Ich uͤbergebe hier meinen Freunden das Reſultat meiner Wirthſchafts-Erfahrungen zu Moͤglin.
Es iſt von dieſer Wirthſchaft ſchon mehr - mals oͤffentlich die Rede geweſen; zuerſt in der landwirthſchaftlichen Zeitung, bevor ich ſelbſt hier war. Um dieſen voreiligen Aufſatz zu berichtigen, ließ ich einen, eigentlich nur an einige Freunde gerichteten Aufſatz — viel - leicht auch zu voreilig — in den Annalen des Ackerbaues abdrucken, worin ich die in den erſten Winterabenden nach meiner Ankunft gefaßte Idee der Bewirthſchaftung entwik - kelte, die ſchon bei der erſten Ausfuͤhrung manche Abaͤnderung erlitt. Im Jahr 1808, dem erſten der wirklich geordneten Einrich - tung, ward auf Verlangen einer hier verſam - melten verehrungswuͤrdigen Geſellſchaft, eine Vorleſung Sr. Durchlaucht, des Herzogs*IVFriedrich zu Holſtein-Beck, meines ewig verehrten und geliebten Goͤnners und Freun - des, uͤber dieſe getroffene Einrichtung und die beſtehenden Verhaͤltniſſe, gedruckt; woran ich keinen unmittelbaren Antheil hatte. Endlich iſt im Jahre 1811 ein anderer Aufſatz von ei - nem Ungenannten in den Annalen erſchienen, den ich mit Bemerkungen begleitete, und der den Zuſtand dieſer Wirthſchaft in dieſem Jahre treffend beſchrieb.
Ich ſelbſt hatte mir nach jenem[erſten] Auf - ſatze vorgenommen, nicht ehe etwas daruͤber zu ſchreiben, als bis das hervorgehende Re - ſultat der Beachtung des groͤßeren Publikums werth zu ſeyn anfinge. Zwar iſt auch jetzt das, was ich ſagen kann, weniger merkwuͤrdig in Hinſicht deſſen, was geſchehen iſt, als in Hin - ſicht deſſen, was daraus erfolgen wird. Lange durfte ich nur ſehr zweifelnd hoffen, daß et - was merkwuͤrdiges daraus hervorgehen werde, weil die verhaͤngnißvollen Zeiten dem ganzen Werke oft den Untergang droheten. Jetzt hat es in ſich ſo viel feſten Gehalt gewonnen, daß es bei einer guten perſoͤnlichen Leitung man - chem widerſtehen kann, und da ich ihm dieſe nach meinem Abſcheiden, Gottlob! jetzt auchV geſichert hoffen darf, ſo trage ich um ſo weni - ger Bedenken, es wieder den Augen aller de - rer, die Intereſſe an meinem Wirken nehmen, darzuſtellen.
Wenn ich nur das Allgemeine und auf das Ganze der Wirthſchaft Einfluß habende hier erzaͤhle, ſo geſchiehet dies theils, um nicht durch Nebenſachen den Blick von dem Haupt - gegenſtande — der in und aus ſich ſelbſt her - vorgehenden ſteigenden Kraft der Wirthſchaft — abzuleiten. Dann aber geſtehe ich, daß manche angelegte ſpezielle Verſuche und conſe - quente Beobachtungen nicht zu der Vollſtaͤn - digkeit und Beſtimmtheit gediehen ſind, die erforderlich iſt, um gewiſſe mir ſelbſt vorge - legte, fuͤr die Wiſſenſchaft wichtige Frage - punkte zu entſcheiden. Wer da weiß, was zu ſolchen comparativen Verſuchen gehoͤrt, wel - che ununterbrochene Aufmerkſamkeit ſie erfor - dern, der wird auch einſehen, daß ich ſie in meiner Lage ſelbſt nicht darauf verwenden konnte. Aber gleichſam als wolle mir das Schickſal genauere Forſchungen nicht geſtat - ten, entriß es mir unerwartet diejenigen, durch deren Huͤlfe ich ſie nur ausfuͤhren konnte.
VIVier meiner thaͤtigſten Gehuͤlfen hat mir nach einander der Tod entriſſen; Zwei darun - ter waren mit mir durch die engſten Banden des Geiſtes und des Gemuͤthes, der Wiſſen - ſchaft und des Lebens verbunden. Ich brauche Einhof und Crome nur zu nennen, um das ſchmerzliche Gefuͤhl ihres Verluſtes in jedem Freunde unſerer Wiſſenſchaft zu erre - gen. Aber auch den ſonderbaren Mann, den unter dem Namen v. Eſſen bekannten Be - ſchreiber der Thorſengſchen Wirthſchaft, ver - lor ich in wiſſenſchaftlicher Hinſicht ſehr un - gern, da er ſich, wie jene Wirthſchaftsbeſchrei - bung beweißt, ganz beſonders zum Experi - mentator, und gewiſſermaßen auch zum Lehrer der praktiſchen Landwirthſchaft eignete. Neu - erlichſt erlitt ich wieder einen hoͤchſt ſchmerzli - chen Verluſt an dem juͤngern Bruder meines ſel. Crome, der die herrlichſten Talente fuͤr dieſes Fach entwickelte und mir ſehr nuͤtzlich ward. Er ſtarb an der Operation eines Scha - dens, den er aus dem Feldzuge nach Frank - reich mitgebracht hatte.
Außer dieſen, der Welt Entnommenen, verließen mich mehrere andere. Ein junger Mann von Talent, den ich ſelbſt gebildet, mitVII hierhergebracht und hauptſaͤchlich fuͤr das Ex - perimentaliſche beſtimmt hatte, verließ mich, zu einem unuͤberlegten Ankauf eines Grund - ſtuͤcks verleitet. Mein aͤlteſter Sohn, der ſchon mehrere Jahre die hieſige Wirthſchaft gefuͤhrt hatte, ging, um ſich in cameraliſtiſchen Wiſſenſchaften mehr auszubilden, nach der Univerſitaͤt zu Berlin, ergriff aber, wie alle meine Soͤhne, die Waffen, und hat ſeine ſchwere aber gluͤckliche militairiſche Laufbahn nicht verlaſſen wollen. Er hatte die Wirth - ſchaftsfuͤhrung dem damaligen verdienſtvollen praktiſchen Lehrer beim Inſtitut Herrn Koppe uͤbergeben. Da aber das Inſtitut waͤhrend des allgemeinen Aufrufs zu den Waffen ge - ſchloſſen ward, ſo trat dieſer in einen ſeiner Thaͤtigkeit mehr angemeſſenen Wirkungskreis, als ich ihm hier in dieſen Zeiten geben konnte.
Gluͤcklicherweiſe! muß ich ſagen, war mein anjetzt juͤngſter Sohn aus dem Feldzuge, mit einer den rechten Arm faſt laͤhmenden, zwi - ſchen die Knochen geſchlagenen, unausziehba - ren Kugel zuruͤck gekommen. Ohnerachtet er ſich anderen Wiſſenſchaften gewidmet hatte, ſo ſetzte ihn doch das vorzuͤgliche Talent und die Neigung, womit er von erſter Kindheit anVIII alle Gegenſtaͤnde der Natur und des Land - baues aufgefaßt hatte, ſogleich in den Stand, die Wirthſchaftsfuͤhrung mit Kraft und Ge - wandtheit zu uͤbernehmen. Er hatte als frei - williger Jaͤger ſeinen Abſchied gefordert und erhalten, und glaubte ſich alſo außer aller Verbindung mit dem Militair, als er in die - ſem Fruͤhjahre aus einer Einberufungs-Ordre zur Rheinarmee erfuhr, daß ihn des Koͤnigs Majeſtaͤt als Offizier in einem Linien-Regi - mente angeſtellt habe. Eben war der gute Crome geſtorben, und dieſe Ordre war wirk - lich ein betaͤubender Donnerſchlag fuͤr mich, der auf einmal mein Werk zertruͤmmert haͤtte. Denn ich hatte nun keinen mehr, dem ich es anvertrauen konnte. Meine Dienſtverhaͤltniſſe geſtatteten mir laͤngſt nicht mehr, mich um das Detail zu bekuͤmmern, und ehe ich es in den Handen eines gewoͤhnlichen Schreibers geſe - hen, haͤtte ich es aufgegeben und Moͤglin ver - laſſen. Ich verdanke alſo die Erhaltung deſ - ſelben der Gnade der Herren Miniſter des Innern und des Krieges, die mir fuͤr dieſen Sohn die Dispenſation vom Dienſt ſogleich bewirkten und ertheilten.
IXNach dieſer Kriſe darf ich hoffen, daß es beſtehen und als ein Beglaubigungsſiegel mei - ner Lehre ſich erweiſen werde. Dieſer Sohn wird mich in dieſem Fache, ſo wie mein zwei - ter Sohn in einem andern, was ich fruͤher auf - gab, fortſetzen.
Dazu kommt, daß ein Mann, der von Ju - gend auf fuͤr die praktiſche Landwirthſchaft ge - bildet, ſich allen darauf Bezug habenden Wiſ - ſenſchaften eifrigſt widmete, nun auch durch die Bande des Bluts den Verein befeſtiget hat, worin er in wiſſenſchaftlicher Hinſicht mit uns getreten war. Dieſer, der Profeſſor Koͤrte — als Mitunternehmer des landwirth - ſchaftlichen Inſtituts zu Marlofſtein und Direktor des zu Ober-Theres, ſo wie durch mehrere Schriften dem Publikum bekannt — wird Einhof und Cromen erſetzen, und hat beſonders die Leitung des Inſtituts uͤber - nommen.
Er wird in Verbindung mit meinem Sohn, unter dem Titel: „ Mittheilungen aus Moͤglin, “unbeſtimmte Hefte heraus - geben, welche neben andern Gegenſtaͤnden der Kunſt und Wiſſenſchaft des Landwirths, ge - nauere Nachrichten und Beobachtungen vonX der hieſigen Wirthſchaft ertheilen werden. Auch meine ſchriftſtelleriſche Feder uͤbergebe ich ihren Haͤnden; da dringendere Geſchaͤfte den Reſt meines Lebens und meiner Kraͤfte wahrſcheinlich in Anſpruch nehmen werden.
Es ſchien mir noͤthig in dieſer Wirth - ſchaftsgeſchichte ſo viel vom Perſonal derſel - ben zu ſagen Auch wird man es einem alten Vater verzeihen, wenn er von der Hoffnung ſpricht, die er auch in Anſehung der Wiſſen - ſchaft auf die Seinigen ſetzt.
Im Jahr 1809 — 10 vereinigten ſich meine hier anweſenden Freunde und Schuͤler mit meh - reren Abweſenden zu dem Entſchluſſe, ſich im Sommer 1815 hier zu verſammeln, um ſich dann ihre ſelbſt gemachten Erfahrungen in der Anwen - dung meiner Lehre vertraulich mitzutheilen, be - ſonders aber um den Erfolg des hier angelegten Wirthſchaftsplanes beim Anfange des zweiten Um - laufs zu beobachten. Bei dem damals tiefge - beugten Muth ahnete man noch nicht die gro - ßen Ereigniſſe dieſer Zeit, wodurch der Charak - ter unſerer Nation aufs herrlichſte erhoben und gelaͤutert werden ſollte; aber auch nicht die gro - ßen Stoͤrungen, welche jedes Gewerbe — den Wucher allein ausgenommen — und vorzuͤglich der Landbau noch erleiden wuͤrde; man hoffte vielmehr nur, daß unter dem aͤußern politiſchen Druck die Kraft unſers beengten Staats ſich durch die Induſtrie ſeiner Mitbuͤrger und durch12weiſe Maaßregeln der Regierung von innen her - aus wieder verſtaͤrken ſolle, um ſolche dann bei einer guͤnſtigen Gelegenheit zur Abwerfung dieſes Druckes anzuwenden. Dieſe Erholung hat uns die raſtloſe Gewalt des Feindes nicht gegoͤnnet, aber um ſo fruͤher die Gelegenheit herbeigefuͤhrt, durch die hoͤchſte Anſpannung unſerer, an ſich noch ſchwachen Kraͤfte jenes Ziel zu erſtreben. Man glaubte jetzt eben die Ruhe von Europa voͤllig geſichert, und es gingen von mehreren Mit - gliedern jenes Vereins Anfragen bei mir ein, wann ich den Termin der beſtimmten, nun um ſo freudigern Zuſammenkunft, und der Anſicht von dem, was auch in dieſen ſchweren Zeiten in Moͤg - lin geleiſtet ſey, anſetzen wuͤrde: als durch das Wiedererſcheinen des nicht tief genug in den Ab - grund geſchleuderten Ungeheuers, der groͤßere Theil der ſchaͤtzbarſten Mitglieder jenes Vereins aufs neue die Senſe gegen das Schwert zu vertau - ſchen bereit war, und ſomit dieſe Verſammlung, wie ſo manches andere, geſtoͤrt wurde.
Ich finde mich daher bewogen, dasjenige dem Publikum mitzutheilen, was ich vorerſt die - ſer Verſammlung ausfuͤhrlich an Ort und Stelle vorzulegen dachte. Es enthaͤlt die Geſchichte meiner hieſigen Wirthſchaft, oder die Beſchrei -3 bung der Verſuche — vielmehr des einen gro - ßen concreten Verſuchs — die ich hier anzuſtel - len von Anfang an beſchloſſen hatte, und das Reſultat derſelben, in ſo fern ſich ſolches ſchon ergeben kann.
Man erwarte hier keine Verſuche mit neuen Getreidearten aus Tunis oder Botanibay, und uͤber den hundert - oder tauſendfaͤltigen Ertrag, den ſie, einzeln im Gartenboden geſteckt und ſorg - faͤltig gepflegt, eben ſo gut wie unſere gewoͤhn - lichen, geben koͤnnen; noch uͤber Arakatſcha - und Peruaniſche Kartoffeln, oder uͤber Sonnenblumen - und Reisbau und dergleichen Wunderdinge, uͤber die ich ſchon vor 30 Jahren voͤllig aufs Reine war; eben ſo wenig uͤber enorme Produktionen, die mit noch enormerem Kraft - und Duͤngerauf - wand allerdings erreicht werden koͤnnen. Es kom - men lauter gewoͤhnliche und an ſich ziemlich allgemein bekannte Dinge vor.
Die Aufgabe, welche ich hier faktiſch zu loͤ - ſen unternahm, war die:
Zu zeigen, wie ein Gut unter den Verhaͤltniſſen und mit dem Boden, die in der Mark Brandenburg die haͤufig - ſten ſind, naͤmlich mit einem mehr oder minder lehmigen Sandboden, der groͤß -4 tentheils ſehr erſchoͤpft und durch aus ſehr verkrautet iſt, von hoher, dem Win - de ſehr ausgeſetzter Lage, bei einem ſehr geringen Wieſenverhaͤltniß, mit Huͤlfs - mitteln, die einem jeden zu Gebote ſte - hen, ſelbſt ohne Branntewein-Brenne - rei oder andere dungerzeugende Ne - bengewerbe (die, ſo vortheilhaft ſie Vielen ſind, doch um ſo weniger allgemein werden koͤn - nen, da ſie von jenen ſo ſehr im Großen betrie - ben werden), ohne erhebliche Aufopferun - gen mit einem ſehr beſchraͤnkten Be - triebs-Kapitale (welches durch die Zeitum - ſtaͤnde faſt ganz zerſtoͤrt ward), zu einer hohen Produktion und zu einem, die Zinſen des hoͤchſten Kaufpreiſes weit uͤberſtei - genden Rein-Ertrage erhoben werden koͤnne.
Durch die faktiſche Loͤſung dieſes Problems glaubte ich meinem neu erwaͤhlten geliebten Va - terlande am meiſten nutzen, und den Zweck meines, im innigſten Herzensgefuͤhle verehr - ten Koͤnigs, bei meiner Berufung in deſſen Staa - ten, ſo wie die Erwartungen, welche meine ho - hen Goͤnner auf mich geſetzt hatten, befriedigend erfuͤllen zu koͤnnen, und zugleich, nicht bloß in5 gedruckter Schrift, ſondern auf dem Acker ſelbſt, eine Spur meines Daſeyns und meines Wirkens fuͤr den Acker zu hinterlaſſen.
