PRIMS Full-text transcription (HTML)
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ANNULUS DEI SIGNATORIUS.
Der Hochwerthe Pittſchafft-Ring Gottes. Aus dem Propheten (Haggai 2. v. 24.)
Zur ſelbigen Zeit / ſpricht der HErr Zebaoth / will ich dich Serubabel / du Sohn Sealthiel / ꝛc.
Bey Hochanſehnlicher und Volckreicher Funeration Des weiland Edlen / Großachtbaren / Hochweiſen / Hoch - gelahrten und Hochbenamten Herren MATTHÆI HOFFMANNI, JCti, Sacr. Reg. Maj. Polon. Secretarii, geweſenen Freyſaſſen / und Fuͤrnehmen Wolverdienten RathsHerren der Koͤnigl. Stadt Meſeritz / Welcher den 18. Nov. St. N. Anno 1669. nach aus - geſtandener Leibes-Schwachheit / auff Empfangung des Hochwuͤrdige[n]Heil: Abendmahls / in wahrer Erkaͤntniß und Anruffung ſeines Er - loͤſers JEſu Chriſti / des Morgens fruͤh / zwiſchen 3. und 4. Uhr / ſanfft und Seelig eingeſchlaffen / ſeines Alters 51. Jahr und 8. Wochen / Auch darauff den 1. Dec. war der heilige Advents-Sontag / mit Chriſtlichen Ceremonien in unſerem Evangeliſchen Gottes. Hauſe / iſt zur Erden beſtattet / betrauret und beklaget worden / Jn Hochadlicher und vornehmer Verſamlung Jn einer Leichpredigt dargeſtellet / und auff Begehrung der Hochleid tragenden zum Drucke auffgeſetzet
JnFranckfurt an der Oder/ drucktsChriſtoph Zeitler/1670.
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Des weiland Edlen / Großachtbaren / Hochweiſen / Hoch - gelahrten und Hochbenahmten Herꝛn MATTHÆI HOFFMANNI, JCti, Jhr. Koͤn. Maj. in Pohlen geweſenen Secretarii, Fuͤrnehmen Freyſaſſen und Wolverdienten Rathsherren in Meſeritz / I. Hinterlaſſenen Hertzbetruͤbten Fr. Wittib / Der Edlen / WolEhrbaren / viel Ehrenreichen / mit Sitt - Tugend - und Andacht - Hochbegabten Frauen ANNA MARIA, gebohrnen JACOBINN, II. Hochgeehrten Frauen Schwaͤgerinn / Der WolEhrbaren / Hoch-Ehr-Sitt - und Tugendbegabten Fr. ELJSABETH LEHMANNJN / gebohrnen JACOBJNN / III. Hochgeehrten Herren Schwager / Dem Wol-Ehrenveſten / Vorachtbaren / Wolweiſen und Wolbenahmten Herrn SAMUEL LEHMANN / Wolverordneten Treufleißigen Regierenden Herren Buͤrgermeiſter / wie auch der Koͤniglichen Gefaͤlle Einneh - mer in der Koͤnigl. Stadt Meſeritz. Als meinen Hochgeehrten Frauen Gevatterinnen / und hochgeneigten Goͤnnerinnen / Meinem Hochgeehrten Herrn Gevatter / und Fuͤr - nehmen ſehr werthen Freunde. [3]IV. Denen Hochgeehrten / Geehrten H. H. Vettern / Dem WolEhrenveſten / Vorachtbaren / Wolweiſen und Wolbenahmten Herrn GEORG ARNDT, Wolverordneten Treufletßigen Regierenden Herren Burgermeiſter der Koͤnigl. Stadt Meſeritz. Dem WolEhrenveſten / Vorachtbaren / Wolweiſen und Wolbenahmten Herrn JACOB ARNDT / Wolverordneten treufleißigen Herren Buͤrgermeiſter der Koͤn. Stadt Schwerin an der Warthe. Dem WolEhrenveſten / Vorachtbaren / Wolweiſen / Wolgelahrten und Wolbenahmten Herꝛn JACOB KüNTZELN / JCto. wolverdien - ten Koͤnigl. Stadtrichter in Meſeritz. Dem Ehrſamen / Fuͤrſichtigen und Wolbenahmten Herrn ELIÆ SCHWARTZROCK / geſchwor - nen Elteſten / und des loͤblichen Gewercks der Tuchmacher Handwercksmeiſter allhier. Dem Ehrenveſten / Vorachtbaren und Wolbenahmten Herrn JOHANN FRIEDRICH THILO, Vornehmen Buͤrger und Not. Publ. zu Landsberg an der Warthe. Dem Ehrbaren und Wolbenahmten Herrn HERMAN ENGELLMANN / Buͤrgern / Kuͤrſchnern und geſchwornen Elteſten allhier in Meſeritz.

Meinen reſpectivè hochgeehrten Hn. Hn. Gevattern / Schwa - ger und vornehmen werthen Freunden uͤbergiebet dieſen Pittſchafft-Ring mit Wuͤnſchung kraͤfftiger Ve[r]ſiegelung durch GOtt den Heil. Geiſt / auch nich - licher Leibs - und Seelen-Wolfahrt Jhr allerſeits Gebeth - und Dienſtſchuldigſter M. JOHANNES ROLLIUS.

4.[4]PRÆFATIO.

Edle / ꝛc.

HOchwertheſte / in Ehren geliebete Frau Ge - vatterin / Deine Augen ſeynd / wie die Teiche zu Hesbon. Dieſe Worte be - ſchreiben den innerlichen Zuſtand der von GOtt geliebten Sulamith / im Hohenlied Salomonis im 7. Cap. v. 4. Hesbon (oder Heſebon) heiſt ſo viel / als einen TrauerGuͤr - tel. Der geheime Verſtand will ſo viel ſagen: Deine Augen flieſſen von Thraͤnen / vor Liebe und Verlangen nach dem Ge - liebten / von deſſen Liebe du kranck und wund biſt. Und ſolche Thraͤnen ſeynd Teiche zu Hesbon / das iſt / Waſſer ſo vom Traur - Guͤrtel rinnet. Wie deſſen nun allzu gewiß gewahr worden alle glaͤubige Kinder Gottes / nach der Weiſſagung Unſers Erloͤ - ſers / Warlich / Warlich / Jch ſage euch / ihr werdet weinen und heulen / aber die Welt wird ſich freuen / Joh. 16, 20. Als empfindet Sie es genugſam / in dem Sie Jhren Hertzliebſten Eheherren / durch den Todt / verlohren / und ſiehet man an Jhr / daß Jhre Augen ſind / wie die Teiche zu Hesbon. Jſts doch ſchmertzlich / wenn man eines treuen Freundes beraubet wird / und man ſeiner lieblichen Geſellſchafft muß entrahten. S. Auguſtin, ein beruͤhmter Kirchenlehrer / und Biſchoff zu Hippon in Africa, gedencket ſeines Traurens / welches er gefuͤhret / als er einen guten vertrauten Freund in der Jugend verlohren hatte. Er beſchreibets in ſeinem 8. Beichtbuche c. 7. 8. Er ſey / ſagt er / damahls uͤber die maſſen ſehr betruͤbet geweſen / und habe bitter -lich5.[5]PRÆFATIO. lich geweinet / weil es ihm ſchmertzlicher / als der Todt geweſen / daß er nicht mit ſeinem Freunde wie zuvor zuſammen habe leben ſollen; Er ſey ſeines Lebens faſt uͤberdruͤſſig geworden. Jener Poete nennet ſeinen Freund / die Helffte ſeiner Seelen / Er habe dieſes damahls erfahren / daß eine Seele in zwey Leibern wohne / darumb ſey ihm das Leben zu wieder geweſen / denn er habe nicht wollen / als wie eine Helffte leben. Er habe nur ſtets geſeuffzet / wehgeklaget / und habe nirgend weder Ruh noch Rath gefunden. Nicht konten mich erluſtigen / ſagt er / die lieblichen Waͤlder / nicht die anmuthigen Gaͤrte / nicht erfreuͤliche Geſaͤnge / nicht ſonſt an - genehme Geſellſchafften / alles ſey ihm zu wieder geweſen / auch das Tagelicht ſelber / auſſer ſeinem guten Freunde / den er in al - len Winckeln geſuchet / und nirgends funden / ſeine Wolluſt ſey in bloſſen Weinen beſtanden. Er habe eine Reiſe vorgenommen / von Tagaſto nach Carthago. Biß endlich ihn anderes Trauren mehr betroffen / und die Zeit den Kummer verzehret habe / da ſey er gewahr worden / wie er in ſeinem allzugroſſen Trauren geirret habe / weil er ſein Gemuͤthe gleichſam auff den Sand ausgeſchuͤt - tet / in dem er einen ſterblichen Menſchen geliebet / als wenn er nimmermehr ſterben wuͤrde. Endlich ſchleuſt er / O Seelig iſt der / der / O GOtt / dich liebet / ſeinen Freund in dir / und den Feind umb deinet willen. Denn derſelbe kan nichts liebes verlieren / der ſeinen Freund in demſelben liebet / der nicht kan verlohren wer - den / und wer iſt das anders / ohne du unſer GOtt? Was Augu - ſtin damahls geklaget / erſahre ich ben dem Seeligen Hintritt ihres Hertzliebſten Eheherrens / als meines vornehmen Freundes / ſo gar / daß ich mit jenem gelaͤhrten Manne / als er Zwingeri Tod zu Baſel betraurete / in dieſe Worte faſt ausbrechen duͤrffte: Piget me vivere poſt tantum Virum. Nun dieſer Mann weg iſt / mag ich nicht mehr leben. Ach / was ſolte Sie / hochwertheſte Frau Gevatterin / nicht vielmehr einen tieffen und unuͤberwindlichen Hertzenſchnitt fuͤhlen / nach dem ihre Sonne ſo bald untergegangen am hohen Mittage in ihremA 3vollem6.[6]PRÆFATIO. vollem Glantze / ehe ſichs deſſen jemands verſehen. Sie klaget ja offters / Ach zu geſchwinde / Ach zu geſchwinde / iſt mein Seeliger Herꝛmir entriſſen / ehe ich mich nach ſeiner Anheim - kunfft habe gnugſam mit Jhm in einem und dem andern unter - reden koͤnnen. Jch bin es nicht in Abrede / daß es ſehr geſchwin - de ſey geweſen vor unſern Augen. Das Seelige Hertze hatte nun ſeine Reiſe nach Crakaw und von dannen nach Hauſe / unter der gewaltigen Schutzhand Gottes gluͤcklichen vollendet. Sie em - pfieng ihren Eheherren / als nechſt GOtt den einigen Auffenthalt ihrer Seelen / mit groſſen Freuden / welches geſchach Abends den 8. Novembr. vergangenen Jahres. Der 9. Novembr. ward mit Auffſuchung noͤthiger Brieffe zugebracht. Der 10. mit Soñtaͤg - licher Andacht / und einer kurtzen Converſation, die ich damals von Jhm genoſſen. Den 11. reiſete der Seelige Herr auff ein Be - graͤbniß in die Nachtbarſchafft / da er ein Denckmahl unſerSterb - ligkeit gehabt / davon er den 12. dito ſpaͤte wieder kam. Der 13. muͤhete ihn mit wiedrigen Geſchaͤfften ab / und trat bey ihm ein ein gehlinger Zufall eines Fluſſes / welcher den 14. Nov. als ich Jhn Mittags beſuchte / die Sprache ſchwer machte / und Artzney Mittel forderte. Dieſe worden gebraucht / und als den 16. der Herr Medicus von Zuͤllchow kam / mit mehrem Fleiße angewen - det; Aber das Gebethe und die Beſchickung ſeines Hauſes war hier zu beſchleunigen / welches geſchach den 17. Novemb. Den Sontag / an welchem es gegen Abend zwar ein Anſehen hatte / als ob es mit dem Seeligen Herren beſſer werden wolte / aber des Nachtes brach die Schwachheit mit voller Macht heran / da ich Jhm auff vorher / mit Andacht und ſonderlichem Fleiße gethane Beichte / den Mahlſchatz und Zehrpfennig zur ewigen Seelig - keit / nemlich das Hochwuͤrdige Heilige Abendmahl reichete / dar - auff e r gegen Morgen / unter fernerm Gebethe / ſanfft und Seelig einſchlieff. Daruͤber klaget Sie nun freylich: Ach zu ge - ſchwinde! Ach zu geſchwinde! Aber / Nein. Deo nihil ſubitum, qvia à Deo nihil non diſpoſitum, ſagt Tertullianus. Fuͤr7.[7]PRÆFATIO. Fuͤr GOtt iſt nichts zu geſchwinde / weil alles wol verſehen iſt: GOtt der HErr hat es ſo / und nicht anders haben wollen / der Jhm dieſen geſchwinden Zufall zugeſchicket. Es haͤtte uns der SeeligeHerr irgend erzehlet / was vor truͤbſeelige Zeiten herein bre - chen wuͤrden / wie es hin und her wanckete und witterte; Er haͤtte ſich und uns damit betruͤbet / wie wir nun / leider Gottes / eine Plage nach der andern herein brechen ſehen. Er aber war nun ſolcher Truͤbſaalen / Angſt und Drangſaalen fort fuͤr fort auszu - ſtehen / ermuͤdet / in dem e r offtermahls der Ruhe zu wuͤntſchen pflegte / die e r nun in ſeinem GOtte erlanget hat. Sie unter - deſſen / hochgeehrte Frau Gevatterinn / iſt hertzlich betruͤbet / Jch ſehe gar wol ihr tieffes Trauren / welches durch allerhand Umb - ſtaͤnde vermehret und gehaͤuffet wird. Als ich Jhr vorgangen / die Geiſtliche Goldkammer der Bußfertigen und Gott-verlan - genden Seelen / des gelaͤhrten Eraſmi Franciſci, deſſen Buͤcher ihr Seeliger Eheherr ſonderlich geliebet / (welcher dieſe ſeine An - dachten aus den Piis deſideriis Hermanni Hugonis, und des Regenſpurgiſchen Theologi Johannis Henrici Urſini An - merckungen daruͤber / zuſammen getragen) zu leſen gelehnet / ſehe und ſpuͤre ich / daß Jhr ſonderlich anzumercken und zu notiren dieſe Worte p. 258. ſeq. beliebet haben. Mein Troſt iſt allein bey dir / HErr: aber du haͤlteſt ſolches heimlich / und ver - birgeſt dich zur Zeit meiner Noth; ſtelleſt dich / ob wuͤſteſt du nicht umb mein Elend / oder kenneteſt mich nicht / o - der wolleſt mich meiner Suͤnden und Miſſethaten hal - ber / nicht mehr kennen. Daß ich / von Menſchen / ver - laſſen werde; wundert mich nicht: Deñ Menſchen ſind Menſchen: Sie gehen lieber in den Roſen-Garten / und unter die Blumen der Gluͤckſeeligkeit / da alles froͤlich und zierlich bluͤhet / da lauter Freuden-Geſaͤnge ſchallen; als in die Wuͤſten des Creutzes und der Muͤhſeeligkeit /da8.[8]PRÆFATIO. da ſich etwan nur eine traurige Rohrdommel hoͤren laͤſt; Jn den Wald des Leides und Traurens / da allein die Turteltaube ſitzt und wehklaget. Wo der Wein / Goͤtter und Menſchen froͤlich macht / da ſtellen ſie ſich wol ein: Aber / wo man ſeinen Tranck mit Weinen miſchet / und ſein Brot iſſet mit Aſchen; da geben Sie keinen Gaſt. Sie ſind der zerbrochene und unbeſtaͤndige Rohrſtab Æ - gypti: Wer ſich auff ſie lehnet / oder verlaͤſt / dem geher er in die Hand / und durchbohrt ihm dieſelbt. Aber das thut mir wehe im Hertzen / und ſticht mich in meinen Nieren: Daß auch du / meine einige Zuflucht / mein eini - ger Reichthumb / mein einiges Gutt / ja mein hoͤchſtes Gutt / dich ſo frembde ſtelleſt / als ob du im Lande ein Gaſt waͤreſt; Mich in meinem Kummer und Wehmuth / in meinen euͤſſer - und innerlichen Anfechtungen / alſo unge - troͤſtet liegen laͤſſeſt / mir einen harten Blick uͤber den andern giebeſt / und mit deiner Huͤlffe ſo lange verzeuͤchſt: Da mich doch ſo hertzlich nach dir verlanget / und ich dei - ner ſo ſehnlich harre. Du haſt gleichwol mir verſprochen: So ich durchs Waſſer gienge / wolteſt du bey mir ſeyn / daß mich die Stroͤme nicht ſolten erſaͤuffen; So ich ins Feuer gienge / ſolte ich nicht brennen / und die Flamme ſolte mich nicht anzuͤnden; Well du der HERR mein GOTT / der Heilige in Jſrael / mein Heyland ſeyſt! Stehe doch! Mein GOTT und mein Heyland / letzt gehe ich durch einen tieffen Strom / und die Fluth will mich erſaͤuffen: Jetzt gehe ich durchs Feuer der Truͤbſal! Jetzt iſt meine Seele / die Troſtloſe und Elende / uͤber die alle Wetter gehen! Ach! warumb laͤſſeſt du mich denn ſo lange ohne Troſt; da mir doch umb Troſt ſehr bangeiſt9.[9]PRÆFATIO. iſt? Warumb erbarmſt du dich nicht / und reiſſeſt mich aus dieſem Elende heraus / zu dir / in deine himliſche Wohnung / in das Hauß der ewigen Ruhe? Wol thut Sie / daß Sie Jhr Thraͤnen-Tuͤchlein ihrem Heylande JESU Chriſto zuſchicket / Jhr Anliegen auff GOtt den HErrn wirfft / und Niemanden ihre Schmertzen klaget / als in der Bethkam̃er ihres Hertzens ihrem GOtte / mit deme Sie ſich freundlich be - ſpricht / frey reden darff / ja Jhren Heyland umbfangen / daß Sie niemand hoͤne / Cant. 8, 1. Denn wolten wir unſer Leid der Welt klagen / wir wuͤrden entweder Schwaͤtzer oder Spoͤtter fin - den / wie es denn an dieſem Orte an Splitterrichtern / kluͤgeln / kuͤtzeln / hoͤhnen / und ſpotten gar nicht / an Treu und Auffrichtig[-]keit am allermeiſten fehlet. Drumb iſts am allerbeſten / man ſchreibe ſein Anliegen ins groſſe Buch / darinnen ſo viel tauſend Thraͤnen der Heiligen Gottes ſtehen / die der HERR alle zehlet / Pſal. 56, 9. Welches Buch den Titel fuͤhret: Jch wil ſchweigen / meinen Mund nicht auffthun / du wirſts wol machen / Pſal. 39, 11. Sie nehme dieſen Thraͤnenkelch / voll bitter Myrrhen und Aloes / den Jhr ihr Heyland / Sie Jhm deſto feſter zu verbinden / reichet / vorlieb / und dencke / es komme von lieber Hand / es habe ihn Chriſtus ſelber in ſeinem bittern Leiden getruncken / da ſeine Seele am Creutze die Allerverlaſſenſte ge - weſen / Pſal. 22. Warumb wolte Sie ſich weigern Jhme Be - ſch[e]id zu thun / Sie ſage nur: Jch will des HErrn Kelch nehmen / und ſeinen Nahmen verkuͤndigen / Pſal. 116. Sie darff gar nicht / mit jener Arthemiſiâ, e[t]wa die Aſche Jh - res Eheherrens unter Jhren Tranck m[i]ſchen / und vor Liebe all - mehlich in Jhren Leib eintrincken / Sie iſſet ohne diß Aſchen wie Brot / und miſchet ihren Tranck mit weinen / Pſ. 102. Sie darff auch nicht mit jenen Jndianiſchen Weibern ſich ſelbſt in des Todes Staub ſetzen / wie es beym Alex. ab Alex. lib. 3. c. 7. und Herod. lib. 4. zu ſehen. Sie bleibe eine Hanna / die daBGOtt10.[10]PRÆFATIO. GOtt diene mit Faſten und Beten Tag und Nacht / Luc. 2, 37. Sie ſage mit Jener: HErr GOtt Vater / Jch war eins mit dem / den du mir gegeben hatteſt; Nun a - ber du die eine Helffte von mir genommen / und es da - mit gemacht haſt / wie du gewolt / ſo opffere und uͤbergebe ich mich dir / die andere Helffte vollends / mache du es auch mit derſelbe / wie du wilt / gleich wunderlich / nur See - lig / beym Ludov. de Ponte Vallis-Oletano de Chriſtiani Hom. perfect. Tom. 2. Tr. 5. c. 13. Sie wird empfinden / daß Jhr Heyland JEſus / manchen Gnadenblick Sie mitten in ihrer Andacht wird empfinden laſſen. Der Heil. Geiſt / der ein Gott des Troſtes iſt / wird Jhr in ihrer Verlaſſenſchafft beywohnen / alles Creutze verſuͤſſen / und in Jhrem Hertzen bezeugen / daß Sie Gottes Kind ſey. Jch bringe hier und trage / zur Ehren-Be - ſtattung Jhres Seeligen Eheherrens / deſſen Jch mein Lebenlang gedencken will / nicht Cypreſſen und Cedern / nicht Lilien und Ro - ſen / damit man vor zeiten die Graͤber tapfferer Leute beſtreuete. Gar ſchoͤn ſpricht Ambroſius, in der Leich-Rede Kaͤiſers Valen - tiniani: Jch will ſein (des Kaͤiſers) Grab nicht mit Blumen beſtreuen; ſondern ſeinen Geiſt mit dem Ge - ruch Chriſti uͤberſchuͤtten. Andere moͤgen gantze Blu - men-Koͤrbe voll Lilien ſtreuen: Unſere Lilie iſt Chriſtus / mit dieſer Lilien / ſind ſeine Gebeine geheiliget. Jſt ſo viel geredt: Die Unſchuld des HErrn Chriſti / iſt die reine ſchneeweiſe Lilie / womit des Seeligverſtorbenen Kaͤyſers Glau - be gezieret war. Dieſe Lilie / nemlich den Ruhm des Glaubens / an die zugerechnete Reinigkeit und Gerechtigkeit JEſu Chriſti / will ich Jhm nachſtreuen. Jch will des Seeligen Herrn Hoff - manns Begraͤbniß nicht mit Blumen beſtreuen / ſondern ſeinen Geiſt mit dem Geruch Chriſti uͤberſchuͤtten. Mit der ſchnee - weiſſen Lilien der Gerechtigkeit Chriſti / ſind ſeine Gebeine gehei - liget. Jch ſetze auf ſein Grab einen Pittſchafft-Ring / denn e rdurch11.[11]PRÆFATIO. durch wahren Glauben an Chriſti Bluttiges Verdienſt ein wer - ther Pittſchafft-Ring Gottes geweſen. Man hat vor zeiten Ringe gehabt / in welchen man alles hat ſehen koͤnnen. Von Gyge dem Koͤnige der Lydier meldet Plato lib. 6. de Legib. daß er einen Ring an der Hand gefuͤhret / dadurch er alles habe ſehen koͤnnen / wiewol er von niemands ſey geſehen worden. Dem Maximiliano I. dem Roͤmiſchen Kaͤyſer / ward beym Einzuge in eine vornehme Reichsſttadt / ein Ring verehret / mit einem Steine Phengite, dadurch er auch das jenige / was hinter dem Ruͤcken geſchah / erkennen konte / wie Camerar. Cent. 1. Hor. Succiſ. c. 65. Domitianus hat ein gantz Zimmer gehabt / mit dieſem Steine Phengite umbhangen / darinnen er alles ſehen koͤnnen. Eine Witwe iſt vor der Welt veracht / ſie wird nicht gerne an - geſehen / ſpiegelt ſich aber billich in den Goͤttlichen Verheiſſun - gen. Sie / Hochgeehrte Frau Gevatterin / beſchaue ſich in den Worten Jeſaiæ c. 54. Der HErr hat dich laſſen im Geſchrey ſeyn / daß du ſeyſt wie ein ver - laſſen und von Hertzen betruͤbt Weib / und wie ein junges Weib / das verſtoſſen iſt / ſpricht dein Gott. Dabey ſtehet dieſe Verheiſſung: Der dich gemacht hat / iſt dein Mann / HErr Zebaoth heiſſet ſein Name / und dein Erloͤſer der Hei - lige in Jſrael / der aller Welt GOtt genen - net wird. Jſt Sie einſam / wie eine Turteltaube / hat we - der Herren noch Kinder / ſo thue Sie wie jene Witwe / von der Chryſoſtomus ſaget: Habet illorum vice omnium De - um, an ſtatt alles deſſen / hat Sie ihren GOtt. Sie ſage mit Ignatio, Meine Liebe iſt der gecreutzigte JEſus; ſo wird Sie auch ein ſchoͤner Pittſchafft-Ring bleiben / in der Hand Gottes / und dermaleins zur rechten Hand des HErrenB 2JEſu /12.[12]PRÆFATIO. JEſu / dahin Jch mich mit dem Seeligen Herren in ſeinem Ab - ſcheide beſchieden / Jhren Seeligen Herren finden. Denn Dort wollen Wir uns wieder ſehen. Unterdeſſen legeSie unbeſchweret dieſen vorgeſtelltenPittſchafft - Ring bey / zu Jhres Seeligen Eheherren Gedaͤchtniß. GOtt der Heilige Geiſt verſiegele den Troſt ſelber in Jhrem Hertzen. Wie ich Sie denn hiermit den ſuͤſſen Troͤſtungen / des Gnaden - reichen Gottes treulich ergebe / verbleibende bey ſtetem Ange - dencken Jhres Seeligen Eheherrens

Dat. Meſeritz den 5. Mart. St. N. Jm Jahr Chriſti 1670. Jhr allerſeits Gebet - und Ehren - williger Freund M. Johannes Rollius.

