PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Des groſſen Abrahams Geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron /
Wie ſolches Bey gehaltener Gedaͤchtniß-Predigt
Des weyland Wohl-Ehrwuͤrdigen / Groß-Achtbarn und Wohlgelahrten Herrn / Hn. Abraham Wentzels / Uber die 51. Jahr / Anfangs zu Geißing / letztens in Maxen / Treu-wohlverdient-geweſenen Pfarrers und Seelen-Hirtens / wie auch des Ertz-Gebuͤrgiſchen Creyſſes / Pir - niſcher Superintendur, Præfecti und Senioris; Nach geſchehener Beyſetzung / als Er den 7. Auguſti Anno 1711. in ſeinem Erloͤſer ſanfft und ſelig war eingeſchlaffen / Aus dem XXV. Cap. des erſten Buchs Moſis / â verſ. 7. biß 11. Jn Volckreicher Verſamlung auffs einfaͤltigſte erneuert / Und auff mehrmahliges Verlangen zum Druck ausgefertiget worden
Pirna/ drucktsGeorg Balthaſar Ludewig/1713.
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Das Geſegnete Gedaͤchtniß Jhres lieb-geweſenen Vaters / Tit. Herrn Abraham Wentzels / Bey Erneuerung des groſſen Abrahams geſegneten Gedaͤchtniß zu Hebron / uͤbergiebet / zu immerwaͤhrendem Kindlich-guten Andencken Denen beyden Herren Soͤhnen / Tit. Herrn Abraham Wentzel / Jhrer Koͤnigl-Majeſt. in Pohlen / und Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen wohl-meritirten Rittmeiſter / und zur Zeit Hoch-Reichs - Graͤflichen Schoͤnburgiſchen Hofe-Meiſter und Kriegs-Com - miſſario zu Glaucha; Und dann Tit. Herrn M. Samuel Wentzel / Treufleißigen Pfarrer und Seelen-Hirten bey der hiebevor geweſenen Vaͤterlichen Chriſt-glaͤubigen Gemeine zu Maxen;

Mit hertzlichem Wunſche:

Daß der GOtt Jhrer Vaͤter Jhrer und der Allerliebſten Jhrigen immerdar im be - ſten gedencken / Sie unter ſeinem Gnaden-Schutz / bey unverruͤckter Geſund - heit / zu Seel und Leib erhalten / mit allen erwuͤnſchten leiblich - und geiſtlichen Seegen uͤberſchuͤtten / und dann endlich nach der ſpaͤten Zeit / in geruhigem Al - ter / Lebens-ſatt zu Jhren Vaͤtern verſamlen / auch nach Jhrem Hingange Jhr gutes Gedaͤchtniß in dieſer und jener Welt in Seegen bleiben / und immer gruͤ - nen laſſen wolle!

Jhr treuer Diener und Vorbitter bey GOtt / J. G. S. P. R.

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J. N. J.
DAs walt der GOTT Abraham! in deſſen Gedaͤchtniß -
Antritt.
Buch alle Glaͤubigen vor und nach Abraham ſind ein - geſchrieben worden / derer Gedaͤchtniß auch auff ewig im Seegen bleiben wird. Der wolle anitzo derer Hoch - betruͤbten und Leidtragenden mit Troſt / und dann un - ſer aller mit Huͤlffe und Gnaden im beſten gedencken / Amen!

DAs Gedaͤchtniß der Gerechten bleibet im See - gen. Da hoͤren wir / Allerſeits Geliebte / zum Theil auch hertzlich Betruͤbte / was die Gerechten vor ein Gedaͤchtniß hinter ihnen laſſen im Todte / im Sprichwoͤrtern Salomonis im 10. Cap. v. 7.

Salomon redet hier von Gerechten; Aber wer iſt denn ge - recht? Wo iſt ein Gerechter zu finden? Hiob hat ſich zu ſeiner Zeit uͤberall umgeſehen / und hier und dort wohl befraget / und hat doch keinen Gerechten erfragen koͤnnen. Wer will einen Reinen finden / fragt er dort / bey denen / da keiner rein iſt? Job. 14, 4. It. c. 15, 14. 15. Was iſt ein Menſch / daß der ſolte rein ſeyn / und daß er ſolte gerecht ſeyn / der vom Weibe gebohren iſt? Siehe / unter ſei - nen Heiligen iſt keiner ohne Tadel / und die Himmel ſind nicht rein vor ihm / wie vielmehr ein Menſch / der ein Greu - el und Schnoͤde iſt / der Unrecht ſaͤufft / wie Waſſer. Klagt doch das Volck GOttes ſelbſt / da doch keine andere / als lauter Gerechte ſeyn ſolten: Wir ſind alleſamt wie die Unreinen /Eſ. 64, 6. und alle unſere Gerechtigkeit iſt wie ein unflaͤtig Kleid. Und in ſo weit iſt es auch mehr als zu wahr / daß unter uns armen Menſchen-Kindern kein Gerechter zu finden / als ſo lange wir inA 2der4Des groſſen Abrahamsder ſuͤndlichen Geburth und erblich anerſchaffener Ungerechtig - keit liegen bleiben / oder nach der Wiedergeburth in das vorige ungerechte Weſen ſchaͤndlich wiederum zuruͤcke fallen / und die zu - gerechnete Gerechtigkeit verleugnen. Ach! in Wahrheit / wann der ohne dem allwiſſende und allenthalben gegenwaͤrtige GOTT vom Himmel auff die Menſchen-Kinder ſchauet / zu ſehen /Pſal. 14, 3. ob jemand klug ſey / und nach GOtt frage / da findet Er lau - ter Ungerechte / da iſt keiner / der nach GOtt frage / ſie ſind al - le abgewichen / es iſt keiner / der Gutes thue / auch nicht einer. Auch in der Wiedergeburth will es nicht zulangen / daß bey er - eignetem Zuruͤckfall von der Gerechtigkeit der Menſch durch ſei - ne Wercke und Verdienſt wieder koͤnte gerecht werden / die Ge - rechtigkeit / wie vom Anfang / biß zum Ende / koͤmmet auff lauter Gnade GOttes und Chriſti Verdienſt / und dann apprehenſivèGal. 2, 16. auff den Glauben an. Wir wiſſen / ſagt Paulus / daß der Menſch durch des Geſetzes Werck nicht gerecht wird / ſon -Eph. 2, 8. 9. dern durch den Glauben an JEſum Chriſtum. Aus Gna - den / ſagt er zu ſeinen Epheſern / ſeyd ihr ſeelig worden durch den Glauben / und daſſelbe nicht aus euch / GOttes Ga - be iſt es / nicht aus den Wercken / auff daß ſich nicht jemand1. Cor. 1, 30. Eſ. 53, 12. ruͤhme. Chriſtus / und kein ander / iſt uns von GOtt ge - macht zur Gerechtigkeit. Der iſt der gerechte Knecht / der durch ſein Erkaͤnntniß viel gerecht macht / denn Er traͤgt ih -Jer. 23, 6. Rom. 4, 4. re Suͤnden. Ja / Er iſt der HErr / der unſere Gerechtig - keit iſt. Wer an den glaͤubet / der iſt gerecht / denn eben durch den Glauben wird ihm die Gerechtigkeit Chriſti zugerechnet / da - rum auch unſere vor GOtt giltige Gerechtigkeit imputativa, die zugerechnete Gerechtigkeit genennet wird. Wer nun CHriſti ſauer-erworbene Gerechtigkeit im Glauben ergreifft / die ihm im Wort und Sacrament angebothen und ausgehaͤndiget wird / und in ſolcher Gerechtigkeit vor GOtt und vor der Welt und ſei - nem eigenen Gewiſſen ſchlecht und recht / fromm und gottfuͤrchtigwan -5geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. wandelt / der iſt und heiſſet ein Gerechter. Und ein ſolcher Ge - rechter laͤſſet hinter ihm im Todte ein geſegnetes Gedaͤchtniß / oder ein Gedaͤchtniß mit Ruhm und Ehren; wie denn das Wort[ᒘᔒᑣᒉᑤ]und[ᒒᒙᑤᔒᑤᒙᑖ]ein und das andere mahl auf ſolche Art gefunden wird / wenn dort Hiob ſagt: Haben wir nicht geſegnet ſeineJoh. 3., 20. Seiten / da er von den Fellen meiner Laͤmmer erwaͤrmet worden; ſo heiſt es eben ſo viel: Es haben mich die Armen ge - ſegnet / mir viel Gutes anerwuͤnſchet / und mich uͤberall hoch ge - ruͤhmet / die ich nach meiner Mildigkeit bekleidet / und fuͤr dem Froſt verwahret. Von Heuchlern ſagt David:[ᒓᒙᔒᑢᒉᑤᒗᑖ]MitPſ. 62, 5. dem Munde geben ſie gute Worte / ſie ſegnen / ſie loben / ſie ruͤhmen / aber im Hertzen fluchen ſie. Und ſo haben auch die 70. Dollmetſcher das Wort[ᒘᔒᑣᒉᑤ]uͤberſetzet μετ᾽ ἐγκωμίου, das Andencken des Gerechten geſchiehet mit Lob / Ruhm und Ehren. Damit ſtimmet auch uͤberein die Vulgata, da es heiſſet: Memo - ria juſti cum laudibus; Das Gedaͤchtniß des Gerechten be - ſtehet in lauter Lob und Ruhm. Dergleichen Gedaͤchtniſſe fin - den wir genug im Buch der Gerechten auffgezeichnet. Mein / in was vor einem guten Lobe ſtehet nicht alsbald im Anfang das Gedaͤchtniß des frommen Abels? Seine Wercke waren ge -Gen. 4, 4. 1. Joh. 3, 12. recht / denn er opffert im Glauben auff Meßiam. Hat Noah / der Prediger der Gerechtigkeit / nicht ein geſegnetes und Ruhm-wuͤrdiges Gedaͤchtniß hinter ihm gelaſſen? Jn der erſten Welt war er es zu ſeiner Zeit allein / den GOTT vor gerecht er - kannte / er war ein fromm Mann / und ohne Wandel / und fuͤhret ein Goͤttlich Leben. GOtt ſelbſt ſagte zu ihm: GeheGen. 6, 9. c. 7, 1. in den Kaſten / du und dein gantzes Hauß / denn dich hab ich gerecht erſehen vor mir zu dieſer Zeit. Was Noah war in der erſten Welt / das ward Loth zu Sodom in der andern Welt. Er war es zu ſeiner Zeit allein / der gerecht lebte zu Sodom / undGen. 19, 29. 2. Pet. 2, 7. 8. weil er gerecht war / ward die gerechte Seele / um der Gerechtig - keit willen / von den ſchaͤndlichen Leuten von Tage zu Tage geqvaͤ -A 3let6Des groſſen Abrahamslet mit ihren ungerechten Wercken / biß der HErr ihn erloͤſete / da Er Sodom und Gomorrha zu Aſchen machte / umkehrte und verdammte. Hat Hiob nicht ein geſegnetes Gedaͤchtniß hinter - laſſen / daß er noch immer der ſchlechte / gerechte / gottfuͤrchti - ge / gedultige Hiob genennet wird? Jn ſeinem Buche weiß er juſtitiam cauſæ, ſeine gerechte Sache wider ſeine leidige Troͤ - ſter / die ihn einer heimlichen groſſen Ungerechtigkeit Schuld ga - ben / raus zu ſtreichen. Die Gerechtigkeit / ſagt er / war mein Kleid / das ich anzohe / wie einen Rock / und mein Recht war mein Fuͤrſtlicher Hut. Ja / er erklaͤrte ſich / daß er Lebens - lang nicht wolle von ſeiner Gerechtigkeit ablaſſen. Er hats auch mit ſeiner Gerechtigkeit ſo weit gebracht / daß ihn ſein Ge -Joh. 27, 6. wiſſen gar nicht biſſe ſeines gantzen Lebens halben. Der fromme Tobias fuͤhrte ſich ſo gerecht auf / daß auch ſein Sohn nachTob. 9, 9. ihm eines gerechten Mannes Sohn mit groſſen Ruhm genen - net ward. GOTT Lob! es finden ſich noch immerhin in dem groſſen Welt-Hauffen ſolche liebe fromme Maͤnner und Weibes - Perſonen / ungeacht die Ungerechtigkeit uͤberhand genommen / in der letzten Zeit / die richtig fuͤr ſich gewandelt / und ein geſegnetes und Ruhm-wuͤrdiges Gedaͤchtniß hinter ſich im Todte gelaſſen. Wir werden der Wahrheit nicht Gewalt thun / noch zu viel re - den / wann wir / Geliebte im HErrn / den weyland Wohl-Ehr - wuͤrdigen / Groß-Achtbarn und GOttes-Wohlgelahrten Herrn Abraham Wentzel / hoch-verdienten Seelen-Hir - ten allhier zu Maxen / nicht allein den Prediger der Gerech - tigkeit / ſondern auch einen gerechten Mann GOttes in ſeinem Todte nennen. Er iſt gerecht worden durch den Glauben an Chriſtum / den er in der Heil. Tauffe / als einen Rock der Gerech - tigkeit / angezogen. Jn ſolcher Gerechtigkeit hat Er ſeinem GOtt / ſo viel / als muͤglich / gedienet / und der anklebenden Ungerechtig - keit kraͤfftig widerſtanden / auch nach der Gnade GOttes / ſo in ihm maͤchtig war / richtig fuͤr ſich gewandelt / und alle ſeine liebenKirch -7geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. Kirch-Kinder in ſeiner richtigen Lehre auff keine andere / als bloß allein auff die vor GOtt giltige Gerechtigkeit des Glaubens ge - wieſen / und zu jederzeit treulich darzu ermahnet; Und ſo hat der liebe Mann in ſeinem Todte allerdings ein geſegnetes Gedaͤcht - niß hinterlaſſen. Von ſolchem zu reden wird uns der wohlſe - lige Mann mehr Gelegenheit geben mit demjenigen Text / wel - chen Er Jhm ſelbſt auff ſeinem Todt-Bette auserſehen / und zu - gleich darinnen / wiewohl in der tieffſten Demuth / mit dem groſ - ſen Abraham / dem Ertz-Vater aller Glaͤubigen / auch ſein Ge - daͤchtniß beſtens wolte ſeinen geweſenen lieben Kirch-Kindern zu guter letzt noch eindruͤcken laſſen.Die Worte ſind genommen aus dem erſten Buch Moſis in dem 25. Capitel / von dem 7. biß 11. Verſicul, und lauten folgends alſo:

DAs iſt Abrahams Alter / daß er gelebet hundert und fuͤnff und ſiebenzig Jahr / und nahm ab / und ſtarb in einem ruhigen Alter / da er alt / und Lebens ſatt war / und ward zu ſeinem Volck geſamlet. Und es begruben ihn ſeine Soͤhne / Jſaac und J - ſmael / in der zweyfachen Hoͤle auff dem A - cker Ephron / des Sohns Zoar / des Hethi - ters / die da lieget gegen Mamre / in dem Felde / das Abraham von den Kindern Heth gekauffet hatte / da iſt Abraham begraben mit Sara / ſeinem Weibe. Und nach demTodt8Des groſſen AbrahamsTodt Abraham ſegnete GOtt Jſaac / ſei - nen Sohn / und er wohnte bey dem Brunn des Lebendigen und Sehenden.

Eingang.

GEdencke meiner / mein GOtt / im beſten! Alſo / Ge - liebte / zum Theil Hochbetruͤbte / bat weyland Nehe - mias ſeinen GOtt / daß Er ihn im geſegneten Gedaͤchtniß behalten wolle / in ſeinem Buch im 13. Capitel / v. 31.

1.) Nehemias / der allhier um ein geſegnetes Gedaͤchtniß an -Sulpitius Sever. Iſi - dorus, Six - tus Senen - ſis, &c. hielt / war ein Sohn Hachaliaͤ / aus dem Stamm David / oder / wie andere meynen / aus dem Stamm Levi / und ſolches aus dem andern Buch der Maccabæer, c. 1, 21. beweiſen wollen / damahls in der truͤbſeligen Zeit ein mitgefangener Jude auff dem Schloß Suſan in Perſien / der bey dem Koͤnige Arthaſaſta, oder / wie er ſonſt genennet wird / Artaxerxe Mnemone, in eine ſolche unver - hoffte Gnade gerieth / daß er auch vielen Fuͤrſten vorgezogen / und zum Ober-Schencken verordnet ward. Jn welchem Amt er ſich auch zu Hofe alſo kluͤglich wuſte auffzufuͤhren / daß er ſowohl des Koͤnigs Gnade unverruͤckt behielt / als auch ſonſt bey denen Ge - waltigen im Reiche in groſſen Anſehen und guten Andencken ſtund / welches traun was ſeltzames zu Hofe / denn wenn Auslaͤn - der / und noch darzu gar Kriegs-Gefangene / denen Landes-Kindern in denen vornehmen Ehren-Aemtern vorgezogen werden / gehet es ſo leicht ohne Neid und Mißgunſt nicht abe. Invidia gloriæ co - mes eſt; Neid gehet der Ehre auff dem Fuſſe nach. Du biſt〈…〉〈…〉en. 19, 9. ein Fremdlinger / und wilt regieren / wohlan / wir wollen dich baß plagen. Das[m]uſte der gute Loth zu Sodom hoͤren / da er ſich vor andern ein wenig hervor that. Aus ſonderbahrer Gnade erlaubte der Koͤnig Nehemiæ in das Juͤdiſche Land zurei -9geſegnetes Gedaͤchtniß zn Hebron. reiſen / um daſelbſt die zerbrochenen Mauren und mit Feuer ver - brannten Thore zu Jeruſalem wieder auffzurichten / gab ihm auch / zu Befoͤrderung des Baues / Briefe an Aſſaph, den Holtz-Fuͤr - ſten / frey Holtz anzuweiſen / wie viel deſſen zum Balcken der Pfor - ten am Pallaſt / und zum Hauſe / da er einziehen ſolle / wuͤrde noͤthig ſeyn. Jngleichen erlangte er auch freyen Paß an die Land-Pfleger jenſeit des Waſſers / daß ſie ihn mit ſeinen Leuten muſten ſicher hinuͤber geleiten / biß er in Judeam kam. Und dieſes alles geſcha - he nach der guͤtigen Hand ſeines GOttes / der des Koͤnigs Hertze zu ſolcher unverhofften Gnade lenckte / denn des Koͤnigs Hertz / ſagt der weiſeſte Koͤnig / iſt in der Hand des HErrn / wie Waſ -Prov. 21. 1. ſer-Baͤche / und er neigts / wohin er will. So bald als er in Judea ankam / nahm er ſich des Landes und der Stadt Jeruſalem / als ein treuer Patriot, beſtens an / machte vor allen Dingen gute Anſtalt im geiſt - und weltlichen Regiment / richtete die zerfallenen GOttes-Dienſte wieder auff / ließ das Geſetz-Buch Moſis auf der breiten Gaſſen dem Volck Jſrael von hoher Cantzel durch Eſram deutlich vorleſen / erneuerte den Bund mit GOtt und dem Volck / ſchaffte ab die eingeriſſenen ſchaͤndlichen Mißbraͤuche und Ge - wohnheiten / verboth bey hoher Straffe den oͤffentlichen Handel und Verkauff am Sabbath / hielte des Sabbaths uͤber die Stadt - Thore geſchloſſen / daß die Kraͤmer / Kaͤuffer und Verkaͤuffer we - der aus-noch eingehen kunten. Er eiferte faſt ſehr wider alle die - jenigen Juͤdiſchen Maͤnner / welche fremde Weiber aus Asdod / Moab und aus den Kindern Ammon eingefuͤhret hatten. De - nen Prieſtern und Leviten halff er wieder zu ihrer Beſoldung / wel - che ihnen bißhero war entzogen worden / und brachte ſonſten al - les wieder in vorigen guten Zuſtand. Wormit er ſich bey dem ſaͤmtlichen Volck Jſrael einen groſſen Namen und geſegnetes Ge -Vid. Georg. Fabricii Hi - ſtor. Sacr. lib. 7 p. 402. daͤchtniß ſtifftete / daß er auch Alter Conditor urbis, & Pater Patriæ, der andere Stiffter der Stadt Jeruſalem / und der Va - ter des Vater-Landes genennet / und ſo wuͤrdig erkannt wurde /Bdaß10Des groſſen Abrahamsdaß ſein Gedaͤchtniß zu allen Zeiten in Jſrael ſolle im Seegen blei - ben. Aber ſiehe / es war dem lieben Manne nicht eben darum zu thun / daß er nur bey ſeinem Volcke mit dieſem allen ſuche in gu - ten Andencken zu ſtehen / das war ſein vornehmſtes Abſehen / bey GOtt ein geſegnetes Gedaͤchtniß zu haben / und ſo bath er

2.) GOtt / mein GOtt / gedencke meiner im beſten! Er ge - brauchet in ſeiner Anrede den Goͤttlichen Nahmen אֱלׂהַ, der ei - gendlich GOttes Macht / Staͤrcke / Krafft und Vermoͤgen andeu - tet; wie denn Moſes eben dieſen Nahmen ſonderlich gebraucht / wann er das groſſe Werck der Allmacht GOttes in der Schoͤpf - fung beſchreibet. Er redet in der einfachen Zahl / da ſonſt oͤffters in der mehrern und vielern Zahl von GOtt geſaget wird / mit je - ner Zahl will die Schrifft die Einigkeit des Goͤttlichen Weſens / mit dieſer die drey unterſchiedene Perſonen in dem einigen We - ſen andeuten. Sonſten halten die Ebraͤer auch den Nahmen Elo - him vor einen Nahmen des Gerichts / weiln das Gericht-Amt2. Chron. 19. v. 6. GOttes iſt / und das Gerichte auff Erden nicht denen Men - ſchen / ſondern dem HErrn gehalten wird / der mit im Ge - richte iſt. Den Nahmen Johova nehmen ſie an vor einen ſol - chen Goͤttlichen Nahmen / der ſonderlich GOttes Gnade bedeu - te / wie dort Moſes bey dem Voruͤbergehen des Angeſichtes GOt -Exod. 34, 6. tes ausruffte: HErr / HErr GOtt / barmhertzig / und gnaͤ - dig / und gedultig / und von groſſer Gnade und Treue. Den Allmaͤchtigen und Allgnaͤdigen GOtt nennet Nehemias in poſ - ſeſſivo ſeinen GOtt. Mein GOtt! Das iſt ein Glaubens - Wort. Der Glaube machts nicht anders / er ergreiffet GOtt / als ſein Eigenthum / und laͤſſet Jhn nicht aus der Hand / biß er alles erlangt / was er begehret / und wenn ers auch ſchon erlangt hat / haͤlt er doch GOtt noch immer veſte / und ſpricht: Mein GOTT! So veſte hielte dort der ſtarcke Glaubens-Mann / Jacob / den ver - borgenen Meßiam / der in fremder Manns-Geſtalt erſchien / undGen. 32, 6. mit ihm rang: Jch laſſe dich nicht / du ſegneſt mich dann. Die - ſen ſeinen GOtt bath Nehemias

3.) Um11geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron.

