das unnatuͤrli - che Geſetz gegeben: alle Verheiratheten ſollten ſich innerhalb dreier Jahre der ehelichen Beiwohnung gaͤnzlich enthalten, um dadurch mehr Zeit und Haͤnde zur Arbeit zu erhalten, und es ſchien auch54 beinahe, als ob die Kinder meiſtens von einerlei Alter waͤren Rapp ſelbſt verſicherte mich, es ſeyen Verlaͤumdungen des Neides; er lehre nach Chriſto, und ermahne zur Moral und Bruderliebe.

Die Harmoniten haben in der That gute Nahrung, Kleidung und Alles, was ſie vermoͤge ihres Standes beduͤrfen, und, ſind ſie von der Wahrheit des obigen Grundſatzes uͤberzeugt, ſo muͤſſen es die gluͤcklichſten Menſchen der ganzen Chriſtenheit ſeyn. In ganz Amerika habe ich ſel - ten den Namen Harmonie nennen hoͤren, ohne zugleich die Deutſchen wegen ihres Fleißes, ihrer Ausdauer und ihrer Rechtlichkeit loben zu hoͤren.

Gegen Mittag (29ſten Jul.) traf ich auf der ſogenannten Engliſchen Wieſe ein, wo die Englaͤnder Birkbeck und Flower ſeit 3 Jah - ren ſich angebauet haben. Dieſe Maͤnner, welche eines Theils keine durch Fruchtbarkeit ſich ſonder - lich auszeichnende Gegend gewaͤhlt haben, und andern Theils nur wenig Fleiß im Anbau des Landes zu zeigen ſcheinen, haben dennoch bereits eine ſolche Menge Menſchen an ſich gezogen, daß ſchon eine kleine Stadt, Neu-Albion erbauet, und, der ſehr unguͤnſtigen Localumſtaͤnde ohnerach - tet, dieſe Gegend bald ſehr bevoͤlkert ſeyn wird.

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Birbeck’s Notes on a Journay in Ame - rica etc. habe ich zwar jederzeit der Wahrheit gemaͤß beſtaͤtigt gefunden; aber in ſeinen Lettres From Illinois werden ſchon jedem unbefangenen Landwirthe die aufgeſtellten Berechnungen (S. 69 bis 73) nicht begruͤndet genug erſcheinen, ge - ſchweige einem ſolchen, welcher an Ort und Stelle in oͤkonomiſcher Hinſicht unterſuchte und pruͤfte, und weder von dem in den erſteren Jahren der Cultur beſonders nothwendig werdenden In - dianiſchen Korn (Mais) noch von Weizen, auch nicht einen einzigen Acre in den weiten Wieſen - laͤndern fand; da doch viele Hunderte derſelben in den Berechnungen aufgefuͤhrt ſind. Auch iſt mir keine einzige, fuͤr die Oekonomie ſo nothwen - dige, und in dieſem Clima fuͤr die Geſundheit ſo hoͤchſt heiſame Obſt - Anlage zu Geſichte gekom - men, da doch der Pfirſichbaum ſchon im dritten Jahre fruchttragend wird, und alſo ſchnell und leicht angezogen werden kann.

Es war nicht moͤglich, von hier aus direct uͤber den kleinen Wabaſch nach Kaskaskia zu ge langen. Daher ſah ich mich genoͤthigt, wiederum ſuͤdlich gegen den Zuſammenfluß des großen und kleinen Wabaſch meine Wanderungen fortzuſetzen, wohin ein ſehr ſchoͤner fahrbarer Weg auf Car - mi fuͤhrt. Dieſe Stadt liegt am kleinen Wabaſch56 etwa 30 Engliſche Meilen oberhalb ſeiner Vereini - gung mit dem großen Wabaſch. Sie treibt einen ziemlich lebhaften Handel mit Waaren, welche, des naͤhern und ſehr ſchoͤnen Weges wegen, von Shawaneetown meiſtens zu Lande hier an - kommen.

Ehe man Carmi erreicht, fuͤhrt der Weg durch mehrere ſehr gute angebauete Pflanzungen, wo das Auge durch die uͤppigſten Maisfelder er - goͤtzt wird. Hier iſt der Strich, wo im Jahre 1813 ein fuͤrchterlicher Orkan ſeine ſchrecklichen Verwuͤſtungen anrichtete. Der Weg fuͤhrt durch einen Wald, in welchem alle Baͤume etwa 7 10 Fuß uͤber der Erde wie Weiden umgedreht, und ihre Haͤupter oft in entgegengeſetzter Richtung zur Erde geworfen ſind. Auf dem Ohio ergriff dieſer Orkan ein Boot, und warf es weit vom Ufer ans Land. Er durchſtrich in einer Breite von 1 Engliſchen Meile beinahe das ganze feſte Land von Amerika in der Richtung von Weſten nach Oſten.

Nicht weit von Carmi laͤuft der Weg durch eine Wieſenflaͤche, (Big-Prairie) in welcher, wegen ihrer großen Fruchtbarkeit, ſich bereits eine ziemliche Anzahl Pflanzer niedergelaſſen haben.

Dieſer ſogenannten Prairien (Wieſenflaͤchen) finden ſich im Illinois - Staate ſehr viele, und57 man koͤnnte wol annehmen, daß ſie die Haͤlfte des ganzen Flaͤchenraums betragen moͤchten. Sie ſind, nach Beſchaffenheit ihrer Fruchtbarkeit, mit hoͤhern oder niedrigern Graͤſern und Stauden uͤp - pig bedeckt, und in der That, es kann fuͤr einen Fremden nichts Einladenders gedacht werden, als ſich hier niederzulaſſen, und in dieſer Fuͤlle der Natur zu leben und zu weben. Er braucht weiter nichts zu thun, als den Pflug in dieſen meiſtens ganz ebenen Wieſenflaͤchen nur ein mal anzuſetzen, und ſeine Aecker prangen von den reichſten Fruͤch - ten und den geſegnetſten Aerndten. Wie viel leich - ter iſt hier der Anfang eines Pflanzers, als in den dichten Waͤldern am Ohio und Indiana! Zum Beweiſe dieſes erlaube ich mir nur anzufuͤhren, daß von allen Laͤndereien, welche bis jetzt im Staate Illinois zum Verkauf geſtellt ſind, noch kein Plaͤtzchen unverkauft geblieben iſt, wo in fruchtbaren ebenen Wieſen nur gutes Waſſer und Waldgrund ſich beiſammen fand. Leider fehlt aber das gute Waſſer im ſuͤdlichen Theile nur zu ſehr; dabei haben die Fluͤſſe keinen ſtarken Abfluß, welches, vereint mit mehrem Nebenumſtaͤnden, jaͤhrlich viele Fieberkrankheiten zur Folge hat; aber man findet doch, daß dieſes Uebel in eben dem Maaße abnimmt, wie das Land nach und nach mehr an - gebauet wird. Eben ſo verſchwinden mit der zu -58 nehmenden Anbauung eine Menge anderer Uebel, als: die Fliegen, Muskiten u. ſ. w.

Die Fliegen werden in den Sommermo - naten Julius, Auguſt und September, in den großen Wieſen dem Reiſenden zu Pferde aͤußerſt laͤſtig; ja man behauptet ſogar, daß dieſe Inſekten bei großer Hitze in kurzer Zeit ein Pferd zu toͤdten im Stande ſeyen.

Es gibt von dieſen Fliegen zweierlei Arten: die kleinen gruͤnen, und die großen Pfer - de-Bremſen. Die erſtern von der Groͤße der gemeinen Fliege, die zweite oft ſo groß als eine Horniſſe. Da ſie faſt immer nur den Kopf, Hals und die Bruſt des Pferdes anfallen: ſo genuͤgt eine Bedeckung von Leinwand, um dieſe Theile zu ſchuͤtzen. Gebraucht man noch außerdem die Vorſicht, groͤßtentheils vor Sonnen-Aufgang und nach Sonnen-Untergang zu reiſen: ſo iſt dieſes Uebel nur von geringer Bedeutung.

Was die Fliegen den Pferden ſind, das ſind die Muskiten dem Menſchen. Die Muskite iſt wol weiter nichts, als die Europaͤiſche Muͤcke; wenigſtens habe ich zwiſchen den Muskiten in den noͤrdlich vom Ohio belegenen Staaten und unſerer Muͤcke keinen Unterſchied gefunden. Ihr Biß iſt durchaus nicht ſchmerzhafter; ihre Groͤße, Geſtalt, und daß ſie nur an feuchten Orten und59 in der Nachtzeit ſich einſtellt; alles dieſes hat ſie mit jener gemein. In großer Menge findet ſie ſich an den niedrigen Ufern der Fluͤſſe und in un - angebaueten ſumpfigen Gegenden. Alles, was ich fruͤher uͤber dieſe Inſekten, ſo wie Alles, was ich uͤberhaupt fruͤherhin uͤber Amerika je gehoͤrt oder geleſen habe es ſey Gutes oder Boͤſes iſt meiſtens etwas uͤbertrieben.

Auf der andern Seite des kleinen Wabaſch findet man vielen Wald und wenigere Anpflan - zungen. Je naͤher man aber gegen Kaskaskia koͤmmt, deſto mehr vermehren ſich die Wieſen mit abwechſelnden Waͤldern, welche oft die nied - lichſten Anſichten bilden. Fehlte es hier nicht zu ſehr an Waſſer, ſo wuͤrden dieſe Gegenden zu den ſchoͤnſten und angenehmſten gerechnet werden koͤnnen.

Am andern Ufer des Kaskaskia (Oka), ei - nes hier ſehr bedeutenden Fluſſes, liegt die Stadt Kaskaskia, wo ſich gegenwaͤrtig der Sitz der Staats-Regierung befindet. Sie wurde ſchon vor laͤnger als 50 Jahren von den Canadiſchen Franzoſen angelegt und iſt eben nicht ſehr bedeu - tend; auch ſcheint ſie keine ganz geſunde Lage zu haben, indem ſie in dem Thalgrunde des Miſſiſ - ſippi (American botam) liegt, welcher durch - gehends als ſehr ungeſund bekannt iſt. Doch auch60 dieſes Uebel, welches von den Ueberſchwemmun - gen des Miſſiſſippi und dem feuchten Boden her - ruͤhrt, beſſert nach und nach die Zeit. Man hat bemerkt, daß von Jahr zu Jahr dieſes Thal theils mehr abtrocknet, theils auch gegenwaͤrtig vom Fluſſe nur ſelten, und nur an den niedern Stel - len uͤberſchwemmt wird. Seit 30 Jahren iſt Kaskaskia nicht mehr uͤberſchwemmt worden. In der katholiſchen Kirche daſelbſt fand ich eine ziemlich zahlreiche Gemeine verſammelt. Des junge wohlgebildete Prediger erbauete in Franzoͤ - ſiſcher Sprache mit einer ſo ſeltenen Wohlredenheit und einer ſo ſchoͤnen Ausſprache, daß ich mich hoͤchlich daruͤber wunderte, weil mir dergleichen ganz unerwartet geweſen war.

Nachmittags hatte ich die Ehre, beim Herrn Gouverneur Bond zum Thee eingeladen zu wer - den, wo ich zum erſtenmale in der neuen Welt mich in eine Geſellſchaft vornehmer Damen ver - ſetzt ſah. Man bewies mir allgemein eine große Aufmerkſamkeit und zuvorkommende Guͤte. Das, was dem Fremden, mit der Landesſprache und den Sitten gewoͤhnlich zu wenig Vertrauten, ſehr angenehm zu Statten kommt, iſt die Verbannung aller ſogenannten Etiquette und unnoͤthigen Com - plimente aus hoͤhern und niedern Geſellſchaften. 61Der Amerikaner gruͤßt nie mit Abnehmung des Huthes, ſondern durch einen traulichen Haͤnde - druck. Man tritt zu den vornehmſten Perſonen mit bedecktem Haupte. Zum Eſſen und Trinken wird wenig oder gar nicht genoͤthigt; Jeder be - dient ſich der vorhandenen Speiſen und Getraͤnke nach Maaßgabe ſeines Appetits. Dennoch herrſcht in allen Geſellſchaften die groͤßte Ordnung und Wohlanſtaͤndigkeit, wobei den gegenwaͤrtigen Da - men eine hohe Achtung und Aufmerkſamkeit be - wieſen wird.

So wie in einem freien Staate der Unter - ſchied der Staͤnde nicht in Betracht kommt, ſo war dieß auch hier der Fall zwiſchen dem Gou - verneur und ſeinen Gaͤſten.

Ich machte von hier einen Spaziergang zu dem Engliſche Meilen entfernten Miſſiſſippi. Dieſer gewaltige Strom, der alle Gewaͤſſer des großen Innern von Nordamerika in ſeinem unge - heuern Bette ſammelt, war gegenwaͤrtig ſehr nie - drig; dennoch floͤßten mir ſeine ſchnell dahin flie - ßenden Waſſermaſſen Erſtaunen ein. Sein Waſ - ſer iſt truͤbe, und die Schoͤnheit des Stroms wird durch die vielen in ſeinem Bette hie und da hervorragenden Baumſtaͤmme ſehr vermindert. 62Dieſe Baͤume reißt der Strom bei hohen Waſſer - fluthen an ſeinen Ufern aus, und laͤßt ſie auf ſeichten Stellen ruhen, bis eine hoͤhere Waſſer - fluth ſie weiter befoͤrdert. Jedoch geſchieht es haͤufig, daß der Stamm mit ſeinen von Erde beſchwerten Wurzeln, im Boden des Fluſſes ſich ſenkend, haͤngen bleibt und feſtſchlaͤmmt; alsdann heben ſich die durch den Verluſt ihrer Zweige leichter gewordenen Schaͤfte uͤber die Oberflaͤche und ragen, als eingerammte Pfaͤhle, aus dem Waſſer hervor. Man hat noch vor Kurzem ein Beiſpiel gehabt, daß ein Stromaufwaͤrts gehen - des Dampfſchiff die gewaltſamen Wirkungen eines ſolchen, durch den Abbruch ſeines Hauptes zuge - ſpitzten Stammes in ſeinem Bauche erfuhr, und nach einiger Zeit ſinken mußte. Um dieſer Gefahr auszuweichen, faͤngt man jetzt an, die Dampf - ſchiffe mit einem doppelten Boden zu verſehen, damit, wenn der erſte durchbohrt wird, der zweite die gewuͤnſchte Sicherheit gewaͤhre. Jene, die Schif - fahrt unſicher und gefaͤhrlichmachenden Baumſtaͤm - me, nennen die Amerikaner Log’s oder Shnag’s.

Alle von den Franzoſen angelegten Staͤdte ha - ben gewoͤhnlich einen gemeinſchaftlichen Weideplatz, ſo wie mehrere gemeinſchaftliche Grundbeſitzungen. Auf dieſer Gemeinde-Weide vor Kaskaskia ſah63 ich, zum erſtenmal in Amerika, jenen ſchoͤnen gruͤnen Raſengrund, welchen Europa in ſo man - chen das Auge ergoͤtzenden Abſtufungen ſo lieblich darſtellt, und deſſen Daſeyn bekanntlich nur den Zaͤhnen des darauf weidenden Viehes zu verdan - ken iſt.

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Von Kaskaskia ab faͤngt der ſogenannte Ame - rikaniſche Boden an, welcher das Thal des Miſ - ſiſſippi bildet. Gleich oberhalb Kaskaskia dehnt das Thal ſich bis an das Staͤdtchen Prairie des roches auf 7 Engliſche Meilen breit aus, und iſt oͤſtlich von ſteilen Felſenwaͤnden eingeſchloſſen, von welchen haͤufig die lieblichſten Quellen herab - ſprudeln. Der Fluß iſt ganz mit Wald bekraͤnzt; dann folgen bis zum Fuße der Felſen ebene Wie - ſen, deren Fruchtbarkeit alles uͤberſteigt, was man ſich in der Art denken kann.

Hier ſah ich Maisfelder, auf welchen ſeit 30 Jahren, und zwar niemals geduͤngt, Mais gebauet worden war. Sie ließen noch nichts zu wuͤnſchen uͤbrig, denn ihre Stauden prangten 15 Fuß hoch. Dieſer Boden beſteht aus ſehr fetti - gem ſchwarzen, mit Sand vermiſchten Schlamm, welcher mitunter fahl und, wegen des Ueberfluſſes von Humus, ſehr leicht iſt. Die Huͤgel uͤber den ſteilen Felſen ſind theils mit Wald, theils mit ſchoͤnem gruͤnen Raſen geziert. Hiedurch er - haͤlt das Thal eine ſehr einladende Einfaſſung, ſo wie es uͤberhaupt eine der reizendſten Gegenden des Illinois-Staats ausmacht.

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Oberhalb Krairie des roches verlieren ſich die ſteilen uͤberhaͤngenden Felſenwaͤnde in hohe Ra - ſen - und Waldhuͤgel. Auch hier ſah ich die Fort - ſetzung der Zerſtoͤrungen, welche der oben ſchon er - waͤhnte Sturmwind angerichtet, und ſeinen Weg bei Harriſonville uͤber den Miſſiſſippi genommen hatte. Doch ſchien ſeine Kraft hier nicht ſo ver - nichtend geweſen zu ſeyn, als am Wabaſch.

Wie vorſichtig der Fremde hier in der Wahl des Trinkwaſſers ſeyn muß, habe auch ich erfah - ren. Eines Abends verirrte ich mich vom Wege, und langte erſt ſpaͤt bei einem Pflanzer an, wel - cher mir, wie gewoͤhnlich, ſehr willig ein Nacht - lager in ſeiner Wohnung geſtattete. Das mir von ihm gereichte Waſſer ſchmeckte mir zwar nicht, aber ich mußte meinen Durſt damit zu loͤſchen ſuchen. Allein am andern Morgen wurde ich von einer heftigen Diarrhoͤe befallen. Es iſt daher ei - nem Reiſenden ſehr zu empfehlen, etwas ſtarken Branntwein und Zucker jederzeit bei ſich zu fuͤhren. Ein Achtel Branntwein mit 7 Achtel Waſſer und be - liebigem Zucker vermiſcht, gibt ein gutes geſundes Getraͤnk in dieſem Clima.

Am 27ten Jul. fuhr ich uͤber den Miſſiſſippi nach St. Louis, einer am rechten Ufer des Fluſſes auf einer hohen Bank belegenen Stadt, deren Unterlage aus Felſen beſteht. In dieſen566Steinen (Kalkſteinen) findet man hoͤchſt merkwuͤr - dige Abdruͤcke, z. B. vollkommene Eindruͤcke von Fuͤßen, Haͤnden, Bogen und Pfeilen der India - ner, ſo, daß man geneigt wird, zu glauben, dieſer Stein ſey in fruͤhern Zeiten eine ſo weiche Maſſe geweſen, daß er dergleichen Eindruͤcke habe annehmen koͤnnen, worauf denn durch Natur und Zeit dieſe haͤrtern Steinmaſſen gebildet worden ſeyen. Ein ſolcher Stein befindet ſich zu Har - monie, wohin ihn die daſige Colonie, ſeiner Merkwuͤrdigkeit wegen, mit großen Koſten, 180 Engliſche Meilen weit, transportiren ließ.

Eine herrliche Quelle, welche aus dem Fel - ſenufer ſprudelt, verbunden mit der waldfreien erhabenen Gegend, war vermuthlich der Beweg - grund zur erſten Anlage von der Stadt St. Louis. Ihre Gruͤndung faͤllt in den Zeitraum, in welchem Philadelphia angelegt wurde. Erſt ſeitdem die Umgegend und die Muͤndung des Miſſiſſippi im Beſitz der vereinigten Staaten ſich befindet, iſt St. Louis auch erſt im Aufbluͤhen begriffen. Daher kann man dieſem wichtigen Platze ſein verhaͤltnißmaͤßiges hohes Alter nicht zum Vorwurfe machen. Gegenwaͤrtig wird, außer der bereits bewohnten Stadt, oben auf der Hoͤhe des Ufers die Stadt vergroͤßert, und dieſer Theil wird67 die fruͤhere Anlage, welche im erſten Zuſchnitte verdorben war, bald an Schoͤnheit uͤbertreffen. Man findet hier bereits verſchiedene ſehr huͤbſche Gebaͤude, und allenthalben iſt man mit Erbauung neuer Haͤuſer beſchaͤftigt; daher die vielen Saͤge - muͤhlen in der Nachbarſchaft, unter denen ſich auch Eine befindet, welche durch Dampf getrieben wird.

St. Louis liegt unterm 38°, 39′ noͤrdlicher Breite und mag leicht 4000 Einwohner zaͤhlen. Die Umgegend landeinwaͤrts iſt Wieſengrund, wel - cher jedoch nicht ſo fruchtbar iſt, als die Wieſen im Illinois-Staate gewoͤhnlich ſind. Dieſe Stadt iſt der Sitz der Territorial-Regierung des Miſ - ſouri-Territoriums. Der Antrag, zum Staate erhoben zu werden und ſich eine eigne Verfaſſung zu geben, fand beim Congreſſe Schwierigkeiten, indem der Congreß die Bedingung machen wollte, daß die Sclaverei im Staate von Miſſouri abgeſchaft werden ſolle. Jetzt findet man faſt taͤglich in den verſchiedenen Zeitungen Aufſaͤtze uͤber dieſen Ge - genſtand, deren Mehrzahl faſt immer gegen die Einfuͤhrung der Sclaverei im Miſſouri-Staate eifert. Ueberall wird uͤber die Moͤglichkeit, die Sclaverei, als ein anerkanntes großes Uebel, im gan - zen Umfange der Freiſtaaten abzuſchaffen, jetzt viel*68geſchrieben, ſo daß man allgemein wirklich die Hoff - nung faßt, auch die ſuͤdlichen Staaten bald von dieſer Plage befreiet zu ſehen. *)Die Miſſouri-Bill ging am 1ſten März 1820 im Hauſe der Repräſentanten nach mancherlei Debatten über die Sclaverei in jedem Gebiete durch, und das Miſſouri-Gebiet wurde den vereinigten Staaten einverleibt. Die Sclaverei oder unfrei - willige Dienſtbarkeit wurde nur in dem Sinne, als Beſtra - fung für Verbrechen, deren der Angeſchuldigte geſetzlich über - wieſen worden, zugeſtanden, in jedem andern Sinne aber auf immer verboten. Anm. d. Verl.

Das linke Ufer des Fluſſes iſt dem Einſtuͤr - zen und Wegſchwemmen ſehr ausgeſetzt, waͤhrend am rechten Ufer ſich Steine und Felſen befinden, welche die reißenden Wirkungen des Stroms ab - wehren. Dieſes Wegſpuͤlen des Ufers betraͤgt oft 10 20 Fuß in einem Jahre, ſo daß nicht ſel - ten ganze Pflanzungen dadurch verloren gehen. Zwei kleine Staͤdtchen, die Illinoisſtadt und Jak - ſonsville, welche St. Louis gegenuͤber erbauet ſind, laufen Gefahr, mit der Zeit gleichfalls im Miſſiſ - ſippi ihr Grab zu finden.

Im Allgemeinen kann man annehmen, daß alle Flußufer in Amerika ungeſunde Aufenthalts - oͤrter ſind, und vorzuͤglich die Ufer der groͤßern Fluͤſſe. In St. Louis findet man dieſes Jahr das kalte Fieber haͤufiger wie gewoͤhnlich. Man69 ſchreibt dieſes der großen Hitze dieſes Sommers zu, weil ſich alle Gattungen der Fieber in dieſem Jahre haͤufiger zeigen.

Als ich uͤber den Miſſiſſippi zuruͤckgekehrt war, und mich wieder im Staate Illinois befand, wen - dete ich mich aufwaͤrts, um dieſes Thal bis an die Muͤndung des Miſſouri hinauf zu bereiſen.

