DAs aber auff dem guten Land / ſind / die das Worthoͤren vnd be - halten in einem feinen guten Hertzen / vnd bringen Frucht in Gedult.
HEutiger Sontag Sexageſima, Geliebte im Herrn Chriſto / hat vns das Evangelium vom See - mann mitgebracht / darinnen der Herr Chriſtus ſein Wort einem Samen ver - gleichet / vnd die Predigt deſſelben dem außſeen / die Zuhoͤrer aber dem Feld oder Acker / darein der Same geworffen wird. Vnd gleich wie es nun bey der Korn oder Weitzen / oder anderer Fruͤchte ſaat zu gehen pfleget / daß der Same vngleich ankoͤmpt / vnd neben dem guten Land / etliches an den Weg gereth / etlichs aber auff Felſen / etliches vnter die Doͤrner fellet / vnd der - maſſen nicht auffgehet / oder Frucht bringt / als das jenige / was ein gut Land hat angetroffen /A ijSon -Leichpredigt.Sondern wird erſtickt / oder vertreten / oder ver - dorret / vnd bleibet alſo ohne Frucht: Ebener - maſſen / hat der Herr Chriſtus geſagt / gehe es auch zu bey der Predigt des Goͤttlichen Wortes / da ſeyen die Hertzen der Zuhoͤrer vn - gleich / vnd das Wort treffe bey vielen an / da es keine Frucht bringet / vnd ſolche ſeyen der Pre - digt nicht gebeſſert: Allein wo es ein gut Land finde / vnd recht angenommen vnnd behalten werde / da erweiſe ſichs reichlich / vnnd dieſe ſeyens / die durchs gepredigte vnnd angehoͤrte Wort ſelig werden.
Wiewol wir nu heut von ſolchem Evange - lio vnnd Gleichniß nach notturfft gehandelt / vnd nicht zweifeln / andechtige Zuhoͤrer werden verſtanden haben / nicht allein was der Herr Chriſtus durch felſichte vnd dornichte Hertzen / ſo wol auch die er dem weg vergleichet / verſtehe / ſondern auch / was er hergegen ein gut Land nenne / Vnd wie die jenigen muͤſſen geartet ſeyn / die des Worts Gottes zu jhrer Seligkeit ge - nieſſen ſollen: Jedoch / weil mã hievon nicht zu - viel ſagen oder erjnnern kan / vnd wir jetzo vber die heutige Predigt / auch vnſer verſtorbenen Mitſchweſter zu Ehren einen kurtzen Leichen -SermonLeichpredigt.Sermon thun ſollen / ſo haben wir von dem Evangelio vnd heutiger Materia nicht wollen abweichen / ſondern E. L. dißmals das letzte Verßlin aus dem heutigen Evangelio abgele - ſen / welches mit kurtzen worten von dem guten Land / vnd alſo von den jenigen / die durchs ge - predigte Wort ſelig werden / redet / vnd dieſelbe beſchreibet. Vnd das wollen wir zu kurtzer Be - trachtung fuͤr vns nehmen / vnd beſehen:
Solches mit Verſtand vnd vnſer Erbaw - ung zu erkleren vnnd einzunehmen / wolle vns Gott ſeines heiligen Geiſtes Gnade darzu ver - leihen / vmb Jeſu Chriſti willen / Amen.
