PRIMS Full-text transcription (HTML)
De Præfixo Vitæ Termino. Troͤſtliche Leich vnd Ehrenpredigt / von dem vorgeſteckten Lebens Ziel deß Menſchen ex Jobo 14. c. v. 5, 6. Bey dem Volckreichen Leichbegaͤngnuͤß
Der Erbaren viel Ehr - vnd Tu - gend-reichen Frawen Eliſabethen Krecklerin / gebornen Tixin / deß Ehrenveſten / Wolweiſen vnd Wolbenambten Herrn Melchior Krecklers / wolverordnetem regierendem Herrn Buͤrgermeiſters vnd fuͤrnehmen Handelßmannes in Lewen - bergk hertzlieben Ehewirthin.
Welche den 15 May dieſes 1635 Jahres / war Dinſtag fuͤr Himmelfahrt zwiſchen 1 vnd 2 der hal - ben Vhr / ſanfft vnd ſeelig eingeſchlaffen / vnd den 20 May / war Dominica Exaudi in die PfahrrKirchen Chriſtlich vnd ehr - lich zur Erden beſtattet worden / Ihres alters 32 Jahr 45 Wochen 5 Tage. Gehalten zu Lewenbergk in der PfahrꝛKirchen / bey ſehr Volckreicher anſehnlicher Leichverſamlung

Dem Ehrnveſten / Wolweiſen vnd Wolbenambten Herrn Melchior Krecklern / Wolverordnetem Regierendem Herrn Buͤr - germeiſtern vnd fuͤrnehmen Handelßmanne in Lewenbergk / als dem Hertzbekuͤmmer - ten Herrn Wittiber: So wol Der Erbaren viel Ehr - vnd Tugendreichen Frawen Barbaræ Tixin / gebornen Grohin / des weiland Erbarn vnd Wolgeach - ten Herrn Wolff Gneuſſen / Buͤrgers vnd Handelßmanns am Ringe alhier letztmals hinterlaſſenen Fraw Wittiben / als der hoch betruͤbten Fraw Mutter: Wie denn auch Der Erbaren viel Ehr - vnd Tugendreichen Frawen Margarethen Seyfertin / gebornen Gneuſſin / des weiland Ehrenveſten vnd Wolbenambten Herrn Caſpar Seyferts fuͤrnehmen Buͤrgers vnd Han - delßmanns zu Lewenbergk am Ringe / hinter - laſſenen Fraw Wittiben / als der Hertzlich leidtragenden Fraw Schweſter. Meinem inſonders großguͤnſtigemHerꝛn / in gebuͤhr geehrten Fraw Schwaͤgerin / vnd allerſeits geneigten foͤrderern zum Ehrengedaͤchtnuͤß dediciret

Durch M. Tobiam Seilerum.

Das walt der ewige all - gewaltige GOtt / der aller MenſchenProlo - quium. Leben in ſeinen Haͤnden hat Pſal: 31. der einem jeden ſein Ziel geſtecket / daß er nicht uͤberſchrei - ten kan Job: 14. Der da toͤdtet vnd lebendig macht 1. Sam: 2. Der da betruͤbet vnd troͤſtet Eſai: 25. ſchlaͤget vnd verbindet / verwundet vnd heilet / vnd mit freuden dort einaͤrndten laſſen wil / was wir hie mit Thraͤnen außgeſeet haben Pſal: 126. Hochgeliebet vnd gelobet / auch mitten vnter allem Creutz vndTruͤbſal / von vns allen jtzt vnd allezeit / AMEN.

ALlerliebſten Chriſten / Wir leiſten an jtzo den letzten Ehrendinſt zu jhrem Schlaff - kaͤm̃erlin vnd Ruhbettlin / der Erbaren / viel Ehr vnd Tugendtreichen Frawen Eliſabe - then Krecklerin / gebornen Tixin / des Ehren - veſten / Wolweiſen vnd Wolbenambten Herrn Melchior Krecklers / wolverordneten Regierenden Herrn Buͤr - ge. meiſters / vnd fuͤrnehmen Handelßmannes alhier am Ringe hertzlieben Ehewirthin / welche der fromme Gott nach ſeinem zwar vnerforſchlichem / doch allezeit gut - tem Rath / Willen vnd Wolgefallen am nehren Dienſt - tage / war der 15 May / vnd Dienſtag vor Himmelfahrt zwiſchen ein vnd zwey der halben Vhr nach Mittage in warem Glauben vnd vertrawen auff das thewre Ver - dienſt jhres Erloͤſers vnd Seeligmachers JEſu Chriſti vnter vielem vnd hertzlichem Gebet / auß dieſem vielmuͤh - ſeeligen Angſtleben / in das ewige Himliſche Freuden le - ben / der Seelen nach / abgefodert hat / derer toͤdtlichen verblichener ſeeliger Coͤrper alhier fuͤr vnſern Augen ein -A ijgeſargetgeſarget ſtehet / vnd nun bald in ſein Schlaffkaͤmmerlin ſoll verſetzet werden.

Dabey wir vns nicht vnbillich erinnern / was der Koͤ - nig Salomon in ſeinem Prediger am zwoͤlfften c. ſaget: Der Menſch fehret dahin / da er ewig bleibet / vnd die Klaͤger gehen vmbher auff den gaſſen. Freylich / freylich iſt vnſere ſeelige Fraw Buͤrgermeiſte - rin der Seelen nach / dahin gefahren / da ſie ewig bleibet / in die ewig Freud vnd Herrligkeit / da ſie keine qual an - ruͤhret Sap: 3: ſondern freude die fuͤlle iſt immer vnd ewig - lich Pſal: 16. Weil aber mit billigkeit von jhr kan geſaget werden / was Boas der weidliche Mann von der lieben Ruth ſaget 3. cap. . 12. Die gantze Stadt meines Volckes weiß / daß du ein tugendtſam Weib biſt: ſo gehen billich die Klaͤger vmbher auff den gaſſen.

Es beſaget vnd beklaget Sie jhr lieber EhHerr / der das dimidium animæ ſeine halbe Seele / das deſiderabile oculorum ſuorum Ezech: 24. ſeine Augenluſt / die Geſellin ſeines Bundes / die Kron ſeines Haͤuptes Thren: 5. ver - lohren hat.

Es beſaget vnd beklaget Sie jhre liebe Fraw Mut - ter / derer der Stecken vnd Stab / daran ſie ſich in jhrem alter hetten ſtehnen vñ lehnen ſollen / zerbrochen worden.

Es beſaget vnd beklaget Sie jhre liebe Fraw Schwe - ſter / die jhr halbes Hertz: Denn ſo hat ſie offt wider Sie geſaget / verlohren hat.

Es beſagen vnd beklagen Sie jhre liebe Kinder / die jhre liebe trewe Mutter jhre Troͤſterin Eſa: 66. die Tag vnd Nacht ſo trewlich fuͤr ſie geſorget / verlohren haben.

Es beſaget vnd beklaget Sie die gantze loͤbliche Buͤr - gerſchafft vnd Chriſtliche Gemein / die jhre liebe Fraw Buͤrgermeiſterin verlohren haben.

Alldie -

Alldieweil es aber mit ſagen vnd klagen nicht auß - gerichtet / der ſeeligen Fraw Buͤrgermeiſterin auch nicht damit gedienet: So wollen wir vns zum troſt zu Gottes Wort wenden / vnd verſuchen / wie wir die geſchlagene HertzensWunde ein wenig verwinden vnd verbinden moͤgen / Ehe es aber geſchiehet / wollen wir GOtt den Himliſchen Vater im Namen JEſu Chriſti vmb krafft vnd beyſtand ſeines heiligen Geiſtes anruffen / auff die Knie vnſer Hertzen fallen / vnd ein glaͤubiges vnd an - daͤchtiges Vater vnſer beten.

Textus.

Er / der Menſch / hat ſeineJob: 14. . 5, 6. beſtimpte Zeit / die Zahl ſeiner Mon - den ſtehet bey dir / Du haſt jhm ein Ziel geſteckt / daß wird er nicht uͤber - gehen.

WEnn wir vns fleiſſig in HeiligerExor - dium. Goͤttlicher Schrifft vnd in allerWeltHiſto - rien vmbſehen / ſo befinden wir: das einem Menſchen auff der gantzen weiten vnd brei - ten Welt nichts liebers nichts anmuttigers iſt als Liebe vnd Freundſchafft: Wenn die Menſchen in Liebe vnd Freundſchafft bey einander wohnen / vnd ſich trewlich mit einander einen vnd meinen. Dannenhero auch die lieben Alten nicht vnbillich geſaget haben: Sal vitæ amicitia: Liebe vnd freundſchafft ſey gleichſam das Saltz / das dem leben einen anmuttigen geſchmack gebe /A iijdasdas mans deſto lieblicher zubringen moͤge. Ob nun zwar ſolche Liebe vnd freundſchafft zu finden vnd anzutreffen bey gutten Freunden / bey Pilade vnd Oreſte, bey Damone vnd Pythio, bey David vnd Jonathan: jedoch ſo iſt ſie am allermeiſten zu finden vnd anzutreffen im H. Eheſtande / bey Eltern vnd Kinder / bey Mann vnd Weib. So lange Man vnd Weib / Eltern vnd Kindern bey einander leben / ſo iſt allen theilen wol: Da iſt friede / freude / luſt vnd won - ne / da dienet eines dem andern / da iſt eines gerne vmb das andern / da frewen ſie ſich mit einander / da betruͤben ſie ſich mit einander / da pfleget vnd wartet eines des an - dern / da henget eines Seele an dem andern / Mit einem worte: da iſt recht vita Deorum ein recht Goͤtter leben / da iſt ein jrrdiſch Paradieß / ein vorſchmack des ewigen Lebens. Wenn aber nun GOtt der HERR koͤmpt vnd eine διχοομίαν macht / die Kinder von den Eltern / das Weib vom Manne durch den zeitlichen Todt ſchei - det vnd trennet: Ach das beiſt laſchen / da iſt Angſt / da iſt Jammer vnd Noth verhanden: Da were kein wunder / das Eltern uͤber dem Todesfall jhrer Kinder / der Ehemann uͤber dem Todesfall ſeines Weibes / fuͤr Hertzenleid vergiengen / vnd ſich etliche klafftern tieff in die Erde hinunter ſchirren. Denn von Kindern heiſts: Kinder kommen von Hertzen / daruͤmb gehen ſie wider zu Hertzen / vnd ſchmertzen in lieb vnd leide. Von Eheleu - ten heiſts

Non dolor est major, quam cum violentia mortis ()
Unanimi ſolvit corda ligata fide. ()
Kein groͤſſer ſchmertz auff Erden iſt /
Als wenn der Todt mit gewalt auffloͤſt
Zwey Hertzen / die in Lieb vnd Leidt
Feſt verbunden geweſen allezeit.
Welche

Welche Eltern es nicht erfahren haben / die beden - cken nur dieſe zwey Bibliſche Exempel.

Als dem Patriarchen Jacob / die wiewol vnwar - hafftige Zeitung kam / ein wildes Thier hette ſeinen ſohn Joſeph zerriſſen / vnd ward jhme auch ſein bundtes mit blut beſprengtes Roͤcklin gezeiget vnd geweiſet / da wol - te Er ſich nicht troͤſten laſſen / ſondern brach herauß vnd ſprach: O Joſeph / Joſeph mein lieber Sohn; wer wird mich armen alten Man nun troͤſten / Ich werde mit leide hinunter fahren in die Gruben zu meinem Sohne Gen: 37.

Als der Koͤnig David erfuhr / das ſein wiewol vnge - rathener ſohn Abſolon mit ſeinen krauſpen Haaren an ei - nem Eichen-Baume were behangen blieben / vnd von Joab ſeinem Feld Hauptmann mit drey Spieſſen durch - randt worden / ſchreyer uͤber laut vnd ſprach: O Abſolon mein Sohn / mein Sohn; wolte GOtt ich ſolte fuͤr dich ſterben Abſolon mein Sohn / mein Sohn 2. Sam: 18.

Welche Ehelente es nicht erfahren haben / die erwe - gen nur dieſe beyde Bibliſche Hiſtorien.

Als ſich der Koͤnig David in ſeinem exilio vnd elend mit den ſeinen zu Ziklag in der Philiſter Lande auffhilt / vnd er gleich in deß Koͤniges Achis zu Gath geſchaͤfften auſſen war / uͤberfielen vnter deß die Amalekiter die Stadt / verbrandten ſie / vnd fuhrten alle Weibes Perſo - nen mit ſich gefangen hinweg. Als nu David mit ſeinen Maͤnnern wider anheim koͤmpt / vud ſiehet: das ſeine kluge vernuͤnfftige Abigail ſampt den andern Weibern hinweg iſt / da meldet der Text: Daß ſie jhre ſtim̃e erho - ben / vnd geweinet / daß ſie nicht mehr weinen koͤnnen. 1. Sam: 30.

Als Balthiel der Man der Michal dieſelbe auff Koͤ - niglichen befehl bem David / dem Sie jure prioritatis ge - hoͤrete / wider folgen laſſen muſte / da meldet der Text: daß Er mit jhr gegangen / vnd hinter jhr geweinet biß gen Bahurim. 2. Sam: 3.

Was

Appli - catio ad præſentẽ ſtatum. Was meinet jhr nun wol allerliebſten Chriſten / Wir leiſten an jtzo den letzten Ehrendienſt zu jhrem Schlaff - kaͤmmerlin vnd Ruhbettlin / der Erbaren viel Ehrentu - gendreichen Frawen Eliſabethen Krecklerin / gebornen Tixin / des Ehrenveſten / Wolweiſen / vnd Wolbenam̃ten Herrn Melchior Krecklers / wolverordneten regierenden Herrn Buͤrgermeiſters ꝛc. hertzlieben Ehwirthin ꝛc. Wie muß jhrem lieben Eh-Herrn / jhrer lieben Fraw Mutter / jhrer lieben Fraw Schweſter / jhren lieben hinterlaſſenen Mutterloſen Waͤiſelein zu muthe ſein. Der liebe Herr Buͤrgermeiſter ſihet da fuͤr ſeinen Augen ſtehen das di - midium animę ſuæ ſeine halbe Seele das deſiderabile ocu - lorum ſuorum ſeinen Augentroſt / ſeine treweHepszibam / die Geſellin ſeines Bundes / die Krone ſeines Hauptes / die Sonne ſeines Hauſes / der Baum / der jhme ſchatten ge - geben. Die Fraw Mutter ſihet da jhr hertzliebes Kind / der Stecken vnd Stab jhres alters / darauff ſie ſich ſteh - nen vnd lehnen ſollen. Die Fraw Schweſter ſihet da jhr halbes Hertz; wie ſie ſich offt gegen jhr verlauten laſſen / die lieben Kinder ſehen da jhre trewe Mutter jhre Troͤ - ſterin Eſai: 66. die Tag vnd Nacht auffs trewlichſte vnd fleiſſigſte fuͤr ſie geſorget hat. Wie ſol jhnen nur zu muthe ſein / ſollen ſie nicht klagen vnd ſagen Pſal: 60. Ach der HERR hat vns ein hartes erzeiget: Er hat vns einen trunck Weins eingeſchencket / daß wir davon taumeln: Billich klagen ſie Pſal: 80. Er ſpeiſet vns mit thraͤnen Brodt / vnd traͤncket vns mit groſſem Maß vol thraͤnen: Er hat vnſer Feyertage in trawren / vnd vnſer Lied in wehklagen verwandelt Amos: 8. vnſers Hertzens freude hat ein ende genommen.

Digres - sio. Alldieweil aber hier kein widerbringen iſt: Wir wer - den wol zu jhr fahren / ſie koͤmpt aber nicht wider zu vns 2. Sam: 12. Vnd GOtt der HErr befihlet: Laſſet die wei - nenden nicht ohne Troſt: Troͤſtet mein Volck Eſai: 40. SoSo wollen wir vns zum Troſt auß Gottes Wort kehren vnd wenden / wollen es auff den vnverhofften Todesfall der ſeeligen Fraw Buͤrgermeiſterin appliciren vnd ver - moͤge des abgeleſenen Leichtextes etwas mit einander rePropo - ſitio. den vnd Handeln de præfixo vitæ termino, von dem verge - ſteckten Lebens Ziel des Menſchen: Wie Gott der HErr einem jeden ſein Ziel geſtecket / daß er nicht uͤberſchreiten koͤnne. Oder: Was dieſe ſeelige Fraw Buͤrgermeiſterin / die alhier fuͤr vnſern Augen eingeſarget ſtehet / mit jhren vnverhofften Todesfall fuͤr andacht in vnſern Hertzen erwecken ſolle: GOtt gebe vns darzu ſeinen Segen vmbVotum. Chriſti willen / AMEN.

Tractatio.

