PRIMS Full-text transcription (HTML)
Letztes Ehren-Gedaͤchtnis / Tit: Herren Matthæi Hoffmanni Machæropoei, Paſtoris Primarii und Inſpectoris, Bey der Evangel. Kirchen vor Schweidnitz.
Gedruckt zurLignitz/ durchZachar. Schneidern.Anno 1667.

I. N. J.

GEneigter Lieber Leſer; Jn un - ſern Gaͤrten erfahren wir dieſes / daß die Weinreben ihren Stock / aus dem ſie wachſen / oder auch wol den Baum / neben den ſie gepflan - tzet ſind / ſo er verdorret / mit ihren Blaͤttern be - decken / und gleichſam Gruͤne oder lebendig ma - chen. Eben das brauchet ein gelehrter Mann / als ein ſchoͤnesM. Zach. Theobaldꝰ belli Huſs. part. 2. c. 8. Bildnis der jenigen treue / welche alle verwandten ihren todten ſchuldig ſind / und ſchleuſt daher faſt alſo: Das auch dieſe gegen dem Strumpffe oder der Aſche ihres verſtorbenen / ſie ſeien aus ſeinem Gebluͤtte entſproſſen oder in daſſelbe gepflantzet worden / ſich gleich dieſen Reben erweiſen / ihre Blaͤtter uͤber ihn aus - breiten / daß iſt alle Kraͤffte anwenden ſollen. Darmit er ſo bey ihnen / als anderen / ſeinem Gedaͤchtnis nach gruͤne und geſtor - ben leben. Das auch dieſer Schluß nicht uneben ſey / weiſet die Natur in vielen andern dergleichen Bildniſſen: Viel herrlicher aber das Wort unſers GOttes inunterſchiedenen Oertern / welche ein wenig drunten in merck licher Anzahl ſtehen werden.

Solches Grundes halber / hat er uns ſtets ſorgfaͤltig ge - machet / wie wir deß Weiland WolEhrw. Großachtb. Hoch - und Wolgelahrten Herren Matthæi Hoffmanns / Meſſer - ſchmid genennt / erſten und oberſten Predigers / auch Oberauf - ſehers der reinen Evangel. Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit vor Schweidnitz / wuͤrdiges Andencken unentfallen erhalten moͤchten: Die wir zum Theil aus des ſeel. Mannes Gebluͤtte / als Reben aus dem natuͤrlichen Stocke / entſprungen / zum Theil an dieſen gelibten Stamm zimlich nahe verſetzt worden ſind.

Doch haben wir nie gemeinet / jhme mit jenen aberglaͤubi -Abrah. Zo - gerius part, 1. c. 21. ſchen Heiden auf ſein Grab eine Lagode zu bauen / oder mit der gelehrten Secte in China / ihm als unſerm Vater und Vor -fahrenChrict. Ar - nold c. VI. ſ[ein]er Zu. gaben.fahren Raͤuchwerck anzuzuͤnden / Speiſen vorzuſetzen und Ge - ſchencke zuuͤberreichen: Sondern mit unſern Chriſten / durch offentliche ausfertigung / der bey ſeinem Leichbegaͤngnis gehal - tenen Predigt und Abdanckung / ein Denckmal ſeines Nah - mens und unſer Liebe aufzurichten. Der ſeelige / wie er lange zuvor / und recht taͤglich mit Paulo / geſtorben / ehe er geſtorben: Alſo hat er ſich auch faſt ſelber begraben / wenn er zu ſeinen letz - ten Begraͤbnis-Reden / gewiſſe Spruͤche aus der H. Schrifft ſelbſten verordnet. Alß zur Leichenpredigt folgende und auf ſein vielfaͤltiges Ubel / feſtes Vertrauen und ſeelige Hoffnung ſehr bequeme Worte:

DEr HERR wird mich erloͤ -2 Tim. 4. 18. ſen von allem Ubel / und aus - helffen zu ſeinem himliſchen Reiche / welchem ſey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen!

Zur Abdanckung aber / die teure Verheiſſung / dem ar - men Schaͤcher am Creutze von Chriſto gegeben:

Luc. 23. 43.WArlich ich ſage dir / heute wir - ſtu mit mir im Paradiß ſeyn.

Denn als dieſe letztere / von einem ſeiner Herren Col. legen, lange vor ſeinem Todes-Falle / in einer Faſten-Predigt erklaͤret wurde: Wuͤntſchte er das dieſer ſchoͤnen Worte mit der Zeit bey ſeiner Beerdigung moͤchte gedacht werden / diſpo - nirete ſie dazumal ſelber / und zog heraus / deß ewigen LebensGewißGewißheit / die bald angehende Seeligkeit / und immer - wehrende Herrligkeit. Es geſchahe ihm auch dißfalles / wie er gewolt und gewuͤntſchet hatte: Sintemal bey ſeinem Be - grabnis / ſeine hinterblibenen beyden Herren Collegen, geruͤ - gete Spruͤche offentlich alſo handelten / daß ſie mit reichem Nutz gehoͤret / zum Drucke verlanget / ja von uns zu vielen malen / auch durch anſehnliche Perſonen begehret worden. Alleine es hat uns gefehlet: Wir waren bemuͤhet im begehren / ungluͤckſe - lig im erhalten. Unter den Chriſten der erſten Kirchen / wareVid. D. Be - belium in Panegit. D. Dannh. wol ſchon dieſer loͤbliche Brauch / ut Diaconi Epiſcopis, dis - cipuli Præceptoribus, filu Parentibus, Collegæ Colle - gis, bratpes Fratribus, Præceptores vicisſim Diſcipulis, Paſtores auditoribus, poſteri majoribus, ſuperſtites martyribus vel confesſoribus panegyricos dedica - rent, daß die Diaconi den Biſchoffen / die Schuͤler den Lehr - Meiſtern / die Soͤhne den Eltern / die Collegen ihren Colle - gen / die Bruͤder den Bruͤdern / die Lehrmeiſter hinwieder den Schuͤlern / die Lehrer den Zuhoͤrern / die Nachkoͤmliche den Vorfahren / die Lebendigen den Maͤrtyrern oder Bekennern Lob Reden hieltẽ / im ò enim conſcriberent ut adnoſtramId. ibid. er Pontio Diac. quoꝙ́ notitiam, qui nondum nati fuimus, pervenirent, auch wol aufſchrieben / damit auch wir davon Wiſſenſchafft be - kaͤmen / die wir damals noch nicht ſind gebohren geweſen: Aber gegen unſerm Todten hat man ihn in allem nicht beobachten wollen. Die Urſachẽn ſind den flammenden Augen GOttes betandt: Alß welche auch ἐν τῷ κρυπτῷ im Verborgenen oder in das Verborgene ſehen. Jnzwiſchen ſchiene es doch faſt / ob waͤre der Libe / umb die Kirche GOttes und viel Menſchen wol - verdiente Mann / als ein Schiff auf den Waſſerwogen dahin ge - lauffen / von deſſen Wege man keine Spur findet; oder als ein Pſeil durch die Lufft geſtrichen / deſſen Flug man nicht ſpuͤret. aber wie die Sonne an einem andern Orte ihre Stralen aus -A iijbreitet /breitet / wenn ſie gleich bey uns unter gehet: Alſo iſt das Ge - daͤchtnis unſers Seeligen anderswo geſtifſtet worden / ob es wol an der Staͤte ſeines gefuͤhrten Ambtes ſincken wolte. Und zwar nahmentlich / durch den WohlEhrw. GroßAchtb. und Wohlgelahrten Hrn. M. Johannem Rollium, der Evangel. Kirchen zu Meſritz in Polen treuverdien - ten Paſtorem: als welcher unſern und ſeinen Gelibteſten in dem Grabe erſt / mit einer Ehrenſchrifft gekroͤnet hat.

Cronen laͤſſet man nun gerne ſehen: Darumb haben wir dir / liber Leſer / auch dieſe / ſamt dem Lebens-Lauffe unſers in GOtt ruhenden Ehe-Herrens / Vaters und Schwehers / zu ſei - nem Andencken in offenem Drucke mittheilen wollen. Siehe ſie an mit geneigten Augen / erkenne daraus unſre Treue / und beweiſe durch ein billiches Urtheil deine Liebe gegen uns leben - dige und unſern Todten. GOtt aber Kroͤne dich und uns mit ſeiner ewigen Genade!

Geg. Hayn den 1. Nov. 1667. Wittib / und hinterlaſſene Erben.

Triplex Corona Fidelium Paſtorum.
Treuer Prediger Dreyfache Ehren Krone / Auß der Offenbahrung Johann. Cap. 2. v. 8. 10. Und dem Engel der Gemeine zu Smyrnen ſchrei - be: Das ſaget der Erſte / &c. Zu Ehren-Gedaͤchtnis Des Weyl WohlEhrwuͤrdigen / GroßAchtbaren / Hoch-und Wohl-gelahrten H. MATTHÆI HOFMANNI, Machæropœi dicti, Der Evangel. Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit zu Schweidnitz / Treugeweſenen und Wohl meritireten Paſtoris Primarii, und Inſpectoris: Welcher zu Anfang dieſes lauffenden Jahres 1667. den 4. Januar. abends umb Dreyvirtel auf 8. Uhr / im 27. Jahre ſeines Miniſterii, und 51. Jahre Seines Alters / in ſeinem Erloͤfer Jeſu Chriſto ſanfft und ſelig verſchieden; Auch darauff daſelbſt in Schweidnitz d. 13. ejusd. mit Chriſtlichen Solenni - taͤten / bey Volckreicher und Hochanſehnlicher Verſamlung / zur Erden beſtattet worden:

Des Weil. Wohl-Ehrwuͤrdigen / Groß-Achtbaren / und Hochgelahrten Hn. Matthæi Hoffmanni, Machæropœi dicti, Der Evangel. Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit zu Schweidnitz / treugeweſenen und Wohl - verdinten Paſtoris Primarii, und Inſpectoris

I. Hinterlaſſener Frau Wittiben / Der Wohl-Edelgebohrnen / Wohl-Ehrbaren / Hoch - Ehr - und Tugendreichen Frauen Helena Hoffmanninn / gebohren von Saliſchen.

II. Frauen Toͤchtern: Alß Denen Wohl Ehrbaren / Vil-Ehr-Sitt-und Tugend - begabten Frauen: Fr. Anna Helena Magirinn, Fr. Barbara Eliſabeth Rollinn / Fr. Anna Maria Hoppinnn / Gebohrnen Hoffmanninnen.

III. Her -

III. Herren Eydamen / nehmlich Denen Ehrwuͤrdigen / Vor Achtbahren / und Wohlgelahrten / Hn. Caſparo Magiro, der Chriſtl. Gemeine zu Kunitz im Lignitzſchen Fuͤrſtenthum wohlderordneten Pfarrern: Hn. Gotfrid Hoppio. Treufleißigem Paſtori der Chriſtl. Gemeine zu Cunradsdorf im Hayniſchen: und Dem Edlen / WohlEhrenveſten / GroßAchtbaren und Hochgelahrten Hn. Theodoro Rollio, Medic. D. Wohlbeſtalltem Phyſico Ordin. und Practico zum Hayn in Schleſien.

Meinen reſpectivè Hochgeehrten Frauen Gevatterinnen und Schwaͤgerinnen / Hochgeehrten Herren Schwaͤgern und Ambts-Bruͤderlichen Freunden in Chriſto, auch Vielgeliebten Hn. Bruder:

Uberſchicke ich dieſes / Mit antragung meiner Chriſtlichen Condolentz / auch wuͤnt - ſchung reichen und kraͤfftigen Troſtes durch den H. Geiſt. ſamt aller beliebender proſperitaͤt / M. Johannes Rollius. B

Ante omnia Jesus!

Wohl Edelgebohrne / WohlEhrbare / Hoch-Ehr-Sitt-und Tugend-begabte Frau Gevat - terinn und Schwaͤgerinn / Hochgeehrte Viel - Werthe Freundinn:

u. a. f.

WEnn es wohl gewiß iſt / daß / nach auſſage jenes Grichiſchen Poëten, Freun - de / wenn ihnen etwas zu handen ſtoͤſſet / allgemei - nen Schmertz haben / Amicorum Dolor com - munis eſt, κοινὰ φίλων ἄχη, ſaget Euripides;Euripid. in Phœnisſ. Rom. 12, 13, 15. Gal. 6. v. 2. Baſil. Conc. de grat. act. Ariſtot. Lib. IX. Eth. ad Nicoin. # c. 11. Ja der H. Geiſt ſelber vermahnet durch Paulum, Nehmet euch der H. Notturfft an / weinet mit den weinenden; Ein Chriſt auch des andern Laſt tragen ſol: Nec moleſta ea ſolùm ſunt, qvæ doloroſa accidunt nobis, ſed & ea, qvæ proximum afficiunt, ſaget Baſilius; Nicht das iſt uns alleine beſchwerlich / was uns ſchmertzhafft vorkoͤmt / ſon - dern auch / was den Naͤchſten betruͤbet: Daß Ariſtoteles ver - meinet / Cognatos maximè funeribus & parentationi - bus interesſe debere, Es ſolten fuͤr allen die Anverwandten bey den Leichbegaͤngniſſen und Abdanckungen ſeyn: So iſt auch wohl das ungezweifelt / daß Mein Hertz nicht unverwundetThren. 5. v. 1 6. Gen. 37. v 9 Num. 20. v. 29. Devt. 32. v. 15. blieben / als ich den toͤdlichen Hinfall Eurer Hauß-Krone / den Untergang Eurer Sonne / den Abſchied der Schweidnitſchen Kirchen treugeweſenen Aaronis, nehmlich des Weil. WohlEhrwuͤrdigen / in GOtt Andaͤchtigen / Hoch-und Wohlgelahrten Herren Matthæi Hofmanni, ge - nant Machæropoei, Paſtoris und Inſpectoris der Evangeliſchen Kirchen im Schweidnitſchen Fuͤrſten -thum /thum / verſtommen; Sondern bin vielmehr / bey anderem vielfaͤltigen Kreutze / in tiefere Traurigkeit gerathen / habe aber alſobald bey mir beſchloſſen E. L. nicht ohne Troſt zulaſſen / ſon - dern mit dem Vermoͤgen / was GOtt der HErr darreichet / den - ſelben beyzuſpringen / und ein Ehren-Gedaͤchtnis Jhrem Sel. Herren / mit dem ich bey Lebens Zeiten in naher Freund -Vid. Gy - rald de Diis Gentilib - Synt. 16. Alex. ab Alex. Ge - nial. dier. c. d. Ps. 112 v. 6. Prov. 10. v. 70 Syr. 37 v. 809. ſchafft geſtanden / aufzurichten.

Jſt es doch vorzeiten im Gebrauch geweſen / daß man an gewiſſen Leich-Tagen die Gedachtnuͤſſe gutter Freunde began - gen / wie Alexander ab Alexandro berichtet. In Me - moriâ ſempiternâ erit juſtus. Des Gerechten wird nimmermehr vergeſſen werden. Das Gedaͤchrnis der Gerechten bleibet im Segen / aber der Gottloſen Nah - me wird verweſen. Ein Weiſer hat bey ſeinen Leuten groß Anſehen / und ſein Nahme bleibet ewiglich / ſpricht Syrach: Und / wie er von Gelehrten inſonderheit redet / Sein Nahme wird nimmermehr vergeſſen / und ſeinSyr. 39. v. 31. # Nahmebleibet fuͤr und fuͤr. Dieweil er lebet / hat er ei - nen groͤſſern Nahmen / denn andere tauſend / und nach ſeinem Tode bleibet ihm derſelbige Nahme: Jch werde einen unſterblichen Nahmen durch Sie (die Weißheit) bekommen / und ein ewiges Gedaͤchtnis bey meinen Nachkommen laſſen / ſtehet im Buch der Weißheit. Sapient. 8. v. 13. Horatius. Dignum laude Virum Muſa vetat mori. Einen gelehr - ten Mann laͤſt die Kunſt und Weißheit nicht abſterben / nehm - lich dem Nahmen nach. Zwar geſchichts wohl alhier auf Er - den / ſonderlich bey der boͤſen Welt / die freylich der Heiligen Leben fuͤr eine Thorheit haͤlt / und ihr Ende fuͤr eineSap. 5. v. 4. Schande; Daß man auch des Weiſen nicht immerdar / eben ſo wenig / als des Narren / gedencket / und die kuͤnf - tigen Tage vergeſſen alles / und wie der Weiſe ſtirbet / al -Eceleſ. 2. v. 16. ſo auch der Narr. Jhr Gedaͤchtnis iſt vergeſſen / daßB ijmanman ſie nicht mehr liebet / noch haſſet / noch neidet / undEcel 9. v. 6 haben kein Theil mehr auf der Welt / in allem das unter der Sonnen geſchicht.

Qui procul ex oculis, procul eſt à limine cordis. Weit aus den Augen / weit aus dem Hertzen.

Wie alſo des treuen Joſephs an dem Egyptiſchen Hofe baldExod. 1. v. 8. vergeſſen ward. Viel hundert treuer und gelehrter Predi - ger ihre Sancti Cineres / heilige Aſche lieget in der Erden Schoͤß / dero Nahme / Geſchlecht und Ruhm vergangen iſt.

Wer weiß allezeit dehn zu nennen / der bey dieſer / bey je - ner Evangeliſchen Kirchen / der Erſte Prediger des lauterenJer. 15. v. 19 Conf. Glosſ. Luther. marg. Ps. 103 v. 16 Conf. D. Back. Comm. in Pſal. 103. p. 50. Evangelii geweſen / und hat unterſcheiden lehren Pretioſum à vili, das koͤſtliche vom ſchnoͤden. Die Blume heiſ - ſets iſt dahin / und nimmer da / und ihre Stete kennet ſie nicht mehr. Man gedachte neulich / ſaget ein Theologus, des Hr. Nicol. Ambsdorfii, der die Magdeburgiſchen Kir - chen / als ihr Apoſtel / 18. Jahr regieret / und ihnen wohl vorge - ſtanden: Wo Er endlich blieben / weiß man gar nicht. Man hat ſchon zu unſer Vaͤter Zeiten an ſeinem Vaterlande gezwei - felt / und nicht eigentlich gewuſt / woher er gebuͤrtig geweſen. Etwas hat man aus Hiſtorien nachricht gefunden / Er ſey gen Magdeburg kommen Anno 1524. habe den Kirchen daſelbſt fuͤr - geſtanden 18. Jahr: Von Magdeburg ſey Er wegberuffen / und zum Biſchoffthum Naumburg erhaben worden / daſelbſten Er / auf Befehl des Churfuͤrſten Joh. Friderici von dem H. Lu - thero ſelber Anno 1542. inveſtiret worden. Von dieſer Ehrenſtelle habe ihn removiret Keyſer Carolus V. nach 6. Jahren / da er denn nach Magdeburg wider geflohen / und Anno 1549. den Interimiſten ſich mit dem Flacio Illyrico tapffer widerſetzet. Als dieſe Stadt Anno 1550. belaͤgert worden / habe er ſich nach Eiſenach begeben. Wir konten aber nicht ei - gentlich draufkommen / wo er ſein Leben heſchloſſen / und hegra -benben liege / ob zu Eiſenach / oder anderswo? Jſt das / ſaget er ferner / geſchehen nach dem Tode einem Theologo, der auß Adlichem Gebluͤtte entſproſſen / Theologiæ Licentia - tus geweſen / umb die Kirche ſich wohl verdint gemacht / zum Biſchoffthum erhoben worden / dem Keyſer bekant / dem Churfuͤrſten lieb geweſen / und von dem Hr. Luthero ſelber commendiret und gelobet worden: Was ſolte andern nicht geſchehen? Uber ein kleines wird uns weder die Stete / noch der Orth kennen / wo wir gewohnet haben; es were denn / daß die Geſchichte etwas meldeten. So garVivitur Ingenio, cætera mortis erunt. M. Johannes Stigelius von Gotha, ein tapfferer Poët, der einer iſt von den erſten Profesſoribus der Jehniſchen Aca - demi, und iſt geſtorben Anno 1562. den 11. Febr. ſeines Al - ters 47. Jahr / hat Jhm ſelber ein ſolch Epitaphium und Grabſchrifft gemacht:

Stigelius jacet hic: nemò ſcit: qvidtum? licet omnis Ignoret Mundus, ſcit tamen ipſe Dcus.

Hier liegt Stigelius der Poët:
Was weiß ders ſo fuͤruͤber geht?
Wenns nimand weiß / ſo weiß es GOtt;
Drumb laß ſein Grab nur unverſpott.

Da helfen keine Mauſoléa, Cippi, Monumenta, keinè herrliche Begraͤbniſſe / Grabſteine / Fundationes &c. Es heiſſet / Mein iſt vergeſſen im Hertzen / wie eines Todten /Ps. 31. v. 13. Ps. 90. v. 5. ich bin worden wie ein zerbrochen Gefaͤße: Du laͤſt ſie dahin fahren / wie ein Strom / und ſind wie ein Schlaf. Die Welt vergiſſet unſer bald Sey jung oder Alt / Auch unſer Ehren mannigfalt.

B iijOmnia

Ovver. Omnia Tempus habent, omnia Tempus habet. Alles koͤmt / und vergehet mit der Zeit / und Wir ſelbſt muſſen mit der Zeit vergehen. Kante doch kaum der weiſe Cicero das Grab des Hochberuͤhmten Archimedis, den Horatius nennet Menſorem arenæ maris; Alß er zu deſſen Leichſtei - ne kam / und der gantz mit Dornen bewachſen war.

Dennoch iſt unſer Troſt dabey / daß ein Orth iſt / da un - ſerem Nahmen ein Ehrengedaͤchtnis aufgerichtet iſt / welchenLuc. 10. v. 20. Beda in Luc. 10. c. v. 20. Euthymiꝰ, #. 1. keine Zeit / kein Unfall / kein Blitz / oder Regen verterben kan. Freuet euch / daß eure Nahmen im Himmel angeſchrie - ben ſind / ſaget Chriſtus beim Luca. Uber welche Worte Beda der alte Lehrer alſo commentiret: Solches Anſchrei - ben im Himmel geſchicht nicht wegen Vergeßligkeit / ſondern zur Gewißheit und Beſtaͤndigkeit der ewigen Verſehung. Eu - thymius erklaͤrets auf ſolche maſſe: Jhr ſeyd als Buͤrger in der ewigen Stadt angeſchrieben / nicht mit Dinten / ſondern im Gedaͤchtnis GOttes; Nicht wie die Menſchen ſchreiben / ſon -Titus h. l. D. Balduin in Churf. Chriſtiani 11. Leich - Predigt. dern wie GOtt ſein Verzeichnis hat. Und Titus, ein alter Lehrer / thut auch daß ſeine / wenn ers alſo erlaͤutert: Jhr ſeyd eingeſchrieben / nicht mit Feder und Dinten / ſondern in dem Gedaͤchtnis / in der Gnade / und zur Ehre des groſſen GOttes. Niemand darf gedencken / ſaget Hr. D. Balduinus, daß wie loͤblicher ſich auch verhalten / er einen unſterblichen Nahmen in der Welt haben werde: Darumb Koͤnig David ein Sprich -Ps. 31. v. 131 wort daraus gemacht: Mein iſt vergeſſen wie eines Tod - ten. Wieviel loͤbliche Hertzogen von Sachſen ſind geweſen / vor 200. oder 300. Jahren / die zu ihrer Zeit Hochberuͤhmt / von denen man itzo nicht halb ſo viel weiß / als ihre loͤbliche Thaten werth ſind. Sol die Welt noch hundert Jahr ſtehen / wer weiß / ob man von den loͤblichen Hertzogen die innerhalb 50 oder 60. Jahren gelebet / gar viel wiſſen moͤchte. Das heiſt / der Gerechte komt umb / ſein iſt unter den Leuten bald ver -geſſen. geſſen. Aber vor GOttes Angeſichtheiſt es / Er iſt nicht umbkommen / ſondern hir ſtehet ein ander judicium: Jch habe ſie verſamlet / ich habe alle ihre Beinlein und Staͤub - lein aufgehoben / und zu rathe gehalten / daß ſie am juͤngſten Tage ſollen alle wieder zuſammen kommen / und derer keines verlohren ſeyn. Denn ehen mit dieſer ihrer Haut ſollen ſie umbgeben werden / eben dieſe Beine und Fleiſch wiederbe - kommen / welche ſie in dieſem Leben gehabet. Wo wolten ſie dieſelben hernehmen / wenn Jch ſie nicht zurathe gehalten / und aufgehoben hette? So iſt auch ihrer bey GOtt dem HErrtn nicht vergeſſen / ihre Nahmen ſtehen angeſchrieben im Himmel / da ihrer bey allen Engeln und Außerwehlten Men - ſchen mit Freuden gedacht wird. Daß heiſt / Jch wil dich verſamlen. Bey dem froͤlichen Oſtertage der Erſtehung un - ſerer Leiber / ſol unſer Nahme auch nicht vergeſſen / ſondern er - fuͤllet werden / was wir hier oftmahls geſeuſſtzet:

O JEſu / hilf zur ſelben Zeit
Von wegen deiner Wunden /
Daß ich im Buch der Seligkeit
Werd angezeichnet funden /
Daran ich denn auch zweifle nicht /
Denn du haſt ja den Feind gericht /
Und meine Schuld bezahlet.