3.) Um ein geſegnetes Gedaͤchtniß. Gedencke meiner im beſten. Gedencken heiſt hie gar nicht dasjenige wiederum ins Gedaͤchtniß bringen / das man gewuſt / und wieder vergeſſen / denn ſolch Gedencken iſt eine Schwachheit bey uns Menſchen / die wir ſchwache und vergeßliche Gedaͤchtniſſe haben / wenns von GOtt ja auff menſchliche Arth geſaget wird / heiſt es nicht anders / als daß GOtt wuͤrcklich und in der That oͤffentlich erweiſen wolle / daß Er ſeinen Glaͤubigen abſonderlich gnaͤdig ſey / vor ſie vaͤterlich ſor - ge / in allen Noͤthen kraͤfftig beyſtehe / ſie ſchuͤtze und vertheidige wider alle / die ſie haſſen / und endlich aus der Truͤbſal maͤchtig heraus reiſſe / und zu Ehren mache. Und da das Gedaͤchtniß GOttes in Zorn oder in Gnaden ausbrechen kan / als modificiret Nehemias das Gedencken GOttes / und ſetzet alsbald hinzu:〈…〉〈…〉 im Beſten. Siehet damit ſowohl auf die gegenwaͤrtige Gnaden - Zeit / als auch auff die zukuͤnfftige Herrligkeit; Jn beyden ſolle GOtt ſeiner im Beſten gedencken. Hier in der Gnaden-Zeit / daß ſeine Feinde ſolten ſehen / wie GOtt ſein gnaͤdiger und Huͤlff - reicher GOtt ſey. Dort in der Herrligkeit / daß die Wercke des Glaubens / ſo er allhier in GOtt gethan / vor allen Auserwehlten moͤchten offenbahr werden. Daß aber Nehemias nicht einmahl / ſondern mehrmahls / und ſonderlich zu guter letzt im Beſchluß ſei - ner Hiſtorie bey GOTT um ein geſegnetes Gedaͤchtniß anhaͤlt / mochte unter andern auch darum geſchehen / weil er wohl wuſte / daß ihrer viel in der Heydniſchen Nachbarſchafft ſeiner nicht im Beſten / ſondern zum aͤrgſten gedachten / unter denenſelben geden - cket er ſelber ſonderlich des Saneballats, des Horoniters / des To - biaͤ / des Amonitiſchen Knechtes / Goſen / des Arabers / und derer Maͤchtigen zu Samaria und Asdod / ꝛc. welche alle Jeruſalem gerne wolten ungebauet wiſſen / wie ſie denn ſolchen Bau hinder - ten / wo ſie nur wuſten und kunten / ſo gar / daß auch / aus Furcht vor dem feindlichen Uberfall / Nehemias mit ſeinen Bau-Leuten immer muſte in Waffen ſtehen. Die liſtigen Feinde ſtellten ihmB 2heim -12Des groſſen Abrahamsheimlich nach / hatten auch unterſchiedenene Prieſter mit GeldeNeh. 6, 12. beſtochen / und mit groſſen Verheiſſungen an ſich gebracht / daß ſie Nehemiam ſolten in ihre Haͤnde bringen. Aber in dieſem allen ließ Nehemias ſeinen Muth nicht fallen / ſtand nicht ab von dem gefaͤhrlichen und beſchwerlichen Stadt-Bau / ſondern fuhr immer freudig fort / verließ ſich auff Goͤttlichen Beyſtand und Schutz / und auff ſeines Koͤnigs Worte und Gnade. Und auf ſolche Art brachte er auch das angefangene Werck zur gluͤcklichen End - ſchafft / und machte ſich damit nicht allein bey denen frommen Juden einen groſſen Nahmen / ſondern GOtt gedachte / nach ſei - nem Wunſche / auch ſeiner im Beſten / und wird auch ſeiner noch immer bey der Nach-Welt im Beſten gedacht werden / wo nur Nehemiaͤ Buch und Nahme wird geleſen werden. Geliebte / zum Theil Hochbetruͤbte / allerſeits Mitleidende / dieſer Wor - te bedienen wir uns nicht unbillig an dem Tage / da wir das ge - ſegnete Gedaͤchtniß des weyland Wohl-Ehrwuͤrdigen Herrn Abraham Wentzels / in die 51. Jahr wohlverdienten Lehrers in der Kirche Chriſti / ſowohl hier in Maxen / als hiebevor in Geiſ - ſing / erneuern und wiederholen ſollen / welchen der Allweiſe GOtt nach ſeinem Rath und Willen dieſer Zeitlichkeit entriſſen / und der Seelen nach zu ſich gezogen aus lauter Guͤte / deſſen erblaßter Coͤr - per nach ſelbſt-beliebter Verordnung allbereit beygeſetzet worden. Schon vor 28. Jahren haben wir aus ſeinem GOttes-gelehrtenVid. Cons. Funebr. ab ipſo habita in Exeqviis Domini Za chariæ Rich teri, Paſt. Liebſtad. A. 1683. Munde in einer benachbarten lieben Stadt / verſtehe Liebſtadt / von oͤffentlicher Cantzel bey dem Prieſterlichen Leichen-Begaͤng - niß daſelbſt dieſe Worte gehoͤret / da Er ſo vielmahls mit Nehemia gewuͤnſchet / daß auch ſeiner GOtt im Beſten gedencken wol - le / wie im Leben / alſo auch in oder nach dem Todte. Was er gewuͤnſchet und begehret / hat ihm auch ſein GOtt gewaͤhret; Sein ruͤhmlich-gefuͤhrter Lebens-Lauff wird Zeugniß geben / wie der fromme GOtt ſeiner immer im Beſten gedacht. Hat Er gleich mit Nehemia keinen ſolchen aͤuſſerlichen Stadt-Bau ver -rich -13geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. richtet / wie damahls an Jeruſalem geſchahe / ſo hat Er doch / als ein treuer Mit-Arbeiter und Streiter JEſu Chriſti / die Stadt GOttes erweitern / und mit den maͤchtigen Waffen vor GOtt die Befeſtigung des Teuffels / und die Anſchlaͤge / und alle2. Cor. 10. v. 4. 5. Hoͤhe / die ſich wider das Erkaͤnntniß GOttes erhub / ſo viel die Krafft GOttes in Jhm maͤchtig war / redlich helffen verſtoͤh - ren in ſeinen beyden anvertraut-geweſenen Kirchen. Die lieb - geweſenen Kirch-Kinder ſind nach ſeinem Todte itzo alle lebendige und wahrhaffte Zeugen / was Er in ihnen mit ſeinen Predigten / Catechiſmus-Examinibus und geiſtreichen Ermahnungen und freundlichen Unterredungen Gutes erbauet. Seine edirte ſchoͤ - ne Tractaͤtgen / ſowohl mit Nahmen ausgedruckt / als auch ver - ſchwiegen / werden den geiſtlichen Kirchen-Bau weit hoͤher hin - aus bringen / als damahls Nehemiaͤ Stadt-Bau gedauret hat. Und iſt zu wuͤnſchen / daß dergleichen mehr ans Licht gekommen waͤren / oder auch noch kuͤnfftig hin etwas von ſeinen ſo geraume Zeit her unvergleichlich-abgefaſſeten Concepten dem begierigen und Chriſtlichen Leſer moͤchten mitgetheilet werden / als wovon ich eines und das andere zu ſehen bin gewuͤrdiget worden; wiewohl alles mit Niederſchlagung und ſelbſt Geringſchaͤtzung geſchehen muſte / denn der rechtſchaffene Theologus wolte aus ſeinen Sa - chen durchaus keinen Ruhm gemacht wiſſen. Alle ſeine ſchoͤne gu - te Sachen muſten in ſeinem Sinn nichts anders gelten / und in ſei - nem Munde nichts anders heiſſen / als: Meine Saͤchelgen. Denn das war ſeine gemeine Rede und Antwort / wenn man Jhn / als einen wackern verdienten Mann / wolte groß machen. Sehet / Geliebte in dem HErrn / darmit / und noch mit mehr ruͤhmli - cher Auff-fuͤhrung hat Er in und nach ſeinem Todte allerdings ein recht geſegnetes Gedaͤchtniß hinterlaſſen. Und wie wir ſol - ches Lebenslang werden in unverruͤckten guten Andencken behal - ten / als wollen wir daſſelbe anitzo / da wir es ohne dem noch in dem beſten und friſcheſten Gedaͤchtniß haben / vor dieſer VolckreichenB 3Ver -14Des groſſen AbrahamsVerſamlung gleich erneuren und wiederholen / darzu wird uns Gelegenheit geben eben derjenige Text / welchen der Wohlſeelige Mann GOttes auff ſeinem Todt-Bette Jhm noch auserſehen und erwehlet hat / denn ſchon vor langen Jahren ſolte es ſonſt der ſchoͤne Macht-Spruch ſeyn / da dorten der fromme GOtt zu A -Gen. 15, 1. braham troſtreich ſagte: Fuͤrchte dich nicht / Abraham / ich bin dein Schild und dein ſehr groſſer Lohn. Allein in dieſem re - ſolvirte er ſich kurtz noch vor ſeinem Todte bald anders / in mei - nem gethanen Beſuch und Zuſpruch ſagte Er frey / daß dieſer Spruch vor ſeine Wenigkeit allzugroß und hoch ſey / indem Er ſich nicht wuͤrdig ſchaͤtzte / des groſſen Abrahams Schuh-Riemen auffzuloͤſen. Solte er ja ihm die Freyheit nehmen / etwas aus deſſen Hiſtorie zu entlehnen / ſo wolte Er lieber aus deſſen Be - graͤbniß-Geſchichte die Worte erwehlen / wie ſie ſind abgeleſen worden / daraus wir wollen vorſtellen

Des groſſen Abrahams geſegnetes Ge - daͤchtniß zu Hebron.

Und zwar / wie gedacht wird

  • I. Seines ehrlichen Alters.
  • II. Seines ſanfft und ſeeligen Todtes.
  • III. Seines herrlichen Begraͤbniſſes. Und dann
  • IV. Seines hinterlaſſenen Erb-Gutes vor ſei - ne beyden Soͤhne.

So helffe nun der fromme Heyland / daß wir von dem ge - ſegneten Gedaͤchtniß des groſſen Abrahams / des Vaters aller Glaͤubigen / alſo lehren und hoͤren / daß auch unſer in dieſer Stunde / und hinfort unſere Lebens-Zeit / ja in Ewigkeit im Beſten gedacht werde / Amen.

Ab -15geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron.

Abhandelung.

GEliebte / und zum Theil Hochbetruͤbte / allerſeits mitlei - dende fromme Hertzen / ſo wird nun in Des groſſen Abrahams geſegneten Gedaͤcht - niß zu Hebron gedacht

I. Seines ehrlichen Alters. Das iſt Abrahams Al - ter / daß er gelebet hat hundert und fuͤnff und ſiebentzig Jahr. Uberhaupt gedencket Moſes des Alters Abrahams / daß ers habe auf hundert und fuͤnff und ſiebentzig Jahr gebracht. Jn Wahrheit / das Alter reichet bey weiten nicht an das Alter derer Patriarchen in der erſten Welt / als welche es faſt ſehr nahe an tauſend Jahr brachten. Mathuſalah lebte 969. Jahr / ꝛc. Auch wolte es nicht zulaͤnglich werden dem Alter derer Vaͤter zu An - fangs in der erſten Welt. Noah lebte 950. Jahr. Aber dem un - geacht war es gleichwohl auch ein ziemlich groſſes Alter nach der - ſelben Zeit / da das lange Leben ſchon laͤngſt abgenommen hatte. Denn halten wir es voritzo / nach Moſis Ausſpruch / vor was groſ - ſes / wenn es einer auf 70. oder 80. Jahr hinaus bringet. Was ſol - len wir nicht ſagen von 175. Jahren? Hier wollen wir uns nicht in weitlaͤufftigen Diſcurs einlaſſen / noch die Sache / die ohne dem ziemlich ausgemacht iſt / weiter unterſuchen / und fragen: Warum die Leute in der erſten Zeit ſo lange gelebet / und itzo das Leben ſo gar ſehr abgenommen / daß es nach der vorigen Zeit faſt vor kein Leben zu rechnen? Denn da bringts der tauſende unter uns nicht auf 70. oder 80. Jahr / geſchweige auff 175. Jahr. Kurtz: Zum langen Leben mochte es dazumahl wohl was groſſes beygetragen haben / daß die lieben Patriarchen und Rechtglaͤubigen dem Freſſen und Sauffen / der Unzucht / dem Zorn / Muͤßiggang und andern La - ſtern / durch welche heutiges Tages viel tauſend vor der Zeit hin -ge -16Des groſſen Abrahamsgerafft werden / nicht / oder doch nicht ſo ſehr ergeben geweſen. Auch mochten die erſten Leute / da die Verfuͤhrung in den kleinen Hauf - fen nicht ſo groß und ſo gemein war / mehr aber GOTTES Geboth / Gottſeligkeit und Gerechtigkeit / durch welche das Leben verlaͤngert wird / gehalten haben / als heutiges Tages / da die Welt ſchon laͤngſt im Argen gelegen / und die Ungerechtigkeit darinnen uͤberhand genommen / und die Zeiten von Tage zu Tage beginnen noch immer aͤrger zu werden / denn des lieben alten frommen Kir - chen-Lehrers Klage kommt itzo eben in rechten Vorſchein: Do - mine, in qvæ nos reſervaſti tempora! Lieber frommer GOtt! was haſt du uns laſſen vor elende Zeiten erleben? Ob aber der Himmel in ſeinen Kraͤfften / das Geſtirne in ihren A - ſpecten und Einfluß / die Elemente in der Vermiſchung / die Erde in der Fruchtbarkeit / die Kraͤuter in der Wuͤrckung / die Metalle / media mineralia, und dergleichen / in den Kraͤfften / die Speiſe in der Nahrung / und ſo weiter fort / im Anfang beſſer geweſen / und dadurch die Lebens-Geiſter mehr geſtaͤrckt / und das Leben verlaͤn - gert worden / als in der itzigen Zeit / da man meynet / die Natur ſey biß auff die letzten Hefen kommen / ſolches laſſen wir die GelehrtenVide M. Joh. Mülle - ri de hac materia in Acerra Bi - blica proli - xius diſſe - rentem Hiſt. 99. & 100. pro und contra diſputiren. Zum wenigſten wolten wir uns nicht gerne auff die letzte Meynung mit Gewalt ziehen laſſen. Gnug / daß es GOtt ſo gefallen / zweiffels ohne um beſſerer Erhal - tung und Forpflantzung der reinen Lehre ſeines Wortes / welche bey ſo langen Leben der Vaͤter unverfaͤlſcht unter denen Kindern in mehr als tauſend Glied hat koͤnnen fortgepflantzet / und unverruͤckt ohne Schrifft erhalten / auch die leere Welt deſto eher mit Men - ſchen-Kindern beſetzet werden / welches traun ſchwer und laͤngſam waͤre zugegangen / wenn die Leute ſo geſchwind haͤtten ſollen verſter - ben / wie heutiges Tages. Wenn aber Moſes von dem Alter A - brahams erzehlet / und der Jahre gedencket / gebraucht er eine ſon - derliche Redens-Art:〈…〉〈…〉 Et iſti ſunt dies an - norum vitæ, und das ſind nun die Tage der Jahre des Lebens. Mit17geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. Mit dem Plurali vitarum, oder vielen Leben / wird angedeutet / daß Abraham nicht ein-ſondern mancherley Leben gefuͤhret. Das Leben hat bey ihm immer von Zeiten zu Zeiten abgewechſelt. Ein ander Leben fuͤhrte er in der Kindheit / ein anders in der Jugend / ein anders im Maͤnnlichen Alter / ein anders in Meſopotamia Zeit waͤhrender Abgoͤtterey / ein gantz ander Leben im Glauben und in der Gerechtigkeit. Alle die Tage des Lebens Abrahams machten zuſammen 175. Jahr. Das war traun ein ehrliches Alter. Das Alter hat Ehre. Vor einem grauen Haupte ſolſt du auffſte -Lev. 19, 32. hen / und die Alten ehren. Wann GOtt den Kindern Jſrael allen Seegen verſpricht / ſo ſteht das Alter oder das Alt-werden auch mit darunter / als einer von denen vornehmſten Seegen: Jch will dich laſſen alt werden. Das Alter iſt eine Belohnung desExod. 23, 26. vierdten Geboths / welches GOtt frommen und gehorſamen Kin - dern geben will / ingleichen die ſeine Gebothe halten werden. Mein Kind / ſagt dort Salomon / vergiß meines Geſetzes nicht / undProv. 3, 1. 2. dein Hertz behalte meine Geboth / denn ſie werden dir lan - ges Leben und gute Jahre und Friede bringen.

Bey des groſſen Abrahams zu Hebron geſegneten Gedaͤchtniß /Applic. was das ehrliche Alter anlanget / gedencken wir auch des ehrlichen Alters unſers lieb-geweſenen Abraham Wentzels in Maxen. Hat Er ſein Leben gleich nicht auff 175. Jahr gebracht / ſo iſt Er doch hoch genug geſtiegen / faſt gar auff die hoͤchſte Stuffe / ſo Mo - ſes verkuͤndiget ſchon zu ſeiner Zeit. Das ruͤhmliche Alter hat Er gebracht auff 77. Jahr. Es iſt ein Zeichen / daß Er in ſeiner Kindheit und Jugend ein gehorſames Kind ſeiner lieben Eltern / ein Liebhaber der Gebothe ſeines GOttes / und ein Mann von gutem Diæt und Lebens-Art und Maͤßigkeit geweſen / denn dieſe Tugenden haben die Verheiſſungen zu langen Leben und hohen Alter; Und was bey dieſem ruͤhmlich-hohen Alter noch das groͤſte und vornehmſte iſt / ſo hat Er uͤber ein halb hundert Jahr ſeinem GOtt in dem Prieſterlichen Amt gedienet / dahin es unter uns inCWahr -18Des groſſen AbrahamsWahrheit der Tauſende nicht bringen kan. Die Semiſecula - res oder halb-hundert-Jaͤhrige Pfarr-Herren muͤſſen gar weit ge - ſucht werden / wer dergleichen Catalogum will ans Licht brin - gen / und laſſen ſich in einer Diœces nicht viel beyſammen finden. Das ruͤhmliche hohe Alter erkannte der liebe Mann auch vor ei - ne groſſe Wohlthat / wie Er ſolches mehrmahls wuſte an der hei - ligen Staͤtte der Verſoͤhnung ſeinem GOtt zu dancken / als der Jhn durch ſo mancherley Truͤbſal / auch Anfaͤnglich bey ſchwachen Leibe / dennoch in ein ſolch hohes Alter gebracht. Aber was folgt denn nun endlich auf das hohe liebe Alter? Nichts anders / als der Todt. Und da ſehen wir nun und hoͤren bey des groſſen Abra - hams geſegneten Gedaͤchtniß / wie / nach Anleitung des Textes / gedacht wird

II. Des ſanfften und ſeligen Todtes / da es heiſſet: Abraham nahm ab / und ſtarb in einem ruhigen Alter / da er alt und Lebens ſatt war / und ward verſamlet zu ſeinen Vaͤtern.

Abraham ſtarb 1.) eines ſanfften Todtes. (α) Er nahm ab / nicht an Gemuͤths - und Seelen-Kraͤfften / denn da ward A - braham immer ſtaͤrcker im Geiſt / alſo / daß er / biß auff ſeinen Abdruck im Glauben / als ein Vater der Glaͤubigen / beſtaͤn - dig und tapffer aushielt / er nahm ab an Kraͤfften des Leibes / es neigte ſich mit ihm / er begunte nach und nach Bettlaͤgerig zu werden / und auszuloͤſchen / wie etwan ein Licht nach und nach im - mer mehr dunckel wird / und endlich gar ausloͤſcht / wenn der Tacht oder das Oel gebricht. So nahm auch allſachte der Lebens-Bal - ſam ab / und die natuͤrliche Waͤrme erkaltete / und die Lebens-Gei - ſter verſchwunden / und da hieß es ſodann: Er ſtarb. Denn wider den Todt oder wider das Sterben konte Abraham nichts ſchuͤtzen / der Glaube in ihm mochte noch ſo ſtarck / und der Geiſt noch ſo friſch ſeyn / Abraham muſte ſterben / wie vor ihm alle ſeine Vaͤ - ter / alſo auch er / er ſtarb eines ſanfften Todtes.

(β) Er19geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron.