ϖσκ[ε]υὴ

ALlerliebſten Chriſten / Wir leſen Deut: 32 von Moſe dem Iſraelitiſchen Lehrer vnd Regenten / daß jhme GOtt der HERR befohlen: daß er auff den Berg Nebo ſteigen vnd ſich al - da niederlegen vnd ſterben ſolte. Weil er nun noch ein junger ſtarcker geſunder Mann / deme / wie der Text ſaget Deut: 34 ſeine Augen noch nicht vertunckelt / vnd ſeine Kraͤffte noch nicht verfallen geweſen: ſo hette er wol wider den Todt excipiren, einwenden vnd ſagen koͤnnen: Ey bin Ich doch noch ein geſunder friſcher freudiger Mann / Ich kan dem Regiment noch wol vorſtehen / Ich kan der Iſraelitiſchen Gemeine noch wol dienen: nim auff dißmal etwa einen andern der duͤrfftig iſt / der alt vnd lebens ſatt iſt / der weder jhme noch andern dienen kan. Aber nein / allerliebſten Chriſten / das thut Moſes nicht; ſondern / da er vernimpt / das ſeine Zeit verhanden /Bvndvnd das es GOtt alſo gefalle; daß er jhn nicht lenger auff dieſer Welt / wiſſen vnd haben wolte; ſo iſt er willig vnd bereit darzu / ſteiget auff den Berg vnd leget ſich al - da nieder vnd ſtirbet / wie da von Gen: 34. v. 5. zu leſen.

Eben eine ſolche beſchaffenheit hat es auch mit vn - ſer ſeeligen Fraw Buͤrgermeiſterin; Es hat jhr der from - me GOtt durch ploͤtzliche kranckheit auch andeuten laſ - ſen; daß ſie auff jhr Lager ſteigen / vnd ſich alda nieder legen vnd ſterben ſolte. Weil ſie denn eine junge Fraw von 32 Jahren / vnd alſo in jhrem beſten alter; ſo hette ſie wol auch wider den Todt einwenden vnd ſagen koͤn - nen: Ach mein HErr vnd mein GOtt Johan: 20. Meine Augen ſindt noch nicht vertunckelt / vnd meine kraͤffte ſindt noch nicht verfallen. Ich kan alters vnd kraͤffte halben das meine noch wol verrichten; Ich kan meinem lieben Herrn in ſeinem ſchweren Ampte noch troͤſtlich ſein; Ich kan jhm in ſeiner Nahrung eine muͤhe uͤberhe - ben; Ich kan meine Kinderlin noch aufferziehen; nim auf dißmal eine anders / die duͤrfftig iſt / die alt vnd lebens ſatt iſt. Nein / ſolche wort ſindt von jhr nicht gehoͤret worden; ſondern / da ſie vermercket / daß jhr Stuͤndelein herbey kom̃en; daß ſie GOtt in dieſem leben nicht mehr wiſſen noch haben wolte; ſo hat Sie ſich alſo bald dem Willen Gottes vntergeben vnd geſagt: Was mein Gott wil das geſchehe allzeit / ſein Wille der iſt der beſte Pſal: 73. HERR wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden: Ob mir gleich Leib vnd Seel ver - ſchmacht / ſo biſtu doch O GOtt allezeit meines Hertzens Troſt vnd mein Theil. Das ewige Gutt / macht rechten Muth / Dabey ich bleib / wage Gutt / Ehr vnd Leib / Gott helff mir uͤberwinden.

Nun was fuͤr Andachten ſol ſie aber mit ſolch jhrem Todesfall in vnſern Hertzen erwecken? Fuͤrnemlich die - ſe drey.

Die

DIe Erſte iſt Termini certitas, das GOttLocus I. Termi - ni certi - tas. der HErr dem Menſchen gewiß ein Ziel geſtecket habe / daß er nicht uͤbergehen koͤnne. Allerliebſten Chriſten / man findet viel Leute in der Welt / die bilden jhnen ein / der Menſch ſey jrgend Fortunæpila, ein ſpielball des blinden Gluͤckes / daß das blinde Gluͤck vnd Vngluͤck mit jhm vmbgehen moͤge / wie es wolle; wie ſich denn die Creaturliebenden Weltkinder Sap: 2. c. verlauten: Ohn gefehr ſindt wir geboren worden / vnd ohn gefehr fahren wir wider dahin; als wenn wir nie geweſen weren. Denn das ſchnauben in vnſer Naſe iſt ein Rauch / vnd vnſer re - de iſt ein fuͤncklin reget / wenn daſſelbige verloſchen iſt / ſo iſt der Leib dahin wie eine Loderaſche / vnd der Geiſt zerfladert wie eine duͤnne Lufft. Aber nein / keines weges nicht. Der Menſch iſt nicht Fortunæ pila, ein ſpielball des blinden Gluͤckes; ſondern er iſt divinæ providentiæ Sphæra ein Werck von Gottes Allmacht vnd Verſoͤhnung regie - ret; Vnſere Jahre ſindt nicht anni fortuiti, plumps Jah - re / ſondern ſie ſindt anni numeri, Zahljahre / vnſere Tage ſindt dies numeri, Zahltage.

Sehet an die Spruͤche heiliger Goͤttlicher Schrifft; Vnſer Job ſaget: Er / der Menſch / hat ſeine beſtimbte Zeit / die Zahl ſeiner Monden ſtehet bey dir: Du haſt jhm ein Ziel geſtecket / daß wird er nicht uͤbergehen. Hie hoͤ - ren wir außdruͤcklich / daß vnſer Zeit ſey tempus menſura - tum, eine abgemeſſene Zeit / daß die Zahl vnſer Monden bey GOtt ſtehen / vnd Er ſie alle gezehlet hat. Salomon in ſeinem Prediger ſagt c. 3. Alles hat ſeine zeit / geboren werden hat ſeine zeit / ſterben hat ſeine zeit / als wolt er ſagen: Mit nichte gehet es alſo zu / wie jhnen die Men - ſchen einbilden / das es ohn gefehr geſchehe. Nein / Leben vnd ſterben ſtehet in der Hand des HErrn. Der HErr toͤdtet vnd macht lebendig / ſagetHanna SamuelisMut - ter 1. Sam: 2. Du HErre GOtt ſpricht Moſes im 90 Pſal:B ijderder du biſt vnſer Zuflucht fuͤr vnd fuͤr / der du biſt GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit / Du leſſeſt die Menſchen Kinder ſterben / vnd ſprichſt: Kom̃t wider jhr Menſchen Kinder. David ſagt Pſ: 31. Sortes noſtræ in manu Domini, HERR vnſer Zeit ſtehet in deinen Haͤnden / vnd Pſal: 139. Deine Augen ſahen mich / da ich noch vnbereitet war / vnd waren alle meine Tage auff dein Buch geſchrieben / die da werden ſolten; da derſelben keiner da war. Das iſt: Wie lange ich leben ſolte / wuſt du / ehe ich zu leben anfing / ſaget der Herr Lutherus. Darumb betet er auch Pſal: 39. HERR lehre doch michs (wenns ja die ander boͤſe Welt nicht lernen wil) das es ein ende mit mir haben muß / daß mein Leben ein Ziel hat / vnd ich da von muß.

Sehet an die Exempel heiliger Goͤttlicher Schrifft von Chriſto dem HErrn zeuget der Engel Dan: 7. daß er ſterben oder außgerottet werden ſolte / noch 62 Wochen; Zuvor hatte jhn weder Herodes in ſeinerKindheit Matt: 2. noch der Teuffel in der Wuͤſten Matt: 4. noch ſeine Lands Leute auff dem Berge / noch die Juden im Tempel Joh: 8. noch jrgendt eine andere macht toͤdten vnd vmbbringen koͤnnen; Da er aber wuſte / das die Stunde da war / vnd die macht der finſternuͤs verhanden / da iſt Er ſelber dem Tode entgegen gegangen.

Eliæ dem groſſen Wunder Propheten war ſeine Zeit beſtim̃et / wenn er gen Him̃el geholet werden ſolte 2. Reg: 2. zuvor konten jhm weder Achab noch Jeſabel / noch die Baalspfaffen nicht ein Haͤrlin kruͤmmen / Da aber die Zeit vnd Stunde kam / da gieng er uͤber den Jordan / vnd wardt mit fewrigem Roß vnd Wagen gen Himmel ge - holet.

Von dem lieben Job leſen wir außdruͤcklich / das GOtt der HERR dem boͤſen Feinde durchaus nicht ge - ſtatten wollen / daß er jhn an ſeinem leben angreiffen ſol - te Job: 2. denn Er wolte jhn noch lenger auff Erden ha -ben /ben / daß er ſich ſeines Vngluͤcks ein wenig wider er - getzen moͤchte.

Ein denckwuͤrdiges Exempel haben wir an den Kindern Iſrael in der Wuͤſten / weil ſie Gott den HErrn in die zehen mahl verſuchten / vnd ein mahl uͤber das an - der ergrimmeten; Da ſchwur GOtt der HErr bey ſeiner Seel / daß der Maͤnner keiner / die ſeine Herrligkeit in Egypten vnd in der Wuͤſten geſehen hatten / ins gelobte Landt kommen vnd gelangen ſolten / auch Moſes vnd Aaron ſelber nicht / ſondern ſie ſolten alle ſterben in der Wuͤſten Das heiſt ja / meine ich / ein Ziel geſtecket Im ge - gen theil aber weil Joſua vnd Caleb jhme trewlich nach - gefolget / vnd ein ander Geiſt in jhnen geweſen Deut: 1. ſo verhieß Er jhnen / daß Er ſie in das Land bringen wol - te / welches auch geſchehen / wie ſich hernach Caleb deſſen ruͤhmet joſ: 14. wenn er ſaget: Vnd nu ſihe / der HErr hat mich erleben laſſen / was Er vns geredet hat. Vnd iſt ſon - derlich ſehr nach dencklich; das alle die Faͤlle / die da ſchei - nen / als wenn ſie jrgendts plumpsweiſe vnd ohn gefehr geſchehen / alle Gott dem HErꝛn zugeſchrieben / vnd zuge - meſſen werden: Das ein Lew oder Beer einen Menſchen zerreiſt / wie jenen Mann / vnd die 42 Knaben zu Bethel / das einer im Kriege vmbkoͤmpt wie Hophni vnd Pinehas, Das einer im gedraͤnge des Volckes erdruͤcket wird / wie der Ritter zu Samaria 2. Reg: 7. das koͤmpt der Vernunfft als ein ploͤtzlicher vnd vnverſehener Fall fuͤr / der ohn alle verſehung Gottes geſchehe. Aber Gottes Wort beſa - get / es ſey vom HErrn geſchehen Deut: 19. wie denn auch ein außdruͤcklich Exempel geſetzet wirdt: Wenn eines Holtzhaͤwers Eiſen von dem ſtiele abfuͤhre / vnd einen Menſchen ertoͤdtete / ſo hette er / der HErr / jhn laſſen in ſeine Haͤnde (ohne gefehr) fallen. So ſterbe nun der Menſch zu Waſſer oder Lande / zu Krieges oder Friedes zeit / in der Jugend oder im Alter / auffmBette oder auffmB iijWege /Wege / geſchwinde oder langſam / zu geſunden oder vnge - ſunden zeiten / ſo beweiſen die Exempel / daß es ohne des HErrn Rath vnd Willen nicht geſchehe.

Sehet an andere documenta vnd nachrichtungen in der ſchrifft / Salomon der Hochweiſe Koͤnig ſaget Sap: 11. Du haſt alles geordnet mit Maß / Ziel vnd Gewichte. Hat nun Gott ſonſten alles geordnet mit Maß / Ziel vnd Gewichte; hat Er alles gezehlet / abgewogen vnd gemeſ - ſen? Je ſo wird er ja auch vnſer Leben gemeſſen / gewogen vnd gezehlethaben: Wie denn vom jungen Koͤnige Bel - ſazer außdruͤcklich ſtehet Dan: 5. Gott habe jhn in einer Wage gewogen / vnd zuleichte gefunden. Der HERR Chriſtus ſpricht Matth: 10. da Er von den Sperlingen re - det / wie keiner ohn den Willen Gottes auff die Erde falle. Nun aber ſind auch vnſere Haare auff dem Haͤupte gezehlet? Sindt nun vnſere Haare auff vnſerm Haͤupte gezehlet? Wie viel mehr werden vnſere Lebens tage ge - zehlet ſeyn. David ſpricht Pſal: 56. GOtt zehle ſeine thraͤ - nen / vnd faſſeſie in einen Sack; Zehlet nun GOtt vnſere thraͤnen / wie viel mehr wird Er vnſere Tage zehlen? Chriſtus ſpricht Matth: 6. Welcher vnter euch kan ſeiner laͤnge eine Ele zuſetzen / ꝛc. Miſſet nun GOtt der HErr alſo vnſere Leibes laͤnge abe / wie viel mehr wird Er vn - ſers Lebens laͤnge abmeſſen? David ſagt Pſal: 91. Er (ver - ſtehet GOtt der HErr) hat ſeinen Engeln befohlen uͤber dir / daß ſie dich auff den Haͤnden tragen; das du deinen Fuß nicht an einen Stein ſtoͤſſeſt. Sorget nun GOtt der HErr ſo fleiſſig fuͤr vnſere Fuͤſſe / daß wir ſie nicht jrgend an einen Vngluͤcksſtein anſtoſſen moͤchten; Je wie viel fleiſſiger wird Er fuͤr vnſer Leben ſorgen / das es ohne ſei - nen Willen nicht zerbrochen werde. Sehet auch das ei - nige Bild in der Natur an / David ſaget Pſal: 102. Meine Tage ſind wie ein Schatten. Was iſt nichtiger vnd hin - fluͤchtiger als ein Schatten / noch dennoch hat er ſeineLinienLinien vnd abgemeſſene groͤſſe. Alſo iſts auch mit vnſern Leben beſchaffen; So nichtig vnd hinfluͤchtig es iſt; ſo koͤſtlich iſt es doch in den Augen Gottes; daß Ers mit ſeiner Hand vmbſpannet vnd gantz genaw vmbſchrieben vnd vmbmeſſen hat. Ach allerliebſten Chriſten / behaltet euch dieſes zu einemHertzerquickendem Seelen troſt / Ach wie troͤſtlich iſts in allerley Creutz vnd Truͤbſal.

Troͤſtlich iſts in periculorum magnitudine, in groſſer Leib vnd Lebens gefahr. Keyſer / Koͤnige / Fuͤrſten vnd Herrn henget offt jhr Leib vnd Leben an einem Seide - nem Faden wegen vntrewer Diener / feindſeligen Nach - barn / rachgierigen Vnterthanen / ꝛc. Prediger muͤſſen offte mit Aaron in die gifftige Lufft gehen / andere haben ander gefahr / darein ſie ſich begeben muͤſſen. Aber ach wie troͤſtlich iſts / daß wir wiſſen / das vns weder Fewer noch Waſſer / weder Gifft / noch Zaubergeſchoß fuͤr der zeit / die vns GOtt beſtimmet / ſchaden kan. Et cum Fata volunt bina venena juvant, Wenn GOtt wil / ſo muß eine Gifft die ander freſſen / wie aus einer Hiſtorien beym Au - ſonio zuſehen / da ein Weib dem Manne vergeben wollen / vnd zweyerley Gifft zuſammen genom̃en / vnd doch nicht geſchadet hat.

Troͤſtlich iſts in præmaturâ noſtri noſtrorumq́; morte, wenn wir oder die vnſrigen ſo zeitlich davon muͤſſen. O laſt ſpotten wer da wil / es iſt Gottes Wille alſo: Was denn nu mein GOtt wil / das geſchehe allzeit / ſein Wille der iſt der beſte. Mein Zeit vnd Stunde iſt wenn GOtt wil / Ich ſchreib jhn nicht fuͤr Maß noch Ziel / Es ſind ge - zehlt all Haͤrlein mein / beyde groß vnd klein / faͤllt keines ohn den Willen ſein.

Troͤſtlich iſts in vitâ longiore, Wenn vns der Todt lange auſſen bleiben wil / wenn die Muͤller muͤſſig ſtehen / wenn ſich die Starcken kruͤmmen Eccleſ: 12. Wenn wir der Kinder ſpott / auch wol vnſer eigener Kinder verdrußwerden.werden. Nun hat GOtt vns das Ziel ſo weit hinaus ge - ſtecket / ſeine Stunde iſt noch nicht kommen joh: 2. Er weiß wol wenns am beſten iſt / Er braucht an vns kein arge liſt / daß ſolln wir Ihme vertrawen.