VJererley art Landes / vnd alſoVierer - ley Zuhoͤ - rer Goͤtt - liches Worts. viererley Zuhoͤrer deß Goͤttlichen Worts / Geliebte im Herrn / hat der Herr Chriſtus gemachtA iijimLeichpredigt.im heutigen Evangelio. Denn etliche hat e[r]vergliechem einem vertretenen Wege / Etlich[e]den Felſen / etliche dem Lande / das mit Doͤt - nern bewachſen iſt / etliche aber dem guten Lan - de. Gleich wie er nu auff der Juͤnger Frage ordentlich erklaͤret hat / was er verſtehe durch die am Wege / Nemlich die vnachtſamen / vnnd denen der Teuffel das Wort nicht ins Her[tz]laſſe / deßgleichen durch die auff dem Felß / die Vnbeſtendigen vnd Wetterwendiſche / vnd fer - ner / durch die vnter den Doͤrnern / die Geitz[i]- gen vnd Wolluͤſtige / oder Weltſuͤchtige: Alſo erkleret er auch zuletzt / welches die ſeyn / bey de - nen der Same ein gut Land antrifft / vñ ſpricht:Beſchrei bung deß guten Lands. Die aber auff dem guten Land / ſind die das Wort hoͤren / vnd behalten / in einem feinen guten Hertzen / vnnd bringen Frucht in Hedult. Diß iſt die Beſchrei - bung wahrer Chriſten vnd rechtſchaffener Zu - hoͤrer Goͤttlich es Worts / dergleichen wir alle ſeyn ſollen / vnd derwegen haben wir auff ſolche Wort des Herrn Chriſti billich fleiſſig ach - tung zu geben.
Er faſſet aber / wenn wir die Wort rechtanſehen /Leichpredigt.anſehen / wol fuͤnfferley requiſita zuſam̃en / dieFuͤnffer - ley eigen - ſchafften ein[e]s[r]echten[wah]ren Chriſten. da ſeyn muͤſſen bey dem / der ein gut Land ſeyn / vnd durch Gottes Wort ſelig werden ſoll. Vnd iſt das erſte / daß er erfordert / daß man Gottes Wort hoͤren muͤſſe. Das ander / daß man es be - halte. Das Dritte / daß es geſchehe mit einem feinen guten Hertzen. Das vierdte / daß man frucht bringe. Vnd das letzte / daß es geſchehe in Gedult. Dieſe Stuͤck lernet verſtehen / ſo wer - det jhr Bericht haben / von dem / was wir vns dißmal haben fuͤrgenommen.
Vnd Erſtlich ſaget der Herr Chriſtus /1. Gottes Wort hoͤ〈…〉〈…〉 n. daß Gottes Wort muͤſſe gehoͤret werden. Das iſt das jenige / was vns das dritte Gebot befih - let / Nemlich / daß wir GOttes Wort vnnd die Predigt nicht ſollen verachten / ſondern heilig halten / gern hoͤren vnd lernen: Vnd iſt das al - lerfoͤrderſt / das da ſeyn muß bey eim Menſchen / der da wil ſelig werden. Denn es hat vnſerm Herrn Gott wolgefallen / daß er mit vns handeln wil durchs Wort / vnd vns durch daſ - ſelbe heiligen vnd ſelig machen / vnd zwar durch das gepredigte Wort / welche Predigt der Herr Chriſtus dem Seewerck vergleichet. Darumb ſo muß das Wort gehoͤret werden /vndLeichpredigt.vnd kan ohne das Gehoͤr deſſelben zum Glau - ben vnd zur Seligkeit niemand gelangen / wie außdruͤcklich geſchrieben ſtehet / Roman. 10. Wie ſollen ſie gleuben / von dem ſie nichts gehoͤret haben? Wie ſollen ſie a - ber hoͤren ohne Prediger? Wie ſollen ſie aber predigen / wo ſie nicht geſand wer - den? Koͤmpt alſo der Glaube aus der Predigt / das Predigen aber durch das Wort Gottes. Das iſts auch / das Roman. 