Es wird erfuͤllet werden / was im Buche der OffenbahrungApocal. 3. v. 12. verheiſſen iſt: Wer uͤberwindet / den wil ich machen zum Pfeiler im Tempel meines GOttes / und ſol nicht mehr hinausgehen. Und wil auf ihn ſchreiben den Nah - men meines GOttes / und den Nahmen des neuen Je - ruſalem, der Stadt meines GOttes / die vom Himmel hernieder kommet / von meinem GOTT / und meinen Nahmen den neuen. Nomen hoc Dei eſt æternum, ſaget Ambrosius, oder wer der Autor iſt: NomenAmbroſ. in A poc. 3.ergòergò Dei quod eſt æternum, ſuper unum quemꝙ́ ju - ſtum ſcribitur, qvando æternitas ei cum Domino per - manendi largitur &c. Dieſer Nahme iſt ein ewiger Nahme. So wird nun Gottes Nahme / welcher e - wig iſt / auf iglichen Gerechten geſchrieben / wenn ihm die Ewigkeit zugeſchrieben wird / bey GOtt zu bleiben. Nomen Hieruſalem ſuper unumqvemꝙ́ electum ſeri - bitur, qvòd ſit ipſe Hieruſalem, in qvo Deus re - gnare dignetur, in ſocietate videlicet Angelorom, omniumꝙ́ Electorum, qvi Hieruſalem cæleſtis vocan - tur. Der Nahme Jeruſalem wird auf einen ieden Außerwehlten geſchrieben / darumb daß er ſelber iſt die werthe Stadt Jerusalem, welche GOtt wuͤrdiget da - rinnen zu wohnen / nehmlich in der Geſellſchaft der H. Engel und aller Außerwehlten / welche das himliſche Jerusalem genennet werden. Et nomen meum no - vum, videlicet ut vocetur Filius Dei, ſcilicet Ego ſum Filius Dei. Und meinen Nahmen den Neuen. Was iſt ſolcher Neue Nahme? Dieſer daß er Gottes Sohn genennet wird / / wie auch Jch Gottes Sohn bin / und genennet werde.

Es iſt viel ſchreibens unter den Gelehrten von dem VogelJob. 89. v. 12 Phoenix. Beim Hiob ſtehet: Jch gedacht / ich wil in Meinem Neſt erſterben / und meiner Tage viel machen. Etliche geben es / ſicut arena, wie Sand: Andere / ſicut Pal - ma, wie ein Palmbaum / das iſt / ich wil wieder aufſtehen. Ju -Jun. & Tremell. v. 1. nius und Tremellius bleiben auch bey der erſten Verſion: Itaꝙ́ diccbam, apud Nidum meum expirabo, & ſicut arena multis diebus utar. Die vulgata gibts: In ni - dulo meo moriar, & ut Phœnix reviviſcam. Jch wil in meinem Neſte ſterben / und wieder lebendig werden / wie der Wunder-Vogel Phoenix, der ſich ſelbſt verbren -nennen ſol / und hernach aus ſeiner Aſchen ein junger Phœnix wér - den. Die H. Cæcilia hat / mit anziehung dieſes Arabiſchen Vogels / den Maximinum zum Chriſtlichen Glauben bekeh - ret. Denn weil den Heyden nichts unglaͤublichers vor kam / alsAct. 17. v. 18 Act. 25. v. 19 die Auferſtehung der Todten / wie es auch die Athenienſer verlachten: Feſtus der Roͤmiſche Landpfleger fuͤr einen Aber - glauben hilt: Da hat nun die Chriſtliche Heldinn Cæcilia denChasſanæꝰ de Gloria Mundi, Part. 12. Conſ. 80. Maximinum / aus ſeinen eigenen Heydniſchen Buͤchern ſcham - roth gemacht / und uͤberfuͤhret / als in welchen geleſen wuͤrde / daß der Phœnix / wenn er viel 100. Jahr alt / ihm ein Neſt von koͤſt - lichen wohlriechenden Holtze auf einen hohen Berg zuſammen trage / und in demſelben von den Sonnenſtrahlen ſich ſolle laſſen anzuͤnden / daß er zwar verbrenne / aber aus ſeiner Aſchen / ein junger Phœnix herfuͤr wachſe / in welchem der vorige gleich - ſam verjuͤnget wuͤrde / und neu herfuͤr kaͤme. Koͤnne dieſes nun in der Natur geſchehen / daß ein neuer / friſcher / und freudiger Leib aus des Phœnicis Aſche werde: Wie ſolte es denn dem Schoͤpffer der Natur unmoͤglich ſeyn / aus dem Staube und Aſchen unſerer Leiber / uns zu verjuͤngern / und zum Leben zuer - wecken? Phœnix de ſuo ſurgit rogo, ſagt Ambroſius, ſibi a vis ſuperſtesipsa, & ſui hæres corporis, & ſui ci -Tertullian. Lib. de Re - ſurr. c. 13. Ambroſ. Lib. V. Hexaëm. c. 23. Auguſtin. Serm. 18. ad Fiatr. in eremo. Herodot. L. 2. Hiſt. # neris fætus. Wie denn Tertullianus im Buche von der Aufferſtehung / und Ambroſius / dieſen Schluß wider die Hey - den treflich getrieben / und von dieſem Vogel viel geſchrieben. Wie auch von demſelben die Heydniſchen Autores, alß He - rodotus, Plinius, Solinus, Ælianus, Tacitus Philoſtra - tus viel melden. Der heutiges Tages Hochberuͤhmte Medi - cus und in dagator Naturæ, Deusingius haͤlt dafuͤr / der Phœnix ſey bey den alten Egyptiern nur ein Character Hie - roglyphicus, ein Sinnenbild geweſen / damit ſie hatten ange - deutet des Himmels / und der Sternen Lauff / welche Wiſſen -CſchafftEuterp. Plin. Lib. X. H. N. c.2. Solin. Polyhiſt. c. 46. Ælian. L. 6. de Animal. c. 58. Philoſtrat. L. 3. de vitâ Apollonii. Deuſingius in Disſert. de Phœnicæ. ſchafft erſtlich in Phœnitia ſey aufgekommėn: Sey alſo der Phœnix ein Bild der gantzen Welt / und deute auf den An - num Platonicum, da die Himmels Coͤrper wieder in den ſitum kommen / und in die Beſchaffenheit / wie ſie geſtanden / als die Welt von GOtt erſchaffen worden. Und eben dieſerKirchnai. in Diſpp. Zoologic. Coof. Cor - nel. à Lap. in Com n. Mal. 4, 2. Schottus Phyſ. cu - rioſ Lib. IX c. 61 § 6 p. 1244. Horus A - polio Hie - roglyph. L l. c. 33 Pier L. 20. Hierogl. Schott. l.c. p 1243. Niremb. L. X. Hiſt. Nat. c. 1. Meinung iſt auch Kirchmaierus. Aber der Curiòſiſche Schottus haͤlt dafuͤr / waͤre etwas an dieſem / daß der Phœnix hette bedeutet Periodum Anni Platonici, ſo wuͤrde deſſen wohl gedacht haben der fuͤrtrefliche Athanaſius Kircherus in ſeinem Oedipo, in welchem ſonderbahren Sinnreichen Wercke er viel derogleichen Hieroglyphiſche Sachen außle - get: Er habe auch die 3. Jahr uͤber / alß er dem Kirchero uͤber ſeinem Oedipo helffen arbeiten / nichts von ihm dergleichen ge - hoͤret / auch bey keinem alten Autore davon geleſen / ohne daß Horus Apollo meldet / wenn man eine Erneurung der Dinge habe wollen anzeigen / die nach vielen 100 Jahren geſchehe / habe man einen Phœnicem gemahlet. Selbſt aber haͤlt Schot - tus alles / was von dem Vogel Phœnix gemeldet wird / fuͤr er - tichtet: Und ziehet aus dem Nirembergio, von einem Ame - ricaniſchen Voͤglichinn / etwas ſeltzames an / das habe wunder - ſchoͤne Federn / als wenn es gemahlet waͤre; Lebe aber nicht laͤnger / als ſo lange die Blumen auf dem Felde ſtuͤnden / von de - rer Suͤßigkeit es ſich auch erhalte; Wenn dieſe vergangen waͤ - ren und verwelcket / ſo flige es an die Baͤume / heffte ſich mit dem Schnabel dran / biß nach 6. Monaten. Wenn es nun wieder regnete / und die Felder beginnten gruͤn zu werden / und die Kraͤu - ter wieder herfuͤr bluͤheten / als ſeine Lebens-Conſorten / wuͤr - de das Voͤglichen auch wieder lebendig / und dieſe Veraͤnderung ſtuͤnde es etliche mahlauß. Denn Vogel nennet er auf India - niſche Sprache Hoitzitziltotott. Und dieſes beſtetige der Hernander / der in America, auf Befehl Philippi II. Koͤ - nigs in Spanien / geweſen / und die Indianiſchen raritaͤten mitAu -Augen ſelbſt geſehen. Es bezeuge es auch der Gomara,Gomara Hiſtor. de urbis Me - xican. ex. pugn. & in Hiſt. gene - ral. Indic. cap. 141. Jul. Cæſ. Scaliger Exerc. #33. in der Geſchichte von der Eroberung der groſſen Stadt Mexi - co, und an einem andern Orthe / der nenne ſelbigen Vogel Vi - cicilim. Der gelehrte Scaliger aber meinet dennoch / es ſey durch die Schiffarthen erfahren / daß ſolche ſeltzame Art der Vogel / nehmlich Phœnices / gewiß in der Natur zufinden waͤ - ren / ob ſchon die Seeleute ungereimte Sachen von ihnen vor - geben / und den Handel verdaͤchtig machten. Freylich mag ſich nicht alles ſo verhalten / wie etliche ſchreiben / als daß nur ein Phœnix in der Natur ſey / in gleichen daß er ſich verbrenne: Sintemahl auch einem Hohen Potentaten einsmahls ein tod - ter Phœnix præſentiret worden.

Dem ſey nun wie ihm wolle / ob in Warheit ein Phœnix in dem groſſen Thiergarten Gottes oder in der Natur zufinden; Oder ob es nur ſymbolice, Bildnisweiſe / von den Alten an - gefuͤhret worden / etwas anders anzudeuten? ſo appliciret derAmbro[ſ]Lib. V. Hexaëm. c. 23. H. Ambroſius, einer der vier Doctorum oder Lehrer und Leuchter der Kirchen / und machet ihm ſchoͤn zu Nutze das Neſt des Phoenicis, daß er von wohlrichendem Holtze und Wuͤrtze ſich ſolle zuſam̃en tragen / legets gar ſchoͤne aus von den edlen Tugenden / welcher ein Chriſt ſich befleißigen / uñ gegen den Tod einen guten Geruch Chriſtl. ehrlichen Namens hinterlaſſen ſol. Quis igitur huic annũciat diem mortis, ut faciat ſibi thecam, & impleat eam bonis odoribus, atꝙ́ ingredia - tur in eam, & moriatur illic, ubi odoribus gratis fætor funeris posſic aboleri? Fac & tu, Homo, tibi thecam, expolinas veterem hominem cum actibus ſuis, novum indue. Theca tua, vagina tua, Chriſtus eſt, qui re protegat & abſcondat in die malo. Vis ſcire, quia theca, qvia protectio tua eſt? Pharetrâ, inqvit, meâ protexi eum. Theca ergò tua eſt fides: imple eam bonis virtutum tuarum odoribus, hoc eſt, Charitatis,C 2miſe -miſericordiæ, atꝙ juſtitiæ, & in ipsa penetralia fide ſvavi, factorum præſtantium odore redolentia totus ingredere: te amictum fide exitus vitæ hujus inve - niat, ut posſint osſa tua pingvescere, & ſint ſicut hor - tus ebrius, cujus citò ſemina ſuſcitantur. Wer kuͤndiget doch / ſaget er / dieſem Vogel an den Tag ſeines Todes / daß er ſich ein Neſt mache / und ſolches mit wohlriechendem Gewuͤrtze erfuͤlle / lege ſich darein / und erſterbe / das mit dem lieblichenEphef. 4. v. 22, 24. Coloſ. 3. v. 9. 10. Ps. 27. v. 5. Geruch der Leichgeſtanck vertrieben werde? Du / o liber Menſch / mache dir ein Neſt / lege ab den alten Menſchen mit ſeinem thun / der durch Luͤſte im Jrthum ſich verterbet / und zeuch an den neuen Menſchen. Dein Neſt / dein Behaͤltnis ſey Chriſtus / der dich verberge / und decke in ſeiner Huͤtten zur boͤſen Zeit. Wiltu gewiß ſeyn / daß Er dein Schutz / dein Neſt iſt / und deineEſa. 49. v. 2 Huͤtte. Er hat mich in ſeinen Koͤcher geſtecket / ſtehet Eſa. 49. Darumb ſey dein Neſt / der wahre Glaube / fuͤlle daſ - ſelbe mit gutem Geruch der Tugenden / nehmlich der Liebe / der Barmhertzigkeit / der Gerechtigkeit / gehe hinein ins inwendige / daß es wohl riche von lieblichem Glauben / gutten Wercken / heiligen Wandel. Laß dich mit einem ſolchen Glauben ange - than antreffen und finden an deinem letzten Ende / daß deine Ge - beine fet werden / und ſie werden wie ein feuchter trunckener Gar - te / deſſen Saame bald herfuͤrkomme / und ſchoͤne Blumen trage. Die beſte Beſtattung iſt ein Chriſtlich und guttes Ge -Baſil. M. Homil. ad Divites. ruͤchte eines Gottſeligen wohlgefuͤhrten Wandels. Καλὸν ἐντὰφιον ἐνσέβειϰ, ſaget der H. Baſilius. Pulchra ſepul - tura Pictas. Es iſt ein ſchoͤn Begraͤbnis die wahre Gottſeligkeit.

Vorzeiten wurden die verſtorbenen im Volcke Gottes mitGeneſ. 50. v. 2. koͤſtlichen Specereyen / ihrem Stande nach / beygeſetzet und begraben. Joſeph befahl ſeinen Knechten den Aertzten /dasdaß ſie ſeinen Vater Salbeten. Lutherus wenn erLuth. Tom. II. Witteb. fol. 375. von dieſer Balſamirung des Ertzvaters Jacob handelt / meidet er darbey / daß die Egyptier viel herrliche und trefliche Wuͤr - tzen gehabt haben / als Myrrhen / Balſam / und Caſia, welche den Leib Jacobs 70. Tage haben erhalten koͤnnen: Deñ die Krafft ſchreibet man den Myrrhen zu / daß ſie wehren und vertreiben ſol / daß der Leib nicht verfaule und ſtincke. Und fuͤhret der Sel. H. Lutherus an die Exempel des Groſſen Alexandri, und Ptolomæi, die dem Auguſtino gezeiget worden in Egypten / welches auch vom todten Coͤrper des Key - ſers Titi angegeben wird &c. Beym Herodoto ſind zufin -Herodot. Lib. II. V. Came - rar. Cent. I. Horar. ſue - ciſ. c. 14. 2. Chron. 16. v. 14. den / und werden mit mehrem beſchrieben die Egyptiſchen Braͤu - che / wie Reiche und Arme / und mittelmaͤßige ihre Todten ge - ſaubert / gereiniget / und balſamiret haben. Bey des Koͤniges Asſa Begraͤbnis hat man viel wolriechende Sachen angezuͤn - det: Denn ſie legten ihn auf ſein Lager / welches man ge - fuͤllet hatte mit gutem Rauchwerck / und allerhand Spe - cerey / nach Apotheker-Kunſt / und machten ein ſehr groß Brennen. Ein loͤblicher Nahme / und zu foͤderſt der wahre Glaube an unſern Hochwerthen Heyland Jesum Christum behalten / biß ans Ende / iſt wohl die beſte Spe - cerey / und das koͤſtliche Raͤuchwerck / das unſer Begraͤbnis zie - ret. Ein gut Geruͤchte iſt beſſer / deñ gutte Salbe /Eccl. 7. v. 2 und der Tag des Todes / weder der Tag der Geburth. Syrach handelt offtmahls von dieſem anmuttigen Rauch - werck: Gehorchet mir ihr heiligen Kinder / und wach -Syr. 39. v. 12 ſet wie die Roſen an den Baͤchen gepflantzet / und gebet ſuͤſſen Geruch von euch / wie Weyrauch / bluͤhet wie die Lilien / und riechet wohl.

C iijVon

Von den Heiligen GOttes / und ihren ruͤhmlichen Nah -Syr. 40. v. 7. 8. 13. men ſchreibet er dieſe Worte: Alſo ſind ſie alle zu ihren Zei - ten loͤblich geweſt / und bey ihrem Leben geruͤhmet / und die haben ehrliche Nahmẽ hinter ſich gelaſſen; Sie ſind im Frieden begraben / aber ihr Nahme bleiber ewiglich. Und ſolche Ehrengedaͤchtniſſe ſind denn auch den Zuhorern /Hebr. 13. v. 7. und Nachkommen dienlich / daß ſie wiſſen von ihren Vaͤtern / die ihnen im HErren vorgeſtanden / maſſen auch die Epi - ſtel an die Hebreer errinnert: Gedencket an eure Lehrer / die euch das Wort Gottes geſaget haben / welches Ende ſchauet an / und folget ihrem Glauben nach. Denn es ja nicht billich iſt / daß Zuhoͤrer ihrer treuen Lehrer ſo balde ver - geſſen ſolten / als die an ihren Seelen gearbeitet / und daruͤberIbid. v. 12. gewachet haben / als die da Rechenſchafft dafuͤr geben ſollen. Sie ſind ja von GOtt ſo groß geachtet / daß DanielDan. 12. v. 3. von ihnen ſaget: Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz / und die viel zur Gerechtigkeit weiſen / wie die Sterne immer und ewiglich: Oder wie man in ei - ner ſchoͤnen Motet ſinget: Qui autem docti fuerint, fulge - bunt qvaſi ſplendor Firmamenti, & qvi ad juſtitiam erud iunt mtiltos, qvaſi Stellæ in perpetuas æternitates. 1. Cor. 4. v. 13. Conf. Luth. Glosſ egreg. h. l. Interpr. Ariſtoph in Eqvitib. apud. Cæl. Rhodigin. L. VI. c. 12.Werden nunt reue Lehrer Goͤttliches Wortes alſo fuͤr Feg - Opffer / und fuͤr Außkehrich gehalten / wie die H. Apoſtel ge - ſchatzt worden fuͤr περιψήματα, und piacula; Wie die κα - ϑάρματα der Athenienſer; Davon Cælius Rhodiginus, aus dem Interprete des Ariſtophanis, anzeiget / man habe zu Athen etliche ſchlechte und geringe Perſonen von offentli - chen allgemeinen Einkommen erhalten / welche man hernach / wenn Theurung oder Peſt eingebrochen / fuͤr die Republic, und die Jnwohner / als Victimas publicas, geopffert habe / den Zorn Gottes damit zu ſtillen: So ſind ſie hingegen in jenem Leben ſchoͤne Sternen / die als helle Lichter in Ewigkeit leuchten.

Ja es dienet auch jungen Leuten / anzuſehen den ge -fuͤhrtenfuͤhrteñ Lebens Lauff tapfferer Prediger / in dem ſie eins und das ander daraus abſehen / und lernen koͤnnen. Pulchrum eſt,Plin. jun. in Epiſt. Majorum ſeqvi veſtigia, ſi recto itinere præcesſerint, ſaget Plinius. Es iſt fein / der Vorfahren und Alten ihren Faßſtapffen nachzuſolgen / ſo ſie auf rechtem Wege vorange - gangen.

Der Sel. Hr. M. Heinſius, ein geiſtreicher Theolo - gus, und Inſpector zu Franckfurt an der Oder / welcher auch dis Jahr an unſerm Himmelfarths-Tage (wie vor Zeiten auch dem Venerabili Beda wiederfahren /) ſanfft im HErren ent -V. Back in Ps. 47. p. 560. 〈…〉〈…〉. ſchlaffen; Hielt die Gewohnheit / daß / wenn irgend ein fuͤrneh - nier Prediger / oder Theologus die Welt geſegnet / erzehlete Er ihren Lebens Lauff in einer Predigt / und notirte eines und das ander zur Nachfolge und Erinnerung der Jugend: Wie ich mich erinnere / daß Ers nach ſeligem Abſchiede des Hochbe - ruͤhmten Hn. D. Dorſchéi, auch Hn. M. Vehrens, gewe - ſenen Probſtes zu Koͤlln an der Spreu / &c. alſo gehalten.

Unbillich waͤre es / daß man ſolte des Seligen Hn. Mat - thæi Hoffmanns Gedaͤchtniß / zugleich mit ſeinem blaſſen Todes-Schatten in die Erde laſſen eingeſcharret ſeyn / denn Er ja ſeyn Leben alſo gefuͤhret / daß Er einen guten Nachruhm hin - ter ſich gelaſſen. Daß gantze Fuͤrſtenthum Schweidnitz hat an dem Herren Primario einen ſolchen wohlbegabten Prediger / und treuen Lehrer gehabet / daß ſie ofte wẽrden da - ran gedencken / daß ein Prophet unter ihnen geweſen ſey. Ezech. 33. v. 33.Sintemahl der liebe GOtt ſeine Gaben in Jhm / ſonderlich die flieſſende Eloquentz herrlich gekroͤnet.

Nil Deus in nobis, præter ſuâ dona, coronat.

Von GOttes Gnaden bin ich / das ich bin / und ſei - ne Gnade an mir iſt nicht vergeblich geweſen / heißets mit1. Cor. 15. v. 10. Paulo. Vielleicht werden ſeine Zuhoͤrer manchmal gedencken an das jenige / was ſie aus ſeinem Munde gehoͤret. Quandoꝙ́poſtB. Gerh. Harm. Part. III. p. 618.poſt disſceſſum Paſtorum Semen Verbi demum fert fructum, ſaget wohl der Hr. D. Gerhard. ſel. und beweiſets mit dem Exempel des Propheten Jeremiæ. Prediger wer - den an manchem Orte bey Lebens-Zeiten verachtet / aber nach dero Tode reget die Hertzen der Zuhorer der H. Geiſt / daß ih -Joh. 14. v. 26. nen wieder einkommet / was ſie von ihren ſeligen Pfarren gefaſ - ſet. Da denn erfuͤllet wird jener Spruch: Der H. Geiſt wird euch erinnern alles deß / daß ich euch geſaget habe. Und wer wolte dieſen letzten Ehren Dinſt verwegern aus Wi -Joh. 13. v. 34. 35. derwillen / das waͤre ja gehandelt wider das ſchoͤne Gebot des HErren Chriſti: Ein neu Gebot gebe ich euch / daß ihr euch untereinander liebet / wie ich euch geliebet habe / auf daß auch ihr einander lieb habet: Dabey wird ie -Optat. Milevitan. Lib. VI. contr. Par - menian. Donatiſt. in ſin. derman erkennen daß ihr meine Juͤnger ſeyd / ſo ihr Lie - be unter einander habet. Optatus Milevitanus, der zu Milevio in Numidia Africæ Biſchoff geweſen / verweiſet den Donatiſten unter andern / daß ſie auch ihre Feindſchafft gegen die Todten zu uͤben gepfleget / und ſaget unter andern: Si inter viventes fuerat Certamen, odia veſtra vel Mors aliena compeſcat: jam tacet, cum qvo paulò ante liti - gabas. Qvid cum mortuis litigas? Perdidiſti malitiæ fructum. So hat ja auch der Sel. Hr. Primarius ſein Amt biß an ſein Ende / durch Gottes Gnade / alſo gefuͤhret / daß er es nimahls an ſich ermangeln laſſen / ſo viel Jhm nur ſeine Leibes - Schmertzen zugelaſſen / und Er auch die Weinachten noch / als er darauf nach dem Neu Jahr ſeinen Geiſt aufgegeben / ſein Amt beſtellet / daß es geheiſſen / wie Posſidonius vom AuguſtinoPosſidon. in Vitâ Au - guſtin. ruͤhmet: Verbum Dei usꝙ́ ad ipſam ſuam extremam ægritudinem imprætermisſe, alacritèr, & fortiter, ſanà mente, ſanoꝙ́ conſilio in Eccleſiâ prædicavit. Er hat Gottes Wort biß auf ſeine letzte Niederlage unverhindert / hurtig / mit gutem Verſtande / und beſcheidentlichem Bedacht / in der Kirchen Gottes geprediget.

Weil

Weil denn / wie oben gedacht / Jch mir vorgenommen dem / Sei. Herren Hoff man ein Ehren Gedaͤchtnis aufzuſetzen habe ich dadurch meine ſchuldige Freundſchafft / auch nach dem Tode / gegen ihm erzeigen wollen / nach dem Jhn GOTT der HErr / als einen hellen Kirchen-Stern aus der Sphærâ mun - di verruͤcket / und / der Seele nach / in den Himmel verſetzet: Hoffe auch ſolch mein Chriſtliches Beginnen / damit ich denen Betruͤbten zu Huͤlfe komme / werde niemand tadeln koͤnnen.

