JHr meine Geliebte vnd Andechtige in dem HErrn Chriſto Jeſu: Gar art - lich haben die lieben Alten Kirchenlehrer daß Geiſtreiche ſchoͤne Pſaͤlterlein des hei - ligen Koͤnigs vñ Propheten Davids einer Apotecken vnd ſchoͤnen Garten vergliechen. Denn wie in einer Apotecken allerley Artzney vnnd Labſal zu fin - den / damit ein Krancker ſich anſtreichen / in zuhangen - den Ohnmachten erquicken / in groſſer Mattigkeit la - ben vnnd ſtercken kan. Eben alſo ereignen ſich in dem Pſalter Davids krefftige Labſaln / welche viel betruͤb - te / viel krancke vnnd matte Hertzlein gebrauchet / ſich darmit beſtrichen / vnd zimlich erquicket haben.
Jn einem Garten ſind allerley ſchoͤne wolriechen -A ijde Blu -2Chriſtliche Leichpredigt. de Blumen: Aber einem beliebt bißweilen dieſes / ei - nem andern ein anders Bluͤmlein abzubrechen / ein Reuchbuͤſchlein daraus zu machen / daran zu riechen / vnnd ſich darmit zu laben / vnd zu erquicken. Alſo iſt freylich auch der Pſalter Davids voll ſchoͤner vnd woll - riechender Blumen: Aber einem Chriſten gefellet vor andern dieſes oder jenes Spruͤchlein / welches er jhme in den Garten des heiligen Geiſtes abbricht / vnd zu ſei - ner notturfft ſtets vnd fleiſſig gebrauchet.
Jnmaſſen dann der weiland Ehrnveſte vnd Hoch - geachte Herr David Lotter / Churfuͤrſtlicher Saͤch - ſiſcher LandRentmeiſter ſeliger / zu ſeiner ſtuͤndlichen Labung vnnd Erquickung / daß abgeleſene Spruͤchlein des heiligen Davids in ſeiner toͤdtlichen Schwachheit außerkohren vnd gebrauchet. Weiln dann ſolches aus dem Pſalm Davids genommen / welchen Herr Luthe - rus ſeliger / ohne das verordnet / daß man jhn krancken vnd ſterbenden Leuten fleiſſig fuͤrhalten ſolle / auch des Herrn LandRentmeiſters hinterlaſſene Fraw Wittib / vnd anverwandten geſucht vnd gebeten / dieſes kurtze Gebetlein des Herrn Rentmeiſters / zum letzten Ehren - gedechtnuͤß / vnd vielen Chriſten zu nuͤtzlicher anleitung zu erklaͤren / So wollen wir vns auch nun zur betrach - tung deſſelbigẽ / ohne fernern eingang wenden vñ bege - ben / Anhoͤrende / Davids Lamentationem, & ora - tionem, wie der liebe David ſo engſtig - lich gewimmert / gewinſelt / geklaget / vnd in ſeiner groſſen noth zu Gott ge - ruffen habe.
Hier -3Chriſtliche Leichpredigt.Hiervon wollen wir auffs kuͤrtzeſte vnd einfaͤlti - geſt reden vnd hoͤren.
Ewer Chriſtliche Liebe bereite jhre Hertzen vnd Ohren zu fleiſſiger[a]ndechtiger beharrlicher auffmer - ckung.
Der getrewe Barmhertzige GOtt verleihe vns allen die Gnadenkrafft des heiligen Geiſtes / vmb ſeines geliebten Sohns Jeſu Chriſti vnſers HErrn vnd Heylandes willen / Amen.
DArmit wir nun / Meine Geliebte in dem HErren Chriſto JEſu / dieſes verleſene Kern - Spruͤchlein Davids recht verſtehen lernen / ſo laſſet vns auff nachfolgende vmbſtende achtung haben:
Erſtlich / Wer doch der ſey / der ſo engſtiglich hie klaget vnd winſelt?
Fuͤr das andere / Waruͤber dann die Klage ge - ſchehe?
Zum dritten / Gegen wem?
Vnd zum vierdten / Warzu / oder zu was ende? Was dann der liebe David begehre / das jhm auff ſolch ſein wimmern vnd wehklagen widerfahren ſolle?
Anlangende nun das Erſte Puͤnctlein / wer doch der ſey / der hie ſo klaͤglich thut / der von ſo groſſer Hertzens angſt / von ſo groſſen noͤthen / von ſolchemA iijJam -4ChriſtlicheLeichpredigt. Jammer vud Elend redet / ſo gibts der Titel vnnd die Vberſchrifft des Pſalms / das es der liebe David ſey / der David / verſtehet der Jſai Sohn geweſen / der Da - vid / der ohn alle ſeine Gedancken auff GOttes verord -1. Sam. 16. nung zum Koͤnig geſalbet worden / 1. Sam. 16. Cap. der David / der ein Außerwehlter Gottes / ein von Gott mit dem heiligen Oel geſalbter genennet wird / Pſalm. 89. der David / der ein Mann nach dem Hertzen vnndActor. 13. Wunſch Gottes geweſen / Actor. 13. der David / der ein außerkohrner Koͤnig vnd Prophet geweſen / der vnſermMatth. 1. Matth. 15. Matth. 22. Marc. 12. Luc. 20. HErren GOtt gleichſam im Schoß geſeſſen / nach wel - chem Chriſtus JEſus ſo offt Davids Sohn geheiſſen worden / Matth. am 1. am 15. am 22. Marci am 12. Luc. am 20. Cap. vnd an andern orten mehr.
Dieſer liebe / dieſer heilige David muß hie vber - laut dermaſſen winſeln vnnd wehklagen / das es einem Stein in der Erden erbarmen moͤchte.
Je waruͤber klaget er dann[?]was iſt doch dem lieben ſeligen Mann Gottes geweſen?
1. Klaget er vber groſſe Angſt ſeines Hertzens: Die Angſt meines Hertzens iſt groß / ſpricht er: das iſt / Jch fuͤhle / das mein Hertz ſehr geengſtet iſt / das mir gar bang wird vmb das Hertz. Mein Hertz iſt gepreſſet / es wird gequelet / vnd von ſchmertzen gleich - ſam belagert / wie daß Woͤrtlein Angſt oder Zur, inPſalm 116. Pſalm 118. der heiligen Sprach lautet / vnnd alſo gebrauchet wird im 116. ſo wol im 118. Pſalm Davids / vnnd an andernorten5Chriſtliche Leichpredigt. orten mehr. Die Angſt iſt nun Geiſtlich / vnd ent - ſtehet vber dem auffwachen vnſerer Suͤnden / ſie entſte - het vber der erinnerung des Zorns vnnd ſtrengen Ge - rechtigkeit Gottes / Sie erfolget wann wir gedencken an das grimmige wuͤten vnd toben des leidigen Teuf - fels. Dieſe groſſe Angſt heiſſt ſonſten die druckende Hand Gottes / die Pfeile Gottes / die Baͤche Belials / Pſalm 18. vnd Pſalm 32. 38. Wann ſich Gott in einenPſalm 18. Pſalm 32. Pſalm 38. Pſalm 13. Pſalm 77. Eſa. 49. Grawſamen verwandelt / wann er thut als ob er hette vnſer vergeſſen / als ob er vns ewiglich verſtoſſen hett / vnd keine Gnad mehr erzeigen wolle. Es iſt aber auch die Angſt groß bißweilen / bey manchem Leiblich / zu - mal in ſchweren vnd gefehrlichen Kranckheiten / wann die Krefften entgehen / wann die Mattigkeit vberhand nimmet / da klagen die Patienten hefftig / wie groß die Angſt ſey bey jhnen / wie weh jhnen das Hertz thue / wie daſſelbe beklemmet / gepreſſet vnd gequelet werde. Das iſt eins / waruͤber David klage / nemblich / vber die groſ - ſe Angſt ſeines Hertzen.