1. ſtehet: Das Evangelium iſt eine Krafft Gottes / ſelig zu machen / die daran gleuben. Soll es aber ſolches auß - richten / ſo muß es geprediget vnd verkuͤndiget / vnd von denen / die es ſoll ſelig machen / angehoͤ - ret werden. Vnd derenthalben hat der Herr Chriſtus das Predigampt geordnet / das hat den Befehl / daß es mit Verkuͤndigung des Worts ſol vmbgehen / vnd jederman ſol dieſel - be hoͤren / ſonſt were das Predigen vergebens. Darumb wird auch dort dem reichen Mann / der vmb ſeine Bruͤder bekuͤmmert war / daß ſie nicht moͤchten verdampt werden / geſaget:SieLeichpredigt.Sie haben Moſen vnd die Propheten / laß ſie dieſelbige hoͤren / Luc. 16. Vnd in der Verklerung Chriſti befihlet vns der Vater vom Himmel / Das iſt mein lieber Sohn / ꝛc. den ſolt jhr hoͤren. Matth. 17. Deßgleichen er hinwiederumb die Apoſtel von ſeinetwegen wil gehoͤret haben / vnnd ſpricht: Wer euch hoͤ - ret / der hoͤret mich / Wer euch verachtet / der verachtet mich. Luc. 10. Iſt alſo das an - gehoͤr Goͤttliches Worts durchaus noͤtig / vnd wird ſolches fleißigen Zuhoͤrern / vnnd die ſich gern zur Predigt finden / zum Troſt geſagt / vnd daß ſie in ſolchem guten Werck geſtercket wer - den / als die da wiſſen / daß ſie hierinnen nach Gottes Willen thun: Den andern aber / die ſolches fleiſſes nicht ſind / vnd ſelten zur pre - digt kommen / zur Warnung / daß ſie ſich eines beſſern bedencken / vnd nicht die Ordnung Got - tes alſo hindan ſetzen / daß ſie ſich dadurch jh - res beſten Kleinods / der ewigen Seligkeit ver - luͤſtig machen.
Darnach zum Andern / ſo erfordert der2. Gottes wort be hatten. Herr Chriſtus / daß das angehoͤrte Wort behalten werde. Vnd daß diß bey dem vorigenBnoͤtigLeichpredigt.noͤtig ſey / iſt gut zu erachten / denn was were das hoͤren nuͤtz / wenn man nichts draus lernen vnd behalten wolte? Weil man aber Gottes Wort behalten ſoll / ſo iſt von noͤthen fuͤr allen dingen / Wenn man es hoͤret / daß man fleiſſig achtung gebe / auff das / was geredt wird / vnnd lerne das Wort einnehmen / vnnd recht verſte - hen / wie die Lydia, Act. 16. eine ſolche Zuhoͤre - rin gab / daß ſie darauff acht hette / was von Paulo geredt ward. Darnach / daß mans zu Hertzen neme / vnnd mercke es / vnd dencke jhm daheim nach / damit mans ins Gedechtnis bringe. Vnd dann / daß mans nicht wider ver - geſſe / oder aus dem Sinn laſſe / ſondern bleibe darauff vnnd darbey / vnnd halte feſt daruͤber / vnd gebrauche ſich deſſen jeder zeit / wo es von noͤten iſt. Dieſes / Geliebte / heiſſet das Wort behalten / wie es vorgedachte Lydia behalten hat / Deßgleichen die zu Theſſalonich / die das Wort gantz willig auffnamen / vnd dann auch nachſuchten vnnd nachſchlugen in der Bibel / wenn ſie Pauli Predigten gehoͤret hatten / ob ſichs alſo hielte / Actor. 17. Wo ſolche luſt iſt zu Gottes Wort / vnd eine rechte Liebe / es zu ler - nen / da gehets ins Hertz / vnd da behelt man es.
