PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Chriſtliches Denckmaal,
Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken /
Treugeweſenen Diacono in Glaucha, Durch Edirung Der Jhm gehaltenen Leichen - Predigt, deſſen Lebens-Laufes, wie auch einiger Leichen-Carminum guter Goͤnner und Freunde,
HALLE, Zu finden im Waͤyſenha[u]ſe. MDCCXX.
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Traur - und Troſt-Predigt, Aus 1. Cor. XV, 42. 43. Zum Chriſtlichen Gedaͤchtniß Des Weiland Wohl-Ehrwuͤrdigen, Andaͤchtigen und Wohl - gelahrten Herrn, HERRN M. Georg Joh. Henckens / Treuverdienten DIACONI zu Glau - cha an Halle, Jn der St. Georgen-Kirche daſelbſt Am Sonntage Cantate jetztlauffen - den 1720ſten Jahrs gehalten

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CHriſtus JEſus, welcher iſt die Auferſtehung und das Leben; der durch ſeinen Tod dem Tode die Macht genommen, und das Leben und ein un - vergaͤnglich Weſen ans Licht gebracht hat durchs Evangelium, laſſe uns al - leſamt ſolcher ſeligen Frucht ſeines To - des und ſeiner Auferſtehung hier im Glauben, und dort im Schauen theil - haftig werden, zum Lobe ſeines heili - gen Namens, Amen!

Eingang.

GEliebte in CHriſto JE - SU, unſerm HErrn! Gleichwie glaͤubige Chriſten und Kinder GOttes von bloß natuͤrlichen Menſchen nach mehreren Stuͤcken unter - ſchieden ſind: Alſo findet ſichauch5Die Hoffnung der Glaͤubig. von der ꝛc.auch ein Unterſcheid zwiſchen beyden in Anſe - hung derſelben ſeligen Hoffnung, welche es mit den zukuͤnftigen, himmliſchen und ewigen Guͤ - tern zu thun hat.

Denn da die Kinder dieſer Welt entweder gar keine, oder doch nur eine todte, unfruchtba - re, ungegruͤndete und betriegliche Hoffnung davon haben, und haben koͤnnen: (Eph. II, 12. 1. Theſſ. IV, 13. 1. Corinth. XV, 32. Weish. II, 22. Hiob VIII, 13.) ſo iſt hingegen die Hoff - nung, die lebendig und gewiß iſt, und nicht zu Schanden werden laͤſſet, ein recht Haupt - und weſentlich Stuͤck, mithin ein ſehr herrlich Pri - vilegium und Vorrecht, das glaͤubigen Kin - dern GOTTES in Heil. Schrift zugeeignet und beygeleget wird.

Unter andern zeuget davon gar ſchoͤn und nachdruͤcklich der Apoſtel Petrus, wenn er, in ſeinem und anderer Glaͤubigen Namen, alſo ſchreibet: Gelobet ſey GOTT und der Va - ter unſers HERRN JESU CHRI - STI, der uns nach ſeiner groſſen Barm - hertzigkeit wiedergebohren hat zu einer le - bendigen Hoffnung durch die Auferſte - hung JESU CHRJSTJ von den Todten, zu einem unvergaͤnglichen, un - befleckten und unverwelcklichen Erbe, das behalten wird im Himmel, euch, die ihr aus GOTTES Macht durch den Glauben bewahret werdet zur Seligkeit,A 3wel -6Die Hoffnung der Glaͤubigenwelche zubereitet iſt, daß ſie offenbar wer - de zu der letzten Zeit. 1. Petr. I, 3. 4. 5.

Es iſt nemlich der Grund der hier beſchrie - benen Hoffnung, wie wir hoͤren, die Wieder - geburt, oder dasjenige goͤttliche Gnaden - Werck, dadurch in dem Menſchen der Glaube an CHriſtum entzuͤndet, und er aus dem Stande der Suͤnde und des Zorns, worin er ſich von Natur befindet, in den Gnaden-Stand verſetzet, und von GOTT zu ſeinem Kinde auf - und angenommen wird. Ohne dieſe neue Ge - burt kan niemand dieſe Hoffnung erlangen, wie ſolches unſer Heyland dem Nicodemo mit groſſem Nachdruck bezeugete, da er ſprach: Wahrlich, wahrlich, ich ſage dir: Es ſey denn, daß iemand von neuen gebohren werde, kan er das Reich GOTTES nicht ſehen, Johann. III, 3. folglich kan er auch da - zu keine Hoffnung in ſeinem Hertzen haben.

So hat ja dieſe Hoffnung, davon die Rede iſt, kein zeitlich und irdiſches Guth, dergleichen Glaͤubigen und Unglaͤubigen, Bekehrten und Unbekehrten gemein ſeyn kan, zu ihrem Object und Vorwurf; ſondern ſie iſt gerichtet auf das unvergaͤngliche, unbefleckte und unver - welckliche Erbe, das im Himmel behal - ten wird, v. 4. oder auf die Seligkeit, wel - che 3ubereitet iſt, daß ſie ſoll offenbaret werden zu der letzten Zeit, wenn nemlich JESUS CHRJSTUS ſelbſt vomHim -7von der Auferſtehung ihrer Leiber.Himmel offenbar wird werden, v. 7. auf die ewige und uͤber alle Maaſſe wichtige Herrlichkeit, wie ſie Paulus nennet 2. Cor. IV, 17. Dieſes Erbe, dieſe Herrlichkeit und Se - ligkeit, kan freylich, nach der gemachten Gna - den - und Heyls-Ordnung, in Ewigkeit keinen andern zu Theil werden, als die neu gebohren und GOttes Kinder worden ſind: Denn ſind wir Kinder, ſo ſind wir auch Erben, nem - lich GOTTES Erben und Mit-Erben JESU CHRJSTJ. Roͤm. VIII, 17. Sie - he auch Tit. III, 5. 6. 7.

Glaͤubige und wiedergebohrne Kinder GOt - tes ſind es demnach allein, die aus ihrer Wie - dergeburt zu dieſer Hoffnung berechtiget ſind: welche ihre Hoffnung von dem Apoſtel, dero innere Art und Beſchaffenheit auszudrucken, eine lebendige Hoffnung genennet wird. Ge - lobet ſey GOTT und der Vater unſers HERRN JESU CHRJSTJ, heißt es, der uns nach ſeiner groſſen Barmher - tzigkeit wiedergebohren hat zu einer le - bendigen Hoffnung, oder zu einer Hoff - nung, die da lebendig iſt, und zwar durch die Auferſtehung JESU CHRJSTJ von den Todten: ſintemal GOTT (wie es v. 21. heißt:) dieſen unſern Heyland darum von den Todten auferwecket, und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, auf daß wir Glauben und Hoffnung zu GOTT habenA 4moͤch -8Die Hoffnung der Glaͤubigenmoͤchten: Glauben, daß wir GOtte durch den Tod ſeines Sohnes wahrhaftig und voͤllig verſoͤhnet ſeyn, als welches GOtt ſelbſt durch dieſe Auferweckung ſeines Sohns und deſſen Einfuͤhrung in ſeine Herrlichkeit aufs nach - druͤcklichſte declariret und bezeuget hat; Hoff - nung, daß er auch uns, die wir mit CHri - ſto, wie die Glieder mit ihrem Haupt, durch den Glauben verbunden ſind, in dieſelbe Herr - lichkeit, in welche er CHriſtum eingefuͤhret hat, zu ſeiner Zeit einfuͤhren, und zu dem Ende auch dereinſt unſere ſterbliche Leiber von den Todten erwecken und lebendig machen werde.

Dieſer Hoffnung aller wahrhaftig Glaͤu - bigen thue ich, Geliebte im HERRN, dar - um gleich Anfangs dieſer gegenwaͤrtigen Trau - er - und Troſt-Predigt, Meldung, dieweil der darinn abzuhandelnde Text, davon noch ein mehrers zu reden, Gelegenheit giebet und er - fordert.

Es hat nemlich GOTT, dem Allerhoͤch - ſten, nach ſeinem Heil. Rath und Willen ge - fallen, einen eurer treuen und rechtſchaffenen Lehrer und Unter-Hirten, nemlich Herrn M George Johann Hencken, treu-fleißigen und wohlverdienten Diaconum in hieſiger Amts-Stadt Glaucha, vor wenig Tagen von euch zu nehmen, nachdem derſel - be nicht laͤnger als etwa 5. Jahr unter euch ge -ſtan -9von der Auferſtehung ihrer Leiber.ſtanden, und, euch alle mit ſ[i]ch ſelig zu machen, in ſolcher Zeit, wie ihr wiſſet, und Jhm deſſen Zeugniß geben werdet, keine Muͤhe und Ar - beit geſparet hat.

Dieſer werthe und liebe[M]ann hat nun un - ter andern auch darinn ſei[n]en letzten Willen mit bezeuget, daß er bey ſei[n]em anzuſtellenden Leich-Begaͤngniß den Vortrag eines ſolchen Apoſtoliſchen Spruchs begehret hat, worin wir ſeine und aller wahren[G]laͤubigen lebendi - ge Hoffnung gleichfalls gar[d]eutlich und troͤſt - lich ausgedrucket finden.

Damit denn nun dem Chriſtlichen Verlan - gen des ſeligen Herrn Dia[c]oni hierunter ein Gnuͤge geſchehe, und zugleich unſer aller Er - bauung dadurch befoͤrdert[w]erde: ſo wollen wir uns zur Abhandlung des erwaͤhlten Textes ſelbſt wenden; vorher aber[a]uch GOTT um die hierzu noͤthige Gnade de[m]uͤthiglich anrufen im Gebet eines glaͤubigen und andaͤchtigen Vater Unſers, ꝛc.

Text.

1. Cor. XV, 42. 43. ES wird geſaͤet ve[r]weslich, und wird auferſtehen unverweslich. Es wird geſaͤet i[n]Unehre, undA 5wird10Die Hoffnung der Glaͤubigenwird auferſtehen in Herrlichkeit. Es wird geſaͤet in Schwachheit, und wird auferſtehen in Kraft.

ES ſoll demnach, Geliebte in CHriſto JESU, unſerm HErrn, aus dieſem vorgeleſenen Apoſtoliſchen Texte anie - tzo erwogen werden

Die Hoffnung der Glaͤubi - gen von der kuͤnftigen Auferſtehung ihrer Lei - ber.

Wir betrachten hiebey, wie dieſe Hoffnung der Glaͤubigen gerichtet ſey

  • I. Auf die kuͤnftige Auferſtehung ihrer Leiber an ihr ſelbſt.
  • II. Auf die alsdenn zu erlangende himmliſche Art und Be - ſchaffenheit derſelben.

HERR JESU, da wir alle wiſ - ſen, daß wir ſterben muͤſſen, und unſer keiner dem Tode entlauffenwer -11von der Auferſtehung ihrer Leiber.werde; ſo bitten wir dich demuͤthiglich, ſetze uns alle, durch die Kraft deiner Auf - erſtehung, in den Stand, darinne wir eine lebendige Hoffnung des Lebens, das unvergaͤnglich und ewig iſt, in unſern Seelen beſitzen, und dadurch alles, auch den letzten Feind, den Tod, beſiegen und uͤberwinden moͤgen. Hiezu, o treuer Heiland, laß auch die vorhabende Be - trachtung deines Worts geſegnet ſeyn, um deines Todes und deiner Auferſte - hung willen. Amen!

Abhandlung.

ES lautet denn unſer vorgeleſe - ner Leichen-Text nochmals al - ſo: Es wird geſaͤet verwes - lich, und wird auferſtehen unverweslich. Es wird ge - ſaͤet in Unehre, und wird auferſtehen in Herrlichkeit. Es wird ge - ſaͤet in Schwachheit, und wird auferſte - hen in Kraft.

Wir haben geſaget, daß darin gegruͤndet ſey die Hoffnung der Glaͤubigen von der zukuͤnftigen Auferſtehung ihrer Leiber.

Erſter12Die Hoffnung der Glaͤubigen

Erſter Theil.

DJeſe Hoffnung der Glaͤubigen iſt nun I. gerichtet auf die kuͤnftige Aufer - ſtehung der Leiber an ihr ſelbſt.

Paulus iſts, der dieſe Hoffnung allhier bezeuget, als der nicht allein ſelbſt ein Glaͤu - biger, ſondern auch ein Lehrer der Glaͤubigen war. Denn wie derſelbe in der Apoſt. Geſch. Cap. XXIV, 15. vor dem Land-Pfleger Felix ſagte: Jch habe die Hoffnung zu GOTT, daß zukuͤnftig ſey die Auferſtehung der Todten, beyde der Gerechten und der Un - gerechten: Alſo iſt aus ſolcher Hoffnung her - gefloſſen, was in dieſem gantzen XV. Capitel des erſten Briefes an die Corinthier, woraus unſer Text genommen, von der kuͤnftigen Auf - erſtehung, und zwar inſonderheit der Glaͤubi - gen und Gerechten, enthalten.

Er handelt aber darin wider diejenigen, die ſich nicht ſcheueten zu lehren und zu ſagen: die Auferſtehung der Todten ſey nichts; v. 12. wie denn nebſt den Sadducaͤern, die dieſen Haupt - und Grund-Articul von langen Zei - ten her verleugnet und beſtritten hatten, (Luc. XX, 27. Apoſt. Geſch. XXIII, 8.) ſelbſt unter denen Chriſten ſolche Leute aufſtunden, die hierinnen der Wahrheit verfehlten, und deren Wort doch um ſich fraß wie der Krebs, als zu leſen 2. Timoth. II, 17.

Wie13von der Auferſtehung ihrer Leiber.

Wie behauptet aber denn der Apoſtel hinge - gen dieſe Wahrheit, und mithin die Hoffnung aller recht - und wahrhaftig Glaͤubigen von die - ſer Sache? Um diß zu erkennen, laßt uns nur mit wenigen auf diejenigen Gruͤnde ſehen, die in dem vorhergehenden unſers Texts zu dem Ende angefuͤhret und bey Abhandelung un - ſers Textes voraus zu ſetzen ſind.

Zuvorderſt greift der Apoſtel die mit dem der Wahrheit entgegen ſtehenden Jrrthum eingenommene und verſuchte von der kuͤnftigen Auferſtehung dabey an, was ſie ſelbſt noch glaubeten und bekannten, nemlich, daß Chriſtus von den Todten auferſtanden ſey; wie denn, nebſt CHriſti Tode und Be - graͤbniß, deſſen am dritten Tage geſchehene Auferſtehung das rechte Hauptſtuͤck des von Paulo ihnen verkuͤndigten Evangelii war, wel - ches ſie angenommen und bis dahin auch be - halten hatten; deſſen Gewißheit er auch aufs neue mit recht buͤndigen und unwiderſprechli - then argumentis und Gruͤnden darthut und be - ſtaͤtiget v. 1 = = = 11.

Er ſchlieſſet aber nun daraus gegen ſie al - ſo: Jſt die Auferſtehung der Todten nichts, ſo iſt auch Chriſtus nicht aufer - ſtanden. v. 13. Wenn das, will er ſagen, wahr iſt, daß die Todten nicht wieder lebendig noch auferwecket werden ſollen; ſo muß auch Chriſtus nicht lebendig worden noch auferſtan -den14Die Hoffnung der Glaͤubigenden ſeyn, ſintemal derſelbe auch wahrhaftig ge - ſtorben und begraben iſt.

Wie irrig, gefaͤhrlich und verdammlich nun, dieſes letztere zu ſagen, ſeyn wuͤrde, zei - get er durch folgende Schluͤſſe: Jſt aber CHriſtus nicht auferſtanden, ſo iſt unſere Predigt vergeblich. (Denn deren Haupt - Jnhalt war ja, nicht allein daß CHriſtus fuͤr unſere Suͤnde geſtorben und begraben, ſon - dern, daß er auch auferſtanden ſey am dritten Tage nach der Schrift. v. 3.4.) So iſt auch euer Glaube, wodurch ihr dieſer Predigt beygepflichtet, und ſolche angenommen habt, vergeblich und umſonſt. Wir wuͤrden a - ber auch, ſpricht er ferner, erfunden falſche Zeugen GOTTES, daß wir wider GOTT gezeuget haͤtten, er haͤtte CHri - ſtum auferwecket, den er nicht auferwe - cket haͤtte, (und demnach waͤren wir die groͤſſeſten Luͤgner, Verfuͤhrer und Betruͤger) ſintemalen die Todten nicht auferſtehen; das iſt, wenn das wahr waͤre, daß die Todten nicht auferſtehen.

Und damit ſie deſto weniger an der Richtig - keit dieſer Schluͤſſe zweifeln moͤchten, ſo wie - derholet er abermal, was er ſchon vorhin im 13. v. als gewiß und unwiderſprechlich zum Grunde geleget hatte, und ſaget: Denn ſo die Todten nicht auferſtehen, ſo iſt auch Chri - ſtus nicht auferſtanden. Jſt das erſte nichtwahr,15von der Auferſtehung ihrer Leiber.wahr, ſo iſt das andere auch nicht wahr; und zeiget darauf, was daraus noch weiter irriges und gefaͤhrliches folge, wenn dem ſo ſeyn ſolte.

Jſt, ſpricht er, Chriſtus aber nicht auf - erſtanden, ſo iſt euer Glaube eitel: ſo ſeyd ihr noch in euren Suͤnden. v. 17. Denn ihr Glaube gruͤndete ſich ja auf CHriſti Tod und Auferſtehung, und die Auferſtehung iſt das Siegel der durch Chriſti Tod geſchehenen Gnugthuung fuͤr die Suͤnden, indem GOtt offenbarlich dadurch bezeuget hat, daß dieſer ſein Sohn durch ſeinen Tod alles das geleiſtet und bezahlet habe, was ſeine Gerechtigkeit von demſelben zur Bezahlung fuͤr die Suͤnden der Welt und Erloͤſung vom Tode fordern moͤ - gen, welcher Troſt aber gantz dahin faͤllt, wenn Chriſtus nicht auferſtanden iſt.

So ſind auch, ſagt er weiter, die, ſo in Chriſto entſchlafen ſind, verlohren. Da ſie nun, iſt die Meynung des Apoſtels, der - gleichen zu ſagen ſelbſt verabſcheuen wuͤrden, ſo ſolten ſie denn auch nicht ſagen, die Auferſte - hung der Todten ſey nichts; ſintemal, da ſie dieſes ſagten, auch nothwendig jenes, (daß CHRJSTUS nicht auferſtanden ſey) ſa - gen muͤßten.

Ja er laͤßt es dabey noch nicht, ſondern haͤlt ihnen auch vor, welcher geſtalt mit der Verleugnung der kuͤnftigen Auferſtehung derTod -16Die Hoffnung der GlaͤubigenTodten, denen Glaͤubigen bey ſo vielem Elend und Truͤbſalen, denen ſie vor andern unter - worfen, ihr hoͤchſter und beſter Troſt genom - men und geraubet werde. Denn dahin zie - let, wenn er ſagt: Hoffen wir allein in die - ſem Leben auf CHriſtum, ſo ſind wir die elendeſten unter allen Menſchen.

