PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I]
Geſchichte meiner Wirthſchaft zu Moͤglin
Nebſt einer Nachricht von dem Zweck und der jetzigen Ein - richtung des landwirthſchaftlichen Unterrichts-Inſtituts. Mit einem Plane von Moͤglin.
Berlin1815. In der Realſchulbuchhandlung.
[II][III]

Vorrede.

Ich uͤbergebe hier meinen Freunden das Reſultat meiner Wirthſchafts-Erfahrungen zu Moͤglin.

Es iſt von dieſer Wirthſchaft ſchon mehr - mals oͤffentlich die Rede geweſen; zuerſt in der landwirthſchaftlichen Zeitung, bevor ich ſelbſt hier war. Um dieſen voreiligen Aufſatz zu berichtigen, ließ ich einen, eigentlich nur an einige Freunde gerichteten Aufſatz viel - leicht auch zu voreilig in den Annalen des Ackerbaues abdrucken, worin ich die in den erſten Winterabenden nach meiner Ankunft gefaßte Idee der Bewirthſchaftung entwik - kelte, die ſchon bei der erſten Ausfuͤhrung manche Abaͤnderung erlitt. Im Jahr 1808, dem erſten der wirklich geordneten Einrich - tung, ward auf Verlangen einer hier verſam - melten verehrungswuͤrdigen Geſellſchaft, eine Vorleſung Sr. Durchlaucht, des Herzogs*IVFriedrich zu Holſtein-Beck, meines ewig verehrten und geliebten Goͤnners und Freun - des, uͤber dieſe getroffene Einrichtung und die beſtehenden Verhaͤltniſſe, gedruckt; woran ich keinen unmittelbaren Antheil hatte. Endlich iſt im Jahre 1811 ein anderer Aufſatz von ei - nem Ungenannten in den Annalen erſchienen, den ich mit Bemerkungen begleitete, und der den Zuſtand dieſer Wirthſchaft in dieſem Jahre treffend beſchrieb.

Ich ſelbſt hatte mir nach jenem[erſten] Auf - ſatze vorgenommen, nicht ehe etwas daruͤber zu ſchreiben, als bis das hervorgehende Re - ſultat der Beachtung des groͤßeren Publikums werth zu ſeyn anfinge. Zwar iſt auch jetzt das, was ich ſagen kann, weniger merkwuͤrdig in Hinſicht deſſen, was geſchehen iſt, als in Hin - ſicht deſſen, was daraus erfolgen wird. Lange durfte ich nur ſehr zweifelnd hoffen, daß et - was merkwuͤrdiges daraus hervorgehen werde, weil die verhaͤngnißvollen Zeiten dem ganzen Werke oft den Untergang droheten. Jetzt hat es in ſich ſo viel feſten Gehalt gewonnen, daß es bei einer guten perſoͤnlichen Leitung man - chem widerſtehen kann, und da ich ihm dieſe nach meinem Abſcheiden, Gottlob! jetzt auchV geſichert hoffen darf, ſo trage ich um ſo weni - ger Bedenken, es wieder den Augen aller de - rer, die Intereſſe an meinem Wirken nehmen, darzuſtellen.

Wenn ich nur das Allgemeine und auf das Ganze der Wirthſchaft Einfluß habende hier erzaͤhle, ſo geſchiehet dies theils, um nicht durch Nebenſachen den Blick von dem Haupt - gegenſtande der in und aus ſich ſelbſt her - vorgehenden ſteigenden Kraft der Wirthſchaft abzuleiten. Dann aber geſtehe ich, daß manche angelegte ſpezielle Verſuche und conſe - quente Beobachtungen nicht zu der Vollſtaͤn - digkeit und Beſtimmtheit gediehen ſind, die erforderlich iſt, um gewiſſe mir ſelbſt vorge - legte, fuͤr die Wiſſenſchaft wichtige Frage - punkte zu entſcheiden. Wer da weiß, was zu ſolchen comparativen Verſuchen gehoͤrt, wel - che ununterbrochene Aufmerkſamkeit ſie erfor - dern, der wird auch einſehen, daß ich ſie in meiner Lage ſelbſt nicht darauf verwenden konnte. Aber gleichſam als wolle mir das Schickſal genauere Forſchungen nicht geſtat - ten, entriß es mir unerwartet diejenigen, durch deren Huͤlfe ich ſie nur ausfuͤhren konnte.

VI

Vier meiner thaͤtigſten Gehuͤlfen hat mir nach einander der Tod entriſſen; Zwei darun - ter waren mit mir durch die engſten Banden des Geiſtes und des Gemuͤthes, der Wiſſen - ſchaft und des Lebens verbunden. Ich brauche Einhof und Crome nur zu nennen, um das ſchmerzliche Gefuͤhl ihres Verluſtes in jedem Freunde unſerer Wiſſenſchaft zu erre - gen. Aber auch den ſonderbaren Mann, den unter dem Namen v. Eſſen bekannten Be - ſchreiber der Thorſengſchen Wirthſchaft, ver - lor ich in wiſſenſchaftlicher Hinſicht ſehr un - gern, da er ſich, wie jene Wirthſchaftsbeſchrei - bung beweißt, ganz beſonders zum Experi - mentator, und gewiſſermaßen auch zum Lehrer der praktiſchen Landwirthſchaft eignete. Neu - erlichſt erlitt ich wieder einen hoͤchſt ſchmerzli - chen Verluſt an dem juͤngern Bruder meines ſel. Crome, der die herrlichſten Talente fuͤr dieſes Fach entwickelte und mir ſehr nuͤtzlich ward. Er ſtarb an der Operation eines Scha - dens, den er aus dem Feldzuge nach Frank - reich mitgebracht hatte.

Außer dieſen, der Welt Entnommenen, verließen mich mehrere andere. Ein junger Mann von Talent, den ich ſelbſt gebildet, mitVII hierhergebracht und hauptſaͤchlich fuͤr das Ex - perimentaliſche beſtimmt hatte, verließ mich, zu einem unuͤberlegten Ankauf eines Grund - ſtuͤcks verleitet. Mein aͤlteſter Sohn, der ſchon mehrere Jahre die hieſige Wirthſchaft gefuͤhrt hatte, ging, um ſich in cameraliſtiſchen Wiſſenſchaften mehr auszubilden, nach der Univerſitaͤt zu Berlin, ergriff aber, wie alle meine Soͤhne, die Waffen, und hat ſeine ſchwere aber gluͤckliche militairiſche Laufbahn nicht verlaſſen wollen. Er hatte die Wirth - ſchaftsfuͤhrung dem damaligen verdienſtvollen praktiſchen Lehrer beim Inſtitut Herrn Koppe uͤbergeben. Da aber das Inſtitut waͤhrend des allgemeinen Aufrufs zu den Waffen ge - ſchloſſen ward, ſo trat dieſer in einen ſeiner Thaͤtigkeit mehr angemeſſenen Wirkungskreis, als ich ihm hier in dieſen Zeiten geben konnte.

Gluͤcklicherweiſe! muß ich ſagen, war mein anjetzt juͤngſter Sohn aus dem Feldzuge, mit einer den rechten Arm faſt laͤhmenden, zwi - ſchen die Knochen geſchlagenen, unausziehba - ren Kugel zuruͤck gekommen. Ohnerachtet er ſich anderen Wiſſenſchaften gewidmet hatte, ſo ſetzte ihn doch das vorzuͤgliche Talent und die Neigung, womit er von erſter Kindheit anVIII alle Gegenſtaͤnde der Natur und des Land - baues aufgefaßt hatte, ſogleich in den Stand, die Wirthſchaftsfuͤhrung mit Kraft und Ge - wandtheit zu uͤbernehmen. Er hatte als frei - williger Jaͤger ſeinen Abſchied gefordert und erhalten, und glaubte ſich alſo außer aller Verbindung mit dem Militair, als er in die - ſem Fruͤhjahre aus einer Einberufungs-Ordre zur Rheinarmee erfuhr, daß ihn des Koͤnigs Majeſtaͤt als Offizier in einem Linien-Regi - mente angeſtellt habe. Eben war der gute Crome geſtorben, und dieſe Ordre war wirk - lich ein betaͤubender Donnerſchlag fuͤr mich, der auf einmal mein Werk zertruͤmmert haͤtte. Denn ich hatte nun keinen mehr, dem ich es anvertrauen konnte. Meine Dienſtverhaͤltniſſe geſtatteten mir laͤngſt nicht mehr, mich um das Detail zu bekuͤmmern, und ehe ich es in den Handen eines gewoͤhnlichen Schreibers geſe - hen, haͤtte ich es aufgegeben und Moͤglin ver - laſſen. Ich verdanke alſo die Erhaltung deſ - ſelben der Gnade der Herren Miniſter des Innern und des Krieges, die mir fuͤr dieſen Sohn die Dispenſation vom Dienſt ſogleich bewirkten und ertheilten.

IX

Nach dieſer Kriſe darf ich hoffen, daß es beſtehen und als ein Beglaubigungsſiegel mei - ner Lehre ſich erweiſen werde. Dieſer Sohn wird mich in dieſem Fache, ſo wie mein zwei - ter Sohn in einem andern, was ich fruͤher auf - gab, fortſetzen.

Dazu kommt, daß ein Mann, der von Ju - gend auf fuͤr die praktiſche Landwirthſchaft ge - bildet, ſich allen darauf Bezug habenden Wiſ - ſenſchaften eifrigſt widmete, nun auch durch die Bande des Bluts den Verein befeſtiget hat, worin er in wiſſenſchaftlicher Hinſicht mit uns getreten war. Dieſer, der Profeſſor Koͤrte als Mitunternehmer des landwirth - ſchaftlichen Inſtituts zu Marlofſtein und Direktor des zu Ober-Theres, ſo wie durch mehrere Schriften dem Publikum bekannt wird Einhof und Cromen erſetzen, und hat beſonders die Leitung des Inſtituts uͤber - nommen.

Er wird in Verbindung mit meinem Sohn, unter dem Titel: Mittheilungen aus Moͤglin, unbeſtimmte Hefte heraus - geben, welche neben andern Gegenſtaͤnden der Kunſt und Wiſſenſchaft des Landwirths, ge - nauere Nachrichten und Beobachtungen vonX der hieſigen Wirthſchaft ertheilen werden. Auch meine ſchriftſtelleriſche Feder uͤbergebe ich ihren Haͤnden; da dringendere Geſchaͤfte den Reſt meines Lebens und meiner Kraͤfte wahrſcheinlich in Anſpruch nehmen werden.

Es ſchien mir noͤthig in dieſer Wirth - ſchaftsgeſchichte ſo viel vom Perſonal derſel - ben zu ſagen Auch wird man es einem alten Vater verzeihen, wenn er von der Hoffnung ſpricht, die er auch in Anſehung der Wiſſen - ſchaft auf die Seinigen ſetzt.

[XI]

Inhalt.

  • Einleitung. Entſtehung und Zweck dieſer SchriftS. 1.
  • Ankauf des Guts Moͤglin nebſt Vorwerk Koͤ - nigshof. Gruͤnde dazu7.
  • Antritt deſſelben und Unfall mit der Schaͤferei, der auf den Wirthſchaftsplan Einfluß hatte13.
  • Zuſtand und Bewirthſchaftung des Guts beim Antritt. Abaͤnderungen fuͤr das Jahr 180515.
  • Das Jahr 180620.
  • Eintheilung des Ackers nach dem neuen Wirth - ſchafts-Syſteme im Jahr 180722.
  • Behandlung der ſieben Haupt-Schlaͤge. a) des Hackfrucht-Schlages24.
  • b) des Gerſt-Schlages29.
  • c) des einjaͤhrigen Klee-Schlages34.
  • d) des zweijaͤhrigen Klee-Schlages35.
  • e) des Kleeſtoppel-Getreide-Schlages35.
  • f) des Huͤlſenfrucht-Schlages37.
  • g) des Roggen-Schlages nach Huͤlſenfruͤchten39
  • Vortheile dieſes Syſtems in Anſehung der Ar - beits-Erſparung40.
  • Behandlung des Außenlandes44.
  • Erweiterung deſſelben durch Reichnower Bauerland45.
  • Eintheilung deſſelben in acht Schlaͤge46.
  • XII
  • Befahren dieſes Landes mit mergeligem Lehm und ModerS. 48.
  • Ward durch die Zeitumſtaͤnde geſtoͤrt50.
  • Fruchtfolge fuͤr dieſe Koppel-Schlaͤge51.
  • Anlegung einer Schwemm - und Berieſelungs - Wieſe53.
  • Die Erweiterung derſelben durch das Sinken des Waſſers vereitelt54.
  • Einfuͤhrung des Luzernebaues zu ſiebenjaͤhriger Benutzung58.
  • Der Baileyſche Pflug allein gebraucht61.
  • Arbeitsvieh64.
  • Kuͤhe. Haltung derſelben66.
  • Reine Merino-Schaͤferei74.
  • Genauere Auszuͤge aus den Hauptbuͤchern. Vorerinnerungen daruͤber83.
  • Beſonders in Ruͤckſicht der angenommenen Geld - preiſe und der einzelnen Conto’s85.
  • Naͤhere Beſchreibung der Haupt-Schlaͤge91.
  • Beſtellung, Koſten und Ertrag vom Jahr 180796.
  • 1808103.
  • 1809108.
  • 1810113.
  • 1811115.
  • 1812124.
  • 1813128.
  • 1814132.
  • Ertrag und Koſten der ſaͤmmtlichen Haupt - Schlaͤge in jedem Jahre140.
  • Durchſchnitts-Ertrag und Koſten jedes Schlages von acht Jahren141.
  • XIII
  • Durchſchnitts-Ertrag und Koſten jeder FruchtartS. 145.
  • Stroh und Miſt iſt hier gegen einander aufge - hend angenommen155.
  • Stroh-Ertrag jedes Schlages und Miſt den er erhalten genauer berechnet157.
  • Heu - und Futter-Verbrauch in Hinſicht auf den Miſt160.
  • Behandlung des Stallmiſtes170.
  • Fremder Duͤnger iſt nicht gebraucht175.
  • Grundwerth der Haupt-Schlaͤge177.
  • Koppel-Schlaͤge179.
  • Zuſtand und Ertrag derſelben von dem Jahre 1810 bis 1814182.
  • Mergelung derſelben191.
  • Das Bruchvorwerk Koͤnigshof, nur in Hinſicht ſeiner Verbindung mit der Moͤgliner Wirthſchaft192.
  • Von da herauf geliefertes Heu196.
  • Koſten und Ertrag der Kuherei von 1806 1814198.
  • Die Schaͤferei219.
  • Koſten und Arbeit der Pferde228.
  • Koſten und Arbeit der Zugochſen235.
  • Unterhaltungskoſten des Wirthſchafts-Perſonals240.
  • Ueber die Ausziehung und den Erſatz des vege - tabiliſchen Nahrungsſtoffs im Boden247.
  • Bildung eines Maaßſtabes dafuͤr251.
  • Ausziehung der Getreidearten255.
  • Iſt verſchieden auf Thon - und Sandboden261.
  • Ausziehung der Huͤlſenfruͤchte iſt geringer267.
  • Ausziehung der Kartoffeln271.
  • Der Klee nicht ausziehend277.
  • Erſatz der Nahrungstheile durch Stallmiſt279.
  • Beſtimmung deſſelben281
  • XIV
  • Erſatz durch Dreiſchliegen und BracheS. 283.
  • Die Bewirthſchaftung der Hauptſchlaͤge, als ein Experiment uͤber dieſen Gegenſtand betrachtet286.
  • Jeder Schlag muß alſo als ein Ganzes hier - bei angeſehen werden288.
  • Tabellen zur Kraft - und Ertrags-Berechnung, wenn die Schlaͤge voͤllig planmaͤßig beſtellt waͤren291.
  • Berechnung nach der wirklichen Beſtellung und dem Ertrage298.
  • Das Experiment iſt nur als angefangen zu be - trachten316.
  • Einſchnitt des Jahres 1815317.
  • Wichtigkeit jenes Gegenſtandes325.
  • Richtiger Begriff vom Vortheil des Fruchtwechſels328.
  • Warum in Moͤglin keine Branntwein-Brennerei332.
  • Der Zweck und die gegenwaͤrtige Einrichtung des Unterrichts-Inſtituts zu Moͤglin337.
[1]

Im Jahr 1809 10 vereinigten ſich meine hier anweſenden Freunde und Schuͤler mit meh - reren Abweſenden zu dem Entſchluſſe, ſich im Sommer 1815 hier zu verſammeln, um ſich dann ihre ſelbſt gemachten Erfahrungen in der Anwen - dung meiner Lehre vertraulich mitzutheilen, be - ſonders aber um den Erfolg des hier angelegten Wirthſchaftsplanes beim Anfange des zweiten Um - laufs zu beobachten. Bei dem damals tiefge - beugten Muth ahnete man noch nicht die gro - ßen Ereigniſſe dieſer Zeit, wodurch der Charak - ter unſerer Nation aufs herrlichſte erhoben und gelaͤutert werden ſollte; aber auch nicht die gro - ßen Stoͤrungen, welche jedes Gewerbe den Wucher allein ausgenommen und vorzuͤglich der Landbau noch erleiden wuͤrde; man hoffte vielmehr nur, daß unter dem aͤußern politiſchen Druck die Kraft unſers beengten Staats ſich durch die Induſtrie ſeiner Mitbuͤrger und durch12weiſe Maaßregeln der Regierung von innen her - aus wieder verſtaͤrken ſolle, um ſolche dann bei einer guͤnſtigen Gelegenheit zur Abwerfung dieſes Druckes anzuwenden. Dieſe Erholung hat uns die raſtloſe Gewalt des Feindes nicht gegoͤnnet, aber um ſo fruͤher die Gelegenheit herbeigefuͤhrt, durch die hoͤchſte Anſpannung unſerer, an ſich noch ſchwachen Kraͤfte jenes Ziel zu erſtreben. Man glaubte jetzt eben die Ruhe von Europa voͤllig geſichert, und es gingen von mehreren Mit - gliedern jenes Vereins Anfragen bei mir ein, wann ich den Termin der beſtimmten, nun um ſo freudigern Zuſammenkunft, und der Anſicht von dem, was auch in dieſen ſchweren Zeiten in Moͤg - lin geleiſtet ſey, anſetzen wuͤrde: als durch das Wiedererſcheinen des nicht tief genug in den Ab - grund geſchleuderten Ungeheuers, der groͤßere Theil der ſchaͤtzbarſten Mitglieder jenes Vereins aufs neue die Senſe gegen das Schwert zu vertau - ſchen bereit war, und ſomit dieſe Verſammlung, wie ſo manches andere, geſtoͤrt wurde.

Ich finde mich daher bewogen, dasjenige dem Publikum mitzutheilen, was ich vorerſt die - ſer Verſammlung ausfuͤhrlich an Ort und Stelle vorzulegen dachte. Es enthaͤlt die Geſchichte meiner hieſigen Wirthſchaft, oder die Beſchrei -3 bung der Verſuche vielmehr des einen gro - ßen concreten Verſuchs die ich hier anzuſtel - len von Anfang an beſchloſſen hatte, und das Reſultat derſelben, in ſo fern ſich ſolches ſchon ergeben kann.

Man erwarte hier keine Verſuche mit neuen Getreidearten aus Tunis oder Botanibay, und uͤber den hundert - oder tauſendfaͤltigen Ertrag, den ſie, einzeln im Gartenboden geſteckt und ſorg - faͤltig gepflegt, eben ſo gut wie unſere gewoͤhn - lichen, geben koͤnnen; noch uͤber Arakatſcha - und Peruaniſche Kartoffeln, oder uͤber Sonnenblumen - und Reisbau und dergleichen Wunderdinge, uͤber die ich ſchon vor 30 Jahren voͤllig aufs Reine war; eben ſo wenig uͤber enorme Produktionen, die mit noch enormerem Kraft - und Duͤngerauf - wand allerdings erreicht werden koͤnnen. Es kom - men lauter gewoͤhnliche und an ſich ziemlich allgemein bekannte Dinge vor.

Die Aufgabe, welche ich hier faktiſch zu loͤ - ſen unternahm, war die:

Zu zeigen, wie ein Gut unter den Verhaͤltniſſen und mit dem Boden, die in der Mark Brandenburg die haͤufig - ſten ſind, naͤmlich mit einem mehr oder minder lehmigen Sandboden, der groͤß -4 tentheils ſehr erſchoͤpft und durch aus ſehr verkrautet iſt, von hoher, dem Win - de ſehr ausgeſetzter Lage, bei einem ſehr geringen Wieſenverhaͤltniß, mit Huͤlfs - mitteln, die einem jeden zu Gebote ſte - hen, ſelbſt ohne Branntewein-Brenne - rei oder andere dungerzeugende Ne - bengewerbe (die, ſo vortheilhaft ſie Vielen ſind, doch um ſo weniger allgemein werden koͤn - nen, da ſie von jenen ſo ſehr im Großen betrie - ben werden), ohne erhebliche Aufopferun - gen mit einem ſehr beſchraͤnkten Be - triebs-Kapitale (welches durch die Zeitum - ſtaͤnde faſt ganz zerſtoͤrt ward), zu einer hohen Produktion und zu einem, die Zinſen des hoͤchſten Kaufpreiſes weit uͤberſtei - genden Rein-Ertrage erhoben werden koͤnne.

Durch die faktiſche Loͤſung dieſes Problems glaubte ich meinem neu erwaͤhlten geliebten Va - terlande am meiſten nutzen, und den Zweck meines, im innigſten Herzensgefuͤhle verehr - ten Koͤnigs, bei meiner Berufung in deſſen Staa - ten, ſo wie die Erwartungen, welche meine ho - hen Goͤnner auf mich geſetzt hatten, befriedigend erfuͤllen zu koͤnnen, und zugleich, nicht bloß in5 gedruckter Schrift, ſondern auf dem Acker ſelbſt, eine Spur meines Daſeyns und meines Wirkens fuͤr den Acker zu hinterlaſſen.

Auf dieſem Acker von Moͤglin liegt das Re - ſultat jenes concreten Experiments vor Augen, jedem der es unbefangen unterſuchen will; ich werde ihn durch dieſe Darſtellung und Erzaͤh - lung in den Stand ſetzen, dieſe Unterſuchung mit leichter Muͤhe an Ort und Stelle anzuſtellen. Ich habe alles Weſentliche, ſoweit meine Anno - tationen und Erinnerungen reichen, erzaͤhlt, und mir die moͤglichſte Treue dabei zum Geſetz ge - macht. Ich koͤnnte durch die Einrichtung des hieſigen Inſtituts Zeugen in Menge aus jedem Zeitpunkte aufſtellen, wenn es deren beduͤrfte. Wenn ich aber geneigt waͤre, Unwahrheiten oͤf - fentlich zu ſagen, ſo muͤßte mich der oͤffentliche Widerſpruch, dem ich mich gewiß ausſetzte, ab - ſchrecken. Ich bin ſo weit entfernt, mich fuͤr unfehlbar auszugeben, daß ich es ſelbſt bemerk - lich machen werde, wo ich geirret habe, oder wo doch meine Erwartungen durch unvorhergeſehene phyſiſche oder moraliſch-politiſche Ereigniſſe ver - eitelt wurden. Daß ich mich hierdurch vielleicht allerlei Neckereien von Seiten gewiſſer Leute aus - jetze, daß z. B. eine im Trocknen liegende Schleuſe6 zu allerlei witzigen Einfaͤllen Gelegenheit geben koͤnne, weiß ich ſehr wohl. Das kann mir aber in meiner Lage gleichguͤltig ſeyn, und es iſt nur zu bedauern, daß mancher andere dadurch abge - ſchreckt wird, freimuͤthig alles auszuſagen, was ihn zu Fehlgriffen veranlaßte; ſonſt waͤren wir um vieles weiter vorgeruͤckt in unſerer Erfah - rungswiſſenſchaft. Mehreres moͤchte manchem kleinlich und wenig intereſſant ſcheinen; andere aber werden einſehen, daß auf die Beachtung dieſer Kleinlichkeiten die Wiſſenſchaft des land - wirthſchaftlichen Gewerbes nur begruͤndet werden koͤnne.

Auch erwarte man keine wundervolle Reſul - tate, keine große ſchnelle Fortſchritte. Vielleicht wird es manchem ſcheinen, als ob ſie ſogar un - ter dem Gewoͤhnlichen waͤren, unter dem, was man erwarten kann, von einer ganz alltaͤglichen, ſorgſam betriebenen Wirthſchaft. Allerdings! auf Weizenboden und bei einem großen Wieſenver - haͤltniß waͤre es ſehr wenig; aber hier kam es darauf an, zu verſuchen, was auf Sandboden und bei ſehr wenigen Wieſen zu erreichen ſtehe. Und wenn ich langſam vorgeſchritten bin, ſo be - liebe man zu bedenken, unter welchen Zeitver - haͤltniſſen ich wirthſchaftete. Voͤllige Zerſtoͤrung7 durch einen Schlag hat der Krieg hier zwar nicht angerichtet; aber dennoch ſind dieſe 10 Jahre in ununterbrochener Folgenreihe hier die druͤckend - ſten geweſen, welche eine Wirthſchaft beſtehen kann, ohne zu Grunde zu gehen. Die Erinne - rung an dieſe Zeitumſtaͤnde wird ſich leider! oft in dieſe Geſchichte einmiſchen, zu der ich jetzt uͤbergehe.

Ich kaufte das Gut Moͤglin bei Wriezen an der Oder, 7 Meilen von Berlin, nebſt dem eine Meile davon entfernt liegenden Vorwerke Koͤnigshof im Oderbruche, im Sommer 1804. Man ſagt faſt allgemein: zu theuer. Aller - dings wahr! nach den bald nachher eintretenden Zeitverhaͤltniſſen; aber nicht fuͤr die damaligen. Wenn ich den Werth des Bruchvorwerks nach dem Preiſe, den das Bruchland derzeit faſt als Marktwaare hatte, und der mir auch bald nach - her dafuͤr geboten wurde, abziehe, dann den Werth der groͤßtentheils neu errichteten Wirtſchaftsge - baͤude, des Inventariums, des ſtehenden Hol - zes und einiger Natural - und baaren Gefaͤlle, ſo bleibt fuͤr den Grund und Boden von Moͤglin8 eine Summe von hoͤchſtens 8000 Rthlr. uͤbrig. Indeſſen waͤre es allerdings fuͤr einen Gutshaͤnd - ler eine ſchlechte Spekulation geweſen, und in entlegenen Provinzen waren auch zu der Zeit noch vortheilhaftere Ankaͤufe zu machen. Allein in die - ſer Entfernung von der Reſidenz, worin ich mich anſiedeln wollte, und nach meinem Zweck und Ver - haͤltniſſen mußte, befriedigte das, was außer Moͤg - lin zu haben war, meine Wuͤnſche, im Ver - haͤltniß des Preiſes, beiweitem weniger.

Meine mich leitende Idee ich muß noch - mals daran erinnern iſt immer Befoͤrderung der Wiſſenſchaft und Kunſt und Verbreitung des Unterrichts, nicht pecuniaͤrer Gewinn gewe - ſen, ſeitdem ich meine geringen Talente dem Land - bau widmete. Dazu bot Moͤglin und Koͤnigs - hof mehr Gelegenheit dar, wie irgend ein ande - res in dieſer Gegend zu erkaufendes Gut. Ich konnte hier unter andern die in dieſen Gegenden noch unerkannte Wirkung des mergeligen Lehms und die Anlage der Schwemmwieſen, letztere zwar nicht in hinreichender Ausdehnung, aber doch in einem zureichend großen Modelle zeigen. Der Oderbruchboden war beſonders zum groͤßern Betriebe des Handelsgewaͤchsbaues wozu man ihn bisher wenig und nur kleinlich benutzt hat 9 geeignet, weil es hier an Duͤnger nie fehlen kann, und meine Abſicht war, ihn ernſtlich zu betreiben, ſobald ich das wieſenloſe Hoͤhe-Gut durch zurei - chenden Futterbau unabhaͤngig davon gemacht, und die dazu noͤthigen Gebaͤude errichtet haͤtte. (Das erſtere iſt geſchehen, das letztere aber durch die Zeitumſtaͤnde unmoͤglich gemacht worden.) Endlich lag Moͤglin in einer fuͤr den Landbau klaſſiſchen Gegend, umgeben von Guͤtern, wo die Kultur ſchon große Fortſchritte gemacht hatte. Was ich ſelbſt nicht aufzuweiſen hatte, konnte ich bei andern zeigen. Die durch den Geiſt einer großen Frau umgeſchaffenen Friedlaͤndiſchen Guͤter; die Haſelbergſchen Guͤter, welche in der Kurmark das erſte Beiſpiel der Koppelwirth - ſchaft gegeben hatten, und nach der Abſicht des ſeel. Beſitzers in eine Wechſelwirthſchaft uͤberge - hen ſollten; Guſow, welches durch das wiſſen - ſchaftliche Beſtreben des aͤltern und juͤngern Gra - fen Podewills (der letztere ſtarb, leider! kurz vor meiner Hierkunft) beruͤhmt iſt; die Praͤdi - kowſchen und Reichenowſchen Guͤter, deren thaͤtiger und geiſtvoller Beſitzer die beabſichtigten Meliorationen bei ruhigern Zeiten kraͤftig wuͤrde ausgefuͤhrt haben (wie er es jetzt unter der Ad - miniſtration des vormaligen hieſigen Lehrers Hrn.10 Koppe auch wirklich thut); Coͤthen wasſchon in einer Wechſelwirthſchaft mit muſterhafter Ord - nung des ganzen Betriebes lag begrenzten Moͤglin oder waren in wenigen Stunden zu er - reichen. Die Naͤhe des Freienwalder Brunnens zog alle Sommer beſonders viele aufgeklaͤrte Land - bauer her. Ich durfte hoffen, die Stralen der Kunſt hier in einem Brennpunkte zu konzentriren.

Alles das haͤtte mich, glaube ich, damals bewogen, einen noch hoͤhern Preis fuͤr Moͤglin zu bezahlen, wenn es außerdem nicht zu haben geweſen waͤre. Zu dem innern Trieb, auf dieſe Weiſe zu nutzen, kam nun die Verpflichtung ge - gen den Koͤnig und Staat, die Erwartungen zu befriedigen, die man bei meiner Berufung auf mich geſetzt hatte; und ich wuͤrde es gleich fuͤr ein ſchuldiges Opfer gehalten haben, wenn ich auch alles das wieder haͤtte zuſetzen ſollen, was mir durch die Gnade des Koͤnigs bei der Verlei - hung eines andern Erbpacht-Grundſtuͤckes geſchenkt war. Jetzt iſt dieſe Aufopferung, leider! nicht freiwillig geweſen; ſie iſt mir durch das Schickſal ohne damit ſo viel nutzen zu koͤnnen, wie ich hoffte entriſſen.

Indeſſen geſtehe ich freimuͤthig, mich in dem Flaͤcheninhalte des guten Bodens auf Moͤglin11 beim Kauf gewiſſermaßen geirrt zu haben. Ich ſahe zwar im Johannis 1804 ſchlechte Fruͤchte auf den Feldern: aber die Fruͤchte ſtanden allge - mein ſchlecht. Die Erſchoͤpfung des groͤßern Theils des Bodens war unter der vorhandenen Bewirthſchaftung unvermeidlich. Die Miſchung der Grundbeſtandtheile war, wo ich ſie unterſu - chen konnte, auf zwei Drittheil des Feldes gut, und qualifizirte es bei guter Kultur zu Gerſtbo - den. Was ich aber nicht bemerkte, waren die im guten Acker liegenden Schrindſtellen, die ſich bei der feuchten Witterung nicht bemerklich ma - chen, aber bei trockener um ſo mehr hervortreten. Ich bekenne, daß ich ſolche Stellen, ſolche ſchnelle Wechſelung des Bodens, praktiſch nicht kannte. Sie haͤtten mich wohl abſchrecken koͤnnen; nicht ihres Flaͤcheninhalts wegen, der nicht ſehr bedeu - tend iſt, aber wegen der Ungleichartigkeit und der Unterbrechung der hoͤhern Kultur, die auf ihnen kaum etwas fruchtet, wenn Duͤrre eintritt. Auch erſchweren ſie die Ausmittelung des Reſul - tats bei comparativen Verſuchen im Großen. Es giebt in dieſer ganzen Gegend wenige Fluren, die davon frei ſind. Der Untergrund, wovon ſie herruͤhren, wechſelt hier gar zu mannigfaltig. Wenn man nicht allenthalben die Ackerkrume bis12 auf den Untergrund durchſtechen kann, ſo iſt es zu gewiſſen Zeiten unmoͤglich, ſie anders als aus den Ausſagen der Ackerleute die nur bei Gutsverkaͤufen oft geſtimmt zu ſeyn pflegen zu erkennen.

Ich hatte das Gut unter ſolchen Zahlungs - bedingungen gekauft, welche mich aller, mir hoͤchſt widrigen Geldgeſchaͤfte uͤberhoben. Die Aufloͤ - ſung meiner Verhaͤltniſſe im Hannoͤverſchen er - forderten noch eine lange Anweſenheit daſelbſt. Richtige Ausfuͤhrung irgend einer Abaͤnderung in meiner Abweſenheit konnte ich nicht erwarten. Darum ließ ich alles beim Alten, ausgenommen, daß ich auf einige mit Gerſte beſtellete Morgen noch Klee unterſaͤen ließ, ein anderes Stuͤckchen Klee in der Brache auch aufs kuͤnftige Jahr lie - gen zu laſſen befahl, und dann die Beſtimmung machte, daß alles noch in einiger Kraft ſtehende Land mit Stoppelroggen beſtellt werden, und nichts zur Sommerung liegen bleiben ſolle; theils um mehr Stroh zu gewinnen, theils weil ich mir bei der ganz unbeſchreiblichen Verunreini - gung des Bodens mit Ackerrettig und anderm Saamenunkraut in dem folgenden Jahre eben ſo wenig von der Soͤmmerung verſprach, als in dieſem Jahre.

13

Bald nach meiner Abreiſe, wie ich eben zum Ankauf einiger der edelſten Boͤcke Auftrag gege - ben hatte, erhielt ich die Nachricht, daß die Pok - ken unter die halb veredelte Heerde gekommen ſeyen, und kurz darauf, daß ſie, ohnerachtet man die Inokulation zu ſpaͤt unternommen, ſo boͤsartig waͤren, daß wenige durchkommen wuͤr - den. Ich beſtellte den Boͤckekauf mit einigem Verluſte ab. Wie ich hier ankam, fand ich nur einen kleinen Reſt lahmer und kahler Thiere. Ich bekenne hier abermals, daß dieſer Ungluͤcksfall mich zu einem Fehlgriff verleitete. Haͤtte ich die Schaͤferei nicht verloren, ſo wuͤrde ich ihre Ver - edlung ſogleich ernſtlich betrieben und einen klei - nen voͤllig reinen Stamm zugekauft haben. Ich wuͤrde die Eintheilung der Feldmark anders ge - macht, nur das beſſere, nahegelegene und minder erſchoͤpfte Land, etwa 350 Morgen, in die Haupt - ſchlaͤge genommen und in volle Kraft geſetzt, das uͤbrige aber in einer Art von Koppelwirthſchaft, nur wenig geduͤnget, und nach einer, hoͤchſtens zwei Trachten mit weißem Klee, zur Schafweide niedergelegt haben. Der Verluſt des erſten Stammes betaͤubte mich wirklich, und weil da - mals die Sicherung durch Inokulation noch nicht ſo anerkannt entſchieden war, ſo konnte ich mich14 nicht zum Ankauf eines neuen und dann frei - lich ganz edlen Stammes entſchließen. Wenn das Futter ſich durch Rindvieh auch nicht ſo hoch, wie durch Schafe bezahle, dachte ich, ſo ſey der daraus gewonnene Miſt doch nachhaltiger, fuͤr den ſandigen Boden mehr geeignet und auf die Folge mehr verbeſſernd. Ich nahm alſo einen Theil meiner Kuͤhe aus dem Hannoͤverſchen hier - her, kaufte noch mehrere und verſtaͤrkte den Rind - viehſtapel, den ich anfangs zu vermindern mir vorgenommen hatte. Zugleich aber beſchloß ich nun, das mit Stallfutterung des Rindviehes zu betreibende Areal anfangs auf 600, nachher auf 700 Morgen zu vermehren; dazu ward erfordert, daß das in dieſe Schlaͤge zu nehmende, bisher gar nicht oder etwa alle 12 Jahr geduͤngte Land, vor allem in Kraft geſetzt, und dem bisher be - guͤnſtigten darin gleich gemacht wuͤrde. Das er - forderte in den erſten Jahren viele Aufopferun - gen, iſt doch nicht vollkommen erreicht, und nun gewiſſermaßen aufgegeben. Ich habe allerdings unrichtig kalkulirt. Haͤtte ich ein Paar tauſend Rthlr. gleich an die Schaͤferei gewandt, wie ich damals konnte, und das loſere Land mit ſchwaͤ - cherer Duͤngung durch Beraſung, Schafweide und Huͤrdenſchlag in Kraft geſetzt, ſo haͤtte ich15 den Zweck mit geringerer Aufopferung, und auf dem kleinern beſſern Theile ſchneller und auffal - lender erreicht. So mußte das ſchlechtere Land zu ſehr auf Koſten des beſſern in Kultur kom - men.

Um einen klaren Begriff von dem Zuſtande der Wirthſchaft bei der Uebernahme zu geben, muß ich zuvoͤrderſt der ſonderbaren Einrichtung mit dem Viehſtande hier erwaͤhnen. Es ward zwar ein betraͤchtlicherer Viehſtapel, als hier bei Dreifelder-Wirthſchaften gewoͤhnlich iſt, gehalten. 40 Kuͤhe großer ſtarker Art, 28 Ochſen, 400 Schafe. Allein die Kuͤhe waren nur im Winter hier oben, und gingen vom erſten Fruͤhjahr bis zum ſpaͤten Herbſt nach Koͤnigshof, wo die Mol - kerei allein betrieben wurde. Auch die Ochſen waren unten, wenn ſie hier nichts zu thun hat - ten, um ſich da wieder auszufreſſen. Die Schafe waren arme Hungerleider; denn es gab hier keine andere Weide als auf der Brache, und dann auf der Stoppel, und etwas unbedeutendes in dem kleinen Holze. Wieſen waren hier uͤberall nicht. Eine, freilich auch abgelegene, Wieſe war ver - kauft, weil man auf Koͤnigshof Wieſen genug zu haben glaubte. Das Heu was heraufgebracht wurde war unbedeutend, groͤßtentheils fuͤr die16 Pferde; Kuͤhe und Ochſen mußten ſich im Win - ter mit Stroh und Kaff behelfen, und wurden auf die Koͤnigshofer Weide im Fruͤhjahr vertroͤ - ſtet. Alſo war des Miſtes ſehr wenig. Wie ich im Sommer 1804 hier war, waren in der Brache, zum Theil zu Erbſen, 60 Morgen vom Hofe ausgeduͤngt; der Schafmiſt ward eben aus - gefahren und reichte hoͤchſtens auf 20 Morgen; und man glaubte doch recht viel in dieſem Jahre gethan zu haben. Nur weniges nahe am Hofe gelegenes Land, ſtand in ſechsjaͤhrigem Duͤnger, mehreres im neunjaͤhrigen und zwoͤlfjaͤhrigen, und der groͤßte Theil hatte ſeit undenklichen Zeiten keinen bekommen.

Nun war alles in drei Felder getheilt, in jedem etwa 350 Morgen. Nach Johannis fing man an, die Brache, aber langſam, umzubrechen, denn bis zur Stoppel mußten Schafe und Och - ſen Weide behalten. Winterung ward durch das ganze Feld geſaͤet; Soͤmmerung ſo weit als ſeit neun Jahren Duͤnger gekommen war, und wo man weder Gerſte noch Hafer zu ſaͤen wagen wollte, verſuchte man noch Buchweizen. Ich fand im Soͤmmerungsfelde nur Hederich (Acker - rettig) ſtehen, und wenn ich hier geblieben waͤre, haͤtte ich es ſogleich abmaͤhen laſſen zum Vieh -futter.17futter. Bei dieſer Behandlung hatte der Hede - rich ſo unbeſchreiblich zugenommen, weil er in der ſpaͤt aufg brochenen Brache nicht zerſtoͤrt wurde, und ſich im Soͤmmerungsfelde immer mehr einſaamte. Es iſt wirklich bewundernswuͤrdig welche Menge von Saamen dieſes Ackerrettigs im Erdboden ſtecken kann. Ich habe einen Erd - kloß eines Gaͤnſeei’s groß zerkruͤmelt auf einen Blumentopf geſtreuet, und es ſind Hunderte von Pflanzen hervorgekommen. So lange er in Kloͤ - ßen oder etwas tiefer im Boden liegt, keimt er nicht, behaͤlt aber ſeine Keimkraft. Ich habe auf einem Stuͤck in einen Sommer ſieben dichte Saa - ten zerſtoͤrt, ohne daß er merklich abgenommen haͤtte. Dies Unkraut hat mir hier den meiſten Verdruß bei der Feldbeſtellung gemacht. Es iſt nicht ſo uͤbel wie es ausſieht, und ſchadet einer kraͤftigen Saat nicht merklich. Aber es iſt ſo widrig, die Sommerſelder immer erſt eine Zeit - lang gelb bluͤhen zu ſehen, bevor ſie wieder gruͤn werden. Vermindert hat er ſich jetzt bis zur Unſchaͤdlichkeit, aber vertilget iſt er noch nicht, und es muß die groͤßte Aufmerkſamkeit darauf verwendet werden, daß er nicht wieder uͤberhand nehme, indem man bald ſein Hervorkeimen be - foͤrdert, um ihn zu zerſtoͤren, bald es verhindert,218und ſelbſt bei der Wahl der Fruͤchte Ruͤckſicht darauf nimmt.

Doch zuruͤck zur Geſchichte meiner Wirth - ſchaft. Die gekaufte Ernte von 1804 war doch noch unter meiner Erwartung ſchlecht. Ich ge - wann kaum 600 Mandeln in allem Getreide; haͤtte auf Moͤglin nicht zur eigenen Conſumtion ausgereicht, und konnte mit dem von Koͤnigshof etwa 8 Wispel in allem verkaufen. Die Heu - ernte in Koͤnigshof war aber gut geweſen. Ich kaufte zu rechter Zeit ſo viel Stroh aus dem Bruche an, als zu haben war zu billigen Prei - ſen, was nachher nie wieder geſchehen iſt. Ich ließ das Vieh fruͤh herauf bringen, zugleich aber auch Heu in Menge, womit aufs kraͤftigſte ge - futtert werden konnte, bis im Sommer die Wik - ken, die ich, ſo weit der Duͤnger reichte, ausſaͤen ließ, zur gruͤnen Futterung heran kamen. Der bis zu 60 Stuͤck vergroͤßerte Kuhſtapel kam nun nicht mehr vom Stalle. Unter alle geduͤngte Winterung ward im Fruͤhjahr Klee geſaͤet. Soͤm - merung ſaͤete ich im Jahre 1805 faſt gar nicht auf Moͤglin. Dagegen aber ward das ſaͤmmt - liche bisher zur Weide gelegene Land in Koͤnigs - hof aufgebrochen und mit Gerſte und Hafer be - ſtellt. Dies haͤtte einen ganz enormen Ertrag19 gegeben, wenn nicht die hoͤchſt traurige naſſe Ern - tewitterung vieles verdorben haͤtte. Indeſſen er - hielt ich von Koͤnigshof fuͤr 1800 Rthlr. Ge - treide, und benutzte das Vorwerk, ſo viel ich aus den freilich noch nicht ganz genau gefuͤhrten Rech - nungen abnehmen konnte, auf 3300 Rthlr. rein, alles hierher gelieferte gering angeſchlagen. Dies war mit ein Grund, warum ich ein Gebot auf Koͤnigshof, was der Haͤlfte des Kaufpreiſes des Ganzen gleich kam, nicht annahm. Auch konnte ich mit der Ernte auf Moͤglin zufrieden ſeyn. Die Stallfutterung ward ohne Klee durchgefuͤhrt, viele Wicken wurden noch zu Heu gemacht, an - dere reif; die zuletzt geſaͤeten erfroren auf dem Felde; die Molkerei gab guten Ertrag. Es ward ein Familienhaus gebauet, eine alte hoͤlzerne Scheune bei der Schaͤferei ausgebeſſert, was man laͤcherlich fand, da die auf dem Hofe neu errich - teten maſſiven Scheunen uͤbergroß fuͤr den Ein - ſchnitt des Guts zu ſeyn ſchienen. Es war ein gluͤckliches Jahr, was mir um ſo mehr Muth machte; doch hatte ich den Verdruß, daß mir auf einmal meine ſaͤmmtlichen, von andern Guͤ - tern gebuͤrtigen Knechte, die ſchon an den Ge - brauch meiner Werkzeuge gewoͤhnt waren, aus - gehoben wurden. Es ſchien mir, als wolle man20 verſuchen, wie der neue engliſche Oekonom, der bisher noch keine Wunder gethan, ohne Leute wirthſchaften werde. Um mich in der Folge da - gegen zu ſichern, wandte ich mich unmittelbar an des Koͤnigs Majeſtaͤt, und erhielt durch Kabi - netsordre die Zuſicherung, daß vier Knechte, ſo lange ſie bei mir dienten, von allen Kriegsdien - ſten eximirt ſeyn ſollten. Es ſtoͤrte mich aber ſehr in manchen Meliorations-Arbeiten, die ich wuͤrde vorgenommen haben, wenn ich meine be - ſten Handarbeiter nicht fuͤr das Geſpann haͤtte nehmen muͤſſen.

Das Jahr 1806 eroͤffnete die guͤnſtigſten Anſichten. Der Klee unter der Winterung ge - ſaͤet war ſehr gut und mehr als zureichend fuͤr die Stallfutterung, die Winterung in den ge - duͤngten Wicken vortrefflich, und unter ſelbige ward wiederum Klee geſaͤet. Mit dem Hack - fruchtbau ward der Anfang gemacht, aber mit keinem großen Erfolge. Denn es ward der Duͤn - ger hauptſaͤchlich auf erſchoͤpfte Felder reichlich gebracht, die in die Hauptſchlaͤge mit aufgenom - men werden ſollten, und um ſie zu reinigen, ka - men hierher Hackfruͤchte und uͤbrigens Wicken-Ge - menge, gruͤn zu maͤhen.

21

Der im Fruͤhjahr beſchloſſene Inſtitut-Haus - bau ſollte eilig vollfuͤhrt werden, und alle Mate - rialien mußten weither herbeigeſchafft werden. Ohnerachtet ſechs beſondere Baupferde angeſchafft waren, ſo reichten dieſe bisweilen nicht, und die Wirthſchaft ward ſehr geſtoͤrt. Noch mehr aber geſchah dies, wie in der Mitte des Sommers die Kriegsruͤſtungen eine ſtarke Ausnahme erfor - derten, ein großer Theil der beim Bau arbei - tenden Leute abgingen, und andere von entfern - ten Orten herbeigeſchafft werden mußten. Haͤtte ich den Bau damals doch halb vollendet einge - ſtellt, und die Errichtung des Inſtituts verſcho - ben! Es erfolgte daraus, bei dem allgemeinen Un - gluͤck, fuͤr mich die ſchwerſte Zeit meines Lebens. Doch das gehoͤrt nicht zur Wirthſchaft. Die Ernte war in Anſehung der Winterung gut, ohn - erachtet ſie in der Bluͤte vom Reif etwas gelit - ten hatte; das uͤbrige ſchlecht.

Fuͤr das Jahr 1807 konnten nun die ſieben Hauptſchlaͤge eingerichtet werden. Doch waren ſie noch keinesweges in gleichartiger Kultur, denn da hinein konnten ſie erſt kommen, ſo wie die Reihe des Hackfruchtbaues an ſie kam.

Von dieſem Jahre an kann ich erſt genauere und verſtaͤndliche Rechenſchaft von meiner Wirth -22 ſchaft ablegen, weil nun erſt eine beſtimmte Ord - nung eintrat. In den beiden vorigen war alles zu zerſtuͤckelt, und es wuͤrde ein ſehr ermuͤden - des und fruchtloſes Detail erfordern, wenn ich erzaͤhlen wollte, wie einzelne Theile der Felder behandelt wurden. Mein ganzes Beſtreben ging nur dahin, was in der Folge zuſammen gehoͤren ſollte, durch mehrere Duͤngung oder durch meh - rere Schonung in einem gleichartigen Zuſtand zu ſetzen, was ich freilich auch in dieſem Jahre noch nicht erreichte.

Ich muß mich jetzt auf die beigefuͤgte Si - tuationskarte von Moͤglin, die nur nach dem Au - ßenmaße entworfen iſt und bloß zum Orientiren dienen ſoll, beziehen. Die mit den lateiniſchen Nummern bezeichneten, ſind die Hauptſchlaͤge, von welchen vorerſt die Rede ſeyn wird; die mit arabiſchen Nummern ſind die andern, von wel - chen in der Folge dieſen Unterſchied bitte ich wohl zu betrachten gehandelt werden wird. Die Nummern der Schlaͤge waren zufaͤllig und nach einer fruͤhern Idee die auseinander zu ſetzen eine vergebliche Muͤhe ſeyn wuͤrde ent - ſtanden, und beziehen ſich weder auf ihre oͤrtliche Lage noch auf ihre Fruchtfolge. Ich wollte ſie23 nach der letztern umaͤndern, fand aber, daß es in der Buchfuͤhrung Irrungen veranlaßte.

Die Schlaͤge waren Anfangs zu 100 Mor - gen angelegt. Die natuͤrlichen Grenzen und die Beſchaffenheit des Bodens geſtatteten aber nicht, dieſe gleiche Groͤße allen in einem Zuſammen - hange zu geben. Die Schlaͤge I. V. und VI. erhielten ein Supplement von dem Lande, was jetzt zu Schlag 5 gehoͤrt. Da die Schlaͤge nicht als Weide benutzt, ſondern mittelſt der Stallfut - terung des Rindviehes betrieben werden ſollten, ſo war der Zuſammenhang der Schlaͤge, dem bei der Koppelwirthſchaft jede andere Ruͤckſicht nachſtehen muß, hier nicht noͤthig*)Der Ausdruck Koppel bezeichnet eine oͤrtlich zuſammen - haͤngende Flaͤche; der Ausdruck Schlag Gleichheit der Beſtellung in jedem Jahre des Umlaufs. Ein Gut koͤnnte alſo 30 Koppeln aber nur 7 Schlaͤge haben..

Wie aber im Jahre 1810 eine zweite Ro - tation von acht Schlaͤgen, mittelſt Zukaufs und Umlegung des Landes von zwei Reichenower Bau - erhoͤfen, die mit der nun angeſchafften Schaͤferei betrieben werden ſollten, eingerichtet ward: ver - loren jene drei Hauptſchlaͤge I. V. und VI. ihr Supplement, und ſelbiges kam zu Schlag 5, wo ſie dann nur eine Groͤße von 76 80 Mor -24 gen behielten. Die Schlaͤge II. III. IV. und VII. gaben aber den Schlaͤgen 4 und 6 allmaͤhlig et - was ab und behalten ohngefaͤhr 90 Morgen.

Ich werde nun zuvoͤrderſt den Umlauf und die Behandlung dieſer ſieben Hauptſchlaͤge, ſo wie ſie feſtgeſtellt und eine Rotation, jedoch mit einigen Abweichungen, durchgefuͤhrt worden, im Ganzen und Allgemeinen angeben, hernach von jedem Schlage beſonders reden.

1) Hackfruͤchte, wozu auch gedrillete Boh - nen gehoͤren.

Hierzu wird im Herbſte tief, d. h. zwei bis drei Zoll tiefer, als der Pflug bisher eingedrun - gen, gepfluͤgt; wo der Boden einen feſten Un - tergrund hat, mit zwei Pfluͤgen, deren letzterer dem erſtern in derſelben Furche folgt. Man ſtelle ſich hierbei aber keine außerordentliche Tiefe vor; bis jetzt bin ich bei der zweiten Rotation auf 9 bis 10 Zoll eingedrungen. Im Herbſt und Win - ter wird, ſo wie es die Witterung erlaubt, der Duͤnger aufgefahren, dieſer gleich ausgeſtreuet und das Land damit bedeckt: dann im Fruͤhjahr, ſobald es geſchehen kann, flach untergepfluͤgt. Die Hauptfrucht iſt hier nach dem erſten Jahre Kartoffeln geweſen. Hierzu wird das Land, nach - dem es fein geegget worden, mit Huͤlfe des Fur -25 chenziehers (Marqueurs), deſſen Zacken in der Regel 2 Fuß von einander ſtehen, gereihet, und dieſe Reihen werden nun durch zwei Pfluͤge, die eine Streifenbreite von 2 Fuß halten, im rech - ten Winkel durchſchnitten, die Kartoffeln in der Furche des zweiten eingelegt, da wo der Strich des Furchenziehers es anzeigt, mit dem erſten Pfluge bedeckt, und kommen nun regelmaͤßig im Quadrat 2 Fuß von einander zu ſtehen. Vor - mals nahm ich drei Pfluͤge, die jeder einen Strei - fen von 8 Zoll hielten; ich finde aber daß zwei bei einer Streifenbreite von 12 Zoll auf lockerm Boden hinreichen. Bei zwei Pfluͤgen ſind in der Regel fuͤnf Weiber zum Einlegen angeſtellt, wel - che die Arbeit bequem verrichten, und da die Pfluͤge 5 Morgen machen, ſo kommt per Mor - gen eine Perſon zum Einlegen. Vorerſt bleibt das Feld rauh liegen, damit ein Theil des He - derichs-Saamens laufe; dieſer wird mehrentheils durch die Egge zerſtoͤrt. Darnach lauft der He - derich noch dichter, und dieſe Saat wird durch den Exſtirpator zerſtoͤrt, indem die Kartoffeln her - vorzukommen anfangen; ein Zeitpunkt der genau beobachtet werden muß. Wenn die Kartoffeln heraus ſind, werden durch die Egge die Exſtir - patorfurchen geebnet und das noch nachgekeimte26 Unkraut zerſtoͤrt. Dann wachſen die Kartoffeln frei von allem Unkraute empor, beduͤrfen in der Regel des muͤhſamern Pferdeſchaufelns nicht, was doch das zunaͤchſt an den Buͤſcheln ſtehende Un - kraut nicht wegnimmt, aber ohne die zu rechter Zeit geſchehene Anwendung des Exſtirpators im - mer noͤthig iſt. Mit der bloßen Egge habe ich das Unkraut nie wirkſam genug zerſtoͤren koͤnnen. Wenn das Kraut der Kartoffeln hoch genug iſt, geſchiehet das Anhaͤufen in einer Richtung derjenigen die der Furchenzieher genommen hatte und nach einiger Zeit in der andern der - jenigen die die Pfluͤge nahmen mit dem groͤ - ßern zweiſpaͤnnigen Anhaͤufel - (doppelten Streich - bretts -[Waſſerfurchen] -) Pfluge, oder auf loſerm Boden auch mit der gewoͤhnlichen Kartoffelpfer - dehacke. Wenn die Kartoffeln bluͤhen werden ſie von einigen Weibern durchgangen, die einzel - ne aufgeſchoſſene Unkrautspflanzen, damit ſie ſich nicht wieder beſaamen, aufziehen, was jene gern umſonſt thun, wenn ſie das Kraut fuͤr ihr Vieh mitnehmen duͤrfen. Die Kartoffeln wer - den in Verding um den 12ten bis 14ten Scheffel mit der Winzerhacke herausgebracht, geſammelt und auf die zur Hand ſtehenden Kaſtenwagen ge - bracht. Ein Aufhacker giebt zehn und mehreren27 ſammelnden Weibern und Kindern Beſchaͤftigung. Die Leute draͤngen ſich zu dieſer Arbeit, weil ſie reichlich dabei verdienen, wenn ſie ſich den Schef - fel auch nur zu 4 Gr. berechnen. Sie koͤnnten das aber nicht, wenn die Kartoffeln nicht durch dieſe Bauart in den aufgepfluͤgten lockern Hau - fen in Neſtern beiſammen laͤgen. Ich baue jetzt auf dem Felde faſt ausſchließlich eine Kartoffel - art, die von des Herrn Oberhofmarſchall von Maſſow Exellenz zu Steinhoͤfel aus Saamen gezogen wurde, und wovon ich 1810 zwei Stuͤck erhielt. Ich habe im verwichenen Jahre uͤber 100 Wispel davon erbauet. Sie ſcheint mir un - ter allen bisher von mir verſuchten Arten fuͤr den Bau im Großen am vortheilhafteſten.

Das Feld wird nun, ſobald es geſchehen kann, zu mittlerer Tiefe umgepfluͤgt, damit die wenigen zuruͤck gebliebenen Kartoffeln, die das Aufleſen nicht verlohnen wuͤrden, den Schafen und Schweinen zukommen. Erſtere ſind nach - haltig luͤſtern darauf, und ohnerachtet die Muͤt - ter dann ſchon traͤchtig ſind, iſt nie ein Nachtheil davon verſpuͤrt worden. Nur ein einziges Mal hat ſich ein Schaf dabei verſchluckt, was gleich gehoben wurde. Doch iſt wohl die Vorſicht noͤ - thig, daß man ſie ruhig auf dem Felde halte,28 weil jener Vorfall ſonſt oͤfterer vorkommen koͤnnte, und nicht zu lange darauf laſſe, damit ſie ſich nicht uͤberfreſſen. Hierdurch werden die Schafe um ſo begieriger nach den Kartoffeln, wenn ſie ſolche hernach im Stalle erhalten. Schweine werden der ungekochten Kartoffeln leicht muͤde.

Die uͤbrigen Hackfruͤchte, die auf dieſem Schlage gebauet werden, ſind Waſſerruͤben, ſchwe - diſche Ruͤben oder Rotabaga, Runkelruͤben, zu - weilen etwas Kopfkohl, gedrillete Bohnen, gedril - leter und mit der Pferdehacke bearbeiteter Mais. Sie werden nach den, an andern Orten von mir beſchriebenen, Methoden gebauet, immer mit der Ruͤckſicht, daß der Acker eine, die Brache voͤllig erſetzende und beſonders das Unkraut moͤglichſt vertilgende Bearbeitung erhalte.

Denn dieſes Jahr muß nun dem Schlage zur Vorbereitung auf die ſechs folgenden dienen, und erſpart, wie wir hoͤren werden, mannigfaltige Arbeiten, die ſonſt zum Gedeihen der folgenden Fruͤchte nothwendig waͤren. Deshalb wuͤrde das, was hier geſchiehet, mit Unrecht den erzeugten Hack - fruͤchten allein zur Laſt geſchrieben werden. Wenn indeſſen der Scheffel Kartoffeln nur zu 4 Gr. berechnet, und ihnen alle Arbeit, der aufgebrachte Miſt aber zu ein Drittheil, berechnet wird, ſo29 haben ſie noch jedesmal einen Reinertrag per Morgen von ohngefaͤhr 4 Rthlr. gegeben. Die - ſer Bau macht die Angel aus, worauf das ganze Werk der Wirthſchaft ruhet und ſich bewegt. Es giebt dem Acker nicht nur die Kultur, die ſonſt ohne eine viermal bearbeitete Brache nicht zu erreichen waͤre, ſondern der Wirthſchaft auch neben dem Klee deſſen Gedeihen wiederum von dieſer Kultur abhaͤngt faſt ohne Wieſen, reichliches Auskommen an Futter und Duͤnger.

2) Gerſte und zwar die große zwei - zeilige.

Dieſe wird hier auf der Hoͤhe von andern nicht gebauet, weil man ſie fuͤr unſicher hielt, ſelbſt nicht auf lehmigem Weizenboden; ſondern nur die kleine vierzeilige, die man erſt im Junius ſaͤet. Man lachte, daß ich jene auf trocknem Haferboden (lehmigen Sand) bauen wollte, wie ſie in einigen trockenen Fruͤhjahren ein ſchlechtes Anſehen hatte. Sie hat mir aber ſelbſt in dem ſchlechteſten Jahre 1811, wo ſie bei der großen Fruͤhjahrsduͤrre auf dem ſandig - ſten Schlage VII. ſtand, und allerdings ſo klein im Stroh blieb, daß ſie nicht gebunden werden konnte und viele Aehren liegen blieben, einen Ertrag von 6 Scheffeln per Morgen gegeben: iſt alſo nie ſo voͤllig mißrathen, wie es mit der30 kleinen Gerſte oft der Fall war. Dagegen gab ſie in andern Jahren 11 12 Scheffel. Frei - lich wuͤrde ich keinem rathen, ſie auf dieſen Bo - den in die Stoppel zu ſaͤen, die im Fruͤhjahre mehrere Furchen erhalten muß. Denn es iſt hier eine unerlaͤßliche Bedingung, daß ſie moͤg - lichſt fruͤh in die dem Boden erhaltene Winter - feuchtigkeit geſaͤet werde, damit ſie den Acker be - ſchatte, wenn die heiße trockene Witterung ein - tritt. Dies wird auf folgende Weiſe bewirkt:

Der nach der Kartoffelernte umgepfluͤgte Acker bleibt rauh liegen, wird im Fruͤhjahr, ſo - bald es die Witterung einigermaßen erlaubt, ge - egget und dann ſogleich mit der Gerſte beſaͤet. Dieſe wird bloß mit dem Exſtirpator unterge - bracht, und gleich nachher wird auf die rauhe Furche Klee eingeſaͤet, dann erſt geegget und dar - auf gewalzt. Bei feuchter Witterung geſchiehet das letztere jedoch erſt wenn die Gerſte heraus iſt. Dieſe Beſtellungsart der Gerſte iſt manchem un - glaublich vorgekommen, die dreimal dazu zu pfluͤ - gen gewohnt ſind, und es auch wirklich thun muͤſ - ſen, wenn die Gerſte gerathen ſoll. Hier aber hat der Boden durch den Hackfruchtbau die voll - kommenſte Bereitung und Gaarheit erhalten; es bedarf nur einer Erfriſchung der Oberflaͤche und31 des Unterbringens der Saat, und dabei wird die Winterfeuchtigkeit, die beim tiefern Ruͤhren des Bodens in trockenen Fruͤhjahren zu leicht ver - dunſtet, im Acker erhalten; zugleich aber dieſe Beſtellung unglaublich beſchleunigt und erleich - tert. Die ſchwache Einſaat 14 Metzen auf den Morgen wird ſehr gleichmaͤßig vertheilt, und die Saat ſteht ſehr egal und hinlaͤnglich dicht. Dieſe Beſtellungsart iſt ohne Zweifel die Bedingung, unter welcher man nur auf ſolchem Boden das Gedeihen der großen Gerſte erwarten kann.