Wollen demnach im Nahmen Jesu Christi zum Grun - de legen den ſchoͤnen Spruch / auß der geheimen Offenbah -Apoc. 1. v. 8. 9. 〈…〉〈…〉. rung Johannis im andern Capit. Sey getreu biß in den Todt / ſo wil ich dir die Krone des Lebens geben. Zu - mahl der Sel. Hr. Primarius an dieſem Buche in ſeinem Le - ben ſeine ſonderbahre Luſt gehabet / wie es ſeine Chronotaxis Apocalyptica wohl außweiſen wird: Denn von dieſem Of - fenbahrungs-Buche iſt wahr / was vorzeiten Hieronymus geſaget: Apocalypſis tot habet Sacramenta, qvot Ver - ba. So viel Worte / ſo viel Geheimniſſe ſind in der Offen - bahrung. Scibilis eſt, ſicut qvadratura Circuli, ſed nondum ſcita. Sie kan erforſchet werden / iſt aber noch nieFranc. Ri - bera in A - pocalypſ. erforſchet worden. Mare magnum nennets Ribera, in qvo omnis Scientia humana devoratur. Ein groß Meer / darinnen alle Menſchliche Weißheit verſchlungen wird. Und findet hier wohl Stat / was dorte der Engel von der Pro - phezeyung Danielis ſaget: Und nun Daniel verbirgeDan. 18. v. 4. dieſe Worte / und verſiegele dieſe Schrifft / biß auf die letzte Zeit / ſo werden viel daruͤber kommen / und groſ - ſen Verſtand finden.

DDie
(Die Worte des Edlen Spruches lauten in unſer Mutter-Sprache / wie folget / alſo: Apoc. Cap. II. . 8. 9. 10. )UNd dem Engel der Gemeinen zu Smyrnen ſchreibe: Das ſaget der Erſte / und der Letzte der todt war / und iſt lebendig worden: Jch weiß deine Wercke / und dei - ne Truͤbſal. [Sey] getreu biß in den Tod / ſo wil ich Dir die Krone des Lebens geben. ()

Auß dieſen Worten koͤnnen wir uͤberlegen Triplicem Fidelium Pastorum Coronam. Eine Dreyfache Krone treuer Prediger.

  • I. Coronam Officii & Laboris. Eine Muͤhſelige Amts-Krone.
  • II. Coronam Miſeriæ & Afflictionis. Eine ſchwere Trůbſals-Krone.
  • III. Coronam Gloriæ & Salutis. Eine herrliche Ehren-Krone.
Zu

Zu dieſer Erklaͤrung gebe GOTT der HERR ſeinen Segen von oben: O HErr hilf / O HErr laß wohl gelin -Pſ. 118. v. 25 gen / Amen!

᾽Εργα〈…〉〈…〉 α.

ES iſt wohl etwas / daß der wei - ſe Thebaniſche Philc ſophus Cebes, in ſei -Cebetis Tabul. ner Tugend-Taffel / die Gluͤckſeligkeit mahlet / als ſitze ſie auf einem hohen und erhabenen Stu - le / ſey mit praͤchtigen Kleidern angethan / und habe eine koͤſtlich: Krone auf ihrem Haͤupt / welcher theilhaf - tig wuͤrden alle die / ſo nach einem Tugendhaften Leben ſtrebeten. Hiermit hat gedachter weiſer Mann den Menſchen zur Tugend / derſelben ſich zubeſleißigen / eine Anmuth machen wollen.

Wir haben hier vor uns eine viel ſchoͤnere und praͤchtigere Krone / nehmlich des unvergaͤnglichen / unbefleckten / und1. Pet. 1. v. 4. unverwelcklicher Erbes / das uns im Himmel wird be - halten. Jenes iſt eine vergaͤngliche / dieſe eine un -1. Cor. 9. v. 25. vergaͤngliche; Jn dero Beſchreibung gleichſam die H. Apo - ſtel certiren. Bald heiſt ſie ἀφϑαρτος, eine unvergaͤng - liche Krone / deñ alles andere Weſen dieſer Welt vergehet /1. Cor. 7. v. 31. und alſo alle Kronen mitt: Dieſe bleibet ewig. Bald ἀμίαν - τας, eine unbefleckte Krone: Denn gleich wie der Stein1. Pet. 1. v. 4 Amiantus von dem Feuer nicht verſehret / ſondern nur heller gemacht wird / ſo gar / daß auch die Leinwand daraus geſponnen / ſo ins Feuer geworſſen / nicht verzehret / ſondern gereiniget wird / (wie bey dem Maj[olo ,][un]d Pancirollo zuſehen:) Alſo wer -Majol. v. Dier. Ca - nic. Tom. l. p. 400. 452 Panci - roll. Rer - den durchs Feuer der Truͤbſalen dieſer Zeit gar helle ge - macht zum ewige[n L]eben / und wird uns nicht ein Haͤrlein vom Haͤupte verſehret. Bald wird ſie genennet ἀμαράντινος,D ijeinememorabil. Part. I, Tit. 4. & in eum Salmuth. p. 16. 1. Pet. 1. v. 7.Matth. 10. v. 30. 1 Pet. 1. v. 4.eine unverwelckliche Krone: Denn wie dieſes tauſendſchoͤne Kraͤutlein ſo ſteif ſeine gruͤne Farbe haͤlt / daß es ſich mit Waſſer auffriſchen laͤſſet / und gantz gruͤne wird / wenn gleich ſonſt alle Bluͤmlein ſich verlohren: Alſo haben wir die ſeelige Hofnung / daß wir am Juͤngſten Tage ſchoͤn und herrlich werden aufer - ſtehen. Auf dieſe Krone wird nun gewieſen der Engel der Gemeine zu Smyrnen / welches war eine Stadt in klein Aſien, daſelbſt war dazumahl Biſchoff Polycarpus, ein treuer Maͤrtyrtr / dem laͤſſet der Sohn Gottes dieſes zu -Vid. D. Höe Com - ment. h. l. ſchreiben / nach der gemeinen Außlegung unſerer Hn. Theologorum.

Das ſaget der Erſte / und der Letzte / der Todt war / und iſt lebendig worden. Mit welchen Worten geſehen wird auf die Gottheit des HErren Chriſti; Daß Er ſey wah - rer GOTT / und wahrer Menſch: Denn daß iſt die Be - ſchreibung des wahren GOttes / die keinem andern / alß dem E -Eſa. 41. v. 5. wigen GOtt zu komt. Eſa. im 41. Cap. ſpricht Er: Jch bins der HERR / beyde der Erſte und der Letzte: Item. Eſa. 44. v. 1. Eſ. 48. v. 12Jch bin der Erſte / und Jch bin der letzte / und auſſer Mir iſt kein GOtt. Item. Jch bins / Jch bin der Erſte / und der Letzte. Denn alles was auſſer GOtt iſt / daß hat ſei -Pſ. 90. v. 2. nen Anfang in der Zeit: GOtt a[be]r iſt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er iſt der Erſte / denn vor Jhm iſt kein GOTT: Er iſt der letzte / denn auch nach Jhm wird kei -Apoc. 1. v. 2. ner ſeyn. Er iſt das A und O / der Anfang und das Ende. Auf ſeine Menſchliche Natur zielen die folgenden Worte: Der Todt war / und iſt lebendig worden: WieApoc. 1. v. 17. 18. eben zuvor geſaget worden: Jch bin der Erſte / und der Letzte / und der Lebendige. Jch war Todt / und ſiehe ich bin Lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit. Denn1. Cor. 15. v. 14. Christus iſt geſtorben fuͤr unſere Suͤnde nach der Schrifft / und iſt auferſtanden am dritten Tage nachderder Schrifft. Und Christus von den Todten er - wecket / ſtirbet hinfort nicht / der Tod wird uͤber ihn nicht herrſchen. Denn daß Er geſtorben iſt / das iſtRom. 6〈…〉〈…〉 v. 9. 10. Er der Suͤnde geſtorben zu einem mahl; Daß Er aber lebet / daß lebet Er GOtte. Und daß iſt unſer Glaube / daß Chriſtus lebe. Mortuum esſe Chriſtum, etiam Pa - ganteredunt; Sed reſurrexisſe Chriſtum, propria fides eſt Chriſtianorum, ſaget Auguſtinus, das glaͤubenAuguſtin. Lib. 16. contr. Fauſt. c. 29 auch wol die Heyden / daß Chriſtus ſey geſtorben; Aber ei - gentlich iſt das der Chriſten Glaube / daß Er von Todten aufer - ſtanden ſey und lebe. Dieſer lebendige HERR / der da wandelt mitten unter den Sieben Leuchtern / und hat ſieben Sternen in ſeiner rechten Hand / laͤſſet nun ſchrei - ben an den fromen Biſchoff Polycarpum: Jch weiß deine Wercke / &c. Setzet ihm alſo zu tragen auf

I. Coronam Officii & Laboris. Die muͤhſelige Amts-Krone.

I. Corona Officii & Labo - ris.

LJeber Polycarpe, wil der Sohn GOttes ſagen / du fuͤhreſt itzo deine ſchwere Amts-Verwaltung / und blutſaure Arbeit / in dem du die Lehre des Evangelii deinen Zuhoͤrern zu Smyrna vortraͤgeſt / du bemuͤheſt bich / daß alles gereiche zur Ehre GOttes / und Erbauung ſeiner Kirchen: Du predigeſt das Wort / haͤlſt an / es ſey zu rechter Zeit / oder zur Un -2. Tim. 44. v. 2. zeit / ermahneſt mit aller Gedult und Lehre: Du ſchoneſt keiner Muͤhe / du ſetzeſt dein Leben dran / thuſt das Werck eines Evangeliſchen Predigers / richteſt dein Amt redlich aus. Ibid. v. 5.Sey zu frieden / Jch weiß deine Wercke / ich weiß / wie blutt - ſaur dir es wird / Jch ſehe deinen Schweiß / der ofte von deinemD iijAngeſichtAngeſicht herabfleuſt; Jch kenne dein Sorgenvolles Hertze /Ezeh. 33. v. 7. das fuͤr die Gemeine wacher: Jch zehle deine ſchlafloſe Naͤch - te / da du bedenckeſt / was deinen Pfarrkindern zu ihrem Heyl die - ne: Dir komt bey deiner vielfaltigen Muͤhe vielleicht oft ein:Nehem. 5. v. 19. Gedencke meiner / mein GOtt / am beſten / alles was ich dieſem Volcke gethan habe. Sey getroſt / deiner iſt bey mir nicht vergeſſen / ich habe acht auf dich / ich zehle deinePſ. 56. v. 9. Mal. 3. v. 16 Flucht / ich faſſe deine Thraͤnen in einen Sack: Es iſt ein Denckzettel fuͤr mir geſchrieben fuͤr Dich / ich mercke und hoͤre deine Wercke. Ach freylich hat wohl dieſer theu - re Lehrer keine geringe Muͤhe gehabet in ſeinem hohen Amte zu Smyrnen / bey der durch die Apoſtel neugepflantzten Kirche. Beym Euſebio wird angefuͤhret ein Brieff der Kirche zuIn Epiſt. Eccleſ. Smyrnenſ. apud Eu - ſeb. l. 4. c. 15 Smyrnen / da nennen ſie dieſen Lehrer Doctorem totius A - ſiæ, & Patrem Chriſtianorum, einen Lehrer des gantzen Aſien / und einen Vater der Chriſtenheit. Welcher Ehren - Titel zeuget von ſeiner groſſen Muͤhwaltung / daß er ein Licht wird ſein geweſen ſeiner Gemeine / und der gantzen Nachbar -Matth. 5. v. 14. 19. ſchafft / wie von den Apoſteln Chriſtus ſaget / Jhr ſeyd das Licht der Welt. Man zuͤndet nicht ein Licht an / und ſetzet es unter einen Scheffel / ſondern auf einen Leuch - ter / ſo leuchtet es allen die im Hauſe ſind. Wie wird die - ſer Ruͤſtzeug Gottes bald Grund geleget haben von Buſſe der todten Wercke / vom Glauben an GOtt / von der Tauffe / von der Lehre / vom Haͤnde auflegen / von der Todten Aufferſtehung / und vom ewigen Gerichte / wieHebr. 6. v. 1. 2. Conf. Æ. gid. Hunn. Comm. h. l. Tom. IV. Oper. p. 895 Hebr. 5. v. 12. der Meiſter der Epiſtel an die Hebreer die Summa der Ca - techismus Lehre in dieſen Worten erzehlet: Da wir ſehen / daß ſie eben die ſey / die noch in unſern Kirchen wird getrieben. Er wird ſeine Pfarr-Kinder die erſten Buchſtaben der Goͤttli - chen Worte gelehret haben / reine Evangeliſche Milch: Bald wird Er haben den vollkommenen ſtarcke Speiſe vor -geſetzetgeſetzet / denen die durch Gewohnheit haben geuͤbte Sin - nen / zum unterſcheid der gutten und boſen: Jn allemIb. v. 14. wird er geweſen ſeyn wie ein Schrifftgelehrter / der altes und neues aus ſeinem Schatze fuͤrbringet. Wie wird er gedonnert haben wider Laſter und Untugenden? Wie manNazianz. Orat. 70. vom H. Baſilio lieſet: S. Baſilii Oratio erat tonitru, qvia Vita ejus erat fulgur. Wenn Baſilius predigte / ſo war es / als wanns donnerte: Denn ſein Leben war ein Blitz voller Heiligkeit. Wie wird er gehalten haben ob dem Worte / uñ maͤchtig geweſen ſeyn zu ermahnen durch dieTit. 1. v. 9. heilſame Lehre / und zu ſtraffen die Widerſprecher. Das waren nun ſeine Wercke / auf die der Allerhoͤchſte GOTT in tanta mundi incuriâ & ſupinâ negligentià, ein wach - endes Auge hatte / und wohl ſahe / wie treulich dieſer ſein Ar - beiter in ſeinem Weinberge arbeitete / und des Tages LaſtMatth. 20. v. 1. 11. Matth. 25. und Hitze trug: Wie er ſein Pfund nicht vergruͤbe / ſondern wohl anwendete / damit er ſeinem Herren viel gewin - nen moͤchte: Wie Er durchs Jammerthal gehe / ſich hindurch gleichſam reiſſe / nach dem rechten Vaterlande / und machePſ. 84. v. 7. hin und wieder Brunnen / mit ſaurem Schweiß und Thraͤ - nen. Freylich iſt das eine muͤhſelige Amts-Krone die treue Prediger tragen: Da bleiben wohl die drey groͤſten und ſaͤur - ſten Muͤhwaltungen / Lehren / Kriegen / und Gebaͤhren /V. Meiſn. Comm. in Hoſe. c. 13. p. 1121. Conf. Gerh. Harm. Part. 3. p. 1185. Gal. 4. v. 9. Conſ. Höe in Gal. 4. p. 227. Greg. Magn. in Paſtorali. und wird dieſe Arbeit nicht unbillich mit Geburt-Schmertzen verglichen. Regimen animarum eſt Ars artium, & ſcientia ſcientiarum, nec non miſeria miſeriarum; ſa - get davon Gregor. Magnus. Opus eſt hæc res, non lu - dus atꝙ́ animi oblectatio: cura, non luxus: munus referendis rati[o]nibus obnoxium, non imperium ab omni cenſurâ liberum atꝙ́ immune; paterna procu - ratio, non licentia tyrannica: diſpenſatoria Præfectu - ra, non ejusmodi Poteſtas, qvæ ſub reddendarum ra -tionumtionum necesſita tem minimè cadet, ſaget benimter Gre -Gregor. l. 3. ep. 216. gorius. Die pflegung der Seelen iſt ein ſchweres Werck / und kein Schertz / oder Erluſtigung des Gemaͤttes. Sorge bringet ſie / und nicht Wolluſt: Es iſt ein Amt / davon man muß einmahl rechenſchafft geben / nicht eine Gewalt und Herr - ſchafft / da man moͤge machen was man wolle / und frey ſey von allem Gerichte. Es iſt eine Vaͤterliche Fuͤrſorge / und nicht ei - ne Tyranniſche Freyheit / es iſt eine Geiſtliche Haußhaltung / und nicht eine ſolche freye Verwaltung / da man gar keine Rech - nung doͤrffe ablegen. Was giebet doch nicht vor Muͤhe und Arbeit einem treuen Prediger:

1. Rudium in Catechesi informatio. Der Einfaͤltigen Unterricht in der Catechiſmus Lehre; Daß er derſelben einen gewiſſen Grund lege in den Hertzen der Unwiſſenden / und die Glaubens-Artickel den zarten wohl ein -Luth. Tom. IV. Germ. Jen. f. 233. b. bilde. Den Außbund / ſaget der Sel. Herr Lutherus, halte man die / ſo den Catechiſmum recht Lehren koͤn - nen: Daß ſind ſeltzame Voͤgel. Denn es iſt nicht groß Ruhm und Schein bey ſolchem Wercke / aber doch groſ - ſer Nutz; Und iſt dis wohl die noͤthigſte Arbeit / man muß immer fuͤrblaͤuen / in allen Predigten drauf drin -Apolog. Aug. Conf. von den Menſchl. Satzun - gen / p. 95. b. gen / ſie lernen doch wenig. Bey Uns / ſaget die Apolo - gia der Augſpurgiſchen Confesſion werden die Cano - nes gehalten / daß die Pfarrer und Kirchendiener of - fentlich und daheim die Kinder und Jugend in GOttes Wort unterweiſen. Und der Catechiſmus iſt nicht ein Kinder-Werck / ſondern eine faſt nuͤtzliche Unterrichtung. Man befindets in der Erfahrung / daß ſolche Kinderlehre und Unterrichtung im Catechiſmo ofte mehr Frucht ſchaffe / als wohl Predigen. Man kan wohl den hoͤlliſchen Goliath, und die Ketzeriſchen Hohnſprecher / mit dem Schlaͤuderſtein des Catechiſmi am allerbeſten daͤmpffen / wenn die Kinder darin -nennen wohl fundiret werdẽ / daß ſie ſich nicht laſſen waͤgen und wi - gen von allerley Wind der Lehre / durch Schalckheit derEpheſ. 4. v. 14. Menſchen und Teuſcherey. Waͤre mancher in ſeinem Ca - techiſmo beſſer fundiret / ſo lieſſe er ſich nicht ſo bald abwen - den von der eimmahl erkanten und bekandten Warheit.

Muͤhe verurſachet einem treuen Prediger:

2. Sedula Verbi divini prædicatio. Fleiſ - ſige Fuͤrtragung des Wortes Gottes bey ſeiner Gemeine. 2. Tim. 2. v. 15. Luth. in Glosſ. margin. Denn das iſt ſein Amt / daß er recht theile das Wort der Warheit: Welches Herr Lutherus alſo außleget / daß er nicht Geſetz und Evangelium unter einander menge / und ſich befleißige zu erzeigen einen rechtſchaffenen und unſtraͤflichen Ar - beiter / und halte an / es ſey zur rechten Zeit / oder zur Un - zeit / ſtraffe / draͤue / ermahne / mit aller Gedult und Leh -2. Tim. 4. v. 2. re. Darzu gehoͤret nun viel Meditiren und Nachſinnen. Er betrachtets vor bey ſich ſelbſt / darnach ſagt er ſeinen Rath / und Lehre heraus / und beweiſets mit der heiligenSyr. 39. v. 12. Schrifft. Er iſt / giebets der Sel. Hr. Mattheſius einMattheſ. in Syr. 39. Conc. X. p. 148. 〈…〉〈…〉149. 2. rechter Magus, indagator, ein Nachforſcher / nachſpuͤrer / nachfrager / trachtet den Worten nach / und der Sentenz / und faſſet die Predigt / disponiret und ordnet ſie / trachtet nach den Umbſtaͤnden / was fuͤr Zeiten / und was fuͤr Faͤlle da ſind / und ſich zugetragen / was fuͤr Zuhoͤrer er habe / &c. Er dencket immerdar / wie er den Kindern und Layen aufs einfaͤltigſte / und auf gut Deutſch / daß ſie es verſtehen koͤnnen / predige / &c. Das heiſt Meditari, betrachten / bedencken / bedencklich reden / und nicht mit ungewaſchenen Fuͤſſen auf die Kantzel ſteigen. Und wenn ers nun alſo funden / und in Kopff bracht hat / alsdenn muß er ſich nach reinen / gutten / eigentlichen / und der Schrifft ge - maͤßen / und aͤhnlichen Worten umbthun / und ſeine Sachen / oder Predigt mit einer feinen Tapfferkeit / und gleich mit Schmertzen / wie der Hr. Melanchthon in der VermahnungEanan die Nuͤrnberger ſchreibet / ausredeñ. Bißher Hr. Mat - thesius. Da mangelt nun bißweilen viel. Multos vidiCicero. diſertos, eloqventem neminem, ſaget Cicero, er habe viel beredte / aber wenig wohlberedte Leute geſehen. Der H.Bernhard. ſuper Cantic. Bernhardus ſaget an einem Orthe: Canales hodiè in Ec - cleſiâ multos habemus, Conchas autem perpaucas: tantæ caritatis ſunt, per qvos nobis fluenta cœleſtia manant, ut ante infundere, qvàm infundi velint: lo - qvi qvàm audire paratiores: & prompti dicere, qvod didicerunt; & aliis præesſe geſtientes, qvi ſeipſos re - gere neſciunt. Treue beſcheidene Prediger meinet Bern - hardus, ſind ſehr ſeltzam / manche wollen mehr eingieſſen / als ſie ſelber bey ſich haben mehr andere Lehren / als ſie bey ſich gelernet haben; Andere regieren / die ſich ſelbſt nicht halten koͤnnen. Si re -Bern. Epiſt. 248. bus raritas pretiũ facit, nil in Eccleſiâ pretioſius, nil op - tabilius bono utiꝙ́ Paſtore, nempè rara avis eſt iſta, ſaget er ebener maſſen: So die Sachen am allertheurſten ſind / die da ſeltzam ſind / ſo iſt wohl nichts koͤſtlichers / nichts erwuͤntſchlich - ers / als ein guter / nuͤtzlicher / und erbaulicher Prediger. Bey manchem / ſaget er / iſt zufuͤrchten / ne qvantum nutriat do -Idem in Cant. ctrina Verbi, tantum noceat Vitâ ſterili, daß nicht / ſo viel er mit Predigen bauet / ſo viel hingegen mit dem Leben einreiſſe.

Etliche oſtentiren ſich irgend / trachten nach eigenem Ruhm und Ehre. Dieſe ſuchen nur das Jhre / nicht dasPhil. 2. v. 21 cap. 1. v. 18. Christi Jesu iſt: Sie predigen und verkuͤndigen Chri - ſtum zufaͤlliger weiſe: Exoccaſione evangelizant, ex in - vidiâ & jactantiâ præconiũ miniſtrant Veritati, wie esAuguſtin. Lib. l. con - tra Crefc. Gram. c. 7. Theophyl. Comm. h. l. Auguſtinus außleget / aus Neid / und zu ihrer Ruhmretigkeit denen ſie die Warheit zu predigen. Sie predigen / ſaget Theo - phylactus, des Chryſoſtomi Epitomator, ὀρϑὰ, non ὀρϑῶς, non ἐυϑ〈…〉〈…〉 σκὸπῳ, verùm σκόπῳ διεςραμμένῳ,DieDie Lehre iſt wohl recht / aber ihr Hertze und Meinuñg iſt un -V. D. Ha - berkern. Admonit. contra Syncretiſm Part. gen. Diſp. VI. p. 12 ſ. Conſil. Wittemb. Part. I. p 877. ſ. Luth. Tom. III. Witteb. fol. 196. b. Conf. Æ - gid. Hunn. Tom. IV. Oper. in 2. Cor. 1. p. 255. 288. richtig; Sie ſetzen ihnen einen falſchen Zweck vor / nicht Got - tes des HErren / ſondern ihre eigene Ehre. Wie ein ſolch Ex - empel einer groſſen ἀυϑἀδεια und Ehrſucht in den Conſiliis Wittembergicis angefuͤhret wird / von einem Prediger / der an den H. Oſter-Feyrtagen auß dem Mahometiſchen Alco - ran viel mit eingebracht / und hingegen die troſtreichen Oſter - Lehren außgelaſſen hatte. Hingegen giebet der Sel. Hr. Lutherus einen feinen Rath: Verflucht und vermale - deyet ſind alle Prediger / die in der Kirchen nach hohen / ſchwe - ren / und ſubtilen Dingen trachten / und dieſelben dem Volcke fuͤrbringen / und davon predigen / ſuchen ihre Ehre und Ruhm / wollen einem oder zweyen Ehrgeitzigen zugefallen thun. Wenn Jch alhier predige / laſſe ich mich aufs tieffſte herunter / ſehe nicht an die Doctores und Magiſtros, derer in die 40. drinnen ſind / ſondern auf den Hauffen der jungen Leute / Kinder und Ge - ſinde / derer in die 100 / oder 1000. dar ſind / denen predige ich / nach denſelben richte ich mich / die duͤrffen es / wollen es die an - dern nicht hoͤren ſo ſtehet die Thuͤr offen. Darumb / mein lieber Bernharde, befleißige dich / daß du einfaͤltig / vernaͤhmlich / lau - ter / und rein / predigeſt und lehreſt. Und an einem andernLuth. in Tiſch - Reden / f. 188. 2. Orthe ſaget Er abermahl: Ein Prediger ſol alſo geſchickt ſeyn / daß er fein einfåltig und richtig lehren koͤnne die Albern und Ungelehrten; Denn es gar vielmehr am Lehren / denn am Er - mahnen gelegen iſt. Wir ſollen Seugammen ſeyn / gleich wie ei - ne Mutter ihr Kindlein ſeuget / die papelt und ſpielet mit ihrem Kindlin / und ſchencket ihm aus dem Buſem / da darf ſie denn keines Weines / noch Malvaſires dazu; Deñ wir nicht Schen - cken oder Kretſchmer ſind. Jch bin denen ſehr feind / die ſich in ihren Predigten richten nach den hohen gelehrten Zuhoͤrern / nicht nach dem gemeinen Volck / das ſie nicht achten: Dann mit hohen und praͤchtigen Worten umbher fahren / aͤrgert und zubr icht mehr / denn es bauet.