Troͤſtlich iſts in diuturno noſtrorum agone, Wenn wir mit vnſern Augen ſehen / wie die lieben vnſrigen dor - te in Gottes gewalt liegen / vnd weder ſterben noch ge - neſen koͤnnen. Denn wie GOtt bißweilen gar Hertzfrom - me Leute ploͤtzlich vnd vnverſehens hinweg nimpt / wie Jonathan im Kriege: Alſo leſt Er auch bißweilen manch frommes Hertze lange kreiſſen / wie Rahel in Kindes noͤ - then. Nun wir wiſſen es iſt Gottes ſchickung alſo: Gott hat jhnen Fingers ja Haares breit jhr leben abgemeſſen: dem gefelt es alſo.

Appli - catio.

Hie bildet Euch nun ein / als wenn dieſe ſeelige Fraw Buͤrgermeiſterin zu vns ſagte: O jhr meine liebe geleits Leute: in me convertite vultus. Sehet auff mich: Pſal: 90. Eine kleine Zeit iſt tauſend Jahr fuͤr GOtt / Das iſt ge - wißlich war / wie der geſtrige vergangene Tag; den nie - mand widerbringen mag / Vnd wie eine Nachtwache wird beſtelt / in Beſatzung oder zu Feld / Einen fuͤhrt man ab den andern an / der muß ſeine Zeit vnd Stunde ſtehn / darnach die Noth offtmals vorfelt: Alſo gehts auch auff dieſer Welt; Ein jeder hat ſein gewiß Ziel / wer Gottes Worten gleuben wil.

II. Termi - ni quali - tas.

DIe andere Andacht / die dieſe vnſere ſeeli - ge Fraw Buͤrgermeiſterin in vnſern Hertzen er - wecken ſol; iſt Termini qualitas, was es denn fuͤr ein gelegenheit vnd beſchaffenheit habe mit dem Ziel / das GOtt der HErr dem Menſchen geſtecket hat. Allerliebſten Chriſten / wenn die Creaturliebenden Men - ſchen Kinder hoͤren vnd vernehmen; das jhnen GOtt der HErr ein Ziel geſtecket hat / daß ſie nicht uͤbergehen koͤnnen; ſo kommen vnd gerathen ſie in wunderſeltzamegedancken.gedancken. Einer ſpricht: Hat mir GOtt ein ſolch Ziel geſteckt / daß ich nicht uͤberſchreiten kan / Je was ſol ich denn viel Beten? Was ſol ich viel Artzney gebrauchen? Was ſol ich meiner Geſundheit viel ſchonen? Es kan mich doch wider GOtt nichts ſchuͤtzen noch helffen. Ein ander ſpricht: Hat mir GOtt ein ſolch gewiß Ziel ge - ſtecket / daß ich nicht uͤberſchreiten kan; ſo wil ichs kuͤhn gnug hienein wagen; Ich wil keine Ordnung halten in Peſtilentz zeiten / Ich wil mich mit jedermantapffer her - uͤmb ſchrauben / bin ich doch Eiſenfeſte biß auff das vn - widerruffliche Ziel daß mir GOtt geſtecket hat. Ja es bekuͤmmert ſich wol ein frommes Chriſtliches Hertz vnd gedencket / from̃er Gott: Gottes Wort ſpricht. Er der Menſch hat ſeine beſtimpte Zeit / die Zahl ſeiner Monden ſtehet bey dir. Du haſt jhm ein Ziel geſetzet / daß wird er nicht uͤbergehen; Wie hat es denn dem Koͤnige Hiſeia auff 15 Jahr weiter hinauff geſtecket vnd geruͤcket wer - den koͤnnen Eſai: 38. Wie bringen denn die bluttgierigen vnd falſchen jhr leben nicht zur helffte? Pſal: 55. Nun al - lerliebſten Chriſten / dieſen kummerhafftigen gedancken abzuhelffen / hat vns GOtt der HErr in ſeinem Wort auch wiſſen laſſen / was es fuͤr eine gelegenheit vnd be - ſchaffenheit mit dieſem Ziel habe.

Es iſt ſolch Ziel fuͤrnemlich dreyerley.

Triplex Terminꝰ 1. Gratiæ.

Erſtlich iſt terminus Gratiæ, das gnaden Ziel: Da hat GOtt der HErr den frommen vnd Gottfuͤrchti - gen lenger Leben verheiſſen Exod: 20. Du ſolt deinen Va - ter vnd deine Mutter ehren / auff das dirs wolgehe vnd lange lebeſt auff Erden 1. Cor: 2. Die Gottſeligkeit iſt zu allen dingen nuͤtze / vnd hat die Verheiſſung dieſes vnd des zukuͤnfftigen Lebens: Grawe Haar ſind eine Kron der ehren / vnd werden auff dem Wege der Gerechtig - keit gefunden.

2. Iræ.

Darnach iſt terminus Iræ, ein Zorn Ziel: DaCwilwil GOtt der HERR die Gottloſen nicht lenger leben laſſen auff Erden Pſal: 55. Die bluttgierigen vnd falſchen ſollen jhr leben nicht zur helffte bringen; Die Jahre der Gottloſen vergehen Proverb: 28. Wer Vater vnd Mutter flucht / des Leuchte ſol verleſchen mitten in der finſternis.

3. Gloriæ.

Zum dritten iſt terminus Gloriæ, das Ehren - Ziel / da richtet GOtt der HErr nicht nach der Regel / ſondern nach ſeinen Ehren / vnd leſſet die frommen kurtz / die Gottloſen aber lange leben / wie an den hundertjaͤh - rigen Knaben zu Eſaiæ zeiten 65 c. vnd an den alten Narren zu der keuſchen Suſannæ zeiten zu ſehen. Hier - auß erſcheinet nun Sonnen klar / das Freylich am Mittel gebrauch / am Gebet / an Artzney / an gutter Ordnung vnd andern viel gelegen: das man nicht am Zorn Ziel: ſon - dern am Gnaden vnd EhrenZiel verſterben moͤge: Zum Exempel: Hette David das Mittel der flucht nicht ge - braucht / vnd were zu Kegila geblieben / ſo hette jhn Saul alda erwiſcht vnd vmbs leben gebracht / wie der Text außdruͤcklich ſaget 1. Sam: 23. Ja ſie werden dich uͤber - geben. Im gegentheil weren die Kinder Iſrael nicht im Haͤuſern blieben / ſondern weren herauß gegangen / ſo het - te ſie der WuͤrgEngel vmbbracht; wie davon Exod: 12. zu leſen. Alſo noch heute zu Tage / da hat vns GOtt der HErr auch vnſer Ziel geſtecket / daß wir nicht uͤberſchrei - ten koͤnnen: Er hats aber nicht gethan ohn anſehen der Mittel / des lieben Gebets / der Artzney / der Beſcheiden - heit / der Gottes furcht / Trew: Wer ſo wagehaͤlſicht ſein wil / vnd alle Mittel inWind ſchlagen vnd verachten / der iſt zum ZornZiel geordnet: da er des Gnaden vnd Ehren Ziel wol erreichen koͤnte. Bedencket bey euch ſelber: Wir wiſſen alle mit einander gar wol / daß vns Gott bißzu vn - ſerm Ziel beym leben erhalten wil / vnd kan: Vnd nichts deſto weniger brauchen wir das Mittel des eſſens vnd trinckens / warumb wollen wir denn andere Mittel alsGebet /Gebet / Artzney / gutte Ordnung / maͤſſigkeit vnd der - gleichen auch nicht gebrauchen? Hat vns nicht GOtt der HErr auch ein Ziel im Reichthumb geſetzet / wie reich wir auff dieſer Welt werden ſollen: noch ſparen wir kei - ne muͤhe vnd fleiß: ſondern verſuchen alle Mittel vnd Wege / wie wir ein bißlein Brodt zu dem andern bringen moͤgen: Vrſach: das Ziel iſt vns verborgen: wir wiſſen nicht / wie reich vns GOtt der HERR auff dieſer Welt hat haben wollen: Waruͤmb wollen wir nicht auch auff andere Mittel bedacht ſein: weil vns vnſer lebens Ziel verborgen / vnd nicht wiſſen / wie weit es vns hinauß ge - ſtecket iſt.

Ja / ſpricht ein Chriſtliches Hertz alhier: So hoͤre ich aber gleichwol: das ich mir mein leben verkuͤrtzen kan / wenn ich die Mittel verſeume vnd verachte: Ein ander aber kans jhme durchs Gebet mit Koͤnige Hißkia ver - laͤngern? Wie iſt denn nun das Ziel ſo gewiß? Hoͤre mein Freund: Wer biſtu der du die geheimnuͤs der Ewigkeit ſo gnaw erforſchen wilt: Beſſer were es bey den hellen vnd klaren worten geblieben / daß das Ziel gewiß ſey / vnd das dennoch GOtt der HErr vnſer froͤmmigkeit / oder doch vns vnſer beſtes darunter angeſehen / wenn er vns ſolch Ziel geſtecket / oder viel mehr wenn er vns ſolch Ziel in ſeiner Ewigkeit (darinnen nichts vergangenes oder zukuͤnfftiges iſt) ſtecket. Weil vnſer Text vom Monden ſaget / ſo wollen wirs alſo erwegen: Wir ſehen den Mon - den an / vnd wiſſen doch nicht gantz genaw verum locum, vnter welchem Grad vnd Minut des Himmels er ſtehe. Vrſach: Wir ſtehen auff der Erdkugel / vnd nicht in den innerſten Schoß der Erden: was wollen wir denn die hohen Himliſchen ſachen erforſchen vnd ergruͤnden / Je - ne kan ein einfaͤltiger Leye nicht faſſen: wie viel ſchwe - rer werden jhm dieſe ſein. Wer es aber faſſen kan / der neh - me es alſo fuͤr: Gleich wie der Monde zweyerley oͤrterC ijhat /hat / locum apparentem, & locum verum, einen Ort / da er zu ſtehen ſcheinet / vnd einen / da er warhafftig ſtehet. Alſo hat auch der Menſch ſeines Lebens zweyerley termi - nos oder Ziele.

1. Terminꝰ apparens.

Der erſte iſt Terminus apparens, ein ſchein Ziel. Vnd dieſes koͤmpt her ex angulo naturæ, wenn Er die natuͤr - lichen vrſachen / als gutte ſtarcke Gliedmaſſen / Artzney / vnd anders anſehen / oder ex angulo gratiæ & iræ, wenn wir die allgemeinen verheiſſungen oder draͤwungen Gottes anſehen. Dieſes Ziel kan nun wol verruͤcket werden / wie - wol es offte nicht verruͤcket wird. Zum Exempel: GOtt wolte die Niniviter vertilgen Jon: 1. Er wolte Moſen / Aaronem Exod: 4. vnd Hißkiam Eſai: 38. toͤdten. Das war terminus apparens, das ſchein Ziel. Denn GOtt der HErr hatte jhme vorbehalten; wofern ſie wuͤrden ware ernſte Buſſe thun / vnd ſich von Hertzen zu GOtt bekeh - ren: ſo wolte Er ſie nicht toͤdten vnd vertilgen; vnd weil auch jhre Buſſe erfolgete / ward jhr Ziel verruͤcket. Her - gegen aber ſagte GOtt der HERR / Er wolte Davids Soͤhnlein toͤdten / daß er mit der Bethſeba gezeuget hat - te / vnd nicht beym leben laſſen: das war auch terminus apparens, ein ſchein Ziel / Es war aber nicht verruͤcket. Denn GOtt hatte es ohn alles bedinge alſo berathſchla - get vnd beſchloſſen 2. Sam: 12.

2. Terminꝰ verus.

Der ander iſt Terminus verus, das rechte warhaffti - ge Ziel / das bleibet allezeit vnverruͤcket / vnd koͤmpt doch auch offte mit dem vorigen uͤber ein: Alleine dieſes hat vns GOtt verborgen / vnd wil nur daß wir vns nach dem erſten richten ſollen. Iſt jemand damit nicht zu frieden / vnd wil kluͤger ſein als GOtt / der wird in ſeinen eitelen gedancken zu ſchanden werden. Wenn nun ein Chriſtli - ches Hertze das bedencket; das es eine ſolche gelegenheit vnd beſchaſfenheit mit ſeinem lebens Ziel hat: ſo braucht er dieſe beſcheidenheit / vnd ſpricht: Nun mein lieberGott;Gott; Mein Ziel haſtu mir je gewiß geſtecket. Aber doch leſtu michs nicht wiſſen. Es iſt mir aber jtzund ein Bothe des todes zugeſchicket worden: Ich bin kranck: Ich muß in gifftige Lufft gehen: Ich bin in Leib vnd Lebens ge - fahr: da iſt terminus apparens, mein Ziel gleichſam fuͤr meinen Augen / vnd weil es wol kan ſein / daß es eben das rechte Ziel mitte iſt / ſo wil ich from̃ vnd Gottfuͤrchtig ſein / fleiſſig beten / vnd in deinen Wegen wandeln: Oder im gegentheil: Ich bin friſch vnd geſund: Lieber GOtt / Ich befinde mich gar wol / mir mangelt nichts: Es ſchei - net als wenn mein Lebens Ziel noch ferne von mir ſey. Aber weil es iſt terminus apparens, das ſchein Zeil / vnd kan fehlen / ſo wil Ich nicht darauff kuͤhne ſein: du moͤch - teſt mich mit dem rechten Ziel uͤbereilen / wenn Ich am ſicherſten were / Ich moͤchte das ZornZiel verurſachen / da Ich wol das Gnaden vnd EhrenZiel erreichen koͤnte.

Vnd ſolche beſcheidenheit hat auch gebraucht dieſeAppli - catio. vnſere ſeelige Fraw Buͤrgermeiſterin / Ob ſie gleich friſch vnd geſund / zu Wege vnd Stege gehen / vnd das jhre wol verrichten koͤnnen / vnd alſo das anſehen gehabt / als wenn jhr Gott jhr lebens Ziel noch weit hinauß geſtecket hette: So hat Sie doch bey ſich bedacht; O es iſt termi - nus apparens, ein ſchein Ziel / es kan fehlen / du darffſt dich nicht darauff verlaſſen. Iſt derowegen mit jhrem lieben Herrn / Kindern vnd Geſinde fleiſſig zur Kirchen gegan - gen / mit hoͤchſter reverentz vnd ehrerbietung Gottes Wort angehoͤret / die Hochwuͤrdigen Sacramenta ge - brauchet / jhre liebe Kinder zum Gebet / vnd zur Schulen gehalten / zu Hauſe fleiſſig mit jhnen fuͤr Tiſche vnd nach Tiſche gebetet vnd geſungen / ſonderlich: Laß mich dein ſein vnd bleiben / du trewer GOtt vnd HErr / Von dir laß mich nicht treiben / halt mich bey reiner Lehr: O HErr laß mich nicht wancken / gieb mir beſtaͤndigkeit / Dafuͤr wil ich dir dancken / in alle Ewigkeit. Daruͤmb / da jhrC iijGOttGOtt mit dem rechten Ziel kommen / hat Sie ſich deſto froͤlicher / vnd getroͤſter auffmachen / vnd dieſe Welt ge - ſegnen koͤnnen. Wie denn jhre Spruͤchlein lauten Pſal: 31. HErr JEſu Chriſte in deine Haͤnde ꝛc. Pſal: 73. HErr / wenn ich nur dich habe ꝛc. Das ewige Gutt / macht rech - ten Muth ꝛc. O wolte GOtt / vnd abermal wolte Gott: daß wir alle ſolche beſcheidenheit gebraucheten / wie wol wuͤrden wir vnſer Seele vorgeſtanden haben.

III. Termi - niimper - ſcrutabili - tas.

DIe dritte vnd letzte Andacht / welche die - ſe vnſere ſeelige Fraw Buͤrgermeiſterin in vnſern Hertzen erwecken ſoll / iſt Termini imperſcrutabi - litas, daß das Ziel vns armen Menſchen verborgen / Gott aber alleine bewuſt vnd bekant iſt. Allerliebſte Chriſten / Man findet vielLeute in derWelt / die tichten vnd trach - tenTag vndNacht darnach / wie ſie dieſes Ziel erforſchen vnd ergruͤnden moͤchten. Etliche ziehen das Geſtirn zu rathe / von deme wollen ſie erlernen / wenn ſie ſterben / vnd dieſe Welt geſegnen ſollen. Andere geben fuͤr / GOtt ha - be es einem jeden in ſeine Haͤnde gezeichnet / vnd wollen ſolches aus dem 37c. Jobi beweiſen: Etliche die ſuchen es denn in den Wechſſeljahren: in Vogelgeſchrey; in Traͤu - men; in Buchſtaben jhres Namens vnd andern Eitel - keiten. Aber nein / allerliebſten Chriſten / GOtt der Va - ter habe es ſeiner Macht vorbehalten / wie der HERR Chriſtus vom Juͤngſten Tage redet. Act: 1. Von etlichen wenigen leſen wir: daß Sie aus offenbahrung Gottes vmb jhren abſchied gewuſt haben. Als Chriſtus / Aaron / Moſes / Hißkias / David / Paulus: Num: 20, 23. Deut: 31. 2. Reg: 1. Eſai: 38. David ſaget zu ſeinem Sohne Salomon 1. Reg: 2. 2. Sam: 23. Ich gehe hin den Weg aller Welt. Pau - lus ſaget 2. Tim: 4. Ich werde ſchon auffgeopffert / vnd die zeit meines abſcheides iſt verhanden.