Auf dieſem Acker von Moͤglin liegt das Re - ſultat jenes concreten Experiments vor Augen, jedem der es unbefangen unterſuchen will; ich werde ihn durch dieſe Darſtellung und Erzaͤh - lung in den Stand ſetzen, dieſe Unterſuchung mit leichter Muͤhe an Ort und Stelle anzuſtellen. Ich habe alles Weſentliche, ſoweit meine Anno - tationen und Erinnerungen reichen, erzaͤhlt, und mir die moͤglichſte Treue dabei zum Geſetz ge - macht. Ich koͤnnte durch die Einrichtung des hieſigen Inſtituts Zeugen in Menge aus jedem Zeitpunkte aufſtellen, wenn es deren beduͤrfte. Wenn ich aber geneigt waͤre, Unwahrheiten oͤf - fentlich zu ſagen, ſo muͤßte mich der oͤffentliche Widerſpruch, dem ich mich gewiß ausſetzte, ab - ſchrecken. Ich bin ſo weit entfernt, mich fuͤr unfehlbar auszugeben, daß ich es ſelbſt bemerk - lich machen werde, wo ich geirret habe, oder wo doch meine Erwartungen durch unvorhergeſehene phyſiſche oder moraliſch-politiſche Ereigniſſe ver - eitelt wurden. Daß ich mich hierdurch vielleicht allerlei Neckereien von Seiten gewiſſer Leute aus - jetze, daß z. B. eine im Trocknen liegende Schleuſe6 zu allerlei witzigen Einfaͤllen Gelegenheit geben koͤnne, weiß ich ſehr wohl. Das kann mir aber in meiner Lage gleichguͤltig ſeyn, und es iſt nur zu bedauern, daß mancher andere dadurch abge - ſchreckt wird, freimuͤthig alles auszuſagen, was ihn zu Fehlgriffen veranlaßte; ſonſt waͤren wir um vieles weiter vorgeruͤckt in unſerer Erfah - rungswiſſenſchaft. Mehreres moͤchte manchem kleinlich und wenig intereſſant ſcheinen; andere aber werden einſehen, daß auf die Beachtung dieſer Kleinlichkeiten die Wiſſenſchaft des land - wirthſchaftlichen Gewerbes nur begruͤndet werden koͤnne.
Auch erwarte man keine wundervolle Reſul - tate, keine große ſchnelle Fortſchritte. Vielleicht wird es manchem ſcheinen, als ob ſie ſogar un - ter dem Gewoͤhnlichen waͤren, unter dem, was man erwarten kann, von einer ganz alltaͤglichen, ſorgſam betriebenen Wirthſchaft. Allerdings! auf Weizenboden und bei einem großen Wieſenver - haͤltniß waͤre es ſehr wenig; aber hier kam es darauf an, zu verſuchen, was auf Sandboden und bei ſehr wenigen Wieſen zu erreichen ſtehe. Und wenn ich langſam vorgeſchritten bin, ſo be - liebe man zu bedenken, unter welchen Zeitver - haͤltniſſen ich wirthſchaftete. Voͤllige Zerſtoͤrung7 durch einen Schlag hat der Krieg hier zwar nicht angerichtet; aber dennoch ſind dieſe 10 Jahre in ununterbrochener Folgenreihe hier die druͤckend - ſten geweſen, welche eine Wirthſchaft beſtehen kann, ohne zu Grunde zu gehen. Die Erinne - rung an dieſe Zeitumſtaͤnde wird ſich leider! oft in dieſe Geſchichte einmiſchen, zu der ich jetzt uͤbergehe.
Ich kaufte das Gut Moͤglin bei Wriezen an der Oder, 7 Meilen von Berlin, nebſt dem eine Meile davon entfernt liegenden Vorwerke Koͤnigshof im Oderbruche, im Sommer 1804. Man ſagt faſt allgemein: zu theuer. Aller - dings wahr! nach den bald nachher eintretenden Zeitverhaͤltniſſen; aber nicht fuͤr die damaligen. Wenn ich den Werth des Bruchvorwerks nach dem Preiſe, den das Bruchland derzeit faſt als Marktwaare hatte, und der mir auch bald nach - her dafuͤr geboten wurde, abziehe, dann den Werth der groͤßtentheils neu errichteten Wirtſchaftsge - baͤude, des Inventariums, des ſtehenden Hol - zes und einiger Natural - und baaren Gefaͤlle, ſo bleibt fuͤr den Grund und Boden von Moͤglin8 eine Summe von hoͤchſtens 8000 Rthlr. uͤbrig. Indeſſen waͤre es allerdings fuͤr einen Gutshaͤnd - ler eine ſchlechte Spekulation geweſen, und in entlegenen Provinzen waren auch zu der Zeit noch vortheilhaftere Ankaͤufe zu machen. Allein in die - ſer Entfernung von der Reſidenz, worin ich mich anſiedeln wollte, und nach meinem Zweck und Ver - haͤltniſſen mußte, befriedigte das, was außer Moͤg - lin zu haben war, meine Wuͤnſche, im Ver - haͤltniß des Preiſes, beiweitem weniger.
Meine mich leitende Idee — ich muß noch - mals daran erinnern — iſt immer Befoͤrderung der Wiſſenſchaft und Kunſt und Verbreitung des Unterrichts, nicht pecuniaͤrer Gewinn gewe - ſen, ſeitdem ich meine geringen Talente dem Land - bau widmete. Dazu bot Moͤglin und Koͤnigs - hof mehr Gelegenheit dar, wie irgend ein ande - res in dieſer Gegend zu erkaufendes Gut. Ich konnte hier unter andern die in dieſen Gegenden noch unerkannte Wirkung des mergeligen Lehms und die Anlage der Schwemmwieſen, letztere zwar nicht in hinreichender Ausdehnung, aber doch in einem zureichend großen Modelle zeigen. Der Oderbruchboden war beſonders zum groͤßern Betriebe des Handelsgewaͤchsbaues — wozu man ihn bisher wenig und nur kleinlich benutzt hat —9 geeignet, weil es hier an Duͤnger nie fehlen kann, und meine Abſicht war, ihn ernſtlich zu betreiben, ſobald ich das wieſenloſe Hoͤhe-Gut durch zurei - chenden Futterbau unabhaͤngig davon gemacht, und die dazu noͤthigen Gebaͤude errichtet haͤtte. (Das erſtere iſt geſchehen, das letztere aber durch die Zeitumſtaͤnde unmoͤglich gemacht worden.) Endlich lag Moͤglin in einer fuͤr den Landbau klaſſiſchen Gegend, umgeben von Guͤtern, wo die Kultur ſchon große Fortſchritte gemacht hatte. Was ich ſelbſt nicht aufzuweiſen hatte, konnte ich bei andern zeigen. Die durch den Geiſt einer großen Frau umgeſchaffenen Friedlaͤndiſchen Guͤter; die Haſelbergſchen Guͤter, welche in der Kurmark das erſte Beiſpiel der Koppelwirth - ſchaft gegeben hatten, und nach der Abſicht des ſeel. Beſitzers in eine Wechſelwirthſchaft uͤberge - hen ſollten; Guſow, welches durch das wiſſen - ſchaftliche Beſtreben des aͤltern und juͤngern Gra - fen Podewills (der letztere ſtarb, leider! kurz vor meiner Hierkunft) beruͤhmt iſt; die Praͤdi - kowſchen und Reichenowſchen Guͤter, deren thaͤtiger und geiſtvoller Beſitzer die beabſichtigten Meliorationen bei ruhigern Zeiten kraͤftig wuͤrde ausgefuͤhrt haben (wie er es jetzt unter der Ad - miniſtration des vormaligen hieſigen Lehrers Hrn.10 Koppe auch wirklich thut); Coͤthen — wasſchon in einer Wechſelwirthſchaft mit muſterhafter Ord - nung des ganzen Betriebes lag — begrenzten Moͤglin oder waren in wenigen Stunden zu er - reichen. Die Naͤhe des Freienwalder Brunnens zog alle Sommer beſonders viele aufgeklaͤrte Land - bauer her. Ich durfte hoffen, die Stralen der Kunſt hier in einem Brennpunkte zu konzentriren.
Alles das haͤtte mich, glaube ich, damals bewogen, einen noch hoͤhern Preis fuͤr Moͤglin zu bezahlen, wenn es außerdem nicht zu haben geweſen waͤre. Zu dem innern Trieb, auf dieſe Weiſe zu nutzen, kam nun die Verpflichtung ge - gen den Koͤnig und Staat, die Erwartungen zu befriedigen, die man bei meiner Berufung auf mich geſetzt hatte; und ich wuͤrde es gleich fuͤr ein ſchuldiges Opfer gehalten haben, wenn ich auch alles das wieder haͤtte zuſetzen ſollen, was mir durch die Gnade des Koͤnigs bei der Verlei - hung eines andern Erbpacht-Grundſtuͤckes geſchenkt war. Jetzt iſt dieſe Aufopferung, leider! nicht freiwillig geweſen; ſie iſt mir durch das Schickſal — ohne damit ſo viel nutzen zu koͤnnen, wie ich hoffte — entriſſen.
Indeſſen geſtehe ich freimuͤthig, mich in dem Flaͤcheninhalte des guten Bodens auf Moͤglin11 beim Kauf gewiſſermaßen geirrt zu haben. Ich ſahe zwar im Johannis 1804 ſchlechte Fruͤchte auf den Feldern: aber die Fruͤchte ſtanden allge - mein ſchlecht. Die Erſchoͤpfung des groͤßern Theils des Bodens war unter der vorhandenen Bewirthſchaftung unvermeidlich. Die Miſchung der Grundbeſtandtheile war, wo ich ſie unterſu - chen konnte, auf zwei Drittheil des Feldes gut, und qualifizirte es bei guter Kultur zu Gerſtbo - den. Was ich aber nicht bemerkte, waren die im guten Acker liegenden Schrindſtellen, die ſich bei der feuchten Witterung nicht bemerklich ma - chen, aber bei trockener um ſo mehr hervortreten. Ich bekenne, daß ich ſolche Stellen, ſolche ſchnelle Wechſelung des Bodens, praktiſch nicht kannte. Sie haͤtten mich wohl abſchrecken koͤnnen; nicht ihres Flaͤcheninhalts wegen, der nicht ſehr bedeu - tend iſt, aber wegen der Ungleichartigkeit und der Unterbrechung der hoͤhern Kultur, die auf ihnen kaum etwas fruchtet, wenn Duͤrre eintritt. Auch erſchweren ſie die Ausmittelung des Reſul - tats bei comparativen Verſuchen im Großen. Es giebt in dieſer ganzen Gegend wenige Fluren, die davon frei ſind. Der Untergrund, wovon ſie herruͤhren, wechſelt hier gar zu mannigfaltig. Wenn man nicht allenthalben die Ackerkrume bis12 auf den Untergrund durchſtechen kann, ſo iſt es zu gewiſſen Zeiten unmoͤglich, ſie anders als aus den Ausſagen der Ackerleute — die nur bei Gutsverkaͤufen oft geſtimmt zu ſeyn pflegen — zu erkennen.
Ich hatte das Gut unter ſolchen Zahlungs - bedingungen gekauft, welche mich aller, mir hoͤchſt widrigen Geldgeſchaͤfte uͤberhoben. Die Aufloͤ - ſung meiner Verhaͤltniſſe im Hannoͤverſchen er - forderten noch eine lange Anweſenheit daſelbſt. Richtige Ausfuͤhrung irgend einer Abaͤnderung in meiner Abweſenheit konnte ich nicht erwarten. Darum ließ ich alles beim Alten, ausgenommen, daß ich auf einige mit Gerſte beſtellete Morgen noch Klee unterſaͤen ließ, ein anderes Stuͤckchen Klee in der Brache auch aufs kuͤnftige Jahr lie - gen zu laſſen befahl, und dann die Beſtimmung machte, daß alles noch in einiger Kraft ſtehende Land mit Stoppelroggen beſtellt werden, und nichts zur Sommerung liegen bleiben ſolle; theils um mehr Stroh zu gewinnen, theils weil ich mir bei der ganz unbeſchreiblichen Verunreini - gung des Bodens mit Ackerrettig und anderm Saamenunkraut in dem folgenden Jahre eben ſo wenig von der Soͤmmerung verſprach, als in dieſem Jahre.
Bald nach meiner Abreiſe, wie ich eben zum Ankauf einiger der edelſten Boͤcke Auftrag gege - ben hatte, erhielt ich die Nachricht, daß die Pok - ken unter die halb veredelte Heerde gekommen ſeyen, und kurz darauf, daß ſie, ohnerachtet man die Inokulation — zu ſpaͤt — unternommen, ſo boͤsartig waͤren, daß wenige durchkommen wuͤr - den. Ich beſtellte den Boͤckekauf mit einigem Verluſte ab. Wie ich hier ankam, fand ich nur einen kleinen Reſt lahmer und kahler Thiere. Ich bekenne hier abermals, daß dieſer Ungluͤcksfall mich zu einem Fehlgriff verleitete. Haͤtte ich die Schaͤferei nicht verloren, ſo wuͤrde ich ihre Ver - edlung ſogleich ernſtlich betrieben und einen klei - nen voͤllig reinen Stamm zugekauft haben. Ich wuͤrde die Eintheilung der Feldmark anders ge - macht, nur das beſſere, nahegelegene und minder erſchoͤpfte Land, etwa 350 Morgen, in die Haupt - ſchlaͤge genommen und in volle Kraft geſetzt, das uͤbrige aber in einer Art von Koppelwirthſchaft, nur wenig geduͤnget, und nach einer, hoͤchſtens zwei Trachten mit weißem Klee, zur Schafweide niedergelegt haben. Der Verluſt des erſten Stammes betaͤubte mich wirklich, und weil da - mals die Sicherung durch Inokulation noch nicht ſo anerkannt entſchieden war, ſo konnte ich mich14 nicht zum Ankauf eines neuen — und dann frei - lich ganz edlen Stammes — entſchließen. Wenn das Futter ſich durch Rindvieh auch nicht ſo hoch, wie durch Schafe bezahle, dachte ich, ſo ſey der daraus gewonnene Miſt doch nachhaltiger, fuͤr den ſandigen Boden mehr geeignet und auf die Folge mehr verbeſſernd. Ich nahm alſo einen Theil meiner Kuͤhe aus dem Hannoͤverſchen hier - her, kaufte noch mehrere und verſtaͤrkte den Rind - viehſtapel, den ich anfangs zu vermindern mir vorgenommen hatte. Zugleich aber beſchloß ich nun, das mit Stallfutterung des Rindviehes zu betreibende Areal anfangs auf 600, nachher auf 700 Morgen zu vermehren; dazu ward erfordert, daß das in dieſe Schlaͤge zu nehmende, bisher gar nicht oder etwa alle 12 Jahr geduͤngte Land, vor allem in Kraft geſetzt, und dem bisher be - guͤnſtigten darin gleich gemacht wuͤrde. Das er - forderte in den erſten Jahren viele Aufopferun - gen, iſt doch nicht vollkommen erreicht, und nun gewiſſermaßen aufgegeben. Ich habe allerdings unrichtig kalkulirt. Haͤtte ich ein Paar tauſend Rthlr. gleich an die Schaͤferei gewandt, wie ich damals konnte, und das loſere Land mit ſchwaͤ - cherer Duͤngung durch Beraſung, Schafweide und Huͤrdenſchlag in Kraft geſetzt, ſo haͤtte ich15 den Zweck mit geringerer Aufopferung, und auf dem kleinern beſſern Theile ſchneller und auffal - lender erreicht. So mußte das ſchlechtere Land zu ſehr auf Koſten des beſſern in Kultur kom - men.
