PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Α | Ω. Cœlicum profligandæ mortis - Alexipharmacum.
Himmliſche Cur und Artzney / Wordurch ein Chriſtlicher Medicus oder Artzt jhm ſelb - ſten helffen / und ſein Leben vom Tode erretten kon. Auß dem (I. Capittel Syrachs / v. 12.)
Wer den HErren fuͤrchtet / dem wirds wolgehen in der letzten Noth / und wird endlich den Segen behalten.
Bey Anſehnlicher und Volckreicher Leich-Beſtattung Des Edlen / Wohl-Ehrenveſten / Groß-Acht - baren und Hochgelahrten Herrn JOHANNIS LAURENTII FABRJ, Medicinæ Doctoris, und in der Artzeney - Kunſt Hocherfahrnen und beruͤhmten Practici. Welcher im Jahr Chriſti M. DC. LXXII. den 7. May des Abends gegen 5. Uhr zu Croſſen nach außgeſtandener ſchmertz - hafften Kranckheit / in wahrer Erkaͤntnuͤß und Anruffung ſeines Erloͤſers JEſu CHriſti / ſanfft und ſelig von dieſer Welt geſchieden. Seines Alters 39. Jahr /[W] eniger 15. Tage / und darauff an Chriſti Himmelfahrts Tage in hieſiger Kirchen in ſein Ruh-Kaͤmmerlein beygeſetzet worden.
GUBEN/ Gedruckt beyChriſtoph Grubern/ Jm Jahr1673.
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Der Edlen / Wohl-Erbaren / Hoch-Ehren Sit-und Tugend begabten Frauen Eva Faberin / Gebornen Muͤllerin. Als des Sehl. Herren Doct. Fabrj hinterlaſſenen Hochbetruͤbten Frauen Witben. Wie auch deſſen geliebten Herꝛn Bruder / und ſaͤmbtlichen Frauen Schweſtern: Dem Wohl-Ehrenveſten / Vor-Achtbaren und Wolgelahrten Herꝛn Christiano Fabrj, Jur. Candidato. Denen Wohl-Erbaren / Viel-Ehr und Tugendreichen Frauen Anna Catharina / Tit. Herꝛn Chriſtian Hoffmannes / Wohlver - ordneten Cantoris allhier. Frauen Dorotheen / Tit. Herꝛn Georg Muͤllers / getreuen Pfarres zu Gerßdorff. Und Frauen Eliſabeth / Tit. Herꝛn Johannis Patochij, Chur - fuͤrſtlichen Brandenburgiſchen Wohl - beſtalten Zoll-Einnehmers / Chriſt-Ehlichen Hauß-Frauen. Meinen Hochgeehrten Frauen / Vielgoͤnſtigen Herren / und geliebten Frauen Gevatterinnen

Vbergiebet dieſe Chriſtliche Leich-Predigt mit einen treu - hertzigen Friedes-Troſtes / und Segens-Wuͤntzſche von den Wahren Drey-Einigen GOtt zu dieſen zeit - lichen und denn auch zum ewigen Leben / Dero Andaͤchtiger Gebets-Befliſſener N. V.

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JESUS ſuperomnia JESUS!

  • GOTT der ewige Himmliſche Vater / der da liebet die jhn lieben / auch alle die jhn Kindlich fuͤrchten / mit ſeiner Vaͤterlichen Gnaden Hand in dieſen vergaͤnglichen Leben leitet nach ſeinen Rath / undPſal. 73. v. 24. nimmet ſie endlich mit Ehren an. JEſus der getreue Heyland aller Welt / welcher vom Him - mel iſt hernider kommen / daß jaͤmmerliche Trau - er - Huͤllen von ſeinen Geliebten / und Betruͤbten
    Eſa. 25. v. 7. 8.
    wegzuthun / den Todt ewiglich zuverſchlingen / und die Thraͤnen von allen Angeſichtern abzu - wiſchen. GOtt der wehrte Heilige Geiſt / wel - cher iſt der Troͤſter aller Traurigen / und mit ſei - nen kraͤfftigen Troſt und Freuden Oehle heilet /
    Pſal. 14. v. 3.
    die zubrochenes Hertzens ſind / und jhre Schmer - tzen verbindet. Der wahre Drey-Einige GOtt / ſey unſer Huͤlff und Troſt in aller Noth / und geb uns allen einen ſeligen Todt! Amen.

PRÆLOQUIUM.

ANdaͤchtige / hertzlich / und ſchmertzlich Be - truͤbete / unnd nach des Heiligen Geiſtes Troſt recht inniglich ſchmachtende Chri - ſten / und Kinder GOttes.

Bey dem auſſerwehlten Volcke GOtts denen Kindern Jſrael / wie auch ſonderich bey den Voͤlckern der Heyden iſt es j[e]be - vor gebraͤuchlich geweſen / daß ſie bey[d]enen ſchmertzhafften und traurigen Todes-Faͤllen jhrer Verſto[rb]enen /A 2die[4]Him̃liſche Cur und Artzney jhm ſelbſt zu helffen. die jhnen in der Welt ſind lieb geweſen / jhnen ſonderbare Klage - Maͤnner / und Klage-Weiber beſtellet haben / welche mit jaͤmmer - lichen und klaͤglichen Worten und Gebaͤrden die Toden beklagen / und die Umbſtehenden zum Trauren und zum Weinen haben be -Jer. 22. v. 18. wegen muͤſſen: Sie muſten elendiglich lamentiren / und ſprechen: Ach Bruder! Ach Schweſter! Ach Herꝛ! Ach Edler! Wie hiervon wird geredet im 22. Capittel des Propheten Jere - miæ.

Schaffet und beſtellet Klage-Weiber / daß ſie kom - men / und ſchicket nach denen / die es wol koͤnnen / daß ſie eylend uns klagen / hiermit unſre Augen mit Thraͤ - nen rinnen / und unſere Augelieder mit Waſſer flieſſen / daß man ein klaͤgliches Geſchrey zu Zion hoͤre. SoJerem. 9 v. 17. 18. 19. ſpricht auch dieſer heilige Prophet Jeremias Cap. 9.

Von dem Gottfuͤrchtigen Koͤnige Joſia lieſet man / daß nicht nur der Prophete Jeremias denſelben nach ſeinen Tode weh - muͤtiglich beklaget: Sondern auch die Saͤnger und Saͤngerin / daß iſt / die Klage-Maͤnner und Klage-Weiber jhre Klage-Lieder2. Paral. 35. v. 25. uͤber jhn geredet haben / in 2. Buch der Chronica Cap. 35.

Die Heydniſche Voͤlcker hatten jhre Præficas, daß iſt / ſol - che Leid-Klaͤgerinnen / welche umb Geld gedinget worden / welche bey denen Leich-Beſtattungen jhrer Todten viel Weinens / Heu - lens und Weh-Klagens machen / und die Todes Verblichene mitVarr〈…〉〈…〉 lib. 6. [L] vielen und groſſen Lob erheben muſten / wie Varro hievon ausfuͤhr - lich ſchreibet / jedoch ſagten ſie darbey:

Nænia Præficæ non valet ad excitandos mortuos.
Daß übermäſſige Weinen / und Klagen
Kan keinen Toden lebendig machen.

Bey dero heut angeſtelleten Funeration und Leich-Beſtattung / desEdlen / Wohl-Ehrenveſten / Groß-Achtbarn und Hoagelabrten Herren Johannis Laurentij Fabri, Me - dicina Doctoris, und in der Artzeney-Kunſt Hochbe -ruͤhm -[5]Him̃liſche Cur und Artzney jhm ſelbſt zu helffen. ruͤhmten Practici, deſſen Seel. verblichener Leichnam allhier eingeſarget fuͤr unſern Augen ſtehet / beduͤrffen wir ſolcher Lamen - tirenden Toden-Klaͤger und Toden-Klaͤgerinnen nicht / bey de - nen Betruͤbten noch mehr Betruͤbnuͤß anzurichten.

Hier ſind ſo viel der Blutrinnenden Hertzen / und Thraͤnen - ſtroͤhmender Augen / daß es in Menſchlichen Vermoͤgen nicht ſte - het / daß aͤngſtliche Seufftzen / und das klaͤgliche Weinen bey allen zubeſaͤnfftigen / und zuſtillen.

Wer wil bey dieſer jam̃rigen Trauer-Verſamblung die muͤden Haͤnde recht ſtaͤrcken / die ſtrauchelnden Knie erquicken / und denen verzagten Hertzen ſagen: SieEſa. 35. v. 3. 4. ſollen getroſt ſeyn / ſich nicht fuͤrchten / GOtt werde jh - nen helffen. Aus den 35. Capitel des Propheten Eſaiæ / wo nicht der Heilige Geiſt / durch ſeine Goͤttliche Krafft in jhnen er - fuͤllet / was JEſus der Sohn GOttes von ſeinen Betruͤbten ge -Matth. 5 v. 4. redet und geſprochen hat: Selig ſeynd die Leide tragen / ſie ſollen getroͤſtet werden. Im 5. Capitel Matthæi.

Viel Seufftzens und Weinens iſt uͤber unſern Sehl. Ver - ſtorbenen Herren Doctorem, bey deſſen Hinterbliebenen / und all - hier Verlaſſenen Schmertz-Betruͤbten Frauen Witben / der hat der ewige GOtt recht laſſen / die Sonne im Mittag unter -Amos 8 v. 10. gehen / und es am hellen Tage gantz finſter umb ſie weꝛ - den. Amos 8. Jn dem jhr hertzliebſter Ehe-Herꝛ in der aller - ſchoͤnſten Bluͤthe ſeiner allerbeſten Jahre / do er gleich der Sonnen in ſeinen wol meritiriten Ehren-Stande kaum in die Hoͤhe geſtie - gen war / als ein helle ſcheinendes Licht / im Tode hat muͤſſen verle - ſchen / und die Welt verlaſſen. Nun iſt ſie eine Witbe / ſieThren. 1 v. 2. 11. Pſal. 77. v. 3. weinet daß jhr die Thraͤnen uͤber die Backen lauffen / und jhre Seele wil ſich nicht troͤſten laſſen: Nun iſt kein Schmertze wie jhr Schmertze / der ſie troffen hat / denn der HErꝛ hat ſie voll Jammers gemacht: Nun iſt jh -A 3re See -[6]Him̃liſche Cur und Artzney jhm ſelbſt zu helffen. Thren. 3 v. 17. Thren. 5 v. 15. 16.re Seele aus den Frieden vertrieben / ſie muß alle des Guten vergeſſen: Nun iſt die Krone jhres Hauptes abgefallen / und jhr Reigen hat ſich in Wehklagen ver - wandelt. Wie dieſe Leidklagende Worte enthalten ſind in den Klageliedern Jeremiæ Cap. 1. 3. 5. Die Ehliche und angetraute Freundſchafft iſt die allerbeſte und allergetreuſte Freundſchafft. Ein Freund kombt zu den andern in der Noth / ſpricht Syrach / Mann und Weib vielmehr. Syr. 41. Auch uͤbertrifft die Ehe -Syr. 41. liche Liebe bey weiten die Vater - und Mutter-Liebe / die Bruder - und Schweſter-Liebe. Denn hier iſt bey beyden ein Leib und Fleiſch / ein Geiſt und eine Seele. Es heiſſet:

Anima una in duobus corporibus.
Mein Hertz / dein Hertz / ein Hertz.

So nun der heilige Auguſtinus von ſeinen Todes-Verblichenen Hertzens-Freunde ſagen konte:

Horrori mihi vita eſt, quia nolo dimidius vivere.
Mir grauet laͤnger zu leben / weil die Helffte meines Lebens von
mir hinweg iſt.

So mag dieſes vielmehr unter den treuͤſt-verbundenen Eh-Leuten geſaget werden. Daß alles empfindet am allerſchmertzlichſten die gegenwaͤrtige von jhr ſelbſt entnommene Frau Witbe / Sie fuͤh - let es in jhren traurigen Muthe / daß ſie an jhren Sehl. Eh-Herꝛn nicht nur jhr halbes; Sondern jhr gantzes Hertze habe muͤſſen da - hin geben. Dieſes jhr Hertz aber iſt nun mehr im Himmel. GOtt ſtaͤrcke Sie von dannen mit ſeinen Himmliſchen Troſte / damit Sie die jrꝛdiſche Betruͤbung deſto kraͤfftiger uͤberwinden moͤge.

Viel Seufftzens und Weinens iſt uͤber ihn / bey ſeinen ge - liebten Herꝛn Bruder und Frauen Schweſtern / derer Hertzen mit ſeinen Hertzen durch die Feuerflammende Bruder - und Schwe - ſter-Liebe alſo zuſammen geſchmoltzen waren / daß aus jhrer aller Hertzen ein Hertz worden war. Sie liebten einander als jhre See - le / drumb war es ein ſchmertzlicher Hertzens-Riß / do dieſes ver -einig -[7]Him̃liſche Cur und Artzney jhm ſelbſt zu helffen. einigte Hertz im Tode getrennet ward / und ein jegliches unter jh - nen ein ſehr Liebes-Theil von ſeinen Hertzen verliehren muſte. Wie ſollen ſie nun nicht unter einander klagen und ſagen: GOtt habt jhnen ein ſehr hartes erzeiget / Er habe jhnen aus ſeinen aͤngſtlichen Trauer-Kelche einen ſo ſtarcken TrunckPſal. 60. v. 5. Weins gereichet / daß ſie darvon taumeln muͤſſen: Aus dem 60. Pſalm.

Viel Seufftzens und Weinens iſt uͤber ihn bey denen treu - erkanten Gebluͤtes und Gemuͤthes-Freunden / die guͤldene Liebes - Schnur / die viel treu-meinender Hertzen mit ſeinen auffrichtigen Gemuͤthe und Geiſt gleichſam unauffloͤß[l]ich hatte z[u]ſammen ver - bunden / die hat der ungeheure Todt gleich als den Nodum Gor - dium mit ſeinen AIexandriniſchen Schwerdt alſo von einander gehauen / daß hierdurch auch viel Traurens und Klagens iſt ver - urſachet worden. Denen Er die unverfaͤlſchte Liebes-Treue / die embſige Curen und Artzney-Bedienungen hat erwieſen / die wer - den / ſo lange ein Odem in jhnen iſt / ſein nicht vergeſſen: Es wird unter jhnen heiſſen:

Dum memor ipſe mei, dum Spiritus hos reget artus
Virgil. Buccol. Eclog. 5.
Semper honos nomenq́ue tuum laudesq́ue manebunt.
So lang ein Geiſt in mir / ſo lang ein Glied ſich reget
Soll dein Lob auch von mir nicht werden hingeleget.

Soll ich hierbey auch mein Gemuͤth eroͤffnen / ſo ergehet mirs faſt an dieſer heiligen Stete / fuͤr dieſer anſehnlichen Trauer-Ver - ſamblung / wie dorte dem Gottſeligen Lehrer Ambroſio, do er bey ſeiner ſonderbahren Betruͤbung reden ſolte / ſagte er mit Schnuch - zen und mit Seufftzen:

Nil habeo præter lachrymas. Bey mir iſt nichts als Weinen und Thraͤnen vergieſſen. ()

Der Schmertz laſſet den Mund nicht reden / die Zunge klebet fuͤr Trauren an den Gaumen. Jch habe an den Sehl. Herꝛn Doctor einen ſo treu - erkanten Hertzens-Freund verlohren / daß ich vonjhm[8]Him̃liſche Cur und Artzney jhm ſelbſt zu helffen. jhm mit Syrach ſagen moͤchte: Ein treuer Freund iſt einSyr. 6. v. 14. 16. Troſt im Leben / wer den hat / hat einen groſſen Schatz / cap. 6. Nun heiſſet es unter den Menſchen:

O Amici, nemo amicus.
Viel Mund-Freunde / und keine Hertzens-Freunde.

Hat man nur einen einigen treuen Freund / und muß ihn laſſen / ſo ſpricht man billich mit Seufftzen und Thraͤnen: je hertzlicher ge - liebt / je ſchmertzlicher verlohren. Auch iſt unſere S[t]adt / wie auch das Land umbher eines ſolchen Mannes verluſtig worden / der als ein wol qualificirter und von GOtt hochbegabter Medi - cus, mit ſeinen von GOtt jhm verliehenen und anvertrauten Ta - lento, wie bißhero geſchehen / auch noch ferner haͤtte groſſen Nu - tzen ſchaffen / und v[ie]len dienlich ſeyn koͤnnen.

Ob dieſes von denen widerſinnigen Leuten jhrer viel nicht moͤchten erkennen / ſo kan es jhnen gar leichtlich ergehen nach dem / was der vernuͤnfftige Heyde ſagte:

Horat. lib. 3. Carm. Od. 24.
Virtutem incolumem odimus
Sublatam ex oculis quærimus invidi.
Das Gute wird veracht an vielen / weil ſie leben
Jm Tode wirds vermiſt. Niemand kans widergeben.

Es iſt endlichen von unſerer Kirchen-Gemeine hinweg genommen[word]en / ein getreuer Liebhaber GOttes und ſeines ſeligmachenden Wortes / dem es die groͤſte Freude war in dieſer Welt / wenn Er ſolte gehen ins Haus des HErren / wenn ſeine Fuͤſ - ſe ſtehen ſolten in deinen Thoren Jeruſalem / do manPſal. 122. v. 1. 2. 3. zuſammen koͤmmet zu predigen dem Volck Jſrael / zu dancken dem Nahmen des HERRN. Nach dem Exem - pel und Worten des Koͤniges Davids Pſalm. 122. Wie auch ein recht andaͤchtiger und inbruͤnſtiger Beter / der mit ſeinen un -Ezech. 22 v. 30. nachlaͤſſigen Gebete ſich halff zur Mauer machen / die zorni - gen Straffen GOttes uͤber ſein ſuͤndiges Volck zu ruͤcke zu hal - ten. Wie Er hiervon redet in dem 22. Capitel des ProphetenEzechie -[9]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. Ezechielis. Und in Summa er verhielt ſich in ſeinen Chriſten - thum alſo / daß man ihn unter die zehlen mochte / von denen der Koͤ - nig Salomon im 10 Capittel ſeiner Spruͤche ſaget:

Juſti ſunc columnæ mundi:Prov. 10 v. 30. Die Gerechten ſind Saͤulen der Welt. ()

Mit deme Taulerus uͤber einſtimmet / wenn Er ſpricht:

Chriſtiani ſunt aurea columna cœli & terræ:

Die wahren Chriſten ſind Saͤulen und Stuͤtzen des HimmelsSic red - didit Pa - raphra - ſtesChal daicꝰ in cap. 5. Cant. und der Erden.

Werden nun die Wenigen gerechte und fromme Leute fuͤr dem Ungluͤck unter unß vollends weggeraffet / wie die Schrifft von ihnen ſaget. Eſa. 57. O du liebe Stadt Croſſen / wie uͤbel wird dir es zu letzt ergehn. GOTT der Vater der Barmher - tzigkeit / und Gott alles Troſtes / JEſus der einige Troſt Jſra -Eſa. 57. v. 1. 2. Cor. 1: v. 3. Jer. 14. v. 8. Rom. 8. v. 16. elis und ihr Nothhelffer / GOtt der H. Geiſt / der uns der Kind - ſchafft Gottes in unſerm Geiſt verſichert / der troͤſte unß alleſambt uͤber dem / was unſere Seelen voll Jammers / und unſere Hertzen voller Betruͤbnis gemachet hat / umb ſeiner unendlichen Guͤtig - keit willen.

Wenn wir denn im Nahmen dero heiligen und hochgelob - ten Dreyfaltigkeit im Hauſe des Herren unſers Gottes all[hier]verſamlet ſind / unſern S. Herrn Doctori Fabro zum ruͤhmlichen Ehrengedaͤchtnis / wie auch denen allen / die uͤber ſeinen toͤdlichen Abſchied jammern und leide tragen / zur heilſamen Troͤſtung / von der him̃liſchen Cur und Artzney / wodurch ein Ehriſtlicher Medicus, bey denen auch ihn betreffenden Kranckheiten / ihm ſelbſt am aller - beſten rathen und helffen kan / auß einen hierzuerkohrnen Lehr-und troſtreichen Bibliſchen Leichen-Text / in der Furcht des Herren et - was zu reden und an zuhoͤren. Als bitten wir zuvorhero den Va - ter aller Guͤte / Gnade / und Barmhertzigkeit / daß Er unß zu ſol - chen unſern Fuͤrhaben den kraͤfftigen Beyſtand ſeines heiligen Gei - ſtes von obenherab mildiglich verleihen wolle durch ein glaͤubiges und andaͤchtiges Vater Unſer.

BTex -[10]Him̃liſche Cur und Artzney jhm ſelbſt zu helffen.

TEXTUS.

(Syr. 1. v. 12. )WEr den HERREN fuͤrchtet / dem wirds wolgehẽ in der letzten Noth / und wird endlich den Segen behalten. ()

EXORDIUM.

JOhannes der liebſte Juͤnger unſe - res Heylandes / jhr alleſambt Got - tes geliebte / GOttes betruͤbte / und GOttes getroͤſtete Trauer - Hertzen / der ſahe JEſum den Koͤ - nig der Ehren / und HErꝛn des Himmels und der Erden im Geiſte ſitzen auff dem Majeſtaͤtiſchen Stule ſein er Herꝛligkeit / Er war gleich anzuſehen wie der Stein Jaſpis und Sar - dis / umb den Stul aber war ein Regenbogengleich[11]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. gleich anzuſehen wie ein Smaragd. Maſſen er ſelbſt alſo beſchreibet in ſeiner Offenbahrung cap. 4.

Von den Natuͤrlichen Regenbogen ſagte der ver - nuͤnfftige Heyde Plato:

Iris eſt mater admirationis, & ornamentum Cœli: ()
  • Der Regenbogen iſt ein wunderbahres Geſchoͤ pffe / und eine Zierde des Himmels.