Hierauf aber erweiſet er nun auch aus der von ihnen ſelbſt geglaubten Auferſtehung Chri - ſti, daß die in Chriſto entſchlafene nothwen - dig dereinſt auferſtehen muͤſſen. Denn, ſa - get er, CHriſtus ſey in ſeiner Auferſtehung nicht anders, als der Erſtling unter denen, die da ſchlafen, anzuſehen. Und wie nun durch das Opfern der Erſtlinge nach dem Ge - ſetz die gantze uͤbrige Ernte geheiliget worden, und auf jene erfolget; alſo ſey auch Chriſtus durch ſeine Auferſtehung ſeinen Glaͤubigen die Urſach und der Anfang ihrer Auferſtehung worden, ſintemal durch einen Menſchen der Tod, und durch einen Menſchen die Auferſtehung der Todten komme, ſo daß, gleichwie alle in Adam ſtuͤrben, alſo alle in CHRJSTO wuͤrden lebendig ge - macht werden, wie er zu noch mehrer Beſtaͤ - tigung des im 20ſten vers angefuͤhrten hinzu ſe - tzet v. 21. 22.

Welchem allem er fuͤr die kuͤnftige Auferſte - hung der Glaͤubigen noch einige andere wichti - ge Gruͤnde v. 29 = = 32. beyfuͤget, da er ſpricht:Was17von der Auferſtehung ihrer Leiber.Was machen ſonſt, die ſich taufen laſſen uͤber den Todten, ſo allerding die Todten nicht auferſtehen? Was laſſen ſie ſich taufen uͤber den Todten? Und was ſte - hen wir alle Stunden in der Fahr? bey unſerm Ruhm, den ich habe in CHriſto JESU unſerm HERRN, ich ſterbe taͤglich. Habe ich menſchlicher Mey - nung zu Epheſo mit den wilden Thieren gefochten? Was hilft mirs, ſo die Tod - ten nicht auferſtehen? laſſet uns eſſen und trincken, denn morgen ſind wir todt. Und verſiegelt endlich dieſen gantzen Beweiß, mit dieſer nachdruͤcklichen und ernſtlichen Warnung: Laſſet euch nicht verfuͤhren: Boͤſe Geſchwaͤtze, (darunter auch diß irri - ge Vorgeben, als ſey die Auferſtehung der Todten nichts, mit gehoͤrte) verderben gu - te Sitten. Werdet doch einmal recht nuͤchtern, und ſuͤndiget nicht; denn etli - che wiſſen nichts von GOTT: das ſage ich euch zur Schande.

Das alles, Geliebte in dem HErrn, iſt zu dem Ende angefuͤhret, damit wir daraus er - kennen moͤgen, auf was fuͤr Gruͤnden die auch in unſerm Texte von dem Apoſtel in ſeinem und aller wahren Glaͤubigen Namen bezeugte Hoff - nung von dieſer Sache beruhe; ſintemal ja dar - innen einmal nach dem andern geſaget wird, es wird auferſtehen, es wird auferſtehen, u. ſ. f.

BDie -18Die Hoffnung der Glaͤubigen

Dieſe Hoffnung der kuͤnftigen Auferſtehung der Leiber finden wir auch darin angezeiget, daß er die Beerdigung der Leiber der Glaͤubigen ein Saͤen nennet, als woraus ſchon eine Auf - erſtehung derſelben zu ſchlieſſen iſt, wenn auch des Auferſtehens nicht ausdruͤcklich gedacht waͤre. Es wird geſaͤet, heißt es, es wird geſaͤet. Denn gleichwie in der Natur das Saͤen auf Hoffnung einer von dem ausge - ſtreueten Saamen zu erlangenden Ernte ge - ſchicht: (1 Corinth. IX, 10.) Alſo, will er ſa - gen, wird auch unſer todter Leib als ein Saam - Koͤrnlein in die Erde verſcharret; nicht, daß er immer und ewig darinnen bleiben ſolle, ſondern auf Hoffnung, daß er an jenem Tage, durch die allmaͤchtige Kraft JEſu CHriſti, wieder daraus hervorkommen und mit der Seelen aufs neue vereiniget werden ſolle. Und, da die Hoffnung, die ein Ackermann bey und von einer Ausſaat zu kuͤnftiger Ernte hat, ihn we - gen mannigerley aͤuſſerlicher ungluͤcklicher Zu - faͤlle zuweilen fehl ſchlagen kan, ſo, daß wol gar nichts von dem, was er ausgeſtreuet hat, wieder zum Vorſchein kommet; ſo kan hinge - gen die Hoffnung der Glaͤubigen von der kuͤnf - tigen Auferſtehung ihrer Leiber unmoͤglich fehl ſchlagen, als welche, wie wir gehoͤret, auf CHriſti Auferſtehung, und auf die gliedliche Gemeinſchaft und Vereinigung der Glaͤubi - gen mit demſelben als ihrem Haupte gebauetiſt,19von der Auferſtehung ihrer Leiber.iſt, und uͤber diß GOttes unveraͤnderlichen Liebes-Rath, und ſeine untruͤgliche Bundes - Verheiſſung und Zuſage zum Grunde hat. Denn GOTT, der ſich einem jeglichen Glaͤu - bigen nach Leib und Seel zu ſeinem GOtt und Vater in CHriſto zu eigen gibt und ſchencket, iſt nicht ein GOTT der Todten, ſondern der Lebendigen; Weßwegen auch ihr Leib dereinſt wieder auferſtehen muß, damit er, ſamt der Seele, GOttes ohne Ende und Auf - hoͤren genieſſen koͤnne: Wie unſer Heyland ſolches auß den Worten: Jch bin der GOtt Abrahams, Jſaacs und Jacobs, gegen die Sadducaͤer erweiſet Luc. XX, 37.

Diß, Geliebte, ſey gnug von der kuͤnftigen Auferſtehung der Leiber der Glaͤubigen an ihr ſelbſt betrachtet, worauf ihre Hoff - nung gerichtet iſt.

Anderer Theil.

LAßet uns aber nun auch II. ſehen, wie ſolche gerichtet ſey auf die alsdenn zuerlangende himmliſche Art und Beſchaffenheit ihrer Leiber.

Wir moͤgen ſagen, daß diß die Haupt - Sache ſey, die der Apoſtel in unſerm Texte bezeuget, nachdem er, angefuͤhrter Maaßen, in dem vorhergehenden die Wahrheit und Ge -B 2wiß -20Die Hoffnung der Glaͤubigenwißheit der kuͤnftigen Auferſtehung der Leiber ſelbſt veſt geſetzet hatte.

Den Weg zu dieſer andern Vorſtellung, was nemlich die kuͤnftige, himmliſche Art und Beſchaffenheit der Leiber der Glaͤubigen betrifft, hatte ſich der Apoſtel gebahnet durch die Frage, welche er als auß dem Munde der Widerſprecher und Verfuͤhrer, die da ſagten: die Auferſtehung der Todten ſey nichts, auf - geworfen im 35. verſe, da es heißt: Wie wer - den die Todten auferſtehen? Und mit welcherley Leibe werden ſie kommen? Da er denn, was die erſte Frage betrifft, wie die Todten auferſtehen wuͤrden, oder wie es doch immer moͤglich ſey, daß ein todter, ver - faulter und zu Aſchen gewordener Leib wie - der lebendig aus dem Grabe hervorgehen koͤn - ne? hinweiſet auf das Bild, das die Natur von der Moͤglichkeit dieſer Sache an Hand gibt, da nemlich das, was einer ſaͤet, nicht lebendig wird, es ſterbe denn, v. 36. und wer - de gleichſam begraben. Wie auch unſer Heyland unter ſolchem Bilde von ſeinem To - de und Auferſtehung redete Joh. XII. 24. Es ſey denn, daß das Weitzen-Korn in die Erde falle und erſterbe, ſo bleibts al - leine; wo es aber erſtirbt, ſo bringet es viel Frucht. Auf die andere Frage: Mit welcherley Leibern ſie denn kommen, oder wie die Leiber, der in Chriſto entſchlafenen,(denn21von der Auferſtehung ihrer Leiber.(denn von dieſen allein iſt die Rede) in und nach ihrer Auferweckung beſchaffen ſeyn wuͤr - den, geht die Antwort dahin, daß, gleichwie der Leib desjenigen Korns, das geſaͤet und in die Erde geſcharret wird, viel anderer Be - wandtniß ſey, als der Leib, der zu ſeiner Zeit darauß hervor wachſe, obs gleich dem We - ſen und der innern Kraft nach ein und eben derſelbige Leib ſey: Alſo wuͤrden zwar die Todten in eben dem Leibe, den ſie hier gehabt, auferſtehen, welcher Leib aber gar andere qua - litæten und Eigenſchaften alsdenn haben wuͤrde, als der habe, darin ſie ſich ietzo noch befaͤnden. Diß will er ſagen mit den Wor - ten: Und das du ſaͤeſt, iſt ja nicht der Leib, der da werden ſoll, ſondern ein bloß Korn, nemlich Weitzen, oder der andern Eins. GOTT aber giebt ihm einen Leib, wie er will, und einem ieglichen von dem Saamen ſeinen eigenen Leib.

Da aber nun haͤtte eingewendet werden moͤgen: Wenn die Leiber der Glaͤubigen in der kuͤnftigen Auferſtehung nicht eben der Be - ſchaffenheit ſeyn wuͤrden, als ſie in dieſem Le - ben, oder in ihrem Tode ſind, ſo koͤnten es keine wahre Leibe[r], folglich koͤnte es auch kei - ne wahre Auferſtehung der Leiber ſeyn; ſo ant - wortet darauf der Apoſtel und ſpricht: auch das lehre die Natur und Erfahrung anders, denn da wiße man ja, daß nicht alles FleiſchB 3einer -22Die Hoffnung der Glaͤubigeneinerley Fleiſch ſey; ſondern ein ander Fleiſch ſey der Menſchen, ein anders des Viehes, ein anders der Fiſche, ein anders der Voͤgel, v. 39. und ſey doch iegliches wahr - haftig Fleiſch. Wiederum gebe es ja him̃ - liſche und irdiſche Coͤrper, und ob gleich die himmliſchen eine andere und groͤſſere Klar - heit, Schein und Herrlichkeit haͤtten, als die irdiſchen; als welche, wenige ausgenom - men, insgemein grob, unſcheinbar und dun - ckel waͤren; ſo waͤren doch die irdiſchen Coͤr - per ſo wohl Coͤrper, als die himmliſchen, und die himmliſchen ſo wohl als die irdi - ſchen. So ſey auch ſelbſt unter denen himm - liſchen Coͤrpern, dem Licht und Klarheit nach, ein Unterſcheid. Denn eine andere Klar - heit habe die Sonne, eine andere Klar - heit habe der Mond, eine andere Klar - heit haben die Sternen, und wiederum uͤbertreffe ein Stern auch den andern an der Klarheit. v. 40. 41. Jnzwiſchen waͤ - ren ſie doch alle, des mannigerley Unterſchei - des unerachtet, wahrhaftige himmliſche Coͤr - per. Alſo, ſpricht er, werde es auch ſeyn in der Auferſtehung der Todten: obgleich alsdenn die Leiber der Glaͤubigen viel anders, als ietzo beſchaffen ſeyn wuͤrden, ſo blieben es doch wahrhaftige Leiber, und wuͤrde auch ei - ne wahre Auferſtehung derſelben ſeyn.

Da man aber nun weiter haͤtte fragen moͤ -gen:23von der Auferſtehung ihrer Leiber.gen: Worinn denn dieſe unterſchiedene Be - ſchaffenheit der Leiber, wie ſie ſchon ietzo ſind, noch mehr aber wenn die Seele durch den Tod davon geſchieden iſt, und wie ſie kuͤnftig ſeyn werden, beſtehe? ſo erklaͤret er ſich daruͤ - ber nun in unſerm Text alſo: Es wird, ſpricht er, geſaͤet verweslich, und wird auferſtehen unverweslich. Es wird ge - ſaͤet in Unehre, und wird auferſtehen in Herrlichkeit. Es wird geſaͤet in Schwach - heit, und wird auferſtehen in Kraft. Und wie nach dem Text hinzu gethan wird: Es wird geſaͤet ein natuͤrlicher Leib, und wird auferſtehen ein geiſtlicher Leib.

Uberhaupt ſehen wir darauß, daß, da die ietzige Beſchaffenheit der Leiber irdiſch iſt, die kuͤnftige Beſchaffenheit derſelben himm - liſch ſeyn werde.

Jrdiſch werd ich ausgeſaͤt,
Himmliſch werd ich auferſtehen.

ſingen wir davon. Paulus fuͤhret uns ſelbſt auf dieſe Benennung in folgenden 47. 48. 49. vers. wenn er ſchreibet: Der erſte Menſch iſt von der Erden, und irdiſch; der andere Menſch iſt der HErre vom Himmel. Welcherley der Jrdiſch iſt, ſolcherley ſind auch die Jrdiſchen; und welcherley der Himmliſche iſt, ſolcherley ſind auch die Himmliſchen. Und wie wir getragen haben das Bild des Jrdiſchen,B 4alſo24Die Hoffnung der Glaͤubigenalſo werden wir auch tragen das Bild des Himmliſchen.

Dieſer erſte Menſch, von dem er ſaget, daß er von der Erden und irdiſch ſey, iſt Adam, unſer aller Stamm-Vater nach dem Fleiſch. Die Jrdiſchen, die ſolcherley ſind, welcherley der Jrdiſche iſt, ſind alle ſeine (des Adams) Nachkommen. Dieſe tragen dem - nach, ſelbſt die Glaͤubigen nicht außgenom - men, das Bild des Jrdiſchen: welches, wie es ſich ſchon bey LeibesLeben auf manniger - ley Weiſe aͤußert und hervor thut; alſo iſts[a]m meiſten in und nach ihrem Tode an ihren Leibern zu erkennen.

Der ander[e]Menſch, der himmliſch iſt, iſt ſelbſt der HErr vom Himmel, der ewige Sohn GOttes, der Glantz ſeiner Herrlichkeit, und das Ebenbild ſeines Weſens, (Hebr. I. 3.) die Sonne der Ge - rechtigkeit, (Mal. IV. 2.) und Aufgang auß der Hoͤhe, (Luc. I. 78.) der in der Fuͤlle der Zeit ſich Fleiſches und Blutes theilhaftig ge - macht, wie die Kinder Fleiſch und Blut ha - ben, Hebr. II. 14. Die Himmliſchen, die ſol - cherley ſind, wie Er, ſind alle wahrhaftig Glaͤu - bige, die von GOTT gebohren und ſeines Geiſtes theilhaftig worden ſind; Dieſe wer - den dereinſt auch tragen das Bild des Him̃ - liſchen, und zwar nicht allein ihrer Seele, ſon - dern auch dem Leibe nach.

Es25von der Auferſtehung ihrer Leiber.

Es wird aber nun diß Bild des Jrdiſchen und Himmliſchen in unſerm Text nach ver - ſchiedenen Stuͤcken und Eigenſchaften alſo ge - gen einander geſetzet, daß jenes (das Bild des Jrdiſchen) den Leibern der Glaͤubigen nach ihrer ietzigen Beſchaffenheit im Leben und Tode; dieſes aber (das Bild des Him̃ - liſchen) den Leibern der auferſtandenen Glaͤu - bigen zugeeignet wird.

Es wird geſaͤet, ſpricht er, 1) verweslich. Der Leib iſt ſchon im Leben ſolcher Veraͤn - derung, die von ſeiner Verweslichkeit zeugen, unterworfen; ſonderlich aber gehet dieſe Ver - weſung durch die Faͤulung nach dem Tode an, und continuiret, bis der Leib wieder zur Erde worden, davon er genommen war; 1. Moſ. III. 19. (Das iſt das Bild des Jrdi - ſchen.) Und wird auferſtehen Unverwes - lich, ſo, daß weder von innen noch von außen etwas eine Verweſung wird verurſachen koͤn - nen; (und das iſt das Bild des Himmliſchen, nemlich, CHriſti JEſu, unſers HErrn, der das Leben und ein unvergaͤnglich Weſen hat ans Licht gebracht. 2 Tim. I. 10.)

Er ſpricht 2) Es wird geſaͤet in Unehre. Denn im Tode iſt der Leib ungeſtalt und haͤß - lich anzuſehen. Seine Schoͤne, die er etwa noch vorher gehabt, iſt verzehret wie von Mot - ten. Pſ. XXXIX. 12. Und ob man ihn auch mit Kleidern noch ſo ſehr putzen und ſchmuͤckenB 5moͤch -26Die Hoffnung der Glaͤubigenmoͤchte, ſo dringet doch Stanck und Unflath uͤberall hervor, ſo, daß wenn man auch einen in ſeinem Leben noch ſo lieb gehabt haͤtte, man doch im Tode gern Augen und Naſen vor Jhm zuhaͤlt, und ihn ie eher, ie lieber von der Seite ſchaffet. (Und dieſe Unehre iſt wiederum das Bild des Jrdiſchen.) Es wird aber wieder auferſtehen in Herrlich - keit; ſintemal JEſus CHriſtus den nichti - gen und in Unehre geſaͤeten Leib der Glaͤubi - gen alſo verklaͤren wird, daß er aͤhnlich ſey ſeinem verklaͤrten Leibe, nach der Wir - ckung, damit er kan auch alle Dinge ihm unterthaͤnig machen. Phil. III. 21. (Das iſt das Bild des Himmliſchen.)

Es wird geſaͤet, ſagt er 3) in Schwach - heit; es iſt ein Leib, der nicht nur im Leben vielerley Gebrechen und Schwachheiten unter - worfen geweſen, ſondern auch nach dem To - de dergeſtalt von aller Kraft verlaßen iſt, das er auch das geringſte Wuͤrmlein nicht von ſich abzutreiben vermag. (Das iſt wiederum daß Bild des Jrdiſchen.) Und wird auferſte - hen in Kraft, ein geſunder, ſtarcker und hurtiger Leib, ein Leib, den nichts wird muͤ - de und matt machen, oder ſeiner Kraft berau - ben koͤnnen. (Und das iſt gleichfalls das Bild des Himmliſchen.)

Denn gleichwie der erſte Adam, der Jr - diſche, durch ſeinen Fall uns die Suͤnde unddie27von der Auferſtehung ihrer Leiber.die aus der Suͤnde hergekommene Verwe - ſung, Unehre und Schwachheit unſers Leibes angeerbet, und uns Jhm darinnen gleich ge - macht hat: Alſo hat hingegen der andere A - dam, CHriſtus JEſus, durch ſeine tiefe Er - niedrigung, da Er ſelbſt, ob er gleich in goͤttli - cher Geſtalt, und der HErr vom Himmel war, Knechtes Geſtalt angenommen, und in der Ge - ſtalt des ſuͤndlichen Fleiſches einherging, (Phil. II. 6. 7. Roͤm. VIII. 3.) und daſſelbige in den Tod dahin gab, uns die Unverweslich - keit, Herrlichkeit und Kraft unſerer Leiber er - worben und zuwege gebracht. Womit er auch die Leiber ſeiner Glaͤubigen in der kuͤnf - tigen Auferſtehung wircklich anziehen, und ſie Jhm und ſeinem verklaͤrten Leibe darinn gleich machen wird. Wie er denn ſelbſt durch ſei - ne Auferſtehung einen ſolchen unverweslichen, herrlichen und Kraft-vollen Leib angenommen hat, und darin ewiglich vor GOtt lebet. Roͤm. VI. 9.