Einige Meilen von der Stadt Illinois fand ich die Muͤhle des Herrn Jarrot, eines Franzoſen, welche das Eigene in ihrer Einrichtung hat, daß die Waſſerraͤder liegend im Waſſer laufen und die Welle aufwaͤrts ſtehend drehen; es ſoll durch dieſe Erfindung, ſelbſt bei 7 10ſuͤßigem Stauwaſſer die Bewegung dieſer Raͤder nicht ge - hemmt werden.

Man findet in dieſem Thal mehrere kleine Staͤdte angelegt, welche aber nicht ſonderlich fort - kommen und zwar eben der ungeſunden Lage wegen. Z. B. St. Marie, gerade der Muͤndung des Miſſouri gegenuͤber, hat zwar 4 5 Haͤuſer, aber ohne einen einzigen Bewohner. Es iſt im hohen Grade zu bedauern, daß dieſe ſo fruchtbare und zum Handel ſo ſchoͤn gelegene Gegend ſo unge - ſund iſt. Aber jaͤhrlich wird der hin und wieder ſumpfige Boden immer feſter und trockner, und man darf ſich der Hoffnung uͤberlaſſen, daß auch hier die Zeit das Uebel heilen wird.

70

In einer andern Stadt Namens Gibraltar, 3 Meilen hoͤher hinauf, fand ich ziemlich viel Ein - wohner und man war mit Bauen beſchaͤftigt. Mei - ne Krankheit hatte indeſſen zugenommen und war in voͤllige Diſſenterie ausgeartet; ich hatte mir in St. Louis ein Abfuͤhrungsmittel geben laſſen, aber die Krankheit ſchien dennoch nicht weichen zu wollen. Ich nahm nun deshalb etwas Opium und trank Reiswaſſer, worauf ſich das Uebel ſofort ver - minderte.

Von Gibraltar ſchlug ich den Weg nach Ed - wardsville ein. Man findet von hier ab bis auf die Thalhuͤgel (Bluffs) einige große Pflan - zungen, und, was mir noch erfreulicher war, Je - dermann war geſund und wohl.

Gegen Abend den 27ten Jul. erreichte ich Edwardsville, eine niedliche Stadt etwa 6 bis 7 Meilen von den Thalhuͤgeln des Miſſiſſippi, und 25 Meilen von St. Louis entfernt. Die frucht - bare Umgegend iſt herrlich mit Pflanzungen be - deckt, wo man die erſtaunliche Fruchtbarkeit des Bodens zu bewundern Gelegenheit hat. Ich fand den Mais (Indion-Korn) faſt durchgehends 12 bis 15 Fuß hoch. Diejenigen Gaͤrten, welche be - reits das Alter zu Obſtanlagen haben, prangen von volltragenden Pfirſichen und andern Obſtbaͤu - men. Die Pfirſiche iſt diejenige Obſtſorte, wel -71 che hier zur Verwunderung gut gedeihet. In 4 Jah - ren liefert der gelegte Pfirſichkern bereits Fruͤchte, und traͤgt nachher faſt ohne Ausnahme jedes Jahr ſo voll, daß ſeine Zweige geſtuͤtzt werden muͤſſen. Pfir - ſichbranntwein und getrockenete Pfirfichen ſind hier ſehr gewoͤhnlich. Dagegen habe ich in ganz Ame - rika den Zwetſchenbaum ſelten gefunden, außer in Harmonie; Aepfel dagegen gibt es in groͤßter Men - ge, vorzuͤglich in allen aͤltern Anlagen, und ich habe manche herrliche Sorten unter ihnen ange - troffen. Außerdem liefern die Gaͤrten Melonen, beſonders Waſſermelonen, in großer Menge und von ſeltner Groͤße; die letztern werden fuͤr eine ge - ſundere Speiſe gehalten als die erſtern. Daß hier auch alle uͤbrige Gartenfruͤchte gut gedeihen werden, laͤßt ſich aus dem Vorhergehenden erwarten; der Kuͤrbis erreicht zuweilen die rieſenmaͤßige Groͤße von 3 Fuß im Durchmeſſer. Braunen und rothen Kohl habe ich aber nirgends in Amerika angetroffen, auch ſcheint den Kartoffeln und vielen andern Ge - waͤchſen der Boden zu fett zu ſeyn. Die Kartof - feln duͤrfen z. B. nur erſt ſehr ſpaͤt, oft erſt im Julius gepflanzt werden; fruͤhgelegte gerathen faſt nie. Mais, Weizen und Hafer wachſen vortreff - lich; Gerſte und Roggen habe ich nicht gefunden.

Hier in Edwardsville traf ich mit meinem Reiſegefaͤhrten, Herrn Hollmann wiederum zu -72 ſammen, und es wird dem Leſer nicht unangenehm ſeyn, auch von ſeiner Reiſe einige Nachricht zu erhalten. Ich werde daher aus ſeinem Tagebuche einen kurzgegefaßten Auszug hier mittheilen.

73

Von Chilikothe wurde mir, ſagt Herr Hollmann, der Weg uͤber Limstone als der beſte fuͤr Wagen angerathen. Gleich hinter Chili - kothe wird die Gegend ſandig, ſteinig und bergig. In der kleinen Stadt Bembridge erwiederte mir der Wirth auf meine Frage: ob hier in der Nachbarſchaft auch Deutſche wohnten? er habe nie gehoͤrt, daß ein Deutſcher in dieſer Gegend ſich niedergelaſſen habe; kein uͤbles Compli - ment fuͤr meine Landsleute! Die Gegend gleichet ſo ziemlich der Luͤneburger Heide, und da es in dieſem Lande ſo viele gute Laͤnderei gibt, ſo iſt es in der That zu bewundern, daß man hier in dieſer ſo ſchlechten Gegend noch ſo viele Pflanzun - gen findet. Es ſind aber dieſe Anbauer faſt lau - ter Irrlaͤnder, und zuweilen gerathen dieſe armen Leute durch die Betruͤgerei von Speculanten auf ſol - che ſchlechte Laͤnderei. Ein hieſiger Kaufmann kauft z. B. eine Menge Land in einer oͤffentlichen Ver - ſteigerung. Hierauf ſchreibt er ſeinen Correſpon - denten in Neuyork, Philadelphia ꝛc. zeigt ihnen die Nummern der Section an und ertheilt ihnen74 den Auftrag, ſolches an neuankommende Emigran - ten als gutes Land zu verkaufen. Dadurch er - haͤlt er gleich die ganze baare Summe fuͤr das erkaufte Land, wofuͤr er jedoch erſt im 5 Jahren das Ganze zu bezahlen hat. Dieſer Vortheil wuͤrde ſchon hinreichend ſeyn; aber der Kaͤufer muß auch in den meiſten Faͤllen noch 30 50 pCt. mehr dafuͤr bezahlen, als der Einkaufspreis dafuͤr ge - weſen war.

In Uniontown hatte ich einen beſondern Vorfall. Ich gerieth naͤmlich mit einem Menſchen ins Geſpraͤch, welcher bald darauf in Franzoͤſiſcher Sprache ſagte: er habe mir ein paar Worte unter vier Augen zu ſagen. Ich erfuͤllte ſeinen Wunſch, und, ſiehe da! er war ein Methodiſt, welcher mich zu bekehren die Abſicht hatte. Er ſchwatzte mir ſo Vieles von der einzigen Seligkeit und Inſpira - tion unſers Heilandes vor daß mir angſt und bange wurde. Auch wurde er, wie es ſchien, bei dieſer Rede ſelbſt inſpirirt; denn er machte ver - ſchiedene convulſiviſche Gebaͤrden, und ſchien end - lich mir um den Hals fallen zu wollen. Ich ſagte ihm aber kalt und kurz: Alles, was er mir jetzt geſagt habe, ſey mir nicht recht deutlich, und es fehle mir an Zeit, mir es von ihm deutlich ma - chen zu laſſen. Hierauf ließ ich ihn ſtehen; the rascal! (der Schurke!) murmelte er hinter mir her.

75

Von Uniontown fuͤhrt ein ziemlich ſchlechter Weg fortwaͤhrend nach Limstone. Die Ueber - raſchung iſt groß, wenn man das Ende des Waldes erreicht hat, wo man ſich auf einem hohen ſteilen Berge befindet, unter deſſen jaͤher Wand der Ohio dahinfließt, und auf deſſen anderm Ufer man eine Ebene voller Pflanzungen und Obſtgaͤrten, welche die Stadt Limstone umgeben, erblickt. In der unglaublichen kurzen Zeit von 3 Minuten wird man uͤber den ziemlich breiten Fluß geſetzt. Das Faͤhrſchiff iſt rund; in der Mitte iſt der Platz fuͤr 6 Pferde, welche die Maſchinerie in Bewe - gung ſetzen, die ein Ruderrad 14mal geſchwinder umdreht, als die Pferde gehen; daher die unglaub - liche Geſchwindigkeit dieſes Fahrzeugs. Es iſt mit einer Gallerie umgeben und hat einen Pavillon von 2 Etagen fuͤr die Paſſagiere; der untere Raum auf dem Deck iſt fuͤr Wagen und Pferde beſtimmt. Oben auf dem Pavillon findet der Ueberfahrende Zeitungen ꝛc. ; auch jede Art von Erfriſchung iſt am Bord zu haben. Hier in Limstone befindet ſich eine Dampfmuͤhle, welche taͤglich 160 Buͤſchel Weizen verarbeitet. Gegenwaͤrtig lagen 130,000 Tonnen Weizenmehl, welche nach Neu-Orleans verkauft waren, vorraͤthig; aber des niedrigen Waſ - ſerſtandes wegen noch nicht hatten abgefuͤhrt wer - den koͤnnen.

76

Lexington, die Hauptſtadt des Staates Kentuky, iſt von Maisville (Limstone) 120 Mei - len entfernt. Der Weg fuͤhrt durch die fruchtbar - ſten Gegenden, bereits allenthalben mit bluͤhenden Pflanzungen und recht huͤbſchen Landguͤthern be - ſetzt. Denkt man ſich hier in dieſe ſo herrlich ange - baueten Gegenden um 20 Jahre zuruͤck, wo noch alles Wald und Wildniß war, und nur hin und wieder ein Jaͤger ſich angeſiedelt hatte: ſo braucht man eben kein großer Prophet zu ſeyn, um vor - herſagen zu koͤnnen, was Ohio, Indiana, Illi - nois, kurz das geſammte weſtliche Amerika in wenigen Jahren ſeyn wird.

Die Stadt Lexington, obgleich erſt 20 Jahre alt, iſt die reichſte und ſchoͤnſte Stadt im weſtlichen Amerika. Ihre Umgebungen ſind mit herrlichen Landhaͤuſern wie uͤberſaͤet, deren einige auch Weinberge haben. Man iſt jetzt eben allent - halben mit der Weizenaͤrndte beſchaͤftigt. Alle Fruͤchte werden hier, wie im ganzen Lande, mit der Sichel geſchnitten. Weizen, Mais, Tabak, Hafer und Hanf ſind die gewoͤhnlichen Producte der hieſigen Landbauer. Dieſe Gegend war vor 20 Jahren, als man anfing ſich hier anzubauen,77 als eine der allerungeſundeſten verſchrieen, und zwar mit Recht; jetzt weiß man von keinen Krank - heiten mehr, und die Gegend gilt weit und breit umher fuͤr aͤußerſt geſund.

Louisville am Ohio entſprach meinen Er - wartungen keinesweges. Ich hatte mir dieſe Stadt groͤßer und ſchoͤner gedacht; auch ſoll der Aufent - halte daſelbſt ſehr ungeſund ſeyn. In einem Dampf - faͤhrſchiffe ſetzte ich von hier uͤber nach Neu-Al - bani im Indiana-Staate. Dieſe Stadt iſt erſt 4 Jahre alt und hat dennoch bereits 70 ziem - lich anſehnliche Haͤuſer.

An Geſellſchaft fehlt es einem Reiſenden in Amerika ſelten. Heute z. B. beſteht unſere Reiſe - Geſellſchaft aus 14 Perſonen, und ſo geht es faſt alle Tage.

Faſt mehrentheils durch Waͤlder fuͤhrt der Weg nach Vincennes. An Wirthshaͤuſern fehlt es auch in dieſen wilden Gegenden doch nicht, und oft iſt das Innere derſelben weit beſſer, als das Aeu - ßere verſprach; faſt allenthalben findet man Rein - lichkeit und gute Bedienung.

Vincennes iſt eine der bedeutendſten Staͤdte im Indiana-Staate, welche von Franzoſen zu - erſt angelegt wurde; man findet auch jetzt hier de - ren noch viele.

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Am 11ten Jul. ſetzte ich, in Geſellſchaft von 10 Reiſenden zu Pferde, uͤber den Wabaſch, und betrat den Illinois-Staat.

Hat den Reiſenden von der Kuͤſte des at - landiſchen Meers her das ewige Reiſen in Waͤl - dern ermuͤdet: ſo glaubt er ſich in eine andere Weltgegend verſetzt, ſobald er uͤber den Wabaſch koͤmmt und jene großen Wieſenflaͤchen (Prairies) mit kleinen Holzrevieren abwechſelnd, vor ſeinen Augen ausgearbeitet ſieht. Doch dieſe iſt Eine der groͤßten und durch den Holzmangel zur Be - bauung eben nicht ſehr geeigneten Wieſen.

Nach einer 22 Meilen langen Reiſe, fort - waͤhrend durch dieſe Prairien, erreichten wir das Wirthshaus. Es war ganz mit Reiſenden ange - fuͤllt. Demohnachtet wurde Jeder genuͤgend be - dient, die Pferde gut in Acht genommen, und nur in Anſehung des Nachtlagers war die Be - quemlichkeit freilich nicht groß; Jeder mußte ſich auf dem Fußboden ſein Bette zubereiten ſo gut er konnte, und auch hier zeigt der Amerikaner ei - ne beſondere Unbefangenheit, welche Folge der edeln Freiheit iſt; Alles macht ſich ohne Umſtaͤnde und Complimente. Dieſe Art zu leben, welche79 mir Anfangs aͤußerſt fremd und unangenehm war, erhielt bald meinen ganzen Beifall; man fuͤhlt ſich nach und nach ſelbſt frei unter freien braven Menſchen. Der Character der Amerikaner, wel - cher mir anfangs ſo wenig zuſagen wollte, iſt dennoch im Ganzen gut; ſey es, daß die Ange - woͤhnung, mit ihnen zu leben, nach und nach mein Urtheil geaͤndert hat, oder daß das Volk ſelbſt hier wirklich beſſer als in den oͤſtlichen Staaten iſt.

Der Weg fuͤhrt durch Wieſen, wo man den ganzen Tag kein Haus, ja nicht einmal einen Baum antrift, in deſſen Schatten man vor der brennenden Sonnenhitze geſchuͤtzt, ausruhen koͤnnte. Hier waͤre der Platz, wo meine fleißigen Lands - leute, welche in dieſes Land einwandern, mit Leichtigkeit und ſchnell ein eintraͤgliches Eigenthum erwerben koͤnnten. Es wuͤrde ſehr vortheilhaft ſeyn, wenn mehrere wohlhabende Maͤnner, ſey es in Amerika oder Europa, eine Geſellſchaft bildeten, welche armen Landsleuten einen hinreichenden Vor - ſchuß machten, um hier eine Pflanzung zu er - richten. Wie manches theure Leben wuͤrde durch eine ſolche Vereinigung und zweckmaͤßige Maaß - regeln gerettet werden! Auch wuͤrde ein ſolcher in dieſem Staate, bei Fleiß und Thaͤtigkeit, in we - nigen Jahren das wohlhabende Haupt einer freien Buͤrgerfamilie werden. Wandert der Deutſche,80 der Europaͤer uͤberhaupt, ohne alle Kenntniß des Landes und der Sprache ꝛc. wie es meiſtens der Fall iſt nach Amerika: ſo kann man ſich eben nicht wundern, wenn derſelbe aller Orten betrogen wird, im Lande ſelbſt in ſchlechte Gegen - den und auf ſchlechte Laͤndereien geraͤth, wo er unter anſtrengenden Arbeiten einen guten Theil ſeines Lebens vertrauert, und wodurch er nicht ſelten Alles einbuͤßt.

Was aber ſoll der Europaͤer uͤberhaupt oder der fleißige Deutſche insbeſondere thun, wenn er in ſeinem Vaterlande keine Ausſicht zu ſeinem Fortkommen weiter ſieht und nun ſein Heil in der neuen Welt zu ſuchen waͤhnt? Wie ſoll ers anfangen, ſo lange jene Geſellſchaft nicht exiſtirt, ſich vor den Prellereien zu huͤlen, die ſei - ner in Amerika warten?

Ich habe einen ziemlichen Theil des Ameri - kaniſchen Feſtlandes durchſtrichen, und glaube faͤ - hig zu ſeyn, einige Rathſchlaͤge daruͤber ertheilen zu koͤnnen.

Vorausgeſetzt, daß ein nicht ganz huͤlfloſer, von allen Mitteln Entbloͤßter, der Arbeit unge - wohnter Armer; und angenommen, daß ein thaͤ - tiger, ruͤſtiger, mit einigen Mitteln verſehener fleißiger Landmann dieſe Fragen thut: ſo glaube ich folgende Anſicht dem letztern hier aufſtellen zu81 koͤnnen. Geſetzt ein in Europa lebender Tagloͤh - ner oder Beſitzer einiger Grundſtuͤcke kann bei allem Fleiß und Streben nicht vorwaͤrts kommen, und er iſt mit ſich einig geworden, ſein Gluͤck in Ame - rika zu verſuchen: ſo kann das vernuͤnftiger Weiſe nicht anders geſchehen, als wenn er ſo viel Baar - ſchaften beſitzt, um die Reiſe bezahlen zu koͤnnen - und ſo viel uͤbrig behaͤlt, um dort ein Landſtuͤck ſich zu erwerben. Geſetzt nun ferner, ein ſol - cher machte in ſeinem Vaterlande ſeine Grund - ſtuͤcke, Moͤbeln, Vieh ꝛc. zu Gelde, und vermoͤchte davon 4 bis 500 Rthlr. zuſammenzubringen, ſo wuͤrde dieß im Mittel-Durchſchnitt etwa 300 Dollars betragen. Davon bedarf er

  • bis zum naͤchſten Seehafen, wo er ſich einſchifft10 Dollar.
  • Die Ueberfahrt nach Amerika koſtet60
  • Die Reiſe zu Lande daſelbſt von einem oͤſtlichen Hafen bis in den Staat Illinois50
  • Der Ankauf von 160 Acres (oder 240 Morgen Calenbergiſch) à 2 Dollars, wovon er den 4ten Theil gleich baar bezahlt mit80
  • (Die uͤbrigen ¾ werden in 5 Jahren bezahlt.)
  • Summa 200 Doll.
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Nach Beſtreitung dieſer unvermeidlichen Aus - gaben behaͤlt er noch 100 Dollars uͤbrig, welche er zur Anſchaffung des nothwendigen Inventariums anwenden muß. Dann wird er aber, wenn er ſeinen Deutſchen Fleiß auch hier anwendet, nicht allein im Stande ſeyn, die uͤbrigen Dreiviertel fuͤr den Ankauf des Landes in 5 Jahren zu bezahlen, ſondern er wird auch ohne Zweifel noch einigen Ueberſchuß behalten koͤnnen. Nach 5 Jahren aber wird er nicht nur voͤlliger Beſitzer von 160 Acres freien Landes ſeyn, ſondern er wird auch im Be - ſitze eines bedeutenden Viehſtapels ſich befindem welcher ihm in dieſen Jahren, durch die reichen fetten Wieſen genaͤhrt, ohne alle Koſten zugewach - ſen ſeyn wird.

Stellt man nun eine Vergleichung an, was ein ſolcher Menſch innerhalb 6 Jahren in Europa erworben haben wuͤrde; ſo kann wol mit aller Sicherheit folgendes Reſultat angenommen werden:

In Europa vermochte er in den gluͤcklichſten beſten Jahren vielleicht kaum, oder vielmehr hoͤch - ſtens 50 Rthlr jaͤhrlich zuruͤckzulegen; (aber wie Viele gibt es nicht, welche nicht nur Nichts uͤbrig behalten, ſondern wol noch Gott danken, wenn ſie nur keine Schulden machen, und wer hat wol, unter den vorausgeſetzten Umſtaͤnden, ſolche 6 hin - tereinander folgende gluͤckliche Jahre erlebt? 83 Aber dieß angenommen, ſo wuͤrde ſich ſein effec - tives Vermoͤgen innerhalb 6 Jahren um 300 Rthlr. (oder 200 Dollars) vermehrt haben.

In Amerika ſieht es dagegen anders mit ihm aus. Dort hat er nach 5 Jahren ange - ſtrengten Fleißes (denn 1 Jahr muß auf die Ueberfahrt und die Vorbereitungen verwandt wer - den) wirklich

  • 160 zum Theil ſchon urbar ge - machten und eingehegten Acres Landes (à 4 Dollar pr. Acre) 640 Dollars.
  • 2 Pferde à 30 Doll. 60
  • 30 Stuͤck Hornvieh à 15 Doll. 450
  • 100 Schweine à Doll. 150
  • 20 Schaafe à 2 Doll. 40
  • in dieſer Zeit erworben1340 Dollars.

Zieht man von dieſen 1340 Dollars die aus Europa mitgenommenen 300 Doll. ab, ſo bleiben ihm 1040 Dollars, alſo mehr als er in Euro - pa zu erwerben vermochte, uͤbrig. Daß der Acre Land nach 5 Jahren von 2 Dollars auf 4 Dollars ſteigt, iſt aber auch die allergeringſte Annahme, weil fuͤr die Gebaͤude, Befriedigung u. dgl. nichts gerechnet iſt; oft ſteigt der Acer in 5 Jahren auf 20 Dollars.

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Noch iſt zu beruͤckſichtigen, daß er hier einer der freien Buͤrger des freieſten Staats iſt; ſeine Verhaͤltniſſe ſind durch die weiſeſten Geſetze auf das genaueſte beſtimmt; ihm und ſeinen Kindern ſteht der Weg zu den hoͤchſten Wuͤrden des Staats offen; nur Tugend, Verdienſt und Wuͤrdigkeit, nicht Geld oder Geburt, ſind die Mittel, um zu ihnen zu gelangen.

So weit meine Anſichten uͤber dieſen Gegen - ſtand. Ich fahre in meinen Reiſeberichten fort.

In der Mitte der oben erwaͤhnten, 24 Mei - len im Durchmeſſer enthaltenden Prairie, brach an meinem Wagen eine Achſe, wodurch ich in nicht geringe Verlegenheit gerieth. Die berittenen Reiſegeſellſchafter konnten mir nicht helfen und mußten mich verlaſſen; aber zwei Fußgaͤnger, wel - che von Baltimore her auf dieſe Art die Reiſe gemacht hatten, waren mir thaͤtige Helfer in der Noth. Sie gingen 3 Meilen wieder zuruͤck, um einen Baumſtamm zu holen, welchen wir dort am Wege liegen geſehen hatten. Mit vieler Muͤhe brachten wir alsdann den Wagen bis zum naͤch - ſten Hauſe. Dieſe braven Amerikaner vergalten mir Boͤſes mit Gutem; ſie waren bisher ſchon lange in unſerer Geſellſchaft geweſen, und bei der Durchfahrt eines Fluſſes hatte ich es ihnen nicht erlauben wollen, ſich auf meinen Wagen zu ſetzen.