Es klaget der liebe David fuͤr das andere / vber die Noͤthen / daß Woͤrtlein Mezukah, heiſſet meiſten - theils auch leibliche Noͤten / allerhand Vngluͤck / Creutz vnd Truͤbſal / das einem Menſchen hie auff Erden be - gegnet. Jn ſolchen Noͤthen nun / ſtack David auch / darumb er derſelbigen in ſeiner Klage mit Namen er - wehnet vnd gedencket.
Fuͤr das dritte / ſo klagt er vber den Jammer vnd Elend / in welchem er ſtecke vnd ſchwebe. Durch den Jammer verſtehet er ſeine Nichtigkeit vnd Vnwirdig -keit.6Chriſtliche Leichpredigt. keit. Ach wil er ſprechen / Herꝛ ich bin ein armer ſchlech - ter Menſch / ach ich bin nichts fuͤr deinen Augen / ach bey mir iſt nur jam̃er zu finden / an allen orten / ein Marter - holtz bin ich / vnd viel zugering / vñ vnwirdig aller dein[e]r trewe. Durch das Elend verſtehet er ſeine Muͤheſeligkeit / Laborem hats der Lateiniſche Dolmetſcher recht gege - ben: Er wil ſprechen / er ſey voller muͤhe vnd arbeit / er fuͤhre ein vnruhig / muͤhſelig Leben / die arbeit / die be - ruffs arbeit / die Creutz arbeit / die ſchmertz arbeit ma - che jhm ſein Leben gar ſawer / vnnd verurſache jhn / hertzlich vnd ſchmertzlich zu winſeln vnd zu klagen.
Jnſonderheit aber vnd zum vierdten / druckte dem lieben David ein boͤſer Schweer / der gebrant wie ein Carfunckel / mit Namen die Suͤnde. Jn welcher er nicht allein empfangen vnnd geboren war / beſondern auch / aus Menſchlicher ſchwachheit / vnd durch vberey - lung ſeines verderbten Fleiſches vnd Bluts ſelbſt / ſol - che wider Gott den HErrn begangen.
Dieſes Vbel befindet David an ſich / vnd dencket dem Werck nach / was aus der Suͤnde erfolge / wie heff - tig nemblich Gott wider die Suͤnd zuͤrne.
Wie er ſein Angeſicht wegen der Suͤnde verber - ge / wie er allerhand Fluch vnd ſtraffen drewe / Levit. 26. Deut. 28.
Levit. 26. Deuter. 28.Beklaget alſo Summariter ſein Leibliches vnd Geiſtliches Elend / in dem er ſtecket: Denn er fuͤhlets / wie angſt / wie bang / wie weh jhm ſey / da kan er es nicht laſſen fuͤr groſſen ſchmertzen zu lamentiren, vnnd zuklagen /7Chriſtliche Leichpredigt. klagen nicht anders / als wie ein Bret knarren vnd kra - chen muß / wann es ſo ſehr vnd hefftig bechweret vnnd gedrucket wird.
Wem klaget aber David dieſe ſeine noth[?]Nicht dem Koͤnig Saul / der wuͤrd jhm ſchlechten Troſt zugeſprochen haben.
Nicht ſeinen Freunden vnd Vorwandten / dañ die hetten in ſolchem Zuſtand von jhme abgeſetzet / wie er ſpricht / Pſalm 38.
Pſalm 38.Er klagets ſeinem lieben HErrn vnd Gott / zu dem er im eingang geſprochen: Nach dir HErr verlan - get mich / Mein Gott ich hoffe auff dich. Fuͤr dem ſchuͤttet er ſein Hertz auß / Pſalm 42. Dann Da -Pſalm. 42. vid wuſte / daß an dem ort das klagen recht angeleget were.
Daß GOtt nicht die Ohren zuſtopffe / ſondern es gewiß hoͤre / vnnd ſein Ohr drauff mercke. Daß er die Thraͤnen auff faſſe / daß er ſie durch die Wolcken dringenSyrach. 35. laſſe / vnd drein ſehe / Syrach. am 35. Cap.
Er klagets dem HErren / den er wol kante / daß er ſey Gnedig / Barmhertzig / vnnd von groſſer Guͤte / Pſalm 103.
Pſalm. 103.Dem Gott des Heyls / klagets er / Pſalm 68. demPſalm 68. klaget er / dem alle glaͤubige jhr noth fuͤrgebracht ha - ben / Pſalm 22.
Pſalm 22.Ja der es ſelbſt begeret / daß man es alſo thun ſol - le / Pſalm 50. Pſalm 50.
Zu was ende aber geſchicht es von dem lie - ben David? Was ſolle doch dieſes winſeln vnd klagen nur bedeuten[?]Vergeblich klaget er nicht / ſondern zu dem ende / daß er huͤlff vnd rettung von dem lieben Gott erlangen vnd erbitten moͤge. Wie er dann mit ſehn - lichen Worten hierumb anſuchet / da er ſpricht: Fuͤhre mich aus meinen noͤthen: Siehe an meinen Jammer vnd Elend / vergib mir alle meine Suͤnde.
Dreyerley wirbet David bey dem dreeinigen Gott.
1. Daß er jhn aus ſeinen noͤthen fuͤhren wolle. Dieſes Woͤrtlein fuͤhren / Hozieni, heiſſet in der heili - gen Schrifft / meiſteniheils / ein ſolches außfuͤhren / das mit ſtarcker Hand / vnd mit einem gewaltigen Arm ge - ſchicht / das durch Goͤttliche Krafft verrichtet wird / vnd gebrauchet der heilige Geiſt dieſes Woͤrtlein / wann erExod. 3. redet von der außfuͤhrung der Kinder Iſrael auß Egy - pten / als im andern Buch Moſis am 3. Cap. da GOtt dem Moſi im fewrigen Buſch erſcheinet / vnd jhm befih -Exod. 20. let / daß er das Volck aus Egypten fuͤhren ſolle / im an - dern Buch Moſis am 20. Cap. beſchreibet ſich Gott der HErr / daß er der ſey / der Iſrael auß Egypten gefuͤh -Ioſuæ 24. ret habe. In gleichen im Buͤchlein Joſuæ am 24. Cap. da dann vberall dieſes Woͤrtlein ſtehet / der hei - lige David ruͤhmet Gott den HErren / vnd ſpricht / Er ſey ein ſolcher Gott / der die gefangen außfuͤhre zu rech -ter zeit /9Chriſtliche Leichpredigt. ter zeit / im 68. Pſalm / da brauchet er abermahl dieſes Woͤrtlein jaza, vnnd erſcheinet demnach / wann er hiePſalm. 68. betet / Fuͤhre mich aus meinen noͤthen / daß er anſuchet vmb eine krefftige / mechtige / vnd vollkomme - ne außfuͤhrung vnd erledigung aus aller Angſt / Noth / Truͤbſal vnd Hertzeleid.