Viel

Viel mit wenig Worten anzeigen koͤnneñ / das iſt Kuñſt undLuth. Tom. IV. Jen. Comm. in Gal. 6. groſſe Tugend: Thorheit aber iſts / mit vielen Worten nichts reden. Anderswo ſaget Er: Superbire propter dona, diabolicum: & ſi ſuperbus fuerit Miniſter, Diabolo comparatur. Ein ſtoltzer Prediger ſey dem Teufel zuver -Bernh. gleichen. Qvam multi (klaget der H. Bernhardus) ſu -Luther. Tom. II. Lat. Jen. f. 64. b. perbiunt ſub alis mitisſinu Magiſtri. Vom Thoma Aqvinate zeucht an der Herr Lutherus, daß wenn er ſich habe loben hoͤren / habe er unter ſeinem Rock heimlich ein Kreutz gemacht / und GOtt gebeten / er wolle ihn deßwegen nicht laſſen ſtoltz werden: Welches der Hr. Lutherus, optimam & pi - am Reverentiæ conſvetudinem, eine gutte und frome Ge -Luth. Col - loqv. Menſ. c. 22. wohnheit der Ehrerbietung heiſſet. Alle glorioſi Theolo - gi gehen bald zu boden und zu druͤmern / denn der Ehrgeitz friſſet ſie / daß ſie in Schanden geſetzet werden und verblendet ſeyn. Denn was die Leute nicht ſtraffen / das ſtraffet GOTT / ſprichtColosſ. 2. v. 18. 〈…〉〈…〉Tim. 6. v. 5 Lutherus. Solche ſind ohne Sache aufgeblaſen in ih - rem fleiſchlichen Sinn: Meinen die Gottſeligkeit ſey ein Gewerbe. Jn ſolchen Sachen nimmet ſich nun ein treuer Prediger wohl in acht / daß er das ſeine alles verrichte 1. adPſ. 115. v. 1. ſolius Dei Gloriam, GOtt dem HErrn allein zu Ehren; Denn nicht uns / HERR / nicht uns / ſondern deinem Nahmen gib Ehre. 2. ad Eccleſiæ incrementum, zur1 Cor. 14. v. 26. erbauung der Gemeine. Laſſet alles geſchehen zur Beſſe - rung / vermanet der Apoſtel. Arbeit giebet einem treu - en Prediger und Polycarpo auch

3. Tentatorum Consolatio. Troſt und Aufrichtung der Angefochtenen / wenn man betruͤbte und ſchwermuͤttige Hertzen troͤſten fol: Wie uns denn der liebeLuc. 21. v. 25. Heyland vorangeſaget von den letzten Zeiten / auf Erden wird den Leuten bange ſeyn / und werden zagen; Da ſiehet man deñ mit verwunderung / daß Gottes Wort bißweilen gar nichtinsins Hertze wiel / biß es der HErr Jesus durch ſeinen H. Geiſt ins Hertze ſelber giebet / was da ein Prediger muß vor Muͤhe haben / daß der Sel. H. Lutherus meldet: Erigere tenta -Ex Luth. Tom. VI. Witteb. in Geneſ. c. 45 Hæpfner. de Cænâ Part. II. p. 187. Schererz fuga Me - lanchol. Part. 2. p. 202. tum, æqvè arduum eſt opus, ac mortuum reſuſcitare: einen Angefochtenen aufzurichten ſey eben ſo ſchwer / als einen Todten zu erwecken. Hoc artificium docuerunt me Tentationes meæ, ſagte oſtgedachter Hr. Lutherus, als man ihn fragte / woher es doch kaͤme / daß er alſo predigen koͤnte / daß ein ieder Zuhoͤrer meinte / der Troſt ſey abſonderlich auf ihn gerichtet / ja als wenn Luthero eines ieden Anliegen be - kant waͤre! Dieſes haben mich meine vielfaͤltige Anfechtungen gelehret. Sagte auch darzu: Jch halte nicht / daß eine An - fechtung ſey / darinn ich nicht geſtecket / auſſer dem Geitz. Wer in der Noth geſtecket hat / kan mit den andern ein Mitleiden ha - ben. Da ſiehet man dann wie der H. Geiſt / der Hochtheure Paracletus und Troͤſter / muͤſſe außhelffen unſer Schwach -Rom. 8. v. 26. Greg. Hom. 30. in Ev. heit / und iſt Magiſter docens intus, ne exteriùs in cas - ſum docentis lingva laboret. Der Lehrmeiſter der das Hertze Lehret und beweget / damit nicht das Wort des Predi - gers umbſonſt in die Luft fliege. Ja macht nicht einem treuen Prediger Muͤhe:

4. Refractariorum correptio, Straffe der Halsſtarrigen. Da iſt Treue / da iſt Muth / ja da iſt ein Hertze vonnoͤthen / daß man nicht der Widerwertigen Zorn und Eifer ſcheue. Ruffe getroſt / ſchone nicht / erhebe dei -Eſa. 58. v. 1. ne Stimme wie eine Poſaune / und verkuͤndige meinem Volck ihre uͤbertretung / und dem Hauſe Jacob ihre Suͤnde. Ein Prediger muß drey Stimmen haben / ſagetHugo Victorin. Hugo Victorinus; Svavem, dulcem & altam, eine lieb - liche / ſuͤße und wohlklingende / und eine hohe: Svavem ad infirmum, dulcem ad morientem, altam ad ſurdum. Die Liebliche zum Krancken und Schwachen / die Suͤße undE iijErqvi -erqvickende zum Sterbenden / die Hohe zum Tauben / der es2. Tim. 4. v. 2. nicht hoͤren wil. Predige das Wort / halt an / es ſey zu rech - ter Zeit / oder zur Unzeit. Oportunè, h. e. volentibus; im - portune, h. e. nolentibus: Oportunè, cum invenerisAnshelmꝰ. Auditores, qvi verba tua libentèt excipiunt; impor - tune, cum inveneris, qvi monita tua faſtidiunt, ſaget Anshelmus. Verbum oportunum eſt libenter audi -Primaſ. ex Auguſt. enti, importunum invito, ſagt Primaſius auß dem Au - guſtino. Der Apoſtel wil / man ſol nicht allererſt warten / wann es den Zuhoͤrern lieb und angenehm ſeyn werde / wann es der Text mit bringet / und es zur Sache dienet: Sondern es ſey gleich zu rechter Zeit / das iſt / es gefalle denen die es gerne hoͤ - ren; Oder zur Unzeit / denen es nicht gefaͤllt. Der Herr Sarcerius hat dis Lob hinterlaſſen / daß er keines einigen Men - ſchen Macht oder Gewalt / Draͤuen oder vertreiben gefuͤrchtet habe / und ſey faſt moͤglicher geweſen / der Sonnen ihren Lauff / als dieſen Mann im Bekaͤntnis der Warheit zu hindern. Dar - zu gehoͤret nun ein fleißiges Gebete:

M. Mart. Heinſius
Deinem Donner gib die Staͤrcke /
daß er allzeit treffe wohl /
Biß man dein Gedeyen mercke /
Wann es fruchtet / wie es ſol:
Laß mich ohne Heuchelſchein
Zuermahnen maͤchtig ſeyn.
Durch dein heilſam Wort und Lehre /
Und die Widerſprecher kehre.
O HErr JEſu / liebſter Meiſter /
Gib mir Weißheit / Rath / und Mund
Wieder alle ſtoltze Geiſter /
Daß ich deinen Nahmen kund
Moͤge
Moͤge machen an dem Orth /
Da ich lehre GOttes Wort:
Gib mir was du zugeſaget /
daß ich thu / was dir behaget.

Es gehoͤret darzu Beſcheidenheit und Sanfftmuth. Ermah -2. Tim. 4. v. 2. Chryſoſto - mus. ne mit aller Gedult und Lehre. Vermahnen / ſagt Chry - sostomus, eſt Pharmacum leniens, eine lindernde Artz - ney. Qvòd ſi arguas vehementer, & increpes, Obſe - crationemꝙ́ ſubducas, omnia perdis; qvippe repre - henſio per ſe intolerabilis eſt, niſi habeat admixtam Obſecrationem: ſicut & ſectio, licet ſalutaris ſit, niſi plurima dolorem conſolentur, non eam ſufferret lan - gvidus. Wo du heftig ſtraffeſt und ſchilſt / und nicht mit dar - bey bitteſt und fleheſt / iſt alles verlohren: Denn die Straffe iſt vor ſich uͤbel zuerleiden / wo nicht Lehre / Bitten / und Flehen dabey iſt. Gleich wie ein Patiente ihm den Schaden uͤbel wuͤr - de aufſchneiden laſſen / obs gleich heilſam waͤre / wenn man ihm nicht allerhand Troſt bey dem Schmertzen gaͤbe. Denn es ſa -Auguſt. in Epiſt. ad Galat. c. 6. v. 1. get recht Auguſtinus uͤber die Worte: Helfet ihm zurechte mit ſanftmuͤttigem Geiſte: Qvicqvid lacerato animo dixeris, punientis eſt impetus, non charitas corrigen - tis: dilige & dic qvod voles. Jn Summa / es gehoͤret zum Straffen (1.) Παῥῥησία, daß man kein Blat vors Maul neh - me. Johannes ſagte frey: Es iſt nicht recht / daß du dei -Matth. 14. v. 4. Meiſn. in Hoſe. cap. 5 p. 542. Conf. Æ - gid. Hunn. in 2. Cor. 7. p. 330. b. in 2. Cor. 1. p. 291. a. in 1. Cor. 4 p. 183. a. nes Bruders Weib habeſt: Es auch keinem unter die Banck ſtecke / wie alſo nicht Moſes Pharaonis, nicht Samu - el Saulis, nicht Nathan Davids / nicht jener Gottes-Mann Jerobeams, nicht Elias Achabs, nicht Eliſæus Jorams, nicht Ambroſius des Theodoſii ſchonete. (2.) Mode - ratio, daß man nicht Perſonalia handele / hitzige Affe - cten mit unterlauffen laſſe / oder Schmaͤhworte brauche.

(3.) Prudentia, Beſcheidenheit / daß man die Umbſtån -dein 2. Cor. 11. p. 358. 2.Tom. IV. Operum. de wohl in acht ñehmen / daß der geiſtliche Regen und Schnee recht zutreffe / und es ihm gelinge; SonderlichEs. 51. v. 11. bey denen / da gutte Hoffnung iſt zur Beſſerung / und die noch wohl zugewinnen ſind / andern hingegen gehoͤret ſchaͤrffert Lauge. Man muß nicht alle in / ſaget der Hr. Lu -Mattbeſ. Conc. de Luth. XII. p. 155. therus, ſanffte und gelinde regnen / und Sammet-Luͤfftlin / ſondern auch Sturm Winde und Platz Regen haben / wenn Laub und Graß / Båume und Stångel ſich ramlen und außſpruͤßen ſol - len. Daß alſo jener Prediger wohl ein rechter PlacentinerVid. Præf. Prax. Eccl. Aviani Part. I. war der ſein Gewiſſen uͤbel verwahrete / von dem D. Joh. Pan - dochæus, welcher Superintendens zu Sangerhauſen gewe - ſen / erzehlet / daß wenn er irgend eine ſcharffe Predigt gehalten / und er hernach zu Seinem Fuͤrſten uͤber die Tafel kommen / alſo habe angefangen zu complementiren: Jch hoffe ja nicht / Gnaͤdiger Herr / daß ich in dieſer Predigt Ew. Gnad. zu nahe geredt habe. Das war ja wohl ein Heuchler / derEſa. 30. v. 10. 11. es machte / wie mans haben wolte. Wie dorte beym Prophe - ten: Prediget uns ſanffte / ſchauet uns Teuſcherey: Weichet vom Wege / machet euch von der Bahn / laſſet den Heiligen in Jſrael aufhoͤren bey uns. Ach welch ein Grauen hat doch der H. David vor Lingvis lævigatis, divi -Pſal. 5. v. 10 ſis, & adulatoriis, die mit ihren Zungen heucheln / in ih - rem Munde iſt nichts gewiſſes. Solche haben Verba〈…〉〈…〉. Reg. 16. v. 11. bysſina wollens auf beyden Seiten gut machen / wie Urias, der alles machte / wie es ſein Koͤnig Ahas haben wolte. Aber es ſagte ſchon Diogenes vorzeiten / ſein Lebtage habe ihm kein Philoſophus gefallen / kein gelehrter Mann / der niemanden iemahls habe wollen entgegen ſeyn / oder zu wider reden.

Georg. Fabric. Qvisqvis Avaritiæ ſtudet, aut popularibus auris, Is nunqvam rectè de Pietatè docet, Urtheilen recht darvon die Alten. Predige ich dann Men -Gal. 1. v. 10 ſchen / oder GOtt zu dienſte? Oder gedencke ich Men -ſchenſchen gefaͤllig zu ſeyn? Wenn ich den Menſchen noch ge -Gal. 1. v. 10 faͤlligwaͤre / ſo waͤre ich Chriſtus Knecht nicht; ſpricht Paulus.

Ach wie werden ſolche an jenem groſſen Tage beſtehen? Werden ſie nicht umb fremder Suͤnde willen verdammet wer -Proſper. Lib. 1. c. 20 de Vitâ Contempl. den? Ille, cui diſpenſatio Verbi commisſa eſt, etiamſi ſancte vivat, & tamen perdite viventes arguere, aut erubeſcit, aut metuit: cum omnibus, qvi eo tacente pe - rierunt, perit. Et qvid ei proderit, non puniri ſuo, qvi puniendus eſt alieno peccato? Prosper. Derſelbe / dem Gottes Wort zu predigen anvertrauet iſt / ob er gleich hei - lig lebet / unterdeß aber dieſelbigen / ſo Gottloß leben / zu - ſtraffen ſich entweder fcheuet / oder fuͤrchtet / derſelbige wird ver - dammet / mit allen denen / die durch ſein ſtillſchweigen verdammet werden. Und was hilffts ihn / mit ſeinen eigenen Suͤnden darvon kommen / ſo er umb frembder Suͤnden willen hernachJer. 15. v. 10 geſtrafft muß werden. Hingegen hat Jeremias ſein Gewiſſen wohl bewahret / ob gleich iederman hadert und zancket wi - der ihn im gantzen Lande. Elias beſtehet wohl vor GOtt / ob er gleich muß hoͤren / Er ſey es / der Jſrael verwirre: Kan1. Reg. 18. v. 17. darzu retorqviren: Jch verwirre Jſrael nicht / ſondern du Ahab / und deines Vaters Hauß. Wir koͤnten auch wohl in Ruhe ſitzeu / bey den Leuten zu Gaſte gehen / allen Glimpf und guten willen haben / wenn wir nur alſo nicht auf die Leute predigten / und laͤſterten / ſaget ein Theologus. Aber wo bleibet das Gewiſſen? Was ſaget GOTT darzu? Und weñ ſich ein Gerechter von ſeiner Gerechtigkeit wendet / undEzech. 3. v. 20. thut boͤſes / ſo werde ich ihn laſſen anlauffen / daß er muß ſterben: Denn weil du ihn nicht gewarnet haſt / wird er umb ſeiner Suͤnden willen ſterben muͤſſen / und ſeine Gerechtigkeit die er gethan hat / wird nicht angeſehen werden; Aber ſein Blut wil ich von deiner Hand for -Ezech. 5. v. 20.Fdern. dern. Da kommet deñ drauß / und iſt zu uͤbertragen die ἀντι -Hof. 11. v. 2 Conf. Meiſn. Comm. h. l. Hoſ. 4. v. 4. περίςασις Theologica, daß ie mehr man ruffet / ie arger ſie werden / und ſich abwenden. Doch darf man nicht ſchelten / noch iemand ſtraffen / denn Dein Volck iſt / wie die / ſo die Priſter ſchelten. Stehet beym Hoſea. Nach dem Hebreiſchen lautet es: Populus tuus tanqvam judican - tes Sacerdotem. Wenn unſer HErrGOtt ihnen eine A - ction intentiret / wegen ihrer Suͤnde / durch das Straff-Amt des H. Geiſtes; So fangen ſie wieder eine action mit dem Pre - diger an. Populus tuus litigat cum Doctoribus ſuis, Dein Volck zancket ſich mit ihren Lehrern / giebts der Para -Chald. Paraphr. phraſtes Chaldæus. Ja rechte Treu und Muͤhe erfo - dert bey einem Prediger

5. Adversariorum Refutatio. Der Wider - ſpenſtigen Widerlegung: Welche der H. Apoſtel Paulus erfo -Tit. 1. v. 9. dert / Der halte ob dem Worte / daß gewiß iſt / und leh - ren kan / auf daß er maͤchtig ſey zuermahnen / durch die heylſame Lehre / und zuſtraffen die Widerſprecher. Dem H. Polycarpo wird dieſes nicht ſchlechte Muͤhe gegeben haben. Denn wann man nur beſihet den Zuſtand der Kirchen Chriſti, der erfolget iſt bald nach dem Abſchiede der lieben Apoſtel des HErren JESU; Da wird er ſich heftig haben muſſen wi - derſetzen / den entſtehenden Ketzereyen.

Eufeb. Hiſt. Eccl. Lib. III. cap. 32. p. 44.Man ſehe nur an / wie Egeſippus beym Eusebio die - ſelben Zeiten beſchreibet. Igitur ad ea usꝙ́ tempora Virgo pura & incotrupta manſit Eccleſia, iis qvi ſa - num ſalutaris prædicationis Canonem corrum pere co - nati ſunt, ſi tum aliqvi fuerunt in obſcurâ qvadam ca - ligine ad id usꝙ́ temporis deliteſcentibus. Poſtqvam autem ſacer Apoſtolorum Chorus differentem ſorti - tus eſt finem, & genèratio illa præteriit, qvæ divinam Sapientiam ipſis auribus audire meruerat, tunc impiierrorisetroris conſpiratio, per ſeductionẽ eorum, qvi alienã doctrinam tradebant, initium cæpit; qvi etiam, qvo - niam nemo amplius ſuperſtes erat, ex Apoſtolis, jam nudo vertice contra Verrtatis præ dicationem fa! ſi no - minis ſcientiam ex adverſo prædicare conati ſunt. Biß auf dieſelbe Zeiten (nehmlich Trajani unter welchem der H. Theologus Johannes entſchlaffen) iſt die Kirche eine reine unverfaͤlſchte Jungfrau geblieben / in dem die jenigẽ / die ſich bemuͤheten die Regel der heylſamen Lehre zuverfaͤlſchen / noch nicht herfuͤr kamen / ſondern im Verborgenen und finſtern ſich biß zur ſelben Zeit noch hielten. Nach dem nun das H. Chor der Apoſtel / und unter ihnen einer nach dem andern ein Ende ge - nommen / und dis Geſchlechte aufgehoͤret / welche die himliſche Weißheit mit ihren Ohren gehoͤret hatten / da haben die Gott - loſen Jrrthuͤmer ſich gleichſam zuſammen zu ſchweren angefan - gen / durch Verfuͤhrung der jenigen / die eine frembde Lehre fuͤrchten: Und weil niemand mehr unter den Apoſteln Chriſti am Leben war / haben ſie mit aufgerecktem Haupte wider die Predigt der Wahrheit ihre falſche Meinungen offentlich an Tag gebracht. Vielmehr muß noch heutiges Tages acht ge - geben werden auf die falſchen Propheten / die in Schaffs -Matth. 7. v. 15. Kleidern kommen / und inwendig ſind ſie reiſſende Woͤl - fe: Daß man ſeine Schaͤfflein vermahne / daß ſie ja keine an -Joh. 10. v. 4. 5. dere Stimme hoͤren / als ihres Ertzhirten / des HErren JESU; Und wenn ein Engel vom Himmel ein anderGal. 1. v. 8. Evangelium predigen wuͤrde / ohne was Chriſtus und die Apoſteln verkuͤndiget und geprediget haben / daß ſie es doch nicht1 Pet. 3. v. 15 annehmen: Sondern daß ſie bereit ſeyn zur Verantwort - tung gegen iedermann / der Grund fodert der Hoff - nung die in uns iſt; Und wohl zu ſehen / daß ſie ſich nicht etwa laͤſſen waͤgen und wiegen von allerley WindEph. 4. v. 15. der Lehre / durch Schalckheit der Menſchen /F ijundund Teuſcherey / damit ſie die Einfaͤltigen erſchleichen zu verfuͤhren: Auf daß nicht etwa die gruͤnen Blaͤtter Chriſt - licher Hertzen derwelcken / die Troſtwaſſer in Blutt / daß Licht in Finſternis verwandelt werde. Wie man denn von dieſem Polycarpo lieſet / daß als ihm einsmahls der Ketzer Marcion begegnet / und ihn fragte? Noſti me? Kenneſtu mich auch Polycarpe? Da hat er geantworttet: Novite, qvòd ſis primogenitus Satanæ: Ja ich kenne dich gar wohl / daß du biſt der erſtgebohrne des leidigen Teuffels. Dieſe Amts - Krone iſt ſo muͤhſam und voller Sorgen / daß mancher wohl ge - wahr wird / daß ſein Amt nicht Otium, ſondern NegotiumLuth. Tom. V. Jen. in Serm. von der Zu - kunfft Chriſti. ſey / kein muͤßiger Stand / ſondern eine ſtetige Arbeit und Muͤhe. Und wenn wir nun alles thun / predigen / bitten / rathen / und beyde unſer Leib / Blutt und Schweiß daran ſetzen / der Welt zu helffen / ſo krigen wir nichts zu Lohn / denn die hoͤchſte Ver - achtung / Undanck / Haß / und Neid / und ertzboͤſe Tuͤcke / daß uns moͤchte das Hertze brechen / daß GOtt muß / wo es wil wahr - haftig bleiben / einmahl ſo drein ſchlagen / daß ſie ſehen / daß ſein Wort und Draͤuen / (welches ſie vor lauter Gelaͤchter haben) wahr ſey / und ſeine arme Chriſten retten koͤnne. &c. Saget der Sel. Hr. Lutherus. Endlich machet auch Muͤhe

6. Clavium usur patio. Der rechtmaͤßige Gebrauch des Loͤſe - und Binde-Schluͤſſels. Denn ſoMatth. 7. v. 6. ſaget der liebe Sohn GOttes: Jhr ſollet das Heiligthum nicht den Hunden geben / und eure Perlen ſollet ihr nicht fuͤr die Saͤu werffen / auf daß ſie dieſelbige nicht zutre - ten mit ihren Fuͤſſen / und ſich wenden und euch zureiſ -Tertull. Apolog. c. 39. Cyprian. Epiſt. 62. Hieron. Epiſt. 13. ſen. Denn dieſer Baum iſt auch Divina Cenſura dem Tertulliano, eine Goͤttliche Richtſchnur: Dem Cypriano Gladius ſpiritualis, ein geiſtliches Schwert: Dem Hiero - nymo, Virga ferrea, eine eiſerne Ruthe. Non dormist, ſaget Auguſtinus, ſeveritas diſciplinæ, die Schårffe derKirchen -Aug. Lib. III. contr. Parmen. c. 2.Kirchen-diſciplin ſol nicht ſchlaffen: Wie hieruͤber zu ſehenV. Conſ〈…〉〈…〉. Witteb. Part. II. p. 101. Menger. Scrut. Conſc. Cap. 17. p. 1291. Act. 18. v. 24. des Sel. Hr. Lutheri treuer Rath / und D. Mengerings Bedencken.

Der Sel. Hr. Hoffman hat die Laſt dieſer Krone zim - lich gefuͤhlet / aber er iſt loͤblich darbey beſtanden. Denn ſein Lehren abſonderlich betreffende / war Er

(1.) Vir divinæ Eloqventiæ. Ein beredter Appollo, ein tapfferer Prediger / welcher konte reden ad cor, er konte es einem ins Hertze ſagen / und der Zuhoͤrer ihre Affe - cten moviren / denn man bey Jhm / ſeiner Gaben halber / et - was Heroici vermerckete. Wie ofte war es ihm mit Freu - den zuzuhoͤren / wenn er heilſam lehrete / ernſtlich vermahnete / ſcharff ſtraffete / und lieblich troͤſtete. Es traff bey ihm einBernh. Serm. 59. in Cantic. Hieron. Ep. 22. ad Euſto - chium. Aug. Lib. IV. de Doctr〈…〉〈…〉 Chriſt. c. 5. was der H. Bernhardus ſaget: Illius Doctoris vocem li - bentèr audio, qvi non ſibi plauſum, ſed mihi plan - ctum moveat. Und Hieronymus: Dicentis laus eſt in fletu audientium. Solche Prediger ſind wohl zuhoͤren / die nicht ihnen Ruhm / ſondern den Zuhoͤrern Thraͤnen erwe - cken. Was Auguſtinus an einem Orthe meldet / Qvi elo - qventèr dicunt, ſvaviter; qvi ſapienter dicunt, ſalu - briter audiuntur: Das traf bey dieſem Sel. Manne ein / Er redte beredtſam / und alſo lieblich / und war ihm wohl zuzuhoͤren; Er lehrete weißlich / und alſo war Er erbaulich: Und ſolche Heroiſche Gaben ſind nicht iedermans Ding / ſon - dern wir reden / nach dem uns der H. Geiſt giebet außzu -Act. 2. v. 4. ſprechen.