Was aber nun in dem allen fuͤr eine Se - ligkeit und Vergnuͤgung des Leibes beſtehen, und was alsdenn derſelbe fuͤr eine wuͤrdige Wohnung der von der Suͤnde voͤllig befreye - ten und geheiligten Seele ſeyn werde, ſolches moͤgen wir, ſo lange wir in dieſer ſterblichen Huͤtte wohnen, mit keinen Gedancken errei - chen, viel weniger mit Worten außſprechen. Jm folgenden heißt es: Wenn diß Verwes -liche,28Die Hoffnung der Glaͤubigenliche (dieſer verwesliche Leib) wird anzie - hen das Unverwesliche, und diß Sterbli - che (dieſer ſterbliche Leib) wird anziehen die Unſterblichkeit, denn wird erfuͤllet wer - den das Wort, das geſchrieben ſtehet: Der Tod iſt verſchlungen in den Sieg. Tod, wo iſt dein Stachel? Hoͤlle, wo iſt dein Sieg? v. 54. 55. Es wird alsdenn an denen Glaͤubigen, nach Leib und Seel, ſo zu ſagen, kein Maal noch einige Narbe der Suͤn - de und des Todes mehr zu ſehen und zu ſpuͤ - ren, ſondern ſie ſo vollkommen geheylet ſeyn, als ob Suͤnde und Tod nie einige Macht und Gewalt uͤber ſie gehabt haͤtten.

Dann wird Schwachheit und Verdruß
Liegen unter ihrem Fuß.

GOTT ſey Danck, ſagt der Apoſtel v. 57. der uns den Sieg gegeben hat durch un - ſern HErrn JEſum CHriſtum. Wir ſa - gen auch alſo, und preiſen zugleich GOTT von Hertzen, daß Er uns durch dieſen ſeinen außerwaͤhlten Knecht Paulum, ein ſo außbuͤn - dig ſchoͤnes und herrliches Zeugniß von ſeiner und aller Glaͤubigen Hoffnung, ſo wol in An - ſehung der kuͤnftigen Auferſtehung ihrer Leiber ſelbſt, als der alsdenn zu erlangenden himmli - ſchen und ſeligen Beſchaffenheit derſelben, mit - getheilet hat.

Anwen -29von der Auferſtehung ihrer Leiber.

Anwendung.

JCh applicire nun dieſes alles zuvor - derſt auf unſern lieben ſeligen Herrn M. Hencken, welcher Jhm, wie vo[r]gedacht, dieſe Worte dazu außerſehen, daß ſie nach ſeinem ſeligen Abſchiede bey ſeiner Chriſtlich anzuſtellenden Leich-Begaͤngniß euch moͤchten vorgehalten und erklaͤret werden.

Zweifels ohne iſt darunter ſein Abſehen zu - vorderſt dahin gegangen, damit iederman wiſ - ſen moͤchte, auf was fuͤr eine Hoffnung Er ſeine ſterbliche Leibes-Huͤtte verlaßen habe, und von uns geſchieden ſey. Wobey ich mich erinnere, welcher geſtalt der ſelige Mann in einer derjenigen ohnlaͤngſt gedruckten Predig - ten, worinnen er gleichſam von der Chriſtli - chen Gemeine hieſelbſt Abſchied genommen, und zwar der letzten, nach Anleitung der Wor - te Hiobs: Jch weiß, daß mein Erloͤſer lebt ꝛc Hiob XIX. eben dieſe Hoffnung der Glaͤubigen von der kuͤnftigen Erweckung ih - rer Leiber, und der alsdenn zu erlangenden himmliſchen Beſchaffenheit derſelbigen bezeu - get hat. So ſchrieb er auch noch 2 Tage vor ſeinem ſeligen Ende, iemanden, den er als ſeinen Vater in Chriſto iederzeit geliebet und geehret, zu ſeinem Andencken in ein zu dem Ende Jhm offerirtes Buch, dieſe Glaubens - und Hoffnungs-volle Worte aus Joh. XIV:Jch30Die Hoffnung der GlaͤubigenJch lebe, und ihr ſollt auch leben. und ſetzte hinzu: Hierauf gruͤndet ſich mein Glaube, als der ich mitten in den Pfor - ten des Todes ſtehe, und dieſes noch mit ſchwacher und zitternder Hand ſchreibe.

Dieſe Hoffnung, zu einem unverweslichen herrlichen und ſeligen Leben dereinſt auf zu - ſtehen, hatte er demnach als einen veſten und gewißen Ancker ſeiner Seele, und ging da - mit hinein in das Jnwendige des Vor - hangs, in die ſelige Ewigkeit, dahin der Vorlaͤuffer fuͤr uns eingegangen iſt, JE - ſus, der der Hoheprieſter worden in E - wigkeit nach der Ordnung Melchiſedech. Hebr. VI. 20.

Dieſe Hoffnung gruͤndete ſich bey Jhm auf die neue Geburt, der er durch den allerheilig - ſten Glauben an JESUM CHriſtum theil - haftig worden war, und wodurch Er dieſen ſeinen Heyland als die Auferſtehung und das Leben erkennen gelernet, ja denſelben allein, mit Ausſchlieſſung alles Vertrauens auf eig - ne Wuͤrdigkeit, als die einzige verdienſtliche Urſache aller der Seligkeit, die er nach Seel und Leib von GOtt hoffete und erwartete, ver - ehrete und anbetete.

Dieſe Hoffnung war denn auch ſein Troſt bey allen denſelben Beſchwerlichkeiten, denen er vor vielen andern in ſeinem ſchwachen, krancken und ſterblichen Leibe, unterworffengewe -31von der Auferſtehung ihrer Leiber.geweſen; Ja dieſe Hoffnung, nicht die Hoff - nung zeitlicher Ehre, reicher intraden und der - gleichen (denn er ſuchte nicht das Seine) ſon - dern die Hoffnung, davon wir geredet, iſt es, die ihn ſo emſig und fleißig, ſo treu und recht - ſchaffen, ſo einfaͤltig und lauter im Werck und Dienſt des HERRN gemacht hat, als iederman unter euch, auch ohne meine weite - re Anzeige, vorhin bewußt ſeyn kan.

So preiſen wir denn billig GOTT, der einen ſolchen Schatz der lebendigen Hoffnung in das Hertz dieſes ſeines treuen Knechts, ei - nes rechten Jſraeliten, in welchem kein Falſch war, geleget, und ſolchen zu vielen geſegneten Fruͤchten in ſeinem Leben, Leiden und Sterben kraͤftig gemacht hat. Dieſe ſeine Hoffnung wird ihn auch dermaleins nicht beſchaͤmen, ſondern was Er gehoffet, das wird er auch erlangen, ja hat es zum Theil ſchon erlan - get; indem ja ſeine Seele allbereit in die Freude ſeines HErrn eingegangen iſt. Sein Leib aber, der hier verweslich, in Unehre, und Schwachheit außgeſaͤet worden, wird auch unverweslich herrlich und in Kraft an jenem Tage aus ſeiner Ruhe-Cammer hervorgehen, und mit andern treuen Knechten, die viele zur Gerechtigkeit gewieſen haben, leuchten wie die Sterne immer und ewiglich. Dan. XII. 3.

Und eben dieſes kan und ſoll denn auch desſel.32Die Hoffnung der Glaͤubigenſel. Herrn Diaconi hinterbliebenen werthen Freundſchaft bey deſſen fruͤhzeitigen Abforde - rung von uns zu ihrem groͤſſeſten und beſten Troſt gereichen. Jnſonderheit aber ſey ſol - ches zum Troſt geſagt der hinterlaſſenen ſchmertzlich betruͤbten Frau Wittwe, die an dem ſeligen Manne eines lieben und treu - en Ehe-Herrn; der leidtragenden Frau Mutter, die an demſelben eines lieben und wohlgerathenen Sohns, des Steckens und Stabes ihres herannahenden hohen Alters; wie auch dem werthen Herrn Paſtor dieſer Gemeinde, der an Jhm nicht allein eines lie - ben Eydams, ſondern auch treuen und recht - ſchaffenen Bruders und Mit-Arbeiters in dem HERRN beraubet worden; und wel - chen allerſeits daher nicht zu verargen iſt, daß ſie dem ſeligen Mann mit naſſen und wei - nenden Augen nachſehen, und ſolchen ſchmertz - lichen Verluſt beſeufzen und betrauren. Jch weiß aber, daß ſie ſolches nicht thun nach Art derer, die keine Hoffnung haben, ſondern als die da glauben, daß JESUS geſtorben und auferſtanden ſey, und daß er alſo auch die, ſo entſchlafen ſind, durch JEſum mit Jhm fuͤhren werde. 1 Theſſ. IV. 14. Mit ſolchen Worten troͤſten ſie ſich denn unter einander: und GOTT ſelbſt verſiegele ſolchen Troſt des Evangelii in ihrer aller Hertzen durch die Kraft des Heil. Geiſtes.

Was33von der Auferſtehung ihrer Leiber

Was ſoll ich aber bey dieſem Abſchiede dei - nes treuen und rechtſchaffenen Lehrers zu dir ſagen, du liebe Gemeinde hieſelbſt!

Wenn ich mich nicht beſcheiden muͤßte, daß GOttes Wege und Schickungen allezeit hei - lig und untadelich ſeyn, ſo wolte ich wuͤn - ſchen, daß an ſtatt der 5. Jahre, die du Jhn gehabt haſt, du ihn 50. Jahre haͤtteſt haben und ſeiner Arbeit und Dienſtes genieſſen moͤ - gen. Und ich weiß (verſehe mich deſſen we - nigſtens zu den meiſten unter euch) daß ihr hierinnen nicht anders geſinnet ſeyn und ſagen werdet: Ach ja! wenn es dem HERRN alſo gefallen haͤtte, ſo wuͤrden wir ſein laͤngeres Bleiben bey uns fuͤr eine groſſe Wohlthat fuͤr uns und unſere Kinder angeſe - hen haben.

Was iſt aber nun zu thun, meine Lieben, Jhr kriegt ihn nicht wieder; Er kommet nun nicht wieder zu euch, ſondern Er ruhet nun, bis das Ende kommt, daß Er auferſtehe in ſeinem Theile am Ende der Tage. Dan. XII. 13. Sehet aber Jhr zu, daß Er euch kriege, und Jhr zu Jhm kommen moͤget. Solches wird geſchehen, wenn ihr das Wort, das dieſer euer geweſener Lehrer, ehe er ſelbſt, ſei - nem ſterblichen Leibe nach, als ein Weitzen - Korn auf dieſen GOttes-Acker geſaͤet iſt, als den unvergaͤnglichen und lebendigen Saamen unter euch oͤffentlich und ſonderlich außge -Cſtreu -34Die Hoffnung der Glaͤubigenſtreuet hat, bey euch noch zur rechten Kraft und Frucht der wahren Bekehrung, des Glau - bens und der neuen Geburt kommen und an - ſchlagen laſſet.

Der ſelige Mann hat zwar mehrentheils mit Liebe und ſanftmuͤthigem Geiſte ſeine oͤf - fentliche und beſondere Arbeit unter euch ver - richtet, aber doch niemanden geheuchelt, noch mit falſchem Troſt aufgehalten und betrogen, ſondern hat das Wort der Wahrheit recht getheilet, und ſich dadurch als einen unſtraͤf - lichen und rechtſchaffenen Arbeiter GOtte zu erzeigen geſuchet, ja ſelbſt der von Jhm ge - predigten Wahrheit wuͤrdiglich gewandelt vor GOTT. Sein Werck war, daß er den todten Glauben und die todte Hoffnung, da - mit ſich, leider! ſo viele auch unter euch be - helfen, euch aus dem Hertzen herauspredi - gen, und euch durchs Wort des Evangelii zu einer lebendigen Hoffnung der Seligkeit anweiſen und fuͤhren moͤgte. Jch weiß aber wohl, daß Er eben ſo wenig als wir, die wir vor Jhm an euch gearbeitet haben, ſeinen Zweck an allen erreichet, ſondern daß die mei - ſten von der Kraft des Reiches GOTTES, von wahrer Bekehrung, lebendigem Glauben und Hoffnung, und dem, was ſich ſonſt der heyl - ſamen Lehre JESU CHRJSTJ ziemet, nur noch allzuweit entfernet ſind.

So ermahne ich euch denn nun insgeſamt,die35von der Auferſtehung ihrer Leiber.die ihr ſolches wiſſet, und davon durch das Zeugniß des Worts, das euch verkuͤndigt worden, ja durch euer eigen Gewiſſen uͤber - zeuget ſeyn koͤnnet, euch alle ermahne ich durch unſern HERRN JESUM CHriſtum, der auch dieſen Arbeiter zu euch in ſeine Ernte geſendet hat: laſſet ſeine Arbeit an euch nicht vergeblich bleiben. Machet Jhm noch in der Ewigkeit die Freude, daß er an jenem Tage euch anders finde, als Er euch hie in der Welt gekant und gelaſſen hat. Ach ja! daß doch viele, ja alle unter euch, die noch jetzo auf boͤſen Wegen gehen, alsdenn moͤchten auf - treten und ſagen koͤnnen: Bey ſeinem Leben haben wir uns zwar an das Wort, das wir von Jhme und anderen treuen Lehrern gehoͤ - ret haben, nicht gekehret, noch uns darnach gebeſſert, wir habens aber noch nach ſeinem Tode zu Hertzen genommen; haben in uns ge - ſchlagen, und ſind andere Menſchen worden; wir ſind auch ein Siegel ſeines Amts worden, und gehoͤren auch mit zur Krone ſeines Ruhms, damit Jhn der HERR geſchmuͤcket hat. Sehet, das wuͤrde nicht allein ſeine, ſondern auch aller Engel GOttes Freude ſeyn, Euch ſelbſt aber zur Seligkeit gereichen; Da hin - gegen es auch euer Gericht und Verantwor - tung vergroͤſſern wuͤrde, wenn ihr einen Weg wie den andern in Suͤnden beharretet, da GOTT der HERR, auch durch dieſen ſei -C 2nen36Die Hoffnung der Glaͤubigennen Knecht euch zur Buſſe ſo oft und viel hat rufen und einladen laſſen.

Jch ermahne aber auch euch, die ihr durch den ſeligen Mann auf einen guten Weg ge - bracht, oder auch auf demſelbigen noch mehr beveſtiget und weiter gefuͤhret ſeyd: Erkennet die Gnade GOTTES, die euch darin wie - derfahren iſt, und ſeyd darin treu bis ans En - de. Wie lange wirds waͤhren, ſo werdet auch ihr, eurem ſterblichen Leibe nach, als Koͤrnlein in die Erde außgeſtreuet werden. Beweiſet euch denn, ehe es noch dazu kommt, und durch euer gantzes uͤbriges Leben als ſolche Saͤe-Leu - te, die lauter guten Saamen des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung in die Ewigkeit außſtreuen; die da, (wie Paulus Galat. VI, 9. ſaget,) auf den Geiſt ſaͤen, auf daß ihr von dem Geiſte das ewige Leben ern - tet.

O! wie groß wird die Seligkeit ſeyn, wenn ſich alle Glaͤubige unter einander in unverwes - lichen, herrlichen und verklaͤreten Leibern, und in einer von Suͤnden voͤllig gereinigten Seele erkennen und umfaſſen, und die vollkommene Erfuͤllung darin ſehen und genieſſen werden, was geſchrieben ſtehet: Der Tod iſt ver - ſchlungen in den Sieg: Tod, wo iſt dein Stachel? Hoͤlle, wo iſt dein Sieg? Ja wie unaußſprechlich wird die Herrlichkeit ſeyn, wenn ſie als dergeſtalt vollkommen gereinigteund37von der Auferſtehung ihrer Leiber.und geheiligte denjenigen von Angeſicht zu Angeſicht ſehen, und ewig bey ihm ſeyn und ſei - ner genieſſen ſollen, der ihnen ſolche durch ſein Blut und Tod erworben und zuwege gebracht hat. Auf dieſe Hoffnung laßt uns denn den Kampf, dazu wir verordnet ſind, getroſt kaͤm - pfen, uns reinigen, gleichwie er auch rein iſt, die Beſchwerungen und Leiden, denen hier unſer nichtiger und ſterblicher Leib unterworfen iſt, geduldig ertragen, und nicht muͤde wer - den, Gutes zu thun, bis wir unſern Lauf zur ſeligen Ewigkeit vollendet haben.

Jch ſchlieſſe denn mit den Worten des Apo - ſtels und ſage: Darum, meine lieben Bruͤ - der, ſeyd veſte und unbeweglich, und neh - met immer zu in dem Wercke des HErrn; ſintemal ihr wiſſet, daß eure Arbeit nicht vergeblich iſt in dem HErrn.

Schluß-Gebet.

HERR JESU, du treuer und hochverdienter Heyland! wir dancken dir, daß du uns gegeben haſt einen ewigen Troſt und eine gute Hoffnung durch Gnade. Laß dir doch, bitten wir demuͤthiglich, durch den Dienſt deiner treuen Knechte hier und anC 3allen38Schluß-Gebet.allen andern Orten durchs Wort des Evangelii immerdar Kinder gebohren werden, die auf ſolche Hoffnung dir treulich dienen und einen guten Kampf kaͤmpfen bis an ihr Ende. Habe Danck fuͤr alles, was du dißfalls durch deinen in ſeine Ruhe eingegangenen Knecht an und bey dieſer Gemeine gethan haft, und laß ihn die Frucht davon nicht allein in und an ſeiner eigenen Perſon, ſondern auch an allen denen Seelen, die ihn ie - mals hie und anderswo gehoͤret haben, in jener ſeligen Ewigkeit in uͤberſchweng - lichem Maaß wieder finden. Sey uns denn ferner gnaͤdig, HERR JESU, der du voller Gnade biſt, und nimm dich unſerer hertzlich an. Ja, ſey uns gnaͤdig, o HERRE GOTT! ſey uns gnaͤdig in aller Noth, zeige uns dei - ne Barmhertzigkeit, wie unſere Hoff - nung zu dir ſteht: auf dich hoffen wir, lieber HERR, in Schanden laß uns nimmermehr, Amen.

Des39

Des SELJGEN Lebens-Lauf.