Auch ſchreibet von ihm der Poet:

Mille trahit varios adverso Sole colores.
Nach dem die Sonn ihn ſcheinet an
Viel Farben man dran ſehen kan.

Syrachs Worte ſind denckwuͤrdig von ihm in demSyr. 43. v. 12. er ſpricht: Siehe den Regenbogen an / und lo - be den der ihn gemacht hat / denn er hat ſehr ſchoͤne Farben Cap. 43.

Dieſer Regenbogen iſt ein wunderſchoͤnes Gemelde und Abbildung unſers Heylandes JEſu Chriſti mit ſeinen blutigen und theuren Verdienſt / auf welchen wir Syrachs worte gar troͤſtlich fuͤgẽ und ſagen koͤnnen: Ach liebſtes Hertze ſchaue Je - ſum an / und lobe ſeinen himliſchen Vater / der ihn unß geſchencket hat / deñ Er iſtinicht nur ſchoͤn von Farben: Sondern vielmehr von Goͤttlichen wun - dern / von Worten und von Thaten.

B 2Von[12]Himliſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen.

Von den Regenbogen ſprach Gott zu Noa: Meinen Bogen habe ich geſetzet in die Wolckẽ / der ſol ein Zeichen ſeyn des Bundes zwiſchen mir und der Erden / daß hinfort nicht mehr ei -Gen. 9 v. 13. 15. ne Suͤndfluth komme / und alles Fleiſch ver - derbe. im 9. cap. des 1. Buchs Moſis.

JEſus der gecreutzigte Heyland aller Welt ſtehet gleich dem Regenbogen zwiſchen Him̃el und Erden / als ein unfehlbahres Zeichen des Goͤttli - chen Gnadenbundes / daß die grauſamen Zorn - fluten ſeines grimmigen Eyfers nicht ſollẽ zur Ver - dammung uͤber unß ausgeſchuͤttet werden.

Richten wir unſer Hertzen und Augen auff den gecreutzigten JEſum durch den Glauben von der Erden hinauff / ſo richtet der Herꝛ unſer Gott ſein Hertz und Augen durch ſein Vaͤterliches Erbar - men auf ihn von Himmel hernieder / denn muͤſ - ſen alle ſeine theuer-vergoſſene Blutstroͤpflein von ihm zeugen / daß Er ſey die voͤllige Verſoͤhnung fuͤr die Suͤnde der gantzen Welt. Wie der hei -1. Joh. 2. v. 2. ge Johannes von ihm redet in ſeiner 1. Epiſt. cap. 2.

Wie koͤmt es aber / ſpricht hierbey ein fuͤrneh - mer Prediger / daß der Regenbogen umb Chriſti Majeſtaͤtiſchen Thron herumb iſt anzuſehen wieein[13]Himliſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. ein Graßgruͤner Schmaragd / da ſonſt der Regen - bogen mit vielen andern Farben gezieret iſt. Hie - runter / ſagt er weiter liegt ein ſonderbahres Ge - heimnuͤs verborgen / welches unß viel anmuhtigeꝛ Troſt-Gedancken in unſere Hertzen giebet.

Der Schmaragd mit ſeiner gruͤnen Farben ſtaͤrcket uñ erfriſchet voꝛ allen andeꝛen Farben das bloͤde Geſichte der Menſchen. Do ſpricht man aus guter Erfahrung:

Fons, speculum, gramen faciunt oculis relevamen
Von Brunnen / Spiegel und was gruͤnt
Des Menſchen Aug viel guts empfindt.

So giebt uns unſer gecreuzigter Heyland in unſern bloͤden betruͤbten Muth / auch Labfall undNum. 21. v. 8. Erqvickung / Freud und Wonne. O wie ein froͤ - licher und ſeliger Anblick iſt es / wenn wir ihn mit unſere Glaubens Augen anſchauen / als das an Creutz erhoͤhete Schlaͤngelein Moſis / worvon Er ſelbſt geſprochen hat: Gleich wie Moſes in der Wuͤſten eine Schlange erhoͤhet hat / alſo muß auch des Menſchen Sohn erhoͤhet werden / auf daß alle die an ihn glaͤuben nicht verlohren werden: Sondern das ewige Leben haben. im 3. cap. des Evangeliſten Johannis. Joh. 3. v. 14. 15.

B 3Wenn[14]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen.

Wenn die traurigen Truͤbſals Wolcken ſich umb uns her zuſammen ziehen / und gleichſam den Himmel uͤber unß gantz finſter uñ tunckel machen / und wir erblickẽ nur darinnen Jeſum unſern ſchoͤn - farbirten Regenbogen / unſern Creutzesbogen / unſern Himmelsbogen / ſo troͤſten wir uns darbey / daß / nach dem Vngewitter uns die Soñe bald wiederumb ſcheinen und nach dem Heulen und Weinen uns Gott mit Freuden uͤberſchuͤtten werde. Wie hiervon geredet wird im BuͤchleinTob. 3. v. 23. Tobtæ. cap. 3.

O Herꝛ JEſu / du allerſchoͤnſte r Gnadenbo - genſtelle du dich allen die ſich deiner blutigẽ Creu -[tz]igung troͤſten / im Geiſt fuͤr Augen in ihrer Creu - tzes Noth / in ihrer Suͤndẽ Noth uñ ſõdeꝛlich in ihreꝛ lezten Todes-Noht / zu ihrer Gemuͤths-Erqvickung wider alle Angſt Wetter der jaͤm̃erlichẽ Betruͤbung erhoͤre einẽ jeglichẽ ũter deinẽ Glaͤubigẽ ď bey ſeinen ſeligẽ Tod uñ Ende in bruͤnſtiglich zu dir betet:

E[r]ſcheine mir zum Schilde
Zum Troſt in meinem Tod
Und laß mich ſehn dein Bilde
Jn deiner Creutzes-Noth
Da wil ich nach dir blicken
Da wil ich Glaubens voll
Dich feſt an mein Hertz druͤcken
Wer ſo ſtirbt der ſtirbt woll.
Der[15]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

Der Schmaragd mit ſeiner gruͤnen Farbe endert ſich nicht wie die andern edlen Steine thun. Es ſey Sonnenſchein / oder Schattẽ / oder Regen / ſo bleibet er immer gruͤn: Alſo Chriſtus der ge - creutzigte gruͤnet immerdar mit ſeinẽ theuren Ver - dienſt und Wolthaten / Er iſt und bleibet unſer Je - ſus / das iſt / unſer Leben / Heil / und Seligkeit / geſtern / heute / darzu in alle Ewigkeit / wie die Epiſtel an die Ebreer von ihm redet cap. 13. Heb. 13. v. 8.

So ſpricht die Jeſu liebende Seele von ihrem verlobeten Braͤutigam: Mein Freund iſt wie ein Apfelbaum unter den wilden Baͤumen / ich ſitze unter dem Schatten des ich begehre / und ſeine Frucht iſt meiner Kehlen ſuͤſſe. Er er - quicket mich mit Blumen / und labet mich mit Aepffeln / Denn ich bin kranck fuͤr Liebe. JmCant. 1. v. 3. 5. 2. cap. Des hohen Liedes Salomonis. Sie faſ - ſet ihn beſtaͤndiglich in ihre Glaubensarme / und ſaget zu ihm mit Freuden:

Herꝛ mein Hirt / Brunn aller Freuden
Du biſt mein
Jch bin dein
Niemand ſoll unß ſcheiden
Jch bin dein weil du dein Leben
Und dein Blut
Mit zu Gutt
Jn den Tod gegeben.
Du[16]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.
Du biſt mein weil ich dich faſſe
Und dich nicht
O mein Licht
Auß dem Hertzen laſſe

Der Schmaragd mit ſeiner gruͤnen Farben / welches die aller troͤſtlichſte Vergleichung iſt / gibt endlichen ein ſehr ſchoͤnen Spiegel / wordurch al - les / was abſcheulich und heßlich iſt / fuͤr anmutig und lieblich angeſehen wird.

So ſahen die Roͤmiſchen Kayſer Nero und Domitianus und Andere / die blutigen Fechtereyen und Scharmuͤtzel auf den Schauſpielen durch ih ren Schmaragden-Spiegel nicht anders fuͤr ihrẽ Augen / als waͤre es alles anmutig und luſtig. Plin. l. 17 cap. 5.Wie Plinius hiervon ſchreibet.

So hat man auch specula triangularia, drey - eckichte Spiegel / nach der Kunſt bereitet / welche alles annehmlich præſentiren / was ſonſt greulich und verdrießlich iſt.

JEſus unſer Erloͤſer / welcher die allergrau - ſamſte Marter fuͤr unß erduldet / und den aller - ſchmaͤlichſten Tod am Creutz erlidten / der iſt unß mit ſeinem klaͤglich und unſaͤglichen Leiden der allerlieblichſte Schmaragden Spiegel.

Se -[17]Himliſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

Sehen wir durch denſelben auch alles unſer Creutz und Leiden / ja den Tod ſelbſten nur recht an / ſo wird alles was daran betruͤbt und traurig ſchei - net ſich in eine hertzerfreuliche Liebligkeit verwan - deln.

Do ſpricht der heilige Lehrer Bernhardus:Bernhar - dus. Quicqvid nos temporaliter cruciat, reſpectu Do - minicæ Pasſionis novâ svavitate nobis dulcescat. Alle des Creutzes Bitterkeit / wenn wir nur Chri - ſti ſchmertzliches Leyden recht betrachten / ſoll es unß werden zur lauter him̃liſchen Suͤſſigkeit.

Weil auch Chriſti Tod hat unſern Tod ge - toͤdtet / und er unß durch ſeinen Tod ein ewiges Leben hat erworben / ſo ſoll unſer Tod unß nicht mehr ein ungeheures Schreckenbild: Sondern als ein angenehmes Freuden-Bild fuͤr unſernAu - gen ſeyn.

Der Tod bringt unß das Leben / fuͤhrt unß zum Leben ein
CHriſtus in Tod gegeben / wil unſer Leben ſeyn.

Durch den wunderſchoͤnen Tchmaragden - Spiegel des bittern Leydens und Sterbens JEſu Chriſti beſahe ſich auch ohn unterlaß unſer S. Herꝛ D. Faber, drumb alles / waß ihm Jammer und Leyde brachte / daß ward ihm darinnen zurChertz -[18]Himliſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. hertzlichen Freude. Er ſahe an ihm die klagliche Mahlzeichen des leydenden JEſu. Bey ſeiner hitzigen / ſchwindſuͤchtigen / beſchwerlichen Kranck heit hat ihn Gott ſo elend werden laſſen / daß er mit ſeinem Erloͤſer ſagen moͤchte: Meine Kraͤff - te ſind vertrocknet wie ein Scherben / meine Zunge klebet an meinem Gaumen / du / ô meinPſal. 22. v. 16. Gottlegeſt mich in des Todesſtaub. Aus dem 22. Pſalm.

Sehꝛ wol abeꝛ gefiel eꝛ ihm in dem Schmeꝛtz - hafften Trauerbilde ſeines Seligmachers. Was klaͤglich an ihm zuſehen war daß war ihm alles lieb - lich bey ſeiner faſt gefaſten Hoffnung / Er wuͤrde nun balde ſeinem himliſchẽ Freudenbilde auchgleich und aͤhnlich werden. Hierauf lebet und ſtarb ſichs wol bey ihm. Von ihm mochte man mit dem H. Auguſti - nus. Auguſtino ſprechen:

Non poteſt malòmori, qvi benè vixit.
Der kan nicht uͤbel ſterben der woll gelebet hat /
Wer woll geſtorben faͤhrt dahin
Der Tod iſt ihm ein ein edel Gewinn

Weil ihn aber Gott in der beſten und lebhaf - teſten Bluͤte ſeiner jungen Jahre von dieſer Welt hinweg genommen / ſo moͤchte man fragen: Wieer[19]Himliſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. er als ein erfahrner Medicus kein einiges Mittel erdencken koͤnnen / wodurch er ſeiner ſchmertzhaff - ten Kranckheit abhelffen / und gleich dem Koͤnige Hiskia ſein junges Leben in etwas friſten koͤnnen? Hierauff antworten wir mit dem Vornehmen Hollaͤndiſchen Medico:

NîDEUS adfuerit, viresq; infuderit herbis
Qvid te dictamus, qvid panacæa îuvat?
Wo Gott nicht ſeine Krafft austheilt
Kein Artzeney die Kranckheit heilt.

Mocht er ihm aber nicht helffen an ſeinem Lei - be / ſo halff er durch des H. Geiſtes Trieb uñ Krafft ihm deſto heilſamer und ſeliger an ſeiner Seele.

PROPSITIO

SOlches an ihm / ſo weit als Chriſtlich iſt / zu ruͤhmen / und ihm ſein gebuͤhrendes Ehrenlob hiervon zugeben / wollen wir auß unſerm hierzu unß fuͤrgenommenen Leichen-Text vermittelſt Goͤttlicher Verleyhung mit einander behertzigen und betrachten.

Cœlicum profligandæ mortis alexipharmacum.

Die himliſche Cur und und Artzney / wordurch der Artzt ihm ſelbſt helffen / und ſeyn Leben vom Tode erretten kan.

Gott Zebaoth troͤſte unß / laß leuchten dein Antlitz uͤber unß / ſo geneſen wir! umb Chriſti theurẽ Verdienſts willẽ Amẽ

[20]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

TRACTATIO.

ALs JEſus der Welt Heyland / ihr Andaͤchtige in dem Herren / in der Schulen zu Nazareth alſo gelehret hatte / daß alle / die ihn gehoͤret / uͤber ſeinen holdſeligen Worten ſich hoch verwunderten / ſprach Er end -Luc. 4. v. 23. lich zu ihnen: ihr werdet zu mir das Sprichwort ſagen: Artzt hilff dir ſelbſt im 4 Cap. Luc.

Eben dieſes ward hernach an ihm erfuͤllet / do Er am Creutze ſeinen Geiſt auff geben ſolte / do ſpotteten ſein die Hohenprieſter / Schrifft gelehr - ten und Elteſten zu Jeruſalem / und ſprachen: Andern hat Er geholffen und kan ihm ſelber nicht helffen. Die Krancken / meineten ſie / hat er geſund / und die Todten lebendig gemacht / undMatth 27. v. 4[1]. nun muͤſte Er ſo klaͤglich am Creutze ſterben im 27. cap. Matth.

Vielen wolverdienten Medicis gehets in der Welt nicht anders / wenn Gott mit ſolchen un - heilbaren Kranckheiten nach ſeinem unerforslichen Rath und Willen ſie beleget / daß ſie daruͤber ihr zeitliches Leben enden muͤſſen / ſo wird der Judenuhr[21]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. uhraltes Sprichwort wieder ſie verneuret / und van unbeſonnenen Leuten ſpoͤttlichen geſprochen:

Medice cura te ipſum Artzt hilff dir ſelbſt ()

Er iſt ein ſo hochberuͤhmter Artzt / und weiß ihm ſelbſten weder zu rathen noch zuhelffen! Koͤn - te aber der Artzt ſich ſelbſt unſterblich machen / ſo muͤſte man ihn fuͤr einen Gott / und nicht fuͤr einen Menſchen achten.

CHriſto dem himliſchen Leibes und Seelen Artzt war die Zeit und Stunde von Gott beſtimbt am Creutz zuſterben / darbey muſte es bleiben: So hat auch der irrdiſche Medicus ſo woll als alle andere Menſchen ſeine beſtimbte Zeit / die Zahl ſeiner Monden ſtehet allein bey Gott / der hat ihm ſein Ziel geſetzet / das wird er nicht uͤbergehen / nach Hiobs worten cap. 14Job. 14. v. 5.

Wenn Gott ſeinen Geſchoͤpffen ſeine Goͤttli - che Krafft entziehet / ſo mag die Sonne nicht ſchei - nen / der Himmel nicht regnen / die Erde nich gruͤ - nen / das Feuer nicht brennen / und alſo auch die allerbewerteſten Artzneyen ihre kraͤfftige Wirckung nicht mehr haben. Als den iſt es Zeit die liebliche Cur dem heiligen Willen Gottes anheim zuſtellen /C 3und[22]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. und umb die geiſtliche Seelen-Cur ſich deſto emb - ſiger zu bemuͤhen.

MEMBRUM PRIMUM.

Die him̃liſche Cur und Artzney / wodurch der Artzt jhm ſelbſten helffen / und ſein Leben vom Tod erretttn kan / iſt

I. Pietas honorata.

Die Gottesfurcht die hoͤchlich wird geehret.

Wer den Herren fuͤrchtet / ſpricht der wei - ſe Hauslehrer zu erſt in unſerm Text. Den Herꝛen fuͤrchten / die Furcht des Herꝛn / oder die wahre Gottesfurcht iſt eine ſo herrliche Tugend / daß man ſie nicht genungſam ehren / ruͤhmen und loben mag. Die Furcht des Herren iſt Ehr und Ruhm / Freude / und eine ſchoͤne Crone. Die Furcht des Hr. iſt eine Crone der Weisheit. Sor. Si. v. 10. 21. redet der weiſe Hauslehrer auch hiervon jm 1. cap. ſeines Buͤchleins. Herr erhalte mein Hertz bey dem einigen daß ich deinen Nahmen fuͤrchte. Pſal. 86. v. 1.So betet der Koͤnig David zu Gott in ſeinen 86. Pſalm.

Haben wir nun dieſes einige / daß wir in die - ſer Welt in Gottesfurcht leben / ſo ſind wir ſeli - ge Leute / vor allen denen / die bey ihrem groͤſtenReich -[23]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. Reichtumb / hohen Ehren / und anmuhtigen Er - goͤtzligkeiten / ſich fuͤr die aller gluͤckſeligſten achten.

Wer Gott fuͤrchtet uͤber den iſt niemand / die Furcht Gottes gehet uͤber alles / wer ſie feſt haͤlt / wem kan man den vergleichen? So ſpricht abermahl Syrach in dem 25. cap. ſeines guͤldenenSyr. 25. v. 15. 16 17. Buͤchleins.

Wir laſſen die hohen und herlichen dieſer Welt praͤchtigen Titul ſich ſelbſt ehren / daß man ſie nennen muß: Durchlaͤuchtige / Hochgebohrne / Hoch-Edle / Hoch-Gelahrte / und derogleichen / und wenn nur etwas dran verſehen iſt / ſo brennet der Rein und alle Waſſerſtroͤme.

Kein herꝛlicher und ſeliger Titul aber kan ge - funden werden / als wenn von Hiob dem reichen Fuͤrſten im Lande Utz wird geſaget: Er war ein Mann ſchlecht und recht / Gottfuͤrchtig und meidet das Boͤſe. jm 1. cap. ſeines Buͤchleins.

Von Simeon: Er war from und Gott - fuͤrchtig / Er wartet auff den Troſt Jſraelis / und der H. Geiſt war in ihm. in 2. cap. Luc. Luc. 2 v. 25.

Und von Cornelio dem Hauptmann zu Cæſa - rien: Er war Gottſelig / und Gottfuͤrchtig ſam̃t ſeinem gantzen Hauſe / und betet immer zuC 4Gott[24]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. GOtt im 10. cap. der Apoſtoliſchen Geſchichte.

Wir ſetzen hierher was Syrach hiervon redet: Esſol ſich beyde der Reiche und Arme / ſpricht er / der groſſe und der kleine keines andern ruͤh - men / als daß ſie Gott fuͤꝛchten / Fuͤrſten / Herren / und Regenten ſind in groſſen Ehren / aber ſo groß ſeind ſie nicht / als der ſo GOTTSyr. 10. v. 25. 27 fuͤrchtet. cap. 10.

Die Furcht des Herren iſt der Weisheit Anfang / ſie iſt eine feinee Klugheit / wer dar - nach thut / des Lob bleibet ewiglich / ſpricht derP ſal. III v. 10. 11. Koͤnig David im 111. Pſalm. O ſelige Weisheit! O ſelige Klugheit! Sie iſt edler denn die Perlen und was du wuͤntſchen magſt / iſt ihr nicht zu - gleichen. Langes Leben iſt zu threr Rechten / und zu ihrer Lincken iſt Reichtumb und Ehre / Sie iſt ein Baum des Lebens / wol denen / die ſie ergreiffen / ſelig ſind die ſie halten. So be -Prov. 3 v. 15. 16. 18. ſchreibet ſie der Koͤnig Salomon im 3. cap. ſeiner Spruͤche.

Betrachten wir die wahre Gottesfurcht als eine Bewehrte Cur und Artzney / wodurch der Menſch auch mitten in ſeinem Sterben kan un - ſteꝛblich werden und ſein Leben vom Tode erretten /So[25]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. So hat man Uhrſach ſie fuͤr allen Medicamenten auf den gantzen Erdboden theuer und werth z[uhal]ten.

Homerus ſchreibet von den Kraͤutlein Moly welches Mercurius erfunden / das ſol wieder alle Kranck heiten dienen.

Plinius meldet von der Malvâ Sylveſtri, wel - che man omnimorbiam nennet / das ſol alle Men - ſchliche Gebrechen heilen.

Auch preiſen die Medici ſehr hoch ihr Herbam Dracunculi oder Serpentinam, ſo die Schlangen - gifft vertreiben kan.

So lieſet man wunderdinges von Plinij Pa - nacæa, von Theophraſti lapide Philoſophico, und der Chymicorum auro potabily, wie alle der Menſchen Gebrechligkeiten hierdurch ſollen curi - ret werden.

Dieſes alles aber iſt nichts zuachten / gegen deme / was die Gottesfurcht fuͤr groſſe Dinge thut bey denen / die mehr umb das himliſche Freuden - Leben / als umb das irdiſche Jammer-Leben in die - ſer Welt bekuͤmmert ſind.

Die aller koͤſtlichſten Artzeneyen werden von Gold und Edelgeſtein / von Perlen / Corallen,Dund[26]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. und andern koſtbahren ingredientien zuſammen gepuͤlfert und bereitet: Alſo ſaget man billich von dero himliſchen Cur und Artzeney der wahꝛẽ Gott - ſeligkeit / weil ſie von Gott dem H. Geiſt / als den allergelehrteſten Doctore Medicinæ der vonHim - mel zu uns hernieder kommen iſt / herruͤhret.