Sein Amt beſtellete Er mit allem Fleiße / und dienete gern iederman mit der Gabe / die ihm GOtt der HErr dargereichet hatte. Er war dabey der Sel. Hr. Primarius

(2.) Expediti Ingenii: Eines tapfferen Nach - ſinnen / der aus ſeinem Schatze wuſte altes und neues hervor - zubringen / und bey vorfallenden Amts-Verrichtungen konteF iijErEr ſich bald beſinnen / und leicht entſchlieſſen. Er war auch

(3.) Animi imperterriti. Wie wohl er ſchwach am Leibe / war Er doch hertzhaftig / den Truͤbſalen un - ter Augen zugehen / ſchonete im Straffen keine Perſon / ließ die Mutter der Verfolgung / als Nebulas cito tranſituras, uͤber ſich hinſtreichen. Denn das haben treue Lehrer davon / wenn ſie alles gethan haben / was ihr Amt mit ſich bringet / daß ſie auch tragen muͤſſen

II. Corona Miseriæ & Affli -[c]tionis. II. Coronam Miſeriæ & Afflictionis. Jhre Trůbſals-Krone.

VOr warens WERCKE / nun folgen Truͤbſalen: Jch weiß deine Truͤbſal. Ach das ſind ſpitzige Naͤgel an dieſer Kreutz-Kro - ne; Wie man etwa von Conſtantino MagnoV. Baron. in Annal. ad Ann. 326. lieſet / daß ſeine Mutter die Keyſerin Helena, Jhm in ſeine Keyſerliche Krone einen Nagel vom Kreutze Chriſti habe drein ſetzen laſſen. Solche ſpitzige Naͤgel an der Truͤbſals Krone Polycarpi waren / Armuth / Laͤſterungen von denen die da ſagten ſie waͤren Juden / und warens nicht / ſondern auß des SatansSchule.

Darzu kamen heftige Verfolgungen / davon hier im Texte ſtehet: Siehe der Teuffel wird etliche von euch ins Ge -Apoc. 2. v. 9. 10. faͤngniß werffen / auf daß ihr verſuchet werdet / und werdet Truͤbſal haben zehn Tage. Wie denn der theure Polycarpus allbereit in ſeinem achzigſten Jahre / umbs Evan - gelii willen iſt getoͤdtet worden / und hat die Warheit mit ſei - nem Blutte beſiegeln muͤſſen. Sein ſchoͤnes Gebete / wel - ches er geſeufftzet / da er itzt ins Feuer hat gehen ſollen / iſt zu leſenbeymbeym Euſebio in ſeiner Kirchen-Hiſtorie. Pater dilectiEuſeb. Lib. 〈…〉〈…〉Hiſtor. Eccl. c. 15. ac benedicti Filii tui JESU CHRISTI, per qvem cognitionem tui accepimus, Deus Angelorum ac Virtutum, omnisꝙ́ Creaturæ, & omnis generis juſto - rum, qvi vivunt coram Te, Tibi gratias ago, qvod hac me die & horâ dignatus es, ut partem accipiam in nu - mero Martyrum, in populo Chriſti, ad reſurrectionem Vitæ æternæ, animæ ſimul & corporis, in incorrupti - one S. Spiritûs, in qvibus ſuſcipitur in conſpectu tuo hodie, in ſacrificio pingvi & accepto, ſic ut præparaſti, jam antè patefeciſti & adimpleſti, qvi mentiri neſcis, Deus verax. Qvapropter & Te de omnibus laudo, Te benedico, Te glorifico per æternum Pontificem Jesum Christum, Filium tuum dilectum, per qvem Tibi una cum ipſo & Spiritu S. ſit gloria, nunc & in fu - turis ſeculorum ſeculis, Amen. Jm verdeutſchten Eusebio lautets alſo: O GOTT / ein Vater deines ge - liebten und gebenedeyten Sohnes Jesu Christi, durch den wir kommen in die Erkaͤntniß Dein: GOTT der Engel und Kraͤfften / und aller Geſchoͤpffe / auch aller derer / die Fromm ſind / die alle fuͤr Dir Leben: Jch ſage Dir Danck / daß du mich an dieſen Tag / und an dieſe Stund gebracht haſt / auf daß ich thellhaftig wuͤrde der Zahl der Maͤrtyrer / und des Kelches deines Christi / zur Aufferſtaͤndnis des ewigen Lebens / meiner Seele / und meines Leibes / durch die Unzerſtoͤrligkeit des H. Geiſtes. Und alſo werde ich heute hingenommen in deinem Angeſichte / als ein feiſt und angenehm Opffer / wie Du vorhin bereitet und bezeichnet haſt / alſo haſtu gethan / war - hafftig biſt du O GOTT / und ohne Luͤgen.

Da -

Darumb in allen Dingen lobe ich dich / und ſage dir Danck / und herrliche dich durch den ewigen GOtt und Biſchoff Jeſum Chriſtum deinen geliebten Sohn / durch den Dir / ſamt Jhm und dem H. Geiſte ſey Glory itzt und in Ewigkeit / Amen. Bey Seiner Marter ſol er eine Stimme vom Himmel gehoͤret ha - ben / die ihm zugeruffen: Polycarpe bis ſtarck und handele maͤnnlich / daß iſt / Sey getreu biß in den Tod / wie hier imHebr. 11. v. 36. 37. Texte ſtehet. Freylich haben die Heiligen GOttes muſſen Spott und Geiſſeln erleiden / darzu Bande und Ge - faͤngnis: Sie ſind geſteiniget / zuhacket / zerſtochen / durchs Schwert getoͤdtet worden Wie erzehlet nicht der Auserwehlte Ruͤſtzeug Gottes Paulus, daß er geweſen in2. Cor. 11. v. 26. Faͤhrligkeit zu Waſſer / in Faͤhrligkeit unter den Moͤr - dern / in Faͤhrligkeit in den Staͤdten / in der Wuͤſten / in Faͤhrligkeit auf dem Meer / in Faͤhrligkeit unter den fal - ſchen Bruͤdern / in Muͤhe und Arbeit / in viel Wachen / in Hunger und Durſt / in viel Faſten / in Froſt und Bloͤſſe. Noch heute ſetzet es Truͤbſal genug uͤber die / ſo das Wort Got -Luth. Tom. III. Jen. in Eſa. c. 40. tes unverfaͤlſcht lehren. Prædicare Verbum Dei eſt nihil aliud, qvàm derivare in ſe furorem totius inferni & Sa - tanæ: deinde omnium Sanctorum in mundo, & omnem potentiam Mundi. Eſt autem periculoſisſi - mum, tot dentibus Satanæ ſe objicere, ſaget Lutherus. Gottes Wort predigen iſt nichts anders / als des Satans / und der gantzen helliſchen Schaar Zorn und Wuͤtten auf ſich la - den / darnach auch die gewalt aller ſtoltzen Heiligen / und Maͤch - tigen in der Welt. Wie ſchwer und gefaͤhrlich iſts nu / ſo vie -Id. Tom. IV. Jen. in Matth. c. 10 len Zaͤhnen des Satans / und ſeinem helliſchen Rachen ſich ent - gegen ſetzen? Nos qvi ſumus in officio docendi per - ſvaſisſimi esſe debemus, nos docere inter Lupos, & opus noſtrum nihil aliud esſe, qvàm ſi Ovis lupos judicet, arguat, irritet, & ſic agat, ne ſint Lupi. SummaSumma die Woͤlfe werden nimmermehr gute Schuͤler der H. Schrifft / ſagt Lutherus. Da machet ihnen Truͤbſal der Satan / der ſihet / wie er an ſie / oder die ihrigen koͤmmet. Denn wir haben nicht mit Fleiſch und Blut zukaͤmpffen /Eph. 6. v. 1〈…〉〈…〉. ſondern mit Fuͤrſten und Gewaltigen / nehmlich mit den Herrn der Welt / die in der Finſternis dieſer Welt herrſchen mit den boͤſen Geiſtern unter den Himmel.

Inimicus ille, ſagt Bernhardus, qvem nec videreBernh. Serm. 3. de 7. Pa〈…〉〈…〉 posſum, qvantò minùs cavere, nunc apertè & violen - tèr, nunc occultè & fraudulentèr, ſemper autem ma - litiose & crudeliter me impugnat. Derſelbe Feind / welchen ich nicht ſehe / viel weniger mich vor ihm huͤtten kan / beſtreitet mich ohn unterlaß / bald offentlich und mit Gewalt / bald heimlich und mit Liſt / allezeit aber boßhaftig / und mit hef - tigem Grimm mich zu verterben. Das ward dort OrigenesOrigen. Hom. 7. in Ezech. gewahr / der ſaget: Diverſis Diabolus pugnat inſidiis, ut miſerum perdat hominem. Mihi ipſi, qvi in Ec - cleſiâ prædico, laqveos ſæpè tendit, ut totam Ec - cleſiam ex meâ converſatione confundat. Der Teu - fel ſetzet mit unterſchiedlicher Liſt an den armen Menſchen. Mir ſelber / der ich in der Kirchen predige / ſtellet er offters Strick und Netze / daß er durch meinen Wandel die gantze Ge - meine verwirre. Was kommen da nicht vor Anfechtungen zur rechten und zur linckeñ?

Ja einem Prediger machet Truͤbſal die Gottloſe Welt. 2. Tim. 4. v. 14. Marolat. Comm. in h. l. Hatte nicht Paulus ſeinen Alexander den Schmid / der ihm viel boͤſes bewieſen hat. Man erfaͤhret offte / was Marlo - ratus uͤber ſelbige Worte commentiret: Interdum plus difficultatis & negotii exhibet maligna & impu - dens inſcitis, qvàm ſummum cacumen cum doctrinâ conjunctum. Offte macht einen ein unverſchaͤmter / un - verſtaͤndiger / loſer Menſch mehr zu ſchaffen / als ein groſſerGGelehrter.Gelehrter. Derſelben klugen Frauen / nehmlich der zar - ten Welt / koͤnnen es Prediger ſelten recht machen / einer ta - delt dis / der ander das; Einer Fluchet / der ander Schmei - chelt; Einer iſt zu ſcharff / der ander zu gelinde; Da werdenEſ. 29. v. 21 Luc. 2. v. 34 ſie gram dehm / der ſie im Thore ſtrafet; Da iſt ein Pre - diger Centrum contradictionis, ein Zeichen dem widerſprochen wird: Wie nach dem Mittel-Punckt alle Linien gehen / alſo gehet alle Feindſchaft auf Jhn; Er mußHoſ. 12. v. 1. 1. Tim. 6. v. 5. das Kalb in die Augen geſchlagen haben. Jn Ephraim ſind allenthalben Luͤgen wider mich / klaget Hoſeas. Was thun nicht einem Prediger ofte / die neben ihm in gleichem Amte ſitzen / und ſind bißweilen Leute / die zerruͤttete Sinnen ha - ben / Homines menti corrupti, giebts Beza; Die un -Beza h. l. B. D. Hül - ſem. ter dem Huͤttlinn nicht wohl verwahret ſind / gibts an einem Orthe der Sel. Hr. D. Huͤlſemann. Wenn man nicht ei - nen Obern leiden kan / und lieber die Gradus Miniſterii - ber einen Hauffen wuͤrfe / die doch Juris divini ſind / wie auß -Conſil. Witteb. Part. II. pag. 39. Epheſ. 4. v. 11. 1. Cor. 2. v. 28. 29. Apoc. 9. v. 11. Co[n]f. Con - ſil. Witteb. Part 3. pag. 117. a. Thren. 3. v. 29. druͤcklich in den Wittenbergiſchen Consiliis zu ſehen / und beſtaͤtiget wird aus Epheſ. 4. und 1. Cor. 12. Oder weñ allerhand Zwiſpalt der Satan / dem Fried und Ruhe zu wider iſt / ja der ein rechter ἀπολλύων und ἀβὰδδων iſt / ein zerſtoͤrer aller Ordnung / anſtiftet / daß man daruͤber ſeinen Mund in den Staub ſtecken muß.

Man nehme nur zum Exempel aus der Hiſtorià Eccle - ſiaſticâ, den H. Chryſoſtomum, was derſelbe nicht vor æmulationes, perſecutiones, und Widerwertigkeiten ausgeſtanden. Dieſer war ein ſolcher fuͤrtreflicherPrediger / daß man man Jhm zu ſagen pflegen: Es waͤre beſſer / die Sonne ſchiene nicht / alß daß Chryſoſtomus nicht predigen ſolte: Er war ein ſolch gewaltiger Redner / daß der Sophiſta Libanius auf dem Todtbette ſagte / ſie koͤnten keinen beſſern nach ihm zum ſuccesſore haben / als dieſen JohannemChry -Chryſoſtomum, Niſi illum Chriſtiani prædæ inſtar ad ſe rapuisſent, Wenn ihn die Chriſten nicht als einen Raub an ſich gebracht haͤtten; Wie beym Sozomeno zu le -Sozomenꝰ Hiſtor. Eccleſ. Lib. VIII. Cap. 2. ſen. Da dieſer beruͤhmte Lehrer von Antiochia, daſelbſt er Presbyter geweſen war / nach Conſtantinopel kam / flori - rete er uͤber die maſſen / daß das Volck Jhn nicht ſatt gnug hoͤ - ren konte / das Volck drang ſich umb ſeine Kantzel dermaſſen / daß ihm ein ieglicher gerne der nechſte geweſen waͤre. NunSozom. lib. 2. c. 5. blieb dieſer vortrefliche Mann nicht ohne heftige Verfolgung. Bald in der Vocation zum Biſchoffthum nach Conſtantino - pel lebte ihm zu wider der Theophilus, Biſchoff zu A - lexandria. Hernach als Gerontius, Biſchoff zu Nico -Soz. l. 8. c. 〈…〉〈…〉pag. 692. medien abgeſetzet ward / ſchrie man Chryſoſtomum aus / als Autorem novandarum rerum, einen Mann / der nurIbid. cap. 6 lauter Neurung ſuchte. Zu Conſtantinopel aͤnderte ſich der Wind auch dermaſſen / daß Jhm zwar das Volck ſehr bewo - gen war / aber die Reichen und Gewaltigen / item die Geiſtli - chen Perſonen waren ihm nicht gut / weil er zu frey redete: Jene / daß er ſie ſtraffete umb ihrer Ungerechtigkeit und Schinderey willen; Dieſe / daß er ſie vom Reichthum / gott - loſen Wandel und Wolluͤſten / darein ſie ſich begunten zu ver - tieffen / zur Tugend anmahnete. Wie er denn ein eifrigerId. Cap. 8. Mann geweſen / der uͤber der Diſciplin und dem Exempla - riſchen Leben der Geiſtlichen ſehr ſcharff gehalteñ / und wird beym gedachten Sozomeno erzehlet / daß er 13. Biſchoffe ab -Id. Lib. 〈…〉〈…〉. cap. 6. geſetzet habe. Bey den Geiſtlichen nahm die Feindſchafft zu wider ihn / daß er den Serapionem hatte zum Archi-Dia - cono verordnet und eingeſetzet / und weil er etlichen muͤßigeñ Geiſtlichen feind war / die in der Stad umbher gingen / tan - qvam probrum Philoſophiæ inferentes, als die einen Schimpff den andern allen anthaͤten / ſo ward darauff Chry - ſoſtomus außgetragen / er ſey ein zorniger / grimmiger / ſtol -G ijtzer /tzer / aufgeblaſener Mann / wie ihn auch hernach SeverianusSocrat. L. 6 c. 16. Soz. Lib. 8. c. 18. beſchuldigte / Er ſey Ingenii arrogantis & ſuperbi, beym Socrate und Sozomeno, Hoffaͤrtiges und Chr - geitziges Sinnes. Beym gemeinen Manne machte man ihn verhaſſet / daß er bey niemanden / wenn er zu Gaſte ge - laden ward / erſcheinen wolte; Da doch dieſes ſol die eigent - liche Urſache geweſen ſeyn / daß er zu niemanden leichtlich ge -So z. l. 8, c. 6 gangen / weil Er / wie Sozomenus meldet / wegen ſeines ſtrengen Lebens / offt an ſeinem Haupte vom orificio ſto - machi wehetage gehabet / daß er ſich daher der Geſellſchafft wohl hat entbrechen muͤſſen. Alſo wird denn alles Ubel ge -Matth. 11. v. 18. 19. deutet / und ſol der noch gebohren werden / der allen gefallen wird. Der Sohn GOtter klaget ſelber: Johannes iſt kommen / nicht / und Tranck nicht / ſo ſagen ſie / er hat den Teufel. Des Menſchen Sohn iſt kom̃en / iſſet und trincket / ſo ſagen ſie: Siehe wie iſt derMenſch ein Freſſer und ein Weinſaͤuffer / der Zoͤllner und der Suͤnder Geſelle! Und die Weißheit muß ſich immer rechtfertigen laſſen von ihren-Kindern. Was dieſes nun dem fromen Chryſoſtomo vor manche betruͤbte Stun - de verurſachet / ja was es vor ein ſtifft geweſen in ſeiner Kreutz Krone / kan man leicht erachten. Nicht weniger Ungemach verurſachete ihm hernach Severianus, Epiſcopus Gaba - Ienſis in Syrien / welchen er an ſeine Stelle indeſſen recom - mandiret hatte nach Conſtantinopel / alß Er umb Viſitirung der Kirchen in Aſien verreiſen muſte. Dieſer bemuͤhe - te ſich in Abweſenheit des Chryſoſtomi, das Volck an ſich zubringen / und ſich zu Conſtantinopel beliebt zu machen. Dar - uͤber entſtund nicht nur ein Streit zwiſchen dem Severiano, und dem Serapione Archidiacono, der dieſes dem Chry - ſoſtomo hatte in Aſien zugeſchrieben / und kundt gethan; ſondern es ward auch daruͤber Severianꝰ vom Chryſoſtomoaußauß der Stadt vertrieben / biß die Sache hernach durch die Keyſerinn verglichen ward / daß ihn Chryſoſtomus wieder zu ſeiner Freundſchafft auf und annahm / wie beym Sozom.Sozom. Lib. VIII. Hiſt. Eccl. cap. 10. zuſehen. Hierauf folgete neue Truͤbſal. Theo - philus, Biſchoff zu Alexandria, welcher zuvor wider die Anthropomorphiten hatte geſchloſſen / und Origenis Schrifften Approbiret und gebilliget / fing / auß Feindſchafft wider den Iſidorum, und Ammonium den Muͤnch / an zu der Widerpart zu fallen / und das Contrarium zu ſtatuiren. Als man nun darauff einen Synodum wolte halten / ward Theophilo zugebracht / als wann Chryſoſtomus es mitSoz. 〈…〉〈…〉b. d. c. 11, 12. dem Ammonio hielte / und ſeiner part waͤre / und ging The - ophilus umb den Chryſoſtomum vom Biſchoffthum zu - bringen. Theophilus zog darauff an ſich den Epipha -cap. 14. nium, Biſchoff zu Salamin in Cypern. Dieſelben mach - ten ein Decret zuſammen / mit den andern Biſchoffen in Cy - pern / von verwerffung und verbietung der Buͤcher Origenis, und als ſie hoͤreten / daß Chryſoſtomus ihre Briefe nicht hoch reſpectiret und angenommen habe / verdroß ſie daſſelbi - ge. Die Sache kam fuͤr die Obrigkeit / und die Geiſtlichen / daß Theophilus den Chryſoſtomum abſetzen wolte / undIbidem. ward darauff ein groſſer Synodus zu Conſtantinopel angeſe - tzet. Da es nun daſelbſt Epiphanio nach ſeinem Sinne nicht gieng / wiewohl ihn Chryſoſtomus hoͤflich und freund - lich empfangen / und ihn in die Wohnungen der Priſterſchafft in vitiret hatte / daß er da ſeine Herberge nehmen moͤchte / und nicht alle wider die Buͤcher Origenis wolten ſubſcribiren / Ammonius auch Epiphanium uͤberwieſen hatte / daß er hette falſchen Berichtungen Glauben gegeben / trat Epipha - nius ins Schiff / und fuhr wieder davon in Cypern / ſagte zu denen Biſchoffen / die ihn ans Meer begleiteten:G 3Relin -Relinqvo vobis Urbem iſtam, & Palatium, & Hy - pocriſin: Ego verò abco. Propero enim admodum, propero. Jch verlaſſe euch dieſe Stadt / und den Keyſerli - chen Pallaſt / und die Heucheley: Jch aber ziehe fort / denn ich eile / ich eile. Aber hieruͤber ſtarb Epiphanius unter -Soz. cap. 15 weges auf dem Meer. Sozomenus erzehlet / daß Chryſo - ſtomus dem Epiphanio diß geweiſſaget habe: Deñ als ſie mit einander ſtrittig geweſen / und Epiphanius dem Johanni geſaget / Jch hoffe du wirſt nicht als ein Biſchoff ſterben / Spe - ro te non moriturum Epiſcopum: Habe Chryſoſto - mus wieder geſaget: Et ego, Te non ingresſurum Civi - tatem; Und ich / du werdeſt nicht in deine Stadt wieder kommen / nehmlich heim nach Salamin. Dieſes war kaum vorbey / ſo folgeten andere Wetter uͤber Chryſoſtomum. Denn als Er irgend auf das Frauen-Volck geprediget / und ſie in ihren Untugenden geſtraffet / zogen es ſeine Feinde (wie - wohl er generaliter und ingemein geredet) auf die Keyſe -1. cap. 16. rinn / als wenn er Sie gemeinet hette. Dieſe trieb ihren Keyſer und Herren an / daß er ſolte Theophilum verſchrei - ben / und einen Synodum halten laſſen. Theophilo halff Severianus, ja als er nach Chalcedon kam / fand er bald Anhang / ſonderlich von denen Biſchoffen / die Chryſoſto - mus vorher hatte abgeſchafft. Cirinus, der Biſchoff zu Chalcedon, ein befreundter des Theophili, warff ſchand -[d]ecke auf den Chryſoſtomum auß; Aber GOtt ſtraffte die -[ſ]en alſobald / daß als unverſehens ein ander Biſchoff aus Me -[s]opotamien ihm auf den Fuß getreten / der Schaden ſo uͤbel[g]erieth / daß er ihm das Bein muſte abloͤſen laſſen: Das Ubel[k]am in das andre Bein / und hernach in den gantzen Leib / da -[r]an er auch ſtarb / wiewol er dem Theophilo wider den Jo -[h]annem ſehr noͤthig und nuͤtzlich geweſen waͤre. Ammonius〈…〉〈…〉 r Muͤnch ſtarb auch unterweges.

Da

Da nun der Synodus zu Conſtantinopel angehen ſolte / und Theophilus alle Geiſtlichen daſelbſt zuſammen ruffete / wolte Chryſoſtomus nicht eher ſich geſtellen / er wuͤſte denn zuvor / wer ſeine Anklaͤger waͤren / und was die Klage wider ihn ſey? Dieſe / da Johannes nicht kommen wolte / ſetzen ihn ab vom Biſchoffthum / daß er nicht erſchienen war. EsSoz. Lib〈…〉〈…〉. c. 17. Ibid. c. 18. meldet Sozomenus, es hette Theophilus und Severia - nus, dem Chryſoſtomo nichts anders fuͤrwerffen koͤnnen / als Arrogantiam, er waͤre zu hoch intoniret: Welche Muthmaſſung woher ſie entſprungen / droben berichtet wor - den. Und der gemeine Mann zu Conſtantinopel war uͤbel zu frieden uͤber dem / was Chryſoſtomo war wiederfahren; machten darauf einen Auffſtand / und ſupplicirten bey der Key - ſerinn / die es beym Keyſer Arcadio treiben mochte / daß er Chryſoſtomum wieder in ſein Amt ſetzte / und ihn reſtitui - rete / welches auch geſchach. Die Keyſerinn liß ihn bald ruf - fen / ſagte / ſie wolte ihn / alß ihren Prediger in ehren halten / und als einen Myſtagogam, und Lehrmeiſter ihrer Keyſer - lichen Ehepflantzen achten; Alſo ward Johannes mit Freud und Lobgeſañge des gantzen Volcks wieder geholet / und auf den Biſchofflichen Stul erhoben. Darauf er denn eine Predigt ex tempore gehalten zu Conſtantinopel / wie ihn Theophilus bey ſeiner Kirche und Gemeine zu Schimpffe bringen wollen / GOtt aber dennoch ſeine Unſchuld gerettet: in dem er eine Allegori genommen von der Sara / wie GOttGen. 12. v. 15. ſeq. derſelben Ehre bey dem Koͤnige in Egypten geſchuͤtzet.