(β) Er war Lebens ſatt. Nicht verdruͤßlich auff das Leben / wie mehrmahls geſchiehet von den Alten / die in die Laͤnge dem Le - ben gehaͤßig werden / wenn ſie ſich nicht mehr koͤnnen alſo behelf - fen / wie in den vorigen Jahren / wenn die Augen dunckel werden / die Ohren ſchwerlich hoͤren / Haͤnde und Fuͤſſe anfangen zu zittern und zu beben / zu der Zeit wuͤnſchen ſie aus dem Leben / verwuͤn - ſchen wohl gar das Leben / und wiſſens GOtt wenig Danck / daß Er ſie laͤſſet ſo lange leben / ſonderlich wenn ſich allerhand kraͤnck - liche und ſonſt verdruͤßliche Zufaͤlle ereignen / da heiſt es mehrmahl aus Ungedult: Wie hab ichs denn um GOTT ſo verſchuldet? Was hat Er vor ein Gefallen daran / daß Er mich ſo lange im Le - ben auffhaͤlt? Ja mancher macht ſich ſelber / aus Verzweiffelung / das Ende ſeines Lebens. Abraham war Lebens ſatt / wie etwan ein natuͤrlich hungeriger Menſch der Speiſe ſatt wird / wenn er genug gegeſſen hat / daß er ein nichts mehrers verlangt / als daß er moͤchte zur Ruhe kommen / und ausſchlaffen. So hatte auch A - braham gnug gelebet / gantzer hundert Jahr / als ein Frembdlinger in Canaan / daß er des Lebens ſatt wurde / und nach der Ruhe wuͤnſchte / oder vielmehr nach dem andern Leben / welches nach dieſem das rechte wahre Leben iſt. Abraham ſtarb ſanfft

(γ) In einem geruhigen Alter. Es haben nicht alle Alten das Gluͤcke / daß ſie ein geruhiges Alter beſitzen / und in geruhigen Alter ſterben. Das liebe Alter hat viel Ungemach. Cicero, der beredte Buͤrgemeiſter zu Rom / mag es in ſeinem Buch de Se - nectute loben / ſo lang / und ſo hoch / als er immer will. Bey vie - len Alten findet ſich das bittere Armuth / das macht das Alter ſo beſchwerlich / daß auch Diogenes, da er gefragt ward: Was in dieſem Leben das Elendeſte zu nennen? nicht uneben geant - wortet: Senex Egenus, ein armer alter Mann / der auf ſei - ne alte Tage nichts zu verzehren hat. Jn Wahrheit / die lie - ben Alten muͤſſen faſt alle durchgehends groſſe Verachtung und Spott von der boͤſen Jugend ertragen / denn dieſe iſt um des wil -C 2len20Des groſſen Abrahamslen dem Alter nicht gut / weil ſie nicht will von Alten getadelt und geſtrafft ſeyn. Jhrer viel von Alten ſtecken in groſſen Sorgen und Kuͤmmerniß / wann ſie die Jhrigen entweder gar nicht / oder ſo gar uͤbel verſorgt ſehen muͤſſen / oder wenn ſie gar Sch[i]mpff und Schande an ihnen erlebet haben. Von der innerlichen Unruhe wollen wir nichts ſagen / da manchen ſein Gewiſſen unruhig ge - nug macht / wann die loſen Haͤndel / in der Jugend begangen / auf - wachen / und die Gedancken ſich unter einander verdammen. Und wer kan alles und jedes erzehlen / ſo das Alter in Unruhe ſe - tzet. Abraham hatte die Gluͤckſeligkeit / daß er ein geruhiges Al - ter beſaß / er wuſte von keinem ſonderlichen Anſtoß ſchwerer Kranck - heit / noch andern Beſchwerlichkeiten / ſo ſonſt das Alter mit ſich bringet. Er vermochte das Seinige zu verrichten / biß es end - lich mit ihm gar zum Ende kam. Zum ruhigen Alter hilfft gar viel / daß er nach ſo langer Pilgramſchafft letztens in die 40. Jahr in guten Frieden und in eigener bleibender Staͤtte zu Hebron in dem luſtigen Mamriſchen Gefilde bey denen Seinigen wohnen kunte / und durffte nicht / wie vorhin / von einem Ort zum andern ſeine Huͤtte auffſchlagen. Freylich thut es denen lieben alten Vaͤtern und Muͤttern wohl / wenn ſie auff ihre alten Tage einen guten Auszug / und ihr eigen Stuͤbgen und Kaͤmmerlein bey den lieben Jhrigen haben koͤnnen. Aber das vornehmſte / das Abra - ham ein geruhig Alter machte / war das gute Gewiſſen vor GOtt / der wahre Glaube / und die beſtaͤndige Hoffnung auff GOTTes Gnade und Barmhertzigkeit / und denn ſein ehrlich-gefuͤhrter Le - bens-Wandel. Ein ſolch gutes Gewiſſen iſt ein taͤgliches Wol - leben / dulcis nutricula ſenectutis, eine ſuͤſſe und angenehme Ernaͤhrerin des Alters / bey welcher ſich die Alten beſſer gehaben / wenn ſie von ihren von Jugend an loͤblich-gefuͤhrten Leben mit Wahrheit reden koͤnnen / als die Welt-Kinder von ihren Freſſen und Sauffen / und luſtig-gehaltenen Geſellſchafften. Wer aber zu einem ruhigen Alter dereinſt kommen will / der muß gleich inder21geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. der Jugend anfangen / er muß bey Zeiten alt werden / wenn er mit Ehren will alt ſeyn / in der Jugend muß er ſich ſchonen / und ſich in allen maͤßig halten / denn was ſich in der Jugend abſaͤufft / oder ſonſt liederlich lebt / das ſtirbt entweder / ehe es noch alt wird / oder wird im Alter ſiech und contract, und taugt zu nichts / und das giebt kein geruhiges Alter. Abraham fuͤhrte ein eingezogen Le - ben / ſo erlangte er nicht allein ein fein Alter / ſondern er ſtarb auch in einem geruhigen Alter. Er ſtarb / wie eines ſanfften / alſo

2.) Eines ſeligen Todtes. Er ward zu ſeinem Volck ge - ſamlet. Dieſe Worte koͤnnen gar nicht nach ſeinem Leibe an - genommen und verſtanden werden / der ward ja nicht im Todte in Chaldaͤam oder Meſopotamien getragen / allwo die Vaͤter begra - ben lagen / ſondern der Leib Abrahams blieb im Lande Canaan / eben in dem Erb-Begraͤbniß / das er ihm hatte machen laſſen. Es muß dieſe Rede von der Seele verſtanden werden / nach wel - cher Abraham zu ſeinem Volck und Vaͤtern kommen und geſam - let worden / in einem Lande / da auch Leute ſind / da Adam und E - va / Abel / Seth / Enoch / Noah / und andere / ſo im Glauben auff Meßiam eingeſchlaffen. Das Wort סַף wird in der heiligen Schrifft von unterſchiedenen Dingen gebraucht die verſamlet / und auffgenommen werden; bald von einem irrenden Schafe / dasDevt. 22, 1. einer auff - und annimmt / und zur Heerde ſamlet; bald von ei - nem Verlaſſen / wie David von ihm ſelber ſagt: Mein VaterPſal. 27, 16. und Mutter verlaſſen mich / aber der HERR nimmt mich auff. Bey dem Propheten Micha ſpricht der HERR: Zur ſelbigen Zeit will ich die Lahmen auffnehmen oder verſam - len. Dieſe Bedeutungen laſſen ſich alle auff Abraham ziehen / als welcher in ſeinem Leben offt in der Jrre gegangen / ja faſt gan - zer hundert Jahr mit hin - und herziehen zugebracht / Vater und Mutter verlieſſen ihn / oder vielmehr muſte er ſie verlaſſen / Elend und Betruͤbniß hat er genug muͤſſen ausſtehen / aber der HErr hat ihn auffgenommen / und im ſeligen Todte ſeine Seele geſamlet zuC 3ſei -22Des groſſen Abrahamsſeinem Volcke / zu dem Volcke der auserwehlten Seeligen im Him - mel. Das iſt nun ein uͤberaus herrliches und gewiſſes Zeugniß von der Unſterblichkeit der Seelen / und von dem ewigen Leben. Abrahams Seele iſt nicht in die Lufft geflogen / darinn herum zu ſchweiffen / auch nicht in den Sohn Jſaac gefahren / noch weniger gar zu nichte worden / wie die Seelen der unvernuͤnfftigen Thie - re / ſondern ſie ward gebracht zu den Seelen derer ſeligen Vor -Vid. Luth. in Comment. ſupra hunc locum. fahren. Davon Lutherus gar ſchoͤn ſchreibet: Wo iſt Abra - ham hingefahren? Moſes ſagt: Er ward zu ſeinem Volck verſamlet. Sind denn noch viel Volck verhanden nach dieſem Leben? Denn alſo lauten die Worte / als waͤre er von einem Vol - cke zum andern gezogen / von einer Stadt zur andern. Das iſt ein trefflich und mercklich Zeugniß der Aufferſtehung der Todten und des zukuͤnfftigen Lebens. Es kommen aber die Seelen nach dem Abſchiede aus dem Leibe nicht alle an einen Ort / ſondern die Seelen der Glaͤubigen an einen / und die Seelen der Unglaͤubi - gen auch an einen beſondern. Das ποῦ beatorum, wird genen - net der Himmel / das Paradieß / das ewige Leben / ꝛc. Der OrthPſal. 49, 15. der Verdam̃ten die Hoͤlle / das ewige Feuer / da liegen ſie wie die Schafe / der Todt naget ſie. Tertium non datur; von dem dritten Orte / vom Fege-Feuer / und wie es abgetheilet wird in Limbum Patrum, & Infantum, weiß die Schrifft nichts zu - verlaͤßliches. Es iſt ein ſchaͤndlicher Betrug / der die Seelen ver - fuͤhrt / und Geld einbringt / thaͤte der ſchaͤndliche Gewinſt nicht / der Pabſt haͤtte ſchon laͤngſt das Fege-Feuer laſſen ausbrennen / und die Lehre hiervon auffgegeben / aber das Geld erhaͤlt das Fe - ge-Feuer in dem abgoͤttiſchen und aberglaͤubigen Pabſtthum.

Applicatio. Bey des itztgedachten groſſen Abrahams geſegneten Ge - daͤchtniß / was den ſanfften und ſeligen Todt anlangt / ſollen auch wir gedencken des ſanfften und ſeligen Abſchiedes unſers lieben Abraham Wentzels in Maxen / der liebe Vater nahm ein ſanfft und ſeliges Ende. Ein ſanfft Ende / denn Er nahm ab an Leibes -Kraͤff -23geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. Kraͤfften / jedoch nicht mit aller Gewalt / ſondern allſachte / nach und nach / wie ein Waſſer / das keinen Zugang mehr hat / vertrocknet und auſſen bleibet. Er war Lebens ſatt / Er wolte auffgeloͤſet undPhil. 1, 23. bey Chriſto ſeyn. Er wolte gerne die ſterbliche Huͤtte ablegen / daheim ſeyn / und auſſer dem Leibe wallen. Und ſo ſtarb Er2. Cor. 5. in einem ruhigen Alter. So eine ſchwere Laſt / als ſonſt das Al - ter zu ſeyn pfleget / ward ihm doch ſolches uͤber die maß nicht be - ſchwerlich / man hoͤrte da keine Klage. GOtt that dem lieben Manne eine ſonderbahre Gnade / daß Er ſich mit ſeinem Geſich - te / Gehoͤre / Sprache / Haͤnden und Fuͤſſen wohl behelffen kunte / Sein Alter war wie ſeine Jugend. Und da ja in die LaͤngeDevt. 33, 25. die Amts-Sorge und Hauß-Laſt wolte zu ſchwer werden / nahm ſelbige ſein lieber Sohn auff ſeine Schultern / und trug ſie an ſei - ner Statt / und machte damit dem lieben Vater ein ruhiges Al - ter. Denn dieſe nicht allzugemeine Gnade und hohe Wohlthat erwieſe der groſſe Patron und Prieſter-Freund / der Hochſelige Herr Hoff-Rath von Schoͤnberg / daß Er dem lieben alten Vater ſeinen geliebten Sohn an die Seite ſetzte / und damit in ſei - nem Alter beruhigte. Jedoch gebrauchte Er ſolche Ruhe nicht zu einem muͤßigen und faulen Leben / ſondern Er halff im Hauſe GOttes ſo lange arbeiten / als die Kraͤffte noch zulieſſen. So ru - hig als aber ſein Alter war / dorffte es doch nicht gaͤntzlich ohne Unruhe bleiben. Acht Wochen vor ſeinem ſeligen Ende fiel der liebe Mann in eine faſt groſſe Gemuͤths-Unruhe / da Er ſich mit vielen traurigen Gedancken ſehr beſchweret befand / aber doch nicht ſonderlich entdecken / noch daruͤber klagen / ſondern lieber ſein Leyden in ſich ſelbſt verbergen und heimlich tragen wolte. Wie aber der fromme GOTT den Gerechten nicht ewig will in der Unruhe laſſen / alſo ward Er auch bald wieder in die vorige Ruhe verſetzt / und zwar auff eine Verwunderungs-volle Weiſe. Nach vier woͤchentlicher ausgeſtander Unruhe gerieth Er fruͤhe Morgens in einen ſanfften Schlaff / da Ihm nicht anders vor -kommt /24Des groſſen Abrahamskommt / als hoͤre Er mit lauter Stimme ein und das andere mahl ausruffen: Simon / Simon / ſiehe / der Satanas hat euerLuc. 22, 31. begehret / daß er euch moͤge ſichten / wie den Waͤytzen / ich aber habe fuͤr dich gebeten / daß dein Glaube nicht auffhoͤre. Beym Auffwachen / da Er ſich ſo gleich nicht beſinnen kan / wo die Worte geſchrieben ſtehen / koͤmmt Er zu ſeinem lieben Herrn Sohn / fragt nach der Schrifft-Stelle / ſagt aber hiervon weiter nichts; Bald ſetzt Er ſich nieder / und ſchreibet nachfolgenden Vers an mich:

Avocat ê mundo, Pater Almus, me, precor abs Te
Meqve juva officio, Conſilioqve tuo.
Tuus Totus
Abraham Wentzel.

Zu deutſch mags heiſſen:

Mein Vater ruffet mich aus dieſer boͤſen Welt /
Hilff mir mit deinem Amt und Rath ins Himmels-Zelt.
Dein gantz Eigener /
Abraham Wentzel.

So bald ich ankam / nahm Er mich mit groſſen Freuden an / er - zehlte mir den Traum / welchen Er auf ſich applicirte / ingleichen die Unruhe / ſo Er in ſeinem bekuͤmmerten Geiſt bißhero empfun - den / nunmehro aber in voͤllige Freudigkeit verwandelt ſey / ver - langte auff den andern Tag das heilige Abendmahl / vorwenden - de / daß ſein lieber GOTT nun bald kommen / und Jhn auffloͤſen wuͤrde / welches auch nach vier Wochen alſo erfolgte / da Er ſtarb eines ſeligen Todtes. Die hertzliche Andacht und der groſſe Ei - fer / den Er mit Beten und Singen in der Vorbereitung zum ſe - ligen Ende erwieſen / kan nicht genug ausgeſprochen werden. Das Hertze war ein lebendiger Tempel / worinnen Er Tag und Nacht den innerlichen GOttes-Dienſt verrichtete. Zung und Mund druckten die Hertzens-Seuffzer aus; da auch der Mundbeym25geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. beym Einbruch des Todtes gelaͤhmet ward / konte man aus dem Hauchen und aus dem Blicken der Augen die Wuͤrckung des H. Geiſtes erkennen und wahrnehmen / und bey ſothaner Andacht ward ſeine Seele nach empfangener Einſegnung endlich in ſtiller und ſanffter Auffloͤſung zu den Vaͤtern verſamlet. Die auser - wehlte Seele iſt nun in GOttes Hand / und keine Qvaal ruͤhret ſie an / ſie iſt ewig in GOtt / der ſie allhier aus lauter Gnade / von aller Sund und Miſſethat durch ſeinen Sohn erloͤſet hat. Nun wohlan / auff einen ſeligen Todt gehoͤret dem entſeelten Leichnam auch ein ehrliches Begraͤbniß / wie dort auch Syrach ermahnet: Mein Kind / wenn einer ſtirbet / ſo beweine ihn / und klageSyr. 38, 16. ihn / als ſey dir groß Leid geſchehen / und verhuͤlle ſeinen Leib gebuͤhrlicher Weiſe / und beſtatte ihn ehrlich zu Grabe. Und ſo wird auch nun ferner in des groſſen Abrahams ge - ſegneten Gedaͤchtniß gedacht

III. Des herrlichen Begraͤbniſſes. Es begruben ihn ſeine Soͤhne / Jſaac und Jſmael / in der zweyfachen Hoͤle / auff dem Acker Ephron / des Sohns Zoar / des Hethiters / der da lieget gegen Mamre / in dem Felde / das Abraham von den Kindern Heth gekauffet hatte / da iſt Abraham be - graben mit Sara / ſeinem Weibe.

1.) Die Leiche / ſo begraben ward / war der entſeelte Coͤrper A - brahams. Den Gebrauch hatten die Cananiter und andere be - nachbarten Voͤlcker / daß ſie ihre Todten in die Erde begruben / da hingegen andere Nationen / ſonderlich die Egyptier / die Grie - chen / und nachgehends die Roͤmer / ihre Todten verbrannten / undVid. Acerra Philologicæ Cent. l. c. 59. die Aſche in ein Urna oder Gefaͤß zum Gedaͤchtniß auffhuben / oder in die Erde beyſetzten. Das Begraben iſt der H. Schrifft und dem Ausſpruche GOttes gemaͤß / da Er bey Ankuͤndigung des Todtes ſpricht: Du biſt Erde / und ſolſt zur Erden wer - den. Die Arth / mit den Todten alſo umzugehen / iſt dem Arti - cul der Aufferſtehung am naͤheſten. Was verbrannt wird / kanDnicht26Des groſſen Abrahamsnicht hervor wachſen / wohl aber / was geſaͤet wird / weiln uns die Schrifft verſichert / daß die Leiber der Verſtorbenen wieder werden gruͤnen / und lebendig werden / ſo verſcharren wir ſie auch in die Erde / daß ſie zu ſeiner Zeit wieder heraus wachſen in viel groͤſſer Herrlichkeit / als ſie geſaͤet worden / dannenhero wir auch die Staͤtte / da die Verſtorbenen liegen / GOttes-Acker pflegen zu nennen. Von Anfang her iſt es auch alſo bey dem Volcke GOt - tes fuͤr und fuͤr gehalten worden / daß ſie ihre Todten begraben; Abraham begrub ſein Weib Saram; Jſaac ward von Eſau und Jacob / Jacob von Joſeph und denen andern Soͤhnen begraben; Moſen hat GOtt ſelbſt begraben; Des Begraͤbniſſes Davids und anderer Koͤnige wird in der Schrifft gedacht. Der HErr Chriſtus ſelber iſt nach ſeinem Todte begraben worden / hat unſe - re Graͤber geheiliget / und die Engel haben ſich darinnen ſehen laſſen / daß man deſto weniger das Grab ſcheuen darff; Und ſo ward auch Abraham begraben / denn dieſe Verheiſſung hatte ihm GOtt der HERR ſchon laͤngſt voran gethan / daß ſein Leich -Gen. 15, 15. nam nicht ſolte im Todte hingeworffen / ſondern mit Frie - den fahren / und in gutem Alter begraben werden.

2.) Die Leichen-Beſtatter waren Jſaac und Jſmael / das wa - ren die zweene vornehmſten Soͤhne Abrahams; Jſaac hatte er gezeuget mit Sara / Jſmael mit Hagar; Derer andern Soͤhne / ſo ihme Kethura gebahr / wird bey dem Begraͤbniß / als die weit entfernet waren / nicht gedacht. Jſaac und Jſmael waren ein paar halb-Bruͤder / von ungleichen Stande und Gemuͤthe; Jſaac war geiſtlich / blieb im Vaͤterlichen Guthe / und wolte ins Lehr - Amt und Hauß-Verwaltung; Jſmael war weltlich / und der Miliz ergeben / und ward vom Vater bey Lebens-Zeit zugleich mit ſeiner Mutter Hagar mit Geſchencken abgefunden. Jſaac war gar eines frommen / ſtillen und friedfertigen Gemuͤthes / J - ſmael aber wilder und hoͤniſcher Art / und auff Jſaac nicht wohl zu ſprechen; Aber dem ungeacht waren ſie doch bey dem Leichen -Be -27geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. Begaͤngniß ihres Vaters ſo weit einig / daß ſie / ihrer Kindlichen Pflicht gemaͤß / deſſen entſeelten Leichnam ehrlich begruben. Denn das gebuͤhret ſich / ſo jemand verſtirbt / daß die naͤchſten Ver - wandten vor die Sepultur ſorgen / und den Todten an ſeinen ge - buͤhrenden Ort mit Chriſt-gewoͤhnlichen Ceremonien bringen. Weiln nun Eltern niemand naͤher haben / als ihre Kinder / ſo ge - ziemet ſichs / daß die Kinder ihre Eltern ehrlich begraben / und im Todte ihre Wohlthat an ihnen erweiſen. Der alte Vater To - bias band es ſeinem Sohne ernſtlich ein / daß / wenn GOtt ſei -Tob. 4, 3. ne Seele wuͤrde wegnehmen / ſolte er ſeinen Leib begraben. Und das iſt auch vor eine Gluͤckſeligkeit zu halten / wenn einer im Todte ein fein ehrlich Begraͤbniß erlanget / dargegen eine Schmach / wem ſolche Ehre nicht angethan wird. Dem boͤſen Koͤ - nige Jojakim muſte der Prophet Jeremias anſagen / daß er ſolle wie ein Eſel begraben / weder beklagt / noch beweint / ſondernJer. 22, 19. zerſchleifft und hinaus geworffen werden fuͤr die Thore Je - ruſalem. Und ſo thaten die beyden Bruͤder / Jſaac und Jſmael / allerdings loͤblich und wohl daran / daß ſie ihren Vater ehrlich begruben.

3.) Das Grab / darein der Leichnam geleget ward / war ein wohl - gebautes / neu-erkaufftes und wohl-gelegenes Grab. (〈…〉〈…〉) Wohl - gebauet / die Natur hatte es ſelbſt aus dem groͤbſten ausgearbeitet und ausgehoͤlet / denn es war eine zweyfache Hoͤle. An die Hoͤle haben die Ausleger ihre Koͤpffe geſtoſſen / und koͤnnen noch nicht eines werden. Jnsgemein ſagen die Juden / daß das Grab um deſſent willen ſey eine zweyfache Hoͤle genennet worden / weiln im - mer zwey und zwey Leichen / Paar und Paar Saͤrge beyſammenLightfoot in Horis Ebrai - cis & Tab - mudicis Cent. Cho - rographicæ c. 49. p. 93. geſtanden / Mann und Weib / ſonderlich die vier Paar der groſ - ſen Patriarchen mit ihren Weibern / Adam und Eva / Abraham und Sara / Jſaac und Rebecca / Jacob und Lea. Andere ſagen / es waͤre eine Hoͤle in zwey Kammern getheilet geweſen / in einer haͤtten die Maͤnner / in der andern die Weiber gelegen. Sal -D 2ma -28Des groſſen Abrahamsmaſius will / daß die Hoͤle habe zwey Eingaͤnge oder Thuͤren gehabt / und daher ſey ſie zweyfach genennet worden. Der Ju - de Aben-Eſra giebt vor / daß zwey Hoͤlen an einander gehan - gen / eine ſey innerlich / die andere aͤuſſerlich geweſen / daß manVid. Pfeiffe - ri Dub. Ve xat. Cent. I. L. 25. aus einer in die andere habe gehen koͤnnen. Viele der Ausle - ger ſind / ſo das Wort Marpela, zweyfach / von der Revier wollen verſtehen / wo das Begraͤbniß geweſen / ſo nach der Situation zweyfach genennet worden / weiln der Ort zweyfach ausgeſehen. Nun wir laſſens dahin geſtellet ſeyn / gnug / daß es ein von Na - tur wohlgebauetes Grab geweſen. (β) Ein neu-erkaufftes Grab. Abraham hatte das Grab und den gantzen Acker / an deſſen En - de die Hoͤle lag / von den Kindern Heth / und inſonderheit von Ephron / dem es eigentlich zugehoͤrete / um 400. Seckel / oder / nach unſer Muͤntze / um 100. Gold-Guͤlden an ſich erblich erkaufft. Ob er wohl den gantzen Acker mit ſamt der Hoͤle haͤtte koͤnnen geſchenckt bekommen / oder ſonſt ein ander allbereit wohl ausge - arbeitetes Grab derer Kinder Heth / wie ſie denn / aus ſonderbarer Hoͤfflichkeit / Abraham freywillig anbothen / daß er ſeine Saram in eines der herrlichſten Graͤber unter ihnen frey und gantz ſicher begraben ſolte / ſo wolte ers doch nicht anders als um Geld zum Erb-Begraͤbniß gekaufft haben / aus Liebe zu ſeiner Sara / daß man ſagen konte: Er habe nichts geſparet / was zu guter letzt ſei - nem lieb-geweſenen treuen Ehe-Gatten zu Ehren gedienet. (γ) Ein wohlgelegenes Grab. Es lag Mamre gegen uͤber. Das war eine luſtige Ebend / gehoͤrte dem vornehmen Stadt-Herrn zu He - bron / Mamre genannt / von welchem auch ſolche Ebend den Na - men bekommen / daß ſie Mamre / und der umliegende Buſch der Hayn Mamre genennet ward / in welcher Gegend Abraham ſeine Vieh-Huttung hatte / auſſer Zweiffel auff Vergunſtigung des Ei - genthum-Herrns / oder um gewiſſen Zinß und gemachten Con - tract. Daſelbſt hatte Abraham ſeine Wohnung auffgeſchlagen / daſelbſt erſchien ihm auch der Sohn GOttes / in Geſellſchafft zwey -er29geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. er Engel / in Geſtalt reiſender Maͤnner / und that ihm die Ver - heiſſung / daß er mit Sara noch ſolte einen Sohn zeugen / Saraͤ Unfruchtbarkeit und ihrer beyden Alter ungeacht / allwo auch nach der Zeit der Chriſtliche Kaͤyſer / Conſtantinus M. dem Sohn GOttes zu Ehren ſoll eine Kirche hingebauet / und die Araber all - jaͤhrig Wallfarth dahin gehalten haben. An der Staͤtte / da ihm die Verheiſſung geſchehen / nicht allein wegen des Sohnes / ſondern auch / wegen zukuͤnfftiger Beſitzung dieſes Landes von ſeinen Kin - dern und Nachkoͤmmlingen / wolte Abraham begraben ſeyn / zum Zeugniß / daß er ſolcher Verheiſſung veſtiglich glaube / daß er da - rauff leben / ſterben / und begraben ſeyn wolle.