Die Beſorgniß, daß ſo fruͤh geſaͤete zwei - zeilige Gerſte vom Froſte zerſtoͤrt werden koͤnne, iſt unbegruͤndet; er ſchadet ihr wenig oder nichts. Im Jahr 1813 hatte ich einen Theil fruͤh, den andern, wegen der gleich zu erwaͤhnenden Ruͤck - ſicht auf die Erntearbeit, ſpaͤt geſaͤet. Jener Theil litt ſehr; die hervorſtechenden Spitzen wur - den durch einen Graupelnſchauer mit heftigem Winde abgeſchlagen, und bald nachdem ſie wie - der hervorgeſchoſſen waren, vom Froſte ſo betrof - fen, daß ſie welk und weiß auf dem Boden la - gen. Aber ſie trieb friſch wieder hervor, und zeigte ſich beſſer als der andere drei Wochen ſpaͤ - ter geſaͤete Theil, der ungleich guͤnſtigere Witte -32 rung hatte. Sie gab 12 Scheffel vom Morgen. Der kleinen Gerſte habe ich dagegen einen ſpaͤ - ten Nachtfroſt toͤdlich werden ſehen. In dieſem Jahre 1815 hat der Froſt die große Gerſte, wie ſie ſchon zum Aufſchoſſen ſtand, zu Ende des Maͤrzes mehrere Naͤchte getroffen und ſie gelb ge - macht; ich beſorge aber keinen Nachtheil davon.

Die einzige begruͤndete Bedenklichkeit gegen die fruͤhe Gerſtſaat iſt vielleicht die, daß ſie mit dem Roggen zugleich, zuweilen noch fruͤher, zu reifen pflegt. Das letztere iſt mir ſehr erwuͤnſcht, und das war gerade der Fall mit jener fruͤhge - ſaͤeten und abgefrorenen Gerſte 1813. Das gleich - zeitige Reifen mit dem Roggen kann aber bei beſchraͤnkter Perſonenzahl in der Ernte in Ver - legenheit ſetzen.

Ich werde alſo von der fruͤhern Saat der großen Gerſte auf ſandigem Lehmboden auf die vorbeſchriebene Art nie abgehen. Es verſteht ſich aber, daß ich nur von dieſem Boden und von dieſer Beſtellungsart rede, und ein gleiches Ver - fahren nicht unter andern Umſtaͤnden empfehle.

Wenn ſich auf einigen Koppeln ſehr ſandige und trockene Stellen finden, ſo wird auf dieſen große Gerſte mit Hafer gemengt geſaͤet. Dieſe Mengung auf gleiche Weiſe beſtellet, hat mirimmer33immer zugeſagt. Im Jahre 1811, wo die Gerſte ſo klein blieb, daß ſie nicht gebunden werden konnte, hatte ein Theil des Schlages VII. ein ſolches Gemenge auf gleiche Art beſtellt, und ohnerachtet er der duͤrreſte war, trieb die Gerſte doch mit dem Hafer ſo in die Hoͤhe, daß alles ſehr gut gebunden werden konnte und einen be - friedigenden Ertrag gab. Denn auch bei dem Hafer ziehe ich die fruͤheſte Saat vor; ſie hat zwar oft nicht den Anſchein wie die ſpaͤte, giebt auch im Durchſchnitt wohl weniger Stroh, aber ſie wird immer vorzuͤglich in Koͤrnern.

Der Klee wird jetzt auf die rauhe Exſtir - patorfurche geſaͤet und dann eingegget, wodurch er ſtaͤrker mit Erde bedeckt zu liegen kommt, wie vormals, da er auf das geeggete Land geſaͤet und dann nur gewalzt ward. Es geſchiehet dies, ſeitdem mich mein verehrter Freund, der Ober - amtmann Hr. Freyer, einer der ſcharfſinnigſten landwirthſchaftlichen Beobachter, darauf aufmerk - ſam gemacht hat, daß der Kleeſaamen auf ſan - digem Boden gar wohl eine ſtarke Bedeckung mit Erde ertrage und dennoch durchkomme, wes - wegen er ihn ſogar unterpfluͤgt. Er und ich hatten es erfahren, daß der flach liegende Saa - men, wenn er gelaufen was bei guͤnſtiger334Witterung oft ſehr ſchnell geſchiehet bei ein - tretender Duͤrre wieder verdorre, auch vom Erd - floh, bevor er beſchattet iſt, zerſtoͤrt werde. Hier - gegen ſcheint das tiefere Einbringen der Saat zu ſichern; er laͤuft zum Theil ſpaͤter, aber dann auch kraͤftiger und geſchuͤtzter. Auf ſehr binden - dem, thonigen Boden duͤrfte man das freilich wohl nicht thun.

Auf 5 bis 6 Morgen dieſes Schlages wird aber ſtatt des Klees Luzerne, auf eben die Weiſe unter die Gerſte, vormals auch unter Lein ge - ſaͤet; uͤber deren Behandlung in der Folge.

3) Klee im erſten Jahre.

Der Klee hat mir im erſten Jahre auf den Schlaͤgen, wo ſchon Hackfruͤchte gebauet und der Boden etwas ver - tieft war, nur einmal verſagt, naͤmlich im Jahre 1811 auf Schlag V., wo die Saat durch die Duͤrre des Sommers 1810 wieder vertrocknete, indem ſie noch nach der gewoͤhnlichen Art auf das geeggete Land geſaͤet war. Um ihn zu er - ſetzen ward im Fruͤhjahr allerlei Gemenge geſaͤet, und darunter wieder Klee, der dann im Jahre 1812 ſehr gut ward. Aber wo ich zu Anfange Klee ausſaͤete, ehe ich Hackfruͤchte gebauet oder ſehr ſtark bearbeitete Brache gehalten hatte, ward nichts daraus.

35

Der Gips thut auch hier allemal eine ſehr große Wirkung auf den Klee, ſelbſt im zweiten Jahre. Es iſt mir nur bisher gar zu ſchwierig geweſen, ihn in genugſamer Menge zu erhalten und herbeizuſchaffen. Ich habe deshalb nur die ſchlechteſten Stellen, wo aber doch Pflanze war, damit ſchwach beſtreuet, auf den Morgen einen halben Scheffel, und jedesmal ſind dieſe ſchlech - teren Stellen die beſten geworden. Sie zeich - nen ſich gleich durch die dunklere Farbe und Ma - ſtigkeit der Blaͤtter aus, jedoch nicht ehe als bis ein Regen erfolgt.

4) Klee im zweiten Jahre.

Er iſt in den acht Jahren nur zweimal maͤhebar geweſen, in den uͤbrigen nur zur Weide benutzt. Im Jahre 1814 haͤtte er zwar auch gemaͤhet werden koͤn - nen, indem er ſehr dicht und uͤppig ſtand. Zu Ende des Maies waren ihm aber die Spitzen erfroren, deshalb ward das Vieh darauf getrie - ben, um ihn abzufreſſen, in der Abſicht, dann den zweiten Wuchs zu maͤhen. Allein der Man - gel an Arbeitern ward ſo merklich, daß man ihn zugleich mit dem zweiten Schnitte des andern Kleeſchlages und waͤhrend der Korn-Ernte nicht einzubringen hoffen durfte, und deshalb fuhren wir fort ihn zu beweiden.

36

Man hat mich oft gefragt: ob ich deſſen ohnerachtet bei der zweijaͤhrigen Kleebenutzung bleiben werde? Ja! Ich bedarf dieſes Klees, beſonders ſeit Einfuͤhrung der Luzerne, zwar nicht nothwendig; geraͤth er aber, ſo ſchaffe ich mir einen ſichernden Vorrath von Klee-Heu auf fol - gende Jahre. Dann koͤnnte es bei Vermehrung der Schaͤferei in ſehr duͤrren Sommern an Weide fehlen, und ich kann ihr dann dieſen Schlag zum Theil noch eingeben. Uebrigens denke ich bald zum Ruͤbſenbau uͤberzugehen, und auf den Fall muß das, in dieſem Schlage damit zu be - ſtellende Land um Johannis aufgebrochen werden.

5) Weizen, Roggen, zuweilen auch ein Theil Hafer.

Der Klee mag im zweiten Jahre ein oder zweimal gemaͤhet, oder er mag beweidet ſeyn, ſo wird er, wenn Winterung dar - auf kommt, im Auguſt in der Regel nur einfach aufgebrochen und gleich geegget, damit die Klee - ſtoppel um ſo beſſer ſtocke. Wo Weizen hin ſoll, wird vorher ganz ſchwacher Schafduͤnger gege - ben. Nachdem er 5 bis 6 Wochen gelegen, wird der Roggen mit dem Exſtirpator, der Wei - zen aber mit der Drillmaſchine untergebracht. Ich habe bei dieſem Verfahren immer die treff - lichſte Winterung gehabt; einen Theil des Schlags37 II. im Jahre 1811 ausgenommen, wovon wei - ter unten die Rede ſeyn wird. Wenn wir, uͤber den Erfolg noch nicht ganz ſicher, einen Theil mit mehrmaligem Pfluͤgen behandelten, ſo ward es dadurch wenigſtens nicht beſſer. Der ſtockende und faulende Klee lockert dieſen Boden genug - ſam; Queken ſind nicht darin, weil der Klee in vollig reines Land kam. Denn Young ſagt: iſt euer Acker von Queken rein, wenn ihr Klee ſaͤet, ſo werden unter eurem Klee ſo wenig Que - ken als Zuckerrohr wachſen. Die lockere Kru - me fuͤr die Saat bringt der Exſtirpator genug - ſam hervor. Haͤufig hat es ſich ſo getroffen, daß ein Theil dieſes Schlages noch ſpaͤt zur Weide benutzt werden ſollte. Dieſer iſt liegen geblieben, und im Fruͤhjahr einfurchig umgebro - chen mit Hafer beſaͤet. Dieſer Hafer iſt immer ganz vorzuͤglich gerathen, und hat einen im Geld - werth den Roggen weit uͤbertreffenden Ertrag ge - geben. Es koͤnnte alſo wohl dahin kommen, daß, wo auf dieſem Schlage Weizen und in der Folge Ruͤbſen mißlich ſchienen, nur Hafer geſaͤet wuͤrde; um ſo mehr, da ich jetzt auf Strohgewinn kei - ne Ruͤckſicht mehr zu nehmen brauche.

6) Erbſen, Wicken, Bohnen, Wik - kengemenge, auf ſehr ſandigen Stellen auch38 Buchweizen;

je nachdem es kommt, zum Rei - fen, zum Heumachen oder zum Gruͤnfuttern. Wo nicht etwa zum Weizen geduͤngt worden, erhaͤlt der Schlag eine halbe Duͤngung von 4 Fudern. Erbſen haben immer den groͤßten Theil einge - nommen; aber nur dreimal haben ſie einen recht lohnenden Ertrag gegeben. Sie haben das be - ſonders unangenehme, daß ſich unter ihnen wie - der ſehr viel Hederich zeigt und ſich aufs neue beſaamet. Zuweilen habe ich einen Theil, der zu mißrathen ſchien, von der Duͤrre zuruͤckgehal - ten und mit Hederich uͤberwachſen war, oder ſtark mit Mehlthau befallen wurde, gruͤn abmaͤ - hen und zu Heu machen laſſen. Im Jahr 1811 ſind mir Erbſen, die ich zum Gruͤnmaͤhen an die Stelle des Klees Anfangs Juni ſaͤete, gerade am beſten gerathen und vom Mehlthau verſchont geblieben. Aber das war auch ein außerordent - licher Sommer in jeder Hinſicht. Oft aber ſind ſpaͤt geſaͤete Erbſen mir beſſer gerathen als die fruͤheſten. Wahrſcheinlich werde ich in der Fol - ge mit dem Erbſenbau ganz in die Schlaͤge der andern Rotation uͤbergehen, weil es auf dieſen wenig Hederich giebt, indem der Acker vorher hoͤchſt ſelten Soͤmmerung getragen hat. Kommt in No. 5 in der Folge Ruͤbſen, ſo folgt in die -39 ſer Nummer Weizen darnach. Auch werden hier mehr gedrillete Bohnen gebauet werden, deren Platz im Hackfruchtſchlage wahrſcheinlich Zucker - runkeln einnehmen moͤchten. Das Uebrige wird dann Gemenge, groͤßtentheils zum Gruͤnmaͤhen, tragen.

7) Roggen.

Der Acker wird ſo ſchnell, als irgend moͤglich iſt, nach Abtragung jener Fruͤchte gepfluͤgt, dann geegget und bleibt liegen, bis der Roggen ebenfalls mit dem Exſtirpator untergebracht wird. Nur in dem Falle, daß ir - gend eine Stelle verqueket waͤre was leicht geſchiehet, wenn der Pflug hier der Senſe nicht ſchnell folgt oder der Boden durch vielen Regen verballet, wird zweimal gepfluͤgt. Dieſer Roggen iſt mir, auch nach den Erbſen, immer vortrefflich gerathen, im Stroh faſt den Klee-Rog - gen uͤbertreffend, im Korn dieſem nur wenig nach - ſtehend. Im Jahr 1814 war er freilich an den niedrigen Stellen, wo der Schnee ſich ſo ſehr aufgethuͤrmt hatte, ausgewintert, was aber der Vorfrucht nicht beigemeſſen werden kann, da es beim Brachroggen meiner Nachbarn weit mehr der Fall war.

40

So iſt alſo meine Beſtellung und mein Feldſyſtem in den ſieben Hauptſchlaͤgen, die ihre zweite Rotation im vorigen Jahre angefangen haben. Genauer werde ich die Reſultate und die einzelnen Abweichungen in jedem Jahre in der Folge angeben.

Unter allen Vorwuͤrfen, die man dem ſo - genannten Wechſelwirthſchafts-Syſteme ich behalte dieſen Namen bei, der ihm nicht von mir, ſondern von andern gegeben worden des falſchen Begriffs wegen, den man ſich davon bil - dete, gemacht hat, iſt der, daß es mehrere Ar - beit als andere Feld-Syſteme erfordere, der al - lerunbegruͤndetſte. Keins in der Welt erfor - dert weniger, keins kann mehr erſparen. Eben weil jede Vorfrucht ihrer Nachfolgerin den Acker im angemeſſenſten Zuſtande hinterlaͤßt, kann mit ſo weniger Bearbeitung ausgereicht werden. Es wird hier in ſieben Jahren in der Regel ſieben - mal einmal zwar zuweilen doppelt gepfluͤgt. Die Arbeit mit dem Exſtirpator iſt etwa der Ar - beit eines Eggens gleich zu ſetzen, und vertritt dieſe gewiſſermaßen. Denn das Abeggen der Exſtirpatorfurche bedarf nur eines einzaͤhnigen Ueberziehens. Wenn eine ſolche Wirthſchaft in der Wirklichkeit eben ſo viel Geſpann haͤlt, als41 eine andere gleicher Groͤße, ſo iſt dies noͤthig, weil mehr einzufahren, mehr Duͤnger auszufah - ren iſt, mehrere Produkte zu Markt zu bringen ſind; oder aber ſie haͤlt es zu andern Meliora - tions - oder Neben-Arbeiten, wie es bei mir in einigen Jahren der Fall war. Handarbeiter koͤn - nen ebenfalls nur der ſtaͤrkeren Ernte, Ausdru - ſches, Miſt-Ladens, und wenn man will, der Stallfutterung wegen mehr erforderlich ſeyn, nicht der Ackerarbeit wegen. Beim Hackfruchtbau iſt ſehr wenig zu thun, beſonders bei den Kartoffeln, wenn man die Ernte, die aber in Verdung ge - ſchiehet, ausnimmt. Selbſt dieſe Kartoffelernte koſtet weniger als die Ernte, und Zu-Gutma - chung einer andern Frucht. Denn um den 12ten und 14ten Scheffel wird man Getreide nicht ab - bringen und abdreſchen laſſen koͤnnen. Erſpa - rung der Arbeit aber iſt allerdings das, worauf es gegen die Meinung mancher National - Oekonomiſten beim Ackerbau eben ſo ſehr, als bei den Manufakturen ankommt. Je weniger Menſchen noͤthig ſind, um die Lebensmittel fuͤr die uͤbrigen zu gewinnen, deſto mehr bleiben uͤbrig zu andern Gewerbszweigen, und je weniger Ar - beitsvieh erforderlich iſt, deſto mehr kann Nutz - vieh gehalten werden. Insbeſondere kommt es42 bei den jetzigen Verhaͤltniſſen unſeres Staats weit weniger darauf an, daß von einer Ackerflaͤ - che ein groͤßeres Produkt gewonnen werde, als darauf, daß dieſelben arbeitenden Kraͤfte ein groͤ - ßeres hervorbringen. Ein Landbau, wie in Bra - bant, in einigen andern Rheingegenden, in der Pfalz, dem Wuͤrtenbergiſchen, iſt nicht der, wel - cher vorerſt fuͤr uns paßt. Denn wenn in den Marken, Preußen und Pommern, ein Morgen nach Brabantiſcher Weiſe angebauet werden ſollte, ſo muͤſſen 10 bis 20 Morgen dafuͤr wuͤſt liegen, weil jener dieſen Arbeit und Kapital entzoͤge. Daher iſt uns, wenn wir zum hoͤhern Landbau uͤbergehen wollen, der engliſche weit ehe erreich - bar wie der Brabantiſche. Denn der Engliſche erfordert zur Erzielung deſſelben Produkts die wenigſte Arbeit von allen; wie daraus erhellet, daß in England nur ein Drittheil der erwachſe - nen Menſchen mit dem Ackerbau beſchaͤftigt iſt, alſo Einer fuͤr Drei Lebensmittel hervorbringt; wogegen in andern Laͤndern vier Fuͤnftheil und mehr ſich mit dem Ackerbau beſchaͤftigen. Ein Arbeit-erſparendes Ackerſyſtem keinesweges ein durch hohe aber theuer erkaufte Produktion glaͤnzendes iſt alſo die Aufgabe, die eine Mu - ſterwirthſchaft fuͤr unſere Verhaͤltniſſe zu loͤſen43 hat, und die meinige hat es geloͤſet, mehr als ich ſelbſt erwartete.

Dies geſtehen ſelbſt Bauern, die einen fluͤch - tigen Blick hierher geworfen haben, ein, und ſie erſtaunen, wenn ſie ſehen, wie ſchnell ein Schlag mit einem Exſtirpator, vier Zugthieren und ei - nem Menſchen eingeackert iſt. Wer die koſtba - ren Werkzeuge nur haͤtte! iſt ihr Ausruf. Daß dieſen Bauern eine Summe von ein Paar hun - dert Thalern fuͤr Werkzeuge groß vorkomme, iſt natuͤrlich. Aber wenn ſelbſt angeſehene Schrift - ſteller und Lehrer der Land - und Staats-Wirth - ſchaft es fuͤr irrig erklaͤren, den Ackerbau fa - brikmaͤßig, d. h. mit beſſeren und mannigfaltigern Werkzeugen, betreiben zu wollen, des Aufwandes wegen, den dieſe Werkzeuge erforderten, ſo muß man verſtummen. Man hat geſagt, ich haͤtte ſchon viele tauſend Thaler fuͤr Werkzeuge ausgege - ben. Das mag wahr ſeyn, denn es war eine Zeit, wo ich mir von allen Orten her alles kom - men ließ, was mir geruͤhmt wurde, und was ich erhalten konnte, im Großen und in Modellen. Dies geſchah, wie ich eine Wirthſchaft von etwa 100 Morgen hatte! Jene Profeſſoren ſollten doch wohl unterſcheiden, was um der Kunſt und des Unterrichts, und was um der Wirthſchaft44 willen geſchehen ſey. Vieles iſt zerſchlagen, weil ich es des Transports und Raums, auch in Hin - ſicht auf Unterricht, nicht werth hielt; vieles ſteht auf dem Boden, um die Anſicht davon zu geben, manches um das Fehlerhafte daran zu zei - gen. Alle Ackerwerkzeuge aber, die aus - ſchließlich der Wagen, Karren und Eggen in einer Wirthſchaft wie die meinige und bei mei - ner Beſtellungsart gebraucht werden, liefere ich einem jeden fuͤr 300 Rthlr., und mit dem Drill - apparat der nichts weſentliches dabei iſt fuͤr 480 Rthlr. Ihre Erhaltung aber koſtet we - niger als die der gewoͤhnlichen Werkzeuge, wenn anders die Reparaturen verſtaͤndig gemacht wer - den. Nur muß mir keiner ſagen, dieſe koſte ihm außer der Schmiede gar nichts, wenn ſeine Leute ein Drittheil ihrer Zeit mit dem Zimmern daran zubringen. Der Einwurf iſt alſo nicht der Re - de werth, und dennoch mußte er beantwortet werden.

Ich komme zu meiner Wirthſchaft zuruͤck. Das uͤbrige nicht zu dieſen Hauptſchlaͤgen gehoͤ - rige ſandige Land, etwa 350 Morgen, ward wie45 bisher als Außenland behandelt, zuweilen aufge - brochen, faſt nur um den Ochſen im Sommer Beſchaͤftigung zu geben und die Narbe zu erfri - ſchen. Denn die Beſtellung bezahlte es eigent - lich nicht. Ein Theil ward im Jahre 1808-9 in muͤßigen Zeiten mit Mergellehm und etwas Modder befahren, und jener zeigte hier ſeine Wirkung ſo kraͤftig, wie es auf einem ſo er - ſchoͤpften und von Natur ſo ſchlechten Boden geſchehen konnte. Wann ich Spergel auf das Land, um ihn erſt mit Rindvieh, dann mit Ham - meln abzuweiden, ſaͤete, ſo war das die vortheil - hafteſte Benutzung, die ich davon hatte; er wuchs aber erſt bei naſſer Witterung, eigentliche Rech - nung war alſo nicht darauf zu machen. Es trat alſo mit dieſem Lande gar keine regelmaͤßige Be - ſtellung ein.

Ich hatte gleich nach meiner Herkunft die Ausſicht, das Reichnower Pfarr - und Kirchen - Land in Erbpacht, und durch Ackerumſatz an meine Grenze verlegt, zu erhalten, und dieſes ſollte dann in Verbindung mit jenem Lande eine zweite Schlagordnung ausmachen. Mit dem Pfarrlande fand es allerlei Schwierigkeiten, ich erreichte aber im Jahr 1810 denſelben Zweck, indem ich den Acker zweier wuͤſtgewordenen Bau -46 erhoͤfe acquirirte, und das dazu gehoͤrige Land an meine Grenze verlegen ließ. Da dieſes vom Dorfe entlegene Bauerland nie geduͤngt, alſo hoͤchſt erſchoͤpft, und groͤßtentheils ſchon aus der Klaſſe des dreijaͤhrigen Landes in die des ſechs - jaͤhrigen uͤbergegangen war, ſo erhielt ich ſehr bereitwillig von der Dorfgemeinde drei Morgen fuͤr einen des beſſeren ihr nahegelegenes Landes, und ſomit uͤber 600 Morgen, wovon 350 Mor - gen ihrer Grundmiſchung nach guter Mittelbo - den, das uͤbrige aber auch ſchlechter Sandboden war.

Ich theilte das Land in Verbindung mit meinem Außenlande, und einigen, wie oben ge - ſagt, den Hauptſchlaͤgen abgenommenen Streifen, in acht Schlaͤge, wovon jeder, ſo viel es die Oertlichkeit erlaubte, 90 Morgen der Kultur werthen Landes enthalten ſollte. Die manchmal dazwiſchen liegenden, ganz duͤrren, aus Grand oder Steingrus beſtehenden Stellen, muͤſſen wohl mit in die Grenzen der Schlaͤge kommen, wer - den aber nicht mitgerechnet, und gar nicht oder hoͤchſt ſelten umgebrochen. Sie werden, wenn eine groͤßere Flaͤche zuſammenhaͤngt, mit Kihnen beſaamt werden, kleinere aber mit Ginſter (Ha - ſenbram, spartium scoparium) was hier gern47 waͤchſt, und nutzbarer iſt, wie Heidekraut, ein - wildern.

Die Kultur des groͤßten Theils dieſer Schlaͤ - ge muß aber faſt wie eine neue Urbarmachung betrachtet werden. Alles, außer dem Wenigen, was vorher zu den Hauptſchlaͤgen gehoͤrte, und was gemergelt oder gemoddert worden, war zu erſchoͤpft, um mit Vortheil ohne Mergel oder Duͤnger beſtellt werden zu koͤnnen. Daher ſoll - te alle Jahr ein Schlag vorgenommen, gemer - gelt, gemoddert oder geduͤngt, und als reine Bra - che bearbeitet, zugleich von der gewaltigen Maſſe großer und kleiner Steine gereinigt; dann mit Roggen, das ſpaͤter zu Stande gekommene, mit Gerſte oder Hafer, ſeiner Beſchaffenheit nach be - ſtellet werden. Auf einen Theil, der Klee zu tra - gen faͤhig ſchien, ward Klee untergeſaͤet. Im dritten Jahre lag es alſo in Klee, oder es trug ein anderer guter Theil Erbſen und Wicken, der ſandigere Buchweizen, und der ſchlechteſte ruhete. Im vierten trug er wieder Roggen oder Hafer, unter welchem weißer Klee geſaͤet ward, um nun vier Jahr zur Weide, hauptſaͤchlich fuͤr Schafe, zu liegen. Dieſe ſchonende Behandlung ſchien nicht nur, um das Land in Kraft zu ſetzen, noͤ - thig, ſondern war auch dem Bedarf der im48 Jahre 1811 angelegten echten Zuchtſchaͤferei an - gemeſſen. Denn ſo wie ſich dieſe vermehrte, mußte auch die kultivirte Weide zunehmen. In dieſem Jahre 1815 traͤgt der 5te Schlag in die - ſer Ordnung Roggen zum erſtenmale, da er nicht gemergelt werden konnte, im Duͤnger; der 6ſte wird bereitet und gemergelt. Ein Schlag iſt ge - wiſſermaßen aus fruͤhern Zeiten in Kultur, hat 1811 mit Roggen abgetragen, und wird im naͤch - ſten Jahre ſeine zweite Rotation vorſpringend be - ginnen. Ein Schlag liegt noch im rohen Zu - ſtande.

Die Behandlung dieſer Schlaͤge iſt vorerſt die ganz gewoͤhnliche. Der Dreiſch wird im Herbſt oder Fruͤhjahr flach umgebrochen, dann befahren. (Ueber die Behandlung des Mergels ſogleich.) Ebenfalls flach gewendet, ſcharf geeg - get, dann etwas tiefer zur Saat gepfluͤgt. Erb - ſen und Wicken werden im folgenden Jahre ein - faͤhrig flach untergepfluͤgt. Dann wird zum Rog - gen zweimal gepfluͤgt. Im Fruͤhjahre wird der weiße Klee geſaͤet und ſcharf eingeegget.

Der Mergel oder vielmehr mergelige Lehm findet ſich hier auf allen Schlaͤgen oder in ihrer Naͤhe, mehrentheils in Huͤgeln, die mit einer rothbraunen harten Erde bedeckt und ſehr un -frucht -49fruchtbar ſind, ziemlich nahe an der Oberflaͤche. Er wird mit Hacken losgebrochen und mit ein - ſpaͤnnigen Sturzkarren, die etwa 10 Kubikfuß laden, verfahren. Er iſt in verſchiedenen Quan - titaͤten aufgebracht worden; eine ſolche Karre auf 1 bis 2 Quadratruthen, oder auf den Mor - gen 90 bis 180 Karren. Das letztere iſt das, was, um den voͤlligen Erfolg zu haben, gegeben werden muß. In den Jahren, wie die Arbeiter hier nicht ſelten waren, ward fuͤr die Karre zu hauen, zu laden und zu verfahren, ſechs ſchlechte Pfennige, und fuͤr das Streuen ein ſchlechter Pfennig bezahlt, was gleich iſt vier Pfennig Cou - rant. Ein Morgen mit 180 Karren zu befah - ren koſtete alſo 2 Rthlr. 12 Gr. Die Pferde mit Karren waren ohngefaͤhr zu 1 Rthlr. per Morgen zu berechnen. Die Wegſchaffung des ſtaͤrkeren oder ſchwaͤcheren Abraums und der da - zwiſchen kommenden Sandadern machten noch einige Koſten, die nach der Lage verſchieden wa - ren, aber pr. Morgen hoͤchſtens noch auf 3 Gr. zu berechnen ſind. Wo nicht ſo ſtark aufgefah - ren wurde, wie ich jetzt doch bei dieſem Mergel - lehm rathſam halte, koſtete es nach Verhaͤltniß weniger.

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Auch iſt gemoddert worden, theils aus ei - ner torfigen Stinke, wo der faſerige Modder aber erſt ein Jahr mit etwas Kalk gemengt in Haufen lag, theils aus einem Teiche, der abge - laſſen wurde. Ich mache hier aus Erfahrung die Bemerkung, daß man gebrannten Kalk erſt voͤllig zu Pulver zerfallen laſſen muͤſſe durch An - feuchten, ehe man ihn unter den Modder aus - ſtreuet. Stuͤckweiſe untergebracht ziehet er gleich zu viel Feuchtigkeit an, wird zu Lederkalk und zertheilt ſich hernach ſchwer. Das Moddern iſt mir ungleich theurer gekommen und hat nicht die Wirkung gethan wie das Mergeln; ohner - achtet der Modder aus dem Teiche ſehr gute Qualitaͤten und keine merkliche Saͤure hatte. Ich erwarte aber um ſo groͤßere Wirkung, wenn jetzt auf die gemodderten Theile Mergel kommt. Auch muß ich geſtehen, daß, ohnerachtet die Fruͤchte auf dem Gemodderten nachſtanden, der weiße Weideklee und die Weide uͤberhaupt beſſer iſt.

Leider! hat dieſe Arbeit ernſtlich nur in den Jahren 1810, 1811 und einen Theil von 1812 betrieben werden koͤnnen. Nachher nahmen die Vorſpanne die Pferde weg, und darauf fehlte es an Menſchen. In dieſem Jahre iſt im Fruͤh -51 jahr etwas geſchehen, aber ſo wie die Heuernte eintrat mußte es aufhoͤren.

Die Wirkung iſt die geweſen, daß man von dieſem gemergelten Lande das ſechſte Korn gewann, wenn das ungemergelte, wie kleine zur Vergleichung uͤbergangene Stellen erwieſen, nicht das zweite Korn gab. Dann wuchs rother und weißer Klee zur Weide ſehr gut darauf, von dem man auf ungemergeltem Boden keine Spur fand. Ward aber mit dem Mergel nur ſchwa - cher Miſtduͤnger, drei Fuder auf dem Morgen, verbunden, ſo war der Ertrag zehnfaͤltig.

Da es unmoͤglich ward, die Mergelung in dieſen Zeiten fortzuſetzen, ſo iſt im Jahre 1813 und 1814 der neu aufgebrochene Schlag groͤß - tentheils mit Stallmiſt befahren; denn die Ver - mehrung des Duͤngers reichte zu, drei Schlaͤge beinahe auszuduͤngen. Auf dem erſchoͤpften Bo - den thut aber der Miſt nicht die Wirkung des Mergels, wenigſtens nicht im erſten Jahre.

Nachdem dieſe acht Schlaͤge auf die Weiſe in Stand geſetzt worden, und der erſte wieder zum Aufbruch kommt, wird eine andere Frucht - folge eintreten, die folgendermaßen beſtimmt iſt:

  • 1) Dreiſchhafer einfurchig beſtellet; von deſ - ſen Gedeihen, außer andern Verſuchen, der noch52 in Kraft ſtehende Schlag 5 einen uͤberzeugenden Beweis auf einem Theile gegeben hat.
  • 2) Brache geduͤngt, und wo es fruͤher nicht geſchehen, gemergelt. Doch wird wahrſcheinlich ein Theil mit Kartoffeln beſtellt werden, wenn auf den Hackfruchtſchlag der erſten Ordnung mehr Runkeln zur Zuckerfabrikation gebauet werden. Auch wird in der Regel auf die Wendefurche Spergel zur Weide geſaͤet.
  • 3) Winterung. Nach den Kartoffeln jedoch Gerſte.
  • 4) Erbſen.
  • 5) Winterung. Untergeſaͤeter Klee.
  • 6) 7) 8) Weide.

Und ſo darf ich hoffen, dieſes ganz erſchoͤpfte Land, aus und durch ſich ſelbſt, in volle Kraft und Tragbarkeit zu verſetzen, und den bis zum ſechsjaͤhrigen Lande herabgeſunkenen Boden zur Klaſſe des Gerſtbodens zu erheben, da er von Natur im Durchſchnitt nicht ſchlechter iſt, als der Moͤglinſche Boden in den Hauptſchlaͤgen. Durch dieſes Beiſpiel ſchmeichle ich mir am mei - ſten fuͤr die hieſige Gegend zu nutzen, da ſich in dem groͤßten Theile der Kurmark die Gelegen - heit zur Nachahmung deſſelben allenthalben fin -53 det, und es nicht die Kraͤfte, ſelbſt des aͤrmeren Bauern, ſobald er ſeparirt iſt, uͤberſteigt. Eine benachbarte Dorfſchaft hat ſchon mit dem Mer - geln angefangen.

Ich komme auf ein, durch ein unerwartetes Naturereigniß wenigſtens zum Theil vereiteltes, Unternehmen. Die Gelegenheit, durch Abſchwem - mung der Hoͤhe in ein daneben liegendes mora - ſtiges, von einem Fließ gebildetes Luch, eine Be - rieſelungswieſe, auf die im Luͤneburgſchen und Bremiſchen bekannte Art, zu bilden, und das wieſenloſe Moͤglin damit zu bereichern, war mir ſehr erwuͤnſcht, da es auch in hieſigen Ge - genden ſo viele Gelegenheiten giebt, dieſe hier unbekannte und nicht wohl anders als ſinnlich darzuſtellende Methode mit groͤßtem Nutzen an - zuwenden. Denn nicht einmal von richtiger An - lage der Beſtauungs - vielweniger der Berieſe - lungswieſen findet man hier Beiſpiele. Ich ſchritt daher ſogleich zur Ausfuͤhrung. Die Um - ſtaͤnde waren zwar nicht guͤnſtig, denn die Schwemmungsflaͤche war ſchmal, das Gefaͤlle nicht ſtark, der abzuſchwemmende Erdboden ſehr54 ungleich, bald Sand, bald zaͤher Lehm, bald Steingeſchiebe; es fehlte mir ganz an geuͤbten Arbeitern und der Waſſerzulauf war nicht ſtark, jedoch ſo, daß mehrere Tage nach einander, ſelbſt im Sommer, geſchwemmt werden konnte, wenn man das Wehr bei Nacht zuſetzte. Dennoch ward die Sache ſo weit vollfuͤhrt, daß 27 Morgen Wie - ſen hervorgebracht wurden. Da die Oberflaͤche des rohen Bodens mit dem Modder aus dem Luche befahren ward, ſo bewirkte die Bewaͤſſe - rung einen ſolchen Graswuchs, daß ſchon in den Jahren 1809 und 1810 30 vierſpaͤnnige Fuder Heu von dieſer Wieſe geerntet wurden. Nun erhielt ich aber durch das Reichnower Land die Gelegenheit, dieſe Anlage ſehr zu vergroͤßern, in - dem ſich auf ſolchem ein ſumpfiger Grund mit Sandhuͤgeln umgeben fand, die von dem Waſ - ſerſpiegel eines etwa 20 Morgen haltenden Sees, der wieder aus einem andern, hoͤher liegen - den, quellreichen See Zufluß hatte beherrſcht wurden. Der Durchſtich ward 1810 gemacht und eine Schleuſe in dem Graben angelegt, vor welcher das Waſſer im Sommer Fuß hoch, im Fruͤhjahr viel hoͤher ſtand, und unten im Luch ward der Abzugsgraben von den moraſtig - ſten Stellen angelegt. Im Jahre 1811 ward55 beſchloſſen, den Teich, welcher als Waſſerbehaͤlter fuͤr die erſte Wieſe diente, abzulaſſen und aus - zumoddern; was mit einiger Schwierigkeit, des ſtarken Waſſerzufluſſes wegen, vollfuͤhrt wurde. Aber nun bemerkte man ein ganz unerwartetes Fallen und Verſiegen der Gewaͤſſer in dieſer gan - zen Gegend. Man bemerkte es zuerſt in jenem See, deſſen Waſſer kaum noch 1 Fuß hoch vor der Schleuſe ſtand, und ich glaubte ſchon durch die Abwaͤſſerung des Moraſtes eine Sandader geoͤffnet zu haben, wodurch das Waſſer des Sees mit dieſem in Verbindung ſtaͤnde, um ſo mehr, da ſich aus dem Moraſte anfangs ſehr viel Waſ - ſer ergoß. Uebrigens ſchob man die Verminde - rung des Waſſers, die ſich hier in allen Seen, Pfuhlen und Baͤchen zeigte, auf die anhaltend duͤrren Jahre und wenigem Schnee, und glaubte, es wuͤrde ſich bei einem feuchten Jahre und be - ſonders bei hohem Schnee wieder ſammeln. Bis dahin ward alſo die Anlage der einen Schwemm - wieſe verſchoben. Die aͤltere konnte, wegen der Ausbeſſerung des Teichs im Sommer 1811, nicht gewaͤſſert werden, weswegen die hoͤhern Stellen allen Ertrag verſagten. Im Jahre 1812 konnte die Waͤſſerung nur nothduͤrftig, wegen Mangels an Waſſerzufluß gegeben werden, und die hoͤch -56 ſten Stellen litten an Duͤrre. Im Jahr 1813 war zwar mehr Waſſer, aber die der ſtaͤrkeren Waͤſſerung gewohnten Grasſtaͤmme waren aus - gegangen. Der hohe Schnee des Winters von 1813 14 ließ hoffen, daß ſich alle Waſſer - behaͤlter wieder fuͤllen und die Quellen ſtaͤrker zu fließen anfangen wuͤrden. Aber ohnerachtet der Sommer 1814 auch nicht trocken war, hat das Waſſer auf dieſem ganzen Plateau immer mehr abgenommen. Jener See iſt uͤber 3 Fuß geſunken, und die erwaͤhnte Schleuſe, vor welcher das Waſ - ſer, als ſie angelegt wurde, 3 Fuß hoch ſtand, liegt jetzt im Trocknen; viele kleine Pfuͤhle ſind ſo trocken, daß ſie beackert und beſtellt, werden konnten. Ich habe Winterung gebauet, wo vor - her ſelbſt im Sommer Waſſer ſtand; ich kann mir alſo dieſes Verſiegen der Quellen auf dieſer Hoͤhe nicht anders erklaͤren, als daß ſie in ei - ner niederern Gegend ſich einen andern Abzug muͤſſen gebahnt haben. Aeltere hieſige Landleute verſichern, daß dieſes ſchon einmal der Fall ge - weſen, daß ſich das Waſſer dann aber nach ei - nigen Jahren wieder eingefunden habe. Bei Moͤglin war vormals eine Waſſermuͤhle durch jenes Fließ getrieben, wovon der Muͤhlenteich noch zu ſehen iſt. Bei einem ſolchen Waſſer -57 mangel hat man ſie aber abgebrochen und eine Windmuͤhle ſtatt derſelben errichtet. Nothduͤrf - tige Waͤſſerung fuͤr die aͤltere Wieſe habe ich noch wohl, da aber die durch kuͤnſtliche Beſaa - mung und von Natur entſtandenen Waſſergraͤſer ausgegangen oder verkuͤmmert waren, ſo habe ich den hoͤhern, ſtatt derſelben mit Moos uͤberzoge - nen Theil umgebrochen und verſchiedentlich be - ſtellt, und werde ihn, wenn die alte Narbe zer - gangen iſt, theils mit Luzerne, theils mit an - dern Graͤſern, die mit einer ſeltneren Waͤſſerung ſich begnuͤgen, beſaͤen. Dieſes Ereigniß iſt mir in der That ſehr unangenehm, nicht wegen des Verluſtes, den ich dabei leide denn dieſer iſt auf keinem Fall betraͤchtlich ſondern weil ich nun dieſes Beiſpiel, womit ich vielen Nutzen zu ſtiften hoffte, jetzt nur unvollkommen und nicht eindringlich genug aufſtellen kann.

Mein Zweck, den ich auch jetzt erreicht zu haben hoffe, war immer der: Moͤglin unabhaͤn - gig von den Koͤnigshofer und allen andern Wie - ſen zu machen. Theils, weil ich Koͤnigshof ent - weder fuͤr ein annehmliches Gebot verkaufen,58 oder es auf eine beſondere Weiſe, hauptſaͤchlich mit Krapp - Hopfen - Hanf - und anderm Handels - gewaͤchsbau benutzen wollte, wozu es eines ſo betraͤchtlichen Viehſtandes bedurfte, daß es ſein Heu wohl konſumiren konnte. Stroh war da - ſelbſt genug zu wohlfeilen Preiſen zu haben. Theils aber, weil ich dadurch zeigen wollte, wie man ein Gut ohne Weide abluͤften und mit wenig oder gar keinen Wieſen in Kraft erhalten, und aus der Viehzucht ſelbſt einen großen Ertrag ziehen koͤnne. Ich hatte mich gewiſſermaßen an - heiſchig gemacht, dies von Vielen in der Wirk - lichkeit unaufloͤslich gehaltene Problem faktiſch zu loͤſen. Das gaͤnzliche Mißrathen des Klees, nach dem duͤrren Sommer von 1810, machte mich etwas mißmuͤthig. Zwar erſetzten die geſaͤeten Futtergemenge den Klee hinreichend, aber es mußte doch wieder mehr Heu heraufge - holt werden, und ihr Bau konnte auch bei gro - ßer Duͤrre mißrathen. Allein die Ueberzeugung, die ich mir durch mehrere im Kleinen angeſtellten Verſuche, von dem ſichern Gerathen und der Ausdauer der Luzerne, ohne alle kuͤnſtliche Kul - tur, auf dem hieſigen Boden verſchafft hatte, richtete meinen Muth wieder auf; und ich be - ſchloß nun, jedesmal wenn Klee ausgeſaͤet wuͤrde,59 ein Stuͤck von fuͤnf Morgen in demſelben Schlage mit Luzerne zu beſaͤen. Dies ſollte die ganze Rotation durch liegen bleiben, bis zu dem Jahre, wo der Schlag wieder zum Kleetragen kam, und ein gleiches Stuͤck abermals mit Luzerne angeſaͤet war. Dann ſoll es aufgebrochen und mit Ruͤbſen beſtellet werden, damit es als Win - terung wieder in den Umlauf eintrete. In die - ſem Jahre iſt der 5te Schlag beſaͤet, und 4 mal 5 Morgen ſtehen in voller Benutzung. Denn ſchon im erſten Jahre nach der Saat ſteht die Luzerne in voller Kraft. Ich werde ſo 35 Mor - gen bekommen. Die erſten Jahre habe ich Lu - zerne unter Lein geſaͤet, weil das von Vielen be - ſonders empfohlen wird. Weil mir aber der Lein hierher nicht mehr paßte, ſo habe ich ſie, mit wenigſtens eben ſo gutem Erfolge, unter die Ger - ſte, auf den Morgen 10 Pfund, geſaͤet. Nach - dem ſie im folgenden Fruͤhjahre ſehr ſcharf durch - gegget worden, ward ſie ſchwach gegipſet. Das ſtarke Eggen ward alle Jahre, jedoch nur ein - mal wiederholt, und ſie erhielt dann abwechſelnd den Hofſchlamm und die im Haushalt gemachte Seifenſiederaſche zur Duͤngung. Die im Jahre 1811 zuerſt geſaͤete iſt nun wieder gegipſet. Das iſt alles, was bei ihr geſchehen iſt; kein60 Jaͤten, kein Behacken fand ſtatt. Ohnerachtet des ſcharfen Eggens habe ich doch nicht verhin - dern koͤnnen, daß ſich nicht eine Art von Narbe aus Graswurzeln und weißem Klee unter ihr erzeuge. Durch das Eggen nach jedesmali - gem Schnitt wuͤrde ich ſie vielleicht zerſtoͤren. Da ich aber ſelbſt bei einem aͤlteren, ſchon im Jahre 1807 angelegten Verſuchsſtuͤcke, nicht be - merke, daß es ihr ſchadet, ſo erſpare ich mir die Arbeit. Nach dem zweiten und dritten Jahre ſcheint die Luzerne auf Boden, der ihr zuſagt, ſtaͤrker als alles Unkraut, was ſich unter ihr an - ſiedelt. Mit dieſer Luzerne bin ich jetzt ſchon geſichert fuͤr die Gruͤnfutterung meines Rindvie - hes und ſaͤmmtlicher Pferde, und wenn ſie erſt voͤllig daſteht, muß ich noch Heu machen. Wenn ich die Heufutterung auf einen Kopf Großvieh taͤglich nur zu 1 Gr. anſchluͤge, ſo benutze ich einem Morgen Luzerne zu 15 Rthlr. rein. Sie hat mich auch bei der duͤrreſten Zeit nicht ver - laſſen. Im Jahre 1814 verfror ſie bis zur Haͤlfte im Mai, wie ſie ſchon maͤhebar war, aber ſie trieb ſchnell wieder durch. Meine Zwei - fel an der Unfehlbarkeit der Luzerne ſind alſo gehoben fuͤr meinen Boden! Aber jeder pro - bire den ſeinigen darauf; wechſeln viele verſchie -61 dene Erdſchichten ab, oder iſt der Boden waſſer - galligt, ſo geht es nicht. Geht ſie fort, ſo ver - ſaͤume keiner Luzerne-Felder anzulegen, der nicht einen Ueberfluß von Wieſen hat, die er ander - weitig nicht benutzen koͤnnte.

Man pfluͤgte hier 3 Zoll tief mit einem mit drei ſtarken Ochſen im Wechſel beſpannten Pfluge, ſo daß ſechs Ochſen auf einen Pflug gehalten wurden. Es waren vier Pfluͤge im Gange, und dann noch vier uͤberkomplette Ochſen, in Summa 28 Stuͤck, zur Erleichterung der andern. Ich wollte mit zwei Ochſen pfluͤgen laſſen, aber man verſicherte mich, daß dies die Thiere zu ſehr an - greiffe. Auch konnte man den Umbruch der Bra - che um Johannis, da ſich das gebundene Land erhaͤrtet hatte, nicht bewerkſtelligen, ſondern mußte davon abſtehen, bis Regen kam. Dies lag an der erbaͤrmlichen Conſtruction des hieſigen Pflu - ges, die nur dem loſeſten Sandboden angemeſ - ſen ſeyn kann. Im erſten Jahre konnte ich mit der Einfuͤhrung anderer Pfluͤge nicht zu Stande kommen. Im zweiten Jahre, wie ich mir Bai - leyſche Pfluͤge anfangs nur unvollkommen verſchafft hatte, ließ ich alle anderen zerſchlagen. Seitdem hat man nie wieder geſagt, daß das62 Land mit zwei Ochſen nicht zu pfluͤgen ſey. Das Pfluͤgen geſchiehet, außer dem Vorpfluͤger, von zwoͤlfjaͤhrigen Jungens, die es, wenn ſie die Och - ſen zu leiten wiſſen, in etlichen Stunden lernen. Der Ueberſetzer von Bailey’s Schrift uͤber die - ſen Pflug hat gewiß Recht gehabt, ihn den beſt - moͤglichen zu nennen. Er erfuͤllt alle Forde - rungen, die man an einem vollkommenen Pfluge machen kann. Einfachheit, Dauerhaftigkeit, Leich - tigkeit der Fuͤhrung und der Stellung zu jeder Tiefe von 1 Zoll bis 8 Zoll, zu jeder Breite von 6 Zoll bis 12 Zoll, moͤglichſt leichte Ueber - windung jedes Widerſtandes, vollkommen recht - winkliche Ausſchneidung des Erdſtreifens, und Umwaͤlzung deſſelben um ſeine eigene Achſe, endlich Wohlfeilheit, wenn man auf ſeine Dauerhaftigkeit Ruͤckſicht nimmt. Er hat keinen Fehler, nichts was man moͤglicher Weiſe beſſer an ihm wuͤn - ſchen koͤnnte. Er iſt fuͤr jeden Boden, fuͤr den ganz ſchweren, gebundenen nur vielleicht, mit einer kleinen Abaͤnderung der Conſtruction, die ich fuͤr den meinigen am beſten gefunden habe geeignet. Noch Keiner hat dies verkannt, der ihn mit Aufmerkſamkeit hat wirken ſehen Auch*)Der beſtmoͤglichſte Pflug auf Erfahrung und mathematiſche Grundſaͤtze geſtuͤtzt v. J. Bailey m. 2. Kupf. 4. Berlin, Realſchulbuchhandlung 1805. 12 Gr. Auch63 hat er ſich ſchnell durch ganz Deutſchland ver - breitet. Dies beweiſet der ſtarke Abſatz der Streichbretter, und des uͤbrigen gegoſſenen Ei - ſenwerks auf mehreren Eiſenhuͤtten. Es hat viele Muͤhe gekoſtet, bevor ich die voͤllig richtige Bil - dung des Streichbrettes bewirken konnte. Die Schwingung ward nicht richtig getroffen, und die gehoͤrige Staͤrke, die das Eiſen an verſchiedenen Stellen haben muß. Jetzt wird es auf der Ber - liner Eiſenhuͤtte, nach der zuletzt uͤberſandten Schablone, voͤllig richtig gegoſſen. An ſich iſt der Pflug gar nicht ſchwer zu machen; indeſſen iſt es noͤthig, daß ein recht verſtaͤndiger Arbei - ter Geſtellmacher und Schmidt ſich die Verhaͤltniſſe der Theile und die Winkel, worin ſie zu ſtehen kommen, genau merke und bei der Zuſammenſetzung beobachte. Selten wird der erſte Verſuch ihn nachzumachen ganz gelingen; man wird die Abweichung nicht eher erkennen, als wenn ein verſtaͤndiger Ackersmann ſeinen Gang mit dem des Vorbildes vergleicht; dann wird man nach einiger Ueberlegung leicht entdecken, wo ein Fehler liege.

Ich gebrauche keinen andern, es ſey dann wo ich den Boden vertiefen, einen doppelten Streifen auspfluͤgen, und die Erde des unteren64 uͤber den oberen herlegen (rajolen) will. Da nehme ich zum zweiten Pfluge den Small - ſchen, weil er ſich in der Furche weniger draͤngt, und die Erde leichter in die Hoͤhe hebt. Indeſſen geht es auch mit dem Baileyſchen. Es werden mit dieſem Pfluge, wenn ich gute Ochſen und Fuͤh - rer habe und die Arbeit etwas angetrieben wird, uͤber 5 Morgen in einem Tage gepfluͤgt, ohne daß es ein Paar Wechſelochſen angreift; und zwar ſo, daß kein Erdpartikel der Oberflaͤche, ſo tief gepfluͤgt wird, ungewendet bleibe. Der Pflug wird den Ochſen bei gewoͤhnlicher Tiefe des Pfluͤ - gens ſo leicht, daß ſie ſich an einen ſchnellen Schritt gewoͤhnen.

Es ſind hier nachher nicht mehr als 16 Och - ſen, zuweilen nur ein oder zwei uͤberkomplette, die zum Maͤſten geſchont wurden, gehalten wor - den, ſelbſt nachdem das Reichenower Land hinzu gekommen war. Sie haben nicht nur alles Pfluͤ - gen, ſondern auch den groͤßten Theil der Miſt - fuhren verrichtet; auch manche andre Fuhren, zu - mal in den Jahren, wo faſt alle Pferde auf Vorſpann waren oder ſich von dieſen Reiſen er - holen mußten. In dieſen Zeiten ſind ihnen je - doch Kuͤhe zu Huͤlfe gekommen, die allerdings, wenn ſie einmal angelernt ſind was bei man -chen65chen ſchwer haͤlt ohne erheblichen Verluſt ih - rer Milch, ein Drittheil Tag arbeiten. Die Och - ſen haben im Durchſchnitt der Jahre 240 halbe Arbeitstage per Kopf gethan. Sie werden bei den laͤngern Tagen, wie gewoͤhnlich, dreimal ge - wechſelt, ſo daß ein Paar den einen Tag, das andre Paar den andern Tag zwei Drittheil ar - beiten muß. Sie erhalten durchaus keine Koͤr - ner, aber im Winter neben 10 bis 12 Pfund Heu ein Viertheil Scheffel Kartoffeln, und im Sommer, neben einer ziemlich knappen Weide, Klee oder Luzerne auf dem Stalle. Bis zu dem ungluͤcklichen Ereigniß der Lungenſeuche, waren ſie ſehr geſund und kraͤftig.

Pferde ſind hier mehrentheils 12 Stuͤck ge - halten worden; in den Jahren 1812 und 1813 kamen ſie auf 9 Stuͤck herunter. Aus den Ar - beits-Journalen aber erhellet klar, daß ich mit ſieben Pferden fuͤr die hieſige Ackerwirthſchaft reichlich auskommen wuͤrde. Die uͤbrigen Pferde werden fuͤr den großen Bedarf meines Hauſes und des Inſtituts, an Brennholz und mancher - lei andern Fuhren, gebraucht. In den ſchweren Jahren 1812 und 1813, wie das Inſtitut ge - ſchloſſen und moͤglichſte Beſchraͤnkungen beobach -566tet wurden, iſt doch in der Wirthſchaft nichts Weſentliches verſaͤumt worden, ohnerachtet we - nigſtens die Haͤlfte der vorhandenen Pferde ab - weſend oder unbrauchbar war. Indeſſen geſtehe ich, daß wir durch die mehreren Pferde, die an - derer Arbeiten wegen gehalten werden, im Stande ſind, Ackergeſchaͤfte ſchneller zu vollfuͤhren, als wenn nur die fuͤr den Ackerbau gerade noͤthige Zahl da waͤre. Jetzt ſind wieder 12 Stuͤck Wa - genpferde auf dem Hofe, wovon aber zwei zum Mergeln und zwei zu Reiſen beſtimmt ſind.

Ich traf hier eine recht gute, große und ſtarkknochige Art von Kuͤhen, aus dem Warthe - bruch wahrſcheinlich herſtammend, von brauner Farbe an. Einige vorzuͤgliche Kuͤhe, Juͤtlaͤndi - ſcher, aber veredelter großer und hollaͤndiſcher Art, brachte ich hierher. Von den vorgefunde - nen waren manche von vorzuͤglichem Anſehen, ge - ringer Milch-Ergiebigkeit wegen, auszumerzen. Da ich den Viehſtapel noch vermehren wollte, ſo kaufte ich bei Gelegenheit noch 12 Stuͤck Ol - denburger Ferſen an, ohnerachtet dieſes Vieh ſich mir nie vortheilhaft gezeigt hat. Ich fand hier67 ein Bullkalb, was ſich der Verwalter zu verſchaf - fen gewußt hatte, von einer Kuh Trieſtorfer Raſſe mit einem Juͤtſchen Bullen erzeugt. Dies Thier machte ſich außerordentlich ſchoͤn, hatte bei einem ſehr langen Koͤrper und vorzuͤglich ſtar - kem Hintertheile feine Knochen, ſehr feine Haut und Haar. Es ward nachher verſchnitten, zog als Ochſe ein Jahr lang einſpaͤnnige gewaltige Laſten, maͤſtete ſich ſehr leicht mit Kartoffeln und Heu ohne alles Getreide, und ward in Ber - lin zu 1350 Pfund Fleiſchergewicht geſchlachtet. Er iſt mehrere Male abgebildet und in Kupfer geſtochen worden Ich wollte dieſe Raſſe noch mehr mit der Juͤtlaͤnder großen Art verbinden, es dauerte aber lange, bevor ich ein gutes Bull - kalb von einer Juͤtlaͤnderin erhielt, und mußte erſt andere von jenem abſtammende Bullen ge - brauchen. Jetzt habe ich einen Stammochſen, wie ich ihn mir wuͤnſchte, und der ſeine Quali - taͤten ſehr gut vererbt, ſo daß faſt alle Kaͤlber ihm aͤhnlich werden.

Ich war mit meinem Milch-Viehſtapel, von welchem ich auch ſehr ſchoͤne Ochſen erzog, im vorigen Jahre ganz aufs Reine, und da meine Aufzucht meinen Bedarf an Einſchuß weit uͤber - traf, ſo konnte ich ausgezeichnetes Milchvieh und68 junge Bullen verkaufen. Mein Vieh war in dem herrlichſten Stande, hatte die geſundeſte Futterung und Weide gehabt, bis mir im Herbſt ein zum Schlachten eingekaufter Ochſe die Lun - genſeuche auf den Hof brachte. Zwei junge Bul - len, die ihm zunaͤchſt im Stalle geſtanden hat - ten, fingen an zu keuchen, ohne daß man arg daraus hatte, zumal da der groͤßte Theil der Thier - aͤrzte der Meinung iſt, daß dieſe Krankheit nicht anſteckend ſey. Ich war nicht hier; wie ſich aber die Krankheit im Ochſenſtall verbreitete, machte man doch alle Anſtalt zur Trennung des kran - ken Viehes. Aber zu ſpaͤt; die Ochſen gingen alle darauf, entweder an der hitzigen Krankheit, oder an der daraus entſtehenden Lungenſchwind - ſucht. Der moͤglichſten Separation ohnerachtet kam nun die Krankheit auch in den Kuhſtall. Es wurden die bisher empfohlnen Mittel, groͤß - tentheils reizender Art, bei Kranken und als Vor - bauung gebraucht, allem Vieh Haarſeile gelegt. Ich kam her, ſahe den Zuſtand und uͤberzeugte mich, daß er zu Anfange rein inflammatoriſch ſey. Es wurde alſo dem kranken Vieh ſtark Blut abgelaſſen. Den ſchon ſeit acht Tagen erkrank - ten half es nicht. Aber den kuͤrzlich befallenen half es auf der Stelle. Der Athem ward gleich69 freier, das Keuchen verwandelte ſich in einem ordentlichen Huſten mit Auswurf, die Thiere fin - gen bald an wiederzukaͤuen und[beſſerten] ſich ſchnell. Es wurden 2 3 Pfund Blut gelaſ - ſen. Das Blut hatte eine ſolche Gerinnbarkeit, daß ſich in der Ader gleich ein Propf ſetzte, der weggenommen werden mußte, damit das Blut ferner fließe. Es ſetzte gleich eine dicke, gelbliche Lederhaut ab. Folgte nicht genugſame Erleich - terung, ſo ward der Aderlaß nach 12 18 Stun - den wiederholt. Seitdem iſt kein Thier geſtor - ben; aber der groͤßte Theil der Kuͤhe verkalbte doch dabei. Dieſe haben ſich doch vollkommen erholt und geben jetzt, obwohl ſie wieder traͤch - tig ſind, ſo viel Milch, als haͤtten ſie ordentlich ihre Zeit ausgegangen. Erſt im Fruͤhjahr kam das Uebel nach Koͤnigshof unter das Jungvieh. Weil dieſes aber gleich zur Ader gelaſſen wurde, ward es bald wieder beſſer, ohne allen Verluſt.

Mein Milchviehſtand iſt dadurch auf 28 vermindert, und Ochſen ſind theils um ein Jahr fruͤher von eigener Zucht angeſpannt der ei - gentliche diesjaͤhrige Einſchuß war leider ſchon im Herbſt heraufgebracht theils in Pommern von ſchwachem Schlage angekauft. Die ſtarken Och - ſen waren mir im Fruͤhjahr zu theuer.

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Die Kuͤhe ſind in einigen Sommern, beſon - ders im vorigen und jetzigen, nur auf halbe Stall - futterung geſetzt worden. Sie bekamen den zwei - jaͤhrigen Kleeſchlag, theilten ihn aber doch mit den Ochſen. (Ich muß 12 Stuͤck Dorfvieh Weide geben, deshalb habe ich die Ochſen nicht ganz auf dem Stalle halten koͤnnen. Gehen meine Kuͤhe nicht aus, ſo geht das ſaͤmmtliche Dorfvieh mit den Ochſen, ſonſt gehen die Kuͤhe des Dorfes mit meinen Kuͤhen.) Die Kuͤhe werden aber mehrentheils, die Ochſen nur wenn die Weide nicht reicht, nebenbei mit Luzerne und Klee, auf dem Stalle gefuttert. Erſtere ſind von 10 Uhr Morgens bis gegen 4 Uhr Nachmittags im Stalle, und auch, wie ſich verſteht, bei Nacht.

Die Kuͤhe werden ſehr reichlich gefuttert. Im Sommer erhalten ſie, ſo viel ſie freſſen wol - len, ungeſchnitten. Sie freſſen aber gern Stroh dabei, wenn es ihnen lang vorgeworfen wird. Wenn man ihnen mit Stroh geſchnittenes Gruͤn - futter gab und reichlich genug, ſo ſuchten ſie die - ſes heraus, beſchnoben das uͤbrige ſo, daß das muͤhſam zerſchnittene Futter jedesmal ausgefegt und in den Miſt gebracht werden mußte. Ich fand, außer der Arbeit, mehr Futter dabei wirk - lich verſchwendet, als geſchiehet, wenn es lang71 vorgeworfen wird, da das, in der Fliegenzeit be - ſonders, umhergeſtreuete und in den Miſt kom - mende Futter, bloß dem Anſcheine nach mehr in die Augen faͤllt. Nur dann kann das Schnei - den des Gruͤnfutters mit Stroh rathſam ſeyn, wenn man ſparſam futtern muß. Nach einigen durch Abwaͤgung gemachten Verſuchen, betraͤgt die taͤgliche Portion auf das Stuͤck 96 Pfund gruͤnes Futter, in der Zeit, wo es am reichlich - ſten gegeben wird. Ehemals habe ich gefunden, daß ſchwere frießlaͤndiſche Kuͤhe 140 Pfund Klee freſſen. Es verſteht ſich dies von Zeiten, wo ſie ganz im Stalle bleiben; gehen ſie auf die Weide, ſo bekommen ſie, nachdem dieſe reichlich iſt, mehr oder weniger oder gar nichts zu; je - doch wird ihnen Abends immer etwas Futter - ſtroh vorgelegt, was ſie zum großen Theile auf - freſſen.

Die Winterfutterung beſteht in Klee-Heu, Kartoffeln und Ruͤben; nebſt gutem Stroh. Die Norm iſt, daß ſie 20 Pfund Heu taͤglich erhal - ten ſollen. Statt eines Theils werden aber Kar - toffeln in dem Verhaͤltniß von 2: 1, oder Run - keln in dem Verhaͤltniß von : 1 gegeben; je - doch immer ſo, daß ſie mindeſtens 8 Pfund Heu erhalten. Denn den Kuͤhen uͤber 24 Pfund Kar -72 toffeln zu geben, haben ich und mehrere nicht rathſam gefunden, wenn man ſie nicht maͤſten will. So lange Runkeln oder Rotabaga vorhan - den, werden dieſe mit den Kartoffeln vermiſcht gegeben, und dieſes Futter wirkt beſonders gut auf die Milch, und erhaͤlt ihr den eigenthuͤmli - chen Sommergeſchmack. Runkeln allein zum Er - ſatz des Heues in großer Menge gegeben, er - ſchlafften nach einiger Zeit die Verdauungswerk - zeuge, und ſie wurden dem Vieh widerlich, ſo gern es ſolche auch zu Anfange und fortdauernd in kleineren Quantitaͤten frißt. Im Winter wird ein Theil des Heues mit Stroh zu Hechſel ge - ſchnitten, aber das Wurzelwerk wird nicht mit Hechſel, ſondern in Scheiben zerſchnitten, allein gegeben. Denn es geht damit wie mit dem Klee, das Vieh ſucht ſich das wohlſchmeckende heraus, beſchnaubt den Hechſel und laͤßt ihn liegen. Seit - dem die Kuͤhe indeſſen den Abfall der Kartoffel - ſtaͤrke erhielten, wird dieſer mit Strohhechſel ver - miſcht, und das Staͤrkewaſſer, welches viele Ei - weißſtoffe enthaͤlt, zum Theil daruͤber gegoſſen. Dies Futter iſt ihnen ſehr angenehm und wohl - thaͤtig geweſen, und ihnen zu ein Drittheil der Kartoffelmaſſe berechnet worden. Alles Stroh,73 was eingeſtreuet werden ſoll, wird ihnen uͤber Nacht zum Ausfreſſen vorgelegt.