Virtutes Pietas in ſe complectitur omnes ()

Die Gottesfurcht haͤlt in ſich alle die andern Tugenden / die Gott gefaͤllig ſind.

Da heiſt es: Die Gottſeligkeit iſt zu allen Dingen nuͤtze / ſie hat die Verheiſſung dieſes1. Tim. 4. v. 8. und des zukuͤnfftigen Lebens / wie der Apoſtel Paulus hiervõ redet in ſeiner 1. Epiſt. an Timoth. cap. 4.

Es wird aber hier nicht bedeutet eine zaghaff - te und verzweiffelte Furcht / daß wir unß fuͤr Gott fuͤrchten moͤgen / wie die boͤſen Geiſter in der Hoͤl - len / oder wie die Gottloſen die da beben ihr Le - benlang / und was ſie hoͤren / das ſchrecket ſie /Job. 15. v. 20. wie in den 15. cap. des Buͤchleins Hiobs wird geſa - get: Sondern eine zuverlaͤſſige Furcht / von wel - cher der Apoſtel Paulus ſaget / daß wir empfan - gen haben nicht einen Knechtiſchen Geiſt / daß wir unß fuͤrchten muͤſſen: Sondern einẽ Kind - lichen Geiſt / der gibt Zeugnuͤs unſern Geiſt /daß[27]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. daß wir Gottes Kinder ſind / durch welchen wir zu ihn ruffen: Abba lieber Vater. in 8. cap.Rom. 8. v. 5. der Epiſt. an die Roͤmer.

Je hertzlicher ein Kind den Vater liebet / je fuͤꝛ - ſichtiger huͤtet es ſich / daß es ihn ja mit keinen Miß - handelung beleidige / dabey entſtehet die Kindliche Furcht in ihm.

Ein frommes Kind Gottes kan es auch uͤber ſein Hertz nicht bringen / daß es ſeinen Vater im Himmel mit fuͤrſetzlichen Suͤnden ſolte zu wieder - leben.

Wie ſolte ich einen ſo liebreichen Vater-Hertzẽ mich widerſinnig erweiſen / ſpricht ein Gottfuͤrch - tiger Menſch / das mir den Himmel zuneiget / und mich mit ſo vielen / hohen und groſſen Wolthaten uͤberſchuͤttet / daß ſie mit Menſchlichen Sinnen und Zungen nicht moͤgen begriffen und außgere - det werden.

Die Gnade Gottes iſt beſſer denn die gantze Welt / drumb ſaget die Gott liebende Seele: Jch wil nicht ſuͤndigen / wenn ich gleich die Welt zehen - mahl dadurch ſolte verdienen.

Die Kindliche-Furcht wuͤrcket demnach ei - nen ſolchen kindlichen Gehorſam gegen Gott / daßD 2man[28]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. man ſich allezeit haͤlt nach deme / was dort der frõ - me Tobias zu ſeinen Sohn ſagte: D ein L be - lang hab Gott fuͤr Augen / und in deinẽ Hertzen: Huͤte dich daß du in keine Suͤnde willigeſt /Tob. 4. v. 6. noch thuſt wieder Gottes Gebort. im 4. cap. des Buͤchleins Tobiæ.

So groß war die Gottesfurcht bey den keu - ſchen Joſeph / das er ſich lieber ins Gefaͤngnuͤs werffen ließ / als mit Unzucht ſich beflecken wolte. Wie ſolte ich ein ſo groß Vbel thun / und widerGen. 39. v. 10. Gott ſuͤndigen / ſprach er im 39. cap. des 1. Buchs Moſis.

So groß war die Gottesfurcht des heiligen Lehrers Chryſoſtomi, daß ſeine aͤrgſte Feinde von ihm ſagten: Wir ſchrecken den Mann vergeb - lich / denn er ſcheuet nichts ſo ſehr als die Suͤn - de / daß er ſeinen Gott nicht moͤge erzuͤrnen.

So groß war die Gottesfurcht bey den heili - gen Edmundo, daß er ausdruͤcklichen ſagte: Er wolte tauſendmahl lieber in ein brennendes Feuer ſpringen / als eine einige Suͤnde begehẽ.

Ein ſolch Kindliches Hertz oder kindlicher Geiſt lebet bey ſeiner kindlichen Furcht in ſolcher kindlichen Zuverſicht gegen ſeinen himliſchen Va -ter /[29]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. ter / daß wenn er ein bloſſes Schwerd in Gottes haͤnden ſiehet / ſich zwar fuͤrchtet / jedoch ſich un - terſtehet zu Gott zu nahen / ihn ins Schwerd zu - greiffen / die Arme zuhalten / und ſo viel Ruffens und Schreyens zu machen / daß er ſich endlich er - barmen muß. Wie ein geiſtreicher Theologus ſich dieſer Rede von ihm gebrauchet. Geſchicht es auch zu Zeitẽ / daß ein ſo liebes Kind Gottes eine die andeꝛe Mishandlung von ſeinen himliſchen Vater abwendig machet / nach dem Worten des H. Propheten / welcher ſaget: Eure Vntugenden ſcheiden euch und euren Gott von einander / und eure Suͤndẽ verbergen ſein Angeſicht vonEſa. 59. v. 2. Euch / daß ihr nicht gehoͤret werdet. im 59. cap. Eſaiæ.

O wie eylet es / wie reiſſet ſichs durch alle Hinderniſſen hindurch / den Vater fußfaͤllig zuweꝛ - den / Gnade bey ihn zuſuchen / und durch ſeineLuc. 15. v. 7. 10. Buſſe bey Gott und ſeinen Engeln eine ſonderba - re Freude im Himmel anzurichten.

O wie fleiſſig hoͤret es nach der ruffenden Stimme des ewigen Vaters / wenn Er mit hold - ſeligen Worten ruffet: kehret wider zu mit ihr abtruͤnnigen Kinder ſo wil ich euch heylen vonD 3euren[30]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. Jerem. 3. v. 22.euren Vngehorſam. im 3. cap. des Propheten Jeremiæ. wie wallet ihm ſein Hertz / wie thraͤnen ihn die Augẽ / wie bebet ihn der Mund mit jenẽ ver - lohrnen Kinde zuſprechen: Jch wil mich auffma - chen / zu meinem Vater gehen / und ſagen: Vater / ich habe geſuͤndiget im Himmel / und fuͤr dir / und bin nicht wehrt daß ich dein Kind heiße. Do iſt denn bey den liebreichen Vater und wiederkehrenden Kinde lauter Hertzen und Kuͤſſen / do ſpricht der verſoͤhnete Vater zu allen / die Er umb ſich hat: Laſſet unß fꝛeuen und froͤlich ſeyn / denn dieſer mein Sohn war tod und iſt wider lebendig / er war verlohren und iſt wider fun -Luc. 15. v. 18. 19. 13. 24. den worden. Wie von dieſen allen ſehr troͤſtlichen geredet wir / im 15. cap. des Evangel. Luc.

Gr. Nar. Oret. 39. in Sanctá Domin. Tom. 2. p. 613.Das heiſt / wie der H. Gregorius ſaget:

Nullâ re perinde DEUS delectatur, ut hominis reſipilcentiâ & Salute. ()

Durch nichts wird Gott mehr erfreuet / als durch der ſterblichen Menſchen Buſſe / und die darauf erfolgende Seeligkeit.

Und in Summa / wer Gott fuͤrchtet / der be - tet fuͤr ihm hertzlich / Er hoͤres ſein Wort andaͤch - tig / er lebet fuͤr ihm heiliglich / er traͤget ſein Creutz geduldiglich / er ſtirbet zu letzt auch willig und ſelig -lich.[31]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. lich. Wie ſolten wir nun nicht die Liebe Gottes - furcht fuͤr eine heilwertige Cur und Artzney erach - ten / wodurch ein Chriſtlicher Medicus ihm ra - then und helffen kan / wenn alle irrdiſche Medica - menten bey ihm ſind krafftloß worden. Do ſpricht der H. Ambroſius:Amb l. 2 c. 6 Offic. Tom. 11. p. 5.

Pietas apud DEUM dives eſt, non caducis facul - eatibus, ſed muneribns æternis. ()

Die Gottesfurcht iſt reich fuͤr Gott nicht an vergaͤnglichen Guͤtern: Sondern an lauter him - liſchen Schaͤtzen Bemittelungen / die der Menſch - lichen Seelen dienen zur Geſundheit und zur ewi - gen Seeligkeit.

Jn allen Staͤnden ſol uns zur wahren Gottes - furcht bewegen.

I. Das hohe Weꝛck unſer Erſchaffung.

Orkennet daß der Herre Gott iſt / Er hat uns gemacht / und nicht wir ſelbſt zu ſeinem Volck und zu Schaffen ſeiner Weyde / ſoredet der Koͤ - nig David hiervom im 100. PſalmPſ. 100. v. 3.

Wir ſind von ihm geſchaffen zu guten Wer - cken daß wir darinnen wandeln ſollen / ſo ſpricht der Apoſtel Paulus im 2. cap. in ſeiner Epiſt. anEph. 2. v. 10. die Epheſer.

Die[32]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

Die Engel hat Gott geſchaffen zu thun nach ſeinen Befehl / was thun ſie anders / als das ſie ihn dienen / und ſein Befehl ausrichten? nach desPſal. 103 v. 21. Koͤniges Davids Worten Pſalm. 103. Tauſend - mahl tauſend dieneten ihn / und zehen hundert mahltauſend ſtunden fuͤr ihn / ſpricht der Pro -Dan. 7. v. 10. phet Daniel inſeiner Weiſſagung cap. 7.

Die Sonne / den Monden und die Sternen hat Gott geſchaffen / zu thun nach ſeinen Befehl. Was thun ſie anders / als daß ſie mit ihren Lauffen mit ihren Schein / mit ihrer Wirckung ſich ſeinen Goͤttlichen Willen gemeß erweiſen / hiedurch ver - richten ſie / waß der Koͤnig David zu ihnen ſaget: Lobet ihr Himmel den Herren / lobet ihn SoñePſal. 148. v. 1. 3. und Monde / lobet ihn alle helleuchtende Ster - ne im 148. Pſalm.

Alles was ſich reget und beweget in den Wolcken / in den Luͤfften / auff der Erden und im Meer / hat Gott geſchaffen zu thun nach ſeinen Befehl. Was thut es anders / als daß es heiſſe:Pſal. 33. v. 9 Weñ Gott ſpricht ſo geſchiechts / und weñ Er gebeut / ſo ſtehet es da. in den 33. Pſalm.

Wie ſol den nun deꝛ Menſche Gott nicht fuͤꝛch - ten / und thun nach ſeinen Befehl / denn er zu ſei -nen[33]Himliſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. nen Ebenbilde geſchaffen und zur ewigen Selig - keit bereitet hat?

Das iſt die Summa aller Lehre: Fuͤrchte Gott und halte ſeine Gebot / das ſtehet allen Menſchen zu / ſpricht der Koͤnig Salomon im 12.Eccl. 12. v. 13. cap. ſeines Prediger-Buchs. Ach daß ſie doch ein ſolch Hertze haͤtten mich zu fuͤrchten / und zu halten meine Gebot ihr Lebelang / auff daß es ihne wolginge und ihren Kindern ewiglich. So ſpricht Gott im 5. cap. des 5. Buchs Moſis. Deut. 12. v. 29.

  • Jn allen Staͤnden ſol uns zur wahren Gottes - furcht bewegen:

II. Das hohe Werck unſer Erloͤſung.

Denn darumb hat uns durch Chriſtum beſuchet der Auffgang aus der Hoͤhe / daß wir ihn die - nen ſollen in Heiligkeit und Gerechtigkeit dieLuc. 1. v. 74. ihm gefaͤllig iſt unſer Lebelang. im 1. cap. Lucæ. Jhr ſeyd theuer erkaufft / darumb pꝛeiſet Gott an euren Leibe / und in eurem Geiſte / denn ihr ſeyd Gottes / ſpricht derApoſtel Paulus im 6. cap. ſeiner 1. Epiſt. an die Corinthier. 1. Cor. 6. v. 20.

Wiſſet daß ihr erloͤſet ſeid von den vorigen Wandel nicht mit vergaͤnglichen Silber oder Golde: Sondern mit Chriſti theurem Blute /Eals[34]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. 1. Pet. 1. v. 18. 19.als eines unſchuldigen und unbefleckten Lam - mes. So ſchreibet der Apoſtel Petrus im 1. cap. ſeiner erſten Epiſt.

Allen aber / die nicht in Gottes Furcht leben / gereichet Chriſti blutiges Verdienſt zur groͤſſeren Verdamnis / und nicht zur Seeligkeit.

  • Jn allen Staͤnden ſol uns zur wahren Gottes - Furcht bewegen:

III. Das hohe Werck unſerer Heiligung.

Do ſind wir durch die Tauffe als durch das Bad der Wiedergeburt / und Erneurung des H. Geiſtes von unſern Suͤnden gereiniget /Tit. 3. v. 5. im 3. cap. der Epiſt. Pauli an Titum. Drumb ſollen wir in einẽ H. Leben wandeln / uñ uns fuͤr al - lerhand heßlichen Suͤnden-Greueln deſto fuͤrſich - tiger huͤten. Sol der Geiſt Gottes in uns wohnẽ / und den ſeligmachenden Glauben in uns wircken / ſo muß alles unheilige Weſen von uns abgeſchaf -renæut. fet ſeyn. Do ſpricht der alte Lehrer Irenæus:

Credere in DEUM, eſt voluntatem ejus facere. An Gott glaͤuben / heiſſet nach Gottes heiligen Willen leben.

Auch ſchreib et Herꝛ Lutherus:

Imposſibile eſt veram fidem eſſe ſine multis & magnis virtutibꝰ. ()

Unmuͤglich iſt es / daß der wahrt Glaube bey den Menſchen ſey ohne viel und groſſe Tugenden.

Un -[35]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

Unſer S. Herr D. Faber nahm bey ſeinen hochge -Applica - tio ad de functum brachten Studio Medico allezeit wol in acht / was Vosſius ein fuͤrnehmer Orator ſaget:

Pulchrum eſt audire doctum, pulchrius haberi prudentem, pulcherrimum eſſe pium.

Schoͤn ſtehet es gelaͤhrt / noch ſchoͤner Verſtaͤn - dig / am aller ſchoͤnſten aber Gottfuͤrchtig ſeyn.

Sehr vielen und groſſen Fleiß wendet er von ſeinen jungen Jahren an auff die Medicinam cor - pora ſanantem, auf die Artzneykunſt wordurch den Menſchen an ſeinem Leibe wird gerathen / viel mehrern und groͤſſern Fleiß aber auf die Medici - nam animam ſanantem, auf die Artzneykunſt / woꝛdurch ſeiner Seele zuꝛ ewigen Seeligkeit moͤch - te geholffen werden.

Von ſeiner zarten Jugend an ſahe man es / was der Poet Ovidius ſaget:Ovidius.

Ingenium cœleſte ſuis velocibus annis
Surgit & ingratæ fert mala damna moræ.
Sein him̃liſches Gemuͤth war bald an ihm zuſehen
Es eiltzum Guten fort / hier war kein ſtille ſtehen.

Da leuchtete ď 12. jaͤhꝛige Jeſus mit ſeinẽ heꝛꝛlichẽ Tugend-Glantze bey alle ſeinem Thun und Fuͤr - nehmen ihm aus ſeinen Augen und Angeſicht he - raus / von deme die Schrifft ſaget: Er habe alsE 2ein[36]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. ein Kind bald zugenommen an Weisheit / Al -Luc. 2. v. 52 ter / Gnade bey Gott und den Menſchen / im 2. cap. Lucæ.

Die Furcht Gottes wuchs mit ihm auff biß zu den Maͤnnlichen Jahren / ſie begleitet ihn auff allen ſeinen Wegen. Sie betete in ihm / ſie hoͤrete das Wort der Seeligkeit in ihm / ſie erqvickte ihn an ſeiner Seele bey Chriſti Abendmahl / ſie hei - ligte Jhn zu heiligẽ Weꝛcken / Woꝛten / und Gedan - cken. Sie machte ſein Hauß zum Bethauſe / wo - rinnen Gott des Morgends und Abends mit Leſen und Beten / Loben und Dancken / alſo bedienet ward / daß man daran mit guͤldenen Buchſtaben haͤtte anſchreiben moͤgen: O wie heilig iſt dieſe Stete. Hier iſt nichts anders als Gotteshauß / hier iſt die Pforte des Himmels / aus den 1. BuchGen. 28. v. 17. Moſis cap. 28.

Wie ſolte denn Gott dieſen ſeinen getreueſten Liebhaber nicht deſto fruͤhzeitiger von der verkehr - ten und boͤſen Welt hinwegnehmen / und ihn mit Frieden zum Grabe bringen / daß ſeine Augen nicht ſehen moͤchten alle das Ungluͤck / ſo uͤber un -2. Chron 22. v. 20. 2. Chron 34. v. 28. ſern Haͤuptern ſchwebet / wie zu dem Gottfuͤrchti - gẽKoͤnige ward geſaget im 2. Buch der Chro. c. 34.

Lu -[37]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen.

Ludo vicus Carteſius ein Hochgelahrter Mann zu Padua verordnete vor ſeinen Ende / daß man ihm an ſtatt der Trauerlieder mit froͤlichen Saͤiten - ſpielen beerdigen / und an ſtat der Trauerleute 12. zuͤchtiger Jungfrauen in gruͤnen Kleidern mit ſchoͤ - nen Kraͤntzen und Muſicaliſchen Inſtrumenten der Leiche folgen ſolten.

Unſer S. Herr Doctor wird mit einen ſehr traurigen Comitaͤt zu ſeiner Ruhe begleitet / je - doch folgẽ ihm auch viel herrliche Tugendẽ / derer er ſich bey ſeiner Pietaͤtund Gottesfurcht beflieſſen / als ſchoͤne Jungfrauen / wordurch er ſich beyde Gott und Menſchen beliebet gemacht / und derer nicht bald wird vergeſſen werden.

Euch allen / die ihr uͤber ihn jammert und Ley - de traget / ruffet er gleichſam auß ſeinen verſchloſ - ſenen Sarge zu und ſaget:

Jhr Liebſten laſt das Weinen
Es iſt ja ohne Noth
Gott eilet mit den Seinen
Durch einen ſelgen Tod
Eh noch riel Truͤbſal kommen /
GOtt weiß / ſie draͤuen ſchon
Wol dem der nur genommen
Zum ſchoͤnen Himmelsthron.
Mem -[38]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

MEMBRUM SECUNDUM.

Die Himmliſche Cur und Artzney wordurch der Artzt ihm ſelbſten helffen / und ſein Leben vom Tod erretten kan / iſt

II. Pietas fortunata.

Die Gottesfurcht / die gluͤcklich wird gefuͤhret.

Wer den Herren fuͤrchtet / ſteht anfangs in un - ſern Leichentext / und wird denn bald darauff ge - ſetzet: Dem wirds wolgehen in der lezten Noth.

Die allerbitterſten Artzneyen ſind gemeinig - lich die aller nuͤtzlichſten / die allerkraͤfftigſten. Soll die Gottesfurcht an unſerer Seelen unß ſo viel nutzen / daß wir auch mitten in unſern Steꝛben nicht ſterben: Sondern leben / und des HerrnPſal. 118. v. 17. Werck verkuͤndigen moͤgen / nach des Koͤniges Davids Worten im 118. Pſalm. So wird ſie uns mit mancherley Noth und Angſt vergaͤllet und ver - bittert. Sagte doch der vernuͤnfftige Heyde Cic - cero:

Bajulant onus grave virtutis amantes.
Wer ihm die Tugend laͤſt belieben
Den wird viel Noth und Angſt betruͤben.

Bey ſeiner Gottesfurcht gieng es dem Hiob ſo uͤbel / daß erbaͤrmlich klagen und ſagen muſte: Wenn man meinen Jammer woͤge / und mein Leiden zuſammen in eine Wage legte / ſo wuͤr -de[39]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. de es ſchwerer ſeyn / denn Sand am Meer. imJob. 6. v. 2. 3. 6. cap. ſeines Buͤchleins.

Bey ſeiner Gottesfurcht ging es dem Koͤnig Da vid ſo uͤbel / daß er ſprach: Jch bin zu Leiden ge macht / und mein Schmertz iſt immer fuͤr mir Herr / du haſt mich in die Gruben hinunter geleget / ins Finſternis / und in die Tieffe / dein Grim̃ dꝛuͤcket mich / du draͤngeſt mich mit allen deinen Fluthen. im 38. und 88. Pſalm. Pſal. 38. v. 18. Pſal. 88. v. 7. 8.

Bey ſeiner Gottesfurcht ging es dem from̃en Tobiæ ſo uͤbel / daß er ihm ſelbſt den Tod mit Seuf - tzen wuͤnſchete: Ach Herr / ſprach er / erzeige mir. deine Gnade / und nim meinen Geiſt weg im Fꝛiede / denn ich wil lieber Todt ſeyn deñ leben Und zu den Engel des Herren ſagte er bey ſeiner klaͤglichen Blindheit: Was ſol ich fuͤr Freude haben Der ich in finſtern ſitzen muß / und das Licht des Himmels nicht ſehen kan. in ſeinen Buͤchlein am 3. und 5. cap. Tob. 3. v. 7. Tob. 5. v. 13.

Nicht nur unter denen Unglaͤubigen Heyden ſind fuͤrnehme Leute geweſen / die ſich uͤber dem ge - aͤrgert / daß Gott die Frommen in der Welt nur immerdar betruͤbete / und lieſſe die Gottloſen hin - gegen in ſteten Freuden leben: Sondern auch diegan -[40]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. gantze H. Schrifft beweiſets / daß die allerheilig - ſten Leute ſind allemahl geweſen die uͤbelgeplagte - ſten Leute. Alle die Gottſelig leben wollen in Chriſto Jeſu / die muͤſſen Verfolgung leiden /2. Tim. 3. v. 12. ſchreibt der Apoſtel Paulus im 3. cap. der 2. Epiſt. an Timotheum.