JESU13.[13]Chriſtliche Leichpredigt.
JESU Præfulgente!
Das walt der Vater der Barmher -
2. Cor. 1, 3.
tzigkeit / und GOtt alles Troſtes / der uns troͤſtet in allem Unſerm Truͤbſal / deſſen Hand
Oſeæ. 6, 1.
zwar ſchlaͤget / aber auch wiederumb verbindet / Er
Thren. 3, 32. 33.
betruͤbet wol / aber Er erbarmet ſich wieder / nach ſeiner groſſen Guͤtte / denn Er nicht von Hertzen die Menſchen plaget und betruͤbet / Thren. 3. Der HErr toͤdtet und macht lebendig / Er fuͤhret in die Hoͤlle / und wieder heraus / 1. Sam. 2. Der wolle
1. Sam. 2.
ietzo mit ſeinem Him̃liſchen Troſte beyſtehen der Hertz - und Schmertz-betruͤbten Frauen Wittib / und Jhr zu erkennen geben / daß Jhr Seeliger Eheherr / der Weiland Edle / GroßAchtbare / Hochweiſe / und Hochgelahrte Herr MATTHÆUS HOFFMANN, ſey geweſen ein ſchoͤner Pittſchafft-Ring in der rechten Hand Gottes / O HErr JEſu / heyle / was du geſchlagen / troͤſte / was du betruͤbet /
Pſal. 80, 20.
wiſche ab die Thraͤnen von den Augen der Weinenden / Laß dein Antlitz leuchten / ſo geneſen wir / Amen.

Proœmium.

QVam vellem neſcire Literas, So ſagteSvetonius in vita Ne - ron. c. 10. vor zeiten der Kaͤyſer Nero, Außerwehlte Kin - der Gottes in Chriſto JEſu / ietzo ſchmertzlich betruͤbte / und hefftig verwundete Hertzen / als e r bey Anfang ſeiner Regierung / ein blutiges Urtheil unterſchreiben ſolte / und er ſich deſſenB 3gegen14.[14]Chriſtliche Leichpredigt. gegen ſeinem Hauptmanne Burro dreymahl wegerte / Er wolte wuͤntſchen / Er haͤtte nimmermehr ſchreiben gelernet. Seneca Lib. de Clement cap. 1. p. m. 208. Edit. Lipſ. Conf. Cho - kier. The - ſaur: Polit. L. 2. c. 5. p. 65.Senecâ im Buch de Clementiâ, kans nicht gnugſamb auslo - ben / e r nennets Vocem Generoſam, magni animi, magnæ lenitatis. Ein Wort eines tapffern Gemuͤthes / hohen Sinnes / und groſſer Gelindigkeit / welches billich die Benachtbarten des Roͤmiſchen Gebietes hoͤren ſolten. Wenn ich ietzo dieſe Cantzel betrete / den letzten Ehrendienſt zu erzeigen / Meinem hertzliebſten Freunde / dem weiland Edlen / Großachtbaren / Hochweiſen / und Hochgelahrten Herrn MATTHÆO HOFFMANNO, gewe - ſenen JCto, Jhr. Koͤnigl. Maj. in Pohlen Secretario, fuͤrneh - men Freyſaſſen / und Wolverdienten Conſuli und Rathsherren allhier / breche ich billich auch aus in dieſe Worte: Qvam vel - lem neſcire Literas, Jch wolte / daß ich dißmahl die Cantzel nicht betreten duͤrffte / oder meine Zunge ungelehrt waͤre / zu ſol - chen traurigen Liebes-Dienſten. Heulet doch ihr Than -Zach. 11, 2. nen / denn die Cedern ſind gefallen / Zach. 11. Cum Cedris Arboribus Celſiſſimis, primores & proceres e - jus (populi) confert, ut cœteris ſublimiores & perqvam e - minentes, giebts Cyrillus Alexandrinus an dieſem Orth. Durch die Cedern / als die hoͤchſten Baͤume / werden verſtanden die Fuͤrnehmſten im Volck / als die / wie Cedern / fuͤr andern her -Zach. 11, 2. fuͤr leuchten. Heulet ihr Eichen Baſan / denn der feſte Wald iſt umbgehauen. Wir haben aus unſerm Mittel einen tapfferen / verſtaͤndigen / und vorneh - men Mann verlohren / der da war Splendor Patriæ, der Zie - rath und Glantz ſeines Vaterlandes. Da Scipio Africanus gefallen war / lieff Metellus, der ihm ſonſt zu wieder geweſen war / mitten auff den Platz zu Rom / rieff mit traurigem Munde uͤberlaut: Concurrite, concurrite, Cives, mœnia Urbis no - ſtræ everſa ſunt. Lauffet zuſammen ihr Buͤrger / die Mauren unſer Stadt ſind umbgefallen. Er vermahnete auch ſeine Soͤh -ne /15.[15]Chriſtliche Leichpredigt. ne / ſie ſolten dieſen Mann zu Grabe tragen / Non fore, ut po - ſtea id officium ab illis Viro Majori præſtari poſſet. Es wuͤrde Rom hinfuͤro keinen ſo vornehmen Mann haben / dem ſieValer. Max. Lib. 4. c 1. p. 138. dieſen Dienſt erzeigen koͤnten / wie Valer. Maximus bezeuͤget. Wir moͤgen bey der Leichbeſtattung unſers Seeligen Herren HOFFMANNI wol auch ſagen: Concurrite, Concurrite Cives, mœnia Urbis noſtræ everſa ſunt. Lauffet zuſammen Jhr Einwohner / die Mauren unſer Stadt ſind umbgefallen. Da der beruͤhmte Zeno Citticus, ein gelehrter Mann / denDiog. La[ê]rt. de Vit. Phi - loſ. L. 7. c. 1. Diogenes Laêrtius ruͤhmt / Er ſey geweſen Acerrimi Judicii, & ab aſſentando alienisſimus, hohes Verſtandes / und dabey auffrichtig / ferne von aller Falſchheit / geſtorben war; betraure - te ihn nicht allein Athen, mit der gantzen Nachtbarſchafft / ſon - dern Antigonus der Koͤnig in Macedonien / der dieſen Mann hoch zu æſtimiren pflegte / rieff laut: Qvale Theatrum per - didimus, Was hat doch Athen und die gantze Nacht - barſchafft / vor einen anſehnlichen Mann verlohren. Unſerm Seeligen Herrn HOFFMANN koͤnnen wir auch mit Beſtand der Warheit nachruffen: Heu quale Theatrum in Hoffmanno perdidimus! Ach was fuͤr einen tapf - fern Mann haben wir am Seel. Herrn Hoffmann ver - lohren. GOtt hat hier einen Riß gethan / dieſe Staͤdte heiſ - ſet Perez Uſa, 2. Sam. 6. Was ſehen Wir allhier nicht vor2. Sam. 6, 8. Thraͤnen / die dieſem Seel. Manne hintennach folgen? Denn da iſt ja ſein Hintritt I. Obitus Luctuoſus, Ein klaͤglicher Fall. Hier klaget 1. Vidua, die Schmertz betruͤbte Frau Wittib / die thut uͤber die maſſen klaͤglich. Die Edle / Wol-Ehrbare / Hoch - Ehr - Sitt - und Tugendbegabte Frau Anna Maria / ge - bohrne Jacobinn / ſtehet bey dem blaſſen Todesſchatten / Jh - res geweſenen hertzliebſten Ehe-Schatzes / Sie windet die Haͤn - de / vergeuſt bittere Thraͤnen / und ſaget: Hic ſol meus oc - cidit, Hier iſt meine Sonne untergangen. Hier liegtverwelckt16.[16]Chriſtliche Leichpredigt. Jon. 4, 17.verwelckt der Kuͤrbiß / der meinem Haupte Schatten gab / Jon. 4. Jch hoͤre von dieſem muthgepreſten Hertzen eine Stimme: Er hat meine Ehre mir ausgezogen / (meine Krone / Hoffnung / das Leben in guter Ruh / Luth. gloſſ. Marginal. ) und die Krone von meinem Haupte genommen /Job. 19, 9. Job. 19. HErr / Mein GOtt / Du haſt mir ein hartes erzeiget / Du haſt mir einen TrunckPſal. 60, 5. Weins gegeben / daß ich davon taumele / Pſ. 60. Ach nun ſpeiſeſtu mich mit Thraͤnen-Brodt / und traͤnckeſt mich mit groſſem Maß vollPſal. 80, 6. Thraͤnen / Pſal. 80. Hier klaget 2. Familia, Denn wie - wol keine Waͤyſen Thraͤnen verhanden ſind / dennoch beklaget die Anſehnliche Freundſchafft Jhr Kleinodt / und den Glantz Jhrer Familie, die Krone unſers Haupts iſt abgefal - len / unſer Hertzens-Freude hat ein Ende / unſer Reygen iſt in Wehklagen verkehret /Thren. 5, 15. 16. Thren. 5. Hier trauret und empfindet eine Wunde 3. Noſtra Eccleſia, Unſere Evangeliſche Kirche. Wir fangen zwar heu te durch Gottes Gnade an das neue Kirchen Jahr / aber wir ſind beraubet eines vornehmen Gliedes / der mit Rath und gu - ten Anſchlaͤgen manches Wetter wuſte abzuwend. n. Hier iſt in Trauren verhuͤllet 4. Curia, das Rahthauß / als welches ein vornehmes Theil des Collegii Conſularis, ein Ornament und Zierde verlohren. Denn an einem guten Rathgeber iſt viel gelegen. Wo nicht Rath iſt / da gehet das Volck unter / wo aber viel Rathgeber ſind / da ge -Prov. 11, 14. het es wol zu / ſagt der weiſe Salomon Prov. 11. Es be - kennets Annibal gegen die Tarentiner, Multa quæ impeditaſunt17.[17]Chriſtliche Leichpredigt. ſunt naturâ, Conſilio expediuntur. Viel verworrene SachenLivius. Dec. 3. L. 5. p. m. 550. kan man mit Rath ſchlichten / und zu rechte bringen / Es iſt gar uͤbel beſchaffen / wo ſolche Leute wegkommen / und ſchlaffen ge - hen / die mit guttem Rathe einem Orthe beyſtehen koͤnnen / Warumb haͤngſtu dich itzt an andere Freun - de? Sind deine Rathgeber alle hinweg / daß dich alſo das Wehe ankommen iſt / wie eine in Kindesnoͤthen? Wird beym Micha gefraget c. 4. DaMicha. 4, 9. dem Kaͤyſer Octaviano, nach Abgang ſeiner gutten Freunde und treuer Raͤthe / ein Ungluͤck zu handen ſtieß / ſagte er: HorumSvet. c. 66. nihil mihi accidiſſet, ſi aut Mecœnas aut Agrippa vixisſet. Mir were dergleichen nimmermehr begegnet / wenn mein Me - cœnas oder Agrippa noch lebete. Man beklaget denn erſt nach langen Zeiten / was man zuvor nichts geachtet hat. Ja es be - jammert dieſen Mann 5. Piorum Corona, alle Fromme gut - hertzige auffrichtige Leute / weil an Jhm wahr ward jenes Grie - chiſchen Poeten Außſpruch: Vir Bonus, Commune Bonum,Menander. Ein gutter redlicher Mann iſt ein allgemeines Gutt. Gewiß / Er war das Auge / das manchen hat geleitet / wie Hobab,Num. 10, 31. 1. Sam. 20, 28, 29. Num. 10. Der Mund / der manchen vertreten / wie Jo - nathan den David, 1. Sam 20. Die Zunge / die andere unterwieſen und laͤße Haͤnde geſtaͤrcket / die Ge - fallene auffgerichtet / und die bebende Knie bekraͤfftiget / wie Hiob c 4. Der berwehrte Freund / derHiob. 4, 3. 4 Exod. 18, 18. ſeq. manchem die Laſt erleichtert / wie Jethro, Exod. 18. Jch an meinem Theil bekenne / daß ich an Jhm verlohren / Dimidium Animæ meæ, Einen ſehr vornehmen Freund / der ſeiner Treue und Auffrichtigkeit halben war die Helffte meines Hertzens / wie Horatius ſeinen Virgilium ruͤhmet. O quam bonum eſt,Senec. de Tranq. A - nimi c. 7. ſagt Seneca, Ubi ſunt præparata pectora, in quæ tutò ſecre -Ctum19.[18]Chriſtliche Leichpredigt. tum omne deſcendat, quorum conſcientiam minus, quam tuam timeas; quorum ſermo ſollicitudinem leniat, ſen - tentia Conſilium expediat, hilaritas triſtitiam disſipet, Con - ſpectus ipſe delectet. Wie gut iſts / wo man ein treues Hertz hat / dahin man ſich vertrauen kan / fuͤr welchem du dich ſo wenig ſcheuen darffſt als vor dir ſelber / deſſen Zuſprechen deinen Kum - mer ſtille / deſſen Rath deinen zweiffelhafftigen Sachen einen Außſchlag geben / deſſen Freude deine Traurigkeit vertreibe / undSyr. 6, 14, 15, 16, deſſen Anſchauen dich ſelbſt erluſtige. Ein treuer Freund iſt ein ſtarcker Schutz / wer den hat / der hat einen groſſen Schatz. Ein treuer Freund iſt mit keinem Gelde noch Gutt zu bezahlen / Er iſt ein Troſt des Lebens / und wer GOTT fuͤrchtet / der krieget ſolchen Freund / ſaget wol der Haußlehrer Syrach. c. 6. Nun alle dieſe Thraͤnen wer - den mit Unſerm Seeligen Herrn HOFFMANN verſcharret. Wolte aber GOTT / daß nur nicht Sein Todt Uns waͤre II. Obitus Ominoſus, EinFall / der nicht nur fuͤr ſichUngluͤcksOrigen. Hoi mil. 4. in lib. Judic. genug / ſondern auch mehr Ungluͤck andeutet. Origenes nim̃ts gar wol in Acht / daß / da GOtt der HERR wolte die Kinder Jſrael in der Moabiter Haͤnde laſſen fallen / nahm Er ihnen vor weg den Richter Athniel, Jud. 3. Rem, ſagt er / Video peri - culoſam, Jch ſehe eine gefaͤhrliche Sache / defunctus eſt Otho - niel, quia jam Indignus erat populus, qui haberet judicem talem. Athniel iſt geſtorben / weil das Volck nicht werth war daß ſie einen ſolchen Richter haben ſolten. Es ſcheinet hier auch / als wenn Gott der HErr etwas ſonderbares vorhabe / dennEſ. 57, 1. 2. der Gerechte kom̃t umb / und niemand iſt de〈…〉〈…〉 es zu Hertzen nehme / und heilige Leute wer - den auffgerafft / und niemand achtet drauff. Denn19.[19]Chriſtliche Leichpredigt. Denn die Gerechten werden weggerafft fuͤr dem Ungluͤck / und die richtig fuͤr ſich gewan - delt haben / kommen zum Friede / und ruhen in ihren Kammern / Eſ. 57. Drumb iſts auch wol dem Seel. Herrn HOFFMANN ſelbſten / III. Obitus Bea - tisſimus, Ein Seeliger Todt. Jener ward gefraget / welche Schiffe am ſicherſten waͤren / da ward geantwortet: Die / ſo manEraſmus Franciſc. in der Geiſtl. Goldkam - mer. ans Land gezogen. Ach / die ſeeligen Hertzen gehen weg / à facie Iniquitatis, vor dem Ungluͤck; Wir aber bleiben In facie In - iqvitatis, im Ungluͤck; Jhr ſeyd entgangen aller Noth / die Uns noch haͤlt gefangen / ſingen wir recht von Jhnen; Sie neh - men nun nicht viel Gutt und Geld / und kaͤmen wieder auf Er - den. Denn ſchallet nicht ietzo jene Stimme / Apocalypſis 12.? Apoc. 12, 12.Wehe denen die auf Erden wohnen und auf dem Meer / denn der Teuffel kom̃t zu Euch hinab / und hat einen groſſen Zorn / und weiß daß er wenig Zeit hat? Werffen ſich nicht in die Hoͤhe die Hoͤhe die Wellen der Truͤbſalen / brauſen nicht die Win - de der Verfolgungen / iſt wol mehr viel Glauben zu finden auffLuc. 18, 8. 1. Joh. 5, 19. Vid. Came - ro in Myro - thecio Ev - ang. in h. l. p. 354. der Erden / Luc. 18.? Lieget nicht die gantze Welt im Argen / das iſt / dem Teuffel in der Schooß / Joh. 5? Ach es heiſſet wol recht:

Vivite felices, qvibus eſt fortuna peracta Jam ſua, nos alia ex aliis in Fata vocamur. Vobis parta qvies, nobis maris æqvor arandum. ()

Seelig ſind die Todten / die in dem HErrn ſterben / von nun an. Ja der Geiſt ſpricht / daß Sie ruhen von ihrer Arbeit / Apocal. 14. Apoc. 14, 13.Nu JEſus unſer Erloͤſer lebet / der iſt uͤber uns; Wir wollen derohalben aus dem Brunnen Jſraelis Troſtwaſſer ſchoͤpffen /C 2und20.[20]Chriſtliche Leichpredigt. und mit einander beobachten / Wie theure Seelen von GOTT dem HErrn ſo hoch geſchaͤtzet werden / daß ſie ſind wie ein Pitt - ſchafft-Ring / den der HErr an ſeiner Hand traͤget / dabey wir umb kraͤfftigen und troſtreichen Beyſtand des werthen Heiligen Geiſtes zu GOTT ein ſtilles und andaͤchtiges Vater Unſer ſeufftzen.

TEXTUS.

Haggai Cap. 2. v. 24. Z Ur ſelbigen Zeit / ſpricht der HErꝛ Zebaoth / wil Jch dich SeruBa - bel / du Sohn Sealthiel / meinen Knecht nehmen / ſpricht der HErr / und will dich wie ein Pittſchafft - Ring halten / denn Jch habe dich erwehlet / ſpricht der HErr Zebaoth.

EXORDIUM.

U Nter andern Unahrten / Charisſimi, die die Menſchen-Kinder / nach dem klaͤglichen Fall an ſich ha - ben / iſt dieſe / daß ſie nicht ſo genaue bedencken / was ſie haben / in dem ſie es noch haben / als ſie es erſt hernach beklagen / wenn ſie es nunmehr verlohren. Carendo diſcimus quam chara nobis ſint bona. Gutter Sachen werden wir erſt recht gewahr / wenn ſie uns nun mangeln. Ein gelehrter Hol - laͤnder beſchreibets fein / als er den Abgang des gelahrten Lipſii beklaget:

Hæc21.[21]Chriſtliche Leichpredigt.
Hæc eſt ſiniſtra mentis humanæ lues.
Baudius Jamb. Fun. Carm. in Obit: Lipſ: p. 280.
Felicitatis dona non capit ſuæ
Fruendo, ſed carendo. Donec intereſt
Eximia virtus cœtui mortalium
Aut invidetur, aut feritur frigore.
Poſtquam recesſit, ut nihil diu ſinit
Durare Fati Lex ineluctabilis,
Complorat orbus Orbis amisſum Decus.