Bei dieſer Futterung hat eine Kuh im Durchſchnitt der Jahre 1806 1814, 1300 Berliner Quart Milch gegeben, außer der, wel - che die Kaͤlber erhalten haben. Die Kuh gab einen Bruttoertrag von 40 Rthlr., ein - ſchließlich des Werths des Kalbes. Wird indeſ - ſen, wie geſchehen iſt, der Centner Heu zu 10 Gr., der Scheffel Kartoffeln zu 5 Gr., und die gruͤne Futterung taͤglich per Kopf zu Gr., die Weide zu 1 Gr. 4 Pf. berechnet, nebſt allen auf ſie treffenden Koſten, das Stroh aber gegen den Miſt, ſo haben ſie mehrmals ein Deficit, und nur in den Jahren 1809, 1810, und 1811 1812 einen Ueberſchuß gehabt; ſo daß es im Gan - zen ſich ohngefaͤhr heben wuͤrde, wenn nicht in dem letzten Jahre 1814 1815 der Verluſt durch die Viehkrankheit uͤberwiegend wuͤrde, der ſich auch auf das naͤchſte Jahr ausdehnen wird; da beſonders die Aufzucht ſehr zuruͤckgekom - men iſt.

So ſehr ich daher mit meiner Kuherei zu - frieden zu ſeyn Urſach habe was ohne die große Sorgfalt, die auf die Molkerei verwandt74 wird, nicht der Fall ſeyn wuͤrde ſo ſehr der Werth des Miſtes den des Strohes uͤberwiegt, und ſo gut der Acker, der den Kuͤhen das Futter liefert, dabei zu ſtehen kommt; ſo werde ich denn doch die Kuherei nicht ſo hoch treiben, wie ich mir fruͤher vorgenommen hatte, ſondern zwiſchen 30 und 40 Stuͤck ſtehen blei - ben; weil ich das Futter durch die Schaͤferei doch ungleich hoͤher benutze. Genauere Auszuͤge aus den Hauptbuͤchern folgen unten.

Nachdem ich mich bis dahin mit einer klei - nen Hammel-Schaͤferei, zur Benutzung der ſchlechten Weide, beholfen hatte die mir an - fangs Vortheil, nachher aber, durch den Ankauf fauliſch gehuͤteter Hammel, empfindlichen Verluſt brachte entſchloß ich mich zum Ankauf eines voͤllig reinen Merino-Stammes von 150 Stuͤck, der in den Jahren 1811 und 12 vollfuͤhrt wurde. 100 Stuͤck wenigſtens waren aus den ausgezeichnet - ſten Schaͤfereien beſonders ausgewaͤhlt, und dar - unter 14 Stuͤck, welche ich durch die beſondere75 Gnade des Herrn Reichsgrafen von Schoͤnburg auf Roxburg erhielt. Ich bekam zwei Boͤcke von hoͤchſter Qualitaͤt. Da Zuzucht und Ver - mehrung mein erſter Zweck war, ſo ward die Paarung mit beſonderer Auswahl der Indivi - duen auf das ſorgfaͤltigſte betrieben, vornaͤmlich in Hinſicht auf die Bocklaͤmmer. Ich machte ſogar den Verſuch, zwei Laͤmmer in einem Jahre von einer Mutter zu erhalten; was mir auch mit 50 Stuͤck im Jahre 1812, mit wenigern im fol - genden gluͤckte, aber die Muͤtter doch ſehr an - griff. Ich habe indeſſen jetzt die Schaͤferei nachdem ſchon uͤber 100 Stuͤck ausgemerzt und 110 junge Boͤcke verkauft ſind auf 700 Stuͤck gebracht. Sie wird ſich jetzt etwas wieder vermindern, indem 80 Schafe ausgemerzt werden; kann dabei aber, weil lauter junges Vieh uͤbrig bleibt, ſich ſchnell vermehren. Ich glaube die Schaͤferei auf 1000 Stuͤck treiben zu koͤn - nen, und zwar ſo, daß ſich 600 700 Muͤtter darunter befinden; indem bei der großen Nach - frage nach meinen jungen Boͤcken keine Hammel da ſeyn werden; verſteht ſich, wenn ich nur den feinſten und edelſten Stamm beibehalten und al - les uͤbrige ausgemerzt haben werde. Bis jetzt76 wird freilich alles gehammelt, was nicht von aus - gezeichneten Muͤttern faͤllt. Die Vermehrung muß dabei freilich langſamer, aber um ſo mehr im Verhaͤltniß mit der Verbeſſerung der Weide vor ſich gehen.

Bis jetzt hat mein kleiner Stamm reichli - che Weide gehabt. Nur wie in dem laufenden Jahre 1815 ſeit ſieben Wochen nur einmal ei - nige Stunden Regen gefallen war, und heftige kalte Winde mit Nachtfroͤſten den Graswuchs gehemmt hatten, ward ſie zu Anfange des Ju - nius nach der Schur knapp, und es war ſchon beſchloſſen, den Schafen etwas gruͤne Luzerne in den Rauffen zu geben, wie ein eintretender warmer Regen uns deſſen uͤberhob. Entweder dies wuͤrde aber geſchehen, oder es wuͤrde der zweijaͤhrige Kleeſchlag den Schafen eingeraͤumt werden, wenn jemals ein Mangel an Weide eintraͤte. Denn darauf ſcheint mir der Erfolg einer Schaͤferei und ihr Wollertrag vorzuͤglich zu beruhen, daß die Heerde nie im ganzen Jahre Hunger leide; und ich glaube, daß die reichlichſte Futterung zu einer Zeit, den Mangel in einer andern, bei den Schafen noch weniger als bei anderm Vieh, er - ſetze, daß man folglich auf jedem Fall gedeckt ſeyn muͤſſe.

77

Meine Winterfutterung iſt gegen die ge - woͤhnliche ſtark, aber kommt doch Futterungen, die man in einigen edlen Schaͤfereien giebt, nicht gleich. Es wird auf den Kopf Pfd. Heu, oder 1 Pfd. Heu und 1 Pfd. Kartoffeln taͤglich gerechnet. Bekommen ſie gutes Erbſen - oder Wickenſtroh, ſo wird weniger Heu gegeben. Die Muͤtter erhal - ten zur Lammzeit einen ſchwachen Oelkuchentrank. Korn wird aber gar nicht gefuttert, außer daß den Boͤcken ein wenig Hafer zur Springzeit ge - geben wird. Ich will nicht ſagen, daß die Koͤr - nerfutterung ſich bei den Schafen nicht gut be - zahle, aber man kann nach den Verhaͤltniſſen mei - ner Wirthſchaft etwas anderes futtern, was wohl - feiler iſt und doch daſſelbe erreicht. Die Laͤm - mer werden nicht beſonders ſtark bei mir gefuttert. Denn ohnerachtet man ſie durch ſtaͤrkeres Fut - ter ſehr in die Hoͤhe treiben kann, ſo ſcheint mir dies ihnen doch auf die ganze Dauer ihres Le - bens nicht vortheilhaft zu ſeyn. Stroh aller Art wird ihnen, in uͤberfluͤſſiger Menge, erſt in die Raufen gelegt und dann eingeſtreuet.

Mein Beſtreben iſt auf die moͤglich hoͤchſte Verfeinerung und Veredlung der Wolle, und Nachhaltigkeit derſelben an den ſchlechteren Thei - len, gerichtet; dann auf Dichtigkeit und Voll -78 wolligkeit. Bis jetzt ſind ſich nicht alle darin gleich; aber ich behalte die minder vollkomme - nen nur bis der hochedle Stamm ſich vermehrt hat. Das feinſte Vieh wird aber bei der Be - gattung ſeparirt, und nur mit Boͤcken von hoͤch - ſter Qualitaͤt verbunden, und nur von dieſen werden Bocklaͤmmer aufgezogen. Ich habe Rox - burger Schafe mit vorzuͤglichen Stolpener Boͤk - ken verbunden, und glaube dadurch die ſtaͤrkere Elaſticitaͤt und Kraͤuſelung der letztern mit der entſchiedenen groͤßern Feinheit und Weichheit der erſtern vereinigt zu haben. Doch habe ich ſie auch getrennt erhalten. In der letzten Spring - zeit ſind lauter Boͤcke von jenem gemiſchten Stamm gebraucht worden, weil ſie ganz vor - zuͤglich ſchienen. Ich erhalte jedoch jetzt wieder reine Roxburger Boͤcke, um dieſen Stamm in ſeiner vollen Reinheit nicht ausgehen zu laſſen. Weder Boͤcke noch Schafe, die irgend eine Spur von Stichelhaaren haben, werden zur Zuzucht gebraucht, und von ihnen fallen auch keine Laͤm - mer, die Stichelhaare zur Welt bringen. Denn ob es gleich bekannt iſt, daß dieſe Laͤmmerhaare ſich verlieren, ſo ſcheint es mir doch, daß Schafe, die ſolche mit zur Welt brachten, leicht einige behalten. Mehrere Schafzuchter ſind derſelben79 Meinung; glauben aber, daß Laͤmmer dieſer Art am vollwolligſten wuͤrden, und ſehen ſie daher gern. Waͤre dies, ſo moͤchte ich auf keinen Fall Vollwolligkeit auf Koſten der Reinheit von Sti - chelhaaren erkaufen, und freue mich ſehr, haar - loſe Laͤmmer zu erhalten. Nimmermehr wuͤrde ich ein behaartes als Bock gehen laſſen.

Da meine Schafe von ganz verſchiedenen Staͤmmen ſind, ſo iſt meine Wolle verſchieden, obwohl ſaͤmmtlich hoͤchſt fein. Die Wollkenner und Kaͤufer haben dies bemerkt, aber nicht ge - tadelt; und wenn ich nach dem Verkauf gefragt habe, ob es ihnen lieber ſeyn wuͤrde, die minder krauſe aber hoͤchſt weiche von der krauſeren aber minder weichen abgeſondert zu erhalten, haben ſie mir geſagt, daß ſie ſelbige gern ſelbſt ſortir - ten, um ſie zu ihrem Zwecke zu gebrauchen. Je - doch ſcheint es mir, als ob ſie die erſtere zu Kaſemiren und ſogenannten Merino-Zeugen fuͤr Frauen, die letztere zu Tuͤchern verzoͤgen.

Was die Wollreichheit anbetrifft, ſo glaube ich die Bemerkung gemacht zu haben, daß ſel - bige ſich mehr von der Mutter als vom Vater vererbe; doch will ich es noch nicht als ausge - macht behaupten. Daß ſie von der Mutter erb - lich ſey, hat keinen Zweifel, ohnerachtet dieſe Ei -80 genſchaft nicht ganz conſtant iſt, und daſſelbe Schaf in verſchiedenen Jahren, in verſchiedenem Verhaͤltniſſe gegen andere darin ſtehet. Ich ge - ſtehe uͤbrigens, daß ich die enorme Wollreich - heit, deren ſich einige ruͤhmen, noch nicht erreicht habe. In ihrer vollen Fettigkeit habe ich noch keine geſchoren und gewogen, ſondern immer nach einer moͤglichſt reinen Schwemmwaͤſche in einem ſeifenartigem Waſſer. Mit Haͤmmeln und Boͤcken, die in dem Jahre nicht geſprungen hatten, bin ich auf Pfund gekommen, mit Schafen, die gelte geblieben waren, nahe an 5 Pfund; aber von ſolchen, die Laͤmmer hatten, ſind nur wenige Individuen gegen 4 Pfund gekommen, viele auf 3 Pfund, der groͤßte Theil auf Pfund, einige auch kaum auf 2 Pfund, welches aber ganz alte oder ſchwache zweijaͤhrige waren. Durch die Bank werde ich, das hat keinen Zweifel, hoͤ - her kommen, wenn ich die jungen Schafe ein Jahr ſpaͤter begehen laſſe; bis jetzt ſind ſie alle 1½jaͤhrig zugelaſſen.

Durch beſonders faltige Halskragen, ſtarke Koͤder - und Backenpauſchen, zeichnen ſich die, aus der Thiergartenſchaͤferei bei Stolpen abſtammende Merino’s bekanntlich nicht aus. So ſehr dieſe Auszeichnung in einigen Gegenden beliebt undmo -81modiſch iſt, ſo wenig beneide ich ſie. Solche Theile zu vergroͤßern und den Wollwuchs darauf zu verſtaͤrken, die nur Wolle der dritten Klaſſe tragen, ſcheint mir gegen den erſten Grundſatz der Viehzuͤchterei zu ſtreiten, und ich wuͤrde durch - aus keinen Bock mit jener Auszeichnung in mei - ner Heerde zulaſſen, wenn er nicht andere vor - zuͤgliche Eigenſchaften haͤtte. Ob aber dieſe be - hangenen Schafe, die aus der Infantado-Heerde herſtammen ſollen, andere Vorzuͤge haben, ſcheint mir zweifelhaft, da es gewiß iſt, daß die Wolle dieſer Heerden bei weitem nicht ſo theuer be - zahlt wird, wie die der guten ſaͤchſiſchen Schaͤ - fereien.

Mit Sterbefaͤllen bin ich bisher ſehr gluͤck - lich geweſen. Außer ein Paar alten Schafen, die ploͤtzlich ſtarben, einigen Laͤmmern, die er - druͤckt worden, habe ich nur einen Hammel an der Drehkrankheit verloren. Ein anderer ward durch die einfache Operation mit einer Schuſter - pfrieme ſogleich geheilet, weil man die Stelle, wo die Blaſe ſaß, richtig traf. An den inocu - lirten Pocken habe ich im vorigen Herbſt nicht ein Stuͤck verloren; doch ſind mir mehrere Schafe daruͤber gelte geblieben. Bei geſunder Weide ruͤhrte die vormalige große Sterblichkeit der682Schafe wohl nur von der ſchlechten Haltung und der vorurtheilsvollen Behandlung der Schaͤ - fer her.

Es iſt hier ein ſehr tuͤchtiger und folgſamer Schaͤfer, der, außer Lohn und Deputat, fuͤr je - des eingewinterte Lamm 6 Gr., und eben ſo viel fuͤr einen verkauften Bock erhaͤlt, weiter aber keinen Antheil an der Schaͤferei hat.

Mit der Schweinezucht bin ich ſo uͤbel ge - fahren, daß ich ſie jetzt ganz aufgegeben habe, und junge Schweine zum Maͤſten ankaufe. Es moͤchte wohl, wenn man genau rechnet, in meh - reren Wirthſchaften derſelbe Fall ſeyn, wo ſie nicht groß genug iſt, um viel Aufmerkſamkeit darauf zu wenden, und recht tuͤchtige Leute dar - auf zu halten.

83

Nachdem ich die Einrichtung und die Haupt - zweige meiner Wirthſchaft im allgemeinen ange - geben habe, und um mehr ins Einzelne zu ge - hen, die Reſultate aus dem Hauptbuche auszie - hen will, muß ich an die mehrmals von mir er - laͤuterte Methode der doppelten Buchhaltung er - innern, aus welcher ſolche Reſultate vielleicht al - lein in voller Klarheit, mit aller erforderlichen Genauigkeit, und ohne Beſorgniß eines irgend erheblichen Irrthums, hervorgehen koͤnnen. Da die verſchiedenen Zweige und Theile der Wirth - ſchaft hier vereinzelt, aber in beſtaͤndiger Abrech - nung mit einander ſtehen, ſo werden alle Natu - ralien und Lieferungen, die der eine von dem andern empfaͤngt, berechnet. Sie muͤſſen, um die Rechnung abzuſchließen, auf den allgemeinen Maaßſtab des Geldes reduzirt werden. Dies ge - ſchiehet aber erſt beim jaͤhrlichen Abſchluſſe der Rechnung, bis dahin wird nur die Sache ohne Preis notirt. Die anzunehmenden Preiſe einiger84 Dinge, beſonders des Getreides, richteten ſich einigermaßen nach dem Durchſchnittspreiſe des Jahres; fuͤr andere, die in der Regel gar nicht verkauft, ſondern in der Wirthſchaft konſumirt werden, ward ein feſtſtehender Preis beibehalten, und andere wurden nach ihrem Koſtenpreiſe an - geſetzt. Indeſſen iſt auch mehrentheils ein glei - cher Preis fuͤr das Getreide beibehalten, und nunmehr beſchloſſen, daß dieſer der Markt - preis ſey, wie er wolle beibehalten werden ſoll. Zu dieſem Preiſe wird naͤmlich das in das Magazin gelieferte Getreide, (alſo nach abgezo - genem Dreſcherlohn), den Feldern zu gut geſchrie - ben. Auch wird derſelbe Preis bei der Conſum - tion und Einſaat beibehalten. Was aber ver - kauft wird, das wird zu dem wirklich erhaltenen Preiſe dem Magazin-Conto zu gut geſchrieben, welches dagegen alle Aufbewahrungs - und Ver - kaufskoſten traͤgt. Was daruͤber iſt, wird als Gewinn durch vortheilhafte merkantiliſche Con - junkturen betrachtet; ſo wie es dagegen unguͤn - ſtigen Handelsverhaͤltniſſen beigemeſſen wird, wenn es geringer verkauft werden muß. Die Preiſe des Getreides zur Stelle, welche in den meiſten Jahren beibehalten worden, ſind folgende fuͤr[λ]Scheffel:

85
Weizen1 Rthlr.16 Gr.
Roggen1 6
Große Gerſte 20
Kleine Gerſte 18
Hafer, ſchwerer 16
Erbſen1 8
Buchweizen 20
Wicken1
Bohnen1 4

Eine Ausnahme hat nur ſtatt gefunden in den Jahren 2808 9, wo der Preis des Rog - gens auf 1 Rthlr. 12 Gr. erhoͤhet, und im Jahre 1810 11, wo er auf 1 Rthlr., wegen der er - ſtaunlichen Abaͤnderung der Marktpreiſe, herab - geſetzt worden. (Der unbeſtimmte Werth, und nachmals die zweimalige Reduktion der Muͤnze, die das einzige courſirende Geld war, machte die Geldrechnung ſehr verwickelt.)

Nachſtehende Geldpreiſe in Kourant ſind im - mer beibehalten worden:

  • 1 Centner Heu iſt den Feldern und Wieſen 9 Gr., bei der Ausgabe aber dem Vieh zu 10 Gr. berechnet. Das ſchlechte Heu zu 8 Gr. in Einnahme und zu 9 Gr. in Aus - gabe, um die Magazinkoſten, das Abwaͤ - gen u. ſ. f. zu decken, gebracht. Verkauf -86 tes Heu wird natuͤrlich dem Magazin-Conto zum Verkaufspreiſe zu gut geſchrieben.
  • 1 Scheffel Kartoffeln wird dem Felde zu 4 Gr. angerechnet, wofuͤr er ins Magazin geliefert werden muß. Zur Konſumtion wird er aber zu 5 Gr. berechnet, um die Ma - gazinskoſten und den Verluſt zu decken. Verkaufte Kartoffeln werden dem Magazine zum Verkaufspreiſe berechnet.

Ein Schock Stroh von 1200 Pfund iſt zu Rthlr. in der Regel, jedoch, da der Preis des Strohes durch Kriegs-Conjuncturen enorm hoch ſtieg, in einigen Jahren zu 4 und 5 Rthlr. im Hauptbuche berechnet. Es wird angenom - men, daß der Miſt das Stroh bezahlen muͤſſe. Waͤren z. B. 400 Schock Stroh geerntet, ſo betruͤge dies 1000 Rthlr. Und waͤren nun 1200 Fuder Miſt ausgefahren, ſo koſtete das Fuder 20 Gr. Zu jenem Preiſe wird alſo das Stroh den Feldern zu gut geſchrieben, der Miſt ihnen aber nach dem daraus hervorgehenden Preiſe an - gerechnet. Bei der Ausziehung der nachfolgen - den Reſultate, uͤber die Koſten und den Ertrag der Schlaͤge, habe ich aber den Werth des Stro - hes und des Miſtes weggelaſſen, um ſo mehr, weil in jenem Jahre der Preis beider, gegen an -87 dere Jahre, zu ſehr erhoͤhet war, und dies die Reſultate verdunkeln wuͤrde. Auch ließ ſich hier - bei unmoͤglich die Genauigkeit, wie bei dem uͤbri - gen, beobachten. Ueberdem ward der Duͤnger den verſchiedenen Fruͤchten in einem Verhaͤltniſſe zur Laſt geſchrieben, deſſen Entwickelung in jedem einzelnen Falle eine ermuͤdende Weitlaͤuftigkeit herbeifuͤhren wuͤrde. Ich werde indeſſen von der Duͤngung und dem Strohertrage jedes Jahres und Schlages beſonders reden. Die Aufbrin - gung des Miſtes iſt mit in den Koſten begriffen.

Volle gruͤne Stallfutterung bezahlt das Stuͤck großes Rindvieh dem Schlage, woher ſie ge - nommen wird, taͤglich mit 1 Gr. 6 Pf.; die Pferde aber, wenn ſie kein Korn daneben erhalten, mit 2 Gr. (Der Preis ſcheint gegen den Preis des Winterfutters geringe, aber das Felder-Conto ſteht ſich gut dabei, da das Abmaͤhen und die Einbringung auf die Koſten des Vieh-Conto kommt.)

Eine volle Kuh - und Ochſen weide wird taͤglich zu 1 Gr. 4 Pf. berechnet. Haben ſie halb Weide, halb Stallfutterung, ſo wird fuͤr die Weide 8 Pf. und fuͤr die Stallfutterung 1 Gr. berechnet: denn dabei naͤhren ſie ſich ohne Zweifel am beſten. Unten hieruͤber ausfuͤhrlicher.

88

Den Schafen wird die Weide per Kopf jaͤhrlich zu 16 Gr., den Laͤmmern zur Haͤlfte be - rechnet. Die Summe wird auf die Felder, wo ſie ihre Weide hatten, nach einem gemachten Ue - berſchlage repartirt.

Die Milch, welche im Landhaushalt ver - braucht wird, wird der Kuherei das Quart mit 8 Pf., die verkaufte zu dem Preiſe von 1 Gr., 1 Pfund Butter mit 6 Gr., 1 Schock Kaͤſe mit 16 Gr. berechnet. Die Kaͤlberaufzucht und Maſtung wird dem Kuherei-Conto zu gut ge - ſchrieben; denn die Milch, welche die Kaͤlber er - halten, wird nicht berechnet.

In dem Conſumptibilien - oder Haus - wirthſchafts-Conto wird alles aufgefuͤhrt und mit ſeinem Preiſe eingetragen, was von eigenen Produkten oder angekauften verzehrt worden iſt. Die Summe des Ganzen wird auf die unter - haltenen Perſonen moͤglichſt angemeſſen vertheilt, und die auf jedem fallende Quote, zugleich mit dem Lohne, demjenigen Zweige uͤbertragen, fuͤr welchen dieſe Perſon gehalten wurde; die Pferde - knechte dem Pferde-Conto, die Ochſenjungen dem Ochſen-Conto, die Viehmaͤgde dem Kuherei - Conto u. ſ. f.

89

Das Conto der Pferde traͤgt alles, was zu ihrer Erhaltung, Wartung und Arbeit erfor - derlich iſt, die jaͤhrliche Abnutzung derſelben, den Verluſt, den ſie erleiden, und die Koſten des ſaͤmmtlichen Schifs und Geſchirres, womit ſie arbeiten. Dagegen wird die ſaͤmmtliche, von den Pferden geſchehene Arbeit, nach Tagen auf das Kredit dieſes Conto’s eingetragen, und den Ar - tikeln, Feldern und Produktionen, wofuͤr ſie ge - leiſtet worden, zur Laſt geſchrieben. Mit der Summe der Arbeitstage, die ſie gethan haben, wird die Summe jener Koſten dividirt, woraus ſich ergiebt, was jeder Arbeitstag gekoſtet hat. Zu dieſem Preiſe wird er dann jedem Artikel angerechnet. Vormals wurden die Sommerar - beitstage hoͤher wie die Wintertage berechnet. Ich finde dies aber unbillig, weil die Pferde durch die Winterarbeiten, Holzfuhren, Kornfuhren, ſammt dem Geſchirr weit ſtaͤrker angegriffen wer - den, als durch die Sommerarbeiten, auch weit mehr zu erhalten koſten. Meine Pferde haben jaͤhrlich beinahe 300 Tage gearbeitet, und der Arbeitstag kam auf den Kopf zwiſchen 9 und 10 Gr. zu ſtehen.

Gerade eben ſo wird es mit den Ochſen gehalten. Meine Ochſen haben jaͤhrlich 240, im90 Jahre 1812 13 ſogar 282 halbe Tage jeder gearbeitet. Der Arbeitstag ſolcher Wechſeloch - ſen kommt im Durchſchnitt der Jahre 7 Gr. 6 Pf. zu ſtehen. Sie werden vor dem Pfluge nur zweiſpaͤnnig gebraucht. Ein ſolcher Wech - ſelochſen-Pflug macht aber betraͤchtlich mehr als ein Pferdepflug. Sie beſchaffen auch den groͤß - ten Theil der Miſtausfuhr vierſpaͤnnig. Wenn Tageloͤhner mit den Ochſen arbeiten, ſo kommt der Lohn auf das Conto der Ochſen zu ſtehen, was ebenfalls zuweilen bei den Pferden ſtatt findet.

Der Tagelohn oder Verdungslohn wird, wie ſich verſteht, den Artikeln, wofuͤr die Arbeit ge - ſchieht, zugeſchrieben.

Dies mußte ich vorausſchicken, um die Weiſe, wie die Feldbeſtellungskoſten und Ertraͤge berech - net werden, zu zeigen. Einige Annahmen wer - den in der Folge mehr begruͤndet werden. Jetzt muß ich zuvoͤrderſt von der Natur, Groͤße und dem Zuſtande reden, worin die ſieben, auf der Situations-Karte mit roͤmiſchen Ziffern bezeich - neten, ſogenannten Fruchtwechſelſchlaͤge ſich be - finden, wobei ich auf jene Karte Ruͤckſicht zu neh - men bitte.

91

Schlag I. haͤlt ſo, wie er auf der Karte bezeichnet iſt, 80⅓ Morgen, und ſollte fruͤher ein Supplement von 18 Morgen haben. Dies Supplement iſt aber, wie die der uͤbrigen klei - nern Schlaͤge, nicht ganz gleichartig mit dem Haupttheile behandelt, und in der Berechnung deshalb ſeparirt worden. Dieſe Supplemente ſetze ich hier lieber ganz an die Seite, da ſie kein Reſultat geben, und das Reſultat der uͤbrigen nur verdunkeln moͤchten. Der Theil dieſes Schlages, der links des Wriezener Weges liegt, iſt uͤberdem durch ein Paar Stuͤcke, die den Koſ - ſaͤthen fuͤr einige Huͤlfstage von meinem Vor - weſer eingeraͤumt waren, durchſchnitten. Etwa 5 Morgen abgeſchnittenes Land iſt nur in den Jahren 1808 und 1810 gleichartig behandelt, und mit in die Berechnung begriffen, ſonſt zu beſondern Verſuchen verwandt und hier nicht mit berechnet. Außer in jenen beiden Jahren haͤlt dieſer Schlag nur 75 Morgen. Mit dem Jahre 1814 gehen ihm auch noch 5 Morgen, die in Luzerne gelegt ſind, ab. Der Boden iſt als Gerſtboden im Durchſchnitt zu wuͤrdigen; etwa 30 Morgen, die immer im ſechsjaͤhrigen Duͤn - ger erhalten waren, als Gerſtboden erſter Klaſſe, doch nicht von der hoͤchſten Stufe, (denn dieſe92 habe ich in Moͤglin gar nicht); 40 Morgen, die ſpaͤrlich geduͤngt waren, als Gerſtboden zweiter Klaſſe; und 5 Morgen ſtanden, weil ſie Schrind - ſtellen haben, ihrer natuͤrlichen Beſchaffenheit nach, ſehr niedrig, ob ſie gleich jetzt (1815) durch Duͤngung ſo gehoben ſind, daß ſie, wenn keine anhaltende Duͤrre eintritt, nicht zu verſpuͤren find. Da der im Jahre 1805 unter Brachrog - gen geſaͤete Klee, im zweiten Jahre auf dem beſ - ſeren Theile ſehr gut, auf dem ſchlechteren duͤnn, im Ganzen mittelmaͤßig ſtand, ſo laͤßt ſich die Kraft, womit der Schlag in die Rotation im Jahre 1807 eintrat, im Durchſchnitt zu 90 Grad annehmen. (Ueber dieſe Annahme der Kraft - grade in der Folge.)

Schlag II. Er hielt anfangs 105 Mor - gen; behielt im Jahre 1811 100 Morgen, und jetzt (im Jahre 1815) bleiben ihm nur 85 Mor - gen. $$\tfrac26$$ des Schlages waren als Gerſtboden er - ſter Klaſſe, $$\tfrac36$$ als Gerſtboden zweiter Klaſſe, und $$\tfrac16$$ als Haferboden zu wuͤrdigen. Der beſte Theil war ſchon 1807 mit doppelten Pfluͤgen auf 8 Zoll, das uͤbrige mit einfachen auf 5 Zoll ver - tieft. (Denn vorher war hier nur auf 3 Zoll gepfluͤgt worden.) Er ward vor und nach dem Winter mit 620 Fuder Miſt befahren. Er hatte93 vor 6 Jahren nur zum Theil Duͤnger erhalten; ſo, daß ſein Kraftgrad auch nach dieſer Duͤn - gung, im Durchſchnitt nur zu 100, auf ei - nem Theile hoͤher, auf andere geringer, anzu - nehmen iſt; auch war der Duͤnger nicht gleich - maͤßig vertheilt, ſondern das ſchlechtere Land ſtaͤr - ker befahren.

Schlag III. Es waren dem Schlage 110 Morgen zugetheilt. 60 Morgen hielten uͤber 30 pr. C., 40 Morgen unter 30 pr. C. abſchwemm - barer Erde, 10 Morgen, die zum Theil in der Mitte liegen, beſtehen aus hoͤchſt duͤrrem Sande. Die letztern werden im ganzen Umlaufe aber nur einmal mit Roggen beſaͤet. Hoͤchſtens ein Dritt - theil dieſes Schlages war als Miſtland, das uͤbrige als dreijaͤhriges Roggenland, und ſelten mit einem ſchwachen Hordenſchlage behandelt. Um den Boden einigermaßen auszugleichen, ward er in den Jahren 1805 und 1806 ſtark durch - duͤngt, erhielt obendrein gruͤne Duͤngung von mißrathenen Wicken und von Spergel, der ab - geweidet ward. Hierdurch ward er in ſeinem Haupttheile in eine Kraft geſetzt, die ich auf 64 Grad annehme. Eine ganz beſtimmte und glei - che Grenze hat dieſer Schlag aber nicht erhal - ten. Denn außer jenen 10 Morgen ganz ſchlech -94 ten Landes, die gar nicht in Betracht kommen, ſind noch 20 Morgen da, die nur mit Roggen beſtellt werden, ſonſt zur Viehtrifft und Gaͤnſe - weide dienen, ſo, daß ihm bei andern Fruͤchten nur 80 Morgen bleiben.

Schlag IV. Er war zu 100 Morgen angelegt, von denen 6 Morgen doch bald nach - her abgenommen und Schlag 4 zugelegt wur - den. 60 Morgen koͤnnen wie gutes natuͤrliches Gerſtland angeſprochen werden; das uͤbrige iſt nur mittelſt kraͤftiger Duͤngung und Schonung dazu erhoben. Der ganze Schlag war in einem ſehr rohen, verwilderten und erſchoͤpften Zuſtande, und ward auch im Jahre 1806, wegen der drin - genden Bauarbeiten, in der Brache nicht fleißig genug bearbeitet. Sein Kraftgrad im Durch - ſchnitt war ohngefaͤhr zu 52, einzelne Theile hoͤ - her, andere geringer anzunehmen.

Schlag V. haͤlt zuſammenhaͤngend 76 Morgen. Das Supplement von 24 Morgen kommt hier nicht in Betracht. Er hat durchaus guten ſandigen Lehmboden; groͤßtentheils, wo nicht als Gerſtboden erſter Klaſſe, doch als zwi - ſchen dieſer und der zweiten einſtehend, zu wuͤr - digen. Nur 12 Morgen, unterwaͤrts liegend, ſind etwas ſandiger. Er war zum groͤßten Theil95 auch in ſechsjaͤhriger Duͤngung erhalten. Mit vier Fuder Duͤnger per Morgen, zu Erbſen und Wicken befahren, war ſeine Kraft zu 110 Grad anzunehmen.

Schlag VI. haͤlt ebenfalls, ohne ſein vor - maliges Supplement, 76 Morgen. Ein Theil des Bodens iſt noch beſſer, wie der von V.; ein groͤßerer Theil aber ſchlechter, wegen mehrerer ſchrindigen Stellen, die zwar nicht uͤber 3 Mor - gen betragen, jetzt auch nur bei eintretender Duͤrre merklich werden, aber den Werth betraͤchtlich her - abſetzen. Nach dem im Jahre 1806 abgetrage - nen geduͤngten Roggen, war ſeine Kraft auf 80 Grad zu ſchaͤtzen.

Schlag VII. Er ward von dem, nach dem allererſten Plan zu Außenſchlaͤgen beſtimm - ten Lande, genommen, wie ich ſieben Hauptſchlaͤge zu nehmen mich entſchloß. Der Boden iſt groͤß - tentheils auch von ziemlich guter und beſſerer Natur, wie der von Schlag III. Er war aber in der Duͤngung bei der vorigen Wirthſchaft noch mehr zuruͤckgeſetzt, und weiter, als auf dem, zunaͤchſt am Hofe liegenden Winkel, war der Miſtwagen wohl nie gekommen. Ich ließ ihn ruhen, duͤngte ihn kraͤftig, und er hatte im Jahre 1807 95 Morgen mit Roggen beſtellt, und eine96 Kraft von 176 Grad. Seine Grenze iſt nach - mals in Schlag II. etwas erweitert, dagegen hat er an Schlag III. und an Schlag 6 mehr abgegeben, ſo, daß er zuletzt nur 90 Morgen, (anfangs uͤber 100 Morgen) enthielt.

Ich werde, nach dieſer von der Beſchaffen - heit der Schlaͤge gegebenen Ueberſicht, nun die Feldbeſtellung und ihren Erfolg, von Jahr zu Jahr, waͤhrend der erſten acht Jahre, erzaͤhlen.

1807 8.

Schlag I. Zweijaͤhriger Klee; auf dem beſſern Theile ziemlich dicht, auf dem uͤbri - gen duͤnn, jedoch allenthalben maͤhebar. Ein Theil trug Saamen. Einige Morgen waren umge - brochen und mit Spergel zum Saamen beſtellt.

  • Werth der Gruͤnfutterung, des Klee-Heu’s, des Klee - und Spergel-Saamens276 Rthlr.
  • Koſten23 Rthlr.
  • Rein-Ertrag253 Rthlr.

(Ich laſſe die Groſchen, die hier in keinem Betracht kommen koͤnnen, und nur die Ueberſicht erſchweren, weg.)

Schlag97

Schlag II. Hackfruͤchte.

  • Rotabaga31 Morgen.
  • Waſſerruͤben6
  • Kohl5
  • Bohnen15
  • Kartoffeln48
  • 105 Morgen.

Der hier mit großer Anſtrengung angefan - gene Hackfruchtbau hatte einen ungluͤcklichen Er - folg. Die gedrilleten Rotabaga und Waſſerruͤ - ben wurden zwei - und dreimal von dem Erdfloh zerſtoͤrt, umgearbeitet und wiedergeſaͤet oder ge - pflanzt. Des erſten tiefen und nachmaligen ſechs - fachen Pfluͤgens ohnerachtet, kam mit den end - lich aufkommenden Ruͤben die ungeheuerſte Menge Hederich wieder auf, und nach dem Weghacken wieder hervor, bis endlich die Ruͤben, um der Mitte Auguſt, rein und kraͤftig daſtanden. Nun aber kam ein ſo gewaltiges Heer von Raupen, daß das Ruͤben - und Kohlfeld auch nicht ein gruͤnes Blatt behielt. Die Ruͤben ſchlugen den - noch wieder aus, und wuͤrden bei der guten Herbſtwitterung brauchbar geworden ſeyn, wenn nur nicht die Maͤuſe ſie in unerhoͤrter Menge angegriffen haͤtten. Ich hatte nur den Nutzen von den Ruͤben, daß ſie die Maͤuſe von der ge -798genuͤber ſtehenden Winterungsſaat auf Schlag I. abzogen, da ſonſt manche Felder von ihnen hef - tig angegriffen wurden. Die gedrilleten Bohnen hatten ſehr ſtark angeſetzt, verloren aber bei der eintretenden duͤrren Hitze, wobei alles zugleich reifte, wohl uͤber die Haͤlfte an Ausfall, ob ſie gleich Nachts beim Mondſchein abgebracht wur - den. Die Kartoffeln nur, welche auf dem ſchlech - teſten Theile des Schlages ſtanden, geriethen ſehr gut; konnten aber den Verluſt des uͤbrigen nicht decken.

  • Der Werth der Kartoffeln und Bohnen war680 Rthlr.
  • Die Koſten der Beackerung und Beſtellung821 Rthlr.
  • Verluſt141 Rthlr.

Der Anblick der muͤhſamen Bearbeitung und ihres Erfolges auf dieſem, an einem viel befahrenen Wege liegenden Schlages, war nicht geeignet, den Hackfruchtbau mit Inſtrumenten zu empfehlen, und ich fand die von vielen Nach - barn geaͤußerte Meinung, daß es mit der engli - ſchen Wirthſchaft in Moͤglin nicht lange dauern, und daß ſelbige nur zum abermaligen abſchrek - kenden Beiſpiele gegen dergleichen Neuerungen dienen werde, ganz natuͤrlich. Fuͤr jeden, der99 den Hackfruchtbau nicht aus laͤngerer Erfahrung kannte, mußte es in der That abſchreckend ſeyn. Ich hatte indeſſen den Troſt, daß meine anwe - ſenden zahlreichen Schuͤler das Zufaͤllige dieſes Mißrathens klar einſahen, und es iſt ſon erbar, daß mehrere von denen, die damals hier waren, den Hackfrucht - und gerade den Rotabaga-Bau, mit dem groͤßten Eifer und dem gluͤcklichſten Er - folge bald nachher betrieben haben. Noch kuͤrz - lich hat mich einer verſichert, daß der Wohlſtand, worin er ſich befinde, ganz darauf gegruͤndet ſey. Zu andern Zeiten und bei andern Koͤpfen habe ich das Gegentheil bemerkt; wenn ein Bau auch nur den Anſchein bei unguͤnſtiger Witterung hatte, als ob er nicht gerathen wuͤrde, ſo beka - men ſie einen Widerwillen dagegen, wenn der Erfolg am Ende auch voͤllig erwuͤnſcht war. Auf mich machte es natuͤrlich keinen andern Ein - druck, als daß ich die ungeheure Menge von Ackerrettig, die hier im Boden lag, kennen lernte, und ſeine ſchnelle, allem voreilende Vegetation; weswegen ich den Bau der Ruͤben zu beſchraͤn - ken, und den der Kartoffeln, wobei er leichter zu uͤberwinden iſt, zu erweitern beſchloß; um ſo mehr, da ich fand, daß die Ernte der letztern hier100 keineswegs die Schwierigkeiten habe, die ich, wenn ſie zu ſtark waͤre, vorher beſorgte.

Schlag III. Roggen. Er hatte im Fruͤh - jahr einen ungemein kraͤftigen Anſchein, litt aber in der Bluͤthe von Reiffen und ward mit Honig - thau befallen. Man war hier allgemein der Mei - nung, daß Staudenroggen auf ſandigem Boden nicht geriethe. Ich ſaͤete hier alſo den gewoͤhn - lichen Landroggen, dagegen auf Schlag VII., der faſt gleicher Natur und in gleicher Kraft war, Staudenroggen. Der letztere blieb unbe - ſchaͤdigt von den Reiffen, weil er ſpaͤter austrat, ward auch wenig befallen. Von 105 Morgen wurden 414 Scheffel gedroſchen. (Die Angaben ſind allemal nach Abzug des Dreſcherlohns und des Abfalls, ſo wie das Korn auf dem Boden gekommen, zu verſtehen.)

  • Der Werth des Ertrages517 Rthlr.
  • Die Beſtellungskoſten256 Rthlr.
  • Rein-Ertrag261 Rthlr.

Schlag IV. Roggen, Gerſte, Ha - fer, etwas Erbſen und Sommer-Ruͤbſen, letztere beſonders geduͤngt. Ich kann den Flaͤ - cheninhalt jeder Frucht nicht angeben. Die Be - ſtellung war ſehr mangelhaft.

101
  • Der Werth des Ertrages iſt be - rechnet zu420 Rthlr.
  • Die Beſtellungskoſten zu201 Rthlr.
  • Rein-Ertrag219 Rthlr.

Schlag V. Huͤlſenfruͤchte: Erbſen, Wicken, theils reifende, theils gruͤngemaͤhete Lin - ſen. Er war mit 310 Fuder Miſt befahren, zweimal gepfluͤgt.

  • Der Werth des Ertrages war307 Rthlr.
  • Die Beſtellungskoſten185 Rthlr.
  • Rein-Ertrag122 Rthlr.

Schlag VI. Klee im erſten Jahre, unter Roggen geſaͤet. Dieſer Klee ſtand, wo er ſtand, ſehr kraͤftig, war aber aͤußerſt nachlaͤ - ßig geſaͤet, ſo daß nicht nur die Wuͤrfe nicht an einander ſchloſſen, ſondern auch ganze Gaͤnge uͤberſchlagen waren. Die Arbeit war einem Menſchen aufgetragen, der ſie ſtoͤrrig verrichtete, weil ihm der Kleebau zuwider war. Man muß bei keiner Saat ſo vorſichtig in der Auswahl des Saͤemanns ſeyn, als beim Klee, zumal uͤber Winterung. Ich ließ nach dem erſten Schnitt die Fehlſtellen ſcharf eggen und wieder mit Klee beſaͤen, um im folgenden Jahre ein beſetztes Feld zu haben.

102
  • Der Werth des Klees war327 Rthlr.
  • Die Koſten der Saat und Ernte110 Rthlr.
  • Rein-Ertrag217 Rthlr.

Schlag VII. Roggen. Dieſer Roggen hatte am wenigſten von dem uͤblen Einfluß der Witterung, die in dieſem Jahre einen ziemlich allgemeinen Mißwachs des Roggens bewirkte, gelitten. Es war Staudenroggen, den ich nach - her, etwas Sommerroggen ausgenommen, allein gebauet, deſſen Saat ich nie gewechſelt habe und nie zu wechſeln denke. Er gab von 95 Morgen 430 Scheffel.

  • Der Werth des Ertrages (ein - ſchließlich der Nachweide) 545 Rthlr.
  • Die Koſten276 Rthlr.
  • Rein-Ertrag269 Rthlr.

Wiederholung der Koſten und des Ertrages der Hauptſchlaͤge im Jahr 1807 8.

Koſten.Ertrag.
Schlag I. 80 M.23 Rthlr.276 Rthlr.
II. 105 821 680
III. 105 256 517
IV. 100 201 420
V. 76 185 307
VI. 76 110 327
VII. 95 276 545
Summa637 M.1872 Rthlr.3072 Rthlr.
103

Der Rein-Ertrag alſo 1200 Rthlr. von 637 Morgen! Ein betruͤbtes Reſultat der ange - fangenen Fruchtwechſelwirthſchaft! Allein ich er - wartete es nicht beſſer. Und ohnerachtet in die - ſer Zeit ein Druck auf mich fiel, wie vielleicht auf keinen andern, ich neben den Lieferungs - und Einquartierungs-Laſten der hier hauſenden franzoͤſiſchen ſchweren Kavallerie, die Speiſung des Inſtitut-Perſonals von mehr als 50 Per - ſonen, gegen meine Abſicht, uͤbernehmen mußte wobei ich in den Jahren 1807 bis 1809, bei den enorm hohen Preiſen aller Conſumpti - bilien in hieſiger Gegend, allein uͤber 4000 Rthlr. zuſetzte verlor ich doch den Muth nicht. Denn, zufaͤlliges Ungluͤck abgerechnet, uͤbertraf manches meine Erwartung.

1808 9.

Schlag I. Roggen. 46 Morgen ein - faͤhrig in die Kleeſtoppel beſtellt gaben 288 Scheffel.

Hafer. 34 Morgen, ebenfalls einfaͤhrig, gaben 408 Scheffel.

104
  • Der Ertrags-Werth iſt632 Rthlr.
  • Die Koſten, wobei jedoch der Hafer zur Einſaat hoͤher be - rechnet worden245 Rthlr.
  • Rein-Ertrag387 Rthlr.

Schlag II. Gerſte und Himmelsgerſte.

  • 72 Morgen gaben503 Scheffel.
  • Kleine Gerſte, 18 Morgen127 Scheffel.
  • Gedrilleter Weizen, 15 Mor - gen, nach Bohnen200 Scheffel.

Die Gerſte wa da, wo die verungluͤckten Ruͤben geſtanden hatten, nicht beſſer als nach den Kartoffeln. Der Weizen nach Bohnen war auf dem groͤßten Theile ſehr ſchoͤn. Meine Schuͤ - ler ernteten einen Probe-Morgen und ließen ihn gleich abdreſchen; er gab 15½ Scheffel. Er war aber uͤber die Grenze der Bohnen auf einen duͤr - ren Huͤgel herauf gedrillet, und hier war er ſchlechter.

  • Der Werth des Ertrages war834 Rthlr.
  • Die Beſtellungskoſten228 Rthlr.
  • Rein-Ertrag606 Rthlr.

Schlag III. Kartoffeln. 73 Morgen gaben 234 Wispel.

Rotabaga. 8 Morgen 55 Wispel.

105

Waſſerruͤben. 8 Morgen gaben ſehr ſtar - ken aber ungemeſſenen Ertrag.

Mais. 5 Morgen, wovon ſich der Ertrag, da er ungedroſchen zum Theil verfuttert wurde, auch nicht beſtimmen laͤßt.

Bohnen. 3 Morgen, zum Unterricht auf unangemeſſenen Boden, gedrillt, gaben 12 Schfl.

8 Morgen Deputat und vermiethetes Kar - toffelland.

  • Der Ertragswerth, im Ganzen geſchaͤtzt zu1090 Rthlr.
  • Die Koſten berechnet zu670 Rthlr.
  • Rein-Ertrag420 Rthlr.

Der Boden war auf volle 5 Zoll gepfluͤgt und mit 598 Fuder Miſt befahren.

Schlag IV. Der Klee war nur ſtellen - weiſe maͤhebar.

  • Der Werth des Heues, des ge - wonnenen Saamens und der Weide, iſt angeſchlagen zu314 Rthlr.
  • Die Koſten des Saamens und der Arbeit bei der Klee - Ernte und Saamen-Abdre - ſchen zu92 Rthlr.
  • Rein-Ertrag222 Rthlr.
106

Schlag V. Roggen; ein Theil einmal gepfluͤgt, dann mit dem Exſtirpator untergebracht; ein anderer Theil zweimal gepfluͤgt. 76 Morgen gaben 402 Scheffel.

  • Der Ertragswerth mit der Nachweide berechnet zu 512 Rthlr.
  • Koſten der Saat und Be - ſtellung141 Rthlr. 18 Gr.
  • Rein-Ertrag370 Rthlr. 6 Gr.

Schlag VI. Das Nachſaͤen des Klees war fruchtlos geweſen; er ſtand zum Maͤhen zu duͤnn, und konnte nur zur Weide benutzt wer - den. Dieſe war aber gut und ward angeſchla - gen zu 110 Rthlr.

Schlag VII. Es war ein betraͤchtlicher Theil mit Erbſen beſaͤet, der, der Duͤrre we - gen, ganz mißrieth. Auch die Wicken gaben geringen Ertrag. Und Buchweizen ward mit vielem Hederich zu Heu gemacht. Er war zu dieſen Fruͤchten abermals mit 340 Fuder Miſt befahren.

  • Der Ertrag war geſchaͤtzt zu162 Rthlr.
  • Die Beſtellungskoſten betrugen210 Rthlr.
  • Alſo Verluſt48 Rthlr.
107

Wiederholung der Koſten und des Ertrages der Hauptſchlaͤge im Jahr 1808 9.

Koſten.Ertrag.
Schlag I. 80 M.245 Rthlr.632 Rthlr.
II. 105 228 834
III. 105 670 1090
IV. 100 92 314
V. 76 141 512
VI. 76 110
VII. 95 210 162
Summa637 1586 3654

Der Rein-Ertrag von 637 Morgen iſt alſo 2078 Rthlr. Hiermit konnten wir in einem Jahre, welches ſo viele Klagen unter den Land - wirthen. (auch ohne Hinſicht auf den erſchoͤpfen - den feindlichen Occupations-Druck im Frieden), veranlaßte, zufrieden ſeyn. Allein die Stohernte war ſehr zuruͤckſchlagend, und dieſer Mangel ward bei uns um ſo lebhafter empfunden, da uns die Franzoſen ſeit Anfangs Mai auch keinen Halm in den Scheunen gelaſſen hatten. Die Stall - futterung hatte deshalb in dieſem Sommer ein - geſtellt werden muͤſſen; und durch den ſchwachen Stroheinſchnitt dieſes Jahres, war der daraus erfolgende Miſtabgang um ſo weniger zu erſetzen.

108

1809 10.

Schlag I. Erbſen. 34 Morgen gaben 209 Scheffel.

Wicken. 18 Morgen gaben 150 Scheffel.

Gruͤngemaͤhete 24 Morgen.

  • Erbſen - und Lein-Deputat-Land4 Morgen.
  • Der Ertrag war werth544 Rthlr.
  • Die Koſten betrugen208 Rthlr.
  • Rein-Ertrag336 Rthlr.

Statt 4 Fuder Miſt, die hier auf den Mor - gen kommen ſollten, konnten dem ganzen Schlage nur 210 Fuder gegeben werden.

Schlag II. Der Klee nach Gerſte war, der Verſchiedenheit des Bodens angemeſſen, gut; aber der Klee nach gedrilletem Weizen war ganz ausgeblieben. Ein Schlagregen, der gleich nach dem zweiten Behacken einfiel, und worauf der Klee geſaͤet werden mußte, hatte den Boden, bei der nachfolgenden Duͤrre, ſo erhaͤrtet, daß der Klee nicht keimen, oder doch nicht in die Erde greifen konnte. Wie ſich, nach der Aberntung des Weizens, wenig oder gar keine Kleepflanze fand, ließ ich dieſe Breite zwar wieder uͤberſaͤen und darauf ſehr ſcharf eggen, wodurch die Drill - furchen eine ziemliche Krume bewirkten. Aber es war vergeblich. Man haͤtte auch als Urſach109 des Mißrathens annehmen koͤnnen, daß ein Theil dieſes Landes 1804 und 1805 Klee gehabt hatte. Ein anderer Theil hatte aber keinen getragen, und da war es eben ſo.

  • Der Werth des Klees iſt ange - ſchlagen zu316 Rthlr.
  • Die Koſten zu96 Rthlr.
  • Rein-Ertrag220 Rthlr.

Schlag III. Gerſte. 40 Morgen 318 Scheffel.

Hafer. 40 Morgen 300 Scheffel.

Sommerroggen. 30 Morgen 41½ Schfl.

Gerſte hatte natuͤrlich das beſte Land, Ha - fer das ſchlechtere, und auch die ganz ſandige Strecke war mit Sommerroggen, der deshalb einen ſo ſehr ſchlechten Ertrag gab, beſtellt.

  • Der Ertrag war455 Rthlr.
  • Die Koſten waren210 Rthlr.
  • Rein-Ertrag245 Rthlr.

Das Fruͤhjahr war fuͤr die Soͤmmerung auf dem hochliegenden ſandigen Boden zu trocken.

Schlag IV. Der zweijaͤhrige Klee konnte nur zur Weide benutzt werden, deren Werth war 121 Rthlr.

Schlag V. Kartoffeln. 50 Morgen gaben 216 Wispel (uͤber das Ausgrabelohn).

110

22 Morgen hatten Rotabaga, Runkeln und Waſſerruͤben.

4 Morgen als Kartoffelland ausgegeben.

Nur drei Viertheil des Schlages konnten mit 264 Fud. nothduͤrftig geduͤngt werden; ein Viertheil, welches noch in der beſten Kraft zu ſtehen ſchien, mußte ungeduͤngt Kartoffeln tragen, welche den geduͤngten wenig nachgaben.

  • Der Ertrag war werth1144 Rthlr.
  • Die Koſten betrugen584 Rthlr.
  • Rein-Ertrag560 Rthlr.

Schlag VI. Roggen. 30 Morgen ga - ben 182 Scheffel.

Weizen. 8 Morgen 60 Scheffel.

Hafer. 38 Morgen 437 Scheffel.

  • Der Ertragswerth war618 Rthlr.
  • Die Koſten202 Rthlr.
  • Rein-Ertrag416 Rthlr.

Schlag VII. Roggen, und gab 495 Scheffel.

  • Der Ertrag war624 Rthlr. 6 Gr.
  • Die Koſten210 Rthlr.
  • Rein-Ertrag404 Rthlr. 6 Gr.
111

Wiederholung der Koſten und des Ertrages der Hauptſchlaͤge im Jahre 1809-10.

Koſten.Ertrag.
Schlag I. 80 M.208 Rthlr.8 Gr.544 Rthlr.
II. 105 96 316
III. 110 210 8 455
IV. 100 121
V. 76 584 1144
VI. 76 202 618
VII. 95 220 624
Summa642 1520 3822

Der Rein-Ertrag war alſo 2301 Rthlr. Wenn dieſe Berechnung in pecuniairer Hinſicht angelegt waͤre, ſo muͤßte ſie etwas anders zu ſtehen kommen. Wie die Einſaat, beſonders die Winterung, im Herbſte 1808 gemacht wurde, war der Preis ſehr hoch, der Roggen gegen 3 Rthlr.; wie aber das Gewonnene zum Ver - kauf kam, war er ſehr niedrig, der Roggen 20 Gr. Er iſt aber dort nur um 6 Gr. hoͤher, hier um 6 Gr. geringer angenommen, als in an - dern Jahren. Beſſer waͤre es geweſen, den fe - ſten Preis durchaus beizubehalten; in welchem Falle die Koſten noch etwas geringer, der Er - trag etwas hoͤher zu ſtehen kommen wuͤrde, als112 er hier ſteht; ohnerachtet es in der Wirklichkeit gerade entgegengeſetzt ſich verhielt. Fuͤr das Ganze der Wirthſchaftsrechnung iſt das gleich - guͤltig, denn da hat das Magazin-Conto den Gewinn, wenn die Produkte theurer verkauft werden, als ſie im Betriebe der Wirthſchaft an genommen worden, oder den Verluſt, wenn ſie wohlfeiler losgeſchlagen werden muͤſſen.

Es iſt auffallend, daß die Beſtellungskoſten der Schlaͤge hier niedriger ausfallen, wie in den vorhergehenden Jahren, ohnerachtet die Ausſaat und auch das Wirthſchaftskorn, wenigſtens bei den fruͤhern Arbeiten dieſes Jahres, um etwas theurer angenommen wurden. Aber der in der Wirklichkeit betraͤchtlich hoͤhere Preis, und die druͤckenden Verhaͤltniſſe des Jahres 1808 9, veranlaßten, daß man auf alle nur moͤgliche Er - ſparungen ſann; es wurden weniger Pferde ge - halten, die Getreide-Conſumption beſchraͤnkt, der Arbeitstag kam geringer zu ſtehen. Dies aus - einander zu ſetzen, wuͤrde mich hier zu weit ab - fuͤhren. Doch lehren ſolche Zeitumſtaͤnde Erſpa - rungen, auf die man ſonſt nicht denkt.

1810113

1810 11.

Schlag I. Roggen. 72 Morgen gaben 492 Scheffel.

  • Weizen. 8 Morgen 75 Scheffel.
  • Der Ertrag iſt berechnet zu504 Rthlr.
  • Die Koſten zu162 Rthlr.
  • Rein-Ertrag342 Rthlr.

Schlag II. Zweijaͤhriger Klee, ein Theil zu Saamen, groͤßtentheils Weide.

  • Ertrag169 Rthlr.
  • Koſten22 Rthlr.
  • Rein-Ertrag147 Rthlr.

Schlag III. Klee im erſten Jahre; in Verhaͤltniß dieſes Bodens ſehr ſtark.

  • Ertrag485 Rthlr.
  • Koſten96 Rthlr.
  • Rein-Ertrag389 Rthlr.

Schlag IV. Roggen. 100 Morgen ga - ben 480 Scheffel.

  • Ertrag490 Rthlr.
  • Koſten211 Rthlr.
  • Rein-Ertrag279 Rthlr.

Die Beſtellung dieſes Schlages war zu ſehr verſpaͤtet; er war vergraſet und mußte dreimal gepfluͤgt werden.

8114

Schlag V. Gerſte. 52 Morgen gaben 542 Scheffel; denn die 18 ungeduͤngten Mor - gen ſchlugen ganz zuruͤck, in kleiner dreimal ge - pfluͤgter Gerſte.

6 Morgen Lein, unter welchem Luzerne geſaͤet war; der Lein ſehr ſchlecht.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu401 Rthlr.
  • Die Koſten zu158 Rthlr.
  • Rein-Ertrag243 Rthlr.

Schlag VI. Erbſen. 42 Morgen ga - ben 259 Scheffel.

34 Morgen Wicken und Gemenge.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu485 Rthlr.
  • Die Koſten zu161 Rthlr.
  • Rein-Ertrag324 Rthlr.

Es waren 312 Fuder Miſt aufgefahren.

Schlag VII. Kartoffeln. 66 Morgen gaben 202 Wispel.

15 Morgen Mais, der vom Froſt litt und bei der Ernte nicht gehoͤrig behandelt ward. Sein Werth iſt zu 60 Rthlr. ohngefaͤhr berechnet.

8 Morgen zu Kartoffeln ausgegebenes Land.

Einige Morgen unbeſtellt.

  • Ertrag890 Rthlr.
  • Koſten422 Rthlr.
  • Rein-Ertrag468 Rthlr.
115

Es waren aufgefahren 516 Fuder Miſt Wiederholung der Koſten und des Ertrages der Hauptſchlaͤge 1810 11.

Koſten.Ertrag.
Schlag I. 80 M.162 Rthlr.504 Rthlr.
II. 105 22 169
III. 100 96 485
VI. 100 211 490
V. 76 158 401
VI. 76 161 485
VII. 95 422 890
Summa632 1232 3424

Der Rein-Ertrag iſt alſo 2192 Rthlr ge - weſen. In dieſem Jahre iſt die Einſaat und Conſumption ſowohl, als der Ertrag im Ver - haͤltniß des Roggenpreiſes, zu 1 Rthlr. ange - nommen worden.

1811 12.

Schlag I. Kartoffeln. 40 Morgen ga - ben 140½ Wispel.

  • Rotabaga 8 Morgen, ein Theil zur Saat.
  • Runkeln. 8 Morgen gaben 50 Wispel.
116
  • Waſſerruͤben 10 Morgen.
  • Roggen 9 Morgen.

6 Morgen abgeſonderte Stuͤcke wurden be - ſonders mit Futtergewaͤchſen beſtellt und dem Schlage abgenommen, ſo daß er nur 75 Morgen behielt. Außerdem aber wurden in dieſem Schlage 20 Morgen mit Roggen zum Gruͤnfuttern be - ſaͤet, die dann, wenn ſie abgefuttert, gleich um - gebrochen und mit Ruͤben beſtellt werden ſollten. Weil ſich naͤmlich im Herbſte des Jahres 1810 deutlich genug zeigte, daß in dieſem Jahre kein Klee da ſeyn wuͤrde, ſo wurden alle Vorkehrun - gen gemacht, daß es an gruͤnem und trockenem Futter nicht fehlen moͤge. Dieſer Roggen trieb ſo ſchnell und ſo ſtark in Aehren, daß man 9 Morgen faſt wider Willen zur Reife kommen laſſen mußte. So ſtark dieſer Roggen war, ſo gab er doch einen erbaͤrmlichen Ertrag, indem die Aehren zum Theil taub waren; er war nur einfaͤhrig mit ſtarkem Duͤnger, groͤßtentheils nach Weizen beſtellt.

Der Ertrag dieſes Schlages iſt

  • geſchaͤtzt zu823 Rthlr.
  • Die Koſten zu428 Rthlr.
  • Rein-Ertrag395 Rthlr.

Er war mit 573 Fuder Miſt befahren.

117

Schlag II. 59 Morgen Roggen gaben 237 Scheffel.

41 Morgen Hafer gaben 551 Scheffel.

5 Morgen des beſten Landes waren zu Gar - tenland abgenommen. Der Roggen war zum Theil ſehr ſchlecht, beſonders der gedrillete. Er war auf dem ſchlechteſten und abgelegenſten Theile, der zweimal Kleeſaamen getragen hatte, aus be - ſonderer Gefaͤlligkeit fuͤr meine Schuͤler und an - weſende Freunde, um die Operation zu zeigen, etwas ſpaͤt gedrillet. Der maͤchtige Trieb dieſes Fruͤhjahrs ließ ihn nicht zu der Beſtaudung kom - men, worauf man bei gedrilletem Korne rechnet. Ich habe uͤberhaupt immer von dem, was ich blos um es zu zeigen vornahm, ſchlechten Er - folg gehabt, was ſich ganz natuͤrlich erklaͤren laͤßt, und mir deshalb vorgenommen, es nie wieder zu thun. Der pecuniaire Verluſt war wohl nicht bedeutend, denn guter Roggen waͤre hier in die - ſem Jahre auf keinem Fall gewachſen. Aber wer dieſen Roggen ſah, dem kann ich es nicht verdenken, wenn er von der Drillkultur abge - ſchreckt wurde, die doch nach meiner innigſten Ueberzeugung viele Vortheile hat. Auch ſah er auf dem Halme noch ſchlechter aus, als er ſich118 im Ausdruſch zeigte. Der Hafer war von ganz vorzuͤglicher Guͤte und Schwere.

  • Durch ihn kam der Ertrag die - ſes Schlages auf604 Rthlr.
  • Die Koſten betrugen176 Rthlr.
  • Rein-Ertrag428 Rthlr.

Schlag III. Weil aller Klee ausgegan - gen war, ſo ward der Schlag theils zur Weide benutzt, theils mit Spergel beſtellt, wovon viel Saamen gezogen wurde.

  • Der Ertrag konnte geſchaͤtzt wer - den zu275 Rthlr.
  • Die Koſten zu47 Rthlr.
  • Rein-Ertrag228 Rthlr.

Schlag IV. 40 Morgen Erbſen. Der groͤßte Theil ward, weil er mit Hederich uͤber - wachſen war und zu mißrathen ſchien, bei auf - brechender Bluͤthe zu Heu gemacht und nur 68 Scheffel Erbſen gedroſchen.

12 Morgen Bohnen gaben 61 Scheffel.

38 Morgen Wicken und Wickengemenge gaben 310 Centner Heu und 82 Scheffel Saat - Wicken.

10 Morgen Lein - und Deputat-Land zu Lein und Erbſen.

119
  • Der ganze Ertrag iſt berechnet zu344 Rthlr.
  • Die Koſten zu264 Rthlr.
  • Rein-Ertrag80 Rthlr.

