CHriſtliebende vnd Eh - rentugendtſame Fraw Ge - vatterin / gute Goͤnnerin. Daß der toͤdtliche Abgang Ewres vielgeliebten Ehegattens / gegen welchemA ijEuch[4]Dedicationſchrifft.Euch Gott mit hoher Liebe verbunden / nicht ſolte noch biß auff dieſen Tag / Euch ſchmertzlichen betruͤben / vnd offtmals dieJer. 9. ꝟ. 1. Augen zu Thraͤnenquellen machen / iſt zweiffels ohne / nach dem gemeinen vnnd warhafftigen Sprichwort: Was da liebet / das betruͤbet. Dannenhero Jhr auch / Ewer noch hinterſtelliges Hertzenleyd zu ſenfftigen / vnd zu erhaltung jmmerwe - renden vnſterblichen Gedaͤchtniß Ewres geweſenen lieben Ehe - vnd Hertzſchatzes die Chriſtliche Leich - Ehr - vnnd Gedaͤcht - niß Predigt / ſo ewrem lieben Herren in GOtt ruhende / ich gethan / von mir be - gehren thut / welche ich euch hiermit vber - ſende / bittende / wollet dieſelbige mit ge - neygtem guten willen auff vnd annemen / vnd Euch mit deß Sohnes GOttes Stim -Eſ. 26. ꝟ. 4 me troͤſten: Du ſolt nicht die verlaſſenePſ. 68. ꝟ. 6. heiſſen. Jch bin der Wittiben Richter /Geneſ. 17. ꝟ. 7. vnd der Waͤyſen Vater. Jch vin deinvnd[5]Dedicationſchrifft.vnnd deiner Kinder GOTT. Jch bin2. Tim. 2. ꝟ 19. dein Schildt vnd ſehr groſſer Lohn. JchPſalm. 37 v. 26. kenne die meinen. Das Geſchlecht der Frommen ſol geſegnet ſeyn. Jhr habtJohan. 16. ꝟ. 23. 14. ꝟ. 3. auch nun Trawrigkeit / Aber ich wil euch wieder ſehen / vnnd ewer Hertz ſol ſich frewen / Vnnd ewer Frewde ſol niemand von euch nehmen. Jch wil euch zu mir nehmen / auff daß jhr ſeydt / wo ich bin. Da jetzo ewer ſeliger Herr iſt.
Jn deſſen koͤnner jhr ſagen: SeparataChryſoſt. Tom. 4. in cap. 4. ad Theſ 1. Hom. 6. à viro, unita DEO, Das iſt: Ob ich ſchon von meinent lieben Manne geſchieden / ſo bin ich doch mit GOtt vereiniget vnd ver - bunden.
Hiermit thue ich Euch / ſampt ewrem lieben Soͤhnlein / vnnd alle den Ewrigen inn GOTTES deß Allmaͤchtigen Schutz zu zeitlicher vnd ewiger WolfarthA iijgantz[6]Dedicationſchrifft.gantz trewlich befehlen. Geben auffm Pfarrhoffe zur Olßen / den 15. Martii, Anno 1621.
M. Samuel Heinnitz.
GOtt / der da verwundet vndJoh 5. v. 18 Oſ. 6. ꝟ. 1. 1. Sam. 2 ꝟ 6. heilet / der da ſchlegt vnd verbindet / der da toͤdtet vnd wider lebendig ma - chet / der heile das verwundte halbir - te Ehehertz / vorbinde die geſchlage - ne Freunde / vnnd mache gegenwertigen Todten wider lebendig zum ewigwerenden Paradißleben / Amen.
Erlauchte / Andaͤchtige / Geliebte Chriſten / theils auch im Geiſt nach Gottes willen betruͤbte. Wir[8]Chriſtliche Leichpredigt.Wir leſen im andern Buch der Koͤnige am 4. Ca - pitel / Daß eine hochbetruͤbte Wittibe / als jhr mit tode jhr hertzlieber Eheman vorſchieden / zum2. Reg. 4. ꝟ. 2. Propheten Eliſa kommen / vnnd ſehnlich geklaget vnd geſaget: Servus tuus vir meus mortuus eſt, Dein Knecht / mein Mann iſt geſtorben. Eben / was dieſe gethan / thut noch zur zeit manche Chriſtliche leydtragende Wittibe / die weiß keinen beſſern rath / als daß ſie ſich zum hoͤchſten Pro - pheten Chriſto dem wahren Eliſa vnd GOttes heil / denn ſo viel heiſt Eliſa / halte / vnd jhm das ab - ſterben jhres lieben Ehemannes klage / vnnd auch ſpreche: Dein Knecht mein Mann iſt geſtor - ben / der dir mit glaͤubigem Hertzen in Heiligkeit vnd Gerechtigkeit ſein lebenlang dienete / Meines Haͤuptes Krone / mein Troſt vnd Schutz / mein Verſorger vnd Ernehrer iſt geſtorben. Ach / Ach / was ſol ich arme Wittibe nun thun? Ein Wittibe iſt doch eine Wittibe / wenn ſie gleich eine Kaͤyſerin were.
Alſo zweiffelt mir nicht / daß auch jetzo gegen - wertige hochbetruͤbte Wittibe / die Gottliebende vnd viel Ehrentugendreiche Fraw Helena, geborne Eichelin / nach dem der weiſe / gerechte vnd guͤtige Gott jhren lieben Herrn den Ehrenveſten / Namhaff -[9]Chriſtliche Leichpredigt.hafften vnd Wolgelehrten Herrn Johan Quicker geweſenen Fuͤrſtlichen Muͤnſterbergiſchen Olßni - ſchen trewen Diener vnd Regiſtratorn, jhr von der Seite hinweg genommen / vnnd jhr recht die Hertzader geſchlagen / fuͤr dem himliſchen Eliſa jhrem vnnd vnſerm Heylandt Chriſto allhier win - ſele vnnd weheklage: HErr / dein getrewer Knecht / mein Mann / mein Herr / mein ſchutz / mein Frewd / vnd Wonne / mit dem ich ſo ein friedliche / liebreiche Ehe gefůhret / etc. iſt geſtorben / vnnd hat mich / ſein liebes Soͤhn - lein vnd die Welt geſegnet. Ach tritteſtu nicht an meines Mannes ſtatt / wie ſol mir jmmer ge - ſchehen.
Dieweil aber mit bloſſem lamentiren weder der Fraw Wittiben / noch jhrem ſeligen Herrn ge - dienet / ſo laſt vns das Troſtbuch Gottes / die hei - lige ſchrifft auffſchlagen / vnnd darinn die rechten Cordialien vnnd Hertzſterckungen in ſolchem Leid ſuchen. Denn es heilet ſie weder Kraut nochSap. 16. ꝟ 12. Pflaſter / ſondern dein Wort HErr / welches alles heilet / Sap. 16. ꝟ. 12. Damit wir ſie aber finden / vns appliciren vnd fruchtbarlichen deroſelben ge - nieſſen / So wollen wir anfaͤnglich die Huͤlffe deß heiligen Geiſtes im ploriren, vnnd anfaͤnglich mitBein -[10]Chriſtliche Leichpredigt.einander ein andaͤchtiges Pater noſter beten.
AVßerwehlte Kinder Gottes / alleſampt ge - liebte in dem geliebten. Eine koͤſtliche Regu -Regula vi tæ Chri - ſtianæ. lam vitæ Chriſtianæ ſchreibet vns fuͤr der Koͤ - nigliche Geiſtreiche Prophet vnd Poet David imPſalm. 37. ꝟ: 4. 37. Pſalm / da er ſpricht: Habe deine luſt an dem HErrn / der wirdt dir geben was deinWas in di - ſer Regel be - grieſſen. Hertz wuͤndſchet. Jn welchen Worten er vns vorhelt veræ delectationis noſtræ objectum & effectum, Worin vnſers hertzens luſt vnd frewde ſtehe vnd beſtehe / vnnd was dieſelbe fuͤr nutz vnnd gutes bey vns ſtiffte vnd anrichte.