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Als wir beim naͤchſten Wirthshauſe ankamen, hatten die uͤbrigen Reiſegefaͤhrten bereits einen Stellmacher herbei holen laſſen; und ſo war es mir, durch die menſchenfreundliche Beihuͤlfe mei - ner Reiſegefaͤhrten moͤglich, bereits am andern Morgen die Reiſe mit ihnen fortzuſetzen. Die Hitze wurde gegen Mittag ſo druͤckend, und die Fliegen ſo unertraͤglich, daß wir uns entſchließen mußten Halt zu machen; erſt gegen 6 Uhr Abends ſetzten wir unſere Reiſe weiter fort. In dieſen Prai - rien iſt das Reiſen zur Nachtzeit ſehr vorzuziehen. Den ſchoͤnen ebenen Weg kann man auch ohne Mondſchein finden, und die Pferde werden weder von der Hitze noch von den Fliegen geplagt.

Der Wirth in der naͤchſten Taberne empfing uns mit der Anrede: er betreibe die Wirthſchaft nur beizu, und verlange von ſeinen Gaͤſten, daß ſie ſich nach ihm richten muͤßten; wem das nicht anſtehe, der moͤge weiter reiſen. Die Reiſege - ſellſchaft fand dieſe Anrede des Wirths zwar ſehr ſonderbar, beſchloß jedoch, hier einzukehren, indem das naͤchſte Wirthhaus ſehr weit entfernt, Roß und Mann aber ſehr ermuͤdet waren. Nach ver - zehrtem Abendbrodt begann der Wirth mit ſeiner Familie zu beten und zu ſingen, daß uns muͤden Wanderern die Ohren gellten. Mancher der Rei - ſenden wuͤrde ſich dieſe Unterhaltung gern verbe -86 ten haben, wenn der Wirth ſich bei unſerm Ein - tritt nicht obgedachter Maaßen verwahrt gehabt haͤtte. Nach verrichtetem Gebet erzaͤhlte mir der Wirth, daß er in ſeiner Religionsuͤbung oft von Reiſenden geſtoͤrt und manchmal ſogar ſchaͤndlich verſpottet worden ſey, weshalb er ſich genoͤthigt geſehen habe, bei der Aufnahme von Gaͤſten jene Bedingung zu machen. Er war ein Quaͤker.

Am 23ten Jul. traf ich zu Ewardsville ein. Die vorzuͤglichſte Merkwuͤrdigkeit, welche mir hier aufſtieß, war das Lager der Kikapou-India - ner, welche ſich jetzt hier aufhielten, um mit den Bevollmaͤchtigten der vereinigten Staaten einen Vertrag abzuſchließen, wodurch ſie allen ihren Rech - ten und Anſpruͤchen auf die Laͤndereien am San - goͤmo, Onaquispaſippi und im ganzen Staate Illinois entſagten, ſolche an den Congreß abtraten und dann ſofort den Staat von Illinois raͤumten. Ihre Farbe iſt rothbraun, ihr Geſicht unregelmaͤßig, oft ſchauderhaft mit hellrother Farbe bemahlt, ihre Haupthaare ſind abgeſchoren bis auf einen Schopf auf dem Scheitel, und mit verſchiedenen Farben bemahlt. Bekleidet ſind nur ſehr wenige; im Sommer iſt eine wollene Decke, im Winter eine Buͤffelhaut ihre ganze Bedeckung. Zierrathen von Silber, als: Ringe um den Hals und Arme - auch Schilder vor der Bruſt getragen, ſcheinen bei ihnen ſehr beliebt zu ſeyn.

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In Edwardsville wurde mir geſagt, 4 Mei - len von da wohne ein Deutſcher Pflanzer Namens Barensbak (Baͤrensbach), welcher ein ſehr ſchoͤnes Landweſen beſitze; ich ſaͤumte nicht, ihn zu beſuchen, und zu meiner hoͤchſten Freude fand ich einen Braunſchweiger Landsmann in ihm. Sein Vater war fruͤherhin Ober-Salz-Inſpektor zu Salzgitter geweſen, und hatte das Guth gro - ßen Heerde im Fuͤrſtenthum Hildesheim in Pacht gehabt. Man mag ſich unſere gegenſeitige Freude ſelbſt denken! Wie bruͤderlich, wie innig wurde ich von dieſem meinem braven Landsmanne aufgenommen! wie groß war ſeine Freude, als er hoͤrte, daß ich in ſeiner Nachbarſchaft geboren ſey! In 19 Jahren hat er nichts aus ſeiner Vaͤter Heimath vernommen. Anfangs hatte er in Kentuky gewohnt, wo er auch noch 500 Acres Land beſaß; ſeit 9 Jahren wohnte er nun hier im Illinois-Staate, war Beſitzer von 800 Acres gu - ter Laͤnderei, 6 Pferden, 50 Stuͤck Hornvieh, 70 Schweinen und 40 Schaafen. In ſeinem Garten fand ich, außer vielem Gemuͤße ꝛc. eine Menge Pfirſchenbaͤume, welche zum Zerbrechen voller Fruͤchte hingen. Er fuͤhrte mich in ſeine Felder, wo ich denn Gelegenheit hatte, die Ueppigkeit des hieſigen Bodens zu bewundern. Der Mais war meiſtens 12 bis 15 Fuß hoch; Weizen und Hafer war be -88 reits eingeſcheuert. Der ſchwarze Boden ſcheint nur aus Dammerde, mit etwas Sand vermiſcht, zu beſtehen. Er hat gemeiniglich eine Tiefe von 4 6 Fuß, dann folgt gelber Lehm, zuweilen auch Kies.

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Gleich nachdem ich mich in Edwardsville mit meinem Reiſegefaͤhrten wieder vereinigt hatte, be - ſuchten wir unſern Landsmann Baͤrensbach - um ihn zu erſuchen, daß er uns die Laͤndereien zeigen moͤchte, welche am 1ſten Auguſt d. J. im Landoffice zu Edwardsville oͤffentlich verſteigert werden ſollten. Er erfuͤllte unſern Wunſch nicht nur mit der groͤßten Bereitwilligkeit; ſondern wir verdanken dieſem braven Manne auch noch man - che andere nuͤtzliche Nachricht; ſeine gepruͤften Er - fahrungen und ſeine uns gegebenen Rathſchlaͤge haben wir jederzeit fuͤr uns ſehr heilſam gefunden. Er iſt in der ganzen Umgegend ſo ſehr geachtet, daß wir ſeinen Namen faſt niemals von den Einwoh - nern haben nennen hoͤren, ohne daß er mit großen Lobeserhebungen begleitet worden waͤre. Trotz ſeiner Abneigung gegen jeden oͤffentlichen Dienſt, hat man ihn doch zu dem wichtigen Amte eines Richters berufen.

Die 24 Townships, welche zum Verkauf kamen, liegen zwiſchen hier und Edwardsville, am Shoolkreek, Sugarkreek und Silberkreek. Es iſt viele ſehr gute Laͤnderei darunter, und wie wuͤr -90 den gewiß auf dieſer Auction Land gekauft ha - ben, wenn es moͤglich geweſen waͤre, in der Naͤhe von der nun erſt anzulegenden Stadt Vandalia etwas recht gutes zu erhalten.

Dieſe Stadt ſoll, laut der am Ende ange - fuͤgten Conſtitution des Illinois-Staats, der Sitz des Gouvernements ſeyn, und die Lots (Bauſtellen) werden am 6ten Sept. d. J. gleich - falls oͤffentlich verkauft werden. In der Umge - gend dieſer Stadt befindet ſich eine große Menge ſehr ſchoͤner Laͤnderei; aber Jedermann iſt voll des Lobes derjenigen, welche etwa 60 bis 80 Meilen nordwaͤrts am Fluſſe Sangoͤmo liegen. Die Indianer haben ihren Vertrag mit dem Con - greſſe abgeſchloſſen, und der letztere iſt nun im voͤlligen Beſitze dieſer ſo hochgeruͤhmten Landſtriche. Alles dieſes in Erwaͤgung gezogen, hielten wir es fuͤr gerathener, die Zeit abzuwarten, und beſchloſ - ſen, vorerſt uns in der Stadt Vandalia anzu - ſiedeln, und dann von hier aus zu ſeiner Zeit Land anzukaufen. Um indeß die Zwiſchenzeit ſo gut als moͤglich zu benutzen, fingen wir an, hier ein klei - nes Haus, nach Art der Amerikaner, von Balken, (welche aufeinander gelegt und an den Enden eingefalzt werden), zu erbauen. Sobald dieſer Bau ſo weit gediehen war, daß mein Reiſegefaͤhrte. ſolchen allein zu vollenden im Stande war, machte91 ich mich auf die Reiſe, um auch das Wunder - land am Sangoͤmo zu beſehen, ehe ich nach Eu - ropa zuruͤckkehrte. Am 27ſten Auguſt trat ich in Begleitung eines Wegweiſers dieſe kleine Reiſe an. Wir waren beide zu Pferde, und hatten un - ſere Mantelſaͤcke, ſo reichlich als moͤglich, mit Proviant fuͤr Mann und Roß angefuͤllt, weil auf dergleichen in jenen Gegenden nicht viel zu rech - nen iſt. Von Edwardsville fuͤhrt eine große ſehr befahrne Straße dorthin. Um dieſe zu erreichen, ritten wir von Vandalia aus uͤber den Shool - kreek und dann in den Wieſen nordwaͤrts. Wir ließen die Waͤlder der Quellen des Sugar - und Silberkreeks ſuͤdlich, und trafen bei den Waͤldern der Quellen des Macopin auf dieſe Straße Man beruͤhrt nun noch die Waldſpitzen einiger Arme die - ſes Fluſſes und kommt dann in jene große Wieſe, welche, vom Illinoisfluſſe an, durch den groͤßten Theil des Staats von Weſten nach Oſten fort - laͤuft und ſich an dem Urſprunge der Oka (Kas - kaskia) und an den Ufern des Wabaſch verliert. Dieſe große Wieſe iſt zwar die Scheidung der Gewaͤſſer, welche zum Miſſiſſippi ſuͤdlich und zum Sangoͤmo noͤrdlich laufen, aber deshalb doch von keiner ſonderlichen Hoͤhe. Oeſtlich der Straße be - finden ſich einige Seen oder Suͤmpfe, aus welchen die beiden Arme des Shoolkreeks ihre erſten Ge -92 waͤſſer erhalten. Die ganze Gegend ſuͤdlich dieſer Wieſenhoͤhe zeichnet ſich dadurch beſonders aus, daß die Wieſen ſehr erhaben, dabei meiſtens eben und ſehr fruchtbar ſind, jedoch nirgend ſich einiges Quell - oder Flußwaſſer darinn befindet. Ueber - haupt ſind die wenigen Quellen, welche ſich etwa hier befinden, nur in den Waͤldern zu ſuchen. Die Ufer der Fluͤſſe ſind ſehr hoch und huͤgelich; nur einzig an dieſen befinden ſich die Waldpar - thien. Auch haben alle Fluͤſſe nur wenig Fall, bilden viele ſtehende Waſſermaſſen, waͤhrend in trockenen Jahrszeiten der Fluß beinahe gaͤnzlich austrocknet, und dadurch jene Duͤnſte verurſacht werden, welche die Luft ungeſund machen.

Sobald man auf die Hoͤhe und noͤrdliche Seite dieſer Wieſe anlangt, aͤndert ſich das Gras der Wieſe und der Boden wird ſichtbar beſſer. Die Flußufer laufen in ſanfter Abdachung von den Wieſen dem Waſſer zu und ſind ebenfalls mit Wald bedeckt; und auch dieſer zeigt von groͤ - ßerm Reichthum des Bodens. Man findet hier im Illinois-Staate faſt alle jene Holzarten, wel - che oben im Ohio-Staate (Seite 34 ff. ) angefuͤhrt ſind, außer daß ich neben dem Zucker-Ahorn (Acer saccharinum L., Sugar Muple) auch noch den Zuckerbaum (Sugar tree) fand, welcher ſich durch ſeine Blaͤtter nur93 ſehr wenig von jenem unterſcheidet. Die Ein - wohner halten dieſen letztern zur Gewinnung des Zuckers fuͤr weit beſſer.

Am Sugaxkreek, wo wir die zweite Nacht zubrachten, fanden wir gleich bei der Spitze des Waldes eine Familie, welche ihre Wohnung noch nicht vollendet hatte. Eine halbe Meile weiter hatten ſich drei Familien rund um eine vortreff - liche Quelle angeſiedelt. Hier uͤbernachteten wir. An dieſem kleinen Fluſſe, welcher ohngefaͤhr 15 Meilen noͤrdlich von ſeinem Urſprunge in den Sangoͤmo faͤllt, ſind bereits gegen 60 Pflanzun - gen angelegt, und zwar alle erſt ſeit dieſem Fruͤh - jahre (1819); ſie haben den Boden der Wieſe mit dem Pfluge einmal umgebrochen, das Korn (Mais) hineingepflanzt, und nun ſieht man dieſe praͤchtigen Felder, faſt ohne alle Ausnahme, mit 10 15 Fuß hoher Frucht bedeckt. Es iſt kein Wunder, daß ein ſo hoher Grad von Frucht - barkeit die Menſchen anziehet, den mancherlei Ge - fahren zu trotzen, die einer ſolchen Anſiedelung bisher bevorſtehen konnten, und man kann daher vorausſagen, daß vielleicht keine Gegend im gan - zen weiten Amerika ſich ſo ſchnell bevoͤlkern wird, als dieſe. Aber demohngeachtet muß man alle Anſiedler, welche bis jetzt ſich hier niederließen, fuͤr tollkuͤhne Waghaͤlſe halten; denn ſie wagten94 ſich auf die Beſitzungen der Indianer, und muß - ten befuͤrchten, dieſen Herbſt, bei dem großen Jagen der Indianer*)Die Indianer halten jeden Herbſt im ganzen Umfange ihrer Graͤnzen eine große Jagd. Dann zuͤnden ſie das trockne duͤrre Gras der Wieſe an, die Gluth laͤuft mit unglaublicher Schnel - ligkeit uͤber die Gegend hin, vor ihr entflieht das Wild, aus ſeinen ſichern Schlupfwinkeln aufgeſchreckt, und erliegt dem toͤdlichen Geſchoß der Jaͤger. Dieſe verderbliche Gewohnheit, die Wieſen abzubrennen, iſt der Grund, daß der Wald nur einzig und allein auf die Flußufer und andere wenige Orte beſchraͤnkt iſt, indem die Gluth des Feuers nicht nur ſeine wei - tere Ausbreitung gaͤnzlich hinderte, ſondern ihn auch wol noch verminderte. Bei dieſen Jagden treiben die Indianer alle weißen Anſiedler von ihrem Bezirke mit Gewalt fort. d. V. , ſaͤmmtlich von ihren Be - ſitzungen vertrieben zu werden, waͤre nicht gluͤckli - cher Weiſe jener Vertrag in Edwardsville abge - ſchloſſen worden, in Folge deſſen nun der Staat bis an den See Michigan von allen Indianern geraͤumt iſt. Wie Viele werden aber nun jetzt nicht einwandern, da Alles ſicher und ruhig hier iſt. Betrachten wir aber dieſe jetzigen Pflanzer in Ruͤckſicht ihres Eigenthums-Rechts auf dieſe ihre Pflanzungen: wie aͤußerſt gefaͤhrlich iſt in dieſer Ruͤckſicht ihre Lage! Das Land iſt noch nicht ein - mal vermeſſen,[und] kann daher erſt nach 3 bis 4 Jahren zum Verkauf kommen. Dann ſteht es aber einem Jeden frei, eine ſchon bebauete Pflan - zung dem jetzigen Anbauer zu uͤberbieten. Wenn95 nun aber alle dieſe Bedenklichkeiten und großen Gefahren die Menſchen von der Einwanderung in dieſes Gebiet nicht abhalten konnten: ſo iſt dieß ſchon der uͤberzeugendſte Beweis, daß es wirklich mit Recht das ſchoͤne Land am Sangoͤmo genannt wird.

Von dem Sugarkreek wandten wir uns ſo - gleich weſtlich, in der Abſicht, die Muͤndung des Sangoͤmo in den Illinois zu erreichen, und dort uͤber denſelben auf das noͤrdliche Ufer uͤberzuſetzen. Wir paßirten den Laͤkskreek (Seenfluß), dann die zwei Arme des Springkreeks, welche beide in der offenen Wieſe laufen, was ich hier in Amerika noch nie gefunden hatte. Jenſeits des Springkreeks iſt eine Lagerſtelle der Indianer; die Wieſe erhebt ſich in ſanfte Huͤgel; dann finden ſich zwei herrliche Quellen in der Wieſe, bloß von einigen Baͤumen beſchattet; das Waſſer dieſer Baͤ - che fließt ſchnell und klar durch die uͤppige Wieſe, deren hohes Gras dem Reuter oft uͤber den Kopf reicht. Von dieſen beiden kleinen Baͤchen erhebt ſich eine Ebene, welche bis an den Fluß des (frucht - baren) Landes (Richlandkreek) fortlaͤuft. Hier uͤbernachteten wir bei dem Pflanzer Schaͤffer. Er war eben beſchaͤftigt, die Wieſe weiter aufzu - brechen; es war mir eine Luſt zu ſehen, daß die - ſer erſte Aufbruch eine Ackerkrume gab, wie der96 beſte Kleeacker. Ich rieth ihm, wenigſtens einen kleinen Theil mit Weizen zu beſtellen, welches dem Anſehen ohnfehlbar die beſte und paßlichſte Frucht fuͤr dieſen Boden ſeyn muͤßte. Er aber behauptete, Mais im kommenden Fruͤhjahre dar - auf gepflanzt, ſey vortheilhafter. Doch verſprach er - eine Probe auch mit Weizen zu machen, er habe aber ſchon das dießjaͤhrige Maisfeld fuͤr den Wei - zen beſtimmt. Mais, Ruͤben und Melonen wo - ren die Fruͤchte, welche er in dieſem Jahre im erſten Aufbruche der Wieſe erzielte. Daß dieſe Gegend auch in Ruͤckſicht der Geſundheit nichts zu wuͤnſchen uͤbrig laſſe, ward mir durch die geſunde Ausſicht ſeiner Bewohner hinlaͤnglich be - wieſen.

In der folgenden Wieſe fanden wir abermals einige Quellen, und gegen Mittag erreichten wir immerfort weſtlich fortreitend einen andern kleinen Fluß, an welchem ſich wiederum 3 oder 4 Pflanzungen befanden. Der Wald dieſes Fluß - uſers beſtand faſt ausſchließlich aus Zuckerbaͤumen, und gab zur Gewinnung des Zuckers dieſen Leu - ten die vortheilhafteſte Ausſicht fuͤr das kommen - de Fruͤhjahr. Nach allen Erkundigungen, die wir einzogen, war von allen dieſen Pflanzern noch Nie - mand am Ufer des Illinois, noch an der Muͤn - dung des Sangoͤmo, geweſen; der Wald und das97 muͤhſam zu durchdringende Geſtraͤuch hatte ſie davon abgehalten; ſie ſchaͤtzten indeß die Entfer - nung auf 25 30 Meilen. Da die Hitze druͤckend und die Fliegen unertraͤglich waren: ſo mußten auch wir es aufgeben, bis an den Illionis vorzu - dringen. Wir wandten uns daher wieder an den Sangoͤmo und erreichten gegen Mittag ſeine Wal - dungen. Auch hier fanden wir drei Pflanzungen, den Fluß konnten wir jedoch nicht paßiren, denn er war ſehr hoch. Dieſer Fluß iſt ziemlich be - deutend, und muß den groͤßten Theil des Jahrs fuͤr mittelmaͤßige Fahrzeuge ſchiffbar ſeyn. Er unterſcheidet ſich ſehr vortheilhaft von allen uͤbri - gen Fluͤſſen des weſtlichen Amerika dadurch, daß ſein helles Waͤſſer, ſelbſt in dieſer ſo trocknen Zeit, eine mittelmaͤßige Hoͤhe behaͤlt, und daß er unge - woͤhnlich fiſchreich iſt. Wir mußten uns nun am Fluſſe hoͤher hinauf wenden, und fanden zwiſchen den Muͤndungen des Spring und Zuckerkreeks eine Fuhrt, wo ſich ein Canot befand, in welchem wir uͤberſetzten und die Pferde nebenher ſchwim - men ließen. Das Ufer des Fluſſes iſt hier gegen 50 Fuß hoch, von der Waſſerflaͤche des Sangoͤmo gerechnet, wo ſich eine weite Ebene bildet, herr - lich zur Anlegung einer Stadt. Unten am Ufer des Fluſſes fand ich einen ſehr guten Thon zu Toͤpfer - und Ziegelarbeit. Sobald wir am andern798Ufer die Waldung des Sangoͤmo verlaſſen hatten kamen wir in eine große Wieſenflaͤche, wo ein nicht unbedeutender Huͤgel mit Wald bedeckt un - ſere Aufmerkſamkeit feſſelte. Es war das Elk - hart (Elendherz). Dieſer Ort iſt wegen ſeiner anmuthigen und vortheilhaften Lage beruͤhmt. Ein nicht gar zu jaͤher Huͤgel, etwa 2 Meilen im Um - fange, mit zwei herrlichen Quellen verſehen, iſt der einzige Waldfleck in einer 6 bis 8 Meilen weiten Wieſe. Seine Waldbaͤume zeigen von der uͤppig - ſten Fruchtbarkeit des Bodens. Ich fand Zucker - baͤume von 3 4 Fuß im Durchmeſſer, und der ſich hier angeſiedelte Pflanzer, Herr Letham, hatte 30 Acres mit dem Holze der blauen Eſche eingehegt. Dieſer Huͤgel verliert ſich gegen den Sangoͤmo, ſo wie noͤrdlich gegen den Onaquispa - ſippi zu in abwechſelnden Huͤgeln ohne Wald, welche mir, vermoͤge ihrer Grasarten, die ſie tru - gen, zu Schaafweiden oder Weinbergen ſehr gele - gen und anwendbar ſchienen. Oeſtlich am Fuße des Huͤgels iſt ebene reiche Wieſe. Hier hatte Herr Letham 30 Acres Mais in dieſem Fruͤh - jahre angepflanzt, welcher uͤber alle Erwartung uͤppig ſtand. Ich nahm von dieſem Boden eine kleine Probe mit, welche aus reiner Dammerde und einer unbedeutenden Beimiſchung von Sand zu beſtehen ſcheint. In der umliegenden Wieſe99 findet ſich der Wiederausbruch der beiden Quellen, welche beide am Rande des Waldes ſich wieder im Boden verlieren. Gegen Suͤden hin ſind meh - rere Quellen in der Wieſe, von denen einige oft 3 4 Fuß hohe kleine Waſſerfaͤlle bilden. Alle dieſe Umſtaͤnde machen das Elkhart nicht nur zu einer ſchoͤnen, ſondern auch, in landwirthſchaft - licher Hinſicht, zu einer ganz unſchaͤtzbaren Beſi - tzung; denn wer das Holzrevier des Elkhart beſitzt, der beherrſcht zugleich den groͤßten Theil der um - liegenden großen und reichen Wieſe, wo dann wegen Mangel an Holz eine Pflanzung ſchwer an - zulegen ſeyn wuͤrde. Dieſe Pflanzung iſt bis jetzt diejenige, welche im ganzen Illinois-Staate am noͤrdlichſten belegen iſt (Militair-Laͤnderei jen - ſeits des Illinois ausgenommen). Jedoch wird ſie es nicht lange mehr bleiben, indem bereits 15 Meilen weiter, wo ehemals der Kikapou-Indaner Hauptſtadt ſtand, einige Maisfelder angelegt ſind, und gegen Fruͤhjahr eine Pflanzung daſelbſt an - gelegt werden wird.