Der Schlag erhielt 376 Fuder Miſt.

Schlag V. Da kein Klee unter der Gerſte gelaufen war, ſo ward ſogleich Anſtalt gemacht,[den] Schlag mit allerlei Futtergemenge zu beſaͤen. Nur mit Luzerne waren 6 Morgen beſtanden, die in dieſem heißen Sommer fuͤnf ſtarke Schnitte gab. Das hier ausgeſaͤete Gemenge war man - nigfaltig, indem alle Saͤmereien, die dazu eini - germaßen geeignet waren, zuſammengeſucht, und wie es ſich eben traf, gemengt wurden. Es ſchien das den Vorzug im Ertrage an Futter zu ha - ben, was aus den meiſten Beſtandtheilen ge - miſcht war. Wo Gerſte, Hafer, Hirſe, Wicken, Erbſen, Bohnen, Linſen, Buchweizen, Raps, Spergel unter einander geſaͤet waren, da gab es die groͤßte Maſſe. Da der Ertrag an gruͤner Futterung den Bedarf zu uͤberſteigen ſchien, ſo wurden einige Theile, die einfach geſaͤet waren, zur Reifung gelaſſen. So wurden z. B. 2 Mor - gen Erbſen, erſt im Junius geſaͤet, reif, und uͤbertrafen alle frh geſaͤeten Erbſen in dieſem Jahre, da ſie uͤber 5 Scheffel per Morgen und ſtarkes Stroh gaben.

120
  • Der Ertrag dieſes Schlages ward berechnet zu236 Rthlr.
  • (Seinem wahren Werthe nach wohl etwas zu geringe.) Die Koſten zu140 Rthlr.
  • Rein-Ertrag96 Rthlr.

Unter das Ganze war wieder Klee geſaͤet, außer auf dem Theile, der 1809 keine Duͤngung erhalten hatte. Die Koſten dieſer abermaligen Kleeſaat werden, wie immer, erſt dem folgenden Jahre berechnet.

Schlag VI. 60 Morgen Roggen ga - ben 339 Scheffel.

7 Morgen Weizen gaben 34 Scheffel.

9 Morgen Hafer 68 Scheffel.

Der Roggen und Weizen ſtand außeror - dentlich duͤnn, war aber ſehr hoch und hatte lange Aehren. Der Hafer war in einer der Feuchtig - keit unterworfenen Stelle geſaͤet.

  • Der Ertrag iſt geweſen425 Rthlr.
  • Die Koſten144 Rthlr.
  • Rein-Ertrag281 Rthlr.

Schlag VII. 32 Morgen Gerſte gaben 196 Scheffel.

60 Morgen Gerſte und Hafer-Gemenge und reiner Hafer gaben 344 Scheffel.

121

3 Morgen hatten Lein.

Ein Theil des untergeſaͤeten Klees gab noch einen Schnitt, das uͤbrige eine vortreffliche Nach - weide.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu 480 Rthlr. 12 Gr.
  • Die Koſten zu134 Rthlr. 19 Gr.
  • Rein-Ertrag345 Rthlr. 17 Gr.

Die große Gerſte ſchien auf dieſem ſandi - gen Schlage, bei der bis gegen die Mitte Juni anhaltenden heißen Duͤrre, ganz mißrathen zu wollen, und war faſt aufgegeben. Sie erholte ſich aber, wie etwas Regen fiel, ſehr ſchnell, und trieb Aehren hervor, die laͤnger waren, als der niedrig gebliebene Halm. Gebunden konnte ſie wegen der Kuͤrze des Halms nicht werden, es blieb auch vieles liegen, und dennoch gab ſie beim Ausdruſch jenen unerwarteten Ertrag in ſehr vollſtaͤndigen Koͤrnern. Das Gemenge und der Hafer wuͤrden ſtaͤrker gelohnt haben, wenn nicht mit einem Theile des letztern ein aberma - liger Verſuch mit dem Unterpfluͤgen, nachdem er gelaufen, um den Hederich zu vertilgen, gemacht waͤre, der ſchlecht ablief. Der Erfolg dieſes Jah - res hat mich in meiner Methode, die große Ger - ſte auf ſandigem Boden zu bauen, am auffal - lendſten beſtaͤrkt.

122

Wiederholung der Koſten und des Ertrages der Hauptſchlaͤge 1811 12.

Koſten.Ertrag.
Schlag I. 75 M.428 Rthlr.823 Rthlr.
II. 100 176 604
III. 100 47 275
IV. 100 264 344
V. 76 140 236
VI. 76 144 425
VII. 95 34 480
Summa627 1333 3187

Der Rein-Ertrag alſo 1853 Rthlr. Ich muß hierbei aber die Bemerkung machen, daß wegen des im Laufe des Jahres 1811 ſo ſehr niedrig ſtehenden Preiſes, die Einſaat und die Conſumption des Roggens in der Wirthſchaft nur zu 20 Gr., und anderen Getreides nach Verhaͤltniß angenommen war; wogegen der Er - trag da die Preiſe beim Verkauf ſehr geſtie - gen waren in dem Verhaͤltniß von 1 Rthlr. fuͤr den Scheffel Roggen angenommen wurden. Waͤre man in den einzelnen Conto’s bei dem zuerſt angenommenen Preiſe geblieben, wie in der Folge immer geſchehen ſoll, ſo wuͤrde das Reſultat beſtimmter ſeyn. Die Reduktion auf123 den wirklichen Jahrespreis kann, wo es noͤthig ſcheint, in Summa ja leicht gemacht werden.

Dieſes, durch ſeine ſchlechte Kornernte eben ſo ſehr, als durch die Guͤte und Reichthum ſei - nes Weinertrages, in Andenken ſtehende Jahr, zeigte ſich hier im Ausdruſche noch uͤber Erwar - ten ergiebig. Das Fehlſchlagen des Klees ward durch andere Futterſaaten, zwar auf eine koſt - ſpielige Weiſe, erſetzt; aber der Mangel an Stroh was gegen andere Jahre kaum zur Haͤlfte geerntet wurde ſetzte den Duͤngerſtand wieder ſehr zuruͤck, um ſo mehr, da mit dem Durchmarſch der franzoͤſiſchen Truppen die Liefe - rungen wieder angingen. In hieſigen Gegenden ward Stroh das Schock mit 18 Rthlr. bezahlt. Gluͤcklicherweiſe hatten wir einigen Vorrath von Stroh aus dem vorigen Jahre uͤbrig behalten.

Uebrigens machte der geringere Ertrag die - ſer Ernte der Beſorgniß der meiſten Landwirthe, daß nun der Preis des Roggens nicht wieder uͤber 1 Rthlr. ſteigen werde, bald ein Ende. Der große Ueberſchuß der beiden vorhergehen - den, in manchen Gegenden erſtaunlich reichen Ernten, konnte den Ausfall der diesjaͤhrigen, der gegen das Mittlere doch hoͤchſtens nur 20 pr. C.124 betrug, nicht decken, und der Preis ſtieg wieder auf 2 Rthlr.; von welchem Preiſe jedoch von wenigen Landwirthen, ſondern nur von den Korn - haͤndlern, Gebrauch gemacht werden konnte.

1812 13.

Schlag I. 56 Morgen Gerſte gaben 459 Scheffel.

12 Morgen waren mit Lein auf eigene Koſten, und durch Hausleute und Deputatiſten beſtellt, der einen ſehr guten Ertrag gab. Un - ter 5 Morgen war Luzerne geſaͤet. 6 Morgen trugen Rotabaga-Saamen, der ſich im Er - trage und im Oelgehalte ſehr vortheilhaft be - wieß; und darnach noch gruͤne Wicken.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu654 Rthlr.
  • Die Koſten zu185 Rthlr.
  • Rein-Ertrag469 Rthlr.

Schlag II. Huͤlſenfruͤchte: Bohnen, Erbſen, Linſen, Wicken, Wicken - und Buchwei - zen-Gemenge in mannigfaltigen Miſchungen, zum Reiffen und Gruͤnmaͤhen. Es gerieth alles vor - zuͤglich gut.

125

Der Werth des Ertrages ward

  • ſehr maͤßig berechnet zu615 Rthlr.
  • Die Koſten zu244 Rthlr.
  • Rein-Ertrag371 Rthlr.

Es waren aufgefahren 537 Fuder Miſt.

Schlag III. Roggen. 84 Morgen ga - ben 503 Scheffel.

Hafer. 12 Morgen gaben 149 Scheffel.

4 Morgen mit Hirſe.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu764 Rthlr.
  • Die Koſten zu222 Rthlr.
  • Rein-Ertrag542 Rthlr.

Schlag IV. Gedrilleter Roggen. 25 Morgen gaben 169 Scheffel.

56 Morgen geſaͤeter 267 Scheffel.

Das uͤbrige mit Hafer, doch blieb ein Theil zur Wieſe liegen.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu609 Rthlr.
  • Die Koſten zu140 Rthlr.
  • Rein-Ertrag469 Rthlr.

Schlag V. Außer den 6 Morgen mit Lu - zerne hatten 53 Morgen Klee, der zwei ſtarke Schnitte gab. Die 18, im Jahre 1809 umge - duͤngten Morgen, wurden mit 56 Fuder Miſt geduͤngt und mit Buchweizen beſaͤet. Dieſer Buchweizen ſtand ſehr geil, und haͤtte gruͤn ge -126 maͤhet werden ſollen. Weil aber ſehr viel Heu von Schlag ll. gemacht wurde, ſo ließ man ihn reifen. Er hatte aber ſo taub angeſetzt, daß der Ausdruſch ganz unbedeutend war.

  • Der Ertrag des Schlages ward berechnet zu596 Rthlr.
  • Die Koſten zu84 Rthlr.
  • Rein-Ertrag512 Rthlr.

Schlag VI. Ein Drittheil dieſes Schlages war im Herbſte gemergelt worden. Hierzu fand man ſich um ſo mehr veranlaßt, da die Duͤnger-Produktion bei dem geringen Stroh - Einſchnitt nicht ſtark ſeyn konnte. Das uͤbrige ward mit 380 Fuder Miſt befahren.

Der ganze gemergelte Theil, und ſoviel von dem gemiſteten, daß es 48 Morgen betrug, ward mit Kartoffeln beſtellt, die 201 Wispel, (nach Abzug von 15 Wispeln Ausgrabelohn), gaben. Es war durchaus kein Unterſchied zwi - ſchen den gemergelten und gemiſteten Kartoffeln zu verſpuͤren. Auf dem uͤbrigen Theil des ge - miſteten Landes ſtanden in unbeſtimmten Flaͤchen, zum Theil gemiſcht, Runkeln, Rotabaga, Waſ - ſerruͤben, Mais zum Abfuttern, der jedoch zum Theil reifte.

127
  • Der Werth der Ernte iſt be - rechnet zu1027 Rthlr.
  • Die Beſtellungskoſten zu392 Rthlr.
  • Rein-Ertrag635 Rthlr.

Unter den Koſten iſt jedoch die Mergelung nicht mit begriffen.

Schlag VII. hatte auf dem beſſern Theile rothen, auf dem ſchlechteren weißen Klee. Erſterer ward gemaͤhet, letzterer geweidet, bis[auf] einen betraͤchtlichen Theil, wovon Saamen ge - wonnen wurde.

  • Der Werth des Ertrages und der Benutzung iſt berech - net zu406 Rthlr.
  • Die Koſten zu98 Rthlr.
  • Rein-Ertrag308 Rthlr.

Wiederholung der Koſten und des Ertrages der Hauptſchlaͤge 1812 13.

Koſten.Ertrag.
Schlag I. 74 M.185 Rthlr.654 Rthlr.
II. 100 244 615
III. 100 222 764
IV. 96 140 609
V. 76 84 596
VI. 76 392 1027
VII. 95 98 406
Summa617 1365 4671
128

Rein-Ertrag 3306 Rthlr. Das Getreide iſt wieder nach dem erſten Verhaͤltniſſe, Roggen zu 1 Rthlr. 6 Gr. angenommen.

1813 14.

Schlag I. Klee und 5 Morgen Luzerne.

Wo der Rotabaga-Saamen geſtanden, war Wickhafer.

  • Der Ertrag von 74 Morgen an Gruͤnfutter und Heu, auch Kleeſaamen, iſt446 Rthlr.
  • Die Koſten ſind169 Rthlr.
  • Rein-Ertrag277 Rthlr.

Schlag II. 88 Morgen Roggen gaben 702 Scheffel.

  • 12 Morgen gedrilleter Weizen 143 Sch.
  • Der Ertrag iſt berechnet zu1092 Rthlr.
  • Die Koſten zu223 Rthlr.
  • Rein-Ertrag869 Rthlr.

Schlag III. Erbſen. 34 Morgen ga - ben 145 Scheffel.

Wicken und Wicken-Gemenge, groͤßtentheils zu Gruͤnfutter und Heu, 36 Morgen.

Sper -129

Spergel zu Saamen, 15 Morgen ohnge - faͤhr. Das uͤbrige ſchlechteſte Land blieb unbe - ſtellet, weil dem Schlage 218 Fuder Miſt nur gegeben werden konnten. Es ſollte naͤmlich ein Außenſchlag ganz ausgeduͤngt werden, und der geringe Stroh-Ertrag von 1811 hatte die Duͤn - gererzeugung verringert.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu358 Rthlr.
  • Die Koſten zu187 Rthlr.
  • Rein-Ertrag171 Rthlr.

Schlag IV. Hackfruͤchte. Dieſe ſollte der ganze Schlag haben. Das Fruͤhjahr ließ aber eine ſolche Stoͤrung aller buͤrgerlichen Ver - haͤltniſſe befuͤrchten, daß ich alle koſtſpieligen und mehrere Arbeit erfordernde Beſtellungen zu ver - meiden beſchloß, und die Fruͤhjahrs-Beſtellung wuͤrde, ohne den Antrieb meines damaligen thaͤ - tigen Herrn Adminiſtrators, noch um vieles ver - ringert ſeyn.

Mit Kartoffeln waren alſo nur belegt wor - den ohngefaͤhr 42 Morgen, und der Ertrag war 148 Wispel.

Mit Runkeln und Rotabaga 5 Morgen, die 47 Wispel Runkeln und 3 Wispel Rota - baga gaben.

9130

10 Morgen mit Bohnen, die 80 Scheffel gaben.

25 Morgen mit Wicken, Wickengemenge, Buchweizen, groͤßtentheils gruͤn gemaͤhet.

6 Morgen waren ausgegeben zu Kartoffeln.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu904 Rthlr.
  • Die Koſten zu417 Rthlr.
  • Rein-Ertrag487 Rthlr.

Der Schlag erhielt nur 455 Fuder Miſt.

Schlag V. 64 Morgen Roggen ga - ben 536 Scheffel.

6 Morgen gedrilleter Weizen 47 Scheffel.

5 Morgen waren naͤmlich dem Schlage zu Luzerne abgenommen.

  • Der Ertrag iſt745 Rthlr.
  • Die Koſten ſind127 Rthlr.
  • Rein-Ertrag568 Rthlr.

Schlag VI. 69 Morgen Gerſte gaben 774 Scheffel.

Auf 7 Morgen war Lein, unter welchen auf 5 Morgen Luzerne geſaͤet ward.

  • Der Ertrag iſt764 Rthlr.
  • Die Koſten212 Rthlr.
  • Rein-Ertrag552 Rthlr.

Die Gerſte auf dem gemergelten Lande war wenigſtens eben ſo gut, als auf dem gemiſteten. 131Dieſer Gerſte iſt uͤbrigens, in Anſehung der fruͤ - hern oder ſpaͤtern Saat, ſchon oben erwaͤhnt.

Schlag VII. konnte nur zur Weide be - nutzt werden, außer auf einem Theile, wo rother Klee zu Saamen geſchont wurde. Der im vo - rigen Jahre zu Saamen benutzte weiße Klee war ſo ausgegangen, daß ſich nicht die Spur davon entdecken ließ; wogegen er ſich auf dem bewei - deten Theile genugſam zeigte. Der Umfang der Stelle war ſcharf abgeſchnitten.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu 62 Rthlr.
  • Die Koſten zu5 Rthlr. 12 Gr.
  • Rein-Ertrag56 Rthlr. 12 Gr.

Der Kleeſaamen war nicht viel werth. Wiederholung des Ertrages und der Koſten der Hauptſchlaͤge 1813 14.

Koſten.Ertrag.
Schlag I. 74 M.169 Rthlr.446 Rthlr.
II. 100 223 1092
III. 85 187 358
IV. 89 417 904
V. 70 177 745
VI. 76 212 764
VII. 95 5 62
Summa589 1391 4371

Rein-Ertrag 2991 Rthlr.

132

Hiermit war der erſte Umlauf gewiſſerma - ßen beendet. Da aber das Jahr 1807 eigent - lich nur noch als ein Vorbereitungs - und Ueber - gangs-Jahr anzuſehen iſt, ſo kann das Reſultat wohl richtiger gezogen werden, wenn man es aus den Jahren 1808 bis 1814 entwickelt. Des - halb fuͤge ich ſolches nach dem eben abgeſchloſ - ſenen Hauptbuche hinzu.

1814 15.

Schlag I. hatte zweijaͤhrigen Klee. Er hatte ſich in ſeiner vollen Dichtheit erhalten, und beſonders trieb er an den Stellen, die im vori - gen Jahre mit Gips ſchwach beſtreuet waren, uͤppig hervor. Aber wie er allenfalls ſchon maͤ - hebar geweſen waͤre, fror er ich glaube am 20ſten Mai ab; zwar nicht bis zum Grunde, aber doch ſo, daß er im Wachsthum voͤllig ge - ſtoͤrt war. Das Vieh war ſchon an gruͤnes Fut - ter mit Luzerne ſeit acht Tagen gewoͤhnt, dieſe aber noch ſtaͤrker abgefroren. Ich wollte daher den erſten Kleewuchs abweiden, den zweiten maͤ - hen laſſen. Nun aber waͤre der zweite Schnitt dieſes Klees, zugleich mit dem auf Schlag VI.,133 gerade in die Getreide-Ernte gefallen, wo ohne - hin der Mangel an Arbeitern ſo ſehr zu beſor gen war. Alſo ward das Abweiden fortgeſetzt, und es fanden 10 Wochen lang im Durchſchnitt, 50 Stuͤck Rindvieh eine reichliche Weide auf 70, nach Abzug der Luzerne, dem Schlage blei - benden Morgen, die geſchaͤtzt iſt zu 180 Rthlr. Rein-Ertrag.

Schlag II. Er hatte nach der getroffenen Abaͤnderung der Schlaͤge 88 Morgen behalten. Der groͤßere Theil, der ſchon bei dem Hackfrucht - bau im Jahre 1807 vertieft war, ward nun mit doppeltem Pfluͤgen auf 10 Zoll gewende - pfluͤgt, das uͤbrige auf 7 Zoll vertieft. Es ward nicht der ganze Schlag zum Hackfruchtbau ge - duͤngt, weil ein durchbraachter Außenſchlag ganz durchduͤngt werden ſollte, und man dieſem Lande noch Kraft genug zum Kartoffelbau zutrauen konnte. Das uͤbrige ſollte im Herbſte nachge - duͤngt werden. Deshalb kamen nur 580 Fuder Miſt zu den Hackfruͤchten.

67 Morgen mit Kartoffeln beſtellt gaben 234½ Wispel. Der Ertrag der Kartoffeln war, wie allgemein in dieſem Jahre, nicht ſtark. Sie hatten nicht fruͤh vegetiren koͤnnen, und die fruͤh hervorgekommenen erlitten einen Stoß durch die134 Nachtfroͤſte zu Ende des Mais. Sie ſtanden alſo zum Theil noch in Bluͤthe, wie Anfangs Septembers ihr Kraut durch einen Nachtfroſt zerſtoͤrt wurde, und hatten folglich ihren voͤlligen Wachsthum und Ausbildung, die immer mit Zer - ſtoͤrung des Krauts aufhoͤrt, nicht erreicht.

10 Morgen mit gedrilleten Bohnen gaben 114 Scheffel.

5 Morgen mit Runkeln und mit Kohl. Die Runkeln gaben, genau gewogen, 140 Cent - ner per Morgen.

  • Der Ertrag dieſes Schlages iſt geſchaͤtzt zu1219 Rthlr.
  • Die Beſtellungskoſten zu536 Rthlr.
  • Rein-Ertrag683 Rthlr.

Schlag III. 85 Morgen Roggen. Dieſer Roggen erlitt das allgemeine Schickſal des Rog - gens vor andern auf der hieſigen Feldmark. Er winterte an den Stellen, wo ſich der unerhoͤrte ſtarke Schnee am meiſten angehaͤuft hatte und am laͤngſten liegen blieb, faſt voͤllig aus, und ſeine Stelle nahm der, ſonſt unter der Winte - rung ſich ſelten zeigende, Hederich ein. Die ſchlechteſten Stellen wurden ausgemaͤhet und zu Heu gemacht, auch groͤßere Flaͤchen umgebrochen und mit Spergel beſaͤet.

135

Der Ausdruſch gab 283 Scheffel. Heu und Nachweide war werth 15½ Rthlr.

  • Der Ertrag des Schlages iſt berechnet zu396 Rthlr.
  • Die Beſtellungskoſten zu158 Rthlr.
  • Rein-Ertrag238 Rthlr.

Schlag IV. Weizen nach Bohnen ge - drillt. 8 Morgen gaben 81 Scheffel.

Roggen, groͤßtentheils nach Buchweizen mit 73 Fuder Miſt nachgeduͤngt; 12 Morgen gaben 60 Scheffel.

Zu Lein 5 Morgen ausgegeben.

Hafer. 2 Morgen feuchtes Land gaben 14 Scheffel.

Große Gerſte. 30 Morgen gaben 338 Sch.

Kleine Gerſte. 32 Morgen gaben 314 Sch.

Es ward nicht mehr große Gerſte geſaͤet, weil man den hoͤchſten Mangel an Ernte-Arbei - tern beſorgen mußte, in der Zeit wo dieſe, wenn ſie fruͤh geſaͤet worden, mit dem Roggen zugleich zu reifen pflegt; und der Erfolg zeigte wirklich, daß mehrere uns in große Verlegenheit geſetzt haben wuͤrde. Der Roggen war auf einer Stelle nach Buchweizen gebauet, wo man Gerſte nicht hinzubringen wagen durfte. Es traf ſich, daß ein Paar Morgen, die zu Kartoffeln ausgegeben136 worden, mit in dieſes Roggenfeld fallen konnten, und ich ſetzte ſie an einen abermaligen Verſuch mit dem Roggen nach Kartoffeln. Er war ent - ſchieden ſchlecht, ohnerachtet zu dieſen Kartoffeln ſtark geduͤngt war.

Unter 5 Morgen Gerſte war Luzerne, un - ter alles uͤbrige rother Klee geſaͤet, der eine reich - liche Nachweide gab.

  • Der Ertrag des Schlages iſt geſchaͤtzt zu755 Rthlr.
  • Die Koſten betragen157 Rthlr.
  • Rein-Ertrag598 Rthlr.

Schlag V. 51 Morgen, mit 276 Fuder Miſt geduͤngt, wurden mit Erbſen beſtellt. 46 Morgen, die nur auf eigene Rechnung beſtellt waren, (das uͤbrige war ausgegebenes Land: denn durch viel ausgegebenes Land war es in dieſem Jahre nur moͤglich, ſich Arbeiter zu ſichern), ga - ben 299 Scheffel Eine betraͤchtliche Breite ward von durchmarſchirenden Truppen, wie ſie ſchon Schoten angeſetzt hatten, niedergetreten.

18 Morgen waren ohne Duͤnger mit Fut - tergemenge zum Gruͤnmaͤhen beſtellt, berechnet zu 46 Rthlr.

137
  • Der Ertrag dieſes Schlages iſt berechnet zu440 Rthlr.
  • Die Koſten zu221 Rthlr.
  • Rein-Ertrag219 Rthlr.

Schlag VI. hatte nach dem Abgange von 5 Morgen Luzerne, (ich bemerke hier, daß der Luzernebau ſeit vorigem Jahre ſein eigenes Conto erhalten hat), 71 Morgen mit Klee. Dieſer Schlag ſchien das Schickſal zu haben, daß bei ihm mit der Kleeſaat gefehlet werde. Der Saa - men konnte aus Mangel an Arbeitern nicht aus - gedroſchen werden, und wir irreten uns wohl in dem Kerngehalt der Bulſtern. Er ſtand gleich - maͤßig, aber er ſtand zu duͤnn. Indeſſen erſetzte er durch ſeine Hoͤhe und Blattreichthum, was ihm an Dichtheit abging, beſonders im zweiten Wuchſe. Der erſte hatte etwas von dem ſpaͤten Nachtfroſte gelitten. Die Ernte des zweiten Schnittes hatte nur ſehr unguͤnſtige Witterung, und da ſie in dem dringendſten Zeitpunkte der Kornernte einfiel, ſo konnten ihr nicht arbeitende Kraͤfte genug gewidmet werden; weswegen der Blaͤtterabfall ſehr ſtark war. $$\tfrac16$$ des erſten und des zweiten Schnittes blieb zu Saamen ſte - hen, der bis jetzt noch nicht ausgedroſchen iſt. []des Ganzen iſt gruͤn gefuttert, und an Klee -138 Heu ſind eingefahren 85 Fuder. Der Ertrag kann wegen des zuruͤckgelegten Saamenklees noch nicht genau geſchaͤtzt werden, iſt aber aufs min - deſte anzunehmen zu 570 Rthlr.

  • Die Koſten der Einſaat und Ernte zu83 Rthlr.
  • Rein-Ertrag487 Rthlr.

Der auf dem zu Kartoffeln gemergelten Lande, hatte einen entſchiedenen Vorzug vor dem auf gemiſteten Lande.

Schlag VII. 76 Morgen Roggen 491½ Scheffel.

10 Morgen, die ihm von Schlag II. abge - geben waren, kleine Gerſte nach Roggen.

2 Morgen feuchtes Land mit Hafer 9 Sch.

Der Roggen hatte ebenfalls an der Aus - winterung gelitten.

Die Gerſte war zum Theil ſo mit Hederich uͤberwachſen, daß ſie groͤßtentheils gruͤn gemaͤhet ward. Das uͤbrige gab nur 13 Scheffel.

  • Der Ertrag dieſes Schlages iſt geſchaͤtzt zu512 Rthlr.
  • Die Beſtellungskoſten191 Rthlr.
  • Rein-Ertrag321 Rthlr.
139

Der allgemein ſchlechte Ertrag der Winte - rung bewirkte eine Steigerung des Preiſes auf 2 Rthlr. per Scheffel, der den Ausfall in un - ſeren Gegenden freilich nicht deckte. Es iſt aber auf dieſem hoͤheren Verkaufspreis hier keine Ruͤck - ſicht genommen, ſondern der Ertrag zu den zu Anfange angenommenen Preiſen berechnet. Das mehrere fuͤr das verkaufte Getreide kommt bei der Buchhaltung dem Magazin-Conto zu gut.

Der Abgang an Arbeitern, die alle freudig die Waffen ergriffen, und nach geendigtem glor - reichen Feldzuge noch nicht in ihre Heimath zu - ruͤckgekehrt waren, machte dieſes Jahr ſchon beſchwerlicher und koſtſpieliger, wie es ſonſt ge - weſen waͤre. In dem jetzt laufenden wird der Mangel noch fuͤhlbarer werden. Da indeſſen in dem Augenblicke, wo ich dieſes ſchreibe, die Nach - richten von Bluͤchers und Gneiſenau’s ent - ſcheidenden Siegen einlaufen, ſo entfaͤllt uns der Muth nicht, den Landbau auch mit den groͤßten Beſchwerden und Koſten empor zu halten, da wir hoffen duͤrfen, ihn endlich von dem Drucke und Hinderniſſen befreit zu ſehen, denen er ſonſt unterliegen muͤßte.

140

Wiederholung der Koſten und des Ertrages der Hauptſchlaͤge 1814 15.

Koſten.Ertrag.
Schlag I. 70 M. 180 Rthlr.
II. 88 563 Rthlr.1219
III. 85 158 396
IV. 90 157 755
V. 71 221 440
VI. 71 83 570
VII. 88 191 512
Summa565 1373 4072

Rein-Ertrag 2699 Rthlr.

Bei den Veraͤnderungen und Abweichungen, welche die Beſtellung dieſer Schlaͤge in dieſen acht Jahren erlitten hat, laſſen ſich freilich noch keine ganz zuverlaͤſſige Folgen daraus ziehen. Indeſſen glaube ich doch, daß die Reſultate, welche ſie giebt, merkwuͤrdig genug ſind, um eine Aufſtellung zu verdienen, um ſo mehr, da es uns noch ſo ganz an andere Annotationen dieſer Art, mit gleicher Genauigkeit angezeichnet, fehlt. Und darum wollen wir ſie nun, von mehreren Seiten zuſammengeſtellt, betrachten.

141

Es waren

In denvonKoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
JahrenMorgen.Rthlr.Rthlr.Rthlr.
1807 8637187030721200
1808 9637158636542068
1809 10642152038222302
1810 11632123234242192
1811 12622133331871854
1812 13627136546713306
1813 14589139143712980
1814 15565137340722699
4951116723027318601

Es iſt alſo der Rein-Ertrag von 8 Jah - ren im Durchſchnitt geweſen per Morgen 3 Rthlr. 18 Gr. 2,02 Pf.

Die Beſtellungs - und Ernte-Koſten per Morgen 2 Rthlr. 8 Gr. 6,96 Pf.

Von Schlag I. waren

in denvomKoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
JahrenMorgenRthlr.Rthlr.Rthlr.
1807 88023276253
1808 980245632387
1809 1080208544336
1810 1180162504342
1811 1275428823395
1812 1375185654469
1813 1470169446277
1814 1570180180
610142040592639
142

Der Rein-Ertrag von 8 Jahren im Durch - ſchnitt iſt geweſen vom Morgen 4 Rthlr. 7 Gr. 9,95 Pf.

Von Schlag II. waren

in denvonKoſten.Ertrag.Rein Ertrag.
JahrenMorgenRthlr.Rthlr.Rthlr.
1807 8105821680
1808 9105228834606
1809 1010596316220
1810 1110022169147
1811 12100176604428
1812 13100244615371
1813 141002231092869
1813 15885631219656
803237355293297

Der Rein-Ertrag 141 Rthlr. weniger, we - gen des Verluſtes im Jahre 1807. Alſo hatte der Morgen Ertrag gegeben 3 Rthlr. 22 Gr. 3,91 Pf. Indeſſen iſt es nicht billig, dieſem Schlage den durch die ungluͤcklich gewaͤhlte Be - ſtellungsart erlittenen Verluſt zuzuſchreiben.

143

Von Schlag III. waren

in denvonKoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
JahrenMorgenRthlr.Rthlr.Rthlr.
1807 8105256517261
1808 9806701090420
1809 10100210455245
1810 118096485389
1811 128047275228
1812 1390222764542
1813 1490187358171
710184643402494

Der Rein-Ertrag per Morgen 3 Rthlr. 12 Gr. 3,67 Pf.

Von Schlag IV. waren

in denvonKoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
JahrenMorgenRthlr.Rthlr.Rthlr.
1807 8100201420219
1808 910092314222
1809 10100121121
1810 11100211490279
1811 129026434480
1812 1390140609469
1813 1490417904487
1814 1590157755588
760148239572475

Rein-Ertrag per Morgen 3 Rthlr. 6 Gr. 1,89 Pf.

144

Von Schlag V. waren

in denvonKoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
JahrenMorgenRthlr.Rthlr.Rthlr.
1807 876185307122
1808 976141512371
1809 10765841144560
1810 1176158401243
1811 127614023696
1812 137184596512
1813 1471177745568
1814 1571221440219
593169043812691

Rein-Ertrag per Morgen 4 Rthlr. 12 Gr. 10,92 Pf.

Von Schlag VI. waren

in denvonKoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
JahrenMorgenRthlr.Rthlr.Rthlr.
1807 876110327217
1808 976110110
1809 1076202618416
1810 1176161485324
1811 1276144425281
1812 13763921027635
1813 1476212764552
1814 157183570487
603130443263022

Rein-Ertrag per Morgen 5 Rthlr. 0 Gr. 3,24 Pf.

Von145

Von Schlag VII. waren

in denvonKoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
JahrenMorgenRthlr.Rthlr.Rthlr.
1807 895278545269
1808 995210162
1809 1095220624404
1810 1190422890468
1811 1290134480346
1812 139098406308
1813 149066256
1814 1588191512321
733155736812172

Rein-Ertrag per Morgen 2 Rthlr. 21 Gr. 6,53 Pf. Denn im Jahre 1808 ergab ſich ein Verluſt von 48 Rthlr.

Wir wollen jetzt den Ertrag der verſchiede - nen Fruͤchte, die in den 8 Jahren 1807 1814 nach der angenommenen Folge gebauet worden, betrachten.

Hackfruͤchte waren

in denauf demMorgen.Beſtellungskoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
Jahren.Schlage.Rthlr.Rthlr.Rthlr.
1807II. 105821680
1808III. 806701090420
1809V. 755841144560
1810VII. 90422890468
1811I. 75428823395
1812VI. 7639210[2]7635
1813IV. 90417904487
1814II. 885631219656
679429777773621
10146

Wenn wir den Verluſt, den der verungluͤckte Ruͤbenbau im Jahre 1807 brachte, naͤmlich 141 Rthlr., vom Rein-Ertrage abziehen, ſo bleiben 3480 Rthlr. Rein-Ertrag auf 679 Morgen; was per Morgen 5 Rthlr. 9 Gr. 0,05 Pf. be - traͤgt.

Wenn wir aber dieſes Jahr, wegen des zufaͤlligen, und gewiſſermaßen durch den uͤbertrie - benen Ruͤbenbau verſchuldeten Verluſtes, weg - laſſen, ſo iſt der Rein-Ertrag 3621 Rthlr. auf 679 Morgen; was per Morgen 5 Rthlr. 7 Gr. 11,85 Pf. betraͤgt, wenn ein Scheffel Kartoffeln zu 4 Gr. angenommen wird.

Hierbei iſt ferner zu bemerken, daß nicht immer die ganzen Schlaͤge mit Hackfruͤchten be - ſtellt geweſen. Der Ertrag der Hackfruͤchte konnte leicht abgeſondert werden, aber die Koſten, welche auf dieſe und auf andere Fruͤchte fallen, bin ich nicht genau abzuſondern im Stande. Deshalb laſſen ſich auch die Koſten des Hackfruchtbaues hieraus nicht genau berechnen. Indeſſen ergiebt ſich nach andern Datis keine erhebliche Verſchie - denheit, wenn wir den Durchſchnitt obiger Ko - ſten dafuͤr annehmen, naͤmlich per Morgen 6 Rthlr. 7 Gr. 10½ Pf.

147

Dieſe Koſten koͤnnen aber den Hackfruͤchten nicht allein zur Laſt geſchrieben werden, da die ſtarke Bearbeitung des Landes und der Duͤnger - aufbringung den andern Fruͤchten zu ſtatten kommt. Dagegen muß freilich bemerklich gemacht wer - den, daß ſie den Duͤnger, den ſie erhalten und konſumiren, nicht, wie das Getreide und die Huͤl - ſenfruͤchte, durch Stroh erſetzen. In der Hin - ſicht iſt jedoch ihr Preis geringer angenommen, als ihr Nutzungswerth wirklich iſt, und die Wirth - ſchaft hat den Duͤnger, den ſie wieder erzeugen und mit welchem ſie mindeſtens ihre Ausſaugung erſetzen, umſonſt. Ihr Ertrag iſt immer nach ſehr gehaͤuftem und uͤberſchießendem Maaße an - gegeben und geſchaͤtzt.

Gerſte

war in denaufMorgen.Beſtellungskoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
Jahren.Schlag.Rthlr.Rthlr.Rthlr.
1807IV. 100201420219
1808II. 105228834606
1809III. 100210455245
1810V. 76158401243
1811VII. 90134480346
1812I. 75185654469
1813VI. 76212764552
1814VI. 90157755598
712148547633278
148

Um den Ertrag der Gerſte zu berechnen, kann das Jahr 1807 nicht wohl mitgenommen werden; denn hier war ſehr wenig Gerſte nur 78 Scheffel wurden gewonnen auch folgte ſie nicht auf Hackfruͤchte. In mehreren andern Jahren hatte der Schlag auch nicht Gerſte al - lein, aber ſie war doch Hauptfrucht. Laſſen wir alſo jenes Jahr weg, ſo war der Rein-Ertrag von 612 Morgen 3059 Rthlr., was per Mor - gen 4 Rthlr. 23 Gr. 1,52 Pf. betraͤgt. Hier - bei iſt aber zu bemerken, daß der Berliner Markt - preis der Gerſte, beſonders fuͤr die große, voll - kommene, die hier erbauet worden, im Durch - ſchnitt beinahe noch einmal ſo hoch geſtanden hat, als ſie hier angenommen worden; daß mit - hin der Gerſtbau beſonders vortheilhaft ſey.

Einjaͤhriger Klee

war in denaufMorgen.Beſtellungskoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
Jahren.Schlag.Rthlr.Rthlr.Rthlr.
1807VI. 76110327217
1808IV. 10092314222
1809II. 10596316220
1810III. 10096485389
1811V. 7614023696
1812VII. 9098406308
1813I. 70169446277
1814VI. 7183570487
68888431002216
149

Unter den Koſten iſt der Saamen in der Regel zu dem Preiſe berechnet, wozu er gewon - nen wurde. Der im Jahr 1812 ausgeſaͤete mußte zum Theil angekauft werden. Außerdem kommen hier nur die Erntekoſten in Betracht. Das Jahr 1811 hatte keinen Klee, ſondern al - lerlei Gemenge, deſſen Saamen, aus allerlei Ab - fallskorn beſtehend, nicht hoch berechnet werden durfte. Aufgefuͤhrt mußte es hier aber unter der Rubrik des Kleebaues mit werden, da der - ſelbe ſolchen Unfaͤllen unterworfen iſt, und dieſe dann auf gleiche Weiſe erſetzt werden muͤſſen. Die gruͤne Futterung iſt nach dem oben angege - benen Futtergelde fuͤr das davon genaͤhrte Vieh berechnet, und ſo auch die Weide.

Zweijaͤhriger Klee und Weide

in denvonaufKoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
Jahren.Schlag.Morgen.Rthlr.Rthlr.Rthlr.
1807I. 8023276253
1808VI. 76110110
1809IV. 100121121
1810II. 10522169147
1811III. 10047275228
1812V. 7684596512
1813VII. 9066256
1814I. 71180180
69818217891607
150

Der Saamen des Klees iſt dieſem Schlage nicht angerechnet. Die Koſten beziehen ſich alſo bloß auf die Ernte, wenn Heu davon gemacht oder Saamen gewonnen wurde. Nur auf das Jahr 1812 war der Klee wieder friſch geſaͤet worden, auf dem groͤßern Theil des Schlages V. Iſt der Schlag bloß zur Weide benutzt, ſo fal - len ihm keine Koſten zu.

Getreide nach Klee

war in denaufMorgen.Beſtellungskoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
Jahren.Schlag.Rthlr.Rthlr.Rthlr.
1807VII. 95276545269
1808I. 80245632387
1809VI. 76202618416
1810IV. 100211490279
1811II. 100176604428
1812III. 90222764542
1813V. 71177745568
1814VII. 88191512321
700170049103210

Die Beſtellungskoſten betragen demnach im Durchſchnitte per Morgen 2 Rthlr. 10 Gr. 3 $$3\tfrac37$$ Pf. Sie waren hoͤher, wo der Klee nicht in reines, durch Hackfruͤchte vorbereitetes Land gebauet war, weil hier, wenigſtens auf einem Theile des Ak - kers, mehrere Mal gepfluͤgt werden mußte. Der151 Rein-Ertrag per Morgen iſt 4 Rthlr. 14 Gr. 0,68 Pf. Der Hafer iſt hier, naͤchſt dem Wei - zen, der bisher nur auf einem kleineren Theile gebauet werden konnte, die eintraͤglichſte Frucht geweſen, wenn auf den Strohertrag nicht Ruͤck - ſicht genommen wird. Dazu kommt, daß die Kleeweide, auf dem zu Hafer beſtimmten Lande, bis ſpaͤt in den Herbſt dauert und den Schafen noch ſehr zu Nutzen kommt. Ich werde daher alles Land, was nicht zu Weizen und Ruͤbſaat taugt, in dieſem Schlage wohl mit Hafer beſtel - len, da jetzt der Roggenbau in den Außen - oder Koppelſchlaͤgen ſo betraͤchtlich, und Stroh genug vorhanden iſt.

Huͤlſen-Fruͤchte

waren in denaufMorgen.Beſtellungskoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
Jahren.Schlag.Rthlr.Rthlr.Rthlr.
1807V. 76185307122
1808VII. 95210162
1809I. 80208544336
1810VI. 76161485324
1811IV. 9026434480
1812II. 100244615371
1813III. 90187358171
1814V. 71221440219
678168032551623
152

Der Ertrag per Morgen iſt demnach im Durchſchnitt Rthlr. 9 Gr. 5,4 Pf., wenn der Berluſt im Jahre 1808 mit 48 Rthlr. abgezo - gen wird, 2 Rthlr. 6 Gr. 3,3 Pf., alſo der ge - ringſte, den eine Beſtellung giebt. Die Huͤlſen - fruͤchte haben ſich aber immer als eine ſehr gute Vorbereitung fuͤr den Roggen, ſowohl wenn ſie reif geworden, als wenn ſie gruͤn gemaͤhet wa - ren, hier gezeigt, und die Beſtellung ſehr erleich - tert. Dazu kommt, daß ſie die Koſten der Duͤn - gerauffuhr bisher getragen haben, und dann, daß das Erbſenſtroh einen betraͤchtlichen Futterwerth hat, der hier nicht berechnet iſt, und daß auch das Gruͤngemaͤhete hier geringer, als ſein eigent - licher Nahrungswerth iſt, angeſchlagen ward. Endlich muß ich auch bemerken, daß die hier gebaueten Erbſen in den beſonders guten Ruf ſtehen, daß ſie ſich ſehr weich kochen laſſen, und daß ich daher 6 8 Gr. mehr fuͤr den Scheffel, als der Marktpreis iſt, erhalte. Haͤtten ſie nur das Ueble nicht, daß der Hederich, auch der Ra - del, unter ihnen ſo ſtark aufkommt und ſich wie - der einſaamet!

153

Roggen nach Huͤlſenfruͤchten, zuweilen etwas Weizen nach Bohnen,

war in denaufMorgen.Beſtellungskoſten.Ertrag.Rein-Ertrag.
Jahren.Schlag.Rthlr.Rthlr.Rthlr.
1807III. 105256517261
1808V. 76141512371
1809VII. 95220624404
1810I. 80162504342
1811VI. 76144425281
1812IV. 90140609469
1813II. 1002231092869
1814III. 85158396236
707144446793233

Die Beſtellungskoſten betragen hier im Durchſchnitt per Morgen 2 Rthlr. 1 Gr. 0,22 Pf. Sie ſind nicht ſo hoch, wie beim Getreide nach Klee. Der Ertrag iſt etwas geringer; der Rein - Ertrag faſt gleich. Auch hat der Getreideſchlag nach Klee ſeinen Vorzug im Ertrage wohl nur dem Weizen - und Haferbau zu verdanken. Im Roggen ſteht er dieſem nach.

Es iſt hier alſo der Ertrag der Fruͤchte, (zuweilen einſchließlich des fuͤr Geld ausgegebe - nen, geduͤngten und beackerten Landes, in der Regel per Morgen 4 5 Rthlr., was aber doch jaͤhrlich hoͤchſtens 12 Morgen betraͤgt), nach dem154 oben angenommenen Geldpreiſe berechnet. Dann ſind alle Koſten der Beackerung, Duͤngeraufbrin - gung und Streuung, Einſaat, Ernte u. ſ. w. auch im Verhaͤltniß zu obigen Preiſen und nach der angegebenen Ausmittelung in jedem Jahre berechnet. Aber das Stroh iſt weder in Einnahme, noch der Miſt in Ausgabe gebracht. In meiner wirklichen Buchhaltung iſt das zwar geſchehen; das Stroh, was die Schlaͤge gaben, iſt geſchaͤtzt, und der Miſt, den ſie erhielten. Aber theils kann ich die Genauigkeit nicht ſo verbuͤrgen, wie bei dem uͤbrigen, und es iſt mir ſo - gar wahrſcheinlich, daß hier Irrungen vorgefal - len ſind, die zwar nicht fuͤr das Ganze, wohl aber fuͤr das Einzelne bedeutend ſeyn moͤchten theils moͤchte es zu falſchen Anſichten verlei - ten. Der Duͤnger wird in der Regel nur zu den Hackfruͤchten und zu den Huͤlſenfruͤchten auf - gefahren. Er wird ihnen, nach dem weiter un - ten zu beſtimmenden Preiſe, zur Laſt geſchrieben. Da ſie ihn aber nicht conſumiren, ſo behielten die Hackfruͤchte eigentlich nur auf ihrem Conto, und ward der folgenden Gerſte, dem Ge - treide in der Kleeſtoppel uͤbertragen. Bei den Huͤlſenfruͤchten ward angenommen, daß ſie ihn nur zu $$\tfrac16$$ conſumirten, und fielen dem folgen -155 den Roggen zur Laſt. Dies iſt aber nicht nur blos hypothetiſch und ich wollte hier das fak - tiſche vom hypothetiſchen moͤglichſt genau abſon - dern ſondern auch unrichtig; der Roggen nach Huͤlſenfruͤchten ward dadurch zu ſtark bela - ſtet, und es muß ihm in der Folge fuͤr die Duͤng - kraft, die er im Acker hinterlaͤßt, wieder etwas zu gut geſchrieben werden.

Dazu kommt nun noch, daß der Preis des Strohes, woraus der des Miſtes hervorgehet, in verſchiedenen Jahren verſchieden angenommen war. In der Regel kann man hier das Schock oder 1200 Pfund Stroh fuͤr Rthlr. kaufen, wenn man es zu rechter Zeit thut. In den er - ſten Jahren habe ich kaum ſoviel dafuͤr bezahlt. Aber nachher ſtieg in den Kriegs - und Durch - marſch-Zeiten, beſonders im Jahre 1811, der Preis des Strohes zu einer ganz enormen Hoͤhe, und dies verleitete uns ſogar, gegen die Grund - ſaͤtze aller guten Wirthſchaft, Stroh zu verkau - fen. Deshalb ward es denn auch in der Er - zeugung und Conſumption in dieſem Jahre hoͤ - her berechnet als in andern. Ohne es wieder umzurechnen, was ſeine groͤßten Schwierigkeiten hat, wuͤrde es die Reſultate verdunkeln.

156

Deshalb gehe ich hier zu der gewoͤhnlichen Annahme, daß das Stroh den Miſt bezahle, und dieſer jenes, zuruͤck; ob ich gleich eingeſtehe, daß dieſe Annahme nur da paſſe, wo das Vieh auf zwei, oder haͤufiger auf drei Theile Stroh, nur einen Theil Heu oder Surrogat deſſelben be - kommt; hier aber nicht, wo das Vieh im Ver - haͤltniß des Strohes, eine ſo ſehr viel groͤßere Quantitaͤt andern Futters erhaͤlt, daß es ſich vom Stroh wohl durchaus nicht naͤhret, oder doch weniger davon frißt, als vom Futter ungenoſſen in den Duͤnger kommt was bei einer ſo reich - lichen Futterung nicht zu vermeiden iſt. Hier iſt alſo der Miſtwerth des Futters eigentlich viel groͤßer, als der Futter - oder Nutzungswerth des Strohes. Dem Vieh, welchem der Futterwerth zur Laſt geſchrieben wird, ſollte alſo fuͤr den Miſt mehr als der Strohwerth zu gut geſchrieben wer - den. Dies iſt nun aber einmal nicht geſchehen, und ich uͤberlaſſe es lieber meinen Leſern, nach - dem ich ihnen die Data gegeben, es ſelbſt zu berechnen, weil der Preis des Miſtes nach ganz verſchiedenen Anſichten beſtimmt werden mag. Ein Marktpreis laͤßt ſich bei den gewoͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen gar nicht dafuͤr anneh - men; kann man auch etwas dafuͤr kaufen, ſo iſt157 es doch nur etwas unbedeutendes. Ein Erzeu - gungspreis behaͤlt bei jedem Abfalls-Produkte etwas unbeſtimmtes. Der Verkaͤufer muß eine ſolche Waare hervorbringen, er mag wollen oder nicht, und wuͤrde noch etwas zugeben, um ſie loszuwerden, wenn keiner ſie ihm abkaufen wollte. Der Nutzungspreis iſt ſehr relativ, obwohl im - mer beiweitem hoͤher als der Marktpreis, wo ein ſolcher ſtatt findet.

Ich will alſo nur angeben, was dieſe Haupt - ſchlaͤge an Stroh gegeben haben, und dann wie - derholen, wie viel ſie Miſt erhielten. Das Stroh iſt freilich nicht ſaͤmmtlich gewogen, ſondern es iſt theils nach ſeinem, durch Probedruſch in je - dem Jahre ausgemittelten Verhaͤltniſſe zum Korn, theils nach der Mandelzahl des eingefahrenen Ge - treides, geſchaͤtzt worden, und wohl ehe etwas zu geringe als zu hoch. Es iſt auch in einigen Jahren nach Scheunenbunden annotirt; aber das iſt im Ganzen weniger zuverlaͤſſig, da waͤh - rend des Dreſchens immer Stroh aus den Scheu - nen von den Viehwaͤrtern geholt wird, auch die Bunde ſehr verſchieden geſchuͤrzt werden.

158

Es iſt an Hundert-Pfund-Gewicht gewonnen

in den Jahrenvon den Schlaͤgenjährlich
I. II. III. IV. V. VI. VII.
18078327645158502961
18088987889902063123
180921265982110082700
18109549175578383266
181110292401205983722118
181245084613289241123660
181314903241054712580
251441533143284533482969243621408

Kartoffelnſtroh iſt nicht berechnet.

An Miſt hat erhalten

  • Schlag I. im Jahre 1809210 Fuder.
  • 1911573
  • 783
  • Schlag II. im Jahre 1807620 Fuder.
  • 1812537
  • 1157
  • Schlag III. im Jahre 1808598 Fuder.
  • 1813218
  • 816
  • Schlag IV. im Jahre 1806400 Fuder.
  • 1811376
  • 1812454
  • 1231
159
  • Schlag V. im Jahre 1807312 Fuder.
  • 1809264
  • 181256
  • 630
  • Schlag VI. im Jahre 1810312 Fuder.
  • 1812380
  • 692

Daneben Mergel

  • Schlag VII. im Jahre 1808340 Fuder.
  • 1810516
  • 856

Es ſind alſo auf die Hauptſchlaͤge gekom - men 6165 Fuder.

Da kleinere Fuder auf groͤßere reduzirt wer - den, ſo kann das Fuder mindeſtens zu 20 Centner oder 2200 Pfund angenommen werden.

Es faͤllt in die Augen, daß dieſer Miſt nicht aus dem Stroh hervorgehen konnte, was dieſe Schlaͤge lieferten. Der uͤbrige Theil des Ackers, und in den erſten Jahren Koͤnigshof, trugen an Stroh dazu bei. Aber aus der Futterung, wel - che von den Hauptſchlaͤgen gewonnen ward, ging er reichlich hervor. Ward Stroh von dem uͤbri - brigen Acker zur Aufnahme des Futtermiſtes ge -160 liefert, ſo erhielt dieſer dafuͤr mehr Miſt wieder, als er nach ſeiner Stroh-Produktion haͤtte er - halten koͤnnen. Wir wollen dies indeſſen ge - nauer erwaͤgen.

Ich habe die Ausmittelung des Verhaͤltniſ - ſes, in welchem aus einer gegebenen Quantitaͤt Stroh und Futterung Stallmiſt erzeuget wird, ſeit jeher fuͤr eins der wichtigſten Probleme in der Theorie der Land-Oekonomie gehalten, auf die im kleinern angeſtellten Verſuche aber wenig Gewicht gelegt, weil der feuchtere oder trocknere, der mehr oder minder zergangene Zuſtand des Miſtes, der ſich nicht wohl beſtimmen laͤßt, eine gar zu große Differenz bei dem Abwaͤgen giebt. Es gehoͤrt dazu ein großes, eine Reihe von Jah - ren durchgefuhrtes Experiment, wobei kleine Dif - ferenzen ſich wieder ausgleichen, und das Reſul - tat ſich aus ſolchen Umſtaͤnden ergiebt, die bei der Erzeugung und Ausfuhr des Miſtes die ge - woͤhnlichen ſind. Ich habe deshalb mehrere, auf die Befoͤrderung der Wiſſenſchaft zugleich bei ihrem Gewerbsbetriebe Ruͤckſicht nehmende Landwirthe, aufgefordert, nach einem moͤglichſtgenauen161genauen, in einer großen Wirthſchaft ausfuͤhr - baren Ueberſchlage, das Verhaͤltniß des vom Hofe abgefahrenen Duͤngers, gegen das auf ſelbigem verbrauchte Stroh und Futter zu beobachten, und viele haben mir hoͤchſt ſchaͤtzbare, wenn gleich noch nicht voͤllig befriedigende und die Frage er - ſchoͤpfende, Bemerkungen daruͤber mitgetheilt. Ich nahm mir aber auch meinerſeits vor, die Sache mit aller, bei einem groͤßeren Wirth - ſchaftsbetriebe moͤglichen, Genauigkeit zu erfor - ſchen. Im Jahre 1805 6 geſchahe es mit moͤglichſter Aufmerkſamkeit; aber das Jahr 1806 7 zerſtoͤrte alle Verhaͤltniſſe und Ord - nung auf dem Wirthſchaftshofe dermaßen, daß bis 1809 alle Beobachtungen mangelhaft und zweifelhaft blieben. Von dieſem Jahre an kann ich mich aber wieder auf die Richtigkeit der An - gaben verlaſſen, die ich hier mittheile.

Von der Ernte 1809 an bis 1. Juni 1814 ſind auf dem Hofe verbraucht an Stroh

  • 1809-103912 hundert Pfund.
  • 1810-114360
  • 1811-123708
  • 1812-133970
  • 1813-145602
  • 21552
11162

Gewogen iſt dieſes Stroh, wie oben geſagt, nicht ſaͤmmtlich, ſondern es iſt theils nach dem, durch Probedruſche ausgemittelten Verhaͤltniſſe des Korns zum Stroh, theils nach der Zahl der geernteten Mandeln und Fuder beſtimmt. Das von Koͤnigshof gelegentlich heraufgebrachte Stroh vermag ich nur nicht genau zu beſtimmen, aber es iſt gewiß, daß es kaum ſo viel betraͤgt, als dasjenige, was bei Holz - und Kornfuhren, be - ſonders aber in den Jahren 1812, 1813 und 1814 auf den Kriegsreiſen von den Knech - ten mitgenommen ward, und was auch die Dre - ſcher und Tageloͤhner fuͤr ihre Schweine und Gaͤnſe vom Hofe mitnehmen, und was ſich auch nicht berechnen laͤßt. Jenes Stroh iſt alſo als in Moͤglin gewonnen anzunehmen.

An Heu iſt verbraucht worden

geliefert von den Haupt - ſchlaͤgenvon der Wieſe Supplement und Außenland,430 Ct.
im Jahr 1809von Sch.
II. Klee594 Ct.Spergel-Heu320
I. Wicken380 Garten62
Koͤnigshof620
Latus974 Latus1432
Transport974 Ct.Transport1432 Ct.
1810.
III. Klee886 Ct.Wieſen411 Ct.
II. 140 Außenland,
VI. WickenSpergel56
Koͤnigshof552
1811.
IV. Wicken288 Wieſen453
V. 187 Garten10
III. Spergel80 Koͤnigshof667
VII. Klee, Nach - Heu72
1812.
V. Klee403 Wieſen190
VII. Klee448 Koͤnigshof464
II. Wicken297 Schlag I. Klee315
1813.
I. Klee676 Wieſen325
III. Wicken60 Garten41
Koͤnigshof724
4511 Ct.5622 Ct.
Der Centner zu 110 Pfund.
164

An Kartoffeln und Ruͤben, auf Kartoffel-Werth reduzirt, ſind conſumirt.

  • 1809201 Wispel.
  • 1810188
  • 1811230
  • 1812196
  • 1813164
  • 979 Wispel oder 2584560 Pfund.

Sie ſind in ihrem Futterungswerthe anzu - nehmen zur Haͤlfte = 12922 Hundert Pfund Heu.

Es ſind alſo auf dem Hofe verbraucht

  • Stroh21552 Hundert Pfund.
  • Heu 4511 + 5622 Cent - ner11133
  • Wurzeln = Heu12992
  • 45677 Hundert Pfund.

An Gruͤnfutter kann ich in Hinſicht des Miſtes vorerſt nur das berechnen, was die Kuͤhe erhalten haben; denn theils laͤßt ſich dies nur genauer beſtimmen, theils iſt von den Pferden und Ochſen den Tag uͤber der Miſt zum Theil wieder vertragen worden. Bei voller gruͤner Stallfutterung iſt einer Kuh taͤglich ihr Futter zu 1 Gr. 6 Pf. berechnet, und ſo iſt es auch den Schlaͤgen zu gut geſchrieben. Nach ange - ſtellten Verſuchen und Abwaͤgungen erhaͤlt im165 Durchſchnitt eine Kuh taͤglich 92 Pfund gruͤnes Futter. Dies laͤßt ſich im Durchſchnitt an - nehmen = 22 Pfund Heu oder Centner. Nun iſt nach den taͤglichen Anzeichnungen das Futtergeld, nach obigem Satze, den Kuͤhen oder vielmehr dem Kuhſtalle folgendermaßen berechnet:

  • im Jahr 1809 zu195 Rthlr.
  • 1810 210
  • 1811 124
  • 1812 259
  • 1813 283
  • 1071 Rthlr.

Dafuͤr ſind alſo auf den Hof gekommen 17136 taͤgliche Kuh-Rationen Gruͤnfutter a Centner Heu, mithin = 3712 Centner Heu.

Alſo ſind uͤberhaupt an Stroh und Futter, das Gruͤne auf Trockenes reduzirt, verbraucht worden 49389 Hundert Pfund.

Nun ſind an Miſt ausgefahren worden

  • im Jahr 1809898 Fuder.
  • 18101234
  • 1811965
  • 18121052
  • 18131251
  • 5400 Fuder.
166

Nach den vorgenommen Abwaͤgungen muß ein volles vierſpaͤnniges Fuder, worauf die ſchwaͤ - cheren dem bloßen, aber nicht erheblich truͤgen - den, Augenmaaße nach reduzirt werden, zu 22 Hundert Pfund angenommen werden.

Es ſind alſo ausgefahren worden 118800 Hundert Pfund Miſt.

Nach allen mir zugekommenen Datis be - waͤhrt ſich die Formel im Durchſchnitt, daß man die Quantitaͤt des Miſtes finde, wenn man das Stroh und die trockene, oder auf trockene redu - zirte gruͤne Futterung, dem Gewichte nach, mit 2, 3 multiplizirt.

Und ſo kaͤmen aus jenen 49389 Hundert Pfunden heraus 113594 Hundert Pfund Miſt.

Die Ausfuhr aber ergiebt 118800 Hundert Pfund. Mithin iſt ein Plus an Miſt von 5206 Hundert Pfund.

Woher kommt dieſes Plus? Von der Weide!

Den Kuͤhen iſt die Weide, die ſie faſt al - lein auf den Hauptſchlaͤgen halten, berechnet

167
  • im Jahre 1809 zu118 Rthlr.
  • 1810 96
  • 1811 97
  • 1812 92
  • 1813 40
  • 443 Rthlr.

Der Tag iſt aber im Durchſchnitt ange - ſchlagen zu 1 Gr. Folglich haben in dieſen Jah - ren ſtatt gefunden 10632 taͤgliche Kuhweider.

Da die Kuͤhe nur etwa 8 Stunden oder Tag draußen ſind, um ſich ſtatt zu freſſen, aber auf dem Stalle zubringen, ſo fallen des Weidemiſtes in dem Stalle. Nun giebt, nach Meyers Verſuchen, eine mittlere Kuh bei reich - licher Weide 34 Pfund Miſt taͤglich. Wenn de - ren 22 im Stalle fallen, ſo betraͤgt dies 2399 Hundert Pfund.

Im Durchſchnitt wurden 20 Ochſen gehal - ten, und dieſe weideten 180 Tage. Ich nehme fuͤr den Tag 10 Pfund Miſt, den ſie auf den Hof brachten. Alſo jaͤhrlich 380 Hundert Pfund. In 5 Jahren alſo 1800 Pfund.

Es waren vom Jahre 1811 an im Durch - ſchnitt 300 Schafe fruͤher einige Hammel da, und des Nachts im Stalle. Jedes bringt168 200 Tage. 2 Pfund Miſt, jaͤhrlich 400 Pfund, von der Weide; macht jaͤhrlich 1200, in 3 Jah - ren 3600 Hundert Pfund.

Von der Weide alſo 7739 Hundert Pfund.

Alſo fehlt an ausgefahrenem Miſt wieder 2,533 Hundert Pfund oder jaͤhrlich 506. Dagegen iſt aber auch der Miſt, der auf Schiebekarren in den Garten gebracht worden, wenigſtens nicht ſtrenge angezeichnet.

Mithin bewaͤhrt ſich jene Formel auch hier.

Wir wollen ſie nun anwenden auf das Duͤngermaterial, welches die Hauptſchlaͤge allein ſeit dem Jahre 1809 geliefert, und den Duͤnger, den ſie erhalten haben.

Sie haben an Stroh ge - liefert ſeit der Ernte 1809 15324 Hundert Pfd.

  • an Heu4962
  • an Wurzeln auf Heu re - duzirt12922
  • an Gruͤnfutter 3550
  • 36758 Hundert Pfd.
169

Dieſe 36758 Hundert Pfund mit 2, 3 mul - tiplizirt, um den daraus erfolgenden Miſt zu fin - den, ergeben 84543 Hundert Pfd. Miſt.

  • Dazu der von den Hauptſchlaͤgen er - folgende Weidemiſt2339
  • 86882 Hundert Pfd.

Dies giebt a 2200 Pfd. = 3949 Fuder.

Die Hauptſchlaͤge haben aber vom erſten Junius 1809 bis dahin 1814 erhalten 4097 Fuder, folglich 148 Fuder in 5 Jahren, oder jaͤhrlich 29⅗ Fuder mehr, als ſie nach ihrem ge - lieferten Duͤngungsmaterial erhalten ſollten. Die - ſes geringen Zuſchuſſes bedurften ſie nur in den fruͤhern Jahren. Im Jahr 1814 hinterließen ſie ſchon einen großen Vorſchuß an Heu und Stroh, der zu Anfange des Jahres 1809 durch - aus nicht vorraͤthig war. Auch iſt ihr nicht un - betraͤchtliches Kartoffelſtroh, ihr Ruͤbenblaͤtter-Ab - fall nicht berechnet. Jetzt hat es gar keinen Zweifel, daß ſie ſich ohne allen fremden Duͤn - ger-Material-Zuſchuß in ihrer Kraft erhalten und verſtaͤrken koͤnnen; ſo lange naͤmlich, wie dieſe Fruchtfolge bleibt, und nicht Handelsgewaͤchſe, die mehr Duͤnger conſumiren als geben, einge -170 fuͤhrt werden; was bei der immer zunehmenden Kraft dieſer Schlaͤge woruͤber unten ausfuͤhr - licher doch geſchehen wird.