VndLeichpredigt.Vnd hieher gehoren nachfolgende Mittel:Mitte darzu. als Erſtlich / daß man fuͤr der Predigt bete / vnd Gott vmb Gnade anruffe / daß er das Hertz vnd Verſtendnis auffthue / vnnd gebe auffmer - ckende Ohren / vnnd erwecke im Hertzen rechte Luſt vnnd Andacht zum Wort / damit man es nicht vergebens hoͤre / Sondern mit rechtem Verſtand / Luſt vnd Liebe / vnd des Gehoͤrs moͤ - ge gebeſſert ſeyn. Denn das iſts / das Jacobus ſagt: Bedarff jemand Weißheit / der bit - te Gott / ſo wird ſie jhm gegeben werden. Das iſt / Wer Gottes Wort mit Frucht vnnd Verſtand hoͤren wil / der muß Gott vmb ſeine Gnade anruffen / der jhm ſolches durch ſeinen heiligen Geiſt verleihe / Inmaſſen David im〈…〉〈…〉 9. Pſalm faſt in allen Verßlein betet. Dar - nach / daß man in der Predigt frembde Gedan - cken außſchlahe / vnd erwehre ſich deß Schlafs vnd des vberdruſſes / vnd richte die Gedancken auff das / was vns Gott leſt fuͤrhalten. Zum Dritten / daß man hernach auch nachdencke vnd betrachte das angehoͤrte / rede vnd confe - rire gerne davon mit andern / vnnd laſſe es jhm nicht geſchwind wider aus den gedancken kom - men. Zum vierdten / daß man des hoͤrens nichtB ijmuͤdLeichpredigt.muͤd werde / ſondern jmmer anhalte / vnnd gern hoͤre einerley zu vielmalen widerholen / Wie denn die Prediger ſchuͤldig ſind / jmmer einerley zutreiben / auff daß man geſterckt werde / in dem / was man einmal gelernet hat / vnd den Grund deſto gewiſſer lege. Vnd denn / wo man etwas gefaſſet hat / allezeit GOtt dafuͤr dancke / vnnd bitte / daß er die Nachfolge geben wolle / vnnd vns in ſeiner Erkentniß taͤglich voͤlliger ma - chen. Auff ſolche weiſe behelt ſich GOttes Wort / vnd das ſind die mittel dazu / die muͤſſen Chriſtenleute jhnen laſſen angelegen ſeyn / auff daß ſie nach Gottes willen ein gut Land erfun - den werden.
Zum Dritten ſagt der Herr / daß das Angehoͤr vnnd Behalten deß Worts geſche - hen muͤſſe in einem feinen guten Hertzen.
Ein fein vnd gut Hertz aber nennet der Herr Chriſtus ein gleubig vnd gehorſam Hertz / das jhm gernſagen leſſet / vnd da Gottes Wort wo? antrifft / das auch erkennet / wieviel am Wort Gottes gelegen ſey / vnd hat daſſelbe lieb / vnnd ſaſſet es / vnd richtet ſich in allem darnach / bey - des was Gottes Wort verheiſſet / vnd was es auch befihlet vnd verbeut / vnd achtet das WorthoͤherLeichpredigt.hoͤher als alles was ſonſt in der Welt iſt. Das heiſt ein fein hertz / vñ ein gut hertz / das nicht vn - achtſam iſt / wie die ſo dem vertretenen Weg ver - gliechen werden / noch hart / wie die Felſen / noch von Dornen der wolluſt vnd weltlichen ſorgen verwildert / ſondern Gott vnd ſeinem Wort er - geben / alſo / daß es ſich daſſelbige vnterweiſen vnd regieren laſſe in allen dingen. Zum Exem - pel / Wenn Gottes Wort die Suͤnde offenba - ret / vnnd Laſter vnd Vntugend ſtraffet vnd da - wider prediget / ſo erſchrecken dafuͤr / was gute vnd feine Hertzen ſind / Vnd wo ſie jhnen Suͤnde bewuſt ſind / ſo fuͤrchten vnd demuͤtigen ſie ſich[f]uͤr Gott / erkennen die ſuͤnde / vnd bitten ſie jhm ab / vnd lernen ſich mit fleiß fortan huͤten. Be -[f]iehlet es denn / vnnd lehret / was Gott haben wil / vnd woran er einen wolgefallen habe / ſo gewinnen feine vnd gute Hertzen alſo bald luſt darzu / vnnd befleiſſigen ſich deme nachzukom - men / vnd iſt jhr Wuntſch mit David vnnd Si - rach / daßſie ſich fuͤr aller Suͤnd vnnd Vbertre - tung bewahren koͤndten / vnd allezeit nicht an - ders als im gehorſam Gottes erfunden wer - den. Prediget Gottes Wort vom Glauben vnd der Gerechtigkeit / vnd wie dieſelbe alleinB iijinLeichpredigt.in Chriſto zu ſuchen ſey / ſo nemen ſichs feine vnnd gute Hertzen an / troͤſten ſich deſſen / vnnd verlaſſen ſich mit aller zuverſicht auff GOt - tes gnedige Verheiſſung in Chriſto / vnnd er - greiffen in jhm durch den Glauben das ewige Leben. Wird aber gelehret aus Gottes wort von Gottes Erkentniß / vnnd den mancherle[y]Geheimniſſen deß Reichs GOttes / in denen Artickeln zumal / die wieder die Vernunfft lauf - fen / ſo geben feine vnnd gute Hertzen achtung drauff / nemen das / was Gottes Wort ſagt / einfeltig an / bleiben darbey / nemen die Ver - nunfft gefangen / vnd gruͤbeln nicht vnbefohle - nes dinges in Goͤttlichen ſachen / ſetzen auch al - len zweiffel aus dem Wege. Solche heiſſen[u]〈…〉〈…〉feine vnnd gute Hertzen / die thun es / vnnd die ſinds / bey welchen Gottes Wort ſtadt findet / vnd ſich alſo behalten leſſet / daß gute vnd Gott wolgefellige Fruͤchte mit hauffen ernach fol - gen.