Da ſprach der uͤbelgeplagte Hiob: Wenn ich dran dencke ſo erſchrecke ich / und zittern kom̃t mein Fleiſch an. Warumb leben denn die Gottloſen / werden alt / und nehmen zu mit Guͤtern? ihr Hauß hat Friede fuͤr allerJob 11. v. 6. 7. 9. Furcht / und die Ruthe der Zuͤchtigung iſt nicht uͤber ihnen: Mir aber iſt GOtt verwan - delt in einen grauſamen / Er zeiget ſeinen Gram an mir in der Staͤrcke ſeiner Hand / ich wartete des Guten / ſo koͤm̃t das Boͤſe / ich hoffete auffs Licht / ſo kommet Finſternuͤs / imJob. 30. v. 21. 22. 26. 21. und 30. cap. ſeines Jammer-Buͤchleins.

Da ſagte der David: Die Gottloſen ſind nicht in Vngluͤck wie andere Leute / und wer - den nicht wie andere Menſchen geplaget.

Jch aber weꝛde geplaget taͤglich und meine Straffe iſt alle morgen da. Sols denn umb - ſonſt ſeyn daß mein Hertz unſtraͤfflich lebet /und[41]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. und ich meine Haͤnde in Vnſchuld waſche? imPſal. 73. v. 5. 13. 14. 73. Pſalm.

Da klagte der Prophet Jeremias fuͤr GOtt: Herr / ſprach Er / warumb gehet es den Gott loſen wol / und die Veraͤchter haben alles die Fuͤlle? Du pflantzeſt ſie / daß ſie wurtzeln; wachſen und Frucht bringen; Mich aber ken - neſt und ſiheſtu / du pruͤfeſt mein Hertz fuͤr dir / ich bin ein Elender Mann / daß ich die Ruthe des Grimmes Gottes ſehen muß in den 12. cap. ſeiner Weiſſagung und im 3. cap. ſeiner Klagelieder. Jer. 12. v. 1. 2. 3. Thre. 3. v. 1.

Auch die vernuͤnfftigen Heyden wuſten hie - rein ſich nicht recht zuſchicken. Drumb waren ih - rer viel mit ihren Poeten gleiches Sinnes / welcher ſagte:

Cùm feriant mala fata bonos, ignoscite fasſo
Ovid. 3 Amor 8.
Solliciton nullos, auguror esſe Deos,
Weil alles Ungeluͤck die Frommen hier betruͤbet
So muß ja kein Gott ſeyn der achtung auff ſie giebet.

Ruffinus ein ruchloſer Mann am Hofe des Kaͤy - ſers Theodoſij war auch ſo gluͤckſelig in der Welt / daß der Poet Claudianus von ihm ſchreiben muſte:

Sæpè mihi dubiam traxit ſententia mentem
Claudia - nus in Ruffin.
Curarent Superi terras.
Sehr offt bin ich voll Zweiffels worden
Ob GOtt frag nach der Menſchen Orden
FWeil[42]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.
Weil es den Boͤſen gehet wol
Die Frommen ſind des Jammers voll.

Wie ſpricht denn nun der weiſe Hauslehrer in unſerm Text: Wer den Herren fuͤrchtet / demSyr. 1. v. 11. wieds wolgehen. Es ſcheinet als redet er wider ſich ſelbſt / wenn eꝛ in ſeinen 1. Capittel ſaget: Die Furcht des Herren machet das Hertz froͤ - lich und giebet Freud und Wonne ewiglich. Syr. 2. v. 1. 5.Und bald im 2. cap. ſaget er: Mein Kind wiltu Gottes Diener ſeyn / ſo ſchicke dich zur Anfech - tung / denn wie das Gold durchs Feuer / alſo werden die ſo Gott gefallen / durchs Feuer der Truͤbſal bewehret.

Mit Gottes liebſten Kindern aber bleibet es bey dem / was der H. Lehrer ſaget:

DEO charisſimi, flagellis proximi. ()

Je hertzlicher von Gott geliebet / je ſchmertzli - cher von ihm betruͤbet.

Drumb ſaget auch die Schrifft: Welchen der Herr lieb hat / den zuͤchtiget Er / ſeyd ihr ohne Zuͤchtigung / ſo ſeyd ihr Beſtart / und nicht Kinder Gottes im 1. cap. der Epiſt. an dieHeb. 12. v. 6. 7. Ebreer.

Darbey aber gehet es den Gottfuͤrchtigen alle -mahl[43]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. mahl wol / und keinmahl uͤbel / es heiſſet mit ihnen:

Infelicisſimi felicisſimi. ()

Bey ihren groſſen Ungluͤck ſind ſie die allergluͤck - ſeligſten Leute.

Wol ging es dem Gottfuͤrchtigen Joſeph in ſeinem klaͤglichen Gefaͤngnis im 39. cap. des 1. Buchs Moſis. Gen. 39. v. 20. 21.

Wol ging es den dreyen Gottfuͤrchtigen Maͤnnern in dem gluͤenden Ofen zu Babel: Wol ging es auch dem Propheten Daniel im LoͤwenDan. 3. v. 25. Dan. 6. v. 22. Graben / wie in dem 3. cap. deſſelbigen Prophe - ten Buches hiervon gemeldet wird. Denn GOtt war beym eine jeglichẽ unter ihnen mit ſeiner Goͤtt - lichen Gnadenkrafft und Staͤrcke / daß ihnen dar - bey nichts uͤbels wiederfahren konte.

Drumb laſſet euch doch alle mahl wol ſeyn / ihr Gottes Geliebten und Gottes Betruͤbten / wenn es fuͤr der Welt das Anſehen hat / als waͤre Euch am alleruͤbelſten. Habt ihr nur GOtt bey Euch mit ſeiner Gnade und Troſt / ſo habt ihr bey Euch den Himmel / wenn ihr gleich mitten in der Hoͤlle waͤret. Wie kan euch uͤbel ſeyn?

Die Welt curiret ihre Kinder auß den liebli - chen Wolluſt-Becher dero allerſuͤſſeſten ArtzneyF 2zum[44]Himliſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. zum Tode der Hoͤllen: GOtt aber curiret ſeine Kinder aus ſeinen vermyrreten Creutzes-Kelche mit dem allerbitterſten Artzneyen zum ewigen Le - ben. Die bittere Seelen-Cur der wahren GOt - tesfurcht durchſuͤſſet Er allemahl durch ſeine kraͤf - tige Troͤſtung und Erqvickung.

Der wahren Chriſten Symbolum iſt und heiſſet derohalben:

Allezeit froͤlich / niemals traurig.

So ſpricht ein andaͤchtiger Prediger / undD. Muͤl - lers-Er - qvickſtun dencap. 3. ſetzet noch dieſe Wort hinzu: mein Hertz iſt ſo feſt vereiniget mit Gott / das mich nichts erfreuet als GOtt / und das mich nichts betruͤbet als die Suͤn - de / wordurch GOtt erzuͤrnet wird.

  • Wol gehet es derohalben denen die Gott - fuͤrchten:

1. Wenn ſie in ihren Noͤthen zu ihn beten.

Do iſt Er allezeit nahe denen die ihn mit Ernſt anruffen / Er thut was die Gottfuͤrchtigen begehren / Er hoͤret ihr Schreyen und hilfft ihnen / nach des Koͤniges Davids Worten imPſal. 145. v. 18. 19. 145. Pſalm.

Es iſt das liebe Gebett bey ihnen die rechte Himmels-Leuter / ſo viel Seuftzer und Thraͤnenvon[45]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. von ihnen zu GOtt hinnauf ſteigen / ſo viel Segen komt zu ihnen hernieder.

Gibt Er ihnen nicht allemal / was ihnen gefaͤl - lig / ſo gibt Er ihnen doch was ihnen ſelig iſt.

Schuͤtten ſie fuͤr ihm aus ein jammer volles / ſo giebt Er ihnen hierfuͤr ein Freuden volles Hertz.

O wie viel ſchoͤner Betepſalmen hat der Koͤ - nig David mit Weinen und Klagen angefangen / und ſie mit Frolocken und Jauchtzen geendet / wie aus den 6. aus den 13. 42. und vielen andern zuer -Zach. 12. v. 10. ſehen.

Denn der Geiſt der Gnaden und des Gebeths verſichert ſie in ihren Gemuͤth und Get - ſte dero Goͤttlichen Erhoͤrung. Denn iſt ihnen nichtanders zu muthe / als haͤtten ſie ſich aus der Hoͤllen biß in den Himmel hinnein gebetet. Wol dem / der aus guter Erfahrung hiervon zu Chriſto ſeinen Erloͤſer reden / ſingen und ſagen kan:

Weñn ich mein Hoffnung ſtell zu dir
So find ich Freud und Troſt in mir
Wenn ich in Noͤthenbeth und ſing
So wird mein Hertz recht guter Ding
Dein Geiſt bezeuget das ſolches frey
Des ewigen Lebens Vorſchmack ſey.

Wol gehet es derohalben denen die Gottfuͤrchten:

F 32. wenn[46]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen.

2. Wenn ſie ſein H. Wort mit Andacht hoͤren.

Da hoͤren ſie lauter Worte des ewigen Le - bens / wie die Juͤnger des Herꝛn Jeſu zu ihm ſag -Joh. 6. v. 68. ten im 6. cap. Johannis. Da ſchoͤpffen ſie mit Frewden Waſſer aus den Heilbrunnen des Goͤtt - lichen Troſtes / von welchen geredet wird in 12.Eſa. 12. v. 3. cap. Eſaiæ: Je mehr ſie in ihren Leibes und Seelen aͤngſten darnach ſchmachten und lechtzen / je ſuͤſſer und lieblicher werden ſie dardurch erqvicket / da machet der Geiſt Gottes das Wort des Lebens / bey denen / die es mit inbruͤnſtiger Andacht hoͤren / es alſo lebendig / daß alles in ihnen lebendig wird beydes zu ihrẽ Geiſtl. und auchzuden ewigẽ Leben. Es iſt ihnẽ die aller kraͤftigſte Seelẽ-Cuꝛ / alles an1. Sam. 16 v. 23. hauchẽ deꝛ gifftigẽ Hoͤllẽſchlangẽ von ihnẽ abzutrei - ben / Es iſt ihnẽ die alleꝛlieblichſte Davids Harffë / dẽ Melancholiſchen Trauer-Geiſt von ihnen hinwegPſal. 51. v. 9. zujagen: Es iſt ihnen ein ſo anmuthiges Frewden - Ohl die Gebeine in ihnen froͤlich zumachen / die GOtt zuſchlagen hat / daß ein jeglicher / der deſſen Hertzſtaͤrckende Krafft empfindet / mit dem Koͤnige David hiervon ſagen kan: Jch hatte vielPſal. 94. v. 19 Bekuͤmmerniße in meinem Hertzen / Aber deine Troͤſtungen / ô Gott / ergoͤtzten meine SeeleHeꝛꝛ[47]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. Herr waͤre dein Wort nicht mein Troſt gewe -Pſal. 116. v. 81. ſen / ſo waͤr ich vergangen in meinem Elend. Aus den 94. und 119. Pſalm.

Wol gehet es denen die GOtt fuͤrchten:

3. Wenn ſie in eine oder die andere Suͤnde gefal - len ſind / und wieder aufſtehen wollen.

Do ſind ihre flieſſende Bußthraͤnen den En - geln Gottes ein anmuthiger Freuden Wein. Do ſaget die Schrifft: Faͤllet der Gerechte / ſopſal. 37. v. 14. wird Er nicht weggeworffẽ / deñ derHꝛ. erhaͤlt ihn bey der Hand. im 37. Pſalm. Do ſuchet der himmliſche Seelen-Hirte ſein verlohrnes Schaͤfflein ſo lange / bis ers findet und es denn auff ſeinen Achſeln wieder zu ſeiner Heerde traͤgetLuc. 15. v. 4. 5. im 15. cap. Lucæ. Do iſt die erbarmende Gnade Gottes ſamt Chriſti blutigen Verdienſt das groſſe weite und tieffeMeer / worein alle ihre Suͤnde ge - worffen werden / daß derer in Ewigkeit nicht moͤ -Mich. 7. v. 19. ge gedacht werden. Wie hiervon geredet wird im 7. cap. des Propheten Michæ.

  • Do ſpricht der bußfertige Suͤnder getroſt und freudig:
Hab ich was nicht recht gethan
Iſt mirs Leyd von Hertzen
Dahin gegen nehm ich an
Chriſti Tod und Schmertzen
denn[48]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.
Denn das iſt die Rantzion
Meiner Miſſethaten
Bring / ich dis fuͤr Gottes Thron
Jſt mir wolgerathen.

Wol gehet es denen die Gottfuͤrchten:

  • 4. Wenn ſie bey Chriſti Gnaden-Taffel ſich be - finden.

Do ſpricht er zu ihnen: Eſſet meine Lieben / trincket meine Freunde / und werdet alle trun -Cant. 5. v. 1. cken. Aus den 5. cap. des hohen Liedes Salomonis.

Bey ſolcher S. Trunckenheit gehet ihr Hertz in tauſend Springen / ein jeglicher Sprung der fuͤhret in Himmel / daß ſie der Welt / und ihres eytelen Weſens gantz vergeſſen.

Jhr Hertz iſt aldar ausgeleeret von aller jrr - diſchen Eytelkeit / drumb wird es uͤberſchwengli - chen erfuͤllet mit der himmliſchen Suͤſſigkeit. Auff eine gute Mahlzeit erfolget alsdan ein froͤlich Dancklied: Lobe den Herren meine Seele / und was in mir iſt ſeinenHeiligen Namen / lobe den Herren meine Seele / und vergiß nicht / was Er dir Gutes gethan hat / der dir alle deine Suͤnde vergiebet / und heilet alle deine Ge - brechen / der deinLeben von Verderben erloͤſet / und dich kroͤnet mit Gnade und Barmhertzig -keit. [49]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. keit. Aus den 103. Pſalm.

5. Wenn ſie mit allerhand Creutz und Leyden ſind umbgeben.

Do nehmen ſie den heilſamen Creutzes-Kelch mit ſtarcken Wein voll eingeſchenckt mit willigen Heꝛtzen an von Gottes Vaͤterlichen Liebeshand / ob ſie gleich zu zeiten davon taumeln muͤſſen / nach des Koͤniges David Worten im 60. Pſalm. Pſal. 60. v. 5.

Ein jeglicher der GOTT fuͤr ſeinen Troſt erachtet / haͤlt mit dem Creutz ein liebliches Geſpraͤch: Wo kommeſtu her? vom Himmel. Sey mir wilkommen du Engel Gottes wo fuͤhreſtu hin? zum Himmel. Ach nim mich mit du Edler Himmel-Wagen.

Er kuͤſſet dabey die Goͤttliche Vaterhand / die ihm den Creutz-Kelch reichet. Er weiß daß die Freude dieſer Welt kom̃t von Fleiſche / und aus der Hoͤllen / und fuͤhret in die Hoͤllen. Drumb achtet er es viel ſeliger mit Chriſto weinen / als lachen mit der Welt. Aus der Chriſten Thraͤnen muß Freude wachſen. So manch Thraͤnen-Koͤrnlein / ſo manche Freuden-Garbe muß bey der himmli - ſchen Freuden-Erndte darfuͤr eingeſamlet werden.

Je tieffereWunden immittels GOtt ſeinenGGlaͤu -[50]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. Glaͤubigen ſchlaͤget mit ſeiner Lincken: je hertzli - cher umbpfaͤnget Er ſie mit ſeiner Rechten ſie zu - ſtaͤrcken und zu troͤſten. Hierbey kan man froͤlich ſprechen:

Schickt mir GOtt ein Creutz zutragen
Dringt herein
Angſt und Pein
Solt ich drumb verzagen /
Der es ſchickt der wird es wenden /
Der weiß woll
Wie Er ſol
All mein Ungluͤck enden.

Wol gehet es denen die Gott fuͤrchten:

6. Wenn ſie GOtt heimſucht mit mancherley Schmertz und Kranckheit.

Sie fuͤhlens und empfinden es in ihnen durch Eingeben des Heil. Geiſtes / daß es GOtt auch hierin mit ihnen ſehr gut meine. Es geſchicht bey ihnen / was die Gottſeligen KirchenlehrerIſidorus hiervon reden / als wenn Iſidorus ſaget:

Ægritudo carnem cruciat, ſed mentem ſanat.
Die Kranckheit ſchmertzet dem Fleiſche und hei -
let die Seele.

Wenn auch der heilige Auguſtinus ſpricht:

Auguſti - nus.
Gravamen corporale, medicamen Spirituale.
Die leibliche Beſchwerung iſt eine geiſtliche Cur
und Heilung.
Son -[51]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

Sonderlich ſpricht der alte Lehrer Hugo:

Quosdam DEUS multa peccare posſe præſciensHugo. corporis infirmitate flagellat, ne peccent. Ut eis ſit multò utilius frangi laboribus ad Salutem, qvàm remanere inc[o]lumes ad damnationem.

GOtt ſiehet es nach ſeiner Goͤttlichen All - wiſſenheit / daß etliche Menſchen ſchwerlich wider ihn ſuͤndigen moͤchten / Drumb haͤlt er ſie durch des Leibes-Schwachheiten zuruͤcke damit es ihnen beſſer / die Kranckheiten leiden zur Seeligkeit / als geſund zuverbleiben zur Verdamnis.

Hieher gehoͤret auch / was der Apoſtel Pe - trus ſaget: Weꝛ am Fleiſche leydet / der hoͤret auff von Suͤnden / daß er hinfort was nach hinterſtelliger Zeit im Fleiſche iſt / nicht mehr den Menſchlichen Luͤſten: Sondern dem Wil -2. Pet. 4. v. 1, 2. len Gottes lebe. im 4. Cap. ſeiner 1. Epiſtel.

Do JEſus der Welt Heyland war ſo voller Schmertz und Kranckheit / daß jederman das Angeſicht vor ihm verbarg / aus den 53. cap.Es. 53. v. 4. Jeſaiæ. Alle ſeine Kraͤffte waren vertrocknet wie eine Scherbe / und Gott legt ihn in des Todesſtaub / aus den 22. Pſalm. Do war ErPſal. 22. v. 16. bey ſeinen Vater im Him̃el der allerliebſte Sohn.

G 2So[52]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen.

So bleibets auch mit denen bettlaͤgrigen Pati - enten / die nur ihr Vertrauen auff GOtt ſetzen / ſie moͤgen auch ſeyn ſo elend als ſie wollen / bey de - me / was die Schrifft ſaget: Mein Kind ver - wirff die Zuͤchtigung des Herren nicht / und ſey nicht ungeduldig uͤber ſeiner Straffe. Deñ welchen der Herr liebet / den ſtraffet Er / undProv. 3. v. 11. hat Wolgefallen an ihm / wie ein Vater an ſei - nen Sohne. im 3. cap. der Spruͤche Salomonis.

Wol gehet es denen die GOtt fuͤrchten

7. Wenn ſie in ihren Beruff und Stande mit Fleiſſe verrichten / worzu ſie GOtt verordnet hat.

Do ſpricht ſonderlichen der Koͤnig David: Wol dem der den Herren fuͤrchtet / und auff ſeinen Wegen gehet / du wirſt dich nehren dei - ner Haͤnde Arbeit. Der Herr wird dich ſegnen aus Zion / daß du ſeheſt das Gluͤcke Jeruſalem /Pſal. 118. v. 1.2.5.6 und den Frieden uͤber Jſrael. im 128. Pſalm.

Fuͤꝛchtet den Herren ihr ſeine heiligen / denn die ihn fuͤrchten haben keinen Mangel / ſo ſaget auch der Koͤnigliche Prophet im 34. Pſalm.

GOtt der Herr iſt Sonn und Schild / Eꝛ gibt Gnade und Ehre / Er wird kein Gutes mangeln laſſen den Frommen / So ſpricht Erebe -[53]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. ebener maſſen im 84. Pſalm.

Gibt GOtt denen die ihn fuͤrchten / nicht allemahl groſſen Uberfluß in ihrer Nahrung / und machet ſie nicht reich an jrrdiſchen Leibes-Guͤtern / ſo machet Er ſie deſto reicher an Geiſtlichen Seelen - Guͤtern und vertroͤſtet ſie in ihren Hertzen deſto kraͤfftiger auf die ſeligen Himmels Guͤter. Seind ſie nicht reich an Golde / ſo ſeynd ſie deſto reicher an GOtte. Halten ſie nur GOtt fuͤr ihren einigen Schatz und hoͤchſtes Gutt / ſo ſind ſie viel reicher als die gantze Welt mit ihren Schaͤtzen.

Die Reichen die nur allezeit mehr begehren / die leben in klaͤglicher Armuth / und die Armen / die vergnuͤget ſind / leben in groſſen Reichtumb. Auch iſt das wenige / das ein Gerechter hat / viel beſſer / als das groſſe Gut vieler Gottlo - ſen / nach des Koͤniges Davids Worten im 37. Pſ. Pſal. 37. v. 16.

So muß es denen Gottfuͤrchtigen auch gluͤck - lich ergehen bey allen ihren Ampt-Verrichtungen.

Wirfft der Prediger / der Regent / der Me - dicus und ſonſten ein jeglicher in ſeinen Ambte mit Petro das Netze ſeiner Beruffs-Arbeit nur auff Chriſti Wort und mit den allerheiligſten JEſus Nahmen aus / ſo wird ein guter Fiſchzug daraufG 3erfol -[54]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. erfolgen. Wie hiervon wird gemeldet im 5. cap.Luc. 5. v. 5. 6. Lucæ.