Das Gebrechen hat das Menſchliche Hertz an ſich / es verſtehet ſeine Gluͤckſeeligkeit nicht im genuͤßen / ſondern in dem muͤßen. So lange eine tugendhaffte Seele unter den Menſchen wohnet / wird ſie entweder geneidet / oder armſeelig verlaſſen. Jſt ſie weg / wie denn nichts in der Welt lange beſtaͤndig iſt / ſo beweinet erſt die Welt den verlohrnen Zierrath. Boͤſe / boͤſe / ſpricht man / wenn mans hat / aber wenn es weg iſt / ſo ruͤhmet man es denn / ſtehet Prov. 20. LutherꝰProv. 20, 14. ſetzt dabey in der Gloſſ. Was man hat / deß wird man uͤberdruͤſ - ſig. Nimmermehr verſtehen Kinder / was ſie an ihren Eltern ha - ben / biß ſie ſie verlohren / ſie gruͤben ſie wol mit Nadeln aus der Erden / wenn ſie geſtorben ſind. Ein Ehegatte achtet des andern nicht groß / Unterthanen murren offte wieder ihre Obrigkeit / ſind ſie aber denn weg / ſo dencket man erſt zuruͤck / was man dran ge - habt. Solche Verachtung betraff den lieben Sohn GOttes ſelber / Er war das Deſiderium Gentium, aller Heyden Troſt und Verlangen / Hagg. 2. auff welchen die Vaͤter ge -Hagg. 2, 8. wartet und geſeuffzet / Eſa. 45. Treuffelt ihr HimmelEſa. 45, 15. von oben / und die Wolcken regnen die Ge - rechtigkeit / die Erde thu ſich auff / und brin - ge Heyl / und Gerechtigkeit wachſe mit zu:C 3Aber22.[22]Chriſtliche Leichpredigt. Aber da Er ſich nun im Fleiſch offenbahrte / hieß es: Er kam in ſein Eigenthumb / und die Seinen nah -Joh. 1, 11. men Jhn nicht auf / Johan. 1. Er muſte nur klagen: Meiner Mutter Kinder zuͤrnen mit mir /Cant. 1, 6. Cant. 1. Da Er predigte zu Nazareth / in ſeinem Vaterlande / wolten Jhn ſeine eigene LandsLeute zum Berge herab ſtuͤrtzen /Luc. 4, 24. Luc. 4. Darumb ſaget der liebe HErr daſelbſt: Ein Pro - phet gilt nirgends weniger / denn in ſeinemMatt. 13, 57. Vaterlande / und in ſeinem Hauſe / Matth. 13. Joh. 4, 44.Ein Prophet gilt daheim nichts / Joh. 4. Kein Prophet iſt angenehm in ſeinem Vaterlande /Luc. 4, 24. Gen. 37, 4. 1. Sam. 17, 28. Jer. 39, 12. Jer. 12, 6. Jer. 11, 21. Luc. 4. Joſeph war in ſeines Vaters Hauſe veracht / Gen. 37. David daheim der Geringſte / 1. Sam. 17. Jeremias hatte groſ - ſen Reſpect beym Koͤnige zu Babel / und ſcheuten ihn ſeine Fein - de / Jer. 39. aber zu Anathot in ſeinem Vaterlande / ſchrie man Zeter uͤber ihn / Jer. 12. Er dorffte keinem trauen / ſie ſtunden ihm gar nach Leib und Leben / Jer. 11. Die Propheten der Juͤden wor - den von memands anders faſt mehr / als von ihren eignen Leu -2. Reg. 9, 11. Ezech. 33. Eſa. 57, 4. 2. Chron. 25, 16. Luc. 13, 33. Matt. 23, 34. ten geſchmaͤhet. Bald hielt man ſie vor Raſende / 2 Reg 9. Bald pfeiff man ſie an / Ezech. 33. Bald ſperrte man uͤber ſie das Maul auff / und reckte die Zunge heraus / Eſa. 57. Bald legte man die Haͤnde an ſie / und ſchlug ſie / 2 Chron. 25. Bald toͤdete man ſie / und ward Jeruſalem eine Propheten-Moͤrderin / Luc. 13. Matth. 23. Da es nun Chriſtum ſelber ſo trifft / ſagt Er: Ein Pro - phet gilt nirgend weniger / denn im Vater -Marc. 6, 4. vid. Zehner Adag. ſacr. Cent. 3. Adag. 24. p. 470. land und bey den Seinen / Marc. 6. Woher es komme / geben die Ausleger gewiſſe Urſachen. (1.) Ex fami - liari Converſatione. Weil man taͤglich mit ihnen umbgehe / und ſie von Jugend an kenne. Man dencket denn zuruͤck / daßman23.[23]Chriſtliche Leichpredigt. man ſie als Knaben gekennet / wenn gleich aus Kindern hernachDanhauer. Lib Apert. Conſe. part. 1. pag. Corn. à Lap. in Matt. 13, 57. p. 291. Theophyl. in Matth. c. 13. Athen. l. 3. auch Leute worden ſeyn. Da man vielmehr auf ihren ietzigen Eh - renſtand acht haben ſolte / und ihre Gaben des Gemuͤths ſchaͤtzen - Ja oͤfftere Gemeinſchafft bringet Verachtung. Solemus fami - liaria contemnere ſed peregrina exoſculari, ſaget Theophy - lactus. Wir pflegen / was wir gemein haben / zu verachten / was frembde iſt / hoch zu halten. Jener Alexis beym Athenæo ſa - get: Alienum amamus, proximum contemnimus. Einen Frembden lieben wir / einen nahen und Bekandten verachten wir. Weil der HErr Chriſtus bey den Nazarethanern wohnte / mit ihnen umbgieng / verachteten ſie Jhn ſo gar / daß auch ſeine Bruͤder und Verwandten nicht an ihn glaͤu - beten / Joh. 7. Es geſchiehet auch (2.) Ex invidiâ & æ - mulatione. Auß lauter Neid und Mißgunſt / der unter Lands - Leuten leichte ſich entſpinnen kan / Confuſionem ſuam exiſti -Theophyl. in Johan. mant, gloriam contribulis. Wird einer dem andern fuͤrgezo[-]gen / ſo achtets der ander ihm fuͤr eine Beſchimpffung / wie Theophylactus redet. Und dieſe Unart beſchreibet Hierony -Hieron. Lib 2. inMarth. c. 13. mus: Propemodum naturale eſt, cives ſemper civibus in - videre. Non enim conſiderant præſentia Viri opera: ſed fragilis recordantur infantiæ, qvaſi non & ipſi per e - osdem gradus ad maturam ætatem pervenerint: Es iſt faſt natuͤrlich / daß Leute in einer Stadt einander mißguͤnſtig ſind. Denn ſie betrachten nicht / was ein Mann nunmehr ſey und thue / ſondern erinnern ſich der ſchwachen Kindheit / gleich als waͤren ſie nicht auch durch dieſe Staffeln ins Alter geſtiegen / und haͤt - ten vormahls gethan und geredt wie ein Kind / 1. Corinth 13. 1. Cor. 13, 11.(3.) Perverſitas mundi & excœcatio. Die Verblendung der Welt. Jmmer beliebet uns mehr was frembde iſt. Sachen die von frembden geholet muͤſſen werden / die gefallen uns immer mehr / wenn wirs gleich zu hauße koͤnten beſſer haben. Con -Theophyl. in Lux. c. 4. temnuntur etiam res ſelectisſimæ, ſi non fuerint raræ, ſedvulgatæ24.[24]Chriſtliche Leichpredigt. vulgatæ & quotidianæ, ut omnes iis copiosè frui posſint, ſaget der obenbeniemte Theophylactus. Auch die außerleſeſten beſten Sachen / wo ſie nicht ſeltzam ſind / ſondern gemein / daß ſiePlato in Eu - thydemo. Juvenal. Sa - tyr. 11. v. 6. jederman kan haben / werden geringſchaͤtzig gehalten τὸ σπάνιον τίμιον, Quod rarum, carum, was ſeltzam iſt / das iſt theuer. Magis illa juvant, quæ pluris emuntur, ſagt Juvenalis, Was man theuer muß kauffen / gefaͤllet uns Menſchen immer beſſer. Drumb iſt das unſere Unart von Natur / was wir gutes haben / achten wir nicht / weil es gegenwaͤrtig iſt. Alſo werden offte tapffere Leute / in ihrem Vaterlande nicht geachtet / oder geehret / da ſie hingegen von Frembden viel werther und hoͤher gehalten werden. Unter andern Eitelkeiten erzehlet der weiſe Koͤnig auchEccl. 9, 14, 15, 16, 17, dieſe / Eccleſ. 9. Es war eine kleine Stadt / und wenig Leute drinnen / und es kam ein groſſer Koͤnig / und belagerte ſie / und bauet groß Bollwerck drumb. Vnd ward drinnen fun - den ein armer weiſer Mann / der dieſelbe Stadt durch ſeine Weißheit konte erretten / und kein Menſch gedacht deſſelben armen Mannes. Da ſprach ich / Weißheit iſt ja beſſer denn Staͤrcke / noch ward des Armen Weißheit veracht / und ſeinen Worten nicht gehorchet. Das macht / der Weiſen Worte gelten mehr bey den Stillen / denn der Her - ren Schreyen bey den Narren. Dabey ſagt einD. Geier Comm. in Eccl. 9. p. 350. vornehmer Theologus: Sæpe Theſaurus pretioſisſimus à ne - mine attenditur. Offt wird ein koͤſtlicher Schatz von niemand wahrgenommen. Es ſind Leute zur Kirch und Regiement tuͤch -tig /25.[25]Chriſtliche Leichpredigt. tig / die man aber nicht achtet / wiewol es nichts deſto beſſer iſt. Die Athenienſer hatten eine ſonderliche Art in ihrer Republic,Vid. Tholo - ſan. Syntag Jur. Univerſ Lib. 31. c. 6. num. 6. die nenneten ſie Oſtraciſnium, daß wenn bey Jhnen tapffere / heroiſche / verſtaͤndige / auch wolverdiente Leute waren / die in groß Anſehen geriethen / und begunten zu ſteigen / ſo daͤmpffeten ſie ſolche bald / und ſagten ihnen an ins Exilium auff 10. Jahr lang zu gehen / und ſich der Stadt zu enthalten. Da muſten ſolche tapffere und geſchickte Leute weichen / und ſich anderweit hinweg - begeben / denn da gaben die Buͤrger zuſammen ihre Stimmen / und ſchrieben auff Scheiben / oder auff Schalen von den Au - ſtern / dieſes oder jenes Mannes Nahmen / der ihnen dauchte daß er zu maͤchtig wuͤrde; Und alsbald muſten ſolche vornehme Leute die Stadt meiden. Wie dieſes zum erſten an dem Hip - parcho angefangen / und zu allerletzt an dem Hyperbolo iſtVid. Cocl. Rhodigin. l. 16. cap. 21. Antiq: Lect: veruͤbet worden / wie der gelehrte Rhodiginus meldet. Und dieſe Undanckbarkeit hat manch tapffer Mann uͤber ſich muͤſſen ergehen laſſen; Es hats erfahren Ariſtides der Gerechte / The - miſtocles in Perſten / Iphicrates in Thracien / Conon in Cy - pern / Timotheus in Lesbo, Chabrias in Egypten / Chares in Sigæo, welche alle umb ihrer Tugend willen / ſind in ihrem Vaterlande verhaſſet geweſen / wie bey dem Athenæo zu ſehen /Athenæus L. 12. cap. 14. der den Oſtraciſnium nennet / Democraticæ quidem æqva - litatis trutinam, verum popularis inuidiæ infeſtisſimum telum, Es ſey zwar eine Wagſchale / dadurch bey der Regie - rung des gemeinen Volckes die Gleichheit ſey gehalten worden / daß keiner uͤber den andern ihm eine Gewalt zuſchreiben moͤchte / Aber es ſey ein hefftiges / feindſeeliges Pfeil geweſen der Miß - gunſt der gemeinen Leute / wieder tugendhaffte Perſonen / daß / wenn ſie nun umbs Vaterland ſich wol verdient hatten / tapffe - re Heldenthaten verrichtet / ſie zum Gratial das Vaterland ver -Vid. Ariſt. de Republ. lib. 3 c. 13. Tom. 2. Op. p. 2〈…〉〈…〉 2. H. 213. B. laſſen / und fort wandern muſten. Die Athenienſer gaben dieſe Urſachen / wie es Ariſtoteles in ſeinen Buͤchern de Republica anfuͤhret / und wandten vor / wo eine Democratia ſey / daß beyDdem26.[26]Chriſtliche Leichpredigt. Vid. Caſum L. 3. Sphær. Civ. cap. 9. Machiavell. l. 1. Diſcurſ. de Republ. c. 28. 29. Antimachi - avell. L. 3. theor. 16.dem gemeinem Manne das Regiement waͤre / und dennoch das gemeine Weſen beſtehen ſolte / muͤſten ſie alle gleich ſeyn / und taugeten gar nicht darunter Heroiſche Naturen / die die andern Leute mit Tugend und Tapfferkeit uͤberſtiegen / denn ſie waͤren verdaͤchtig / ſie moͤchten das Regiement einmahl / wenn ſie immer an Reichthumb / an Ehr / an Thaten / am Anhange vieler Freun - de wuͤchſen / gar an ſich ziehen. Denn das ſchickt ſich gar nicht / daß Heroiſche Leute ſolten andern unterworffen ſeyn / weil ſie wie Goͤtter unter Menſchen waͤren / ſondern ihnen ſtehe beſſer an die Herrſchafft bey der Monarchi / da das Regiement bey ei - nem iſt / in der Democrati koͤnten ſolche Leute nicht gelitten wer - den / man muͤſſe die Fluͤgel ihnen beſchneiden. Wie Periander dem Thraſibulo die Antwort gethan / da er den Bothen auffs Feld gefuͤhret / und die groſſen uͤber die andern herfuͤr rahenden Aehren abgehauen / daß die Saat uͤberall gleich ſtuͤnde / wie mit mehren die Gelaͤhrten beym Ariſtotele leſen koͤnnen. Dieſe ArtEraſm. in Adag. Chi - liad. 4. Centur. 6. Adag: 86. p. m. 1111. nun hieß man Oſtraciſnium, weil die Stimmen auf Schalen von den Meerſchnecken geſchrieben worden / man nennete es Oſtracophorian und flagellum Teſtaceum, eine Peitſche von Scherben. Und ſoll dieſe Sache einer mit Nahmen Cliſthenes erfunden haben zu Athen, der auch ſelber ins Exilium gewichen. Man gab der Sachen einen Schein / es waͤre ihnen diß decen - nale Exilium, daß ſie 10. Jahr von hauße muͤſten weg ſeyn / ohn alle Beſchimpffung auffgeleget; Und das hießen Sie dieSabellicus L 4. c 9. Stadt rein halten / wie beym Sabellico zu ſehen / da die Athe - nienſer den Ariſtiden vertrieben / und er fragte / warumb ſie das thaͤten an ihm / er haͤtte es ja nicht verdienet / antworteten ſie / ſie koͤnten das nicht leyden / daß er fuͤr gerecht hin und wiederPlutarch: in Ariſtide. gelobet wuͤrde. Die Lacedæmonier die machtens auch bey ihnen alſo / und hießens Petaliſnium, wie auch die Syracuſa - ner, die ihre Stimmen auff ein Oelblat ſchrieben / und auff wem die m[e]iſten fielen / derſelbe muſte weichen / und 5. Jahr aus ſeyn / denn πέταλον heiſt ein Blatt. Aber die Syraeuſaner ſahendaß27.[27]Chriſtliche Leichpredigt. daß das Geſetze nicht gut ſey / denn dadurch / weil die Vornehm - ſten vertrieben worden / wuͤrden dadurch andere abgeſchreckt / gaben dem Regiement gutte Nacht / und blieben in einem Privat -Diodor. Si culus lib 11 & Plut. d. l. Leben / da ward das gemeine Weſen verlaſſen / etliche Gottloſen nahmen Gewalt / und worden allerhand Empoͤrungen / daß man die Gewohnheit des Petaliſmi abſchaffen muſte. Damit iſt nun practiciret worden / die Weltweiſe / die Chriſtus der HErr angemercket: Kein Prophet iſt angenehm in ſei -Vid. Zehn. loc. cit. p. 470. ſeq. nem Vaterlande / Denn diß nicht allein auff Geiſtliche Perſonen / ſondern auch auff andere begabete tapffere Leute kan gezogen werden. Solchen Danck giebet die Welt / und erfuhren diß die beyden Helden / Scipio Africanus und Annibal, auff ein - mahl / jener zu Rom / dieſer zu Carthago, wie davon LiviusLiv. Dec. 4. lib. 8. pag. 1007. ſchoͤne redet: Duæ maximæ Orbis terrarum Urbes ingratæ uno propè tempore in Principes inventæ. Roma ingrati - or, ſiquidem victa Carthago victum Annibalem, Roma vi - ctrix victorem Africanum in exilium expulit. Zwey vor - nehme Staͤdte der Welt / haben faſt auf eine Zeit ihre Undanck - barkeit gegen ihre Fuͤrſten und Helden erwieſen. Und Rom iſt faſt am undanckbarſten geweſen / denn das uͤberwundene Car - thago, hat den uͤberwundenen Annibalem; Die Uberwinderin die Stadt Rom / den Uberwinder und Sieges-Herren den Sci - pionem Africanum ins Elend gejaget. Da ſiehet man nun wie ein eitel Ding es ſey umb zeitliche Ehre / die bald kan zerrin - nen / und wie man es leichte bey der Welt verſchertzen kan / da helffen keine meniten / keine Wolthaten / es wird alles vergeſſen /Eccleſ. 2, 16. wie davon der Prediger Salomo ſaget c. 2. Man geden - cket des Weiſen nicht immerdar / eben ſo we - nig als der Narren / und die kuͤnfftigen Ta - ge vergeſſen alles / und wie der Weiſe ſtir - bet / alſo auch der Narr. Was richtet derD 2Weiſe28.[28]Chriſtliche Leichpredigt. Weiſe mehr aus weder ein Narr / wird geſagetEccleſ. 6, 8. Eccleſ. 6. Daß man billich ſich nicht ſo hoch / umb den Ruhm der Welt bemuͤhet / wenn man nur in ſeinem Stand ſein Gewiſſen kan bewahren / es heiſt billich:

Der Zeitlichen Ehrn will ich gern entbehrn /
Du wolleſt mir nur das Ewige gewehrn /
Das du erworben haſt /
Mit deinem herben bittern Todt /
Das danck ich dir mein HErr und GOtt.

Thomas de Kempis, de Imitat. Ckri ſti l. 2. c. 6.Das iſt doch / ſaget der Andaͤchtige Thomas de Kempis, eine kurtze Ehr / die man von Menſchen nim̃t und bekoͤmmet / auff die Welt Ehre folget immer Traurigkeit. Der Frommen ihr Ruhm iſt in ihrem Gewiſſen / und nicht im Munde der Menſchen. DerJudicium de hoc libr. vid. ap. Hol - tin. Hiſt. Ec - cleſ. ſec. 15. p. 68. Enco - mium ejus libelli p. 73. ſeq. Gerechten Freude iſt von GOtt / und in GOtt. Wer nach der wahren und ewigen Ehre ſtrebet / der achtet nicht die Zeitliche. Der hat doch ein ſtilles und geruhiges Hertz / der nicht darnach fraget / ob ihn die Leute loben oder ſchelten. Der wird gern ver - gnuͤget ſeyn und zu frieden / der nur ein rein Gewiſſen hat. Lo - bet man dich in der Welt / du biſt deſſenthalben nicht heiliger / ſchilt man dich / du biſt deſſenthalben nicht geringer. Non es ſanctior, ſi laudaris; nec vilior, ſi vituperaris. Quod es, hoc es; nec major dici vales, quam (Deo teſte) ſis. Si at - tendis, quid apud te ſis intus, non curabis quid de te lo - qvantur homines. Homo videt in facie, Deus autem in corde. So viel biſtu / als du in und an dich ſelbſt biſt / und man kan dich auch nicht groͤſſer achten / als du fuͤr GOtt dem HErrn biſt. Wenn du Acht drauff haſt / was du bey dir ſelber biſt / ſo wirſtu nicht darnach fragen / was die Leute von dir reden. Der Menſch ſiehet was fuͤr Angen iſt / Gott der HErr ſiehet das Hertze an. Guttes thun / und maͤſſig von ſich halten / iſt eine Anzeigung eines demuͤthigen Her -tzens /29.[29]Chriſtliche Leichpredigt. tzens / Bißher der de Kempis. Wir haben bey Uns in dieſer Stadt bißhero manchen tapfferen Mann gehabt / theils in / theils auſſer dem Rath / davon nunmehr einer nach dem andern ſchlaf - fen gegangen / in dem es geheiſſen hat:

Man traͤgt eines nach dem andern hin /
Wol aus den Augen / und aus dem Sinn /
Die Welt vergiſſet unſer bald /
ſey jung oder alt /
Auch unſer Ehren mannigfalt.

Jch habe / leider Gottes / manchen lieben Mann allhie ſehen bluͤ - hen / und wieder verbluͤhen. Uberaus ſchmertzlich iſt es / daß ich Unſern Seeligen Herrn Hoffmann, der der letzte iſt von denen / die als ich Anno 1652. nunmehr vor 17. Jahren / hieher zum Paſtoratu bin vociret worden / allhier im Rathe geſeſſen / ietzt mit Thraͤnen nachſehen muß: Wie offt wird mir das Hertze bre - chen / wenn ich ſeinen Stand in dieſer Kirchen von ſeiner Perſon werde ledig ſehen. Es kan geſchehen / daß wir den Seel. Herrn mehr ins kuͤnfftige betrauren werden / und befinden / was wir an Jhm gehabt / als es wol ietzo von Uns geſchehen mag. So lan - ge ich lebe / werde ich niemals ohne Thraͤnen mich erinnern / was ich vor tapffere Leute und treue Hertzensfreunde theils am Seel. Herrn D. Kaldenbach, Phyſic. Ordinar. dieſes Orts / den wir Anno 1664. durch den zeitlichen Todt verlohren; Theils nun - mehr an meinem vornehmen Freunde / dem Herrn Matthæo Hoffmanno vermiſſe / Jch befinde / daß auch von guten Freun - den daſſelbe wahr werde / was Publius Mimus in ſeinen Senten - tiis hat / Toties homo moritur, quoties amittit ſuos: Der Menſch ſtirbet ſo vielmahl / ſo viel er die Seinigen verleuret. Dieſen Seeligen Mann beklaget billich ſein Vaterland / und em - pfindet / was es vor einen Patrem Patriæ, einen treuen Vater verlohren. Es iſt gar eine ſchwere Draͤuung / beym Propheten Eſaiæ am 3. cap. Siehe / der HErr Zebaoth wirdEſa. 3, 1, 2, 3,D 3von30.[30]Chriſtliche Leichpredigt. Conf. Förſt. Comm. h. l. p. 100. ſeqvon Jeruſalem und Juda nehmen / allerley Vorrath / Nach dem Ebraͤiſchen lautets / Fulcrum & Ful - turam, Alles was die Stadt ſtuͤtzen und erhalten hilfft / es mag heiſſen wie es will. Darauff erzehlet er die Stuͤcke / die GOtt der HErr wegnehmen wolle: 1. βμντικὰ, Lebens-Mittel / allen Vorrath des Brodts / und allen Vor - rath des Waſſers. 2. Tapffere Leute / als in genere Polemico, Starcke und KriegesLeute / in Eccleſiaſtico, Propheten / in Politico, Richter / welche die Gerichts-Sachen nach den Geſetzen koͤnnen wol und geſchickt unterſcheiden / Wahrſager / Foͤrſterus verſtehets von tapffern erfahrnen Leuten / die da haben ὂμμα ἐμϖ ειριας, oculum Experientiæ, das Auge der Erfahrung daß ſie koͤnnen der Sachen Außgang leichte zuvor ſehen / und aus dem / was ſie vor geſehen / von kuͤnfftigen Dingen urtheilen. Elteſten / Hauptleute uͤber funffzig / und ehrliche Leute / Honorabiles Vultu, die anſehnlich ſind; fuͤr denen man ſich ſcheuen muß / die einen reſpect im Angeſicht mit ſich fuͤhren. Raͤthe / die gutten Rath zu geben wiſſen / und weiſe Werckleute / und kluge Redner. Denn daß die Hinwegnehmung ſolcher Leute ſchaͤdlich ſey / und einer Stadt nachtheilig / ſiehet man 1. à Genere, weil das eine ſonderbahre Straffe vom lieben GOtt iſt. 2. à Conſequente, weil Ver - aͤnderungen darauff folgen. Nun heiſſets aber nach des Xene -Xenophon. lib. 2. rer. græc. Ariſtot. 2. Metaph. phontis Worten: Omnes Mutationes ſunt Rebuspublicis lethiferæ: Die Veraͤnderungen in Staͤdten und Laͤndern / ſind wie toͤdtliche Kranckheiten / da Gefahr dabey iſt. Ariſtoteles nennet die Veraͤnderungen Rerum omnium perturbatrices, αἱ μεταβολαὶ πάντων ταραχώδεις, es folgeten daraus Ver -wirrun -31.[31]Chriſtliche Leichpredigt. wirrungen / wie denn zu hauß kan nachgeleſen werden / was inConf. Muſ - cul. Comm. in Eſa. c. 3. p. 99. folgenden Worten der Zorn des HErrn draͤue. Man ſiehets auch 3. à Simili, aus den Gleichniſſen / es iſt / als wenn die Hewſchrecken das Grummet abfreſſen / Amos 7. Solche Leute ſind wie Seulen eines Hauſes / wennAmos 7, 1. die weg ſind / faͤllet das Tantzhauß der Philiſter uͤbern hauffen /Jud. 16, 29, 30. Jud. 16. Wenn ein Licht aus dem Gemach wird getragen / wird alles finſter und dunckel. Wenn ein Gaͤrtner die fruchtbaren Baͤume aus einem Orth des Gartens aushebet / iſt ſolches eine Anzeigung / er wolle ſelbigen Ort verwuͤſten und oͤde laſſen wer - den: Alſo / wenn die ſchoͤnſten Regenten-Baͤume werden wegge - nommen / bedeutets Vngluͤck und Verwuͤſtung / ſaget ein Theo - logus. Der Herr Abrahamus Bucholzerus, ein beruͤhmterAbrah. Bu - cholz. Chronologus, hat eine feine Obſervation: Semper Urbium excidia antecedunt Viri Magni & heroicis donis inſtructi: qui aliquandiu, pietate, ſapientia, conſilio, fide, virtuteq́; ſua, rebus perturbatis opitulantur: & quaſi humeris ſuis domum ruinoſam ſuſtinent ac fulciunt: Verum his colu - mnis locô ſuô motis totum ædificium collabi neceſſe eſt. Mehrentheils giebt GOtt der HErr den Staͤdten kurtz vor ih - rem Vntergang tapffere Leute / die mit Heroiſchen Gaben ausge - ruͤſtet ſind / die helffen eine zeit lang mit ihrer Froͤmmigkeit / Weißheit / Rath / Treue und Tugend den verworrenen Sachen ab / und ſtuͤtzen gleichſam mit ihren Achſeln das gemeine Weſen / als ein baufaͤlliges Hauß; Wenn aber nun dieſe Saͤulen weg ſind / ſo faͤllet denn das Weſen uͤbern hauffen. Drumb ſind ſol - che Faͤlle nicht nur zu achten fuͤr Omina oder Præſagia, fuͤr Deu - tungen allein / ſondern es ſind ipſ〈…〉〈…〉 ſupplicia, ipſa incommo - da, ipſa naufragia, in der That ſelbſt ein groſſer Verluſt und Schiffbruch. Denn ſolche Leute wachfen nicht auf Baͤumen / es koſtet viel ſo einen Mann zu erziehen / und alle gerathen auch nicht; Bey ſolchen Ingeniis iſt Experientia multorum An - norum & Caſuum, Sie haben ihnen von vielen Jahren hertapffere32.[32]Chriſtliche Leichpredigt. tapffere Wiſſenſchafft aus der Erfahrung colligiret / haben viel Faͤlle unter Haͤnden gehabt / und wiſſen ſich in Sachen zu ſchicken / daß es wol recht heiſſet: Es iſt Golt und viel Per - len / aber ein vernuͤnfftiger Mann iſt ein E -Prov. 20, 15. det Kleinodt / Prov. 20. Wahr iſts / GOtt nim̃r ſie weg / & nemo conſiderat, nemo apponit ad cor, Eſa. 57. Niemand nim̃ts zu Hertzen / niemand achtet drauff / aber im Außgang kommet denn der Glauben in die Hand / man betrauerts denn / was man vor nicht geachtet / es heiſſet denn / Non putaſſemus, Wir haͤttens nicht gemeinet. Jeruſalem haͤtte es auch nimmermehr gedacht / daß es ihr ſo gehen wuͤrde. Drumb thun wir das nun billich / daß wir dem getreuen GOtt / als dem Brunnqvell aller guten Gaben anfaͤnglich dancken / der dieſem Orte feine verſtaͤndige Leute gegeben / betrauren auch ge - buͤhrlicher weiß des Seeligen Herrn Hoffmanns geſchwinden Hinnfall / als der noch manche gute Conſilia zum gemeinen Be - ſten haͤtte geben koͤnnen / ſintemahl es heiſſet: Du ſolt bit - terlich weinen / und hertzlich betruͤbet ſeyn /Syr. 38, 17. Diogen La - ert. de vit. Philoſ. in vita Deme - trii Phaler. darnach er geweſen iſt / Syr. 38. Jener Demetrius Epicus ſaget bey dem Diogene Laêrtio:

Ζωὸν ἀτιμήσαντες ἀποφϑίμενον ποϑέουσι. Oderunt vivum, quem mox poſt funera qværent. ()

Dabey wir auch durch Buß und Bekehrung billich dem lieben GOtt in ſeine gefaſſte Zorn-Ruthe fallen / Ach HErr /Pſal. 6, 1. ſtraffe uns nicht in deinem Zorn / und zuͤch - tige uns nicht in deinem Grimm / Pſal. 6. Weil aber offt iſt anders Judicium Mundi, anders urtheiler die Welt / ein anders ſind Judicia Dei, die Gerichte Gottes / Als wollen wir ſehen was fromme Gottfuͤrchtige Hertzen / diein33.[33]Chriſtliche Leichpredigt. in der Welt ein verachtes Lichtlein ſind / fuͤr den Gedancken der Stoltzen / Job. 12. Unterdeſſen fuͤrJob. 12, 5. unſerm HErrn GOtt vor theurgeſchaͤtzte Seelen ſeyn / als wol - len wir aus den verleſenen Worten betrachten:

Annulum Divinæ Manus ſignatorium. Propoſ.

  • Den Edlen Pittſchafft-Ring / den GOtt der HErr an ſeiner rechten Hand traͤget / wie nehmlich die Außerwehlten Kinder Gottes ſo hoch von GOTT geſchaͤtzet werden / daß Er / als wie auf einen Pitt - ſchafft-Ring / auf ſie genaue acht habe.

Dabey wir zu ſehen haben:

  • I. Annuli Dominum, Wer dieſen Pittſchafft-Ring halte und trage.
  • II. Annuli Materiam & ſubjectum, Wer der Pitt - ſchafft-Ring Gottes ſey.
  • III. Annuli hujus Æſtimium, Wie hoch Jhn GOtt der HErr halte.

HErr JEſu / laß unſere Seelen etwas fuͤr deinen Augen gelten / umb deines Sohnes willen / leite uns nach deinem Rath / und nim̃ uns endlich mit Ehren an. Pſal. 73, 24

ΕΡΓΑΣΊΑ.