Fuͤr das andere / bittet er vmb anſehung des Jammers vnd Elendes / Ach HErr wende deine Augen nicht ab von mir / wil David ſprechen / Ach HErr kehre mir nicht den Ruͤcken / ach HERR laß mich von deinem Angeſicht nicht verſtoſſen werden ewiglich. Reſpice Domine; Siehe an HErr / mich deinen armen Knecht. Siehe an meinen Jammer vnnd Elend / Siehe doch in was Angſt vnnd noth ich ſchwebe / ach HErr laß dich es erbarmen. Wann von Gott das anſehen geſaget wird / ſo heiſt es nicht ein ſchlechtes vnd bloſſes ſehen: wie wir Menſchen manchen Jammer bey vnſerm Nechſten ſehen / aber ſelten vns ſolchen zu Hertzen gehen laſſen / noch viel weniger helffen wir jhme / ja wir koͤnnen jhme wegen mangel der krefften nicht helffen. Alſo ſahe an den Jammer vnnd Elend des Menſchen / der vnter die Moͤr - der gefallen / vnnd ſehr verwundet war / der Prieſter / der ſahe wol die Wunden / aber er gienge darvo[n]/ vnnd halffe nicht. Alſo ſahe jhn an der Levit / Luc. 10. Cap.Luc. 10. Bey Gott aber iſt viel ein anders anſehen / vnſers Jam - mers / da findet ſich bey jme ein recht inbruͤnſtigs erbar - men / fuͤr welchem jme das Hertz gleichſam brechen wil / Jerem. 31. Cap. da heiſts / Mich jammert des Vol -Ierem. 31.B ijckes /10Chriſtliche LeichpredigtMarc. 8.ckes / Marc. 8. da heiſts: Jch muß mich ſeiner er - barmen / dann Ephraim iſt mein tewrer Sohn / vnd mein trawtes Kind / Jerem. 31.
Wann GOTT vnſern Jammer vnnd Elend anſiehet / ſo heiſſets ſo viel / als daß er vns von vnſerm Jammer vnd Elend errette vnd helffe. Alſo brauchet dieſes Woͤrtlein Lea / Der HERR hat angeſehenGeneſ. 29. mein Elend / Geneſ. 29. Alſo ſtehet / Gott habe das Elend der Jſraeliten angeſehen / da er nemblichen ſie wircklich auß dem Dienſthauß Egypti fuͤhren lieſſe /Exod. 4. Exod. 4. Da David im Elend vnd in der Flucht war / fuͤr ſeinem auffruͤhriſchen Sohn Abſolon / auch vom Simei grauſam geleſtert wurde / troͤſtete er ſich der mechtigen huͤlffe Gottes / vnd ſprach: Vielleicht wird2. Sam. 16. der HErr mein Elend anſehen / 2. Sam. 16. dasTob. 4. heiſſet die Schrifft / mit gnaden anſehen / Tob. am 4. 1. Sam. 1.Syrach am 11. Cap. Alſo ſagt Hanna zu Gott / wirſtu deiner Magd Elend anſehen / 1. Sam. 1. vnd deutet ſo viel an / wann jhr GOtt werde wircklich helffen / ſo wolle ſie ſich mit ſchuͤldiger danckbarkeit gegen jhme bezeigen. Nun vmb ein ſolch anſehen des Jammers vnnd Elendes hat der liebe David hie im verleſenen Spruͤchlein auch gebeten.
Mich. 7. Eſa. 38. Dan. 9. Eſa. 43. Eſa. 1. Pſal. 51.Fuͤrs dritte / ſo haltet er an vmb vergebung der Suͤnden. Vergib / ſpricht er / das iſt / laſſe nach / ver - giß / laſſe ſie todt vñ ab ſeyn / laſſe ſie ins Meer verſencket / laſſe ſie hinterruͤcks geworffen / laſſe ſie verſieglet / laſſe ſie getilget / laſſe ſie ab vnd weg gewaſchen ſeyn.
Vergib11Cſtriſtliche Leichpredigt.Vergib mir / ſagt David / vnnd iſt ſorgfaͤltig fuͤr ſeine Perſon / Mir / Mir vergib HErr die Suͤnde / dañ nicht nur andere / ſondern auch Jch / Jch hab HErr wider dich geſuͤndiget / Pſalm 51. Darumb vergib mir meine / vnnd zwar alle meine Suͤnde / alle / die Jch an mir habe / alle wiſſende vnd vnwiſſende / alle bekante vnd vnbekante Suͤnde / alle die ich fuͤrſetzlich / vnnd aus Menſchlicher ſchwachheit begangen habe. Alle die Jch mit Worten / mit Wercken / vnd Gedancken gethan / al - le Peccata omiſſionis & commiſſionis, alle Suͤnde meiner Jugend / alle Suͤnde meines Alters / Jn Sum - ma / HErr mache mich Schneeweiß / zehle mich quit vnd loß / von allen / allen meinen Suͤnden / daß nicht ein ſtaͤublein Suͤnde mehr auff mir ſey. Sondern ich mit froͤlichem Hertzen fuͤr dein allerheiligſtes Angeſicht gantz rein kommen moͤge. Vmb das war es dem lieben David zuthun / deßwegen hatte er ſo ſehnlich ſein Jam - mer vnd Elend Gott dem HErrn geklaget / auff daß das Vaterhertz Gottes erweichet / er aus ſeinen noͤthen ge - fuͤhret / von allem Jammer / Elende vnnd Suͤnden gnediglich vnd gaͤntzlich errettet vnnd erlediget wuͤrde. Vnd das iſt alſo die erklerung des fuͤrgenom̃enen Klag - ſpruͤchleins des H. Koͤnigs vnd Propheten Davids.
So kurtz nun daſſelbige von Worten / ſo reich iſt es hingegen von fuͤrtrefflichen Lehren / dann da lernen wir rechtſchaffen verſtehen / was der heilige Paulus ſaget / daß GOttes Weg vnd Gericht gantz vn -B iijbegreiff -12Chriſtliche Leichpredigt. begreifflich vnd vnerforſchlich ſeyn / Rom. 11. Weil erRom. 11. auch die ſeinigen / die er lieb hat / die Leute ſind nach ſei - nem Hertzen vnd Wolgefallen / in groſſe Angſt / in Noͤ - then / in Jammer vnd Elend gerahten leſſet. Das / das ſolte nicht ſeyn / nach der Menſchen vrtheil vnd gedan - cken. Einen ſolchen David ſolte der liebe Gott kein boͤ - ſes Aug haben anſehen / keinen boͤſen Wind anwehen laſſen. Solcher Leute ſolt GOtt mit allem Creutz / Angſt / Noth / Jammer vnd Elend billich verſchonen / vnd wann er je luſt hat / ſie von der Welt in ſein Reich zuverſetzen / ſo moͤchte er es doch wie mit Henoch vñ Elia machen / ſie lebendig gen Himmel holen / vnd nicht vor - her ſo viel Angſt / Noth / Jammer vnd Elend jhnen zu - ſchicken. Das ſind die gedancken der Menſchen / die auch wol bißweilen den Heiligen Gottes zugeſetzet haben / wie wir leſen von Jeremia am 12. vnd von Aſaph imIerem. 12. Pſalm 73. 73. Pſalm.