Wol gehet es denen die GOtt fuͤrchten:

8. Wenn ſie Feindlich von der Welt verfolget werden.

Haben ſie GOtt zum Freunde / ſo kan ein jegli - cher unter ihnen getroſt und freudig ſprechen:

Jſt GOtt fuͤr mich / ſo trete
Gleich alles wider mich /
So offt ich ruff und bethe /
Weicht alles hinter ſich /
Hab ich das Haupt zum Freunde
Und bin geliebt bey GOtt
Was kan mir thun der Feinde
Und Widerſacher Spott.

Da heiſſet es / wo viel Feinde ſind / do ſind viel andaͤchtiger Vater Unſer. Der Welt Feind - ſchafft iſt Gottes Freundſchafft. Je ungnaͤdiger Welt / Je gnaͤdiger GOtt. Je mehr die Welt den Frommen nim̃t / jemehr ihnen GOtt giebt / je mehr ſie auch die Welt betruͤbet / jemehr ſie GOtt erfreuet / vernichtet ſie die Welt / GOtt ehret ſie / verfolget ſie die Welt / GOtt ſchuͤtzet ſie / verſtoͤſ - ſet ſie die Welt / GOtt nimbt ſie auff. Niemals ſind die Gottfuͤrchtigen gluͤckſeliger / als wenn ſie die Welt in Ungluͤck ſetzet. GOtt iſt bey ihnen /was[55]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. was kan thnen ferner Leydes wiederfahren.

Wol gehet es denen die GOtt fuͤrchten:

9. Wenn ſie letzlich von der Welt abſcheiden.

Worauff Syrach am allermeiſten ſiehet in unſern Textu wenn er ſaget: Es werde ihnen wol gehen in der lezten Noth.

Da iſt der Tod ſeiner Heiligen werth ge -Pſal. 116. v. 15. halten fuͤr den Herꝛen / nach des Koͤniges Davids worten im116. Pſalm.

Da werden die Gerechten weggerafft fuͤr dem Vngluͤck / und die richtig fuͤr ſich gewan delt haben / kommen zum Friede / und ruhen in ihren Kammern. Aus den 57. cap. Eſaiæ. Eſa. 57. v. 1. 2.

Da rieff die Stimme von Himmel: Selig ſind die Todten die im Herren ſterben von nun an. Ja der Geiſt ſpricht / ſie ruhen von ihrer Arbeit / und ihre Wercke folgen ihnen nach. im 14. cap. der Offenbahrung Johannis. Apoc. 14 v. 13.

Do iſt ihnen ihre Gottesfurcht / welcher ſie ſich im Leben beflieſſen haben / ein feuriger Elias1. Reg. 2. v. 11. Luc. 2. v. 23. Wagen / oder ein ſanffter und lieblicher Simeonis Wagen zu ihrer ſaͤuberlichen Friedefahrt / zu de - ro ſeligen Himmelfahrt. Jhr Tod iſt nicht ein Tod: Sondern ein froͤlicher und ſeliger Eingangzu[56]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. zu den ewigen Leben. O wie ein ſeliges Wolerge - hen war in der letzten Noth bey dem Ertz Vater Abraham / da GOtt zu ihm ſprach: Du ſolt fahren zu deinen Vaͤtern mit Frieden / und in einen guten Alter begraben werden im 15. cap.Gen. 15. v. 15. des 1. Buchs Moſis.

O wie ein ſeliges Wolergehen war in der letztẽ Noth auch bey dẽ Altvater Jacob / do er auf ſeinen Sterbe-Bette ſagte: Herr ich warte auf dein Heyl / drauf thaͤt er ſeine Fuͤſſe zuſammen / mit welchen er manchen ſauren Tritt in dieſer Welt verrichtet hatte / Er verſchied und ward verſamletGen. 49. v. 18. 33 zu ſeinen Volck. im 49. cap. des 1. Buchs Moſis.

O wie ein ſeliges Wolergehen war in der letz - ten Noth bey dem frommen Koͤnige Joſia / do Gott zu ihm ſprach: Jch wil dich zu deinen Vaͤ - tern verſam̃len / daß du mit Frieden in dein Grab kommeſt / und deine Augen nicht ſehen alle das Vngluͤck / das ich uͤber dieſe Saͤdte[2]. Reg. 22 v. 20. bringen wil / im 22. cap. des 2. Buchs der Koͤnige.

Der theure Martyr Stephanus ward zu tode geſteiniget / Er ſahe uͤber ſich den Himmel of - fen / Jeſum zur Rechten GOttesſtehen zu wel -chen[57]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. chen Er ſaget: Herꝛ JEſu nim meinen Geiſt aufAct. 7. v. 56. 59. im 7. cap. der Apoſtel Geſchicht.

Der Apoſtel Paulus ſahe im Geiſte des Kaͤy - ſers Neronis Mord-Schwerd gleichſam uͤber ſei - nem Haͤupte finckeln / dabey ſagte er mit groſſer Freudigkeit: Jch werde ſchon geopffert / und die Zeit meines Abſchieds iſt fuͤrhanden. Jch habe einen guten Kampff gekaͤmpffet / ich habe den Lauff vollendet / ich habe Glau - ben gehalten / hinfort iſt mir beygeleget die Krone der Gerechtigkeit / welche miꝛ geben wird der gerechte Richter / nicht mir aber al - leine: Sondern auch allen die ſeine Erſchei - nung lieb haben / im 4. cap. der 2. Epiſt. an2. Tim. 4 v. 6. 7. 8. Timotheum.

Dergleichen freudiger Helden-Muth iſt auch geweſen bey allen theuren Maͤrtyrern und Blut - zeugen unſers Heylandes / ob ſie gleich den aller - ſchmaͤhlichſten Tod umb ſeiner Ehre und Lehre willen haben erdulden muͤſſen. Es iſt wie bey Stephano und bey dem Apoſtel Paulo / alſo bey ihnen allen ein ſeliges Wolergehen geweſen in ihrer letzten Noth.

HSo[58]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

So offt wir an ihr S. Ende gedencken / mag ein jeglicher unter uns von ihnen ſagen: Meine Seele muͤſſe ſterben des Todes der Gerechten /Num. 23 v. 10. und mein Ende werde / wie dieſer Ende / aus den 23. cap. des 4. Buchs Moſis.

So weit wird demnach von einander unter - ſchieden der Tod derer / die GOtt fuͤrchten / und derer die ihn nicht fuͤrchten / als der Himmel iſt von der Hoͤlle. Gehet es denen Frommen wol in ihrer letzten Noth / ſo gehet es den Gottloſen deſto uͤbe - ler. Von denen ſagt die Schrifft: Sie werden alt bey guten Tagen / ſie erſchrecken kaum ein Augenblick fuͤr der Hoͤlle. Die doch ſagen zu GOtt: Hebe dich weg von uns / wir wollen deine Wege nicht wiſſen. Aber / ihre Leuchte wird verleſchen / ihr Vngluͤck wird uͤber ſie kommen. GOtt wird Hertzleid austheilen inJob. 21. v. 3. 14. 16 ſeinen Zoꝛn / im 21. cap. Hiobs.

Du ſetzeſt ſie / GOtt / aufs ſchluͤpfrige / und ſtuͤrtzeſt ſie zu Boden. Sie werden ploͤtz - lich zu nichte / ſie gehen unter / und nehmen einPſal. 73. v. 18. 19. Ende mit Schrecken / ſo redet von ihnen der Koͤ - nig David im 73. Pſalm.

Das[59]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

Das Wol - und Ubel-gehen der Frommen und Gottloſen in ihrer letzten Noth wird uns durch Chriſtum an den reichen Mann und armen Lazaro gleichſam mit lebendigen Farben abgemahlet / und uns dargezeiget / wie die verfluchte Seele des Reichen wird von den Geiſtern in den Abgrund der Hoͤllen hinab geworffen / und die durch Chri - ſtum geheiligte Seele Lazari ward von den En -Luc. 6. v. 22. 23. geln in Abrahams Schos getragẽ. im 16. cap. Lucæ.

Wir ſetzen hieher / was Syrach ſaget: Mein Kind / wiltu GOtt dienen / ſo laß dirs ein Ernſt ſeyn / auf daß du Gott nicht verſucheſt. Gedencke an den Zorn / der am Ende kommen wird / und an die Rache / wenn du davon muſt / im 18. cap. Syr. 18. v. 20. Applica - tio ad de - functum

Die bittere Seelen-Cur der wahren Gottes - furcht bey unſern S. Herren D. Fabern ward durch die Goͤttlichen Troͤſtungen uͤberſchwengli - chen durchſuͤſſet.

Es ging ihm allezeit wol weil er GOtt fuͤrch - tete / nicht wie die jrrdiſch geſonnene, Menſchen dieſer Welt / die ihnen wol ſeyn laſſen / uͤber den was an vergaͤnglichen Dingen ihren Hertzen ge - luͤſtet / und ihren Augen gefaͤllet. Im 12. cap. desEccl. 12. v. 10.H 2Pre -[60]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. Predigers Salomonis. Sondern wie denen himmliſch geſonnenen Kindern Gottes / die ihnenEſa 48. v. 10. laſſen wol ſeyn uͤber dem / daß Gott ſie ihm auser - wehlet machet im Ofen des Elends im 48. cap. E - ſaiæ. Und wil daß ſie durch viel Truͤbſal in ſeinAct. 14. v. 22. Himmelreich eingehen ſollen. im 14. cap. der Ge - ſchichte der Apoſtel. Nach Gottes gnaͤdigen Wil - len ging es ihm alſo / daß er darvon biß an ſein ſeli - ges Ende ſagen konte:

Jn allen meinen Jahren
Von zarter Jugend an
Hab ich es wol erfahren
Wie ſchwer die Himmelsbahn
Jch bin auf keinen Roſen
Gegangen jederzeit
Wie etwa die Gottloſen
Jn ſtoltzer Sicherheit.

Doch wenn es am uͤbelſten umb ihn ſtunde / ging es ihm allezeit wol / in dem er GOtt fuͤrchte - te / und das fuͤr ſeine Freude erachtete / wenn ErPſal 73. v. 28. ſich zu GOtt hielt / und auf den Herrn Herrn ſei - ne Zuverſicht ſetzte / im 73. Pſalm. Deꝛ fuͤhret ihn in die Hoͤlle / und wider heraus / Der toͤdtetSam. 2. v. 6. ihn / und machet ihn lebendig / im 2. cap. des 1. Buchs Samuelis. Aus ſechs Truͤbſalen ward er von ihm errettet / und in der ſiebendenmuſte[61]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. muſte ihn kein uͤbel ruͤhren im 5. cap. Hiobs. Job. 5. v. 19.

Bey ſeiner klaͤglichen Kranckheit winſelt er gleich den frommen Koͤnige Hiskia / wie ein Kranich und wie eine Schwalbe / wobey er unaufhoͤrlich zu GOtt betete: Jch leide Noth / ach lindere mirs! Aus den 38. cap. Eſaiæ. Doch ging es ihm ſehrEſa. 38. v. 14. wol / in dem GOtt in ſeinen Gemuͤth und Geiſt ihn alſo ſtaͤrckte / daß ers ihm fuͤr eitel Freude er - achtete / mit Chriſto ſeinen Erloͤſer zu leiden / damit er auch mit ihm zur Herrligkeit erhoben wuͤrde / im 8. cap. der Epiſt. Pauli an die Roͤmer. Rom. 8. v. 17.

Fuͤrnehmlich aber / weil er GOtt fuͤrchtete / ließ ihm GOtt wol ergehen in ſeiner letzten Noth / bey denen vielen und groſſen Schmertzen / die er an ſeinen Leibe empfand / hatte es das Anſehen / als waͤre ſeine ſelige Heimfahrt nicht eine ſaͤuberli - che Simeonisfahrt: Sondern eine etwas unſanf - teEliasfahrt / dochging ſie gerade zu / biß in de Him - mel hinauf. Wie ers ihm von ſeinen GOtt erbe - ten / ſo muſt es auch erfolgen.

GOtt gebe der hinterbliebenen hochbetruͤb - ten Frauen Wittwen / ſamt allen / die uͤber ſeinen toͤdtlichen Hintrit leide tragen / nur das einige /H 3daß[62]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. daß ſie denHerrn fuͤrchten / ſo wird es ihnen alle - zeit wolgehen / zu der Zeit / da ſie meinen / es ge - he ihnen am alleruͤbelſten / wenn ſie trauren / wird GOtt ſie troͤſten / wenn ſie weinen / wird GOtt die Thraͤnen von ihren Augen abwiſchen / wenn ſie Huͤlffe-Rath - und Troſt-loß ſeyn / wil er jhrie einige Zuverſicht und Zuflucht ſeyn / biß es ihnen auch wird wolgehen in ihrer letzten Noth / und alles ihr zeitlich Leyd in ewige Freude verkeh - ret werden.

MEMBRUM TERTIUM. Die himmliſche Cur und Artzney / wodurch der Artzt ihm ſelbſten helffen / und ſein Leben von Tode erretten kan / iſt III. Pietas coronata.

Die Gottesfurcht die herrlich wird gekroͤnet.

Nicht nur wird es dem wolgehen in der letzten Noth / der den Herren fuͤrchtet / wie der Gottſelige Hauslehrer ſaget: Sondern es ſtehet auch darbey: Er wird endlich den Segen be - halten.

Man lieſet von denenfuͤrtrefflichen Medicis in der Welt / wie ſie von denen groſſen Koͤnigen und andern hohen Potentaten fuͤr ihre treufleiſſige Curherꝛ -[63]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. herrlichen ſind beſchencket / begnadet / und bega - bet worden.

Ein Chriſtlicher Medicus / der durch die Cur und Artzney der wahren Gottesfurcht ihm ſelbſt ſo gluͤcklich geholffen / daß er auch im Tode ſein Le - ben nicht verlohren / ſondern zu den unſterblichen Leben iſt erhoben worden / der hat die allerherrlich - ſte Vergeltung von GOtt dem Koͤnige aller Koͤni - ge / daß er den Segen erhaͤlt / bey den Menſchen auf Erden / die ihn in der Welt geliebet / und nach dem er von der Welt gewichen / ihn annoch ehren / und ſeiner am beſten gedencken.

Memoria juſti erit in benedictione,

Deꝛ Gerechten Gedaͤchtnis bleibet im Segen /Prov. 10. v. 7. aber der Gottloſen Nahme wird verweſen / ſpricht der weiſe Koͤnig Salomon im 10. cap. ſei - neꝛ Spruͤche.

Do ſagt man ins gemein:

Juſtorum laudes ſunt ſcriptæ in libro vitæ.
Das Lob der Frommen iſt im Buch des Lebens ein
geſchrieben.

Jhr Lob wird nicht unter gehen ſie ſind in Friede begraben / aber ihr Nahme lebet ewig - lich. Die Leute reden von ihrer Weisheit / unddie[64]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. Syr. 44. v. 12. 13. 14. 15.die Gemeine verkuͤndiget ihr Lob / ſagt Syrach im 44. cap.

Vivit poſt funera Virtus.

Die Tugend ſtirbet nicht / wenn gleich ſonſt alles ſtirbet /
Jhr Ruhm unſterblich iſt / den ſie allhier erwirbet.

Pſal. 112. v. 6.Des Gerechten wird nimmermehr vergeſſen / ſpricht der Koͤnig David im 112. Pſalm. Ein Chriſtlicher Medicus aber / der den Herren fuͤrch - tet / behaͤlt den Segen fuͤrnehmlich bey GOtt im Himmel. Hier iſt er unter denen / von welchen der Koͤnig David ſaget: Du Herr ſegneſt die Ge - rechten / du kroͤneſt ſie mit Gnaden / wie mit einẽPſal. 5. v. 13. Schilde im 5. Pſalm. Der Herr ſegne euch je - mehr und mehr / euch und eure Kinder / ihr ſeyd die Geſegneten des Herren / der Himmel und Erden gemacht hat / ſo ſpricht er auch zu ih -Pſal. 115. v. 14. 15. nen im 115. Pſalm.

Dort aber wird ihm von GOtt recht aufge - ſetzet die himmliſche Segens-Krone / die himmli - ſche Sieges-und Ehren-Krone / von welcher der2. Tim. 4 v. 8. Apoſtel Paulus redet im 4. cap. ſeiner 2. Epiſt. an Timotheum.

Do wird JEſus der ewige Gottes-Sohn ihn ſtellen zu ſeiner Rechten / als zu der voͤlligen Se -gens[65]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. gens Hand / unter die Zahl derer zu welchen Er mit holdſeligen Worten ſagen wird: Kompt her ihr Geſegneten meines Vaters / ererbet das Reich / das euch von Anbeginn der Welt beſcheiden iſtMatth. 25. v. 34. aus den 25. cap. Matthæi. Do wird Er ihn recht ſetzen zum Segen ewiglich / und ihn erfreuen mit der Freude ſeines allerheiligſten Antlitzes.

Nach des Koͤniges Davids Worten im 21. Pſalm. Pſal. 21. v. 7.Hiervon ſagt der heilige Lehrer Gregorius Magnus: Si conſidere mus qvæ & qvanta ſunt, qvæ nobis promittuntur in cœlis, vileſcunt omnia, qvæ ha - bentur in terris.

Wenn wir betrachten / was fuͤr groſſe Dinge uns in dem him̃liſchen Freudenreich verheiſſen werden / ſoiſt alles hienieden auf Erden fuͤr ein pur lauteres Nichts zu achten.

Das lehret ja einen jeglichen unter uns mit ſteter Himmels-Begierde ſprechen: Jch lebe auf Erden / und liebe im Himmel / Die Seele iſt nicht wo ſie lebet: Sondern wo ſie liebet.

Jm Himmel iſt das Guth
Darinn mein Hertze ruht /
Hinnauf ſteht mein Verlangen /
Dich JEſu zu umbfangen /
JAch[66]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.
Ach nim̃ mich auß der Welt /
Zu deinen Himmels-Zelt.

Applica - tio ad de - functumSolchen Segen behaͤlt nun unſer S. Herr Doctor hienieder auf Erden zu ſeinen unſterblichen Ruhm / und dort oben im Himmel zu ſeiner herrlichen Kroͤnung und Belohnung. Es ſegnen ihn alle / die ihn in der Welt geliebet / und denen er als ein Spiegel der wahren Gottesfurcht zu allen Gott wolgefaͤlligen Tugenden vorgeleuchtet. Der konte mit dem Roͤm. Kaͤyſer Auguſto ſeines wol - vollfuͤhrten Lebens halber vor ſeinen ſeeligen Ende ſprechen:

Quomodo acta eſt vitæ meæ Fabula? ()

Wie hab ich in dem Schauſpiel dieſes vergaͤnglichen Lebens mich verhalten?

Jederman moͤchte ihm antworten: Optimè. Sehr wol und loͤblich. Drauf moͤcht er ſchlieſſen: Valete ergò & plaudite. Gehabt euch wol und gebet mir den Preyß.

Es ſegnen ihn alle / denen er bey ihren be - ſchwerlichen Kranckheiten behuͤlfflichen geweſen / und ſeine gluͤckliche Curen an ihnen erwieſen / Siebe -[67]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zu helffen. betruͤben ſich hoch daruͤber / daß GOtt mit ihm / do er noch vielen und groſſen Nutzen in der Welt haͤtte ſchaffen koͤnnen / ſo gar zeitig hat hinweg geeylet.

Es ſegnen ihn nechſt dero ſchmertzlich leydtra - genden FꝛauèWitwe / auch alle denẽ eꝛ mit dem Ge - bluͤte und Gemuͤthe durch die treubeſtaͤndige Liebe ſo feſt verbunden geweſen / daß ſie nunmehr ſein immerwehrendes Gedaͤchtnis mit ihren flieſſenden Thraͤnen in ihr aͤchzendes und ſeuftzendesHertz hin einſch reiben / und wenn ſie durch die Hoffnung des ſeligen Wiederſehens in ihren Geiſte nicht geſtaͤr - cket wuͤrden / in ihrem Elende gar vergehen moͤch - ten. Das heiſt: Er wird den Segen behalten.

Den Seg en aber / den er nunmehr der See - len nach von GOtt erlanget / der iſt unendlich / unermeßlich / unausſprechlich.

Hier fuͤrchtet er Gott / der ließ es ihm wolge - hen bey vielen Jammer und Hertzeleyd / das nie - mals von ihm ließ in dieſer Sterbligkeit. Dort aber laͤſſet Ers ihm ohn alles uͤbelgehen recht wol - ergehen / in dero ewigen Himmels-Freude / die ſahe er im Geiſt fuͤrAugen / Ach / ſprach er / mit vielenJ 2Seuff -[68]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen. Seufftzen und Sehnen / wenn werd ich dahinPſal 42. v. 3. kommen / daß ich Gottes Angeſicht ſchaue? aus den 42. Pſalm.

Nun lebt kein Mann /
Der außſprechen kan /
Die Glori und den ewigen Lohn
Den ihn der Herr geſchencket.

Bey ſeinen letzten Todes-Kampffe faſſete er ſeinen JEſum recht feſt in ſeine Glaubens-Arme / und ſagte zu ihm mit Jacob: Jch laſſe dich nicht / du ſegneſt mich denn. Es erfolgte darauf die ſchoͤne Morgenroͤthe der ſeligen Entbindung / wor - bey er den Segen / und die Ehren-Krone von ihm empfing / da hieß es recht: Es wird ihm wolge - hen / und wird endlich den Segen behalten.