Der Miſt wird hier ausgefahren, ſo wie die Beſtellung es erfordert und die Wirthſchafts - geſchaͤfte es geſtatten. Ich bin jetzt uͤberzeugt, daß es hinſichtlich der Wirkung die beſte Be - handlung des Miſtes waͤre, wenn man ihn ſo - gleich aus dem Stalle auf den Acker braͤchte, ohne ihn irgend eine Gaͤhrung und Zerſetzung untergehen zu laſſen. Denn dieſe geht im Bo - den am beſten und ſchnell genug vor ſich; und ſie hat, im Boden ſelbſt vorgehend, wahrſcheinlich, eine beſonders nuͤtzliche Wirkung auf den im Bo - den befindlichen uͤberoxidirten, faſerigen und ſaͤu - erlichen Huarus. Aber ſolcher lange Miſt muß mehrere Male durchgepfluͤgt werden, wenn er ge - hoͤrig wirken ſoll; auch darf man ihn bei hoͤhe - rer Luft-Temperatur nicht unmittelbar vor der Saatbeſtellung unterbringen, weil er die Getrei - deſaat ſonſt leicht uͤbertreibt und ſie in der Folge ſchwaͤchlich macht. Auch bringt man den ſtrohi - gen Miſt mit einer Furche nicht gehoͤrig unter171 und endlich ſind in ſolchem Miſte noch viele un - zerſtoͤrte Unkrautsſaamen. Uebrigens paßt auch dieſe unmittelbare Ausfuhr ſelten. Deshalb un - tergeht auch der Miſt gewoͤhnlich die erſte Gaͤh - rung auf meiner geraͤumigen Miſtſtelle, wo er in zwei, manchmal in drei Theilen abgeſondert liegt. Der aͤltere Theil wird zuerſt abgefahren, und wenn dies geſchehen, ein neuer Haufen auf der Stelle angelegt. Im Winter werden die Rindviehſtaͤlle woͤchentlich einmal, im Sommer zweimal ausgemiſtet; zuweilen bleibt der Miſt auch laͤnger im Stalle liegen. Pferde - und Schwei - nemiſt wird dazwiſchen gebracht, und alles wird gehoͤrig aufgeſchichtet. Jauche wird aus der einen Seite des Stalles in ausgemauerte Behaͤlter aufgefangen. Es iſt aber unbedeutend wenig, das Stroh nimmt ſie hinlaͤnglich auf, und in Stroh iſt ſie mir am liebſten. Das Wenige braucht der Gaͤrtner um Compoſt und Miſtbeet - Erde zu machen. Von der andern Seite zieht ſich die wenige Jauche durch Rinnen in die Miſt - ſtelle, deren Grund immer mit Stroh und Ab - faͤllen belegt iſt, welche ſie aufnehmen. Es iſt an der abhaͤngigen Seite der Miſtſtelle zwar ein Jauchenbehaͤlter mit einer Plumpe angelegt; aber außer bei ſtarkem und anhaltenden Regen fließt172 nichts ab. In dem Falle wird jetzt die waͤſſe - rige Jauche aus dem Behaͤlter auf ein Luzerne - Feld geleitet; denn von ihrem Auffahren in Ton - nen auf den Acker habe ich keine Wirkung ge - ſehen, die die Arbeit bezahlte. So kommt kein Tropfen Duͤnger-Stoffs um; und darauf kommt es nur an. Wo es an Streuſtroh mangelt, da muß man freilich anders verfahren und die viele Jauche moͤglichſt vortheilhaft zu benutzen ſuchen. Aber keine Methode erſetzt eine reichliche Streu - ung, ſowohl in Hinſicht auf das Vieh, wie auf den Duͤnger.

Der Schafmiſt wird in der Regel zweimal jaͤhrlich ausgefahren. Denn bis jetzt habe ich nicht pferchen laſſen; weil ich auch glaube, daß der Schafmiſt mit Stroh verbunden am meiſten Wirkung thue.

In meiner, ſchon an andern Orten mehr - mals geaͤußerten Meinung, daß der Miſt gar nichts verliere, wenn er im Winter und im Som - mer ausgebreitet auf dem Acker liege, bin ich durch die Beobachtung faſt jaͤhrlich vorkommen - der Faͤlle, die man als comparative Verſuche be - trachten kann, immer mehr beſtaͤrkt. Ich laſſe den Miſt ausfahren, wenn der Acker leer und Zeit da iſt, und ihn ſogleich ſtreuen. So bleibt173 er liegen, bis die Zeit des Pfluͤgens heran kommt. In den erſten Tagen zeigt der Geruch an, daß der Miſt etwas ausdunſte; das iſt aber auf keine Weiſe zu vermeiden. Nachher riecht man nichts. Der Miſt wird trocken und wieder naß. Die durch den Zutritt des Oxygens ſich bildende Ex - trictirſtoffe und Kohlenſaͤure wird von dem trok - kenen Boden angezogen, und dieſer bleibt beſon - ders muͤrbe und begruͤnt zwiſchen dem Miſte ſtark. War der Miſt ganz gruͤn durchgewach - ſen, ſo hat er die herrlichſte Wirkung gethan.

Daß es ſehr angenehm ſey, einen Vorrath von recht zergangenen Mengeduͤnger zu haben, gebe ich allerdings zu. Man kann durch Ueber - ſtreuung deſſelben uͤber eine junge Saat, der man Kraft geben will, viel ausrichten. Seine Wirkung iſt, zumal wenn Regen kommt, ſehr ſchnell. Wenn man aber viel Miſt dazu ver - wenden muß, ſo verliert man in der Zeit. Kein Kapital verzinſet ſich durch ſeine Anlage ſo ſtark, wie das Duͤnger-Kapital. Wenn man es ſchnell anlegt, ſo gewinnt man zuweilen in einem hal - ben Jahre ſo viel Duͤnger-Material damit, als darin ſtach, und jenes bleibt doch faſt unge - ſchwaͤcht im Acker. Laſſe ich den Miſt ein Jahr und laͤnger in Compoſt-Haufen liegen, ſo pro -174 duzirt er mir derweilen nichts. So lange ich noch Acker habe, deſſen Ertrag gewinnt, wenn ich ihn gleich duͤnge, kann ich mich nicht ent - ſchließen, Miſt beizupacken zu kuͤnftigem Ge - brauch. Alle Abfaͤlle werden in die Miſtſtelle gebracht, und werden da muͤrbe genug, um im Acker zu zergehen, wenn ſie mit dem uͤbrigen aufgebracht werden.

Andere Duͤng-Materialien habe ich wenig und nur Verſuchsweiſe gebraucht. Seifenſieder - Aſche, die in meiner großen Haushaltung ge - macht worden, wird natuͤrlich gebraucht. Ich koͤnnte ſie aus Wriezen, eine kleine Meile her, ſehr wohlfeil, gegen das was an andern Orten dafuͤr bezahlt wird, in Menge erhalten. Aber ich habe hier keine ſolche Wirkung davon ge - habt, welche der gleich kaͤme, die ich von ſo viel Mergellehm verſpuͤre, als ich mit denſelben Ko - ſten und Arbeit kann aufbringen laſſen. Sie ſcheint auf ſandigem Boden nicht ſo, wie auf Lehmboden, zu wirken, und daher kommt es wohl, daß niemand den Seifenſiedern in jener Stadt die Aeſcher abkaufen will. Ich geſtehe indeſſen, daß ich ihre Wirkung auf lange geruhetem Lande, ſogenannten Legden, wo man ſie beſonders ruͤh -175 met, noch nicht verſucht habe; werde es aber doch naͤchſtens thun.

Naͤchſt der Seifenſieder-Aſche ſind Horn - ſpaͤne hier zu haben, aber zu einem nicht unbe - traͤchtlichen Preiſe; denn ſie werden, da ihre Wirkung auffallender und bekannter iſt, ſchon von vielen geſucht. Das hoͤchſte, was ich habe erhalten koͤnnen, waren 5 6 Wispel, womit im Jahre 1810 eben ſo viele Morgen geduͤngt worden. Die Wirkung hat ſich mehr nachhal - tig als ſtark gezeigt, vermuthlich weil der groͤßere Theil aus großen Stuͤcken beſtand, die allmaͤh - lig zerfielen.

Dasjenige auswaͤrtige Duͤngungsmittel, wel - ches ich hier, im Verhaͤltniß ſeiner Koſten, am vortheilhafteſten gebrauchen koͤnnte, iſt ohne Zwei - fel der Gips auf Klee. Er zeigt auf dieſem eine ſehr kraͤftige Wirkung. Aber bisher iſt es noch zu ſchwierig geweſen, ihn in erforderlicher Menge herbeizuſchaffen. Er reichte nur, um den Stellen, wo der Klee am magerſten ſtand, da - mit aufzuhelfen, und dieſe uͤbertrafen dann oft die, wo er vor dem Gipſen am ſtaͤrkſten war.

Es iſt alſo der Boden ganz durch den, von ihm ſelbſt erzeugten Duͤnger aufgeholfen, und blos durch das Verhaͤltniß des Futterbaues, zum176 Fruchtbau mittelſt jener Fruchtfolge zu einer Triebkraft erhoben worden, welche die Moͤglin - ſchen Felder, bei einer hoͤchſt einfachen Behandlung immer mehr auszeichnet; ſo daß ich jetzt ſchon be - haupten darf, es ſey Boden dieſer Art ohne außerordentliche Beihuͤlfe noch nie zu hoͤhe - rem Ertrage erhoben worden, beſonders auf de - nen Schlaͤgen, die jetzt ihren zweiten Umlauf angetreten haben. Daß mein Acker unabhaͤngig von der Witterung ſey, will ich keineswegs be - haupten, vielmehr bedarf er bei ſeiner hohen, dem Winde ausgeſetzten Lage, einer oͤfteren Er - friſchung durch Regen, zur Aeußerung ſeiner gan - zen Kraft, mehr wie mancher andere von glei - cher Conſiſtenz und Waſſerhaltigkeit. Allein er kann, ohne daß die Pflanzen weſentlich leiden, Duͤrre uͤber alles Erwarten aushalten; was nur durch die Art der Beackerung, bei welcher die Ackerkrume mehr Feuchtigkeit aufnimmt und we - niger verdunſtet, bewirkt wird. Feuchte Som - mer gewaͤhren mir den hoͤchſten Ertrag, beſon - ders in allen Sommerfruͤchten. Mißwachs habe ich daher noch in keiner Frucht erlitten, außer im Jahre 1807 bei den Ruͤben auf Schlag II., und im Jahre 1808 bei den Huͤlſenfruͤchten auf Schlag VII. Mißwachs nenne ich aber, wenndie177die Frucht nicht ihre ſaͤmmtlichen Beſtellungsko - ſten zugleich mit einer angemeſſenen Bodenrente bezahlt; jedoch kann letztere von einem Vorbe - reitungsjahre, wie der zweijaͤhrige Klee iſt, nur maͤßig gefordert werden.

Um Mißverſtaͤndniſſe zu vermeiden, muß ich hier bemerken, daß unter den Koſten die Boden - rente zwar nicht mit begriffen ſey; daß dieſe aber bei dem Abſchluſſe der Jahres-Rechnung aller - dings in Betracht komme. Die Bodenrente ſammt Zinſen des Inventariums und Betriebs - Kapitals, muͤſſen erſt bezahlt ſeyn; nur das uͤbrige nehme ich als Rein-Ertrag des Wirthſchaftsbe - triebes an. Ich unterſcheide die Pacht, die der Boden geben koͤnnte, und den Gewinn, den der Paͤchter machen wuͤrde, nachdem er jene bezah - let hat.

Ich nehme aber die reine Bodenrente oder den Pachtwerth der Schlaͤge, ſo wie ſie im Jahre 1815 ſind, folgendermaßen an:

12178
  • Schl. I. 74 M. a 2 Rthl. 8 Gr. = 172 Rthl. 16 Gr.
  • II. 88 a 2 6 = 198
  • III. 85 a 1 16 = 141 16
  • VI. 89 a 2 = 178
  • V. 70 a 2 12 = 175
  • VI. 71 a 1 12 = 177 12
  • VII. 88 a 1 20 = 161 8
  • 1204 Rthl. 4 Gr.

Warum ich den Grundwerth gerade ſo ſchaͤtze, gehoͤrt nicht hierher. Ich bemerke nur, daß ſie dieſen Grundwerth zu Anfange der Ro - tation noch nicht hatten, und daß er mit zuneh - mender Kultur und Triebkraft ſteige. In dem Kapital-Conto wird dieſe Landpacht der Wirth - ſchaft zur Laſt geſchrieben; dagegen kommt ihr zu gut, was an Meliorationen in dem Jahre bewirkt iſt. Zu dieſen Meliorationen gehoͤrt ſelbſt die vermehrte Kraft des Bodens. Wie ich ſolche berechne, davon in der Folge. So wie ſie zunimmt, vergroͤßert ſich auch der Kapital - werth des Bodens, und mithin die Rente, die die Wirthſchaft welche ganz als Paͤchter an - geſehen wird bezahlen muß. Ich bemerke aber doch, daß ich einem andern Paͤchter jene Schlaͤge nimmer zu dem Preiſe verpachten wuͤr - de, wenn ich nicht feſt uͤberzeugt waͤre, daß er179 gerade eben ſo wirthſchaften wuͤrde, wie ich es thue. Denn meine Wirthſchaft wirkt von Jahr zu Jahr verbeſſernd, und deshalb wird ihr nicht hoͤhere Pacht berechnet.

Die Supplemente

der Hauptſchlaͤge uͤbergehe ich, weil ſie kein Re - ſultat geben koͤnnen. Sie waren bis 1808 noch nicht in gehoͤriger Ordnung; Hackfruͤchte waren nur im Jahre 1805 und 1806 darauf gebauet, und 1809 ward ſchon beſchloſſen, ſie zu einem Koppelſchlage zu nehmen, und ſie wurden dem gemaͤß behondelt. Von dieſem Lande wird uͤbri - gens als Koppelſchlag 5 die Rede ſeyn.

Die Koppelſchlaͤge.

Das nicht zu jenen 7 Schlaͤgen gehoͤrige Land, ohngefaͤhr 350 Morgen, was theils ent - fernt lag und nie Duͤnger erhalten hatte; theils, wenn gleich naͤher liegend, von ſehr ſchlechter natuͤrlicher Beſchaffenheit war, ward in den er - ſten Jahren zwar ohne Ordnung, doch ohngefaͤhr ſo behandelt, daß nach einer ſchwachen Duͤngung180 Buchweizen geſaͤet ward, darauf Roggen; wo - nach es dann wieder 3 Jahr zur Hammel - zum Theil auch Ochſenweide liegen blieb. Denn es war immer die wahrſcheinliche Ausſicht da, von der angrenzenden Reichnower Feldmark noch Land zu erhalten, und dann ein geordnetes Ganzes daraus bilden zu koͤnnen.

Im Jahr 1809 erreichte ich meinen Zweck, und es ward mir das Land von zwei Bauerhoͤ - fen, die wuͤſt geworden waren, an meine Grenze durch Umtauſch gelegt. Da dieſes faſt ſaͤmmt - lich dreijaͤhriges und ſechsjaͤhriges Land war, ſo betrug der durch den Umſatz erhaltene Flaͤchen - inhalt 640 Morgen. Aber nicht mehr als etwa 350 Morgen waren des Anbaues werth; das uͤbrige war ganz ſchlechtes, ſandiges, ſteiniges Land. Jene haben eine natuͤrlich gute Grund - miſchung, einen feinpulverigten Sand mit 25 bis 35 pr. C. Thon ſtellenweiſe auch mehr gebunden. Aber alles war aufs aͤußerſte er - ſchoͤpft durch dreijaͤhrigen Roggenbau ohne allen Duͤnger, den die Reichnower Bauern bei ihrem faſt gaͤnzlichen Wieſenmangel, auf dieſes entfernte Land zu bringen, nicht einmal denken konnten. Es gab daher im Roggen haͤufig nicht die Ein - ſaat wieder. Hafer ſaͤeten einige in die niedri -181 gen Gruͤnde, fanden es aber ſelten der Muͤhe werth, ihn ordentlich zu ernten, ſondern nahmen die Garben nur ſo gelegentlich mit zum Futter auf Reiſen. Dann war das Land voll von gro - ßen und kleinen Steinen, deren gaͤnzliche Ent - fernung noch mehrere Jahre erfordern wird.

Um nun gleich nach der Uebergabe des Lan - des etwas zu thun, ward das jetzt groͤßtentheils in Schlag 3 liegende Land, welches in dieſem Jahre ſogenanntes Brachfeld geweſen waͤre, ſo ſorgfaͤltig, wie es ihm wohl nie wiederfahren war, bearbeitet. Wir wollten verſuchen, was durch Beackerung auszurichten ſey, und erwarteten, daß wenigſtens die in den haͤufigen und breiten Scheidlingen abgeſetzte Modererde, mit der gan - zen Ackerkrume gemiſcht, etwas Nahrungsſtoff geben wuͤrde. Es ward mit Roggen beſtellt, der aber nicht mehr als Scheffel per Morgen gab, und mithin die darauf verwandte Arbeit, in dem fruchtbaren Jahre 1810, nicht bezahlte.

Es ward nun eine Eintheilung dieſes und des vorherigen Außenlandes in 8 Schlaͤgen beſtimmt. Da ſie als Weideſchlaͤge benutzt werden, und folglich zuſammenhaͤngende Koppeln bilden ſoll - ten, ſo war keine voͤllige Gleichheit, weder im Flaͤcheninhalte noch in der Groͤße zu bewirken,182 da das ganz unbrauchbare Land dazwiſchen lag. Sie wurden ſo abgetheilt, wie ſie auf der Situationskarte angegeben ſind. Jeder ohngefaͤhr zu 90 Morgen.

Im Jahr 1810 hatte alſo Schlag 3 Rog - gen. Der Schlag 5 trug groͤßtentheils mit Ha - fer ab, und hatte ſchon aufgehoͤrt, als Supple - ment der Hauptſchlaͤge I. V. und VI. betrach - tet zu werden. Der Schlag 4, welcher fruͤher ſchon etwas gemergelt und auch jetzt geduͤngt war, hatte Roggen. Ich erwaͤhne dieſer Beſtel - lung nur beilaͤufig, denn Reſultate koͤnnen bis dahin nicht daraus gezogen werden.

In dieſem Sommer ward nun Schlag 1 theils gemergelt, aus der in der Mitte des Schla - ges am Wege liegenden Grube, im naͤhern Um - fange derſelben; theils gemodert mit einem tor - figen Moder, der aus einem auf Schlag 3 lie - genden ſumpfigen Pfuhl, nachdem er abgewaͤſ - ſert worden, ausgegraben war, und ein Jahr mit Kalk und etwas Pferdemiſt aufgeſchichtet ge - legen hatte. Der Moder ward vorerſt auf den an der Reichnower Grenze liegenden Theil ge - bracht. Ein Streifen ward gemergelt und ge - modert zugleich, doch beides ſchwaͤcher als das uͤbrige. Der nach Schlag 2 ſich hereinziehende Triangel blieb unvollendet. Er ward uͤbrigens183 ſorgfaͤltig bearbeitet und von Steinen ziemlich gereinigt.

Im Jahr 1811 trug das theils gemergelte, theils gemoderte Land, 46 Morgen, Roggen, der in dieſem Jahre nirgends ſchoͤner zu finden war, und gab 396 Scheffel Ausdruſch heraus. Der gemergelte Roggen war unſtreitig beſſer als der gemoderte; iſt aber nicht abgeſondert worden. Der Weizen aber, welchen wir auf 16 Morgen, die zugleich gemergelt und gemodert waren, ge - drillet hatten, verſchien auf hoͤhere Stellen ganz, und zeigte ſich nur in den Gruͤnden ſtark und hoch. Er gab 44 Scheffel, die eigentlich nur von 4 5 Morgen gewonnen wurden; denn die ſchlechten Stellen wurden nicht einmal abgeern - tet. Auf dem erwaͤhnten Triangel war auch et - was Roggen geſaͤet, und dieſer zum Verſuch im Fruͤhjahr mit jenem Moder ſchwach uͤberfahren worden. Der Verſuch gab aber ein aͤußerſt ſchlechtes Reſultat; der oben aufliegende ſchwarze Moder ſog nur die brennenden Sonnenſtralen um ſo ſtaͤrker ein, ohne ſich aufloͤſen zu koͤnnen, und der Roggen ſtand faſt beſſer an einigen Stellen, wohin kein Moder gekommen war. Er gab nicht die Einſaat wieder. Unter dem gemer - gelten und gemoderten Roggen ward rother Klee184 geſaͤet. Der Ertrag dieſes Schlages iſt berech - net zu 594 Rthlr., die Koſten ohne die Mer - gelung zu 244 Rthlr.; der Rein-Ertrag 350 Rthlr.

In dieſem Jahre ward nun Schlag 2 be - arbeitet, und mit Moder aus dem an ihm lie - genden abgelaſſenen Teiche, ein kleiner Theil am See mit Mergel, befahren. Indeſſen ward die Grenze nicht erreicht, theils weil es an Zeit fehlte, theils weil das hintere Land zu dem ſchlech - teſten gehoͤrte, und wir erſt verſuchen wollten, in wiefern auch ſolcher Boden die Arbeit be - zahle.

Im Jahr 1812 war der Theil von Schlag 1, welcher im vorigen Jahre Weizen hatte, mit Erbſen und Wicken beſtellt. Erſtere gaben 47 Scheffel, letztere 56 Scheffel von 16 Morgen.

Der Theil, welcher uͤber den Roggen mit Moder befahren war, ward im Winter noch ſtaͤr - ker befahren und mit Wickhafer beſaͤet, wovon ein betraͤchtlicher Theil abgefuttert wurde, das uͤbrige reifte und 110 Scheffel Ausdruſch gab.

Der rothe Klee gab 315 Centner Klee-Heu, außer dem was gruͤn abgefuttert ward. Der zweite Schnitt ward abgeweidet.

185
  • Der Ertrag des Schlages iſt berechnet zu470 Rthlr.
  • Die Koſten zu146
  • Rein-Ertrag324 Rthlr.

Der vorigjaͤhrige ſchoͤne Roggen hatte, be - ſonders bei den Bauern, kein ſo ſtarkes Aufſe - hen erregt, als in dieſem Jahre die Erbſen, Wik - ken und der Klee. Daß Roggen auf dieſem Lande wachſen koͤnne, wußten ſie, und meinten, er ſey durch Duͤnger erzwungen. Aber daß es Erbſen u. d. gl. truͤge, war ihnen unbegreiflich, und ſie erkundigten ſich nun genauer, was man damit gemacht habe. Sie ſahen das auf Schlag 3 fortgeſetzte Mergeln mit Aufmerkſamkeit an, und nahmen ſich vor, ſolches, ſobald ſie es ver - moͤgten, nachzuahmen. In der im vorigen Jahre muſterhaft ſeparirten Gemeinde Batzlow haben bereits verſchiedene den Anfang damit gemacht.

Ich geſtehe, daß die bedeutendern aber ent - fernteren Fruͤchte meines Wirkens fuͤr den Land - bau mich nicht ſo ſehr erfreuen, wie dieſe nahen, ſo kleinlich ſie auch in ihrem Anfange erſcheinen. Es hat mir oft Spaß gemacht, wenn ich die Ur - theile der Bauern, die gewoͤhnlich meine Feld - mark durchziehen, uͤber meine Verrichtungen hoͤrte. Sie waren aber ſo, daß ich die Hoffnung, bei186 meinem Leben direkte auf ſie zu wirken, aufgab. Dem Eindruck, den ausgezeichnete Saaten auf ſie machten, ſtand das Vorurtheil und der Ei - genduͤnkel gewiſſer Leute entgegen, die ihnen den Aufwand meiner Feldbeſtellung, die Koſtbarkeit meiner Werkzeuge, ungeheuer ſchilderten und ver - ſicherten, ich muͤßte dabei zu Grunde gehen. Um ſo mehr freuet es mich, wenn ich jetzt verneh - me, daß ſie eine andere Anſicht davon gewonnen haben, einiges ſchon nachahmen, und nur auf beſſere Zeiten warten, um es in mehreren Stuͤk - ken zu thun. Wenn man uͤber Moͤglin faͤhrt, ſagte neulich ein Oderbrucher zu einem andern, ſo kommt man wieder ins Bruch mitten im Sande. Etwas ſchmeichelhafteres konnte uͤber meine Felder nicht geſagt werden; denn ein Oder - brucher ſieht auf alles andere veraͤchtlich herab. Verzeihung fuͤr dieſe Unterbrechung!

Der Schlag 2 trug Roggen und Buchwei - zen, weil der Moder noch nicht genugſam zer - gangen und mit der Ackerkrume gemengt war. Das uͤbrige hatte Spergel zur Weide.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu244 Rthlr.
  • Die Koſten zu171
  • Rein-Ertrag73 Rthlr.
187

Der Schlag 4 trug zum Theil Roggen; ein anderer Theil war ſchon im vorigen Jahre zur Weide niedergelegt. Er war mit weißem Klee angeſaͤet, und alſo der erſte Schlag, der der neuen Schafheerde eine nachhaltige, ihr ge - buͤhrende Weide gab.

  • Sein Ertrag iſt berechnet zu308 Rthlr.
  • Die Koſten zu79
  • Rein-Ertrag229

Schlag 3 ward in dieſem Sommer gemer - gelt und gebraachet. Es wurden 71 Morgen befahren. Dies und das Ausrahden und Ab - bringen der Steine hat gekoſtet 276 Rthlr. Auch ward in dieſem Jahre noch Moder auf Schlag 2 ausgefahren.

Im Jahr 1813 gab der Roggen auf Schlag 1 352 Scheffel Ausdruſch.

  • Der Ertrag ward mit der Nach - weide auf untergeſaͤeten wei - ßem Klee berechnet zu458 Thlr.
  • Die Koſten zu197
  • Rein-Ertrag261 Thlr.

Schlag 2 hatte Buchweizen, Spergel und rothen Klee, deren Ertrag berechnet iſt zu

  • 193 Thlr.
  • Die Koſten zu76
  • Rein-Ertrag117 Thlr.
188

Schlag 3 hatte 60 Morgen mit Roggen, die 315 Scheffel Ausdruſch gaben. 11 Morgen mit Gerſte, welche jedoch mit 34 Fuder Miſt geduͤngt waren, und 103 Scheffel Ausdruſch ga - ben; dann 16 Morgen mit Hafer auf rohem Lande, die nur 66 Scheffel gaben.

  • Der Ertrag iſt berechnet zu559 Thlr.
  • Die Koſten zu306
  • Rein-Ertrag253 Thlr.

Schlag 4 lag mit weißem Klee zur Schaf - weide, deren Werth bis dahin noch zu unbe - ſtimmt iſt.

Schlag 5 ward gebrachet und zum groͤßten Theile geduͤngt. Ein Theil blieb zu Dreiſchha - fer liegen.

Im Jahr 1814 war nun Schlag 1 mit weißem Klee und etwas Pimpinelle zur Weide niedergelegt.

Von Schlag 2 blieb der mit rothem Klee beſaamte Theil ebenfalls zur Weide liegen, weil die ſchwachen Kraͤfte dieſes Schlages geſchont werden ſollten. Das uͤbrige ward mit Roggen beſtellt, und ſelbſt der nicht mit Moder befahrene, aber ſchon lange ruhende Theil. Dieſer Roggen gab, theils wegen der erlittenen Auswinterung, theils wegen der Kraftloſigkeit des unbefahrenen Lan -189 des, eine geringe Ausbeute von 104 Scheffeln. Auf einem kleinen gemergelten Theile ſtand er am beſten, weniger gut auf dem gemoderten, aber aͤußerſt ſchlecht auf dem ſeit 1807 ruhen - den und nun fleißig bearbeiteten Lande, und gab einen neuen Beweiß, daß ſo erſchoͤpftes Land, ohne andere Erfriſchung ſeiner Kraft als langer Ruhe, ſich ſeiner Beſtellung nicht verlohne. Der Werth ſeines Ertrages war 130 Thlr. Die Beſtellungskoſten betrugen 153 Thlr., und die Erntekoſten, die in dieſem Jahre ungemein hoch waren, 25 Thlr. Folglich war dabei ein Ver - luſt von 48 Thlr.; der freilich den beſondern Jahresverhaͤltniſſen mit beizumeſſen iſt. Die Klee - weide iſt zu 18 Thlr. auf etwa 24 Morgen be - rechnet.

Schlag 3. Nur die mit Gerſte beſtelleten 11 Morgen wurden mit Wicken zur Saat be - ſtellt und gaben 89 Scheffel. Auf das uͤbrige ward nach dem Umbruch zum Theil Spergel ge - ſaͤet, der aber nur abgeweidet ward.

Schlag 5 gab einen Ertrag von 506 Schef - fel Roggen und 203 Scheffel ausgezeichnet ſchwe - rem Hafer. Letzteren von 18 Morgen, die nicht friſch geduͤngt und nur einmal gepfluͤgt waren. Dieſer Theil hatte nach der letzten ſchwachen190 Duͤngung drei Fruͤchte abgetragen, und mit wei - ßem Klee drei Jahre zur Weide gelegen. Er ſollte zum abermaligen Verſuch dienen, welchen Erfolg die fuͤr dieſe Schlaͤge kuͤnftig beſtimmte Fruchtordnung haben wuͤrde.

  • Der Ertrag des Schlages iſt berechnet zu808 Thlr.
  • Seine Beſtellungskoſten zu223
  • Rein-Ertrag585 Thlr.

Schlag 6 ward in dieſem Jahre aufgebro - chen und geduͤngt.

An Mergelung konnte in den Jahren 1813 und 14 nicht gedacht werden; in erſterem we - gen des alle Pferde wegnehmenden Vorſpanns und der aͤngſtlichen Unruhe, worin wir lebten; im zweiten wegen des immer zunehmenden Men - ſchenmangels.

Reſultate koͤnnen dieſe Koppelſchlaͤge noch nicht geben. Ihre Beſtellung iſt groͤßtentheils wie eine neue Urbarmachung anzuſehen, aber nicht wie die eines kraftvollen Neubruchs, ſon - dern als neue Kultur eines ganz erſchoͤpften Bo - dens. Bei ihrer Unternehmung war ganz auf191 die Mergelung gerechnet, die aber durch die Zeit - umſtaͤnde unterbrochen iſt. Indeſſen haben die erſten gemergelten und gemoderten Schlaͤge ſo viel Duͤngmaterial hergegeben, daß im Jahre 1813 und 1814 jedesmal ein aufgebrochener Schlag maͤßig ausgeduͤngt werden konnte, ohne den Hauptſchlaͤgen den erforderlichen Duͤnger zu entziehen. Wenn ein Acker aber erſt ſo viel Duͤngmaterial liefert, als erforderlich iſt, um ihn durch Duͤngung die entzogene Kraft wiederzuge - ben, ſo iſt er in ſich ſelbſt beſtehend, und es be - darf dann nur einer guten Behandlung, um ihn zu immer groͤßerer Kraft und Frucht Ertrage zu bringen.

Die große und nachhaltige Wirkung, wel - che ich vom Mergel auf den Hauptſchlaͤgen er - fahren habe, moͤchte mich wohl bewegen, ſelbi - gem auf dieſen, ſchon in Duͤngkraft ſtehendem Boden anzuwenden, ſobald Arbeiter dazu wieder zu haben ſind, um dann um ſo mehr Miſt oder Huͤrdenſchlag auf die Koppelſchlaͤge zu bringen. Es verſteht ſich, daß dieſe Mergelduͤngung nur einmal geſchehen duͤrfe.

192

Des Bruchvorwerks Koͤnigshof erwaͤhne ich nur, in ſo fern es mit der hieſigen Wirthſchaft in Verbingung ſtehet; ſonſt giebt ſeine Bewirth - ſchaftung keine Reſultate, welche irgend ein In - tereſſe fuͤr meine Leſer haben koͤnnten. Die Na - tur hat da alles, die Kunſt bisher ſehr wenig gethan. Um die große Triebkraft dieſes Bodens zu benutzen, wie ſie benutzt werden koͤnnte, er - forderte er eine ſehr genaue Aufmerkſamkeit. Der Boden iſt uͤberreich an Humus, der aber zum Theil noch faſerigt, zum Theil verkohlet iſt, und zu ſeiner Aufloͤſung des thieriſchen Duͤngers ſehr ſtark bedarf. Er iſt deshalb zu loſe und fuͤr die flachwurzelnden Gewaͤchſe der Ausduͤrrung der Oberflaͤche zu ſehr ausgeſetzt, beſonders bevor er beſchattet iſt. Die Sonnenſtralen wirken, ſeiner Schwaͤrze wegen, brennend auf ihn ein. Einige Zoll unter der Oberflaͤche haͤlt er die Feuchtig - keit gut; denn Sand hat er, einige Huͤgel aus - genommen, wenig; er beſteht faſt nur aus Thon und Humus, was man bei ſeiner Loſigkeit kaum glauben ſollte. Bei anhaltender feuchter Wit - terung wird er ſehr ſchlammigt. Er iſt zum Un - kraut ſehr geneigt und mit deſſen Keimen uͤber - fuͤllt. Sobald die Witterung dieſem mehr zu - ſagt, als den Fruͤchten, uͤberwaͤchſt es ſie; beitrok -193trockener Witterung nimmt der Ackerſenf, bei feuchter das Floͤhkraut, Polygonum perſicaria, auch manche andere Ueberhand. Aber auch die Graßwurzeln triticum repens und agrostis sto - lonifera wuchern gewaltig darin, und machen den Acker, wenn man ihn liegen laͤßt, ſogleich zu einer reichhaltigen Wieſe; doch ſind dieſe leich - ter darin zu uͤberwinden.

Unter dieſen Umſtaͤnden muß dieſer Boden entweder hoͤchſt ſorgfaͤltig oder ganz nachlaͤſſig behandelt werden. Eine mittelmaͤßige Beacke - rung fruchtet, wie ich gefunden habe, gar nichts, und macht das Uebel ehe ſchlimmer. Man pfluͤgt ihn deshalb zu jeder Saat nur ein einziges mal. Eigentliche Brache wird gar nicht gehalten. Man laͤßt ihn entweder zur Wieſe oder Weide liegen, oder bauet Kartoffeln, wenn das Unkraut die Oberhand gewinnt.

Die ſicherſte und wohlfeilſte Verbeſſerung dieſes Bodens wuͤrde ohne Zweifel durch das Brennen bewirkt werden. Ich geſtehe aber, daß ich es noch nicht verſucht habe; ſo oft ich es mir vornahm, traten immer Hinderniſſe ein. Hier - durch wuͤrde das Uebermaaß von Humus zer - ſtoͤrt und in Aſche verwandelt, die Saͤure ver - tilgt, die Keime des Unkrauts vernichtet werden. 13194An einigen Stellen, wo die Schichten des Un - tergrundes haͤufig wechſeln, wuͤrde das Rejolen ſehr vortheilhaft ſeyn; wie auch die Erfahrung ſchon genugſam gelehrt hat.

Dann muͤßte, um den Boden zu benutzen, wie er es verdient, der Bau mancherlei Han - delsgewaͤchſe ſtark betrieben werden. Fuͤr Tabak, Raps, Krapp, Waid, Kuͤmmel, Anies, Hanf u. ſ. f. iſt dieſer Boden ſo ganz geeignet, zumal da bei dem erſtaunlichen Stroh-Ertrag, den er giebt, und dem reichlichen Heugewinn, das Ma - terial zu dem Duͤnger, den jene Gewaͤchſe for - dern, nicht fehlen kann.

Aber von hieraus ließ ſich eine ſolche Kul - tur nicht betreiben, da das Vorwerk eine Meile, die bei ſchlechten Wegen drei andern Meilen gleich kommt, entfernt liegt. Es muͤßte ein ſehr verſtaͤndiger Wirthſchafts-Aufſeher daſelbſt woh - nen, mehr Arbeiter angeſiedelt und die Wirth - ſchafts-Gebaͤude betraͤchtlich erweitert werden. Und das haben die Zeiten bisher nicht geſtattet, ſo ſehr es Anfangs meine Abſicht war. Auch mußte ich die vorher ſo ſehr erwuͤnſchte Gele - genheit, einen angrenzenden gutbebaueten Hof von gleicher Groͤße zu acquiriren wodurch das Ganze eine richtig abgemeſſene Wirthſchafts -195 Organiſation haͤtte erhalten koͤnnen voruͤber - gehen laſſen, weil in der Zeit das erforderliche Kapital nicht herbei zu ſchaffen war.

Deshalb habe ich bisher dieſes Areal nur nach der gemeinſten Weiſe behandelt, und bei dem gegenwaͤrtigen Menſchenmangel iſt auch vor - erſt an keinen hoͤheren Betrieb zu denken.

Vor meiner Zeit ward ſehr wenig Getreide daſelbſt gebauet, faſt alles lag zu Graſe, und Koͤnigshof ward nur als die Wieſe und Weide von Moͤglin betrachtet. Wie ich ſchon im er - ſten Jahre meine Sommerfutterung hier oben gewann, ließ ich den groͤßten Theil der Weide, bis auf eine Koppel fuͤr Jungvieh und Zuchtſtu - ten, umbrachen, und ſo wie hier auch der groͤßte Theil der Winterfutterung gewonnen ward, kam auch alles Wieſenland, deſſen Feuchtigkeit es er - laubte, zum Umbruch. Ich habe ſehr viel Ge - treide, indeſſen mit großer Verſchiedenheit der Jahre, daſelbſt gewonnen, und Koͤnigshof hat hoch rentirt, um ſo mehr, da die Wirthſchafts - koſten ſehr geringe ſind. Ich weiß aber nichts daruͤber zu ſagen, was von allgemeinem Inte - reſſe ſeyn koͤnnte. Ich bin weit entfernt, meine Behandlungsart dieſes Vorwerks fuͤr muſterhaft auszugeben.

196

Anfangs hielt ich mehrere gute Zuchtſtuten daſelbſt, die die Arbeit verrichteten; aber die Pferdezucht verungluͤckte aus Mangel verſtaͤndi - ger Aufſicht. Jetzt ſind nur einige Abſetzer da, die kein Korn bekommen. Zur Fruͤhjahrsbeſtel - lung, die in Moͤglin ſehr leicht iſt, gehen die Ochſen zur Huͤlfe hinunter.

Das Jungvieh wird dort aufgezogen, ſobald es hier abgeſetzt iſt. Es wird dann, ſeinem Werthe nach, Koͤnigshof zugeſchrieben, und wenn es wieder herauf kommt, wird ihm der Werth wiederum berechnet. Dann wird im Winter viel Maſtvieh daſelbſt aufgeſtellt. Kuͤhe werden gar nicht, nicht einmal fuͤr den Haushalt, daſelbſt gehalten.

Koͤnigshof hat allerdings Moͤglin mit Heu und Stroh unterſtuͤtzt. Dieſe Unterſtuͤtzung iſt aber nicht betraͤchtlich und hat immer mehr ab - genommen.

Folgendes iſt von Koͤnigshof an Heu ge - liefert worden:

  • im Jahre 18051212 Centner.
  • 18061032
  • 1807880
  • 1808847
  • 1809620
197
  • im Jahre 1810552 Centner.
  • 1811667
  • 1812464
  • 1813724

An Stroh ward in den erſten Jahren viel herauf gefahren. Von 1809 und 1810 wenig. Im Jahre 1811 17 Fuder. In den folgenden Jahren beiweitem nicht das, was der Krieg an Stroh von Moͤglin wegnahm. Genau vermag ich es nicht anzugeben, da oft leere Wagen, die von da herauffuhren, Stroh mitbrachten. Was Koͤnigshof an Moͤglin liefert, wird ſonſt genau berechnet. Die Verbindung mit ſelbigem hat freilich das angenehme, daß man immer auf Heu und Stroh daher rechnen kann, wenn es oben fehlen ſollte; ſie iſt aber nicht nothwendig, da man dieſes auch ſonſt aus dem Oderbruche im - mer kaufen koͤnnte. Wenn ich die Schaͤferei zu der Hoͤhe, wie ich es beabſichtige, bringe, ſo wird allerdings mehr Heu, als Moͤglin erzeugt, noͤthig ſeyn; insbeſondere, wenn zugleich die Wur - zelgewaͤchſe noch ſtaͤrker zu Fabrikationen verwen - det werde. Denn ich werde dann beides, dieſe Wurzelgewaͤchſe von Moͤglin und das Heu von Koͤnigshof, hoͤher wie bisher benutzen koͤnnen, den Kornbau auf letzterem aber mehr beſchraͤnken muͤſſen.

198

Ich habe zwar bereits oben der erheblich - ſten Wirthſchaftszweige erwaͤhnt, indeſſen glaube ich, es werde meinen Leſern nicht unangenehm ſeyn, wenn ich in Anſehung derſelben einige ge - nauere Reſultate aus meinen Hauptbuͤchern aus - ziehe und mittheile.

Der Kuͤherei wird zur Laſt geſchrieben, alles was ſie erhaͤlt und aller Aufwand, der um ihrentwillen gemacht wird: Weide und Futte - rung, Lohn und Unterhaltung der Maͤgde, des Kuhhirten, Huͤlfsarbeiten von Tageloͤhnern, Ge - ſchirr und Feuerung in der Molkerei, Abgang oder verminderter Werth des Viehes, und end - lich die Zinſen des darin ſteckenden Kapitals. Zu gut wird ihr dagegen geſchrieben, die in der Molkerei gelieferte Milch, der Werth der gemaͤ - ſteten und abgeſetzten Kaͤlber, es ſey daß ſie ver - kauft oder zur Aufzucht nach dem Vorwerke ge - bracht werden; der vermehrte Werth des jungen Viehes, insbeſondere junger Bullen, die hier im Stalle zum Verkauf aufgezogen werden, auch der Ferſen, die von der Zeit an, wo ſie beſprun - gen werden bis ſie kalben, in der Regel hier ſind, ohne andern Ertrag zu geben; endlich die Ma - ſtungszunahme einiger Ochſen, die zum Futter - einholen bei den Kuͤhen zu ſtehen pflegen, mit -199 freſſen und fett werden; denn das Futter, wel - ches die eigentlichen Milchkuͤhe erhalten, kann nicht abgeſondert werden von dem, was das nicht milchende, im Stalle befindliche Vieh erhaͤlt. Deshalb ergiebt ſich freilich aus der Berechnung nicht klar, wie das Futter ſich blos durch den Milch-Ertrag bezahlt habe. Um dies auszumit - teln wuͤrde eine Abſonderung erfordert, die ich zwar anfangs beabſichtigte, die aber unmoͤglich auszufuͤhren war; denn wenn ich ſie haͤtte durch - ſetzen wollen, ſo haͤtte ich doch nur falſche An - gaben erhalten. Es ergiebt ſich alſo folgendes:

a) Wie viel an gewogenem und gemeſſe - nem Futter jeder Art in den Kuhſtall gekommen. Dies iſt ſo genau wie moͤglich angezeichnet.

b) Wie viel Koͤpfe zwei junge auf ei - nen alten reduzirt volles oder halbes Gruͤn - futter auf dem Stalle, und wie viel Tage ſie es erhalten haben. Das anfangs beabſichtigte Abwiegen, oder doch das Abſchaͤtzen jedes Fu - ders, ward ebenfalls unausfuͤhrbar. Daher ward angenommen, daß das Gruͤnfutter eines Tages, wenn das Vieh ganz auf dem Stalle blieb, zu 1 Gr. 6 Pf. per Kopf berechnet werden ſolle. Nach mehreren angeſtelleten Abwaͤgungen betrug das volle Gruͤnfutter auf 1 Kopf c. c. 90 Pfund. 200Wenn dieſe getrocknet nach mehreren Verſuchen im Durchſchnitt 22½ Pfund Heu geben, oder Centner, ſo wird 1 Centner daraus zu ma - chenden Heues zu Gr. benutzt. Es ge - ſchiehet aber das Ab - und Einbringen auf Ko - ſten der Kuherei; folglich wird dem Acker, deſſen Conto dieſes Futtergeld zu gut geſchrieben wird, der Ertrag faſt eben ſo gut bezahlt, als wenn Heu daraus gemacht waͤre. Hat aber das Vieh Weide zugleich, oder bekommt es zu Anfange und zu Ende der gruͤnen Sommerfutterung Heu daneben, ſo wird ihm dies geringere Gruͤnfutter nach dem Verhaͤltniſſe, worin es ſolches bekommt, nur zu 1 Gr. oder zu 8 Pf. angerechnet.

c) Wie viel Koͤpfe und wie viele Tage ſie volle oder halbe Weide gehabt haben. Eine volle Weide, wobei das Vieh kein anderes Fut - ter erhaͤlt, wird jetzt fuͤr den Kopf taͤglich zu 1 Gr. 4 Pf. berechnet. Eine halbe Weide aber, wobei es noch Stallfutter fuͤr 1 Gr. bekommt, zu 8 Pf. In dieſem Falle bezahlt es ſein Fut - tergeld am hoͤchſten, aber es iſt auch augenſchein - lich, daß es ſich dabei am beſten befinde. Bei ſolchem Weidegelde kommt ein Kleeſchlag ſchlech - ter zu ſtehen, als wenn er gemaͤhet wuͤrde; aber theils wuͤrde er nicht beweidet werden, wenn der201 Klee ſich des Maͤhens recht verlohnte; theils iſt der Weideduͤnger, den er erhaͤlt, bedeutend. Denn der Miſt wird hier durch den Weidegang nicht verſchleppt, da das Vieh faſt unmittelbar vom Hofe auf den Weideſchlag kommt.

d) Aller Aufwand, alle Arbeit und Ver - luſt, welche durch die Kuherei und Molkerei ver - anlaßt werden. Dieſen Koſten werden die Ka - pitalszinſen hinzugerechnet.

Ferner e) wie viele Quart Milch aus dem Viehſtall in die Molkerei gebracht werden. Denn die Milch, welche zur Traͤnkung der Kaͤlber im Stalle bleibt, iſt nicht angerechnet, weil es nicht mit Genauigkeit geſchehen kann.

f) Wie hoch die Milch zum Verkauf, zum Verbrauch, zum Butter - und Kaͤſemachen in Summa benutzt worden.

g) Wie viel Kaͤlber und von welchem Werthe, zum Schlachten oder Aufziehen, abge - ſetzt worden. Unter drei Wochen wird ſelten ein Kalb abgeſetzt; die aufgezogenen bleiben mehren - theils im Stalle, bis ſie 12 Wochen alt ſind. Haͤufig werden ganz junge Kaͤlber gekauft, und von einer Kuh aufgeſaͤugt. Wir haben zuwei - len Kuͤhe gehabt, die 3 bis 4 Kaͤlber nach ein - ander auf - und fett-ſaͤugten, ſich aber nicht gut202 melken ließen. Es moͤchte unter den hieſigen Verhaͤltniſſen ein großer Theil der Milch wohl am vortheilhafteſten zur Kaͤlbermaͤſtung benutzt werden, da gutes Kalbfleiſch beſonders ſehr ge - ſucht wird.

h) Das aus dem Stalle genommene oder das hineingebrachte Vieh, und der vermehrte oder verminderte Werth des darin befindlichen, wird zwar bemerkt, kommt aber auf das Vieh-Inven - tarium-Conto zu ſtehen, und es wird nur der Ge - winn, der mittelſt des Kuhhaltens dabei gemacht worden, der Kuherei zu gut geſchrieben, weil er aus dem im Kuhſtalle conſumirten Futter erfolgt.

Die weſentlichſte Reſultate, welche ſich aus dem Kuherei-Conto vom Junius 1806 bis da - hin 1814 ergeben, ſind folgende:

Im Jahr 1806 7.

ſtanden im Stalle 48 Koͤpfe, im Durchſchnitt 40 Milchkuͤhe.

  • Das Gruͤnfutter iſt berechnet zu490 Rthlr.
  • Die Nachweide zu41
  • Sie erhielten
  • Heu 1208 Centner a 10 Gr. 503 8 Gr.
  • Latus1034 Rthlr. 8 Gr.
203
  • Latus1034 Rthlr. 8 Gr.
  • Kartoffeln 38½ Wis - pel a 5 Rthr. 191 6
  • Rotabaga und Runkeln 34 Wsp. a 3 Rthl. 102
  • 1327 Rthlr. 14 Gr.
  • Die geſammte Koſten waren aber durch manche Zufaͤllig - keiten2016 Rthlr.
  • Der Ertrag1920
  • Alſo Verluſt96 Rthlr.

In der Molkerei wurden geliefert 51,830 Quart Milch.

Die Milch uͤberhaupt iſt durch Verbrauch, Verkauf, Butter und Kaͤſe, in dieſem Jahre be - nutzt worden zu 1540 Rthlr.

Im Jahr 1807 8

ſtanden im Stalle 50 Stuͤck, worunter aber im Durchſchnitt nur 38 milchende Kuͤhe.

  • Das Gruͤnfutter iſt be - rechnet zu462 Rthlr.
  • Die Weide38
  • Sie erhielten an Kar - toffeln 48 Wispel, a 5 Rthlr. 240
  • Latus740 Rthlr.
204
  • Transport740 Rthlr.
  • Heu 980 Ct. a 10 Gr. 408 Rthlr. 12 Gr.
  • 1148 Rthlr. 12 Gr.
  • Die ſaͤmmtlichen Koſten waren 1817 Rthlr.
  • Der Ertrag1747
  • Verluſt70 Rthlr.

An Milch wurden in die Molkerei geliefert 51,618 Quart.

Die Milch iſt benutzt worden zu 1392 Rthlr.

Im Jahr 1808 9.

Es waren 40 Koͤpfe im Stalle, darunter im Durchſchnitt 34 milchende.

  • Das Gruͤnfutter iſt berechnet zu 197 Rthlr.
  • Die Weide zu186
  • Sie erhielten an Kartoffeln 110 Wispel a 5 Rthlr. 550
  • Rotabaga und Runkeln 31 Wsp. a 3 Rthlr. 93
  • Waſſerruͤben geſchaͤtzt zu180
  • Heu, groͤßtentheils von Spergel und auch von gruͤngeſchnit - tenem Mais, geſchaͤtzt zu96
  • 1302 Rthlr.

Darneben viel Sommerſtroh; denn alles Heu ging durch Lieferungen und Einquartirung205 weg. In keinem Jahre iſt die Wurzelfutterung ſo ſtark wie in dieſem betrieben, und ohne ſie konnte das Vieh nicht erhalten werden.

  • Die ſaͤmmtlichen Koſten ſind be - rechnet zu1557 Rthlr.
  • Der Ertrag zu1590
  • Alſo Gewinn39 Rthlr.

An Milch wurden in der Molkerei geliefert 45,810 Quart, und in der Benutzung berech - net zu 1204 Rthlr.

Im Jahr 1809 10.

Es waren 46 Koͤpfe im Stalle, darunter im Durchſchnitt 38 milchende.

  • Das Gruͤnfutter iſt be - rechnet zu195 Rthlr.
  • Die Weide118
  • Sie erhielten Kartoffeln 92 Wsp. a 5 Rthlr. 460
  • Runkeln, Rotabaga und Waſſerruͤben, ohnge - faͤhr zuſammen 88 Wispel a Rthlr. 220
  • Heu 620 Centner258 8 Gr.
  • 1251 Rthlr. 8 Gr.
206
  • Die ſaͤmmtlichen Koſten ſind be - rechnet zu1570 Rthlr.
  • Der ganze Ertag zu1618
  • Alſo Gewinn48 Rthlr.

Milch wurde in der Molkerei geliefert 47,900 Quart, und ward in der Benutzung berechnet zu 1288 Rthlr.

Im Jahr 1810 11.

Es waren 42 Koͤpfe im Stalle, und dar - unter 30 milchende.

  • Das Gruͤnfutter iſt be - rechnet zu210 Rthlr.
  • Die Weide96
  • Sie erhielten
  • Kartoffeln 81 Wispel a 5 Rthlr. 405
  • Runkeln und Mohren 30 Wispel a 3 Rthlr. 90
  • Heu 530 Cr. a 10 Gr. 220 20 Gr.
  • 1021 Rthlr. 20 Gr.
  • Die Koſten ſind berechnet zu1380 Rthlr.
  • Der Ertrag zu1406
  • Gewinn26 Rthlr.

Es ſind in der Molkerei gekommen 39,220 Quart. Dieſe ſind benutzt zu 1178 Rthlr.

207

Im Jahr 1811 12.

Es waren im Stalle 44 Koͤpfe, worunter 30 milchende.

  • Das Gruͤnfutter iſt be - rechnet zu124 Rthlr.
  • Die Weide zu97
  • Sie erhielten
  • Kartoffeln 52 Wispel a 5 Rthlr. 260
  • Runkeln 50 Wispel a 3 Rthlr. 150
  • Mohren 13 Wispel a Rthlr. 45 12 Gr.
  • Rotabaga 7 Wispel a Rthlr. 24 12 Gr.
  • Waſſerruͤben Wispel a 2 Rthlr. 11
  • Heu 318 Ct. a 10 Gr. 132 12 Gr.
  • 844 Rthlr. 12 Gr.
  • Die Koſten ſind berechnet zu1214 Rthlr.
  • Der Ertrag zu1542
  • Alſo Gewinn328 Rthlr.

An Milch ward in die Molkerei geliefert 38,406 Quart, und dieſe ward benutzt zu 1062 Rtl.

Der uͤbrige Ertrag kam aus Aufzucht und Maſtung im Kuhſtall.

208

Im Jahr 1812 13.

Es waren auf dem Stalle 46 Koͤpfe, und darunter 35 milchende.

  • Das Gruͤnfutter iſt be - rechnet zu259 Rthlr.
  • Die Weide zu92
  • Sie erhielten
  • Kartoffeln 55 Wispel a 5 Rthlr. 275
  • Abfall derſelben aus der Syrups-Fabrik, be - rechnet zu66
  • Runkeln 18 Wispel a 3 Rthlr. 54
  • Rotabaga 10 Wispel a Rthlr. 35
  • Weiße Ruͤben geſchaͤtzt zu52
  • Heu 901 Ct. a 10 Gr. 375 10 Gr.
  • 1208 Rthlr. 10 Gr.
  • Die ſaͤmmtlichen Koſten waren 1589 Rthlr.
  • Der Ertrag1457
  • Alſo Verluſt132 Rthlr.

An Milch kam in die Molkerei 40,332 Quart, die aber nur benutzt ward zu 1073 Rthlr.

Im209

Im Jahr. 1813 14.

Auf dem Stalle waren 43 Koͤpfe, worun - ter 34 milchende.

  • Das Gruͤnfutter berech - net zu283 Rthlr.
  • Die Weide40
  • Sie erhielten
  • Kartoffeln 35 Wispel 16 Scheffel. 177 2 Gr.
  • Abgaͤnge aus der Syrupsfabrik109 4
  • Runkeln 50 Wispel a 3 Rthlr. 150
  • Heu 737 Ct. a 10 Gr. 307 2
  • 1066 Rthlr. 8 Gr.
  • Die ſaͤmmtlichen Koſten ſind be - rechnet zu1468 Rthlr.
  • Der Ertrag iſt1573
  • Alſo Gewinn105 Rthlr.

In der Molkerei kamen 46,295 Quart.

Dieſe ſind berechnet zu 1246 Rthlr.

14210

Es ſind alſo in dieſen 3 Jahren

Aus dem Durchſchnitt dieſer 8 Jahre erge - ben ſich folgende Reſultate:

211

Eine Kuh hat im Durchſchnitt dieſer 8 Jahre gegeben jaͤhrlich 12954 Quart Milch, außer derjenigen, die ihr Kalb erhalten hat. Da die Kaͤlber im Durchſchnitt wenigſtens vier Wo - chen getraͤnkt werden, ſo koͤnnen nur 38 Wochen oder 266 Tage, von denen die Milch in den Molkenkeller kommt, wo ſie erſt beim Durchſay - hen gemeſſen wird, angenommen werden. Mit - hin kommen 4,87 Quart taͤglich auf den Kopf. Fuͤr eine Molkerei, wo die Kuͤhe nicht außeror - dentliches Futter, Korn oder Kornabfall, erhal - ten, iſt dies ſehr viel. Ich weiß, daß man es hoͤher bringen koͤnne, aus eigener Erfahrung; aber nicht mit Vortheil, wenn man nicht alle Milch friſch verkaufen kann, und man thut in der Regel beſſer, mehrere Kuͤhe zu halten, als ſie durch noch ſtaͤrkere Futterung zu hoͤherem Milch-Ertrag zu treiben.

Die Benutzung der Milch iſt ſehr verſchie - den. Verkauft wird ſie friſch in der Regel zu 1 Gr. das Quart, und ſo bezahlt ſie auch meine Haushaltung; dem Ackerhaushalt aber wird ſie nur zu 8 Pf. berechnet. Das Pfund Butter wird von meiner Haushaltung mit 6 Gr. be - zahlt; verkauft wird ſie in manchen Zeiten theu - rer, da ſie ſehr geſucht wird. Wenn das Inſti -212 tut aber beſetzt iſt, kann keine verkauft werden. Auf ein Pfund Butter gehen im Durchſchnitt 12 Quart. Die abgerahmte ſaure Milch, der Kaͤſe und die Buttermilch ſind ſehr geringe be - rechnet, und es ward das Quart Milch beim Buttern wohl kaum zu 7 Pf. benutzt. Im all - gemeinen Durchſchnitt iſt das Quart ganz nahe an 8 Pfennig (7,956) benutzt worden. Dies iſt bei gewoͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen, wo Milch und friſche Tiſchbutter nicht nach Staͤd - ten gehet, hoch genug.

Die Milch einer Kuh iſt benutzt zu 35 Rthlr. 18 Gr. 11 Pf. Die Kaͤlber ſind, mehr zur Aufzucht als zum Schlachten, im allgemeinen Durchſchnitt zu Rthlr. bezahlt. Da aber manche verungluͤcken, ſo laͤßt ſich das im Durch - ſchnitt vierwoͤchentliche Kalb einer Kuh nicht hoͤher als zu 5 Rthlr. annehmen. Folglich giebt die Kuh einen Ertrag von 40 Rthlr. 18 Gr. 11 Pf.

So viel dies zu ſeyn ſcheint, ſo bezahlt doch die Kuherei im Ganzen nur ſo eben ihre Koſten, wenn Stroh und Miſt gegen einander aufgerechnet werden. In den 8 Jahren hat der Ertrag des im Kuhſtalle gehaltenen Viehes die Koſten nur um 248 Rthlr. uͤberwogen. Die213 Ungluͤcksfaͤlle ſind bis dahin nur ſehr maͤßige und gewoͤhnliche geweſen, und allerdings unter den Koſten mit berechnet. Jener kleine Ueberſchuß deckt alſo die Gefahren außerordentlicher Un - gluͤcksfaͤlle nicht, die mich nun ſeit Michaelis 1814 getroffen haben. Ich hatte im vorigen Sommer meine Kuherei auf den hoͤchſten Gip - fel, lauter unter der eigenen Aufzucht ausgewaͤhlte Thiere. Der Molkenertrag war im Sommer weit hoͤher als ich ihn je gehabt hatte. Mein Verluſt iſt zwar bei den Kuͤhen nicht ſo groß, wie bei den Ochſen, geweſen, weil die Krankheit ſpaͤter in den Kuhſtalle kam, und ich auf das wahre Heilmittel, das ſchnelle und ſtarke Blutlaſſen, verfiel. Ich habe nur 8 Stuͤck Kuͤhe verloren; aber die meiſten haben verkalbet, und ſind zwar in der Hinſicht zu einem die Erwar - tung uͤbertreffenden Milchertrage gekommen, der aber die Koſten in dieſem Jahre bei weitem nicht decken kann.

Da ich wohl behaupten kann, daß meine Kuhhaltung und Molkerei mit groͤßter Vorſorge, mit Sparſamkeit ohne Geiz betrieben werde, die Raſſe beſonders ſchoͤn, d. h. dem Zwecke hoͤchſt angemeſſen ſey, die Verhaͤltniſſe einer laͤndlichen Molkerei-Benutzung guͤnſtig ſind, und die Ko -214 ſten nach richtigen Verhaͤltniſſen (welche die dop - pelte Buchhaltung nur angeben kann) berechnet werden; ſo muß ich, gegen meine Neigung, der Meinung beitreten, daß unter den gewoͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen die Kuhhaltung keinen reinen Vortheil gewaͤhre, wenn man den Duͤnger gegen das Stroh aufrechnet, und Weide, Fut - terung, Arbeit, Kapital und Riſiko gerecht an - ſchlaͤgt.

Nach allen mir bekannten Erfahrungen iſt es wohl gewiß, daß man eine große Molkerei durch Fett - Kaͤſemachen ungleich hoͤher als durch Buttern benutzt. Aber das erlauben die hieſigen Verhaͤltniſſe nicht.

Wenn man nun aber den Nutzungswerth des Duͤngers, der aus einer Kuherei erfolgt, wo die eigentliche Futterung in ſo großem Verhaͤlt - niſſe gegen das Stroh ſtehet, nach ſeiner Wirk - lichkeit berechnet, ſo muß man anerkennen, daß dieſer bei weitem groͤßer ſey, als der Werth, wozu man das Stroh anſchlagen kann; daß folglich die Kuherei ein ſehr nuͤtzliches Triebrad in der Maſchinerie der Wirthſchaft ſey.

Bis zum Jahre 1812 ward in hieſiger Ge - gend das Futter durch Viehmaͤſtung, ohne den daraus erfolgenden Miſt zu verringern, offenbar215 vortheilhafter benutzt. Seitdem aber iſt der Um - ſatz des Maſtviehes, durch verſchiedene Conjunc - turen, ſo unguͤnſtig geworden, daß es gegen die Kuͤhe noch im Nachtheil zu ſtehen kommt. Da - gegen ſcheint Aufzucht des Rindviehes vortheil - hafter.

Es iſt hier ſo eingerichtet, daß einige Kuͤhe zu jeder Jahreszeit kalben. Gleich beim erſten Begehen wird darauf Ruͤckſicht genommen, und ſie halten dann ziemlich dieſelbe Jahreszeit. Im Ganzen ſtehen faſt ſo viele Kuͤhe im Winter in voller Milch, wie im Sommer. Dies geſchiehet bei uns um der Milch und friſchen Tiſchbutter willen, die viel gebraucht wird. Unter den ge - woͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltniſſen iſt es aber keineswegs vortheilhaft. Friſchmilchende Kuͤhe geben beim maͤßigen gruͤnen Futter mehr Milch als bei der ſtaͤrkſten Winterfutterung, und es iſt deshalb allerdings am vortheilhafteſten, ſie kal - ben zu laſſen, wenn die Gruͤnfutterung oder Weide bald angehet; dann auf die Milch dieſer Kuͤhe mitten im Winter Verzicht zu leiſten und ſie etwas kaͤrglicher zu futtern. Starke Winter - futterung, um die Milch zu erzwingen, bezahlt ſich immer ſchlecht.

216

Ich bin uͤberzeugt, daß, wenn hier mit dem - ſelben Winterfutter ein Viertheil der Kuͤhe mehr gehalten, der groͤßte Theil aber im Fruͤhjahr mil - chend wuͤrde, der Ertrag groͤßer ſeyn wuͤrde. Es iſt alſo gewiß nicht unrecht, daß Wintermilch und friſche Winterbutter in Staͤdten viel theu - rer bezahlt wird; denn ſie koſtet dem Producen - ten mehr. Hier iſt indeſſen dieſer hoͤhere Preis, ohnerachtet er wohl erhalten werden koͤnnte, nicht angenommen.