Wir ſetzten unſere Reiſe weiter noͤrdlich fort und erreichten bald die reizenden Ufer des Ona - quispaſippi (Satzriver). Leider war auch die - ſer Fluß zu hoch, um ihn mit dem Pferde zu paſſiren. Hier laͤuft ein ziemlich gangbarer Weg*100noͤrdlich zum Fort-Clair am See Pioͤria. Der Boden noͤrdlich am Sangoͤmo hat bei weitem mehr Sand, als im uͤbrigen Theile des Staats Illinois, und das Einzige, was zu befuͤrchten ſtaͤnde, waͤre, daß ſeine ausnehmende Fruchtbar - keit mit den Jahren abnehmen moͤchte. Allein dieſer Zeitpunkt iſt gewiß noͤch ſehr fern, und fuͤr die Gegenwart bietet dieſer Boden große Vortheile dar; denn erſtens iſt ſein Gras von ſeltner Guͤte und gibt das ſchoͤnſte Heu; und zweitens iſt ſeine Cultur nur halb ſo beſchwerlich, als weiter ſuͤd - lich. Noch ein anderer unſchaͤtzbarer Vorzug iſt ſeine hohe Lage, welche durch den ungehinderten Luftzug ein geſundes Clima hervorbringt.

Der Onaquispaſippi iſt ein noch ſchoͤnerer Fluß als der Sangoͤmo; denn er hat alle die Ei - genſchaften des letztern, aber in einem noch hoͤ - heren Grade; er iſt gleichfalls fuͤr mittelmaͤßige Fahrzeuge ſchiffbar.

In dieſer Wieſe findet man viele Klapper - ſchlangen; jedoch nur eine kleinere Gattung von grauer Farbe. Vielfaͤltig ſind die Mittel wider den Biß dieſer giftigen Schlange. Die Amerika - ner wenden den Trank eines Decocts der Borke der blauen Eſche mit Erfolg dagegen an; ferner101 die Wurzel der an feuchten Stellen in der Wieſe haͤufig ſich findenden Serpentaria; ſie bluͤhet roth, gleich unſerm Fuchsſchwanz. Auch haͤlt man es fuͤr gut, wenn es moͤglich iſt, das Thier zu toͤdten, ihm den Kopf abzuſchneiden, und den abgeſchnit - tenen Theil des Rumpfes ſofort auf die Wunde zu halten, wodurch das Gift ausgezogen wird. Die Indianer wenden folgendes Mittel an: So - bald Jemand von einer Klapperſchlange gebiſſen worden iſt, ergreifen ihn die Uebrigen, binden ihn an Pfaͤhle neben einer Quelle dergeſtalt feſt, daß der verwundete Theil von fließendem Waſſer uͤber - ſtroͤmt wird. Der Patient empfindet alſobald die fuͤrchterlichſten Schmerzen, bricht in die jaͤm - merlichſten Klagen aus und bittet die Umſtehen - den, ihn lieber zu toͤdten, als ihn ſo fuͤrchterlichen Qualen auszuſetzen; dieſe aber, des gluͤcklichen Erfolgs gewiß, laſſen ſich dadurch nicht beſchwichti - gen. Nach Verlauf einer halben Stunde faͤllt der arme Gequaͤlte in einen ſanften Schlaf, aus welchem ihn die Indianer nach einer halben Stun - de erwecken und losbinden. Nun iſt er ſo wohl, als ob ihm nichts widerfahren ſey. Dieſe Curart war im letzten Kriege an einem Amerikaner mit gluͤcklichem Erfolg angewendet worden, wie mir von einem Augenzeugen erzaͤhlt wurde. Auch habe ich auf meiner ganzen Reiſe von keinem Todes -102 falle gehoͤrt, der durch den Biß dieſer giftigen Schlange verurſacht worden waͤre.

Aufgehalten durch das hohe Waſſer des Ona - quispaſippi, mußten wir auf die Unterſuchung jener Gegend, wo die Kakapootown ſtand, Ver - zicht leiſten und unſere Ruͤckkehr wieder antreten. Wir hatten aber auch genug geſehen, um verſi - chern zu koͤnnen, daß dieſe Gegend eine der aller - wichtigſten und bedeutendſten im Illinois-Staate iſt, oder vielmehr durch eine ſchnelle Bevölkerung in kurzer Zeit es werden wird. Eins der groͤßten Hinderniſſe, welches einer zahlreichen Bevoͤlkerung anfangs im Wege ſtehen moͤchte, ſollte wol das wenige dort befindliche Holz ſeyn; doch iſt fuͤr eine maͤßige Bevoͤlkerung, und fuͤr eine, nach dem Urtheile der Amerikaner, außerordentliche Anſie - delung hinreichendes Holz daſelbſt vorhanden; auch koͤnnen die Fluͤſſe Sangoͤmo und Onaquispa - ſippi die Zufuhr dieſes Artikels ſehr erleichtern. Ueber dem wird der Waldbeſtand ſich ſehr bald ver - mehren, da er durch das verwuͤſtende Wieſen - brennen in der Folge nicht mehr vermindert wer - den kann. Eben ſo werden dieſe beiden Fluͤſſe den Abſatz aller Producte nach St. Louis und Neu-Orleaus nicht nur eroͤffnen, ſondern auch ihre Naͤhe beim Illinois dieſen Gegenden103 noch eine andere viel verſprechende Ausſicht ge - waͤhren; weil durch den Canal von Reuyork*)In der Aſſembly des Freiſtaats Neuyork wurde über dieſen Gegenſtand Bericht erſtattet. Wir theilen folgende Stelle aus der Rede des Gouverneurs de Witte Clinton zu Albany vom 4ten Jan. 1820 mit: Jetzt hat unſer Staat die mittlere Section des Weſtcanals und den Seitencanal nach Salina vollendet. In einer Länge von 96 Englichen Meilen iſt dadurch die inländiſche Schiffahrt ge - ſichert worden. Am 23ten October ſchiffte man zum erſtenmal von Utica nach Rom, und am 23ten Novemb. war der Cham - plaincanal beendigt. In den 29 letzten Monaten haben wir 96 Meilen neue Canäle gegraben, ohne neue Auflagen zu ſchaf - fen und in einer Periode, wo uns Europa verarmt glaubte. Unſere inländiſchen, weſtlichen und nördlichen Seen ſind jetzt ſämmtlich bis zum Meere auf unſern Canälen ſchiffbar. Noch bedürfen wir 5 Jahre, und jede Grafſchaft hat außer ihren Landſtraßen auch Waſſerſtraßen nach dem Meere. Noch müſſen die Flüſſe Severn und Geneſee bei Rocheſter durch einen Canal communiciren und vom Cayugamoraſt das Weizenmehl ſeiner fruchtbaren angrenzenden Aecker leicht in die Häfen gelangen können. Wir müſſen dann aus dem innern Weſten unſer einheimiſches Salz beziehen können und das fremde wird nicht mehr eingeführt werden. Das Alles wird noch 4 Millionen Dollars koſten. Die vielen beendigten Canal - eine Verbindung jener Stadt mit den Seen be - werkſtelligt wird. Der Illinois iſt aber ſehr leicht mit den Seen durch einen nur 12 Meilen langen Canal zu vereinigen, und ſchon bei hohem Waſ - ſer zu paſſiren. Durch dieſen Canal wird ſodann die Landſchiffahrt von Neuyork bis Neu-Orleans eroͤffnet eine Entfernung von 3000 Engliſchen104 Meilen! Eine ſolche Binnenſchiffahrt aber exiſtirt weder jetzt in der ganzen uͤbrigen Welt, noch wird ſie jemals irgendwo exiſtiren. Ueberdem erfreuet ſich dieſer Staat einer Schiffbarkeit ſeiner Graͤnze und innern Fluͤſſe, welche 3094 Meilen betraͤgt, und alle werden durch den Miſſiſſippi mit einan - der in eine Verbindung geſetzt. Kurz ich glaube nicht, daß irgend einer der Staaten im freien Amerika ſolcher Beguͤnſtigungen der Natur in je - der Hinſicht ſich erfreuen kann, als der Staat von Illinois.

Auf unſerer Ruͤckkehr hielten wir uns etwas nordoͤſtlich, durchritten in der großen Wieſe, wel - che die Gewaͤſſer des Sangoͤmo vom Shoolkreek trennt, die Seen, welche nur 3 Fuß Waſſertiefe haben, und deren ſchlammiger Boden nicht grund -*)bauten lehrten uns manche Schätze unſerer Erde zufällig ken - nen, z. B. den Gyps, den unſere grünen Aerndten zur Be - ſtreuung bedürfen, erhielten wir einſt aus Europa, und haben ihn in gleicher Güte durch die gegrabenen Canäle im Lande ent - deckt. Jetzt können wir Gyps in die andern Staaten ausfüh - ren. Wir haben Kalkſteine nahe bei unſern Canälen entdeckt, die uns bisher fehlten. Eben ſo Baſalt und Sandſteine zu Bau - ten und zum Straßenpflaſter oder Brückenbauten, die noch häufig fehlen. Alles verräth, daß unſer Staat einſt Europa entbehren kann und daß der innere Handel bald größer wer - den wird, als der auswärtige. Der Verl. 105 los iſt. Wir gelangten, nachdem wir die Quellen des Shoolkreek paſſirt hatten, abermals auf eine große gangbare Straße; ſie fuͤhrt nach dem noͤrd - lichen Theile des Sangoͤmo, welcher noch weit mehr angebauet iſt, als der Theil, wo wir gewe - ſen waren. Die Pflanzungen erſtrecken ſich bereits mehrere 100 Meilen oͤſtlich an den Nebenfluͤſſen des Sangoͤmo hinauf, wo die Fruchtbarkeit dieſelbe, ja wie Einige behaupten, noch groͤßer ſeyn ſoll. Des Sangoͤmo ganze Laͤnge iſt zwar noch unbe - kannt; doch weiß man, daß er wenigſtens 300 Meilen von ſeiner Vereinigung mit dem Illinois ſchiffbar iſt. Etwa 60 Meilen von ſeiner Muͤn - dung theilt er ſich in 2 Arme, deren ſuͤdlicher den Namen Mooqua fuͤhrt, welches in der Sprache der Kikapoo-Indianer Wolfsgeſicht bedeutet. Die - ſer Arm iſt bis jetzt am beſten bekannt, und er iſt bereits ziemlich mit Pflanzungen beſetzt. Ober - halb des Urſprungs des Sangoͤmo findet ſich ein 50 Fuß hoher Felſen, welcher in der Mitte eine Spalte hat. Die Indianer legten in dieſe Spalte Taback, Mais, Honig und andere Erzeugniſſe des Landes, um ſie dem hoͤchſten Weſen als Dank - opfer darzubringen.

Die Indianer bauen meiſtens etwas Mais, und ſind ſehr große Verehrer dieſer nuͤtzlichen Frucht. Sobald dem Oberhaupt die erſte reife Maisaͤhre106 dargebracht wird, ſo veranſtaltet er ein großes Feſt, wo Muſik und Tanz die Geſellſchaft erfreuen; da - bei muß fleißig aus der großen Friedenspfeiffe ge - raucht werden. Vielfaͤltig iſt auch der Nutzen des Mais Dem Indianer wie dem Amerikaner gibt er, ſobald die Aehren einige Reife erlangt haben, eine gute, geſunde Nahrung. Die Aehren wer - den entweder in Waſſer gekocht, oder am Feuer geroͤſtet. Aus ſeinem Mehl wird Brodt bereitet, auch macht man einen Brei daraus, welcher mit Milch ein herrliches Eſſen iſt. Außerdem wird alles Vieh, vorzuͤglich Pferde und Schweine, da - mit gefuͤttert. Auch ſein trocknes Blatt wird ſorg - faͤltig in Dimmen (Haufen) aufbewahrt; es dient den Pferden und dem Hornvieh bei ſchlechter Witterung zum Futter.

Nach einer aͤußerſt muͤhſeligen Tagereiſe er - reichten wir, gegen 11 Uhr Nachts, die erſten Pflanzungen am Shoolkreek, wo wir uͤbernachteten. Hier graßirte ebenfalls das kalte Fieber, vorzuͤg - lich unter denen, welche erſt in dieſem Jahre aus den oͤſtlichen Staaten hier angekommen waren. Doch liegt auch Vieles an der Lebensart dieſer Leute; denn ſie leben theils nur von trocknem Hirſchfleiſche, Waſſermelonen u. dgl. und ſetzen ſich oft der Naͤſſe aus. Eine ſolche Art zu leben muß nothwendig Krankheiten nach ſich ziehen. Auf -107 fallend iſt bei dieſen Fiebern die heilſame Wirkung der Chinarinde. Ich hatte eine Quantitaͤt der - ſelben von Baltimore mitgebracht, und Jedem, dem ich davon mittheilte, half dieſes Mittel ſehr bald. Jedoch muß, wenn die Krankheit von verdorbe - nem Magen herruͤhrt, zuvor eine Abfuͤhrung, und ruͤhrt ſie von Erkaͤltung her, ein Fußbad ge - nommen werden; dann wird, eine Stunde nach dem Fieber, die China mit Madeirawein oder Waſſer, jede Stunde ein Theeloͤffel voll genom - men. In Europa wird die Beſchreibung von die - ſem Uebel auch gar ſehr uͤbertrieben. Werden obige Mittel angewendet, ſo iſt der Patient in wenigen Tagen voͤllig hergeſtellt. Dagegen kennt man hier die Schwindſucht, welche in Europa ſo manches hoffnungsvolle Leben hinwegraft, faſt nur dem Namen nach. Auch epileptiſche und hipo - chondriſche Krankheiten, ſo wie hitzige Bruſtfieber, ſind ſelten.

Am 5ten Septemb. kam ich nach Vandalia zuruͤck. Dieſe Stadt ſoll, in Gemaͤßheit der Con - ſtitution, der Sitz des Gouvernements werden. Sie iſt 50 Meilen von Edwardsville, und ohn - gefaͤhr 60 Meilen von Wabaſch entfernt, ſo daß ſie faſt in dem Mittelpunkte des Staats belegen iſt. Ihre Lage iſt vortrefflich gewaͤhlt, auf einer 50 Fuß hohen Bank der Oka (des Kaskaskia)108 mit herrlichem Bauholz und gutem Quellwaſſer, ſo wie mit einer Umgebung des herrlichſten Lan - des, reichlich verſehen. Der Fluß, welcher bis hieher ſchiffbar iſt, bildet gegen dieſe Bank eine ſtarke Kruͤmmung, welche beinahe einen rechten Winkel betraͤgt, aus Oſten kommend und nach Suͤden gehend. Der beiliegende Plan (S. die Kupfertafel) gibt eine anſchauliche Ueberſicht der zu erbauenden Hauptſtadt Vandalia. Sie wird ein regelmaͤßiges Viereck bilden, welches wiederum in 64 regelmaͤßige Quadrate getheilt, und wovon in der Mitte der Raum von 2 Quadraten zu ei - nem oͤffentlichen Platze beſtimmt iſt. Jedes Qua - drat mit 8 Hausſtellen enthaͤlt 320 Quadratruthen, jede Hausſtelle iſt 80 Fuß im Lichten breit und 152 Fuß tief. Von Suͤden nach Norden wird jedes Quadrat wiederum durch eine 16 Fuß breite Straße durchſchnitten. Die groͤßern regelmaͤßigen und geraden 80 Fuß breiten Straßen von Oſten nach Weſten ſind auf der Kupfertafel durch a b c d e f g benannt, und die von Suͤden nach Norden durch 1 2 3 4 5 6 7 angegeben.

Erſt vor etwa 4 Wochen machten die Com - miſſaire den Verkauf dieſer Stadtplaͤtze (Lots) bekannt, (er wird morgen Statt haben) und be - reits faͤngt es an, ſehr lebhaft zu werden.

Charles Reuvis und ich waren die Erſten,109 welche zu bauen anfingen. Wie ſchwer war es damals, durch den dicken Wald zu dringen, wel - cher den ganzen Umfang der Stadt inne hat. Jetzt ſind ſchon mehrere ſehr gangbare Wege er - oͤffnet, welche hieher fuͤhren. Nun werden die lebhafteſten Vorbereitungen zur Erbauung von Haͤuſern getroffen, und taͤglich werden wir von Reiſenden beſucht. Aber wie wird es in 10 oder in 20 Jahren ſich veraͤndert haben! Dann wer - den alle dieſe gewaltigen Waldmaſſen verſchwun - den ſeyn, und eine bluͤhende Stadt mit herrli - chen Gebaͤuden wird an ihrer Stelle ſtehen. Ein freies Volk wird dann durch ſeine Vertreter von hier aus ſich ſelbſt regieren, und uͤber ſein Wohl und ſeine Freiheit wachen.

110

Die Lots (Bauſtellen) in Vadalia waren verkauft, (ich hatte deren 4 erſtanden) und nach - dem ich die erforderlichen Maaßregeln zur Vollen - dung des Hauſes ꝛc. getroffen hatte, mußte ich nun auf meine Ruͤckkehr nach Europa bedacht ſeyn.

Als ich in St. Louis anlangte, war das Dampfboot Harris vor einigen Tagen abgefah - ren, und man erwartete erſt in 8 Tagen ein an - deres. Um dieſe Zeit nicht unnuͤtz hier in dieſer Stadt zuzubringen, nahm ich einen Platz auf der Poſt nach St. Charles am noͤrdlichen Ufer des Miſſouri. Der Weg fuͤhrt durch huͤgelichte Wie - ſen, welche, dahier ſchon ſeit einiger Zeit die Wieſen nicht mehr abgebrannt werden, ſchon an - fangen, ſich mit Holz zu beſtauden. So werden alle Wieſen dem Holzanwuchſe nach und nach weichen muͤſſen, ſobald die Feuer aufhoͤren ihren jungen Ausſchlag jaͤhrlich zu vertilgen.

Auf der erſten Station wohnt ein alter Pflanzer, in deſſen Garten die Reiſenden ſich an den reifen Pfirſichen erquickten.

Der Miſſouri-Thalgrund (Botom) iſt hier etwa 6 Meilen breit, und verraͤth, durch ſeine Holzarten, ſo wie durch ſeine Ausſicht, die hoͤchſte Fruchtbarkeit.

111

Gegen Mittag erreichten wir den truͤben reiſ - ſenden Miſſouri, und fuhren in einem Boote nach St. Charles uͤber. Dieſe Stadt iſt jetzt ſehr im Aufbluͤhen begriffen; es werden mehrere ſehr huͤbſche Haͤuſer aus Backſteinen erbauet. Die Poſt faͤhrt nicht weiter; daher machte ich eine kleine Fußreiſe in die Umgegend. Wald und kleine Wieſen wechſelten mit einander ab; aber eben ſehr fruchtbar fand ich den Boden nicht. Die Wein - trauben waren nun reif, und boten ſich dem Wanderer zur Labung dar. Oft ſind niedrige von Reben uͤberzogene Baͤume, wenn man die Zweige von einander biegt, inwendig ganz ſchwarz von den dunkeln Trauben. Ihr Geſchmack iſt ſuͤßſauer, oft pikant. Sie ſind durch ganz Ame - rika zu Hauſe, vorzuͤglich in fruchtbaren Wieſen.

Spaͤt gegen Abend erreichte ich eine Woh - nung, deren Bewohner mich ſehr freundſchaftlich bewirthete. Neben ihm wohnte ein Schwarzbur - ger, Namens Krieter, welcher 1817 aus Eu - ropa gewandert war. Er war vielfaͤltig, vorzuͤg - lich in Holland, betrogen worden, gerade ſo, wie es der Herr Fuͤrſtenwerther in ſeiner Schrift: der Deutſche in Amerika, beſchreibt. Dieſer gute Mann fuͤhrte mich zu einem Canadi - ſchen Franzoſen, Namens Bernhard, welcher hier bereits ſeit 42 Jahren wohnt. Seine Pflan -112 zung ſtoͤßt an den Fluß Les Dardennes, wel - cher in den Miſſiſſippi faͤllt. Hier befindet ſich eine katholiſche Kirche, wo alle Monate einmal durch den Pfarrer von Portages des Sioux der Gottesdienſt gehalten wird. Dann machte er mich mit einem Deutſchen Gaſtwirth, Namens Knutz, bekannt, deſſen Vater aber bereits in Amerika geboren war. Er beſaß einen großen Obſtgarten voller Aepfelbaͤume, unter denen ich die herrlich - ſten Sorten fand. Hier fuͤhrt die große Straße nach Boonstik und Franklin vorbei. Dieſe Oer - ter ſind ſehr gut angebauet, daher dieſe Straße ziemlich viel bereiſet wird. Knutz hatte bereits einen guten Cider bereitet, womit er uns bewir - thete.

Ich wandte mich nun nach Portages. Auf dieſem Weg paſſirt man jene beiden Huͤgel, wel - che unter dem Franzoͤſiſchen Namen Les Mam - melles bekannt ſind. Von hier aus uͤberſieht man das Thal, wo der Miſſouri und Miſſiſſippi ſich vereinigen. Auch hier macht man die Be - merkung, daß dieſe Thaͤler von Jahr zu Jahr trockner werden, und die Ueberſchwemmungen ſich ſeit dem Erdbeben 1811 ſehr vermindert haben. Es ſcheinen dieſe Huͤgel ehemals die Vereinigung des Miſſouri und Miſſiſſippi begraͤnzt zu haben; jetzt ſind dieſe Gewaͤſſer beinahe 6 Meilen zuruͤck -113 getreten, und haben ein fruchtbares Thal zuruͤck - gelaſſen.

Gegen Mittag kam ich nach Portage des Sioux am Miſſiſſippi, ausſchließlich von Franzo - ſen bewohnt, welche von Canada auf dem Illinois herabkommend, ſich hier niedergelaſſen und dieſen Ort angelegt haben. Es ſind gute Leute, welche den alten ehrlichen Charakter behalten haben, den ihre Vorfahren vor laͤnger als 150 Jahren aus Europa nach Canada hinuͤberbrachten. Ich beſtieg hier ein Canot, in welchem mich ein Franzoſe auf dem Miſſiſſippi hinaufruderte. Die jenſeitigen Ufer des Miſſiſſippi im Illinois-Staate beſtehen aus Felswaͤnden, worin ſich einige ſehr große Hoͤh - len befinden. Wir beſuchten zwei dieſer Hoͤhlen, worin ich Tropfſtein, jedoch nicht allgemein, auch nicht in ſo langen Stangen, als in den Hoͤhlen am Harz und in Franken, fand. Der Lauf des Miſſiſſippi iſt ziemlich reiſſend; um ſo mehr ſticht das ſtille dahin fließende Waſſer des Illinois ge - gen ihn ab. Wir erreichten dieſen Fluß gegen Abend, und fuhren etwa 3 Meilen denſelben hin - auf, wo wir bei einem Franzoſen uͤbernachteten, welcher auf dem Militair-Lande am rechten Ufer deſſelben wohnte. Es iſt gewiß kein Fluß in Nord - Amerika, welcher zur Schiffahrt ſtromaufwaͤrts ſich beſſer eignet, als dieſer. Sein ſtilles Waſſer hat8114allenthalben die gehoͤrige Tiefe, und iſt rein von Holzſtaͤmmen (Logs), welche den Miſſouri und Miſſiſſippi ſo gefaͤhrlich machen.

Der Illinois nimmt von ſeiner Muͤndung aufwaͤrts folgende Fluͤſſe auf:

Oſtwaͤrts:

  • 1) River fauche.
  • 2) Maras.
  • 3) Macoupin, ſchiffbar 9 Meilen.
  • 4) Negro.
  • 5) Sangömo, ſchiffbar 250 Meilen.
  • 6) Michillimackinack, ſchiffbar 90 Meilen.

Neunzehn Meilen oberhalb dieſes Fluſſes bildet der Illinois den See Piaria, 20 Meilen lang und Meile breit, außer in der Mitte, wo ſich die Ufer bis auf eine Viertel Meile naͤhern. Dieſer See iſt tief, ſein Waſſer hell, und hat einen Ueberfluß der herrlichſten Fiſche. Ober - halb dieſer See nimmt der Illinois noch

  • 7) den Vermillon,
  • 8) - Manon,
  • 9) - Fox river, oder des pages,
  • 10) - River des planes und
  • 11) - Kankakee auf.