ES hat / Charisſimi, der Prophet Hag -Vid: Luth Præfat. in Proph. Hag gai. gai, wie es der Seelige Herr Lutherus an - mercket / zum erſten gepr[e]diget / und iſt der Juͤ - den erſten Prophet geweſen / nach dem ſie wie - derkommen waren aus der Babyloniſchen Gefaͤngniß. Denn da giengs nut dem Tempel. EBau34.[34]Chriſtliche Leichpredigt. Bau ſchlaͤffrig zu / ſie fuͤrchten Pericula & motus bellicos, ſie moͤchten von den benachtbarten Feinden angegriffen werden / ſonderlich von den Perſiern / welche ſie draͤueten zu uͤberfallen / und laureten auff alle Gelegenheiten / wie ſie ihnen beykommen moͤchten. Da dachten nun die Juden / was ſollen wir lange bauen / und viel Unkoſten drauff wenden / draͤuen uns doch die Perſier wie einer fetten Hennen / was wir werden bauen / wer - den ſie verſtoͤren. Darauff laͤſſet nun der Allerhoͤchſte GOTT ankuͤndigen I. Promisſum Generale, Eine allgemeine Verheiſ - ſung. Der Prophet ſoll dem Fuͤrſten SeruBabel anſagen: Jch will Himmel und Erde bewegen / und wil die Stuͤle der Koͤnigreiche umbkehren / und die maͤchtigen Koͤnigreiche der Heyden ver - tilgen. Er wolle eine Mutation ſchaffen in den benachtbar -Dan. 2, 21. ten Koͤnigreichen / denn Er iſt der HErr / der Koͤnige abe und einſetzet / Dan. 2. Er hat Gewalt uͤberKoͤ - nigreiche / Er giebt ſie wem Er will / und er -Dan. 4, 14. hoͤhet die Niedrigen zu denſelbigen / Dan. 4. Die Krone wird bißweilen auffgeſetzt / aufSyr. 11, 5. den man nicht gedacht haͤtte / Syr. 11. Bey JhmDe Periodis & Limitibꝰ Regnorum & Regum fatalibus vid. Dannh. lib. Conſc. Part. 2. pag. 48. ſeqq. p. 170. ſeqq. ſtehen die Periodi Regnantium & Regnorum, wie lange einer regieren / und wie lange auch die Koͤnigreiche waͤren ſolten; Alſo wolte Er ihren Wiederſachern den Perſiern ſo viel zu ſchaffen machen / und ein Lermen unter ihnen enrſtehen laſſen / daß ſie des Juͤdiſchen Volcks wol vergeſſen / und ſie zu frieden laſſen wuͤrden. Jch will die Stuͤle der Koͤnigreiche / ſpricht der HErr / umbkehren / und die maͤchtigen Koͤnigreiche der Heyden vertilgen / und willbeyde35.[35]Chriſtliche Leichpredigt. beyde Wagen mit ihren Reutern umbkehren daß beyde Roß und Mañ herunter fallen ſol - len / ein jeglicher durch des andern Schwerd / Es ſollen die Feinde einander ſelber in die Haar fallen / ſich rui - niren / als wie zu Zeiten Joſaphats / die Menge der Kinder Am - mon / Moab / und die vom Gebuͤrge ſeyn / unter einander uneins2. Chron. 20, 22, 23. worden / daß ſie ſich ſ[e]lber auffrieben / 2. Chron. 20. Darauff folget II. Promisſum Speciale, Eine abſonderliche Verheiſſung / an den Fuͤrſten des Volcks SeruBabel. Was dich aber / SeruBa - bel / anlanget / ſo will ich dich zur ſelben Zeit nehmen / Jch will dich faſſen und ergreiffen / Jch will dich wie ein Pittſchafft-Ring halten / den man fleißig ver - wahret / den man werth haͤlt / und nicht gerne laͤſſet in frembde Haͤnde kommen. Dich / Dich / will Jch auch feſt und unbeweg - lich halten und erhalten / denn ich habe dich erwehlet / ſpricht der HErr Zebaoth / du biſt mein liebſter Knecht / Jch ha - be dich zu dieſem Ampt beruffen / Jch will auch uͤber dir halten / dich regieren / deſſen ſolſtu gewiß und verſichert ſeyn / da haben wir nun zu beſehen:

I.

Annuli ſignatorii Dominum, Wer der HErr ſey / der dieſen Pittſchafft-Ring fuͤhre. Zu derſelbigen Zeit / ſpricht der HErr Zebaoth / wenns nun ſo verworren / ſo elend durch einander hergehen wird / will ich mich deiner annehmen / Jch / der HERR Zebaoth. S. Hierony -Hieron. in Epiſt. ad Marcellam p. 1;〈…〉〈…〉. Vid. Gerh. Tom. 1. Loc. de Nat. Dei § 21. ſeqq. mus in einer Epiſtel an die Marcellam, die ihn umb den Nah - men Gottes Schaddai gefraget hatte / aus dem 9. Pſalm / erzeh - let / die Heil. Schrifft eigene GOtt dem HErrn ſonderlich zehen Nahmen zu. Drey gehoͤrten ad Esſe, und waͤhren Esſentialia, die Gottes Weſen bedeuten / als Jah, Eheje, Jehovah. An - dere ad Poſſe, die ſeine Macht beſchreiben / als El, Elohim,E 2Eloha. 36.[36]Chriſtliche Leichpredigt. Eloha. Andere ad Prodeſſe und Præeſſe, die ſeine Woltha - ten anzeigen / als Adonai, Schaddai, Zebaoth. Ein Nah - me gehoͤre ad Eminere Dei, als Eleion, Excelſus, der Aller - hoͤchſte / Der zeige ſeine Hochheit an / vom Alah aſcendit. Hier wird GOtt genennet / der HErr Zebaoth / der HErr der Heer - ſchaaren / und wird dieſer Nahme meiſtentlich gefuͤhret / wenn GOtt zu maͤchtigen Leuten redet / und ſeine Majeſtaͤt anzeiget /1. Sam. 1, 11. Zum Erſten fuͤhret Jhn die Hanna in ihrem Geluͤbde / 1. Sam. 1. Hernach gebrauchen Jhn offt die Propheten / wie auch der Heil:Jacob. 5, 4. Apoſtel Jacobus in ſeiner Epiſtel c. 5. Und bedeutet dieſer Nahme 1. Æternam Dei Eſſentiam, Sein ewiges Weſen / daß Er iſt der HErr / ehe denn die Berge worden / und die Erde und die Welt geſchaffen worden / iſt ErPſal. 90, 3. GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit / Pſal. 90. 2. Immenſam Potentiam, Seine groſſe Macht und Gewalt / die ſich uͤber Himmel und Erden / uͤber alle Creaturen erſtrecket / drumb heiſſet der Nahme Dominus Virtutum, der HErr der Kraͤffte. Unter andern auch / weil Er Ordnung helt unter denMeiſn. Com ment. in Hoſ. c. 12. p. 1020. Luc. 2, 13. Jer. 19, 13. Act. 7, 42. Creaturen / und dieſelben kan zur Rache brauchen wieder die Menſchen. Sie muͤſſen Jhm zu Geboth ſtehen / wie ein Krieges - Heer ſeinem Feld-Obriſten. Denn da hat der HErr 1. Sein Him̃liſch Heer / die heiligen Engel / die Menge der Him̃liſchen Heerſchaaren / Luc. 2. 2. Hat Er ſein Sternen-Heer / welches genennet wird das Heer des Himmels / Jer. 19. Act. 7. 3. Hat Er ſein Elementariſch Heer / die Creaturen unter dem Himmel in der Lufft / im Meer / und auff Erden / wie die Horniſſen ſeinSap. 12, 8. Heer heiſſen / Sap. 12. 4. Hat Er ſein Kirchen-Heer / denn daCant. 6, 3, 9. Conf. in h. l. Gerhard. Tom. 6. loc. 26. §. 1. p. 1. ſeq. Marc. 5, 9. iſt die Kirche Gottes ſchrecklich wie Heer-Spitzen / Cant. 6. 5. Hat GOtt auch ſein Hoͤlliſch Heer / darunter die Teuffel ſind / derer viel Legionen gezehlet werden / Marc. 5. Dieſer HErr Zebaoth iſt nun derſelbe / der dieſen Ring hat und haͤlt. Vor Zeiten waren Ringe ein Zeichen der Freyheit / unddorfften37.[37]Chriſtliche Leichpredigt. dorfften nur Rittersleute ſolche tragen / wie bey dem PlinioVid. Plin. Hiſt. Nat. l. 33. c. 1. Tholoſan. Syntagm. Juris lib. 14. c. 9. num. 4. Salm. in Pan cirol. part. 1. p. 313. ſeq. Zving. The - atr. vit. hu - man. pag. 782. b. ſeq. Pſal. 22, 10. Pſ. 139, 15, 17. vid Sennert Phyſ. Hypo - mnem. 4. c. 6. p. 198. ſeq. von dero Urſprung nnd Gebrauch zu leſen. Die Glaͤubigen ſind nicht eines Menſchen / ſondern Gdttes Siegelringe. Drumb ſtehen dieſe Majeſtaͤtiſche Worte voran. So ſpricht der HERR: Er waltet ja uͤber uns wunderlich / 1. In Vitæ Ingreſſu, Jn dem Eintritt in dieſes Leben. Er zeucht Uns aus Mutter Leibe / Pſal. 22. Er bildet uns auch ſelber in der Tieffe der Erden / Pſal. 139. Vnd hat koͤſtliche Gedancken uͤber uns. Galenus der fuͤrtreffliche Medicus im 3. Buch de Uſu Partium c. 10. wie wol er ein Heyde / ſtellet dem Schoͤpffer einen Hymnum o - der ſacrum Sermonem, einen Lobſpruch / darinnen er ruͤhmet ſpecimen perfectisſimæ Bonitatis, GOtt thu in der Bildung des Menſchen ein Merckmahl ſeiner vollkommenen Guͤtigkeit. Es waltet GOtt der HErr uͤber uns 2. In Vitæ Progreſſu, in dem Fortgang unſers Lebens. Gleich wie Er uns von Mutter - Leibe an geſehen / gekennet und zu unſerm Ampte beſtimmet / Jer. 1. Alſo dirigiret Er wunderlich der Menſchen Lebenslauff. Jerem. 1, 5.Jch weiß / HErr / daß des Menſchen Thun nicht ſtehet in ſeiner Gewalt / und ſtehet in Niemands Macht / wie er wandele oder ſei - nen Gang richte / Jerem. 10. Es iſt immer ein andersJer. 10, 23. Chemnit. in Loc. de Causa Pecc. p. 140. De lib. Ar - bitr. p. 186. bey. den Menſchen Electio Voluntatis, was ihm der Menſch in ſeinem Willen vorſetzt / Ein anders iſt Eventus ac ſucceſſus, der Ausgang und Fortgang / der von einer hoͤhern Urſache kom - met. GOTT waltet uͤber uns in der Erziehung. Denn wie leicht wird ein junger Menſch verfuͤhret: Er iſt Cereus in Vi - tium flecti, wie ein Wachs bald umbzugieſſen. Was vor NetzeHorat. Pſal. 25, 15. leget ihm nicht der Satan / Pſal. 25. Da ſind die Anſtoͤſſe undE 3Luͤſte38.[38]Chriſtliche Leichpredigt. Cicero pro M. Cœlio. 2. Tim. 2, 22 Pacatus in Panegyric. Luͤſte der Jugend / 2. Tim. 2. Multas Natura ipſa Adoleſcen - tiæ vias lubricas oſtendit, ſaget Cicero, Die Natur ſelber weiſet der Jugend viel ſchlippfferige Wege. Pleriq; in illo Ado - leſcentiæ lubrico, ut non cadant, titubant. Auf dem ſchlipf - ferigen Wege der Jugend ſtraucheln und ſtolpern die meiſten / wo ſie nicht gar fallen; Aber da wird denn wahr die VerheiſſungPſal. 37, 24. Gottes / Pſal. 37. Faͤllet der Gerechte / ſo wird er nicht weggeworffen / denn der HErr erhaͤltGvevar. Ho - rol. Princ. l. 1. c. 2. p. 6. ihn bey der Hand. Gvevara ſaget im Horologio Prin - cipum: Nullius unquam in Juventute Actiones adeò fue - runt honeſtæ, quin emendare illas honeſtius fuerit, quam enarrare. Keiner hat ſich ſo untadelhafftig in der Jugend ver - halten / daß es nicht beſſer ſey ſich darin zu endern / als viel davon zu erzehlen. Das iſt nun ein Werck der Goͤttlichen Gnade / weñC. Schmidt. Conc. 11. de Conſcient. ein junger Menſch nicht gar in Jrrwege geraͤth / daß wol recht ge - ſaget hat ein vornehmer Straßburgiſcher Theologus. Wenn ein junger Menſch in ſeinem 12. oder 14 henten Jahr in die Welt hinaus gehet / begiebt er ſich in die hoͤchſte Gefahr / dabey er ſein Gewiſſen nicht ſalviren kan / wo nicht der Heilige Geiſt die Hand uͤber ihn haͤlt / Er hat einen grimmigen Feind an dem Satan / an der Welt / in ſeinem eigenen Buſen / etc. Da wird von manchem tapfferem Ingenio wahr / was der Poet von dem Saamen der Fruͤchte ſchreibet:

Virg. Gorg.
Vidi lecta diu, & multo ſervata labore,
Degenerare tamen

Jch habe manche mit groſſem Fleiß auffheben ſehen / die doch umb - geſchlagen ſind. Was vor Macht beweiſet der Allerhoͤchſte Gott nicht in unſerm Beruff? Chriſtus ſelbſt tritt nur ſein Ampt an /Matth. 4, 3. bald verſucht Jhn der Satan in der Wuͤſten / Matth. 4. Diabo -Chryſolog. in Matth. lo ſemper primordia boni pulſat, ſancta in ipſo ortu feſtinat extingvere, ſaget wol Chryſologus Wenn man was gutes fuͤr hat / iſt der Teuffel immer hinter her / und ſiehet / wie ers verhin -dere.39.[39]Chriſtliche Leichpredigt. dere. Paulus mahlet ſeinen Galatern den gecreutzigten JEſum fuͤr Augen / Gal. 3. aber bald werden ſie dermaſſen faſcinirt undGalat. 3, 1. bezaubert / daß ſie der Wahrheit nicht mehr gehorchen wollen. Er wandelt zu Corintho als ein Diener Gottes / meints hertzlich / doch muſt er durch Ehre nnd Schanden / durch boͤſe Geruͤchte und gute Geruͤchte durch pasſieren / und manchem falſchem Apo -2. Cor. 6, 4, 8. ſtel uͤber die Zunge ſpringen / 2. Cor. 6. David waget ſich vor Jſrael / daruͤber wird Saul ſein geſchworner Todt-Feind / Saul ſahe David ſauer an / von dem Tage1. Sam. 18, 9. und fort an / 1. Sam. 18. Moſe laͤſt ſichs hertzlich angele - gen ſeyn / dennoch murren der Gottloſen Rotte wieder ihn / Num. Num. 16, 2. Camerarius Hor. ſucciſ. Cent. 1. cap. 28. p. 124.16. Daß die Corinthier nicht unbillich in ihrem Tempel einen Ehernen Palmbaum bildeten / daran an der Wurtzel Froͤſche und Schlangen niſteten / anzeigende / daß Tugend gedruͤcket werde / und Feinde und Mißgoͤnner habe. Sicut Cantharides maximè adultis jam frugibus & Roſis florentibus incumbunt: ItaPlutarch. de Invid. & o - dio. invidia maximè adoritur bonos, & ad virtutem proſicien - tes atq; gloriam, ſaget Plutarchus. Wie die Kaͤfer den reif - fen Fruͤchten und bluͤhenden Roſen ſich meiſtens anlegen / alſo faͤllt die Mißgunſt die Frommen an / und die in der Tugend und Ruhm fort ſchreiten. Livor & Obtrectatio paſſim bonorumLipſ. Cent. 2. Miſcell. Epiſt. 66. operum impedimenta aut venena, ſaget Lipſius. Mißgunſt und Verleumbdung ſind gemeiniglich das Gifft und die Verhin - derung des Gutten. Da muß man in ſeinem Beruff das Ver - trauen ſetzen bloß auff den HErrn Zebaoth / der bedecket uns mit dem Schatten ſeiner Rechten Hand / da muß Recht dennoch Recht bleiben / und dem werden alle fromme Hertzen zufallen / Pſal. 94. Das Verbum Domini gehetPſal. 94, 15. immer voran / und geraͤth alles nach Gottes des HErrn Willen. Sonderlich aber im Tode / Ewiger GOtt! wie freundlich / wie guͤttig biſtu? Wie feſt haͤlteſtu uͤber deinem Pittſchafft-Ringein40.[40]Chriſtliche Leichpredigt. an deiner Hand / nemlich uͤber den Außerwehlten Seelen / die dich in wahren Glauben lieben / denn der feſte Grund Got - tes beſtehet / und hat dieſen Siegel / der HErr2. Tim. 2, 19. kennet die Seinen / 2. Tim. 2. Ach was macht man ſich doch nicht bißweilen fuͤr ſchwere Gedancken? So viel tau -Senec. Tra gic. Stat. 9 Thebaid. ſend wunderliche Todesfaͤlle geſchehen in der Welt / und ſtehen dir auch bevor. Mille ad mortem aditus patent.

Mille modis miſeros lethi mors una fatigat. Jener ſaget wol / wenn er unſer Elend und des Lebens Ungewiß - heit bedencket:

Statius 2 Sylvat. Nos anxia plebes, Nos miſeri, quibus unde dies ſuprema, qvis ævi Exitus incertum: quibus inſtet fulmen abAſtris; Quæ nubes fatale ſonent! ()

Zum Tode ſind Tauſenderley Zugaͤnge. Wir aͤngſten Uns / und wiſſen nicht wo uns her der Todt wird treffen / und was es mit uns vor ein Ende werde nehmen. Woher und aus welcher Wolcke uns ein jehlinger Zufall begegnen moͤchte. Was wirſtu doch fuͤr Todes ſterben? Ach wenn ich doch nicht unbereitet da -Auguſtinꝰ. hin ſtuͤrbe / Saget nicht an einem Orte S. Auguſtinus: Multi propoſuerunt ſibi ſolatia in Agone mortis, ſed inter hoſtes miſere perierunt. Es haben ſich manche furgeſetzt / wie ſie ſich im Tode troͤſten wolten / aber ſie ſind elendiglich unter den Feinden umbkommen. Ach wie viel iſt doch am letzten Ende / und an deſ - ſen Beſchluß gelegen? Ab illa hora pendet Æternitas. Eben an derſelben Stunde hanget die Ewigkeit. Wenn der Baum faͤllet / er falle gegen Mittag oder Mitternacht / auf welchen Ort er faͤllet / daEcel. 11, 3. wird er liegen / Eccleſ. 11. Solſtu aber etwa lange lie - gen / ach wie werden deine Feinde uͤber dir ſchreyen / da / da /das41.[41]Chriſtliche Leichpredigt. das wolten wir / Pſal. 35. Nun haben wir ihn verſchlun -Pſal. 35, 25. gen. Wie wird mir der Sathan alle meine Suͤnde auffruͤcken. Jch werde meinem GOtt nicht auff tauſend eines koͤnnen ant -Job. 9, 3. worten / Job. 9. Aber da haben wir uͤber uns waltende den HEr - ren Zebaoth / der machts beſſer / als wir im̃er uns ſelber wuͤnſchen moͤchten. Providentia DEI, ſaget gar ſchoͤn Baſil. M. res no -Baſil. in E - piſt. ſtras multò diſpenſat melius, quam nos optare poterimus: Gottes treue Vorſorge waltet uͤber uns / und dirigiret unſere Sachen beſſer / als wir uns ſelber wuͤntſchen moͤchten. Da hat GOtt der HERR unſer Stuͤndlein ſchon voran beſtimmet; Er hat dem Menſchen ein Ziel geſetzt / dasJob. 14, 5. kan er nicht uͤberſchreiten / Job. 14. Nicht zwar Abſolutè fatalitate Stoicâ, daß ein Menſch nicht koͤnne anders ſterben / als er ſtirbet / GOtt habe es Jhm ſchon von Ewigkeit her außerſehen / und ohn alle Bedinguͤng beſtimmet / da helffeLipſ. lib. 1. Polit, c. 4. kein Rath / kein Mittel / noch Gebeth / wie in der Stoiſchen Phi - loſophie der gelehrte Lipſius dieſes gelernet / auch die Tuͤrckenvid. Dannh. Theol. Con ſcient. Part. 2. p. 174. ſ. 178. ſeq. Busbeqv. Epiſt. 2. Luther. in Gen. c. 32. Conf. Feur - born. Faſc. 5. Diſp. 6. p. 272. Vid. Hunn. Qvæſt. de Provident. Feurb. Faſc. 5. Diſp. 6. 7. Danhavver l. c. p. 19〈…〉〈…〉. ſ. ſelber / wie Busbeqvius meldet / die Opinion haben / Deum triumphare in ſuâ Causâ, GOtt triumphire und ſiege ſtets mit ſeinem Schluſſe / den Er uͤber die Menſchen gemacht; Wie es ſchlechter Dinge beſchloſſen / ſo muͤſſe es ergehen. Und erzehlet der Seel. Herr Lutherus, daß die Tuͤrcken mit dieſem Vorſatz und feſter Einbildung / in die Schlacht reiten / ſoll ich dißmahl ſterben / ſo werde ich ſterben / ſoll ich aber nicht ſterben / ſo wird mir kein Feind ſchaden. Aber das iſt weit gefehlet von der Goͤttlichen Wahrheit / die uns lehret / GOttes Rathſchluß von unſerm Lebensziel ſey reſpectivum & conditionatum Decre - tum, ein Schluß der mit gewiſſer Bedingung / mit Anſehung der Cauſarum Inferiorum, der Unter Urſachen / wie ſich derMenſch halten wuͤrde / geſchehen. Ach es koͤnte mancher anders ſter - ben / wenn er anders gelebet haͤtte; Wie mancher koͤnte ein laͤnger Leben haben / wenn er ſeine natuͤrliche Kraͤffte nicht mit ſauffen /Fhuren /42.[42]Chriſtliche Leichpredigt. huren / und Epicuriſchem Leben ſchwaͤchete / und Gottes Zorn auff ſich zoͤge / Decurtare tuum eſt, ſed prolongare Tonantis, du kanſt dir wol dein Leben abkuͤrtzen / aber GOtt alleine kan dir es verlaͤngern. Denn da haͤlt GOtt 1. Terminum Gratiæ, Seine Gnaden-Zeit / da Er frommen Kindern / auffrichtigen / gut - thaͤtigen Leuten ein langes Leben goͤnnet. Er hat 2. Terminum Iræ, Ein Zorn-Ziel / da Er den Gottloſen ihre Jahre verkuͤrtzet /Pſal: 55, 24. Jer. 17, 11. Luc. 12, 20. daß ſie ihr Leben nicht zur Helffte bringen / Pſal. 55. Ein Geitzhals muß denn davon wenn ers am wenig - ſten achtet / Jer. 17. wie wir ein Exempel haben Luc. 12. an jenem reichen Manne. Aber Er hat auch 3. Terminum Gloriæ & Divinæ Sapientiæ, das Ehren-Ziel / da es GOtt nicht nach der Regel / ſondern nach ſeiner unerforſchlichen Weißheit machet / daß manch Gottloſer lange lebet / wird alt bey gutten Tagen / und erſchrickt nicht einen AugenblickIob. 21, 7, 13 Oſiand. E - pit. Eccleſ. Hiſt. Cent. 16. An. 82. Eſa. 65, 20. Vid. Exem - pla apud Ca merar. Hor. Succ. cent. 1. c. 108. p. 522. ſeq. Pſ. 102, 25. Gruter. Po - lyanth. p. 269. Pſ. 78, 42. vor der Hoͤllen / Job. 21. Wie jener Tyrann in den Spa - niſchen Niederlanden Duc de Alba, uͤber 90. Jahr gelebet hat / Wie auch jene Knaben von hundert Jahren / Eſa. 65. Die El - teſten im Volck / zur Propheten und Chriſti Zeiten; Die alten Suſannen-Bruͤder / auch vielleicht Cain, Lamech, Cham, und andere ihr Leben moͤgen hoch bracht haben. Hingegen manchen frommen Menſchen / deſſen man noch haͤtte koͤnnen in der Welt genieſſen / nim̃t GOtt der HErr weg in der Helffte ſeiner Tage / Pſ. 102. Optimum quemq; internos, haud diurnare ſinunt Dii. Die Beſten und Froͤm̃ſten laͤſſet GOtt der HERR nicht lange leben / ſaget wol ein gelehrter Mann; Darinn machet es nun GOtt der HErr wie Er will / und darff Jhm niemand vor - ſchreiben / oder den Heiligen in Jſrael meiſtern / Pſ. 78. Denn da obſerviren nicht unbillich unſere Theologi, daß bey man - chen Todesfaͤllen nicht zu leugnen ſey / Voluntas Dei abſoluta & Peculiaris, man erkenne daß ein ſonderlicher unumbſchrenck - ter Wille des Hoͤchſten darinnen walte und gubernire; Daß ei -nem43.[43]Chriſtliche Leichpredigt. nem Menſchen ſein Stuͤndlein ploͤtzlich komme / daß keine Mittel nicht nuͤtzen oder nicht gebrauchet koͤnnen werden / es ſind denn ſolche Zufaͤlle da man fuͤhlet Gottes Hand / und man bekennen muß / das hat GOtt gethan / und mercken daß ſein Werck ſey / Pſal. 64. Man muß nur ſagen /Pſ. 64, 10. das kom̃t vom HErrn / darumb koͤnnen wirGen. 24, 50. nichts dawieder reden / Geneſ. 24. Der Seel. HerrHülſeman. Brev. cap. 4. d. 14. p. 44. D. Hûlſemann ſaget hiervon: Non tenetur Deus in asſignan - do modo & termino mortis temporalis, æqvalem modum ſervare. GOtt iſt nicht verbunden in Beſtimmung der Art und der Zeit des zeitlichen Todes / eine gleiche Schnur / Maß und Weiſe zu halten. Qvamobrem neq; omnis neq; nullus humanæ vitæ Terminus peculiari & abſoluta Dei volunta - te ſic conſtitutus eſt. Derohalben nicht allen / auch nicht gar keinen des Menſchlichen Lebens Ziel auff ſonderliche und un - bedungene Weiſe beſtimmet. GOtt machts nach ſeinem Rath und freyem Willen. Er laͤſſet die Menſchen Kinder ſterben / und ſpricht / kom̃t wieder MenſchenPſal. 90, 4. Kinder / Pſal. 90. Will Er jemanden laͤnger laſſen leben / ſo darff Er keinem dafuͤr Rechenſchafft geben. So ich will daß er bleibe / biß ich komme / was gehet es dich an? Johan. 21. Daß jene zarte Kinder zu BethlehemJoh. 21, 22. durch die Tyranney Herodis umbgebracht worden / war einWerck der freyen Diſpoſition Gottes / Matth. 2. Der fuͤrtrefflicheMatt. 2, 16. D. Dannhawer ein Straßburgiſcher Theologus, giebt einDannhavv. Theol. Con ſcient. part: 2. p. 165. ſeq: 169. ſeq. Gleichniß von einem Koͤnige / der auff zweyerley weiſe in ſeinem Reiche haußhaͤlt / nutu vel abſoluto vel hypothetico, entwe - der daß ſchlechter Dinge muͤſſe geſchehen was er will / oder daß in etlichen Dingen eine gewiſſe Maaßgebung iſt / da er den Unterthanen ihre gewiſſe Freyheit laͤſſet. So iſt auch die Wal -F 2tung44.[44]Chriſtliche Leichpredigt. tung Gottes des Allerhoͤchſten bey Uns / in manchen Abſoluta & peremptoria, ſie gehet ſchlechter Dinge durch / wie es Got - tes Rath beſchloſſen hat / und kan nicht geendert werden / und daſſelbe finde ſonderlich ſtatt / wenn da fuͤrkommen ϑεῖα ἀπὸ μη - χανῆς illapſa, ſolche unverfehene uñ unverhoffte Faͤlle / da bey man erkennet / daß Gottes Hand darunter ſey. Da iſt denn Hora Di - vina, die Stunde von Gott beſtim̃t. Die Juͤden waͤren gerne eher dem HErrn Chriſto zu Halſe geweſen / aber niemand grieff Jhn / denn ſeine Stunde war noch nicht kommen /Joh. 8, 20. Joh. 8. Bey Hiskia, war wol Hora Humana, das Ziel der Natuͤrlichen Kraͤffte war wol aus / aber ein anders war Hora Divina, die Goͤttliche Stunde / die Jhm noch 15. Jahr am Le - bensziel zuſetzte. Mancher Menſch hat eine gute Natur / koͤnte mit Mitteln gerettet werden / aber GOtt der HErr ſchicket einen Schlagfluß / der alle Mittel niederſchlaͤget und ausſchleuſt. Da muß man alles Gottes Weißheit anheim ſtellen / und heiſſet denn: Hic jubet Plato qvieſcere, Wir muͤſſen den Finger auff den Mund legen. Uns gebuͤhret nicht zu wiſſen Zeit oder Stunde / welche der Vater ſeiner MachtRiver. Praxi Medicâ L. 1. c. 2. p. 15. vorbehalten hat / Actor. 1. Riverius, ein vornehmer Frantzoͤſcher Medicus, erzehlet von dem Hieronymo Fraca - ſtario, der auch ein beruͤhmter Artzt zu ſeiner Zeit geweſen / daß ihm bey Tiſche mitten unter dem Eſſen ein Schlagfluß gefallen / da er denn gewincket / man ſolte ihm Cucurbitulas oder Fanto - ſen appliciren, und den Fluß revelliren und abtreiben / weils aber von den Umbſtehenden niemand verſtanden / ſey der ge - lehrte Mann alſo blieben. Jn ſolchen Faͤllen geben wir billich GOtt dem HErrn die Ehre / und untergeben uns ſeinem Vaͤ -Auguſt: in Pſal. 248. terlichen Willen. S. Auguſtinus ſaget in dieſem Fall wol; Du ſprichſt: Siehe / GOtt der HErr ſchlaͤget den Frommen / und laͤſſet freygehen den Gottloſen? Noli mirari, undecunq; mors Pio bona eſt. Laß dichs nicht wunder nehmen / einem frommenMen -45.[45]Chriſtliche Leichpredigt. Menſchen komme der Todt her / woher er wolle / ſo iſt er ihm gut. Was weiſtu aber / was dem Gottloſen vor eine Straffe vorbe - halten werde. Wuͤrden die nicht wuͤntſchen / daß ſie vom Don - ner und Feuer umbkommen waͤren / die am Ende die Stim̃e wer - den hoͤren: Gehet hin ihr Verfluchten in das hoͤl - liſche Feuer: Ja / ſaget man / Es iſt gleichwol elende / wenn man ploͤtzlich / als im Schiffbruch oder ſonſten jehling ſtirbet / beſſer iſts vom Feuer verzehret werden. Einer ſterbe / antwor - tet drauff Auguſtinus, wie er wolle / es wird gefraget / wer der ſey der da ſtirbet / und wo er nach dem Tode hinfahren werde / nicht durch was vor Zufall Er von dieſem Leben abſcheide. Den - cke doch was vor Ende und Außgaͤnge haben die Maͤrtyrer ge - habt. Jſt nicht einer durch das Schwerdt / ein ander durchs Feuer / ein ander durch wilde Thiere hingericht worden. Sie wuſten doch wol / daß GOtt der HErr ihre Coͤrper von allen En - den wieder zuſammen bringen koͤnte / als der alle unſere Haar auf unſerm Haupte gezehlet hat. Fuͤrchte du nur GOtt / und ſey from̃ / daß / von welchem Orte oder durch welche Gelegenheit dich der HErr abfordern / du bereit ſeyſt. Denn du biſt nur ein Mieths-Mann / nicht ein Beſitzer des Hauſes. Das Hauß iſt dir vermiethet / nicht eigenthuͤmblich uͤbergeben / du wirſt muͤſſen wandern / ob du gleich nicht wilſt. Du haſts nicht mit dem Be - dinge bekommen / daß die Zeit in deiner Gewalt ſtehe. Was hat dir GOtt geſaget? Wenn Jch werde wollen daß du raͤumen ſolſt / ſo ſiehe zu daß du bereit ſeyſt. Jch treibe dich aus der Her - berge / Jch will dir aber ein Hauß im Himmel geben: Du biſt allhier ein Frembdling auff Erden / du ſolt ein Beſitzer im Him - mel ſeyn; Darauff giebet er eine feine Regel: Quicquid hic accidit contra Voluntatem noſtram, noveris non accidere, niſi de Voluntate Dei, de Providentiâ ipſius, de nutu ipſius, de Lege ipſius. Was uns allhier wieder unſern Willen wieder - faͤhret / das wiſſe daß es nicht anders geſchehe als nach GOttesF 3Willen /46.[46]Chriſtliche Leichpredigt. Willen / nach Gottes Verſehung / nach ſeinem Wuntſch / nach ſeinem Rathſchluß / ob wirs gleich nicht wiſſen warumb es ſo ge - ſchehe / man gebe es ſeiner Vorſorge anheim / daß GOtt ſeine Ur - ſache habe. Wenn du in eine Schmiede kaͤmeſt / du wuͤrdeſt dich nicht unterfangen die Blaſebalcken / den Amboß / die Hammer zu tadeln / wenn aber ein unwiſſender Menſch waͤre / der alles ta - delte / wuͤrde es nicht der Meiſter beſſer wiſſen und verſtehen / als dieſer? In Officinâ non audes vituperare Fabrum & audes in hoc mundo reprehendere Deum. Jn der Werckſtatt un - terfaͤngeſtu dich nicht den Schmidt zu tadeln / und wilſt in dieſer Welt GOtt dem HErrn fuͤrſchreiben? Darumb iſts einig und allein der HErr Zebaoth / der wunderlich herrſchet und regieret / und hat ſeine Waltung laſſen ſehen an unſerm Seeligen Herrn Hoffmann, an dem GOtt der HErr erwieſen hat Felicia Fata, ſeine ſonderliche Gnade in ſeinem Leben. GOtt hat Jhn wun - derlich gebildet in MutterLeibe / Job. 10. Jn ſeiner Jugend hat Jhn GOtt der HErr wol laſſen erzogen werden / in freyen Kuͤn - ſten eine tapffere Wiſſenſchafft Jhm gegeben / Jhm allerley Lei - bes - und Seelen-Wolthat erzeiget / daß Er in ſeinem Vaterlan - de geehret / von hohen Haͤuptern geliebet und gefoͤrdert worden. Jſt Er etwa aus Schwachheit gefallen / GOtt der HErr hat Jhn nicht verworffen; Hat Er Gefahr gehabt / Er hat nicht Schiff - bruch erlitten / die gutte Hand Gottes hielt uͤber Jhn / daß Er war ein Gefaͤß der Goͤttlichen Barmhertzigkeit / und hat ſeinem Vaterlande wol nutzen koͤnnen. Sonderlich muß man das nach - ruͤhmen dem Seeligen Manne / daß Er ein Liebhaber und Be - foͤrderer der Gelehrten geweſen / und wie er ſelber wol ſtudieretScalig: Ex - erc. 9. con - tra Cardan: p. 44. hatte / und wol empfand was Scaliger aus dem Avenroe an - zeicht / Hominem indoctum & doctum ita differre, ut de ipſis natura hominis non æqualiter prædicetur, Ungelehrte Leute waͤren faſt halbe Menſchen. Und was der beruͤhmte BarthiusBarthius. ſchreibet: Meliorem unum eſſe Diem hominis ſapientis, quam totam vitam fatui alicujus, atq́; obtuſo Ingenio, Eingelehr -47.[47]Chriſtliche Leichpredigt. gelehrter und verſtaͤndiger Mann richte in einem Tage mehr aus / als ein Unverſtaͤndiger in ſeinem gantzen Leben; Die Schreibe - Feder muß doch Kaͤyſerin bleiben / ſagte der Seelige Herr Lu -Luth. Tom. 4. German: Judic. 5, 14. therus aus den Worten Deboræ, Jud. 5. Von Sebulon ſind Regierer worden durch die Schreibefeder / Als hatte Er vor ſei - nem Ende Legata geſtifftet / davon die ſtudierende Jugend Sti - pendia und Mittel zu den Studiis ins kuͤnfftige bekommen ſoll. Welches bey dem Seeligen Herrn eine ſehr gute Intention fuͤr ſein Vaterland geweſen / dero wir auch billich guten Fortgang wuͤntſchen / und werdens vielleicht noch die Nachkommen mit Danck erkennen. Auch hat nun GOtt der HErr mit Jhm im Tode gehalten Terminum Sapientiæ, das Ziel ſeiner Weiß - heit / daß Er Jhn mit einem jehlingen Zufalle von hinnen weg - genommen / dabey ja Gottes Gnade iſt / daß Er nicht unter wegens blieben / ſondern zu Hauß bey ſeiner Liviâ Abſcheid genommen. Es hat GOtt den Seel. Herrn zuvor etliche mahl mit Kranck - heit gewarnet / und bey Jhm angeklopffet: Daß nun der letzte Anſtoß ſchnelle geweſen / darff memand richten. Wer biſtu / daß du einen frembden Knecht richteſt? Er ſtehet oder faͤllet ſeinem HErrn / Rom. 14. DerRom. 14, 4. Eventus und Außgang wirds wol weiſen / wie wol dem Seeligen Herrn wiederfahren ſey / daß Er von manchen Turbis weg iſt / daß nun ſeine Glieder ruhen / Wir werden ſagen: GOtt ſey Lob / daß der Seelige Mann diß Elend nicht erlebet hat / wie haͤtte Er ſich ſollen aͤngſten. Drumb bekennen wir nur: Der HErꝛMarc. 7, 37. hat alles wol gemacht / Marc. 7. Der HErr muͤſſe hoch gelobet ſeyn / der ſeinem KnechtePſal. 35, 27. wol will / Pſ. 35.