Schon lange iſt hier alljaͤhrig bemerkt worden, daß, wenn die Kuͤhe im Fruͤhjahr von einer reichlichen Winterfutterung auf eine, im Anfange ſehr maͤßige Gruͤnfutterung geſetzt wurden, die Milch erſtaunlich zunahm. Im Jahr 1813 machte Herr Koppe hier folgende genaue Be - obachtung.

Die Winterfutterung, welche in den letzten Monaten auf den Kopf, nach den taͤglich dem Stalle zugetheilten Rationen, fiel, betrug

  • $$8\tfrac47$$ Pfund Heu
  • $$28\tfrac47$$ Pfund Kartoffeln
= $$22\tfrac67$$ Pfund Heu.

Bei anfangender, in der Regel ſpaͤrlicher Sommerfutterung, erhielten 45 Stuͤck Vieh auf dem Stalle, nach angeſtellter genauer Abwaͤgung, 2568 Pfund gruͤner Luzerne. Das einzelne Stuͤck217 mithin 57 Pfund. Stroh erhielten ſie, wie vor - her daneben, ſo viel ſie wollten.

Es wurden 50 Pfund Luzerne ſorgfaͤltig zu Heu gemacht und voͤllig ausgetrocknet. Sie ga - ben 11½ Pfund Heu. Nach Heu kam alſo auf den Kopf 13,11 Pfund Luzerne, mithin 9,75 Pfund weniger wie vorher.

In den letzten vier Wochen, bei der Win - terfutterung, hatte die Milch von 27 milchenden Kuͤhen im Durchſchnitt woͤchentlich betragen 750¾ Quart. In der erſten Gruͤnfutterungswoche be - trug ſie 921 Quart; mehr wie bei dem Win - terfutter 170½ Quart.

Die beſondere Wirkung des Gruͤnfutters auf die Milch, die man allgemein bemerkt hat, iſt durch dieſen Verſuch entſchieden, und es er - hellet hieraus, was von dem Vorſchlage derer zu halten ſey, die allen Klee nur als Heu zu geben anrathen.

Indeſſen glaube ich allerdings, daß dieſe ſtarke Milchergiebigkeit, die man bei gutgenaͤhr - ten Kuͤhen beim erſten Gruͤnfutter bemerkt, nicht von dieſem Gruͤnfutter allein produzirt werde, ſondern mit aus der Feiſtigkeit, die das Vieh beim reichlichen Winterfutter gewonnen hat, her - vorgehe. Denn dieſe Feiſtigkeit nimmt in den218 erſten Gruͤnfutterungsmonaten, wo das Vieh die meiſte Milch giebt, merklich ab, und findet ſich dann erſt ſpaͤter wieder ein, wenn ſie ſo ſtark zu milchen aufhoͤren. Das Gruͤnfutter reizt die Milchabſonderungs-Organe nur mehr zur Thaͤ - tigkeit, als das trockene, ohne den ganzen Koͤr - per vielleicht ſtaͤrker zu naͤhren.

(Uebrigens werden meine Leſer verzeihen, daß ſie in dem, uͤber die Kuherei, ſo wie im folgen - den uͤber die Schaͤferei geſagtem, einige Wieder - holungen finden, von dem, was ſchon S. 71. u. f. geſagt worden. Ich hatte den erſten Theil des Manuſcripts nicht zur Hand, und erinnerte mich nicht, daſelbſt manches ſchon geſagt zu ha - ben, wie ich dieſe detaillirten Bemerkungen aus den Hauptbuͤchern auszog)

Gewiß aber iſt es, daß angemeſſene Weide und Futterung durch eine edle Schaͤferei, ſelbſt bei geringeren Wollpreiſen und ohne auf Bock - verkauf zu rechnen, beiweitem hoͤher, ich moͤchte wohl behaupten, ums doppelte, benutzt werde; und ich bekenne nochmals, daß ich einen großen Fehler beging, wie ich die Schaͤferei nach den ungluͤcklichen Pocken eingehen ließ, und nicht eine ganz edle gleich anſchaffte. Nachmals war ich zu ſehr gelaͤhmt, um es thun zu koͤnnen.

219

Meine Schaͤferei hat noch zu kurze Zeit exiſtirt, um Reſultate geben zu koͤnnen. Ich will nur noch einige Bemerkungen dem, was ich bereits uͤber die Schaͤferei geſagt habe, hinzufuͤ - gen. Daß das hieſige Lokal die Schaͤferei ſehr beguͤnſtige, ließ ſich a priori ſchon annehmen. Sobald der Acker in einige Duͤngkraft geſetzt war, beſtand der Dreiſch groͤßtentheils aus Ray - gras, ſchmalblaͤtterigem Wegerich, Schafgarbe, wilden Timian, Hopfen-Klee; im Nachſommer zeigte ſich die kleine Hirſe und der ganz kleine Aſtragalus in großer Menge. Der weiße Klee war nicht heimiſch, er faßte aber ſo ſchnell Fuß, daß er jetzt allenthalben wild waͤchſt, und daß ich ihn kaum mehr auszuſaͤen brauche; wo er einmal eingeſaͤet war, da begruͤnt die Stoppel ſchnell davon. Auch die Pimpinelle, die nur an einigen Stellen darunter geſaͤet war, ſcheinet ſich von ſelbſt zu verbreiten. Der Erfolg hat es aber um ſo mehr erwieſen, wie gut ſich die Schafe auf meiner Weide befinden. Denn von 110 Stuͤck, die ich im Sommer 1811, und 50 Stuͤck, die ich 1812 erhielt, hat ſie ſich auf bei - nahe 700 Stuͤck vermehrt, ohnerachtet jetzt ſchon 110 junge Boͤcke verkauft, und die alten groͤß - tentheils, ſo wie alle irgend fehlerhaften, ausge -220 merzt ſind. Die Sterblichkeit iſt, wie ſchon dar - aus erhellet, aͤußerſt geringe geweſen. Die frem - den Schafe, die geſchwaͤcht hier ankamen, erhol - ten ſich ſchnell und gaben, nach der Art, gleich im folgenden Sommer guten Woll-Ertrag; nach - dem ſie kraͤftige Laͤmmer gebracht hatten. Ich habe nur zwei Dreher bisher gehabt, wovon der eine mittelſt der Durchbohrung mit einer Schu - ſterpfrieme auf der Stelle und gruͤndlich geheilt wurde; der andere, da man die Stelle der Blaſe aus der Weichheit der Hirnſchale nicht abneh - men konnte, geſchlachtet wurde, wo ſich denn fand, daß die Blaſe tief im Gehirn ihren Sitz hatte*)Jener iſt, nachdem ich dies ſchrieb, nun nach 2 Jahren mit der Krankheit wieder befallen und geſchlachtet worden.. Wie ſich im vorigen Sommer die Pocken in der Nachbarſchaft aͤußerten, eilte ich mit der Inoculation. Nur am neunten Tage war die Heerde nicht ganz munter; ſonſt wurden nur drei Stuͤck erheblich krank und mit Pocken uͤberzogen, aber auch voͤllig wieder hergeſtellt. Bei acht Stuͤck hatten die Pocken, der wieder - holten Impfung ohnerachtet, nicht gefaßt; davon bekamen drei Stuͤck die Pocken ſpaͤter durch na - tuͤrliche Anſteckung. Indeſſen ſind von 200 Muͤt -221 tern, da die Begattungszeit bald folgte, 38 gelte geblieben, was mir ſonſt nicht begegnet iſt, und was ich alſo doch den Pocken zum Theil zu - ſchreibe. Spaͤterhin ſind die meiſten davon be - gangen.

Im Jahre 1812 ließ ich waͤhrend des Saͤu - gens die Boͤcke unter der Heerde, weil es ſich nicht verlohnte, die wenigen Koͤpfe allein huͤten zu laſſen. Schon im Mai ließen ſich die ſaͤu - genden Muͤtter zum Theil beſpringen; ich ließ es geſchehen, nahm die Boͤcke jedoch ſpaͤter her - aus. Um Michaelis bekam ich 50 Stuͤck ſchoͤne Herbſtlaͤmmer. Dieſe nahmen ſich auch im Win - ter ſehr gut auf. Die Muͤtter dieſer Laͤmmer wurden im Fruͤhjahr wieder zum Bock gelaſſen; es kamen aber nur 30 Laͤmmer davon. Nach - her habe ich ſie wieder ſaͤmmtlich auf die ge - woͤhnliche Lammzeit im Fruͤhjahr geſetzt; bin aber nicht abgeneigt, in der Folge zu der, jetzt von mehreren eingefuͤhrten und geruͤhmten Lammzeit im Auguſt uͤberzugehen. Ich habe auch den Gedanken gehabt, von Muͤttern, auf deren Ab - koͤmmlinge es beſonders ankam, in einem Jahre zwei Laͤmmer zu erziehen; ich zweifle nicht, daß es gehen wuͤrde, wenn man die Laͤmmer fruͤh abſetzte, ſie mit nahrhaftem, leicht verdaulichem222 Futter und Trank aufhuͤlfe, oder aber ihren Am - men gaͤbe. Landſchafe aber kann man, wie ich verſucht habe, zu Ammen nicht brauchen, ſie nah - men die Laͤmmer (vielleicht nur die Marino-Laͤm - mer?) nicht an; Marino-Schafe thun es meh - rentheils leicht. Indeſſen glaube ich doch, daß es die Muͤtter ſehr angreifen wuͤrde, wenn man ſie jaͤhrlich zweimal lammen ließe.

Ich habe geſagt, es ſey meine Abſicht, die Schaͤferei bis auf 1000 Stuͤck uͤber Winter zu vermehren. Ich werde dahin kommen, ſo wie meine Weideſchlaͤge ſie reichlich zu naͤhren im Stande ſind. Daß dies der Fall bald ſeyn werde, hoffe ich. Ich habe drei beſaͤete und in Kraft niedergelegte Weideſchlaͤge und einen Brachſchlag von 90 Morgen. Die Wendefurche des letzteren wird im Mai mit Spergel beſaͤet, und dieſer zur Weide eingegeben. Keine Weide ſcheint den Schafen gedeilicher, wie die auf Spergel; bis - her haben ſie hauptſaͤchlich die Laͤmmer erhalten; dadurch gewaͤhrt die Brache eine hohe Benuz - zung, die nichts als die Spergelſaat, mithin ſehr wenig koſtet. Man kann ſie einer guten beſaam - ten Dreiſchweide wenigſtens gleich ſetzen; denn der Spergel waͤchſt ſchnell wieder, wenn man ihn nicht zum Saamenanſatz kommen laͤßt.

223

Der groͤßte Theil meiner Schafe ſtammt aus den edelſten ſaͤchſiſchen Schaͤfereien ab, de - ren Wolle und Boͤcke nachhaltig den hoͤchſten Preis erhalten haben. Ein Drittheil iſt noch nicht von der hoͤchſten Feinheit, aber doch aus ſolchen Schaͤfereien, die als vollbuͤrtig laͤngſt an - erkannt. Von letzteren und ihrer Descendenz werden jedoch alle Bocklaͤmmer ſogleich geham - melt, und ſie werden ausgemerzet werden, ſo wie ſich jener hochfeine Stamm vermehrt.

Meine Wolle hat in jedem Jahre unter den nicht ſortirten den hoͤchſten Preis auf dem Berliner Wollmarkte erhalten. Die Boͤcke bin ich ſchon als Jaͤhrlinge zu verkaufen gedraͤngt worden.

Der Ertrag meiner Wolle iſt nicht beſon - ders ſtark, aber immer zunehmend geweſen; ich habe

  • im Jahre 18122,42 Pfund,
  • 18132,56
  • 18142,6
  • 18152,94

vom Stuͤck erhalten; im Durchſchnitt alſo 2,63 Pfund.

Dies ruͤhrt daher, daß in den erſten Jah - ren lauter alte Muͤtter, im zweiten daneben nur224 Jaͤhrlinge waren, die dann ſaͤmmtlich mit dem zweiten Jahre ein Lamm hatten; daß ſehr we - nige Hammel die ſonſt im dritten Jahre im Durchſchnitt 5 Pfund gaben darunter wa - ren, und daß die Boͤcke als Jaͤhrlinge abgingen.

Meine Futterung iſt ſo berechnet, daß auf das Stuͤck taͤglich Pfund Heu oder 1 Pfund Heu und 1 Pfund Kartoffeln kommen. Dabei erhalten ſie aber ziemlich ungemeſſen Erbſen - oder oder Sommerſtroh. Erbſenſtroh wird hauptſaͤch - lich gegeben, wenn ſie im Herbſt noch einige, aber ſpaͤrliche Weide haben, und auf die Saat gehen, wobei ſie kein Heu erhalten. In der Lammzeit erhalten ſie etwas Oelkuchentrank. Korn iſt ihnen nur im zweiten Jahre, wie es im Preiſe ſehr niedrig ſtand, etwas gegeben worden. Bei mittleren Preiſen wuͤrde ich es nie thun.

Eine Futterung, wie die erwaͤhnte, die fuͤr den Winter = 2 Centner Heu auf den Kopf betraͤgt, muß eine edle Schaͤferei neben reichli - chem Stroh allerdings haben, wenn ſie den hoͤch - ſten Rein-Ertrag gewaͤhren ſoll. Bei einer ſpaͤr - lichern wird man verlieren. Aber betraͤchtlich daruͤber hinauszugehen, ſcheint mir auch nicht vortheilhaft. Man kann einen ſtaͤrkeren Woll - Ertrag dadurch erzwingen, aber kaum ſoviel, daßer225er das mehrere Futter bezahlt; und wenn man mehr verfuttern will, ſo ſcheint es mir rathſa - mer, mehrere Schafe zu durchwintern. Eigene Verſuche habe ich daruͤber zwar nicht angeſtellt, aber eine Menge von Schaͤferei-Berechnungen mit kaͤrglicher, mittlerer und uͤberſchwenglicher Futterung, die mir communicirt worden, gaben unverkennbar dieſes Reſultat.

Kartoffeln und Ruͤben, maͤßig gefuttert, be - kommen den Schafen uͤberaus gut, und ich halte 1 Scheffel Kartoffeln mit 1 Centner Heu fuͤr zutraͤglicher, als Centner Heu. Aber mehr Kartoffeln und weniger Heu auf der Dauer zu geben, moͤchte ich doch nicht rathen; die Ver - dauung ſcheint bei mehreren Kartoffeln zu lei - den. Meine[Schafe] erhalten die Kartoffeln ohne Zweifel am ſtaͤrkſten, wenn ſie aufgenommen ſind und das Feld umgepfluͤgt wird. Sind ſie ein - mal darauf geweſen, ſo wollen ſie anderswo an dem Tage kaum freſſen. Sie kommen deshalb nur gegen Abend darauf, und mein ſehr verſtaͤn - diger Schaͤfer behaͤlt ſie dabei immer unter den Augen, und laͤßt ſie, je nachdem mehr oder we - niger Kartoffeln noch da liegen, kuͤrzere oder laͤn - gere Zeit darauf, weil er bemerkt hat, daß ſie die Freßluſt verlieren, wenn ſie zu viel davon15226gefreſſen haben. Einige ſind beſorgt, daß die Kartoffeln, vor der Lammzeit gegeben, verlammen bewirkten; aber dies iſt gewiß eine ganz unge - gruͤndete Beſorgniß bei maͤßigem Genuß.

Einige ruͤhmen die Benutzung des Brannt - wein-Spuͤligts, ſelbſt mit einer Zuchtſchaͤferei, als ganz beſonders vortheilhaft. Wenn er ſehr maͤßig gegeben wird, ſo mag es ſeyn. Aber nach mannigfaltigen Erkundigungen, die ich uͤber Schaͤfereien zu meiner Belehrung eingezogen habe, finde ich, daß in allen den Schaͤfereien, die den Spuͤligt ſtark benutzen, die Sterblichkeit ſehr groß ſey. Einige kenne ich, wo ſich dieſe Sterb - lichkeit faſt durchaus auf nichts anders ſchie - ben laͤßt.

Ich habe bisher das fruͤhe Lammen im Fe - bruar fuͤr das vortheilhafteſte gehalten, wenn man die ſaͤugenden Muͤtter, und hernach die Laͤmmer, mit reichlichem Futter bis zur Weide - zeit zu erhalten im Stande war. Nach genau - erer Pruͤfung aller dabei zu beruͤckſichtigenden Verhaͤltniſſe, muß ich jetzt dem ſpaͤtern Lammen im Maͤrz und Anfangs Aprils den Vorzug ge - ben. Gruͤnes Futter und Weide wirkt doch, trotz dem beſten Winterfutter, vorzuͤglich auf die Milch. Die Laͤmmer koͤnnen, ehe ſie mit den227 Muͤttern ausgehen, auf dem Stalle mit recht angemeſſenem Futter verſehen werden, was ſie, ſo lange die Muͤtter immer mit im Stalle ſind, doch nicht ſo reichlich erhalten koͤnnen. Sie werden vor der kuͤnftigen Einwinterung ſtark ge - nug, und nicht ſo uͤberſtark, daß man auf der Weide ſchon Bock - und Zibbenlaͤmmer von ein - ander trennen muß. Endlich geht es doch mit dem Lammen beſſer, wenn kein heftiger Froſt mehr einfaͤllt. Es ſcheint mir jetzt, als ob der Vorzug, den man dem fruͤhen Lammen gegeben hat, ſich nur darauf begruͤnde, daß die fruͤheſten Laͤmmer in einer Heerde allemal die beſten wer - den. Aber das hat ſeine natuͤrliche Urſach, weil ſie einmal die ſtaͤrkſten ſind und die ſchwaͤcheren vom Futter verdraͤngen. Dieſe Ungleichheit iſt keineswegs erwuͤnſcht, und ſie wird ſich um ſo eher ausgleichen, je juͤnger die Laͤmmer auf die Weide kommen; denn da faͤllt dieſes Verdraͤngen mehr weg. Ueberhaupt aber habe ich bei Spaͤt - lingen gefunden, daß es ihnen ſehr wohl bekam, wenn ſie ſchon am achten Tage mit auf die Weide gingen, und daß ſie ſchon im Hetbſt meh - rentheils den Vorſprung der fruͤhern nachholten. Ich werde deshalb in dieſem Jahre die Boͤcke erſt im Oktober zulaſſen, um ſo mehr, da ſie,228 um die Begattungen zu beſtimmen, nur Nachts bei den Schafen ſind, die Naͤchte dann aber laͤn - ger werden. Sie freſſen um dieſe Zeit die auf dem Felde gebliebenen Kartoffeln, und dieſe ſol - len ja bei allen Thieren den Begattungstrieb befoͤrdern.

Jetzt einige Auszuͤge aus den Hauptbuͤchern, die Koſten der arbeitenden Kraͤfte

betreffend. Ich kann auch hierbei erſt vom Jahre 1809 anfangen, wo wieder, nach dem Abzuge der feindlichen Truppen, Ordnung in dem Wirth - ſchaftsbetriebe eintrat.

Pferde

waren im Jahre 1809 10 im Durchſchnitt der Monate hier 12,6 Stuͤck.

Sie koſteten an Kornfutter verſchiedener Art, (denn dies wird hier mannigfaltig gemengt und hauptſaͤchlich dasjenige gegeben, was, ſeinem innern Werthe nach, am niedrigſten im Markt - preiſe ſteht), in dem Verhaͤltniß von 1 Schef - fel Roggen zu 1 Rthlr. 6 Gr. berechnet.

229
  • 627 Rthlr. 12 Gr.
  • An Heu, den Centner zu 10 Gr. und 9 Gr. 213 10
  • Gruͤnfutter56 8
  • Lohn den Knechten98 12
  • Unterhaltung derſelben240
  • Schiff und Geſchirr182 16
  • Werthsverminderung122
  • Nebenkoſten und Kapital - zinſen94
  • 1634 Rthlr. 14 Gr.

Die Pferde haben gearbeitet 3732 Tage.

Von dieſen Arbeiten fallen auf Rechnung meines Hauſes, (indem die Kutſchpferde mit ein - begriffen ſind), fuͤr Reiſen, Holzfuhren ꝛc., (denn es war die Feuerung fuͤr 56 Stuben und zwei Kuͤchen, außer der des Wirthſchaftshauſes, Meile weit herzuholen), 1370 Tage.

Auf die Rechnung von Koͤnigshof und zu Meliorations-Arbeiten 522 Tage.

  • Fur die Wirthſchaft 1840 Tage.
  • Auf das Stuͤck kommen 296,2 Tage.
  • Der Tag koſtete 10 Gr. 6,1 Pf.

Im Jahre 1810 11

waren im Durchſchnitt 11,3 Pferde.

230

Sie haben gekoſtet an

  • Kornfutter610 Rthlr. 14 Gr.
  • Heu171 10
  • Gruͤnfutter62
  • Lohn den Knechten92 18
  • ½ Knecht oder Kutſcher16
  • Unterhaltung derſelben249 12
  • Schiff und Geſchirr165 10
  • Werthsverminderung124 8
  • Nebenkoſten und Kapital - zinſen130
  • 1622 Rthlr.

Zwei Kutſchpferde waren im Winter in Ber - lin und kommen fuͤr die Zeit nicht in Anrech - nung.

Sie haben gearbeitet 3334 Tage.

Es fallen auf das Stuͤck[2]95 Tage.

Hiervon ſind fuͤr außerwirthſchaftliche Ar - beiten geſchehen 1092 Tage.

Fur Meliorations-Bau-Arbeiten und Huͤlfs - tagen fuͤr Koͤnigshof 416 Tage.

Fuͤr Wirthſchafts-Arbeiten 2120 Tage.

Der Arbeitstag koſtete 10 Gr. 8,7 Pf.

Im Jahre 1811 12

waren hier 11,9 Pferde.

231

Sie koſteten an

  • Kornfutter540 Rthlr. 10 Gr.
  • Heu 344 Centner183 9
  • Lohn den Knechten106 16
  • Unterhaltung derſelben250
  • Schiff und Geſchirr190
  • Werthsverminderung und Abgang200
  • Nebenkoſten und Kapital - zinſen69
  • 1539 Rthlr. 11 Gr.

Sie haben gearbeitet 3681 Tage.

Davon fallen auf Extra -, beſonders Bau - fuhren 2004 Tage.

Fuͤr die Wirthſchaft 1677 Tage.

Auf das Stuͤck 309,3 Tage.

Der Tag koſtet 10 Gr. ½ Pf.

Der Roggenpreis iſt in dieſem Jahre im Durchſchnitt zn 1 Rthlr. angenommen worden. Im Winter waren 2 Pferde in Berlin.

Im Jahre 1812 13.

waren im Durchſchnitt 12,58 Pferde.

Sie koſteten

  • an Kornfutter618 Rthlr. 12 Gr.
  • Heu 246 Centner92 9
  • Latus710 Rthlr. 21 Gr.
232
  • Transport710 Rthlr. 21 Gr.
  • Lohn den Knechten89
  • Unterhaltung derſelben240
  • Schiff und Geſchirr185 4
  • Verminderter Werth der Pferde100
  • Nebenkoſten und Kapital - zinſen75
  • 1400 Rthlr. 1 Gr.

Sie haben gearbeitet 3683 Tage.

Extra-[Arbeiten] beſonders Kriegs-Fuhren 1926 Tage.

Wirthsſchafts-Arbeiten 1721 Tage.

Auf das Stuͤck fallen 292,8 Tage.

Der Tag hat gekoſtet 9 Gr. 1,4 Pf.

Die extraordinairen Koſten, welche die[Kriegsfuhren] bei den Pferden veranlaßten, ſind aber beſonders berechnet.

Im Jahre 1813 14

waren 9,5 Pferde.

Sie haben gekoſtet

  • an Kornfutter522 Rthlr.
  • Heu 327 Centner122
  • Lohn den Knechten74
  • Latus718 Rthlr.
233
  • Transport718 Rthlr.
  • Unterhaltung derſelben180
  • Geſchirr170
  • Verminderter Werth, Ne - benkoſten und Kapitals - zinſen135
  • 1203 Rthlr.

Sie haben gearbeitet 2948 Tage.

Extra-Arbeiten, beſonders Kriegs-Fuhren, 1341 Tage.

Fuͤr die Wirthſchaft 1607 Tage.

Auf das Stuͤck fallen etwas uͤber 310 Tage.

Der Tag hat gekoſtet 9 Gr. 9,5 Pf.

Im Durchſchnitt der 5 Jahre koſtete die mit den Pferden verrichtete Arbeit auf das Stuͤck taͤglich 10 Gr. $$\tfrac35$$ Pf.

Das Viergeſpann, oder vielmehr die damit verrichtete Arbeit, einſchließlich alles Zubehoͤrs, koſtete alſo 1 Rthlr. 16 Gr. 2⅖ Pf., wenn das Getreide im Verhaͤltniß des Roggenpreiſes zu 1 Rthlr. 6 Gr., und das Heu nach ſeiner Guͤte zu 9 10 Gr. angenommen wird. Dies iſt et - was hoͤher, als ich an andern Orten berechnet habe. Es muß aber erwogen werden, daß die Nebenarbeiten, die die Pferde hier thun, bei234 weitem angeſtrengter und angreifender ſind, als gewoͤhnliche Acker - und Wirthſchafts-Arbeiten, daß Wagen und Geſchirr dabei mehr leiden, daß insbeſondere in dieſen Jahren die Kriegesreiſen ſehr nachtheilig auf die Pferde gewirkt haben. Einige lediglich hierdurch gefallene Pferde ſind zwar nicht dieſem Pferde-Conto, ſondern dem Conto der Kriegeslaſten zugeſchrieben; aber den - noch iſt das, was fuͤr die Werthsabnahme der uͤbrigen berechnet werden mußte, weit mehr, als es in der Regel zu ſeyn pflegt. Auf Erſparung in der Unterhaltung der Pferde, die in den letzt verwichenen Jahren wieder durch gruͤnes Luzer - nefutter betraͤchelich erreicht iſt, konnte in jenen Jahren nicht gedacht werden.

Es ſind bis zu dieſem Jahre die Sommer - Tage, den Zweigen wofuͤr ſie geſchehen ſind, hoͤ - her berechnet, als die Wintertage, in der Hin - ſicht, daß die Arbeitszeit im Sommer laͤnger iſt, auch die Arbeiten ſelbſt wichtiger ſind, da um der Sommerarbeiten willen in der Regel die Pferde gehalten werden. Allein bei den hieſigen Verhaͤltniſſen iſt die Winterarbeit der Pferde, die in weiten Fuhren und Reiſen beſteht, un - gleich ſtaͤrker und angreifender; die Pferde muͤſ - ſen dabei ſtaͤrker und koſtſpieliger gefuttert wer -235 den, kommen dennoch dabei mehr herunter, und an Wagen und Geſchirr geht mehr darauf. Im Jahre 1814 haben wir alſo den Preis der Ta - gearbeit wieder gleich angenommen, und wenn man ganz richtig verfahren wollte, ſo muͤßte man jeden Reiſetag hoͤher, die uͤbrigen dann ſo viel niedriger anſetzen.

Zug-Ochſen

waren im Jahre 1809 10 im Durchſchnitt 19 Stuͤck.

Sie haben gekoſtet

  • fuͤr Weide138 Rthlr. 9 Gr.
  • an Heu 252 Centner91
  • Kartoffeln und Ruͤben48 16
  • Lohn der Ochſenjungen68 12
  • Unterhaltung derſelben172
  • Lohn und Deputat des Ochſenhirten66 4
  • Pfluͤge und Geſchirr67 10
  • Nebenkoſten und Kapitals - zinſen33
  • 685 Rthlr. 3 Gr.

Sie haben gearbeitet 2174 volle Tage.

Auf das Stuͤck fallen 228,8 halbe Tage.

Der volle Tag hat gekoſtet 7 Gr. 6,7 Pf.

236

Im Jahr 1810 11

waren 20 Zugochſen.

Sie haben gekoſtet

  • fuͤr Weide122 Rthlr.
  • Gruͤnfutter31
  • Kartoffeln und Ruͤben54 8 Gr.
  • Heu 230 Centner85 10
  • Lohn der Ochſenjungen68 16
  • Unterhaltung derſelben165
  • Dem Ochſenhirten67
  • Pfluͤge und Geſchirr62
  • Nebenkoſten und Kapitals - zinſen24 12
  • 679 Rthlr. 22 Gr.

Sie haben gearbeitet 1980 volle Tage.

Auf das Stuͤck fallen 198 halbe Tage.

Der volle Tag koſtet 8 Gr. 2,8 Pf.

Die Ochſen litten an der Klauenſeuche.

Im Jahre 1811 12

waren 20 Zugochſen.

Sie haben gekoſtet

  • fuͤr Weide134 Rthlr.
  • Heu 259 Centner95 3 Gr.
  • Kartoffeln und Ruͤben44 12
  • Latus273 Rthlr. 15 Gr.
237
  • Transport273 Rthlr. 15 Gr.
  • Lohn der Ochſenjungen70
  • Unterhaltung derſelben166
  • Ochſenhirt68 12
  • Geſchirr61 20
  • Nebenkoſten und Kapital - zinſen34
  • 673 Rthlr. 23 Gr.

Sie haben gearbeitet 2371 volle Tage.

Auf das Stuͤck fallen 237 halbe Tage.

Der volle Tag hat gekoſtet 6 Gr. 9,7 Pf.

Im Jahre 1812 13

waren 20 Zugochſen.

Sie haben gekoſtet

  • fuͤr Weide und Gruͤnfutter128 Rthlr. 20 Gr.
  • Heu 301 Centner125 10
  • Kartoffeln 18 Wispel90
  • Lohn der Ochſenjungen73
  • Unterhaltung derſelben180
  • Dem Ochſenhirten73 20
  • Geſchirr80
  • Nebenkoſten und Kapital - zinſen120
  • 871 Rthlr. 2 Gr.

Sie haben gearbeitet 2820 volle Tage.

238

Auf das Stuͤck fallen 282 halbe Tage.

Der Tag hat gekoſtet 7 Gr. 4,9 Pf.

Im Jahre 1813 14

waren 16 Zugochſen.

Sie haben gekoſtet

  • fuͤr Weide98 Rthlr.
  • Kornfutter20 7 Gr.
  • Heu139 3
  • Kartoffeln80
  • Lohn der Ochſenjungen62
  • Unterhaltung derſelben205
  • Ochſenhirt68
  • Geſchirr60
  • Nebenkoſten und Kapital - zinſen50
  • 782 Rthlr. 10 Gr.

Sie haben gearbeitet 2271 volle Tage.

Auf das Stuͤck fallen 283,83 halbe Tage.

Der volle Tag koſtete 8 Gr. 3,2 Pf.

Im Durchſchnitt dieſer Jahre koſtet alſo ein voller Ochſentag 7 Gr. 8 Pf. und ein Pflug - tag 15 Gr. 4 Pf.

Nicht alle Arbeit, welche die Ochſen gethan haben, iſt fuͤr die Wirthſchaft geſchehen. Sie239 haben auch viele Holzfuhren und ſogar Kriegs - fuhren thun muͤſſen. Auch haben ſie alljaͤhrig Huͤlfstage in Koͤnigshof geleiſtet. Dieſe Neben - arbeiten ſind jedoch nicht ſo betraͤchtlich, daß es der Muͤhe verlohnte, ſie abzuſondern.

Eine Werthsverminderung hat bei den Och - ſen nicht ſtatt gefunden. Es haben im Durch - ſchnitt juͤngere Ochſen fuͤr das angeſchafft wer - den koͤnnen, was aͤltere, wenn ſie ausgemerzet wurden, galten.

Es war ſchon beſchloſſen die Zahl der Och - ſen wieder zu vermehren, und 24 Stuͤck wenig - ſtens zu halten. Denn der groͤßere Theil der Koſten iſt nicht ihre Weide und Futterung, ſon - dern die Erhaltung der Leute und des Geſchirrs. Letztere bleiben ſich gleich, wenn mehrere Ochſen gehalten werden. Werden die Ochſen aber mehr geſchonet, ſo kann man nicht nur ſtaͤrkere Ta - gesarbeit von ihnen verlangen, wenn ſie daran kommen, ſondern ſie nehmen auch mehr zu, und ihr Werth vermehrt ſich, wenn man ſie anders nicht zu lange behaͤlt. In der Regel ſollen die 24 Ochſen nicht mehrere Tagesarbeiten thun, als die 16 Ochſen in den letzten Jahren gethan haben. Aber die ſtaͤrkere Arbeit, welche ſie dann an jedem Tage thaͤten, ſammt der groͤßeren Zu -240 nahme im Werthe, welche ſie erhielten, wuͤrde das mehrere Futter, was ſie zuſammen genom - men bekaͤmen, wahrſcheinlich genugſam bezahlen. Und bei dringender oder ſchwerer Arbeit koͤnnten dann doch mehrere angeſpannt, und die Arbeit wenigſtens ſchneller vollendet werden. Wegen der oft erwaͤhnten ungluͤcklichen Seuche iſt die - ſes Vorhaben bis auf dieſe Stunde noch nicht ausgefuͤhrt worden, weil ſolche noch immer in hiefiger Gegend von einem Orte zum andern ſchleicht. Wir haben es vielmehr fuͤr ſicherer gehalten, in dem jetzt laufenden Jahre mehrere Pferde und weniger Ochſen anzuſchaffen, und die Ackerarbeit, mehr wie ſonſt geſchah, mit je - nen verrichten zu laſſen.

Auf das Conto der Hauswirthſchaft oder Conſumptubilien-Conto wird alles ge - ſtellt, was zur Unterhaltung der mit der Land - wirthſchaft ausſchließlich beſchaͤftigten Perſonen gebraucht wird, oder in dem Vorwerkshauſe auf - gehet, es ſey ſelbſt gewonnen oder angekauft. Es gehoͤrt dazu nicht bloß Speiſe und Getraͤnk, ſondern auch Feuerung, Licht, Betten, Leinen,Kuͤchen -241Kuͤchen - und Hausgeraͤth u. ſ. f. Dann auch alle Arbeiten, die fuͤr dieſe Hauswirthſchaft, von andern Perſonen und vom Geſpann geſchehen. Die Anzeichnung geſchiehet ſehr genau, und die Maxime, daß man es mit dem, was man ſelbſt gewinnt, ſo genau nicht nehmen muͤſſe, findet hier nicht ſtatt. Es hat viel Muͤhe gekoſtet, dies bei den alten Ausgeberinnen durchzuſetzen, weil ſie es nur als eine mißtrauiſche Kontrolle anſahen. Seitdem meine Tochter, die Profeſſo - rin Koͤrte, juͤngere Haushaͤlterinnen ſelbſt an - ziehet, geht es um ſo ordentlicher, da dieſe be - greifen, was ſolche Annotationen bezwecken. Zwi - ſchen dem, was im herrſchaftlichen Hauſe und im Vorwerkshauſe verbraucht wird, muß die ſtrengſte Trennung erhalten werden; was zuwei - len einen kleinen Zwiſt erregt, der aber zu ge - naueren Unterſuchungen fuͤhrt.

Es wuͤrde fuͤr mich und meine Leſer ermuͤ - dend ſeyn, einen mehrjaͤhrigen Auszug aus die - ſem Conto zu geben. Ich will nur einige Durch - ſchnitts-Reſultate, die ich gezogen habe, mit - theilen.

Es wurden im Durchſchnitt, einſchließlich eines Schreibers und einer Ausgeberin, 16 Per - ſonen ordentlich geſpeiſet. Man kann aber wohl16242annehmen, daß fuͤr fremde Perſonen, denen im oder außer Hauſe Speiſe gereicht wird, ſoviel als zur Erhaltung noch einer Perſon erforder - lich waͤre, aufgehet, worauf hier jedoch keine Ruͤckſicht weiter genommen wird.

An Getreide iſt im Durchſchnitt der Jahre verbraucht worden:

  • Roggen 190 Scheffel.
  • Weizen 1 Scheffel.
  • Gerſte 9 Scheffel.
  • Erbſen 16 Scheffel 12 Metzen.
  • Linſen 2 Metzen.
  • Buchweizen 3 Scheffel.
  • Hirſe 1 Scheffel 8 Metzen.
  • Kartoffeln 8 Wispel.
  • Das conſumirte Fleiſch iſt taxirt zu 248 Rthl.
  • An Milch iſt verbraucht 2218 Quart; zwei Quart abgerahmte fuͤr 1 Quart fette gerechnet.
  • An Butter 287½ Pfund.
  • Kaͤſe 52 Schock.
  • 2⅓ Tonnen Salz.
  • Bier und Trinken (Nachbier) 80 Rthlr.
  • Branntewein, welcher groͤßtentheils gegen Getreide eingetauſcht worden iſt, berechnet zu 78 Rthlr., nach dem Conſumtionspreiſe des Getreides.
243

An Bier und Branntewein haben jedoch auch fremde Arbeiter, bei der Ernte und andern ſchnell betriebenen Arbeiten, Theil genommen.

Im Durchſchnitt mehrerer Jahre betraͤgt das Conto auf 16 Perſonen nahe an 1000 Rthlr. Dies wuͤrde alſo fuͤr die Perſon 62 Rthlr. 12 Gr. ſeyn. Auf die Unterhaltung des Schreibers muß aber wenigſtens 130 Rthlr., und auf die der Ausgeberin 100 Rthlr. berechnet werden. Wenn das abgeht, bleibt auf die Perſon 55 Rthlr. Es wird aber auf die ſtarken Mannsperſonen 60 Rthir., auf die Jungen und Maͤgde 50 Rthlr. gerechnet. So wird dann die Unterhaltung der Perſonen auf das Conto des Zweiges uͤbertra - gen, fuͤr den ſie hauptſaͤchlich gehalten werden. Was etwa nicht aufgeht, wird auf das Insge - mein-Conto uͤbertragen, damit jenes Conto als ein Interims-Conto ſich aufloͤſe.

Der Gehalt und Lohn dieſer im Vorwerks - hauſe unterhaltenen Wirthſchaftsbedienten und Geſinde, betraͤgt im Durchſchnitt der Jahre 340 Rthlr. In Anſehung des Geſindes wird dies ebenfalls den Zweigen zugeſchrieben, wofuͤr ſie gehalten werden.

Die Deputate und der Lohn des Meyers, Schaͤfers, Ochſen - und Kuhhirten, Nachtwaͤch -244 ters, betragen im Durchſchnitt der Jahre gegen 400 Rthlr.

Der Arbeitslohn, welcher in den Jahren 1809 1814, ſowohl fuͤr verdungene Arbeiten, wie in Tagelohn, berechnet worden, betraͤgt im Durchſchnitt 484 Rthlr. Hierin ſind die Huͤlfs - tage mit begriffen, welche die Hausleute fuͤr Miethe und Feuerung und zwei Halb-Koſſaͤthen, welche Deputate erhalten, ohne die ſie nicht wuͤrden leben koͤnnen, thun, und dem Tagelohn gleich berechnet, indem ſich auch die Arbeit von der der Tageloͤhner nicht unterſcheidet. Alle, nicht fuͤr die Wirthſchaft, ſondern fuͤr die herr - ſchaftliche Haushaltung, im Garten, beim Bau, Meliorationen auch Fabrikation geſchehene Ar - beiten, ſind nicht hierin begriffen, ſondern abge - ſondert. Dreſcherlohn des Getreides wird durch die Dreſchergarbe bezahlt.

Die Arbeiten der Menſchen, welche bei der Wirthſchaft geſchehen, koſten alſo an

Gehalt und Lohn340Rthlr.
Speiſung und Unterhaltung1000
Deputatkoſten400
Einzelner Arbeitslohn484
2224Rthlr.
245

Will man die Koſten der Arbeiten uͤber - haupt ausmitteln, ſo rechne man das hinzu, was die Pferde und Ochſen koſten, jedoch nach Abzug 1) deſſen, was dieſen bereits fuͤr die mit ihrer Wartung und Fuͤhrung beſchaͤftigten Men - ſchen zugeſchrieben iſt, und 2) der außerwirth - ſchaftlichen Arbeitstage.

Der Betrag der Schmiede, Geſtellmacher, Sattler, Seiler, kleiner Baureparaturen ꝛc. Ar - beit, iſt ſchon unter dem Geſchirr und der Haus - wirthſchaft, oder unter dem Arbeitslohn mit be - griffen.

Seit dem Abſchluſſe der Rechnung von 1813 14 iſt der Arbeitslohn wegen des Men - ſchenmangels auffallend und ſo ſtark geſtiegen, daß ohne hohe Preiſe, ſelbſt bei mittleren Ern - ten, der Landbau dabei nicht beſtehen kann. Ohnerachtet wenig Landwirthe ordentlich rechnen, und darnach ihre Maaßregel nehmen, ſo wird es ihnen doch um ſo eher fuͤhlbar werden, da ihr Kapital und Kredit durch die Kriegeslaſten zerſtoͤrt ſind, und davon nicht weiter zugeſetzt werden kann. Sie muͤſſen, wenn die Preiſe es nicht erſetzen, und das in den groͤßeren Handels - und Manufaktur-Staͤdten angehaͤufte Kapital ihnen dadurch wieder zugefuͤhrt wird, den Land -246 bau beſchraͤnken, und wohl ihnen und dem Staate! wenn ſie dies extenſive, nicht intenſive thun. So wie die Sachen jetzt ſtehen, kann ein Acker, der nicht uͤber das dritte Korn giebt, nicht mehr ohne Schaden beſtellt werden. Uebel die - ſer Art finden aber ihre Heilung in ſich ſelbſt. Wird man endlich durch Schaden ſo klug, daß man ſolchen Acker liegen laͤßt, ſo wird Arbeit erſpart und die Arbeit mithin wohlfeiler, des Getreides aber weniger erzeugt und mithin theu - rer. Denn wir haben ſo viel von ſolchem Acker, daß ſein Ausfall merklich werden muß. Das widerſinnige Prinzip, was vormals ſogar geſetz - maͤßig war, man muͤſſe nur die Einſaat nicht vermindern, nur keinen Acker liegen laſſen, wird ſich verlieren, wenn die Landwirthe, wie es im - mer nothwendiger wird, zu rechnen anfangen. Denn mit offenbarem Verluſt wird niemand et - was erzeugen. Und dann werden wir auf die Folge dennoch mehr Getreide, aber mit weni - gern Koſten, gewinnen.

Jedoch haben dieſe Jahre, und vor allem das jetzt laufende, gelehrt, wie viele Arbeit man bei einer richtigen Wirthſchafts-Organiſation, durch moͤglichſte Benutzung der arbeitenden Kraͤfte, erſparen koͤnne. Es iſt auffallend, daß ohner -247 achtet des hoͤheren Lohns und der unguͤnſtigen Witterung, keine Ernte hier und in Koͤnigshof weniger gekoſtet hat, als die gegenwaͤrtige, ob - wohl ſie im Einſchnitt um 500 Mandeln ſtaͤr - ker geweſen iſt, wie eine der vorigen, ohne ir - gend etwas dabei zu verſaͤumen oder verderben zu laſſen.

Eine der wichtigſten Aufgaben fuͤr die Theo - rie des Landbaues, und von dem weſentlichſten Einfluſſe auf die Praxis, iſt ohne Zweifel die, zu beſtimmen:

  • in welchem Verhaͤltniſſe ziehen die verſchie - denen Fruͤchte die im Boden befindlichen vegetabiliſchen Nahrungstheile aus?
  • in welchem Verhaͤltniſſe ſtehet der Ertrag der Fruͤchte, mit den im Boden befindlichen, und von den Saaten anziehbaren Nah - rungstheilen? Und was kann ich mir nach einer, im Boden vorauszuſetzenden Kraft, in einem Mitteljahre an Ertrag von jeder Getreideart verſprechen?
  • in welchem Verhaͤltniſſe werden dieſe Nah - rungstheile dieſe Productionskraft des248 Bodens durch Duͤngung oder auf an - dere Weiſe wieder erſetzt?
  • in welchem Verhaͤltniſſe nimmt die Produc - tionskraft des Bodens, bei einem gegebe - nen Fruchtbau - und Duͤngungs-Maaße, in einem gewiſſen Umlaufe ab oder zu?

Kaum ſollte man glauben, daß es irgend einen nachdenkenden Landwirth gegeben habe, der ſich ſelbſt dieſe Fragen nicht mehrmals klarer oder dunkler aufgeſtellt haͤtte. Jeder, der irgend eines abſtracteren Gedankens faͤhig iſt, hat es doch wohl anerkannt, daß es ein ſolches Ver - haͤltniß, wenn gleich mannigfaltig modifizirt, ge - ben muͤſſe; denn die Erfahrung wies ihn taͤglich darauf hin. Auch begruͤndete jeder die Erwar - tung, die er von der Ernte jedes Feldes hatte, auf die Kraft, die er darin, nach Verhaͤltniß der gegebenen Duͤngung und der davon gewonnenen Trachten verſchiedener Fruchtarten, dunkler ah - nete oder klarer berechnete.

Auch hat man wirklich das Verhaͤltniß, worin der Duͤnger ausgeſogen wuͤrde, beſtimmt, und dieſe Beſtimmung iſt in einigen Gegenden faſt als legal angenommen, wenn es darauf an - kommt, wie die zuruͤckgelaſſenen Gail und Gaare wie man es nennt bei der Abtretung249 von Aeckern bezahlt werden ſollen. Mehrentheils pflegt man anzunehmen, daß die erſte Frucht den Duͤnger zu $$\tfrac12$$ ;, die zweite zu $$\tfrac14$$ , die dritte zu $$\tfrac18$$ , die vierte zu $$\tfrac1{16}$$ ausziehe; $$\tfrac1{10}$$ aber dem Acker verbleiben muͤſſe, wenn er nicht ganz er - ſchoͤpft werden ſolle. So beurtheilt man es we - nigſtens bei der Dreifelder-Wirthſchaft in ſechs - jaͤhrigem Duͤnger. Schon vor laͤngerer Zeit habe ich mich in einem Gutachten dahin erklaͤrt, man muͤſſe annehmen

  • daß die 1ſte Frucht Winterung $$\tfrac4{10}$$ ,
  • die 2te Sommerung $$\tfrac2{10}$$ ,
  • die 3te Winterung $$\tfrac3{10}$$ ,
  • die 4te Sommerung $$\tfrac1{10}$$ ,

von einer gegebenen 6jaͤhrigen Duͤngung bei ei - ner Dreifelder-Wirthſchaft ausziehe. Denn es iſt, ſowohl der Erfahrung nach, als ſchon a pri - ori, nicht zu bezweifeln, daß Wintergetreide mehr wie Sommergetreide ausziehe, da jenes im Durch - ſchnitt eine groͤßere Maſſe nahrhafter Theile giebt, ſeine Vegetationsperiode laͤnger iſt, und auch nach der Brachbearbeitung gebauet, die Nahrungsſaͤfte im Boden mehr aufgeloͤſet, oder zum Uebergange in die Pflanzen mehr vorberei - tet findet.

250

Es haͤngt aber die Fruchtbarkeit der Fel - der nicht allein von der gegebenen Duͤngung ab, ſondern auch von dem, was man die natuͤr - liche Kraft des Bodens nennt, von denjenigen Nahrungstheilen, die die Natur urſpruͤnglich in ſie gelegt hatte, die ihnen durch fruͤhere Kultur erhalten, oder auch durch eine, die Ausſaugung der Fruͤchte uͤberwiegende Duͤngung gegeben ward. Jeder Landwirth erkennet dieſen Unter - ſchied; einige haben ihn genauer zu beſtimmen geſucht. So nimmt der ſcharfſinnige, aber zu oberflaͤchliche Hube, in ſeinem Landwirth B. II. S. 402 u. f. nach angeſtellten Verſu - chen an: der halbe Ertrag eines Ackers ſey der natuͤrlichen Triebkraft des Bodens, die andere Haͤlfte einer hinlaͤnglich kraͤftigen Duͤngung bei - zumeſſen. Denn nach ſeinen Verſuchen auf ſchlechtem (ſandigem) Boden, gab von zwei glei - chen Stuͤcken, das eine, was gut geduͤngt war, den doppelten Ertrag des andern, was nicht ge - duͤngt war. Wenn er aber nur ſchwach duͤngte, ſo fiel der Ertrag uͤber das Verhaͤltniß des we - niger gegebenen Duͤngers herunter. Auf gutem Boden, ſagt er, habe er ohngefaͤhr daſſelbe gefunden, aber keine genaue (comparative) Ver - ſuche daruͤber angeſtellt. Das letztere iſt alſo251 eine bloße Vermuthung, die ſich ihm bei genaue - rer Unterſuchung gewiß nicht wuͤrde beſtaͤtigt ha - ben. Es wird nur bei einer gewiſſen Beſchaf - fenheit des Bodens und einem gewiſſen Ver - haͤltniß von Duͤnger zutreffen, daß man das Dop - pelte von dem ernte, was man ohne Duͤnger erhalten haͤtte. Iſt der Boden ſchlecht und er - ſchoͤpft, worauf man ein ſolches comparatives Experiment anſtellt, ſo wird man nach einer gu - ten Duͤngung (unter Vorausſetzung einer gleich - falls guten, den Duͤnger mit dem Boden ver - bindenden Beackerung), mehr als das doppelte auf dem geduͤngten Stuͤck ernten. Iſt der Bo - den aber gut und noch in kraͤftigem Zuſtande, ſo wird man nach der Duͤngung nicht das Dop - pelte von dem erwarten koͤnnen, was er ohne neuen Duͤnger noch zu tragen vermochte.

Ich habe die Idee eines Maaßſtabes um die Tragbarkeit des Bodens und die davon zu erwartenden Ern - ten, die Ausziehung, welche dieſe bewirkten, und das Verhaͤltniß, in welchem Duͤnger und ſogenannte Ruhe und Brache, die erſchoͤpfte Fruchtbarkeit erſetzen und vermeh - ren, nach Graden zu beſtimmen,252 im 1ſten Bande S. 236 meiner Grundſaͤtze der rationellen Landwirthſchaft zuerſt vorgetragen, und mich naͤchher uͤber dieſe Idee beſtimmter er - klaͤrt, in den Bemerkungen vor dem 2ten Bande dieſes Werkes, auch einige Saͤtze genauer und deutlicher zu beſtimmen geſucht.

Bei der Wichtigkeit dieſer Sache, die ich fuͤr einen Grundpfeiler eines Lehrgebaͤudes unſe - rer Wiſſenſchaft halte, habe ich derſelben fort - dauernd meine Aufmerkſamkeit gewidmet, und alle mir zugekommenen Erfahrungen, und in die - ſer Hinſicht von meinen Freunden welche dieſe Idee lebhaft ergriffen hatten mir gemachten Mittheilungen, an dieſen Maaßſtab gehalten, um einer richtigen Beſtimmung der Grade fuͤr jeden Gegenſtand naͤher zu kommen. Ich bin weit entfernt zu glauben, daß ich dadurch zu einer untruͤglichen Gewißheit gekommen ſey, oder nur zu hoffen, daß ich in meinem Leben dahin kom - men werde. Je mehr man in der Erkenntniß von Dingen dieſer Art fortſchreitet, je mehr man weiß, deſto mehr erkennt man, wie viel man nicht wiſſe. Aber fortgeſchritten bin ich, und ich darf hoffen, daß ich andern, die nach mir kommen, einen Standpunkt gegeben habe, wor - auf ſie ſich zu hoͤheren und beſtimmteren Anſich -253 ten auf dem weiten Felde der Erfahrung erhe - ben koͤnnen. Nur wuͤnſche ich, daß keiner ins Blaue hinausſehen, und Nebelgeſtalten fuͤr wirkliche Gegenſtaͤnde annehmen moͤge.

Es iſt jetzt wohl unbezweifelt, daß der im Boden befindliche vegetabiliſch-animaliſche Mo - der der Hauptnahrungsſtoff der Pflanzen ſey, in ſo fern ſie ſolchen aus den Boden ziehen. Er iſt es aber nicht in ſeinem erdigen Zuſtande, ſondern nur in ſo fern, als er in milden Ex - tractirſtoff und in Kohlenſaͤure durch den Zutritt des Sauerſtoffs uͤbergehet; denn nur in dieſen beiden Geſtalten kann, ſo viel wir jetzt wiſſen, ſein Uebergang in den Pflanzen ſtatt finden. Wenn alſo die eigentlichen rohen Erden nicht wirkliches Nahrungsmittel der Pflanzen ſind, ſo wird doch durch ſie die Wechſelwirkung der im Boden enthaltenen eigentlichen Nahrungsſtoffe unter einander, mit der Atmosphaͤre, und ihr Eintritt in die Organe der Pflanzen verſchiedent - lich modifizirt, befoͤrdert oder zuruͤckgehalten. Wir ahnen daruͤber wohl manches, aber wir wollen hier nicht uͤber Ahnungen ſprechen. Was wir gewiß genug wiſſen, iſt, daß der thonige Boden den Humus und die Nahrungstheile der Pflan - zen feſter an ſich haͤlt, ſelbige, wenn ſie nicht254 uͤber ein gewiſſes Verhaͤltniß hinausgehen, we - niger freiwillig der Vegetation uͤberliefert, ſon - dern dazu nur durch viele Lockerung und Luf - tung vermogt werden kann, dieſer Boden alſo nicht leicht ganz von vergatabiliſchen Nahrungs - theilen erſchoͤpft werden koͤnne. Wenn dies in - deſſen einmal geſchehen iſt, durch ſtarke Beacke - rung, durch aufloͤſende Duͤngungsmittel, Kalk, Mergel, Aſche u. ſ. w., durch eine lange Folge von abwechſelnden, ſich alles aneignenden Fruͤch - ten, ohne ihm einen Erſatz von modernden Sub - ſtanzen zu geben, ſo erfahren wir auch, daß es ſchwerer halte, ihm ſeine Fruchtbarkeit wieder zu geben, als dem Sandboden, daß dazu eine ge - woͤhnliche Duͤngung nicht hinreiche, indem er ſich mit den zerſetzten Stoffen erſt ſaͤttigen muß, bevor er die auf ihn gebaueten Pflanzen wieder reichlich ernaͤhrt. Dagegen wiſſen wir, daß der ſandige, und vielleicht noch mehr der kalkige Bo - den, leicht alles abgiebt, was er in ſich hat, wenn anders die zum Uebergange in den Pflan - zen nothwendige Feuchtigkeit nicht mangelt, daß er viel ſchneller erſchoͤpft, daß er aber auch leich - ter durch eine maͤßige Duͤngung wieder zur Fruchtbarkeit gehoben werden koͤnne. Hieraus folgt, daß der Kraftgrad eines thonigten und255 eines ſandigen Bodens, die beide in der naͤch - ſten Ernte, bei einer beiden zuſagenden Witte - rung, einen gleichen Ertrag geben wuͤrden oder gegeben haben, dennoch verſchieden, bei jenem ſtaͤrker, bei dieſem ſchwaͤcher angenommen wer - den muͤſſe; die Ausziehung aber, welche dieſelbe Saat, nach Verhaͤltniß des Kraftgrades bewirkt, bei dem thonigen ſchwaͤcher, bei dem ſandigen ſtaͤrker.

Die verſchiedenen Fruͤchte erfordern, zu ih - rer Bildung und Vollendung, eine verſchiedene Quantitaͤt aus dem Boden zu ziehenden Nah - rungsſtoffes. Ueber manche Fruͤchte haben wir noch zu wenige Beobachtungen, um beſtimmen zu koͤnnen, in welchem Verhaͤltniſſe zur Maſſe ihres Produkts ſie dieſes thun. Aber bei den gewoͤhnlichen Getreidearten lehrt uns die, durch lange Aufmerkſamkeit auf ihr Verhalten erlangte Erfahrung, daß ſie den Nahrungsſtoff wirklich in dem Verhaͤltniſſe aus dem Boden anziehen (was aus der Erſchoͤpfung, die ſie auf ihn be - wirken, erhellet), in welchem ſie naͤhrende Theile Kleber, Staͤrkemehl und ſuͤßlich-ſchleimige Materie in ihren Koͤrnern enthalten.

Nach den, beſonders von Einhof, Cro - me und andern angeſtellten und wiederholten256 Zerlegungen, finden ſich bei der gewoͤhnlichen Guͤte und Ausbildung der Koͤrner, dem Ge - wichte nach,

  • in 100 Theilen Weizen 77,4 Theile naͤhrender Materie.
  • in 100 Theilen Roggen 70 Theile.
  • in 100 Theilen Gerſte 59,3 Theile.
  • in 100 Theilen Hafer 58,4 Theile.

Dies betraͤgt, dem Volum nach, in 1 Ber - liner Scheffel,

  • Weizen von 93 Pfund 72.
  • Roggen von 80 Pfund 56.
  • Gerſte von 61½ Pfund 36.
  • Hafer von 48 Pfund 27,88.

Und in dieſem Verhaͤltniſſe ſcheint es, daß eine gleiche Scheffelzahl uͤber die Einſaat gewon - nener Koͤrner, den Boden erſchoͤpfe oder Nah - rungstheile daraus anziehe.

Ich ſage: uͤber die Einſaat. Denn es ſcheint, als ob jedes eingeſaͤete Korn ſo viel Nahrungsſtoff in den Acker bringe, um ſich ein - mal ſelbſt zu reproduziren; weswegen bei einer ſtaͤrkeren, jedoch nicht uͤbermaͤßigen, und bei hoͤ - herer Kraft des Bodens Lagerung bewirkenden, Einſaat gegen eine ſchwaͤchere ſo viel mehr ge - wonnen werden wird, als jene mehr betrug. Da257Da dies aber kein eigentlicher Gewinn iſt, ſo werden wir hier durchaus nur von dem Ertrage uͤber die Einſaat ſprechen, und nur dieſen bei den Angaben verſtehen.

Ein Scheffel gewonnener Weizen erſchoͤpft demnach den Boden ſo viel wie 2 Scheffel ge - wonnener Gerſte, und 1 Scheffel Roggen ohn - gefaͤhr ſo viel als 2 Scheffel Hafer. Weizen und Roggen ſtehen aber ohngefaͤhr in dem Ver - haͤltniſſe, wie 18: 14, und in demſelben Ver - haͤltniſſe beinahe auch Gerſte und Hafer.

Wenn uns gleich analogiſche Induction auf dieſe Annahmen natuͤrlich fuͤhrte, ſo erſchienen ſie doch nur hypothetiſch, bis die Erfahrung ſie gerechtfertigt hat. Daß ſie dies in einem hohen Grade thue, unternehme ich hier zu zeigen.

Die Ausziehung, die eine Saat bewirkt, koͤnnen wir daraus abnehmen, daß die darauf folgende, unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden, ſo viel weniger giebt, als ſie wuͤrde gegeben haben, wenn jene nicht vorhergegangen waͤre. Die Aus - ziehung der zweiten Saat wieder aus dem, was eine dritte weniger giebt, als ſie wuͤrde gegeben haben, wenn ſie unmittelbar auf die erſte gefol - get waͤre, und ſo fort.

17258

Daß dieſes Ausziehungs-Vermoͤgen der Fruͤchte nicht aus einzelnen Beobachtungen, ſon - dern nur aus der großen Maſſe von Erfahrun - gen, die wir daruͤber haben, und aus großen Durchſchnitten gefolgert und beſtimmt werden koͤnne, verſteht ſich von ſelbſt. Selbſt compara - tive und mit großer Genauigkeit angeſtellte Ver - ſuche koͤnnen nicht zuverlaͤſſig entſcheiden, bevor ſie viele Male wiederholt ſind, weil ſie aus ei - nem Jahre in das andere uͤbergehen, und die Jahresfruchtbarkeit die ſich nicht immer nach der Witterung beſtimmen laͤßt auf den Er - trag, mithin auf die Anziehung der Ernten, ei - nen betraͤchtlichen Einfluß hat. Die Saͤtze, welche wir aus dem Durchſchnitt der Beobach - tungen abgezogen haben, erhalten aber durch je - den einzelnen, mit ihnen uͤbereinſtimmenden Fall eine groͤßere Beſtaͤtigung.

Die Anziehungskraft einer jeden jener Ge - treidearten ſteht im Verhaͤltniß mit den nahr - haften Theilen, die in einer, ihrem Standpunkte angemeſſenen Mittel-Ernte gewonnen werden.

Die Anziehung ſelbſt, welche durch dieſe, jeder Frucht eigenthuͤmlichen Anziehungskraft be - wirkt wird, ſteht aber im Verhaͤltniß mit den259 naͤhrenden, d. h. aufloͤsbaren Theilen, die im Boden befindlich ſind.

Da dies nur jedoch unter der Bedingung einer, der Vegetation jeder Frucht angemeſſenen Feuchtigkeit und Temperatur, vielleicht auch an - derer noch nicht ergruͤndeter aͤußeren Potenzen, der Fall iſt; ſo laͤßt ſich die Anziehung ſelbſt, und ihr Verhaͤltniß zur Kraft des Bodens, nicht aus einzelnen Faͤllen, ſondern aus dem Durch - ſchnitt aller geſammelten Beobachtungen abneh - men. Daß ein ſolcher Durchſchnitt, der viel - leicht auf keinen einzigen einzelnen Fall genau paßt, dem ſich die meiſten einzelne Faͤlle aber annaͤhern, wirklich ſtatt finde, erkennen alle Em - piriker an, indem ſie einen gewiſſen Ertrag, deſ - ſen ein Boden faͤhig ſey, annehmen. Auch hat ſchon der ſcharfſinnige Uhden, in ſeiner Ab - handlung uͤber die Ordnung der Frucht - preiſe 1750, nach zweihundertjaͤhrigen Erfah - rungen, gezeigt, daß der Durchſchnitt der Ern - ten in einer Reihe von 7 Jahren faſt immer gleich ſey, mithin der Korn-Ertrag, den ein Land nach dem Verhaͤltniſſe ſeiner Kultur die wie - der von ſeinem Bedarf abhaͤngt gebe, in ſol - chen Zeitraͤumen ſich gleich bleibe, obwohl ein - zelne Jahre den Ausfall oder den Ueberſchuß260 des andern uͤbernehmen muͤſſen. Eine Thatſache, die ſich auch ſeitdem immer beſtaͤtigt hat.

Ich habe es unternommen, einen Maaß - ſtab zur Beſtimmung der im Boden befindli - chen Kraft, des Anziehungs-Vermoͤgens jeder Frucht, und der Kraftgrade, die zur Bildung eines Scheffels jeder Getreideart erforderlich ſind, zu bilden. Haͤtten wir fruͤher einen ſolchen Maaßſtab gehabt, ſo wuͤrden wir unſere Beob - achtungen laͤngſt daran gehalten, uns mehr ver - ſtaͤndiget, und die Erfahrungen uͤber die Frucht - barkeit des Bodens genauer berichtiget haben. Wie ſchwankend waren die Begriffe uͤber die Temperatur, ehe wir einen Waͤrmemeſſer hatten! nur mittelſt deſſelben haben wir uns daruͤber ver - ſtaͤndigen koͤnnen.