Um einen klaren Begriff von dem Zuſtande der Wirthſchaft bei der Uebernahme zu geben, muß ich zuvoͤrderſt der ſonderbaren Einrichtung mit dem Viehſtande hier erwaͤhnen. Es ward zwar ein betraͤchtlicherer Viehſtapel, als hier bei Dreifelder-Wirthſchaften gewoͤhnlich iſt, gehalten. 40 Kuͤhe großer ſtarker Art, 28 Ochſen, 400 Schafe. Allein die Kuͤhe waren nur im Winter hier oben, und gingen vom erſten Fruͤhjahr bis zum ſpaͤten Herbſt nach Koͤnigshof, wo die Mol - kerei allein betrieben wurde. Auch die Ochſen waren unten, wenn ſie hier nichts zu thun hat - ten, um ſich da wieder auszufreſſen. Die Schafe waren arme Hungerleider; denn es gab hier keine andere Weide als auf der Brache, und dann auf der Stoppel, und etwas unbedeutendes in dem kleinen Holze. Wieſen waren hier uͤberall nicht. Eine, freilich auch abgelegene, Wieſe war ver - kauft, weil man auf Koͤnigshof Wieſen genug zu haben glaubte. Das Heu was heraufgebracht wurde war unbedeutend, groͤßtentheils fuͤr die16 Pferde; Kuͤhe und Ochſen mußten ſich im Win - ter mit Stroh und Kaff behelfen, und wurden auf die Koͤnigshofer Weide im Fruͤhjahr vertroͤ - ſtet. Alſo war des Miſtes ſehr wenig. Wie ich im Sommer 1804 hier war, waren in der Brache, zum Theil zu Erbſen, 60 Morgen vom Hofe ausgeduͤngt; der Schafmiſt ward eben aus - gefahren und reichte hoͤchſtens auf 20 Morgen; und man glaubte doch recht viel in dieſem Jahre gethan zu haben. Nur weniges nahe am Hofe gelegenes Land, ſtand in ſechsjaͤhrigem Duͤnger, mehreres im neunjaͤhrigen und zwoͤlfjaͤhrigen, und der groͤßte Theil hatte ſeit undenklichen Zeiten keinen bekommen.
Nun war alles in drei Felder getheilt, in jedem etwa 350 Morgen. Nach Johannis fing man an, die Brache, aber langſam, umzubrechen, denn bis zur Stoppel mußten Schafe und Och - ſen Weide behalten. Winterung ward durch das ganze Feld geſaͤet; Soͤmmerung ſo weit als ſeit neun Jahren Duͤnger gekommen war, und wo man weder Gerſte noch Hafer zu ſaͤen wagen wollte, verſuchte man noch Buchweizen. Ich fand im Soͤmmerungsfelde nur Hederich (Acker - rettig) ſtehen, und wenn ich hier geblieben waͤre, haͤtte ich es ſogleich abmaͤhen laſſen zum Vieh -futter.17futter. Bei dieſer Behandlung hatte der Hede - rich ſo unbeſchreiblich zugenommen, weil er in der ſpaͤt aufg brochenen Brache nicht zerſtoͤrt wurde, und ſich im Soͤmmerungsfelde immer mehr einſaamte. Es iſt wirklich bewundernswuͤrdig welche Menge von Saamen dieſes Ackerrettigs im Erdboden ſtecken kann. Ich habe einen Erd - kloß eines Gaͤnſeei’s groß zerkruͤmelt auf einen Blumentopf geſtreuet, und es ſind Hunderte von Pflanzen hervorgekommen. So lange er in Kloͤ - ßen oder etwas tiefer im Boden liegt, keimt er nicht, behaͤlt aber ſeine Keimkraft. Ich habe auf einem Stuͤck in einen Sommer ſieben dichte Saa - ten zerſtoͤrt, ohne daß er merklich abgenommen haͤtte. Dies Unkraut hat mir hier den meiſten Verdruß bei der Feldbeſtellung gemacht. Es iſt nicht ſo uͤbel wie es ausſieht, und ſchadet einer kraͤftigen Saat nicht merklich. Aber es iſt ſo widrig, die Sommerſelder immer erſt eine Zeit - lang gelb bluͤhen zu ſehen, bevor ſie wieder gruͤn werden. Vermindert hat er ſich jetzt bis zur Unſchaͤdlichkeit, aber vertilget iſt er noch nicht, und es muß die groͤßte Aufmerkſamkeit darauf verwendet werden, daß er nicht wieder uͤberhand nehme, indem man bald ſein Hervorkeimen be - foͤrdert, um ihn zu zerſtoͤren, bald es verhindert,218und ſelbſt bei der Wahl der Fruͤchte Ruͤckſicht darauf nimmt.
Doch zuruͤck zur Geſchichte meiner Wirth - ſchaft. Die gekaufte Ernte von 1804 war doch noch unter meiner Erwartung ſchlecht. Ich ge - wann kaum 600 Mandeln in allem Getreide; haͤtte auf Moͤglin nicht zur eigenen Conſumtion ausgereicht, und konnte mit dem von Koͤnigshof etwa 8 Wispel in allem verkaufen. Die Heu - ernte in Koͤnigshof war aber gut geweſen. Ich kaufte zu rechter Zeit ſo viel Stroh aus dem Bruche an, als zu haben war zu billigen Prei - ſen, was nachher nie wieder geſchehen iſt. Ich ließ das Vieh fruͤh herauf bringen, zugleich aber auch Heu in Menge, womit aufs kraͤftigſte ge - futtert werden konnte, bis im Sommer die Wik - ken, die ich, ſo weit der Duͤnger reichte, ausſaͤen ließ, zur gruͤnen Futterung heran kamen. Der bis zu 60 Stuͤck vergroͤßerte Kuhſtapel kam nun nicht mehr vom Stalle. Unter alle geduͤngte Winterung ward im Fruͤhjahr Klee geſaͤet. Soͤm - merung ſaͤete ich im Jahre 1805 faſt gar nicht auf Moͤglin. Dagegen aber ward das ſaͤmmt - liche bisher zur Weide gelegene Land in Koͤnigs - hof aufgebrochen und mit Gerſte und Hafer be - ſtellt. Dies haͤtte einen ganz enormen Ertrag19 gegeben, wenn nicht die hoͤchſt traurige naſſe Ern - tewitterung vieles verdorben haͤtte. Indeſſen er - hielt ich von Koͤnigshof fuͤr 1800 Rthlr. Ge - treide, und benutzte das Vorwerk, ſo viel ich aus den freilich noch nicht ganz genau gefuͤhrten Rech - nungen abnehmen konnte, auf 3300 Rthlr. rein, alles hierher gelieferte gering angeſchlagen. Dies war mit ein Grund, warum ich ein Gebot auf Koͤnigshof, was der Haͤlfte des Kaufpreiſes des Ganzen gleich kam, nicht annahm. Auch konnte ich mit der Ernte auf Moͤglin zufrieden ſeyn. Die Stallfutterung ward ohne Klee durchgefuͤhrt, viele Wicken wurden noch zu Heu gemacht, an - dere reif; die zuletzt geſaͤeten erfroren auf dem Felde; die Molkerei gab guten Ertrag. Es ward ein Familienhaus gebauet, eine alte hoͤlzerne Scheune bei der Schaͤferei ausgebeſſert, was man laͤcherlich fand, da die auf dem Hofe neu errich - teten maſſiven Scheunen uͤbergroß fuͤr den Ein - ſchnitt des Guts zu ſeyn ſchienen. Es war ein gluͤckliches Jahr, was mir um ſo mehr Muth machte; doch hatte ich den Verdruß, daß mir auf einmal meine ſaͤmmtlichen, von andern Guͤ - tern gebuͤrtigen Knechte, die ſchon an den Ge - brauch meiner Werkzeuge gewoͤhnt waren, aus - gehoben wurden. Es ſchien mir, als wolle man20 verſuchen, wie der neue engliſche Oekonom, der bisher noch keine Wunder gethan, ohne Leute wirthſchaften werde. Um mich in der Folge da - gegen zu ſichern, wandte ich mich unmittelbar an des Koͤnigs Majeſtaͤt, und erhielt durch Kabi - netsordre die Zuſicherung, daß vier Knechte, ſo lange ſie bei mir dienten, von allen Kriegsdien - ſten eximirt ſeyn ſollten. Es ſtoͤrte mich aber ſehr in manchen Meliorations-Arbeiten, die ich wuͤrde vorgenommen haben, wenn ich meine be - ſten Handarbeiter nicht fuͤr das Geſpann haͤtte nehmen muͤſſen.
Das Jahr 1806 eroͤffnete die guͤnſtigſten Anſichten. Der Klee unter der Winterung ge - ſaͤet war ſehr gut und mehr als zureichend fuͤr die Stallfutterung, die Winterung in den ge - duͤngten Wicken vortrefflich, und unter ſelbige ward wiederum Klee geſaͤet. Mit dem Hack - fruchtbau ward der Anfang gemacht, aber mit keinem großen Erfolge. Denn es ward der Duͤn - ger hauptſaͤchlich auf erſchoͤpfte Felder reichlich gebracht, die in die Hauptſchlaͤge mit aufgenom - men werden ſollten, und um ſie zu reinigen, ka - men hierher Hackfruͤchte und uͤbrigens Wicken-Ge - menge, gruͤn zu maͤhen.
21Der im Fruͤhjahr beſchloſſene Inſtitut-Haus - bau ſollte eilig vollfuͤhrt werden, und alle Mate - rialien mußten weither herbeigeſchafft werden. Ohnerachtet ſechs beſondere Baupferde angeſchafft waren, ſo reichten dieſe bisweilen nicht, und die Wirthſchaft ward ſehr geſtoͤrt. Noch mehr aber geſchah dies, wie in der Mitte des Sommers die Kriegsruͤſtungen eine ſtarke Ausnahme erfor - derten, ein großer Theil der beim Bau arbei - tenden Leute abgingen, und andere von entfern - ten Orten herbeigeſchafft werden mußten. Haͤtte ich den Bau damals doch halb vollendet einge - ſtellt, und die Errichtung des Inſtituts verſcho - ben! Es erfolgte daraus, bei dem allgemeinen Un - gluͤck, fuͤr mich die ſchwerſte Zeit meines Lebens. Doch das gehoͤrt nicht zur Wirthſchaft. Die Ernte war in Anſehung der Winterung gut, ohn - erachtet ſie in der Bluͤte vom Reif etwas gelit - ten hatte; das uͤbrige ſchlecht.
Fuͤr das Jahr 1807 konnten nun die ſieben Hauptſchlaͤge eingerichtet werden. Doch waren ſie noch keinesweges in gleichartiger Kultur, denn da hinein konnten ſie erſt kommen, ſo wie die Reihe des Hackfruchtbaues an ſie kam.
Von dieſem Jahre an kann ich erſt genauere und verſtaͤndliche Rechenſchaft von meiner Wirth -22 ſchaft ablegen, weil nun erſt eine beſtimmte Ord - nung eintrat. In den beiden vorigen war alles zu zerſtuͤckelt, und es wuͤrde ein ſehr ermuͤden - des und fruchtloſes Detail erfordern, wenn ich erzaͤhlen wollte, wie einzelne Theile der Felder behandelt wurden. Mein ganzes Beſtreben ging nur dahin, was in der Folge zuſammen gehoͤren ſollte, durch mehrere Duͤngung oder durch meh - rere Schonung in einem gleichartigen Zuſtand zu ſetzen, was ich freilich auch in dieſem Jahre noch nicht erreichte.
Ich muß mich jetzt auf die beigefuͤgte Si - tuationskarte von Moͤglin, die nur nach dem Au - ßenmaße entworfen iſt und bloß zum Orientiren dienen ſoll, beziehen. Die mit den lateiniſchen Nummern bezeichneten, ſind die Hauptſchlaͤge, von welchen vorerſt die Rede ſeyn wird; die mit arabiſchen Nummern ſind die andern, von wel - chen in der Folge — dieſen Unterſchied bitte ich wohl zu betrachten — gehandelt werden wird. Die Nummern der Schlaͤge waren zufaͤllig und nach einer fruͤhern Idee — die auseinander zu ſetzen eine vergebliche Muͤhe ſeyn wuͤrde — ent - ſtanden, und beziehen ſich weder auf ihre oͤrtliche Lage noch auf ihre Fruchtfolge. Ich wollte ſie23 nach der letztern umaͤndern, fand aber, daß es in der Buchfuͤhrung Irrungen veranlaßte.
Die Schlaͤge waren Anfangs zu 100 Mor - gen angelegt. Die natuͤrlichen Grenzen und die Beſchaffenheit des Bodens geſtatteten aber nicht, dieſe gleiche Groͤße allen in einem Zuſammen - hange zu geben. Die Schlaͤge I. V. und VI. erhielten ein Supplement von dem Lande, was jetzt zu Schlag 5 gehoͤrt. Da die Schlaͤge nicht als Weide benutzt, ſondern mittelſt der Stallfut - terung des Rindviehes betrieben werden ſollten, ſo war der Zuſammenhang der Schlaͤge, dem bei der Koppelwirthſchaft jede andere Ruͤckſicht nachſtehen muß, hier nicht noͤthig*)Der Ausdruck Koppel bezeichnet eine oͤrtlich zuſammen - haͤngende Flaͤche; der Ausdruck Schlag Gleichheit der Beſtellung in jedem Jahre des Umlaufs. Ein Gut koͤnnte alſo 30 Koppeln aber nur 7 Schlaͤge haben..
Wie aber im Jahre 1810 eine zweite Ro - tation von acht Schlaͤgen, mittelſt Zukaufs und Umlegung des Landes von zwei Reichenower Bau - erhoͤfen, die mit der nun angeſchafften Schaͤferei betrieben werden ſollten, eingerichtet ward: ver - loren jene drei Hauptſchlaͤge I. V. und VI. ihr Supplement, und ſelbiges kam zu Schlag 5, wo ſie dann nur eine Groͤße von 76 — 80 Mor -24 gen behielten. Die Schlaͤge II. III. IV. und VII. gaben aber den Schlaͤgen 4 und 6 allmaͤhlig et - was ab und behalten ohngefaͤhr 90 Morgen.
Ich werde nun zuvoͤrderſt den Umlauf und die Behandlung dieſer ſieben Hauptſchlaͤge, ſo wie ſie feſtgeſtellt und eine Rotation, jedoch mit einigen Abweichungen, durchgefuͤhrt worden, im Ganzen und Allgemeinen angeben, hernach von jedem Schlage beſonders reden.