Von einem frommen vnd Gottſeligem Koͤnige in Dennemarck Chriſtiano III. dieſes Namens dem drittenleſenleſen wir: daß jhme in wehrender ſeiner kranckheit ein1559. M. Bruno Quinos. Ex hiſto - ria Chri - ſtianiTer - tii Fran - cof: typis excuſa. Geſichte erſchienen / vnd jhn vertroͤſtet: Kurtz mit dem lieben Newen Jahre werde es beſſer mit jhme werden: darnach ſolte er lange zeit leben. Welches auch jhre Ma - jeſtat jhrem Hofprediger alſo bald angezeiget / vnd be - richtet. Den Abend fuͤrm Newen Jahr als er vernom - men / das des Hofepredigers Vater geſtorben: hat er ge - ſprochen: Nun iſt es gut: Morgen / wils GOtt / wil ich jhme nachfolgen: des Morgens fruͤe vmb ſechs Vhr hat ers repetiret vnd geſaget: Heute wil ich jhm folgen: Hat darauff ſeine Beichte gethan / predigt gehoͤret / das Hoch - wuͤrdige Abendmahl empfangen / die junge Herrſchafft geſegnet / darauff geſungen vnd ſingen laſſen: Mit fried vnd freud ich fahr dahin ꝛc. Nun laſt vns den Leib be - graben ꝛc. Vnd iſt noch ſelbiges tages geſtorben: da er denn das rechte lange leben erlanget hat. Sonſten aber in gemein pfleget GOtt vnſer Stuͤndlein vns verbor - gen zu halten. Vnd deſſen hat er hochwichtige vrſachen. Denn das geſchiehet der ſicherheit vorzubeugen / Wenn mancher wuͤſte vnd gewiß wuͤſte / daß er noch 30. 40. 50. Jahr zu leben hette / wie wuͤrde er das Haͤndlein empor werffen / wie wuͤrde er des reichen Mannes Liedlein ſin - gen Luc: 16. Gaude anima mea: vnd trinck nun liebe Seele / du haſt einen gutten Vorrath auff viel Jahre: Er wuͤrde ſeiner armen Seele gar vergeſſen / vnd kurtz vor ſei - nem ende zuverſorgen vermeinen. Aber da hat vns nun GOtt vnſer Stuͤndlein verborgen: daß wir in ſteter be - reitſchafft ſitzen ſollen: Indulgentiam Deus promiſit, ſed diem craſtinum non promiſit ſpricht Auguſtinus: Genade hat Gott verſprochen vnd zugeſaget: Aber den morgen - den Tag hat Er vns nicht verſprochen vnd zugeſaget. Derowegen ſol es mit vns heiſſen: Heute wollen wir vns zuGott ſchicken / Cras in nos fiat voluntas Domini, morgen mag Er uͤber vns gebieten / was Er wil: Inducias vel usq́;mane,mane, vel usq́; mane: Ach nur biß morgen / nur biß morgen ſchrey jener vnbußfertige Menſch dorte beym Greg: M. da er die boͤſen Geiſter vmb ſich ſahe: Aber es war zu lan - ge geharret / ſie nehmen ſeine Seele vnd fuͤhren ſie zum reichen Manne in die Hellen. Derowegen ſpare deine Buſſe nicht biß du kranck wirſt: ſondern beſſer dich / weil du n[o]ch ſuͤndigen kanſt. Sirac: 15.

Es geſchiehet die demuth vns wol ein zubilden. Ach wie leichte erhebt ſich einer der Kron vnd Scepter traͤ - get uͤber den Sohn des Gefangenen im Gefaͤngniße Wie leicht erbricht ſich die / ſo in Seiden herein gehet uͤber die / ſo einen Leimeten Kittel an hat Sirac: 40. Exod: 12. Aber wer ſind ſie? Candidati mortis, Heut Koͤnig / morgen todt / Heute Doctor, morgen vnter dem Thor / Heute Magiſter, morgen ins Tods Regieſter / Heute Student / morgen dein Endt / Heute Braͤutgam / morgen Leichnam. Was erhebt ſich denn die arme Erde vnd Aſche? Sirac: 10.

Es geſchiehet Geitz vnd Karckheit zuverhuͤtten. Ach was wuͤrde fuͤr kargen vnd ſorgen ſein? Wenn einer wuͤſte / vnd gewiß wuͤſte / daß er noch 30. 40. 50. Jahr zu leben hette. Weil wirs aber nicht wiſſen / welch Augen - blick wir werden ſterben muͤſſen / ſo dencket ein Chriſt - liches Hertze: Es iſt gnug / das ein jeglich Tag ſeine ei - gene plage habe Matth: 6. Giebet vns Gott das leben / ſo wird Er vns auch das / was zum leben gehoͤret / beſcheren.

Es geſchiehet der verſchwendung vorzubawen / daß wir nicht alles durch die gurgel jagen. O wenn manch naſſer Bruder wuͤſte: das ſein Stuͤndlein ſo nahe were: O wie bald wuͤrde er das Schlemmer Liedlein ſingen: Laſſet vns eſſen vnd trincken / denn morgen ſind wir todt Eſai: 22. Er wuͤrde practiciren was jener ſaget: Alles ver - ſoffen fuͤr ſeinen Endt / das macht ein richtig Teſtament.

Es geſchiehet die Todesfurcht zuverſuͤſſen: O Todt wie bitter biſtu / ſpricht Syrach am 41. c. Wenn an dichgedencketgedencket ein Menſch / der gutte Tage vnd gnug hat / vnd ohne ſorgen lebet / vnd deme es wolgehet in allen dingen / vnd noch wol eſſen mag / Was wuͤrde geſchehen / wenn er wuͤſte eben die Zeit vnd Stunde / wenn jhn der Todt abfodern wuͤrde. Weil wirs denn nun nicht wiſſen / ſo iſt ſolche vnwiſſenheit ein recht φύλτρον vnd Liebe - tranck / daß wir trincken / vnd vnſers leides vergeſſen.

Es geſchiehet das Gebet auff vnſerm Siechbette deſto fleiſſiger zuerwecken. Denn weil wir nach dem Exempel Hißkiæ wol vmb erlaͤngerung vnſers lebens bitten koͤnnen Eſai: 38. ſo wuͤrde ſolches alles nachbleiben / wenn wir wuͤſten / vnd gewiß wuͤſten; daß wir dieſelbe Stunde vnd Augenblick ſterben ſolten.

Es geſchiehet daß wir nun deſto hertzlicher ſehnen vnd verlangen nach vnſerm Ruheſtaͤttlin haben vnd ſa - gen ſollen: Was mein GOtt wil / das geſchehe allzeit / ſein Will der iſt der beſte. Wenn mein GOtt wil / ſo wil ich mit / hinfahren im fried / Sterben iſt mein Gewin / vnd ſchadt mir nicht. Ich warte der zeit / biß GOtt giebt freud / Nach dieſem leidt / die Seeligkeit. Allda iſt weit / ein ander freud / in Ewigkeit / ich wart der zeit. Wie wer - de ich denn ſo froͤlich ſein / werde ſingen mit den Engelein vnd mit der Außerwehlten Schaar / ewig ſchawen Got - tes Andlitz klar.

Hie wende ich mich nun zu denleidtragenden hoch -Apoſtro - phe. bekuͤmmerten Chriſtlichen Hertzen / fuͤhre jhnen dieſes al - les zu Gemuͤthe / vnd weiſe Sie in jhr Vater vnſer / darin - nen ſie beten: HErr dein Wille geſchehe. Vnd weil Got - tes Wille an der ſeeligen Fraw Buͤrgermeiſterin geſche - hen / ſollen ſie jhre Seele mir gedult faſſen / vnd ſagen: Was mein GOtt wil / das geſchehe allezeit / ſein Wille iſt der beſte. Es thut euch freylich weh / vnd uͤber all die maſ - ſen weh / daß Euch GOtt einen ſolchen rieß in ewer Hertz hinein gethan hat.

DAber

Aber Ihr wiſſet / das ewre liebe Ehewirthin / ewre liebe Tochter / ewre liebe Schweſter / ewre liebe Mutter ein Menſch geweſen / vnd ein ſolch Menſch / derer Ziel[i]n Gottes Haͤnden geſtanden Pſal: 31. derer GOtt ein Ziel geſtecket / daß ſie nicht uͤbergehen koͤnnen Job: 14.

Ihr wiſſet daß Sie hie keine bleibende ſtaͤte gehabt hat Hebr: 13. daß Sie eine Pilgram Pſal: 39. ein Frembd - ling Pſal: 120. ein Gaſt auff Erden geweſen Pſal: 119. Ihr wiſſet / was fuͤr eine Zeit wir haben / eine rechte boͤſe Zeit 1. Cor: 10. da wir recht ins nachleſen gerathen Mich: 7. da den Menſchen zu leben bange iſt.

Ihr wiſſet / das es nicht fortuitò plumpsweiſe / ſon - dern nach dem Rath vnd Willen des lieben Gottes ge - ſchehen iſt.

Ihr wiſſet / das eben dieſelbige leiden uͤber ewre Bruͤder in der Welt auch gehet 1. Petr: 5.

Ihr wiſſet / das es nicht zu endern iſt: factum in - fectum fieri non poteſt: Wer wil das gerade machen / das GOtt kruͤmmet.

Ihr wiſſet / das jhr GOtt nur erzuͤrnet / vnd euch ſchaden thut.

Ihr wiſſet / das jhr Sie nicht verlohren / ſondern nur vor her geſchicket: Ihr werdet mit freuden wider ein - aͤrndten / was jhr hie mit thraͤnen außgeſeet habet Pſ: 126. Bedencket bey euch ſelber. Die Ackerleute / wenn ſie in dieſer elenden Kriegeriſchen zeit / jhr Saamkoͤrnlein auff den Acker außſeen vnd außſtrewen ſollen / ſo ſind ſie zwar offt auch gar hertzlich vnd ſchmertzlich daruͤber betruͤ - bet / denn ſie beduͤrfftens wol / daß ſie es mit jhren armen Kinderlein eſſen vnd ſich des hungers erwehren moͤch - ten. Aber ſie erholen ſich doch wider wegen der froͤlichen Erndten zeit / die ſie darauff zu hoffen / vnd zugewarten haben; daß ſie mit Laſtwagen wider einfuͤhren ſollen / was ſieHand vol weiſe außgeſeet vñ außgeſtrewet haben. AlſoAlſo kan wol dieſe hochbekuͤmmerte Hertzen kein ver - nuͤnfftiger Menſch verdencken / daß ſie nicht hertzlich vnd ſchmertzlich betruͤbet ſein ſolten / in dem ſie der ſeeli - gen Frawen in dieſen bekuͤmmerten Zeiten zum hoͤchſten benoͤtiget geweſen. Aber ſie ſollen ſich erholen / vnd an die froͤliche Erndten zeit des lieben Juͤngſten tages ge - dencken / da werden Sie mit freuden wider einerndten / was ſie hier mit thraͤnen außgeſeet haben. Denn die mit thraͤnen ſeen / werden mit freuden erndten / ſie gehen hin vnd weinen / vnd tragen edlen Saamen / vnd kommen mit freuden / vnd bringen jhre Garben.

Habt jhr jtzund dieſen Schatz nicht mehr / Je ſo habt jhr ja GOtt den Vater / der euch Erſchaffen / JEſum Chriſtum / der euch Erloͤſet / den Heiligen Geiſt / der euch geheiliget / die heiligen Engel / die auff ewren dienſt be - ſtellet ſein: Ihr habt Gottes Wort / darauß jhr euch Troſts erholen koͤnnet Pſal: 119. Jer: 50. 1. Maccab: 12. Dero - halben ſo faſſet doch nun ewre Seele mit gedult / vnd ſa - get mit Job: c. 1. Der HErr hats gegeben / der HErr hats ex plenitudine poteſtatis, aus voller Macht vnd Gewalt wider genommen / Der Name des HErrn ſey gelobet vnd gebenedeyet. Vnd dieſes habe ich auff dißmal melden wollen.

JEſus Chriſtus der allmaͤchtige HerrVotum. des Todes vnd Ertzhertzog des ewigen Lebens / Verſiegele dieſen Troſt in den Leidtragenden Chriſtlichen Hertzen durch ſein Wort vnd den heiligen Geiſt / Verſorge die armen Mutterloſen Waͤiſelein / Er - frewe die Seele in der ewigen Freude vnd Herrligkeit / Verleyhe den Coͤrper eine ſanffte ruhe in der Erden / vnd am Juͤngſten Tage eine herrliche vnd froͤliche Auff - erſtehung zum ewigen vnd ſeeligen Leben AMEN / AMEN.

D ijPERSO -

Personalia.

WAs nun ferner vnd inſonderheit vnſere ſeelige Fraw Buͤrgermeiſte - rin anbelanget: Weil es heiſt: Deß Gerechten ſol nimmermehr vergeſſen werden Pſal: 112. Ein Weib / das den Herrn fuͤrch - tet ſol man loben Prov: 31. So wollen wir jhr zum beſchluß ein Epitaphium vnd Lobſchrifft ſetzen vnd auffrichten: wiewol Sie es jhr ſel - ber ſchon geſetzet vnd auffgerichtet hat / weil ſie bey leben geweſen. Sie hats gethan mit Lobwuͤrdigen leben; wir wollens thun mit ruͤhmenden worten. Denn wer ein loͤblich Le - ben fuͤhret; der iſt wuͤrdig eines loͤblichen ruh - mes im tode. Es iſt aber dieſe vnſere ſeelige Fraw Buͤrgermeiſterin Anno Chriſti 1602 den 27 Junij, zu Nacht vmb ein Vhr von Chriſt - lichen / ehrlichen vnd vornehmen Eltern al - hier zu Lewenbergk in dieſes Tage Liecht ge - boren worden.

Ihr ſeeliger Herr Vater iſt geweſen / der weiland Erbare vnd wolgeachteHerꝛ Caſpar Tix / Buͤrger vnd Handelßmann alhier am Ringe Chriſtſeeliger gedaͤchtnis.

Ihr

Ihr ſeeliger Herr Großvater iſt geweſen / der auch weilandt Erbare vnd Wolgeachte Herr Caſpar Tix / Buͤrger vnd Handelßmann am Ringe allhier Chriſtſeeliger gedaͤchtnis.

Ihre liebe Fraw Mutter iſt / die Erbare viel Ehrentugendreiche fraw BarbaraTixin / geborne Grohin / des weilandt Erbaren vnd Wolgeachten Herrn Matern Grohens / Buͤr - gers vnd Handelßmanns allhier am Ringe Chriſtſeeliger gedaͤchtnis nachgelaſſene Fraw Tochter / welche GOtt der HErr uͤber dem vnverhofften Todesfall jhrer lieben Fraw Tochter kraͤfftiglich troͤſten wolle.

Ihre Fraw groſſe Mutter vom Vater iſt geweſen / Fraw Eliſabetha Tixin / geborne Reinharttin Chriſtſeeliger gedaͤchtnis.

Ihre Fraw groſſe Mutter von der Mut - ter Fraw Barbara / geborne Schleyerwebin.

Von dieſen Chriſtlichen / Ehrlichen / vnd in dieſem vnſerm lieben Vaterlande wolbe - kanten Eltern vnd Großeltern / iſt dieſe vnſere ſeelige Fraw Buͤrgermeiſterin / wie geſaget / Anno 1602. den 27 Junii, zu Nacht vmb 1 Vhr zu Lewenbergk in dieſes Tage Liecht geboren worden.

Gleich wie Sie nun von dieſen jhren lie - ben Eltern vnd Großeltern / nechſt Gott / dasD iijnatuͤr -natuͤrliche Leben uͤberkommen: Alſo haben ſie dieſelbe auch hernach alſo bald des andern Ta - ges nach jhrer Geburt zu dem Geiſtlichen Le - ben befoͤrdert / vnd zum Sacrament der Heili - gen Tauffe tragen laſſen / da Sie GOtt in ſei - nen Gnadenbund einverleibet / vnd ein Kind Gottes / eine Braut vnd hertzliebe Hephziba JeſuChriſti / ein Tempel des heiligen Geiſtes / ein Gliedmaß der Chriſtlichen Kirchen / vnd eine Erbin deß Reichs Gottes worden iſt: in welcher H. Tauffe ſie den wunderſchoͤnen Na - men Eliſabetha / welcher ſo viel heiſt als Got - tes ruhe / ein Hertz / darinn Gott ſeine ruhe vnd wohnung hat / erlanget vnd uͤberkommen.