Der Maaßſtab mag immer derſelbe bleiben oder veraͤndert werden; es kommt nur darauf an, den Begriff von der relativen Kraft des Bodens in Zahlen auszudruͤcken. Was ich aber in den Grundſaͤtzen der rationellen Landwirth - ſchaft an den angefuͤhrten Orten nicht genug be - ruͤckſichtigt habe, iſt die oben bemerkte verſchie - dene Tenazitaͤt des Bodens fuͤr den vegetabili - ſchen Nahrungsſtoff. Wenn ich dort die Kraft eines Bodens, der per Morgen 5 Scheffel uͤber261 die Einſaat in einer Mittel-Ernte lieferte = 100 ſetzte, (indem die Anziehung der Roggenſaat = 30 von 100 waͤre, und zur Bildung eines Schef - fels Roggen = 6 erfordert wuͤrden), ſo iſt das nur von einem milden, warmen Mittelboden, oder ſandigen Lehmboden (der 30 40 pr. C. abſchwemmbarer Erde und 60 70 pr. C. Sand enthaͤlt), von Boden, der den Practikern unter dem Namen des Gerſtbodens bekannt iſt, zu verſtehen. Hat der Boden wegen eines ſtar - ken Thongehalts eine groͤßere Tenazitaͤt, ſo giebt er der Roggenſaat von 100 vielleicht nur 20 ab, und wenn er dennoch 5 Scheffel vom Morgen, bei einer gewoͤhnlichen guten Behandlung, lie - fert, die 30 zu ihrer Bildung erfordern, ſo moͤchte wohl eine Kraft = 150 in ihm anzu - nehmen ſeyn.

Es ſcheint zwar beim erſten Anblick von keiner Bedeutung zu ſeyn, ob ich einem Boden, der 5 Scheffel Roggen per Morgen uͤber die Einſaat giebt, 100 oder 150 Gr. Kraft, und dem Roggen in jenem Falle eine Anziehung von 30, in letzterem von 20 beimeſſe. Allein in jenem Falle behaͤlt er, nach abgenommener Roggen-Ernte, nur 70 Grad, in dieſem 120 Grad zuruͤck. Nun moͤgen auch die folgenden262 Saaten gleiche Ernten geben, indem die Anzie - hung derſelben in demſelben umgekehrten Ver - haͤltniſſe mit der Tenazitaͤt des Bodens ſteht. Der zuruͤckhaltende Boden behaͤlt am Ende aber doch einen hoͤheren Kraftgrad, oder, was einer - lei iſt, mehr vegetabiliſchen Nahrungsſtoff in ſich, als der leichtabgebende, und wenn aus dieſem gar nichts mehr zu ziehen iſt, ſo kann jener durch eine ſehr aufſchließende Behandlung, durch irgend eine ſtaͤrker anziehende Frucht, oder durch aufloͤſende Mittel noch zu einigem Ertrage ge - bracht werden. Ich ſage: er kann dazu gebracht werden und wird oft dazu gebracht, ohnerachtet es auf die Folge vielleicht eben ſo nachtheilig wird, weil er nun einen um ſo ſtaͤrkeren Erſatz erfordert, bevor er wieder zu der Kraft gehoben werden kann, in welcher er einen Ertrag von 5 Scheffel Roggen uͤber die Einſaat zu geben vermag. Bei einer gewoͤhnlichen Behandlung behaͤlt er die Kraft ſich zu begraſen und dadurch zu verſtaͤrken.

Es iſt hier nicht meine Abſicht, dieſe Ma - terie zu erſchoͤpfen. Ich erwarte vielmehr noch Aufſchluͤſſe uͤber das Verhalten des ſehr binden - den Bodens, von mehreren Freunden, die mir ſolche zu geben uͤbernommen haben, weil ich nie263 viele Gelegenheit hatte, ihn ſelbſt nachhaltig zu beobachten. Nur auf den Mittelboden, den ich immer vor Augen hatte, beſchraͤnke ich mich hier, und ich habe das vorgedachte nur angefuͤhrt, um Mißverſtaͤndniß zu vermeiden, und um nicht zu einer gar zu allgemeinen Annahme der folgenden Poſitionen zu verleiten.

Fuͤr dieſen Mittelboden, der zwiſchen 30 bis 40, allenfalls 45 pr. C. abſchwemmbare Theile, uͤbrigens Sand, auch wohl 1 2 pr. C. kohlenſauren Kalk enthaͤlt, der locker, leicht zer - fallend, doch nicht ohne Bindung iſt und eine waſ - ſerfreie Lage hat, nehme ich unter der Bedingung einer gewoͤhnlichen aber guten Beackerung fol - gende Saͤtze an:

Es ziehet aus von 100 Grad Kraft oder von 100 Theilen des im Boden enthaltenen ve - getabiliſchen Nah - rungsſtoffes. der Weizen 40 der Roggen 30 die große Gerſte 25 der Hafer 25

Es erfordert 1 Scheffel per Morgen an aus - gezogenen Nahrungs - ſtofftheilen oder Graden 8 6 4 3

264

Das heißt, wenn 100 Grade Kraft oder 100 Theile Nahrungsſtoff im Boden ſind, ſo giebt

  • der Weizen 5 Scheffel uͤber die Einſaat.
  • der Roggen 5
  • die Gerſte 6,25
  • der Hafer 8,33

Und umgekehrt ſage ich: wenn die benann - ten Getreidearten das benannte Maaß vom Mor - gen geben, ſo habe der Boden 100 Grad Kraft.

Das, was eine Ernte, nach dem Ertrage, den ſie giebt, ausziehet, verliert der Boden an Kraft. Von dem bleibenden zieht dann die fol - gende Ernte in demſelben Verhaͤltniſſe aus, und giebt die daraus hervorgehende Scheffelzahl.

Ich wiederhole aber, daß dieſes nur im Durchſchnitt der Jahre anzunehmen ſey; eine ſehr guͤnſtige Witterung kann die Anziehung be - foͤrdern und einen ſtaͤrkeren Ertrag bewirken; eine unguͤnſtige kann jene laͤhmen und den Er - trag vermindern.

Hier entſteht nun die Frage: bleibt nach einer ſchlechteren Ernte um ſo viel mehr Kraft im Boden, und wird nach einer beſſeren die Kraft um ſo ſtaͤrker erſchoͤpft? Ich glaube allerdings!

265

Dagegen wollen nun zwar verſchiedene be - merkt haben, daß nach einer guten Winterungs - Ernte haͤufig eine gute Sommerungs-Ernte, und nach einer ſchlechten eine ſchlechte folge. Daß das im allgemeinen nicht richtig ſey, erhellet von ſelbſt, wenn man nur die Geſchichte der Ernten von 30 40 Jahren durchgehet. In einzelnen Faͤllen aber mag es wahr ſeyn und laͤßt ſich na - tuͤrlich erklaͤren. Wenn bei der Dreifelder-Wirth - ſchaft, wovon in dieſen Faͤllen die Rede iſt, die Brache wegen unguͤnſtiger Witterung, oder auch aus Nachlaͤſſigkeit, nicht gehoͤrig bearbeitet, der Boden nicht gepulvert, geluͤftet, von Saamen und Wurzelunkraut nicht gereinigt wurde, dar - aus eine ſchlechte Winterungs-Ernte erfolgte, wobei ſich das Unkraut noch vermehrte, dies bei der Sommerungs-Beſtellung nicht erſetzt wurde, ſo wird alle Kraft des Ackers keine gute Soͤm - merung hervorbringen. War dagegen die Brach - bearbeitung ſehr fleißig und gluͤcklich, ſo hilft das auch noch der Soͤmmerung auf. Indeſſen glaube ich doch, daß bei einer gleichen Duͤngung im erſten Fall mehr Kraft im Acker bleibe, und wenn dann eine vollkommenere Bearbeitung ge - geben wird, der Ertrag nach der folgenden Bra - che um ſo ſtaͤrker ſey; den Fall jedoch ausge -266 nommen, daß eine ſo große Menge ſaamen - tragenden (beſonders oͤhlhaltigen) Unkrauts auf - gekommen ſey, die den Boden ſtatt des Getrei - des erſchoͤpfen konnte. Es iſt eine ſehr haͤufige Bemerkung, daß wenn Acker aus der Hand ei - nes ſchlechten Bebauers, ohne jedoch in der Duͤn - gung vernachlaͤſſigt zu ſeyn, in die Hand eines fleißigen Bebauers uͤbergehet, der Ertrag oft be - wundernswuͤrdig ſey. Denn bei der ſchlechten Beſtellung haͤufte ſich die Kraft darin an.

Ueber andere Fruͤchte aus der Klaſſe der Graͤſer fehlt es uns noch an zureichenden Er - fahrungen. Ich glaube aber, daß ſie ebenfalls im Verhaͤltniß ihres Ertrages und der darin ent - haltenen nahrhaften Theile erſchoͤpfen. Von der Hirſe iſt es allgemein anerkannt, daß ſie ſtark ausziehe, und eben ſo von dem Mais, der nicht ohne ſtarken Duͤnger es ſey denn in ſehr reichem Niederungsboden gebauet werden kann, und ihn auf ſandigem Boden, wenn er recht zur Vollkommenheit gelangt, ſehr ausziehet; wie das nach Verhaͤltniß ſeines Ertrages ganz natuͤr - lich iſt.

Aber mit Fruͤchten anderer Natur und ganz verſchiedener Organiſation verhaͤlt ſichs anders. Wohl alle Pflanzen ziehen einen Theil ihrer267 Nahrung durch die Wurzeln aus dem Boden, und ein anderer Theil durch die Blaͤtter aus der Atmosphaͤre; aber das Verhaͤltniß, worin ſie ſich ihren Nahrungsſtoff auf die eine oder die andere Weiſe aneignen, iſt ſehr verſchieden. Einige Pflanzen ziehen den beiweitem groͤßten Theil aus der Atmosphaͤre, und gedeihen daher auf dem duͤrreſten, magerſten Boden, wie das Hauslauch auf den Ziegeldaͤchern; andere nehmen den groͤß - ten Theil aus dem Boden, und zu dieſen gehoͤ - ren die Graͤſer, vor allen die, welche um ihres ſtarken Saamens willen gebauet werden; wie ſchon daraus abzunehmen iſt, daß ihr Blatt-Or - gan in Verhaͤltniß dieſes Saamens ſehr klein iſt, und groͤßtentheils verdorret, wenn der Saa - men ſich bildet und dazu am meiſten Nahrungs - ſtoff erfordert. Zu denen aber, welche ihre Nah - rung auf beiden Wagen, vielleicht in gleicher Staͤrke erhalten, gehoͤren

Die Huͤlſen-Fruͤchte. Sie tragen zwar auch eine ſtarke Maſſe von nahrhaftem Saamen, aber ihr Blattorgan iſt im Verhaͤltniß zu dem - ſelben auch ſtark, aͤußert ſichtbarlich eine große Thaͤtigkeit, und erhaͤlt ſich darin, bis die Saa - men vollſtaͤndig ſind. Allerdings nehmen ſie auch nothwendige, integrirende Beſtandtheile aus dem268 Boden, denn auf einem mageren Boden gedei - hen ſie nicht. Aber im Verhaͤltniß des Ertra - ges, den ſie an Korn und Stroh geben, erſchoͤp - fen ſie den Boden nicht, und entziehen ihm von den, beſonders fuͤr die Cerealien geeigneten Nah - rungstheilen wenig. Dies hat ſchon uralte Er - fahrung die Ackerbauer gelehrt; denn wenn ſie die nachtheilige Wirkung von mehr als zwei nach einander gebaueten Getreideſaaten erkannten, ſo wußten ſie, daß ſich der Boden unter einer Huͤl - ſenfrucht erhole, und gewiſſermaßen neue Kraͤfte fuͤr die folgenden Getreide-Ernten wieder ſammle. Auch bezeugt es die allgemeine Erfahrung, daß die folgenden Getreideſaaten um ſo beſſer gedei - hen, je ſtaͤrker und dichter die Huͤlſenfruͤchte ſtan - den, daß man ſich dagegen weniger von jenen verſprechen duͤrfe, wenn dieſe mißrathen ſind. Hieraus haben einige gefolgert, daß dieſe Fruͤchte dem Boden mehr wiedergaͤben, als ſie ihm ent - zoͤgen. Dies laͤßt ſich jedoch nicht behaupten. Daß das Getreide nach einer Huͤlſenfrucht-Ernte beſſer als nach einer andern Getreide-Ernte ge - deihe, beweiſet nur, daß jene weniger erſchoͤpfe als dieſe. In dem betraͤchtlichen Blaͤtterabfall und in den roͤhrigen Wurzeln hinterlaſſen auch die Huͤlſenfruͤchte dem Boden mehr modernde269 Subſtanz als das Getreide, uͤberdem aber den Boden in einem mehr gelockerten Zuſtande. Die dichte Bedeckung und der Schatten, den ſie ihm gaben, hielt die ſich darunter entwickelnden Graͤ - ſer mehr beiſammen und in Beruͤhrung mit der offenen Erdkrume, ſo daß ſie mit dieſer in Wech - ſelwirkung treten konnten; woraus ſich beſonders die beſſere Wirkung einer dichtſtehenden Huͤlſen - frucht, vor der einer duͤnnern, erklaͤren laͤßt. Wie ſehr die Oberflaͤche des Bodens durch eine dichte Huͤlſenfrucht, wie man es nennt, bebruͤtet werde, beweiſet das ſchnelle und kraͤftige Begruͤ - nen der Stoppel; welches jedoch vor dem Um - bruche abzuwarten, aller Erfahrung nach, nicht rathſam iſt.

Auf der andern Seite iſt es jedoch nicht zu laͤugnen, daß man in den folgenden Ernten einen Abſchlag verſpuͤre, wenn ſtatt der Brache eine Huͤlſenfrucht gebauet worden, und daß man ihr daher einige Ausſaugung beimeſſen muͤſſe. Dieſe Ausſaugung kann aber nicht, wie bei dem Getreide, verhaͤltnißmaͤßig mit der im Acker be - findlichen Kraft und der dadurch bewirkten ſtaͤr - keren Ernte angenommen werden, weil dies ge - gen die anerkannte Erfahrung ſtreiten wuͤrde, daß eine ſtarke Huͤlſenfrucht wohlthaͤtiger fuͤr den270 Acker iſt, als eine ſchwache. Wir nehmen da - her, ohne Unterſchied des Kraftgrades, worin ſich der Boden befindet, die Ausſaugung einer Huͤl - ſenfrucht = 15 an; wobei, in Vergleichung mit der Brache, dann noch die Kraftvermehrung weg - faͤllt, die wir dieſer unten beimeſſen werden.

Wenn aber eine Huͤlſenfruchtſaat beim Auf - bluͤhen gruͤn abgemaͤhet wird, dann kann ihr keine Ausſaugung, es muß ihr vielmehr einige Verbeſſerung des Bodens beigemeſſen werden. Ich weiß zwar, daß einige behauptet haben, es mache dies keinen Unterſchied; aber dieſe Be - hauptung finden wir hier faſt alljaͤhrig wider - legt, da ein Theil der Wicken gruͤn, der andere reif abgemaͤhet wird, und im folgenden Jahre das, an der Stelle der erſteren ſtehende Getreide, immer einen, ſchon auf dem Halme ſichtbaren, aber noch mehr beim Ausdruſch ſich ergebenden, Vorzug hat.

Einer meiner ſcharfſinnigſten Freunde, der Winterung nach einer vollkommenen Brache und nach Erbſen bauet, hat mir die Bemerkung mit - getheilt, daß letztere, im Anſehen auf dem Hal - me und in der Staͤrke des Strohes, erſtere oft uͤbertroffen, im Ausdruſch aber nachgeſtanden habe. Bei mir ergiebt ſich gewiſſermaßen daſ -271 ſelbe, wenn ich den Roggen nach Klee und nach Erbſen mit einander vergleiche. Letzterer giebt mehrentheils einen ſtaͤrkeren Einſchnitt, aber aus gleichem Stroh betraͤchtlich weniger an Koͤrnern.

Buchweizen ſetze ich, in ſeiner Wirkung auf den Boden, den Huͤlſenfruͤchten gleich. In der Regel ſteht der nach ihm folgende Roggen, gegen den nach der Brache, etwas zuruͤck.

Ueber die Ausſaugung der Oelſaaten, wozu ich auch den Lein rechne, ſind die Meinungen ſehr getheilt. Ich habe ſelbſt zu wenig eigene Erfahrung daruͤber. Aber nach der Summe al - ler Erfahrungen ſcheint es wohl gewiß, daß ſie wenigſtens gleich dem Weizen ausſaugen. Die - jenigen, welche dies laͤugnen, weil ſie darnach ſehr guten Weizen und Roggen bauen, bedenken nicht, daß ſie zu jenen Fruͤchten den beſten Bo - den und den ſtaͤrkſten und fetteſten Duͤnger neh - men. Auch iſt es gewiß, daß der Bau dieſer Fruͤchte den Boden trefflich zum Getreide vor - bereite; aber die Erſchoͤpfung laͤßt ſich in der Folge zu deutlich verſpuͤren, wenn ſie nicht durch einen ſtaͤrkeren Duͤngerſtand erſetzt werden kann.

Vor allem iſt die Frage, in wiefern die Kartoffeln den Boden ausſaugen, neuerlich in Anregung gekommen, und mit Heftigkeit daruͤ -272 ber geſtritten worden; indem einige behaupten, daß ſie ſehr ſtark, andere, daß ſie gar nicht aus - ſoͤgen.

Diejenigen, welche erſteres behaupten, be - ziehen ſich vornehmlich auf den ſchlechten Rog - gen, der darnach waͤchſt. Dies gebe ich ihnen, mit allen erfahrenen Kartoffelbauern, als eine unbezweifelte Thatſache zu. Allein es ruͤhrt nicht von der Erſchoͤpfung des Bodens her, ſonſt koͤnnte keine ſo ausgezeichnete Gerſte, und dann, nach einer Zwiſchenfrucht, ſo koͤrnerreicher Weizen und Roggen darauf wachſen. Wenn die auf die Kartoffeln folgende Gerſten-Ernte, mit der nach dem Klee ohne neue Duͤngung wachſende Win - terungs-Ernte, zuſammen genommen wird, ſo uͤbertrifft der Ertrag oft den, der von einer, auf reine Brache folgenden Winterung und Gerſte zuſammen genommen, gewonnen werden kann. Hiervon kann Moͤglin alljaͤhrig den uͤberzeugend - ſten Beweis aufſtellen. Daß der Roggen alſo nach Kartoffeln ſchlecht geraͤth, muß von einer unerklaͤrbaren Abneigung des Roggens gegen dieſe Vorfrucht wovon wir aber mehrere Beiſpiele im Pflanzenreiche haben herruͤhren; wenn es anders wahr iſt, was einige behaupten, was ich aber nicht entſcheiden kann, daß Weizen,au273auf angemeſſenem Boden, beſſer darauf gerathe. Sonſt erklaͤre ich mir die Sache ſo, daß durch die Kartoffeln das gehoͤrige, dem Kornbau zuſa - gende Verhaͤltniß der elementariſchen Stoffe des Humus geſtoͤrt werde, und daß dieſes durch Hin - zutreten des Sauerſtoffs wieder hergeſtellt wer - den muͤſſe, bevor eine Kornſaat recht darauf ge - deihen koͤnne, weswegen alle unmittelbar einge - brachte Winterungsſaat kraͤnklich wird.

Man hat geſagt, daß ſelbſt nach meiner Aeußerung, die Ausſaugungen im Verhaͤltniß mit den nahrhaften Theilen einer Frucht ſtehen. Vom Getreide glaube ich dies, der Erfahrung nach. Aber auf die Kartoffeln kann dies un - moͤglich, noch weniger als auf die Huͤlfenfruͤchte, Anwendung finden. Denn eine Mittel-Ernte von Kartoffeln giebt hier im Durchſchnitt 80 Scheffel uͤber die Einſaat vom Morgen. Drei Scheffel Kartoffeln aber ſind in ihren nahrhaften Theilen gleich einem Scheffel Roggen; folglich jene Ernte gleich der von 26⅔ Scheffel Roggen. Wenn wir nun die Ausziehung eines Scheffels Roggen vom Morgen = 6 angenommen haben, ſo muͤßte die Ausziehung einer Kartoffel-Ernte = 160 ſeyn; eine Kraft, die der Boden, wo Kartoffeln mit Erfolg gebauet werden, oft nicht18274hat, und die, wenn ſie vorhanden waͤre, total durch ſie erſchoͤpft werden muͤßte, was doch kei - neswegs der Fall iſt. Die Abſurditaͤt dieſer Be - hauptung liegt daher zu Tage.

Dennoch kann ich auch nicht der Meinung derer beiſtimmen, die ſie wie unter andern Herr Staͤudinger in Flotbeck von aller Ausſaugung freiſprechen. Ich habe bei meiner 30jaͤhrigen Beobachtung des Kartoffelbaues im - mer meine Aufmerkſamkeit auf dieſen Umſtand gerichtet, und viele comparative Verſuche, theils abſichtlich, theils zufaͤllig daruͤber angeſtellt. Denn es trifft ſich haͤufig, daß ein Theil des zu Kar - toffeln beſtimmten Ackers nicht damit belegt, dann entweder mit Huͤlſenfruͤchten beſtellt, oder als reine Brache letzteres zwar nur ſelten behandelt wurde. War beides gleich ſtark ge - duͤngt, ſo zeichnete ſich die ganze Reihe der fol - genden Saaten auf der Stelle etwas aus, wo keine Kartoffeln geſtanden hatten. Wenn aber, wie mehrentheils geſchah, der nicht mit Kartof - feln zu beſtellende Theil des Schlages auf den Morgen 2 Fuder Miſt weniger erhielt, ſo waren die Ernten von dieſen Stellen durchaus nicht beſſer, wie nach den Kartoffeln, ſtanden dagegen wohl etwas zuruͤck.

275

Auf dieſe wiederholte Beobachtung fußend, nehme ich die Ausſaugung einer Kartoffeln-Ernte gleich der Reſtauration an, die 2 Fuder Miſt a 20 Ct. geben, alſo wie wir hoͤren werden = 30. Ich mache keinen Unterſchied zwiſchen einer, allerdings von dem Kraftzuſtande des Bodens mit abhaͤngender, ſtaͤrkern oder ſchwaͤchern Kar - toffel-Ernte, weil ich gefunden habe, daß Kar - toffeln, die bei guͤnſtiger Witterung einen ſtar - ken Ertrag gaben, beſſere Nachfruͤchte hatten, als die, welche einen geringen bei unguͤnſtiger gaben. Andere haben daſſelbe beobachtet. Je - doch gebe ich zu, daß ein ſehr bereicherter Bo - den, und der deshalb Kartoffel-Ernten von 150 bis 200 Scheffel giebt, dadurch ſtaͤrker ausgeſo - gen werde.

Daß die Kartoffeln den Haupttheil ihrer Nahrung durch ihr Kraut anziehen, erhellet auch daraus, daß ſie ſogleich im Wachsthum ihrer Bollen ſtehen bleiben, und durchaus nicht mehr zunehmen, ſobald man ihnen das Kraut genom - men hat. Schneidet man ihnen das Kraut fruͤh, und wenn ſie es wieder austreiben, wiederholt ab; ſo ſetzen ſie gar keine Bollen an, ſondern machen nur einen gewaltigen Wulſt von Wur - zeln. Auch jede Verkuͤrzung des Krauts thut276 ihnen Schaden, und von dem einmal empfohle - nen Abſchneiden der Bluͤte hat man bei wieder - holten Verſuchen nur Nachtheil verſpuͤrt. Daß ſie jedoch einen integrirenden Theil aus dem Bo - den nehmen muͤſſen, hat keinen Zweifel.

So ſehr ich meine Aufmerkſamkeit darauf gerichtet habe, ob in Anſehung der Wirkung auf die Nachfruͤchte ein Unterſchied zwiſchen Kar - toffeln, Steckruͤben, Moͤhren, Runkeln, Waſſer - ruͤben u. ſ. f. zu verſpuͤren waͤre wozu ich haͤufig Gelegenheit hatte, da alles dies neben einander auf meinem Hackfruchtſchlage gebauet wurde ſo habe ich doch keinen entſchiedenen entdecken koͤnnen. Nur wenn gedrillete Bohnen hierher kamen, ſo ward die darauf folgende Gerſte beſſer; haͤufiger aber ward, wenn ſich die Stelle der Muͤhe verlohnte, Weizen darnach gebauet, der immer vortrefflich ward, wohl aber einigen Ruͤckſchlag des auf den Klee folgenden Roggens bewirkte. Es ward dazu aber immer das beſte Land genommen. Dagegen habe ich ſehr ſchlechte Gerſte auf den Stellen gehabt, wo zuweilen Mais als Hackfrucht gebauet wurde. Dies ge - ſchah zwar nur auf den ſandigſten und trocken - ſten Stellen, die aber in der Duͤngung beſonders beguͤnſtigt wurden.

277

Daß der rothe Klee, ſelbſt wenn er zwei Jahre hinter einander gemaͤhet und abgefahren wird, die Kraft des Bodens nicht auszehre, ſon - dern noch verſtaͤrke, glaube ich daraus mit Si - cherheit abnehmen zu koͤnnen, daß der nach ihm gebauete Weizen und Roggen den im Ertrage uͤberwiegt, den ich auf meinem Boden unmittel - bar nach einer geduͤngten Brache erwarten koͤnnte. Er kommt hier doch erſt im fuͤnften Jahre nach der Duͤngung, und, wenn ich den Klee nicht rechne, in dritter Tragt. Unmittelbar nach der Gerſte koͤnnte ich ihn unmoͤglich ſo haben. Frei - lich iſt der Klee im zweiten Jahre oͤfterer nur beweidet worden, und alſo der Weideduͤnger hin - zugekommen, manchmal der erſte Wuchs gemaͤ - het, der zweite abgeweidet. Ein Theil hat im erſten oder im zweiten Jahre immer Saamen getragen, und dieſe Stellen habe ich andere moͤgen daruͤber ſagen, was ſie wollen beſtimmt in der Winterung ſchlechter gefunden. In dem letzten Jahre, muß ich doch bemerklich machen, habe ich dem Klee, der Weizen tragen ſollte, eine ganz ſchwache Nachduͤngung von Fuder per Morgen gegeben, weil ich mir eine kraͤftige Weizen-Ernte ſichern wollte.

278

Nach meinen Erfahrungen kann ich alſo dem Klee, ſelbſt dem in vollig gruͤnen Zuſtande zweimal gemaͤheten und abgefahrenen, keine an - dere Wirkung und keine geringere Verbeſſerung der Bodenkraft in jedem Jahre beimeſſen, als die man dem jaͤhrigen Dreiſchliegen, nach den Er - fahrungen der Koppel-Wirthſchaft, zuſchreibt, naͤmlich, daß ſie gleich ſey der Auffuhr von ei - nem Fuder Miſt. Die abgefallenen Blaͤtter, der untergepfluͤgte oder vermodernde dritte Wuchs, muͤſſen dem Acker mehr wiedergeben, als ihm die beiden erſten Schnitte entzogen haben Wird der Klee abgeweidet, ſo iſt die reichliche Weide, in Anſehung der Duͤnger-Erzeugung und Kraft - Vermehrung, wohl mehr werth; ich habe aber keinen Unterſchied gemacht, und den Zuwachs, den der Acker durch den Klee erhaͤlt, in jedem Jahre, in den unten folgenden Berechnungen, = einem Fuder Miſt oder = 15 angenommen.

Die ausgeſogenen Nahrungstheile muͤſſen dem Boden, wie allgemein anerkannt iſt, durch die Aufbringung verweſender thieriſcher und ve - getabiliſcher Stoffe, erſetzt werden. Wenn an -279 dere Duͤngungsmittel hoͤchſt wahrſcheinlich nur dadurch, daß ſie mit der im Acker befindlichen, aber unaufloͤslichen Moder-Erde in Wechſelwir - kung treten, und ſie in vegetabiliſchen Nahrungs - ſtoff umwandeln, eine Zeitlang helfen und eine ſehr auffallende Wirkung thun, ſo iſt dieſe doch nur beſchraͤnkt, und kann ohne vorhergegangenen Erſatz der modernden Subſtanz nicht mit Nuz - zen wiederholt werden. Als wirklicher Duͤnger kommt der aus thieriſchen Excrementen und Stroh, oder andern vegetabiliſchen Abfaͤllen, be - ſtehende Stallmiſt am haͤufigſten vor, und von dieſem haben wir die meiſten Erfahrungen: wes - wegen wir von dieſem die Kraftvermehrung, die er dem Acker giebt, am ſicherſten beſtimmen, und damit die Wirkung anderer Duͤngungsmittel dann vergleichen koͤnnen.

Stallmiſt und Stallmiſt iſt aber ſehr ver - ſchieden. Hier iſt die Rede von ſolchem, der bei einer reichlichen nahrhaften Futterung, und einer nur ſo eben zum Aufnehmen der Excremente zu - reichenden Einſtreuung, gewonnen wird. Ein magerer Stallmiſt, der entſteht, wenn Stroh in Menge in den Stall und auf den Miſthof ge - bracht, nur mit wenigen, beinahe auch nur durch Strohfutterung erzeugten Excrementen beſchwaͤn -280 gert, und dann nur durch waͤſſerige Theile zur Faͤulung gebracht wird, kann jenem nicht gleich geachtet werden; am wenigſten, wenn nur das Volum, nicht das Gewicht welches bei fet - tem Miſte ſehr viel ſtaͤrker iſt beachtet wuͤrde.

Ob der Miſt mehr oder weniger zerſetzt ſey, macht allerdings auch einen Unterſchied; doch iſt dieſer Unterſchied minder erheblich bei fettem als bei magerm Miſte. Voͤllige Gleichartigkeit in dieſer Hinſicht wird nur da zu bewirken ſeyn, wo man ihn auf ſchweizeriſche Art behandelt. Ich habe mich aber uͤber die Behandlung des Miſtes auf meinem Hofe erklaͤrt einen ſo be - handelten Miſt nehme ich an. Auch mein Schaf - miſt iſt fett.

Der Miſt wird nur nach Fudern geſchaͤtzt und angegeben. Ein vierſpaͤnniges Fuder, wie es ohne beſondere Anſtrengung der Pferde ge - woͤhnlich ausgefahren wird, iſt mehrere Male ge - wogen worden, und man fand deſſen Gewicht jedesmal etwas uͤber 20 Centner oder 2200 Pfd. Ochſen-Fuder oder dreiſpaͤnnige Fuder ſind auf ſolche Normal-Fuder reduzirt. Sind die Wege gut und iſt der Miſt trocken, ſo wird ſtaͤrker ge - laden, und ein ſolches ſtarkes Fuder ergab ein281 Gewicht von 2600 Pfund. Bei ſchlechten We - gen und bei regnigtem Wetter wird die Ladung leichter gemacht, und der wahre Gehalt iſt ge - ringer. Wenn das auffallend iſt, ſo wird auch darnach eine Reduction bei der Anrechnung vor - genommen, aber Genauigkeit iſt mir bisher un - moͤglich geweſen, ich kann es aber in Pauſch und Bogen als richtig annehmen. Wahrſchein - lich iſt mir’s, daß die Fuder im Durchſchnitt ehe mehr als weniger gewogen haben, beſonders in den letzteren Jahren. Das Volum eines ſolchen Fuders betraͤgt etwa 42 Kubikfuß.

Wenn ein Morgen Landes in dem Zuſtande iſt, daß er 3 Scheffel Roggen oder 2 Scheffel uͤber die Einſaat geben wuͤrde, ſo giebt er mit 4 ſolchen Fudern Miſt befahren 5 Scheffel uͤber die Einſaat. Die 3 Scheffel, welche er mehr giebt, ſind mithin durch dieſe Duͤngung bewirkt. Nun wird, nach dem oben angenommenen Ver - haͤltniſſe, fuͤr jeden Scheffel per Morgen eine Kraft = 6 erfordert, und der Roggen zieht von 100 im Boden befindliche Kraft 30 an. Die Kraft des Bodens muß alſo durch dieſe 4 Fu - der Miſt um 60 vermehrt ſeyn; folglich giebt ein ſolches Fuder auf 1 Morgen eine Kraftver - mehrung = 15. Dieſe Kraftvermehrung neh -282 men wir alſo von einem Normal-Fuder fetten Stallmiſt per Morgen an.

Es habe der Boden, wie oben geſagt, vor der Duͤngung = 40 Kraft, d. h. er ſey noch vermoͤgend 2 Scheffel uͤber die Einſaat zu pro - duziren.

Man giebt ihm per Morgen 4 Fuder Miſt, und ſeine Kraft iſt = 100. Davon giebt er 5 Scheffel uͤber die Einſaat.

Dieſe ziehen aus = 30. Er behaͤlt alſo = 70.

Man ſaͤet Gerſte ein, und dieſe zieht aus = 25 von Hundert; alſo von 70 = 17,5. Sie giebt hiervon, da fuͤr den Scheffel = 4 er - fordert wird, 4,375 Scheffel.

Man laͤßt nach einer Brache, der, wie wir hoͤren werden, eine Kraftvermehrung von (= ½ Fuder Miſt) = 7,5 beizumeſſen iſt, wieder Roggen folgen. Dieſer kommt in eine Kraft von 70 17,5 + 7,5 = 60; er ziehet da - von aus a 30 pr. Ct. = 18, und giebt davon 3 Scheffel uͤber die Einſaat.

Es bleibt im Boden eine Kraft von 60 18 = 42. Man nimmt aber noch eine Hafer - Ernte. Dieſe ziehet aus 25 pr. C., alſo von 42 = 10,5, und nachdem ſie davon gegeben283 hat 3,5 Scheffel, behaͤlt der Boden eine Kraft = 31,5.

Der Boden hat alſo bei dieſer Beſtellung verloren an Kraft = 8,5.

Dies ſoll hier lediglich zum Beiſpiel der Berechnungsart dienen.

Die Kraft des Bodens wird nach allge - meiner Erfahrung in einem gewiſſen Verhaͤltniſſe reſtaurirt, wenn er ſich begraſet und zur Vieh - weide dient. Man hat dies den Kraft-Erſatz durch Ruhe genannt. Aber Ruhe iſt es hier nicht, was die Kraft vermehrt; ſondern es iſt der Graßwuchs, der in dem Boden entweder vermodert, oder der ihm von dem Weidevieh ani - maliſirt zuruͤckgegeben wird.

Man hat bei der Koppelwirthſchaft erfah - rungsmaͤßig und ziemlich einſtimmig angenom - men, daß ein jaͤhriges, zur Weide - Dreiſch - Liegen, die Kraft des Bodens gleich einem Fuder Miſt auf dem Morgen vermehre. Dies ſteht aber im Verhaͤltniß mit dem Graßwuchſe, den eine ſolche Dreiſchweide hervorbringt, und dieſer mit der Kraft des Bodens, womit er nie - dergelegt ward. Ein ſehr erſchoͤpfter Boden wird einen ſchwachen Graßwuchs und Weide geben, und dabei wird ſich dann ſeine Kraft wenig ver -284 mehren. Soll die Kraftvermehrung durch ein - jaͤhriges Dreiſchliegen der Wirkung eines guten Fuders Miſt gleich geſchaͤtzt werden, ſo muß der Acker wenigſtens in einem Kraftgrade = 60, das heißt in einem Zuſtande, wo er noch drei Scheffel Roggen uͤber die Einſaat vom Morgen haͤtte geben koͤnnen, niedergelegt ſeyn. Die Kraft - vermehrung, die der Boden durch das Dreiſchliegen erhaͤlt, muß demnach, im Verhaͤlt - niß ſtehend mit dem Kraftgrade, worin er nie - dergelegt worden, angenommen, und nach der bekannten Proportional-Rechnung oder Re - gel de tri berechnet werden.

Um obiges Beiſpiel beizubehalten, wo der Boden nach vier Ernten = 31,5 Kraft behielt, ſo ſagt man:

60: 16 = 31,5: X = 7,875.

In 4 Jahren betruͤge das = 31,5.

Seine Kraft haͤtte ſich wieder verdoppelt, und er traͤte aufgebrochen in den neuen Umlauf mit 63 ein. Bekaͤme er dazu wieder 4 Fuder Miſt = 60, ſo truͤge er die erſte Frucht in ei - ner Kraft = 123 ab. Hieraus ergeben ſich die Vortheile der Koppelwirthſchaft auf entkraͤftetem Boden und bei ſpaͤrlicher Duͤngung.

285

Brache ſoll nicht mit Dreiſchliegen, wie ſo oft geſchiehet, verwechſelt werden. Sie verſtaͤrkt die Ernten, indem ſie die im Boden befindlichen Nahrungstheile mehr aufſchließt, aber ſie ver - mehrt ſolche als Brache nicht, bewirkt vielmehr auf die Folge durch die ſtaͤrkeren Ernten eine ſtaͤrkere Ausſaugung. Durch das zwiſchen den Pflugfahren aufkommende Kraut, welches in ſei - nem ſaftreichen Zuſtande wieder untergepfluͤgt wird, und als eine, aber nur ſchwache, vegeta - biliſche Duͤngung anzuſehen iſt, oder aber durch den Pferch der dies Kraut abweidenden Schafe, fuͤgt ſie der Kraft jedoch wohl etwas hinzu.

Auf vielen Feldern wird bei der drei - und vierfeldrigen Wirthſchaft nur eine halbe Brache gehalten; d. h. man laͤßt den Acker bis nach Johannis liegen, um ihn zur Weide zu benuz - zen. Dies iſt alſo ein halbes Dreiſchliegen.

Ueberhaupt glaube ich die Wirkung einer Brache, hinſichtlich der Kraftvermehrung, gleich der Haͤlfte eines Dreiſchjahres annehmen zu koͤn - nen, alſo = 7,5; jedoch unter der Vorausſez - zung, daß Brache gehalten werde, wenn der Bo - den noch in einer Kraft = 60 ſtehet, ſonſt al - lerdings weniger. Je mehr und je kraͤftiger ſich286 die Brachfurchen begruͤnen, deſto ſtaͤrker iſt die Wirkung.

Dies ſind alſo die Saͤtze und Verhaͤltniſſe, die ich nach meiner jetzigen Anſicht fuͤr die Aus - ſaugung und Vermehrung der Kraft oder Nah - rungstheile des Bodens beim Ackerbau anneh - me. Mehrere Beobachtungen muͤſſen ſie be - richtigen und genauer beſtimmen.

Ich hatte mehrmals mit meinen Gehuͤlfen eine Reihe von comparativen Verſuchen auf ein - zelnen, beſonders ausgewaͤhlten Feldſtuͤcken, vor - nehmlich in dieſer Hinſicht angelegt. Aber das Schickſal hat die Ausfuͤhrung nicht geſtattet. Die Stoͤrungen und der beſtaͤndige Verdruß, denen der Landwirth in den Kriegszeiten ausge - ſetzt war, benahm die Luſt; der Mangel an Ar - beitern ließ die genaue Abſonderung bei der Ernte und in den Scheunen nicht zu; denn der geringſte Irrthum hierin zerſtoͤrte das ganze Re - ſultat. Doch wuͤrden dieſe Schwierigkeiten hof - fentlich uͤberwunden ſeyn, wenn nicht zu den haͤr - teſten Schlaͤgen meines Schickſals das gehoͤrt haͤtte, daß mir meine thaͤtigſten und treueſten Gehuͤlfen, gerade dann, wenn ſie rechten Sinn fuͤr die Sache bekommen hatten, entriſſen wurden.

287

Jetzt kann ich nur das Reſultat der Be - obachtungen im Großen, hinſichtlich dieſes Ge - genſtandes, aus meiner Wirthſchaft, und zwar bis jetzt nur von den Hauptſchlaͤgen mittheilen. Hierbei kann die Genauigkeit nicht ſtatt finden, die man bei Verſuchen im Kleinen fordern kann. In anderer Hinſicht haben ſie aber wohl ſo viel Werth wie dieſe, indem ſie unter denſelben Ver - haͤltniſſen angeſtellt ſind, worauf man ſie wieder anwenden will. Ein Mangel iſt es freilich, daß nicht alle Theile jedes Schlages gleichartigen Boden haben, und aus oͤkonomiſchen Ruͤckſich - ten nicht gleichartig behandelt werden konnten.

Die Schlaͤge haben, wie meine Leſer wiſ - ſen, verſchiedene Fruͤchte in einem Jahre getra - gen, die eine verſchiedene Anziehungskraft be - ſitzen. Mit Ruͤckſicht auf dieſe iſt auch der Duͤn - ger auf die verſchiedenen Abſchnitte vertheilt wor - den, oder man hat es ſo eingerichtet, daß da, wo zuvor eine mehr erſchoͤpfende Frucht ſtand, nun eine minder anziehende hin kam. Ich koͤnnte dies zwar von vielen Theilen mit Genauigkeit angeben, es wuͤrden dadurch aber ſo viele Un -288 terabtheilungen noͤthig werden, daß jeder, der mit dem Lokal nicht genau bekannt iſt, ſie nicht wuͤrde begreifen koͤnnen. Auch konnte die Ernte nicht immer von jedem Theile abgeſondert wer - den. Deshalb betrachten wir jeden Schlag als ein ungetheiltes Ganzes, geben die Haupt - fruͤchte an, welche er auf einer beſtimmten Flaͤ - che (auf ¼ Morgen mehr oder weniger kann es freilich nicht immer beſtimmt werden), in Qua - litaͤt und Quantitaͤt produzirt hat, wie viel ſie nach jenen Poſitionen uͤberhaupt ausgeſogen ha - ben, und wie viel das per Morgen uͤber den ganzen Schlag betrage. Ferner, wie viel Duͤn - ger und welche Kraftvermehrung der Schlag da - durch per Morgen erhalten hat, auch wie viel Kraftvermehrung durch Klee und Weide fuͤr ihn anzunehmen ſey.

Es iſt dies in den folgenden Tabellen dar - geſtellt. Es ſchien mir aber-deutlicher zu wer - den, wenn ich es auf eine doppelte Weiſe vor - legte.

In dieſen Tabellen habe ich hypothetiſch angenommen, daß die ganzen Schlaͤge durchaus mit den Fruͤchten beſtellet geweſen, die ſie plan - maͤßig haben ſollten; was in der Wirklichkeit beim Getreide nicht der Fall war. Der Duͤnger,den289den ſie im Ganzen wirklich erhalten haben, iſt per Morgen berechnet, obwohl er nicht in jedem Jahre gleichmaͤßig vertheilt ward, ja zuweilen eine Stelle leer ausging, die in einem andern Jahre nachgeholt wurde. (z. B Schlag V. im Jahre 1811). Wenn ein Theil des Schlages eine minder ausziehende Frucht trug als der an - dere, ſo wird auf jenen der Duͤnger ſchwaͤcher als auf dieſen gefahren, z. B. bei gruͤn zu maͤ - henden Wicken gegen Erbſen und Bohnen; wel - che letztere ihn beſonders in der Hinſicht reich - lich erhielten, daß Weizen darauf folgen ſollte.

In dieſen Tabellen enthaͤlt nun die erſte Columne die Fruͤchte, die der Schlag in jedem Jahre tragen ſollte, zum groͤßern Theile auch wirklich getragen hat, (woruͤber dasjenige nach - zuſehen, was oben von der Beſtellung der Schlaͤge geſagt worden). Dann den Duͤnger, den er per Morgen, unter der Annahme einer gleichen Ver - theilung, wirklich erhielt.

Die 2te Columne giebt den Kraftgrad an, worin der Schlag im Ganzen in dem Jahre ſtand und ſeine Ernte abtrug. Der zu Anfange der Rotation angenommene Kraftgrad iſt theils von der Natur des Bodens, von dem Duͤnger, den er fruͤher erhalten, und von den Ernten die19290er abtrug, theils von der naͤchſtfolgenden Ernte mit Ruͤckſicht auf die Jahresfruchtbarkeit abſtra - hirt. Die folgenden Kraftgrade ergeben ſich dann von ſelbſt.

Die 3te Columne zeigt die durch den er - haltenen Duͤnger, oder durch das zu Klee oder zur Weide liegen bewirkte Kraftvermehrung an; wo ein Fuder Duͤnger ſowohl, als ein Ruhe - oder Klee-Jahr, = 15 angenommen ſind.

Die 4te Columne giebt die Ausziehung an, welche von der in der erſten Columne angege - benen Frucht in einem Mitteljahre zu erwarten war.

Die 5te Columne enthaͤlt, was der Mor - gen nach dieſer anzunehmenden Ausſaugung an Scheffeln jener Frucht haͤtte tragen ſollen, uͤber die Ausſaat.

Kleinere Bruͤche als $$\tfrac4{100}$$ ſind weggeworfen oder aproximirt, weil es uns auf 1 Pfund Getreide mehr oder weniger vom Morgen nicht ankom - men kann.

291
Schlag I. Vorhan - dene Kraft.Hinzu - gekom - mene Kraft.Ausge - ſogene Kraft.Soll ge - ben von 1 Mor - gen Scheffel
1807 Klee 2jaͤhrig9015
1808 Roggen10531,55,25
1809 per Morgen 2,6 Fuder39
Erbſen und Wicken112,515
1810 Roggen97,529,254,87
1811 per Morgen 7,8 Fuder117
Kartoffeln185,2530
1812 Gerſte155,2538,819,7
1813 Klee116,4415
1814 Kleeweide131,4415
1815 Roggen146,44
Nach der folgenden Berechnung des wirklichen Er - trages behaͤlt der Schlag aber nur138,99

Er hat alſo in der Rotation gewonnen = 48,99.

292
Schlag II. Vorhan - dene Kraft.Hinzu - gekom - mene Kraft.Ausge - ſogene Kraft.Soll ge - ben von 1 Mor - gen Scheffel
1807 per Morgen 5,9 Fuder4088,5
Kartoffeln128,530
1808 Gerſte98,524,626,15
1809 Klee15
1810 Klee15
1811 Roggen103,8831,165,19
1812 per Morgen 5,3 Fuder79,8
Erbſen und Wicken152,5215
1813 Roggen137,5241,256,87
1814 per Morgen 6,4 Fuder96
Kartoffeln192,2730
1815 Gerſte162,27
Nach der Berech - nung des wirk - lichen Ertrages bleiben143

Der Schlag hat alſo gewonnen = 103.

293
Schlag III. Vorhan - dene Kraft.Hinzu - gekom - mene Kraft.Ausge - ſogene Kraft.Soll ge - ben von 1 Mor - gen Scheffel
1807 4,47 Fuder per Morgen2067,05
Roggen87,0526,14,35
1808 3 Fuder per Morgen60,9545
Kartoffeln105,9530
1809 Gerſte75,9518,984,94
1810 Klee56,9715
1811 Weide71,9715
1812 Roggen86,9726,094,35
1813 Erbſen, Wik - ken60,8815
2,75 Fuder Miſt45,8841,25
1814 Roggen87,1326,144,35
181561
Nach der Berech - nung des wirk - lichen Ertrages bleiben71,64

Der Schlag hat alſo gewonnen = 51,64.

294
Schlag IV. Vorhan - dene Kraft.Hinzu - gekom - mene Kraft.Ausge - ſogene Kraft.Soll ge - ben von 1 Mor - gen Scheffel
1807 Roggen5215,62,6
1808 Klee-Weide36,415
1809 Weide51,415
1810 Roggen66,419,923,32
1811 per Morgen 4,17 Fuder62,55
Erbſen, Wicken und Bohnen109,0315
1812 Roggen94,0328,24,7
1813 per Morgen 5,05 Fuder75,75
Kartoffeln zum Theil141,5820
1 Fuder per Morgen15
1814 Gerſte als Hauptfrucht126,5834,138,53
181592,45
Nach der Berech - nung des wirk - lichen Ertrages80,57

Der Schlag hat alſo gewonnen = 28,57.

295
Schlag V. Vorhan - dene Kraft.Hinzu - gekom - mene Kraft.Ausge - ſogene Kraft.Soll ge - ben von 1 Mor - gen Scheffel
1807 per Morgen 4,1 Fuder5461,5
Erbſen und Wicken115,515
1808 Roggen100,530,155,02
1809 per Morgen 4,8 Fuder72
Kartoffeln172,530
1810 Gerſte142,535,628,9
1811 Gemenge ſtatt Klee106,88
1812 Klee15
1813 Roggen121,8836,576,1
1814 per Morgen 5,3 Fuder79,5
Erbſen164,8115
1815 Roggen149,81
Nach der Berech nung des wirk - lichen Ertrages136,39

Der Schlag hat alſo gewonnen = 82,39.

Nur 56 Morgen wurden befahren, und nur dieſe kommen hier fuͤr die folgenden Jahre in Be - tracht, da das uͤbrige verſchieden behandelt wurde.

296
Schlag VI. Vorhan - dene KraftHinzu - gekom - mene Kraft.Ausge - ſogene Kraft.Soll ge - ben von 1 Mor - gen Scheffel
1807 Klee7015
1808 Klee-Weide8515
1809 Roggen100305
1810 per Morgen 4,1 Fuder61,5
Erbſen und Wicken131,515
1811 Roggen116,534,955,82
1812 per Morgen 8 Fuder120
Kartoffeln201,5530
1813 Gerſte171,5542,8810,72
1814 Klee128,6715
1815 Klee-Weide143,6715
Nach der Berech - nung des wirk - lichen Ertrages141,24

Der Schlag hat alſo gewonnen = 71,24.

297
Schlag VII. Vorhan - dene Kraft.Hinzu - gekom - mene Kraft.Ausge - ſogene Kraft.Soll ge - ben von 1 Mor - gen Scheffel
1807 Roggen70213,5
1808 per Morgen 3,58 Fuder53,7
Erbſen und Wicken102,715
1809 Roggen87,726,314,38
1810 per Morgen 5,73 Fuder84,55
Kartoffeln145,9430
1811 Gerſte115,9428,487,12
1812 Klee87,4615
1813 Klee-Weide102,4615
1814 Roggen117,4635,835,97
181581,63
Nach der Berech - nung des wirk - lichen Ertrages88,65

Der Schlag hat alſo gewonnen = 18,65.

298

Dieſe Tabellen ſind nach den oben angege - benen Poſitionen, die aus allgemeinen Erfahrun - gen abſtrahirt waren, berechnet. Sie ſollen hier dienen, um ſie an die Wirklichkeit zu halten, und um zu pruͤfen, in wie fern dieſe Poſitionen auch hier zutreffen, oder vielmehr um dieſe Pruͤ - fung einzuleiten, indem erſt eine laͤngere Reihe von Jahren bei fortgeſetzter Beobachtung daruͤ - ber entſcheiden kann.

Wir muͤſſen daher mit Zuruͤckweiſung auf das, was oben uͤber den Ertrag und Rein-Er - trag der Jahre 1807 bis 1814 geſagt worden, die Hauptſchlaͤge, die bis jetzt in dieſer Hinſicht allein in Betracht kommen koͤnnen, nochmals durchgehen.

Schlag I.

Im Jahre 1808 gab der Roggen von 46

  • Morgen auf den Boden288 Scheffel.
  • Dazu $$\tfrac4{15}$$ Dreſcherlohn19,2
  • Davon ab die Einſaat46
  • Wirklicher Ertrag uͤber die Einſaat261,2
Roggen.299

Der Hafer gab von 34 Morgen auf den

  • Boden408 Scheffel.
  • Dazu $$\tfrac4{15}$$ Dreſcherlohn27,2
  • Davon ab die Einſaat42
  • Ertrag393,2 Scheffel Hafer.

Dies betraͤgt fuͤr den Roggen per Morgen 5,67 Scheffel.

Hafer 11,56

1 Scheffel Roggen zieht aus = 6, alſo von 1 Morgen 34,02 und von 46 Morgen = 1564,92.

1 Scheffel Hafer zieht aus = 3, alſo von 1 M. 34,68 und von 34 M. = 1179,12.

Auf 80 Morgen 2744,04.

  • Betraͤgt im Durchſchnitt p. M. 34,3.
  • In der Tabelle angenommen zu31,5.
  • alſo mehr2,8.

Im Jahr 1810 gaben 72 Morgen Roggen

  • 492 Scheffel.
  • Dazu Dreſcherlohn32,8
  • Ab die Einſaat72
  • Ertrag452,8

8 Morgen Weizen gaben auf den Boden 75 Sch.

  • Dazu das Dreſcherlohn5
  • Ab die Einſaat gedrillet6
  • Ertrag74
300

Betraͤgt vom Morgen 6,28 Scheffel Rog - gen; 9,25 Scheffel Weizen.

1 Scheffel Roggen p. M. zieht aus = 6.

Alſo iſt von 1 M. ausgeſogen = 37,68, und von 72 M. = 2712,96.

1 Scheffel Weizen p. M. zieht aus = 8.

Alſo iſt von 1 M. ausgeſogen = 74, von 8 M. = 592.

Von 80 M. = 3304,96.

  • Betraͤgt im Durchſchnitt p. M. 41,31.
  • In der Tabelle angenommen zu29,25.
  • Alſo mehr12,06.

Die ſtaͤrkere Ausziehung der 8 Morgen Weizen, deſſen Anziehung durch die Drill-Cul - tur noch verſtaͤrkt war, begruͤndet ſchon dieſe Ab - weichung. Zugleich war die Fruchtbarkeit des Jahres groß, weswegen der Roggen auch 1,41 Scheffel uͤber das gab, was man von ihm er - warten konnte.

Im Jahr 1812 gaben 56 M. 459 Sch. Gerſte.

  • Dazu Dreſcherlohn30,6
  • Davon Einſaat50
  • Ertrag439,6

Betraͤgt per Morgen 7,85 Scheffel.

1 Scheffel Gerſte per Morgen ziehet aus = 4.

301
  • Alſo iſt auf 1 Morgen ausgeſogen31,40.
  • In den Tabellen iſt die Ausziehung38,81.
  • In der Wirklichkeit alſo weniger7,41.

Der Schlag hatte vom Jahre 1811 an 74 Morgen behalten. 18 Morgen waren im Jahre 1812 mit Lein und Rotabaga zu Saamen be - ſtellt, deren Ausſaugung wohl noch etwas ſtaͤr - ker wie die der Gerſte angenommen werden muß.

  • Im Jahre 1800 betrug die Ausſaugung mehr wie in der Tabelle =2,8
  • 1810 mehr12,06
  • 14,86
  • 1812 dagegen weniger7,41

Es iſt alſo in den 8 Jahren mehr ausge - ſogen = 7, 45.

Daher anzunehmen, daß der Schlag I. fuͤr das Jahr 1815 eine Kraft = 138,99 behalte.

Schlag II.

  • Im Jahr 1808 gaben 90 M. 630 Sch. Gerſte.
  • Dazu Dreſcherlohn42
  • Davon ab Einſaat90
  • Ertrag582

Betraͤgt per Morgen 6,46 Scheffel Gerſte.

302
  • 15 Morgen gaben200 Sch. Weizen.
  • Dazu Dreſcherlohn13,33
  • Davon Drill-Einſaat10
  • Ertrag203,33

Betraͤgt per Morgen 13,7 Scheffel.

  • Gerſte ziehet 1 Sch. per M. aus = 4.
  • Alſo 6,46 Scheffel = 25,84; von 90 M. = 2325,6.
  • Weizen 1 Sch. p. M. ziehet aus = 8.
  • Alſo 13,7 Scheffel = 109,6; von 15 M. = 1644.
  • Von 105 Morgen = 3969,6.
  • Im Durchſchnitt per Morgen ausgeſogen= 37,8.
  • In der Tabelle iſt angenommen24,62.
  • Alſo mehr13,18.

welches daher ruͤhrt, daß gedrilleter Weizen auf 15 Morgen ſtatt der angenommenen Gerſte ge - bauet ward.

  • Im Jahr 1811 hatten 59 Morgen Rog - gen und gaben237 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn15,8
  • Davon die Einſaat60
  • Ertrag192,8

per Morgen 3,26 Scheffel.

303

1 Scheffel p. M. = 6; betraͤgt p. Mor - gen = 19,56 Grad.

  • 41 Morgen Hafer gaben551 Scheffel.
  • Dazu Dreſcherlohn36,73
  • Davon die Einſaat55,75
  • Ertrag532

per Morgen 12,98 Scheffel.

1 Schfl. p. M. = 3 = 38,94.

Ganze Ausziehung des Roggens

  • 19,56 + 59 = 1154
  • Hafers38,94 + 41 = 1596,5
  • 2750,5
  • Im Durchſchnitt27,50 per Morgen.
  • Die Tabelle ergiebt31,16
  • Alſo weniger3,66
  • Im Jahre 1813 gaben 88 M. 702 Sch. Roggen.
  • Dazu Dreſcherlohn46,8
  • Davon Einſaat88
  • Ertrag660,8
  • per Morgen 7,5 Sch. ziehen aus 45 Grad.
  • 12 M. gedrilleter Weizen gaben143 Schfl.
  • Dazu Dreſcherlohn9,53
  • Davon Einſaat8
  • Ertrag144,53

per Morgen 12,04 Scheffel ziehen aus 96,32 Grad.

304
  • Ganze Ausziehung des Roggens3960
  • des Weizens1155,84
  • 5115,84
  • Im Durchſchnitt51,15 per Morgen.
  • Die Tabelle ergiebt41,25
  • Alſo mehr9,90

was durch den Bau des gedrilleten Weizens zu - gleich mit der fruchtbaren Jahres-Witterung be - wirkt wurde.

  • Es iſt mehr ausgezogen im Jahre 1808 = 13,18.
  • 1813 = 9,9.
  • 1811 = 3,66.
  • Alſo in der Rotation mehr wie nach der Tabelle= 19,42.
  • Der Schlag behielte demnach auf das Jahr 1815 = 143.

Schlag III.

  • Im Jahr 1807 gaben 105 Morgen Rog - gen414 Scheffel.
  • Dazu Dreſcherlohn27,6
  • Davon ab Einſaat108
  • Ertrag333,6
  • per Morgen 3,17 ziehen aus19,02.
  • Die Tabelle ergiebt26,1.
  • Alſo weniger ausgezogen7,08.
Im305
  • Im Jahr 1809 gaben 40 M. Gerſte 318 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn21,2
  • Davon ab Einſaat40
  • Ertrag299
  • per Morgen 7,47 ziehen aus 29,88.
  • 40 Morgen Hafer gaben300 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn20
  • Davon ab Einſaat56
  • Ertrag264
  • per Morgen 6,6 Sch. ziehen aus = 19,8.
  • 25 Morgen Sommer-Roggen gaben 41 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn2,7
  • Davon ab Einſaat25
  • Ertrag18,7
  • per Morgen = 0,75 ziehen aus = 4,5.
  • Ausziehung der Gerſte im Ganzen = 1195,2.
  • des Hafers792.
  • des Sommer-Roggens112,5.
  • 2099,7.
  • Im Durchſchnitt per Morgen19,99.
  • Die Tabelle ergiebt18,08.
  • Alſo mehr1,01.
  • Im Jahr 1812 gaben 84 M. Roggen 503 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn33,53
  • Davon ab die Einſaat84
  • Ertrag458,53
20306
  • per Morgen 5,45 Sch. ziehen aus = 32,7.
  • 12 Morgen Hafer gaben149 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn9,93
  • Davon Einſaat16
  • Ertrag142,93
  • per Morgen 11,9 Sch. ziehen aus = 35,7.
  • Ausziehung des Roggens im Ganzen = 2746,8.
  • des Hafers428,4.
  • 3175,2.
  • Im Durchſchnitt auf 96 Morgen, die der Schlag behielt33,07.
  • Die Tabelle ergiebt26,9.
  • Alſo mehr6,17.
  • Im Jahre 1814 gaben 85 M. Roggen 283 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn18,8
  • Davon die Einſaat85
  • Ertrag216,8
  • per Morgen 2,55 Sch. ziehen aus = 15,30.
  • Die Tabelle ergiebt26,14.
  • Alſo weniger10,84.

weil dieſer Roggen zum großen Theile ausge - wintert war.

  • Im Jahr 1807 war weniger7,08.
  • 1809 war mehr101.
  • 1812 war mehr6,17.
  • 1814 war weniger 10,84.
  • 17,92. 7,18.
307

Der Schlag mußte alſo weniger an Kraft verlohren haben, wie in der Tabelle berechnet worden = 10,64, was von dem Mißwachs des Jahres 1814 herruͤhrt, und mit 71,64 Gr. in das Jahr 1815 eingetreten ſeyn.

Schlag IV.

Das Jahr 1807 kann nicht genau berech - net werden, da der Schlag mannigfaltiges Ge - treide hatte, deſſen Ertrag bei der damals herr - ſchenden Unordnung nicht mit Zuverlaͤſſigkeit be - rechnet werden kann. Der Ertrag war im Gan - zen ſo ſchlecht, wie er in der Tabelle nach Rog - gen angegeben iſt.

  • Im Jahr 1810 gaben 100 M. Roggen 480 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn32
  • Davon ab Einſaat102
  • Ertrag410
  • per Morgen 4,1 Sch. ziehen aus = 24,6.
  • Die Tabelle ergiebt19,92.
  • Alſo mehr4,68.
  • Im Jahr 1812 gaben 81 M. Roggen 436 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn29,06
  • Davon die Einſaat zum Theil gedrillet 72
  • Ertrag393,06
  • per Morgen 4,85 Sch. ziehen aus = 29,1.
308
  • 16 Morgen Hafer gaben122 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn8,13
  • Davon ab Einſaat20
  • Ertrag. 110,13
  • per Morgen 6,88 Sch. ziehen aus = 20,64.
  • Ganze Ausziehung des Roggens2357,1.
  • des Hafers331,24.
  • 2688,34.
  • Betraͤgt im Durchſchnitt von 97 Morgen, die der Schlag behielt= 27,71.
  • Die Tabelle berechnet28,2.
  • Alſo weniger ausgezogen0,59.
  • Im Jahr 1814 gaben 8 M. Weizen 81 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn5,4
  • Davon ab Drill-Einſaat6,4
  • Ertrag80
  • per Morgen 10 Sch. ziehen aus = 80.
  • 12 Morgen Roggen gaben60 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn4
  • Davon ab Einſaat12
  • Ertrag52
  • per Morgen 4,33 Sch. ziehen aus = 25,98.
  • 2 Morgen Hafer gaben14 Scheffel.
  • Ertrag12 Scheffel.
  • per Morgen 6 Sch. ziehen aus = 18.
309
  • 62 Morgen Gerſte gaben651 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn43,4
  • Davon ab Einſaat64
  • Ertrag630,4
  • per Morgen 10,17 Sch. ziehen aus = 40,58.
  • Im Ganzen haben ausgezogen Weizen = 640.
  • Roggen311,76.
  • Hafer54.
  • Gerſte2515,96.
  • Ueberhaupt von 84 Morgen3521,72.
  • Betraͤgt per Morgen= 41,92.
  • Die Tabelle berechnet34,13.
  • Alſo iſt mehr ausgezogen7,79.
  • Im Jahr 1810 iſt mehr ausgezogen= 4,68.
  • 1812 weniger0,59.
  • 1814 mehr7,79.

Der Schlag, der 84 Morgen behielt, muß alſo mehr an Kraft verlohren haben = 11,88 wie in der Tabelle angenommen, und tritt in das Jahr 1815 mit = 90,57.

Schlag V.

  • Im Jahr 1808 gaben 76 M. Roggen 402 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn26,8
  • Davon ab die Einſaat76
  • Ertrag352,8
310
  • per Morgen 4,6 Sch. ziehen aus= 27,6.
  • Weniger als nach der Tabelle= 3,9.
  • Im Jahr 1810 gaben 52 M. Gerſte 542 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn36,13
  • Davon ab Einſaat48
  • Ertrag530,13
  • per Morgen 10,19 Sch. ziehen aus40,76.
  • In der Tabelle berechnet35,62.
  • Alſo mehr5,14.