Hierzu wird im Herbſte tief, d. h. zwei bis drei Zoll tiefer, als der Pflug bisher eingedrun - gen, gepfluͤgt; wo der Boden einen feſten Un - tergrund hat, mit zwei Pfluͤgen, deren letzterer dem erſtern in derſelben Furche folgt. Man ſtelle ſich hierbei aber keine außerordentliche Tiefe vor; bis jetzt bin ich bei der zweiten Rotation auf 9 bis 10 Zoll eingedrungen. Im Herbſt und Win - ter wird, ſo wie es die Witterung erlaubt, der Duͤnger aufgefahren, dieſer gleich ausgeſtreuet und das Land damit bedeckt: dann im Fruͤhjahr, ſobald es geſchehen kann, flach untergepfluͤgt. Die Hauptfrucht iſt hier nach dem erſten Jahre Kartoffeln geweſen. Hierzu wird das Land, nach - dem es fein geegget worden, mit Huͤlfe des Fur -25 chenziehers (Marqueurs), deſſen Zacken in der Regel 2 Fuß von einander ſtehen, gereihet, und dieſe Reihen werden nun durch zwei Pfluͤge, die eine Streifenbreite von 2 Fuß halten, im rech - ten Winkel durchſchnitten, die Kartoffeln in der Furche des zweiten eingelegt, da wo der Strich des Furchenziehers es anzeigt, mit dem erſten Pfluge bedeckt, und kommen nun regelmaͤßig im Quadrat 2 Fuß von einander zu ſtehen. Vor - mals nahm ich drei Pfluͤge, die jeder einen Strei - fen von 8 Zoll hielten; ich finde aber daß zwei bei einer Streifenbreite von 12 Zoll auf lockerm Boden hinreichen. Bei zwei Pfluͤgen ſind in der Regel fuͤnf Weiber zum Einlegen angeſtellt, wel - che die Arbeit bequem verrichten, und da die Pfluͤge 5 Morgen machen, ſo kommt per Mor - gen eine Perſon zum Einlegen. Vorerſt bleibt das Feld rauh liegen, damit ein Theil des He - derichs-Saamens laufe; dieſer wird mehrentheils durch die Egge zerſtoͤrt. Darnach lauft der He - derich noch dichter, und dieſe Saat wird durch den Exſtirpator zerſtoͤrt, indem die Kartoffeln her - vorzukommen anfangen; ein Zeitpunkt der genau beobachtet werden muß. Wenn die Kartoffeln heraus ſind, werden durch die Egge die Exſtir - patorfurchen geebnet und das noch nachgekeimte26 Unkraut zerſtoͤrt. Dann wachſen die Kartoffeln frei von allem Unkraute empor, beduͤrfen in der Regel des muͤhſamern Pferdeſchaufelns nicht, was doch das zunaͤchſt an den Buͤſcheln ſtehende Un - kraut nicht wegnimmt, aber ohne die zu rechter Zeit geſchehene Anwendung des Exſtirpators im - mer noͤthig iſt. Mit der bloßen Egge habe ich das Unkraut nie wirkſam genug zerſtoͤren koͤnnen. Wenn das Kraut der Kartoffeln hoch genug iſt, geſchiehet das Anhaͤufen in einer Richtung — derjenigen die der Furchenzieher genommen hatte — und nach einiger Zeit in der andern — der - jenigen die die Pfluͤge nahmen — mit dem groͤ - ßern zweiſpaͤnnigen Anhaͤufel - (doppelten Streich - bretts -[Waſſerfurchen] -) Pfluge, oder auf loſerm Boden auch mit der gewoͤhnlichen Kartoffelpfer - dehacke. Wenn die Kartoffeln bluͤhen werden ſie von einigen Weibern durchgangen, die einzel - ne aufgeſchoſſene Unkrautspflanzen, damit ſie ſich nicht wieder beſaamen, aufziehen, was jene gern umſonſt thun, wenn ſie das Kraut fuͤr ihr Vieh mitnehmen duͤrfen. Die Kartoffeln wer - den in Verding um den 12ten bis 14ten Scheffel mit der Winzerhacke herausgebracht, geſammelt und auf die zur Hand ſtehenden Kaſtenwagen ge - bracht. Ein Aufhacker giebt zehn und mehreren27 ſammelnden Weibern und Kindern Beſchaͤftigung. Die Leute draͤngen ſich zu dieſer Arbeit, weil ſie reichlich dabei verdienen, wenn ſie ſich den Schef - fel auch nur zu 4 Gr. berechnen. Sie koͤnnten das aber nicht, wenn die Kartoffeln nicht durch dieſe Bauart in den aufgepfluͤgten lockern Hau - fen in Neſtern beiſammen laͤgen. Ich baue jetzt auf dem Felde faſt ausſchließlich eine Kartoffel - art, die von des Herrn Oberhofmarſchall von Maſſow Exellenz zu Steinhoͤfel aus Saamen gezogen wurde, und wovon ich 1810 zwei Stuͤck erhielt. Ich habe im verwichenen Jahre uͤber 100 Wispel davon erbauet. Sie ſcheint mir un - ter allen bisher von mir verſuchten Arten fuͤr den Bau im Großen am vortheilhafteſten.
Das Feld wird nun, ſobald es geſchehen kann, zu mittlerer Tiefe umgepfluͤgt, damit die wenigen zuruͤck gebliebenen Kartoffeln, die das Aufleſen nicht verlohnen wuͤrden, den Schafen und Schweinen zukommen. Erſtere ſind nach - haltig luͤſtern darauf, und ohnerachtet die Muͤt - ter dann ſchon traͤchtig ſind, iſt nie ein Nachtheil davon verſpuͤrt worden. Nur ein einziges Mal hat ſich ein Schaf dabei verſchluckt, was gleich gehoben wurde. Doch iſt wohl die Vorſicht noͤ - thig, daß man ſie ruhig auf dem Felde halte,28 weil jener Vorfall ſonſt oͤfterer vorkommen koͤnnte, und nicht zu lange darauf laſſe, damit ſie ſich nicht uͤberfreſſen. Hierdurch werden die Schafe um ſo begieriger nach den Kartoffeln, wenn ſie ſolche hernach im Stalle erhalten. Schweine werden der ungekochten Kartoffeln leicht muͤde.
Die uͤbrigen Hackfruͤchte, die auf dieſem Schlage gebauet werden, ſind Waſſerruͤben, ſchwe - diſche Ruͤben oder Rotabaga, Runkelruͤben, zu - weilen etwas Kopfkohl, gedrillete Bohnen, gedril - leter und mit der Pferdehacke bearbeiteter Mais. Sie werden nach den, an andern Orten von mir beſchriebenen, Methoden gebauet, immer mit der Ruͤckſicht, daß der Acker eine, die Brache voͤllig erſetzende und beſonders das Unkraut moͤglichſt vertilgende Bearbeitung erhalte.
Denn dieſes Jahr muß nun dem Schlage zur Vorbereitung auf die ſechs folgenden dienen, und erſpart, wie wir hoͤren werden, mannigfaltige Arbeiten, die ſonſt zum Gedeihen der folgenden Fruͤchte nothwendig waͤren. Deshalb wuͤrde das, was hier geſchiehet, mit Unrecht den erzeugten Hack - fruͤchten allein zur Laſt geſchrieben werden. Wenn indeſſen der Scheffel Kartoffeln nur zu 4 Gr. berechnet, und ihnen alle Arbeit, der aufgebrachte Miſt aber zu ein Drittheil, berechnet wird, ſo29 haben ſie noch jedesmal einen Reinertrag per Morgen von ohngefaͤhr 4 Rthlr. gegeben. Die - ſer Bau macht die Angel aus, worauf das ganze Werk der Wirthſchaft ruhet und ſich bewegt. Es giebt dem Acker nicht nur die Kultur, die ſonſt ohne eine viermal bearbeitete Brache nicht zu erreichen waͤre, ſondern der Wirthſchaft auch neben dem Klee — deſſen Gedeihen wiederum von dieſer Kultur abhaͤngt — faſt ohne Wieſen, reichliches Auskommen an Futter und Duͤnger.
Dieſe wird hier auf der Hoͤhe von andern nicht gebauet, weil man ſie fuͤr unſicher hielt, ſelbſt nicht auf lehmigem Weizenboden; ſondern nur die kleine vierzeilige, die man erſt im Junius ſaͤet. Man lachte, daß ich jene auf trocknem Haferboden (lehmigen Sand) bauen wollte, wie ſie in einigen trockenen Fruͤhjahren ein ſchlechtes Anſehen hatte. Sie hat mir aber ſelbſt in dem ſchlechteſten Jahre 1811, wo ſie bei der großen Fruͤhjahrsduͤrre auf dem ſandig - ſten Schlage VII. ſtand, und allerdings ſo klein im Stroh blieb, daß ſie nicht gebunden werden konnte und viele Aehren liegen blieben, einen Ertrag von 6 Scheffeln per Morgen gegeben: iſt alſo nie ſo voͤllig mißrathen, wie es mit der30 kleinen Gerſte oft der Fall war. Dagegen gab ſie in andern Jahren 11 — 12 Scheffel. Frei - lich wuͤrde ich keinem rathen, ſie auf dieſen Bo - den in die Stoppel zu ſaͤen, die im Fruͤhjahre mehrere Furchen erhalten muß. Denn es iſt hier eine unerlaͤßliche Bedingung, daß ſie moͤg - lichſt fruͤh in die dem Boden erhaltene Winter - feuchtigkeit geſaͤet werde, damit ſie den Acker be - ſchatte, wenn die heiße trockene Witterung ein - tritt. Dies wird auf folgende Weiſe bewirkt:
Der nach der Kartoffelernte umgepfluͤgte Acker bleibt rauh liegen, wird im Fruͤhjahr, ſo - bald es die Witterung einigermaßen erlaubt, ge - egget und dann ſogleich mit der Gerſte beſaͤet. Dieſe wird bloß mit dem Exſtirpator unterge - bracht, und gleich nachher wird auf die rauhe Furche Klee eingeſaͤet, dann erſt geegget und dar - auf gewalzt. Bei feuchter Witterung geſchiehet das letztere jedoch erſt wenn die Gerſte heraus iſt. Dieſe Beſtellungsart der Gerſte iſt manchem un - glaublich vorgekommen, die dreimal dazu zu pfluͤ - gen gewohnt ſind, und es auch wirklich thun muͤſ - ſen, wenn die Gerſte gerathen ſoll. Hier aber hat der Boden durch den Hackfruchtbau die voll - kommenſte Bereitung und Gaarheit erhalten; es bedarf nur einer Erfriſchung der Oberflaͤche und31 des Unterbringens der Saat, und dabei wird die Winterfeuchtigkeit, die beim tiefern Ruͤhren des Bodens in trockenen Fruͤhjahren zu leicht ver - dunſtet, im Acker erhalten; zugleich aber dieſe Beſtellung unglaublich beſchleunigt und erleich - tert. Die ſchwache Einſaat — 14 Metzen auf den Morgen — wird ſehr gleichmaͤßig vertheilt, und die Saat ſteht ſehr egal und hinlaͤnglich dicht. Dieſe Beſtellungsart iſt ohne Zweifel die Bedingung, unter welcher man nur auf ſolchem Boden das Gedeihen der großen Gerſte erwarten kann.
Die Beſorgniß, daß ſo fruͤh geſaͤete zwei - zeilige Gerſte vom Froſte zerſtoͤrt werden koͤnne, iſt unbegruͤndet; er ſchadet ihr wenig oder nichts. Im Jahr 1813 hatte ich einen Theil fruͤh, den andern, wegen der gleich zu erwaͤhnenden Ruͤck - ſicht auf die Erntearbeit, ſpaͤt geſaͤet. Jener Theil litt ſehr; die hervorſtechenden Spitzen wur - den durch einen Graupelnſchauer mit heftigem Winde abgeſchlagen, und bald nachdem ſie wie - der hervorgeſchoſſen waren, vom Froſte ſo betrof - fen, daß ſie welk und weiß auf dem Boden la - gen. Aber ſie trieb friſch wieder hervor, und zeigte ſich beſſer als der andere drei Wochen ſpaͤ - ter geſaͤete Theil, der ungleich guͤnſtigere Witte -32 rung hatte. Sie gab 12 Scheffel vom Morgen. Der kleinen Gerſte habe ich dagegen einen ſpaͤ - ten Nachtfroſt toͤdlich werden ſehen. In dieſem Jahre 1815 hat der Froſt die große Gerſte, wie ſie ſchon zum Aufſchoſſen ſtand, zu Ende des Maͤrzes mehrere Naͤchte getroffen und ſie gelb ge - macht; ich beſorge aber keinen Nachtheil davon.
Die einzige begruͤndete Bedenklichkeit gegen die fruͤhe Gerſtſaat iſt vielleicht die, daß ſie mit dem Roggen zugleich, zuweilen noch fruͤher, zu reifen pflegt. Das letztere iſt mir ſehr erwuͤnſcht, und das war gerade der Fall mit jener fruͤhge - ſaͤeten und abgefrorenen Gerſte 1813. Das gleich - zeitige Reifen mit dem Roggen kann aber bei beſchraͤnkter Perſonenzahl in der Ernte in Ver - legenheit ſetzen.
Ich werde alſo von der fruͤhern Saat der großen Gerſte auf ſandigem Lehmboden auf die vorbeſchriebene Art nie abgehen. Es verſteht ſich aber, daß ich nur von dieſem Boden und von dieſer Beſtellungsart rede, und ein gleiches Ver - fahren nicht unter andern Umſtaͤnden empfehle.
Wenn ſich auf einigen Koppeln ſehr ſandige und trockene Stellen finden, ſo wird auf dieſen große Gerſte mit Hafer gemengt geſaͤet. Dieſe Mengung auf gleiche Weiſe beſtellet, hat mirimmer33immer zugeſagt. Im Jahre 1811, wo die Gerſte ſo klein blieb, daß ſie nicht gebunden werden konnte, hatte ein Theil des Schlages VII. ein ſolches Gemenge auf gleiche Art beſtellt, und ohnerachtet er der duͤrreſte war, trieb die Gerſte doch mit dem Hafer ſo in die Hoͤhe, daß alles ſehr gut gebunden werden konnte und einen be - friedigenden Ertrag gab. Denn auch bei dem Hafer ziehe ich die fruͤheſte Saat vor; ſie hat zwar oft nicht den Anſchein wie die ſpaͤte, giebt auch im Durchſchnitt wohl weniger Stroh, aber ſie wird immer vorzuͤglich in Koͤrnern.
Der Klee wird jetzt auf die rauhe Exſtir - patorfurche geſaͤet und dann eingegget, wodurch er ſtaͤrker mit Erde bedeckt zu liegen kommt, wie vormals, da er auf das geeggete Land geſaͤet und dann nur gewalzt ward. Es geſchiehet dies, ſeitdem mich mein verehrter Freund, der Ober - amtmann Hr. Freyer, einer der ſcharfſinnigſten landwirthſchaftlichen Beobachter, darauf aufmerk - ſam gemacht hat, daß der Kleeſaamen auf ſan - digem Boden gar wohl eine ſtarke Bedeckung mit Erde ertrage und dennoch durchkomme, wes - wegen er ihn ſogar unterpfluͤgt. Er und ich hatten es erfahren, daß der flach liegende Saa - men, wenn er gelaufen — was bei guͤnſtiger334Witterung oft ſehr ſchnell geſchiehet — bei ein - tretender Duͤrre wieder verdorre, auch vom Erd - floh, bevor er beſchattet iſt, zerſtoͤrt werde. Hier - gegen ſcheint das tiefere Einbringen der Saat zu ſichern; er laͤuft zum Theil ſpaͤter, aber dann auch kraͤftiger und geſchuͤtzter. Auf ſehr binden - dem, thonigen Boden duͤrfte man das freilich wohl nicht thun.
Auf 5 bis 6 Morgen dieſes Schlages wird aber ſtatt des Klees Luzerne, auf eben die Weiſe unter die Gerſte, vormals auch unter Lein ge - ſaͤet; uͤber deren Behandlung in der Folge.
Der Klee hat mir im erſten Jahre auf den Schlaͤgen, wo ſchon Hackfruͤchte gebauet und der Boden etwas ver - tieft war, nur einmal verſagt, naͤmlich im Jahre 1811 auf Schlag V., wo die Saat durch die Duͤrre des Sommers 1810 wieder vertrocknete, indem ſie noch nach der gewoͤhnlichen Art auf das geeggete Land geſaͤet war. Um ihn zu er - ſetzen ward im Fruͤhjahr allerlei Gemenge geſaͤet, und darunter wieder Klee, der dann im Jahre 1812 ſehr gut ward. Aber wo ich zu Anfange Klee ausſaͤete, ehe ich Hackfruͤchte gebauet oder ſehr ſtark bearbeitete Brache gehalten hatte, ward nichts daraus.
35Der Gips thut auch hier allemal eine ſehr große Wirkung auf den Klee, ſelbſt im zweiten Jahre. Es iſt mir nur bisher gar zu ſchwierig geweſen, ihn in genugſamer Menge zu erhalten und herbeizuſchaffen. Ich habe deshalb nur die ſchlechteſten Stellen, wo aber doch Pflanze war, damit ſchwach beſtreuet, auf den Morgen einen halben Scheffel, und jedesmal ſind dieſe ſchlech - teren Stellen die beſten geworden. Sie zeich - nen ſich gleich durch die dunklere Farbe und Ma - ſtigkeit der Blaͤtter aus, jedoch nicht ehe als bis ein Regen erfolgt.