4.) Die Schlaff-Geſellin in dieſem Grabe war Sara / Abra - hams Weib / denn dieſer zu Ehren ward Anfangs die Grab-Staͤtte erkaufft / und wohl zugerichtet zum Erb-Begraͤbniß; an ihre Sei - te ward Abraham geleget / und ſo wurde die ſelige Matrone auch in ihrem Grabe geehret / da ihr lieb-geweſener Mann an ihre Seite kommen / und ruhen ſolte. Abraham hatte es auch alſo befohlen / daß ſein Leichnam ſolte zu Sara geleget werden / welche er in dem Leben Zeit waͤhrender Ehe hertzlich geliebet / auch / als ein treues Ehe-Gemahl / Beyſtand und Gefaͤrtin in allerley Noth und Wi - derwaͤrtigkeit gehabt / mit der er friedlich gelebet / und die er auch in jenem Leben finden / und der Seelen nach / biß auf die Aufferſte - hung der Leiber / in aller Freude mit ihr leben wuͤrde. Und das laͤſſet auch noch immer fein / wenn Ehe-Leute alſo bey einander le - ben / daß ſie ſich auch im Todte zuſammen wuͤnſchen / und ſonderlich in wahrem einigen Glauben auff einerley Hoffnung alſo abſchei - den / daß eines von dem andern gewiß ruͤhmen kan / daß es wahr - hafftig ſelig ſey / und daß ſie dort einander in der Seeligkeit mit Freuden antreffen / und ewiglich bey einander leben wollen. O wie ſchlecht mag die Hoffnung ſeyn zur zukuͤnfftigen Vereinba - rung der Seelen in der Seeligkeit bey ſolchen Ehe-Leuten / die in dieſem Leben ſo gar uͤbel ſich begehen / nichts / als Zanck und Zwie -D 3tracht30Des groſſen Abrahamstracht an ihnen ſehen und hoͤren laſſen. Ach! daß doch ſolche un - vertraͤgliche Leute weiter hinaus auff das zukuͤnfftige Leben geden - cken wolten / ſie wuͤrden vielleicht die Bitterkeit gegen einander laſſen fahren / und mit einander liebreicher in dieſem Leben um - gehen / auff daß ſie dort in ewiger Liebe beyſammen bleiben / und bey GOtt wohnen koͤnten.

Appl. Bey dem herrlichen Begraͤbniß des groſſen Abrahams ſtehen wir hier in der Andacht ſtille / und gedencken auch des Begraͤbniſ - ſes des ſeligen Abraham Wentzels / unſers lieben Vaters in Maxen. Er ward begraben / denn ſeinen Prieſterlichen Leich - nam / in welchem eine fromme Seele / ein GOttes-gelehrter Geiſt / ja der Geiſt GOttes ſelbſt gewohnet / ſolte die Ehre wiederfahren / daß Er nicht in der Krieges-Unruhe / noch in der Peſtilentz / noch von moͤrderiſchen Haͤnden ſolte hingeſchleppet und hingeworffen / ſondern mit Frieden ehrlich begraben werden. Die beyden Her - ren Soͤhne / Abraham und Samuel / haben die Kindliche Lie - bes-Pflicht an ihrem lieben Vater / gleich dem Jſaac und Jſmael / im Todte erwieſen / und begraben. Das Grab iſt nicht eine zwey - fache / ſondern eine wohl-ausgewoͤlbte und zugerichtete Hoͤle; es liegt nicht auf Ephrons Acker / ſondern in der Halle am GOttes - Acker. Es iſt nicht mit Gelde erkaufft / ſondern von hoher Lie - bes-Hand geſchencket worden / maßen der Hochſeelige Kirchen - Patron, Tit. der Herr Hoff-Rath von Schoͤnberg / der hie - bevor ſolch Grab hatte auffbauen laſſen / ſolches dem ſeligen Herrn Pfarr / aus milder und hoͤchſt-ruͤhmlicher Guͤte / ohne einige Wie - der-Erſtattung der Bau-Koſten / uͤberlaſſen. Es liegt Maxen und der Pfarr-Wohnung / als einem luſtigen Mamre / gegen uͤber. Da iſt Abraham begraben mit ſeiner Eſther / als ſeinem lieb-ge - weſenen Ehe-Weibe / mit der Er ſich im Leben vertraut / und lieb - reich begangen / von der wolte Er auch im Todte nicht getrennet / ſondern an ihrer Seite begraben ſeyn. Er wuſte wohl / wie ſich ihre Seelen in und nach dem Todte in der ewigen Freude wuͤrdenzuſam -31geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. zuſammen finden / alſo wolte Er auch / daß Jhre beyden Leiber im Grabe mit einander zugleich zu einer Aſche werden / und in der Aufferſtehung zu einer Herrligkeit hervorgehen ſolten. Die Lei - chen-Begleiter / die mit zu Grabe gegangen / waren die ſaͤmtlichen lieben Kirch-Kinder / in groſſer Menge / und in groſſem Leid-We - ſen. Denn wie ſie ihren lieb-geweſenen Beicht - und Seelen-Va - ter im Leben hoch geliebet und geehret / ſo wolten ſie auch im Tod - te ihre Liebe / ſowohl mit Vergieſſung der Thraͤnen / als auch mit betruͤbten Hingang zum Grabe / und letzter Begleitung / ſchuldigſt erweiſen. Wie im gemeinen Leben nach vollbrachtem Leichen - Begaͤngniß von denen ordentlichen Erbnehmern das Vaͤterliche Erbe und ſaͤmtliche Verlaſſenſchafft bald in Beſitz genommen wird / alſo wird in des groſſen Abrahams geſegneten Gedaͤcht - niß / nach gehaltenem Begraͤbniß / auch gedacht

IV. Der hinterlaſſenen Erbſchafft. Nach dem Tod - te Abrahams ſegnete GOTT Jſaac / ſeinen Sohn / und er wohnte bey dem Brunnen des Lebendigen und Sehenden.

1.) Der Erbnehmer war Jſaac. Es hatte ja wohl Abraham mit denen andern zweyen Weibern / mit Hagar und Kethura / mehr Kinder gezeuget / als da waren ſonderlich die Soͤhne / Jſmael / Simron und Jakſan / Medan und Midian / Jeßbak und Suah / aber dieſe dorfften mit Jſaac nicht erben. Noch bey Lebens-Zeiten gab ihnen Abraham Geſchencke / und ließ ſie von ſich ziehen gegen den Auffgang in das Morgen-Land / denn dieſe waren alle Soͤhne von Kebs-Weibern. Jſaac war der rechte eheleibliche Sohn / von Sara / dem erſten und ordentlichen getrauten Ehe-Weibe / geboh - ren / das war der Sohn der Verheiſſung von der Freyen / der Univerſal-Erbe / hæres ex aſſe, dem Abraham alle ſein Guth uͤbergab.

2.) Die Erbſchafft beſtand in reichen Seegen GOttes / und in einer annehmlichen ſonderbahren Hauß-Wohnung. (α) Nach dem Todte Abrahams ſegnete GOtt Jſaac. Das war ein vielund32Des groſſen Abrahamsund mancherley / ein geiſtlicher / leiblicher und haͤußlicher Seegen. GOtt ſegnete ihn im Geiſt / mit denen geiſtlichen Gnaden-Guͤtern zur Heiligung / mit denen noͤthigen Amts-Guͤtern / mit immer zu - nehmenden Kraͤfften des Verſtandes / zu mehrer Erleuchtung und Erkaͤnntniß der Goͤttlichen Geheimniſſen / damit er ſeiner lieben Hauß-Kirche wohl vorſtehen / und ſelbige in aller Weißheit und Leh - re erbauen und unterrichten konte. GOtt ſegnete ihn an ſeinem Leibe mit geſunden Lebens-Kraͤfften / mit friſchen Lebens-Geiſtern / mit Maͤnnlicher Staͤrcke und ſchoͤner Geſtalt. Haußhaltung und Nahrung ſegnete GOTT ſo reichlich / daß Jſaac groß Reichthum und eine uͤberaus groſſe Haabe zuſammen brachte / und ein rechter Geſegneter des HErrn ward. Uber dieſes ſegnete ihn der fromme GOtt mit andern groſſen Gluͤckſeligkeiten / daß er bey jederman in groſſen Ehren und Anſehen / ſonderlich bey denen Seinigen in hoͤch - ſter Liebe ſich befand. Was er anfieng / darzu gab GOtt Gluͤcke / Seegen und Gedeyen. Und da ſahe man / daß GOtt / vermoͤge ſei - ner Verheiſſung / frommen Eltern auch an ihren Kindern wobl - thue / ſonderlich / wo ſie in dero Fußſtapffen treten / und den HErrn ihren GOtt fuͤrchten. Und ſo bleibts auch wahr / was David vonPſal. 112, 2. from̃en Eltern ſagt / daß ihr Geſchlecht wuͤrde geſegnet ſeyn. Die Erbſchafft Jſaacs beſtunde auch (β) in einer annehmlich uñ ſonder - baren Hauß-Wohnung. Er wohnte bey dem Brunnen des Le - bendigen und Sehenden. Der Brunn lag am Wege Sur / zwi - ſchen Kades und Bared / den Nahmen bekam er vor Hagar / Sa - rai Magd / Jſmaelis Mutter / denn als ſie / aus Furcht vor denen Bedrohungen Saraͤ / mit ſchwangern Leibe aus dem Hauſe ent - wich / in Willens / wieder in Egypten-Land zu ziehen / und in der Flucht ermuͤdet bey dem Brunnen ſich niederließ / erſchien ihr der Engel GOttes / das war der HErr ſelbſt / Meßias / in angenom - mener fremder Geſtalt / fragte: Wo ſie herkaͤme? und wo ſie hin wolte? Und da ſie ſagte: Sie floͤhe vor Sara / geboth Er / daß ſie zuruͤcke kehren / und ſich unter die Hand Saraͤ demuͤthigenſol -33geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. ſolte / that ihr anbey die Verheiſſung / daß ſie einen Sohn gebaͤhren ſolte / der ein groſſer Herr ſeyn wuͤrde / deſſen Saame fuͤr der Men - ge nicht wuͤrde koͤnnen gezehlet werden / zwoͤlff Fuͤrſten wuͤrden von ihm herſtammen. Zum ewigen Andencken ſolcher Erſcheinung und herrlichen Verheiſſung nennete ſie den Brunn den Brunn des Lebendigen und Sehenden / weiln der ewig-lebende GOtt / bey dem allein die Unſterblichkeit iſt / ſich lebendig geoffenbahret / und die faſt - erſtorbene Hagar mit ſeinem kraͤfftigen Troſt - und Verheiſſungs - Worte erqvicket / und gleichſam wieder lebendig gemacht hatte. Weiln auch der allſehende GOTT der Hagar Elend und Noth / Angſt und Kummer bey dieſem Brunn in Gnaden angeſehen / und daraus errettet hatte. Eben bey dieſem Brunnen ſchlug Jſaac ſeine Wohnung auff / da er ſich dann bey dem Nahmen ſolches Brunnens allezeit der gnaͤdigen Vorſorge GOttes / ſonderlich in dem Bekuͤmmerniß / ſo er uͤber den Todt ſeines Vaters empfun - den / wird erinnert und getroͤſtet haben.

Bey des groſſen Abrahams geſegneten Gedaͤchtniß / wasApplic. die hinterlaſſene Erbſchafft anlangt / gedencken wir auch der Erb - ſchafft / ſo der der ſelige Vater / Abraham Wentzel / ſeinen bey - den Herren Soͤhnen / Abraham und Samuel / hinterlaſſen. Die Erbſchafft beſtehet eben auch in einem milden Seegen GOt - tes / und in einer annehmlichen Wohnung. Was den haͤußlichen Nahrungs-Seegen betrifft / haben wir uns ſo ſonderlich niemahls darum bekuͤmmert / wie denn der vergnuͤgliche liebe Mann ſelbſt kein Weſen noch Ruhm davon machte / maßen er mehr ein guter und ſorgfaͤltiger Haußhalter in GOttes Hauſe / als ein begieriger und muͤhſamer Hauß-Vater in irrdiſcher Nahrung ſeyn wolte; Jedennoch muͤſſen wir ſagen / daß der fromme GOTT den lieben Mann auch an zeitlichen Guͤtern nicht hat wollen laſſen leer aus - gehen; war Er ſchon dem groſſen Abraham nicht gleich / war Er doch in dem Wenigen / nach ſeiner angebohrnen Vergnuͤglichkeit / reich genug / denn das iſt eben der beſte Gewinn / wer gottſeligEiſt /34Des groſſen Abrahams1. Tim. 6, 6. iſt / und laͤſſet ihm genuͤgen. Der guͤtige GOtt gab Jhm ja ei - nen feinen Seegen nach dem andern / ſowohl auf ſeinem Pfarr-als auch eigenthuͤmlichen Erb-Gute / woruͤber Er / als ein danckba - rer und in den Wohlthaten GOttes erkaͤnntlicher lieber Hauß - Vater / bey jeder Einſamlung ſeinem GOtt hertzlich und mit Freu - den danckte / wie wir mehrmahls aus ſeinem danckbaren Munde gehoͤret. Jtzo wollen wir bey der hinterlaſſenen Erbſchafft vielmehr ſehen auff den Seegen / welchen Er zu Seel und Leib nicht allein vor ſich ſelbſt von GOtt reichlich empfangen / ſondern auch ſo viel tauſendmahl ſeinen lieben Soͤhnen Vaͤterlich ange - wuͤnſcht / und im Todte wahrhafftig auch hinterlaſſen. Denn das koͤnnen wir uns nicht bereden / daß das eiferige Gebeth vor ſeiner lieben Soͤhne und Kindes-Kinder Seegen ſolte in ſeinem Todte unerhoͤrt von GOtt zuruͤcke fallen. An ſeinem Leibe hatte Jhn GOTT geſegnet nicht allein mit geſunden Leibes-Kraͤfften / ſon - dern auch mit einer ſolchen geſunden Natur / welche Er durch ei - ne gute Diæt vernuͤnfftig wuſte zu unterhalten / daß Er ſeine Jahre hoch hinaus brachte / denn Er that bey keiner Verſamlung ein uͤbriges / ſondern Speiß und Tranck muſten gleichſam abge - wogen / und in kleine Bißgen abgetheilet ſeyn. An ſeiner Seele hatte Jhn GOtt ſonderlich geſegnet / mit geiſtlichen Guͤtern und Eigenſchafften / dieſe war ihrem getreuen Schoͤpffer / Erloͤſer und Heiligmacher gantz und gar ergeben / ſo viel menſchlich und moͤg - lich ſtrebte Er dahin / von gantzer Seele ſeinen GOtt zu lieben; Klugen Verſtand hatte GOTT in ſeine Seele geleget / und den ließ Er ſpuͤren / ſehen und hoͤren / wie in allen andern / alſo vor - nehmlich in ſeinen Amts-Verrichtungen. Man hoͤrte nur mit Vergnuͤgen zu / wann der GOttes-gelehrte Vater anfieng aus langer Erfahrung von dieſem und jenem / ſowohl in Theologi - ſchen / als andern Wiſſenſchafften zu lehren und zu diſcuriren. Mit ungemeiner Freundlichkeit und Demuth war ſein Gemuͤ - the angefuͤllet / und mit vielen andern herrlichen Gaben angethan /wor -35geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. wormit Er auch die Hertzen dergeſtalt an ſich zohe / daß / wer Jhn nur ſahe und hoͤrte / eine ſonderliche Gemuͤths - und Liebes-Nei - gung zu Jhm haben muſte / wie Er denn ſonderlich in der gantzen Bruͤderſchafft / Pirniſcher Inſpection, als ein wohl-verdienter Præfectus, und dann hauptſaͤchlich bey dem hohen Ephoris, wie auch in denen Hoch-Adelichen Haͤuſern / in groſſer Wuͤrde / Liebe und Anſehen geweſen. Ach! in Wahrheit / dieſen Seegen wuͤnſchte der fromme Vater ſeinen lieben Erbnehmern / und wol - te / daß es Jhnen in dem Erb-Gute auch zugleich von GOtt ge - geben werde. Erbte Jſaac eine annehmliche Hauß-Wohnung / wohnte er bey dem Brunnen des Lebendigen und Sehenden; Der ſelige Herr hat auch ſeinem lieben Herrn Sohne / Samuel / nach erlangten Goͤttlichen Beruff / eine annehmliche / und vor vielen andern ſchoͤne Pfarr-Wohnung noch bey Lebens-Zeit uͤber - geben / und im Todte gantz und gar uͤberlaſſen. Jtzo wohnet Er bey dem Brunn des Lebendigen und Sehenden. Der Brunn iſt in dem lieben GOttes-Hauſe / worinnen das Waſſer des Le - bens aus dem Wort und Sacramenten auff das durſtige Erd - reich derer bekuͤmmerten Seelen ſich ergieſſet / ſelbige mit himmli - ſcher Krafft zu erqvicken. Und da wird ſich auch der lebendige GOtt in ſeinen heiligen Amts-Verrichtungen lebendig in mitwuͤrcken - der Krafft offenbahren. Der immer - und allenthalben ſehende GOtt wird mit Gnaden-Augen auf alle ſeine Tritt und Schritt / auff ſeinen Ausgang und Eingang / Thun und Laſſen ſehen / und / nach dem Todte des Vaters Abrahams / Jhn / nebenſt ſeinem lieben Weibe und Kindern / laſſen einen geſegneten Samuel ſeyn. Dem aͤltern Herrn Sohn / der bey Koͤnig / Fuͤrſten und Herrn in Gnaden ſtehet / wird der lebendige GOTT ſich ferner mit ſeiner Goͤttlichen Vorſorge lebendig erweiſen / in ge - ſunden Leben und allem erwuͤnſchten Wohlſeyn erhalten / und / als ein ſehender GOTT / auch mit Gnaden-Augen ferner auff Jhn ſehen / und / nach des Vaters Nahmen / auch des VatersE 2See -36Des groſſen AbrahamsSeegen mit vollem Maaß aus dem Brunnen des Heyls auff ſein geehrtes Haupt laſſen flieſſen / daß Er Lebenslang ſeyn und bleiben moͤge der Geſegnete des HErrn! Und ſo viel von des groſſen Abrahams geſegneten Gedaͤchtniß zu Hebron / wel - ches bey der Gedaͤchtniß-Predigt des ſeligen Herrn Abra - ham Wentzels auffs einfaͤltigſte iſt erneuert und wiederholet worden.

L. C. Hier koͤnten wir nun bey guter Gelegenheit viel herrliche und erbauliche Lehr-Ermahnungs - und Troſt-reiche Poriſmata heraus ziehen / und vom hohen Alter insgemein / inſonderheit vom geruhigen Alter / vom ſanfften und ſeligen Todte / von Ver - ſamlung der Seelen zu ihrem Volck / vom ehrlichen Begraͤbniſ - ſe / vom Vaͤterlichen Seegen und Erb-Gut / und dergleichen / weitlaͤufftig und erbaulich handeln / aber wir bleiben / wie vom Anfang / alſo auch im Beſchluß / bey dem geſegneten Gedaͤchtniß der Frommen / und ſagen / daß es eine uͤberaus groſſe und herr - liche Sache ſey / wenn ein Menſch in ſeinem Todte ein geſegne - tes Gedaͤchtniß hinter ihm laͤſſet; Wer daran wolte zweiffeln / oder gar widerſprechen / muͤſte in Wahrheit kein gut Gedaͤchtniß in ſeinem Gehirne haben / oder er muͤſte gar ein wilder Welt - Bruder ſeyn / dem es gleich ſey / ob die Hinterlaſſenen Gutes oder Boͤſes von ihm ſprechen / gnug / daß ers nicht fuͤhle noch hoͤre. Und laß ſeyn / daß dort der Prediger Salomo ſagt: Die Tod -Ecel. 6, 9. ten wiſſen nichts / ſie verdienen auch nichts mehr / ihr Ge - daͤchtniß iſt vergeſſen / daß man ſie nicht mehr liebet / noch haſſet / noch neidet / und haben kein Theil mehr auff der Welt in allem / das unter der Sonnen geſchicht. So will er hier - mit den Epicurern gar nicht das Wort reden / noch Gelegenheit geben / nicht dahin zu ſtreben / daß man im Todte moͤchte ein geſegne - tes Gedaͤchtniß hinterlaſſen. Er hat eine gantz andere Abſicht / denn er will den Menſchen ermahnen / daß er ſein Leben recht ſolle ge - brauchen / weil er es habe / weil ers im Todte nicht haben koͤnte /da37geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. da alles / was das zeitliche Leben anlangt / vergehe und auff hoͤre. Deßwegen verwirfft er keines weges ein lobwuͤrdiges Gedaͤcht - niß / er hats vielmehr anderswo als etwas herrliches angeſehen / wie wir denn gleich im Antritt unſerer Predigt hoͤreten / daß das Gedaͤchtniß der Gerechten im Seegen bleibe. Haben doch die Heyden / die wenig oder keine Hoffnung nach dieſem Elende hat - ten / ſich befliſſen / ein gut Gedaͤchtniß oder gutes Lob hinter ſich zu laſſen. Das ſiehet man aus ihren Monumenten / Ehren - Saͤulen / Inſcriptionen und Schrifften / wormit ſie geſucht ha - ben / in der Welt ihren Nahmen zu verewigen. Wenn ein gut Gedaͤchtniß nicht was herrliches waͤre nach dem Todte / unſer HErr GOtt wuͤrde ſolches nicht / als eine beſondere Wohlthat / dem ſich bekehrenden Jſrael verheiſſen haben / wenn er ſagt: Sein Gedaͤchtniß ſoll ſeyn / wie der Wein am Libanon. ErHoſ. 14, 8. w[]rde auch nicht den unbußfertigen und immerhin ſuͤndigenden Kindern Jſrael drohen mit Auffhebung ihres Gedaͤchtniſſes. Devt. 32, 26. Wenn ein gut Gedaͤchtniß nicht was koͤſtliches waͤre / unſer Hey - land wuͤrde nicht geſagt haben von dem Weibe / das ihn geſalbet: Wo das Evangelium geprediget wird in der gantzen Welt /Matt. 26, 13. da wird man ſagen zu ihrem Gedaͤchtniß / was ſie gethan habe. Was thut der Menſch nicht Liebes und Gutes um des guten Gedaͤchtniß willen? Dieſer wendet ein ziemliches von ſei - nem Vermoͤgen auff Kirchen / Schulen / Hoſpitaͤler / Stipendia, Legaten / und auf andere pias cauſas, wie vornehmlich zu GOt - tes Ehre / alſo auch folgends / daß ſeiner im Todte / andern zu rei - zenden Exempel / im Beſten ſolle gedacht werden. Jener bauet Veſtungen / Schloͤſſer / Staͤdte / Haͤuſer / und andere koſtbare Ge - baͤude / und nennet ſie nach ſeinem Nahmen / daß dadurch ſeines Nahmens Gedaͤchtniß nach ſeinem Todte bleiben ſoll. Ein ander ſucht ihm durch was anders / durch Ausuͤbung edler Tugenden / durch Gelehrſamkeit / durch Kuͤnſte und Wiſſenſchafften / durch großmuͤthige Thaten und herrliche Schrifften / und dergleichen / einE 3ewi -38Des groſſen Abrahamsewiges Gedaͤchtniß zu ſtifften. Der groſſe Abraham hat ſich ein groß Gedaͤchtniß gemacht durch ſeinen Wunder-Glauben / da erRom. 4, 18. auff Hoffnung glaubte / da doch nichts zu hoffen war. Mo - ſes durch ſeine Treue / denn GOtt gab ihm ſelber das Zeugniß / daßNum. 12, 7. er in ſeinem gantzen Hauſe treu ſey. Joſeph durch ſeine Keuſchheit und Redlichkeit / denn er flohe / und ließ ſein Ober - Kleid im Stiche / da ihm was unzuͤchtiges von ſeines Herrn Wei -Gen. 39, 12. be zugemuthet wurde. David durch ſeine Helden-Thaten. Sa - lomon durch ſeine Weißheit; Hiob durch ſeine Gedult; Tobias durch ſeine GOttes-Furcht; Abigail durch ihre Klugheit; Ju - dith durch ihre Tapfferkeit / Suſanna durch ihre Keuſchheit / Han - na durch ihr Faſten und Bethen / und immer ſo weiter fort. Wer wolte nun nicht ſagen / daß ein gut Gedaͤchtniß nach dem Todte nicht ſolte eine herrliche Sache ſeyn?