Es heiſſet aber / daß Gottes Weg vnd Gedancken viel anders ſeyn / dañ vnſere Wege / Eſa. 55. Cap. GottEſa. 55. Num. 23. iſt nicht wie ein Menſch / Num. 23. Cap. Drumb ma -Pſalm 4. Pſalm 71. chet er es auch viel anders als wir es vns einbilden / Er fuͤhret die ſeinigen wuͤnderlich / Pſalm 4. Er leſſet ſieProv. 3. Pſalm 68. erfahren groß vnd viel Angſt / Pſal. 71. er zuͤchtiget ſie /Deuter. 32. 1. Sam. 2. Prov. 3. Er legt jhnen ſchwere laſt auff / Pſalm 68. ErPſalm 75. Pſalm 116. verwundet ſie / er ſchlaͤget ſie / er toͤdtet ſie / Deuter. 32. 1. Sam. 2. Er ſchencket jnen ein CreutzKelch ein / Pſal. Pſalm 80. 1. Pet. 4. Pſalm 34.75. Pſalm 116. Er ſpeiſet ſie mit ThraͤnenBrod / Pſal. 80. Er hebet ſein Gericht an von jhnen / 1. Petr. 4. cap. Er leſſet ſie viel leiden / Pſalm 34. bald da / bald dorteine13Chriſtliche Leichpredigt. eine Fluth vber ſie rauſchen / Pſalm 42. Er leſſet ſie groſſe noͤthen betreffen / Pſal. 46. Er ſteupet ſie / Hebr.Pſalm 42. Pſalm 46. 12. Er leſſet viel Truͤbſal vber ſie kommen / Actor. 14.Hebr. 12. Actor. 14. das ſie mit David vber Angſt / Noͤthen / Jammer vnd Elend klagen / daß ſie mit dem Koͤnig Hiskia wie eineEſa. 38. Taube vnd Schwalbe girren vnd winſeln muͤſſen / Eſa. 38. Das iſt ein ſtuͤck der wunderbahren Regierung vnſers lieben Gottes / vnnd vermercken wir / daß es der hoͤchſte mit allen ſeinen Heiligen alſo gemachet habe. Ja auch mit ſeinem eignen Sohn / der am Oeleberg mit Warheit hat auffruffen koͤnnen / die Angſt meines her - tzens iſt groß / als er ſeinen Blutigen Schweiß geſchwi -Matth. 26. tzet / als er geſprochen: Meine Seele iſt betruͤbet biß inLuc. 23. den Todt / Luc. 23. Mit dieſem eingebohrnen Sohn / hats GOtt der Himliſche Vater alſo gemachet / daß er auffſchreyen muſts mit lauter ſtimme / Mein Gott / meinMatth. 27. GOtt / warumb haſtu mich verlaſſen / Matth. 27. die Angſt des Hertzens / die Noͤthen / der Jammer / das E - lend war ſo groß bey jhm / daß er klaget: Jch bin ein Wurm vnd kein Menſch / Jtem: Angſt iſt nahe / Ich bin ausgeſchuͤtt wie Waſſer / alle meine Ge - beine haben ſich zutrennet / mein Hertz iſt in mei - nem Leibe wie zerſchmoltzen Wachs / meine kreff - te ſind vertrocknet / wie ein Scherbe / vnnd meine Zunge klebet an meinem Gaumen / vnd du legeſt mich in des Todes ſtaub / Pſalm 22. Dahero wirPſalm 22. vns die Rechnung zu machen haben / weil weder David noch andere Heiligen Gottes / ja weil Chriſtus Jeſus ſelbſt der Hertzens Angſt / der Noͤthen / des Jammers /des14Chriſtliche Leichpredigt. des Elends nicht vberhaben geweſen / daß es vns auch nicht anders ergehen koͤnne vnd werde. Sollen vns de -Matth. 10. rowegen nur bey zeiten darein ergeben / vnd willig vn - ſer Creutz auff vns nehmen / Matth. 10. vns nicht be - duͤncken laſſen / als ob vns was ſeltzams / was newes vnd1. Petr. 4. vngewoͤhnliches widerfuͤhre / 1. Petr. 4. Nein / nein jhr Geliebte / vnſere Vaͤter haben auch in dem Karren ge - zogen / ſind auch in dieſem Spittal kranck gelegen / ſie haben auch erfahren muͤſſen groſſe Angſt im Hertzen / ſie haben außgeſtanden / Noth / Jammer vnd Elend / bald ſind ſie mit Kranckheit vnd Leibes ſchmertzen / bald mit Waſſer vnd Fewers gefehrligkeit heimgeſuchet / bald ſind ſie zu Wittiben / bald zu Waͤyſen / bald zu Pilgrimb vnd Frembdlingen / ja ſie ſind meiſtentheils zu Mar - terhoͤltzer worden. Vnd das alles nach dem vnwandel - baren Raht vnd Willen vnſers lieben GOttes / der hats alſo geſchicket vnd verordnet / der thuts noch bey einem jeden vnter vns / das iſt die bitter Salſen / die zu dem Oſterlaͤmblein gehoͤret / wer daß niedliche Fleiſch des Laͤmbleins JeſuChriſti genieſſen wil / der muß die Sal -Exod. 12. ſen auch darzu nehmen / Exod. 12. Cap. Es weiß der lie -Eſa. 26. be Gott / daß eben durch dieſes Mittel vnſer Gebet eyf -Eſa. [28. ] ferig werde / Eſa. 26. daß eben hierdurch das Wort Gottes wolgeſchmack werde / Eſa. 28. daß eben hier - durch wir præſerviret, verwahret / ja recht muͤrb / de - muͤtig / vñ zur hinfarth aus dieſer Welt willig gemacht werden.
Darumb ſollen wir dieſen heylſamen Kelch / den Gott einſchencket gerne / vnnd zwar aus ſeinen Haͤndennemen /15Chriſtliche Leichpredigt. nemen / Pſal. 116. wir ſollen ſein Joch gern auff vns ne -Pſal. 116. Matth. 11. Pſal. 119. men / Matth. 11. Wir ſollen ſagen mit David: Herr du biſt gerecht / vnd deine Gericht ſind gerecht / Pſal. 119.
Das iſt eine Lehr / genommen aus der erſten vnd andern vmbſtaͤnde / Wer geklaget / nemlichen der liebe David / vnd waruͤber Er geklaget[?]vber Angſt / Noth / Jammer vnd Elend.
Wir haben fuͤr das andere zu lernen / Wohin dann ein glaͤubiger Chriſt in einem ſolchen zuſtand / wenn er entweder mit geiſtlicher oder leiblicher Hertzensangſt beſchweret iſt / wann er auff dem Siechbette lieget / ſchmertzen vnd wehtagen empfindet / wann er gar in den ſchweren Todeskampf gerathen thut / wohin ſag ich / Er ſeine Zuflucht nemen / wohin er ſich wenden ſolle. Dann es iſt doch einem Menſchen angeboren / vnd in die Natur gepflantzet / daß er in Noͤthen anderswo huͤlffe ſuchet.
Da finden wir aber vnterſchiedene art vnd weiß vn - ter den Menſchen.
Die blinden Heyden haben jhnen ſelbſt Goͤtter auff - geworffen in groſſer anzahl / vnd wol in die dreiſſig tau - ſend / ſolche Goͤtter vmb huͤlffe angeſprochen.