Er iſt in den acht Jahren nur zweimal maͤhebar geweſen, in den uͤbrigen nur zur Weide benutzt. Im Jahre 1814 haͤtte er zwar auch gemaͤhet werden koͤn - nen, indem er ſehr dicht und uͤppig ſtand. Zu Ende des Maies waren ihm aber die Spitzen erfroren, deshalb ward das Vieh darauf getrie - ben, um ihn abzufreſſen, in der Abſicht, dann den zweiten Wuchs zu maͤhen. Allein der Man - gel an Arbeitern ward ſo merklich, daß man ihn zugleich mit dem zweiten Schnitte des andern Kleeſchlages und waͤhrend der Korn-Ernte nicht einzubringen hoffen durfte, und deshalb fuhren wir fort ihn zu beweiden.
36Man hat mich oft gefragt: ob ich deſſen ohnerachtet bei der zweijaͤhrigen Kleebenutzung bleiben werde? Ja! Ich bedarf dieſes Klees, beſonders ſeit Einfuͤhrung der Luzerne, zwar nicht nothwendig; geraͤth er aber, ſo ſchaffe ich mir einen ſichernden Vorrath von Klee-Heu auf fol - gende Jahre. Dann koͤnnte es bei Vermehrung der Schaͤferei in ſehr duͤrren Sommern an Weide fehlen, und ich kann ihr dann dieſen Schlag zum Theil noch eingeben. Uebrigens denke ich bald zum Ruͤbſenbau uͤberzugehen, und auf den Fall muß das, in dieſem Schlage damit zu be - ſtellende Land um Johannis aufgebrochen werden.
Der Klee mag im zweiten Jahre ein oder zweimal gemaͤhet, oder er mag beweidet ſeyn, ſo wird er, wenn Winterung dar - auf kommt, im Auguſt in der Regel nur einfach aufgebrochen und gleich geegget, damit die Klee - ſtoppel um ſo beſſer ſtocke. Wo Weizen hin ſoll, wird vorher ganz ſchwacher Schafduͤnger gege - ben. Nachdem er 5 bis 6 Wochen gelegen, wird der Roggen mit dem Exſtirpator, der Wei - zen aber mit der Drillmaſchine untergebracht. Ich habe bei dieſem Verfahren immer die treff - lichſte Winterung gehabt; einen Theil des Schlags37 II. im Jahre 1811 ausgenommen, wovon wei - ter unten die Rede ſeyn wird. Wenn wir, uͤber den Erfolg noch nicht ganz ſicher, einen Theil mit mehrmaligem Pfluͤgen behandelten, ſo ward es dadurch wenigſtens nicht beſſer. Der ſtockende und faulende Klee lockert dieſen Boden genug - ſam; Queken ſind nicht darin, weil der Klee in vollig reines Land kam. Denn Young ſagt: „ iſt euer Acker von Queken rein, wenn ihr Klee ſaͤet, ſo werden unter eurem Klee ſo wenig Que - ken als Zuckerrohr wachſen. “ Die lockere Kru - me fuͤr die Saat bringt der Exſtirpator genug - ſam hervor. Haͤufig hat es ſich ſo getroffen, daß ein Theil dieſes Schlages noch ſpaͤt zur Weide benutzt werden ſollte. Dieſer iſt liegen geblieben, und im Fruͤhjahr einfurchig umgebro - chen mit Hafer beſaͤet. Dieſer Hafer iſt immer ganz vorzuͤglich gerathen, und hat einen im Geld - werth den Roggen weit uͤbertreffenden Ertrag ge - geben. Es koͤnnte alſo wohl dahin kommen, daß, wo auf dieſem Schlage Weizen und in der Folge Ruͤbſen mißlich ſchienen, nur Hafer geſaͤet wuͤrde; um ſo mehr, da ich jetzt auf Strohgewinn kei - ne Ruͤckſicht mehr zu nehmen brauche.
je nachdem es kommt, zum Rei - fen, zum Heumachen oder zum Gruͤnfuttern. Wo nicht etwa zum Weizen geduͤngt worden, erhaͤlt der Schlag eine halbe Duͤngung von 4 Fudern. Erbſen haben immer den groͤßten Theil einge - nommen; aber nur dreimal haben ſie einen recht lohnenden Ertrag gegeben. Sie haben das be - ſonders unangenehme, daß ſich unter ihnen wie - der ſehr viel Hederich zeigt und ſich aufs neue beſaamet. Zuweilen habe ich einen Theil, der zu mißrathen ſchien, von der Duͤrre zuruͤckgehal - ten und mit Hederich uͤberwachſen war, oder ſtark mit Mehlthau befallen wurde, gruͤn abmaͤ - hen und zu Heu machen laſſen. Im Jahr 1811 ſind mir Erbſen, die ich zum Gruͤnmaͤhen an die Stelle des Klees Anfangs Juni ſaͤete, gerade am beſten gerathen und vom Mehlthau verſchont geblieben. Aber das war auch ein außerordent - licher Sommer in jeder Hinſicht. Oft aber ſind ſpaͤt geſaͤete Erbſen mir beſſer gerathen als die fruͤheſten. Wahrſcheinlich werde ich in der Fol - ge mit dem Erbſenbau ganz in die Schlaͤge der andern Rotation uͤbergehen, weil es auf dieſen wenig Hederich giebt, indem der Acker vorher hoͤchſt ſelten Soͤmmerung getragen hat. Kommt in No. 5 in der Folge Ruͤbſen, ſo folgt in die -39 ſer Nummer Weizen darnach. Auch werden hier mehr gedrillete Bohnen gebauet werden, deren Platz im Hackfruchtſchlage wahrſcheinlich Zucker - runkeln einnehmen moͤchten. Das Uebrige wird dann Gemenge, groͤßtentheils zum Gruͤnmaͤhen, tragen.
Der Acker wird ſo ſchnell, als irgend moͤglich iſt, nach Abtragung jener Fruͤchte gepfluͤgt, dann geegget und bleibt liegen, bis der Roggen ebenfalls mit dem Exſtirpator untergebracht wird. Nur in dem Falle, daß ir - gend eine Stelle verqueket waͤre — was leicht geſchiehet, wenn der Pflug hier der Senſe nicht ſchnell folgt — oder der Boden durch vielen Regen verballet, wird zweimal gepfluͤgt. Dieſer Roggen iſt mir, auch nach den Erbſen, immer vortrefflich gerathen, im Stroh faſt den Klee-Rog - gen uͤbertreffend, im Korn dieſem nur wenig nach - ſtehend. Im Jahr 1814 war er freilich an den niedrigen Stellen, wo der Schnee ſich ſo ſehr aufgethuͤrmt hatte, ausgewintert, was aber der Vorfrucht nicht beigemeſſen werden kann, da es beim Brachroggen meiner Nachbarn weit mehr der Fall war.
So iſt alſo meine Beſtellung und mein Feldſyſtem in den ſieben Hauptſchlaͤgen, die ihre zweite Rotation im vorigen Jahre angefangen haben. Genauer werde ich die Reſultate und die einzelnen Abweichungen in jedem Jahre in der Folge angeben.
Unter allen Vorwuͤrfen, die man dem ſo - genannten Wechſelwirthſchafts-Syſteme — ich behalte dieſen Namen bei, der ihm nicht von mir, ſondern von andern gegeben worden — des falſchen Begriffs wegen, den man ſich davon bil - dete, gemacht hat, iſt der, daß es mehrere Ar - beit als andere Feld-Syſteme erfordere, der al - lerunbegruͤndetſte. Keins in der Welt erfor - dert weniger, keins kann mehr erſparen. Eben weil jede Vorfrucht ihrer Nachfolgerin den Acker im angemeſſenſten Zuſtande hinterlaͤßt, kann mit ſo weniger Bearbeitung ausgereicht werden. Es wird hier in ſieben Jahren in der Regel ſieben - mal — einmal zwar zuweilen doppelt — gepfluͤgt. Die Arbeit mit dem Exſtirpator iſt etwa der Ar - beit eines Eggens gleich zu ſetzen, und vertritt dieſe gewiſſermaßen. Denn das Abeggen der Exſtirpatorfurche bedarf nur eines einzaͤhnigen Ueberziehens. Wenn eine ſolche Wirthſchaft in der Wirklichkeit eben ſo viel Geſpann haͤlt, als41 eine andere gleicher Groͤße, ſo iſt dies noͤthig, weil mehr einzufahren, mehr Duͤnger auszufah - ren iſt, mehrere Produkte zu Markt zu bringen ſind; oder aber ſie haͤlt es zu andern Meliora - tions - oder Neben-Arbeiten, wie es bei mir in einigen Jahren der Fall war. Handarbeiter koͤn - nen ebenfalls nur der ſtaͤrkeren Ernte, Ausdru - ſches, Miſt-Ladens, und wenn man will, der Stallfutterung wegen mehr erforderlich ſeyn, nicht der Ackerarbeit wegen. Beim Hackfruchtbau iſt ſehr wenig zu thun, beſonders bei den Kartoffeln, wenn man die Ernte, die aber in Verdung ge - ſchiehet, ausnimmt. Selbſt dieſe Kartoffelernte koſtet weniger als die Ernte, und Zu-Gutma - chung einer andern Frucht. Denn um den 12ten und 14ten Scheffel wird man Getreide nicht ab - bringen und abdreſchen laſſen koͤnnen. Erſpa - rung der Arbeit aber iſt allerdings das, worauf es — gegen die Meinung mancher National - Oekonomiſten — beim Ackerbau eben ſo ſehr, als bei den Manufakturen ankommt. Je weniger Menſchen noͤthig ſind, um die Lebensmittel fuͤr die uͤbrigen zu gewinnen, deſto mehr bleiben uͤbrig zu andern Gewerbszweigen, und je weniger Ar - beitsvieh erforderlich iſt, deſto mehr kann Nutz - vieh gehalten werden. Insbeſondere kommt es42 bei den jetzigen Verhaͤltniſſen unſeres Staats weit weniger darauf an, daß von einer Ackerflaͤ - che ein groͤßeres Produkt gewonnen werde, als darauf, daß dieſelben arbeitenden Kraͤfte ein groͤ - ßeres hervorbringen. Ein Landbau, wie in Bra - bant, in einigen andern Rheingegenden, in der Pfalz, dem Wuͤrtenbergiſchen, iſt nicht der, wel - cher vorerſt fuͤr uns paßt. Denn wenn in den Marken, Preußen und Pommern, ein Morgen nach Brabantiſcher Weiſe angebauet werden ſollte, ſo muͤſſen 10 bis 20 Morgen dafuͤr wuͤſt liegen, weil jener dieſen Arbeit und Kapital entzoͤge. Daher iſt uns, wenn wir zum hoͤhern Landbau uͤbergehen wollen, der engliſche weit ehe erreich - bar wie der Brabantiſche. Denn der Engliſche erfordert zur Erzielung deſſelben Produkts die wenigſte Arbeit von allen; wie daraus erhellet, daß in England nur ein Drittheil der erwachſe - nen Menſchen mit dem Ackerbau beſchaͤftigt iſt, alſo Einer fuͤr Drei Lebensmittel hervorbringt; wogegen in andern Laͤndern vier Fuͤnftheil und mehr ſich mit dem Ackerbau beſchaͤftigen. Ein Arbeit-erſparendes Ackerſyſtem — keinesweges ein durch hohe aber theuer erkaufte Produktion glaͤnzendes — iſt alſo die Aufgabe, die eine Mu - ſterwirthſchaft fuͤr unſere Verhaͤltniſſe zu loͤſen43 hat, und die meinige hat es geloͤſet, mehr als ich ſelbſt erwartete.
Dies geſtehen ſelbſt Bauern, die einen fluͤch - tigen Blick hierher geworfen haben, ein, und ſie erſtaunen, wenn ſie ſehen, wie ſchnell ein Schlag mit einem Exſtirpator, vier Zugthieren und ei - nem Menſchen eingeackert iſt. Wer die koſtba - ren Werkzeuge nur haͤtte! iſt ihr Ausruf. Daß dieſen Bauern eine Summe von ein Paar hun - dert Thalern fuͤr Werkzeuge groß vorkomme, iſt natuͤrlich. Aber wenn ſelbſt angeſehene Schrift - ſteller und Lehrer der Land - und Staats-Wirth - ſchaft es fuͤr irrig erklaͤren, den Ackerbau fa - brikmaͤßig, d. h. mit beſſeren und mannigfaltigern Werkzeugen, betreiben zu wollen, des Aufwandes wegen, den dieſe Werkzeuge erforderten, ſo muß man — verſtummen. Man hat geſagt, ich haͤtte ſchon viele tauſend Thaler fuͤr Werkzeuge ausgege - ben. Das mag wahr ſeyn, denn es war eine Zeit, wo ich mir von allen Orten her alles kom - men ließ, was mir geruͤhmt wurde, und was ich erhalten konnte, im Großen und in Modellen. Dies geſchah, wie ich eine Wirthſchaft von etwa 100 Morgen hatte! Jene Profeſſoren ſollten doch wohl unterſcheiden, was um der Kunſt und des Unterrichts, und was um der Wirthſchaft44 willen geſchehen ſey. Vieles iſt zerſchlagen, weil ich es des Transports und Raums, auch in Hin - ſicht auf Unterricht, nicht werth hielt; vieles ſteht auf dem Boden, um die Anſicht davon zu geben, manches um das Fehlerhafte daran zu zei - gen. Alle Ackerwerkzeuge aber, die — aus - ſchließlich der Wagen, Karren und Eggen — in einer Wirthſchaft wie die meinige und bei mei - ner Beſtellungsart gebraucht werden, liefere ich einem jeden fuͤr 300 Rthlr., und mit dem Drill - apparat — der nichts weſentliches dabei iſt — fuͤr 480 Rthlr. Ihre Erhaltung aber koſtet we - niger als die der gewoͤhnlichen Werkzeuge, wenn anders die Reparaturen verſtaͤndig gemacht wer - den. Nur muß mir keiner ſagen, dieſe koſte ihm außer der Schmiede gar nichts, wenn ſeine Leute ein Drittheil ihrer Zeit mit dem Zimmern daran zubringen. Der Einwurf iſt alſo nicht der Re - de werth, und dennoch mußte er beantwortet werden.
Ich komme zu meiner Wirthſchaft zuruͤck. Das uͤbrige nicht zu dieſen Hauptſchlaͤgen gehoͤ - rige ſandige Land, etwa 350 Morgen, ward wie45 bisher als Außenland behandelt, zuweilen aufge - brochen, faſt nur um den Ochſen im Sommer Beſchaͤftigung zu geben und die Narbe zu erfri - ſchen. Denn die Beſtellung bezahlte es eigent - lich nicht. Ein Theil ward im Jahre 1808-9 in muͤßigen Zeiten mit Mergellehm und etwas Modder befahren, und jener zeigte hier ſeine Wirkung ſo kraͤftig, wie es auf einem ſo er - ſchoͤpften und von Natur ſo ſchlechten Boden geſchehen konnte. Wann ich Spergel auf das Land, um ihn erſt mit Rindvieh, dann mit Ham - meln abzuweiden, ſaͤete, ſo war das die vortheil - hafteſte Benutzung, die ich davon hatte; er wuchs aber erſt bei naſſer Witterung, eigentliche Rech - nung war alſo nicht darauf zu machen. Es trat alſo mit dieſem Lande gar keine regelmaͤßige Be - ſtellung ein.
Ich hatte gleich nach meiner Herkunft die Ausſicht, das Reichnower Pfarr - und Kirchen - Land in Erbpacht, und durch Ackerumſatz an meine Grenze verlegt, zu erhalten, und dieſes ſollte dann in Verbindung mit jenem Lande eine zweite Schlagordnung ausmachen. Mit dem Pfarrlande fand es allerlei Schwierigkeiten, ich erreichte aber im Jahr 1810 denſelben Zweck, indem ich den Acker zweier wuͤſtgewordenen Bau -46 erhoͤfe acquirirte, und das dazu gehoͤrige Land an meine Grenze verlegen ließ. Da dieſes vom Dorfe entlegene Bauerland nie geduͤngt, alſo hoͤchſt erſchoͤpft, und groͤßtentheils ſchon aus der Klaſſe des dreijaͤhrigen Landes in die des ſechs - jaͤhrigen uͤbergegangen war, ſo erhielt ich ſehr bereitwillig von der Dorfgemeinde drei Morgen fuͤr einen des beſſeren ihr nahegelegenes Landes, und ſomit uͤber 600 Morgen, wovon 350 Mor - gen ihrer Grundmiſchung nach guter Mittelbo - den, das uͤbrige aber auch ſchlechter Sandboden war.