Wir48.[48]Chriſtliche Leichpredigt.

II.

Wir haben aber ferner auch zu betrachten: Annuli Ma - teriam & Subjectum, Wer denn dieſer Pittſchafft-Ring Gottes ſey. Wem dieſe Ehre wiederfahre / daß er heiſſe Gottes Pittſchafft-Ring. Das ſind die Glaͤubigen und außerwehlten Kinder Gottes / die vor GOtt ſo hoch geſchaͤtzet ſind / dero Bild traͤget allhier im Text SeruBabel: Jch will dich Seru - Babel / du Sohn Sealthiel nehmen / und wil dich wie ein Pittſchafft-Ring halten. Vor dem Mardochai ließ Ahaſverus außruffen: So wird man dem Mann thun / den der Koͤnig gerne ehrenEſther 7. wolt / Eſth. 7. Ach wie ſchoͤne thut GOtt der HErr mit de - nen / die Jhn lieben / die Jhm dienen. Er fuͤhret nicht allein eineDeut. 32, 10. Pſal. 27, 8. Eſa. 46, 3. Cant. 7, 6. Special-Sorge fuͤr Sie / als fuͤr ſeinen Augapffel / als fuͤr ſeine Kinder die Jhm in der Mutter liegen / als fuͤr ſeine theuͤre Soͤh - ne / und traute Toͤchter / als fuͤr ſeine Liebe / in Wolluͤſten / als fuͤr ſeine Handſchrifft / als fuͤr ſeine geheime Wohnung / als fuͤr ſei - nen verſchloſſenen Luſtgarten / und verſiegelten Wunder Born / da edle Fruͤchte / Granataͤpffel / Cypern mit Narden / Narden mitCant. 4, 12, 13, 14, Franciſe. Vatabl. not. ad Hagg. 2, 23. Matt. 1, 12, 13 Hoſ. 3, 5. Conf. Meiſ - ner. Comm. in Hoſe c. 3. p. 320. Jun. & Tre - mel. in nor. ad Hagg. 2, 23. Saffran / Kallmus und Cinamey wachſen / Cant. 4. Sondern Sie ſind auch ſein werther Pittſchafft-Ring / denn ſo nennet Er dieſen SeruBabel / und beſchreibet ihn 1. A Nomine, vom Nah - men. Die Interpretes etliche / ziehen dieſe Weiſſagung auf den HErren Mesſiam, deſſen Zukunfft in dieſer Weiſſagung ange - kuͤndiget werde / den nennet der Heilige Geiſt Zerobabel, weil Er von Zerobabel herkoͤm̃t / wie das Geſchlecht-Regiſter beym Matthæo außweiſet / c. 1. wie Er auch ſonſten David genennet wird / Hoſ. 3. Den nenne Er ſeinen Knecht / nach der menſchli - chen Natur / weil Er ſeinen Willen gethan / Pſal. 40. Den habe Er erwehlet zum Erloͤſer des Menſchlichen Geſchlechts. Der HErr Mesſias war ein Sohn Davids und SeruBabels / dieJhn49.[49]Chriſtliche Leichpredigt. Jhn fuͤrgebildet / und in ihren Lenden gehabt / wie der Apoſtel von Abraham redet / Ebr. 7. ſaget Jun. und Tremell. an dieſem Ort.Ebr. 7, 9, 10. Der Nahme SeruBabel heiſſet ſo viel / als zu Babel geaͤngſtiget / oder der einen Eckel vor Babel traͤget. Babel heiſſet eine Ver - wirrung / weil GOtt der HErr daſelbſt die Sprachen der Voͤlcker verworren hatte / Geneſ. 11, 9. SeruBabel / einer der vor derGen. 11, 9. Verwirrung einen Scheu traͤget. Dieſen Nahmen fuͤhrte der erſte Fuͤrſt des Juͤdiſchen Volckes / nach der Babyloniſchen Ge - faͤngniß / der war ein frommer Herr / und fieng an zu bauen dasZach. 4, 7, 9, 10. Eſræ 5, 2. Zach. 4, 7. Eſa. 49, 23. Hag. 1, 1, 14. 1. Chron. 3, 17. Hauß Gottes / Zach. 4. Fuͤr ihm muſte der groſſe Berg eine Ebene ſeyn / an dem GOtt der HErr beweiſete / daß Fuͤrſten ſei - ner Kirchen Seuͤgammen waͤhren / Eſ. 49. Er wird ferner be - ſchrieben / 2. à Genere: Er iſt geweſen einSohn Sealthiel / Hag. 1. Der da war von den Kindern Jechania, 1. Chron. 3. Er wird auch beniemet 3. à Functione: Seinem Ampt nach / daß Er ein Knecht Gottes geweſen / denn er ſchaffete / daß Zion gebauet ward / und daß Steine und Kalck zugefuͤhret worden / Pſal. 102. Pſal. 102, 15Dieſen Titel fuͤhrte auch Moſe / von dem GOtt der HErr ſaget: Mein Knecht Moſe iſt geſtorben / Joſ. 1. O desJoſ. 1, 2. ſchoͤnen Ehrentittels? Servire Deo, ſagten die Alten / regnare eſt. GOtt dienen / iſt ſo viel als herrſchen. Ein Knecht Got -Phìlo de Cherubim. tes ſeyn / ſaget Philo, iſt der hoͤchſte Ruhm / und uͤbertrifft nicht allein allen Adel und Freyheit / ſondern auch allen Reichthumb / Herrſchafft / und was ſonſten groß und anſehnlich bey den Men - ſchen iſt. Es waͤren hier viel Lehren auszufuͤhren / wir wollen nur das nehmen / was zur Sache dienet. Treue Regenten / wie unſer Seel. Herr Hoffmann geweſen / ſind rechte Seru Babel. Ravanell. Biblioth. ſa - cræ Tit. Zo - robabel. Ravanellus giebet den Nahmen Zerobabel, es heiſſe ſo viel / als ſatus Babylone, zu Babel gebohren / oder Princeps Baby - lonis, der Fuͤrſt in Babel. Denn die Regenten ſind / qvi ſtant in capite, die Gewalt haben / Rom. 13. Es heiſſe auch Soro -Rom, 13, 1. In Verſione Syriaca. Babel ſo viel / meynen etliche / als in Babel geaͤngſtiget / der in Babel manche ſaure Stunde gehabt / dem manchmahl bangeGdarinnen50.[50]Chriſtliche Leichpredigt. darinnen worden. Freylich wird wol den Regenten das Leben offte ſauer genugſam gemacht. Gregor. Magn. betrachtet dieGreg. Magn lib. 17. Mo - ral. c. 12. Worte Hiob. c. 26. Die Rieſen aͤngſten ſich unter den Waſſern / Und ſaget dabey: Quantò quis altius e - rigitur, tantò gravioribus Curis oneratur. Homo in ſub - limi elevatus, tot ſuper ſe ſuſtinet, quot ſuppoſitos regit. Je mehr einer erhaben wird / mit deſtomehren Sorgen wird er beladen. Ein Menſch der in der Hoͤhe iſt / hat ſo viel Sorgen uͤber ſich / ſo viel er hat zu regieren unter ſich. Solche Leute die vor andern empor ſchweben / ſtehen gleichſam auff einem Thea - tro, und muͤſſen viel Winde der Calumnien und der falſchen Zungen laſſen uͤber ſich ergehen / denn der ſoll noch gebohren wer - den / der es allen Leuten recht machen ſoll. Wie nun von Loth geſchrieben ſtehet: Sie qvaͤleten die gerechte See - le von Tage zu Tage mit ihren unrechten Wer - cken / 2. Petr. 2. Alſo hat denn ein SeruBabel ſeine Angſt auch in Babel / bey verworrenen Zeiten und verworrenem Zu - ſtande. Zorobabel heiſt auch ſo viel / als Alienus à Confuſi - one oder Diſperſio Confuſionis, Ein Feind der Verwirrung / oder der ſich der Verwirrung wiederſetzet. Der Seelige Herr Hoffmann hat auch manche Angſt gehabt / in betruͤbtem Zuſtan - de ſeines Vaterlandes / iſt manchmahl geaͤngſtiget geweſen in Ba - bel. Ach was bringen doch Verwirrungen oder Auffwieglun - gen / Streit / Uneinigkeiten in Staͤdten / Laͤndern / ja gantzen Koͤnig - reichen / Unſer HErr JEſus ſagets ſelber / und macht das Facit: Omne Regnum diviſum in ſe ipſo deſolatur, Ein jeglich Reich / ſo es mit ihm ſelbſt uneins wird / dasLuc. 11, 17. Pſal. 18, 33. wird wuͤſte / und ein Hauß faͤllet uͤber das ander / Luc. 11. Nachdenckliche Worte ſind im 18. Pſalm:GOtt51.[51]Chriſtliche Leichpredigt. GOtt ruͤſtet mich mit Krafft. Accingit me ro - bore, oder Inſtruit me Heroicâ Virtute, wie es Vatablus gie - bet. Da nennet David ein wolgefaſſet Regiement / Cincturam Dei, ein Guͤrtel Gottes / nim̃t ein Gleichniß von einem Guͤrtel / damit ſich die Alten im Kriege und in Schlachten guͤrteten / daß ſie deſto freyer und unverhindert ſtreiten und fechten koͤnten / wie daher auch Paulus ein Gleichniß nimt Epheſ. 6. Umbguͤr -Eph. 6, 14. tet eure Lenden mit der Warheit: Da ſaget nun recht der Seelige Herr Lutherus, Ein wolgefaſſet Heer / oder ein wolbeſtallt Regiement und Corpus, es ſey in einer Stadt oder im Lande / iſt eine Gabe Gottes; Und wird genennet Cin - ctura Dei, Ein Guͤrtel Gottes. Zeucht GOtt den Guͤrtel feſte zu / ſo iſt das Volck gehorſam / Herren und Knechte reiten mit ein - ander / ſetzen Gut und Blut beyſammen auff / Obrigkeit und Un - terthanen ſtehen mit einander wol; Loͤſet aber GOtt den Guͤr - tel auff / ſo folgen die Straffen der Empoͤrung / Meuterey und Zwietracht. Drumb ſtehet es nicht in Menſchlichen Kraͤfften / eine gantze Commun zuſammen zu halten und zu regieren / Gott der HErr muß es thun / der muß geben einen Mann / der ſey / wie es Vatablus giebet / Inſtructus Virtute Heroicâ, das Anſehen habe / Weißheit und Verſtand; Sonſt gehets wunderlich her / wenn der Gurtt auffgeloͤſet iſt. Beym Hiob ſtehet c. 12. Vincu -Hiob. 12, 18 Vid. Joh. Mercerus〈…〉〈…〉 omm. in Job. 12, 18,〈…〉〈…〉. 1. pag. 49. lum Regum ſolvit, wie es Mercerus giebet. Vatablus aber: Solvit diſciplinam Regum. Der Herr Lutherus giebts: Er loͤſet auff der Koͤnige Zwang / und guͤr - tet mit einem Guͤrtel ihre Lenden. Mercerus, der ein vornehmer Profeſſor zu Pariß geweſen / und ein fuͤrtreff licher Ebraiſt, ſagt dabey: Das Vinculum, das Band / der Gurtt der Obrigkeit / ſey ihre Autoritaͤt / ihr Anſehen / daß man ſich vor ihnen ſcheuen muß / und dadurch ſie die Unterthanen in der Zucht und Gehorſamb halten / Denn dreyerley gehoͤre zu ei - ner Obrigkeit daß ſie wol regieren: 1. Weißheit / daß mans ver -G 2ſtehe.52.[52]Chriſtliche Leichpredigt. ſtehe. 2. Staͤrcke und Gewalt. 3. Anſehen und Autoritaͤt / die faͤllet denn bey Empoͤrung und Uneinigkeit danieder / drumb ſetztHiob. 12, 21, 22. drauff Hiob in folgenden Worten: Er ſchuͤttet Verach - tung auff die Fuͤrſten / und machet den Bund der Gewaltigen loß / Er oͤffnet die finſtern Gruͤnde / und bringet heraus das Dunckele an das Licht. Effundit contemptum ſuper Principes, giebts Mercerus und Vatablus, Fuͤrtreffliche tapffere Leute wer - den alsdenn mit Verachtung beſprenget / & zonam robuſtorum remittit, und gehet denn der Guͤrtel auff. Et zonam poten - tium laxat, giebts Vatablus, Er loͤſet auff den Guͤrtel derGe - waltigen. Wenn ſich ein Menſch guͤrtet / ſo iſt er deſto ſtaͤrcker und expediter. Dieſer Gurt iſt die Autoritaͤt und Gewalt der Obrigkeit / der gehet den loß / daß es bund uͤber ecke gehet / und ſich alles umbdrehet: Cuncta retrò ſublapſa feruntur. Da - von handelt auch David im 107. Pſalm: Da Verachtung auf die Fuͤrſten geſchuͤttet war / daß alles ir - rig und wuͤſte ſtund. Lieben Herren / ſaget der Seeli - ge Herr Lutherus an einem Ort / ſehet euch ja fuͤr / vor dem klei - nen Spruͤchlein aus dem 107. Pſalm: Effundit contemptum ſuper Principes &c: Ach GOtt behuͤte doch / und huͤtet euch auch ſelber / fuͤr dergleichen Confuſionibus und Verwirrungen und Uneinigkeiten / da wird leichte etwas angefangen / aber es iſt ſchwer zu ſtillen. Man pfleget anzufuͤhren einen Spruch ausSchepliz. Promt. Ju - ris in Præf. dem Pindaro in ſeinen Pythiis, der ſehr wahr iſt: Eſſe Civis etiam ignavisſimi civitatem movere, ſed in tranquillo ſiſte - re, ſolius Dei opus eſſe. Man koͤnne wol den Gurtt leichte auffloͤſen / aber ihn wieder zuſam̃en zu ſchnuͤren / das muͤſſe Gott alleine thun / das ſey ein Werck Gottes. Ach wie wuͤſte ſiehets denn aus / alles drehet ſich umb / und wird die Tugend verachtet /Es53.[53]Chriſtliche Leichpredigt. Es gehet denn / wie Boethius ſaget: Imperante florentequeBoeth. lib. 4. Conſol. Phil. nequitia, virtus non ſolum præmiis caret, verum etiam ſce - leratorum pedibus ſubjecta calcatur, & in locum facinorum ſupplicia luit. Weil der Gottloſe Ubermuth trei - bet / muß der Elende leiden / Pſal. 10. Der Klu -Pſal. 10, 2. ge muß zur ſelbigen Zeit ſchweigen / denn es iſt eine boͤſe Zeit / ſaget der Prophet Amos. c. 5. In -Amos. 5, 13. telligens tempore illo ſilebit, qvum tempus mali erit. Lu - therus ſagt dabey: Man darff nicht predigen / es wills niemandVatabl. h. l. in Not. leiden noch hoͤren. Vatablus mercket dabey an: Wegen groſſer Ungerechtigkeit und Unbußfertigkeit der Menſchen zur ſelbigen Zeit / die die Warheit nicht leiden wollen / werden auch die Pro - pheten ſchweigen / denn ſie wuͤrden nur verlacht werden / und ihr predigen wuͤrde nicht zur Beſſerung / ſondern nur zur Vermeh -[r]ung der Suͤnden und Boßheit gerathen. Damit nun ſolch Ubel verhuͤtet werde / iſt von noͤthen ein SeruBabel / der alie - nus ſey à Confuſione, ein tapfferer verſtaͤndiger Mann / der frembde ſey und entgegen allen Verwirrungen und Empoͤrungen / bey dem es heiſſe: Salus Reipublicæ ſuprema Lex eſto. Das Heyl der gemeinen Stadt / muß das Ziel und die Maaßgebung ſeyn aller Anſchlaͤge; Und denn iſt da von noͤthen / daß Moſe und Aaron beyſammen ſtehen / daß die Obrigkeit halte uͤber dem Predigtampt / und dieſes uͤber der Obrigkeit / in billichen Sachen. Unſerm Seeligen Herrn Hoffmanni koͤnnen wir wol das Zeug - niß geben mit Beſtand der Wahrheit / daß Er in dem Fall ein SeruBabel geweſen / dem alle Mißhelligkeit zu wieder geweſen / und der ſeinem Vaterlande treulich mit Huͤlff und Rath beyge -[ſt]anden / Er ſagte auffrichtig heraus / wo es hier und dar fehlete / gieng unpartheiiſch durch / und gab Rath nach Wiſſen und Ge - wiſſen. Wie ſchmertzte Jhn aller Zwiſt und Mißhelligkeit / Sein Zweck war allezeit die Befoͤrderung des gemeinen Beſten. SoroBabel war ein Sohn Sealthiels / welcher Nahme ver -G 3dol -54.[54]Chriſtliche Leichpredigt. dolmetſchet wird / der da GOtt bittet; Denn freylich gehoͤrt dazu ein fleiſſiges Gebeth / ein treuer Bether / der ſich wiederEzech. 22, 30. den Riß ſtelle / und zur Maur mache / Ezech. 22. Und das ſind denn rechte SeruBabel und treue Kurchte Got - tes / die / ob ſie verachtet werden in der Welt / dennoch anders gelten fuͤr Gottes des HErrn Augen / denn wir nun ſehen.