Sie hat aber auch bald in jhrer zarten Kindheit nicht ohne Creutz ſein koͤnnen / ſon - dern als Sie noch nicht das dritte Jahr jhres Alters erreichet / iſt ſie ſchon eine arme Vater - loſe Waͤiſe worden / in dem Ihr GOtt der HErr jhren lieben Herrn Vatern durch den zeitlichen Todt von jhren Augen / vnd alſo zu reden / von jhrer Wiegen hinweg genommen: wie Sie denn uͤber alle maſſen geweinet vnd geſchrien ſol haben / vnd durch aus nicht zuge - ben wollen / daß der ſeelig verſtorbene Vater in Sarg ſolle geleget werden. Alldieweil es aber heiſt nach der vermahnung Pauli Eph: 6. IhrIhr Eltern ziehet ewer Kinder auff in der Zucht vnd Vermahnung zum Herrn / vnd der liebe ſeelige Vater hinweg: die Fraw Mut - ter ſich nach gehaltener zweyjaͤhrigerTrawer zeit / wider verehlichet / vnd den weilandt Er - baren vnd Wolgeachten Herrn Wolff Gneuſ - ſen / Buͤrgern vnd Handelßmann allhier / nu mehr auch Chriſtſeeliger gedaͤchtnis / gehey - rathet: So haben die vnſere liebe Fraw Buͤr - germeiſterin / die Fraw Mutter vndHerr pfle - ge Vater Vir ex æquo bonus, in jhren jungen Jahren fleiſſig zur Schule gehalten / da Sie denn die fundamenta jhres Chriſtenthumbs aus dem kleinen Kinder Cathechiſmo des H. Lutheri / vnd andern Schulbuͤcherlein wol gelernet: hat ſich auch in rechnen / fertig leſen / ſchreiben vnd nehen ſo wol geuͤbet: daß Sie es vielen jhren Mitſchuljungfrawen weit zuvor gethan: welches nicht allein jhre liebe Fraw Mutter in jhrem andern Wit wenſtande: ſon - dern auch jhrem lieben EhHerꝛn in ſeiner Na - rung vnd Handlung / ſonderlich jtzigen betruͤb - ten zeit / ſehr zutraͤglich vnd erſprießlich gewe - ſen. Ihren Jungfrawen ſtand hat ſie ſtill / Er - bar / vnd eingezogen / als einer Chriſtlichen Jungfrawen gebuͤhret / gefuͤhret / hat jhre liebe Fraw Mutter in jhrem Witwenſtande nichtbetruͤ -betruͤbet: ſondern jhr fleiſſig zur Hand gegan - gen: Ihrer lieben Fraw Mutter Hauß vnd Nahrung hat ſie jhr das liebſte ſein laſſen / vnd ohne erhebliche vrſachen ſich nicht aus dem - ſelbigen begeben / das fruͤemorgen Gebet / die Wochen - vnd Sontags-predigten mit jhrer lieben Fraw Mutter vnd Frawen Schweſter fleiſſig beſuchet / vñ alſo eine rechte Jungfraͤw - liche Eliſabetha geweſen. Die Heilige Bibel welche iſt die einige Richtſchnur vnſerer Se - ligkeit / hat Sie etliche mahl mit fleiß durchle - ſen / die fuͤrnembſten Spruͤche daraus jhr auff - gezeichnet / vnd in jhre Gebetbuͤchlein getra - gen: wie ſie jhr denn die Sterbekunſt jhr Ma - nuale vnd Handbuͤchlein ſein laſſen. Weil ſie ſich auch je vnd allwege fuͤr eine arme Suͤnde - rin erkennet / die nicht allein in Suͤnden em - pfangen vnd geboren: ſondern auch jhre an - geborne Suͤnde mit wircklichen Suͤnden ge - haͤufft: hat Sie ſich offt mit denlieben jhrigen zum Beichtſtuel vnd Hochwuͤrdigen Abend - mahl gefunden vnd eingeſtellet / jhre Suͤnden auff den breiten Ruͤcken Jeſu Chriſti geleget / vnd zu gewiſſer Verſicherung der vergebung derſelbigen / ſeinen wahren Leib vnb Blutt ge - noſſen vnd empfangen: hat ſich mit jhrer Fraw Schweſter ſo geſchwiſterlichen verglichen /vndvnd vertragen: daß Sie ſelber ſagen vnd be - kennen muß: daß Sie offt geſaget: daß Sie ſie als jhr halb Hertz liebete. Traun: das iſt ei - nes aus den dreyen ſchoͤnen dingen / die beyde GOtt vnd Menſchen wolgefallen: wenn Ge - ſch wiſter ſich trewlich mit ein ander einen vnd meinen Sirac: 25.

Den heiligen Ehſtand / welchen GOtt ſel - ber eingeſetzet vnd geheiliget / den hat ſie auch nicht verachtet: ſondern / da Sie jhre Mann - bare Jahre erreichet / hat Sie ſich aus ſonder - licher ſchickung Gottes vnd reiffen rath jhrer Fraw Mutter / vnd der lieben jhrigen Anno 1624 den 1 Octob: in denſelbigen begeben / mit dem Ehrenveſten / Wolweiſen vnd Wolbe - nambten Herrn Melchior Krecklern / dieſes vnſern lieben Vaterlandes an jtzo wolverord - neten regierendem Herrn Buͤrgermeiſter / fuͤr - nehmen Handelßmann allhier am Ringe / dem nun mehr hertzbetruͤbten vnd hoch bekuͤm̃er - ten Herrn Wittiber / welchen GOtt der HErr durch ſein Wort vnd heiligen Geiſt uͤber die - ſem hochſchmertzlichem Hertzen rieß kraͤfftig - lich troͤſten woile: daß er ſeinen willen in Got - tes Willen ſtelle / vnd mit Job ſage c. 1. Sicut Domino placuit: ita factum eſt. Wie es dem[Herr] gefallen / alſo iſt es geſchehen: VndEmitmit David 2. Sam: 12. Ich werde wol zu jhr fahren / ſie koͤmpt nicht wider zu mir.

Ihren Ehſtand haben Sie friedlich vnd ſchiedlich in Lieb vnd Einigkeit mit einander gefuͤhret zehen Jahr vnd 32 Wochen. Ach wie trewlich hat Sie jhrem lieben Herrn beyge - ſtanden / wie manche ſawre muͤhe / hat ſie jhn uͤberhoben: ſonderlich in dem jtzo hochbe - ſchwerlichen Ampte / darein jhn der liebe Gott geſetzet. Ach was in dieſen bekuͤmmerten / elen - den / Kriegeriſchen zeiten vnd laͤufften Regi - mentsſorgen vnd Buͤrgermeiſter Ampt fuͤr ei - ne ſch were Laſt ſey / wie es alle kraͤfften ſchwaͤ - che / vnd vor der zeit Alt vnd Graw mache / das verſtehet vnd glaubet der tauſende nicht. Man nehme jhm nur ein einfaͤltig gleichnis? Bey gutem / ſtillen / gluͤckſeligem Winde vñ Ge - witter auff dem Meer / da kan ein jeder leicht Nauclerus vnd Schiff Regent ſein. Wenn aber alles vngeſtuͤm̃ iſt / wenn das Meer vnd die Waſſerwogen ſauſen vnd prauſen / wenn die Waͤllen ſich wie groſſe Berge erheben / wenn alles wancket vnd ſchwancket / vnd es heiſt mit den Schiffleuten: Præſentemq́; Viris intentant omnia mortem, da gibts muͤhe vnd arbeit / da gibts auff vnd abſteigen / da jagt eine angſt die ander / da gibts achtung geben / daß das Schiffnichtnicht vntergehe / oder an Felſen gedruͤmmert werde. Alſo vnd gleicher geſtalt fuͤrwar ge - hets in dieſen letzten elenden trawerzeiten mit den Regimenten vnd Regenten groß vnd klei - nen zu: jhre angſt vnd muͤhſeeligkeit iſt nicht außzuſprechen. Haben derowegen deſto mehr vrſache vnſere Regenten vnd Stadt Vaͤter in ehren zu halten / vnd deſto fleiſſiger vnd Hertz - licher fuͤr ſie zu beten. Das verſtund vnſere ſee - lige Fraw Buͤrgermeiſterin gar wol / derowe - gen Sie jhre gantze Haußhaltung ſo angeſtel - let / daß jhrem lieben Herrn ſein Ampt nicht ſchwerer gemacht / fondern viel mehr / ſo viel an jhr / leichter gemachet werde. Es hat Sie auch GOtt der Herr in jhrem wehrendem Ehſtande nicht vngeſegnet gelaſſen: ſondern neben einem ehrlichen außkommen auch fuͤnff liebe Eh - vnd Ehren-pflaͤntzlein gegeben vnd beſcheret / als vier Soͤhne vnd eine Tochter / ſo noch alle am leben / welche GOtt der Herr als ein Vater der Wittwen vnd Waͤiſen ver - ſorgen / vnd mit ſeinem heiligen Geiſte regie - ren wolle / daß Sie jhme zu ehren / vnd jhrem lieben Herrn Vater zu troſt auffwachſſen / vnd an alter vnd gnade bey GOtt vnd Menſchen zunehmen moͤgen. Wie Sie denn dieſelben an jhrem ſeeligen Ende nicht allein jhrem liebenE ijHerrn /Herrn / Fraw Mutter / vnd Frawen Schwe - ſter: ſonden auch dem Herrn Rectori vnſer Schulen / der Sie in jhrer kranckheit erſuchet / trewlich anbefohlen / vnd jhn hertzlich gebe - ten: Er wolle ſich / wie er biß anhero der gan - tzen Stadtjugend trewlich gethan / auch jhrer lieben Kinder ferner in trewen annehmen: daß Sie etwas redliches Studiren vnd lernen moͤchten: GOtt wuͤrde deſſen ein reich er ver - gelter ſein: wie Er ſich denn auch deſſen nach moͤgligkeit zuthun erboten vnd erklaͤret hat.

Anno 1629 den 14 Octob: als die Verfol - gung in vnſerm lieben Vaterlande angegan - gen / iſt Sie mit jhrem lieben Herrn gar willig ins Exilium vnd Elend gezogen / daß jhre vmb Gottes vnd ſeines Worts willen gerne ver - laſſen: wie Sie wol wuſte: das man nicht die ehre bey dem Menſchen lieber haben ſolte: als bey GOtt: vnd das die jenigen / die vom rech - ten Glauben zum vnrechten abfielen / GOtt zum Schwerdt verdam̃et habe Sirac: 27. 27. vnd ſich mit jhrem lieben Herrn vnd Kindlein nacher Goͤrlitz begeben / vnd drey Jahr alda auffgehalten.

Als aber Anno 32 daſelbſt groſſe vngele - genheit wegen Pluͤnderung vnd Sterbens ge - fahr eingefallen / iſt ſie von jhrem lieben Herrnmitmit theils jhren Kindern nach Breßlaw ver - ſchicket worden: alda Sie ſich ſo lange auffge - halten / biß der liebe GOtt vnſer liebes Vater - landt mit den Augen ſeiner Barmhertzigkeit wider angeſehen / vnd vns ſein Wort vnd den rechten brauch der Hochwuͤrdigen Sacra - menten wider gegeben vnd beſcheret. Da hat Sie ſich mit frewden mit den lieben jhrigen wider anhero gewendet / vnd jhrem frommen GOtt fuͤr dieſe groſſe Wolthat hertzlich ge - dancket. Was Sie aber dieſe drey Jahr neben vns vnd andern from̃en Chriſtlichen Hertzen fuͤr Angſt vnd Schrecken auch mit außgeſtan - den: kan ein jeder Vernuͤnfftiger / der zu ruͤcke gedencket / bey ſich ſelber abnehmen vnd er - kennen.

Im gemeinem Chriſtenthum̃ hat Sie ſich als eine Chriſtin / ſo viel in dieſer ſchwachheit moͤglich verhalten: GOtt gefuͤrchtet: jhren Ehmann hertzlich geliebet / jhrer Fraw Mut - ter gehorſamet / mit jhrer Fraw Schweſter ſich trewlich geeinet vnd gemeinet / jhre Kin - der in der Zucht vnd vermahnung zum Herꝛn aufferzogen / das Predigampt vnd alle gelehr - te Leute reſpectiret, jhre Obrigkeit veneriret, mit jhrem Nechſten friedlich vnd ſchiedlich ſich vergliechen: konte Sie jhnen nicht froͤm -E iijlichlich ſein / ſo war Sie jhme auch nicht ſchaͤdlich: ließ jederman bey gleiche: war niemand ver - drißlich oder beſchwerlich / wartete des jhren / vnd verhielt ſich alſo: das wol niemand vnter vns / der jhr das leben nicht hertzlich gerne laͤn - ger goͤnnen wolte / wenn es des lieben Gottes Wille geweſen were.

Omnia tunc bona ſunt clauſula quando bona. Ende gut / alles gut. O wol iſt hie geweſen. Welcher wie Simeon entſchlaͤfft / Sein Suͤnd erkeñt Chriſtum ergreifft: So muß man ſeelig ſterben.

Was nun vnſer ſeeligen Frawen Buͤr - germeiſterin Abſchiedt aus dieſer Welt anbelanget: ſo hat Sie ſich eine geraume zeit dahero zwar immer geklaget: Aber den zehen - den May dieſes Monats war Donnerſtag fuͤr acht Tagen: hat Sie es gegen Abend mit ei - nem ſo harten Fieber angeſtoſſen: daß Sie ſich alſo bald zu Bette legen muͤſſen. Ob man nun zwar auch nach Syrachs vermahnung die or - dentliche Mittel nicht verachtet: ſondern ne - bens dem lieben Gebet das zu Hauſe / in der Kirchen / vnd in der Schulen fleiſſig geſche - hen / auch dieſelben zur Hand genommen: Esanan nichts mangeln laſſen / die ſeelige Fraw Buͤr - germeiſterin auch alles willig gebraucht / was jhr von dem Herrn Phyſico Ordinario vnſers lieben Vaterlandes S. Excellenz verordnet worden: ſo haben doch die kraͤfften in ſolcher geſchwinder eil bey jhr abgenom̃en: daß ſie ſich von jhrem kranck vnd Siechbette nicht wider auffmachen koͤnnen. Darauff Sie Sontages fruͤh jhren Herrn Beichtvater vnd Seelſor - ger zu ſich erfordern laſſen / jhme jhr Glau - bens bekaͤntnuͤs gethan: Darauff mit bußfer - tigem gleubigem Hertzen ſich zu GOtt gewen - det / jhre Beichte gethan / die troͤſtliche Abſo - lution vnd vergebung jhrer Suͤnden in hertz - licher Andacht vnd tieffſter Demuth angehoͤ - ret / das Hochwuͤrdige Abendmal des Herrn / als das pignus futuræ gloriæ, das Pfand der zu kuͤnfftigen Herrligkeit / mit hoͤchſter reverenz vnd ehrerbietung genoſſen vnd empfangen / vñ darauff Gott hertzlich fuͤr ſolche groſſe Gnade vnd Wolthat gedancket / vnd vmb die Chriſt - liche verſoͤhnung auff offentlicher Cantzel von jederman bitten laſſen. Sontag gegen Abend hat ſichs anſehen laſſen / als weñ ſichs zur beſſe - rung begeben / vnd Gott der Herr die kranck - heit wider wenden wolte. Aber es hat ſich balt widerumb eine groſſe Mattigkeit ſpuͤren vndmerckenmercken laſſen / vnd ſich der liebe ſchlaff nicht wider finden wollen. Derowegen man mit dem lieben Gebet angehalten: das es GOtt nach ſeinem Vaͤterlichen Willen / vnd jhrer ſeeligkeit ſchicken wolle: wie ſie ſich auch bald im erſten antritt jhrer kranckheit / dem Willen Gottes gaͤntzlich uͤbergeben. Dienſtag fruͤhe vmb drey Vhr hat die Sprache gantz nachge - laſſen: aber doch bey guttem verſtande ver - blieben: Alſo das / wenn Sie von jhren lieben Seelſorger gefraget worden: Ob Sie auch jhren Herrn Jeſum in jhrem Hertzen hette / vnd darinn behalten wolte: hat Sie ſonder - liche Zeichen von jhr gegeben: jhre Haͤnde gen Himmel gehoben / jhre Augen in die hoͤhe ge - wendet / vnd damit zuverſtehen gegeben: daß Sie jhren Herrn Jeſum Chriſtum in jhrem Hertzen hette / vnd behilte. Vmb halber ſechs Vhr hat ſich die Sprache wider funden: da Sie mit deutlichen worten angefangen / vnd geſaget: Das Ewig Gutt / macht rechten muth / dabey ich bleib / wag Gutt / Ehr vnd Leib / GOtt helff mir uͤberwinden.