WAs nun unſers in GOTT ruhenden ſeligen Herrn Diaconi bey der Chriſtli - chen Gemeine hieſelbſt, M. Georg Johann Henckens leibliche Her - kunft, Chriſtlich gefuͤhr - ten Wandel und ſeligen Abſchied betrifft; ſo iſt derſelbe im Jahr CHriſti 1681. im Septem - ber zu Ultzen an der Jlmenau im Hertzog - thum Zelle an dieſes Tages Licht gebohren worden. Sein Herr Vater war Johann Juſtus Hencke, Caͤmmerer im Stadt-Rath daſelbſt, die Frau Mutter Anna Gertrud von Blickwedel, einem alten und daſiger Orten wohlbekannten Geſchlecht. Von die - ſen Chriſtlichen Eltern iſt er gleich nach ſeiner leiblichen Geburt durch das Bad der heiligen Taufe der Chriſtlichen Kirche einverleibet und in den goͤttlichen Gnaden-Bund auf - undC 4an -40Lebens-Lauf.angenommen worden. Seine liebe Eltern haben hiernaͤchſt alle Sorgfalt und Fleiß ange - wendet, daß dieſer ihr lieber Sohn in ſeiner[z]arten Kindheit einen guten Grund im Chriſtenthum legen, und zu nuͤtz - lichen Studiis angewieſen werden moͤchte. Wie Sie Jhn denn, da er etwas heran gewachſen, der treuen Information derer Præ - ceptorum in Schola patria, ſonderlich des damaligen Herrn Rectoris und Conrectoris anvertrauet, unter deren Manuduction Er denn einen guten Grund in denen Diſciplinen und Wiſſenſchaften geleget, auch feine pro - greſſus in denen Studiis humanioribus ge - machet hat. Als Er nun ſchon damals bey ſich eine groſſe Luſt und Begierde ſpuͤrete, die Hebræiſche accentuation zu erlernen, haben ihn obgedachte ſeine liebe Eltern, damit Er hierinn ſeinen Zweck erreichete, zu dem nunmehro ſel. Herrn Andrea Reinbecken, damaligen Probſt und Superintendenten zu Luchau in der Grafſchaft Danneberg, einem in dieſem genere Studiorum ſehr geuͤbten und erfahre - nen Mann, dem Er auch mit Schwaͤger - ſchaft verwandt war, gethan, unter deſſen treu - en Anfuͤhrung Er ſich ein gantzes Jahr in der Hebræiſchen Sprache und in der accentua - tion derſelbigen geuͤbet. Darbey Er aber an - dere Studia nicht verſaͤumet; ſondern dasje - nige, was Er bereits davon gefaſſet, zu con -ſervi -41Lebens-Lauf.ſerviren und ſich darinn noch weiter zu habi - litiren geſuchet hat. Damit Er aber nun ſich naͤher zum Zweck legen, und zum Dienſte GOTTES und ſeiner Kirchen recht zube - reiten moͤchte, hat Er ſich Anno 1701. auf hie - ſige Friederichs-Univerſitaͤt nach Halle ge - wendet, und auf die Studia Philologica, Phi - loſophica und Theologica mit allem Fleiß und Ernſt, ſo viel es ſeine ſchwache Leibes - Conſtitution, indem Er einige Jahre nach - einander mit mancherley Kranckheiten und Schwachheiten beſchweret geweſen, zugeben wollen, appliciret. Jn Theologicis hat Er Jhro Hochwuͤrden den Herrn Abt und Con - ſiſtorial-Rath D. Breithaupt, den Herrn Con - ſiſtorial-Rath und Profeſſ. Theol. D. Paulum Antonium, Herrn Prof. Francken, und den Herrn Profeſſor. Langen gehoͤret, gleichwie Er ſich in Philoſophicis Herrn D. Joh. Fran - ciſci Buddei, damaligen Prof. Philoſ. auf die - ſer Academie, jetzigen hochverdienten Theo - logi auf der Univerſitæt Jena, und in Philolo - gicis des hieſigen Hn. Doctoris und Profeſſoris Theol. und Linguar. Orientalium, Johann Heinrich Michaelis, bey welchem Er auch im Hauſe geweſen, und von mehrern Jahren her deſſen ſonderbarer Liebe genoſſen, gruͤndli - cher Anfuͤhrung und Unterweiſung bedienet hat. Nachdem er nun einige Zeit ſein Cur - riculum academicum hieſelbſt ruͤhmlich con -C 5tinui -42Lebens-Lauf.tinuiret, ſo ward er in das Collegium Ori - entale Theologicum, welches damals auf Koſten des hieſigen Waͤyſenhauſes angerich - tet, und durch mehrere Jahre continuiret worden, von dem Herrn Prof. Francken, als Directore ſolcher Anſtalt, zu einen Mit-Glied deſſelben aufgenommen, in welchem Er denn mit gutem Nutz und Succeß eine geraume Zeit zugebracht, auch darunter die goͤttliche Vorſorge, die Jhme auf ſolche Art einen Weg und Mittel zu ſeiner ſubſiſtenz alhier gezeiget, mit vielem Lobe und Preis GOT - TES vielfaͤltig erkannt hat. Wie wohl und ruͤhmlich nun der ſel. Herr Diaconus die - ſer Gelegenheit, in Studio Philologico zu pro - ficiren, ſich gebrauchet, davon hat derſelbe durch eine Anno 1707. unter dem Præſidio vor wohlgedachten Herrn D. und Profeſſoris Michaelis de Textu N. T. Græco von Jhm gehaltene Diſputation ein ſchoͤnes Specimen abgeleget. Und da nun auch andern ſeine in Sprachen erlangete gruͤndliche Wiſſenſchaft dadurch und ſonſt bekant ward, und Sie da - her in dieſen Studiis ſeines Unterrichts und Anweiſung ſich zu bedienen verlangten, hat Er, auf Einrathen und Gutbefinden ſeiner hie - ſigen Herrn Præceptorum, den gradum Ma - giſterii angenommen. Zu welchem Ende Er denn Anno 1709. de Uſu LXX. Interpretum in N. T. abermal unter dem Præſidio desHerrn43Lebens-Lauf.Herrn D. Michaelis oͤffentlich diſputiret, und darauf von der Wohlloͤblichen Philoſophi - ſchen Facultaͤt hieſiger Friedrichs-Vniverſitaͤt licentiam legendi & docendi ſollenniter er - halten hat. Hiernaͤchſt hat Er anno 1711. de Vſu Librorum Apocryphorum V. T. in N. T. pro præſidio diſputiret, und zu eben derſel - bigen Zeit eine Diſſertation unter dem Titul: Prolegomena in Libros Apocryphos Vet. T. herausgegeben. Jn ſeinen Collegiis, damit Er andern nicht ohne ſonderbaren goͤttlichen Segen etliche Jahre nach einander gedienet, hat Er uͤber das Neue Teſtament im Grund - Text philologice etliche mal nach einander geleſen, dabey Er die Fundamenta der Grie - chiſchen Sprache allemal ſolide præmittiret. So hat Er auch die Fundamenta der Hebraͤi - ſchen, Chaldaͤiſchen und Syriſchen Sprache, wie auch die accentuation im Hebraͤiſchen denen Herren Studioſis zu dociren und bey - zubringen ſich treulich angelegen ſeyn laſſen, und uͤber dieſe Arbeit auch Hand mit ange - leget an das wichtige und muͤhſame Hebraͤi - ſche Bibel-Werck, welches nun (GOTT ſey Danck!) alhie im Waͤyſenhauſe ediret iſt. Jndem Er aber hiemit beſchaͤftiget war, ge - ſchahe es, ohne alles des ſel. Mannes Vermu - then und Dencken, daß Jhro Excellence der Herr[B]aron von Hallart, ſo damals in Jhro Czariſchen Majeſtaͤt Dienſten ſtunden unddie44Lebens-Lauf.die gantze combinirte Armée in Pommern en Chef commandirten, itzo aber von Jhro Koͤnigl. Majeſtaͤt von Polen zu dero General uͤber die Infanterie allergnaͤdigſt beſtellet ſind, Jhn zu Jhrem Haus - und Cabinet - Prediger verlangten und vocirten, welche Vocation Er, nach vorhergegangener ernſt - lichen Pruͤfung und hertzlichem Gebete zu GOtt um Lenckung ſeines Hertzens nach ſeinem gnaͤ - digen Willen, als goͤttlich erkannt und ange - nommen hat; Wie Er denn ſolchem erhal - tenen neuen Ruf zu Folge ſich Donnerſtag vor Jubilate Ann. 1712. von denen ſub-delega - tis membris des Koͤnigl. Hochpreißl. Conſi - ſtorii des Hertzogthums Magdeburg hat exa - miniren und Montags darauf ordiniren laſ - ſen. Worauf er denn ſeine Reiſe in GOt - tes Namen nach Pommern uͤber Berlin an - getreten. Und wiewol Jhm, bey ſeiner An - kunft, in gedachter Koͤnigl. Reſidenz ange - zeiget worden, welcher geſtalt Er zur Adiun - ctur der Præpoſitur in Neu-Stettin verlan - get werde, ſo erkannte Er doch, daß der Wil - le des HErrn waͤre, der erſtern Vocation zu folgen: von deren Goͤttlichkeit Er auch nach - gehends mehr und mehr verſichert worden. Solchem nach ſetzte Er ſeine Reiſe von Berlin aus uͤber Prenzlau nach Pommern fort, und kam Dominica Exaudi zu Anclam an, und hielte daſelbſt in den Pfingſt-Ferien ſeine erſtePre -45Lebens-Lauf.Predigt. Jn ſolcher Station hat er bis ins dritte Jahr geſtanden, und dabey Gelegen - heit gefunden an allen Orten, wo die von hoch - gedachten Herrn Generals Excellenz én Chef commandirte Armée in Pommern, Mecklen - burgiſchen und Hollſtein zu ſtehen gekommen, das Wort GOTTES durch Predigen und Catechiſiren auszuſtreuen; welche ſeine Ar - beit, wie man davon vielfaͤltige Zeugniſſe und Verſicherungen bekommen, der Hoͤchſte an Alten und Jungen mit reichem Segen der Erbauung begleitet und gekroͤnet hat. Nach - dem nun Anno 1715. bey dem Miniſterio hie - ſiger Kirche und Gemeinde die Veraͤnderung vorgegangen, daß nebſt dem Paſtorat auch das Diaconat allhier erlediget worden, u. denn zu Erſetzung dieſer, der Diaconat-Stelle, Se. Koͤniglich. Majeſtaͤt in Preuſſen den ſeligen Herrn M. Hencken allergnaͤdigſt beruffen ha - ben; als hat derſelbe ſolchen allergnaͤdigſten Beruf im Namen GOTTES und im Ver - trauen auf ſeinen goͤttlichen Beyſtand ange - nommen, und, nach gehaltener Valet-Rede - ber die ſchoͤnen Worte an die Philipper c. IV. Der Friede GOttes, welcher hoͤher iſt, denn alle Vernunft, bewahre eure Her - tzen und Sinnen in CHRJSTO JE - SU, ſeine bisherige Station reſigniret, und iſt den 4. April gedachten Jahrs hieſelbſt zu Halle angekommen; Da er denn DominicaRo -46Lebens-Lauf.Rogate ſeine Prob-Predigt und prævio exa - mine auf wircklich erhaltene Vocation und Confirmation am I. Pfingſt-Tage darauf ſeine Anzugs-Predigt in hieſiger Gemeine ge[-]than hat; und am Johannis-Tage ejusde[m]anni nebſt Herrn M. Johann Hieronym[o]Wiegleb, dieſer zwar als Paſtor, und der ſe[-]lig verſtorbene als Diaconus hieſiger Gemein[-]de von dem Herrn Conſiſtorial-Rath und Inſpectore des Saal-Creyſes D. Paulo Anto[-]nio inveſtiret und introduciret worden. Nac[h]Verflieſſung anderthalb Jahren hat er mi[t]ietztgedachten Herrn Paſtor Wieglebs aͤlteſte[n]Jungfer Tochter Johannen Marien, ietzi[-]ger betruͤbten Frauen Witwen, ſich in ei[n]Chriſtlich Eheverloͤbniß eingelaßen, und da[ſ -]ſelbe am 20 May. 1717. durch Prieſterliche co[-]pulation vollzogen; in welcher Ehe Jhn zwa[r]GOtt mit einem jungen Soͤhnlein erfreue[t]aber auch daſſelbe wenig Tage nach empfan[-]gener heiligen Taufe aus dieſer Welt wiede[r]abgefordert hat. Was uͤbrigens des ſelige[n]Mannes gefuͤhrtes Leben und Wandel belan[-]get, ſo hat Er in ſeinem Amte ſonderba[re]Treue bewieſen, es an keinem Ernſt, Muͤh[e]und Arbeit, ſo viel an Jhm geweſen, und ſ[ei]ne bekannte Schwachheit zugegeben, erma[n]geln laſſen, ſeine Predigten, ſo nur auf di[e]wahre Erbauung gerichtet, in vielem Sege[n]gehalten, auch unterſchiedliche derſelben z[u]deſt[o]47Lebens-Lauf.deſto mehrern Nutz der Gemeine und ande - rer, die ſeine Gabe erkannt und geliebet, durch den Druck mitgetheilet, und alſo ſein von GOTT ihm anvertrautes Pfund auf Wucher geleget, und damit ſeinem HErrn und der Kirchen gedienet. Jn ſeinem uͤbri - gen Leben iſt Er gleichfalls leutſelig, freund - lich, demuͤthig, geduldig, und mit einem Wort unſtraflich geweſen, alſo, daß maͤnnig - lich, ja die gantze Gemeine Jhm das Zeug - niß geben wird, daß Er in Einfaͤltigkeit und goͤttlicher Lauterkeit, nicht in fleiſchlicher Weis - heit, ſondern in der Gnade GOttes auf der Welt, allermeiſt bey ihnen gewandelt, und ein rechtſchafenes Chriſtenthum unter ihnen gefuͤh - ret, ſeinen Zuhoͤrern nicht allein mit Lehre, ſon - dern auch mit dem gantzen Leben vorgeleuchtet, und, wie es manche ausgedrucket, kein Kind betruͤbet habe. Und da dieſer ſein vor GOtt gefuͤhrter unſtraͤflicher Wandel jedermaͤn - niglich vorhin bekant iſt, und das Gedaͤcht - niß dieſes Gerechten im Segen und unver - geßlich ſeyn wird, als iſt nicht noͤthig davon viel und weitlaͤuftig zu reden, ſondern viel - mehr zu wuͤnſchen, daß ſein gutes Exempel auch viele nach ſeinem ſeligen Abſchied erwecken und reitzen moͤge, alſo zu wandeln, wie ſie den ſeligen Mann in ſeinem Leben zum Vor - bilde gehabt haben. Bey dem allen blieb der ſelige liebe Mann ein unnuͤtzer Knecht in ſeinen Augen, und that Jhm ſelber in keinemStuͤcke48Lebens-Lauf.Stuͤcke gnug, wandelte in groſſer Armuth des Geiſtes und Niedertraͤchtigkeit des Sin - nes, und war Jhm ſehr zuwider, wenn je - mand etwas aus Jhm machen und ſeiner ruͤhmlich gedencken wolte. Er hat daher GOTT gar inbruͤnſtig und hertzlich gebeten, (welches ſonderlich im vorigen Jahre bey mercklich zunehmender Schwachheit geſche - hen) Er moͤchte Jhn doch noch nicht wegneh - men, ſondern, nach ſeinem gnaͤdigen Wil - len, Jhm noch eine Zeitlang ſein Leben fri - ſten, damit Er Raum und Gelegenheit ha - ben moͤchte, durch ſeine Barmhertzigkeit in ſeinem Amte ſich noch treuer und emſiger zu beweiſen, und ſeiner Gemeine das, was ih - nen zu Rettung ihrer Seelen noͤthig waͤre, noch beſſer einzuſchaͤrfen und eifriger vorzu - ſtellen. Wie man denn auch wahrgenom - men, daß, da der liebe GOTT ſein Gebet in ſo weit erhoͤret, und Jhm wieder ſo viel Kraͤfte und Geſundheit verliehen hat, daß Er ſein Amt, welches Er auf Einrathen der Herren Medicorum auf eine Zeitlang hatte außſe - tzen und inzwiſchen zu ſeiner noͤthigen Erho - lung eine Reiſe thun muͤſſen, wieder hat ver - richten koͤnnen, Er mit mehrerm Ernſt, Nach - druck und Eifer die Gemeine hieſelbſt aus GOTTES Wort gelehret, und ſein Hertz im Vortrag des goͤttlichen Wortes gar reich - lich ausgeſchuͤttet hat, um alſo vollends zuſagen,49Lebens-Lauf.ſagen, was Er noch nicht ſattſam geſaget zu haben vermeynet hatte. Welches Er denn ſo lange mit aller Treue continuiret, bis Er ſeine ſchwache Stimme nicht mehr hat brauchen und erheben koͤnnen, da Er aber, ohnerachtet ſei - ne Schwachheit ſchon ſehr uͤberhand genom̃en gehabt, ſein Zeugniß zu vollenden, einige im vo - rigen Jahre gehaltene Oſter-Predigten zum Druck noch fertig gemacht, ſolche der hieſigen Gemeine dediciret, und ſie darinn noch zu guter letzte und als zum Abſchied deſſen, was er ſie gelehret, erinnern wollen. Seine Liebe, Treue und Sorgfalt fuͤr die hieſige Chriſtliche Ge - meine zu bezeugen, und daß ſolcher bey etwa laͤnger anhaltender Kranckheit oder auch er - folgendem ſeligen Abſchiede an noͤthiger geiſt - licher Weyde und Pflege nichts abgehen moͤch - te, hat Er von Sr. Koͤnigl. Maj. in Preuſſen, unſerm allergnaͤdigſten Koͤnig und Herrn, Jhm ben hieſigen Herrn Rectorem Martini zum Adiuncto in Diaconatu cum ſpe eventualis Succeſſionis allerunterthaͤnigſt ausgebeten, und iſt auch noch bey ſeinen Lebzeiten mit einem allergnaͤdigſten Fiat darauf erfreuet worden. Jn ſeiner Kranckheit, die in Blutſtuͤrtzungen und einem auszehrenden hectiſchen Fieber beſtanden, haben hieſige Medici, als Herr D. Richter und Herr D. Juncker, zwar nichts er - mangeln laſſen, was zu Wiederherſtellung der verlohrnen Geſundheit unter goͤttlichem Se -Dgen50Lebens-Lauf.gen hat dienen moͤgen. Es hat aber dem Hoͤch - ſten nicht gefallen, den gewuͤnſchten effect da - durch erhalten werden zu laſſen. Wiewol nun dieſe ſeine Kranckheit faſt ein gantz Jahr angehalten und Jhn ſehr abgemattet, ſo hat Er doch nie das geringſte Zeichen einiger Unge - duld und Unzufriedenheit von ſich ſpuͤren laſſen ſondern ſich in allen geduldig, ſtill und gelaſſen bezeiget. Als Er in ſeiner groſſen Schwach - heit noch mit zu Tiſche ſaß / und gute Freunde von ihm begehreten, daß er doch etwas weni - ges vom Wein zu ſeiner Saͤrckung und La - bung zu ſich nehmen moͤchte, ſprach Er: E[r]wolte es ſparen bis in den Himmel, da E[r]was beſſers bekommen wuͤrde. Zwey Tage vor ſeinem ſeligen Tode ſagete Er: Mei[-]ne liebe Frau Mutter, (auf die Er hoffete da[ß]ſie noch kommen wuͤrde,) wird wol dieſe Wo[-]che nicht kommen, ey nun ich bin indifferent[,]und dringe mit meiner Seele in GOTT ein, habe ich doch mein Haus beſtellet, und di[e]Gemeine iſt auch wieder verſorget, ich will nu[n]gantz ſtille ſeyn, und mich um nichts in der Wel[t]bekuͤmmern. An dem letzten Tage vor ſeinem Ende ſahe Er noch den letzten Bogen von dene[n]Predigten an, die Er von der Rechtfertigung ei[-]nes armen Suͤnders vor GOtt gehalten hat[,]und war ſein Wille, daß ſie ſein Herr Schwie[-]ger-Vater nach ſeinem Tode noch drucken laſ[-]ſen moͤchte; und dieſen ſeinen Willen verſie[-]gel[-]51Lebens-Lauf.gelte er mit folgenden Worten: Damit will ich nun ſchlieſſen, und gab zugleich deutlich zu verſtehen, daß, wie die Gerechtigkeit JEſu der Grund ſeines Glaubens und ſeiner Hoff - nung in ſeinem Leben geweſen, alſo Er an die - ſelbe ſich auch in ſeiner letzten Stunde halten, und von keiner andern Gerechtigkeit, als die durch den Glauben an Chriſtum kommt, wiſ - ſen wolte. Eben an dieſem letzten Tage von ſeinem ſeligen Ende hat Er zum Zeugniß deſ - ſen in ein Buch, in welchem ſeine edirte Pre - digten zuſammen gebunden waren und Jhm eben darum von iemanden bey ſeinem Beſuch zugeſtellet wurden, daß er etwas in daſſelbe zu ſeinem Andencken einzeichnen moͤgte, folgende Worte geſchrieben: Jch lebe, und ihr ſollt auch leben; Hierauf gruͤndet ſich mein Glaube, als der ich an der Pforte des To - des ſtehe, und dieſes mit noch ſchwacher und bebender Hand ſchreibe. Er ward denn auch hierauf noch ſelbiges Tages im - mer ſchwaͤcher, alſo, daß man ſich alle Stun - den ſeiner ſeligen Aufloͤſung verſehen mußte. Doch betete er bey noch uͤbrigen wenigen Kraͤften damals gar innig und hertzlich, je - doch mit leiſer und gebrochener Stimme, da man aber die Worte noch vernehmen konnte: Ja im Himmel, ja im Himmel. Bey ſolchem ſeinen herannahenden Ende iſt Er nicht nur noch von einigen hieſigen HerrenD 2Profeſ -52Lebens-Lauf.Profeſſoribus Theologiæ und Paſtoribus auß der Stadt beſuchet und durch dero an - daͤchtiges und hertzliches Gebet in die Gna - den-Arme ſeines Heylandes uͤbergeben wor - den, ſondern es iſt auch des ſeligen Herrn Magiſters liebe Frau Mutter, auf die Er ſo lange und ſehnlich gehoffet hatte, von Ultzen hier angekommen, welche denn dieſen ihren lieben Herrn Sohn zwar noch im Leben, aber zu - gleich in aͤuſſerſter Schwachheit, darinn er ſie nicht mehr gekannt, angetroffen. Jn ſol - cher Schwachheit hat er nun die gantze Donnerſtags Nacht noch zugebracht. Wor - auf Er denn Freytags Vormittags, war der 12. Aprilis, gegen 8. Uhr unter dem Ge - bet und Einſegnung ſeines geliebten Herrn Schwieger-Vaters ſanft und ſelig in dem HERRN JESU entſchlafen, ſei - nes Alters 38. Jahr und 7. Mo - nathe.