Ich theilte das Land in Verbindung mit meinem Außenlande, und einigen, wie oben ge - ſagt, den Hauptſchlaͤgen abgenommenen Streifen, in acht Schlaͤge, wovon jeder, ſo viel es die Oertlichkeit erlaubte, 90 Morgen der Kultur werthen Landes enthalten ſollte. Die manchmal dazwiſchen liegenden, ganz duͤrren, aus Grand oder Steingrus beſtehenden Stellen, muͤſſen wohl mit in die Grenzen der Schlaͤge kommen, wer - den aber nicht mitgerechnet, und gar nicht oder hoͤchſt ſelten umgebrochen. Sie werden, wenn eine groͤßere Flaͤche zuſammenhaͤngt, mit Kihnen beſaamt werden, kleinere aber mit Ginſter (Ha - ſenbram, spartium scoparium) was hier gern47 waͤchſt, und nutzbarer iſt, wie Heidekraut, ein - wildern.
Die Kultur des groͤßten Theils dieſer Schlaͤ - ge muß aber faſt wie eine neue Urbarmachung betrachtet werden. Alles, außer dem Wenigen, was vorher zu den Hauptſchlaͤgen gehoͤrte, und was gemergelt oder gemoddert worden, war zu erſchoͤpft, um mit Vortheil ohne Mergel oder Duͤnger beſtellt werden zu koͤnnen. Daher ſoll - te alle Jahr ein Schlag vorgenommen, gemer - gelt, gemoddert oder geduͤngt, und als reine Bra - che bearbeitet, zugleich von der gewaltigen Maſſe großer und kleiner Steine gereinigt; dann mit Roggen, das ſpaͤter zu Stande gekommene, mit Gerſte oder Hafer, ſeiner Beſchaffenheit nach be - ſtellet werden. Auf einen Theil, der Klee zu tra - gen faͤhig ſchien, ward Klee untergeſaͤet. Im dritten Jahre lag es alſo in Klee, oder es trug ein anderer guter Theil Erbſen und Wicken, der ſandigere Buchweizen, und der ſchlechteſte ruhete. Im vierten trug er wieder Roggen oder Hafer, unter welchem weißer Klee geſaͤet ward, um nun vier Jahr zur Weide, hauptſaͤchlich fuͤr Schafe, zu liegen. Dieſe ſchonende Behandlung ſchien nicht nur, um das Land in Kraft zu ſetzen, noͤ - thig, ſondern war auch dem Bedarf der im48 Jahre 1811 angelegten echten Zuchtſchaͤferei an - gemeſſen. Denn ſo wie ſich dieſe vermehrte, mußte auch die kultivirte Weide zunehmen. In dieſem Jahre 1815 traͤgt der 5te Schlag in die - ſer Ordnung Roggen zum erſtenmale, da er nicht gemergelt werden konnte, im Duͤnger; der 6ſte wird bereitet und gemergelt. Ein Schlag iſt ge - wiſſermaßen aus fruͤhern Zeiten in Kultur, hat 1811 mit Roggen abgetragen, und wird im naͤch - ſten Jahre ſeine zweite Rotation vorſpringend be - ginnen. Ein Schlag liegt noch im rohen Zu - ſtande.
Die Behandlung dieſer Schlaͤge iſt vorerſt die ganz gewoͤhnliche. Der Dreiſch wird im Herbſt oder Fruͤhjahr flach umgebrochen, dann befahren. (Ueber die Behandlung des Mergels ſogleich.) Ebenfalls flach gewendet, ſcharf geeg - get, dann etwas tiefer zur Saat gepfluͤgt. Erb - ſen und Wicken werden im folgenden Jahre ein - faͤhrig flach untergepfluͤgt. Dann wird zum Rog - gen zweimal gepfluͤgt. Im Fruͤhjahre wird der weiße Klee geſaͤet und ſcharf eingeegget.
Der Mergel oder vielmehr mergelige Lehm findet ſich hier auf allen Schlaͤgen oder in ihrer Naͤhe, mehrentheils in Huͤgeln, die mit einer rothbraunen harten Erde bedeckt und ſehr un -frucht -49fruchtbar ſind, ziemlich nahe an der Oberflaͤche. Er wird mit Hacken losgebrochen und mit ein - ſpaͤnnigen Sturzkarren, die etwa 10 Kubikfuß laden, verfahren. Er iſt in verſchiedenen Quan - titaͤten aufgebracht worden; eine ſolche Karre auf 1 bis 2 Quadratruthen, oder auf den Mor - gen 90 bis 180 Karren. Das letztere iſt das, was, um den voͤlligen Erfolg zu haben, gegeben werden muß. In den Jahren, wie die Arbeiter hier nicht ſelten waren, ward fuͤr die Karre zu hauen, zu laden und zu verfahren, ſechs ſchlechte Pfennige, und fuͤr das Streuen ein ſchlechter Pfennig bezahlt, was gleich iſt vier Pfennig Cou - rant. Ein Morgen mit 180 Karren zu befah - ren koſtete alſo 2 Rthlr. 12 Gr. Die Pferde mit Karren waren ohngefaͤhr zu 1 Rthlr. per Morgen zu berechnen. Die Wegſchaffung des ſtaͤrkeren oder ſchwaͤcheren Abraums und der da - zwiſchen kommenden Sandadern machten noch einige Koſten, die nach der Lage verſchieden wa - ren, aber pr. Morgen hoͤchſtens noch auf 3 Gr. zu berechnen ſind. Wo nicht ſo ſtark aufgefah - ren wurde, wie ich jetzt doch bei dieſem Mergel - lehm rathſam halte, koſtete es nach Verhaͤltniß weniger.
450Auch iſt gemoddert worden, theils aus ei - ner torfigen Stinke, wo der faſerige Modder aber erſt ein Jahr mit etwas Kalk gemengt in Haufen lag, theils aus einem Teiche, der abge - laſſen wurde. Ich mache hier aus Erfahrung die Bemerkung, daß man gebrannten Kalk erſt voͤllig zu Pulver zerfallen laſſen muͤſſe durch An - feuchten, ehe man ihn unter den Modder aus - ſtreuet. Stuͤckweiſe untergebracht ziehet er gleich zu viel Feuchtigkeit an, wird zu Lederkalk und zertheilt ſich hernach ſchwer. Das Moddern iſt mir ungleich theurer gekommen und hat nicht die Wirkung gethan wie das Mergeln; ohner - achtet der Modder aus dem Teiche ſehr gute Qualitaͤten und keine merkliche Saͤure hatte. Ich erwarte aber um ſo groͤßere Wirkung, wenn jetzt auf die gemodderten Theile Mergel kommt. Auch muß ich geſtehen, daß, ohnerachtet die Fruͤchte auf dem Gemodderten nachſtanden, der weiße Weideklee und die Weide uͤberhaupt beſſer iſt.
Leider! hat dieſe Arbeit ernſtlich nur in den Jahren 1810, 1811 und einen Theil von 1812 betrieben werden koͤnnen. Nachher nahmen die Vorſpanne die Pferde weg, und darauf fehlte es an Menſchen. In dieſem Jahre iſt im Fruͤh -51 jahr etwas geſchehen, aber ſo wie die Heuernte eintrat mußte es aufhoͤren.
Die Wirkung iſt die geweſen, daß man von dieſem gemergelten Lande das ſechſte Korn gewann, wenn das ungemergelte, wie kleine zur Vergleichung uͤbergangene Stellen erwieſen, nicht das zweite Korn gab. Dann wuchs rother und weißer Klee zur Weide ſehr gut darauf, von dem man auf ungemergeltem Boden keine Spur fand. Ward aber mit dem Mergel nur ſchwa - cher Miſtduͤnger, drei Fuder auf dem Morgen, verbunden, ſo war der Ertrag zehnfaͤltig.
Da es unmoͤglich ward, die Mergelung in dieſen Zeiten fortzuſetzen, ſo iſt im Jahre 1813 und 1814 der neu aufgebrochene Schlag groͤß - tentheils mit Stallmiſt befahren; denn die Ver - mehrung des Duͤngers reichte zu, drei Schlaͤge beinahe auszuduͤngen. Auf dem erſchoͤpften Bo - den thut aber der Miſt nicht die Wirkung des Mergels, wenigſtens nicht im erſten Jahre.
Nachdem dieſe acht Schlaͤge auf die Weiſe in Stand geſetzt worden, und der erſte wieder zum Aufbruch kommt, wird eine andere Frucht - folge eintreten, die folgendermaßen beſtimmt iſt:
Und ſo darf ich hoffen, dieſes ganz erſchoͤpfte Land, aus und durch ſich ſelbſt, in volle Kraft und Tragbarkeit zu verſetzen, und den bis zum ſechsjaͤhrigen Lande herabgeſunkenen Boden zur Klaſſe des Gerſtbodens zu erheben, da er von Natur im Durchſchnitt nicht ſchlechter iſt, als der Moͤglinſche Boden in den Hauptſchlaͤgen. Durch dieſes Beiſpiel ſchmeichle ich mir am mei - ſten fuͤr die hieſige Gegend zu nutzen, da ſich in dem groͤßten Theile der Kurmark die Gelegen - heit zur Nachahmung deſſelben allenthalben fin -53 det, und es nicht die Kraͤfte, ſelbſt des aͤrmeren Bauern, ſobald er ſeparirt iſt, uͤberſteigt. Eine benachbarte Dorfſchaft hat ſchon mit dem Mer - geln angefangen.
Ich komme auf ein, durch ein unerwartetes Naturereigniß wenigſtens zum Theil vereiteltes, Unternehmen. Die Gelegenheit, durch Abſchwem - mung der Hoͤhe in ein daneben liegendes mora - ſtiges, von einem Fließ gebildetes Luch, eine Be - rieſelungswieſe, auf die im Luͤneburgſchen und Bremiſchen bekannte Art, zu bilden, und das wieſenloſe Moͤglin damit zu bereichern, war mir ſehr erwuͤnſcht, da es auch in hieſigen Ge - genden ſo viele Gelegenheiten giebt, dieſe hier unbekannte und nicht wohl anders als ſinnlich darzuſtellende Methode mit groͤßtem Nutzen an - zuwenden. Denn nicht einmal von richtiger An - lage der Beſtauungs - vielweniger der Berieſe - lungswieſen findet man hier Beiſpiele. Ich ſchritt daher ſogleich zur Ausfuͤhrung. Die Um - ſtaͤnde waren zwar nicht guͤnſtig, denn die Schwemmungsflaͤche war ſchmal, das Gefaͤlle nicht ſtark, der abzuſchwemmende Erdboden ſehr54 ungleich, bald Sand, bald zaͤher Lehm, bald Steingeſchiebe; es fehlte mir ganz an geuͤbten Arbeitern und der Waſſerzulauf war nicht ſtark, jedoch ſo, daß mehrere Tage nach einander, ſelbſt im Sommer, geſchwemmt werden konnte, wenn man das Wehr bei Nacht zuſetzte. Dennoch ward die Sache ſo weit vollfuͤhrt, daß 27 Morgen Wie - ſen hervorgebracht wurden. Da die Oberflaͤche des rohen Bodens mit dem Modder aus dem Luche befahren ward, ſo bewirkte die Bewaͤſſe - rung einen ſolchen Graswuchs, daß ſchon in den Jahren 1809 und 1810 30 vierſpaͤnnige Fuder Heu von dieſer Wieſe geerntet wurden. Nun erhielt ich aber durch das Reichnower Land die Gelegenheit, dieſe Anlage ſehr zu vergroͤßern, in - dem ſich auf ſolchem ein ſumpfiger Grund mit Sandhuͤgeln umgeben fand, die von dem Waſ - ſerſpiegel eines etwa 20 Morgen haltenden Sees, — der wieder aus einem andern, hoͤher liegen - den, quellreichen See Zufluß hatte — beherrſcht wurden. Der Durchſtich ward 1810 gemacht und eine Schleuſe in dem Graben angelegt, vor welcher das Waſſer im Sommer 2½ Fuß hoch, im Fruͤhjahr viel hoͤher ſtand, und unten im Luch ward der Abzugsgraben von den moraſtig - ſten Stellen angelegt. Im Jahre 1811 ward55 beſchloſſen, den Teich, welcher als Waſſerbehaͤlter fuͤr die erſte Wieſe diente, abzulaſſen und aus - zumoddern; was mit einiger Schwierigkeit, des ſtarken Waſſerzufluſſes wegen, vollfuͤhrt wurde. Aber nun bemerkte man ein ganz unerwartetes Fallen und Verſiegen der Gewaͤſſer in dieſer gan - zen Gegend. Man bemerkte es zuerſt in jenem See, deſſen Waſſer kaum noch 1 Fuß hoch vor der Schleuſe ſtand, und ich glaubte ſchon durch die Abwaͤſſerung des Moraſtes eine Sandader geoͤffnet zu haben, wodurch das Waſſer des Sees mit dieſem in Verbindung ſtaͤnde, um ſo mehr, da ſich aus dem Moraſte anfangs ſehr viel Waſ - ſer ergoß. Uebrigens ſchob man die Verminde - rung des Waſſers, die ſich hier in allen Seen, Pfuhlen und Baͤchen zeigte, auf die anhaltend duͤrren Jahre und wenigem Schnee, und glaubte, es wuͤrde ſich bei einem feuchten Jahre und be - ſonders bei hohem Schnee wieder ſammeln. Bis dahin ward alſo die Anlage der einen Schwemm - wieſe verſchoben. Die aͤltere konnte, wegen der Ausbeſſerung des Teichs im Sommer 1811, nicht gewaͤſſert werden, weswegen die hoͤhern Stellen allen Ertrag verſagten. Im Jahre 1812 konnte die Waͤſſerung nur nothduͤrftig, wegen Mangels an Waſſerzufluß gegeben werden, und die hoͤch -56 ſten Stellen litten an Duͤrre. Im Jahr 1813 war zwar mehr Waſſer, aber die der ſtaͤrkeren Waͤſſerung gewohnten Grasſtaͤmme waren aus - gegangen. Der hohe Schnee des Winters von 1813 — 14 ließ hoffen, daß ſich alle Waſſer - behaͤlter wieder fuͤllen und die Quellen ſtaͤrker zu fließen anfangen wuͤrden. Aber ohnerachtet der Sommer 1814 auch nicht trocken war, hat das Waſſer auf dieſem ganzen Plateau immer mehr abgenommen. Jener See iſt uͤber 3 Fuß geſunken, und die erwaͤhnte Schleuſe, vor welcher das Waſ - ſer, als ſie angelegt wurde, 3 Fuß hoch ſtand, liegt jetzt im Trocknen; viele kleine Pfuͤhle ſind ſo trocken, daß ſie beackert und beſtellt, werden konnten. Ich habe Winterung gebauet, wo vor - her ſelbſt im Sommer Waſſer ſtand; ich kann mir alſo dieſes Verſiegen der Quellen auf dieſer Hoͤhe nicht anders erklaͤren, als daß ſie in ei - ner niederern Gegend ſich einen andern Abzug muͤſſen gebahnt haben. Aeltere hieſige Landleute verſichern, daß dieſes ſchon einmal der Fall ge - weſen, daß ſich das Waſſer dann aber nach ei - nigen Jahren wieder eingefunden habe. Bei Moͤglin war vormals eine Waſſermuͤhle durch jenes Fließ getrieben, wovon der Muͤhlenteich noch zu ſehen iſt. Bei einem ſolchen Waſſer -57 mangel hat man ſie aber abgebrochen und eine Windmuͤhle ſtatt derſelben errichtet. Nothduͤrf - tige Waͤſſerung fuͤr die aͤltere Wieſe habe ich noch wohl, da aber die durch kuͤnſtliche Beſaa - mung und von Natur entſtandenen Waſſergraͤſer ausgegangen oder verkuͤmmert waren, ſo habe ich den hoͤhern, ſtatt derſelben mit Moos uͤberzoge - nen Theil umgebrochen und verſchiedentlich be - ſtellt, und werde ihn, wenn die alte Narbe zer - gangen iſt, theils mit Luzerne, theils mit an - dern Graͤſern, die mit einer ſeltneren Waͤſſerung ſich begnuͤgen, beſaͤen. Dieſes Ereigniß iſt mir in der That ſehr unangenehm, nicht wegen des Verluſtes, den ich dabei leide — denn dieſer iſt auf keinem Fall betraͤchtlich — ſondern weil ich nun dieſes Beiſpiel, womit ich vielen Nutzen zu ſtiften hoffte, jetzt nur unvollkommen und nicht eindringlich genug aufſtellen kann.