Erſt -[11]Chriſtliche Leichpredigt.Erſtlich daß vnſers Hertzens luſt vnd frewdeI. Veræ de - lectatio - nis obje - ctum. Woran wir vnſere luſt haben ſollen ſtehe vnd beſtehe auff Gott dem HErrn / an dem wir luſt vnd frewde haben ſollen / der ſich im Wort geoffenbaret / daß er ſey Vater / Sohn vnd heiliger Geiſt / einig im Weſen / Dreyfaltig in Perſonen / der ewige Koͤnig / der vnvorgaͤngliche / vnſichtbare / vnbegreiffliche / vnd allein weiſe gelobet in ewigkeit / dem wir in der heiligen Tauffe gehuldet vnnd ver - ſprochen / daß wir vns wollen an jhn halten / dasTit 2. ꝟ 11 vngoͤttliche weſen ſampt den weltlichen luͤſten ver - leugnen / vnd gottſelig gegen jhm / gerecht gegen dem Nechſten / vnd zuͤchtig vnd meſſig nach vns ſelbſten leben inn dieſer Welt / vnnd warten auff die ſelige Hoffnung vnnd Erſcheinung der Herrligkeit deß groſſen Gottes vnd vnſers Heylandes Jeſu Chri - ſti / damit wir vns Chriſten vnterſcheiden von der Welt vnd jhrer Luſt. Denn da ſtehet jhr Hertz nur nachdem zeitlichen / jrrdiſchen vnnd vergaͤng - lichen.
Einer hat luſt zum Geldt / welches zwar eine Gabe Gottes iſt / die auch frommen widerfehret /I. aber es bleibet in der Welt / vnd muß mit der WeltPſal. 34. 112. 127. vergehen[?]Jhr Silber vnd Gold wird ſie nicht er - retten am Tage deß Zorns deß HErrn. Viel kommen zu Vnfall vmb Geldes willen / vnd ver -B ijderben[12]Chriſtliche Leichpredigt.derben daruͤber fuͤr jhren Augen. Vnnd: Die da reich werden wollen / die fallen in verſuchung vnd Stricke / vnd viel thoͤrichter vnd ſchaͤdlicher luͤſte /Soph. 1. Syrach 31. welche die Menſchen ins verderben vnd verdamniß2. Tim. 6. ſencken / ſaget die Schrifft Soph. 1. Syrach. 31. 2. Timoth. 6.
II. Der ander hat luſt an eſſen / trincken / ſpielen / tantzen / prangen / kleidern / reiſen / jagen / reiten / an Ehr / Ampt / Wuͤrd / Anſehen / vnd was ſonſt ſei - nem Fleiſch vnd Blut deucht gut ſeyn. Aber dar - bey iſt auch wenig beſtandt / denn vanitas vanita -Eccleſ. 1. tum, Es iſt alles eytel / ſaget der Prediger. Wo vnnd was iſt Solon mit ſeiner Weißheit? Wo vnd was iſt Tullius mit ſeiner beredſamkeit? Wo iſt Alexander mit ſeinen Victorien? Julius mit ſeinen Triumphen? Wo iſt Milo mit ſeiner Leibs - ſtaͤrcke / vnd Crœſus mit ſeinen Goldſtuͤcken? Jſt1. Sap. 5. als ein geſchrey vergangen / wie ein Pfeil vnd ſchat - ten verflogen / Sap. 5.
III. Der dritte hat luſt an groſſem Vorrath / daß die Promptuaria voll ſeyn / ſpricht mit dem reichenLuc. 12. KornJuden oder Weitzenbawer: Liebe Seele / du haſt nun Vorrath auff viel Jahr / jß / trinck vnd habe guten muth: Aber da muſt er hoͤren: Dieſe Nacht wird man deine Seele von dir fordern / vndwes[13]Chriſtliche Leichpredigt.wes wirdt denn ſeyn das du bereitet haſt / Luc. am 12. Cap.
Der vierdte hat luſt / wenn er geſunden LeibIIII. hat / vnd ſein Leben hoch bringet / welches auchDeut. 30. Rom. 13. Gottes edle gabe iſt / aber ſie endert ſich auch wiePſal. 99. im 99. Pſalm ſtehet: Du zerſtoͤreſt ſeine Reinig - keit / du wirffſt ſeinen ſtuel zu boden / du verkuͤrtzeſt die zeit ſeiner Jugendt / vnd Pſal 39. wenn du ei -Pſal. 39. nen zuͤchtigeſt vmb der Suͤnde willen / ſo wird ſei - ne Schoͤnheit verzehret / wie von motten: vnnd ſchoͤn ſein weret kurtze zeit / grewlich ſein / lange zeit.
Der fuͤnffte hat luſt am lieben leben: Aber esV. reiſt abe wie ein faden / raumbt ſich wie eines Hir -Sap 5. Eſ. 38. Pſal. 90 Eſ. 40. Jacob. 4. ten hut auff / gehet wie ein Schlaff hin / welcket wie ein Blum / vnd verfehret wie ein Dampff.
Endlich haben jhr viel luſt zu Suͤnd vnnd Vn -VI. recht / das iſt arg / Von welchen Paulus ſaget: Vngnad vnd Zorn / Truͤbſal vnd Angſt vber alle Seelen der Menſchen / die boͤſes thun.
Nun dieſe alleſampt fehlen der rechtſchaffenen beſten luſt / von welcher David ſaget: Habe dei -In ſontib. Anag in deliciis habuit. ne luſt an dem HErren / wie Jſaac am Wilpraͤtt - gerichtlein / wie eine Braut an jhrem Breutgam / daß es heiſt: Te ſine dulce nihil. Alle luſt ohne dich eytel vnluſt.
Darnach[14]Chriſtliche Leichpredigt.2. veræ oble - ctatiouis effectnm Wirckung vnd Nutz.Darnach heit vns auch David in dieſer guͤlde - nen Chriſtenthumbs Regel fuͤr den nutz / den wir von ſolcher luſt zu GOtt haben: Er wird dir ge - ben was dein Hertz wuͤntſchet / dein Gebet erhoͤ - ren / vñ geiſtliche vñ leibliche guͤtter dir nit verſagẽ.
Jſt demnach diß die Regel nach welcher ſichs wol lebet vnd ſtirbet / vnd nach welcher frome Her - tzen einher gehen / Wie auch dieſer vnſer in GOtt ruhender Mit Chriſt gethan / der ja / wie vns allen wiſſentlichen / ſeine luſt an dem HERRen gehabt. Welcher / weil er jetzo gleich in vigilia vnd Abend deß Feſts deß H. Apoſtels Thomæ, der auch ſei - ne luſt am HErren gehabt / zur Erden beſtattet vnd hier in dieſer Kirchen in ſein Ruhe - nnd Schlaff - kaͤmmerlein eingeleget wird / ſo hab ich mir fuͤrge - nommen in der furcht deß HErren von S. Tho - mæ Bekaͤndtnuͤß zu handeln / vnd zwar hievon dreyerley.
GOtt der da ſpricht im 81 Pſalm: DilataPſal 81. ꝟ. 11. os tuum & im plebo illud. Thue deinen Mund auff / ſo wil ich jhn fuͤllen / gebe hierzu ſeine Gna - de / vnd verleihe / daß wir einander im Leben vnnd Sterben wol vnd ſeliglich fuͤr vnd nachgehen moͤ - gen / AMEN.