Wol dir du Kind der Treue /
Du haſt und traͤgſt davon
Mit Ruhm und Danck-Geſchreye /
Den Sieg und Ehren-Kron.
GOtt gibt dir ſelbſt die Palmen /
Jn deine rechte Hand /
Und du ſingſt Freuden-Pſalmen /
Dem der dein Leid gewand.
Bey[69]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

Bey Chriſti Glorwuͤrdiger Himmelfahrt / von welcher an dem heutigen heiligen Feſt wird in der Chriſtenheit geredet / da ſahen ihn die lieben Juͤnger und Apoſtel mit Seuftzen nach / biß daß zweene Engel vom Himmel kamen / und ſie troͤſteten mit dem / daß ihr Heyland wieder - kommen / und ſich in den helleuchtenden Glantze ſeiner Majeſtaͤtiſchen Herꝛligkeit ihnen zu ihrerAct. 1. v. 10. 11. ewigen Seeligkeit darſtellen wuͤrde. Daruͤ - ber gaben ſie ſich zufrieden / biß daß ſie mit den heiligen Geiſt erfuͤllet wurden / der alles ihr Leyd in Fꝛeude verkehrte / wie hiervon gemeldet wirdAct. 2. v. 4. im 1. und 2. cap. der Apoſtel Geſchichte.

Unſern S. Herrn Doctor ſehen die Chriſt - lich-leydtragenden bey ſeiner erwuͤnſchten Heim - fahrt auch mit vielen aͤchtzen / ſeufftzen und ſeh - nen nach / GOtt ſelbſten troͤſte ſie mit dem / daß / wenn ſie ihren aufgefahrn en JEſum wiederſehen / ſie auch gewißlich ihren hertz liebſten Ehe-Herrn / Bruder / und Hertzens-Freund zu gleich mit ihme ſehen / und mit ihm / und allen Außerwehlten der unaußſprechlichen Seeligkeit genieſſen werden.

J 3Jm -[70]Him̃liſche Cur und Artzney ihm ſelbſt zuhelffen.

Jmmittels thue der Heilige Geiſt bey ih - nen das beſte / hiermit ſie alles Trauren uͤber - winden / und die Freude in dem Herrn moͤge ihre Staͤrcke ſeyn.

Alle die eheliche / die Bruͤderliche / und Schweſterliche Liebe und Treue / die unſerm S. Herrn Doctori bey ſeiner jaͤmmerlichen Kranckheit von den lieben Seinigen iſt erwieſen worden / vergelte ihnen GOtt mit zeitlichen und ewigen Heyl. Er gebe ihnen und uns al - len unſere S. verſtorbenen alſo zubetrauren in dieſer Sterbligkeit / hiermit wir ein ſtet iges Verlangen haben zu ihnen zu kommen / und bey ihnen zu ſeyn in dero ewigẽ Seeligkeit Amen.

[71][72][1]

WAs nun anlanget unſers in GOtt Seel. ruhenden Herꝛn Doctoris letztes Ehren-Gedaͤchtnuͤß / ſeines Lebens Ein-Fort - und Außgange nach / ſo iſt von ſolchen folgendes zuwiſſen.

ES iſt Derſelbige von fuͤrnehmen und Chriſtlichen Eltern gezeuget und gebohren worden.

Sein Herꝛ Vater war der Edle / Wohl-Ehren - veſte / Großachtbare / Wohlweiſe und Hochgelahrte Herꝛ Daniel Fabrj M. U. D. Phyſicus Ordinarius, wie auch wol meritirter Buͤrgemeiſter bey hieſiger Stadt Croſ - ſen.

Die Frau Mutter die Viel-Ehr-Sitt - und Tugendreiche Frau Anna Goͤllerin.

Der Groß-Vater vom Vater / der weyland Edle / Wohl - Ehrenveſte / Großachtbare / und Hochgelahrte Herꝛ Laurentius Fabrj aus der Chur-Saͤchſiſchen Berg-Stadt Freyberg / der Artzneyen D. und Wolbeſtalter / beruͤhmter phyſicus Ordinarius, auch bey hieſiger Stadt Croſſen.

Die Groß-Mutter vom Vater war die Wohl-Erbare / Viel-Ehr und Tugendſame Frau Catharina Bruckin / des Wol - Ehrenveſten und Wolgeachten Herꝛn Michael Brucks / Chur - fuͤrſil. Brandenburg. wol meritirten Cammer-Meiſters eheleib - liche Tochter.

Der Groß-Vater von der Mutter der Edle / Wohl-Ehren - veſte / und Wolbenahmte Herꝛ Johann Goͤllner / Erb-Herꝛ auff Nadelwitz / Tſchieſitſch und Baſitzſch / wie auch wolverordneter Ponikauſcher Hauptman der Herꝛſchafft Heyerſchwerde.

Die Groß-Mutter von der Mutter die weyland Edle / Viel - Ehr - und Tugendreiche Frau Dorothea Peuckerin.

(a)Der[2]Chriſtliches Ehren-Gedaͤchtnuͤß.

Der Alter Vater vom Vater iſt geweſen / der Edle / Hoch - achtbare / und Hochgelahrte Herꝛ Antonius Fabrj M. Doctor, ein Mann von hohen Anſehen / wie ſolches nicht allein aus denen Ver - faſſungen in der Freybergiſchen Cronicke: Sondern auch aus denen gnaͤdigſten hohen Veruffungen ſo beſchehen von Fuͤrſtlichen Brandenburg. Durchlauchtig. Marggraff Hanſen / und den Heꝛ - tzogen von Braunſchweig / wie auch von der Stadt Erfurt ge - nungſam abzunehmen.

Die Aelter Mutter vom Vater war die Wohl-Erbare und Hochtugendſame Frau Anna Kornmannin / Herꝛn D. Franciſci Kornmans / Hertzogs Auguſti Churfuͤrſten zu Sachſen in die 42. Jahr ruͤhmlich geweſenen Archiatri und Leib-Medici eheleibliche Tochter.

Der Aelter Vater von der Mutter der Wohl-Ehrenveſte / Vor-Achtbare / und Wolweiſe Herꝛ Matthæus Peucker / Raths - Verwandter und fuͤrnehmer Handelsmann in Bautzen.

Die Aelter Mutter von der Mutter die Wohl-Erbare / und Viel-Tugendſame Anna Wincklerin / des Edlen und Hochgelahꝛ - ten Herꝛn Johann Wincklers / J. U. D. und wolbeſtalten Syndi - ci in Bautzen eheleibliche Tochter.

Von dieſen jtzt erzehleten Eltern Groß - und Vor-Eltern iſt nun unſer Seel. Herꝛ Doctor entſproſſen.

Gebohren iſt er zu Frauſtadt in Pohlen im Jahr 1633. den 22. May umb 6. Uhr Abends / und weil er gleich andern Menſchen - Kindern in Suͤnden gebohren war / bald darauff durch die Geiſt - liche Wider-Geburt im Waſſer-Bade der Heiligen Tauffe dem HErren JEſu einverleibet / und mit den Nahmen Johann Lau - rentius durch die alleredelſten Bluts-Troͤpfflein JEſu unter die auſſerwehlten Kinder GOttes angeſchrieben worden. Er war ein Kind guter Art / an welchen die Eltern Freude hatten / daher ſie Ihm auch bey der allergefaͤhrlichſten Krieges-Unruh an fleiſſiger Education nichts ermangeln lieſſen. Er ward Anfangs zum Ge -bet[3]Chriſtliches Ehren-Gedaͤchtnuͤß. bet und GOTTes Furcht auffs fleiſſigſte angehalten / und in die Jahr zu Freyſtadt / Schwiebſen / wohin der Herꝛ Vater von der loͤblichen Ritterſchafft und E. E. Rath zum Ordinario beruf - fen ward / und Meſeritz / wohin ſie ſich wegen der damaligen feind - lichen Unſicherheit ſalviren und gleichſam in Exilio leben muͤſſen / privatìm informiret.

Als aber ſein Herꝛ Vater aus Liebe zu ſeinen Vaterlande ſich Anno 1644. von der loͤblichen Ritterſchafft hieſiges Hertzog - thumbs / wie auch von E. E. Rath hieſiger Stadt Croſſen zu ei - nen Ordinario beruffen laſſen / ward er in der Schulen allhier von den do mahligen Herꝛn Rectore und denen andern Hn. Præcepto - ribus treulich und fleiſſig informiret und unterwieſen. Und nach - dem er hier die Fundamenta pietatis, artium & linguarum wol geleget / ward er auff Cuͤſtrin geſchicket / woſelbſt er 3. Jahr bey der Schulen ſich auffgehalten. Wie wol und ruͤhmlich er ſich ſelbiges Orts in ſeinen ſtudiis verhalten / beſaget Herꝛ Sculteti Rectoris er - theiletes Teſtimonium.

Als er aber an gedachten beyden Orten ſich ad altiora wol gefaſt gemacht / beſuchte er auff Rath und Einwilligung ſeiner lie - ben Eltern und fuͤrnehmen Freunde das Koͤnigliche Pædagogium zu Stettin / wo ſelbſt er auch ſeine Studia fruchtbarlich fortgeſetzet und mit groſſen Nutzen dociren gehoͤret hat D. Micrælium, D. Schævium, D. Kirſtenium, D. Fabritium und andere mehr. Dieſes continuirte er 4. Jahr / und abſolvirte unter gedachten Herꝛn Doctoribus nicht allein totam Philoſophiam: Sondern legte auch ruͤhmlichſt die Fundamenta Medica, worzu er von Ju - gend auff Luſt gewonnen / und ward alſo ad ſtudia Academica ge - ſchickt. Hierzu erwehlte er jhm die loͤbliche Academiam und hohe Schule zu Leiptzig und ward im Jahre 1658. den 13. May unter (tit.) Leonhardo Urſino Med. Doctore und damahligen der Uni - verſitaͤt Rectore Magnifico inſcribiret.

Was nun daſelbſt fuͤr fuͤrtreffliche gelehrte Leute in allen Fa - cultaͤten er angetroffen / und wie fleiſſig inner zweyer Jahres friſt(a) 2Er[4]Chriſtliches Ehren-Gedaͤchtnuͤß. Er ſelbig gehoͤret / iſt weitlaͤufftig zuerzehlen unnoͤthig. Maſſen hiervon ſeine Specimina Academica und denn die unterſchiedliche / fuͤrſichtige und hoͤchſtgluͤckliche Curen nahe und ferne gnungſam Zeugnuͤß geben koͤnnen.

Jn zwiſchen aber hat er ſich auch ander weit mit mehren fuͤr - nehmen und gelehrten Leuten wollen bekant machen / und demnach einige peregrination ergriffen / und ſich allerſt gewendet auff die Univerſitaͤt Jehna / woſelbſt er in Kund - und gute Freundſchafft gerathen / mit dem beruͤhmten Medico Herꝛn Doctor Rollfincken. Von da hat er ſich gewendet auff die Univerſitaͤt Tuͤbingen / und ſich daſelbſt bekant gemacht mit dem fuͤrnehmen Medico Hn. Doct. Lauterbach / item zu Straßburg mit den verordneten Medicis Hn. Doct. Saltzman und Hn. Doct. Scheid / von dar er ſich auff an - dere vornehme Univerſitaͤten und beruͤhmte Staͤdte des Reichs begeben / laut ſeines verhandenen Reiſe Buchs.

Nach vollendeter peregrination iſt er endlich von ſeinen lie - ben Eltern nacher Hauſe gefordert worden / wo er aber nicht lange verblieben: Sondern auff guter Freunde zurathen und Bewegen eingewilliget bey dem Hoch-Edel gebohrnen / Geſtrengen / Mann - veſten / und Hochbenahmten Herꝛn Sebaſtian von Rottenburg / Obriſten Leutenant zu Beutnitz fuͤr einen Ephorum bey dero Hoch - Adelichen Jugend ſich gebrauchen zulaſſen. Jn welchen Ephorat er ſich auch 3. Jahr lang fleiſſig und wol verhalten / alſo / daß Sei - ner Hoch-Adlich. Geſtreng. der von Rottenburg jhn gern noch laͤnger bey ſich behalten haͤtten / wenn es haͤtte ſeyn wollen. Alleine weil der Seel. Herꝛ Doctor jhm feſt fuͤrgenommen nicht allein ſein Studium Medicum zu perfectioniren: Sondern jhme auch da - bey Summum honoris gradum zu compariren. Als hat ermel - deter Herꝛ Obriſt Leutenant Jhn nicht laͤnger auffhalten: Son - dern vielmehr mit einen ehrlichen Atteſtato erlaſſen wollen.

Hierauff hat er allhier nach dem ſein Herꝛ Vater ſelig To - des verſchieden Anno 1663. im Nahmen GOttes den Anfang inſeiner[5]Chriſtliches Ehren-Gedaͤchtnuͤß. ſeiner Praxi gemacht / wo zu jhm GOtt nicht wenig Gnade und Ge - deyen gegeben.

Als er aber auch Gelegenheit bekommen / in Doctorem zu promoviren / hat er ſeine Praxin Medicam in etwas eingeſtellet / und weil er denn aus denen vorhandenen Teſtimoniis und Speci - minibus angemercket / daß ſein geliebter Herꝛ Vater wie auch der Herꝛ Groß - und Aelter-Vater / wie oben angefuͤhret / jhre titulos Honorum alle auff der Univerſitaͤt zu Baſel / erlanget haͤtten; Als hat er ſeine Gedancken ebenfals dahin gerichtet / umb jhm da - ſelbſt den Titulum und Honores Doctorales conferiren zu laſſen. Als er aber auff ſeiner Reiſe dahin / die Univerſitaͤt Jehna nicht vorbey ziehen: Sondern in etwas daſelbſt verharren wollen / iſts geſchehen / daß er bey gepflogener correſpondentz mit Hochgelehr - ten Leuten / inſonderheit von denen Herꝛn Profesſoribus Medicæ Facultatis ſich perſuadiren laſſen bey jhnen zuverbleiben / und ſolche Honores von jhrer Univerſitaͤt zu acceptiren. Darauff er ſolches gewilliget / zumahlen er geſehen / daß er doch wegen der domahligen Vnſicherheit umb den Reinſtrom nicht aller Dinges wol fort kom - men moͤgen. Solcher Reſolution halber iſt er hernacher von de - nen Herꝛn Profesſoribus nicht allein je mehr und mehr beliebet woꝛ - den: Sondern ſie haben jhm auch alle Liebe und Freundſchafft er - zeiget / Inſonderheit Herꝛ Doct. Rollfinck / der beruͤhmte Medicus, unter deſſen præſidio Academico er auch ſeine Diſputationem in - auguralem de Pyretologia in genere ruͤ[h]mlich gehalten hat.

Nach dem er aber in beygehender Zeit daſelbſt præſtanda præſtirt, hat er auch darauff im Jahr 1666. den 4. Febr. Jhme den Titulum und Honores Doctoris in Medicâ Facultate confe - riren laſſen / und zwar / ſub Academiæ Rectore Magnifico Herꝛn Johann Muſæo S. S. Theol. Doctore und P. P. wie auch Herꝛn Johann Arnoldo Friderici Philoſoph. & Medic. Doctore und pro tempore Decano.

Nach erlangten Ehren-Titul hat er ſich wieder bey begeben - der Gelegenheit nacher Hauſe begeben / und ſeine Praxin Medicam(a) 3de[6]Chriſtliches Ehren-Gedaͤchtnuͤß. de novo angetreten / zu welcher GOtt ſeinen gnaͤdigen Segen ge - geben / daß er viel gefaͤhrliche Kranckheiten / bey welchen viel Men - ſchen verlohren gegeben / hoͤchſt erwuͤntſcht curiret hat. Alldie - weil er aber bey ſeiner Ruͤckkunfft lange vor ſich zu leben unraͤthlich befunden. Als hat er ſich im Nahmen GOttes Anno 1666. 8. Ta - ge vor Weihenachten in ein Chriſtliches Ehegeloͤbnuͤß eingelaſſen mit der Wohl-Erbaren / Viel-Ehr-Sitt - und Tugendreichen Frau Eva Muͤllerin / des weyland Wohl-Ehr-Wuͤrdigen / Vor - achtbarn und Wolgelahrten Herren M. Martini Muttreichs wol - verordneten Archi-Diaconi in der Churfuͤrſtl. Brandenburg. Veſte Euͤſtrin hinterlaſſenen Frau Wittib / welch ſein Chriſtliches Ehegeloͤbnuͤß er auch d. 23. April folgenden (67) Jahres duꝛch Pri - ſterliche Copulation oͤffentlich allhier zu Croſſen vollenzogen / und darauf mit jhr 5. Jahr und 7. Tage im Ehſtande Chriſtlich gelebet. Alſo daß ſie in einer erwuͤntſchten / friedlichen und hertzbeliebenden Ehe ſich mit einander befunden. Dannenhero es deſto ſchmertz - licher geweſen / daß ſie ſo gar fruͤhzeitig durch den zeitlichen Todt ſind von einander getrennet worden.

Sein Chriſtenthum und Wandel betreffent / hat er allezeit GOtt vor Augen und ſein Wort lieb gehabt / die Heil-Bibel ſamt anderer vornehmer und gelehrter Leute Schrifften mit ſonderba - ren Fleiß geleſen / zur Kirchen und dem Hochwuͤrdigen Abendmal hat er fleiſſig und and aͤchtig ſich gehalten / wie er denn daſſelbe noch vor weniger Zeit ſchon bey ſeiner Niederlage von ſeinen Herren Beicht-Vater mit wahrer Reverentz und Ehrerbietung bußfer - tig und in wahren Glauben genoſſen / auch alles ſein Thun mit Gott angefangen / zumahlen wenn er in ſeinemBeruff gearbeitet / ſo hat er niemals ſein Abſehen auff ſeine ſelbſt eigene Geſchickligkeit oder auff der natuͤrlichen Mittel Kraͤfftigkeit: Sondern auff GOt - tes Mit-Huͤlff und Wolthaͤtigkeit geſehen / wie ſolches ſeine ge - ſchriebene Recepta, da allezeit oben anſtehet cum DEO, daß iſt / mit GOtt / außweiſen.

Gegen[7]Chriſtliches Ehren-Gedaͤchtnuͤß.

Gegen den Nechſten hat er ſich auch gar Chriſt-billich ver - halten / und demſelben gedienet mit Rath und That / ja mit guten Loͤbl. Exempeln fuͤrgeleuchtet / wie ſolches auch maͤnniglichen be - kand. Seine Kranckheit und Ableben betreffend / ſo iſt zu wiſſen / das er zwar von Natur der Hecticæ und Phthyſi unterworffen ge - weſen / welcher er aber mit Medicamentis, ſo viel ſeine muͤhſame Praxis zugelaſſen / fuͤrſichtiglich begegnen / und auch nechſt Goͤttli - cher Huͤlffe und Beyſtand / ſo bald er nur von den uͤbrigen Zulauff der Patienten ein wenig Ruhe haben wuͤrde / dieſelbe wo nicht gantz extirpiren / doch alſo haͤtte daͤmpffen koͤnnen / daß er nechſt GOtt ſein Leben auff ein hoͤheres Alter haͤtte bringen moͤgen / wo nicht GOtt nach ſeinen unerforſchlichen Rath und Willen eine ſo gar Schmertzen und Jammervolle Kranckheit uͤber jhn verhangen / die man faſt Unchriſtlichen und boͤſen Leuten haͤtte beymeſſen moͤ - gen / wie auch dieſes die Indicia nach ſeinen Seel. Tode merckli - chen außgewieſen / doch ſtellet er alles dem Allwaltenden GOtt an - heim / ohne welches Willen auch kein Haar von unſern Haupte fal - len mag. (Er hat zwar durch adhibirte gute Mittel und darauff gehabten Vomitum Anfangs ſolches ziemlich abgefuͤhret / es iſt a - ber gleich noch viel davon zuruͤck blieben /) welches jhn viel Schmer - tzen und uͤber natuͤrliche Hitze verurſachet / allen appetit ſambt den natuͤrlichen Schlaff gaͤntzlich benommen / und jhn von allen Kraͤff - ten bracht hat / ſo daß er faſt bey einen Viertel-Jahr hero gantz bettlaͤgerig hat ſeyn muͤſſen. Und ob zu Zeiten gleich in etwas die Schmertzen remittiret / und er daher ſolches durch natuͤrliche Mit - tel zu heben fleiſſig anhielt / ſo hat er doch als ein erfahrner Medicus bald ſelber geſehen / daß die angewandten Mittel nicht beſtaͤndiges thun / und ſeine Kraͤffte nicht zureichen wuͤrden / ſich derohalben wil - lig drein gegeben / und mit Buß und Gebet zum Chriſtlichen Steꝛ - ben ſich bereitet / einig und allein zu JEſu ſeinem Heylande / den er ohn daß zeit wehrender Kranckheit umb gnaͤdige Huͤlff und Auffloͤ - ſung ſehnlich und unablaͤßlich angeruffen / ſich gewendet / darauffſei -[8]Chriſtliches Ehren-Gedaͤchtnuͤß. ſeinen Herꝛn Veicht Vater zu ſich fordern laſſen / welcher jhm wie vorhin offters die kraͤfftigen und troſtreichen Gebeth und Pſalmen fuͤrgeſprochen / die er auch alle Hertz-andaͤchtig bey vollen guten Verſtande und unverruͤckten Sinnen mitgebetet / ſo lange biß GOtt ſein Gebet gnaͤdigſt erhoͤret / und jhn ſanfft und ſeelig Dien - ſtags Abends gegen 5. Uhr war der 7. May aus dieſem Jammer - thal abgefordert / und die Seele in ſein Himmliſches Freudenreich auffgenommen hat. Seines Alters 39. Jahr weniger 15. Tage.

Wir wuͤntſchen dem Seel verblichenen Leichnam in der Erden eine ſanffte Ruh / und am Juͤngſten Ta - ge eine froͤliche Vereinbahrung mit der Seelen zu den Ewigen und Himmliſchen Freuden-Leben. Der HErꝛ unſer GOtt lehre uns alleſamt bedencken / daß wir ſter - ben muͤſſen / auff daß wir klug werden / umb ſei - nes Hochheiligen Nahmens Willen / AMEN.

[figure]

Ich ruhe ſanft und ſelig.

Ab -[9]

Abdanckungs-Rede

So Nach anſehnlicher Chriſtgebraͤuchlicher Leichbeſtattung vorm Trauer-Hauſe verrichtet worden Durch ANDREAM KLETSCHKIUM Archid.