Einstheils haben zur Sonne vnd zum Mond jhre zu - flucht genommen.
Die abtruͤnnigen Juͤden / haben ſich zur Himmels - Koͤnigin Melechet gehalten / Jerem. 44.
Ierem 44.Ahaſias nam auch ein vnrechtes Mittel fuͤr / 2. Reg. 1.2. Reg. 1. da er zu Baalſebub den Gott zu Ekron ſchickte / vnd ſich wegen ſeines Falls raths bey jhm erholte.
CIm16Chriſtliche Leichpredigt.Im Bapſtthumb weis man keine zahl der jenigen Nothhelffer / die vmb huͤlffe vnd rath angeſprochen wer - den / da heiſts / ſo manche Stadt / ſo manchen Gott haben ſie / Jerem. 2.
Ierem. Wir Chriſten aber / folgen dem lieben David / vnd wenden vns zu dem einigen waren Gott vnd Vater im Himmel / vnſere Augen ſehen ſtets auff den HErren / da2. Reg. 20. kommen wir vnd klagen jhm vnſere Noth / 2. Reg. 20.Prov. 18. denn ſein Name iſt das feſte Schloß / der Gerechte lauf -Pſal. 130. fet dahin / da wird er beſchirmet / Proverb. 18. Aus der tieffen Noth ruffen wir zu dieſem HErrn / Pſalm 130.Pſal. 121. da heben wir vnſere Augen auff zu den Bergen / von dannen vns huͤlffe kommet / zu dem HErrn / der Him - mel vnd Erden gemacht hat / Pſal. 121. zu welchem allePſal. 22. vnſere Vaͤter geruffen haben / Pſalm 22. Dann von jhm heiſts / Omnia omnibus eſt, Er iſt doch allen alles / wie der heilige Ambroſius redet: Si vulnus deſideras curare, ipſe Medicus eſt, ſi febribus æſtuas, fons eſt, ſi iniquitate gravaris, ipſe Juſtitia eſt, ſi auxilio indi - ges, virtus eſt, ſi mortem times, vita eſt, ſi cœlum de - ſideras, via eſt, ſi tenebras fugis, lux eſt, ſi cibum quę - ris, alimentum eſt: Biſtu verwundet / vnd wolleſt ger -Exod. 15. ne geheilet werden / der Herr iſt dein Artzt / liegſtu im hitzigen Fieber / vnd ſehneſt dich nach erquickung /Zachar. 12. ſo iſt der Herr der rechte kuͤhl - gnaden - vnd Heyl - Brunn / Zachar. 12. druckt dich die Suͤnde / der HerrIerem. 23. iſt deine Gerechtigkeit / Jerem. 23. bedarffſtu huͤlffe /Pſal. 118. der Herr iſt dein Krafft vnd dein Heyl / Pſalm 118.Iohan. 14. grawet dir vor dem Todt / ſo iſt der Herr dein Le -ben /17Chriſtliche Leichpredigt. ben / Johan. 14. ſehnſtu dich gen Himmel / ſo iſt der Herr der Weg / ſcheweſtu dich vor Finſterniß / der Herr iſt dein Liecht / Pſal. 27. begehrſtu Speiß / derPſal. 27. Herr ſelbſt gibt ſich dir zur Speiß vnd Tranck / Jo -Ioh. 6. han. 6. Cap. Iſt alſo gut dieſen Herrn anzuruf - fen / vnd zu bitten / dann alle die auff jhn hoffen / wer - den nicht zu ſchanden / Pſal. 25. Er kan es auch wol lei -Pſal. 25. den / daß wir jhm vnſere Noth klagen: Er heiſts ſelbſt / daß wir es thun ſollen / Pſalm 50. Pſal. 91.
Pſal. 50. Pſal. 91.Er iſt nicht wie Nero der ſeiner Vnterthanen Kla - gen vnd Supplicationen alle ins Waſſer geworffen.
Er iſt nicht wie Hannibal / der in ſeinem Ehren - ſtand verboten / daß jhn niemand mehr anſprechen / noch etwas jhme klagen ſolle: Sondern er erhoͤret Ge -Pſal. 65. bet / Pſal. 65. vnſer Hertz iſt gewiß daß ſein Ohr drauff mercket / Pſalm 5.
Pſal. 5.Derowegen / ſo bleiben wir bey dieſem Herrn / vnd begehren keinem andern nachzueilen / Pſal. 16. vonPſal. 16. jhm heiſts:
C 2Hinge -18Chriſtliche Leichpredigt.Wer hofft in Gott vnd dem vertrawt /Der wird nimmer zu ſchanden /Denn wer auff dieſen Felſen bawt /Ob jhm gleich koͤmpt zu handenViel Vnfalls hie /Hab ich doch nie /Den Menſchen ſehen fallen /Der ſich verleſt /Auff Gottes Troſt /Er hilfft ſeinen Gleubigen allen.
Hingegen heiſt es auch:
Der Menſch iſt Gottloß vnd verflucht /Sein Heyl iſt auch noch ferne /Der Troſt bey einem Menſchen ſucht /Vnd nicht bey Gott dem HErren /Denn wer jhm wil /Ein ander Ziel /Ohn dieſen Troͤſter ſtecken /Den mag gar bald /Des Teuffels gewalt /Mit ſeiner Liſt erſchrecken.
Laſt vns meine Geliebte / fuͤrs dritte lernen / wann wir vns erkuͤhnen / daß wir fuͤr Gottes Angeſicht tre - ten / vnd demſelbigen vnſere Noth klagen / was wir denn ſonderlich vnd fuͤrnemlich von Gott bitten vnd werben ſollen. Kurtz vnd gut machets der liebe David / in den zweyen erklaͤrten Verßlein. Er lehret vns / daß wir Erſtlich bitten ſollen:
Pro potenti eductione, vmb herrliche vnd gewal - tige ausfuͤhrung aus vnſern Noͤthen: Herr fuͤhre mich aus meinen Noͤthen: Reiß mich heraus / mache mir Lufft vmbs Hertz / ſtelle mich auff freyen Fuß / laß mich nicht gequelet / laß mich nicht ſo geengſtiget wer - den. Joſeph ward gefuͤhret aus dem Hauſe ſeines Ker -Gen. 40. ckers / Gen. 40. Iſrael aus der Dienſtbarkeit Egypti /Exod. 14. Exod. 14. Alſo ſollen wir auch bitten / daß vns Gott wol - le ausfuͤhren aus dem ſchweren Kercker darinnen vnſer Leib gefangen lieget / aus der muͤheſeligen Dienſtbar - keit dieſes Lebens / Fuͤhre meine Seele aus dem Ker -cker /19Chriſtliche Leichpredigt. cker / betet David im 142. Pſalm / Fuͤhre meine SeelePſal. 142. aus der Noth / betet Er / im 143. Pſalm / Fuͤhre meinePſal. 143. Pſal. 30. Pſal. 107. Seele aus der Helle / Pſalm. 30. Fuͤhre mich aus mei - nen Engſten / Pſalm 107.