ES ſaget der 62. Pſalm: Hoffet auff denPſal. 62. HERRen allezeit lieben leute / ſchuͤttet ewer Hertz fuͤr Jhm auß / GOtt iſt vnſer Zuverſicht / Sela. Aber Menſchẽ ſind doch ja nichts / groſſe Leuthe feilen auch / ſie wegen weniger denn nichts / ſo viel jhr iſt. Cazaf benei isch, mendacium præ - ſtantes viri, wenn man ſie auff die Goldwage le - get / ſo wegen ſie drey Loth weniger denn nichts. Jſt nicht der Heilige Thomas ein groſſer Mann / den Chriſtus gewuͤrdiget zu ſeinem Zwoͤlffboten / jhn auch vierdehalb Jahr inſtituiret, vnnd ſeine herrliche Wunderwerck ſehen laſſen / der damals /als[16]Chriſtliche Leichpredigt.als die andern Juͤnger es CHriſto wehrten in Ju - dæam zu ziehen / weil Jhn die Juden daſelbſt hat - ten toͤdten wollen / getroſt vnnd vnverzagt ſprach:Johan. 11. Eamus & moriamur cum illo: Laſſet vns mit ziehen / daß wir mit Jhm ſterben / als wolt er ſa - gen: Wenn vns gleich die Juden toͤdten / ſo haben wir einen ſolchen HERREN bey vns / der vnsMatth. 26 bald wider lebendig machen kan / Ja der auch mit den andern hoͤchlich beteuret / daß er ſich an Chri - ſto nicht aͤrgern wolte / ꝛc. der thut einen ſolchen ſchrecklichen Todſuͤndlichen Fall / daß er neben an - dern Juͤngern das HaſenPanier auffwirfft / als man CHriſtum im Oelgarten gefangen nimbt / vnd darvon leufft / vnd da er hoͤret / daß Chriſtus gecreutziget vnd begraben ſey / meinte er / es were nun mit Jhm alles aus / nach dem Sprichwort: Homo mortuus non facit gverram, Ein Tod - ter macht kein gewirr / Ein Todter Han krehet nicht mehr / Er ſtuͤnde fuͤr dem juͤngſten Tage nicht wider auff. Sondert ſich von ſeinen Ge - ſellen den Apoſteln ab / denn er fuͤrchtet ſich / weil der Vogel hinweg / die Feinde moͤchten wider kommen vnd auch das Neſt holen. War der letz - te vnter den Juͤngern / der die Aufferſtehung CHRJſti gleubete / Den Weibern vnd Huͤt -tern[17]Chriſtliche Leichpredigt.tern gleubete er nicht / Auch erſtlich ſeinen Mit - Apoſteln nicht. Allererſt nach dem Heiligen O - ſtectage kam er wider in der Apoſtel verſamblung geſchlichen / Vnd da ſie jhm ſagten: Wir haben den HERREN geſehen / war es jhm ein groß paradoxon vnd vnmoͤglich ding / darumb er auch ſprach: Es ſey denn daß ich in ſeinen Henden ſe -Joh. 20. he die Naͤgelmahl / vnnd lege meine Finger in die Naͤgelmahl / vnd lege meine Hand in ſeine Seiten / wil ichs nicht gleuben: Alſo gar ſihet er auff die Vernunfft; Wie denn auch der H. Vater Bernhardus von jhm ſelbſt bekennet: Wenn ichBenhard. zur ſelben Zeit gelebet / hette ich auch eher Thomæ dubitanti dem zweiffelnden Thomæ / als Petro aſſeveranti dem hochbetheurenden Petro glauben gegeben. Diß war S. Thomæ fall / damit er wider die Erſte vnd Ander Taffel der H. Zehen - Gebot handelte / welches leicht zu beweiſen / wenn eß nur die Zeit jetzo hett leiden wollen.
Er iſt aber nicht liegen blieben / Sondern von Chriſto wider auffgerichtet worden / dem er zu Danck vnd Ehren dieſe ſchoͤne Confeſsion gethan: DOMINUS MEUS, ET DEUS MEUS. Mein HERR vnd mein GOTT.
CWenn[18]Chriſtliche Leichpredigt.Wenn Tho - mas ſein Bekaͤndt - nuͤß gethan oder darzu gebracht worden.Wenn aber? quo tempore? Zu welcher Zeit?
Da ward er ſeines Vnglaubens loß / vnnd bekandte Chriſtum / Sonſt were er wol im Vn - glauben blieben / vnnd hette CHriſtum fuͤr ſeinen HERREN vnnd GOTT nimmer mehr be - kandt.
Sehen demnach / wie war es ſey / was der A -1 Corin 2. ꝟ. 14. poſtel ſaget: Der Natuͤrliche Menſch vernim - met nichts vom Geiſte Gottes / es iſt jhme eine Thorheit / vnd kan es nicht begreiffen: Vnd daß niemand auß eigener Vernunfft / Krafft noch Macht an JESVm Chriſtum gleuben oder zuJhm[19]Chriſtliche Leichpredigt.Jhm kommen kan / Sondern der H. Geiſt muß jhn durchs Evangelium erleuchten / vnd Chriſtus wie bey Thoma das beſte thun vñ vns Bekehren / weil es heiſt wie der Prophet Jeremias ſaget: Be -Ierem. 31 kehre mich HErr / ſo werde ich bekehret. Darauff folget das Glaub - vñ Frewdenreiche Confitemi - ni; Dominus meus & Deus meus. Mein HErr vnd mein Gott.
1. Wenn wir die Apoſtel vnnd Geſandten1. Wenn noch heutiges ta - ges Glaube vn Bekend - nuͤß bey vns entſtehe. Gottes hoͤren Predigen / vnd Gott durchs Wort wircket / ſo entſpringet das Bekaͤndtnuͤs / daß wir mit freuden ſagen / mit dem Propheten Samuel 1. Sam. 3. Rede HERR / dein Knecht hoͤret. Mit David 1 Chron. 18. Wer bin Jch HERR Gott / vnd was iſt mein Hauß?
2. Wen wir Chriſtum alhier mit geiſtlichen2. Augen / ob wol noch zur Zeit nicht mit Leiblichen ſehen / (denn es nicht einem jedern widerfehret allſo mit Henden zugreiffen / vnnd mit Augen zu ſehen / wie dem A. Thomæ) So bekennen wir abermal / vnd ſagen: Hertzlich lieb hab ich dichPſalm. 18. HERR / ich bitt Du wolleſt nicht ſein von mir ferr / mit deinem Geiſt vnd Gabe / ꝛc. Wenn ichPſalm. 73. nur Dich habe / ſo frage ich nicht nach Him̃el vnd Erden.
C ijWenn[20]Chriſtliche Leichpredigt.33. Wenn Er vnß ſelbeſt in ſeinem Wort zu - ſpricht / wie dem H. Thomæ, ſo bekennen vnd ſa -Johan. 6. ꝟ. 69. gen wir mit S. Petro: HErr wohin ſollen wir gehen? Du haſt Wort deß Ewigen Lebens.
4.Endlichen wenn wir zum H. Abendmal ge - hen / darinn Er vns ſeine verwundte Hende vnnd Seiten zeiget / da bekennen vnnd ſagen wir auch:Geneſ. 2. Mein HErr vnd mein GOtt. Denn gleich wie du lieber Gott vnſer Schoͤpffer in keiner Creatur wohneſt / ohne in dem Menſchen. Denn als du den Menſchen geſchaffen hatteſt / ruheſtu von dei - nen Wercken: Alſo kan deß Menſchen Seele inn keiner Creatur ruhen / denn allein in dir / O Gott. Wie auch der liebe Apoſtel Thomas nicht ehe ru - hen kondte / er hette denn ſeine Hand geleget in dei - ne Wundenmahl. Denn dieſelben ſind vnſer Heil - Brunnen / vnſer Friede Brunnen / vnſer Liebe - Brunnen.
Vnd thun wir Chriſten alhier im Glaubens - Reich ein ſolch freudig Confitemini von vnſerm hochverdienten Bruder vnd Jmmanuel Chriſto / was wird wol dort im SchawReich / wenn wir Chriſtum vnſern Ehrenkoͤnig inn ſeinem ſchmuck vnd herrligkeit von Angeſicht zu Angeſicht ſehen werden / geſchehen? Da wird nichts gemeinersſein /[21]Chriſtliche Leichpredigt.ſein / als Dominus meus & Deus meus. Mein HErr vnd mein GOtt.
Hoͤher woͤrter hette Thomas im Himmel vndDie hoͤchſtẽ Woͤrter Jehova vn El. JEſus iſt im Jehova vnd Jſch. Chriſtus vn ſer HERR Erden nicht finden koͤnnen / als Jehova vnnd El. HERR vnd GOTT. Drumb ſind ſie auch ſo wichtig / daß ſie alle andere hinwegen.
Es iſt aber CHriſtus vnſer HERR.
I. Jure creationis, weil Er vnſer Schoͤpf -1. fer iſt. Denn alle ding / ſagt der Evangeliſt Jo -Ioh. 1. c. ꝟ. 3. hannes / ſind durch daſſelbige Wort / (verſtehet Chriſtum) gemacht / vnnd ohn daſſelbe iſt nichts gemacht / was gemacht iſt. Johan. 1. Vnnd S.Coloſſ. 1. ꝟ. 16. Paulus Coloſſ. 1. Durch Chriſtum iſt alles er - ſchaffen / das im Himmel vnd auff Erden iſt / das ſichtbare vnd vnſichtbare / beyde die thronen vnd Herrſchafften / Fuͤrſtenthuͤmber vnd Obrigkeiten / es iſt alles durch Jhn vnd in Jhm erſchaffen / vnd Er iſt vor alles / vnd es ſtehet alles in Jhm. An - derer Text vnnd Zeugnuͤß geſchweige ich alhier /vnd[22]Chriſtliche Leichpredigt.vñ fage / Daß wie das Werck dem Meiſter vnter - worffen / alſo auch wir CHRJſto / die wir ſeiner Hende Werck ſind.