Hoch-Edle geborne ꝛc. (cum Titulo plen.)

ES kommen uns je der Todesfaͤl - le / dadurch wir Menſchen aus dieſem Leben weg geraͤumet werden / ſo viel und mancher - ley ein Jahr durch vor Augen / daß es faſt das Anſehen haben moͤchte / es haͤtte man ſich nicht gar beſonderer maſſen zu betruͤben / oder mit eintziger Wunderung zu bekuͤmmern / es ſter - be gleich eine Perſon / was Alters oder was fuͤr Standes Sie auch immer ſeyn moͤge.

Denn da ſiehet man ja wochentlich oder auch faſt taͤglich / wie gantz kein Stand außgenommen / bald ein Junges / bald ein altes; bald ein neugebornes Kind / bald ein wohlbetagter Mann oder Matron, bald auch eine Perſon in den beſten Jahren; ja offt wohl ihrer viel in ſolchen Unterſchied des Alters zugleich dahin ge - tragen / und der allgemeinen Großmutter / der Erden / einge - ſchooßet werden.

Was nun ſo gar offters fuͤrkombt / und uns alle in gemein ohne eintzigen Auſſchuß betreffen thut / das ſolte Uns ja kein beſon - der Betruͤbniß machen oder eintzigen wunderlichen Kummer er - regen.

(b)Aber[10]Abdanckungs Rede.

Aber gleichwohl etwas genauer angeſehen den Stand; etwas beſcheidener betrachtet das Alter; in und bey welchem manche Perſon auß der menſchlichen Gemeinſchafft entruͤcket wird / kan es nicht allerdinges und allezeit in gemein ſo dahin geſtellet ſeyn / daß man bey etlichen Todesfaͤllen / nicht etwa ein beſonder Leid empfinden / und mit Verwunderung auch einen Kummer daruͤ - ber nicht ſchoͤpffen ſolte. Zwar dieß Alter angeſehen / weñ etwa gar junge Kinder in der erſten zarten Bluͤthe dahin ſterben / da hat man ſich ſo wenig zu verwundern / als daß man ſiehet / daß zarte / neugepflantzte Baͤumlin leicht verderben / und ploͤtzlich unter - gehen; oder auch als weñ man ſiehet / daß bey der Bluͤthe der Baͤu - me / ſehr viel derſelben abfaͤllet / und vor der gewuͤntſchten Voll - kommenheit zu nichte wird. Deſto minder hat man ſich auch uͤber ſolcherley Abgang zu betruͤben / je mißlicher die Hoffnung bey der zarten Jugend zu ſeyn pfleget: daß etwas tuͤchtiges und tapfres endlich daraus moͤchte erzogen werden. Denn obſchon Eheleute weñ Sie Gott ſegnet bald bey der Geburt das beſte zu hoffen pfle - gen / ſo fehlet es doch leider ſehr / und verkehret ſich die Hoffnung des beſten / gar vielmahl in eine erſolgung / und nachmahlige ſchmertzhaffte Empfindung des boͤſeſten: maaſſen wir ſehen daß es unſrer erſten Mutter der Eva wiederfahren / die da bey der Ge -Cen. 4. v. 1. 8. burt jhres erſten Sohnes des Cains vermeinte / ſie haͤtte nun einen rechten GOttes Mann / oder gar einen Heyland erlanget: aber es ward folgender Zeit hernach zu jhren groſſen Hertzen-Betruͤbniß ein GOttes-Gehaͤſſiger / ruchloſer Bruder-Moͤrder aus jhm. Angeſehen das Alter / da ein Menſch ſeine Zeit gelebet hat / und nun ſo weit in ſeinen Tagen und Jahren kommen iſt / daß er des Lebens ſat und uͤb erdruͤſſig worden; da darff es denn eben ſo we - nig wunderns / wenn eine ſolche Perſon durch den Todt erbleichet / als wenn man ſiehet / daß ein gar alter Baum endlich verdorret und dahin faͤllet. Wie es denn auch bey ſo verlebten Leuten minder Betruͤbniß daher zu ſetzen pfleget / weil man offte befindet / daß ſie Alters und Ohnmaͤchtigkeit halben / jhnen ſelbſten / und zugleichauch[11]Abdanckungs Rede. auch andern mehr beſchwerlich denn foͤrder foͤrderlich oder erfreu - lichen ſeyn wuͤrden.

Angeſehen auch etwa einen ſolchen Stand / daß eine gemei - ne / armſelige / ſchlecht qualificirte Perſon verſtorben / da iſt nur da - bey minder Leid und Betruͤbniß / weniger Kummer und Wunder / als daß man davon erſt etwas anregig machen duͤrffte. Die Ve - ſpertina funera: quæ ſervis olim ſine pompa duci ſolebant, wielib. 1. c. 1. de Tran - puil. in vit. Ner. c. 33. Feſtus erwehnet: Die Funera tacita, derer Seneca gedencket / bey welchen und nach welchen kein Leid oder Klagen zu ſpuͤhren war: ſind je gemeiner geweſen / denn die funera Indictiva, Publica, Prætoria, Conſularia &c. welche bey vornehmen wolver dienten Leuten / mit groſſer Pracht und beſonderer anſehnlicher Anſtellung und Ordnung gehalten worden; auff welche Pracht und Anſehn - ligkeit wir unſre Gedancken nicht gerichtet: nur dieſes andeuten wollen / daß bey mehrentheils der ſo allgemeinen Todesfaͤllen / bil - lich kein ſonderes Leid und Betruͤbniß; Kein ſonder Kummer oder Wunder geſpuͤhret werde / nemlich das Alter und den Stand / er - wehnter maſſen / angeſehen.

Wenn man aber gleichwol bey begebenen Todes-Faͤllen / das - Alter oder auch den Stand alſo beſchaffen findet / daß dem Alter nach / einer in ſeinen beſten mannlichen Jahren hingeruͤckt; Dem Stande nach / einer / bey fruchtbarlichſter loͤblichſter Bedienung vieler guten Leute / oder auch wol ſeines gantzen Vaterlandes ent - zogen wird / da kan es nur uͤbel anders ſeyn / es muß Leid und Kla - gen ſetzen; es muß Wunder und Kummer daruͤber entſtehen. Beſonders wenn eine ſolche Perſon mit zeitlichen Guͤtern und Gaben gnugſam verſehen / ſondern auch mit Anſehnlichen / Hocher - fahrnen Freund-und Bluts-Verwandten / ja auch mit eigner Kunſt / Geſchickligkeit und Erfahrung alſo von GOtt begnadet geweſen iſt / daß an noͤthigen Mitteln / Rath und That dem fruͤh - zeitigen Tode natuͤrlicher Weiſe vorzukommen / kein Mangel er achtet kan werden. Welcher Geſtalt es deñ allerdings mit die - ſem Todes-Fall beſchaffen ſich befindet / der uns zu ſolcher anſehn -(b) 2lichen[12]Abdanckungs Rede. lichen Verſamlung / und leidiger Begleitung auff heutigen Tag veranlaſſet hat: Jn dem der Edle / Groß-Achtbare / Hochgelahr - te / und Vielerfahrne Herꝛ Johann Laurentius Fabri, Med. Doct. und bey dieſer Stadt gluͤckhaffter practicus, durch ein hefftiges / hitziges und ſchwindſichtiges Fieber / und darauff erfolgten Todt / bey ſeinen beſten Jahren / dieſer Stadt und Landſchafft entzogen worden. Zu beklagen iſt es ja daß der Mann bey ſo jungen Jah - ren / nicht allein ſeiner Hertz-Ehgeliebten der jtzo Hochbetruͤbten Frauen Wittib - und denen Anſehnlichen Befreundten / ſondern auch ſehr vielen andern Fuͤrnehmen Leuten / bey denen Er lieb / werth / und ſeiner Kunſt halben in groſſen Anſehen geweſen; ja auch dieſer gantzen loͤblichen Stadt / der Er medendo wol vor geſtanden / ſo fruͤhzeitig entzogen worden iſt.

Ein recht Wohlgelehrter / Wohlverſtaͤndiger und Woler - fahrner Artzt / iſt bey einer Stadt / ja bey einer gantzen LandſchafftGen. 50. v. 2. nicht fuͤr ein geringes Kleinod zu achten. Zwar Gen. 50. kan es dem Anſehen nach faſt den Schein haben / als wenn bey den Aegy - ptiern oder auch den Ebræern die Aertzte nicht ſo hoch geachtet woꝛ - den waͤren: Alldieweil allda geſagt wird / das Joſeph ſeinen Knechten den Aertzten befohlen / ſeinen verſtorbenen Vater zu ſal - ben; welcher Titel fuͤr faſt veraͤchtlich und verkleinerlich geachtet wird. Dargegen aber iſt zu mercken / daß ſelbigen Ortes nicht eigentlich von denen Aertzten gehandelt wird / welche die Geſund - heit der Menſchen / nechſt Goͤttlicher Verleihung / in guten Be - ſtand zu erhalten wiſſen; oder wenn die Geſundheit etwan verſeh - ret worden / ſolche wieder zu recht bringen koͤnnen: ſondern nur von den Jenigen welche man Paraſchiſtas und Taricheutas genennet. Wie denn auch bey den Septuaginta jnterpretibus Græcis ſolche nur ἐνταφισαὶ genennet werden / durch welchen Nahmen auff ſol - che Leute gedeutet wird / ſo man bey den Roͤmern pollinctores nen - nete / welche den Medicis gar nicht gleich geachtet worden. Daß aber unſer Seel. Herꝛ Faber ein rechtſchaffener Medicus geweſen ſey / iſt nicht nur aus Seinem Curriculo Vitæ gnugſam zu er -achten /[13]Abdanckungs Rede. achten / da gemeldet worden / wie / wo und was Weiſe Er ſeine Me - dicin ſtudiret; ſondern hat ſich auch bey den wenigen Jahren / die Jhn GOtt in Praxi zubringen laſſen gnugſam erwieſen. Sein Studium Medicum hat Er recht und wol angefangen; Tapffer und ruͤhmlich fortgeſtellet; und unnachlaͤſſiger Weiſe zu Ende bracht: Darauff denn eine beſcheidene und von GOtt geſegnete Praxis bey Jhm auch erfolget / daß Er in kurtzer Zeit einen guten Beruff / groſſes Lob / vieler Gunſt / auch nicht geringen Danck er - langet / daß nun dieſe Stadt und umbliegende Gegend eines wol - erfahrnen und verſtaͤndigen Medici, durch den toͤdlichen Abgang / bey ſo fruͤhen Jahren Seines Alters / bey Erweiſung des beſten Nutzes / und ſonderlicher Frucht ſo ſie von Ihm empfinden koͤn - nen / beraubet ſich befindet. Solte das nicht zu beklagen / nicht zu bejammern ſeyn? Ach freylich. Dahero finde ich auch Thraͤnen derer ſo ſich nicht wollen troͤſten laſſen. Am allermeiſten beklagt ſolchen fruͤhzeitigen Hintritt die Hochbetruͤbte Frau Wittib. Sie klagts freylich dem HERREN / daß der Todt ſo uͤbel gehandelt und die Helffte Jhres Hertzens / die Wonne Jhrer Augen / den Schutz und Auffenthalt jhres Lebens hinweg geriſſen: Daher deñ das halbirte Hertz nichts den bluten und weinen / und zu den HErꝛnThr. 1. v. 20. ſchreyen kan: Ach HERR wie bang iſt mir / daß mirs im Leibe davon wehe thut / mein Hertz wallet mir in meinem Leibe / denn ich bin hochbetruͤbet / und der Todt hat mich abermal zur Wittben ge - macht. Nicht minder beklaget dieſen Todt der gegenwaͤrtige Herꝛ Bruder / Frauen Schweſtern / die Herren Schwaͤger / Bluts - und Gemuͤths-Freunde; ruffen Ihm nach aus dem 1. Reg. 13. Ach1. Reg. 13. v. 30. Bruder / ach Bruder!

Jch / der Wenigſte bey dieſer Verſamlung / bin nicht der Wenigſte an Kummer / muß Ihn auch beklagen und bekennen wie ich an Ihm gehabt in der Jugend einen gehorſamen Diſcipulum, bey Seinen vollſtaͤndigen J[a]hren einen lieben Freund / unnd bey meiner faſt vierjaͤhrigen Unpaͤßligkeit einen getreuen und erfahr - nen Medicum, dem nechſt dem Hoͤchſten ich die Ehr und denRuhm(b) 3geben[14]Abdanckungs Rede. geben muß / daß Er durch GOttes Gnade mich alſo curiret / daß ich noch ſtehe auff dieſen Tag / und mein Ampt nach dem Vermoͤ - gen / ſo GOtt darreicht / ferner beſtelle. Und das iſt die Urſach daß ich Betruͤbter ſo wehmuͤtig und zum Reden ſo ungeſchickt bin. Aber was hilfft viel Klagen / wir muͤſſen nur geſchehen laſſen / was GOtt haben wil. Vielmehr ſtellet uns dieſer fruͤhzeitige Todt vor / ein Exempel unſer Sterbligkeit daß wir bedencken was Sene - ca ſaget: Unum ex vitæ officiis reſtat, & beatè mori. Welches ob es gleich von einem Heyden / doch ſehr Chriſtlich geredet. Sin - temal freylich in unſerm gantzen Leben / diß die hoͤchſte unnd einige Pflicht iſt / daß wir endlich ſterben / und zwar ſelig ſterben. Da - mit aber ſolches wol geſchehe / ſollen wir mit Moſe ſeufftzen: HErꝛ lehre uns bedencken / daß wir ſierben muͤſſen / auff daß wir klug wer -Pſal. 90. v. 12. den. Worinnen Er nichts mehr begehret als GOtt wolle Ihn taͤglich in die Sterbe Schule fuͤhren / und Jhm Sein Ende zu be - dencken geben.

Eltern befoͤrdern jhre Kinder entweder in die Nahrung Schule / bringen ſie zu guten Meiſtern auff ein ehrlich Handwerck / oder verſchreiben ſie auff gewiſſe Jahre zum Handel / da denn ein junger Menſch das lernen kan / davon er ſich ſein Lebelang Chriſt - lich und redlich zu erhalten hat. Oder in die Kunſt-Schulen / ver - trauen ſie geſchickten und gelehrten Leuten / von welchen ſie in der Erkaͤntniß CHriſti / darnach in guten Sprachen und Kuͤnſten mit unſeglicher Muͤhe und Arbeit außgewuͤrcket werden / daß ſie folgen - de Zeit entweder in der Kirchen oder in der Schule / oder auff dem Rathhauſe oder in Cancelleyen oder ſonſten in andern Wegen was heilſames außrichten moͤgen.

Dieſe Schulen wie ſie loͤblich ſind / alſo koͤnnen wir derſelben nicht entrathen. Jedoch bleibt die allerbeſte und nuͤtzlichſte Schu -Heerm. in ſtatua Chriſti. pag. 349. le die Sterbe-Schule / die ob ſie wol wenig Schuͤller hat / dennoch die Kuͤnſte uͤber alle Kuͤnſte; nemlich ſelig Sterben fleiſſig treibet: Der Heyde Theogenes durffte ſagen: In Scholis Medicorum nulla eſt inventa Medicina quæ improbos probos faciat: Jn derAertzte[15]Abdanckungs Rede. Aertzte Schulen ſey keine Artzney erfunden worden / damit man boͤſe Buben koͤnte from̃ machen: Aber in Moſis Sterbe-Schule lernen wir from̃ werden / und die rechte Kunſt / Weißheit und Klug - heit. Und zwar

Erſtlich die Buß Weißheit: Gewiß / wahre Buſſe thun iſt nicht ein ſchlechtes Werck / es koſtet ſehr viel / einen in Suͤnden vertiefften Menſchen aus des TeuffelsStricken loß zu machen und abzuhelffen / inſonderheit die Jenigen / ſo verkaufft ſeyn uͤbels zu1. Reg. 21. Prov. 14. thun 1. Reg. 21. ſo das Geſpoͤtte treiben mit der Suͤnde Prov. 14. und der Hoͤllen gaͤntzlich im Rachen ſtecken. Wer aber in Moſis Schule tritt der lernet bedencken ſein Ende.

Ein jeder Menſch weiß wol / daß wie er nicht von Ewigkeit her geweſen / ſondern in der Zeit gebohren iſt / alſo er auch nicht in die Ewigkeit leben / ſondern zuletzt enden muͤſſe. Der Menſch vom Weibe gebohren lebt eine kurtze Zeit ſagt Job. c. 14. Ein jeglicherJob. 14. v. 1. 2. Syr. 37. v. 28. Syr. 14. v. 18. Heb. 9. v. 28. Syr. 38. Rom. 3. v. 23. Rom. 6. 23. hat ſeine beſtimbte Zeit zu leben Syr. 37. Wenn die herbey kombt / ſo muß er enden und ſein Leben beſchlieſſen. Daß iſt gewiß: Es iſt der alte Bund / Menſch / du muſt ſterben Syr. 14. Es iſt dem Menſchen geſetzt einmal zu ſterben Heb. 9. Da gehet immer einer dem andern vor und ſaget gleichſam; kom̃ bald hernach. Heut an mir / morgen an dir. Syr. 38. Dieſes treibt uns zur Buſſe unnd Reue der Suͤnden. Daß wir allzumal Suͤnder ſeyn / muͤſſen wir nur geſtehen / der Todt ſelbſten uͤberweiſet Uns / von welchem Pau - lus ſaget: Er iſt der Suͤnden Sold; muͤſſen wir uns nun zum Solde verſtehen / ſo koͤnnen wir auch das / womit wir dieſen Sold verdienet haben / nemlich die Suͤnde nicht leugnen. Wenn in der Rechnung einer einen Fehler findet / ſo ſtreicht er jhn aus / und eben damit geſtehet er ſeinen Fehler / und wil die Rechnung richtig ha - ben. Nichts anders muͤſſen wir uns verhalten / wenn wir unſre Suͤnden-Fehler erſehen / muͤſſen wir ſie nicht uͤberſehen / ſondern er - kennen / bereuen / und mit hertzlichen Buß-Seufftzern und Thraͤ - nen durchſtreichen / mit David bekennen / daß wir geſuͤndiget haben2. Sam. 12 13. wieder den HErren / und mit Manaſſe / daß unſerer Suͤnden mehrſind[16]Abdanckungs Rede. ſind als Sandes am Meer. Weil aber unſre Fehler groß ſind / und ſich weit hinaus belauffen; ſo muͤſſen wir uns umb einen guten und vermoͤgenden Freund bemuͤhen / der als ein Buͤrge fuͤr uns ſte -Joh. 1. 29 1. Joh. 2. 2. he. Wo finden wir jhn? nirgends als an Chriſto / welcher iſt das Lamb GOttes / daß der Welt Suͤnde traͤget / der iſt unſer Buͤr - ge / und unſre Verſoͤhnung. Wenn einer ſeinem Feinde nicht ge - wachſen iſt / ſo bewirbt er ſich umb Huͤlffe: Mit unſrer Macht iſt freylich nichts gethan / machen alſo billich durch den GlaubenMich. 2. Apo. 5. 5. Oſ. 13. 14. Fꝛeundſchafft / mit dem Durchbrecher / mit dem Loͤwen vom Stam̃ Juda. Er hat dem Tode laͤngſt gedreuet und geſagt: Todt ich wil dir eine Gifft / Hoͤlle ich wil dir eine Peſtilentz ſeyn. Das iſt die erſte Lection.

Hernach lernet man darinn die rechte Creutz - Kunſt unnd Geſchickligkeit / die iſt ſchwer weil man in ſolchem Fall leichtlich an - ſtreichen / und ſich an GOtt verſuͤndigen kan / maſſen dieſes auch den Heiligen wiederfahren / ſo jhrem Schoͤpffer die Schluͤſſel vor die Fuͤſſe geworffen / den Kauff auffgeſaget / allen Muth ſincken laſ - ſen / und ſo ungedultig worden / daß ſie auch den Tag verflucht dar -Job. 3. 2. innen ſie gebohren / und die Nacht darinnen ſie empfangen. Job 3. Aber unſer Tod und Ende lehret uns im Creutz nicht unwillig und ungedultig ſeyn / ſondern auch gerne in dieſer Welt etwas leiden. Luc. 25. 26. Ap. 12. 11.Trauen / Chriſtus ſelbſt iſt durch ſein Leyden zur Herꝛligkeit ein - gangen; Es haben ſo viel tauſend frommer Menſchen jhr Leben nicht geliebet biß an den Tod. Sie haben ſich ſelbſten verleugnet / jhr Creutz auff ſich genommen / und alſo dem HErꝛn Chriſto nach - gefolget. Muß doch ein Soldat Vater und Mutter / Weib und Kind ſo viel als verleugnen / wil er dem Artickels-Brief nachleben / und ſeinem Herren treulich dienen: Und hat doch nichts als un - gewiſſe Beuthe darvon / daruͤber mancher ins Graß beiſſen muß /Hag. 1. 6. und ob einer oder der ander etwas davon bringt / ſo legt ers leider in einen loͤcherichten Beutel / das iſt / GOtt blaͤſet drein / und es iſt kein Segen da. Warumb ſollen wir denn nicht etwas leiden / daAp. 2. 10. [1.]Tim 4. 8 wir doch wiſſen / daß wir zu gewarten haben / die Krone der Ehren / des Lebens und der Gerechtigkeit.

Wil[17]Abdanckungs Rede.

Wil aber das Creutz zu bitter / zu ſchwer / zu la[n]g werden; So muͤſſen wir in der Todten Schule Gedult lernen / und betrach - ten / wie ſchwer und bitter das Creutz ſey / wie lang es waͤre / ſo ſey doch dieſer Zeit Leiden nicht werth der Hertligkeit / die an uns ſol offenbahret werden. Rom. 8. v. 18. Und wir wiſſen daß unſ[er]Truͤbſal ſchaffet eine ewige und uͤber alle maaße wichtige Herꝛlig - keit. Ja daß der ſeelige Chriſten Todt das Mittel iſt / das unſerm Creutze die Bitterkeit benimbt / das Joch des Creutzes uns vom Halſe loͤſet / und machel unſerm Jammer und Elend ein gutes und gewuͤntſchtes Ende.