Darum laſſet uns / weil wir noch leben und Zeit haben / dahin bemuͤhen / daß wir nach unſerm Todte hinter uns ein geſegnetes Gedaͤchtniß laſſen / ein jeder thue nach ſeinem Vermoͤgen / was er zu GOttes Ehren / und dem Naͤchſten zum Dienſt Gutes thun kan. Er vergrabe ſein Talent, und die Gabe / ſo er von GOTT empfangen / nicht in die Erde / behalte es auch nicht im Schweiß - Tuch / ſondern lege alles wohl an / wie es ſein Beruff und Stand mitbringen moͤchte. Hat uns GOtt in Lehr-Stand geſetzet / und eine liebe Kirchfarth anvertraut / ſo laſſet uns auff das Amt ſe -Col. 4, 17. hen / ſo wir empfangen haben vom HErrn / daß wir daſſelbe redlich ausrichten. Laſſet uns die Heerde Chriſti weyden / ſo uns befohlen iſt / und wohl zuſehen / nicht gezwungen / ſondern wil -1. Pet. 5, 2. liglich / nicht um ſchaͤndliches Gewinſtes willen / ſondern von Hertzen Grunde / daß in / dem Todte einem jeden ruͤhmlich kan nachgeſaget werden: Das war ein treuer Knecht in dem Hau - ſe ſeines GOttes. Hat uns GOtt zu ſeines Reichs Amt-Leuten / zu ſeiner Kirchen Saͤug-Am̃en / zu Regenten und Herrſchafften ge - macht / ſo laſſet uns auch fein forgfaͤltig ſeyn / wie Paulus ermahnet:Re -39geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. Regieret jemand / ſo ſey er forgfaͤltig. Die Sorgfalt aber mußRom. 12, 8. meiſtens darzu angewendet werden / daß die Ehre GOttes in Fort - pflantzung der wahren Evangeliſchen Religion / in Unterhaltung Kirchen / Schulen / und deroſelben Dienern / unter loͤblichen Regi - ment immer weiter ausgebreitet und befoͤrdert / die Gerechtigkeit gehandhabet / der edle Friede beveſtiget / und die Wohlfarth der ſaͤmtlichen Unterthanen und des gantzen Landes erhalten / das Gu - te belohnet / das Boͤſe beſtraffet / und allen Ergerniſſen und ſuͤndli - chen Gebraͤuchen abgeholffen werde / damit es im Todte heiſſe: Das war eine gottſelige / fromme / gerechte und guͤtige liebe Herr - ſchafft. Sind wir in den lieben Hauß-Stand verſetzet / und hat uns GOtt zu Kuͤnſtlern / Werck-Meiſtern / Hauß-Vaͤtern und Hauß-Muͤttern gemacht / ſo laſſet uns / nebenſt guter Anſtalt / mit Verſorgung der muͤhſamen Nahrung und Arbeit / die wir uns nicht ſollen laſſen verdruͤſſen / wann ſie uns moͤchte ſauer werden /Sap. 7, 16. weiln es GOTT ſo geſchaffen / vornehmlich auff ſorgfaͤltige gute Kinder-Zucht acht haben / daß ſie in der Furcht des HErrn wohl aufgezogen werden / deñ das iſt der alleredelſte Hauß-Rath / der wohl auffgehoben / und ſicher verwahret werden ſoll / damit er ja von der argen Welt nicht moͤchte verruͤcket noch verderbet werden. Kinder wohl erziehen / und nach Moͤglichkeit wohl verſoꝛgen und ausſtatten / iſt im Tode der Eltern beſtes Ehren-Gedaͤchtniß. Kurtz geſagt: Ein jeder / er ſey auch / wer er ſey / von Hohen und Niedrigen / bemuͤhe ſich dahin eiverig / daß er mit einem gottſeligen Chriſt-frommen / gerech - ten und ehrlichen Lebens-Wandel / mit vertraͤglichen Umgang mit ſeinem Naͤchſten / mit guͤtigen Wohlthun an den Armen und Noth - leidenden / mit Liebe / Demuth / Sanfftmuth / Aufrichtigkeit / Fꝛeund - lichkeit gegen alle und jede / ihm ein gut Andencken verſchaffe / denn die Verheiſſung iſt und bleibt gewiß / daß des Gerechten nim̃er -Pſal. 112, 6. mehr ſoll vergeſſen werden / ſondern in Seegen bleiben. Jn Erwegung deſſen / liebes Kind GOttes / laß es im̃er mit dir im Na - men des HErrn dahin kommen / daß du mit Abraham an Kraͤfftenab -40Des groſſen Abrahams geſegnetes ꝛc. abnimmſt / alt und Lebens-ſatt wirſt / und endlich gar ſtirbſt / und be - graben wirſt; was iſt das nun mehr? Es iſt nichts Neues / es iſt der alte Bund / es iſt der allgemeine Weg / den alle Welt gehen muß; Wenn du gleich aus der Welt fort muſt / ſo laͤſſeſt du doch was Gu - tes in der Welt / das iſt dein geſegnetes Gedaͤchtniß / das lebet in deinem Todte bey denen Lebendigen / und wird immer fortgepflan - zet. Wenn die Frommen / die Gottfuͤrchtigen / die Gerechten / die Barmhertzigen / die Gedultigen / und ſo weiter fort / gelobet und geruͤhmet werden in dem Todte / ſo biſt du auch mit darunter be - griffen / und wenn auch ſchon dein Nahme nicht ſolte genennet wer - den. Dein Gedaͤchtniß iſt in dem Buch der Gerechten auf Er - den / und mit goͤldenen Buchſtaben im Himmel angeſchrieben. So lange die Frommen in der Welt ſeyn werden / wird dein Ge - daͤchtniß unter ihnen zugleich mit erhalten werden.

So freue dich nun / o ſelig-Sterbender / droben in der Hand GOttes wirſt du deinen Nahmen eingezeichnet finden / deine gu - ten Glaubens-Wercke werden dir im Todte nachfolgen / und vor allen Auserwehlten offenbahr werden / denn ſie ſind in GOtt ge - than. So ſchluͤſſe nun immerhin in Frieden deine muͤden Augen zu / du ſtirbſt nicht / wenn du ſtirbſt / du lebeſt auch im Todte / dein guter Nahme / deine Glaubens-Wercke / dein geſegnetes Gedaͤcht - niß / dein Tugend-Ruhm bluͤhet und gruͤnet immerdar auff dei - nem Grabe. Und ſo lebet auch unſer ſeliger Herr Abraham Wentzel noch immerdar / ſein Gedaͤchtniß wird auch allezeit in Ehren bleiben. Wir haben ſolches mit einander erwogen / und werdens auch niemahls aus unſern Sinn laſſen. Und wie wir mit dem Seuffzer Nehemiaͤ / gedencke meiner / mein GOtt / im Beſten! den Anfang gemacht / alſo machen wir auch darmit das ENDE.

PER -[41]

PERSONALIA.

DEr Wohl-Ehrwuͤrdige / Großachtbare und Wohlgelahrte Herr Abraham Wenzell / treu - verdient-geweſener Pfarr in Geiſing und all - hier zu Maxen / iſt gebohren Anno 1634. Sein lieber Vater iſt geweſen der weiland Wohl-Ehr - wuͤrdige und Wohlgelahrte Herr George Wenzell / da - mahls Pfarrer zu Olbersdorff / in der Inſpection Freyberg / da er zu vorhero in die 18. Jahr zum Baͤrnſtein / wie auch hernach 15. Jahr zum Lauenſtein Pfarrer geweſen / allent - halben aber in gefaͤhrlicher Krieges-Zeit / wie er denn an allen dreyen Orthen innerhalb 11. Jahren dreymahl abge - branndt / und elendiglich verdorben / auch ſonſt vielfaͤltig ausgepluͤndert worden. Die Mutter aber hat geheiſſen Frau Anna / eine Ehel. Tochter des weiland Wohl-Ehr - wuͤrdigen und Wohlgelahrten Herrn Fabian Schuͤtzens / ſel. geweſenen Pfarrers zu Friedrichswalda.

Als nun beſagte ſeine liebe Eltern oben gemeldten Jah - res / nehmlich 1634. wegen damahliger Kriegs-Unruhe in hoͤchſter Gefahr geſtanden / und drey Tage in derer Soldaten Haͤnden geweſen / ſind ſie d. 25. Novembr. nacher Freyberg ausgeriſſen / dahin ſie aber ſelbigen Tages nicht kommen koͤn - nen / indem die Frau Mutter angefangen zur Geburth zu arbeiten / daher Sie gezwungen worden / noch eine Meile da - von / nehmlich zu Oberſchoͤne / einzukehren / da denn GOtt der HErr Abends zwiſchen 9. und 10. Uhr gnaͤdige Entbin -Fdung42PERSONALIA. dung gegeben / und dieſen Sohn geſund zur Welt beſcheeret hat / mit welchem ſie auch folgenden Tages nacher Freyberg fortgereiſet / und den 27. Nov. in der S. Nicolai-Kirche da - ſelbſt das Kind zur Heil. Tauffe befoͤrdert; Da denn der Taͤuffer geweſen Herr Jacob Sattler / Diaconus da - ſelbſt. Die Pathen aber der weyland Hoch-Edelgebohrne Herr Nicolaus von Schoͤnberg / Erb - und Lehns-Herr auf Ober-Schoͤna; ferner der Ehrwuͤrdige Herr M. Ga - briel Wagner / damahls Pfarrer zu St. Nicolai; und Frau Maria / weil. Herrn Abraham Huͤllers / geweſenen Buͤr - gers und Handels-Manns daſelbſt / hinterlaſſene Wittwe / alle nun ſchon laͤngſt ſelig / und iſt das Kind in der H. Tauf - fe Abraham genennet worden. An welchem Orthe ſie dañ mit dem offtmahls ſehr ſchwachen Kinde geblieben / biß den 1. Febr. und alſo in die 9. Wochen / nachgehends aber im Nahmen GOttes ſich wieder nach Olbersdorff begeben ha - ben.

Ob nun wohl im folgenden Leben es kuͤmmerlich genung hergegangen / und alſo die Aufferziehung in annoch waͤh - render Krieges-Zeit hat geſchehen muͤſſen / ſo hat dennoch der alles verſorgende GOtt auch hierzu ſeine Gnade gege - ben. Denn nachdem ſein ſeeliger Herr Vater durch den damahligen Hoch-Edelgebohrnen Herrn / Herrn Ru - dolph von Bünau / auff Lauenſtein / nacher Lauen - ſtein zum Pfarr-Ambt beruffen worden / iſt Er daſelbſt von erwehnten Herrn Vater / in Ermangelung und oͤffterer Verjagung derer Schul-Bedienten / in der Gottſeeligkeit / in Literis & Muſicis treulich unterrichtet worden / welche ſelbſt-verrichtete Information auch durch Goͤttliche Guͤte ſo wohl gerathen / daß unſer ſeliger Herr Pfarr / benebenſt ſeinem auch ſeligen Bruder / Friedrichen / hernach gewe - ſenen Schulmeiſter und Cantor zum Altenberge / in ihrerJu -43PERSONALIA. Jugend durch den wohlſel. Herrn D. Egidium Strauchen / damahligen Superintendenten und Ober-Conſiſtorial - Rath zu Dreßden / in die daſige Creutz-Schule Anno 1647. recipiret worden / woſelbſt Er auch in die 9. Jahr geblie - ben / und in die 5. Jahr der guten Information des ſeligen Herrn Rectoris, M. Johann Boͤhmens / beruͤhmten Lin - gviſtens, ſonderlich in lateiniſcher / Griechiſcher und Hebraͤi - ſcher Sprache genoſſen / weil Er zum voraus wohl geſehen / daß die Armuth / ſolche auff Academien zu erlernen / nicht geſtatten wuͤrde; unter welchem Er offt publicè perori - ret / und endlich auch in Actu publico, nach gehaltener Ora - tion, in ſeinem und noch 4. anderer Condiſcipulorum no - mine, die Valediction verrichtet hat / wie ſolches in des ge - dachten ſel. Herrn Rectoris Volumine II. Programmatum p. 27. ſeqq. zu befinden iſt.

Zu Wittenberg / wohin Er ſich im 23. Jahre ſeines Alters 1656. begeben / hat Er / nach laͤngſt-ergangenem Tod - te des ſel. Herrn Vaters / Armuths halber / nicht eben ſo lange bleiben koͤnnen. Jndeſſen aber hat Er die lectiones publicas und diſputationes fleißig beſuchet / auch unter - ſchiedliche Collegia privata, Philoſophica und Theologica gehalten / deren letztern ſonderlich 2. geweſen uͤber die gantze Auguſtanam Confeſſionem; Und zwar das erſte unter dem damahls neuen Herrn Profeſſore SS. Theologiæ, Herrn D. Joh. Deutſchmannen / ſo damit ſeine Profeſſio - nem Theologicam angetreten / und alles kurtz und gut aus - gefuͤhret; Das andere aber unter Herrn M. Rechenba - chen / in ſpecie contra Pontificios; aus welchen beyden Er den Grund ſeiner Theologiæ wohl geleget / und damit her - nach / ſonderlich im Hochloͤblichen Ober-Conſiſtorio, und andern Orten wohl beſtanden iſt. Ehe Er ſich noch von dar wegbegeben / hat Er etliche Wochen zu Leipzig ſich auff -F 2ge -44PERSONALIA. gehalten / den Statum Academiæ zu erfahren / allwo Er aber Armuths halben nicht lange verweilen koͤnnen / ſon - dern vielmehr das Academiſche Leben gantz qvittiren muͤſ - ſen / nachdem Er zu vorher / noch zu Wittenberg lebende / das Predigen im Nahmen GOttes auff dem Dorffe Letz ver - ſuchet / und hierzu licentiam von dem Welt-beruͤhmten Theologo, Herrn D. Abraham Calovio, erlanget / wel - cher Jhn wohl vorgehabt / ſein Concept durchſehen und ſubſcribiret: Conſentio, ut præſens hæc Concio habea - tur. Abr. Calovius, D. Auch uͤber dieſes ihme hierzu al - len Seegen ertheilet.

Als Er aber / wie erwehnet / folgenden Jahres nicht laͤnger ſubſiſtiren koͤnnen / hat Er nach ſeiner Heimkunfft bey Herrn Gregorio Fiſchern / Not. Publ. Cæſ. damahli - gen Schoͤſſer zum Lauenſtein / und Gerichts-Halter zum Baͤrnſtein / eine Præceptoratur angenommen / und ſolche in die drittehalb Jahr verwaltet / indeſſen ſein Studium Theologicum fleißig fortgeſetzet / und gleichfalls licentiam concionandi bey dem damahligen Herrn Superintenden - ten zu Pirna / D. Chriſtian Reinharden / nach ausge - ſtandenen Examine in ſeiner Inſpection erlanget. Wo - rauff Er auch in dem Hochloͤblichen Ober-Conſiſtorio zum oͤffentlichen Examen ſich dargeſtellet / und in numerum Ex - pectantium inſcribiret worden.

Nach der Zeit hat es GOtt der HErr gefuͤget / daß der damahlige Pfarrer in Geißing / Herr David Fleck / ſelig verſtorben / da Er denn bey der Hoch-Edelgebohrnen Frau - en Agnes Catharinen von Buͤnau / auff Lauenſtein / gebohrnen von Ponickau / als damahligen Wittwen und Collatricin, Anno Chriſti 1660. gebuͤhrend ſich angege - ben / und Befoͤrderung geſuchet / die Er auch allergnaͤdigſt gefunden / und nach ordentlicher gehaltener Prob-Predigtdie45PERSONALIA. die Vocation, Ordination und Confirmation d. 12. und 13. Julii, Montags und Freytags nach dem 3. poſt Trin. or - dentlich und richtig erlanget / und denn auch Dom. 5. poſt Trin. ſeine erſte Amts-Predigt in Geißing gehalten / her - nach aber angezogen / und den 15. Maji des folgenden Jah - res 1661. von vorhergedachten Herrn Superintendenten zu Pirna inveſtiret worden. Von dar an hat Er daſelbſt ſein Amt nach beſten Vermoͤgen / ſo GOtt dargereichet / ver - richtet in die 20. Jahr und 28. Wochen. Dabey es denn GOTT der HErr gefuͤget / (deme es billig zu Ehren nicht zu verſchweigen iſt /) daß die damahlige Durchlauchtigſte Churfuͤrſtiſtin zu Sachßen / Frau Magdalena Sibylla / des Durchlauchtigſten Hochgebohrnen Fuͤrſtens und Herrns / Herrn Johann Georgen II. Churfuͤrſtlicher Durchlauchtigkeit zu Sachſen / ꝛc. Frau Gemahlin / bey - derſeits Hochſeelig / in Dero warmen Bade-Cur zu Toͤplitz / im Koͤnigreich Boͤhmen / Jhn zum Prediger allergnaͤdigſt gebrauchet / welches von Anno Chriſti 1662. an / biß 1678. und alſo ſechzehen Jahr geſchehen iſt. Dabey Er denn vielmahl mit denen Papiſtiſchen Herren Geiſtlichen und Weltlichen zu thun gehabt / auch in Leib - und Lebens - Gefahr iezuweilen geſtanden. Denn als Er einsmahls durch einen Einſpaͤnniger begleitet worden / (dergleichen Jhn allezeit abholen / und auch wieder nach Hauſe convoi - ren muſte /) und derſelbe wieder auff dem Ruͤck-Wege ge - weſen / ſind Jhm 6. Reuter mitten im Boͤhmiſchen Wal - de / da Er mit dem ledigen Pferde wieder heimgeritten / vermummet auffgeſtoſſen / die Er auch / zum Gewehr greif - fende / angeredet: Was ſie da ſucheten? ſo aber ihres We - ges geritten / welches Er aber dennoch der Durchlauchtigſten Churfuͤrſtin hinterbracht / ſo da Dero Obriſten vor ſich ge - fordert / worauff hernach ſcharffe Ordre gehalten worden /F 3ſo /46PERSONALIA. ſo / daß bey Leib - und Lebens-Straffe kein Soldate im Walde ſich mehr hat duͤrffen blicken laſſen / welches GOTT dem HErrn zu Lob / Ehr und Danck hier kuͤrtzlich mit ge - dacht wird.