Mein Zweck, den ich auch jetzt erreicht zu haben hoffe, war immer der: Moͤglin unabhaͤn - gig von den Koͤnigshofer und allen andern Wie - ſen zu machen. Theils, weil ich Koͤnigshof ent - weder fuͤr ein annehmliches Gebot verkaufen,58 oder es auf eine beſondere Weiſe, hauptſaͤchlich mit Krapp - Hopfen - Hanf - und anderm Handels - gewaͤchsbau benutzen wollte, wozu es eines ſo betraͤchtlichen Viehſtandes bedurfte, daß es ſein Heu wohl konſumiren konnte. Stroh war da - ſelbſt genug zu wohlfeilen Preiſen zu haben. Theils aber, weil ich dadurch zeigen wollte, wie man ein Gut ohne Weide abluͤften und mit wenig oder gar keinen Wieſen in Kraft erhalten, und aus der Viehzucht ſelbſt einen großen Ertrag ziehen koͤnne. Ich hatte mich gewiſſermaßen an - heiſchig gemacht, dies von Vielen in der Wirk - lichkeit unaufloͤslich gehaltene Problem faktiſch zu loͤſen. Das gaͤnzliche Mißrathen des Klees, nach dem duͤrren Sommer von 1810, machte mich etwas mißmuͤthig. Zwar erſetzten die geſaͤeten Futtergemenge den Klee hinreichend, aber es mußte doch wieder mehr Heu heraufge - holt werden, und ihr Bau konnte auch bei gro - ßer Duͤrre mißrathen. Allein die Ueberzeugung, die ich mir durch mehrere im Kleinen angeſtellten Verſuche, von dem ſichern Gerathen und der Ausdauer der Luzerne, ohne alle kuͤnſtliche Kul - tur, auf dem hieſigen Boden verſchafft hatte, richtete meinen Muth wieder auf; und ich be - ſchloß nun, jedesmal wenn Klee ausgeſaͤet wuͤrde,59 ein Stuͤck von fuͤnf Morgen in demſelben Schlage mit Luzerne zu beſaͤen. Dies ſollte die ganze Rotation durch liegen bleiben, bis zu dem Jahre, wo der Schlag wieder zum Kleetragen kam, und ein gleiches Stuͤck abermals mit Luzerne angeſaͤet war. Dann ſoll es aufgebrochen und mit Ruͤbſen beſtellet werden, damit es als Win - terung wieder in den Umlauf eintrete. In die - ſem Jahre iſt der 5te Schlag beſaͤet, und 4 mal 5 Morgen ſtehen in voller Benutzung. Denn ſchon im erſten Jahre nach der Saat ſteht die Luzerne in voller Kraft. Ich werde ſo 35 Mor - gen bekommen. Die erſten Jahre habe ich Lu - zerne unter Lein geſaͤet, weil das von Vielen be - ſonders empfohlen wird. Weil mir aber der Lein hierher nicht mehr paßte, ſo habe ich ſie, mit wenigſtens eben ſo gutem Erfolge, unter die Ger - ſte, auf den Morgen 10 Pfund, geſaͤet. Nach - dem ſie im folgenden Fruͤhjahre ſehr ſcharf durch - gegget worden, ward ſie ſchwach gegipſet. Das ſtarke Eggen ward alle Jahre, jedoch nur ein - mal wiederholt, und ſie erhielt dann abwechſelnd den Hofſchlamm und die im Haushalt gemachte Seifenſiederaſche zur Duͤngung. Die im Jahre 1811 zuerſt geſaͤete iſt nun wieder gegipſet. Das iſt alles, was bei ihr geſchehen iſt; kein60 Jaͤten, kein Behacken fand ſtatt. Ohnerachtet des ſcharfen Eggens habe ich doch nicht verhin - dern koͤnnen, daß ſich nicht eine Art von Narbe aus Graswurzeln und weißem Klee unter ihr erzeuge. Durch das Eggen nach jedesmali - gem Schnitt wuͤrde ich ſie vielleicht zerſtoͤren. Da ich aber ſelbſt bei einem aͤlteren, ſchon im Jahre 1807 angelegten Verſuchsſtuͤcke, nicht be - merke, daß es ihr ſchadet, ſo erſpare ich mir die Arbeit. Nach dem zweiten und dritten Jahre ſcheint die Luzerne auf Boden, der ihr zuſagt, ſtaͤrker als alles Unkraut, was ſich unter ihr an - ſiedelt. Mit dieſer Luzerne bin ich jetzt ſchon geſichert fuͤr die Gruͤnfutterung meines Rindvie - hes und ſaͤmmtlicher Pferde, und wenn ſie erſt voͤllig daſteht, muß ich noch Heu machen. Wenn ich die Heufutterung auf einen Kopf Großvieh taͤglich nur zu 1 Gr. anſchluͤge, ſo benutze ich einem Morgen Luzerne zu 15 Rthlr. rein. Sie hat mich auch bei der duͤrreſten Zeit nicht ver - laſſen. Im Jahre 1814 verfror ſie bis zur Haͤlfte im Mai, wie ſie ſchon maͤhebar war, aber ſie trieb ſchnell wieder durch. Meine Zwei - fel an der Unfehlbarkeit der Luzerne ſind alſo gehoben — fuͤr meinen Boden! Aber jeder pro - bire den ſeinigen darauf; wechſeln viele verſchie -61 dene Erdſchichten ab, oder iſt der Boden waſſer - galligt, ſo geht es nicht. Geht ſie fort, ſo ver - ſaͤume keiner Luzerne-Felder anzulegen, der nicht einen Ueberfluß von Wieſen hat, die er ander - weitig nicht benutzen koͤnnte.
Man pfluͤgte hier 3 Zoll tief mit einem mit drei ſtarken Ochſen im Wechſel beſpannten Pfluge, ſo daß ſechs Ochſen auf einen Pflug gehalten wurden. Es waren vier Pfluͤge im Gange, und dann noch vier uͤberkomplette Ochſen, in Summa 28 Stuͤck, zur Erleichterung der andern. Ich wollte mit zwei Ochſen pfluͤgen laſſen, aber man verſicherte mich, daß dies die Thiere zu ſehr an - greiffe. Auch konnte man den Umbruch der Bra - che um Johannis, da ſich das gebundene Land erhaͤrtet hatte, nicht bewerkſtelligen, ſondern mußte davon abſtehen, bis Regen kam. Dies lag an der erbaͤrmlichen Conſtruction des hieſigen Pflu - ges, die nur dem loſeſten Sandboden angemeſ - ſen ſeyn kann. Im erſten Jahre konnte ich mit der Einfuͤhrung anderer Pfluͤge nicht zu Stande kommen. Im zweiten Jahre, wie ich mir Bai - leyſche Pfluͤge — anfangs nur unvollkommen — verſchafft hatte, ließ ich alle anderen zerſchlagen. Seitdem hat man nie wieder geſagt, daß das62 Land mit zwei Ochſen nicht zu pfluͤgen ſey. Das Pfluͤgen geſchiehet, außer dem Vorpfluͤger, von zwoͤlfjaͤhrigen Jungens, die es, wenn ſie die Och - ſen zu leiten wiſſen, in etlichen Stunden lernen. Der Ueberſetzer von Bailey’s Schrift uͤber die - ſen Pflug hat gewiß Recht gehabt, ihn den beſt - moͤglichen zu nennen. Er erfuͤllt alle Forde - rungen, die man an einem vollkommenen Pfluge machen kann. Einfachheit, Dauerhaftigkeit, Leich - tigkeit der Fuͤhrung und der Stellung zu jeder Tiefe von 1 Zoll bis 8 Zoll, zu jeder Breite von 6 Zoll bis 12 Zoll, moͤglichſt leichte Ueber - windung jedes Widerſtandes, vollkommen recht - winkliche Ausſchneidung des Erdſtreifens, und Umwaͤlzung deſſelben um ſeine eigene Achſe, endlich Wohlfeilheit, wenn man auf ſeine Dauerhaftigkeit Ruͤckſicht nimmt. Er hat keinen Fehler, nichts was man moͤglicher Weiſe beſſer an ihm wuͤn - ſchen koͤnnte. Er iſt fuͤr jeden Boden, fuͤr den ganz ſchweren, gebundenen — nur vielleicht, mit einer kleinen Abaͤnderung der Conſtruction, die ich fuͤr den meinigen am beſten gefunden habe — geeignet. Noch Keiner hat dies verkannt, der ihn mit Aufmerkſamkeit hat wirken ſehen Auch*)Der beſtmoͤglichſte Pflug auf Erfahrung und mathematiſche Grundſaͤtze geſtuͤtzt v. J. Bailey m. 2. Kupf. 4. Berlin, Realſchulbuchhandlung 1805. 12 Gr. Auch63 hat er ſich ſchnell durch ganz Deutſchland ver - breitet. Dies beweiſet der ſtarke Abſatz der Streichbretter, und des uͤbrigen gegoſſenen Ei - ſenwerks auf mehreren Eiſenhuͤtten. Es hat viele Muͤhe gekoſtet, bevor ich die voͤllig richtige Bil - dung des Streichbrettes bewirken konnte. Die Schwingung ward nicht richtig getroffen, und die gehoͤrige Staͤrke, die das Eiſen an verſchiedenen Stellen haben muß. Jetzt wird es auf der Ber - liner Eiſenhuͤtte, nach der zuletzt uͤberſandten Schablone, voͤllig richtig gegoſſen. An ſich iſt der Pflug gar nicht ſchwer zu machen; indeſſen iſt es noͤthig, daß ein recht verſtaͤndiger Arbei - ter — Geſtellmacher und Schmidt — ſich die Verhaͤltniſſe der Theile und die Winkel, worin ſie zu ſtehen kommen, genau merke und bei der Zuſammenſetzung beobachte. Selten wird der erſte Verſuch ihn nachzumachen ganz gelingen; man wird die Abweichung nicht eher erkennen, als wenn ein verſtaͤndiger Ackersmann ſeinen Gang mit dem des Vorbildes vergleicht; dann wird man nach einiger Ueberlegung leicht entdecken, wo ein Fehler liege.
Ich gebrauche keinen andern, es ſey dann wo ich den Boden vertiefen, einen doppelten Streifen auspfluͤgen, und die Erde des unteren64 uͤber den oberen herlegen (rajolen) will. Da nehme ich zum zweiten Pfluge den Small - ſchen, weil er ſich in der Furche weniger draͤngt, und die Erde leichter in die Hoͤhe hebt. Indeſſen geht es auch mit dem Baileyſchen. Es werden mit dieſem Pfluge, wenn ich gute Ochſen und Fuͤh - rer habe und die Arbeit etwas angetrieben wird, uͤber 5 Morgen in einem Tage gepfluͤgt, ohne daß es ein Paar Wechſelochſen angreift; und zwar ſo, daß kein Erdpartikel der Oberflaͤche, ſo tief gepfluͤgt wird, ungewendet bleibe. Der Pflug wird den Ochſen bei gewoͤhnlicher Tiefe des Pfluͤ - gens ſo leicht, daß ſie ſich an einen ſchnellen Schritt gewoͤhnen.
Es ſind hier nachher nicht mehr als 16 Och - ſen, zuweilen nur ein oder zwei uͤberkomplette, die zum Maͤſten geſchont wurden, gehalten wor - den, ſelbſt nachdem das Reichenower Land hinzu gekommen war. Sie haben nicht nur alles Pfluͤ - gen, ſondern auch den groͤßten Theil der Miſt - fuhren verrichtet; auch manche andre Fuhren, zu - mal in den Jahren, wo faſt alle Pferde auf Vorſpann waren oder ſich von dieſen Reiſen er - holen mußten. In dieſen Zeiten ſind ihnen je - doch Kuͤhe zu Huͤlfe gekommen, die allerdings, wenn ſie einmal angelernt ſind — was bei man -chen65chen ſchwer haͤlt — ohne erheblichen Verluſt ih - rer Milch, ein Drittheil Tag arbeiten. Die Och - ſen haben im Durchſchnitt der Jahre 240 halbe Arbeitstage per Kopf gethan. Sie werden bei den laͤngern Tagen, wie gewoͤhnlich, dreimal ge - wechſelt, ſo daß ein Paar den einen Tag, das andre Paar den andern Tag zwei Drittheil ar - beiten muß. Sie erhalten durchaus keine Koͤr - ner, aber im Winter neben 10 bis 12 Pfund Heu ein Viertheil Scheffel Kartoffeln, und im Sommer, neben einer ziemlich knappen Weide, Klee oder Luzerne auf dem Stalle. Bis zu dem ungluͤcklichen Ereigniß der Lungenſeuche, waren ſie ſehr geſund und kraͤftig.
Pferde ſind hier mehrentheils 12 Stuͤck ge - halten worden; in den Jahren 1812 und 1813 kamen ſie auf 9 Stuͤck herunter. Aus den Ar - beits-Journalen aber erhellet klar, daß ich mit ſieben Pferden fuͤr die hieſige Ackerwirthſchaft reichlich auskommen wuͤrde. Die uͤbrigen Pferde werden fuͤr den großen Bedarf meines Hauſes und des Inſtituts, an Brennholz und mancher - lei andern Fuhren, gebraucht. In den ſchweren Jahren 1812 und 1813, wie das Inſtitut ge - ſchloſſen und moͤglichſte Beſchraͤnkungen beobach -566tet wurden, iſt doch in der Wirthſchaft nichts Weſentliches verſaͤumt worden, ohnerachtet we - nigſtens die Haͤlfte der vorhandenen Pferde ab - weſend oder unbrauchbar war. Indeſſen geſtehe ich, daß wir durch die mehreren Pferde, die an - derer Arbeiten wegen gehalten werden, im Stande ſind, Ackergeſchaͤfte ſchneller zu vollfuͤhren, als wenn nur die fuͤr den Ackerbau gerade noͤthige Zahl da waͤre. Jetzt ſind wieder 12 Stuͤck Wa - genpferde auf dem Hofe, wovon aber zwei zum Mergeln und zwei zu Reiſen beſtimmt ſind.