Zu Conſtantinopel wurden durch 60. Biſchoffe die De - creta wider den Chryſoſtomum casſiret. Da hatte manSoz. lib. 8. c. 19. nun wohl gemeinet / das Wetter ſey uͤber dieſen fromen und tapffern Mann voruͤber / und habe ausgetobet: Aber es fand ſich der letzte Sturm / der Chryſoſtomum umb ſein Amt und Leben endlich brachte. Es hatte die Keyſerinn Eu -doxiadoxia, laſſen ihr ſilbern Bildnis ſetzen auf eine Purpurfar - bene Saͤule / nicht weit von der Kirchen / zur ſeite gegen Mit - tag / darbey wurden nun Spectacul und Freuden-Spiele ge - halten. Johannes zog daß an / es geſchehe zum Schimpff der Kirchen / hilt eine Predigt an das Volck / und invehirte auf der Keyſerinn ihr vornehmen: Welche / weil ihr noch der alte Groll im Hertzen ſtackte / davon droben berichtet / darauf gifftig ward / zog es an / es geſchehe zu beſchimpffung ihrer Hoheit. Chryſoſtomus predigte wieder drauff / und er - hitzte die Keyſerinn mit einer Sermon, die er mit dieſen Wor - ten anfing: Rurſus Herodias inſanit. Nun wird Hero - dias wieder toll / nun ſpringt und tantzt ſie wieder / nun wolte ſie wieder gerne das Haͤupt Johannis in der Schuͤſſel ha -c. 20. ben / &c. Hierauff ward Chryſoſtomus wieder von dem Biſchoflichen Stule abgeſetzet / und wante man vor / daß da er einmahl davon ſey entſetzt worden / habe Er Jhn wieder oh - ne zulaſſung des Synodi beſchritten. Alſo beſtelte Er nicht mehr ſein Amt / ſondern hilt ſich ſtille auf / in der Biſchoflichen Wohnung.

Soz. lib. 1〈…〉〈…〉 cap. 12.Unterdeſſen entſtunden viel Auffruͤhre wegen ſeiner / und dreuten Jhm etliche gar den Tod. Die Biſchoffe werden eins / er ſolte ſich nur aus der Stadt machen / denn ſonſt wuͤrde das Volck nicht ruhig ſeyn. Dieſer als er Wache bekomt vom Keyſer / gehet fort aus der Stadt / beklaget / daß ihm nicht ſo viel freygelaſſen wuͤrde / als Todſchlaͤgern / und andern U - belthaͤtern / daß er ſich vor Gerichte verantwortten doͤrffte.

Drauff entſtand ein groſſer Brand in Conſtantinopel / der hef - tigen Schaden thaͤt. Chryſoſtomus ward in einen Orth in Armenien gefuͤhret / dahin ihn der Keyſer mit ſeinen Bri - fen verwieſen hatte / daß er ſich daſelbſten aufhalten ſolte. Jncap. 〈…〉〈…〉. ſeine Stat kam Arſatius, des Nectarii, der vor dem Jo - hanne Biſchoff geweſen war / Bruder. Da hingen nunnochnoch viel an den Chryſoſtomo, und wolten mit Arſacío nichts zu ſchaffen haben: Viel machten ſich auch von den Vornehmen / aus Liebe gegen Chryſoſtomum, aus derCap. 23. 24. Stadt / wie denn ſehr viel uͤber Jhm feſte gehalten. Umb ſelbige Zeiten entſtunden unterſchiedliche Kriege und Unru - hen. Innocentius der Biſchoff zu Rom / als ein Com - patriarcha in der Occidentaliſchen Kirche / nahm ſich derCap. 25. Sachen an / ſchrieb theils an Chryſoſtomum, vermahnete Jhn zur Gedult / und daß er ſich mit ſeinem Gewiſſen troͤſten mochte / denn ein reines Gewiſſen bringe die / ſo Chriſtum an - ſchauen / an den gewiſſeſten Friedens-Port: Theils an die Geiſtlichen zu Conſtantinopel; eroͤfnete ſein Mittleiden / ver - wieß es ihnen / daß keine Beſchuldigung fuͤrgebracht wuͤrde / keine gehoͤret / und wie verzweifelt gehe man doch? Damit alle Gelegenheit abgeſchnitten wuͤrde zu rechtmaͤßiger Erkaͤnt - niß der Sachen / wuͤrde an ſtat des noch lebendigen Biſchoffs bald ein ander eingeſetzet / gleich als wenn ſolche eingeſchobene Leute etwas fruchtbarliches außrichten konten. Derglei - ehen ſey bey den Vorfahren niemahls vorgenommen worden / ja es ſey verboten an die Stelle eines Lebendigen einen andern zu ordiniren / denn dieſer koͤnne ja dem vorigen ſeine Ehre und Amt nicht nehmen / und der koͤnne nicht Biſchoff ſeyn / der unrechtmaͤßiger weiſe ſubſtituiret wuͤrde. Er beruffteSozom. ib. Cap. 26. ſich auf die geſchloſſenen Canones im Concilio Nicæno; und verſprach ein Coneilium deſſenthalben zu halten.

Jn dem dieſes alſo vorlief / kam Gottes Straffe haͤufig: Zu Conſtantinopel fiel ein treflicher ſtarcker Hagel. Drey Monath nach des Chryſoſtomi Abzuge / kamen die Eudo -Conf. Cuſ - pinian. in Vita Arcad. xiam die Keyſerin / die damahls Schwanger war / uͤberaus groſſe Schmertzen an / ihre Frucht im Leibe verſchmachtete undHver -verweſete / und Sie ſtarb mit Ach und Wehe dahin. Arſa - cius der neue Biſchoff / als er kurtze Zeit im Amte geweſen / endigte auch ſein Leben. Nach deſſen Tode vir Monath / als viel umb die Stelle anhielten / ward Atticus, ein Pres - byter, darzu erhoben / einer aus der Geiſtligkeit zu Conſtan - tinopel / der auch ein Feind war geweſen des Chryſoſtomi. Sozomenus beſchreibet ihn Virum inſidioſum, einen li - ſtigen tuͤckiſchen Mann / der in Predigten mittelmaͤßig gewe -Sozomen. Lib. 8. c. 27 ſen / daß man ſie nicht ſonderlich notiret habe / er ſey in Heid - niſchen Schrifften geuͤbet geweſen. Johannes ward im Exiſio beruͤhmt. Als nun Innoentius, wie vorgemeldet / den Synodum wolte treiben / und etliche Biſchofe nach Con - ſtantinopel ſchickte an den Arcadium, umb Zeit und Orth zubeſtimmen; molirten die Feinde Chryſoſtomi darwi - der / daß dieſe ſpoͤttlich abgewieſen wurden / und ward Johan - nes in einen weitern Orth verwieſen / den der Hiſtoricus Pityuntem nennet. Wie er nun alſo von Soldaten fortgefuͤhret wird / wird Jhm offenbahret der Tag / an dem er ſterben ſolte / durch erſcheinung des Maͤrtyrers Baſiliſci, und hat auf der Reiſe / als er nicht weiter fortkommen konte / wegen groſſer Haupt Schmertzen / und Er das ſtechen der Sonnen -Cap. 28. Soz. Hiſt. Eccl. Lib. VIII. Socrat hiſt. Eccl. L. VI. ſtrahlen nicht ertragen konte / ſeinen Geiſt druͤber aufgegeben. Wie man dieſes alles / wenn man unter den Kirchen-Hiſto - ricis, den Sozomenum in ſeinem 8. Buche / und den So - cratem, in ſeinem 6. Buch gegen einander halten wird / mit mehren finden kan.

Sind das nun nicht ϑλίψει〈…〉〈…〉? Sind das nicht TruͤbſalEbr. 11. v. 38 eines ſo theuren Mannes / deſſen Conſtantinopel nicht werth war? Noch heute erfahren die / ſo in ſolchen Aemtern ſitzen /Act. 9. v. 16. daß dieſer Stand kein Roſen - oder Ruhe-Stand ſey. Jch wil ihm zeigen / ſpricht der HERR von Paulo, wie viel er leiden muß umb meines Nahmens willen. Ach dasſindſind denn bittere Salſen! Da muß man ſich unter Verfol - gungen / Verleumdungen / Neid / Mißgunſt / Feindſchafft / und was dergleichen Dornen mehr ſind / hindurch wuͤrgen: Jn dem man auch noch wohl darzu traͤgt an ſeinem eigenem Leibe einen Feind / nehmlich ſein eigen Fleiſch und Blutt / davon Paulus ſaget: Jch weiß / daß in mir / das iſt inRom. 7 v. 18 19. 24. meinem Fleiſche wohnet nichts guts. Wollen habe ich wohl / aber Volbringen das gute finde ich nicht. Denn das gute / das ich wil / thue ich nicht / ſondern das boͤſe / daß ich nicht wil / das thue ich. Jch elender Menſch / wer wird mich erloͤſen / von dem Leibe dieſes Todes. Wie klaget doch Hieronymus uͤber ſich? Qvotidie qvo -Hieron. cunꝙ́ pergo, hoſtem meum mecum porto. Alle Tage wo ich hingehe / trage ich meinen Feind bey mir. Und Bern -Bernhard. hardus: Nihil mihi tam contrarium eſt, niſi ego ipſe: mihi ipſi ſum ſarcina. Es iſt mir nichts ſo ſehr zuwider / alß ich ſelbſt / ich bin mir ſelbſt eine ſchwere Laſt. BedaBeda ruffet mit verwunderung uͤber dieſe Worte Pauli auß: Nihil boni in me habitat, ô Paule, clamas? In viis Domini ambulabas, & tamen peccatum habebas! ô Paule, Vas & organon electum! Qvi totus in amo - re Chriſti ardebas, qvid Nobis fiet? O du lieber Apo - ſtel Paule, ruffeſtu / es wohne nichts guts in dir? Du wan - delteſt in den Wegen des HErren / und hatteſt doch Suͤnde: O Paule / du außerwehlter Ruͤſtzeug / der du gantz branteſt iñ der Liebe Chriſti / was wird uns wiederfahren? Da mache ihm nimand eine andere Rechnung: Wer wider den Teuffel zu Felde liegen ſol / und wil ſeinem Heylande treu ſeyn / an den verſucht der Satan / wie er ihm ein Bein moͤge unterſchlagen. Daß recht Erasmus ſaget: Satan machinas nullis aliisErasmus Tom. V. Oper. intendere ſolet, vel plures, vel acriores, qvam iis, qvi ſincerè adminiſtrant eam rem, qvæ qvam pluri -H 2mosnos retrahit ab ipſius tyrannide, & Chriſti acqvirit ditioni. Der Satan ſetzt meiſtentheils am allerſchaͤrffſten an die / ſo ſein Reich zerſtoͤren helffen / und Chriſto die See - len zu fuͤhren.

Unſer Seliger hat dieſe Krone in ſeinem Leben auch ziemlich gefuͤhlet. Er iſt auch als ein Diener Jeſu Chriſti, nicht ohne Truͤbſal geweſen. Denn wenn man nur be -Job. 19 v. 21 dencket ſeine hefftige Schmertzen in ſeinen Kranckheiten / hat er wohl mit Hiob ſagen koͤnnen: Erbarmet euch mein / erbarmet euch mein / denn die Hand GOttes hat mich beruͤhret: Und mit dem Hn. Morlino wohl klagen: AchChemn. in Ps. 103. du fromer GOtt / bedencke doch / daß ich kein Holtz oder Stein bin / ſondern arm Fleiſch und Blut / und mache es doch linder; Wie deſſen der Hr. Chemnitius gedencket uͤber den 103. Job. 10. 13.Pſalm. Daß er ihn darauf getroͤſtet habe mit den Wor - Hiobs: Etiamſi hoc celes in corde tuo, tamen ſcio qvòd horum memineris. Wiewohl du ſolches in deinem Hertzen verbirgeſt / ſo weiß ich doch / daß du des gedenckeſt. Was ſind ihm nicht hin und wieder von Widerwertigkeiten von Zuhoͤrern / von Feinden / und derglei - chen zu handen geſtoſſen? Da folgen denn auf hohe Gaben / Anfechtungen / Neid / und Mißgunſt. Ungehorſam der Zu - hoͤrer kraͤncket das Hertze ſehr / und erfaͤhret man denn gnug -Lutherus. Tom. IV. Wittenb. in Matth. c. 7. ſam / was der Hr. Lutherus ſaget: Wenn man GOttes Wort recht hat / und beyde die Lehr und Leben wohl angefan - gen / ſo kans nicht fehlen / es findet ſich taͤglich nicht einerley / ſondern tauſenderley Anfechtung / &c.

Der Sel. Mann hat ſein demenſum auch gehabet / und es faͤlt den viel vor / das man nicht darff iedermann klagen: wir muͤſſen alle Kreutz-Blumen tragen / wir muſten viel insPs. 39. v. 11. groſſe Buch ſchreiben / welches heiſſet: Jch wil ſchweigen / und meinen Mund nicht aufthun / HERR / du wirſteses wohl machen. Aber o du ſelige Krone! Welche aller treuer Diener Chriſti ihre herrliche Belohnung iſt / die ſich nur leiden als treue ſtreiter JEſu Chriſti. Wie2 Tim. 2. v. 3 hoch iſt deine Schoͤnheit / wie groß deine Liebligkeit und An - mutigkẽit / wie unvergaͤnglich deine Fuͤrtrefligkeit! Denn da folget nun auf die muͤhſelige Amts-Krone / auf die be - ſchwerliche Truͤbſals-Krone /

III. Corona Gloriæ:III. Corona Gloriæ. Die Ewige Ehren-Krone.

DEnn ſo wird weiter geſaget dem Engel der Gemeine zu Smyrnen: Sey getreu biß in den Tod / ſo wil ich dir die Krone des Lebens geben: Nicht nur muͤſſe Er anfangen in die Arbeit zutreten / die Truͤbſalen zu erdulden / ſondern biß auf das letzte Gieben außhalten. Denn gleich wie ſich GOtt der HERR erbeut der Treue gegen Uns / alſo muſſen wir auch treue verbleiben gegen Ihm: Wie wir ſonſt zu ſingen pflegen:

Mich und dich ſol keine Zeit /
Keine Noth / Gefahr / noch Streit /
Ja der Satan ſelbſt nicht ſcheiden /
Bleib getreu in allem Leiden.

Und uͤber dieſer Treue hat Polycarpus gehalten biß an ſeinen letzten Athem. Denn da er von dem Pro-Conſule vermahnet ward / er ſolte ſein Alter betrachten / und ſich umb der Bekaͤntnis Chriſti willen nicht ſolcher Marter unterwer - fen / ſondern Chriſtum viel mehr verlaͤſtern / ſo wuͤrde er frey - gelaſſen und Hochgeehret werden: Gab er zur Antwort:H 3Octo -Euſeb. Hiſt. Eccl. Lib. IV. c. 14.Octoginta ſex annos Chriſto inſervivi, & nullo me hactenus affecit incommodo, qvomodo igitur Re - gem meum, qvi me ad hoc usꝙ́ tempus ſerva vit inco - lumen, contumelioſis verbis posſum afficere. Jch habe dem HErren Chriſto numehr 86 Jahr gedienet / und er hat mir bißhero nichts zuwider gethan / wie ſolte ich denn mei - nen Koͤnig / der mich bißher geſund erhalten / mit ſchmaͤhaften Worten angreiffen. Freylich gehoͤret ſich dieſes / daß man in der angefangenen Treu biß ans Ende beſtaͤndig halte / dennMatth. 10. v. 22. Cyrill. in Johann. lib. 6. c. 1. wer beharret biß ans Ende / der wird ſelig.

Qvid prodeſt obſecro, ſagt Cyrillus, durum ſubiisſe certamen, ſi qvisanimo fracto tandem manus dat vi - ctas? qvid navem deduxisſe in pelagus, & ſalum ſul - casſe profundum, ſi tandem, ante qvàm portum con - tingat, navis procellis & fluctibus acta fatiſcar? qvid inchoâsſe domûs ſtructuram, ſic qvis non conſumma - verit? Non incipientibus, ſed perſeverantibus usꝙ́ in finem, Salus æterna prommittitur. Lieber / was nuͤtzet es / einen harten Kampff antreten / wenn man darnach den Muth fallen / Haͤnde und Fuͤſſe ſincken laͤſſet? Was nutzet es / das Schiff ins Meer bringen / und in die Hoͤhe fah - ren / wenn das Schiff-Gebaͤude durch Wind und Sturm / und Wellen bald verterbet wird? Was frommet es zum Hau - ſe den Grund legen / wenn mans nicht volfuͤhret? Nicht den anfangenden / ſondern biß ans Ende beharrenden wird das E -Luc. 17. v. 22. Luc. 9. v. 62 Marc. 13. v. 13. Luc. 22. v. 29. wige Leben verſprochen. Gedencket an des Loths Weib / welche zuruͤcke ſahe / und ward zur Saltzſaͤulen: Und wer ſeine Hand an den Pflug leget / und ſihet zu - ruͤcke / der iſt nicht geſchickt zum Reiche GOttes. Jhr aber ſeyds die ihr beharret habet bey mir in meinen An - fechtungen / und ich wil Euch das Reich beſcheiden / wie mir mein Vater beſchieden hat / daß ihr Eſſen undTrin -Trincken ſollet uͤber meinem Tiſche / an meinem Reiche / und ſitzen auf Stuͤlen / und richten die zwelf Geſchlechte Jſrael. Adhuc in ſeculo ſumus, ſaget Cypria -Cyprian. Lib. I. Ep. 1. nus, adhuc in acie conſtituti, de vitâ noſtrâ qvoti - die dimicamus. Danda opera eſt, ut poſthæc initia, ad incrementa qvoꝙ́ veniamus, & conſummetur in vobis, qvodjam rudimentis felicibus cæpiſtis. Pa - rum eſt adipiſci aliqvid potuisſe, plus eſt, qvod ade - ptum eſt, poſſe ſervare, ſicut & fides ipſa, & nativitas ſalutaris non accepta & cuſtodita vivificat. Nec ſtatim conſecutio, ſed conſummatio hominem Deo ſervat. Wir ſind noch in der Welt / wir ſtehen noch zu Felde / wir kaͤmpffen taͤglich umb unſer Leben. Laſt uns Fleiß anwenden / daß wir nach ſolchem guten Anfange auch zu - nehmen / daß in uns volbracht werde / was durch gewuͤnſchten Fortgang angefangen iſt. Es iſt ein weniges / etwas haben erlangen koͤnnen / ein mehrers iſt / was erlanget iſt / erhalten: Wie auch der Glaube ſelbſt / und die heylſame Widergeburt nicht bloß erlanget / ſondern bewahret / uns lebendig machet. Nicht die erlangte / ſondern vollbrachte Gnade thut den Men - ſchen GOtt erhalten. Da muß es heiſſen: Jch bin gewiß / daß weder Tod / noch Leben; weder Engel / noch Fuͤr - ſtenthum / noch Gewalt; weder Gegenwertiges / noch Zukuͤnfftiges; weder Hohes / noch tiefes / noch keine andere Creatur mag mich ſcheiden von der Liebe GOt -Rom. 8. v. 38. 39. tes / die in Chriſto JEſu iſt unſerm HERREN.

Welches denn auch practiciret hat der Sel. Hr. Hof - mann / denn er nicht allein ſeine Amts-Verrichtungen treu - lich ſtets biß an ſein Ende gefuͤhret; Sondern als Jhm der lie - be GOtt auch zuletzt ein hartes erzeiget / und uͤber Jhn ſchwe - re Anfechtungen verhangen / iſt er treu geblieben bey der Kreutz und Siges Fahnen ſeines gekreutzigten HErren JESU /dennMatthes. in Ps. 130.denn Er auch hat erfahren muͤſſen / was der Herr Matthe - sius ſpricht / uͤber den 130. Pſalm: Lernet hier / was die Tieffe und Hoͤllen-Grund ſey / darein auch in dieſem Leben die beſten und groͤſten auf Erden ſelbſt gefuͤhret werden. Da - mit wenn euch GOtt dermal eins aller Heiligen Weg zeiget / ihr in dieſer tiefen Noth / und innerlichen Angſt / GOttes Zorn und Straffe / ſo der Suͤnden Sold iſt / ausſtehen / und euch daraus mit Gottes Huͤlffe erwehren koͤnnet / denn es muͤſſen doch alle Heiligen die Todes-Noth und Hoͤllen-Angſt koſten / und wo nicht eher / aufs laͤngſte am letzten Ende / ins de profundis kommen; Aus welcher Tieffe ſie doch Gott Vaͤterlich herauszeucht. Welches ſo gar kein Zorn-Zei -Lutherus. chen iſt zu achten geweſen / daß es viel mehr geheiſſen / wie Hr. Lutherus auf eine Zeit / zu einem angefochtenen ſagte: Dan - cket Gott vor dieſe Heimſuchung / denn hettet ihr nicht ſo einen gutten Stein bey Gott im Brete / ihr wuͤrdet dieſe Anfechtung nicht haben. Qvantò qvidam majores ſuntin gratiâ, tantò major ſuper eos permitticur tentatio. Je hoͤ -Gregorius. her etliche bey GOtt in Gnaden ſeyn / deſto ſchwerere An - fechtung wird uͤber ſie verhangen / wie Gregorius redet. Joh. 13. v. 7.Es heiſſet hier wie Chriſtus zu Petro ſagte: Was ich ietzt thue / das weiſtu ietzt nicht / du wirſt es aber her - nach erfahren. Jm Ewigen Leben werden wir erſah -Rom. 8 v. 28 ren / worzu dieſem dis Kreutze / dem andern einanders aufge - leget worden / und worzu es ihnen genuͤtzet / denn es muß doch denen die GOtt lieben / alles zum beſten dienen: Denn die Krone ſol folgen auf den Kampff.

Cornelius Agripp. de ArteHeral. Vorzeiten wurden die wohlverdienten Soldaten loß ge - laſſen / bekamen herrliche Privilegia, wurden geadelt / Edele / Heraldi, oder Alte Herren genennet. Chriſten werden in ihrem Tode loß gelaſſen von ihrem ſchweren Dienſte / und werden gekroͤnet / wie denn hier dieſer Nahme dem EwigenLebenLeben gegeben wird / das es heiſſet Die Krone des Lebens;Sap. 5, v. 16. 17. Diadema ſpeciei nennets das Buch der Weißheit. Die Gerechten werden ewiglich Leben / und der HERR iſt ihr Lohn / und der Hoͤchſte ſorget fuͤr ſie: Darumb werden ſie empfahen ein herrliches Reich / und eine ſchoͤne Krone von der Hand der HERREN. Alſo ſpricht Jacobus: Selig iſt der Mann / der die Anfech -Jac. 1. v. 12. tung erduldet / denn nach dem er bewehret iſt / wird er die Krone des Lebens empfahen / welche GOtt verheiſ - ſen hat / dehnen die Jhn lieben. Und dieſen Nahmen fuͤhret es (1.) Propter infinitam Æterni - tatem: Wege der unendlichen Ewigkeit. Denn gleich wie eine Krone rund iſt / hat weder Anfang noch Ende: Alſo iſt das ewige Leben eine ſolche Gabe GOttes / die da nicht auf - hoͤret / ſondern ein ewiges Erbe iſt / wie bald vergehet die Freu -Pſ. 16. v. 11. de dieſer Welt? Aber dort iſt Freude die Fuͤlle / und lieb - liches Weſen zur Rechten GOttes immer und ewig - lich. Da wird alles vergehen / und das neue anfangen / da wird uns nicht mehr Hungern noch durſten / es wird auch nicht auf uns fallen die Sonne / oder irgend eineAp. 7. v. 16. Hitze. Wir werden ohn aufhoͤren bey dem Herren Chriſto ſeyn / niemand wird uns aus ſeiner Gnade reiſſen. Eine Krone heiſſet es (2.) Propter Triumpha - lem Dignitatem, wegen der Triumphitlichen Wuͤr - de. Denn die Außerwehlten haben uͤberwunden / und ihre Dies Militiæ, oder Streittage wohl zugebracht: wie etwas davon auch die Heyden verſtanden haben. Denn da der Keyſer Hadrianus den Philoſophum Epictetum fragte /Camerar. Hor. ſucciſ. Cent. II. Cap. 52. warumb man zu Rom die Todten mit Lorber-Kraͤntzen auß truͤge / gab er zur Antwort: Qvia Labores & ærumnas, ſeu moleſtiarum immenſum pondus morte ſuperâ - runt; Weil ſie Arbeit / Ubel und Ungluͤck / und die beſchwer -J.licheliche Laſt durch den Tod uͤberwunden: Welches wir viel beſ -Ap. 14. v. 13 Ap. 12. v. 11 Chryſoſt. in 2 Tim. 4. ſer ſagen koͤnnen von denen / die im HErren geſtorben / und die uͤberwunden haben durch des Lammes Blutt / da geſchiehet ſolche Kroͤnung offentlich. Nihil hoc certami - ne melius, nihil illuſtrius: nullo corona hæc fine concluditur; non ea ex oleaſtri floribus texitur, non habet editorem hominem, non ſpectatores ho - mines. Ex Angelis conflatum eſt theatrum &c. ſaget Chrysostomus. Es iſt nichts herrlichers / und liebers / als dieſe Ritterſchafft / denn es folget eine Krone drauff / die ewiglich bleibet / und wird nicht geflochten von Oehlbaum / oder andern Blaͤttern / wird auch nicht von bloſſen Menſchen uns aufgeſetzet werden / oder in beyſeyn der Menſchen; Sondern der Ehrenplatz wird voll H. Engel ſeyn / die ſolche Ehre werden anſchauen. 3. Propter Sacer dotalem Autor ita - tem: Wegen der HohenPriſterlichen Autoritaͤt. Jm AltenEx. 29. v. 6. Joſeph. L. III. Antiq. Judaic. c. 8. Teſtament trug der Hohe Priſter auf dem Hutt eine heilige Krone. Joſephus beſchreibet mit mehrem die Priſterliche Krone. Bey den Heyden trugen die Priſter Herculis Kronen / und hieſſen Stephanophori, Kronen traͤger. AlſoHebr. 13. 25. ſind die Außerwehlten Priſter GOttes / die ihm im heiligen Schmuck dienen / und opffern ihm Lobopffer / die Frucht1 Pet. 7, v. 9. der Lippen / die ſeinen Nahmen bekennen. (4.) Pro - pter Regiam Majestatem. Wegen der KoͤniglichenAp. 5, v. 10. Wuͤrde. Denn was werden anders ſeyn die Außerwehlten /2 Tim. 2. 11. als das Koͤnigliche Priſterthum. Sie ſeyn Gott zu Koͤ - nigen und Priſter gemacht / uñ werden Koͤnige ſeyn auf Erden. Denn weil ſie mit geduldet / werden ſie auch mitDan. 7, 27. herrſchen: das Reich / Gewalt und Macht unter dem gantzen Himmel / wird dem Heiligen Volcke des hoͤch -Vid. Plin. Lib. XVI. Hiſt. Nat. C. 4. ſten gegeben werden / des Reich ewig iſt / und alle Ge - walt wird ihm dienen und gehorchen. Ach gegen der Krone ſind nicht zu rechnen der Roͤmer Coronæ Trium -phales,phales, Obſidionales, Civicæ, Murales, die ihren Tri -Polydor. Vergil. de invent. rer. Lib. 2 c. 17. pag. 135. Deſter. An - tiqv. Rom. Lib. X. c. 27 Cardan. de Variet. rer. Lib. 7. Pauſan. in Eliacis. Salmas, in Pancirol. Part. I. Tit. 60 p. 327. b. V. Marty - rol. Roman. umphs Fuͤrſten / oder denen ſo eine Stadt von der Belaͤgerung erloͤſet / oder einen Buͤrger vom Tode errettet / oder zum erſten die Mauren der Feinde erſtiegen hatten / gegeben wurden. Nichts jener Krantz / den Cardanus ruͤhmet / daß er ihn geſe - hen zu Edenburg in Schottland / von 70. außerleſenen Schot - tiſchen Perlen. Nichts die ſo viel Kronen und Kraͤntze / die Theagenes ein Grieche in groſſer Anzahl aus den Spielen davon getragen: Welches alles vergaͤngliche Kronen geweſen / wie jene Krone Xerxis, dem im Traum vorkam / als wenn er dreymahl gekroͤnet wuͤrde mit einer Krone / ſo die gantze Welt beſchloß / aber ſie fiel ihm bald vom Haupte.