Vnd das iſt nun das neheſte vnd Vierdte / das von rechtſchaffenen Hoͤrern Goͤttliches Worts erfordert wird / Nemlich daß ſie Frucht bringen / welche Frucht dann bey feinen vnndgutenLeichpredigt.guten Hertzen gewißlich ſich findet / vnd keines weges auſſen bleibet.
Es heiſſen aber Fruͤchte / in dem Acker - werck Gottes / die Beweiſungen / damit ein Chriſt darthut / fuͤr Gott vnd den Leuten / daß er in der that ein warer Chriſt / vnd eines feinen guten Hertzens ſey / Nemlich allerley gute Werck / die er nach erforderung beyder Taffel der heiligen Zehen Gebot / in dem Dienſt Got - tes / vnd gegen dem Neheſten / ſo wol in ſeinem Stand vnnd Beruff uͤbet / vnd durch dieſelbe / ſeine Gottſeligkeit leuchten leſſet / von welcher - ley Fruͤchten / das iſt / von guten Wercken / wir fuͤr acht Tagen bey der Außlegung des Evan - gelij vom Weinberge gehandelt haben. Sol - che ſind / zum Exempel / wie ſie S. Paulus Galat. 5. erzehlet / Liebe / Freude / Friede / Ge - dult / Freundligkeit / Guͤtigkeit / glaube / Sanfft - muth / Keuſchheit. Setze darzu / Gebet vnnd ware Anruffung Gottes / Item / Danckſagung fuͤr ſeine Wolthat / Ferner / Gehorſam vnd Ehr - erbietung gegen die / ſo vns fuͤrſtehen / Meſſig - keit / Dienſthafftigkeit / Warheit / vnd in Sum - ma / alles was Goͤttlich vnd loͤblich iſt.
SolcheLeichpredigt.Solche Fruͤchte erfordert vnnd erwartet Gott aus ſeinem Weinberge / vnnd von ſeinem Ackerwerck / vnnd wo ein gut Land iſt / da blei - ben ſie nicht auſſen / vnd ohne dieſelbe kan ſich keiner einen Chriſten ruͤhmen.