Leichen -53

Leichen-CARMINA guter Goͤnner und Freunde.

I.

O Glauchenſis ager! quot cor -
pora & oſſa recondis Seruorum Chriſti! quot tua
terra capit! Supremos colimus nutus: ſed pectora
cara Luget amor noſter, lacrymulæque
fluunt. O HENCKI! tua pax mœſtos pace
imbuat omnes! Hac ſine pace dolor vulnera quanta
daret! Adueniens vidit mater verſantem in
agone: Sed placido vidit FILIVM abire
animo.
D 3So -54Leichen-Carmina.
Solare, o ieſv, VIDVAM, SOCERVM,
RELIQVOSque: Sicque manes Jovæ,(✝)Gottes-Acker. Glaucha, di - catus ager.

D. Paul. Antonius.

II.

JCh lebe, ruft der HERR, und ihr
ſollt mit mir leben.
O ein erwuͤnſchtes Wort, das Troſt und Freude bringt!
Wer wolte ſich nun nicht getroſt ins Sterben geben,
Da CHriſti Lebens-Kraft des Todes Kraft verſchlingt.
Er gibt ſein Leben uns zu einem Unterpfande,
Daß unſer Leben auch gewiß erfolgen ſoll.
Er haͤngts an ſeines an mit einem feſten Bande.
Er lebt; wir leben auch vergnuͤgter Freuden voll.
Es hat der Tod nunmehr an uns ſein Recht ver - lohren,
Da er die Unſchuld hat mit ſeinem Pfeil ver - letzt.
Wir werden durch den Tod zum Leben neu ge - bohren,
Und in das Lebens-Land durch CHRJSTJ Tod verſetzt.
Be -55Leichen-Carmina.
Benagt der Moder gleich die abgeſtorbnen Glieder,
So giebt der Lebens-GOtt, an der verweſten Statt,
Uns einen andern Leib mit ſchoͤnern Gliedern wieder
Jn einer Ewigkeit, die keine Grentzen hat.
Diß Woͤrtlein, ſelger Freund, das CHriſti Mund geſprochen,
War deines Glaubens Grund und deiner Hoffnung Schild:
Du hielteſt dich daran, bis dir das Hertz gebro - chen,
Das Hertz, ſo durch diß Wort mit Frieden an - gefuͤllt.
Du ſtundeſt allbereit an denen Todes-Pforten,
Da du mit ſchwacher zwar, doch gantz gelaß - ner Hand
Noch voll Zufriedenheit, in dieſen groſſen Wor - ten
Den allerreichſten Troſt fuͤr deine Noth er - kannt. (✝)Der ſel. Hr. Diaconus ſchrieb noch 2. Tage vor ſeinem ſel. Abſchied folgendes in ein Buch: Joh. 14, 19.
Jch lebe, und ihr ſollt auch leben. Hierauf gruͤndet ſich mein Glaube, als der ich ſtehe vor den Pforten des To - des, und dieſes noch mit ſchwacher und bebender Hand ſchreibe, ꝛc.
D 4Wohl -56Leichen-Carmina.
Wohlan, was du geglaubt, das haſt du nun er - fahren:
Du lebſt, wo JEſus lebt im Glantz und Herr - lichkeit.
Da wird ſich auch einmal der Segen offenba - ren,
Der aus dem Saamen wuchs, den du hier ausgeſtreut.

Auguſt Hermann Francke, S. Theol, Profeſſ. und Paſt. zu St. Ulrich.

III.

SIc, poſt ereptos nobis longo ordine
Fratres, Nunc etiam, HENCKENI, Te
tua fata vocant! Sic Te nec pietas, doctrina aut candida
virtus Incolumem & viuum præſtat adeſſe
Tuis? Scilicet hac cuncti mortales lege tene -
mur: Hinc Iuuenes, veluti gramina ſecta,
cadunt.
Feli -57Leichen-Carmina.
Felices tamen hos, quos christvs vi -
vere fecit! Huic quia vixiſti, MORS tibi VITA
FVIT.

D. Io. Henr. Michaelis, S. Theol. & Gr. ac OO. Lingg. Pr. P. Ord.

IV.

DEr liebſte Heyland ſpricht: Jch bin
ein guter Hirt:
Ein ſolcher laͤßt / wie ich / ſein Leben fuͤr die Heerde /
Die ſeiner Wachſamkeit und Hut vertrauet wird /
Er ſorget ſtets dafuͤr / daß keins entrißen werde /
Er laͤufft und fliehet nicht / wie ſonſt ein Miethling thut,
Wenn ſelbiger mit Furcht und Angſt die Woͤlf - fe ſiehet /
Er trit vor ihnen hin und faßt behertzt den Muth /
So / daß er nicht einmal vor ihrer vielen fliehet.
Der Selige, den man anietzt zu Grabe traͤgt /
War wohl mit allem Recht ein ſolcher Hirt zu nennen;
Die wahre Lieb und Treu / ſo ER bey ſich gehegt
D 5Fuͤr58Leichen-Carmina.
Fuͤr alle die / ſo JHN als ihren Hirten kennen
Und ietzt erblaßet ſehn / iſt iederman bekant.
ER laͤßt zwar nicht fuͤr ſie / wie GOTTES Sohn / das Leben /
Der uns durch ſeinen Tod von unſrer Schuld entband:
Doch weil ER ſtets fuͤr ſie die Kraͤfte hinge - geben /
So fodert Jhn Sein Hirt ietzt von den Schafen ab.
Sein Name wird indeß in reichem Seegen bleiben
Bey denen / welchen ER heylſame Lehren gab.
Die Frucht von Seinem Amt kann Seinen
Ruhm beſchreiben!

D. Joachim Lange / S. Theol. Prof. Ord.

V.

EXceſſit, evaſit BEATUS HEN -
CKIUS, Erupit ex clauſtris Soli. Sublatus alis Angelorum Splendidis Ad tecta ſeceſſit Poli. Huc nec labor, nec languor, aut dolor
poteſt,
Nec59Leichen-Carmina.
Nec morbus, aut mors, inſequi.
Huc non penetrant arma, non diluvia,
Quæ flevit HENCKIUS pie.
(✝)Nempe de Diluvio Friſiæ Orientali & vici - nis regionibus divinitus immiſſo B. HEN - CKIUS non conciones modo, ſed & Re - lationes egregias, benedictione cœleſti evi - denter dotatas, publici juris fecit.
(✝)
Sublimis ima fronte læta deſpicit,
Et tela ridet hoſtium.
Quem prædicavit ore, ſcriptis & fide,
CHRISTUM, magistrum jam
tenet:
Tenet, tenebit usque, quin tenebitur
Strictis Magiſtri amplexibus.
Noli in feretro vel ſepulcro quærere,
Quisquis ſuperſtes, HENCKIUM;
Mortale corpus HENCKII, non HEN - CKIUS,
Eſt, quod putri mandas humo.
Vivit, triumphat, mortis expers Spiri - tus,
Qui corporis rector fuit.
Dediſce tandem nominare mortuos,
Qui neſciunt unquam mori.
Dedi -60Leichen-Carmina.
Dediſce vivos nuncupare, quos triplex
Mors usquequaque devorat.

Jo. Daniel Herrnſchmid, SS. Theol. D. & P. P. Ord.

VI.

SO will ein wahrer Freund ietzt wieder von mir weichen /
Ein Freund / der mir ſo lieb als meine Seele war /
Ein treuer Jonathan, Ach! der muß nun erbleichen:
Und der mein and’rer Jch / liegt auf der Tod - ten-Bahr!
Doch was? ER war mir lieb / dem Hoͤchſten aber lieber /
Drum eilt ER auch mit JHM / und nim̃t JHN bald zu ſich:
Sein Lauff iſt nun vollend’t / Sein Kaͤmpfen iſt voruͤber /
Nun ſteht ER vor dem Stuhl des Lammes e - wiglich.
Nachdencklich war es mir / juͤngſthin von Jhm zu hoͤren /
Da ich betruͤbt von JHM den letzten Abſchied nahm /
Ob in den Daniel die Noten fertig waͤren?
Mich wunderte / wie ER auf die Gedancken kam:
Doch61Leichen-Carmina.
Doch nicht von ohngefaͤhr iſt dieſe Frag ent - ſproßen /
Jhm fiel vielleicht der Vers in dieſem Buche ein /
Womit der liebe Mann daßelbe hat be - ſchloßen /
Da JHN der große GOTT heißt ſtill und ru - hig ſeyn:
Du, ſpr[i]cht ER / Daniel vergiß die Noth und Jammer,
Geh hin, verbirge dich nur eine kleine Weil,
Und ſchlaf in ſichrem Fried in deiner Ruhe-Kammer,
Bis du am End der Welt aufſtehſt in dei - nem Theil.
Nun Seliger, auch dir iſt der Befehl geſchehen
Von dem / dem du auch war’ſt ein rechter lieber Mann,
Drum wilſt du auch vergnuͤgt in deine Ruhe gehen /
Damit auch dich dereinſt der HERR erwe - cken kan.
So ruhe denn nun ſanft in deiner Grabes - Hoͤhle /
Und warte auf den Lohn / der Dir verheißen iſt /
Ja welchen allbereits genießet deine Seele /
Die ihren Braͤutigam nun unaufhoͤrlich kuͤßt.

Chriſt. Bened. Michaelis, Prof. P. Ord.

VII. 62Leichen-Carmina.

VII.

SI princeps Paſtor Christus gregis atque
fidelis, Eccur paſtores evocat ille pios? Eccur HENKENIVM vivis excedere
iuſſit, Qui bene paſtoris munere ſunctus erat? Ne mirere: bonus Christus manet atque
manebit Paſtor, paſtori praemia grata ferens. HENKENIVS noſter tenus hac ſudavit &
alſit Pro grege, ſe vigilem geſſit & usque bonum, Et ne ſaevus ovem perdat lupus, ecce pre -
cando Reſtitit is noctes, reſtitit atque dies: Quid mirum, paſtor quod dixerit ille ſupre -
mus HENKENIO: a curis nunc requieſce tuis? Sed tu qui populum pretioſa morte paraſti, Ipſe Tui curam ſuſcipe, Christe, gregis.

Jo. Anaſtas. Freylinghauſen / Paſtor Adj. Ulric.

VIII.

2 Tim. I. 7. GOTT hat uns nicht gegeben den Geiſt der Furcht, ſondern derLiebe63Leichen-Carmina. Liebe und der Kraft und der Zucht.
DU treuer lieber Mann!
Da, wer dich nur gekandt,
Mit Mund und Feder ietzt ſucht an den Tag zu legen,
Wie werth er Dich gehabt; ſo ſoll auch mei - ne Hand
Bey deinem Grabe ſich mit dieſem Blate regen;
Da wir uns viele Jahr freund-bruͤderlich geliebt,
Daher Dein fruͤher Tod vor andern mich betruͤbt.
Mich, der den neuen Ruf auch darum werth gehalten,
Weil er mich ſo gar nah, auch ſelbſt der Wohnung nach,
Zu Deinen Umgang zog. Und nun muſtu er - kalten
Ein ſo vertrauter Freund, an dem Korn, Schrot und Schlag
Ohn allen Tadel war! da ich kaum wenig Stunden
Von dieſem Amtes-Troſt den Vorſchmack nur empfunden.
Was andre nun an Dir fuͤrnemlich hochge - ſchaͤtzt,
Das64Leichen-Carmina.
Das wird man ietzo ſchon auf andern Blaͤttern leſen.
Das, was mich ſonderlich an dir allzeit er - getzt,
Jſt nebſt der Freundſchafts-Huld dein Sinn und Geiſt geweſen,
Der in gar reichem Maaß recht Evange -
liſch war;
Den ruͤhm ich alſo auch bey deiner Todten - Baar.
Der Chriſten beſte Prob, die unverfaͤlſchte
Liebe,
Die leuchtete aus Dir in allem Thun hervor,
Das, was Dein Mund vortrug, das, was die Feder ſchriebe
Daheim, bey anderen, auf Cantzeln und im Chor,
Das war mit Lieb gewuͤrtzt, mit ſolcher Tau - ben-Liebe,
Die bey dem Feinde ſelbſt ohn alle Galle bliebe;
Die ſonſten uͤberhaupt des Naͤchſten Schwachheit trug,
Und auf vielfache Art der Suͤnden Menge deckte.
Daher war dieſer Sinn wie ein Magneten - Zug,
Der andre wiederum zur Gegen-Lieb erweckte.
Wen man nur hat um dich von Kindheit her befragt,
Der65Leichen-Carmina.
Der hat dir allzeit Guts, nie Boͤſes nachge - ſagt.
Und gleichwol war bey dir ſo gar kein liſtig Schmeicheln,
Daraus die Freundlichkeit der falſchen Welt entſpringt,
Nein, Nein! Du warſt entfernt von dem ver - dammten Heucheln:
Dein Lieben war mit Kraft verpaaret und umringt,
Mit Kraft des Chriſtenthums. Dein freund - liches Bezeigen
Hat niemand
  • arg
  • frech
gemacht, doch konts zur Liebe neigen.
Du hatteſt Saltz und Kraft. Zwar hat vor guter Zeit
Dein armer Leib gar ſchwach und kraͤncklich ſich befunden.
Dis Leiden uͤbte dich auch damals allbereit,
Eh GOttes Fuͤhrung dich an Dienſt und Amt gebunden.
Allein daß CHriſti Kraft in Schwachen maͤchtig ſey.
Davon bringt man mit Recht dich zum Exem - pel bey.
Dein Kraͤnckeln ſelbſt war nicht ohn Nutzen anzuſehen,
Gedult, Gelaſſenheit die traf man bey diꝛ an;
Und was noch mehr: So muß man dir das zu - geſtehen,
EDaß66Leichen-Carmina.
Daß du bey kranckem Leib doch ſehr viel guts gethan:
So viel, als viele ſich nicht werden ruͤhmen koͤn - nen,
Die weder ungeſund noch untreu ſind zu neñen.
Und endlich war ja auch der Geiſt der
Zucht in Dir.
Du wareſt ja gewiß von anſtaͤndigen Sitten,
Vernuͤnftig, ſaͤuberlich, beſcheiden, und was wir
Sonſt durch die Zucht verſtehn.
(✝)S. Lutheri Rand-Gloſſe bey obbe - ſchriebenem Verſicul.
(✝)Wenn andre uͤberſchritten
Die innre Geiſtes Zucht, ſo gabſt Du einen Blick,
Daß Dir es nicht gefiel, und zogſt Dich dann zuruͤck.
Dis alles habe ich an Dir ſo oft geſpuͤret,
Und darum biſtu auch mir innig lieb geweſt.
Nun biſt aus meinem Aug Du zwar hinweg gefuͤhret,
Doch Dein Gedaͤchtniß nicht, das bleibt im Hertzen feſt,
Daran will ich ſo lang inzwiſchen mich ver - gnuͤgen,
Bis GOTT uns wiederum dort wird zuſam - men fuͤgen.

Johann Ulrich Schwentzel / Paſt. zu St. Moritz u. des Gymn. Schol.

IX. 67Leichen-Carmina.

IX.