2.II. Jure redemptionis, weil Er vnſer Er - loͤſer iſt / denn er vnſer Seel vnd Leib erloͤſet hat / von Suͤnd / Todt / Teuffel vnd Hell / nicht mit1. Petri 1. Gold oder Sylber / Sondern mit ſeinem Roſi - nenfarben Blutt / daß wir nu gar ſein eygen ſein vnd bleiben.
Objectio. Daß aber nun jemand ſagen moͤchte: Von deſſen gewalt wir entlediget werden / dem muͤſſen wir auch das precium vnd Loͤſegeldt geben / das Loͤſegeldt aber iſt nicht dem Teuffel gegeben / ſon - dern GOtt. Derowegen ſind wir von Teuffels gewalt nicht erloͤſet. Drauff iſt zu antworten: Major diſtingvenda. Von deſſen Gewalt wir erlediget werden / dem muͤſſen wir auch das Loͤſe - geldt geben: Nemblich GOTT allein / als dem hoͤchſten HErren wird das λύτρον oder Loͤſegeld gegeben. Nu iſt aber der Teuffel nicht ſupremus Dominus, oder der Hoͤchſte Herr / Sondern wieBernhard. Serm. in tranſitu Malachiæ Epiſcopi. Bernhardus vnd andere pflegen zu reden / Got - tes als deß hoͤchſten HErren Hammer / malleus cœleſtis opificis, oder Hencker / dem er bißweilen zuleſt die Menſchen zu zuͤchtigen. Darumb ſohat[23]Chriſtliche Leichpredigt.hat Chriſtus wegen Gottes diß Loͤſegeldt auß ge - zahlet / vnnd vns vom Teuffel hierdurch befreyet vnd erloͤſet / daß vns nun der Himliſche Vater Chriſto ſeinem Sohne zu eygen gegeben / vnd der Sathan nu keine Macht vnd Gewalt an vns fin - de vnd habe.
III. Jure gubernationis & conſervatio -3. nis, daß Chriſtus vnſer Regierer / Fuͤhrer vnd Er - halt er iſt. Denn Er ſaget Joh. 17. in ſeinem hoch -Joh. 17. andechtigen / hertzlichen vnd eyferigen Gebet / zu ſeinem Himliſchen Vater: Die du mir gegeben haſt / die hab ich bewahret / vnd iſt keiner von jhnen verlohren / ohn das verlohrne Kindt / daß dieJoh 10. ꝟ 27. Schrifft erfuͤllet werde. Vnd Joh. 10. Meine Schaffe hoͤren meine ſtimme / vnd ſie folgen mir / vnd ich gebe jhnen das Ewige Leben / vnd niemand wird ſie mir auß meiner Hand reiſſen. Deßglei - chen Luc. 18. Solt GOtt auch nicht retten ſeineLuc. 18 ꝟ. 7. Außerwoͤhlten / die zu Jhm Tag vnd Nacht ruf - fen / vnnd ſolte Geduldt daruͤber haben / Ich ſage euch: Er wird ſie erretten in einer kuͤrtze.
IV. Jure obligationis, daß wir CHriſto4. mit Leib vnd Seel in Heyligkeit vnnd Gerechtig - keit zu dienen verbunden ſein. 1. Cor. 6. Ihr ſeid1. Cor. 6. ꝟ. 10. theur erkaufft / darumb ſo preyſet Gott an euremLeibe[24]Chriſtliche Leichpredigt.Leibe vnd in eurem Geiſte / welche ſind GOttes Denn weil Chriſtus vnſer HErr iſt / ſo ſind wir / (wie es denn folget / è natura correlativorum) ſeine Knechte vnd Maͤgde / Diener vnnd Diene -Knechte Recht vnnd Gebuͤhr. rin. Ein Knecht aber lebet vnnd richtet ſich nicht nach ſeinem / Sondern nach ſeines Herren Recht. 1.Derowegen ſind wir nu Chriſti Diener vnd Die - nerinnen / ſo iſts von noͤthen / daß vnſer aller thun / ſinn vnd gedancken auff Chriſtum vnſern HErren gerichtet werden. Aber dencke jhm ein jeder nach / ob er auch ein rechter Knecht vnd Dienerin Got - tes ſey / ſo darff ſich wol groſſer defect vnd man - gel ſehen laſſen.
2.Die Knechte bringen den groͤſten theil deß ta - ges vber den Wercken vnd geſchaͤfften jhrer Herrẽ zu. Wir nehmen vns nicht gerne ein ſtuͤndlein deß Tages Gott zu dienen / meinen bald vnſer Nah - rung moͤchte daruͤber zurinnen / weñ wir deß Ge - bets / anhoͤrung oder leſung Gottes Worts ſol - len abwarten.
3.Die Knechte vnnd Diener ſo leibeygen ſein / haben nichts eygenes / es iſt alles jhrer Herren / wir aber wollen viel eygenes haben: Vnnd wenn der Geitzhalß nur vberkompt was er begehret / fragt er nichts nach Chriſto vnd ſeinem Himliſchẽ Reichthumb.
Die[25]Chriſtliche Leichpredigt.Die Knechte / wenn ſie geſchlagen oder gepeit -4. ſchet werden / flehen vnd bitten ſie jhre Herren vmb Gnade / fallen jhnen zu fuſſe / vnd ſagen zu / hinforder froͤmer zu ſein / vnnd nicht mehr durch verbrechen den Herren zu Zorn zu bewegen: A - ber wir / die wir Knechte GOttes ſein wollen / wenn wir von vnſern HErren GOtt gezuͤchtiget vnd geſtraffet werden / ſo widerſtreben wir Jhm / murren vnd leſtern jhn / fahren jmmerfort / ſind heute wie geſtern / vnd begehren nicht von vnſerm boͤſen leben vnd wegen abzuſtehen.
Knechte laſſen jhnen an jhrem Eſſen / Trin -5. cken vnnd Loͤhnlein begnuͤgen / wir aber die wir CHriſti Diener vnd Dienerin ſein / halten in vn - ſerm Eſſen / Trincken vnd ſorgen der Nahrung kei - ne maß noch ende.
Knechte / wenn ſie der Herr bedrewet / fuͤrch -6. ten ſie ſich: Wir fuͤrchten vns aber nicht fuͤr den vielfeltigen drewungen / die vns GOtt durch die Propheten / Apoſtel vnd andere ſeine treue Die - ner leſſet ankuͤndigen.
Endlich Knechte haben mit den Feinden jhrer7. Herren nichts zu ſchaffen / geſellen ſich nicht zu ihnen / halten auch mit jhnen keine Freundſchafft: Aber lieber Gott was iſt gemeiner / daß ſich dieDMenſchen[26]Chriſtliche Leichpredigt.Menſchen geſellen mit dem Teuffel / Kaͤtzern / boͤ - ſen aͤrgerlichen Leuten / mit jhrem Suͤndlichen Fleiſch / vnd der verfuͤhriſchen vnnd boßhafften Welt.