Endlich lehret uns Moſis Schule / die rechte Glaubens Weißheit und Beſtaͤndigkeit. Die Natur ſo edel ſie iſt / ſo lieb wir ſie haben / weiß nichts mehr denn daß wir endlich alle mit einander ſterben muͤſſen / daß ſagt die Erfahrung und das Gewiſ - ſen. Der Glaube aber ſagts uns warumb wir ſterben muͤſſen: nemlich / daß wir erloͤſet werden von allen Vbel / und kommen zu Seinem / des HErren Himmliſchen Reiche. Es gehet uns in die - ſer Welt wie den Jſraeliten in Aegypten die ſchwere Dienſte thun /1 Tim. 4. Exod. 1. & ſeq. Pſ. 37. 3. Act. 12. 7 und noch dabey jhre Kinder erſauffen ſehen muſten. Es gehet uns wie den Juden zu Vabel / da ſie zu jhrem Vngluͤck noch gehoͤnet und gelaͤſtert wurden; wie Petro im Gefaͤngniß. Aber durch einen ſeeligen Tod werden wir erloͤſet aus dieſem Angſt Aegypten / kom - men zur gewuͤntſchten Freyheit / werden der Seelen nach außge - fuͤhret aus dem Kercker des Leibes / und aus der Gruben dieſerZach. 12. 11. Welt da kein Waſſer / das iſt / kein Troſt / Labſal und Erquickung iſt. So lange wir hier im Leibe wallen / ſo haben wir noch fuͤr uns drey Dinge / die wir aus und uͤberſtehen muͤſſen. Erſtlich das tief -Exod. 14. fe Angſt-Meer / das Meer der letzten Angſt / wenn uns der Saton zeiget die Fluthen des Zornes GOttes / damit er uns gerne erſaͤuf - fen / und tilgen wolte; Aber wie der Hoͤchſte den Jſraeliten einen Weg machte durchs rothe Meer / alſo hilfft uns auch GOtt durch den zeitlichen Tod aus aller Angſt. Darnach hat der Menſch fuͤr jhm die Oede Wuͤſten da weder zu brechen noch zu beiſſen iſt. (c)Das[18]Abdanckungs Rede. Das iſt der Zuſtand der Menſchen nach dem Tode / da der Leich - nam von den Lebendigen geſondert / und von den HinterbliebenenPſ. 23, 4. beklaget und beheulet wird / da hilfft uns GOtt auch hindurch / daß wir nicht ſtecken bleiben in dem finſtern Thal des Todes.

Nũ. 21. 6.Endlich hat ein Menſch fuͤr ſich die feurige Schlangen nicht jene in der Wuͤſten / ſondern die Verweſung im Grabe / die alle unſre Adern und Fleiſch abnaget / als wenn es von einer Schlan - gen abgefreſſen wuͤrde: Aber wir kommen auch hindurch / denn GOtt bewahret alle unſre Staͤublin und Gebeine / daß derſelben nicht eines verlohren werden muß. Und hierzu bringt uns der Glaube an Chriſtum / der ſiehet den zeitlichen Tod an / als eine ge - wuͤntſchte Ruhe des Leibes. Wie eine Mutter jhr Kind zur Ru - he leget / in der Meynung; es wieder auffzuheben: Alſo legt unsEzech. 37 12. GOtt ins Grab / und heiſſet uns ſchlaffen / biß Er unſre Graͤber wird auffthun / und uns Sein Volck aus denſelben heraus brin - gen.

Deßgleichen als eine Er quickung der Seelen in dem ReicheSap. 3. 1. Pſ. 46. 5. Matt. 25. 34. GOttes. Da fuͤhret uns CHriſtus durch den zeitlichen Tod in die Hand GOttes; in das Haus GOttes da viel. Wohnungen ſind; in die Stadt GOttes / die innen luſtig bleibet; in das Reich GOttes / welches uns und allen bereitet iſt von Anbegin der Welt.

Wer nun dieſe Kunſt nicht gelernet hat in Moſis Sterbe - Schule / der weiß jhm wenns zum Sterben koͤm̃t / weder Huͤlffe / Troſt / noch Rath: Aber wer dieſelbe bey ſich wohnen hat / derPſ. 16. 12. gehet getroſt durch den Glauben ins ewige Leben / da Freude die Fuͤlle iſt / und liebliches Weſen zur Rechten GOttes ewiglich.

Jn die Zahl / ſo inMoſis Schule die rechte Kunſt und Weiß - heit ſtudiret / ſetzen wir anheut nicht unbillich unſern Seel. Herꝛn Fabrum Med. Doct. welchen der viel fromme GOtt / nach außge - ſtandener groſſer Leibes-Beſchwerung Dinſtags nach Cantate, Abends zwiſchen 4. und 5. Uhr aus Seinem Hauſe ſanfft und ſtil - le abgefordert / und in die Himmliſche Wohnung der Seelen nach verſetzet hat.

Und[19]Abdanckungs Rede.

Und zwar ſo iſt Er Seinem Geſchlecht nach von Chriſtlichen weiſen Eltern / welche die Furcht des HErren als die rechte Weiß -Pſ. 111. 10. heit gewuſt haben / entſproſſen. Da ſo wol Sein Herꝛ Groß - als auch der Vater beyderſeits Medicinæ Doctores und Phyſici Or - dinarii allhier geweſen / auch Sein Herꝛ Vater darneben das Buͤrger Meiſter Ambt ruͤhmlich verwaltet. Zwar wenn es ſich etwan hiebevor an etlichen Orten begeben / daß man einen Medi - cum zu ſolchen Aemptern in Staͤdten gezogen / haben wol etliche die Sache faſt ſcopticè deuten duͤrffen / und ſagen: Indicium esſe ægrotantis Reipubl. ſi Medicus exoptetur Conſul, aut Senator. Ja auch bey den alten Ebræern / wird gleichſam die Regel befun - den: Ne habites in Civitate, cujus caput Medicus eſt. Aber ſolche Regel und gedachtes ſcomma hat ſich mit der That ſelber gnugſam an der Perſon des Seel. Herꝛn D. Danielis Fabri wie - derleget: Jn dem Er die erwehnte Rathsſtelle und das Burge Meiſter Ampt / ſo fruchtbarlich beſeſſen / daß die gantze Gemeine wol zu frieden geweſen.

Seine Frau Mutter iſt geweſen (titul.) Frau Anna Goͤlne - rin / welche beruͤhmt in unſern Thoren / und dero treuer Beyſtand bey Krancken und kreiſſenden Frauen allhier noch unvergeſſen iſt.

Groſſe Leute halten jhnen fuͤr eine groſſe Ehre / wenn ſie aus alten Adelichen Geſchlechtern geboren ſind: Aber von Eltern her - kommen / die in der Erkaͤntniß GOttes klug und weiſe ſind / iſt bey - des eine Ehre und groſſes Gluͤck fuͤr der Welt; in Warheit aber eine Gabe und Gnaden-Geſchenck GOttes. So war Er auch weiſe 2. Seiner Kunſt und Beruff nach. Es hatte jhm GOtt / von dem alle gute / und vollkommene Gaben herkommen / eine guteJac. 1. 17. und der guten Kuͤnſte begierige Natur gegeben / in welcher An - merckung Seine Seel. Eltern jhn deſto fleiſſiger zur Schulen ge - halten / ſo wol hier-als anderswo und in dem Fuͤrſtlichen Pædago - gio zu Stettin. Auff ſolchen Schulen hat Er die Zeit alſo ange - wendet / daß Er hernach mit Nutz auff die Academiam ziehen koͤn - nen: allwo Er nicht allein in dem ſtudio Philoſophico guter maßen(c) 2geuͤ -[20]Abdanckungs Rede. geuͤbet; ſondern auch ſeinen hoͤchſten Fleiß und Ernſt / auff das Studium Medicum gewendet / welches Er zum gewuͤntſchten E[n]de gebracht / daß er Anno 67. Summum in univerſa Medicina gradum, wie Sein Docto - rat - Brief beſagt / ruͤhmlich erhalten. Weil er aber das edle Pfund / daß Er durch ſo viel Muͤhe und Arbeit von GOtt erlanget / nicht zu vergraben gemeynet; Hat Er ſich folgendes nach Hauſe begeben / Seine Praxin Me - dicam gluͤcklich angefangen; von welcher Zeit an / Er ſich allemal ſo erwie - ſen / daß Seiner gluͤcklichen Curen ſich jhrer viel nicht nur innerhalb der Mauren / ſondern auch umb und umb auff dem Lande und andern Staͤd - ten zu erfreuen gehabt haben.

3. Seinem Chriſtenthum und Glauben nach. Es hat der Seel. Herꝛ Doctor ſich zu der Evangeliſchen Warheit und ungeenderter Augſpurgi - ſcher Confesſion, mit Mund und Hertzen bekannt / ſich bey den Predig - ten / Beichtſtuhl / und Hochwuͤrdigen Abendmal mit Andacht ſehen und finden laſſen / als ein bußfertiger Chriſt / der ſich mit gebuͤhrenden Waffen / wieder den letzten Feind zu verſorgen bemuͤhet. Als ein Creutzweiſer / der in der Nachfolge JEſu CHriſti ſich ſelber verleugnet / ſein Creutz auff ſich genommen / durch die enge Pforte auff den ſchmalen Wege / da die Jeni - gen die GOtt ſelig leben wollen / in CHriſto JEſu viel leiden muͤſſen / zu Seines HErren Freude / als ein treuer Knecht GOttes / numehr ſelig eingegangen iſt.

Als ein Glaubens-Weiſer / welcher allhier von keiner bleibenden Staͤte etwas wiſſen wollen / ſondern das Zukuͤnfftige ſuchen / Sein Hertz darumb durch denGlauben reinigen laſſen / und allein imGlauben des Soh - nes GOttes leben / ſeinen Wandel im Himmel haben / und allein das En - de ſeines Glaubens / gebuͤhrender Weiſe beobachten wollen.

Dieſem allen beſſer nachzuleben / hat Jhm der mildreiche GOtt eine treue / liebe / Gottſelige Gehuͤlffin ſchencken wollen / nemlich die Edle / Viel - Ehr und Tugendſame Frau Eva / geborne Muͤllerin / des weyland Wol - Ehrwuͤrdigen / Groß Achtbaren / und Wolgelahrten Herren M. Martini Muttreichs / wolmeritirten Archi-Diaconi der Kirchen in der Veſte Cuͤ - ſtrin hinterlaſſene / und numehr zum andern mal Hochbetruͤbte Frau Wit - tib / mit welcher Er zwar eine friedliche / aber gar kurtze Ehe beſeſſen / nurauff[21]Abdanckungs Rede. auff fuͤnff Jahr. Sie hat Jhm Liebes und kein Leides gethan / ſonderlich in Seinem beſchwerten Lager / die beſtaͤndige Eheliche Treu / mit pflegen und warten ſat ſam erwieſen / fuͤr welches der groſſe Wittben Richter Sie troͤſten / ſchuͤtzen / und an Leib und Seel ſegnen wolle.

Ob nun zwar wol dieſer faſt unverhoffte / doch ſeelige Todesfall / der Schmertz - und hertzlich betruͤbten Frau Wittib / ſehr ſchmertzlich fuͤrfaͤllt; ſo mag doch der Goͤtt - liche Rathſchluß und daß gerechte gute Werck GOttes nicht gehin dert werden. Was dem Seel. Herrn Doctor, unſern Gedancken nach abgangen iſt an den Zettlichen / das gehet Ihm zu an dem ewigen Leben / als der eher als andere / die ſich laͤnger in der Welt quaͤhlen muͤſſen / außgeſpannet / und mit dem Gnaden Groſchen der Seeligkeit iſt ergoͤ - tzet worden. Mir wil anders zu hoffen nicht gebuͤhren / als weil die Schmertz-betruͤbte Frau Wittib / nebeſt allen anverwandten Chriſten ſeyn / dem getreuen frommen GOTT in ſeinen Worten und Wercken kennen / Sie werden ſich ſaͤmtlichen dem gnaͤ - digen Vater-Willen GOttes ergeben / mit Gedult / aus dem uͤberreichten Creutz-Becher trincken / jhr Wittben Leid GOtt befehlen / und uͤber daß alles ſich verſehen / daß es mit unſerm muͤhſeligen Geſchaͤfften in der Welt / ſo gar lange nicht mehr werde waͤnen / wie wir den hier keine bleibende Staͤte haben / ſondern die Zukuͤnfftige zu ſuchen allemal von dem Heil. Geiſte angehalten werden; da wir den an den laͤngſtgewuͤntſch[t]en / und eheſtkuͤnfftigen Erſetzungs-Tag mit den ſeeligen Unſeren werden auffs neue mit den klu - gen Jungfrauen zu der unausſprechlichen Hochzeit-Freude des Sohnes und Lammes GOttes eingeholet / und mit ewiger Barmhertzigkeit gekroͤhnet werden / in ſolcher Freu - de / die kein Auge geſehen / kein Ohr gehoͤret / und in keines Menſchen Hertz kommen iſt.

Wenn aber indeſſen die gegenwaͤrtige Hochbetruͤbte Frau Wittib jhrem Seel. Eheherꝛn / aus ehlicher Treu und Pflicht keine groͤſſere Ehre und Liebes-Dienſt erwei - ſen koͤnnen / als daß Sie Seinen entſeelten Leichnam Chriſtlichen Brauch nach / zur Ruhe bringen / und der Erden / davon Er genommen / wieder uͤbergeben laſſen. Als thut die Hochbetruͤbte Frau Wittib / und gantze Leidtragende Freundſchafft / gegen die (cum Titulo) anweſende Herꝛm / und loͤblichen Frauen-Zimmer wie auch gegen die gan - tze Trauer-Verſamlung ſich Ehren-Dienſt freundlich und gebuͤhrlich bedancken / daß ſie auff beſchehenes Erſuchen / jhre Condolentz damit bezeugen / jhres Seelig. Eheherꝛns Funeration wilſam beywohnen / und mie Dero angenehmen præſentz condecoriren / und biß zu Seiner Ruhſtatt begletten wollen.

Sie erkennen ſolches fuͤr eine ſonderbareEhre / groſſe Wolthat / und hohe Fꝛeund - ſchafft / und wie Sie jhnen allerſeits / daß der vielguͤttge GOtt fuͤr dergleichen betruͤb - ten Zuſtande noch lange Zeit bebuͤten wolle / eyffrigſt wuͤntſchen / und ſich deßwegen be - ſter maſſen bedancken thut: Alſo iſt Sie erboͤhtig / ſolchen erwieſenen Liebes-Dienſt und hohe Gewogenheit / umb Sie ingeſambt / und einen Jeden jnſonderheit (jedoch in ge - wuͤntſchter froͤlicher Begebenheit) nach Stande[s]geheiſch / gebuͤhrlich zu demeriren und zu verſchulden.

ÆTER -[22]

ÆTERNITATI! ARDANIUM, Non figlinum, ſed chartaceum, non Aquâ luſtrali, ſed triſtibus Metris plenum, & τοῦ νῦν μακαρίτου, Dn. D. FABRI, Mnemoſynæ poſitum à Fautoribus, Amicis, Fratre & Affinibus.

FABRICI, te regna beant cœleſtia, terram
Deſpicis, ac terræ deſpuis omne nefas.
Me miſerum, ſenio fesſum, fractumq́ue labore
Deſeris, ad ſuperos quem pia vota forunt.
Carmine deploro triſti tua fata, tremore
Debilitata manus, vix tenet ægra ſtylum.
Lætus ero cœli tecum ſociatus in aula,
Munde vale, ah tecum nil mihi! munde vale!

Ad immort alia ſuſpirando ſic mortem Viri amicisſimi plangebat NICOLAUS Vogelhaupt / Eccl. Cron. Paſt. & Inſpect.

α | ω
QUam Mortem FABRI doleam, ſit lachryma Teſtis,
Funeris ante Domum quæ mihi viſa fuit.
Dicturo ſiquidem grates vox faucibus hæret:
Ceu mihi ſcripturo, Munia penna negat.
Ut viduæ, mihi, ſancte DEUS, ſolamina confer.
Omni FABRI obitus tempore vivo memor.

Hi[c]obitum præmaturum, Viri Amplisſ. amici fingularis, corde & calamo lugebat. ANDREAS Kletzkius, Eccl. patriæ Archid.

[23]
QUi norat vitas ægris ratione medendi
Porrigere & fatis amplificare moras:
Nunc jacet extinctus Tabo atque latente veneno.
Heu! cur non Medicus depulit hocce malum?
Scilicet eſt nullum Medicamen mortis acumen
Pellere quod posſit; Mors venit inde Tibi.
Aſt ego deploro mortem; Nam fidus Amicus
Et Medicus periit pluribus atq́ue mihi.

Affectus teſtandi ergò F. OTTO Schmied / Reipubl. Patr. Con - ſul, ibidemq́; Advocatus Ordinarius.

TU Patriam repetis, triſti Nos Orbe relinquis〈…〉〈…〉
Non mihi quam Fratri Frater amate minùs.
Nos ſumus in Pelago, ſed Tu ſacra Littora tangis,
Terra tegit Corpus, Spiritus Aſtra colit.
Molliter osſa cubent & Spiritus accolat Aftra,
Ultima dum mundi flamma reſolvat Opus,
Atq́ue iterum conſtante fide jungamur amantes
Æternum Socij; Frater amate vale!

Sic piè defunctum Dominum Doctorem, Amicum oculitùs deamatum, præmaturâꝙ́ morte ademptum, plorabat. MARTINUS Scultetus.

Madrigal.

1.
SO iſts! Man hat auff Erden ſchlechte Luſt:
Es ſchleppt / ein Jeder ſich ſtets mit Gebrechen /
Bald plaget den der Huſt /
Dem kranckt das Haupt / und der fuͤhlt Seitenſtechen /
Bald liegt es Dem und Jenem umb die Bruſt
Bald ſchwinden alle Glieder /
Bald tocht der Magen nicht voll-koͤmlich ab.
Vnd kranckt noch einer nicht auff dieſe Art /
Wirfft Jhn der Schlag wol nieder /
Vn[d]Den bringt Gifft ins. Grab.
Ach leider[:]Ja ſo iſts wir ſehens heute
Ein Mann / der ſonſt dem Giffte Gifft gekocht
Wird durch ein heimlich Gifft des Todes Beute.
2.
ACh Schade daß ein ſolcher Mann muß ſterben:
Auff ſolche Art und in ſo fruͤher Zeit[:]
Doch[24]
Doch wer die Eiteikeit
Fein fruͤh verlaͤſt / kan fruͤh den Himmel erben
Vns iſt noch weh〈…〉〈…〉 / Jhm wol:
Sein Leib und Seel verwahren GOttes Haͤnde
HErꝛ JEſu gieb auch Vns ein ſeeligs Ende!

Mit-Jammernd ſchrieb und wuͤntſchte des Seel. Herrn Doct. einiger Bruder CHRISTIAN Fabrj, Croſn, L L. St.

AFfinis, Tibi debentur poſt Funera Laudes:
Vixiſti CROSNÆ clarisſimus Arte medendi,
Semjanimes gra vibus morbis cum laude levâſti,
Permultos, firmans vires, quoque reſtituiſti.
Comprobat hæcce SILESIA: MARCHIA plura fatetur:
Sincerè affirmare cupitque LUSATIA: tandem
Exemplis ea commonſtratque POLONIA multis.
Sic longos aliis annos vitæ fabricâſti,
Docte FABER, fabricare tuos aſt non valuiſti.
Incola nunc cœli cum CHRISTO vivere gaudes.
Proh dolor! hîc mœſtas linquis cum Fratre Sorores.

Suavisſimi Dni. Affinis Funus præmaturum deflens, καὶ συμπάσχωνcœteris accinere voluit CHRIS TIANUS HOFFMANNUS, Guhen. Luſ. h t. Croſnenſium Cantor.

T
JOHANNES LAURENTIUS FABER, UTRIUSq; MEDICINAE DOCTOR,
ET PATRIAE PRACTICUS, HAUD VULGARIS FAMAE.
κατ ἀναγρ:
EHeu! amiſi〈…〉〈…〉 fe talem, non ferè parva clades putanda;
Ah igitur citò currite FAta, unde Cura, quibus Ori.
ἀνάλυσ:
* Virum
HEU TALEM * AMISISSE, FERE NON PARVA PUTANDA
CLADES! AH IGITUR CURRITE FATA CITò!
ACcelerate ſtatim, Venerando impellite ritè;
Sic certò eveniet provida CURA propè.
UNDE etenim citiùs niſi nobis inde petenda?
Ergò preces ORI, CURA QVIBUS ſit opus!

Ita Dni. Affinis & Compatris deſideratisſ. ſupremis hono - ribus piè accinere voluit, debuit. GEORGIUS Muͤller / Pizen. Luſat. Paſt, in Gierßdorff.

[25]

About this transcription

TextCoelicum profligandae mortis Alexipharmacum Himmlische Cur und Artzney
Author Nicolaus Vogelhaupt
Extent97 images; 19498 tokens; 5482 types; 131062 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationCoelicum profligandae mortis Alexipharmacum Himmlische Cur und Artzney Wordurch ein Christlicher Medicus oder Artzt ihm selbsten helffen/ und sein Leben vom Tode erretten kon. [...] Bey Ansehnlicher und Volckreicher Leich-Bestattung Des Edlen/ Wohl-Ehrenvesten/ Groß-Achtbaren und Hochgelahrten Herrn Johannis Laurentii Fabrj Nicolaus Vogelhaupt. . 97 Christoph GruberGuben1673.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 F 518 / 358773

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:32Z
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