III.

Annuli Signatorii Æſtimium, wie hoch die auß - erwehlte Kinder Gottes geſchaͤtzet ſind fuͤr ihrem GOtt. Der verheiſſet 1. Asſumptionem, Jch will dich nehmen / Asſumam te, Jch will mich deiner annehmen. Das Wort be - deutet ſonſten einen aus Gnaden fuͤr andern erwehlen / wie Gott Abraham von ſeines Vaters Hauß und von ſeiner Hey -Gen. 24, 7. Gen. 15, 1〈…〉〈…〉 math nahm / und ward ſein Schild und groſſer Lohn / Gen. 24. & 15. oder einen zu einem ſonderbaren Ampt beruffen / wie diß Wort ſtehet von David / 2. Sam. 7. Da Gott2. Sam. 7, 8. ſaget: Jch habe dich genom̃en von den Schaf - Hirten / daß du ſeyn ſolteſt ein Fuͤrſt uͤber mein Volck Jſrael. Oder es heiſſet auch / einem auff -2. Sam. 22, 17 helffen und in Noͤthen erretten / wie es ſtehet 2. Sam. 22. v. 17. Er ſchicket aus von der Hoͤhe / und holet mich / und zog mich aus groſſen Waſſern. Alſo wolte GOtt der HErr ſich des SeruBabels in allen Gefaͤhrligkeiten annehmen / Jhn heraus reiſſen und zu EhrenPſal. 91, 15. machen / Pſal. 91. Jhm in ſeinem Ampt beyſtehen. Franc. Vatablus giebts allhier in den Notis, Tempore illorum bel - licorum tumultuum, oripiam te è periculis. Zur ſelbigen Zeit / wenns ſo betruͤbt im Lande wird hergehn / will ich dich aus deinen Noͤthen retten. Sonderlich aber nim̃t GOtt der HErrſich55.[55]Chriſtliche Leichpredigt. ſich der Glaͤubigen an / wenn Er ſie gar durch den zeitlichen Tod zu ſich nim̃t / wie Chriſtus der HErr in dem Verſtande braucht das Wort ϖαραλαμβάνεσϑαι asſumere, Joh. 14. Ob ichJoh. 14, 3. Conf. Ger - hard. Harm c. 176. part. 3. 357. hingienge / Euch die Staͤdte zu bereiten / will ich doch wiederkom̃en / und Euch zu mir neh - men / auff daß ihr ſeyd / wo ich bin. Denn da1. Theſſal. 4, 17. Phil. 1, 23. ſind Sie denn bey dem HErrn allezeit / 1. Theſſ. 4. Sie ſind bey Chriſto / Phil. 1. Wie der HErr Chri - ſtus auch gebethen hat / Joh. 17. Vater / ich will / daßJoh. 17, 24. wo ich bin / auch die bey mir ſeyn / die du mir gegeben haſt / daß ſie meine Herrligkeit ſe - hen / die du mir gegeben haſt. Unſers Seeli - gen Herrn Hoffmanns hat der treue GOtt ſich auch ſehr hertz - lich angenommen. Jn was fuͤr Gefaͤhrligkeiten haͤtte Er nicht tempore bellicorum tumultuum bey den verworrenen Krie - geszeiten gerathen koͤnnen / wenn Jhm GOtt nicht wunderlich haͤtte ausgeholffen? Da hats denn geheiſſen: Jch traue auf den HErrn / wie ſagt ihr denn zu mei - ner Seelen / ſie ſoll fliegen wie ein Vogel auf einem Berge / Pſ. 11. Der HErr iſt mirPſal. 11, 1. Pſal. 16, 8. zur Rechten / darumb werde ich wol bleiben. Endlich hat Jhn GOtt der HErr gar ausgeſpannet / und Jhn zu ſich in ſein Him̃liſch Reich genommen / da kein Todt mehr ſeyn wird / noch Leid / noch Geſchrey / noch Schmertz / Apoc. 21. Sondern die Tage ſeines Lei -Apoc. 21, 4. Eſ. 60, 20. des nunmehr ein Ende haben / Eſ. 60.

GOtt56.[56]Chriſtliche Leichpredigt.

GOtt ſetzt auch hier dazu / 2. Splendidam Denomina - tionem, Eine herrliche Beniemung. Jch will dich wie ein Pittſchafft-Ring halten. Ponam te, ut Annulũ Signatorium. Die LXX. Interpretes gebens: Sicut ſculpturam Annuli ſuper Manu. Dieſe Redens-art wird hernach auchSyr. 49, 13. wiederholet von dieſem SeruBabel / Syr. c. 49. Wie wol - len wir SeroBabel preiſen? Der wie ein Ring an der Rechten Hand war. Wie ein groſ - ſer Potentat am Finger etwa ſeinen Pittſchafft-Ring fuͤhret / denfelben ſtets fuͤr Augen hat / und ihn nicht leichte laͤſſet von Haͤnden kommen / Alſo wolle Er auf den SoroBabel ein genau - es Auge haben / Jhn erhalten / ſchuͤtzen / und von allem Ubel er - loͤſen / daß ihn kein Ungluͤck treffen ſolle: Denn einen wie ein Pittſchafft-Ring halten / bedeutet / Jhn vor einen vertraueten Freund halten / und wie eine koͤſtliche Sache verwahren / wie einen Pittſchafft-Ring / den man entweder am Halſe hat hengen / oder am Finger traͤget / daß man ihn immer fuͤr ſich ſehe / und nicht irgend verliere / und in frembde Haͤnde komme / daß man koͤnte Ungelegenheit davon haben. Denn mit verlohrnen Pitt - ſchafft-Ringen kan mancher Betrug geſchehen; Darumb alsLivius Lib. 27. c. 20. Marcellus umbkommen war / und ſein Feind der Annibal den Coͤrper ſampt dem Pittſchafft-Ringe in ſeine Gewalt bekam / ließ ſein Collega, Criſpinus, in den benachtbarten Staͤdten anſagen / Marcellus ſey blieben / und ſein Pittſchafft-Ring ſey ins Feindes Hand kommen / man ſolte ſich fuͤrſehen für falſchbe - ſiegelten Brieffen / daß kein Betrug geſchehe. Alſo wolle GOtt der HErr den SeruBabel lieb und werth halten / und genaue Acht auff Jhn haben / Wie der HErr auch ſeinem liebwerthen Zion verſpricht: Siehe / in die Haͤnde habe ichEſa. 49, 16. dich gezeichnet / Eſ. 49.

Du57.[57]Chriſtliche Leichpredigt.
Du biſt mir ſtets fuͤr den Augen /
Du liegſt mir in meiner Schos /
Wie die Kindlein die noch ſaugen /
Meine Treu gegen dir iſt groß /
Mich und dich ſoll keine Zeit /
Keine Noth Gefahr noch Streit /
Ja der Sathan ſelbſt nicht ſcheiden /
Bleib getreu in allem Leiden.

Hingegen draͤuet GOtt der HErr dem Koͤnige Juda / Jer. 22. So wahr ich lebe / (ſpricht der HErr) wenn Ezania der Sohn Jojak im / der Koͤnig in Ju - da ein Siegelring waͤre an meiner Rechten Hand / ſo wolte ich ihn doch abreiſſen. War - umb GOtt nun den SeruBabel ſo lieb und werth halten wolte / ſetzet Er die Urſache dazu / 3. Gratuitam Electionem, die Gnaͤdige Erwehlung. Denn Jch habe dich erweh - let / ſpricht der HErr Zebaoth. Er habe ihn aus Gnaden dazu ausgeſondert. Das Wort Erwehlen / wird in der Schrifft genommen 1. Pro rei eximiæ dilectione & Approba - tione, wenn man etwas fuͤr andern liebet / werth haͤlt / und an - dern weit fuͤrzeucht / wie man irgend liebliche Kinder / außerleſenePſal. 148, 12. liebe Kinder nennet / liebe Juͤnglinge / Pſal. 148. Wie auch die H. Engel genennet werden / außerwehlte Engel / 1. Tim. 5. 1. Tim. 5, 21. Vid: Meiſn. Anthropol. diſp 17. qv. 1.Nicht daß ſie in Chriſto erwehlet waͤren / ſondern weil ſie GOtt liebet / und im gutten bekraͤfftiget hat. 2. Wirds gebraucht Pro Selectione ad Officium, wenn GOtt einen zum Ampt nim̃t / als wie der HErr Mesſias heiſſet ein Außerwehlter Got -Feurborn: Faſc. 3. diſp. 1. p. 23. p. 13. Eſa. 42, 1. Pſ. 106, 23. tes / an dem ſeine Seele Wohlgefallen hat / Eſ. 42. Moſe ſein Außerwehlter / Pſal. 106. HDavid58.[58]Chriſtliche Leichpredigt. David der Außerwehlte Gottes / Pſ. 89 / 4. Man nennets Electionem Officialem, eine Ampts-Erwehlung 3. Wirds auch genommen Pro Vocatione ad Eccleſiam, von denen / die zur Gemeinſchafft der Kirchen beruffen ſind / denen GOtt ſein Wort laͤſſet predigen / wie von dem Volck Jſrael ge - ſaget wird / Dich hat GOtt dein HErr erweh - let / zum Volck des Eigenthumbs / aus allenDeut. 7, 6. Voͤlckern / die auf Erden ſind / Deut. 7. Das iſt Electio Provincialis, wie es etliche nennen / oder Electio ad Gratiam, wie dort der Apoſtel ſeine Zuhoͤrer und PfarrkinderCol. 3, 12. Meiſn. An - throp. diſp. 14. qvæſt. 1. th. 6. diſp: 16. qvæſt. 1. th. 60. nennet / die Außerwehlten Gottes / Coloſſ. 3. Da doch auch Heuchler darunter ſeyn moͤchten; Wie wir auch heute unſere Pfarrkinder nennen / Geliebte und Außerwehlte im HErꝛn. 4. Jſt endlich die Electio adGloriam, die ewige Gnadenwahl / da GOtt der HErr aus unermeßlicher Guͤtte und Barmhertzig - keit erwehlet hat in Chriſto / ehe der Welt Grund iſt geleget wor - den / alle die jenigen / die Er zuvorher geſehen hat / daß ſie beſtaͤndig biß ans Ende in wahrem Glauben und Gottſeeligem Wandel aus ſeiner Gnaden verharren wuͤrden / davon der Apoſtel eigent -Eph. 1, 4, 5. lich handelt Eph. 1. Solche ſind nun ein liebwerther Pittſchafft - Ring Gottes / die GOtt inniglich liebet. Ach Wuͤrde! Ach Herrligkeit! Die verfolgten Seelen / die in der Welt niemand achtet / die ein verachtet Lichtlein ſind vor denHiob. 12, 5. Augen der Stoltzen / Hiob. 12. die ſind der werthe Pittſchafft-Ring Gottes / GOtt hat mich und dich ſo genau in Augen / der feſte Grund Gottes beſtehet / und hat dieſen Siegel / der HErr kennet die Sei -2. Tim. 2, 19 nen / 2. Tim. 2. Es heiſſet: Mein Freund iſt mein /Cant. 6, 2. und ich bin ſein / Cant. 6. Ein ſolcher war nun Seru -Babel /59.[59]Chriſtliche Leichpredigt. Babel / GOtt hielt Jhn lieb und werth / Er hat ihn geſetzet zum Fuͤrſten ſeines Volckes / wer ihn antaſtete / der taſteteZach. 2, 8. Gottes Augapffel an / Zach. 2. Und Er ſatzte ihn end - lich zu Ehren in der Ewigen Seeligkeit; Und daruͤber haͤlt nun GOtt der HErr / denn es kommt dazu Verbum Domini.

4. Seria Confirmatio, Eine ernſte Bekraͤfftigung. Spricht der HErr Zebaoth; Es ſagets der HErr der Heerſcha - ren / der Macht und Gewalt hat zu gebieten / wie Er will / fuͤr welchem alle Heyden ſind / wie ein Tropff ſo im Eymer bleibt / und wie ein Scherfflein / ſo in der Wage bleibet / Eſa. 40. O der herrlichen Verheiſ -Eſa. 40, 15. ſungen Gottes! Die Glaͤubigen ſind und bleiben ein Hochge - ehrter Pittſchafft-Ring in der Hand Gottes. Denn da ſind Pittſchafft-Ringe I. Symbola Providæ Aſſervationis. Man braucht die Pittſchafft-Ringe / etwas zu verſiegeln und zu ver - wahren / auch die Sachen mit zu bezeichnen / wie denn die AltenLipſiꝰCom - ment. in l. 2. Annal. Fac. p. 80. Gvevar. P. 2. Epiſt p. 85. Corn. âLap. in Propoſ. Maj. p. 671. Alex. ab A - lexand l. 2. Gen. Dier. c. 19. Vid. Matth. Raderus in Comm ad Martial. l. 4. Epigr. 12. auch ihren Hauß[r]ath mit gewiſſen Siegelringen bezeichneten / wie beym Lipſio zu ſehen. Ja / die Siegelringe hatten ihre ge - wiſſe Bildniſſe. Erſtlich trugen ſie in den Ringen / der Goͤtter Bildniß / welches Pythagoras abgeſchaffet / damit ſie nicht in Verachtung kaͤmen / wie Cornel. à Lap. bezeuget. Pyrrhus der Koͤnig in Epiro, hatt einen Agatſtein im Ringe / darinnen gebil - det waren die Neuͤn Muſen mit dem Apolline, wie Alex: ab Alexandro meldet / welches Bildnuͤß nicht etwa durch kuͤnſtli - che Außſtechung / ſondern von Natur alſo entſtanden / davon die Verſe eines Poëten lauten:

Rex Pyrrhus digito gesſisſe refertur Achaten,
Cujus plena novem ſignabat pagina Muſas,
Et ſtans in medio Cytharam tangebat Apollo,
Naturæ non Artis opus, mirabile dictu.
H 2Augu -60.[60]Chriſtliche Leichpredigt.

Salmuth in Panciroll. Part. 1. tit. 58, p. 315. Alex. loc. citAuguſtus hatte im Pittſchier-Ringe eine Sphyngen abgebildet / und verſiegelte damit die Decreta, aber da man ſeiner ſpottete und vor gab; Seine Edicten und Befehle waͤren lauter Ænig - mata oder Raͤtzel / brauchte er hernach des Alexandri M. Bild - nuͤß / und endlich ſein eignes. Der junge Scipio trug ſeines Va - ters des Africani Bild im Ringe. Die Schuͤler Epicuri, dasVVolff. Lect. Mem. Tom. 1. p. 29. Bildnuͤß ihres Lehrmeiſters. Lentulus, ſeines Großvatern. Der Kaͤyſer Trajanus, eine gewapnete Venus. Commodus, eine Amazonin. Plinius der juͤngere / einen Wagen mit vier Pfer - den. Andere haben andere Inventiones und Erfindungen ge -Plutarch. in Sylla. Idem in Pompej. habt. Sylla hat gefuͤhret das Bild Jugurthæ, den er uͤberwun - den hatte. Pompejus, einen Loͤwen mit einem Schwerdte. Das Geſchlecht der Macrinorum zu Rom / hieltens gar fuͤr ein Gluͤckszeichen / daß ſie das Bild Alex. M. fuͤhreten. Ptolomæ - us III. Koͤnig in Egypten / das Bild Ulysſis. Der Ariſtome - nes des Agathoclis, und ſo fort an. Unſer Seeliger Herr Lu - therus hat pflegen offters zu ſagen:

D. VVeller. Churſaͤch - ſiſche Eh - ren-Kron / p. 285.
Der Chriſten Hertz auff Roſen geht /
Wenns mitten unterm Creutze ſteht.

Daher er ein Signet und Wapen gebraucht / daß er ein Hertz / in welchem ein Creutz und Roſen gebildet / zu fuͤhren pflegen - Welchen gefuͤhrten Pittſchafft-Ring noch der Seel: ChurFuͤrſt zuSachſen JohannesGeorgius I. Hochloͤbl: Andenckens / als Er alle andere Ringe abgeleget / Jhm kurtz vor ſeinem Ende hat laſ - ſen anſtecken / ihn mit der andern Hand gedruckt / und ſeine be - ſtaͤndige fuͤrtreffliche Liebe zu der Lehre Gottes / die durch den theuren Werckzeug / den Herren Lutherum, wiederumb iſt ans Liecht gebracht worden / bezeuget hat. Was ſolte dieſer edle Pittſchafft-Ring Gottes fuͤr ein beſſer Bildniß fuͤhren / als ein Hertz voller Glaubens an den geereutzigten HERRN JEſum Chriſtum? Denn / Er hat uns angenehm gemachtEph. 1, 6. in ſeinem geliebten Sohne / Eph. 1. Wer deſ -ſen61.[61]Chriſtliche Leichpredigt. ſen Zeugniß annim̃t / der verſiegelts / daßJoh. 3, 33. GOtt wahrhafftig ſey / Johan. 3. Lutherus ſagt in der Randgloſſe: Er empfindet als ein Siegel in ſein Hertz ge - druckt den Glauben / daß GOtt wahrhafftig ſey. HERR /Jer. 5, 1. deine Augen ſehen nach dem Glauben / Jer. 5. Ohn Glauben iſts unmoͤglich Gott gefallen / Ebr. 11. Hieronymus verſtehet allhie eben das jenige / wasEbr. 11, 6. von SeruBabel wird geſaget: Jch will dich wie ein Pittſchafft-Ring halten / ein Fuͤrbild von Chriſto / als welchen der Vater verſiegelt hat / Joh. 6. Es iſt das aus -Joh. 6, 27. gedruckte Bild des unſichtbaren Gottes / Col. 1. Col. 1, 15.Dieſen Glauben an Chriſtum JEſum / wuͤrcket in uns der Heil. Geiſt / der die Evangeliſche Verheiſſungen auff unſere Hertzen druͤcket: GOtt iſts / der uns befeſtiget ſampt euch in Chriſtum / und uns geſalbet / und ver - ſiegelt / und in unſere Hertzen das Pfand den2. Cor. 1, 21, 22. Geiſt gegeben hat / 2. Cor. 1. Jhr ſeyd durch Chriſtum / da ihr glaͤubetet / verſiegelt wor - den mit dem Heiligen Geiſt der Verheiſſung / Eph. 1. Betruͤbet nicht den Heil. Geiſt Got -Eph. 1, 13, 14. tes / damit ihr verſiegelt ſeyd auf den Tag der Erloͤſung / Eph. 4. Unſer Seel. Herr HoffmannEph. 4, 30. hat uͤber dem wahren Glauben an Chriſtum JEſum gehalten biß an fein Seeliges Ende. Wie offte wolte der Sathan die - ſen Pittſchafft-Ring abreiſſen? Was hatte Er nicht offters fuͤr Anſtoͤſſe? Aber Nein / der HErr ſaget: Niemand ſollH 3Sie62.[62]Chriſtliche Leichpredigt. Joh. 10, 23.Sie mir aus meiner Hand reiſſen / Joh. 10. Wer verlieret gerne ſeinen Pittſchafft-Ring? Solte Gott nicht retten ſeine Außerwehlten / die zu Jhm Tag und Nacht ruffen / und ſolte GedultLuc. 18, 7. daruͤber haben? Luc. 18.

Pittſchafft-Ringe ſind / II. Symbola conſtantis Dile - ctionis, Zeichen einer beſtaͤndigen Liebe. Verliebte Perſonen geben einander Ringe auff die Verlobung / wie jener Koͤnig von Navarrha ſeiner Braut einen Ring gab mit einem Diamant, darauff Sonn und Mond ſtund / und darumb dieſe Worte / Se -Vid. Gell. Noct. Attic. l. 10. c. 10. mel, Simul, Semper, Einmahl / zu gleich / allemahl. Sie trugen vor zeiten die Ringe an dem Finger / der dem Kleinſten am nechſten iſt / und zwar an der lincken Hand. Die EgyptierMacrob. L. 7. Saturn. c. 13. gaben die Urſach / weil von dem Finger eine Ader biß ans Jn - wendige des Hertzens gienge / wie Gellius meldet. Weil auch der Finger nicht ſo zur Arbeit gebraucht wird wie die andern / ſondern mehr Ruhe hat. Nun iſt das Hertz der Sitz der Affe - cten und der Liebe. Bey den Perſiern / wenn ein Koͤnig jeman -Alex. ab A - lex. l. 2. Di - er. Gen. c. 29. den einen Ring verehrete / wards gar fuͤr eine ſonderbare Freund - ſchafft / nnd fuͤr ein Zeichen des Bundes gehalten / wie Alexan - der bezeuget. Die Glaͤubigen ſtehen mit GOtt dem HErꝛn in einem feſten Liebes-Bunde. Bald in der Heil. Tauffe treten ſie in den Bund eines guten Gewiſſens mit GOtt /1. Petr. 3, 21. 1. Pet. 3. Daruͤber haͤlt GOtt der HErr an ſeiner Seiten feſte / daß Er ſich verſpricht: Es ſollen wol Berge wei - chen / und Huͤgel hinfallen / aber meine Gna - de ſoll nicht von dir weichen / und der Bund meines Friedens ſoll nicht hinfallen / ſprichtEſa. 45, 10. der HErr dein Erloͤſer / Eſa. 45. Nur wir muͤſſen unsnicht63.[63]Chriſtliche Leichpredigt. nicht mit Unglauben und wiſſendlichen Suͤnden abreiſſen / unſer Hertz muß bleiben / wie es hat den Nahmen Cor Camera Omni - potentis Regis, eine Kammer des Him̃liſchen Koͤniges. Der Seel. Herr Hoffmann war ſeinem Heylande / dem HErrn JE - ſu / verlobet in der Heiligen Tauffe / Seine liebſte Frau Mutter hat Fleiß angewendet / Jhn in der wahren Evangeliſchen und Lu - theriſchen Religion zu unterrichten / und von allen Jrꝛthuͤmern zu entziehen. Er iſt Jhr auch geweſen Filius Multarum Pre -Lancillot. in Vit. Au - guſtin. lib. 1. cap. 12. cum, wie Auguſtinus ſeiner Mutter Monicæ war / Filius mul - tarum Lachrymarum. Seine liebe Frau Mutter hat man - chen Seufftzen fuͤr Jhn zu GOtt gethan / und Jhn als eine Pflantze der Gerechtigkeit GOtt zu Ehren erzogen / daher Er auch ſo wol gerathen / daß Er hernach in ſeinem Vaterlande GOtt und Menſchen dienen koͤnnen. Denn gute und fremme Juriſten und Gelehrten die im weltlichen Recht erfahren / die haben auch ihr Lob davon. Der Seelige Herr Lutherus ſaget: Wie ein from - mer Theologus und rechtſchaffener Prediger / in Chriſti Reich / Gottes Engel / ein Heyland / Prophet / Prieſter / Haußknecht und Lehrer heiſt / alſo moͤchte man einen frommen Juriſten / und einen getreuen Gelehrten im Weltlichen Reich des Kaͤyſers / wol Prophet / Prieſter / Engel und Heyland heiſſen. Darumb wie ein Ketzer oder falſcher Prediger im Reich Chriſti ein Teuffel / Dieb / Moͤrder / Laͤſterer iſt / alſo iſt ein falſcher untreuer Juriſt / ins Kaͤyſers Hauß oder Reich / ein Dieb und Schalck / ein Verraͤther / Boͤſewicht / und des gantzen Reichs Teuffel. Wenn ich aber von Juriſten ſage / meyne ich nicht allein die Doctores, ſondern das gantze Handwerck / als Cantzler / Schreiber / Richter / Fuͤrſpre - cher / Notarien, und was zum Rechte des Regiements gehoͤret. Auch die groſſen Hanſen / ſo man die Raͤthe zu Hofe nennet / denn ſie uͤben auch das Werck der Rechten / oder das Ampt der Juri - ſten. Man muß ſolche Leute nothwendig haben / und ſind ein ſchoͤn Pittſchafft-Ring. S. Auguſtinus ſaget: Tolle jura Im - peratorum, & quis dicet hæc Villa mea eſt. Hebe die rechteder64.[64]Chriſtliche Leichpredigt. der Kaͤyſer auff / wer wird darnach ſagen koͤnnen / dieſes Hauß oder Huͤttlein / dieſe Wieſe / dieſer Garte iſt mein. Wir koͤnten von dieſem Pittſchafft-Ringe dieſer Stadt / nehmlich dem Seel. Syr. 39, 4.Herrn Hoffmann wol ſagen / was dorte Syrach ſetzet cap. 39. Er kan den Fuͤrſten dienen und bey den Her - ren ſeyn / Er kan ſich ſchicken laſſen in fremb - de Lande / denn er hat verſucht was bey den Leuten taug oder nicht taug. Hier traff ein / wasSyr. 10, 4. gemeldter Lehrer ſaget cap. 10. Das Regiment auff Erden / ſtehet in Gottes Haͤnden / derſelbige giebt ihr zu zeiten einen tuͤchtigen Regenten. Cic. 1. de Oratore c. 45.Cicero ruͤhmet den Quintum Mucium, und ſaget: Domus Jureconſulti eſt totius Oraculum Civitatis, Das Hauß ei - nes Fuͤrſten / ſey wie ein Rathſtuel der Stadt. Es bezeuge diß Q. Mutii Haußthuͤre / da auch bey ſeiner Schwachheit viel Leute auß und eingiengen / die ſich bey ihm Raths erholeten. Teſtis eſt hujuſce Q. Mutii Janua & Veſtibulum, puod in ejus in - firmisſima valetudine, affectâq́; jam ætate, maximâ quoti - diè freqventiâ civium ac ſummorum hominum ſplendore célebratur. Bey dem Seeligen Herrn Hoffmann konte man ſich allezeit gutes Raths erholen / und konte man ſein Hauß wol nennen ein Oraculum Civitatis. War Er denn nun nicht ein werther Pittſchafft-Ring? Ein Pittſchafft-Ring iſt ferner