Derowegen fehlets ja weit / daß man ſich rechte Knechte vnd Maͤgde des HErren erzeiget / daher er wol klagen mag:
‘Me Patrem dicis, ſed ubi reverentia Patris? Me Dominum, Domini quæ tibi cura tui? ’ ()Ein Sohn ſol ſeinen Vater ehren / vnd einMal. 1. c. ꝟ. 6. Knecht ſeinen Herren. Bin ich nu Vater / wo iſt meine Ehre? bin ich Herr / wo fuͤrcht man mich? ſpricht der HErr Zebaoth Malach 1. da wir doch / wenn man es recht bedencket / Chriſto vnſerm HErrn mehr zu dienen vnd zu gehorchen ſchuldig ſein / als vnſere Knechte vns ſelbſten / weil er vns / wie gedacht worden / nicht allein erſchaffen / erloͤ - ſet / ernehret vnd erhalten / wie der Apoſtel ſaget:1. Cor. 6. ꝟ. 19. Jhr ſeyd nicht ewer ſelbſt / denn jhr ſeyd thewr er -1. Cor. 7. ꝟ. 23. kaufft / werdet jhr nicht Knechte der Menſchen: Sondern auch Jhm nicht vmbſonſt ohn groſſen Nutz dienen leſt. Was das Geſinde erwirbet / das iſt der Herrſchafft: Aber wenn wir GOTt dienen / ſo erdienen wir Jhm nichts / es geſchihet vns zum beſten. Denn wenn wir Gerecht leben /ſo[27]Chriſtliche Leichpredigt.ſo wird GOtt hirdurch nicht reicher / beſſer oder ſeliger. Vnſerem Geſinde geben wir offt ein gerin - ges Loͤhnlein: Aber vns / die wir GOtt dienen / giebet er ſeinen Sohn / mit alle dem / das er hat vnd vermag / vnd wil / daß wir in einer Herrligkeit vnd ewigen Leben mit Jhm ſein ſollen. Darumb auff dieſen HErren von welchen S. Paulus ſa -1. Cor. 8. ꝟ 6. get: Ob ſchon viel Herren ſein / ſo haben wir doch nur einen Herren JEſum Chriſtum / vnſer Augen vnd Hertz jedertzeit ſol gerichtet ſein.
Darnach ſo iſt auch Chriſtus nach deß Apo -Chriſtus wat er Gott ſtels Thomæ Bekendniß warer GOTT / denn ſolches beweiſen:
1. Die Ortter der H. Schrifft / darin Jhm1. der weſentliche Name GOTTES zugeeigenet vnd Jehova genennet wird. Jerem. 33. v. 16. Oſeæ 1. v. 7. Eſa. 6. v. 5. 45 v. 23.
2. Die Texte / darin er außdruͤcklich GOtt2. genennet wird / als alhir vom Apoſtel Thoma Mein HErr / vnd Mein GOtt. Rom. 9. v. 5. Act. 20. ꝟ. 28. 1 Joh. 5. ꝟ 20. Pſal. 45. ꝟ 7.
3. Die Spruͤche / darin er GOttes Sohn3. geheiſſen wird. Mat. 16. ꝟ 16. Joh. 1. ꝟ 14 3. ꝟ 16. Rom. 8. ꝟ 32. &c.
4[.]Bezeuͤgens ſeine Goͤttliche Eigenſchafften /4.D ijdaß[28]Chriſtliche Leichpredigt.daß Er Ewig / Allmechtig / Allgegenwertig / All - wiſſend / ꝛc. Apocalyp. 1. ꝟ. 8. 2. ꝟ. 23. Ro - man. 1. ꝟ. 3. Johan. 14. ꝟ. 23. Johan. 1. ꝟ. 4. 2. ꝟ. 25.
55. Seine Wercke der Erſchoͤpffung / Er - haltung / Erloͤſung / Heyligung / vnd herrlichen Mirackel vnd Wunderwercke: Johan. 5. ꝟ. 17. 21. Johan. 14. ꝟ. 14. Johan. 1. ꝟ. 9. Matth. 10. ꝟ. 8. Coloſs. 1. ꝟ. 16. Johan. 16. ꝟ. 7. 14. ꝟ. 11. 20. ꝟ. 30.
6.6. Seine Ehr vnd Mayeſtaͤt / die Anruf - fung / Glaube an Jhn / vnd alle Dienſte / die GOTT allein zugehoͤren: Johan. 5. v. 23. Hebræor. 1. v. 16. Matth. 28. v. 19. Roman. 14. v. 11. 1. Corinth. 1. v. 2. Eſaiæ 6. v. 1. Jo - han 12. v. 41. Pſal. 2. v. 12. 97. v. 7. 72. v. 11. Philipp. 2. v. 10.
Diß alles / zum Erkendtnuͤß CHRJSTJ gehoͤrende / ſollen wir nothwendig wiſſen zu wi - derlegung:
1.1. Der Tuͤrcken / Arrianer vnd Photinia -Azo 53. 28. 29 32. 24. 31. 58. 108. ner. Denn die Tuͤrcken ſagen in jhrem Alcoran / es were ſtultiloquium, eine Naͤrriſche Rede / wer da ſpreche / daß CHriſtus wahrer GOTT vnd Menſch inn einer Perſon ſey: Ein ſchaͤndlicheSuͤnde.[29]Chriſtliche Leichpredigt.Suͤnde. Jtem: Wer da ſage / daß GOtt ei - nen Sohn habe / ſey eine ſo ſchaͤndliche Rede / da - rumb wol der Himmel ſich verfinſtern / die Erde fliehen vnd alle Berge hienfallen ſolten: Er were werth / daß er von Vogeln gefreſſen / vnnd von Winden zu Staub gewehet werde / muͤſte ins Helliſche Fewer fahren.
Die Arrianer lehren / CHriſtus ſey nicht Goͤtt von Ewigkeit / Sondern kleiner als der Va - ter / non eſse ἀυτόϑεον ſed patre minorem. Die Photinianer verwerffen die Gottheit Chri -Cat. Rack. pagin. 55. 150. Inſt. c. 6. & 19 ſti / oder ſeine Goͤttliche Natur / vnd gleuben nur in Chriſto die Menſchliche Natur.
Dar wider bekennet vnnd lehret vns alle der Apoſtel Thomas / daß Chriſtus vnſer HERR vnd GOTT ſey / welches ſonſt mit der gantzen Heyligen Schrifft / wie jhr jetzo gehoͤret / vber - einſtimmet.
2. Darnacher der Calviniſten / welche die2. Muͤndliche genieſſung deß wahren Leibes vnnd Bluttes Chriſti in ſeinem Heyligen Abendmahl vorleugnen / wider den klaren Text der Einſetzung deß Heyligen Nachtmals. Denn hier hoͤren wir / daß Thomas GOTT vnd Menſchen angeruͤh - tet hat: Vnd wie er nu mit einer Hand den gan -D iijtzen[30]Chriſtliche Leichpredigt.tzen Chriſtum / Gott vnd Menſchen warhafftig angeruͤhret / aber auff natuͤrliche vnd empfindlche weiſe den Menſchen / vnd auff vbernatuͤrliche vnd vnendpfindliche weiſe GOTt den HErrn: Alſo empfahen wir im H. Abendmahl mit dem Mun - de das gantze Sacrament Brodt vnd Leib / Wein vnd Blut: Aber Brodt vnd Wein natuͤrlicher jrrdiſcher / Leib vnd Blut himliſcher / vbernatuͤr - licher vnbegreifflicher Art vnd Weiſe / die Nie - mand in dieſer Schwachheit ergruͤnden vnd auß - ſprechen kan. Jſt alſo eine Sacramentliche Vor - einigung / vnd Gleichheit / wegen deß Jnſtru - ments nemblich deß Mundes: ein Vnterſcheidt aber wegen deß Modi Art vnd Weiſe. Denn wir gleuben doch / lehren vnd bekennen / daß der Leib vnnd das Blut Chriſti / nicht allein geiſtlich durch den Glauben / ſondern auch muͤndlich / doch nicht auff Capernaitiſche weiſe / ſondern auff himliſche Weiſe / die Chriſto bewuſt / vmb der Sacrament - lichen Voreinigung willen / mit dem Brodt vnnd Wein empfangen werde / davon jhr zur anderen Zeit mehr bericht empfahet: Wie auch von man - cher Lehr / Troſt / Erinnerung vnd Ermahnung bey Chriſti Gottheit vnd Menſchheit. Darumb ich zum letzten puͤnctlein ſchreite vnd damit ſchliſſe.
DJß ſpuͤret man in dem gedoppelt gebrauch - ten Woͤrtlein MEJN / MEJN. Denn er ſaget Mein HErr / vnd Mein GOtt. Diß iſt in applicatione ſo leicht nicht / als mancher mei - net: Wie auch das Tuus & Noſter, Dein vnnd Vnſer / von welchen der Deutſche auffrichtige vnd ſelige GOttes Mann herr Doctor Luther ge -In collect loco com. Luth. fol 231. b. ſaget / ſie wehren die allerſchwereſten in der gan - tzen H. Schrifft / wie im erſten Gebott: Jch bin der HErr Dein GOtt. Jtem: Vnſer GOtt2. Chron 20 ꝟ 12. wiltu ſie nicht richten? 2 Chron. 20. Du biſt doch ja der HErr Vnſer GOtt / auff den wir hoffen. Jerem. 14. ꝟ 22.Ierimiæ 14. cap.