In den ebenen Wieſen, wo der Kankakee ſei - nen Urſprung hat, iſt ein kleiner See, ungefaͤhr 5 Meilen lang und 40 Schritte breit, wodurch der115 Kankakee mit dem Chicagoriver vereinigt wird, der eigentlich eine Bay des See Michigan iſt. Von obigem See theilt er ſich in 2 Arme, wovon der ſuͤdliche 6 Meilen von ſeiner Trennung in den See Michigan faͤllt, der noͤrdliche vereinigt ſich erſt 30 Meilen weſtlich mit dieſem See und nimmt unterwegs einige kleine Gewaͤſſer auf. Dieſe Ver - einigung der Seen mit dem Illinois durch den kleinen See oder Canal am Urſprunge des Des planes, ſcheinen die Franzoſen und Indianer ge - macht zu haben, um bei hohem Waſſer mit ihren Boͤten in den Illinois zu gelangen. Mit gar leich - ter Muͤhe wird dieſe Fahrt auch fuͤr groͤßere Fahr - zeuge hergeſtellt werden koͤnnen. Die Indianer und Franzoſen haben jetzt in der trockenſten Zeit ihre Fahrzeuge nur 12 Meilen zu tragen, und es wird auch deshalb dieſe Strecke Portages ge - nannt.

Weſtwaͤrts nimmt der Illinois auf:

  • 1) den M’kee’s,
  • 2) - Crooketkreek,
  • 3) - Spoon-river,
  • 4) - Kikapoo.

Dieſe Fluͤſſe ſind von keiner ſonderlichen Be - deutung und nehmen ſaͤmtlich im Militair - lande ihren Urſprung. Dieſes Land umfaßt die ganze Gegend zwiſchen dem Miſſiſſippi und Illi -*116nois, vom 38° 47′ bis 41° 47′ noͤrdlicher Br. und vom 12° bis 14° weſtlicher Laͤnge von Wa - ſhington. Es wird nahe an 15 Millionen 530,000 Acres enthalten.

Am folgenden Tage ging ich in den Miſſiſ - ſippi und nach Portages zuruͤck. Von hier be - ſuchte ich jene Landſpitze zwiſchen dem Miſſiſſippi und Miſſouri, wo vormals eine Niederlaſſung von einigen Familien der Kikapoo-Indianer ſich be - fand. Es iſt dies eine Wieſenflaͤche, welche oͤſt - lich den Miſſiſſippi beruͤhrt, von dem Miſſouri aber durch eine etwas tiefer liegende Waldeinfaſ - ſung getrennt iſt. Die Groͤße dieſer Wieſe be - traͤgt ohngefaͤhr 1 Engl. M. im Umfange. Jetzt wohnt hier ein Niederlaͤnder Dethier, welcher dieſe Laͤnderei in der Abſicht ankaufte, um eine Pulvermuͤhle daſelbſt anzulegen, da er aber der niedrigen Pulverpreiſe wegen ſeine Rechnung nicht dabei fand; ſo gab er dies Vorhaben auf. Da - gegen prangen nun ſeine Felder von herrlichem Mais, und ſeine Obſtanlagen verſprechen den ſchoͤn - ſten Erfolg. Er pfropfet, copulirt ꝛc. alle Staͤmme ſo dicht auf der Wurzel, daß die Stelle mit Erde bedeckt wird, wodurch das Anwachſen jedesmal ganz unfehlbar iſt. Am andern Morgen verließ ich dieſe gaſtfreien Pflanzer und wandte mich an dem Miſſouri aufwaͤrts, wo ſich eine Faͤhre befin - den ſollte.

117

Ein ſeltenes Schauſpiel hat man gerade auf dieſer Landſpitze, wo die zwei groͤßten Stroͤme des weſtlichen Amerikas ſich vereinigen. Der bei wei - tem ſtaͤrkere Miſſouri draͤngt die klaren, und in Vergleich mit dem reiſſenden Miſſouri ſtillen Flu - then des Miſſiſſippi an das jenſeitige Ufer des Illinoisſtaats, wo das Waſſer bis beinahe 12 Meilen abwaͤrts fortwaͤhrend hell und klar bleibt, waͤhrend der uͤbrige Theil durch die truͤben Ge - waͤſſer des Miſſouri das Anſehen eines durch ſtarke Regenguͤſſe und Schlamm uͤberfuͤllten Fluſſes er - haͤlt.

Der Miſſouri kann vielleicht einſt der Canal werden, wodurch die Amerikaner ihren Handel in die Suͤdſee, nach China ꝛc. treiben werden. Man ſpricht jetzt ſchon viel daruͤber, daß das Gou - vernement den nicht ſehr weiten Weg, zwiſchen dem Urſprung des Miſſouri uͤber die weißen Berge, bis zu den Gewaͤſſern des Colombia, welcher ſich weſtlich in die Suͤdſee ergießt, in Stand ſetzen laſſen wolle. Auch iſt bereits wieder in die - ſem Jahre von der Regierung ein Militair-Detaſche - ment in 2 Dampfſchiffen den Miſſouri aufwaͤrts geſandt worden, um dort einige Militairpoſten, zur Sicherſtellung der Schiffahrt, anzulegen. Auf jeden Fall wird dieſer Weg nach der Suͤdſee der kuͤrzeſte, und in der Folge gewiß der ſicherſte und118 gangbarſte ſeyn. Was werden dann St. Louis und Neu-Orleans fuͤr bluͤhende Staͤdte wer - den! wie wird die ganze Umgegend ſich heben!

Der Weg von der Landſpitze der Miſſouri - Muͤndung bis zu der Faͤhre betraͤgt beinahe 7 Meilen. Man wandert fortwaͤhrend in einem Walde, deſſen uͤppige Waldbaͤume von der groͤß - ten Fruchtbarkeit zeugen. Der Pawpaw (Annona triloba L.), deſſen Aepfel jetzt reif ſind, findet ſich hier vorzuͤglich haͤufig. Dieſe Frucht, einer großen Nierenkartoffel aͤhnlich, ſehr wohlſchmeckend und geſund, waͤchſt oft traubenweiſe an den Spi - tzen der Zweige. Vor ihrer Reife iſt ſie gruͤn, und bei voͤlliger Reife veraͤndert ſich die Farbe in gruͤngelb. Ihr Fleiſch iſt hochgelb und ſehr ſaftig. Die Kerne erlangen die Groͤße kleiner Gartenboh - nen und ſind von dunkelbrauner Farbe.

Als wir uͤber den Miſſouri fuhren, ſahen wir oft Schildkroͤten, welche ſich auf den Baum - ſtaͤmmen ſonneten, aber ſogleich ins Waſſer hin - abgingen, ſobald ſie Jemand wahrnahmen. Auch im Miſſiſſippi habe ich ihrer viele gefunden.

Gegen der Faͤhre uͤber liegt Jamestown, eine Stadt in welcher aber nur erſt 2 bis 3 Haͤu - ſer errichtet ſind.

Das Waſſer des Miſſouri iſt dieſes Jahr un -119 gewoͤhnlich niedrig, und zwei Dampfſchiffe, welche nach Franklin hinauf gefahren ſind, koͤnnen des - halb noch nicht zuruͤckkommen.

Alles, was man gemeiniglich von dem außer - ordentlich geſunden Clima an den Ufern des Miſſouri erzaͤhlt, fand ich keinesweges beſtaͤtigt: denn an den Ufern dieſes Fluſſes fand ich das kalte Fieber ſo haͤufig, wie an jedem andern.

Ich ſetzte meinen Weg ſogleich weiter fort, und erreichte am Nachmittage das Fort La belle Fontaine am Miſſouri, wo ein Detaſchement Soldaten ſich befindet. Unter dem Huͤgel dieſes Forts ſprudelt eine ſtarke herrliche Quelle hervor, welche dem Orte den Namen gegeben hat.

Auch hier hatten die Haſelnuͤſſe ihre Reife erlangt; ſie kommen demnach um 4 Wochen ſpaͤ - ter als in Deutſchland, und tragen zum Erſtaunen voll. Ihre Schaale iſt dicker, ihr Kern kleiner, ihr Geſchmack beſſer, als in Deutſchland.

Gegen Abend erreichte ich die Pflanzung des Obriſten de Lanay aus St. Louis. Dieſer ſehr gebildete Mann hat hier eine Saͤgemuͤhle angelegt, welche mit Ochſen in Bewegung geſetzt wird, und deren Producte alsdann auf dem Miſſiſippi nach St. Louis gefuͤhrt werden.

Am andern Morgen fuhr ich mit meinem gaſt - freien Wirthe in einer Piroge nach St. Louis. 120Zu meinem großen Leidweſen erfuhr ich daſelbſt, daß das angekommene Dampfboot vorerſt nicht wie - der abgehen werde. Um alſo meine Ruͤckkehr moͤg - lichſt zu beſchleunigen, kaufte ich ſofort einen klei - nen Kahn und fuhr, in Geſellſchaft eines Penſyl - vaniers am 27. September von St. Louis den Miſſiſippi hinab.

Am erſten Abend erreichten wir Hercula - neum, welches etwa 30 Engl. Meilen von St. Louis entfernt iſt. In dieſer Stadt faͤllt vorzuͤg - lich ein ſehr ſchoͤnes Haus am Ufer des Fluſſes den Vorbeireiſenden in die Augen, deſſen Beſitzer Herr Matlock ich zwar ſprach, aber ſeine beruͤhmte Hagelfabrik, welche ihren Bedarf aus den ſehr er - giebigen Bleiminen der 50 Engl. Meilen von hier belegenen Stadt Bourton bezieht, wegen Man - gel an Zeit, leider! nicht in Augenſchein nehmen konnte. 20 Meilen unterhalb Herculaneum findet ſich am rechten Ufer des Miſſiſſippi eine Mineral - quelle, deren Waſſer einige Aehnlichkeit mit dem Selterſer in Deutſchland hat.

St. Geneviefe, 60 Meilen von St. Louis mit etwa 2000 Einwohnern, hat eine ſchoͤne katho - liſche Kirch[e]. Das Gemeindefeld von 7000 Acres gibt der Gegend ein ſehr freundliches Anſehn. Es herrſcht hier der ſonderbare Gebrauch, daß die Fruͤch - te dieſes Feldes, nach vollendeter gemeinſchaftlicher121 Beſtellung und Bearbeitung, unter die Eigenthuͤ - mer, nach Verhaͤltniß ihres Beſitzthums in der Stadt, vertheilt werden.

Unterhalb Kaskaskia iſt jener merkwuͤrdige Engpaß (the great tower), wo der Fluß durch die an beiden Ufern befindlichen Felſenhuͤgel ſich einen Durchgang erzwungen zu haben ſcheint. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß, vor dem Durchbruche der Gewaͤſſer an dieſer Stelle, alle jene Thaͤler und Ebenen, oberhalb des weſtlichen Amerika, unter Waſſer ſtanden und einen großen See bildeten. Dieſe Meinung ſcheint auch noch dadurch an Wahr - ſcheinlichkeit zu gewinnen, daß an den ſehr hohen Felswaͤnden ſich ein bemerkbarer alter Waſſerſtand, in einer Hoͤhe von 100 Fuß uͤber die jetzige Waſ - ſerflaͤche, zeigt, wodurch theils die Felſen ausge - ſpuͤlet ſind, theils die Farbe derſelben veraͤndert worden iſt. Der ſogenannte große Thurm (great tower) iſt ein, 150 Fuß hoher und 100 Fuß im Umfange haltender, ganz vom Strome umgebener Felſen. Der Strom iſt an dieſer Stelle, wegen ſeiner ſtarken Gefaͤlle, außerordentlich rei - ßend, und es waͤre daher dieſer Platz wohl zur Anlegung von Waſſerwerken geeignet.

Hier an den Ufern des Miſſiſſippi ſah ich den erſter Baͤr, welcher der großen Hitze wegen ſich in dem Fluſſe badete. Wir kamen mit unſerm Kah -122 ne ihm unbewerkt ziemlich nahe; allein er nahm bei unſerm Anblick die Flucht, und ſuchte mit gro - ßer Schnelligkeit den dichten Wald zu erreichen, was ihm jedoch, wegen ſeines mit Waſſer beſchwer - ten Pelzes ſehr ſauer zu werden ſchien.

Hirſche ſieht man ſehr haͤufig am Ufer, um ihren Durſt zu loͤſchen. Sie ſind kleiner als der edle Hirſch, heller von Farbe und mit kleineren krumm gebogenen Geweihen. Die Jagd dieſer Thiere iſt beſonders am Miſſiſſippi merk - wuͤrdig, und gewaͤhrt dem Jaͤger großes Vergnuͤ - gen. Sie geht im Herbſte vor ſich. In den Waͤldern finden ſich naͤmlich viele Kletten, welche ſich in den Haaren dieſer Thiere feſtſetzen. Dieſer ihnen hoͤchſt beſchwerliche Umſtand treibt ſie an den Fluß, um ſich derſelben durchs Baden zu entledi - gen. Dieſerhalb fahren die Jaͤger des Nachts in Kaͤhnen in den Fluß, und ſchießen davon oft ſo viel, als ihr Kahn nur immer faſſen kann. Bei andern Jagden beſitzen einige Jaͤger die beſondere Geſchicklichkeit, die Stimme der Hindinnen mit einer Pfeife oder mit dem Munde nachzumachen, um dadurch den Hirſch in ihre Naͤhe zu locken und ihn dann zu erlegen.

Pelikane und wilde Gaͤnſe ſieht man auf den Sandbaͤnken dieſes Fluſſes in unzaͤhlbarer Menge. Sie jagten uns oft Nachts Graus und123 Schrecken ein, indem der ſchnelle Aufflug von Tau - ſenden dieſer großen Voͤgel die Luft mit einem furchtbaren Geraͤuſch erfuͤlle.

Fuͤnf Meilen unter dem großen Thurme (great Tower) nimmt der Miſſiſſippi den aus dem Illinois-Staate kommenden Muddy-River auf. Ungefaͤhr 25 Meilen oberhalb der Muͤndung jenes Fluſſes finden ſich an ſeinen Ufern ſehr bedeutende Steinkohlen-Minen, welche nicht allein fuͤr den Bedarf des Illinois-Staats hinreichend ſind, ſon - dern auch noch in Menge nach Neu-Orleans ver - ſandt werden.

Am 30. September fuhren wir bei dem Cap Girardeau vorbei. An der rechten Seite des Flußufers liegt auf einer hohen Bank die nicht unbedeutende, jetzt im ſchnellen Zuwachs begriffene, Stadt gleiches Namens.

Am 1. October Morgens 8 Uhr erreichten wir die Muͤndung des Ohio, eine fuͤr Schifffahrer ſehr gefaͤhrliche Stelle, indem der Miſſiſſippi, gegen die Gewaͤſſer des Ohio kaͤmpfend, mehrere boͤſe Wirbel bildet. Gegen Abend um 8 Uhr begegnete uns das Dampfboot Henderſon. Ein ſolches Boot gewaͤhrt in der Nacht einen einzigen Anblick in ſeiner Art, indem es bei einer aus ſeinem Rauch - fange aufſteigenden Feuerſaͤule, unter fuͤrchterlichem Getoͤſe ſeiner Maſchinerie, ſtromaufwaͤrts eilt.

124

Es fahren gegenwaͤrtig gegen 36 Dampfboͤte auf dem Miſſiſſippi und ſeinen Nebenfluͤſſen. Die Fahrt von Neu-Orleans bis St. Louis, 1200 Engl. Meilen weit, legen ſie bei hohem Waſſer in 10 bis 20 Tagen aufwaͤrts, und abwaͤrts oft in 6 Tagen zuruͤck. Die Fracht fuͤr Guͤter von Neu - Orleans bis St. Louis iſt 3 Dollars fuͤr 100 Pfund. Paſſagiere in der Cajuͤtte zahlen 100 Dol - lars, haben aber dafuͤr auch alle moͤgliche Bequem - lichkeit und einen ſehr guten Tiſch. Stromab - waͤrts iſt der Preis fuͤr einen Paſſagier 50 Dol - lars. Am andern Morgen begegnete uns ein an - deres Dampfboot Alabama nach St. Louis be - ſtimmt.

Neu-Madrid iſt auf einer hohen Bank am rechten Ufer des Miſſiſſippi ſeit 1790 durch den Obriſten Georg Morgan angelegt worden. Sein Aufbluͤhen wurde aber theils durch das ungeſunde Clima und theils durch das ſchreckliche Erdbeben am 16. December 1811 gehemmt. Durch dieſes fuͤrchterliche Naturereigniß wurden faſt alle Schorn - ſteine der Haͤuſer eingeſtuͤrzt, viele Haͤuſer umge - worfen und andere ſtark beſchaͤdigt. Der Erdbo - den hob ſich an der einen Stelle, waͤhrend er an einer andern Stelle in die Tiefe verſank, aus wel - cher Waſſer in allen Richtungen hervorbrauſeten. Baͤume ſchlugen mit ihren Gipfeln zuſammen, an -125 dere wurden abgeſchlagen, noch andere zerſplittert. Hier wurden ſie mit ihren Wurzeln herausgeriſ - ſen, dort kamen ſie ſogar mit ihren Gipfeln auf die Erde zu ſtehen. Der Fluß kam eben ſo wie das Land in Aufruhr. In der Luft krachte der Donner furchtbar, und Blitze fuhren unaufhoͤrlich zur Erde herab. Todes-Schrecken ergriff das Volk; die Thiere und Voͤgel theilten ihn mit den Menſchen. Das Hornvieh rennte angſtvoll und wild umher, und ſuchte bei den Menſchen in frei - em Felde Schutz. Man nimmt an, daß die Bank, auf welcher die Stadt Neu-Madrid erbauet iſt, damals wenigſtens um 8 Fuß geſunken ſey.

Ein anderes dieſer Colonie unguͤnſtiges Hin - derniß iſt das unaufhoͤrliche Einfallen und Weg - ſchwemmen ſeines Ufers. Wo jetzt der Miſſiſſippi fließt, war die erſte Anlage der Stadt Neu-Ma - drid, indem ſeit dieſer Zeit beinahe 500 Schritte des Ufers durch die Fluthen des Stroms hinweg geriſſen ſind. Von dieſer Stadt fuͤhrt eine gute Landſtraße zu der Muͤndung des Oſage in den Miſſouri, eine Entfernung zu Lande von 150 und zu Waſſer uͤber 500 Meilen.

Unterhalb Neu-Madrid ſieht man allenthal - ben an den Ufern des Fluſſes die Spuren des Erdbebens. 150 Meilen vom Einfluſſe des Ohio verſchlang es die Inſel Nr. 32 gaͤnzlich. Dieſe126 Gegend ſcheint uͤberhaupt durch daſſelbe am haͤr - teſten gelitten zu haben. Im Fluſſe ſiehet man Baumſtamm an Baumſtamm, ſaͤmtlich mit dem Wurzelhaupte empor ſtehend. Es ſcheint, als ob dieſe mit Baͤumen dicht bedeckt geweſene Inſel durch jenes Naturereigniß gaͤnzlich umgeſtuͤlpt worden ſey, ſo daß die Gipfel in die Tiefe der Fluthen eingeſchlammt, und, nachdem die Wurzeln von der Erde abgewaſchen, nur dieſe den Blicken der Menſchen noch ſichtbar geblieben ſind.

Bei der Inſel Nr. 35 gerieth unſer kleines Fahrzeug, durch die Unvorſichtigkeit meines Beglei - ters, zwiſchen zwei Baumſtaͤmme. Der aͤußerſt reißende Strom warf es ſogleich auf die Seite; es ſchoͤpfte bereits Waſſer und wir glaubten ſchon jeden Augenblick verſinken zu muͤſſen, als ich noch gluͤcklicher Weiſe mit der einen Hand einen dieſer Baumſtaͤmme erreichen, das Boot im Gleichge - wicht erhalten konnte, und wir ſo der nahen au - genſcheinlichen Gefahr entgingen. Ein Umſtand, daß wir einer Frau es hartnaͤckig verweigerten, ſie oberhalb dieſer Stelle auf eine kurze Strecke mit in unſer Boot zu nehmen, mochte vielleicht unſere Rettung nur allein moͤglich machen.

Die hohen Ufer der Inſeln Nr. 34 36 (Chickasaw Bluffs) des Miſſiſſippi betragen an Hoͤhe gegen 200 Fuß. Sie ſind ſaͤmtlich am127 linken Ufer des Fluſſes ſehr ſteil, und beſtehen aus gelber und rother Erde.

An der Muͤndung des St. Francisfluſ - ſes findet man die bedeutende Pflanzung des gaſt - freien Herrn Horners. Da ich ſeit einigen Tagen, durch das Nachtreiſen auf dem Fluſſe in einem offenen Kahne, mir das kalte Fieber wieder zugezogen hatte; ſo konnte mir nichts Erwuͤnſch - teres begegnen, als bei Herrn Horner China vorzufinden, durch deren Gebrauch ich auch auf der Stelle wieder davon befreiet wurde. Der St. Francisfluß, an ſeiner Muͤndung gegen 200 Schritte breit, iſt bei ſehr hohem Waſſer gegen 200 Meilen hinauf ſchiffbar. Außerdem aber wird durch die zahlreichen, von den Waſſerfluthen losge - riſſenen und in eine Art von natuͤrlichen, in en - gen Ufern zuſammen gedraͤngten, Holzfloͤßen in trocknen Jahrszeiten die Schifffahrt ſehr gehemmt.

Unterhalb des Forts Pickering ſieht man zuerſt jenes Moos, welches unter dem Namen Spaniſches Moos bekannt iſt. Es wird, gleich den Pferdehaaren, zu Matratzen ꝛc. gebraucht. Indeſſen erfordert es zuvor viele Arbeit; es muß gut getrocknet und ausgeklopft werden. Den Baͤu - men giebt es ein hoͤchſt trauriges Anſehn, indem es, gleich grauen Baͤrten, von den Zweigen herab - haͤngt.

128

Der White-River (weiße Fluß), von der Muͤndung des St. Francis zu Lande 40, zu Waſ - ſer 81 Meilen entfernt, entſpringt ſuͤdlich in den ſchwarzen Bergen. 3 Meilen von der Muͤndung deſſelben aufwaͤrts wird ſolcher, vermittelſt eines gegenſeitigen Waſſerpaſſes (einem natuͤrlichen Ka - nal), mit dem Arcanſas, 20 Meilen oberhalb ſeiner Muͤndung, in Verbindung geſetzt, von wo ab noch 20 Meilen aufwaͤrts die Stadt Arcanſas liegt; daher die den Miſſiſſippi herab kommenden Schiffe dieſe Stadt, durch die Muͤndung des Whi - te-River und dieſen Canal, ſchon in 28 Meilen, dagegen durch die Muͤndung des Arcanſas erſt in 55 Meilen erreichen koͤnnen.

Der Arcanſas iſt einer der laͤngſten Stroͤ - me in dem weſtlichen Amerika. Sein Urſprung faͤllt in den 42° N. B. und 36° 20′ Weſtl. L. von Waſhington, oder 113° 20′ Weſtl. L. von Greenwich. Sein Lauf geht durch 7 Breiten - und 19 Laͤngengrade; ſein Waſſerlauf betraͤgt jedoch mehr als 2500 Engl. Meilen, wovon er 2000 Meilen weit ſchiffbar iſt. An ſeinen fruchtbaren Ufern werden bereits mehrere Staͤdte angelegt; auch iſt dieſer Landſtrich ſchon vom Miſſouri-Territorio getrennt, und beſteht unter dem Namen des Ar - cansas-Territori als ſelbſtſtaͤndig. An ſeinen Nebengewaͤſſern befinden ſich jene beruͤhmten, ſehr129 haͤufig von Leidenden beſuchten, warmen Quellen, welche, nach den Angaben des Herrn Dr. Hunter, in 4 Hauptquellen von 154° bis 132° Fahrenheit beſtehen, und in jeder Minute 165 Gallonen Waſ - ſer geben, welches getrunken, einen leichten Auf - ſtoß verurſacht. Sein Gewicht iſt dem deſtillirten Waſſer gleich. Es enthaͤlt Kohlenſaͤure, Schwefel - ſaͤure, etwas Kalk und Eiſen. Die Entfernung dieſer Quellen von Neu-Orleans betraͤgt zu Lande 253, zu Waſſer aber 645 Meilen, von St. Louis auf dem geradeſten Landwege, 472 Meilen.