III. Symbolum honorificæ functionis, Ein Ehren - Zeichen / welches denen wird gegeben / die oͤffentliche hohe Ehren -Schönborn. Pol. L. 2. c. 20. p. 173. Gen. 41, 42 Ambroſ. lib. de Jo - ſeph. c. 7. Stellen bedienen. Annulus aureus ſignum traditæ poteſta - tis. Mit einem Guͤldenen Ringe ward die Herrſchafft uͤberge - ben / wie von Pharaone ſtehet: Er that ſeinen Ring von ſeiner Hand / und gab ihn Joſeph an ſei - ne Hand. Uber welcheWorte Ambroſius ſaget: Quid ſibivult65.[65]Chriſtliche Leichpredigt. vult annulus Digito ejus inſertus, niſi ut intelligamus Pon - tificatum ex fide ei eſſe delatum, ut alios ipſe ſignaret? Das ſey dahin geſtellet / Pharao machte ihn zum Landesvater / Gen. 41.Gen. 41, 43 vid Geſn. h. l. p. 703. Ravanell. voc: Abrech Eſth. 3, 10. Eſth. 8, 2. Æmil: Prob: in Eumene. Curtiꝰ l. 10. Diodor. Si - cul. l. 17. in ſin. l. 18. in Princ. 1. Macc. 6, 15. Sveton. in vita Tiberii Joſeph. An - tiq. lib. 17. c 10. Nicetas. Joſeph. An - tiqv. p. 20 c. 2. zum Patre ſapientiæ, daß wiewol er noch jung ſey / dennoch ſey er ein weiſer Vater und Vorſteher des Landes. Ahaſverus thaͤt ſeinen Ring von ſeiner Hand / und gab ihn Haman / Eſther c. 3. hernach aber Mardochai c. 8. Alexander M. gab ſeinen Ring vom Finger / da er ſterben ſolte / dem Perdiccæ, und da man fragte / wem er das Regiement hinterließe / ſagte er / Optimo, dem Beſten / und daher kam Perdiccas ins Regiement. Antio - chus da er ſtarb / gab die Cron / Mantel und Ring ſeinem Freunde Philippo, und verordnete ihn zum Hauptmañe uͤber das gantze Koͤnigreich / Macc. 6. Tiberius wolte im Tode ſeinen Ring erſtlich abziehen und weggeben / bedachte ſich wieder / ſteckte ihn an / aber Caligu - la ließ ihm den Ring noch bey lebendigen Leibe abziehen. Hero - dis Ring ward gegeben dem Ptolomæo. Johannes Comne - nus zog ſeinem Vater Alexio dem Kaͤyſer ſelbſt den Ring vom Finger / als er ſterben ſolte. Die Koͤnigin Abiadener, da ihre Herr geſtorben / gab ſie ſeinen Pittſchafft-Ring dem Sohne Mo - nobazo, und hieß ihn das Regiement verwalten / biß der Bru - der kaͤme. Daß alſo Pittſchafft-Ringe ſind Zeichen der Herr - ſchafft. O wie groſſe Ehre haben die Glaͤubigen fuͤr ihrem Gott! Wer mich ehret / (ſaget Er /) den wil ich auch ehren / 1. Sam. 2. Chriſtus / der HErr / hat1. Sam. 〈…〉〈…〉, 30. uns erkaufft / und zu Koͤnigen und Prieſtern gemacht fuͤr GOtt und ſeinem Vater / Apoc. 1. Apoc. 1, 6.Die Gerechten werden ewiglich leben / und der HErr iſt ihr Lohn / und der Hoͤchſte ſorget fuͤr ſie / darumb werden ſie empfangen einJherrlichs66.[66]Chriſtliche Leichpredigt. herrlichs Reich / und eine ſchoͤne Krone vonSap. 5, 16, 17. der Hand des HErrn / Sap. 5. Dem Seeligen Herꝛn Hoffmann hat GOtt der HErr ſeine Ehrenſtelle anch in der Welt gegeben / die Er mit Ruhm verwaltet / Er ward lieb und werth gehalten von hohen Haͤuptern / daß es hieß von Jhm:Horat. Principibus placuisſe Viris, non ultima laus eſt.

Ja / GOtt der HErr nahm Jhn endlich mit Ehren an / darumb war Er ein Pittſchafft-Ring. Ringe ſind auch endlich:

IV.

Symbola Recordationis, Denckzeichen / dabey man ſich etwas erinnere / daß mans nicht in vergeſſen ſtelle. Qvintil.Qvintilian. 11. Inſtit. O - rat. c. 2. ſagt davon: Multum ſigna faciunt, & ex alia memoria ve - nit in alia, ut cum translatus annulus vel alligatus, com - moneat nos cur id fecerimus. Man brauche Ringe zum Denckmahl / daß man ſich dieſes oder jenes erinnere. Von Ca -Majol. T. 1. Dier. Cani - cul. Colloq. 23. p. 547. Cauſin. lib. 11. Parab. Hiſt. 68. rolo V. meldet Majolus, daß er in ſeinem Ringe eine Uhr ge - habt / mit Raͤdern und Gewichten / daß er ſich der Zeit erinnern koͤnte.

Felix, cui Cœlum terræq; patebant In digitis! ()

ſaget davon Cauſinus. Ach ſolte GOtt vergeſſen ſeiner lieben Kinder / ob es ihnen gleich wunderlich und ſeltzam / verkehret und verdrehet in der Welt gehet. Es iſt fuͤr dem Herrn ein Denck-Zedel geſchrieben fuͤr die / ſo den Herrn fuͤrchten / und an ſeinen NahmenMal. 3, 16. gedencken / Mal. 3. Er gedencket an die / ſoPſ. 136, 23. untergedrucket ſind / Pſ 136. Gedenck HErr an David / und an alle ſein Leiden / betet DavidPſal. 132, 1. im 132. Pſalm. Er weiß wol wenn ſeine Stunde koͤm̃t / die Sei - nigen aus der Truͤbſal zu erloͤſen / und ſie zur Ruhe einzufuͤhren. Alſo67.[67]Chriſtliche Leichpredigt. Alſo hat nun auch der treue GOtt unſers Seeligen Herrn Hoff - manns auch gedacht / daß Er Jhn nicht in ſteter Unruhe laſſen wolte / Er hat ſich ſeiner angenommen als eines werthen Pitt - ſchafft-Ringes / und weil GOtt am allerbeſten weiß / was uͤber uns verhangen / in dem die Fata der letzten Zeiten immer trauri - ger werden / hat Er Jhn wollen wegnehmen / ante tempora bel - licorum tumultuum, daß es heiſſet wie zu Joſia geſagt ward / 2. Reg. 22. Jch will dich zu deinen Vaͤtern ſam -2. Reg. 22, 20. len / daß du mit Frieden in dein Grab verſam - let werdeſt / und deine Augen nicht ſehen alle das Vngluͤck / das ich uͤber dieſe Staͤdte brin - gen will. O wie wol iſt Jhm geſchehen / wie wol iſt Er bey GOtt dem HErrn verwahret / da Jhn keine Feinde mehr plagen / keine Unruhe mehr betruͤben kan. Darumb Schmertz-betruͤbte Frau Wittib / Sie maͤßige ihr weinen / hemme ihre Thraͤnen / undEccl. 7, 14. lindere ihr Wehklagen / Wer kan das ſchlecht ma - chen / was GOtt kruͤmmet / Eccleſ. 7. Demuͤ - thiget Euch nur unter die gewaltige Hand1. Petr. 4, 6. Gottes / 1. Petr. 4. Dencket nur daß dich Euch zugeſchickte Creutz ſey ein bitter und ſcharffes Pfeil / ex dulci Dei manu,Nazianz. aus der liebreichen Vater-Hand Gottes. GOtt der HErr zeucht Euch mit dieſem geheimen Liebes-Seil deſto feſter an ſich: Jch habe dich je und je geliebet / darumb ha - be ich dich zu mir gezogen aus lauter Guͤtte /Jer. 31, 3. Jer. 31. Freulich war Euer Seeliger Eheliebſter Eure Sonne / Eure Krone / Eure Ehre und Zierde / beſſer als viel Kinder / wie dort Elkana zu Hanna ſaget: Bin ich dir denn nicht beſſer / denn zehen Soͤhne / 1. Sam. 1. Aber noch lie -1. Sam. 1, 8.J 2ber68.[68]Chriſtliche Leichpredigt. ber iſt Er geweſen ſeinem Gott / der mit Jhm aus dieſer Muͤhſee - ligkeit geeilet hat / und dieſen werthen Pittſchafft-Ring wieder zu ſich genom̃en / drumb ſtelle Sie ſich zu frieden / und ahne nach jenerHieron. E - piſt. 25. Roͤmerin der Melania, von der Hieronymus bezeuget / daß als Sie ihren Ehe-Herren verlohren / habe ſie ſich im Trauren ge - maͤßiget / ſich unbeweglich zu den Fuͤſſen des HErrn Chriſti ge - leget / und gleich als wenn ſie Jhn hielte / geſaget: Nun will ich dir / mein HErr / williger dienen / nach dem du mich dieſer Laſt entlediget. Expeditius Tibi ſum Domine ſervitura, qvia tan -Pſal. 73, 28. to me onere liberaſti. Sie ſage nun mit Aſſaph: Das iſt meine Freude / daß ich mich zu GOtt halte / und meine Zuverſicht ſetze auff den HErrn / HErꝛn / daß ich verkuͤndige allein dein Thun / Pſal. 73. Dem Polycratiſamio gab Amaſis der Koͤnig in Egy - pten den Rath / weil er in ſtetem Gluͤck ſchwebete / deſſen Unbe - ſtaͤndigkeit aber bekandt waͤre / ſolte er / das was ihm am liebſtenHerodot. in Thaliaſ. lib. III. Valer. Max, lib. 6. cap. 9 ex 5. exter. waͤre / und das er nicht gerne vermiſſen moͤchte / ſo wegwerffen / daß ers nimmer hoffete wieder zu bekommen / damit er ihm ſel - ber eine Abwechslung des Gluͤcks verurſachte. Polycrati gefiel der Rath / warff demnach feinen Pi[t] tſchafft-Ring / darinn ein Smaragd war in Gold eingeſchloſſen / der noch vom Theodo - ro Gamio herkam / ins Meer / aber als es ihn auf den 5. und 6. Tag taurete / ſchanckten ihm ohngefehr die Fiſcher einen groſſen ſtattlichen Fiſch / darinnen fand er den Ring wieder. Sie / Schmertz betruͤbte Frau Wittib / hat verlohren ihren Eheherrn / als einen Pittſchafft-Ring Gottes / den Jhr GOtt aus dieſer Zeitligkeit weggenommen / nicht etwan daß Sie ſeiner gar ent - rathen ſolte / und ihn nimmermehr wieder ſehen / ſondern Sie hat Jhn nur voran geſchicket / daß Sie / nach Gottes willen zu ſeiner Zeit / folgen wolle. Sie wird wol zu Jhm fahren /2. Sam. 12, 23. Er aber kom̃t nicht wieder zu Jhr / 2. Sam. 12. Man69.[69]Chriſtliche Leichpredigt. Man hat wol mehr Exempel / daß verlohrne Ringe wieder ge -Marul. Lib. 4. cap. 10. Lib. 2. c. 12. Fulgoſ. lib. 6. c. 9. Marinæus lib. 5. Rer. Hiſpan. funden worden. Arnulphus ein Hertzog in Lothringen / hat ei - nen Ring / denn er in den Fluß Moſel geworffen / in einem Fiſche wieder funden. Attilanus, ein Biſchoff / hat / nach dem er 10. Jahr verreiſet geweſen / ſeinen Ring / den er weggeworffen hatte / auch in einem Fiſche wiederfunden. Aus einem Arabiſchem Au - tore wird erzehlet ein Gedichte / von dem weiſen Koͤnige Salomo - ne, der / als er ſich im Jordan gebadet / und den Ring weggele -Pineda III. de Rab. Sa - lom. get / hatten denſelben ſeine außlaͤndiſche Weiber ins Waſſer ge - worffen / darauff er alle ſeine Weißheit verlohren habe / Als er ihn aber in einem Fiſche / als man ihn auffgeriſſen / wiederfunden / ſey er wieder zu ſeiner Weißheit kommen. Edoard der X. Koͤ -Polydor. lib. 8. nig in Engelland / gab einem armen Manne zum Allmoſen ſeinen Ring / den er vom Finger zog; Nicht lange darnach bekam er ihn von etlichen Hieroſolymitaniſchen PilgramsLeuten wieder / und hielts vor eine Anzeigung ſeines Todes. Ach weñ die gewuͤnſchte Zeit anbrechen wird / daß das Meer und der Todt die Todten wiedergeben wird / Apoc. 20. Und dieApoc. 20, 13. ſo unter der Erden ſchlaffen / die Stimme des Menſchen Sohnes hoͤren werden / Joh. 5. Joh. 5, 28.Da werden wir in groſſer Verſamlung die lieben Unſerigen wie - der ſehen / den Seel: Herrn Hoffmann, deſſen blaſſen Todesſchat - ten wir ſeiner Mutter der Erden wiedergeben und anvertrauen / werden wir in Herrligkeit ſeh[e]n herfuͤr leuchten / und geſtellet zur Rechten Hand des HErrn Chriſti / mit Freuden zum Reich der ewigen Seeligkeit eingehen. Die Erloͤſeten des HEr -Eſa. 25, 19. ren werden wieder kommen / und gen Zion kommen mit jauchzen / ewige Freude wird - ber ihrem Haͤupte ſeyn; Freude und Wonne werden Sie ergreiffen / und Schmertz undJ 3Seuffzen70.[70]Chriſtliche Leichpredigt. Seuffzen wird weg muͤſſen; Da wird das / was geſaͤet wird verweßlich / aufferſtehen unver -1. Cor. 15, 42, 43. weßlich. Was geſaͤet iſt in Unehre / wird auf - erſtehen in Herrligkeit. Was geſaͤet iſt in Schwachheit / wird aufferſtehen in Krafft / 1. Cor. 15. Da wird der HERR das Huͤllen weg thun / damit alle Voͤlcker verhuͤllet ſind / und die Decke / damit alle Heyden zugedecket ſind. Denn der HErr wird den Todt verſchlingen ewiglich / und der HErꝛ HErr wird die Thraͤ -Eſa. 25, 7, 8. nen von allen Angeſichtern abwiſchen / Eſ. 52. Darumb bleib / O liebſter HErr JEſu / die beſtaͤndige Freude und der lebhaffte Troſt unſers Hertzens / halte Uns wie einen Pitt - ſchafft-Ring bey dieſen einbrechenden letzten Zeiten: Ein jeglicher unter Uns wuͤnſche: Setze mich / O Herr JEſu / wie einen Siegel auf dein Hertz / und wie einCant. 8, 6. Siegel auf deinen Arm / Cant. 8.

Schreib meinen Nahmen auffs beſte /
Jns Buch des Lebens ein /
Und binde meine Seel gar feſte
Jns ſchoͤne Buͤndelein /
Derer die im Himmel gruͤnen /
Und vor dir leben frey /
So will ich ewig ruͤhmen /
Daß dein Hertz treue ſey.

Amen / O JEſu / Amen.

Memo -71.[71]Chriſtlicher Lebens-Lauff.

Memoria defuncti.

ES meldet der Hiſtoricus Svetonius vom Kaͤyſer Auguſto, daß er im Tode die Umbſte - henden gefraget: An mimum vitæ com - modè peregerit? Ob er die Comœdi oder das Schau-Spiel ſeines Lebens wol gefuͤhret und vollfuͤhret habe? Und als man geantwortet: Sehr wol / habe er geſaget / Plaudite & Valete, ſo freuet euch / und gehabt euch wol! O freylich iſt unſer Leben ein rechtes Schau - ſpiel / da ein Actus auf den andern folget. Æneas Sylvius ſa get recht / unſer Leben iſt ein Schauſpiel / cujus ultimus actus in morte agitur, deſſen letzter Auffzug werde im Tode abgehan - delt / der ſey kein gut Poêt / der nicht biß ans Ende / alle Actus wol und kluͤglich außfuͤhre. Wenn wir den Lebens-Lauff des weiland Edlen / Großachtbaren / Hochweiſen / Hochgelahrten / und Hochbenahmten Herren MATTHÆI HOFFMANNI, ge - weſen JCti, Jhrer Koͤnigl. Majeſt. in Pohlen Secretarii, auch Freyſaſſen und vornehmen Rathsherren allhier auffwickeln und darlegen / ſo ſehen wir an des Seeligen Herren ſeinem gantzen Leben / von Anfand biß zu Ende / als auff einem Theatro und Schaubuͤhnen / lauter Monumenta und Denckmahle-Divinæ Gratiæ der Goͤttlichen Gnade / daß Er hat muͤſſen bekennen mit Jacob / Gen. 32. HERR / Jch bin zu gering aller Barmhertzigkeit und Treue / die du an dei - nem Knechte gethan haſt. Und mit dem gelehrten Eraſmo auf dem Todtbette ſagen: Miſericordias Domini can - tabo in Æternum. Es iſt der Seelige Herr nicht geweſenPila72.[72]Chriſtlicher LebensLauff. Pila Fortnnæ, ein Ball / den das Gluͤcke ohngefehr hin und wieder geworffen / ſondern eine Spkæra Divinæ Providentiæ[-]eine Kugel der Goͤttlichen Vorſorge. Die Erdenbeſchreiber ha - ben die Art / daß ſie mit kleinen Strichen und Kennezeichen groſſ Stroͤme und Staͤdte abbilden; Wir wollen einen kurtzen Ab - riß ſeiner Ankunfft / Erziehung / Lebens und Todtes / zu ſeinem Gedaͤchtnuͤß uns vorſtellen / gewiß wir werden ſehen / und be - finde ich ſonderlich darinnen / daß Er ſey ein Compages Divi - norum Beneficiorum, ein Gnaden-Gefaͤße / von vielen hohen Wolthaten Gottes zuſammen geſetzet.

I. I. Hat GOtt begnadet unſern Seel. Herrn Hoffmann, Bonis nec obſcuris Natalibus, mit einer Ehrlichen Ankunfft. Er iſt auf dieſe Welt gebohren Anno 1618. den Montag vor Matthæi, im Monath September, gleich in dem Jahre / da der ſchreckliche Comet am Himmel geſtanden / der den langwierigen Deutſchen Krieg portendiret.

Sein Herr Vater iſt geweſen / der Weiland Ehrenveſte / Vorachtbare / Wolweiſe und Wolbenahmte Herr Paulus Hoff - mann, geweſener Freyſaſſe allhier / und damahls Koͤniglicher Richter.

Seine Seel. Frau Mutter / die Weiland Wol-Ehrbare / Viel-Ehr - und Tugendſame Frau Eliſabetha Schwartzrockin / eine Tugendhaffte und Gottſelige Matron.

Der Groß-Vater vom Vater iſt geweſen / der Weiland Ehr - und Wolbenahmte Herr Benedictus Hoffmann, erſtlich Lehn-Schultze in Rockitten / und als er hernach umbs Evangelii willen die Schultzerey verlaſſen muͤſſen / Buͤrger und Einwoh - ner in Schwerin.

Die Groß-Mutter vom Vater iſt geweſen / die Weiland Ehrbare und Viel Tugendſame Frau Anna Kuͤntzelin.

Der GroßVater von der Mutter iſt geweſen / der weiland Ehrſame und Wolbenahmte Herr Peter Schwartzrock / gewe - ſener Koͤniglicher Heyde-Muͤller allhier.

Die73.[73]Chriſtlicher LebensLauff.

Die GroßMutter von der Mutter iſt geweſen / die Weil. Ehrbare und Tugendſante Frau Gertrud Kegelin.

Und weil die Geburth zu dieſer muͤhſeeligen Welt nur ſuͤndhafftig / als iſt Er bey dem Heil. Tauffbrunnen ſeinem Hey - lande / dem HErrn JEſu Chriſto / einverleibet worden / daß Er mit deſſen Gerechtigkeit bekleidet / ſeinem GOtt gefallen moͤge / da Jhm / weil der Gedaͤchtnuͤß. Tag des heiligen Apoſtels Mat - thæi nahe geweſen / dieſer Nahme Matthæus gegeben worden. Seneca ſagt von der Erziehung eines Menſchen / Educatio & Diſciplina Mores facit, & id ſapit unusquisq; quod didicit. Ein Menſch / wie er erzogen wird / ſo ſind hernach ſeine Sitten / und was er gelernet / daß weiß er hernach. Seine liebe Eltern wandten bald Fleiß an / weil ſich bey Jhm eine feine Seele blik - ken ließ / mit gutter Zucht dieſer Pflantze fort zu helffen / damit Sie GOtt zu Ehren auffwachſen moͤchte. Erſtlich haben Sie Jhn allhier in die Schule gethan / da Er ſchreiben und leſen ler - nen / bald hernach aber ſind Jhm Privat Præceptores gehalten worden / die ſein Ingenium expoliret und ausgearbeitet / daß Er Sprachen und Kuͤnſte zu faſſen Capabel ſeyn moͤchte.

Dazu hat nun GOTT den Seeligen Herren begnadetII. II. Mediis ad ſtudiis commodisſimis, mit allerhand noͤthi - gen und beqvemen Mitteln zum ſtudieren. Denn Er nicht et - wa mit Armuth ſich durch Schulen und durch die Welt hat win - den muͤſſen / Sæpe ingentium animorum comes eſt inopia, ſaget Barclajus in ſeinem Satyrico. Unſerm Seeligen Herren hat GOtt die Gnade gegeben / daß Er nicht allein ein fein Inge - nium zum lernen / ſondern auch gute Gelegenheit dazu empfan - gen hat / denn nach dem Er zu Hauße dermaſſen informiret ge - weſen / daß Er ad Altiora tuͤchtig worden / iſt Er nach Poſen erſtlich ins Collegium, hernach in die Academia gethan wor - den / da Er neben den Humanioribus und Philoſophicis Le - ctionibus auch ſeine fundamenta der Pollniſchen Sprache ge - faſſet / darinnen Er ſucceſſu Temporis ſo fertig worden / daßKEr74.[74]Chriſtlicher LebensLauff. Er ſelbige ſtets mit ſolcher Zierligkeit und Anmuthigkeit brau - chen koͤnnen / daß als Er unter groſſen Herren converſiret, vor etlichen Jahren eine vornehme Perſohn bey Breßlau ſich ver - wundert / wie Er in beyden Sprachen ſo expedit geweſen.