WEnn wuͤnſchen was vermocht / ſo haͤtt ich deinen Jahren /
Hoch-werthgeſchaͤtzter Freund, ein langes Ziel geſteckt:
Du wuͤrdeſt eher nicht von dannen ſeyn ge - fahren /
Bis ein Schnee-weißes Haar dein holdes Haupt bedeckt;
Jndem dein edler Geiſt / dein ſanfft und ſtilles Weſen /
Dein angewandter Fleiß und alles auserleſen.
Jch hatte uͤber DJR ein inniges Vergnuͤgen /
Wenn dein gerechter Gang fuͤr meine Augen kahm.
Die Hoffnung konte ſich an DJR niemahls betruͤgen /
Du thateſt mehr / als man ſich in die Sinne nahm:
Weil DJCH der Geiſt des HErrn auf ebner Bahn gefuͤhret /
Und keine Laſter-Wuth dein redlich Hertz be - ruͤhret.
Doch / da der weiſe GOtt es nun alſo beſchloſſen /
Daß ſich dein kurtzes Ampt ſo fruͤhe enden ſoll /
Das DU mit groſſer Treu und allzeit unver - droſſen
Jn Geiſtes Kraft gefuͤhrt: ſo bin ich Trau - rens voll.
Zwar DJR iſt wohl geſchehn / weil du bald - berwunden:
E 2Doch68Leichen-Carmina.
Doch iſt der Schmertz darum bey mir noch nicht verbunden.
Der ewig-treue GOTT wird deinen Fleiß be - lohnen /
Den DU in deinem Ampt und Chriſtenthum geuͤbt:
Er ziert dein Haupt nunmehr mit ſchoͤnen Him - mels-Cronen /
Wo dich kein Schmertz und Leid in Ewigkeit betruͤbt.
Drum lebe ewig wohl! bis wir auch dorthin gehen /
Und vor des Lammes Stuhl in weiſſen Klei - dern ſtehen.
Jndeſſen troͤſte GOtt / die Du alhier verlaſſen /
Und heile was dein Tod ſo tieff verwundet hat:
Daß Sie ſich mit Gedult in ſolchem Schickſaal faſſen /
Und preiſen unterm Creutz auch GOttes wei - ſen Rath.
Der frohe Fruͤhlings-Tag wird herrlich wieder ſchencken /
Was wir mit Traͤhnen jetzt ins kuͤhle Grab verſencken.

Lud. Chriſtoph Teichmann / St. Laur. Paſtor.

X.

SO biſtu / frommer Henck, in deine Ru - he gangen /
Die dein getreuer Hirt fuͤr dich be - reitet hat.
So69Leichen-Carmina.
So haſtu deinen Wunſch / dein bruͤnſtiges Verlangen /
Und deiner Hoffnung Ziel erreichet in der That.
Auch ER / dein Hirt / hat nun ſein Werck an dir vollfuͤhret /
Das JHM am Hertzen lag da ER am Creu - tze hing.
Er hat mit Gnad allhier und Warheit dich gezieret /
Da ſeine Liebe dich im Seil der Liebe fing.
Mit ſeinem Blut macht ER dich rein von dei - nen Suͤnden /
Die dich von GOtt getrennt und ins Verderben bracht.
Bey ſein - und deinem GOtt ließ ER dich Gna - de ſinden /
Daruͤber deine Seel in ew’gen Freuden lacht.
ER ließ dich GOttes Kind / und ſeinen Bru - der nennen /
Dich ſetzt ER in ſein Recht des Erbes GOttes ein /
Und wolte keine Freud und Herrlichkeit er - kennen /
Der’r DU nicht ewiglich theilhaftig ſolteſt ſeyn.
Sein Fleiſch ernehrte dich / ſein Blut / das Pfand der Liebe /
Der theur Erloͤſungs-Preiß erquickte deinen Geiſt.
Sein Geiſt belebte Dich / durch deßen heilge Triebe
E 3Dein70Leichen-Carmina.
Dein Hertz mit Freuden thaͤt was GOtt gefaͤl - lig heiſt.
Du wareſt ein Gefaͤß / in welches ER geleget
Den Schatz der frommen Art / daraus ſein Bild erſchien.
Ja diß diß hatt er tief in deinen Geiſt gepraͤget /
Daß iedermann an dir erkante JEſu Sinn.
ER ſchmuͤckte dich mit Licht / in Weisheit zu erkennen /
Das Heyl und Leben ſo in ſeinem Tode liegt /
Und in was Flammen ER ſein Hertze laͤßet brennen /
Wenn ERS in Freundlichkeit zum Glaͤub’gen Hertzen fuͤgt.
Sein Friede troͤſt’te dich / das Labſaal ſeines Mundes /
Das Wort der Guͤte war dein reiner Freuden - Wein.
Das Siegel ſeiner Treu, die Kraft des ew’gen Bundes
Des Lebens muſte dir des Hertzens Staͤrckung ſeyn.
Und hievon ließeſtu dein ſanftes Zeugniß fließen /
Wenn dein Mund ſeinen Ruhm von JESU Hirten-Treu
Erhub / und iederman dieſelbe zu genießen
Mit bitten reizeteſt / damit ER ſelig ſey.
Auch hat dein Hirte dir / zum Zeichen ſeiner Liebe /
Das Heilge Creutzes-Joch in Gnaden auferlegt /
Da -71Leichen-Carmina.
Damit dein ſtilles Hertz auch in Geduld ſich uͤbe /
Die ſeine Laſt mit Luſt und Wohlgefallen traͤgt.
Nun iſt dein Lauf vollbracht / die Laſt dir ab - genommen /
Die Krone zugetheilt / der volle Troſt geſchenckt /
Du biſt vor GOttes Thron im Heiligthum gekommen /
Da dich des Lebens Strohm zu voller Gnuͤge traͤnckt.
Jch freue mich mit dir / daß dich das Loos ge - troffen /
Das JEſu treue Hand fuͤr dich gezogen hat;
Und will in glaͤubiger Geduld und Friede hoffen,
Mein ſchoͤnes Erbe ruh in ſeiner Liebe Rath.

() Pſ. 16 / 6.

M. Andreas Achilles.

XI.

ACh! loͤſchet endlich doch das theure Licht noch aus!
O! Glaucha / welches dir ſo kurtze Zeit nur ſcheinet!
Ach! wird denn abermal der Werthen Lehrer Hauß
Bey Dir ſo leer gemacht? ſo weinet! weinet! weinet!
Denn / kein geringes iſts! es wird alhier zugleich
Von ſeiner Staͤtte mit ein Leuchter weggeſtoſſen!
E 4Ach!72Leichen-Carmina.
Ach! ach! es mache doch GOtt unſre Hertzen weich!
Daß wir durch Haͤrtigkeit Jhn ferner nicht er - boſſen!
Der dich und mich mit Troſt im Beicht-Stuhl hat erquickt;
Der uns im Brod und Wein des HErren Mahl gegeben /
Und deſſen guͤldner Mund durch Lehren uns begluͤckt;
Jn dem Er uns gezeigt den rechten Weg zum Leben.
Auch dieſer Hirt hat ſein Leben nie geſchont;
Weil Er bis in den Tod ſo hertzlich uns geliebet /
Und weil ein reiner Geiſt auch ſeine Bruſt bewohnt /
So trieb Er fleißig an zu dem, was Er geuͤbet.
Er lebt nun ſchon begluͤckt; Er traͤgt den Sie - ges-Crantz;
Genießt den vollen Lohn von ſeinem Ober-Hirten.
Er brauchet keiner Sonn; Er ſieht vollkomm - nen Glantz
Das gantze Engel-Chor kan Jhn nun recht be - wirthen.
So lebe / Seliger; und ſey von Hertzen froh!
Dein Vorbild ſoll uns ſtets in dem Gedaͤchtnis bleiben
Setz ein Halleluja! zum dulci jubilo!
Bis wir diß ſchoͤne Spiel zuſammen koͤnnen treiben.

Chriſtian Jeremias Lichtemann, Paſt. zu Woͤrmlitz.

XII. 73Leichen-Carmina.

XII.

SO gibſt Du / theurer Mann, uns doch noch gute Nacht:
Eh alles das geſchehen /
Was du vorher noch hoffeteſt zu ſehen?
Jedoch dein Lauff iſt gantz und recht vollbracht:
Drum gehet dir im Himmel gar nichts ab;
Auch hier wird dich der HErr zum Segen ſchrei - ben /
Denn dein Gedaͤchtnis ſoll bis in das ſpaͤte Grab
Bey uns ſtets unverwelcket bleiben.

Hieronymus Freyer, Pæd. Reg. Inſpect.

XIII.

EJn Hirt und Laͤmmlein CHriſti ſeyn:
Was iſt, daß man mit Recht koͤnnt hoͤ - her achten?
Kein Gold iſt nicht dagegen zu betrach - ten:
Der geht dort in den Himmel ein.
Die Hirten-Treu bringt ihm den Lohn,
Den CHriſtus ſelbſt, der gute Hirt,
(✝)Joh. X. 12.
(✝) wird geben,
Des Himmels Freud und auserwaͤhltes Leben,
Die unverwelckte Ehren-Crohn.
Das Laͤmmlein koͤmmt auf ſeine Weyd,
Und labt ſich an des Lebens
(✝✝)Apoc. VII. 17.
(✝✝) Waſſer-Qvel - len,
E 5Da74Leichen-Carmina.
Da weiß es nun nichts mehr von Ungluͤcks - Faͤllen,
Weil nun ſein Hirt es fuͤhrt und leit.
So iſts mit dir, du lieber Mann,
Die Hirten-Treu hat dich zum Hirt gezogen,
Dein Laͤmmleins-Sinn iſt zu dem Lamm ge - flogen.
Wer iſt, der dich beweinen kann?
Dein Tugend-Bild bleibt im Gemuͤth:
Die Seligkeit erfreuet unſre Hertzen,
Daß unſer Geiſt ſich faſſet in den Schmertzen,
Und mit Verlangen dir nachzieht.

Johann Georg Hoffmann.

XIV.

WJe? willſt du denn ſo fruͤh, du theu -
rer Mann,
So bald von der Gemeind und lie - ben Heerde gehen,
Die bis daher in dir den Geiſt aus GOTT geſehen?
Wie? daß dein blaſſer Mund ſie nicht mehr lehren kan?
Was Wunder, wenn ſie nun mit naſſen Au - gen weint,
Und das beklemmte Hertz aus Wort und Minen ſcheint?
Soll uns denn nun dein Wort nicht mehr zur Speiſe ſeyn?
Jch dachte deiner nun recht nuͤtzlich zu genieſſen,
Und75Leichen-Carmina.
Und mir durch deinen Troſt was herbe zu ver - ſuͤſſen,
Deñ deine Lehre drang in Marck u. Adern ein,
Du reichteſt hier die Milch, dort harte Spei - ſe dar,
Nachdem es ieglichem zum Heil vonnoͤthen war.
Und weil ihm GOttes Geiſt dein Hertz zum Sitz erwaͤhlt,
Und es mit Lichtes-Kraft der Weisheit ausge - zieret,
So ward das Werck des HErrn im Seegen fortgefuͤhret.
GOtt hatte ſich mit dir, du dich mit ihm ver - maͤhlt,
Du gingeſt wohlgemuth bey ihm aus Kraft in Kraft;
So wurde dir mehr Licht, mehr Freudigkeit verſchaft.
Doch endlich legte GOtt dir Leibes-Schwaͤ - che bey,
Da wurdeſt du dadurch der Heerde vorent - halten.
Hieꝛ koñte diꝛ dein Hertz im Lieben nicht erkalten,
Es traurete, daß ſie nun halb verlaſſen ſey.
Drum wuͤnſchteſt du von GOtt denſelben Tag zu ſehn,
Da ich in deinem Amt moͤgt als Gehuͤlffe ſtehn.
Zwar bateſt du von Gott mir eine ſchwere Laſt:
Doch76Leichen-Carmina.
Doch ſchien die Schwierigkeit in etwas zu ver - ſchwinden;
Jch dachte, wuͤrde ich dich doch zur Stuͤtze fin - den,
Und hatte nun in Gott mir einen Muth gefaßt.
Da aber ging dein Geiſt zuꝛ frohen Ewigkeit,
Nun wird die gantze Laſt von dir auf mich bereit.
Die Augen ſchloſſen ſich im Fried und Freu - de zu,
Nachdem du hoͤreteſt, ich ſey dir zugegeben,
Und ſolte nun mit dir in deinem Amte leben
Und Mit-Arbeiter ſeyn. Da giengeſt du zur Ruh.
Nun weiſet GOtt mich gantz in deine Ernd - te ein:
Ach! ich Unwuͤrdiger ſoll dein Nachfolger ſeyn.
Ach! kaͤme nur dein Geiſt zwiefaͤltig uͤber mich!
Doch, wollte ich hiemit auch etwas hartes ha - ben;(✝)2 Reg. II. 9. 10.
Wird doch ein halbes Maaß mein bloͤdes Hertz begaben.
GOtt, gib mir dieſen Geiſt! gib mir, ich bitte dich,
Die Kraft, in welcher ich die Schaafe wei - den kan!
O guter Hirte! nim̃ dich ſelbſt der Heerde an!
Du aber, treuer Knecht, des Tod mich itzo beugt,
Gehſt77Leichen-Carmina.
Gehſt aus dem Thraͤnen-Thal in deines HEr - ren Freude,
Daß dich das Lamm im Stuhl auf Zions - Bergen weide.
Und da ſich reiche Frucht von deiner Arbeit zeigt,
Wie du bald den, bald den zu CHriſto hin - gefuͤhrt,
So wirſt du ewiglich mit Sternen-Glantz geziert.
Jch aber ſtelle dich mir nun zum Muſter dar,
Und folge deiner Spur, darin du vorgegangen,
Die Seelen aus dem Strick des Feindes zu er - langen.
Und endlich bleibet nur auch diß auf ewig wahr:
Wird dein Gedaͤchtniß ſtets bey mir im Segen ſtehn,
So werde ich mich einſt nebſt dir bekroͤnet ſehn.

Chriſt. Martinus Martini, Rector Glauch. deſign. Diac.

XV.

AD BEATE DEFVNCTVM.
SIc vincis tandem longi faſtidia morbi,
Et ſuperas mortis ſpicula morte pia.
Quisque precatus erat longæ TIBI tem -
pora vitæ, Queis & dignus eras, VIR reuerende Dei.
Nam78Leichen-Carmina.
Nam multis poteras vita prodeſſe fideque,
Quæ Chriſto Domino tota ſacrata fuit.
Nilque magis curæ TIBI erat, quam ducere
quemque Ad cœlum recto tramite & ire viam. Sed placuit Summo demenſi penſa laboris Decurtare TIBI, lætaque dona dare.
Quid nos? Num tua fata dolebimus? Anne
beatum Dicemus potius? Mors tamen iſta dolet. Hinc triſti ſequimur tua funera corde: piumq; Exemplum memori mente ſuperſtes erit.

Joh. Michael Hempelius, Menſ. reg. lib. in hac Frideric. Inſp.

XVI.

HENCKIVS exceſſit vita cœlumque
petiuit, Atque gregis paſtor deſiit eſſe Dei. Paſtor erat prudens, placidus vereque
fidelis, Et caſta mentis ſimplicitate bonus. Vnde ſui deſiderium Glauchenſibus ingens Ac aliis ouibus liquit in orbe ſuis. O vtinam Numen voluiſſet pluribus annis Incolumem nobis hunc ſupereſſe virum! Errantes potuiſſet adhuc conuertere multos Ex orco ad nitidi regna beata poli. Conuerſis potuiſſet adhuc firmare ſalutem Acceptam verbo cunctipotente Dei.
Sed79Leichen-Carmina.
Sed fas eſt, DOMINI ſeſe ſubmittere ſancto
Arbitrio & rectas concelebrare vias.
Fas eſt, defuncto gratari gaudia, ſummi
Quæ capit in gremio nunc ſine fine Patris.
Fas, orare Deum, firmet præſtetque valentem
Wiglebium noſtrum tempora longa gregi:
Det viduæ & matri, ſocero reliquisque propin -
quis Solamen, luctu corda leuando ſuo: Det ſucceſſorem, faxit, de ſpiritu Eliæ Sit ſuper Eliſa hoc pars duplicata nouo!

Joh. Henric. Griſchovius.

XVII.
Recit.
DU treuer Simeon!
Jetzt wird dein Hoffen recht gecroͤnt:
Dein Glaube nimmt den ihm verheiſ - ſenen Lohn.
Das, wornach du dich haſt geſehnt,
Kan zwar ein ieder Menſch, doch nur der Glau - be recht beſchauen,
Der, der allein faßt dieſes Pfand:
Und iſt er ſchwach, hier iſt der Grund, worauf er ſich kan bauen,
Ein feſter Grund, er weiß von keinem Sand.
Aria.
GOtt du ſtilleſt mein Verlangen,
Schenckeſt nun, was ich geſucht,
O wie80Leichen-Carmina.
O wie kan ich ietzo prangen
Mit der ſchoͤnen Glaubens-Frucht.
Du, mein Vater, laͤßts geſchehen,
Was ich vormahls nicht gefaßt,
Daß ich nun das Heyl kan ſehen,
Das du mir verſprochen haſt;
An dir will ich nummehr hangen,
Der du ſtil leſt mein Verlangen.
Recit.
Siehe, du von GOTT begluͤckter Mann!
Hier ſtellt ſich dar das Heyl, das Jſrael nun ſoll erretten
Von aller ſeiner Noth, die es noch druͤcken kan.
Er nimmet ſelbſten an des Todes und der Hoͤl - len-Ketten.
Bedencke Simeon! das, was dir GOtt ver - ſprochen,
Hat jetzt ſein End’erreicht, iſt voͤllig eingetroffen;
Es ſoll nun in Erfuͤllung gehn,
Ja ſelbſt, was du gewuͤnſcht, muß nun vor dei - nen Augen ſtehn.
Aria.
Was GOtt geredt, muß doch geſchehn,
Und ſolten eh die feſten Felſen weichen,
Ja gar der Wolcken-Schwarm das Erden-Rund erreichen;
So bleibet doch ſein Bund beſtehn;
Dis muß der Glaub im Weſen ſehn;
Denn was GOTT ſpricht, muß doch
geſchehn.
Recit. 81Leichen-Carmina.
Recit.
Simeon, erwecke deinen Geiſt!
Laß alle Sorg und allen Kummer fahren,
Jetzt muß mit deinem Sinn ſich Himmels - Freude paaren,
Weil dir der hoͤchſte GOtt gantz ſicherlich ver - heißt:
Es ſollen weichen alle Banden,
Ja alle Finſterniß, die deine Augen druͤckt;
Weil du nun dein Gebet zu deinem GOTT geſchickt,
So glaube gantz gewiß, die Huͤlfe iſt vorhan - den.
Aria.
Meine Seele, freue dich!
Du wirſt balde Huͤlfe ſehen
Und aus deinen Banden gehen,
Dieſes glaube ſicherlich,
Meine Seele, freue dich!
Recit.
Wie ietzt dem Simeon GOtt ſelbſten weißt,
Wo, wie, und wenn er ſoll in ſeinen Tempel ge - hen?
Und das, was er verlangt, nunmehr erfuͤllet ſe - hen:
So gehe auch, o Chriſt, wenn dich GOtt gehen heißt,
FJm82Leichen-Carmina.
Jm Glauben und Vertrauen,
Und folge nicht
Dem, was ſonſt der Welt Vernunft ausſpricht,
So wirſt du ebenfals, wie Simeon, die dir ver - ſprochne Huͤlfe ſchauen.
Aria.
O JESU nimm mich auf,
Jch[h]ab nun deinen Tag
(✝)Dieſen Tag prieß ein treuer Lehrer die - ſer Gemeinde als den großen Erloͤſungs - Tag mit groſſen Freuden an, aus Pſalm. 118. v. 24. confer. v. 19, 20. &c.
(✝) geſehen,
Beſchluͤße meinen Lebens-Lauf!
Ach! ach! laß bald an mir geſchehen,
Daß dein Knecht um dich
Jn Freuden ewiglich
Kan nunmehr leben und voͤllig genieſ -
ſen, Was er in etwas geſchmeckt, Wie wol es mit dunckel bedeckt, Und doch ſich die Klarheit moͤg in mir
ergieſſen.