Der uͤbrige Theil dieſes Schlages ward, weil er zu Kartoffeln im vorigen Jahre nicht geduͤngt war, nicht mit Gerſte beſtellt. Er er - hielt nachher ſo viel Duͤnger, daß er beinahe ausgeglichen wurde.

  • Im Jahr 1813 gaben 64 M. Roggen536 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn35,73
  • Davon ab die Einſaat64
  • Ertrag507,73
  • per Morgen 7,93 Sch. ziehen aus = 47,58.
  • 6 Morgen Weizen gaben47 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn3,13
  • Davon ab Drillſaat4,12
  • Ertrag46
  • per Morgen 7,66 Sch. ziehen aus = 61,28.
  • Ausziehung des Roggens uͤberhaupt = 3045,12.
  • Weizens= 367,68.
  • 3412,80.
311

von 70 Morgen (6 Morgen waren in Lu - zerne gelegt).

  • per Morgen= 48,75.
  • In der Tabelle berechnet= 36,57.
  • Alſo mehr12,18.
  • Im Jahr 1808 weniger als nach der Tabelle 3,9.
  • 1810 mehr5,14.
  • 1813 mehr12,18.
  • In der Rotation mehr13,42.

Es behaͤlt alſo der Schlag fuͤr das Jahr 1815 = 136,39.

Schlag VI.

  • Im Jahr 1809 gaben 30 M. Roggen 182 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn12,13
  • Davon ab die Einſaat30
  • Ertrag164,13
  • per Morgen 5,47 Sch. ziehen aus = 32,82.
  • 8 Morgen gaben Weizen60 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn4
  • Davon ab die Drill-Einſaat5,5
  • Ertrag58,5
  • per Morgen 7,31 Sch. ziehen aus = 58,48.
  • 38 Morgen gaben Hafer437 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn29,13
  • Davon ab Einſaat46
  • Ertrag320,13
312
  • per Morgen 8,42 Sch. ziehen aus = 25,26.
  • Ausziehung des Roggens im Ganzen = 984,6.
  • Weizens= 467,84.
  • Hafers= 959,88.
  • 2411,68.
  • Betraͤgt im Durchſchnitt per M. = 31,73.
  • Mehr als in der Tabelle= 1,73.
  • 1811. 60 Morgen gaben Roggen 339 Sch.
  • Dazu Dreſcherlohn22,6
  • Davon ab Einſaat60
  • Ertrag301,6
  • per Morgen 5 Sch. ziehen aus = 30.
  • 7 Morgen Weizen gaben34 Sch.
  • Dreſcherlohn2,26
  • Davon ab Drill-Einſaat5
  • Ertrag31,26
  • per Morgen 4,46 Sch. ziehen aus = 35,68.
  • 9 Morgen Hafer gaben68 Sch.
  • Dreſcherlohn4,53
  • Davon die Einſaat12
  • Ertrag60,53
  • per Morgen 6,72 Sch. ziehen aus = 20,16.
  • Ausziehung des Roggens im Ganzen = 1800.
  • Weizens= 249,76.
  • Hafers= 181,44.
  • 2231,20.
313
  • Iſt im Durchſchnitt per Morgen = 29,35.
  • Weniger als die Tabelle berechnet = 5,6.
  • 1813. 69 Morgen Gerſte gaben774 Sch.
  • Dreſcherlohn51,6
  • Davon ab Einſaat66
  • Ertrag759,6
  • per Morgen 11,08 Sch. ziehen aus = 44,32.
  • Mehr wie in der Tabelle berechnet = 1,44.
  • Im Jahr 1809 mehr wie in der Tabelle = 1,73.
  • 1811 weniger= 5,6.
  • 1813 mehr= 1,44.
  • Alſo weniger = 2,43.
  • Im Jahre 1815 iſt demnach die Kraft des Schlages anzunehmen = 141,24.

Schlag VII.

  • 1807 gaben 95 Morgen Roggen430 Sch.
  • Dreſcherlohn28,66
  • Davon ab Einſaat92
  • Ertrag366,66
  • per Morgen 3,85 Sch. ziehen aus = 23,1.
  • Mehr als in der Tabelle= 2,1.
  • 1809 gaben 95 Morgen Roggen495 Sch.
  • Dreſcherlohn33
  • Davon ab Einſaat95
  • Ertrag433
314
  • per Morgen 4,55 Sch. ziehen aus = 27,3.
  • Mehr wie in der Tabelle= 0,99.
  • 1811 gaben 32 Morgen Gerſte 196 Sch.
  • Dreſcherlohn13
  • Einſaat30
  • Ertrag179
  • per Morgen 5,59 Sch. ziehen aus = 22,36.
  • 60 Morgen Gerſte und Hafergemenge ga - ben344 Sch.
  • Dreſcherlohn22,93
  • Davon die Einſaat64
  • Ertrag302,93
  • per Morgen 5,05 Scheffel ziehen aus a 3,5 = 17,67.
  • Ausziehung der Gerſte im Ganzen = 715,52.
  • des Gemenges1060,2.
  • 1775,72.
  • Betraͤgt per Morgen= 19,29.
  • Weniger wie in der Tabelle = 9,20.
  • 1814 gaben 76 Morgen, die dem Schlage blieben, Roggen491,5 Sch.
  • Dreſcherlohn27,16
  • Davon die Einſaat76
  • Ertrag442,66
  • per Morgen 5,82 Sch. ziehen aus = 34,92.
  • weniger wie in der Tabelle= 0,91.
315
  • 1807 betraͤgt die Ausſaugung mehr wie in der Tabelle= 2,1.
  • 1809 mehr= 0,99.
  • 1811 weniger= 9,20.
  • 1814 weniger= 0,91.
  • Alſo uͤberhaupt weniger = 7,02.
  • Mithin die Kraft des Bodens fuͤr das Jahr 1815 = 88,65.

Im Ganzen ſcheinen ſich alſo jene aus an - deren, mir uͤberlieferten Erfahrungen, aus man - nigfaltigen berechneten Ausſaats - Ausdruſch - und Duͤng-Regiſtern, und aus der allgemeinen drei - ßigjaͤhrigen Beobachtung des Feldbaues, nach vielfaͤltiger Erwaͤgung[und] Vergleichung abſtra - hirten Poſitionen, auch durch die Beobachtung dieſer 8 Jahre zu beſtaͤtigen. Die Abweichun - gen von der Norm laſſen ſich faſt in jedem Jahre erklaͤren; es wuͤrde mich aber zu weit fuͤhren, wenn ich dies in jedem Jahre, von je - dem Schlage und von jeder Frucht thun wollte. Fuͤr den nachdenkenden Leſer, der an dieſem wichtigen Gegenſtande Intereſſe nimmt, iſt ge - nug geſagt. Ich habe keine Mißwachs-Jahre316 aber auch keine fuͤr meinen Boden beſonders guͤnſtige Jahre gehabt, ſondern ohngefaͤhr das geerntet, was ich erwarten konnte. Das Jahr 1811 war, der fruͤhen ausduͤrrenden Hitze we - gen, das unguͤnſtigſte; im Jahre 1814 litt die Winterung durch den aufgethuͤrmten, zu langſam weggehenden Schnee an mehreren Stellen, be - ſonders auf Schlag III. Das Jahr 1810 war dagegen das fruchtbarſte.

Indeſſen fehlt noch viel, um dieſe Beob - achtungen als ein geſchloſſenes reines Experiment aufſtellen zu koͤnnen. Sie ſind faſt nur die Ein - leitung dazu, und als ſolche will ich ſie nur an - geſehen wiſſen. Denn es waͤre, auch unter guͤn - ſtigern Zeitumſtaͤnden, unmoͤglich geweſen, in der erſten Rotation viel mehr in jener Hinſicht zu leiſten. Die zweite und dritte Rotation koͤnnen erſt ein zuverlaͤſſiges Reſultat geben, und daß ſie das thun werden, darf ich Dank ſey Gott und meinem Koͤnige! bei meinem Abſchiede aus dieſer Welt unter meinen jetzigen Familien - Verhaͤltniſſen hoffen. Die Fortſetzung dieſer Be - obachtungen und Verſuche wird unter den Au - gen ſcharfſinniger Zuſchauer wahrſcheinlich ge - ſchehen, und um dieſen den rechten Standpunkt und einen klaren Anblick zu geben, habe ich ſie317 jetzt ſchon oͤffentlich bekannt gemacht; was ich ſonſt noch einige Jahre wuͤrde verſchoben haben. Doch ſollen ſie allerdings auch den wuͤrdigen Maͤnnern zur Erinnerung dienen, die ſich hier fruͤher zu rationellen Landwirthen bildeten, und ihnen den Erfolg von dem nachweiſen, was zu ihrer Zeit hier geſchah.

Von dem laufenden Jahre 1815 will ich jetzt, nach vollendeter Ernte, noch folgendes uͤber den Einſchnitt hinzufuͤgen, nachdem ich uͤber die Fruchtbarkeit des Jahres in hieſiger Gegend ei - niges bemerklich gemacht haben werde.

Wenn man in anderen Gegenden ſchon fruͤh uͤber zu regnigte Witterung klagte, ſo hatten wir hier nur den truͤben Himmel, den Wind und die Kaͤlte davon. Von der Mitte des April bis zum 10ten Junius war hier nur einmal, am 15ten Mai, einige Stunden lang ein naßma - chender Regen gefallen; denn leichte Geſtoͤber er - friſchten auch nicht einmal die Oberflaͤche, weil der ſtrenge Wind, der ſie begleitete und darauf folgte, auch jede Spur von Feuchtigkeit weg - nahm. Es dauerte lange, bevor die um Jo - hannis erfolgenden Regen die Erde auf einige Zoll tief ſaͤttigen konnten. Dabei war es immer kalt, und noch in den erſten Tagen des Julius318 erfror an vielen Orten das Kartoffelkraut und die junge kleine Gerſte und Hafer. Fruͤhere große Gerſte bekam rothe Blaͤtter. Der unge - woͤhnlich niedrigen Temperatur ohnerachtet reifte der Roggen fruͤh, und ward ſchon auf manchen Fluren in der Woche vom 17ten Julius gemaͤ - het. Mit der Ernte fanden ſich erſt durchdrin - gende und anhaltende Regenſchauer ein, ſo daß, zumal bei dem Mangel an Arbeitern, viel Rog - gen auswuchs oder feucht eingeſcheuert ward.

Dennoch iſt dieſes Jahr fruchtbar geweſen, mehr als man es bei der kalten Duͤrre in hie - ſiger Gegend erwarten ſollte. Wo der Roggen in der Bluͤte nicht erfroren und nicht ausgewach - ſen war, iſt ſein Ertrag ſehr gut. Gerſte und Hafer, die anfangs ſehr litten, erholten ſich nach - her uͤber Erwarten. Im Oderbruche iſt die Winterungs-Ernte, wo ſie in der Bluͤte vom Froſte nicht litt, beſonders ergiebig, weil das Getreide ſich im Fruͤhjahr nicht ſo, wie daſelbſt gewoͤhnlich, beſtaudete, nicht zu dicht ſtand, und ſich mithin nicht lagerte. Es that mir deshalb leid, in dieſem Jahre auf Koͤnigshof gar keine Winterung beſtellt zu haben, weil der Schlag, wohin ſie kommen mußte, leicht an Naͤſſe litt. Allein ich ſah nachher, daß ein gluͤckliches Schick -319 ſal es ſo gefuͤgt habe; denn der an ihrer Stelle gebauete Hafer und Gerſte fror in den Tagen, wo der Roggen gebluͤhet hatte, ganz ab, trieb aber kraͤftig genug wieder aus. Daß es bei der Kaͤlte nicht naß und bei der Duͤrre nicht heiß war, rettete in unſerer Gegend die Saaten.

Schlag I. hatte nach Klee 13 Morgen ge - drilleten Weizen, zu welchem jedoch mit 3 Fu - der Schafmiſt geduͤngt war. Dieſer Weizen er - regte die Bewunderung aller, die ihn geſehen haben; denn er konnte kaum von Weizen auf dem ſtaͤrkſten Weizenboden uͤbertroffen werden. Es ſind davon 143 Mandeln, alſo gerade 11 Mandeln per Morgen, eingeſchnitten worden. Ueber den Ausdruſch wage ich um ſo weniger zu urtheilen, da er ziemlich viel Staubbrand hat, was mir ſonſt noch nicht begegnet iſt, ſich hier aber in dieſem Jahre allgemein, ohne Zweifel von der naßkalten Witterung in der Bluͤthe her - ruͤhrend, findet.

Auf 5 Morgen war Hafer, der 33 Man - deln, wahrſcheinlich zu 2 Scheffel Ausdruſch gab.

56 Morgen Roggen haben 369 Mandeln gegeben. Einige ſchrindige Stellen dieſes Schla - ges, die etwa 3 Morgen betragen, in feuchteren320 Jahren ſich aber nicht mehr bemerklich machen, waren ganz verkummert. Nach ſeinem Kraftzu - ſtande muß der Roggen beinahe 8 Scheffel per Morgen geben.

Schlag II. hatte große Gerſte, außer auf 12 Morgen, die weiße Runkeln zu Zucker tru - gen. Da ich auf dem diesjaͤhrigen Hackfrucht - Schlage keine Flaͤche hatte, wo Runkeln ohne Duͤnger was man bei den zur Zuckerberei - tung beſtimmten fuͤr weſentlich haͤlt wachſen konnten, ſo brachte ich ſie hierher nach Bohnen. Sie ſtehen ſo, daß ich gegen 200 Centner per Morgen erwarten darf. Die ſaͤmmtliche Arbeit, die dabei geſchehen iſt, außer der Vorbereitung des Ackers, koſtet 13 Rthlr. 14 Gr.

Die uͤbrigen 76 Morgen, die dem Schlage noch verblieben, hatten große Gerſte, die nur auf einem beſonders ſandigen Strich mit Hafer ge - mengt war, und gaben 392 Mandeln. Die Gerſte kummerte von der Duͤrre und Kaͤlte, von letzterer wohl mehr als von erſterer; denn die Blaͤtter wurden nicht gelb, ſondern roth. Der Halm erreichte nicht die Hoͤhe, die er nach dem Zuſtande des Bodens erreicht haben wuͤrde; doch kamen die Aehren bei eintretendem Regen ſehr gut hervor, und hielten im Durchſchnitt 26 voll -kom -321kommene Koͤrner. Ich erwarte per Mandel 2 Scheffel. Dem Kraftzuſtande nach muͤßte ſie 11 Scheffel per Morgen geben, was aber wohl nicht voͤllig erreicht werden wird. (Es verſteht ſich, daß hier nicht von Abzug der Einſaat die Rede iſt.)

Schlag III. hatte nur 46 Morgen Kartof - feln; denn der Bau derſelben ward in dieſem Jahre wie im vorigen beſchraͤnkt, aus Beſorg - lichkeit des Mangels an Arbeitern bei der Ernte. Außerdem ſind noch auf umgebrochenem Gras - lande Kartoffeln gebauet. Die Kartoffeln ſtehen durchaus ſchoͤn; auf den minder trockenen Stel - len aber bewundernswuͤrdig im Kraute.

Der uͤbrige Theil des Schlages iſt als Bra - che behandelt, hat aber 2 Fuder Miſt per Mor - gen weniger erhalten.

Schlag IV. hat einjaͤhrigen Klee. Dieſer Klee ſtand zwar dicht und geſchloſſen genug, aber der erſte Schnitt wollte bei der Kaͤlte und Duͤrre nicht in die Hoͤhe. Die Bluͤthkoͤpfe ſchie - nen erfroren zu ſeyn kurz vor der Schur, und ohnerachtet er mit großer Vorſicht getrocknet wurde, fielen ſie doch ſaͤmmtlich ab. Beim zwei - ten Wuchſe ſchoſſen die Sproſſen, welche beim erſten zuruͤck geblieben waren, ſchnell empor und21322traten in Bluͤte. Wenn er gegen Ende des Ju - lius ſchon wieder gemaͤhet waͤre, ſo wuͤrde er ohne Zweifel einen ſtarken dritten Schnitt uͤber - all gegeben haben. Allein wegen Mangel an Arbeitern konnte er erſt nach vollendeter Getrei - de-Ernte, Ende Auguſts, abgebracht werden, wie er zum Theil uͤberreif war.

Schlag V. hat von denjenigen 52 Morgen, die ſeit 1811 nur planmaͤßig behandelt wurden, 458 Mandeln Roggen gegeben, der in ſeiner Staͤrke, nach dem Zeugniß derer, die ihn beſa - hen, allen Roggen, den ſie ſonſt in dieſem Jahre geſehen, uͤbertraf. Nach dem Kraftzuſtande muß er nahe an 8 Scheffel per Morgen geben. Die uͤbrigen 18 Morgen gaben 89 Mandeln.

Schlag VI. Da der Klee zu ungleich ſtand, ſo ward beſchloſſen halbe Stallfutterung zu trei - ben, den Kuͤhen 60 Morgen zur Weide einzu - ben, 10 Morgen aber zu Lein umzubrechen.

Schlag VII. hatte auf dem Haupttheil Erb - ſen. Dieſe fingen gegen die Mitte des Junius von Duͤrre ſo zu leiden an, daß beſchloſſen war, ſie in wenigen Tagen, wenn kein Regen kaͤme, nie - derwalzen und unterpfluͤgen zu laſſen. Der Re - gen kam aber und die Erbſen ſind ſehr gut ge - worden. Der uͤbrige Theil hatte Wicken, Buch -323 weizen, Spergel zur Saat und zur Laͤmmer - Weide.

Von den Außenſchlaͤgen war Nr. 3 abtra - gend mit Roggen beſtellet, der doch an duͤrren Stellen zu ſehr gelitten hatte, um ſich wieder erholen zu koͤnnen. Er hat 286 Mandel ge - geben.

Nr. 5 hatte zum Theil Erbſen, womit es eben ſo ging, wie mit denen auf Schlag V. Ue - brigens Brache, zum Theil mit Spergel-Weide.

Nr. 6 hatte Roggen und gab von etwa 64 geduͤngten Morgen 352 Mandel. Auf dem uͤbrigen ungeduͤngten Theil ſtand der Roggen zu ſchlecht. Er ward den Schafen zum Abweiden eingegeben. Sie haben ihn doch nicht, wie meine Abſicht war, voͤllig niedergehalten, um zu verſu - chen, ob die Pflanze ſich dann bis uͤbers Jahr halten wuͤrde; es ſind einzelne Haͤlmchen mit Koͤrnern aufgewachſen, die Pflanzen alſo ausge - gangen.

Den Ausdruſch von dieſen und den folgen - den Jahren, ſo wie alles, was auf den Kraft - zuſtand der Schlaͤge Bezug hat, und uͤberhaupt, was den ferneren Fortgang der Moͤgliner Wirth - ſchaft betrifft wenn Gott uns endlich Ruhe und Frieden giebt mit mehrern und genau -324 ern Detail, wird dem Publikum in den in der Vorrede erwaͤhnten Heften bekannt gemacht wer - den. Es werden diejenigen, welche das Inſtitut zu Moͤglin in der Folge beſuchen, insbeſondere aufgefordert, hierauf ſelbſt ihre vorzuͤgliche Auf - merkſamkeit zu wenden. Die Sache iſt von ho - her Wichtigkeit!

Daß eine Berechnung der ausgeſogenen und wiedergegebenen Kraft des Bodens, und der aus ſelbiger zu erwartenden Mittel-Ernten, moͤglich ſey, daß eine gewiſſe dem Kalkul zu unterwer - fende Natur-Ordnung ſtatt finde, iſt, wie ich glaube, von ſelbſt einleuchtend, von allen nach - denkenden Ackerbauern ſeit jeher dunkel aner - kannt. Ob aber der Maaßſtab, den ich angege - ben, richtig gradirt; ob die Poſitionen, die ich nach der Maſſe der von mir gemachten und ge - ſammelten Beobachtungen auf Mittelboden in unſerem Klima annehmen zu muͤſſen glaube, zutreffend ſind, daruͤber kann ich noch keinen in Erfahrungsſachen vollguͤltigen Beweiß fuͤhren. Dies iſt nicht die Sache eines Einzelnen, kaum einer Generation. Es iſt mir vielmehr glaub - lich, daß manche Saͤtze berichtigt werden muͤſſen. Aber erſt muͤſſen wir einen Maaßſtab uͤberhaupt325 feſtſtellen, ehe wir uns daruͤber verſtaͤndigen koͤn - nen, wie er zu berichtigen ſey.

Die Sache iſt hoͤchſt wichtig und ihre Be - richtigung hoͤchſt wuͤnſchenswerth fuͤr die Wiſſen - ſchaft und fuͤr die Praxis des Landbaues. Daraus muß ſichs klar ergeben, welche Wirthſchafts-Organi - ſation, welches Feld-Syſtem und Fruchtfolge, welche Fruchtarten unter gegebenen oͤrtlichen und perſoͤnlichen Verhaͤltniſſen, auf einem gegebenen Gute und unter gewiſſen Modifikationen in ganzen Gegenden und Provinzen die zweckmaͤßigſte ſeyn, durch welche der Grund und Boden aufs hoͤchſte be - nutzt, die arbeitenden Kraͤfte und das dem Land - bau gewidmete Kapital am vortheilhafteſten be - ſchaͤftigt, und die hoͤchſte Production ohne Er - ſchoͤpfung der Kraft am meiſten gefoͤrdert werde. Von der Seite iſt ſie auch dem Staatswirthe, der den Landbau, wie jede Induſtrie, zwar nie zwaͤngen, wohl aber leiten und erleichtern darf, wichtig. Denn die im Boden ſteckende Kraft iſt das groͤßte Kapital einer kultivirten und in - duſtrioͤſen Nation. Dem praktiſchen Landwirthe, der ſeinen Boden wahrhaft verbeſſern will, zeigt ſie, wie lange er ihn ſchonender behandeln, ſein Triebkraftskapital verſtaͤrken, nicht verzehren muͤſſe; dann aber auch, wenn er auf den Punkt gekom -326 men ſey oder kommen werde, wo ſeine ange - haͤufte Kraft durch gute Beackerung gehoͤrig in Bewegung geſetzt, vielleicht an gewoͤhnlichen Fruͤchten mehr zu produziren vermag, als der Raum faſſen kann, und wo er dann zu dem An - bau mehr ausſaugender, aber weniger Duͤngma - terial gebender Fruͤchte uͤbergehen kann; ein Punkt, in welchem ſich viele, auf die Folge mit empfindlichem Verluſt, ſehr geirret haben. Sie giebt ihm Anzeigen, was er von jedem Acker in jedem Jahre fordern, ob er ihm eine mehr oder weniger Kraft erfordernde Saat mit groͤßerem Vortheil und Sicherheit anvertrauen duͤrfe; ob er ihn ſtaͤrker oder ſchwaͤcher dazu duͤngen muͤſſe. Jeder Landwirth macht ſich gern eine Vorſtel - lung, welchen Ertrag er von ſeiner gemachten Beſtellung eines Ackers erwarten duͤrfe, wenn die Jahreswitterung ihm nicht ganz unguͤnſtig iſt; aber dieſe Erwartung iſt nur dunkel, unbe - ſtimmt und oftmals irrig; durch Zahlen ausge - druckt wird ſie heller, beſtimmter und ſicherer werden. Eine ſolche Berechnung dient dem Landwirthe zum Fernrohr, womit er in die Zu - kunft ſeines Wirthſchaftsſtandes hinausſehen, ſeine Einrichtungen ordnen kann. Bei einer oft nicht erfreulichen Gegenwart, bei zeitigen Unfaͤllen giebt327 ſie ihm heitere Ausſichten in die Zukunft, wenn er einen ſicheren Grund gelegt hat; bei fehler - haften Einrichtungen und Unternehmungen wird ſie ihm warnend ſeyn.

Ich bemerke noch, daß unter allen Poſitio - nen diejenige, wo ich die Kraftvermehrung durch 1 Fuder Miſt = 15 annehme, die unbeſtimm - teſte iſt. In dem, was ich vormals uͤber die - ſen Gegenſtand geſagt habe, nahm ich ſie ge - ringer an, nur = 10. Es iſt der Maaßſtab zwar uͤberhaupt etwas verkleinert, und alles dar - an gehaltene erſcheint groͤßer; auch war 1 Fuder Miſt dort nur zu 2000 Pfd., hier iſt es zu 2200 Pfd. angenommen; aber dennoch iſt die Kraft des Miſtes vergroͤßert. Dies paßt nun wohl nicht auf allen Stall - miſt, wenn auch das Gewicht eines Fuders feſt ſtehet, ſondern nur auf ſolchen, wie ich ihn aus - fuͤhre. An dieſem haben nahrhafte, ſchleimige Futterungsmittel weit groͤßeren Antheil als das Stroh; er iſt aber noch nicht ſehr zerſetzt, wenn er ausgefahren wird. Stallmiſt, der groͤßten - theils faſt allein aus Stroh entſtanden iſt, hat eine betraͤchtlich geringere Kraft; der nach Schwei, zerart ſorgfaͤltig behandelte, zergangene eine groͤ - ßere bei gleichem Gewicht. Man erhaͤlt aber auch weniger aus gleichem Material.

328

Ich zweifle nicht, daß dieſer Gegenſtand Vielen wichtig genug erſcheinen werde, um meh - rere Aufſchluͤſſe von anderen Seiten her erwar - ten zu duͤrfen.

Es iſt eine falſche Anſicht des Fruchtwech - ſel-Syſtems, wozu vielleicht ich ſelbſt bevor ſich manche Begriffe mir voͤllig aufgeklaͤrt hat - ten Veranlaſſung mag gegeben haben, daß durch den Fruchtwechſel ſelbſt ſtaͤrkere Getreide - Ernten hervorgelockt wuͤrden, als bei einer an - dern Folge der Saaten, bei gleicher Kraft des Bodens, erfolgen wuͤrden. Das iſt nicht, ſon - dern der Vortheil des Fruchtwechſels beſtehet darin, daß eine Frucht den Boden in ſolchem Zuſtande hinterlaͤßt, daß er mit merklich gerin - gerer Arbeit dennoch voͤllig zureichend fuͤr die folgende Frucht zubereitet werden koͤnne, daß es daher der großen Aufopferung einer oft wieder - kehrenden Brache nicht bedarf, und daß ſolche Fruͤchte mehr gebauet werden, die nach Verhaͤlt - niß ihres Ertragswerthes den Boden weit we - niger als Getreide ausziehen. Dazu kommt dann, daß der Fruchtwechſel uns in den Stand329 ſetzet, ſo viel Futter und Duͤngmaterial zu ge - winnen, als wir zur Kraft-Erhaltung und Ver - mehrung unſers Bodens uͤber das anderweitig, von Wieſen u. ſ. f. gewonnene, vortheilhaft ge - brauchen, ohne dabei im Rein-Ertrage des Gan - zen zu verlieren; indem in der Regel die hier - durch verſtaͤrkte Viehnutzung das reichlich erſetzt, was etwa zu Anfange, bevor die Kraft-Vermeh - rung bewirkt worden, am Bau unmittelbar ver - kaͤuflicher Fruͤchte verloren wird. In letzterer Hinſicht nun kann, wie ſich von ſelbſt verſteht, durchaus kein beſtimmtes Fruchtwechſel-Syſtem vorgeſchrieben werden. Denn wer anderweitig ſo viel Heu oder anderes Duͤngmaterial gewinnt, daß er ſeinen, einmal in Kraft ſtehenden Acker, in den ihm zutraͤglichſten Kraftgrade erhalten kann, der wuͤrde freilich thoͤrigt handeln, Futter - gewaͤchſe zu bauen, wenn er ſie oder ſein Heu nicht etwa vortheilhaft verkaufen koͤnnte. Er kann Fruchtwechſel mir Handels - und Fabrik - Gewaͤchſen treiben. Jenes iſt aber immer ein ſeltener Fall; der Bedarf des kuͤnſtlich erbaueten Futters iſt nur verſchieden, und nur im Ver - haͤltniß dieſes Bedarfs muͤſſen die Futter-Ge - waͤchſe in dem Wechſel der Fruͤchte aufgenom - men werden.

330

Hier war es der Fall, daß die Haͤlfte des ſaͤmmtlichen Ackers zu Anfange auf Futterbau verwandt werden mußte, wenn das Ganze zum moͤglich hoͤchſten Rein-Ertrag gebracht werden ſollte. Denn Weide und Wieſen waren nicht vorhanden, die neu angelegten unbedeutend. Koͤ - nigshof konnte zwar mit Heu aushelfen, und hat dies auch zu Anfange gethan; aber immer we - niger, und jetzt bedarf es deſſen in der Regel nicht mehr. Da ein großer Theil der dortigen Wieſen aufgebrochen, und der Kornbau nicht nur dreifach vermehrt, ſondern Hanf - und Kohlbau zum Verkauf, auch vom kuͤnftigen Jahre an Krappbau, daſelbſt betrieben wird, ſo kann wenig Heu entbehrt werden. Indeſſen bleibt es eine ſichere Huͤlfe, wenn hier der Klee mißraͤth, wie es in dieſem Jahre gewiſſermaßen der Fall iſt, wo dann in Koͤnigshof weniger Maſtvieh aufgeſtallet wird, indem dieſer Boden einigen Ab - gang in Duͤnger ein Jahr lang ſehr gut ertra - gen kann.

Auch iſt ſchon in Moͤglin ſeit mehreren Jahren nicht mehr die Haͤlfte des Ackers zum Futterbau verwandt worden. Der Huͤlſenfrucht - Schlag ward hoͤchſtens nur noch zu ¼ gruͤn ge - maͤhet. Die Hackfruͤchte wurden zu Fabrikatio -331 nen zum großen Theile verwandt, indem ſeit 3 Jahren aus den Kartoffeln Staͤrke-Syrup ge - macht worden, und nun aus Runkeln Zucker ge - ſotten werden ſoll. Hiervon erhaͤlt das Vieh nur die Abfaͤlle, wobei es allerdings viel verliert. Doch muß ich dagegen bemerken, daß zum Lu - zerne-Bau den Schlaͤgen 5 Morgen abgenom - men worden, daß alſo 15 Morgen weniger mit - Getreide beſtellt werden. Aber die[neue][Ver mehrung] des Viehſtandes durch die Schaͤferei macht dies noͤthig. Mein Beſtreben geht aller - dings dahin, mit weniger Einſaat und weni - ger Arbeit immer mehr Korn zu gewinnen. Und dies nicht von einer gegebenen Ackerflaͤche mehr Korn zu gewinnen muß das Beſtreben der hoͤheren Landwirthſchaft in unſerm Staate ſeyn. Wir muͤſſen es dahin bringen, daß ein Menſch fuͤr zwei andere wenigſtens Nahrungs - mittel gewinne, damit letztere andere Induſtrie - Zweige betreiben und zur Dispoſition des Staa - tes ſtehen koͤnnen. Dies koͤnnen wir nicht er - reichen, wenn wir einen Acker mit Getreide be - ſtellen, der uns hoͤchſtens das dritte Korn, oft nicht die doppelte Einſaat giebt.

332

Man hat mich ſehr oft gefragt, warum ich keine Branntwein-Brennerei angelegt habe? Ich muß, wenn ich dieſe Frage beantworten ſoll, wie - der auf einige Perſoͤnlichkeiten verweiſen.

Zwar habe ich ſeit jeher darauf gedrungen, daß man den Geſichtspunkt im Auge behalte, die Landwirthſchaft ſey ein Gewerbe, und werde am vollkommenſten betrieben, wenn man den Zweck jedes Gewerbes am vollkommenſten, ver - ſteht ſich auf eine rechtliche Art, dadurch erreiche. Ich ſelbſt aber habe ſie, wenigſtens nicht allein um des Gewerbes, ſondern mehr um der Wiſ - ſenſchaft willen, betrieben. Jenes war mir nur Mittel zum Zweck. Nun aber gehoͤrt Brannt - wein-Brennerei eigentlich nicht in das Gebiet der Landwirthſchaft; ſie iſt ein beſonderes Ge - werbe, was oft ſehr vortheilhaft, aber doch nicht allgemein, mit jener verbunden, auch ohne die - ſelbe betrieben werden kann. Ihre Ruͤckwirkung auf den Ackerbau durch Viehhaltung und Duͤn - ger-Erzeugung von fremden Produkten iſt be - traͤchtlich; aber deswegen eben wollte ich mich nicht eines Mittels bedienen, deſſen ſich nicht je - der bedienen kann, damit man nicht ſage: das iſt nur bei einer ſtarken Brennerei moͤglich!

333

Dazu kommt, ich muß es geſtehen, daß ich eine Abneigung gegen Branntwein aus meinem mediziniſchen Stande mit heruͤber gebracht habe, und ich kann noch keine Branntwein-Brennerei ſehen, ohne einen gewiſſen Schauder zu empfin - den; ohnerachtet ich mich uͤberzeugt habe, daß es mit dem Branntwein nicht ſo ſchlimm ſey, und daß er auch ſein Gutes habe; daß auf al - len Fall der einzelne Branntwein-Brenner ſich keinen Vorwurf uͤber das Unheil zu machen brau - che, was dadurch angerichtet wird.

Auch haͤtte es leicht ſeyn koͤnnen, daß ich dem dringenden Wunſche meines ſel. Freundes Einhof nachgegeben haͤtte, der alle die neueren, nachher bewaͤhrt gefundenen Verbeſſerungen, be - ſonders hinſichtlich der Kartoffeln-Brennerei, ſchon erkannte und lehrte, und ſie hier praktiſch ins Werk zu richten und ſomit fuͤr die Kunſt zu wirken ſtrebte; wenn nicht die damalige Beſchraͤn - kung des Abſatzes ein Gegengrund geweſen waͤre. Ich haͤtte den Branntwein nur in die Staͤdte mittelſt Zahlung der Thoracciſe verkaufen koͤn - nen. Nachdem dieſes Hinderniß durch die proclamirte Gewerbe-Freiheit gehoben war, lebte Einhof nicht mehr, auch waren nun die Verbeſſerungen bekannter und in mehreren berliniſchen Brannt -334 wein-Brennereien zum Theil ausgefuͤhrt, ſo daß das Motiv, durch Wiſſenſchaft fuͤr die Kunſt zu wirken, wegfiel. Der große Vortheil, der aus dieſem Gewerbe waͤhrend der franzoͤſi - ſchen Occupation hervorging, und ſich in den Jahren 1812 und 13 erneuerte, und manchen Guͤtern die ungeheuren Koſten erleichterte, haͤtte allerdings das Daſeyn einer Branntwein-Bren - nerei wuͤnſchenswerth gemacht. Aber nun ſchien eine, in unſern Gegenden ſo allgemein gewor - dene Speculation, nicht laͤnger vortheilhaft ge - nug bleiben zu koͤnnen, um eine neue Anlage zu begruͤnden.

Die Benutzung der Kartoffeln zum Branntwein iſt, nach langem Widerſtreben, nun ſo entſchieden vortheilhaft anerkannt, daß die Brennereien aus bloßem Korn nicht mehr werden beſtehen koͤn - nen. Hierdurch ſcheint der Landbau zu gewin - nen, indem der Kartoffelbau ſich nun dermaßen vermehrt, daß man bald auf beſſerem Boden keine Brache mehr ſehen wird, und alles ſich zum Fruchtwechſel hinneigt. Auf der andern Seite aber wird die Verbeſſerung des Duͤnger - ſtandes, die manchen umſichtigen Landwirthen Hauptgrund bei der Anlegung einer Brannt -335 wein-Brennerei war, dadurch gefaͤhrdet. Wie man nicht blos das ſelbſt gewonnene, ſondern auch noch viel zugekauftes Getreide dadurch con - ſumirte, ſo gab der Ruͤckſtand durch Maͤſtung eine betraͤchtliche Duͤnger-Production, die beim verkauften Getreide der Wirthſchaft entging. Hierin und in der Erſparung der Marktfuhren ſetzten manche allein ihren Vortheil. Jetzt aber, wo es erforderlich ſcheint, das Getreide zu ver - kaufen, und Kartoffeln hinlaͤnglich zur Brannt - wein-Brennerei zu bauen, wenn man mit der Waare Preis halten will, kommt die Sache an - ders zu ſtehen. Denn ſo ſehr ich uͤberzeugt bin, daß die Kartoffeln, wenn ſie ganz ver - futtert werden, mehr Duͤnger wiedergeben, als ſie ausziehen; ſo moͤchte dies doch nicht der Fall ſeyn, wenn ihre weſentlichen Nahrungs - theile in Alkohol verwandelt werden, und hoͤch - ſtens drei Zehntheil zuruͤckbleiben. Vielmehr glaube ich, daß durch einen ſtarken Kartoffel - bau zu dieſem Verbrauch der Kraftzu - ſtand einer Wirthſchaft betraͤchtlich geſchwaͤcht werden koͤnne, wenn er nicht auf eine andere Weiſe erſetzt wird; was allerdings unter man - chen Verhaͤltniſſen ſehr gut geſchehen kann.

336

Bei der jetzt beabſichtigten Zucker-Fabri - kation wird nun um ſo weniger eine Brannt - wein-Brennerei Platz finden, es ſey denn eine kleine Deſtillations-Anſtalt zur Benutzung der Abgaͤnge.

Wegen337

Wegen der nahen Verbindung finde ich mich veranlaßt, hier uͤber den Zweck und die gegenwaͤrtige Einrichtung des land wirthſchaftlichen Unterrichts-Inſtituts

etwas zu ſagen; um ſo mehr, da ich vernehme, daß bei manchen noch ganz unrichtige Anſich - ten daruͤber vorwalten. Ich muß mich aber auf das Allgemeine und Ganze beſchraͤnken, denn das Spezielle iſt bei den Ereigniſſen der Zeit, hauptſaͤchlich aber durch den leider! zu haͤufigen Wechſel der Lehrer (man ſehe die Vorrede) man - chen Abaͤnderungen unterworfen geweſen, und ſelbſt der gegenwaͤrtige Zeitpunkt erlaubt noch keine feſte Beſtimmung; da uͤber die Wiederbe - ſetzung der dritten Lehrerſtelle noch nicht ent - ſchieden werden kann.

Das Inſtitut iſt durchaus nicht als eine Erziehungs-Anſtalt wenigſtens nicht in dem22338gewoͤhnlichen Sinne des Wortes anzuſehen. Es wird vorausgeſetzt, daß jeder, der hier kommt, von dem Zweck ſeines Hierſeyns ſchon ein leb - haftes Gefuͤhl und den Willen, ſolchen zu errei - chen, mitbringe. Es findet kein gezwungener Antrieb ſtatt, wohl aber derjenige, welcher durch das Beiſpiel und den ſich mittheilenden Ernthu - ſiasmus des immer groͤßeren Theils, und durch alle Umgebungen, die ich darf es ſagem auf Ordnung, Fleiß und Sittlichkeit hinweiſen, bewirkt wird. Wer irgend Empfaͤnglichkeit da - fuͤr hat, muß davon durchdrungen werden. Wenn man uns aber junge Leute zuſchickt, die ſich der Landwirthſchaft widmen ſollen, weil ſie zu an - dern Gewerben und Studien entweder zu ſtumpf und zu traͤge, oder zu leichtſinnig ſind die das Weſentliche der Landwirthſchaft im wuͤſten Umherjagen, rohen Treiben der Menſchen und des Viehes, Bereuten der Jahr - und Viehmaͤrkte, Schachern mit Ochſen und Pferden u. d. gl. ſez - zen genaues Beobachten, Calculiren und Nachdenken, mithin alle mathematiſche und na - turwiſſenſchaftliche Kenntniſſe fuͤr uͤberfluͤſſig hal - ten, weil ſie Beiſpiele kennen, daß ein Pachter ohne das alles reich geworden ſey auf das Schwadroniren jedes Schreibers mehr als auf die Reſultate wahrer und reiner Erfahrung ach -339 ten, und ſeine aus dem Branntweins-Glaſe her - vorſprudelnde Witzeleien uͤber das Rationelle be - wundern ſo wird hier freilich weniger aus ihnen werden, als wenn man ſie handwerksmaͤ - ßig haͤtte anlernen und abrichten laſſen. Sie wer - den das, was hier getrieben wird, fuͤr Pedante - rie halten, und nachdem ſie die Feldmark ein Paarmal durchſtreift, die Arbeiten oberflaͤchlich angeſehen haben, Langeweile fuͤhlen und ſich nach anderweitigem Commerz umſehen.

Alſo regen Willen und Thaͤtigkeit muß ein junger Menſch von aͤlteren verſteht es ſich von ſelbſt, daß ſie ohne ſolchen nicht herkommen werden mitbringen; beſondere Vorkenntniſſe als die, welche jeder Wohlerzogene von Schulen mitbringt, ſind nicht erforderlich, wenn er hier einen vollſtaͤndigen Curſus machen will. Denn natuͤrlicher Weiſe kann ein halbjaͤhriger Aufenthalt allhier einem Anfaͤnger nichts nutzen; er kann ihm vielmehr ſchaͤdlich werden. Manche Begriffe die er erhaͤlt, Ideen die in ihm erweckt werden, koͤnnen in ſolcher Zeit keine Haltung, Beſtimmtheit und Klarheit erlangen. Vielweni - ger kann er Uebung in der Anwendung bekom - men. Er will vielleicht jenes durch Leſung gu - ter Schriften erſetzen; aber eben weil er voll unverdaueter Begriffe iſt, lieſet er auch aus den340 beſten Schriften etwas heraus, was nicht darin ſtehet; weil er die Beziehungen nicht wahr - nimmt, unter welchen es geſagt war, und ver - ſteht anderes, was da geſagt war, nicht, weil es mit ſeinen einſeitigen Begriffen nicht ſtimmt. Die Uebung ſoll er dann in einer andern, meh - rentheils recht großen Wirthſchaft erlangen, wo er als Lehrling angeſtellt zu werden ſucht. Aber er iſt entweder von dem Ideal des Vollkommen - ſten ſchon durchdrungen, und ſiehet hier ſo vie - les, was davon abweicht, oder glaubt es zu ſe - hen, weil er die oͤrtlichen Verhaͤltniſſe nicht zu wuͤrdigen weiß, mithin wird ihm alles und be - ſonders ſeine Verbindung mit dieſer Wirthſchaft widrig; oder aber er vergißt, was er hier ge - lernt hat, weil er es dort nicht praktiſch ange - wandt ſieht. Auf jedem Fall wird er confus, ſchwankend und zweifelhaft werden; er wird Auf - klaͤrungen, die er von dem Wirthſchafts-Direk - tor vielleicht erlangen koͤnnte, zu fordern ſcheuen, wenn dieſer etwa ſeine Fragen einmal als naſe - weiß abgefertigt haͤtte; er wird ſich in ſich ſelbſt verſchließen und uͤber das Widerſprechende der Lehre und der Ausfuͤhrung bruͤten, ohne zur Klarheit zu kommen. Bei jeder wiſſenſchaftli - chen Quelle iſt Popens Regel wahr: Koſte nicht, oder ſchoͤpfe tief!

341

Beſſer iſt es immer, wenn ein junger Mann, der das Inſtitut beſuchen will, ſchon eine, wenn auch ganz handwerksmaͤßige Lehre in der Land - wirthſchaft nur eine phyſiſche Erziehung da - fuͤr erhalten hat, und eine anſchauliche, wenn gleich oberflaͤchliche Kenntniß der Gegenſtaͤnde be - ſitzt. Indeſſen iſt es nach den jetzigen Einrich - tungen nicht unumgaͤnglich noͤthig, indem auch fuͤr mechaniſche Uebung, fuͤr ganz ſinnliche Be - lehrung geſorgt worden. Bis dahin, daß des juͤngern Crome’s Stelle der ganz eigentlich dazu beſtimmt, gebildet und geeignet war er - ſetzt iſt, wird mein Sohn es ſelbſt uͤbernehmen. Nur muͤſſen, wie geſagt, ſolche junge Leute mit regem Triebe zu lernen her kommen, nicht ver - weichlicht und nicht traͤge ſeyn; denn wider ih - ren Willen koͤnnen ſie nicht getrieben werden.

Ein jeder Anfaͤnger muß im Winter-hal - ben-Jahre wie das auch gleich anfangs be - ſtimmt war her kommen. Die Frequenz iſt dann nicht ſo groß, und es kann auf den Ein - zelnen mehr Ruͤckſicht genommen werden.

In dieſem Winter-halben-Jahre wird mehr discurſive, als in gebundenen Vortraͤgen, der in - nere Haushalt in allen Verhaͤltniſſen erklaͤrt und praktiſch gezeigt; was hauptſaͤchlich durch die Buch - und Journal-Fuͤhrung wobei jedem,342 der es wuͤnſcht, Gelegenheit ſelbſt Hand anzule - gen gegeben wird erlaͤutert wird. Die Vieh - zucht, d. h. alles, was auf die Erhaltung, Ge - brauch und Benutzung des Arbeits - und Nutz - Viehes Bezug hat, wird theoretiſch und prak - tiſch gelehrt. Zur richtigen Beachtung der Win - tergeſchaͤfte auf dem Hofe, in Scheunen, Staͤl - len und Magazinen wird Anleitung, von den im Winter hauptſaͤchlich vorkommenden merkantili - ſchen Geſchaͤften die Ueberſicht gegeben. Der Zoͤgling kann ſich in der Verfertigung aller hier gebraͤuchlichen Ackerwerkzeuge und Geraͤthe bei einem ſehr geuͤbten Arbeiter unterrichten, und ſich ſelbſt, wenn er einige Geſchicklichkeit in der Manipulation des Beils, des Hobels und Mei - ßels hat, in der Verfertigung und Zuſammen - ſetzung uͤben, wenigſtens alles beachten lernen, worauf es bei der Holz - und Eiſen-Arbeit an - kommt.

In eigentlichen Vortraͤgen wird im Winter die Chemie gelehrt; zwar nach ihren allgemeinen Grundſaͤtzen, aber ſpezieller, ausfuͤhrlicher und praktiſcher in dem, was in naher Verbindung und Bezuge auf den Landbau, auf die Produk - tion und Benutzung der Produkte, und auf die mit der Landwirthſchaft vortheilhaft zu verbin - denden Nebengewerbe ſtehet. Branntwein-Bren -343 nerei und Bierbrauerei wird hier nun nach den bereits mitgetheilten chemiſchen Grundſaͤtzen, mit Ruͤckſicht auf alle aͤltere und neuere Methoden, erklaͤrt; alle Punkte, wovon der Erfolg abhaͤngt, erlaͤutert, und da ſie hier bis jetzt nicht betrie - ben werden, wird die Manipulation in den gro - ßen und nach den bewaͤhrteſten neueren Metho - den muſterhaft eingerichteten Fabriken, die in unſerer naͤchſten Nachbarſchaft beſtehen, gezeigt. Zwei andere, jetzt nicht minder wichtig erachtete chemiſch landwirthſchaftliche Fabrikationen, des Syrups aus Kartoffeln-Staͤrke und des Roh - zuckers aus Runkelruͤben in der Folge wahr - ſcheinlich auch die Rafinirung deſſelben wer - den hier ſelbſt betrieben und praktiſch gelehrt; letztere nach des ſcharfſinnigen Nathuſius vervoll - kommneten und ergiebigen Methode; deren Kennt - niß und Einfuͤhrung ich dieſem hochverehrten Manne allein verdanke.

Endlich wird im Winter die reine Matheſis, dieſe fuͤr jeden denkenden Kopf ſo unentbehrliche Wiſſenſchaft, ohne welche er, zumal bei dem jetzi - gende Zuſtande der Wiſſenſchaften und des gebil - deten Lebens, in einem gewiſſen Halbdunkel be - ſtaͤndigen Verirrungen ausgeſetzt bleibt, bis auf einen gewiſſen Punkt ſtreng wiſſenſchaftlich ge - lehrt; jedoch mit Erlaͤuterungen durch Anwendung344 auf Vorfaͤlle des Gewerbs-Betriebes, und mit Hinſicht auf die dem Landwirth wichtigſten Theile der angewandten Mathematik.

Dieſer Winteraufenthalt iſt fuͤr den juͤnge - ren, dem Landleben ſich widmenden Mann um ſo wichtiger, weil, nach vielen gemachten Erfah - rungen, dadurch der Sinn fuͤr Haͤuslichkeit, fuͤr Ordnung, Sittlichkeit und Anſtaͤndigkeit ohne Zie - rerei im geſelligen Leben beſonders erweckt wird; was bei der groͤßeren Zahl der Anweſenden und der mehreren Zerſtreuung im Sommer nicht ſo zu geſchehen pflegt.

Im darauf folgenden Sommer-halben-Jahre wird nun von mir ſelbſt die Lehre vom Landbau und von allen unſerm Klima angemeſſenen Produktio - nen, ausfuͤhrlich und mit Ruͤckſicht auf die man - nigfaltig zu modificirenden Methoden vorgetragen. Ich lege hierbei zwar eine rationelle Landwirth - ſchaft zum Grunde, aber ich handle die Materie weniger nach der Ordnung des Buchs ab, als, ſo viel moͤglich, nach dem Zeitpunkte, wo jedes am beſten in der Wirklichkeit gezeigt werden kann, und wo das Anſchauen das meiſte Intereſſe dafuͤr er - regt. Ich begnuͤge mich nicht mit der Erklaͤrung meiner Grundſaͤtze vom Catheder, ſondern ich laſſe uͤber jeden Gegenſtand das Wichtigſte, was ſich daruͤber in den aus eigener Erfahrung geſchrie -345 benen beſten Buͤchern, auch ungedruckten Aufſaͤtzen anderer findet, leſen, mit einander vergleichen, be - urtheilen, die anſcheinenden Widerſpruͤche durch Beachtung der Nebenumſtaͤnde heben oder nach verſtaͤndigen Gruͤnden entſcheiden. Hierdurch wer - den Discuſſionen unter den erfahrnern und kennt - nißreichern meiner Zuhoͤrer, deren doch gewoͤhnlich mehrere hier ſind, veranlaßt, der Gegenſtand von allen Seiten beleuchtet, Einſeitigkeit und das ju - rare in verba magistri vermieden, der Beobach - tungsgeiſt und das Nachdenken geſchaͤrft. Freilich iſt nicht in jedem Semeſter das Intereſſe dieſer Verhandlungen wegen der Verſchiedenheit des Per - ſonals gleich groß geweſen; an manche kann ich nur mit der angenehmſten Erinnerung denken, in an - dern war die Zuruͤckhaltung eigener Anſichten unuͤberwindlich, und eine vielleicht mehr an - ſcheinende als wirkliche Indolenz abſchreckend. Sie verlor ſich bei manchem erſt nach laͤngerem Hierſeyn.

Dann wird im Sommer die Botanik, aller - dings mit Erklaͤrung des Syſtems und der Termino - logie, aber doch auch mit beſonderer Hinſicht auf die dem Landwirthe merkwuͤrdigſten Pflanzen, und mehr empiriſche Erkenntniß derſelben gelehrt; da eine vollſtaͤndige Erlernung derſelben nicht das Werk eines Sommers, neben ſo manchen andern Stu - dien ſeyn kann. Es finden jedoch auch diejenigen,346 welche beſondere Neigung fuͤr dieſe Wiſſenſchaft und vielleicht ſchon Kenntniß derſelben, zu deſto groͤße - rem Vergnuͤgen der Lehrer, mitgebracht haben, hin - laͤngliche Unterhaltung darin, durch die in hieſiger Gegend eine ziemlich reiche Ausbeute gebenden bo - taniſchen Excurſionen, durch den reichhaltigen bota - niſchen Garten zu Cunersdorf und die Bibliothek daſelbſt, deren beſcheidene Benutzung von den ver - ehrungswuͤrdigen, alles wiſſenſchaftliche Streben beguͤnſtigenden Eigenthuͤmern gern geſtattet, und durch den verdienſtvollen Botaniker und Bibliothe - kar daſelbſt, Herrn Walter, erleichtert wird, und endlich durch das ſehr vollſtaͤndige und ſchoͤne, vom ſel. Crome hinterlaſſene Herbarium. Mit der Bo - tanik wird die dem Landwirthe ſo hoͤchſt wichtige und intereſſante Pflanzen-Phyſiologie verbunden, ohne welche man keinen klaren Begriff von der Theorie des Landbaues empfangen kann.

Ferner wird im Sommer die Experimental-Phy - ſik, wozu ein ſehr zweckmaͤßiger Apparat vorhanden iſt, vorgetragen. Zugleich wird denjenigen, die ſchon chemiſche Kenntniſſe beſitzen, Gelegenheit gegeben, ſich in Zerlegungen, welche die Agronomie betref - fen, zu uͤben.

Endlich wird die angewandte Mathematik ge - lehrt, und in Anſehung der Feldmeß - und Nivellir -347 Kunſt, ſammt der geometriſchen Berechnung und Eintheilung der Felder, praktiſch geuͤbt.

Diejenigen, welche dieſen jaͤhrigen Curſus hier gemacht haben und hoͤhere wiſſenſchaftliche Ausbil - dung verlangen, werden mir nun mit beſondern Nuz - zen nach der Univerſitaͤt zu Berlin folgen. Sie koͤn - nen daſelbſt, wenn ſie es wuͤnſchen, mit mir in einer engern Verbindung bleiben, und wenn ſie etwa in Hinſicht ihres Alters, ihres vorherigen Standes und Bildung, ſich als Studenten immaticuliren zu laſ - ſen Bedenken tragen, dennoch alle Vorleſungen und Inſtitute der Univerſitaͤt benutzen, wozu ich ihnen ſehr gern alle erforderliche Anweiſung geben werde. Ich trage daſelbſt die landwirthſchaftliche Gewerbs - Lehre aus einem hoͤheren, umfaſſendern Geſichts - punkte, auch in politiſcher, finanzieller und polizeili - cher Hinſicht, desgleichen in der Regel die phyſiſch - chemiſche Theorie des Landbaues vor. Ueber die Be - nutzung der uͤbrigen Vorleſungen und Anſtalten wer - de ich einen jeden nach ſeiner Individualitaͤt belehren.

Wer nun nach einer zweckmaͤßigen Benutzung dieſes Winteraufenthalts in Berlin, mit mir noch - mals nach Moͤglin zuruͤckkehren will, dem widme ich einen ſpeziellen, praktiſchen und uͤbenden Unter - richt in allen das Ganze der Landwirthſchafts-Lehre bildenden Theilen, auch beſonders in Hinſicht ihres Bezuges auf die National - und Staatswirthſchafts -348 Lehre. Dahin gehoͤrt agrariſche Verfaſſung der Laͤn - der und Provinzen, agrariſche Geſetzgebung und Geſetzesausfuͤhrung (Legislatur und Polizei), Admi - niſtration der Domainen und großen Herrſchaften im Ganzen, Veranſchlagung der Guͤter und Ent - werfung des Wirthſchafts-Etats, die Verhaͤltniſſe des groͤßeren und kleineren Gutsbeſitzers und Land - wirths zum Staat, ſeine Rechte und Pflichten, und was bei der Ausbung und Erfuͤllung derſelben zu beachten; die Operationen der Gemeinheitsthei - lung, Auseinanderſetzung und Entſchaͤdigung fuͤr Servitute, kurz alles, was dem Cameraliſten hin - ſichtlich der agrariſchen Gegenſtaͤnde zu wiſſen noͤ - thig iſt; woruͤber ich durch vorgelegte, aus der Wirklichkeit genommene oder abſtrahirte Beiſpiele und Aufgaben, Veranlaſſung zu Ausarbeitungen geben werde. Hiermit wird dann allerdings die ge - nauere und kritiſche Beobachtung der praktiſchen Landwirthſchaft verbunden, wozu ich ſchon gebilde - ten Maͤnnern um ſo lieber alle Anleitung und Ge - legenheit gebe, da mir beſonders daran gelegen iſt, in ihnen einen permanenten und pruͤfenden Zeugen der hieſigen Wirthſchafts-Einrichtungen und ihres Erfolges zu haben.

Es verſteht ſich nun, daß derjenige, welcher ſchon gewiſſe Vorkenntniſſe hat, dieſen ganzen Cur - ſus nicht zu machen brauche, ſondern ſich nach der349 Art und dem Maaße derſelben, und je nachdem er ſie mehr ausbilden und ergaͤnzen will, einen oder den andern Theil auswaͤhlen koͤnne.

In Anſehung der haͤuslichen Einrichtungen des Inſtituts bemerke ich, ohne in ein genaues Detail zu gehen, worin nach den Umſtaͤnden Abnderun - gen gemacht werden, folgendes.

Es hat ein Jeder ein eigenes moͤblirtes Zimmer, ohngefaͤhr auf dem Fuß, wie es an Badeoͤrtern zu ſeyn pflegt. Inbetten werden mitgebracht oder man miethet ſie ſammt den Ueberzuͤgen monatlich fuͤr Rthlr. Wenn aber auch zwei Befreundete eins der groͤßeren Zimmer zuſammen, und dabei eine beſon - dere Schlafkammer wuͤnſchen, ſo koͤnnen ſie es mit gleichen Koſten erhalten.

Die ſaͤmmtlichen Mitglieder des Inſtituts ſpei - ſen jetzt mit der Familie des Eigenthuͤmers Mittags um 12 Uhr und Abends um 8 Uhr. Dieſe Einrich - tung war vormals nicht, hat aber, ſeitdem ſie ge - troffen worden, zur Befoͤrderung der Geſelligkeit, einer freundlichen Annaͤherung, eines anſtaͤndigern Tons und mannigfaltiger Belehrung ungemein viel beigetragen. Bei Tiſche wird Bier gereicht; wer Wein trinken will, was wenige, ſelbſt aus Wein - laͤndern thun, muß ihn ſich ſelbſt halten.

Was außer der Mahlzeit genoſſen wird, bezahlt eiu jeder beſonders. Es ſind faſt alle Beduͤrfniſſe bei350 der im Inſtitut-Hauſe wohnenden Familie des Gaͤrtners zu beſtimmten, moͤglichſt billigen Preiſen zu haben. Doch ſieht es jedem frei, ſie ſich auch an - derweitig zu verſchaffen, wozu ein taͤglich nach der Stadt Wriezen gehender Bote die Gelegenheit giebt. Auch kann man ſich aus Berlin, mit der zweimal woͤchentlich abgehenden und ankommenden Poſt, ſo wie mit anderen haͤufigen Gelegenheiten, alles kom - men laſſen.

Licht und Feurung haͤlt ſich ein jeder ſelbſt. Der Preis des Holzes wird Kubikfußweiſe berechnet, und von jener Familie ausgegeben.

Waͤſcherinnen, die fuͤr einen beſtimmten Preis waſchen, ſind immer da.

Aufwartung wird zureichend im Hauſe gehalten, und dafuͤr, außer einer beliebigen Ergoͤtzlichkeit an die Domeſtiquen, nichts bezahlt.

Fuͤr den ſaͤmmtlichen Unterricht, Logis, Mit - tags - und Abend-Tiſch und Aufwartung, wird fuͤr den Sommer, von der Mitte Aprils bis Ende Sep - tembers, 200 Rthlr. Preuß. Courant, und fuͤr den Winter, vom 1 ſten November bis Ende Marz, 150 Rthlr voraus bezahlt. Wer jedoch von einem Se - meſter zum andern hier bleibt, hat auch in der Zwi - ſchenzeit alles dafuͤr frei.

Es kann aber keine Aufnahme anders als auf ein Semeſter ſtatt finden; es ſey denn ausnahmeweiſe351 unter beſonders verabredeten Bedingungen. Und nur in dem Fall, daß Zimmer im Inſtitut-Gebaͤude offen ſind, koͤnnen Fremde, die nur die hieſigen Ein - richtungen ſehen, nnd ſich uͤber eins oder das andere unterrichten wollen, als Hospites einzelne Tage oder Wochen aufgenommen werden. Sonſt finden ſie in Wriezen Quartier. Jedoch wird vorausgeſetzt, daß ſich nur ſolche einfinden werden, die an land - wirthſchaftlichen Gegenſtaͤnden Intereſſe nehmen.

Da in dieſem Fruͤhjahre wiederum die Erfah - rung gemacht worden, daß ſich ſehr viele beſtimmt meldeten weswegen mehrere Zimmer eiligſt aus - gebauet und moͤblirt wurden dann aber, zum Theil ohne es einmal anzuzeigen, wegblieben, ſo muß eine ſchon fruͤher aus gleicher Urſach gemachte Beſtimmung erneuert werden, daß bei der Beſtel - lung eines Platzes 8 Friedrichd’or vorausbezahlet, oder doch von bekannten Perſonen die Verſicherung gegeben werde, daß dieſe zur Entſchaͤdigung im Fall des Ausbleibens gezahlt werden ſollen. Unter den diesmal weggebliebenen ſind manche, die ich voͤllig entſchuldige, indem ſie ſich zur Ergreifung der Waf - fen berufen fuͤhlten; andere aber haben einen an - dern Aufenthalt vorgezogen, weil ſie das Inſtitut nicht nach ihrem Sinne beſetzt hielten.

352

Diejenigen, welche Pferde halten wollen was hier aber keinesweges noͤthig iſt finden eine Stallung im Dorfe.

Bediente die ganz uͤberfluͤſſig ſind koͤn - nen nur unter beſondern Umſtaͤnden und Bedin - gungen im Inſtituts-Hauſe Platz finden. Hunde werden im Hauſe nicht geduldet.

Uebrigens muß ſich ein jeder denen Einrichtun - gen, die zur Bequemlichkeit aller und zur Errei - chung des Zwecks gemacht ſind oder gemacht wer - den ſollten, unterwerfen.

Auch behaͤlt ſich die Direktion das Recht vor, demjenigen den Aufenthalt nach 8taͤgiger Friſt zu kuͤndigen, deſſen laͤngeres Hierſeyn ſie dem Ganzen nachtheilig haͤlt; wobei ſich von ſelbſt verſteht, daß die geleiſtete Praͤnumeration, in ſo fern ſie uͤber die - ſen Termin hinausgeht, zuruͤckgezahlet werde.

Die ſpezielle Direktion des Inſtituts fuͤhrt der Herr Profeſſor Koͤrte, und an denſelben wendet man ſich in allen das Inſtitut betreffenden Angele - genheiten.

Moͤglin den 20ſten September 1815.

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Druckfehler.

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  • 60. 17. ſt. Heu ſ. Gruͤn.
  • 93. 4. von unten ſt. 64 ſ. 87.
  • 3. ſt. 100 ſ. 128.
  • 96. 1. ſt. 176 ſ. 70.
  • 178. 6. ſt. 1 ſ. 2 Rthlr.
  • 259. 17. ſt. Uhden ſ. Unger.
  • 19. ſt. 1750 ſ. 1752.
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About this transcription

TextGeschichte meiner Wirthschaft zu Möglin
Author Albrecht Daniel Thaer
Extent375 images; 56830 tokens; 8993 types; 397313 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationGeschichte meiner Wirthschaft zu Möglin Nebst einer Nachricht von dem Zweck und der jetzigen Einrichtung des landwirthschaftlichen Unterrichts-Instituts. Mit einem Plane von Möglin. Albrecht Daniel Thaer. . XIV, 352 S. : 1 Faltbl. RealschulbuchhandlungBerlin1815.

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SUB Göttingen Göttingen SUB, 8 OEC I, 743https://opac.sub.uni-goettingen.de/DB=1/CMD?ACT=SRCHM&IKT0=54&TRM0=8%20OEC%20I%2C%20743

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Ökonomie; Wissenschaft; Ökonomie; core; ready; mts

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ShelfmarkGöttingen SUB, 8 OEC I, 743
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