Vnd der reine vnd feine Theologus M. Jo -Matheſius in poſtilla prophet. in ſeſto D. Thomæ. han. Matheſius ſaget als ein guter Practicus: Jch kan nicht gleuben / daß in der Kirchen ein Menſch ſey / der an dieſem Artickel zweiffel / daßChri -[32]Chriſtliche Leichpredigt.Chriſtus Dominus Deus, GOtt der HErr ſey. Aber das Woͤrtlein Mein wil in vnſer Her - tzen nicht / zumahl in Anfechtungen / daß wir jhn Mein nenneten vnd bekenneten. Jch wil gleich frey bekennen vnd recht beichten: Jch habe wohl Teuffeliſche Einfaͤlle gefuͤhlet von der Perſon deß HErrn Chriſti / welche ich mit dem Wort vnnd Zeugnuͤſſen der Schrifft vberteubet vnnd vber - wunden habe. Aber diß Woͤrtlein Mein / da hab ich noch ſehr wenig davon gelernet. Wenns wol gehet / ſo kan ich wol mit David ſprechen:Pſal. 7. 2. Dominus illuminatio mea & ſalus mea. Der HErr iſt mein Licht vnd mein Heyl / Aber da ei - ner von aller Welt verlaſſen / in Todes Noͤthen ſtecket / vnd alle ſeine Suͤnde plaget jhn / Ja wenn er nichts / denn HellenAngſt fuͤhlet / vnd fuͤhlet im Hertzen keinen GOTT / vnd ſol wider ſein eygen Hertze ſprechen wie Thomas / oder wie Chriſtus am Creutze: Eloi. Eloi. Mein GOtt / Mein GOtt / das iſt die hoͤchſte vnnd ſchwereſte Kunſt im Himmel vnd auff Erden / CHRiſtus hat ſie gekoͤnnet / Pſal. 22. Vnnd wer darumb bittet / vnnd ſihet GOttes Barmhertzigkeit inn ſeines Sohnes Wunden / die der Heylige Geiſt weiſet durchs Wort / vnd der es gerne wolt lernen / vndſeuffzet[33]Chriſtliche Leichpredigt.ſeuffzet wie Auguſtinus: Da, ut cognoſcam te,Auguſtin. HErr GOtt gib / daß ich dich erkenne / adauge nobis fidem, HErr mehre vns den Glauben / derLuc. 17. kan etwas davon lernen / wie es denn alle koͤnnen muͤſſen / die da wollen Selig werden. Aber wenn vns Gott hilfft / ſo koͤnnen wir alles / welcher ſei - nen Heyligen vnd gutten Geiſt gibt denen / die Jhn darumb bitten / vnnd hilfft mit ſeinem Geiſt vnſer Schwachheit auff. Diß ſind Matheſij gutte Gedancken vnd Wort. Ach helffe nun der Hochtrewe frome GOtt / daß wir zu jeder Zeit / das Mein vns großgleubiger weiſe appli - ciren vnd zu eygnen / wie in folgenden ExempelnExempla derer die dz Meus oder Mein jhnen recht appli - ciret. David. Pſ. 18. v. 2. 3 zu ſehen. David der groſſe Koͤnig vnnd nicht ſchlechte Suͤnder / widerholet Acht mal gleich inn einem Athem / diß groſſe vnnd Wunderwoͤrtlein Mein / im 18 Pſalm: Hertzlich lieb hab ich dich HERR / meine Stercke / HERR mein Felß / mein Burg / mein Erretter / mein GOtt / mein Hort / Mein Schildt vnd Horn meines Heyls vnd mein Schutz / ꝛc.
Der Heylige Hieronymus brauchte auchHiereny - mus, teſte diſcipulo ejus Euſe - bio. dieſe worte vnd darzu: Komm mein GOTT / mit einem Seligen Stuͤndlein / vnd laſſe mich ei - nen kleinen vorſchmack deiner Freuden empfin -Eden.[34]Chriſtliche Leichpredigt.den. O komme lieber HErre JEſu / mein Breu - tigam. Sihe ich habe dich ja in meinem Hertzen. Jch komme zu dir HERR mein Artzt. Mache dich auff mein GOtt vnd hilff mir. Stehe auff mein HErr vnd erloͤſe mich. O komm HERR meines Hertzens Troſt / daß ich mich an Dir er - getze.
Carolus V Imp. Der Hochloͤbliche Kayſer Carolus Quintꝰ, kurtz fuͤr jhrer Mayeſtaͤt ſeligen Abſchiede / hat auff empfangenes Heyliges Abendmahl in beyder geſtalt / die worte deß Heyligen Bernhardi ge - ſprochen: Dulciſsime Servator in me manes, ut ego in te maneam. Du mein allerſuͤſſeſter Heyland bleibeſt bey mir / daß ich auch bey dir koͤnne bleiben: HErre GOtt / ich erkenne / daß ich Vnwuͤrdig ſey auß eygenem Verdienſt das Himmelreich zu erlangen / Weil aber mein HErr JEſus CHriſtus daſſelbe auff gedoppelt Recht beſitzet / Ein mal als ſein Erbtheil vom Vater / das ander mal erworben durch den Vordienſt ſei - nes Leydens / vnd Er mit jenem Theil vergnuͤget iſt / Mir aber dieſes Theil aus Gnaden ſchenckt / ſo trawe ich ſeiner Guͤtte / vnd wil nicht zu ſchan - den werden.
Edvardus R. AngliæKoͤnig Edyardus in Engelland Anno 1553. den[35]Chriſtliche Leichpredigt.den 6. Julij / da er nu ſterben ſolte / hat geſeuffzet: HErre GOtt bewahre dein Volck in Engelland. Jm Maͤtt - tyr Buch / Anno. 81. gedruckt.O Mein HERR vnnd GOTT behuͤtte dieſes arme Koͤnigreich fuͤr allem Paͤpſti - ſchem Jrrthumb / vnd er halte deine wahre Reli - gion / vnd den Dienſt vnd Ehre deines Namens / auff daß ich vnd mein Volck deinen Heyligen Na - men loben vnd preyſen moͤgen. Vnnd Koͤnig Fridericus II. inn Dennemarck: Jch faſſe mitFrid. II. Rex Dan. dem Glauben meinen einigen Erloͤſer vnnd Hey - landt Jeſum Chriſtum in mein Hertze / Er mache es mit mir / wie es mir nuͤtze vnd Selig iſt.
Der frome Hertzog Friderich Wilhelm / derFrid. Wil - helm. D. Saxon. In exeq. Saxon. Chur Sachſſen Adminiſtrator vnd Hertzog da - ſelbſten / Hertzog Johann Wilhelms / Hochloͤbli - cher Gedaͤchtnuͤß / Elteſter Herr / vnſer Hochge - ehrten Landß Fuͤrſtin Herr Vater / hat zum Sym - bolo gebraucht / aus dem 86. Pſalm dieſe Wort: HErr erhalte mich bey deinem Wort. Darauff ein fuͤrnehmer Theologus, Seiner Fuͤrſtl. Gnaden geweſener Præceptor einen ſchoͤ - nen Geſang vnd Gebet gemacht / welches Jhre Fuͤrſtl. Gn[.]taͤglich geſprochen / welches ſich alſo anfaͤhet:
E ijHErr[36]Chriſtliche Leichpredigt.HErr erhalt mich bey deinem Wort / welches du mir gegeben / zu zeigen die rechte Him - melßpfort / daß ich dadurch ſolleben. O GOtt Mein HErr dich ruff ich an / erhoͤre mich durch deinen lieben Sohn / Ach HErr erhalte mich bey deinem Wort / ꝛc.
Joh Ger - ſon. Johannes Gerſo der Univerſitet zu ParißEx Leg. piè def. Cantzler / hat kurtz fuͤr ſeinem Ende Junge Leute mit jhm heiſſen beten: Deus meus, creator me us, miſerere, miſerere famuli tui Johannis Ger - ſonis: Mein GOtt / Mein Schoͤpfer / erbarm dich / erbarm dich deines Dieners Johannis Gerſonis.