Beinahe 200 Meilen weiter ſuͤdlich den Miſ - ſiſſippi hinab, faͤllt der Yazoo-River oͤſtlich in denſelben. Dieſer Fluß iſt zwar nur 50 Meilen aufwaͤrts ſchiffbar; aber deshalb nichts deſto we - niger von bedeutender Laͤnge. Er entſpringt im Staate von Georgien, und ſeine Ufer ſind eben - falls mit einigen Staͤdten bevoͤlkert. Sein Lauf geht durch eine Menge ſehr reicher Laͤnderſtriche, welche theilweiſe von den Chaitow - und Chik - kaſow-Indianern bisher bewohnt wurden, aber gegenwaͤrtig, vermoͤge eines vom General Jakſon (Siegers von Neu-Orleans) mit denſelben abge - ſchloſſenen Vertrags, geraͤumt werden.

Auf dieſe Weiſe werden die ſich außerdem immer mehr und mehr vermindernden Ur-Ein - wohner aus ihrer vaͤterlichen Heimath, in die noch9130unbewohnten Wildniſſe an der Suͤdſee zuruͤckge - draͤngt, wo ſie ſich auch, durch noch reichlich be - ſetzte Jagd-Reviere, fuͤr hinlaͤnglich entſchaͤdigt halten.

Gleich unterhalb des Yazoo-River liegen die ſogenannten Wallnußhuͤgel, mit einer bedeu - tenden Pflanzung des Herrn Turnbull, auf dem linken Miſſiſſippi-Ufer. Dieſe Huͤgel, mit vielen Gebaͤuden und Baumwollen-Pflanzungen bedeckt, geben der Gegend ein anmuthiges Aeußere.

Hierauf folgen weiter unterwaͤrts Point - Pleaſant und das Staͤdtchen Warrington, bei welchem ſich kupferhaltige und deshalb fuͤr ſchaͤdlich gehaltene Mineralquellen befinden, wes - wegen die Einwohner und Schifffahrer das durch - aus geſunde Miſſiſſippi-Waſſer jenem Quellwaſſer vorziehen.

Endlich gelangten wir am 21ſten October des Morgens nach Natches, wo gluͤcklicher Weiſe in eben dem Augenblicke das Dampfſchiff Volkana abfahren wollte.

Wie froh war ich, als ich nach einer hoͤchſt beſchwerlichen und gefahrvollen, in einem kleinen offenen Kahne und auf einem reiſſenden Strome vollendeten Reiſe von 895 Engl. Meilen, jenes ſi - chere, ſchoͤne, mir jede Bequemlichkeit darbietende Dampffahrzeug beſteigen konnte! Ein Kano -131 nenſchuß kuͤndigte die Naͤhe der Abfahrt an. Das Feuer unter den beiden Waſſerkeſſeln wurde ange - ſchuͤrt; knallend machten ſich nun von Zeit zu Zeit die ſich entwickelnden Daͤmpfe durch das Sicher - heitsventil Luft. Nach dem zweiten gegebenen Zeichen ſetzte ſich das Fahrzeug in Bewegung. Das furchtbar toſende Stampfen der Cilinder, das Rauſchen der Ruderraͤder im Waſſer, die ſchnell vorbei fliegenden Ufer des Fluſſes ꝛc. feſſeln lange des Reiſenden Auge und Ohr. Die Schnellig - keit dieſer Schiffe ſtromabwaͤrts uͤberſteigt alle Be - griffe. Man verſicherte mich, daß bei hohem Waſ - ſer der Weg von Natches nach Neu-Orleans 300 Meilen Entfernung oft in 29 Stunden zuruͤckgelegt werde. Die Reiſenden haben auf die - ſem geraͤumigen Fahrzeugen alle erdenklichen Be - quemlichkeiten, zwei große, ſchoͤn meublirte Zimmer, und auf dem Verdeck einen Spatzierplatz unter dem Schatten eines geraͤumigen Zeltes. Gutes Eſſen und Trinken vermehren die Annehmlichkeiten auf dieſe Art zu reiſen. Der Preis von Natches nach Neu-Orleans iſt 15 Dollars, von Neu-Orleans ſtromaufwaͤrts 30 Dollars.

Am andern Morgen gegen 8 Uhr fuhren wir der Muͤndung des Red-River (des rothen Fluſ - ſes) vorbei. Dieſer Fluß, bedeutender als der Ar - kanſas, wird auch bereits mit Dampfboͤten bis*132Alexandria befahren. Sein Waſſer nimmt von der, mit ſich fuͤhrenden Erde eine rothe Farbe an, wel - che er auch auf die Ufer des Miſſiſſippi verſchie - dentlich abſetzt.

Der Red-River entſpringt noͤrdlich von St. Fée im Spaniſchen Gebiete. Im Fruͤhjahr ſchwillt ſein Waſſer oft bis zu 60 Fuß Hoͤhe an, da er ſonſt nur 8-10 Fuß tief iſt. Wie ſehr ſeine fruchtbaren Ufer bereits bewohnt ſind, iſt ſchon daraus abzunehmen, daß uns das Dampfboot Neuport und ein Kielboot, beide in Handelsan - gelegenheiten nach Alexandria beſtimmt, begegneten. Der Eigenthuͤmer des letztern, ein Rheinlaͤnder, hatte es unter andern mit der Maſchinerie einer Dampf-Saͤgemuͤhle beladen, welche am Red River ohnweit Alexandria errichtet werden ſollte. Der Schnitt geſchieht mit einer Circular-Saͤge in Ge - ſtalt eines Rades, und verrichtet daher die Saͤge das Doppelte, im Vergleich der ſonſt uͤblichen Landſaͤgen. Außerdem iſt ſie auch auf die dickſten Bloͤcke anwendbar. In der Nacht fuhr auch noch das Dampfboot Ramapon nach Natches bei uns voruͤber.

In dieſer ſuͤdlichen Gegend ſieht man haͤufig den Allegator. Er ſonnet ſich gern am Ufer, und ſcheint nicht ſehr geſchwind in ſeinen Bewegungen zu ſeyn. Seine Farbe iſt blaugrau; ſeine ganze133 Geſtalt die des Nilkrokodils. Die groͤßten darun - ter mochten gegen 1 8 Fuß Laͤnge haben. Ihr Fell wird von den Sattlern zu Satteldecken ꝛc. bereitet.

Unterhalb Baton-rouge ſind die beiden Miſſiſſippi Ufer ununterbrochen mit Baumwollen - und Zucker-Plantagen bedeckt. Faſt jede hundert Schritt findet man ein niedliches Landhaus, um - geben mit Trauerweiden und Orangenbaͤumen. Sowohl die Baumwollenfelder mit der jetzt ſich geoͤffneten reifen Fruchtkapſel, als auch die Zucker - felder mit ihrem 7 10 Fuß hoch prangenden Zuckerrohr, gewaͤhren dem Auge eines Europaͤers den uͤberraſchendſten ſchoͤnſten Anblick.

Am 24ſten Oktober erreichten wir Neu-Or - leans. Unſere Reiſe wurde dadurch etwas auf - gehalten, daß der Capitain unſers Fahrzeugs an verſchiedenen Orten Brennholz einnahm, und weil die finſtern Naͤchte bei niedrigem Waſſer die Schiff - fahrt auf gefahrvollen Fluͤſſen nicht geſtatten.

Neu-Orleans wurde bereits 1720 von den Franzoſen gegruͤndet, hat jetzt gegen 1400 C〈…〉〈…〉 vohner, und liegt unterm 29° 57′ Noͤrdl. Br. Die Stadt iſt regelmaͤßig gebauet, hat verſchiedene ſehr anſehnliche und große Gebaͤude, als den Dom, das Stadthaus, die Caſerne, das Hospital ꝛc., und verſchoͤnert ſich faſt taͤglich immer mehr. Was134 fuͤr eine bedeutende und bluͤhende Stadt wird Neu-Orleans dann erſt werden, wenn alle jene Laͤnder am Ohio, Miſſiſſippi, Miſſouri, Illi - nois, Arkanſas, Redriver ꝛc. und ſo vieler anderer ſchiffbarer Stroͤme und Fluͤſſe, welche ihre Gewaͤſ - ſer, dieſer Stadt vorbei, in den Meerbuſen von Mexico entladen, nur erſt in ihrer Bevoͤlkerung und ihrem Culturzuſtande dem Staate von Ken - tucky gleichen werden; einem Lande, welches, wie bekannt, vor 20 Jahren noch kaum erſt dem Namen nach exiſtirte, und jetzt ſchon jaͤhrlich Mehl, Fruͤchte aller Art, Taback, Rindfleiſch, Schweine - fleiſch, Branntwein, Gefluͤgel, Pferde, Ochſen, Die - len, Eiſenwaaren ꝛc. in großer Menge nach Neu - Orleans ſendet, von wo aus die weſtindiſchen In - ſeln ꝛc. wieder mit ſolchen verſorgt werden. Scha - de nur, daß bis jetzt im Sommer faſt jaͤhrlich das gelbe Fieber unter ſeinen Bewohnern ſo große Verheerungen anrichtet. Dieſe Krankheit bricht jedesmal nur des Sommers in den Seeſtaͤdten aus, und verbreitet ſich in deren Nachbarſchaft; im Innern des Landes kennt man ſie nicht. Bei meiner Ankunft zu Neu-Orleans war dieſe〈…〉〈…〉 pi - demie bereits im Abnehmen; doch wurde ich von einem deutſchen Arzte, Herrn Dr. Hermann, ge - warnt, mich nicht zu lange in der Stadt aufzu - halten, um ſo mehr, weil ich damals von den bis -135 herigen Anſtrengungen noch an einer allgemeinen Schwaͤche litt.

Ehe ich Neu-Orleans verlaſſe, halte ichs fuͤr Pflicht, den hieher reiſenden Fremden noch das Haus des Herrn Ravel, der Ecke des Doms gegenuͤber, zu empfehlen. Man findet bei ihm ei - ne gute Kuͤche, und im Falle, daß man das Un - gluͤck haͤtte, krank zu werden, die Pflege eines ge - faͤlligen und ſehr menſchenfreundlichen Wirths.

Am 30ſten Oktober ging ich an Bord des Schiffs la jeune Corinne, gefuͤhrt vom Capitain Bessier, nach Bordeaux ab. Erſt am 1ſten November ſe - gelten wir am Fort Plakemine vorbei, und erreichten nun die offene See. Auf dieſem Fort wehete noch die Flagge der vereinigten Staaten. Mit wehmuͤthiger Stimmung verließ ich ein Land, das meinen Wuͤnſchen und Hoffnungen ſo ſehr ent - ſprach und in welches ich bald wieder auf immer zuruͤck zu kehren gedenke. Nach einer ziemlich langweiligen Reiſe, waͤhrend welcher wir faſt unauf - hoͤrlich Regenwetter hatten, gingen wir am 28ſten December auf der Rhede von Rochelle vor An - ker und ſegelten mit einem friſchen Oſtwinde am 1ſten Januar 1820 in die Garonne ein.

136

Reiſe-Route nach einigen der wichtigſten Oerter der vereinigten Staaten.

I. Wegweiſer auf der Straße von Waſhington lity nach St. Louis.

Engl.Meilen.
Washington33
Georgetown1215
Montgomery Court-house2843
Fredericktown3174
Hägerstown30104
Honcoktown34138
Old town14152
Cumberland62214
Foot of Laurel hill4218
Union town12230
Bronsville25255
Washington (in Penſylvanien)16271
Alexandria16287
Wheeling (am Ohio in Virginien)11298
St. Clairsville12310
Morris town22332
Washington (in Ohio)10342
Cambridge25367
Engl.Meilen.
Lanes ville33400
New Lankaster6416
Jarlton18434
Chilicothe57491
West Union17508
Limstone oder Mais - ville [am Ohio]4512
Washington [in Kentucky]20532
Blue Licks21553
Paris22575
Lexington, Frankfort13588
Versailles8596
Petersburg [am Kentucky-River]42638
Bairds town16654
Bealsburg16670
Elisabeth town37707
Hardensburg47754
Yellow bank25779
Henderson21800
Morgan-field15815
Shawanee Town [am Ohio]12827
U. S. Saline47874
East Fork river10884
Waisſeaux river11895
Beaucoup45940
Kaskaskia15955
Engl.Meilen.
Prairie des roches471002
Cahokia nach St. Louis31005

II. Wegweiſer von St. Louis auf den Miſſiſſippi herab nach Neu-Orleans.

Vitepush [rechts]88
Herculaneum [rechts]2533
Gabarre creek kleiner Fluß, [Muͤndung rechts]2457
Occa oder Kaskaskia river [links]2481
the great Tower [rechts]30111
Cap Girardeau [rechts]31142
Muͤndung des Ohio [links]38180
Ironbanks, [links]20200
Neu-Madrid, [rechts]50250
Little prairie, [rechts]32282
the long Reach, [rechts]31313
Inſel Nr. 32 [vom Erdbeben verſchlungen]17330
Erſte Chikaſow Bluffs [Bank] links27357
Dritte Chikaſow Bluffs desgl.23380
Fort Pickering desgl.43423
Council Island Nr. 53. desgl.39462
St. Francis-river [rechts]31493
White-river desgl.85578
Arcansas-river desgl.15593
Illecheko Settlement (Pflanzung)44637
Engl.Meilen.
Yazoo-river [links]143780
Wallnut-hills desgl.12792
Warrington desgl.10802
Point Pleasant [rechts]28830
Natches [links]66896
Red-river [rechts]70966
Batton rouge [links]1081074
nach New-Orleans [rechts]1361210

III. Von St. Louis bis zur Muͤndung des Colombia-Fluſſes in die Suͤdſee, bei Waſſer auf dem Miſſouri und Colombia.

St. Charles2121
Charretts-village4768
Ogases-river65133
Grand-river106239
Kanzas-river102341
Platte-river253594
Fort Mandan9891583
Yellow-Stone river2591842
Chippevan-Gebirge, in welchem der Miſ - ſouri und Colombia entſpringen7422584
Muͤndung des Colombia9463548

IV. Von Pittsburg zu Waſſer bis zur Muͤndung des Ohio.

Von Pittsburg nach Steubenville [rechts]7878
Engl.Meilen.
Wheeling desgl.1896
Mariette, an der Muͤndung des Muskin - gum [rechts]87183
Muͤndung des Gr. Kenhova Fluſſes [links]100283
Portsmuth, Muͤndung des Sciota [rechts]107390
Limstone oder Maisville [links]151441
Cincinnati [rechts], Newport [links]72513
Vevay rechts97610
Louisville [rechts] Jeffersonsville [links]80690
Shawaneetown [rechts]3121002
Muͤndung des Ohio in den Miſſiſſippi1191121
[141]

Die Conſtitution des Illinois-Staats.

Aus dem Engliſchen uͤberſetzt.

[142][143]

Conſtitution des Illinois-Staats.

  • Angenommen in der Verſammlung zu Kas - kaskia den ſechs und zwanzigſten Auguſt im Jahre unſers Herrn Ein tauſend acht hundert und achtzehn, und im drei und vierzigſten der Unabhaͤngigkeit der verei - nigten Staaten.

Graͤnze des Staats.

Die Muͤndung des Wabaſch-Fluſſes; dann die - ſen Fluß aufwaͤrts folgend und mit der Linie von Indiana bis zu der noͤrdlichen Ecke dieſes Staats; dann oͤſtlich mit der Linie deſſelben Staats zu der Mitte des Sees Michigan; dann noͤrdlich laͤngs der Mitte dieſes Sees zur noͤrdlichen Breite von zwei und vierzig Graden und dreißig Minu - ten; dann weſtlich zu der Mitte des Strombettes des Miſſiſſippi-Fluſſes; dann in der Mitte dieſes Fluſſes hinab bis zu ſeinem Zuſammenfluſſe mit144 dem Ohio-Fluſſe, und dann am nordweſtlichen Ufer dieſes Fluſſes hinauf bis zur Muͤndung des Wabaſch.

Artikel I.

  • Enthaltend die Vertheilung der Ge - walten des Gouvernements.

Section 1.

Die Gewalten des Gouvernements des Illi - nois-Staaten ſollen in drei verſchiedene Departe - ments vertheilt, und jedes derſelben einer beſon - dern obrigkeitlichen Corporation anvertrauet wer - den, naͤmlich: die Geſetzgebende einer; die Ausuͤbende einer andern; und die Richter - liche einer dritten.

Section 2.

Keine Perſon, oder Verſammlung mehrerer Perſonen, welche in einem dieſer Departements befindlich ſind, ſoll irgend eine Gewalt ausuͤben, welche zu einem andern Departement gehoͤrt, aus - genommen wenn hieruͤber nachgehends beſonders verfuͤgt und Erlaubniß dazu ertheilt wuͤrde.

Artikel II.

Section 1.

Eine Generalverſammlung ſoll die geſetzge -145 bende Autoritaͤt bekleiden. Sie ſoll beſtehen aus einem Senat und einem Hauſe der Volks - vertreter. Beide werden vom Volke erwaͤhlt.

Section 2.

Die erſte Wahl der Senatoren und Volks - vertreter ſoll am dritten Donnerstage des naͤchſten Septembers anfangen, und dieſen und die zwei folgenden Tage dauern; die naͤchſte Wahl ſoll aber gehalten werden am erſten Montage im Au - guſt 1819, und alsdann ſoll jedesmahl alle zwei Jahre die Wahl auf den erſten Montag im Auguſt gehalten werden, und zwar in jeder Grafſchaft (County) und an ſolchen Orten, welche durch das Geſetz beſtimmt werden.

Section 3.

Niemand kann Volksvertreter ſeyn, welcher nicht das ein und zwanzigſte Jahr erreicht hat, nicht Buͤrger der vereinigten Staaten und Ein - wohner dieſes Staats iſt; welcher in den Gren - zen der Grafſchaft oder des Diſtricts, wo er er - waͤhlt wird, nicht die naͤchſten zwoͤlf Monate vor ſeiner Wahl gewohnt hat, wenn die Grafſchaft oder der Diſtrict ſo lange errichtet geweſen iſt; wo nicht, ſo muß er im Umfange der Grafſchaft oder Grafſchaften, des Diſtricts oder der Diſtricte ge - wohnt haben, wozu dieſe ſonſt gehoͤrt, es ſey denn;10146daß er in oͤffentlichen Geſchaͤften der vereinigten Staaten oder ſeines Staates abweſend geweſen ſey, und keiner, welcher weder Staats - noch Graf - ſchafts-Abgaben bezahlt hat.

Section 4.

Die Senatoren, welche als ſolche in der er - ſten Seſſion beſtimmt ſind, ſollen durchs Loos von ihren verſchiedenen Grafſchaften und Diſtricten, ſo bald als moͤglich, in zwei Claſſen getheilt wer - den. Die Stellen der Senatoren erſter Claſſe ſollen nach Ablauf des zweiten Jahrs gewechſelt werden, und die der zweiten Claſſe nach Ablauf der vier Jahre, ſo, daß die eine Haͤlfte alle zwei Jahre wieder gewaͤhlt werden kann.

Section 5.

Die Anzahl den Senatoren und Volksvertre - ter ſoll in der erſten Generalverſammlung, [gehal - ten nach den zu gebenden Beſtimmungen,] be - ſtimmt werden, und zwar nach Verhaͤltniß der Grafſchaften und Diſtricte und der Anzahl der weißen Einwohner. Die Zahl der Volksvertreter ſoll nicht unter ſieben und zwanzig, und nicht uͤber ſechs und dreißig ſeyn, bis die Volkszahl dieſes Staats die Anzahl von hundert tauſend uͤberſteigt; und die Zahl der Senatoren ſoll nie unter einem Drit - tel noch uͤber die Haͤlfte der Volksvertreter betragen.

147

Section 6.

Keine Perſon kann Senator ſeyn, welche nicht das fuͤnf und zwanzigſte Jahr erreicht hat, welche kein Buͤrger der vereinigten Staaten iſt, und welche nicht ein Jahr in der Grafſchaft oder in dem Diſtricte vor ſeiner Wahl gewohnet hat, wenn die Grafſchaft oder der Diſtrict ſchon er - richtet war, wo nicht in den Thielen, woraus ſie fruͤher beſtanden, ausgenommen, er ſey in Geſchaͤf - ten der vereinigten Staaten oder dieſes Staats abweſend geweſen, und keiner, welcher weder Staats - noch Grafſchafts-Abgaben bezahlt hat.

Section 7.

Wenn der Senat und das Haus der Volks - vertreter verſammelt ſind, ſoll jedes einen Spre - cher und andere Beamtete waͤhlen, [ausgenommen den Sprecher des Senats. ] Jedes Haus ſoll uͤber die Faͤhigkeiten und Wahlen ſeiner Glieder urtheilen und kann ſich adjourniren. Zwei Drit - tel jedes Hauſes machen es vollzaͤhlig; eine ge - ringere Zahl aber mag ſich von Tage zu Tage ad - journiren, und die Abweſenden zur Verſammlung antreiben.

Section 8.

Jedes Haus ſoll ein Tagebuch ſeiner Ver - handlungen fuͤhren und es bekannt machen. Die*148Bejahungen und Verneinungen einer jeden Frage ſollen auf das Verlangen zweier Mitglieder ins Tagebuch eingeruͤckt werden.

Section 9.

Je zwei Glieder irgend eines der Haͤuſer ſollen die Freiheit haben, irgend einen Akt oder einen Beſchluß anzugreifen oder ſich demſelben zu widerſetzen, wenn ſie ihn dem allgemeinen oder dem Privatwohl fuͤr nachtheilig halten, und koͤn - nen die Gruͤnde ihres Widerſpruchs zu Protocoll geben.

Section 10.

Jedes Haus mag die Regeln ſeines Verfah - rens feſtſetzen, die Mitglieder wegen ordnungswi - drigem Betragen ſtrafen, und durch eine Majori - taͤt von zwei Drittel ein Mitglied ausſtoßen; doch nicht ein Zweitesmal derſelben Urſache wegen.

Section 11.

Wenn Vacanzen eintreten, ſchreibt der Gou - verneur, oder wer ſeinen Poſten vertritt, die Wahl aus, um die Vacanzen auszufuͤllen.

Section 12.

Senatoren und Volksvertreter ſollen in allen Faͤllen [Verraͤtherei, Todesverbrechen oder Frie - densbruch ausgenommen] nicht verhaftet werden149 koͤnnen, ſowohl waͤhrend der Dauer der Sitzun - gen, als auch auf der Hin - und Zuruͤckreiſe, und ſollen gleichfalls nicht wegen ihrer Reden und Debatten in einem der Haͤuſer an irgend einem andern Orte angegriffen werden koͤnnen.

Section 13.

Jedes Haus mag mit Gefaͤngniß beſtrafen eine jede Perſon, (Nicht-Mitglied), welche die ſchuldige Achtung des Hauſes durch ordnungswi - driges und veraͤchtliches Betragen nicht beobachtet, vorausgeſetzt, daß dieſer Arreſt zu keiner Zeit vier und zwanzig Stunden uͤberſteigen darf.

Section 14.

Die Thuͤren jedes Hauſes und jeder Com - mittee ſollen offen ſeyn, ausgenommen in Faͤllen, wo nach der Meinung des Hauſes Geheimhaltung erforderlich ſey. Keines der Haͤuſer kann ohne Zuſtimmung des andern ſich laͤnger als zwei Tage adjourniren, oder ſich in einen andern Ort bege - ben als den, wo die beiden Haͤuſer ihre Sitzun - gen halten.