Ich traf hier eine recht gute, große und ſtarkknochige Art von Kuͤhen, aus dem Warthe - bruch wahrſcheinlich herſtammend, von brauner Farbe an. Einige vorzuͤgliche Kuͤhe, Juͤtlaͤndi - ſcher, aber veredelter großer und hollaͤndiſcher Art, brachte ich hierher. Von den vorgefunde - nen waren manche von vorzuͤglichem Anſehen, ge - ringer Milch-Ergiebigkeit wegen, auszumerzen. Da ich den Viehſtapel noch vermehren wollte, ſo kaufte ich bei Gelegenheit noch 12 Stuͤck Ol - denburger Ferſen an, ohnerachtet dieſes Vieh ſich mir nie vortheilhaft gezeigt hat. Ich fand hier67 ein Bullkalb, was ſich der Verwalter zu verſchaf - fen gewußt hatte, von einer Kuh Trieſtorfer Raſſe mit einem Juͤtſchen Bullen erzeugt. Dies Thier machte ſich außerordentlich ſchoͤn, hatte bei einem ſehr langen Koͤrper und vorzuͤglich ſtar - kem Hintertheile feine Knochen, ſehr feine Haut und Haar. Es ward nachher verſchnitten, zog als Ochſe ein Jahr lang einſpaͤnnige gewaltige Laſten, maͤſtete ſich ſehr leicht mit Kartoffeln und Heu ohne alles Getreide, und ward in Ber - lin zu 1350 Pfund Fleiſchergewicht geſchlachtet. Er iſt mehrere Male abgebildet und in Kupfer geſtochen worden Ich wollte dieſe Raſſe noch mehr mit der Juͤtlaͤnder großen Art verbinden, es dauerte aber lange, bevor ich ein gutes Bull - kalb von einer Juͤtlaͤnderin erhielt, und mußte erſt andere von jenem abſtammende Bullen ge - brauchen. Jetzt habe ich einen Stammochſen, wie ich ihn mir wuͤnſchte, und der ſeine Quali - taͤten ſehr gut vererbt, ſo daß faſt alle Kaͤlber ihm aͤhnlich werden.
Ich war mit meinem Milch-Viehſtapel, von welchem ich auch ſehr ſchoͤne Ochſen erzog, im vorigen Jahre ganz aufs Reine, und da meine Aufzucht meinen Bedarf an Einſchuß weit uͤber - traf, ſo konnte ich ausgezeichnetes Milchvieh und68 junge Bullen verkaufen. Mein Vieh war in dem herrlichſten Stande, hatte die geſundeſte Futterung und Weide gehabt, bis mir im Herbſt ein zum Schlachten eingekaufter Ochſe die Lun - genſeuche auf den Hof brachte. Zwei junge Bul - len, die ihm zunaͤchſt im Stalle geſtanden hat - ten, fingen an zu keuchen, ohne daß man arg daraus hatte, zumal da der groͤßte Theil der Thier - aͤrzte der Meinung iſt, daß dieſe Krankheit nicht anſteckend ſey. Ich war nicht hier; wie ſich aber die Krankheit im Ochſenſtall verbreitete, machte man doch alle Anſtalt zur Trennung des kran - ken Viehes. Aber zu ſpaͤt; die Ochſen gingen alle darauf, entweder an der hitzigen Krankheit, oder an der daraus entſtehenden Lungenſchwind - ſucht. Der moͤglichſten Separation ohnerachtet kam nun die Krankheit auch in den Kuhſtall. Es wurden die bisher empfohlnen Mittel, groͤß - tentheils reizender Art, bei Kranken und als Vor - bauung gebraucht, allem Vieh Haarſeile gelegt. Ich kam her, ſahe den Zuſtand und uͤberzeugte mich, daß er zu Anfange rein inflammatoriſch ſey. Es wurde alſo dem kranken Vieh ſtark Blut abgelaſſen. Den ſchon ſeit acht Tagen erkrank - ten half es nicht. Aber den kuͤrzlich befallenen half es auf der Stelle. Der Athem ward gleich69 freier, das Keuchen verwandelte ſich in einem ordentlichen Huſten mit Auswurf, die Thiere fin - gen bald an wiederzukaͤuen und[beſſerten] ſich ſchnell. Es wurden 2 — 3 Pfund Blut gelaſ - ſen. Das Blut hatte eine ſolche Gerinnbarkeit, daß ſich in der Ader gleich ein Propf ſetzte, der weggenommen werden mußte, damit das Blut ferner fließe. Es ſetzte gleich eine dicke, gelbliche Lederhaut ab. Folgte nicht genugſame Erleich - terung, ſo ward der Aderlaß nach 12 — 18 Stun - den wiederholt. Seitdem iſt kein Thier geſtor - ben; aber der groͤßte Theil der Kuͤhe verkalbte doch dabei. Dieſe haben ſich doch vollkommen erholt und geben jetzt, obwohl ſie wieder traͤch - tig ſind, ſo viel Milch, als haͤtten ſie ordentlich ihre Zeit ausgegangen. Erſt im Fruͤhjahr kam das Uebel nach Koͤnigshof unter das Jungvieh. Weil dieſes aber gleich zur Ader gelaſſen wurde, ward es bald wieder beſſer, ohne allen Verluſt.
Mein Milchviehſtand iſt dadurch auf 28 vermindert, und Ochſen ſind theils um ein Jahr fruͤher von eigener Zucht angeſpannt — der ei - gentliche diesjaͤhrige Einſchuß war leider ſchon im Herbſt heraufgebracht — theils in Pommern von ſchwachem Schlage angekauft. Die ſtarken Och - ſen waren mir im Fruͤhjahr zu theuer.
70Die Kuͤhe ſind in einigen Sommern, beſon - ders im vorigen und jetzigen, nur auf halbe Stall - futterung geſetzt worden. Sie bekamen den zwei - jaͤhrigen Kleeſchlag, theilten ihn aber doch mit den Ochſen. (Ich muß 12 Stuͤck Dorfvieh Weide geben, deshalb habe ich die Ochſen nicht ganz auf dem Stalle halten koͤnnen. Gehen meine Kuͤhe nicht aus, ſo geht das ſaͤmmtliche Dorfvieh mit den Ochſen, ſonſt gehen die Kuͤhe des Dorfes mit meinen Kuͤhen.) Die Kuͤhe werden aber mehrentheils, die Ochſen nur wenn die Weide nicht reicht, nebenbei mit Luzerne und Klee, auf dem Stalle gefuttert. Erſtere ſind von 10 Uhr Morgens bis gegen 4 Uhr Nachmittags im Stalle, und auch, wie ſich verſteht, bei Nacht.
Die Kuͤhe werden ſehr reichlich gefuttert. Im Sommer erhalten ſie, ſo viel ſie freſſen wol - len, ungeſchnitten. Sie freſſen aber gern Stroh dabei, wenn es ihnen lang vorgeworfen wird. Wenn man ihnen mit Stroh geſchnittenes Gruͤn - futter gab und reichlich genug, ſo ſuchten ſie die - ſes heraus, beſchnoben das uͤbrige ſo, daß das muͤhſam zerſchnittene Futter jedesmal ausgefegt und in den Miſt gebracht werden mußte. Ich fand, außer der Arbeit, mehr Futter dabei wirk - lich verſchwendet, als geſchiehet, wenn es lang71 vorgeworfen wird, da das, in der Fliegenzeit be - ſonders, umhergeſtreuete und in den Miſt kom - mende Futter, bloß dem Anſcheine nach mehr in die Augen faͤllt. Nur dann kann das Schnei - den des Gruͤnfutters mit Stroh rathſam ſeyn, wenn man ſparſam futtern muß. Nach einigen durch Abwaͤgung gemachten Verſuchen, betraͤgt die taͤgliche Portion auf das Stuͤck 96 Pfund gruͤnes Futter, in der Zeit, wo es am reichlich - ſten gegeben wird. Ehemals habe ich gefunden, daß ſchwere frießlaͤndiſche Kuͤhe 140 Pfund Klee freſſen. Es verſteht ſich dies von Zeiten, wo ſie ganz im Stalle bleiben; gehen ſie auf die Weide, ſo bekommen ſie, nachdem dieſe reichlich iſt, mehr oder weniger oder gar nichts zu; je - doch wird ihnen Abends immer etwas Futter - ſtroh vorgelegt, was ſie zum großen Theile auf - freſſen.
Die Winterfutterung beſteht in Klee-Heu, Kartoffeln und Ruͤben; nebſt gutem Stroh. Die Norm iſt, daß ſie 20 Pfund Heu taͤglich erhal - ten ſollen. Statt eines Theils werden aber Kar - toffeln in dem Verhaͤltniß von 2: 1, oder Run - keln in dem Verhaͤltniß von 3½: 1 gegeben; je - doch immer ſo, daß ſie mindeſtens 8 Pfund Heu erhalten. Denn den Kuͤhen uͤber 24 Pfund Kar -72 toffeln zu geben, haben ich und mehrere nicht rathſam gefunden, wenn man ſie nicht maͤſten will. So lange Runkeln oder Rotabaga vorhan - den, werden dieſe mit den Kartoffeln vermiſcht gegeben, und dieſes Futter wirkt beſonders gut auf die Milch, und erhaͤlt ihr den eigenthuͤmli - chen Sommergeſchmack. Runkeln allein zum Er - ſatz des Heues in großer Menge gegeben, er - ſchlafften nach einiger Zeit die Verdauungswerk - zeuge, und ſie wurden dem Vieh widerlich, ſo gern es ſolche auch zu Anfange und fortdauernd in kleineren Quantitaͤten frißt. Im Winter wird ein Theil des Heues mit Stroh zu Hechſel ge - ſchnitten, aber das Wurzelwerk wird nicht mit Hechſel, ſondern in Scheiben zerſchnitten, allein gegeben. Denn es geht damit wie mit dem Klee, das Vieh ſucht ſich das wohlſchmeckende heraus, beſchnaubt den Hechſel und laͤßt ihn liegen. Seit - dem die Kuͤhe indeſſen den Abfall der Kartoffel - ſtaͤrke erhielten, wird dieſer mit Strohhechſel ver - miſcht, und das Staͤrkewaſſer, welches viele Ei - weißſtoffe enthaͤlt, zum Theil daruͤber gegoſſen. Dies Futter iſt ihnen ſehr angenehm und wohl - thaͤtig geweſen, und ihnen zu ein Drittheil der Kartoffelmaſſe berechnet worden. Alles Stroh,73 was eingeſtreuet werden ſoll, wird ihnen uͤber Nacht zum Ausfreſſen vorgelegt.
Bei dieſer Futterung hat eine Kuh im Durchſchnitt der Jahre 1806 — 1814, 1300 Berliner Quart Milch gegeben, außer der, wel - che die Kaͤlber erhalten haben. Die Kuh gab einen Bruttoertrag von 40 Rthlr., ein - ſchließlich des Werths des Kalbes. Wird indeſ - ſen, wie geſchehen iſt, der Centner Heu zu 10 Gr., der Scheffel Kartoffeln zu 5 Gr., und die gruͤne Futterung taͤglich per Kopf zu 1½ Gr., die Weide zu 1 Gr. 4 Pf. berechnet, nebſt allen auf ſie treffenden Koſten, das Stroh aber gegen den Miſt, ſo haben ſie mehrmals ein Deficit, und nur in den Jahren 1809, 1810, und 1811 — 1812 einen Ueberſchuß gehabt; ſo daß es im Gan - zen ſich ohngefaͤhr heben wuͤrde, wenn nicht in dem letzten Jahre 1814 — 1815 der Verluſt durch die Viehkrankheit uͤberwiegend wuͤrde, der ſich auch auf das naͤchſte Jahr ausdehnen wird; da beſonders die Aufzucht ſehr zuruͤckgekom - men iſt.
So ſehr ich daher mit meiner Kuherei zu - frieden zu ſeyn Urſach habe — was ohne die große Sorgfalt, die auf die Molkerei verwandt74 wird, nicht der Fall ſeyn wuͤrde — ſo ſehr der Werth des Miſtes den des Strohes uͤberwiegt, und ſo gut der Acker, der den Kuͤhen das Futter liefert, dabei zu ſtehen kommt; ſo werde ich denn doch die Kuherei nicht ſo hoch treiben, wie ich mir fruͤher vorgenommen hatte, ſondern zwiſchen 30 und 40 Stuͤck ſtehen blei - ben; weil ich das Futter durch die Schaͤferei doch ungleich hoͤher benutze. Genauere Auszuͤge aus den Hauptbuͤchern folgen unten.
Nachdem ich mich bis dahin mit einer klei - nen Hammel-Schaͤferei, zur Benutzung der ſchlechten Weide, beholfen hatte — die mir an - fangs Vortheil, nachher aber, durch den Ankauf fauliſch gehuͤteter Hammel, empfindlichen Verluſt brachte — entſchloß ich mich zum Ankauf eines voͤllig reinen Merino-Stammes von 150 Stuͤck, der in den Jahren 1811 und 12 vollfuͤhrt wurde. 100 Stuͤck wenigſtens waren aus den ausgezeichnet - ſten Schaͤfereien beſonders ausgewaͤhlt, und dar - unter 14 Stuͤck, welche ich durch die beſondere75 Gnade des Herrn Reichsgrafen von Schoͤnburg auf Roxburg erhielt. Ich bekam zwei Boͤcke von hoͤchſter Qualitaͤt. Da Zuzucht und Ver - mehrung mein erſter Zweck war, ſo ward die Paarung mit beſonderer Auswahl der Indivi - duen auf das ſorgfaͤltigſte betrieben, vornaͤmlich in Hinſicht auf die Bocklaͤmmer. Ich machte ſogar den Verſuch, zwei Laͤmmer in einem Jahre von einer Mutter zu erhalten; was mir auch mit 50 Stuͤck im Jahre 1812, mit wenigern im fol - genden gluͤckte, aber die Muͤtter doch ſehr an - griff. Ich habe indeſſen jetzt die Schaͤferei — nachdem ſchon uͤber 100 Stuͤck ausgemerzt und 110 junge Boͤcke verkauft ſind — auf 700 Stuͤck gebracht. Sie wird ſich jetzt etwas wieder vermindern, indem 80 Schafe ausgemerzt werden; kann dabei aber, weil lauter junges Vieh uͤbrig bleibt, ſich ſchnell vermehren. Ich glaube die Schaͤferei auf 1000 Stuͤck treiben zu koͤn - nen, und zwar ſo, daß ſich 600 — 700 Muͤtter darunter befinden; indem bei der großen Nach - frage nach meinen jungen Boͤcken keine Hammel da ſeyn werden; verſteht ſich, wenn ich nur den feinſten und edelſten Stamm beibehalten und al - les uͤbrige ausgemerzt haben werde. Bis jetzt76 wird freilich alles gehammelt, was nicht von aus - gezeichneten Muͤttern faͤllt. Die Vermehrung muß dabei freilich langſamer, aber um ſo mehr im Verhaͤltniß mit der Verbeſſerung der Weide vor ſich gehen.
Bis jetzt hat mein kleiner Stamm reichli - che Weide gehabt. Nur wie in dem laufenden Jahre 1815 ſeit ſieben Wochen nur einmal ei - nige Stunden Regen gefallen war, und heftige kalte Winde mit Nachtfroͤſten den Graswuchs gehemmt hatten, ward ſie zu Anfange des Ju - nius nach der Schur knapp, und es war ſchon beſchloſſen, den Schafen etwas gruͤne Luzerne in den Rauffen zu geben, wie ein eintretender warmer Regen uns deſſen uͤberhob. Entweder dies wuͤrde aber geſchehen, oder es wuͤrde der zweijaͤhrige Kleeſchlag den Schafen eingeraͤumt werden, wenn jemals ein Mangel an Weide eintraͤte. Denn darauf ſcheint mir der Erfolg einer Schaͤferei und ihr Wollertrag vorzuͤglich zu beruhen, daß die Heerde nie im ganzen Jahre Hunger leide; und ich glaube, daß die reichlichſte Futterung zu einer Zeit, den Mangel in einer andern, bei den Schafen noch weniger als bei anderm Vieh, er - ſetze, daß man folglich auf jedem Fall gedeckt ſeyn muͤſſe.
77Meine Winterfutterung iſt gegen die ge - woͤhnliche ſtark, aber kommt doch Futterungen, die man in einigen edlen Schaͤfereien giebt, nicht gleich. Es wird auf den Kopf 1½ Pfd. Heu, oder 1 Pfd. Heu und 1 Pfd. Kartoffeln taͤglich gerechnet. Bekommen ſie gutes Erbſen - oder Wickenſtroh, ſo wird weniger Heu gegeben. Die Muͤtter erhal - ten zur Lammzeit einen ſchwachen Oelkuchentrank. Korn wird aber gar nicht gefuttert, außer daß den Boͤcken ein wenig Hafer