David Schott, h. t. Cant. Adjunct. in Glaucha.

XVIII. 83Leichen-Carmina.

XVIII.

HENKENI, corpus TIBI debile, Spiri - tus autem
Ceu divi Pauli robore plenus erat
Huius ad exemplar TV dogmata fal - ſa peroſus
Tradebas populo dogmata vera TVO.
Spiritus ille Tvvſ Chriſti flagrabat amore,
Et ſtudium Pauli tu ſequebare precum.
Debile nunc corpus requieſcit, Spiritus autem
Spirituum Domino traditus, atque Patri.
Si votis locus eſt humanis, haec mea ſunto,
Quae ſummo in coelis offero vota DEO:
Excitet ille virum Tib notum, Spiritus in quo,
HENKENI monſtret ſe ratione dupla!
2 Cor. X. 16.

Henricus Zopf, Inſpect. Menſ. Orph.

XIX.

LÆta reſurgentis celebramus tempora Chriſti,
Qui vicit mortem, vicit & omne ma - lum.
Vicit is omne malum, quo nos per ſecla pre - mendos
Solueret; & priſcum redderet ille decus.
Cur igitur mortem mortalis quisque timeret?
Cuinam credenti fata ſuprema nocent?
F 2Impia84Leichen-Carmina.
Impia corda tremant, quando ſurrectio Chriſti Perſonat, atque hominum deficiente fide.
Aſt vbi ſancta fides purgauit pectora noſtra, Chriſtus ibi ſurgens gaudia vera tulit.
Gaudia vera tulit, quia conſurrectio certo Speratur, victis ſacra per arma malis.
In quorum numerum merito TE, fide Magiſter HENCKI, transferimus, quem nova vita tenet.
Nam TU de celebri gaudebas ipſe triumpho Chriſti, qui rediit victor ab hoſte fero.
TU quoque perſollers docuiſti gaudia tanta, Quem dabat Excelſi prouida cura, gregem,
Nunc cape lætitiam perfunctus rite labore, Nunc Summi Patris baſia Sancta ſubi.
Gaude, viue diu, ſæclorum ſæcla perennet Lætificus plauſus; viue, valeque diu.
Nos vero ſemper ſeruamus pectore grato, Quæ viuus dederas verba ſacrata DEI.

Chriſt. Henr. Helmershauſen / Inſpector vicarius lat. Scholæ orphanotr.

XX.

IHr Todten ſtehet auf / und kommet vors Gericht:
So wird der Richter einſt zu allen de - nen ſagen /
Die man hat nach und nach ins Grab zur Ruh getragen /
Wenn85Leichen-Carmina.
Wenn ſeine Herrlichkeit durch duͤſtre Wol - cken bricht.
Kaum wird dis Allmachts-Wort von ihm ge - ſprochen ſeyn /
So bald wird ſeine Stimm durch alle Graͤber dringen /
Und beyde klein und groß vor ſeinen Throne brin - gen;
Dann trift auch dieſes Wort von treuen Leh - rern ein:
Die treuen Lehrer ſolln / gleich wie des Him - mels-Glantz /
Und denen Sonnen gleich / im Freuden-Him̃el ſchimmern /
Sie tragen ewiglich / in derer Engel Zimmern /
Das weiſſe Seiden-Kleid / den unſchaͤtzbaren Crantz.
Jetzt gehet auch von uns ein treuer Lehrer fort /
Der zur Gerechtigkeit hat viele unterwieſen /
Der ſeinen GOtt und HErrn hat oͤffentlich ge - prieſen /
Wenn er verkuͤndigte deſſelben theures Wort.
Die Leute ſeuftzen ihm mit vielen Thraͤnen nach /
So ohne Uberdruß ihn ſtets gehoͤret haben:
Der uͤber ſeine ihm von GOtt geſchenckte Gaben
Sich vormals freuete / der ruft jetzt Weh und Ach.
Hingegen rufet Er den Hinterbliebnen zu:
Jch bin in Zions Schloß auf ewig aufgenommen.
F 3Jch86Leichen-Carmina.
Jch bin ſchon an den Ort der Seligen gekommen /
Jch bin nun Lebens-ſatt in der gewuͤnſchten Ruh.
Bedencket / daß ihrnichtſeyd ewig in der Welt /
Damit / wenn euch mein GOtt wird von der Er - den fodern /
Und euer Leichnam ſoll im tiefen Sumpf vermo - dern /
Doch eure Seele komm zu mir ins Himmels - Zelt /
Ja / wenn der Richter einſt zu denen Todten ruft:
Jhr Todten ſtehet auf / und komt vor meinen Throne /
Auf daß ich euch nun auch nach euren Wercken lohne;
Jhr zu der Herrlichkeit erſteht aus eurer Gruſt.

Matthias Lüſſow, Inſp. vic. Schol. lat.

XXI.

MOrs ſua quemque manet, metam
properamus ad unam; Comprobat HENCKENIUS: mors
ſua quemque manet. Ingenio præſtans VIR jam cadit, eheu luctum! Cui curæ pietas pectoris ecce cadit! Gaudia ſumma tamen gaudet; cecidiſſe pu -
tandus
Qui87Leichen-Carmina.
Qui poterit ſacris accubitare toris?
HENCKENIUS felix & terque quaterque
Beatus; Non cecidit; vivit, tempus in omne valet. Mors bona nempe probis eſt commodajanua
vitæ, Quâ nos, Alme Deus, ſuſcipe, quando placet. Ceſſent hinc lacrimæ; lacrimæ, Pia Pectora,
ceſſent! Omnipotens æquo pro ratione regit.

Joh. Erasm. Ger. Seiffart de Klettenberg, Mœno-Francofurt. S. Th. C.

XXII.

GLaucha, wein um deinen Lehrer: denn ich weiß du liebeſt ihn;
Und des theuren Knechtes Tod iſt auch unverfaͤlſchter Thraͤnen
Und betruͤbter Klagen werth. Du muſt dich gar fruͤh entwehnen,
Da die lautre Milch des Wortes dir erſt ſuͤß und ſchmackhaft ſchien.
Wie beweglich iſt das Aechzen, wie empfindlich das Geſchrey,
Wenn ein Kind der Mutter-Milch, ſeiner beſten Koſt, entnommen?
Glaucha, ſolte dein Verluſt nicht zu bittren Thraͤnen kommen?
F 4Waͤrs88Leichen-Carmina.
Waͤrs auch moͤglich, daß nur einer bey dir ohne Regung ſey?
Denn hie darf die Wahrheit reden und dem Neid entgegen gehn:
Wie hat dieſer fromme Knecht, der von Lieb und Sanftmuth lebte,
Der bey ſeiner groſſen Kraft nach der tieff ſten Demuth ſtrebte,
Mit der innigſten Begierde auf dein wahres Heil geſehn?
Honig trieften ſeine Lippen; und wie ſich ein Quell ergeußt,
Alſo floß die lautre Milch voller Kraft aus ſei - nem Munde:
Darum biſt du manche Zeit, Glaucha, und noch dieſe Stunde
Ein gelobtes Land zu nennen, worin Milch und Honig fleußt.
Zwar jetzt ſchenckt der Hoͤchſte Wermuth in den Trauerbecher ein;
Da dich deines Lehrers Tod billig bis zur Er - den beuget:
Doch, was ſein Gedaͤchtniß lehrt und auch nach dem Tode zeuget,
Kann in dir ein Strom des Segens und ein Bach des Lebens ſeyn.
Denn kein Hertz wird in dir wohnen, waͤr es gleich von Diamant:
Welchem ſich der Sanfmuth Bild nicht leben - dig eingepraͤget,
Das89Leichen-Carmina.
Das dein Hirte an ſich trug und mit ſich ins Grab geleget.
Dieſes halte, dis verſchlieſſe als ein theur ge - ſchencktes Pfand.
Doch man hoͤrtnoch andre Klagen deinem Aech - zen zugeſellt:
Die das ſtaͤrckſte Band vereint, hat anietzt der Tod zerriſſen;
Reiner Liebe tieffes Ach muß ihr beſtes Kleinod miſſen,
Das die ſchwartze Gruft der Todten mit in ih - re Reihe ſtellt.
Wunden, die kein ſchneller Bogen ſo empfind - lich ſchieſſen kan!
Schmertzen, die von keinem Pfeil ſo durch Hertz und Seele dringen!
Die der Thraͤnen groͤßte Fluth aus gepreßten Augen zwingen!
Tauſend Ach und tauſend Seufzer ſteigen zu den Wolcken an.
Doch wohin, gehaͤufte Klagen? tieffes Ach, wo fliegſt du hin?
Eilt ihr alle Himmel an? Wohl, ach wohl: da koͤnnt ihr ſehen,
Dieſer Riß, der euch betruͤbt, ſey von GOttes Hand geſchehen.
Werft euch auf dis Meer der Liebe, aller Schmertz verſinckt darin.
GOtt bleibt doch ein treuer Vater, wenn er gleich empfindlich ſchlaͤgt
F 5Und90Leichen-Carmina.
Und den ſchoͤnſten Honigſeim mit dem bittren Wermuth miſchet:
Auch durch ſauren Eßigtranck wird ein mattes Hertz erfriſchet;
Warum wolten wir denn murren, wenn GOtt ſo zuwechſeln pflegt?
Hat er uns ein Pfand geliehen, und ein Kleinod anvertraut:
So iſt es nur zum Gebrauch, nicht zum Eigen - thum geſchencket.
Wer ſich dieſen fremden Schatz ewig zu ver - zollen dencket,
Hat in unerlaubten Graͤntzen ſeine Hoffnung aufgebaut.
O wie herrlich iſt der Wucher, den in ſo gar kurtzer Zeit
Ein ſo koͤſtliches Talent mancher Seelen abge - wonnen?
Warum hat denn Ungeduld ietzo Klagen aus - erſonnen?
Warum ſind gelaßne Hertzen nicht vielmehr zum Danck bereit?
Seliger, Dein ſtiller Wandel war auch nicht von dieſer Welt:
Deine Augen waren laͤngſt auf die Ewigkeit gerichtet,
Und die Welt, diß Gauckelſpiel, durch des Glaubens Bau zernichtet,
Dem dis Lazareth der Krancken zur Behauſung nicht gefaͤllt.
Du91Leichen-Carmina.
Du haſt wohl empfinden muͤſſen, was des Le - bens Freude ſey:
Unſre Luſt iſt nichts als Laſt, unſre Wuͤrde lau - ter Buͤrde;
Und wie elend waͤren wir, wenn dis ewig dau - ren wuͤrde?
Von der Unruh dieſer Erden iſt dein Geiſt nun voͤllig frey.
Seliger, drum erndte ietzo, was du hier geſaͤet haſt:
Dort wird dir ein Canaan recht gefuͤllte Gar - ben bringen.
Hier iſt Arbeit, dort die Frucht; dort das Sie - gen, hie das Ringen:
Ruh alſo nach hartem Kaͤmpfen, ruhe nach be - ſiegter Laſt.
Aber du, o Herr der Erndte, der du dieſen from - men Knecht
Von der Arbeit ausgeſpannt: ſende, die du auserwehlet,
Wo es deinem Ackerwerck noch an treuen Schnittern fehlet;
Bringe dein zerrißnes Zion, deinen Weinberg, ſelbſt zu recht.
Ach wie groß iſt doch die Erndte: aber welche Noth darin?
Die ſo weit bewohnte Welt ſtehet deinen Schnittern offen:
Wel -92Leichen-Carmina.
Welcher Segen, welche Frucht waͤre darin nicht zu hoffen?
Ach! drum ſende treue Knechte, HErr, in dieſe Erndte hin.

Pædagogium Regium hieſelbſt.

XXIII.

DEr groſſe Ober-Hirt und Lehrer ſtiller Hertzen
Wird uns vor kurtzer Zeit als lei - dend vorgeſtellt,
Wir ſehen ihn umringt mit tauſend Quaal und Schmertzen,
So, daß ſein Blut wie Schweiß von allen Gliedern faͤllt,
Biß nach gehaͤufter Pein das Leben ſelbſt er - blaſſet,
Und ſich zu unſerm Heyl in Nacht und Tod verſenckt;
Da den entſeelten Leib die Felſen-Hoͤhle faſſet,
Und ihm in ihrer Kluft die kurtze Ruhe ſchenckt.
Herr Hencke leidet mit, da JESU Tod und Leiden
Die gantze Chriſtenheit in naſſer Andacht haͤlt:
Er muß zu ſolcher Zeit die Kirch und Cantzel meiden,
Jn der er JEſum ſonſt beweglich vorgeſtell’t.
Die93Leichen-Carmina.
Die Heerde, die er ſonſt mit ſolchem Geiſt und Leben
Zu dem geliebten Ereutz und Wunden hin - gefuͤhrt,
Die kan in ſolcher Noth ſich nicht zu frieden ge - ben,
Da ſie nicht mehr den Stab des treuen Hir - ten ſpuͤrt.
Sie hoffet, wuͤnſcht und fleht, daß die ge - ſchwaͤchten Glieder
Bald in verneute Kraft und friſche Staͤrcke gehn,
Sie ſpricht: ach haͤtte ich doch meinen Lehrer wieder,
Ach koͤnnt ich ihn und mich durch ihn geſtaͤr - cket ſehn!
Jedoch der weiſe HErr, der Erd und Himmel traͤget,
Weiß beſſer als ein Menſch was nuͤtz - und dienlich ſey,
Ein Wunſch, der wohl bey uns der Seelen Grund beweget,
Geht oft des Himmels Ohr und deſſen Schluß vorbey.
GOtt will, Herr Hencke ſoll mit ſeinem JEſu ſterben,
Dem eꝛ bißhero ſchon im Leiden aͤhnlich war:
Drum muß der Wangen-Feld des Todes Pin - ſel faͤrben,
Und der entſeelte Leib koͤmmt auf die Tod - ten-Bahr.
Allein94Leichen-Carmina.
Allein es muß vorher der groſſe Hirt der Schafe
Aus ſeinem Tod und Grab ſiegreich gefuͤh - ret ſeyn,
So nimmt den Seeligen aus ſeinem Todes Schlafe
Der treue Lebens-Fuͤrſt in ſeine Wohnung ein.
Wer wolte denn nicht gern mit ſeinem JEſu ſterben,
Wenn man mit ihm gewiß zum Leben auf - erſteht?
Nur dieſer kan die Kron der Ewigkeit ererben,
Der auch im Leiden mit zu gleichem Theile geht.
Der Heyland iſt nunmehr ins Heiligthum ge - gangen,
Als Prieſter, der fuͤr uns ſich ſelbſt zum Opfer giebt,
Als Lehrer, der ſein Volck mit bruͤnſtigem Ver - langen
Nach ihreꝛ Seeligkeit biß in den Tod geliebt:
Herr Hencke ſorgt und wacht vor ſeine liebe Heerde,
Die ihn zwar kurtze Zeit als ihren Hirten kenn’t,
Wie Paulus von ſich ſagt, daß er geopfert werde:
So iſt diß Licht verbrannt, indem es andern brennt.
Erliſcht ein helles Licht, ſo nehmen Finſterniſſen
Statt95Leichen-Carmina.
Statt eines holden Strahls den truͤben Luft - Kreis ein,
Was Wunder denn, daß die ſich nicht zu troͤ - ſten wiſſen,
Die itzt nicht mehr ergoͤtzt Herr Henckens lichter Schein.
Der Vater iſt detruͤbt, die fruͤhe Wittwe weinet,
Die Heerde ſchaut bethraͤnt den todten Hirten an,
Und da ihr der Verluſt faſt unerſetzlich ſcheinet,
So iſt nichts, was bey ihr den Kummer ſtil - len kan.
Wir ſtimmen ſelbſt mit ein, und fuͤgen unſre Klagen
Der Wehmuht anderer auch hoͤchſt-mitlei - dig bey:
Wir muͤſſen ja von Jhm in aller Wahrheit ſa - gen,
Daß er auch unſer Licht und Troſt geweſen ſey.
Wie oft hat nicht ſein Mund den laſſen Geiſt erwecket,
Wenn er des HErren Wort an unſer Hertz gelegt:
Wir haben oft die Kraft der kuͤnft’gen Welt geſchmecket,
Wenn er das iñerſte der Seelen hat bewegt.
Doch wir beklagen uns, die wir zuruͤcke blieben,
Nicht den, der durch den Tod ins Leben iſt verſetzt,
Jhn96Leichen-Carmina.
Jhn kan kein Ungemach der Zeiten mehr be - truͤben,
Weil ihn die Ewigkeit mit Himmels-Luſt ergoͤtzt.
Sein Licht, das hier doch noch in Dunckelheit geſchienen,
Jſt nun der Sonnen-Glantz und ihrem Schimmer gleich,
Jmmaſſen ja die hier der Welt als Lichter die - nen,
Wie Sonn und Sternen ſind in jenem Freuden-Reich.
Wie JEſus durch den Tod den Himmel einge - nommen,
Und durch den Leidens-Weg zur Herrlich - keit gelangt:
So iſt Herr Hencke nun zu gleichem Sitze kommen,
Jn dem er ewiglich als Uberwinder prangt.
Wir goͤnnen Jhm ſein Gluͤck und hemmen un - ſre Thraͤnen,
Weil unſre Wehmuth ihn doch nicht zuruͤ - cke zieht.
Weꝛ wolte ferneꝛ ſich nach ſolchem Lande ſehnen
Da nichts als Suͤnd und Noth zu fruͤher Reife bluͤht?
Laßt uns vielmehr das Hertz zu ſeinen ſuͤſſen Lehren,
Damit er uns ſo oft den krancken Geiſt er - quickt,
Jn97Leichen-Carmina.
Jn ſtiller Glaubens-Kraft und rechter Faſſung kehren,
Und tragen mit Gedult was GOttes Wille ſchickt.
GOTT, dem es wohl bekant, wie ſolche Riſſe ſchmertzen,
Wenn Lehrer, Sohn und Mann ſo fruͤh von hinnen eilt,
Verbinde ſelbſt mit Troſt die tief-verwundten Hertzen,
So wird, was er zerreißt, auch wiederum ge - heilt.

Die ſaͤmmtlichen Præceptores der Lateiniſchen Schule des Waͤy - ſen-Hauſes.