Section 15.

Vorſchlaͤge koͤnnen in einem Hauſe gemacht werden, doch das andere kann ſie annehmen, aͤn - dern, oder verwerfen.

150

Section 16.

Jeder Vorſchlag ſoll in jedem Hauſe an drei verſchiedenen Tagen verleſen werden, ausgenom - men Nothſachen; drei Viertel des Hauſes muͤſſen dafuͤr ſtimmen, daß der Vorſchlag der Art ſey, eine ſolche Ausnahme zu verdienen, und jeder Vorſchlag von beiden Haͤuſern angenommen, ſoll von den ver - ſchiedenen Sprechern der Haͤuſer unterzeichnet ſeyn.

Section 17.

Die Geſetze des Staats ſollen jedesmal an - fangen mit: Das Volk des Staats Illinois, vertreten durch die General-Ver - ſammlung, beſchließt:

Section 18.

Die General-Verſammlung dieſes Staats ſoll keinem der folgenden Beamteten des Gouver - nements groͤßere oder geringere Gehalte ausſetzen als folget, bis zum Jahr Ein taufend acht hun - dert und vier und zwanzig: der Gouverneur 1000 Dollars, und der Secretair des Staats 600 Dollars.

Section 19.

Kein Senator oder Volksvertreter ſoll, waͤh - rend der Zeit, fuͤr die er erwaͤhlt iſt, zu irgend ei - nem Amte in dieſem Staate berufen werden, welches waͤhrend dieſer Zeit eingefuͤhrt, oder deſſen Gehalt in dieſer Zeit vermehrt worden iſt.

151

Section 20.

Kein Geld ſoll vom Schatze bezogen werden koͤnnen, als in Folge einer geſetzlichen Bewilligung.

Section 21.

Es ſoll eine genaue Rechnung uͤber Einnah - me und Ausgabe der oͤffentlichen Gelder gefuͤhrt werden, und ſie ſoll bei dem Anfange jeder Si - tzung der General-Verſammlung mit den Geſetzen oͤffentlich bekannt gemacht werden.

Section 22.

Das Haus der Volksvertreter ſoll allein das Recht des Anklagens haben; doch muß die Majo - ritaͤt aller anweſenden Mitglieder in die Anklage einſtimmen. Jede Anklage ſoll vom Senate un - terſucht werden, und in dieſer Sitzung ſollen die Senatoren an Eides Statt verſichern, Recht zu ſprechen nach dem Geſetze und nach Ueberzeugung. Niemand kann verurtheilt werden ohne Zuſtimmung von zwei Drittel aller gegenwaͤrtigen Senatoren.

Section 23.

Der Gouverneur und alle andere Civilbeamte dieſes Staats koͤnnen einer Anklage, wegen irgend eines Verbrechens, unterworfen werden; aber die Verurtheilung ſoll ſich nicht weiter ausdehnen, als uͤber Entfernung vom Dienſte, Erklaͤrung fuͤr un - faͤhig in dieſem Staate ein Ehrenamt zu beklei -152 den, Gehalt zu beziehen, oder Auftraͤge zu erhalten. Die beklagte Partei, ſchuldig oder unſchuldig be - funden, ſoll nichts deſto weniger einer Anklage, Unterſuchung, Verurtheilung und Beſtrafung nach den Geſetzen in allen Faͤllen unterworfen ſeyn.

Section 24.

Die erſte Sitzung der General-Verſammlung ſoll ihren Anfang am erſten Montag des naͤchſten Octobers nehmen, und ſoll demnaͤchſt allezeit auf den erſten Montag im Monat December, welcher auf die Wahl der Mitglieder folgt, und zu keiner andern Zeit, ausgenommen als durch dieſe Con - ſtitution feſtgeſetzet iſt, beſtimmt ſeyn.

Section 25.

Kein Richter irgend eines Gerichtshofes, Se - cretair des Staats, General-Anwald, Staats - Anwald, Regiſtrator, Secretair irgend eines Ge - richtshofes oder Canzlei, Landrichter oder Einneh - mer, Mitglied eines Hauſes des Congreſſes, oder irgend Jemand, der ein Amt mit Gehalt von den vereinigten Staaten bekleidet, (vorausgeſetzt, daß Stellen bei der Miliz, Poſtmeiſter und Friedens - richter, nicht als eintraͤgliche Aemter der Art an - geſehen werden,) ſoll Sitz in der General-Ver - ſammlung haben; noch ſoll irgend Jemand, der von den vereinigten Staaten ein Ehrenamt oder153 Einkommen hat, in dieſem Staate ein Ehrenamt oder Einkommen erhalten koͤnnen.

Section 26.

Jede Perſon, welche irgend ein Amt erhaͤlt, ſoll vor der Einfuͤhrung in daſſelbe ſchwoͤren: Die Conſtitution der vereinigten Staaten und dieſes Staats zu unterſtuͤtzen, und außerdem den gewoͤhnlichen Dienſteid leiſten.

Section 27.

Bei allen Wahlen ſollen alle weißen Ein - wohner uͤber 21 Jahr alt, wenn ſie 6 Monate vor der Wahl im Staate gewohnt haben, zuge - laſſen werden; aber nur in der Grafſchaft oder in dem Diſtricte, wo Jemand wirklich ſich aufhaͤlt, kann er ſeine Stimme abgeben.

Section 28.

Alle Stimmen ſollen mit lautem Ausruf ge - geben werden, bis hierin die General-Verſamm - lung eine Aenderung macht.

Section 29.

Die Waͤhler ſollen in allen Faͤllen, [Landes - verraths, Todesverbrechens und Friedensbruch ausge - nommen,] von Verhaft frei ſeyn, auch waͤhrend der Wahl, und auf der Hin - und Herreiſe zu derſelben.

Section 30.

Die General-Verſammlung hat die Macht,154 Jemand von der Wahl ſelbſt, ſo wie von dem Recht erwaͤhlt zu werden, auszuſchließen, wenn er der Beſtechung, des Meineids, oder anderer entehren - der Verbrechen uͤberwieſen iſt.

Section 31.

Im Jahre 1820, und nachher alle 5 Jahre, ſoll eine Zaͤhlung der weißen Einwohner des Staats Statt finden in der Art, wie es die Geſetze vorſchreiben.

Section 32.

Alle Vorſchlaͤge uͤber Erhebung einer Steuer ſollen in dem Hauſe der Volksvertreter beginnen, ſind jedoch der Abaͤnderung oder Verwerfung un - terworfen, ſo wie in allen andern Faͤllen.

Artikel III.

Section 1.

Mit der ausuͤbenden Gewalt des Staats ſoll ein Gouverneur bekleidet werden.

Section 2.

Die erſte Wahl eines Gouverneurs ſoll be - ginnen am erſten Donnerstage des naͤchſten Sep - tembers, und ſoll an dieſem und den folgenden Tagen dauern; die folgende Wahl ſoll den erſten Montag im Auguſt des Jahrs 1822 gehalten werden. Alsdann ſoll alle 4 Jahre am erſten155 Montage im Auguſt die Gouverneurswahl gehal - ten werden. Der Gouverneur ſoll von denſelben Waͤhlern erwaͤhlt werden, welche die Glieder der Verſammlung waͤhlen, an denſelben Orten, und auf dieſelbe Art. Das Reſultat jeder Wahl eines Gouverneurs ſoll verſiegelt dem Sprecher des Hau - ſes der Volksvertreter, am Sitze der Regierung, zugeſandt werden, welche daſſelbe oͤffnet, und in Gegenwart der Majoritaͤt der Glieder des Hauſes bekannt macht. Wer die hoͤchſte Anzahl der Stimmen hat, iſt Gouverneur. Sind aber zwei oder mehrere gleich; ſo ſoll unter dieſen durchs Ballottement beider Haͤuſer der Verſammlung der Gouverneur erwaͤhlt werden. Streitige Wahlen ſollen, nach zu gebenden Vorſchriften, durch beide Haͤuſer der General-Verſammlung entſchieden werden.

Section 3.

Der erſte Gouverneur ſoll ſein Amt bis zum 1ſten December 1822 bekleiden, und bis ein an - derer Gouverneur erwaͤhlt und mit dieſem Amte beauftragt iſt. Und in der Folge ſoll der Gouver - neur ſein Amt jederzeit bis zum Ablauf des Zeit - raums von 4 Jahren und bis ein anderer Gou - verneur erwaͤhlt und mit dem Amte bekleidet iſt, behalten, aber er kann in 8 Jahren nur einmal erwaͤhlt werden. Er muß wenigſtens 30 Jahre alt, und 30 Jahre Buͤrger der vereinigten Staaten156 ſeyn, wovon er die letzten 2 Jahre in dem Bezir - ke dieſes Staats zugebracht hat.

Section 4.

Er ſoll der General-Verſammlung von Zeit zu Zeit Nachricht von dem Zuſtande der Regie - rung geben, und ihnen ſolche Maaßregeln zur Be - rathung anempfehlen, welche er fuͤr dienſam haͤlt.

Section 5.

Er ſoll die Macht haben, Aufſchub und Gna - de nach Verurtheilung zu ertheilen, ausgenommen in Faͤllen oͤffentlicher Anklage.

Section 6.

Der Gouverneur ſoll zu feſtgeſetzten Zeitraͤu - men einen Gehalt fuͤr ſeine Dienſte ausbezahlt erhalten, welcher jedoch waͤhrend ſeiner Dienſtzeit weder erhoͤhet noch vermindert werden kann.

Section 7.

Er kann ſich von allen Beamteten des Exe - cutiv-Departements uͤber Dienſtſachen Bericht er - ſtatten laſſen, und muß wachen uͤber treue Erfuͤl - lung der Geſetze.

Section 8.

Wenn irgend ein Beamteter, deſſen Ernen - nung, vermoͤge der Conſtitution, der General-Ver - ſammlung, oder dem Gouverneur und Senate zu - ſtehet, außer der Verſammlungszeit ſtirbt, oder157 ſein Amt auf irgend eine Weiſe vacant wird; ſo ſoll der Gouverneur die Macht haben, die Stelle zu beſetzen durch Ernennung einer Commiſſion, welche mit der naͤchſten General-Verſammlung aufhoͤrt.

Section 9.

Er kann in außerordentlichen Faͤllen die Staͤn - de durch eine Proclamation zuſammenrufen, und ſoll denſelben bei ihrer Verſammlung die Urſachen vortragen, warum er ſie berufen hat.

Section 10.

Er ſoll die Land - und Seemacht dieſes Staats en Chef befehligen, ausgenommen, wenn ſie in den Dienſt der vereinigten Staaten berufen werden.

Section 11.

Es ſoll fuͤr jede Grafſchaft des Staats durch die Waͤhler der General-Verſammlung, und zu derſelben Zeit, und an denſelben Orten, ein She - rif und ein Coroner (Mord-Beſchauer) erwaͤhlt werden, und zwar nach den Vorſchriften, welche das Geſetz hierin vorſchreibt. Der Sherif und Co - roner ſollen, von dem Zeitraume ihrer Wahl ange - rechnet, ihr Amt zwei Jahr bekleiden, und ſollen vom Dienſte entfernt und fuͤr unfaͤhig erklaͤrt werden, nach dem wie daruͤber durch das Geſetz beſtimmt wird.

158

Section 12.

In Faͤllen, wo die beiden Haͤuſer uͤber das Adjournement nicht einig werden koͤnnen, ſoll der Gouverneur die Macht haben, die General-Ver - ſammlung zu vertagen, nachdem er es fuͤr noth - wendig erachtet, vorausgeſetzt, daß es nicht zur Zeit der geſetzlichen Verſammlung Statt findet.

Section 13.

Mit dem Gouverneur ſoll zu gleicher Zeit und unter gleichen Bedingungen ein Vice-Gou - verneur erwaͤhlt werden. Bei der Stimmung die - ſer Wahlen ſollen die Waͤhler bemerken, wem ſie ihre Stimme als Gouverneur oder Vice-Gou - verneur geben.

Section 14.

Er ſoll, kraft ſeines Amts, der Sprecher des Senats ſeyn, hat das Recht, in der Verſamm - lung zu debattiren und uͤber alle Gegenſtaͤnde mit - zuſtimmen, und ſollte der Senat in zwei gleiche Theile getheilt ſeyn, ſo gibt ſeine Stimme den Ausſchlag.

Section 15.

Wenn die Regierung von dem Vice-Gou - verneur verwaltet wird, oder er nicht im Stande iſt, ſein Amt als Sprecher des Senats zu ver - walten: ſo ſollen die Senatoren aus ihrer Mitte159 einen Sprecher fuͤr dieſen Zeitraum erwaͤhlen, und ſollte, waͤhrend der Vacanz des Gouverneurs, der Vice-Gouverneur angeklagt oder vom Amte ent - fernt werden, oder ſein Amt ablehnen oder nieder - legen, ſterben, oder aus dem Staate abweſend ſeyn: ſo ſoll der Sprecher des Senats in gleichem Maaße die Regierung verwalten.

Section 16.

Waͤhrend der Vice-Gouverneur als Sprecher des Senats in Thaͤtigkeit iſt, ſoll er fuͤr ſeine Dienſte denſelben Gehalt beziehen als der Spre - cher des Hauſes der Volksvertreter, und nicht mehr; und waͤhrend er die Regierung verwaltet, ſoll er denſelben Gehalt genießen wie der Gouverneur, wenn er ſeinen Dienſt verwaltet.

Section 17.

Wenn der Vice-Gouverneur aufgerufen wird, die Regierung zu verwalten, und er ſollte ſolches ablehnen, ſterben oder abweſend ſeyn, und dieß in den Zeitraum fallen, wo die Staͤnde nicht ver - ſammlet ſind: ſo ſoll der Secretair verpflichtet ſeyn, den Senat zuſammen zu berufen, damit er fuͤr dieſen Fall einen Sprecher erwaͤhle.

Section 18.

Im Fall einer Anklage des Gouverneurs, ſei - ner Entfernung vom Dienſte, ſeines Todes, der160 Ablehnung oder Niederlegung ſeines Amtes, oder Abweſenheit aus dem Staate, ſoll der Vice-Gou - verneur alle Macht und Gewalt deſſelben ausuͤben bis zu der Zeit, daß, Kraft der Conſtitution, die Wahl des neuen Gouverneurs herangeruͤckt iſt, ausgenommen, wenn die General-Verſammlung hieruͤber anders beſchließen oder die Vacanz er - ſetzen ſollte.

Section 19.

Der Gouverneur im Dienſte und der Rich - ter des oberſten Gerichtshofes, oder die Majoritaͤt deſſelben mit dem Gouverneur, ſoll, Kraft dieſes, einen Rath bilden, um alle Vorſchlaͤge der Staͤn - de, bevor ſie Geſetzes Kraft erhalten, zu revidiren, und ſoll ſich zu dieſem Zweck, waͤhrend der Staͤn - de-Verſammlung, von Zeit zu Zeit verſammlen; jedoch ſollen ſie dieſerhalb unter keiner Bedingung irgend eine Entſchaͤdigung oder Gehalt beziehen, und alle Vorſchlaͤge des Senats und des Hauſes der Volksvertreter ſollen, bevor ſie Geſetzes Kraft erhalten, dieſem Rathe zur Durchſicht und zum Gutachten vorgelegt werden. Findet der Rath oder die Majoritaͤt deſſelben, daß es unthunlich ſey, den Vorſchlag zum Geſetz zu erheben: ſo ſoll er ſeine Gegenreden und Gutachten ad marginem ſetzen, und den Vorſchlag demjenigen Hauſe zuruͤck - ſenden, worin er vorgebracht iſt. Sollte aber als -161 dann der Senat oder das Haus der Volksvertre - ter, dieſer Einreden des obigen Raths ohngeachtet, mit der Mehrheit aller erwaͤhlten Glieder den Vor - ſchlag genehmigen: ſo ſoll derſelbe dem anderen Hauſe zugeſandt werden, und geht er dort in eben der Art durch: ſo ſoll er Geſetzes Kraft er - halten. Jeder Vorſchlag, welcher nach 10 Tagen, von der Praͤſentation an gerechnet, vom Rathe nicht zuruͤckgeſandt wird, ſoll Geſetzes Kraft er - halten, ausgenommen, wenn durch das Adjourne - ment der General-Verſammlung ſolches unthunlich wird; dann ſoll der Vorſchlag am erſten Tage der Wiederverſammlung zuruͤckgeſandt werden.

Section 20.

Der Gouverneur, in Uebereinſtimmung mit dem Senate, ſoll einen Secretair des Staats er - nennen, welchem obliegt ein richtiges Journal der Dienſthandlungen des Gouvernements zu fuͤhren, und auf Verlangen der General-Verſammlung ſolches nebſt allen Papieren, welche dahin zielen, vorzulegen, und alle jene Obliegenheiten zu er - fuͤllen, welche die Geſetze ihm auflegen werden.

Section 21.

Der Staatsſchatzmeiſter und die oͤffentlichen Buchdrucker des Staats ſollen alle 2 Jahre durch die Stimmenmehrheit beider Haͤuſer erwaͤhlt wer -11162den, vorausgeſetzt, daß, wenn waͤhrend ihres Ad - journements eine Vacanz entſteht, der Gouverneur das Recht haben ſoll, ſolche zu beſetzen.

Section 22.

Der Gouverneur ſoll, mit Wiſſen und Zu - ſtimmung des Senats, alle jene Aemter beſetzen, welche durch die Conſtitution oder die Geſetze er - richtet ſind, vorausgeſetzt, daß deshalb nicht bereits anderweitig disponirt ſey. Es ſollen indeſſen die Inſpectoren, Einnehmer und ihre Deputirte, Land - meſſer der Heerſtraßen, Conſtables, Gefangenwaͤr - ter, und ſolche Stellen niedern Ranges, deren Amtsuͤbung ſich auf die Graͤnzen ihrer Grafſchaft beſchraͤnkt, auf die Art beſetzt werden, wie die General-Verſammlung es vorſchreiben wird.

Artikel IV.

Section. 1.

Die richterliche Gewalt dieſes Staats ſoll durch einen oberſten und durch untere Gerichtshoͤfe ausgeuͤbt werden, wie ſolche von Zeit zu Zeit durch die General-Verſammlung angeordnet und errich - tet werden moͤgen.

Section 2.

Die Gerichtsbarkeit des oberſten Gerichtshofs, welcher ſeinen Sitz an demſelben Orte hat, wo163 der Sitz der Regierung iſt, ſoll bloß appellatoriſch ſeyn, ausgenommen in Faͤllen, wo von den hoͤchſten Behoͤrden des Staats anders verfuͤgt wird, in An - gelegenheiten der Staats-Einkuͤnfte und in An - klagefaͤllen, wo die Unterſuchung dieſem Gerichte allein zuſtehet.

Section 3.

Der oberſte Gerichtshof ſoll aus einem Praͤ - ſidenten und drei Aſſeſſoren beſtehn, je zwei der - ſelben machen ihn vollzaͤhlig. Die Zahl der Ju - ſtizraͤthe mag indeſſen nach Ablauf des Jahrs 1824 von der General-Verſammlung vermehrt werden.

Section 4.

Die Richter des oberſten Gerichtshofs und der untern Gerichtshoͤfe ſollen durch die vereinte Stimme beider Haͤuſer erwaͤhlt werden, und wer - den durch den Gouverneur beſtallt. Sie ſollen (bei gutem Betragen) ihr Amt behalten bis zum Ende der erſten Sitzung der General-Verſamm - lung, welche nach dem 1ſten Januar 1824 ge - halten wird, um dieſe Zeit ſoll ihre Beſtallung zu Ende gehen. Bis zu dieſer Zeit ſollen die obgedach - ten Richter Kreisgericht in verſchiedenen Grafſchaf - ten halten, wie und wann es ihnen die General - Verſammlung geſetzlich vorſchreibt. Nach dem Ab - lauf des obgedachten Zeitraums ſollen jedoch die*164Richter des oberſten Gerichts ihr Amt behalten, ſo lange ſie es gut verwalten, und dieſe Richter ſollen nicht verpflichtet ſeyn Kreisgericht zu hal - ten, ausgenommen, wenn das Geſetz es erheiſcht.

Section 5.

Die Richter der untern Gerichtshoͤfe ſollen ihr Amt behalten, ſo lange ihr Betragen tadellos iſt. Sollten ſich jedoch Klagen erheben wenn gleich nicht hinreichend zur oͤffentlichen An - klage ſo, daß zwei Drittel beider Haͤuſer ihre Entfernung vom Amte fordert: ſo ſollen ſie, ſo wie die Richter des oberſten Gerichtshofes, entlaſſen werden. Es wird jedoch hiebei feſtgeſetzt, daß we - der ein Mitglied der Verſammlung, noch irgend einer, der mit ihnen verwandt iſt, eine Stelle bekleiden kann, welche durch eine ſolche Dienſtentlaſſung va - cant geworden iſt. Die Richter des oberſten Ge - richtshofes ſollen waͤhrend ihrer zeitigen Anſtellung einen jaͤhrlichen Gehalt von 1000 Dollars, in vier - teljaͤhrigen Raten aus dem Staatsſchatze erhalten. Die Richter der untern Gerichtshoͤfe und die Rich - ter des oberſten Gerichtshofes, welche nach dem 1ſten Januar 1824 ernannt werden, ſollen einen aͤhnlichen und hinreichenden Gehalt erhalten, wel - cher waͤhrend ihrer Amtsfuͤhrung nicht vermindert werden kann.

165

Section 6.

Der oberſte Gerichtshof oder deſſen Mehrheit ſollen, ſo wie die Kreisgerichte, ihre Secretaire er - nennen.

Section 7.

Alle Prozeßſchriften oder andere Erlaſſe ſol - len allezeit: Im Namen des Volks des Staats Illinois; alle executiviſche Ausfertigungen: Im Namen und in Vollmacht des Volks des Staats Illinois beginnen und ſchließen: Wider den Frieden und die Wuͤrde des Volks des Staats Illinois.

Section 8.

Die General-Verſammlung ſoll in jeder Grafſchaft eine Anzahl Friedensrichter ernennen, und das Geſetz ſoll deren Dienſtzeit, Macht und Obliegenheit anordnen und beſtimmen. Ein auf ſolche Weiſe ernannter Friedensrichter ſoll durch den Gouverneur beſtellt werden.

Artikel V.

Section 1.

Die Kriegsmacht des Staats Illinois ſoll166 aus allen freien Mannsperſonen (Neger, Mulat - ten und Indianer ausgenommen,) welche im Staate wohnen, vom 18ten bis 45ſten Jahre beſtehen, ausgenommen ſolche Perſonen, welche jetzt oder kuͤnftig durch die Geſetze der vereinigten Staaten davon befreiet ſind. Dieſe Macht ſoll bewaffnet, gekleidet, und in den Waffen geuͤbt werden, nach den Anordnungen der General-Verſammlung.

Section 2.

Niemand, welcher, den Grundſaͤtzen ſeiner Religion zu Folge, keine Waffen tragen darf, ſoll in Friedenszeiten zur Waffenuͤbung aufgefordert werden, vorausgeſetzt, daß er fuͤr dieſe Befreiung eine Entſchaͤdigung erlegen muß.

Section 3.

Compagnie - Bataillons - und Regiments - Offiziere Staabsoffiziere ausgenommen, wer - den durch die Glieder derſelben Compagnie, deſſel - ben Bataillons und Regiments erwaͤhlt.

Section 4.

Brigadiers und General-Majors werden durch das Corps der Offiziere der Brigaden und Divi - ſionen erwaͤhlt.

Section 5.

Alle Offiziere der Kriegsmacht erhalten ihre Beſtallung vom Gouverneur, und behalten ihr167 Amt ſo lange ſie es gut verwalten, bis zu ihrem 60ſten Jahre.