Endlich zum Fuͤnfften / ſo gedencket der Herr Chriſtus der Gedult / in welcher aus feinen guten Hertzen gedachte Fruͤchte her wachſen. Mit ſolchem Wort aber erfordert er Beſtendigkeit im Glauben vnd im Chriſten - thumb / alſo daß man dabey beharre vnnd auß - dawre / vnd ſich davon nichts laſſe abwendig machen / ſondern halte feſt / biß ans Ende / vnd ſehe / daß man mit beſtendigem Glauben be - ſchlieſſe. Diß Wort hat er darumb darzu ge - ſatzt / daß jhrer viel ſind / die wol anfangen im Chriſtenthumb / Aber dennoch zur Frucht nicht kommen / darumb / daß ſie wider nachlaſſen / vnd es wil kein Beſtand bey jhnen ſeyn / denn ſie wollen bey dem Evangelio nichts leiden / ſondern vbergeben es wider / ſo bald ſie dar - bey ſollen etwas außſtehen / vnnd der geſtalt ſind ſies nicht gebeſſert. Dem zuwider erfordert der Herr Chriſtus Gedult bey ſeinen Be - kennern / vnnd Beſtendigkeit / ohne welche ſichkeinerLeichpredigt.keiner fuͤr ein gut Land außgeben konne. Denn wie ein Acker / auff dem der Same wol auffkom - men ſoll / allerley muß außſtehen / von Regen vnd Schnee / auch der Sonnen Hitze auff ſich fallen laſſen / welchs jhm aber ſo wenig ſchadet / daß eben hiedurch ſeine fruchtbarkeit / wann es temperiret iſt / gefoͤrdert wird / Alſo wil Gottes Wort in eim Hertzen / da es wohnet / auch ſeine uͤbungen haben / durch mancherley Anfechtun - gen / darunter muß man gedult haben / es kom - nen ſolche gleich her ohne mittel von Gott / als[d]a ſind die uͤbungen vnter dem Creutz / welches Gott zuſchicket / oder aber von Tyrannen vnnd Verfolgern / die das Wort anfechten / vnnd den Bekennern deſſelben daruͤber zuſetzen / da muß[m]an feſt halten / vnd bey Leib vom Wort nicht weichen / ſondern außdawren / vnnd vber ſich gehen laſſen / was man ſoll / damit man nur beym Wort bleibe. Solche Beſtendigkeit heiſt der Herr Chriſtus Gedult / in dere ſich gute Hertzen finden laſſen / vnd Gott zu ehren jhre Fruͤchte fort vnd fort vnd vngehindert tragen. Daher gehoͤren die exempla der Apoſtel / Maͤr - terer / vnnd anderer beſtendiger Bekenner der Evangeliſchen Warheit wider die Furcht derCTyran -Leichpredigt.Tyrannen vnd Verfolger: Vnnd vnter den Creutztraͤgern / Jobs / Tobiæ / Davids vnnd anderer / die ſich die Hitze der Anfechtung nicht jrren lieſſen / Gott vnnd jhre Hoffnung derwe - gen zu vbergeben / ſondern feſte hielten / vnnd Hoffnung lies ſie nicht zu ſchanden werden. Deßgleichen die jenigen Spruͤche / ſo von der Beſtendigkeit in dem waren GlaubensBe - kendtnis reden / vnd darzu vermahnen / welche wir dißmahl / wegen Kuͤrtze vnd Vngelegenheit der zeit / anzufuͤhren einſtellen.
Haben alſo E. L. vernommen / Was de[r]Herr Chriſtus ein gut Land heiſſe / Nem - lich ſolche Leute / die Gottes Wort hoͤren vnd behalten / vnd thun daſſelbe in einem feinen gu - ten Hertzen / vnnd bringen Frucht in Gedult. Das ſind rechtſchaffene wahre Chriſten / vnnd ſolche gebuͤret vns / daß wir vns alle finden laſ - ſen / Vnnd daß es geſchehe / das verhelffe vns der / der vns ſolche trewhertzige Erinnerung zu vnſerm beſten gethan hat / vnſer Herr Jeſus Chriſtus / gelobet ſampt dem Vater vnnd heiligen Geiſt ewiglich / Amen.