Was Ihr nun hierauff von jhrem lieben Herrn / von jhren lieben Seelſorgern / von jhrer lieben Fraw Mutter / von jhrer liebenFrawFraw Schweſter / vnd andern Verwandten vnd Bekanten / wie zuvor / auch dazumahl / fuͤr Spruͤchlein vorgeſprochen / vnd Gebetlein fuͤrgebetet worden / vnd wie hertzlich Sie mit geſeufftzet vnd gebetet / iſt in ſolcher kuͤrtze vn - moͤglich zu erzehlehlen. Als ich jhr vnter an - dern das Seufftzerlein ex 1. Joh: 1. vor ſprach: Das Blutt Jeſu Chriſti des Sohnes Gottes mein / das waͤſcht mich von allen meinen Suͤn - den rein / Auff diß Spruͤchlein wil ich ſchlaffen ein / vnd mit mir nehmen ins Grab hinein. Da ſagte Sie mit außgedruckten worten: Auff diß Spruͤchlein wil ich ſchlaffen ein / vnd mit mir nehmen ins Grab hienein. Sonſten wa - ren jhre gemeine Spruͤche: Geneſ: 32. Herr ich laſſe dich nicht / du ſegneſt mich denn. Pſal: 73 Herꝛ / wenn ich nur dich habe ꝛc. Pſal: 31. Herꝛ Jeſu Chriſte in deine Haͤnde ꝛc. Laß mich dein ſein vnd bleiben / getrewer GOtt vnd Herr ꝛc. Das ewige Gutt / macht rechten muth ꝛc. Herꝛ Jeſu Chriſt du hoͤchſtes Gutt / Ich bitt dich durch dein thewres Blutt / mache nur deinem Kinde das Ende gut ꝛc. Die Seele die du haſt erloͤſt / der gieb HErr JEſu deinem Troſt. Ihre Gebetlein waren: Hilff Helffer hilff in Angſt vnd Noth ꝛc. O JEſu Gottes Laͤmme - lein ꝛc. Hie lieg ich armes Wuͤrmelein / kan re -Fgen we -gen weder Hand noch Bein ꝛc. Hierauff fieng ſich nun alles an zu einem ſeeligen Ende zu - ſchicken. Da verlohren ſich wider kraͤfften vnd ſprache mit einander. Als wir das ſahen / fingen wir an vnd beteten: daß GOtt der HErr diß ſein Geſchoͤpffe / daß Er zu ſeinem Ebenbilde erſchaffen / daß Gutt / das JEſus Chriſtus mit ſeinem thewrem Blutte ſo thewer erkaufft / den Tempel / darinnen GOtt der heilige Geiſt gewohnet / fuͤr allem Vnfall behuͤtten / vnd zum ewigen Leben bewahren wolle. Vnter ſolchem hertzlichem Gebet vnd ſeufftzen / iſt ſie zwiſchen ein vnd zwey der halben Vhr nach Mittage ſanfft vnd ſeelig ohn alle vngedult / ohn einiges ruͤcken vnd zuͤcken eingeſchlaffen / jhres gantzen alters nicht mehr als 32 Jahr / 45 Wochen / 5 Tage / vnd lebet vnd ſchwebet nun fuͤr dem Thron vnd Angeſichte Gottes / vnd ſinget mit allen heiligen Engeln vnd Auß - erwehlten Kindern Gottes.

Ad portum veni, nemo mea funerafletu
Condecoret; Vivo, lætitiâꝙ́ fruor.
Zum ſeeligen Port ich kommen bin /
Alles mein trauren iſt nun dahin:
Niemand meinen todt beweinen ſoll:
Ich lebe in Gott vnd geht mir wol:
Ich
Ich nehme nicht die gantze Welt /
Silber / Gold vnd alles Geldt /
Vnd kaͤm aus dieſem frewden Saal
Zu Euch in ewren thraͤnen Thal.

NVn zu gutter Nacht / hochgeehrteValet - Segen. Fraw Buͤrgermeiſterin: Nun geſegne euch Gott ꝛc Der letzte lieb - vnd Ehrendienſt / den jhr euren Nechſten hier in dieſer Welt habt erzeiget vnd erwieſen / iſt / daß jhr Chriſtlichen ehrlichen Leuten zu jhrem Hochzeitlichen Eh - renfeſt erſchienen; vnd der Jungfraw Braut Hochzeitliches Ehrenkraͤntzlin dem Diener Chꝛiſti fuͤr dem hohen Altar gebracht; daß ers dem Herꝛn Braͤutigam auffgeſetzet hat: Nun jtzt hat euch GOtt auffgeſetzet die Krone der Ehren / die Krone des Lebens / die vnverwelck - liche Krone: Ach welch eine ſchoͤne Krone habt jhr von der Hand des Herrn? Hier habtSap: 5. jhr nicht mit vns in der ſtreitenden Kirchen die Him̃elfahrt halten koͤnnen: Aber jtzunder halt jhrs mit der Triumphirenden Kirchen immer vnd ewiglich. Ach mit was fuͤr groſſem ſchmertzen hat euch ewer lieber Herꝛ verlaſſen muͤſſen: Aber mit groſſen freuden vnd wol - locken ſeid jhr von ewrem Himliſchen Ehren - Braͤutigam Chriſto JEſu empfangen wor -F ijden.den. Mit groſſem Hertzeleid ſeid jhr von ewer lieben Fraw Mutter dimittiret worden: Aber mit groſſer Wonn vnd Frewde ſeidt jhr von ewrem lieben vorangeſchickten Herr Vater angenom̃en worden. Mit groſſem Wehmuth ſeid jhr von ewer lieben Fraw Schweſter ge - ſegnet worden: Aber mit groſſen frewden ſeid jhr von ewren vorangeſchickten Bruͤdern an - genom̃en vnd empfangen worden. Mit heu - len haben Euch ewre liebe Kinder verlaſſen: Aber mit groſſen frewden ſeidt jhr von den Kindern Gottes im Himmel vnd ewigem Le - ben empfangen worden.

Nun ewre Seele hat Gott ſo wol gefallen. Daruͤmb hat Er Euch auch vnter vns Suͤn - dern nicht lenger wiſſen wollen: ſondern iſt mit Euch geeilet aus dieſem boͤſen leben Sap: 4. Ihr ſeidt nun in der ruh / wir ſindt noch in der vnruh / Ihr ſeidt bald volkommen worden / Wir leben noch in der vnvolkommenheit. Ihr habet nun das rechte Alter / vnd die recht grawe Haare erlanget: Wir wiſſen nicht wie alt wir werden / vnd ob wir nicht vnſer grawe Haare mit Hertzleidt in die Grube hinunter bringen werden. Ihr ſeid nun der boßheit der Welt gar entgangen: Wir wiſſen nicht / was wir noch werden ausſtehen muͤſſen. Nun wirgoͤnnengoͤnnen Euch ewer ſeeligkeit von Hertzen / vnd ſehnen vns hernach mit ſchmertzen.

Was laſſet jhr vns aber / hochgeehrte Fraw Buͤrgermeiſterin / vnter deſſen zu gutter letzte?

Nichts mehr als: Ich habe einen gutten Kampff gekaͤmpffet / Ich habe den Lauff vol - lendet / Ich habe Glauben behalten vnd ein gut Gewiſſen: Nun iſt mir bey geleget die Krone der Gerechtigkeit ꝛc. O jhr meine liebe Geleits Leute / kaͤmpffet auch einen gutten Kampff / vollendet den Lauff / behaltet Glauben vnd ein gut Gewiſſen / ſo wird Euch dermahl eins auch beygeleget werden die Krone der Ge - rechtigkeit / welche mir der Herr der Gerech - te Richter beygeleget hat / vnd nicht allein mir / ſondern auch euch / vnd allen die ſeine Erſchei - nung lieb haben. 2. Timoth: 4.

Das helff vns nu Chriſtus vnſer Troſt
Der vns durch ſein Blut hat erloͤſt
Vons Teufels Gewalt vnd ewiger Pein /
Ihm ſey Lob / Preiß vnd Ehr allein.

AMEN / AMEN / AMEN.

F iijAbdan -

Abdanckung.

Ehrwuͤrdige ꝛc Geehrte / Großguͤn - ſtige / Guͤnſtige Herren / werthe liebe Freunde: Es ſchreibet der Hochweiſe Seneca in ſeiner Tragædia Thyeſtes genant / recht wol:
Res Deus noſtras celeri citatas turbine verſat: ()

Der groſſe GOtt draͤhet vnd verkehrt all vnſer thun vnd vorhaben in einem Augenblick vmb vnd vmb. Denn ob zwar alles ſterbliche viel vñ mancherley verendrungen vnterworf - fen / wie der Grichiſche Poëte Menander ſaget / ſo iſt doch bevorauß das Menſchliche leben gantz vnbeſtendig vnd zweifelhafftig / daß jhn vnſer keiner nichts gewiſſes einbilden / oder ſich des morgenden Tages verſehen darff. Ich wil nicht glauben / das die vngeſtuͤmmen Meeres Waͤllen ſo offte ans Vfer ſchlagen / oder die Baͤume in den Waͤldern von Sturm - winden vnd Hagel ſo offte zittern: als offte der Menſch ſchrecken / gefahr / angſt vnd noth / vn - gluͤck vnd elend erfahren vnd vertragen muß. Auff eine einige Frewdenſtunde folgen gemei - niglich etliche Trawer tage. Je gluͤckſeliger ein Menſch / je mehr er ſich in dieſe jrrdiſche dingezuver -zuverlieben vrſach hat: je hefftiger trawret er / wenn er ſich ſeiner hoffnung / vnd ſo lieb - reicher Geſellſchafft in einem huy beraubet ſi - het. Ja der ſchoͤne Sonnen glantz wird von den truͤben Wolcken nicht ſo bald vertunckelt / die Lilien vnd Roſen verlieren nicht ſo bald jhre praͤchtige bluͤth / ein Schiff wird nicht ſo geſch winde von Waͤllen vnd Klippen zer - ſchmiſſen vnd zerſchlagen: alßbald der arme Menſch aus Reichthumb in Armut / aus Freu - de in Trawrigkeit / aus dem Leben in Todt ge - ſetzet wird. Dannenhero der hocherleuchte Auguſtin wunder ſchoͤn redet / wenn er ſpricht: Dieſes leben iſt ein zweiffelhafftiges leben / ein blindes leben / ein elendes leben: welches die hitze vertrocknet / die Lufft vergifftet / eſſen vnd trincken beſchweret / hunger vñ durſt ver - zehret / kummer vnd betruͤbnuͤs verkuͤrtzet / Ehre vnd Reichthumb erhebet / vngluͤck vnd Armut zu boden ſtoͤſt / die Jugend auffrichtet / das Alter nieder druͤcket / die kranckheit zer - bricht / vnd nach dieſem allem der Todt rau - bet / alſo / daß / wenn es nun dahin / gleich were es nie geweſen / geachtet wird.

Dieſes verſtehen die Abiſſiner Moren wol: von denen gemeldet wird: daß ſie jhrem Fuͤr - ſten oder Koͤnige / ſo offte er verreiſet / oderſonſtſonſt außgehet / ein Crucifix vnd guͤlden Ge - ſchuͤrr mit Erden gefuͤllet vorzutragen pfle - gen: Dardurch ſie jhn beydes ſeines Chriſt - lichen Glaubens / vnd auch ſeiner ſterbligkeit erinuern wollen / damit er ſich ja keine Stunde ſicher ſchaͤtzete / ſondern vielmehr die eitelkeit des Menſchlichen lebens betrachtete: welches offte / wenn es am ſchoͤnſten glaͤntzet / vnd wie lauter Gold vnd Silber ſchim̃ert / mit Staub vnd Erde verſcharret wird.

Ein Augenſcheinliches Exempel haben wir an der weiland viel Ehrentugendſamen Frawen Eliſabeth geborne Tixin / des Ehrn - veſten / Wolweiſen vnd Wolbenambten Herrn Melchior Krecklers / vnſers geliebten Vater - landes wolverordneten Herrn Buͤrgermei - ſters vnd fuͤrnehmen HandelßMannes / mei - nes geehrten großguͤnſtigenHerrn vnd Freun - des / vertrawetem Ehſchatz. Wie hatte Gott dieſelbige nicht allein mit ſeinem reichen Se - gen begnadet / ſondern auch zu hohen Ehren erhaben! Ihre Kinder ſungen vnd ſprungen vmb ſie herumb wie die Oelpflaͤntzlein: Vnſer Herꝛ Buͤrgermeiſter liebte ſie von Hertzen / vnd lebte mit jhr in groͤſter einigkeit. Wenn ich auch jhre andere gaben nach genuͤge herauß ſtreichen / vnd mit mehrem anziehen wolte:waswas Er in ſeiner geſegneten Nahrung / vnd hochbeſchwerlichem Regier Ampte fuͤr troſt / fuͤr rath / fuͤr ruhe vnd frewde bey jhr gefun - den: wuͤrde ich demſelbigen die tieff geſchlage - ne Hertzens wunde nur vernewren. Sie ſelbſt ſtund in jhrer beſten flor / vnd hette ſich alters halben noch lange nicht des Todes beſorgen duͤrffen. Aber ach / wie baldt wendet ſich das vnbeſtendige Gluͤcksrad? In dem ſie in Hoch - zeitlichen Ehrenfreuden ſitzet / vnd von keiner kranckheit zuſagen weis / ſihe / da triefft ſie der vnbarmhertzige Todt mit einem ſo ſtarcken Fieber: daß jhr in wenig Stunden alle kraͤff - ten genommen / vnd ſie ins Todtbette darnie - der geleget hat. Da iſt nun inner fuͤnff Tagen der gantze Lebenslauff geendet / vnd alles in tieffſte trawrigkeit verkehret. Das heiſt ja:

Res Deus noſtras celeri citatas turbine verſat. ()

Billich weinen die lieben Kinder: Denn die Krone jhres Hauptes iſt gefallen. Billich weinet die Fraw Mutter vnd Fraw Schwe - ſter: denn jhre luſt vnd frewde iſt dahin. Bil - lich trawret vnd klaget der hochbetruͤbte Herꝛ Wittiber: denn ſeine Augen Sonne: ſein lieb - ſter troſt iſt verblichen. Du groſſer GOtt / wie vnerforſchlich ſind deine Wege / vnd wie wun -Gderbarderbar deine Wercke! das du dem / der dich zu lieben denckt / der das Regiment vnter deinem Volcke fuͤhret / der deiner Kirchen vnd Schu - len alles gutte zuthun / bemuͤhet iſt / ſeine liebſte Hertzens freundin / vnd eben zu der zeit von der Seiten geriſſen da er jhr am meiſten be - noͤhtiget. Aber der du alles gut macheſt / kanſt auch dieſes nicht boͤſe gemeinet haben / vnd wird ſolches von dir gewiß zu einen gutten ende geſchehen ſein. Darumb denn auch die hochbetruͤbten Hertzen nicht allen troſt aus den Augen ſetzen / ſondern viel mehr in dem vn - wandelbaren Willen GOttes beruhen wer - den. Ich verwundere mich offte: wie ſich doch die armen Heyden uͤber dem tode der jhrigen ſo zu frieden geben koͤnnen: daß ſie auch zum theil gemeiner: ſambt den verſtorbenen gar wol geſchehe / vnd dahero der Todt nicht zu fuͤrchten. Die Cauſiani haben die gebornen bit - terlich beweinet / vud die todten ſeelig gepreiſt. Eſchylus hat die jenigen geſtrafft / welche / das der Todt boͤſe vnd zu fuͤrchten ſey / gelehret. Solon nennet in ſeinem geſpraͤche / daß er mit dem Lydier Koͤnige Cröeſo gehalten / den Tod einen beſchluß Menſchliches elendes. Socrates hat jhn mit dem ſchlaff / wie auch der Home - rus, welcher dieſe beyde Bruͤder genennet / ver -glichen.glichen. Pauſanias meldet: das bey den Elëern, welches Peloponneſiſche vnd Grichiſche Voͤl - cker geweſen / in dem Tempel der Goͤttin Juno ein Weib abgemahlet geſtanden / welche einen eingeſchlaͤfften / vnd zwar einen weiſſen Kna - ben / mit der rechten / mit der lincken aber einen ſchwartzen gehalten: Durch den weiſſen ha - ben ſie den Schlaff / durch den ſchwartzen den Todt / vnd durch das Weib / ſo dieſe beyde ge - nehret / die Nacht angedentet. Nichts deſto - weniger aber iſt das jenige / damit ſie die bit - terkeit des todes vertrieben / in warheit alſo beſchaffen: das es bey vns wenig verfangen / vnd kein Chriſtliches gemuͤth genugſam be - ſaͤnfftigen wuͤrde. So nu dieſes die Heyden ge - than / vnd ſich im trawren alſo gemaͤſſiget: nur daß ſie das Lob der tugend erlangen moͤchten: wie viel mehr ſollens Chriſten thun: welche noch darzu wiſſen: das die jhrigen nicht ohn gefehr dahin fahren: ſondern das es Gott ge - than: das ers vns vñ jhnen zum beſten gethan: ja was das meiſte iſt / daß ſie in der Hand des Hoͤchſten ruhen / vñ zu ſeiner zeit viel herꝛlicher vnd volkommener auß jhren Graͤbern herfuͤr gehen / vnd Ewig gruͤnen vnd bluͤhen werden. Nun der trewe GOtt verleyhe vnſer weiland geliebten Fraw Buͤrgermeiſteriñen eine ſanffteG ijruhe /ruhe / vnd freudenreiche[ Aufferſtehung] / troͤſte die hochbetruͤbten Hertzen / vnd gebe das vn - ſer Herr Buͤrgermeiſter / die ſchwere Laſt ſei - nes hohen Amptes zu Gottes Ehren / zu be - foͤrderung der loͤblichen Juſtitz, zu erbawung des geplagten Vaterlandes / vnd jhm ſelbſt zu Lob vnd Ruhm gluͤcklich hinaus fuͤhre. Die - ſem nach wende ich mich zu denen Ehrwuͤr - digen ꝛc: meinen geehrten / großguͤnſtigen / guͤn - ſtigen Herrn / vnd werthen lieben Freunden / dancke jhnen allerſeits im Namen des hoch - betruͤbten Herrn Wittibers / vnd der gantzen anſehlichen Freundſchafft dienſtlich vnd von Hertzen: daß ſie in ſo Volckreicher verſamlung erſcheinen / vnd dieſes Leichbegaͤngnuͤß mit jhrer gegenwart ehren vnd ziehren wollen: Wie jhnen nun dieſer Ehrendienſt ſehr lieb / vnd in jhrem betruͤbnuͤß nicht wenig troͤſt - lich geweſen: alſo gewiß ſindt ſie hingegen ent - ſchloſſen ſolche groſſe Freundſchafft vnd ge - neigten willen vmb einen jeden nach gebuͤhr zu verſchulden / trewlich wuͤndſchende: daß der groſſe GOtt die Herren allerſeits vor dero - gleichen betruͤbnuͤß lange zeit freyen vnd behuͤ - ten wolle.