Unſere Krone iſt gar eine andere / welche Fides eine Jung - frau von ferne ſahe / als ſie in der Marter war / da erſchien ihr eine Taube / die ihr einen Krantz aufſetzte / und mit den naſſen Fluͤgeln die Flamme leſchete und Sie erqvickte; Die dem Nicetæ dem Maͤrtyrer ein Engel vorſtellete / der ihm zurief: Aſpicæ Cælum, Siehe gen Himmel / da ward er gewahr ei - ner Hand aus den Wolcken / die hielt eine ſchoͤne Krone mit Perlen und Edelgeſteinen gezieret. Oder wie von Timo - theo erzehlet wird / daß ihm in ſeinem Tode zwey Engel zuge - ruffen: Erige caput in Cælum & vide, Richte dein Haupt gen Himmel und ſihe. Da habe er den HErren JEſum geſe - hen / der ihm eine ſchoͤne Krone gewieſen / und geſaget: Hanc accipe de manu meâ, Dieſe nim von meiner Hand. Hier im Texte heiſſet es eine Krone des Lebens / denn ſie iſt ewig. Andere fallen ab / zeitliche Kronen vergehen / bald iſt Kron und Zepter verlohren. Sæpe momentum intereſt inter ſoli - um, & aliena genua, ſaget Seneca, und iſt nur Eitelkeit:Seneca. Wie Ferdinandus II. bey Kroͤnung ſeiner Gemahlin / undLamormain de Virtutib. Ferdin. II. cap. 13. ſeines Sohnes Ferdinandi III. ſagete / da alles uͤberaus herrlich uñ praͤchtig zugieng / uñ es an Majeſtaͤt nichts fehlete /J ijſprachſprach Er endlich nach vollenter Kroͤnung der Keyſerin / es kaͤme ihm alle Keyſerliche Gloria und Herrligkeit fuͤr wie eineSyr. 10. 11. Comœdie. Es heiſt / heute Koͤnig / morgen Todt. Es iſt ein elend jaͤmmerlich Ding umb aller MenſchenSyr. 40. 1. Leben von Mutterleibe an / ſo wohl bey dem der Sey - den und Krone traͤget / als bey dem / der einen grobenJoh. 10. 10. Kittel an hat; Dieſe aber vergehet nimmermehr. Sie werden das Leben / und volle gnuͤge haben. GOttEſa. 28. v. 5. der HERR iſt ſelber eine liebliche Krone / und herrlicher Glantz ſeinen Außerwehlten. Dieſe Krone faſſet in ſich warhafftige vollkommene Guͤtter / vollkommen. Weißheit / Gerechtigkeit / Herrligkeit / Freude und Liebe / und was nur irgend mag annehmliches genennet werden. Denn von Chriſto dem Fuͤrſten des Lebens haben ſie das Leben. Act. 13 v. 14 Joh. 14. 19. Ap. 19. v. 11 12.Jch lebe (ſpricht Er) und ihr ſolt auch Leben: Er iſt der HERR treu und warhafftig / deſſen Augen ſind wie Feuerflammen: Es heiſſet denn: Iſti ſunt Triumpha - tores & amici Dei, qvi contemnentes jusſa Princi - pum, meruerunt præmia æterna, modò coronantur & accipiunt palmam. Ja eine Lebens-Krone iſt es / die nicht mit irdiſchen Edelgeſteinen und Goldſchmuck iſt aus -Platin. in Vitâ Clem. V. Boët. de Gemmis Lib. II. c. 13 p. 72. ſtaffiret / wie Clemens V. von ſeiner Krone einen Karfunebel verlohren 6000. Kronen werth; Oder wie Rudolphus II. hatte an ſeiner Krone einen Rubin / groͤſſer denn ein Huͤnerey / ward auf 60000 Kronen geſchaͤtzet: Sonder die voll iſt him - liſches Lebens / Glantzes / Klarheit / Weißheit / Unſterbligkeit / in Summa der hoͤchſten Vollkommenheit an Leib und Seel. Wer wil dieſer Krone ihre Schoͤnheit gnugſam beſchreiben?

Es traͤget ſolche allbereit die Seele des numehr in GOtt1 Pet. 5. v. 4 ruhenden Hn. Primarii, dero Herrligkeit uns der juͤngſte Tag offenbahren wird / nach der Zuſage Petri, Jhr werdet / wenn erſcheinen wird der Ertz-Hirte die unverwelckli -cheche Krone der Ehren empfangen. Jener Potentate ließ beyſeine Krone ſchreiben: Legitime certanti: Dem / der recht kaͤmpffet. Der Sel. Mann hat das ſeine nun in dieſer Welt gethan / und wohl außgefuͤhret. Dat DeusVictorin. Strigel. in P[s]. 31 & 118. ſuum cuiꝙ́ Doctori curriculum, ſagte Strigelius: Gott der HERR zeichnet einem ieden Lehrer ſeinen Lauff ab. Tam diu manet unusqvisꝙ́ in vitâ, donec ſuum cur -Phil. Mel. in Poſtil. ſum abſolvat, ſaget der Hr. Philippus. So lange lebet ein ieder Prediger / biß er ſeinen beſtimten Lauff vollende. Alſo iſt nun ſeine beſtimte Zeit / und der Eingang zur Ruhe dem Sel. Manne kommen /

Er iſt entgangen /
Aller Noth / ſo Uns noch haͤlt gefangen.
2 Tim. 4. v. 7. 8.

Nun kan ſeine Seele triumphiren mit Paulo: Jch habe einen guten Kampff gekaͤmpffet / Jch habe den Lauff vollendet / ich habe Glauben gehalten: Hinfort iſt mir beygeleget die Krone der Gerechtigkeit / welche mir der HErr an jenem Tage / der gerechte Richter / geben wird: Nicht mir aber alleine / ſondern auch allen / die ſeine Erſcheinung lieb haben. Und ſchicket ſich nun gar wohl auf ihn / was von einem fromen Prediger Euſta -Iſidor. Pe - lus. Lib. 3. Ep. 321. thio, Iſidorus Peluſiota ſchreibet: Sapiens Presbyter Euſtathius [B. Hofmannus noster] hinc abſces - ſit: neꝙ́ enim dicere fortaſse fas, mortuus eſt. Nam proborum Virorum, qvorum numerum ipſe qvoꝙ́ augebat, ſomnus, moleſtiarum qvidem finis eſt, bono - rum initium: ſiq videm certaminum finis, coronarum principium exiſtit. Unſer Sel. Mit Bruder iſt nun von uns geſchieden; Denn es iſt nicht billich / daß man ſage; Er iſt geſtorben. Denn der Schlaff ſolcher fromen Leute iſt ein Ende ihrer Beſchwerligkeiten / und ein Anfang alles gut - ten: Denn er iſt ein Ende des Streits / und ein Anfang der Krone.

Darumb

Darumb maͤßiget billich die Hochbetruͤbte hinterlaſſene Frau Wittib ihre Thraͤnen. Jſt ihrem Sel. Herren ſo wohl / wie Er allbereit vor ſeinem Abſchiede geſaget: Jch fuͤrchte mich nicht vor dem Tode: Deñ freylich iſt Chri - ſtus die Auferſtehung und das Leben / wer an ihn gleu -Joh. 11. v. 25. 26. bet / der wird Leben / ob er gleich ſtuͤrbe / und wer da le - bet und gleubet an ihn / der wird nim̃ermehr ſterben: So muͤßgoͤnne Sie nicht mit uͤbrigem graͤmen Jhm ſeine er - langte Krone / und gewuͤntſchte Ruhe. Die moͤgen trauren /Ambroſ. ſaget der Meylaͤndiſche Biſchoff Ambroſius, die ihre Tod - ten fuͤr todt halten: Ubi Reſurrectionis fides eſt, non mors, ſed ſpecies qvietis eſt. Wo der Glaube der Auf - erſtehung iſt / da iſt kein Todt / ſondern eine Art der Ruhe. Siehet Sie an ihre Verlaſſenheit / ſo wende Sie / naͤchſt GOTT / ihre Augen auf Jhre bereit erzogene Libſte Kinder / und Hn. Eydemaͤnnern: Denn Sie ja von GOTT ge - wuͤrdiget worden / dieſelben noch bey Lebenszeiten ihres Sel. Ehe-Herren / alle zuverſorgen / welches auch eine ſonderbahre Gnade GOttes iſt. Der GOTT und HERR / der ihrem Sel. Herren die Lebens Krone aufſetzet / wird auch ihr Schatten und Schirm / ja Jhr Schutz und EhrenKrone ſeyn. Wie lange iſts / ſo wird da ſeyn der Tag / der UnsAct. 3. v. 21. alle wieder zuſammen bringet / da die Lebens-Krone allen Außerwehlten wird ausgetheilet werden! Wie alſo Grego -Gregor. Nazianz. Orat. 28. de funere Patris. rius Nazianzenus ſeine Mutter / die Nonnam troͤſtete / da ſie ſich uͤber dem Abſchiede ihres Ehe Herren des Grego - rii, Biſchoffs zu Nazianz, betruͤbete: Das kraͤncket euch ſehr / daß ihr von eurem liebſten Freunde (Ehe-Herren) geſchieden ſeyd? Wolan / mit der Hoffnung der froͤlichen zuſammenkunfft ſolt ihr euch beluſtigen und erqvicken. Ja / ſaget ihr / es iſt ein herber bitterer Tranck der Witwen Kelch:DasDas hoͤre / und glaube ich gar wohl; Aber eur Liebſter weiß von keiner Bitterkeit. Wo wolte nun der Schatz der Lie - be bleiben / wenn wir nur uns wolten wuͤntſchen Freude und Suͤßigkeit / unſeren Nechſten aber Betruͤbniß und Widerwer - tigkeit goͤnnen. Ja was kan doch bitterres ſeyn / wo man gedencket bald nachzufolgen? Es iſt ia die froͤliche Stunde der Verſamlung nicht weit / und kan alſo das Hertzeleid lange Zeit ſich nicht verziehen. Darumb ſollen wir umb geringe und zeitliche Sachen uns nicht ſchwere und betruͤbte Gedan - cken machen.

Sie gedencket billich an jene Worte beym Eſaia 54. Eſa. 54. v 4. 5.Fuͤrchte dich nicht / du ſolt nicht zu ſchanden werden: Werde nicht bloͤde / denn du ſolt nicht zu Spotte wer - den; Sondern der Schmach deiner Witwenſchafft wirſtu nicht mehr gedencken. Denn der dich gemacht hat iſt dein Mann / HErr Zebaoth heiſt ſein Nahme / und dein Erloͤſer / der Heilige in Jſrael / der aller Welt GOtt genennet wird. Wolte Sie aber einwenden /Chryſoſt. in 1 Theſs. 4. wie Chryſoſtomus eine betruͤbte Wittib einfuͤhret / die zu ihm alſo ſage: Ach! Jch traure billich / nicht daß ich an der Aufferſtehung der Todten zweifele / oder meinem lieben Her - ren die Ruhe nicht goͤnnen wolte: Sondern daß ich nun huͤlf - loſe bin / meinen Schutz / meinen beſten Troſt / meinen wer - theſten Freund verlohren habe. Solches gehet mir zu Her - tzen / ſolches betruͤbet mich: Jch weiß zwar / daß er aufferſte - hen wird / aber unterdeſſen muß ich von Jhm geſchieden ſeyn. So antworttet gedachter Lehrer: Ach liebes Hertze / mei - neſtu denn / dein Ehe Herr habe dich ſchuͤtzen koͤnnen / GOtt aber vermoͤge nicht ſo viel? Bedenckeſtu nicht / daß du Jhn er - zuͤrneſt? Sintemahl eben darumb nimt GOtt mehrentheils die jenigen hinweg / auf welche du dich verlaſſen haſt / daß du nicht an Sie dein Hertz / und deine Hoffnung hangen ſolleſt. LiebeLiebe deinen Mann nicht mehr als GOtt ſo wirſtu nimmer - mehr zur Witwe werden / oder wirſt ja die Witwenſchafft nicht ſchmertzlich emfinden. Warumb? Denn da haſt einen unſterblichen Pfleger und Verſtand / der dich mehr als jener liebet. &c.

Nun der Sel. Herr laͤſſet uns dieſe Worte zuruͤcke:
Ap. 3. v. 112
Halt was du haſt / daß niemand deine Krone nehme.
Und wir wuͤntſchen zuſammen billich allerſeits:
Komm / o Chriſte / komm uns außzuſpannen /
Loͤß uns auf / und fuͤhr uns bald von dannen:
Bey Dir O Sonne
Jſt der fromen Seelen Freud und Wonne!

Amen.

Curriculum Vitæ.

I. N. J.

BEtreffend des Weyland Wohl - Ehrwuͤrdigen / Großachtbahren / und Hochgelahrten Herren Matthæi Hof - manni, Machæropoei dicti, der eirnen Evangeliſchen / und ungeaͤnderter Augſpurgiſchen Confesſion zugethanen Kirchen / genannt zur H. Dreyfal - tigkeit zu Schweidnitz / treugeweſenen und wohlverdienten Paſtoris Primarii und Inſpectoris, wohlgefuͤhreten / und loͤblich geendigten LebensLauff: So Stammet derſelbige / ſo auf Vaͤterlicher / als MuͤtterlicherS eiten / von lauter Pri - ſterlichen Eltern und Groß-Eltern her.

Denn in dieſe Zeitligkeit iſt er gebohren worden AnnoNativitas. 1615. den 14. Novemb. des Abends zwiſchen 8. und 9. Uhr / zu Groſſendorff / im Steinauiſchen Weichbilde Wohlauiſchen Fuͤrſtenthums gelegen: Und war ſein Herr Vater der da - mahls Ehrwuͤrdige / Vorachtbahre / und Wohlgelahrte Herr Jeremias Hofmann Machæropoeus genannt / Pfar -Parentes. rer daſelbſt zu Groſſendorff: Seines Herren Vaters Vater aber / Herr Matthæus Hofmann / Machæropoeus, Pfarrer zu Herren Motſchelnitz / im Wohlauiſchen Fuͤrſten - thum. Und ſeines Herrn Vaters Frau Mutter Catha - rina Maͤuſelin / Weyland Hr. Andreæ Musculi, SS. Theologiæ Doctoris und Profeſſoris zu Franckfurt an der Oder / Sohnes Tochter. Seine leibliche Frau Mutter ware die damahls WohlEhrbare / Viel Ehr und Tu - gendreiche Frau Eva Hofmannin / gebohrne Roſatinn / Seiner Frau Mutter Hr. Vater aber / Hr. Jacobus Ro -Ksatus,satus, Pfarrer zu Riſtern im Lignitzſchen Fuͤrſtenthum: Und ſeiner Fr. Mutter Mutter / Agnes Eichholtzinn / Herren Martini, gebohrnen von Eichholtzes / erſten E - vangeliſchen Pfarrers zu Groß-Krichen / auch Senioris im Luͤbniſchen Kreyſſe / leibliche T[o]chter.

Regenera - tio per S. Baptiſmũ. Dieſe zeugeten Jhn / als ihr leibliches Kind und Erben gedachten ihn aber vor allen Dingen zu GOttes Kind und Erbſchafft zubringen. Daher befoͤdertenSie ihn ungeſaͤumt zu dem ordentlichen Mittel dieſes Kleinoths / zur H. Tauffe / durch welche er kraͤfftig zum himliſchen Erben widergebohren /Nomen. und nach ſeinem Hr. GroßVater Vaͤterlicher linie Mat - thæus genennet worden iſt. Doch ward ihm in ſolche Erb - ſchafft zugleiche von ſeinem erlangten himliſchen Vater das Kreutze mit eingedinget / und betraff ihn ſelbiges ſchon / als er noch ſehr zart / und faſt unempfindlich war.

Mors Pa - rentis. Denn kaum hatte Er das Erſte Jahr ſeiner Kindheit ge - endet / ſo wurde ihm ſein leiblicher Hr. Vater durch den zeit - lichen Tod entzogen: Auf welchen Fall denn dieſes / naͤchſt GOtt / ſeines beſten Freundes / das zarte Wayſelin alsbald eine ſchlechte Auferziehung zu beſorgen hatte. Und / ob ihm wohl der unſterbliche Wayſen Vater eine gute Goͤnnerinn an der damahligen Groſſendorffiſchen Lehns-Frau / der von Jchtritzinn / erweckete / welche ihn aus milder Danckbarkeit gegen ihren Seelſorger / nebenſt ihrem WohlAdelichen Soh - ne / zum Studiren zu beſordern gedachte / konte er auch ſolcherEducatio & inſtitu - tio à puero Wohlthat / wegen ihres dazwiſchen tretenden Todes nicht ge - nieſſen. Maſſen aber ſeine leibliche Fr Mutter noch lebe - te / gedachte Sie auch / allem Muͤtterlichen Vermoͤgen nach / auf ihn / und ſeine ehrliche Auferziehung. Daher / als ſie in ihrem Wittwenſtande ſich wiederumb mit Tit. Hr. Volc - mar Torlen / Pfarren daſelbſt zu Groſſendorff / verheiratete / thaten ſie dieſe Vorforge / daß er von ſeinem Hn. StiffVaterbißbiß ins 14de Jahr ſeines Alters ſolte verpfleget / und / wo moͤg - lich / zum Studiren gehalten werden. So bald es nun her - nach die Jahre trugen / wurde er zu Groſſendorff / neben des1. in Groſ ſendorff. damahligen Erb Herren / des von Jchtritz / Sohne / zugleich Informiret. Dieſe privat-information war der erſte Anfang zu ſeinem Studiren / welchen Er hernach in der Stei - nainſchen Schulen continuirete / nur bey ſehr geringer2. Stinæ. Koſt / und armſeligem Zuſtande. Damit er aber in dem an - gefangenen Lauffe ſeines Fleiſſes deſto beſſer befoͤdert wuͤrde / thaten ihn die lieben Seinigen von daraus nach Lignitz / alwo3. Lignic. er auch eine gewiſſe Zeit bey Hn. Baudiſio ſel. an Tiſch / zu - gleich auch in dieſelbte Schule gegangen iſt. Nun florirte damahls auch ſonderlich die Evang. Schule der Stadt Groß -4. Glogov. Glogau / unter dem Wohlgelahrten / und von ſonderbahrer dexteritaͤt ſehr beruͤhmten Hn. M. Jacobo Rollio, drumb5. Stinæ de - nuò ſub M. Jac. Rollio. ward er auch dahin verſendet. Doch in dem Er alle gute in - crementa ſeiner Studiorum daſelbſten ſuchte / fiel die un - gluͤckſelige Reformation ein / umb derer willen itzt bemeldter Hr. M. Rollius ſo des Orthes / als des Amtes ſich begeben muſte. Weil Er aber nach Steina ſich zoge / und etliche wackere Gemuͤtter aus ſeinen Diſcipulis ſo gewonnen hatte / daß ſie ihm nach Steina folgeten / folgete ihm unſer Sel. Herr Primarius auch / und gebrauchte ſich deſſelben Unterrichtung anfangs privatìm, hernach public[e]ferner. Durch welche denn / und derſelben reichen Nutzen / ſein Gemuͤtte ie mehr und6. Franſtad. ſub eodem. mehr gegen dieſem ſeinem treuen Præceptore verbunden wor - den / daß er Jhm auch zum andernmahle nachzoge / als Er von dannen zum Præſidio der Frauſtaͤdtſchen Schule voci - ret wurde.

Und alſo ward Er wohl an ſeinem Gemuͤtte mercklich gẽ -Sæpé ingẽ - tium Ani - morum comes eſt Inopia. beſſert / nur nichts an ſeinem Zuſtande. Denn in demſel - ben behielt er die Armuth zu ſeinem ſtets wirigem Geferten:K ijIdochBarelaj. in Satyr. Bonæ men - tis Soror Paupertas esſe ſolet. Petron. Arbit. Famulat. & Hoſpi - tium libe - rale Frau - ſtad. Jdoch ließ er ſich ſolche von ſeinem loͤblichen Vorhaben nichts abſchrecken / ſondern ging ihr mit Gebete / Fleiß / und Vergnuͤg - ligkeit tapffer und muttig unter die Augen. Und wiewohl Er nach einer Zeit daſelbſt zur Frauſtadt / neben der Schule die Famulatur, bey Tit. Hn. Johanne Vechnero, Diaco - no aldort beym Kriplinn Chriſti, ergreiffen muſte / war er damit gar gerne zu frieden: Biß ihm GOtt alldar ein Libe - rale Hoſpitium beſcherete / als er / auf recommendation wohl gedachten Hn. M. Rollii, von Tit. Hn. Daniel Raͤ - tzen / einem Vornehmen Kauffmann und Buͤrger / zum In - formatore domeſtico ſeiner Kinder angenommen wurde. Hier erholete Er ſich etwas auf ſeinen vorigen muͤhſeligen Zu - ſtand / blieb auch alldar beſtaͤndig / biß Er / nach gelegtem guten Grunde in Humanioribus, ſein Gemuͤtte auf eine Acade - miam richtete. Ob auch ſchon die beduͤrfftigen Mittel aber -7. In Acad. Lipſ. & Witteberg. mahls gebrochen / ſatzte er doch den einmahl gefaßten Schluß ins Werck / zog im Nahmen GOttes Anno 1635. auf Leiptzig zu / und ließ ſich daſelbſt / Academiſchen brauche nach / den 20. April. deponiren. Weil aber darzubleiben ſein Vor - ſatz nicht war / begab er ſich von daraus ferner auf die beruͤhm - te HoheSchule nach Wittenberg / allwo Er den 30. April. deſſelben Jahres / von dem ordentlichen Rectore in nume - rum Studioſorum angenommen / und / nach abgelegtem Ju -Studium Theologi - cum. ramento, immatriculiret wurde. Erwehlete darauff alſobald das S[t]udium Theologicum, eine profesſion da - von zumachen / und ſeinem GOtte / nach ſeinem Willen der - maleins in dem Wuͤrdigen Predigt Amte zu dienen: Denn darzu hatte Jhn ſein ſel. Hr. Vater auf ſeinem Tod-Bette geeignet: Er bey ſich empfand auch darzu groſſe und ſonder - bahre Neigung. Damit Er aber deſto gluͤcklichere pro - gresſus darinnen machete / beſuchte er / nebenſt andern ordent - lichen Mitteln / der damahligen wuͤrcklichen Profesſorumundund Doctorum in Theologicis, Lectiones und infor - mationes fleißig. Wiewohl Er ſich auch abermahl nur mit einer Famulatur armſelig behelffen muſte / gelangeteFamulat. in Aead. es ihm doch zu ſonderbahrem Geluͤcke: Denn weil des Bi - ſchoffs Sohn von Asloga auß Norwegen / dem er famuli - ret / bey Weyland Hn. D. Jacobo Martini, dem Hochbe - ruͤhmten Philoſopho und Theologo, ſeine Stube und Tiſch hatte / genoß Er hiedurch deſſelben Vornehmen Man - nes information abſonderlich deſto beſſer; Und dabey ſol - cher fidelitaͤt / daß Er ſie an demſelben auch noch in ſeinem Miniſterio vielfaͤltig geruͤhmet hat; Wuͤndtſchend / daß er ſich ſelbigen erbaulichen Vortheils laͤnger haͤtte bedienen koͤn - nen. Allein die Noth / die maͤchtige Zwingerin / brachte ihm ein hartes. Denn weil ſeinem Statui, nach dem er -Reditus in Patriam. ſten Jahre / keine Famulatur ferner anſtunde / und andersher keine Mittel ſonſt zu erwartten waren; Muſte er ſich / nach vollendeten 5 Virtel Jahren in ſein Vaterland wieder zuruͤcke geben. Seine leibliche Frau Mutter war ſelbige Zeit noch am Leben / und nebſt ihrem anderen Ehe-Herren zum Eich - holtze im Lignitzſchen / darumb wandte er ſich auch dahin.