Ob nun wohl der Herr Pfarr bey ſogeſtallten Sachen anderwaͤrtige Befoͤrderung / gar leichtlich haͤtte haben koͤn - nen / wie denn die Durchlauchtigſte Churfuͤrſtin in hoher Perſon ihme ſolche zu unterſchiedenen mahlen muͤndlich an - getragen / ſo hat Er doch nach ſolchen nicht ſehr geſtanden / ſondern immer nach Syrachs Worten: Liebes Kind / bleibe gern im niedrigen Stande / das iſt beſſer / denn alles / da die Welt nach trachtet / cap. 3. biß an ſein ſel. Ende ſich gehalten. Jngleichen was Paulus ſa - get: Trachtet nicht nach hohen Dingen / ſondern haltet euch herunter zu dem Niedrigen / Rom. 12. und war ſein gaͤntzlicher Schluß / an ſolchem ſeinem erſten Ort zu leben und zu ſterben. Welches aber der Allerhoͤchſte Pa - tronus ſeiner Kirchen / GOtt der HErr / dennoch anders haben wolte / als welcher auch zu Jhm ſagte: Du ſolt gehen / wohin ich dich ſende / und predigen / was ich dich heiſſe / Jer. 1, 7. Denn als Anno 1680. die Conta - gion auch in unſer Land kommen / und hefftig graſſirete / auch allhier zu Maxen / nebenſt vielen andern / den damah - ligen Herrn Pfarr / George Tzſchochen / ſamt allen de - nen Seinigen hinweg nahm / und die Furcht auff dem Ge - buͤrge immer groͤſſer wurde / hat der Wohlgebohrne Herr / Herr Hannß Heinrich von Schoͤnberg / auff Maxen und Cunnersdorff / Jhro Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen Hoff - und Juſtitien Rath / wie auch dazumahl Appellati - on-Rath / und des Meißniſchen Creyſſes Steuer-Einneh - mer / auch Ober-Inſpector der Churfuͤrſtl. Land-Schulen zu Meiſſen / wie auch vormahls in der Churfuͤrſtl. Saͤchſ. Anno47PERSONALIA. Anno 1670. ergangenen Kirchen-Viſitation in der Pirni - ſchen Inſpection, eben in ſolcher Viſitation eine ſonderliche Affection auff den Herrn Pfarr geworffen / und dahero gedacht / ob er Jhn / durch Goͤttliche Fuͤgung / zu ſeinem Pfarr bekommen koͤnte / weswegen er Jhn zu ſich nacher Gabel / allwo er ſich dazumahl der Contagion halber auff - gehalten / kommen laſſen. Und als ſolches geſchehen / hat Er Jhm mit ſehr beweglichen Worten die Vocation nach ſeiner verledigten Pfarr-Stelle Maxen in GOttes Nah - men angetragen; da Er denn einige Bedenck-Zeit begehret / und auch erhalten. Als Er aber an ſeinem Orte nicht viel Widerſprechens gefunden / hat Er Goͤttlicher Fuͤgung / nach vorher gegangenem Einrathen vieler ehrlichen Herren Nach - barn / erkennet / und in des H. GOttes Nahmen ſein Ja von ſich gegeben. Worauff denn die Prob-Predigt Dom. 24. poſt Trin. Anno 1680. ohne Beyſeyn des Herrn Super - intendenten zu Pirna / der Jhm alles uͤbergeben / erfol - get iſt / ſo Er auch / nach ordentlicher erlangter Vocation und Confirmation ausm Hochloͤblichen Ober-Conſiſtorio, ſo dazumahl der Contagion halber zu Meiſſen war / drucken laſſen / und folgends Anno 1681. Dom. 3. Epiph. die Valet - Predigt zum Geißing unter vielen Weinen / ſonderlich ar - mer Wittwen / und endlich Dom. Septuageſ. die Anzugs - Predigt allhier gehalten. Wie Er nun auch hier ſein Ambt / nach Verleihung Goͤttlicher Gnade / treulich ver - richtet / davon will Er lieber ſchweigen / und alles dem Zeug - niſſe des gantzen Chriſtlichen Auditorii uͤberlaſſen; die wer - den bezeugen muͤſſen / daß es geſchehen treulich / ſehr muͤh - ſam und beſchwerlich / doch ohne Zweiffel auch nuͤtzlich.

Dabey denn nun ferner zu gedencken ſein Chriſtlicher Eheſtand / den S. Paulus von einem Evangeliſchen Biſchoff erfordert / wenn er ſaget / daß er ſeyn ſoll unſtraͤflich / ei -nes48PERSONALIA. nes Weibes Mann / nuͤchtern / ꝛc. 1. Tim. 3, 2. Und in ſolchen iſt auch Er durch Goͤttliche Gnade eingetreten / indem Er / nach vorhergegangenem fleißigen Gebeth / und Berath - ſchlagung mit ſeiner ſeligen Mutter und Bruͤdern / ſein Hertz gewendet auff die Wohl-Erbare / Viel Ehr - und Tu - gendreiche Jungfer Eſther / eine Eheleibliche liebe Toch - ter des ſchon oben gedachten Herrn Gregorii Fiſchers / und deſſen geliebten Ehe-Weibes / Frauen Marien / des Ehr - wuͤrdigen Herrn Ambroſii Maͤnnichens / geweſenen treu - fleißigen Pfarrers allhier zu Maxen / hinterlaſſene Toch - ter / alle nunmehro im HErrn ſelig; ſo geſchehen und alles ehrlich ergangen Anno 1661. den 2. Febr. und 9. Junii. Jn welchen ſolchen ſeinem Eheſtande GOtt der HErr Jhn ge - ſegnet mit vier Soͤhnen / deren der erſte gebohren A. C. 1663. d. 12. Jan. zur Heil. Tauffe befoͤrdert / und Abraham genennet worden / welcher / nach Chriſtlicher Erziehung / zu Dreßden / und hernach in der Churfuͤrſtlichen Land-Schule Meißen denen Studiis obgelegen / endlich nacher Leipzig ge - zogen / und daſelbſt uͤber 4. Jahr lang dem Studio Juris ob - gelegen. Von dannen Er in Kriegs-Dienſte gangen unter dem damahls Durchl. Churfuͤrſten und Herrn / Herrn Joh. Georg. III. und Anfaͤnglich uͤber 3. Jahr die Auditeur-Char - ge bedienet / auch hernach immer hoͤher geſtiegen / biß Er endlich Rittmeiſter worden / in welcher letztern Qvalitaͤt Er ſeine Kriegs-Dienſte reſigniret / und anitzo bey Jhro Hoch - Graͤflichen Gnaden / dem Herrn von Schoͤnburg / zu Glaucha und Waldenburg / wie auch der Nieder-Graff - ſchafft Hartenſtein / und Herrſchafft Lichtenſtein / als Hoff - meiſter und Kriegs-Commiſſarius, in Dienſten ſtehet. Der andere iſt gehohren A. C. 1670. d. 3. Junii, und in der Heil. Tauffe David genennet worden / ſo aber / nach Goͤtt - licher Fuͤgung / in der Kindheit wieder verſtorben / ſeines Al -ters49PERSONALIA. ters 1. Jahr und 46. Wochen. Der dritte iſt gebohren A. C. 1673. d. 31. Maji, in der Heil. Tauffe Emanuel genen - net / und hernach durch Goͤttlichen Seegen Chriſtlich erzo - gen / und zum Studiren gehalten worden in Pirna und Dreßden / allda Er auch die Muſic in Singen und Orgel - ſchlagen wohl erlernet / hernach uͤder 4. Jahr zu Leipzig de - nen Studiis obgelegen / und ſein Gemuͤthe ſonderlich auf die Theologiam gewendet / und binnen ſolcher Zeit / zu ſeiner deſto beſſern Subſiſtenz, das Hoch-Adeliche Buͤnauiſche Stipendium zu Weſenſtein auff drey Jahr lang genoſſen; welche gnaͤdige Herrſchafft Jhme auch hernach auf Jh - rem Hoch-Adelichen Hauſe Weſenſtein das Cantorat und Direction des Chori Muſici, in Jhrer Schloß-Capelle, auf ſein gebuͤhrendes Anſuchen / wohlmeynende conferiret / ſo er aber nur in die 2. Jahr und etliche Wochen verwaltet / und ſich inzwiſchen nach Goͤttlicher Ordnung verehliget mit der Wohl-Erbarn / Viel Ehr - und Tugendreichen Jung - fer Johanna Barbaren / Tit. Herrn Paul Kirſtens / wohlverordneten Kirchen - Vorſtehers und Organici da - ſelbſt / Ehel. mittelſten Tochter / der aber bald darauf Anno 1707. im HErrn / jedoch ohne Leibes-Erben / entſchlaffen. Der vierdte iſt gebohren d. 23. Aug. An. 1677. und hat in der Heil. Tauffe den Nahmen Samuel erlanget / der auch / nach Chriſtlicher Erziehung / hernach in ſeinen 5. Jaͤhrigen Studiis zu Leipzig ſo weit kommen / daß Er Anno 1701. zu Wittenberg den Gradum Magiſterii mit Ruhm erlanget hat / auch eben zu ſolcher Zeit von hieſigem / nunmehro wohl - ſeligen Herrn Collatore, dem ſchon offt-erwehnten Herrn Hoff-Rath von Schoͤnberg / als welcher vor andern eine beſondere Affection auff dieſen letztern geworffen / dem ſel. Herrn Pfarrer bey immer ie mehr und mehr zuneh - mender Schwachheit / nach vorher gegangener ApprobationGdes50PERSONALIA. des Hochloͤblichen Ober-Conſiſtorii, im Amte allergnaͤdigſt ſubſtituiret / und nach erfolgendem Todte zum Succeſſore allhier ernennet worden / welchen Goͤttliche Gnade in ſei - nem Amte kraͤfftig unterſtuͤtzen / und den Geiſt und Seegen des nunmehro ſeeligen Herrn Vaters beſtaͤndig auf Jhm wolle ruhen laſſen; Welch itzt erwehnter ſein juͤngſter Sohn ſich auch Anno 1703. im Nahmen GOttes verehliget mit der Wohl-Edlen / Sitt - und Tugend-belobten Jungfer Eliſabeth Sophien / einer eintzigen Ehel. lieben Tochter des Wohl-Edlen und Vorachtbaren Herrn Stephan Weydens / vornehmen Buͤrgers in Dreßden / vormahls aber geweſenen Hauß - und Gerichts-Verwalters zum Bie - berſtein / an welcher wohlgetroffenen und liebreichen Ehe der ſeel. Herr Vater auch jederzeit ſeine beſondere Freude ge - habt / zumahl / da Goͤttliche Guͤte ſolche in ſo weit geſegnet / daß er davon erlebet 4. Kindes-Kinder / als 2. Soͤhne und 2. Toͤchter / davon die erſtgebohrne Tochter Jhme allbereit vor 2. Jahren in der Seeligkeit vorgegangen.

Was endlich des wohlſeel. Herrn Pfarrers Kranckheit und Sterben anbelanget / ſo iſt bekannt / daß / nebſt andern vielfaͤltigen Creutz und Elende / deſſen doch ein wahrer Chri - ſte nicht kan entuͤbriget ſeyn / Er Anno 1700. den Dienſtag nach dem Sonntage Judica, eben als Er das gewoͤhnliche Faſten-Examen zu Crotta gehalten / von GOtt dem Aller - hoͤchſten mit einem harten Schlag-Fluß befaͤllet worden / nach welchem Er des Tages darauff noch eine Hauß-Com - munion verrichtet / hernach aber der Schlag deſto hefftiger kommen / daß man ſich ſeines Lebens gaͤntzlich verziehen / und Er ſich zum ſeeligen Todte bereitet / an welchem Schlag - Fluſſe er gantzer 14. Wochen zugebracht. Es hat Jhn aber GOtt / als ein nuͤtzliches Werckzeug ſeiner Kirchen / dennoch wieder geſtaͤrcket / daß Er das Seine ziemlich wieder verrich -ten51PERSONALIA. ten koͤnnen / Zweifels ohne auf ergangenes inbruͤnſtiges Gebeth ſo wohl der lieben Seinigen / als auch anvertraueten lieben Kirchfarth. Als aber inzwiſchen 1. Jahr und 9. Wo - chen verfloſſen / hat es dem Allerhoͤchſten gefallen / gleich Fer. I. Pentec. in der Fruͤh-Kirchen / und noch vor der Predigt / ihm zum andeꝛn mahl dergleichen Schlag-Fluß zuzuſchicken / alſo / daß Er aus der Kirchen gehen muͤſſen / und hernach ½. Stunde vor todt gehalten worden / woruͤber denn ſein geliebtes Ehe-Weib dermaſſen hefftig erſchrecken / daß ſie waͤhrender Zeit auf ihre Knie niedergefallen / und GOTT den HErrn inbruͤnſtig angeflehet / daß Er doch dieſen ihren lieben Ehe-Herrn nach ſeiner Gnade wieder ſtaͤrcken / und hingegen ſie an ſeiner ſtatt voritzo durch einen ſeligen Todt von hinnen nehmen wolle. Welch ihr Seuffzen und Ver - langen auch der Allein-weiſe GOtt in Gnaden erhoͤret / ſol - cher geſtalt / daß der ſeel. Herr Pfarr wieder geſtaͤrcket wor - den / und er am folgenden Feſto Trin. abermahls in die Kir - che gehen / und die von dem Wohlſel. Herrn Hof-Rath von Schoͤnberg von ſeinem juͤngſten Sohn verlangte Gaſt-Predigt mit anhoͤren koͤnnen; Worbey ſich denn auch die liebe ſel. Mutter voller Freuden eingefunden / aber un - ter Singung des Glaubens unverſehens kranck worden / daß ſie ſich heraus fuͤhren laſſen / und ſo dann einlegen muͤſſen / worauff ſie auch am 15. Tage drauff ſeelig verſtorben / und nachmahls Chriſtlich beerdiget / Er aber hierdurch in den betruͤbten Wittwerſtand verſetzet worden; Worinne Er auch uͤber 10. Jahr / und alſo biß an ſein ſeliges Ende ver - blieben / gleichwohl aber nach waͤhrender Zeit / faſt in die 8. Jahr / viele Predigten und andere Officialia verrichtet / und endlich vor zwey Jahren / Dom. 6. p. Trin noch mit einer Predigt uͤber 1. Cor. 1. v. 30. Chriſtus iſt uns von GOtt ge - macht zur Weißheit ꝛc. beſchloſſen. Von welcher Zeit anG 2Er52PERSONALIA. Er / wegen kurtzens Odems und dabey ſich findender Heiſcher - keit / nichts mehr verrichtet / auſſer daß Er dann und wann mit Beichte gehoͤret / und das Heil. Abendmahl admini - ſtriren helffen.

Bey welch geſtallten Sachen Er ſeine meiſte Zeit mit Be - ten und Singen zugebracht / und GOtt vor die Wohlfarth ſeiner anvertrauten Gemeine / ſeiner geſamten Kirchen / Wohlthaͤter und Foͤrderer / Kirchen - und Schul-Diener / ja aller Chriſten insgemein / daß ſie moͤgen ſelig werden / in - bruͤnſtig angeflehet / dabey taͤglich mit Elia ſagende: Es iſt genug / ſo nimm nun / HErr / meine Seele / ich bin nicht beſſer / denn meine Vaͤter / 1. Reg. 19. Welch ſein ſehnliches Verlangen der Herrſcher uͤber Todt und Leben auch endlich in Gnaden erhoͤret. Denn als etwan vor zehen Wochen nicht nur die Alterthums-Schwachheit ſich taͤglich vermeh - ret / ſondern auch der Appetit zum Eſſen und Trincken ſich gaͤntzlich verlohren / ſtatt deſſen aber eine ſtete Trockenheit des Mundes ſich gefunden / iſt Er endlich / nach vorherge - gangener Chriſtlicher und denckwuͤrdiger Zubereitung / auch oͤfftern Beſuch ſeines hochgeliebten Herrn Beicht-Va - ters / und letzlich bewerckſtelligten Einſegnung / am 7. Augu - ſti, fruͤh um 5. Uhr / in ſeinem JEſu ſanfft und ſelig ein - geſchlaffen / und gleichſam als ein Licht verloſchen / nachdem Er ſein ruͤhmliches Alter in dieſer Jammer-vollen Ei - telkeit gebracht auf 77. Jahr / weniger 16. Wochen.

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J. N.J[53]

J. N. J. Abdanckungs-Rede.

Nach Stand und Wuͤrden allerſeits Hoch - und vielgeehrte Herren und Goͤnner / Wie auch Hoch-Ehr - und Tugend-belobtes Frauen-Zimmer / Theils ſchmertzlich Betruͤbte / theils hertzlich mit - leidende Seelen.

NAchdem zum Beſchluß dieſer ſo Chriſtlich / als an - ſehnlich / dem weyland Wohl-Ehrwuͤrdigen / Groß-Achtbaren und Wohlgelahrten Herrn Abraham Wenzeln / treuverdient-geweſenem Paſtori vormahls zum Geißing / nachmahls aber hier in Maxen / einem recht treuen / frommen / gelahrten und Exemplariſchen Theologo, heut und vor acht Tagen in dieſem GOttes-Hauſe geyaltenen Exeqvien, ich noch einige Worte / zu deſſen wohlverdienten Nachruhm / auch ſchuldigen Danck der wohlanſehnlichen Begleitung / zu reden befehliget worden; So muß ich bekennen / daß mir oͤffters / wenn ich des wohlſeeligen Herrn Pfarrers Amt / Leben und Wandel mir vorgeſtellet / dieG 3Wor -54Abdanckungs-Rede. Worte unſers theureſten Heylandes in Sinn kommen ſind:Luc. 12, 42. Wie ein groß Ding iſts um einen treuen und klugen Hauß - halter! Jch ſetze dieſes als bekannt voraus / daß die Rede un - ſers Seeligmachers JEſu allhier nicht ſo wohl von irrdiſchen Haußhaltern ſey; als vielmehr von denen geiſtlichen Haußhal - tern uͤber GOttes Geheimniſſe / nehmlich von Lehrern und Pre - digern. Verwundre mich aber billig / daß CHriſtus aus ihnen ein ſo groß Ding machet. Bey der Welt ſind ſolche Leute ge -Job. 12, 5. meiniglich ein ſchlechtes Lumen, ein verachtetes Lichtlein fuͤr den Gedancken der Stoltzen. Prediger ſind etwan gemeiniglich aus ſchlechten Buͤrger - oder Bauer-Stamm entſproſſen / und iſt nicht mehr die Zeit / da Fuͤrſten und Adliches Geſchlechts Theo - logiam ſtudiren / auf die Cantzel ſteigen / und predigen.

Non defuerunt inter Lutheranos qvoqve Principes Theologi: Johannem, Ducem Megapolitanum, Theologum celebrat Thomas Lindemannus Orat. de Off. boni Princ. audivit Ger - mania publicè concionantem Anhaltinum Principem, Wolf - gangum, Aſcaniæ Comitem. Vidit & audivit ex perilluſtri ſtirpe Georgium, Eccleſiæ Merſeburgenſis Diœceſeos Præfe - ctum, qvi Sereniſſimum Saxoniæ Electorem Auguſtum, cum Anna, filia Chriſtiani, Regis Daniæ ſolenni ritu copulavit. Ut taceamus multos inter nos nobili loco natos, ut Hierony - mum Wellerum &c. qvi Eccleſiaſticis muneribus ſunt fun - cti. D. Mayerus in Muſæo Miniſt. Eccleſ. P. I. c. 1. p. 47. ſq. ()

Prediger machen vielmahl auch eine ſchlechte Figur, und ſind von geringen aͤuſſerlichen Anſehn / daher werden ſie von der Welt nicht groß geachtet. Der gemeine Mann hoͤret ſie ja noch aus Gewohnheit / doch mit Vorbehalt / daß er nach ihrem Worte nicht weiter thun will / als es ihm gut duͤncket; Wenn man ei - nen getreuen und eifrigen Seelen-Hirten bey einer Gemeine hat / das wird nicht vor eine ſonderbahre Gabe und Wohlthat GOt - tes geachtet.

Con -55Abdanckungs-Rede. Confer. Paſtorale Lutheri M. Portæ Cap. I. p. 10. woſelbſt dieſe Fragen beantwortet werden: Was halten gottloſe / rohe und ſichere Leute in der Welt von Pfarrherren und Predigern? Wa - rum nimmt unſer HErr GOtt nicht reiche / maͤchtige Leute zum Predigt-Amt / die haͤtten doch ein Anſehen bey der Welt? ()

Aber doch ſind ſie bey GOtt und Chriſtlichen Seelen in beſſern Anſehen / und werden vor was Groſſes geachtet. Denn ob es wohl ſcheinet / wenn wir die Sprache des Heiligen Geiſtes anſe - hen / als ob der werthe Heyland ſolche Haußhalter weder lobe noch ſchelte / indem Er eine Frage thut: τίς ἄρα ἐςὶν πιςὸς ὀικο - νόμος καὶ φρὸνιμος; Wer iſt nun ein ſolcher treuer und kluger Haußhalter? So will Er doch durch dieſe Frage andeuten / daß ſolche treue und kluge Haußhalter in der Welt zwar nicht allent - halben ſo haͤuffig anzutreffen; aber deſto werther zu achten ſind.

Interrogationis, inqvit Glaſſius Philol. Sacr. Lib. V. tract. II. c. V. ſingularis in Hebraiſmo & Helleniſmo ſancto eſt ratio. Qvis in interrogatione poſitum præter ordinariam vim 1.) ab - ſolutè negare ſolet, Pſal. 94, 16. Pſal. 106, 2. 2. ) qvandoqve non abſolutè gegat, ſed reſtrictè, ita, ut qvis reſpondeat La - tinorum qvotusqvisqve & paucitas innuatur, Pſal. 90, 11. Eſ. 53, 1. Hoſ. 14, 10. Matth. 19, 25. qvo referendus eſt locus Luc. 12, 42. ()

Ein groß Ding iſt ein treuer und kluger Haußhalter wegen ſei - nes Amts / das er fuͤhret. Treue Lehrer ſind Baumeiſter des1. Cor. 3, 10, geiſtlichen Tempels GOttes / die da Chriſto helffen eine Kirche auff Erden bauen; ja ſie ſind auch ſelbſt geiſtliche Steine Zion / aus welchen die Kirche GOttes erbauet wird / da JEſus CHri -Eph. 2, 20. ſtus der Eckſtein iſt. Felices lapides, ex qvibus Templa fiunt & Altaria, ſagte jener weiſe Mann Gleichniß-weiſe von Kirchen-Dienern. Das ſind gluͤckſelige Steine / die zu Kirchen und Altaͤren verbauet werden. Damit auf die Lehrer deutende / welche die Kirche / Cantzel und Altar bedienen. Prediger ſind wie der guͤldene Leuchter in der Stiffts-Huͤtten / auff welchemZach. 4, 2, 11, 12,das56Abdanckungs-Rede. das Licht des Goͤttlichen Wortes brennet / und die Menſchen in ihrer Finſterniß erleuchtet. Ja ſie ſind auch ſelbſt Lichter derJoh. 5, 35. der Welt / wie Johannes der Taͤuffer war ein brennend undD. Muͤllers Evangel. Schluß - Kette / P. II. p. 74. ſcheinend Licht. Brennende Lichter muͤſſen ſie ſeyn in der Leh - re / daß die / ſo dem Worte zuhoͤren / ſagen koͤnnen: Brannte nicht unſer Hertz in uns / da Er mit uns redete / und uns die Schrifft oͤffnete. Scheinende Lichter im Leben / nicht etwan / daß ſie allein von auſſen vor den Menſchen fromm ſcheinen / ſondern daß ſie von innen ihr Licht leuchten laſſen / denen Zuhoͤrern zum Fuͤr - ſchein in der Gottſeeligkeit / und zum Fuͤrbilde guter Wercke. Lehrer ſind geiſtliche Aertzte / welche die Suͤnden-Wunden mit dem Wein des Geſetzes reinigen / und mit dem Oel des Evan -Matt. 9, 37. gelii verbinden. Sie ſind die geiſtliche Schnitter / welche de - nen Engeln helffen die frommen Seelen in Buͤndlein der Leben -Matth. 7, 13. digen einbinden. Sie ſind die Pfoͤrtner des himmliſchen Je - ruſalems / die da weiſen / welches ſey die enge Himmels-Pforte. Mal. 2, 7. Sie ſind die Engel und Bothen GOttes / die da verkuͤndigen Friede / Heyl und alles Gutes. So viel Gutes finden wir von treuen Dienern GOttes / und ſo werden ſie durch dieſe und an - dere ſchoͤne Nahmen recommendiret.

Mehr ſolche Ehren-Titul der Lehrer hat D. Crellius in ſeiner Real - Concordanz angemerckt / ſub voce Kirchen-Diener.