Section 6.

Die Kriegsmacht ſoll in Zeit der Waffen - uͤbung, der Wahl der Obern, und auf der Hin - und Herreiſe zu derſelben nicht in Verhaft ge - nommen werden koͤnnen, es ſey denn wegen Ver - rath, Todesverbrechen und Friedensbruch.

Artikel VI.

Section 1.

Weder Sclaverei noch unfreiwillige Dienſt - barkeit ſoll hinfuͤhro in dieſem Staate geduldet werden, es ſey denn, um Verbrechen zu beſtrafen, deren der Schuldige voͤllig uͤberfuͤhrt iſt. Es ſoll keine Mannsperſon nach zuruͤckgelegtem 21ſten Jahre, und keine Frauensperſon nach zuruͤckgelegtem 18ten Jahre in Dienſtbarkeit gehalten werden koͤn - nen, wenn auch deshalb Vergleiche ſollten abge - ſchloſſen ſeyn, es ſey denn, daß die Perſonen, im Stande und Genuſſe ihrer voͤlligen Freiheit, dieſen Vergleich erneuern und eingehen. Noch ſoll ir - gend ein Vertrag, welcher mit einem Neger oder Mulatten außerhalb oder innerhalb dieſes Staats abgeſchloſſen, und deſſen Bedingung eine einjaͤhrige Dienſtbarkeit uͤberſteigt, guͤltig ſeyn, ausgenom - men die Lehrjahre.

168

Section 2.

Niemand, der ſich in einem andern Staate zu Dienſten oder Arbeit verpflichtet hat, ſoll ver - bunden ſeyn, dieſe Verpflichtung zu erfuͤllen, aus - genommen die Arbeiter an den Salzwerken, bei der Stadt Shawaneetown, doch auch dort nicht laͤnger als ein Jahr; noch ſoll es dort laͤnger erlaubt ſeyn, als bis zu dem Jahre 1825. Jede Uebertretung dieſes Artikels hat gaͤnzliche Befrei - ung von allen Obliegenheiten des Verpflichteten zur Folge.

Section 3.

Alle und jede Perſon, welche, in Kraft der fruͤhern Geſetze des Territoriums von Illinois, Vergleiche zur Leiſtung von Dienſtbarkeit einge - gangen haben, ſollen verbunden ſeyn, dieſelben zu erfuͤllen, und ſolche Neger und Mulatten, welche damals einregiſtrirt waren, ſollen die Zeit ausdie - nen, welche das Geſetz beſtimmt; doch ſollen die Kinder, welche hinfort von dieſen Negern oder Mulatten geboren werden, frei ſeyn, die maͤnn - lichen nach dem 21ſten, die weiblichen nach dem 18ten Jahre ihres Alters. Alle Kinder, welche von ſolchen zur Dienſtbarkeit verbundenen Perſonen geboren werden, ſollen durch den Secretair der Grafſchaft in ein Regiſter eingetragen werden, und zwar innerhalb 6 Monaten nach ihrer Geburt.

169

Artikel VII.

Section 1.

Sollte jemals der General-Verſammlung es fuͤr dienſam erachten, dieſe Conſtitution zu ver - aͤndern oder zu verbeſſern, ſo ſollen die Waͤhler aufgefordert werden, fuͤr oder gegen eine ſolche Uebereinkunft zu ſtimmen, und, ſollte es ſich fin - den, daß die Mehrheit des Volks von Illinois dafuͤr ſtimmt, ſo ſoll die General-Verſammlung bei der naͤchſten Zuſammenkunft eine Commiſſion fordern von eben ſo viel Mitgliedern, als in der General-Verſammlung befindlich find, gewaͤhlt auf gleiche Weiſe wie die General-Verſammlung, und dieſe Commiſſion ſoll drei Monate nach ihrer Wahl ſich, behufs der Verbeſſerung oder Abaͤnderung der Conſtitution, verſammlen.

Artikel VIII.

Damit die allgemeinen großen und erhabenen Grundſaͤtze der Freiheit und einer freien Staats - verfaſſung anerkannt und unveraͤnderlich befolgt werden moͤgen, ſo erklaͤren wir hiermit:

Section 1.

Daß jeder Menſch gleich frei und unabhaͤn -170 gig geboren iſt, und ſich im Beſitze gewiſſer ihm angehoͤrender unbeſtreitbarer Rechte befindet. Dazu gehoͤren das Recht uͤber ſein Leben und Freiheit zu verfuͤgen und ſie zu vertheidigen; Eigenthum und Ehre zu erlangen, zu beſitzen und zu verthei - digen; ſein eigenes Gluͤck zu befoͤrdern.

Section 2.

Daß alle Oberherrſchaft im Volke ruhe, und daß jede freie Regierungsform ſich auf das An - ſehn des Volks ſtuͤtze und ſeine Ruhe, Sicherheit und Gluͤck zum Zwecke habe.

Section 3.

Daß jeder Menſch ein natuͤrliches und unbe - ſtreitbares Recht hat, Gott den Allmaͤchtigen nach der Ueberzeugung ſeines Gewiſſens zu verehren; daß keine menſchliche Gewalt hierin einigen Zwang auflegen kann; und daß nie irgend ein geſetzlicher Vorzug irgend einer Religionsparthei zugeſtanden werden ſoll.

Section 4.

Daß alle Wahlen frei und unabhaͤngig ſind.

Section 5.

Daß das Recht der Verhoͤre durch eine Jury unverletzlich ſeyn ſoll.

Section 6.

Daß die Perſonen, Haͤuſer, Papiere und Be -171 ſitzungen des Volks vor unvernuͤnftigen Durchſu - chungen und Einziehungen geſichert ſeyn ſollen; und daß jeder Beamte, der einen verdaͤchtigen Ort durchſuchen ſoll, eine General-Vollmacht haben muß, (in Bezug auf das Factum ausſchließlich;) auch ſoll Niemand verhaftet werden koͤnnen, deſſen Name nicht genannt iſt, oder deſſen Vergehungen nicht beſonders beſchrieben oder durch den Augen - ſchein dargethan ſind, weil dieſes der Freiheit ge - faͤhrlich iſt und nicht geduldet werden darf.

Section 7.

Daß kein freier Mann verhaftet, ſeiner Frei - heit, ſeines Eigenthums oder ſeiner Rechte beraubt, geaͤchtet oder Landes verwieſen, oder auf ſonſtige Weiſe an ſeinem Leben, ſeiner Freiheit oder ſei - nem Eigenthum anders beeintraͤchtigt werden darf, als durch das Urtheil der Pairs und durch die Landesgeſetze.

Section 8.

Daß, bei allen Unterſuchungen von Verbre - chen, der Angeklagte das Recht hat, ſelbſt oder durch ſeinen Anwald gehoͤrt zu werden, zu ver - langen, daß ihm die Natur und Urſache der An - klage offenbaret werde; daß die Zeugen einander gegenuͤber geſtellt werden und er volle Macht hat, die Zeugen zu ſeinen Gunſten aufmerkſam zu ma -172 chen. Bei Unterſuchung einer Anklage oder um Nachricht daruͤber einzuziehn, ſoll eine ſchleunige Unterſuchung durch eine unpartheiiſche Jury der Nachbarſchaft Statt finden, und der Angeklagte darf nicht aufgefordert werden, gegen ſich ſelbſt ein Zeugniß abzulegen.

Section 9.

Gegen Niemand ſoll wegen eines anklagungs - wuͤrdigen Verbrechens ſogleich criminaliter verfah - ren werden, ausgenommen bei der Land - und See - macht, oder bei der Miliz im Dienſt in Zeiten des Kriegs und der oͤffentlichen Gefahr, oder auf Befehl eines Gerichtshofs wegen Unterdruͤckung und Mißbrauch der Amts-Gewalt.

Section 10.

Niemand ſoll, wegen eines und deſſelben Ver - gehens, zweimal an Leib und Leben gefaͤhrdet wer - den koͤnnen. Auch ſoll Niemandes Eigenthum dem allgemeinen Beſten aufgeopfert werden, ohne Zuſtimmung der General-Verſammlung, und ohne ihm eine gerechte Entſchaͤdigung zu geben.

Section 11.

Jedermann in dieſem Staate ſoll das Recht haben, die Geſetze zum Schutze anzurufen, wenn er an ſeiner Perſon, ſeinem Eigenthum oder an ſeiner Ehre irgend gekraͤnkt wird, es ſoll ihm Recht und173 Gerechtigkeit werden, ohne daß er noͤthig haͤtte, ſolche zu erkaufen; und zwar vollſtaͤndig ohne Verweigerung, und ſchnell ohne Verzug, den Ge - ſetzen gemaͤß.

Section 12.

Jedermann kann, bei hinreichender Sicher - heit, einen Buͤrgen ſtellen, außer fuͤr Hauptverbre - chen, wo der Verdacht uͤberzeugend und die Wahr - ſcheinlichkeit groß iſt; und das Recht der Habeas - Corpus Acta ſoll nicht aufgehoben werden koͤnnen, es ſey denn daß die oͤffentliche Sicherheit bei Auf - ruhr und feindlichem Einfall es erfordern.

Section 13.

Alle Strafen ſollen den Vergehungen ange - meſſen ſeyn; der wahre Zweck aller Strafmittel ſoll Beſſerung, nicht Vertilgung des Menſchenge - ſchlechts ſeyn.

Section 14.

Niemand ſoll Schulden halber verhaftet wer - den koͤnnen, es ſey denn, daß er ſein Vermoͤgen nicht den Glaͤubigern uͤberlaſſen wolle, wie es die Geſetze vorſchreiben, oder in Faͤllen, wo großer Ver - dacht eines Betrugs Statt findet.

Section 15.

Es ſoll kein Geſetz ex post facto, noch ir - gend gegen die Rechte fruͤherer Vertraͤge gegeben174 werden, und kein Urtheil ſoll die Ehre der Nach - kommen angreifen oder Einziehung des Vermoͤgens zur Folge haben.

Section 16.

Verweiſung aus dem Staate ſoll nie als Strafmittel angewandt werden.

Section 17.

Es iſt zur Bewahrurg der Freiheit unum - gaͤnglich nothwendig, oft die Grundregeln der buͤr - gerlichen Regierungs-Verfaſſung in Anwendung zu bringen.

Section 18.

Das Volk hat das Recht, ſich in friedlicher Art zu verſammlen, um uͤber das allgemeine Wohl zu berathſchlagen, ſeine Vertreter anzuweiſen, und um ſich an die General-Verſammlung wegen Ab - huͤlfe von Beſchwerden zu wenden.

Section 19.

Die Erlegung von Abgaben ſoll ſich jederzeit nach dem Werthe von Eigenthum richten, ſo daß Jeder nach Verhaͤltniß des Werthes ſeines Beſitz - und Eigenthums Abgaben erlegt.

Section 20.

Daß in dieſem Staate nicht mehr Banken oder dergleichen aͤhnliche Einrichtungen errichtet175 werden ſollen, als bereits geſetzlich errichtet ſind, außer einer Staats-Bank und ihrer Zweige, deren Einrichtung der General-Verſammlung uͤberlaſſen bleibt.

Section 21.

Die Preſſe ſoll frei ſeyn. Jeder kann uͤber das Verfahren der General-Verſammlung und jedes andern Zweiges der Regierung frei ſich aͤu - ßern, und nie ſoll ein Geſetz gegeben werden koͤn - nen, wodurch dieſes Recht beſchraͤnkt wuͤrde. Die freie ungehemmte Mittheilung der Ge - danken und Meinungen iſt eins der hei - ligſten Rechte des Menſchen, und jeder Buͤrger dieſes Staats mag freimuͤthig reden, ſchrei - ben und in Druck ergehen laſſen, was ihm be - liebt; nur fuͤr den Mißbrauch dieſer Freiheit bleibt er verantwortlich.

Section 22.

Bei Anklage wegen Bekanntmachung von Schriften, um die Dienſthandlungen von Beam - teten und eines jeden, der in amtlicher Angelegen - heit handelt, zu unterſuchen, oder ſonſtigen Din - gen, welche ſich zur Aufklaͤrung des Volks eignen, muß die Wahrheit der Klage uͤberzeugend darge - than werden. In allen Anklagen wider Schriften ſoll dem Geſchwornen-Gerichte die Entſcheidung176 unter der Leitung des Gerichtshofes, wie in an - dern Faͤllen, zuſtehen.

Schluß.

Section 1.

Damit durch Veraͤnderung der Territorial - Regierung in die bleibende Staats-Regierung keine Nachtheile entſtehen moͤgen, ſo erklaͤrt die Ver - ſammlung: daß alle Rechte, Prozeſſe, Handlungen - Anklagen, Anſpruͤche und Vertraͤge, ſowohl unter Einzelnen als unter Geſellſchaften, nach den jetzi - gen Geſetzen in Kraft bleiben, als ob keine Veraͤn - derung Statt gefunden haͤtte.

Section 2.

Alle Geldſtrafen, Strafen und Leiſtungen, welche das Territorium von Illinois zu fordern hatte, ſtehen nun dem Staate zu Gebote. Die Verpflichtungen des Gouverneurs und aller Be - amtelen des Territoriums ſollen unveraͤndert nun - mehro dem Staate geleiſtet werden.

Section 3.

Kein Sherif oder Einnehmer oͤffentlicher Gel - der ſoll waͤhlbar zu irgend einem Staatsamte ſeyn, bevor er nicht alle Gelder geſetzlich abgelie -177 fert hat, welche er Kraft und in Gemaͤßheit ſei - nes Amtes erhoben hat.

Section 4.

Es ſollen fuͤr jede Grafſchaft 3 Commiſſaire erwaͤhlt werden, welche die Angelegenheiten der Grafſchaft abthun ſollen, und deren Dienſtzeit, Macht und Obliegenheit geſetzlich beſtimmt werden ſoll.

Section 5.

Der Couverneur, Secretair, die Richter und alle andere Beamteten ſollen ihre Amtspflichten fortwaͤhrend erfuͤllen, bis ſie, nach Anleitung dieſer Verfaſſunsurkunde durch andere Beamtete erſetzt ſind.

Section 6.

Der Gouverneur dieſes Staats kann ſein Privat-Segel gebrauchen, bis ihm ein Staats - Siegel uͤtrgeben wird.

Section 7.

Die vorgeſchriebenen Eidesleiſtungen koͤnnen vor jedem Friedensrichter abgelegt werden, bis die General-Verſammlung bieruͤber anders verfuͤgt haben wird

12178

Section 8.

Bis zum erſten Cenſus, wie er durch dieſe Conſtitution beſtimmt iſt, ſoll die Grafſchaft

  • Madison 1 Senator und 3 Volksvertreter,
  • St. Clair 1 3
  • Bond 1 1
  • Monroe 1 1
  • Randloph 1 2
  • Jakson 1 1

die Grafſchaft Johnson und Franklin, beide einen Senatorial-Bezirk bildend 1 Senator und jede Grafſchaft 1 Volksvertreter,

  • Union 1 Senator und 2 Volksvertreter,
  • Pope 1 2
  • Galatin 1 3
  • White 1 3
  • Edward 1 2 und
  • Crawfort 1 2

erwaͤhlen.

Section 9.

Der Praͤſident der Verſammlung ſoll Aus - ſchreiben zur Wahl erlaſſen, ſolche an die verſchie - denen Sherifs der Grafſchaften, in deren Abwe - ſenheit an die deputirten Sherifs, und in Abwe - ſenheit dieſer, an die Coroners erlaſſen und ihnen aufgeben, daß ſie eine Wahl veranlaſſen: fuͤr einen179 Gouverneur und Vice-Gouverneur, Vertreter beim jaͤhrlichen Congreß der vereinigten Staaten, Glie - der zur General-Verſammlung, und Sherifs und Coroners der Grafſchaften. Die Wahl ſoll den dritten Donnerstag im naͤchſten Monat Septem - ber beginnen, und die zwei folgenden Tage dauern. Auch ſoll ſie in derſelben Art, wie die bisherigen Territorial-Wahlen geſetzlich eingeleitet werden.

Section 10.

Die General-Verſammlung mag einen Re - viſor der oͤffentlichen Rechnungen, einen Staats - Anwald, und ſonſt nothwendige Beamtete ernen - nen, und ihre Obliegenheiten muͤſſen geſetzlich be - ſtimmt werden.

Section 11.

Es ſoll der General-Verſammlung zur Pflicht gemacht werden, ſolche Ge - ſetze und Verfuͤgungen zu erlaſſen, welche dem Gebrauche des Zweikampfs (Duells) vorbeugen.

Section 12.

Jeder weiße Einwohner maͤnnlichen Geſchlechts uͤber 21 Jahr alt, welcher zur Zeit der Unterzeich - nung dieſer Conſtitution in dieſem Staate wohn -*180haft iſt, hat ein Recht, der oben beſtimmten Wahl beizuwohnen und ſeine Stimme dabei abzugeben.

Section 13.

Bis die General-Verſammlung ein Anderes verfuͤgt, ſoll der Sitz der Regierung zu Kaskaskia bleiben. Die General-Verſammlung ſoll in ihrer erſten Sitzung dem Congreß eine Bittſchrift uͤber - geben, damit derſelbe dieſem Staate einen Bezirk Landes einraͤume. Dieſer Bezirk ſoll nicht mehr als 4 und nicht weniger als 1 Section betragen; und ſoll an dem Kaskaskia Fluſſe (Oca), ſo nahe als moͤglich oͤſtlich von der 3ten Haupt-Mittags - Linie liegen. Sollte dieſe Bitte gewaͤhrt werden; ſo ſoll die General-Verſammlung 5 Commiſſaire ernennen, welche das beſagte Land auswaͤhlen und daſelbſt eine Stadt anlegen ſollen; dieſe Stadt ſoll alsdann fuͤr den Zeitraum von 20 Jahren der Sitz der Regierung ſeyn. Sollte die Bitte abge - ſchlagen werden: ſo mag die General-Verſamm - lung den Sitz der Regierung nach Gutbefinden anderweitig beſtimmen.

Section 14.

Jeder, welcher das 30ſte Jahr zuruͤckgelegt, 2 Jahre hier im Staate gewohnt hat, und ein Buͤrger der vereinigten Staaten iſt, kann auf der naͤchſten Wahl zum Vice-Gouverneur erwaͤhlt181 werden; vorausgeſetzt, daß ihm die Vorſchriften des Art. III. Sect. 13. nicht im Wege ſtehen.

Gegeben in der Verſammlung zu Kaskaskia den 26ſten Auguſt im Jahre des Herrn 1818, und dem 43ſten Jahre der Unabhaͤngigkeit der verei - nigten Staaten.

Urkundlich deſſen haben wir hier unſere Na - men unterſchrieben: Jeſſe B. Thomas, Praͤſident der Verſammlung und Volksvertreter der Grafſchaft St. Clair.

    • John Meſſinger
    • James Lemen jr.
    St. Clair (Grafſchaft)
    • Georg Fiſcher
    • Elias Kent Kone
    Randolph
    • B. Stephenſon
    • Joſeph Borough
    • Abraham Pripett
    Madiſon
    • Michael Jones
    • Leonard Whete
    • Adolphus Frederik Hubbart
    Gallatin
  • 182
    • Hezekiel West
    • William M fatridge
    Johnſon (Grafſchaft
    • Seth Gard
    • Levi Compton
    Edward
    • Willis Horgrave
    • William M Henry
    White
    • Caldwell Carus
    • Enoch Moore
    Monroe
    • Samuel Omelveny
    • Hamlet Ferguſon
    Pope
    • Conrad Will
    • James Hall jr.
    Jakſon
    • Joſeph Kitſchell
    • Ed. N. Cullom.
    Crawfort
    • Thos Kirkpatrick
    • Samuel G. Morſe
    Bond
    • William Echols
    • John Whitianer
    Union
  • 183
  • Andrew Banſon (Waſhington ([Grafſchaft])
    • Isham Harriſon
    • Thomas Roberts
    Franklin

beglaubigt

W. M. C. Grunup, Secretair der Verſammlung.

Durch eine Ordonanz derſelben Verſammlung wurde zugleich von dem Congreß eine Township (24040 Acres Land) erbeten, welche lediglich zur Errichtung einer Univerſitaͤt beſtimmt iſt. Der Congreß hat beides bewilligt. Dieſe Laͤndereien der Univerſitaͤt ſind von dem Sitz der Regierung ohngefaͤhr 4 Engl. Meilen entfernt.

[184]

Goslar, gedruckt bei Ernſt Wilhelm Gottlieb Kircher und Sohn.

[185]

Verbeſſerungen.

  • Bei der Entfernung des Druckorts ſind nachſte - bende Druckfehler ſtehen geblieben, die man vor dem Leſen abzuaͤndern bittet: Vorrede. S. IV. Z. 4. von u. ſtatt: in dem lies: indem.
  • V. 1. v. u. ſt. nachdem l. nach dem
  • VI. 1. v. o. ſt. Fuͤrſtenwerther l. Fuͤr - ſtenwaͤrther. Text S. 11 Z. 7 v. o. desgl.
  • 20 8 ſt. ſo ward l. ſo wird
  • 25 5 v. u. ſt. Bergwerke l. Salz - werke
  • 26 2 ſt. Gallanen l. Gallonen
  • 28 7 v. o. ſt. Plantanus l. Pla - tanus
  • 36 5 ſt. macrocorpa l. ma - crocarpa
  • 37 21 ſt. großen l. groͤßten
  • 65 1 ſt. Krairie l. Prairie
  • 77 8 ſt. Aufenthalte l. Aufenthalt
  • 78 11 ſt. ausgearbeitet l. aus - gebreitet
  • 17 ſt. demohnachtet l. dem - ohngeachtet
  • 82 6 v. u. faͤllt die) bei aber weg
  • 64 14 v. o. ſt. une und l. und es
  • 96 3 ſeine hinter Anſehen nach
  • 102 16 v. o. 〈…〉〈…〉dem Urtheile l. dem Begriffe
  • 107 4 v. u. ſt. von Wabaſch l. vom W.
  • 110 13 ſt. dahier l da hier
  • 111 5 ſt. Fuͤrſtenwerther l. Fuͤr - ſtenwaͤrther[186] S. 112 Z. 11 v. u ſtatt: Weg lies: Wege
  • 113 3 v. o. ſt Portage l. Portages
  • 123 3 ſt. erfuͤlle l. erfuͤllt
  • 131 16 ſt. dieſem l. dieſen
  • 133 2 ſt. 1 8 l. 7 8
  • 136 6 ſt. Waſhington lity l. Wa - ſyinaton City
  • 137 3 v. u. ſt. Waisseaux l. Vais - seaux
  • 146 11 ſt. den l. der
  • 147 8 v o. ſt. Thielen l. Theilen
  • 173 10 ſt. Habeas-Corpus Acta l H. C. Acte
  • 174 8 ſt. Bewahrurg l. Bewah - rung
  • 178 8 ſt. Randloph l. Ran - dolph. Einige weniger auffallende Kleinigkeiten wird der aufmerkſame Leſer ohnedem zu verbeſſern wiſſen.
[187]
[figure]
[188][189][190][191]

About this transcription

TextBemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819
Author Ferdinand Ernst
Extent205 images; 29799 tokens; 6798 types; 211285 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationBemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819 Besonders in Beziehung auf die an den Flüssen Sangömo und Onapischquasippi im Norden des Illinois-Staats belegenen, im gedachten Jahre von den Indianern an den Congreß abgetretenen Landstrichen Nebst einer Übersetzung der Constitution des Illinois-Staats Ferdinand Ernst. . VIII, 183 S. : Kt GerstenbergHildesheim1820.

Identification

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz SBB-PK, Uu 5430http://stabikat.de/DB=1/SET=12/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=604118171

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Geographie; Gebrauchsliteratur; Reiseliteratur; Wissenschaft; Geographie; core; ready; china

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
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