Wir ſollen bitten fuͤr das andere / pro clementi com - miſeratione, vmb hertzliches erbarmen / vber vns / vmb gnediges anſehen vnſers Jammers vnd Elends / daß Gott mit ſeinen Gnaden Augen vns anſehen / vnd die - ſelben vber vns offen halten wolle / Ach HErr laſſe dein Antlitz leuchten vber vns / vnd ſey vns gnedig / Ach HErr erhebe dein Angeſicht vber vns / vnd gib vnsNum. 6. Friede: Num. 6. Herr / hebe deine Augen auff vns / Johan. 6. Herr / laß mich Gnade finden fuͤr deinenIoh. 6. Num. 11. Augen / Num. 11. Laß deine Augen ſtets offen ſtehen / 1. Reg. 8. Jerem. 32. Herr thue deine Augen auff1. Reg 8. Ierem. 32. vnd ſihe / 2. Reg. 19. Mein Gott thue deine Augen auff /2. Reg. 19. Dan. 9. Ja Herr ſihe mein Jammer vnd Elend / vndDan. 9. laß dichs jammern / wie das Elend des Gicht bruͤchigen /Matth. 9. Matth. 9. wie das Elend deſſen der vnter die Moͤrder ge -Luc. 10. fallen / Luc. 10. Laſſe dichs jammern wie den Lazarum /Ioh. 11. vber welchem dir die Augen vbergegangen / Johan. 11 Cap. Jſt eben ſo viel als wenn wir ruffen vnd ſchreyen / Erbarme dich mein O HErre Gott / nach deiner groſ - ſen Barmhertzigkeit / Pſal. 51. Oder / JEſu / du SohnPſal. 51. David / erbarme dich mein / Matth. 15. Das greifftMatth. 15. nun trefflich weit vmb ſich / das bitten erweichet den Herrn / Er kan es nicht laſſen / ſich vnſer zuerbar - men / Jerem. 32.
Ierem. 32.Endlichen / ſo moͤgen wir auch wol allezeit bitten vndC iijbeten20Chriſtliche Leichpredigt. beten pro peccatorum remiſſione, vm̃ vergebung aller vnſerer Suͤnden. Dieſes boͤſenGaſts muͤſſen wirfuͤr allẽ dingen loß ſeyn / wollẽ wir anders mit froͤlichem Hertzẽ vnd Gewiſſen von hinnen ſcheidẽ / wollen wir anders zeit - licher vnd ewiger ſtraff entfliehen / vnd entrinnen / dannGen. 6. dieSuͤnde kan Gott nirgends leiden / auff Erdẽ kan er ſie nicht dulden / darumb er den gantzen Erdboden mit der Suͤndflut geſtraffet / Geneſ. 6. Im Himmel noch viel - weniger / darumb Er den Teuffel herunter geſtuͤrtzetApoc. 21. hat. Er leſt auch nichts vnreines oder mit Suͤnden be - flecktes in ſein Himmelreich kommen / Apocal. 21. Cap. Dannenhero alle Heiligen nur dahin getrachtet / daß ſie von allen Suͤnden frey vnd ledig wuͤrden.
Solches aber geſchicht nicht durch eigene gnug - thuung / nicht durch eigenes buͤſſen der Suͤnden / nicht durch abkauffen der Suͤnden / David ſagt nicht / HErr laß dir meine Suͤnde abkauffen / ablauffen / HErr laß dir ſie abbuͤſſen / Herr laß dir ſie abkrancken / ab - handeln / Jch wil mich ſelber geiſſeln / oder wil zwan - tzig / dreyſſig Meilweges wallfarten lauffen / oder wil dir ſo viel vnd ſo viel Opffer darfuͤr liefern / Nein / Son - dern Herr vergib mir alle meine Suͤnde: Erlaſſe ſie mir: ſchencke ſie mir: verzeihe ſie mir: leſche ſie aus deinem Regiſter. So ſo machets David / vnd nicht nur in dieſem Verßlein / ſondern vielfeltig im gantzen Pſalter. Er dencket nicht mit Cain / daß ſeine Suͤn - de groͤſſer ſey / denn daß ſie jhm koͤnte vergeben werden / Geneſ. 4. Sondern troͤſtet ſich der groſſen Barmher -Mich. 7. tzigkeit Gottes / Pſalm 25. Pſal. 50. Es iſt ſonſtenkein21Chriſtliche Leichpredigt. kein GOtt der alſo vergibt / Mich. 7. Cap. Dieſer HErrPſal. 103. aber thuts / Er vergibt alle Suͤnde / Pſalm 103. O wie wol iſt dem Menſchen / dem die Vbertrettung verge -Pſ. 32. ben ſind / dem der Herr die Miſſethat nicht zurech - net / dem die Suͤnde bedecket iſt / Pſalm 32. So bete -Hoſe. 14. te dorten das Volck / Hoſeæ am 14. Capitel: Vergib vns alle Suͤnde / vnd thue vns wol / So betete Manaſ - ſes / vnnd in Summa alle Heiligen / Wie vns denn Chriſtus ſelbſt hat heiſſen beten: Vergib vns vnſere Schuld.
Hierumb ſorgen vnnd bemuͤhen ſich billich alleSyr. 38. Krancke / Syrach am 38. Cap.
Daher auch David es in ſeiner Kranckheit ge -Pſal. 37. Eſa. 38. than / Pſalm 38. vnd Ezechias ingleichen / Eſa. 38. Cap. Sonſten wuͤrd dieſe Laſt vns in die Helle druͤcken vnd ſencken / die doͤrffte jhren Rachen auffthun / vnd vnsNum. 16. Eſa. 5. verſchlingen / Num. 16. Eſa. 5.
Das iſts nun / jhr Meine Geliebte / was wir in vn - ſern Noͤten von dem lieben Gott bitten vnd begeren ſol - len / vnd da haben wir nicht zu zweiffeln / daß wir ge - wiß erhoͤret / vnd vnſerer bitt gewehret werden. Da ha - ben wir drey gewaltige Seulen / darauff wir vns im Gebet gruͤnden koͤnnen:
Die Erſte iſt vnd heiſt / promittentis bonitas, diePſal. 50. gnedige Zuſag vnſers Gottes / der verſpricht mit deut - lichen worten / Er wolle vns erretten / Pſal. 50. Er wolle vns erhoͤren / Er wolle bey vns ſeyn in der Noth / Er wolle vns heraus reiſſen vnnd zu EhrenPſal. 91. machen / Er wolle vns auch ſettigen mit langemLeden /22Chriſtliche Leichpredigt. leben / vnd wolle vns zeigen ſein Heyl / Pſal. 91. Er ver - heiſſet / ehe dann wir ruffen / wolle Er antworten / wannEſa. 65. wir noch reden / wolle Er hoͤren / Eſa. 65. So groß iſt diePſal. 51. Barmhertzigkeit des HErrn / Pſalm 51. ſo bruͤnſtig iſtOſe. 11. Luc. 1. ſie / Oſe. 11. ſo hertzlich iſt ſie / Luc. 1.
Die andere Seule vnſers Gebets / iſt promittentis veritas, daß wir wiſſen / der HErr der die Zuſag vnd Verheiſſung gethan / ſey ein warhafftiger HErr. ErNum. 23. 1. Sam. 15. ſey nicht wie ein Menſch / daß er luͤgen / oder jhn etwas gerewen ſolle / Numer. 23. 1. Sam. 15. Sondern was ErPſal. 33. zuſage / das halte Er gewiß / Pſal. 33. Sein Wort iſt dieIoh. 17. Warheit / Johan. 17. Himmel vnd Erden muͤſſen verge -Luc. 21. hen / aber ſeine Wort vergehen nimmermehr / Luc. 21. Ezech. 37.Solte er was zuſagen vnd nicht halten? Er redet ein Wort / Er thut es auch / ſpricht der Herr Zebaoth / Ezech. 37.