Chryſoſtomus Schultz.

Troſt -

Troſt-vnd-Trawer - Liedt.

NIcht doch / nicht doch / halt doch inne
O du groſſer Menſchen Feindt?
Die Fraw Buͤrgermeiſterinne
Wird durch dieſen Pfeil gemeint:
Muß denn nun der Todes pein /
Alles vnd vnterworffen ſein?
Kan dich nicht der glantz der Ehren /
Nicht das ſchoͤne Gold vnd Geldt /
Nicht die freundligkeit bethoͤren /
Die doch zwinget alle Welt?
Muß denn nun der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein?
Sihe doch mit was vor ſchmertzen
Angſt / gefahr / vnd trawrigkeit /
Dieſe Zwey vertrawte Hertzen Deine Tyranney zerſchneidt?
Muß denn nun der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein?
Dencke wie die lieben Kinder
Gieſſen eine thraͤnen Fluth /
Die Fraw Mutter vnd nicht minder
Die Fraw Schweſter klaͤglich thut /
Muß denn nun der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein?
Kunte nicht das ernſte klagen
Waſſer / Fewer / vnd den Lauff Denn der ſchoͤne Sonnen Wagen
Fuͤrgenommen / haltn auff?
Muß denn nun der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein?
G iijWeil
Weil die Eve ſich verſtiegen
In dem Garten ſchoͤnſter luſt /
Vnd die Schlange ließ betriegen
Daß ſie jene Frucht gekoſt;
Muß nun auch der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein?
Weil wir alle abgewiechen
Weil die ſtarcke Suͤnden Gifft
Durch die gantze Welt geſtriechen /
Vnd der Menſchen Hertzen trifft;
Muß nun auch der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein.
Weil der Monde wird verdecket
Vnd das guͤldne Himmels Heer /
Weil die Sonne ſich verſtecket /
In das groſſe Abend Meer /
Muß nun auch der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein.
Weil die Bluͤmlein auff den Feldern
Alle wider vntergehn /
Weil die Baͤume in den Waͤldern /
Offters bloß vnd trawrig ſtehn;
Muß nun auch der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein.
Weil kein Adler auff den ſpitzen /
Keine Voͤglein in der Lufft /
Keine Wuͤrmlein ſicher ſitzen /
In der aller tieffſten Grufft;
Muß nun auch der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein.
Aber iſt nicht JEſus kommen /
Welcher alle Krafft vnd Macht /
Vnſern
Vnſern Feinden abgenommen /
Vnd das leben wider bracht?
Solte denn der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein.
Wenn der ſchoͤne Taw der Erden
Mit den Sternen wird vergehn /
Vnd die Wolcken krachen werden /
Wird nicht alles aufferſtehn?
Solte denn der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein.
Alle Frommen werden ſchweben /
In der groͤſten Herrligkeit /
Vnd in ſchoͤnſten Frewden leben /
Auſſer aller Maß vnd Zeit;
Solte denn der Todes pein /
Alles vnterworffen ſein.
Wer im Himmel eingeſchrieben /
Wer nach Lob vnd Tugend ſteht /
Seinem Gotte Trew verblieben /
Vnd darauff zu Bette geht /
Dem wird alle Todes pein /
Nur ein Weg zum Leben ſein.

Chryſoſtomus Schultz.

ACh! Ach! hat nicht genug Herr Kreckler ſchon erliedten
Bey dieſer Eiſren Zeit / da Mars mit grimm vnd wuͤtten
Auff alle Menſchen ſtuͤrmt / das Land mit Blutte netzt
Vnd manche ſchoͤne Stadt in Staub vnd Aſche ſetzt?
Iſts nicht genug das ſich Angſt / Kummer / Leid vnd Sorgen
In ſeinem ſchwerem Ampt gefunden alle Morgen;
Daß Er fuͤr vnſer Stadt ſo manche liebe Nacht
Ohn ruh vnd ſuͤſſen ſchlaff mit wachen hingebracht?
Muß
Muß Er nun weiter dann noch mehr als andre Buͤrger
An jtzt betruͤbet ſein von dir O Menſchen Wuͤrger!
Vnd fuͤhlen ſolchen Schmertz / dem keiner auff der Welt
(Wie groß er jmmer ſey) die gegenwage helt?
Sein Hertze iſt betruͤbt / vnd thut mit Blutte rinnen
Weiln durch die Todes macht / vnd grimmiges beginnen /
Es nun getrennet iſt / fuͤr alle luſt vnd freud
Wird jtzo nichts geſpuͤrt als lauter weh vnd leid.
O ſtrenger Wuͤttericht! der gar niemanden ſchonet
Dem Scepter vnd dem Pflug an gleicher Muͤntze lohnet /
Der ſeinen Todtenkahn vor allem Stande fuͤllt
Bey denn kein Geldt noch Kunſt / noch andre Tugend gilt:
Hat deinen ſtrengen Sinn nicht koͤnnen dann bethoͤren
Ihr eiferig andacht / damit Sie ſtets that ehren /
Durch jhre Lebens Zeit / den Dreymahl groſſen GOTT
Vnd Ihm allzeit fuͤrhielt des Vaterlandes Noth?
Hat Sie dann gantz vnd gar nicht dein erſtalte Sinnen
Mit jhrer Keuſchheit / Zucht / vnd Scham bewegen koͤnnen?
So ſiheſtu auch nicht die groſſe Liebe an
Damit Sie allezeit einander zugethan?
Nein. Ach! ach! So iſt nun der Spiegel aller Jugend /
Der Glantz / das Liecht / der Stern / die Blume aller Tugend /
Vnd aller Frawen Zier durchs Todes Grim̃ vnd Krafft /
In jhrer ſchoͤnſten bluͤth die ehren weggerafft.
DIe Frewd vnd Troſt ſo Euch / Herr Kreckler hat erquicket
Als offte Ihr in Noth / vnd aͤngſten angeblicket /
Den nun verbliechnen Stern: iſt weg / es iſt dahin /
Des Lebens auffenthalt / die Kummerwenderin /
Der Kinder Feſt vnd Stuͤtz iſt nun dahin geriſſen
Ihr Liecht iſt ohne ſchein / Sie ſindt Verwaͤiſt vnd muͤſſen
Nun ohne Mutter ſein / die Schweſter geht betruͤbt
Vnd iſt nicht die Sie iſt / weiln Sie die ſo Sie liebt
Itzt nicht mehr lieben kan; Darumb wer wil doch wehren
Herr Krecklern das jtzund nicht eine Bach voll Zeeren /
Euch
Euch flieſſen Wangen ab / vnd Ewres Hauſes Zier
Mit Euch vnd jhne nicht betrawren fuͤr vnd fuͤr.
Doch weiln bey dieſer Zeit / da Hunger / Peſt / vnd Eiſen
Bald ferne von vns weg / bald wider zu vns reiſen
Der Todt ein ſicher Port / den jhm ein jeder Chriſt
Auff dieſer See der Welt z’erlangen auſſerkieſt:
So haͤlt das klagen an: Es hat ſich nun geendet
Mit Ihr all Angſt vnd Qual / Sie hat nun angelendet
An den gewuͤndſchten Port / vnd lebt jtzt ohne Noth
Sie iſt todt ledendig / vnd wir lebendig todt.

Martin Schultz

ACh! Ach! vnd aber Ach! was nur fuͤr pein vnd ſchmertzen
Ich jtzund fuͤhlen thu in mein’m betruͤbten Hertzen?
Weil der grimmige Todt mit ſeinem ſcharffen Pfeil
Dich / liebſte Schweſter / hat ſo in geſchwinder eil
Von mir getrennet ab. Solt Ich dich nicht beklagen
Wie David Jonathan / vnd mit Ihm gleichſam ſagen?
Mein Freundin iſt dahin; das Hertz iſt gantz zertheilt;
Kein Menſch auff dieſer Welt iſt / der den ſchmertzen heilt.
das macht mich lebens ſatt / das macht / das Ich verachte
Der Welt / Ehr / Luſt vnd Frewd / vnd ſtets nur darnach trachte:
Das du Mein ander Ich / vnd Ich dein halbes Hertz
Beyſammen moͤchten ſein: eh wird nicht heil mein ſchmertz.
Drumb kom̃ / HErr JEſu / kom̃ / laß doch bald bald erſcheinen
Den lieben Juͤngſten Tag: laß mich doch nicht mehr weinen
Vnd lenger leiden ſchmertz: ſondern kom̃ kom̃ behend;
Komm O HErr JEſu komm / vnd machs mit mir ein end /
Vnd fuͤhr mich an den Orth in das gewuͤndſchte Leben /
Das ich vnd mein halb Hertz zuſammen moͤgen ſchweben
In ſolcher Lieb vnd Frewd / in ſolcher Herrligkeit
So wehren wird ohn end / biß in all Ewigkeit.

(Pſal. 51.v.1.)Gott Sey Mir Gnedig.

HWenn

D. Cyprian. Serm. De Mortalit.

Cum videre Christum ſit gaudere? nec poßit eſſe
gaudium noſtrum, niſi cum viderimus Chriſtum,
qvæ cæcitas animi, qvæ dementia fuerit, timere
mortem, amare preſſuras, pænas, & lacrymas mun -
di, & non potiùs feſtinare ad gaudium, qvod nun -
qvam poßit auferri?
EXilium mea vita fuit, dolor, angor, & horror,
Sed Deus exilium ſuſtulit auxiliô;
Laus ſit Ter-Gemino, qvi dulcora vit amarum,
Hic erit Orphanulûm (crede Marite) Parens;
Non igitur nimiùm cruciêris mortis ob ictum,
Ex Pathmô mundi cerno Torevma Poli;
Caſus is occaſus vitæ eſt terreſtris, & ortus
Cœleſtis; Quis non ſìc obiiſſe velit?

GregorI CernitI, Colonienſ. Gymn. Görlic. CoL.

WEnn fuͤrs Todes Macht vnd Grawen /
Vnd fuͤr ſeiner Tyranney /
Koͤnte ſicher ſein vnd frey;
Der ſein hoffnung vnd vertrawen
Setzt in aller Angſt vnd Noth
Allein auff den lieben GOtt:
Wenn
Wenn dem Tode koͤnt entfliehen
Der / ſo in der beſten bluͤt
Seines Alters / Tugend uͤbt /
Vnd liebt / mit dem Er ſtets ziehen
Solt am ſuͤſſen Liebes Joch:
Ihr / Fraw Muhme / lebtet noch.
Aber nein! fuͤrs Todes toben
Hilfft kein Jugend / Tugend / Ehr /
Noch from̃ ſein / vnd was ſonſt mehr
An den Menſchen iſt zu loben:
Weil Fraw Buͤrgermeiſterin /
Euch der Todt geriſſen hin /
Die Ihr wahr’t die Augen-Sonne
Ewres Herren fuͤr vnd fuͤr /
Aller Frawen Ehr vnd Zier /
Der Fraw Mutter freud vnd wonne /
Der Fraw Schweſter halbes Hertz /
Ewer Kinder Troſt (O ſchmertz!)
Denn ſolt das nicht bringen ſchmertzen
Euch / Herr Schwager / weil dahin
Ewer Kummerwenderin /
Die Euch hat geliebt von Hertzen /
Die in Ewer Ampts beſchwer
Euch offt hat getroͤſtet ſehr?
Solte das auch nicht betruͤben
Euch / Fraw Mutter / weil geſchwind
Ewer wolgezognes Kind /
Das Euch pflegte ſehr zn lieben /
In der ſchoͤnſten Alters zeit
Durch den Todt iſt abgemeit?
Die Fraw Schwerſter gleicher maſſen
Geht gantz betruͤbt daher
Vnd empfindet groß beſchwer /
H ijWil
Wil ſich nirgend troͤſten laſſen:
Denn es bringt zu groſſen ſchmertz
Ihr nu mehr zertheiltes Hertz.
Ach wie ſoltet auch nicht weinen
Ihr / O liebſten Kinderlein!
Die Ihr muſt beraubet ſein
Der / die es gar trewlich meinen
Mit Euch pflegte Tag vnd Nacht /
Vnd Euch hatt in gutter acht.
Aber haltet inn mit klagen
Vnd verſtopfft die Thraͤnen bach /
Denn ſie dienen nicht zur ſach.
Iſt jemand dahin getragen
Nach dem Leib ins Grab ein mahl
Nach der Seel ins Himmels Saal /
Der wird kommen nimmermehre
Wider in diß Jammer Hauß /
Darinn Er geſtanden auß
Lauter Angſt / Creutz / vnd beſchwere /
Denn Er iſt ſchon in der ruh
Da kein Creutz mehr ſtoͤſſet zu
Da nur lauter Jubilieren
Bey der Außerwehlten Schar /
Da kein Kriegs noth vnd gefahr /
Vnd kein trawren iſt zu ſpuͤren:
Sondern lauter Friedens zeit /
Freud vnd Wonn in Ewigkeit.
Drumb / O Ihr betruͤbten Hertzen
Vber dieſen Todes fall /
Seidt zu frieden allzumahl!
Denn Ihr koͤnt mit leid vnd ſchmertzen
Vnd mit weinen nicht zu ruͤck
Bringen ewres Hertzens ſtuͤck.
Goͤnnet
Goͤnnet Ihr die Frewd vnd Wonne
Vnd die langgewuͤndſchte ruh /
Die Sie hat erlanget nu /
Vnd jtzt leuchtet als die Sonne
Mit der ſchoͤnen Ehren Kron
In des hohen Himmels Thron
Mitlerweil laſt vns bereiten:
Daß wir moͤgen fertig ſein /
So bald GOtt ſein Engelein
Vns zu ſchicket zu begleiten
Auß dem Angſt vnd Thraͤnen thal
In den Troſt vnd Frewden Saal.

auß hochbetruͤbtem vnd mitleidendem Hertzen hat ſolches ſchrei - ben wollen Christophorus Cato Defunctæ Conſobrinus.