Es haben dannenhero auch manche Chriſtliche Seelen wohl er - kannt / was vor ein groß Ding es ſey um einen treuen und klu - gen Hauß-Halter / um einen geiſtreichen Prediger / der das Wort GOttes denen Zuhoͤrern weiß gruͤndlich / deutlich und erbaulichScriver. Seelen - Schatz / P. III. c. 7. §. 22. ex Sulpi - tio Severo & Baronio. vorzutragen / und ihn dahero lieb und werth gehalten. Jn dem Leben des Heil. Biſchoffs Martini wird erzehlet / daß er auff ei - ne Zeit zu dem damahligen Roͤmiſchen Kaͤyſer / Maximus, ſey kommen / und habe in Gegenwart ſeiner und ſeiner Gemah - lin allerley gottſelige Geſpraͤche gefuͤhret; von der Suͤßigkeit der Goͤttlichen Gnade und des him̃liſchen Troſtes / von einem froͤlichenund57Abdanckungs-Rede. und ſeligen Ende der Glaͤubigen / und der ewigen Freude und Herr - lichkeit alſo hertzlich geredet / daß die Kaͤyſerin ihm nicht allein fleiſ - ſig und andaͤchtig zugehoͤret / ſondern auch ſich bedacht / wie ſie doch einem ſolchen heiligen und geiſtreichen Mann eine ſonderbare Eh - re erweiſen moͤchte. Darauff ſie vom Kaͤyſer gebethen / er mochte ihr vergoͤnnen / dem Diener GOttes eine Mahlzeit mit ihren ei - genen Haͤnden / ohne Huͤlffe der Bedienten / zuzurichten. Als er es nun gerne geſchehen laſſen / der heilige Martinus aber un - gern dran wolte / als der aus Demuth ſich ſolcher Ehre unwerth achtete / bereitete die Kaͤyſerin ſelbſt das Eſſen / ſetzte ihm einen Stuhl / trug das Eſſen auff / ſpuͤhlte einen Becher aus / ſchenckte ihn ein / und uͤberreichte ihn dem Martino. Als er ſich geſaͤtti - get / hub ſie das uͤbrige fleißig auff / und war erfreuet / daß ſie ei - nem ſolchen frommen Manne eine Ehre erweiſen ſollen. Faſt eben / wie die reiche Frau zu Sunem eine ſonderbahre Hochach -2. Reg. 4, 10. tung hatte gegen den heiligen Mann GOttes / Eliſa / ſie ließ ihm in ihrem Hauſe eine eigene Kammer machen / ein Bette / Tiſch / Stuhl und Leuchter hinein ſetzen / und erzeigte ihm alle Ehre / wenn er bey ihr einkehrete.

Was vor ein groß Ding es ſey um einen treuen Lehrer / er - kennen ſonderlich die angefochtenen Seelen / welche bey guten und gluͤckſeligen Tagen wohl wenig nach ihm gefraget; wenn ſie aber GOtt in die Creutz - und Anfechtungs-Schule fuͤhret / da ih - nen um Troſt ſehr bange iſt / da erfahren ſie / was an einem geiſt - reichen Lehrer gelegen ſey / der ihnen in ſchweren Anfechtungen kraͤfftigen Troſt weiß zuzuſprechen / daß ihre Seelen nicht verza - gen / ſondern vor des Satans gifftigen Pfeilen bewahret werden. Mancher glaͤubts auch nicht eher / als auff ſeinem Todt-Bette / was vor ein groß Ding es ſey um einen treuen Diener GOttes / wenn ihm einkommen ſeine Suͤnden / die er ſein Lebtage began - gen / wenn Satan ihm mit Verzweiflungs-Gedancken zuſetzet / da ſehnet er ſich nach einem treuen Seel-Sorger / welcher ihmHdie58Abdanckungs-Rede. die Vergebung ſeiner Suͤnden mittheile / zur Himmels-Reiſe den heiligen Zehr-Pfennig des Leibes und Blutes Chriſti reiche / zu einem ſeligen Ende bereiten helffe / den letzten Seegen ertheile / daß er kan mit Simeon in Friede fahren / da erkennet man / ſo man anders mit Ernſt ſeine Seeligkeit ſuchet / das Amt eines treuen Lehrers / wie viel daran gelegen ſey. Nicht aber alle Leh - rer ſind dieſer Ehren werth; ſondern nur die treu und klug ſeyn / das ſind zwo noͤthige Eigenſchafften / welche auch beyſammen ſeyn muͤſſen. Jſts doch in Leiblichen auch alſo beſchaffen / iſt ein Hauß - Halter gleich treu / aber nicht klug / ſo wird er wenig Nutzen ſchaffen: Jſt er klug / und nicht treu / ſo wird er ſeinen eigenen Nutzen ſchaffen / und nicht des Herrn Guͤter beſſern: Alſo gehoͤ - ret im geiſtlichen Haußhalten auch beydes zuſammen / geiſtliche Klugheit der Gerechten / daß er wiſſe / wie er ſoll GOttes Wort recht theilen / und einem jeden ſeine Gebuͤhr zu rechter Zeit ge - ben / Geſetz oder Evangelium / Lehre / Vermahnung / Warnung oder Troſt. Treue aber auch im Amte / Treue im Leben / Treue im Leyden / Treue im Todte / damit ihn Chriſtus auch alſo anre -Matt. 25, 21. den koͤnne: Du frommer und getreuer Knecht / du biſt uͤber wenig treu geweſen / ich will dich uͤber viel ſetzen / gehe ein zu deines HErrn Freude!

Wir wollen nur ein paar ſolcher treuer Knechte erwehnen /Ernſt. Conf. Taff. P. II. p. 180. welche zu Lutheri Zeiten gelebet haben. M. Nicolaus Hauß - mann war ein frommer GOttes-Mann / Lutherus liebte ihn wegen ſeiner Gottſeligkeit ſehr / und hielt / wegen ſeines exem - plariſchen Lebens / viel auff ihn / ſagende: Qvod nos docemus, ille vivit; Was wir lehren / das erfuͤllet er mit ſeinem Leben. Ejusd. deut - ſche Schꝛiff - ten / P. I. in Encomiis p. 16. Herr D. Hieronymus Weller / ein vortrefflicher Theologus zu Freyberg / war ein ſolcher exemplariſcher Mann / daß in ei - nem alten Raths-Buche zu Freyberg / wie die Chronica daſelbſt anfuͤhret / ſolche Worte von ihm ſtehen: Dieſer fuͤrtreffliche Mann hat ein ſtilles / heiliges / gottſeliges Leben gefuͤhret / treulichund59Abdanckungs-Rede. und hertzlich gebethet / und ſich im Lehr und Wandel alſo erzeiget / daß er billig fuͤr den Freybergiſchen Propheten zu halten.

Jch glaͤube aber / es werde niemand in dieſer Volck-reichen Verſamlung von Vornehmen und Niedrigen ſeyn / welcher nicht auch dieſen Ruhm unſern wohlſeligen alten Herr Pfarr / Herr Abraham Wenzeln / geben werde / daß Er ein treuer und klu - ger Haußhalter im Hauſe ſeines GOttes geweſen. Er wuſte ja / nach ſeiner Theologiſchen Prudenz, welche GOtt in Jhn geleget / und Er durch fleißiges Studiren / auch lange Experientz ſich zuwege gebracht hatte / wie Er ſolte mit Timotheo wan - deln in dem Hauſe GOTTES / wie Er ſolte die Unwiſſen - den und Einfaͤltigen deutlich unterweiſen / denen Papiſten / mit welchen Er in dem erſten Dienſt und Jahren ſeines Amts viel zu thun hatte / begegnen / und ihre Jrrthuͤmer gruͤndlich widerlegen / Er wuſte die Suͤnder ohne Verbitterung zu warnen / und ihre Suͤnden alſo vorzuſtellen / daß ſie endlich ſelbſt erkennen muſten ihr Unrecht / und davon ablaſſen; Er wuſte die Angefochtene und Betruͤbte auffs kraͤfftigſte zu troͤſten / die im Glauben und der Gnade GOttes ſtunden zu Fortſetzung des Guten beweglich zu vermahnen und zu ſtaͤrcken. Er war auch treu in ſeinem Amte / wie treulich meynte Ers mit GOttes Ehre / dieſelbe zu beferdern? Treulich mit ſeinen Zuhoͤrern / daß Er alle ſeine Leibes - und Ge - muͤths-Kraͤffte dran ſtreckte / ihnen zu dienen / und ihre Seelen zu erbauen. Er lehrete ſie nicht nur oͤffentlich / nach vorgeſchriebe - ner Weiſe / ſondern unterrichtete ſie auch ſonderbar / Er pflantzete / Er begoß / Er rottete das Unkraut aus / und war begierig / alle ſeine anvertraute Seelen in Himmel zu tragen. Dahero gab GOtt zu ſeinem Amte auch kraͤfftiges Gedeyen / daß bey ſeiner Ge - meinde ſein Amt nicht vergebens war / noch ſein Lehren ohne Frucht abgieng / denn ob wohl Satanas allerwegen ſein Un - kraut untern Weitzen ſaͤet / daß bey einer jeden Gemeinde Gute und Boͤſe untermenget ſind; ſo hat doch GOtt ſeine SchafeH 2vor60Abdanckungs-Rede. vor ſonderlich groſſen und groben Miſſethaten ziemlich bewah - ret / daß man den Seegen GOttes / wie auch das Gebeth und die Treue des Hirten immer geſpuͤret: Und dannenhero halten wir den wohlſeeligen Herr Pfarr von Rechts wegen hoch und werth. Er ſelbſt zwar hielt ſich vor gar geringe / und ſagte oͤff - ters mit dem Apoſtel Paulo: O ich elender Menſch / ich elende Creatur! Allein ſolche Diener GOttes / die von keiner eitlen Prahlſucht wiſſen / richten in ihrem Amte das meiſte aus / denn ſie ſind voll innerlicher Geiſtes Krafft / der Geiſt des von Her - zen demuͤthigen HErrn JEſu wohnet in ihnen / ſie ſind denen jenigen kraͤfftigen Bluͤmlein gleich / welche ihre Bluͤthen untern Blaͤttern auff der Erden gar verſteckt haben / als Violen / May - en-Bluͤmlein / und doch eine groͤſſere Krafft / als viel andere an - ſehnlichere Blumen / in ſich haben. Alſo war der ſeelige Herr Pfarr bey allen ſeinen ſchoͤnen Gaben / welche GOtt in Jhn geleget hatte an Gelehrſamkeit / Theologiſcher Prudenz, an treuer Sorgfalt vor ſeine Gemeinde / andaͤchtigen Bethen / und andern Tugenden ſehr demuͤthig / Er achtete ſich vor den Ge - ringſten mit Paulo. Aber andere fromme Seelen ſahen wohl das herrliche Guth / das GOtt Jhm anvertrauet hatte. Seine lieben Zuhoͤrer erkanntens mehrentheils / daß ſie an ihrem Pfarr einen treuen Haußhalter GOttes hatten / danckten GOtt da - fuͤr / und gehorchten ihrem Lehrer. Sein hochwertheſter Herr Collator empfand es auch wohl / wie ein groß Ding es ſey um einen treuen und klugen Haußhalter / und hat deſſelben Treue zur Zeit der Anfechtung gnugſam erfahren / und mit gebuͤhren - den Danck erkennet.

Ja es haben noch Hoͤhere in der Welt / nehmlich Fuͤrſtliche und Churfuͤrſtliche Gemuͤther / des ſeeligen Herrn Pfarrs Treue in ſeinem Amte und Leben erkannt / und dahero ſich oͤffters ſeines Amts zu dero theuren Seelen-Erbauung bedienet. Und jederman / der Jhn nur ſahe und reden hoͤrte / gewann ihn lieb /und61Abdanckungs-Rede. und erkannte ihn als einen rechtſchaffenen frommen Mann und theure Seele. Jch heuchle Jhm gar nicht / ſondern ich rede die Wahrheit / des mir Zeugniß geben werden alle / die Jhn geken - net. Ach wenn doch viel ſolche treue und kluge Haußhalter GOttes in unſer Evangeliſcher Kirchen waͤren! Doch GOTT kennet ſie / wo ſie hin und her anzutreffen ſind. Jndeſſen ſchaͤtze ſich gluͤckſelig die liebe Maxeniſche Kirchfarth / daß ſie uͤber dreiſ - ſig Jahr einen ſolchen treuen und klugen Haußhalter in ihrem GOttes-Hauſe gehabt: Gluͤckſelig halte ſie ſich / daß der alte Vater einen ſolchen Sohn hinterlaͤſſet im Amte / welcher mit gleicher Treue / Klugheit / Gelehrſamkeit und Exemplariſchen Leben wird continuiren / was allhier ſeither ſchon eine gute Zeit iſt gebauet worden. GOtt laſſe Jhn die Jahre des Herrn Va - ters / wo nicht uͤberſteigen / doch in Vergnuͤgen erreichen. Gluͤck - ſeelig ſchaͤtzen ſich auch die beyden Hoch - und Hertzbetruͤbten Herren Soͤhne / Frau Schnure / dero wertheſte Eltern / Herren Vetter / Frau Muhmen / und gantze vornehme Freundſchafft / daß ſie ſich von einem ſo frommen und treuen Vater und Freunde nennen koͤnnen / und daß derſelbe / nachdem er in dieſem Leben von GOtt ſo viel Gnade genoſſen / nunmehro ſo ſanfft und ſeelig in die Freude des HErrn iſt eingegangen. GOtt hat Jhn zwar mit dem alten Ertz-Vater Abraham aller - ley ſchwere Verſuchungen / theils in ſeinem Amte / theils in ſei - nem Ehe - und Wittwer-Stande erfahren laſſen / hat ihn aber alle laſſen froͤlich uͤberwinden. Fuͤrchte dich nicht / Abraham /Gen. 15, 1. ich bin dein Schild und dein ſehr groſſer Lohn / hat Jhm GOtt zugeruffen / nunmehro wird ſein Lohn groß im Himmel ſeyn. O wie ein groß Ding iſt es nunmehro um Jhn / Er iſtApoc. 1, 6. ein Prieſter fur GOtt dem Vater / und ein Himmels-Koͤnig. Er ſitzet mit Abraham zu Tiſche im Himmelreich. Sein eiffri - ges Gebet aber / welches Er ſo offt an dieſer heiligen Staͤtte vor ſeine Kirch-Kinder / und die liebſten Seinigen / ja vor die gantzeH 3Kir -62Abdanckungs-Rede. Kirche Chriſti gethan / wird auch noch in ſeine Krafft gehen / und der Seegen GOttes daher erſcheinen / welches denen ſchmertz - lich-Betruͤbten zu einem kraͤfftigen Troſte kan gereichen. Daß aber auch Sie / allerſeits Vornehme und treu-geſinnete An - weſende / eines ſo treuen Dieners GOttes letzten Ehren-Ge - daͤchtniß haben beywohnen / und dieſen Trauer-Actum ſo an - ſehnlich machen wollen / iſt zu einem ſonderbahren groſſen Troſt denen Hertzbetruͤbten Herren Soͤhnen und vornehmen nahen Anverwandten gediehen / welche allerſeits hiervor Dienſt - und Ehren-Dienſt-ſchuldigſten / auch freundlichen Danck / durch mei - ne Wenigkeit abſtatten laſſen / zugleich verſprechende / daß Sie reſpectivè gegen einem jeden nach Gebuͤhr hinwiederum alle Dienſtfertigkeit / Liebe und guten Willen / ſo ſchuldig als willig / wiewohl / wenn es nach ihrem Wunſche gehet / bey froͤlichen Begebenheiten / erweiſen wollen. Sehe ich mich aber nach der Grufft um / darinne des wohlſeligen Herrn Pfarrers GOtt - geheiligte Gebeine ruhen / ſo will ich ſolche dem vorbeygehenden Wanderer noch mit dieſer Grab-Schrifft zeigen:

Hier ruht ein GOttes-Mann / ein treu und from -
mer Knecht /
Der in des HErren Hauß hat kluͤglich Haußgehal -
ten.
Jn Lehren war Er rein / im Leben ſchlecht und
recht /
Er lebt / der Seelen nach / ietzt bey des Himmels
Alten.

abgelegt von M. Chriſtian Bartſch / Paſt. Dohn. & Ephor. Pirn. Adjunct.

Das[63]

Das immer-gruͤnende Denckmahl eines alten wohlverdienten Prieſters / Wurde Bey dem Chriſtlichen Ehren-Gedaͤchtniß Des Wohl-Ehrwuͤrdigen /[Groß] - Acht - barn und Wohlgelahrten HERRN Abraham Wenzells / Vormahls in die 20. Jahr zum Geißing / letzlich aber uͤber 31. Jahr in Maxen treu-verdient - geweſenen Pastoris, Als Selbiger den 7. Auguſti 1711. fruͤh um 5. Uhr / in ſeinem JESU ſanfft und ſeelig entſchlaffen / Deſſen verblichener Coͤrper den 10. poſt Trin. beygeſetzet / den 11. poſt Trin. aber durch eine Chriſtliche Bedaͤchtniß-Predigt Jhm der letzte Ehren-Dienſt erwieſen wurde; wohlmeynende auffgerichtet von nachgeſetzten hohen[Goͤnnern] und vornehmen Freunden.

[64]
SO zahlt der Theure Greiß nun auch die letzte Schuld /
Die unſere Natur mit Suͤnden-Laſt beſchweret /
Nach GOttes rechten Schluß / gemaͤchlich abgezehret /
Und kommt / nach vieler Noth / zu GOttes Gnaden -
Huld.
Er hieß auch einer mit / der unſers GOttes Krieg
Zu fuͤhren tuͤchtig war / ein Mann von Geiſt und Gaben /
Desgleichen eben nicht wir aller Orthen haben.
Der HErr hat Jhm geſchenckt ſo manchen ſchoͤnen Sieg.
Wie mir zum Theil bekannt; Nun geht Er zu der Ruh /
Womit nach ſolcher Muͤh Jhn GOttes Hand erqvicket /
Nach Simeonis Fahrt fein ſtill und ſanfft hinruͤcket /
Der Schluͤſſel Davids ſchleuſt gar leiſe nach Jhm zu.
Mein Inventarium von alt-gelahrter Schaar /
So ich beym Antritt hier / nunmehr vor neunzehn Jahren /
Jn Bruͤderlicher Treu ſtets gegen mich erfahren /
Reißt mir mit Leyd hinweg die ſchwartze Todten-Bahr.
Was kan ich anders thun / als Deſſen werthes Hauß
Dem Schutz des Hoͤchſten nun gantz inniglich ergeben?
ER laß es / wie das Haupt / ſo lang und gluͤcklich leben /
Und mach es / wie mit ihm / ſo mit uns allen aus!

Jn auffrichtiger Condolenz uͤber den ſanfft und ſel. Hintritt Jhres alten Hochgeehrteſten Herrn Va - ters ſchriebs zu Troſt der hinterbliebenen Her - ren Soͤhne D. Johann David Schwerdtner / Superint. zu Pirna.

Ad[65]

Ad beatè Defunctum. Gen. XV, 1.

NE timeas, Abraham, clypeus tibi magnaq́ve
merces
Nunc & in æternum, crede, futurus ero.
Hoc, qvod, ABRAME, DEus corde & promiſit & ore.
Nunc Tibimet verè præſtat in arce poli. Matt. 25, 21.
Servum geſſiſti Domini Te in æde fidelem,
Qvocircà merces jam Tibi magna datur.
O Te felicem! qvia terqve qvaterqve beatum!
Idem per JESUM te precor, ALME PATER.
SO biſt Du / alter Freund / von vier und viertzig Jahren /
Zu deinem ew’gen Wohl nunmehr dahin gefahren /
Wo Du im Glauben zwar vorlaͤngſt geweſen biſt /
Rom. 8, 24.
Und deinen JESUM haſt viel tauſendmahl gekuͤßt.
Ebr. 6, 5.
O Welt! o boͤſe Welt! in der / nechſt andern Suͤnden /
Verdammte Falſchheit iſt faſt uͤberall zu finden /
Syr. 37, 3.
Wohl demnach / welcher dort in jenem Lande lebt /
Da man in rechter Treu und reiner Liebe ſchwebt.
Act. 4. 32.
Jch wuͤnſche / Hertzens-Freund / ich moͤg auch bald hinkommen /
Wo Dich dein JESUS hat mit Freuden angenommen:
Jſt unſre Lieb und Treu allhier geweſen rein /
Pſal. 133, 1.
So wird ſie dort vielmehr rein und beſtaͤndig ſeyn.
Jmmittelſt troͤſte GOtt die werthgeſchaͤtzten Deinen /
Die ihrer Liebe nach itzt deinen Tod beweinen;
JDoch[66]
Eſa. 35, 10.
Doch wiſſend / daß Sie Dich einſt werden wieder ſehn /
Pſal. 90, 3.
Und daß dein Abſchied hier nach GOttes Rath geſchehn.

Zum Zeugniß ſeiner / gegen den Wohlſeligen / mehr als Bruͤderlich-geliebten Freund / auch im Todte beſtaͤndi - gen Liebe / ſchriebe dieſes mit einfaͤltig - und eilfertiger Feder / und betruͤbten Gemuͤthe / M. Chriſtoph Heinrich Kauderbach / Paſtor animarum Geiſingenſis, Con-Senior Ephoriæ Pir - nenſis, An. Miniſterii 44. ad finem properè pro - perante, ætatis 72.

DEr alte Simeon im Glauben und im Leben /
Der fromme Abraham / mein Vater und mein Freund /
Der auch vor andern mir ſein Hertz in Lieb ergeben /
Und den von Hertzen ich auch wieder recht gemeynt /
Der faͤhrt in Friede hin / wie laͤngſt Sein Wunſch geweſen /
Und ſieht den Heyland nun in ſeiner Herrligkeit /
O wohl! wer alſo ſtirbt / der muß erwuͤnſcht geneſen /
Jhm bleibt / was JESUS hat den Seinigen bereit.
Mir dient zum Troſte diß: Er hat in Seinem Leben
So wohl fuͤr andere / als auch fuͤr mich gewacht /
Drum wird noch lange Zeit ſein Seegen mir ankleben /
Wie Er den Meinigen auch ſchon viel Guts gebracht.
Der Hoͤchſte laſſe nun den Sohn auch alſo leben /
Des Vaters Geiſt ſtell ſich bey Jhm zwiefaͤltig ein;
So wird Er kuͤnfftig hin in allem Seegen ſchweben /
Und mein und ſeine Zeit gleichwie bißhero ſeyn.

Seinem Hochgeehrteſten / lieb-geweſenen Herrn Beicht-Vater und gar ſonderlichen Hertzens-Freunde zum letzten Ehren / wohlverdienten Andencken / ja denen hieruͤber Betruͤbten zum Troſte / ſchrieb ſolches mit eilfertiger Feder M. Johann Beorge Strohbach / Paſt. Reinhardtsgr.