Die dritte Seule heiſt redditionis poteſtas, daß wir wiſſen / Gott kan dieſes alles thun / Er kan fuͤhren aus allen Noͤthen: Er kan wenden vnſern Jammer vnd Elend / Er kan vns aus gnaden vergeben alle vnſere Suͤnde / Er hat den Nachdruck / bey jhm iſt kein ding /Luc. 1. kein Wort vnmoͤglich / Luc. 1. Er kan alles thun / wasPſal. 115. Er nur wil im Himmel vnd auff Erden / Pſal. 115. Pſal. 135.Pſal. 135.
Wolan auff dieſe drey Seulen verleſſet ſich vnſer dreyeckicht Hertz / vnd iſt gewiß / daß auch die Pforten der Hellen ſolche nicht vberweltigen oder vmbſtoſſen ſollen / Sondern wir gewiß erlangen werden / was / vnd worauff wir ſo ſehnlich gewartet vnd gehoffet haben /die23Chriſtliche Leichpredigt. die fuͤhrung aus vnſern Noͤthen / die anſehung vnſers Jammers vnd Elends / vnd die gnadenreiche verge - bung aller vnſer Suͤnden. Das verleihe vns nun Gott Vater / Sohn vnd Heiliger Geiſt / Hochgelobter Gott in Ewigkeit / Amen.
WJr ſchreiten nun zu der Perſon des wei - land Ehrnveſten vnd Hochgeachten Herrn Da - vid Lotters / Churfuͤrſtl. Saͤchſ. LandRent - meiſters ſeligen. Deſſen Curriculum vitæ, vnd Chriſt - lichen Abſchied Ewer Lieb kuͤrtzlich zuerzehlen.
Er iſt vor vier vnd funffzig Jahren Anno Chriſti 1563. den zwoͤlfften Junij zur Welt geboren / vnd dem HErrn Chriſto durch die Heilige Tauffe einverleibet worden.
Seine Eltern ſind geweſen Herr Chriſtoff Lotter / damals Churfuͤrſtl. Saͤchſ. Amptſchoͤſſer zu Delitzſch / vnd Fraw Sibylla / Herrn Michael Hermanns / Ham - mermeiſters zu Lengenfeld Eheleibliche Tochter.
Im Neundten Jahr ſeines Alters iſt er in den elen - den Waiſenſtand gerathen / vnd ſeines lieben Vaters beraubet worden. Ob nun zwar ſeine Mutter eine zeit - lang jhn zum ſtudiren gehalten / Er auch luſt vnd lieb darzu gehabt / vnd ſich wol angelaſſen / ſo hat ſie doch wegen mangel der Vncoſten in die lenge nicht folgen koͤnnen / ſondern jhn in die frembde muͤſſen ziehen / vnd da ſein Heyl verſuchen laſſen. Wie er denn ſolcher ge -Dſtalt24Chriſtliche Leichpredigt. ſtalt anfaͤnglich nachm Cloͤſterlein zu einem von Vitz - thumb / hernach gen Prag / zu einem Herren von Haſſen - ſtein / Roͤm. Kaͤyſ. Mayeſt. Rath gekommen / vnd fuͤnff Jahr lang trewlich vnd fleiſſig ſeinen Dienſt verrich - tet hat.
Demnach aber wolgedachter Herr von Haſſen - ſtein / in frembde Land verreiſet / iſt vnſer Herr Rent - meiſter Anno 1586. hiehero gen Dreßden gezogen / vnd an den damals anſehligen Cammer - vnd Berg - Rath / Herrn Hanſen von Bernſtein / verſchrieben worden / dem er biß in ſein abſterben / alſo auffgewar - tet / daß er ſo balden / nach des Herrn CammerRaths Todt / Anno 1589. in das Churf. RentCammerge - mach allhier / zu Dienſten auffgenommen / anderthalb Jahr hernach in die Churf. StifftsCantzeley zu Mer - ſeburg / vnnd Anno 1592. hieher in die Churfuͤrſtl. HofeCantzley vber das / bey werender Adminiſtration Anno 1595. in die Churfuͤrſtl. Torgiſche Geheime Cantzley / zu einem Copiſten / oder Scribenten / vnd von dannen / Anno 1596. wieder anhero in die Chur - fuͤrſtliche Rentherey zum Secretario beſtellet worden. Daß er alſo jmmerdar fortgeruͤcket / vnd mit ſeinem wolverhalten / der Herrſchafft Gnad / vnd der Herrn Raͤthe gunſt vnd befoͤrderung / von Tag zu Tag / je mehr vnd mehr erwecket vnd erhalten hat.
Sein Secretariat hat er ſiebenzehen Jahrlang der - maſſen verwaltet / daß nicht allein Ihre Fuͤrſtl. Gn. der Herr Adminiſtrator, ſo woln Ihre Churf. Gn. Hertzog Chriſtian der Andere / beyde Chriſtloͤblichſtergedaͤcht -25Chriſtliche Leichpredigt. gedaͤchtniß / Sondern auch vnſer jetzt Regierender gne - digſter Churfuͤrſt vnd Herr / gnedigſt vnd wol darmit zu frieden geweſen / daheꝛo auch jetzthoͤchſtermeldter vn - ſer gnedigſter Churfuͤrſt vnd Herr / jhme etliche Jahr / den Fuͤrtrag / in Jagt / Holtz / vnd andern jhrer Churf. Gn. angelegenen ſachen / anbefohlen / vnd ein ſolch gne - digſtes gefallen an ſeiner verrichtung gehabt / daß mehr hoͤchſtermeldte Seine Churf. Gn. vor dreyen Jahren / das wichtige fuͤrnehme Ampt eines LandRentmeiſters jhme auffgetragen / welches er bis Dato auch alſo be - ſtellet / daß Seine Churf. Gn. jhn gern lenger hetten am Leben ſehen vnd wiſſen moͤgen / Ihme auch mit dero Churfuͤrſtl. Mund / vnd vnter jhrer eigenen Chur - fuͤrſtlichen Hand das Zeugniß geben / daß ſeine Churf. Gn. an jhme einen trewen fleiſſigen Diener / vnd an ſeiner vnterthaͤnigſten auffwartung / ein gnedigſtes ge - fallen gehabt hetten.
Vor drey vnd zwantzig Jahren / vnd alſo Anno 1595. hat er ſich mit ſeiner jetzthinterlaſſenen viel - betruͤbten Wittib / dazumal Jungfraw Catharinen / Herrn Matthiæ Hanuſchens auch Churf. Saͤchſ. Land - Rentmeiſters ſeligen Eheleiblicher Tochter / in den Heiligen Eheſtand begeben / vnd darinnen / als er zu erſt Neun Jahr ohne erzeugte Leibesfruͤcht gelebet / vier Soͤhne vnnd eine Tochter durch GOttes Segen bekommen / darvon zwene Soͤhne ſelig verſtorben / zween aber / vnd eine Tochter / noch als kleine vnd vn - erzogene Kinder / Gott helffe lang vnd gluͤcklich / am Leben.