HIerauff nun zum Beſchluß mit wenigem zu melden von der Verſiorbe - nen / der Erbarn Tugentſamen Frawen Anna / des Erbarn / Wolgeachten Matthias Loren - tzen / Buͤrgers vnd Haͤndlers allhier / numehr betruͤbten Witwers / geweſener ſeligen Hauß - frawen / ſo iſt dieſelbe jhrer Geburt geweſen von Halla / allda jhr Vater / der Ehrnvheſte vnnd Wolweiſe Herr Andres Kather / Buͤrger vnd des Raths daſelbſt / noch am Leben. Ihre Mutter aber / Fraw Anna / ſo vor zwelff Jah - ren geſtorben / iſt deß fuͤrnehmen beruͤhmbten Medici, Herrn D. Caſpar Nefen allhie / ſeli - gen / Tochter geweſen. Gleich wie ſie nu Chriſt - liche Eltern gehabt / alſo haben ſie dieſelbe auch zum Chriſtenthumb / durch die heilige Tauffe gefoͤdert / vnd ferner darinnen / neben dem / was zur Haußhaltung gehoͤrig / fleiſſig erzogen / da - bey auch etwas gethan Herrn Peter Heintzens allhier Haußfraw / ſo ſie vor ſechs Jahren hie - her zu ſich genommen / allda vorgedachter jhr Ehman vor vier Jahren ſie erfreyet / vnnd mit jhr durch Gottes Segen zwey Soͤhnlein er -C ijzeugetLeichpredigtzeuget hat. Ihr Sitten / Leben vnnd Wan - del belangende / hat ſie darinne leuchten laſ - ſen / wahre Gottſeligkeit / Luſt vnnd Liebe zu Gottes Wort vnd zum Gebet / vnd ſich des an - gehoͤrs der Predigt fleiſſig angenommen / auch das hochwirdige Sacrament offt vnd andech - tig gebrauchet / welches noch jetzo kurtz vo[r]Weihnachten geſchehen. Auch iſt ſie ſonſt eines ſtillen vnd eingezogenen Wandels gewe - ſen / Vnnd jhr Haußwirt gibt jhr zeugniß / daß ſie ſich fleiſſig nach jhm gerichtet / vnd jhm alle Ehre vnd Trewe bewieſen habe / auch ſo ſie jhm an Augen anſehen koͤnnen / was jhm wolgefel - lig / habe ſies mit willen gethan / Welches ei - tel Fruͤchte ſind der Gottſeligkeit / vnd ein Be - weis eines feinen guten Hertzen / oder guten Landes / davon wir jetzt geprediget haben. Es hat ſie aber vnſer Herr GOtt in jhren Sechswochen / nach dem er ſie fuͤr vierzehen Tagen aller erſt entbunden / vnd jhr einen jun - gen Sohn beſcheret hat / mit einem hitzigen Fi - ber angegrieffen / deme mit keiner Artzney / vn - angeſehen des groſſen fleiſſes / ſo angewendet worden / iſt zu wehren geweſt / darumb ſie auch endlich daruͤber geblieben / welches ſie jhr / eheſieLeichpredigt.ſie noch ins Kindbett kommen / hat anthen laſ - ſen. Vnnd als ſie in der vergangenen Mitt - wochs nacht ſonderlich in groſſer Hitz gelegen / hat ſie ſich auff den Morgen des Evangelij von den Arbeitern im Weinberge / welches wir heu - te acht Tage gehabt / erjnnert / vnd geſagt / daß ſie auch die gantze nacht ſehr heis in des Her - ren Weinberg gearbeitet hette / ſie hoffte aber der Erloͤſung vnd der Ablohnunng / mit denen die nicht vmbſonſt gearbeitet hetten. Alſo hat von dañ an jhre Kranckheit ſtuͤndlich zugenom - men / biß ſie Donnerſtag auff den Abend zwi - ſchen ſieben vnd acht vhren im Herrn ſelig entſchlaffen iſt / jhres Alters im 24. Jahr. Jetzt iſt ſie der Seelen nach bey jhrem Erloͤſer Chri - ſto Jeſu / biß am juͤngſten Tag auch der Leib zu gleicher Herrligkeit erwecket werde. Dazu vns alle auch mit Gnaden befoͤrdere derſelbige vn - ſer Heyland vnnd Seligmacher / welchem ſey Ehr vnnd Danck von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.
Jenæ συμπαθείας ergo M. Thomas Sagittarius P.C. Logices & Metaphyſices Prof. Publ.
Adponit Paulus Vockelius LL. ſtud. affinis.
Condolent. ergò Caſparus Cather.
Συλλυπȣμ〈…〉〈…〉 apponebat Lipſiæ Tobias Schuvvartus Cizenſis opt. art. & phil. Studioſus.
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