Wer[67]
WEr ſein Leben auf der Erden als ein frommer Chriſte fuͤhrt /
Und in ſeinem Amt und Stande wandelt / wie es ſich ge -
buͤhrt /
Deſſen Todt wird auch der Hoͤchſte laſſen ſanfft und ruhig ſeyn /
Und Jhn von der Jammer-Erden in den Himmel fuͤhren ein.
Abraham / der Glaubens-Vater / ſteht uns zum Exempel dar /
Welcher auch in ſeinem Leben glaͤubig / fromm / gehorſam war /
Der ſtarb in gar ruh’gem Alter / da Er alt und Lebens-ſatt /
Fuhr in Friede zu den Vaͤtern / wie Jhm GOtt verſprochen hat.
Dieſes haſt Du auch erfahren / ô du lieber Abraham /
Denn dein Glaube / Thun und Leben jenem Vater nahe kam /
GOtt nimmt dich in Ruh und Frieden aus der Jammer-vollen
Welt /
Samlet dich zu deinem Volcke in das ſichre Sternen-Zelt.
Hier haſt du dein Amt verwaltet / als ein theurer GOttes-Mann /
Dich der anvertrauten Seelen treulichen genommen an /
War’ſt ein Fuͤrbild deiner Heerde / weideſt ſie mit aller Treu /
Troͤſteſt die betruͤbten Suͤnder / ſtraffteſt Boͤſe ohne Scheu.
Darbey wareſt du in Ehren / als ein Hochgelehrter Mann /
Den die theure Landes-Mutter ſelbſten auch ſehr lieb gewann /
Deine Reden und Diſcurſe waren Chriſtlich eingericht /
Gabeſt andern / auff Begehren / guten Rath und Unterricht.
Darum biſt du auch geweſen ein gar hochbeliebter Mann /
Ein auffrichtig treu Gemuͤthe traff ein jeder bey dir an /
Dein Mund ſtimmte mit dem Hertzen / Falſchheit ware religirt /
Jch hab ſelbſt / als einen Vater / Dich / ô Seelger / æſtimirt.
Wie du nun haſt wohl gelebet / ſo war auch dein Ende gut /
Denn du ſchlieffeſt ein im Glauben auf des Heylands Todt und
Blut.
GOtt / der hier dein Schild geweſen / iſt nunmehr dein groſſer Lohn /
Da du / als ein Auserwehlter / ewig ſtehſt vor ſeinem Thron.
J 2Du[68]
Du biſt itzt ein Himmels-Prieſter / und wirſt von dem Lamm geliebt /
Opfferſt Jhm Lob / Preiß und Ehre / da dich nun nichts mehr betruͤbt /
Geheſt in dem weiſſen Kleide der Unſchuld und Heiligkeit /
Und geneuſt des HErren Freude / die Er dir hat zubereit.
Dein Gedaͤchtniß bleibt im Seegen noch allhier auff dieſer Welt /
Dein Geſchlechte gruͤnt und bluͤhet / welches der Herr Sohn erhaͤlt.
Deiner werden nicht vergeſſen alle die / ſo dich gekennt /
Und wir wollen zu dir kommen / ob uns gleich der Todt itzt trennt.

Welches zu wohlverdienten Ehren ſeinem wohlſeligen Herrn Vettern / Hochgeſchaͤtzten Herrn Gevatter / und auffrichtigen alten Freunde / der uͤberall bekandten Wahrheit gemaͤß / eilfertig ſchriebe M. Joſeph Gottlob Manitius, p. t. Paſtor zu Burckhartswalda.

MEin alter werther Greiß / im Alter meines gleichen /
So geht Er auch nun fort / laͤſt uns in Einſamkeit /
Er faͤhrt in Friede hin / dargegen wir erreichen
Nur immer neue Noth und Ungluͤcks-volle Zeit.
Gewiß / Er iſt daher wohl recht begluͤckt zu achten /
Sein JESUS troͤſtet nun vollkommen ſeine Seel /
Der laß auch dieſes Loß mich immerdar betrachten /
Biß mein Geiſt zu Jhm komm aus dieſes Leibes Hoͤl.

Solche Gedancken fuͤhrete bey dem ſel. Abſchiede Tit. Herrn Abraham Wenzels / wohl-meritirten Animarum Pa - ſtoris Senioris in Maxen / ſeines Jhm im Amte ſuccediren - den juͤngſten Herrn Sohnes Schwieger-Vater / Stephan Weyde / Mühlhuſ. Thuring.

Cum[69]
CUm Schönbergiades ad cœlica tecta præivit,
Mox Illum ſeqveris, mi Venerande Senex.
Mortis iturus iter literas dabat Ille Latinas
Ad Te, dicebat queis TIBI triſte Vale.
Funera TU Illius decorabas carmine docto,
In quo ſcribebas: Te ſequar ipſe brevi.
Exequialis honos buſtum modo laude Patroni
Mactarat digna, Tu quoque fata ſubis.
Nunc Schönbergiadæ miſtus cunctisque beatis
Æthereis arvis gaudia mille capis

Ultimo Verandi Senis honori dabat M. Theodorus Frumbholtz / Thuma-Miſnicus.

HJer wird ein theurer Greiß zu ſeiner Ruhe bracht /
Der in des Hoͤchſten Werck ſich muͤd und laß geſtritten /
Auch von der ſchnoͤden Welt manch Ungemach erlitten /
Wenn Er ſo Tag / als Nacht / vor GOttes Ruhm
gewacht.
Nun endet ſich der Streit. Er nimmt die Palmen ein /
Er wird durch JEſu Hand mit Cronen-Gold gezieret /
Und in das Ehren-Reich als Sieger eingefuͤhret.
Ach! wer doch koͤnte ſchon bey ſolcher Freude ſeyn!

Dieſes ſchriebe zu wohlverdientem Nachruhme dem ſel. Herrn Paſtori, um ſeine Schuldigkeit gegen die hin - terlaſſenen Hochbetruͤbten Herren Soͤhne einiger maßen zu bezeugen / Chriſtian Lange / Sch. Glauch. Rect.

J 3So[70]
1.
SO geht nun abermahl ein theurer Lehrer
fort /
Der treulich hat gelehrt in ſeines GOt -
tes Tempel /
Gantz rein und unverfaͤlſcht des HERREN wahres
Wort /
Und ſich darneben ſelbſt geſtellet zum Exempel:
Er konte ſeiner Heerd ein rechtes Fuͤrbild geben /
Weil mit der Lehre auch einſtimmete ſein Leben.
2.
Mit was vor groſſer Muͤh / ja mit was ſauren
Schweiß /
Hat Er nicht iederzeit ſein heilig Amt gefuͤhret!
Er ſorgte Tag und Nacht mit ungemeinem Fleiß /
(Wie treuen Lehrern es ſich eignet und gebuͤhret /)
Und wachte emſiglich / damit / durch ſein Verſehen /
Nicht etwan eine Seel verlohren moͤchte gehen.
3.
Mit was Gelehrſamkeit und herrlichen Verſtand
War nicht der werthe Mann vom Hoͤchſten
ausgezieret!
So / daß Er offtermahls (wie vielen iſt bekanndt)
Des HErren Kriege hat mit groſſem Ruhm ge -
fuͤhret:
Dacht[71]
Dacht Jhn ſein Wiederpart ſchon leichtlich zu beſie -
gen /
Muſt er mit Schimpff und Spott noch dennoch un -
terliegen.
4.
Die Proben ſind hiervon bey uns nicht unbekannt /
So der gelehrten Welt ſchon laͤngſt vor Augen lie -
gen;
Wie ſehr Jhn auch geliebt des Landes Hohe
Hand /
Bleibt / ſeiner Demuth nach / mit allem Fleiß ver -
ſchwiegen;
Ja ſeine Saͤchelgen (ſo hieß Er ſeine Schrifften)
Die kunten offtermahls ſehr groſſen Nutzen ſtifften.
5.
Zwar meine Feder iſt hierinnen viel zu ſchwach /
Allhier den werthen Mann nach Wuͤrden zu
beſchreiben;
Dahero ſoll es nur bey einem tieffen Ach!
Womit ich hertzlich Jhn beklage / itzt verbleiben:
Ach Schade / nur daß die ſo ungemeinen Gaben /
Die GOtt in Jhn gelegt / nun werden mit begraben.
6.
Doch weil ſein eigner Wunſch dadurch auch iſt erfuͤllt /
Nach dem Er / auffgeloͤſt / bey Chriſto wolte leben /
Auch[72]
Auch ſein Verlangen recht vollkommen nun geſtillt /
Da GOtt / nach vielem Streit / Jhm rechte Ruh
gegeben;
So goͤnnen wir Jhm auch die ſuͤſſen Himmels-Freu -
den /
Womit ſein JEſus Jhn nun ewiglich wird weyden.
7.
Jndeſſen wird ſein Lob im Todt auch nicht vergehn;
Es werden viele ſich der ſehr Troſt-reichen Worte
Erinnern / und darbey Hertz-wuͤnſchende geſtehn:
Ach! daß Er leben ſolt! Er lebt auch hier und
dorte:
Dort lebt Er ewiglich / vor GOttes hohen Throne /
Und hier in dieſer Welt in dem gelehrten Sohne.

Dieſes ſolte bey dem ſeel. Abſterben ſeines Hochgeehrte - ſten Herrn Gevatters / Schwagers und vertraut-ge - weſenen Hertzens-Freundes / aus Schuldigkeit bey - ſetzen Georg Balthaſar Ludewig / Buchdrucker in Pirna.

[figure]
Die[73]

Die letzte Kindliche Pflicht und Schuldigkeit / Wolten / Als Der Wohl-Ehrwuͤrdige / Brotz-Acht - bare und Wohlgelahrte HERR Abraham Wenzell / Vormahls in die 20. Jahr zum Geißing / letzlich aber uͤber 31. Jahr in Maxen treu-verdient - geweſener Paſtor Animarum, d. 7. Aug. 1711. fruͤh um 5. Uhr / in ſeinem JESU ſelig entſchlaffen / Und deſſen Coͤrper Dom. 10. poſt Trin. beygeſetzet war; Dom. 11. poſt Trin. aber mit einer Chriſtlichen Bedaͤchtniß-Predigt und Anſehnlichen Leichen-CONDUCT beehret wurde / nicht unbezeuget laſſen Deſſen hinterbliebene beyden Soͤhne.

[74]
ZWey Bruͤder ſind voran / die Mutter
iſt entſchlaffen /
Das hat vor langer Zeit bekuͤmmert mei -
nen Sinn /
Und da der Vater auch gegangen von den Schafen /
Sind beyde Stuͤtzen weg / ſo faͤllet alles hin.
O unverhoffte Poſt! die mir mein Bruder ſchriebe:
Der liebe Vater hat verlaſſen dieſe Welt /
Der uns bißher verſehn mit rechter Hertzens-Liebe /
Deß Seele iſt nunmehr den Engeln zugeſellt.
Sein Leib der ſoll indeß der Grufft vertrauet werden /
Und alſo wirſt du Jhn allhier nicht wieder ſehn /
Wohl aber / wenn dereinſt aus dieſer eitlen Erden
Die wahren Seligen zur Freude GOttes gehn.
Jch hatte gleich vor mir auch eine weite Reiſe /
Zu welcher Treu und Lieb mein Hertze bloß verband;
Doch die muſt ſtehen an / daß ich zuvor erweiſe
Die Kindes-Pflicht / ſo gleich mit erſten Blut ſich
fand.
Und alſo kam ich nun / mit recht betruͤbten Hertzen /
Jn dir / mein Maxen / an / wo nun der Bruder
wacht
An[75]
An unſers Vaters ſtatt. Ach leyder! neue
Schmertzen /
So oͤffters ich das Grab des Vaters recht be -
tracht!
Der Ort ſieht einſam aus / die Stube iſt verſchloſſen /
Da der itzt Seelige ſonſt innen ſich befand;
Die Meinen ſehen auch vor Jammer gantz verdroſſen /
Kurtz: Daß der Vater todt / ſagt auch die
ſtumme Wand.
Jedoch / was iſt zu thun? Er hat nunmehr erlanget
Das / was Er laͤngſt gewuͤnſcht. Die Seele iſt
bey GOtt /
Der gebe / daß / wie Er in vollem Seegen pranget /
Auch wir einſt ſelig ſeyn / nach uͤberſtandner Noth.

Abraham Wenzell / Hoch-Graͤfl. Schoͤnburgiſcher Hoffmeiſter und Kriegs-Commiſſarius zu Glaucha.

SO gehts uns Sterblichen! So eilt GOtt mit den Seinen /
Bald ſtellt ſich Lachen ein / bald aber wieder Weinen /
Kurtz: Unſer gantzes Thun gleicht dieſer Erden Rund /
So uns die Zeit darſtellt / bald blaß / bald wieder bund.
GOtt gab mir einen Sohn /
(a)
(a) nun nimmt Er mir den Vater /
(b)
(b)
Der mir der Liebſte war / mein einiger Berather /
Mit dem ich gleiche Laſt auff Amtes-Achſeln trug /
Ja / der mir jederzeit in allen war genug.
K 2O dem -[76]
O demnach Unbeſtand! O Wechſel dieſer Zeiten /
Wie kan die Eitelkeit ſich doch ſo weit ausbreiten?
Jedoch was nuͤtzt diß Wort / was ſchafft / der dieſes ſpricht?
GOTT alles ordnet ja mit Maaß / Zahl und Gewicht.
(c)
(c)
Jns Eitle muß man ſich nur als ein Chriſte ſchicken /
Und ſo mit reiffen Sinn dasjenige erblicken /
Was GOTT und deſſen Schluß uns angeſchrieben hat /
Und ſo geſchiehet denn nichts neues fruͤh und ſpat.
(d)
(d)
Kont Abram einen Sohn in ſeinem Alter kuͤſſen /
Und Sara ſtund daher auff lauter Freuden-Fuͤſſen;
So nahm er doch auch ab / ſtarb / alt und Lebens ſatt /
Da Sara ihm geweiht zuvor des Grabes Statt.
(e)
(e)
So iſts auch / ſage ich / bey uns bißher gegangen /
Der Mutter Hertz erhielt Jhr ſeeliges Verlangen
Vor zehen Jahres Friſt.
(f)
(f)Nun folgt auch Abraham /
Gleich / da von GOTT Jhm noch ein junger Enckel kam.
Die Schwachheit ließ nicht zu / mit Freuden ihn zu hertzen /
Und ſo / wie ſonſt geſchah / vergnuͤgt mit ihm zu ſchertzen /
Doch wickelt gleichſam Er in ſeinen Seegen ein /
Was ihm nicht goͤnnen wolt der truͤbe Todtes-Schein.
Und ſo verfiel ich denn aus Freuden in das Leyden /
Doch / will ich kluͤger ſeyn / als die ſonſt klugen Heyden /
So muß ich ſagen itzt: Das hat der HERR gethan /
Der bald erfreuen und auch bald betruͤben kan.
Nur dieſes ſchmertzet mich: daß nun von mir genommen /
Der in Eliaͤ Krafft / als ein Extract von Frommen /
Mir ſtets zur Seiten war / von dem von Kindes-Friſt
Viel Gutes in der That auff mich gefloſſen iſt.
Wie eyfrig ſorgte Er doch vor mein Wohlergehen /
Wie unterwieß Er mich / nur daß ich moͤchte ſtehen
Dereinſten auch / wie Er / in GOttes Tempel hier /
Und / nebſt Jhm / dienen GOTT / als Prieſter / fuͤr und fuͤr.
Und[77]
Und da nun das geſchah / und ich an ſeine Seiten
Von Schoͤnbergiſcher Gunſt / wiewohl in truͤben Zeiten;
Und da die Mutter ſtarb /
(g)
(g) nunmehr geſetzet war /
So war ſein Vater-Hertz auff mich gerichtet gar.
Jm Lehren wieß Er mir / wie ich mich ſolt verhalten /
Und ſehen auff den Nutz bey Jungen und bey Alten.
Jm Leben war Er mir ein frommer Simeon,
Und trug mir taͤglich fuͤr die wahre Tugend-Cron.
(h)
(h)
Denck ich noch weiter nach: Mein GOtt! wie kont Er beten /
Und unſer gantzes Hauß recht vaͤterlich vertreten /
Mit Beten ſtund Er auff / mit Beten legt Er ſich /
Mit Beten wachte Er vor jeden Prieſterlich.
Jch mag wohl ſagen / daß Er vor den Riß geſtanden /
Wenn hieſiger Gemein / und auch in unſern Landen /
Ein Ungluͤck kam herbey: da ſtund Er / als ein Mann;
Und ſah auch in der That / was ernſtes Beten kan.
(i)
(i)
Am meiſten war ſein Hertz der Demuth ſtets ergeben /
Daß Erd und Aſch Er ſey / ſagt Jhm ſein gantzes Leben /
Drum war Er Veilgen-Art / und blieb im niedren Stand /
Ob ſchon zu vielenmahl Jhm winckte Hohe Hand.
(k)
(k)
Jn Demuth bliebe Er ſtets ſeinem GOTT ergeben /
Und ſuchte anders nichts in ſeinem Prieſter-Leben /
Als wie Er ſchlecht und recht vor GOtt und Menſchen ſey /
Und practicirete / was dort ſteht: Sey getreu.
(l)
(l)
Jn Demuth hielte Er auch ſeinem Schoͤpffer ſtille /
Wenn uͤber Jhn geboth ſein guter Creutzes-Wille /
Er tranck den Wermuths-Kelch getroſt und freudig aus /
Und dacht dabey: Es muß doch Gutes kommen draus.
(m)
(m)
Jn Demuth dacht Er auch ſtets an ſein letztes Ende /
Und uͤbergabe ſich in GOttes treue Haͤnde:
Nahm von den Seinigen beweglichen Abſchied /
(n)
(n)
Jch ſterbe taͤglich / hieß auch ſein Pauliniſch Lied.
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K 3Die[78]
Die Seele ſchloß Er ein in ſeines JESU Wunden /
Allwo Er allezeit Troſt / Heil und Leben funden /
Vor Seelen-Feinden war ſein Hertz geſichert da;
Drum war ſein Freuden-Wort zuletzt: Halleluja!
(p)
(p)
Seht / ſo ein Abraham iſt mir nunmehr entriſſen /
So ein Gamaliel iſt weg von meinen Fuͤſſen /
Und ſo ein Vater-Hertz entzeucht ſich meiner Bruſt /
Was Wunder! wenn mir nun vergehet alle Luſt.
Die Laſt des Amtes liegt mir nun auff beyden Huͤfften /
GOtt weiß auch / was der Feind hinfuͤhro noch wird ſtifften?
Jedoch / es treffe nur Sein Seegen bey mir ein /
So werd ich ſo / wie Er / ein ſeel’ger Prieſter ſeyn.
(a)Den 27. Julii itzt-lauffenden Jahres.
(a)
(b)Den 7. Auguſti, fruͤh um 5. Uhr.
(b)
(c)cap. 11, 22.
(c)
(d)Eccl. 1. v. 9.
(d)
(e)Gen. 23. & 25.
(e)
(f)Die ſel. Frau Mutter iſt verſtorben d. 4. Junii 1701. und ward / als eine fromme Sara / von ihrem Abraham d. 7. Jun. gebracht in die - jenige Hoͤle oder Begraͤbniß / welche der nunmehro auch ſel. Herr Hannß Heinrich von Schoͤnberg / auf Maxen / ꝛc. aus ſonderba - rem Wohlwollen / als ein wohlthaͤtiger Ephron, zu ſeinem und der Seinigen Erb-Begraͤbniß Jhm geſchencket.
(f)
(g)Welches alles durch Goͤttl. Direction und beſonderes Wohlwollen des erwehnten wohlſel. Herrn Hoffraths ordentlich alſo ergangen Anno 1701.
(g)
(h)Luc. 1. v. 6.
(h)
(i)Ezech. 22, 30. conf. Jac. 5. v. 16.
(i)
(k)Bey 16. Jaͤhriger Auffwartung / welche der weyl. Durchl. Churfuͤrſtin zu Sachſen / Frauen Magdalenen Sibyllen / des Durchl. Hochge - bohrnen Fuͤrſtens und Herrns / Herrn Joh. Georg. II. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachßen Fr. Gemahlin / bey gebrauchter Bade-Cur in Toͤplitz / mit Predigen und Verrichtung des GOttes-Dienſts / von Geiſing aus / auf gnaͤdiges Erfordern / geleiſtet worden / hat die Hoch - erwehnte Durchl. Churfuͤrſtin dem wohlſel. Herrn Vater zu unter -ſchie -[79]ſchiedenen mahlen anderwaͤrtige anſehnliche Befoͤrderung muͤndlich angetragen / nach welcher Er aber / ſeiner angebohrnen Demuth nach / nicht ſehr geſtrebet / ſondern immer nach Sirachs Worten cap. 3. v. 18. biß an ſein ſeliges Ende ſich verhalten.
(k)
(l)Apoc. 2. v. 10.
(l)
(m)Rom. 8. v. 28. coll. cum Pſ. 116. v. 13.
(m)
(n)Ein Exempel der wohl-erlernten Sterbe-Kunſt ex Pſ. 90. erzehlet der vortreffliche Hiſtorien-Schreiber / Thuanus, Lib. 104. und zwar von Wilhelmo, Landgrafen zu Heſſen / daß er / wegen ſeines ſtarcken und voͤlligen Leibes / ſich immer des Schlages befuͤrchtet: weßhalben er denn alle Abende fleißig gebethet / geſungen / ſich GOtt treulich befoh - len / und allezeit denen Umſtehenden die Hand gegeben / gleich als wuͤr - de er in der bevorſtehenden Nacht ſterben. Und ſo hat er 10. gantzer Jahr gethan / biß ihn endlich GOtt An. 1392. d. 27. Nov. ſanfft und ſelig von dieſer Welt abforderte. Und eben hierinne iſt auch / ſon - derlich was das letzte anbelanget / der wohlſel. Herr Vater dieſem gottſeligen Fuͤrſten gleich und aͤhnlich geweſen.
(n)
(o)1. Cor. 15. v. 31.
(o)
(p)Als nach letzt-geſchehener Einſegnung von Tit. Herrn M. Stroh - bachen / Paſt. Reinhartsgrimm. der wohlſelige Herr Vater in einem ſtets-waͤhrenden Schlaffe / biß an ſein ſeliges Ende / lage / und binnen ſolcher Zeit weder etwas redete / noch zu ſich nahm / rieff Er einsmahls mit lauter Stimme: Halleluja!
(p)

Seinem im Leben hertzlich geliebten / nunmehro im HErrn wohlſeligen Herrn Vater / ſetzte dieſes aus Kindlicher Pflicht und Schuldigkeit / zu ſeiner ſelbſt Auffrichtung M. Samuel Wenzell / Paſt. Maxn.

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About this transcription

TextDes grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron
Author Johann Georg Strobach
Extent80 images; 20440 tokens; 5312 types; 140145 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDes grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron Wie solches Bey gehaltener Gedächtniß-Predigt Des weyland Wohl-Ehrwürdigen/ Groß-Achtbarn und Wohlgelahrten Herrn/ Hn. Abraham Wentzels Johann Georg Strobach. . 79 Georg Balthasar LudewigPirna1713.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 K 1203/14 / 392437

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:38Z
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ShelfmarkUniversitätsbibliothek Breslau, 4 K 1203/14 / 392437
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