D ijSein26Chriſtliche Leichpredigt.Sein Chriſtenthumb belangend / iſt er jederzeit der reinen Evangeliſchen Lehr zugethan geweſen / hat Got - tes Wort lieb gehabt / ſein Gebet zu Gott andaͤchtig ver - richtet / das Wort Gottes fleiſſig angehoͤret / das Hoch - wuͤrdige Sacrament des Leibs vnd Bluts Jeſu Chriſti offt gebrauchet / die ſeinigen zur Gottesfurcht vermah - net vnd angehalten / mit ſeinem Nechſten ſich ſchiedlich vnd friedlich vertragen / jhme die Werck der Lieb vnd Barmhertzigkeit erwieſen vnd geleiſtet.
Wie er aber den Namen Davids gehabt / alſo hat er auch certo modo, vnd auff gewiſſe weiſe den zuſtand des lieben Davids in etwas erfahren. Dann es bey ſei - nem Chriſtenthume an Angſt des Hertzens / an Noͤten / Jammer vnd Elend / an Creutz vnd Truͤbſal auch nicht gefaͤhlet. Sintemal er nicht allein zweyer lieber Soͤh - ne baldes abſterben mit hochbekuͤmmerten Hertzen hat erleben / beſondern auch bey der andern Kinder zuge - ſtoſſenen vielfeltigen vnnd ſorglichen Schwach - vnd Kranckheiten / manche ſorgen / forcht / ſchrecken vnd be - truͤbniß außſtehen muͤſſen. Hierneben ſo hat er mit ſich ſelbſt viel zu thun gehabt / vnd allerley beſchwer - lichen vnd gefehrlichen Kranckheiten ſtets vnterworf - fen geweſen. Dahero er ſich gar eigentlich ſchonen muͤſſen / vnd ein gantz meſſiges Leben gefuͤhret / in hoff - nung hierdurch vorzubawen / daß die bey jhm gewoͤhn - lichen Kranckheiten deſto leichter vnd lenger auſſen blei - ben ſolten.
Es hat aber dem lieben Gott anders gefallen / wel - cher vber jhn verhenget / daß den 12. Martij dieſes lauf -fenden27Chriſtliche Leichpredigt. fenden Jahres der Stein jhn hefftig angegriffen / an - dere zufaͤlle mehr zugeſchlagen / vnd die Mattigkeit ſehr vberhand genommen hat. Weiln Er ſich dann ſelbſt beſchieden / daß ſolche anſtoͤß offt den Todt gar auff den Ruͤcken truͤgen / hat er ſich bald zu einem ſeligen Abſchied bereitẽt / fuͤr ſeinem Gott ſich gedemuͤtiget / ſeine Suͤn - den erkennet vnd bekennet / vmb gnade gebeten / die Heilige Abſolution vnd das Hochwuͤrdige Abendmal heut acht tage jhm reichen laſſen / vnd ſich geduͤldig dar - ein ergeben / wie es der Allmechtige nach ſeinem Vaͤter - lichen willen mit jhme ſchicken wolte. Dergleichen er auch Morgen acht tag / als ich jhn beſuchet / vnd aus Got - tes Wort mit jhm geredet / ſich erklaͤret hat. Er habe ſich nun mit Gott verſoͤhnet / Er glaube / daß er des HErrn ſey / Er lebe oder ſterbe.
Neben andern Spruͤchen die jhm fuͤrgehalten wor - den / hat er inſonderheit das erklaͤrte Spruͤchlein gar offt vnd viel gebrauchet / ſtets gebetet vnnd geſaget: Ach Herr JEſu die Angſt meines Hertzens iſt groß / fuͤhre mich aus meinen Noͤthen / Sihe an meinen Jammer vnd Elend / vnd vergib mir alle meine Suͤnde. Welches dann ein rechtes Sterbge - betlein iſt / vnd ob es ſchon wenig Wort hat / ſo iſt es doch wichtig / wie Ewer Lieb jetzo angehoͤret. Er iſt auch dieſer ſeiner Bitt am nechſten Donnerstag zwi - ſchen zehen vnd eilff vhr / da er ſelig verſchieden / von dem lieben Gott in gnaden gewehret / vollkoͤmlich aus ſei - nen Noͤthen gefuͤhret / ſein Jammer vnd Elend angeſe - hen / vnd jhm alle Saͤnde vergeben worden.
D iijGegen28Chriſtliche Leichpredigt.Gegen ſieben Vhr Abends hab ich jhn beſuchet / vnd nicht vermeynet / daß ich jhn in der TodesArbeit gleich antreffen wuͤrde / Befand aber / daß es gleich an ein ſcheiden gehen wolte / vnd ob man ſchon vermeynet / daß er nunmehr nicht hoͤren oder was verſtehen wuͤr - de / ſo hab ich jhm doch zugeſprochen / bey ſeinem Tauff - namen geruffen / vnd gefraget / ob er ſehe vnd mercke / daß ich mit jhm reden thete[?]welches er mit neigung ſeines Haͤupts bejahet hat. Hierauff ich jhm ferner zu - geredet / Er ſolte ſich fuͤr dem Tod nicht fuͤrchten / ſon - dern einen guten Kampf kaͤmpffen / Glauben vnd gut Gewiſſen behalten / nicht zweifelnde / daß jhm allbereit beygeleget ſeye / die Cron der Gerechtigkeit / die jhme Chriſtus Jeſus auffſetzen wuͤrde / Er ſolle nur getrew bleiben bis in Todt / Er ſolle ſeine Seele Gott befeh - len / Er ſoll in ſeinem Hertzen ſprechen: Herr JEſu nim meinen Geiſt auff / Vater in deine Haͤnde befeh - le ich meinen Geiſt / Er ſolle auff Chriſtum Jeſum le - ben vnd ſterben / denſelben in ſeinem Hertzen bis auff den letzten Seufftzer behalten.
Wofern Er nun dieſes gehoͤret habe / vnd der trew - hertzigen vermahnung zu folgen gemeinet waͤre / So ſolte er ein Zeichen von ſich geben / daß man ſein Gemuͤt vnd Gedancken ſpuͤren koͤnte / hat Er / in beyſeyn etlicher vmbſtehender Perſonen / da ich ausgeredet / mich wol - angeſehen / das Haͤupt zimlich ſtarck geneiget / vnd ſein Hertz alſo deutlich entdecket / daß Er auff Jeſum Chri - ſtum leben vnd ſterben wolle. Derowegen ich jhme noch einſten die gnadenreiche vergebung aller ſeinerSuͤnden29Chriſtliche Leichpredigt. Suͤnden mitgetheilet / den gewoͤhnlichen Segen vber jhn geſprochen / vnd d[as]Vater vnſer / mit den vmbſte - henden vmb ein ſeliges ſanfftes Sterbſtuͤndlein / gebe - tet habe. Welches Gebet der trewe / barmhertzige Gott bald erhoͤret / jhn herrlich aus allen Noͤthen / noch ſelbi - gen Abends / zwiſchen zehen vnd eilff Vhr / gefuͤhret. Derſelbe verleihe dem Leib in der Erden / eine ſanffte Ruhe / vnd an jenem Tage eine froͤliche Aufferſtehung / vns aber allen eine ſelige nachfarth / vmb Jeſu Chri - ſti willen / Welchem ſampt dem Vater vnd Heiligen Geiſt / Lob / Ehr / Preiß vnd Danck geſaget ſeye / von Ewigkeit zu Ewigkeit / AMEN.
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