Quis honus haud mecum gemat, & ſuſpiria fundat?
Quis non flebilibus lugeat usꝙ́ modis?
Scilicetê vitâ mors diripit omnia; nigras
Iure, ſuo cunctis injicit illa manus.
Hæc quoꝙ́ Kreckleri Leorinæ Conſulis Urbis,
Uxorem, fulcrum, præſidiumꝙ́, domus.
Crudelis rapuit. Sed quid? DEUS optimus illam
Hanc mundi tritam jußit abire viam.
Nam fuit illa quidem conjux perchara marito
Eliſabetha: DEO ſed mage chara fuit:
Armatus cunctas virtutes proterit orbis;
Virtutem quisquis diligit, aſtra petit.
H iijErgò
Ergò ô Flos Patriæ juſtum compeſce dolorem,
Ihova pater benè qui, quod facit omne facit.
Conjux nunc captat cœleſtis gaudia vitæ,
Gaudia quæ nemo corde vel aure capit:
Nullus huic dolor eſt; ſed dulcia caſtra quietis;
Nullus ibi mœror, ſed bona cuncta vigent.

Ultimi honoris & amoris ergo appoſuit Fridericus Prauserus Lignicenſis Sileſius Schol: Leorin: Alumnus.

Accidit in puncto, quod non ſperatur in anno;
Heu nimium verâ voce poëta canit!
Infans nunc moritur, modò vir, modò pulchra puella:
Torquet nos omnes, undiq; triſte malum.
Non opus eſt Teſte: hoc ait Experientia. Clade
Conjugis atq; Tuæ, Magne Patrone, patet:
Hæc tanquam flores florebant culmine celſo:
Tanquam flos cecidit, proh dolor! ante dies,
Jure Tuo, Couſul, premis altum corde dolorem;
Nam quam ſperabas, uſq; vigere, jacet.
Flete ô vos pueri! veſtrum deflete dolorem:
Quæ modo noſtra fuit, portus & ara, jacet.
Heu miſeros fletus! quis jam promittere noſtrúm
Harmonicos poſſet flent ubi cuncta, ſonos?
O factum
O factum male! dum Te mors inopina peremit,
Deferis, heu! mœſtos, dum tua fata ſubis.
O factum bene! quæ nunc terq; quaterq; beata
Aſpectu gaudes, Alloquioq; Dei.
Nec tamen in video æternam Matrona ſalutem:
Sed ſimili potius me ratione paro.

Obſervantiæ & mœroris ergò ſcripſi Fridericus Arndt March - Luſat: Schol: Leorinæ Alum.

WAs GOtt beſchlieſſen thut / das muß alſo ergehen /
Solt auch die gantze Welt daruͤber nicht beſtehen
Hat GOtt dem Menſchen hier / einmahl ſeins lebens Ziel
Geſtackt / ſo muß er fort / wenn GOtt / nicht wenn er / wil.
Drumb zuverwundern nicht / daß der Poëte ſinget:
Was man nicht hoffen thut in Jahre / das gelinget
Gar offt in kurtzer zeit / in ſehr geſchwinder eil
Geſchehen offtermahls die groͤſten dinge: weil
Der Menſch / ſo heute roth vnd newlich iſt geweſen
Voll frewd vnd wolgemuth / ligt vnd kan nicht geneſen
Itzund in hoͤchſter Noth / die jhn zum uͤberfluß
So hefftig ſetzet zu / daß er verbleichen muß.
Da iſt nun widerumb kein vnterſcheidt zu mercken;
Die weil der grimmig Todt ſich immerdar thut ſtercken:
Er fuͤhret ja ſo bald auff ſeinen todten Kahn
Ein junges Menſchen Kind: als einen alten Man.
Wie hierauff denn gar recht das alte Spruͤchwort deutet:
Das man ſo bald dem Kind / als einem Mann außleutet
Dem ſey nun wie jhm wil: wir muͤſſen alle dran:
Wie die erfahrung ſelbſt genugſam zeiget an.
So
So dem Todt hett jemals die Weißheit widerſtanden /
So were Salomon noch wol in ſeinen Landen?
Koͤnte beredſamkeit / dem Tode widerſtehn?
So hette Cicero nicht duͤrffen vnter gehn?
So Reichthumb auch koͤnt hier dem Tode was abkauffen
So were Crœſus nicht des Todes Weg gelauffen?
Imgleichen Helena / ſo jhrer ſchoͤnheit Pracht
Hier widerſtanden het der harten Todes macht?
Was thu ich aber doch? was wil ich lang anziehen
Exempel viel vnd groß / wie wir von hinnen fliehen
Ein ſolches haben wir / Fraw Buͤrgermeiſterin
An euch erlebt die Ihre jtzund gegangen hin
Gleich wie zur Sommers zeit die Roſe gar ſchoͤn bluͤhet
Vnd auch das gruͤne Feld anmuttig ſehr außſihet
Alſo Ihr werthe Blum auch bluͤhtet gleicher weiß
In dieſem Garten hier vom hohen Ehrenpreiß
Mit vielen Bluͤmelein von Wunder ſchoͤnen farben
Als je gefunden ſindt vnter Minervæ Garben
Die Tugend / Gottes furcht / die rechten arten ſindt
Der Blumen / ſo man nur in Gottes Garten findt
Mit vielen ſeidt Ihr nun in dieſer Welt begabet
Geweſen / darumb Ihr auch dieſes Lob noch habet /
Das dieſe Tugend tieff in euch gewurtzelt ein
Gebracht ſehr ſchoͤne Fruͤcht ſehr ſchoͤne Bluͤmelein
Noch halff euch ſolches nicht; denn es gilt keine Tugend
Kein Reichthum̃ / Gelt vnd Gut / kein Schoͤnheit / Zucht noch Jugend
Noch irgend eine Kunſt / wider des Todes macht
Die euch Fraw Krecklerin hat klaͤglich vmbgebracht.
Drumb weinet ewer Herr / gar hochberuͤbt von Hertzen
Vnd iſt bekuͤmmert ſehr / Ob dieſen groſſen ſchmertzen
Das ſein Gemuͤth inzwey / das Hertz vnd Sinn getrennt
Die Augen gleichſam ſindt / von thraͤnen gantz geblendt.
Zu wundern iſt es nicht / daß er ſich ſehr betruͤbet:
Weil er verlohren hat / was er ſehr hoch geliebet /
In
In ſeinen ſchweren Ampt die beſte Troͤſterin
Die Kummerwenderin die iſt genommen hin.
Der Kinder wehrte Kron vnd Seul iſt hin gefallen
Drumb hoͤret man jtznnd das trawer Lieder ſchallen
Weil ſie beraubt ſindt der ſo ſie bey Tag vnd Nacht
Verſorget vnd verſehn / genommen wol in acht
Ach! Ach! des groſſen leids! daß jhr Herr Kreckler ſpuͤret /
Wenn jhr der Kinderlein Gebet vnd Seufftzen hoͤret /
Wenn jhr betrachten thut die groſſe Noth vnd Leidt
Damit Ihr allerſeits jtzund vmbgeben ſeidt.
Wer wil ſich vnterſtehn die Klage zu beſchreiben
So die Fraw Mutter vnd Fraw Schweſter offte treiben?
Niemand iſt vnter vns der dieſes Seufftzen hoͤrt
Daß er fuͤr groſſem Leid / nicht gleichſam werd bethoͤrt.
Du toller Wuͤtterich was hat dich denn bewogen
Das du vom frembden Ort kompſt her zu vns geflogen
Beweiſeſt deine tuͤck in dieſem vnſren Hauß
Vnd fuͤhreſt vnverſehns den beſten Schatz hienauß?
Ihr aber mein Patron ſolt jtzund billich wiſſen
Warumb der ſchnoͤde Todt ſo bald Euch weggeriſſen
Von Ewer ſeiten hin die beſte EhrenKron
Mit der Ihr habt gelebt in hoͤchſter Freud vnd Wonn.
Von GOttes ruͤhret her, nicht aber nur auß ſtercke
Des Todes GOtt der thut ſolch vnd dergleichen Wercke
Der iſts / der dieſe in acht allein dem Tode giebt
Der ſeine Tyranney an Ihr hat außgeuͤbt.
Darumb ſo ſolt Ihr nicht verzagen wie die Heyden /
Sondern euch troͤſtn nur in dieſem ewrem leiden
Wie Job vnd andre mehr in dieſer Welt gethan:
Weils Ihm der hoͤchſte GOTT alſo gefallen lan /
Denn warumb wolt Ihr euch den trawren gar ergeben:
Weil ewer liebſter Schatz / iſt in ein ander leben
Verſatzt vnd iſt befreyt / von Tauſendfacher pein
Damit wir vmb vnd vmb noch hie vmbgeben ſein.
JIhr
Ihr iſt von Hertzen wol / Sie lebt in Frewd vnd Wonne
Sie leuchtet wie die Stern / vnd wie die helle Sonne:
Da iſt Sie kommen hin da iſt Sie hin verſetzt
Da in all Ewigkeit kein Auge wird genetzt /
Da lebet Sie jtzund bey vielen tapffern Helden
Vnd Frawen / derer Lob die Buͤcher noch vermelden
Wo Sie Ihr offt gewuͤndſcht wohin Sie offt begehrt
Da iſt Sie endlich nun mit Ehren eingekehrt.
Vnd hat numehr erlangt darnach wir alle ſtreben
Vnd preiſt den hoͤchſten GOtt in jenem andern Leben
Sie hat fuͤr jhren Schatz den HErren JEſum Chriſt
Bey dem Sie jtzo wohnt vnd in Ihm ſelber iſt.
Wolan Fraw Krecklerin wir goͤnnen Euch von Hertzen
Die nun erlangte ruh / darnach Ihr euch mit ſchmertzen
Gar offt geſehnet habt vnd erwarten mit fleiß
Biß vns GOtt auch zu Euch verſetzt ins Paradeiß.

F. A. M. L.

Moestisssimus Dominus Viduus, Pie Defunctam Conjugem Alloquitur.

Ergonè tàm ſubitò, conjux, mea ſola voluptas
Exhalas animam? & recubas ſub mole ſepulchri?
Ergonè tàm ſubitò noſtris complexibus (eheu!)
Te tollis? nec (ut ante) mihi tua baſia figis?
Conjugii, Elisabetha, ſacrato fœdere noſtro
Tute toro, quondam dulci ſociata fuiſti:
Sed modò (proh!) illud bis quinos duximus annos:
En nimium fera mors in noſtros ſævit amores,
Ac te ſpem ſolam rapit (ah!) de pectore charo.
Eſt
Eſt ubi nunc animi de te perſuaſio noſtri?
Eſt ubi, qui fuerat, ſermo tùm nectare quovis
Dulcior? En quid adhuc ſupereſt non lumine caſſum
Dum ſine ſole domus, thalami dum pignora grata
Errant rellicti (dolor ô nimium!) ſine matre.
Proh optata diu ſubitò Deus irrita fecit,
Et decus ipſe meis oculis jam ſuſtulit omne!
Ah! ah! me viduum mundo Elisabetha relinquis?
Flete meos ergò caſus juvenesꝙ ſeneſꝙ,
Matres atꝙ viri ſuffundite fletibus ora:
Namꝙ mihi periit conjux, ſuavißima conjux.
Hac ſine luctiſono conſumo pectora luctu:
Hac ſine triſte mihi certò eſt tramittere vitam,
Dulce quidem mortem mortali more ſubire.

Ipsa Defuncta Re - spondet.

Quidjuvat immenſis, conjux, fœdaſſe querelis
Vultum? quid proſunt jam nimiæ lacrymæ?
Vixi equidem, fateor; verum nimis alite nata
Triſti, fortunæ, dum mala multa tuli.
Vita fuit ſimilis morti: nunc vivere verè
Dicor; nam Christi me tenet alma manus.
Nunc vivo placidè: vos urgent fata periclis:
Mens mea jam fruitur colloquioꝙ Dei.
I ijArdua
Ardua nunc etiam rutili ſuper æthera cœli,
Digna meis factis præmia multa fero.
Nos tamen illa dies æterno fœdere junget
Compenſans, thalami gaudia parva, diu.
Vivite nunc ergò: vitam hanc optate ſupernam
Eſt eadem vobis iſta terenda via.
Nunc, Krecklere, vale, conjux, dulcißime conjux:
Vos, ô vos, liberijamꝙ valete mei:
Et ſoli Christo confidite rebus in arctis:
Hic certò veſter tutor & altor erit.

Amoris & favoris, debitæq; reverentiæ ergò apponebat Bartholomæus Hoppius Jun: Scholæ Patriæ alumnus.

O Mors! ô quantos infers mihi dira dolores!
O quam dirumpis gaudia magna mihi!
Turbabas mœſto me funere conjugis ante:
Unica quæ vitæ ſpesq́; ſalusq́; fuit.
Jam poſtquam anni (proh) pauci abiêre, recurris,
Alteram & uxorem falce rapace petis.
Quis non per magnum ſentiret corde dolorem?
Grata etenim notis omnibus illa fuit.
En pietas! en cana fides! en vivida virtus
Nunc jacet! uxorem mors rapit atra bonam.
Nam
Nam plenum fidei pectus vivacis habebat
Intus: ut externè teſtificata fuit;
Te lugent igitur meritò materq́; ſororq́;,
Atq; tui liberi tam cita fata dolent.
Ipſe relictus ego viduus quem ſemperamavit
Præ reliquis lacrymo, ut pectora fida decet.
Orbatus ſociâ atq; fideli mente maritæ,
Heu miſeram vitam triſtis inopsq; traho!
Verum ſic voluit quoniam fabricator Olympi,
Ejus debemus juſſa paterna ſequi.
Is nobis vitam tribuit, repetitq; tributam,
Scilicet in cujus, vitaq́; morsq; manu.
Da Deus ut rectò duca mus tempora vitæ;
Et nos in verâ Religione fove.
Donec ab hac miſerá lacrumarum valle recepti,
Læti ſcandamus regna beata poli.

Obſervantiæ & amoris ergò adjungebat Tobias Seilerus Scholæ Patriæ alumnus.

Qui vitæ ſociam lethali funere linquit
Is meritò lacrymas fundit ab ore ſuo.
Tu vitæ ſociam, Conſul clarißime linquis
Rectè ergò lacrymas fundis ab ore tuo.
Qui vitæ ſociam cœli ſuper æthera mittit
Is meritò grates ſolvit ab ore Deo.
I iijTu
Tu vitæ ſociam cœli ſuper æthera mittis
Rectè ergò grates ſolvis ab ore Deo.
Det Deus omnipotens cœli terræꝙ́ creator
Ut traducamus tempora noſtra piè:
Et tandem in regno poßimus vivere cœli
Cum geniis Sanctis, omnibus atꝙ piis!

Mœroris & obſervantiæ ergô apponebat, Elias Seilerus, Scholæ Patriæ alumnus.

Ingentes meritò turbant tua corda dolores,
Vir prudens, ſapiens, usq, colende mihi:
Ex oculis quoniam denos dilecta per annos
Rapta tuis Conjux teq́; tuosq́; fugit.
Tàm pietatis amans! & tot virtutibus aucta!
Grataq́; fæminei gemma, decusq; chori.
O duram nimiùm, neſcit quæ parcere mortem!
O rigidæ nimiùm ferrea jura necis!
Sed quidnam, quæſo, facies ampliſſime Conſul?
Pectore pacato triſtia ferto mala.
Et placidè dicas: Fiat tua ſancta voluntas,
O Deus! in factis juſtus es usq; tuis.
Non amiſſa tibi verùm præmiſſa putetur
Uxor, ad excelſi templa ſerena poli.
Ad
Ad quam tu venies: Non ad te venerit illa:
Hæc tibi ſpes animum nunc animoſa levet.
Non igitur nimium luge: moderare dolori.
Omne nocet nimium: ſed moderata decent.
Quod reſtat tandem: Numen cœleſte precabor:
Ut numeres vitæ tempora longa tuæ.
Det Deus omnipotens: quò poſſis corpore ſano
Imperii rectè frena tenere tui!

Honoris & favoris ergò plangebat Godofredus Böttnerus, Vigeſcentis Scholæ Leorinæ alumnus.

[figure]

GORLITII LUSATIORUM.

Anno: D CXXXV.

About this transcription

TextDe praefixo vitae termino. Tröstliche Leich vnd Ehrenpredigt/ von dem vorgesteckten Lebens Ziel deß Menschen ex Jobo 14. c. v. 5, 6.
Author Tobias Seiler
Extent71 images; 15100 tokens; 4471 types; 100339 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDe praefixo vitae termino. Tröstliche Leich vnd Ehrenpredigt/ von dem vorgesteckten Lebens Ziel deß Menschen ex Jobo 14. c. v. 5, 6. Bey dem Volckreichen Leichbegängnüß Der Erbaren viel Ehr-vnd Tugend-reichen Frawen Elisabethen Krecklerin Tobias Seiler. . 71 [Görlitz]1635.

Identification

Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 F 1622/13 / 386414

Physical description

Schwabacher

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
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ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 F 1622/13 / 386414
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