Und weil Er das H. Miniſterium zu ſeinem Scopo hatte / fing Er Anno 1636. am Tage Johannis des Taͤuffers an / ſeine von GOtt darzu vertraute Gaben durch Predigen zu exerciren / und alſo ſich der Kirchen zu ihrem Dienſte zu præſentiren. Er begehrete ihm aber dieſes hohe Amt keines weges ſelber zunehmen / noch ſich durch unordentliche Mittel darein zu dringen; Sondern wolte zu ſeiner Zeitpræcepto - rat. einen ordentlichen Beruff erwarten. Doch daß es nicht otiando geſchehe / begab er ſich etlichen vom Adel / nahmentlich Weyland Tit. Herr Balthſer von Saliſchen / dem aͤlteren / zu Merſin; und Tit. Hn. Hanſen von Borſch - nitz zum Leubel ihre Wohl-Adliche Jugend / als Præceptor von ihnen geruffen zu informiren.

Bey

Bey dem erſteren wartete er ſolches Berufes ein gantzes Jahr / und muſte in demſelben dieſes Betruͤbnis erfahren / das ſeine leibl. Fr. Mutter den 24. Sontag nach Trinit. zwiſchen Eich -Mors Ma - rvis violen - ta. holtz und Hohkirche / als ſie aus der Kirche nach Hauſe gegan - gen / von drey Raub-Schelmen ermordet worden: Bey dem andern aber bediente er ſolches Amt in die anderthalb Jahre; Binnen denen GOtt anfing ihn in ſeine Kirche zu ziehen / und in derſelben des offentlichen Predigt-Amts zu wuͤrdigen. DeñVocatio & Anno 1639. den 12. Maj. wurde er von dem Weyl. Hoch - WohlEdelgebohrnen / Geſtrengen Herren Sigmund von Noſtitz / auf Laſen / Peterwitz / &c. krafft habenden Juris Patronatûs, als ordentlicher Pfarrer zu der Laſniſch - und Peterwitziſchen Kirchen begehret und beruffen. Weil Er nun ſolchen Beruff vor Goͤttlich erkennen / und mit gutem Gewiſſen nicht außſchlagen konte / iſt Er / auf denſelben / denOrdinatio ad S. Mi - niſterium. 13. Maj. erwaͤhnten Jahres / von einem Ehrwuͤrdigen Mini - ſterio zu Lignitz / exploratis priùs profectibus, rechtem Apoſtoliſchen Brauche nach mit Beten und Hand-auflegen / ordiniret / und durch offentliche Teſtimoniales, ſeinen Ge - meinden ferner recommendiret worden. Auf welche Be -Conjugi - um. tretung ſeines Ehren Amtes / Er ſich auch folgendes Jahr / nemlich Anno 1640. auf Goͤttliches Erlaubnis / der Prophe - ten und Apoſtel Exempel / in den H. Eheſtand begeben hat: als Er ſich den 10. Julii mit der damahls Hoch-Wohl Edel - gebohrnen / viel Ehren - und Tugend-reichen Jungfrau He - lena, gebohren von Saliſchen / des Weyland Hoch Wohl - Edelgebohrnen / Geſtrengen Herren Elias von Saliſch / auf Merſina im Wintzizſchen / hinterbliebenen Eheleiblichen Tochter / (welche ſelbige Zeit bey Tit. Hn. Hanſen von Bor - ſchnitz / auf Leubel / ſich auffhielt / und an Tiſch begeben hat - te; Jtzt aber klaͤglich verwittibt und ſchmertzlich betruͤbet iſt:) zu Ravitz in Pohlen / propter puritatem Religionis,traͤuentraͤuen laſſen / und / zum Girichen / wegen der Kriges-Unruhe / Hochzeit gehalten hat.

Und zwar / durch GOttes milde Direction, ſo gluͤck - lich / daß Er in ſolcher Heyrath ſein Leben beſchlieſſen / und nebenſt gedachter ſeiner Ehe Libſten drey Toͤchter zeugen / die -Liberi. ſelben noch bey Lebszeiten auſſetzen / und an drey Gelehrte Eydmaͤnner verheyrathen koͤnnen: als die aͤlteſte Annam Helenam, Anno 1662. an Tit. Hn. Caſparum Magi - rum, der Chriſtlichen Gemeine damahls zu Kammelwitz im Raudniſchen Kreyſe treufleußigem Paſtorem Subſtitutum, anitzo zu Kunitz im Lignitzſchen wohlberuffenen Pfarrer: Die andere und mittelſte / Barbaram Eliſabeth, Anno 1663. an Tit. Hn. Theodorum Rollium, Med. Docto - rem, und Practicum damahln zum Jaur / anitzo wohlbe - ſtalten Phyſicum Ordinarium zum Hayn in Schleſien: Die dritte nnd letzte / Annam Mariam, Anno 1664. an Tit. Hn. Gottfrid Hoppen der Chriſtlichen Gemeine zu Cunrads - dorff im HayniſchenWohlverordneten Pfarrer und Seelen - Sorger: Welche alle anitzo zugegen ihrem Sel. und Hoch - geehrteſten Hr. Vater gleichfals ſchmertzlich betruͤbet nach - ſehen.

Es wartete aber der Selig-verſtorbene ſeines habendenPaſtoratus Laſanenſ. Petervvic. Poſric. & Puſch - cavienſis. Amtes nach allem Vermoͤgen / daß Jhm auch / wegen ſeiner Treu und von GOtt verliehenen ſchoͤnen Gaben / noch uͤber die Laſniſche und Peterwitziſche / zwey andere Kirchen / die Hohen-Poſritziſche / und Puſchkauiſche anvertrauet worden; Unter welchen Er die erſtere zu Hoch-Poſeritz / Anno 1651. am XXI. Trinit. ordentlich reſigniret: Die andern aber des Sommers mit dreyen / und des Winters mit zwey Predigten allezeit verſorgete.

Solche vielfaͤltige Amts-Verrichtungen brachten ihm wohl ſchwere Arbeit / ſchwaͤchten auch wohl ſeine Kraͤfte ziem -lich;lich; Allein Er wuͤntſchte niemanden mehr als ſeinem GOtt / und deſſelben Kirchen ſolche ſeine Zeit und Kraͤffte aufzuopf - fern: Darumb ſparete er derſelben keines bey ſeinen anver - trauten Gemeinen / biß er ſich derſelben / gleich den andern Hn. Amts-Bruͤdern / in denen Fuͤrſtenthuͤmern / wegen eintreten - der Reformation, auf vielfaͤltiges Keyſerl. und Koͤnigliches Anbefehlen / begeben muſte / nach dem Er ihnen / mit reiner und geſunder Lehre / auch groſſer Muͤh und Arbeit / in die 15. Jahr vorgeſtanden / und ſich mit ihnen / durch ordentliche Va - let-Predigten / unter lauterem und hellen Weinen und Heu - len / geſegnet hatte.

Archi-Dia - coni Svid - nicenſ. Dennoch bezeugete GOtt ſeine Vaͤterliche Providentz gegen ihm gar ſonderlich: Da Er nehmlich in kurtzem bedeu - tete ſeine Gemeinen verlaſſen / und das Elend bauen ſolte / er - weckte GOtt in den Hertzen der geſamten Evangel. Buͤrger und Gemeine der Koͤnigl. StadtSchweidnitz / wegen ſeiner hohen und erbaulichen Gaben / eine ſolche Liebe nnd Gunſt ge - gen Jhm / daß ſie Jhn / unitis animis & votis, neben zweyen anderen reinen Evang. Predigern / Weyl. dem Hoch Wohlge - bohrnen Herren Herren Ottoni, Freyherren von Noſtitz / als damahln Vollmaͤchtigen Hn. Landes-Hauptman der bey - den Fuͤrſtenthuͤmer Schweidnitz nnd Jaur / vor ihre / im offent - lichen Muͤnſteriſchen und Oßnabruckiſchen Friedens-Schluſ - ſe erhaltene Kirche / zum Archi-Diacono præſentireten. Auf welche præſentation denn von hoͤchſtbemeldtem Koͤnig - lichen Amte Er vor denen andern zum Archi-Diaconat eli - giret / und ſo ferner von ſelbiger gantzen Evangel. Gemeine / per Deputatus, den 19. Decemb. Anno 1653. deſſen be - richtet / die ihnen numehr freygelaſſene Vocation auf ihre Zu - ſchickung andaͤchtig zuerkeñen / interim aber auf denſelben H. Chriſt-Tag mit einer Gaſt-Predigt ihre Kirche einzuweihen / erſuchet wurde.

Wes -

Weßwegen Er zwar dazumal / wegen noch habender 1. Kirche / categoricè ſich nichts entſchliſſen konte; gedachte auch die begehrte Gaſt-Predigt biß auf den andern Chriſt-Feyertag zuverſchieben. Dennoch erkante Er ſo groſſe Affection danckbarlichſt / ſagete auch / auf ferneres anhalten / ſelbiger Evangel. Gemeine noch ſelbten H. Chriſt-Tages mit einer Veſper-Predigt; uͤber den Engliſchen Lobgeſang: Ehre ſey GOtt in der Hoͤhe / ꝛc. Hirauf gieng dieſes Werck ſo vor ſich / daß ihm folgenden Tag Stephani die Vocation zum Archi-Diaconat ordentlich eingehaͤndiget wurde: Die Er auch / wegen der immerfortgehenden Reformation, ohne be - ſprechung mit der Welt / oder Fleiſch und Blut / auß erkaͤnt - niß Goͤttlicher Schickung / acceptirete. Nach annehmung dieſer / wurde Er in die Kirchen ſelbten Morgen noch ſolen - niter introduciret, und von Jhm abermahls eine Predigt uͤber den brennenden Puſch Moſis / cum applicatione ad tempus & locum, gehalten: iſt auch / als Er ſeinen vorigen Kirchen ordentlich valediciret hatte / mit Predigen und an - dern Miniſterialibus fortgefahren / biß Er im nahmen Got - tes / den 2. Januar. deß 1654ſten Jahres / neben den Seinigen / vollig bedeuteten Orth bezihen konte. Maſſen aber der Zu -Paſtoratus ſive Prim. & Inſpect. Eccl. Ejusd. Svidn. hoͤrer Libe gegen Jhm / wegen ſonderlicher Wuͤrckung des H. Geiſtes / ſo man auß ſeinen Gaben / und derer Nachdruck / ver - ſpuͤrete / ie mehr und mehr wuchſe / wurde Jhm vollends kurtz darauf den 24 Febr. A. 1654. von denen Buͤrgern / Zunfften / Zechen / und gantzen Evangeliſchen Gemeine aldorten / nach vorhergepflogenem emſigen Gebete / und daruͤber gehaltenem reifen Rathe / mit eintraͤchtigen Sinnen / Gemuͤt und Geiſte / eine volkommene und ordentliche Vocation zum Primariat und Inſpection, oder Ober Obſicht der Kirchen auf - und angetragen; Und alß Er dißfals ſeinem GOtte auch gehor -Fidelitas in Officio. ſamen muſte / hat Er ſolches Laſtbares und ſchweres AmtLnichtnicht nur uͤber ſich genommen / ſondern auch ſo beobachtet / daß er es faſt gantzer 13 Jahr zu ſeines Gottes Ehre / der ſeligma - chenden Warheit aufnehmen / befoͤrderung eines Goͤttl. Wan - dels / und vieler Seelen Seeligkeit / mit kraͤftigen Geiſte / auch danckbarem Ruhme der Hochanſehnl. Evangel. Gemeine / ver - waltet hat. Alle ſeine Zeit und Kraͤfte / wandte er willig auf daſſelbige / was ihm aber etwa darvon uͤbrig blieb / gedachte Er / durch eine andere nuͤtzliche Arbeit / ſeinem Gott zu Ehren / und der gantzen Chriſtlichen Kirchen zum beſten anzulegen.

Meditatio - nes in Apo - calypſin Johann. Daher / weil er ſonderliche Gaben / Abſtruſa zu erui - ren bey ſich empfunden / begab Er ſich das Heil. und Hochnutz - bare Buch der geheimen Offenbahrung Johannis in offent - lichen Schrifften zuerklaͤren. Denn darauf hat Er von vie - len Jahren ſchon ſeine Gedancken gerichte[t]: auch / ſo viel Amts - und Kranckheit wegen moͤglich war / wuͤrckliche Hand angele - get / einen guten theil deſſelben Laboris zu Papir gebracht / ihn auch / außer den Ordinariis Laboribus, v[o]r allen ande - ren zuvollenden gemeinet / ſo Er nicht / auß verborgenem Rathe Gottes / durch den zeitlichen Tod daran waͤre gehindert wordẽ: nichts deſto weniger aber / bey vermerckung ſeines Todes / die - ſe Verordnung gethan und hinterlaßen / daß das bereit erui - rete der Chriſtenheit zum beſten / ans Tage-Licht kom̃en ſolte.

Vita trans - acta. Wie nun auß diſem allem ſeine Laborioſitaͤt genung erkaͤntlich iſt / ſo iſt auch ſein darbey gefuͤhrtes Leben unver - borgen. Mit Maͤnnigliches Wiſſenſchaft hat Er ſeinen Gott hertzlich geliebet. Jhn Kindlich gefuͤrchtet / Jhm zuverſichtlich vertrauet: Dann / keiner iſt zu ſchanden worden / die auf den HErren vertrauen / ſo wird Gott an mir nicht anfangen / war ſein feſter Schlus / auf welchen Er alle ſeine Hofnung / Gebete / Thun und Laſſen gruͤndete. So war auch wol ein hohes Ge - ſchencke Gottes / nemlich herliche Gaben / und hohe Wiſſen - ſchaf[t]/ ſo in Theologicis, alß Naturalibus an ihm zu finden:AberAber mit danck und demut gegen GOtt / mit treu und wilfaͤh - rigkeit gegen die Menſchen gezieret. Sintemahl Er ſo bereitVirtut. De - functi. war / das ihm vertraute Pfund iedermaͤnniglich mizutheilen / das ihrer viel auch ſeines Sichbettes / als einer Catheder ge - noſſen haben. Gottes Amt hat Er / nach dem dargereichten vermoͤgen / verwaltet / ſeine Warheit geprediget / uͤber ſeiner Ehre geeifert / den Himmel geweiſet / vor ſeine Gemeine geſor - get / und ſeine anvertraute Kirche moͤglichſten / und euſerſten Fleiſſes gewachet. Sein Malum Arthriticum, und ande - re zugeſtoſſene Affectus, hat Er ihm zur Gedult / Demut und Gottesfurcht dienen / im Amte aber nicht verhindern laſſen / ſo ſie ihn nur nicht gantz und gar anfeſſelten: Daher Er deñ ofte das Gottes-Hauß auch durch Traͤger beſuchet / und die Kantzel mit bebenden Schenckeln betreten hat. Sein vor - nehmſter Wuntſeh war auch: Rectè credere, pie vivere, abſtruſa intelligere; Recht zu glaͤuben / from zu leben / tun - ckele Sachen zuverſtehen. Der gluͤckſeligen Ehe / Erzihung und verſorgung ſeiner Kinder / wie alles andern zeitlichen Se - gens / hat Er ſich mit Ruhm und Preiß gegen GOtt hertzlich gefreuet. Mit ſeinen Herren Collegen hat Er gelebet fried - lich / gegen iedermann aufrichtig / gegen ſeine Ehe Liebſte ver - treulich / und die liebſten Seinigen ſehr ſorgfaͤltig: Ehrerbi - tig gegen die Erhabenen / freundlich gegen die Nidrigen / mit - leydig gegen die Betruͤbten; Milde und Gutthaͤtig gegen die Nothduͤrfftigen: Deß alles Er auch wohl von Denen / die drauſſen ſind / ein guttes Zeugniß haben wird. Zumahl be - ſtand Er feſte in Chriſto dem Gekreutzigten / dehn Er in der H. Tauffe angezogen / in ſeinem Amte geprediget / im Glauben wieder alles verdammliche ergriffen / und biß ans Ende feſte gehalten hat. Daß derentwegen nicht nur die liebſten Sei - nigen / ſondern auch wohl die gantze Gemeine / hertzlich ge - wuͤntſchet hetten / Denſelben / nebſt andern Urſachen / alß ein Vorbild des Chriſtlichen Lebens laͤnger zu behalten.

L ijAber

Morbi. Aber es war Jhm / wie Allen / ſein gewiſſes Ende geſetzet: auf welches ihn allerhand Kranckheiten longo & lento gradu fuͤhreten. Denn wie der Selig-Verſtorbene Herr Primarius die meiſte Zeit ſeines Lebens mit beſchwerlichen Kranckheiten zugebracht / daß Er faſt von der Geburt an / eher und mehr / als andere Menſchen / angefangen zuſterben: alſo iſt in Schweidnitſcher gegend zur gnuͤge bekandt / daß Er / ſo lange er demſelben Gottes Hauſe und Chriſtlichen Gemeine vorgeſtanden / mit ſteten Unpaͤßligkeiten / ſonderlich mit den gefaͤhrlichen Gicht-Schmertzen angegriffen worden / ſo daß Er gar recht / mit dem wohlgeplagten und klagenden Hiob / kurtz vor ſeinem Abſterben klagen koͤnnen: Elender Naͤchte ſind mir vil worden. Zwar hat ſichs bey anderthalb Jah - ren daher anſehen laſſen / daß Er von dieſen Marter-Schmer - tzen zimlich befreyet geweſen / und deßhalben faſt keine PredigtOminoſus eſt ut plu - rimùm Ar - tuũ affect. 〈…〉〈…〉tat. præter〈…〉〈…〉 atur. in -〈…〉〈…〉 olumis; e -[x]empl. Gu -[l]ielmi[F]abricit,〈…〉〈…〉 eleber. il - liusChirur -[g]i Germani & Med. D. qui cum p. tot. ſerè bi - enniũ à po dagric. do - lor. immu - nis viver. dicere ſol. Angvẽ in herbâ lati - tare, Nec fefellit eventus, Aſthmate enim periit. Vid. Horſt. in Epiſt. Med. Doloribus Arthriticis Pulmonum Affectus ſœpè ſuccedunt, verabſaͤumen doͤrfen. Aber was vor gefahr bey ſolcher Ruhe / wenn die gewoͤhnlichen Paroxismi ſine ratione zuruͤcke bleiben / zubeſorgen / hat ſich endlich erwieſen / in dem im ver - floſſenen Herbſt / ohngefehr vor 3. Monat / eine ungewoͤhnliche und wunderliche Haupt-beſchwehr ſich gefunden / da Er nicht ſo ſehr uͤber Schmertzen / oder einige Kranckheit / als nur uͤber die geſchwaͤchte Verrichtungen deß Haupts / ſonderlich uͤber verluſt des Gedaͤchtnißes / klage gefuͤhret. Welcher Zufall zwar zeitlich durch gutte und treue vorſicht Tit. Herren Si - gismundi Graſſii, Med. Lic. der Stadt Schweidnitz / und gantzen Weichbildes wohlverordneten Phyſici, als ſeines vilgelibten H. Vettern / widerumb gelindert worden / das Er ſein Amt / wiwohl nicht mehr ſo gluͤckſelig / verrichten koͤnnen: iſt aber nicht allein von ſolcher Zeit an / eine ſtete Bruſt - und Athem beſchwerung / ſondern auch kurtz her nach ein unverſe - hener Schlagfluß gefolget. Wi nun zwar auch dieſer Affe -ctusctus in wenig Stunden ſich geaͤndert / ſo hat doch die Bruſt -aitGalenꝰ Lib de The - riac. ad Pi - ſon. Ratio - nem expri - mit Carolꝰ Piſo in Con - ſil. de Ar - thrit. beſchwerung beſtaͤndig angehalten / wie ſolches die geſchwaͤch - te Sprache im Predigen gnugſam bezeuget / auch endlich mit einem neuen ſtarcken Catarrho ſich mercklich vermehret: al - lermaſſen uͤber diß kurtz vor den H. Weynacht-ferien euſer - lich auf der rechten Bruſt ein Apoſtema ſich gefunden und eroͤfnet / da denn der haͤufige Fluß zwar gutte hofnung ge - macht / es wuͤrde dieſe Excretio critica ſufficient ſeyn / den gantzen Leib von den Fluͤſſen / und denen daher entſtande - nen Beſehwerden zuerledigen. Es hat ſich aber wieder ſol - che hofnung juͤngſthin den 3. Januar. dieſes 1667 Jahres / mit angehender Nacht die mehrgedachte Athem beſchwer wei - ter vermehret. Solche vermehrung nun war jhm ſelbſt ſehr beſorglich; Daher bereitet Er ſich auch / auf begebenden fal / durch eines und anderen gutte Verordnung / hauptſichtlich aber ſolgenden Morgen / durch Chriſtliche Verſoͤhnung / und Geniſſung des H. Hochwuͤrdigen Abendmahls. Dieſes hohe Werck verrichtete Er nicht nur mit aller gezimenden Andacht / ſondern that darbey auch vor ſeinem Her. Beicht-Vater ſeinFidei Conf. endliches Glaubens-Bekãndtniß freywillig / daß Er feſte halten und ſterben wolte auf dieſes / was Er ſeinen Zuhoͤrern / auß den Schriften der H. Propheten und Apoſtel / denen drey Haupt-Symbolis, der ungeaͤnderten Augſpurgiſchen Con - feſſion, und ſelbiger Apologia, bey den Catechismis Lu - theri, und Formulâ Concordiæ treulich geprediget / und gab ſeine Bereitſchafft zum Sterben nicht wenig zuerkennen / wenn Er dieſe Worte ofte wiederholete: Jch fuͤrchte mich vor dem Tode nicht.

Es nahete ſich ſelbter auch ie mehr und mehr herzu / deñObitus. da endlich die Natur weder durch den Huſten / noch erwecktes Brechen / den zehen Schleim heben koͤnnen: Verwandelte ſich obige Beſchwerde in einen Steck-Fluß / welcher auchL iijdenſel -denſelbten Tag / alß den 4. Jan. abends umb 3. virtel auff 8. Uhr / nach dem Mittags eine Schlaffſucht beygeſchlagen / die ſelige Seele den abgematteten Leib / und alſo dieſe Sterblig - keit zugeſegnen beurlaubet: als Er / vermittelſt zwiſchen LeibTempuꝰ Conjugii M[i]niſterii, & totius Vitæ. und Seel noch wehrender vereinigung / in ſeiner gluͤckſeligen Ehe / 26 Jahr / 25 Wochen geſeſſen: Das Hochwuͤrdige Predigt Amt aber in die 27 Jahr / und 33 Wochen bedinet: und ſo dann ſein gantzes Leben und Alter auf 51 Jahr / 7 Wo - chen / und 3 Tage gebracht hatte.

Hirmit hoͤreten ſeine ſcharfe Sinnen auf / die wachſa - men Augen worden gebrochen / der beredte Mund geſchloſſen / der Machæropœer Nahme und Geſchlechte geendiget / die - ſe Evangeliſche Kirche eines treuen Waͤchters / die betruͤbee Familie ihres Hauptes / Viel eines gutten Goͤnners undLeichen - Text. auß 2. Tim. 4. 18. wohlthaͤtigen Freundes / beraubet. Doch / nach ſeinem biß ans Ende beſtaͤndigem Vertrauen / hat Jhn der HERR erloͤſet von allem Ubel / und zu ſeinem Himmliſchen Reiche außgeholfen / welchem ſey Ehre / von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen!

d. o. m. s. ecce. ossa. viri. perreverendi. clariss. doctissimi. domini. MATTHÆI. HOFMANNI. Machæropoei. Dicti. pastoris. ad. ss. trinit. ædem. apud. svidnicens. primi. primariiq. nec. non. inspectoris. vigilantiss. malo. artritico. diu. vexata. anno. xxvi. ter. foecundi. conjugii. xxvii. difficilis. ministerii. li. totius. curriculi. peracto. die. iv. januar. anni. m. dc. lxvii. vita. exuta. cura. nobilissimæ. conjugis. Helenæ. Hofmann. a Salisch. et. Mersina. huc. locata. et. ultimum. tubicinium. expectantia, qvæ. integra. qviescere. læta. resurgere. deus. sospitator. etiam. ossium. faciat!

About this transcription

TextLetztes Ehren-Gedächtnis/ Tit: Herren Matthaei Hoffmanni Machaeropoei, Pastoris Primarii und Inspectoris, Bey der Evangel. Kirchen vor Schweidnitz
Author Johannes Rollius
Extent87 images; 22816 tokens; 7264 types; 156004 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLetztes Ehren-Gedächtnis/ Tit: Herren Matthaei Hoffmanni Machaeropoei, Pastoris Primarii und Inspectoris, Bey der Evangel. Kirchen vor Schweidnitz Johannes Rollius. . 87 Zachar.(ias) SchneiderLiegnitz1667.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 F 843 / 360155

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:34Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibraryUniversitätsbibliothek Breslau
ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 F 843 / 360155
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.