Valentin. Weiſe. Vnd Herr Valentinus Weiſe, welcher der Durchlauchtigen vnd Hochgebornen Fuͤrſtin vndM. Hier - Menzeliꝰ in explic. Pſal. 43. conc. 4. Frawen / Frawen Margarethen / gebornen Her - tzogin zu Braunſchweig vnd Luͤneburg / Graͤfin vnd Frawen zu Manßfeld Wittibẽ / vnd J. F. G. Jungen Herren / vnd geliebten Soͤhnen fuͤr einen Secretarium gedienet als er ſein Ende gefuͤhlet / hat er offt geſeuffzet / vnd geſprochen: Tu Domi - ne es refugium meum, Tu ſalvum me facies: Du HErr biſt MEJN Zuflucht / Ich hoffe auff dich / Pſal. 31. 32.
Da -[37]Chriſtliche Leichpredigt.Damit ich aber auch Chriſtliebender Wei -Dorothea pr. Saxon Jn der Leich predigt Baſilii Sat leri. beß Perſonen gedencke / ſo hat Dorothea geborne Hertzogin zu Sachſſen / Hertzog Hemrichs Julij Ehlich Gemahl Anno 1587. den 13. Februarij / vnter andern Spruͤchen / auch deß Woͤrtleins Mein nicht vergeſſen / vnd zum Hauptkuͤſſen / da - rauff ſanfft einzuſchlaffen / den troͤſtlichen Weih - nachtſeuffzer ergriffen: Ach mein hertzliebes JE - ſulein / mach dir ein rein ſanfft Bettelein / zu ru - hen in meines Hertzens Schrein / daß ich nimmer vergeſſe dein / ꝛc.
Vnd eine frome Fraw im Land zu Meiſſen / ſprach in jhren letzten Todeßkampff: Ach mein HErre JEſu CHriſte / hetteſtu mich ſo gerne bey dir / als ich gerne bey dir were / du wuͤrdeſt mich ſo lange nicht auffhalten. Komm vnnd hole mich.
Solche Glaubens - vnnd Liebe Gedancken ſtehen nicht in jedermans Hertzen. Ein Ehrlicher Buler / wenn er bey ſeiner allerliebſten iſt / leſt offt das Mein / Mein ſchnellen / Mein Schatz / mein Hertz / ꝛc Alſo vnd noch viel mehr ſollen wir / vn - ſers Himmliſchen Breutgams CHriſti Braut / vns mit Jhm verlieben / vnd das Mein practiciren damit er zu vns ſage:
E iijVnd[38]Chriſtliche Leichpredigt.Jch bin dein / vnd du biſt mein /Vnd wo ich bleib / da ſolt du ſein /Vns ſol der Feind nicht ſcheiden / Amen.
NVn iſt noch vbrig Laus Eccleſiæ, das ge - buͤhrende Ehrenlob / das dieſem wolfromen Chriſten vnd Ehren Manne die Kirche GOttesSyr. 44. ꝟ. 15. ertheilet nach dem ſpruch Syrachs am 44. Cap Laudem eorum annunciabit Eccleſia. Die Gemeine verkuͤndiget jhr Lob.
Derowegen was nun des ſeligen mit Todt verblichenen Ehrliche Ankunfft / Chriſtlich Leben vnd Wandel / auch ſeligen Abſchiedt anlanget / verhelt ſichs kuͤrtzlichen wie folget:
Der nu mehr in Gott ruhende Ehrenveſte / Wolbenambte vnnd Wolgelarte Herr Johann Quicker / geweſener Fuͤrſtlicher Muͤnſterbergi - ſcher / Olßniſcher trewer Diener vnd Regiſtrator, iſt Anno 1575. den 13. Decemb. fruͤhe vmb halb 14. der gantzen Vhr alhier zur Olſſen auff dieſe Welt geboren worden. Sein Vater iſt geweſen / der Weyland Ehrnbeſte vnd Wolbenambte Herr Sebaſtian Quicker / geweſener Fuͤrſtlicheꝛ Muͤn -ſterbergiſcher[39]Chriſtliche Leichpredigt.ſterbergiſcher Olßniſcher Steureinnehmer. Sei - ne Mutter iſt geweſen Fraw Catharina geborne Porſchwitzin. Von welchen ſeinen lieben Eltern er in angehendem Vorſtande zum Chriſtlichen Ge - bet vnd aller Gottsfurcht / vñ zur Schulen alhier gehalten vnd aufferzogen worden.
Nachmals iſt er im 12. Jahr ſeines Alters von ſeinen hertzlieben Eltern nach Breßlaw geſchickt worden / da er ſeinen wolangefangenen ſtudiis et - lich Jahr fleiſſig abgewartet. Von dannen hat er ſich zu continuirung derſelben nach Goͤrlitz bege - ben / vnd daſelbſt auch etliche jahr embſig ſtudiret
Als er aber jhm proponiret vnd auch angele - gen ſein laſſen / was ſtatliches vnd ruͤhmliches zu faſſen vnd lernen / hat er ſich mit vorbewuſt ſeiner lieben Eltern von dañen auff die Univerſitet Wit - tenberg / nachmals auff die Univerſitet Jehna be - geben / vñ auff beyden Academiis ſeinen ſtndiis Ju - ridicis auch etlich Zeit vnd Jahre fleiſsig obgelegẽ / biß er ſich von dannen widerum̃ anhero nach hauſe zu ſeinen lieben Eltern erhaben. Nachmals aber von dem Weyland Wolgebornen Herren / Herren Carlln Freyherrn von Wartenberg auff Skal vñ Schwiegan / geweſenẽ Roͤm. Kaͤyſ. Mtt. Rath zu ſeiner jungen Herren Præceptore vociret wordẽ /den[40]Chriſtliche Leichpredigt.den er auch als ein treuer Ephorus mit beſondern ernſtem fleiß 4. Jahr treulich fuͤrgeſtanden.
Als aber obgedachter ſein vielgeliebter H. Va - ter nach Gottes willen Todes verfahren / hat er ſich zu ſeiner hertzlieben Fr. Schweſter in Breß - law begeben / vnd etliche zeit alda verharret / biß er Anno 1609. von dem Weyland Durchlauchten / Hochgebornen Fuͤrſten vnd Herren / Herrn Carlln Hertzogen zu Muͤnſterberg in Schleſien zur Olſ - ſen / Graffen zu Glatz / Herren auff Sternberg vnd Jaiſchwitz / Roͤm. Kaͤyſ. Mtt. Rath vnd O - briſten Hauptmanne in Ober vnd Nieder Schle - ſien / vnſerem geweſenen gnaͤdigen LandßFuͤrſten vnd Herren / lobſeliger Gedaͤchtnuͤß / zur Fuͤrſtli - chen Cantzeley alhero / zu einem trewen Diener vñ Regiſtrator ordentlich beruffen worden / welchen ſeinen jhme anvertraueten Dienſt vnd Ampt mit beſonderm ernſt vnd eyfer er jhm angelegen ſein laſ - ſen / vnd mit allem fleiß verrichtet.
Anno 1612. den 12. Februarij hat er ſich mit ſeiner hinterlaſſenen hochbetruͤbten Wittib / der Viel Ehrntugendreichen Fraw Helena / gebornen Eichelin in ein Chriſtlich Ehegeluͤbnuͤß eingelaſ - ſen / vnnd biß an ſein Ende mit jetzgedachter ſeiner lieben Haußfrawen / numehr hochbetruͤbten Wit -tiben /[41]Chriſtliche Leichpredigt.tiben / in gantz Friedlicher / Loͤblicher vnd lieblicher Ehe geſeſſen 8. Jahr vnd 44. Wochen / vnnd da - rinnen Vier Ehepflaͤntzlein / als zwene Soͤhne vñ zwo Toͤchter erzeiget / derer drey der Allmechtige GOtt fuͤr jhme in ſein Himmelreich abgefodert: Das elter Soͤhnlein aber noch im Leben iſt / wel - ches Gott ſeiner betruͤbten lieben Mutter zu troſt viel Jahre vnd lange zeit in guttem Wolſtande er - halten / vnd fuͤr aller gefahr befreyen wolle.