Nach dem Er nun in der Poßniſchen Academia das ſeine gefaſſet / hat Er ſich zu ſeinem Herren Vetter / dem Weiland Ed - en / Großachtbaren / Hochgelahrten und Hochbenahmten Herrn Elia Hoffmanno, Jhr. Koͤnigl. Maj. in Pohlen Secretario, vornehmen Advocato in Warſchau / der Preußiſchen und an - derer Staͤdte beruͤhmten Agenten, gewendet / bey dem Er ſich eine zeit lang auffgehalten / und ſeines Raths gepflogen / welcher Jhn ad Uberiorem Ingenii Culturam, & pleniorem Juris Civilis & Polonici ſcientiam imbibendam nach Crackaw, auf ſelbige ſehr alte Academiam, welche nicht lange nach der Pragiſchen / nehmlich Anno 1364. geſtifftet worden / befoͤrdert / da Er denn ſeine Zeit nicht mit Muͤſſiggang zugebracht / nicht die von ſeinen Eltern auf Jhn gewendete Unkoſten / mit ſpatzie - ren und Vanitaͤten unnuͤtzlich angewendet / ſondern mit ſtudieren / ſchreiben und leſen / Anhoͤrung der Profesſorum auf ſelbiger U - niverſitaͤt / ſein Gemuͤthe tapffer excoliret, und im̃er gedacht / Dic Cur Hic, hat alſo in dieſer Academie auch zugebracht 3. Jahr. Weil aber Praxis die Theoriam am allerbeſten - cundiret, und man denn in Praxi ein weit Majus Lumen ſie - het / hat Er ſich von Crackaw nach Warſchaw wieder gewendet / zu ſeinem vorgedachten Hochgeehrten Herren Vetter / Tit: Hn. Elia Hoffmanno, bey dein Er etliche Jahr verblieben / und in Foro Judicii Regi viel geſehen / und in Praxi Juris Jhm eine tapffere Wiſſenſchafft und Erfahrung compariret und zu wege gebracht hat / die Er hernach ſeinem Vateriande zu Nutze brau - chen koͤnnen. Der gelehrte Lipſius lebet unter andern an tapf - fern Gemuͤthern die Luſt zu reiſen und peregriniren. Er ſchrei - bet davon an einen vornehmen Juͤngling Lanoyum, da er ihm von ſeinen Reiſen meldete: Placet ea mens, qvam agnatamſcio,75.[75]Chriſtlicher LebensLauff. ſcio, non niſi optimè cuiq; menti. Humiles iſtæ & plebejæ animæ domi reſident, & adfixæ ſunt ſuæ terræ: Illa divi - nior eſt, quæ cœlum invitatur & gaudet motu. Dieſes hat ſich bey dem Seeligen Herrn anch gefunden / und hat deſſenthal - ben auff Einrathen ſeines wolgedachten Herrn Vetters / damit Er auch anderer Voͤlcker Sitten und Gebraͤuche ſehen moͤchte / eine Reiſe in Holland vorgenommen / und zwar nach Leyden / da Er den beruͤhmten Heinſium geſehen und gehoͤret / die Herren Profeſſores in Jure, abſonderlich den D. Mœſtertium, unter welchem Er ein Collegium Juridicum gehalten / den fuͤrtreffli - chen Boxhornium, deſſen Collegio Politico Er beygewohnt / und dann das Miraculum Ingeniorum und den Phœnicem Literatorum den bekandten Herrn Gryphium, der damahls zu Leyden geweſen / auch genoſſen und angehoͤret; Wie Er denn in Leyden nebenſt andern Exercitiis die Frantzoͤiſche Sprache begriffen / die Er hat reden koͤnnen. Nach Vollfuhrung ſeines Curriculi in Jure, hat Er ſich nach Amſterdam begeben / von dar ſich in den Brabandiſchen Provincien umbgeſehen / waͤre auch mit Reiſen weiter gegangen / wenn Er nicht von der damah - ligen Krieges-Unſicherheit / die in den Niederlaͤndiſchen Provin - cien vorgelauffen / (wie Er denn zu BergenOpſon / einer Graͤntz - Veſtung / iſt angehalten worden /) waͤre verhindert worden. Plato ſaget: Non nobis ſolum nati ſumus, ſed partem Pa - tria, partem parentes, partem Amici ſibi vendicant, Wir ſind nicht uns allein zu gutte gebohren / ſondern wir ſind ſchuldig ein Theil dem Vaterlande / ein Theil den Eltern / ein Theil den Freunden zu gutte anzuwenden. Dieſes hat eingetroffen bey unſerm Seeligen Mittbruder / welcher / nach dem Er nun bißhero einen Schatz guter Wiſſenſchafft compariret, ſich nach Hauße wieder gewendet / daß auch ſeine liebe Frau Mutter durch ſeine Ankunfft iſt erfreuet worden. Dieſe wie Sie ihren lieben Sohn jederzeit hertzlich und Muͤtterlich geliebet / auch von Kindesber nen an die wahre Gottſeeligkeit einzupflantzen ſich bemuͤhet / alsK 2hat76.[76]Chriſtlicher LebensLauff. hat Sie Jhn / wiewol Er erſt nicht ſonderliche Luſt gehabt zu hauße zu bleiben / dennoch bey ſich behalten / und Jhn uͤberredet ſein ferneres Reiſen einzuſtellen / darinnen Er denn Jhr gefolget. Wie Er denn bey wehrendem ſtudieren ſeinen Herrn Vater ver - lohren / alſo da Er bey ſeiner lieben Fr. Mutter ſich daheim auffge - halten / iſt Sie Jhm durch den zeitlichen Todt entnom̃en worden / daß Er daruͤber Anno 1644. als Er ſeines Alters 26. Jahr ge - weſen / bewogen worden / durch zurathen guter Freunde / nach Abſterben ſeiner Seeligen Frau Mutter / ſich in die Wirthſchafft einzulaſſen / und der Guͤther ſich anzunehmen / welches Er denn auch gethan. Es ſaget nicht unbillich Tacitus lib. 4. Annal. Neque aliud probis, quam ex Matrimonio ſolatium: Tapf - fere Gemüther ſuchen Troſt und Ruhe im Eheſtande. Quod honeſtius Cenſoriæ Mentis levamen, quam asſumere Con - jugem proſperis dubiisq́; ſociam? Meinet wol Vitellius bey dem Tacito. Was iſt vor eine Ehrlichere Erleuchterung eines beampteten Gemuͤthes / als eine Ehegattin zu nehmen / die in Gluͤck und Ungluͤck bey Jhm haffte. Dieſes hat bey ſich bedacht unſer Seeliger Mittbruder / und derhalben Anno 1647. Jhm zu ſeiner Socia vitæ Geſellin und Gehuͤlffin ſeines Lebens außerſehen / die damahls Hoch-Ehrbare / Viel Ehr - Sitt - und Tugendbegabte Jungfer ANNA MARIA, gebohrne JACOBINN, des weiland Wol-Ehrenveſten / Großachtbaren / Wolweiſen und Hochbe - nahmten Herrn JOHANNIS JACOBI, geweſenen wolver - dienten Buͤrgermeiſters in viel Jahr / der Koͤniglichen Stadt Frauſtadt in Pohlen / Vielgeliebter Eheleiblicher hinterlaſſener Jungfer Tochter / als nunmehr Schmertz - und Hochbetruͤbten Frauen Wittib / dero Tugenden zogen nach ſich ſeine Affection, daß Er mit Jhr in ein Chriſtlich Eheverloͤbnuͤß getreten / welches Er Anno 1647. d. 19. Nov. offentlich vollzogen / und ven mei - nem Vorfahren (Tit.) Herrn Daniele Haltſio Seel. Andenckens iſt copuliret worden. Dieſe Ehe ward nun wol mit Einigkeit und Gluͤckſeeligkeit geſegnet / in dem Er Salomonis Auſprucherfuhr:77.[77]Chriſtlicher Lebens-Lauff. erfuhr: Wem ein Tugendſamb Weib beſcheret iſt / die iſt viel Edler / denn die koͤſtlichſten Perlen / Jhres Mannes Hertz darff ſich auff Sie verlaſſen / und Nahrung wird ihm nicht mangeln / Sie thut Jhm Liebes und kein Lei - des ſein Leben lang. Nur in ſeiner Ehe blieb Jhm - lum ſine Sole, und fehlete darinnen Fortpflantzung ſeines Ge - ſchlechtes / welches Er aber von GOtt dem HErrn in tieffer De - muth annahm / denn Er gedachte was Syrach cap. 16. ſaget: Es iſt beſſer ohne Kinder ſterben / denn gott - loſe Kinder haben. Vom Auguſto zeuget Svetonius, daß Er ſeine Kinder habe Verrucas oder Carcinomata zu nen - nen pflegen / und offte aus Ungedult geruffen:

O utinam cælebs manſisſem aut prole carerem! Wolte GOtt / Jch waͤre entweder unverehligt / oder unvererbet blieben. Vornehmer Leute Kinder gerathen nicht allezeit / Hero - um filii noxæ. Drumb hat Er zu ruͤhmen gehabt

III. Die Gnade Gottes / daß Er gehabt MatrimoniumIII. Tranquillum, Eine friedliche Ehe / welches auch ein ziemlich Partickel iſt Menſchlicher Gluͤckſeeligkeit / als daran ſehr viel ge - legen / nemlich am Benè vivere, benè nubere, benè mori.

Das Vierdte Gnadenſtuͤck Gottes / an unſerm SeeligenIV. Herrn Hoffmann erwieſen / beſtehet in Functionibus Hono - rificis, in ſeinem Ehrlichen Ampte / darinnen Er das jenige / was Er mit vieler Muͤhe und Unkoſten gelernet hat / dem Vaterlande zum Nutzen angewendet / und ſich erwieſen als Civem Patriæ Natum, ſintemahl Jhm Anno 1649. am Tage Johannis des Taͤuffers das Stadt Syndicat allhier iſt angetragen / und Er dabey zum Rathsherren erkieſet worden / welche Stellen Er auch mit Ruhm gefuͤhret / in dem Er geweſen Ornamentum Patriæ& Spartæ78.[78]Chriſtlicher LebensLauff. & Spartæ ſuæ. Die Herren Juriſten ſagen ſonſt / Ein Regente / der zweiffelhaffte Sachen unterſche[i]den ſoll / muͤſſe haben Salem Scientiæ & Conſcientiæ, das Saltz der Wiſſenſchafft und des Gewiſſens / Wiſſen und Gewiſſen / daß Er nicht ſey ſine Scien - tia Inſipidus, ſine Conſcientiâ Diabolicus. Hier war die Wiſſenſchafft und ein from̃ Gewiſſen beyſammen / denn Er ab - horrirte von Eigen-Nutz / welcher iſt Venenum Juſtitiæ, Ein Gifft der Gerechtigkeit. Er redete was zur Sachen war / und was das Recht mit brachte / dirigirte ſeine Conſilia allezeit zum gemeinem Beſten / und ließ Jhm das jenige / was Jhm an - befohlen war / wol angelegen ſeyn. Und ob gleich ſeine Muͤhe etwa mit gleicher Danckbarkeit und Freundligkeit von allen nicht iſt angenommen worden / dennoch / ohn alles Liebkoſen zu reden / ſo wird ſein Vaterland Meſeritz nach etlichen Jahren geſtehen / welches allbereit auch auffrichtige Leute ietzo bekennen / daß Sie an dem Seeligen Herrn Hoffmann gehabt einen treuen Patrio - ten und tapfferen Regenten / der ein Ornamentum, oder wie mir von Jhme neulich ein gelehrter Mann aus der Nachtbar - ſchafft ſchrieb / Oraculum Civitatis geweſen / eine Zierde und gutter Rathgeber der gantzen Gemeine. Wie denn auch die be - nachtbarten Herren von Adel nicht laͤugnen werden / was Sie an dieſem Seeligen Manne funden / denn ſein Hauß war wie ein Eqvus Trojanus, wie Cicero redet / daraus gute Conſilia und Rathſchlaͤge in ſchweren Faͤllen zu holen waren.

V. Das Fuͤnffte Gnadenſtuͤck Gottes beſtand bey Jhm / In Donis JCto & Politico dignisſimis, in Gaben / die einem Rechtsgelehrten und Chriſtlichen Hoff-Manne wol anſtehen / Denn Er war ja 1. In Jure Polonico Verſatisſimus, Jn Pol - niſchen Rechten wol geuͤbet. 2. In Praxi Experientisſimus, Er hatte tapffere Erfahrung. 3. In Conſiliis dandis Expeditis - ſimus, fertig im Rathgeben. Denn etliche finden ſich wol / die von einer Sache viel reden / aber in Conſiliis koͤnnen den rechten Schluͤſſel nicht alle finden. Er war zum 4. In Cauſis Diſcer -nendis79.[79]Chriſtlicher LebensLauff. nendis Judicioſus, der bald wuſte zu treffen Cardinem Cauſæ, zu ſagen wo es fehlete / und was hie und da zu thun und zu atten - diren ſey. Dazu kam nun Ingenuus Candor, daß Er gegen je - derman auffrichtig heraus ſagte / wie es Jhm umbs Hertze war. Heute heiſſet man das eine Politic, wenn man ſimuliren und diſimuliren, Falſchheit treiben und vorgeben kan. Syrach aber c. 19. nennets / der Gottloſen Tuͤcke / Boßheit / und Unweißheit. Jacobus der Apoſtel cap. 3. Eine Teuffliſche Weißheit. Man nennets αἰγυπτιάζειν, αἰωλίζειν, Es heiſt Ars Megarenſium. Man nennet ſolche Leut[e]Stelliones, Biſpelliones oder Homi - nes duarum pellium, Siculos Trilingves, Cercopum - tus, wie beym Zwingero zu ſehen im Theatro p. 1642. ſeqq. Cicero, der doch ein Heyde geweſen will ſolche Leute nicht groß[l]oben / ſondern haͤlts fuͤr dergleichen Hauptlaſter eins / wenn man ſolcher geſtalt mit dem Nechſten umbgehet. Totius Injuſtitiæ nulla capitalior eſt, quam eorum, qui tum cum maximè fal - lunt, id tamen agunt, ut Viri boni eſſe videantur. Das iſt die hoͤchſte Ungerechtigkeit / ſpricht er / wenn man den Nechſten liſtiglich hinterſchleichet / und wills doch nicht Nahmen haben / ſondern fuͤr einen guten Ehrlichen Mann angeſehen und gehal - ten ſeyn. Der Seelige Herr war ſolcher Falſchheit gram / und ließ vielmehr einen Candorem und Auffeichtigkeit ſehen / war da - bey demuͤthig / daß Er nicht nur mit Hohen / ſondern auch mit[a]rmen Leuten wuſte umbzugehen / und niemanden / ſo geringe er auch war / verſchmaͤhete. Dieſe ſeine Dotes Animi, haben nach ſich gezogen Hoher Haͤupter Gunſt und Favor, wie denn Jhre Excellentz der weiland Großmaͤchtige Herr LESCINSKI, gewe - ſener Unt[e]r-Cantzler und Cron Schatzmeiſter in dieſem Koͤnig -[r]eiche Pohlen / Unſer damahliger Gnaͤdiger Herr Staroſta (wel - cher Jhn ſeiner Geſchickligkeit halben an Jhr. Churfl. Durchl. zu Brandenburg in einer Geſandſchafft geſchicket / welche Er ſo wol expediret, daß Er daher bey Jhrer Koͤn. Maj in Pohlen den Titul eines Koͤniglichen Secretarii erhalten /) und hernach -mahls80.[80]Chriſtlicher LebensLauff. mahls deſſen hinterlaſſene Fuͤrſtliche Frau Wittib / und ietzo Jhr Großmaͤchtige Graͤffliche Gn. der Herr Caliſiſche Woywode / Herr JOHANNES DE BNIN OPALINSKI, Unſer Gnaͤ - digſter Herr Staroſta, des Herren Hoffmanns Dotes und Dex - teritaͤt / das iſt Geſchickligkeit / geſehen / æſtimiret und derſelben ſich zu Jhren Dienſten gebraucht haben / wie Er denn noch vor weniger Zeit die Burggraffſchafft und Adminiſtration dieſer Staroſtey mit Ruhm und vieler Muͤhe gefuͤhret. Ja Er waͤre von gedachter Churfürſtl. Durchl. zu Brandenburg von hinnen wegberuffen / und in Churfuͤrſtl. Dienſte gezogen worden / wenn ers haͤtte acceptiren wollen. Man ſaget ſonſten Vir Bonus Commune Bonum. Gelehrte Leute haben an Jhm funden ei - nen Mœcenatem Communem, deſſen Humanitaͤt und auch Hoſpitalitaͤt / Mildigkeit und Freundligkeit zu ruͤhmen geweſen / Er machte es / wie man vom Beato Rhenano lieſet / welcher nicht nach groſſem Reichthumb geſtrebet habe / aber darneben geſehen / daß er das Seinige erhalten moͤchte / darbey Er aber gegen gute Freunde Gaſtfrey geweſen. Sein gantzes Vaterland / dieſe Stadt Meſeritz / wird bey Eroͤffnung ſeines letzten Willens befinden / daß Sie an Jhm einen Patrem Patriæ gehabt / in dem Er ein anſehn - liches der gemeinen Stadt vermacht / wie auch dem Evangeli - ſchen Hoſpital / darvon Stipendia der ſtudierenden Jugend jaͤhr - lich zu geben. Es wird die Nachwelt und Poſteritaͤt / wo wel - che ſeyn wird / ſeine gute Meinung und Munificentz gegen die Studien erkennen. Unſer Gottes. Hauß hat Er bey Lebenszei - ten mit einer ſchoͤnen Cantzel bedacht. Jch vor meine Perſon / als Paſtor allhier / kan das ſagen / daß hier Moſe und Aaron wol geſtanden / hier hatte der verfolgte David einen treuen Jona - than / und bekenn Jch mit David 2. Sam. 1. Es iſt mir leid umb dich Bruder Jonathan / Jch habe groſſe Freude und Wonne an dir gehabt / deineLiebe81.[81]Chriſtlicher Lebens-Lauff. Liebe iſt mir ſonderlich geweſen / deñ Frauen - Liebe iſt. Jch konte ſagen von Jhm / O & Præſidium & dulce Decus meum. Wo iſt aber ein Menſch der nicht ſuͤn - dige und den Todt nicht ſehe?

Drumb iſt das Sechſte Gnadenſtuͤck / das der Seel. HerrVI. gehabt / beſtanden In Humili Peccatorum Confesſione & - ta Remisſione: Jn demuͤthiger Bekennung und erlangeter Ver - gebung aller ſeiner Suͤnden. Mit Schmertzen hat Er offte ſei - nem GOTT / und mir ſeinem Beichtvater / bekennet ſeine Suͤn - den / die Peccata Juventutis, die Suͤnden ſeiner Jugend / ſeine Schwachheiten / Maͤngel und Gebrechen / feſte glaubende / daß Jhm umb der blutigen Wunden ſeines HERRN JEſu Chriſti / alle ſeine Suͤnden aus Gnaden vergeben und verziehen wuͤrden. Zum Denckmahl ſeiner Suͤnden / hielt er ein Jejunium Aſſum - ptum, ſein Faſten alle Freytage / daß er mit Hißkia ſagen moͤchte: Jch werde mich ſcheuen alle mein Lebetage fuͤr der Betruͤbniß meiner Seelen / Ach umb Troſt iſt mir ſehr bange / Du aber haſt dich meiner Seelen hertzlich angenommen / daß ſie nicht verduͤrbe / denn du wirffeſt alle mei - ne Suͤnde hinter dich zuruͤcke. Bey der einmahl erkannten und bekannten Wahrheit der unveraͤnderten Augſpur - giſchen Confesſion iſt Er biß an ſein Seeliges Ende beſtaͤndig blieben / wiewol Er offte viel Tentationes und Anfechtungen gehabt / da es denn ſonſten heiſſet: Multi pereunt in Littore, qui Maris pericula effugerunt. Jhm ſchmackte wol die Speiſe des Goͤttlichen Worts / Er ſahe ſich auch in Theologiſchen Con - troverſien-Buͤchern uͤmb. Das Himliſche Manna des Hoch - wuͤrdigen Abendmahls / war das Labſal ſeiner Seelen / und end - lich die Wegzehrung der Seeligen Ewigkeit / das ἐφόδιον τῆςLμελλούσης82.[82]ChriſtlicherLebensLauff. μελλούσης ζωῆς, wie es die Patres nennen; Dabey vergab Er nun auch dem Nechſten ſeine Suͤnde.

VII. Denn weil das Siebende Gnadenſtuͤcke Gottes an Jhm war Crucis Exercitium, daß Jhn GOtt der HErr mit Creutze auch heimſuchte / mit Presſuren in gefaͤhrlichen Zeiten / mit Ver - folgung und Wiederwaͤrtigkeit / denn wo Tugend iſt / da iſt Neid. Neid iſt / ſagte der von Esſex, eine Gefaͤhrtin der Tugend. Non tam Modeſta eſt ulla felicitas, aut Virtus ſuis utilis mitisve exſtitit, quam invidia non vellicet, ſagt Sabellicus. Ehrliche Leute ſind wie Baͤume am Wege / die von den Voruͤber - gehenden berupffet und angetaſtet werden. Das hat Er nun auch von Hertzen vergeben. Er ſagte noch in der letzten Nacht / man muß vergeben / man muß verzeihen / wir ſind arme ſuͤnd - haffte Menſchen / Chriſten ſollen auch ihren Feinden gutes thun Zu ſeinem Creutze gehoͤren auch die unterſchiedliche Kranckheiten / damit Jhn Gott unter ſeine Zucht-Ruthe genom̃en / wie Er denn im vergangenen Sommer eine harte Niederlage an einem Fieber 6. Wochen lang gehabt / welches Jhn ſeiner Sterbligkeit erinnert.

VIII. Denn da iſt nun das Achte Gnadenſtuͤck Gottes / das Gott der HErr dem Seeligen Herrn erwieſen / Beatus ex hac Vita Exitus, oder Placida Obdormitio, daß Jhm GOtt ein ſanff - tes und Seeliges Ende beſcheret / eine rechte ἔυϑανασίαν, wie Auguſtus gewuͤntſchet. Jener beym Xiphilino ſaget: Impe - ratorem oportet ſtantem mori. Ein Regent muß ſtehend ſter - ben. Es hatte der Seelige Herr Hoffmann zu guter letzte eine Reiſe auf ſich genommen / wie bewuſt / nach Crackaw, in anlie - genden Geſchaͤfften der gantze Stadt betreffende. Unſer Gebeth erhoͤrete GOtt / daß Er Jhn gluͤcklich wiederumb nach Vollen - dung faſt mehr denn 6. Wochen / nach Hauſe brachte. Er war nur von ſeiner Eheliebſten und uns kaum recht empfangen / Wir hatten uns noch nicht mit dem Seeligen Herrn ſattſam von ſei - ner gefuhrten Reiſe unterredet / ſo traff Jhn ein Caſus Fatalis, ein unverhoffter Zufall / ſintemahl bey Jhme den 13. Novemb. war83.[83]Chriſtlicher LebensLauff. war die Mittwoch nach Martini, ein Fluß und Beſchwerung ſich im Halſe ereugete / darauß ward Donnerſtags ein Cathar - rus Suffocativus, ein Stickfluß / daß er beſchwerlich reden kont; Es worden allerhand moͤgliche Mittel gebraucht / die man zur Hand hatte. Des Freytags nahm der Fluß je mehr und mehr zu / daß man nach Zuͤllich an den (Tit:) Herrn D. Poliſium, Phyſ. Ordinar. daſebſt / zu ſchicken genoͤthiget ward / welcher auch Sonnabends ankam / und bald allerhand Remedia applicirtc, denFluß der ſich umb die Lufftroͤhren und circa Laryngem hatte eingeſetzt / zu revelliren / Aber hier war Malum Majus & for - tius Arte Medica, und giengen die Kraͤffte mit dem hefftigen Außwerffen ziemlich fort. Des Sontags fruͤhe d. 17. als in der Kirchen fuͤr Jhn zu bethen beſtellet ward / erſuchte ich den Seeligen Herrn des Morgens umb 6. Uhr / bethete Jhm vo[r]den Morgenſegen / GOtt des Himmels und der Erden / ꝛc. It: JEſu / der du tauſend Schmer tzen / mir zu gut erlitten haſt / ꝛc. It: Wenn meine Geſundheit leidet Noth / ꝛc. erinnerte Jhn dabey des blutigen Leydens des HErrn JEſu / und weil Er ſehe ſeine Schwachheit / befindete die Todes. Poſtilionen / welche ſind Morbus, Infirmitas, Caſus, wie ſie Hugo nennet / ſey das Al - lerbeſte und Sicherſte / ſeine Seele und ſein Hauß zu beſtellen / welches Er auch gerne amplectirte, und demſelben nachkam. Des Abends befand Er ſich etwas beſſer / begunte zu reden / und nahm Speiſe zu ſich / daß wir gute Hoffnung ſchoͤpfften / aber es waren / wie man nun ſiehet / ultimi Naturæ conatus. Jch nahm drauff des Abends Abſcheid / befahl Jhn dem HErrn JEſu in ſeine heilige Haͤnde. Aber nicht lange darnach / ward ich wieder / und bald darauff mein Herr Collega gefordert / da Er ſeine an - daͤchtige Beichte / die Er mit ſonderlichem Fleiße expedit gethan / behtete / und ich Jhm darauff das Hochwuͤrdige Abendmahl zu ſeiner Seeligkeit reichete / welches Er auch / in dem Er aus demL 2Bette84.[84]Chriſtlicher LebensLauff. Bette auff ſeine Knie gefallen / mit Chriſtlicher Demuth andaͤch - tig empfangen. Nach dieſem haben ich und mein Herr Colle - ga Jhm ferner allerhand ſchoͤne Gebethe / Spruͤche und Ge - ſaͤnge vorgebethet / da Er andaͤchtig nachgeſprochen. Als ich Jhn gefraget / wo wir ſolten dißmahl geſchieden werden / wolten wir mit einander wieder zuſammen kommen / zur Rechten Hand des HErrn JEſu / am lieben Juͤngſten Tage / drauff ſagte Er / Amen. Wir traten ein wenig ab / in Meynung / Er wuͤrde nun etwas ruhen. Giengen nach weniger Zeit wieder hinein / funden Jhn ſchwach. Wir fuhren fort mit bethen / und Er mit nachſprechen / biß endlich ſatzte Jch mich vor Jhn / bethete Jhm fuͤr den 31. it: 32. Pſalm. It: HErr / ich denck an jene Zeit / &c. &c. Endlich ſegnete ich die Seele ein / geſegne dich / du edle Seele / GOtt der Vater / der Sohn / der Heilige Geiſt / JEſus ſey bey dir / der dich beſchuͤtze / JEſus in dir / der dich erqvicke / JEſus vor dir / der dich geleite / JEſus mit dir / der dich ewig erfreue. Der HErr behuͤte dich vor allem Ubel / der HErr behuͤte deine Seele / &c. Unter welchen Worten Er ſitzend im Bette ſein Haͤupt anfieng zu neigen / auff die rechte Seite ein wenig wanckete / und ohn alle Ungebaͤrde in ſeinem HErrn JEſu ſanfft und ſeelig einſchlieff / Seines Alters 51. Jahr 8. Wochen.

Da frag Jch nun / Annón B. Hoffmannus Commodè Mimum vitæ ſuæ peregerit: O wol iſt hier geweſen / Welcher wie Si - meon entſchlaͤfft / Seine Suͤnd erkennet / Chriſtum ergreifft / So muß man Seelig ſterben. E. L. ſiehet hieraus / daß der S. Herr iſt geweſen Compages Divinorum Beneficiorum, ein Gefaͤſſe von lauter Wolthaten Gottes zuſammen geſetzet / daß wir billich ſagen: Sit Nomen Domini Benedictum!

Der HErr ſey hoch gelobet / der ſeinem Knechte wol will!

Nun / O HErꝛ JEſu / wiſche ab die Thraͤnen der Hochbetruͤbten Fr. Wittib / troͤſte die gantze Hochanſehnliche Freundſchafft / ver - leihe dem entſeelten Coͤrper eine ſanffte Ruhe in dem Erdenſchos / und aus demſelben dermahleins eine froͤliche Aufferſtehung zum Ewigen Leben / Amen. Sit Anima Ejus in Faſciculo Viventium!

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About this transcription

TextAnnulus Dei signatorius. Der Hochwerthe Pittschafft-Ring Gottes. Aus dem Propheten Haggai 2. v. 24. [...]
Author Johannes Rollius
Extent85 images; 23369 tokens; 6619 types; 155934 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAnnulus Dei signatorius. Der Hochwerthe Pittschafft-Ring Gottes. Aus dem Propheten Haggai 2. v. 24. [...] Bey Hochansehnlicher und Volckreicher Funeration Des weiland Edlen/ Großachtbaren/ Hochwesten/ Hochgelahrten und Hochbenamte Herren Matthaei Hoffmanni Johannes Rollius. . 85 Christoph ZeitlerFrankfurt (Oder)1670.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 F 844 / 360156

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:34Z
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