XXIV. ELEGIA.

DEs Lebens Leben ſtirbt: es ſtarren ſeine Glieder,
Der Schmertzen tolle Wuth ſtoͤßt ihm das Hertze ab,
Die Augen brechen ſich, er ſenckt das Haupt ſchon nieder,
Ja, er iſt wircklich todt: man traͤget ihn ins Grab.
Das treue Blut, ſo noch in Joſephs Adern ſchlaͤget,
GBringt98Leichen-Carmina.
Bringt den erblaßten Leib zu ſeiner ſanften Ruh,
Die Furcht, ſo noch der Schwarm im Dra - chen-Hertzen heget,
Schließt die gehoͤhlte Gruft mit Stein und Siegel zu.
Die Juͤnger moͤchten ſonſt vielleicht den Mei - ſter ſtehlen:
O nein! ein ſolcher Held braucht fremder Huͤlfe nicht.
Verſchlieſſet nur das Grab, laßt keine Sorgfalt fehlen,
Weil Chriſti Allmacht auch durch Fels und Riegel bricht.
Geht! laſſet, wie ihr wißt, des Grabes Gruft verwahren,
Ein ſchwach und ſchuͤchtern Kind haͤlt keinen Simſon an:
Jhr werdet balde ſehn, O ohnmacht-volle Schaaren,
Was das erwuͤrgte Lamm, als ſtarcker Loͤ - we, kan.
Nehmt Helm und Schild zur Hand, umguͤr - tet eure Lenden,
Verdoppelt eure Macht, der dritte Tag iſt nah,
Der Himmel wird ſich nun bald wieder Oſt - werts wenden,
Die Sonne iſt nicht weit, der Morgen iſt ſchon da.
Wo99Leichen-Carmina.
Wo iſt der JEſus hin? wer hat ihn wegge - nommen?
Des Grabes Gruft iſt leer, der Felſen weg - gethan:
Wie? ſind bey eurem Schlaf vielleicht die Juͤnger kommen?
Nein! Nein! bethoͤrtes Volck! verfluch - ter Luͤgen-Wahn!
Der groſſe JEſus lebt, der Sieger iſt erſtanden,
Jhm hat der dritte Tag das Leben wieder - bracht,
Der Tod iſt nun erwuͤrgt, der Hoͤllen-Hund in Banden,
O dreymahl-froher Tag, wo ſolche Wonne lacht!
Komm, Petre, laſſe dir nun Magdalenen ſagen,
Was in des Grabes Gruft des Engels Mund gelehrt:
Der groſſe Hirte hat den Hoͤllen-Wolf geſchla - gen,
Der Staͤrckre hat nunmehr des Starcken Macht zerſtoͤhrt.
Begluͤckte Oſter-Zeit! O angenehme Stunden!
Der treue Heyland lebt. Ja! Thoma, glaube doch!
Der Loͤw aus Juda ſiegt, der Held hat uͤber - wunden,
Sein tapfrer Arm zubricht Egyptens ſchwe - res Joch.
Nun iſt = = doch ſchweige nur! wo willtu Worte finden?
G 2Selbſt100Leichen-Carmina.
Selbſt Engel-Zungen ſind bey dieſem Werck zu ſchwach.
Denn diß Geheimniß kan der Glaube nur er - gruͤnden,
Der folget ſeinem Haupt im Streit und Sie - gen nach.
Du geheſt, theurer Henck, dem Helde auch entgegen,
Als ein getreueꝛ Knecht von ſeiner Majeſtaͤt:
Du folgteſt ihm zuerſt auf rauhen Dornen - Wegen,
Wo man nach Golgatha zum tod und Creutze geht,
Nun, da ſein ſtarcker Arm die Sieges-Fahne ſchwinget,
Und er als Sieges-Fuͤrſt verklaͤrt gen Him - mel faͤhrt,
So gehſtu auch dahin, wo lauter Jubel klinget,
Und wo man ewiglich ein Halleluja hoͤrt.
Du treuer Hirte willt den Ober - Hirten ſchauen,
Legſt deinen Hirten-Stab zu deſſen Fuͤſſen hin,
Der ſeine Heerde dir hat wollen anvertrauen,
Und nimmſt fuͤr deine Treu den ſuͤſſeſten Ge - winn.
Wir muͤſſen zwar betruͤbt auf deine Bahre ſe - hen,
Weil das Verhaͤngniß dich uns gar zu fruͤh entreißt.
Je -101Leichen-Carmina.
Jedoch! wer kan dem Schluß des Himmels widerſtehen,
Da dich der Lebens HErr ſchon zu ſich kom - men heißt?
Jndeſſen dancken wir fuͤr deine treue Lehre,
Womit dein holder Mund die Seele oft er - quickt:
Ach daß von ſelbiger kein Wort entfallen waͤre,
So blieben wir in Zeit u. Ewigkeit begluͤckt!
Der Him̃el wolle nun in reichem Maaß erſetzen,
Was du zu ſeinem Preiß der Kirchen haſt gethan,
Dein JEſus wolle dich mit ſteter Freud ergoͤ - tzen,
Die nie kein Unbeſtand des Wechſels ſtoͤh - ren kan.
Der wolle deine Laſt mit froher Luſt bezahlen,
Wir ſchreiben dieſes noch auf deinen Lei - chen-Stein:
Soll treuer Lehrer Fleiß als Sonn
und Sterne ſtrahlen, Wirſtu gewiß ein Stern von erſter
Groͤſſe ſeyn.

Die ſaͤmmtliche Alumni der Lateiniſchen Claſſen.

G 3XXV. 102Leichen-Carmina.

XXV. VITA MIHI CHRISTVS, MORS MIHI DVLCE LVCRVM.

MEin laͤngſt erwuͤnſchter Tag des Scheidens iſt vorhanden /
Jhr Lieben, meine Luſt iſt gantz daheim zu ſeyn;
Doch liegt mir beydes an in dieſen Leibes-Ban - den /
Jch wolte noch vor Euch auch gehen aus und ein.
Denn Chriſtus iſt mir gantz mein ander Leben worden /
Jch ſuche dieſen nur als eine Frucht bey Euch:
Sonſt bringet mich der Tod hin zu der Engel - Orden /
Er iſt mir kein Verluſt / ich komm in JESU Reich.
Diß war einſt PAVLI Sinn /
(✝)Ad Philipp. I, 20. ſeq. 2 Timoth. IV, 6.
(✝) den treue Leh - rer haben /
Die JESUM nur allein zu ihrem Ziel geſetzt /
Denn ihre Seelen kan kein ander Manna laben
Als103Leichen-Carmina.
Als dieſes Himmel-Brod / diß iſt / was Sie ergetzt.
Drum ob im innern gleich Sie vielmals ſich hin - ſehnen /
Wo GOttes Angeſicht Sie ohne Zeit erqvickt /
So druͤcket doch das Hertz der ſchwachen Schaa - fe ſtoͤhnen
Und Satans ſchlaue Liſt / der gern das Ziel verruͤckt.
Herrn Henckens treuer Sinn war gleichfals ſo beſchaffen /
Wie Er mit Leben / Lehr und Schrifften dar - gethan:
Daher der Ober-Hirt Jhn ſelig ließ ein - ſchlaffen /
Und gehen ausgeſpannt ins rechte Canaan.

Jo. Fridericus Willam.

XXVI.

EJn Lehrer faͤlt dahin!
Ach herbes Jammer-Wort!
Ein theurer GOttes-Mann verlaͤſt nun Amt und Ort.
Das dringt durch Hertz und Sinn.
Doch was? Der Ober-Hirt rief ſeinen lieben
Hencken
G 4Jn104Leichen-Carmina.
Jn ſeine Herrlichkeit / ſo Er ſchon hier ge - ſchmeckt:
Ja die ſein treuer Mund auch andern hat ent - deckt;(✝)Wird gezielet auf die vom Seligen ge - haltene Predigt von der Herrlichkeit der Glaͤubigen.
Und dieſe wolt’Er IHM in vollem Glantze ſchen - cken.
Es hat ſich zwar ſein Geiſt in ſeinem GOTT er - freuet /
Als Chriſtus IHM das Kleid des Heils ge - ſchencket hat:
Doch da Er IHN erhub in Zions Jubel - Stadt /(✝✝)Eſa. LXI. v. 10.
So wurde alsdann erſt die Freude recht verneuet.
Wie nun Betruͤbteſte: ſoll noch das Auge Thraͤnen /
Da unſers Hencken Mund vor Himmels - Wonne lacht?
Nicht alſo; gebt vielmehr dem Trauren gute Nacht;
Nur dieſes bleibet noch des Hertzens Wunſch und Sehnen:
Hilf uns dahin, HErr JEſu Chriſt!
Wohin dein Knecht gegangen iſt.

Johann Melchior Moͤller / Erffurt.

XXVII. 105Leichen-Carmina.

XXVII.

HJnauf! zum Himmel zu! muß unſer Wahlſpruch ſeyn /
Nachdem der Geiſt dem Suͤnden-Netz entgangen /
Und folglich auch zu kennen angefangen
Mit heiterm Angeſicht der Freyheit Glantz und Schein.
Da muß von Welt uns nichts auf halten koͤnnen /
Weil JEſus ſelbſt ſich wil zum Schatz uns goͤn - nen.
Ja / ja! zum Himmel zu! Denn dieſer Tauſch iſt gut /
Die Unluſt ſoll mit Luſt verwechſelt werden /
Die ſuͤffe Ruh ſoll ſtatt der Angſt-Beſchwer - den /
Fuͤr, Truͤbſahl Wonne ſeyn / fuͤr Schrecken ſichere Huth.
Dort ſoll kein Schmertz / kein Leid uns mehr an - fallen /
Weil CHRJSTUS iſt uns alles und in Allen.
Drum nur zum Himmel zu! Dort iſt das Vaterland /
Dahin das Kind die Seufftzer laͤngſt ge - ſchicket /
Da es der Schooß der Mutter ſanft er - quicket /
G 5Dort106Leichen-Carmina.
Dort iſt des Krieges - Ziel / nach wilder See der Strand.
Drum ewig wohl dem / der dahin gelanget /
Wo Er im Gold und weiſſer Seide pranget.
Diß / diß zum Himmel zu! Hat auch Herrn
Henckens Sinn
Schon lange Zeit nur eintzig IHM erleſen /
Ach! ſprach Er: laß mich JESU bald geneſen /
Und ruͤcke meinen Geiſt gen Zions-Mauren hin!
Was irdiſch iſt / pflegt Chriſten nur zu plagen /
Wer wolte nicht darob das Vale ſagen.
Nun iſt zum Himmel zu die Seele hin - geruͤckt /
Der heiſſe Wunſch iſt wohl erhoͤret worden /
Jtzt ſtehet Er in heil’ger Engel-Orden /
Da Eitelkeit die Sinnen nicht mehr druͤckt.
Doch wird einſt ſchoͤn der Leib auch wieder wer - den.
Wenn CHriſtus rufft: Komm zu mir aus der Erden.

Die ſaͤmmtlichen Præceptores der teutſchen Knaben-Schulen.

XXVIII.

WElch Ungewitter dringt auf Deine Mauren loß /
Beſtuͤrtztes Zio#ach! wie ſincken dei - ne Seulen!
Ach107Leichen-Carmina.
Ach weh! der Himmel ſchlaͤgt mit allzuharten Keulen!
Durch die gepreſte Luft / in deine Bruſt und Schooß;
Der Grund erſchuͤttert gantz / daß alle Pfoſten zittern /
Und EINE ſiehſtu gar den harten Schlag zer - ſplittern!
Kein Wunder / daß du hier / wie ohne Regung ſtehſt /
Und nur dein ſeufzend Ach! mit herben Klagen miſcheſt;
Kein Wunder / daß du ſtets die naſſen Augen wiſcheſt
Und in der Thraͤnen-Fluth fuͤr Wehmuth faſt vergehſt:
Der Fall iſt zu betruͤbt; Dein theurer Henck erbleichet /
O Schmertz / der allzutief durch Marck und A - dern ſchleichet!
Jhr Toͤchter Zions kommt / ſchaut doch das Leiden an /
Das eure Mutter jetzt mit bangem Weh umgie - bet;
Waͤrs moͤglich / daß ihr hie gantz unbeweglich bliebet /
Da ja kein Wetter-Strahl euch naͤher tref - fen kan.
Ein Vater / ach bedenckts! wird euch ſo fruͤh ent - riſſen /
Kommt / netzet ſeinen Sarg mit milden Thraͤnen - Guͤſſen.
Je -108Leichen-Carmina.
Jedoch was richten wir noch tiefre Wunden an /
Da ſo ja alles ſchon in bittern Thraͤnen ſchwim - met /
Und Theil an dem Verluſt des werthen Mannes nimmet /
Wer iſt / der ſeinen Tod ohn Jammer hoͤren kan?
Kaum hieß es ja / das Er nicht mehr auf Erden lebte /
Als ein gezognes Ach! auf aller Zungen ſchwebte.
Wie wenn ein zartes Kind von ſeiner Mutter Bruſt /
Aus der es kurtze Zeit die ſuͤſſe Milch geſogen /
Gantz fruͤh und unverhoft wird ſchmertzlich ab - gezogen /
Jhm nichts als klaͤglich thun und wimmern iſt bewuſt:
So hoͤrt man jetzund auch verlaſſne Kinder kla - gen /
Ach moͤcht er uns doch noch an ſeinen Bruͤſten tragen!
Ach hoͤrte unſer Ohr doch ſeine Reden noch /
Die wie die lautre Milch doch ſcharf gewuͤrtzet waren!
Ach muß uns ſchon ſo fruͤh gleich in den erſten Jahren
Der Troſt entriſſen ſeyn? Ach allzuhartes Joch!
Die Lehrer laſſen ſelbſt aus allen Mienen leſen /
Wie ſchmertzlich Jhnen ſey ſein fruͤher Tod ge - weſen.
Al -109Leichen-Carmina.
Allein was klagen wir / wo nichts zu klagen iſt?
Soll denn die Liebe nur auf eignen Nutzen den - cken?
Nein; Wer Herr Hencken liebt / wird ſich nicht ſerner kraͤncken /
Da ihn das ſuͤſſe Lam̃ in Edens Feldern kuͤßt /
Und ſeiner Treue Lohn in jener Himmels-Frende
Um ſeine Glieder legt mit guͤldenem Geſchmeide.

Die ſaͤmmtlichen Præceptores derer Maͤgdlein Schulen.

XXIX.

JCh kan fuͤr Weymuth kaum den Fe - der-Kiel regieren;
Ja mein betruͤbter Sinn iſt aus ſich ſelbſt geruͤckt,
Jndem ich, als ein Schaaf, anjetzo muß ver - liehren
Ein treues Hirten-Hertz, das mich ſo oft erquickt
Mit ſeiner ſuͤſſen Lehr, mit ſeinen Geiſtes Gaben.
Wenn meiner duͤrren Seel um Troſt ſehr bange war,
Wuſt Er aus GOttes Brunn, mein mattes Hertz zu laben,
Und reicht aus ſeinem Wort ein friſches Labſaal dar.
Ein Labſaal, das uns ſtaͤrckt, und zeigt den Weg zum Leben.
Jn110Leichen-Carmina.
Jn ſeinen Schriften iſt es deutlich darge - than,
Die Er faſt groͤſtentheils mir in den Druck ge - geben,
Daraus ich ſeine Lieb zu mir auch ſpuͤren kan.
Nun dieſer theure Mann iſt hin zur Ruh ge - gangen:
Jch richt in Einfalt Jhm ein Grab - und
Danck-Maal auf,
Zwar nicht von Marmor-Stein, noch euſerlich mit Prangen,
Mein Hertz, ſo lang ich fuͤhr hie meinen Le - bens-Lauf,
Mein Hertz, voll Lieb und Danck, will ich zum Grab-Stein ſetzen;
Und ob aus ſeinem Mund ich nicht mehr hoͤ - ren kan
Ein ſuͤſſes Troſtes-Wort; will ich mich doch ergoͤtzen
An dem, was ſeine Hand mir in den Druck gethan. (✝)Nemlich des Wohl-Seligen Geiſt-reiche Schrifften / welche manchen noch wohl unbe - kant ſeyn moͤgen. Daher hat man fuͤr noͤthig erachtet / ſelbige als ein kurtzes Verzeichniß mit hierunter zu ſetzen; Es ſind demnach ſol - che folgende: 1) Die dreyfache Zukunfft unſers HErrn und Heylandes JEſu CHriſti / aus einigen aus - erleſenen Oertern A. und N. T. in der Heil. Advent -
Komm111Leichen-Carmina.
Komm, du betruͤbte Heerd, die Jhn bisher ge - hoͤret,
Erfreue dich mit mir an ſolcher Himmels - Weyd,
Die Er in Schriften ſo, wie muͤndlich, uns ge - lehret,
So kommen wir gewiß bey Jhm zur Him - mels-Freud.
Drum(✝)Advent-Zeit betrachtet / ſamt einer Vorberei - tung aus Pſalm. XXIV. 7 = = 10. auf das H. Weynachts-Feſt. in 8vo. 2) Predigt vom Fall Petri / it. Die Verlaſſung des Unbußfertigen und Annehmung des Bußfertigen Schaͤchers am Creutz / it. Das klaͤgliche Ende Judaͤ Iſcharioths. in 12. 3 ) Die letzten oder ſieben Worte CHriſti am Creutz / aus dem Evang. Joh. xix. 25 = = 30. in 12. 4 ) Die Weiſſagung Jacobs von Juda und CHriſto / aus 1. B. Moſ. XLIX. 8. 9. Fer - ner der Sieg CHriſti / aus Hoſ. XIII. 14. it. Das Glaubens - und Hoffnungs-dolle Be - kaͤntniß Hiobs / aus Hiob XIX. 25 = = 27. aufs H. Oſter-Feſt. in 8vo. 5) Das Gebet Davids um die Gaben des H. Geiſtes / aus dem LI. Pſalm. 12. 13. 14. in 12. 6 ) Die Leibliche Geſundmachung des Tauben u. Stum̃en / als ein Bild der Geiſtl. Geſund - machung der Menſchen / am XII. Sonnt. Trin. aus dem Evangel. Marc. VII. 31 = = 37. in 12. 7) Die112Leichen-Carmina.
Drum ſchweig, betruͤbtes Hertz! gieb dich in GOTTES Willen!
Goͤnn unſerm Seeligen, was ihm GOtt ſelbſten goͤnn’t,
Was GOtt Jhm zugeſagt, das will Er nun erfuͤllen.
Nachdem Er ausgekaͤmpft; wird Er nun auch gekroͤn’t.
Heil ſelbſt, GOTT Zebaoth, die du haſt wund geſchlagen
Durch dieſen Trauer-Fall, und richt Sie kraͤftig auf,
Verkehre du in Freud Jhr hochbetruͤb - tes Klagen,
Bis du Sie endlich fuͤhr’ſt zum frohen Himmels-Hauf.

Johann Chriſtian Hendel / Univerſ. Buchdrucker.

(✝)7) Die uͤberſchwaͤngliche Krafft GOttes / und die aus ſolcher herkommende Kraft der Glaͤu - bigen / am XVI. Sont. nach Trin. als am Feſt Michaelis. in 12. 8 ) Chriſtliches Denckmaal des in Holſtein und Vor-Pom̃ern A. 1713. geendigten Nordiſchen Krieges / beſtehend in zwo Danck-Predd. in 12. 9 ) Predigten von der Rechtfertigung / welche des Wohl-Seligen allerletzte Arbeit und Schluß auf ſeinem Krancken-Lager gewe - ſen. in 8vo.
(✝)
[113]

About this transcription

TextChristliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken
Author Johann Hieronymus Wiegleb; Johann Anastasius Freylinghausen
Extent113 images; 16913 tokens; 4967 types; 113456 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationChristliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken Johann Hieronymus Wiegleb, Johann Anastasius Freylinghausen. Johann Hieronymus Wiegleb (ed.) . 113 WaisenhausHalle1720.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 8 S 1584/2 / 376914

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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Editorial principles

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:35Z
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