Sein Chriſtenthumb anreichend / hat er es ei - nig vnd allein gehalten mit den Schrifften der H. Propheten vnnd Apoſteln / mit der vngeenderten Augſpurgiſchen Confeſsion vnnd dem H. Cate - chiſmo deß H. Gottes Mannes vnd Deutſchen Prophetens H. D. Lutheri, vnd dagegen verworf - fen alle jrrige Lehren / wie die Namen haben moͤ - gen / vnd ſonderlich hat er verdammet die Calvini - ſche Schwermerey: Zum gehoͤr Goͤttliches wor - tes vnd zum rechten gebrauch deß H. Hochwuͤrdi - gen Abendmals fleiſsig vnnd zum oͤfftern ſich ge - halten / vnd ſonſten gegen maͤnniglich friedſam / ge - gen dem Armut aber freygebig ſich erzeiget.
Seine Kranckheit anlangend / hat er ſich eine ziemliche Zeit hero vnd faſt in die drey Viertel jahr bey gehendem Leibe ſehr vbel befunden / in welcherFZeit[42]Chriſtliche Leichpredigt.Zeit biß auch auff ſein letztes Ende er Vorſtendige Medicos hiero vnd anderer orte gebrauchet / vnnd die von Gott geordnete vnd gebotene Mittel der Artzney nicht hindan geſetzt. Ob ſichs auch wol etlicher maſſen zu gutter beſſerung anſehen laſſen / Jſt er doch widerumb gantz eingefallen / vnnd in die 5. Wochen gantz Lagerhafftig blieben / vnd als er bey ſich befunden / daß die Kranckheit bey jhm nicht ab / Sondern mit groſſer Schwachheit viel mehr zugenommen / hat er ſich fuͤr ſeinem ſeligen ableiben / mit Gott ſeinem Himliſchen Vater - vnd ſeinem Nechſten verſoͤhnet / vnnd abgewichenen 10. Decembris das H. Hochwuͤrdige Nachtmal wahren Leibes vnd Bluttes vnſeres HERREN vnd Heylandes JEſu Chriſti / nach welchem er ein Hertzliches verlangen getragen / mit groſſer andacht empffangen. Nach dem er kurtz fuͤr ſei - nem Seligen Abſchiede vom Diener Goͤttliches Worts beſucht / vnd mit dieſen Worten angeredet worden / weil das liebe Weihnachtfeſt fuͤr der Thuͤr / wolle er ſich inn den froͤlichen Weihnacht - Troſt einwickeln / vnd ſich feſt mit wahrem Glau - ben an das Neugeborne Jeſulein halten / wie biß - hero durch Goͤttliche vorleihung geſchehen / das wuͤrde jhm in der Chriſtbuͤrden beſcheren / was jh -me gut[43]Chriſtliche Leichpredigt.me gut vnd Selig ſein wuͤrde / hat er geſeuffzet: Komm MEJN HERR JESV komm. Ferner ſind jhme nachfolgende Troſtſpruͤche vom H. Diacono fuͤrgehalten worden / darauß er ſich denn Hertzlichen getroͤſtet: Si moram feceritHab. 2. Dominus, Ob der HERR verzeucht / ſo harre ſein / ER wird gewißlich kommen vnnd nicht vor - ziehen.
Jtem:
Mein Suͤnd mich werden kraͤncken ſehr /Mein Gewiſſen wird mich nagen /Denn jhr ſind viel wie Sand am Meer /Doch wil ich nicht verzagen /Gedencken wil ich an deinen Todt /HERR JESV deine Wunden Roth /Die werden mich erhalten.
Item:
‘Inter brachia Salvatoris mei vivere & mo - ri cupio. ’ ()Item:
‘Vivo tibi, moriorq́; tibi dulciſsime Jesu, Mortuus & vivus ſum maneoq́; tuus. ’ ()Item:
‘Mors piis eſt aurea janua cœli. ’ ()Item:
Electi DEI, in vita æterna gaudebunt ſu -F ijpra[44]Chriſtliche Leichpredigt.pra ſe de viſione DEI, infra ſe de evaſione in - ferni, circa ſe de angelorum & beatorum aſso - ciatione, intra ſe de corporis & animæ glori - ficatione.
Als aber der Diener Goͤttliches Worts ſeinen Abſchied von jhm genommen / hat er ſich ſelbſt mit viel Troſtreichen Spruͤchen vnd ſchoͤnen Gebeten biß an ſein letztes Ende getroͤſtet / vnnd vnter andern dieſe nachfolgende zum oͤfftern wi - derholet: Der HERR iſt mein Licht vnd mein Heyl / ꝛc. Harre deß HERREN / ſey getroſt vnd vnverzagt / vnnd harre deß HERREN. Pſal. 27. Vnd aus dem 25. Die Angſt mei - nes Hertzens iſt groß / fuͤhre mich aus meinen Noͤthen. Jtem: Das Blutt JEſu CHri - ſti deß Sohnes GOttes / reiniget vns von allen vnſern Suͤnden / 1 Johan. 1. Jtem: Alſo hat GOTT die Welt geliebet / Johan. 3. Das Heylige Vater Vnſer / ꝛc. Vnd das Ge - beth: O HERR biß du mein Zuverſicht / ꝛc. Auch viel andere ſchoͤne SchrifftSpruͤche vnnd Gebetlein mehr / welche vmb geliebter kuͤrtze jetzo nicht erzehlet werden. Vnd iſt endlich auff den willen GOTTES / (dem er ſich er gab / vnnd ſagte zu mir: Er were der beſte) nach hart auß -geſtandener[45]Chriſtliche Leichpredigt.geſtandener Leibes Schwachheit geſtern Acht Tage / war der Zwoͤlffte Decembris / deß Mor - gens fruͤhe halb wege auff Vier Vhr / auff das theure Vordienſt / Bittere Leyden vnnd Sterben vnſers eynigen Erloͤſers vnd Seligmachers JE - SVCHriſti / gar Sanfft vnd Selig entſchlaf - fen / ſeines Alters Fuͤnff vnd viertzig Jahr / weni - ger etliche Stunden / welche ſchnell dahin gefah - ren / wie eines Vogels Flug. Denn vnſer Le -Pſalm. 90. ben / ſaget Moſes / fehret ſchnell dahin / als floͤ - gen wir davon / Avolamus, gleich wie viel Vo - gel fuͤrm kalten Winter ins warme froͤliche Som - merlandt.
Weil dann vnſer Fuͤrſtlicher Muͤnſterbergi - ſcher / Olßniſcher Herr Regiſtrator / wie jhr aus dieſem ſeinem EhrenZeugnuͤß vernommen. 1. Recht gegleubet / vnd CHriſtum auch wie Tho - mas vnd andere Heyligen fuͤr ſeinen HERREN vnd ſeinen GOTT erkennet vnd bekennet. 2. Chriſtlich gelebet / daß jhm nu auch ſeine Wercke nachfolgen / Apoc. 14. Vnd jhm als einem Wol - verdienten trewhertzigen Mann die Glocken / wie man ſage[t]/ wol klingen. Vnnd fuͤrs dritte im HErren geſtorben / iſt er wol hier geweſen / vnnd alreit der Seelen nach ins rechte Sommerlandtvnd[46]Chriſtliche Leichpredigt.vnd Himmliſches Paradeiß angelanget / wird auch am Juͤngſten Tage ſein Coͤrper widerumb glorificiret vnd verklaͤret aufferſtehen. Darumb die hochbetruͤbte Fraw Wittibe / ſampt der zuge - thanen Erbarn Freundſchafft jhr Leid meſſigenTertulli. wolle / weil es heiſt wie Tertullianus ſagt: Cur fles? ſi reverſurum credis, Warumb weineſtu? weil er wider aufferſtehen / vnd man wider zuſam - men kommen wird: Widerkommen macht / daß man ſcheiden nicht acht. So lebet auch noch der Alte Wittwen vnd Wayſen Vater vnd Rich - ter. Der wolle nu in ſeine Gnad / Schutz vnd Segen die Hinterlaſſene Wittibe vnd Soͤhnlein nehmen / vnd dieſem vnſerm Mit Chriſten verlei - hen eine ſanffte ruhe vnd froͤliche Aufferſtehung: Vns aber zu ſeiner Zeit eine Selige Nach - fahrt / Heimfahrt vnd Himmelfahrt / vmb Chriſti Leyden / Todt vnd Aufferſtehung willen / Amen.
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